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 Teil I

Briefe zur wesensgerechten Bienenhaltung - Teil II

(Auswahl)

Fünfundzwanzigster Brief
19. Oktober 2001


Lieber Freund der wesensgemäßen Bienenhaltung,

Traurig aber wahr ist, daß gerade in der "Bio-Szene" oft nicht gewußt wird, worauf es eigentlich ankommt wenn es um Honig und Bienenhaltung geht, und das in zweifacher Hinsicht: Entweder meint der Kunde und damit auch der Imker, guter Honig müsse cremig gerührt oder wenigstens ein sogenannter "Bio-Honig" sein, der, wie es so schön heißt: "nach den international anerkannten Regeln für Bio-Imkerei" (1) gewonnen wurde. Über die eigentliche Qualität des Honigs und die Art der Bienenhaltung werden sich kaum Gedanken gemacht.

Ein Grund zur Aufregung? Nein, ganz gewiß nicht. Nur geht es darum, das Kind deutlich beim Namen zu nennen. Nun, wer cremigen Honig bevorzugt, sollte sich im Klaren sein, daß es sich um ein durchaus weiterverarbeitetes Produkt handelt - immerhin wurde der Honig tagelang gerührt und wieder aufgewärmt. Diese Honig-Rühr-Tartüfferie hat Herr Binder-Köllhofer ausführlich beschrieben: "Wie bekommt man cremigen Honig? Ganz einfach: Man füllt den gerührten Honig - bereits über mehrere Tage z.B. mit Hilfe einer Bohrmaschine gerührt, d.Verf. - erst in Lagergebinde (Eimer, Hobbock) ab und läßt ihn auskristallisieren. Darin wird er zwar auch hart, läßt sich aber anschließend wieder leicht erwärmen (bei 35 bis 38°C für 2 bis 4 Tage im Wärmeschrank). Dann nochmals rühren (wenn sich das Rührgerät eben eindrücken läßt) und ins Abfüllglas umfüllen. Anschließend die Luftblasen entweichen lassen und abschäumen. Schließlich im geheizten Raum (22 bis 25°C) in temperierte Gläser abfüllen" (2). Je nachdem ob einmal oder mehrmals gründlich oder sehr intensiv gerührt wurde, erhält man nach Binder-Köllhofer einen "feinsteifen", "cremigen" oder "cremig fließenden" bzw. "überrührten" Honig. Das ist das eine.

Später werde ich noch auf Methoden eingehen, die den Honig am wenigsten manipulieren. Das andere aber ist die Qualitätsfrage in Bezug auf Bio-Honig bzw. die Ökologische Bienenhaltung. Wie muß denn sogenannter Biohonig sein? Fragen wir doch einfach Herrn Walter Lang selbst. Was sagt er dazu? Er sagt: "Allos. So muß Biohonig sein" (3). Eine totale Leere zu kaschieren ist weder ein dankbares noch leichtes Geschäft. Herrn Lang kann bestätigt werden, daß er keine Mühe gespart hat. Das Ergebnis ist, so ausführlich auch über seine Honigsorten erzählt wird, erschreckend oberflächlich. Warum? Wir werden später noch näher darauf eingehen.

Aber wie muß er denn nun sein, der Biohonig? Er wird "gewonnen nach den international anerkannten Regeln für Bio-Imkerei" (4). Walter Langs erstaunliche Geläufigkeit in derartigen Sätzen verwandelt sich rasch in baren Leerlauf. Aber sehen wir uns einmal seine Honigbroschüre an. Es steht in dieser Honigbroschüre viel Vernünftiges und Richtiges, sie nötigt oft ehrlichen Respekt ab. Alle Achtung, dachte ich mir immer wieder - nur, daß ich dabei gähnen mußte. In einer älteren Ausgabe der Honigbroschüre (5) ging er von Fakten und Sachverhalten aus und ließ viele Hohlräume stehen. In der neuen Auflage (6) hingegen möchte er von einem zentralen Hohlraum ausgehen und ihn mit Fakten und Sachverhalten einkreisen und erschließen. Was er zum Beispiel über die Honiglagerung sagt, ist so schlecht gar nicht, nur würde ich nicht allzuviele Materialien aufzählen, denn wer will schon gerne seinen Honig in Emaille, Weißblech, Schwarzblech oder Stahlblech aufbewahren?

