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Nr. 611 St. Johannes Cassianus / St. John Cassian |
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Aus dem Inhalt:
Johannes Cassianus
(auch: Johannes von Massilia; * um 360, Provinz Scythia Minor; † um 435
in Massilia/Marseille) war christlicher Priester, Mönch („Wüstenvater“),
Abt und Schriftsteller. Sein Festtag nach römisch-katholischer Ordnung
ist der 23. Juli und nach orthodoxer Ordnung der 28./29 Februar. Er stammte
aus einer wohlhabenden Familie und genoss eine umfassende klassische Bildung,
die auch die Kenntnis der griechischen Sprache mit einschloss, was, anders
als im 1. und 2. Jahrhundert, damals schon nicht mehr selbstverständlich
war. Eine solche Bildung mit Schwerpunkt in Rhetorik diente der Vorbereitung
auf eine weltliche oder kirchliche Karriere. Als junger Mann pilgerte Cassianus
jedoch nach Palästina, wo er in einem Kloster in Bethlehem mit dem
christlichen Mönchtum in Kontakt kam. Von dort zog er für über
zehn Jahre nach Ägypten, um bei den Mönchen in der ägyptischen
Wüste das Koinobitentum kennenzulernen. Um 400 verließ er wegen
theologischer Streitigkeiten Ägypten und wurde Schüler des Bischofs
Johannes Chrysostomos in Konstantinopel, der ihn 399 zum Diakon weihte.
Um 405 ging Johannes Cassianus mit einer Delegation, der auch Palladios
von Helenopolis angehörte, nach Rom, um den in Hof- und Glaubensintrigen
mit Eudoxia, der Frau des Kaisers Arkadios, verwickelten Johannes Chrysostomos
bei Papst Innozenz I. zu verteidigen. Um 415 gründete er bei Marseille
das Männerkloster Sankt Viktor (Abbaye Saint Victor de Marseille)
und das Frauenkloster Sankt Salvator (Abbaye Saint-Sauveur). Nach langem
Aufenthalt in Südgallien, der von schriftstellerischer Tätigkeit
geprägt war, starb er dort, als Heiliger verehrt, um 435. Auf
Bitte des späteren Papstes Leo I. schrieb er um 430 De incarnatione
Christi contra Nestorium („Über die Fleischwerdung Christi, gegen
Nestorius“), eine Schrift, mit der er der auf dem Konzil von Ephesos verurteilten
Christologie des Nestorianismus entgegentrat. Der Bischof von Rom konnte
sich, durch Johannes Cassianus theologisch zugerüstet, mit seinem
Tomus Leonis in die christologischen Streitigkeiten einschalten. Cassian
war nach Martin von Tours (316/317–397) und Honoratus von Arles (2. Hälfte
4. Jh. – 430) einer der ersten Klostergründer im Westen des Römischen
Reiches. [1]
1. Verschiedene Ungeheuer von Häresien bzw. Irrlehren, die gegenseitig aus einander hervorgingen; "verpestende Lehren"Nicht neu sind nun in den Kirchen diese Sprossen eines fruchtbaren Samens. Immer duldete der Saatwuchs des göttlichen Ackers diese Kletten und Dornen, und beständig tauchten unter ihm die Keime des erstickenden Unkrautes auf. Denn so entstanden die Hebioniten, so die Sabellianer und Arianer, so ferner die Eunomianer und Macedonianer, die Fotinianer, Apollinaristen und die übrigen Dorngesträuche wie später auch die Mohammedaner, "dieses Unkraut, welches die Frucht des guten Glaubens ertödtet." [2]Der Erste derselben, Hebion, beraubte, da er die Menschwerdung des Herrn zu sehr betonte, ihn der Verbindung mit der Gottheit. Die Sekte der Ebioniten (circa 50 n. Chr.) leugnete die Gottheit Christi und behauptete die fortdauernde Verbindlichkeit des mosaischen Gesetzes. Die Spaltung des Sabellius aber, welche nachher aus dem Gegensatze mit der vorigen Häresie entstand, vermischte, soviel an ihr lag, die heilige und unaussprechliche Trinität durch eine gotteslästerliche Gleichmachung, während sie behauptete, dass zwischen dem Vater und dem Sohne und heiligen Geiste gar kein Unterschied sei. Sabellius, der bedeutendste Vertreter der Patripassianer, war ein Libyer aus Pentapolis und lehrte seine Irrthümer in Rom unter den Päpsten Zephyrin und Kallistus (202 ? 223 n. Chr.). Er leugnete den Personenunterschied in der Gottheit, und so hatte nach ihm also der Vater selbst einen menschlichen Leib angenommen und gelitten. Papst Kallistus schloß ihn aus der Kirche aus. Auf den Genannten folgte nun die gottlose arianische Verkehrtheit. Um nicht in den Schein zu fallen, als vermische sie die heiligen Personen, behauptete diese, dass es in der Trinität verschiedene, einander unähnliche Substanzen gebe. Arius, Presbyter zu Alexandrien, schon auf einer Synode zu Alerandrien (321), besonders aber auf dem ersten allgemeinen Concil, zu Nicäa (325), verworfen. „Der Sohn Gottes sei nur das erste und vornehmste Geschöpf.“ † 336. Seine Häresie war furchtbar durch ihre Ausdehnung und lange Dauer. Eunomius, Bischof v. Cyzicus in Mysien, † 395, der extremste Arianer, behauptete den größten Unterschied zwischen Vater und Sohn. Der hl. Geist sei ein Geschöpf des geschaffenen Sohnes. [2] Auch Macedonius, Bischof von Constantinopel (358), lehrte mit den Semiarianern, "lästerte mit unheilbarer Gottlosigkeit den hl. Geist" , nannte ihn ein Geschöpf und "versündigte sich so an der ganzen Gottheit, weil in der Trinität Nichts verletzt werden kann, ohne dem Ganzen zu schaden." Photinus, Diakon v. Ancyra, später Bischof von Sirmium (341), lehrte den sabellianischen Irrthum, dass die nach aussen tätige Vernunft Gottes, der [logos prophorikos], nicht nur die Welt geschaffen, sondern auch dem Menschen Jesus eingewohnt habe, wodurch sie „Sohn Gottes“ geworden sei. Also nur in Rücksicht auf diese Art Menschwerdung könne man von einem „Sohne Gottes“ reden. Apollinaris dann, welcher den mit Gott vereinigten Menschen gedankenlos auffasste, glaubte zu seinem Unheil, derselbe habe keine menschliche Seele gehabt; "denn es ist kein geringerer Irrtum, unserm Herrn Jesus Christus Ungehöriges zuzuschreiben, als ihm das Zukommende abzusprechen, und was von ihm nicht so ausgesagt wird, wie es ist, das ist eine Schmähung, wenn es auch den Schein der Ehre hat." Apollinaris von Laodicea, Vater und Sohn waren früher verdienstvolle Apologeten. Dann ließ sich besonder der Jüngere in seinen trichotomistischen Ansichten zu der Behauptung hinreissen, Christus habe wohl Leib und Seele [psyche] eines Menschen gehabt, aber statt des Geistes [pneuma] sei der [logos] Logos in ihm gewesen. Diese Lehre wurde schon auf einer Synode zu Alexandrien 362 verdammt, später zu Constantinopel (381). [3] So erzeugte Jeder durch die Ähnlichkeit mit der einen Häresie eine andere, und Alle hatten zwar unter sich verschiedene, aber immer dem Glauben entgegengesetzte Ansichten. Eine andere giftige Häresie bzw. Irrlehre tauchte auf, die der Pelagier, deren Irrtum sicher ist wie der des Mohammed später, unsicher ihr Name, weil sie, entstanden mit neuem Haupte aus dem alten Stamme der Ebioniten, es sehr zweifelhaft lässt, ob man sie alt oder neu nennen soll. Pelagius hat auch in Rom eifrig für seinen Irrthum gewirkt. "Neu ist sie nämlich durch ihre Verkünder, alt durch ihre Irrthümer. Indem sie also die Lästerung ausspricht, dass unser Herr Jesus Christus als bloßer Mensch geboren worden sei, behauptet sie ferner, es sei Sache des menschlichen Verdienstes, nicht seiner göttlichen Natur gewesen, dass er nachher zu göttlicher Ehre und Macht gelangt sei; folglich habe er die Gottheit nicht immer durch den Besitz der mit ihm vereinigten göttlichen Natur gehabt, sondern sie nachher zum Lohne seiner Mühen und Leiden durch sein Verdienst erlangt." Da sie so die Lästerung festhält, unser Herr und Erlöser sei nicht als Gott geboren, so nähert sie sich jener Häresie des Nestorianismus, die zur Zeit des Johannes Cassianus auftritt und später im Mohammedanismus die alten Irrtümer wieder belebt, "und ist gleichsam ihre Schwester und Blutsverwandte, die sowohl mit den Ebioniten als diesen Neuesten übereinstimmt und, wenn auch der Zeit nach zwischen Beiden, doch der Verkehrtheit nach mit ihnen vereint ist. Obwohl es noch einige, den Genannten Ähnliche gibt, so würde es doch zu weit führen, alle aufzuzählen." Denn es soll jetzt nicht die Erwähnung der alten, sondern die Widerlegung der neuen Häresien bzw. Irrlehren besprochen werden. [4] Johannes Cassianus und später weitere Byzantiner wie St. Johannes Damascenus († 753), Theodor Abu Qurra († 820), Theophanes Confessor († 818), Niketas von Byzanz († 867) zeigen, dass die Irrtümer der neuern Irrlehrer, die Mohammedaner eingeschlossen, schon in ihren Urhebern und Erfindern verworfen und widerlegt worden seien. [5] Cassianus schreibt, da wir in oben "einiges vorausgeschickt haben, wodurch wir beweisen wollten, dass der neue Häretiker aus alten Stämmen der Häresie sprosse, so müsste die gerechte Verurteilung der frühern Häretiker eigentlich auch für diesen genügen, um das Urtheil gerechter Verwerfung zu empfangen. Denn da er dieselben Wurzeln hat und aus den nämlichen Irrtümern auftaucht, so ist er schon genügend in seinen Vorfahren verworfen, besonders da seine Behauptungen auch von Solchen gut verurteilt wurden, welche kurz vorher Jenen, also den Vorfahren des Nestorius und der Mohammedaner, in übler Weise gefolgt waren, so dass den Jetzigen die Beispiele Ihresgleichen nach beiden Seiten hin im Überflusse hinreichend sein könnten, nämlich sowohl die der Gebesserten als die der Verurteilten. [6] Wenn sie also gebessert
werden können, so haben sie ein Heilmittel in den Besserungen der
Ihrigen; wenn sie dies aber nicht können, so haben sie ein Urteil
in der Verwerfung der Ihrigen. Cassianus und weitere kritische Byzantiner
schreiben: Damit man jedoch nicht glaube, dass wir mehr ein Vorurteil als
ein Urteil gegen dieselben anwenden wollen, so lasst uns ihre eigene "verpestende
Lehre oder vielmehr ihren gotteslästerlichen Wahnsinn vorführen",
indem z.B. der Koran untersucht wird und zu Allem der "Schild des christlichen
Glaubens" genommen wird und das "Schwert des Geistes", welches das Wort
Gottes ist, damit nämlich das "wiedererstehende Haupt des alten Drachen
auch jetzt in diesen neuen Schlangen" der Nestorianer und Mohammedaner
von demselben Schwerte des göttlichen Wortes abgeschnitten werde,
welches früher bei dem alten Gewürm den trennenden Hieb führte.
