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Kurs Nr. 692 Philosophie der Geschichte / Philosophy of History VII  - Die geistigen Quellen Europas, insbesondere  Osteuropas II



Die falsche geistige Führung wurde an unseren Hochschulen herangezüchtet; die heute weitverbreitete marxistische Weltanschauung und Lebensauffassung, die ihren radikalen Ausdruck in dem weltzerstörenden Leninismus findet; die sozialistische Theorie, die sich über die ganze zivilisierte Welt zu verbreiten droht, ist nichts als Irrwahn, furchtbarer Aberglaube, so vorzugehen, wie jetzt in Russland vorgegangen wird, bedeutet, der Welt zum Absterben zu verhelfen

Russland im Bann der byzantinischen Orthodoxie und des Panslawismus flieht vor dem Zeitalter des Bewußtseins; der allergrößte denkbare Gegensatz zu der Emanzipation der Persönlichkeit ist das byzantinische Element

El Greco, Pfingsten, um 1600, Museo Del Prado, Madrid

 

 
 
 
 
 

 

Aus dem Inhalt:
 

Zu den geistigen Quellen Europas, insbesondere Osteuropas siehe auch Kap.14  "Die kurze Geschichte Russlands I" und Kap. 27. "Die kurze Geschichte Russlands II" in Kurs Nr. 691 Philosophie der Geschichte / Philosophy of History VI sowie die Fortsetzung in Kap. 13. "Die kurze Geschichte Russlands III"  und Kap. 19 "Die kurze Geschichte Russlands IV" in Kurs Nr. 692 Philosophie der Geschichte / Philosophy of History VII. 
 

1. Gegensätze in der Menschheitsentwickelung I; mehr oder weniger sozialistische Leute mit Autoritätsglauben aus dem Mittelalter, wie Lenin und Trotzkij im Osten von Europa, die eine Tyrannis ausüben über Millionen von Menschen, die noch niemals während der schlimmsten Zeiten orientalischer Tyrannei so groß war, wie sie heute ist; was bedeutet, dass die menschliche Gesellschaft über die ganze Erde hin sich verwandeln müsste in eine Tierherde, die nur raffiniert denken kann und alle Zivilisation dem Untergang geweiht ist; Der Materialismus hat gerade das Materielle völlig missverstanden; Die falsche geistige Führung wurde an unseren Hochschulen herangezüchtet; die heute weitverbreitete marxistische Weltanschauung und Lebensauffassung, die ihren radikalen Ausdruck in dem weltzerstörenden Leninismus findet; die sozialistische Theorie, die sich über die ganze zivilisierte Welt zu verbreiten droht, ist nichts als Irrwahn, furchtbarer Aberglaube, so vorzugehen, wie jetzt in Russland vorgegangen wird, bedeutet, der Welt zum Absterben zu verhelfen 


Mehr oder weniger sozialistische Leute haben ihren Autoritätsglauben aus dem Mittelalter, wie Lenin und Trotzkij im Osten von Europa, die mit Hilfe von wenigen tausend Menschen eine Tyrannis ausüben über Millionen von Menschen, eine Tyrannis, die noch niemals während der schlimmsten Zeiten orientalischer Tyrannei so groß war, wie sie heute ist, was bedeutet, dass die menschliche Gesellschaft über die ganze Erde hin sich verwandeln müsste in eine Tierherde, die nur raffiniert denken kann und alle Zivilisation dem Untergang geweiht ist; eine Initiationswissenschaft eigentümlicher Art hat auch der Leninismus; Lenin, Trotzkij und ähnliche Leute sind die Werkzeuge dieser ahrimanischen Mächte: Wenn man sich ein Urteil verschaffen will über den Verlauf der Ereignisse der Gegenwart, dann kommen verschiedene Dinge in Betracht. Eines aber kommt vor allen Dingen in Betracht, was zusammenhängt mit einer Tatsache, die ich schon in meinem ersten öffentlichen Vortrage hier erwähnt habe, mit der Tatsache, dass mit Bezug auf die innere Seelenverfassung, namentlich mit Bezug auf die Vorstellungsstruktur, die Menschen der Gegenwart unendlich viel fortsetzen von dem, was nur geeignet war zur Vorstellungsstruktur, zur Vorstellungsform während des Mittelalters. Diese war damals groß, war damals bedeutungsvoll, ist aber heute überholt. Diejenigen, welche sich am allerintensivsten das ganze Empfinden und Vorstellen in seinen mittelalterlichen Formen angeeignet haben, das sind heute die weiten Kreise der mehr oder weniger sozialistischen Leute über die Erde hin. Innerhalb dieser Kreise haben sich Vorstellungsformen gebildet, die namentlich ihren Ausdruck finden in einem schier unendlich großen Autoritätsglauben, in einem Sich-Ducken gegenüber allem, was sich einfach durch die robuste Hand Autorität verschafft innerhalb dieser Kreise. Nur dadurch ist es ja möglich geworden, dass solche Menschen wie Lenin und Trotzkij im Osten von Europa - und die Bewegung setzt sich fort nach Asien hinüber mit rasender Schnelligkeit -, mit Hilfe von wenigen tausend Menschen eine Tyrannis ausüben über Millionen von Menschen, eine Tyrannis, die noch niemals während der schlimmsten Zeiten orientalischer Tyrannei so groß war, wie sie heute ist. Alle diese Dinge kommen in Betracht, wenn man sich heute über das, was vorgeht, ein Urteil bilden will. Denn es steht dem, was nur mit ein paar Strichen jetzt charakterisiert werden kann, im Grunde genommen nur gegenüber, noch rechnend mit den großen weltgeschichtlichen und weltgestaltenden Kräften, dasjenige, was eine ehrliche, aufrichtige, wahre geisteswissenschaftliche Bewegung sein sollte. Und vergleicht man das Interesse, welches gefunden hat eine solche geisteswissenschaftliche Bewegung, mit dem Interesse, weiches gefunden haben die andern charakterisierten Bewegungen im Laufe einer verhältnismäßig kurzen Zeit, namentlich mit dem Einfluss, den diese Bewegungen gewonnen haben, so muss man sagen, das Interesse für diese geisteswissenschaftliche Bewegung ist heute noch nahezu gleich Null. Gewiss, wir wollen nicht verkennen, dass es ja zahlreiche Menschen gibt, welche es mit dieser geisteswissenschaftlichen Bewegung halten, welche sich wenigstens selber sagen, dass sie es mit dieser geisteswissenschaftlichen Bewegung halten. Aber der Unterschied wäre furchtbar groß, wenn man sich vor Augen rücken würde die Intensität, mit der die drei andern charakterisierten Geistesströmungen für das eintreten, was sie an die Oberfläche bringen wollen, und was an Intensität des Interesses der geisteswissenschaftlichen Bewegung entgegengebracht wird. Denn diese  geisteswissenschaftliche Bewegung wird im Grunde genommen doch außerordentlich oberflächlich auf gefasst, oberflächlich in Empfindung und im Gefühlshaften, während die andern Bewegungen gerade vom Empfindungs- und Gefühlshaften in unbegrenzter Intensität aufgefasst werden. Wer macht sich denn im Grunde genommen klar, so dass er es in die Mitte seines ganzen Empfindens und Denkens stellt, dass es sich für ein ernsthaftes Eingreifen in weltgestaltende Kräfte von Seiten der Geisteswissenschaft darum handelt, dasjenige zur Geltung und Anerkennung unter den Menschen zu bringen, was von unserem Gesichtspunkte aus genannt wird die Initiationswissenschaft? Die Initiationswissenschaft, sie schließt heute das ernsteste Interesse der Menschheit ein. Das Interesse, das ihr von vielen, die da meinen, sich ehrlich dazu zu bekennen, entgegengebracht wird, ist doch ein ziemlich äußerliches, ein nach allen möglichen nebensächlichen Rücksichten eingerichtetes. Initiationswissenschaft haben,wenn auch in einer für die Menschheit durchaus nicht vorteilhaften Weise, diejenigen, die ich oftmals genannt habe die eigentlichen Macher innerhalb der anglo-amerikanischen Weltbewegung. Initiationswissenschaft hat alles dasjenige, was vom Jesuitismus abhängig ist. Und eine Initiationswissenschaft eigentümlicher Art hat auch der Leninismus. Denn dass der Leninismus versteht, sich in einer so klugen Weise durch die Verstandesformen des Kopfes auszudrücken, das hat seinen ganz bestimmten Grund. Im Leninismus arbeitet sich an die Oberfläche der Menschheitsentwickelung die Klugheit des menschlichen Tieres, die Klugheit der menschlichen Animalität. Alles dasjenige, was aus den menschlichen Instinkten, aus menschlicher Selbstsucht fließt, das nimmt Interpretationen und Formen an in dem, was im Leninismus und Trotzkismus in einer äußerlich so klug scheinenden Weise zutage tritt. Das Tier will sich einmal als gescheitestes Tier an die Oberfläche arbeiten und will alle ahrimanischen Kräfte, welche das Ziel haben, Menschliches, spezifisch Menschliches auszuschließen, und alles dasjenige, was an Klugheit verbreitet ist in der Tierreihe - ich habe es oftmals betont - , zu menschheitsgestaltenden Kräften machen. Denn bedenken Sie nur - ich habe es ja auch hier oftmals betont -, wie eingebildet die Menschen wurden, wenn sie nun irgend etwas erfunden hatten wie zum Beispiel das Leinenlumpenpapier oder das Holzpapier oder etwas dergleichen, das Papier überhaupt. Ja, wieviel früher als die Menschen haben die Wespen oder ähnliche Tiere, die sich ihre Nester machen aus denselben Stoffen, aus denen das Papier ist, diese Erfindung gemacht! Da ist die menschliche Klugheit innerhalb der Tierheit drinnen. Und wenn Sie zusammennehmen alles dasjenige, was in der Tierheit ausgebreitet ist an solcher Klugheit, und wenn Sie sich denken, dass die ahrimanischen Kräfte dieses aufnehmen, um es heraufzuschöpfen in die menschlichen Köpfe derjenigen, die nur nach egoistischen Instinkten gehen, dann werden Sie begreifen, dass eine Wahrheit darin sein kann, wenn man sagt, Lenin, Trotzkij und ähnliche Leute sind die Werkzeuge dieser ahrimanischen Mächte. Das ist eine ahrimanische Initiation, die einfach einer andern Weltensphäre angehört, als unsere Weltensphäre ist. Aber es ist eine Initiation, die in ihrem Schöße die Macht hat, die menschliche Zivilisation von der Erde hinwegzubekommen, alles dasjenige, was sich als menschliche Zivilisation gebildet hat, hinwegzubekommen von der Erde. Mit drei Initiationsrichtungen hat man es zu tun: mit zwei auf dem Plane der Menschheitsentwickelung liegenden und mit einer unterhalb des Planes der Menschheitsentwickelung liegenden, aber ungeheuer willensstarken, fast unbegrenzt willensstarken Initiation. Und das, was Ordnung, was ein menschenwürdiges Ziel in diese ganze Richtung bringen kann, das ist allein dasjenige, was innerhalb wahrer Geisteswissenschaft liegt. Aber es kann ein wahres Ziel, ein wirklicher Ernst von dieser Geisteswissenschaft nur ausgehen, wenn man sie wirklich zu einer durchgreifenden Angelegenheit des Lebens macht und wenn man aufmerksam darauf ist, wieviel Geschwätz, wieviel Hochmutsteufel und seelischer Egoismus sich vielfach in dem äußert, was, meist ganz ehrlich, angehängt wird dieser geisteswissenschaftlichen Bewegung. Es nützt nichts, diese Dinge zu verschweigen. Sie müssen im Gegenteil immer wieder und wiederum besprochen werden. Denn wie sollte man sonst heute jene Kräfte in die Seelen hineinzubringen hoffen, welche notwendig in den Seelen sein müssen, wenn die Zivilisation nicht ihrem Niedergang entgegengehen soll! Ich möchte ein paar Minuten etwas ganz anschaulich schildern. ... Denn man denkt nicht, was entsteht auf der Erde, wenn das verwirklicht wird, was in den Worten liegt; «Die Religion, die einen phantastischen Reflex in den Köpfen der Menschen über ihre Beziehungen untereinander und zur Natur darstellt, ist dem natürlichen Untergang geweiht durch das Anwachsen und den Sieg der wissenschaftlichen, klaren, naturalistischen Auffassung von der Wirklichkeit, die sich parallel mit dem planmäßigen Aufbau der neuen Gesellschaft entwickeln wird.» Das, was hier als Religion gemeint ist, ist nicht irgendein Bekenntnis, ist nicht irgendein berechtigt zu tadelndes religiöses Bekenntnis, ist nicht nur die Religion im engeren Sinn, es ist alle Sittlichkeit. Und dasjenige, was folgen würde, wenn das sich bewahrheitete, was in diesen Sätzen liegt, ist, dass die menschliche Gesellschaft über die ganze Erde hin sich verwandeln müsste in eine Tierherde, die nur raffiniert denken kann. Wenn sich nicht die Möglichkeit findet, dass Gegenkräfte erwachen gegen dasjenige, was jetzt im Osten Europas groß wird und nach Asien hinüber sich mit rasender Schnelligkeit ausbreitet, dann ist es so, dass alle Zivilisation dem Untergang geweiht ist. Dann würden sich solche Ideale verwirklichen. Ich glaube nicht, dass es gerechtfertigt ist gegenüber solchen weltgeschichtlichen Impulsen, wenn da oder dort Leute auftreten, die wünschen, dass das vielfach getriebene mystische Schwätzen im engsten Kreise, welches, gegen meine Intention, in der langen Zeit, in der anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft jetzt schon da ist, da oder dort als ein Ideal betrachtet worden ist, in irgendeiner Weise fortgesetzt werde, ohne Rücksicht darauf, was die großen Interessen der Erdenmenschheit von uns fordern. Wir müssen den Willen haben, in diese großen Interessen der Menschheit vorurteilsfrei hineinzuschauen." [1] 

Missverstandenen Platonismus, als Christentum maskierter Aristotelismus in der Kirche: "Wenn zum Beispiel heute jemand ganz unbefangen und ernsthaft gewisse Inhalte des katholischen Bekenntnisses aufs Korn nehmen würde, sagen wir jenes Dogma, welches besagt, dass es eben Gott gefallen muss, wenn zwei Menschen sich begatten, ihnen eine Seele, die frisch gemacht ist, herunterzuschicken. Wenn dieser Inhalt des Bekenntnisses aufs Korn genommen würde, was würde geschehen? - Da würde der, der vorurteilslos zu Werke geht, um die ganze Sache zu untersuchen, finden, dass so etwas mit dem Inhalte des wahren Christentums nicht das geringste zu tun hat, dass aber im Mittelalter die Lehre des Aristoteles eingedrungen ist in die christliche Theologie, und dass Aristoteles diese Lehre aus einem missverstandenen Platonismus heraus vertreten hat, dass jedesmal für einen frisch erzeugten Menschenleib auch eine frische Seele geschaffen wird und sich mit ihm vereinigt. Das, was da als selbstverständliche Voraussetzung in den christlichen Bekenntnissen figuriert, das hat mit dem Christentum nichts zu tun, das ist aristotelische Anschauung. Und weiter, nehmen wir etwas anderes: Wir finden als einen gewissen Teil von Bekenntnissen die Lehre von der Ewigkeit der Höllenstrafen. Wieder eine rein aristotelische Anschauung! Aristoteles hat nämlich angenommen: Wenn die Seele geschaffen ist, hier lebt bis zum Tode und dann in die geistige Welt kommt, dann hat sie in dieser geistigen Welt, wie er sie sich vorstellt, nichts anderes zu tun, als in aller Ewigkeit zurückzuschauen auf das, was sie in einem einmaligen Erdenleben hier getan hat. Also Aristoteles stellt sich vor, dass eine frische Seele geschaffen wird für jedes erzeugte Kind, dass diese Seele lebt auf der Erde bis zum Tode und dann in alle Ewigkeit hinein sich beschäftigt damit, hinzuschauen auf das, was in einem Erdenleben geschehen ist. Hat einer einen andern ermordet, so hat er immer hinzuschauen darauf. Das ist der Ursprung der Lehre von der Höllenstrafe. Es ist eine rein aristotelische Lehre. Denken Sie sich einmal, wenn nun an die Stelle des als Inhalt des Christentums ausgegebenen Aristotelismus die Wahrheit auftritt, dann haben ja diejenigen, die diesen als Christentum maskierten Aristotelismus vertreten wollen, eine heillose Angst, dass man hinter das kommt, um was es sich handelt, dass also die Leute erfahren würden: Unsere Prediger, unsere Pfarrer, die predigen uns ja von den Kanzeln herunter gar nicht ein Christentum, sondern einen Aristotelismus, der sich in das Christentum hineingeschlichen hat! Ebenso ist im Christentum unendlich viel von der Gnosis. Ebenso ist im katholischen Messopfer unendlich viel von ägyptischen Mysterien. In zahlreichen Kultushandlungen des Katholizismus - und in vielem selbst in dem evangelischen Bekenntnis - ist etwas enthalten, dessen Ursprung man aufsuchen muss in irgendwelchen orientalischen Religionen. Das, was die Leute anstreben, ist nur, dass man ihnen nicht hinter die Sachen kommt, dass man ja nicht dahinterkommt, wo die Sachen her sind. Also was muss man tun? Man muss verleumden! Man muss sagen, dass diejenigen, welche heute mit der Wahrheit auftreten, entlehnen und plagieren vom Orientalismus, von der Gnosis und so weiter."

Der Materialismus hat gerade das Materielle völlig missverstanden: "Dieser Materialismus hat nämlich die Eigentümlichkeit, dass ihm völlig versagt ist, die materielle Welt in ihrer Wirklichkeit zu erkennen. ... Die Tatsachen sind also völlig entgegengesetzt dem, was heute von der gebräuchlichen Physiologie von allen Lehrkanzeln herunter verkündet und daher auch von der Schule und von frühester Kindheit an den Menschen eingepaukt wird. Wir müssen also sagen: Der Materialismus hat nicht einmal vermocht, das in Wirklichkeit zu erkennen, was die materiellen Vorgänge im menschlichen Organismus sind, die sich auf das Herz beziehen. Er hat gerade das Materielle völlig missverstanden. Das ist aber nur ein Beispiel für viele. Gerade das Materielle ist absolut unerklärt geblieben unter dem Einflüsse des Materialismus. Das Herz ist keine Pumpe, sondern es ist etwas, was man eher ansehen kann als ein Sinnesorgan, das einzuschalten ist in den menschlichen Organismus, damit der Mensch in seinem Unterbewußtsein durch das Herz eine Art unterbewußtes Wahrnehmen hat von seiner Zirkulation, so wie man durch das Auge eine Wahrnehmung hat von den Farben der äußeren Welt. Das Herz ist im Grunde genommen ein in die Blutzirkulation eingeschaltetes Sinnesorgan. Von alledem wird das völlige Gegenteil heute gelehrt. Nun, das ist scheinbar ein recht in der Ecke stehendes Beispiel. Ich kann mir denken, dass mancher Philister heute geneigt ist zu sagen: Was soll das schon für Unheil anrichten, wenn die Menschen eine ganz falsche Ansicht über das Wesen des menschlichen Herzens haben! Eher wird man schon zugeben müssen, dass es eine ganz allgemein bedenkliche Bedeutung hat, wenn alle Ärzte eine falsche Ansicht über das Wesen des menschlichen Herzens haben. Denn ob die Ärzte eine richtige oder falsche Ansicht über das Herz haben, davon hängt doch vieles im menschlichen Leben ab. - Aber so ist es ja mit andern Dingen auch. Und dadurch, dass alle Dinge im Leben zusammenhängen, dadurch ist die Menschheit heute geradezu erfüllt von lauter verkehrten Gedanken, von ganz inversen Gedanken. Und man könnte glauben, wenn man nur wollte, dass das Hängen in verkehrten Gedanken nun überhaupt unser ganzes Denken ruiniert. Das tut es nämlich auch. Unser Denken wird gründlich ruiniert dadurch, dass wir uns auf den verschiedensten Gebieten gewöhnen, weil es uns eingepaukt wird von unserer Kindheit an, das Gegenteil von dem Wirklichen zu denken. Wir gewöhnen uns dadurch niemals ein sicheres, zielbewußtes Denken an. Denn wie kann ein zielbewußtes Denken herauskommen zum Beispiel im sozialen Leben, wenn man in den Dingen, wo vor allen Dingen die Wahrheit gesucht werden muss, auf dem entgegengesetzten Wege ist? Aber sehen Sie, gewisse Dinge bleiben überhaupt heute dem Menschen verschlossen, die wichtig sind zu wissen. Wenn heute in den gebräuchlichen Anstalten, in den physiologischen, biologischen Laboratorien oder Kliniken oder sonstigen Anstalten der menschliche Organismus untersucht wird, so untersucht man, sagen wir, das Gehirn, indem man es Stück für Stück, so wie es zunächst ausschaut, analysiert, und man untersucht die Leber, indem man sie geradeso analysiert. Aber indem man das tut, sieht man niemals auf etwas, was ganz spezifisch ist für das Verständnis des Menschen." 

Die falsche geistige Führung wurde an unseren Hochschulen herangezüchtet: "Das, was an unseren Hochschulen getrieben wird, das hat uns ja in diese Katastrophen hineingetrieben, weil es die wenigen führenden Persönlichkeiten als ihre materialistische Grundgesinnung gehabt haben; nun soll es in die ganzen Massen hineingetragen werden, das heißt, es sollen Millionen hineinreiten in die Katastrophen, in die sie hineingeritten worden sind durch eine falsche geistige Führung von wenigen. Was für wenige nichts taugt, soll jetzt für viele ausgestreut werden. So bequem geht es doch nicht mit der Verbreitung der Volksbildung, dass man das, was an Universitäten lebt, einfach hinausträgt, denn dadurch trägt man hinaus, was für den Menschen überhaupt ungeeignet ist. Das klingt heute radikal, aber es gehört zu dem Allernotwendigsten, dass das unbedingt durchschaut wird, wenn man nur im Entferntesten daran denkt, dass der Niedergang nicht weiterrollen soll, sondern dass ein Aufbau zustande kommen soll. Das ist es, wovon man möchte reden können in Worten, die wirklich die Herzen ergreifen. Es müssen möglichst viele Herzen ergriffen werden von diesen konkreten Wahrheiten." 

Die heute weitverbreitete marxistischen Weltanschauung und Lebensauffassung, die ihren radikalen Ausdruck in dem weltzerstörenden Leninismus findet; die sozialistische Theorie, die sich über die ganze zivilisierte Welt zu verbreiten droht, ist nichts als Irrwahn, furchtbarer Aberglaube; so vorzugehen, wie jetzt in Russland vorgegangen wird, bedeutet, der Welt zum Absterben zu verhelfen: "Sie wissen ja, in der heute weitverbreiteten marxistischen Weltanschauung und Lebensauffassung, die ihren radikalen Ausdruck in dem weltzerstörenden Leninismus und Trotzkismus findet, in dieser marxistischen Lebensauffassung spielt eine große Rolle die Anschauung, die man die «materialistische Geschichtsauffassung» nennt, und namentlich das Dogma von der grundlegenden Wirkung der Produktionsverhältnisse. Es ist ein Dogma, zu dem heute Millionen von Menschen aus dem Proletariat sich bekennen, das Dogma, dass dasjenige, was Sitte, Recht, Wissenschaft, Religion und so weiter ist, etwas ist, was wie ein Rauch, wie eine Ideologie - Sie können in den «Kernpunkten» Genaueres darüber nachlesen - aufsteigt aus den Produktionsverhältnissen, während die Produktionsverhältnisse das einzig Wirkliche wären, dasjenige, was man in der Geschichtsbetrachtung zugrunde zu legen habe. Ich hielt es von ganz besonderer Wichtigkeit seinerzeit - und eigentlich hängt das zusammen mit meiner ganzen Meinung, dass ich etwas habe tun können in der Berliner Arbeiter-Bildungsschule, von dem man hätte ausgehen können -, in proletarischen Kreisen über diese Anschauung von der alleinigen Wirksamkeit der Produktionsverhältnisse im menschlichen Werdegang aufklärend zu sprechen, und ich habe daher nicht materialistische Geschichtsauffassung, sondern die Wahrheit zu verkünden versucht. Das war dann ja auch der Grund, warum ich herausgeworfen wurde, weil das geradeso damals den Führern widerstrebt hat wie jetzt die Idee der Dreigliederung, weil tatsächlich innerhalb der sozialistischen Bewegung dazumal und heute noch ein viel blinderes Autoritätsgefühl und Autoritätsglaube war und ist als in der Katholischen Kirche. Aber Sie sehen, dasjenige, um was es sich gerade handelt, das ist, zu durchschauen, richtig zu durchschauen, wie die Dinge auch sozial in der Welt zusammenhängen. Wer eine richtige Einsicht gewinnt in das, was ich angedeutet habe in meinem Buche «Von Seelenrätseln» als die naturgegebene Dreigliederung des menschlichen Organismus, wer diese Gliederung des Menschen in den Nerven-Sinnesorganismus, den rhythmischen Organismus und den Stoffwechselorganismus versteht, der denkt so, dass er dieses Denken dann auch auf das soziale Leben anwenden kann. Wenn man so etwas tut, so kommen die Toren von heute und sagen: Du machst Analogien; weil der menschliche Leib dreigegliedert ist, gliederst du auch den sozialen Organismus. - Das ist Unsinn! Das tun die «Kernpunkte» gewiss nicht, da wird nicht mit Analogien gearbeitet. Es wird bloß gesagt, dass, wenn einer sein Denken aus den spanischen Stiefeln herauskriegt, in die es durch die heutige Gelehrsamkeit und namentlich das heutige öffentliche Leben eingeschnürt ist. ... Daher ist das ein Irrwahn, ein furchtbarer Aberglaube, der heute sich als sozialistische Theorie über die ganze zivilisierte Welt zu verbreiten droht, weil niemand darauf bedacht war in den letzten Jahrhunderten, die Wahrheit zu erforschen, sondern jeder nur aus den Emotionen heraus dasjenige als Wahrheit verkündigte, was ihm nach seiner Klasse und nach seinem Standpunkt angemessen war. Jetzt erst sieht man ein, welcher Irrwahn es ist, die Produktionsverhältnisse als die Grundlage für das geschichtliche Geschehen anzusehen. Denn man kommt jetzt darauf, wirklich die Tatsachen zu vergleichen, nicht Analogien zu verbreiten. Man schaut jetzt in der richtigen Weise hin und sieht ein, dass, wenn der Stoffwechsel untergraben wird im menschlichen Organismus, der Kopf leidet, dass also jedesmal, wenn das Ethische, das Religiöse, das Erkenntnisleben untergraben wird, im sozialen Organismus nicht ein gesunder Stoffwechsel wirkt und das Wirtschaftsleben dann zugrunde gehen muss. Vom Wirtschaftsleben hängt gar nichts ab, sondern primär hängt alles ab von Anschauungen, von Ideen, von dem geistigen Leben der Menschen. ... So vorzugehen, wie jetzt in Russland vorgegangen wird, bedeutet, der Welt zum Absterben zu verhelfen. Es gibt keine andere Möglichkeit, wenn man in dieser Weise fortarbeitet, als der Welt zum Absterben zu verhelfen, aus dem einfachen Grunde, weil in dem, was man da verrichtet, die Gesetzmäßigkeit des Absterbens drinnen liegt. Sie sehen, welche sozial eminent wichtigen Dinge hier vorliegen. Das war es, was ich immer wieder in den verschiedensten Tönen versuchte, seit den zwei Jahrzehnten, seitdem Anthroposophie unter uns getrieben wird, durch die verschiedenen Vorträge durchleuchten zu lassen und klarzumachen, dass es sich bei uns wahrhaftig nicht darum handelt, eine innere seelisch-wollüstige Weltauffassung und Lebensanschauung, eine Art geistigen Snobismus zu kultivieren, sondern dass es sich handelt um dasjenige, was das Zeitalter als seinen wichtigsten
Impuls braucht. Ich wollte dies heute noch einmal vor Ihnen aussprechen in einer wieder etwas andern Form, zusammenhängend mit verschiedenen Dingen, die uns aufklären können über das Wesen des Menschen, weil es jetzt wichtig ist, dass diejenigen, die als Freunde unserer anthroposophischen Bewegung sich bekennen, den Zusammenhang dieser anthroposophischen Bewegung mit dem, was sonst jetzt unter uns vorgeht, einsehen." [2] 
 

2. Gegensätze in der Menschheitsentwickelung II; Maskierter Materialismus; wenn man materialistisch in dem angedeuteten Sinn ist, so ist das Abirren eine Krankheit, weil es der Weg ist zum Schwachsinn; gerade in den sozialen Netzwerken sind Viele auf dem Wege zum Kranksein, zum Schwachsinn wie man zum Beispiel am Chef von Facebook (Meta) sehen kann, also wie alle Materialisten zumindest auf dem Wege zum Schwachsinnigwerden; wie der Materialismus zum Schwachsinn führt, so führt die abstrakte Mystik in die Krankheit des Infantilismus, der Kindsköpfigkeit; Genie; Materialismus wird gefördert durch «Trennung von Glauben und Wissen»; Kultur der Mitte, Goetheanismus; der äußerste Ausläufer der geistigen Senilität des Ostens in Tolstoj zu sehen; es ist etwas durchaus Antiquiertes, heute von Tolstoj als von irgend etwas zu sprechen, was eine Gegenwartsbedeutung hat; bei Tolstoj das vollständige Luziferischwerden, was sich auch in seiner späteren Hinwendung zum Islam zeigt; Doktordissertation durch eine Art unpersönliche KI


