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Kurs Nr. 677 Jean Paul Friedrich Richter


"Wenn die Griechen die schönen Künste eine Musik nannten: so ist die Romantik die Sphärenmusik... alles muss romantisch, d. h. humoristisch werden" Jean Paul, Vorschule der Ästhetik

"Ich will meine eigne Akademie der Wissenschaften sein" Jean Paul, Hesperus II

Jean Paul by Friedrich Meier, 1810 

 

 
 
 
 
 

 

Aus dem Inhalt:
 

1. Leben und Werk

Jean Paul, auch Jean Paul Friedrich Richter, eigentlich Johann Paul Friedrich Richter  wurde am 21. März 1763 in Wunsiedel geboren und starb am 14. November 1825 in Bayreuth. Er war ein deutscher Schriftsteller der Klassik, vor allem aber der Romantik. Johann Paul Friedrich Richter, der sich später Jean Paul nannte, kam als Sohn des Lehrers und Organisten Johann Christian Christoph Richter und seiner Ehefrau, der Tuchmacherstochter Sophia Rosina, geborene Kuhn, in Wunsiedel zur Welt. 1765 wurde sein Vater Pastor in Joditz im Hofer Land (seit 1978 Ortsteil der Gemeinde Köditz), 1776 erhielt er eine bessere Stelle in Schwarzenbach an der Saale. Die Atmosphäre des protestantischen Landpfarrhauses prägte Jean Pauls Kindheit. Weniger durch seinen konservativen Vater als durch einen verehrten Lehrer und den Pfarrer des Nachbarortes Rehau, Erhard Friedrich Vogel, wurde er mit dem Gedankengut der Aufklärung vertraut gemacht. Abseits der politisch-literarischen Zentren seiner Zeit bildete sich Jean Paul autodidaktisch und verfügte im Alter von fünfzehn Jahren über ein umfangreiches Bücherwissen, das er in Exzerptheften zusammentrug. 1779 wechselte Jean Paul an das Gymnasium in Hof, wo er Johann Bernhard Hermann kennenlernte, der zu einem engen Freund und zum Vorbild vieler seiner Romanfiguren, etwa des Leibgebers im Siebenkäs, wurde. Wenige Monate später starb sein Vater, wodurch die Familie in schwere materielle Not stürzte. Im Mai 1781 immatrikulierte Jean Paul sich an der Universität Leipzig, betrieb sein Studium der Theologie jedoch nur sehr lustlos. Stattdessen begann er nun, sich als Schriftsteller zu verstehen. 1784 musste Jean Paul vor seinen Gläubigern fliehen und kehrte nach Hof in das Haus seiner Mutter zurück. [1] 

Die Reihe seiner schriftstellerischen Erfolge begann 1793 mit dem Roman "Die unsichtbare Loge". Jean Paul hatte dem Schriftsteller Karl Philipp Moritz das Manuskript geschickt, und Moritz zeigte sich begeistert: „Ach nein, das ist noch über Goethe, das ist was ganz Neues!“, soll er gesagt haben, und durch seine Vermittlung fand das Buch rasch einen Verlag in Berlin. In "Die unsichtbare Loge" verwendete Jean Paul, der seine Arbeiten zuvor unter dem Pseudonym J. P. F. Hasus geschrieben hatte, erstmals den Namen Jean Paul. Doch Die unsichtbare Loge blieb ein Fragment, denn Jean Paul widmete sich mit dem "Hesperus" einem neuen Roman, der 1795 erschien. Das Buch, das zum größten literarischen Erfolg seit Goethes "Die Leiden des jungen Werthers" wurde, machte Jean Paul schlagartig berühmt. Johann Gottfried von Herder, Christoph Martin Wieland und Johann Wilhelm Ludwig Gleim äußerten sich enthusiastisch über den Hesperus – Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller fanden an dem Roman allerdings keinen Gefallen. Auf Einladung seiner Verehrerin Charlotte von Kalb besuchte Jean Paul 1796 Weimar. Im literarischen Zentrum seiner Zeit wurde er respektvoll aufgenommen, doch blieb das Verhältnis zu Klassikern wie Goethe und Schiller eher kühl und distanziert. Zwei Jahre später zog Jean Paul nach Weimar; inzwischen hatte er eine stattliche Anzahl literarischer Werke vorzuweisen wie "Siebenkäs" (1796/97) und "Das Leben des Quintus Fixlein" (1796). Besonders in Weimar häuften sich die erotischen Verwicklungen, die Jean Paul zeitlebens begleiteten: Er verlobte sich mit der Hildburghauser Hofdame Karoline von Feuchtersleben, was wegen des Standesunterschiedes einige Schwierigkeiten mit sich brachte – und als diese endlich ausgeräumt waren, entlobte Jean Paul sich wieder. Auch gegenüber Charlotte von Kalb musste er immer wieder neue Strategien der Ehe-Vermeidung austüfteln. Doch auch der ehescheue Jean Paul konnte sich schließlich „seinem Schicksal nicht entziehen“: Im Frühjahr 1800 lernte er auf einer Reise nach Berlin Karoline Mayer kennen, die er ein Jahr später heiratete. Die Berlin-Reise stellte den Höhepunkt seines literarischen Ruhmes dar: Die preußische Königin Luise, die ihn am „Kleinen Musenhof“ ihrer Schwester Charlotte in Hildburghausen kennengelernt hatte, zeigte sich ihm als begeisterte Leserin seiner Werke. Dies brachte Jean Paul dazu, im Oktober 1800 ganz nach Berlin zu ziehen, wo er sich unter anderen mit den Brüdern August Wilhelm und Friedrich Schlegel sowie mit Johann Ludwig Tieck, Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher und Johann Gottlieb Fichte anfreundete. Jean Pauls nächste Romane "Titan" (1800–1803) und "Flegeljahre" (1804/1805) erzeugten nicht mehr den früheren Enthusiasmus bei den Lesern, obwohl sie heute als seine wichtigsten Werke gelten. 1804 siedelte er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern nach Bayreuth um, nachdem er von 1801 bis 1803 in Meiningen und anschließend in Coburg gewohnt hatte. In Bayreuth führte er fortan ein zurückgezogenes Leben, unterbrochen nur von einigen Reisen, zum Beispiel nach Bamberg, wo er E. T. A. Hoffmann besuchte, und nach Heidelberg, wo ihm 1817 nach einem ausgiebigen Punschgelage auf Vorschlag Hegels der Ehrendoktortitel verliehen wurde. Seine politischen Stellungnahmen (etwa in Cottas Morgenblatt) fanden besonders bei patriotisch gesinnten Studenten lebhaften Widerhall. Jean Paul wurde zu einer Leitfigur der deutschen Burschenschaften. Bei Besuchen in Heidelberg (1817) und Stuttgart (1819) wurde er gar zum „Lieblingsdichter der Deutschen“ erhoben.  1820 hatte ihn die Bayerische Akademie der Wissenschaften  zu ihrem auswärtigen Mitglied ernannt. [2] 
 

2. "Der Titan"

Gustav Mahler's Symphonien sind eigentlich keine im klassischen Sinne, sondern Tondichtungen. So zum Beispiel die erste Symphonie, "Der Titan" nach dem gleichnamigen Werk von Jean Paul. Zum ersten Satz schrieb Mahler ganz im Sinne von Beethoven: "Frühling und kein Ende. Die Einleitung schildert das Erwachen der Natur am frühen Morgen." Der zweite Satz könnte Beethovens "Lustiges Zusammensein der Landleute" aus der "Pastorale" entsprechen. Der dritte Satz wurde inspiriert durch das Musikstück "Des Jägers Leichenbegräbnis", begleitet durch einen Zug der Tiere. Der vierte Satz erinnert an Dantes Inferno: "Dall'inferno al paradiso." [3] 

Jean Paul beginnt den Roman mit dem "Traum der Wahrheit": "Aphrodite, Aglaja, Euphrosyne und Thalia sahen einst in das irdische Helldunkel hernieder und, müde des ewig heitern, aber kalten Olympos, sehnten sie sich herein unter die Wolken unserer Erde, wo die Seele mehr liebt, weil sie mehr leidet, und wo sie trüber, aber wärmer ist. Sie hörten die heiligen Töne heraufsteigen, mit welchen Polyhymnia unsichtbar die tiefe bange Erde durchwandelt, um uns zu erquicken und zu erheben; und sie trauerten, dass ihr Thron so weit abstehe von den Seufzern der Hilflosen. Da beschlossen sie, den Erdenschleier zu nehmen und sich einzukleiden in unsere Gestalt. Sie gingen von dem Olympos herab; Amor und Amorinen und kleine Genien flogen ihnen spielend nach, und unsere Nachtigallen flatterten ihnen aus dem Mai entgegen. – Aber als sie die ersten Blumen der Erde berührten und nur Strahlen und keine Schatten warfen: so hob die ernste Königin der Götter und Menschen, das Schicksal, den ewigen Zepter auf und sagte: der Unsterbliche wird sterblich auf der Erde, und jeder Geist wird ein Mensch! – Da wurden sie Menschen und Schwestern und nannten sich Luise, Charlotte, Therese, Friederike; die Genien und Amorinen verwandelten sich in ihre Kinder und flogen ihnen in die Mutterarme, und die mütterlichen und schwesterlichen Herzen schlugen voll neuer Liebe in einer großen Umarmung. Und als die weiße Fahne des blühenden Frühlings flatterte – und menschlichere Thronen vor ihnen standen – und als sie, von der Liebe, der Harmonika des Lebens, selig-erweicht, sich und die glücklichen Kinder anblickten und verstummten vor Lieb' und Seligkeit: so schwebte unsichtbar Polyhymnia vorüber und erkannte sie und gab ihnen Töne, womit das Herz Lieb' und Freude sagt und gibt ... Und der Traum war geendigt und erfüllt; er hatte, wie immer, nach der Wirklichkeit und dem Wachen sich gebildet. Darum sei er den vier schönen und edlen Schwestern geweiht, und alles, was ihm im Titan ähnlich ist, sei es auch!"  [4] 

Den ersten Satz von Mahlers ersten Symphonie könnte man auch als Vertonung der ersten Kapitel verstehen: "Hohe Natur! wenn wir dich sehen und lieben, so lieben wir unsere Menschen wärmer, und wenn wir sie betrauern oder vergessen müssen, so bleibst du bei uns und ruhest vor dem nassen Auge wie ein grünendes abendrotes Gebirge. Ach vor der Seele, vor welcher der Morgentau der Ideale sich zum grauen kalten Landregen entfärbet hat – und vor dem Herzen, dem auf den unterirdischen Gängen dieses Lebens die Menschen nur noch wie dürre gekrümmte Mumien auf Stäben in Katakomben begegnen – und vor dem Auge, das verarmt und verlassen ist und das kein Mensch mehr erfreuen will – und vor dem stolzen Göttersohne, den sein Unglaube und seine einsame, menschenleere Brust an einen ewigen unverrückten Schmerz anschmieden – – vor allen diesen bleibst du, erquickende Natur, mit deinen Blumen und Gebirgen und Katarakten treu und tröstend stehen, und der blutende Göttersohn wirft stumm und kalt den Tropfen der Pein aus den Augen, damit sie hell und weit auf deinen Vulkanen und auf deinen Frühlingen und auf deinen Sonnen liegen! .... unter Italiens tiefblauem Himmel – in den schwelgerischen Zitronenlauben voll Blüten – auf dem Schoße der schönen Natur, die dich wie eine Mutter liebkoset und hält. ... Mittags ... schwärmten und sumseten sie stiller-genießend mit Bienenflügeln und Bienenrüsseln durch die honigreiche Flora der Insel; und sie hatten jene heitere Unbefangenheit der Kinder, der Künstler und der südlichen Völker, die nur den Honigbehälter der Minute ausnascht; und daher fanden sie an jeder anfallenden Welle, an jedem Zitronenspalier, an jeder Statue unter Blüten, an jedem reckenden Widerschein, an jedem fliehenden Schiffe mehr als eine Blume, die den gefüllten Kelch weiter unter dem warmen Himmel aufmachte, anstatt dass es uns unter unserm kalten wie den Bienen geht, vor denen Maifröste die Blumen verschließen. – O die Insulaner tun recht. Unser größter und längster Irrtum ist, dass wir das Leben, d. h. seinen Genuss, wie die Materialisten das Ich, in seiner Zusammensetzung suchen, als könnte das Ganze oder das Verhältnis der Bestandteile uns etwas geben, das nicht jeder einzelne Teil schon hätte. Besteht denn der Himmel unsers Daseins, wie der blaue über uns, aus öder matter Luft, die in der Nähe und im Kleinen nur ein durchsichtiges Nichts ist und die erst in der Ferne und im Großen blauer Äther wird? Das Jahrhundert wirft den Blumensamen deiner Freude nur aus der porösen Säemaschine von Minuten; oder vielmehr an der seligen Ewigkeit selber ist keine andere Handhabe als der Augenblick.... Er blickte sehnend durch die wankenden Fugen der Lorbeerzweige nach den glänzenden Hügeln draußen, da Dian in seiner Malersprache sagte: »Ist es nicht, als wenn alle Götter mit tausend Fruchthörnern auf den Bergen um den Lago maggiore ständen und Wein und Kaskaden niedergössen, damit nur der See wie ein Freudenpokal üppig überlaufe und herunterschäume?« 

Gaspard hatte ein parteiloses tiefreichendes Auge für jede, sogar die fremdeste Brust und suchte am wenigsten sein Ebenbild. Er zog daher den Bibliothekar in sein Haus. Da nun dieser nur vom Porträtmalen zu leben schien und jetzt ohnehin nach Deutschland zurückwollte: so trug er, hoffend, diesem reichen, vieläugigen, strengen Geiste Albanos Gesellschaft an, die bloß der gegenwärtige Mitarbeiter Augusti mit ihm teilen sollte. – Aber der Bibliothekar verlangte vorher vier Dinge voraus, die Schilderung des Grafen, die Silhouette desselben und – als beides gegeben war – noch das dritte und vierte so: »Soll ich von den drei Ständen kalandertD. h. zwischen zwei hölzernen Walzen und einer metallenen gepresset werden. werden und mich glatt und poliert drücken lassen von Glanzpressen? – Ich will nicht; überallhin, in den Himmel und in die Hölle will ich Ihren Sohn begleiten, aber nicht in die Poch-, Wasch-, Röst-, Schmelz- und Treibwerke vornehmer Häuser.« Das wurd' am leichtesten zugestanden; dazu war ohnehin der zweite Reichsvikarius des väterlichen Oberhaupts, Augusti, bestimmt. Aber über den vierten Punkt zerfielen sie fast. Schoppe, der lieber vogelfrei als nicht-frei oder freigelassen sein wollte, und dessen ebenso reichsunmittelbarer als fruchtbarer Boden keine Zäune litt, konnte sich nur zu zufälligen unbestimmten Diensten bequemen und mußte das Fixum eines Lohns ablehnen: »Ich will ihm«, sagt' er, »Kasualpredigten halten, aber keine Wochenpredigten; ja es kann sein, daß ich oft ein halbes Jahr gar nicht auf die Kanzel steige.« Der Ritter fand es unter sich, Verbindlichkeiten schuldig zu sein, und zog zurück; bis Schoppe den Diagonalweg ausmittelte, er gebe seine Gesellschaft als don gratuit und erwarte daher auch vom Ritter von Zeit zu Zeit ein don gratuit von Belang. 

Früher hatte jeder Hof seinen "Hoftürken", namens Recep Tayyip, Mohammed oder Ali, die verlorene Taschentücher aufheben mussten, Tee servieren usw. wie es später in Hugo von Hoffmannsthal's "Rosenkavalier" (von Richard Strauss vertont) demonstriert wird. Auch im "Titan" ist von einfältigen Hoftürken die Rede:"Übrigens war dem Ritter jetzt Schoppe gerade so lieb wie der erste beste Hoftürke, der ihm auf den Wagenfußtritt geholfen; seine Prüfung eines Menschen war eine kalte Totenbeschau, und nach dem Prüfen liebt' er nicht stärker und hasst' er nicht stärker; für ihn waren im Spektakelstück des polternden Lebens der Regisseur und die ersten und zweiten Liebhaberinnen und die Lears und Iphigenien und Helden weder Freunde, noch die Kasperls und die Tyrannen und Figuranten Feinde, sondern es waren verschiedene Akteurs in verschiedenen Rollen. [5] 

Mit Satire, gerade was Pfarrer und Mädchen als Influencerinnen angeht, wird nicht gespart »Ihr seid ein Paar Gänse und werdet in der Kirche nur von eurem Lumpenkrame schnattern – warum gebt ihr nicht auf den Pfarrer acht? Er ist ein Esel, aber für euch Eselinnen predigt er gut genug; abends sagt ihr mir die Predigt ganz her.« [6] 

Gustav Mahler hat sich wohl auch von dem "Wettstreit der Malerei und Musik" angesprochen gefühlt: »Mein Lehrer, der Kunstrat Fraischdörfer, setzte auch die Malerei über die Musik hinauf. Mir ist aber bei ihr, als hört' ich eine laute Vergangenheit oder eine laute Zukunft. Die Musik hat etwas Heiliges, sie kann nichts als das Gute. Dieser Satz, dass die reine Musik ohne Text nichts Unmoralisches darzustellen vermöge, verdient von mir mehr untersucht und ausgeführt zu werden. malen, verschieden von andern Künsten.« – Wahrlich sie war selber eine moralische Kirchenmusik, die Engelstimme... Euer Schluß wäre demnach dieser: Da ihr schöne Tage nie so schön erleben könnt, als sie nachher in der Erinnerung glänzen oder vorher in der Hoffnung: so verlangtet ihr lieber den Tag ohne beide; und da man nur an den beiden Polen des elliptischen Gewölbes der Zeit die leisen Sphärenlaute der Musik vernimmt, und in der Mitte der Gegenwart nichts: so wollt ihr lieber in der Mitte verharren und aufhorchen, Vergangenheit und Zukunft aber – die beide kein Mensch erleben kann, weil sie nur zwei verschiedene Dichtungsarten unsers Herzens sind, eine Ilias und Odyssee, ein verlornes und wiedergefundnes Miltons-Paradies – wollt ihr gar nicht anhören und heranlassen, um nur taubblind in einer tierischen Gegenwart zu nisten." [7] 

Von Träumen, einem Geister-Eldorado, ist die Rede: "Seine Seele ging lächelnd in der funkelnden Höhle der unterirdischen Schätze umher, die der Geist des Traums aufsperrt; indes das gemeine Auge des Wachens blind vor dem nahen, von Schlaf ummauerten Geister-Eldorado stand. »Ich fuhr in einem weißen Kahn auf einem finstern Strom, der zwischen glatten, hohen Marmorwänden schoß. An meine einsame Welle gekettet, flog ich bange im Felsen-Gewinde, in das zuweilen tief ein Donnerkeil einfuhr. Plötzlich drehte sich der Strom immer breiter und wilder um eine Wendeltreppe herum und hinab. – Da lag ein weites, plattes, graues Land um mich, das die Sonnen-Sichel mit einem eklen, erdfahlen Licht begoss. – Weit von mir stand ein untereinander gekrümmter Lethe-Fluss und kroch um sich selber herum. – Auf einem unübersehlichen Stoppelfelde schossen unzählige Walküren (Walküren sind reizende Jungfrauen, die vor der Schlacht diese weben und die Helden bestimmen, die fallen müssen) auf Spinnenfäden pfeilschnell hin und her und sangen: 'Des Lebens Schlacht, die weben wir'; dann ließen sie einen fliegenden Sommer nach dem andern unsichtbar gen Himmel wallen. Oben zogen große Weltkugeln; auf jeder wohnte ein einziger Mensch, er streckte bittend die Arme nach einem andern aus, der auch auf einer stand und hinüberblickte; aber die Kugeln liefen mit den Einsiedlern um die Sonnensichel, und die Gebete waren umsonst. – Auch ich sehnte mich. Unendlich weit vor mir ruhte ein ausgestrecktes Gebürge, dessen ganzer aus den Wolken ragender Rücken golden und blumig schimmerte. Quälend watete der Kahn in der flachen, trägen Wüste des abgeplatteten Stroms. – Da kam Sandland, und der Strom drückte sich durch eine enge Rinne mit meinem zusammengequetschten Kahne durch. Und neben mir ackerte ein Pflug etwas Langes aus, aber als es aufstieg, verdeckt' es ein Bahrtuch – und das dunkle Tuch zerfloß wieder in eine schwarze See. Das Gebürge stand viel näher, aber länger und höher vor mir und durchschnitt die hohen Sterne mit seinen Purpurblumen, über welche ein grünes Lauffeuer hin- und herflog. Die Weltkugeln mit den einzelnen Menschen zogen über das Gebürge hinüber und kamen nicht wieder; und das Herz sehnte sich hinauf und hinüber. 'Ich muß, ich will', rief ich rudernd. Mir schritt ein zorniger Riese nach, der die Wellen mit einer scharfen Mondsichel abmähte; über mir lief ein kleines festes Gewitter, aus der zusammengepreßten Dunstkugel der Erde gemacht, es hieß die Giftkugel des Himmels und schmetterte unaufhörlich nieder. Auf dem hohen Gebürge rief eine Blume mich freundlich hinauf; das Gebürge watete der See dämmernd entgegen; aber es rührte nun beinahe an die herüberfliegenden Welten, und seine großen Feuerblumen waren nur als rote Knospen in den tiefen Äther gesäet. Das Wasser kochte – der Riese und die Giftkugel wurden grimmiger – zwei lange Wolken standen wie aufgezogne Fallbrücken nieder, und auf ihnen rauschte der Regen in Wellen-Sprüngen herab – das Wasser und mein Schiffchen stieg, aber nicht genug. 'Es geht hier' (sagte der Riese lachend) 'kein Wasserfall herauf!' Da dacht' ich an meinen Tod und nannte leise einen frommen Namen. – – Plötzlich schwamm hoch im Himmel eine weiße Welt unter einem Schleier her, eine einzige glänzende Träne sank vom Himmel in das Meer, und es brauste hoch auf  – alle Wellen flatterten mit Floßfedern, meinem Schifflein wuchsen breite Flügel, die weiße Welt ging über mich, und der lange Strom riß sich donnernd mit dem Schiffe auf dem Haupte aus seinem trocknen Bette auf und stand auf der Quelle und im Himmel und das blumige Gebürge neben ihm – und wehend glitt mein Flügel-Schiff durch grünen Rosen-Schein und durch weiches Tönen eines langen Blumen-Duftes in ein glänzendes, unabsehliches Morgenland. – Welch ein entzücktes, leichtes, weites Eden! Eine helle, freudige Morgensonne ohne Tränen der Nacht sah, von einem Rosenkranz umschwollen, mir entgegen und stieg nicht höher. Hinauf und hinab glänzten die Auen hell von Morgentau: 'Die Freudentränen der Liebe liegen drunten,' (sangen oben die Einsiedler auf den langsam ziehenden Welten) 'und wir werden sie auch vergießen.' Ich flog an das Ufer, wo der Honig blühte, am andern blühte der Wein; und wie ich ging, folgte mir auf den Wellen hüpfend mein geschmücktes Schiffchen mit breiten, als Segel aufgeblähten Blumen nach – ich ging in hohe Blütenwälder, wo der Mittag und die Nacht nebeneinander wohnten, und in grüne Täler voll Blumen-Dämmerungen und auf helle Höhen, wo blaue Tage wohnten, und flog wieder herab ins blühende Schiff, und es floß tief in Wellen-Blitzen über Edelsteine weiter in den Frühling hinein, der Rosensonne zu. Alles zog nach Osten, die Lüfte und die Wellen und die Schmetterlinge und die Blumen, welche Flügel hatten, und die Welten oben; und ihre Riesen sangen herab: 'Wir schauen hinunter, wir ziehen hinunter, ins Land der Liebe, ins goldne Land.' Da erblickt' ich in den Wellen mein Angesicht, und es war ein jungfräuliches voll hoher Entzückung und Liebe. Und der Bach floß mit mir bald durch Weizen-Wälder – bald durch eine kleine duftige Nacht, wodurch man die Sonne hinter leuchtenden Johanniswürmchen sah – bald durch eine Dämmerung, worin eine goldne Nachtigall schlug – bald wölbte die Sonne die Freuden-Tränen als Regenbogen auf, und ich schiffte durch, und hinter mir legten sie sich wieder als Tau brennend nieder. Ich kam der Sonne näher, und sie stand schon im Ähren-Kranz; 'es ist schon Mittag', sangen die Einsiedler über mir. Träge, wie Bienen über Honigfluren, schwammen im finstern Blau die Welten gedrängt über dem göttlichen Lande – vom Gebürge bog sich eine Milchstraße herüber, die sich in die Sonne senkte – helle Länder rollten sich auf – Lichtharfen, mit Strahlen bezogen, klangen im Feuer – Ein Dreiklang aus drei Donnern erschütterte das Land, ein klingender Gewitterregen aus Glanz und Tau füllte dämmernd das weite Eden – Er vertropfte wie eine weinende Entzückung – Hirtenlieder flogen durch die reine, blaue Luft, und noch einige Rosenwölkchen aus dem Gewitter tanzten nach den Tönen. – Da blickte weich die nahe Morgensonne aus einem blassen Lilienkranze, und die Einsiedler sangen oben: 'O Seligkeit, o Seligkeit, der Abend blüht.' Es wurde still und dämmernd. An der Sonne hielten die Welten umher still und umrangen sie mit ihren schönen Riesen, der menschlichen Gestalt ähnlich, aber höher und heiliger; wie auf der Erde die edle Menschengestalt in der finstern Spiegel-Kette der Tiere hinabkriecht: so flog sie droben hinauf an reinen, hellen, freien Göttern, von Gott gesandt – Die Welten berührten die Sonne und zerflossen auf ihr – auch die Sonne zerging, um in das Land der Liebe herabzufließen, und wurde ein wehender Glanz – Da streckten die schönen Götter und die schönen Göttinnen gegeneinander die Arme aus und berührten sich, vor Liebe bebend; aber wie wogende Saiten vergingen sie Freude-zitternd dem Auge, und ihr Dasein wurde nur eine unsichtbare Melodie, und es sangen sich die Töne: 'Ich bin bei dir und bin bei Gott' – Und andere sangen: 'Die Sonne war Gott!' – Da schimmerte das goldne Gefilde von unzähligen Freudentränen, die unter der unsichtbaren Umarmung niedergefallen waren; die Ewigkeit wurde still, und die Lüfte ruhten, und nur das fortwehende Rosenlicht der aufgelösten Sonne bewegte sanft die nassen Blumen. Ich war allein, blickte umher, und das einsame Herz sehnte sich sterbend nach einem Sterben. Da zog an der Milchstraße die weiße Welt mit dem Schleier langsam herauf – wie ein sanfter Mond schimmerte sie noch ein wenig, dann ließ sie sich vom Himmel nieder auf das heilige Land und zerrann am Boden hin; nur der hohe Schleier blieb – Dann zog sich der Schleier in den Äther zurück, und eine erhabene, göttliche Jungfrau, groß wie die andern Göttinnen, stand auf der Erde und im Himmel; aller Rosenglanz der wehenden Sonne sammelte sich an ihr, und sie brannte in Abendrot gekleidet. Alle unsichtbaren Stimmen redeten sie an und fragten: 'Wer ist der Vater der Menschen und ihre Mutter und ihr Bruder und ihre Schwester und ihr Geliebter und ihre Geliebte und ihr Freund?' Die Jungfrau hob fest das blaue Auge auf und sagte: 'Gott ists!' – Und darauf blickte sie mich aus dem hohen Glanze zärtlich an und sagte: 'Du kennst mich nicht, Albano, denn du lebst noch.' – 'Unbekannte Jungfrau,' (sagt' ich) 'ich schaue mit den Schmerzen einer Liebe ohne Maß in dein erhabenes Angesicht, ich habe dich gewiß gekannt – nenne deinen Namen.' – 'Wenn ich ihn nenne, so erwachst du', sagte sie. 'Nenne ihn', rief ich. – Sie antwortete, und ich erwachte.« [8] 

Im Sinne der Romantik sind die "Landkarten vom Wahrheits- und Geisterreiche". "Gaspards Wort über das Inwohnen der Geisterwelt im Geiste und sein Blick und der Gedanke an sein Erstarren gaben für Albano der Stunde und der Stille romantische Schauer... Es gibt Augenblicke, wo die beiden Welten, die irdische und die geistige, nahe aneinander vorüberstreifen und wo Erdentag und Himmelsnacht sich in Dämmerungen berühren. Wie die Schatten der himmlischen Glanzwolken über die Blüten und Ernten der Erde weglaufen: so wirft überall der Himmel auf die gemeine Fläche der Wirklichkeit seine leichten Schatten und Widerscheine." [9] 

Von der Knechtschaft des materialistischen Humanismus, Cancel culture und falscher Toleranz halten die Romantiker nichts: "Aus bloßer Humanität sich Ungleichen gleichstellen, einem irgendeiner Absicht wegen ein freundliches Gesicht machen, so sein gegen jemand, dass man es ihm nicht auf der Stelle heraussagen darf, das ist wohl ganze Knechtschaft und verwirrt den Reinsten." [10]

Die Römer wurden bewundert, was die Architektur und Kunst betrifft, und die Verbreitung und Verteidigung des Christentums gegen ihre Feinde, nicht zuletzt die Sarazenen bzw. Muslime: »Welch ein Volk!« (sagte Albano) »Hier ringelte sich die Riesenschlange fünfmal um das Christentum." [11] 

Und natürlich die Landschaft: "Darum war er jetzt so selig, und so beglückt vom Anschauen der kräftigen Natur! Eine hohe lange Tal-Kette, worin Wein und Öl in Blütendüften flossen, führte alle dem großen Rom entgegen. Eine Zeitlang durfte sie der Jüngling begleiten; endlich musst' er zu einer langen Entfernung Herz und Auge von den Geliebten reißen, als über die grünen Täler her schon die mächtige Peters-Kuppel herüberglänzte und die Zypressen, stolz nur von Zypressen umgeben, das Gold des Abends auf den Zweigen trugen, ohne sie zu regen. Alle hatten das Auge am schönen Rom, aber ihr Herz war nur auf Isola bella, wo sie einander wiederzufinden versprachen." [12] 

Weil die Freiheit verteidigt werden muss ("Freiheit wird wie alles Göttliche nicht gelernt und erworben, sondern angeboren"), kämpfen der Erzengel Michael, Händel und der Weltgeist zusammen: "Und in Wahrheit, errichtete der Erzengel Michael eine heilige Legion, eine legio fulminatrix von einigen schwachen Septuagintas gegen das gemeine Wesen der Welt, kündigte er den Riesenkrieg dem Pöbelsaufgebote an, um vier oder fünf Weltteile durch ein sechstes Weltteilchen (auf einer Insel hätt' es vielen Platz) aus der Welt zu treiben oder in die Kerker und um alle geistige Knechte zu leiblichen zu machen: sei versichert, in diesem glücklichen Fall stellte ich mich am ersten hinter die Spitze und führte die Kanonen mit der kurzen flüchtigen Bemerkung: wie Händel zuerst Kanonen in die Musik, so brächte man hier umgewandt zuerst Musik in die Kanonen. Kämen wir nun sämtlich zurück, wehte der heilige Landsturm wieder herwärts: so stände Gottes Thron auf der Erde, und heilige Männer gingen mit hohen Feuern in Händen hinauf, viel weniger um droben den Weltkörper zu regieren als dem Weltgeiste zu opfern."  [13] 

Was nötig ist um die Freiheit zu verteidigen, sind nicht irgendwelche InfluencerInnen auf Instagram, Pseudo-Kabarettisten bei ZDF-neo wie Maithink, die versuchen Idioten zu finden, die sich für die Genmanipulation von Lebensmitteln einsetzen, sondern ein "philosophischer Arzt".[14] 

Und Musik natürlich: "Linda lobte sie, dass sie alle an Musik gewöhnte, diesen rechten Mondschein in jedem Lebens-Dunkel; »ohne Poesie und Kunst« (setzte sie dazu) »vermoose und verholze der Geist im irdischen Klima.« – »O was wäre ohne Töne der meinige?« sagte Idoine feurig... Sie gingen zum Dorfe hinaus, der schönsten Abendsonne entgegen; auf den Bergen antworteten sich Alphörner, und im Tale gingen heitere Greise zu leichten Geschäften. Diese grüßte Idoine mit besonderer Liebe, weil es, sagte sie, nichts Schöneres gebe als Heiterkeit auf einem alten Gesicht, und unter Landleuten sei sie immer das Zeichen eines wohl und fromm geführten Lebens. [15] 
 

3. "Hesperus"

Der "Hesperus", ein Roman, der 1795 erschien, wurde zum größten literarischen Erfolg seit Goethes "Die Leiden des jungen Werthers", machte Jean Paul schlagartig berühmt. Johann Gottfried von Herder, Christoph Martin Wieland und Johann Wilhelm Ludwig Gleim äußerten sich enthusiastisch über den Hesperus.

