1232.
Brief
31.
Januar 2020
Impossible Foods
will der Menschheit das Essen von Fleisch abgewöhnen. Der Fleischersatz
der Amerikaner soll bald auch nach Europa kommen – obwohl Gentechnik darin
steckt. Die Vision ist es, der Menschheit bis zum Jahr 2035 das Essen von
Tierfleisch komplett abzugewöhnen, und das Unternehmen Impossible
Foods aus Kalifornien soll dazu beitragen. "Hinter Ernährung stecke
nun einmal viel Technologie, sagt Brown und geht dann noch viel weiter:
„Wir sind das wichtigste Technologieunternehmen auf der Erde.“ Brown sagt,
sein Unternehmen wolle „die Menschheit retten“ und eine „Rakete zur Umweltapokalypse“
stoppen. "All das soll geschehen mit Fleischersatzprodukten, die unter
Einsatz von Gentechnik hergestellt sind und so gut schmecken, dass Menschen
dafür bereitwillig echtes Fleisch aufgeben." Das erste Produkt seines
Unternehmens, ein veganer Hamburger namens „Impossible Burger“ („Unmöglicher
Burger“), hat seit seiner Einführung vor zweieinhalb Jahren für
reichlich Furore gesorgt. Er stand zunächst in einigen trendigen amerikanischen
Restaurants auf der Speisekarte, dann in gehobenen Imbisslokalen, schließlich
sogar in der Allerweltskette „White Castle“. Heute gibt es ihn in insgesamt
5000 Lokalen in ganz Amerika, und die Auslandsexpansion hat begonnen. Den
fleischlosen Burger kann man mittlerweile in Hongkong und Macao finden,
demnächst soll es auch in Singapur so weit sein. "Und wie Brown sagt,
soll es den Fleischersatz schon in einigen Monaten auf dem amerikanischen
Heimatmarkt auch in Supermärkten geben. Die in Las Vegas präsentierte
neue Rezeptur für den Burger, in deren Genuss die Besucher der Pressekonferenz
kommen, soll dabei helfen, den Verkauf in den Geschäften anzukurbeln.
Der „Impossible Burger 2.0“, wie ihn Brown nennt, soll der ersten Variante
in puncto Geschmack und Konsistenz
überlegen sein.
Der Fleischersatz soll sich jetzt für alle Gerichte eignen, in denen
sonst gewöhnliches Hackfleisch zum Einsatz kommt, also nicht nur für
Hamburger, sondern auch für Tacos oder Lasagne. Impossible Foods wurde
2011 gegründet und hat heute 300 Mitarbeiter. Das Unternehmen betreibt
in Oakland nördlich von San Francisco eine Fabrik mit einer Kapazität
von bis zu einer Million Kilogramm Fleischersatz im Monat. Brown, ein früherer
Biochemieprofessor an der Stanford-Universität im kalifornischen Silicon
Valley, verfolgt nicht in erster Linie die Absicht, Tierleben zu retten
oder Menschen zu gesünderer Ernährung zu animieren. Ihm geht
es darum, der Umwelt zu helfen und den Klimawandel zu bremsen. Die Landwirtschaft
zur Erzeugung von Fleisch und anderen tierischen Produkten ist nach seinen
Angaben für mehr Treibhausgasemissionen und einen höheren Wasserverbrauch
verantwortlich als jede andere Industrie. Brown nennt sie „unglaublich
destruktiv“, und das gelte insbesondere für die Rindfleischerzeugung,
weshalb die Kuh für Impossible Foods „Zielscheibe Nummer eins“ sei.
