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Kurs Nr. 629 Voltaire - französischer Philosoph, Lyriker, Dramatiker und EpikerPhilosopher, Poet, Dramatist and Novellist |
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Aus dem Inhalt:
Voltaire, eigentlich
François-Marie Arouet wurde am 21. November 1694 in Paris geboren
und starb am 30. Mai 1778 ebenda. Er war ein französischer Philosoph
und Schriftsteller. Er ist einer der meistgelesenen und einflussreichsten
Autoren der Aufklärung. Vor allem in Frankreich nennt man das 18.
Jahrhundert auch „das Jahrhundert Voltaires“ (le siècle de Voltaire).
Als Lyriker, Dramatiker und Epiker schrieb er in erster Linie für
das französische Bildungsbürgertum, als Erzähler und Philosoph
für die Intellektuellen in Europa im Zeitalter der Aufklärung,
deren Mitglieder für gewöhnlich die französische Sprache
beherrschten und französischsprachige Werke zum Teil im Original lasen.
Viele seiner Werke erlebten in rascher Folge mehrere Auflagen und wurden
häufig auch umgehend in andere europäische Sprachen übersetzt.
Voltaire verfügte über hervorragende Kenntnisse der englischen
und der italienischen Sprache und veröffentlichte darin auch einige
Texte. Er verbrachte einen beträchtlichen Teil seines Lebens außerhalb
Frankreichs und kannte die Niederlande, England, Deutschland und die Schweiz
aus eigener Erfahrung. Mit seiner Kritik an den Missständen des Absolutismus
und der Feudalherrschaft sowie am Islam, der Inquisition, Hexenprozessen
etc. war Voltaire neben Leibniz ein Vordenker der Aufklärung.
1. Die beste aller Welten und ihre UnglücksfälleVoltaire schreibt in seinem "Kandide" oder die beste aller Welten, dessen Titel er von Leibniz entlehnt hat, "Operabuffas an Operabuffas, und ganz Italien sang mir zu Ehren Sonnette, davon das geringste dichtrischen Stempel trug, eines Ariost und Tasso würdig war. Ich stand am Ziele meines Glücks, als eine alte Marchese, eine ehmalige Buhlschaft meines Prinzen, ihn zur Schokolade bitten ließ. Er starb in weniger denn zwei Stunden an den schrecklichsten Zuckungen. Kleinigkeit gegen meine übrigen Unglücksfälle!" [1]Die "übrigen Unglücksfälle" beginnen gleich mit dem Überfall eines heidnisch-muslimischen Piraten (Korsar), wie er in der Literatur oft beschrieben wird z.B. von Lord Byron, Shelley, Victor Hugo, Friedrich Schiller. Weiter Voltaire: "Dieser Tod brachte meine Mutter ganz außer sich, obwohl er sie lange nicht so heftig angriff wie mich. Sie wollte sich eine Zeitlang von einem so unangenehmen Aufenthalt losreißen. Wir fuhren nach Gaetta, wo sie ein sehr schönes Landgut hatte; unser Schiff war eine päpstliche Galeere, so stark vergoldet als der St.-Peter-Altar zu Rom. Nicht lange, so stürzte ein Saleescher Korsar auf uns zu, enterte. Unsre Mannschaft wehrte sich wie wahre päpstliche Soldaten, warf ihre Waffen weg, fiel nieder auf die Knie, und, in letzten Zügen liegend, bat sie den Korsaren um Absolution. In einem Nu standen sie ganz affenkahl da; meiner Mutter, unsern Hofdamen und mir ging's nicht besser. Husch husch! und wir waren entkleidet. Ich habe nie flinkre Kammerdiener gesehn als diese Herren Seeräuber. Doch nahm mich dies nicht so wunder, als dass sie uns insgesamt einen Ort durchfingerten, dem wir Weiber uns gemeiniglich nur mit der Klistierspritze zu nahe kommen lassen. Nie aus meinen vier Pfählen gekommen, kam mir der Brauch ganz sonderbar vor. Ich erfuhr bald, zu was Ende dies geschahe; sie wollten wissen, ob wir nicht daselbst einige Diamanten versteckt hätten. Das ist uralte Sitte bei allen gebildeten Völkerschaften, die auf der See umhertreiben. Machen's doch die Herren Malteserritter nicht besser, wenn sie Türken und Türkinnen gefangen bekommen, und sind Geistliche. Dies Gesetz des Völkerrechts wird stets beobachtet. Wie peinlich, wie zu Boden drückend es für eine junge Prinzessin sein muss, mit ihrer Mutter als Sklavin nach Marokko geführt zu werden, brauch' ich Ihnen nicht erst zu sagen, Sie können sich's leicht vorstellen, so wohl als die Leiden, die wir auf dem Raubschiffe auszustehn hatten. Meine Mutter war noch sehr schön, unsre Hofdamen, sogar die bloßen Kammerfrauen besaßen mehr Reize, als in ganz Afrika zu finden sind. Und ich hatte all die entzückende Schönheit, war mit all' der Lieblichkeit, dem namenlosen Zauber umflossen, womit Mutter Eva aus den Händen Gottes hervorging; noch hatt' ich keinen Mann erkannt, aber bald musst ich's. Die Rose, die ich dem schönen Fürsten von Massa Carrara aufbewahrt, zerknickte der Hauptmann der Räuber; eine abscheuliche Fratzenfigur von Neger, die mir dadurch noch ungemeine Ehre zu erweisen glaubte. Wahrlich! die Fürstin von Palestrina musste sowohl wie ich Herkulesschultern haben, um all das Ungemach zu tragen, das bis zu unsrer Ankunft in Marokko über uns kam. Kein Wort weiter davon! Es ist etwas zu Alltägliches, als dass es der Mühe lohnte, davon zu reden." [2] So wie in Europa muslimische Clans, entstanden durch Vielweiberei, eine Plage sind und die Polizei durch Raub, Erpressung, Mord auf Trapp halten, so auch im muslimischen Teil Afrikas: "Bei unsrer Ankunft schwamm Marokko in Blut. Fünfzig Söhne des Kaisers Mulei Ismael hatten jeglicher seine Partei; sonach wüteten daselbst fünfzig bürgerliche Kriege. Schwarze fochten gegen Schwarze, Schwarzbraune gegen Schwarzbraune, Mulatten gegen Mulatten; das ganze Land umher glich einer Metzge, wo Arbeit vollauf war. Kaum waren wir auf dem Gestade, so rückte eine feindliche Partei an, die unserm Korsaren seine Beute abnehmen wollte. Wir waren nach den Diamanten und dem Golde das Allerkostbarste, was er hatte. Ich war Zeugin eines Kampfs, den Ihr in Euren europäischen Gegenden nie so gesehn habt; dazu haben die nordischen Völker nicht heißes, glühendes Blut genug; sie haben ja nicht einmal so viel Wut als jedes Weib in Afrika. Bei Euch Europäern scheint Milchsaft in den Adern zu rinnen, Vitriol, Feuer hüpft, spritzt durch jede Nerve bei den Bewohnern des Atlasgebirges und der benachbarten Gegenden. Wütend wie die Löwen und Tiger und Schlangen dieses Landes fielen sie sich an und strebten, uns einander abzukämpfen. Ein Mohr packte meine Mutter beim rechten Arm, der Leutnant unsers Schiffs riss sie beim linken zurück; stracks nahm ein Schwarzer ihren einen Fuß, einer unsrer Seeräuber zog sie beim andern nach sich. Und so wurden all' unsre Frauenzimmer beinahe in einem Nu von vier Soldaten angepackt. Mein Hauptmann hatte mich hinter sich versteckt und säbelte alles nieder, was sich zwischen ihn und seinen Grimm stellte. In kurzem sah' ich unsre Italienerinnen und meine Mutter von denen Ungeheuern zerrissen, zerhauen, zerfetzt, die sich um ihren Besitz herumkämpften. Gefangne und Gefangennehmer, Soldaten und Matrosen, Schwarze und Weiße und Mulatten, alles, alles wurde niedergemacht, endlich mein Hauptmann auch, und ich blieb sterbend auf einem Haufen von Toten liegen. Solcherlei Szenen wurden bekanntermaßen in einem Bezirk von mehr denn dreihundert Meilen gespielt, ohne dass man deshalb die fünf Gebete vergaß, die Mahomet täglich zu beten befohlen hat. Es ward mir sehr sauer, mich unter der Menge aufeinandergeschichteter blutiger Leichname hervorzuarbeiten. Ich schleppte mich nach einem großen Pomeranzenbaum, der am Rande eines nahen Bachs stand. Entsetzen und Müdigkeit, Verzweiflung und Hunger hatten mich so erschöpft, dass ich sogleich umsank und bald darauf einschlummerte. Es war mehr Ohnmacht als Schlaf, worin ich mich befand. In diesem Mittelzustand zwischen Leben und Tod, in dieser Art von Hinbrüten mocht' ich eine Weile gelegen haben, als ich eine Last auf mir liegen fühlte, und mein Körper Erschüttrungen bekam. Ich blickte auf und ward einen wohlgebildeten jungen weißen Mann gewahr. Er seufzte und murmelte zwischen den Zähnen: O che sciagura d'essere senza coglioni." [3] Erstaunt und entzückt, seine Muttersprache zu hören, und über die eben vernommene Rede nicht wenig verwundert erwiderte er, dass es noch größers Unglück gäbe, als das sei, worüber er sich beklagte. "Mit einem paar Worten erzählt' ich ihm alle das grässliche Elend, dessen Opfer ich gewesen, und sank wieder in Ohnmacht. Er trug mich in ein benachbartes Haus, legte mich in ein Bette, brachte mich wieder zu mir, erquickte mich, ließ mirs nicht an Wartung und Trost abgehn, und an Schmeicheleien; sagte, er habe nie auf Gottes Erdboden ein schöners Geschöpf gesehn als mich, und seinen unersetzbaren Verlust nie so stark betrauert als jetzt. Ich bin aus Neapel bürtig, sagte er, wo jahraus jahrein zwei- bis dreitausend Knaben kapaunt werden. Einige sterben, andre erhalten Stimmen, die an Schönheit die weiblichen übertreffen, noch andre gehn aus in alle Lande und werden ans Staatsruder gesetzt. Ich ward mit dem günstigsten Erfolge kastriert und sodann Kapellsänger bei Ihro Durchlaucht, der Fürstin von Palestrina." [4] Von Korsaren bzw. Ismaeliten gevierteilt werden, gilt in muslimischen Ländern als nichts Besonderes: "Bei meiner Mutter, schrie ich! Bei Ihrer Frau Mutter! rief er, und Tränen schössen über seine Wangen. So wären Sie die junge Prinzessin Aurora, die ich bis ins sechste Jahr erzogen, bei der damals all' die Reize in der Knospe lagen, die ich bei Ihnen in so voller, schimmernder Blüte sehe! Sind Sie's denn wirklich! „Wirklich! und meine Mutter liegt vierhundert Schritt von hier unter einem Haufen von Toten gevierteilt!" Ich erzählt' ihm all' meine Begebnisse, und er mir die seinigen, er sagte mir, eine gewisse christliche Macht hab' ihn nach Marokko gesandt, um mit diesem Monarchen einen Traktat zu schließen, mittelst dessen man ihm Pulver, Kanonen und Schiffe zu liefern versprach, damit er um so leichter dem Handel der übrigen christlichen Mächte den Garaus machen könnte. Mein Auftrag ist beendigt, sagte der ehrsame Kastrat zu mir, ich schiffe mich zu Ceuta ein und bringe Sie nach Italien zurück. Ma che sciagura d'essere senza coglioni!" [5] Auch dies scheint für islamische Verhältnisse normal zu sein: "In einem Vierteljahre hatte sie Geliebten verloren und Freiheit, war fast täglich geschändet worden, hatte immer Hungertod und Kriegsgetümmel vor Augen gehabt und sollte jetzt an der Pest sterben." Auch wurde sie immer wieder weiterverkauft: "Ich vergoß Tränen des innigsten Danks für all' das, was er an mir getan hatte und noch tun wollte. Er brachte mich nicht nach Italien, sondern nach Algier, und verkaufte mich an den dortigen Dei. Kaum war ich verkauft, als die Pest, die nachher Afrika, Asien und Europa durchzogen hat, in Algier zu toben begann. Erdbeben haben Sie schon gesehn, doch die Pest wohl nie gehabt, Baroness? Nie, antwortete Kunegunde. Sonst würden Sie mir einräumen müssen, dass Erdbeben, dagegen gerechnet, gar nichts sagen will. In Afrika ist sie gang und gäbe; sie verschonte mich auch nicht. Stellen Sie sich nun die Lage vor, worin sich die fünfzehnjährige Tochter eines Papsts befand! In einem Vierteljahre hatte sie Geliebten verloren und Freiheit, war fast täglich geschändet worden, hatte immer Hungertod und Kriegsgetümmel vor Augen gehabt und sollte jetzt an der Pest sterben." [6] Voltaire berichtet in seinem Candide weiter: "Ich kam demungeachtet glücklich davon, allein mein Kastrat ging drauf, und der Dei und fast der ganze algierische Serail. Als diese fürchterliche Pest eine kleine Pause gemacht, wurden die Sklaven des Deis verkauft. Ein Kaufmann erhandelte mich und nahm mich nach Tunis, wo er mich einem seiner Kollegen überließ, dieser verkaufte mich nach Tripolis, von Tripolis wurd' ich nach Alexandrien verkauft, von Alexandrien nach Smyrna, von Smyrna nach Konstantinopel. Nunmehr befand ich mich in den Händen eines Janitscharenführers, der bald darauf Befehl erhielt, dem von den Russen belagerten Assow zum Entsatz zu kommen. Dieser Janitschar war ein überaus galanter Mann; er nahm alle seine Kebsdamen mit, logierte uns in eine kleine Schanze, dicht am See Tana, die von zwei schwarzen Verschnittnen und zwanzig Soldaten bedeckt wurde. Die Russen stürzten anfänglich hin wie die Fliegen; bald aber kehrte sich das Blatt. Assow ging über, wurde mit Feuer und Schwert verwüstet; bei den Überwindern galt kein Ansehn des Alters noch Geschlechts. Unsre kleine Schanze hielt sich noch; die Feinde beschlossen, sie auszuhungern." [7] Kanibalismus gehörte durchaus zum Alltag der türkischen Soldaten, von einem "frommen Iman" abgesegnet, versteht sich: "Die zwanzig Janitscharen hatten geschworen, sich nie zu ergeben. Der äußerste nagendste Hunger nötigte sie, unsre beiden Verschnittnen aufzufressen, damit sie ihren Schwur nicht zu brechen brauchten. Nach Verlauf etlicher Tage beschlossen sie, es mit uns ebenso zu machen. Wir hatten aber einen gar frommen Iman bei uns, einen recht barmherzigen Samariter, der hielt eine gar herrliche Predigt, wodurch sie andern Sinnes wurden. Umbringen müsst ihr die Weiber nicht, sagte er, aber jeglicher von ihnen den halben Hinterbacken ablösen, das lass ich gelten; auf die Art werdet ihr Essen die Fülle haben; gebricht's euch wieder an Proviant, nun so wisst ihr ja, wo eure Vorratskammer liegt. Ihr könnt sodann mit Zuversicht hoffen, dass euch Allah wegen einer solchen Barmherzigkeit nicht ohne Beistand lassen wird. Da dieser Priester ein guter Schwadronör war, so drang er durch, und man nahm die grausame Operation vor. Der Iman bestrich uns in eigner Person mit Beschneidungsbalsam. Wir waren allesamt todsterbenskrank. " Der Kanibalismus hat den Türken allerdings nichts genutzt: "Kaum hatten die Janitscharen die Mahlzeit hinter, die wir ihnen verschafften, so waren die Russen in flachen Fahrzeugen da und stürmten die Schanze. Kein Janitschar blieb am Leben. Uns schleppten die Sieger mit, ohne sich um unsern Zustand im mindesten zu kümmern. Französische Wundärzte findet man allenthalben. Sonach hatten sie einen in der Kunst gar wohlerfahrnen Franzmann bei sich, der nahm uns in die Kur und heilte uns glücklich. Er suchte uns dadurch zu trösten, dass dergleichen Kriegsgebrauch wäre und sich schon bei vielen Belagrungen ereignet hätte. Wie meine Wunden völlig zugeheilt waren, verlangt' er von mir Minnesold. Ich werde den Antrag in meinem Leben nicht vergessen. Als meine Gespielinnen gehn konnten, mussten sie nach Moskau wandern. Ich fiel einem Bojaren zuteil, der mich zu seiner Gärtnerin machte und mir täglich zwanzig Hiebe mit der Knute gab. Allein nach zwei Jahren wurde dieser Herr mit dreißig andern Bojaren gerädert, weil sie am Hofe ein gar hübsches Rührei gemacht hatten. Diese Begebenheit benutzt' ich, wipste davon, durchstrich ganz Rußland, war lange Zeit zu Riga Aufwärterin in einem Wirtshause, bekleidete den Posten auch zu Rostock, Wismar Leipzig, Kassel, Utrecht, Leiden, Haag, Rotterdam, ward im Elend und in der Schande alt und grau; schleppte allenthalben meinen halben Hintern mit herum, und die Erinnerung, dass ich die Tochter eines Papsts sei. Hundertmal war ich Willens, mich zu töten, aber immer siegte die Liebe zum Leben." [8] Mit Victor Hugo,
der sich wie Voltaire zu den islamischen Verirrungen geäußert
hatte, kann man sagen: Die Lehre des Islams (die Lehre Mohammeds) ist "Gott
und Menschen Feind durch seine blutge Lehre, / Verschlossen ist sein Blick
dem milden Himmelslicht." Victor Hugo meint, man könne nur Mitleid
haben mit diesen Kreaturen. Auch der Sultan ist, wie auch der heutige türkische
Präsident, bemitleidenswert, da er jederzeit von seinem Thron fliegen
kann: "Mit blut'gen Schädeln ist umkränzt des Sultans Krone,
/ Und sicher darum sitzt er doch nicht auf dem Throne / ... Der Unglückselge!
– Stets von Schrecken rings umgeben, / Zum Fluche macht er sich sein ödes
Erdenleben, / Kaum, dass der Abend sich für ihn vom Morgen trennt;
/ Langweile kennt er nur! ... Als Götzen auf der Erde / Verehrt ihn
seine Sklavenheerde, / Des Spahi's Peitsche sorgt, dass stets der Weihrauch
brennt." Wer als getaufter Christ zum Islam konvertiert, ist wie alle KonvertitInnen
- auch in Europa - verflucht und von der Seligkeit ausgeschlossen: "Beneiden
müssen uns die Apostaten! – Schande / Dem Christen, der zerriss der
Taufe heilge Bande, / Vergeblich schrieb man einst ihn in das Lebensbuch.
/ Er darf zum Himmel nicht, in dem wir wohnen, ziehen, / Ein Gift ist,
aus dem Mund gespieen, / Sein Name, und man nennt ihn nur mit einem Fluch"
KonvertitInnen gelten in Europa als besonders gefährlich und müssen
als Gefährder eingestuft werden. [9]
2. Konstantinopel und der Schattenspielsmonarch; Levantefahrer, türkische GaleerenWie geht es weiter z.B. mit "dem Schattenspielsmonarchen", wie türkische Sultane manchmal genannt werden: "Der treue Kakambo hatte es schon dahin gebracht, dass der türkische Schiffspatron, der den Sultan Achmet nach Konstantinopel führen sollte, Kandiden und Martinen mit an Bord nahm. Ehe selbige sich nach dem Schiff begaben, beugten sie sich tief zur Erde vor dem Schattenspielsmonarchen. Sehn Sie, sagte Kandide unterwegs, da haben wir nun mit sechs abgesetzten Königen gespeist, und unter diesen sechs Königen war noch dazu einer, dem ich einen Zehrpfennig gegeben habe. Vielleicht gibt's noch weit mehr unglückliche Prinzen. Wie glücklich bin ich dagegen, ich habe ja nur hundert Hammel eingebüßt und fliege nun meiner Kunegund' in die Arme. Ich versichre Ihnen nochmals, lieber Martin, Panglos hatte recht: Es ist doch die beste Welt! Wollte Gott, seufzte Martin." [10]Voltaire weiter: "Allein, sagte Kandide, unser zu Venedig erlebtes Abenteuer hat wenig Wahrscheinliches. Hat man je gesehn oder gehört, dass sechs entthronte Könige in einem Wirtshause zusammen zur Nacht gespeist haben? Das schlägt grade nicht mehr aus dem gewöhnlichen Gleis als die meisten Vorfälle, die uns begegnet sind, antwortete Martin. dass Könige entthront werden, ist ein Erzwerkeltagsstückchen, und dass wir die Ehre gehabt haben, mit ihnen das Abendbrot zu nehmen, nun wahrlich, das ist eine solche Lumperei, dass ich nicht begreife, wie ein Schüler vom großen Panglos, ein wirklich philosophischer Kopf, davon was hermachen kann. Kaum hatte Kandide den Fuß ins Schiff gesetzt, so stürzt' er auf seinen alten Diener, seinen Freund Kakambo zu und fiel ihm um den Hals. Nun, was macht meine Kunegunde? rief er. Ist sie noch immer das schöne Mädchen? Liebt sie mich noch immer? Oh, was macht sie? Du hast ihr unstreitig einen Palast zu Konstantinopel gekauft? „Ach! 's hat sich was zu palasten, lieber Herr. „Die gute Kunegunde steht da am Rande des Mare di Marmara und scheuert Teller und Schüsseln; ist Sklavin von einem Prinzen, bei dem das Küchengerät herzlich dünn gesät ist. 's ist der alte Fürst Ragotsky, dem die osmanische Pforte täglich drei Taler in seiner Freistatt zufließen läßt. Alles schlimm genug, aber der hinkende Bote kömmt noch erst nach. Der Baroness ihr niedliches Lärvchen ist ganz zum Kuckuck; sie ist, mit Respekt zu sagen, 'n wahrer Popanz geworden." Mag's doch, sie sei Popanz oder schön, antwortete Kandide, so muss ich sie doch lieben; sie hat mein Wort, und ich bin ein teutscher Mann. Aber sag' mir, wie kann sie so zum Aschenbrödel herabgesunken sein? Du hast ihr doch fünf bis sechs Millionen gebracht? I ja doch! sagte Kakambo, hab' ich nicht dem Sefior Don Fernando d'Ibaraa y Figueora y Mascarenes y Lampourdos y Suza, Statthalter von Buenos Aires, zwei Millionen geben müssen, damit ich die Erlaubnis erhielt, Baroneß Gundchen mitnehmen zu dürfen? Und hat uns nicht all' das übrige ein Seeräuber redlich weggekapert? Und hat uns nicht eben dieser Seeräuber nach Capo Matapan, nach Milo, nach Nicaria, nach Samos, nach Aradh, nach den Dardanellen, nach Marmara, nach Scutari geschleppt? Kunegunde und die Alte dienen jetzt bei dem besagten Fürsten, und ich bin Sklave beim entthronten Sultan. Welche unendliche Kette von entsetzlichen Unglücksfällen! sagte Kandide. Doch ich habe noch einige Diamanten, damit werd' ich Kunegunden leicht befreien können. Nur schade, dass sie so häßlich geworden ist! Hierauf wandte er sich zu Martinen und sagte: Wen halten Sie wohl für beklagenswürdiger, den Kaiser Achmet, Zar Iwan, König Karl Eduard oder mich? Um hierüber zu urteilen, müsst' ich einen Blick in Ihrer aller Herz tun können, sagte Martin. Ha! versetzte Kandide, wäre nur Panglos hier, der würde ohne diesen Blick uns dies gewiss lehren. Ich weiß nicht, was für eine Waage Ihr Panglos hätte zur Hand nehmen können, um die Unglücksfälle der Menschen und ihre Leiden genau gegeneinander abzuwägen, sagte Martin. Ich meinerseits kann weiter nichts für gewiss behaupten, als dass es auf dem Erdenrund Millionen Menschen gibt, die hundertmal bedauernswürdiger sind als König Karl Eduard, Zar Iwan und Sultan Achmet. Wohl möglich! erwiderte Kandide. In wenig Tagen befanden sie sich auf dem Kanäle des Schwarzen Meers. Das erste, was Kandide tat, war, dass er Kakambo'n sehr teuer loskaufte, hierauf warf er sich ohn' alles Säumen mit seinen beiden Gefährten in eine Galeere, um an den Ufern des Mare di Marmara seine Kunegunde aufsuchen zu gehn, so häßlich sie auch immerhin sein möchte." [11] Interessant, wen man unter den Rudersklaven auf türkischen Galeeren treffen kann: "Unter den Ruderknechten waren ein paar, die gar erbärmlich ruderten; auch sprach von Zeit zu Zeit der Levantefahrer mit seinem Ochsenziemer ihren nackten Schultern zu. Jeden Hieb fühlte Kandide doppelt; und er fuhr ihm durch Mark und Bein. Durch einen innern Zug angetrieben, naht' er sich ihnen und fasste sie schärfer in's Auge. So verunstaltet auch ihre Gesichter waren, so glaubt' er doch einige bekannte Züge darin zu entdecken; Züge, die einige Ähnlichkeiten von Panglos und dem unglücklichen gejesuiteten Baron hatten, dem Bruder von Baroness Kunegunde. Diese Vorstellung machte ihn ganz niedergeschlagen, packte ihn heftig. Wahrlich, sagt' er zu Kakambo, nachdem er sie noch schärfer in's Auge gefaßt hatte, hätte ich nicht den Magister Panglos hängen sehn und hätt' ich nicht den Baron unglücklicherweise über den Haufen gestochen, so dächt' ich, das wären sie beide, die an diese Bank geschmiedet sind. Bei dem Namen Baron und Panglos stießen die beiden Ruderknechte einen lauten Schrei aus, standen still und ließen ihre Ruder fallen. Sogleich rannte der Levantefahrer auf sie los und verdoppelte die Schläge mit dem Ochsenziemer. Halten Sie ein, lieber Herr, halten Sie ein! rief Kandide. Ich will Ihnen geben, was Sie haben wollen. Heiliger Gott! das ist Kandide, schrie einer von den Ruderknechten. Wahrlich! das ist er, rief der andre. Träum' ich? Wach' ich? rief Kandide. Bin ich hier wirklich auf der Galeere? Ist das der Baron, den ich getötet? Ist das Magister Panglos, den ich habe hängen sehn? Wohl sind wir's! Ja, wir sind's! antworteten sie alle beide. Wie! ist das der große Philosoph? fiel Martin ein. He! Herr Levantefahrer, sagte Kandide, wieviel Lösegeld fordern Sie für den Herrn Leopold Woldemar von Donnerstrunkshausen, einen der vornehmsten Barone des Heiligen Römischen Reichs, und für den Herrn Magister Panglos, den allergründlichsten Metaphysiker in ganz Teutschland. Baron, Metaphysiker, sagte der Levantefahrer. Hum! Müssen wohl ansehnliche Ämter in deinem Lande sein! Nu, weißt du was, du Christenhund? Da sollst du mir für die beiden Christenhunde von Sklaven fünfzigtausend Zechinen geben. Die sollen Sie haben, mein Herr, sagte Kandide. Bringen Sie mich nur schnell wie der Blitz nach Konstantinopel, und ich zahl' Ihnen das Geld auf einem Brette. Doch nein, bringen Sie mich lieber zu Baroness Kunegunde. Gleich bei Kandidens ersten Worten hatte der Patron das Schiff umgelegt und ließ nach der Stadt schneller zurudern, als ein Vogel die Lüfte durchschneidet. Kandide warf sich bald dem Baron um den Hals, bald Panglosen: Wie ist das möglich, lieber Baron, dass ich Sie nicht getötet habe? und wie können Sie noch leben, trauter Panglos, da Sie sind gehängt worden? Und wodurch sind Sie beide auf türkische Galeeren gekommen? Ist denn wirklich meine liebe Schwester in der Türkei? sagte der Baron. Nicht anders! antwortete Kakambo. So hab' ich dich denn wieder, lieber trauter Kandide, schrie Panglos, und drückt' ihn fest an seine Brust. Kandide stellte ihnen Kakambo'n und Martinen vor. Sie umarmten sich insgesamt und sprachen alle mit einem Male... Sogleich bezahlte Kandide das Lösegeld für den Baron und für Panglos. Letzter warf sich seinem Befreier zu Füßen und badete sie mit Tränen. Erstrer sagte mit hochadligem Kopfnicken: Ehster Tage sollen Sie Ihren Vorschuss wiederhaben, Kandide. Auf Kavaliers Parol! Ist's aber wohl möglich, dass sich meine Schwester in der Türkei befindet? Nicht nur möglich, sondern auch wirklich, sagte Kakambo. Sie scheurt jetzt einem siebenbürgischen Fürsten sein bißchen Zinn... sie setzten sich auf eine andre Galeere und eilten, Kunegunden zu erlösen." [12] Was hatte den Baron auf die türkische Galeere gebracht? "Doch Sie wollen wissen, was für ein Unglücksfall mich auf die Galeeren gebracht. Nun, so hören Sie. Wie der Bruder Apotheker aus unserm Kollegium meine Wunde geheilt hatte, die Sie tödlich glaubten, griff mich eine Partie Spanier an, führte mich fort nach Buenos-Aires, das meine Schwester eben verlassen hatte, und warf mich daselbst ins Gefängnis. Ich bat um Erlaubnis, nach Rom zum Pater General gehn zu dürfen. Man fand's aber für gut, mich nach Konstantinopel zu schicken, um bei dem dortigen französischen Ambassadeur Kaplansstelle zu vertreten. Ich hatte noch nicht völlig acht Tage diese Bestallung gehabt, als mir des Abends ein ungemein wohlgebildeter junger Sultans-Page aufstieß. Erstaunlich schwül war's den ganzen Tag über gewesen, der junge Mann wollte sich baden, ich nahm die Gelegenheit wahr und badete mich mit. Ich wusste nicht, dass der Hals darauf stand, wenn ein Christ mit einem jungen Muselman zusammen in puris naturalibus betroffen wird. Ein Kadi, der mich vor sich bringen ließ, sagte mir dies, ließ mir hundert Stockprügel auf die Fußsohlen geben und verdammte mich - aus ungemeiner Milde - zu den Galeeren. Himmelschreiendere Ungerechtigkeit, glaub' ich, ist wohl nie begangen worden . .. Aber ich bitte Euch, Kandide, sagt mir, warum befindet sich meine Schwester in der Küche eines zu den Türken geflüchteten siebenbürgischen Fürsten?" [13] Zu den Methoden der Inquisition schreibt Voltaire: "Aber wie ist's möglich, trauter Panglos, rief Kandide, wie ist es möglich, dass ich Sie wiedersehe? Sonderbar muss es Ihnen freilich dünken, sagte Panglos, da Sie mich haben hängen sehn. Nach der Regel hätt' ich müssen verbrannt werden. Sie werden sich aber noch erinnern, dass es regnete, als gösse es mit Mulden, grad' als ich sollte geschmort werden. Dies Schlackerwetter ward so heftig, hielt so lang' an, dass man das Holz gar nicht zum Brennen bringen konnte. Da war also kein bess'rer Rat, als mich zu hängen. Ein Feldscher kaufte meinen Leichnam, nahm ihn mit nach Hause und hub ihn an zu sezieren. Er begann sogleich mit einem Kreuzschnitt vom Nabel an bis zum Schlüsselbein herauf. Erbärmlicher wie ich war wohl noch niemand gehängt worden. Der Vollstrecker der hochnotpeinlichen Halsgerichtsbarkeit bei der heiligen Inquisition, der Unterdiakonus war, verstand sich zwar perfekt darauf, Leute zu verbrennen, aber das Hängen war seine Sache gar nicht. Der Strick war naß, glitschte also nicht, und er schlug einen ganz jämmerlichen Knoten. Kurz, ich hatte noch Leben, beim Kreuzschnitt schrie ich so laut auf, dass der Feldscher rücklings zu Boden stürzte und sich einbildete, er hätte den Teufel seziert. Halbtot vor Schrecken rannt' er Hals über Kopf zur Stubentür hinaus, und Hals über Kopf stürzt' er auch die Treppe hinunter. Die Frau kam über das Gepolter aus dem benachbarten Kabinett herzugerannt, sah mich mit dem Kreuzschnitt über den Tisch ausgestreckt liegen. Es kam sie noch ärgers Grauen an als ihren Mann, sie rannte volles Rennens nach der Treppe, fiel selbige herunter und auf ihre liebe Ehehälfte. Als sie sich wieder erholt hatten, hört' ich die Frau zum Manne sagen: Wie hast du dir's denn können einfallen lassen, Papachen, einen Ketzer zu sezieren? Weißt ja wohl, dass dergleichen Kerls immer den Teufel im Leibe haben. Will nur hurtig hinlaufen und einen Priester holen, damit der ihn austreibt. Bei diesen Worten lief mir's ganz kalt übern Nacken, ich glaubte, die Inquisition hätte mich schon wieder beim Schopf, raffte daher den wenigen Überrest meiner Kräfte zusammen und schrie: Um aller Heiligen willen, erbarmt Euch mein. Endlich bekam der portugiesische Barbier wieder Herz, ging herauf, flickte meine Haut wieder zusammen; seine Frau ließ es auch an keiner Pfleg' und Wartung mangeln, so dass ich nach vierzehn Tagen wieder auf den Beinen war. Der Barbier tat sich nach einem Dienst für mich um und brachte mich als Lakai bei einem Malteserritter an, der nach Venedig ging. Da ich aber von diesem meinem Herrn keine Zahlung erlangen konnte, so begab ich mich bei einem Venezianer Kaufmann in Dienst, welcher nach Konstantinopel reiste." [14] Als Christ Galeerensklave
bei den Türken zu werden, war nichts Aussergewöhnliches ("Alltagsgeschichtchen"),
was auch christlichen Priestern und Mönchen passieren konnte: "Eines
Tages kam ich auf den Einfall, in eine Moschee zu gehn; es befand sich
niemand weiter darin als ein alter Iman und eine junge Andächtige...