Heute immer noch aktuell ist der Beginn des "Hesperus"; auch wenn es inzwischen mehr als zwei Jahrhunderte später ist und Cherson von Tataren im Mantel der Russen bedroht wird und Byzanz zwar teilweise von Griechen und anderen Europäern in den Freiheitskämpfen gegen die Türken zu Beginn des 19. Jahrhunderts zurückerobert wurde, so ist Konstantinopel und die Kleinasiatische Küste aber immer noch islamistisch statt christlich: "Und auf dem Abendtore dieses Jahrhunderts steht: Hier geht der Weg zur Tugend und Weisheit; so wie auf dem Abendtor zu Cherson die erhabene Inschrift steht: Hier geht der Weg nach Byzanz." [16] 

Echte Philosophie will natürlich gelernt sein und orientiert sich an den Romantikern und Idealisten, sonst käme etwas heraus wie die materialistische Biotech-Philosophie, also nichts anderes als die "philosophischen Krebsgifte": "Noch mehr Sodbrennen und Säure sammelte sich in Viktors Herzen, weil er – der alles duldete, Eitle, Stolze, Atheisten, Schwärmer – gleichwohl keine Menschen dulden konnte, die die Tugend für eine Art von feiner Proviantbäckerei ansehen, die Wollust für erlaubt, den Geist für einen Almosensammler des Leibes, das Herz für eine Blutspritze und unsere Seele für einen neuen Holztrieb des Körpers. Dieses aber tat Matthieu, der noch dazu Neigung zum Philosophieren hatte, und der den Freund Viktors, welcher ohnehin gegen die ganze Dichter- und Geisterwelt so kalt war wie ein Staatsmann, mit seinem philosophischen Krebsgifte anzustecken drohte." [17] 

Bei echten Wissenschaften wie Dichtkunst und der Philosophie geht es um die Wahrheit, bei den verfälschten wie der Biotech-Medizin und grünen Gentechnik geht es nur um Preismedaillen, Pensionen, Feste, "Blut" der tierischen und menschlichen Versuchskaninchen: "Viktor verdankte die Sieste seines Herzens den – Wissenschaften, besonders der Dichtkunst und der Philosophie, die beide sich wie Kometen und Planeten um dieselbe Sonne (der Wahrheit) bewegen und sich nur in der Figur ihres Umlaufs unterscheiden, da Kometen und Dichter bloß die größere Ellipse haben. Seine Erziehung und Anlage hatte ihn an die Lebens- und Feuerluft der Studierstube gewöhnt, die noch die einzige Schlafkammer (Dormitorium) unserer Leidenschaften und das einzige Profess-Haus und der Glückhafen der Menschen ist, die dem breiten Strudel der Sinne und Sitten entgehen wollen. Die Wissenschaften sind mehr als die Tugend ihr eigner Lohn, und jene machen der Glückseligkeit teilhaftig, diese nur würdig; und die Preismedaillen, Pensionen und positiven Belohnungen und der Inventiondank, die viele Gelehrte für ihr Studieren haben wollen, gehören höchstens den literarischen dienenden Brüdern, die sich dabei abmartern, aber nicht den Meistern vom Stuhle, die sich dabei entzücken. Ein Gelehrter hat keine lange Weile; nur ein Thron-Insass lässet sich gegen diese Nervenschwindsucht hundert Hof-Feste verschreiben, Gesellschaftkavaliere, ganze Länder und Menschenblut... Wenn er nun in diesem geistigen Laboratorium, das weniger der Scheidekunst als der Vereinkunst diente, vom Turmalin an, der Aschestäubchen zieht, bis zur Sonne, die Erden zieht, und bis zur unbekannten Sonne, an welche Sonnensysteme anfliegen, aufstieg – oder wenn ihm die anatomischen Tabellen der perspektivische Aufriss einer göttlichen Bauart waren, und das anatomische Messer zum Sonnenweiser seiner Lieblingwahrheit wurde: dass es, um einen Gott zu glauben, nicht mehr bedürfe als zweier Menschen, wovon noch dazu einer tot sein könnte, damit ihn der lebende studiere und durchblättere. Ein Sonnensystem ist nur ein punktiertes Profil des Weltgenius, aber ein Menschenauge ist sein Miniaturbild. Die Mechanik der Weltkörper können die mathematischen Rechenmeister berechnen; aber die Dioptrik des unter lauter trüben Feuchtigkeiten helle gewordnen Auges übersteigt unsre algebraischen Rechenkammern, die daher von den nachgeäfften Augen (von den Gläsern) den Diffusionraum und das enge Feld nicht wegzurechnen vermögen. – oder wenn ihn die Dichtkunst als eine zweite Natur, als eine zweite Musik sanft emporwehte auf ihrem unsichtbaren Äther, und er unentschlossen wählte zwischen der Feder und der Taste, sobald er in der Höhe reden wollte – – kurz, wenn in seiner Himmelkugel, die auf einem Menschen-Halswirbel steht, der Ideen-Nebel allmählich zu hellen und dunkeln Partien zerfiel und sich unter einer ungesehenen Sonne immer mehr mit Äther füllte, wenn eine Wolke der Funkenzieher der andern wurde, wenn endlich das leuchtende Gewölk zusammenrückte: dann wurde vormittags um 11 Uhr der innere Himmel (wie oft draußen der äußere) aus allen Blitzen eine Sonne, aus allen Tropfen wurde ein Guß, und der ganze Himmel der obern Kräfte kam zur Erde der untern nieder, und... einige blaue Stellen der zweiten Welt waren flüchtig offen." [18] 

Es geht um die humoristische, empfindsame und philosophische Seele: "Unsere innern Zustände können wir nicht philosophischer und klarer nachzeichnen als durch Metaphern, d. h. durch die Farben verwandter Zustände. Die engen Injurianten der Metaphern, die uns statt des Pinsels lieber die Reißkohle gäben, schreiben der Farbengebung die Unkenntlichkeit der Zeichnung zu; sie solltens aber bloß ihrer Unbekanntschaft mit dem Urbilde schuldgeben. Wahrlich der Unsinn spielt Versteckens leichter in den geräumigen abgezognen Kunstwörtern der Philosophen – da die Worte, wie die sinesischen Schatten, mit ihrem Umfange zugleich die Unsichtbarkeit und die Leerheit ihres Inhalts vermehren – als in den engen grünen Hülsen der Dichter. Von der Stoa und dem Portikus des Denkens muss man eine Aussicht haben in die epikurischen Gärten des Dichtens... Er müsste, sagte Viktor, Berg-, Garten- und Sumpfwiesen haben, weil er drei verschiedne närrische Seelen besäße, die er auf verschiedene Ländereien zur Weide treiben müsste. Er meinte damit nicht, wie die Scholastiker, die vegetative, sensitive und intellektuelle Seele – noch, wie die Fanatiker, die drei Teile des Menschen: sondern etwas recht Ähnliches, seine humoristische, empfindsame und philosophische Seele. Wer ihm eine davon wegnähme, sagt' er, der möchte ihm immer auch die restierenden gar ausziehen. [19] 

Problematisch ist, wenn gute Mediziner durch Politiker (Gesundheitsminister, Institute wie das RKI) und der von ihnen geförderten Pharmaindustrie (Biontech) verdorben werden, dazu missbraucht werden ihre falschen Massnahmen zu unterstützen (siehe die inzwischen als falsch bestätigten Corona-Massnahmen wie Schulschließungen): "Denn er sollte jetzt aus der Idylle des Landlebens in die travestierte Äneis des Stadtlebens überziehen; und kein Steig ist doch elender gepflastert als der von der Studierstube in die Hof-Schmelzhütten und chambres ardentes, von der Ruhe zum Gewühl. Zudem hatt' ihm Emanuel noch nicht geschrieben. Klotilde, der Hesperus jener zwei schönen Abende, war gleich dem Hesperus am Himmel nicht zu sehen über St. Lüne. Wie gesagt, erbärmlich war ihm. Nun war noch dazu dieser Zeusel, sein künftiger Mietherr, der Hofapotheker, sozusagen ein Narr, ...überall spitz geschaffen an Kinn, Nase, Witz, Kopf, Lippen und Achsel. Dieser feine Essigaal – denn der Aal verfocht, er kenne eine gewisse Feinheit.... Zeusel wollte durchaus auf den flachsenfingischen Hof mit etwas anderem Einfluss haben als mit seiner Klistier-Wasserkunst und durch anderes auf den Hofstaat wirken als durch Senesblätter; daher kaufte er alle geheime Nachrichten (er besserte sie sogleich in öffentliche um), die er über neue Lufterscheinungen der Hofluft einzog, teuer auf, und dann, wenn einige Leute von den Thronstaffeln herabpurzelten, lächelte er fein genug und bemerkte, er hoffe, diese hätten ihn für ihren Freund genommen und sein Bein nicht gesehen, das er ihnen aus seiner Apotheke heraus heimlich untergeschlagen. Er war trotz einiger Herzensgüte ein Lügner von Haus aus, nicht weil er boshaft, sondern weil er fein sein wollte; und dämpfte seinen gesunden Verstand, um witzig zu perlen." [20] 

Wie funktioniert echter Natur-, Umweltschutz und Erdschutz? "Ich sehe den Himmel und dich durch den Schatten; in der Mitternacht lächle ich, und im Nachtwind geht mein Atem voll und warm. Denn, o Mensch, meine Seele hat sich aufgerichtet gegen die Sterne: der Mensch ist ein Engbrüstiger, der erstickt, wenn er liegt und seinen Busen nicht aufhebt. – Aber darfst du die Erde, diesen Vorhimmel, verachten, den der Ewige gewürdigt, unter dem lichten Heer seiner Welten mitzugehen? Das Große, das Göttliche, das du in deiner Seele hast und in der fremden liebst, such auf keinem Sonnenkrater, auf keinem Planetenboden – die ganze zweite Welt, das ganze Elysium, Gott selbst erscheinen dir an keinem andern Ort als mitten in dir. Sei so groß, die Erde zu verschmähen, werde größer, um sie zu achten. Dem Mund, der an sie gebückt ist, scheint sie eine fette Blumen-Ebene – dem Menschen in der Erdnähe ein dunkler Weltkörper – dem Menschen in der Erdferne ein schimmernder Mond. Dann erst fließet das Heilige, das von unbekannten Höhen in den Menschen gesenkt ist, aus deiner Seele, vermischt sich mit dem irdischen Leben und erquickt alles, was dich umgibt: so muss das Wasser aus dem Himmel und seinem Gewölk erst unter die Erde rinnen und aus ihr wieder aufquellen, eh' es zum frischen hellen Trunk geläutert ist. – Die ganze Erde bebt jetzo vor Wonne, dass alles ertönt und singt und ruft, wie Glocken unter dem Erdbeben von selber erklingen. – Und die Seele des Menschen wird immer größer gemacht vom nahen Unsichtbaren." [21] 

Der Vorteil der vegetarischen Ernährung und das "Leibnizische Monaden-Mahl" gegenüber dem Kunsum von Fleischmassen ist, dass der Geist nicht "um die helle, mit Himmelblau und Himmelrot ausgewölbte See seines Innern durch keine hineingeworfne Fleischstücke dunkel und schmutzig zu machen. Überhaupt hasste er Fresser als Menschen von zu grobem Eigennutz, so wie alle lebendige Speckkammern, wo Fettlagen den Geist, wie Schneeklumpen eine Hütte, einquetschen." [22] 

Despoten bzw Autokraten und viele "Welt- und Geschäftmänner" wie einige Pharmakonzerne halten "das Menschengeschlecht für einen Apparat zu Versuchen, für Jagdzeug, für Kriegsgeräte, für Strickzeug – diese Menschen sehen den Himmel nur für die Klaviatur der Erde und die Seele für die Ordonnanz des Körpers an – sie führen Kriege, nicht um die Kränze der Eichen, sondern um ihren Boden und ihre Eicheln zu erbeuten – sie ziehen den Glücklichen dem Verdienstvollen vor und den Erfolg der Absicht – sie brechen Eide und Herzen, um dem Staate zu dienen – sie achten Dichtkunst, Philosophie und Religion, aber als Mittel; sie achten Reichtum, statistischen Landesflor und Gesundheit, aber als Zwecke – sie ehren in der reinen Mathesis und in reiner Weibertugend nur beider Verwandlung in unreine für Fabriken und Armeen, in der erhabnen Astronomie nur die Verwandlung der Sonnen in Schrittzähler und Wegweiser für Pfefferflotten, und im erhabensten magister legens nur den anködernden Bierkranz für arme Universitäten." [23] 

Der Vorteil einer indischen Lebensführung und Philosophie im Gegensatz zur islamischen beispielsweise: "Seine Seele schien, wie ein Brahmin, von poetischen Blumen zu leben, und seine Sprache war oft, wie seine Sitten, indisch, d. h. poetisch. So war überall, wie bei mehren Menschen-Magnaten, eine auffallende vorherbestimmte Harmonie zwischen der äußern Natur und seinem Herzen – er fand im Körperlichen leicht die Physiognomie des Geistigen und umgekehrt – er sagte: die Materie ist als Gedanke ebenso edel und geistig als irgendein anderer Gedanke, und wir stellen uns in ihr doch nur die göttlichen Vorstellungen von ihr vor: – z. B. unter dem Frühstück vertiefte er sich in den glimmenden Tautropfen in einer Levkoje und spielte durch das Wiegen des Auges das Farbenklavier derselben durch. »Es muss« – sagte er – »irgendeine Harmonie zwischen diesem Wasserstäubchen und meinem Geiste zusammenklingen, wie zwischen der Tugend und mir, weil beide mich sonst nicht entzücken könnten. Und ist denn dieser Einklang, den der Mensch mit der ganzen Schöpfung (nur in verschiedenen Oktaven) macht, nur ein Spiel des Ewigen und kein Nachhall einer nähern, größern Harmonie?« Ebenso blickte er oft eine glimmende Kohle so lange an, bis sie ihm zu einer Flammen-Aue sich ausgebreitet hatte, die er, von sanften Phantasien beleuchtet, auf- und niederwandelte.... Erdulde, Leser, diese blumige Seele; wir wollen beide denken, dass die Menschen leichter eine Religion als eine Philosophie haben können, und dass jedes System sein eignes Gewebe des Herzens voraussetze, und dass das Herz die Knospe des Kopfes sei... Emanuel führte am Morgen als Cicerone der Natur seinen Gast durch die Ruinen und Antiken der Erde; denn jeder Baum ist eine ewige Antike. Wie verschieden ist ein Spaziergang mit einem frommen Menschen, und einer mit einer gemeinen Weltseele! Die Erde kam ihm heilig vor, erst aus den Händen des Schöpfers entfallen – ihm war, als ging' er in einem über uns hängenden überblümten Planeten. Emanuel zeigte ihm Gott und die Liebe überall abgespiegelt, aber überall verändert, im Lichte, in den Farben, in der Tonleiter der lebendigen Wesen, in der Blüte und in der Menschenschönheit, in den Freuden der Tiere, in den Gedanken der Menschen und in den Kreisen der Welten – denn entweder ist alles oder nichts sein Schattenbild –; so malt die Sonne ihr Bild auf alle Wesen, groß im Weltmeere, bunt in Tautropfen, klein auf die Menschen-Netzhaut, als Nebensonne in die Wolke, rot auf den Apfel, silbern auf den Strom, siebenfarbig in den fallenden Regen und schimmernd über den ganzen Mond und über ihre Welten... Viktor fühlte heute zum ersten Male die Vergrößerung und Verklärung seines Ichs vor einem Geiste, der, ihm ähnlich, aber überlegen, gleich einem sphärischen Hohlspiegel alle Züge seines edlern Teils kolossalisch zurückwarf. Der ganze pöbelhafte Teil seiner Natur verkroch sich, als der höhere sich, von Dahore ins Große gemalt, über die liegenden Triebe aufrichtete. Ein Mensch, den die Sonnennähe eines großen Menschen nicht in Flammen und außer sich bringt, ist nichts wert. Er wollte kaum sprechen, um nur immer ihn zu hören, ob er gleich vorhatte, recht viele Tage dazubleiben. Er war wie vor einem höhern Wesen und vor einer Geliebten, vor denen man weder seinen Kopf noch seine Zunge zeigen will, mit Verzicht auf sein Ich in lautere Wahrheit und Liebe versunken. Von den kleinen Verhältnissen des Orts und des bürgerlichen Lebens war aller Firnis so rein abgesprungen, und sie standen ihm alle so vermooset da, dass er nicht einmal die Namen von Göttingen, von Flachsenfingen, oder leere Lebenvorfälle oder fremde Personalien nennen wollte. Viktor hatte überhaupt eine kleine Verachtung für die Menschen, denen die Nachricht an den Buchbinder lieber ist als das Buch, und die Rezension eines Autors lieber als sein System, und für welche die Erde keine Entzifferkanzlei des Buchs der Natur, sondern ein Sprachzimmer, eine Zeitungbude elender Personalien ist, die sie weder benutzen noch behalten noch beurteilen, sondern nur erzählen wollen; und es ekelten ihn die deutschen Gesellschaften, in denen man so wenig philosophiert. – O wie selig war er, einmal einen ganzen Tag mit einem andern denken, und was noch schöner ist, zugleich dichten zu dürfen! ... Seine Zweifel über das Größte, was unsern Kopf erdrücken und unser Herz erheben kann, wurden heute zu Fragen – die Fragen zu Hoffnungen – die Hoffnungen zu Ahnungen. Es gibt Wahrheiten, von denen man hofft, große Menschen werden stärker von ihnen überzeugt sein, als man es selber sein kann; und man will daher durch ihre Überzeugung die seinige ergänzen. Dahore hielt die zwei großen Wahrheiten (Gott und Unsterblichkeit), die wie zwei Säulen das Universum tragen, fest an seinem Herzen; aber er fragte wie die seltnern Menschen, denen die Wahrheit nicht bloß das Schaugericht der Eitelkeit und der Nachtisch des Kopfes ist, sondern ein heiliges Abend- und Liebemahl voll Lebengeist für ihr müdes Herz, er fragte wenig darnach, wenn er keine Anhänger machen konnte. Viktor fühlte, dass er den Artillerietrain und die elektrischen Pistolen und Batterien der Disputierkunst besser zu handhaben verstehe als Emanuel; aber er würde seine eigne Zunge verabscheut haben, wenn sie ihre Leichtigkeit gegen diese schöne Seele gerichtet hätte. Er schwieg aus zwei Gründen. »Versuch es,« sagt' er, »von einer großen, dein ganzes Wesen umfassenden leuchtenden Wahrheit auf dem fliegenden Sekundenweiser, worauf man im flüchtigen Gespräche steht, mit den wenigen trocknen Tuschen, womit menschliche Ideen anzufärben sind, und mit der unbehülflichen Menschenzunge, womit du diese Farbenkörner ausbreiten musst, versuch es, von deiner Wahrheit ein Schmelzbild, ein Altarblatt zu geben – wahrhaftig ein Schattenriß, ein durchsichtiges Sternbild wird alles sein, was du liefern kannst.« Der lichte Himmel gewisser einfacher tieffühlenden Menschen hüllet, wie der äußere, alle seine Sonnen, die wärmste ausgenommen, mit dem Schein eines öden Blaues zu; aber der unreine Himmel anderer voll Witz und Logik ist mit Nebensonnen, Bögen, Nordscheinen, Wolken und Rot geputzt... Wie hätt' er den Mut oder Anlass haben können, an einem solchen Tage Emanuel um seinen Sterbetag zu befragen, oder um Klotilden? – Viktor hatte jene gesellschaftliche Phantasie, die sich leicht in die Stelle der unähnlichsten Menschen, des Weibes und des Philosophen, versetzt. Abends ging Dahore ins Stift, um Astronomie, seine geliebteste Wissenschaft, zu lehren. Unter der astronomischen Lehrstunde wurde Julius offnes Gesicht ein offner Himmel; er sagte seinem Viktor alles wie einem zweiten Vater. Hier erzählte er ihm treuherzig, dass im vorigen Jahr immer ein Engel zu ihm gekommen, der seine Hand ergriffen, ihm Blumen gegeben, ihn freundlich angeredet und endlich von ihm in den Himmel gewichen, ihm aber einen Brief dagelassen habe, den er nach einem Jahre zu Pfingsten sich von Klotilden dürfe lesen lassen; ja dieser gute Engel sei gestern mit einem Kusse vor ihm vorbeigeflogen... Diesen Emanuel hatten alle Maienthaler lieb (sogar der Pfarrer, obwohl jener ein Nichtkatholik, Nichtlutheraner und Nichtkalvinist war); und er war gern von etwas abhängig, von fremder Liebe. Denn der edelste Mensch hängt eben am meisten von liebenden Seelen ab, oder doch von seinen Idealen derselben, mit denen er aber nur insofern ausreicht, als er sie für Pfänder künftiger Urbilder ansieht.... Auf dieser Erde schlägt keine erhabnere und seligere Stunde als die, wo ein Mensch sich aufrichtet, erhoben von der Tugend, erweicht von der Liebe, und alle Gefahren verschmäht und einem Freunde zeigt, wie sein Herz ist. Dieses Beben, dieses Zergehen, dieses Erheben ist köstlicher als der Kitzel der Eitelkeit, sich in unnütze Feinheiten zu verstecken. Aber die vollendete Aufrichtigkeit steht nur der Tugend an: der Mensch, in dem Argwohn und Finsternis ist, leg' immer seinem Busen Nachtschrauben und Nachtriegel an, der Böse verschon' uns mit seiner Leichenöffnung, und wer keine Himmeltür an sich zu öffnen hat, lasse das Höllentor zu!" [24] 

Während der Corona-Krise konnte man gut erkennen, was es bedeutet, wenn ein "Hof-Schelm", d.h. ein Kabarettist, der sich als Maskottchen für die staatlich geförderte Biotech-Industrie einspannen lässt wie Eckart von Hirschhausen, die gleichen falschen Urteile fällt, wie die Regierung. Heute werben Pseudo-Kabarettisten bei ZDF-neo (Maithink) für die Genmanipulation von Lebensmitteln: "Viktor tat dies nicht; er wollte jetzt gar nicht aus dem Hause, d. h. aus dem Dorfe. Die Sommertage schienen ihm in St. Lüne wie in einem Arkadien zu ruhen, wehend, duftend, selig; und er sollte aus dieser sanft irrenden Gondel hinausgeworfen werden ins Sklavenschiff des Hofs – aus der pfarrherrlichen Milchhütte in die fürstliche Arsenikhütte, aus dem Philanthropistenwäldchen der häuslichen Liebe auf das Eisfeld der höfischen. Das war ihm in der Laube so hart! – und in Tostatos Bude so lieb! – Wenn die Wünsche und die Lagen des Menschen sich miteinander umkehren: so klagt er doch wieder die Lagen, nicht die Wünsche an. »Er wolle sich selber«, sagt' er, »auslachen, aber er habe doch hundert Gründe, in St. Lüne zu zögern, von einem Tage zum andern – es ekle ihn so sehr seine Absicht an, einem Menschen (dem Fürsten) aus andern Beweggründen zu gefallen als aus Liebe – es sei noch unwahrscheinlicher, dass er selber gefalle, als dass es ihm gefalle – er wolle lieber seinen eignen Launen als gekrönten schmeicheln, und er wisse gewiss, im ersten Monat sag' er dem Minister von Schleunes Satiren ins Gesicht, und im zweiten dem Fürsten – und überhaupt werd' er jetzt mitten im Sommer einen vollständigen Hof-Schelm schlecht zu machen wissen, im Winter eher, u. s. w.« [25] 

Ähnlich denken diese Leute nur wie sie am Hof ihr Glück machen und Geld verdienen können: "Viktor sah mit Verachtung, wie wenig zwei solchen Seelen, die die Thronstufen für eine Wesenleiter und den Thron-Eisberg für einen Olymp und ein Empyreum hielten, und die nirgends als an dieser Höhe ihr Glück zu machen wussten, bessere Begriffe vom Glück und schlechtere von der Höhe beizubringen wären." [26] 

So wie damals die Apotheker immer ihren "Kammermohren" dabei hatten und die Arzneien selbst herstellten in der sogenannten "Kanaillen-Apotheke", so werden heute viele Medikamente von "Industrie-Türken" in der Biotech-Firma hergestellt, in der Hoffnung damit Milliarden scheffeln zu können, was sich im Falle von Biontech/Pfizer ja auch bestätigt hat: "Als sich der Apotheker deswegen stolz und verächtlich in die Höhe richtete: drückte ihn der Doktor langsam auf den Stuhl und auf seinen Geldbeutel nieder, und die auf die Achsel eingeschlagne Hand nagelte den kleinen Zierling samt der Börse an den Sessel an."  [27] 

Wer kommt da nicht bei dem ganzen Elend an den Universitäten mit "Cancel culture" und Taliban-Kleidung auf die Idee: "Ich will meine eigne Akademie der Wissenschaften sein". [28] 

Und wer sollte da nicht seinen Geist erheben und "den größten Gedanken des Menschen" fassen: "O Julius, wenn jeder Augenblick einen Menschen und eine Welt zerlegt – wenn die Zeit über die Kometen geht und sie austritt wie Funken und die verkohlten Sonnen zerreibt – wenn die Milchstraßen nur wie zurückfahrende Blitze aus dem großen Dunkel dringen – wenn eine Weltenreihe um die andere in den Abgrund hinuntergezogen wird, wenn das ewige Grab nie voll wird und der ewige Sternenhimmel nie leer: o mein Geliebter, wer erblickt und erhält denn uns kleine Menschen aus Staub? – Du, Allgütiger, erhältst uns, du, Unendlicher, du, o Gott, du bildest uns, du siehest uns, du liebest uns – O Julius, erhebe deinen Geist und fasse den größten Gedanken des Menschen! Da wo die Ewigkeit ist, da wo die Unermesslichkeit ist und wo die Nacht anfängt, da breitet ein unendlicher Geist seine Arme aus und legt sie um das große fallende Welten-All und trägt es und wärmt es. Ich und du und alle Menschen und alle Engel und alle Würmchen ruhen an seiner Brust, und das brausende schlagende Welten- und Sonnenmeer ist ein einziges Kind in seinem Arm. Er siehet durch das Meer hindurch, worin Korallenbäume voll Erden schwanken, und sieht an der kleinsten Koralle das Würmchen kleben, das ich bin, und er gibt dem Würmchen den nächsten Tropfen und ein seliges Herz und eine Zukunft und ein Auge bis zu ihm hinauf – ja, o Gott, bis zu dir hinauf, bis an dein Herz.‹ " [29] 

Der Hof-Apotheker bzw. die Biotech-Industrie sind natürlich mit ihren "Hof-Kleinigkeiten" und "Hof-Spitzbübereien" beschäftigt: "Das höfische und triumphierende Lächeln Zeusels war eine zweite Verleumdung; der Tropf hielt Viktor für ein Zifferblatt- oder Stundenrad bei der Sache und sich für den Perpendikel. Daher sagte Viktor mit einem aus Wehmut und Stolz gemischten Unwillen: »Meine Seele erhebt sich zu weit über eure Hof-Kleinigkeiten, über eure Hof-Spitzbübereien, mich ekelt euer Kram unaussprechlich. – O du edler Geist in Maienthal!« " [30] 

Hof-Ärzte, die die Regierung mehr schlecht als recht beraten wie das RKI unter dem damaligen Leiter L. Wieler stellen natürlich eine Karikatur ihrer Zunft dar: "Dieser Doktor-Rumpf unter einem Doktorhute, dessen Gehirnfibern zu Basssaiten gezwirnt waren, versteigerte seine Einfältigkeiten bloß durch die ernsthafte Schwerfälligkeit, womit er ihrer los wurde, über den Preis; von gewissen Personen, z. B. von Ärzten, von Finanz-Rechnern, von ökonomischen Geschäftträgern ... Im Punkte der Ärzte – wie in jedem Hauptpunkte des Vermögens oder des Lebens – denket der vornehmste Pöbel wie der niedrigste und schätzet Männer und Schoßhunde nach äußerer zottiger Wildnis." [31] 

Die Natur und die Kunst werden nur mit einem reinen Auge am besten genossen, wie Jean Paul feststellt, daher vergeben wir dem Hof-Arzt "alle seine Sonderbarkeiten und das Idiotikon seiner tollen Natur ". [32] 

Auch für die Apotheker bzw. Pharmaindustrie solle noch eine Zeit kommen, wo er und jeder "so viel Verstand hat, dass er seinen eigenen hat und seine eigene, aus seinem Fleisch und Blut gezeugte Privat-Narrheit, als Autodidaktus in jeder Toll- und Weisheit. – O ihr armen Menschen! fangt doch nach den Flügel- und Schwanzfedern der Freude unter den Gewalt-Märschen euerer Tage! O ihr Armen! Will denn kein guter Freund einen Imperialfolianten zusammenschmieren und euch dartun, dass ihr wenig Zeit habt, gleich dem Teufel in der Apokalypsis?" [33] 

Was die heutige Schulmedizin betrifft, muss man leider sagen, dass es sich weniger um Medizin als Vergiftung durch Medikamente handelt: "Um Viktor zu entschuldigen, sagt' er – wobei er ihn immer den Hofmedikus benamsete, so dass Jenner in dieser Verfassung an einen Hofvergifter eher dachte als an etwas anderes." [34] 

Naheliegend ist natürlich, dass der Held im Hesperus Jean Paul selbst ist, wie er zum Schluss andeutet: »Der Held deiner Posttage« – sagt' er – »ist ein wenig nach dir selber gebosselt.« – »Das«, versetzte ich, »entscheide die Welt und der Held, wenn mich beide kennen lernen; es tuns aber alle Autores, ihr Ich steht entweder abgezeichnet vor dem Titelblatte oder darhinter mitten im Werke, wie der Maler Rubens und der Zeichner Ramberg fast in allen ihren Arbeiten einen Hund anbringen.« [35] 
 

4. "Selina"

In seinem Romanfragment "Selina" aus dem Jahr 1827 zeigt Jean Paul seine Unterstützung für den griechischen Freiheitskampf gegen die Türken ("Barbarenhorde"), den Kampf gegen die islamische "Feuerschlange", denn erst dann ist das "Tor nach Griechenland" wieder offen: "Es war am Morgen, wo Selina ihrem Vater das Bildnis vollendet übergeben, kurz vor Henrions Abreise nach Griechenland, als beide von nichts begleitet als Schmetterlingen und Lerchen, – wider die auf dem Lande ungewöhnliche Polizeimeisterei des Anstandes – ganz allein miteinander durch die lauten Fluren und endlich der Hitze wegen in die stillen Wäldchen lustwandelten. Auf einmal wurd' es in einem Wäldchen finsterer und doch über den Gipfeln nicht dunkel im Blau. Plötzlich war in Osten ein schwarzes feuerspeiendes Ungeheuer von Gewitter erwacht und spie auf der Schwelle des Tags sein wildes Feuer neben der stillen blassen Sonne. Zur Freude für beide Menschen stand das Wetterhorn nicht weit vom Wäldchen. Henrion sah mit entzückten Augen in den feurigen Morgensturm, in die auflodernde Wolkenschlacht, zwischen deren Feuer die Sonne als Heerführerin vorleuchtete. »Dort in Osten«, rief er begeistert, »seh ich das Wetterleuchten der griechischen Waffen und höre Kanonendonner der Griechen über ihre Tyrannen rollen und niederfahren.« – Ein Sturm jagte aus dem weitgelagerten schwarzen Gewitterheerhaufen eine lange Wolke näher heran, die sich unaufhörlich entlud und lud, bis sie über der Blitz lockenden Kugel des Gewitterableiters stand. – »O könnt' ich einst sterben für die Freiheit, sobald ich nicht mehr streiten kann für sie. O Gott, wie schön ist der Tod, Selina, wenn er vom Himmel kommt als ein weißer blitzender Todes-Engel!« Da schoss eine Feuerschlange in zwei Sprüngen aus dem Schwarz auf die nahe Goldkugel und der Himmel strömte und alle Wolken donnerten unersättlich nach. – »Ach lieber Henrion!« rief Selina erschrocken aus; er sah sich um und fand ihr Angesicht mit Tränen bedeckt und ganz bleich. »Selina, weinst du, weil du mich liebst?« sagte er und sie neigte langsam den Kopf wie zum Ja, zur Trauer, aus Scham zugleich und hüllte das Gesicht durch das Trocknen der Tränen ein. »O, du himmlisches Wesen,« rief er, »du nimmst mich an? So bleib' ich dein, im Leben und im Tode, wenn ich falle, und wenn ich wiederkehre.« – »Ziehe nur froh deinen Weg,« antwortete sie, »mein Henrion, und Gott wird mit uns beiden sein.« – Die Sonne brach hervor, das Gewitter war regnend nach Westen geflohen, und ein hoher Regenbogen hatte sich über die Arme des Gebirges gespannt. – »Siehe, das Tor nach Griechenland ist aufgetan«, sagte Henrion, denn sein westlicher Weg nach Griechenland ging über Frankreich." [36] 