Denn da diese den gleichen Irrtum haben wie Jene, so ist auch der Schnitt
bei den Einen der Schnitt für die Andern"; weil aber die wiedererstehenden
Schlangen "ihren Pesthauch" in Moscheen, im islamischen Religionsunterricht
und sogar "in der Kirche des Herrn ausstoßen und Manche durch ihr
Zischen matt machen, so muss man wegen der neuen Krankheiten ein neues
Mittel mit den alten Heilarten verbinden, damit, wenn das früher Geschehene
zur Vernichtung der Sucht nicht hinreicht, doch Das, was wir jetzt tun,
stark genug sei zur Erholung der Erschlafften." [7]
2. Wie es eine Gotteslästerung ist, Christo die Gottheit zu nehmen, so ist es auch gotteslästerlich, zu läugnen, dass er wahrer Mensch seiHerrliche und bewunderungswürdige Lehrer wussten, dass unser Herr Jesus Christus wie als wahrer Gott, so auch als wahrer Mensch zu verkünden ist, so predigt er immer die Majestät der Gottheit, die in ihm ist, so dass er auch das Bekenntnis der Menschwerdung durchaus nicht weglässt. Er schließt also vollständig sowohl das Scheinbild des Marcion durch die wahre Menschwerdung aus, als auch die Armseligkeit des Ebion durch die vollkommene Gottheit; damit nämlich nicht durch die Verkehrtheit einer dieser beiden Gotteslästerungen unser Herr Jesus Christus entweder nur für einen Menschen ganz ohne Gott, oder für Gott ohne den Menschen gehalten werde. Marcion hatte um das Jahr 150 in Verbindung mit dem syrischen Gnostiker Cerdo zu Rom sein gnostisches System ausgebildet und lehrte wie später (ca. 270) der Perser Mani, der Vater der Manichäer, unter Anderm, dass Christus nur einen Scheinleib gehabt haben könne, da ja das Fleisch wie die ganze Materie wesentlich böse und einem bösen Prinzip entstammt sei. [8]Treffend also fügt der Apostel seiner Erklärung, dass er wie von Gott dem Vater, so auch von Gott dem Sohne gesandt sei, sogleich das Bekenntnis der Menschwerdung des Herrn bei, indem er sagt: „Der ihn auferweckte von den Toten.“ Er lehrt also, dass der wahre Leib des menschgewordenen Gottes von den Toten erweckt worden sei, gemäß jener Stelle: „Und wenn wir Christum dem Fleische nach kannten“ , wo er gut beifügt: „aber wir kennen ihn nicht mehr.“ Denn das behauptet er an ihm dem Fleische nach zu kennen, dass er auferweckt wurde von den Toten; aber darin kenne er ihn nun nicht mehr dem Fleische nach, dass er ihn nun nach Entfernung der fleischlichen Gebrechlichkeit nur mehr in der Kraft Gottes wisse. Er ist nämlich ein treuer und ganz geschickter Zeuge der zu verkündenden Gottheit des Herrn, da er am Anfange seiner Berufung vom Himmel in Zucht genommen die Majestät unseres von den Toten erweckten Herrn Jesus Christus nicht nur mit dem Glauben in seinem Innern erfasste, sondern sie auch mit den Augen des Leibes bewährt gefunden hatte. [9] 3. Gegen die Pelagianisten und Nestorianer, welche behaupten, Christus sei ein bloßer MenschDas Streben und Mühen der Pelagianisten und später der Mohammedaner, "ihn gleichsam in die allgemeine Menge herabzudrängen und dem großen Haufen des Menschengeschlechtes beizugeben, um sagen zu können, alle Menschen vermöchten durch einen Wandel voll guter Taten Dasselbe zu verdienen, was Jener durch sein gutes Leben verdient habe. Wahrhaftig eine Behauptung voll Pest und Tod, welche Gott das ihm wahrhaft Zukommende abspricht, den Menschen Falsches verheißt und in Beidem wegen schändlicher Lüge zu verdammen ist, da sie Gott eine sakrilegische Unbild antut, und den Menschen zu falschen Hoffnungen und Forderungen verleitet. Ja es ist die verkehrteste und gottloseste Behauptung, wenn man der Sterblichkeit zuschreibt, was sie nicht war, und Gott nimmt, was er war. Indem nun also diese neue, eben entstandene Häresie gleichsam die Asche dieser verderblichen und tödlichen Verkehrtheit wieder zum Leben erweckt, erregt sie in den alten Funken einen neuen Brand. Sie lehrt also, dass der Herr Jesus Christus als bloßer Mensch geboren wurde; und was brauchen wir dann noch zu untersuchen, ob sie in den Folgerungen von gleicher Verkehrtheit ist, wenn sie im Hauptsatze dieselbe Schändlichkeit enthält? Ist’s ja doch überflüssig, zu warten, wie sie im Nachfolgenden sein werde, wenn sie schon im Anfange keinen Grund zum Abwarten ließ. Oder welchen Grund hat man denn, zu untersuchen, ob sie nach Ähnlichkeit der frühern Häresie dem Menschen das Gleiche verspreche, wenn sie, was doch das schrecklichste Verbrechen ist, Gott das Gleiche nimmt? So kommt es, dass es fast gottlos ist, zu untersuchen, was folgt, wenn wir sehen, was vorausgegangen ist; als ob in dem Nachfolgenden irgend ein Grund beigebracht werden könnte, mit welchem sich beweisen ließe, dass Derjenige nicht gottlos sei, welcher Gott läugnet. Es lehrt also, wie wir schon oft gesagt haben, die neue Häresie, dass der Herr Jesus Christus nur als bloßer Mensch aus der Jungfrau geboren worden sei, und dass deshalb Maria nicht Gottesgebärerin, sondern Christusgebärerin zu nennen sei, als Mutter Christi, nicht Gottes. Sie fügt dann noch der sakrilegischen Behauptung Beweise bei, die ebenso verkehrt als leichtfertig sind, und sagt: Niemand gebiert Einen, der vor ihm war. Als ob die Geburt des eingeborenen Gottes, die von den Propheten vorhergesagt, und seit Jahrhunderten verkündet worden war, nach menschlichen Begriffen zu behandeln oder abzuschätzen sei! Oder, o Häretiker, wer du auch immer seiest, der du über ihre Geburt lästerst — hat vielleicht die Jungfrau Maria das, was geschehen ist, aus eigenen Kräften getan und vollendet, dass ihr in einer so großen Sache und bei einem so großen Werke die menschliche Schwäche entgegengehalten wird? Wenn also in dieser Sache etwas durch Menschenwerk geschehen ist, dann suche nach menschlichen Verhältnissen; wenn aber alles Geschehene Gottes Macht ist, was achtest du dann auf die menschliche Unmöglichkeit, wenn du doch siehst, dass die Wirksamkeit eine göttliche ist?" Auch die Moslems suchen "in pelagianischer Asche Feuer" und wecken "mit neuem gottesräuberischem Hauche" alle Funken auf. [10]Der Lehrsatz des Nestorius ist dem mohammedanischen und pelagianischen Irrtum nahe und mit ihm verbunden. Dazu Cassianus: "Du sagst also, dass Christus nur als bloßer Mensch geboren worden sei. Das hat schlechthin auch jene Häresie pelagianischer Gottlosigkeit, weche wir im ersten Buche deutlich dargelegt haben, gepredigt, dass nämlich Christus nur als bloßer Mensch geboren worden sei. Du fügst überdies bei, dass Jesus Christus, der Herr Aller, ein theodochisches Ebenbild zu nennen sei, d. h. nicht Gott, sondern ein Empfänger Gottes, dass er nämlich, wie du glaubst, nicht um seinetwillen, und weil er Gott war, sondern weil er Gott in sich aufnahm, zu ehren sei. Das behauptete geradezu auch die obengenannte Häresie, dass Christus nicht um seinetwillen, nämlich als Gott, zu ehren sei, sondern weil er durch gute und fromme Taten verdient habe, Gott zu besitzen. Du siehst also, dass du pelagianisches Gift ausspeiest, und mit pelagianischem Hauche zischest. Deshalb scheinst du füglich nicht erst gerichtet werden zu müssen, sondern schon gerichtet zu sein; weil du ja in demselben Irrtum bist und also auch der gleichen Verwerfung wert gehalten werden musst; einstweilen Nichts davon zu sagen, dass du mit deiner Vergleichung zwischen dem Herrn und einer Statue des Kaisers dich zu einer solch sakrilegischen Ruchlosigkeit und Gotteslästerung durchgearbeitet hast, dass es mit Recht den Anschein gewinnt, du habest durch diesen Wahnsinn selbst den Pelagius, der doch Alle an Gottlosigkeit übertraf, noch überboten." [11] Sie behaupten dass eine solche Theilnahme an der Gottheit, wie sie die Pelagianer und Nestorianer Christo zuschreiben, allen heiligen Männern gemeinsam sei. "Du sagst also, dass Christus ein theodochisches Ebenbild zu nennen sei, d. h. dass er nicht um seiner selbst willen zu ehren sei, und weil er Gott sei, sondern weil er Gott in sich aufgenommen habe. Auf diese Weise behauptest du also, dass zwischen ihm und allen heiligen Männern, die es gab, kein Unterschied sei, weil durchweg alle hl. Menschen Gott in sich gehabt haben. Wir wissen ja gar wohl, dass Gott in den Patriarchen gewesen sei, dass er in den Propheten geredet habe. Endlich glauben wir, dass, ich will nicht sagen die Apostel, die Martyrer, sondern auch alle Heiligen Gottes und Diener Gottes den Geist Gottes in sich haben nach jener Stelle ( II. Kor. 6, 16): „Ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: „„Ich werde in Ihnen wohnen.““ Wieder heißt es (I. Kor. 3, 16): „Wisset ihr nicht, dass ihr ein Tempel Gottes seid und dass der Geist Gottes in euch wohnt?“ So sind sie nun alle Gott-Empfänger, und du nennst sie also alle Christo ähnlich und Gott gleich. Aber ferne sei diese Gottlosigkeit eines verabscheuungswürdigen Irrtums, dass der Schöpfer mit seinem Geschöpfe, der Herr mit seinen Dienern, der Gott Himmels und der Erde mit der irdischen Gebrechlichkeit gleichgestellt werde, und ihm aus seinen Wohltaten Unbild entstehe, so dass er, welcher den Menschen seiner Einwohnung würdigt, deshalb als Dasselbe hingestellt wird, was der Mensch ist." [12] Welcher Unterschied
ist zwischen Christus und den Heiligen? In der Tat, zwischen ihm und allen
Heiligen ist derselbe Unterschied wie zwischen der Wohnung und dem Bewohner.
Es kommt doch sicherlich nicht auf die Wohnung an, dass sie bewohnt werde,
sondern auf den Bewohner, in dessen Belieben ja sowohl die Erbauung der
Wohnung steht als der Gebrauch derselben, so dass er je nach seinem Willen
die Wohnung errichten und die errichtete bewohnen kann. „Oder verlangt
ihr“, sagt der Apostel ( II. Kor. 13, 3 ff.), „einen Nachweis Dessen, der
in mir redet, Christus?“ Und: „Wisset ihr nicht, dass Christus Jesus in
euch ist, wenn ihr nicht etwa Verworfene seid?“ Und wieder heißt
es: „dass Christus wohne durch den Glauben in euren Herzen.“ Cassianus
und andere Byzantiner zur Irrlehre des Nestorius und der Mohammedaner:
"Siehst du nun, welch ein Unterschied sei zwischen der apostolischen Lehre
und deiner Gotteslästerung? Du sagst, dass Gott in Christus wie in
einem Menschen wohne, Jener aber bezeugt, dass Christus selbst in den Menschen
wohne. Das kann in der Tat, wie du sagst, Fleisch und Blut nicht tun, so
dass also Christus gerade in Dem sich als Gott bewährt, wegen Dessen
du läugnest, dass er Gott sei. Denn da du nicht läugnest, dass
Derjenige, welcher in dem Menschen wohnt, Gott sei, so müssen wir
glauben, dass Jener, welcher unserer Erkenntnis gemäß in dem
Menschen wohnt, ganz offenbar Gott sei. Alle Patriarchen also oder Propheten,
alle Apostel oder Martyrer, kurz alle Heiligen hatten zwar Gott in sich
und waren Gotteskinder und Gottes Empfänger, aber in einer ganz verschiedenen
und sehr unähnlichen Weise. Denn Alle, die an Gott glauben, sind Kinder
Gottes durch Annahme, aber nur der eingeborene Sohn ist es durch die Natur.
Er ist nicht aus irgend einer Materie vom Vater gezeugt, da ja jedes Ding
und jeder Stoff der Dinge durch den eingeborenen Sohn ist; er ist nicht
aus Nichts gezeugt, weil aus dem Vater; nicht wie herausgeboren, da ja
in Gott Nichts leer und veränderlich ist, sondern unaussprechlich
und unbestimmbar hat Gott der Vater in Dem, was ungezeugt in ihm war, seinen
Eingeborenen erzeugt; und so ist von dem ungezeugten höchsten und
ewigen Vater der eingeborene, höchste und ewige Sohn. Er muss für
den Gleichen gehalten werden im Fleische wie im Geiste, für den Gleichen
im Leibe wie in der Majestät, weil er bei seiner Geburt im Fleische
nicht eine Trennung und Zerreissung seiner selbst bewirkte, so dass, während
er zum Teile nicht geboren wurde, ein anderer Teil von ihm wäre geboren
worden; oder dass nachher Etwas von der Gottheit auf ihn herabgekommen
wäre, was nicht in ihm aus der Jungfrau wäre geboren gewesen.
Denn nach dem Apostel „wohnt in Christo die ganze Fülle der Gottheit
leibhaftig“ (Koloss. 2, 9), nicht als ob sie einmal in ihm gewohnt hätte
und einmal nicht, und auch nicht, als ob sie nachher dagewesen wäre
und vorher nicht. Sonst würden wir in jene Gottlosigkeit der pelagianischen
Häresie gestürzt, so dass wir sagen, der von einer bestimmten
Zeit an in Christus wohnende Gott sei dann auf ihn herabgekommen, als er
durch sein Leben und seinen Wandel es verdient habe, dass die Kraft der
Gottheit in ihm wohne." Wie nämlich jemand für die Gabe
Gottes geeignet ist, so beschenkt ihn die göttliche Gnade. Wenn also
Einer als Gottes würdig erachtet wird, so erfreut er sich der Ankunft
Gottes nach jener Verheissung des Herrn (Joh. 14, 23): „Wenn mich Jemand
liebt, so wird er mein Wort halten, und ich und mein Vater werden kommen
zu ihm und Wohnung bei ihm nehmen.“ Aber weit anders ist die Sache und
das Verhältnis bei Christus, in welchem die ganze Fülle der Gottheit
leibhaftig wohnt, und der ebendiese Fülle so in sich hat, dass er
Allen von ihr mittheilt; der, während in ihm die volle Gottheit wohnt,
selbst in den einzelnen Heiligen so weilt, wie er sie seiner Einwohnung
würdig hält; und der Allen so von seiner Fülle mittheilt,
dass er selbst beständig in derselben bleibt. Wohnte er ja sicherlich
auch, so lange er in seinem Leibe auf Erden war, den Seelen aller Heiligen
ein, erfüllte Himmel, Erde, Meer, kurz das ganze Universum mit der
Unendlichkeit seiner Macht und Majestät, und war so ganz in sich selbst,
dass ihn das Weltall nicht fassen konnte; denn so groß und unaussprechlich
das Erschaffene auch sein mag, so ist es doch nie so weit und unermesslich,
dass es den Schöpfer selbst fassen könnte. [13]