Ihr liebreizender Busen war ganz unverhüllt. Ein schöner Strauß
von Tulpen, Rosen, Anemonen, Ranunkeln, Hyazinthen und Bergschlüsselblumen
steckte zwischen den warmwallenden Marmorhügeln, die so stark hüpften,
dass sie den Strauß auf die Erde fallen ließen. Ich flog hinzu,
hob ihn auf und steckte ihn wieder vor mit einer sehr ehrfurchtsvollen
Geschäftigkeit und Zärtlichkeit. Beim Anordnen der Blumen bracht'
ich so lange zu, dass der Iman in Harnisch geriet und um Hilfe rief, weil
er sahe, dass ich ein Christ war. Man führte mich vor den Kadi, der
mir hundert Schläge mit dünnen Röhrchen auf die Fußsohlen
geben ließ. Ich ward grad' auf eben die Galeere und grad' auf eben
die Bank geschmiedet, worauf sich der Herr Baron befand. Auf der nämlichen
Galeere waren vier junge Marseiller, fünf neapolitanische Priester
und zwei Mönche aus Korfu, die uns versicherten, dergleichen wären
Alltagsgeschichtchen. Der Herr Baron behauptete stets, ihm wäre weit
größeres Unrecht widerfahren wie mir; ich aber behauptete, es
sei weit erlaubter, einem jungen Frauenzimmer einen Strauß wieder
vor den Busen zu stecken, als sich in puris naturalibus mit einem Sultans-Pagen
allein zu befinden. Wir disputierten beständig und empfingen richtig
alle Tage unsere dreißig Karbatschenstreiche, als Sie durch die Verknüpfung
der Begebenheiten in dieser Welt auf unsre Galeere kamen und uns loskauften."
[15]
3. Leibniz kann nicht unrecht habenTrotz aller Widrigkeiten hielt man aber an der Leibnizschen Philosophie fest: „Nun, liebster Panglos, blieben Sie noch immer bei Ihrem Satze, wie Sie gehängt, seziert, zerprügelt, Ruderknecht geworden waren? Hielten Sie noch immer diese Welt für die beste?" Noch immer! häng' ich fest an meiner ersten Meinung, sagte Panglos, denn mit einem Wort, ich bin Philosoph, und der lässt sein System nie fahren, überdies konnte Leibniz gar nicht unrecht haben, und zudem gibt's nichts Vortrefflicheres auf der Welt als die vorherbestimmte Harmonie wie auch Lehre vom Raum und von dem Unteilbaren der Natur." [16]Auch Seelenstärkungen sind auf türkischen Galeeren möglich: "Indes, dass Kandide, der Baron, Panglos, Martin und Kakambo sich ihre Abenteuer erzählten, über die zufälligen und nichtzufälligen Begebenheiten auf dem Weltall vernünftelten, über Wirkungen und Ursachen, über das moralische und physische Übel, über Freiheit und über Notwendigkeit herumdisputierten und über die Seelenstärkungen, die man auf den türkischen Galeeren bekommen kann, war ihr Schiff an das Haus des siebenbürgischen Fürsten angelandet, am Strande des Mare di Marmara." [17] Ein wichtiges Handelsgut bei den Türken waren "gar wohleinballierte Köpfe", die in der Regel nach Konstantinopel zum Sultan gesandt wurden und dort landeten wohin sie nach Meinung der Türken gehörten, nämlich "gespießt auf lange Stangen" (Mozart, Entführung aus dem Sereil): "Kandide, Martin und Panglos disputierten manchmal über Sätze aus der Metaphysik und Moralphilosophie. Unter ihren Fenstern passierten sehr oft Schiffe vorbei, die mit Effendis, Bassas, Kadis beladen waren, welche nach Lemnos, Mytilene und Erzerum ins Elend geschickt wurden. Es kamen frische Bassas, frische Kadis, frische Effendis wieder, welche an den Platz der vertriebenen traten und nicht lange drauf wieder aus selbigen vertrieben wurden. Es schifften gar wohleinballierte Köpfe vorbei, die der hohen Pforte überreicht werden sollten." [18] Sollte man seine Philosophie ändern nur weil man "hundertmal von maurischen Seeräubern geschändet" wurde, von den Türken misshandelt oder anderes Elend in muslimischen Ländern erlebt hat? "Diese abwechselnden Auftritte gaben immer neuen Stoff zu neuen lebhaften Abhandlungen; wenn sie sich aber ausdisputiert hatten, herrschte eine so unausstehliche Langeweile unter ihnen, dass die Alte sich eines Tages unterstand, folgende Frage aufzuwerfen: Ich möchte wohl wissen, was schlimmer ist, hundertmal von maurischen Seeräubern geschändet zu werden, sein halbes Hinterteil sich abnehmen zu lassen, bei den Bulgaren Spießruten zu laufen, bei einem Autodafe gestäupt und aufgehängt zu werden, sich sezieren zu lassen, als Sklav auf den Galeeren zu rudern, kurz all' das Elend auszustehn, das wir insgesamt erlitten haben, oder sein ganzes Leben die Hand' im Schoße so hier zuzubringen. Eine wichtige Frage! sagte Kandide. Diese Frage brachte neue Betrachtungen auf die Bahn, und Martin zumal nahm Anlass, hieraus zu folgern, der Mensch sei dazu geboren, sein Leben entweder in beständigem, krampfartigem Regen und Bewegen zuzubringen oder in der untätigsten schlaraff enhaftesten Langeweile. Kandide war ganz andrer Meinung, die er aber nicht äußerte. Panglos räumte zwar ein, er habe stets das gräßlichste Elend erduldet; verfocht aber demungeachtet sein einmal angenommnes System: „Diese Welt ist doch die beste", auf's eifrigste, ohn' im geringsten daran zu glauben." [19] Wenn türkische
"Wesire des Diwans und der Mufti erdrosselt und viele ihrer Freunde angepfählt"
werden, ist das nicht allzu ungewöhnlich, Christen interessieren sich
aber weder für die Namen der islamischen "Lügenpriester" noch
auf welche Weise sie von Türken beseitigt werden. "Während dieser
Unterredung erscholl das Gerücht, dass zu Konstantinopel zwei Wesire
des Diwans und der Mufti erdrosselt und viele ihrer Freunde angepfählt
worden seien. Dieser tragische Vorfall gab einige Stunden lang nicht wenig
Gemunkel. Wie Kandide, Panglos und Martin wieder nach ihrem Vorwerkchen
zurückkehrten, fanden sie einen wackern Greis in einer Pommeranzlaube
vor seiner Tür sitzen, um der Kühle zu genießen. Panglos,
der ein ebenso neugieriges als disputiersüchtiges Geschöpf war,
fragte ihn, wie der eben erdrosselte Mufti hieße. Das weiß
ich nicht, antwortete der ehrliche Alte, ich hab' mein Lebtage nicht gewusst,
wie irgendein Mufti heißt oder ein Wesir; habe kein Sterbenswort
von der ganzen Historie gehört. Ich denke, all' die politischen Kannengießer
und Pfannenflicker mit dem Maul und in der Tat reiten gemeiniglich am Ende
gar übel an, und's kann ihnen gar nicht schaden. Ich meines Parts
erkundige mich niemals, was in Konstantinopel vorgeht, schicke meine selbstgepflanzten
Gartenfrüchte 'rein und damit holla!" [20]
4. Voltaire, Johannes Gutenberg, orientalische Briefe von Gustave FlaubertIm Sinne von Leibniz, Voltaire und anderen Schriftstellern wie Cervantes, Ariost, Tasso, Flaubert kann man sagen, mit dem „Dialog der Kulturen“ war es zu Ende, als 1453 Konstantinopel von den Osmanen erobert wurde. In der christlichen Heilsgeschichte hatte Konstantinopel einen sehr wichtigen Stellenwert, weil das Byzantinische Reich, das alte Oströmische Reich, als das zweite Rom galt. Man war sich sicher, "Es gibt unter dem Himmel keine schimpflicheren, grausameren und frecheren Bösewichter als die Türken." Vorher wurden schon Moslems bekämpft, seit Mitte des 15. Jahrhunderts ging man gegen Türken vor. Hinzu kommt, dass Johannes Gutenberg 1454 seine Druckerpresse zum Durchbruch gebracht hat, und mit gedruckten Texten veränderten sich die Kanäle der Kommunikation ganz grundlegend. Und was auch wenig bekannt ist, das erste Produkt aus Gutenbergs Druckerpresse war gar nicht die Bibel, sondern eine achtseitige Druckschrift gegen die Türken, ein Aufruf zum Krieg gegen die Türken. Früher war Jerusalem das Zentrum, dort, wo die Heilsgeschichte auch zu Ende gehen wird, wo Christus wieder erscheinen wird. Und nun, mit dieser Türkengefahr, verändert sich das. Es wird nun gesagt, dass die Christenheit in fremden Ländern, also in Asien und Afrika, schon früher bedroht worden ist, aber jetzt auf dem ureigensten Territorium der Christenheit bedroht wird, nämlich Europa. Das heißt, in dieser Zeit wird der Europabegriff mit dieser bedrohten Christenheit verbunden. Und das ist naturgemäß eine sehr machtvolle Verbindung, denn "mit Siegeskraft der Wahrheit" wird gegen den Islam und die Türken gekämpft um "die Lügner, die Verleumder zu beschämen!" (Schiller). Daraus erklärt sich auch, warum die Türkei heute auf Widerstände stösst, wenn sie der Europäischen Union beitreten möchte. Die Gefahr des Islam bzw. Türkengefahr ist noch nicht gebannt, denn der Islam breitet sich nicht nur in Europa weiter aus, vor allem weil ahnungslose Politiker wie die deutsche Kanzlerin Merkel weiterhin ungebremst Moslems nach Europa schleust und sogar Ländern, die dies ablehnen, den europäischen Gerichtshof auf den Hals hetzt. [21]Ähnlich wie Voltaire äussert sich auch Gustave Flaubert, der am 12. Dezember 1821 in Rouen, Normandie geboren wurde und am 8. Mai 1880 in Canteleu, Normandie, starb. Er war ein französischer Schriftsteller, der vor allem als Romancier bekannt ist; aber auch durch seine Briefe aus dem Orient. So schreibt G. Flaubert aus Kairo, 1849 über Türken als die "abgefeimtesten Halunken" und ihre Haartracht: "Gegenwärtig scheint der Mond auf die Minaretts, alles ist still. Von Zeit zu Zeit bellen die Hunde; vor meinem Fenster, dessen Vorhänge geschlossen sind, habe ich die schwarze Masse der Bäume des Gartens, gesehen in der bleichen Helle der Nacht. Ich schreibe an einem viereckigen Tisch mit grüner Decke, der von zwei Kerzen beleuchtet ist, und meine Tinte schöpfe ich aus einem Pomadentopf. Hinter der Scheidewand höre ich den jungen Maxime, der seine photographischen Mischungen herstellt; die Stummen sind die, die da oben schlafen, nämlich Sassetti und der Dragoman, als welcher Dragoman, die Wahrheit zu gestehen, einer der abgefeimtesten Halunken ist, den man sich denken kann. Was meine Gnaden angeht, so sind sie mit einem großen Nubierhemd aus weißer Baumwolle, verziert mit Troddeln und von einem Schnitt, dessen Schilderung umständlich wäre, bekleidet. Mein Kopf ist, abgesehn von einer Locke auf dem Hinterkopf (daran soll uns Mahomed am jüngsten Tage emporheben) vollständig rasiert, und mit einem roten Tarbusch bedeckt, der von roter Farbe trieft und mich die ersten Tage vor Hitze hat triefen machen. Wir haben ziemlich orientalische Gesichter. Sicherheitsrücksichten halten unsere Bekleidungswut zurück; da der Europäer in Ägypten mehr geachtet wird, so werden wir uns erst in Syrien vollständig verkappen. [22] Über die "geprügelten Sklaven", den "Sklavenbazar", die "mürrischen Frauenverkäufer", den "halunkischen Kaufmann", über "Possenreißer und Moscheen" bzw. die dort anzutreffenden "Hanswürste von viel Verdienst", berichtet er: "Mit einem Wort, bis jetzt fasse ich meine Empfindungen etwa so zusammen: wenig Staunen über die Natur als Landschaft und als Himmel, als Wüste (ausgenommen die Spiegelung); ungeheures Staunen über die Städte und die Menschen. Hugo würde sagen: Ich war Gott näher als der Menschheit! das liegt ohne Frage daran, dass ich mehr über alles geträumt, darin gegraben, daran gedacht hatte, was Horizont, Grün, Sand, Baum, Sonne ist, als an das, was Haus, Straße, Kostüm und Gebrauch ist. Es war bei der Natur ein Wiederfinden, im übrigen ein Finden. Aber ich finde ein neues Element, das zu sehen ich nicht erwartete, und das hier unermesslich ist, das ist das Groteske. All die alte Komik des geprügelten Sklaven, des mürrischen Frauenverkäufers, des halunkischen Kaufmanns ist hier sehr jung, sehr wahr, entzückend. Auf der Straße und in den Häusern teilt man bei jeder Gelegenheit rechts und links mit abstoßender Verschwendung Stockschläge aus. Der Ton ist guttural, ähnlich dem Schrei wilder Tiere, und darüber klingt ein Lachen; ... Wir haben bei dem Pascha von Rosette ein Diner mitgemacht, wo zehn Neger zu unserer Bedienung vorhanden waren. Sie trugen Seidenjacken, einige silberne Armbänder; ein kleiner Neger vertrieb uns die Fliegen mit einem Schilfwedel; wir aßen mit den Fingern; man trug die Gerichte Schüssel für Schüssel auf silbernem Teller auf. Es gab etwa dreißig, die so vorüberzogen. Es wurde in einem Holzpavillon bei offenen Fenstern auf Diwanen im Angesichte des Meeres eingenommen. ... Am Morgen des Tages, als wir nach Ägypten kamen, bin ich mit dem Steuermann in den Bug gestiegen; und da habe ich dieses alte Ägypten gesehen. Der Himmel, das Meer, alles war blau. Der Serail des alten Pascha löste sich weiß vom Horizont. Das habe ich gesehen. Als wir uns auf der Seite der Katakomben und der Bäder der Kleopatra dem Lande näherten, unterschieden wir einen Mann zu Fuße mit zwei Kamelen, die er vor sich hertrieb. Im Hafen angelten ein paar Araber, die mit gekreuzten Beinen auf den Steinen saßen, mit der friedfertigsten Miene von der Welt. Wir kamen hinter einer kleinen Brigg vorbei, die den Namen Saint Malo trug, und man warf die Anker aus. Eine ganze Flotte von Boten voller Lastträger, Dragomans, der Kawaß der Konsuln stürzte rings über uns her; es war ein schönes Charivari von Schreien und Schimpfreden, man blieb an den langen Pfeifen, an den Tauen, an den Turbanen hängen – man warf die Koffer über Bord in die Boote – und alles gewürzt von Stockhieben auf die Schultern der Fellahs... Wir laufen die Bazare ab, die Caouehs (Cafés), die Possenreißer und Moscheen. Es gibt Hanswürste von viel Verdienst, die Scherze von mehr als leichtem Geschmack machen. Der Sklavenbazar hat unseren ersten Besuch erhalten. Da muss man die Verachtung sehen, die man für Menschenfleisch hegt." [23] 1850 schreibt Flaubert über einfältige Paschas, die irgendwie ähnlichkeit mit europäischen Politikern haben, die islamische Sitten und Gebräuche wie islamische Feiertage, islamisches beten "unter Niederwerfen mit Allahs! und Mohammeds!", Vielehe, "gestohlene Frauen", in Europa etablieren wollen: "Abbas Pascha (das sage ich Ihnen ins Ohr) ist ein beinahe verrückter Kretin, außerstande etwas zu begreifen und etwas zu tun; er desorganisiert das Werk Mehemets; das wenige, was bleibt, taugt zu nichts. Die allgemeine Servilität, die hier herrscht (Niedrigkeit und Feigheit), lässt einem das Herz vor Ekel schwellen, und in diesem Kapitel sind sehr viele Europäer orientalischer als die Orientalen. ... Vorgestern haben wir zwei Sklavenhändlerboote getroffen, die mit Negerinnen geladen waren. Sie kamen von Darfur, aus dem Lande der Gallas im Inneren Afrikas, zum größten Teil gestohlene Frauen. Sie waren in den Canjen zusammengepfercht, dass sie, wie bei uns das Heu auf den Wagen, überragten.... Darauf begannen diese guten Araber unter Niederwerfen mit Allahs! und Mohammeds! wie die bravsten Leute von der Welt ihr Gebet zu verrichten. Es gibt nichts Lustigeres als diese Leute, oder besser, nichts Kindlicheres; ein Nichts schlägt sie nieder, wie wenig sie amüsiert." [24] Alkoholgenuss war unter Türken durchaus verbreitet. Bei der Steuereintreibung war man allerdings wieder nüchtern; die Art der Steuereintreibung war geringfügig anders als in Europa: "Die Herren der oberen Klasse verachten den Alkohol nicht. Die Statthalter der kleinen Städte, durch die wir kommen, machen uns in der Hoffnung an Bord Besuche, eine Flasche Branntwein zu ergattern. Die Halunkerei dieser Kerle wird durch all die Achtungsbezeugungen, mit denen man sie umgibt, nur gesteigert. In Wadi-Halfa haben wir die Bekanntschaft des Gouverneurs von Ibrim gemacht, der beauftragt war, in der ganzen Provinz die Steuern zu sammeln. Das ist keine geringe Arbeit. Sie wird mit Hilfe von Stockschlägen, Verhaftung und Fesselung ausgeführt. Wir sind drei Tage lang Seite an Seite mit ihm stromab gefahren. Ein Dorfbewohner hatte nicht zahlen wollen, der Scheik fesselte ihn und nahm ihn in seiner Canja mit fort. Als sie bei uns vorbeifuhr, sahen wir diesen armen Alten auf dem Boden des Bootes liegen, barhäuptig unter der Sonne und gebührend versichert; auf dem Ufer folgten schreiend Männer und Frauen. Das machte unseren braven Türken keineswegs weich." [25] Wenn Muslime nach Mekka pilgern, so nehmen sie in der Regel ihre Verwandtschaft mit, also "Türken mit ihren Frauen, die in Körben getragen wurden, einen ganzen Harem, der verschleiert reiste"; heute werden sie nicht in Körben getragen, sondern es werden extra Flugzeuge eingesetzt; das arabische Sprichwort gilt aber immer noch, vor allem wenn man sich Leute wie Mesut Ösil ansieht, der sich dort radikalisiert hat: Traue keinem Hadschi (Mekka-Pilger): "Wir trafen wiederholt große Pilgerkarawanen, die nach Mekka zogen (Kosseïr ist der Hafen, wo sie sich nach Gedda einschiffen; von da nach Mekka sind nur noch drei Tage), alte Türken mit ihren Frauen, die in Körben getragen wurden, einen ganzen Harem, der verschleiert reiste, und der wie ein Bataillon Elstern schrie, als wir an ihm vorbeikamen, einen Derwisch mit einer Leopardenhaut auf dem Rücken... Ich habe ihm von dem religiösen Eindruck gesprochen, den die heiligen Orte auf mich gemacht haben, das heißt, von dem Mangel eines Eindrucks. Das arabische Sprichwort hat recht: »Mißtraue dem Hadschi (Pilger).« Wirklich, man muss dort einer Pilgerreise weniger fromm heimkehren, als man aufgebrochen ist. Was man hier an Schmählichkeiten, Gemeinheiten, an Simonie und unedlen Dingen jeder Art sieht, übersteigt das gewöhnliche Maß. Diese heiligen Orte machen einem nichts aus. Die Lüge liegt überall und zu handgreiflich." [26] Auch verdorbene Christen waren unter den Sklavenhaltern: "Am Tage darauf, oder vielmehr drei Stunden darauf, um sechs, haben wir uns, Gepäck und Leute, im Lazarettboot eingeschifft. Bei uns waren an Leuten, die uns in der Gefangenschaft Gesellschaft leisten sollten, zwei Franziskanermönche, von denen der eine nach Ispahan geht, und der andere nach Jerusalem, ein Malteser Hauptmann und zwei oder drei in Alexandria ansässige christliche Kaufleute aus Syrien, von denen der eine eine arme kleine Negerin von zehn bis zwölf Jahren besaß. Als wir auf den Dampfer gekommen waren, hatten wir sie in einem Winkel hocken und heiße Tranen weinen sehen. Sie sah so elend aus und so traurig, dass die Matrosen Mitleid mit ihr hatten. Joseph, der ihren Eigentümer kannte, sagte zu mir: es gibt solche Kanaillen unter den syrischen Christen! schlimmer noch als die Türken – es sind ganz schlechte Leute; hart, wissen Sie wohl? brutal wie Maultiere. Gestern haben wir sie gesehen, als ihre Herren sie ein Meerbad nehmen ließen. Ihr armer, kleiner, schwarzer Körper lag da ganz nackt auf dem Sande, die Füße im Wasser, unter der vollen Sonne, mit seinem krausen, schwarzen Kopfe und um den Hals einen großen silbernen Ring. Sie haben sie mit Sand geseift, und so roh, dass ihr die Haut blutete. Dann warfen sie sie ins Wasser und spülten sie ab wie einen Pudel. Da habe ich an die jungen Mädchen in Europa gedacht, die mit ihren Müttern ausgehn, Lehrer haben, Klavier spielen und Romane lesen, die Füße in ihren gestickten Pantoffeln. " [27] Syrien ist ein schönes Land: "Ich habe Tyrus, Sidon, den Karmel, Akkon, Jaffa, Ramle gesehen. Neun Tage lang sind wir am Rande des Meeres entlang geritten. Bisweilen sind wir durch ganze Oleanderwälder gekommen, die bis zum Rande der Wellen wachsen. Von Zeit zu Zeit findet man bucklige Brücken über ausgetrocknete Schluchten gespannt, die mein Glück ausmachen, besonders, wenn eine Schar von Reisenden, Kamelen und Beduinen, darunter herzieht. Das gibt ein großes Bild von Grün in einem kleinen Steinrahmen. Ja, Syrien ist ein schönes Land, ebenso wechselvoll und ebenso wild in Kontrasten und Farben, wie Ägypten ruhig, eintönig und fürs Auge gleichmäßig erbarmungslos ist." [28] Wodurch kennzeichnen sich türkische Soldaten, wenn sie nicht gerade Frauen und Kinder abschlachten? "Die zerlumpten türkischen Soldaten" rauchten "auf Matten ihre Pfeifen, oder sie verrichteten ihre Gebete". griechische Klöster waren in diesen Gegenden stärker befestigt als Burgen: "Aber das Land scheint mir dafür prachtvoll, seinem Ruf entgegen; man hört nicht auf, an die Bibel zu denken; der Himmel, die Berge, die Haltung der Kamele (o! die Kamele), die Frauengewänder, alles findet man wieder. Jeden Tag sieht man lebendige Seiten daraus vor sich. Wenn Du also, arme alte Mutter, eine gute Vorstellung von der Welt haben willst, in der ich lebe, so lies die Genesis, das Buch der Richter und der Könige. Vorgestern sind wir von Jericho, vom Jordan und vom Toten Meer zurückgekommen. Zwei oder dreimal habe ich gefühlt, wie mir der Kopf davonging. Wir hatten eine Bedeckung von acht Berittenen, wir machten Galoppritte, Karriere ... unter einem Himmel, ultramarin wie Lapislazuli und dann ... und dann alles andere. In Jericho haben wir in einer türkischen Festung geschlafen, ganz oben, auf einer Terrasse. Der Mond glänzte hell genug, um in seinem Licht ohne Anstrengung lesen zu können. Am Fuß der Mauer heulten die Schakale; und um uns rauchten die zerlumpten türkischen Soldaten auf Matten ihre Pfeifen, oder sie verrichteten ihre Gebete. Am Tage darauf haben wir mitten im Gebirge zu Saba in einem griechischen Kloster geschlafen, das aus Furcht vor den Beduinen stärker befestigt war als eine Burg. Die ganze Nacht habe ich ihre Stimmen in der Kirche singen gehört, und dazu das Ticktack der Uhr, die ganz oben über dem Kloster auf einem Felsen hockt." [29] Für viele christliche Orte im Orient gilt es leider immer noch: "Man hat alles getan, was man hat tun können, um die heiligen Orte lächerlich zu machen. Es ist verteufelt dr...: Heuchelei, Habsucht, Fälschung und Unverschämtheit, ja, aber von Heiligkeit keine Spur. Ich grolle diesen Schuften, dass ich nicht bewegt war, und ich verlange nichts Besseres, als es zu sein, Du kennst mich. Trotzdem habe ich eine eigene Reliquie, und ich werde sie behalten. Dies ist die Geschichte: das zweite Mal, dass ich zum heiligen Grabe ging, war ich im Grab selber, einer kleinen, ganz mit Lampen erleuchteten Kapelle voll Blumen in Porzellantöpfen, denen gleich, die die Kamine der Näherinnen schmücken. So viele Lampen hängen dicht nebeneinander, dass es aussieht wie die Decke in einem Lampenladen. Die Wände sind aus Marmor. Vor einem schneidet ein in Basrelief gearbeiteter Christus in Lebensgröße, furchtbar durch seine rotgemalten Seiten, Grimassen. Ich blickte den heiligen Stein an; der Priester öffnete einen Schrank, nahm eine Rose, gab sie mir, goß mir Orangenblütenwasser über die Hände, nahm sie mir wieder ab und legte sie auf den Stein, um sie zu segnen. Ich weiß nicht, welche zärtliche Bitterkeit mich überkam. Ich dachte an die frommen Seelen, die ein derartiges Geschenk an solchem Ort entzückt hätte, und für mich war es so verloren. Ich habe nicht über meine Trockenheit geweint und nichts bedauert, aber ich habe jene seltsame Empfindung gehabt, die zwei Leute »wie wir« erfahren, wenn sie allein am Feuer sitzen und mit allen Kräften ihrer Seele jenen alten Abgrund durchwühlen, den das Wort »Liebe« darstellt, und sich ausmalen, was es wäre ... wenn es möglich wäre. Nein, ich bin da weder voltairianisch noch mephistophelisch noch sadistisch gewesen; ich war im Gegenteil sehr einfältig. Ich ging in gutem Glauben hin, und nicht einmal meine Phantasie hat sich gerührt. Ich habe die Kapuziner mit Janitscharen zusammen die halbe Tasse trinken sehen, und die Brüder vom heiligen Lande auf dem Ölberg ein kleines Frühstück essen. Man teilte in einem kleinen Weingut daneben kleine Gläser aus; da standen zwei dieser Herren mit drei Dämchen, bei denen man – in Parenthese – die Zitzen sah." [30] Erlebnisreisen auf türkischen Schiffen gab es damals schon: "Das Schiff war voller Türken, die von Syrien nach der Türkei gingen. Die ganze Backbordseite des Bootes war vom Harem in Anspruch genommen, von weißen und schwarzen Frauen, Kindern, Katzen, Geschirr – all das wälzte sich durcheinander auf Matratzen, brüllte, weinte, schrie und sang. Als Lokalfarbe war es gelungen. Zwei gelbgekleidete Negerinnen in roten Jacken waren an Bord, und sie standen in Posen am Bordrand, die Veronese hätten Freudentränen entlocken können. Eine alte, riesige Griechin stand im Profil und zeigte einen der entzückendsten antiken Köpfe, die man auf der reinsten syrakusanischen Münze finden kann. Bei ihr war eine junge Frau, ihre Tochter, die ein wenig gepflegt war. Die Kinder der türkischen Frauen hatten bis zur Mitte der Nase gemalte Augenbrauen, und an den Füßen trugen sie kleine Goldringe mit Glöckchen. Die Männer waren getrennt untergebracht, bedeckt mit ihren Schafsfellmänteln, und sie erwiesen Seiner Exzellenz Artim Bey viel Höflichkeiten, der mit uns über Zeitungen und Oper plauderte. Wir haben auf Deck geschlafen und die Sterne angesehen, die über unserm Kopf durch die Risse des schwarzen Gazeschleiers zogen, der aus dem Schornstein wirbelte." [31] In Konstantinopel schreibt er 1850: "Wir haben den alten Serail und die Moscheen besucht. Der Serail bedeutet nicht viel. Es sind wundervolle Gemächer auf dem vielleicht schönsten Aussichtspunkt der Welt, aber geschmückt und möbliert sind sie in beklagenswertem Geschmack. Alles alte Zeug, das man in Europa nicht mehr will, gibt man den Türken, die mit der Naivität des Barbaren darauf hereinfallen ... Oben vom Turm von Galata aus sieht man alle Häuser und alle Moscheen (neben und zwischen dem Bosporus und dem Goldenen Horn, die voller Fahrzeuge sind), die Häuser lassen sich auch mit Schiffen vergleichen; was eine reglose Flotte ausmacht, in der die Minaretts die Masten der Kriegsschiffe wären." [32] Zur neueren Literatur könnte man auch heute schreiben: "Die Literatur ist brustkrank. Sie spuckt, sie geifert, sie hat Blasen, die sie mit pomadisiertem Tafft bedeckt, und sie hat sich so lange den Kopf gestriegelt, dass sie alle Haare verloren hat. Es täte ein Christus der Kunst not, um diesen Aussätzigen zu heilen." [33] Aus dem Lazarett in Piräus / Athen schreibt er 1850/51: "Ich habe die Moscheen, den Serail, die Sophienkirche gesehen; im Serail einen Zwerg, den Zwerg des Sultans, der neben dem Thronsaal mit den weißen Eunuchen spielte. Der Zwerg war großartig europäisch gekleidet, mit Hosenstrippe, Paletot, Uhrkette; er war scheußlich. Von den Eunuchen hatten mir die schwarzen, die einzigen, die ich bis dahin gesehen hatte, keinen Eindruck gemacht, aber die weißen! darauf war ich kaum gefasst. Sie gleichen alten, boshaften Weibern. Das fällt einem auf die Nerven und quält einem den Geist, während man sie zugleich aus einem Bürgergefühl heraus haßt. Da hat man, plastisch gesprochen, etwas derartig Antinormales, dass sich die Männlichkeit in einem entrüstet.... Der Orient wird bald nur noch in der Sonne liegen. In Konstantinopel sind die meisten Menschen europäisch gekleidet, man spielt dort die Oper, es gibt Leihbibliotheken, Modistinnen und so weiter. In hundert Jahren wird der Harem, der allmählich vom Verkehr mit leichtfertigen Damen angegriffen wird, von selber unter dem Feuilleton und dem Vaudeville zusammenbrechen ... Bald wird der schon immer dünnere Schleier vom Gesicht der Frauen verschwinden, und mit ihm wird das Moslemitentum ganz davonfliegen. Die Zahl der Mekkapilger nimmt von Tag zu Tag ab; die Ulemahs betrinken sich wie Schweizer, man spricht von Voltaire! Hier kracht alles wie bei uns. Wer's erlebt, wird sich freuen!... Gestern habe ich Canaris gesehen, er trug wie ein gewöhnlicher Sterblicher einen Seidenfilzhut, war europäisch gekleidet und in einen schwarzen Mantel gehüllt. Er war ein stämmiger, kleiner, angegrauter Mann ... Von allem, was man in Europa über ihn geschrieben hat, weiß er absolut nichts. Welch Faustschlag für Hugo, wenn er das wüßte, er, der ihn so viel und so gut besungen hat. Canaris weiß und sagt nur dies: »In Frankreich gibt es Bücher, die von mir reden.« Nächster Tage sollen wir ihm einen Besuch machen. Wir werden hier von einem sehr wackeren Mann umhergeführt und bedient, vom Obersten Touret, dem Kommandanten des Ortes, einem alten Philhellenen, der mit dem General Fabrier den Unabhängigkeitskrieg mitgemacht hat. Wir haben die Ehre gehabt, die Heiterkeit und Neugier I. M. der Königin Amelia von Griechenland zu erregen. Am Tage unserer Ankunft sind wir auf ihren Weg geraten, als sie im Wagen spazieren fuhr. Alle Welt grüßte sie durch Abnehmen des Hutes oder der Mütze. ... Wir haben die Bekanntschaft Muraddis gemacht, dessen, der letzthin mit Manin die Belagerung Venedigs ausgehalten hat. Er ist in den Bleigefängnissen eingeschlossen gewesen und entflohen. Als ehemaliger Philhellene hat er Lord Byron gut gekannt, und er hat uns ein paar interessante Einzelheiten über ihn mitgeteilt. Er ist ein Mann, den zu kennen merkwürdig ist, und ein starker Republikaner.... François, unser Dragoman, ist ein alter Renegat, der im Befreiungskriege von den Türken gefangen genommen wurde. Unterwegs hat er uns gute Kriegs- und Fluchtgeschichten erzählt. Wir sind mit dem Burschen zufrieden gewesen. Ich arbeite jetzt daran, den Heulderwisch spielen zu lernen. François gibt mir zu Pferde Lektionen. Maxime kommt dabei um; ich fahre darum nicht weniger fort. Eines Abends hatte ich mir buchstäblich die Brust ausgeschrieen, und in dem Hause, wo mir schliefen, war alles an die Tür gekommen, um zu sehen, was es gäbe." [34] „Im Namen der Menschheit fordere ich, dass der schwarze Stein zermahlen, sein Staub in den Wind gestreut, dass Mekka verwüstet und das Grab von Mohammed entehrt wird. Das ist der Weg, um gegen den islamischen Fanatismus anzugehen.“ - Gustave Flaubert, französischer Schriftsteller 5. Voltaire als Dramatiker und Epiker; Voltaires Dramen "Zaire", "Mahomet der Lügenprophet" und "Tancred"In vielen Dramen Voltaires wie "Zaire" oder "Mahomet der Lügenprophet" wierden der Islam und seine Herrscher, vor allem die Türken, kritisiert. In Mozarts "Zaide", die sich wie viele andere Opern an Voltaires "Zaire" orientiert (Johann Andreas Schachtner (1791-1795) verfasste auf der Grundlage der Zaire ein Libretto für Mozarts unvollendete Oper), heisst es: "Ich werde bedacht sein, dich und mich zu retten und aus den Händen des Tyrannen befreien". Als der Sultan Soliman von der Flucht erfährt, reagiert er wie noch heute viele Mohammedaner reagieren: "O Mahomed, lass es wahr sein. Beim ersten Anblick will ich die verräterische Brut in Stücke hauen lassen." Zaide fragt im Sinne der Kritiker des Islam und der Romantiker: "Weshalb muss ich im dunklen Kerker schmachten? Weshalb? Nur weil ich die Freiheit liebte? - Ich soll Folter und Tod erleiden, weil ich nicht Sklavin sein will." Weiter heisst es im Sinne der Romantiker, was auch heute für die von Russland bedrängte Ukraine gilt: "Kann ein Mensch ohne Freiheit glücklich sein".Die Kritik am Islam ist in Voltaires "Zaire" und "Mahomet der Lügenprophet" natürlich noch schärfer als bei den Opernkomponisten. Zaire, eine als Kind von Türken geraubte Christin, beklagt sich im ersten Akt: "Was sonst noch Welt heisst, ist für mich versunken. / ... Ich, in der Wiege schon wie Türkensklavin, / Erfuhr zu spät vom Glauben unserer Christen!" Durch die falsche Erziehung droht sie "für ewig an das Heidentum verloren" zu gehen: "Und dennoch fällst du jetzt von ihm ab: / Für ewig an das Heidentum verloren, / Willst du zur Christenfeindin werden." Die Haremswächter werden von Voltaire treffend als "Spottgeburten des Orients" bezeichnet. Auch im zweiten Akt beklagt sich Zaire: "Sklaven dieser Heiden, vergessen in traurigen Gewölben" / ...Wir verbrachten die Kindheit in harter Sklaverei." Die List der Türken und Muselmanen war früher bekannter als heute, wo Politiker auf das Gerede der Islamisten hereinfallen: "Das ist der Muselmanen arge List, / Gefang'ner Christen Kinder zu betören." Ihre Mutter wurde von Muslimen, "von jenem Räubervolk", erschlagen: "Sie hatte dich, Unglückliche! geboren - / Erschlagen ward von jenen Rasenden, / von jenem Räubervolk". Im dritten Akt will sie echte Christin werden: "Mach mich zur Christin, löse meine Bande; / , zu allem sag' ich ja." Von ihrer Freundin wird sie darin bestärkt, dass der islamische Gott der falsche ist: "Ja, das ist Gott, der Gott der Christen ist's / der in euch wirkt; er wird euch Kräfte schenken." (vierter Akt) Im fünften Akt heisst es: "Allmächtiger Gott! o! steige in dieses Haus mit deiner Gnade nieder; errette meine Fürstin von den Heiden!" Und weiter wird vor der rohen Seele der Muslime gewarnt: "O! Seht ihr hinter allen seinen Gnaden / Die rohe Seele des Tartaren nicht?" Zaire sehnt sich nach christlichen Ländern: "Die Mauern des Serails erdrücken mich: / Ich möchte sehen der Christen glücklich Land." Voltaires Mahomet wurde in ganz Europa rezipiert und übersetzt, so auch von Johann Wolfgang von Goethe. Voltaire schreibt dazu: "Der Koran lehrt Angst, Hass, Verachtung für Andere, Mord als legitimes Mittel zur Verbreitung und zum Erhalt dieser Satanslehre, er redet die Frauen schlecht, stuft Menschen in Klassen ein, fordert Blut und immer wieder Blut. Doch dass ein Kamelhändler in seinem Nest Aufruhr entfacht, dass er seine Mitbürger glauben machen will, dass er sich mit dem Erzengel Gabriel unterhielte; dass er sich damit brüstet, in den Himmel entrückt worden zu sein und dort einen Teil jenes unverdaulichen Buches der Gewalt und der Unterdrückung empfangen zu haben, das bei jeder Seite den gesunden Menschenverstand erbeben lässt, dass er, um diesem Werke Respekt zu verschaffen, sein Vaterland mit Feuer und Eisen überzieht, dass er Väter erwürgt, Töchter fortschleift, dass er den Geschlagenen die freie Wahl zwischen Tod und seinem Glauben lässt: Das ist nun mit Sicherheit etwas, das kein Mensch entschuldigen oder rechtfertigen kann, es sei denn, er ist als Türke oder andersartiger Muslim auf die Welt gekommen, es sei denn, dieser Aberglaube Islam hat ihm jedes natürliche Licht des menschlichen Verstandes erstickt.” Im ersten Aufzug des Trauerspiels in fünf Aufzügen, nach Voltaire von Johann Wolfgang von Goethe wird Mahomet als "Lügenkünstler" oder "trügrisch Ungeheuer" und "Barbar", als "Frevler" und "Missetäter" bezeichnet. Er spricht vom "Gift des Wahnes", von den "Fesseln Mahomets" und "dem Lärm des Lagers" sowie "der Wüste Schrecknis". Mahomets Markenzeichen sind "Schwert und Trug". Der Mohammedanismus oder Islam, wie er sich heute scheinbar harmlos nennt, sei nichts als "falscher Heuchelwahn", damit "Räuberhände sich bereicherten". Nicht Königreiche hat Mahomet gegründet, sondern "Kronen sich erlog". Mahomet, "ein roher Knecht ..., betrügt, durch Heucheldienst und Schwärmerei" und ist "in des Aberglaubens festen Banden." "Aus Mekka musst' er als Betrüger flüchten,
Seine Methode beschreibt Mahomet so: "Das Schwert, der Koran, in der blut'gen Hand, sollt einem jeden Schweigen auferlegen." In der Öffentlichkeit tritt er nicht "als Mensch" auf, und "ohne Hinterhalt" geht gar nichts. Er sagt: "Mich treibt die Ehrsucht." Mahomet wird nicht
nur in diesem Trauerspiel eine höhere Legitimation abgesprochen, schon
von Anfang an war klar, dass die Inspiration nicht göttlichen Ursprungs
war: "Wer erteilte dir das Recht zu lehren, uns die Zukunft zu verkündigen,
das Rauchfass zu ergreifen und das Reich dir anzumaßen."
