568.
Brief
22.
August 2014
Im 20. Jahrhundert haben Modemacher aus Paris sich von koptischer Kunst inspirieren lassen. Eine koptische Tunika galt als besonders "cool". [1]
Viele christliche Sakralbauten in Konstantinopel-Byzanz wurden nach der Eroberung durch die Türken (1453) in islamische Bethäuser umgewandelt. "Dabei hat vor allem das Innere schwere Einbußen erlitten, weil die bilderfeindlichen Muselmanen die alten Malereien und Mosaiken übertünchten oder von den Wänden schlugen und damit dem Raum viel von seiner ursprünglichen Schönheit und Wirkung nahmen. Geblieben aber ist das räumliche Erlebnis, das aus der Eigenart der Architektur selbst kommt und das charakteristisch ist für das Raumideal, zu dem sich die Kirchenbaukunst im byzantinischen Osten seit dem 5. und 6. Jahrhundert bekannte." [2]
Für die Hagia Sophia in Konstantinopel standen den beiden griechischen Baumeistern Anthemios von Tralleis und Isidor von Milet unbegrenzte Mittel und ein Heer von 10.000 Arbeitern zur Verfügung. In einer für jene Zeit unvergleichlichen Anstrengung wurde das fast Unmögliche erreicht: "In nur fünf Jahren wuchs eine Kirche aus dem Boden, die uneingeschränkt zu den reifsten und kühnsten Schöpfungen gezählt werden kann, welche die Baukunst jemals hervorbrachte". [2]
Die islamische Baukunst war für Europa ohne zukunftbestimmende Folgen. Sie war überall dort, wo sie auf europäischem Boden sich zeigte, nicht vom Volke getragen, sondern allein von den Eroberern. Darin gleicht sie der antik-römischen Baukunst in den römisch besetzten Provinzen. Aber wenn diese auch über den Zusammenbruch der Römerherrschaft hinaus wirksam blieb, weil sie sich in ihrer Spätzeit christianisiert und damit einen Geist angenommen hatte, der in Europa fortdauerte, mußte die islamische in gleicher Weise aus Europa verschwinden, in welcher das Christentum den Islam wieder zurückdrängte. [2]
Die Hagia Sophia (Heilige Weisheit) in Konstantinopel war seit ihrer Gründung im Jahre 537 eine art Petersdom der Ostkirche. Die türkischen Eroberer verwandelten die Kirche in eine Moschee, übermalten Mosaike und Fresken und errichteten vier Minarette. Heute ist die Hagia Sophia ein Museum; die Bilder der Kirche wurden wieder freigelegt. In Zukunft soll die Hagia Sophia wieder als christliche Kirche geweiht und die Minarette entfernt werden. [3]
Auch andere Kirchen im früheren Konstantinopel und in der übrigen Türkei wie die Kreuzkuppelkirchen von Fisandon, Gezi, Hagios Gregorios, sollen wieder in ihren ursprünglichen Zustand gebracht, islamische Zeichen und Minarette entfernt werden. Teilweise werden Kirchen und Klosteranlagen in der Türkei sogar als Stall zweckentfremdet. [3][4][5]
Heute ist die orthodoxe Christenheit ein lockerer Verband der verschiedenen Patriarchate - Konstantinopel, Jerusalem, Antiochia und Alexandrien - und der selbstständigen Kirchen in Rußland, Kroatien, Serbien, Rumänien, Griechenland, Bulgarien, Polen, Georgien, Albanien, Zypern, Sinai, Finnland, Estland, Lettland, Tschechien, Slowakei. Als Ostkirche im weiteren Sinne bezeichnet man die recht zahlreichen kirchlichen Gemeinschaften, die aus der frühen Christenheit oder der orthodoxen Kirche entstanden sind. Es gibt die Nestorianer, die das Christentum weit nach Indien und China hineintrugen, die Jakobiten, die Syrische Kirche, die Koptische Kirche in Ägypten, die Abessinische Kirche in Äthiopien und die Armenische Kirche in Rußland und im Vorderen Orient, die Maronitische Kirche vor allem im Libanon, die Ruthenische Kirche in der Ukraine, die Malabarische Kirche in Indien. [3]
