Apicultural Review Letters
(Kritische Apikultur Briefe)

1028. Brief
10. März 2016

Neuartige Insektizide wie die Neonikotinoide töten nicht nur Bienenköniginnen und sind bis zu 7000 mal giftiger als DDT

Antibiotika und Insektizide im kommerziellen Obst- und Weinbau:

Ein ausgiebiges Wandern mit den Bienenvölkern ist leider auch bei Bio-Imkern sehr verbreitet, weshalb Bio-Bienenprodukte wie Honig, Perga  und Propolis mitunter stark mit Pestiziden und Antibiotika belastet sein können. Allein in Baden-Württemberg wurden mehr als 11.000 ha Erwerbsobstbau-Anlagen mit Streptomyzin behandelt. Da die Hauptinfektionszeit in der Blüte liegt, wurden leider auch entsprechend große Honigmengen durch Streptomycin verunreinigt. In Baden-Württemberg enthielten mehr als 8.000 kg Honig Streptomycin-Verunreinigungen von mehr als 0,02 mg/kg. Dieser gesetzliche deutsche Rückstandshöchstwert galt noch bis September 2008. In der Saison 2009 gilt der neue europäische Höchstwert von 0,01 mg/kg. Flächendeckender Befall ist bisher nur in Baden-Württemberg, Bayern und der Schweiz zu verzeichnen. In der Schweiz mußten 7,5 Tonnen Honig vernichtet werden; rund 1000 Bienenstände waren betroffen. Streptomyzin darf von den Betrieben nur mit strengen Auflagen und nach Warnaufrufen verwendet werden; diese Warnaufrufe können jedoch nur kurzfristig ergehen, da sie witterungsabhängig sind. Bio-Imker achten zwar darauf, daß ihre Bienenkästen auf Flächen des Ökologischen Landbaus stehen, nicht aber darauf, daß die Bienen auch konventionelle Felder in der Nähe anfliegen; gerade bei Wanderimkern wird dies wenig berücksichtigt. [9][10][40]

Ähnliches gilt für den Einsatz von Insektiziden in Obst- und Weinbau Monokulturen: Aus Furcht vor Ernteausfällen haben Weinbauern im Südwesten Deutschlands drastische Maßnahmen gegen Maikäfer erwirkt. Von einem Hubschrauber aus werden am Kaiserstuhl in Baden-Württemberg zwei Tage lang über 300 Hektar meist landwirtschaftliche Flächen Insektizide versprüht, wie das Regierungspräsidium mitteilte. Es werden nicht nur Insektizide verwendet, die den Bienen das Leben schwer machen, sondern auch den Menschen schädigen. Chlorpyrifos zum Beispiel ist seit 1965 auf dem Markt. Es wird auch in Deutschland verwendet, hauptsächlich im intensiven Obst- und Weinbau. Für eine kürzlich in PNAS erschienene Studie hatten die Autoren um die Umweltmedizinerin Virginia Rauh von der Columbia University in New York vierzig Kinder, die im Mutterleib während der Schwangerschaft unterschiedlichen Dosen von Chlorpyrifos ausgesetzt waren, über mehrere Jahre hinweg untersucht. Ergebnis: Das Pflanzenschutzmittel schädigt selbst in geringer Konzentration das Gehirn, betroffen sind sowohl Sprach- wie Denkvermögen als auch das Gefühlszentrum. Es besteht ein höheres Risiko später ein Aufmerksamkeitsdefizit zu entwickeln und an Alzheimer zu erkranken. [44][45][46][47]
 

Antibiotika im Bienenfutter:

Im Amercan Beejounal wird für einen mit Terramycin (Antibiotikum) angereicherten Futterteig mit dem Namen "Honey-Maker" geworben. Er wird "vorsorgend" an die Bienen verfüttert. In Europa verboten, aber in außereuropäischen Ländern üblich, ist die Behandlung der Bienenstöcke mit Antibiotika. Forscher der Universität Maryland/ USA haben nun herausgefunden, daß die Gabe des Antibiotikums das Überleben der Bienen deutlich senkt, sobald diese mit Mitteln gegen die Varroamilbe oder andere Schädlinge in Kontakt kommen oder über das Futter aufnehmen. Die giftige Wirkung der Insektizide und Akarizide wie Coumaphos, Fluvalinat und Neonicotinoide wie Imidachloprid und Thiacloprid war drastisch erhöht. Kein Wunder, daß die Bienen das nicht überleben! Das Immunsystem der Bienen kollabiert. [41][42]
 