Maskierter Materialismus; Phänome der «materielle» Erscheinungen; viele heutige Absolventen der Unis sind krank und auf dem Weg zum konstitutionellen Schwachsinn; wenn man materialistisch in dem angedeuteten Sinn ist, so ist das Abirren eine Krankheit, weil es der Weg ist zum Schwachsinn; gerade in den sozialen Netzwerken sind Viele auf dem Wege zum Kranksein, zum Schwachsinn wie man zum Beispiel am Chef von Facebook (Meta) sehen kann, also wie alle Materialisten zumindest auf dem Wege zum Schwachsinnigwerden; wie der Materialismus zum Schwachsinn führt, so führt die abstrakte Mystik in die Krankheit des Infantilismus, der Kindsköpfigkeit; da kommen wir auf das eigentliche Wesen des Materiellen, wenn wir Mystik treiben, und wir müssen, so wie man das echte Ergebnis des Goetheanismus in die höhere Weltanschauung erheben muss, so auch uns klar sein, dass die Ergebnisse der Mystik das sind, was man aufzusuchen hat in der Interpretation des materiellen Wirkens; Alles dasjenige, was die Mystik als solche als innere Erlebnisse hervorbringt in ihrer Einseitigkeit, ist materielle Wirkung; das ist natürlich Unsinn. Ebenso ist es Unsinn, wenn wir eine geistige Wirklichkeit suchen in dem, was der Mystiker erlebt; derjenige, der in der Außenwelt bloß Materialitäten sucht, interpretiert die Welt im ahrimanischen Sinne; wenn man im richtigen Äquilibrium die Kindsköpfigkeit bewahrt, dann ist man Genie; man ist nur so viel Genie, als man in die Dreißigerjahre hinein die Kindskopfigkeit bewahrt hat; aber sie muss im richtigen Äquilibrium drinnenstehen: "Also, wenn es sich zum Beispiel darum handeln würde, dass die Spenglersche Idee von dem Untergang des Abendlandes sich wirklich realisieren sollte, dann würden mitarbeiten können die traditionellen  Religionsbekenntnisse, so wie sie offiziell vertreten werden von den Jesuiten, von den positiv Evangelischen und so weiter; nicht aber würden sie in Betracht kommen für dasjenige, was fortschreitet. Es ist, wie ich ja öfter bemerkt habe, selbst bei denjenigen, die es gar nicht wissen, die materialistische Strömung heute deutlich bemerkbar. Es ist das ja wohl das Charakteristische, und wir müssen uns immer daran erinnern, dass sogar die theosophische Weltanschauung, als sie unter diesem Namen «theosophische Weltanschauung» auftrat, in gewissen Kreisen von Materialismus befallen war. Denn was waren schließlich die Schilderungen vom Ätherleib und Astralleib des Menschen von Seiten dieser Kreise, die immer wieder auf den Äther- und Astralleib als bloße Verdünnungen von Materie hinwiesen und die sich nur irgendwelchen Nebel darunter vorstellten, was waren sie denn anderes als maskierter, spirituell maskierter Materialismus? Am meisten spirituell maskierter Materialismus ist natürlich der Spiritismus, der zwar vom Geiste spricht, aber nichts anderes will, als den Geist in materieller Form beweisen, in materieller Form vorstellen. Alles das, was durch die populäre  Literatur, vor allen Dingen durch unsere populären Bücher und Zeitungen, welche in allen möglichen Artikeln die Leute unterrichten von dem, was «richtig» ist, alles, was so unter die Menschen kommt, ganz gleichgültig ob von katholischer oder von evangelischer Seite, das ist vom Materialismus durchfressen. Dieser Materialismus ist etwas, das auf der einen Seite zusammenhängt mit der fortschreitenden Kultur. Man hat ihn daher zu berücksichtigen, indem man sich positiv damit beschäftigt. Was historisch traditionell ist wie die Religionsbekenntnisse, das muss natürlich, wenn es Angreifer des Neuen wird, dieses Neue in der intensivsten Weise bekämpfen, aber das ist nicht etwas, womit sich das Gegenwartsvorstellen ernsthaft zu befassen hat, denn es ist etwas, was sich in absteigender Richtung bewegt. Dagegen ist der Materialismus etwas, was - selbstverständlich in materialistischer Färbung, in materialistischer Interpretation - doch eben das hervorbringt, was man in der Gegenwart wissen muss. Man muss wissen, wenn man mitarbeiten will an den Fortschritten des geistigen Lebens, was die materialistische Anatomie, die materialistische Physiologie, die materialistische Biologie, was die Soziologie in der Gegenwart zutage fördert, man muss drinnenstehen in demjenigen, was auf diesem Weg gewußt werden kann, und man muss gerade aus diesem Wissen heraus die Kraft gewinnen, das materialistische Wissen, die materialistische Denk- und Vorstellungsweise umzuwandeln in ein spirituelles Wissen. Es ist also wertvoll innerhalb der heutigen Gegenwart, sich auseinanderzusetzen mit demjenigen, was der Materialismus als Inhalt enthält. Man kann heute nicht in dem Sinn, wie es sich manche denken, sagen wir, die katholische Philosophie des Mittelalters umwandeln. Nur so, wie ich es in Dornach gezeigt habe mit der Thomistik, kann man sie umwandeln, doch da wandelt sie sich selber um. Man kann aber den Materialismus metamorphosieren in spirituelles inneres Seelenleben. ... Aber darauf kommt es nicht an, ob man materielle Punkte oder solche Gedankenpunkte in den Atomen annimmt, sondern darauf, ob man ausgeht von einem lebendigen Erfassen geistiger Wesenheiten, oder ob man dieses lebendige Erfassen perhorresziert und ausgeht von dem, was man nur in der materiellen Welt gewinnt. Und das gilt, auch als Punktkräfte, von den Atomen. Sobald man ausgeht von atomistischen Vorstellungen, steckt man schon in einem in den Untergang hineinführenden Materialismus darinnen. Zurecht kommt man mit der Wahrnehmungswelt nur, wenn man sie als Phänomen, als Erscheinungswelt auffasst. Was uns durch die Sinne entgegentritt, ist etwas, worinnen die Materie gar nicht ist. Also die Empfindung müssen wir in uns entwickeln - und wir können sie entwickeln durch die Ergebnisse, die niedergelegt sind in unserer anthroposophischen Literatur -, dass wir, wenn wir hinausschauen durch unsere Augen und den gesamten Sternenhimmel erblicken, die Wolkenkonfiguration erblicken, die Inhalte der drei Reiche, des Mineralischen, Pflanzlichen und Tierischen, aber auch des vierten Reiches, des Menschenreiches erblicken, dass wir in alledem, was wir so wahrnehmungsgemäß an uns herantreten finden, nicht suchen dürfen irgend etwas von Materie. Dahinter steckt keine Materie! Das sind durchaus solche Erscheinungen, solche Phänomene, wie zum Beispiel der Regenbogen selbst, wenn sie auch sonst derber auftreten als dieser Regenbogen. So wie niemand den Regenbogen als irgendeine äußere Realität - als eine wirkliche Brücke meinetwegen, die da gespannt ist in sieben Farben - anschauen soll, sondern als ein Phänomen, als eine Erscheinung, so soll jeder dasjenige, was ihm äußerlieh entgegentritt durch die Sinne, als ein Phänomen, als eine Erscheinung auffassen, wenn es auch noch so derb auftritt. Auch beim Quarzkristall, wenn wir ihn auch greifen können - beim Regenbogen würden wir ja durchgreifen -, wenn auch der Gefühlssinn dabei affiziert ist, so müssen wir doch auch beim Quarzkristall nur sprechen von einem Phänomen; wir dürfen nicht hineinphantasieren irgendeine materielle Realität, gleichgültig wie es sich auch die heute auf Abwegen wandelnde Naturanschauung vorstellt. Also was wir als «materielle» Erscheinungen vorfinden, sind gar keine materiellen Erscheinungen, ist gar keine Materie in Wirklichkeit. Das sind eben nur Erscheinungen; sie sind das, was kommt und geht aus einer andern Wirklichkeit heraus, die wir nicht fassen, wenn wir sie uns nicht geistig denken können. Das ist die eine Empfindung, die wir entwickeln müssen: nicht die Materie in der äußeren Welt zu suchen! ... Man muss von der bloßen logischen Bezeichnung als unrichtig zu einer Bezeichnung übergehen, welche ins Wirkliche hineinfasst, also in die Konstitution des Menschen hineinfasst. Man muss überzeugt werden, dass es nicht bloß logisch unrichtig ist, zu sagen, in der Wahrnehmungswelt trete uns Materie entgegen, sondern dass derjenige, der in der Wahrnehmung Materie sieht, wirklich auf dem Weg zum konstitutionellen Schwachsinn ist, dass es also eine Krankheit ist, in dem angedeuteten Sinne Materialist zu sein. Da will man mit seinem Vorstellen die Wirklichkeit erfassen. So lange man im Theoretischen bleibt, erfasst man sie nicht. Und da setzt jeder voraus: Nun, man muss nur gut belehrt werden, dann kann man sich umstellen. - Geisteswissenschaft setzt aber überall die lebendige Entwickelung voraus, setzt voraus, dass man sich gesund macht, wenn man materialistisch in dem angedeuteten Sinn ist, weil das Abirren eine Krankheit ist, weil es der Weg ist zum Schwachsinn. Da werden die Dinge hart herangerückt an dasjenige, was man als Erkenntnisse bekommt in der Begegnung mit dem Hüter der Schwelle. Denn wenn man in dieser Begegnung mit dem Hüter der Schwelle eintritt in die Welten, die andere sind als die physische Welt, die dieser physischen Welt etwas Neues hinzufügen, da hört alles Theoretisieren auf, hört alles auf, was im Intellekt nebelt, da beginnt Realität, da wird jedes Wort durchtränkt von Realität. Da kann man nicht mehr davon sprechen: Du behauptest etwas Richtiges oder Unrichtiges - , sondern da muss man sagen: Du behauptest etwas aus krankem oder aus gesundem Geist heraus. - Da kommt man auf Realitäten. Da kann man auch nicht sagen: Du musst deine Ansicht berichtigen - , sondern da muss man sagen: Du musst dich, wenn du auf dem Wege zum Kranksein, zum Schwachsinn bist, wiederum zum gesunden Starksinn umentwickeln. - Sie sehen, es genügt nicht, dass man heute sogenannte Weltanschauungen, die herumnebeln, rektifiziert, korrigiert, sondern es handelt sich tatsächlich, wenn man Geisteswissenschafter werden will, darum, dass man an sich einen realen Prozess vollzieht und sich nicht begnügt mit etwas Intellektuellem oder Verstandesmäßigem oder Theoretischem. Wir leben heute in einer so ernsten Zeit, dass uns das Krankhafte des verstandesmäßigen Weltbetrachtens ganz lebendig vor die Seele treten muss. Wir haben versucht, die eine Seite zu skizzieren, haben versucht, vom Wirklichkeitsstandpunkt aus die eine Seite dessen zu charakterisieren, was heute im Kulturleben vorgeht: die materialistische Seite. Die andere Seite, die Polarität dazu, ist das Mystische. Zu diesem Mystischen flüchten ja heute viele Menschen, welche unbefriedigt sind im Materialismus. Sie finden, dass dieser Materialismus etwas ist, was unrichtig ist, also muss man sich zu einer andern Weltanschauung bekennen, muss man auf einem andern Wege suchen, als diejenigen Wege sind, die der Materialismus geht. Dann versuchen die Menschen sich auf dem Wege des Inneren zu entwickeln, vorzudringen zu einem Erfassen des Geistigen. Es ist ja oftmals hier Mystik als eine Geistesströmung geschildert worden, die in ihrer Einseitigkeit selbstverständlich ebenso berechtigt ist, wenn man diese Einseitigkeit durchschaut, wie der Materialismus berechtigt ist, wenn man ihn in seiner Einseitigkeit durchschaut. Es ist die Mystik geschildert worden als eine Art Reaktion gegen dasjenige, was in den letzten Jahrhunderten als Materialismus heraufgekommen ist in der amerikanischen und europäischen Zivilisation. Aber es muss das, was wiederholt erwähnt worden ist, erwähnt worden ist auch in dem Schriftchen: «Durch den Geist zur Wirklichkeits- Erkenntnis der Menschenrätsel», das während des Krieges erschienen und ja auch ins Feld hinausgeschickt worden ist -, es muss diese mystische Strömung genauer ins Auge gefasst werden, wiederum indem man nicht bloß auf dieses Theoretisieren eingeht, das man gewöhnlich im Auge hat. Wenn von Mystik die Rede ist, meinen die Leute, sie ziehen sich von dem äußeren Leben zurück, vertiefen sich in ihr Inneres und kommen dadurch heran an das Fünklein, von dem Meister Eckhart sprach; da offenbart sich, meinen sie, das wahre Geistige, das nicht enthalten sein kann im äußeren Materiellen. Die Mystiker sind aber oft rechte Materialisten. Also auf dem umgekehrten Weg sind gerade die Mystiker zu allermeist schroffe, starke Materialisten. Sie fangen an zu schimpfen, sobald von der materiellen Welt die Rede ist, finden sich zu gut, sich mit ihr zu beschäftigen - das wurde ja oft gesagt - , fühlen sich erhaben über das Materielle. Aber es handelt sich darum, dass man sich nicht bloß theoretisch mit den Dingen befasst, sondern dass man zur Realität vorschreitet; es handelt sich darum, dass man wiederum das Wirkliche hinter diesem mystischen Streben ins Auge fasst. Es kommt darauf an, einzusehen, was denn eigentlich das Tätige in uns ist, wenn wir Mystiker werden, was da in uns etwas tut, wenn wir Mystiker werden. Sie können das wiederum aus unserer anthroposophisch orientierten Literatur ersehen. Und da müssen wir sagen: Da ist gerade der Boden, auf dem wir die Materie finden! Wir finden das Materielle wirken in uns, wenn wir Mystiker werden. - Selbst der hohe Mystiker, was bringt er denn für Erscheinungen in sich zur Geltung? Dasjenige bringt er in sich zur Geltung, was brodelt und kocht in seinem Stoffwechsel, wenn dieser auch noch so verfeinert ist. Innerhalb der menschlichen Haut entdecken wir die eigentliche Materie, nicht in der Außenwelt, die auf uns Eindrücke macht. Wir entdecken die Materie, wenn wir das, was entzündet wird im Stoffwechsel, in uns aufsteigen lassen. Wenn wir zum Beispiel uns bei Meister Eckhart informieren, wie er so innerlich Gott geschildert hat: da weist er darauf hin, wie er sich sorgfältig zum Bewußtsein gebracht hat, was in seinem Stoffwechsel brodelt und kocht, was ihm erschien als nach dem Herzzentrum wirkend und dort sich umwandelnd in das, was wahrnehmbar wird als Fünklein des göttlichen Selbstes im Menschen; dieses ist das Flämmchen, das entzündet wird durch den Stoffwechsel im Herzen. Da kommen wir auf das eigentliche Wesen des Materiellen, wenn wir Mystik treiben, und wir müssen, so wie man das echte Ergebnis des Goetheanismus in die höhere Weltanschauung erheben muss, so auch uns klar sein, dass die Ergebnisse der Mystik das sind, was man aufzusuchen hat in der Interpretation des materiellen Wirkens. Wir entdecken nicht im chemischen Laboratorium die materiellen Vorgänge. Nein, wenn der Chemiker in seinem Laboratorium arbeitet, dann ist dasjenige, was sich in der Retorte abspielt, nur eine äußere Erscheinung, wie der Regenbogen eine äußere Erscheinung ist. Auch das ist ein Phänomen, da ist nichts von einer wirklichen Materialität. Dasjenige, was wirklich Materialität ist, lernen wir kennen, wenn wir das Brodeln und Kochen unserer inneren, innerhalb der Haut gelegenen Vorgänge sich so entzünden sehen, wie sich die Stearinkerze zur Flamme entzündet. Da ist dasjenige, wohin gedeutet werden muss als auf die Materialität, und wir erfassen die Mystik nur richtig, wenn wir darauf kommen: Alles dasjenige, was die Mystik als solche als innere Erlebnisse hervorbringt in ihrer Einseitigkeit, ist materielle Wirkung, darinnen kann die echte Materialität gesucht werden. Wir sollen Materie nicht suchen, indem wir die chemischen Prozesse analysieren, wir sollen Materie suchen in jedem Gebilde, das innerhalb der menschlichen Haut seinen komplizierten Chemismus und seine komplizierte Physiologie vollzieht. Durch die Mystik lernen wir das materielle Rätsel lösen. Durch die Mystik lernen wir aber auch nur das materielle Rätsel losen. Wir dürfen nicht umdeuten die innere Materialität der menschlichen Organisation so etwa in dem Stil, wie wenn wir sagen würden, wenn wir eine Flamme brennen sehen: die kann doch nicht das Ergebnis dessen sein, was in der Kerze ist, sondern in der Kerze steckt ein kleines Geistchen, das ruft die Flamme hervor. - Das ist natürlich Unsinn. Ebenso ist es Unsinn, wenn wir eine geistige Wirklichkeit suchen in dem, was der Mystiker erlebt. ... Derjenige, der in der Außenwelt bloß Materialitäten sucht, interpretiert die Welt im ahrimanischen Sinne; der andere, der bloß die Wahrheit in abstrakt-mystischer Weise in seinem Inneren sucht, interpretiert sie in luziferischer Weise. Dasjenige, was gesucht werden muss als wahre anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft, ist das Gleichgewicht von beiden, ist das Durcheinanderweben von Wahrheit und Wissenschaft. Wir müssen die Wahrheit nach dem einen Pol und die Wissenschaft nach dem andern suchen und uns bewußt werden, wie die lebendigen Wirklichkeiten sich polarisieren, indem wir Wahrheit mit Wissenschaft und Wissenschaft mit Wahrheit durchdringen. Da wird Erkenntnis zu einer Tat, da geht etwas vor. Da wird nicht nur irgend etwas logisch definiert oder berichtigt, sondern da geht etwas vor, wenn der Mensch anstrebt, die Wissenschaft innerlich zu erleben und die Wahrheit äußerlich zu erfassen, und anstrebt, beide gegenseitig zu durchdringen. Das ist dasjenige, was die Gegenwart begreifen muss. Die Gegenwart muss begreifen, dass der Mensch im Äquilibrium stehen muss zwischen den beiden Extremen, dem ahrimanischen und dem luziferischen. Der Mensch strebt immer nach einer Seite. Deshalb ist jene Trinitätsgruppe in Dornach so, dass das Luziferische oben, das Ahrimanische unten dargestellt  ist, und der Christus in der Mitte, das Gleichgewicht haltend. Man kann diese Sachen in Ideen darstellen, kann sie bringen bis zum Destillat der Ideen, dann wird es Wahrheit und Wissenschaft. Man kann diese Dinge aber auch künstlerisch darstellen, dann muss man von allen bloßen Ideen absehen, dann muss man in der Linie, in der Form, in der Gestalt suchen, dann wird es eben zum Beispiel die Gruppe der Trinität in Dornach. Aber das Ganze ist von dem Geist durchdrungen. Einseitig ist die Mystik und einseitig ist auch der Materialismus. Und wissen muss man, dass man beide ineinanderweben muss in lebendigem Tun und dass in diesem lebendigen Tun die tatsächliche Innerlichkeit des Menschen gesucht werden muss. Unsere Zeit will dagegen einseitig mit dem Materialismus sich befreunden und ist dadurch tatsächlich auf dem Wege zum Schwachsinn. Ich habe gezeigt, dass man nicht beim Theoretisieren stehenbleiben darf, sondern dass man wissen muss im Realen, im Wirklichen: Sobald du dem Hüter der Schwelle begegnest, zeigt sich dir, was der Materialismus ist - ein Weg zum Schwachsinnigwerden! Man muss sich gesund machen, muss nicht bloß widerlegen, um zu etwas anderem zu kommen. Das andere Extrem ist die abstrakte Mystik. Von ihr muss man die Empfindung bekommen können: Sie ist in Wirklichkeit der Weg zum Infantilismus, zur - wenn wir es deutsch sagen wollen, es gibt kein anderes deutsches Wort dafür - Kindsköpfigkeit, zum Auffassen der Welt in dem Sinne, wie es nur angemessen ist dem ganz jungen Kinde - Infantilismus! Also das noch nicht von der Welt berührte, rein in der physischen Materialität, in den physischen organischen Vorgängen lebende Kind stellt uns den Typus des Mystikers dar, nur wird man als Mystiker später dieselben Erlebnisse haben wie das Kind. Sie nehmen sich natürlich anders aus, diese Erlebnisse, aber das Kind empfindet auch dieses Sich-Konzentrieren der organischen Tätigkeit im Herzen, und wenn es dieses Konzentrieren empfindet, dann strampelt es, dann sehen wir, wie das peripherische Strampeln, das Bewegen nach außen das Gegenteil darstellt von dem Sich-Konzentrieren im Herzen. Wenn der Mensch sein ganzes Leben hindurch kindsköpfig bleibt, wenn er zu bequem ist, sich zu durchdringen mit demjenigen, was nur der Materialismus geben kann, dann lehnt er ab die äußere Materie; sie ist für ihn nichts, ist für ihn das Niedrige, über das er noch hinausstreben muss. Dann aber strampelt er auch, und indem er strampelt, bringt er seine Mystik hervor. Das ist die Schwellenwahrheit, die unbequeme Schwellenwahrheit. Aber alles abstrakt Mystische, was, so wie die Leute es heute treiben, wie Wollust berührt, so dass sie sich die Finger ablecken, wenn Dinge hingedruckt werden, die eigentlich nur ein Strampeln in Gedanken sind, das ist Infantilismus. Und man muss sich klar sein darüber: Wie der Materialismus zum Schwachsinn führt, so führt die abstrakte Mystik in die Krankheit des Infantilismus, der Kindsköpfigkeit.   Aber das wahre Leben besteht darin, dass wir das Gleichgewicht, das Äquilibrium finden zwischen dem Materialismus und der Mystik. Da ist die Sache wiederum etwas schwierig, denn da wird sie erst recht unbequem. Aber wenn Sie bei der Waage das Gleichgewicht suchen, dürfen Sie auch nicht dasjenige, was auf der einen Seite liegt, verachten, weil, wenn es zuviel ist, es wieder das Gleichgewicht stört, sondern Sie müssen versuchen, auf den beiden Waagschalen das Sichdas- Gleichgewicht-Haltende wirklich aufzulegen. So ist es nötig, dass Sie das nicht verachten, was in die Materie hineinführt und sich nicht nur sagen, das führt ja zum Schwachsinn. Im Gegenteil, derjenige, der eindringen will in die Sache, muss kühn in die Wirklichkeit vorrücken, muss sich sagen: Ich muss allerdings den Weg gehen, der, wenn er einseitig gegangen wird, zum Schwachsinn führt, aber ich bin gewappnet dagegen. Ich bin auch gewappnet dagegen, dass ich auf dem andern Wege stehenbleibe; ich bewahre mir das Nötige aus der Kindheit, bleibe aber nicht bei der Kindheitszeit stehen. - Also man muss das Gleichgewicht finden zwischen dem Materialismus und der Mystik: das ist echter Lebenssinn. Der Lebenssinn ist das Gleichgewicht zwischen Schwachsinn und Kindsköpfigkeit. Und wenn es einem nicht passt, diese Sache zu durchschauen, so ist man eben unfähig, in die Wirklichkeit einzudringen. Menschen werden nur schwachsinnig, wenn sie nicht beachten, dass der normale Mensch Tag für Tag, Stunde für Stunde den Schwachsinn überwinden muss, der ihm immer droht, und dass er bloß Mensch bleibt, wenn er kindsköpfig, das heißt, genial bleibt. Denn wenn man im richtigen Äquilibrium die Kindsköpfigkeit bewahrt, dann ist man Genie. Man ist nur so viel Genie, als man in die Dreißigerjahre hinein die Kindskopfigkeit bewahrt hat; aber sie muss im richtigen Äquilibrium drinnenstehen. So dass man eben sagen muss: In jedem liegt die Gefahr - ja, wie soll ich es jetzt sagen - , ein Genie zu werden oder ein Kindskopf zu bleiben. Man kann eigentlich beides sagen. Sobald man an Schwellenwahrheiten herandringt, gilt ja auch die gewöhnliche Ausdrucksweise nicht mehr; da weben die Dinge ineinander, die sonst gesondert sind. Alle Worte bekommen eine andere Bedeutung und man kann sagen, es wäre durchaus recht humorvoll, das Bild auch malerisch oder plastisch hinzustellen: Da ist die Schwelle zur geistigen Welt, hier steht der eine, und dadrüben steht der andere; der eine webt im Geistigen und der andere im Materiellen, und sie schreien sich an. Der eine aus der geistigen Welt schreit: Kindskopf igkeit! - und der andere aus der materiellen schreit hinein: Genialität! - Geradeso wie der Baum von der einen Seite anders aussieht als von der andern, so sehen die Dinge verschieden aus, je nachdem man sie ansieht vom geistigen Gesichtspunkt aus oder vom materiellen. Vom geistigen Gesichtspunkt aus muss man sprechen von Genialität, weil man sich bewahrt hat die Art des Kindes, des spielhaften Vorstellens, von Kindsköpfigkeit, weil man sieht auf das, was eben Kindskopf igkeit ist, wenn man auf der geistigen Seite steht. Denn da sieht man die Kindsköpfigkeit anders an. Da weiß man, dass der Mensch herunterkommt von der geistigen Welt, dass er sich einlebt in einen physischen Leib, da sieht man, wie das Kind noch ungeschickt ist, wie aber in dem, was noch unentwickelt ist, schon darinnen lebt die höchste Geistigkeit. Es hat ja einige Leute, wie zum Beispiel den Tropf Dessoir besonders geärgert, wie ich in meinem Büchelchen «Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit» dargestellt habe, dass die Weisheit, die an der Ausgestaltung des Gehirns im Kinde arbeitet, viel gescheiter ist als die Weisheit, die der Mensch später in seinem Leben zum Ausdruck bringt. Das können Tröpfe wie Dessoir nicht begreifen; denn für sie ist der Umfang der Weisheit der, den sie zum Ausdruck bringen, wenn sie ihre Bücher schreiben. Aber die Dinge stehen so, dass wenn man von der geistigen Seite herüber sagt: Kindskopf igkeit - , so sieht man, wie heruntergestiegen ist als Strahl der göttlichen Wesenheit der Menschengeist, in sich innerlich voll entwickelt. Der hat sich hineinbegeben in einen noch unentwickelten Menschenleib; den hat er ergriffen, den arbeitet er durch, so dass schon nach wenigen Monaten das Gehirn etwas anderes ist, als es war, dass der ganze Leib etwas anderes wird im siebenten, im vierzehnten Jahre und so weiter. Man spricht also von Kindsköpfigkeit nicht so, dass es ein Schimpfwort ist, sondern man spricht so, dass man die Kindsköpfigkeit als das bezeichnet, was sich darstellt als Heruntersteigen des Geistes in die physische Welt, als das erste Ergreifen des Leibes, das Noch-Kindsein, das Noch-in-einer-Menschenverfassung-Sein, wo der Mensch durch die Entwicklung des übrigen Leibes, der sich ja am schnellsten entwickelt, während der Kopf am meisten Geist enthält, im Kopf noch nicht gesäubert ist vom Geist. So sieht es aus, wenn man von der übersinnlichen Seite von Kindsköpfigkeit spricht. Denn in dem kindlichen Kopf ist viel Geist und - das ist eine unbequeme Wahrheit - mit zunehmendem Alter wird der Geist immer weniger, wir werden immer petrifizierter und petrifizierter in unserem Kopf. Das Kind hat noch viel Geist. Der verdunstet allmählich. Ich darf das Wort «verdunsten» so gebrauchen, dass der Geist vom Kopf heraus verdunstet in den übrigen Organismus hinunter. Sie sehen daraus, dass es der Ausdruck eines Höchsten ist, wenn ich von Kindsköpfigkeit spreche, von jenseits der Schwelle aus gesehen, und dass es der Ausdruck eines Stehenbleibens ist, wenn ich von Kindsköpfigkeit vom irdischen Standpunkt aus spreche. Allein die Sprache der Erde und die des Himmels sind eben einmal voneinander verschieden, und das ist die Tragik unserer Zeit, dass man gar nicht die Sprache des Himmels verstehen will." [3] 

Durch äußere Beobachtung findet man nur das Phänomenale, die Maja, und durch innere Beobachtung nur Materielles und seine Flamme: "Und darin hauptsächlich besteht der Irrtum der neueren Zeit, dass man in der Außenwelt das Wesen des Materiellen sucht. Darin wird die wesentliche Berichtigung bestehen, dass man in der Außenwelt nicht mehr das Wesen des Materiellen sucht, dass man sich klar darüber ist: wie weit wir auch den Bereich unserer Sinnesbeobachtung dehnen, wir können nirgends etwas finden von dem, was die Materie und ihre innere Struktur, ihre Gesetzmäßigkeit ist. Wir müssen uns klar sein, dass uns in der Außenwelt nur vorliegt dasjenige, was man im Orient Maja nennt, dasjenige, was wir Erscheinungswelt, phänomenale Welt nennen, und dass wir, wohin wir auch blicken, etwas Materielles in dieser Außenwelt nicht finden können. Dagegen muss etwas anderes als zweites Faktum klarliegen: dass wir dieses Materielle, das irrtümlicherweise der Materialismus in der Außenwelt sucht, in unserem eigenen Inneren finden und dass wir es gerade dann finden, wenn wir im einseitigen abstrakten Sinn Mystiker werden. Denn dasjenige, was aufsteigt in unserem Bewußtsein als Inhalt einer gewissen Mystik, dasjenige was wir da zu erleben glauben, ist nichts anderes als, ich möchte sagen, die Flamme, die innerlich angezündet wird durch unsere materiellen organischen Prozesse. Und derjenige denkt eigentlich richtig, der die Mystik des Tauler, des Meister Eckbart so auslegt, dass diese Geister mit einer besonderen inneren Erlebnismöglichkeit das Materielle in ihrem Inneren, so wie es sich entzündet zur Bewußtseinsflamme, zu interpretieren wußten und dass sie durch Mystik das Materielle fanden. Ehe man nicht weiß, dass man durch äußere Beobachtung nur das Phänomenale, die Maja, und durch innere Beobachtung nur Materielles und seine Flamme findet, kommt man nicht zu einer wirklichen Klarheit vom Wesen der Welt und vom Stehen des Menschen in der Welt. Wir dürfen nicht in der Außenwelt durch Naturwissenschaft das Materielle suchen, wir müssen innerlich durch Mystik das Materielle suchen; denn da sind seine Gesetze. Wer das Wesen der Schwerkraft suchen will, soll es nicht suchen durch die Atwoodsche Fallmaschine, sondern er soll versuchen - sagen wir in seinem zweiunddreißigsten Lebensjahre, es kann ja auch ein anderer  Zeitpunkt sein - , zu einem innerlichen Bewußtsein zu kommen von der Schwerkraft, so dass er aus innerem Erlebnis heraus weiß, was es heißt, Schwere wirklich zu erleben. Er soll durch inneres konkretes Erleben erfahren lernen, wie man vom dreißigsten bis zum vierzigsten Jahr innerlich immer schwerer und schwerer wird, wie man innerlich erlebt eine Eigenschaft des Materiellen, die sich nur ausdrückt in demjenigen, was mystisches Bewußtsein ist. Und ich habe versucht, dasjenige, was da in Betracht kommt, dadurch zu interpretieren, dass ich sagte: Wenn man so drinnensteht im Chaos eines Planeten, wie die heutigen Wissenschafter drinnenstehen, so kann man einen klaren Begriff über diese Dinge gar nicht gewinnen."

«Trennung von Glauben und Wissen»; der Materialismus wird gefördet indem man die Menschen dadurch im Materialismus erhält, dass man in ihnen nur einen stumpfen Impuls für das Übermaterielle aufkommen lässt als Glauben, aber darüber hinaus keinen Impuls in die Menschheit hineinkommen lässt: "Die Jesuiten [-Schriften] wären gut, wenn sie nur Materialistisches beschreiben würden; denn es ist bewußtes Bestreben [der Jesuiten], durch die Beschreibung des Materialistischen die Menschen dabei zu halten, das Wissen überhaupt nur auf die materialistisch-physische Welt zu beziehen. Und das soll hauptsächlich der Menschheit vorgemacht werden, dass man das Übersinnliche nicht mit dem Wissen erforschen kann. Wie jene alten, von Luzifer besessenen Menschen damals den Menschen vorgemacht haben, sie bekommen Macht über die Welt, wenn sie sich des alten Götterwissens bedienen - während aber schon andere Zeiten der Entwickelung da waren - , so kommen jetzt die Nachzügler jener Menschen aus den Nachurzeiten und machen den Menschen vor, dass es nicht möglich ist, das Wissen in die übersinnliche Welt hinein auszudehnen, dass man mit dem Wissen vor der übersinnlichen Welt haltmachen müsse. Wie jene Menschen der früheren Zeit mit dem übersinnlichen Wissen die Menschheit betäuben wollten, so wollen die heutigen, ihnen entsprechenden menschlichen Wesenheiten nun die Menschheit recht hineintreiben in die physische Welt, damit sie dort drinnen stecken bleibe und nur mit dem stumpfen Impuls des Glaubens die übersinnliche Welt ergreife. Wie man in der Nachurzeit den Menschen zu viel Wissen über das Übersinnliche geben wollte, so wollen ihnen heute die Nachzügler zu wenig Wissen darüber geben. Jene wollten übersinnliches Wissen unberechtigterweise geben, diese wollen ihnen nur sinnliches Wissen lassen und ihnen über das Übersinnliche etwas lassen, worüber jeder Mensch seine beliebige Stellung haben kann. Was würde nun geschehen, wenn der Kreis von Leuten, auf den hier hingewiesen ist, irgendeinen Sieg erringen würde, jener Kreis von Leuten, welcher bewußt Wissenschaft und Glauben unterscheidet, während  natürlich eine große Anzahl von am Gängelbande geführten Leuten die Tirade vorfinden von der «Trennung von Glauben und Wissen» und sie nachsprechen, aber doch nur nachsprechen? Was hat man da? Im entgegengesetzten Sinne will man das ausführen, was auch jene alten Persönlichkeiten der Nachurzeit, nur in ihrem Sinne, ausgeführt haben. Wie man in der alten Zeit die Menschheit nicht ganz hinuntersteigen lassen wollte zur vollen Erdenaufgabe, so will man sie jetzt in der Erdenaufgabe drinnen erhalten, will sie nicht sich weiterentwickeln lassen von der Erde aus. Und die, welche heute gerade den Materialismus fördern, nennen sich heute «Spiritualisten» oder die Priester dieses oder jenes Glaubens, die Vertreter des Übersinnlichen. Wie in jenen alten Zeiten die, welche ein unberechtigtes Geistesleben gaben, sich - von dem charakterisierten Gesichtspunkte aus - Materialisten nannten, so nennen sich heute zahlreiche Menschen, die eigentlich die Menschheit beim Materiellen erhalten wollen, Vertreter des Spirituellen. Es ist heute der stärkste Quell des Materialismus nicht dasjenige, was etwa von Büchner, Moleschott oder dem dicken Vogt ausgegangen ist, sondern dieser stärkste Quell ist Rom und alles, was mit diesem Zentrum des Materialismus irgend etwas zu tun hat. Und erreicht wird das, was man erreichen will, indem man nicht sagt: Ich will den Materialismus fördern -, sondern indem man die Menschen dadurch im Materialismus erhält, dass man in ihnen nur einen stumpfen Impuls für das Übermaterielle aufkommen lässt als Glauben, aber darüber hinaus keinen Impuls in die Menschheit hineinkommen lässt, der das Übersinnliche ergreifen kann. dass man etwa von Rom aus das Übersinnliche für den Menschen erobern wollte, das ist die weltgeschichtliche Unwahrheit der neueren Zeit, und das muss klar und deutlich durchschaut werden! Und wenn in der neueren Zeit das Protestantentum, das Evangelische aus dem Römischen sich herausgebildet hat, so müssen wir uns klar sein: Es ist manches innerhalb des Protestantismus entstanden aus dem Römischen, allein jene Bestrebung, durch die Abstumpfung des übersinnlichen Wissens in dem Impulse des Glaubens die Menschheit nicht zum Übersinnlichen kommen zu lassen, die ist gerade auch im Evangelischen sehr stark geblieben, abgesehen davon, dass heute ja schon die Zeichen der Zeit sehr dahin deuten, dass das Evangelische von Rom, das neue und immer neue Anstrengungen machen wird nach der Richtung hin, die ich charakterisiert habe, überwunden wird. Sie sehen, will man in der Welt etwas erreichen, dann handelt es sich darum, wenn das Erreichte das Gegenteil von dem sein soll, was eigentlich im Sinne der normalen Fortentwickelung der Menschheit liegt, dass man sich gewissermaßen einen entgegengesetzten Namen zulegt. Die Menschheit muss lernen, über den Glauben an die Namen hinauszukommen, und sie ist auf dem Wege dazu. Die Menschheit muss zu tieferen Quellen als zu dem Leben in Worten kommen."

Kultur der Mitte, Griechenland, Römer, Höhepunkt in der mitteleuropäischen Kulturgröße, die man um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert erlebte in Schiller, Goethe, Herder, und ja auch in den Philosophen Fichte, Schelling und Hegel; der Westen, in dem sich ankündigt eine spätere hohe Geisteskultur, ist heute noch ganz in der Materie befangen; Goetheanismus: "Das ursprüngliche alte Griechentum ist ja noch unter dem Nachklang orientalischer Weisheit gestanden. Das spätere Griechentum nimmt schon dasjenige an, was ich nunmehr charakterisieren will als die Kultur der Mitte. Diese Kultur der Mitte kommt mehr vom Süden herauf, ergreift das spätere Griechenland, ergreift namentlich die römische Welt. Während alles dasjenige, was ich bisher charakterisiert habe für den Orient, ein Schauen war, wird dasjenige, was da vom Süden her kommt, das spätere Griechentum ergreift, in der römischen Welt seine besondere Ausbildung erfährt, was da zur Kultur der Mitte wird - von andern Gesichtspunkten aus haben wir das öfter schon betrachtet -, eine juristische, dialektische, intellektuelle, eine denkerische Kultur, nicht eine Kultur des Schauens, sondern eine denkerische Kultur. Diese denkerische Kultur ist insbesondere geeignet, den Menschen zu betrachten in seinem Leben zwischen Geburt und Tod. Nachdem sie ihre Vorstadien durchgemacht hatte im späteren Griechentum, nachdem sie ganz derb, brutal aufgetreten war im Römertum, sich dann erhalten hat durch die Sprache des Römertums, die lateinische Sprache, die für das Mittelalter noch die Sprache der Wissenschaft war, hat diese dialektische, diese intellektuelle Kultur einen Höhepunkt erlangt in der mitteleuropäischen Kulturgröße, die man um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert erlebte in Schiller, Goethe, Herder, und ja auch in den Philosophen Fichte, Schelling und Hegel. Sie brauchen sich nur dasjenige anzuschauen, was in diesen Geistern das eigentlich Charakteristische ist, und Sie werden gleich daraufkommen, dass das stimmt, was ich sage. Nehmen Sie Fichte, Schelling, auch selbst Goethe. Worin sind denn diese Geister groß, worin sind sie bedeutsam? Diese Geister sind groß und bedeutsam im Erkennen des Menschen zwischen Geburt und Tod. Für diesen Menschen fordern sie eine Totalerkenntnis. ... Die Kultur der Mitte ist ja keine materialistische; man könnte sie eine materiell-spirituelle nennen, weil in der Betrachtung des Menschen zwischen Geburt und Tod immer das Gleichgewicht sich hält das Hinschauen auf Materielles und das Hinschauen auf das Geistige. Es ist durchaus bei den deutschen Philosophen, bei Goethe und Schiller, überall so, dass sie gewissermaßen dem Leibe und dem Geiste das gleiche Recht lassen. Im Westen ist der Geist eben Zukunftssache, der Gegenwartsblick ist zunächst dem Leibe zugewendet. Aber in der Menschheitsentwickelung ist alles im Fluss: aus dieser Leibeserkenntnis, diesem Materialismus, wird einmal ein Spiritualismus werden, der nur von einer ganz andern Seite herkommt, und der vor allen Dingen bewußt sein wird gegenüber dem Spiritualismus des alten Orients. Sie sehen daraus, wie die eigentümliche Verteilung - ich habe von andern Gesichtspunkten aus schon darüber gesprochen - dieser dreigestaltigen Menschheitskonfiguration durch die Welt hin ist: Der Mensch des Ostens sah sich einstmals als sein himmlisch-geistiges Vorbild an. Der Mensch der Mitte sieht sich an als den Erdenmenschen, der aber Geist und Seele neben Leib und Körper ist. Der westliche Mensch sieht sich heute noch an als den bloß physischen Menschen; aber in dem, was er berufen ist zu entwickeln, kündigt sich eben das an, was heraussteigen wird aus dieser menschlichen Physis und was zukünftig den geistigen Inhalt des Bewußtseins ausmachen wird. Der Mensch der Mitte ist eben eingeklemmt zwischen Osten und Westen. Der Osten, der einstmals eine hohe Geisteskultur hatte, ist in der Dekadenz. Der Westen, in dem sich ankündigt eine spätere hohe Geisteskultur, ist heute noch ganz in der Materie befangen. ... Der Goetheanismus muss seine Weiterentwickelung finden. Er muss sich nach dem Geistig-Seelischen hin entwickeln. Er muss aus dem bloßen Physisch-Menschlichen heraus kosmisch werden. Dieser Versuch wird gemacht gerade durch die anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft, die eine Fortsetzung ist des Goetheanismus in das Geistige hinein. Es muss sich der Goetheanismus bis in die Mysterienweisheit hinein erstrecken. Er muss hineinentwickelt werden in die Mysterienweisheit."