4. Christus ist vor seiner zeitlichen Entstehung immer von den Propheten Gott genannt wordenEr also ist es, von welchem der Prophet sagt: (Is. 45) „In dir ist Gott und es ist nicht ausser dir Gott; denn du bist unser Gott, und wir wussten es nicht, Gott, Israels Erlöser,“ der in der Tat „nachher auf Erden erschien und unter den Menschen wandelte (Baruch 3). Von ihm sagt auch David wie aus dessen Munde: Ps. 21, 11 [Hebr. Ps. 22,11] „Vom Leibe meiner Mutter an bist du mein Gott,“ wodurch er zeigt, dass dieser göttliche Mensch nie ohne die Verbindung mit Gott war, da ja sofort im Leibe der Jungfrau die Fülle der Gottheit in ihm wohnte. So sagt derselbe Prophet auch an einer andern Stelle: Ps. 84, 12 [Hebr. Ps. 85,12] „Die Wahrheit entsprosst von der Erde, und die Gerechtigkeit schauet nieder vom Himmel.“ Damit wir nämlich einsehen möchten, dass bei dem Herabschauen des Sohnes Gottes vom Himmel, das ist bei seiner Ankunft und Herabkunft, die Gerechtigkeit aus dem Fleische der Jungfrau geboren worden sei, nicht mit dem Scheine, sondern der Wahrheit eines Körpers; "Weil wir nun in den vorigen Büchern diese Wahrheit bewiesen haben, nämlich dass der Herr Jesus Christus, geboren aus der Jungfrau, Gott sei, so wollen wir jetzt, wie wir in dem vorletzten Buche bestimmt haben, lehren, dass Derjenige, welcher aus der Jungfrau geboren werden sollte, immer als Gott vorherverkündet worden sei. Es sagt also der Prophet Isaias:(Is. 2, 22) „Lasset also ab vom Menschen, dessen Odem in seiner Nase ist; denn worin ist er hoch zu achten“? Oder, wie es wahrer und deutlicher im Hebräischen heißt: „Denn er ist für den Hohen gehalten.“ Schön drückt er in dem Ausdrucke „lasset ab“ durch die Bezeichnung eines Gewalt Abwehrenden die Unruhe der Verfolgung aus. „Lasset ab“, sagt er, „von dem Menschen, dessen Odem in seiner Nase ist, denn er ist für den Hohen gehalten!“ Hat er nun nicht mit einem und demselben Satze sowohl die Annahme der Menschheit, als auch die wirkliche Gottheit ausgesprochen?" Und dies ist auch der wahre Glaube, zu bekennen, dass der Herr Jesus Christus ebenso die Substanz des menschlichen Leibes wie die wahre und volle Gottheit gehabt habe. "Du müsstest denn nur darin Einiges zu bezweifeln finden, dass er für Gott setzt: „der Hohe,“ während es doch wahrhaftig Gebrauch der hl. Schrift ist, statt Gott zu sagen: „Der Hohe,“ wie jene Stelle beim Propheten zeigt:Ps. 45, 7 [Hebr. Ps. 46, 7] „Es gab seine Stimme von sich der Hohe und es erbebte die Erde.“ Und:Ps. 82, 19 [Hebr. Ps. 83, 19]. „Du allein bist der Hohe über die ganze Erde.“ Auch Isaias (Is. 57, 15) zeigt Dies, der so sagt: „Der Hohe und Erhabene, der die Ewigkeit Bewohnende.“ Daraus kann man deutlich erkennen, warum er dort „der Hohe“ ohne jede Beifügung „Gott“ gesetzt habe, weil er ja auch hier Gott mit dem Namen des Hohen nennt. Da also das göttliche Wort unsern Herrn Jesus Christus durch den Propheten ganz deutlich als Menschen und Gott verkündet, so wollen wir sehen, ob mit den alten Zeugnissen nun auch die neuen zusammenpassen und übereinstimmen." [14]„Was von Anfang war ,“ sagt der Apostel Johannes, „was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir geschaut und unsere Hände berührt haben, von dem Worte des Lebens, und das Leben ist uns geoffenbart worden, und wir haben geschaut und bezeugen, und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns erschien.“ (I. Joh. 1, 1) Man sieht, wie das Alte durch das Neue bekräftigt wird und auf die alte Weissagung eine Bestätigung durch die neue Predigt folgt. Isaias sagt: „Lasset ab von dem Menschen, dessen Odem in seiner Nase ist, weil er für den Hohen gehalten wird!“ Johannes aber sagt: „Was von Anfang war, was wir gehört, was wir mit unsern Augen gesehen haben, was wir geschaut und unsere Hände berührt haben.“ Jener sagt, dass der von den Juden Verfolgte ein Mensch sei, dieser predigt einen von Menschenhänden berührten Menschen. Jener hat vorausgesagt, dass Ebenjener, welchen er als einen Menschen verkündet hatte, der erhabene Gott sein werde; dieser sagt, dass Derjenige, von welchem er gelehrt hatte, er sei von Menschen berührt worden, von Anfang immer Gott gewesen sei. Es ist also handgreiflich, dass Beide den Herrn Jesus Christus ebenso als Menschen offenbarten wie als Gott; weil der Gleiche nach ihrer Offenbarung später Mensch und immer Gott war, also Mensch und Gott, weil der Mensch selbst Gott war. "Siehst du nun, durch wie viele Kennzeichen, auf wie viele, verschiedene, vervielfachte Weisen dieser geliebteste und mit Gott innigst vereinte Apostel das Geheimnis der göttlichen Menschwerdung uns nahe legt? Einmal zuerst dadurch, dass er bezeugt, Derjenige, welcher von Anfang immer gewesen sei, sei im Fleische gesehen worden. Damit es dann den Ungläubigen nicht zu wenig scheine, dass er vom „Hören“ und „Sehen“ gesprochen habe, bestätigt er, dass Jener auch betastet, d. i. von seinen und der Übrigen Händen berührt und gehalten worden sei. Wahrhaft vortrefflich schließt er durch diese offene Erklärung der Fleischannahme die Meinung der Marcioniten und den Irrthum des Manichäers aus, damit ja Niemand glaube, es sei eine bloße Erscheinung von den Menschen gesehen worden, nachdem der Apostel gepredigt hat, es sei ein wirklicher Leib von ihm berührt worden. Dann fügt er bei: „Das Wort des Lebens und das geoffenbarte Leben,“ das habe er gesehen, das verkünde er, das bezeuge er, wodurch er also zugleich die Glaubens-Pflicht darstellt und der Ungläubigkeit Schrecken einjagt, so dass Derjenige, welcher nicht hören wollte, sich seine Gefahr selbst zuzuschreiben hätte, da Jener entschieden bezeugt, er predige. „Wir verkünden euch“, sagt er, „das ewige Leben, welches beim Vater war und uns erschienen ist.“ Was immer beim Vater war, sei den Menschen erschienen; was von Anfang an immer war, sei von den Menschen gesehen worden; was das Wort des Lebens ohne Anfang war, sei, so lehrt er, von menschlichen Händen betastet worden. Du siehst, in wie vielen und verschiedenen, in wie vervielfachten und wieder besondern und klaren Weisen er das Geheimnis des mit Gott vereinigten Fleisches darlegt, so dass durchaus Niemand das Eine nennen kann, ohne Beides zu erwähnen. Das sagt auch der Apostel selbst an einem andern Orte ganz deutlich:(Hebr. 13, 8) „Jesus Christus gestern und heute, Derselbe auch in Ewigkeit.“ Das ist in der Tat, was er in dem früheren Zeugnisse gesagt hat: „Was von Anfang an war, das haben unsere Hände betastet.“ Nicht als ob ein Geist an und für sich betastet werden könnte, sondern weil das fleischgewordene Wort in dem Menschen, mit welchem es vereint war, gleichsam betastet wurde. Und deshalb ist Jesus Derselbe gestern und heute, d. h. Derselbe vor dem Anfange der Welt wie im Fleische; Derselbe in der Vergangenheit wie in der Gegenwart, und auch in Ewigkeit, weil Ebenderselbe durch Alles hindurch, wie vor Allem. Und Dies alles ist der Herr Jesus Christus." [15] Wie ist nun aber Ebenderselbe, welcher vor Kurzem anfing, vor dem Anfange der Welt? Weil eben gerade Derjenige in dem Menschen neulich angefangen hat, welcher vor dem Anfange aller Dinge war, nämlich Gott. Und deshalb wird Christus Alles genannt, was Gott, weil die Einheit Christi und Gottes so groß ist, dass es durchaus Niemand vermöchte, entweder Christum nennend, Gott nicht in dem Namen Christi zu nennen, oder von Gott redend, Christum nicht in dem Namen Gottes zu bezeichnen. Dadurch also, dass durch die Majestät der hl. Geburt beide Substanzen geheimnisvoll sich vereinigten, wurde, was da war, nämlich Mensch und Gott, als Ganzes: Gott. Deshalb ladet der Apostel Paulus, da er mit den eröffneten Augen des Glaubens das ganze Geheimnis unerklärlicher Majestät in Christo schaute, die Völker, welche die Wohlthaten Gottes erkennen, ein zur Danksagung vor Gott und spricht so: (Koloss. 1, 12 ff.) „Dank sagend dem Vater, der uns befähigt hat zum Anteile an dem Loose der Heiligen im Lichte, der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt hat in das Reich des Sohnes seiner Liebe, in welchem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Erlassung der Sünden, welcher ist Bild Gottes, des Unsichtbaren, Erstgeborner vor aller Schöpfung, weil in ihm Alles ist geschaffen worden im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne, seien es Herrschaften, seien es Fürstenthümer, seien es Gewalten; Alles ist durch ihn und in ihm erschaffen worden, und er selbst ist vor Allen und Alles hat in ihm Bestand. Und er ist das Haupt des Leibes, der Kirche, der da ist Anfang, Erstgeborner aus den Todten, damit in Allem er die erste Stelle habe, weil es gefallen hat, dass in ihm die ganze Fülle wohne, und dass durch ihn Alles versöhnt werde mit ihm, sowohl was auf Erden als was im Himmel ist, indem er Friede machte durch das Blut seines Kreuzes.“ Braucht Dies nun etwa auch noch einen erklärenden Zusatz, da es doch so ausführlich und deutlich dargestellt ist, dass es nicht nur den Glaubensinhalt in sich hat, sondern auch die Klarheit einer Auslegung? Er heißt uns also dem Vater Dank sagen und fügt wahrhaft einen mächtigen Grund für die Danksagung bei, weil er uns nemlich würdig gemacht habe des Antheiles der Heiligen, uns herausgerissen habe aus der Gewalt der Finsternis und uns versetzt habe in das Reich des Sohnes seiner Liebe, in welchem wir Erlösung hätten und Nachlassung der Sünden; der da sei Bild Gottes, des Unsichtbaren, Erstgeborener vor aller Schöpfung, weil in ihm und durch ihn Alles erschaffen sei, und er wie der Schöpfer, so auch der Regent von Allem sei. Und was dann? „Er ist“, sagt er, „das Haupt des Leibes, der Kirche, der da ist der Anfang, der Erstgeborene aus den Toten.“ Die Schrift nennt die Auferstehung gleichsam eine Zeugung, weil wie die Zeugung Leben schafft, so die Auferstehung zum Leben erzeugt. Deshalb wird auch die Auferstehung gerade Wiedergeburt genannt nach jenem Ausspruche des Herrn: (Matth. 19, 28) „Wahrlich sage ich euch, dass ihr, die ihr mir gefolgt seid, bei der Wiedergeburt, wenn der Sohn des Menschen sich auf den Thron seiner Herrlichkeit gesetzt haben wird, gleichfalls sitzen werdet auf zwölf Thronen, zu richten die zwölf Stämme Israels.“ So nennt er also Jenen den Erstgeborenen aus den Toten, welchen er oben als unsichtbaren Sohn und Bild Gottes ausgerufen hatte. Wer ist aber Bild des unsichtbaren Gottes, wenn nicht der Eingeborene, das Wort Gottes? Und wie kann von Demjenigen, der Bild und Wort des unsichtbaren Gottes genannt wird, die Auferstehung von den Toten ausgesagt werden? Und was wird nun doch noch beigefügt? Er sagt: „Damit Er in Allem die erste Stelle habe, weil es gefallen hat, dass in Ihm die ganze Fülle wohne, und durch Ihn zu versöhnen Alles zu Ihm hin, sowohl was auf Erden als was im Himmel ist, indem er Friede machte durch das Blut seines Kreuzes.“ Braucht nun vielleicht den Vorrang vor Allem der Schöpfer des Alls, oder Derjenige, welcher schuf, den Vorrang vor Dem, was von Ihm geschaffen wurde? Oder kann man etwa vom Worte sagen, dass es gefallen habe, es solle in Ihm, als dem Erstgebornen von den Toten, alle Fülle wohnen, da es ja doch als eingeborner Sohn Gottes vor allem Anfang der Dinge den unsichtbaren Vater in sich hatte, und so schon zuvor alle Fülle so umfasste, dass es selbst die Fülle von Allem war? Und wie heißt es zuletzt? Er sagt: „Indem er Friede machte durch das Blut seines Kreuzes für Alles, sowohl was auf Erden, als was im Himmel ist.“ Er hat also doch auf das Deutlichste gezeigt, von wem er rede, und wen er den Erstgebornen aus den Toten nenne. Oder sind denn etwa durch das Blut des Wortes oder des Geistes alle Dinge versöhnt und zum Frieden gebracht worden? Durchaus nicht; denn es kann weder irgend Etwas von Leiden auf eine unsterbliche Natur fallen, noch auch Blut vergossen werden ausser von einem Menschen, noch kann ein Anderer sterben als ein Mensch; und doch wird Ebenderselbe, welcher im Folgenden ein Gestorbener genannt wird, weiter oben als Bild des unsichtbaren Gottes bezeichnet. Wie geht also Das zu? Es wurde eben von den Aposteln auf jede Weise vorgesorgt, dass in Christus keine Trennung zu sein scheine, und dass nicht der mit dem Menschensohne geeinte Sohn Gottes durch irrige Auffassungen mit einem Male zwei Personen habe, und so Derjenige, der in sich Einer ist, durch verkehrte und gottlose Meinungen in uns zweifach werde. So steigt denn die apostolische Predigt schön und bewunderungswürdig von dem eingebornen Sohne Gottes zu dem mit dem Gottessohne vereinigten Menschensohne herab, damit das Lehrwort denselben Verlauf habe wie die tatsächliche Reihenfolge. [16] Obwohl nun Dies ein
Ausspruch des Apostels ist, so ist es doch die Lehre des Herrn; "denn Ebenderselbe
sagt dies durch den Apostel zu den Christen, welcher ein ähnliches
Wort im Evangelium selbst an die Juden richtete, da er sprach: „Nun aber
suchet ihr mich zu töten, einen Menschen, der ich die Wahrheit zu
euch geredet habe, die ich gehört von Gott.“(Joh. 8, 40), „Denn ich
kam nicht von mir selbst, sondern Jener hat mich gesendet.“ Da zeigt er
doch wahrhaftig, dass er Gott und Mensch sei; Mensch, weil er lehrt, dass
er Mensch sei; Gott, weil er bekräftigt, dass er gesandt sei; denn
er muss ja nothwendig bei Dem gewesen sein, von welchem er gekommen war,
und er war von Jenem gekommen, von welchem er, wie er sagte, gesandt worden.
Daher kam es auch, dass er auf die Rede der Juden: „Du hast noch nicht
fünfzig Jahre und willst Abraham gesehen haben?“, in einer für
seine Ewigkeit und Majestät so sehr passenden Sprache antwortete:
„Wahrlich, wahrlich sage ich euch: Ehe Abraham war, bin ich.“ Ich frage
also: Wem willst du diesen Ausspruch zuschreiben? Doch ohne Zweifel Christo.
Wie kann aber nun Derjenige, welcher in jüngster Zeit geboren worden
war, sagen, er sei vor Abraham? Freilich in Kraft jenes Wortes Gottes,
mit welchem er ganz vereint war, so dass Alle einsehen sollten, wie eng
die Einheit Christi und Gottes sei, da, was immer Gott in Christus sagte,
Dies alles sich die göttliche Einheit zueignete. Passend aber hat
er im Bewusstsein seiner Ewigkeit den Juden in seiner leiblichen Erscheinung
mit jener Sprache geantwortet, die er einst im Geiste gegen Moses führte;
denn hier sagt er: „Ehe Abraham ward, bin ich;“ zu Moses aber: (Exod. 14,
3) „Ich bin, der ich bin.“ Mit wunderbarer Herrlichkeit der Rede
hat er fürwahr die Ewigkeit der göttlichen Natur verkündet,
weil von Gott nichts so Passendes gesagt werden kann, als dass er immer
sei, weil das Sein weder einen Anfang hat in der Vergangenheit, noch eine
Grenze in der Zukunft, und so wird als das DeutIichste Das von der Natur
des ewigen Gottes ausgesagt, was für die Ewigkeit am Besten paßt.