Neuartige Insektizide wie die Neonikotinoide töten nicht nur Bienenköniginnen und sind bis zu 7000 mal giftiger als DDT; Bienensterben und Äcker als Giftmülldeponien:

Nicht nur vom intensiven Obstbau droht Gefahr, sondern auch von sogenannten Guttationstropfen; diese sitzen als runde Wassertröpfchen meist auf den Blattspitzen und den Blatträndern. Die Guttationstropfen zum Beispiel an Mais, Getreidepflanzen, Raps usw. können sehr hohe Giftkonzentrationen beinhalten, die auch ohne weiteres das 100-fache der für Bienen tödliche Dosis enthalten können. Das mit Clothianidin behandelte Saatgut, das zum Bienensterben geführt hatte, darf nicht mehr verwendet werden. Neonikotinoide werden nicht nur eingesetzt bei Raps, Weizen, Gerste, Erbsen, Bohnen, Kartoffeln, Tomaten und Gewächshauskulturen, sondern auch auf Golfplätzen; zum Teil lassen sich diese "systemischen" Mittel im Boden, in Gräben und Wasserläufen wiederfinden. Außerdem gibt es noch genügend andere giftige Mittel; zum Beispiel das Insektizid "Force 1.5 G". Tefluthrin ist ein breit wirksames Nervengift. Ein anderes Insektizid mit demselben Wirkstoff, das bei Futter- und Zuckerrüben zugelassen ist, gilt als sehr giftig für Wasserorganismen und kann in Gewässern längerfristig schädliche Wirkung haben. Auch für Bienen ist dieser Stoff hochgradig giftig. Dabei gibt es längst Möglichkeiten, in der gesamten Landwirtschaft ohne Pestizide (insbesondere Neonikotinoide und Glyphosat / Roundup) auszukommen. Die einzig zuverlässige und umweltverträgliche Methode, den Maiswurzelbohrer zu bekämpfen, ist die Fruchtfolge! [9][10][48]

Durch Panschereien mit Chemikalien werden chemisch-synthetische Gifte entwickelt, die dann von sogenannten "Phytomedizinern" als Pflanzenschutzmittel bezeichnet und in der Regel bei Sicherheitsprüfungen als harmlos durchgewunken werden. Die führenden fünf Unternehmen verkaufen große Mengen hoch gefährlicher Pestizide. Die meisten Pestizid-Portfolios von BASF, Bayer Crop Science, Union Carbide (Bhopal-Katastrophe) / Dow Agro-Science, Monsanto und Syngenta sind so giftig, daß sie verboten werden müßten und zunehmend auch verboten werden. Insektizide mit bienengefährlichen Inhaltsstoffen wie die Neonikotinoide: Imidachloprid (Gaucho), Clothianidin (Poncho, Santana), Fipronil (Regent), Thiametoxam (Cruiser, Actara), Deltamethrine (Decis), Methiocarb (Mesurol), Thiacloprid sind zum Teil 6000 bis 7000 mal toxischer sind als DDT, und werden zum Beispiel bei Mais, Raps, Zuckerrüben, Getreide, Hopfen und Sonnenblume eingesetzt. Wie kommt es, daß diese Pestizide überhaupt zugelassen werden? Zu diesem Zweck wurde nicht nur von den "Phytomedizinern" eine neue Art der Wissenschaft gegründet, die sogenannte groteske oder Schrott - Wissenschaft ("junk science"). Diese Wissenschaft hat unbemerkt den Platz der eigentlichen, unabhängigen Wissenschaft eingenommen und liefert die passenden Ergebnisse sowohl für die Pestizid- als auch für die Biotech-Portfolios. Glücklicherweise gibt es aber auch noch unabhängige Wissenschaftler. Diese haben herausgefunden, dass die Blattguttationstropfen aller Maispflanzen, die aus mit Neonikotinoiden gebeiztem Samen gekeimt sind, Mengen des Insektizids enthalten, die bis zu 200mg/l betragen können. Die Konzentration der Neonikotinoide (Imidachloprid, Clothianidin, Thiamethoxam)  in Guttationstropfen bekommt damit Werte, wie sie bei der Anwendung von Wirkstoffen als Spritzung zur Schädlingsbekämpfung üblich sind; oder sie gehen sogar noch darüber hinaus. Wenn die Bienen Guttationstropfen aufnehmen, die von Pflanzen stammen, welche aus Samen gewachsen sind, die mit Neonikotinoiden gebeizt wurden, sterben sie innerhalb weniger Minuten. [24][25][39]