Der äußerste Ausläufer der geistigen Senilität des Ostens, in der völligen Dekadenz in Tolstoj zu sehen; es ist etwas durchaus Antiquiertes, heute von Tolstoj als von irgend etwas zu sprechen, was eine Gegenwartsbedeutung hat; bei Tolstoj  das vollständige Luziferischwerden, was sich auch in seiner späteren Hinwendung zum Islam zeigt: "In Tolstoj sehen wir, wie gewissermaßen konzentriert auftritt dasjenige, was einstmals groß war und was jetzt in der völligen Dekadenz ist, was ein interessantes Phänomen ist, aber für uns nicht die geringste Gegenwartsbedeutung hat. So wie vieles ausgelöscht worden ist mit den Ereignissen seit dem Jahre 1914, so ist ausgelöscht dasjenige, was ein letztes Aufflackern der östlichen Senilität in Tolstoj war. Vor dem Kriege konnte man noch von Tolstoj als von etwas Gegenwärtigem sprechen. Mit dem Kriege ist das vorüber. Das hat keine Gegenwartsbedeutung. Es ist etwas durchaus Antiquiertes, heute von Tolstoj als von irgend etwas zu sprechen, was eine Gegenwartsbedeutung hat. Und man muss sich hüten vor jeder Art des Hinüberschielens nach dem Osten, nach dem alten Osten und auch nach dem, was in einer gewissen Art des Senilwerdens noch zum letzten Mal in einem Menschen wie Tolstoj sich konzentriert hat. Wir müssen ganz auf dem Boden derjenigen Mission stehen, die die Mission der Gegenwart ist. Und das können wir nur, wenn wir aus den eigenen Fundamenten heraus den Impuls von der Dreigliederung des sozialen Organismus begreifen. Gewissermaßen um ein weltgeschichtliches Symbolum hinzustellen, oder auch als ein Symptom, hat der verfaulende Osten zuletzt in einer, man mochte sagen, innerlich strebsamen, aber doch ohnmächtigen Weise wie seinen letzten Ausläufer noch Tolstoj hingestellt, wie der Westen als einen ersten Vorläufer den Keely mit seinem Motor hingestellt hat. Während Tolstoj ausdrückt das vollständige Luziferischwerden der alten orientalischen Kultur, steht die westliche Kultur noch ganz im Zeichen des Ahrimanischen. Das ist dasjenige, was in der Gegenwart erfasst werden muss. Und ohne zu erfassen, wie wir auf der einen Seite uns zu hüten haben vor dem, was von Osten noch herüberragt von der Vergangenheit, auch in einem lebendigen Menschen noch als Vergangenheit herüberragt, und auf der andern Seite uns zu hüten haben vor dem, was im Westen erst im Aufgange ist, ohne dass man das durchschaut, ist man kein Mensch der Gegenwart. Selbstverständlich kann ein Mensch der Gegenwart Engländer, Franzose, Amerikaner, er kann Russe sein, denn das Menschentum muss heute über die geographischen Sphären hinübergehen. Aber wir müssen diese alten Begrenzungen nehmen, weil sie eine Bedeutung haben für den historischen Werdegang der Menschheit. Hinter uns liegt dasjenige, worin die Menschheitsgeschichte sich dreigliedert: Orient, Mitte, Westen. Vor uns liegt - und anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft soll das so scharf wie möglich betonen - das reine Menschsein, zu gleicher Zeit in uns tragend den Osten, die Mitte und den Westen. Der Mensch, der heute als ein lebendiger Mensch, auch als Asiate, geboren wird, kann alle drei in sich tragen. Der Mensch der Mitte braucht sich nicht zu beschränken, bloß die Mitte in sich zu tragen, sondern er muss den historischen Osten als etwas in Dekadenz Befindliches, den historischen Westen als etwas im Aufsteigen Befindliches in sich erleben. Ebenso kann der amerikanische Mensch, wenn er durch die Betrachtung der Mysterienweisheit - und er ist am meisten darauf angewiesen - erheben will sein bloß wirtschaftliches Denken zu einem Denken, das politisch, das geistig ist, Osten, Mitte und Westen in sich tragen. Das ist dasjenige, was man heute sagen muss, wenn man die Aufgaben bezeichnen will, die der Mensch als seine innersten Seelenaufgaben erkennen soll aus den großen Notwendigkeiten der Zeit heraus."  [4] 

In Russland und China, wo man die Wirtschaft militarisieren will zu einer großen Maschine, wo auch noch die Menschen so ausgebildet werden: "Und die Folge davon ist, dass, während der alte Mensch noch in der Betrachtung der Naturerscheinungen wenigstens in sein Bewußtsein etwas hineinnahm von den dämonischen Gewalten, heute in den Technizismen die dämonischen Gewalten rumoren; sie wirken im Menschenwillen weiter und der Mensch bequemt sich noch nicht, dieses anzuerkennen. Denn erstens ist es in seinem Unterbewußten, zweitens erscheint es ihm als Aberglaube, zu sagen, in den Maschinen, die er erzeugt, wirken dämonische Wesenheiten. Sie wirken aber trotzdem. Und während die Wesenheiten, die der Mensch sah in den alten Zeiten in den Naturerscheinungen, luziferischer Art waren, sind die Wesenheiten, die in den Maschinen, in den Technizismen wirken, ahrimanischer Natur. Der Mensch umgibt sich also mit einer ahrimanischen Welt, die ganz selbständig wird. ... Dasjenige, was im Osten Europas geschieht, wo man aus der Denkweise der Gegenwart heraus gewissermaßen die Wirtschaft militarisieren will zu einer großen Maschine, wo auch noch die Menschen so ausgebildet werden wie sonst die Maschinen, wo die Menschenarbeit vom Menschen gänzlich losgelöst wird - was man da will, ist die Aufrufung von Willensdämonen, in deren Gebiet man da hineinsegelt. Der Weg vom Luziferischen zum Ahrimanischen, das ist auch etwas, von dem man sagen muss, dass so der Gang der Menschheitsentwickelung geht. Und wir stehen im Grunde mitten drinnen in diesem Herausgehen aus dem Luziferischen und dem Hineinsegeln in das Ahrimanische. Das Luziferische ist in vielfacher Weise natürlich vorhanden. Das Ahrimanische, es ergreift die Menschen. Das Luziferische lebt mehr in Gefühlen. Das Ahrimanische wirkt mehr durch den menschlichen Verstand und verwirklicht und verkörpert sich in den Technizismen. Da hinein stellt sich nun, um dem Menschen eine Richtung zu geben, das Christus-Ereignis, das wir zu erwarten haben für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dieses Christus-Ereignis wird darin bestehen, dass durch objektive Erlebnisse immer mehr und mehr Menschen wissen werden: Es wandelt auf Erden der ätherische Christus, derjenige Christus, der ätherisch die Macht darstellt, die einstmals in dem physischen Christus Jesus auf der Erde gewandelt ist. Und in dem Sich-Bekanntmachen mit dieser Christus-Macht, in dem Sich-Durchdringen mit dieser Christus-Macht liegt die Möglichkeit, in der richtigen Weise das notwendige Heraufziehen der ahrimanischen Mächte auf sich wirken zu lassen. Das Unglück unserer Zeit besteht darin, dass die Menschen hineinsegeln in das Ahrimanische, ohne durch die Christus-Kraft getragen zu sein."

Doktordissertation durch eine Art unpersönliche KI: "Und wir würden zwischen diesen Gedankenleichen hinwandein, selber gewissermaßen verzaubert in ihnen und würden so das Ideal Ahrimans erfüllen. Denn unter andern Dingen, die uns Ahriman bescheren will, ist dieses: Recht viele Bibliotheken zu machen, recht viel totes Wissen um uns aufzuspeichern. Ahriman möchte, dass, so wie die alten Ägypter hingewandelt sind unter ihren Gräbern, wie noch die ersten Christen herumgewandelt sind und Leichen um sich gehabt haben, wir mit unserem menschlichen Wesen immer mehr und mehr in das bloße Instinktwesen, in das egoistische Instinktwesen zurücksinken und dass das, was wir an Gedanken aufbringen können, aufgespeichert wäre in unseren Bibliotheken. Man könnte sich vorstellen, dass eine Zeit heranrückt, wo irgendein junger Mann oder sogar eine junge Dame von etwa zwanzig bis dreiundzwanzig Jahren zunächst nicht wüßte, wodurch sie in der Welt des silbernen Königs weiterkäme - man nennt es äußerlich: sich den Doktor erwerben. Da unten aus dem Menschen steigt ja weniges herauf; denn wenn man das, was aus dem Menschen heraufsteigt, etwa in eine Doktordissertation schreiben würde - ich rede also davon, dass eine solche Zeit kommen könnte, wenn Ahriman siegt! - , so würde diese Doktordissertation zurückgewiesen werden, denn das wäre etwas Persönliches, etwas Subjektives. Also setzt man sich in Bibliotheken, nimmt ein Buch nach dem andern, möglichst bloß nach den Katalogen, in denen alles verzeichnet ist, was sich an dieses oder jenes Stichwort anknüpfen lässt - wenn wieder ein neues Stichwort kommt, nimmt man wieder ein neues Buch heraus -, und zimmert eine Schrift zusammen, die einen dann zum Doktor macht. Man ist eigentlich nur mit seiner äußeren physischen Persönlichkeit dabei. Man hat ein Pult vor sich, da liegen viele Bücher drauf. Mit seiner Persönlichkeit ist man insofern dabei, als man, wenn man ein paar Stunden dabei sitzt, hungrig wird und dann diesen Hunger als persönliches Schicksal fühlt. Vielleicht ist man auch dadurch mit seiner Persönlichkeit dabei, dass man menschliche Beziehungen hat, an die man sich erinnert, die man wiederum erfüllen muss nach den paar Stunden. Aber dann klappt man die Bücher zu und ist nicht mehr persönlich damit verbunden. Dasjenige, was man nunmehr zusammengezimmert hat aus den verschiedenen Büchern, wird wiederum ein kleines Buch oder ein dickes Buch und steht wiederum unter den Büchern und wartet, bis es ein andrer wieder benützt. Ich weiß nicht, ob ein solcher Zustand heute schon irgendwo existiert, aber es könnte, wenn Ahriman sein Ideal erreichte, durchaus einmal so werden, und das wären fürchterliche Zustände. Die menschliche Persönlichkeit würde verkümmern unter diesen fürchterlichen objektiven, außermenschlichen, unpersönlichen Zuständen. Demgegenüber muss dasjenige, was Wissen ist, eine persönliche Angelegenheit werden. Die Bibliotheken müssen womöglich schrumpfen und die Menschen müssen dasjenige, was in den Bibliotheken steht, mehr in ihren eigenen Seelen tragen. Geistselbst kann nur aus dieser Verpersönlichung des Wissens hervorgehen. Das wird nicht kommen, ohne dass die Menschen sich bekanntmachen mit dem, was nun nicht mehr irdisch ist. Denn die Erde ist über den Mittelpunkt ihrer Entwicklung hinüber. Das ist eben Absterben. In unseren Bibliotheken stirbt das Wissen. In unseren Büchern, diesen Särgen unseres Wissens, stirbt es ebenfalls. Wir müssen wiederum zurücknehmen in unsere Persönlichkeit dasjenige, was Wissen ist. Wir müssen es in uns tragen. Dazu wird uns vor allen Dingen die Wiedererneuerung des Mysteriums von Golgatha verhelfen. So wird sie den Wissenden helfen, so wird sie denjenigen helfen, die die Jünger des goldenen Königs sind." [5] 
 

3. Bewußtseins-Notwendigkeiten für Gegenwart und Zukunft;  Cäsar war ein Vernichter dessen, was als ein Mittelpunkt alter keltisch-druidischer Kultur vorhanden war; Ureinwohner in Europa; die Kirche war schon damals mehr dem Islam als dem echten Christus-Verständnis zugetan, Bernhard von Clairvaux, Thomas von Aquin; Amerikanismus als Furcht vor dem Geistigen lebt vor allem in der materialistischen Wissenschaft; Bolschewismus, Lenin, welcher jetzt in Europas Osten seinen Unfug macht; Lenin als Symbolum, denn wir haben solcher Lenins viele, viele im ganzen Umkreis des heutigen Lebens um uns herum; Mitteleuropa zwischen Amerikanismus und Russentum; Jesuitismus im wesentlichen mit dem Amerikanismus verwandt


Cäsar war ein Vernichter dessen, was als ein Mittelpunkt alter keltisch-druidischer Kultur vorhanden war; Ureinwohner in Europa, z.B. in Alesia, die Stadt der keltischen Mandubier auf dem Mont Auxois, bei dem heutigen Dorf Alise-Sainte-Reine im Dep. Cote-d'Or. wurde 52 v. Chr. durch Cäsar zerstört. Von Napoleon III, 1808-1873, französischer Kaiser von 1852-1870, wurde dort ein Denkmal für Vercingetorix errichtet, dem Gallier aus dem Stamm der Avenier und Führer des großen Aufstandes gegen Cäsar (Gaius Julius Cäsar, 100-44 v. Chr., römischer Feldherr und Staatsmann)., anfangs erfolgreich, wurde aber schließlich von diesem in Alesia eingeschlossen und zur Übergabe gezwungen. 46 v. Chr. nach 6 Jahren Gefangenschaft wurde er in Rom von Cäsar hingerichtet: "Man braucht sich nur an eine solche Tatsache zu erinnern wie die, dass mit der Zerstörung jener Stadt, die in der letzten Zeit vor Christi Geburt vernichtet worden ist, Alesia, im heutigen Departement Cote d'Or in Frankreich, ein Stück alter keltisch-gallischer Kultur von den Römern ganz ausgerottet worden ist. An dieser Stelle des alten zerstörten Alesia hat Napoleon der Dritte ein Denkmal für Vercingetorix setzen lassen! Cäsar war ein Vernichter dessen, was als ein Mittelpunkt alter keltisch-druidischer Kultur vorhanden war. Es war eine riesige Lehranstalt, wie es heute vielleicht genannt würde. Zehntausende von Europäern studierten dort in der Art, wie man damals die Wissenschaft studierte. Das alles wurde ausgerottet, und an seine Stelle setzte sich das, was als Römertum sich ausbreitete. - Das ist nur eine historische Bemerkung, die zeigen soll, dass auch in Europa ältere Vorstellungen vorhanden waren in alten Kulturstätten, die ausgerottet worden sind." [6] 

Die Kirche war schon damals mehr dem Islam als dem echten Christus-Verständnis zugetan, Bernhard von Clairvaux, Thomas von Aquin: Es liegt eine gewisse Gegnerschaft gegen das Christus-Verständnis in der kirchlichen Entwickelung. Diese negative Aufgabe der Kirche hat schon auch ihre Berechtigung. Sie hat die Berechtigung dadurch, dass die Menschen immer wieder von neuem darnach streben mussten, durch die Kraft ihres eigenen Gemütes, durch die Kraft ihrer eigenen Seele zu dem Christus hinzukommen. Und im Grunde genommen ist das Kommen der Menschen zu dem Christus durch alle diese Jahrhunderte ein fortwährendes Sich-Aufbäumen gegen das Kirchliche. Auch solche Leute wie Bernhard von Clairvaux bäumen sich eigentlich gegen das Kirchliche auf. Studieren Sie selbst Thomas von Aquino: er gilt denen, die kirchlich rechtgläubig waren, als ein Ketzer; er wurde verpönt, und die Kirche hat seine Lehre erst später aufgenommen. Der Weg zum Christus war eigentlich immer ein Wehren gegen die Kirche, und nur langsam und allmählich konnten sich die Menschen zu dem Christus hinarbeiten. ... Das aber, was auf dem Boden der katholischen Kirche steht, muss sich in den ärgsten Widerspruch gerade zu dem deutschen Geistesleben stellen, wie es durch Lessing, Herder, Goethe, Schiller geflossen ist." [7]

Amerikanismus als Furcht vor dem Geistigen lebt vor allem in der materialistischen Wissenschaft, es darf nur das Tote der Naturbeobachtung, nicht das durchgeistigte Lebendige in die Wissenschaft eingehen, nicht in Hegelscher Weise, Schellingscher Weise, Goethescher Weise: "Furcht vor dem Geistigen ist es, was den Amerikanismus charakterisiert.  Aber der Amerikanismus lebt nun nicht etwa bloß in Amerika - da lebt er ganz und gar im sozialen Pol willenhaft, nicht menschlich -, er lebt vor allem in aller Wissenschaft. Diese Wissenschaft hat nämlich in diesem Zeiträume seit dem 15. Jahrhundert immer mehr und mehr auch dasjenige herausgebildet, was man nennen könnte «Furcht vor dem Geistigen». Als objektive Wissenschaft wird ja nur dasjenige bezeichnet, was womöglichst nicht mit lebendigen, im Inneren der Seele erzeugten Begriffen sich befasst. Was irgendwie eine Idee, ein Begriff ist, die im Inneren der Seele erzeugt werden, darf nicht in die Naturbeobachtung eingreifen. Es darf nur das Tote der Naturbeobachtung, nicht das durchgeistigte Lebendige in die Wissenschaft eingehen. Wenn man, ich will sagen, etwa in Hegelscher Weise, was eine richtige mitteleuropäische Weise ist - aber auch in Schellingscher Weise, in Goethescher Weise -, den Begriff in die Naturbetrachtung einführt, dann glaubt man sogleich, dass man dadurch ins Unsichere komme; denn man traut sich nicht zu, etwas objektiv Wirkliches im geistigen Erfassen, im geistigen Erleben zu erfahren. Man glaubt, da könne nur Willkür leben, da komme man gleich ins Nichtobjektive hinein, wenn man irgend etwas Subjektives in die Erfahrungen hineinträgt. Das ist ahrimanisch. Die Wissenschaft ist universalistisch-amerikanisch, insofern sie diesen Grundsatz hat, alles Subjektive aus der Naturbetrachtung herauszuwerfen. Das ist das, was sich elementar herausgebildet hat aus dieser früheren Abschnürung des Geistigen im vierten nachatlantischen Zeitraum. So haben wir zu jenem Erbstück das Neue hinzugefügt, jenes Neue, das sich in die Zukunft hinein neben dem, was sich als fruchttragend entwickeln muss, aber bewußt entwickeln muss, immer mehr und mehr als ein Zerstörendes geltend macht. Dieses Neue ist im wesentlichen ahrimanischer Natur, ist Furcht vor dem Geistigen und wirkt zerstörend, wirkt auflösend auf alle Menschheitskultur, die doch eben
im Geistigen fußen muss."

Wenn der Mensch sich zum Affen zurückentwickelt, eine Art praktischen Darwinismus; Gespenster, man kann den Menschen in einer gewissen Beziehung «veraffen», Bodybuilding; Großrussland, Lenin und Trotzki als  größte, intensivste Feinde der wahren geistigen Entwickelung der Menschheit: "Es soll ein starkes physisches Verwandtschaftsgefühl zwischen dem menschlichen Leib und den irdischen Elementen anerzogen werden. Dieses starke Verwandtschaftsgefühl zum physischen Leibe und den irdischen Verhältnissen ist heute in der Tierreihe besonders stark bei gewissen Gattungen der Affen vorhanden. Die haben es, das ist eigentlich ihr Seelenleben. Da kann es auch physiologisch-zoologisch studiert werden. Was da vorh

anden ist, das kann man nach und nach in ein System der Menschheitserziehung bringen; man muss nur immer mehr und mehr die grobe Verwandtschaft des Menschen mit der Natur in ein System der Körpererziehung bringen. Man kann dadurch - und ich will damit weder schimpfen noch etwas besonders Kritisches zum Ausdruck bringen, sondern nur Tatsachen hinstellen -, man kann dadurch eine Art praktischen Darwinismus treiben, dass man den Menschen verwandter macht mit dem, was ihn mit der Erde verbindet. Man kann den Menschen in einer gewissen Beziehung «veraffen». Das ist die praktische Gegenseite. Sie wird scheinbar instinktiv, aber doch wohlgeleitet in der besonderen Form des Sportwesens und ähnlicher Dinge, im hohen Grade kultiviert. Diese Kultivierung aber bindet gerade die Seele dadurch, dass sie eingegossen wird in die physischen  Verwandtschaftsgefühle mit dem Irdischen, an die Erde, und dadurch wird das bewirkt, was ich vorhin als ein spirituelles Ideal hingestellt habe. Dadurch werden gewissermaßen diese fortwährenden Wechselzustände zwischen geistigem Leben und physischem Leben überwunden, und nach und nach wird das Ideal verwirklicht werden: in den zukünftigen Perioden der Erdenentwickelung als eine Art Gespenster zu leben, die Erde als eine Art Gespenster zu bewohnen. In dieser Beziehung ist es außerordentlich interessant, dass dieses Ideal vorzugsweise nur in der männlichen Bevölkerung kultiviert werden kann, und daher wird trotz aller äußerer politischer Bestrebungen - die ja scheinbar das Gegenteil wollen, aber in Wirklichkeit will man ja in tieferer Beziehung oftmals mit dem, was man äußerlich politisch will, innerlich etwas ganz anderes - , es wird in der anglo-amerikanischen Kultur ein immer größerer Gegensatz eintreten zwischen dem Mannestum und dem Frauentum. Was anglo-amerikanisches Geistesleben ist, das wird im wesentlichen durch das Frauentum auf die Nachwelt kommen; während das, was in männlichen Körpern leben wird, solchen Idealen zustreben wird, wie ich es geschildert habe. Das wird auch der Zukunft der anglo-amerikanischen Rasse die Konfiguration geben. Sie wird eine solche Konfiguration bekommen, die dem entspricht, was ich geschildert habe. Wenn wir nun nach dem Osten schauen, so haben wir da ein völlig anderes Bild. Und nach dem Osten zu schauen, geziemt den heutigen Menschen Mitteleuropas sehr wohl; denn das, was sich im Osten Europas entwickeln wird, ist heute vollständig maskiert, vollständig unterdrückt eigentlich. Was sich augenblicklich im Osten Europas festgesetzt hat, ist natürlich das Gegenteil von dem, was sich aus dem Osten Europas herausentwickeln muss. Denn was sich zum Beispiel im sogenannten Großrussland festgesetzt hat, ist der Kampf gegen jegliches Geistesleben, ist der Kampf gegen alle geistigen Grundlagen der Menschheit, während gewisse geistige Grundlagen der Menschheit gerade im Osten zur Entwickelung kommen sollen. Und unsere Zeit ist ja wenig geneigt, die Augen wirklich aufzumachen und den Verstand wachen zu lassen in bezug auf das, was geschieht. Man lässt  alles schlafend an sich vorübergehen, obwohl es durchaus notwendig wäre gerade in unserer Zeit, sich Urteilsfähigkeit anzueignen über das, was in unserer Zeitgenossenschaft geschieht. Menschen wie Lenin und Trotzki müssten schon von unseren Zeitgenossen beurteilt werden können, müssten so beurteilt werden können, dass man in ihnen größte, intensivste Feinde der wahren geistigen Entwickelung der Menschheit sehen könnte, wie sie selbst nicht zur Zeit des immer als so abscheulich geschilderten römischen Cäsarentums da waren und auch nicht zur Zeit der vielberüchtigten Renaissancehelden. ...  Dieser europäische Osten wird allmählich - allerdings in einer noch nicht sehr nahen Zukunft - Menschen erzeugen, die auch einen Überblick über die wiederholten Erdenleben ausbilden werden, aber in einer andern Weise, als ich es beim Westen geschildert habe. Im Westen ist es eine Art Kampf gegen die wiederholten Erdenleben, was sich geltend machen wird; im Osten wird es sein ein Akzeptieren, ein Aufnehmen der Wahrheit von den wiederholten Erdenleben. Es wird in diesem Osten eine Sehnsucht sein, die Menschenseelen so zu erziehen, dass sie auf das aufmerksam werden, was in ihnen lebt nicht nur zwischen Geburt und Tod, sondern was da lebt von Erdenleben zu Erdenleben. Man wird in der Erziehung auf gewisse Dinge hinweisen, die gerade diese östlichen Menschen hervorragend stark erleben werden. Man wird schon die Kinder darauf hinweisen, dass im Menschen etwas steckt, was gefühlt, empfunden werden kann, und  was sich nicht in dem Leben des Leibes erschöpft. Man wird dem jungen Menschen von Seiten des älteren erzieherisch folgendes klarmachen. Man wird ihm sagen: Fühle dich einmal, was fühlst du in deiner Seele? - Indem man ihm diese Frage in der verschiedensten Weise da formulieren wird, wird er darauf kommen: Ich fühle, als ob etwas da wäre; es ist etwas hineingekommen in meinen Leib, es ist schon früher auf der Erde dagewesen, ist durch den Tod durchgegangen
und wird später wieder kommen; aber es ist mir ein ganz dumpfes Gefühl. - Versuche weiter dahinterzukommen: Wie stellt sich dieses dumpfe Gefühl zu deinem andern Seelenleben? - so wird man diesem jungen Menschen weiter erzieherisch beizukommen versuchen. Und unter den verschiedenen Formulierungen der Frage - man wird dann die rechte schon finden - wird er dahinterkommen und sagen: Was ich da fühle, was immer wieder leben wird, das ist etwas, was mein Denken zerstört; das will mich nicht denken lassen, das will mir die Gedanken töten. - Und das wird ein sehr wichtiges Gefühl sein, das aufgehen wird und heranerzogen wird, aber als etwas Natürliches heranerzogen wird bei den Menschen des Ostens. Ein Gefühl werden sie bekommen, dass in ihnen etwas steckt, was von Leben zu Leben geht, was aber so, wie sie als Erdenmenschen sind, ihnen das Denken benimmt, es betäubt, es ihnen leer macht, abtötet: Ich kann nicht recht denken, es verdumpft sich mein Denken, wenn ich gerade das Tiefere in meinem Menschen fühle; dieses Tiefere in meinem Menschen begräbt mir mein Denken; ich fühle etwas in mir, was mein Ewiges ist, aber ich fühle es fast wie einen innerlichen Mörder meiner Gedanken. Das wird so ein Gefühl sein. Unter den mancherlei psychisch außerordentlich interessanten Dingen, welche die Welt aus dem Osten noch erfahren wird, wird auch dieses sein. Und mir kommt vor: Die, welche den Osten nur hinsichtlich seiner Kunst und Literatur betrachtet haben, die werden finden, dass sich solche Dinge eigentlich schon angekündigt haben. In Dostojewskis Schriften ist man nicht ferne solcher Ankündigung, wo die Menschen nach ihrem Besten, ihrem Vorzüglichsten streben; aber wenn sie dahinterkommen, fühlen sie etwas wie einen innerlichen Mörder, einen innerlichen Totengräber ihrer Gedanken. Das ist deshalb, weil sich dort in einer ganz besonderen Form die Bewußtseinsseele ausleben muss, und sie ist von allen Gliedern des menschlichen Seelenlebens, wie ich sonst schon ausgeführt habe, am meisten an die Erde gebunden. Und indem es der Zukunft zugeht und die Seele die Fähigkeit fühlt, die wiederholten Erdenleben zu empfinden, wird sie nicht so fühlen, wie man in der vorchristlichen Zeit, etwa im alten Griechenland gefühlt hat, wo man die Empfindungsseele in aller Lebendigkeit gesehen hat; nein, man fühlt dann auch allmählich die Verstandes- oder Gemütsseele als etwas weiter Zurückliegendes und als das unmittelbar Abtötende der Gedanken. Und dann wird die Erziehung weitergehen. Diese Seelen werden sich vorkommen wie ein innerliches Grab ihrer eigenen Wesen, aber ein Grab, wodurch Platz gemacht wird für die Offenbarung der geistigen Welt, und das wird das nächste Gefühl sein, welches ich jetzt folgendermaßen charakterisieren will. Die Seelen werden sich sagen: Wahr ist es, wenn ich mein Ewiges, das von Leben zu Leben geht, so recht empfinde, so ist es, wie wenn es meine Denkanstrengung tötet; mein Denken wird beiseite geschafft, aber Götterdenken strömt ein und breitet sich über dem Grabe meiner eigenen Gedanken aus. - Das Geistselbst kommt; die Bewußtseinsseele tritt in das Grab, und das Geistselbst tritt auf diese Weise auf. - Ich schildere jetzt nicht mehr bloß schematisch: Da ist einmal die Bewußtseinsseele, dann kommt das Geistselbst -, sondern ich möchte Sie hineinführen in die menschliche Seele, wie es sein wird, wenn das Ich den Übergang von der Bewußtseinsseele zum Geistselbst allmählich empfinden wird. Ich möchte zeigen, wie es im Osten aufgeht und wie dort empfunden werden wird: Das Ewige ist auf der Erde einmal so geworden - was hier ja seit der griechisch-lateinischen Zeit im Abstieg ist -, dass das gewöhnliche Denken, das nur aus dem Menschen hervorquillt, gestört wird durch das Ewige im Menschen; man wird leer, aber man wird nicht umsonst leer: in die Leere hinein kommt allmählich die neue geistige Offenbarung, und zuerst in der Form, dass sie sich in der Menschenseele ausbreitet als das Geistselbst. Solche Dinge vollziehen sich nicht ohne bedeutsame innere Seelendramatik, Seelentragik. Unzählige Menschen werden gerade im Osten tiefe innere Seelentragik, tiefes inneres Seelenleiden dadurch erfahren, dass sie spüren werden: Mein innerer Mensch tötet mir meine Gedanken. - Und eine gewisse Müdigkeit, eine gewisse Dumpfheit wird die Menschen überkommen, weil gerade das, was sie als das Ideal emp-. finden, den Menschen zu suchen, ihnen nicht irgendeine Befreiung bringt auf den ersten Schritt hin, sondern eher etwas wie eine Erdumpfung, eine Abtötung, eine innerliche Ermüdung. dass auf diese Verhältnisse objektiv gesehen werden könne, so gesehen werden könne, dass man sie versteht, dass man Orientierung in ihnen hat, dazu eigentlich ist die mitteleuropäische Menschheit da. Die erfüllt nur dann ihre Aufgabe, wenn sie wirklich auf solche Verhältnisse hinsieht. Zu diesem Ziele aber muss sich die mitteleuropäische Menschheit wieder an das erinnern, was ich in meinem Buche «Vom Menschenrätsel» eine vergessene Strömung des Gedankenlebens, des Geisteslebens genannt habe. Es ist schon sehr, sehr wichtig, dass das, was heute zum großen Teile vergessen ist, was als geistige Verständniskraft in bezug auf die ganze Welt einmal da war, gerade in Mitteleuropa wieder begriffen werde. Wer weiß heute, welches grandiose Verständnis für alle Menschheitskultur solche Persönlichkeiten aufgebracht haben, wie zum Beispiel Friedrich Schlegel eine ist? Wer weiß heute, welche tief bedeutsamen Einblicke in die Menschheitsentwickelung Geister aufgebracht haben wie Schelling, Hegel, Fichte? Man redet besonders heute viel von Fichte. Es ist unnötig zu erwähnen, dass die, welche am meisten von solchen Geistern reden, am wenigsten von ihnen verstehen. Und gar jene Belebung des Verständnisses, welche möglich wäre, wenn man im echten, wahren Sinne des Wortes von Goethes Geistesart durchdrungen wird! Dazu ist aber vieles notwendig. Es ist heute noch nicht einmal so bedeutsam zu erwähnen, dass schon heute zu Goethes Geistesart zurückgekehrt werden müsste, aber wichtig ist es, zu erwähnen, dass man uns in der Welt falsch beurteilt, wenn man den Anschein erweckt, dass wir von Goethes Geistesart nichts mehr haben. Die Verwandtschaft zum Beispiel unseres Dornacher Baues mit Goethes Geistesart - ich glaube nicht, dass viele Leute von dieser Sache etwas verstehen. Und dennoch wäre es nicht unwichtig."

Bolschewismus, Lenin, welcher jetzt in Europas Osten seinen Unfug macht; Lenin als Symbolum, denn wir haben solcher Lenins viele, viele im ganzen Umkreis des heutigen Lebens um uns herum, auf dem einen oder andern Gebiete; Hass gegen das Übersinnliche: "Das 12. Jahrhundert hatte seinen Bernhard von Clairvaux, und unser Jahrhundert hat solche Gestalten wie Lenin und Trotzki. Wie dort die Hinneigung zum Übersinnlichen wirkte, so lebt in diesen Gestalten der Hass gegen das Übersinnliche, wenn das auch in andern Worten, in andern Inhalten zum Ausdruck kommt. Das ist die finstere Kehrseite jener Zeiten: dort das Eingießen der Menschenseele in das Göttliche, hier das Eingießen des Menschenwesens in das Animalische, das allein eine soziale Struktur erhalten soll. ... Der Bolschewismus wird in der Form, wie er aufgetreten ist, vielleicht nur ein kurzes Dasein haben; aber mit dem, was hinter ihm steckt, wird die ganze Menschheit sehr lange zu tun haben, und für den, der die Zusammenhänge kennt, ist es kein Wunder, dass der Bolschewismus seine erste Morgenröte an der Stätte gezeigt hat, wo dieses menschliche Denken, wie es animalisch verläuft, unter der Decke des Kultusministers der orthodoxen Religion gelebt hat, so dass die eine Strömung ganz abgesondert war von der andern. ... Mitten in diesem Chaos, das die Leute heute mit einer sonderbaren Naivität Krieg nennen, während es längst kein Krieg mehr ist, sondern etwas ganz anderes, mitten in diesem Chaos sehen wir die Gedanken- und Ideenöde, weil nicht öde Ideen und nicht öde Gedanken nur aus der Erfassung des Übersinnlichen, des Geistigen kommen können, und weil sich heute der Mensch entscheiden muss, entweder nur das Vergehende, das Ersterbende zu verwalten und ein Schüler Lenins zu werden - oder mit dem Übersinnlichen zu rechnen, welches das enthält, was da kommen muss. Nicht gerade diesen einzigen Lenin, welcher jetzt in Europas Osten seinen Unfug macht, meine ich; ich nehme ihn mehr als ein Symbolum, denn wir haben solcher Lenins viele, viele im ganzen Umkreis des heutigen Lebens um uns herum, auf dem einen oder andern Gebiete. Nur will man nicht an etwas anderes herangehen als an das, was das Ersterbende ist."

Mitteleuropa zwischen Amerikanismus und Russentum: "Innerhalb dessen, was in Mitteleuropa vielfach vergessen ist, was aber doch deutsches Wesen ist, liegt eine Beziehung des Menschengeistes zur übersinnlichen Welt veranlagt, die ausgebildet werden muss, die das volle Gegenteil ist von allem übrigen, was sich auf der Erde heute zeigt. Oh, würden wir das anerkennen, würden nicht die letzten Jahrzehnte leider eher den Amerikanismus auf diesem Gebiete gebracht haben und das Russentum, so würde sich der Betrieb der Wissenschaft in Mitteleuropa in anderer Weise entwickelt haben. Sie wissen aus meinen andern Ausführungen, eine wie geistige, wie spirituelle Wissenschaft aus dem Goetheanismus hätte werden können. Aber der Goetheanismus blieb auch eine jenseitige Strömung. Ist er eigentlich erfasst worden? Bis jetzt nicht. Aber er ist das richtige deutsche Wesen in allem, was ihm zugrunde liegt. Dieses Wesen ist, wie Sie aus der heutigen Charakteristik sehen können, fremd den andern. Die andern sind sehr, sehr verquickt mit den Erbstücken und mit dem Neuen. Nur in diesem Mitteleuropa hat sich etwas entwickelt, was mehr oder weniger sich herausgeschält hat aus den Erbstücken und aus dem Neuen."

Vorzugsweise in drei Strömungen liegt dieses Zerstörerische; Jesuitismus im wesentlichen mit dem Amerikanismus verwandt.: "Erstens in alledem, was man Amerikanismus nennt, denn das tendiert immer mehr und mehr dahin, die Furcht vor dem Geiste auszubilden, die Welt nur zu einer Gelegenheit zu machen, in ihr physisch leben zu können. Es ist doch etwas ganz anderes, wenn das Britentum die Welt zu einer Art Handelshaus machen will. Der Amerikanismus will sie eigentlich zu einer möglichst mit Komfort ausgestatteten physischen Wohnung machen, in der man bequem und reich leben kann. Und in der Welt bequem und reich leben zu können, das ist das politische Element des Amerikanismus. Wer das nicht durchschaut, sieht die Dinge nicht, sondern will sich selbst betäuben. Unter dem Einfluss dieser Strömung muss aber der Zusammenhang des Menschen mit der geistigen Welt ersterben. In diesen amerikanischen Kräften liegt das, was wesentlich die Erde zum Ende führen muss, liegt das Zerstörerische, was zuletzt die Erde zum Tode bringen muß, weil der Geist davon abgehalten werden soll. Das zweite Zerstörerische ist nicht bloß der katholische, sondern aller Jesuitismus, denn der ist im wesentlichen mit dem Amerikanismus verwandt. Ist der Amerikanismus die Pflege der amerikanischen Strömung, welche die Furcht vor dem Geist ausbilden will, so sucht der Jesuitismus den Glauben zu erwecken: nicht tasten an den Geist, an den wir nicht heran können, und die geistigen Güter von denen verwalten lassen, die dazu durch das Lehramt der katholischen Kirche berufen sind. - Und diese Strömung will die Kräfte in der Menschennatur verkümmern lassen, die nach dem Übersinnlichen gehen. Und das Dritte ist das, was heute in einzelnen Symptomen im Osten so furchtbar heraufzieht, was aber doch seinen Grund hat in dem rein das Animalische sozialisierenden Sozialismus; es ist das - das Wort soll damit nicht gleich irgendwie dogmatisiert werden - , was man als Bolschewismus bezeichnet, den die Menschheit nicht leicht überwinden wird."

Doketen: (von griech. dokein «scheinen»), christliche Häretiker, welche die verschieden modifizierte Ansicht hatten, dass, weil die Materie vom Bösen sei, alles Körperliche an Christus nur Schein, sein Tod eine Art optischer Täuschung gewesen sei. Als Doketen gelten u. a. die Manichäer, Bogomilen und Katharer: "Nicht begreift man den Christus, wenn man ihn nur als Christus oder nur als Jesus begreifen will. Man begreift ihn nicht, wenn man bloß von dem Christus redet; denn der Christus, von dem zum Beispiel die alten Doketen - eine Art Gnostiker - gesprochen haben, könnte nicht mehr erfasst werden; der gehört dem alten atavistischen Hellsehen an. Nicht begreift man den Jesus, wenn man nicht den Christus, der in den Jesus eingezogen ist, gelten lassen will. Man begreift nicht, dass allein durch den Menschenkeim auf Erden das Kosmische für die Zukunft gerettet werden muss, wenn man nicht den Christus in dem Jesus gelten lassen will." [8]
 

4. Soziale Grundforderung; Illusionen sind äußere Wirklichkeit geworden, ahrimanischer Geist, der in der bolschewistischen Denkweise wirkt, Disharmonie auf sozialem Gebiete

Illusionen sind äußere Wirklichkeit geworden, ahrimanischer Geist, der in der bolschewistischen Denkweise wirkt: "Es ist der ahrimanische Geist, der die Menschen im Kreise herumführt, dass sie so denken, wie Avenarius und Mach denken. Und Mach wird in solchen Augenblicken auf diesen ahrimanischen Geist aufmerksam. Es ist derselbe ahrimanische Geist, der nun auch in der bolschewistischen Denkweise wirkt. Daher ist es kein Wunder, dass die Wirklichkeitslogik dieses als Ergebnis geliefert hat. Sie sehen aber, man muss, wenn man die Dinge des Lebens einsehen will, tiefer in dieses Leben hineinschauen. Das ist wahrhaftig gerade auf sozialem Gebiete heute und für die nächste Zukunft nicht unbedeutend. Denn die Schlussfolgerungen, die gezogen werden müssen, sind nicht solche, wie sie Schmoller oder Brentano, Wagner, Spencer, John Stuart Mill oder wer immer gezogen haben, sondern auf dem sozialen Gebiete müssen wirklichkeitsgemäße, logisch wirklichkeitsgemäße Schlussfolgerungen gezogen werden. Und das Schlimme ist, dass in unseren gegenwärtigen agitatorischen Bestrebungen und in dem, was aus diesen agitatorischen Bestrebungen geworden ist, den bloß logischen Schlussfolgerungen, Illusionen leben, und Illusionen äußere Wirklichkeit geworden sind."

