18.
Brief
25.
April 2006
Das Bundsumweltministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hat eine interessante Broschüre herausgegeben: „Tschernobyl, Magazin zur Atompolitik", Berlin, März 2006.
Im Kapitel „Die schwierige Katastrophenbilanz" wird der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl vor 20 Jahren gedacht. Es beginnt mit einem bezeichnenden Zitat von Anatoli Alexandrow, Akademie der Wissenschaften, 1979: „Unsere Kernkraftwerke stellen keinerlei Risiko dar. Man könnte sie sogar auf den Roten Platz bauern. Sie sind sicherer als unsere Samoware."
Tatsächlich wirbelte aber die Explosion von Tschernobyl am 26. April 1986 nicht nur die 3.000 Tonnen schwere Abdeckplatte des Reaktors durch die Luft. „Sie zerstörte auch das letzte Vertrauen vieler Menschen in die Atomtechnologie. Das Bild des zerfetzen Reaktors hat sich tief in das Bewußtsein der Moderne eingegraben. Tschernobyl ist nicht nur der Ort der größten Industriekatastrophe, sondern auch Synonym für eine antiquierte Verschleierungs- und Geheimhaltungspolitk der ehemaligen Sowjetunion" (BMU,2006).
Heute halten nur die ewig Gestrigen an der Atomkraft fest. Atomprojekte werden reihenweise aufgegeben. Das Wirtschaftsmagazin „Forbes" sprach vom „größten Desaster der Wirtschaftsgeschichte" und verglich das „Atomabenteuer" mit dem Vietnamkrieg. Mehr als die Hälfte der Atomprojekte wurden aufgegeben - unter großen Verlusten. „Viele Industriestaaten folgten dem amerikanischen Beispiel" (BMU,2006).
Im Kapitel „Die nukleare Talfahrt" heißt es: Atomkraftwerke bleiben teure Risikotechnologie, die Zahl der nuklearen Stromfabriken stagniert, Fakten sprechen gegen Renaissance der Atomenergie, unkalkulierbare Risiken. Selbst die Prognosen der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO werden kleinlauter. Immer wieder hatte sie ein goldenes Atomzeitalter heraufdämmern sehen, immer wieder entlarvte die Realität ihre Hochrechnungen als schieres Wunschdenken. Bis zum magischen Jahr 2000 sollten 4.500 Gigawatt in Betrieb sein - zwölfmal so viel, wie heute tatsächlich am Netz sind. Die aktuellen Vorhersagen sind wenig euphorisch: „Die Zukunft der Atomenergie hängt davon ab, ob die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit, ob Management und Lagerung des Atommülls sowie die Sicherheit verbessert und die Proliferationsrisiken reduziert werden können", heißt es im Jahresbericht 2004 der IAEO ungewohnt selbstkritisch.
Leonardo Maugeri, Vizepräsident des Energiekonzerns Eni, schrieb im Magazin „Newsweek": „Ein Atomkraftwerk zu schließen kostet ungefähr dasselbe, wie es zu errichten; das ist der Grund, warum die Betreiber weltweit versuchen, die Stillegungen hinauszuzögern."
Darum ist Deutschland Vorreiter in Sachen erneuerbare Energien. Im Kapitel „Deutschland wird erneuerbar" geht es um das Vermeiden von Kohlendioxid (83 Millionen Tonnen), um Wachstumssprünge in der Branche, die bis zu 170.000 Arbeitsplätze sichern: Deutschland ist Spitzenreiter auf dem Wachstumsstarken Markt der erneuerbaren Energien. 2005 erzielte die Branche einen Umsatz von 16 Milliarden Euro. „Sowohl bei der Fotovoltaik als auch bei der Windkraft dürfen wir die weltweite technologische Marktführerschaft beanspruchen". 2.020 Magawatt durch Windenergie im vergangenen Jahr entspricht der Leistung von zwei großen Atomkraftwerken.
Also, wer sagt es denn, Deutschland ist wieder auf Wachstumskurs, und zwar mit aktuellen Techniken und Innovationen - ganz ohne Risikotechniken wie Atomkraft und Gentechnik.
Das wird international gelobt. Weiter heißt es, der entscheidende Durchbruch für Sonne, Wind und Biomasse kam vom Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Seine Regelungen zu Stromeinspeisung sind die effektivste und preiswerteste Methode, um den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu fördern. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung der EU-Kommission. Sie hat Deutschland für seine Vorreiterrolle ausdrücklich gelobt. Von den 25 EU-Mitgliedsländern orientieren sich bereits 17 an unserem Gesetz und fördern nach deutschem Vorbild den Ausbau durch entsprechende Vergütungen des eingespeisten Stroms.
Zurück
zur Übersicht Kritische Wissenschaftsbriefe
Die Gesamtausgabe der Wissenschaftsbriefe erscheint als Supplement in der Fachzeitschrift "Naturwissenschaft"
Folgen Sie uns in den sozialen Netzwerken:
Save
Beecolonies | Natural Apitherapy Council
Api
/ Science Review Letters
Centre
for Ecological Apiculture / Apitherapy
Centre
for Social Medicine / Apitherapy
Zentrum
fuer wesensgemaesse Bienenhaltung