29.
Brief
1.
Juni 2006
Man
glaubt gar nicht , auf was für Abwege einige Wissenschaftler kommen!
Man redet von dem „Weg zu gesünderem Weizen" und meint nicht etwa
Weizen aus ökologischem Anbau sondern von Biotechnologen „maßgeschneiderte
Weizenkörner" mit hohem Balaststoffanteil. Dem ahnungslosen Verbraucher
wird vorgegaukelt, „der an Amylase reiche Weizen könnte wegen seines
hohen Balaststoffgehalts nicht nur vor Altersdiabetis schützen, sondern
auch helfen, Darmkrebs vorzubeugen."[1]
Welche Forscher bewegen sich denn auf derart krummen Pfaden? Zum Beispiel die australischen Forscher um Matthew Morell von der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation - Moment Mal, das war doch die Organisation, die uns beinahe genmanipulierte Erbsen untergejubelt hätte, wenn nicht reihenweise Labormäuse daran krepiert wären! [2] Als großartige Forschungsergebnisse werden diese neuartigen Kreationen dann zum Beispiel in den „Proceedings" der amerikanischen Nationalen Akademie der Wissenschaften gefeiert [3].
Gibt es denn in Deutschland auch ein „Biotop" für derartige „Spitzenforschung"? „Heute ist der Großraum München Deutschlands bekanntester Biotech-Standort. Gute Perspektiven haben auch die Biotech-Region um Regensburg und der fränkische Cluster mit den Zentren Würzburg, Erlangen-Nürnberg und Bayreuth. Überregional koordiniert werden diese Aktivitäten im Netzwerk „Life Science Bavaria" ." [4]
Wer glaubt, daß im schönen Bayern der Sinn für Lebenskultur weit verbreitet ist, sollte langsam aufwachen, bevor es ein böses Erwachen gibt! Genmanipulierte Feldfrüchte werden in Bayern schon überall angebaut. Manfred Baier, Mitglied des Aufsichtsrates der BioM AG, München, frohlockt schon: „Der gut bestellte Boden Bayerns hat bunte Blüten hervorgebracht. Wir müssen ihn sorgfältig pflegen, wenn wir reiche Früchte ernten wollen. Dann wird München zur Champions League der Biotechnologie gehören." [5]
Sogar die einst seriöse Gesellschaft für Strahlenforschung und diverse Fachhochschulen und Universitäten haben sich einlullen lassen: „Die Gesellschaft für Strahlenforschung (GSF) in Neuherberg begann ihren Schwerpunkt damals zunehmend auf die Lebenswissenschaften zu verlagern, zu deren Motor die Biotechnologie wurde. Ebenso entwickelte sich über Jahre hinweg bis heute an beiden Münchner Universitäten, der Fachhochschulen München und Weihenstephan ein kompetentes Life-Science-Netzwerk. Dazu gesellt sich das Genzentrum der Ludwig-Maximilians-Universität, das MPI für Neurobiologie und das Innovations- und Gründerzentrum in Martinsried." [6]
Aber in Bayern wächst der Widerstand auch. Nicht nur der Präsident des Deutschen Erwerbsimkerbundes Manfred Hederer sondern fast die gesamte Bevölkerung Bayerns ist gegen genmanipulierte Lebensmittel und eine verseuchte Landschaft; sogar die CSU.
CSU-Generalsekretär Söder hatte verlangt, die Bundesregierung solle Freilandversuche und den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen nicht forcieren, da die Langzeitrisiken der Technologie nicht ausreichend bekannt seien. Söder, der für seine Äußerung Lob von Naturschützern und Biobauern erntete, forderte damit die Bundeskanzlerin auf, von einem Wahlversprechen abzuweichen. [7]
Wer hätte je gedacht, daß die Emanzipation solche Blüten treibt: Gerade die Frauen vom Schlage einer Annette Schavan oder Cornelia Pieper sind in der Politik vielfach am uneinsichtigsten. Trotz klarer Beweise für die Untauglichkeit der grünen Gentechnik, halten sie krampfhaft an dieser Technologie fest. Kürzlich sind über 1600 Schafe in Indien gestorben, weil sie genmanipulierte Baumwolle gefressen hatten:
Over 1600 sheep apparently died this month in India after ingesting genetically engineered (GE) cotton. The massive deaths occurred after several days of grazing in fields where Monsanto’s Bt and herbicide resistant spliced varieties of cotton were planted. Scientists from India's Centre for Sustainable Agriculture are calling on the government to launch a study into the impacts of GE [8]
Neuere Untersuchungen zeigen, daß artfremde Gene aus gentechnisch veränderten Pflanzen leichter außer Kontrolle geraten als bislang angenommen. Interessante Untersuchungen über Art übergreifenden Austausch von Erbsubstanz über unterirdische Pilzgeflechte in „Nature" und in den „Proceedings of the Royal Society of London": Bakterien sind bekannt für ihre Eigenart, sich bisweilen artfremde Erbsubstanz einzuverleiben. Selbst Bakterien, die mit anderen Organismen in inniger Symbiose leben, behalten die Fähigkeit, gelegentlich fremdartige Fundstücke in ihren Genbestand zu integrieren. Das gilt scheinbar auch für jene, die zum festen Inventar von Tier- und Pflanzenzellen gehören, die sogenannten Mitochondrien; sie liefern die chemische Energie, die den Stoffwechsel in Gang hält. Eine eigene Zellmembran und genetische Grundausstattung verraten, daß sie Gebilde aus symbiontischen Bakterien hervorgegangen sind. Schon vor einigen Jahren lieferte das Genom der Mitochondrien Hinweise auf einen Gentransfer zwischen verschiedenartigen Gewächsen, zum Beispiel durch in Symbiose lebender Wurzelparasiten. Weit gespannt und unübersichtlich, knüpft das Netzwerk der Pilzfäden Verbindungen zwischen verschiedenartigen Gewächsen des Waldes. Sollten sich über dieses „wood wide web" auch Bruchstücke von Erbsubstanz verbreiten, würde mach merkwürdige Kombination erklärlich. [9] [10]
„Falls sich Pilzfäden
tatsächlich als Bahnen des Gentransfers erwiesen, wäre das nicht
nur für Evolutionsforscher eine wichtige Erkenntnis. Nach Einschätzung
der Wissenschaftler hätte das auch Konsequenzen für die grüne
Gentechnik. Schließlich könnten artfremde Gene aus gentechnisch
veränderten Pflanzen leichter außer Kontrolle geraten als bislang
angenommen" [11].
__________
[1]
FAZ 2006/125, p. N2
[2]
Apicultural Review Letters 2006,5, Nr. 6
[3]
„Proceedings" der amerikanischen Nationalen Akademie der Wissenschaften
(Bd. 103, p. 3546).
[4]
FAZ 2006/125, p. B6
[5]
Ibd.
[6]
Ibd.
[7]
FAZ 2006/117, p. 2
[8]
Organic Bytes #81, Organisation for Consumer Protection, USA
[9]
„Nature", Bd. 242, S. 197
[10]
„Proceedings of the Royal Society of London", Teil B, Bd. 272, S. 2237
[11]
FAZ 2006/108, p. N2
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