1128.
Brief
2.
Februar 2018
Neuerdings will
man in der Branche nicht mehr offen sagen, dass man einer materialistisch-mechanistischen
Weltauffassung anhängt, sondern leisere Töne anschlagen wie:
"Wir glauben nicht, dass wir es besser machen können als die Natur.
Deshalb wollen wir keine künstlichen Moleküle bauen, sondern
in der Natur genau diejenigen finden, die wir für unsere Zwecke nutzen
können." Tatsächlich handelt es sich aber immer noch um vermeintliche
Wundermittel aus dem Labor, die sich "im Test an wirklichen Patienten als
unwirksam oder sogar gesundheitsschädlich erwiesen" haben. Diese -
meist von der Industrie gekauften - Wissenschaftler, die sogenannten "szientistischen
Sarazenen von heute und morgen", sind immer noch genauso ungeeignet für
diese Aufgabe wie vorher. Genom-Forscher mit ihrem mechanistischen Weltbild
haben sich inzwischen den Vorwuf der Unwissenschaftlichkeit zugezogen.
Dennoch meint der Harvard-Stammzellenforscher George Daley, auf dem "World
Summit on Human Gene Editing" in Washington (ausgerichtet von den wissenschaftlichen
Akademien von China, Grossbritannien und den Vereinigten Staaten), man
solle "nicht jetzt schon unsere Möglichkeiten beschränken, die
Methoden als Hilfsmittel für die Medizin zu nutzen." Tatsache ist,
dass das Szenario einer schönen neuen Welt mit Gen-Editing und Designerbabys
in China und den USA schon Wirklichkeit geworden ist. Inzwischen werden
Präzisionsinstrumente wie "Crispr/Cas9" fast schon in jedem Genlabor
angewendet und Amateure in amerikanischen Garagenfirmen haben nichts besseres
zu tun, als für hundert Dollar Experimentiersets feilzubieten. Google,
Saatguthersteller wie DuPont sowie die Gates-Stiftung, haben schon Hunderte
Millionen in Gentech-Start-ups investiert. [1]
Wie funktioniert die neue Genschere? Die Sonde bewegt sich durch das Erbgut der Zelle und sucht. Sie hat einen Bauplan dabei, der ihr genau die Stelle beschreibt, an der sie anlegen soll. Sobald die Sonde diesen Platz gefunden hat, dockt sie an und packt ein Werkzeug aus: die Gen-Schere. Sie schneidet den Strang durch, an dem die Bauteile des Erbguts, die DNA-Moleküle, aufgereiht sind. Das löst Alarm in der Zelle aus. Reparaturtrupps rücken an, um die zwei getrennten Enden wieder zu verbinden. Die Sonde tut so, als wolle sie mithelfen und packt einen neuen DNA-Baustein aus. Die Reparaturtrupps freuen sich, bauen die neue DNA mit ein und schon ist das Erbgut verändert. [2]
Genome Editing bezeichnet Verfahren, bei denen das sogenannte Sonde-Scheren-System zum Einsatz kommt. Beispiele dafür sind CRISPR/Cas9 und Zinkfinger. Bei konventionellen Pflanzenzüchtern herrscht angesichts dieser neuen Methode Euphorie. Sie wollen mit Hilfe der neuen Gen-Schere maßgeschneiderte Pflanzen entwickeln. So schwärmt der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter von Pflanzen, die „schnell und effizient ertragreicher und widerstandsfähiger gegen Krankheiten, Schädlinge, Hitze und Wassermangel werden. Sie sollen Nährstoffe besser aufnehmen und verarbeiten, um ein nachhaltiges und produktives Landwirtschaften zu ermöglichen.