"Wird Honig luftdicht, dunkel und in kühlen, trockenen Räumen gelagert, ist er je nach Sorte, pH-Wert und Wassergehalt mehrere Jahre haltbar. Die optimale Temperatur, um Honig längere Zeit zu lagern, beträgt 14° C. Er darf nur in Gefäßen aus bestimmten Materialien aufbewahrt werden. Dafür eignet sich Glas, Emaille, Weißblech (verzinntes Eisenblech), lackiertes Schwarzblech oder rostfreies Stahlblech. Nicht erlaubt sind verzinkte Behältnisse, da sich sonst giftiges Zinkoxid bilden kann. Eisenblech ist ebenfalls nicht geeignet, weil sich der Honig an den Kontaktstellen schwarz färbt" (7).

Der Glaube an die Idee der Pflichterfüllung, der kategorische Imperativ, die "Seriosität" (vergl. Auch Briefe zur wesensgemäßen Bienenhaltung Teil I) - das sind seine Ausgangspositionen, der Staat als höchste Form der Einheit von Recht und Moral - das war und ist Langs Streben und Ziel und damit das zentrale Thema seiner Texte. Bei jeder Gelegenheit beruft er sich auf die Gesetze, insbesondere die EU-Bio-Verordnung Nr. 2092/91; folgerichtig gilt ihm die peinliche Einhaltung der Vorschriften der EU-Bio-Verordnung als die wichtigste qualitätsfördernde Maßnahme seiner Imkereien und des Honigs: "Die Untersuchungsergebnisse werden im Prüfprotokoll des Qualitätsmanagement-Handbuches notiert" (8). Deshalb würde Herr Lang gerne seinen gesamten Honig als Biohonig anbieten, wenn nicht diese Sachzwänge wären: "Wir bemühen uns prinzipiell darum, Honig von zertifizierten, ökologisch arbeitenden Imkereien anzubieten" (9). Aber? -- Was ist mit den andren Imkereien und Honigsorten? Zu hohe Kosten durch die Zertifizierung? Er sagt: Es "würde der Honigpreis durch die Zertifzierung stark ansteigen" (10). - Hätte das etwa zur Folge, daß diese Honige Schwierigkeiten hätten mit den in Deutschland produzierten Bio-Honigen zu konkurrieren? Herr Lang sieht das ganz anders: "Da qualitativ sehr hochwertige Honige überaus gefragt sind können unsere Lieferanten ihren Honig immer gut abzusetzen. Das zusätzliche Prädikat: "aus kontrolliert biologischer Erzeugung" zu erlangen birgt daher für sie kaum Vorteile" (11). Schließlich gibt es ja die chemische Analyse, wozu also Bio-Kontrolle?: "Für eine objektive Beurteilung des Honigs und zur Absicherung der Qualität lassen wir jeden Honig auf sensorische und chemisch-physikalische Eigenschaften, sowie Rückstände untersuchen" (12).