Disharmonie auf sozialem Gebiete: "So haben wir auf der einen Seite die für ein neues Hellsehen hereinbrechenden neuen Offenbarungen der Himmel, und auf der anderen Seite haben wir, aus dem Unterirdischen gewissermaßen herauskommend, die Körperlichkeit für die Gegner, für gewisse dämonische Geister, für Geister der Finsternis, welche sich nun nicht durch Menschen von Fleisch und Blut verwirklichen, aber die doch unter uns wandeln dadurch, dass menschliche Kräfte ersetzt werden durch Mechanismen, durch Maschinen. Das ist auch die Grundlage für alle Disharmonie auf sozialem Gebiete in unserer Zeit. Es ist aber auch die Grundlage für gewisse Irrgänge des menschlichen Denkens in der Gegenwart, die ja wieder ihrerseits Ausgangspunkte sind für soziale Verirrungen. Denn das menschliche Denken hat sich im Lauf der letzten Jahrhunderte in einer gewissen Beziehung der mechanistischen Ordnung angepasst. Das menschliche Denken ist durchdrungen, durchimprägniert von solchen Vorstellungen, die rein der mechanistischen Ordnung angepasst sind. Man kann sagen: In vielen Gebieten der Naturforschung, aber auch auf vielen Gebieten des Lebens, auch auf vielen Gebieten des heutigen sozialen oder sozialistischen Denkens werden gar keine anderen Vorstellungen angewendet als diejenigen, welche brauchbar sind, um die Wirkungsweise von Mechanismen zu verstehen, welche aber unbrauchbar sind, um alles das zu verstehen, was über die Mechanismen hinaus liegt. Dennoch, in der Offenbarungswelt hat ein jegliches Ding zwei Seiten, und Sie dürfen nicht deshalb sagen: Weil das so ist, haben sich die mechanistischen Vorstellungen in die Menschheitsentwickelung hereingeschlichen als etwas, was man meiden müsse. - Nein, das wäre durchaus falsch! So gefährlich die mechanistischen Vorstellungen sind, weil sie gewissen Geistern der Finsternis Gelegenheit geben, aufzutreten gegen die sich offenbarenden Geister der Persönlichkeit, so gefährlich diese mechanistischen Vorstellungen, namentlich die mechanistische Ordnung, von der sie genommen sind, sind, so wohltätig auf der andern Seite ist gerade dieses Denken, welches sich anlehnt an solche mechanistischen Vorstellungen. Denn das ist die Aufgabe der neueren Zeit, dass sich unser Seelenvermögen rüstet mit diesen Vorstellungen, die ja auch im modernen naturwissenschaftlichen, überhaupt im modernen Denken leben, dass wir uns durchdringen mit diesen Vorstellungen, aber dann diese Vorstellungen in den Dienst der neuen Offenbarung der Himmel stellen. Mit andern Worten, die mechanistischen Vorstellungen haben die Menschheit gelehrt, in klaren, scharfen Konturen zu denken. So, wie innerhalb der mechanistischen Vorstellung, ist früher nicht gedacht worden. Die Vorstellungen älterer Zeiten hatten immer verschwommene Konturen. Wer die Geistesgeschichte der Zeit verfolgt, der weiß dieses. Selbst wenn man scharfe Geister wie Plato studiert, ihre Begriffe haben verschwommene Konturen. In scharfen Gedankenkonturen zu denken, das hat sich der Mensch erst anerziehen können dadurch, dass er in die Einseitigkeit verfallen ist, sich mechanistische Weltvorstellungen zu bilden. Die einseitigen mechanistischen Vorstellungen sind außerordentlich arm an Weltinhalt; sie enthalten im Grunde genommen nur das Tote. Aber sie sind ein Erziehungsmittel außerordentlicher Art; das ist ja auch heute zu merken. Eigentlich scharf denken können nur diejenigen Menschen heute, welche sich gewisse naturwissenschaftliche Vorstellungen angeeignet haben. Die anderen sind versucht, verschwommen zu denken. Nun obliegt aber dieser Erziehung, die sich die Menschheit angeeignet hat durch scharf konturiertes Denken, sich hinzuwenden nach der neuen Geistesoffenbarung, und die geistigen Welten nun in ebensolcher Klarheit aufzufassen, wie man gewohnt worden ist, die naturwissenschaftliche Welt aufzufassen. Das ist es, was das moderne intellektualistische Gewissen fordert und ohne das die Menschheit nicht auskommen wird, ohne das sie ihre wichtigsten Fragen nicht wird lösen können, die in der Gegenwart und in der nächsten Zukunft auftreten." [9]
 

4. Geisteswissenschaft als Erkenntnis der Grundimpulse sozialer Gestaltung I; Dschingis-Khan, den man heute Lenin nennt; über das russische Wesen, von dem sich der Mensch des Westens und Mitteleuropas heute kaum ordentliche Begriffe macht, breitet sich der Leninismus aus, der mit dem, was da im Osten entstehen soll, nichts zu tun hat; Bolschewismus, Leninismus als zerstörende Kräfte, lediglich die Fortsetzung des alten Zarismus; Dreigliederung statt Bolschewismus; Putinisten wie Sahra Wagenknecht, die meinen dass alles, was nicht Bolschewismus ist, zum Untergange führt, dass nur dann, wenn die Welt durch und durch bolschewisiert wird, dass nur dann herrschen wird Gerechtigkeit, Eintracht, Friede, Recht; Diktatur des Bolschewismus; Geschwätz, das im Leninismus und Trotzkiismus auftritt und das nichts anderes ist als die ausgepresste Zitrone uralter spießbürgerlicher westlicher Anschauungen, die keine Macht haben überhaupt, irgendeine soziale Idee aus sich hervorzubringen


Dschingis-Khan, den man heute Lenin nennt; über das russische Wesen, von dem sich der Mensch des Westens und Mitteleuropas heute kaum ordentliche Begriffe macht, breitet sich der Leninismus aus, der mit dem, was da im Osten entstehen soll, nichts zu tun hat; Bolschewismus, Leninismus, Trotzkiismus als zerstörende Kräfte, lediglich die Fortsetzung des alten Zarismus; soziale Konstitution, das Wesen der einzelnen östlichen Dorfgemeinden; zwei Alternativen: Bolschewismus, auf der andern Seite Dreigliederung: "Aber was ist denn nun für ein Unterschied zwischen der Art, wie solche Menschengruppen zu ihrer geistigen Führung stehen, und derjenigen Stellung, welche heute Parteimeinungen zu ihrer geistigen Führung haben? Parteiprogramme, die man in abstrakten Ideen umrissen entwickelt, die hatten diese alten Menschen nicht. Timur-Khan, oder Dschingis-Khan oder einem dergleichen wäre es schlecht bekommen, wenn er erst ein Parteiprogramm vor seine Menschengruppierungen hingestellt hätte wie etwa Dschingis-Khan, der gegenwärtige, den man heute Lenin nennt, etwa erst ein Parteiprogramm zwischen sich und die Seinigen hinstellt! Das ist ein beträchtlicher Gegensatz. Die Groß-Khane der ehemaligen Mongolen waren ohne Programm, aber diejenigen, die etwas wußten, die sahen in ihnen die lebendigen Verkörperungen übersinnlicher Wesenheiten. Die Groß-Khane der Gegenwart, Lenin und Trotzkijy tragen statt des Bewußtseins, die Sendboten eines höheren Wesens zu sein, ein abstraktes Parteiprogramm in ihrer Seele herum. Das ist ein beträchtlicher Unterschied, denn dadurch ist ja gesagt: diejenigen, die da unten im Parteiwesen herumlungern, die haben in ihrem Bewußtsein nur die abstrakten Ideen und sie leugnen es bewußt sich selber ab, dass sie in der Gefolgschaft irgendwelcher übersinnlicher Wesenheiten stehen. ... Blicken wir heute nach dem europäischen Osten, da sehen wir, wie sich über dem russischen Wesen, von dem sich der Mensch des Westens und Mitteleuropas heute kaum ordentliche Begriffe macht, etwas ausbreitet, was der mitteleuropäische und westeuropäische Mensch gut verstehen kann, wenn er es auch verabscheut, was sich da ausbreitet als Leninismus, als Trotzkiismus. Es gibt viele Menschen, die glauben, mit dem, was da im Osten einmal entstehen werde, habe dieser Leninismus und Trotzkiismus irgend etwas zu tun. Gar nichts haben sie zu tun mit dem, was da im Osten entstehen soll, sondern lediglich mit dem, was im Osten zugrunde geht, was weiter zugrunde gerichtet wird durch den Leninismus und Trotzkiismus. Das sind bloß zerstörende Kräfte, und was im Osten entstehen soll, muss sich gegen diese zerstörenden Kräfte herausentwickeln. Man möchte sagen: Da im Osten hat man irgend etwas als Grundlage, das beachtet man heute weniger. Darüber hat sich gebreitet in den letzten Jahren dieser Bolschewismus, Leninismus, Trotzkiismus als zerstörende Kräfte. Aber das, was ich hier grün angedeutet habe, das will an die Oberfläche. Leninismus und Trotzkiismus sind lediglich die Fortsetzung des alten Zarismus, und Lenin ist, was ich hier schon einmal betont habe, der Zar, bloß in einem andern Gewände, im Grunde ganz dasselbe. Der Zarismus stirbt im Leninismus, aber als Zarismus stirbt er im Leninismus. Aber schon seit Jahrhunderten arbeitet sich auch gegen den Zarismus im Osten etwas heraus, was jetzt sein eigenes Dasein nur missversteht, wenn es irgendwie dem Leninismus und dem Trotzkiismus entgegenkommt, und bis weit nach Asien hinein geschieht das. Die Menschen werden erst sehen, vor welchen Umwälzungen sie stehen; es ist nur eine Ruhepause zwischen der letzten Katastrophe und der folgenden. Die schlafenden Seelen werden eines Tages recht unsanft aufgeweckt werden aus ihrem Schlaf während der Ruhepause, werden sich die Augen wischen und die Zipfelmütze wegziehen, wenn sich die Katastrophe fortsetzt. Aber was sich trotzdem da herausarbeitet, das ist die Dorfgemeinde. Und nur derjenige versteht, was im Osten als eine soziale Konstitution sich herausarbeitet, der das Wesen der einzelnen Dorfgemeinden versteht. Die Dorfgemeinde ist das einzig Reale im Osten. Alles übrige ist Institution, die zugrunde geht. Im Westen wird man zu verstehen haben, wodurch dieses Aggregat der Dorfgemeinde organisiert werden kann. Und wodurch das in einzelne Menschenindividualitäten verfallende Meinungsgewebe des Westens auch organisiert werden kann, das ist lediglich die Dreigliederung des sozialen Organismus. Die Dreigliederung des sozialen Organismus muss aufnehmen die einzelnen Glieder der östlichen Dorfgemeinden und muss die zerfallenden alten Organismen des Westens, die sich individualisieren, die als Aggregate in ihre Einzelheiten zerfallen, vor dem Untergang bewahren. Für die nächste Zeit blüht der sogenannten zivilisierten Welt nur eine Alternative: das ist auf der einen Seite Bolschewismus, auf der andern Seite Dreigliederung. Und wer nicht einsieht, dass es nur diese zwei Dinge gibt für die nächste Zeit, der versteht heute von dem Gang der Ereignisse im großen eben nichts. Aber ein wirkliches Verständnis von diesen Dingen kann man sich ja nur verschaffen dadurch, dass man versucht, jene innere Erziehung, die man sich durch Geisteswissenschaft aneignet, auch anzuwenden auf die Betrachtung und die Handhabung der öffentlichen sozialen Verhältnisse. Es tut einem heute immer furchtbar leid, wenn man Menschen ihre geistige Kapazität verpuffen sieht in allerlei alten Programmen und wenn man so wenig sehen kann, wie die Menschen verstehen wollen, dass ein wirklich Neues notwendig ist, damit der letzte Rest des Alten, die äußerste Reaktion, der äußerste Konservativismus, nämlich der Bolschewismus überwunden werden kann. Mit denjenigen Programmen, die die heutigen mittleren und westlichen Staatsmänner machen, wird der Bolschewismus ganz gewiß nicht überwunden, denn in denen lebt nichts von dem, was in jedem Impuls der Zukunft leben muss, in denen lebt nichts von dem neuen Geist. Diesen neuen Geist aber braucht man. Und wenn dieser neue Geist nicht in den großen kulturpolitischen Unternehmungen vorhanden ist, so sind die kulturpolitischen Unternehmungen nur geeignet, die Menschheit in weitere Katastrophen dahingleiten zu lassen. Wenn dieser neue Geist nicht darinnen ist in den Parteimeinungen: die Menschheit gleitet weiter hinunter in Katastrophen." 

Auch heute gibt es Menschen wie Rene Marchand, nämlich die Putinisten wie Sahra Wagenknecht, die meinen dass alles, was nicht Bolschewismus ist, zum Untergange führt, dass nur dann, wenn die Welt durch und durch bolschewisiert wird, dass nur dann herrschen wird Gerechtigkeit, Eintracht, Friede, Recht; Diktatur des Bolschewismus; Geschwätz, das im Leninismus und Trotzkiismus auftritt und das nichts anderes ist als die ausgepresste Zitrone uralter spießbürgerlicher westlicher Anschauungen, die keine Macht haben überhaupt, irgendeine soziale Idee aus sich hervorzubringen: "Ich möchte zwei Dinge des Lebens zusammenstellen, die mir in diesen Tagen wiederum gezeigt haben, wie nötig es ist, die Menschheit heute hinzuführen zu dieser lebensvollen Erfassung der Wirklichkeit, aber zu gleicher Zeit einer geistigen Erfassung der Wirklichkeit. Denn sehen Sie, da las ich gestern einen Artikel von einem Journalisten, der, wie mir mitgeteilt wird, Rene Marchand heißt und lange Zeit Journalist des «Figaro», des «Petit Parisien» war und so weiter, der dann mitgemacht hat den Krieg an der russischen Front, der ein gründlicher Gegner der Bolschewiki war, der dann mit dem General der Gegenrevolution zu tun hatte, ihr Anhänger war und der dann in einem Momente sich bekehrt hat zum Rätegedanken, zum Bolschewismus. Aus einem Gegner des Bolschewismus - steht hier - ist er zu einem Verfechter, zu einem rückhaltlosen Anerkenner ihrer Führer sowohl wie des Rätegedankens geworden. Es ist interessant, wie hier ein Mensch, der doch zu den Intellektuellen gehört, denn er ist Journalist, der immerhin mit einer tieferen Auffassung des Lebens, mit einer tieferen Empfindung für das Leben lebt, der in dem lebt, was alttraditionell ist in dem, worinnen die schlafenden Seelen heute zumeist leben, wie ein solcher Mensch dann plötzlich darauf kommt: Das führt ja ganz gewiss zum Untergange! - Und da erscheint ihm als der einzige Zielpunkt nichts anderes als der Bolschewismus. Das heißt, der Mensch sieht nun, dass alles, was nicht Bolschewismus ist, zum Untergange führt. Ich habe Ihnen ja gezeigt, wie Spengler das beschrieben hat. Marchand sieht nur den Bolschewismus, und von dem Bolschewismus glaubte er zunächst, dass er nur eine russische Angelegenheit sei. Aber dann fand er eben etwas ganz anderes, dann fand er, dass der Bolschewismus eine internationale Angelegenheit ist, die in der ganzen Welt sich ausbreiten muss, und: Es wurde mir jetzt klar, dass der Friede erst dann wiederhergestellt werden kann und die Prinzipien, die bis zu diesem Tag von den bürgerlichen Regierungen nur verkündet wurden, um die Massen zu täuschen, erst dann zur Wirklichkeit werden, wenn dieser neue Imperialismus - von der Entente - seinerseits zusammengebrochen ist, und wenn die Völker aller Länder die Leitung ihrer Schicksale frei in die eigenen Hände nehmen werden und so weiter. - Und dann erzählt er, wie er nun zu der Ansicht gekommen ist, dass nur dann, wenn die Welt durch und durch bolschewisiert wird, dass nur dann herrschen wird Gerechtigkeit, Eintracht, Friede, Recht, dass nur dadurch der Wiederaufbau kommen könne. Dieser Mann ist sich klar geworden, alles übrige führe zum Untergange. Und er sagt im Grunde genommen ganz zutreffend: Wenn das, was außer dem Bolschewismus da ist, weiter gepflegt werden soll, so muss es die Diktatur werden des alten Kapitalismus, des Bürgertums oder dessen, was dazugehört. Es muss die Diktatur werden der Lloyd George, Clemenceau, Scheidemann und so weiter. Will man das nicht, will man nicht in den Untergang hineinkommen, so gibt es nichts anderes als die Diktatur, die Diktatur des Bolschewismus. Und darin sieht er dann das einzige Heil. Sie sehen, dieser Mann ist in einer gewissen Weise ehrlich, viel ehrlicher als alle die andern, die den Bolschewismus herankommen sehen und glauben, dass man das alte Regime ihm gegenüberstellen könnte. Er sieht wenigstens von all diesem Alten ein, dass es reif ist zum Untergange. Aber eine Frage muss sich einem aufdrängen gerade dann, wenn man auf geisteswissenschaftlichem Boden steht, wenn man so etwas erlebt; denn solch ein Mensch, wie dieser Rene Marchand, ist eine Ausnahme. Es muss sich einem die Frage aufdrängen: Woher hat denn der Mann seine Kenntnis von dem allem? - Er hat seine Kenntnis daher, woher sie die meisten Menschen der Gegenwart haben, er hat sie aus den Zeitungen, aus den Büchern. Er kennt nicht das Leben. Denn die Menschen, die heute leben, kennen zum großen Teile das Leben überhaupt nur aus den Zeitungen, aus den Büchern. Gerade die führenden Schichten kennen das Leben ja nur aus den Zeitungen. Was haben wir alles erlebt in dieser Beziehung aus den Zeitungen, aus den Büchern! Wir haben es erlebt, dass die Leute sich ihre Weltanschauung gebildet haben vor Jahrzehnten noch aus französischen Komödien, dass sie die Literatur, die in einer Komödie vorkommt, besser kannten als das, was im Leben vorkommt, dass sie an den Wirklichkeiten des Lebens vorübergingen und sich eigentlich nur unterrichteten durch das, was sie von der Bühne herunter gesehen haben. Wir haben es später erlebt, dass die Menschen ihre Weltanschauung gebildet haben aus Ibsen oder aus Dostojewski) oder aus Tolstoj, dass sie nicht das Leben kannten, auch nicht die Bücher nach dem Leben beurteilen konnten, sondern im Grunde genommen nur das abgeleitete, auf dem Papier stehende Leben in sich aufnahmen. Und da entwickeln sie nun ihre Devisen, da gründen sie ihre Vereine für allerlei Reformen, ohne dass sie das wirkliche Leben kennen, das sie nur aus Ibsen oder aus Dostojewskij kennen, oder es so kennen, wie es einem oftmals zum Ekel werden musste in der Zeit, als in allen Großstädten Europas zum Beispiel Hauptmanns «Weber» aufgeführt wurden. Die Lebensart der Weber, die erschien auf dem Theater. Diejenigen Menschen, die keine Ahnung hatten von dem, was im Leben vorgeht, dessen Karikatur ihnen hier auf der Bühne erschien, die betrachteten nun, weil es ja die «soziale Zeit» war, das Weberelend von den Brettern herunter und redeten auch über alle möglichen sozialen Fragen, indem sie nur in dieser Weise die Sachen kannten. Es sind im Grunde genommen alles Leute, die das Leben nicht kennen, die es nur in seiner Ableitung aus den Zeitungen, aus den Büchern kennen, aus dem, was eben heute Bücher sind. Ich rede nicht gegen die Bücher, man muss sie kennen; aber man muss die Bücher so lesen, dass man durch die Bücher hindurch auf das Leben schaut und schauen kann. Das aber ist es, dass wir heute in einem Zeitalter der Abstraktionen leben, der abstrakten Parteiforderungen, der abstrakten Vereinsforderungen und so weiter. Und so ist es mir interessant, dass auf einer Seite an einen herandringt ein so lebenswahrer Mann wie dieser Rene Marchand, der aber zu gleicher Zeit für viele ein Orakel ist, denn er ist ein Journalist, der also gar nicht in die Lage kommt, sich nun zu fragen: Ja, kommt man von diesem Bolschewismus aus zu einer möglichen Lebensgestaltung? - Denn er kennt ja gar nicht das Leben, er vertauscht nur das, was er kennengelernt hat und was er reif findet zum Untergang, mit einer neuen abstrakten Formel, mit neuen Theorien. Und da musste ich denn mit diesen Auslassungen eines Intellektuellen einen Brief vergleichen, den ich heute morgen bekam, wo mir jemand schreibt, der im Leben drinnen gestanden hat, der im Leben gerade dasjenige erfahren hat, was man heute zur Beurteilung der sozialen Lage erfahren kann, wie ihm das Buch «Die Kernpunkte der sozialen Frage» eine Art Erlösung geworden sei, ein Praktiker, der in der Weberei gearbeitet hat und durch und durch die Praxis kennt. Erst dann wird man überhaupt eine Ahnung haben von dem, was gemeint ist mit den «Kernpunkten der sozialen Frage» als einem Realitätsbuche, das aber aus der geistigen Welt hervorgeholt worden ist, wie alles, was heute dem Leben dienen soll, aus der geistigen Welt hervorgeholt worden sein muss, erst dann wird man wissen, was damit gemeint ist, wenn man es von dem Gesichtspunkte der Lebenspraxis aus beurteilt, wenn man weiß, dass es überall, in jeder Zeile, in jedem Wort nicht Theorie ist, sondern aus der Lebenspraxis herausgeholt ist, wenn man verstehen wird, dass es ein Buch ist für diejenigen, die tatkräftig ins Leben eingreifen wollen, nicht für solche, die über das Leben spintisieren und sozialistisch schwätzen wollen. Diese Dinge, die sind es, die einem heute solchen Schmerz machen, dass diejenigen, die keine Ahnung von der Wirklichkeit haben, ein Wirklichkeitsbuch ein utopisches nennen, dass diejenigen dann, die keine Ahnung von der Lebenswirklichkeit haben und selber die Literatitis haben, auch ein solches Buch, das herausgeholt ist aus dem Leben, als ein Literatenbuch etwa auffassen. Und heute kommt es auf das Wie an, nicht auf das Was. Es kommt darauf an, dass wir uns Gedankenformen aneignen, die geeignet sind, Instrumente zu sein für die Erfassung des geistigen Lebens, denn in der Wirklichkeit ist überall geistiges Leben. Es gibt in unserer Umgebung da oder von jenseits der Sinneswelt geistige Realitäten, und aus diesen geistigen Realitäten muss der soziale Neuaufbau gemacht werden, nicht aus jenem Geschwätz, das im Leninismus und Trotzkiismus auftritt und das nichts anderes ist als die ausgepresste Zitrone uralter spießbürgerlicher westlicher Anschauungen, die keine Macht haben überhaupt, irgendeine soziale Idee aus sich hervorzubringen. Man muss fragen, wo die Menschen sind, die heute mit der genügenden Intensität das Leben in dieser Weise durchschauen wollen. Man wird es nicht durchschauen, wenn man es nicht vom Geiste aus durchschaut. Man wird das Leben zwischen Geburt und Tod nicht verstehen, wenn man sich nicht bequemen will, das Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt zu verstehen. Denn man wird entweder krasser Materialist, wenn man nicht zum geistigen Leben gehen will, oder man wird ein Intellektualist, der in solchen Theorien lebt, die ihn nur fähig machen, das Leben zu begreifen, nachdem er es von Ibsen hat dramatisch darstellen gehört, oder von Dostojewskij oder von so jemandem. Aber darauf kommt es an, dass wir alles, was uns literarisch entgegentritt, zu verstehen wissen als eine Art von Fensterscheibe, durch die wir auf das Leben blicken. Das werden wir nur, wenn wir hinter der Sinneswelt die Geisteswelt, die Welt der geistigen Entitäten erblicken, und wenn wir endlich Abschied geben jenen Phantastereien von Atomen und Molekülen, aus denen uns die heutige Physik eine Welt aufbauen will, und aus denen folgen würde, dass die ganze Gegenwartswelt im Grunde genommen wahrhaft real nur aus Atomen und Molekülen besteht, und damit herausgeworfen wird alles Geistige und damit auch alles sittliche und religiöse Ideal. Davon will ich dann morgen weitersprechen." [10]
 
 

5. Geisteswissenschaft als Erkenntnis der Grundimpulse sozialer Gestaltung II; Warum lässt sich der Osten gerade überschwemmen vom radikalsten Produkt des Westens? Abergläubischer Kultus, heuchlerisches Gemurmel der Popen in dem letzten, eben orthodox-russischen Kultus, unverstanden auch von denen, die diesen orthodoxen russischen Kultus zu verstehen glaubten, bloß noch auf den Lippen heuchlerisch in die Menge hineingeplärrte Formeln des russischen Kultus; wenn alles Denken verdunstet und verduftet; Beamtendressur wie in Russland; Sinn der Demokratie, dass Menschliches hineinkomme in die toten Paragraphen, ohne das werden wir in das Banausentum eines Lenin oder Trotzkij oder eines Lunatscharskij hineinsegeln müssen


Warum lässt sich der Osten gerade überschwemmen vom radikalsten Produkt des Westens? Abergläubischer Kultus, heuchlerisches Gemurmel der Popen in dem letzten, eben orthodox-russischen Kultus, unverstanden auch von denen, die diesen orthodoxen russischen Kultus zu verstehen glaubten; bloß noch auf den Lippen heuchlerisch in die Menge hineingeplärrte Formeln des russischen Kultus; nun wird die allermaterialistischste Anschauung von dem äußeren Leben mit religiöser Inbrunst aufgenommen: "In dem, was ich jetzt sage, liegt viel beschlossen von dem, was eigentlich das Rätsel der Gegenwart ist. Dieses Rätsel der Gegenwart kann nur dann gelöst werden, wenn man sich bewußt wird, welche spezifischen Qualitäten aus diesen einzelnen Gebieten aufsteigen. Da haben wir zunächst den Osten, diesen Osten, der ja heute sein wahres Bild nicht darbietet. Wäre nicht überhaupt die Verlogenheit zunächst die Grundeigenschaft des ganzen öffentlichen Lebens unserer Zeit, so würde ja die Welt heute nicht so unbekannt sein damit, dass dasjenige, was man Bolschewismus nennt, sich mit rasender Eile über den ganzen Osten ausbreitet, nach Asien hinein, dass das schon sehr weit ist. Die Leute sehnen sich darnach, zu verschlafen, was eigentlich geschieht, und sind sehr froh, wenn man ihnen nicht sagt, was da eigentlich geschieht. Daher kann man ihnen auch das natürlich sehr leicht vorenthalten, was in Wirklichkeit geschieht. So wird man es erleben, dass der Osten, dass ganz Asien überflössen wird von dem, was das äußerste, radikalste Produkt des Westens ist, von dem Bolschewismus, das heißt von einem ihm durch und durch fremden Elemente. Will man hineinschauen in das, was die Welt des Ostens aus den Tiefen des Volkstums aufsteigen lässt, dann kann man gewahr werden - weil der Osten in bezug auf das Urelement vollständig in die Dekadenz gekommen ist und eigentlich seiner selbst nicht mehr bewußt ist, weil der Osten gerade sich überschwemmen lässt von dem, was ich als den äußersten radikalen Ausläufer des Westens charakterisiert habe -, dass man die eigentliche Grundnuance des Empfindens des Ostens nur dann finden kann, wenn man in ältere Zeiten zurückgeht und sich an ihnen belehrt. Gewiss, es ist alles das noch in der Menschheit des Ostens enthalten, was einstmals in ihr enthalten war, aber es ist heute alles übergössen. Was im Osten gelebt hat, was im Osten die Seelen durchzittert hat, das lebt in den äußersten Ausläufern zuletzt da, wo es nicht mehr verstanden wird, wo es abergläubischer Kultus geworden ist, wo es heuchlerisches Gemurmel der Popen geworden ist in dem letzten, eben orthodox-russischen Kultus, unverstanden auch von denen, die diesen orthodoxen russischen Kultus zu verstehen glaubten. Es war eine Linie vom alten Indertum bis zu diesen bloß noch auf den Lippen heuchlerisch in die Menge hineingeplärrten Formeln des russischen Kultus. Denn diese ganze Veranlagung, die sich da auslebte, die diesem Osten seelisch das Gepräge gab, die es ihm auch heute gibt, aber unterdrückt, das ist die Veranlagung dazu, eine solche geistige Verfassung zu entwickeln, welche den Menschen zu dem Vorgeburtlichen hinlenkt, zu dem, was in unserem Leben vor der Geburt beziehungsweise vor der Empfängnis liegt. Ganz ursprünglich war dasjenige, was als Weltanschauung und Religiosität diesen Osten durchdrang, so, dass es zusammenhing damit, dass dieser Osten einen Begriff hatte, der dem Westen ja ganz verlorengegangen ist. Der Westen hat, wie ich das schon einmal hier erwähnt habe, den Begriff der Unsterblichkeit, aber nicht der Ungeburtlichkeit, des Ungeborenseins. Unsterblichkeit sagen wir, aber wir sagen nicht Ungeburtlichkeit. Das heißt, wir setzen in Gedanken das Leben fort nach dem Tode, wir setzen es aber nicht fort hinaus in die vorgeburtliche Zeit. Aber dieser Osten war durch die besondere Veranlagung seiner Seele, welche noch Imagination, Inspiration in die Gedanken, in die Vorstellungen hereinnahm, dazu veranlagt, durch dieses besondere inhaltliche Ausleben der Vorstellungswelt weniger hinzusehen auf das nachtodliche Leben als vielmehr auf das vorgeburtliche, und dieses Leben hier in der Sinneswelt für den Menschen als etwas zu betrachten, was ihm zukommt, nachdem er seine Aufgaben empfangen hat vor der Geburt, was er hier auszuführen hat im Sinne der empfangenen Aufgabe. Er war dazu veranlagt, dieses Leben als die Pflicht aufzufassen desjenigen, was einem von den Göttern gegeben worden ist, bevor man in diesen irdisch-fleischlichen Leib heruntergestiegen ist. Es ist eine selbstverständliche Forderung, dass eine solche Weltanschauung die wiederholten Erdenleben und die Leben zwischen Tod und Geburt in sich einbezieht, denn man kann wohl von einem einmaligen Leben nach dem Tode reden, aber nicht von einem einmaligen vor der Geburt. Das würde eine unmögliche Lehre sein. Denn derjenige, der überhaupt redet von der Präexistenz, der redet dann nicht von nur einem Erdenleben, wie Sie bei einer rechten Überlegung sich klarmachen können. Es war ein Hinaufblicken in die übersinnliche Welt, welches durch die ganze Veranlagung dieser östlichen Seelen hervorgerufen war, aber es war ein  Hinaufblicken so, dass man im Grunde genommen im Auge hatte dieses Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, bevor wir hier in das Erdenleben eingezogen sind. Alles andere, was gedacht wurde in politischer, in sozialer, in historischer Beziehung, in wirtschaftlicher Beziehung, es war nur eine Konsequenz von dem, was in der Seele ruhte in bezug auf dieses Hingeordnetsein auf das Leben vor der Geburt beziehungsweise vor der Empfängnis. Dieses Leben aber, diese Seelenverfassung ist besonders geeignet dazu, den menschlichen Seelenblick hinaufzurichten nach dem Geistigen, zu erfüllen den Menschen mit der übersinnlichen Welt. Denn er betrachtet sich ja hier ganz und gar als ein Geschöpf der übersinnlichen Welt, als etwas, was nur das übersinnliche Leben hier durch das sinnliche Leben fortsetzt. Alles das, was dann später in die Dekadenz gekommen ist an Reichsgebilden, an sozialen Gebilden des alten Orients bis in die Konstitution hinein, ist so geworden, weil diese besondere Seelenverfassung zugrunde lag. Und heute ist diese Seelenverfassung, ich möchte sagen, überschüttet, weil sie schwach geworden ist, gelähmt geworden ist, weil sie nur, ich möchte sagen, wie aus rachitischen Seelengliedern heraus so verkündet worden ist, wie etwa durch Rabindranath Tagore, wie etwas, das in unbestimmte, nebulose Formeln ergossen wird. Heute ist man in praxi überschwemmt von dem, was als äußerster radikaler Flügel des Westens im Bolschewismus sich auslebt, und der Westen wird es zu erleben haben, dass das, was er selbst nicht haben will, sich nach dem Osten hinüber abschiebt, und dass ihm in einer gar nicht fernen Zeit von dem Osten dasjenige entgegenkommt, was er selber dorthin abgeschoben hat. Und es wird dann eine merkwürdige Selbsterkenntnis sein. Aber wozu hat diese merkwürdige Entwicklung des Ostens geführt? Sie hat dazu geführt, dass die Menschen des Ostens all den heiligen inneren Eifer, den sie einmal dazu verwendet haben, um dem Impuls nach der übersinnlichen Welt Nahrung zu geben, um das Geistige in seiner Reinheit zu begreifen, nunmehr dazu verwenden, um die allermaterialistischste Anschauung von dem äußeren Leben mit religiöser Inbrunst aufzunehmen. Und immer mehr wird sich der Bolschewismus nach Asien hin so verwandeln, trotzdem er die alleräußerste Konsequenz der allermaterialistischsten Weltanschauung und sozialen Anschauung ist, immer mehr wird er sich dahin verwandeln, dass er da mit derselben religiösen Inbrunst ergriffen wird, wie ergriffen worden ist einstmals die übersinnliche Welt. Und man wird im Osten in denselben Formeln, in denen man einstmals geredet hat von dem heiligen Brahman, reden von dem wirtschaftlichen Leben. Denn dasjenige, was Grundveranlagung des Seelischen ist, das ändert sich nicht, das bleibt; denn nicht der Inhalt ist es, auf den es dabei ankommt. Man kann mit derselben religiösen Inbrunst das Allermaterialistischste ergreifen, mit der man vorher das Geistigste, das Spirituellste ergriffen hat. Wenden wir den Blick von da ab nach dem Westen. Der Westen hat die verhältnismäßig am spätesten liegende menschliche Seelenentwickelung heraufgebracht. Sie muss uns besonders interessieren, denn sie hat diejenige Anschauung gebracht, die aufgestiegen ist wie ein Nebel im Westen und sich herüber ergießt über die ganze zivilisierte Welt. Es ist die Anschauungsweise, die am bedeutsamsten zum Ausdruck gekommen ist schon in Baco von Verulam, in Hobbes, in solchen Geistern, wie etwa unter den neueren der Nationalökonom Adam Smith, unter den Philosophen John Stuart Mill, unter den Historikern Buckle und so weiter. Es ist diejenige Denkweise, wo in den Vorstellungen, in den Gedanken nichts mehr liegt von Imagination, Inspiration, wo der Mensch ganz und gar angewiesen ist, nur sein Vorstellungsleben nach außen, nach der Sinneswelt zu richten und die Eindrücke der Sinneswelt nach den Verkettungen von Gedanken aufzunehmen, die sich gerade an der Sinneswelt ergeben. Philosophisch ist es am eklatantesten zum Ausdruck gekommen in David Hume, auch in andern, in Locke und so weiter. Es ist etwas sehr Eigentümliches, das aber gesagt werden muss. Wenn man nach diesem Westen blickt, dann muss man hinsehen, wie Geister wie zum Beispiel John Stuart Mill über die menschliche Gedankenverkettung sprechen. Das Wort Vorstellungsassoziation ist eigentlich ganz ein westliches Gebilde; aber es ist zum Beispiel in Mitteleuropa schon seit mehr als einem halben Jahrhundert so gang und gäbe geworden, dass man von diesen Vorstellungsassoziationen wie von etwas eigenem spricht. Man sagt zum Beispiel, wenn man Psychologie lehrt in John Stuart Millschem Sinn: Gedanken in der menschlichen Seele verbinden sich erstens so, dass ein Gedanke den andern umspannt, oder dass ein Gedanke sich an den andern schließt, oder dass ein Gedanke den andern durchdringt. Das heißt, man schaut auf die Gedankenwelt hin und sieht die einzelnen Gedanken wie einzelne kleine Bälle, die sich miteinander verbinden, die sich assoziieren. Wenn man konsequent wäre, müsste man alles Ich und alles Astralische ausstreichen und müsste da innerlich einen bloßen Mechanismus der Gedanken aufführen, und sehr viele Leute sprechen ja auch von diesem innerlichen Mechanismus der Gedanken. Der Mensch wird gewissermaßen seelisch ausgeweidet. Wenn man John Stuart Mill liest und seine deduktive und induktive Logik, so fühlt man sich seelisch versetzt in einen Seziersaal, wo verschiedene Tiere hängen, die ausgeweidet werden, denen das Innere herausgenommen wird. So fühlt man bei Mill des Menschen geistigseelisches Wesen herausgenommen. Er nimmt zuerst das Innere heraus und lässt die bloße äußere Hülle. Ja, da erscheinen dann die Gedanken nur wie sich assoziierende atomistische Gebilde, die sich zusammenballen, wenn wir ein Urteil bilden. Der Baum ist grün: da ist der eine Gedanke, grün, der andere, der Baum; die schwimmen zusammen. Da ist nicht das Innerste mehr lebendig, das ist ausgeweidet, da ist nur der Mechanismus der Gedanken und so weiter. Dieses Vorstellen kommt nicht von der äußeren Sinneswelt, sondern es wird der äußeren Sinneswelt aufgedrängt. Ich habe daher in meinem Buche «Die Rätsel der Philosophie» darauf aufmerksam gemacht, dass solch ein Geist wie John Stuart Mill gar nicht irgendwie verwandt ist mit der inneren Welt, sondern sich einfach hingibt und sich nur wie ein bloßer Zuschauer verhält, in dem die äußere Welt sich spiegelt. Es handelt sich darum, dass durch diese Denkweise gerade dasjenige kommt, was ich Öfter charakterisiert habe: der Materialismus hat die Tragik, die Materie nicht mehr zu erkennen. Wie kann denn der Materialismus eindringen in die Materie, wenn er erst das, was die Materie eigentlich darstellt - denn wir haben gesehen: wenn man untertaucht in den Menschen, taucht man ja in das wahre Materielle der Erde ein - , wenn er das erst ausweidet in Gedanken. Es ist das jetzt schon zu einer äußersten Konsequenz gekommen in dieser Beziehung." 

