2.
Brief
4.
November 2005
Für manche Imkereien bedeutet das „Bio-Siegel" scheinbar eine Verbesserung der Qualität ihrer Produkte, für andere wäre es eher das Zeichen für eine Verschlechterung.
Manche Imkereien sehen das staatlich verordnete Biosiegel als Verbrauchertäuschung. Staatliche Biosiegel taugen mehr und mehr dazu, den Verbraucher in die Irre zu führen. Die Standards werden zunehmend aufgeweicht. In den USA sind demnächst mehr als 500 künstliche Lebensmittelzusätze und Verarbeitungshilfsmittel in ökologischen Produkten erlaubt. Kühe dürfen noch kurz vor der Umstellung mit gentechnisch verändertem Futter gefüttert und mit Antibiotika behandelt werden. Diese „Bio-Produkte" dürfen auch in Deutschland unter dem deutschen „Bio-Siegel" verkauft werden:
Republican leaders in Congress October 27/2005 attached a rider to the 2006 Agricultural Appropriations Bill to weaken the nation's organic food standards in response to pressure from large-scale food manufacturers. The process was profoundly undemocratic and the end result is a serious setback for the multi billion dollar alternative food and farming system that the organic community has so painstakingly built up over the past 35 years. Now are allowed: Numerous synthetic food additives and processing aids, including over 500 food contact substances, to be used in organic foods without public review. Young dairy cows to continue to be treated with antibiotics and fed genetically engineered feed prior to being converted to organic production. Loopholes under which non-organic ingredients could be substituted for organic ingredients without any notification of the public based on "emergency decrees." (OB #68)
In Bezug auf die Bienenhaltung, die mit dem staatlichen deutschen Bio-Siegel ausgelobt wird, sieht es nicht viel anders aus. Das größte Unternehmen in Deutschland, das derartigen Bio-Honig anbietet ist wohl die Honigimporteur Walter Lang GmbH mit einer ständigen Lagerkapazität von über 5.000 to Honig der verschiedensten Sorten und Herkünfte. Spezialisiert hat sich die Firma Lang auf den Import von Sortenhonig in sogenannter „Bio-Qualität". Ausgelobt werden sie in der Regel mit dem staatlichen deutschen Bio-Siegel oder dem Bioland-Zeichen. Der Honig mag in seinem Herkunftsland im besten Falle einigermaßen natürlich produziert worden sein; hier stehen in zwei großen Produktionshallen „riesige doppelwandig beheizte Rührwerke zur Aufbereitung und Homogenisierung der Importhonige" (iT-Magazin 3/05, S. 28) bereit. Hat der Honig diese Prozedur hinter sich, erhält er ohne viel Federlesens das behördlich verordnete Bio-Siegel.
Importierter und Industriemäßig behandelter Honig kann natürlich entsprechend billig abgegeben werden: „Der Honigmarkt entspannt sich - Allos senkt die Preise" (S&K10/05) Warum hatte es wohl seit dem Jahr 2002 „Engpässe bei den Honig-Lieferkapazitäten" gegeben? Weil Lebensmittel (Schweinefleisch, Geflügel, Honig) aus China zum Teil so mit Umweltchemikalien und Tierarzneimittelrückständen wie Chloramphenicol im Honig belastet waren, daß die EU ein Exportverbot für tierische Erzeugnisse verhängen mußte. Nun, da das Verbot wieder aufgehoben ist, kann auch Allos seine Preise senken.
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die Gesamtausgabe der Briefe erscheint in der Fachzeitschrift "Apikultur"