"Mahomet:
Mahomet gaukelt den Menschen vor, "dass nur die Muselmannen tugendhaft" seien, und zwingt ihnen seinen Wahn auf; doch wer "den freien Blick empor" hebt, merkt schnell dass Allah kein Gott ist. ("Ist das ein Gott, der Hass gebietet?") Die vernünftigen
Mohammedaner, wie zur Zeit die Demonstranten im Iran, die die islamische
Kleidung verbrennen, kommen irgendwann zur Einsicht, dass sie von Mahomet
missbraucht worden sind und verlassen den Islam wieder: "Zu schrecklichen
Geheimnissen, Verrat und Kinderraub, missbraucht mich Mahomet, und nun
bestraft mich er, der mich verführte." [35]
"Mahomet
Überall in Europa wurden Muslime bekämpft und zurückgedrängt, später während der Reconquista sogar ausgewiesen: "Der Muselmannen Größe neigt sich schon, / Europa lernet weniger sie fürchten. / Uns lehrt in Frankreich Karl Martell, Pelag / In Spanien, der heil'ge Vater selbst, / Leo der Große, lehrt, mit festem Mut, / Wie dieses kühne Volk zu dämpfen sei." [37] Voltaires Satz aus dem Tankred: der "Muselmann, der alle Welt bedrängt" gilt also auch heute noch. Nicht nur in islamischen Ländern werden die Menschen tyrannisiert bzw. terrorisiert, auch in nicht-islamischen Ländern breitet sich der Islam schleichend immer weiter aus; ahnungslose Politiker und Islamwissenschaftler wie Hermann nehmen Moslems (Muselmann) in Schutz und helfen ihnen bei der weiteren Ausbreitung des islamischen Terrors in Europa durch den Bau von Moscheen und Koranschulen, in denen die Grundlagen des islamischen Kampfes gegen die Nicht-Muslime gelegt werden. Der Islamwissenschaftler und Korrespondent der FAZ Rainer Hermann, der als einer der größten Verharmloser des Islam in Deutschland gilt, und damit auch als Wegbereiter des islamischen Terrors, sagt, "das rituelle Freitagsgebet" sei der "wichtigste soziale Bezugspunkt." Gültig sei das Freitagsgebet nur, wird es von einer Gruppe "unter Leitung eines Vorbeters, des Imams, in Gemeinschaft verrichtet" wird; verständlich, dass beim beten zum "Lügengott" auch ein "Lügenpriester" anwesend sein muss. Was eine christliche Kirche damit zu tun hat erklärt Hermann so: kürzlich "versammelten sich vor der Moschee Dar as-Salam im Berliner Stadtteil Neukölln laut Polizeiangaben rund 300 Muslime in der Erwartung, dass es wieder ein Freitagsgebet geben könnte. Die Moschee hatte mit der benachbarten Genezareth-Kirche vereinbart, Teile des Gebetsrufs vor der Zeit des Freitagsgebets ertönen zu lassen." Dank Hermann gibt es in Deutschland sogar schon einen Rat der "Lügenpriester", nämlich den "Rat der Imame und Religionsgelehrten in Deutschland". Sein Vorsitzender, Taha Amer, ein Gelehrter der berüchtigten ägyptischen Azhar-Universität, sagt: "So lehre der Islam, dass man durch das Retten von Leben" nahe an Allah sei. Das dürfte allerdings ein Gerücht sein, denn für Muslime scheint eher das Gegenteil zu gelten wie die Berichte von Voltaire, Flaubert und Anderen zeigen. Hermann ist begeistert wie schnell sich der Islam durch die neuen Medien ausbreitet: "Zusätzlich zur theologischen Begründung, die auf Deutsch und Englisch verschickt wurde, haben die Imame und Religionsgelehrten um Amer Handlungsanleitungen mit praktischen Vorschlägen erarbeitet, um so gut wie möglich die Lücke zu schließen, die mit der neuen Wirklichkeit entstanden ist... Imame sollen Kurse und Predigten im Internet anbieten, und die Moscheen sollen digitale Programme für Kinder und Jugendliche entwickeln." Wenn Kriegsspiele für Kinder nicht mehr in den Ditib-Moscheen stattfinden können, sollen die Imame online für Ersatz sorgen. Der Islamwissenschaftler ist überglücklich, dass sogar islamische Terrororganisationen wie Millî Görüs beteiligt sind: In kurzer Zeit haben islamische "Religionsgemeinschaften, Moscheegemeinden und einzelne Imame neue digitale Ersatzformate entwickelt. Religionsgemeinschaften wie die Islamische Gemeinschaft Millî Görüs haben auf Youtube Kanäle mit täglichen Sendungen eingerichtet, Imame organisieren ihre wöchentlichen Gesprächskreise (sohbet) online, so dass sich Interessierte zuschalten können, und Religionspädagogen richten über Chat-Plattformen islamischen Religionsunterricht für Kinder ein." Schon Bach (1685-1750) hatte in seiner Kantate "Die Himmel erzählen die Ehre Gottes" (BWV 76) ähnlich wie Luther und Cusanus vor den Moslems, den Imamen, also den "Lügenpriestern" gewarnt ("Hört ihr Völker") und sie als "abgöttische Zunft" bezeichnet. [38] Es geht darum "Syrakus die Freiheit zu verschaffen", denn "Solamir, der Maure, Beherrschet Agrigent und Ennas Flur, bis zu des Ätna fruchtbeglücktem Fuß" und droht "Knechtschaft unsrer Stadt". Der Augenblick ist günstig und soll genutzt werden: "Der Muselmannen Größe neigt sich schon, / Europa lernet weniger sie fürchten. / Uns lehrt in Frankreich Karl Martell, Pelag / In Spanien, der heil'ge Vater selbst, / Leo der Große, lehrt, mit festem Mut, / Wie dieses kühne Volk zu dämpfen sei." Die Muslemänner
(Muslime) auf Sizilien gehen ihrem Geschäft nach, wie man es sogar
vom heutigen türkischen Präsident noch kennt: Verräter besolden,
Friedensverträge abschließen, während man zum Krieg rüstet,
durch Pseudowissenschaft und Geschichtsklitterung die Menschen beschwatzen,
Frauen verführen etc. : "Welch ein Verdruss für uns dass Solamir,
/ Als Muselmann, in dieser Christeninsel, / Ja selbst in dieser Stadt Verräter
soldet, / Uns Friede bietet wenn er Krieg bereitet, / Um uns zu stürzen,
uns zu trennen sucht."
"Erlauchte Ritter, deren Mut und KraftGoethe, Voltaire, Victor Hugo und Shelley beschreiben den "Muselmann, der alle Welt bedrängt", wie er Frauen verführt, Verräter rekrutiert, und seine "Gabe zu gefallen, zu betrügen, Geister zu fesseln, Augen zu verblenden." Man musste auf der Hut sein: "Besonders aber lasst, gerecht und streng, uns gegen der Verräter Tücke wachen. " Der Held Tancred kennt "der Griechen Städte" und "der Mauren Lager"; nun kommt er in seine undankbare Heimat Sizilien zurück und will helfen es von den Mauren zu befreien. Er beklagt den Parteigeist, der "flammend waltet". Er hat gegen die Muslime gekämpft, doch überall begenet ihm Verleumdung: "Von Staat zu Staat bewies ich meinen Mut und überall umgrins'te mich der Neid. Verleumdung überall haucht schadenfroh in Republiken wie an Königshöfen aus unbestraften Lippen ihr Gift." Aller Parteigeist soll vergessen werden, denn es geht darum, das Christentum zu verteidigen und die ungläubigen Moslems aus Sizilien herauszuwerfen: "Die Scharen der Ungläub'gen sind gerüstet. Verteidige mit uns Religion, Gesetz und Freiheit, jenes hohe Recht, sich selbst Gesetz zu geben." Der Muselmann soll vernichtet werden, nicht nur weil er eine Christin als Pfand gefordert hatte: "Schon in Byzanz hat Solamir für sie, ich wusst' es wohl, geglüht; auch hier, vernehm' ich, hat seine Leidenschaft ihn angetrieben, sich, einem Muselmann, der Christin Hand, vom Vater, als des Feindes Pfand, zu fordern." Im fünfter Aufzug ist der Islam auf Sizilien besiegt: Fels und Wald, im Hintergrund eine Aussicht auf den Ätna. "Soldaten, welche beschäftigt sind, aus Sarazenischer Beute Trophäen aufzustellen. Volk, von verschiedenem Geschlecht und Alter, das sich hinzudrängt. Zu ihnen Ritter und Knappen." In Goethe's Übersetzung des Tancred von Voltaire geht es um das Schicksal der Christenheit im Kampf mit den muslimischen Sarazenen und Türken. Es geht nach Voltaire und Shelley immer darum, das muslimische Joch abzuschütteln, so wie es später die Griechen erfolgreich getan hatten und so ein Vorbild für andere (noch) muslimische Staaten sein können: "Errichtet Siegeszeichen auf dem Platze, Wo diese Wundertaten euch befreit, Und schmücket, fromm, die heiligen Altäre Mit der Ungläub'gen besten Schätzen aus. O! möge doch die ganze Welt von uns, Wie man sein letztes Gut verteidigt, lernen! O möge Spanien, aus seinem Druck, Italien, aus seiner Asche blicken! Ägypten, das zertretne, Syrien, Das fesseltragende". Im Tankred beschreibt
Voltaire wie die Welt von Sizilien lernen kann, wie man den Islam ("Glaubensfeind")
bekämpft und das Siegeszeichen, das christliche Kreuz, die heilige
Dreifaltigkeit, die Madonna mit Kind, aufrichtet und die Zeichen der Moslems
(Halbmond, Allah-Schriftzeichen) verbietet, wie ja auch Zeichen anderer
Terrororganisationen verboten sind: "Erhebt das Herz in freudigem Gesang
/ Und Weihrauch lasst dem Gott der Siege wallen! / Ihm, der für uns
gestritten, unsern Arm / Mit Kraft gerüstet, sei allein der Dank!
/ Er hat die Schlingen, hat das Netz zerrissen, / Mit denen uns der Glaubensfeind
umstellt. / Wenn dieser hundert überwundne Völker, / Mit ehrnem
Stab, tyrannisch niederdrückt; / So gab der Herr ihn heut' in unsre
Hand. / Errichtet Siegeszeichen auf dem Platze, / Wo diese Wundertaten
euch befreit, / Und schmücket, fromm, die heiligen Altäre / Mit
der Ungläub'gen besten Schätzen aus. / O! möge doch die
ganze Welt von uns, / Wie man sein letztes Gut verteidigt, lernen! / O
möge Spanien, aus seinem Druck, / Italien, aus seiner Asche blicken!
/ Ägypten, das zertretne, Syrien, / Das fesseltragende, nun auch /
Zum Herren, der uns rettete, sich wenden!" [39]
"Loredan 6. WeltreiseZur Weltreise eines Dichters aus Kreta schreibt Voltaire: "Ich bin im Jahre 1600 in der Stadt Kandia geboren. Mein Vater war daselbst Statthalter, und ich entsinne mich, dass ein mittelmäßiger Dichter namens Iro, der ein gar großer Tölpel war, schlechte Verse zu meinem Lobe machte, in denen er meine Abstammung in gerader Linie von Minos herleitete. Nachdem mein Vater jedoch in Ungnade gefallen war, machte er andere, in denen ich nur noch von Pasiphaë und ihrem Liebhaber abstammte. Er war wirklich ein recht boshafter Mensch, dieser Iro, und der langweiligste Halunke auf der ganzen Insel. Im Alter von fünfzehn Jahren schickte mich mein Vater zum Studium nach Rom. Ich reiste in der Hoffnung hin, dort nun alle Wahrheiten zu lernen, denn bis dahin hatte man mich genau das Gegenteil gelehrt, wie es Brauch ist in dieser Welt hienieden." [40]Er wanderte durch Europa und kam schließlich nach Holland, "wo ich unter der dickblütigen Bevölkerung etwas mehr Ruhe anzutreffen hoffte. Als ich im Haag anlangte, schlug man einem verehrungswürdigen Greise gerade den Kopf ab. Es war der kahle Kopf des ersten Ministers Barneveldt, desjenigen Mannes, der sich am meisten um die Republik verdient gemacht hatte. Von Mitleid ergriffen, fragte ich, welches sein Verbrechen gewesen und ob er Hochverrat begangen? »Er hat weit Schlimmeres getan,« antwortete mir ein schwarz bemäntelter Priester, »er gehörte zu den Menschen, welche glauben, man könne das ewige Heil ebenso durch gute Werke, wie durch den Glauben erringen! Ihr müsset zugeben, dass wenn dergleichen Ansichten um sich greifen, die Republik nicht zu bestehen vermag, und dass es strenger Gesetze bedarf, um solche ärgerlichen Greuel zu unterdrücken.« Ein tief denkender Staatsmann des Landes sprach zu mir: »Ach, mein Herr, die gute Zeit wird nicht ewig dauern, nur aus einem Zufall ist das Volk jetzt so glaubenseifrig, sein Grundcharakter neigt viel mehr der abscheulichen Lehre der Duldsamkeit zu, und eines schönen Tages wird sie ganz allgemein herrschen. Ich erbebe bei diesem Gedanken!« Hoffend, dass diese verhängnisvolle Zeit der Milde und Nachsicht in Bälde eintreten möchte, verließ ich meinerseits schleunigst dies Land, in dem die Strenge durch keinerlei Anmut gelindert wurde, und schiffte mich nach Spanien ein." [41] Er schloss mich eine geraume Zeitlang mit völlig väterlicher Zärtlichkeit in seine Arme und sagte mir, wie aufrichtig es ihn betrübt, vernommen zu haben, dass ich so gar schlecht wohne, leider seien jedoch alle Zimmer seines Hauses besetzt, dafür solle ich es ein andermal, so hoffe er, weit bequemer haben. Darauf fragte er mich herzlich, ob ich wisse, weshalb ich dort sei. Ich entgegnete dem hochwürdigen Vater, dass es doch wahrscheinlich um meiner Sünden willen geschähe. »Wohlan, mein liebes Kind, für welche Sünde denn? Fasse Vertrauen zu mir und sage es.« Aber ich mochte nachdenken, so viel ich nur wollte, ich konnte es nicht erraten, da half er mir barmherzig auf die Spur. Endlich fielen mir meine unbesonnenen Worte ein. Ich kam dafür mit einer Geißelung und einer Buße von dreitausend Realen davon. [42] Dann musste ich dem
Großinquisitor meine Aufwartung machen, ich fand einen äußerst
höflichen Mann, der mich fragte, wie mir seine kleine festliche Veranstaltung
gefallen habe? Ich sagte ihm, sie sei herrlich gewesen, und dann drängte
ich meine Reisegefährten dieses Land zu verlassen, so schön es
auch immer sein möchte." [43]
7. Reisen in die Türkei und IranSo wie es heute noch ein großer Fehler ist in die mohammedanische Türkei zu fahren, weil die Türken "ungetaufte Irrgläubige" sind, so war es früher ein noch größerer Fehler: "Meine Reiselust quälte mich unausgesetzt. Ich hatte ehedem die Absicht gehegt, meine Streifereien durch Europa mit der Türkei zu beschließen, und so schlugen wir denn nach dorthin den Weg ein. Ich nahm mir fest vor, meine Ansicht über die Festlichkeiten, die wir etwa sehen sollten, nicht mehr zu äußern. »Die Türken,« sprach ich zu meinen Gefährten, »sind ungetaufte Irrgläubige und werden folglich noch viel grausamer sein als die hochwürdigen Väter der Inquisition; hüllen wir uns also bei diesen Mohammedanern in Schweigen.« ...Wie Hunde, die auf der Straße übereinander herfallen und von ihren Herren mit Stockschlägen auseinandergetrieben werden, so verfolgten sich diese Sklaven der Türken gegenseitig. Der Großvezier beschützte damals gerade die Griechen. Der griechische Patriarch beschuldigte mich, bei dem römischen Patriarchen zu Abend gegessen zu haben, und so wurde ich vor dem ganzen Diwan zu hundert Stockschlägen auf die Fußsohlen verurteilt, von welcher Strafe ich mich mit fünfhundert Zechinen loskaufen durfte. Am Tage darauf wurde der Großvezier erdrosselt, am übernächsten Tage verurteilte mich sein Nachfolger, der die Römlinge schützte und erst einen Monat später erdrosselt wurde, zu derselben Buße, weil ich bei dem griechischen Patriarchen gespeist. So sah ich mich denn in die traurige Notwendigkeit versetzt, weder die griechischen noch die römischen Kirchen zu besuchen. Um mich dafür zu trösten, mietete ich mir eine ungewöhnlich schöne Tscherkessin, die im einsamen Beieinandersein das zärtlichste und in der Moschee das frömmste Frauenzimmer von der Welt war. Mich umarmend rief sie nun eines Nachts im süßen Überschwange ihrer Liebe aus: »Allah, Illah, Allah!« Dies sind die hohen Sakramentsworte der Türken, ich jedoch hielt sie für heilige Worte der Liebe, und so flüsterte denn auch ich gar zärtlich: »Allah, Illah, Allah!« »Oh,« rief sie, »der barmherzige Gott sei gepriesen! Du bist Türke.« Ich erwiderte ihr, dass ich ihn segne, mir die Kraft dazu verliehen zu haben, und schätzte mich über die Maßen glücklich. Morgens erschien der Iman, um mich zu beschneiden, und da ich einige Schwierigkeiten machte, fragte mich der Kadi des Viertels, ob er mich pfählen lassen solle? Mit tausend Zechinen vermochte ich meine Vorhaut und meinen Hintern zu retten, und floh schnellstens nach Persien, fest entschlossen, nie wieder weder eine griechische noch eine lateinische Messe in der Türkei zu hören und vor allem niemals mehr »Allah, Illah, Allah« bei einem Stelldichein zu flüstern. Als ich in Ispahan anlangte, fragte man mich, ob ich für den schwarzen oder für den weißen Hammel sei; ich erwiderte, dieses gelte mir völlig gleich, vorausgesetzt, dass der betreffende Hammel zartes Fleisch habe. Man muss jedoch wissen, dass die beiden Sekten des weißen und des schwarzen Hammels Persien noch heute zerspalten. So glaubte man denn, ich wolle mich über beide Parteien lustig machen, und damit hatte ich mir schon an den Toren der Stadt einen gar gefährlichen Handel auf den Hals geladen. Es kostete mir wiederum eine große Summe Zechinen, die Hammel los zu werden." [44] 8. Reisen in die Tatarei, China, Indien und AfrikaEr drang mit einem Dolmetscher bis nach China vor, "welches Land, wie er mir versicherte, das einzige war, in dem man frei und fröhlich lebte. Die Tataren hatten sich zu seinen Herren gemacht, nachdem sie alles in Blut und Feuer ertränkt, und mitten unter ihnen gaben die hochwürdigen Jesuitenväter auf der einen und die hochwürdigen Dominikanerväter auf der anderen Seite vor, insgeheim Seelen für Gott zu gewinnen, ohne dass jemand etwas davon merkte. Niemals hat es wohl so eifrige Bekehrer gegeben, denn sie verfolgten einander abwechselnd und schrieben ganze Bände voll schrecklicher Beschuldigungen nach Rom. Um einer jeden Seele willen schalten sie einander gottlos und pflichtvergessen. Vor allem herrschte ein grauenhafter Zwist zwischen ihnen wegen der Art und Weise sich zu verbeugen: die Jesuiten wollten, die Chinesen sollten ihre Väter und Mütter nach chinesischem Brauche grüßen, die Dominikaner dagegen wünschten, es solle nach römischer Weise geschehen. Es widerfuhr mir, von den Jesuiten für einen Dominikaner gehalten zu werden, und man schwärzte mich bei seiner tatarischen Majestät für einen Spion des Papstes an. Der hohe Rat beauftragte einen Obermandarin mit der Sache, und dieser befahl einem Unteroffizier, der vier eingeborene Häscher befehligte, mich gefangen zu nehmen und feierlich zu fesseln. Nach hundertundvierzig Kniebeugungen wurde ich vor seine Majestät gebracht. Sie ließ mich fragen, ob ich ein Spion des Papstes, und ob es ferner wahr sei, dass dieser Fürst in Person heranziehen wolle, um ihn zu entthronen. Ich erwiderte, der Papst sei ein Priester im Alter von siebenzig Jahren, wohne um viertausend Meilen von seiner geheiligten tatarisch-chinesischen Majestät entfernt, besitze ungefähr dreitausend Soldaten, welche mit einem Sonnenschirm auf Wache zögen, und würde niemanden entthronen; seine Majestät könne dieserhalb ruhig schlafen. Dies war das am wenigsten verhängnisvolle Abenteuer meines Lebens: man schickte mich nur nach Macao, von wo ich mich nach Europa einschiffte." [45]Fromme Moslems wie sie heute gern in Europa gefördert werden, lernte er kennen, z.B. Aureng-Zeb: "An der Küste von Golconda musste mein Schiff ausgebessert werden; ich nahm die Zeit wahr, um den Hof des großen Aureng-Zeb zu besuchen, von dem man sich gar wunderbare Dinge in der Welt erzählte. Er hielt sich damals in Delhi auf. Mir ward die Freude, ihn von Angesicht zu Angesicht zu schauen am Tage der prunkvollen Feierlichkeit, in welcher er das heilige Geschenk empfängt, so ihm der Sheriff von Mekka sendet: es besteht in dem Besen, mit dem das heilige Haus, die Kaaba, die Beth-Allah, gefegt wird; dieser Besen ist das Symbol, welches allen Unrat der Seele auskehrt. Aureng-Zeb schien seiner nicht zu bedürfen, denn er war der frömmste Mann in ganz Hindustan. Er hatte allerdings einen seiner Brüder erwürgt und seinen Vater vergiftet und unzählige Rajahs und ebensoviele Omrahs zu Tode martern lassen; das hatte jedoch nichts auf sich, man sprach nur von seiner Frömmigkeit und glich ihm einzig die geheiligte Majestät des hochherrlichen Kaisers von Marokko, Muley Ismael, welcher an allen Freitagen nach dem Gebet ein großes Köpfen vornahm. Ich äußerte kein Wort, das Reisen hatte mich gebildet; ich fühlte, dass es mir nicht zustand, zwischen diesen beiden erlauchten Herrschern zu entscheiden. Ein junger Franzose jedoch, mit dem ich zusammen wohnte, ließ es, wie ich gestehen muss, an Respekt vor den Kaisern von Indien und von Marokko fehlen; es fiel ihm nämlich bei, ganz laut zu sagen: es gäbe in Europa sehr fromme Fürsten, welche ihre Staaten trefflich beherrschten und sogar die Kirchen besuchten, ohne deshalb ihre Väter und Brüder zu töten und ihren Untertanen die Köpfe abhauen zu lassen. Unser Dolmetscher übersetzte diese gottlose Rede meines jungen Gefährten ins Hindustanische. Von der Vergangenheit belehrt, ließ ich schleunigst meine Kamele satteln und wir, das heißt der Franzose und ich, reisten sofort ab. Später habe ich erfahren, dass noch in selbiger Nacht die Offiziere des großen Aureng-Zeb in unserem Gasthofe erschienen waren, um uns zu verhaften; sie fanden jedoch nur den Dolmetscher. Er wurde auf dem Marktplatze hingerichtet, und alle Höflinge räumten ohne jede Schmeichelei ein, dass er eines gerechten Todes gestorben sei." [46] Um alle Annehmlichkeiten
unseres Erdteils richtig würdigen zu können, musste ich nur noch
Afrika sehen, und so geschah denn auch. Mein Schiff wurde von schwarzen
Seeräubern gekapert. Unser Kapitän brach in laute Klagen aus
und fragte sie, warum sie dergestalt das Völkerrecht verletzten. Der
schwarze Schiffspatron erwiderte ihm: »Ihr habt lange Nasen, die
unseren sind platt, eure Haare sind glatt, unsere Wolle dagegen gekräuselt,
eure Haut ist aschfarben, die unsere wie Ebenholz: folglich müssen
wir auf Grund heiliger Naturgesetze einander ewig feind sein. Ihr kauft
uns auf den Märkten an der Küste von Guinea wie Lasttiere, um
uns zur Arbeit in weiß Gott welchen ebenso mühseligen wie lächerlichen
Verrichtungen zu zwingen; mit Ochsenziemerhieben zwingt Ihr uns, ganze
Berge aufzuwühlen, um daraus eine Art gelber Erde zu gewinnen, die
an sich zu nichts nütze ist und kaum den Wert einer guten ägyptischen
Zwiebel hat; und ebenso zwingen wir Euch, wenn wir Euch treffen und die
Stärkeren sind, unsere Felder zu bestellen, oder wir schneiden Euch
die Nase und die Ohren ab.« Wider eine derartig weise Rede ließ
sich nichts vorbringen. Um meine Ohren und meine Nase zu behalten, bestellte
ich also den Acker einer alten Negerin. Nach Verlauf eines Jahres wurde
ich zurückgekauft. Ich hatte alles gesehen, was es an Schönem,
Gutem und Herrlichem auf der Welt gibt, und beschloß, fortan in meiner
Heimat zu bleiben. Ich verheiratete mich, wurde Hahnrei und erkannte, dass
dieses der süßeste Zustand des Lebens sei." [47]
9. Eitler Wortschwall, den man zu Babylon Unterhaltung nannte; große ÄrzteWeisheit und Metapyhsik im Gegensatz zu "eitlem Wortschwall" gab es schon im alten Babylon: "Zur Zeit König Moabdars lebte in Babylon ein junger Mann namens Zadig, dessen schöne, natürliche Anlagen durch seine Erziehung gefestigt und entwickelt worden waren. Obgleich er reich und noch jung war, wusste er doch seine Leidenschaften zu bändigen. Er wollte nichts vorstellen, wollte nicht stets recht haben, und wußte die Schwächen der Menschen zu achten. Es war erstaunlich zu sehen, wie er trotz seines reichen Verstandes die weitschweifenden, unzusammenhängenden Reden, die frechen Verleumdungen, die törichten Urteile, die groben Unflätigkeiten, den ganzen eitlen Wortschwall, den man zu Babylon Unterhaltung nannte, mit seinem Spotte geißelte. Er hatte aus dem ersten Buche Zoroasters gelernt, dass die Eigenliebe ein windgefüllter Schlauch sei, aus dem Stürme hervorbrechen, wenn man auch nur mit einer Nadel hineinsticht. Vor allem brüstete Zadig sich niemals damit, die Weiber zu verachten und zu besitzen. Er war großmütig und scheute sich nicht, auch Undankbare zu verpflichten, nach der großen Vorschrift Zoroasters: »Wenn du issest', so gib auch den Hunden, selbst wenn sie dich beißen.« Er war so weise, als man es zu sein vermag, denn er strebte nach dem Umgange der Weisen. In den Wissenschaften der alten Chaldäer unterrichtet, wusste er von den Naturgesetzen alles, was damals von ihnen bekannt war, und von der Metapyhsik so viel, als man zu allen Zeiten davon gewusst hat, das heißt herzlich wenig. Er war trotz der neuen Philosophie seiner Zeit fest davon überzeugt, dass das Jahr aus dreihundertfünfundsechzig Tagen und sechs Stunden bestehe und die Sonne sich im Mittelpunkte des Weltenraumes befinde, und wenn die Obermagier ihm mit beleidigendem Eigendünkel bedeuteten, dass er verwerfliche Gesinnungen hege, und dass es ein Feind des Staates sein heiße, wenn man glaube, die Sonne drehe sich um sich selbst und das Jahr habe zwölf Monate, so schwieg er ohne Zorn und ohne Überhebung." [48]Große Ärzte
gab es auch: "Da Zadig große Reichtümer und folglich viele Freunde
hatte, ferner gesund und wohlgebildet war und einen geraden, ausgeglichenen
Verstand und ein edles, offenes Gemüt besaß, so glaubte er,
auch glücklich sein zu können. Er stand im Begriff, Semira zur
Frau zu nehmen, welche wegen ihrer Schönheit, ihrer Geburt und ihres
Reichtumes für das begehrenswerteste Mädchen von Babylon galt.