In der modernen Wissenschaft, der modernen populären Bücher- oder Zeitungsliteratur ist schon alles Denken verdunstet und verduftet, auch bei unseren Universitätsprofessoren der Philosophie; scholastisch-katholisches Bücher besser, so könnten sogar katholische Ordensgeistliche sehr bald Anhänger der Geisteswissenschaft werden: "Der orientalische Mensch ist heute daran - jetzt ist das alles, ich mochte sagen, in der Dekadenz, heute ist das alles unterdrückt, heute schläft das im orientalischen Menschen, aber wir müssen den orientalischen Menschen auch nicht kennenlernen nach seiner jetzigen Seelenverfassung, sondern wir müssen ihn vorzugsweise kennenlernen nach seiner Seelenverfassung, die er in einer sehr weit zurückliegenden Vorzeit gehabt hat -, der orientalische Mensch ist heute daran, gerade weil diese Seelenverfassung zurückgegangen ist, und die Europäer und Amerikaner werden das in nicht zu ferner Zeit zu ihrem großen Schrecken bemerken, mit derselben Inbrunst, mit derselben religiösen Hingebung den Bolschewismus aufzunehmen, wie er einstmals aufgenommen hat die Lehre von dem heiligen Brahman. Was ist von den drei Gliedern der menschlichen Natur dasjenige, das im orientalischen Menschen ganz besonders zum Ausdruck gekommen ist? Es ist der Stoffwechselmensch. Gerade der älteste Orientale hat ganz im Stoffwechsel gelebt. Das wird für denjenigen in der Auffassung keinen Horror hervorrufen, der den Stoff nicht denkt im Sinne von Klumpen von Materie, sondern der weiß, dass in allem Stoff Geist lebt. Und dasjenige, was gerade der hohe Geist, der bewunderungswürdige Geist der Orientalen war, das war dasjenige, was aus dem Stoffwechsel der orientalischen Natur aufgestiegen ist und ins Bewußtsein hineingeglänzt hat. Dasjenige, was sich im menschlichen Stoffwechsel abspielt, hängt ja innig zusammen mit dem, wie die äußere Sinneswelt ist. Wir entnehmen dasjenige, was dann in uns Materie wird, der äußeren Sinneswelt. Wir wissen, dass hinter dieser äußeren Sinneswelt Geist ist. In Wahrheit essen wir Geist, und der gegessene Geist wird erst in uns Materie. Aber dasjenige, was wir da aufnehmen, das war beim Orientalen so, dass es auch, nachdem es aufgenommen wurde, den Geist hergab. So dass derjenige, der die Dinge versteht, hinsieht auf die bewunderungswürdigen poetischen Leistungen der Veden, auf die Großartigkeit der Bhagavad Gita, auf die tiefe Philosophie der Veden und Vedanta, auf die indische Jogaphilosophie, und er wird sie deshalb nicht weniger bewundern, weil er weiß, dass das aus dem inneren Prozeß hervorgegangen ist als ein Produkt des Stoffwechsels, wie die Blüten des Baumes hervorgehen aus dem Stoffwechsel. Und wie wir den Baum anschauen und in seinen Blüten sehen dasjenige, was die Erde der Luft und dem Licht entgegentreibt, so sehen wir in dem, was der alte indische Mensch hervorgebracht hat in den Veden, in der Vedanta-, in der Jogaphilosophie, eine Blüte des irdischen Daseins selber. Es ist gewissermaßen auf der einen Seite dasjenige, was wir in den Blüten der Bäume sehen, Produkt der Erde, entgegengebracht der Lufl und dem Lichte, aber Produkt der Erde, das heißt desjenigen, was auf dem Felde wächst als Weizen und Korn, auf den Bäumen als Obst und Früchte, genossen und verdaut von Menschen, verkocht von Menschen. In der besonderen alten indischen Natur wird es, statt zu Pflanzenblüten und Pflanzenfrüchten, zu den herrlichen Ausgestaltungen der Veden, der Vedanta- der Jogaphilosophie, man sieht diesen alten indischen Menschen an so wie einen Baum, als Zeugen desjenigen, was die Erde in ihrem Stoffwechsel aus sich selber hervorsprießen lassen kann, indem sie in den Menschen hineinschießt - beim Baum durch die Wurzeln und durch den Saflstrom, beim Menschen durch die Nahrung-, und man lernt erkennen das Göttliche in demjenigen, wo es der Spiritualist verachtet, indem ihm die Materie so niedrig vorkommt. Und dann hat der alte Inder ein Ideal. Er hat das Ideal, aus diesem seinem Erleben in dem Stoffwechsel herauszukommen zu dem höheren Glied der Menschennatur, zu dem rhythmischen System. Daher machte er seine Jogaübungen. Er machte besondere Atemübungen. Das übte er mit Bewußtsein. Dasjenige, was der Stoffwechsel aus ihm hervorbringt als geistige Blüte der Erdenentwickelung, das kommt unbewußt. Dasjenige, was er bewußt macht, ist: sein rhythmisches System, das Atmungs- und Blutsystem, in eine geregelte, in eine systematisierte Bewegung zu bringen. Und was tut er, indem er sich erhebt, indem das gerade dasjenige ist, was seine Erhebung ist, was tut er da? In diesem rhythmischen System, was geschieht da? Wir atmen die äußere Luft ein, wir übergeben der äußeren Luft dasjenige, was aus des Menschen Stoffwechsel  entsteht, Kohlenstoff. In uns findet ein Stoffwechsel statt zwischen dem, was in uns Ergebnis des Stoffwechsels ist, und demjenigen, was in der Luft ist, die wir aufnehmen. Die heutige materialistischphysikalische Weltanschauung sieht in der Luft Stickstoff - weiß nicht, was das ist - und Sauerstoff - weiß nicht, was das ist - miteinander gemischt, sieht etwas rein Materielles. Der alte Inder nahm wahr die Luft, das heißt dasjenige, was da vorgeht, indem sich im Menschen verbindet dasjenige, was aus dem Stoffwechsel kommt, mit dem, was eingeatmet wird, was sich verarbeitet. In der Blutzirkulation nahm der alte Inder dann, indem er sein Ideal, die Jogaphilosophie, erfüllte, wahr durch diesen Stoffwechsel die Geheimnisse der Luft, das heißt dasjenige, was geistig in der Luft ist. Er lernte kennen in der Jogaphilosophie dasjenige, was geistig in der Luft ist. Was lernt man da kennen? Da lernt man eben gerade kennen dasjenige, was in uns eingezogen ist, indem wir atmende Wesen geworden sind. Da lernt man erkennen dasjenige, was in uns eingezogen ist, als wir heruntergegangen sind aus den geistigen Welten in diesen physischen Leib. Da pflegt man dieses Wissen von der Präexistenz, von dem vorgeburtlichen Leben. Daher ist es in einem gewissen Sinne das Geheimnis derjenigen zunächst, die solche Jogaphilosophie ausführen, hinter das Geheimnis des vorgeburtlichen Lebens zu kommen. So sehen wir, dass der alte Inder im Stoffwechsel lebt, trotzdem er so Schönes, Großartiges, Gewaltiges hervorbringt, und sich künstlich hinaufschwingt zum rhythmischen System. Das alles ist in die Dekadenz gekommen. Das alles ist heute in Asien schlafend. In den asiatischen Seelen macht sich nur nebulos geltend in abstrakten Formen, wenn solche erleuchtete Geister wie Rabindranath Tagore von dem Ideal der Asiaten sprechen und schwelgen. Und gehen wir von diesem Asien zu Mitteleuropa, da finden wir, dass sich dieser mitteleuropäische Mensch da, wo er wirklich ein solcher ist - ich habe ihn gestern dadurch charakterisiert, dass ich Sie hinwies auf Fichtes Satz: Die äußere Sinneswelt ist nur das versinnlichte Material meiner Pflicht, sie hat an sich keine Existenz, sie ist dazu da, damit ich etwas habe, womit ich meine Pflicht ausführen kann. - Der Mensch, der aus diesem Untergrunde in den mittleren Gegenden der Erde lebte und lebt, der lebt nun, geradeso wie der Inder im Stoffwechsel lebt, im rhythmischen System. Dasjenige, worinnen man lebt, bleibt unbewußt. Der Inder strebte noch als zu einem Ideal zum rhythmischen System hinauf, und ihm wurde es bewußt. Der Mitteleuropäer lebt in diesem rhythmischen System, ihm wird es nicht bewußt, und er gestaltet aus dadurch, dass er in diesem rhythmischen System lebt, alles dasjenige, was das rechtliche, das demokratische, das staatliche Element in der sozialen  Organisation ist. Er gestaltet es einseitig aus, aber er gestaltet es in dem Sinne aus, wie ich das gestern angedeutet habe, denn er ist besonders dazu veranlagt, dasjenige auszugestalten, was im Wechselspiel geschieht zwischen Mensch und Mensch, im Wechselspiel zwischen dem Menschen und seiner Umgebung. Aber er hat wiederum ein Ideal. Er hat das Ideal, sich nun zum nächsten zu erheben, zu dem Nerven-Sinnesmenschen. So wie der Inder die Jogaphilosophie, das kunstvolle Atmen, das zur Erkenntnis auf besondere Art führt, als sein Ideal betrachtete, so der mitteleuropäische Mensch das Sich-hinauf-Schwingen zu Vorstellungen, die aus dem Nerven-Sinnesmenschen kommen, zu Vorstellungen, die ideell sind, zu Vorstellungen, die errungen werden durch eine Erhebung, so wie die Jogaphilosophie errungen wird von dem Inder durch eine Erhebung. Daher ist es auch notwendig, dass man sich bewußt werde, will man Leute, die aus solchen Untergründen heraus geschaffen haben, wie Fichte, Hegel, Schelling, wie Goethe, will man sie wirklich verstehen, so muss man sie so verstehen, wie der Inder seine Jogaeingeweihten verstand. Aber diese besondere Seelenveranlagung, die dämpft die eigentliche Geistigkeit. Man erlangt noch ein deutliches Bewußtsein davon, wie es zum Beispiel Hegel hat, dass die Ideen Wirklichkeiten sind. Dieses deutliche Bewußtsein hatte Hegel, Fichte, hatte Goethe, dass die Ideen Wirklichkeiten, Realitäten sind. Man gelangt eben auch dazu, so etwas zu sagen wie Fichte: Die äußere Sinneswelt ist für sich keine Existenz, son-' dem nur das versinnlichte Material meiner Pflicht. - Aber man kommt nicht zu jener Erfüllung der Ideen, welche der Orientale hatte. Man kommt dazu, zu sagen, wie Hegel sagte: Es beginnt die Geschichte, es lebt die Geschichte. Das ist die lebendige Bewegung der Ideen. - Aber man beschränkt sich allein auf diese äußere Wirklichkeit. Diese äußere Wirklichkeit sieht man geistig, ideell an. Aber man kann nicht, gerade wenn man Hegel ist, weder von Unsterblichkeit noch von Ungeburtlichkeit reden. Die Hegeische Philosophie beginnt mit der Logik, das heißt mit demjenigen, was der Mensch endlich denkt, dehnt sich aus über eine gewisse Naturphilosophie, hat eine Seelenlehre, die aber nur von der irdischen Seele handelt, hat eine Staatslehre und hat zuletzt als das Höchste, zu dem sie sich aufschwingt, die Dreigliederung von Kunst, Religion, Wissenschaft. Aber darüber geht es nicht hinaus, da geht es nicht in die geistigen Welten hinein. Auf geistigste Art hat solch ein Mensch wie Hegel oder Fichte beschrieben dasjenige, was in der äußeren Welt ist; aber gedämpft ist alles dasjenige, was hinausschaut über die äußere Welt. Und so sehen wir, dass gerade dasjenige, was kein Gegenbild in der geistigen Welt hat, das Rechtsleben, das Staatsleben, was nur von dieser Welt ist, dass das gerade die Größe ausmacht dieser Ideengebäude, die da auftreten. Man sieht die äußere Welt als geistig an. Man kommt aber nicht über diese äußere Welt hinaus. Aber man schult den Geist, man bringt dem Geist eine gewisse Disziplin bei. Und legt man dann Wert auf eine gewisse innere Entwickelung, so rindet das statt, dass dadurch gerade, wenn man sich heranschult an dem, was da in diesem Gebiete der Welt an Erziehung des Geistes durch die Ideenwelt geleistet werden kann, man gewissermaßen innerlich hinaufgetrieben wird in die geistige Welt. Das ist ja das Merkwürdige. Ich muss Ihnen gestehen, mir ist, wenn ich Schriften der Scholastiker lese, immer bei diesen Schriften der Scholastiker so zumute, dass ich mir sage: Das kann denken, das weiß zu leben in Gedanken. - Auf eine gewisse andere Art, mehr dem Irdischen zugewandt, sage ich mir das auch bei Hegel: Der weiß zu leben in Gedanken - oder bei Fichte oder bei Schelling. Selbst in der dekadenten Art, wie die Scholastik in der Neuscholastik zutage tritt, muss ich sagen, finde ich in der Scholastik immer noch mehr von entwickeltem Gedankenleben als zum Beispiel in der modernen Wissenschaft oder in der modernen populären Bücher- oder Zeitungsliteratur. Da ist schon alles Denken verdunstet und verduftet. Es ist schon wahr, die besseren Geister der Scholastik, in der Gegenwart zum Beispiel, denken Begriffe genauer als unsere Universitätsprofessoren der Philosophie. Aber das ist ja eben das Eigentümliche, wenn nun diese Gedanken auf einen wirken, wenn man zum Beispiel ein scholastisches Buch liest, so ein richtig scholastisch-katholisches Buch liest und es auf sich wirken lässt, gewissermaßen es zu einer Art von Selbsterziehung verwendet, die Seele wird über sich hinausgetrieben. Es wirkt wie eine Meditation. Es wirkt so, dass man zu etwas anderem kommt, Erleuchtung bewirkend. Und eine sehr merkwürdige Tatsache liegt vor. Denken Sie sich einmal, solche modernen Dominikaner, Jesuiten, andere Ordensgeistliche, die sich in dasjenige, was jetzt noch von Scholastik vorhanden ist, hineinvertiefen, wenn sie nun ganz zu Ende wirken ließen auf sich dasjenige, was da an scholastischen Gedankenformen in ihnen erziehend wirkt, sie würden alle auf eine verhältnismäßig leichte Weise durch diese Erziehung zum Begreifen der Geisteswissenschaft kommen. Überließe man diejenigen, die Neuscholastik studieren, ihrem eigenen seelischen Werdegang, es würde gar nicht lange dauern, würden gerade diese katholischen Ordensgeistlichen sehr bald Anhänger der Geisteswissenschaft werden. Daher hat man - was nötig, damit sie es nicht werden? Man verbietet es ihnen. Man gibt ihnen das Dogma, welches die ganze Sache kupiert, welches das nicht aufkommen lässt, was heraus aus der Seele die Entwickelung bewirken würde. Man könnte heute noch immer demjenigen, der sich entwickeln will zur Geisteswissenschaft, als Meditationsbuch zum Beispiel jenes scholastische Buch in die Hand geben, das ich einmal hier vorgezeigt habe, das von einem Gegenwartsjesuiten verfaßt ist; aber ich habe Ihnen gesagt, es hat das Imprimatur durch jenen Erzbischof; es ist dasjenige kupiert, was entstehen würde im Menschen, wenn der Mensch sich ihm ganz frei überlassen könnte. Diese Dinge, die muss man durchschauen, denn dann wird man einsehen, welche Wichtigkeit es hat für gewisse Kreise, ja nicht es bis zu den Konsequenzen desjenigen kommen zu lassen, was entstehen konnte, wenn man die Dinge frei wirken ließe in den Seelen. Dieses mitteleuropäische Streben besteht eben darinnen, von dem selbstverständlichen rhythmischen Menschen hinauf sich zu erheben zum Nerven- Sinnesmenschen, zu dem, der im ideellen Gebiete dasjenige hat, was er sich selbst erringt. Für diese Menschen ist die besondere Anlage vorhanden, das Leben der Erde als ein Geistiges zu begreifen. Das hat ja Hegel im umfassendsten Sinne getan."

Schulphilistergewäsche, das es gibt über unsere Klassiker: "Diese Dinge müssen eben auch im ganzen Zusammenhange des Lebens und des Weltwesens erfaßt und begriffen werden. Man muss sich klar darüber sein, wie differenziert die verschiedenen menschlichen Fähigkeiten über die Erde hin sind. Und das ist schon zu sagen: während bisher dafür gesorgt worden ist, dass die tumultuarischen Schillerschen Jugendwerke «Die Räuber» oder «Fiesko» oder «Kabale und Liebe» bekannt werden, und während die Menschen sich höchstens aufschwingen zu den Sentimentalitäten der «Maria Stuart» oder zu den doch sehr veräußerlichten dramatischen Szenen der «Jungfrau von Orleans» oder der «Braut von Messina», sollte man heute damit beginnen, die «Ästhetischen Briefe» Schillers, in denen er sich selber - mit all seinen «Räubern», mit der ganzen «Maria Stuart» und mit dem «Wallenstein » - an Bedeutung für die Menschheit überragt, man sollte damit beginnen, diese «Ästhetischen Briefe» nicht bloß zu studieren, sondern auf sich wirken zu lassen. Denn wir sind heute darauf angewiesen, nicht bloß das Schulphilistergewäsche, das es gibt über unsere Klassiker, über Goethe, Schiller, vorzutradieren, sondern vor allen Dingen hier Revision zu machen und selber aufzusuchen, was an diesen Klassikern das Große war. Wir schwätzen fort dasjenige, was über den «Wallenstein» und die  «Maria Stuart» und so weiter geredet worden ist von der Schulphilisterei mehr als ein Jahrhundert. Wir haben heute die Aufgabe, die Große auf elementare Art selbst zu begreifen, denn nur dadurch kann die Menschheit vorwärtsschreiten. So liegt auch da die Notwendigkeit einer Umwandelung, einer Erneuerung. Auch dasjenige, was durch unsere Schulen die Menschen über «Maria Stuart», über den «Wallenstein », über die «Räuber» und so weiter lesen und hören, auch das muss umgestaltet werden. Wir bedürfen in dieser ernsten Zeit einer völligen Erneuerung, denn die Zeiten sind ernst. Und sehen wir nach dem Westen hinüber, so fordert dieser Westen mit alledem, was er hervorbringen kann als den Ausdruck der Menschheit durch das Nerven-Sinnessystem, er fordert den Hinaufstieg in dasjenige, was über dem Menschenwissen in einer geistigen Welt liegt. Und ich habe Ihnen gestern gesagt: Zusammenwirken müssen, damit das Geistesleben, das Staatsleben, das Wirtschaftsleben im dreigliedrigen sozialen Organismus sich geltend machen könne, zusammenwirken müssen diese drei Elemente. Sagen wir nicht etwa bloß: Ex Oriente lux! - Nehmen wir auf den Orient, studieren wir die Bhagavad Gita, studieren wir die Jogaphilosophie, studieren wir die Veden, ochsen wir dieses Zeug geradeso, wie wir gewohnt worden sind in Europa, die andern Dinge zu ochsen, fangen wir jetzt an, einmal die Orientalismen zu ochsen, nachdem uns das andere langweilig geworden ist. Nein, damit kommen wir nicht vorwärts, denn dasjenige, was einmal für die Erde richtig war, wird es für die Gegenwart und Zukunft nicht wieder sein, ist etwas Vergangenes. Wir können es bewundern als etwas, was einmal für die Erde richtig gewesen war; wir können es aber nicht, wie es etwa eine Theosophische Gesellschaft tut, einfach wieder übernehmen in passiver Weise. Ebensowenig können wir dasjenige, was uns nach der alten Art überliefert worden ist von der europäischen Vergangenheit, einfach herübernehmen, können nicht sagen: Dasjenige, was in den Volkstümern des Orients, der Mitte liegt, das können wir einfach erneuern - , sondern wir müssen sagen: Wollen wir eine wirkliche Verbindung dieser drei Elemente, die allerdings in der menschlichen Natur veranlagt sind, erreichen, wie können wir das? - Nur wenn wir aufmerksam darauf werden, wie das Nerven-Sinnesleben, das schließlich schon auf uns alle übergegangen ist, über sich hinausgehen muss. Das heißt, wir müssen aufsteigen zu etwas anderem, was weder daraus, noch daraus, noch daraus kommen kann, sondern einzig und allein durch die neue Initiation, durch die neue Geisteswissenschaft, was wirklich dadurch geholt wird, dass hinaufgestiegen wird aus dem modernsten Denken, das geschult ist an der Naturwissenschaft, an dem Nerven-Sinneswesen, indem wir hinaufsteigen zu der Wissenschaft der neuen Initiation und herausholen aus dieser neuen Initiation die Art und Weise, wie zusammenwirken können dasjenige, was einst Orient war, was später mittleres Wesen war, was jetzt westliches Wesen ist. Wir brauchen eine neue Wissenschaft der Initiation, die gerade die Einheit bewirken kann, die lebendige Einheit bewirken kann. Wir kommen in der neueren Zeit nicht zu einem Geistesleben, wenn wir nicht zu dieser neueren Initiationswissenschaft hinstreben. Wir kommen nicht zu einer Politik, wir kommen nicht zu einem Staatsleben, wenn wir in der alten Art weiterwirtschaften, wenn wir nicht anfragen bei denjenigen wissenschaftlichen Zweigen, die herauskommen aus der neueren Initiation: Wie soll sich die Politik der Zukunft gestalten? - Wir gelangen auch nicht zu einem Wirtschaftsleben, wenn wir nicht verstehen dasjenige, was nicht angewendet werden soll auf eine Philosophie, wie es Spencer getan hat, auf ein Staatssystem, wie es Adam Smith getan hat, sondern was angewendet werden soll bloß auf die Organisation des Wirtschaftslebens, wenn wir das nicht auf die Organisation des Wirtschaftslebens anwenden. Aber wir müssen dann wissen, wie wir das eingliedern sollen in die beiden andern Systeme. Dazu brauchen wir aber die Wissenschaft der Initiation. Wir können nicht vorwärtskommen, wenn wir nicht uns sagen können: Vom Verstehen, was einstmals orientalische Anlage war, gelangen wir zu dem, was das Wesen des Geisteslebens ist. Indem wir wirklich verstehen, was die Anlage des mittleren Menschen ist, gelangen wir dazu, wirklich zu verstehen, was das Rechtsoder Staatsleben ist. Indem wir das Westliche verstehen, gelangen wir dazu, zu verstehen, was das Wirtschaftsleben ist. Aber die drei fallen auseinander, wenn wir sie nicht in einer höheren Einheit verbinden können. Und wir werden sie nur in einer höheren Einheit verbinden können, wenn wir sie alle drei anschauen von jenem  Gesichtspunkte, der sich uns ergibt durch die neuere Mysterik, die hier genannt wird anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft."

Beamtenschule, Beamtendressur wie in Russland: eine Art Beamtenschule, auf der Personen, die nicht durch die Universitäten gegangen sind, so weit gebildet werden sollen, dass sie die ihnen übertragenen Ämter verwalten können. "Beamtendressur, da beginnt es! In Russland ist es im vollen Gange. Und die westlichen Menschen glauben nicht daran. Sie werden es bitter erleben müssen, dass auch sie werden daran glauben müssen, wenn nicht ein Aufwachen der Seelen stattfindet, wenn selbst die besten Geister fortwährend taube Ohren haben gegen alles dasjenige, was vom Geiste spricht, und in den alten Phrasen von Liberalismus, von Konservatismus, von Pazifismus, von allem möglichen die Welt unterhalten zu ihrem eigenen Amüsement, jedenfalls aber nicht zum Heile dieser Welt." 

Sinn der Demokratie, dass Menschliches hineinkomme in die toten Paragraphen, ohne das werden wir in das Banausentum eines Lenin oder Trotzkij oder eines Lunatscharskij hineinsegeln müssen: "Das ist der wahre Sinn der Demokratie, dass Menschliches hineinkomme in die toten Paragraphen, dass mitempfunden wird, was in den toten Paragraphen sonst lebt. Und so, wie in das Geistgebiet durch das, was aus der Geisteswissenschaft geboren werden kann, das Leben hineinkommt, so wird durch das, was gewollt wird durch Geisteswissenschaft, in das Rechtsgebiet die Empfindung hineinkommen. Empfunden wird werden, was von Mensch zu Mensch lebt. Und wir gehen zum dritten Gebiet, zum Wirtschaftsgebiet. Wir wissen, dass sich das sehr im Unterbewußten vollzieht, dass der einzelne Mensch heute gar nicht in der Lage ist, aus dem, was vorliegt, in vollbewußter Weise zu durchdringen, was im Wirtschaftsgebiet vorliegt. Es müssen sich Assoziationen bilden, wo die Erfahrung des einen durch die Erfahrung des andern ergänzt wird. Aus den Assoziationen, aus Gruppenbildungen heraus muss sich dann das Urteil bilden. Während wir auf dem Geistgebiet, jeder einzelne individuell, das, was unseren Anlagen gemäß ist, heraussetzen müssen, muss das, was im Wirtschaftsgebiet tätig ist, aus dem Gruppenurteil herauskommen. Dann wird aus diesem Gruppenurteil dasjenige herauskommen, was waltende Vernunft ist. Im Wirtschaftsleben wird waltende Vernunft sein. 1. Geistgebiet: Leben Ätherleib, 2. Rechtsgebiet: Empfindung Astralleib, 3. Wirtschaftsgebiet: Vernunft Ich. Vernunft wird walten im Wirtschaftsleben. Das heißt, wir tragen das, was wir in uns durch die Erbschaft der Götter entwickelt haben, das, was wir entwickelt haben als Ätherizität, was wir entwickelt haben für die Empfindung als Astralleib, was wir entwickelt haben als Vernunft für das Ich, das tragen wir hinaus. Auf dem Wirtschaftsgebiete müssen wir es noch nicht als Individualitäten hinaustragen, deshalb tragen wir es durch Assoziationen, durch Gruppen hinaus. Aber was wir uns individuell in unserem Ich entwickelt haben, Vernunft, das wird zu einem das ganze Wirtschaftsgebiet Durchdringenden, wenn in der entsprechenden Weise auf Assoziationen hingearbeitet wird. So dass wir hinaustragen in die soziale Ordnung das, was der Impuls in unserem Ätherleib ist, in das Geistesleben, indem wir das Geistesleben beleben. Was in unserem Astralleib als Empfindung pulsiert, wir tragen es hinaus in das Rechtsgebiet, und was in unserem Ich als Vernunft pulsiert, wir tragen es hinaus in das Wirtschaftsgebiet. Wir haben als Menschen in der kosmischen Ordnung ein Dreifaches errungen: Ätherleib, Astralleib und Ich; wir scheiden aus der Welt wieder mit Ätherleib, Astralleib und Ich. Wir geben es an die Welt ab. Wir gestalten aus uns heraus die Weltenordnung. Warum sollte denn das auch anders sein? In den niederen Tierreihen ist uns manches vorgebildet, indem die Spinne zum Beispiel aus sich herausspinnt dasjenige, was da geschehen soll. Der Mensch muss in der Tat zum Weltenschöpfer werden, muss das, was künftig seine Umgebung sein wird, aus sich herausgestalten. Wir tragen die Zukunft in uns. Ich habe es von den verschiedensten Gesichtspunkten aus erörtert. Was nützen alle philosophischen Redereien über die Realität der Welt! Wir können uns ja überzeugen von dieser Realität der Welt, indem wir auf die Realitäten der Zukunft schauen. Was in der Zukunft real sein wird, wir tragen es heute in Idealität in uns. Gestalten wir die Welt, dann wird sie real sein. Das darf nicht bloß als Theorie in uns leben, das muss als Empfindung, als innerster Lebensimpuls in uns sein. Dann haben wir ein Erkenntnisverhältnis zu unserer weltlichen Umgebung und zu gleicher Zeit ein religiöses Verhältnis zu unserer Umgebung. Aus diesem Impuls heraus wird auch die Kunst etwas ganz anderes werden in der Zukunft. Es wird die Kunst etwas werden, was sich verbindet mit dem unmittelbaren Leben. Es wird unser Leben selber künstlerisch sich gestalten müssen. Ohne das werden wir in das Banausentum eines Lenin oder Trotzkij oder eines Lunatscharskij hineinsegeln müssen. Denn dasjenige, was errettet aus diesem Sumpfe, das ist allein der Geist, den der Mensch aus sich selber heraus schafft. Und wir werden das Rechtsleben, soll es nicht völlig veröden, mit Empfindungen durchdringen müssen und das Wirtschaftsleben mit Vernunft." [11]
 

6. Geisteswissenschaft als Erkenntnis der Grundimpulse sozialer Gestaltung III; Und so weit ist es gekommen, dass wir lügen, indem wir vorgeben, noch Christen zu sein, während wir die Hand bieten zur Verbreitung einer Weltanschauung, die widerchristlich, antichristlich ist; viele Vertreter der christlichen Konfessionen sind in Wirklichkeit innerlich die schärfsten Feinde des Christentums; Thomas von Aquino spricht von Sternenintelligenzen; also der katholisch-christliche Kirchenlehrer des 13. Jahrhunderts spricht von den Sternen, den Planeten nicht bloß als den physischen Planeten, sondern er spricht von den Intelligenzen, die in diesen Planeten wohnen, und die die eigentlichen Lenker sind; eine furchtbare Entstellung der gegenwärtigen katholischen Kirche, wenn diese Dinge den Gläubigen vorenthalten werden


Und so weit ist es gekommen, dass wir lügen, indem wir vorgeben, noch Christen zu sein, während wir die Hand bieten zur Verbreitung einer Weltanschauung, die widerchristlich, antichristlich ist; viele Vertreter der christlichen Konfessionen sind in Wirklichkeit innerlich die schärfsten Feinde des Christentums: "So muss sich der Mensch zusammengebunden fühlen mit der Weltenordnung.So muss der Mensch neuerdings die Christus-Worte fühlen: «Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.» Wer diesen Ausspruch versteht, der weiß, dass er ein echter und ursprünglich christlicher ist, denn das Christentum geht aus von der Vernichtbarkeit des Stofflichen und der äußeren Kraft, und die neuere naturwissenschaftliche Weltanschauung spottet des Christentums, indem sie die Erhaltung des Stoffes und der Kraft lehrt. Denn Himmel und Erde, das heißt, aller Stoff wird vergehen, und alle Kraft wird vergehen, aber dasjenige, was in des Menschen Seele sich formt und in dem Worte lebt, das wird Welt der Zukunft sein. Das ist Christentum. Dieses Christentum, neu begriffen, das muss ausrotten das Widerchristentum, das Antichristentum der modernen materialistischen Weltanschauung, die von der Erhaltung des Vergänglichen, des Stoffes und der Kraft phantasiert. Und so weit ist es gekommen, dass dasjenige, was Christentum ist: die Ewigkeit des Geistes, die Vergänglichkeit des Stoffes, zu bekennen, dass das heute als ein Wahnsinn gilt gegenüber dem festbegründeten Phantasmus von der Erhaltung des Stoffes und der Kraft. Und so weit ist es gekommen, dass wir lügen, indem wir vorgeben, noch Christen zu sein, während wir die Hand bieten zur Verbreitung einer Weltanschauung, die widerchristlich, antichristlich ist. Wer festhält an den Stoffgrundlagen der neueren Naturwissenschaft, der würde nur wahr und ehrlich sein, wenn er das Christentum abschwören würde. Und gar Vertreter der christlichen Konfessionen, Pfarrer, Pastoren, welche mit der neueren Naturwissenschaft ihre Kompromisse schließen, sie sind ganz gewiß in Wirklichkeit innerlich die schärfsten Feinde des Christentums. Es geht nicht anders, als dass in diesen Dingen begonnen wird, klar und ehrlich zu sehen. Über diese Dinge muss durchaus immer mehr und mehr in vollem Ernste gesprochen werden. Ohne das geht es nicht weiter. Alles Herumreden in den Reformgedanken, von denen heute alle möglichen Vereine, alle möglichen Reformbewegungen schwätzen, ist Phantastik, ist nur Wasser auf die Mühle derer, die den Niedergang herbeiführen. Erneuerung ist allein zu hoffen von dem Erfassen des lebendigen Geistes, jenes lebendigen Geistes, der seinen Quell finden muss in dem, was schaffender Mensch ist, und was die Grundlage ist für die Realität der Zukunft, nicht nur irgendeiner ideellen Zukunft, sondern der kosmischen Zukunft."