»Nächstens, meine Selina, haben wir die Festung und ich habe euch und ihr mich; denn mein Wort ist gegeben. Freuden und Taten verlass' ich hier; aber ich finde neue bei dir wieder, Geliebte. Du gutes Herz, meinetwegen denkst du zu oft an Sterben und Unsterblichkeit. Aber glaube mir, nirgend denkt man seltener an das Sterben als im Lager unter Sterbenden. Der Mensch ist hier Flamme, nicht Asche; man sieht die wehende Fahne der Laufbahn, nicht die Gräben und Gräber, die sie durchschneiden; und das zuckende Sterben, sogar das eigne, erscheint nur als die letzte Bewegung gegen den Feind. Bloß Recht und Stärke schwellen die Gefühle, keine Stubenangst drückt sie zusammen. Mitten im Reiche der Ideen und der Taten, die beide nirgend als im Kriege so nahe aneinander stehen, ist das äußere Dasein so leicht hinzugeben; und wenn ein einziges Griechenkind, oder ein zitternder Greis bloß in deinen Retterhänden steht, so fährst du als ein Löwe gegen die Barbarenhorde daher, und der Pulverblick sieht wie ein Silberblick des Lebens aus. Wahrlich die augenblickliche und entscheidende Verteidigung der Unschuldigen ist der Vorschmack eines göttlichen Reichs, wo die Unschuld ihren Rächer neben sich hat und jede Gewalt eine zweite. Fürchte aber nicht, Selina, dass der dicke Nebel der Schlachtfelder und Schlachttäler mir das reine Licht der Philosophie verfinstere, das still und gerade in meinem Busen brennt und das alles daraufstürzende Nachtgevögel des Kriegs nicht erstickt, nur anfacht. Ich höre durch den Donner des Mords doch – wie der taube Tonkünstler die Musik – dich und meinen Vater über das Leben reden und darüber die Dichter auf den Musenbergen der Griechen singen." [37] 

Die Freiheit musste damals in Griechenland verteidigt werden: "O meine teure Selina! In solchen Geisterminuten der Weltbetrachtung wünsch' ich am wärmsten bei dir zu sein, weil dein Verstehen mich begeistert und mich bestätigt. Sieh, darum schick' ich dir anstatt der Nachrichten um mich her lieber die friedlichen aus meinem Innern; und in deine Seele soll nur wieder eine Seele ziehen, nicht der Körpertroß. Aber jetzo schlägt ohnehin die große Stunde bald aus, wo die höchste Festung [Napoli di Romania] als der Wetterableiter der feindlichen Blitze in unsere Hände übergeht und nach welcher ich in Deutschland mich des geliebten Griechenlands erfreuen darf. Dann halt' ich leichter den vaterländischen Frieden aus, weil zu mir die Wetterstangen mit ihren Spitzen und Kugeln herüberleuchten, an welchen sich die rohen Hagelwolken brechen müssen, die ich über die alten fruchtreichen Paradiese des menschlichen Geistes ziehen sehe. Mein lieber Vater soll wahrlich einige hohe Stunden von der großen Vergangenheit der griechischen Kämpfe durch mich bei meiner Rückkehr ernten, und ihm soll unter meinem Erzählen zuweilen so werden, als steh' er selber wieder wie vor Jahren mit seinen Waffen auf einem Feindes-Boden neben der Göttin Freiheit, um ihr zu opfern, die Feinde oder sich. Wie viel ruhiger werd' ich von nun an die alten Griechen in ihren Werken lehren und singen hören, da doch nicht mehr der heiße Schmerz über das faule Zusehen bei dem Foltern ihrer Enkel in mir stechen und klopfen wird. O es brennt überhaupt ein verzehrender Krieg im Herzen eines Jünglings zwischen seinen zweifachen Wünschen und Kräften, zu lernen und zu handeln, sich in die Wissenschaft einzugraben und sich ins helle Leben zu stürzen! – Freilich sagt mein Bruder, lernen ist auch handeln; aber handeln ist doch auch lernen. Und jedes von beiden muss ganz und glutvoll und mit allen feurigen Opfern geschehen. Wie dank' ich meinem Vater, dass er mich zu seinem Ebenbilde erziehen will und ganz den Wissenschaften, und besonders der Dichtkunst leben lässt, ohne Rücksichtnahme auf die engbrüstigen und hungrigen Gebote des adeligen und kriegerischen Fortkommens! – Aber, meine Selina, ich will mich auch tapfer anstrengen und den Parnaß wie eine Festung sogar an den steilsten Wänden zu ersteigen suchen; denn ich habe zumal für dich, zarte Luna gar zu viel Wangenrot noch vom Feldzug her und ich muss etwas bleicher werden durch Studieren. Und was werd' ich noch für dich, du Muse meiner Musen? Sag es mir. O Selina, wenn wir in die Feste werden gezogen sein und meine teuern Waffenbrüder um mich her im herrlichen Jubeltoben ihre Herzen lüften werden: mit welcher Überfülle werd' ich auf die Zinnen der griechischen Schirmstadt treten und über den weiten Hafen hinüberschauen ins unermessliche Meer, das sich doch an deinen Ufern abbricht, und zu mir sagen: ja, drüben, da wohnt dein Himmel, dein künftiges Leben, der Geist, vor welchem deiner immer höher streben und wachsen wird und der dir größere Wunden belohnen würde als du empfangen, welchen kein platter Charons-Nachen führt aus dem stolzen Hafen, sondern ein hohes siegendes Kriegschiff! Und dies alles gebe Gott, meine Geliebte!" [38] 

In "Selina" geht es natürlich auch um die Unsterblichkeit der einzelnen Seele, die in der islamischen Philosophie nicht vertreten wird: »Ach,« sagte Selina, »ist es nicht ein tröstlicher Gedanke, dieser verdeckte Reichtum in unserer Seele? Können wir nicht hoffen, dass wir unbewusst Gott vielleicht inniger lieben als wir wissen und dass ein stiller Instinkt für die zweite Welt in uns arbeite, indes wir bewusst uns so sehr der äußern übergeben? – Vielleicht kommen daher manche Rührung, manch[e] Andacht, manche innere schnelle Freudigkeit, deren Grund wir nicht erraten. Und wie wohl tut es, dass wir an allen Nebenmenschen auch unscheinbaren, das zu achten haben, was Gott allein kennt.«  [39] 

Genauso wenig wie bei Atheisten und Materialisten, die die geistige Welt leugnen: "Wie ganz anders sieht ein Geist die blühende Natur an, der mit ihr und hinter ihr fortzublühen glaubt, als einer, der als ein ewiges Skelett auf ihr zu bleiben fürchtet und dem sie jetzo selber eines dadurch wird; sowie der Gottunglaubige eine viel unbelebtere Welt erbl[ickt] als der Gottglaubige. Des Rittmeisters innere war eine fortgehende Entzückung. Große Gegenstände des Lebens gingen vor ihm vorüber, denn im Menschen stehen nie erhabene Gefühle einsam, so wenig wie Berge, sondern sie verbinden sich wie Gebirgketten. Karlson suchte ordentlich seiner geliebten Selina es recht lebhaft darzustellen, wie in dem Zeitpunkt, wo die Seele ihren organischen Zepter niederlegt, ihr nur die bisher beherrschte niedere Welt von Kräften entweiche, sie aber in ihrem ungetrübten Reichtum zurücklasse und wie die Regentin nicht darum untergehe, weil ihre Diener von ihr abfallen. Manche höhere Wahrheiten wirken sogar zu denen hinab, die sie nicht anzuerkennen glauben, und die unbewußt und heimlich von ihnen durchdrungen werden, so wie der Regen sogar zu Pflanzen, die tief unterm Wasser stehen, erquickend hinabgreift. Aber Selina freute sich freilich am meisten über alle Untersuchungen, weil an diesem Abend überhaupt mehre Engel, die ihr gaben, sich in ihrem Herzen begegneten. Das Sprechen und Hören über den größten Gegenstand des Lebens, der auch ihre Mutter so ergriffen und festgehalten – das Leben neben zwei alten Freunden der Mutter, mir und dem edlen Karlson – und die Erlaubnis und Aussicht, dass sie diese Nacht in der geheiligten Wohnung ihres Henrions übernachten werde. »Nein,« brach sie mit ihrer gewöhnlichen Begeisterung aus, »gerade des Besten ist der Mensch nicht wert. Kann er gut und unschuldig genug sein, um die unschuldige Natur rein in sich aufzunehmen, und harmonisch in sich selber genug, um mit ihren Schönheiten zu harmonieren?« – Diese lieblichen Worte zwangen mich ordentlich, den Magnetismus noch zuletzt in unsere Untersuchung hereinzuführen, da alles das, was mir an diesem Morgen Nantilde über Selinas bange Träume von Henrions Verwundung mitgeteilt, auf einen sich schmerzlich ausbildenden Selbermagnetismus des bescheidnen Mädchens hinwies. »Und warum wollen wir hier«, sagt' ich, »nicht mit einem Worte des Magnetismus gedenken, dessen hohe Erscheinungen so sich an den Seelen- oder Monadenbund zum Dienste eines höhern Ich anschließen, dass sie alle die Kräfte und Reichtümer, die man vor seiner Offenbarung dem Geiste zugeschrieben, jetzo lebendig aufdecken und zeigen?« Ich sah voraus, dass der Magnetismus einem so edlen Wesen einmal die Flügel lüften würde, welche empor wollten, da edlen Geistern so viele Sterne unter dem Horizonte stehen, die sie nur von oben erblicken können." [40] 

Berichte aus Griechenland wurden sehnlichst erwartet: "Es sollte eben eine milde stille Woche für uns alle werden; Glück-Rad und -Rädchen griffen ineinander. Nantilde hatte meinen Rat – weil eine Frau selten einen unverbessert befolgt – dahin verbessert, dass sie sich nahe genug an Selina betten ließ, um die ganze Nacht ihre Hand in der ihrigen zu behalten. Möge nun dieser freundschaftliche Ableiter die magnetischen Flammen und Wogen zerteilet, oder die Wohn- und Lebensstube des Geliebten sanfte Einflüsse in sie gemischt haben: genug Selina schlummerte ohne Stöhnen und Weinen und sang nur leise: »Schwellet nicht hoch, ihr Wogen, flieget nicht reißend, sprecht nicht laut, ihr Winde, damit er weich schiffe und walle und nicht fühle das Erschüttern des Lebens.« – Zu allem Frohen gesellte sich noch, dass auch der Rittmeister von seinem frühern deutschen Waffenbruder, der in Marseille als Ehemann einer edeln Gallierin häuslich zurückgeblieben war, außer der Nachricht der eroberten Festung Romania noch die aussichtreiche von der Einschiffung mehrer deutschen Mitbelagerer erhielt samt dem Versprechen der schnellsten Berichte über seinen Sohn und dessen Ankommen und Schicksal. Die ängstliche Nantilde wollte nun sogleich Selinas Schifferliedchen zu einer magnetischen Weissagung erheben; aber ich fragte sie, ob sie denn sein Kommen anders träumen könne als auf einem Schiffe?" [41] 

Zum Glück wurde Griechenland befreit, vor der "Seelenwüste" bewahrt und der Islam zurückgedrängt (einige Politiker und Journalisten der FAZ wollen ihn nun in Deutschland etablieren), denn "ohne einen allgütigen Geist ist ein Himmel nur die Ausnahme und die regellosen Höllen sind die Regel und das Chaos wäre der Urteufel als Allherr", zumindest aus Europa: "Es war an diesem stillen lichten Abende, als man auf den fernen Bergen zwei Schalmeien hörte, die einander bloß anredeten und dann schwiegen und man mir sagte, dass damit zwei fromme Hirten sich auf entlegnen Gipfeln gegenseitig das Zeichen gäben, ihr Abendlied gemeinschaftlich abzusingen. Innig rührte mich der Berggesang in der Weite, denn ich hörte in den stillen Lüften nicht den leisesten Ton, aber die Ferne malte mir die Töne, die selber nur Ferne der Räume wie der Zeiten darstellen, mit desto größerem Zauber. »Diese guten Menschen«, sagte endlich die Rittmeisterin, »sind gewiss ohne alle Untersuchungen ganz ihrer Unsterblichkeit versichert, bloß durch ihren Glauben an Gott, zu dem sie beten. – Mir waren bisher alle Ihre Beweise von der Unabhängigkeit der Seele vom Körper sehr angenehm, soweit ich sie verstand; aber zuletzt kommt doch alles auf eine Gottheit an, die uns unsterblich macht und mein Herz vertraut ganz auf meinen Gott.« – Mein Inneres wurde sehr ergriffen und ich sagte: »Ja, so ists. Er, er mit seiner Wahrheit, mit seiner Liebe, mit seiner Heiligkeit redet unser Herz an und sagt: du kannst nicht vergehen. – Allerdings könnte sogar der Gottleugner ein zweites Leben aus den Gründen ohne Gott annehmen, nach welchen ja ohne ihn schon ein erstes da ist. Aber zum Glücke wird uns das Grausen vor einer einsamen vaterlosen Unsterblichkeit erspart, worin eine lange Ewigkeit und ein ausgebreitetes Chaos vor uns lägen, welche gerade hinreichten, alle Höllen zu vervielfachen und zu vertiefen; denn ohne einen allgütigen Geist ist ein Himmel nur die Ausnahme und die regellosen Höllen sind die Regel und das Chaos wäre der Urteufel als Allherr.« »Ohne einen Gott gäb' es für alle Geister nur Einsamkeit und zwar eine gräßlichere als jede irdische ist.« »Nun auch diese wirkt schon arg und schmerzlich genug«, sagte Wilhelmi. »Die Gesellschaft, d. h. die Mehrheit der Stimmen gibt dem schwankenden, übereiligen Menschen Halt, Maß und Bestand der Ansicht, und Regeln, mit denen man sich ausgleichen und abfinden muß; denn jeder Einzelne übertreibt mehr als die Menge; und daher waren die Einsiedler immer Tolle, und hätten am Ende zu profanen Tollen zusammengesperrt werden müssen, wenn ihnen nicht von Zeit zu Zeit Glaubige und Verehrer einige fromme Gesellschaft geleistet hätten, was immer etwas war. Die Seelenwüste der Einsamkeit gleicht den großen Wüsten, wo die Gegenstände nicht feststehen, sondern schwimmend aufwallen und Schilf zum Wald, und Menschen zu Riesen schwellen.«  [42] 

In Ländern, in denen der Islam noch vorherrschend ist, gibt es keine Unsterblichkeit der Seelen, d.h. die Menschen leben wie die "Eintagmücken"; regiert werden sie von Allah, "als einer, der in ihre Nächte Millionen Seelenfunken zum Erlöschen schlägt "; die Menschen dort "sind nur ewig fallende und erlöschende Tropfen" ohne jede Zukunftsperspektive: »Wollen wir uns einmal die Unsterblichkeit aus der Erdschöpfung wegdenken, aus dem Menschengeschlechte: so steht vor dem Unendlichen ein ewiges unaufhörliches Geisterverstäuben, ein Aufflattern und Einsinken von Seelen, deren Sekunden-Freude, Tugend und Erkenntnis eines kleinsten Augenblicks dem Alliebenden und dem Allheiligen und Ewigen kein Zweck sein könnte, so wie nicht einmal uns Eintagmücken Terzienfliegen, welche bloß einen Augenblick lang froh und fromm und weise wären und stets im zweiten zerstäubten, der Betrachtung geschweige des Erschaffens würdig vorkämen. Wenn obwohl nicht unser Geist – denn dieser kann als einfaches Wesen fortbestehen –, aber alle seine Entwicklungen vernichtet werden und rein für nichts und zu nichts entstanden sind; wenn wir auf der Erde alle fliegende Stahlfunken sind, welche aus dem dunkeln Kiesel geschlagen werden, um einen Augenblick zu glühen und zu glänzen und dann auf immer als glanzlose graue Splitterchen niederzufallen: so kann auf allen Welten kein anderer Gott regieren als einer, der in ihre Nächte Millionen Seelenfunken zum Erlöschen schlägt; denn die meisten Planeten können bei ihrer Erdähnlichkeit nur menschenähnliche Geister – manche vielleicht wie Jupiter und Saturn mit ihren ewigen Stürmen und Wolkentreibjagden, nur Untermenschen – tragen und selber auf der Sonne als einer ungeheuern Erdenkonglomeration kann der Menschentypus trotz ihrer Helle und Wärme (wenn beide auf ihrem dunkeln Boden und ebensogut auf ihr als über ihr sind) so wenig verschwinden als bei uns gegen den Äquator und Pol. – Dasselbe gälte dann von allen Sternen, als nur fernern Sonnen, und von den Bewohnern auf ihnen. (Bloße Grade des Geisterwertes könnten in der Allgemeinheit des Untergehens so wenig Ausnahmen und Unterschiede [machen] als bei uns.) So stände die Gottheit im Himmel aus einem unermesslichen steigenden und fallenden Nebel gemacht als ein einsamer Stern; – ein Gott bloßer Gottesäcker – der alliebende Vater von einem unendlichen Geisterdunste umzogen, der ewig in einen neuen zerfließt, – die Gottheit die Sonne über einem bunten fliegenden Seifenblasen-All von Weltkugeln – Die Wasserfälle der dunkeln kalten Totenflüsse durchrauschen die ganze Schöpfung unter dem göttlichen Sonnenauge; aber die hellen Regenbogen von Seelen, welche glänzend auf dem Fließen festzustehen scheinen, sind nur ewig fallende und erlöschende Tropfen. – – " [43] 
 

5. "Leben des Quintus Fixlein"

Wenn das Rindvieh an Universitäten vorgeführt wird: "Ich sorge im ganzen, die Akademien-Produkten-Verschleiß-Kommission. Entlehnt von der k. k. Bergwerks-Produkten-Verschleiß-Kommission in Wien; sogar in Namen zeigt der Wiener Geschmack. des Staats betreibe den Ämterhandel schlaff. Wer aber anders als das gemeine Wesen muss am Ende leiden, wenn wichtige Posten nicht nach dem Kaufschilling, der für sie erleget wird, sondern nach Konnexionen, Verwandtschaften, parteiischen Empfehlungen und Bücklingen weggegeben werden? Ists nicht ein Widerspruch, Titularämter teuerer abzustehen als wirkliche: Sollte man nicht eher hoffen, dass der wirkliche Hofrat ums alterum tantum im Verhältnis des Titularhofrats versteigert werde? – Das Geld ist nun bei den europäischen Nationen das Äquivalent und der Repräsentant des Wertes aller Dinge und folglich des Verstandes, um so mehr, da ein Kopf darauf steht; die Kaufsumme des Amtes aufzählen, ist also nichts als ein examen rigorosum aushalten, das nach einem guten Schema examinandi gehalten wird. Es umkehren und seine Geschicklichkeit statt deren Surrogate und Assignate und Münzen de confiance zeigen wollen, heißet nichts als den närrischen Philosophen in Gullivers Reisen gleich werden, die statt der Namen der Dinge die Dinge selber in Säcken getragen brachten zum gesellschaftlichen Verkehr; und das heißet doch klar in die Zeiten des Tauschhandels zurückfallen wollen, wo die Römer, anstatt des abgebildeten Ochsen auf ihren Ledermünzen, das Rindvieh selber vorführten." [44] 

Wenn ehemalige KanzlerInnen die Ehrendoktorwürde erhalten, obwohl sie sie nicht verdient haben, oder wenn im Gericht der "Titel der Rechtschaffenheit" verliehen wird, wo er dringend benötigt wird, zwar weniger der Titel als die Rechtschaffenheit selbst: "Ich bin von allen solchen unrichtigen Maßregeln so weit entfernt, dass ich oft, wenn ich las, dass der König in Frankreich neue Ämter ersinne, um mit ihnen unter der Bude seines Baldachins feilzustehen, auf etwas Ähnliches dachte. Ich will es ruhig wenigstens vorschlagen und mich nicht darüber abhärmen, ob es die Staaten annehmen oder nicht. Da der Landesherr uns nicht vergönnt, die Ämter bloß zum Verkaufe zu vervielfältigen, weil er vielmehr Tag und Nacht (wie Regisseurs der wandernden Truppen) einem Staats-Akteur mehrere Rollen zudenkt, um zu den drei theatralischen Einheiten die vierte der Spieler zu setzen; da also das obige nicht geht: könnten wir nicht wenigstens einige Tugenden, die mit den Ämtern harmonieren, als Titel zugleich mit diesen verkaufen? – Könnte man nicht z.B. mit dem Amte eines Referendärs zugleich Titular-Unbestechlichkeit verkäuflich losschlagen, so aber, dass diese Tugend, als nicht zum Amte gehörig, besonders vom Kandidaten bezahlet würde? – Ein solcher Kauftitel und Briefadel könnte keinen Referendarius verunzieren. Man bedenkt nicht, dass ähnliche schöne Titel sonst alle Posten schmückten: der scholastische Professor schrieb sich damals (noch außer seinem Amtstitel) »der seraphische – der unwiderlegliche – der scharfsinnige« – der König schrieb sich »der große – der kahle – der kühne – der einfältige« – und so auch der Rabbiner. Würd' es den Männern in den höhern Justizstellen unangenehm sein, wenn ihnen die Titel der Unparteilichkeit, der Schnelligkeit etc. so gut käuflich erlassen würden als die Posten selber? So könnte mit einer Kammerratsstelle die Tugend der Untertanenliebe schön als Titel verknüpfet werden; und ich glaube, wenige Advokaten würden sich bedenken, sich den Titel der Rechtschaffenheit – so gut wie den gewöhnlichen der Regierungsadvokatie – anzuschaffen, wär' er anders zu haben. Wollt' indes ein Kandidat seinen Posten ohne die Tugenden haben; so ständ' es bei ihm, und der Staat dürft' ihn zu dieser Vexier-Moralität nicht zwingen." [45] 

Wie man "die Goldstange auf der Ziehbank der Richtersbänke zu dem feinsten Golddraht hätte ausziehen können", wenn sich die Prozesse nur schön in die Länge ziehen lassen ohne die Wahrheit wirklich zu erreichen, schließlich soll die Familie von dem Beruf ernährt werden: "Die Klienten überhaupt hätten sich weniger über Prozesse zu beklagen, wenn diese länger dauerten: die Philosophen streiten jahrtausendelang über philosophische Fragen, und es fällt daher auf, dass Advokaten die juristischen in ihren Akten schon in sechzig, achtzig Jahren von der Hand schlagen wollen. Aber das ist nicht die Schuld der Rechtsfreunde: vielmehr wie Lessing von der Wahrheit behauptet, dass nicht das Finden, sondern das Suchen derselben den Menschen beglücke und dass er selber dem Geschenke aller Wahrheiten für die süße Mühe des Forschens entsagen würde, so wird der Rechtsfreund nicht glücklich durch das Finden und Entscheiden, sondern durch das Untersuchen einer juristischen Wahrheit – welches man eben prozessieren und praktizieren nennt –, und er würde sich gern ewig der Wahrheit, wie die Hyperbel der Asymptote, nähern wollen, ohne sie zu erreichen, da er mit Weib und Kind als ein ehrlicher Mann bei dieser ewigen Approximation bestehen könnte." [46] 

Eine enge bürgerliche Seele macht pedantisch und intolerant: "Meine freie Note. Der Hund, bei dem bisher der Edelmann zu Gevatter gestanden war, soll also seinen Namen zum zweitenmal von ihm empfangen ... Wie soll aber der darbende Gärtners-Sohn, dessen Laufbahn nie höher stieg als von der Schulbank zur Schulkanzel, und der mit den Frauenzimmern nie gesprochen hatte als singend, nämlich in der Kirche, wie soll der bei einem solchen Saitenbezuge einen feinern als den pedantischen Ton anschlagen? – Und doch liegt der Grund tiefer: nicht die eingeschränkte Lage, sondern der eingeschränkte Blick, nicht eine Lieblingswissenschaft, sondern eine enge bürgerliche Seele macht pedantisch, die die konzentrischen Zirkel des menschlichen Wissens und Tuns nicht messen und trennen kann, die den Fokus des ganzen Menschenlebens wegen des Fokalabstandes mit jedem Paar konvergierender Strahlen vermengt, und die nicht alles sieht und alles duldet ... Kurz, der wahre Pedant ist der Intolerante." [47] 

Jean Paul schreibt hier über die Phantasie bzw. "natürliche Magie der Einbildungskraft". Woher kömmt nun, "da die Phantasie nur der goldene Abend-Widerschein der Sinne ist, dieser Reiz eigner Art, der an Träumen, Abwesenden, Geliebten, entrückten Zeiten und Ländern, an Kinderjahren und – was ich kaum zu nennen brauchte – an den von den Dichtern in die Welt geschickten Blumengöttinnen und Blumenparterren haftet? – Wenn wir heraushaben, warum uns die Dichter gefallen: so wissen wir das übrige auch. Davon könnte man mehrere Ursachen angeben, die richtig wären, ohne zureichend zu sein. Z. B. Wir denken das ganze Jahr weniger mit Bildern als mit Zeichen, d. h. zwar mit Bildern, aber nur mit dunklern kleinern, mit Klängen und Lettern: der Dichter aber rücket nicht nur in unserem Kopfe alle Bilder und Farben zu einem einzigen Altarblatte zusammen, sondern er frischet uns auch jedes einzelne Bild und Farbenkorn durch folgenden Kunstgriff auf. Indem er durch die Metapher einen Körper zur Hülle von etwas Geistigen macht (z. B. Blüte einer Wissenschaft): so zwingt er uns, dieses Körperliche, also hier »Blüte«, heller zu sehen, als in einer Botanik geschähe. Und wieder umgekehrt gibt er, wie vermittelst der Metapher dem Körperlichen durch das Geistige, ebenso vermittelst der Personifikation dem Geistigen durch das Körperliche höhere Farben."  [48] 

Wie ein Arkadien im befreiten Griechenland: "Stelle dir ein Arkadien vor: in dem, worauf du trittst, halten überall Herkules-Säulen deine Genüsse auf und lassen bloß deine Wünsche über die Säulen fliegen; aber in einem dichterischen kann ja dein Wunsch nicht größer sein als dein Bezirk, und das, was du wünschest, hast du ja eben vorher erschaffen. – Der Steig der Wirklichkeit ist nicht bloß steiniger, sondern auch länger als der der Phantasie, die über ihm schweifet; aber wenn du einen Dichter liesest, so hast du noch dazu die Freude, den blumigen Irrgang einer fremden Phantasie mit deiner eignen zu durchkreuzen. Wie wird die Phantasie, die schon die Wirklichkeit aufschmückt, erst Träume verzieren! – Wenn ich oft meiner Phantasie in schönen Landschaften erlaubte, Landschaftsmalereien zu machen für mich, nicht für das Publikum: so fand ich – und auch sonst –, dass die aus mir aufsteigenden Fluren nur Inseln und Erdstriche aus der längst versunknen Kindheit waren. Der Traum führet auch (wie schon Herder bemerkt) die längst weggeschobenen bunten Glasmalereien der Kindheit wieder in die dunkle Kammer des Schlafes zurück. Die Kindheits-Erinnerungen können aber nicht als Erinnerungen, deren uns ja aus jedem Alter bleiben, so sehr laben: sondern es muß darum sein, weil ihre magische Dunkelheit und das Andenken an unsere damalige kindliche Erwartung eines unendlichen Genusses, mit der uns die vollen jungen Kräfte und die Unbekanntschaft mit dem Leben belogen, unserem Sinne des Grenzenlosen mehr schmeicheln."  [49] 

Alle Poesie muss idealisieren, das Urbild versuchen zu erreichen, Nachahmung der Natur ist noch keine Dichtkunst; Generalbass, Harmonie und Melodie: "Das Idealische in der Poesie ist nichts anders als diese vorgespiegelte Unendlichkeit; ohne diese Unendlichkeit gibt die Poesie nur platte abgefärbte Schieferabdrücke, aber keine Blumenstücke der hohen Natur. Folglich muss alle Poesie idealisieren: die Teile müssen wirklich, aber das Ganze idealisch sein. Die richtigste Beschreibung einer Gegend gehöret darum noch in keinen Musenalmanach, sondern mehr in ein Flurbuch – ein Protokoll ist darum noch keine Szene aus einem Lustspiel – die Nachahmung der Natur ist noch keine Dichtkunst, weil die Kopie nicht mehr enthalten kann als das Urbild. – Die Poesie ist eigentlich dramatisch und malt Empfindungen, fremde oder eigene: das übrige – die Bilder, der Flug, der Wohlklang, die Nachahmung der Natur – diese Dinge sind nur die Reißkohlen, Malerschatullen und Gerüste zu jener Malerei. Diese Werkzeuge verhalten sich zur Poesie wie der Generalbass oder die Harmonie zur Melodie, wie das Kolorit zur Zeichnung. Dazu setz' ich nun weiter: alle Quantitäten sind für uns endlich, alle Qualitäten sind unendlich. Von jenen können wir durch die äußern Sinne Kenntnis haben, von diesen nur durch den innern. Folglich ist jede Qualität für uns eine geistige Eigenschaft. Geister und ihre Äußerungen stellen sich unserem Innern ebenso grenzenlos als dunkel dar. Mithin muss das in uns geworfene Sonnenbild, das wir uns vom Dichter machen, vergrößert, vervielfältigt und schimmernd in den Wellen zittern, die er selber in uns zusammentriebOhne die Erwägung des Geistes, der schuf, wär' es nicht zu erklären, warum eine Szene aus Shakespeare nur halb gefiele, wenn wir wüssten, er hätte sie von Wort zu Wort aus irgendeinem wilde Zufall, Protokoll, Dialoge ausgeschrieben." [50]  .

