14.
Brief
6.
April 2006
Aussagen
wie die folgende sind leider immer noch aktuell:
"Und die betäubende Sucht, sich über den Autoritätsglauben Täuschungen hinzugeben, ist vorhanden! In unserer Zeit ist der Autoritätsglaube ungeheuer gewachsen, ungeheuer intensiv geworden, und unter seinem Einfluß entwickelt sich eine gewisse Hilflosigkeit der Menschen in Bezug auf das Urteilen". (Rudolf Steiner)
Diese Hilflosigkeit in Bezug auf das Urteilen findet sich auch bei so renommierten Politikern, wie der Bundesforschungsministerin Annette Schavan. Ohne nachzudenken kündigte sie nach einer Kabinettsitzung an, daß sie als Teil der Innovationsförderung Gentechniker, die neue Pflanzensorten entwickelten, von Beschränkungen und Haftungsansprüchen befreien wolle. Von der Opposition wurde sie dafür allerdings kräftig gerügt, denn die "Wundermittel für die Nano- und Biotechnologie" stünden auf wackeligen Beinen. (FAZ 2006/82, p.5)
In Bezug auf den Autoritätsglauben kann Annette Schavan den Wissenschaftlern und Gentechnik-Experten der FDP allerdings nicht das Wasser reichen. In einer Kleinen "Anfrage der Abgeordneten Dr. Christel Happach-Kasan, Hans-Michael Goldmann, Gudrun Kopp, Marita Sehn, Daniel Bahr (Münster), Rainer Brüderle, Angelika Brunkhorst, Ernst Burgbacher, Helga Daub, Jörg van Essen, Ulrike Flach, Otto Fricke, Horst Friedrich (Bayreuth), Dr. Karlheinz Guttmacher, Klaus Haupt, Ulrich Heinrich, Birgit Homburger, Dr. Werner Hoyer, Jürgen Koppelin, Sibylle Laurischk, Harald Leibrecht, Markus Löning, Dirk Niebel, Günther Friedrich Nolting, Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Eberhard Otto (Godern), Detlef Parr, Cornelia Pieper, Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Rainer Stinner, Carl-Ludwig Thiele, Dr. Dieter Thomae, Dr. Wolfgang Gerhardt und der Fraktion der FDP" hatten sie sich beschwert, daß man den ISAAA-Wissenschaftlern keinen Glauben schenkt, die über die "Möglichkeiten der Grünen Gentechnik zur Verbesserung der Welternährung" so sinnvolle Ausführungen mache. Die FDP-Fraktion stehe geschlossen hinter den Aussagen der ISAAA: "Die international tätige Agrobiotechnologie-Agentur ISAAA (International Service for the Acquisition of Agri-biotech Applications) weist in ihrem An- baubericht 2002 darauf hin, dass etwa sechs Millionen Landwirte in 16 ver- schiedenen Ländern im Jahr 2002 gentechnisch veränderte Organismen (GVO) angebaut haben" (Deutscher Bundestag Drucksache 15/785 15.)
Nur leider hat sich die ISAAA zusammen mit ihren Gentechnik-Experten als wenig glaubwürdig erwiesen. wir hatten darüber berichtet*
Was bedeutet das für eine ehemals liberale Partei? Doch wohl soviel, daß sie von vernünftigen Leuten als nicht wählbar eingestuft werden muß. Denn die Verbreitung der Gentechnik, die Verseuchung von Privateigentum kann nicht mehr als liberal bezeichnet werden. Das erinnert eher an den materialistischen Sozialismus des vergangenen Jahrtausends.
"Materialistischer Sozialismus, der alles nach ökonomischen, daß heißt, nach rein physischen Gesetzen ordnet". (Rudolf Steiner)
"Es ist gar nicht zu leugnen, daß man durch die gewöhnlichen wissenschaftlichen Begriffe, die immer mehr und mehr in die allgemeine Bildung übergehen, sogar in intellektueller Beziehung immer beschränkter wird". (Rudolf Steiner)
"Die Unbefangenheit geht ihm verloren. Engherzig wird der Geist und beschränkt. Unsere intellektuelle Bildung ist der Weg zur geistigen Beschränktheit". (Rudolf Steiner, B-Nr. 182, p. 64)
Auch wenn der Weg zur geistigen Beschränktheit für einzelne Gentechnik-Wissenschaftler und Gen-Bauern frei ist, insbesondere in den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg und Bayern, erhält die "grüne" Gentechnik eine Absage nach der anderen. "Weitere zwei Staaten erteilen der grünen Gentechnik eine Abfuhr: Nachdem in Rumänien viele Jahre Gen-Soja wuchs, verbietet die Regierung den Gen-Soja-Anbau ab Januar 2007. Und Bolivien untersagt jegliche Freisetzungen von Gen-Mais. Der Widerstand von Verbrauchern, Bauern und Umweltorganisationen bewegte sieben EU-Länder, die Verwendung von Genpflanzen als Saatgut oder Lebensmittel - trotz Zulassung durch die EU-Kommission - einzuschränken oder zu verbieten"; darunter Griechenland, Österreich, Luxemburg, Deutschland, Frankreich, Polen, Ungarn. (EN 1/06, p.1-8)
Weiter heißt es: "Kritik des WTO-Schiedsgerichts an den EU-Einfuhrbeschränkungen bleibt vorerst folgenlos. Europa gegen Genfood". (EN 1/06, p.8)
Damit für wirtschaftlich
schwächere Länder die WTO-Entscheidung auch folgenlos bleibt,
ist in diesen Ländern Aufklärungsarbeit dringend notwendig -
allerdings nicht durchgeführt von den Gentechnik-Experten der FDP
oder der ISAAA!
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*Wissenschaftsbriefe
2006,5,Nr.4
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