183.
Brief
23.
November 2007
Herr Spelsberg, Redakteur der Internetseiten Transgen.de und Biosicherheit.de ist in seinen Diskussionsforen nicht gut zu sprechen auf all Diejenigen, die berechtigte Argumente vorbringen gegen ihn, seine Internetseiten oder die Auswahl der wissenschaftlichen Texte und Wissenschaftler.
Wie früher [1], so auch heute will er uns eine Art Objektivität vorgaukeln, die sich allerdings bei näherem Hinsehen in ihr Gegenteil verwandelt. Wirklich glaubwürdig sind seine Seiten nur für die Sponsoren von Biosicherheit.de und Transgen.de, also zum Beispiel für das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unter Leitung von Annette Schavan, Bayer CropScience, BASF, Dow Agro Sciences, Monsanto Agrar, Du Pont / Pioneer Hi-Bred International, Syngenta Agro; Innoplanta e.V. Nordharz/Börde; Gatersleben (Portal Erprobungsanbau; 2004-05):
„Die Website bioSicherheit.de wird erstellt im Rahmen des Projektverbundes Kommunikationsmanagement in der Biologischen Sicherheitsforschung im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Das BMBF ist für die auf bioSicherheit.de dargestellten Informationen nicht verantwortlich. Die Redaktion bioSicherheit.de arbeitet unabhängig und ist an keine Weisungen gebunden. .... Das Informationsportal soll die Forschungsergebnisse zur Umweltsicherheit gentechnisch veränderter Pflanzen für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich machen und zu einer sachorientierten, verantwortungsvollen Meinungsbildung beitragen. Es wird im Auftrag des BMBF von einer unabhängigen Redaktion aus ... TransGen (Aachen)" erstellt." [2]
Er möchte „zu einer sachorientierten, verantwortungsvollen Meinungsbildung beitragen", aber wie in der englischen Ausgabe von Biosicherheit.de (GMO-safety.eu) nachzulesen ist, die Ausbreitung der Pflanzengentechnik in Europa fördern, und mit allen nur erdenklichen „seriösen" Biotech Organisationen in und außerhalb von Europa zu diesem Zweck zusammenarbeiten, nicht zuletzt mit so äußerst „seriösen", „unabhängigen" und „objektiven" Biosicherheitsforschern und Wissenschaftlern wie Jeremy Sweet, Joachim Schiemann, Dr. Karl-Heinz Kogel, Professor für Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz am Institut für Phytopathologie und Angewandte Zoologie (IPAZ) und Vizepräsident der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie den Ablegern der Biotech-Industrie: ISAAA, EFSA, BLV, Biosafenet, Biotechnologie.de.
Wie seriös diese Wissenschaftler, Journalisten und Organisationen wirklich sind, wurde vielfach gezeigt [3][4][5][6][7]. Dennoch glaubt Herr Spelsberg felsenfest an die biologische Sicherheitsforschung:
„Obwohl es seit Jahren eine biologische Sicherheitsforschung gibt, ist die Auffassung weit verbreitet, mögliche Folgen gentechnisch veränderter Pflanzen für die Umwelt seien nicht erforscht" [8].
Und klammert sich an Professoren, die, bedingt durch Erziehung und Ausbildung, nur in der Lage sind, einen sehr geringen Ausschnitt der organischen Natur zu erkennen - nämlich den anorganischen Anteil. So ist ihm Dr. Karl-Heinz Kogel, Professor für Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz am Institut für Phytopathologie und Angewandte Zoologie (IPAZ) und Vizepräsident der Justus-Liebig-Universität Gießen ein willkommener Gast. Wo er denn den Nutzen der Pflanzenbiotechnologie sehen würde, der in der Gesellschaft überzeugend vermittelt werden könne? Darauf antwortet Herr Kogel wie es unter Seinesgleichen üblich ist:
„Aus meiner Sicht ist es immer noch ein wesentliches Ziel, den chronischen Hunger zu überwinden und Pflanzen mit einer besseren Qualität zu entwickeln. Gerade unter der Anforderung der Nachhaltigkeit wird Gentechnik hier zukünftig einen Beitrag leisten" [9].
Niemand hätte von ihm eine andere Aussage erwartet. Nur darf man nicht denken, daß seine Aussagen mit der Realität übereinstimmen. Es ist eine Binsenwahrheit ,daß Gentechnik eine weltweite Nahrungsmittelkrise auslösen kann und gentechnisch veränderte Lebensmittel als gesundheitsgefährdend eingestuft werden müssen [10].
Dr. Karl-Heinz Kogel gilt für Herrn Spelsberg als „seriöser Sicherheitsforscher" weil er in seinen Texten und Debatten die üblichen Floskeln verwendet, wie sie auch von der EFSA, der FDA, BLV oder den ISAAA- und Biosafenet-Wissenschaftlern schon bekannt sind:
„Entsetzlich finde ich aber die Begründung, die von einer Gefahr für die Umwelt spricht. Aus wissenschaftlicher Sicht hält sie einer substantiellen Analyse nicht stand. Wenn Sie die entsprechenden Publikationen bis 2007 sorgfältig analysieren, wird deutlich: Es haben sich keine Risiken für Mensch, Tier und Pflanzen gezeigt" [11].