Die Stützpfeiler, von denen Herr Lang ausgeht sind also die chemische Analyse "zur Absicherung der Qualität" und wenn nötig die Bio-Kontrolle durch "BCS, dem Kontrollbetrieb von Allos" (13). Diesen zentralen Hohlraum - chemische Analyse und Bio-Kontrolle nach gesetzlichen Mindestanforderungen - möchte Herr Lang mit Fakten und Sachverhalten einkreisen und erschließen. Warum nur? Es geht doch um etwas ganz Anderes. Was hat dieser Hohlraum mit wesensgemäßer Bienenhaltung zu tun? Gar nichts. Und doch betont er immer wieder - und das seit 25 Jahren! - worauf es ihm ankommt bei der Honigerzeugung: auf die "Gewinnung nach international anerkannten Regeln für Bio-Imkerei (nur Einsatz biologischer Präparate, Verwendung natürlicher Materialien und schadstofffreier Anstriche, Aufstellung der Völker in weitestgehend unbelasteten Gegenden). Jährliche Kontrolle vor Ort durch unabhängige Kontrolleure" (14). Was heißt das? Das heißt es kommt ihm einzig und allein auf die Schadstofffreiheit des Produktes an. Ob die Haltungsbedingungen der Bienen wesensgemäß sind, interessiert ihn nicht - schließlich ist es in den Gesetzen, nach denen er sich zertifizieren läßt auch nicht enthalten.

Auch war Ihm nie gelungen, die wissenschaftliche Welt zu provozieren oder auch nur anzuregen. - Was es in dieser Beziehung mit Herrn Kirsch, Herrn Grosch oder Herrn Weiler auf sich hat, habe ich ja ausführlich dargestellt (vergl. Briefe zur wesensgemäßen Bienenhaltung Teil I).

Walter Lang, "einer der Pioniere der Naturkost" (15), wie er nicht müde wird darauf hinzuweisen, wurde und wird immer noch von seinem Publikum in der Naturkostszene geliebt, weil er ihm nichts vorenthalten und zugleich nichts abverlangt hat. Aber wie kommt es zu dieser auf phänomenalen Mißverständnissen beruhenden "Allos"-Mode in den deutschen Naturkostläden? Ist es der pseudophilosophische Tiefgang, wenn er zum Beispiel als "Honig - und Naturkost-Spezialist" (16) über das "Wunderkorn der Inkas" (17) berichtet?

Die Verbindung von Scharfsinn und einer gewissen Beschränktheit, ja von Raffinesse und einer so überraschenden wie entwaffnenden Einfalt ist hier nicht etwa bewußt präpariert. Sie entspricht vielmehr der Persönlichkeit, der Mentalität Langs. Er wollte seinen Honigkunden ohne Umschweife klarmachen, wie die Welt des Honigs im Grunde war und wie gründlich Walter Lang sie durchschaute. Aus dieser Mentalität, die natürlich manchen Lesern - und erst recht den Kollegen Langs - auf die Nerven gehen mußte, ergab sich sein munterer und zugleich etwas betulicher Moralismus (der bei seinem Kollegen Herrn Evers allerdings weitaus stärker ausgeprägt ist ) , dieser aufklärerische und immer ein wenig naive Optimismus, der sich übrigens nie von der realen Entwicklung beirren ließ und der offenbar von zahllosen Naturkostkunden goutiert wurde. Die außerordentlich guten Erfolge im Naturkosthandel haben seine Selbstkontrolle in Bezug auf Wichtiges und Unwichtiges in der Bienenhaltung auf fatale Weise reduziert. Ich halte den Mann für sinnlos überschätzt.

Immerhin gibt es ja zunehmend neue Anbieter von Bio-Honig in der Naturkostszene: zum Beispiel Martin Evers. Er will nur das Beste und das aus "kontrolliert biologischer Imkerei"(18). Er nennt uns auch Einzelheiten:

"Martin Evers Imkerhonig ist Ihre Garantie für echten Bio-Honig! Das bedeutet -- Jetzt sind wir aber gespannt! -- :
 
Die Bienen sammeln den Nektar in einer intakten Umwelt - ohne Industrieanlagen, Autobahnen und ohne Pflanzenschutzmittel. 
Bei der schonenden Verarbeitung des Honigs werden keine synthetischen Chemikalien oder Bienenbehandlungsmittel verwendet.
Den Bienenköniginnen werden nicht die Flügel beschnitten.
Die Bienen erhalten für die Überwinterung ausreichend eigenen Honig und Pollen.
Die Imkerei wird mehrmals im Jahr durch eine unabhängige Kontrollstelle kontrolliert und zertifiziert." (19).