Das hat nun der Herr Jesus Christus selbst, als er von Abraham redete,
durch die Unterscheidung in seiner Rede gezeigt, indem er sagt: „Ehe Abraham
ward, bin ich.“ Von Abraham sagte er: „Ehe er ward;“ von sich aber: „bin
ich,“ weil es nämlich in der Zeitlichkeit liegt, zu werden, in der
Ewigkeit, zu sein. Deshalb teilte er jenes Gewordensein der kurzen Dauer
des Menschen zu, aber jenes „ich bin“ seiner Natur. Und Dies alles ist
in der Tat Christus, der in Folge der geheimnisvollen Vereinigung des Menschen
mit Gott sagen konnte, er sei schon in Dem gewesen, welcher immer gewesen
war." [17]
5. Was Christum bekennen heisst; WiderchristDa Christo auch jene wunderbaren Werke zugeschrieben werden, welche in Betreff der Söhne Israels schon von den Zeiten des Moses an verzeichnet sind, so wird daraus geschlossen, dass er schon längst vor seiner zeitlichen Geburt gewesen sei. Da auch der Apostel dieses Allen klar und deutlich machen möchte, spricht er so:(Brief des Judas, 1, 5) „Da Jesus das Volk aus dem Lande Ägypten rettete, vernichtete er nachher Jene, welche nicht glaubten.“ Aber auch an einer andern Stelle sagt er:( I. Kor. 10, 9) „Lasset uns Christum nicht versuchen, wie ihn Einige von Jenen versuchten und dann durch Schlangen umkamen.“ Auch der Erste der Apostel, Petrus, sagt: (Apostelg. 15, 10) „Und nun, was versuchet ihr Gott, um ein Joch auf den Nacken der Jünger zu legen, das weder unsere Väter tragen konnten, noch wir? Nein, sondern durch die Gnade unsers Herrn Jesu Christi glauben wir gerettet zu werden, wie auch Jene.“ Wir wissen, dass das Volk Gottes ohne Zweifel nur von Gott aus Ägypten befreit, durch ungeheure Wasserwege mit trockenen Füßen geführt, und in den weiten Einöden der Wüste erhalten worden sei, nach jener Stelle: (Deut. 32, 12) „Der Herr allein führte sie, und nicht ein anderer Gott war bei ihnen.“ Wie konnte nun der Apostel durch so viele und klare Zeugnisse verkünden, dass das Judenvolk von Jesus aus Ägypten befreit, und dass Christus von den Juden damals in der Wüste versucht worden sei, wie er ja sagt: „Lasset uns Christum nicht versuchen, wie Einige von Jenen ihn versucht haben, und durch Schlangen umkamen?“ Und lehrt nicht der hl. Apostel Petrus, dass alle Heiligen, welche unter dem Gesetze des alten Testamentes lebten, durch die Gnade unsers Herrn Jesu Christi gerettet worden seien? "Nun ziehe dich heraus und entfliehe hier, wenn du kannst, wer du immer bist, der da mit rasendem Munde und gotteslästerlichem Geiste wütet und meint, es sei fast kein Unterschied zwischen Adam und Christus, und der da leugnet, dass Jener auch nach der Geburt aus der Jungfrau Gott gewesen sei! Zeige nun recht, wie du beweisen kannst, er sei auch vor der leiblichen Geburt nicht Gott gewesen! Sieh doch, es ruft der Apostel, dass das Volk von Jesus aus dem Ägyptenlande befreit worden, und dass Christus in der Wüste von Ungläubigen versucht worden sei; dass ferner auch unsere Väter, nemlich die Patriarchen und Propheten, durch die Gnade unseres Herrn Jesu Christi gerettet worden seien. Läugne nun Das, wenn du kannst! Ich würde mich aber auch nicht wundern, wenn du es tätest und leugnen würdest, was wir alle lesen, da du ja auch geleugnet hast, was wir alle glauben. Sieh also endlich ein, dass schon damals Christus in Gott das Volk aus Ägypten geführt hat, und dass Christus in Gott von dem versuchenden Volke versucht worden ist; dass ferner Christus in Gott alle Gerechten durch die Freigebigkeit seiner Gnade gerettet hat, weil durch die geheimnisvolle Einheit Gott so in Christus und Christus in Gott überging, dass man bei Allem, was Gott tat, sagen kann, Christus habe es getan, und bei Allem, was später Christus litt, Gott habe es gelitten. Wenn also der Prophet sagt: Ps. 80, 10 [Hebr. Ps. 81, 10] „Es soll bei dir kein neuer Gott sein, und einen fremden Gott sollst du nicht anbeten“: so hat er das in dem Sinne und Geiste gemeint, in welchem der Apostel sagte, dass Christus der Führer des israelitischen Volkes aus Ägypten sei, so dass er also meinte, jener Mensch, welcher aus der Jungfrau geboren worden, sei immer durch das Geheimnis der Vereinigung in Gott gewesen; denn wenn man nicht so glaubt, so wird entweder Christus mit den Häretikern nicht für Gott gehalten, oder doch gegen den Ausspruch des Propheten für einen neuen Gott. Aber das sei ferne von dem katholischen Volke Gottes, dass es entweder von dem Propheten abzuweichen, oder mit den Häretikern übereinzustimmen scheine, und so vielleicht das Volk des Segens in jenen Fluch verfalle, (Jerem. 17) dass man von ihm sage, es habe seine Hoffnung auf einen Menschen gesetzt. Denn wer behauptet, dass unser Herr Jesus Christus als bloßer Mensch geboren worden sei, muss auf doppelte Weise dem Fluche verfallen, er mag an ihn glauben oder nicht. Denn wenn er glaubt, so ist verflucht, wer seine Hoffnung auf einen Menschen setzt; wenn er aber nicht glaubt, so ist er nichts desto weniger verflucht, weil er eben Gott vollständig geleugnet hat, obwohl er an einen Menschen nicht glaubte." Da die heutigen Moslems Christus nur als Mensch akzeptieren, müssen sie als bekennende Widerchristen "auf doppelte Weise dem Fluche verfallen". [18]Das heraufkommen
des Widerchrists oder Antichrists wurde schon von Johannes vorhergesagt:
"Das ist es nun, was auf Offenbarung des Herrn jener Liebling Gottes, Johannes,
voraussah, und Folgendes von Jenem sprach, der in ihm redete. Er sagt also:(
I. Joh. 4, 2. 3) „Jeder Geist, der da bekennt, dass Jesus im Fleische gekommen
sei, ist aus Gott, und jeder Geist, welcher Jesum auflöst, ist nicht
aus Gott, und das ist Sache des Widerchrists, von dem ihr gehört habt,
dass er kommt, und nun ist er schon in der Welt.“ O wunderbare und einzige
Güte Gottes, der wie der vorsichtigste und klügste Arzt die einst
über seine Kirche kommenden Krankheiten zuvor geweissagt hat, und
der, gerade indem er die Schwäche vorhersagte, durch die Vorhersagung
selbst ein Heilmittel bot, damit nämlich Alle durch die Erkenntnis
der hereinbrechenden Krankheit gleich Anfangs und schon von weiter Ferne
das vermeiden könnten, über dessen Nahen sie unterrichtet wären.
Deshalb sagt der hl. Johannes: „Jeder, welcher Jesum auflöst, ist
nicht aus Gott, und das ist Sache des Antichrist.“ Verstehst du ihn, o
Häretiker? Siehst du ein, dass er laut und deutlich schon von dir
geredet habe? Denn Niemand hebt Jesum so auf, wie der, welcher ihn nicht
als Gott bekennt. Denn da der ganze Glaube und der ganze Gottesdienst der
Kirche darin besteht, Jesum als wahren Gott zu bekennen: wer kann da die
Verehrung und Anbetung desselben mehr auflösen, als wer Alles an ihm
läugnete, was wir alle verehren? Hüte dich also, ich beschwöre
dich, hüte dich, dass dich nicht Jemand auch noch Antichrist nenne!
Du glaubst wohl, dass ich schmähe oder bösartig rede? Es ist
nicht von mir, was ich sage, sondern siehe, der Evangelist spricht: „Jeder,
welcher Jesum auflöst, ist nicht aus Gott, und das ist der Antichrist.“
Wenn du Jesum nicht auflösest, und seine Gottheit nicht läugnest,
so kann dich Niemand Antichrist nennen. Wenn du sie aber läugnest,
was willst du irgend Einen anklagen, dass er dich so geheissen hat? Du
hast dich ja selbst so genannt, du sage ich, indem du läugnest. Willst
du wissen, ob dies wahr sei? Sage mir, was soll nach dir Jesus gewesen
sein, da er aus der Jungfrau geboren wurde, Mensch oder Gott? Wenn nur
Gott, so lösest du in der Tat Jesum auf, da du ja läugnest, dass
in ihm der Mensch mit Gott vereint gewesen sei. Wenn aber Mensch, so lösest
du ihn gewiss nichts desto weniger auf, da du ja wirklich die Gotteslästerung
aussprichst, es sei nur ein Mensch geboren worden. Du müsstest nur
etwa meinen, dass du ihn nicht auflöst, wenn du leugnest, dass er
Gott gewesen sei; da du ihn doch sicher auflösen würdest auch
durch die Leugnung, dass er als Mensch mit Gott geboren worden sei. Aber
vielleicht willst du, dass dir das durch Beispiele klarer gemacht werde.
Höre nun davon über Beides! Der Manichäer ist ausserhalb
der Kirche, da er behauptet, dass Jesus nur Gott gewesen sei, und Hebion
ist draussen, weil er ihn nur für einen Menschen erklärt. Denn
Jeder leugnete Jesum und löste ihn auf, der eine durch seine Behauptung,
dass er nur Mensch, der andere, dass er nur Gott gewesen sei. Obwohl sie
nämlich Verschiedenes gesagt haben, so ist doch in der Verschiedenheit
die gleiche Gottlosigkeit." Obwohl die Manichäer und Hebioniten bzw.
Moslems "Verschiedenes gesagt haben, so ist doch in der Verschiedenheit
die gleiche Gottlosigkeit;" diese "Gotteslästerung und Wahnwitzigkeit",
in die sich die Moslems stürzen, wird vom heutigen Papst und Teilen
der Bischofskonferrenz nicht erkannt wird. [19]
6. Geheimnis der Menschwerdung des Herrn und die Gottheit ChristiDen heutigen Moslems und der Bischofskonferrenz könnte man daher mit Cassianus zurufen: "Deshalb ruft jedem Menschen, der sich in diese Gotteslästerung und Wahnwitzigkeit stürzt, der Herr Jesus im Evangelium für sich selbst das zu, was er zu den Pharisäern gesagt hatte, und betheuert: (Matth. 19, 6) „Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen!“ Obwohl nun dies, wo es von Gott gesagt worden, einer andern Sache entsprechen zu sollen scheint, so wollte doch die Tiefe Gottes, welche nicht minder von geistigen als von leiblichen Dingen redete, dass dies Wort sowohl von Diesen, als noch mehr von Jenen verstanden werde. So hat der Herr den Juden, welche damals Dasselbe glaubten, was du sagst, nämlich, dass Jesus nur ein Mensch ohne Gott sei, als sie ihn über die eheliche Gemeinschaft fragten, nicht nur über diese, sondern auch über das Andere eine Lehre gegeben, und da er also über Geringeres gefragt war, auch über das Höhere und Größere geantwortet in dem Ausspruche: „Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen.“ Das heißt: Trennet nicht, was Gott in mir verbunden hat; es scheide nicht die menschliche Unfrömmigkeit, was die göttliche Majestät in mir geeint hat. Willst du aber noch vollständiger wissen, dass dies so sei, so höre den Apostel, der gerade diese Dinge, welche der Heiland damals lehrte, auseinandersetzt. In der Tat hat er als ein von Gott gesandter Lehrer gerade das, was Gott im Geheimnisse gepredigt hatte, so erklärt, wie es die damalige Schwäche seiner Zuhörer fassen konnte. Denn als er über die fleischliche Gemeinschaft, wegen welcher der Erlöser im Evangelium befragt worden war, sprach, wiederholte er eben dieselben Zeugnisse des alten Testamentes, deren sich Jener damals bedient hatte, damit man nemlich einsehe, dass Derjenige die gleiche Sache darlege, welcher die gleichen Zeugnisse gebrauche. Indem er so, damit der Sache Nichts zu fehlen scheine, auch die Stelle von der fleischlichen Gemeinschaft beigefügt, stellt er noch die Anführung des Weibes und des Mannes, die er zu wechselseitiger Liebe ermahnt, so: (Ephes. 5, 25. 28 ff.) „Ihr Männer, liebet eure Weiber wie auch Christus die Kirche!“ Und wieder: „So sollen auch die Männer ihre Weiber lieben wie den eigenen Leib. Wer sein Weib liebt, liebt sich selbst. Niemand hat jemals sein eigen Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, wie auch Christus die Kirche; denn wir sind Glieder seines Leibes.“ Siehst du, wie er die Namen Christi und der Kirche mit den Namen des Mannes und Weibes verbindet und Alle vom fleischlichen Hören zum geistigen Verstehen zieht? Denn nachdem er all das gesagt hat, fügt er jene Zeugnisse bei, deren sich der Herr im Evangelium bedient hatte und spricht: „Deshalb wird der Mensch Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und sie werden Zwei in einem Fleische sein.“ Und hierauf fügt er wie mit lauter Beteuerung bei und sagt: „Es ist dies ein großes Geheimnis.“ Er drängt also gewiss die fleischliche Auffassung hier ganz zurück und schneidet sie ab, da er sagt, es sei ein ganz göttliches Geheimniss. Und was setzt er dann hinzu? „Ich aber sage: in Christus und in der Kirche.“ Nachdem er also gesagt hat: „Dies ist ein großes Geheimnis,“ fährt er nicht fort: „Und das ist seine Auslegung,“ sondern wie? „Ich aber sage: in Christus und in der Kirche.“ Das heißt sagen: „Jenes ist zwar ein großes Geheimnis, aber ich sage: in Christus und in der Kirche.“ Weil also für jetzt vielleicht nicht Alle Jenes fassen können, so sollen sie wenigstens Dieses fassen, was jedoch von Jenem nicht abweichend, noch verschieden ist, weil Beides von Christus ist. Wer aber jenes Tiefere nicht fasst, soll wenigstens dieses Leichtere erkennen, damit er nach begonnenem Verständnis des naheliegenden Sinnes zu dem höheren gelangen könne und so die gegenwärtige Erreichung des auf der Oberfläche Liegenden nachher der Weg sei zur Tiefe." [20]Welches ist nun jenes große Geheimnis, das unter dem Namen von Mann und Weib bezeichnet wird? "Wir wollen den Apostel selbst fragen, der, um dieselbe Sache zu lehren, an einer andern Stelle den Namen der Sache selbst gebraucht und sagt: ( I. Tim. 3, 16) „Und offenbar groß ist das Geheimnis der Frömmigkeit, welches offenbar geworden ist im Fleische, gerechtfertigt im Geiste, sichtbar geworden den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.“ Welches ist also dieses große Geheimnis, das geoffenbart wurde im Fleische? Es ist eben Gott, geboren aus dem Fleische, Gott, erschienen im Leibe. In der Tat, wie dieser öffentlich sichtbar wurde im Fleische, so wurde er auch öffentlich aufgenommen in Herrlichkeit. Das also ist das große Geheimnis, von welchem er sagt: „Deshalb wird der Mensch Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen und sie werden zwei in einem Fleische sein.“ Wer waren also zwei in einem Fleische? Eben Gott und die Seele. Denn in dem einen Fleische des Menschen, welches mit Gott vereint ist, befindet sich Gott und die Seele nach jenem Worte des Herrn selbst: (Joh. 10, 18) „Niemand kann mein Leben (Seele) von mir nehmen, sondern ich gebe es hin von mir selbst aus; und ich habe Macht, es hin zu geben, und habe Macht, es wieder zu nehmen.