„Die biologische Sicherheitsforschung, die das BMBF seit Jahren mit vielen Millionen fördert, hat auf die meisten Risikofragen Antworten geliefert. Aber genau die werden nicht berücksichtigt. Das ist ein schwerer handwerklicher Fehler. Als Fachmann für biologischen Pflanzenschutz - wir haben in dieser Richtung viel publiziert - muss ich auch sagen, dass die Konsequenzen der Argumentation kaum bis zu Ende gedacht werden. Wenn das Bt-Toxin wirklich eine Gefahr darstellt – wie Anreicherung im Boden oder eine Aktivität auf Nicht-Zielorganismen - , dann müssten doch die klassischen Bt-Präparate schnellstens überprüft werden. Seit Jahrzehnten werden diese in der organischen Landwirtschaft als biologische Pflanzenschutzmittel verwendet." [12].
Allerdings: das BMBF hat seit Jahren die biologische Sicherheitsforschung gefördert und unter Anleitung von Annette Schavan viele Millionen Steuergelder in den Sand gesetzt. Denn die „seriösen Sicherheitsforscher" outen sich in der Regel selbst, so auch Dr. Karl-Heinz Kogel: er setzt das Bt-Toxin aus der gentechnisch veränderten Pflanze mit dem natürlichen Bt-Präparat gleich. Ein eklatanter Fehlschluß auch wenn diese Art der Schlußfolgerung in der „seriösen Sicherheitsforschung" weit verbreitet ist.
Es muß nicht erst erwähnt werden , daß auch Herr Spelsberg in der Fehlschlusstechnik versiert ist. In einem Interview mit Katja Moch vom Öko-Institut Freiburg stellt Herr Spelsberg die verblüffend naive Frage: „In welcher Weise sollten ihrer Meinung nach die neuen Erkenntnisse bei der Entwicklung von Neuzüchtungen – konventionellen wie transgenen - verwertet werden?" - und will damit die unter Biotechnologen weit verbreitete Fehlschlußtechnik seiner Gesprächspartnerin als normale Schlußtechnik verkaufen. Frau Katja Moch* durchschaut ihn aber sofort und antwortet: „Ihre Frage impliziert, dass gentechnische Veränderung eine Züchtungsmethode ist, dem ich so nicht zustimme. Gentechnische Veränderung stellt einen qualitativ anderen Eingriff dar als bei der klassischen Züchtung. Dies spiegelt schließlich auch die europäische Gesetzgebung wieder, die für gentechnisch veränderte Pflanzen eigene Verordnungen besitzt, die eine gesonderte Zulassung regeln" [13].
Zu den erheblichen Lücken beim derzeitigen Konzept der Risikobewertung: „Ja, es gibt Lücken in der derzeitigen Risikobewertung. Das größte Manko ist, dass es keine Richtlinien gibt, welche Methoden oder welches Methodenset mindestens angewendet werden sollten" [14].
Wie in der englischen
Ausgabe der Science Review Letters berichtet wird, haben Untersuchungen
aus den USA gezeigt, daß unwissenschaftliche Annahmen die Basis für
Zulassungen gentechnisch veränderter Organismen gewesen sind und möglicherweise
giftige GMOs in die Umwelt freigesetzt worden sind. Reine Propaganda für
die Biotechnologie wird als Wissenschaft verkauft [15].
________
*)
Katja Moch, Öko-Institut Freiburg, ist Autorin des Gutachtens "Epigenetische
Effekte bei transgenen Pflanzen: Auswirkungen auf die Risikobewertung"
im Auftrag des Bundesamts für Naturschutz (BfN).
[1]
Unwahrhaftigkeit in der Wissenschaftskommunikation, Transgen, ISAAA Science
Review Letters
2006, Heft 5,Nr.3)
[2]
Website biosicherheit.de 11/2007
[3]
Siehe Anmerkung 1
[4]
Irrlehren der Wissenschaft am Beispiel der ISAAA Science Review Letters
2006,
Heft 5,Nr.4
[5]
Umweltrisiken gentechnisch veränderter Pflanzen nicht beherrschbar
- Herr Schiemann von der EFSA sieht die Biologische Sicherheitsforschung
als eine gute Möglichkeit, die Gentechnik weiter zu verbreiten. Man
spricht vom „sicheren Rahmen", so daß die Menschen sich in Sicherheit
wiegen und kann so klammheimlich genmanipulierte Lebewesen in die Umwelt
einschleusen Science Review Letters 2006, Heft 5,Nr.61
[6]
M. Thiele 2001: Gentechnik und
Bienen, Apiservices
[7]
Agrobiotechnologie-Katastrophe, FDA, EFSA, WTO, EU-Kommission. Science
Review Letters 2007, Heft
6,Nr.178
[8]
Siehe Anmerkung 2
[9]
Ibd.
[10]
Gentechnisch veränderte Lebensmittel und GV-Saaten nachweislich unsicher
und gesundheitsgefährdend?
Science Review Letters 2007, Heft
6,Nr.179
[11]
Siehe Anmerkung 2
[12]
Ibd.
[13]
Katja Moch, Öko-Institut Freiburg, ist Autorin des Gutachtens "Epigenetische
Effekte bei transgenen Pflanzen: Auswirkungen auf die Risikobewertung"
im Auftrag des Bundesamts für Naturschutz (BfN) im Interview mit Gerd
Spelsberg (biosicherheit, transgen).
[14]
Ibd.
[15]
Biosafety?
Unscientific assumptions are the basis of approvals - blatant propaganda
exercise stands validated as exemplary science - Toxic gm foods could have
been approved science Review Letters 2007, Vol. 6, #182
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