"Bei der schonenden Verarbeitung des Honigs werden keine synthetischen Chemikalien oder Bienenbehandlungsmittel verwendet" (20). Hat man jemals gesehen, daß bei der Verarbeitung des Honigs synthetische Chemikalien verwendet werden? Kein einziger Imker kommt auf solche Ideen. Wenn das das Besondere an der Bio-Imkerei sein soll, dann weiß ich wahrlich nicht, was das Besondere an der Bio-Imkerei sein soll!

"Den Bienenköniginnen werden nicht die Flügel beschnitten" (21). Nein, das nun gerade nicht, aber verschwiegen wird, daß sie künstlich besamt werden und das sogenannte Umlarv-verfahren auch nicht spurlos an den Königinnen und dem Bienenvolk vorübergeht.

"Die Imkerei wird mehrmals im Jahr durch eine unabhängige Kontrollstelle kontrolliert und zertifiziert" (22). Womöglich kampieren die direkt auf dem Gelände.

Wer jedoch von den Texten des Herrn Evers auf das Niveau der heutigen Bienenliteratur oder Literatur zur ökologischen Bienenhaltung in Deutschland schließen wollte, wäre leichtsinnig. Dieses Niveau ist erheblich höher.

Den Weg des geringeren Widerstandes, der auf die erfolgreichen Honigverkäufer eine ebenso verständliche wie gefährliche Anziehungskraft ausübt, hat er jedenfalls verpönt: seinem neuen Versuch Honig zu verkaufen und Werbetexte zu verfassen kann Routine am wenigsten vorgeworfen werden. Im Gegenteil: Während seine übrigen Werbetexte der Naturkostszene bereits allzu gut bekannt sind, erwecken die neuen Formulierungen, mit denen Herr Evers den Schritt auf den Honigmarkt wagt, eher den Eindruck einer Ankündigung, den ein ausgesprochener Anfänger geschrieben hat, der sich über seine Möglichkeiten und Grenzen nicht im Klaren ist.

Kurz: Wer mehr über wesensgemäße Bienenhaltung, wie sie in unseren Kursen gelehrt und von führenden Instituten gefordert wird, erfahren will, ist bei Herrn Lang und Herrn Evers an der falschen Adresse.

Ihr M.T.


Anmerkungen

(1) Schrot & Korn. Das Naturkostmagazin 6/2001, p. 2, Schaafheim/Germany
(2) Bindeler-Köllhofer, B., 2001: Cremiger Honig, ein Kinderspiel? ADIZ/Die Biene/Imkerfreund 6/2001, p. 14-15. Berlin/München, Germany.
(3) siehe Nr. 1.
(4) Ibid.
(5) Walter Lang/Allos, 1995: Honigbroschüre. Mariendrebber, Germany.
(6) Walter Lang/Allos, 2001: Honigbroschüre. Mariendrebber, Germany.
(7) Ibid.
(8) Ibid.
(9) Ibid.
(10) Ibid.
(11) Ibid.
(12) Ibid.
(13) Ibid.
(14) Schrot & Korn. Das Naturkostmagazin 6/1999, p. 18, Schaafheim/Germany.
(15) Schrot & Korn. Das Naturkostmagazin 7/1999, p. 16-17, Schaafheim/Germany.
(16) Ibid.
(17) Ibid.
(18) Schrot & Korn. Das Naturkostmagazin 10/2001, p. 55, Schaafheim/Germany.
(19) Ibid.
(20) Ibid.
(21) Ibid.
(22) Ibid.