Das besondere Verhältnis zu unserer Phantasie: "Aber das wars nicht, worauf ich kommen wollte, sondern darauf, wodurch und womit die schönen Künste auf uns wirken. Durchaus nur mit und durch Phantasie: das, was die Gebilde der Malerei und Plastik von andern Körpern absondert, muss ein besonderes Verhältnis zu unserer Phantasie sein. Dieses Verhältnis kann nicht auf die bloße kahle Vergleichung hinauslaufen, die wir zwischen dem Ur- und Abbilde anstellen und aus der wir nur das matte Vergnügen besiegter Schwierigkeiten schöpfen könnten. Sulzer sagt: ein Gemälde gefället uns, aber nicht das treuere Bild im Spiegel, eine Statue entzückt uns, aber nicht die treuere Wachsfigur: denn die Ähnlichkeit muss ihre Grenzen haben. Ich frage aber: warum? Weswegen soll die vollendete Ähnlichkeit (die Gleichheit) weniger vermögen als die unvollendete? Es ist in diesem Sinne nicht einmal wahr, und ein Porträt, dem zum Spiegelbilde nichts abginge als die Beweglichkeit, würde uns um so mehr bezaubern. Aber in einem andern Sinne ist allerdings eine Unähnlichkeit vonnöten: diejenige, die in die Materie die Pantomine eines Geistes eindrückt, kurz das Idealische. Wir stellen uns am Christuskopfe nicht den gemalten, sondern den gedachten vor, der vor der Seele des Künstlers ruhte, kurz die Seele des Künstlers, eine Qualität, eine Kraft, etwas Unendliches. Wie die Schauspieler nur die Lettern, nur die trocknen Tuschen sind, womit der Theaterdichter seine Ideale auf das Theater malet – daher wird jedes Trauerspiel mit größerem Vorteil seines Idealischen im Kopfe als auf dem Schauplatz aufgeführet –: so sind die Farben und Linien nur die Lettern des Malers. Die typographische Pracht dieser Lettern vermenge man nicht mit dem erhabenen Sinn, dessen unwillkürliche Zeichen sie sind. Ich sagte unwillkürliche. Unsere Seele schreibt mit vierundzwanzig Zeichen der Zeichen (d. h. mit vierundzwanzig Buchstaben der Wörter) an Seelen; die Natur mit Millionen. Sie zwingt uns, an fremde Ichs neben unserem zu glauben, da wir ewig nur Körper sehen – also unsere Seele in fremde Augen, Nasen, Lippen überzutragen. Kurz, durch Physiognomik und Pathognomik beseelen wir erstlich alle Leiber – später alle unorganisierte Körper. Dem Baume, dem Kirchturme, dem Milchtopfe teilen wir eine ferne Menschenbildung zu und mit dieser den Geist. Die Schönheit des Gesichts putzet sich nicht mit der Schönheit der Linien an, sondern umgekehrt ist alle Linien- und Farbenschönheit nur ein übertragener Widerschein der menschlichen. Unser Unvermögen, uns etwas Lebloses existierend, d. h. lebend zu denken, verknüpft mit unserer Angewöhnung an ein ewiges Personifizieren der ganzen Schöpfung, macht, dass eine schöne Gegend uns ein malerischer oder poetischer Gedanke ist – dass große Massen uns anreden, als wohnte ein großer Geist in ihnen oder ein unendlicher – und dass ein gebildeter Apollos- und ein gemalter Johanneskopf nichts sind als die schöne echte Physiognomie der großen Seelen, die beide geschaffen, um in homogenern Körpern zu wohnen, als die eignen sind." [51] 

Die Melodie, der Lebensgeist der Musik: "Als Tithon sich vom Jupiter die Unsterblichkeit erflehte, hatte er in seine Bitte nicht die Jugend eingeschlossen, und er schwand zuletzt ein zu einer unsterblichen – Stimme: So verfället, erbleichet das Leben hinter uns, und unserer einschwindenden vertrocknenden Vergangenheit bleibt nur etwas Unsterbliches – eine Stimme: die Musik. dass nun die Töne, die in einem dunkeln Mondlicht mit Kräften ohne Körper unser Herz umfließen, die unsere Seele so verdoppeln, dass sie sich selber zuhört, und mit denen unsere tief heraufgewühlten unendlichen exaltierten Hoffnungen und Erinnerungen gleichsam im Schlafe reden, dass nun die Töne ihre Allmacht von dem Sinne des Grenzenlosen überkommen, das brauch' ich nicht weiter zu sagen. Die Harmonie füllet uns zum Teil durch ihre arithmetischen Verhältnisse; aber die Melodie, der Lebensgeist der Musik, erkläret sich aus nichts als etwan aus der poetischen reinen Nachahmung der rohern Töne, die unsere Freuden und unsere Schmerzen von sich geben. Die äußere Musik erzeugt also im eigentlichen Sinn innere; daher auch alle Töne uns einen Reiz zum Singen geben. – – Aber genug! Ich schließe, wie ein Schauspiel, mit der geliebten Tonkunst. Ich hätte noch viel einzuschränken, zu beantworten und nachzuholen, z. B. das, dass es eine genießende und eine schaffende Phantasie gebe und dass jenes die poetische Seele sei, die den Sinn des Unendlichen feiner hat, und dieses die schöpferische, die ihn versorgt und nährt, oft ohne ihn zu haben; ich könnte noch mit den Kräften des Mondscheins, der Nacht, der bunten Farbenwogen in Tautropfen meinen Satz befestigen: aber einer, der bei Tageslicht blind wäre, würde auch bei wolkenlosem Sonnenlicht nichts sehen. Es ist mir – so sehr personifizieret der Mensch sogar seine eignen Teile –, als müsst' ich jetzt der Phantasie, über die ich zu lange geschrieben und unter deren heißer Linie wie unter der andern ein ewiger Morgenwind der Jugend weht, als müsst' ich ihr dankbare Empfindungen für die Stunden, für die Gärten, für die Blumen, selber für die Wünsche bringen, die sie wie Girlanden um das einfärbige Leben flicht. Aber hier will wieder der Mensch, wie so oft, lieber der Gabe als dem Geber danken. – Und was soll unser Dank sein? – Zufriedenheit! Abscheu vor der Unart, den köstlichen Ersatz der Wirklichkeit und die Wirklichkeit zugleich zu begehren, zu den unverwelklichen Blumenstücken der Phantasie noch die dünnen Blumen der irdischen Freude dazu zu fordern und überhaupt das zu vergessen, dass der dichterische Regenbogen (wie der optische) sich gerade beim niedrigsten Stande der Sonne (im Abend und Winter) am höchsten wölbe. – Wohl gleichen wir hier mit unserer lechzenden Brust Schlafenden, die so lange dürsten, als sie den Mund öffnen: sie sind gestillet, wenn sie ihn schließen, und wir auch, wenn unsern die letzte Hand zudrückt. Aber wir sind voll himmlischer Träume, die uns tränken – und wenn dann die Wonne oder die Erwartung der träumerischen Labung zu groß wird, dann werden wir etwas Besseres als satt – wach." [52] 
 

6. "Flegeljahre"

Jean Paul gilt als Frauenversteher, wehalb er natürlich auch den Hexenwahn verabscheut und einem Held des Romans die Worte sprechen lässt: »Alles Geistige schmiegt sich so scheinbar an das Natürliche an wie unsere Freiheit an die Naturnotwendigkeit... Die Wundergeschichte der Hexen ist ebenso historisch bewiesen als die der griechischen Orakel im Herodot; und diese ists geradeso sehr als überhaupt alle Geschichte. Auch Herodot unterscheidet sehr die wahren von den bestochenen Orakeln. In jedem Falle war es eine große Zeit, wo noch Götter die Weltgeschichte lenkten und darin mitspielten; daher ist Herodot so poetisch wie Homer. – Gemeine Seelen machen in der Hexen-Geschichte alles zum Werk der Einbildung. Wer aber viele Hexenprozesse gelesen, findet es unmöglich. Eine durch Völker und Zeiten reichende Einbildung festgehaltener, nuancierter Tatsachen ist so unmöglich als die Einbildung einer Nation, dass sie einen Krieg oder König habe, der nicht ist. Will man die Einbildung als Kopie einer solchen allgemeinen Einbildung erklären, so hat man das Urbild vorher zu deduzieren. Meist waren alte, dürftige, einfältige Frauen die Aktricen des Trauerspiels, mithin gerade am wenigsten fähig der Phantasie; auch malt die Phantasie mehr ins Große und Verschiedene zugleich. Hier findet man nur erbärmliche wiederholte Geschichten der Nachbarschaft – der Buhle, der Teufel, begleitet in gemeiner Kleidung die Frau zu Fuße auf irgendeinen benachbarten Berg, wo sie Tanz, bekannte Spielleute, elendes Essen und Trinken, lauter Bekannte aus dem Dorfe antrifft und nach dem Tanze mit dem Buhlen wieder heimgeht. Die Versammlungen auf dem Blocksberge können bloß für dessen nächste Anwohnerinnen gelten; aber in andern Ländern wurde nur der nachbarliche Berg zum Tanzplatz gewählt... « [53] 

Hinter dem Hexenwahn verbirgt sich eigentlich ein großer Missbrauchsskandal, ähnlich wie er heute, wo vielen Priestern Missbrauch vorgeworfen wird: »Zuerst die damaligen Zeugen für die erste. Um eine Frau zu verurteilen, brauchte man statt der Tatsachen nur Zeugenschlüsse; meistens aus drei ganz fremden Tatsachen, aus dem Alpdruck, dem Drachen-Einflug und einem schnellen Unglück, z.B. Tod des Viehes, der Kinder etc., schlossen die Zeugen, und ihre Schlüsse waren ihre Zeugnisse. Zweitens lief der ganze Zauber-Erfolg auf ein Raupen- oder Schnecken- oder anderes Schadenpulver hinaus, das der Buhle, der Teufel, dem getäuschten Weibe nebst einem Antritts- oder Werbe-Taler gab, den sie zu Hause oft als eine Scherbe befand. Die Macht des Teufels gab ihr weder Reichtum, noch einen Schutzbrief gegen den Scheiterhaufen. Ich schließe aus allem, dass damals die Männer sich des Zauberglaubens bedienten, um unter der leichten Verkleidung eines teufelischen Buhlen die Weiber schnöde zu missbrauchen; ja dass vielleicht irgendeine geheime Gesellschaft ihren Landtag unter die Hülle eines Hexen-Tanzes verbarg. Immer machten Männer in den Hexenprozessen den Teufel gegen die Weiber, selten umgekehrt. Bekanntlich hob der Buhle die erste Taufe durch eine unreine wieder auf  – Nur unbegreiflich bleibts, dass die Weiber bei dem damaligen Schauder vor dem Teufel, so wie vor der Hölle, sich nicht vor seiner Erscheinung und vor der höllischen Umtaufe und Apostasie entsetzet haben.« [54] 

Als Vorläufer der späteren romantischen Musik gelten Haydn und Beethoven. Zu Haydn, den man natürlich in voller Lautstärke hören muss, und die Wirkung seiner Musik schreibt er: "Als Haydn die Streitrosse seiner unbändigen Töne losfahren ließ in die enharmonische Schlacht seiner Kräfte. Ein Sturm wehte in den andern, dann fuhren warme nasse Sonnenblicke dazwischen, dann schleppte er wieder hinter sich einen schweren Wolken-Himmel nach und riß ihn plötzlich hinweg wie einen Schleier, und ein einziger Ton weinte in einem Frühling, wie eine schöne Gestalt. Walt – den schon ein elender Gesang der Kinderwärterinnen wiegte und der zwar wenige Kenntnisse und Augen, aber Kopf und Ohren und Herzohren für die Tonkunst hatte – wurde durch das ihm neue Wechselspiel von Fortissimo und Pianissimo, gleichsam wie von Menschenlust und -weh, von Gebeten und Flüchen in unserer Brust, in einen Strom gestürzt und davongezogen, gehoben, untergetaucht, überhüllt, übertäubt, umschlungen und doch – frei mit allen Gliedern. Als ein Epos strömte das Leben unten vor ihm hin, alle Inseln und Klippen und Abgründe desselben waren eine Fläche – es vergingen an den Tönen die Alter – das Wiegenlied und der Jubelhochzeit-Gesang klangen ineinander, eine Glocke läutete das Leben und das Sterben ein – er regte die Arme, nicht die Füße, zum Fliegen, nicht zum Tanzen – er vergoß Tränen, aber nur feurige, wie wenn er mächtige Taten hörte – und gegen seine Natur war er jetzt ganz wild. Ihn ärgerte, dass man Pst rief, wenn jemand kam... und es war ihm, als seh' er die Sonne auf fernen Gebürgen stehen – und das alte Heimweh in der Menschenbrust vernahm von vaterländischen Alpen ein altes Tönen und Rufen, und weinend flog der Mensch durch heiteres Blau den duftenden Gebürgen zu und flog immer und erreichte die Gebirge nie – – O ihr unbefleckten Töne, wie so heilig ist euere Freude und euer Schmerz! Denn ihr frohlockt und wehklagt nicht über irgendeine Begebenheit, sondern über das Leben und Sein, und eurer Tränen ist nur die Ewigkeit würdig, deren Tantalus der Mensch ist. Wie könntet ihr denn, ihr Reinen, im Menschenbusen, den so lange die erdige Welt besetzte, euch eine heilige Stätte bereiten, oder sie reinigen vom irdischen Leben, wäret ihr nicht früher in uns als der treulose Schall des Lebens und würde uns euer Himmel nicht angeboren vor der Erde! Wie ein geistiges Blendwerk verschwand jetzt das Adagio, das rohe Klatschen wurde der Leitton zum Presto. Aber für den Notar wurde dieses nur zu einer wildern Fortsetzung des Adagios, das sich selber löset, nicht zu einer englischen Farce hinter dem englischen Trauerspiel. Noch sah er Wina nicht; sie konnte es vielleicht im langen himmelblauen Kleide sein, das neben dem ihm zugewandten Rücken saß, der, nach den Kopffedern und nach der nahen Stimme zu schließen – die in einem fort, unter der Musik, die Musik laut pries –, Raphaelen zukam; aber wer wusst' es? Gottwalt sah bei solcher Mehrheit schöner Welten unter dem Prestissimo an dem weiblichen Sternenkegel hinauf und hinab und drückte mit seinen Augen die meisten ans Herz, vorzüglich die schwarzen Habite, dann die weißen, dann die sonstigen. Unglaublich steigerte die Musik seine Zuneigung zu Unverheirateten, er hörte die Huldigungsmünzen klingen, die er unter die Lieben warf. »Könnt' ich doch dich, gute Blasse,« – dacht' er ohne Scheu – »mit Freudentränen und Himmel schmücken – Mit dir aber, du Rosenglut, möcht' ich tanzen nach diesem Presto – Und du, blaues Auge, solltest, wenn ich könnte, auf der Stelle vor Wonne überfließen, und du müßtest aus den weißen Rosen der Schwermut Honig schöpfen – Dich, Milde, möcht' ich vor den Hesperus stellen und vor den Mond, und dann wollt' ich dich rühren durch mich oder durch sonst wen – Und ihr kleinen helläugigen Spieldinger von 14, 15 Jahren, ein paar Tanzsäle voll Kleiderschränke möcht' ich euch schenken – O ihr sanften, sanften Mädchen, wär ich ein wenig das Geschick, wie wollt' ich euch lieben und laben! Und wie kann die grobe Zeit solche süße Wangen und Äuglein einst peinigen, nass und alt machen und halb auslöschen?« – –  ... Die Musik fing wieder an. Wenn Töne schon ein ruhendes Herz erschüttern, wie weit mehr ein tief bewegtes! Als der volle Baum der Harmonie mit allen Zweigen über ihm rauschte: so stieg daraus ein neuer seltsamer Geist zu ihm herab, der weiter nichts zu ihm sagte als: weine! – Und er gehorchte, ohne zu wissen wem – es war, als wenn sein Himmel sich von einem drückenden Gewölke plötzlich abregnete, dass dann das Leben luftig-leicht, himmelblau und sonnenglänzend und heiß dastände wie ein Tag – die Töne bekamen Stimmen und Gesichte – diese Götterkinder mussten Wina die süßesten Namen geben – sie mussten die geschmückte Braut im Kriegsschiff des Lebens ans Ufer einer Schäferwelt führen und wehen – hier musste sie ihr Geliebter, Walts Freund, empfangen unter fremden Hirtenliedern und ihr rund umher bis an den Horizont die griechischen Haine, die Sennenhütten, die Villen zeigen und die Steige dahin voll wacher und schlafender Blumen – Er nötigte jetzt Cherube von Tönen, die auf Flammen flogen, Morgenröte und Blütenstaub-Wolken zu bringen und damit Winas ersten Kuss dämmernd einzuschleiern und dann weit davon zu fliegen, um den stummen Himmel des ersten Kusses nur leise auszusprechen." [55] 

Figuren aus spanischen Romanen und Dramen von Calderon und Cervantes werden von den Romantikern gerne aufgegriffen wie z.B. Don Quixote: "Statt des gestrigen beschaulichen Morgens hatt' er jetzt einen strebenden tätigen. Er saß selten nieder, er flog, er stand und ging als Befehlshaber an der Spitze seiner Tage. Wär' ihm Don Quixotes Rosinante auf einer Wiese grasend begegnet, er hätte sich frei auf die nackte geschwungen (er wäre sein eigner Sattel gewesen), um in die romantische Welt hineinzureiten bis vor die Haustüre einer Dulzinee von Toboso. Er sah vorübergehend in eine hackende Ölmühle und trat hinein; die Riesenmaschinen kamen ihm lebendig vor, die hauenden Rüssel, die unaufhaltbaren Stampf-Mächte und Klötze wurden von seltsamen Kräften und Geistern geregt und aufgehoben. Durch den rein-blauen Himmel brausete ein unaufhörlicher Sturm – der seine eigne Windharfe war –; aber nichts weht weiter in Zauber- und Zukunfts-Länder als eine solche unsichtbare tönende Gewalt. Geister flogen im Sturm; die Wälder und Berge der Erde wurden von Überirdischen geschüttelt und gerückt; – die äußere Welt schien so beweglich zu werden, wie es die innere ist. Überall lagen auf den Felsen Ritter-Schlösser – in den Gärten Lustschlösser – an den kleinen Reben-Bergen weiße Häuserchen – zuweilen da eine rotglänzende Ziegelhütte, dort das Schieferdach einer Korn- oder Papiermühle. – – Unter allen diesen Dächern konnten die seltensten Väter und Töchter und Begebenheiten wohnen und heraustreten und auf den Notar zugehen; er versah sich dessen ohne Furcht. Als eine zweite Straße seine zu einem Kreuzwege, diesem Andreaskreuze der Zauberinnen, durchschnitt: so wehten ihn tiefe Sagen schauerlich aus der Kindheit an; im Brennpunkte der vier Welt-Ecken stand er, das fernste Treiben der Erde, das Durcheinanderlaufen des Lebens umspannt' er auf der wehenden Stelle. Da erblickt' er Joditz, wo er Vults Traume nach essen sollte. Es kam ihm aber vor, er hab' es schon längst gesehen, der Strom um das Dorf, der Bach durch dasselbe, der am Flusse steil auffahrende Wald-Berg, die Birken-Einfassung und alles war ihm eine Heimat alter Bilder. Vielleicht hatte einmal der Traumgott vor ihm ein ähnliches Dörfchen aus Luft auf den Schlaf hingebauet und es ihn durchschweben lassen.Es gibt zwar ein zweites Joditz mit gleicher Gegend – das Kindheitsdorf des gegenwärtigen Verfassers –, es liegt aber nicht in Haßlau, sondern in Vogtland, wohin gewiss nicht der Notar gekommen. Er dachte nicht daran, sondern an Abenteuer und an die Natur, die gern mit Ähnlichkeiten auf Steinen und in Wolken und mit Zwillingen spielet... Er gelangte in einen felsigen stillen Wald und glitt vom Weg ab und lief so lange einer immer enger ablaufenden Schlucht nach, bis er an die sogenannte stille Stelle kam, die er im Tagebuche so beschreibt: »Die Felsen drängen sich einander entgegen und wollen sich mit den Gipfeln berühren, und die Bäume darauf langen wirklich einander die Arme zu. Keine Farbe ist da als Grün und oben etwas Blau. Der Vogel singt und nistet und hüpft, nie gestört auf dem Boden, außer von mir. Kühle und Quellen wehen hier, kein Lüftchen kann herein. Ein ewiger dunkler Morgen ist da, jede Waldblume ist feucht, und der Morgentau lebt bis zum Abendtau. So heimlich eingebauet, so sicher eingefasset ist das grüne Stilleben hier und ohne Band mit der Schöpfung als durch einige Sonnenstrahlen, die mittags die stille Stelle an den allgewaltigen Himmel knüpfen. Sonderbar, dass gerade die Tiefe so einsam ist wie die Höhe. Auf dem Montblanc fand Saussüre nichts als einen Tag- und einen Nachtschmetterling, was mich sehr erfreuete. – Am Ende wurde ich selber so still als die Stelle und schlief ein. Ein Zaubertraum nach dem andern legte mir Flügel an, die bald wieder zu großen Blumenblättern wurden, auf denen ich lag und schwankte. Endlich war mir, als rufe mich eine Flöte beim Namen und mein Bruder stehe dicht an meinem Bette. Ich schlug die Augen auf, allein ich hörte fast gewiss noch eine Flöte. Ich wusst' aber durchaus nicht, wo ich war; ich sah die Baum-Gipfel mit Glut-Rot durchflossen; ich entsann mich endlich mühsam der Abreise aus Joditz und erschrak, dass ich eine ganze Nacht und den prophezeieten Abend in Rosenhof hier verschlafen hätte; denn ich hielt die Röte für Morgenröte. Ich drängte mich durch den tauenden Wald hindurch und auf meine Straße hinaus – ein prächtiges Morgen-Land faltete vor mir die glühenden Flügel auf und riss mein Herz in das allerheiterste Reich. Weite Fichtenwälder waren an den Spitzen gelbrot besäumt, freilich nur durch mordende Fichtenraupen. Die liebe Sonne stand so, dass es der Jahreszeit nach 5¾ Uhr am Morgen sein mochte, es war aber, die Wahrheit zu sagen, 6¼ Uhr abends. Indes sah ich die Lindenstädter Gebirge rot von der entgegenstehenden Sonne übergossen, die eigentlich der östlichen Lage nach über ihnen stehen musste. Ich blieb im Wirrwarr, obgleich die Sonne vielmehr fiel als stieg, bis ein junger hagerer Maler mit scharfen und schönen Gesichts-Knochen und langen Beinen und Schritten und einem der größten preußischen Hüte vor mir dahin vorüberwollte, mit einer Maler-Tasche in der Hand. ›Guten Morgen, Freund,‹ sagt' ich, ›ist das die Straße nach Rosenhof, und wie lange?‹ – ›Dort hinter den Hügeln liegts gleich, Sie können in einer Viertel-Stunde noch vor Sonnenuntergang ankommen, wenn die Fähre eben da ist.‹ Er entlief mit seinen gedachten Schritten, und ich sagte: ›Dank, gute Nacht.‹ Es war mir aber gewaltsam, als wenn sich die Welt rückwärts drehte, und als wenn ein großer Schatte über das Sonnen-Feuer des Lebens käme, da ich den Morgen zum Abend machen musste.« [56] 

Über Epik und Lyrik und Goethe wird natürlich auch geredet: "Indes werd' ich nächstens in meinen Vorlesungen über die Kunst, gehalten in der Leipziger Ostermesse 1804, in der Michaelis-Messe 1804, erweisen, erstlich dass (was man ja sieht) und zweitens warum der Epiker (in wessen Gebiet dieses Werk doch zu rubrizieren ist) unendlich lang werde und nur mit dem langen Hebels-Arme den Menschen bewege, anstatt dass der Lyrikus mit dem kurzen gewaltig arbeitet. Ein epischer Tag hat, wie der Reichstag, kaum einen Abend, geschweige einen Garaus; und wie lang Goethes Dorothea, die nur einen Tag einnimmt, ist, weiß jeder Deutsche; der Reichsanzeiger würde eine bloße prosaische Geschichte dieser poetischen Geschichte in den Flächenraum einer Buchhändler-Anzeige einzupressen vermögen." [57] 

Ebenfalls italienische Autoren wie Tasso Ariosto und Dante sind beliebt bei den Romantikern. Die Rede ist von einer "Wallfahrt durch Dantes Höllenkreise". "Die Hölle" in Dantes "Divina Commedia" (Göttliche Komödie) umfasst ausser dem Vorhof neun Höllenkreise, die wie ein Trichter im Mittelpunkt der Erde zusammenlaufen, dem Sitz Luzifers. Je tiefer die Seelen der Verdammten, umso größer ihre Verfehlungen und umso größer auch ihre Strafen. Dantes Mahnungen und Warnungen stehen in vollem Einklang mit der Lehre der Kirche, der er sich als Autorität immer unterworfen hat. Grunddogma ist für ihn der Glaube an die Dreieinigkeit Gottes. Thomas von Aquin und Albertus Magnus befinden sich im Paradies; Päpste und Bischöfe, die bestechlich waren und Allah angebetet haben oder Mohammed, den Dante als Irrlehrer, sittenlos und gewalttätig, beurteilt, befinden sich in der Hölle. Am Eingang der Hölle heißt es: „Das sind die Stifter falscher Lehren / und allerlei sektiererischer Anhang. / Viel voller als du denkst, sind diese Gräber. / In Massen liegen Gleichgesinnte drin, / und eingebettet in gestufte Gluten" - Dante, Göttliche Komödie IX Inferno. Viele Maler haben Dantes Höllenkreise verewigt, der Maler Giovanni da Modena zeigt sogar wie der Pseudo-Prophet Mohammed in der Hölle gequält wird. Das Bild der frühen Renaissance ist ein Fresco in Bologna's Kirche San Petronio, In 2002, wollten Muslim-Banditen die Kirche zerstören. Eine "Wallfahrt durch Dantes Höllenkreise" in seinem Werk oder in Opern ist sicher angenehmer als das Leben eines Muslim auf der sogenannten Pilgerreise nach Mekka "auf dem Weg zur rituellen Steinigung des Teufels in Mina" bei bis zu 50 Grad ohne Schatten. Der Muslim-Pilger leidet quasi wie Mohammed in der Hölle: "Die Hitze hier ist nicht normal. Es ist, als ob es die Hitze der Hölle wäre.“ [58] 

Leibniz, Schopenhauer, Tieck und Gleim haben durchaus ähnliche Vorstellungen wie Jean Paul was den "Fatalismus" bzw. "Türkenglaube" betrifft: "In diesem innern Wohlklang stand er vor einem sonderbaren Garten im Garten und zog fast nur spielsweise an einem Glöckchen ein wenig. Er hatte kaum einigemale geläutet: so kam ein reich besetzter schwerer Hofdiener ohne Hut herbeigerudert, um einigen von der fürstlichen Familie die Türe aufzureißen, weil das Glöckchen den Zweck einer Bedientenglocke hatte. Als aber der vornehme Mensch nichts an der Türe fand als den sanften Notar: so filzte er den erstaunten Glöckner in einer der längsten Reden, die er je gehalten, aus, als hätte Walt die Sturm- und Türkenglocke ohne Not gezogen."  In der Tradition von Thomas von Aquin, Cusanus, Schopenhauer bezeichnet Gleim die Muselmanen als "grausam, dumm und stolz", die sich zwar tapfer und edel dünken, es aber nicht sind. Im Islam ist immer die Rede von Frömmigkeit und besonders frommen Muslimen; dazu Gleim: "Wo man von Frömmigkeit mit vielen Worten spricht, Da suche nur den Frommen nicht!"  [59] 

Der Streit an Universitäten: "Tausend Sachen lassen sich erfinden, wenn man keift und kriegt. Daher kommts vielleicht, dass man auf Akademien sich in alle Würden und Erlaubnisse, zu lehren, nicht wie an Höfen hineinschmeichelt, sondern hineinzankt, d.h. disputiert, wozu Sprechen so nötig; z.B. so bring' ich selber diesen Einfall oder den vormittägigen vom Flegel zu Papier.« – Walt: »Darum werden Briefe als Nachhalle der Gespräche so geschätzt.« – Vult: »Denn sogar zum Philosophieren ist ein zweites Menschengesicht behülflicher als eine weiße Wand- oder Papier-Seite.« – Walt: »O Lieber, wie hast du recht! Doch kann es nicht so sehr auf poetische Darstellungen passen als auf scherzhafte und witzige und philosophische; dir hilft Reden mehr, mir Schweigen.« [60] 

Rezensent und Korrektoren: "Arme Korrektoren! wer hat noch eurer Mutter-Beschwerungen und Kindsnöten in irgendeinem Buche ernsthaft genug gedacht, das ihr zu korrigieren bekommen! So wenig, dass Millionen in allen Weltteilen aus der Welt gehen, ohne je erfahren zu haben, was ein Korrektor aussteht, ich meine nicht etwa dann, wann er teils hungert, teils friert, teils nichts hat als sitzende Lebensart, sondern dann, wann er ein Buch gern lesen möchte, das er zwar vor sich sieht (noch dazu zweimal, geschrieben und gedruckt), aber korrigieren soll; denn verfolgt er wie ein Rezensent die Buchstaben, so entrinnt ihm der Sinn, und er sitzt immer trister da; ebensogut könnte einer sich mit einer Wolke, durch deren Dunststäubchen er eine Alpe besteigt, den Durst löschen." Will er aber Sinn genießen und sich mit nachheben: so rutscht er blind und glatt über die Buchstaben hinweg und lässet alles stehen; reißet ihn gar ein Buch so hin wie die zweite Auflage des Hesperus, so sieht er gar keinen gedruckten Unsinn mehr, sondern nimmt ihn für geschriebnen und sagt: »Man verstehe nur aber erst den göttlichen Autor recht!« – Ja, wird nicht selber der Korrektor dieser Klage bloß aus Anteil an dem Anteil, den ich zeige, so manches übersehen?" [61] 

Über die gewöhnliche Regelgeberei bei Männern wie z.B. Goethe: "...machte glaublich, dass, insofern Genies nur durch Genies, Elefanten nur durch Elefanten zu bändigen und zu zähmen wären, ein kritischer Floh sich ganz tauglich dazu anstelle, da er sich von anderen Elefanten weder in der Gestalt noch, unter einem Vergrößerungsglase, in der Größe unterscheide und noch den Vorzug habe, sich leichter ins Ohr zu setzen und überall zu stechen und zu hüpfen – erklärte jedoch die gewöhnliche Regelgeberei bei Männern wie z.B. Goethe für ebenso unnütz als eine zurechtweisende Sonnenuhr auf der Sonne." [62] 

Satire: "Viele Witzköpfe an einer Tafel, heißt das nicht mehrere herrliche Weine in ein Glas zusammengießen?" [63] 
 
 

7. "Leben Fibels"

Wo sind sie, die großen akademischen Kommandeure, die quasi mit Mantel und Zepter in der Hand auf die Welt kommen und wie Fürstensöhne die Welt regieren? Auch wenn sie heute nicht mit einer dreiknotigen Zipfelperücke oder anderen guten Perücken wie Zopf- und Beutel-Perücken, herumlaufen, so regieren sie doch von den Akademien und Universitäten aus, wie die Biotech-Trottel der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die seit Jahren der Politik die Einzigartigkeit der grünen Gentechnik und Biotech-Medizin vorgaukeln. Ernst kann man sie nicht nehmen, aber als Komiker lassen wir sie durchgehen: "diesmal lief der kostbare Laut umher wie ein gemeiner Vieh-Titel; und es wurde davon geredet, wieviel ein solcher akademischer Kommandant und Kommandeur sei, wie nahe er hinter dem Regenten regiere als detto, wie Fürstensöhne selber oft diesen Posten (den einzigen Zivil-Posten) bekleideten. Fibel stellte sich einen Rektor magnifikus ungefähr vor wie die heilige Dreifaltigkeit und voll ausgehender heiligen Geister. er dachte, ein so großer Mann komme sogleich mit Rektor-Mantel und Zepter in der Hand auf die Welt... Der Rektor hatte nämlich eine dreiknotige Zipfelperücke auf. Andere und gute Perücken, Zopf- und Beutel-Perücken, ja solche, die weit am Rückgrat hinabliefen, hatte man in Heiligengut längst gekannt, aber noch keine, welche über beide Achseln bis auf die Brustknochen herunterwuchs." [64] 

Bei vielen Wissenschaftlern, insbesondere denen, die sich mit der Manipulation der pflanzlichen, tierischen und menschlichen Gene beschäftigen, kommt es nicht auf die Qualität sondern auf die Menge der Veröffentlichungen in verschiedenen Verlagen an; anders bei Autoren, die wirklich etwas zu sagen haben wie die berühmten Schriftsteller. "Der junge Autor – froh, schon Geld noch unter der Regierung des letzten Halbsouverains erschrieben zu haben – trug seine Abcfiguren, womit er, wie mit Schachfiguren, König und Königin, sich und Mutter decken wollte, in die Buchdruckerei der Stadt und zeigte dem Druckerherrn sein Papier vor und fragte sanft an: »Wieviel bekommt man dafür?« Fibel meinte damit, wieviel er selber für das Gedruckte werde erhalten; der Druckerherr aber verstand natürlich, wieviel er ihm für seine eigene Schwärze und Arbeit zahle, und versetzte daher: »Je mehr Exemplare, desto mehr wird ausgebatzt.« – »Nu,« sagte Gotthelf, »so will ich eine unglaubliche Menge haben und will das Geld gleich mitnehmen.« Sogar die letzte Wendung zog den Druckerherrn noch nicht aus dem Labyrinth; bis er endlich aus diesem durch einen neuen Antrag Fibels in ein unbändiges Lachen geriet, wozu sich Gesellen und Jungen gesellten. Jetzt wurde dem Schriftsteller das Wesen der Buchhändler auseinandergesetzt, wobei er freilich aussah und zuhorchte wie eine sprachunkundige Mutter, welche ihres Sohnes wegen mitten in den lateinischen Reden einer Gymnasiums-Feierlichkeit sitzt. So trug er denn seinen Verlags-Artikel zum Verleger der Stadt und wollt' ihn losschlagen für Geld. Aber der Mann schlug den Artikel aus; und es ist wahre Schonung, dass ich den Namen eines Buchhändlers verschweige, der ein Werk fahren ließ, wovon nachher so viele tausend Buchbinder in Sachsen und Franken sich bekleideten und beköstigten. Noch schwerer wird mir das Verschweigen, wenn ich weiter erzähle, dass er fast hämisch dem jungen Schriftsteller zu Selbstverlag und Selbstdruck riet und ihm den Kauf einer kleinen Handbuchdruckerei, die er ihm vorzeigte, antrug; »mit diesen Lettern«, setzt' er hinzu, »getrau' er sich Werke von jedwedem Fache, sogar die allerexzellentesten zu drucken.« [65]