Ein Internationales Forscherteam unter Schweizer Führung hat nun herausgefunden, dass weit verbreitete Nicotinoide die Fortpflanzung von Bienenköniginnen stark beeinträchtigen können. [58]

Wie weit verbreitet diese Neonikotinoide bereits sind, zeigt eine Präsentation der Firma Syngenta: Auf über 90 % der Flächen in der EU, auf denen Raps angebaut wird, ist mit Neonikotinoiden gebeiztes, also vergiftetes Saatgut im Einsatz. Bezüglich Zuckerrüben sind es über 95 %. Bei Sonnenblumen, Mais und Getreide beträgt der Anteil bis zu 60 %. In Deutschland und anderen Ländern stellen Neonikotinoide mittlerweile einen großen Anteil an den Insektiziden. 250 Tonnen wanderten im Jahr 2010 allein in Deutschland auf die Äcker. Nicht nur das Bienensterben ist dadurch vorprogrammiert, sondern der Boden ganzer Landstriche ist auf lange Zeit kontaminiert. Das heißt Landbesitzer, die ihre Ackerflächen an die entsprechenden Landwirte verpachtet haben, erhalten ihr Land später als Giftmülldeponie zurück. Schadensersatzforderungen können die Landwirte treffen. In Wirklichkeit müssen aber die Pestizidhersteller wie Syngenta strafrechtlich verfolgt werden, sowie die Politiker - zum Beispiel staatliche Verbaucherschützer - die nichts dagegen unternommen haben, es versäumt haben, die gesamte Landwirtschaft ökologisch und bienengerecht zu organisieren. [55]

Die Bieneninstitute sehen das erwartungsgemäß anders. Insbesondere LWG Bayern und die Landesanstalt Universität Hohenheim haben Versuche mit diesen neuartigen Pflanzenschutzmitteln (Santana / Clothianidin, Actara / Thiametoxam) durchgeführt und sind - da sie von Pflanzenschutzmittelherstellern wie Bayer Crop Science bezahlt wurden - natürlich zu anderen Ergebnissen gekommen: "Auf Volksebene konnten keine negativen Auswirkungen auf die Bienenvölker beobachtet werden." Es wurden wohl Pflanzenschutzmittel in den Bienenprodukten nachgewiesen, verständlicherweise aber keine von den Herstellern, die die Versuche bezahlt hatten, also: "Der Wirkstoff Thiametoxam und seine Abbauprodukte waren allerdings nicht nachweisbar". Was ist los mit dem schönen Bayern? Nicht nur der Chiemgau wird per Flugzeug mit Insektiziden besprüht, die Hopfenanbaugebiete werden mit Neonicotinoiden (Actara / Thiametoxam) verseucht, sogar Clothianidin wird bei Mais angewendet - und zwar regelmäßig, wenn Schnellkäferlarven (Drahtwürmer) auftauchen. Die Verseuchung der Bienen versucht man kleinzureden: "Obwohl Clothianidin-Rückstände in toten Bienen ab einsetzender Guttation nachzuweisen waren, wurden bei den Feldbeobachtungen nur in drei Fällen Bienen bei der Aufnahme von Guttationswasser beobachtet." [35]

Diese Pestizide verseuchen natürlich auch das Grundwasser, wie dies kürzlich in Österreich festgestellt wurde. Der Labortechniker des Umweltbundesamtes: "Die Probe hat meine Skala gesprengt." Sowohl das Insektengift Thiametoxam als auch das Unkrautvernichtungsmittel Cliopiralid töten Wasserorganismen schon in geringer Dosis. Thiametoxam wirkt als Neonicotinoid ähnlich wie Nikotin, das bekanntlich die frühe Entwicklung des menschlichen Gehirns stört.. [51]
 

Negativer Einfluß der Zuckerfütterung; Zucker aus herbizidtoleranten Roundup-Readyzuckerrüben / Glyphosat-Soja und Weizen

Neue Untersuchungen zeigen, daß die Zuckerfütterung die Abwehrkräfte der Bienen beinflusst. Honig enthält Nährstoffkomponenten, die nicht nur die Entgiftung fördern, sondern auch im Eiweißstoffwechsel, der Weiterleitung von Signalen der Nervenbahnen oder im Immunsystem eine wichtige Rolle spielen. Im Honig sind wichtige Bestandteile enthalten, die die Abwehrkräfte der Bienen verbessern. Fehlen diese Stoffe (Zuckerfütterung), wird der Gesundheitszustand negativ beeinflußt. [15]