 
 

Achtundzwanzigster Brief

26. Oktober 2001


Lieber Freund der wesensgemäßen Bienenhaltung,

Es wird mir immer wieder vorgeworfen, es sei lächerlich, wenn man sich einbilden wollte, daß in den Texten von "seriösen" Persönlichkeiten etwas anderes als "Seriosität" zu finden sei und das Lächerliche ja wohl den geringsten Anteil daran haben könne. Warum das? Geschieht nichts Lächerliches in der Welt? Sich etwas Lächerliches als geschehen denken, ist das so lächerlich? Ist das Lachen nicht eine Art Krankheitsvorsorge? Worauf kommt es denn an? Ist es nicht die Übung unserer Fähigkeit das Lächerliche zu bemerken; es unter allen Bemäntelungen, der Mode, sogar im feierlichen Ernst, leicht und geschwind zu bemerken? Wer schon etwas in Übung ist, dem bieten die Texte von "seriösen" Persönlichkeiten, wie zum Beispiel die des Herrn Walter Lang und Herrn Peter Grosch ein weites Feld der Übung. Die Komödie ist für Anfänger unentbehrlich, "seriöse", zum Teil "wissenschaftliche" Texte für den Fortgeschrittenen.

Welche Übung steht heute an? In den letzten beiden Briefen haben wir uns ausführlicher über die Honiggewinnung unterhalten sowie über Methoden, die die Qualität des Honigs erhalten (1). Ist es nicht verwunderlich, daß die Vorgaben der EG-Öko-Verordnung diesen Qualitätsansprüchen diametral entgegenlaufen? Und ist es verwunderlich, daß für Walter Lang der Begriff "Biohonig" durch die EU-Bio-Verordnung eindeutig definiert ist? Damit wäre die nächste Übung umrissen; außerdem werden wir in den folgenden Briefen die Bio-Kontrolle nach EG-Öko-Verordnung etwas genauer betrachten, denn dies ist für Imkereien zunehmend von Bedeutung. Aber davon später mehr.

Zunächst nocheinmal zu einer Veröffentlichung von Herrn Lang. In seiner Allos Honigfibel sagt er: "Allos - Der Bio-Honigspezialist ... setzt sich für vollwertige Ernährung und ökologischen Landbau ebenso ein wie für die ökologische Imkerei" (2). Diesen großen Satz wollte Herr Lang beweisen um alle seine Gegner und Konkurrenten am Honigmarkt, wo nicht auf einmal in die Enge zu treiben, doch wenigstens so zu brandmarken, daß sich keiner seiner Entfernung von der Ökologie und der EU-Bio-Verordnung mehr rühmen dürfe. Der Vorsatz war vortrefflich, und eines eifrigen Honighändlers würdig. Schade nur, daß sich die Wahrheit nicht immer nach unseren guten Absichten bequemen will. Nicht will? O sie wird müssen; wir verstehen uns aufs Beweisen. "Denn", sagt Herr Lang "alle Bereiche bilden zusammen die Grundlage für eine intakte Umwelt und naturbelassene Lebensmittel" (3). Da steht der Beweis und er ist dazu noch schön gesagt. Nun will Herr Lang weiter gehen: "Die EU-Bio-Verordnung regelt seit August 2000 verbindlich die Richtlinien für ökologische Bienenhaltung; damit ist seitdem auch der Begriff 'Biohonig' eindeutig definiert" (4). In den vorhergehenden Briefen haben wir gesehen, wie wenig der Begriff "Biohonig" definiert ist, und wie diametral die Qualitätsansprüche auseinanderklaffen. Aber Herr Lang schiebt uns eine Definition unter, die klar und eindeutig sein soll. - Kein Mensch wird diese Definition dafür erkennen. - Für Herrn Lang ergibt sich aber daraus sein "Anspruch an Bioqualität" (5) und daher habe er "weltweit eine positive Wirkung auf die Entwicklung der Imkerei" (6). So denkt er, und schleicht sich stillschweigend aus dem Paradoxo in die angrenzende Wahrheit.

