Zentrum für wesensgemäße Bienenhaltung

Der kurzfristige Aufschwung und der langfristige Abschwung in der Landwirtschaft durch die grüne Gentechnik

(aus: Apicultural Review Letters 2007,Heft 6, Nr. 148)

Der kurzfristige Aufschwung (Raubbau) scheint für viele Landwirte, Imker (vergl. Apicultural Review letters 2007, Heft 6, Nr. 149) und Unternehmen verlockender als eine fruchtbare Entwicklung.

Bezüglich Öl, Gas und Kohle ist es mittlerweile klar, dass die Verbrennung fossiler Energieträger den Klimawandel beschleunigt und damit die Erde vorzeitig ruiniert. Es wird verstärkt in regenerative Energien wie Solar- und Windkraft investiert.

Anders sieht es in Landwirtschaft und Imkerei (Apicultural Review letters 2007, Heft 6, Nr. 149) aus. Hier wird der Zusammenhang kaum erkannt. Die Ressourcen werden zunehmend ruiniert: die landwirtschaftliche Fläche wird durch Monokulturen, insbesondere durch gentechnisch veränderte Pflanzen verwüstet. In Kanada ist die landwirtschaftliche Fläche schon fast unbrauchbar geworden; zur Zeit wird in Argentinien ein „Agrarboom bejubelt." Argentiniens Sojaernte stammt schon jetzt nahezu vollständig aus genverändertem Saatgut (FAZ 2007/Nr. 132, p. 16) - mit schweren Folgen für das Ökosystem und insbesondere die Bienenhaltung in Argentinien.

Ein weiteres Problem der Monokulturen ist der hohe Wasserverbrauch: Dies betrifft vor allem Länder wie China, Indien, Libyen, Israel, Ägypten, USA und die südlichen Teile der ehemaligen Sowjetunion. „Gegenwärtig besetzen die Länder - Usbekistan, Kasachstan, Turkmenistan, Tadschikistan und Kirgisistan - fünf der obersten sieben Plätze in der Weltligatabelle des Wasserkonsums pro Kopf. Nach Trinkwasser muß immer tiefer gebohrt werden, bis in stark salzhaltige Schichten hinein" (FAZ 2007/Nr. 138, p. 37). Allein in Usbekistan bewirkt das Salzverseuchte Wasser, dass 87 Prozent der Kinder anämisch zur Welt kommen. Auch in Indien, wo die Brunnen wegen des sinkenden Grundwasserspiegels immer tiefer gebohrt werden müssen, sind allein 20 Millionen Menschen an einer Flouridvergiftung erkrankt. Anämie, Gelenkversteifung, Nierenversagen, Muskelrückbildung und Krebs sind die Folge (ibd.).

Der preisgekrönte englische Umweltjournalist Fred Pearce hat ein interessantes Buch geschrieben („Wenn die Flüsse versiegen", München, 2007). Seine Vision ist, dass eines Tages Produkte die Herstellungskosten so selbstverständlich auf der Packung angeben wie die darin enthaltenen Kalorien; z.B. wieviel Benzin für den Transport benötigt wurde und welche Menge Wasser zur Herstellung (ibd.).

Zum kurzfristigen Aufschwung in der Landwirtschaft mit grüner Gentechnik gehören auch Pflanzenschutzmittel mit Nebenwirkungen. Das Problem: „immer mehr Unkräuter werden resistent" (FAZ 2007/Nr. 134, p. N2).

In der seit 1. Juni 2007 gültigen EU-Verordnung zur Registrierung, Bewertung und Zulassung chemischer Stoffe (Reach) werden etwa 30.000 Stoffe erfasst mit etwa 1.000 Wirkstoffen. Die Weltproduktion liegt weitgehend in der Hand von sechs Konzernen: Bayer, BASF, Syngenta, DuPont, Dow und Monsanto. Der deutsche Pflanzenschutzmarkt liegt seit Jahren bei einem Volumen von rund 1,1 Milliarden Euro; etwa 4 Prozent des Weltmarktumsatzes. Chemikalien, die sich im Labor als krebserregend, erbgut - oder fortpflanzungsschädigend erweisen, will die Kommission nicht mehr zulassen. Die Hersteller, die auch die gentechnisch veränderten Pflanzen dazu liefern, „erachteten die Risiken jedoch als handhabbar, weil die Mittel hochverdünnt und unter strengen Vorschriften ausgebracht würden, sagt Volker Koch-Achelpöhler, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes Agrar" (FAZ 2007/Nr. 145, p. 19). Insgesamt würden die in Deutschland jährlich gespritzten und vergrabenen (z.B. gebeiztes Saatgut) Pestizide kaum ins Gewicht fallen - handelt es sich doch nur um 40.000 to ! (itm 2/2007).

Nicht jeder will den kurzfristigen Aufschwung in der Landwirtschaft mit grüner Gentechnik mitmachen. Weder die Bevölkerung noch die Ökobauern, Bierbrauer oder Imker.

In Deutschland werden mehr als 800.000 ha von Ökobauern bestellt. Das sind 4,7 Prozent der gesamten Agrarfläche (FAZ 2007/Nr. 134, p. 15). Die Nutzung von gentechnisch veränderten Zutaten in Öko-Lebensmitteln bleibt zwar verboten. Ein Anteil von 0,9 Prozent ist nach der EU-Verordnung aber akzeptabel. Seltsamerweise gehen die Vertreter der Bio-Verbände erheblich zaghafter auf die Barrikaden als beispielsweise die Imker oder Bierbrauer.

Die mittelständischen deutschen Brauer fürchten um die Reinheit des Bieres, wenn die Novelle des Gentechnik-Gesetzes nicht noch verändert wird. Sie wollen auf keinen Fall hinnehmen, dass Rohstoffe für Bier noch bis zu einem Grenzanteil von 0,9 Prozent als frei von Gentechnik gelten sollen; sie verlangen 0.1 Prozent. Der Verband Private Brauereien Deutschland, in dem sich 800 mittelständische Betriebe zusammengeschlossen haben, stellte dazu kürzlich in Berlin ein „Manifest gegen die grüne Gentechnik" vor. Nach Ansicht der Brauer schließen sich das Reinheitsgebot aus dem Jahre 1516 und der Einsatz von Gentechnik im Bier aus. Solche veränderten Rohstoffe brächten für die Brauwirtschaft und die Verbraucher keine Vorteile, sondern schafften unkalkulierbare Risiken, zum Beispiel allergische Reaktionen. „Wir brauen seit Jahrtausenden das Kulturgetränk Bier, ohne in das Erbgut von Gerste, Weizen oder Hopfen einzugreifen. Dies soll auch künftig so bleiben", sagte der bayrische Brauer Franz Ehrnsperger (FAZ 2007/Nr. 134, p. 14).
 

Weitere Literatur und Hinweise zum Thema:
Neues aus Wissenschaft, natuerlicher Bienenhaltung und Apitherapie:
Apikultur und Supplement Apicultural Review Letters,Archiv
Naturwissenschaft und Science Review Letters

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