Science Review Letters
(Kritische Wissenschaftsbriefe)
 

20. Brief
2. Mai 2006


 

Biosicherheitskultur bei EU-Kommission und EFSA

EU-Landwirtschaftskommissarin Mariann Fischer-Boel zur grünen Gentechnik: Es gehe hier nicht darum, ob es Gefahren für Menschen, Tiere oder Umwelt gebe, sondern um den blinden Glauben an die Unfehlbarkeit der EFSA. Joachim Schiemann von der EFSA sagt: Es wird zu teuer, wenn wir wirklich uns um die Sicherheit kümmern wollten. Wozu sollen wir den Pollenflug aus den transgenen Feldern messen? Verseuchung der Landschaft mit transgenem Pollen  - na und? Eine natürliche Landschaft verlange förmlich nach transgenem Pollen.

Es ist nachvollziehbar, daß einige ausrangierte Manager, wie H. v. Pierer, aus Gründen der Nostalgie an der Kernkraft oder anderen Risikotechnologien festhalten möchten; junge Unternehmer setzen ganz klar auf erneuerbare Energien und umweltverträgliche Technologien. Sie wollen beispielsweise keine Schweine mit mehr Omega-3-Fett von Genen Omega-3-reicher Fische. (FAS 2006/12, p. 71)

Der vorausschauende Unternehmer und der weder unkritische noch gedankenlose Verbraucher muß sich fragen, wer sind eigentlich die offiziellen Experten, die über die Lebensmittelsicherheit wachen? Die EU-Landwirtschaftskommissarin Mariann Fischer-Boel scheint sich darüber keine großen Sorgen zu machen; sie sagt: Es gehe hier nicht mehr darum, ob es Gefahren für Menschen, Tiere oder Umwelt gebe. Nur wenn die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) erkläre, ein veränderter Organismus sei nicht gefährlich, dürfe er gepflanzt werden. (FAZ 2006/96, p. 23)

Also sehen wir uns doch einmal die Experten der EFSA an. Zum Beispiel den Gentechnik-Experten der biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA), Joachim Schiemann. „Er ist zuständig für die biologische Sicherheitsforschung und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit" (FAS 2006/17, p. 72). Man sollte meinen, er nehme es sehr ernst mit der Lebensmittelsicherheit und evtl. Spätfolgen der Gentechnik. Aber seine Äußerungen vermitteln eher den Eindruck, er nehme alles auf die leichte Schulter und kümmere sich nicht die Bohne um die Sicherheit unserer Lebensmittel und die unkontrollierte Ausbreitung eines Transgens.

Joachim Schiemann von der EFSA sagt wörtlich: „Wenn die Vorgaben zu scharf sind, also den Antragstellern zu große Bürden auferlegt werden, dann wird es einfach viel zu kostenintensiv." Wozu sollen wir den Pollenflug aus den transgenen Feldern messen? „Wir erzeugen damit nur Datenfriedhöfe, die wir nicht produktiv auswerten können und die nicht dazu beitragen den Schutz des Menschen und der Umwelt zu garantieren. Wir wissen dann, wo transgener Pollen ist - na und? (...) Außerdem ist die Ausbreitung eines Transgens per se kein negativer Effekt." Es werden „bestimmte Effekte" einfach überbewertet. (FAS 2006/17, p. 72)

In Amerika kommt man immer mehr zur Einsicht, daß die Ausbreitung eines Transgens nicht nur ein negativer Effekt ist, sondern katastrophale Auswirkungen auch auf Kulturpflanzen hat, wie kürzlich berichtet wurde:

„SUPERWEEDS SPREADING IN GENETICALLY ENGINEERED COTTON FIELDS: Pesticide resistant weeds are introducing a new problem to cotton farmers. Traditionally, herbicide resistance is dealt with by simply changing the herbicide. But according to North Carolina State weed scientist Alan York, farmers are running out of options: there are no more effective pesticides to switch to. The majority of farmers in the Cotton Belt are now growing Monsanto's genetically engineered Roundup Ready cotton, which is resistant to glyphosate pesticides. As a result of the heavy use of glyphosate in the area, varieties of pigweed have developed an immunity to it. Tests at the University of Georgia showed that the pigweed Palmer Amaranth has developed amazing resistance to glyphosate. Scientists doused the weeds three times with a quadruple concentrated dose of glyphosate, but the pigweed continued to grow and multiply. "If you grow cotton in the Southeast, and you have Palmer amaranth in your fields, looking at side-by-side comparisons of resistant and non-resistant pigweed should scare you to death," York says. (OB#79)

Auch in der EU Umweltkommission unter Leitung von Stavros Dimas hat man die Probleme erkannt: Die Gefahren der Gentechnik werden von der Gentechnik-Industrie schön geredet; er fordert daher auch die Langzeitwirkung von gentechnisch veränderten Organismen zu untersuchen:

„EUROPEAN LEADER SAYS BIOTECH CORPORATIONS PROVIDE BIASED RESEARCH: Europe's environment chief has announced that more studies on long term impacts of genetically engineered (GE) crops must be implemented before any new GE crops can be approved. Environment Commissioner Stavros Dimas said that too many of the current GE regulatory decisions are based on biased data provided by the biotech industry, which put GE crops in a biased positive light. "Applications for cultivation of GMO products raise a whole new series of possible risks to the environment, notably potential longer-term effects that could impact on biodiversity," he said. (OB#79)

Alle polnischen Bauern und Imker sind gegen Gentechnik:

„All of Poland's 16 agricultural regions, representing over two million family farmers, have officially declared themselves free of genetically engineered crops. The Polish government recently said that it is opposed to the production of genetically modified crops and would only allow food with genetically engineered ingredients under highly regulated conditions". (OB#79)

Nur bei der EFSA und gedankenlosen Wissenschaftlern vom Schlage eines Herrn Schiemann dämmert es noch nicht.

Wenn solche Leute die Lebensmittelsicherheit überprüfen, muß man sich nicht wundern über die schlechte Qualität der meisten Lebensmittel, die es heute zu kaufen gibt - und wenn Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace, BUND und Foodwatch auf die Barrikaden gehen!

Zurück zur Übersicht Kritische Wissenschaftsbriefe
 

Die Gesamtausgabe der Wissenschaftsbriefe erscheint als Supplement in der Fachzeitschrift "Naturwissenschaft"

Folgen Sie uns in den sozialen Netzwerken:

Save Beecolonies | Natural Apitherapy Council
Api / Science Review Letters
Centre for Ecological Apiculture / Apitherapy
Centre for Social Medicine / Apitherapy
Zentrum fuer wesensgemaesse Bienenhaltung


Copyright: Centre for Foodsafety | Forschungszentrum natuerliche Bienentherapie | Natural Apitherapy Research Centre