Anstatt zu beweisen, daß ohne Allos, dem "Bio-Honigspezialist" keine intakte Umwelt, naturbelassene Lebensmittel und eine ökologische Imkerei sein könne, beweist er, daß da, wo eine intakte Umwelt ist, eher der "Bio-Honigspezialist" zu vermuten sei, als wo keine ist. Er versprach etwas zu beweisen, wobei wir alle die Ohren spitzten, stattdessen bewies er etwas, was keines Beweises braucht.

Wenden wir uns nun aber einer Sache zu, die eines wirklichen Beweises bedarf. Es ist gut den roten Faden im Auge zu behalten, gerade wenn von "Bio-Schwindel" oder "Öko-Kontrollstelle", von "Bio-Garantie" oder "Biosiegel" die Rede ist. An Hand eines Beispiels aus dem Bereich der Landwirtschaft zeigen wir die Schwierigkeiten, die Auftreten können, wenn eine Zertifizierung lediglich nach EG-Öko-Verordnung erfolgt. Doch davon mehr in den nächsten Tagen.

M.

(1) Briefe zur wesensgemäßen Bienenhaltung Teil II, Nr. 26-27. Bad Sooden, Germany.
(2) Allos/Walter Lang, 2001: Honigfibel mit Informationen und vielen Tips zum Thema Honig. Mariendrebber, Germany.
(3) Ibid.
(4) Ibid.
(5) Ibid.
(6) Ibid.



 

Neunundzwanzigster Brief

29. Oktober 2001


Der Zuschauer, der die Geschichte der "Bio-Kennzeichnung" durch die EG-Öko-Verordnung nicht kennt, verliert sich rasch in einem Chaos ihm ganz oder teilweise unverständlicher Äußerungen, Anspielungen und Vorfälle. Derjenige Zuschauer hingegen, der die Gesetzestexte, die Interpretationen und Kritiken gelesen hat und dem die wesensgemäße Bienenhaltung und die biologisch-dynamische Landwirtschaft viel bedeuten, ist entsetzt über die Oberflächlichkeit von Peter Groschs Ausführungen zu dem ihm vorgeworfenen "Bio-Schwindel" und seine zumindest ärgerliche Fahrlässigkeit.

Worum geht es? Herr Frühschütz von dem bekannten Naturkostmagazin in Deutschland "Schrot&Korn" sagt: "Hipp ist zwar kein Naturkost-Projekt, aber vermutlich das wichtigste Bio-Unternehmen der "normalen" Wirtschaft. Deshalb kann es weder Naturkost-Kunden noch ein Naturkost-Magazin kalt lassen, wenn hier in größerem Maße betrogen würde. Noch viel weniger, ... wenn auch das System der 'internen Qualitätssicherung', das weltweit eine Säule der Bio-Kontrollsysteme ist, völlig unzuverlässig wäre"(1).

Wie halten es denn die sogenannten Öko-Kontrollstellen nach EG-Öko-Verordnung mit der internen Kontrolle in Kombination mit externer Inspektion? Das folgende Beispiel handelt zwar von Bananen und Kleinbauern, dasselbe System wird aber auch auf Honig und Imkereien angewandt, wie uns die Beispiele Allos/Walter Lang und Martin Evers gezeigt haben (2). Was ist passiert?

Sollte der Vorwurf den Tatsachen entsprechen, "im Falle von Hipp habe die Kontrolle nicht funktioniert und es seien größere Mengen konventioneller Bananen zu Bio-Babynahrung verarbeitet worden, trifft deshalb die gesamte Bio-Branche" (3). - Zumindest den Bereich, der sich ausschließlich nach den Mindestanforderungen der EG-Öko-Verordung von sogenannten "Öko-Kontrollstellen" kontrollieren läßt. Das in diesem Fall praktizierte Kontrollsystem wird zwar "von allen international tätigen Zertifizierern angewandt, wenn es darum geht, große Mengen an Kleinbauern zu überprüfen" (4). Dennoch müsse man differenzieren.