Wie kommt es eigentlich, dass Experten von den Fakultäten, immer geballt auftreten (also die Urteilsverfasser mehrfach aufeinander sitzend, wie oft in der Paarzeit vier Frösche aufeinander sitzen), wenn sie ihre Urteile z.B. zur Biotech-Medizin und grünen Gentechnik abgeben und wie hilft man ihnen "aus dem Dummsein" wieder heraus? Ist vielleicht ein "diabolus ex machina" mit im Spiel? "Es erschien denn der Schulmeister Flegler als Dorfs-Notar samt zwei Zeugen, da kein Jurist noch Unglück allein kommt, ja Fakultäten die Urtelsverfasser mehrfach aufeinander sitzend versenden, wie oft in der Paarzeit vier Frösche aufeinander sitzen oder wie man Schnecken gepaart verschickt. Flegler sagte, heute erscheine der Tag, wo er komme und an woselbem er nach der Bevollmächtigung des sel. Erblassers als Executor testamenti wirklich auftrete mit allen gehörigen gewöhnlichen Zeugen. Sowohl dieses als sein Dasein bracht' er darauf gehörig zu Papier. Die Kammer (nämlich die vier Fakultäten darin) schrie vor Lust über den Aufgang des goldnen Sternen-Gewimmels: »Die Erbschaft ist da, die Erbschaft ist da!« Der im Niederschreiben unterbrochne Flegler fuhr in die Kammer und tat im ersten dummen Schrecken die zornige Frage: »Wer von euch da hat das Gold eingeschwärzt?« – Man reiset jetzt durch wenige Länder, welche eine solche Frage nicht gerne hätten oder einen goldeinschwärzenden Taschen-Spieler. Der Schulmeister half sich sogleich aus dem Dummsein dadurch, dass er bestimmt erklärte, nicht das geringste Goldstück dürfe der Erbschafts-Massa unterschlagen werden, weil er diese zu Protokoll zu nehmen habe; freilich da niemand ihre Größe kannte, war jede sichtbare die ganze. Es gibt ebensooft einen diabolus ex machina als einen deus ex machina; Flegler wäre gern jener auf Fibels Lebenstheater gewesen – so aber arbeitete er unter dem Golde verdrießlich fort, wie ein Goldarbeiter in seiner Werkstatt, über welchen eben ein die Metalle suchendes Gewitter zieht." [66]

Das Leben ist nicht leicht in den Wissenschafts-Akademien: "Jetzt legte der Magister den Raufer ab und bat um ein Glas Wein, zufügend: »Es geht zuweilen einem Gelehrten fatal; aber er hilft sich. Ich habe auf der Universität mich für jeden duelliert, ders haben wollte, und bin dabei alt geworden und satt quantum satis. – Glauben Sie mir, Demoiselle,« fuhr er gegen die Braut fort, »es tut nicht wohl, sich drei- oder viermal quer auf die Nase herumhauen zu lassen, besonders auf eine große. Ich gedachte einmal mit einer solchen Nase in den Krieg; aber nirgends gabs vernünftigen; – es hilft auch einem Magister legens nicht genug, wenn er auf Akademien von allerlei Köpfen leben will, es sei nun, dass er manche menschliche hell macht und darin aufräumt als ihr Pfeifenräumer, oder es sei, dass er meerschaumene, wie ich getan, braun raucht und solche gut absetzt an Liebhaber." [67] 

Das erste Lob für den Schriftsteller: "Pelz bat ihn um das Manuskript. Helf brachte vier oder fünf sauber geschriebne Manuskripte des nämlichen Werks aufeinander gelegt; denn gegen die Gefahr des Verlustes (sah er leicht) war es nicht oft genug abzuschreiben. Der Magister las sie alle mit der gespanntesten Aufmerksamkeit durch und trank, ohne es zu wissen, unaufhörlich darein. Dann stand er auf, fasste Fibels Hand, schüttelte sie und sagte nach einiger Pause. »Ausbund von einem habilen Autor! Ich saufe heute einen Kessel Druckerschwärze aus, wenn das Werk nicht eines ist, welches uns bisher noch gefehlt, und dabei so exzellent. Wahrlich die Manuskripte haben mich ordentlich« (hier unterbrach er sich durch einen Trunk) »berauscht.« Fibel wurde blutrot und wollte fast weinen vor Lust. Dieses offne Pelzische Lob, das später Sachsenland, Vogtland und Frankenland bloß kräftiger wiederholten durch Einführung des Werks selber, war freilich für Fibel, da es das erste gehörte war, ein köstlicher, aber betäubender Bisambeutel eines Bisamschweins. Aber ach, wollen wir Autoren alle uns doch der Allmacht des ersten Bewunderns, das wir erhielten, erinnern (wiewohl mein eignes Gedächtnis hier so weit nicht zurückreicht), um Fibels balsamische Betäubung zu teilen. Das erste Lob ist oft schon darum das schönste, weil es zuweilen das letzte ist; denn ein himmlisches, besonders aber ein originelles Schreiben gleicht dem Niesen: bei dem ersten verbeugt sich jeder im Zimmer oder ruft gar: Gotthelf!; nieset aber ein Mann aus Schnupfen fort und hundertmal hintereinander, so nimmt niemand mehr von dessen Nase Notiz. Daher bleibt jedem Schriftsteller sein erster Lobredner so unvergesslich, indes er den spätern zwanzigsten, hundertsten, millionsten vielleicht (soll ich anders nach mir selber urteilen) kaum ebenso viele Sekunden lange im Kopfe behält." [68] 

Geistarme Geistliche: "– Beiläufig! Sollte nicht eine Konsistorial-Anstalt, die ein ganzes Land zum Findelhause eines vielgebärenden Kopfes auftut, wie z. B. die baireuthische längst für Dr. Seilers Religionsschriften als Muster getan, viel öfter, als geschieht, für geistarme Geistliche, welche schreiben, durch solche Einfuhr-Gebote sorgen, gleichsam wahre gezwungene Leser-Anlehen, welche ja geistarme weit mehr als geistreiche, die sich selber einführen und bezahlen, bedürfen." [69] 

Gesichter-Leser, Gesichts-Fechter: "Der treffliche Markgraf, ein fertiger Gesichter-Leser, zumal wenn sie, wie feuer-speiende Berge, rauchten, tat nur einfach die Frage an Helf, ob er etwan sich an andern Tabak gewöhnt habe; der Rauch-Schüler beteuerte: er kenne gar keinen bessern als diesen. Noch einige Zeit sah die Tabagie auf seinem Gesichte das Mienen-Gefecht immer hitziger werden, wodurch er – aber sittlicher als andere – das Seinige zu behalten suchte: als endlich der Fürst dem Leibhusaren einen Wink gab, den tapfern Gesichts-Fechter in die benachbarte Bibliothek abzuführen. – Fibel gehorchte Fürsten, geschweige fürstlichen Bedienten und folgte sogleich." [70] 

Wieviel Lob müssen nicht die guten Politiker tragen, sogar die schwächsten wie z.B. Merkel oder ihr Tanzpartner Erdogan. Dennoch ertrugen sie's wacker und wurden nicht ungehalten, "dass ganze Korporationen sie so stark ins Gesicht lobten als die orientalischen Fürsten sich selber", Preise und Ehrendoktortitel eingeschlossen: "– Sollt' es im folgenden der späten Nachwelt missfallen, dass man diese selber Fibeln so sehr ins Gesicht weissagt und er schon bei Lebzeiten so viel Lob auszuhalten hat: so frag' ich diese späte Nachwelt, ob nicht noch größere Leute sich dasselbe lebendige Einmauern in ihre Ruhmtempel oder das lebendige Begraben unter ihre Rauchopferaltäre mussten gefallen lassen. Himmel! wieviel Lob müssen nicht die guten Fürsten tragen, sogar die schwächsten! Dennoch ertrugen sie's wacker und wurden nicht ungehalten, dass ganze Korporationen sie so stark ins Gesicht lobten als die orientalischen Fürsten sich selber und sie als Gargantuas auf Thron-Chimborassos aufstellten und an einem Karl dem Kahlen den Haarwuchs und an einem Johann ohne Land die europäischen Besitzungen vorhoben." [71] 

Wie eine Teufels-Advokatin gerade nach Jahrhunderten die gelobtesten Politiker, Helden und Gelehrten zu Unheiligen statt zu Heiligen erklärt; Lobreden sogar auf die gemeinsten Sachen: "Eh' wir aber zum Leben selber schreiten, wird es gut sein, den Seligen vorher flüchtig im allgemeinen zu loben, weil wir sonst Toren wären, wenn wir ein Leben lieferten, woran nichts wäre. Seine jetzige Seligkeit allein gäbe ungeachtet des Sprichworts de mortuis nil nisi bene (von Toten sage nur Gutes) noch keinen Grund zum Lobe ab. Die ganze Geschichte ist ja eine Gegenfüßlerin dieses hohlen Sprichworts und spricht als Teufels-Advokatin gerade nach Jahrhunderten die gelobtesten Fürsten, Helden und Gelehrten zu Unheiligen statt zu Heiligen. Wie lange muss denn einer verstorben sein, damit man anfangen könne, ihn, statt zu loben, so zu tadeln, wie Geschichtsschreiber an so vielen Tausenden tun? Denn der Vorwand, solche strafende Totengerichte darum zu verwerfen, weil die Toten sich nicht mehr verteidigen können, gälte ja noch stärker für ältere als neuere. Nur in folgendem Sinne kann das Sprichwort gelten: »Du, Vertrauter und Zeuge eines Verstorbnen, sage ihm nichts Böses nach, was du allein weißt; denn du bist nur ein Zeuge, dem noch dazu das fremde Eingeständnis fehlt.« Aber wir haben bessere Gründe als den Tod, aus unserem Seligen viel zu machen. Das Knausern mit Lob kommt überhaupt Männern lächerlich vor, welche längst gelesen, dass Lobreden sogar auf die gemeinsten Sachen, auf den Rettich (von Marcianus) – auf das Podagra (von Pirchheimerus) – auf den Kot (von Majoragius) – auf den Hintern (von Coelius Calcagninus) – auf Hölle und Teufel (jenes von Mussa, dieses von Bruno) geschrieben worden. Sogar mündlich hat man es von jeher mit Loben weit getrieben und, wie schriftlich Major die Lüge oder Dornavius den Neid, so mündlich beides an Hofleuten gepriesen und, wenn nicht wie Archippus den Esels-Schatten, doch den Mächtigen, unter dessen Schatten sie standen." [72] 

Memoiren von Berühmtheiten und die eigenen: "Wahrlich! Fibel hätte das Glück mehr schätzen können, Leute um sich zu haben, die ihren Helden warm aufgreifen und ungemein kenntlich abbosseln in Wachs und ihn so der Nachwelt wie ausgebälgt hinstellen. Louis XIV. ließ seine beiden Geschichtsschreiber, Boileau und Racine, sogar seinen Feldzügen – als den Gegenständen der demokratischen Satire des einen, und der heraklitschen Trauerspiele des andern – nachfahren, damit sie selber das Unsterbliche sähen, was sie zu verewigen hätten, und aus dem Schlachtenblut Weingeist abzögen, um den Monarchen darein konserviert zu hängen. – Traten nicht immer ein oder mehrere Studenten in Wittenberg dem großen Luther auf die Fersen nach und hielten ihre Schreibtafeln unter, um für die Nachwelt alles aufzufangen, was er fallen ließ? – Diese Vorsicht wird aber nur zu oft vergessen, wenn die großen Männer noch am Leben sind. So könnte z. B. – um nur vom allerdünnesten, kürzesten Lichtchen der Welt zu sprechen, von mir – mir überall ein lebensbeschreibender Mensch auf Wegen und Stegen nachsetzen, bis in mein Haus und Schlafzimmer hinein, ja der leere Mensch könnte sich als Reitknecht und Abschreiber anbieten und mir in jedes heimliche und öffentliche Gemach nachdringen, bloß damit er etwas zu liefern hätte, wenn ich abgefahren wäre, und könnte wirklich auf diesem Wege (denn er schnappte von mir jeden Laut und Zug und Wisch auf) die meisten Spezereien und Salze sammeln, womit man die Walfische der gelehrten Welt mit einem solchen Glück einmariniert, dass selber der sterbliche Schreiber sich am unsterblichen mit verewigt, z. B. Lord Oxford an Swift; – dies, sag' ich, könnte jetzt geschehen bei Lebzeiten; aber noch zeigt sich niemand dazu, und vergeblich bin ich jahrelange am Leben und führe in Baireuth meine Gespräche und den beigefügten Lebenswandel, ohne dass da nur ein Hund die Feder nähme und charakteristische Züge heimlich für solche Mémoires von mir aufgriffen als ich (aus Mangel eines andern) mich leider künftig selber zusammenzutragen genötigt sehe." [73] 

Große Kirchen- oder große Ratsversammlungen haben immer wenig geliefert, ebenso gelehrte Konzilien, wie das II. Vatikanische Konzil, das den Grundstein für die Erosion der Kirchengemeinden gelegt hat, weil man nicht nur die Zuhälterei in islamischen und christlichen Gemeinden gleichgestellt hat: "Pelz räumte willig ein, so wie von jeher große Kirchen- oder große Ratsversammlungen wenig geliefert, so sei es auch mit gelehrten Konzilien (wie, setz' ich selber hinzu, Lavater bemerkt, dass die Schattenrisse mehrerer Männer, zu einem Gesichte zusammen exzerpiert, den Schattenriss eines Narren gäben); – die Dichter oder Philosophen, zusammengetan in eine Akademie, brächten ohnehin nicht einen einzigen bessern Dichter oder Philosophen mehr zuwege, weil ja sonst die Anhäufung der Dichter oder Philosophen auch in der Zeit wie im Raume so wirken müsste, dass der letzte Dichter der beste aus so vielen würde. – Ja er gestand Gegnern der Akademien freiwillig, es sei ihm recht gut bekannt, wie erbärmlich die Gelehrten verschiedener Klassen, z. B. ein Geschichtschreiber, der eine scheidekünstlerische Vorlesung auszuhalten, ein Scheidekünstler, der eine historische zu besuchen und auszudeuten hätte u. s. w.; schon sogleich Ekel mitbrachten und Ekel mitnähmen, wie etwan zu Ciceros Zeit (Meiners Geschichte des Verfalls der Sitten der Römer) es zum artigen Gast gehörte, vor der Mahlzeit ein Brechmittel zu nehmen und nach derselben wieder eins, womit Pelz gleichnisweise nur sagen wollte, der Akademist behaupte vor und nach der fremdartigen Vorlesung einen gewissen, nichts behaltenden Ekel." [74] 
 

8. "Museum"

Etwas für die heutigen Biotech-Trottel der neuen Gentechnik völlig Unannehmbares sind Gedanken "über den höheren Sinnenkörper oder Ätherleib" wie Jean Paul ihn nennt und Rudolf Steiner in seinen Werken näher ausgeführt hat, was natürlich auch eine Erneuerung der Ernährung und Medizin zur Folge hat und die Biotech-Medizin ad absurdum führt: "Bisher hab' ich mit den Beweisen, dass nicht einmal das unmagnetische Sehen und Hören sich aus den mechanischen Theorien erkläre, geschweige das magnetische, indem vielmehr das letzte zu einer anderen Theorie des ersten verweise, anzudeuten gesucht, dass unser Geist zuletzt durch eine ganz andere, höhere Körperhülle, als die äußerliche rohe ist, die sich mit ihren Gliedern selber austastet, in den Bund mit Kräften kommt. Die rohe äußere ist nur eine Sammlung von immer feineren Hüllen oder Leibern, welche mit der äußersten unempfindlichen Haut (epidermis) und mit den nervenlosen Schmarotzer-Gliedern, den Haaren und Nägeln, anfängt und vom Fibern- und Aderngeflecht bis zum Nervenschleier geht. Aber warum wäre dieses noch fünfsinnliche mechanische Gewand das letzte? Warum soll den Geist kein dynamisches umgeben, gleichsam ein allgemeines Sensorium, das (wie der Gefühlsinn) Sinnen verknüpft und begleitet? Schon Bonnet setzte in den Erdleib einen zärtern Auferstehleib für die zweite Welt, und Platner nahm dasselbe unter dem Namen »zweites Seelenorgan«, aber schon für die erste, tätig an. Wie, wenn wir nun schlössen – weil uns die magnetischen Erscheinungen dazu zwängen –, dass der eigentliche Ätherleib der Seele aus den magnetischen, elektrischen und galvanischen Kräften gebildet sei? Und zwar dies so, dass, so wie von der Gewalt des organischen Lebens alle unorganische Teile, Erde, Wasser, Salze, zu einem neuen, ihnen unähnlichen Gusse verschmolzen, entkräftet und gekräftigt werden, dass ebenso die gedachten drei Kräfte sich unter der Gewalt des geistigen Lebens zu einer höheren Misch-Einheit verarbeiteten? – Denn woher kämen sonst, bei so vieler Verwandtschaft des organischen Magnetismus mit dem mineralischen und mit Elektrizität und Galvanismus, wieder Ungleichartigkeiten, als z. B. solche sind, dass die elektrischen Leiter, Wasser und Eisen, nach Wienholt magnetische Isolatoren sind, Holz und Leinwand aber Leiter, daher ein Baum (nach Mesmer und Kluge), ungeachtet seiner leitenden Verbindung mit der Erde, magnetisch zu laden ist; – daß ferner Nichtleiter, wie Schwefel und Siegellack, so unangenehm wirken wie zusammengesetzte Metalle; – dass der Nichtleiter (nach Fischer) dem magnetisierten Kranken so gut elektrische Schläge gibt als das leitende Metall, und dass er zwar das strömende Feuer sieht, womit ihn die Finger des Arztes laden, dass er aber (nach Gmelin, Heineken und Nasse) dem Elektrizität-Messer keinen Funken elektrischer Ladung verrät; – ferner dass der Kranke, zuwider allen körperlichen Ähnlichkeiten mit Magnetismus, Elektrizität und Galvanismus, sich selber durch Striche laden und durch Gegenstriche entladen kann – und dass, ungleich jenen, der Mensch unmittelbar ohne Berühren, von fernen, durch Deckbetten hindurch, durch Blicken und Hauchen zu laden ist – dass vollends jene drei Kräfte weder einzeln noch vereint bei aller heilenden Erhebung des Körpers nichts zu jener Verklärung des Geistes vermögen, welche den organischen Magnetismus allein begleitet – und endlich, dass bisher die magnetischen Ärzte, besonders Hufeland, die galvanische Säule mehr als eine aufhaltende Sandbank für den Magnetismus gefunden denn als eine Siegsäule desselben? ... Nur noch eines! Wenn bekanntlich Unterbindung einem Nerven die Empfindung unterhalb des Verbandes abschneidet: so muss in ihm etwas anderes gehemmt und unterbrochen werden als ein elektrischer oder ein galvanischer Fluss, da dem einen wie dem andern bei seiner Feinheit keine roh-mechanische Verengung sein Bett und seinen Zusammenhang mit dem Gehirn entziehen könnte; so wie hier auch der Schmerz des Unterbindens nichts erklärt, weil er sonst eben so gut oberhalb des Verbandes die Empfindung binden müsste. Noch könnte man sagen: der Nerve stirbt, ungleich andern Körperteilen, am Hunger eines Augenblicks und erträgt keine, auch kürzeste Entbehrung des nährenden Gehirns; aber dann ist Nahrung, die dem Nerven mechanisch abzuschneiden ist, noch verschieden von dem Nervengeiste, welcher im Darben entweicht. Warum will man die Seele als die höchste Kraft nicht als das stärkste Verbind- und Zersetz-Mittel (Menstruum) der feinern (den tiefern Kräften unauflösbaren) Stoffe, wie Elektrizität, Magnetismus, Licht und Wärme sind, annehmen? Wenn die Seele in Krankheiten schon rohere Stoffe, wie Blut und alle Absonderungen, mit solcher Gewalt angreift, umarbeitet, umkocht – und zwar dies nur mittelbar auf dem Umwege durch Nerven –, soll sie, da doch die mittelbare Reihe zuletzt mit einer unmittelbaren schließen muss, auf welche sie ohne Zwischenkräfte zuerst einwirkt, nicht die unmittelbaren am stärksten verändern, verwandeln, sich aneignen können? Wo soll aber hier die Stärk- und Trennkraft des Geistes aufhören, der schon z. B. bei Heben der Lasten keinen Hebel zu vergrößern braucht als seinen Entschluss? Übrigens kann uns das ursprüngliche Wesen des nächsten oder konzentrischen Kraft-Kreises, der den Mittelpunkt Seele umzieht, nicht bekannt werden, weil er uns erst nach ihrer Einwirkung und Veränderung bekannt wird. Kann es nicht ein Wasser geben, uns ewig unkenntlich, weil es nur als Eis, als Nebel, als Dampf, als Schnee, als Wolke erscheint, und nie als Wasser? Nur stelle man sich den erwähnten Ätherleib nicht mit grober Vergleichung vor, gleichsam als das letzte engste Seelen-Futteral mit eingebohrten Sinnenlöchern für das eingesargte Ich. So wie Licht und jede Kraft, so muß eine organische Verschmelzung jener unorganischen Kräfte alle geometrischen Formen ausschließen. Sie wird unsern schweren Leib zugleich durchdringen und umschweben, eine weiche Flamme, welche den dunkeln Leib-Docht umfließt und durchfließt. Oder in einem andern Gleichnis: der Erdleib ist nur die Topferde, worin der Ätherleib, als Blume wurzelnd, außer ihren tiefern Säften auch Licht und Luft einsaugt. Letztes weiset uns noch auf etwas Neues hin. Es wird nämlich von Reil und Humboldt schon dem groben Leib eine sogenannte »sensible Atmosphäre« zugeschrieben (so wie jeder Körper eine elektrische um sich hat), und den warmblütigen Tieren eine von einer halben Linie, und den kaltblütigen eine von einer fünfviertel Linie Entfernung, in welcher Metalle auf unberührte Nerven und Muskeln galvanisch wirken. Der hoch- und scharfsinnige Reil hatte diese Fernwirkung früher unter dem Namen »Nervensphäre« verkündigt. Mit dieser Nervensphäre wollen die meisten Erklärer die magnetischen Wunder umschließen. Aber ist diese Sphäre mit den Nerven, wie notwendig, gleicher Natur: so kann sie nur leisten und tun, was diese; aber keine magnetischen Wunder. Hingegen muss der wahrscheinliche Ätherleib, welcher diese verrichtet, dann auch seine Fühl-Umweite haben, und niemand kann die flüssigen Grenzen und Außenlinien dieser organischen Kräfte abmarken. Wird denn der eine Nervengeist am Ende des bewegten Muskels vernichtet, anstatt weiter zu gehen, oder der andere am Anfange des empfindenden Nerven gefangen bewahrt; und ist dies unmöglich, und umgibt sich schon das Geruchkörnchen mit einem kleinen Weltkreis von Luft: so lasse man nicht durch die rohen Körper, welche sich zu einer festen Ruhe zusammenziehen, den Blick über die feineren irre werden, welche, wie Wärme, Elektrizität, Luft und Licht, ihre eigne Form nicht behaupten, sondern vielmehr bekriegen und keine Schranken ihrer Umbreitung und Verstreuung kennen als die Unendlichkeit! Nimmt man also für den Ätherleib auch eine Ätheratmosphäre an, wie für den Erdleib eine »sensible«: so sind damit viele magnetische Wunder, wenn nicht erklärt, doch einstimmig. Rechnet man noch dazu, dass dieser Ätherleib mit seiner Fühlweite doch eben so gut in seinem Elemente leben muss wie der Vogel und der Fisch in dem seinigen, und dass es am Ende ein feinstes Element, als das letzte, geben müsse, das alle übrigen Elemente umschließt und nicht bedarf: so wäre wenigstens der Spielraum angewiesen, worin der magnetische Arzt und der Kranke mit ihren Ätherkörpern (wie in der Ehe die Erdleiber sogar zu neuen Schöpfungen) so zu organischen Mitteilungen und Schwächungen ineinandergreifen... Nicht nur kann der magnetische Arzt wieder den Gesunden, der ihn berührt, mit sich und den Kranken in einem Ätherring auffassen, sondern mehre gemeinschaftlich magnetisierte Kranke leben (nach Wienholt) in ihrem Hellschlummer verbunden, sprechend und freudig neben- und ineinander, und jede befestigt mit ihrem Schlafe nährend den Schlaf der andern; ja Mängel, wie Vergesslichkeit, Harthören, Trauer, gehen vom Arzte und von der Mithellseherin in die Hellseherin über, und endlich denkt diese die geheimen Gedanken des Arztes mit, obwohl er nicht ihre... Wenn übrigens nach Schellings Bemerkung die gerade Linie das Schema des Magnets, der Winkel das der Elektrizität und das Dreieck das des Galvanismus ist: so könnte der Kreis oder vielmehr das Eirund (da es überhaupt die Urgestalt organisierter Körper ist, und schon das Wort Ei-Rund sagt es) das Schema des organischen Magnetismus sein; und die Handbewegungen des Arztes folgen ja meistens eirund oder elliptisch (langkreisig) den ähnlichen Nervengängen. Wenn der magnetische Arzt in den Kranken sowohl die nervenmagnetischen als die geistigen Kräfte höher steigert, als seine eignen sind: so lässt sich das nicht bloß daraus erklären, dass dieser fremde Ätherleib durch Krankheit des Erdleibs mehr entbunden und also des Geistigen empfänglicher ist, so wie die zurückkehrende Gesundheit des Erdleibs wieder den ätherischen einkettet ... – Wie der magnetische Schlaf Heilung ohne Verhältnis des Arznei-Aufwandes, so bringt schon der gemeine Wiederstärkung ohne Verhältnis des Zeit-Aufwandes (z. B. der nachmittägige von einigen Minuten), und der Totenschlaf der an Pest, Schlagfluss oder Nervenschwäche Scheingestorbenen beschert volle Genesung von vorher unheilbarer Zerrüttung bloß durch Aufwand von drei tauben, blinden, todkalten Tagen." [75]

Auch was er zum Nervensystem schreibt ist beachtlich: "Bekanntlich sonderten Hufeland zuerst und Reil noch bestimmter das Nervensystem in zwei Systeme ab, in das der Nerven aus dem Gehirne (Cerebralsystem) und in das der Nervenknoten (Gangliensystem). Das letzte, nur ein Nachbar, nicht ein Kind des Gehirnes, schließt das Rückgrat in einen Langkreis (Ellipse) von Knoten ein, deren Nerven ungeregelt sich zerstreuen und sich verknüpfen und verknoten, indes die Gehirnnerven paarweise und gesellig-geregelt laufen. Die Nerven des Rückenmarks entziehen sich desto mehr dem Gehirne, also dem Empfinden und dem Willen, durch je mehre Knoten, gleichsam kleinere Föderativ-Gehirne, sie ziehen. Sie fröhnen und liefern – wenn die Gehirnnerven dem geistigen Leben zum Empfinden und Bewegen gehorchen – nur dem Wachs- oder Pflanzenleben der Eingeweide und Gefäße. Am stärksten beherrscht ein Rosenkranz von Nervenknoten (unter dem Namen Sonnengeflecht oder plexus solaris in der Gegend der Herzgrube) gleichsam als ein Sonnensystem das ganze Gedränge der ihm entsprießenden Nerven des Halses, Schlundes, Herzens, Zwerchfells, Gekröses, der Gedärme. Zwischen diesem Untergehirn (cerebrum abdominale) und zwischen dem Hauptgehirn ist der sympathetische Nerve die Brücke, oder vielmehr die Ziehbrücke, indem er, als ein Halbleiter, zuweilen ein Nichtleiter, zuweilen ein Leiter entweder des übermächtigen Pflanzenlebens (wie im Schlafe) wird, oder des übermächtigen geistigen Lebens, wie in Krankheiten, die der Gedanke entweder gibt oder wegnimmt... Wer das stärkende Vorheben des Untergehirns (der Herzgrube) über das Hauptgehirn oder das freiere Einfließen der Nervenknoten auf die Gehirnnerven zum Kennzeichen des Magnetismus macht, hat die Frage zu beantworten, warum dieser bloß die höhern Sinnen am meisten steigert. Die Magnetisierten umschwebt geträumtes Licht, aber keine geträumten Gestalten; Traumtöne kommen nicht zu ihnen, aber die leisesten wirklichen; Geruch, Geschmack, Gefühl hingegen erfahren keine verhältnismäßige Erweiterung,In ähnlichem Verhältnis kann außerhalb des Magnetismus der Geist durch Anstrengung von innen heraus die höhern Sinnen spielen; z. B. Cardanus konnte im Dunkeln eingebildete Gestalten nach Belieben vor sich sehen; aber vom beliebigen Ein- und Vorbilden abwesender Gerüche und Geschmäcke gibt es kein Beispiel. – Schon Tissot (über die Nerven) bemerkte, dass das Auge unter allen Sinnen am stärksten ins Gehirn eingreife, dass dessen Anstrengung Schwindel, Zuckungen, Brustbeklemmung errege; und dass bloß die Mitleidenschaft des Gehirns das andere Auge starblind mache, wenn das eine es geworden. In ähnlicher Nähe zum Gehirn steht nach Tissot und Baglivi das Ohr, dessen Schmerz in 24 Stunden töten kann. so wie auch der Traum uns lebhaft unsere höhern Sinne und schwach die tiefern vorspielt. Noch seltsamer ist es, dass auf dem Gebiete der Geschlechtnerven, an welches doch das Nervenknotenreich nahe anstößt – und bei dem weiblichen Geschlechte so sehr, dass man neben dem cerebrum abdominale noch ein cerebrum uterinum annehmen könnte –,Wirklich setzte Zechim die weibliche Seele in den Uterus. keine Veränderungen, wenigstens keine Verstärkungen vorfallen. Denn das wiegende Wonnegefühl, in welchem Magnetisierte zu schwimmen glauben, stößt so weit jede rohe engere Sinnenlust von sich weg, dass nicht nur die Liebe der Hellseherin ein höheres allgemeines, gleichsam Engel und Schwestern zugleich umfliegendes Lieben wird, sondern dass die Gegenwart eines Unkeuschen weit mehr als die jedes andern, sogar größern Sünders peinlich stört und bis zu Krämpfen zerfoltert; noch mehr vergiftet der Magnetarzt selber durch jeden unreinen, ja nur freien Gedanken die Kur; und Kluge erzählt, dass ein Arzt durch den bloßen Versuch eines unschuldigen, sonst im Wachen unverbotenen Kusses die Kranke in Marterzuckungen und in eine endlich tödliche Unheibarkeit zurückgestürzt. In dieser Nähe wird der andere Seelen- und Körperschmerz desto moralisch-schöner, welchen die Hellseherinnen über das kleinste Zürnen und Weniger-Lieben des Arztes empfinden ... Hier könnte man sich wohl besinnen, um der magnetischen Heilkraft eine höhere Sphäre einzuräumen, als die irdische der gemeinen Erreg-Potenzen ist, welche, z. B. die Arzneien, Weine und dergleichen, zugleich mit den geistigen Kräften zwar die körperlichen herstellen und verdoppeln, aber nicht immer die sittlichen, sondern jene zuweilen auf Kosten der letzten... Nach allem diesen scheint es, dass man (wie ich oben) einen ganz andern, höhern Sinnenkörper als den gemeinen, mit dem mechanischen Nervenknoten- und Sinnen-Besteck versehenen vorauszusetzen habe. Übrigens ist die Erklärung, welche den Magnetismus für ein neues Verteilen und Überleiten des Nervengeistes an das Nervenknoten- und das Gehirn-System ansieht, von einer unrichtigen rohen Ähnlichkeit mit dem mechanischen Streichen der Elektrizität und des Magnetes geblendet. Welche Ähnlichkeit hat mit dem scharf polarisch bestimmten Streichen des Magnets die Hand- und Fingerhabung des Magnetismus (Manipulation), welcher durch Kleider, Bettdecke, Luft und Ferne hindurch Kräfte mitteilt? Wie kann eine nicht berührende Bewegung einwirken, oder gar verfliegenden Nervengeist treffend von weitem bestimmten Zielen zutreiben?" [76] 

Der Geist, der wahre Archäus, die natura naturans und über Einwirkungen in den Ätherkörper: "Am meisten zerschnitten liegt der Ariadnens-Faden umher, wenn man durch die Dunkelheiten des Selbermagnetisierens und des Selberweckens hindurchkommen will. Nur der Gedanke knüpft den Faden wieder zusammen, dass der Wille, also der Geist, der wahre Archäus, die natura naturans des Magnetismus sei, und dass folglich, wenn dieser fremde Geist aus dem Arzte mächtig in die Hellseherin einwirkt, ihr eigner ja auch in sie selber oder ihren Ätherkörper unmittelbar eingreife." [77] 