“ Diese Methode führt natürlich zu unerwünschten Nebeneffekten weshalb ein strenges Zulassungsverfahren eingeführt werden muss, falls diese Methode nicht ganz verboten wird. Die neuen gentechnischen Verfahren klingen erst einmal kinderleicht und verglichen mit den bisherigen Methoden der Gentechnik lässt sich mit ihnen das Erbgut relativ einfach bearbeiten. Genome Editing nennt sich das im Englischen und so wurde das Wort ein Sammelbegriff für Verfahren, die mit Sonde-Schere-Systemen arbeiten. Die ersten dieser Systeme hießen ODM, TALEN oder Zinkfinger, waren noch relativ kompliziert und mussten für jeden gentechnischen Eingriff neu entwickelt werden. "Doch 2012 stellten die Wissenschaftlerinnen Jennifer Doudna und Emmanuelle Charpentier ein neues Verfahren vor: CRISPR/Cas9. Es basiert auf einem Mechanismus, mit dem sich das Immunsystem von Bakterien gegen die Infektion mit Viren verteidigt. Die beiden Forscherinnen formten daraus ein Werkzeug, mit dem sich das Erbgut von Pflanzen, Tieren und Menschen gezielt verändern lässt. „Im Prinzip können wir mit dieser Technologie das Genom jeder Zelle und jedes Organismus umschreiben“, erklärte Emmanuelle Charpentier einmal in einem Interview die Möglichkeiten von CRISPR/Cas. Dabei funktioniert dieses Umschreiben so einfach, dass in den USA Internetfirmen bereits Do-it-yourself-Baukästen anbieten, mit denen das Erbgut von Organismen, etwa E.coli-Darmbakterien, verändert werden kann. Die einfachen Versionen solcher Baukästen kosten 150 US-Dollar, umfangreichere Sets bis zu 1000 Dollar. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz warnt, dass gentechnische Veränderungen nur in dafür genehmigten Laboren durchgeführt werden dürfen. Wer im heimischen Keller am Erbgut rumbastelt, riskiert 50000 Euro Strafe." [3]
Mit CRISPR/Cas experimentieren Wissenschaftler auch bei Nutztieren. Sie arbeiten zum Beispiel an Schweinen und Schafen, die mehr Muskelmasse ansetzen oder an Schweinen, die resistent gegen Schweinepest sind. Weltweit arbeiten Wissenschaftler bereits mit CRISPR/Cas an den Pflanzen von morgen. So forschen Wissenschaftler an der Universität Gießen an einer Mehltau-resistenten Gerste. In den USA testen Forscher bereits trockenresistenten Mais und Sojabohnen mit veränderter Fettsäurezusammensetzung im Freiland. Die Anwender vergleichen den Einsatz von CRISPR/Cas gerne mit einem chirurgischen Eingriff. Ein präziser Schnitt an der richtigen Stelle und danach heilt alles wie geplant zusammen. Scheinbar ohne Nebenwirkungen. Doch in der Realität sind ungewollte Veränderungen sehr häufig, da die Wissenschaftler immer noch weit entfernt sind, den physischen Körper von Pflanzen und Tieren, geschweige denn Menschen zu erkennen. Die Sonden können an Stellen im Erbgut andocken, die dem Zielort sehr ähnlich sind und dort die DNA verändern, mit unbekannten Folgen. Off-Target heißt das im Gentechniker-Englisch, falsches Ziel getroffen. Doch auch am richtigen Ort (On-Target) kann die Schere falsch schneiden oder eine unbeabsichtigte Erbgutänderung hervorrufen. Hinzu kommt, dass Gene immer mehrere Funktionen steuern und so kann auch ein planmäßig geändertes Gen unerwartete Effekte hervorrufen. „In der Folge könnten die Pflanzen beispielsweise mehr Allergene produzieren, anfälliger für Pflanzenkrankheiten werden oder sich rascher in der Umwelt ausbreiten“ [4]
Die Anwender von
CRISPR/Cas dagegen würden das aufwendige Zulassungsverfahren gerne
vermeiden – und ihre Pflanzen ohne Kennzeichnung auf den Markt bringen.