Das Stichwort lautet "Internes Kontrollsystem". In der Praxis sieht das so aus: Kleinbauern, die biologisch anbauen wollen oder Imkereien, schließen sich zu einer Gruppe, etwa einer Genossenschaft, zusammen. Diese übernimmt nach externen Vorgaben die interne Kontrolle, besucht alle Bauern mindestens einmal im Jahr, berät sie und überprüft die Einhaltung der Anbauregeln. Zusätzlich gibt es natürlich auch eine soziale Kontrolle der Bauern untereinander - wenn herauskommt, dass unzulässig gespritzt oder gedüngt wird, besteht die Gefahr, dass die ganze Genossenschaft ihre Bio-Zertifizierung verliert. "Aber natürlich verlässt man sich nicht allein auf das interne Kontrollsystem. Der externe Zertifizierer kontrolliert mindestens einmal im Jahr die Gruppe, insbesondere die Dokumentation und das Funktionieren der internen Kontrolle. Zusätzlich überprüft er eine Stichprobe von mindestens 10 Prozent der Bauern direkt (wenn der externe Kontrolleur den Eindruck hat, dass das interne System gut funktioniert). Es können aber auch 20 oder 50 Prozent sein, wenn der Kontrolleur Zweifel hat. ... Die Qualität der Kontrolle leide nicht unter dem internen Kontrollsystem, sagen übereinstimmend alle Zertifizierer" (5).

- Nur werden die Kontrolleure des internen Kontrollsystems nach EG-Öko-Verordung geschult. Was heißt das? Der Standard, der den Schulungen zugrunde liegt, ist wesentlich niedriger, als der, nach denen private Zertifizierungsorganisationen vorgehen. Davon hängt es aber entscheidend ab, wie gut das System funktioniert. Besonders wichtig ist auch die Aufklärungsarbeit, die zu Beginn in das Projekt investiert wird, um den ökologischen Landbau und die wesensgemäße Bienenhaltung in den Köpfen und Herzen der Bauern und Imker zu verankern. Dies ist die Aufgabe der unabhängigen Trainingszentren. "Deshalb ist es durchaus sinnvoll zu fragen, ob die Produkte eines Anbieters aus Projekten mit langjährigen Beziehungen stammen oder auf dem Weltmarkt für Bio-Waren zusammengekauft wurden" (6).

Worauf ist also in erster Linie zu achten? Es ist wichtig zu erfahren, wie gut die im internen Kontrollsystem tätigen Inspektoren für ihre Aufgabe geschult wurden. Eine Schulung dieser Inspektoren nach EG-Öko-Verordnung ist vor allem im Bereich der Bienenerzeugnisse völlig unzureichend. Und wenn Herr Grosch das nicht versteht: so kann ich ihm freilich nicht helfen; und man muß ihm erlauben, so lange zu schwatzen als er will. Und wahrhaftig sein Geschwätz erregt ordentlich Mitleiden: Als Öko-Kontrollstelle beteuert er: "BCS ist die einzige nach EN 45011/ISO 65 akkreditierte deutsche Öko-Kontrollstelle und kann die korrekte Wirklichkeit konkret belegen" (7).

Es ist kaum verwunderlich, daß "es Probleme geben kann" (8). Das zeigt das Beispiel Hipp und Grosch erklärt uns Herr Frühschütz: "Der Geschäftsführer der Hipp-Tochter Trobanex wurde im Frühjahr 2000 gefeuert, weil er über eine Million Mark in die eigene Tasche gewirtschaftet hatte. Ob angesichts solcher krimineller Energie das interne Kontrollsystem, dass eben dieser Geschäftsführer aufgebaut hat, ordentlich funktionierte, ist fraglich. Schließlich hat der Geschäftsführer an jeder Banane mitverdient, die er an Hipp lieferte. Peter Grosch, der Leiter der für das Hipp-Projekt zuständigen Kontrollstelle BCS Öko-Garantie, sagt, er habe das interne Kontrollsystem regelmäßig überprüft, ebenso jeden neu hinzu gekommenen Lieferanten. Dass etwa 40 bis 50 Bauern wegen des Einsatzes von Chemikalien ausgeschlossen wurden, ist für Grosch ein Beleg für das Funktionieren des Kontrollsystems" (9). - Also doch alles nur ein Wortstreit? Für Herrn Grosch vielleicht. Ich errege dem Verfasser von "Der 'Bio-Schwindel', eine Stellungnahme" (10) keinen Wortstreit. Denn es ist kein Wortstreit mehr, wenn man zeigen kann, daß der Mißbrauch der Wörter auf wirkliche Irrtümer leitet.