Jean Paul hofft auf einen Philosophen und Wissenschaftler, der diese Phänomene einmal wissenschaftlich angeht. Man kann durchaus sagen, dass Rudolf Steiner zu den ersten Philosophen gehört, die systematisch darüber geforscht haben: "Lange Zeit tröstete sich der Verf. dies mit der Hoffnung, dass vielleicht irgendein Philosoph durch einen besonderen glücklichen Zufall für die Wissenschaften nervenschwach und kränklich genug werden würde, dass ihm nicht anders zuhelfen wäre als durch einen magnetischen Arzt; eine solche Weltweise würde, dacht' ich, wenn zu seinem philosophischen Hellsehen noch das magnetische käme, uns alle Fragen, sobald man sie ihm in seinen Krisen vorlegen wollte, leichtlich lösen und eben den Zustand am besten erklären und ableiten, worin er selber wäre, da sogar schon Hellseherinnen ohne Philosophie und Anatomie beide letzte bereichern. Mit dem Vergnügen einer wissenschaftlichen Hoffnung las ich daher unlängst, dass ein vieldenkender Kopf in B. sich der magnetischen Heilung unterworfen. Aber später hört' ich, dass er nicht nur im Wachen den Vorsatz gefaßt, keine andern Fragen als die über seine Heilmittel im Schlafe zu beantworten, sondern ihn auch im letzten gehalten. – Indes führt selber wieder dieses Beispiel auf die Gewalt des Willens zurück, welchen wir oben für den eigentlichen Leben- und Nervengeist des Magnetismus anerkannten." In Schopenhauers Werken bildet zwar der Wille (nach Jean Paul de Geist) den zentralen Punkt, systematisch zum Ätherleib und weiteren übersinnlichen Leibern hat aber erst Rudolf Steiner geforscht. [78] 

Zur Wirkung des Arztes: "Ungeachtet der magnetischen ätherischen Ineinanderkörperung des Arztes und seiner Kranken bleibt doch ein höchster merkwürdiger Unterschied zwischen beiden zum Vorteil der letzten zurück. Denn der Arzt ist bloß ganz Wille und Kraft, eine Kranke bloß ganz Gefühl, Gedanke, Annahme und Selbergeschlossenheit; er schafft ihre Zustände, erkennt sie aber nicht; sie erkennt ihre und seine und gibt ihm keine zurück, und seine Stärke wird zur ihrigen, aber nicht umgekehrt." [79] 
 

9. "Dämmerungen für Deutschland"

1809 war Griechenland noch nicht vom Türkenjoch befreit, viele Europäer unterstützten die Griechen jedoch ideell und finanziell. Bekannte Philhellenen, die z.Teil auch am griechischen Aufstand von 1821 teilnahmen sind im Nationalen Historisches Museum von Athen in Griechenland gelistet: Franz von Baader, Vorsitzender der Philomusen in München, Lord Byron, Richard Church, Edward Codrington, Louis Dupré, Jean Gabriel Eynard, Charles Nicolas Fabvier, Adam Friedel, dänischer Abenteurer und Porträtzeichner, Louis André Gosse, Schweizer Arzt aus Genf (18. Juni 1791 – 24. Oktober 1873), Ehrenbürger von Athen und Kalavryta, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Frank Abney Hastings, britischer Kapitän, Karl Wilhelm von Heideck, Friedrich Hölderlin, Wilhelm Heinse, Samuel Gridley Howe, Adalbert von Chamisso, Victor Hugo, Eugène Delacroix, Wilhelm von Humboldt, Ernst Michael Mangel, Johann Jakob Meyer, Herausgeber der ersten griechischen Zeitung, Wilhelm Müller, Dichter, Alfred de Musset, Karl von Normann-Ehrenfels, württembergischer Generalmajor, François Pouqueville, Alexander Puschkin, August Ludwig Reyscher, Albert Schott, 
Marie Espérance von Schwartz, Schriftstellerin, Percy Bysshe Shelley, Friedrich Wilhelm von Thiersch, Daniel Jeanne Wyttenbach, Ludwig I. [80] 

In seinem Romanfragment "Selina" aus dem Jahr 1827 zeigt Jean Paul auch seine Unterstützung für den griechischen Freiheitskampf gegen die Türken, die auch in anderen Werken wie z.B. in "Dämmerungen für Deutschland" zum Ausdruck kommt: "Wie lange frisst der Sultanismus schon am ätherischen Griechenland! ... Auch was nur einmal da ist und nie wiederkommt, alexandrinische Bibliotheken, Schiffe und Städte voll Kunstgebilde, sanken unter; samt unersetzlichen Gedanken unsterblicher Griechen." [81] 

Rohe wurden über die Jahrhunderte zu gebildeten Völkern, die sich zusammenschließen und jeden aufnehmen, der gleichgesinnt ist. Nicht möglich ist allerdings die Aufnahme roher Völkermassen wie z.B. muslimische Flüchtlinge, die allerhöchstens eine Koranschule besucht haben und ihren Extremismus nach Europa tragen wollen: "Erst müssen alle Völker unserer Kugel in einer gemeinschaftlichen Ausbildung nebeneinander stehen, damit kein rohes sich zersetzend in das gebildete mische; – denn wo wäre die Unmöglichkeit, dass die Kultur nicht endlich Volk nach Volk erfasse und präge, und nicht vielmehr die Notwendigkeit, dass ihre wachsende Herrschaft nichts zur Allherrschaft bedürfe als nur Zeit? – Sonst brauchte man einige Fenster zu verhängen: so war das Erdengebäude verfinstert; aber jetzt waren der Fenster zum Verdecken zu viele; und selber im Finstern blieben Bücher als nachstrahlende Lichtmagneten zurück. – Ist einmal die Erdkugel, was physisch so unmöglich ist als bildlich notwendig, auf beiden Hälften erleuchtet: dann muss jenes Kreislaufen von Steigen und Fallen nachlassen, und wie auf niedrigsten Stufen langes Innehalten der Völker (fast aller Wilden) waltet, so wird, wenn die Jahreszeiten des Wachsens mit ihren Stürmen und Wechseln durchgelebt sind, auf der höchsten Stufe ein höheres Ruhen wiederkehren, so wie der Wille und Verstand des Einzelnen gerade auf dem zartesten Gipfel der Ausbildung am unveränderlichsten ruht." [82] 

Wenn nicht ein Weltteile, Zeiten und Völker ordnender Geist dazwischenwehte, so hätten die "Heere des Teufels", also Attila, die Sarazenen, die Türken und neuerdings die Russen schon alles verwüstet: "Wenn uns die ganze Geschichte erzählt, dass die Menschen leichter und länger in ganzen Scharen und Schwärmen sich beflecken als sich heiligen; wenn Krieg, Seeräuberei, Knechtschaft, Parteimut tausend Herzen auf einmal und auf lange besetzen, indes die Tugenden wie Engel nur Einzelne begleiten: so hätten die Heere des Teufels längst die zerstreueten Engel und das Glück der Erde überwältigt und eingeschattet, wenn nicht ein unbekannter, Weltteile, Zeiten und Völker ordnender Geist dazwischenwehte, welcher bisher gerade umgekehrt ein wachsendes Heil aus dem weiten Unheil entwickelte. So steht ausgebreitet das salzige schmutzige Meer über der Erde; aber reines Wasser steigt daraus gen Himmel, fällt auf Berge zurück und steigt aus der Erde auf und tränkt und trägt mit reinen Strömen die Menschen... Wer von uns hätte erraten – d. h. also die Vorsehung der Vorsehung sein können –, dass aus den reißenden Strömen des vierten, fünften, sechsten, zehnten Jahrhunderts noch die Goldkörner des sechzehnten u. s. w. gewaschen würden? Wer hätte, gerade in der Nähe des ein halbes Jahrtausend lang offnen Grabes aller Wissenschaften, daran zwei unsterbliche Wunderarzneien gesucht, die Erfindungen unseres Papiers und des Buchdrucks?" [83] 
 

10. "Der Komet"

Komische Figuren aus spanischen Romanen und Dramen von Calderon, Lope de Vega und Cervantes spielen bei den Romantikern eine große Rolle, so z.B. Don Quixote: "Bei der ganzen Sache ist nun nichts zu beklagen, als dass der Verfasser nach seiner offenherzigen Voreiligkeit etwas davon herauspolterte, wie er seit Jahren Papiere aller Art zusammentrage, Herrenpapier und Kartaunenpapier, Trauerpapier mit vergoldetem Schnitte und Staatspapier und Stempelpapier, um alles zurechtzuschneiden und zu leimen zu einem außerordentlichen Papierdrachen, den er als eine Spielsache gegen das elektrische Gewölke wolle zum Scherze, zum Untersuchen und zum Ableiten steigen lassen, wenn der rechte Wind dazu bliese. – Aus diesen Zurüstungen, die das Rüstzeug nicht eben hätte zu zeigen gebraucht, wurde nun von Briefwechslern und Reisenden der Schluss gezogen und umhergetragen, gegenwärtiger Verfasser habe, besonders da er den alten Don Quixote immer in Händen hatte, einen neuen unter der Feder, einen detto, nämlich einen Vize-Detto oder Substituten sine spe succedendi, und wolle sich zu einem Ehrenmitgliede, wenn auch nicht korrespondierenden Mitglied am spanischen Spaßvogel schreiben, und kurz, es sei von ihm nach so langer Arbeit und Zeit etwas Erträgliches nächstens zu erwarten ...... Himmel, Cervantes! Der Verfasser sollte dir einen neuen Don Quixote nachzuliefern wagen, welcher sogar dem ästhetischen Mockbird (Mockbird, Spottvogel, oder die sogenannte amerikanische Nachtigall welche eine nachahmende lebendige Orgel aller Vogelgesänge ist.), Wieland, einem Manne von so großen und mannigfaltigen Nachahmtalenten, in seinem Don Sylvio so gänzlich verunglückte? – Wahrlich du erlebtest dann an deinem Nachahmer und Schildknappen einen neuen irrenden Ritter mehr und müsstest jenseits lachen." [84] 

Heute sind die eigentlichen Apotheker Pharmakonzerne, deren Leiter sich, hohl wie sie sind, die Biotech-Medizin auf die Fahnen geschrieben haben und die Bevölkerung als Versuchskaninchen ansehen: "Hier starrte sogar der sonst so vielwortige Freimäuerer ihn stumm-dumm an, als habe der Apotheker aus seinem chemischen Luft- oder Windschiff zur Erleichterung ordentlich sein zu gewichtiges Gehirn als Ballast herabgeworfen und nur die leere Gehirnschale als Korkrinde behalten." [85] 

Was die Nebenwirkungen der "Biotech-Medizin" betrifft, wird natürlich gelogen "wie ein verfluchter Windsack", und von den Dienern und Versuchskaninchen wird nur verlangt, dass sie immerzu sagen: "Lieber wollt' ich auch ganz viehdumm sein." [86] 

Die Kooperataion mit kopflosen Ärzten macht dann Sinn. Alle Mitarbeiter sollten sich zudem "unter den Doktorhut oder die Doktorhaube bringen lassen", so lässt sich die Unwissenheit gut verbergen: "In dieser Sache fand niemand einen gescheiten Ausweg als Worble zuletzt. Dieser trug dem Apotheker vor, er wolle sich in Marggrafs Namen in Erfurt examinieren und sich darauf unter den Doktorhut oder die Doktorhaube bringen lassen und dann letzte auf den rechtmäßigen Nameneigner übergehen heißen. Die Wahrscheinlichkeit des guten Erfolges liege am Tage, sagt' er; denn da Nikolaus auf jede Frage der Fakultät mehr als eine Antwort, ja zu viele Antworten habe, und darunter sogar unpassende: so würden ihm wegen seiner großen Phantasie und Ängstlichkeit alle diese Antworten und Ideen wie ein aufgejagter Eulenschwarm durcheinanderfahren und keine im Tumulte zu greifen sein, oder am Ende die unrechte; – aber etwas anderes sei es mit ihm beim Doktorexamen: im Stande der höchsten Ruhe und Kälte werd' er dasitzen und antworten, weil er, in Marggrafs Namen sprechend, ja keine andere Unwissenheit zu verraten hätte als eine fremde, weshalb überhaupt jeder sich sollte in fremdem Namen prüfen und in eignem krönen lassen... Aber Himmel, wie meisterhaft ließ sich Worble examinieren und promovieren! Was der Apotheker aus der Heilkunde nur gelernt, ja was er nicht einmal gelernt, dies alles wusste der Freimäuerer flink auf Befragen so trefflich und als ein so siegender Campio und curator litis im gelehrten Gefechte herzusagen, dass Marggraf zum ersten Male in seinem Leben durch seinen Prinzipalkommissarius auf diesem akademischen Reichstage sich selber übertraf und als Ohrenzeuge sich siegen hörte. Natürlich errang er den geistigen Stirnmesser, den Hut, und Worble wurde der Schmutztitel seines Doktortitels. Außerhalb des Tors tauschten beide die Pässe zurück, und Marggraf bekam das Diplom. Hundert Ärzte werden fragen, warum Worble bei seiner Armut nicht selber den Doktorhut vor den Leuten herumgetragen und vorgehalten und in ihn Verlassenschaften seiner Patienten eingesammelt; aber er versetzt ihnen ganz richtig, er gleiche zu sehr dem berühmten Doktor Platner und Haller und ähnlichen Großärzten, welche, im Besitze der schönsten Heilkünste, gleichwohl die angeborne Kunst, sie anzuwenden, bei sich vermissten und daher sich mehr darauf legen mussten, wieder geschickte Heilkünstler (es sei durch Schreibpulte oder durch Lesekanzeln oder durch Pass-Wechsel, wie er jetzo) als geheilte Kranke hinter sich zu lassen; und sogar große Juristen (z. B. Carpzov) haben ihr eignes Testament falsch gemacht; und so können große theoretische Ärzte oft noch mehr einen eines zu machen zwingen. Auch Verfasser dieses getraut sich, einen Advokaten zwar zu parodieren und nachzuspielen, aber nicht, ihn zu spielen." [87] 

Versuchen wir die Ehre so mancher krönenden Universitäten und Doktorhutmacher zu retten, damit am leichtesten erklärt wird, "warum ein oder der andere Wasserkopf, oder Luft- und Erd-, aber kein Feuerkopf den akademischen Kurhut trägt" und warum das Gehirn besonders klein sein kann ("Schleicher ohne Kopf") wie bei den Mainzer Forschern der Biontech-Apotheke: "Ich mache diese Vermählung mit der Wissenschaft durch einen Gesandten gern bekannt; denn sie hat außer ihrer allgemeinen Wichtigkeit für dieses Werk noch die besondere, dass sie die Ehre so mancher krönenden Universitäten und Doktorhutmacher retten kann, weil sie am leichtesten erklärt, warum ein oder der andere Wasserkopf, oder Luft- und Erd-, aber kein Feuerkopf den akademischen Kurhut trägt. Es schickte nämlich öfter, als man weiß, ein Schleicher ohne Kopf in seinem Namen einen so herrlichen geistigen Ersatzmann in das Katheder-Schlachtfeld, dass dieser notwendig einen Koadjutorhut heimbringen musste. Solchen nimmt darauf der Absender als geistiger Kronerbe in Empfang und weiß ihn trefflich zu benützen, weil er sein Gehirn gleichsam zum leichten kleinen Kissen gebrauchen kann, das sonst die Damen in den Haaren trugen, um darauf das Hütchen festzustecken. Früher mögen leicht – obwohl jetzo schwer, wo ja die Pässe als Vor-Steckbriefe den ganzen Reiseleib abschreiben – Späße dieser Gattung vorgefallen sein, die man heute noch nicht kennt. Wer steht und bürgt uns z. B. dafür – ich habe einige Gründe, so zu fragen –, dass nicht der alte schäkerhafte Kant sich unter dem Namen irgendeines matten Kantianers für diesen hat examinieren und als dessen philosophischer Lehnträger zum Doktor machen lassen, um nachher das Patent dem jungen Menschen zu schenken, welcher alsdann mit einigem kantischen Sprachschatze die Täuschung leicht fortführte?" [88] 

Der Chef von Biontech, von seinen Mitarbeitern heimlich bestaunt als "einen so großen Mogul der Zukunft", und nach seinen vielen Preisen  "nun gar vollends im wahren Himmelwagen sesshaft", sagt zu seinen Medikamenten: "ich mache mir heute aus nichts etwas und juble nach Gefallen", weil jeder sein Versuchskaninchen sein will: "Außerordentliche Lehrer der Seelenlehre (Professores extraordinarii) werden auf ihren verschiedenen auseinandergelegenen Lehrstühlen den Heischesatz aufstellen, dass der Apotheker, welcher bisher schon vor den bleich gezeichneten Himmelkarten seiner Hoffnungen geblendet und wie außer sich gerissen stand, nun gar vollends im wahren Himmelwagen sesshaft, welcher um die Himmelkugel rollt, vor Schwindel des Jubelns sich gar nicht weiter werde zu lassen wissen. Es ist nicht meine Schuld, wenn ich diese so zuversichtlich hingestellten Paragraphen der Seelenlehrer gänzlich umwerfe. Denn der Apotheker suchte in der Überwonne ein Zweifler und sein eigner Dissenter zu werden und wollte sich Gedanken machen: »Die Sache ist ja aber kaum zu glauben, Stoß«, sagt' er, ... » Ach! freilich ist er echt und recht echt, und diese schwachen Proben sind jetzo nach den allerstärksten wahre Possen ...... O Stoß! so weit ist es endlich durch Gottes Güte gediehen, und wir sitzen nun beide im Sattel ..... Lasse dich umarmen, du alter Kalefaktor des faulen Heinzes .... Scheue dich nicht ehrerbietig; wer verdient mehr als du, dass man ihn umhalst? Warst du nicht der Mann, der manche Kohle nachschürte und auf sie blies und der mit der Zange hin- und herwandte, in der Nacht aufstand und hundert Dinge tat?« ... »Jawohl, ich habe alles in der Welt und brauche nichts mehr als ein seliges Ende und damit holla! und ich mache mir heute aus nichts etwas und juble nach Gefallen.« [89] 

Wenn gefeiert wird, heisst das, "die verschiedenen pharmazeutischen Verwandten erscheinen, sowohl weitläuftigste als vornehmste, mit lauter Kindern, von Müttern umgeben ... Kurz der Teufel und seine Urgroßmutter erschienen". [90] 

Was "lebensgefährliche Arzeneien" betrifft, heute vor allem gentechnisch hergestellte Medikamente oder mRNA Impfstoffe, so können "tausend ähnliche Unfälle und Zufälle" nun mal passieren: "Nun fing er mit Gelassenheit, aber mit Nachdruck sich zu beklagen an: tausend ähnliche Unfälle und Zufälle wie der erbärmliche, der ihn im Antworten gestört, träfen ihn täglich und wären sein tägliches Brot, und er habe ein System darüber, dessen er schon gedacht – z. B. wenn er, wie vorgestern, der Reise wegen nach der Wetterfahne schaue, so könn' er wetten, dass sie ihm so mit der Schneide entgegenstarre, dass das schärfste Auge nicht herausfände, wehe sie von Süden oder von Norden. – Und woll' er in der Nacht darauf von den ausschlagenden Glocken für sein Leben gern erfahren, ob sie 11 oder 12 Uhr aussprechen, so sei er schon daran gewöhnt, dass, wenn er ihrer wegen von Dreiviertel an gewartet, die drei Stadtuhren in Rom, welche sonst kleine Stundenzahlen in billigen Pausen hintereinander ausschlagen, bei großen ordentlich an- und ineinandergeraten und sich wie toll ins Wort fallen. – Auch brauch' er z. B. nur lebensgefährliche Arzeneien mit schärfstem Aufmerken in den Löffel einzutröpfeln, so müss' er gewiss nachher alles ausschütten, weil eben unter dem Tröpfeln irgendein Unglückvogel anklopfe und er natürlich mitten unter dem Abzählen rufe. herein! Daher mach' er, mit Fehlschlagungen aller Art so vertraut, desto weniger aus kleinlichen an sich, wie ihm denn schon einmal begegnet in Verhältnissen, dass er, wo höflichste Eile und ruhigste Ankleidung unerlassbar waren, unter dem Zuknöpfen einer Bratenweste unten einen Knopf oder ein Loch übersprungen, so dass er, wenn nicht der eine Westenflügel unbändig am Halse vorstechen sollte, alles mit den Fingerspitzen (es waren zum Unglück die feinsten Löcher und Knöpfe) wieder einzureißen und einzufädeln hatte, wovon die nächste Folge gewesen dass er bei dem Konsistorialrate eingetreten, als er schon bei Tafel saß." [91] 

Wer kein Sultan ist und keinen Harem hat, aber an Vielweiberei gefallen hat, sollte vielleicht Mädchenschulmeister werden: "Herr Hofprediger, ich lebte dabei fast in einer erlaubten Vielweiberei, der Markt war zwar kein Harem für mich, aber doch ein Nonnenkloster, ein Schwestern-Haus, eine Mädchenschule, und ich war der Mädchenschulmeister, mit dem Gygesring des Nebels um den Leib. Ich darf schwören, dass ich den innen mit Glückwünschen und außen mit falschen Blumen befrachteten Kopf einer nach Hof gehenden Hofdame deutlich an dem meinigen gehabt und festgehalten (sie war zu lieblich) fast fünfundzwanzig Sekunden lang, denn eher konnte der nachtrabende Bediente uns nicht anschreien, uns, die wir als zwei edle Homerische Gottheiten im Nebel allen Sterblichen verdeckt waren, und nur uns selber sichtbar. Nur eine machte ich etwas verdrießlich, welche ohne alle Vernunft schrie: ›Polizei zu Hülfe! Man tastet das Extraweib aus dem Palais an‹, weil darauf sogleich, als ich mich auf ihren Titel im Vorbeigehen näher einlassen wollte, ein Mensch, ein Bruder oder Liebhaber, einen Spazierstock als einen unnötigen Gesetzhammer über mich aufhob und mich damit zu einem gewaltigen Sprung ins Wasser bewog. So nenn' ich gern den Nebel, da er eigentlich doch nichts ist als ein verfeinertes, raffiniertes Wasser und eben dadurch naß macht. Deswegen ist alles, was darin einem Manne Weibliches von Badgästen begegnet, nichts als Meergöttin oder Venus, dann Meerfräulein oder Wassernixe, die ich zu mir herabziehe. – Sie merken aber doch, Herr Hofprediger, aus meinen eignen Geständnissen, dass Nebel für Jungfrauen viel gefährlicher ist als Nacht; diese ist nur schwarze, jener aber weiße Nacht. – O, jede laufe aus der weißen Nacht zuerst davon – und sogar vor einem zufälligen Mädchenschulmeister, wie ich war. Was sagen aber Sie dazu, würdiger Mann?« – »Ich muss froh sein, Herr Worble,« versetzte er, »wenn ich bei allen diesen Werken des Nebels nichts mehr weiter zu tadeln habe als das, was Sie haben berichten wollen.« – »Die Zeiten«, antwortete Worble, »litten nichts weiteres. Sonst freilich bei Einzügen anderer Fürsten, die nicht halb so freigebig waren als unser Marggraf und Graf, ging es weniger verschleiert her; es war vielmehr bei königlichen und kaiserlichen Einzügen sogar hergebracht, z. B. bei dem Einzuge Ludwigs XI. in Paris oder des Kaisers Karl in Antwerpen, dass Mädchen sie bewillkommnen mußten, die gar nichts anhatten, nicht einmal gewebte oder ungewebte Nebel. (Flögels Geschichte der komischen Literatur). Jetzige Fürsten müssen freilich mit dergleichen warten.« " [92] 
 

11. "Siebenkäs"

Für uns ist es fast selbstverständlich, an die Unsterblichkeit der Seele zu glauben, wie für Muslime selbstverständlich ist, dass das Ich im großen Allah-Meer wieder verschwindet: "Man kann zwanzig Jahre lang die Unsterblichkeit der Seele glauben – – erst im einundzwanzigsten, in einer großen Minute, erstaunt man über den reichen Inhalt dieses Glaubens, über die Wärme dieser Naphthaquelle." [93] 

Auch wenn es für Ex-Muslime erstmal gut ist den verkehrten Allah-Glauben zu verlassen und sich dem Atheismus zuzuwenden, Nietzsche lesen usw., so führen atheistische Lehrgebäude wie die der materialistischen Naturwissenschaft oder die Frankfurter Schule auf Dauer zu einer leeren Weltanschauung: "Ebenso erschrak ich über den giftigen Dampf, der dem Herzen dessen, der zum erstenmal in das atheistische Lehrgebäude tritt, erstickend entgegenzieht. Ich will mit geringern Schmerzen die Unsterblichkeit als die Gottheit leugnen: dort verlier' ich nichts als eine mit Nebeln bedeckte Welt, hier verlier' ich die gegenwärtige, nämlich die Sonne derselben; das ganze geistige Universum wird durch die Hand des Atheismus zersprengt und zerschlagen in zahlenlose quecksilberne Punkte von Ichs, welche blinken, rinnen, irren, zusammen- und auseinanderfliehen, ohne Einheit und Bestand. Niemand ist im All so sehr allein als ein Gottesleugner – er trauert mit einem verwaiseten Herzen, das den größten Vater verloren, neben dem unermesslichen Leichnam der Natur, den kein Weltgeist regt und zusammenhält, und der im Grabe wächset; und er trauert so lange, bis er sich selber abbröckelt von der Leiche. Die ganze Welt ruht vor ihm wie die große, halb im Sande liegende ägyptische Sphinx aus Stein; und das All ist die kalte eiserne Maske der gestaltlosen Ewigkeit. Auch hab' ich die Absicht, mit meiner Dichtung einige lesende oder gelesene Magister in Furcht zu setzen, da wahrlich diese Leute jetzo, seitdem sie als Baugefangene beim Wasserbau und der Grubenzimmerung der kritischen Philosophie in Tagelohn genommen worden, das Dasein Gottes so kaltblütig und kaltherzig erwägen, als ob vom Dasein des Kraken und Einhorns die Rede wäre." [94] 

Die klassische Musik hat die Romantik entdeckt und in Opern, Musikdramen, Symphonischen Dichtungen die Literatur vertont, die bis heute aktuell sind. Dieses Wunder einer ganzen "Académie royale de musique" wird heute immer mehr verdrängt durch Muslim-Banditen- oder Gangster-Rapp-Musik usw.. ähnlich wie damals die Türken mit ihren Janitscharen die griechische Kultur verdrängen wollten: "Ein ähnliches Wunder als ein solcher junger Mann und Hauptstädter ist mir nie vorgekommen, es müsste denn der Mann sein, den ich in der Baireuther Harmonie gehört, welcher seinerseits wieder eine ganze Académie royale de musique, ein ganzes Orchester darstellte, indem er mit seinem einzigen Körper alle Instrumente trug und spielte. Es blies dieser Panharmonist vor uns Teilharmonisten ein Waldhorn, das er unter dem rechten Arme fest hielt, dieser strich wieder eine Geige, die er unter dem linken hielt, und dieser klopfte wieder zur schicklichsten Zeit eine Trommel, die er auf dem Rücken trug – und oben hatt' er eine Mütze mit Schellen aufgesetzt, die er leicht mit dem Kopfe janitscharenmäßig schüttelte – und an die beiden Fußknorren hatt' er Janitscharen-Bleche angeschnallt, die er damit kräftig widereinander schlug; – und so war der ganze Mann ein langer Klang, vom Wirbel bis zur Sohle, so dass man diesen Gleichnis-Mann gern wieder mit etwas verglichen hätte, mit einem Fürsten, der alle Staats-Instrumente, Staats-Glieder und Repräsentanen selber repräsentiert." [95] 

Gesundheit des Körpers läuft nur gleichgerichtet mit der Gesundheit der Seele, was im Kardinalkollegium bzw. in der Bischofskonferenz nicht wirklich angekommen ist: "Ja er sollte mich in solchen Satiren wie dieser unterbrechen und rühmen: »So viele Schmerzen mir seine Satire jetzo macht, so gibt sie ihm doch noch größere; denn meine sind glücklicherweise nur geistig.« – Gesundheit des Körpers läuft nur gleichgerichtet mit Gesundheit der Seele; aber sie beugt ab von Gelehrsamkeit, von großer Phantasie, großem Tiefsinn, welches alles so wenig zur geistigen Gesundheit gehöret als Beleibtheit, Läuferfüße, Fechterarme zur leiblichen. Ich wünschte oft, alle Seelen würden so auf ihre Leiber oder Flaschen verfüllet wie der Pyrmonter auf seine. Man lässet erst seinen besten Geist verrauchen, weil er sonst die Flaschen zertreibt; aber es scheint, dass nur bei den Seelen des Kardinalkollegiums (wenn dem Gorani zu glauben), vieler Domkapitularen u.a. diese Vorsicht gebraucht worden, dass man den außerordentlichen Geist derselben, der ihre Leiber zersprengt hätte, vorher verdampfen lassen, eh' man sie, auf Körper gezogen, nach der Erde verschickte: jetzo halten sich die Flaschen 70, 80 Jahre ganz gut. " [96] 

Heute gibt es nur noch wenig Länder wie die Türkei, die an der Lumpen-Fahne, "dieser feindlichen roten Timurs- und Muhammeds-Fahne" festhalten und auch noch darauf stolz sind. Zur Zeit des griechischen Freiheitskampfes gegen die Türken, meinte wohl so mancher Grieche zu den Türken im Land, "es wohne neben ihm unter einem Dache ein Erbfeind und Widerchrist, ein Lindwurm, ein vom bösen Feind in seinen Weizen geworfnes Unkraut". [97] 

Heute soll in Europa ein "Friedenfest der Seele" sein, Muslime verlassen ihre Moscheen und werden zu Ex-Muslimen und Vertretern der Unsterblichkeit der Seele. Viele können sagen: "Wir philosophierten alle am Feste, und alle bekehrten sich, mich ausgenommen, der ich zu keinem Neubekehrten taugte, weil ich der Heidenbekehrer selber war... Ich liebe das Disputieren; gelehrte Zänkereien sind einer Gesellschaft so ersprießlich als verliebte der Liebe oder als Schlägereien der Marionetten-Oper." [98] 
 

12. "Vorschule der Ästhetik"

Die alte aristotelische Poetik ist eigentlich immer noch aktuell, eine Poetik "welche das Wesen der Poesie in einer schönen (geistigen) Nachahmung der Natur bestehen lässet, darum verneinend die beste, weil sie zwei Extreme ausschließet, nämlich den poetischen Nihilismus und den Materialismus. Bejahend aber wird sie erst durch nähere Bestimmung, was eine schöne oder geistige Nachahmung eigentlich sei." [100] 

Die Romantik sollte sich nicht in die "Öde der Phantasterei verfliegen", sondern, wie sie es später z.B. in der Musik auch getan, die Wirklichkeit durch Tondichtungen zu erfassen: "Wenn uns der Verächter der Wirklichkeit nur zuerst die Sternenhimmel, die Sonnenuntergänge, die Wasserfälle, die Gletscherhöhen, die Charaktere eines Christus, Epaminondas, der Katos vor die Seele bringen wollten, sogar mit den Zufälligkeiten der Kleinheit, welche uns die Wirklichkeit verwirren, wie der große Dichter die seinige durch kecke Nebenzüge; dann hätten sie ja das Gedicht der Gedichte gegeben und Gott wiederholt. Das All ist das höchste, kühnste Wort der Sprache, und der seltenste Gedanke: denn die meisten schauen im Universum nur den Marktplatz ihres engen Lebens an, in der Geschichte der Ewigkeit nur ihre eigene Stadtgeschichte." [101] 