Die russisch Orthodoxe Kirche versteht sich als Schutzpatron der verfolgten Christen im nahen Osten. Seit Jahrhunderten habe sie die Christen des nahen Ostens moralisch und materiell unterstützt, sagt Metrpolit Hilarion Alfejew, der Leiter des Außenamts im Moskauer Patriarchat. Der Genozid an den irakischen Christen, der sich heute mit voller Wucht entfaltet, habe im Jahr 2003 eingesetzt, als "externe Militärkräfte das Regime von Saddam Hussein angeblich im Namen der Demokratie gestürzt" und so den Beginn des Exodus der Christen eingeleitet hätten. Heute unternehme der Westen nicht das Nötige, um die vom "Islamischen Staat" eroberten Gebiete zurückzugewinnen. So führe "die von außen ermunterte Destabilisierung des nahen Ostens" zur völligen Vertreibung der Christen. Bei der letzten Versammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen in Südkorea nannte er die zwei Herausforderungen für die gesamte christliche Welt: Vor den "radikalen Islamismus" stellte er den "kämpferischen Säkularismus in den sogenannten entwickelten Ländern. In jeder Epoche hat es in der islamischen Welt Terrorgruppen gegeben; im 12. Jahrhundert waren die Assassinen das, was heute Al Quaida und deren Nachfolger sind. [6][7]
Die Evangelisten Mathäus und Lukas berichten, wie das Volk von Ninive, dem heutigen Mossul, durch Jonas von allem Bösen erlöst worden sei. Doch soeben haben in Mossul die Krieger des Dschihad die Christen vertrieben und das Grabmal des Jonas vernichtet. [8]
Papst Franziskus
hat Fernando Kardinal Filoni, Chef der Kongegation zur Evangelisierung
der Völker, der zwischen 2001 und 2006 Nuntius in Bagdad war, entsandt.
Die Vertreter der päpstlichen Hilfsorganisation "Kirche in Not", die
den Kardinal begleitet haben, berichten, dass in Mossul alle 45 Kirchen
entweiht und teilweise zerstört sind; eine Kirche ist in eine Moschee
umgewandelt worden, eine andere dient dem "Islamischen Staat" als Quartier.
Entweiht sind auch die zehn Kirchen von Karakosch, der bisher größten
nur von Christen bewohnten Stadt des Iraks. Der Vatikan stellt nun die
Fortsetzung des Gesprächs mit dem Islam in Frage, sollten islamische
Verbände nicht "einmütig und ohne Zweideutigkeit die Verbrechen
des Islamischen Staates" verurteilen. Der Vatikanvertreter bei den UN-Organisationen
in Genf, Erzbischof Silvano Maria Tomasi, sprach sich schon für ein
bewaffnetes Eingreifen aus; und der derzeitige Nuntius in Bagdad, Erzbischof
Giorgio Lingua, soll Filoni davon überzeugt haben, dass diesmal selbst
der Vatikan für den Waffengang eintreten müsse. Um die Christen
und die Kunstschätze in Kirchen und Klöstern dauerhaft zu schützen
muß im nahen Osten das Christentum wieder Staatsreligion werden;
zumindest müssen die Christen ihre Kirchen, Klöster und Ländereien
zurückerhalten; die frühchristlichen Kunstschätze müssen
von Christen erhalten werden, da der muslimische Glaube den Sinn für
Kunst und Architektur nicht fördert. [9]
__________________________________________
[1] Frankfurter
Allgemeine Zeitung 2014, Nr. 175, p. 11
[2] Clichy, B. 1960:
Baukunst in Europa von den Griechen bis zum 19. Jahrhundert. Zürich
[3] Science Review
Letters 2014, 13, Nr. 567 und Schoeps et al. 1958: Die großen
Religionen der Welt. München, Zürich
[4] Dorn, W. 2006:
Türkei Zentralanatolien - Zwischen Phrygien, Ankara und Kappadokien.
Ostfildern
[5] Braun, R.-R.
2005: Zypern. Erlangen
[6] Frankfurter
Allgemeine Zeitung 2014, Nr. 193, p. 8
[7] Frankfurter
Allgemeine Zeitung 2014, Nr. 173, p. 1
[8] Frankfurter
Allgemeine Zeitung 2014, Nr. 175, p. 11
[9] Science Review
Letters 2014, 13, Nr. 567 und Frankfurter Allgemeine Zeitung 2014,
Nr. 191, p. 8; Zu falschen Propheten und ihren Predigern und zum mißbräuchlichen
Gebrauch des Namens Gottes im Koran vgl. Kurse Nr.
501 Thomas von Aquin: Summa Theol, Nr.
568 Nikolaus von Kues / Nicolaus Cusanus / Nicolai de Cusa. Ib.
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