Doch dieser Irrtum ist bei ihm nur der Übergang zu einem größeren. Hören Sie, wie es weiter geht: "Etwas kritischer sieht dies die Europäische Union. Sie hatte im November 2000 Auditoren nach Costa Rica geschickt, um das dortige Öko-Kontrollsystem zu inspizieren. In dem Bericht ist in Bezug auf das dortige BCS-Büro von einer "ärmlichen Dokumentation" des Inspektionssystems die Rede sowie von unvollständigen und mangelhaft geführten Unterlagen. Peter Grosch räumt ein, dass das Büro in Costa Rica schlecht organisiert gewesen war. Der größte Teil der als fehlend monierten Unterlagen sei vorhanden, aber auf die Schnelle nicht auffindbar gewesen. Dass "nicht alles immer so war, wie es sein sollte", begründet Peter Grosch mit dem schnellen Wachstum von BCS" (11).

Es sind überhaupt alle seine Begründungen und Stellungnahmen von ganz sonderbarem Schlage. Von einer einzigen lassen Sie mich nur noch ein paar Worte sagen.

Grundsätzlich hat er nichts gegen Kritik. Das kommt in seinem Lob der Zeitschrift Schrot &Korn zum Ausdruck: er meint, daß er "dieses Blatt immer als waches und kritisches, als gesund provokatives Szeneorgan empfunden habe" (12), obwohl er "keineswegs immer mit allem einig" (13) war. Dennoch spart er nicht an Lob: "Das ändert aber nichts daran, dass diese 'Instanz' S+K einfach gut ist und immer 'dran'. Es wird nicht leicht sein besser zu werden, einfach weil Ihr schon so gut seid: Dranbleiben heißt mitentwickeln, Anstöße geben und Anstoß erregen, damit die Dinge dahinter sichtbar werden... mit Zivilcourage, Sachverstand und Visionen!" (14) - Was er von Kritik hält, wenn die "Dinge dahinter sichtbar werden" und welche Begründungen er anführt, erfahren wir in der Fortsetzung (15).

M.

(1) Frühschütz, L., 2001: "Max" und die Bio-Bananen. Schrot & Korn. Das Naturkostmagazin 11/2001, p. 49-52, Schaafheim/Germany.
(2) Briefe zur wesensgemäßen Bienenhaltung Teil II, Nr. 25ff. Bad Sooden, Germany.
(3) Frühschütz a.a.O.
(4) Ibid.
(5) Ibid. Mehr über Kontrollsysteme, siehe Kurs über wesensgemäße Bienenhaltung #03, Teil I sowie Kurs für Zertifizierer #25. Bad Sooden, Germany.
(6) Ibid.
(7) Peter Grosch/BCS ÖKO-GARANTIE, 2001: ‚ Der Bio-Schwindel' in der Zeitschrift MAX vom 6.9.2001, Stellungnahme. BCS-Mitteilung vom 08.09.01, Nürnberg, Germany.
(8) Frühschütz a.a.O.
(9) Ibid.
(10) Grosch a.a.O.
(11) Frühschütz a.a.O.
(12) Schrot & Korn. Das Naturkostmagazin 9/2000, Grußworte, Schaafheim/Germany.
(13) Ibid.
(14) Ibid.
(15) Briefe a.a.O. Teil II, 30ff.
 




Vollständige Version der Briefe Teil I-III

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