Das Ziel der Romantik könnte sein: Das "Genie wird uns eine neue Natur erschaffen, indem es die alte weiter enthüllet... Die Natur ist für den Menschen in ewiger Menschwerdung begriffen." Dichter der Alten waren früher Geschäftmänner und Krieger als Sänger, Camoens umsegelte die halbe Welt und bekehrte sie zum Christentum, Cervantes kämpfte gegen die Türken in der Seeschlacht von Lepanto, Lope de Vega und Calderon waren an der Befreiung Spaniens von den muslimischen Mauren beteiligt, Goethe war Staatsmann, Novalis Bergmann: "Wer hat mehr die Wirklichkeit bis in ihre tiefsten Täler und bis auf das Würmchen darin verfolgt und beleuchtet als das Zwillingsgestirn der Poesie, Homer und Shakespeare? Wie die bildende und zeichnende Kunst ewig in der Schule der Natur arbeitet: so waren die reichsten Dichter von jeher die anhänglichsten, fleißigsten Kinder, um das Bildnis der Mutter Natur andern Kindern mit neuen Ähnlichkeiten zu übergeben. Will man sich einen größten Dichter denken, so vergönne man einem Genius die Seelenwanderung durch alle Völker und alle Zeiten und Zustände und lasse ihn alle Küsten der Welt umschiffen: welche höhere, kühnere Zeichnungen ihrer unendlichen Gestalt würd' er entwerfen und mitbringen! Die Dichter der Alten waren früher Geschäftmänner und Krieger als Sänger; und besonders mussten sich die großen Epopöen-Dichter aller Zeiten mit dem Steuerruder in den Wellen des Lebens erst kräftig üben, ehe sie den Pinsel, der die Fahrt abzeichnet, in die Hände bekamen.Und seltsam genug mussten zu oft die Heldendichter in Lebens-Stürmen ohne Land und Hafen sterben; und in das Leben eines Camoens, Tassos, Miltons, Dantens, Homers fiel so wenig Sonnenlicht, indes viele Trauerspiel-Dichter oft das Beispiel glücklichster Menschen gaben, z. B. zuerst Sophokles, dann Lope de Vega, Shakespeare, Voltaire etc. So Camoens, Dante, Milton etc.; und nur Klopstock macht eine Ausnahme, aber fast mehr für als wider die Regel. Wie wurden nicht Shakespeare und noch mehr Cervantes vom Leben durchwühlt und gepflügt und gefurcht, bevor in beiden der Blumensame ihrer poetischen Flora durchbrach und aufwuchs! Die erste Dichterschule, worein Goethe geschickt wurde, war nach seiner Lebenbeschreibung aus Handwerkerstuben, Malerzimmern, Krönungsälen, Reicharchiven und aus ganz Meß-Frankfurt zusammengebauet. So bringt Novalis – ein Seiten- und Wahlverwandter der poetischen Nihilisten, wenigstens deren Lehenvetter – uns in seinem Romane gerade dann eine gediegenste Gestalt zu Tage, wenn er uns den Bergmann aus Böhmen schildert, eben weil er selber einer gewesen. Bei gleichen Anlagen wird sogar der unterwürfige Nachschreiber der Natur uns mehr geben (und wären es Gemälde in Anfangbuchstaben) als der regellose Maler, der den Äther in den Äther mit Äther malt. Das Genie unterscheidet sich eben dadurch dass es die Natur reicher und vollständiger sieht, so wie der Mensch vom halbblinden und halbtauben Tiere; mit jedem Genie wird uns eine neue Natur erschaffen, indem es die alte weiter enthüllet. Alle dichterische Darstellungen, welche eine Zeit nach der andern bewundert, zeichnen sich durch neue sinnliche Individualität und Auffassung aus. Jede Sternen-, Pflanzen-, Landschaft- und andere Kunde der Wirklichkeit ist einem Dichter mit Vorteil anzusehen, und in Goethens gedichteten Landschaften widerscheinen seine gemalten. So ist dem reinen durchsichtigen Glase des Dichters die Unterlage des dunkeln Lebens notwendig, und dann spiegelt er die Welt ab. Es geht hier mit den geistigen Kindern, wie nach der Meinung der alten Römer mit den leiblichen, welche man die Erde berühren ließ, damit sie reden lernten. Jünglinge finden ihrer Lage gemäß in der Nachahmung der Natur eine missliche Aufgabe. Sobald das Studium der Natur noch nicht allseitig ist, so wird man von den einzelnen Teilen einseitig beherrscht. Allerdings ahmen sie der Natur nach, aber einem Stücke, nicht der ganzen, nicht deren freiem Geiste mit einem freien Geist. – Die Neuheit ihrer Empfindungen muss ihnen als eine Neuheit der Gegenstände vorkommen; und durch die erstern glauben sie die letzten zu geben. Daher werfen sie sich entweder ins Unbekannte und Unbenannte, in fremde Länder und Zeiten ohne Individualität, nach Griechenland und Morgenland... Kommt nun vollends zur Schwäche der Lage die Schmeichelei des Wahns, und kann der leere Jüngling seine angeborne Lyrik sich selber für eine höhere Romantik ausgeben: so wird er mit Versäumung aller Wirklichkeit – die eingeschränkte in ihm selber ausgenommen – sich immer weicher und dünner ins gesetzlose Wüste verflattern; und wie die Atmosphäre wird er sich gerade in der höchsten Höhe ins kraft- und formlose Leere verlieren... Weder der Stoff der Natur, noch weniger deren Form ist dem Dichter roh brauchbar. Die Nachahmung des erstern setzt ein höheres Prinzip voraus; denn jedem Menschen erscheint eine andere Natur – und es kommt nun darauf an, welchem die schönste erscheint. Die Natur ist für den Menschen in ewiger Menschwerdung begriffen." [102] 

Über das Wesen der romantischen Dichtkunst, die Verschiedenheiten der südlichen und der nordischen, lässt sich folgendes sagen: »Ursprung und Charakter der ganzen neuern Poesie lässet sich so leicht aus dem Christentum ableiten, dass man die romantische ebensogut die christliche nennen könnte.« Mit dieser Behauptung hob der Verfasser gegenwärtigen Paragraphen vor mehren Jahren an; aber das Widerlegen und Belehren von mehr als einem würdigen Kunstrichter fodert ihn auf, einiges abzuändern und wie eine Vorstadt wegzunehmen, um das Ganze oder die Festung zu schirmen. Die erste Frage ist: worin unterscheidet sich denn der romantische Stil - Schiller nennt ihn den modernen, als ob alles hinter den Griechen Geschriebene modern und neu wäre, gleichgültig ob ein Jahrtausend alt oder zwei Jahrtausend; ferner den sentimentalen, ein Beiname, welchen die Romantiker Ariost und Cervantes ohne sonderlichen Ernst annehmen würden. vom griechischen? Die griechischen Bilder, Reize, Motive, Empfindungen, Charaktere, selber technische Schranken sind leicht in ein romantisches Gedicht herüber zu pflanzen, ohne dass dieses darum den weltseitigen Geist einbüßte; aber rückwärts fände die Verpflanzung romantischer Reize keine bequeme Stätte im griechischen Kunstwerk, höchstens das Erhabne, aber nur darum, weil es als Grenzgott Antikes und Romantisches verknüpft. Sogar die sogenannte moderne Unregelmäßigkeit z. B. der italienischen Oper, der spanischen Komödie ließe sich – da bloße Technik nicht die Geisterwelt des Dichtens in eine alte und eine amerikanische neue entzweizuschneiden vermag – mit antikem Geist erfüllen und bewegen; und dies wird durch Bouterweks Bemerkung schön bekräftigt, dass die italienische Poesie, bei allem Mangel an Ideen-Fülle, durch Klarheit, Einfachheit und Grazie mehr als jede neuere dem Muster der griechischen nachfolge und nachkomme. Gleichwohl springen die italienischen Formen mehr als die deutschen und die englischen über die griechischen hinaus. Und mit dieser wahren Ansicht widerlegt Bouterwek seine andere, nach welcher er das Romantische sehr in einer ungriechischen Einkindschaft des Ernsten, ja Tragischen und Komischen findet. Denn diese ist so wenig ein notwendiger Charakter des Romantischen, da er so oft fehlt, als sein Gegenteil ein Charakter des Antiken, wo er häufig da ist, z. B. in Aristophanes, welcher hart und schroff die Erhabenheit der Chöre in die Erniedrigung sogar der Götter einmischt, gleichsam die Anspannung des Gemüts in dessen komische Abspannung. Fragen wir doch lieber das Gefühl, warum es z. B. sogar eine Gegend romantisch nennt. Eine Statue schließt durch ihre enge und scharfe Umschreibung jedes Romantische aus; die Malerei nähert sich schon durch Menschen-Gruppierungen ihm mehr und erreicht es ohne Menschen in Landschaften, z. B. von Claude. Ein holländischer Garten erscheint nur als der Widerruf jedes Romantischen, aber ein englischer, der sich in die unbestimmte Landschaft ausdehnt, kann uns mit einer romantischen Gegend umspielen, d. h. mit dem Hintergrunde einer ins Schöne frei gelassnen Phantasie. Was erteilt ferner den folgenden Beispielen aus der Dichtkunst das romantische Gepräge? In Cervantes' Trauerspiel Numantia verschworen alle Einwohner, um nicht von dem Hunger und den Römern unterjocht zu werden, sich zu einem gemeinschaftlichen Sterben. Als es geschehen und in der leerer Stadt nichts als Leichen und Scheiterhaufen lagen: so trat die Fama auf die Mauer, verkündigte den Feinden den Selbstmord der Stadt und Spaniens künftigen Glanz. – Oder: mitten im Homer die romantische Stelle, da Jupiter von seinem Olymp zugleich die kriegerische unruhige Ebene Trojas und die fernen arkadischen Auen voll stiller Menschen unter einerlei Sonnenlichte überschaut. Oder die obwohl schwächer glänzende Stelle in Schillers Tell, wo das Dichterauge von den getürmten Gebirgsketten herunterschweift in die langen lachenden Kornfluren der deutschen Ebene. Es ist in allen diesen Beispielen nicht das Erhabene, das, wie gedacht, so leicht ins Romantische verfließt, sondern das Weite, welches bezeichnet. Das Romantische ist das Schöne ohne Begrenzung, oder das schöne Unendliche, so wie es ein erhabenes gibt. So ist Homer im angeführten Beispiel romantisch, indes er da, wo Ajax in der verfinsterten Schlacht um nichts weiter die Götter anfleht als um Licht, bloß erhaben ist. Es ist noch ähnlicher als ein Gleichnis, wenn man das Romantische das wogende Aussummen einer Saite oder Glocke nennt, in welchem die Tonwoge wie in immer ferneren Weiten verschwimmt und endlich sich verliert in uns selber und, obwohl außen schon still, noch immer lautet. Ebenso ist der Mondschein zugleich romantisches Bild und Beispiel. Den scharf umgrenzenden Griechen lag das Zweifellicht des Romantischen so fern und fremd, dass sogar Platon, so sehr Dichter und so nahe der christlichen Erhebung, den wahrhaft romantisch-unendlichen Stoff, das Verhältnis unserer dürftigen Endlichkeit zum Glanzsaale und Sternenhimmel der Unendlichkeit, bloß durch die eng und eckig abgeschnittene Allegorie einer Höhle ausspricht, aus welcher wir Angeketteten die Schattenreihe der wahren Wesen, die hinter uns ziehen, vorübergehen sehen. Ist Dichten Weissagen: so ist romantisches das Ahnen einer größern Zukunft, als hienieden Raum hat; die romantischen Blüten schwimmen um uns, wie nie gesehene Samenarten durch das allverbindende Meer aus der neuen Welt, noch ehe sie gefunden war, an Norwegens Strand anschwemmen." [103] 

Wer ist nun die Mutter dieser Romantik? Auch für Jean Paul ist es die christliche Religion und solche, die mit ihr in Verbindung stehen wie die indische und die Edda. Jules Massenet vertonte in "La Roi de Lahore" den Kampf der Inder gegen die islamischen Aggressoren, Richard Wagner vertonte in seinem "Ring des Nibelungen" die nordischen Sagen: "Die indische Romantik bewegt sich in einer allbelebenden Religion, welche von der Sinnenwelt durch Vergeistigung die Schranken wegbrach; diese wurde so groß wie die Geisterwelt, aber nicht voll Polter-, sondern voll Schmeichelgeister, und Erde und Himmel sanken, wie auf einem Meere, einander zu. Dem Indier lebt die Blume mehr als dem Nordmann ein Mensch. Nun rechnet noch sein Klima dazu, diese üppige Brautnacht der Natur, und den Indier, den wie eine Biene, im honigvollen Tulpenkelche ruhend, laue Weste wiegen, und der im süßen Schwanken ausruht. Eben darum musste die indische Romantik mehr in den Sinnenzauber zergehen; und wenn Mondschein und Ton-Verhall Charaktere und Sinnbilder anderer romantischer Arten sind: so mag der dunkle Wohlduft die indische bezeichnen, zumal da er so oft ihr Leben wie ihre Gedichte durchspielt."  [104] 

Wir gelangen nun zur christlichen Romantik; "von ihr ist zuerst zu zeigen, warum sie in Süden (Italien und Spanien vorzüglich) andere Gestalten annahm und erschuf als in Norden, wo, wie oben bewiesen worden, schon der Landes-Boden den heidnischen Vorhof zum christlichen romantischen Allerheiligsten machte. Der Süden zeigt sich schon von Natur und dann in seinen vielfachen historischen Verflechtungen so viel anders, dass man Bemerkungen, welche die Romantik aus ganz andern als christlichen Quellen fließen lassen, erwägen oder berichtigen muss. Der südlichen und frühesten gibt Bouterwek folgende Mütter: erstlich die höhere, von den alten Deutschen herübergebrachte Achtung der Weiber, und also den geistigem Stil der Liebe. Aber nicht in den altdeutschen Wäldern, sondern in den christlichen Tempeln wohnte die romantische Liebe; und ein Petrarch, der kein Christ ist, wäre ein unmöglicher. Die einzige Maria adelt alle Weiber romantisch; daher eine Venus nur schön, aber eine Madonna romantisch sein kann. Diese höhere Liebe war oder ist eben Blüte und Blume aus dem Christentum, das mit seinem Feuereifer gegen das Irdische den schönen Körper in eine schöne Seele zerschmelzt, um ihn dann in ihr lieben zu lassen, also das Schöne im Unendlichen. Der Name platonische Liebe ist bekanntlich einer anderen Liebe, jener reinen unbefleckten Freundschaft zwischen Jünglingen abgeborgt, welche an sich so schuldlos war, dass griechische Gesetzgeber sie sogar unter die Pflichten rechneten, und so schwärmerisch, dass für die Fehler des Geliebten der Liebende gezüchtiget wurde; hier wäre also, nur an einem verschiedenen Geschlechte, dieselbe vergötternde und von der Natur am fernsten vor einer Verunreinigung gehaltene Liebe wieder da wie bei den alten Deutschen, aber nicht jene beilegende durch Christentum, welche mit dem romantischen Schimmer bekleidete. Der Rittergeist – der ohnehin Liebe und Religion, Dame und Notre-dame nebeneinander auf seine Fahnen stickte – und die Kreuzzüge, welche man zweitens zu Vätern der Romantik machte, sind Kinder der christlichen... In das gelobte Land ziehen, das von zwei Religionen auf einmal und vom größten Wesen der Erde in ein dämmerndes Reich der heiligen Ahnung und in einen Isthmus zwischen erster und zweiter Welt für die Phantasie erhoben war, hieß sich romantisch verklären und sich die tiefe indische prosaisch und poetisch mit zwei Kräften unterwerfen, mit Tapferkeit und Religion. Was konnten aber Ähnliches die Heroenzeiten und Argonautenzüge gebären? ... Als Diener und stumme Knechte der Romantik gelten noch die wachsenden Jahrhunderte, welche, von außen alle Völker immer mehr miteinander verschwisternd, deren eckigen Abschnitte zuründen; und welche von innen durch das steigende Sonnenlicht der Abstraktion wie ein Christentum immer mehr die feste Körperwelt zersetzen. Alles dies macht zu der Weissagung kühn, die dichtende Zukunft werde immer romantischer und regelloser oder regelreicher und der Abstand von Griechenland breiter werden, und ihrem Flügelrosse werden so viele Flügel nachwachsen, dass sie gerade mit der Menge eine größere Schwierigkeit der geraden Flugbahn erfahren wird, wenn sie nicht, wie jene Sechsflügelgestalt im Ezechiel, einige Schwingen nur zum Verhüllen anwendet... Übrigens ergibt sich von selber, dass das Christentum, obwohl gemeinschaftlicher Vater der romantischen Kinder, andere in Süden, andere in Norden erzeugen muss. Die südliche Romantik in dem klimatisch Griechenland verwandten Italien muss in einem Ariosto heiterer wehen und weniger von der antiken Form abfliegen und abfliehen als die nordische in einem Shakespeare, so wie wieder dieselbe südliche sich anders und orientalisch-kühner im glühenden Spanien gestaltet. Die nordische Poesie und Romantik ist eine Äolsharfe, durch welche der Sturm der Wirklichkeit in Melodien streicht, ein Geheul in Getön auflösend, aber Wehmut zittert auf den Saiten, ja zuweilen ein hineingerissener Schmerz."  [105] 

Die Beispiele der Romantik, die Jean Paul aufführt, sind die Dramen und Sagen, die die Romantiker als Vorbild nehmen bzw. vertont haben: "Wenn die Griechen die schönen Künste eine Musik nannten: so ist die Romantik die Sphärenmusik". Der "echte Zauberer und Meister des romantischen Geisterreichs bleibt Shakespeare (ob er gleich auch ein König mancher griechischen Inseln ist) ... Jetzo ist Schiller zu nennen. Wenn die Romantik Mondschein ist, so wie Philosophie Sonnenlicht: so wirft dieser Dichter über die beiden Enden des Lebens und Todes, in die beiden Ewigkeiten, in die Welt vor uns und die Welt hinter uns, kurz über die unbeweglichen Pole der beweglichen Welt seinen dichterischen Schein, indes er über der Mitte der Welt mit dem Tageslicht der Reflexion-Poesie steht; wie die Sonne nur an beiden Polen wechselnd nicht untergeht und den ganzen Tag als ein Mond dämmert. Daher der Mondschimmer, z. B. seiner Astrologie, seiner Jungfrau von Orleans (Nur dass auf letzten, wie oft bei theatralischen Vorstellungen vorfällt, zuweilen eine aufgehende Bühnen-Türe das äußere Weltlicht hereinlässet und so die poetische Beleuchtung unterbricht durch eine weltliche), seines Glockenlieds. Bei letztem ist schon die Wahl eines romantischen Aberglaubens romantisch, welcher den Guss der Glocken, als der heiligsten Werkzeuge, die nur aus dieser Welt in die andere rufen und uns in der jetzigen immer auf Herkules' Scheidewegen anreden, gewöhnlich von feindseligen Geistern bekämpft annahm. Herders herrliche »Legenden« haben als christliche Romantik noch kein sprechendes Auge gefunden. – Die Mohrin Zorayda in Don Quixote schauet aus dem romantisch-gestirnten Himmel des Werks als näherer Stern herab. – Tieck (obwohl zu sehr aufgelöset in die romantische und deutsche Vorzeit, um eine Gegenwart anzunehmen und darzustellen) gab in SternbaldII. S. 306. fast eine shakespearesche humoristische Phantasie über die Phantasie. – Gozzi schimmert mit einer warmen italienischen Zaubernacht neben Goldoni, welcher Rom kalt und rein überschneiet. – Hebels alemannische Gedichte sind köstlich-romantisch. Durch den romantischen Meister von Goethe zieht sich, wie durch einen ungehörten Traum, ein besonderes Gefühl, als walte ein gefährlicher Geist über den Zufällen darin, als tret' er jede Minute aus seiner Wetterwolke, als sehe man von einem Gebirge herab in das lustige Treiben der Menschen, kurz vor einer Katastrophe der Natur. Unter den Märchen werden seines in den Horen und unter den Dramen sein Faust als romantische Himmels-Zwillinge über der Nachwelt schimmern." [106] 

Humor und Satire gehören natürlich zur Romantik wie die Freiheit: "Der Humor, als das umgekehrte Erhabene, vernichtet nicht das Einzelne, sondern das Endliche durch den Kontrast mit der Idee. Es gibt für ihn keine einzelne Torheit, keine Toren, sondern nur Torheit und eine tolle Welt; er hebt – ungleich dem gemeinen Spaßmacher mit seinen Seitenhieben – keine einzelne Narrheit heraus, sondern er erniedrigt das Große, aber – ungleich der Parodie – um ihm das Kleine, und erhöhet das Kleine, aber – ungleich der Ironie – um ihm das Große an die Seite zu setzen und so beide zu vernichten, weil vor der Unendlichkeit alles gleich ist und nichts. Vive la Bagatelle, ruft erhaben der halbwahnsinnige Swift, der zuletzt schlechte Sachen am liebsten las und machte, weil ihm in diesem Hohlspiegel die närrische Endlichkeit als die Feindin der Idee am meisten zerrissen erschien und er im schlechten Buche, das er las, ja schrieb, dasjenige genoss, welches er sich dachte. Der gemeine Satiriker mag auf seinen Reisen oder in seinen Rezensionen ein paar wahre Geschmacklosigkeiten und sonstige Verstöße aufgreifen und an seinen Pranger befestigen, um sie mit einigen gesalzenen Einfällen zu bewerfen statt mit faulen Eiern; aber der Humorist nimmt fast lieber die einzelne Torheit in Schutz, den Schergen des Prangers aber samt allen Zuschauern in Haft, weil nicht die bürgerliche Torheit, sondern die menschliche, d. h. das Allgemeine sein Inneres bewegt. Sein Thyrsus-Stab ist kein Taktstock und keine Geißel, und seine Schläge damit sind Zufälle. In Goethes Jahrmarkt zu Plundersweiler muss man den Zweck entweder in einzelnen Satiren auf Ochsenhändler, Schauspieler u. s. w. suchen, was ungereimt ist, oder im epischen Gruppieren und Verachten des Erdentreibens. Onkel Tobys Feldzüge machen nicht etwa den Onkel lächerlich oder Ludwig XIV. allein, – sondern sie sind die Allegorie aller menschlichen Liebhaberei und des in jedem Menschenkopfe wie in einem Hutfutteral aufbewahrten Kindkopfes, der, so vielgehäusig er auch sei, doch zuweilen sich nackt ins Freie erhebt und im Alter oft allein auf dem Menschen mit dem Haarsilber steht... Diese Totalität kann sich daher ebensogut symbolisch in Teilen aussprechen – z. B. in Gozzi, Sterne, Voltaire, Rabelais, denen Welt-Humor nicht vermittelst, sondern ungeachtet seiner Zeit-Anspielungen besteht – als durch die große Antithese des Lebens selber. Shakespeare, der Einzige, tritt hier mit seinen Riesengliedern hervor; ja in Hamlet, so wie in einigen seiner melancholischen Narren, treibt er hinter einer wahnsinnigen Maske diese Welt-Verlachung am höchsten, Cervantes – dessen Genius zu groß war zu einem langen Spaße über eine zufällige Verrückung und eine gemeine Einfalt – führt, vielleicht mit weniger Bewusstsein als Shakespeare, die humoristische Parallele zwischen Realismus und Idealismus, zwischen Leib und Seele vor dem Angesichte der unendlichen Gleichung durch; und sein Zwillings-Gestirn der Torheit steht über dem ganzen Menschengeschlecht. Swifts Gulliver – im Stil weniger, im Geiste mehr humoristisch als sein Märchen – steht hoch auf dem tarpejischen Felsen, von welchem dieser Geist das Menschengeschlecht hinunterwirft. In bloßen lyrischen Ergießungen, worin der Geist sich selber beschauet, malet Leibgeber seinen Welt-Humor, der nie das Einzelne meint und tadelt... Wenn Schlegel mit Recht behauptet, dass das Romantische nicht eine Gattung der Poesie, sondern diese selber immer jenes sein müsse: so gilt dasselbe noch mehr vom Komischen; nämlich alles muss romantisch, d. h. humoristisch werden. Die Schüler der neuen ästhetischen Erziehanstalt zeigen in ihren Burlesken, dramatischen Spielen, Parodien u. s. w. einen höhern komischen Weltgeist, der nicht der Denunziant und Galgenpater der einzelnen Toren ist; ob sich gleich dieser Weltgeist oft roh und rauh genug ausspricht, wenn gerade der Schüler noch in den untern Klassen mit seiner Imitation und seinem Dokimastikum sitzt." [107] 

Freiheit, Unsterblichkeit der Seele, Humor gehören zur Romantik wie Unfreiheit, Vernichtung der Seele bzw. des Ich in Allah zur islamisch-persichen bzw. islamisch-türkischen Despotie: "Die Perser sagen: nur Gott kann ein Ich haben; die Türken: nur der Teufel sagt Ich (Bibliothèque des Philosophes; par. Gautier)."  [108] 

Heute ist es zumindest in Europa und der westlichen Welt eine Selbstverständlichkeit, dass es so etwas gibt wie eine "Jury des Spaßes", wo beurteilt wird, was komisch und Satire ist und was nicht; damals war diese Idee durchaus neu; über eine "Jury des Spaßes" und den epischen, dramatischen und lyrischen Humor schreibt Jean Paul: "Noch hat kein Journalistikum unter so vielen akademischen Gerichten, gelehrten Wetzlarn, Friedens- und Zorngerichten und Judikaturbänken, welche in Kapseln umlaufen, eine Jury des Spaßes: sondern man richtet und scherzet nach Gefallen. Selten wird ein witziges Buch gelobt, ohne zu sagen, es sei voll lauter Witz, Ironie und Laune oder gar Humor; als ob diese drei Grazien einander immer an den Händen hätten. Die Epigrammatiker haben meist nur Witz. Sterne hat weit mehr Humor als Witz und Ironie; Swift mehr Ironie als Humor; Shakespeare Witz und Humor, aber weniger Ironie im engern Sinne. So nannte die gemeine Kritik das goldne Witz-, Sentenzen- und Bilder-Füllhorn, das goldne Kalb, humoristisch, was es nur zuweilen ist; eben dies wird der edle Lichtenberg genannt, dessen vier glänzende Paradieses-Flüsse von Witz, Ironie, Laune und Scharfsinn immer ein schweres Registerschiff prosaischer Ladung tragen, so dass seine herrlichen komischen Kräfte, welche schon allein ihn zu einem kubierten Pope verklären, (so wie seine übrigen) nur von der Wissenschaft und dem Menschen ihren Brennpunkt erhalten, nicht vom poetischen Geist. So galt die lustige Geschwätzigkeit Müllers oder Wezels in den Zeitungen für Humor; und Bode, dessen Übersetzung der schönste Abgusssaal eines Sterne und Montaigne ist, galt mit seiner Selbst-Verrenksucht für einen Humoristen.... Zur unbefleckten Empfängnis gehört stets auch eine unbefleckte Zeugung durch einen oder den andern heiligen Geist., indes Tiecks wahrhaft poetische Laune wenig gesehen wurde, bloß weil ihr Leib etwas beleibter und weniger durchsichtig sein könnte. Doch seit der ersten Auflage dieses Werkchens entstand fast eine verbesserte zweite auch der Zeit; denn jetzo wird wohl nichts so gesucht – besonders von Buchhändlern – als Humor, und zwar echter. Ein Unparteiischer findet fast auf allen Titelblättern, wo sonst nur »lustig«, »komisch«, »lachend« gestanden hätte, das höhere Beiwort »humoristisch«; so dass man beinahe ohne alle Vorliebe behaupten kann, dass sich jetzo im schreibenden Stande jene gelehrte Gesellschaft in Rom, die Humoristen (bell' humori), wiedergeboren habe, welche ein so schönes Sinn- und Wappenbild hatte, nämlich eine dicke, auf das Meer zurückregnende Wolke mit der Inschrift: redit agmine dulci, d. h. die Wolke (hier die Gesellschaft) fällt süß, ohne Salz in das Meer zurück, gleichsam wie reines Wasser ohne Nebengeschmack. Es erfreuet bei dieser Vergleichung noch die zufällige Nebenähnlichkeit, dass die gedachte römische Humoristen-Akademie erzeugt wurde auf einer adeligen Hochzeit, weil während derselben die nachherigen Humoristen den Damen mit Sonetten aufgewartet hatten. – Indes will der Verfasser diese so weit hergeholte Zusammenstellung mehr für Scherz gehalten wissen als für Paragraphen von Ernst. Es gibt einen Ernst für alle; aber nur einen Humor für wenige, und darum weil dieser einen poetischen Geist und dann einen frei und philosophisch gebildeten begehrt, der statt des leeren Geschmackes die höhere Weltanschauung mitbringt. Daher glaubt das »goutierende« Volk, es »goutiere« Sternes Tristram, wenn ihm dessen weniger geniale Yoricks-Reisen gefallen. Daher kommen die elenden Definitionen des Humors, als sei er Manier oder Sonderbarkeit; daher eigentlich die geheime Kälte gegen wahrhaft-komische Gebilde. Aristophanes würde – obwohl von Chrysostomus und von Platon studieret und unter und auf beider Kopfkissen gefunden – für die meisten das Kopfkissen selber sein, wenn sie offenherzig wären, oder er ohne griechische Worte und Sitten. Die gelehrte und ungelehrte Menge kennt statt der poetischen humoristischen Gewitterwolke, welche befruchtend, kühlend, leuchtend, donnernd, nur zufällig verletzend in ihrem Himmel leicht vorüberzieht, nur jene kleinliche, unbehülfliche irdische Heuschreckenwolke des auf vergängliche Beziehungen streifenden Rach-Spaßes, welche rauscht, verdunkelt, die Blumen abfrisset und an ihrer Anzahl hässlich vergeht. Man erinnere sich nur noch einiger lobenden und einiger tadelnden Urteile, welche beide sich umzukehren hatten. Der phantasielose und engherzige satirische Kunstarbeiter und Ebenist Boileau galt wirklich einmal dem kritischen Volle (wenn nicht gar noch jetzo) für einen komischen Dichter; – ja ich bin imstande, es stündlich zu erweisen, dass man ihn mit dem Satiriker Pope verglichen, ob ihm gleich Pope an reicher Gedrungenheit, Menschenkenntnis, Umsicht, witziger Illumination, Schärfe, Laune nicht nur überlegen war, sondern in dem höhern Punkte sogar entgegengesetzt, dass er, wie die meisten britischen Dichter, aus der zugebornen Lebens-Furche und Wolke zu jener Berghöhe aufsteigt, worauf man Furchen und Wolken überblickt und vergisst. Soll dennoch Ähnlichkeit bleiben, so mag Boileau als eine satirische Distel für anflatternde Schmetterlinge blühen, und Pope als eine aufblühende Fackeldistel in der Wüste prangen. – So sind Scarron und Blumauer gemeine Lach-Seelen; und kein Witz kann ihre poetisch-moralische Blöße zudecken. Dahin gehört auch Peter Pindar; welcher außerhalb des britischen Staats-Körpers so gut das komische Leben verliert als der von ihm in der Lousiade (Lausiade) besungene Held, weggehoben vom menschlichen Körper, das physische. Dem Erheben der Niedrigen geht leider das Erniedrigen der Höheren zur Seite. So werden über die Speckgeschwülste und Leberflecken Rabelais' des größten französischen Humoristen, sogar in Deutschland dessen gelehrte und witzige Fülle und vorsternische Laune vergessen, so wie seine scharfgezeichneten Charaktere vom loyalen edlen Pantagruel voll Vater- und Religionliebe bis zum originellen gelehrten Feiglinge Panurge.Eine Übersetzung mit angedruckter Urschrift wäre für den Forscher der französischen Sprache eine ungeheure Sprach-Schatzkammer (für das große Publikum wäre und sei sie nichts). Die schwierigen Zeit- und Ort-Anspielungen brauchte der Übersetzer nicht zu erklären, sondern nur zu übersetzen aus der trefflichen Ausgabe in Quart: Oeuvres de Maître François Rabelais avec des remarques historiques et critiques de Mr. le Duchat. A Amsterdam etc. 1741." [109] 

In der "Jury des Spaßes" besteht natürlich nicht nur der sittenwidrige Tartuffe, sondern auch andere berühmte Komödien von Moliere wie "Le Malade imaginaire" (Der eingebildete Kranke), "L’Amour Médecin" (die Liebe als Arzt), Don Juan ou Le Festin De Pierre oder Le Médecin malgré lui (Der Arzt wider Willen). [110] 

Nicht nur Dramen, Epen und Gedichte können komisch sein sondern auch Romane wie Cervantes, Jean Paul und neuerlich S. Rushdie gezeigt haben: "Wenn die komische Poesie so gut als die heroische aus der großen dichterischen Dreieinigkeit – Epos, Lyra, Drama – die erste Person daraus muss spielen können, die epische; und wenn das Epische eine noch vollere, gleichere Objektivität verlangt als sogar das Drama, so fragt sich. wo zeigt sich die komische Objektivität? – Da – so folgt aus der Bestimmung der drei Bestandteile des Lächerlichen –, wo bloß der objektive Kontrast oder die objektive Maxime vorgehoben und der subjektive Kontrast verborgen wird – das ist aber die Ironie, welche daher, als reiner Repräsentant des lächerlichen Objekts, immer lobend und ernst erscheinen muss, wobei es gleichgültig ist, in welcher Form sie spiele, ob als Roman, wie bei Cervantes, oder als Lobschrift, wie bei Swift."  [111] 

Das Komische des Dramas ist eine besondere Kunst: "Auf dem Übergange vom epischen Komus zum dramatischen begegnen wir sogleich dem Unterschiede, dass so viele große und kleine komische Epiker, Cervantes, Swift, Ariost, Voltaire, Steele, Lafontaine, Fielding, keine oder schlechte Komödien machen konnten; und dass umgekehrt große Lustspieldichter als schlechte Ironiker aufzuführen sind." [112] 

Über Charaktere in der Literatur schreibt Jean Paul: "Nichts ist in der Dichtkunst seltner und schwerer als wahre Charaktere, ausgenommen starke oder gar große. – Goethe ist der reichste an jenen; Homer und Shakespeare an diesen beiden." [113] 