“ Dreierlei siehst du nun hierin: Gott, das Fleisch und die Seele. Gott ist es, der redet, das Fleisch ist es, in welchem er redet, die Seele, von welcher er redet. Deshalb lesen wir von einem Menschen, von welchem der Prophet sagt: Ps. 48, 8 [Hebr. Ps. 49, 8] „Der Bruder erlöset nicht, wird ein Mensch erlösen?“ Dieser steigt, wie gesagt ist, hinauf, wo er vorher war, (Joh. 6) und von ihm lesen wir: „Niemand steigt in den Himmel, als wer vom Himmel herab kam, der Sohn des Menschen, der im Himmel ist.“(Joh. 3, 13) Deshalb, sage ich, verlässt der Mensch seinen Vater und die Mutter, das ist Gott, aus dem er geboren ist, und jenes Jerusalem, welches die Mutter von uns Allen ist, und er hängt dem menschlichen Fleische an wie seinem Weibe. Deshalb hat er vom Vater ausdrücklich gesagt: „Es wird der Mensch seinen Vater verlassen,“ von der Mutter aber hat er nicht gesagt „seine“, sondern nur hingesetzt: „die Mutter,“ weil es nicht sowohl seine Mutter war, als die Mutter aller Gläubigen, das ist von uns allen. „Und er hängt seinem Weibe an;“ denn wie Mann und Weib ein Körper sind, so ist die Majestät der Gottheit und der Leib des Menschen geeint, und es sind geworden Zwei, das ist, Gott und die Seele in einem Fleische. Wie nämlich jenes Fleisch Gott als Bewohner in sich hat, so auch die Seele als Mitwohnerin Gottes. Das ist also jenes große Geheimnis, zu dessen Erforschung uns der staunende Apostel ruft, und die mahnende Gottheit einladet, und das gewiss auch nicht unähnlich ist Christo und der Kirche, wie er selbst sagt: „Ich aber sage, in Christo und der Kirche.“ Es ist ja der Leib der Kirche auch der Leib Christi, und im Leibe Christi ist Gott und die Seele, und so ist Dasselbe in Christus, was in der Kirche ist, weil das Geheimnis, welches im Leibe Christi geglaubt wird, auch im Glauben an die Kirche enthalten ist." [21] Interessant ist, mit welcher Sehnsucht die alten Patriarchen die Offenbarung dieses Geheimnisses zu schauen verlangten: "Dieses Geheimnis also, welches geoffenbart wurde im Fleische, sichtbar erschien in der Welt und gepredigt wurde den Völkern, haben Viele der alten Heiligen auch im Leibe schauen wollen, wie sie es im Geiste voraussahen. „Denn wahrlich,“ spricht der Herr, „ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte verlangten zu sehen, was ihr gesehen habt, und sie haben es nicht gesehen; und zu hören, was ihr gehört habt, aber sie haben es nicht gehört.“ (Matth. 13, 17) Deshalb sagt der Prophet Isaias: (Is. 64, 1) „Möchtest du doch, o Herr, die Himmel durchbrechen und herabsteigen!“ So auch David: Ps. 143, 5 [Hebr. Ps. 144, 5] „Herr, neige die Himmel und steige herab!“ Moses ferner sagt:(Exod. 33, 13) „Zeige dich mir, damit ich dich deutlich sehe!“ Fast Niemand trat näher als Moses beim Empfange des Gesetzes zu dem aus den Wolken redenden Gotte und zu der selbst gegenwärtigen Majestät hinzu. Wie verlangt er nun aber, da doch Niemand eine größere Nähe Gottes als er gesehen hatte, doch noch deutlicher zu sehen und sagt: „Zeige dich mir, damit ich dich deutlich sehe?“ Er flehte eben, dass das geschehen möge, was fast mit denselben Worten der Apostel als geschehen bezeichnet, dass nämlich der Herr sichtbar im Fleische geoffenbart werde, sichtbar der Welt erscheine, sichtbar in Herrlichkeit aufgenommen werde, und so die Heiligen Alles mit den leiblichen Augen schauen möchten, was sie mit den geistigen vorausgesehen hatten." [22] Cassianus weist die
"ruchlose und gotteslästerliche Lehre der Häretiker" zurück,
welche sagten, Gott habe in Christus wie in einem Werkzeuge oder einer
Statue gewohnt und geredet. "Wenn nun, wie der Häretiker sagt, Gott
in dem Herrn Jesus Christus so sein sollte wie in einer Statue oder in
einem Instrumente, das heißt, dass er nur wie in einem Menschen wohnen
und wie durch einen Menschen reden sollte, ohne dass Dieser auch der bewohnende,
aus sich und seinem Körper redende Gott wäre, so hatte er ja
schon auf diese Weise auch in den Heiligen gewohnt und aus den Heiligen
geredet. Gerade auch in Jenen, welche, wie ich oben sagte, seine Ankunft
erflehten, war er und redete er so. Wozu war es da notwendig, dass alle
das verlangten, was sie schon hatten und das erflehten, was sie schon erhalten
hatten? Oder wozu sollten sie verlangen, mit den Augen zu schauen, was
sie im Herzen bewahrten, besonders da es mehr heissen will, eine Sache
in sich zu haben, als sie ausser sich zu sehen? Oder, wenn Gott in Christus
so wohnen sollte wie in allen Heiligen, warum hätten dann diese alle
mehr begehrt, Christum zu sehen, als sich selbst? Und wenn sie dieselbe
Sache in dem Herrn Jesus sehen sollten, welche sie in sich hatten, warum
sollten sie es nicht viel höher schätzen, dieselbe in sich zu
haben, als sie in einem Andern zu sehen? Aber du irrst, unseliger Wahnsinn,
da du, wie der Apostel sagt, ( I. Tim. 1, 7) nicht einsiehst, was du redest
und worüber du Behauptungen aufstellst. Denn alle Propheten und alle
Heiligen haben von Gott je nach ihrer Fassungskraft einen gewissen Antheil
des hl. Geistes erhalten. In Christus aber wohnte und wohnt leibhaftig
(Koloss. 2, 9) die ganze Fülle der Gottheit. Es sind also Alle, welche
aus seiner Fülle Etwas empfangen, weit von dieser Fülle entfernt.
Ihre Erfüllung ist Sache Christi, weil sie in der Tat alle leer gewesen
wären, wenn nicht er die Fülle Aller geworden." [23]
7. "verpestender Irrtum"; Orestes; Cicero: Scheusal, das "an die Grenzen der Erde versetzt werden sollte!"So wie Cassian seinen Gegner aus dessen eigenem Bekenntnisse des "verpestenden Irrtums" überführt, so müssen wir heute den "verpestenden Irrtum" der Moslems überführen. "Wozu aber nehmen wir von einem Worte die Beweise, da klare Tatsachen vorliegen, und was suchen wir in dem Wortlaute des Symbolums ein Urtheil über den Sachverhalt, da doch in demselben von der Sache selbst die Rede ist? Lasst uns die Formel des Glaubensbekenntnisses wiederholen und dein eigenes; denn dein ist es, wie es in jener steht, weil du durch dein Bekenntnis das dortige zu dem deinen gemacht hast. So magst du einsehen, dass du nicht nur von dem Symbolum, sondern von dir selbst abgefallen bist. Es sagt also die Formel: „Ich glaube an den Einen, einzigen, wahren Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer aller sichtbaren und unsichtbaren Geschöpfe; und an den Herrn Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, den Erstgeborenen vor aller Kreatur, aus ihm geboren vor aller Zeit, nicht erschaffen; wahren Gott vom wahren Gott, gleichwesentlich mit dem Vater, durch welchen auch die Zeitenreihe geworden und Alles erschaffen ist. Er kam unsertwegen und wurde geboren aus Maria, der Jungfrau.“ Wegen uns also, sagt das Symbolum, kam unser Herr Jesus Christus und wurde geboren aus Maria, der Jungfrau, und gekreuzigt unter Pontius Pilatus und begraben und ist auferstanden der Schrift gemäß. Die Kirchen schämen sich nicht, dies zu bekennen, der Apostel schämte sich nicht, es zu predigen. Du aber, du sage ich, dessen jedes Wort jetzt gottesräuberisch ist, der fast Alles leugnet, du hast auch dies alles geleugnet, dass Gott geboren worden sei, dass Gott gelitten habe und auferstanden sei. Und was dann? Wohin bist du gestürzt, was ist aus dir geworden, wozu bist du gebracht? Was sagst du, was gibst du von dir, was nicht einmal für einen Wahnsinnigen passen, was nicht einmal der rasende Orestes behaupten würde, wie sich Einer ausdrückt? Was also sagst du? Du sagst: „Was soll doch Das sein, dass aus der Christusgebärerin der Sohn Gottes geboren wurde!" [24]Manche wagen trotz des Abfalles von der christlichen Religion, in Kirchen, Moscheen oder Koranschulen zu lehren und Recht zu sprechen. "Nun aber sage ich und frage dich, ja dich selbst: Sage mir, ich bitte dich, ob du meinst, wenn Einer von den Juden oder Heiden die Bekenntnisformel des katholischen Glaubens leugnen würde, dass Dieser zu hören sei? Gewiß nicht. Wie nun, wenn Dasselbe bei einem Häretiker oder Abtrünnigen der Fall ist? Dann noch viel weniger; weil es unerträglicher ist, die erkannte Wahrheit zu verlassen, als die ungekannte zu leugnen." Zu den Moslems gerichtet könnte man heute sagen: "Was schändest du die Versammlung des Volkes, der du den Glauben des Volkes verleugnet hast? Überdies hast du gewagt, am Altare zu stehen, den Richterstuhl zu besteigen, dein so schamloses und treuloses Antlitz dem Volke Gottes zu zeigen, die Kanzel einzunehmen, das Priestertum dir anzumassen und dich als Lehrer auszugeben! Wozu lehrst denn du Christen, da du nicht an Christus glaubst, da du ihn, in dessenTempel sie sind, in seiner Gottheit leugnest?" Der Herr Jesus Christus, wahrer Gott vom wahren Gott, gleichwesentlich dem Vater, durch welchen die Zeit erschaffen und Alles gemacht wurde, gerade er sei wegen uns gekommen und aus Maria der Jungfrau geboren worden. Stattdessen wird durch Predigten der Imame und hässliches Gerufe der Muezzine "sogleich schon unser Gehör verwundet“. Wohin sollte man die, die "wie eine neue Art von Ungeheuer und Schreckbild" auftreten und diesen "verpestenden Irrtum" verbreiten, verbannen? Dazu Cassian: "O Laster, o Scheusal, das, wie Jener (Cicero, Act. 4. in Verrem) sagt, an die Grenzen der Erde versetzt werden sollte! Ja Dies wird mit mehr Recht von dir gesagt, dass du nämlich in jene Einöde gehen solltest, wo du Keinen finden würdest, den du verderben könntest." [25] Cassinius hofft, dass ihm die richtigen Worte verliehen werden für die Antwort auf die Lästerungen der Gegner, "zur Zerstörung der Bollwerke, indem wir vernichten die Trugschlüsse und all den Hochmut, der sich erhebt wider die Wissenschaft Gottes." Wie es Denjenigen, welche dem Meere schon entronnen sind, zu geschehen pflegt, dass sie die bei den Häfen liegenden Sandbänke oder die Felsen in der Nähe des Ufers fürchten: "Das begegnet nun auch mir gar sehr, dass ich nämlich, gewisse Lästerungen der Häretiker bis zuletzt aufschiebend und fast schon am Ende der vollbrachten Arbeit angelangt, gerade dieses Ende nun zu fürchten anfange, zu welchem zu kommen ich so ersehnte. Aber wie der Prophet sagt:Ps. 117, 6 [Hebr. Ps. 118, 6] „Der Herr ist mein Helfer, ich will nicht fürchten, was mir ein Mensch tue,“ so wollen wir nicht fürchten die von den nachstellenden Häretikern angelegten Gruben und die oft mit fürchterlichen Dornen umzäunten Wege; denn da Solches den Weg mehr erschwert als schliesst, so haben wir eher eine Mühe zu unserer Reinigung als Furcht wegen des Fortkommens. Stellen sich ja diese Dinge uns, die wir den rechten Weg verfolgen, machtlos entgegen und können mehr nur die Wanderer schrecken als aufhalten, so dass unser Walten und Mühen eher bei der Reinigung Etwas zu tun, als bei der Schwierigkeit etwas zu fürchten hat. Da wir also die Hand an den ungeheuren Kopf der todbringenden Schlange legen und alle Glieder des geschmeidigen Körpers, die in mächtigen Windungen verwickelt sind, berühren wollen, so flehen wir dich, o Herr Jesu, zu dem wir immer gebetet haben, wieder und wieder an, du wollest uns den Mund öffnen und die Worte verleihen zur Zerstörung der Bollwerke, indem wir vernichten die Trugschlüsse und all den Hochmut, der sich erhebt wider die Wissenschaft Gottes." [26] Kaum vorstellbar
wäre, wenn die Oberen der katholischen Kirche statt Moscheen als Gebetshäuser,
Koranschulen als Schulen, islamischen Religionsunterricht als Religionsunterricht
anzuerkennen, dafür sorgten, dass Moscheen wieder in Kirchen verwandelt
werden, also diese "Räuberhöhlen Häuser des Gebetes seien!"
und "aus den Schlafkammern des Irrtums und der Schandtaten Wohnungen voll
Schmuck und Schönheit gemacht" werden; oder dass sie zu denen, die
die Gottheit Christi leugnen, also den Moslems, sagen würden: "Gib,
dass wir den gähnenden Rachen der neuen Schlange und den von tödtlichem
Gifte geschwollenen Hals zertreten, du, der du machst, dass die Füße
der Gläubigen unverletzt über Schlangen und Skorpionen wandeln,
und hinschreiten über Natter und Basilisk, zertreten den Löwen
und Drachen! Verleihe auch durch die furchtlose Kühnheit der standhaften
Unschuld, dass der Säugling spiele an der Natter Kluft und der kaum
Entwöhnte seine Hand stecke in die Höhle der Schlange! ( Is.
11, 8) Ja gib auch uns, in die Höhlen dieser so wilden und lasterhaften
Schlange unschuldige Hände zu stecken! Und wenn sie schon in gewissen
Klüften, d. i. im Innern der Menschen, Schlupfwinkel oder Lagerplätze
gehabt, oder Eier gelegt, oder eine Spur der kriechenden Schuppen hinterlassen
hat, so nimm du von Allen die schmutzige und tierische Befleckung dieser
verderblichsten Schlange hinweg! Entferne den hineingetragenen Schmutz
der Treulosigkeit, und befreie mit der Wurfschaufel deiner hl. Reinigung
die von übelriechendem Kote bedeckten Gemüter, damit die Räuberhöhlen
Häuser des Gebetes seien! Ja, an den Orten, wo jetzt nach dem Schriftworte
(Is. 34, 14) Igel und Einhorn und Waldteufel und die Schreckgestalten
mannigfacher Ungeheuer hausen, dort mögen leuchten die Gaben deines
hl. Geistes, nämlich die Herrlichkeiten des Glaubens und der Religion!
Und wie du einst hinausstießest die Verehrung der Götzen und
zerstörtest die Bilder, um dann aus den Hainen der Dämonen Tempel
der Tugend zu machen; wie du hineinleuchtend in die Höhlen der Schlangen
und Skorpione mit dem Strahle des glänzenden Lichtes, aus den Schlafkammern
des Irrtums und der Schandtaten Wohnungen voll Schmuck und Schönheit
gemacht hast: so gieße Allen, deren Augen die Nacht häretischer
Verkehrtheit bedeckt, das Licht deiner Barmherzigkeit und Wahrheit ein,
damit sie endlich mit offenem und reinem Auge das große und heilbringende
Geheimnis deiner Menschwerdung schauen und einsehen, du seiest so aus jenem
hl. Leibe der unbefleckten Jungfrau als wahrer Mensch für die Welt
hervorgegangen, dass du dennoch stets als wahrer Gott zu erkennen bist."