Sie befürchten, dass bei einem Hinweis auf die gentechnischen Verfahren
viele Verbraucher die daraus
hergestellten Lebensmittel
nicht kaufen würden. Dabei argumentieren die Befürworter von
CRISPR/Cas, dass die damit erzeugten genetischen Veränderungen in
vielen Fällen nichts anderes als Mutationen seien, wie sie in der
Natur vorkommen und auch von der herkömmlichen Pflanzenzüchtung
benutzt werden. Solange mit Hilfe der Gen-Scheren nur genetisches Material
kreuzbarer Arten eingebaut werde, sollten die so erzeugten Pflanzen nicht
dem Gentechnikrecht unterliegen, fordert deshalb der Bundesverband Deutscher
Pflanzenzüchter. Nur beim Einbau von artfremdem Erbgut soll das Gentechnikrecht
greifen. Behörden in Deutschland und der EU teilen diese Argumentation.
Auch der Europäische Gerichtshof beschäftigt sich mit der Frage,
ob der Einsatz von Gentechnik-Scheren als Mutation gelten kann und damit
nicht unter das Gentechnikrecht fällt. Von seiner für das Frühjahr
2018 erwarteten Entscheidung wird es abhängen, wie die EU-Kommission
die neuen Gentechnik-Verfahren künftig regelt. In den USA entscheiden
die Behörden im Einzelfall, ob es sich bei einer mit Gen-Scheren veränderten
Pflanze um einen gentechnisch veränderten Organismus handelt. Bisher
sehen sie das sehr locker. So dürfen mit Hilfe von CRISPR/Cas hergestellte
Zuchtpilze, die nach dem Anschneiden nicht braun werden, ohne Zulassung
verkauft werden. Seit drei Jahren angebaut und als gentechnikfrei vermarktet
wird Raps, der mit Hilfe der Gen-Schere ODM herbizidresistent gemacht wurde.
Solche nicht gekennzeichneten Produkte können unbemerkt auf den deutschen
Markt gelangen. Denn viele mit Gen-Scheren herbeigeführte Änderungen
lassen sich im fertigen Produkt nicht oder nur mit sehr hohem Aufwand nachweisen.
[5]
Die Züchtung
von Pflanzen ist nur eine mögliche Anwendung der neuen gentechnischen
Verfahren. Mit ihrer Hilfe lassen sich auch Tiere und das menschliche Erbgut
manipulieren. Besondere Sorgen bereitet Kritikern die Entwicklung sogenannter
Gene Drives. Mit dieser
Technik lässt
sich die Gen-Schere CRISPR/Cas im Erbgut eines Tieres oder einer Pflanze
verankern. Dadurch wiederholt sich die gentechnische Veränderung in
der nächsten Generation automatisch und kann sich binnen kurzer Zeit
in ganzen Populationen ausbreiten. Mehrere Forschungsprojekte befassen
sich damit, Mücken, die Krankheiten wie Malaria übertragen, mit
Hilfe von Gene Drives auszurotten. Auch die Dezimierung landwirtschaftlicher
Schädlinge wird bereits erforscht – bisher erst im Labor. Mit
Gene Drives greift der Mensch gewissermaßen in die Keimbahn der biologischen
Vielfalt ein. Einmal freigesetzt, können diese Organismen schwere
Schäden an den Öko-Systemen verursachen. [6]
Kann Genome Editing
bei Krebs helfen? Da werden zum Beispiel Immunzellen entnommen und im Labor
so verändert, dass sie Tumorzellen bekämpfen können. Diese
aufgerüsteten Immunzellen werden im Labor vermehrt und PatientInnen
verabreicht. Allerdings zeigen
die bisherigen Versuche
auch sehr starke Nebenwirkungen und die Langzeitfolgen sind unbekannt.
[7]
Anmerkungen
[1] Zentrum für
natürliche Bienentherapie 2018:
Mechanistische
Sichtweise in der Schulmedizin und unvorhersehbare Folgen der neuen Gentechnik
durch korrumpierte Wissenschaft (Crispr/Cas, Genome Editing, Biologicals,
personalisierten Medizin). Pressemitteilung
[2] Api Review Letters
2018, 17, 1127 und Leo Frühschütz 2018: Gentechnik durch
die Hintertür? S&K 1/2018
[3] Ib.
[4] Ib.
[5] Ib.
[6] Ib.
[7] Ib.; vgl. Zentrum
für natürliche Bienentherapie 2018:
Brustkrebs
und Darmkrebs. Pressemitteilung
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