3.
Brief
7.
November 2005
Neuerdings gibt es die Imkerei Sonnentracht, eine Tochterfirma der Honigimporteur Walter Lang GmbH. Mit LKW und Gabelstabler transportiert der Inhaber Gerrit Lang die Bienenvölker quer durch Deutschland. Mit zwei LKW können auf einmal 200 Bienenvölker zu ihren Trachtplätzen gebracht werden. Geschleudert wird zu hause in einer vollautomatischen Schleuderstraße mit Entdeckelungsmaschine, die mit beheizten Messern arbeitet. Ob die Möglichkeit besteht die einzelne Wabe vor dem Entdeckeln und Schleudern zu begutachten (z.B. kleine Brutflächen, die leicht übersehen werden können und dann mit geschleudert werden) ist nicht ersichtlich.
Ein „Sonnentracht-Honig-Experte" wird dort jedenfalls innerhalb von wenigen Minuten ausgebildet und ausgezeichnet: Laufkundschaft und Gäste konnten bei einem Tag der offenen Tür „die soeben gewonnenen Eindrücke in einer Blindverkostung anwenden und ihre Geschmackswahrnehmung unter Beweis stellen. Nur wenige haben alle zehn Sorten richtig bestimmt und dürfen sich nun als Sonnentracht-Honig-Experten bezeichnen" (Dbj 11/05, S. XV).
Andere Fachberater und Bienensachverständige erläutern uns, wie man rückstandsfreies Bienenwachs erhält - für Magazin-Imker ein nicht leichtes Unterfangen, wie aus einem Artikel im Deutschen Bienenjournal hervorgeht. Richtig sagt er, der Bioland Fachberater J.-D. Bunsen: „Zur Speicherung von Honig gibt es kein saubereres Medium als Naturwaben. Deren Wachs ist nie in einem Verarbeitungsprozess beeinflusst worden und bewahrt einen unverfälschten Geschmack" , dennoch verwendet er auch gedrahtete Mittelwände vor allem im Brutraum. Wenn er nun allerdings als Fachberater zur effizienten Gewinnung von Entdeckelungswachs, sogenannte „Entdeckelungswachs-Schmelzwannen" empfiehlt, denkt sich nicht nur der Laie, ob der gute Mann sein Expertentum bei der Firma Sonnentracht erworben hat. Er schreibt: „Sie sind eine sinnvolle und relativ preiswerte Alternative zu den Zentrifugen. Diese Schmelzwannen gewinnen den kristallisierten Honig zurück." Ein Teil des Erntehonigs wird dabei allerdings so geschädigt, daß dieser nur als Backhonig vermarktet wird. (Dbj 11/05, S. 478-479)
Noch irrwitziger ist allerdings ein Imker, der sich Drehrahmenbeuten zugelegt hat. Als ob die Bienen nicht schon genug Manipulationen über sich ergehen lassen müßten! Diese verwendet er zum Beispiel zur Schwarmverhinderung: Es werden „im siebentägigen Zyklus die Brutwaben um 180° gedreht, dann stand die Weiselzelle auf dem Kopf und wurde abgeschrotet ... Nachdem in den Rundwabenbeuten die ersten Streckmaden auftraten, begann ich, die Waben täglich einmal um 180° zu drehen. Damit die halbe Drehung möglichst langsam vor sich ging, nahm ich einen Grillmotor mit Batterie" (Dbj 11/05, S. 507)
Die Drehrahmenbeute geht auf den ungarischen
Imker Konya zurück, der sie 2003 zur Apimondia in Ljubljana vorgestellt
hatte. Er habe 400 Völker in 10 Wagen. In jedem Wagen gibt es einen
akkubetriebenen Elektromotor, der über ein Gestänge, mehrere
Winkelgetriebe und Fahrradketten die runden Brutwaben über die gesamte
Brutsaison einmal täglich um 180 Grad dreht. (Dbj 11/04, S. 474)
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die Gesamtausgabe der Briefe erscheint in der Fachzeitschrift "Apikultur"