Er fühlte für sie eine innige reine Neigung, und Semira liebte
ihn leidenschaftlich. Schon nahte die glückliche Stunde, die sie für
immer vereinigen sollte, als sie auf einem gemeinsamen Spaziergange unter
den Uferpalmen des Euphrat, nicht weit vor einem Tore Babylons, plötzlich
eine Schar mit Bogen und Schwertern bewaffnete Männer auf sich losstürzen
sahen. Es waren die Trabanten des jungen Orkan, des Neffen eines Ministers,
dem die Hofschranzen seines Onkels in den Kopf gesetzt hatten, ihm sei
alles erlaubt. Er besaß weder die Anmut noch eine einzige der Tugenden
Zadigs: da er sich jedoch für etwas weit Besseres hielt, konnte er
es nicht verwinden, jenen ihm vorgezogen zu sehen. Seine Eifersucht, die
einzig seiner Eitelkeit entsprang, erweckte den Wahn in ihm, er sei sterblich
in Semira verliebt, und so hatte er denn beschlossen, sie zu entführen.
Die Räuber ergriffen sie, und im Taumel ihres Ungestüms verwundeten
sie sie und vergossen das Blut eines Wesens, dessen Anblick die Tiger des
Berges Immaus gerührt hätte. Sie erfüllte den Himmel mit
ihrem Wehgeschrei. »Mein teurer Gatte,« rief sie, »oh,
man raubt mich dem Manne, den ich liebe.« Ihre eigene Gefahr galt
ihr nichts, sie dachte nur an ihren geliebten Zadig. Dieser verteidigte
sie unterdessen mit der ganzen Kraft, welche Tapferkeit und Liebe zu verleihen
vermögen. Obgleich er nur zwei Sklaven zum Beistande hatte, schlug
er die Räuber dennoch in die Flucht und trug die ohnmächtige
und blutende Semira in ihr Haus. Als sie die Augen wieder aufschlug, sah
sie ihren Befreier vor sich. »Oh Zadig,« sprach sie, »ich
liebte dich als meinen zukünftigen Gatten, nun liebe ich dich als
den, dem ich Leben und Ehre verdanke.« Niemals war wohl je ein Herz
ergriffener als das Herz der Semira, nie sprach ein reizenderer Mund rührendere
Empfindung in jenen feurigen Worten aus, welche das Gefühl für
die größte aller Wohltaten verbunden mit dem zärtlichsten
und rechtmäßigsten Liebesüberschwange einzugeben vermag.
Ihre Verwundung war nur leicht, und sie genas schnell. Zadig hingegen war
gefährlicher verwundet worden, ein dicht neben dem Auge eingedrungener
Pfeilschuss hatte ihm eine tiefe Wunde gerissen. Semira erflehte von den
Göttern nichts als die Genesung ihres Geliebten. Tag und Nacht schwammen
ihre Augen in Tränen: sehnsüchtig harrte sie des Augenblicks,
da die Blicke Zadigs sich wieder an ihren Blicken weiden möchten.
Ein Geschwür, welches das verwundete Auge überzog, ließ
das Schlimmste befürchten. Man schickte bis nach Memphis nach dem
großen Arzte Hermes, der auch bald mit reichem Gefolge eintraf. Er
untersuchte den Kranken und hielt den Verlust des Auges für unabwendbar,
ja, er sagte sogar den Tag und die Stunde voraus, in der dieses traurige
Ereignis eintreten würde. »Wäre es das rechte Auge gewesen,«
sprach er, »so würde ich es geheilt haben, Verwundungen des
linken Auges dagegen sind unheilbar.« Unter Klagen über das
Schicksal Zadigs bewunderte ganz Babylon die Tiefe der Wissenschaft des
Hermes. Zwei Tage später brach das Geschwür von selber auf, und
Zadig genas völlig. Hermes verfasste ein Buch, in dem er nachwies,
dass Zadig nicht hätte gesunden dürfen. Zadig las es nicht, sobald
er jedoch ausgehen konnte, schickte er sich an, diejenige zu besuchen,
welche die Hoffnung seines Lebensglückes bildete und für die
allein er Augen haben wollte. Semira weilte seit drei Tagen auf dem Lande.
Auf dem Wege dorthin erfuhr er, die Schöne habe sich in der letztvergangenen
Nacht, nachdem sie ihre unüberwindliche Abneigung gegen Einäugige
laut verkündet, mit Orkan vermählt. Bei dieser Nachricht fiel
Zadig bewußtlos zu Boden. Sein Schmerz brachte ihn an den Rand des
Grabes. Lange lag er krank darnieder, endlich aber besiegte Vernunft seinen
Gram, ja, die Grausamkeit dessen, so ihm widerfahren, trug sogar dazu bei,
ihn zu trösten. »Da ein am Hofe erzogenes Mädchen mir einen
so grausamen Streich gespielt, will ich mir ein Mädchen aus dem Bürgerstande
erwählen.« Seine Wahl fiel auf Asora, das klügste und einer
der besten Bürgerfamilien entstammende Mädchen der ganzen Stadt.
Er vermählte sich mit ihr und lebte einen Monat lang in allen Wonnen
zärtlichster Vereinigung, nur gewahrte er an ihr einigen Leichtsinn
und den ausgesprochenen Hang, stets die bestgewachsenen jungen Leute auch
für die klügsten und tugendhaftesten zu halten." [49]
10. Eigentümlichkeiten der Tiere und Pflanzen; Eunuchen, Obereunuchen und Hofbeamte des Sultans; FehlurteileEr erforschte mit Hingebung die Eigentümlichkeiten der Tiere und Pflanzen und erwarb gar bald eine so große Scharfsichtigkeit, dass er hundert Unterschiede dort wahrnahm, wo alle anderen Menschen nur Gleichförmigkeit zu entdecken vermochten. "Als er nun eines Tages am Rande eines kleines Gehölzes auf und nieder wandelte, sah er einen Eunuchen und hinter diesem viele Hofbeamte auf sich zueilen. Sie schienen sich alle in großer Unruhe zu befinden und liefen bald hier-, bald dorthin, wie Menschen, die etwas gar Kostbares verloren haben und nun vor Bestürzung nicht wissen, wo sie es suchen sollen. »Junger Mann,« rief ihm der Obereunuch zu, »hast du nicht den Hund der Königin gesehen?« »Es ist eine Hündin und kein Hund«, erwiderte Zadig bescheiden. »Recht, recht!« entgegnete der Obereunuch. »Es ist eine auffallend kleine spanische Wachtelhündin,« fuhr Zadig fort, »sie hat vor kurzem geworfen, hinkt auf dem linken Vorderfuß und hat sehr lange Ohren.« »Du hast sie also gesehen?« fragte der Obereunuch atemlos. »Nein,« antwortete Zadig, »ich habe sie niemals gesehen, ich habe nicht einmal gewusst, dass die Königin eine Hündin besaß.« Durch eine jener gar seltsamen, aber dem Zufalle durchaus eigenen Launen war genau zu der gleichen Zeit das schönste Pferd des königlichen Stalles aus den Händen eines Stallmeisters in die Ebene von Babylon entsprungen. Der Oberstallmeister und alle anderen Stallbeamten liefen nun ebenso ängstlich hinter dem Pferde her, wie der Obereunuch hinter der Hündin hergelaufen war. Der Oberstallmeister rief Zadig an und fragte ihn, ob er das Pferd des Königs nicht gesehen habe? »Es läuft einen vortrefflichen Galopp,« erwiderte Zadig, »ist fünf Fuß lang, hat einen auffallend kleinen Huf, und sein Schweif misst drei und einen halben Fuß; die Buckel an seinem Gebiss sind aus dreiundzwanzigkarätigem Golde und seine Eisen aus elflötigem Silber.« »In welcher Richtung ist es gelaufen, wo ist es?« fragte der Oberstallmeister. »Ich habe es nicht gesehen,« antwortete Zadig, »und auch noch nie von ihm sprechen gehört.« Der Oberstallmeister und der Obereunuch waren überzeugt, dass Zadig das Pferd des Königs und die Hündin der Königin gestohlen habe; sie ließen ihn vor die Versammlung des großen Desturham bringen und dieser verurteilte ihn zur Knute und zu lebenslänglicher Verbannung nach Sibirien. Kaum war das Urteil gefällt, so fand man Pferd und Hündin wieder; die Richter sahen sich in die schmerzliche Notwendigkeit versetzt, ihr Urteil zu widerrufen. Sie verdammten Zadig jedoch zu einer Buße von vierhundert Unzen Goldes, weil er behauptet, etwas nicht gesehen zu haben, was er doch gesehen haben musste, und erst nachdem er die Geldstrafe erlegt, wurde ihm erlaubt, vor dem Rate des großen Desturham seine Sache zu führen. Er sprach folgendermaßen: »Sterne der Gerechtigkeit, Abgründe der Weisheit, Spiegel der Wahrheit, die ihr die Schwere des Bleies, die Härte des Eisens, den Glanz des Diamanten und gar große Verwandtschaft mit dem Golde besitzet, da mir verstattet ist, vor dieser erlauchten Versammlung zu sprechen, so schwöre ich bei Oromazes, dass ich weder die hochachtbare Hündin der Königin, noch das geheiligte Ross des Königs der Könige jemals gesehen habe. Hört, was mir geschah: ich lustwandelte in der Nähe jenes kleinen Wäldchens, wo mir dann später der ehrwürdige Eunuch und Seine Herrlichkeit der Herr Oberstallmeister begegneten. Während ich nun so dahinging, gewahrte ich im Sande die Spuren eines kleinen Tieres und konnte leicht erkennen, dass sie von einem kleinen Hunde stammten. An den leichten langgestreckten Furchen, die sich zwischen den Eindrücken der Pfoten auf kleinen Erhöhungen des Sandes zeigten, erkannte ich, dass der Hund eine Hündin gewesen, deren Zitzen herabhingen, die also vor wenigen Tagen Junge geworfen haben musste. Andere von den erwähnten wesentlich verschiedene Spuren, die von einem Schleifen auf der Oberfläche des Sandes zu beiden Seiten der Vorderpfoten herzurühren schienen, lehrten mich, dass die Hündin sehr lange Ohren gehabt haben musste, und da ich außerdem noch gewahrte, dass der Sand von einer Pfote stets weniger niedergedrückt worden war, als von den drei anderen, so ward mir klar, dass die Hündin unserer allergnädigsten Königin ein wenig hinkt, falls ich es so zu nennen wagen darf. Was das Pferd des Königs der Könige angeht, so wisset, dass ich beim Beschreiten der Wege jenes Wäldchens die Abdrücke von Pferdehufen sah, welche alle gleich weit voneinander entfernt waren. Ei, sprach ich zu mir selber, dieses Pferd läuft einen gar trefflichen Galopp. Auf einem schmalen, nur sieben Fuß breiten Wege war in einer Entfernung von drei und einem halben Fuß von der Mitte des Weges der Staub von den Bäumen zur Rechten und zur Linken ein wenig fortgewischt. Das Pferd, sprach ich zu mir, muss einen drei und einen halben Fuß langen Schweif gehabt haben, mit dem es nach rechts und nach links wedelnd den Staub von den Bäumen fortgefegt hat. Unter den Bäumen, welche einen Laubgang von fünf Fuß Höhe bildeten, sah ich frisch gefallene Blätter liegen und erkannte daran, dass das Pferd sie abgebrochen hatte, also fünf Fuß hoch gewesen sein musste. Was sein Gebiss angeht, so muss es aus dreiundzwanzigkarätigem Golde sein, denn es hat sich damit gegen einen Stein gerieben, den ich für einen Prüfstein erkannte und mit dem ich die Probe machte. Aus den Schürfungen endlich, die seine Eisen auf Kieselsteinen anderer Art zurückgelassen, musste ich schließen, dass sie aus elflötigem Silber geschmiedet waren.« Alle Richter bewunderten die tiefe und feine Unterscheidungsgabe Zadigs; das Gerücht drang sogar bis zum König und der Königin. In den Vorzimmern, den Sälen und den Privatgemächern wurde nur noch von Zadig gesprochen, und obgleich mehrere Magier meinten, man müsse ihn wie einen Hexenmeister verbrennen, befahl der König dennoch, ihm die Buße von vierhundert Unzen Gold, zu der er verurteilt worden war, zurückzuerstatten. Der Kanzleischreiber und die Gerichtsdiener und Anwälte erschienen also bei ihm mit großem Gepränge, um ihm seine vierhundert Unzen wiederzubringen; für die Gerichtskosten behielten sie davon nur dreihundertachtundneunzig, und ihre Leute baten sich ein Trinkgeld aus. Zadig erkannte, wie gefährlich es zuweilen sei, gelehrt zu sein, und nahm sich vor, bei der nächsten Gelegenheit nicht wieder zu sagen, was er gesehen." [50]Gelehrtheit konnte
gefährlich sein - zumindest am Hofe des Sultans, aber Unwissenheit
war auch nicht hilfreich um Fehlurteile zu verhindern: "Diese Gelegenheit
fand sich gar bald. Ein Staatsgefangener entsprang und kam unter den Fenstern
Zadigs vorbei; man befragte ihn, er aber gab keine Auskunft, und so bewies
man ihm denn, dass er gerade aus dem Fenster gesehen hatte. Für dieses
Verbrechen wurde er zu fünfhundert Unzen Goldes verurteilt und dankte,
wie es in Babylon der Brauch, seinen Richtern noch für ihre Nachsicht.
Zu sich selber jedoch sprach er: Großer Gott, wie beklagenswert ist
man nicht, geht man in einem Walde spazieren, durch den die Hündin
der Königin und das Pferd des Königs gelaufen ist, und wie gefährlich
ist's gar, aus dem Fenster zu sehen, und wie schwer, wie schwer, in diesem
Leben glücklich zu sein!" [51]
11. Philosophie / Wissenschaft; niemand wurde gepfählt, worüber einige Doktoren allerdings murrten und daraus den nahen Untergang Babylons weissagtenZadig wollte in der Philosophie und in der Freundschaft Trost für die Leiden finden, die ihm das Schicksal zugefügt. "In einer Vorstadt Babylons besaß er ein geschmackvoll eingerichtetes Haus, und dorthin lenkte er nun alle Künste und Freuden, die eines gesitteten Mannes würdig sind. Am Morgen stand seine Bücherei allen Gelehrten offen, des Abends seine Tafel der guten Gesellschaft. Nur allzu bald erfuhr er jedoch, wie gefährlich die Gelehrten sind. Es erhob sich nämlich ein großer Streit unter ihnen über ein Gesetz Zoroasters, welches Greifenfleisch zu essen verbot. »Wie kann man Greifenfleisch verbieten,« riefen die einen, »da es ein solches Tier gar nicht gibt!« »Es muss es geben,« schrien die anderen, »da Zoroaster nicht will, dass es gegessen werde!« Zadig wollte den Streit versöhnlich schlichten und sprach daher zu ihnen: »Wenn es Greifenfleisch gibt, so wollen wir nicht davon essen, und gibt es keines, so können wir es nicht tun; so werden wir also in jedem Falle alle dem Zoroaster gehorsam sein«. Ein Gelehrter, welcher dreizehn Bände über die Eigenschaften der Greifen geschrieben und überdies ein großer Theurg war, hatte nichts Eiligeres zu tun, als Zadig bei einem Erzmagier namens Yebor, (Umstellung des Namens Boyer, eines fanatischen Dummkopfes, der als Minister Voltaire aufs gehässigste verfolgte). dem dümmsten und daher fanatischsten aller Chaldäer, anzuklagen. Dieser Mensch hätte Zadig zum höchsten Ruhme der Sonne pfählen lassen und danach das Brevier Zoroasters nur in um so selbstzufriedenerem Tone hergesagt. Der Freund Kador (ein Freund ist mehr wert als hundert Priester) suchte den alten Yebor auf und sprach zu ihm: »Es lebe die Sonne und die Greifen! Sei ja auf deiner Hut, den Zadig zu strafen, er ist ein Heiliger! Er hält Greifen auf seinem Geflügelhofe und isst sie nicht. Sein Ankläger dagegen ist ein Ketzer, der zu behaupten wagt, die Kaninchen hätten gespaltene Füße und seien nicht unrein.« »Wohlan,« erwiderte Yebor, indem er seinen Kahlkopf schüttelte, »so muss Zadig eben gepfählt werden, weil er über die Greifen schlecht gedacht, der andere, weil er über die Kaninchen schlecht gesprochen hat!« Es gelang Kador, die Angelegenheit durch ein Hoffräulein beizulegen, dem er ein Kind gemacht, und das einen großen Einfluss im Magierkollegium besaß. Niemand wurde gepfählt, worüber einige Doktoren allerdings murrten und daraus den nahen Untergang Babylons weissagten. »Was ist doch das Glück!« rief Zadig aus, »alles in dieser Welt verfolgt mich, selbst die Geschöpfe, die es gar nicht gibt.« Er verwünschte die Gelehrten und wollte nur noch mit der guten Gesellschaft Umgang pflegen." [52]Er lud die gebildetsten Männer und die liebenswürdigsten Damen Babylons täglich in sein Haus, gab herrliche Gastmähler, denen oft Konzerte vorangingen und die belebt wurden von den reizvollsten Gesprächen, aus denen er die Sucht, geistvoll zu sein, zu bannen vermocht hatte, als welche nämlich ein sicherstes Mittel ist, keinen Geist zu haben und die glänzendste Gesellschaft zu verderben. Weder die Wahl seiner Freunde noch die Wahl der Speisen wurde von Eitelkeit bestimmt, denn in allem zog er das Sein dem Scheine vor und erwarb sich gerade dadurch jene wahre Achtung, nach der er nicht zu streben schien. "Seinem Hause gegenüber wohnte Arimases, ein Mann, dessen böse Seele auf seinem groben Gesichte geschrieben stand. Er war gallsüchtig und aufgeblasen und dazu noch ein langweiliger Schöngeist. Da er es nie zu einem Ansehen in der guten Gesellschaft hatte bringen können, rächte er sich an ihr, indem er auf sie schimpfte. Trotz seines großen Reichtums gelang es ihm nur mit großer Mühe, wenigstens ein paar Schmeichler in sein Haus zu ziehen. Das Gerassel der Wagen, welche abends bei Zadig vorfuhren, quälte ihn, und das Lob, das Zadig überall erntete, reizte ihn noch weit mehr. Bisweilen begab er sich zu Zadig hinüber, setzte sich an seine gedeckte Tafel, ohne geladen zu sein, und verdarb dann dort der Gesellschaft jede Freude, wie man von den Harpyien sagte, dass sie alles Fleisch vergifteten, das sie berührten. Als er eines Tages einer Dame ein Fest geben wollte, widerfuhr es ihm, dass sie bei ihm absagte, dafür aber zu Zadig zum Abendessen ging. Als er sich ein andermal mit Zadig im Palaste unterhielt, begegneten sie einem Minister, der Zadig zum Essen lud und Arimases nicht. Gar oft hat der unversöhnlichste Hass keine tiefere Quelle. Dieser Mann, den man in ganz Babylon den Neider nannte, wollte Zadig zugrunde richten, nur weil er allgemein der Glückliche hieß. Die Gelegenheit, Böses zu tun, bietet sich täglich zu hundert Malen, die Gelegenheit, Gutes zu tun, dagegen nur einmal im Jahre, wie Zoroaster sagt. Eines Tages begab sich nun der Neider in Zadigs Haus, als dieser gerade mit zwei Freunden und einer Dame, der er oft Artigkeiten sagte, in seinem Garten auf und nieder wandelte. Das Gespräch drehte sich um einen Krieg, den der König gegen den Fürsten von Hyrkanien, einen seiner Vasallen, soeben glücklich zu Ende geführt. Zadig, der in diesem kurzen Kriege viele Proben seines Mutes abgelegt hatte, pries den König von Herzen, noch mehr aber die Dame. Er ergriff seine Schreibtafel, schrieb aus dem Stegreif vier Verse hinauf und gab sie dann der Schönen zu lesen. Seine Freunde baten ihn, sie auch ihnen mitzuteilen: Bescheidenheit jedoch oder eine kluge Eigenliebe hielten ihn davon ab. Er wußte gar wohl, dass aus dem Stegreif gemachte Verse bestenfalls derjenigen gut erscheinen können, zu deren Ehre sie geschrieben wurden. Er brach daher das Täfelchen, worauf er geschrieben, entzwei und warf die beiden Hälften in ein Rosengebüsch, in dem man vergebens nach ihnen suchte. Dann fing es leicht zu regnen an, und man begab sich ins Haus. Der Neider, der im Garten geblieben, suchte so emsig, dass er schließlich das eine Stück des Täfelchens fand. Es war so gebrochen, dass jede der die Zeilen füllenden Vershälften einen Sinn, ja, sogar einen selbständigen Vers von kürzerem Maße ergab; infolge eines noch seltsameren Zufalles jedoch bargen diese kürzeren Verse einen Sinn, der die schrecklichsten Beleidigungen gegen den König enthielt. Man las: Durch die größten
Freveleien
Der Neider fühlte sich zum ersten Male in seinem Leben glücklich; in seine Hände war gegeben, was einen tugendhaften und liebenswürdigen Menschen zugrunde richten konnte. Von grausamer Schadenfreude erfüllt, ließ er diese von Zadigs eigener Hand geschriebenen Schmähworte dem Könige unterbreiten. Zadig, seine beiden Freunde und die Dame wurden ins Gefängnis geworfen und sein Prozess gar schnell entschieden, ohne dass man ihn auch nur anzuhören geruht hätte. Als er von der Urteilsverkündung zurückkehrte, stellte sich ihm der Neider von ungefähr in den Weg und rief ihm laut zu, seine Verse taugten eben nichts. Zadig hatte niemals seinen Stolz darein gesetzt, ein guter Dichter zu sein, aber er war verzweifelt darüber, als Majestätsverbrecher verurteilt zu werden, und zwei Freunde und eine schöne junge Dame für ein Verbrechen im Gefängnis zu wissen, das er nicht begangen hatte. Man gestattete ihm nicht zu sprechen, da dies ja seine Schreibtafel nur allzulaut tat. So wollte es das Gesetz von Babylon. Man ließ ihn also durch eine dicht gedrängte Menschenmenge zum Tode schreiten und keiner wagte ihn zu beklagen, und alle drängten sich heran, um ihm ins Gesicht zu blicken und zu sehen, ob er mit Anstand zu sterben wissen würde. Nur seine Verwandten waren betrübt, weil sie ihn nicht beerbten: drei Viertel seines Vermögens wurden für den königlichen Schatz und ein Viertel zugunsten des Neiders eingezogen. In der Stunde, da er sich auf den Tod vorbereitete, flog der Papagei des Königs von seinem Balkon herab und ließ sich in Zadigs Garten auf einen Rosenbusch nieder. Unter diesen Rosenbusch hatte der Wind von einem benachbarten Pfirsichbaume einen Pfirsich geweht, und der Pfirsich war auf das Stück einer Schreibtafel gefallen und daran kleben geblieben. Der Vogel hob den Pfirsich und mit ihm das Stückchen Tafel auf und trug so beides auf den Schoß des Herrschers. Der neugierige Fürst las Worte darauf, die gar keinen Sinn ergaben und wie Versenden anmuteten. Er war ein Freund der Dichtkunst, und mit Fürsten, welche Verse lieben, lässt sich immer noch am besten auskommen: das Abenteuer seines Papageis machte ihm allerlei Gedanken. Die Königin, welche sich genau entsann, was auf dem einen Stück von Zadigs Schreibtafel gestanden hatte, ließ es herbei bringen. Man hielt die beiden Stücke aneinander, sie paßten vollkommen zusammen, und nun las man die Verse so, wie Zadig sie gemacht hatte: Durch die größten
Freveleien sah ich alle Reiche wanken.