Viele Imker - auch Bioimker - füttern übrigens nicht nur Zuckersirup sondern auch Sojamehl und Trockenmagermilch bzw. Milchpulver - und zwar nicht nur nach der Honigernte, sondern auch als Trachtlückenfütterung unmittelbar vor einer Honigernte (Ein Österreichischer Imker schreibt allen Ernstes: "Ich füttere etwa 2 Liter Zuckerwasser pro trachtlose Woche"). Reste der Zuckerfütterung als auch Reste von Sojamehl und Milchpulver lassen sich in den Bienenprodukten (Honig, Wabenhonig, "Perga", Propolis) nachweisen, ganz egal ob sie nun mit Melamin oder gentechnisch verseuchten Substanzen verunreinigt sind oder nicht (Melamin, eine Industriechemikalie, die in der Kunststoff- und Düngemittelherstellung verwendet wird, kommt inzwischen in fast allen billigen Lebens- und Futtermitteln vor. "Mit der farblosen Substanz wurden schon mehrfach Lebensmittel gestreckt, um unter anderem einen höheren Proteingehalt vorzutäuschen.")  Ein derartiger Imker fragt doch allen Ernstes einen Fachberater für Imkerei, ob es von Nachteil sei, wenn er nachts seinen Honig nicht rühre, sondern stattdessen für einige Stunden schlafe? Daufhin der Fachberater: Nachts müsse der Imker zwar schlafen, aber trotzdem gelte immer die Devise: "Der Honig wird so lange gerührt, wie ich es meiner Rührmaschine zumuten will." Als Faustregel gelte, der Honig müsse tagelang erhitzt und gerührt werden: "lieber etwas zu weich als zu hart. ... Das wiederholte Erwärmen mag nicht jedem gefallen, aber es gibt keine andere Methode zum Weichmachen." Fertiger Zuckersirup aus gentechnisch veränderten Zuckerrüben, Mais oder Weizen wird von Bieneninstituten (LWG Bayern, Arno Bruder / Deutscher Apitherapie Bund (DAB)/ Oberbayern) im Wechsel mit bis zu 6 Varroosebehandlungen empfohlen. Derartige Bienenprodukte sind für die Michael Thiele Bienentherapie ungeeignet. [12][13][14][15][27][36]

In Sachen Glyphosat schlafen staatliche Verbraucherschützer seit Jahrzehnten. Dabei ist der für Mensch und Tier giftige Wirkstoff längst überall in der Umwelt und sogar im Menschen - insbesondere bei Denjenigen, die sich von Industrienahrung aus Supermärkten ernähren -  zu finden. Unkrautvernichter mit Glyphosat machen rund 25 % des weltweiten Handels mit Herbiziden aus. Ein Großteil der Produktion (plus illegale Pestizide) stammt inzwischen aus China. Insgesamt werden jährlich über eine Million Tonnen Präparate mit Glyphosat ausgebracht. In Deutschland sind 75 glyphosathaltige Mittel zugelassen (Acker-, Obst- und Weinbau). Viele dürfen auch von Kleingärtnern und kommunalen Stadtreinigern verwendet werden. [21][55]

Wußten Sie, daß den meisten Nutztieren in Deutschland Futter aus gentechnisch verändertem Roundup ready Soja (zählt wegen Glyphosat zu den giftigsten Futtermitteln überhaupt, was in Europa und in den USA inzwischen zu Massensterben von Rindern geführt hat) verfüttert wird und somit auch Gentechnik in Fleisch und Milchprodukten enthalten ist? Oder wußten Sie, daß Bienen nicht nur in Deutschland mit Zucker aus gentechnisch veränderten Zuckerrüben, Sirup aus gentechnisch verändertem Mais oder Weizen gefüttert werden? Gifte wie Glyphosat sind dann auch im Honig enthalten. Vom zuständigen Bundesamt für Risikoforschung (Bfr) wurde Glyphosat als harmlos eingschätzt - eine katastrophale Fehleinschätzung, wie sich jetzt herausstellt. [43][49]

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Weitere Literatur siehe Fernkurs Nr. 48 und Pressemitteilung
 
 

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