[27]
8. Nestorianer und ihre NachfolgerAuch "pestartigen Abhandlungen" der Nestorianer bzw. Moslems mit ihren "hinterlistigen Gotteslästerungen" werden sogar auf der frankfurter Buchmesse geehrt und finden auch bei den Oberen der heutigen katholischen Kirche Anklang, obwohl klar ist, dass diese Schriften "Unwissende betrügen dürften". Nach Cassianus ist es endlich Zeit, auch "deine übrigen mehr verborgenen und hinterlistigen Gotteslästerungen aufzudecken, weil wir sie ja doch nicht, wie wir lieber möchten, übersehen können, da sie sonst Unwissende betrügen dürften. Du hast in einer deiner pestartigen Abhandlungen die folgende Behauptung aufgestellt: „Der Mensch ist das Ebenbild der göttlichen Natur; dieses aber stürzte der Teufel in das Verderben; so empfand Gott Schmerz um sein Ebenbild, wie ein Kaiser für seine Statue. Er stellte das verdorbene Ebenbild wieder her und bildete ohne Samen aus der Jungfrau eine Natur nach jenem Adam, welcher ohne Samen geboren wurde, und weckte durch einen Menschen die menschliche Natur wieder auf; denn weil durch einen Menschen der Tod, darum kam auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten.“ Man sagt, dass gewisse Giftmischer gewöhnlich in den Bechern, welche sie bereiten, dem Gifte Honig beimischen, damit das Schädliche durch das Süße verborgen, und der durch die Süssigkeit des Honigs Verlockte von dem pestartigen Gifte getötet werde. So machst du es mit deinem Ausspruche: „Bild Gottes ist der Mensch; dieses aber hat der Teufel in’s Verderben gestürzt, und Gott tut es nun leid um sein Bild wie dem Kaiser um seine Statue.“ Du bestreichst so gleichsam den Rand des tödlichen Bechers mit Süssigkeit oder Honig, damit die Menschen, welche den dargereichten Trank schlürfen, das Verderbliche nicht merken, da sie das Reizende kosten. Du hältst den Namen Gottes hin, um im Namen der Religion zu lügen; Heiliges schickst du voraus, um für deine Verkehrtheiten zu gewinnen und durch das Bekenntnis Gottes möglich zu machen, dass du gerade den leugnen kannst, welchen du bekennst. Wer sieht doch nicht, wo du hinauswillst, was du im Sinne hast? Du sagst nämlich: „Es empfand Gott Schmerz um sein Ebenbild wie der Kaiser um seine Statue; er stellte das verdorbene Ebenbild wieder her und bildete ohne Samen aus der Jungfrau eine Natur nach jenem Adam, welcher ohne Samen geboren wurde. Er richtete also die menschliche Natur durch einen Menschen wieder auf, weil wie durch einen Menschen der Tod kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten.“ Das also hast du als lauernder Betrüger mit so viel Eifer, mit so viel Mühe durch deine verlockenden Vorworte zu Stande gebracht, dass du im Vorausgehenden Gott nennst und im Nachfolgenden beim Menschen anlangst, und gerade Denjenigen hintennach mit der Schmähung eines bloßen Menschen bewirfst, welchem du vorher in der Bezeugung hinterlistiger Demuth die Ehre Gottes angetan hattest. Du sagst also, es habe die göttliche Liebe das Ebenbild Gottes, welches der Teufel ins Verderben gestürzt hatte, wieder hergestellt. Ja freilich das verdorbene Ebenbild wieder hergestellt! O wie hinterlistig ist schon dies, dass du sagst, er habe das verdorbene Ebenbild wieder hergestellt. Du möchtest nämlich die Überzeugung beibringen, es sei nicht Mehr in Jenem gewesen, in welchem das Ebenbild erneuert wurde, als gerade in jenem Bilde selbst, welchem die Erneuerung geleistet wurde. Und eben deshalb willst du, dass der Herr dasselbe gewesen sei wie Adam, der Wiederhersteller des Bildes nicht mehr als das zerfallende Ebenbild selbst." [28]Die meisten Häretiker sind gewohnt, ihre Lehrmeinungen mit dem Mantel der göttlichen Schrift zu bedecken: "Du sagst: „Wie durch einen Menschen der Tod kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Todten.“ Suchst du selbst durch des Apostels Wort die Verkehrtheit und das Verbrechen zu rechtfertigen und bringst durch die Ansteckung mit deiner Ruchlosigkeit selbst das Gefäß der Auserwählung in schlechten Ruf, so dass es den Anschein gewinnt, als ob auch der Apostel Gott verleugnet habe, wie der Urheber deines Heiles von dir nicht erkannt wird? Und wenn es dir schon einmal beliebte, apostolische Zeugnisse anzuführen, warum hast du dich mit Einem begnügt, alle andern aber verschwiegen, und hast nicht sogleich beigefügt: (Gal. 1, 1) „Paulus, Apostel, nicht von Menschen noch durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus?“ Oder jene Stelle: ( I. Kor. 2, 6) „Wir reden Weisheit bei den Vollkommenen?“ Und nach Anderm: „Welche Niemand von den Fürsten dieser Welt erkannt hat; denn wenn sie dieselbe erkannt hätten, so würden sie nie den Herrn der Majestät gekreuzigt baben.“ Oder jenes Wort: (Koloss. 2, 9) „In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.“ Und: ( I. Kor. 8, 6) „Ein Herr Jesus Christus, durch welchen Alles ist?“ Oder willst du dem Apostel nur zum Teil beistimmen, zum Teil aber ihn verwerfen und ihn nur dort annehmen, wo er je nach seinem Plane Christum einen Menschen nennt; dort aber ihn abweisen, wo er Jenen Gott nennt? Denn Paulus leugnet den Menschen in Jesus nicht, aber er bekennt ebendenselben Menschen als Gott und verkündet seine Lehre, dass dem Menschengeschlechte die Auferstehung durch einen Menschen gekommen sei, so, dass er bestätigt, in dem Menschen gerade sei Gott auferstanden. Oder sieh zu, ob er den Auferstandenen Gott nennt, wenn er bezeugt, der Gekreuzigte sei der Gott der Majestät gerwesen." [29] In ihrer "schlauen Kunst der Gottlosigkeit" schreiben die Nestorianer und später die Mohammedaner Christo nur das Ebenbild der Gottheit zu und behaupten deshalb, er sei nur mit Gott, nicht als Gott zu verehren. "Aber damit der Herr Jesus nach deinem Glauben nicht wie einer aus dem gemeinen Volke dastehe, hast du ihm etwas Würde gegeben, und ihm Ehre zugeschrieben wie einem hl. Menschen, nicht aber die Gottheit dem wahren Menschen und wahren Gott. Denn was sagst du? Es bildete Gott eine göttliche Einleibung; wir wollen die Gestalt des Gottgeborenen ehren mit Gott, als eine Form der Gottheit, als eine von dem göttlichen Willen unzertrennliche Natur, als ein Bild des verborgenen Gottes. Oben hast du gesagt, dass Adam ein Ebenbild Gottes gewesen sei, hier nennst du Christum ein solches; Jenen nanntest du eine Statue und ebenso Diesen. Man muss dir wirklich danken für die Gott erwiesene Ehre, dass du erlaubst, die Gestalt des Gottgeborenen sei mit Gott zu ehren; aber es ist eben hierin doch weniger Ehre als Unbild. Denn gerade hierin schreibst du unserm Herrn Jesus Christus nicht die Ehre der Gottheit zu, sondern sprichst sie ihm ab. Sagst du doch mit der schlauen Kunst der Gottlosigkeit, er sei mit Gott zu ehren, damit du nicht gestehen musst, er sei Gott, und trennst ihn gerade durch das, wodurch du ihn täuschend vereint zu haben scheinst. Denn da du wirklich in deiner Gotteslästerung sagst, er sei nicht als Gott anzubeten, sondern nur als mit Gott vereint zu ehren, so sprichst du ihm die Einheit der Gottesnähe zu, um ihm die wirkliche Gottheit zu nehmen. O du ruchlosester und schlauester Feind Gottes, die Untat des Leugners willst du ausüben unter dem Namen des Bekennenden." [30] Ausser den Nestorianern und später die Mohammedanern "ist bisher Niemand gefunden worden, welcher des Teufels Gottlosigkeit übertroffen hätte." Dazu Cassianus: "Wer hätte je des Teufels Unglauben erreicht, wer ihn sogar überboten?" Cassianus vergleicht die Meinung und Vermutung des Teufels mit der hartnäckigen und unbiegsamen Lehre der Gegner und zeigt, dass diese noch schlechter sei und gotteslästerlicher als jene. "Er wusste nun aber sicher, dass der Herr Jesus Christus aus Maria geboren sei, er wusste, dass er in Windeln gewickelt, in die Krippe gelegt worden, dass armselig seine Kindheit und voll menschlicher Anfänglichkeit gewesen sei und sogar der nötigsten Wiegendienste entbehrte. Er zweifelte auch nicht, dass er wahrhaft einen Leib gehabt habe und wahrhaft als Mensch geboren worden sei. Warum schien ihm Dies nun doch zur Sicherheit zu wenig, und warum glaubte er, dass Derjenige wahrhaft Gott sein könne, von welchem er wusste, dass er wahrhaft Mensch sei? Lerne also, o du unselige Wut, lerne o Wahnsinn und grausame Gottlosigkeit, lerne endlich doch vom Teufel, weniger ungläubig zu sein! Wenn Jener gesagt hat „du bist der Sohn Gottes,“ so sagst du: „Du bist es nicht.“ Was Jener erfragte, leugnest du. Ausser dir ist bisher Niemand gefunden worden, welcher des Teufels Gottlosigkeit übertroffen hätte. Was Jener am Herrn als möglich bekannte, hältst du für unmöglich." [31] Der Teufel hat diese Meinung von der Gottheit Christi wegen einer geheimen, ihm fühlbaren Wirkung derselben bis zum Kreuze und Tode immer gehabt. "Aber vielleicht ließ er später ab, hielt Ruhe und legte nach Vereitlung seiner Versuchungen die Mutmaßung ab, weil er nicht Erfolg hatte. Nein, sie blieb immer in ihm und noch am Kreuze des Herrn kam diese Vermutung, durch seinen eigenen Schauer verstärkt, auf ihn. Wozu noch mehr? Er hörte also nicht einmal da auf, in ihm den Sohn Gottes zu vermuten, als er erkannte, dass seinen Verfolgern so viele Macht über ihn eingeräumt sei. Aber der schlaue Feind sah eben selbst mitten unter den körperlichen Leiden die Zeichen der Gottheit und wurde so angetrieben, den Gott zu vermuten, obwohl er lieber einen bloßen Menschen vor sich gehabt hätte. Er fühlte sich durch deutliche Anzeichen zu dem genötigt, was er fürchtete, obwohl er lieber das geglaubt hätte, was er wünschte. Und das ist kein Wunder, denn obwohl er ihn bespieen, gegeisselt, mit Schmähungen überhäuft und ans Kreuz gebracht sah, so bemerkte er doch mitten in der Schmach der Beleidigungen den Überfluss göttlicher Kräfte. Da der Vorhang desTempels zerreisst, die Sonne sich verbirgt, die Tageshelle der Finsternis weicht, und Alles die Macht dieses Leidens fühlt: da erkennt auch Alles, was Gott nicht kennt, das Werk der Gottheit. Dies sah der Teufel, zitterte und suchte auf jede Weise zu der Erkenntnis des Gottes zu kommen, selbst als es bei dem Menschen zu Ende gieng und sagte durch Jene, welche ihn gekreuzigt hatten: „Wenn er der Sohn Gottes ist, so steige er nun vom Kreuze herab, und wir glauben an ihn.“ Er merkte sicherlich, dass der Herr unser Gott durch sein körperliches Leiden die Erlösung des menschlichen Geschlechtes bewirke, und dass durch dasselbe er ebenso geschwächt und unterjocht werde, wie wir erlöst und gerettet. So wollte der Feind des menschlichen Geschlechtes auf jede Weise und durch jede List das vereitelt wissen, was, wie er erkannte, für die Erlösung aller geschah. Er sagt: „Wenn er der Sohn Gottes ist, so steige er nun herab vom Kreuze, und wir glauben an ihn.“ So hätte nämlich der Herr, durch die Schmähworte gereizt, das Geheimnis aufgeben sollen, indem er die Beleidigung strafte. Du siehst also, dass der Herr sogar am Kreuze hängend Sohn Gottes genannt wird; du siehst, dass man das Genannte auch vermutet; lerne also, wie ich oben sagte, entweder von den Verfolgern oder vom Teufel, an den Sohn Gottes zu glauben! Wer hätte je des Teufels Unglauben erreicht, wer ihn sogar überboten? Jener hält ihn noch für den Sohn Gottes, selbst da er den Tod erduldet; du leugnest ihn, auch nachdem er auferstanden ist. Jener, welchem er sich verbarg, vermutete in ihm den Sohn Gottes; du aber, dem er sich bewährte, verleugnest ihn." [32] Schon Cassian und
später Cusanus und andere haben gezeigt, dass die Nestorianer und
Mohammedaner die hl. Schrift verstümmeln und verdrehen. "Warum nun,
o Häretiker, hast du nicht das Ganze und Unverfälschte angeführt,
so wie du es nun gelesen hast? Du siehst also, dass der Apostel in demselben
Sinne, in welchem er den Herrn darstellte als geboren ohne Vater, ihn auch
ohne Mutter aufführte, damit man einsehe, dass er in der gleichen
Weise ohne Mutter sei, in welcher er ohne Vater aufgefasst würde;
und dass er nicht in allweg ohne Vater geglaubt werden könne, wie
er auch nicht so ohne Mutter gedacht werden könnte. Warum also, o
Häretiker, führtest du nicht das Reine und Unverletzte an, wie
du es im Apostel lasest, sondern brachtest einen Teil bei und ließest
den andern weg, und stahlst die Worte der Wahrheit, um in schändlicher
Weise die Lüge zu erhärten? Ich sehe, von wem du belehrt bist;
denn man muss glauben, dass du den Unterricht von Jenem genossen hast,
dessen Beispiel du folgst. Ja, so hat der Teufel im Evangelium den Herrn
versucht und gesagt: „Wenn du der Sohn Gottes bist, so stürze dich
da hinunter; denn es steht geschrieben: Er hat seinen Engeln deinetwegen
befohlen, dass sie dich behüten auf all deinen Wegen.“ Als er dies
sagte, ließ er das damit Zusammenhängende und Verbundene aus,
nemlich: „Über Schlangen und Basilisken wirst du wandeln und zertreten
den Löwen und Drachen.“ Schlau führt er das Vorhergehende an
und lässt das Folgende weg; denn Jenes sagt er, um zu täuschen,
Dieses verschweigt er, um sich nicht selbst zu verurtheilen. Er wusste
ja, dass er durch die prophetische Stimme als Schlange und Basilisk, als
Löwe und Drache bezeichnet werde. So legst auch du einen Teil vor
und verschweigst den andern; jenen, um zu überlisten, diesen, um nicht
durch die Anführung des Ganzen deine Täuschung selbst zu verurteilen."