Der König befahl,
Zadig sogleich herbeizuführen und seine beiden Freunde und die schöne
Dame aus dem Kerker zu befreien. Zadig warf sich zu Füßen des
Königs und der Königin mit dem Gesicht auf den Boden nieder:
er bat sie demütig um Verzeihung, so schlechte Verse gemacht zu haben,
und sprach mit so viel Anmut, Witz und Verstand, dass der König und
die Königin ihn wiederzusehen wünschten. Er kam und gefiel noch
mehr. Man sprach ihm das gesamte Vermögen des Neiders zu, der ihn
so fälschlich angeklagt, Zadig jedoch gab es ihm ungeschmälert
zurück, wobei den Neider nichts wie die Freude bewegte, sein Hab und
Gut zu behalten. Des Königs Schätzung für Zadig wuchs von
Tag zu Tag. Er musste an allen seinen Vergnügungen teilnehmen und
ihn in allen seinen Angelegenheiten beraten. Und die Königin betrachtete
ihn fortan mit einem Wohlgefallen, welches nicht nur für sie, sondern
auch für den König, ihren erlauchten Gatten, für Zadig und
für das ganze Reich recht wohl gefährlich werden konnte. – Zadig
fing an zu glauben, dass es eben doch nicht allzuschwer sei, glücklich
zu sein." [53]
12. Der jüngste Minister; abergläubische Bräuche; morgenländischer Stil und Stil der VernunftDer König hatte seinen ersten Minister verloren. Seine Wahl zur Besetzung der Stelle fiel auf Zadig. "Alle schönen Damen Babylons lobten dies, denn seit der Gründung des Reiches hatte es noch niemals einen so jungen Minister gegeben. Alle Höflinge dagegen waren wütend, der Neider bekam Blutspeien darüber und seine Nase schwoll ihm fürchterlich an. Nachdem Zadig dem König und der Königin gedankt hatte, begab er sich auch zu dem Papagei, um ihm zu danken: »Schöner Vogel,« sprach er, »nur du allein hast mir das Leben gerettet und mich zum ersten Minister gemacht; die Hündin und das Ross Ihrer Majestäten haben mir viel Böses zugefügt, du allein hast mir Gutes getan. Von derlei Dingen hängt also das Geschick der Menschen ab! Aber,« fügte er hinzu, »ein so seltenes Glück wird vielleicht gar bald dahinwelken.« »Ja«, rief der Papagei. Dies Wort erschreckte Zadig; da er jedoch ein guter Naturkenner war und nicht glaubte, dass die Papageien Propheten seien, beruhigte er sich bald wieder und schickte sich an, seines Ministeramtes nach besten Kräften zu walten. Er ließ jedermann die geheiligte Macht der Gesetze fühlen, niemanden hingegen das Gewicht seiner Würde. Niemals beeinflusste er die Abstimmung im Divan, und jeder Vezier durfte eine eigene Meinung haben, ohne ihm zu missfallen. Wenn er über eine Sache zu richten hatte, so ließ er nicht sich, sondern das Gesetz für den Spruch maßgebend sein, däuchte ihn jedoch das Gesetz allzustreng, so milderte er es; gebrach es aber gar an einem Gesetze, so schuf sein Gerechtigkeitssinn eines, das ebensogut von Zoroaster selber hätte herstammen können. Er war's, von dem die Völker jenen großen Grundsatz lernten, dass man lieber Gefahr laufen solle, einen Schuldigen freizusprechen, als einen Unschuldigen zu verdammen. Er war der Ansicht, die Gesetze seien ebensosehr dazu geschaffen, den Bürgern zu helfen, wie sie zu schrecken. Seine vornehmste Begabung bestand darin, die Wahrheit, welche alle Menschen zu verdunkeln suchen, ans Licht zu bringen." [54]Ein sehr reiches Mädchen hatte zwei Magiern die Ehe versprochen, und nachdem sie einige Monate lang von beiden unterrichtet worden war, sah sie sich guter Hoffnung. Beide wollten sie heiraten. »Ich will den zum Gatten nehmen,« sagte sie, »der mich von euch beiden fähig gemacht hat, dem Reiche einen Bürger zu schenken.« »Ich habe dieses gute Werk vollbracht«, sagte der eine. »Nein, mir ward diese Gunst zuteil«, rief der andere. »Wohlan,« erwiderte sie, »so will ich denjenigen als meines Kindes Vater anerkennen, der ihm von euch beiden die beste Erziehung angedeihen zu lassen vermöchte.« Sie kam mit einem Knaben nieder, und jeder der beiden Magier wollte ihn nun erziehen. Die Sache wurde vor Zadig gebracht, und er beschied die beiden Magier zu sich. »Worin wirst du deinen Zögling unterweisen?« fragte er den ersten. »Ich werde ihn in den Vorzügen der Redekunst unterrichten,« erwiderte der Doktor, »ihn Dialektik, Astronomie und Dämonomanie lehren, und ihm die Substanz und das Akzidens, das Abstrakte und das Konkrete, die Monaden und die prästabilierte Harmonie erklären.« »Ich,« sprach der zweite, »will ihn brav und wahrer Freundschaft würdig zu machen suchen.« Zadig entschied: »Magst du nun sein Vater sein oder nicht, jedenfalls sollst du seine Mutter heiraten.« [55] Andere, deren ganzes Sinnen nur auf "falschen Ruhm und falsche Freuden" gerichtet war, brachte er dazu, zu versprechen, fürderhin weniger eitel und viel fleißiger zu sein, und sich "fortan weniger beweihräuchern" zu lassen, seltener Feste zu geben und so glücklicher zu sein. [56] Derart offenbarte Zadig täglich seine Verstandesschärfe und seine Seelengüte. Man bewunderte ihn ... und liebte ihn trotzdem. Er galt für den glücklichsten aller Menschen, das ganze Reich war seines Namens voll, "alle Weiber äugelten nach ihm, alle Bürger priesen seine Gerechtigkeit, die Gelehrten betrachteten ihn als ihr Orakel, und selbst die Priester rühmten ihm nach, dass er von ihren Dingen sogar mehr verstünde als der Erzmagier Yebor. Jetzt dachte kein Mensch mehr daran, ihm wegen der Greifen den Prozess zu machen, man glaubte fortan nur noch, was ihm glaublich erschien." [57] Der Aberglaube existiert schon lange; noch das islamische Brauchtum legt fest, wie man zu furzen hat, in welche Richtung man beten müsse und mit welchem Fuß man zuerst in den Götzentempel (Moschee) treten dürfe: "Seit fünfzehn Jahrhunderten währte in Babylon ein Streit, der das Reich in zwei schroff gesonderte Hälften teilte. Die einen meinten, man dürfe den Tempel des Mithras niemals anders denn mit dem linken Fuße zuerst betreten; den anderen war dieser Brauch ein Greuel, sie traten stets mit dem rechten Fuß zuerst ein. Ungeduldig harrte man nun auf das hohe Fest des heiligen Feuers, um zu erfahren, welche Sekte Zadig begünstigen würde. Die Augen des Weltalls waren auf seine beiden Füße gerichtet, und die ganze Stadt befand sich in maßloser Aufregung und Spannung. Zadig sprang mit beiden Füßen zugleich in den Tempel hinein und setzte dann in eindrucksvoller Rede auseinander, dass der Gott des Himmels und der Erde, bei dem kein Ansehen der Person gelte, weder das linke Bein höher werte als das rechte noch umgekehrt. Der Neider und seine Frau behaupteten, es hätte in Zadigs Rede an schönen Wendungen gefehlt, er habe die Berge und Hügel nicht genug tanzen lassen. »Er ist trocken und schwunglos«, sagten sie. »Man sieht bei ihm weder das Meer zurückweichen, noch Sterne fallen, noch die Sonne schmelzen wie Wachs, es fehlt ihm durchaus der gute morgenländische Stil.« Zadig war's zufrieden, nur den Stil der Vernunft zu besitzen. Alle Welt stand auf seiner Seite, nicht etwa weil sein Weg der rechte und er selber gar vernünftig und liebenswürdig, sondern weil er erster Vezier war. Ebenso glücklich entschied er den Streit zwischen den weißen und den schwarzen Magiern. Die weißen hielten daran fest, dass es eine Gottlosigkeit sei, im Gebet zu Gott das Antlitz nach Südosten zu kehren; die schwarzen dagegen versicherten, Gott habe einen Abscheu vor den Gebeten aller derer, die sich betend nach Nordwesten wendeten. Zadig befahl, jedermann möge sich kehren und wenden, wohin er wolle." [58] Kurz, man war wirklich froh, dass man ihn nicht gehängt hatte: "So fand er das Geheimnis, schon in aller Frühe mit allen öffentlichen, staatlichen, privaten und bürgerlichen Angelegenheiten fertig zu werden; den übrigen Teil des Tages verwandte er auf die Verschönerung Babylons: er ließ Trauerspiele aufführen, bei denen man weinte, und Lustspiele, bei denen man lachte, was beides seit langem aus der Mode gekommen war und von ihm wieder eingeführt wurde, weil er Geschmack besaß. Er erhob nicht den Anspruch, mehr von Kunst zu verstehen, als die Künstler selber; er belohnte sie durch Geschenke und Auszeichnungen und war nicht im geheimen eifersüchtig auf ihre Gaben. Des Abends wußte er den König und vor allem die Königin aufs beste zu unterhalten. Der König sagte »der große Minister«, die Königin »der liebenswürdige Minister« und alle beide setzten hinzu, dass es doch sehr schade gewesen sein würde, wenn er gehängt worden wäre." [59] Dennoch wendete sich das Blatt für ihn: "Alle Sklaven der Könige und Königinnen sind ebensoviele Spione ihrer Herzen. Nur allzubald hatte man erkannt, dass Astarte zärtlich gestimmt und Moabdar eifersüchtig war. Der Neider beredete die Frau Neiderin, dem Könige ihr Strumpfband zu übersenden, als welches dem der Königin ähnlich und zum größten Unglücke auch blau war. Der Fürst sann nur noch über die Art nach, in der er sich rächen sollte. Eines Nachts beschloß er, die Königin bei Tagesanbruch zu vergiften und Zadig erdrosseln zu lassen. Der Befehl dazu wurde dem Vollstrecker aller seiner Rachetaten, einem unerbittlichen Eunuchen, erteilt. Zufällig befand sich im Gemach des Königs ein kleiner Zwerg, der zwar stumm, aber nicht taub war. Man litt ihn überall wie ein Haustier, das Zeuge selbst der geheimsten Vorgänge sein durfte. Dieser kleine Stumme war der Königin und Zadig von ganzem Herzen ergeben. So entsetzt wie erstaunt lauschte er nun dem über sie verhängten Todesurteil. Was sollte er tun, um diesem grauenhaften Gebot, das schon in wenigen Stunden ausgeführt werden sollte, zuvorzukommen? Er konnte nicht schreiben, hatte jedoch Malunterricht genossen und verstand sich vor allem trefflich auf die Ähnlichkeit. So verbrachte er denn einen Teil der Nacht, um zu skizzieren, was er der Königin sagen wollte: seine Zeichnung stellte in einer Ecke den wutentbrannten König dar, der seinem Eunuchen Befehle erteilt; auf einem Tisch sah man einen blauen Strick, eine Vase, blaue Strumpfbänder und gelbe Schleifen, in der Mitte der Zeichnung hauchte die Königin in den Armen ihrer Frauen ihre Seele aus, und Zadig lag erdrosselt zu ihren Füßen. Am Himmelsrande war ein Sonnenaufgang dargestellt, um anzudeuten, dass die grauenhafte Tat beim ersten Schimmer der Morgenröte ausgeführt werden sollte. Sobald er dieses Werk vollendet, eilte er zu einer der Frauen Astartens, erweckte sie und gab ihr zu verstehen, dass das Gemälde augenblicklich der Königin überbracht werden müsse. Mitten in der Nacht ward dann plötzlich an Zadigs Tür geklopft und ihm, nachdem er erwacht, ein Zettel von der Königin übergeben. Er glaubt zu träumen und erbricht mit zitternder Hand den Brief. Wie groß war nicht sein Erstaunen, und wer möchte die Bestürzung und Verzweiflung beschreiben, die ihn angesichts der folgenden Zeilen niederschmetterten: »Fliehe augenblicklich, oder es kostet Dir das Leben! Fliehe Zadig, ich befehle es Dir im Namen unserer Liebe und meiner gelben Bänder. Ich war nicht schuldig, aber ich fühle, dass ich wie eine Schuldige sterben werde.« Zadig hatte kaum die Kraft zu sprechen. Er gebot Kador herbeizurufen und überreichte ihm wortlos den Brief. Kador zwang ihn zu gehorchen und auf der Stelle auf dem Wege nach Memphis zu entfliehen. »Wenn du dich zur Königin wagst,« sagte er, »beschleunigst du ihren Tod, wendest du dich an den König, so ist's ebenfalls um sie geschehen. Ich bürge dir für ihr Geschick, folge du dem deinen. Ich will das Gerücht aussprengen, du habest dich nach Indien gewandt. Ich folge dir in Bälde und berichte, was inzwischen in Babylon vorgefallen ist.« Auf der Stelle ließ Kador zwei der leichtfüßigsten Dromedare vor eine geheime Tür des Palastes führen und Zadig, den man tragen musste, weil er dem Verscheiden nahe war, auf das eine hinaufsetzen. Ein einziger Bedienter durfte ihn begleiten, und bald verlor der in Bestürzung und Schmerz versunkene Kador seinen Freund aus dem Gesicht." [60] Zadig richtete seinen
Weg nach den Gestirnen: die Stellung des Orion und das hell leuchtende
Bild des Sirius leiteten ihn nach dem Hafen von Kanopus. "Er stellte sich
die Menschen vor, wie sie in Wirklichkeit sind: als ein kleines Geziefer,
das auf einem Kotatome sich gegenseitig verschlingt. Dieses wahre Bild
schien all sein Unglück zu vernichten, indem es ihn der Nichtigkeit
seines Wesens und Babylons bewußt werden ließ. Seine Seele
schwang sich bis in die Unendlichkeit hinauf und betrachtete, gelöst
von aller Körperlichkeit, die unverrückbare Ordnung des Weltenalls.
Wenn er dann aber, sich selbst wieder zurückgegeben und die Schläge
seines Herzens fühlend, Astartens gedachte, die vielleicht für
ihn gestorben war, so schwand das All vor seinen Augen, und er erblickte
im Weltenraume nichts als eine sterbende Astarte und einen unglücklichen
Zadig. Während er sich so einer Ebbe und Flut erhabener Philosophie
und niederdrückender Schmerzen überließ, näherte er
sich der Grenze Ägyptens, und schon war sein treuer Diener in den
ersten Marktflecken vorausgeeilt, um für ihn eine Herberge zu suchen.
Zadig wandelte unterdessen zwischen den Gärten einher, die das Dorf
einfassten. Von ungefähr sah er da nicht weit von der Landstraße
ein Weib, das tränenüberströmt Himmel und Erde um Hilfe
anrief, und einen wütenden Mann, der es verfolgte. Schon hatte jener
sie erreicht, und während sie seine Kniee umklammert hielt, überhäufte
er sie mit Schlägen und Schmähworten. Aus der zügellosen
Wut des Ägypters und dem stets erneuerten Flehen um Vergebung seitens
der Dame schloss Zadig, dass ihr Verbrechen Treulosigkeit und des Mannes
Wut Eifersucht sei. Als er jedoch die rührende Schönheit der
Frau, die der unglücklichen Astarte ein wenig ähnlich sah, näher
betrachtet hatte, fühlte er sich von Milde für sie und von Abscheu
wider den Ägypter durchdrungen. »Hilf mir,« rief sie schluchzend
Zadig an, »entreiße mich dem erbarmungslosesten aller Männer,
rette mir das Leben.« Auf diese Rufe hin warf sich Zadig zwischen
sie und den Barbaren. Er besaß einige Kenntnis im Ägyptischen
und redete ihn in dieser Sprache an: »So du nur die geringste Spur
eines menschlichen Gemütes besitzest, beschwöre ich dich, Achtung
vor Schönheit und Schwäche zu haben! Wie vermagst du nur ein
solches Meisterwerk der Natur, das sich zu deinen Füßen windet
und nichts als Tränen zu seinem Schutze hat, wie vermagst du, es so
zu schänden?« »Oh, oh,« schrie ihn der Rasende an,
»also auch du liebst sie, auch an dir muss ich mich rächen!«
Mit diesen Worten ließ er die Haare der Dame, in die er die eine
seiner Hände verkrallt hatte, fahren, ergriff eine Lanze und schickte
sich an, den Fremden zu durchbohren. Dieser jedoch vermochte, da er seine
Kaltblütigkeit nicht verloren, den Stoß eines Rasenden leicht
zu vermeiden und packte festen Griffes die Lanze dort, wo ihre eiserne
Spitze begann. Beide suchen sie nun die Lanze einander zu entwinden, und
sie zerbricht in ihren Händen. Der Ägypter zieht sein Schwert,
Zadig ergreift das seine, und so springen sie einander an. Der eine schlägt
mit blinder Wut darauf los, der andere fängt geschickt ab, und daneben
sitzet die Dame auf dem Rasen, steckt sich ihr Haar auf und sieht ihnen
zu. Der Ägypter übertraf seinen Gegner an Stärke, dieser
ihn jedoch an Gewandtheit. Zadig focht wie ein Mann, dessen Arm von seinem
Kopfe regiert wird, der Ägypter dagegen wie ein Rasender, der alle
seine Bewegungen von seiner blinden Wut leiten ließ. Zadig trieb
ihn schließlich in die Enge und entwaffnete ihn, und als der Ägypter
mit verdoppelter Wut über ihn herstürzen will, fängt er
ihn auf, umschließt ihn, wirft ihn zu Boden, setzt ihm das Schwert
auf die Brust und verspricht, ihm das Leben zu schenken, wenn er sich ergebe.
Besinnungslos vor Wut reißt der Ägypter seinen Dolch heraus
und verwundet den Sieger in eben dem Augenblick, da dieser ihm vergeben
will. Empört bohrt Zadig ihm nun sein Schwert in die Brust. Der Ägypter
stößt einen fürchterlichen Schrei aus und stirbt in Wutkrämpfen.
– Zadig näherte sich nun der Dame und sprach demütigen Tones
zu ihr: »Er hat mich gezwungen, ihn zu töten: du bist gerächt.
Ich habe dich von dem gewalttätigsten Manne befreit, den ich jemals
gesehen. Was befiehlst du mir nun des weiteren für dich zu tun, Frau?«
»Sterben sollst du! Stirb, du Nichtswürdiger, du hast meinen
Geliebten getötet! Oh, könnte ich dir das Herz aus der Brust
reißen!« »Ich muss gestehen, meine Verehrte,« antwortete
Zadig, »du hattest da einen recht seltsamen Mann zum Liebhaber. Er
schlug dich aus Leibeskräften und mir wollte er ans Leben, nur weil
ich dir den Beistand lieh, um den du mich anflehtest.« »Oh,
schlüge er mich doch noch!« wehklagte die Dame, »ich verdiente
es gar wohl, denn ich hatte ihm guten Grund zur Eifersucht gegeben! Oh,
wollte der Himmel, er schlüge mich noch, und du lägest an seinem
Platze!« Zadig war erstaunter und zorniger, als er je in seinem Leben
gewesen, und sagte: »So schön du auch bist, meine Gnädige,
so verdientest du doch gar wohl, dass ich dich nun meinerseits prügelte,
denn du bist allzu überspannt, aber es verlohnt sich nicht der Mühe.«
Und damit stieg er auf sein Kamel und schickte sich an, in den Marktflecken
einzureiten. Kaum hatte er jedoch wenige Schritte getan, so zwang ihn der
Lärm, den vier aus Babylon heransprengende Eilboten machten, sich
umzuwenden. Mit verhängten Zügeln jagten sie herbei, und als
einer von ihnen das Weib erblickte, rief er: »Sie ist's, sie gleicht
völlig der Beschreibung, die man uns von ihr gemacht hat.« Um
den Toten kümmerten sie sich weiter nicht, sondern bemächtigten
sich unverzüglich der Dame, die nun nicht aufhörte, Zadig um
Hilfe anzurufen. »Stehe mir noch einmal bei, du großmütiger
Fremder; vergib mir, dass ich dich gescholten habe, hilf mir, und ich will
dein sein bis ans Grab!« Aber Zadig war die Lust vergangen, noch
einmal für sie zu kämpfen. »Suche dir jemanden anderes
aus,« rief er, »noch einmal bin ich nicht so dumm!« Außerdem
war er auch verwundet, sein Blut lief, schleunige Hilfe tat not, und der
Anblick der vier Babylonier, die aller Wahrscheinlichkeit nach vom Könige
Moabdar entsendet waren, erfüllte ihn mit Besorgnis. Hastig ritt er
in das Dorf ein, ohne begreifen zu können, warum wohl jene Eilboten
aus Babylon die Ägypterin aufgegriffen haben mochten; noch verwunderter
jedoch war er über den Charakter eben dieser Dame selber." [61]
13. Vom Minister zum arabischen Sklaven; wüstes Arabien; arabischer Brauch den Mond und die Sterne anzubeten; was gibt es denn überhaupt Ehrwürdigeres, als einen alten Missbrauch?Sobald Zadig den ägyptischen Flecken betreten hatte, sah er sich vom Volke umdrängt. »Seht,« schrie ein jeder, »das ist er, der die schöne Missuf entführt und Kletofis ermordet hat.« »Gott möge mich davor bewahren, ihr Herren, jemals eure schöne Missuf zu entführen, sie ist viel zu launenhaft; und was den Kletofis anbetrifft, so habe ich ihn keineswegs ermordet, sondern mich nur gegen ihn verteidigt. Er wollte mich töten, weil ich ihn gar bescheidentlich für die schöne Missuf um Gnade bat; er prügelte sie nämlich aufs unbarmherzigste. Ich bin ein Fremder, der in Ägypten Zuflucht sucht, und es ist wenig wahrscheinlich, dass ich mich in dem Augenblick, da ich euren Schutz erbitten will, durch die Entführung eines Weibes und die Ermordung eines Mannes empfehlen sollte.« Die Ägypter waren damals gerecht und menschlich. Das Volk führte Zadig in das Stadthaus, dort verband man ihm zuerst seine Wunden und verhörte dann ihn und seinen Diener, und zwar jeden einzeln, um die Wahrheit zu ermitteln. Man erkannte nun wohl, dass Zadig kein Mörder sei, aber er hatte das Blut eines Mannes vergossen, und das Gesetz verurteilte ihn zur Sklaverei. Man verhandelte zugunsten des Dorfes seine beiden Kamele, verteilte alles Geld, das er bei sich hatte, an die Einwohner und stellte ihn und seinen Gefährten auf dem Marktplatze zum Verkauf aus. Ein arabischer Kaufmann namens Setock erwarb sie alle beide, den arbeitsgewohnteren Diener musste er jedoch weit teurer bezahlen als den Herren, denn ein anderer Vergleich ward zwischen ihnen beiden nicht angestellt. So wurde Zadig denn als Sklave ein Untergebener seines Dieners; man fesselte sie zusammen an dieselbe um ihre Füße gelegte Kette, und in diesem Zustande folgten sie dem arabischen Kaufmanne in sein Haus. Unterwegs tröstete Zadig seinen Diener und ermahnte ihn zur Geduld. Seiner Gewohnheit gemäß stellte er jedoch dabei Betrachtungen über das menschliche Leben an. »Ich sehe,« sagte er, »dass mein unglückliches Verhängnis auch dich in Mitleidenschaft zieht! Bisher hat alles eine gar seltsame Wendung für mich genommen, ich ward zu einer Geldbuße verurteilt, weil ich eine Hündin hatte vorbeilaufen sehen, um eines Greifen willen wurde ich fast gepfählt, und in den Tod geschickt, weil ich Verse zum Preise des Königs gemacht; weil die Königin gelbe Bänder trägt, bin ich fast erdrosselt worden, und nun bin ich hier mit dir zusammen Sklave, weil ein roher Mensch seine Geliebte prügelte. Doch komm, lass uns den Mut nicht verlieren, vielleicht wird auch dies einmal vorüber gehen; die arabischen Kaufleute müssen eben Sklaven haben, warum sollte ich es da nicht so gut wie jeder andere sein, da ich ja wie er auch nur ein Mensch bin? Der Kaufmann wird nicht unbarmherzig sein, er muss seine Sklaven ja gut behandeln, wenn sie zu etwas nütze sein sollen.« So sprach er, doch in der Tiefe seines Herzens war er nur mit dem Schicksal der Königin von Babylon beschäftigt." [62]So landete er schließlich im "wüsten Arabien", wo später die berüchtigte Laufbahn eines anderen arabischen Kaufmanns beginnen sollte: "Setock, der Kaufmann, brach zwei Tage danach mit seinen Sklaven und Kamelen nach dem wüsten Arabien auf. Sein Stamm wohnte am Rande der Wüste Horeb. Der Weg war weit und mühselig. Während der Reise gefiel ihm der Diener weit besser als sein ehemaliger Herr, weil er sich besser aufs Beladen der Kamele verstand, und so ward denn auch nur er mit kleinen Auszeichnungen bedacht. Zwei Tagereisen vor Horeb verreckte eines der Kamele, und seine Ladung wurde auf die Rücken der Diener verteilt, auch Zadig bekam seinen Teil. Als nun Setock alle seine Sklaven mit gekrümmten Rücken dahinschreiten sah, musste er lachen, Zadig aber nahm es sich heraus, ihm den Grund hierfür zu erklären, und lehrte ihn die Gesetze des Gleichgewichtes. Der verwunderte Kaufmann begann ihn nun mit anderen Augen anzusehen. Sobald Zadig gewahrte, dass er seines Herren Neugier erregt, erhöhte er sie noch dadurch, dass er ihm gar viel von den Dingen erzählte, die nicht ohne Zusammenhang mit seinem Handel waren, zum Beispiel das Gewicht der Metalle und Waren bei einem gleichen Umfange, die Eigenschaften verschiedener nützlicher Tiere und die Mittel, auch solche nützlich zu machen, die es von Natur nicht sind, und so fing Setock zu begreifen an, dass Zadig ein Weiser sei. Er gab ihm nun den Vorzug vor seinem Gefährten, den er anfangs so gar hoch geschätzt, behandelte ihn gut und hatte nicht Ursache, es zu bereuen. Bei seinem Stamme angelangt, nahm Setock seine Geschäfte wieder auf, und begann damit, von einem Hebräer fünfhundert Unzen Silber zurückzufordern, die er ihm in Gegenwart zweier Zeugen geliehen hatte. Diese beiden Zeugen waren inzwischen jedoch verstorben, und da der Hebräer nicht sah, wie er nun überführt werden könnte, gedachte er sich das Geld des Kaufmannes anzueignen und dankte Gott dafür, dass er ihm Gelegenheit gegeben, einen Araber zu prellen. Setock teilte Zadig, der mählich sein Ratgeber geworden war, diese Verdrießlichkeit mit. »An welchem Orte,« fragte Zadig, »hast du dem Wortbrecher die fünfhundert Unzen geliehen?« »Auf einem breiten Stein am Fuße des Berges Horeb«, erwiderte der Kaufmann. »Was für eine Art Mensch ist dein Schuldiger?« fragte Zadig. »Ein Spitzbube ist er«, rief Setock. »Dies will ich nicht wissen, sondern ob er lebhaft oder langsam, bedächtig oder unbesonnen?« »Von allen schlechten Zahlern, die ich kenne,« sagte Setock, »ist er der lebhafteste!« »Wohlan,« rief nun Zadig, »so erlaube mir deine Sache vor dem Richter zu führen.« Er lud nun wirklich den Hebräer vor Gericht und wandte sich mit folgenden Worten an den Richter: »Du Kissen auf dem Throne der Gerechtigkeit, ich fordere von diesem hier im Namen meines Herrn fünfhundert Unzen Silber zurück, er aber will sie nicht geben.« »Hast du Zeugen«, fragte der Richter. »Nein, sie sind gestorben, aber ein großer Stein ist noch da, auf dem das Geld ausbezahlt wurde, möge es deiner Erhabenheit gefallen, das Herbeischaffen dieses Steines zu befehlen, denn wie ich hoffe, wird er Zeugnis für uns ablegen. Ich und der Hebräer aber, wir wollen unterdessen hier bleiben und warten, bis der Stein kommt. Ich will ihn auf Kosten Setocks, meines Herrn, herbeischaffen lassen.« »Herzlich gern«, erwiderte der Richter und schickte sich an, andere Klagefälle zu erledigen. Am Schlusse der Gerichtssitzung fragte er Zadig: »Nun, ist dein Stein noch nicht angekommen?« Da rief der Hebräer lachend: »Deine Erhabenheit kann hier warten bis morgen, und der Stein wird dennoch nicht gekommen sein, er liegt mehr als sechs Meilen von hier entfernt und fünfzehn Männer vermöchten ihn kaum von der Stelle zu rühren.« »Seht,« rief nun Zadig, »sagte ich nicht, der Stein würde für uns zeugen, denn da dieser Mensch weiß, wo er liegt, gesteht er doch ein, dass auf ihm das Geld ausbezahlt wurde.« Der aus der Fassung gebrachte Hebräer sah sich nun bald gezwungen, alles zu gestehen. Der Richter befahl, er solle ohne Speise und Trank an den Stein gebunden werden, bis er die fünfhundert Unzen wieder gegeben, was auch bald geschah. Der Sklave Zadig und der Stein aber erlangten gar großen Ruf in ganz Arabien." [63] Es war arabischer Brauch den Mond und die Sterne anzubeten, was später von den Moslems übernommen wurde, weshalb Stern und Halbmond die Zeichen des Islam wurden: "Beglückt machte Setock seinen Sklaven zu seinem vertrautesten Freunde; bald konnte er seiner ebensowenig entbehren, wie einst der König von Babylon, und Zadig war von Herzen froh, dass Setock keine Frau hatte. Er entdeckte in seinem Herrn einen auf das Gute gerichteten Charakter, Geradheit und einen gesunden Verstand. Es verdroß ihn zu sehen, dass Setock alten arabischen Brauches gemäß die himmlischen Heerscharen, das heißt die Sonne, den Mond und die Sterne anbetete, und zuweilen wagte er mit größter Zurückhaltung dessen Erwähnung zu tun. Endlich sagte er ihm, jene Gestirne seien Körper wie andere eben auch und verdienten seine Anbetung ebensowenig, wie etwa ein Baum oder ein Felsen. »Aber es sind doch die ewigen Wesen, von denen uns alles Heil kommt,« erwiderte Setock, »sie beleben die Natur, regeln die Jahreszeiten und sind dazu noch so weit von uns entfernt, dass man gar nichts anderes tun kann, als sie verehren.« »Noch viel mehr Gutes tun dir die Wasser des Roten Meeres, welche deine Waren nach Indien tragen. Warum sollten sie nicht auch ebenso alt sein, wie die Gestirne, und wenn du gar das anbetest, was sehr fern von dir ist, so müßtest du ja auch das Land der Gangariden anbeten, das am anderen Ende der Welt liegt!« »Nein,« erwiderte Setock, »wie sollte ich die Sterne nicht anbeten, da sie ja doch so herrlich glänzen!« Als der Abend herabgekommen, zündete nun Zadig in dem Zelte, in dem er mit seinem Herrn zu Nacht speisen sollte, eine Menge Wachsfackeln an, und sobald sein Herr eintrat, warf er sich vor den brennenden Kerzen in die Kniee und sprach: »Ewige strahlende Lichter, bleibt mir immerdar zugetan.« Nachdem er diese Worte gesprochen, setzte er sich ohne Setock anzusehen an den Tisch. »Was treibst du nur?« fragte ihn dieser erstaunt. »Ich mache es wie du,« antwortete Zadig, »ich bete diese Lichter an und vernachlässige darüber ihren Herren und den meinen.« Setock erfasste den tiefen Sinn des Gleichnisses, und die Weisheit seines Sklaven fand Eingang in seine Seele; fortan verschwendete er seinen Weihrauch nicht mehr für die Geschöpfe, sondern betete das ewige Wesen an, das sie alle geschaffen." [64] Bezüglich des
arabischen bzw. islamischen Brauchtums kann man, falls die Vernunft noch
nicht bekannt ist, fragen: was gibt es denn überhaupt Ehrwürdigeres,
als einen alten Missbrauch? "Es herrschte damals in Arabien ein abscheulicher,
ursprünglich von den Skythen herstammender Brauch, der durch den Einfluss
der Brahmanen auch in Indien Wurzel geschlagen hatte und das ganze Morgenland
zu ergreifen drohte. Wenn ein verheirateter Mann gestorben war, und seine
geliebte Frau Lust verspürte, eine Heilige zu werden, so ließ
sie sich öffentlich auf dem Leibe ihres Gatten verbrennen. "Dieses
gottgeweihte Feuerfest hieß der »Scheiterhaufen der Witwenschaft«,
und derjenige Stamm, der die meisten verbrannten Weiber aufzuweisen hatte,
genoß das größte Ansehen. Ein Araber von Setocks Stamme
war nun gerade gestorben, und seine Witwe, Almona mit Namen, die gar fromm
gesinnt war, ließ den Tag und die Stunde verkünden, in der sie
sich beim Klange der Trommeln und Drommeten in die Flammen stürzen
würde. Zadig stellte Setock vor, wie sehr dieser grausige Brauch dem
Heile des Menschengeschlechtes entgegenstehe, da man tagtäglich junge
Witwen verbrenne, welche dem Staate noch Kinder schenken oder wenigstens
die ihren noch erziehen könnten, und es gelang ihm, ihn zu überzeugen,
dass man, wenn möglich, eine so barbarische Sitte abschaffen müsse.