Thomas von Aquino spricht von Sternenintelligenzen; also der katholisch-christliche Kirchenlehrer des 13. Jahrhunderts spricht von den Sternen, den Planeten nicht bloß als den physischen Planeten, sondern er spricht von den Intelligenzen, die in diesen Planeten wohnen, und die die eigentlichen Lenker sind; eine furchtbare Entstellung der gegenwärtigen katholischen Kirche, wenn diese Dinge den Gläubigen vorenthalten werden: "So ist im Grunde genommen in der neueren Zeit durchjuristet worden, was einstmals eine Art Himmelswissenschaft, war. Diese Himmelswissenschaft selber, ihr Schicksal muss man ein wenig ins Auge fassen. Denn, was heiliges Wissen im Orient war, was in den Initiationsstätten in seiner reinsten Form vor vielleicht zehntausend Jahren im Orient gepflegt worden ist, ja, was noch spater in Ägypten, wenn auch nicht mehr in so reiner Form, doch immerhin in relativ reiner Form gepflegt worden ist, das wurde, nachdem es in einer gewissen Weise popularisiert worden war, auf den Straßen des späteren kaiserlichen Roms von Schwindlern und Gauklern, allerdings umgewandelt in sichtbare Zauberkünste, verzapft. Das ist eben der Gang der Weltenereignisse, dass etwas, was in einem gewissen Zeitalter heilig ist, nachher zum Allerunheiligsten werden kann. Und während das orientalische höchste Wissen  in der späteren römischen Kaiserzeit der Straße angehörte, entwickelte sich aus dem Römertum selbst heraus auf Grundlage des späteren Ägyptertums das juristische Denken, das dann weltbeherrschend wurde. In der Folgezeit, aber nur langsam und allmählich, ist dann verglommen und erstorben, was einstmals im Orient von den Sternen herunter als Menschenweisheit geholt worden ist. Denn im 13. Jahrhundert, da sagte noch Thomas von Aquino: Das menschliche Schicksal, alles, was an Schicksal in der sublunarischen Welt geschieht, wird gelenkt von den Sternenintelligenzen. Es ist aber deshalb für den Menschen nicht etwas Unvermeidliches. - Also der katholisch-christliche Kirchenlehrer des 13. Jahrhunderts spricht von den Sternen, den Planeten nicht bloß als den physischen Planeten, sondern er spricht von den Intelligenzen, die in diesen Planeten wohnen, und die die eigentlichen Lenker dessen sind, was Menschenschicksal genannt werden soll. Was einstmals im Orient aufgegangen ist, im 12., 13., 14. Jahrhunderte war es noch durchaus, wenn auch in den letzten Ausläufern, vorhanden als diese Seite der christlich-katholischen Kirche. Und es ist einfach eine furchtbare Entstellung der gegenwärtigen katholischen Kirche, wenn diese Dinge den Gläubigen vorenthalten werden, wenn zum Beispiel die Annahme von Beseelung und Durchgeistigung der einzelnen Sterne, der Planeten zum Beispiel, als eine Ketzerei hingestellt wird, denn die Kirche verleugnet damit nicht nur das Christentum, sie verleugnet selbst ihre letzten Lehrer, welche noch einen unmittelbareren Zusammenhang mit den Quellen des Geisteslebens gehabt haben, als die Gegenwart irgendwie hat. Deshalb muss man sagen, es ist noch nicht so lange her, dass völlig vergessen worden ist, was die Welt noch durchgeistigt vorstellte. Würden die Menschen die Wahrheit heute lehren über das, was selbst noch gewaltet hat in dem Geistesleben des 11., 12., 13., 14., 15. Jahrhunderts, würden sie nicht nach vorgefassten Meinungen das entstellen, was da geherrscht hat, dann würde selbst das noch befruchtend sein können für eine Durchgeistigung der gegenwärtigen Weltanschauung, so dass der Materialismus, der naturwissenschaftliche Materialismus oder der Materialismus der Mystiker oder der Materialismus der Theosophen nicht bestehen könnte, namentlich nicht bestehen könnte der Materialismus der katholischen Kirche. Denn ausgegangen ist das, was in den Dogmen der katholischen Kirche vorliegt, von der reinsten geistigen Wissenschaft. Aber diese reinste geistige Wissenschaft sah überall Geistiges im Weltenall. Das alles, was da Geistiges im Weltenall gesehen worden ist durch das Seelenauge, das ist abgestreift worden. Das Weltenall ist vermaterialisiert worden. Dann bleibt natürlich nichts anderes zurück als das bloß geglaubte Wort. Denn die Dinge liegen so, dass zum Beispiel hinter der Trinität, der Lehre von dem Vater, Sohn und Geist, die tiefsten Mysterien liegen. Aber in dem, was heute als dieses Trinitätsdogma gelehrt wird, liegt eben nichts mehr. Auf der einen Seite sind es die Worte, der Glaube der Bekenntnisse, auf der andern Seite ist es die geistlose Naturwissenschaft. Die können beide die Menschheit aus dem Elend, in das sie heute hineingeraten ist, wahrhaftig nicht retten. Aber dass die Rettung möglich werde, dazu ist eben notwendig, dass eine genügend große Anzahl von Menschen sich innerlich aufrütteln. Denn es liegt im menschlichen Inneren, besonders in der heutigen Epoche, die Möglichkeit, jene Fäden geistig-seelischer Art zu finden, die, wenn sie in der richtigen Weise in ihrer Kraft innerlich empfunden werden, dazu führen, dass verstanden wird, was aus Geisteswissenschaft heraus zur Beleuchtung sowohl des Naturlebens wie des sozialen Lebens geholt werden kann. Nur darf man eben nicht die schlechten Gewohnheiten des inneren Menschenlebens, wie sie sich heraufgebildet haben in den letzten Jahrhunderten, durchaus beibehalten wollen. Und diese schlechten Gewohnheiten bestehen darinnen, dass man meint, man könne sich ruhig, passiv verhalten, dann werden schon die Götter in einen eindringen, alles offenbaren im Inneren, mystische Tiefe werde ein innerliches Licht erhellen und so weiter. Dazu ist das heutige Zeitalter nicht geeignet. Das heutige Zeitalter fordert von dem Menschen innere geistig-seelische Tätigkeit, und es fordert ein Hinblicken auf das, was sich im Inneren offenbaren will. Dann findet man unter allen Umständen dasjenige, was sich im Inneren offenbaren will. Aber man muss eben den Willen haben zu einer solchen inneren geistigen Tätigkeit. Man muss schon nicht glauben, dass mit irgendeinem innerlichen pseudomystischen Ausleben besonders viel herauskommt, sondern man muss vor allen Dingen den Geist in den äußeren Weltendingen verfolgen." [12]
 

7. Soziale und pädagogische Aspekte I; Ins Unermessliche gehende Literatur des Marxismus; nervtötende Literatur der frankfurter Schule wie Adorno, Habermas, Walter Benjamin usw. auf den Marxismus hereingefallen; Miltons «Verlorenes Paradies» und Klopstocks «Messias»; Inkarnation des Ahriman; illusionäre Phrasen in der Erziehung; Sokrates und Plato; ethisch und religiös schwätzen; Pfingstgeist; Götzendienerische Anbetung in der Wissenschaft; verkehrtes Schulwesen und daraus entspringende Unwissenschaft; sozial unsinniger Arbeitsbegriff, Quacksalbereien durch falsche Gedanken und falsche Denkgewohnheiten; Phrasen im wissenschaftlichen Papsttum; Theologie und Militarismus; Sozialistische Experimente in Russland gescheitert; Sahra Wagenknecht und Wladimir Putin heute leninischer als Lenin; Deutscher Idealismus, Goetheanismus; falscher Goetheanismus und Hegelianismus führt zur Geistlosigkeit, "Mechanisierung des Geistes"; der Philosoph Solowjow kann den Osten von alten und neuen Zaren, vom "Henker des Geisteslebens, Lenin", vom "Totengräber alles geistigen Lebens", von dem "zerstörenden Leninismus" befreien 


Ins Unermessliche gehende Literatur des Marxismus; nervtötende Literatur der frankfurter Schule wie Adorno, Habermas, Walter Benjamin usw. auf den Marxismus hereingefallen und haben eine Unmenge an nervtötender Literatur für Universitätswissenschafter produziert: "Lernen Sie genau erkennen, wie die Lehre von Karl Marx sich im modernen Proletariat ausgebreitet hat, und sehen Sie sich die schier ins Endlose gehende, ins Unermessliche gehende Literatur des Marxismus an. Die heute sonst übliche Art von wissenschaftlicher Betrachtung finden Sie darin in ausgesprochenstem Maße angewendet, alles streng bewiesen, so streng bewiesen, dass auch schon manche Leute, von denen man es gar nicht angenommen hätte, auf den Marxismus hereingefallen sind. Wie war denn eigentlich das Schicksal des Marxismus? Zunächst, nicht wahr, breitete sich der Marxismus im Proletariat aus. Von der Universitätswissenschaft wurde er streng abgewiesen. Heute sind schon eine Anzahl von Universitätswissenschaftern da, die sich der Logik des Marxismus nicht mehr entziehen, die ihn anerkennen, die gar nicht mehr aus ihm herauskommen können, weil es sich in der Literatur allmählich herausgestellt hat, dass die Schlussfolgerungen sehr fein stimmen, dass man mit der gegenwärtigen wissenschaftlichen Gesinnung und Vorstellungsart diesen Marxismus ganz fein säuberlich beweisen kann. Die bürgerlichen Kreise haben nur keinen Karl Marx gehabt, der ihnen das Gegenteil bewiesen hätte; denn genau ebenso wie man beweisen kann den ideologischen Charakter von Recht, Sitte und so weiter, die Theorie vom Mehrwert und die materialistische Geschichtsforschung vom marxistischen Standpunkt aus, so kann man von allen diesen Dingen ganz genau ebenso exakt das Gegenteil beweisen. Es wäre durchaus möglich, dass ein bürgerlicher, ein Bourgeois-Marx genau das Gegenteil in derselben strengen Weise bewiesen hätte. Und da ist nicht einmal irgendein Humbug oder Schwindel dabei. Die Beweise würden restlos klappen. Woher kommt denn das? Das kommt davon her, dass das gegenwärtige menschliche Denken, der gegenwärtige Intellekt in einer solchen Schicht des Seins liegt, dass er bis zu den Realitäten nicht herunterreicht. Und daher kann man das eine beweisen und sein Gegenteil beweisen, ganz streng das eine und sein Gegenteil beweisen. Es ist heute möglich, auf der einen Seite streng den Spiritualismus zu beweisen und ebenso streng den Materialismus zu beweisen. Und man kann gegeneinander kämpfen mit denselben guten Standpunkten, weil der heutige Intellektualismus in einer oberen Schicht der Wirklichkeit ist und nicht in die Tiefen des Seins hinuntergeht. Und so ist es auch mit den Parteimeinungen. Wer das nicht durchschaut, sondern sich einfach aufnehmen lässt durch seine Erziehung, Vererbung, durch seine Staats- und anderen Lebensverhältnisse in einen gewissen Parteikreis, der glaubt, wie er meint, ehrlich an die Beweiskraft desjenigen, was in dieser Partei ist, in die er hineingerutscht ist, hineingeschlittert ist, wie man in der deutschen Sprache zuweilen auch sagt. Und dann, dann kämpft er gegen einen anderen, der in eine andere Partei hineingeschlittert ist. Und der eine hat ebensogut recht wie der andere." [13]

Miltons «Verlorenes Paradies» und Klopstocks «Messias»: "Ich will nur hinweisen auf zwei Dokumente, auf Miltons «Verlorenes Paradies» und Klopstocks «Messias». Da werden die geistigen Welten so geschildert, als ob ein Paradies verlorengegangen und der Mensch daraus hinausgestoßen worden wäre. Sowohl Miltons «Verlorenes Paradies» wie Klopstocks «Messias» arbeiten mit einer Zweiheit in der Welt, mit dem Gegensatz des Guten und des Bösen, des Göttlichen und des Teuflischen. Sehen Sie, das ist aber der große Irrtum der neueren Zeit, dass man sich die Weltkultur vorstellt nach einer Zweiheit, während sie vorgestellt werden muss im Sinne einer Dreiheit. Das eine sind die  hinaufstrebenden luziferischen Kräfte, die im Mystischen, Schwärmerischen, Phantasievollen, in der Ausartung aber auch im Phantastischen, an den Menschen herantreten, die im menschlichen Blut leben; das andere sind die ahrimanischen Kräfte, die in allem Trockenen, Schweren leben, im Knochensystem, physiologisch gesprochen; das Christliche steht in der Mitte zwischen beiden drinnen, das ist das dritte. Luziferisch ist das erste, ahrimanisch das zweite und in der Mitte zwischen beiden ist das Christliche. Was ist geschehen in der neueren Zeit? Etwas ist geschehen, auf das die Menschheit hinschauen sollte mit wahrhaftig spirituell-intellektueller Inbrunst, denn ehe sie dieses nicht versteht, wird sie nicht in richtiger Weise die Weihnachtswege finden. Wir lesen heute Milton, Klopstock, ihre Schilderungen von der übersinnlichen Welt; wie lesen wir sie? So lesen wir sie, daß überall luziferische Eigenschaften übertragen sind auf dasjenige, was man göttlich nennen will. Schildern wollen solche Menschen wie Klopstock und Milton den Kampf zwischen einem Luziferischen, das ihnen als das Göttliche erscheint, und dem Ahrimanischen. Und ein großer Teil desjenigen, was die neuere Menschheit als ihr Göttliches schildert, ist nur ein Luziferisches. Man erkennt es aber nicht in der richtigen Weise, ebensowenig wie das Ahrimanische. Das spielt noch herein in Goethes «Faust», wenn wir dem «Herrn» gegenübergestellt finden Mephistopheles; aber auch Goethe hat noch nicht trennen können das Ahrimanische vom Luziferischen."

Inkarnation des Ahriman, Vorbereitung in ahrimanischem Sinne: "Während die Luzifer-Kultur, die also durch die reale Inkarnation des Luzifer der Menschheit übergeben worden ist, abflutet, flutet auf nach und nach, was die künftige Inkarnation des Ahriman auf der westlichen Erde vorbereitet. Es wird sich einfach, wenn die Zeit dazu reif ist - und sie bereitet sich dazu vor - in der westlichen Welt Ahriman in einem menschlichen Leibe inkarnieren. Diese Tatsache muss ebenso kommen, wie die anderen da waren, dass sich Luzifer inkarniert hat und dass sich Christus inkarniert hat. Diese Tatsache ist der Erdenentwickelung vorgeschrieben. Worauf es ankommt, ist nur: diese Tatsache so ins Auge zu fassen, dass man sich richtig auf sie vorbereitet; denn Ahriman wirkt nicht etwa dann erst, wenn er in einem Menschen auf der Erde erscheinen wird, sondern er bereitet jetzt von den übersinnlichen Welten aus sein Erscheinen vor. Er arbeitet schon hinein in die Menschheitsentwickelung; er sucht sich von jenseits her seine Werkzeuge, durch die er sich vorbereitet, was da kommen soll. Nun ist ein wesentliches Mittel für die günstige Wirkung dessen, was Ahriman der Menschheit bringen sollte - er wird ebenso Günstiges bringen wie Luzifer -, dass die Menschheit sich in der richtigen Weise dazu stellt. Das, worauf es ankommt, ist, dass die Menschheit nicht das Erscheinen des Ahriman verschläft. Wenn einstmals in der westlichen Welt der inkarnierte Ahriman auftritt, so wird man in den Gemeindebüchern verzeichnen: John William Smith ist geboren - es wird dies natürlich nicht der Name sein - und man wird ihn als einen behäbigen Bürger wie andere Bürger ansehen und wird verschlafen, was da eigentlich geschieht. Unsere Universitätsprofessoren werden ganz gewiß nicht dafür sorgen, dass man das nicht verschläft. Für sie wird das, was da erscheinen wird, der John William Smith sein. Aber darauf kommt es an, dass in dem ahrimanischen Zeitalter die Menschen wissen, dass es sich hier nur äußerlich um den John William Smith handeln wird, dass innerlich aber Ahriman vorhanden ist, dass man sich über das, was geschieht, keiner Täuschung hingibt in schläfriger Illusion. Ja man darf sich schon jetzt keiner Täuschung hingeben, dass sich diese Dinge vorbereiten. Unter den wichtigsten Mitteln, die Ahriman hat, um von dem Jenseits hereinzuwirken, ist das, das abstrakte Denken der Menschheit zu fördern. Und weil dieses abstrakte Denken heute so beliebt ist, arbeitet man in ahrimanisch günstigem Sinne der Erscheinung des Ahriman gut vor. Nichts würde die Tatsache besser vorbereiten, dass Ahriman die ganze Erde fischt für seine Entwickelung, als wenn man das abstrakte und abstrahierende Leben, das heute schon sogar in das soziale Leben eingezogen ist, fortsetzt. Das ist eine der Finten, einer der Witze, durch die Ahriman in seinem Sinne seine Herrschaft auf der Erde vorbereitet. Statt dass man den Menschen heute aus der vollen Erfahrung heraus zeigt, was zu geschehen hat, redet man dieser Menschheit von allgemeinen Theorien, auch von sozialen Theorien. Diejenigen, die von Theorien reden, finden gerade das Erfahrungsgemäße abstrakt, weil sie keine Ahnung vom Leben haben. Das alles ist Vorbereitung in ahrimanischem Sinne. Aber es gibt noch eine andere Art der Vorbereitung für Ahriman, und diese kann geschehen - und auch das ist etwas, was heute nun schon bekannt werden muss - durch eine irrtümliche Auffassung der Evangelien. ... Es muss eingesehen werden, dass der Gang der Weltentwickelung von Luzifers Inkarnation vor Jahrtausenden vorüber an dem Mysterium von Golgatha, das immer noch weiter wirken soll, gegen die in gar nicht ferner Zeit stattfindende Inkarnation Ahrimans zugeht. Diese muß sich der Entwickelung in den Weg stellen, damit sich die Kräfte, die durch den Christus-Impuls aufgenommen wurden, am Widerstand erhärten. Durch einen verschleierten Evangelienkult und durch Abstraktion wird man Ahriman auf den Weg helfen. Es haben heute viele Menschen ein inneres Bequemlichkeitsinteresse daran, sich zu verschließen vor diesen ernsten Tatsachen." [14]

Wie heute bei den illusionären Phrasen in der Erziehung hatten damals Sokrates und Plato alle Mühe, den Griechen  ihren unwiderstehlichen Hang zur Illusion auszutreiben; ethisch und religiös schwätzen; Pfingstgeist: "Es gibt einen tiefen Zusammenhang zwischen unserer Erziehung, unserem Unterricht, und dieser eben gekennzeichneten Tatsache. Wir tragen zwei Quellen einer verkehrten Menschlichkeit in uns: wir tragen in uns ein verkehrtes Griechentum und ein verkehrtes Römertum. Wir verstehen nicht, das Griechentum in seiner Zeit und an seinem Ort so zu nehmen, wie es ist. Wir verstehen nicht, wie die hehren Gestalten des Sokrates und Plato alle Mühe hatten, den Griechen auszutreiben ihren unwiderstehlichen Hang zur Illusion. Der Grieche war so geartet, dass er fortwährend den Hang empfand, über den Ernst des Lebens hinaus sich zur wesenlosen Illusion zu erheben und in ihr seine Wohlbefriedigung zu suchen. Die griechischen Gesetzgeber, Sokrates und Plato, haben auf die Realität des Geistes mit aller Schärfe hinweisen müssen, damit die Griechen nicht immer mehr in ihren Volksfehler, in ihren Rassenfehler verfielen: sich durch Illusion wohlbehaglich über den Ernst des Lebens hinwegzutäuschen. Und selbst so lange nur haben es die Griechen dem Sokrates verziehen, von dem Lebensernst zu sprechen, als ihnen der «Bummler» Sokrates ungefährlich erschien. Als sie aber vernahmen, was eigentlich in den Worten des bummelnden Sokrates für Lebensernst enthalten ist, da haben sie ihn vergiftet. Wir haben, soweit wir Menschen unseres Zeitalters sind, nicht in uns den Geist des sokratischen Ernstes. Wir nehmen lieber jenen Geist des Griechentums auf, der Sokrates vergiftet hat, und schwelgen in diesem Geist des Griechentums. Wir lassen uns selbst gefallen, dass die Perle der Weltliteratur, das Johannes-Evangelium, in seinem Anfange dadurch vergiftet wird, dass an die Stelle dessen, wovon das Alte Testament gesprochen hat: dass, wenn der Mensch es in seine Illusionen hereinfallen lässt, Himmel und Erde zusammenstürzen, dass an dieser Stelle das harmlose Wort von uns wörtlich genommen wird. «Im Urbeginne war das Wort», so beginnt das Johannes-Evangelium. Der heutige Mensch ist froh, dass er an dieser Stelle das Wort «Wort», das er phrasenhaft zu nehmen geneigt ist, stehen hat. An dieser Stelle steht aber in Wahrheit etwas, was geeignet ist, alle die Illusionen, die der Mensch in die Phrase hineindrängt, auszutreiben. Himmel und Erde unserer Illusionen stürzen zusammen, wenn man die Wahrheit des Logos, der an dieser Stelle steht und empfunden werden sollte, wirklich ernsthaft vernehmen wollte. Also unsere Zeitkultur ist darauf ausgegangen, die Schärfe des Lebens sich mystisch behaglich oder brutal tätlich abzuschwächen. Das ist es, worauf wir heute sehen müssen, wozu wir uns aber vor allen Dingen heute wieder bekennen müssen. Heute müssen wir aus unseren Seelen austreiben durch die früheste Erziehung, durch die früheste Schule schon, und bis hinauf zu den höchsten Stufen müssen wir es aus dem Menschen auszutreiben lernen, was Sokrates und Plato austreiben wollten aus dem Griechentum dadurch, dass sie diesem Griechentum sagten: Bewahret euch vor Illusionen! Der Geist hat Realität. In der Idee ist Wirklichkeit, nicht dasjenige, was ihr mit euren illusionären Phrasen in dieser Idee sehen wollt. Wir kommen nicht weiter, wenn wir ethisch und religiös weiter schwätzen. Denn das Evangelium ist selber Tat im Weltenwerden. Heute ist das Evangelium zum Geschwätz geworden. Daher hat es neben sich die gedankenlose brutale Tat. Wir müssen aber in unsere Seelen aufnehmen können, was uns wirklich durchgeisten kann, wenn wir sprechen. Wir müssen finden den Weg, das Herz mittun zu lassen, wenn die Lippen sich bewegen. Wir müssen finden den Weg, den ganzen Menschen in unser Wort hineinzulegen, sonst wird das Wort zum Erzieher zur Illusion, zum Hinwegführer, zum behaglichen Hinwegführer von dem Ernst der Wirklichkeit. Wir müssen Abschied nehmen von jenem Geist, der uns hineingehen lässt in die Kirche, damit wir in dieser Kirche hinweggehoben werden von dem Ernst des Lebens und uns behaglich eingeträufelt wird die Phrase: Der Herrgott wird es schon machen, er wird euch erlösen von euren Übeln. - Wir müssen die Kräfte in uns aufsuchen, die in unsern Seelen selbst die göttlichen Kräfte sind, denn sie sind vom Weltenwerden in uns gelegt, damit wir sie brauchen und damit wir den Gott in unsere eigene Seele aufnehmen können. Nicht uns vorreden lassen von dem äußeren Gott, damit unsere Seelen in behaglicher Seelenruhe sich hinlegen können auf die philiströsen Sofas, die wir so lieben, wenn es sich um das Geistesleben handelt. Und den Weg muss unsere Erziehung, unser Unterrichtswesen suchen, um hinauszukommen über - wie man das heute schon nennen darf - die griechische Phrase; den Weg muss unsere Erziehung und unser Unterrichtswesen finden, um hinwegzukommen über die römische Phrase. ... Man sollte fühlen, was christlich ist, und nicht angewiesen sein darauf, dass immer das Geschwätz vom Christentum uns an die Ohren herandringt. Das ist heute Pfingstgeist. Man kann nicht sagen, dass dieser Pfingstgeist heute, wenn er nicht gehegt und gepflegt wird, es leicht hätte, auf fruchtbaren Boden zu fallen. Man hat Gelegenheit hinzusehen, wie dieser Pfingstgeist von links und von rechts verkannt wird."

Götzendienerische Anbetung in der Wissenschaft: "Eine andere greuliche Vorstellung lebt in unserer offiziellen, das heißt überall autoritativ geglaubten Wissenschaft. Diese Wissenschaft nimmt teil an der götzendienerischen Anbetung alles dessen, was als so hohe Kultur in der neueren Zeit heraufgezogen ist. Wie sollte nicht, wenn sie etwas besonders geheimnisvoll ausdrücken will, diese moderne Wissenschaft ihre Zuflucht zu dem nehmen, was sie jeweilig am meisten anbetet. Nun also, so ist ihr das Nervensystem geworden zu einer Summe von Telegraphenlinien, so ist ihr geworden die ganze Nerventätigkeit des Menschen zu einem merkwürdig komplizierten Telegraphenfunktionieren. Das Auge nimmt wahr, die Haut nimmt mit wahr. Da wird zu der Telegraphenstation Gehirn durch sensitive Nerven das hingeleitet, was von außen her wahrgenommen wird. Dann sitzt dort im Gehirn ein, ich weiß nicht was für ein Wesen - ein geistiges Wesen leugnet die neuere Wissenschaft ja ab -, durch ein Wesen also, das zur Phrase geworden ist, weil man nichts Wirkliches darin erblickt, wird das von den « sensitiven » Nerven Wahrgenommene umgesetzt durch die «motorischen» Nerven in Willensbewegungen. Und eingebleut wird dem jungen Menschen der Unterschied zwischen sensitiven Nerven und motorischen Nerven, und aufgebaut wird auf diesen Unterschied die ganze Anschauung über den Menschen."

Sozial überflüssigen Sport, sozial nützliches Holzhacken, verkehrtes Schulwesen und daraus entspringende Unwissenschaft, sozial unsinniger Arbeitsbegriff, Quacksalbereien durch falsche Gedanken und falsche Denkgewohnheiten; Phrasen im wissenschaftlichen Papsttum, Kunst und Religion: "Mit was für einem Arbeitsbegriff arbeiten wir denn heute? Das, was im Menschen vorgeht, wenn er, wie man sagt, arbeitet, das ist nicht verschieden, ob er nun an einer Maschine sich abmüht, ob er Holz hackt, oder ob er zu seinem Vergnügen Sport treibt. Er kann sich geradeso mit dem Sportvergnügen abnützen, er kann ebensoviel Arbeitskraft konsumieren bei dem sozial überflüssigen Sport wie bei dem sozial nützlichen Holzhacken. Und die Illusion über den Unterschied zwischen motorischen und sensitiven Nerven ist es, die psychologisch die Menschen ablenkt davon, auch einen wirklichen Arbeitsbegriff zu erfassen, der nur erfasst werden kann, wenn man den Menschen nicht darnach betrachtet, wie er sich abnützt, sondern darnach, wie er sich in ein Verhältnis stellt zur sozialen Umgebung. Ich glaube Ihnen, dass Sie davon noch keinen deutlichen Begriff bekommen haben, weil die Begriffe, die man heute von diesen Dingen erhalten kann, so verkehrt sind durch unser Schulwesen, dass es erst einige Zeit dauern wird, bis man den Übergang von dem sozial unsinnigen Arbeitsbegriff, von dem wahnsinnigen wissenschaftlichen Begriff der Unterscheidung der sensitiven und motorischen Nerven, finden wird. Aber in diesen Dingen liegt zugleich der Grund dafür, warum wir so unpraktisch denken. Denn wie kann eine Menschheit praktisch über das Praktische denken, die sich der wahnsinnigen Vorstellung hingibt: in unserem Inneren waltet ein Telegraphenapparat, und die Drähte gehen hin zu irgend etwas im Gehirn und werden dort umgeschaltet in andere Drähte, sensitive und motorische Nerven? Von unserer, einem verkehrten Schulwesen entspringenden Unwissenschaft, an die das breite Publikum, verführt durch die Zeitungspest, glaubt, geht aus das Unvermögen, wirklich sozial zu denken. Das ist es, was wir heute als Pfingstgeist erkennen sollten, und was gescheiter wäre, ausgegossen zu werden in Einzelzungen auf die Menschen der Gegenwart, als dasjenige, womit heute als mit Quacksalbereien daran gedacht wird, dies oder jenes zu verbessern. Wenn man heute sagt, die Menschheit muss umlernen und umdenken, so glauben die Menschen meistens, man meine mit diesen Dingen dieselbe Phrase, die sie selber meinen, selbstverständlich, weil die Menschen sogleich in Phrase und Utopie dasjenige umsetzen, was man sagt. Aber ist denn nicht ein Unterschied, ob irgendein beliebiger Redakteur sagt: Die Menschheit muss umlernen - oder ob man es sagt, weil man weiß: Bis in solche Tiefen hinein hat sich die Menschheit falsche Gedanken gemacht durch falsche Denkgewohnheiten, die bis zu den sensitiven und motorischen Nerven gehen, die bis in die Struktur desjenigen gehen, woran die Menschheit heute felsenfest aberglaubt, weil ihre Autoritäten es ihr befehlen? ... Es sollte einmal das Fest der Pfingsten auch die Mahnung in die menschlichen Seelen eingießen: Hinweg von eurer Phrase, hin zur Wirklichkeit! Wir reden heute auf dem Gebiete der Wissenschaft, auf dem Gebiete der Kunst, auf dem Gebiete der Religion überall in Phrasen, in Phrasen, welche im Halse stecken bleiben und daher den ganzen Menschen nicht ergreifen; wie der Glaube des Menschen heute besteht, dass die Sensationen seiner Sinne irgendwo im Gehirn stecken bleiben und seinen motorischen Apparat nicht ergreifen. Zwischen allen diesen Dingen sind die genauesten Zusammenhänge, und ehe nicht die Umwandlung unserer Zeit hineingreift gerade in diejenigen Denkgewohnheiten, welche die autoritäre Wissenschaft heute ausgebildet hat, welche ausgebildet hat das wissenschaftliche Papsttum, eher gibt es keine wirkliche Erneuerung, denn alle andere Erneuerung erfließt nur aus der Oberfläche, und nicht aus dem, woraus sie erfließen muss: aus dem wirklichen Innern. Wenn unser Schul- und Erziehungswesen wirklich eine Erneuerung erfahren soll, muss man darauf bedacht sein, durch solche Dinge, wie sie hier erörtert worden sind, den Menschen vor dem zu bewahren, was in der heutigen Menschheit so leicht heraufkommen kann, weil sie in sich trägt das Erbe des Römertums. Es muss bekämpft werden der Hang zur Illusion, die Liebe zur Illusion, die heute in der Menschheit ganz verbreitet ist. Der heutige Mensch fühlt sich behaglich, wenn er sich über den Wert der Wirklichkeit hinwegtäuschen darf, wenn er sich sagen darf: Nicht der Christus in mir, der die Kräfte in mir anregt, die Kräfte in mir stark macht, ist es, zu dem ich mich bekenne, sondern der Christus, der unabhängig von mir ist, und der in Gnaden mich von meinen Sünden befreit, ohne dass ich im Ernste durch meine eigene Kraft etwas dazu tue." 

Theologie und Militarismus, heute vor allem in islamischen Ländern wie Türkei und Iran; Jurisprudenz und Metaphysik, Beamtentum; Gleichgewichtslage im Griechentum, griechische Skulptur, Hermes-Kopf, Zeus-Kopf, Athene-Kopf, Satyr-Kopf; die ganze griechische Weltanschauung war im Grunde genommen eine künstlerische: "Und das eigendiche Streben unserer Zeit besteht darin, innerhalb dieser Sachen wieder das Gleichgewicht zu rinden, jenes Gleichgewicht, das wir dadurch historisch verloren haben, dass wir eben in das Ahrimanische hineingesaust sind. Gehen wir zurück hinter das Griechentum, wo, ich möchte sagen, für einen Weltenaugenblick die Gleichgewichtslage erreicht war, so finden wir, wie in der Herrschaft des Geistigen da nur die Verknöcherung sich überzogen hat mit Theologie und Militarismus - Theologie und Militarismus gehören nämlich zusammen, es besteht eine innere Verwandtschaft zwischen ihnen - , wie unter der Herrschaft des Theologischen und des Militärischen sich namendich Luzifer auslebte. Dann erreichte das Griechentum eine Gleichgewichtslage für die Weltentwickelung, die aber jeder Mensch eigentlich anstreben müsste. Und dann beginnt der Abstieg auf schiefer Ebene ins Ahrimanische, mit dem phantasielosen Römertum beginnend, und dann jener mächtigen Welle begegnend, die sich von Norden her als das Germanentum entgegenstemmt, das aber noch einmal übertönt wird. Und in dieser Übertönung sind wir drinnen und müssen uns heute retten aus dieser Übertönung. Denn das, was die Physiologen, die Wissenschaftler mehr theoretisch geleistet haben, indem sie Ahriman den Luzifer schildern lassen, das will sich immer mehr und mehr auch äußerlich verwirklichen. Der Mensch ist auf der Bahn, das Ahrimanische immer mehr und mehr in sich aufzunehmen, und das, was die Physiologen nur geredet haben - denn die Beschreibung, die wir heute vom Menschen in den physiologischen Lehrbüchern haben, ist nicht eine Beschreibung des Menschen, sondern eine Beschreibung des Luziferischen -, das, was die Physiologen nur reden, das möchten zahlreiche Menschen machen, nicht aus einem bösen Willen heraus, sondern weil sie noch nicht sehen, wohin der wirkliche Weg gehen muss. In dem Augenblick, wo wir nur die sozialistische Forderung erfüllen würden, den sozialen Organismus zum bloßen Wirtschaftskörper machen würden, in diesem Augenblick würden wir die ganze soziale Ordnung ahrimanisieren. Rein ahrimanisch ist dasjenige Programm, welches bloß den sogenannten wirtschaftlichen Unterbau haben will, auf dem sich dann der geistige Überbau von selbst ergeben soll. ... Da haben Sie das Beispiel eines eminent ahrimanisehen Strebens und Wollens, das nichts wissen will von der Gleichgewichtslage, das ganz in eine ahrimanische Kultur hineinsausen will. Das ist die Schwierigkeit von heute. Ich habe gestern von einer anderen Seite darauf hingewiesen. Gehen Sie heute mit denjenigen Menschen, die rechts stehen - Sie werden das natürlich nicht tun, wenn Sie vernünftig sind - , dann konservieren Sie eine alte Iuziferische Kultur in ihren Resten; gehen Sie mit den Menschen der Linken, dann setzen Sie sich der Gefahr aus, mitzuarbeiten an einem Weltenbau, der rein ahrimanisch ist. ... Theologie und Militarismus im orientalischen Sinne tragen wir als Erbe in uns, und heute ist die Zeit, wo wir diese Sachen klar sehen müssen. Später trat an die Stelle von Theologie und Militarismus ein anderes. Denn ebenso, wie Theologie und Militarismus verwandt sind, nämlich luziferisch und ahrimanisch schwingend, so sind verwandt: Metaphysik im mittelalterlich scholastischen Sinne, auch wie sie die Kantianer haben, wenn auch halb ablehnend, und die ganz in der metaphysischen Gesinnung ruhende Jurisprudenz, wie sie die römische Jurisprudenz ist. Das ist wieder verbunden mit dem Beamtentum. So wie Theologie mit Militarismus verbunden ist, so ist die Jurisprudenz mit der Metaphysik verbunden, mit dem Beamtentum und dem guten Bürgertum, während Theologie und Militarismus verbunden sind mit der Aristokratie. ... Die Griechen haben in ihrer Gleichgewichtslage für solche Dinge eine scharfe Beobachtung gehabt. Wir müssen sie uns aneignen aus den Tiefen unserer Seele heraus, aus dem geistigen Streben heraus. Wer die griechische Skulptur betrachtet, findet in ihr eine wunderbare Dreiheit zum Ausdruck kommend. Man beobachtet das viel zu wenig. Vergleichen Sie in seiner ganzen Physiognomie einen Hermes-Kopf mit einem Zeus-Kopf oder einem Athene-Kopf. Und vergleichen Sie wieder einen Satyr-Kopf mit einem Hermes-Kopf einerseits, mit einem Athene- Kopf, einem Hera-Kopf andererseits. Dann werden Sie das Merkwürdige entdecken, dass die Griechen etwas fühlten, indem sie diese Verschiedenheiten in ihre Plastik hineinbrachten. Ohrenabstände, Nasenstellung sind da Dinge, die deutlich sprechen. Wer einen Hermes-Kopf wirklich studiert, der weiß, oder kann wenigstens wissen, dass das Griechentum im Hermes-Kopf darstellen wollte diejenige Menschheit, aus der das Griechentum sich selber herausgewachsen fühlte, die vergangene Menschheit, die noch etwas hatte von Fähigkeiten und Kräften, die mehr aus dem Tierischen kamen. Der Grieche selbst wollte sich in dem für ihn einzig schönen Zeus- Typus darstellen. Vergleichen Sie die Ohrenstellung, die Nasenstellung eines Hermes-Kopfes und eines Zeus-Kopfes: die besondere Art, wie der Grieche sich selber auffasste, formal, künstlerisch - und die ganze griechische Weltanschauung war im Grunde genommen eine künstlerische -, die wollte er in den drei Typen seiner Plastik zum Ausdruck bringen. Diese Dinge sind der heutigen Menschheit vielfach verlorengegangen. Sie müssen wieder erobert, wieder erworben werden. Was aber der Grieche aus seiner unbewußt eingenommenen Gleichgewichtslage erringen konnte, müssen wir uns bewußt erringen, dadurch bewußt erringen, dass wir wirklich den Gesichtspunkt gewinnen, der uns ermöglicht, so etwas zu sagen wie: Ihr Physiologen, ihr beschreibt ja vom Gesichtspunkte des Ahriman aus den Luzifer. - Und warum tut man das heute? Weil auch das Leibliche, das Physische, seit der griechischen Zeit ein anderes geworden ist. Wir sitzen mit unserer Seele gründlicher im Physischen fest als der Grieche, der das vorausahnte, und der gerade solche großen Ahnungen in seiner Mythologie wunderbar zum Ausdruck brachte. Unseren modernen Menschen sah der Grieche voraus. Aber er sah ihn als den an den Felsen des Knochensystems, an das Ahrimanische geschmiedeten Prometheus. Er sah ihn imaginativ voraus. Und das, was in das Ahrimanische hineinsausen will, das will uns noch stärker und immer stärker an den Felsen der Verknöcherung schmieden. Wir müssen uns befreien dadurch, dass wir das Geistige erfassen und die Fesseln des Prometheus lösen. Das können wir nur, wenn wir uns ernsthaft auf uns selbst besinnen. Das kann mit uns nimmermehr machen der Orient, denn er ist selber zu luziferisch befangen; das kann mit uns nimmermehr machen der Okzident, denn der ist für sich selber zu sehr ahrimanisch befangen. Das ist die Aufgabe, die wir uns stellen müssen. Und stellen wir sie uns, dann haben wir der mitteleuropäischen Kultur ein wirkliches Ziel gegeben, ein Ziel, das ähnlich ist dem, das da lebte in den Kräften Griechenlands, die sich ausgegossen haben in den Formen der griechischen Kunst, in der künstlerischen Gestaltung der griechischen Dramen, in den zum Himmel weisenden Gedanken eines Plato. Aber wir müssen diese Dinge für uns suchen. Wir dürfen nicht die Imitatoren des Griechentums sein. Wir werden das Griechentum am besten verstehen, wenn wir es gerade in seiner Eigenart fassen, und wenn wir von ihm lernen, die Aufgaben unserer Zeit zu fassen."