Dichter lässt sich aus seinen Helden erkennen: "Der ideale Prototyp-Charakter in des Dichters Seele, der ungefallne Adam, der nachher der Vater der Sünder wird, ist gleichsam das ideale Ich des dichterischen Ich; und wie nach Aristoteles sich die Menschen aus ihren Göttern erraten lassen, so der Dichter sich aus seinen Helden, die ja eben die ihm selber geschaffnen Götter sind. Die starkgeistigen Alten schilderten selten Schwächlinge; ihre Charaktere glichen den alten Helden, welche an den Schultern und an den Knien (gerade den Gliedern des Tragens) Löwenköpfe als Zierat hatten." [114] 

Ein schwacher Charakter wird leicht unpoetisch und hässlich, das "Ideal der Schlechtigkeit" macht mutlos: "Hier erhebt sich die alte Frage über die Zulässigkeit der rein vollkommnen und der rein unvollkommnen. Ich behaupte die Notwendigkeit der einen, und die Unzulässigkeit der andern. Der Wille kennt nur zwei Ich, das fremde und das eigne; folglich nur Liebe gegen jenes und Selbstachtung gegen dieses – oder Lieblosigkeit und innere Ehrlosigkeit. Stärke oder Schwäche sind das Dritte, worin das eine oder das andere gesetzt wird, können also, da sie sich aufs eigne Ich beziehen, schwer von Ehre oder ihrem Gegenteil geschieden werden. Folglich wäre ein rein-unvollkommner Charakter feige, schadensüchtige, ehrlose Schwäche. Aber diesen Wurm stößet die Muse von sich. Selber das unmenschliche Untier Kaliban hat noch zufällige kurze Zorn-, Mut- und Liebe-Funken Das ohnehin schon wegen seiner Unform mehr zu den Maschinen als zu den Charakteren gehört. Warum hasset die Dichtkunst die Schwäche so sehr? Weil diese der auflösende laue ekle Schwaden alles Willens und Lebens selber ist, so dass dann im Maschinenwerk der Fabel die Seele, die darin arbeiten sollte, selber ein weicher Leichnam und eine Maschine wird und mithin die Geschichte aufhebt; denn ohne Willen gibt es so wenig eine Geschichte, als es eine Weltgeschichte des Viehs gibt. Ein schwacher Charakter wird leicht unpoetisch und hässlich, wie z. B. Brakenburg in Goethens Egmont beinahe ekel und Fernando in dessen Stella zierlich wird. Bei den Alten sind schwache Charaktere selten; im Homer gibts gar keine; auch Paris und sogar Thersites haben Stärke, so wie in Sparta alle Gottheiten bewaffnet dastanden, selber die Venus... Nicht das Ideal der Göttlichkeit – denn unser Gewissen malt und fodert ja idealer als jeder Dichter –, sondern gerade das Ideal der Schlechtigkeit macht mutlos." [115] 

Über den Roman und wie der Geist Form annimmt zum Beispiel bei Dante: "Sobald ein Geist da ist, soll er auf der Welt, gleich dem Weltgeiste, jede Form annehmen, die er allein gebrauchen und tragen kann. Als Dantens Geist die Erde betreten wollte, waren ihm die epischen, die lyrischen und die dramatischen Eierschalen und Hirnschalen zu enge: da kleidete er sich in weite Nacht und in Flamme und in Himmels-Äther zugleich und schwebte so nur halb verkörpert umher unter den stärksten, stämmigsten Kritikern." [116] 

Und natürlich muss der Roman romantisch sein und kein Lehrgedicht: "Das Unentbehrlichste am Roman ist das Romantische, in welche Form er auch sonst geschlagen oder gegossen werde. Die Stilistiker forderten aber bisher vom Romane statt des romantischen Geistes vielmehr den Exorzismus desselben; der Roman sollte dem wenigen Romantischen, das etwa noch in der Wirklichkeit glimmt, steuern und wehren. Ihr Roman als ein unversifiziertes Lehrgedicht wurde ein dickeres Taschenbuch für Theologen, für Philosophen, für Hausmütter. Der Geist wurde eine angenehme Einkleidung des Leibes. Wie die Schüler sonst in den Schuldramen der Jesuiten sich in Verba und deren Flexionen, in Vokative, Dative u. s. w. verkappten und sie darstellten: so stellten Menschen-Charaktere Paragraphen und Nutzanwendungen und exegetische Winke, Worte zu ihrer Zeit, heterodoxe Nebenstunden vor; der Poet gab den Lesern, wie Basedow den Kindern, gebackene Buchstaben zu essen. Allerdings lehrt und lehre die Poesie und also der Roman, aber nur wie die Blume durch ihr blühendes Schließen und Öffnen und selber durch ihr Duften das Wetter und die Zeiten des Tags wahrsagt; hingegen nie werde ihr zartes Gewächs zum hölzernen Kanzel- und Lehrstuhl gefället, gezimmert und verschränkt; die Holz-Fassung, und wer darin steht, ersetzen nicht den lebendigen Frühlings-Duft. – Und überhaupt was heißet denn Lehren geben? Bloße Zeichen geben; aber voll Zeichen steht ja schon die ganze Welt, die ganze Zeit; das Lesen dieser Buchstaben eben fehlt; wir wollen ein Wörterbuch und eine Sprachlehre der Zeichen. Die Poesie lehrt lesen, indes der bloße Lehrer mehr unter die Ziffern als Entzifferungs-Kanzlisten gehört. Ein Mensch, der ein Urteil über die Welt ausspricht, gibt uns seine Welt, die verkleinerte, abgerissene Welt, statt der lebendigen ausgedehnten, oder auch ein Fazit ohne die Rechnung. Darum ist eben die Poesie so unentbehrlich, weil sie dem Geiste nur die geistig wiedergeborne Welt übergibt und keinen zufälligen Schluss aufdringt. Im Dichter spricht bloß die Menschheit, nur die Menschheit an, aber nicht dieser Mensch jenen Menschen." [117] 

Dazu zählt auch der romantisch-epische Roman, wie er bei Goethe, Novalis, Tieck zu finden ist: "Die romantisch-epische Form, oder jenen Geist, welcher in den altfranzösischen und altfränkischen Romanen gehauset, rief Goethens Meister, wie aus übereinander gefallenen Ruinen, in neue frische Lustgebäude zurück mit seinem Zauberstab. Dem epischen Charakter getreu lässet dieser auferstandne Geist einer romantischern Zeit eine leichte helle hohe Wolke vorübergehen, welche mehr die Welt als einen Helden und mehr die Vergangenheit spiegelt oder trägt. Wahr und zart ist daher die Ähnlichkeit zwischen Traum und Roman (Adrastea III. 171. etc.), in welche Herder das Wesen des letzten setzt; und so die zwischen Märchen und Roman, die man jetzo fordert. Das Märchen ist das freiere Epos, der Traum das freiere Märchen. Goethens Meister hat hier einige bessere Schüler gebildet, wie Novalis', Tiecks, E. Wagners, de la Motte Fouqués, Arnims Romane. Freilich geben manche dieser Romane, z. B. Arnims, ungeachtet so vieler Glanzstrahlen, doch in einer Form, welche mehr ein Zerstreu- als Sammelglas derselben ist, nicht genug Wärme-Verdichtung des Interesse... Die vollendete Prunk- und Glanzprose schreibt Schiller; was die Pracht der Reflexion in Bildern, Fülle und Gegensätzen geben kann, gibt er; ja oft spielet er auf den poetischen Saiten mit einer so reichen, zu Juwelen versteinerten Hand, dass der schwere Glanz, wenn nicht das Spielen, doch das Hören stört." [118] 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Anmerkungen

[1] Wissenschaftsbriefe / Science Review Letters 2023, 22, Nr. 1441; vgl. Kurse Nr. 677 Jean Paul, Nr. 511 Johann Gottlieb Fichte I, Nr. 658 Johann Gottlieb Fichte II, Nr. 551 G.W.F. Hegel I, Nr. 660 G.W.F. Hegel II, Nr. 630 Johann Ludwig Tieck, Nr. 588 Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Nr. 667 Romantische Kunst und Philosophie I, Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Johann Wolfgang von Goethe I-II, Nr. 673 Johann Wolfgang von Goethe III,  Akademie der Kunst und Philosophie 
[2] Ib.
[3] Jean Paul, der Titan 1-3, 1802
[4] Ib.
[5] Ib.
[6] 42
[7] 44-45
[8] 99
[9] 101
[10] 102
[11] 104
[12] 116
[13] 122
[14] Ib.
[15] 125
[16] Jean Paul, Hesperus I, 1-9
[17] Ib.
[18] Ib.; zu Preismedaillen, Pensionen, Feste, "Blut" der tierischen und menschlichen Versuchskaninchen, "diabolus ex machina", Nebenwirkungen und Unsinnigkeit der Biotech-Medizin vgl. Abschnitt/Anm. 25, 64, 66 und Zentrum für natürliche Bienentherapie 2023: Mechanistisch-materialistische Sichtweise in der Schulmedizin I-II. Pressemitteilung; Ders. 2023 Mechanistische Medizin III, Ib.; Ders. 2023: Soziale Medizin / alternative Therapien statt Biotech-Medikamente und -Vakzine I-II, Ib.; Ders. 2023: Soziale Medizin / alternative Therapien statt Biotech-Medikamente und -Vakzine III, Ib.; zu Nebenwirkungen und Unsinnigkeit der Biotech-Landwirtschaft mit Gen-Pharming und Laborfleisch vgl. Zentrum für wesensgemaesse Bienenhaltung / Centre for Natural Apitherapy 2023: Mehr Ernährungskrisen und Hunger in der Welt durch grüne Gentechnik IV, Presse-Mitteilung; Ders. 2021: Mehr Ernährungskrisen und Hunger in der Welt durch grüne Gentechnik I-III, Presse-Mitteilung; Ders. 2007 / 2022: Die Debatte über Gentechnik und Bienen in Deutschland, Presse-Mitteilung; Ders. Gentechnisch veränderte Lebensmittel und GV-Saaten sind nachweislich unsicher und gesundheitsgefährdend, Ib.; Ders. 2017 / 2023: Natürliche Apitherapie statt Gen-Pharming und Genom-Editing, gentechnisch frisiertes Getreide, Obst, Gemüse, Laborfleisch (Tissue Engineering), Klonfleisch und andere Klonprodukte, Ib.;  vgl. Kurse Nr. 677 Jean Paul, Nr. 665 Molière, Nr. 666 Wissenschaftslehre II, Nr. 659 Wissenschaftslehre I, Nr. 655 Staats- und Rechtslehre V, Nr. 533 Aristoteles, Nr. 567 Gottfried Wilhelm Leibniz, Ib.
[19] Ib.
[20] Ib.; vgl. Anm. 18
[21] Ib.
[22] Ib.
[23] 13; vgl. Anm. 18
[24] 14
[25] Hesperus II, 16-17; vgl. Anm. 18
[26] Ib.
[27] Ib.; vgl. Anm. 18
[28] 20-25
[29] Ib.
[30] Hesperus III, 26-35; vgl. Anm. 18
[31] Ib. 
[32] Ib. 
[33] Hesperus IV, 40-45
[34] Ib.; vgl. Anm. 18 
[35] Ib. 
[36] Jean Paul, Selina II, Romanfragment posthum 1827; zu: seine Unterstützung für den griechischen Freiheitskampf gegen die Türken ("Barbarenhorde"), und die Freiheit musste damals in Griechenland verteidigt werden vgl. Kurse Nr. 623 Johann Ludwig Wilhelm Müller, Johann Wolfgang von Goethe I-II, Nr. 553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 554 Friedrich Hölderlin I-II, Nr. 631 Adelbert von Chamisso, Nr. 622 Victor Hugo I, Nr. 674 Victor Hugo II, Nr. 629 Voltaire I-II, Nr. 621 Lord Byron I, Nr. 676 Lord Byron II, Nr. 628 Percy Bysshe Shelly, Nr. 506 Wladimir Solowjew, Nr. 550 Dostojewskij, Nr. 350 Byzantinische Kunst und Architektur, Ib.
[38] Ib. 
[39] Selina IV 
[40] Ib. 
[41] Selina V 
[42] Ib. 
[43] Ib. 
[44] Jean Paul, Leben des Quintus Fixlein 18, 1796
[45] Ib. 
[46] 20-24 
[47] Ib. 
[48] 38-39 
[49] Ib. 
[50] Ib. 
[51] Ib. 
[52] Ib. 
[53] Jean Paul, Flegeljahre Nr. 23-25, 1804/1805
[54] Ib.
[55] Ib.; zur Musik in der Romantik vgl. Kurse Nr. 667 Romantische Kunst und Philosophie I, Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Ib.
[56] 46; vgl. Kurse Nr. 563 Miguel de Cervantes I, Nr. 645 Miguel de Cervantes II, Ib.
[57] 51-52 
[58] Ib.; zu: Ebenfalls italienische Autoren wie Tasso Ariosto und Dante sind beliebt bei den Romantikern. Die Rede ist von einer "Wallfahrt durch Dantes Höllenkreise". "Die Hölle" in Dantes "Divina Commedia" (Göttliche Komödie) umfasst ausser dem Vorhof neun Höllenkreise, die wie ein Trichter im Mittelpunkt der Erde zusammenlaufen, dem Sitz Luzifers. Je tiefer die Seelen der Verdammten, umso größer ihre Verfehlungen und umso größer auch ihre Strafen... Päpste und Bischöfe, die bestechlich waren und Allah angebetet haben oder Mohammed, den Dante als Irrlehrer, sittenlos und gewalttätig, beurteilt, befinden sich in der Hölle. Am Eingang der Hölle heißt es: „Das sind die Stifter falscher Lehren / und allerlei sektiererischer Anhang. / Viel voller als du denkst, sind diese Gräber. / In Massen liegen Gleichgesinnte drin, / und eingebettet in gestufte Gluten" - Dante, Göttliche Komödie IX Inferno. Viele Maler haben Dantes Höllenkreise verewigt, der Maler Giovanni da Modena zeigt sogar wie der Pseudo-Prophet Mohammed in der Hölle gequält wird. Das Bild der frühen Renaissance ist ein Fresco in Bologna's Kirche San Petronio, In 2002, wollten Muslim-Banditen die Kirche zerstören. Eine "Wallfahrt durch Dantes Höllenkreise" in seinem Werk oder in Opern ist sicher angenehmer als das Leben eines Muslim auf der sogenannten Pilgerreise nach Mekka "auf dem Weg zur rituellen Steinigung des Teufels in Mina" bei bis zu 50 Grad ohne Schatten. Der Muslim-Pilger leidet quasi wie Mohammed in der Hölle: "Die Hitze hier ist nicht normal. Es ist, als ob es die Hitze der Hölle wäre.“ Vgl. FAZ 2023, Nr. 149 und Kurse Nr. 562 Dante Alighieri I-II, Nr. 672 Dante Alighieri III, Nr. 557 Ludovico Ariosto I-II, Nr. 668 Ludovico Ariosto III, Nr. 556 Torquato Tasso, Ib.
[59] Ib.; vgl. Kurse Nr. 505 Arthur Schopenhauer I-II, Nr. 663 Arthur Schopenhauer III, Nr. 630 Johann Ludwig Tieck, Nr. 588 Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Nr. 567 Gottfried Wilhelm Leibniz, Ib.
[60] 57-60 
[61] Ib. 
[62] Ib. 
[63] Ib. 
[64] Jean Paul, Leben Fibels 6, des Verfassers der Bienrodischen Fibel, 1811; zu: Wo sind sie, die großen akademischen Kommandeure, die quasi mit Mantel und Zepter in der Hand auf die Welt kommen und wie Fürstensöhne die Welt regieren? Auch wenn sie heute nicht mit einer dreiknotigen Zipfelperücke oder anderen guten Perücken wie Zopf- und Beutel-Perücken, herumlaufen, so regieren sie doch von den Akademien und Universitäten aus, wie die Biotech-Trottel der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die seit Jahren der Politik die Einzigartigkeit der grünen Gentechnik und Biotech-Medizin vorgaukeln, vgl. Anm. 18
[65] 14-15 
[66] Ib.; zu: Wie kommt es eigentlich, dass Experten von den Fakultäten, immer geballt auftreten (also die Urtelsverfasser mehrfach aufeinander sitzend, wie oft in der Paarzeit vier Frösche aufeinander sitzen), wenn sie ihre Urteile z.B. zur Biotech-Medizin und grünen Gentechnik abgeben und wie hilft man ihnen "aus dem Dummsein" wieder heraus? Ist vielleicht ein "diabolus ex machina" mit im Spiel? vgl. Anm. 18
[67] 18
[68] Ib. 
[69] 20-23
[70] Ib. 
[71] Ib. 
[72] Ib. 
[73] 27-28
[74] Ib. 
[75] Jean Paul, Museum § 4, 1813; zu: Etwas für die heutigen Biotech-Trottel völlig Unannehmbares sind Gedanken "über den höheren Sinnenkörper oder Ätherleib" wie Jean Paul ihn nennt und Rudolf Steiner in seinen Werken näher ausgeführt hat, was natürlich auch eine Erneuerung der Ernährung und Medizin zur Folge hat und die Biotech-Medizin ad absurdum führt, vgl. Kurse Nr. 677 Jean Paul, Nr. 511 Johann Gottlieb Fichte I, Nr. 509 F.W.J. Schelling I, Nr. 505 Arthur Schopenhauer I-II, Nr. 663 Arthur Schopenhauer III, Nr. 161 Ausbildung / Fortbildung soziale / alternative Medizin und natürliche Bienentherapie / Apitherapie, Ib.
[76] § 5
[77] Ib. 
[78] Ib.; zu: In Schopenhauers Werken bildet zwar der Wille (nach Jean Paul der Geist) den zentralen Punkt, systematisch zum Ätherleib und weiteren übersinnlichen Leibern hat aber erst Rudolf Steiner geforscht, vgl. Anm. 75 
[79] § 11
[80] Jean Paul, Dämmerungen für Deutschland, 1809; zu: 1809 war Griechenland noch nicht vom Türkenjoch befreit, viele Europäer unterstützten die Griechen jedoch ideell und finanziell. Bekannte Philhellenen, die z.Teil auch am griechischen Aufstand von 1821 teilnahmen sind im Nationalen Historisches Museum von Athen in Griechenland gelistet, vgl. Anm. 36, 95, 97 und Kurse Nr. 623 Johann Ludwig Wilhelm Müller, Nr. 020 Johann Wolfgang von Goethe I-II, Nr. 673 Johann Wolfgang von Goethe III, Nr. 553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 675 Friedrich Schiller III, Nr. 554 Friedrich Hölderlin I-II, Nr. 631 Adelbert von Chamisso, Nr. 622 Victor Hugo I, Nr. 674 Victor Hugo II, Nr. 621 Lord Byron I, Nr. 676 Lord Byron II, Nr. 628 Percy Bysshe Shelly, Nr. 350 Byzantinische Kunst und Architektur, Ib.
[81] Ib.
[82] Ib.
[83] Ib.
[84] Jean Paul, Der Komet I, oder Nikolaus Marggraf, Eine komische Geschichte, 1820
[85] II, 1; zu: Heute sind die eigentlichen Apotheker Pharmakonzerne, deren Leiter sich, hohl wie sie sind, die Biotech-Medizin auf die Fahnen geschrieben haben und die Bevölkerung als Versuchskaninchen ansehen, vgl. Anm. 18, 64, 89, 91
[86] II, 4-5
[87] Ib.
[88] Ib.
[89] II, 8-9; zu: Der Chef von Biontech, von seinen Mitarbeitern heimlich bestaunt als "einen so großen Mogul der Zukunft", und nach seinen vielen Preisen  "nun gar vollends im wahren Himmelwagen sesshaft", sagt zu seinen Medikamenten: "ich mache mir heute aus nichts etwas und juble nach Gefallen", weil jeder sein Versuchskaninchen sein will, vgl. Anm. 85
[90] Ib.
[91] III, 14-16; zu: Was "lebensgefährliche Arzeneien" betrifft, heute vor allem gentechnisch hergestellte Medikamente oder mRNA Impfstoffe, so können "tausend ähnliche Unfälle und Zufälle" nun mal passieren, vgl. Anm. 18
[92] Ib.
[93] Jean Paul, Siebenkäs II, 47-48
[94] Ib.
[95] III, 49-55; zu: Die klassische Musik hat die Romantik entdeckt und in Opern, Musikdramen, Symphonischen Dichtungen die Literatur vertont, die bis heute aktuell sind. Dieses Wunder einer ganzen "Académie royale de musique" wird heute immer mehr verdrängt durch Muslim-Banditen- oder Gangster-Rapp-Musik usw. ähnlich wie damals die Türken mit ihren Janitscharen die griechische Kultur verdrängen wollten, vgl. Anm. 80 und Kurse Nr. 679 Laurence Sterne, Nr. 678 François Rabelais, Nr. 677 Jean Paul, Nr. 667 Romantische Kunst und Philosophie I, Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Nr. 350 Byzantinische Kunst und Architektur, Ib.
[96] Ib.
[97] Ib.; zu: Heute gibt es nur noch wenig Länder wie die Türkei, die an der Lumpen-Fahne, "dieser feindlichen roten Timurs- und Muhammeds-Fahne" festhalten und auch noch darauf stolz sind. Zur Zeit des griechischen Freiheitskampfes gegen die Türken, meinte wohl so mancher Grieche zu den Türken im Land, "es wohne neben ihm unter einem Dache ein Erbfeind und Widerchrist, ein Lindwurm, ein vom bösen Feind in seinen Weizen geworfnes Unkraut" vgl. Anm. 80
[98] III, 72-75
[99] Jean Paul, Vorschule der Ästhetik, § 1-3, 1804
[100] Ib.
[101] Ib.
[102] Ib.; zu: Das Ziel der Romantik könnte sein: Das "Genie wird uns eine neue Natur erschaffen, indem es die alte weiter enthüllet... Die Natur ist für den Menschen in ewiger Menschwerdung begriffen." Dichter der Alten waren früher Geschäftmänner und Krieger als Sänger, Camoens umsegelte die halbe Welt und bekehrte sie zum Christentum, Cervantes kämpfte gegen die Türken in der Seeschlacht von Lepanto, Lope de Vega und Calderon waren an der Befreiung Spaniens von den muslimischen Mauren beteiligt, Goethe war Staatsmann, Novalis Bergmann vgl. Kurse Nr. 562 Dante Alighieri I-II, Nr. 672 Dante Alighieri III, Nr. 558 Calderón de la Barca, Nr. 648 Calderón de la Barca II, Nr. 650 Calderón de la Barca III, Nr. 651 Calderón de la Barca IV, Nr. 563 Miguel de Cervantes I, Nr. 645 Miguel de Cervantes II, Nr. 637 Lope de Vega I, Nr. 638 Lope de Vega II, Nr. 642 Lope de Vega III, Nr. 643 Lope de Vega IV, Nr. 633 Luis Vaz de Camões, Nr. 557 Ludovico Ariosto I-II, Nr. 668 Ludovico Ariosto III, Nr. 556 Torquato Tasso, Nr. 552 William Shakespeare I-II, Nr. 553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 675 Friedrich Schiller III, Nr. 020 Johann Wolfgang von Goethe I-II, Nr. 673 Johann Wolfgang von Goethe III, Nr. 512 Novalis I, Nr. 671 Novalis II, Nr. 629 Voltaire I-II, Ib.
[103] § 22
[104] Ib.; zu: Wer ist nun die Mutter dieser Romantik? Auch für Jean Paul ist es die christliche Religion und solche, die mit ihr in Verbindung stehen wie die indische und die Edda. Jules Massenet vertonte in "La Roi de Lahore" den Kampf der Inder gegen die islamischen Aggressoren, Richard Wagner vertonte in seinem "Ring des Nibelungen" die nordischen Sagen, vgl. Kurse Nr. 667 Romantische Kunst und Philosophie I, Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Ib.
[105] Ib.
[106] § 25; vgl. Anm. 102
[107] § 32
[108] § 34
[109] § 36
[110] Ib.; zu: In der "Jury des Spaßes" besteht natürlich nicht nur der sittenwidrige Tartuffe, sondern auch andere berühmte Komödien von Moliere wie "Le Malade imaginaire" (Der eingebildete Kranke), "L’Amour Médecin" (die Liebe als Arzt), Don Juan ou Le Festin De Pierre oder Le Médecin malgré lui (Der Arzt wider Willen), vgl. Kurs Nr. 665 Molière, Ib.
[111] Ib.
[112] § 39
[113] § 56-58
[114] Ib.
[115] Ib.
[116] § 69-76; zu: Über den Roman und wie der Geist Form annimmt zum Beispiel bei Dante, vgl. Kurse Nr. 562 Dante Alighieri I-II, Nr. 672 Dante Alighieri III, Ib.
[117] Ib.
[118] Ib.; zu: Dazu zählt auch der romantisch-epische Roman, wie er bei Goethe, Novalis, Tieck zu finden ist, vgl. Kurse Nr. 020 Johann Wolfgang von Goethe I-II, Nr. 673 Johann Wolfgang von Goethe III, Nr. 512 Novalis I, Nr. 671 Novalis II, Nr. 630 Johann Ludwig Tieck, Nr. 553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 675 Friedrich Schiller III, Ib.
 
 


Caspar David Friedrich, Der Watzmann, 1824-25
 
 


Jean Paul Friedrich Richter, Gemälde von Heinrich Pfenninger, 1798, Gleimhaus Halberstadt 
 

Jean Paul
Akademie der Kunst und Philosophie / Academy of Arts and Philosophy
DI. M. Thiele, President and international Coordinator
M. Thiele College of Beetherapy / Academy of Arts and Philosophy / Sciences
 

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Zur Philosophie und Kulturgeschichte von Byzanz, des Mittelalters, der Schule von Chartres, der Renaissance, des Barock, der Aufklärung, des Idealismus, der Romantik vgl. Kurse:Nr. 551 G.W.F. Hegel I, Nr. 660 G.W.F. Hegel II, Nr. 511 Johann Gottlieb Fichte I, Nr. 658 Johann Gottlieb Fichte II, Nr. 509 F.W.J. Schelling I, Nr. 510 F.W.J. Schelling II, Nr. 513 F.W.J. Schelling III, Nr. 505 Arthur Schopenhauer I-II, Nr. 663 Arthur Schopenhauer III, Nr. 531 Platon, Nr. 533 Aristoteles, Nr. 623 Johann Ludwig Wilhelm Müller, Nr. 020 Johann Wolfgang von Goethe I-II, Nr. 673 Johann Wolfgang von Goethe III, Nr. 553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 675 Friedrich Schiller III, Nr. 554 Friedrich Hölderlin I-II, Nr. 512 Novalis I, Nr. 671 Novalis II, Nr. 677 Jean Paul, Nr. 667 Romantische Kunst und Philosophie I, Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Nr. 630 Johann Ludwig Tieck, Nr. 631 Adelbert von Chamisso, Nr. 567 Gottfried Wilhelm Leibniz, Nr. 665 Molière, Nr. 622 Victor Hugo I, Nr. 674 Victor Hugo II, Nr. 629 Voltaire I-II, Nr. 679 Laurence Sterne, Nr. 621 Lord Byron I, Nr. 676 Lord Byron II, Nr. 628 Percy Bysshe Shelly, Nr. 561 Sir Walter Scott, Nr. 555 Angelus Silesius, Nr. 634 Hans Sachs, Nr. 619 Franz Werfel, Nr. 680 Nikos Kazantzakis, Nr. 588 Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Nr. 550 Fjodor M. Dostojewskij I-II, Nr. 506 Wladimir Sergejewitsch Solowjow, Nr. 664 Philosophie der Kunst, Nr. 661 Philosophie der Geschichte I, Nr. 686 Philosophie der Geschichte II, Nr. 659 Wissenschaftslehre I, Nr. 666 Wissenschaftslehre II, Nr. 681 Wissenschaftslehre III, Nr. 682 Wissenschaftslehre IV, Nr. 683 Wissenschaftslehre V, Nr. 684 Wissenschaftslehre VI, Nr. 685 Wissenschaftslehre VII, Nr. 545 Sittenlehre I-II, Nr. 614 Sittenlehre III, Nr. 544 Staats- und Rechtslehre I-II, Nr. 641 Staats- und Rechtslehre III, Nr. 644 Staats- und Rechtslehre IV, Nr. 655 Staats- und Rechtslehre V, Nr. 618 St. Ephraim der Syrer, Nr. 617 St. Cyrill von Alexandrien, Nr. 616 St. Gregor von Nazianz, Nr. 613 St. Gregor von Nyssa, Nr. 612 St. Johannes Chrysostomos, Nr. 611 St. Johannes Cassianus, Nr. 627 St. Basilius der Große, Nr. 625 Theodorus Abucara, Nr. 624 Byzantinische Wissenschaft / Philosophie, Nr. 653 St. Cyprianus, Nr. 609 St. Athanasius der Große, Nr. 605 St. Irenaeus von Lyon, Nr. 604 St. Hildegard von Bingen, Nr. 600 St. Johannes von Damaskus, Nr. 599 St. Petrus Venerabilis, Nr. 581 Bernhard von Chartres, Nr. 580 Wilhelm von Conches, Nr. 578 Pierre Abaelard, Nr. 574 Johannes von Salisbury, Nr. 577 Petrus Lombardus, Nr. 576 Gilbert de la Porrée / Gilbert von Poitiers, Nr. 565 Johannes Scotus Eriugena, Nr. 575 Thierry de Chartres, Nr. 571 Alanus ab Insulis, Nr. 572 Anselm von Canterbury, Nr. 570 St. Hilarius von Poitiers, Nr. 568 Nicolaus Cusanus I, Nr. 568 Nicolaus Cusanus II, Nr. 568 Nicolaus Cusanus III, Nr. 564 St. Ambrosius, Nr. 564 St. Augustinus I, Nr. 601 St. Augustinus II, Nr. 654 St. Augustinus III, Nr. 579 St. Albertus Magnus, Nr. 500 St. Thomas von Aquin I, ScG, Nr. 501 St.Thomas von Aquin II,  Sth I., Nr. 502 St.Thomas von Aquin III, Sth. I-II, Nr. 582 St.Thomas von Aquin IV, Sth II-II, Nr. 583 St.Thomas von Aquin V, Sth. III, Nr. 566 Meister Eckhart, Nr. 562 Dante Alighieri I-II, Nr. 672 Dante Alighieri III, Nr. 558 Calderón de la Barca, Nr. 648 Calderón de la Barca II, Nr. 650 Calderón de la Barca III, Nr. 651 Calderón de la Barca IV, Nr. 563 Miguel de Cervantes I, Nr. 645 Miguel de Cervantes II, Nr. 637 Lope de Vega I, Nr. 638 Lope de Vega II, Nr. 642 Lope de Vega III, Nr. 643 Lope de Vega IV, Nr. 652 Juan Ruiz de Alarcón, Nr. 632 Ginés Pérez de Hita, Nr. 633 Luis Vaz de Camões, Nr. 678 François Rabelais, Nr. 557 Ludovico Ariosto I-II, Nr. 668 Ludovico Ariosto III, Nr. 556 Torquato Tasso, Nr. 552 William Shakespeare I-II, Nr. 559 Wolfram von Eschenbach, Nr. 560 Walter von der Vogelweide, Nr. 662 Gottfried von Strassburg, Akademie der Kunst und Philosophie / Académie des sciences

Nr. 320 Romanische Kunst und Architektur, Nr. 350 Byzantinische Kunst und Architektur, Nr. 325 Kunst und Architektur der Gothik, Nr. 326 Kunst und Architektur der Renaissance, Nr. 586 Tizian, Nr. 591 Paolo Veronese, Nr. 597 Correggio, Nr. 670 Annibale Carracci, Nr. 520 Rembrandt, Nr. 598 El Greco, Nr. 620 Giovanni Battista Tiepolo, Nr. 590 Giovanni Bellini, Nr. 656 Andrea Solari, Nr. 657 Bernadino Luini, Nr. 587 Andrea Mantegna, Nr. 595 Jan van Eyck, Nr. 635 Rogier van der Weyden, Nr. 640 Stefan Lochner, Nr. 646 Michael Pacher, Nr. 647 Peter Paul Rubens, Nr. 649 Giotto di Bondone, Nr. 626 Luca Signorelli, Nr. 610 Piero della Francesca, Nr. 596 Perugino, Nr. 522 Raffael (Raffaello Sanzio), Nr. 523 Sandro Botticelli, Nr. 602 Benozzo Gozzoli, Nr. 606 Fra Angelico, Nr. 607 Pinturicchio, Nr. 608 Domenico Ghirlandaio, Nr. 593 Filippo Lippi, Nr. 594 Filippino Lippi, Nr. 589 Albrecht Dürer, Nr. 603 Bernard van Orley, Nr. 615 Ambrogio da Fossano detto il Bergognone, Nr. 636 Eugène Delacroix, Nr. 639 Bartolomé Esteban Murillo, Akademie der Kunst und Philosophie



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Letzte Bearbeitung:13.07.2023