Setock wandte jedoch noch einmal ein: »Seit mehr denn tausend Jahren
steht den Weibern das Recht zu, sich verbrennen zu lassen! Wer von uns
dürfte wagen, einem Gesetze entgegenzutreten, das die Zeit geheiligt
hat, ja, was gibt es denn überhaupt Ehrwürdigeres, als einen
alten Missbrauch?« »Die Vernunft ist noch älter,«
erwiderte Zadig, »sprich du mit den Häuptlingen der Stämme,
ich will indessen zu der jungen Witwe gehn.« Er ließ sich bei
ihr melden, und nachdem er sich durch ein Lob ihrer Schönheit bei
ihr eingeschmeichelt und ihr versichert hatte, wie schade es sei, soviel
Reize den Flammen preiszugeben, pries er sie wegen ihrer Standhaftigkeit
und ihres Mutes. »Du hast deinen Gatten wohl über die Maßen
geliebt?« fragte er sie. »Ich? Nicht im geringsten,«
entgegnete die arabische Dame, »er war ein roher, ein eifersüchtiger,
ein völlig unerträglicher Mensch! Darum aber bin ich nicht weniger
fest entschlossen, mich auf seinen Scheiterhaufen zu werfen!« »Dann
muss es also ein gar wonnevolles Vergnügen sein, lebendig verbrannt
zu werden!« sagte Zadig. »Ach,« erwiderte die Dame, »bis
hinab in ihre Grundfesten schaudert die Natur davor zurück. Doch da
hilft eben nichts! Ich bin fromm, es wäre um meinen Ruf geschehen,
und alle Welt würde mich verspotten, wenn ich mich nicht verbrennen
wollte!« Nachdem Zadig ihr auf diese Weise das Geständnis entlockt,
dass sie sich nur um der anderen willen und aus Eitelkeit verbrennen lassen
wolle, sprach er lange auf eine Art und Weise zu ihr, die ihr schon einige
Liebe zum Leben wiedergeben musste, und schließlich erreichte er
es sogar, ihr einiges Wohlwollen für den einzuflößen, der
da so herzlich zu ihr sprach: »Gesetzt den Fall, die Eitelkeit hielte
dich nicht in ihren Krallen, was würdest du dann tun?« fragte
er sie zuletzt. »Ach,« sagte die Dame, »ich glaube, ich
würde dich bitten, mich zu heiraten.« Zadig war allzusehr von
dem Gedanken an Astarte erfüllt, um diese Erklärung nicht zu
überhören, aber er begab sich augenblicklich zu den Anführern
der Stämme, teilte ihnen mit, was geschehen war, und riet ihnen, ein
Gesetz zu schaffen, welches keiner Witwe gestatte, sich zu verbrennen,
ehe sie sich nicht vorher eine ganze Stunde lang mit einem jungen Manne
unterhalten hätte. Seit dieser Zeit hat sich in Arabien keine einzige
junge Dame mehr verbrennen lassen. Zadig allein verdankte man es, einen
seit so vielen Jahrhunderten währenden grausamen Brauch in einem Tage
abgeschafft zu sehen. Er war also der Wohltäter Arabiens." [65]
14. Religion, Tiere und AutodafeDie ganze Menschheit erschien ihm wie eine große Familie, die sich in Bassora versammelte. "Am zweiten Tage traf er bei Tische mit einem Ägypter, einem Inder vom Ganges, einem Bewohner von Kathay, einem Griechen, einem Kelten und verschiedenen anderen Fremden zusammen, die auf ihren häufigen Reisen nach dem arabischen Meerbusen genug Arabisch gelernt hatten, um sich verständlich zu machen. Der Ägypter schien sehr aufgebracht zu sein. »Was für ein abscheuliches Land, dieses Bassora!« rief er. »Auf das beste Unterpfand der Welt weigert man mir hier tausend Unzen Gold.« »Wieso?« fragte Setock, »auf welches Pfand will man dir die Summe nicht geben?« »Auf den Leichnam meiner Tante, welche dazu noch die braveste Frau in ganz Ägypten war«, erwiderte der Ägypter. »Sie begleitete mich stets und ist mir unterwegs gestorben. Ich habe aus ihr die schönste Mumie gemacht, die mir je zu Gesicht gekommen; in meiner Heimat würde man mir auf sie leihen, soviel ich nur haben wollte, und hier will man mir seltsamerweise auf ein so sicheres Unterpfand nicht einmal tausend Unzen Gold geben!« Aufs heftigste erbost, schickte er sich nun an, von einem trefflich gesottenen Huhn zu essen, als der Inder ihn bei der Hand festhielt und schmerzvoll ausrief: »Oh, was willst du tun.« »Dies Huhn essen«, erwiderte der Mann mit der Mumie. »Um des Himmels willen, tu's nicht,« rief der Gangaride, »leicht könnte sein, dass die Seele der Verstorbenen in den Leib dieses Huhnes gefahren war, und du möchtest dich doch sicherlich nicht dem aussetzen, deine Tante zu verspeisen! Gesottene Hühner sind eine offenkundige Verhöhnung der Natur!« »Was scheren mich deine Natur und deine Hühner!« schrie der zornmütige Ägypter, »wir beten einen Ochsen an und essen dennoch Ochsenfleisch!« »Ist's möglich, einen Ochsen betet ihr an?« fragte der Mann vom Ganges. »Und ob es möglich ist!« entgegnete der andere, »seit hundertundfünfunddreißigtausend Jahren halten wir es so, und niemand von uns hat bis jetzt jemals etwas dawider vorzubringen gewusst.« »Hundertundfünfunddreißigtausend Jahre«, wiederholte der Indier. »Geh, diese Rechnung ist ein wenig übertrieben. Indien ist erst seit achtzigtausend Jahren bevölkert und dennoch gilt's für ausgemacht, dass wir eure Vorfahren sind. Brahma hatte uns den Genuss von Ochsenfleisch verboten, längst ehe ihr es euch beifallen ließet, die Ochsen auf die Altäre zu stellen und an den Bratspieß zu stecken.« »Ein gar herrliches Tier, euer Brahma!« rief der Ägypter. »Wie dürft ihr ihn mit Apis vergleichen? Was hat denn euer Brahma überhaupt vollbracht?« Der Brahmine erwiderte: »Er hat die Menschen lesen und schreiben gelehrt, und die ganze Welt verdankt ihm das Schachspiel!« »Du irrst dich,« sagte ein danebensitzender Chaldäer, »dem Fische Oannes haben wir diese Wohltaten zu verdanken, und darum gebührt auch nur ihm unsere Anbetung. Jedermann wird dir sagen, dass er ein göttliches Wesen war, einen goldenen Schwanz und einen schönen Menschenkopf hatte und täglich den Wassern entstieg, um drei Stunden lang auf der Erde zu predigen. Er hatte mehrere Söhne, die, wie ein jeder weiß, sämtlich Könige geworden sind. Ich trage sein Bildnis stets bei mir und verehre es, wie sich's gebührt. Ochsenfleisch darf man essen, soviel man nur will, das Sieden eines Fisches dagegen ist sicherlich über die Maßen gottlos! Übrigens seid ihr alle beide viel zu unedeln und jungen Ursprungs, um mir etwas abstreiten zu können. Das ägyptische Volk zählt erst hundertundfünfunddreißigtausend Jahre, und die Inder erst achtzigtausend, während wir einen viertausend Jahrhunderte alten Kalender besitzen. Glaubt mir, lasst eure Albernheiten fahren, und ich will einem jeden von euch ein schönes Bild des Oannes schenken.« Der Mann aus Kambalu nahm jetzt das Wort und sprach: »Ich habe alle nur erdenkliche Ehrfurcht vor den Ägyptern, den Chaldäern, den Griechen, den Kelten, dem Stier Apis und dem schönen Fisch Oannes, vielleicht mag aber dennoch der Li oder Tian, wie man ihn nun gerade nennen will, die Ochsen und Fische einigermaßen aufwiegen! Von meinem Lande will ich gar nicht erst sprechen, es ist so groß wie Ägypten, Chaldäa und Indien zusammen; auch über unser Alter streite ich nicht, weil es nur gilt, glücklich zu sein und gar wenig darauf ankommt, von wannen man ist; soll aber von Kalendern gesprochen werden, so muss ich denn doch behaupten, dass ganz Asien die unseren angenommen hat, und dass wir deren schon sehr gute besaßen, noch ehe man in Chaldäa die vier Spezies kannte.« »Ihr seit alle miteinander erschrecklich unwissend,« schrie nun der Grieche, »wisst ihr denn nicht, dass der Chaos der Vater aller Dinge ist, und dass Form und Stoff die Welt in den Zustand versetzt haben, in dem sie sich heute befindet?« Dieser Grieche redete gar lange, endlich aber wurde er von dem Kelten unterbrochen, der während des Hin- und Herstreitens tüchtig getrunken hatte, und sich nun für weiser hielt als alle anderen zusammen. Fluchend schwur er, nur Teutat und die Eichenmistel verlohnten der Mühe besprochen zu werden, er seinerseits trüge stets Misteln bei sich in der Tasche, und außerdem seien die Skythen, seine Vorfahren, die einzigen anständigen Menschen gewesen, die jemals auf Erden gelebt. Bisweilen allerdings hätten sie Menschen gefressen, aber das könne nicht hindern, dass man seinem Volke die größte Ehrfurcht schuldig sei, im übrigen würde er dem, der über Teutat Übles äußere, schon Lebensart beibringen. Der Streit wurde jetzt hitzig, und Setock sah schon den Augenblick herankommen, in dem Blut auf den Tisch fließen würde. Zadig, der während des ganzen Streites schweigend zugehört hatte, erhob sich nun und wandte sich zunächst an den Kelten, als an den Wütendsten; er sagte ihm, er habe durchaus recht, und bat ihn um eine Mistel, darauf lobte er den Griechen um seiner Beredsamkeit willen und beschwichtigte so nacheinander alle erregten Gemüter. Zu dem Manne aus Kathay sprach er nur wenig, denn dieser war der verständigste von allen gewesen, und dann wandte er sich an die ganze Gesellschaft: »Meine Freunde,« sagte er, »fast hättet ihr euch um ein Nichts die Köpfe zerschlagen, denn ihr seid alle ein und derselben Meinung.« Gegen diese Worte erhob sich ein allgemeines Geschrei. »Nicht wahr,« sagte er zu dem Kelten, »du betest doch nicht diese Mistel an, sondern den, der die Mistel und die Eiche gemacht hat?« »Gewisslich«, erwiderte der Kelte. »Und du, mein Herr Ägypter, du verehrst augenscheinlich in einem bestimmten Tier den, der euch die Tiere gegeben hat?« »Ja«, sagte der Ägypter. »Der Fisch Oannes muss doch sicherlich vor dem zurücktreten, der das Meer und die Fische erschaffen hat?« »Zugegeben«, sagte der Chaldäer. »Auch der Inder hier und der Mann aus Kathay erkennen gleich euch ein höchstes Urwesen an. Die herrlichen Sachen, die der Grieche vorgebracht hat, habe ich nicht allzu gut verstanden, aber ich bin überzeugt, dass auch er ein höheres Wesen zugibt, dem Form und Stoff untertan sind.« Der Grieche, der allgemein bewundert wurde, erklärte, Zadig habe seine Gedanken richtig erfasst. »Ihr seid also alle einer Meinung, wiederholte Zadig, und es ist unerfindlich, worüber ihr euch eigentlich zanken solltet!« Da umarmten ihn alle. Nachdem Setock seine Waren teuer verkauft hatte, kehrte er mit seinem Freunde Zadig zu seinem Stamme zurück. Gleich nach seiner Ankunft erfuhr Zadig, dass man ihm in seiner Abwesenheit den Prozess gemacht, und dass er nun bei lebendigem Leibe auf langsamem Feuer verbrannt werden sollte." [66]Während seiner
Reise nach Bassora hatten die "Priester der Gestirne" den Beschluss gefasst,
diese Strafe über ihn zu verhängen. "Die Edelsteine und Schmucksachen
der jungen Witwen, die sie früher auf den Scheiterhaufen geschickt,
waren ihnen stets von Rechts wegen zugefallen; wenn sie Zadig nun verbrennen
lassen wollten, so war das wirklich noch eine geringe Strafe für den
bösen Streich, den er ihnen gespielt. Sie klagten ihn also an, irrige
Anschauungen über die himmlischen Heerscharen zu hegen, brachten Beweise
vor und schworen, mit eigenen Ohren die Ansicht von ihm gehört zu
haben, dass die Gestirne nicht im Meere untergingen. Bei dieser grässlichen
Lästerung schauderte es den Richtern, fast hätten sie über
diese gottlosen Worte ihre Kleider zerrissen, ja, wäre Zadig imstande
gewesen, sie ihnen zu ersetzen, so hätten sie es auch sicherlich getan,
so aber beschieden sie sich im Übermaße ihres Schmerzes, ihn
zur Strafe eines langsamen Feuertodes zu verurteilen. Umsonst bot der verzweifelte
Setock all seinen Einfluss auf, um den Freund zu retten: man brachte ihn
unsanft zum Schweigen. Die junge Witwe Almona jedoch, welche gar große
Lust am Leben gefunden und sich Zadig dafür verpflichtet fühlte,
beschloss, ihn vom Scheiterhaufen, dessen Missbrauch er sie kennen gelehrt
hatte, zu erretten. Sie schmiedete eifrig an einem Plane, ohne jemandem
etwas davon zu verraten. Schon am folgenden Tage sollte Zadig sterben,
so blieb ihr zu seiner Rettung nur die eine Nacht, wobei sie sich als mitleidige
und kluge Frau folgendermaßen anließ: Sie besprengte sich mit
Wohlgerüchen, erhöhte ihre Schönheit durch den üppigsten
und verführerischsten Putz und bat sodann den Oberpriester der Gestirne
um geheimes Gehör. Als sie dem verehrungswürdigen Greise gegenüberstand,
redete sie ihn folgendermaßen an: »Ältester Sohn des großen
Bären, Bruder des Stiers und Vetter des großen Hundes (denn
alles dies waren Titel des Oberpriesters), ich nahe mich dir, um dir meine
Gewissenszweifel anzuvertrauen. Ich fürchte gar sehr, eine ungeheure
Sünde dadurch begangen zu haben, dass ich mich seinerzeit nicht auf
dem Scheiterhaufen meines teuren Gatten habe verbrennen lassen! Was hatte
ich im Grunde denn auch zu bewahren? Ein vergängliches Fleisch, das
nun bereits dahingewelkt ist!« Mit diesen Worten streifte sie lange,
seidene Ärmel von ihren Armen zurück, welche wunderbar an Form
und von blendender Weiße waren. »Sieh,« rief sie, »um
ein wie Geringes ich sündigte!« Der Priester fand auf dem Grunde
seines Herzens das Geringe nicht gar so gering, seine Augen verrieten es
und auch sein Mund bestätigte es: er schwur, sein Lebtage nicht so
schöne Arme gesehen zu haben. »Ach,« klagte die Witwe,
»vielleicht ist es um die Arme wirklich ein wenig besser bestellt,
als um das übrige, du musst aber zugeben, dass mein Hals meine sündige
Sorgfalt nicht verdiente.« Und mit diesen Worten enthüllte sie
den entzückendsten Busen, den die Natur jemals geformt: eine Rosenknospe
auf einem Apfel aus Elfenbein würde daneben nur wie Krapp auf Buchsbaumholz
erschienen sein und die Weiße gebadeter Lämmer wie bräunliches
Gelb. Dieser Busen und ihre großen schwarzen Augen, die schmachtend
und süß in zärtlichem Feuer erglänzten, ihre Wangen,
die der schönste Purpurschmelz neben dem reinsten Milchweiß
belebte, und ihre Nase, die nicht war wie der Turm auf dem Berge Libanon,
und ihre Lippen, die wie zwei Korallenreihen die schönsten Perlen
des arabischen Meeres umschlossen, alles dieses zusammen vermochte dem
Greise den Glauben beizubringen, er zähle nur zwanzig Lenze. Stammelnd
wagte er eine zärtliche Erklärung. Als ihn Almona nun dergestalt
in Flammen sah, bat sie ihn um Gnade für Zadig. »Ach, meine
schöne Dame,« rief er, »wollte ich dir auch deinen Wunsch
gewähren, so nützte dir meine Willfährigkeit doch zu nichts,
die Begnadigungsschrift müsste noch von drei anderen meiner Amtsbrüder
unterzeichnet werden.« »Unterzeichne nur«, bat Almona.
»Von Herzen gern,« erwiderte der Priester, »aber nur
unter der Bedingung, dass deine Gunst der Preis meiner Nachgiebigkeit sei.«
»Du erweisest mir allzuviel Ehre,« sagte Almona. »Lass
es dir jedoch immer gefallen, zwischen Sonnenuntergang und dem Erscheinen
des strahlenden Sternes Scheat am unteren Himmel in meine Stube zu kommen.
Dort wirst du mich auf einem rosenfarbenen Sofa finden und mit deiner ergebenen
Dienerin nach bestem Können verfahren.« Die Unterschrift in
Händen, ging sie nun fort und ließ den Greis voller Liebessehnsucht
und voller Misstrauen in seine Kräfte zurück. Er verwandte den
Rest des Tages darauf, sich zu baden, trank ein Gebräu aus Zeylon-Zimmet
und kostbaren Gewürzen aus Tidor und Ternate und harrte mit Ungeduld
auf das Erscheinen des Sternes Scheat. Unterdessen begab sich die schöne
Almona zu dem zweiten Priester. Er versicherte ihr, Sonne, Mond und alle
Sterne am Himmelszelt seien nur Irrlichter im Vergleich mit ihren Reizen.
Sie bat ihn um die gleiche Gnade, und um den gleichen Preis ward sie ihr
verheißen. Sie willigte darein, und bestellte diesen zweiten Priester
beim Aufgange des Sternes Algenib zum Stelldichein. Von ihm begab sie sich
zu dem dritten und vierten, nahm von jedem eine Unterschrift mit sich fort
und verabredete Stelldicheine von Stern zu Stern. Darauf ließ sie
die Richter um einer wichtigen Angelegenheit willen zu sich entbieten.
Sie kamen, und sie zeigte ihnen die vier Unterschriften und bekannte, um
welchen Preis die Priester Zadigs Begnadigung verkauft hätten. Von
diesen erschien jeder zu der verabredeten Stunde und war nicht wenig erstaunt,
seine Amtsbrüder, und noch verwunderter, die Richter dort zu finden,
vor denen nun ihre Schande geoffenbart wurde. Zadig ward gerettet, und
Setock fühlte sich von der klugen Verschlagenheit Almonas so angetan,
dass er sie zur Frau nahm." [67]
15. Edle Berufe und Geschäftsmodelle; Räuber und Unterräuber; geraubte Frauen und BarbarenAuch vor den Türken bzw. Mohammedanern gab es an der Grenze, "die das steinige Arabien von Syrien trennt", Räuber, die an die später auftrteneden Mohammedaner erinnern. Als er an einer stark befestigten Burg vorbeikam, "brachen bewaffnete Araber daraus hervor. Er sah sich umringt, und man schrie ihm zu: »Alles, was du besitzest, gehört uns, und du selber gehörst unserem Herrn.« Statt jeder Antwort zog Zadig sein Schwert, und ebenso tat sein Diener, denn auch er war mutig. Sie schlugen die ersten Araber, welche Hand an sie legen wollten, zu Boden, da verdoppelte sich ihre Zahl, aber sie ließen sich nicht schrecken und beschlossen, kämpfend zu sterben. So sah man denn diese beiden Männer sich allein gegen eine ganze Schar verteidigen: ein solcher Kampf konnte nicht lange dauern! Der Schloßherr, Arbogad mit Namen, welcher von einem Fenster des Schlosses aus die Wunder der Tapferkeit, welche Zadig vollführte, mit angesehen hatte, wurde von Achtung für ihn durchdrungen. Eilig kam er hinab, zerstreute mit eigener Hand seine Leute und befreite die beiden Reisenden. »Alles, was mein Gebiet durchzieht, ist mein,« sagte er, »und ebenso, was ich auf fremdem Gebiet erhasche. Du jedoch scheinst mir ein so tapferer Mann zu sein, dass ich dich von diesem allgemeinen Gesetze ausnehmen möchte.« Er ließ ihn in seine Burg treten, gebot seinen Leuten, ihn artig zu behandeln, und als es Abend geworden war, wünschte Arbogad mit Zadig zu speisen." [68]Der Burgherr war einer jener Araber, die später als Mohammedaner bekannt wurden und "welche man Räuber nennt; unter einer Fülle scheußlicher Taten beging er jedoch auch hin und wider eine gute Tat; er raubte mit wütender Gier und schenkte andererseits mit vollen Händen; dabei war er unerschrocken im Gefecht, ziemlich sanft im Umgange, bei Tisch ein Schlemmer, und während er schlemmte, lustig und vor allem offenherzig. Zadig gefiel ihm sehr, und ihre immer lebhafter werdende Unterhaltung ließ das Mahl gar lange währen. »Ich rate dir in meine Dienste zu treten,« sagte Arbogad zuletzt, »das ist wirklich das Gescheiteste, was du tun könntest; das Gewerbe ist keineswegs übel und eines Tages könntest du das sein, was ich bin.« »Darf ich dich fragen, wie lange du diesem so gar edlen Berufe obliegst?« »Seit meiner frühesten Jugend«, erwiderte der Burgherr; »ich war der Bediente eines ziemlich gescheiten Arabers, vermochte meine Lage jedoch nicht mehr zu ertragen. Ich war verzweifelt, zu sehen, dass mir das Schicksal von der ganzen Erde, welche doch unterschiedslos allen Menschen gehört, keinen Teil vorbehalten hatte. Ich vertraute meinen Kummer einem alten Araber an, und dieser sprach zu mir: »Verzweifle nicht, mein Sohn: einst beklagte sich ein Sandkorn darüber, nur ein unbekanntes Pünktchen zu sein, nach einigen Jahren jedoch war es zum Diamanten geworden, und heute bildet es die schönste Zier in der Krone des Königs von Indien.« – Diese Rede machte großen Eindruck auf mich; ich war selber jenes Sandkorn, und ich beschloss, zum Diamanten zu werden. Ich begann damit, zwei Pferde zu stehlen, warb mir Genossen, und bald war ich imstande, kleine Karawanen zu berauben. Auf diese Weise gelang es mir, allmählich das Missverhältnis zu beseitigen, welches anfangs zwischen mir und den Menschen bestanden hatte. Auch ich hatte nun meinen Teil an den Gütern dieser Welt, ja, ich war sogar mit Wucherzins entschädigt. Bald erlangte ich großes Ansehen, und nachdem ich dieses Schloss mit Gewalt an mich gebracht, ward ich ein Raubritter. Der Satrap von Syrien wollte mir den Besitz streitig machen, aber ich war bereits zu reich, um mich noch vor irgend etwas fürchten zu müssen. Ich gab dem Satrapen Geld, erhielt mir dadurch das Schloss und vergrößerte noch mein Gebiet. Er ernannte mich sogar zum Schatzmeister der Abgaben, welche das steinige Arabien dem König der Könige zu zahlen hat. Das Eintreiben dieser Gelder besorge ich schon, das Auszahlen dagegen unterlasse ich füglich." [69] Die Rekrutierung von Unterräubern und Frauenraub, also Rekrutierung der Frauen zum Verkauf für den Harem (ein Zustand für Frauen, "der noch schlimmer ist denn der Tod!") ist nicht nur später bei den Mohammedanern ein wichtiges Geschäftsmodell: "Der große Desthurham von Babylon sandte im Namen des Königs Moabdar einen kleinen Satrapen her, der mich erdrosseln sollte. Mit seiner Vollmacht ausgerüstet, langte dieser Mann hier an, aber ich war bereits von allem unterrichtet; ich ließ in seiner Gegenwart die vier Leute erwürgen, die er mit sich gebracht hatte, um die Schlinge an meinem Halse zuzuziehen, und darauf fragte ich ihn, wieviel ihm die Vollführung seines Auftrages wohl eingetragen haben würde? Er erwiderte mir, seine Belohnung würde sich ungefähr auf dreihundert Goldstücke belaufen haben. Ich bewies ihm darauf deutlich, dass bei mir mehr zu verdienen sei. So trat er denn als Unterräuber in meine Dienste, und heute ist er einer meiner besten Hauptleute und auch einer der reichsten. Wolltest du guten Rat annehmen, würde es auch dir gelingen wie ihm! Niemals war eine so herrliche Zeit zum Rauben, wie gerade jetzt, wo Moabdar tot ist, und in Babylon alles drunter und drüber geht.« ... »ich weiß nur, dass Moabdar toll ward und dann umgebracht wurde, und dass Babylon jetzt eine große Mördergrube und das ganze Reich ein Jammertal ist, und dass sich noch herrliche Handstreiche vollführen lassen, wie ich meinerseits deren bereits gar wunderbare vollführt habe.« »Aber die Königin? Sag' mir um Himmels willen, weißt du denn nichts über das Geschick der Königin?« »Man hat mir von einem Fürsten von Hyrkanien erzählt,« erwiderte er, »wahrscheinlich befindet sie sich in seinem Harem, falls sie im Tumulte nicht getötet worden ist; doch ich bin auf Beute erpichter, als auf Neuigkeiten. Übrigens habe auch ich auf meinen Streifzügen mehrere Weiber aufgegriffen, aber ich behalte niemals eine; sind sie schön, so verkaufe ich sie teuer, ohne mich weiter über ihre Herkunft zu vergewissern. Denn man kauft keineswegs den Rang; für eine häßliche Königin würde man vergebens nach einem Käufer suchen. Vielleicht habe ich auch die Königin Astarte verkauft, vielleicht ist sie tot, aber was kümmert mich das, und ich meine, auch du solltest dich nicht mehr darum scheren als ich.« Und während er alles dieses vorbrachte, zechte er so tapfer und brachte bald alle Begriffe dermaßen durcheinander, dass Zadig daraus nichts mehr entnehmen konnte." [70] Das Reich ist zerrissen und die Räuber sind glücklich. "Oh Schicksal, oh Verhängnis; ein Dieb ist glücklich, und das Lieblichste, was die Natur je hervorgebracht, ist vielleicht auf das grausamste umgekommen, oder lebt in einem Zustande, der noch schlimmer ist denn der Tod! Oh Astarte, was ist aus dir geworden?« Sobald der Tag angebrochen, erkundigte er sich bei allen denen, die ihm im Schlosse begegneten, aber jedermann hatte zu tun, und niemand stand ihm Rede. In der Nacht waren neue Raubzüge ausgeführt worden, und man verteilte nun die Beute." [71] Vor den Sarazenen auf der Flucht, fand er seine Königin wieder: "Als er an das Ufer des kleinen Flusses gelangt war, fand er eine zweite Dame, welche auf dem Rasen lag und nach nichts suchte. Ihre Gestalt schien majestätisch, ihre Antlitz aber war von einem Schleier verhüllt. Sie hatte sich tief über das Wasser gebeugt, und schweres Seufzen kam aus ihrem Munde. In ihrer Hand hielt sie ein kleines Stäbchen, mit dem sie Buchstaben in den feinen Sand zwischen dem Gras und dem Bache schrieb. Zadig war neugierig, zu sehen, was diese Frau wohl schreiben mochte. Er näherte sich ihr leise, sah den Buchstaben Z, dann ein A und wunderte sich; dann schrieb sie ein D, und er erbebte. Niemals ist jemand überraschter gewesen denn er, als er nun noch die beiden letzten Buchstaben seines Namens vor sich im Sande entstehen sah. Eine Weile lang blieb er starr, dann brach er endlich mit zitternder Stimme das Schweigen: »Oh, hochedle Dame, verzeih einem Fremden, einem Unglücklichen, wenn er dich zu fragen wagt, aus welchem verwunderlichen Grunde deine göttliche Hand hier den Namen Zadig in den Sand schrieb?« Sobald die Dame den Klang seiner Stimme und diese Worte vernommen, lüftete sie mit zitternder Hand den Schleier, sah Zadig an, stieß einen Schrei der Überraschung, der Rührung, der Freude aus, und sank übermannt von all den verschiedenen Regungen, welche ihre Seele auf einmal bestürmten, ohnmächtig in seine Arme. Ja, es war Astarte selber, es war die Königin von Babylon, sie, die Zadig zu seinem Verhängnis liebte, sie, um die er so viel geweint, um deren Schicksal er so große Not gelitten. Einen Augenblick lang versagten seine Sinne, doch als seine Blicke in die Augen Astartens fielen, welche sie schmachtend, verwirrt und zärtlich zu ihm aufschlug, da rief er aus: »Oh, ihr ewigen Mächte, die ihr die Geschicke der schwachen Sterblichen lenket, gebt ihr mir Astarten wieder? Und zu welcher Zeit, an welchem Orte und in welchem Zustande muss ich sie finden?« Er warf sich vor Astarte in die Kniee und grub seine Stirn in den Staub zu ihren Füßen. Die Königin von Babylon hob ihn auf und zwang ihn, sich neben sie an das Ufer des Flusses zu setzen. Zu wiederholten Malen trocknete sie ihm die Augen, aus denen die Tränen immer wieder aufs neue hervorquollen, und wohl an die zwanzig Male hub sie zu sprechen an, stets aber erstickte ihre Stimme in Schluchzen. Sie fragte, welcher Zufall sie zusammengeführt, und unterbrach seine Antwort wieder durch andere Fragen; bald fing sie den Bericht von ihrem Unglücke an, bald wollte sie wissen, wie es Zadig ergangen. Als endlich beide den Aufruhr ihrer Seelen ein wenig beschwichtigt hatten, erzählte ihr Zadig in wenigen Worten, welches Abenteuer ihn auf diese Wiese geführt. »Wes aber, oh du unglückliche, erhabene Königin, wes finde ich dich an diesem entlegenen Orte in Sklavengewändern, umgeben von anderen Frauen, welche gleich dir Sklavinnen sind und nach einem Basilisken suchen, um ihn nach Verordnung eines Arztes in Rosenwasser kochen zu lassen?« [72] Auch die schöne Astarte erzählte, "was ich gelitten, und was ich nun, da ich dich wiedergesehen, dem Himmel gern verzeihe! Du weißt, dass mein Gatte, der König, es übel aufnahm, dass du der liebenswerteste aller Männer bist; aus diesem Grunde fasste er in einer Nacht den Entschluss, dich erdrosseln und mich vergiften zu lassen. Du weißt auch, wie es der Himmel zuließ, dass mich mein kleiner Stummer von dem Entschluss Seiner erlauchten Majestät in Kenntnis setzte. Sobald der treue Kador dich gezwungen hatte, meinem Gebote zu folgen und zu fliehen, ließ er sich auf das Wagnis ein, durch einen geheimen Zugang um Mitternacht in mein Gemach zu dringen; er entführte mich und brachte mich in den Tempel des großen Oromazes, wo mich sein Bruder, der Magier, in eine Riesenbildsäule sperrte, deren Basis bis in die Fundamente des Tempels hinabreicht und deren Kopf oben an die Kuppelwölbung stößt. Dort weilte ich wie lebendig begraben, wurde aber von dem Magier treulich bedient und entbehrte keines notwendigen Dinges. Unterdessen trat bei Tagesanbruch der Leibapotheker Seiner Majestät mit einem Trank aus Bilsenkraut, Opium, Schierling, schwarzem Nießwurz und Wolfsmilch in mein Gemach, und ein anderer Beamter begab sich mit einer blauseidenen Schnur zu dir. Man fand keinen von uns beiden. Um den König besser zu täuschen, eilte Kador als erster herbei, um uns anzuklagen: er meldete, du habest den Weg nach Indien, ich den Weg nach Memphis eingeschlagen, und dir und mir wurden Trabanten nachgeschickt. Die Eilboten, die mich suchen sollten, kannten mich nicht: fast nur dir allein hatte ich je mein Gesicht gezeigt, und auch dir nur in Gegenwart und auf Befehl meines Gemahls. Jene verfolgten mich also nur auf eine Beschreibung hin, die man ihnen von mir gemacht hatte. Eine Frau von ähnlichem Wuchse wie ich – vielleicht jedoch schöner als ich – kam ihnen auf der Grenze von Ägypten zu Gesicht. Verzweifelt irrte sie umher, und so zweifelten sie keinen Augenblick, dass diese Frau die Königin von Babylon sei, und schleppten sie zu Moabdar. Ihr Missgriff versetzte den König zunächst in die heftigste Wut; nachdem er die Frau jedoch näher betrachtet hatte, fand er sie sehr schön und tröstete sich. Sie hieß Missuf. Seither hat man mir gesagt, dass dieser Name in der ägyptischen Sprache so viel wie »die schöne Launische« bedeute. Sie war's in der Tat, besaß dabei aber so viel Schlauheit wie Launen. Sie gefiel Moabdar und wußte ihn dermaßen zu betören, dass er sie zu seiner Gemahlin erhob. Aber nun erst enthüllte sich ihr Charakter völlig. Ohne Scheu gab sie sich allen Tollheiten ihres launischen Eigenwillens hin. Den alten gichtkranken Obermagier wollte sie zwingen, vor ihr zu tanzen, und als er sich weigerte, verfolgte sie ihn fortan mit ihrem ganzen Hasse. Ihrem Oberstallmeister befahl sie, ihr eine Fruchttorte zu backen; der Oberstallmeister mochte so viel er nur wollte hervorheben, dass er kein gelernter Zuckerbäcker sei: es half ihm nichts, er musste die Torte machen, und dann ward er davongejagt, weil sie überbacken war. Nun erhob sie ihren Zwerg zum Oberstallmeister und ernannte einen Pagen zum Kanzler. Auf diese Weise herrschte sie über Babylon. Jedermann trauerte mir nach. Der König, welcher bis zu dem Augenblick, da er mich hatte vergiften und dich hatte erdrosseln lassen wollen, ein trefflicher Mann gewesen war, schien nun alle seine Tugenden in der maßlosen Liebe zu der schönen Launischen ersäuft zu haben. Am Fest des heiligen Feuers kam er in den Tempel. Ich hörte ihn am Fuße der Bildsäule, in der ich eingeschlossen war, die Götter für Missuf anflehen. Da erhob ich meine Stimme und rief: »Die Götter sind taub vor den Bitten eines Königs, der zum Tyrannen geworden ist und eine verständige Frau hat umbringen lassen wollen, um eine überspannte zu heiraten.« Moabdar ward von diesen Worten so erschüttert, dass seine Sinne sich verwirrten. Mein Orakelspruch und die Tyrannei Missufs reichten hin, ihm den Verstand zu rauben: in wenigen Tagen wurde er toll. Sein Wahnwitz, den man für eine vom Himmel gesandte Züchtigung hielt, gab das Zeichen zum Aufstand: man erhob sich und griff zu den Waffen. Babylon, das so lange in weichlicher musse dahingelebt hatte, ward der Schauplatz eines schrecklichen Bürgerkrieges. Man holte mich aus meiner Bildsäule hervor, stellte mich an die Spitze einer Partei, und Kador eilte nach Memphis, um dich nach Babylon zurückzurufen. Sobald der Fürst von Hyrkanien alle diese traurigen Nachrichten erfuhr, rückte er mit seinem Heere zur Gründung einer dritten Partei in Chaldäa ein und griff den König an, der sich ihm mit seiner überspannten Ägypterin entgegenwarf. Von Schwertstreichen durchbohrt fiel Moabdar, und Missuf geriet in die Hände des Siegers. Mein Unglück wollte, dass ich selber von einem hyrkanischen Trupp aufgegriffen und zu derselben Zeit vor den Fürsten geführt wurde, wie jene Missuf. Es wird dir schmeichelhaft sein zu erfahren, dass der Fürst mich schöner fand als jene Ägypterin, kränken wird es dich aber, dass er meine Aufnahme in seinen Harem verfügte. Recht entschiedenen Tones verkündete er mir, sobald er nur seinen geplanten Kriegszug beendigt hätte, würde er sich meiner erinnern. Stelle dir meine Qual vor! Die Bande, die mich mit Moabdar verknüpft hatten, waren zerrissen, ich hätte nun Zadig angehören können – und fiel dafür in die Ketten dieses Barbaren! Ich antwortete ihm mit dem ganzen Stolze, den mein Rang und meine Gefühle mir eingaben. Ich hatte stets sagen gehört, der Himmel verleihe Leuten meines Standes einen Zug von Größe, der mit einem Wort und einem Blick die Verwegenen zu bändigen vermöchte, welche die Grenzen der geschuldeten tiefen Ehrfurcht zu überschreiten wagten. Ich sprach wie eine Königin, ward aber wie eine Kammerjungfer behandelt; ohne mich auch nur eines Wortes zu würdigen, sagte der Hyrkanier zu seinem schwarzen Eunuchen, ich sei zwar ein wenig naseweis, er fände mich aber hübsch, und so befehle er ihm, mich gut zu hüten und mich auf die Kost seiner Lieblingsweiber zu setzen, damit ich etwas frischer im Gesicht und seiner Gunstbezeugungen würdiger würde für den Tag, da es ihm gefallen möchte, mich damit zu beehren. Ich sagte ihm, dass ich mich umbringen würde; er jedoch erwiderte lachend, es stürbe sich nicht so leicht, er kenne derlei Zierereien schon, und mit diesen Worten verließ er mich wie einer, der einen neuen Papagei in seinen Käfig gesetzt hat. Welche Lage für die erste Königin der Welt und, was mehr sagen will, für ein Herz, das Zadig gehörte!« Bei diesen Worten warf Zadig sich ihr zu Füßen und benetzte sie mit seinen Tränen. Astarte hob ihn zärtlich auf und fuhr folgendermaßen fort: »Ich sah mich also in der Gewalt eines Barbaren und als Nebenbuhlerin einer Närrin, mit der ich sogar das Zimmer teilen musste. Sie erzählte mir ihr ägyptisches Abenteuer: aus den Zügen, mit denen sie dich schilderte, aus dem Zeitpunkte, aus dem Dromedar, auf dem du rittest, kurz aus allen näheren Umständen schloss ich, dass niemand anderes denn Zadig für sie gekämpft hatte. Ich glaubte sicher sein zu dürfen, dass du dich in Memphis aufhieltest, und fasste den Entschluss, mich ebenfalls dorthin zu begeben. »Schöne Missuf,« sprach ich, »du bist viel unterhaltender und vermagst den Fürsten von Hyrkanien viel besser zu zerstreuen als ich, erleichtere mir die Möglichkeit zur Flucht; du herrschest dann allein, machst mich glücklich und befreist dich zugleich von einer Nebenbuhlerin.« Missuf stand mir hilfreich bei, und so machte ich mich denn mit einer ägyptischen Sklavin heimlich auf den Weg. Schon näherte ich mich Arabien, als ich unversehens einem berüchtigten Räuber namens Arbogad in die Hände fiel; er verkaufte mich an Sklavenhändler, die mich auf dieses Schloss zu dem Ritter Ogul brachten. Er hat mich gekauft, ohne zu wissen, wer ich bin. Er ist ein genußsüchtiger Mensch, dessen Sinn einzig auf Essen und Trinken gerichtet ist, und der wähnt, Gott habe ihn nur zum Tafeln auf die Welt gesetzt. Sein Leibesumfang ist so mächtig, dass er dauernd in der Gefahr des Erstickens schwebt. Sein Arzt, dem er, wenn er gut verdaut, nur wenig zutraut, beherrscht ihn jedoch unumschränkt, sobald er zuviel gegessen hat: diesmal hat er ihm eingeredet, er könne ihn mit einem in Rosenwasser gekochten Basilisken heilen. Der Ritter Ogul hat seine Hand derjenigen seiner Sklavinnen versprochen, die ihm einen Basilisken bringt; du siehst, dass ich sie in ihrem Eifer, diese Ehre zu erjagen, durch kein Mitbewerben behellige, und niemals ist mir weniger darum zu tun gewesen, diesen Basilisken zu finden, als jetzt, da der Himmel mir vergönnt hat, dich wiederzusehen.« [73] Die Frauen kehrten,
ohne etwas gefunden zu haben, zu Ogul zurück, und auch Zadig ließ
sich bei ihm melden und sprach folgendermaßen zu ihm: »Möge
unsterbliche Gesundheit vom Himmel sinken, um alle deine Tage in ihre Hut
zu nehmen! Ich bin Arzt, auf das Gerücht deiner Krankheit hin bin
ich herbeigeeilt und bringe dir einen in Rosenwasser gekochten Basilisken.