Sozialistische Experimente in Russland können als gescheitert angesehen werden, auch wenn einige Kommunisten wie Sahra Wagenknecht und Wladimir Putin heute päpstlicher als der Papst, bzw. leninischer als Lenin sind; bei der europäischen Linken gepaart mit dem Islamismus und Antisemitismus islamischer Terrororganisationen wie der Hamas zeigt sich heute, "die revolutionäre Phrase und der Radikalismus sind die Maske für das Philistertum, für die Pedanterie, für das Banausentum", das sich auch in der Kunst manifestiert (Documenta 15, Bienale in Venedig, ESC): "Er ist heute gescheitert, wie Sie wissen, kann als gescheitert betrachtet werden. Seine Verteidiger sind ja immer, wie die Leute überhaupt sind, päpstlicher als der Papst, sind immer leninischer als Lenin; denn Lenin weiß heute bereits ganz gut, dass er nicht weiterkommt mit dem, was er eingebrockt hat. Und warum kommt er nicht weiter? Weil er versäumt hat, ein Geistesleben frei auf sich selbst zu stellen. Will man mit dem sozialen Leben so weit gehen, wie Lenin gegangen ist, so braucht man daneben ein freies Geistesleben, sonst verknöchert man für das übrige soziale Leben bürokratisch in die Unmöglichkeit hinein. Heute ist bereits durch das russische Experiment bewiesen, dass das Geistesleben frei sein muss. Aber verstehen muss man eine solche Tatsache. Und wenn man in Mitteleuropa die Notwendigkeit der Emanzipation des Geisteslebens, insbesondere des Schul- und Unterrichtswesens, nicht wird verstehen wollen, dann wird ein sehr schlimmer Geisteskrieg kommen zwischen Orient und Okzident." 

Der deutsche Mystiker Joseph Ennemoser (1854 gestorben) und sein «Horoskop der Weltgeschichte », inspiriert von den deutschen Klassikern und Idealisten: «... Der die deutschen Gauen mit Schnee und Eis bedeckende Winter mag noch lange dauern, bis der wahre Frühling kommt, allein er wird kommen, der Samen der Freiheit ist gesät, und er wird aufgehen, das Naturgesetz wird weder List noch Heeresmacht aufheben. Wie einst dem rohen Stamm der germanischen Nation die Idee des Christentums eingepflanzt und in seinem Leben aufgenommen wurde, so wird dieser lebenskräftige Stamm erst noch die grünen Zweige aus sich zu frischen Blüten entfalten; wie der Leib der Kirche im deutschen Baustile bereits in seinen Umrissen vollendet ist, worin das fertige Glaubensdogma gepredigt wird, so werden auch die noch fast überall fehlenden Türme mit dem Weihrauch der wahren Andacht gen Himmel steigen, und es wird das immer geistige Leben und die Organisation der persönlichen Beziehungen zum Göttlichen erst noch zum selbstbewußten Verständnisse ausreifen, das symbolische Gebälke muss erst noch in die lebendige Bewegung der Zweckbestimmungen aufgehen, die Schwere der Kirche muss gelichtet, die Stabilität des Dogma von der Sonderheit in die Strömung des allgemein Menschlichen geleitet werden; wie die Freiheit sich innerhalb der Gesetze der Gerechtigkeit bewegen soll, so muss die Religion mit dem Lichte der Wissenschaft eine erleuchtete Wahrheit, und die Kunst eine Pflegerin der geistigen Schönheit am natürlichen Stoffe werden! Ist es nicht ein utopischer Traum und wird Deutschland auch nur entfernt ein solches Erfordernis zu erfüllen imstande sein? Deutschland wird seinen Beruf erfüllen, oder auf das allerschmählichste untergehen und mit ihm die europäische Kultur. Die Entscheidung naht, die Zeit drängt, es weht der Wind von Osten und Westen, es kann ein Sturm losbrechen! Der Stamm der alten Politik steht auf faulen Wurzeln, der Kalkül der Diplomaten möchte wohl zuschanden werden, ihre Kunst ist zur verzerrten, von niemand verstandenen Künstelei geworden. Kann man von den Disteln Feigen, von den Dornen Trauben lösen? Das wahre Leben der Freiheit sproßt nur auf den grünen Zweigen des Rechts und aus der warmen Quelle der Nächstenliebe! Oder kann die Unnatur bestehen und die in alle Glieder ausgeschlagene Disharmonie wieder zur alten Ordnung der abgewelkten Leiber umkehren? ... Die Zeit eines Volkes ist erst dann zu Ende, wenn es keine Fragen mehr hat und sich um des Lebens höhere Güter nicht kümmert, oder wenn es unfähig ist, sich auf die Lösung der Zeitfragen einzulassen! Der Deutsche hat nichts weniger als seine Spannkraft verloren, der Sinn ist klar, der Mut fest, und - wer zweifelt an der Kraft des Armes? Überall wirken lebendige Geister, nicht als Nachbildner, - Originale stellen sie auf. Der wahre Hunger der Deutschen ist die Sehnsucht nach einer höheren Freiheit des Geistes; der Durst und das Verlangen nach dem Lichte der Wahrheit und des Rechtes sind die Haupttriebfedern, die rüstigen Hände an Werke zu legen, die alle noch unvollendet sind, ein Ziel zu erstreben, das der Menschheit noch ferne liegt. Oder soll der Strom wieder zurückfließen an die Quellen seines Ursprungs? Sollen die Völker wieder zu Familien-Fideikommissen der Fürsten werden oder handelt es sich um Staats- und Völkerrechte? Es waltet ein höheres Gesetz in der Natur und Geschichte, dem sich kein Volk zu entziehen vermag, keines kann über sein Ziel hinaus, keines aber auch die Ordnung des Ganzen stören und dahinter zurückbleiben, als wohin seine Fähigkeit und der Geist der Sprache es treibt! Und die Reaktion, wird sie nicht das Rad wieder in das alte Geleise lenken? Eitle Toren, die sich nur an ihren Jugendträumen ergötzen! Das vielseitig hervorbrechende Feuer kannst du dämpfen, die innere einmal entzündete Glut aber nicht mehr löschen; die Reaktion wird selbst das Mittel zur Freiheit, der Druck bringt die beschleunigte Bewegung, der Hass der Parteien wirkt stärker als die Liebe auf die Begebenheiten der Zukunft; es bedarf vielleicht nur irgendeines zündenden Funkens, und die unterdrückte Geisteskraft der ganzen Nation bricht in hellen Flammen der Begeisterung aus. 'Nesck vox missa reverti', die Geister des Lebens schlummern unter dünner Decke, keine freie Handlung kann der Geist wieder zurücknehmen, fremde Geister, Stimmungen und irdische Mächte wirken allein oder zusammen auf den menschlichen Willen, und treiben ihn mit unwiderstehlicher Macht zu Taten, die nach göttlicher Anordnung zur Vereinigung der Gegensätze, zur Versöhnung der Parteien und zur endlichen Erfüllung des Berufes führen!»

Am 29.6. 1919 spricht Steiner in GA 192 über den Deutschen Idealismus, Goetheanismus und dass falscher Goetheanismus und Hegelianismus zu Geistlosigkeit, Mechanisierung des Geistes und fortdauernden Katastrophen führt; die Völker Mitteleuropas und des Ostens können nichts Schlimmeres tun, als die Kultur des Westens nachahmen auf irgendeinem Gebiet; der Osten sträubt sich gegen die Entseelung und Entgeistigung; die Zukunft Europas hat ihre Quelle in dem russischen Volksgeist, natürlich nicht in dem Staatsgebilde was ihm übergestülpt wurde; die naturwissenschaftliche Weltanschauung, die die ganze Welt begreifen will und die dann ihre blödsinnigen, ihre schwachsinnigen Blüten treibt zum Beispiel in sozialen Netzwerken wie Marc Zuckergerg's Facebook (Meta); "Mechanisierung des Geistes"; vom bolschewistischen Russland ausgehend würde sich die ganze Menschheit dem Geiste nach mechanisieren; was vom Römertum aus verheerend in Europa einzog, die Beamtetheit; spiritueller Pädagogik:

"Durch dieses Entwickelungsgesetz steht die Menschheit, wenn sie so bleibt, wie sie sich entwickelt hat, vor fortdauernden Katastrophen, vor solchen fortdauernden Katastrophen, für die die gegenwärtige, seit dem Jahre 1914 sich abspielende Katastrophe nur der Anfang ist. Mit den Mitteln, welche die Menschheit als altes Erbgut entwickelt hat, können diese Katastrophen nicht abgehalten werden. Denn der Mensch geht einer Entwickelung entgegen, welche in der Zukunft sein ganzes Seelisches unbrauchbar machen würde für die späteren Jahre seines Lebens. Es würden allmählich über die zivilisierte Welt hin Menschen kommen, die in ihrer Jugend allerlei geistig-seelische Enthusiasmen, geistig-seelische Begeisterungen zeigen, die aber dann abflauen, und die ins Alter hinein seelenlos fortvegetieren würden.  Seelenlos würde die Menschheit werden, mechanisiert würde die Menschheit werden. Wer sich darauf eingelassen hat, das Leben zu betrachten, insbesondere in unserer Zeit, der konnte auch im äußeren Leben nach dieser Richtung hin gehende Beobachtungen machen. Ich kann Ihnen sagen, ich habe gerade in den Jahrzehnten des letzten Drittels des neunzehnten Jahrhunderts immer wiederum die aufschießenden Talente und sogar Genies beobachten können, wie sie sich entwickelt haben. Keine Erscheinung war häufiger als die, daß sich Menschen entwickelten als Dichter, als Künstler, auch als Wissenschafter in jungen Jahren, die abgeblüht haben in ihren Zwanziger jähren und dann nichts Beträchtliches mehr hervorgebracht haben. Solche Sachen beobachtet man nicht, aber sie sind da; man schult sich nur nicht auf solche Beobachtungen. Solche Beobachtungen zeigen aber, was in unserer Zeit der Menschheit droht, wenn sie nicht dasjenige erfasst, was nur aus der geistigen und seelischen Entwickelung selber kommen kann. Und in verschiedenster Art zeigt sich dieses über die geographischen Territorien hin, die heute von der zivilisierten Menschheit bewohnt werden. Die Völker des Westens, die haben in einem gewissen Sinne starke Instinkte. Durch diese starken Instinkte der Völker des Westens werden sie noch längere Zeit vor diesem Absterben des Geistig-Seelischen bewahrt bleiben. Ich möchte sagen, aus der Animalität der Völker des Westens steigen noch Instinkte auf, welche sie bewahren vor der Seelenlosigkeit und Verknöcherung. Deshalb brauchen diese Völker des Westens weniger das geistig-seelische Leben zu kultivieren als die Völker Mitteleuropas und des Ostens. Diese Völker Mitteleuropas und des Ostens können nichts Schlimmeres tun, als die Kultur des Westens nachahmen auf irgendeinem Gebiet. Denn wenn sie nachahmen wollen, so ahmen sie etwas nach, wofür sie keine Instinkte haben, was in ihnen nimmermehr gedeihen kann. Und es war im Grunde genommen unser Unglück, unser selbstverschuldetes Unglück, dass wir uns soviel eingelassen haben auf die Nachahmung des Westens auf den verschiedensten Gebieten des Lebens. Und in gewissen Kreisen des Westens, die eingeweiht sind in diese Dinge, weiß man alles das, was ich Ihnen jetzt erzählt habe, ganz gut. Daher legt man einen großen Wert darauf, den Osten, der sich natürlich durch seine seelischen Eigenschaften sehr gegen die Entseelung und Entgeistigung sträubt, gewaltmäßig zu entseelen und zu entgeistigen. Daher das Bestreben Englands gegenüber Indien, dort hinzuarbeiten auf möglichste Entseelung und Entgeistigung. Sehen Sie, so geht der Gang der Kultur, wenn die Menschheit sich nicht geistig-seelisch selber in die Hand nimmt. Dann werden wir es erleben, dass instinktiv im Westen gewisse demokratisch-soziale Ideale gedeihen werden, während im Osten sich dasjenige fortsetzen wird, was schon seinen Anfang genommen hat. Diese Entwickelung des Ostens, sie muss uns ja schon zu besonderen Gedanken anregen. Wir, die wir seit Jahrzehnten sogar immer betonten: die Zukunft Europas hat ihre Quelle in dem russischen Volksgeist, in dem Volksgeist des Ostens - wir, die wir immer hingewiesen haben auf alle die fruchtbaren Kräfte, die im Osten Europas aufgehen müssen, wir müssen heute besondere Sorgfalt darauf wenden, diesen Osten zu betrachten. Wir können ihn nur richtig betrachten, wenn wir uns selber richtig ins Auge fassen.  Wir in Mitteleuropa sind aus jener Entwickelung heraus, die durch den Dreißigjährigen Krieg gegangen ist, in einen gewissen Idealismus des Geistes hineingegangen, der hoch aufgeblüht ist in Lessing, Herder, Schiller, Goethe, in den deutschen Philosophen, der auch seinen Abglanz gehabt hat in der deutschen Musik. Damit blühte dasjenige auf, was man so gewöhnlich den deutschen Idealismus nennt. Dieser deutsche Idealismus, er hat seinen Höhepunkt erlebt in der Philosophie Hegels. Was ist nun eigentlich diese Philosophie Hegels, die aus dem Goetheanismus in Mitteleuropa sich heraus entwickelt hat als das innerlich gediegenste Gedankensystem, was ist diese Philosophie Hegels? Nun, diese Philosophie Hegels treibt nur auf die höchste Spitze, was auch schon bei Lessing, Herder, namentlich aber bei Goethe lebte. Und das muss insbesondere heute, in der Zeit der Krisis, scharf ins Auge gefasst werden. Was lebte in diesem deutschen Idealismus? Ja, es lebte zum letztenmal auf, in einer großartigen Weise lebte zum letzten Male auf, was in der Gestalt, wie es dazumal auflebte, in der Menschheit nicht bleiben darf. Der deutsche Idealismus, er muss in einer gewissen Hinsicht betrachtet werden als eine sehr schöne, großartige, gewaltige Abendröte. Und wer sie anders betrachtet denn als eine großartige, gewaltige Abendröte, der betrachtet sie falsch, der betrachtet sie so, dass er sich gegen den Geist des menschlichen Fortschritts versündigt. Das insbesondere wird bei Hegel anschaulich. Es ist schwierig für die Menschen, sich in das ganz bis in die höchste Höhe der Abstraktion hineingetriebene Gedankengebäude Hegels zu vertiefen. Wer es aber tut als Mensch - nicht als Universitätsprofessor, sondern als Mensch - , der kann sich ein Urteil machen, wohin eigentlich der Menschengeist getrieben hat, indem er aus dem Goetheanismus den Hegelianismus heraus entwickelt hat. Hegel erklärt aus dem Goetheanismus heraus die menschliche Vernunft, die da waltet in den Erscheinungen, als das eigentlich Göttlich-Geistige. Die menschliche Vernunft setzt Hegel auf den höchsten Thron; die in der Wirklichkeit waltende Vernunft setzt Hegel auf den höchsten Thron. Er führt im Grunde genommen nur dasjenige aus, was auch schon Goethe getan hat. Nun ist das Eigentümliche - wenn man sich wirklich als Mensch vertieft in Goethe und Hegel, so merkt man das - , nun ist das Eigentümliche, daß Geist waltet in Lessing, in Herder, in Schiller und Goethe, in Hegel, aber dass dieser in ihnen waltende Geist nichts vom Geiste weiß. Das ist etwas, was die Menschen werden verstehen müssen, was heute den Menschen noch so ans Ohr klingt, dass sie geradezu gar nichts davon verstehen. Es ist Geist, was in diesem deutschen Idealismus waltete, es ist Geist, aber es weiß nichts vom Geist, es handelt nicht vom Geist, es redet nicht vom Geist. Die Hegeische Vernunft, sie wird entwickelt zuerst in der Logik, das heißt im gewöhnlichen menschlichen Denken, das zum Weltendenken wird; sie wird entwickelt in der Naturphilosophie, wo alle Naturerscheinungen gemäß der Vernunft verwaltet werden; sie wird entwickelt in den menschlichen seelischen Eigenschaften, in den menschlichen geschichtlichen Eigenschaften, in dem, was der Mensch hervorgebracht hat als Religion, als Kunst, als Wissenschaft - aber dann ist es aus. Von dem Geiste als Geist redet diese Philosophie nicht. Sie ist ganz Geist, sie redet von allem, was nicht Geist ist, auf geistige Art; aber sie redet nichts vom Geiste. Es ist die letzte Abendröte, die letzte schöne, herrliche Abendröte desjenigen, was eigentlich für die Gesamtmenschheit als Sonnenschein schon in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts untergegangen ist. Daher ist es notwendig, dass man gerade zum deutschen Idealismus eine ganz besondere Stellung gewinnt. Derjenige, der ihn konservieren will, der das einfach aufnehmen will, was Lessing, Herder, Goethe, Schiller gedacht haben, oder was dann Hegel in großartige abstrakte Weltenformeln gebracht hat - wer das bloß nachdenken will, wer gewissermaßen im gewöhnlichen Sinne Schüler sein will dieser Zeit, der versündigt sich am Fortschritt der Menschheit. Wir können das, was als Abendröte der Menschheit erglänzt hat, was noch in sich trägt die letzten Lichtingredienzien des Griechentums und Römertums, wir können das nicht, wenn es nicht ertötend wirken soll, in die Kultur, in die Entwickelung der neueren Zeit einfach als Wissen, als Aufgenommenes, als Verdautes hinübernehmen. Das ging mir schon als ganz junger Mensch durch die Seele. Deshalb habe ich in den achtziger Jahren den Goetheanismus nicht so getrieben wie die anderen, dass ich über Goethe geschrieben habe, dass ich dasjenige historisch verarbeitet habe, was die Goethe-Forscher zum Beispiel historisch verarbeiteten, sondern ich habe versucht, den Goetheanismus lediglich aufzunehmen und ihn weiterzubilden. Ich habe meine Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung geschrieben zu dem Zwecke, um dahin zu kommen, zu zeigen, wie man im Sinne Goethes denken und über die Welt empfinden könne. Ja, da ist dann gerechnet mit alledem, was ich eben vorhin gesagt habe. Da ist gerechnet damit, dass wir an der Abendröte des deutschen Idealismus lernen können, wie wir uns weiter entwickeln können, dass wir aber nicht diese Abendröte in der Gestalt, wie sie historisch überliefert ist, fortzusetzen haben. Wir müssen gerade etwas anderes geistig- seelisch herausentwickeln aus diesem deutschen Idealismus, als er uns unmittelbar darbietet. Wir müssen lernen an ihm, dass wir Kraft sammeln, um weiterzukommen. Daher ist heute Goetheanismus nicht ein Goethekult, nicht eine Verehrung desjenigen, was Goethe unmittelbar geschaffen hat, sondern Goetheanismus ist die umgestaltete, die umgewandelte Fortsetzung desjenigen, was man, an Goethe sich schulend, sich innerlich durchdringend, heranentwickeln kann. In noch höherem Grade ist das bei Hegel der Fall. Derjenige, der heute ein Hegelianer wäre, der den Hegelianismus unter die Menschheit bringen wollte in dieser oder jener Gestalt, der würde verdorrend wirken auf den Fortschritt unserer Kultur. Wer aber die Art der feinen Gedankenbildung Hegels zu seinem innersten Seeleneigentum macht und von da aus den Schritt tut, den Hegel nicht machen konnte: in den Geist hinein, der tut das Richtige, der tut, was im Sinne des Menschheitsfortschritts liegt. Sehen Sie, das ist unsere schwierige Stellung innerhalb der Welt, dass wir am wenigsten zum Beispiel Goetheaner sind, wenn wir Goethe nachbeten, dass wir am meisten Goetheaner sind, wenn wir uns dazu aufschwingen können, zu sagen: Wir müssen alles anders machen, als Goethe es gemacht hat, wenn wir gerade in Goethes Sinn wirken wollen; wir müssen alles anders machen, als Hegel es gemacht und gesagt hat, wenn wir am besten in Hegels Sinn wirken wollen. Die Geschichte macht es uns schon in einer gewissen Weise vor. Für Hegel war der Preußenstaat die allervernünftigste Einrichtung in der Welt, weil der Vernunft in allen Dingen sucht. «Das Wirkliche ist das Vernünftige.» Daher war der Staat, in den er selber als Person eingemündet hat, das Allervernünftigste. Alle Universitäten waren für ihn gut, die mitteleuropäischen Universitäten die Mittelpunkte der Welt, und die Berliner Universität der Mittelpunkt des Mittelpunktes. Das sind durchaus Dinge, die in einer geheimnisvollen Weise mit denjenigen Kräften in der Menschheitsentwickelung zusammenhängen, die ich oftmals so gezeichnet habe, dass man sich ihnen nicht hingeben kann, wenn man bequem seelisch leben will, weil einen diese Kräfte innerlich vor allerlei Klippen und Abgründe führen, vor Übergänge und innere Umwälzungen. Das verkennen diejenigen, die heute am falschen Goetheanismus und Hegelianismus die richtigen messen. Und solche Leute sind heute wahrlich nicht in geringer Anzahl vorhanden. Und man muss sich bewußt werden, wie diese Menschen den wirklichen Menschheitsfortschritt hemmen. ... Daher sind wir gegen das Ende des neunzehnten Jahrhunderts und zum Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in die absolute Geistlosigkeit hineingekommen. Wir sind hineingekommen in ein Walten, das überhaupt nicht mehr über das Leben nachdachte. Und aus dem Nicht-Nachdenken über das Leben, aus dem, dass man sich alle Gedanken über das Leben abgewöhnt hat, ist dann 1914 erfolgt, was man so ausdrücken könnte: im Juli 1914, am Ende des Monats war es so, dass in Mitteleuropa alle Gedanken durch dämonische Geister konfisziert worden sind, damit diese konfiszierten Gedanken in den Seelen der Menschen nicht wirkten, und aus dem wüsten Unterbewußtsein heraus dasjenige entspringen konnte, was eben dann entsprungen ist. Denn Mitteleuropa mit seinen beiden Reichen machte tatsächlich 1914 Ende Juli den Eindruck von Menschen, die so handeln, dass ihnen alle Gedanken konfisziert worden sind. Über diese Dinge sich heute einen blauen Dunst vorzumachen genügt nicht. Diese Dinge müssen heute im Geiste der Wahrheit gesehen werden, und dieser Geist der Wahrheit muss sich zu gleicher Zeit befruchten lassen von dem, was notwendig ist für die weitere Menschheitsentwickelung. Daher muss man auch einsehen, was diejenige Gesinnung über die Menschheit bringen würde, die nur aus der naturwissenschaftlichen Weltanschauung heraus kommt, aus jener naturwissenschaftlichen Weltanschauung, die die ganze Welt begreifen will und die dann ihre blödsinnigen, ihre schwachsinnigen Blüten getrieben hat in den monistischen Vereinigungen, wo überhaupt nur noch Phrasen und Phrasen geredet wurden, weil man sonst nichts reden konnte. ... Das ist das Eigentümliche der naturwissenschaftlichen Weltanschauung: sie zehrt den Menschen aus an Geist und an Seele, und sie betäubt ihn. Aber weil sie bei denen, die aus erster Hand die Forschungen betreiben, die Auszehrung noch nicht so weit treiben kann, deshalb sind oftmals die ursprünglichen Naturforscher höchst sympathische Kerle. Der nächste Schüler, der noch die Gestalt des Lehrers vor sich hat, ist nicht ganz geistlos; der dritte, der der Schüler des Schülers ist, ist meist schon ein geist- und seelenloser Kerl, ein Monist. Aber mit diesem Monismus ist noch etwas anderes verknüpft. Durchdringt man sich in der Seele mit diesem Monismus, durchdringt man sich überhaupt mit dem Geiste der neueren Naturwissenschaft in seiner Seele, so wird man als Mensch dem Menschen fremd, dann entwickeln sich im Menschen antisoziale Triebe. Die Sympathien von Mensch zu Mensch erblassen, die Antipathien nehmen immer mehr und mehr zu. Deshalb musste ich es hier oft aussprechen: Mag die Naturwissenschaft auf dem Boden der Natur noch so große Triumphe feiern - die menschliche Natur, die menschliche Wesenheit ruiniert sie von den Fundamenten aus, denn sie erzeugt die antisozialen Triebe, sie errichtet Abgründe zwischen Mensch und Mensch. Wir stehen heute schon an solchen Abgründen zwischen Mensch und Mensch, was sich dadurch zeigt, dass nur noch im geringsten Maße heute der Mensch den Menschen begreifen kann, der Mensch sich in den Menschen wirklich hinein versenken kann. Was muss an die Stelle des eben Geschilderten treten? An seine Stelle muss diejenige Seelenentwickelung treten, die ihren Weg geht durch die Aufnahme dessen, was Sie, vielleicht mit schwachen Kräften, geschildert finden in dem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?». Das ist zugleich ein Erziehungsbuch der Menschheit. Das ist es, womit begonnen werden sollte am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts: den Menschen davon zu sprechen, wie sie auf sich selbst, auf ihre eigene Kraft bauen sollten. Solch eine Sache muss  auch pädagogisch fruchtbar gemacht werden. Solch eine Sache ist das Fundament für die mitteleuropäische Pädagogik. Nun, es ist unmöglich, dass die Kräfte, die bloßgelegt werden sollten in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?», dass diese Kräfte in irgendeiner Staatsschule groß gezogen werden. Errichten Sie Staatsschulen irgendwelcher Form, und die Menschen werden gerade hinweggetrieben von dem, was da in ihren Seelen und in ihrem Geiste entwickelt werden soll. Das kann nur gedeihen, wenn das Geistesleben auf seine ureigenste freie Basis gestellt wird, wenn das Geistesleben in Selbstverwaltung gerückt wird. Daher ist dieses Rücken des Geisteslebens in Selbstverwaltung die Urfrage der Menschheit in der gegenwärtigen Zeit. Denn durch dieses Rücken des Geisteslebens in die Selbstverwaltung wird wiederum das erzeugt werden, was unter der naturwissenschaftlichen Erziehung der Menschheit am meisten verlorengegangen ist: das Walten einer künstlerischen Erfassung der Welt, aus dem heraus sich dann ergeben wird das imaginative Erfassen der Welt. Denn die Menschheitsentwickelung ist an einem gewissen Punkte angekommen: wenn der Mensch dem Menschen heute gegenübertritt, sie können einander gar nicht mehr erkennen, weil dazu die Leiblichkeit schon zu sehr abgedorrt ist. Sie können Menschen nur erkennen, wenn Sie sich ein Bild, eine Imagination von ihm machen können. Und immer mehr auf Bilder, auf Imaginationen, die sich der Mensch vom Menschen machen kann, auf Anschauen des Seelisch-Geistigen im Menschen, wird auch der unmittelbare persönliche Verkehr gestellt sein müssen, und alles dasjenige, was für die Menschen da sein sollte. Gründlich geändert müssen die eigentlichen Entwickelungsimpulse der Menschen werden. Und da muss auch das schon ausgesprochen werden: Nehmen Sie an, die Denkweise, die heute die ganze Menschheit beherrscht, die materialistische Denkweise, sie würde siegen - jetzt sind wir an der Gabelung der Kultur ~, diese materialistische Anschauung würde siegen: dann würde sich von Russland ausgehend die ganze Menschheit dem Geiste nach mechanisieren, der Seele nach vegetarisieren, dem Leibe nach animaHsieren, weil die Erdenentwickelung selber dazu drängt. Die Erdenentwickelung gab von sich die belebenden Menschenkräfte, das können Sie bis ins fünfzehnte Jahrhundert hinein verfolgen, wo selbst die Preise in Mitteleuropa die normalen waren, die Preise der einzelnen Wirtschaftsgüter. Das wird nur verdeckt von der Geschichte, die eine Fable convenue ist. Die Erde konnte dem Menschen nur bis ins fünfzehnte Jahrhundert hinein das geben, was er ohne Bewußtsein in sich finden konnte, nur bis dahin konnte sie Entfalterin des Menschen sein. Seither ist der Mensch darauf angewiesen, sich hineinzuarbeiten in das Ergreifen einer bildhaften, geistigen Anschauung der Welt und des anderen Menschen, um wiederum zu einem richtigen Verkehr von Mensch zu Mensch zu kommen. Würde die materialistische Weltanschauung siegen, so würde eintreten, was ich eben charakterisiert habe, dann würde Ödigkeit über die Erde hinfluten, und der Krieg aller gegen alle würde beschleunigt werden. Aus diesem Zustand heraus gibt es nur eine Rettung: wenn die Menschen sich zur Geistigkeit, das heißt zum bildhaften Anschauen, zum Imaginativen hinwenden; wenn sie in der Lage sind, dasjenige, was vom Griechentum kommt und am Griechentum schön war, das  Geborenwerden für den Geist, wenn sie das ersetzen durch das Erkanntwerden des Geistes in der Welt; wenn sie ersetzen das, was im Römertum gelebt hat und was vom Römertum aus verheerend in Europa einzog, die Beamtetheit, wenn sie das zu ersetzen wissen durch freien rechtlichen Menschenverkehr, und wenn sie das, was im Westen durch Instinkte besonders gedeiht, zu ersetzen wissen durch ein in sich organisiertes Wirtschaftsleben. Aber dazu ist notwendig, das, was man auf der einen Seite naturwissenschaftlich erkennt, auch geisteswissenschaftlich zu erkennen. Nicht wahr, die Welt könnte ja nicht vorwärtsschreiten, wenn es in ihr nicht freie geistige Arbeiter gäbe. Denken Sie sich, wenn nichts Geistiges mehr hervorgebracht würde, wie dann die Welt fortschreiten sollte. Es müssen Dinge erfunden werden, die Menschen müssen in der Kunst leben, in der freien Weltanschauung leben, sonst würde die Menschheit erstarren. Unter der Mechanisierung des Geistes würde die Menschheit erstarren. Aber worauf beruht denn das freie geistige Schaffen? Das freie geistige Schaffen beruht darauf, dass wir gewisse Eigenschaften, die wir sonst nur in der Kindheit normal entwickeln, für das ganze Leben bewahren. Wenn einer so alt ist wie der alte Goethe, und den «Faust» noch zu Ende dichtet, dann dichtet er mit denjenigen Seelenkräften, die er sich in dem ersten Drittel des Lebens erworben hat; die müssen bleiben, die müssen erhalten bleiben. Im normalen Entwickelungsweg sterben sie heute ab. Bei Goethe, beim deutschen Idealismus war das noch Erbschaft, Abendröte, ein letzter Glücksfall der Entwickelung der Menschheit. Jetzt muss es gepflegt werden, gepflegt werden in einem Geistesleben, das wirklich auf unmittelbar individuelle Fähigkeiten der Menschen hinschaut und sie sachgemäß aus spiritueller Pädagogik heraus entwickelt. Und worauf beruht denn alles Wirtschaftsleben geistig-seelisch? Das klingt heute noch sonderbar, aber alles Wirtschaftsleben beruht doch nur auf wirtschaftlichen Erfahrungen und auf einem Drinnen-Gestandenhaben im Wirtschaftsleben, und es wird daher am besten ausgebildet durch diejenigen Seelenkräfte, die am längsten im Leben drinnen gestanden haben, nämlich durch die Seelenkräfte des letzten Lebensdrittels. Wie man eine richtige Kunst nur durch die allerersten Seelenkräfte entwickelt, so entwickelt man ein richtiges Wirtschaftsleben durch die letzten Seelenkräfte. Wenn die Menschen aber nicht durch die sogenannte normale Entwickelung in ein Alter hineintauchen können, in dem wir alle zusammenbrechen, nicht mehr jung sein können, werden wir nicht wirtschaften können, und wenn ein noch so sozialistischer Staat, eine noch so sozialistische Vergesellschaftung gefunden würde. Dazu ist notwendig, dass wir bewußt uns hineinleben in die Pflege der Alterseigenschaften des Menschen; so, dass wir mit ihnen nicht selber alt werden, sondern dass wir sie uns anziehen können wie ein Kleid. Dazu müssen wir sie in der Imagination erfassen, dazu müssen wir sie im Bild erfassen. Wir sind angewiesen, getrennt auf der einen Seite die Jugendkräfte im Bilde, in der Imagination zu erfassen, und getrennt auf der anderen Seite die Alterskräfte in der Imagination zu erfassen. Die Menschheit ist genötigt, sich zu erziehen auf ein solches Ziel hin. Und sie kann sich nicht erziehen, wenn sie nicht das ganze Leben voll ernst nimmt. Heute nimmt man dieses Leben so, ja, als ob es schon im Grunde genommen zu Ende wäre, wenn der Mensch so gegen die letzten Zwanzig hingeht. Denn wenn der Mensch in die letzten Zwanzigerjahre gekommen ist, da ist er furchtbar gescheit, er kann gar nicht mehr gescheiter werden, er kann alles, kann über alles urteilen, daß man gar nicht besser urteilen könnte. Dass auch das spätere Leben noch Möglichkeiten hat und Kräfte aufnimmt, davon weiß die Menschheit nichts, weil sie diese Kräfte nicht entwickeln will, weil sie darauf verzichtet. Das aber werden wir alle wissen müssen: wie wir mit den Jugendkräften, wie wir mit den Kräften des mittleren Alters, des höchsten Alters zu wirtschaften haben. Wir werden das aber nur lernen im dreigeteilten sozialen Organismus, wenn wir die Dinge auseinanderlegen, und nicht, wenn wir alles durcheinander  wüsten und durcheinander schmelzen, wie es die reaktionärste Entwickelung der neueren Zeit getan hat, und wie es vielfach gewollt wird zum Unheil der Menschheit, zur Versündigung wider den Geist des Fortschritts der Menschheit. Unsere Erziehung muss ganz aus einer wirklichen Erfassung des seelischen Lebens ersprießen. Wir müssen zum Beispiel dahin kommen, das schnelle Urteil namentlich dem Leben gegenüber in uns vollständig zu beseitigen. Schlagfertigkeit ist ja schön, sie kann auch da sein, sie soll aber nur da sein, damit wir Witze machen können, amüsant sein können. Man muss sich bewußt sein, daß die Schlagfertigkeit im Ausleben der Phrase ihren Zweck und ihr Ziel hat. Ironie und Witz können ja schön sein, aber sie müssen Phrasen sein selbstverständlich. Wir wollen die Phrase an dem Ort, wo sie berechtigt ist, durchaus nicht verachten. Künstlerisch gestaltete Phrase sollen wir schätzen, aber sie darf nicht am falschen Ort auftreten, sie darf nicht da auftreten, wo das Wort vom Leben durchdrungen sein soll."

