Apicultural Review Letters
(Kritische Apikultur Briefe)

514. Brief
8. Dezember 2010

Was heißt eigentlich Luxus?

Zur neuen Bedeutung des Luxus im Zeitalter der Globalisierung, Zeitnot und Ressourcenknappheit, des Tierschutzes, Erdschutzes und der sozialen Gerechtigkeit. Weniger ist mehr.

Ist das Beste notwendig auch das Teuerste? Wären das also die Motoryacht im Mittelmeer, die 1 Millionen Dollar Karosse in der Garage oder die Golduhr am Handgelenk? Luxus sieht heute durchaus anders aus. Schon Oscar Wilde hatte gesagt: "Ich habe einen ganz einfachen Geschmack und bin immer mit dem Besten zufrieden" Natürlich gibt es noch die klassischen Luxusgüter, die sich über den Preis definieren. Mehr und mehr bekommt die Luxusfrage heute eine ganz andere Dimension: In einer Zeit, in der die Ressourcen immer knapper werden, Bienen sterben, Tierarten ausgerottet werden, in einer Gesellschaft, in der keiner für etwas und erst recht nicht für sich selbst genug Zeit hat, im Zeitalter der Globalisierung, des Massentourismus, der Umweltverschmutzung, der sozialen Ungerechtigkeit, der ständigen Erreichbarkeit und medialen Dauerberieselung verblasst der herkömmliche Luxusbegriff. Hans Magnus Enzensberger hat in seinem interessanten Essay "Luxus - woher, und wohin damit?" schon 1995 geschrieben: "Der Luxus der Zukunft verabschiedet sich vom Überflüssigen und strebt nach dem Notwendigen, von dem zu befürchten ist, dass es nur noch den wenigsten zu Gebote stehen wird." Die Quintessenz: Luxus bedeutet nicht Vermehrung, sondern Verminderung, nicht Anhäufung, sondern Vermeidung.

Wenn Luxus also das ist, was man nicht hat, aber gerne haben würde, so stehen heute wohl für fast alle die Zeit, ursprüngliche und nachhaltig erzeugte Lebensmittel ohne Gentechnik und natürliche Arzneimittel ohne Nebenwirkungen ganz oben. Wer nimmt sich Zeit, mindestens einmal am Tag eine warme Mahlzeit zu kochen, ohne sich mit Convenience-Produkten zu behelfen? Wer hat Zeit und Muße sich natürliche Lebens- und Arzneimittel in Bioläden oder beim Erzeuger zu suchen? Wer hat noch genügend Zeit für seine Freunde? Frei nach Enzensberger lässt sich sagen, dass diejenigen luxuriös leben, die immer Zeit haben, aber nur für das, womit sie sich beschäftigen wollen, und selbst darüber entscheiden können, was mit ihrer Zeit zu tun sei, wie viel sie wovon tun möchten und wo sie es tun wollen. "Ebenfalls ein immer wichtiger, weil stets rarer werdendes Luxusgut ist die Stille. Sie ist kaum mehr zu finden. Im Großraumbüro genauso wenig wie beim Spaziergang durch die Natur. Überall gibt es Verkehrslärm, Fluglärm, Geklingel, Geplapper, Geräusche. Selbst in der frischen Luft trifft man garantiert auf einen Vorortshobbygärtner, der einen mit seinem Rasenmäher oder seinem ohrenbetäubenden Laubbläser tyrannisiert. Wer sich diesen Immissionen entziehen kann, geniesst Luxus."

Auch das gute alte Handwerk, das Selbst- und Hausgemachte, das man früher in der Schule lernte, ist wieder gefragt - weil's keiner mehr kann. "Denn Handgefertigtes vermittelt ein kleines Stück Heimat; persönliche Produkte dienen der Identifikation. Und: Man legt wieder großen Wert auf Tradition und Heritage". Zum Beispiel traditionell erzeugte Weine und Imkereiprodukte. In Europa handelt es sich dabei vor allem um originale Wabenhonige und Tropfhonige von Imkereien des Zentrums für wesensgemäße Bienenhaltung. Das Zentrum für wesensgemäße Bienenhaltung unterstützt regenerative Energien und die SOS Kinderdörfer weltweit.

Das italienische Modelabel Prada zum Beispiel hat ein neues Projekt ins Leben gerufen, das sich "Prada made in ..." nennt. Es handelt sich um eine Kollektion ausgewählter Kleidungsstücke, die in ihrem jeweiligen Herkunftsland in traditionellen Manufakturen hergestellt werden. Ähnliches gilt auch für Marken wie Louis Vuitton oder Gucci. Auch die ökologische und sozial gerechte Produktion der Stoffe wird zunehmend berücksichtigt. Gucci läßt zum Beispiel J.Lo. (Jennifer Lopez) am Strand von Malibu zusammen mit ihren Zwillingen für die neue Kinderkollektion posieren und spendet 1 Million US-Dollar (wovon 25.000 von der Familie Lopez kommen) für das Bildungsprogramm "Schulen für Afrika" in Malawi und Mocambique. Beide sind stolz - und das zurecht:

Gucci: "Gucci is proud to make a one million dollar donation to UNICEF's Schools for Africa initiative to celebrate six years of partnership and the launch of Gucci's children's collection, because an education is a gift forever"

Jennifer Lopez: "Als Mutter bin ich stolz, Teil dieser Kampagne zugunsten des Unicef-Programmes 'Schulen für Afrika' zu sein"

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Hubbeling, C. 2010: Die neue Bedeutung des Luxus. Z - Die schönen Seiten. Magazin der Neuen Zürcher Zeitung und der NZZ am Sonntag. 4/ 2010, p. 28
Anonym 2010: Wohltätige Supermutter. Z - Die schönen Seiten. Magazin der Neuen Zürcher Zeitung und der NZZ am Sonntag. 4/ 2010, p. 15
Zentrum für wesensgemäße Bienenhaltung 2010: Alte Traditionen in Imkerei und Weinbau Pressemitteilung

 

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Die Gesamtausgabe der Briefe erscheint in der Fachzeitschrift "Apikultur"

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