Nicht etwa, dass ich den Anspruch erhöbe, von dir geheiratet zu werden:
ich fordere von dir nur die Freiheit einer jungen babylonischen Sklavin,
die dir seit einigen Tagen gehört, und willige ein, an ihrer Stelle
dein Sklave zu werden, falls mir das Glück, den ausgezeichneten Ritter
Ogul zu heilen, nicht zuteil werden sollte.« Der Vorschlag wurde
angenommen: Astarte brach mit dem Diener Zadigs nach Babylon auf und versprach,
augenblicklich einen Eilboten an ihn zu senden, um ihn von allem zu unterrichten,
was inzwischen vorgefallen. Ihr Abschied war ebenso herzlich wie es ihr
Wiedersehen gewesen; der Augenblick, da man sich wiederfindet, und der
Augenblick, da man sich trennt, sind die beiden größten Ereignisse
des Lebens, wie es im großen Buche Zend heißt. Zadig liebte
die Königin so sehr, wie er es ihr schwur, und die Königin liebte
Zadig noch weit mehr, als sie ihm gestand. Darauf sprach Zadig folgendermaßen
zu Ogul: »Meinen Basilisken, erlauchter Herr, kannst du nicht essen;
seine Kraft vermag nur durch die Pforten deiner Poren in dich einzudringen;
ich habe ihn in einen kleinen, straff aufgeblähten und mit einer feinen
Haut überspannten Schlauch getan; du musst nun diesen Schlauch mit
deiner ganzen Kraft von dir schleudern, und ich will ihn dir immer wieder
zurückwerfen: in wenigen Tagen wirst du bei diesem Verfahren erkennen,
was meine Kunst vermag.« Am ersten Tage kam Ogul um seinen Atem und
glaubte vor Ermattung zu sterben, am zweiten Tage fühlte er sich schon
weniger müde und schlief besser, und am achten Tage hatte er alle
Kraft und Gesundheit, alle Leichtigkeit und Fröhlichkeit seiner glänzendsten
Jahre wiedererrungen. »Du hast Ball gespielt und bist mäßig
gewesen,« sprach Zadig zu ihm, »erfahre nun, dass es in der
Natur keinen Basilisken gibt; Mäßigkeit und Leibesübung
erhalten jedermann bei Wohlsein, und die Kunst, Unmäßigkeit
und Gesundheit vereinigen zu wollen, ist ein ebenso unmögliches Ding
wie der Stein der Weisen, die weissagende Astrologie und die Theologie
der Magier.« Der Leibarzt Oguls empfand gar wohl, wie gefährlich
ein solcher Mann für die Medizin sei, und verband sich mit dem Leibapotheker,
um Zadig zur Jagd auf Basilisken in die andere Welt zu befördern.
Wie Zadig immer bestraft worden war, sobald er Gutes getan, so drohte ihm
jetzt die Gefahr, dafür umgebracht zu werden, dass er einen adeligen
Vielfraß geheilt hatte. Man lud ihn zu einem herrlichen Prunkmahle
ein: mit dem zweiten Gericht sollte er vergiftet werden, jedoch schon während
des ersten langte ein Eilbote der schönen Astarte an, er stand vom
Tische auf und reiste ab. »Wenn man von einer schönen Frau geliebt
wird, so ist man stets wohlgebettet auf dieser Welt«, sagt der große
Zoroaster." [74]
16. Ritter-KämpfeDie Königin war in Babylon mit jenen Freudenausbrüchen empfangen worden, die man stets für eine schöne Fürstin empfindet, wenn sie unglücklich gewesen ist. "Babylon schien jetzt etwas ruhiger zu sein; der Fürst von Hyrkanien war in einem Gefechte getötet worden, und die siegreichen Babylonier erklärten nun, Astarte solle sich demjenigen vermählen, den das Volk zum Herrscher küren würde. Man wollte nicht, dass das höchste Amt der ganzen Erde, das heißt das Amt, Astartens Gatte und König über Babylon zu sein, durch Ränke und Kabalen verteilt würde, sondern man schwur, nur den Tapfersten und Weisesten als König anzuerkennen. Einige Meilen vor der Stadt wurde ein großer, von herrlich geschmückten Amphitheatern eingefasster Kampfplatz angelegt. Dorthin sollten sich die Bewerber in voller Rüstung begeben, und einem jeden von ihnen wurde hinter den Amphitheatern ein abgesondertes Gemach angewiesen, wo er von niemandem gesehen und erkannt werden konnte. Jeder sollte vier Lanzen brechen und die, denen das Glück zuteil ward, vier Ritter zu besiegen, sollten danach gegeneinander kämpfen, und wer dann als der letzte den Kampfplatz behauptete, sollte als Sieger der Spiele ausgerufen werden. Am vierten Tage darauf hatte er dann in derselben Rüstung noch einmal zu erscheinen und die von den Magiern gegebenen Rätsel zu lösen. Vermochte er dieses nicht, so wurde er auch nicht König, und das Lanzenstechen begann von neuem, bis sich ein Mann gefunden, der aus beiden Kämpfen als Sieger hervorging, denn unter allen Umständen wollte man nur den tapfersten und den weisesten zum Könige! Die Königin sollte während dieser ganzen Zeit sorglich bewacht werden. Man wollte ihr nur erlauben, dicht verschleiert den Kampfspielen beizuwohnen: mit keinem der Bewerber durfte sie jedoch ein Wort wechseln, damit keinerlei Vorlieben und Ungerechtigkeiten sich einmischen möchten.... Am Vorabend des großen Tages erreichte er das Euphratufer und ließ seinen Wahlspruch unter die der übrigen Kämpfer eintragen, verbarg aber, wie das Gesetz es befahl, sein Gesicht und seinen Namen und legte sich in dem Zimmer, das ihm durchs Los bestimmt wurde, zur Ruhe nieder. Sein Freund Kador, der nach Babylon zurückgekehrt war, nachdem er vergeblich in Ägypten nach ihm gesucht hatte, ließ ihm als ein Geschenk der Königin eine vollständige Rüstung in sein Zimmer bringen, außerdem übersandte er ihm ebenfalls von Seiten der Königin ein herrliches persisches Pferd. Zadig erkannte in diesen Geschenken gar leicht Astarte, und sein Mut und seine Liebe gewannen neue Kraft und neue Hoffnung dadurch. Als am nächsten Tage die Königin unter einem mit Edelsteinen reich verzierten Baldachin Platz genommen hatte, und die Amphitheater von allen Damen und Ständen Babylons dicht erfüllt waren, erschienen die Kämpfer in den Schranken. Ein jeder von ihnen legte dem Obermagier seinen Wahlspruch zu Füßen, und dann wurde unter diesen Sprüchen gelost; der Zadigs sprang zuletzt heraus. Die erste Lanze war einem reichen, ungewöhnlich eitlen, feigen, dafür aber um so ungeschickteren und geistlosen Edelmanne namens Itobad zugefallen. Seine Bedienten hatten es ihm in den Kopf gesetzt, nur ein Mann wie er dürfe König werden, und er hatte ihnen geantwortet: »Ja, nur ein Mann wie ich darf herrschen.« So hatte man ihn denn vom Kopf bis zu den Füßen bewaffnet: er trug einen goldenen Harnisch mit grünem Schmelz, einen grünen Federbusch und eine mit grünen Federn gezierte Lanze. Schon an der Art, wie Itobad sein Pferd lenkte, erkannte man, dass er nicht der Mann sei, dem der Himmel das Zepter Babylons vorbehalten hatte. Der erste Reiter, der ihn anrannte, hob ihn aus dem Sattel, und der zweite warf ihn mit in die Luft gekehrten Beinen und gespreizten Armen auf das Hinterteil seines Pferdes. Itobad setzte sich wieder zurecht, aber mit so jämmerlichem Anstande, dass das ganze Amphitheater in lautes Gelächter ausbrach. Ein dritter Ritter verschmähte es sogar, sich gegen ihn seiner Lanze zu bedienen; er ließ ihn einen Fehlstoß auf sich machen, packte ihn dann beim rechten Bein, drehte ihn halb herum und setzte ihn so auf den Sand. Die Stallmeister der Spiele liefen lachend hinzu, hoben ihn wieder in den Sattel und nun faßte ihn der vierte Kämpfer beim linken Bein und warf ihn nach der anderen Seite von seinem Pferd herunter. Unter allgemeinem Hohngeschrei ward er in sein Zimmer geführt, wo er dem Gesetze gemäß die Nacht verbringen musste, und während er dergestalt elend dahin humpelte, sagte er: »Welch ein Abenteuer für einen Mann wie mich.« Die anderen Ritter taten besser ihre Schuldigkeit: einige besiegten zwei Kämpfer hintereinander, andere brachten es sogar bis zu dreien, jedoch nur der Prinz Otam vermochte vier zu besiegen. Nun endlich kam Zadig an die Reihe; mit allem nur erdenklichen Anstande hob er vier Reiter hintereinander aus dem Sattel: die Entscheidung ruhte also in einem Kampfe zwischen Otam und Zadig. Jener trug eine blaugoldene Rüstung und einen gleichfarbigen Federbusch, Zadigs Waffen waren weiß. Aller Wünsche teilten sich zwischen dem blauen und dem weißen Ritter, die Königin jedoch betete mit klopfendem Herzen allein für die weiße Farbe zum Himmel. Die beiden Kämpfer machten ihre Ausfälle und Wendungen mit solcher Gewandtheit, versetzten einander so gar schöne Lanzenstiche und saßen so fest in ihren Sätteln, dass außer der Königin jedermann wünschte, zwei Könige möchten über Babylon herrschen. Als endlich ihre Rosse müde geworden und ihre Lanzen völlig zersplittert waren, wandte Zadig folgende List an: er fiel dem blauen Prinzen in den Rücken, schwang sich hinter ihn aufs Pferd, packte ihn mitten um den Leib, warf ihn auf den Boden herab, setzte sich an seiner Statt in den Sattel und tummelte nun Otams Roß um den zu Boden gestreckten Gegner. Das ganze Amphitheater schrie: »Sieg dem weißen Ritter!« Wutentbrannt rast Otam auf und zieht sein Schwert, und Zadig springt, den Säbel in der Faust, vom Pferde; so stehen nun beide einander in den Schranken gegenüber und beginnen einen neuen Kampf, in dem Kraft und Gewandtheit abwechselnd siegen. Unter tausend blitzschnellen Hieben stäuben rings die Federn ihrer Helme, die Nieten ihrer Armschienen und die Maschen ihrer Kettenhemden umher, es geht auf Hieb und Stich, zur Rechten und zur Linken, auf Kopf und Brust, sie weichen zurück, springen vor, messen sich, springen sich hart an, packen sich, winden sich wie Schlangen und greifen einander wie Löwen an, und unaufhörlich sprühen feurige Funken unter der Wucht ihrer Hiebe hervor. Endlich reißt Zadig alle seine Besinnung zusammen, bleibt stehen, macht eine Finte, überrennt Otam, bringt ihn zu Falle, entwaffnet ihn, und Otam ruft: »Oh, weißer Ritter, dir gebührt Babylons Thron.« – Die Königin war außer sich vor Freude! Man führte den blauen und den weißen Ritter, wie es im Gehorsam gegen das Gesetz auch mit allen anderen geschehen war, in ihr Zimmer zurück. Sie wurden von Stummen bedient und mit Speisen versorgt. Man kann sich schon denken, ob der kleine Stumme der Königin Zadig bediente oder nicht! Darauf ließ man die Ritter bis zum nächsten Morgen allein schlafen, um welche Zeit der Sieger dem Obermagier seinen Wahlspruch zum Vergleich überbringen und sich zu erkennen geben sollte." [75]Die Königin,
der man seine Ankunft meldete, ward von allen Schauern der Furcht und der
Hoffnung ergriffen, und Unruhe verzehrte sie; sie vermochte weder zu begreifen,
warum Zadig unbewaffnet war, noch warum Itobad die weiße Rüstung
trug. "Ein dumpfes Gemurmel erhob sich, als man Zadigs ansichtig wurde;
man war überrascht und entzückt, ihn zu sehen; der Zutritt zur
Versammlung war jedoch nur den Rittern gestattet, die gekämpft hatten.
»Ich habe gekämpft wie die übrigen,« rief er, »aber
ein anderer trägt hier meine Rüstung, und ehe mir die Ehre zuteil
wird, dies darzutun, bitte ich um die Erlaubnis, mich zur Lösung der
Rätsel einstellen zu dürfen.« Man schritt zur Abstimmung,
und der Ruf seiner Rechtschaffenheit stand noch so fest in aller Herz geschrieben,
dass man sich keinen Augenblick lang besann, ihn zuzulassen. Der Obermagier
stellte zuerst die folgende Frage: »Welches von allen Dingen der
Welt ist das längste und das kürzeste, das schnellste und das
langsamste, das teilbarste und das ausgedehnteste, das vernachlässigste
und das ersehnteste, das Ding, ohne welches nichts geschehen kann, und
das alles verschlingt, was klein, und alles belebt, was groß ist.«
Die Reihe zu sprechen war an Itobad, er sagte: ein Mann wie er verstehe
sich nicht auf Rätsel, es genüge ihm vollkommen, mit tüchtigen
Lanzenstößen obgesiegt zu haben. Von den anderen meinten die
einen, das Lösungswort sei das Glück, andere sagten, die Erde
sei's, und wieder andere nannten das Licht. Zadig sprach: »Es ist
die Zeit! Nichts ist länger,« setzte er hinzu, »denn sie
ist das Maß der Ewigkeit, nichts kürzer, denn sie fehlt uns
bei allen unseren Plänen, nichts ist langsamer als sie für den,
der wartet, nichts schneller für den, der genießt; im großen
dehnt sie sich bis ins Unendliche, und bis ins Unendliche teilt sie sich
im kleinen; alle Menschen vernachlässigen sie, und doch beseufzt ein
jeglicher ihren Verlust; nichts kann ohne sie geschehen, und alles, was
der Nachwelt unwert ist, bringt sie in Vergessenheit: die großen
Dinge dagegen macht sie unsterblich.« Einstimmig erkannte die Versammlung,
dass Zadig das Rechte getroffen. Darauf wurde gefragt: »Was empfängt
man, ohne dafür zu danken, wessen genießt man, ohne zu wissen,
wie, was schenkt man anderen, ohne zu wissen, wie es zugeht, und was verliert
man, ohne es gewahr zu werden?« Jeder sagte, was ihm einfiel; Zadig
allein erriet, dass es das Leben sei, und mit gleicher Leichtigkeit löste
er alle übrigen Rätsel. Itobad verfehlte nicht, stets dazwischen
zu rufen, das Rätsel sei kinderleicht gewesen, und auch er würde
es geraten haben, wenn er sich nur hätte Mühe geben wollen. Darauf
stellte man Fragen über die Gerechtigkeit, über das höchste
Gut und über die Kunst zu herrschen, und stets wurden Zadigs Antworten
für die gediegensten erkannt. »Wie schade,« rief man,
»dass ein so kluger Kopf auf einem so schlechten Ritter sitzet.«
»Hochmögende Herren,« rief da Zadig, »mir ward die
Ehre, auch in den Schranken zu siegen, denn mir gehört die weiße
Rüstung. Der hochedle Itobad bemächtigte sich ihrer, während
ich schlief; wahrscheinlich glaubte er, sie stünde ihm besser als
die grüne. Ich erkläre mich bereit, in diesem meinem schlichten
Gewande und nur mein Schwert in der Hand, ihm vor euch gegen seine ganze
schöne weiße Rüstung, die er mir entwendet hat, zu beweisen,
dass mir die Ehre zuteil ward, den tapferen Otam zu besiegen.« Itobad
nahm die Herausforderung mit dem größten Selbstvertrauen an;
es erschien ihm nur allzu gewiß, dass er, so behelmt, bepanzert und
beschient wie er war, gar leicht mit einem Kämpen in Nachtmütze
und Schlafrock fertig werden würde. Zadig zog sein Schwert und grüßte
die Königin, die ihn vor Furcht und Freude bebend anblickte. Auch
Itobad zog das seine, aber er grüßte niemanden. Wie ein Mensch,
der nichts zu fürchten hat, schritt er auf Zadig zu und schickte sich
an, ihm den Schädel zu spalten. Zadig jedoch wußte den Hieb
derart geschickt abzufangen, dass das Schwert Itobads zersprang, indem
er nämlich, wie man es zu nennen pflegt, die Schwertschwäche
seines Gegners auf seine Schwertstärke auffallen ließ. Darauf
fasste Zadig seinen Gegner um den Leib, warf ihn zu Boden und setzte ihm
die Spitze seines Schwertes in die Lücke zwischen Helm und Harnisch.
»Lass dich entwaffnen, oder ich töte dich.« Verwundert
über all das Missgeschick, das einem Mann »wie ihm« zustoßen
konnte, ließ Itobad Zadig ruhig gewähren. Gelassen nahm dieser
ihm seinen prächtigen Helm, seinen herrlichen Panzer, seine schönen
Armschienen und die glänzenden Beinkrebse ab, bedeckte seinen eigenen
Leib damit, und warf sich dann in voller Rüstung zu Astartens Füßen
nieder. Kador war es ein leichtes, zu beweisen, dass die Waffen stets Zadig
gehört hatten. Einstimmig wurde er nun als König anerkannt, vor
allem aber von Astarte, welcher nach so vielen Schicksalsunbilden endlich
die Freude beschieden war, ihren Geliebten in den Augen der ganzen Welt
für würdig erkannt zu sehen, fortan ihr Gatte zu sein. Itobad
ging nach Hause, um sich dort Durchlaucht nennen zu lassen. Zadig wurde
König und ward glücklich. Stets blieb ihm gegenwärtig, was
ihm der Engel Jesra gesagt, er gedachte sogar des Sandkornes, das zum Diamanten
geworden. Er und die Königin beteten die Vorsehung an. Die schöne
launenhafte Missuf ließ Zadig ihrer Wege ziehen, den Räuber
Arbogad dagegen beschied er zu sich und gab ihm einen ehrenvollen Posten
im Heere mit dem Versprechen, ihn zu den höchsten Würden zu befördern,
falls er sich wie ein echter Krieger betrage, und ihn hängen zu lassen,
wenn er noch einmal auf sein Räüberhandwerk verfiele." [76]
17. Voltaire, Shakespeare, Lope de Vega, Luís Vaz de Camões, Ginés Pérez de Hita, Walter Scott, François Rabelais, Chamisso, E.T.A. Hoffmann und S. RushdieDas sechstes Kapitel aus François Rabelais' Pantagruel II, wie dieser seine Flucht aus der Gefangenschaft der Türken erzählt, "diese Höllenhund" , "Türkenlümmel" oder "diese armen Teufelstürken", erinnert stark an die Geschichten, die Voltaire über die Türken, bzw. S. Rushdie über die Moslems erzählt. "Als eines Tags Pantagruel mit seinen Leuten vor der Stadt, nach der Abtei Sankt Anton zu, spazierenging, traf er euch einen Menschen an, von schöner Statur und wohl formiert in allen Leibesproportionen, aber an mehreren Stellen elend zerlumpt und so übel zugericht, dass er den Hunden entlaufen schien, oder einem Kesselflicker ähnlich sah. Sobald Pantagruel ihn von weitem erblickte, sprach er zu seinen Gefährten: »Seht ihr den Menschen, der dort von der Charentonbrücke auf uns zukommt? Er ist, bei meiner Treu, nicht arm als durch Unglück; denn ich sage euch, seiner Physiognomie nach zu schließen, hat die Natur ihn aus einem reichen und adligen Geschlecht erzeugt. Aber die Schicksale der Wissbegierigen haben ihn so in Dürftigkeit und Mangel gebracht.« – Und wie er nun bis mitten unter sie gekommen war, rief er ihn an: »Mein Freund, ich bitt' Euch, wollet allhie ein wenig verziehen und mir auf meine Fragen Bescheid tun; es soll Euch auch fürwahr nicht reuen, denn ich hab' große Neigung, Euch beizustehen in Eurer Not, darin ich Euch seh. Ihr jammert mich sehr. Darum, mein Freund, sagt mir: wer seid Ihr? von wannen kommt Ihr? wohin geht Ihr? was sucht Ihr? und wie heißet Ihr?« – Der Gesell antwortet' ihm hierauf in germanischer Sprache: »Junker, Gott geb Euch Glück und Heil zuvor. Lieber Junker, ich lass Euch wissen, das, da Ihr mich von fragt, ist ein arm und erbärmlich Ding, und wer viel darvon zu sagen, welches Euch verdrüslich zu hören und mir zu erzelen wer, wiewol die Poeten und Orators vorzeiten haben gesagt in iren Sprüchen und Sententzen, dass die Gedechtnus des Ellends und Armuot vorlangst erlitten ist ain grosser Lust.«Wörtlich nach Original. – Da sprach Pantagruel: »Mein Freund, ich versteh dieses Kauderwelsch nicht; drum redet eine andre Sprache, wenn Ihr wollt, dass man Euch verstehe.« – Und der Gesell antwortet' ihm: »Albarildim gotfano dechmin brin alabo dordio falbroth ringuam albaras. Nin portzadikin almucatin milko prin alelmin en thoth dalheben ensouim: kuthim al dum alkatim nim broth dechoth porth min michais im endoth, pruch dalmaisoulum hol moth danfrihim lupaldas im voldemoth. Nin hur diavosth mnarbotim dalgousch palfrapin duch im scoth pruch galeth dal Chinon, min foulchrich al conin butathen doth dal prin.« (Ein von Rabelais erfundenes Kauderwelsch). »Versteht ihr was?« frug Pantagruel die Versammelten. – »Ich glaub«, antwortete Epistemon, »das ist die Sprache der Antipoden; der Teufel selber kapiert da nix davon.« – Drauf sagte Pantagruel: »Gevatter, ich weiß nicht, ob Euch etwa die Mauern verstehen, doch von uns hier versteht kein Mensch ein Wort.« – Da sprach der Gesell: »Signor mio, voi vedete per essempio che la cornamusa non suona mai, s'ella non ha il ventre pieno: corsi io parimente non vi saprei contare le mie fortune, se prima il tribulato ventre non ha la solita refectione. At quale è adviso che le mani e li denti habbiano perso il loro ordine naturale e del tutto annichillati.«Italienisch: »Mein Herr, Ihr seht an meinem Beispiel, dass der Dudelsack nicht aufspielt, wenn er nicht den Bauch voll hat. So kann ich Euch auch meine Schicksale nicht erzählen, wenn der kasteite Leib nicht zuvor seine gewohnte Erfrischung erhält.« – »Es ist all eins; eins wie das andre«, antwortete Epistemon. – Da sprach Panurg: »Lord, if you be so vertuous of intelligence, as you be naturally releaved to the body, you should have pity of me: for nature hath made us equal, but fortune hath some exalted, and others deprived; nevertheless is vertue often deprived, and the vertuous men despised: for before the last end none is good.« (»Herr, wenn Ihr an Einsicht so mächtig seid, als von Natur erheblichen Leibes, so solltet Ihr Mitleid mit mir haben, denn die Natur hat uns gleich erschaffen, doch das Glück hat einige erhöht und andere erniedrigt; dessenungeachtet wird die Tugend oft erniedrigt und der Tugendhafte verachtet, denn vor dem letzten Ende ist niemand gut.«) – »Noch weniger«, antwortete Pantagruel. – So sprach Panurg: »Jona andie guaussa goussy etan beharda er remedio beharde versela ysser landa. Anbat es otoy y es nausu ey nessassust gourray proposian ordine den. Nonyssena bayta facheria egabe gen herassy badia sadussu noura assia. Aran hondavan gualde cydassu naydassuna. Estou oussyc eg vinan sory hien er darstura eguy harm. Genicoa plasar vadu.«(Ziemlich korrumpiertes Baskisch): »Mein Herr, alle großen Unglücksfälle bedürfen der Abhilfe: man muss sich gegenseitig beistehen. Lasst mich, wenn es Euch beliebt, Euch meine Anliegen vortragen, die von der Art sind, dass sie keinen Namen haben; es gibt Leute, die leicht in Zorn geraten, habt Mitleid mit meiner Unruhe; gebt mir, was Ihr wollt. Ich werde, so Gott will, nicht vergessen, für das erkenntlich zu sein, was Ihr und Eure Leute an mir tun werdet.« – »Habt ihr's jetzt weg?« antwortete Eudämon, »gelt, Genicoa?« »Ich will Hans heißen«, rief Karpalim, »wenn ich's nicht bald verstanden hätt'!« – Panurg antwortet': »Prust frest frinst sorgdmand strochdt drnds pag brlelang Gravot Chavigny Pomardiere rusth pkaldracg Deviniere bey Nays. Hod kalmudi monadi drupp del meupplist rincq drlnd dodelb up drent Loch minc stz ring jald die Win ders Franzkan bur jocst plckholzen.« (Erfundenes Kauderwelsch für eine slawische Sprache). – Darauf sagte Epistemon: »Redest du christlich, Freund, oder Patelinisch? Nein, es ist die Laternensprache.« Panurg fuhr fort: »Heere, ik en spreeke anders geen täle dan kersten däle; my dünkt noghtans, al en seg ik u niet een woordt, mynen noot verklärt genögh wat ik begeere: geeft my uyt bermhertigheyt yets waar van ik gevont magh zyn.«Holländisch: »Herr, ich rede keine andere Sprache, als die christliche; mich dünkt, auch wenn ich kein Wort sagte, dass meine Art genügsam erklärt, was ich begehre. Gebt mir aus Barmherzigkeit etwas zu essen.« – »Desgleichen«, sprach Pantagruel. – Panurg versetzt': »Señor, de tanto hablar yo soy cansado, porque sublico a vuestra reverentia que mire a los preceptos evangelicos, para que ellos movan vuestra reverentia a lo que es de conscientia, y sie ellos non bastaren, para mover vuestra reverentia a piedad, yo suplico que mire al a piedad natural, la qual yo creo que le movera como es de razon: y con esso non digo mas.«(Spanisch): »Herr, von so viel Reden bin ich müde, daher flehe ich Eure Würden an, auf die evangelischen Gebote zu achten, damit sie Eure Würden zu tun veranlassen, was das Gewissen gebietet. Und sollten sie nicht genügen, Eure Würden zum Mitleid zu bewegen, so bitte ich, folgt dem natürlichen Mitleid, das Euch leiten wird, wie es soll; mehr sage ich nicht.« – Darauf antwortete Pantagruel: »Ei Freund, ich zweifele keineswegs, dass Ihr nicht mehrere Sprachen reden könnt, aber sagt uns, was Ihr wollt, in einer, die wir verstehen können.« – Da sprach der Gesell: »Min Herre, endog ieg med ingen tunge talede, ligesom börn, oc uskellige creature. Mine klädebon oc mit legoms magerhed uduiser alligeuel klarlig huad ting mig best behof gioris, som er sandelig mad oc dricke. Huorfor forbarme dig ofuer mig, oc befal at giue mig noguet, af huilcket ieg kand styre min giöendis mage, ligeruiis som mand Cerbero en suppe forsetter. Saa skalt du lefue länge oc lycksalig.« (Dänisch): »Mein Herr, und wenn ich die Sprache der Kinder und unvernünftigen Kreaturen redete, so müssten meine Kleider und meines Leibes Magerkeit Euch deutlich sagen, wessen ich dringend bedarf, nämlich Essens und Trinkens. Deshalb habe Erbarmen mit mir und befiehl, dass man mir etwas gebe, bis ich meinen lallenden Magen beruhigen kann, so wie man dem Cerberus eine Suppe vorsetzt. So wirst du lang und glückselig leben.« – »Ich glaub«, sprach Eusthenes, »so haben die Goten geredet und, gefiel' es Gott, würden wir so mit dem Arsche reden.« [77]Itzt sprach der Gesell: »Adon, scalôm lecha: im ischar harob hal hebdeca bimeherah thithen li kikar lehem; chanchat ub laah al Adonai cho nen ral.«(Hebräisch): »Mein Herr, ich grüße Euch: Wenn es Euch gefällt, Euern Diener zu verpflichten, werdet Ihr mir schleunig ein Stück Brot geben, wie geschrieben stehet: Wer sich des Armen erbarmet, der reichet dem Herrn.« Darauf antwortet Epistemon: »Jetzt hab ich's verstanden, es war Hebräisch und gut rhetorisch ausgedrückt.« Der Gesell sprach weiter: »Despota tinyn panagathe, diati sy mi ouk artodotis? horas gar limo analiscomenon eme athlion, ke en to metary me ouk eleis oudamos, zetis de par emou ha ou chre. Ke homos philologi pantes homologousi tote logous te ke remata peritta hyparchin, hopote pragma afto pasi delon esti. Entha gar anankeï monon logi isin, hina pragmata (hon peri amphisbetonmen), me prosphoros epiphenete.«(Griechisch): »Wohlan, gütigster Herr, warum gibst du mir kein Brot? Du siehst mich Armen vor Hunger vergehen, und doch hast du inzwischen kein Mitleid mit mir, sondern fragst mich nach unnötigen Dingen. Denn noch stimmen alle Gelehrten darin überein, dass Reden und Worte überflüssig sind, wo die Sache von selbst allein klar ist. Denn Worte sind allein nur dann nötig, wenn die Dinge, über die man streitet, nicht ohne weiteres klar sind.« – »Was? was?« sprach Karpalim, Pantagruels Leiblakai, »dies ist ja Griechisch: ich hab's verstanden. Ei wie denn? hast du in Griechenland hausiert?« Und der Gesell sprach: »Agonou dont oussys vous denagnez algarou: nou den farou zamist vou mariston ulbrou, fousques voubrol tam bredaguez moupreton den goulhoust, daguez daguez nou cropys fost pardonnoflist nougrou. Agou paston tol nalprissys hourtou lod ecbatonous, prou dhouquys brol pany gou den bascrou noudous caguos goulfren goul oustaroppassou.« (Wieder Kauderwelsch). »Dies mein ich zu verstehen«, sprach Pantagruel; »denn es ist entweder meine Utopische Landessprach, oder kommt ihr doch dem Schall nach ziemlich nah.« – Und wie er nun eben ein Gespräch anfangen wollte, sprach der Gesell: »Jam toties vos per sacra perque deos deasque omnes obtestatus sum, ut si qua vos pietas permovet, egastatem meam solaremini, nec hilum proficio clamans et ejulans. Sinite, quaeso, sinite, viri impii, quo me fata vocant abire, nec ultra vanis vestris interpellationibus obtundatis, memores veteris illius adagii, quo venter famelicus auriculis carere dicitur.« (Lateinisch): »Schon so oft habe ich Euch bei allem, was heilig ist, bei allen Göttern und Göttinnen beschworen, mir, wenn einiges Mitleid Euch noch rühren kann, in meiner Armut beizustehen, aber nichts hilft mir mein Klagen und Jammern. Lasst mich, ich bitt' Euch, lasst mich, Ihr Hartherzigen, gehen, wohin mich mein Schicksal führt, und betäubt mich nicht länger mit Euren eiteln Zumutungen, des alten Sprichworts eingedenk, dass ein hungriger Magen keine Ohren hat.« »Aber, mein Freund«, sprach Pantagruel, »könnt Ihr denn nicht Französisch reden?« – »Ei freilich, Herr«, antwortete der Gesell, »ist Gott sei Dank meine leibliche Sprache, meine Muttersprache, denn ich bin im Garten von Frankreich, in Touraine, geboren und groß erzogen.« – »Nun dann, so sagt uns,« sprach Pantagruel, »Euern Namen und wo Ihr herkommt; denn meiner Treu, ich hab Euch schon so sehr ins Herz geschlossen, dass, wenn Ihr mir willfährig sein wollt, Ihr mir nicht von der Seiten kommen sollt, und Ihr und wir wollen ein neues Freundespaar werden, wie Äneas und Achates.« [78] »Gestrenger Herr«, spricht der Gesell, »mein eigentlicher und wahrer Taufnam ist Panurg, und ich komm eben aus der Türkei, wohin ich in Gefangenschaft gebracht wurde; ich wollt' Euch gern meine Fata erzählen, die wunderlicher als die Fahrten des Ulysses gewesen sind; weil es Euch aber einmal beliebt, mich bei Euch zu behalten, und ich das Erbieten gern ergreif', mit der Beteuerung, nimmer von Euch zu lassen, und wenn Ihr zu allen Teufeln ginget – so werden wir wohl ein andermal bei guter Weil und gelegenerer Zeit davon reden können. Denn für jetzt hab' ich fast dringende Essenslust, leeren Magen, scharfe Zähne, verdürrte Gurgel, brüllenden Hunger; alles ist darauf eingerichtet. Wenn Ihr mir Arbeit geben wollt, wird es ein Fest sein, mich mumpfen zu sehen. Oh, um Gottes willen, bestellt es!« – Da befahl Pantagruel, dass man ihn in sein Quartier brächt' und ihm tüchtig zu essen auftrüg; wie es auch geschah. Er aß zu Abend meisterlich, ging mit den Hühnern zu Bett und schlief bis andern Tags zur Tischstund, da er dann wieder mit drei Schritten und einem Sprung vom Bett am Tisch war. Da trank nun der arme Panurg heldenmäßig, denn er war hohl wie ein ausgenommener Rauchhering. Und wie er so in der Hälfte eines mächtigen Humpens voll Rotwein nach Luft schnappt', da ermahnt' ihn einer und sprach: »Gevatter, nur sacht! Ihr ziehet ja wie ein Besessener.« – »Zum Henker auch!« antwortet' Panurg, »ich bin keiner von euren kleinen Pariser Schluckern, die nicht mehr nippen als ein Fink und denen man erst die Schwänz muss streichen, wenn sie die Schnäbel nur netzen sollen, wie den Spatzen. Heißa Kam'rad, wenn ich so tapfer steigen könnt', als ich zu Tal laß, ich wär längst überm Mondenhimmel. Aber zum Teufel, ich weiß nicht, was dies heißen soll; es ist ein sehr guter und köstlicher Wein, aber je mehr ich davon trink, je mehr durstet's mich. Ich glaub, der Schatten des gnädigen Herrn Pantagruel macht durstige Leut, wie der Mond den Husten und Schnupfen.« – Darüber mussten alle lachen, die es hörten. Als Pantagruel dies sah, sprach er: »Nun, Panurg, was gibt's? was lacht Ihr?« – »Gnädigster Herr«, antwortet' er, »ich erzählt' ihnen eben, wie diese armen Teufelstürken so elend dran sind, dass sie auch nicht ein Tröpflein Wein zu saufen kriegen. Wenn in des Mahomets Koran auch sonst nichts Unrechts weiter stünd', ich möcht' seinen Glauben schon darum nicht.« – »Nun aber«, sprach Pantagruel, erzählt mir, wie Ihr ihnen entkamet.« – »So helf mir Gott, gestrenger Herr«, versetzt' Panurg, »wenn ich Euch auch nur ein Wörtiein dran lüge. Die Türkenlümmel hatten mich an den Bratspieß gesteckt, wie ein Karnickel um und um gespickt, dieweil ich so hundsdürr war, dass ohnedies mein Fleisch zäh und nicht zu essen gewesen wäre, und brieten mich solchergestalt lebendig. Derweil ich nun also gebraten ward, befahl ich mich der göttlichen Gnade, denn ich gedacht' des guten Sankt Laurentius und hoffte beständig zu Gott, dass er mich dieser Pein überheben würde, wie bald darauf auch wunderbarerweis' geschah. Denn während ich vom Grund der Seelen mich Gott befahl und rief: ›Mein Herr Gott, erlöse mich aus diesen Martern, die mir hier diese Höllenhund um deines Glaubens Befolgung antun‹ – siehe! da entschlief der Brater nach Gottes Ratschluß. Wie ich nun merk', dass er nicht mehr am Spieße drehte, schau ich ihn an und seh, er schläft. Da nehm' ich einen Feuerbrand am andern End, wo er nicht glühet, zwischen die Zähn und werf ihn meinem Bratenwender in den Schoß, und einen andern, so gut ich's treffen mocht', unter ein Feldbett, das beim Kamin stund, darauf der Strohsack meines Herrn Braters lag. Urplötzlich schlägt das Feuer zum Stroh, vom Stroh ins Bett, vom Bett ins Dach, das mit Tannenbalken verschlagen war. Das Lustigste war aber, dass das Feuer, so ich dem Strauchdieb von Bratenwender erst in den Schoß geworfen hatt, ihm schier sein ganzes Bauchhaar verbrannte; aber der Stinkhals roch's nicht eher, als bis er auch die Feuersbrunst merkte, wie ein verdutzter Bock aufsprang und was er konnt': ›Dal Baroth! dal Baroth!‹ aus dem Fenster schrie, was ›Feuer! Feuer!‹ bedeutet. Dann stürzt er geraden Weges auf mich los, denn er wollt' mich vollends ins Feuer werfen; schon hatt' er die Strick zerhauen, damit mir die Händ gebunden waren, und schnitt mir an den Beinen herum. Jetzt aber kam der Herr des Hauses auf das Feuergeschrei und den Rauch von der Gassen, wo er eben mit etlichen andern Paschas und Muftis spazierenging, so eilig er konnt' zu Hilf und Rettung seiner Sachen herbeigelaufen. Und wie er kommt im vollen Schuss, packt er den Spieß, daran ich stak, und sticht meinen Brater mitten durch. Ich nun, wiewohl ich, als er mir den Spieß aus dem Leib zog, zwischen die Feuerböcke zur Erden fiel, nahm doch weiter nicht sonderlichen Schaden davon, denn der Spickspeck hielt die Gewalt des Stoßes auf. Mein Pascha aber, als er sein Haus verbrannt und sein Hab und Gut unwiederbringlich verloren sah, wollt sich mit meinem Bratspieß den Garaus machen und 's Herz durchstoßen: setzt' ihn sich auch an die Brust an, aber er kam nicht durch damit, weil er zu stumpf war; er stieß, so derb er konnt', drauf zu, bracht's aber doch nicht fertig. Da trat ich vor ihn hin und sprach zu ihm: ›Herr Schelm, du verlierst nur deine Zeit damit; denn auf die Art wirst du dich niemals ums Leben bringen; willst du aber, so stech' ich dich hier ganz ordentlich ab, dass du davon gar nicht einmal was spüren sollst; du kannst mir's glauben, denn ich hab' wohl schon andre erstochen, denen es wohl bekommen ist.‹ – ›Ha‹, sprach er, ›Freund, ich bitt' dich drum, und so du's tun willst, schenk ich dir auch meinen Säckel; da nimm ihn, es sind sechshundert Seraphinen und etliche feine Diamanten und Rubinen drin.‹« – »Wo sind die jetzt hingekommen?« frug Epistemon. – »Beim heiligen Jahn«, antwortet' Panurg, »schon ziemlich weit, wenn sie in dem Tempo wie ich von mir fortmarschieren.« – »Nu mach ein End, ich bitt dich«, sprach Pantagruel, »dass wir endlich erfahren, wie du den Pascha abgetan hast.« – »Auf Ehrenwort«, antwortet' Panurg, »ich lüg' kein Wörtlein. Ich band ihm mit meinen Stricken so recht auf bäurisch Arm und Bein, dass er sich weder regen noch rühren konnt'; darauf jag' ich ihm meinen Bratspieß durch die Gurgel und häng ihn damit an ein paar starken Haken auf, woran die Hellebarden staken, mach' ein lustig Feuer drunter und röst Euch meinen gnädigsten Herrn, wie man die Hering im Kamin dörrt. Pack mir dann seinen Beutel zu, nebst einem kleinen Jägerspieß, und fort im vollen Trott; und weiß Gott was für einen Bocksstank ich von mir gab. Unten auf der Gassen fand ich das Volk in hellen Haufen versammelt mit vielem Wasser zum Feuerlöschen, und wie sie mich halb gebraten sahen, gossen sie aus natürlichem Mitleid all ihr Wasser über mich her und erfrischten mich auf das lieblichste, was mir ein großes Labsal war; brachten mir dann auch was zu leben, aber ich aß nicht, denn sie gaben mir nichts zu trinken als pures Wasser nach ihrer Art. Sonst taten sie mir aber nichts zuleid, außer ein kleiner vertrackter Türk, der vorn bucklig war, schnappt' mir heimlich nach meinem Speckwickel, aber ich zog ihm mit meinem Spießle eine Gesalzene über die Finger, dass er's nicht noch einmal probiert'. Wohlgemerkt vertrieb mir die Braterei ein Lendenweh, daran ich länger denn sieben Jahr schon laborieret', just an der Stell, wo mich mein Brater, als er einschlief, anbrennen ließ. So entkam ich frisch und gesund.« [79] Man muss sich heute
nicht wundern, wenn die Oberen der Politik als Moslems bezeichnet werden.