Die Produktion eines „Impossible Burgers“ verursache verglichen mit gewöhnlichem
Rinderhackfleisch 87 Prozent weniger Treibhausgase, und für sie werde
erheblich weniger Wasser und Bodenfläche gebraucht. [1]
Wenn man nicht weiß,
wie der Hamburger hergestellt wird, könnte man sich dafür begeistern,
wie die Vision des Unternehmens ja auch prominente Investoren begeistert,
"darunter Microsoft-Mitgründer Bill Gates und die Alphabet-Holding
um den Internetkonzern Google." Und Brown kann sich vorstellen, neben einem
Ersatz für Rinderhackfleisch künftig auch Alternativen für
andere Fleischarten zu entwickeln. „Unsere Plattform kann für alle
möglichen Produkte angewendet werden.“ Vegetarier und Veganer hatten
schon vor Impossible Foods Optionen, aber sie sind auch nicht die wichtigste
Zielgruppe. Dem Unternehmen geht es in erster Linie darum, heutige Fleischesser
zum Konvertieren zu bewegen, es erhebt den Anspruch, „Hardcore-Fleischliebhaber“
zu begeistern. Deshalb war Browns Ansatz, ein Produkt zu entwickeln, das
zwar kein Tierfleisch enthält, diesem aber in vielerlei Hinsicht sehr
nahekommt. "Nach langer Forschungsarbeit fand er einen „magischen Inhaltsstoff“,
der das möglich machen sollte, sogenanntes „Häm“. Das ist eine
Substanz im Blutfarbstoff Hämoglobin,
die Blut die Fähigkeit
zum Transport von Sauerstoff gibt, und nach Angaben des Unternehmens ist
sie es, die Fleisch nach Fleisch schmecken lässt. Häm kommt sowohl
in Tieren als auch in Pflanzen vor, und Brown suchte nach Wegen, den Stoff
aus Sojapflanzen zu gewinnen. Um das im großen Stil tun zu können,
ohne allzu viele Sojapflanzen zu verbrauchen, entwickelte das Unternehmen
ein gentechnisches Verfahren. Ein Häm-Gen aus der Pflanze wird mit
gentechnisch veränderter Hefe zusammengebracht, die dann über
einen Gärprozess wächst. Am Ende lässt sich das Häm
dann in größerer Menge isolieren und für die Produktion
des fleischlosen Burgers einsetzen. Brown beteuert, sein Hamburger sei
sicher, und auch die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hat keine
Einwände gegen das
Herstellungsverfahren."
Sicher heißt hier soviel wie komplett unsicher, da man die Folgen,
wie bei allen anderen genmanipulierten Lebensmitteln, nicht abschätzen
kann. [2]
Im weitaus gentechnikfeindlicheren Europa könnte Impossible Foods freilich mehr Widerstand in der Öffentlichkeit oder von Regulierungsbehörden erwarten. Brown gibt sich aber zuversichtlich und sagt es sei „keine Frage“, dass er seinen Burger mit Fleischersatz auch nach Europa bringen werde. Mit der Arbeit an regulatorischen Fragen habe das Unternehmen schon begonnen, und er hoffe, dies in 18 bis 24 Monaten erfolgreich abschließen zu können. Brown verweist darauf, dass Lebensmittel in Europa schon heute in vielen Fällen nicht völlig gentechnikfrei seien. Beispielsweise komme bei der Produktion von Käse oft Lab zum Einsatz, das aus gentechnisch veränderten Organismen gewonnen werde. Brown setzt auch darauf, mit dem Argument der Umweltfreundlichkeit die Öffentlichkeit auf seine Seite bringen zu können. Am Geschmackserlebnis dürfte es jedenfalls nicht scheitern, zumindest wenn der Herstellungsprozess und die Nebenwirkungen von gentechnisch veränderten Lebensmitteln, die auch Krebs auslösen können, ausblendet. [3]
Anmerkungen
[1] Api Review Letters
2019, 18, 1177 und FAZ 2019, Nr. 7
[2] Ib.; vgl. auch
Zentrum für wesensgemaesse Bienenhaltung / Zentrum für natürliche
Bienentherapie 2019: Gefährliche Suessigkeiten. Pressemitteilung
[3] Ib.
Zurück zur Übersicht Api Review Letters
Akademie
der Kunst und Philosophie / Academy of Arts and Philosophy / Colégio
des Artes
DI.
M. Thiele, President and international Coordinator
Api
Review Letters / Science Review Letters
Save
the Bees, Bumblebees and Beecolonies
Zentrum
fuer wesensgemaesse Bienenhaltung
Centre
for Ecological Apiculture
Natural
Apitherapy Research Centre
Beetherapy
/ Academy of Sciences