[33]
9. Hl. Hilarius, Bischof v. PoitiersCassianus bekräftigt nun diese Lehre mit dem Ansehen des heiligen Hilarius, Bischof v. Poitiers, ein Zeitgenosse des heiligen Athanasius; er erduldete in seinem Kampfe gegen die Arianer und den ihnen anhängenden Kaiser Konstantius Verfolgung und Verbannung. "Es ist jedoch endlich Zeit, diesem Buche, ja dem ganzen Werke ein Ende zu machen, sobald ich noch die Aussprüche einiger heiligen Männer und berühmten Priester beigefügt haben werde, damit wir so das, was durch das Ansehen der hl. Zeugnisse bereits bewiesen ist, auch durch den Glauben der gegenwärtigen Zeit bestärken. Da ist Hilarius, ein Mann von jeder Tugendzierde, berühmt durch sein Leben und seine Beredsamkeit, der als Lehrer der Kirchen und Priester nicht nur durch seine Verdienste groß wurde, sondern auch durch die (mit seiner Hilfe gemachten) Fortschritte Anderer, und unter den Stürmen der Verfolgung so unerschüttert verharrte, dass er durch die Kraft seines unbesiegten Glaubens auch die Würde des Bekenners erhielt. Er sagt in dem ersten Buche des Glaubens (De trinitate), dass unser Herr Jesus Christus als wahrer Gott vom wahren Gott vor aller Zeit geboren und nachher als Mensch erzeugt worden sei. Ebenso im zweiten Buche: „Der Eine eingeborene Gott wuchs, in den Schoß der hl. Jungfrau gepflanzt, zu der Gestalt des menschlichen Leibes heran und er, der Alles umfasst und in welchem Alles ist, wurde nach dem Gesetze menschlicher Geburt hervorgebracht.“ So in demselben Buche: „Der Engel ist Zeuge, „Gott mit uns“ (Emanuel) ist Jener, der geboren wird.“ Ebenso im zehnten Buche: „Wir haben gelehrt das Geheimnis des aus der Niederkunft der Jungfrau zum Menschen geborenen Gottes.“ Ferner ebendort: „Als nemlich Gott im Menschen geboren wurde, da wurde er ja nicht dazu geboren, dass er nicht Gott bliebe.“ So sagt Ebenderselbe in der Einleitung zur Auslegung des Evangeliums nach Matthäus: „Es war also zuerst notwendig für uns, dass der eingeborene Gott unsertwegen als Mensch geboren wurde, was er vorher nicht war.“ So heisst es ebendort: „Als Drittes war dann passend, dass, weil Gott in der Welt als Mensch geboren worden war etc.“ Das ist zwar Weniges aus Übervielem; aber du siehst auch aus dem Gesagten, dass er öffentlich und deutlich den aus Maria Geborenen als Gott verkündet. Wo ist nun jenes dein Wort: „Es konnte das Geschöpf nicht gebären den Schöpfer.“ — „Was aus dem Fleische geboren ist, ist Fleisch“ ? Es wäre nun zu lange, das von den Einzelnen hieher Gehörige anzuführen, und ist auch mehr die Aufzählung als die Auslegung der Aussprüche anzustreben; denn zur Auslegung genügen sie sich selbst." [34]Nicht nur die Nestorianer
und Mohammedaner sind gewohnt, ihre Lehrmeinungen mit dem Mantel der göttlichen
Schrift zu bedecken. "Du sagst: „Wie durch einen Menschen der Tod kam,
so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten.“ Suchst du selbst
durch des Apostels Wort die Verkehrtheit und das Verbrechen zu rechtfertigen
und bringst durch die Ansteckung mit deiner Ruchlosigkeit selbst das Gefäß
der Auserwählung in schlechten Ruf, so dass es den Anschein gewinnt,
als ob auch der Apostel Gott verleugnet habe, wie der Urheber deines Heiles
von dir nicht erkannt wird? Und wenn es dir schon einmal beliebte, apostolische
Zeugnisse anzuführen, warum hast du dich mit einem begnügt, alle
andern aber verschwiegen, und hast nicht sogleich beigefügt: (Gal.
1, 1) „Paulus, Apostel, nicht von Menschen noch durch einen Menschen,
sondern durch Jesus Christus?“ Oder jene Stelle: (I. Kor. 2, 6) „Wir reden
Weisheit bei den Vollkommenen?“ [35]
10. Hl. AmbrosiusAmbrosius, der berühmte Bischof von Mailand, "der ausgezeichnete Priester Gottes, der nicht von der Hand des Herrn wich und deshalb gleichsam an dem Finger Gottes wie ein Edelstein glänzte", sagt in dem Buche, welches an die Jungfrauen gerichtet ist (De virg.): „Mein Bruder ist weiß und rot; weiß, weil er der Abglanz des Vaters ist, rot, weil er das Kind der Jungfrau ist. Bedenke aber, dass die Ehrenzeichen der Gottheit an ihm älter sind, als die Geheimnisse des Leibes; denn er begann nicht aus der Jungfrau, sondern der da war, kam in die Jungfrau.“ Ebenso sagt er am Geburtsfeste des Herrn selbst: „Sehet das Wunder der göttlichen Mutter: Die Jungfrau empfieng, die Jungfrau gebar, Jungfrau in den Wehen wie in der Schwangerschaft, Jungfrau nach der Geburt, wie es im Ezechiel heißt: (Ezech. 44, 2) "Und die Pforte war verschlossen und wurde nicht geöffnet, weil der Herr durch sie ging." Dazu Cassian: "O ruhmreiche Jungfräulichkeit, erhabene Fruchtbarkeit! Der Herr der Welt wird geboren, und da ist kein Seufzer der Gebärenden; entleert wird der Schoß der Jungfrau, und ein wahres Kind erhält man; aber die Jungfrauschaft wird nicht verletzt. Es gehörte sich, dass bei der Geburt Gottes das Verdienst der Keuschheit wuchs, und dass Unversehrtes bei dem Ausgange Desjenigen nicht verletzt wurde, der gekommen war, das Versehrte zu heilen.“ So heißt es in der Auslegung des Evangeliums nach Lukas: „dass am liebsten eine Solche erwählt wurde, Gott zu gebären, welche mit einem Manne verlobt war.“ Er lehrt also sicher, dass Gott aus der Jungfrau geboren worden sei, und nennt Maria die Mutter Gottes. Wo ist nun dein abenteuerliches und fluchwürdiges Gerede, womit du sagst: „Wie kann sie die Mutter eines von ihrer Natur Verschiedenen sein? Wenn sie aber Mutter genannt wurde, so ist das, was geboren wurde, die Menschheit, nicht Gott!“ Siehe, ein ausgezeichneter Lehrer der Kirche sagt, dass Jene, welche geboren hat, ein Menschenkind war, und dass es Gott war, welcher geboren wurde; und dies sei für uns kein Grund zum Unglauben, sondern ein Wunder des Glaubens." [36]11. Hl. HieronymusHieronymus, der Lehrer der Christen, dessen Schriften in der ganzen Welt wie göttliche Leuchten glänzen, sagt in dem Buche an Eustochium: „Der Sohn Gottes ist für unser Heil Sohn des Menschen geworden; zehn Monate wartet er im Schoße, dass er geboren werde, und Jener, in dessen Hand die Welt eingeschlossen ist, wird von der engen Krippe umfangen.“ Ebenso steht in seinem Commentare zu Isaias:(Is. 7, 14) „Denn der Herr der Kräfte, der da ist ein König der Herrlichkeit, er selbst stieg herab in den jungfräulichen Schoß und ging ein und aus durch die Pforte des Aufganges (Ostens), (Ezech. 44, 1. 2) welche immer geschlossen ist. Von ihm sprach Gabriel zu der Jungfrau: (Luk. 1, 35) "Der hl. Geist wird auf dich herabkommen, und die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Heilige, welches aus dir geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden." Und in den Sprichwörtern heißt es:(Prov. 9, 1) "Die Weisheit erbaute sich ein Haus." Dazu Cassian: "Vergleiche nun dies, wenn es dir beliebt, mit deiner Lehre oder vielmehr deiner Gotteslästerung, da du sagst: „Gott ist ja der Schöpfer der Monate und nicht die Frucht der Monate.“ Aber sieh, Hieronymus, ein Mann von größter Wissenschaft, sowie von ganz bewährter und reiner Lehre, bezeugt fast mit denselben Worten den Sohn Gottes als eine Frucht der Monate, mit welchen du leugnest, dass er eine solche sei." [37]12. Rufinus und der hl. AugustinusAuch Rufinus, ein Mann der christlichen Philosophie, ein nicht zu verachtendes Glied der kirchlichen Lehrer, bezeugt in der Auslegung des Symboles über die Geburt des Herrn: „Der Sohn Gottes wird aus einer Jungfrau geboren, nicht in erster Linie dem bloßen Fleische geeint, sondern erzeugt, indem die Seele zwischen dem Fleische und Gott vermittelte.“ Hat er nun etwa den aus dem Menschen Geborenen undeutlich als Gott bekannt? Augustinus, ( In Joann. tract. II. 15) der große Priester der Stadt Hippo Regium sagt: „Damit aber die Menschen aus Gott geboren würden, durch den wir geschaffen werden, wurde Derjenige, durch welchen wir geheilt werden sollten, aus dem Weibe geboren.“ So sagt er ferner: "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt." Ebenso spricht er sich aus in seinem Briefe an Volusianus. Aber auch Moses und die übrigen Propheten haben in wahrster Weise Christum vorherverkündet und ihm große Herrlichkeit zugeschrieben; sie haben geweissagt, dass er nicht bloß ihnen gleich oder in derselben Art der Wundermacht ihnen überlegen, sondern dass er schlechthin Gott, der Herr Aller sein werde, Mensch geworden um der Menschen willen. Er wollte darum auch selbst die gleichen Werke verrichten wie Jene, damit es nicht ungeziemend erscheine, wenn er nicht dasselbe auch selbst tue, was er durch Jene getan hatte. "Aber er musste auch etwas Besonderes tun, geboren werden von einer Jungfrau, von den Toten auferstehen, in den Himmel auffahren. Ich weiß nicht, was der noch mehr erwartet, der da glaubt, dass dies für Gott zu wenig sei." [38]13. Hl. Gregor von NazianzDa er nun die Zeugnisse der griechischen oder byzantinischen Bischöfe vorführen will, hebt er an erster Stelle den hl. Gregor von Nazianz hervor. "Aber vielleicht dürften dir die Männer, welche ich aufgezählt habe, deshalb von etwas weniger annehmbarer Autorität erscheinen, weil sie in andern Teilen der Welt wohnen. Es wäre dies zwar lächerlich, weil ja der Glaube durch den Ort nicht verliert, und weil es sich darum handelt, was einer sei, nicht wo er sei; besonders da die Religion alle eint und Jene, welche in einem Glauben sind, auch, wie wir erkennen sollen, in einem Leibe sind; aber wir wollen dir doch einige von den Orientalen vorführen die du nicht verachten dürftest. Da ist Gregor, das so, strahlende Kleinod der Wissenschaft und Gelehrsamkeit, der auch jetzt noch, obwohl er längst aus dem Leben geschieden ist, durch sein Ansehen und den Glauben lebt und, obwohl er längst dem Leibe nach von den Kirchen fern, doch mit seiner Stimme und Lehre noch gegenwärtig ist. Er sagt:(Orat. 38 in Christi nativitatem juxta edit.) „Als nun Gott in jener menschlichen Natur, die er angenommen hatte, aus der Jungfrau hervorgegangen war, als ein einziges, aus zwei sich wechselseitig Entgegengesetzten Bestehendes, nämlich aus Leib und Geist: da wurde das Eine in Gott aufgenommen, das Andere verlieh die Gabe der Gottheit. O neue und unerhörte Vermischung! O wunderbare, unerforschliche Verbindung! Der da war — wird, der Schöpfer — wird geschaffen; der Unermessliche wird umschlossen, indem die Seele zwischen Gott und dem Fleische vermittelt; und Jener, der Alle reich macht, wird arm.“ So heißt es wieder über die Epiphanie: (In festum sanct. Luminum, orat. 39) „Aber was geschieht? Was geht mit uns vor oder für uns? Ein neuer und unerhörter Wechselverkehr der Naturen, und Gott wird Mensch!“ Ebendort: „Und der Sohn Gottes fing an auch Menschensohn zu sein, nicht umgewandelt aus dem, was er war, denn er ist unwandelbar, sondern annehmend, was er nicht war, denn er ist barmherzig; so dass also der Unermessliche umfasst werden konnte.“ Siehst du nun, wie trefflich und großartig er die Majestät der Gottheit so verkündet, dass er dadurch die Herablassung in der Menschwerdung nahe legt? Es wusste ja der wundervolle Lehrer des Glaubens wohl, dass mit Allem, was der in die Welt kommende Gott uns verleiht, seine Wohltaten sich häufen, nicht aber seine Ehre sich mindere; denn was immer Gott den Menschen schenkt, muss in uns die Liebe zu ihm mehren, nicht seine Würde mindern." [39]14. Hl. AthanasiusDa ist auch Athanasius, der Priester der Stadt Alexandria, "ein herrliches Beispiel der Standhaftigkeit und Tugend, welchen der Sturm häretischer Verfolgung nicht vernichtete, sondern bewährte, der immer ein Leben führte ähnlich einem klaren Spiegel." Er sagt:(de incarnat. Verbi) „Dies also ist, wie wir oft gesagt haben, die Meinung und der Grundzug der hl. Schrift, dass es eine doppelte Bezeichnung für einen und denselben Erlöser gibt: dass er immer Gott war und ist, Sohn, Wort, Licht und Weisheit des Vaters; und dass er nachher wegen uns Fleisch annahm aus Maria der Jungfrau und Gottesgebärerin und Mensch wurde.“ Ebenso heißt es nach Anderem: „Viele also waren heilig und rein von Sünden; Jeremias war schon vom Mutterleibe an geheiligt und Johannes frohlockte, als er noch im Mutterleibe war, voll Freude über die Stimme Mariens, der Gottesgebärerin.“ Er sagt also doch gewiß dass Gott, dass der Sohn Gottes, welcher, um in seinen Worten den Glauben Aller auszusprechen, „Wort ist und Licht und Weisheit des Vaters,“ wegen uns Fleisch angenommen habe, und nennt deshalb die Jungfrau Maria Gottesgebärerin, weil sie Mutter Gottes sei. [40]15. Hl. Johannes ChrysostomosWas hat Johannes, "die Zierde der Bischöfe von Constantinopel, dessen Heiligkeit ohne jeden Sturm heidnischer Verfolgung zu dem Verdienste des Martertums gelangte", über die Menschwerdung des Sohnes Gottes gedacht und gepredigt. Er sagt: „Jenen, welchen nicht Himmel, nicht Erde, nicht die Meere oder irgend ein Geschöpf hätten halten können, wenn er in der bloßen Gottheit gekommen wäre, ihn hat, ohne Schaden zu nehmen, der Schooß der Jungfrau getragen.“ Wenn du auch die Andern nicht beachten wolltest, so Cassian, "so hättest du doch gewiss den Glauben und die Lehre dieses Mannes befolgen und bewahren sollen, da dich ja das fromme Volk aus Liebe und Sehnsucht nach ihm zu seinem Bischofe gewählt hat. Denn da es dich aus der antiochenischen Kirche zu seinem Priester nahm, aus welcher es auch Jenen früher erwählt hatte, glaubte es in dir wieder zu erhalten, was ihm mit Jenem dahingegangen war. Haben nun diese alle nicht längst mit prophetischem Geiste alles gesagt, was zur Vernichtung deiner Gotteslästerung gehört? Du rufst, unser Herr und Erlöser sei Christus, nicht Gott; Jene aber, er sei Christus der Herr, der wahre Gott. Du lästerst, dass Maria Christusgebärerin, nicht Gottesgebärerin sei; Jene leugnen nicht, dass sie Christusgebärerin sei, aber so, dass sie auch erkennen, sie sei Gottesgebärerin. Nicht nur der Inhalt ist deinen Lästerungen entgegengesetzt, sondern auch der Ausdruck desselben, damit wir klar einsehen, es sei längst von Gott gegen deine Lästerungen eine unerstürmbare Wehr aufgerichtet, welche mit der bereitstehenden Mauer der Wahrheit die einst kommende Macht des häretischen Angriffes brechen sollte." Cassian nennt ihn den "Meister der frühern Bischöfe, du der Richter der alten Priester" ausgezeichneter als Gregor v. Nazianz, der bis 381 Bischof von Konstantinopel war und freiwillig abdankend dem Neide und Streite wich, bewährter als Nektarius, sein Nachfolger, † 397, "vortrefflicher als alle Priester der orientalischen Städte, welche, wenn auch nicht denselben Ruhm wie die genannten, so doch denselben Glauben hatten. Und das genügt ja für diese Sache; denn wenn es sich um den Glauben handelt, so sind alle in dem, worin sie die Genossen der Besten sind, den Besten auch gleich." [41]Wenn Cassian "den Fall der Stadt Konstantinopel wegen des Schlages" , den sie von den Nestorianern erlitten hat, beweint, um wieviel mehr müsste er trauern, wenn er den Fall der Stadt an die muslimischen Barbaren, also quasi die Nachfolger der Nestorianer, erlebt hätte. Er ermahnt die Bewohner, sie sollen in der christlichen Religion ihrer Ahnen verharren. Das gleiche gilt heute für Regionen, die von Moslems überrollt wurden wie der ursprünglich christliche Orient und Regionen auf die es die Moslems aktuell abgesehen haben wie z.B. Europa: "trennet von diesem räuberischen Wolfe, der das Volk Gottes verschlingt wie einen Bissen Brod. Rühret nicht an, kostet nicht, was immer von ihm kommt; denn Alles ist zum Verderben!" Das gilt für Moscheen und Koranschulen, islamische Symbole und Kleidungsstücke, islamischen Religionsunterricht. [42] Daher schreibt er
von Konstantinopel und seinem Lehrer Johannes Chrysostomos: "So nehme denn
auch ich den Eifer und die Liebe des Schülers für mich in Anspruch,
da ich, nach Verdienst niedrig und unbekannt, mir nicht unter den ausgezeichneten
Vorstehern der Stadt Konstantinopel einen Platz als Lehrer anmaßen
kann. Denn von dem Bischofe Johannes Chrysostomus gottseligsten Andenkens
in den hl. Dienst aufgenommen und Gott geweiht, bin ich der Liebe nach
dort, wenn ich auch dem Leibe nach ferne weile. Und wenn ich auch nicht
durch wirkliche Gegenwart unter diesem mir so lieben und verehrungswürdigen
Volke Gottes wohne, so bin ich doch dem Geiste nach mit ihm vereinigt;
daher kommt es, dass ich jetzt voll Teilnahme und Mitleid in den Weheruf
über den allgemeinen Schmerz ausbrach und, was ich ja allein konnte,
durch die tränenvolle Klage meiner Schriften dem Elende Jener meine
Stimme lieh, die gleichsam Teile und Glieder von mir sind. Wenn nämlich
nach dem Apostel, sobald ein kleinerer Teil des Körpers Schmerz empfindet,
auch der größere mitleidet und mitfühlt: um wie viel mehr
muss der kleinere mitfühlen, wenn der größere leidet! Es
wäre ja gegen alle menschliche Weise, wenn in einem und demselben
Körper der kleinere Teil das Elend des größern nicht fühlen
würde, da doch der größere mit dem kleinern mitleidet.