Denn sie verleugnen Christus und verhelfen dem Islam in Europa zur weiteren
Ausbreitung wie dies bei der europäischen Pro-Merkel-Fraktion der
Fall ist. In Deutschland hat es z.B. Jahrzehntelang keinen Rückhalt
bei der Bekämpfung islamischer Clan-Kriminalität (Türken,
Kurden etc.) gegeben; die sogenannte "Teufelssaat" oder "Muslim-Gangs"
konnten sich ungehindert ausbreiten, fast so wie in Indien, wo "zum größten
Teil muslimische Gangs" das organisierte Verbrechen der Städte kontrollieren
(Rushdie 1995). Rushdie schildert in seinem "Des Mauren letzter Seufzer"
wie die einstigen Muslim-Gangs um den letzten Sultan Spaniens (Boabdil)
von Spanien nach Indien flohen und dort nun ihr Unwesen treiben. Heinrich
Heine hat auch ein Gedicht über diesen Sultan und seinen letzten Seufzer
geschrieben, allerdings scheint er selber traurig zu sein, dass dieser
Sultan nicht mehr existiert, schließlich hat sich Heine durch sein
Pro-Islam Theaterstück "Almasor" geoutet. Was Heine nicht begriffen
hat, haben dafür andere Schriftsteller wie Luís Vaz de Camões,
Chamisso, E.T.A. Hoffmann, Walter Scott, Voltaire, François Rabelais,
Ludwig Tieck, Goethe, Schiller usw. erläutert: Mahound ("Teufel")
oder Mohammed und seine Anhänger wurden damals oft "Schafköpfe",
"verdammte Hanswürste" , "Kameltreiber von Mekka" (Walter Scott) genannt
oder als "Mahound mit seiner Lumpenbande" bezeichnet. François Rabelais
nennt die islamischen Türken "diese Höllenhund" , "Türkenlümmel"
oder "diese armen Teufelstürken". Nach Ludwig Tieck erweist sich der
Sultan, wie alle türkischen Sultane, als "Christenwürger" und
zählt zu den "wilden Heiden, die immer Frevel liebten und Drangsal,
Mord und Leiden an Christi Freunden übten". [80]
"Ins Exil der Alpuxarren "Die Finanzen werden bei Ihnen nach Sparsamkeitsgrundsätzen verwaltet, die nie wieder angetastet werden sollten. Behalten Sie doch ja diese weise Verwaltung bei! Das Rezept ist so außerordentlich einfach. Die Soldaten, die in Friedenszeiten von keinem Nutzen sind, werden auf die verschiedenen Stadttore verteilt; sie können dem Zoll- und Steuereinnehmer, der in der Regel ein älterer, nicht waffentragender Mann ist, rasche Hilfe leisten. So brauchen Sie kein Heer von Steuerbeamten gegen Ihre eigenen Untertanen zu unterhalten. Das Geld des Staates geht nicht durch dreißig verschiedene Hände, an denen allen immer ein Teil hängen bleibt. Es bilden sich nicht jene Riesenvermögen aus der Erpressung auf Ihre Kosten, auf Kosten des Adels und des Volkes. Jeder Steuereinnehmer bringt allmonatlich das von ihm eingezogene Geld auf Ihre Finanzkammer. Das Volk wird nicht zu Boden getreten und der Fürst wird nicht bestohlen. Bei Ihnen kennt man nicht jene Masse untergeordneter Ämtchen ohne Dienstleistung, die in gewissen Staaten aus dem Boden schießen, wo eine in Schulden steckende Regierung sie dem Verkauf aussetzt. Diese Titelchen werden freilich von der Eitelkeit um teures Geld gekauft; was sie eintragen, das ist eine Dauerrente für die Käufer, aber auch eine dauernde Schwächung für den Staat. Bei Ihnen sieht man nicht jene Masse wertloser Spießbürger, die, Hofräte betitelt, im Müßiggang leben und nichts anderes zu tun haben als die Einkünfte der von ihren Vätern beschafften Pfründen zu Vergnügungszwecken zu verschwenden." - Voltaire, Ib. II18. „Voltaire, c’est la France.“; "La cordura", also eine geistige Gesundheit, Besonnenheit, Umsicht ist in Frankreich zur Zeit nur schwer zu finden; Voltaire und Cervantes "Siempre en las burlas" (immer im Spott)"La cordura", also eine geistige Gesundheit, Besonnenheit, Umsicht ist in Frankreich zur Zeit nur schwer zu finden, vor allem wenn es um Voltaire geht. Von den Spielplänen wurde er vor Jahren gestrichen, kein französisches Theater wagt es, sein Stück „Mahomet der Lügenprophet“ über den Fanatismus des Islam auf die Bühne zu bringen. "Diese Mutlosigkeit aus reiner Vorsicht waltet nicht nur in Frankreich, wo der Hass der Islamisten auf die Antifanatiker schon viele Tote gefordert hat. Doch noch ist Voltaire, der Philosoph der Toleranz und Aufklärung, im Stadtbild von Paris präsent. Weder der nach ihm benannte Boulevard noch die Metro Station Voltaire wurden bislang umbenannt – obwohl das militanten Aktivisten mehr als lieb wäre. Hotels, Plätze und Schulen tragen weiterhin seinen Namen." Aber seit Monaten ist die berühmte Statue im sechsten Arrondissement verschwunden. Man muss diese Abwesenheit Voltaires als eine Form von Schutzhaft verstehen. Nach dem Lockdown und dem Tod von George Floyd demonstrierte die „Black Lives Matter“-Bewegung auch in Paris gegen Polizeigewalt und kolonialistische Hinterlassenschaft. Verschmiert wurde damals auch das Voltaire-Denkmal. Im August wurde es zur Reinigung abmontiert. "Wo ist Voltaire geblieben? Die Stadt wartet auf die Bewilligung des Staats, um die gesäuberte Statue wieder aus dem Depot zu holen. Das kann, wenn auf beiden Seiten der politische Wille fehlt, lange dauern. Im „Figaro“ ließ die konservative Philosophin Bérénice Levet einen Aufschrei los. Sie zeichnet ein subtiles und keineswegs unkritisches Porträt des Philosophen, an dessen verwaistem Sockel sie täglich vorbeigehe: „Voltaire ist der große Schriftsteller, den zu lesen für die Franzosen am dringlichsten ist.“ In Zeiten innenpolitischer Religions- und Glaubenskriege ist ihnen seine Fähigkeit zur Ironie abhandengekommen. Spätestens mit den Debatten und Demonstrationen, die sich am Entwurf eines Gesetzes über die Pressefreiheit entzündeten, ist Voltaire wieder aktuell. Heute müssen französische Denker wegen angeblich „islamfeindlicher“ Schriften wochenlang untertauchen. Dabei ist Voltaire, wie Lope de Vega und vor allem Cervantes ein Klassiker gegen die islamische Barbarei und Ungerechtigkeit. Voltaire ist wie Cervantes spöttisch, emanzipierend, befreiend, Rebell, Grandseigneur. Weltweit ist er ein Symbol der Freiheit und Botschafter seine Landes: „Voltaire, c’est la France.“ [81]19. Voltaire wird zum "Symbol der geistigen Kapitulation Frankreichs vor dem Islamismus", denn seit dreißig Jahren verhindern die Islamisten die Aufführung seines Stücks „Mahomet der Lügen-Prophet“Schon damals Im Jahr 1717 hatte Voltaire, damals 23, eine Satire in die Bastille gebracht. Später wurde er zur Strafe in die Verbannung geschickt. Während der zehn Monate dauernden Haft schrieb er „Ödipus“, das Stück zum spöttischen Gedicht, das die Comédie Française mit großem Erfolg aufführte. "In seinem Erstling verarbeitete der als Sohn eines Notars geborene François-Marie Arouet auch die Zweifel an seiner eigenen Herkunft. Fortan nannte er sich Voltaire, und inzwischen wird ein ganzes Jahrhundert nach ihm benannt. Er kämpfte für die Meinungsfreiheit auch der Andersdenkenden und ging dafür große Risiken ein – der zweite Aufenthalt in der Bastille fiel immerhin kürzer aus. Unerschrocken kritisierte er den Fanatismus der Religionen. In Paris wurde ihm 1778 ein katholisches Begräbnis verweigert und der mumifizierte Leichnam – ohne Herz und Hirn – in seine Wahlheimat Genf geschickt, aber schon auf halbem Weg erstmals begraben. Die Revolutionäre holten seine sterblichen Überreste nach dem Sturm auf die Bastille ins Pantheon. Heute verfolgen ihn die neuen Revolutionäre schlimmer als einst die Katholiken. Seit dreißig Jahren verhindern die Islamisten die Aufführung seines Stücks „Mahomet der Prophet“. In der arabischen Welt ist Voltaire ein Feindbild wie „Charlie Hebdo“." Die MeToo-Bewegung, Islamisten und linke Antirassisten bei den „Black Lives Matter“-Demonstrationen schritten zur "symbolischen Ermordung des Aufklärers". Vollzogen wurde sie als Farbanschlag auf seine Statue in der Nähe der Académie Française. Seit zwei Jahren wird sie in einer Werkstatt gesäubert. "Längst ist der Zwangsaufenthalt im Depot zum Symbol der geistigen Kapitulation Frankreichs vor dem Islamismus geworden. Jetzt wird das postume Schicksal des Satirikers auch zur zeitgenössischen Realsatire: Die Statue wird demnächst im Innenhof der medizinischen Fakultät aufgestellt. Er kann durch ein Eisentor verschlossen werden. Hier ist sie fast so sicher wie Voltaires Herz und Hirn, die in der Nationalbibliothek (BNF) und der Comédie Française konserviert werden. Wie vor 305 Jahren muss Voltaire aus der Verbannung direkt hinter Gitter." [82]Anmerkungen [1] Voltaire, Candide
oder die beste aller Welten, 11; vgl. Kurse Nr.
629 Voltaire, Nr. 567
Gottfried Wilhelm Leibniz, Nr. 556
Torquato Tasso, Nr. 557 - Ariosto, Akademie
der Kunst und Philosophie
"Erhebt das Herz in freudigem Gesang
Im Tankred beschreibt
Voltaire wie die Welt von Sizilien lernen kann, wie man den Islam ("Glaubensfeind")
bekämpft und das Siegeszeichen, das christliche Kreuz, die heilige
Dreifaltigkeit, die Madonna mit Kind, aufrichtet und die Zeichen der Moslems
(Halbmond, Allah-Schriftzeichen) verbietet, wie ja auch Zeichen anderer
Terrororganisationen verboten sind: "Erhebt das Herz in freudigem Gesang
/ Und Weihrauch lasst dem Gott der Siege wallen! / Ihm, der für uns
gestritten, unsern Arm / Mit Kraft gerüstet, sei allein der Dank!
/ Er hat die Schlingen, hat das Netz zerrissen, / Mit denen uns der Glaubensfeind
umstellt. / Wenn dieser hundert überwundne Völker, / Mit ehrnem
Stab, tyrannisch niederdrückt; / So gab der Herr ihn heut' in unsre
Hand. / Errichtet Siegeszeichen auf dem Platze, / Wo diese Wundertaten
euch befreit, / Und schmücket, fromm, die heiligen Altäre / Mit
der Ungläub'gen besten Schätzen aus. / O! möge doch die
ganze Welt von uns, / Wie man sein letztes Gut verteidigt, lernen! / O
möge Spanien, aus seinem Druck, / Italien, aus seiner Asche blicken!
/ Ägypten, das zertretne, Syrien, / Das fesseltragende, nun auch /
Zum Herren, der uns rettete, sich wenden!" (Voltaire)
Die Kathedrale Santa Maria Nuova in Monreale ist die Bischofskirche des Erzbistums Monreale auf Sizilien. Die dem Patrozinium der Aufnahme Mariens in den Himmel geweihte Kathedrale ist eine Basilica minor. Berühmt ist die Kathedrale für die byzantinischen Mosaiken und den Kreuzgang. Zusammen mit dem romannisch-byzantinischen Palermo und der Kathedrale von Cefalù wurde die Kirche 2015 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Die Kathedrale zeigt in besonders eindrucksvoller Weise den rormannisch-byzantinischen Baustil, der zu dieser Zeit in Sizilien verbreitet war. Romanisch ist dabei vor allem der massive Baukörper als Ganzes, byzantinische Stilelemente zeigen sich in den Blendbögen und Intarsien an den Außenmauern, an den Apsiden, und den Goldgrundmosaiken an den Innenwänden der Kathedrale. Der Schauplatz des
Tancred von Voltaire (Übersetzung Goethe) ist in und bei Syrakus.
Die afrikanisch-muslimsichen Sarazenen hatten, im neunten Jahrhundert,
ganz Sizilien erobert. Da Syrakus ihr Joch abschüttelte, behielten
sie Palermo und Girgenti. Die griechisch-byzantinischen Kaiser besaßen
Messina. Es treten auf Tancred, Ritter, aus einer verbannten syrakusanischen
Familie, in Byzanz erzogen, Arsir, Ältester des Ritterchors von Syrakus,
Ritter von Syrakus: Orbassan, Loredan, Roderich, Aldamon (Soldat), Amenaide,
Tochter Arsirs, Euphanie, ihre Freundin, Mehrere Ritter, als Glieder des
hohen Rats Knappen, Soldaten, Volk. Es geht darum "Syrakus die Freiheit
zu verschaffen", denn "Solamir, der Maure,
Im fünfter Aufzug
des Tancred ist der Islam auf Sizilien besiegt. In Goethe's Übersetzung
des Tancred von Voltaire geht es um das Schicksal der Christenheit im Kampf
mit den muslimischen Sarazenen und Türken. Es geht nach Voltaire und
Shelley immer darum, das muslimische Joch abzuschütteln, so wie es
später die Spanier und Griechen erfolgreich getan hatten und so ein
Vorbild für andere (noch) muslimische Staaten sein können: "Errichtet
Siegeszeichen auf dem Platze, Wo diese Wundertaten euch befreit, Und schmücket,
fromm, die heiligen Altäre Mit der Ungläub'gen besten Schätzen
aus. O! möge doch die ganze Welt von uns, Wie man sein letztes Gut
verteidigt, lernen! O möge Spanien, aus seinem Druck, Italien, aus
seiner Asche blicken! Ägypten, das zertretne, Syrien, Das fesseltragende".
Im Tankred beschreibt Voltaire wie die Welt von Sizilien lernen kann, wie
man den Islam ("Glaubensfeind") bekämpft und das Siegeszeichen, das
christliche Kreuz, die heilige Dreifaltigkeit, die Madonna mit Kind, aufrichtet
und die Zeichen der Moslems (Halbmond, Allah-Schriftzeichen) verbietet,
wie ja auch Zeichen anderer Terrororganisationen verboten sind: "Erhebt
das Herz in freudigem Gesang / Und Weihrauch lasst dem Gott der Siege wallen!
/ Ihm, der für uns gestritten, unsern Arm / Mit Kraft gerüstet,
sei allein der Dank! / Er hat die Schlingen, hat das Netz zerrissen, /
Mit denen uns der Glaubensfeind umstellt. / Wenn dieser hundert überwundne
Völker, / Mit ehrnem Stab, tyrannisch niederdrückt; / So gab
der Herr ihn heut' in unsre Hand. / Errichtet Siegeszeichen auf dem Platze,
/
Wo diese Wundertaten euch befreit, / Und schmücket, fromm, die heiligen
Altäre / Mit der Ungläub'gen besten Schätzen aus. / O! möge
doch die ganze Welt von uns, / Wie man sein letztes Gut verteidigt, lernen!
/ O möge Spanien, aus seinem Druck, / Italien, aus seiner Asche blicken!
/ Ägypten, das zertretne, Syrien, / Das fesseltragende, nun auch /
Zum Herren, der uns rettete, sich wenden!" (Voltaire) Vgl. Kurse Nr.
629 Voltaire, Johann Wolfgang
von Goethe I-II, Ib.
Voltaire
Allgemeine
Infos zur Akademie der Kunst und Philosophie und den Kursen
Zur Philosophie und Kulturgeschichte von Byzanz, des Mittelalters, der Schule von Chartres, der Renaissance, des Barock, der Aufklärung, des Idealismus, der Romantik vgl. Kurse:Nr. 551 G.W.F. Hegel I, Nr. 660 G.W.F. Hegel II, Nr. 511 Johann Gottlieb Fichte I, Nr. 658 Johann Gottlieb Fichte II, Nr. 509 F.W.J. Schelling I, Nr. 510 F.W.J. Schelling II, Nr. 513 F.W.J. Schelling III, Nr. 505 Arthur Schopenhauer I-II, Nr. 663 Arthur Schopenhauer III, Nr. 531 Platon, Nr. 533 Aristoteles, Nr. 623 Johann Ludwig Wilhelm Müller, Nr. 020 Johann Wolfgang von Goethe I-II, Nr. 673 Johann Wolfgang von Goethe III, Nr. 553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 675 Friedrich Schiller III, Nr. 554 Friedrich Hölderlin I-II, Nr. 512 Novalis I, Nr. 671 Novalis II, Nr. 677 Jean Paul, Nr. 667 Romantische Kunst und Philosophie I, Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Nr. 630 Johann Ludwig Tieck, Nr. 631 Adelbert von Chamisso,Nr. 567 Gottfried Wilhelm Leibniz, Nr. 665 Molière, Nr. 622 Victor Hugo I, Nr. 674 Victor Hugo II, Nr. 629 Voltaire I-II, Nr. 679 Laurence Sterne, Nr. 621 Lord Byron I, Nr. 676 Lord Byron II, Nr. 628 Percy Bysshe Shelly, Nr. 561 Sir Walter Scott, Nr. 555 Angelus Silesius, Nr. 634 Hans Sachs, Nr. 619 Franz Werfel, Nr. 680 Nikos Kazantzakis, Nr. 588 Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Nr. 550 Fjodor M. Dostojewskij I-II, Nr. 506 Wladimir Sergejewitsch Solowjow, Nr. 664 Philosophie der Kunst, Nr. 661 Philosophie der Geschichte I, Nr. 686 Philosophie der Geschichte II, Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, Nr. 687 Philosophie der Geschichte IV, Nr. 687 Philosophie der Geschichte V, Nr. 659 Wissenschaftslehre I, Nr. 666 Wissenschaftslehre II, Nr. 681 Wissenschaftslehre III, Nr. 682 Wissenschaftslehre IV, Nr. 683 Wissenschaftslehre V, Nr. 684 Wissenschaftslehre VI, Nr. 685 Wissenschaftslehre VII, Nr. 545 Sittenlehre I-II, Nr. 614 Sittenlehre III, Nr. 544 Staats- und Rechtslehre I-II, Nr. 641 Staats- und Rechtslehre III, Nr. 644 Staats- und Rechtslehre IV, Nr. 655 Staats- und Rechtslehre V, Nr. 618 St. Ephraim der Syrer, Nr. 617 St. Cyrill von Alexandrien, Nr. 616 St. Gregor von Nazianz, Nr. 613 St. Gregor von Nyssa, Nr. 612 St. Johannes Chrysostomos, Nr. 611 St. Johannes Cassianus, Nr. 627 St. Basilius der Große, Nr. 625 Theodorus Abucara, Nr. 624 Byzantinische Wissenschaft / Philosophie, Nr. 653 St. Cyprianus, Nr. 609 St. Athanasius der Große, Nr. 605 St. Irenaeus von Lyon, Nr. 604 St. Hildegard von Bingen, Nr. 600 St. Johannes von Damaskus,Nr. 599 St. Petrus Venerabilis, Nr. 581 Bernhard von Chartres, Nr. 580 Wilhelm von Conches, Nr. 578 Pierre Abaelard, Nr. 574 Johannes von Salisbury, Nr. 577 Petrus Lombardus, Nr. 576 Gilbert de la Porrée / Gilbert von Poitiers, Nr. 565 Johannes Scotus Eriugena, Nr. 575 Thierry de Chartres, Nr. 571 Alanus ab Insulis, Nr. 572 Anselm von Canterbury, Nr. 570 St. Hilarius von Poitiers, Nr. 568 Nicolaus Cusanus I, Nr. 568 Nicolaus Cusanus II, Nr. 568 Nicolaus Cusanus III, Nr. 564 St. Ambrosius, Nr. 564 St. Augustinus I, Nr. 601 St. Augustinus II, Nr. 654 St. Augustinus III, Nr. 579 St. Albertus Magnus, Nr. 500 St. Thomas von Aquin I, ScG, Nr. 501 St.Thomas von Aquin II, Sth I., Nr. 502 St.Thomas von Aquin III, Sth. I-II, Nr. 582 St.Thomas von Aquin IV, Sth II-II, Nr. 583 St.Thomas von Aquin V, Sth. III, Nr. 566 Meister Eckhart, Nr. 562 Dante Alighieri I-II, Nr. 672 Dante Alighieri III, Nr. 558 Calderón de la Barca, Nr. 648 Calderón de la Barca II, Nr. 650 Calderón de la Barca III, Nr. 651 Calderón de la Barca IV, Nr. 563 Miguel de Cervantes I, Nr. 645 Miguel de Cervantes II, Nr. 637 Lope de Vega I, Nr. 638 Lope de Vega II, Nr. 642 Lope de Vega III, Nr. 643 Lope de Vega IV, Nr. 652 Juan Ruiz de Alarcón, Nr. 632 Ginés Pérez de Hita, Nr. 633 Luis Vaz de Camões, Nr. 678 François Rabelais, Nr. 557 Ludovico Ariosto I-II, Nr. 668 Ludovico Ariosto III, Nr. 556 Torquato Tasso, Nr. 552 William Shakespeare I-II, Nr. 559 Wolfram von Eschenbach, Nr. 560 Walter von der Vogelweide, Nr. 662 Gottfried von Strassburg, Akademie der Kunst und Philosophie / Académie des sciences Nr. 320 Romanische Kunst und Architektur, Nr. 350 Byzantinische Kunst und Architektur, Nr. 325 Kunst und Architektur der Gothik, Nr. 326 Kunst und Architektur der Renaissance, Nr. 586 Tizian, Nr. 591 Paolo Veronese, Nr. 597 Correggio, Nr. 670 Annibale Carracci, Nr. 520 Rembrandt, Nr. 598 El Greco, Nr. 620 Giovanni Battista Tiepolo, Nr. 590 Giovanni Bellini, Nr. 656 Andrea Solari, Nr. 657 Bernadino Luini, Nr. 587 Andrea Mantegna, Nr. 595 Jan van Eyck, Nr. 635 Rogier van der Weyden, Nr. 640 Stefan Lochner, Nr. 646 Michael Pacher, Nr. 647 Peter Paul Rubens, Nr. 649 Giotto di Bondone, Nr. 626 Luca Signorelli, Nr. 610 Piero della Francesca, Nr. 596 Perugino, Nr. 522 Raffael (Raffaello Sanzio), Nr. 523 Sandro Botticelli, Nr. 602 Benozzo Gozzoli, Nr. 606 Fra Angelico, Nr. 607 Pinturicchio, Nr. 608 Domenico Ghirlandaio, Nr. 593 Filippo Lippi, Nr. 594 Filippino Lippi, Nr. 589 Albrecht Dürer, Nr. 603 Bernard van Orley, Nr. 615 Ambrogio da Fossano detto il Bergognone, Nr. 636 Eugène Delacroix, Nr. 639 Bartolomé Esteban Murillo, Akademie der Kunst und Philosophie
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