Deshalb bitte und beschwöre ich euch alle, die ihr innerhalb des Umfanges
der Stadt Konstantinopel wohnet und durch die Liebe zur Vaterstadt meine
Mitbürger, wie durch die Einheit des Glaubens meine Brüder seid,
dass ihr euch, wie geschrieben steht, trennet von diesem räuberischen
Wolfe, der das Volk Gottes verschlingt wie einen Bissen Brod. Rühret
nicht an, kostet nicht, was immer von ihm kommt; denn Alles ist zum Verderben!
Geht weg von ihm, trennet euch und rühret den Unreinen nicht an! Gedenket
eurer alten Lehrer und Priester, des weltberühmten Gregorius, des
durch seine Heiligkeit ausgezeichneten Nektarius, des Johannes in seiner
wunderbaren Glaubenskraft und Reinheit! Des Johannes sage ich, jenes Johannes,
der nach dem Vorbilde des Evangelisten Johannes wahrhaft ein Jünger
Jesu und Apostel war und gleichsam immer an der Brust und Liebe des Herrn
ruhte. Seiner, sage ich, seid eingedenk, ihm folget; seine Reinheit bedenket,
seinen Glauben, seine Lehre und Heiligkeit! Ja dieses eures Lehrers und
Vaters seid immer eingedenk, da ihr ja gleichsam auf seinem Schooße
und in seinen Armen aufgewachsen seid! Er war für mich und euch der
gemeinsame Lehrer, wir sind seine Jünger und seine Schüler. Seine
Schriften leset, seine Unterweisung haltet fest, seinen Glauben, sein Verdienst
umfasset! Wenn es auch etwas Großes und Schweres ist, dieses zu erreichen,
so ist es doch schön und erhaben, darnach zu trachten. Denn in den
höchsten Dingen ist nicht nur das Erreichen, sondern auch schon das
Streben lobenswert, weil man fast nie ganz ohne Anteil an dem ist, wonach
man sich bemüht emporzusteigen und zu gelangen. Jener also soll euch
immer im Sinne und gleichsam vor Augen sein; in eurem Fühlen und Denken
soll er bleiben, und gerade er soll euch auch das, was ich hier geschrieben
habe, annehmbar machen; denn er hat es mich gelehrt, und so sollt ihr es
nicht sowohl als mein, sondern als sein Eigentum ansehen, weil der Bach
durch die Quelle besteht und, was immer dem Schüler zugeschrieben
werden kann, auf die Ehre des Meisters zurückgeführt werden muss.
Dich aber, o Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus bitte ich vor
Allem und über Alles mit flehendem Munde und Herzen, dass du das,
was ich durch dein Gnadengeschenk geschrieben habe, durch die Gabe deiner
Liebe wollest den Seelen nahe legen! Und weil du, wie uns der Herr, unser
Gott, dein Eingeborener, selbst gelehrt hat, diese Welt so liebtest, dass
du deinen Eingeborenen für ihr Heil hingabst, o so gib diesem deinem
Volke, welches du erlöst hast, dass es in der Menschwerdung deines
Eingeborenen deine Gabe und seine Liebe erkenne, und dass Alle die Geburt,
das Leiden und die Auferstehung deines Eingeborenen, unseres Herrn und
Gottes so einsehen und lieben, dass die Herablassung seiner Majestät
eine Erhöhung unserer Liebe sei! Möge doch in keinem Gemüte
seine Erniedrigung eine Verminderung seiner Ehre zur Folge haben, sondern
stets eine Vermehrung der Liebe bewirken! Mögen wir alle die Wohltaten
deiner hl. Barmherzigkeit mit solcher Frömmigkeit und Weisheit einsehen,
dass wir erkennen, wie viel mehr wir unserm Gotte schulden, je mehr er
uns zu Liebe von sich selbst herabgestiegen ist!" [43]
Anmerkungen [1] Vgl. Kurs Nr.
611 St. Johannes Cassianus. Akademie der Kunst und Philosophie
St. Emygdius musste für seinen Kampf für das Christentum noch mit dem Leben bezahlen, später z.B. in der Zeit des St. Johannes Cassianus war das Christentum Staatsreligion in der damals bekannten Welt und es ging nur noch darum, falsche Lehren wie die der Arianer, Nestorianer und später Mohammedaner zu bekämpfen. St. Emygdius (Latin:
Emidius, Æmedius, Emigdius, Hemigidius; Italian: Sant'Emidio; c.
279 – c. 309 AD) was a Christian bishop who is venerated as a martyr. Tradition
states that he was killed during the persecution of Diocletian.
St.
Johannes Cassianus
Allgemeine
Infos zur Akademie der Kunst und Philosophie und den Kursen
Zur Philosophie und Kulturgeschichte von Byzanz, des Mittelalters, der Schule von Chartres, der Renaissance, des Barock, der Aufklärung, des Idealismus, der Romantik vgl. Kurse:Nr. 551 G.W.F. Hegel I, Nr. 660 G.W.F. Hegel II, Nr. 511 Johann Gottlieb Fichte I, Nr. 658 Johann Gottlieb Fichte II, Nr. 509 F.W.J. Schelling I, Nr. 510 F.W.J. Schelling II, Nr. 513 F.W.J. Schelling III, Nr. 505 Arthur Schopenhauer I-II, Nr. 663 Arthur Schopenhauer III, Nr. 531 Platon, Nr. 533 Aristoteles, Nr. 623 Johann Ludwig Wilhelm Müller, Nr. 020 Johann Wolfgang von Goethe I-II, Nr. 673 Johann Wolfgang von Goethe III, Nr. 553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 675 Friedrich Schiller III, Nr. 554 Friedrich Hölderlin I-II, Nr. 512 Novalis I, Nr. 671 Novalis II, Nr. 677 Jean Paul, Nr. 667 Romantische Kunst und Philosophie I, Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Nr. 630 Johann Ludwig Tieck, Nr. 631 Adelbert von Chamisso,Nr. 567 Gottfried Wilhelm Leibniz, Nr. 665 Molière, Nr. 622 Victor Hugo I, Nr. 674 Victor Hugo II, Nr. 629 Voltaire I-II, Nr. 679 Laurence Sterne, Nr. 621 Lord Byron I, Nr. 676 Lord Byron II, Nr. 628 Percy Bysshe Shelly, Nr. 561 Sir Walter Scott, Nr. 555 Angelus Silesius, Nr. 634 Hans Sachs, Nr. 619 Franz Werfel, Nr. 680 Nikos Kazantzakis, Nr. 588 Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Nr. 550 Fjodor M. Dostojewskij I-II, Nr. 506 Wladimir Sergejewitsch Solowjow, Nr. 664 Philosophie der Kunst, Nr. 661 Philosophie der Geschichte I, Nr. 686 Philosophie der Geschichte II, Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, Nr. 687 Philosophie der Geschichte IV, Nr. 687 Philosophie der Geschichte V, Nr. 659 Wissenschaftslehre I, Nr. 666 Wissenschaftslehre II, Nr. 681 Wissenschaftslehre III, Nr. 682 Wissenschaftslehre IV, Nr. 683 Wissenschaftslehre V, Nr. 684 Wissenschaftslehre VI, Nr. 685 Wissenschaftslehre VII, Nr. 545 Sittenlehre I-II, Nr. 614 Sittenlehre III, Nr. 544 Staats- und Rechtslehre I-II, Nr. 641 Staats- und Rechtslehre III, Nr. 644 Staats- und Rechtslehre IV, Nr. 655 Staats- und Rechtslehre V, Nr. 618 St. Ephraim der Syrer, Nr. 617 St. Cyrill von Alexandrien, Nr. 616 St. Gregor von Nazianz, Nr. 613 St. Gregor von Nyssa, Nr. 612 St. Johannes Chrysostomos, Nr. 611 St. Johannes Cassianus, Nr. 627 St. Basilius der Große, Nr. 625 Theodorus Abucara, Nr. 624 Byzantinische Wissenschaft / Philosophie, Nr. 653 St. Cyprianus, Nr. 609 St. Athanasius der Große, Nr. 605 St. Irenaeus von Lyon, Nr. 604 St. Hildegard von Bingen, Nr. 600 St. Johannes von Damaskus,Nr. 599 St. Petrus Venerabilis, Nr. 581 Bernhard von Chartres, Nr. 580 Wilhelm von Conches, Nr. 578 Pierre Abaelard, Nr. 574 Johannes von Salisbury, Nr. 577 Petrus Lombardus, Nr. 576 Gilbert de la Porrée / Gilbert von Poitiers, Nr. 565 Johannes Scotus Eriugena, Nr. 575 Thierry de Chartres, Nr. 571 Alanus ab Insulis, Nr. 572 Anselm von Canterbury, Nr. 570 St. Hilarius von Poitiers, Nr. 568 Nicolaus Cusanus I, Nr. 568 Nicolaus Cusanus II, Nr. 568 Nicolaus Cusanus III, Nr. 564 St. Ambrosius, Nr. 564 St. Augustinus I, Nr. 601 St. Augustinus II, Nr. 654 St. Augustinus III, Nr. 579 St. Albertus Magnus, Nr. 500 St. Thomas von Aquin I, ScG, Nr. 501 St.Thomas von Aquin II, Sth I., Nr. 502 St.Thomas von Aquin III, Sth. I-II, Nr. 582 St.Thomas von Aquin IV, Sth II-II, Nr. 583 St.Thomas von Aquin V, Sth. III, Nr. 566 Meister Eckhart, Nr. 562 Dante Alighieri I-II, Nr. 672 Dante Alighieri III, Nr. 558 Calderón de la Barca, Nr. 648 Calderón de la Barca II, Nr. 650 Calderón de la Barca III, Nr. 651 Calderón de la Barca IV, Nr. 563 Miguel de Cervantes I, Nr. 645 Miguel de Cervantes II, Nr. 637 Lope de Vega I, Nr. 638 Lope de Vega II, Nr. 642 Lope de Vega III, Nr. 643 Lope de Vega IV, Nr. 652 Juan Ruiz de Alarcón, Nr. 632 Ginés Pérez de Hita, Nr. 633 Luis Vaz de Camões, Nr. 678 François Rabelais, Nr. 557 Ludovico Ariosto I-II, Nr. 668 Ludovico Ariosto III, Nr. 556 Torquato Tasso, Nr. 552 William Shakespeare I-II, Nr. 559 Wolfram von Eschenbach, Nr. 560 Walter von der Vogelweide, Nr. 662 Gottfried von Strassburg, Akademie der Kunst und Philosophie / Académie des sciences Nr. 320 Romanische Kunst und Architektur, Nr. 350 Byzantinische Kunst und Architektur, Nr. 325 Kunst und Architektur der Gothik, Nr. 326 Kunst und Architektur der Renaissance, Nr. 586 Tizian, Nr. 591 Paolo Veronese, Nr. 597 Correggio, Nr. 670 Annibale Carracci, Nr. 520 Rembrandt, Nr. 598 El Greco, Nr. 620 Giovanni Battista Tiepolo, Nr. 590 Giovanni Bellini, Nr. 656 Andrea Solari, Nr. 657 Bernadino Luini, Nr. 587 Andrea Mantegna, Nr. 595 Jan van Eyck, Nr. 635 Rogier van der Weyden, Nr. 640 Stefan Lochner, Nr. 646 Michael Pacher, Nr. 647 Peter Paul Rubens, Nr. 649 Giotto di Bondone, Nr. 626 Luca Signorelli, Nr. 610 Piero della Francesca, Nr. 596 Perugino, Nr. 522 Raffael (Raffaello Sanzio), Nr. 523 Sandro Botticelli, Nr. 602 Benozzo Gozzoli, Nr. 606 Fra Angelico, Nr. 607 Pinturicchio, Nr. 608 Domenico Ghirlandaio, Nr. 593 Filippo Lippi, Nr. 594 Filippino Lippi, Nr. 589 Albrecht Dürer, Nr. 603 Bernard van Orley, Nr. 615 Ambrogio da Fossano detto il Bergognone, Nr. 636 Eugène Delacroix, Nr. 639 Bartolomé Esteban Murillo, Akademie der Kunst und Philosophie
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