Im russischen Philosophen Solowjow wird alles das, was in Russland zukunftträchtig ist, philosophisch zusammengefasst, er kann den Osten von alten und neuen Zaren, vom "Henker des Geisteslebens, Lenin", vom "Totengräber alles geistigen Lebens", von dem "zerstörenden Leninismus" befreien; Ähnlichkeit des Zarentums mit dem Leninismus: "Mit diesem Wollen müssen wir drinnenstehen zwischen West und Ost, und wir müssen auch den Mut haben, die Dinge im Osten so zu beurteilen, dass wir uns sagen: Das, was hier oftmals erwähnt worden ist als dasjenige Volkselement, das im Osten wie ein Keim liegt, der in die Zukunft hinein sich entwickeln will, das wird gegenwärtig übertönt von einem anti-russischen, man könnte sogar sagen, antimenschlichen Element. Denn in dem, was sich in Russland entwickelt, entwickelt sich die äußerste Konsequenz des menschen- und geisttötenden logischen Denkens, das nichts mehr produktiv hervorbringen kann, das nur Raubbau treiben kann mit dem Alten. Es erscheint wirklich wie eine gewaltige Tragik, wie eine bittere Tragik, wenn man überschaut, was im russischen Osten in der Kultur in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts hervortrat und was seine höchste Höhe erreichte in dem außerordentlichen Geist - wenn er auch für den Westen wenig verständlich ist - , in dem für Russland außerordentlichen Geist Solowjow. In Solowjow wird gewissermaßen alles das, was in Russland zukunftträchtig ist, philosophisch zusammengefasst. Man hat ja in Mitteleuropa wenig sich mit Solowjow befasst. Ein Universitätsprofessor der Philosophie, der eine große Berühmtheit hat, kam eines Tages darauf, dass es einen Solowjow gibt und dass das auch Gedanken der Gegenwart sind, mit denen er sich befassen sollte. Aber da hatte er nicht den inneren Antrieb, sich selbst mit der Sache direkt zu befassen, da sagte er einem seiner Schüler: Sie wollen Doktor werden, machen Sie mir eine Doktor-Dissertation über Solowjow, dann werde ich zu gleicher Zeit mit Ihnen mich unterrichten können über diesen Solowjow. Das war überhaupt in der letzten Zeit mehr oder weniger die Methode geworden, durch die Universitätsprofessoren sich das ihnen Unbekannte in der geistigen Produktion angeeignet haben. Der Universitätsprofessor, von dem ich Ihnen spreche, ist nicht nur ein Universitätsprofessor, sondern eine berühmte philosophische Größe der unmittelbar abgelaufenen Gegenwart. Es steckt in diesem Osten etwas, was sich wiederum hinausarbeiten wird über den zerstörenden Leninismus hin. Aber dazu ist notwendig, daß man auch das dritte Element, das wirkliche soziale Streben der Gegenwart in seiner vergeistigten Gestalt verstehen lernt, dass man es durchdringen lernt mit wirklicher Geisteswissenschaft. Dann wird einem die tragisch-bittere Erscheinung, die in Solowjow auftritt, zum Bewußtsein kommen. Dann wird man sich sagen: Auf der einen Seite ein Solowjow, heraus sich entwickelnd aus diesem europäischen Osten, voll neubildender, befruchtender Geisteskeime, die im Osten aufgehen können, die uns hier in Mitteleuropa nur nicht ganz verständlich sein können; und dann, hinwegfegend über diese Erscheinung, die Weltkriegskatastrophe, hintragend, im plombierten Wagen sogar, durch Deutschland hintragend nach dem Osten den Henker des Geisteslebens, Lenin. Und die große Täuschung in Mitteleuropa bei vielen, dass die Dinge nicht so ernst genommen zu werden brauchen! Wie Kometen tauchten auf die Solowjow-Schüler, als die russische Revolution ihren Anfang nahm. Eine Erneuerung wünschten sie des dumpfen, dämmerhaften, gelähmten Geisteslebens, über das hingezogen war wie die Seelennacht selber, wie der geistige Tod, die Ertötung der Seele mit all ihren Verhältnissen. Und eine Befreiung wollten die Leute, die, wie es scheint, richtige Schüler waren des Solowjow: Kartachow, Samarin. Sie wollten aus den ersten funkelnden Strahlen der Revolution eine geistige Bewegung in Russland entfachen. An die Stelle trat dasjenige, was jetzt wie ein wüstes Austilgen alles Geistes erscheint in Lenin, diesem Totengräber alles geistigen Lebens, wo alles verleugnet wird, was in der großen Gestalt des Solowjow vor die Menschheit des Ostens sich hingestellt hat. Und um diese Zentralerscheinung rundherum die proletarischen Volksmassen, verführt durch diejenigen, denen sie anhängen als ihren Führern. Eine unendlich traurige Erscheinung, die ihre Traurigkeit nur dann verliert, wenn ein Wollen sich aufrafft, die Wahrheit zu schauen in den verwirrenden Tatsachen der Gegenwart. Ein innerliches Wollen, das nicht bloß schimpfen will über das, was in der verirrenden Gegenwart auftritt, sondern das auch die Wahrheit sehen will und erkennen will, was in den berechtigten proletarischen Forderungen über die ganze zivilisierte Welt hin auftritt. Aber man muss in der Gegenwart, wenn man sie klar und nicht illusionistisch sehen will, auseinanderhalten können, was tief berechtigt, aber unbewußt, aus den breiten Massen des Proletariats hervortritt als dem Gedanken nach noch ungeborene Zukunftskeime, und dasjenige, was Instinkt ist, weil es der letzte verfaulende Rest ist einer niedergehenden Kultur. Das ist es, was aus den Köpfen der Führer des Proletariats heute sehr häufig an die Oberfläche dunstet. Unsere Zeit hat einmal das Schicksal, dass Blühendstes neben Verstunkenstes sich hinstellt. Das ist das Schicksal derjenigen Zeiten, in denen ein Aufsteigendes sich neben einem Niedergehenden geltend machen will. Dann tritt das Niedergehende oftmals in der Form des Aufsteigenden, in der Maske des Aufsteigenden auf. Dann muss genau hingeschaut werden. Dann muss in Lenin gesehen werden der frühere Zar, der in einer anderen Maske auftritt, dieselbe Denkweise, die im früheren Zaren war, nur mit den anderen, toten, für das, was sie ausdrücken, unbrauchbaren Worten. Es muss die Metamorphose des Zarentums in den Leninismus hinein im russischen Osten der Gegenwart geschaut werden. Es muss anerkannt werden, dass dasjenige, was äußerlich auftritt, innerlich das Gegenteil dieses äußerlich Auftretenden sein kann. So schwierig sind die Verhältnisse der Gegenwart zu durchschauen. Das, was geschieht, ist so, wie wenn mir ein Mensch entgegentreten würde mit lächelndem Angesicht, mit banal lieblich tuenden Augen, mit Mienen, die mich berücken wollten, und ich wäre genötigt, ihm zu sagen: Trotz deiner Maske, trotz deiner funkelnden Augen, deines liebevollen Lächelns, bist du ein Teufel!" [15]
 

8. Soziale und pädagogische Aspekte II; Griechisches Geistesleben, Agamemnon, griechische Skulptur; Schulmedizin steht nicht auf einer gesunden Grundlage; das Weltall der mathematische Physik, Astrophysik ohne Inhalt; Weltbewußtsein; Schaden unseres Erziehungswesens; die Erziehungsfrage ist heute eine Menschheitsfrage; Norm-Pädagogik; Pädagogik ganz streichen als Wissenschaft; Lunatscharskische Schulreform in Russland ist der Tod aller Kultur, das Schlimmste die bolschewistische Unterrichtsmethode, Erziehung wie im Russland würde bedeuten, dass die Erde ihre Aufgabe verlieren würde, herausgenommen würde aus dem Weltenall und verahrimanisierte; besser Zukunftserziehung wie in der Waldorfschule


Griechisches Geistesleben, Agamemnon, griechische Skulptur; Hermes-Merkur- Typus und der Satyr- Typus deuten auf die griechische Urbevölkerung hin, der Zeus-Typus auf die Träger der griechischen Kultur; Geheimnis unserer Zeit: "Geistig leben wir nämlich von der Erbschaft desjenigen, was sich in einer gewissen Weise aus viel älterer, aus orientalischer und ägyptischer Geisteskultur im Griechentum zusammengeballt hat. Dass wir heute unser altes griechisches Gymnasium haben, das ist, ich möchte sagen, nur ein deutlicher Hinweis darauf, dass unser Geistesleben eigentlich im ganzen eine griechische Renaissance ist. Worauf beruht aber denn das griechische Geistesleben? Es ist dies deshalb schwer zu durchschauen, weil dieses griechische Geistesleben in einer gewissen Weise dasjenige recht stark ausgebildet hat, worauf es beruht: das orientalische Geistesleben. Aber es hat dieses orientalische Geistesleben sehr umgestaltet. Dadurch merkt man nicht, wenn man sich mit dem bloßen Erkenntnissinne noch so sehr vertieft in das griechische Geistesleben, wenn man nicht mit geisteswissenschaftlichen Voraussetzungen rechnen will, man merkt nicht, worauf eigentlich dieses griechische Geistesleben fußt. Es ist nämlich ganz davon abhängig, dass den Angehörigen der Erobererklasse instinktiv zugestanden wurde, das Geistige zu offenbaren, und dass diese Offenbarung des Geistigen nicht zugestanden wurde den Angehörigen der eroberten Schichte. Die griechische Kultur enthält eigentlich in sich eine doppelte Bevölkerung: jene alte Bevölkerung, die die griechische Halbinsel in europäischen Urzeiten bewohnte, und die eine ganz andere soziale Struktur hatte als das spätere Griechentum. Das spätere Griechentum, das wir beginnen können eigentlich mit dem Einbruch derjenigen Geistesmacht, die ihren Ausdruck findet in den königlichen Geschlechtern der Agamemnons und so weiter, dieses griechische Leben breitete sich aus über eine Urbevölkerung. Und diese Eroberer waren anderen Blutes als die Urbevölkerung. Sie bemerken dieses Anderen-Blutes-Sein eben in dem, was ich ja auch hier schon angeführt habe, in der griechischen Skulptur. Diese griechische Skulptur hat ja deutlich voneinander getrennte Typen: der Zeus-Typus, der andere Ohren, andere Nasenbildung, andere Stellung der Augen hat als der Hermes-Merkur- Typus, der wiederum eine andere Nasenbildung hat als der Satyr- Typus. Diese beiden letzten Typen, die deuten auf die griechische Urbevölkerung hin, die anderen Blutes war als diejenigen, die wir als die Träger der griechischen Kultur kennen. Das heißt, die ganze Konfiguration des griechischen Geisteslebens, die wir doch als Renaissance übernommen haben, ist aristokratischer Natur, die ist umgebildete Theokratie des Orients und Ägyptens. Sie ist aufgebaut auf der Anschauung, dass sich die Dinge der Welt nicht offenbaren, so wie das später geglaubt wurde, durch Beweis, sondern dass sie sich offenbaren wollen eben durch Offenbarung: auf der einen Seite durch Offenbarung von Seiten der Orakel oder dergleichen, also durch dasjenige, was hereinbricht als geistige Offenbarung in die menschliche Welt; aber auch als Taten offenbart sich dasjenige, was die Welt beherrschen soll, nicht so, dass der Mensch über diese Taten mit seinem Verstand, mit seinem Intellekt entscheiden will, sondern dass er Mächte entscheiden lässt, die außer ihm stehen. Zu den letzteren hat das Griechentum übernommen das kriegerische Prinzip des Orients. Es hat es nur umgestaltet, daher merken wir nicht, dass in der griechischen Kultur zwei Dinge ineinandergeflossen sind: die Theokratie und der Militarismus. Theokratie und Militarismus sind aber die Elemente des Aristokratismus. So dass wir aufnehmen in unser Geistesleben gerade mit dem Gymnasialen, mit dem Herübernehmen des Griechischen ein aristokratisches Element, welches auf der einen Seite die Theologie hat und auf der andern Seite die militärische Entscheidung. Die Theologie, die nicht durch Beweis zu ihren Wahrheiten kommt, die militärischen Entscheidungen, die nicht aus der menschlichen Vernunft heraus fallen, sondern nach den menschlichen Anschauungen durch äußeres Gottes- oder Natururteil. Das haben wir gewissermaßen in unserem sozialen Organismus drinnen durch das Griechentum, das in seinem Staate und in seiner Epoche so Großes leistete. Wir haben durch das Griechentum drinnen die aristokratische Empfindungsweise der Menschen. Und diese Dinge müssen einfach psychologisch genommen werden. Natürlich wird keiner der Menschen der Gegenwart, wenn er die gymnasiale Aristokratie in sich aufnimmt, wiederum ein Grieche seiner Gesinnung nach, aber er wird etwas, was nicht mehr in unsere Zeit hereinpasst: er wird ein Träger eines aristokratischen Prinzips, das überwunden werden muss. Man kann noch so sehr schwärmen für dieses aristokratische Element in unserer Zeit, man kann es durchaus gelten lassen, insofern es sich gerade im Geistesleben und in den Formen des Geisteslebens ausdrückt, dieses aristokratische Element, denn es fußt auf etwas sehr Sympathischem, auf dem Griechentum - das wollen wir natürlich nicht missen - , aber so, wie es heute auf dem Griechentum fußt, kann es eben nicht zur allgemein menschlichen Bildungsgrundlage werden. Daher muss es in einer ganz anderen Weise sich einleben in unsere Kultur. Das ist etwas, was wir gewissermaßen als erstes Element in uns tragen: ein doch noch aus dem Griechentum heraus konfiguriertes geistiges Leben. ... wir brauchen nicht nur eine geistige Renaissance, sondern eine geistige Neuschöpfung. Und auch das Christentum, das hineingefallen ist in die Griechen- und Römerzeit, das kann nicht von uns so verstanden werden, wie man es verstanden hat durch das Medium des Griechischen und des Römischen, sondern das muss von uns mit einem neugeschaffenen Geistesleben neu verstanden werden. Das ist das Geheimnis unserer Zeit." 

Unsere Schulmedizin steht nicht auf einer gesunden Grundlage, nur Wissenschaft des Stoffwechsels: "Dadurch, dass die moderne Medizin nur mit einer Naturwissenschaft rechnen konnte und auf einer Naturwissenschaft sich aufbauen konnte, welche nicht berücksichtigt den dreigliedrigen Menschen, den Nerven- Sinnesmenschen, den rhythmischen Menschen und den Stoffwechselmenschen, dadurch wurde diese moderne Medizin, die nun etwas Praktisches ist, sowohl als Hygiene wie als Heilungsmethode das Einseitige, das ja heute schon nicht nur sehr viele Menschen, sondern auch schon sehr viele Ärzte, Gott sei Dank, empfinden. Unsere Medizin wird aber niemals auf eine gesunde Grundlage gestellt werden, wenn man sie nicht wird stellen können auf die dreifache Natur des Menschen. Oh, etwas ganz anderes ist der Kopfmensch, der nachgebildet ist dem Kosmos, etwas ganz anderes sind daher diejenigen Unregelmäßigkeiten in der menschlichen Natur, die krankhaften Unregelmäßigkeiten, die kosmischen Ursprungs sind. Etwas anderes sind diejenigen Schädigungen der menschlichen Natur, die tellurischen Ursprunges sind, und die im wesentlichen auf dem Umweg durch den Stoffwechsel kommen, irdischen Ursprunges sind, nicht kosmischen. Etwas anderes ist alles dasjenige, was zusammenhängt mit dem, was zwischen dem Kosmos und der Erde ist, mit dem, was in der Luft und auch im Wasser zum Teile lebt. Das muss in der Zukunft Ausgangspunkt werden eines wirklich frei betriebenen medizinischen Studiums. Denn es ist ja das Eigentümliche, dass man von diesen drei Dingen, die ich jetzt angeführt habe, und die in der wirklich praktischen Medizin auf Grundlage der Dreigliederung des Menschen aufgebaut werden müssen, nur das eine eigentlich, ich möchte sagen, im Offiziell-Schulmäßigen lernen kann. Man kann durch diejenigen Methoden, die es heute einzig und allein durch unser, dem griechischen und römischen Leben nachgebildetes Universitäts-Lehrwesen gibt, nur dasjenige studieren, was im Menschen auf dem Stoffwechselsystem beruht. Und eigentlich ist unsere ganze medizinwissenschaftliche Art zu denken, eine Art, auf Grundlage des Stoflwechselsystems zu denken. Denn so wie wir heute Wissenschaft haben, gibt es eigentlich nur die Wissenschaft des Stoffwechsels. Wollen Sie aber die anderen Dinge hinzufügen, dasjenige, was in der menschlichen Natur als Schädigung auftreten kann durch Luft und Wasser, so haben Sie es eigentlich mit lauter Individuellem zu tun. Was im Menschen als Schädigung auftritt aus Luft und Wasser, ist ganz individuell, das kann nur erlernt werden durch den hingebungsvollen Umgang mit älteren Ärzten, die schon Erfahrungen haben auf diesem Gebiet. Das kann nur angeeignet werden dadurch, dass man als junger Mensch sich anschließt an einen alten erfahrenen Arzt, nicht schulmäßig, sondern als Gehilfe, was ja im heutigen klinischen Assistententum geschieht, aber als Karikatur, heruntergedrückt in die Stoffwechselsphäre. Es muss so auftreten, dass ein gewisser ärztlicher Instinkt, eine gewisse ärztliche Intuition, die - bei einem mehr, bei dem anderen weniger - ans Hellsehen grenzen wird, eintritt bei dem, der der Gehilfe eines älteren Arztes ist, und so, dass er gar nicht darauf kommt, nur typisch-schematisch die Dinge zu behandeln, sondern dass er aus Instinkt heraus neues Individuelles und älteres Individuelles, an dem er sich herangebildet hat, das er nicht bloß nachahmt, verbindet. Und dasjenige, was an Schädigungen kommt in den menschlichen Organismus von der Kopfesseite her, was ja, wie ich vorhin gesagt habe, obwohl es den ganzen Menschen durchdringt, nur im Kopfe zentriert ist, das kann überhaupt niemanden gelehrt werden. Es gibt keine Methode, um von außen diejenigen Krankheiten erkennen zu lernen, welche im menschlichen Organismus auftreten vom Kopfe her. Die erkennt man nur durch ursprüngliche Begabung, und diese Begabung muss geweckt werden. Daher ist es notwendig, dass ganz von Anfang an Rücksicht darauf genommen werde, ob solche Anlagen bei einem bestimmten Menschen erweckt werden können." 

Über die philosophischen Götzen der Bolschewisten und das europäische Chinesentum: "Die Menschen haben gar nicht das Gefühl dafür, wie stark die Zöpfe sind. Sie haben auch nicht das Gefühl dafür, wie notwendig es ist in unserer Zeit, die Zöpfe abzuschneiden, und damit das europäische Chinesentum zu überwinden, sonst könnte uns das asiatische Chinesentum viel zu gefährlich werden, wenn wir noch länger den Zopf des europäischen Chinesentums tragen würden." 

Das Weltall der mathematische Physik, Astrophysik ohne Inhalt; Weltbewußtsein: "Das mathematisch-mechanisch Aufgefasste gibt uns ja einen wirklichen menschlichen Inhalt nicht. Es sagt uns das mathematisch- mechanisch Aufgefasste eigentlich nur etwas in Abstraktionen, etwas, was an die von uns geforderte Inhaltlichkeit gar nicht herankommt. Kalt, nüchtern, ohne einen wirklichen Inhalt ist schließlich alles, was uns die mathematische Physik, die Astrophysik heute von dem außerirdischen Weltenall zu erzählen haben. Doch wir sind bereits in den Zeitpunkt eingerückt, in dem es unmöglich ist, in der Menschheitsentwickelung weiterzukommen, wenn wir stehenbleiben bei dem bloß mechanisch-mathematischen Weltenbilde. Wie der alte Grieche ein Landbewußtsein hatte, und der Mensch seit dem Beginn dessen, was man landläufig die neuere geschichtliche Zeit nennt, ein Erdenbewußtsein entwickelt hat, so muss sich von jetzt ab das Menschheitsbewußtsein erweitern zum Weltbewußtsein. Und ich will Ihnen heute in der Stunde, die uns noch möglich ist, solchen Betrachtungen zu widmen, wenigstens kurz, aphoristisch einige Andeutungen geben, wie dieses Weltbewußtsein gestaltet sein soll, das an die Stelle des bloßen Erdenbewußtseins zu treten haben wird. Wir werden allerdings in der Zukunft noch vieles zu tun haben, wenn wir das Genauere, und auch das mehr Beweisende, Belegende zusammenzutragen haben für das, was ich heute wie in einem aphoristischen Umrisse vor Sie hinstellen werde. ... Also das Heraufkommen des Weltenbewußtseins aus dem Erdenbewußtsein, das wird für das Leben eine bedeutsame Folge haben, namentlich durch das, was gefühlsmäßig im Menschen erzeugt wird. Nicht das, was man weiß durch solche Dinge, ist das Bedeutsame, sondern die Art, wie man durch solche Dinge fühlt, das ist das Bedeutsame. Die Menschen werden gewisse Dinge im Zusammenhang des Lebens erst einsehen, wenn sie zu diesem Weltbewußtsein gekommen sein werden."

Schaden unseres Erziehungswesens; die Erziehungsfrage ist heute eine Menschheitsfrage; Norm-Pädagogik; Pädagogik ganz streichen als Wissenschaft: "Wer nur eine Ahnung davon hat, dass es so etwas gibt, dass so etwas verbunden ist mit der wirklichen Wesenheit des Menschen, der muss es doch als einen furchtbaren Schaden unseres Erziehungswesens betrachten, dass wir unsere Kinder so erziehen, nachdem wir in ihnen gewisse Kräfte ablähmen lassen bis zum fünfzehnten Jahr hin, dass sie sich als Studenten dann so entwickeln müssen, wie es eben mit diesen abgelähmten Kräften sein muss. Daher nehmen die jungen Leute zwischen dem fünfzehnten und einundzwanzigsten Jahr ganz andere Dinge auf, als sie eigentlich schon nach den Anforderungen unserer Zeit aufnehmen sollten. Dadurch sitzt allerdings etwas ganz anderes in den Seelen, als eigentlich darin sitzen sollte. Wahrhaftig, meine lieben Freunde, dadurch, dass Sie die schönsten, salbungsvollsten Ermahnungen geben bis zum fünfzehnten Lebensjahr und dann wiederum später, in der Zeit, wo früher die Leute Ideale gehabt haben, wo sie Jungfrauen und Jünglinge von zwanzig Jahren waren; durch die schönsten, salbungsvollsten Ermahnungen erreichen Sie nichts, oder nur, dass unsere Universitäts- und Hochschuljugend das wird, was sie heute ist, was ich nicht weiter zu beschreiben brauche. Nur dadurch erreichen Sie etwas, dass Sie wirklich Kräfte bloßlegen für den Aufenthalt an den Hochschulen, die heute nicht bloßgelegt, sondern gelähmt werden. Die Erziehungsfrage ist heute tatsächlich eine Menschheitsfrage. Sie ist nicht eine Frage von willkürlichen Idealen, sondern sie ist eine Menschheitsfrage, die aus den tiefsten Forderungen der gegenwärtigen Zeit heraus begriffen sein soll. Die Menschen ahnen höchstens heute, dass vieles anders sein sollte, sagen wir, in der medizinischen Behandlung der Menschen, vielleicht auch in den Rechtsverhältnissen, aber das wird ja gerade gedämpft aus dem Bewußtsein der Juristen heraus, wenn etwas geltend gemacht wird. Die Menschen ahnen, dass da manche Dinge anders sein sollten, aber sie können nicht anders gemacht werden, wenn nicht das Augenmerk darauf gelenkt wird, in den richtigen Zeitabschnitten die Kräfte des Menschen nicht zu ertöten, sondern zu erwecken. Der Mensch ist ja nicht umsonst in dem Lebensabschnitt zwischen dem siebten und fünfzehnten Jahr. In diesem Lebensabschnitt kommen ganz bestimmte Kräfte herauf aus seiner Natur, mit denen man rechnen muss, wenn man erzieht und unterrichtet in diesem Lebensabschnitt. Wenn man in der entsprechenden Richtung arbeitet in der Erziehung und im Unterricht, so ist das etwas anderes, als wenn man willkürlich, ohne die Berücksichtigung dieser Richtung arbeitet. Man wird gewisse Dinge bemerken, wenn man solches berücksichtigt, auf die heute kein Augenmerk gerichtet wird. ... Also, eine Norm-Pädagogik kann eigentlich nicht zum wirklichen Pädagogen machen. Warum? Ja, sie ist ja eigentlich dazu bestimmt, dass man ihre Grundsätze aufnimmt und sie dann ganz und immer anwendet. Aber das hindert einen im Erziehen; das fördert einen nicht im Erziehen und Unterrichten. Da fördert einen etwas anderes: Wenn man jederzeit, wenn man seiner Klasse gegenübersteht, die Pädagogik vergessen kann, alles, was man an gelernter Pädagogik hat, vergessen kann. Und wenn man als Pädagoge einfach aufgenommen hat eine so weitgehende Menschenerkenntnis, dass man in jedem Augenblick die pädagogischen Grundsätze findet aus der Menschenerkenntnis, dass sie in jedem Augenblick neu entstehen. Das ist dasjenige, was der Pädagoge notwendig hat. Man kann nämlich gar nicht zum Pädagogen erzogen werden dadurch, dass man Pädagogik lernt, sondern die Pädagogik kann nur angeregt werden im Menschen dadurch, dass er Menschenerkenntnis erwirbt. Man sollte Pädagogik ganz streichen als Wissenschaft, höchstens sie so betrachten wie der Maler die Ästhetik, der sicher das Bewußtsein hat, dass er davon nicht malen lernen kann." [16]

Lunatscharskische Schulreform in Russland ist der Tod aller Kultur, das Schlimmste die bolschewistische Unterrichtsmethode; "Diesen Fehler, den Unterricht nach dem gewöhnlichen Verkehr der Menschen einzurichten, möchte gerade der landläufige Sozialismus machen. Denken Sie sich nur einmal, es würde nach dem Ideal der gewöhnlichen marxistischen Sozialisten die Schule der Zukunft gestaltet werden. In Russland ist es schon geschehen; daher ist dort die Lunatscharskische Schulreform etwas ganz Fürchterliches. Sie ist der Tod aller Kultur! Und wenn schon aus dem übrigen Bolschewismus sehr viel Schlimmes hervorgeht - das Schlimmste aus ihm wird die bolschewistische Unterrichtsmethode sein! Denn sie wird, wenn sie siegte, gründlich alles das ausrotten, was aus den früheren Zeiten an Kultur überkommen ist. Sie wird es nicht gleich in der ersten Generation erreichen, aber sie wird es bei den kommenden Generationen um so sicherer können, und dann wird sehr bald jegliche Kultur vom Erdboden verschwinden. Das müssten einige einsehen. Denn denken Sie sich, dass wir ja jetzt unter den dilettantischen Forderungen eines gemäßigten
Sozialismus leben. Dahinein klingen die Klänge, die in der verkehrtesten Art den Sozialismus ausgestalten wollen. Gutes mit Schlimmem tönt da zusammen. Sie haben es ja in diesem Räume selbst gehört, haben Menschen gehört, die ein Loblied auf den Bolschewismus gesungen haben und die gar keine Ahnung davon haben, dass dadurch das Teuflische selbst in den Sozialismus hineingetrieben wird." [17]

Erziehung wie im Russland würde bedeuten, dass die Erde ihre Aufgabe verlieren würde, ihrer Aufgabe entzogen würde, herausgenommen würde aus dem Weltenall und verahrimanisierte; besser Zukunftserziehung wie in der Waldorfschule: "Wir können nicht bei der Zukunftserziehung so verfahren, dass wir gewissermaßen das äußere Leben des Erwachsenen hineintragen in das Erziehen. Es ist ein Bild - schauervoll, höchst schauervoll, dass in Zukunft auf Grundlage
demokratischer Wahl die Leute in den Parlamenten zusammenkommen sollen, um Entscheidungen zu treffen über Fragen des Unterrichts und der Erziehung, höchstens auf Grundlage des Gutachtens von Menschen, die nun auch nicht tiefer in der Sache stehen als durch ihr demokratisches Gefühl. Würde sich die Sache so verwirklichen, wie sie sich jetzt in Russland anlasst, so würde dies bedeuten, dass die Erde ihre Aufgabe verlieren würde, ihrer Aufgabe entzogen würde,
herausgenommen würde aus dem Weltenall und verahrimanisierte." [18]
 

9. Die Wissenschaft vom Werden des Menschen, Lebenswandlung I; Der Sozialismus, der den Menschen nur als Tier in die Sozietät hineinstellen will; butteriges Zeug von der «ethischen Kultur», das die ganze Welt ethisieren, durchzumoralisieren will, heute würde man den Butteridealismus Ethikrat nennen; darum handelt es sich aber nicht, ob scheinbare gute logische Gründe dafür anzuführen sind, sondern: dieselben Gedanken dann in einen Lenin- Kopf hineingesenkt, werden Bolschewismus; dauernder Friede; den Geist nicht verkommen lassen, damit er nicht in diabolischen, in teuflischen, in ahrimanischen Wahn hinein kommt; Parlamente, aber ohne Gelehrte mit materialistisch-naturwissenschaftlicher Weltanschauung; Sinn für Aufgeschlossensein gegenüber der Welt statt Banausentum; Verlängerung des physischen Lebens

Der Sozialismus, der den Menschen nur als Tier in die Sozietät hineinstellen will; butteriges Zeug von der «ethischen Kultur», das die ganze Welt ethisieren, durchzumoralisieren will, heute würde man den Butteridealismus Ethikrat nennen; darum handelt es sich aber nicht, ob scheinbare gute logische Gründe dafür anzuführen sind, sondern: dieselben Gedanken dann in einen Lenin- Kopf hineingesenkt, werden Bolschewismus: "Da kam etwas Überraschendes im 19. Jahrhundert. Unter den abstrakten  Begriffen hat man den Menschen vollständig verloren gehabt. Der Grieche ahnte noch etwas von dem wirklichen Menschen, der aus dem Kosmos herein gebildet wird; durch das Römertum hindurch ist der Mensch verlorengegangen. Das 19. Jahrhundert war genötigt, ihn wieder zu entdecken durch alle die Verhältnisse, auf die ich Sie schon hingewiesen habe, auf die ich Sie noch genauer hinweisen werde. Und die Entdeckung des Menschen, die geschah jetzt von dem andern Pol aus. Das Griechentum hat sehen wollen den Menschen, der aus der Hierarchie kommt, den göttlichen Menschen; die Römer haben an die Stelle eine Reihe von abstrakten Begriffen gesetzt; das 19. Jahrhundert, schon das 18. Jahrhundert, aber namentlich das 19. Jahrhundert war genötigt, den Menschen von der andern Seite, von seiner Tierseite aus wieder zu entdecken. Und da konnte er jetzt nicht gefasst werden mit diesen abstrakten Begriffen. Das war der große Schock. Und das ist der große Schock, das ist die tiefe Kluft, die entsteht: Was ist denn das eigentlich, was da auf zwei Beinen vor uns steht und mit den Händen fuchtelt und allerlei isst und trinkt, was ist denn das? Die Griechen haben es noch gewußt; dann ist es in abstrakte Begriffe verwandelt worden. Jetzt überrascht es die Menschen im 19. Jahrhundert; da steht es, aber man hat keine Begriffe, es zu fassen. Man fasst es als bloßes höheres Tier auf: es wird auf der einen Seite der Darwinismus, naturwissenschaftlich, auf der andern Seite, im Geistigen, der Sozialismus, der den Menschen nur als Tier in die Sozietät hineinstellen will. Es ist der Mensch, der vor sich selber überrascht steht: Was ist denn das eigentlich? - und der ohnmächtig ist, diese Frage zu beantworten. Das ist die Situation von heute, das ist die Situation, die nicht nur, je nachdem die Menschen es wollen, richtige oder unrichtige Begriffe schaffen wird, sondern die dazu berufen ist, katastrophale oder heilsame Tatsachen zu schaffen. Aber das ist sie, die Situation: der Schock, den der Mensch vor sich selber hat. Wiederum müssen die Elemente zum Begreifen des geistigen Menschen gefunden werden. Man wird sie nicht anders finden, als wenn man auf die Metamorphosenlehre eingeht. Da liegt der wesentliche Punkt. Die Metamorphosenbegriffe des Goetheanismus sind allein imstande, die fluktuierenden Erscheinungen zu fassen, welche sich dem Anschauen der Wirklichkeit darbieten. Nun, nach dieser Richtung, möchte ich sagen, schob die geistige Entwicklung schon immer. Auch damals - ich habe das im «Reich» in einer Reihe von Aufsätzen über «Die chymisehe Hochzeit des Christian Rosenkreutz » angedeutet - , als im 17. Jahrhundert «Die chymische Hochzeit» und andere Schriften auf so wunderbare Weise veröffentlicht worden sind, da war schon das Bestreben, vorzusorgen, dass eine solche soziale Struktur, die der wahren Wesenheit des Menschen entspricht, unter die Menschen kommen sollte. Auf diese Weise ist ja «Die chymische Hochzeit des Christian Rosenkreutz» von dem sogenannten Valentin Andreae entstanden. Aber auf der andern Seite ist ja auch das Buch entstanden, das er nannte «Allgemeine Reformation der ganzen weiten Welt», wo er einen großen politischen Überblick gibt, wie die sozialen Verhältnisse werden sollen. Der Dreißigjährige Krieg hat die Sache hinweggefegt. Dort ist es der Dreißigjährige Krieg, der die Dinge hinweggefegt hat. Heute ist es möglich, dass die Weltordnung entweder dahin geht, die Dinge wirklich wiederum hinwegzufegen, oder aber sie in die Menschheitsentwickelung hineinzunehmen. Damit berühren wir die große Grundfrage der Gegenwart, mit der sich die Menschen beschäftigen sollten, statt mit all den sekundären Fragen, mit denen sich die Menschen heute beschäftigen. Würden sich die Menschen mit dieser Grundfrage beschäftigen, dann würden sie die Mittel und Wege finden, fruchtbare Begriffe in die heutige Wirklichkeit hineinzutragen; dann würde man meiden die abstrakten Begriffe. Es ist nicht so leicht, Wirklichkeit von Täuschung zu unterscheiden. Da muss man schon wirklich im Ernste und mit allem guten Willen ins Leben hinein wollen, nicht bei Programmen und bei Vorurteilen Halt machen wollen. Nach dieser Richtung könnte ich ja vieles erzählen. Ich will nur ein Faktum anführen: Im Beginne der neunziger Jahre, da traten eine Anzahl von Menschen zusammen in den verschiedensten Städten in Europa und machten wiederum einmal etwas Amerikanisches nach: nämlich die «Bewegung für ethische Kultur». Es war dazumal unter gewissen Intellektuellen alles darauf aus, «Gesellschaften für ethische Kultur» zu gründen. Die Leute haben sehr schöne Sachen vorgebracht, und wenn Sie heute noch die Aufsätze lesen, die dazumal von diesen Vertretern der «Gesellschaften für ethische Kultur» geschrieben worden sind, wenn Sie Sinn haben für - ja, butteriges Zeug, so werden Sie wahrscheinlich heute noch entzückt sein können von all den schönen, wunderschönen Idealen, in denen die Leute dazumal geschwelgt haben. Und es war wahrhaftig keine angenehme Aufgabe, sich gegen dieses Schwelgen in den butterigen Idealen zu wenden. Ich schrieb aber dazumal in einer der ersten Nummern der Zeitschrift «Die Zukunft» einen Artikel gegen dieses ganze butterige Zeug von der «ethischen Kultur», schimpfte mordsmäßig über diese «ethische Kultur». Es war selbstverständlich eine schändliche Tat, denn wie könnte es nicht etwas Schändliches sein, wenn man sich gegen etwas so Gutes wendet, wenn die Leute daran gehen, die ganze Welt zu ethisieren, durchzumoralisieren! Ich lebte dazumal in Weimar, kam aber einmal nach Berlin, sprach auch mit Herman Grimm; der sagte: Was wollen Sie denn eigentlich mit dieser «ethischen Kultur»? Gehen Sie doch hin zu den Leuten, Sie werden sehen: die in Berlin hier zusammenkommen, diese Ethiker sind lauter recht nette, liebe Leute. Man kann gegen sie gar nichts haben. Es sind Leute, die einem ganz sympathisch sein können, die einem ganz gut gefallen können. - Das war auch gar nicht zu leugnen, und für den damaligen Moment hatte selbstverständlich Herman Grimm ebenso recht wie ich. Äußerlich genommen hatte der eine ebenso recht für den Moment wie der andere; das eine ließ sich ebensogut beweisen wie das andere, und ich will gar nicht behaupten, dass rein logisch meine Gründe gegen die Ethiker besser waren als die Gründe, die die Ethiker vorgebracht haben. Aber aus all diesem Butteridealismus ist ja die gegenwärtige Katastrophe hervorgegangen, und nur diejenigen Menschen hatten recht und sind durch die Tatsachen gerechtfertigt, die dazumal gesagt haben: Mit all eurem Schwelgen und Reden von irgend solchen Butteridealen, durch die ihr allgemeinen Frieden und dergleichen und allgemeine Moral unter die Menschen bringen wollt, erzeugt ihr nichts anderes als das, was ich dann das soziale Karzinom genannt habe, was endlich in diese katastrophale Gegenwart hineinführen musste. Die Zeit hat gezeigt, wer mit realen Begriffen arbeitete und wer mit bloßen Abstraktionen arbeitete. Nach dem bloßen abstrakten Charakter kann man gar nicht entscheiden, ob irgend jemand recht oder unrecht hat; das entscheidet bloß das, ob irgendein Begriff richtig sich hineinfügt in den Gang der Tatsachen oder nicht. Wenn ein Professor an seiner Universität heute Naturwissenschaft lehrt, dann kann er selbstverständlich wunderschön beweisen, logisch beweisen, dass das alles richtig ist, was er sagt. Das geht auch alles in die Löcher der Köpfe hinein; das darf ich ja natürlich im allerbesten Sinne heute sagen. Und siehe da, darum handelt es sich aber nicht, ob scheinbare gute logische Gründe dafür anzuführen sind, sondern: dieselben Gedanken dann in einen Lenin- Kopf hineingesenkt, werden Bolschewismus. Was ein Gedanke in der Wirklichkeit wird, darauf kommt es an. Nicht darauf kommt es an, was man über ihn denken kann, was man über ihn abstrakt fühlen kann, sondern darauf, welche Kraft in der Wirklichkeit einen Gedanken bildet." [19]

Die intensivsten Feinde eines Begreifens des Christus-Impulses sind die Pfarrer der verschiedenen Konfessionen und die Theologen: "Ein Grundimpuls nun für die weitesten Kreise hat sich auch schon in der bisherigen Gestalt des Begreifens des Mysteriums von Golgatha angekündigt, und insbesondere zeigt es sich in unserer Zeit. Man kann heute schon sagen: Die intensivsten Feinde eines Begreifens des Christus-Impulses sind die Pfarrer der verschiedenen Konfessionen -, so sonderbar das klingt; aber was den Christus- Impuls den Menschen am fernsten bringt, das ist die Art wie die Pfarrer der verschiedenen Konfessionen und die Theologen diesen Christus-Impuls vertreten. Denn von einem Verständnis desjenigen, um was es sich bei diesem Christus-Impuls eigentlich handelt, sind die Konfessionen eigentlich heute schon recht, recht weit entfernt."

Materialistischer Sozialismus auf der einen Seite, rein programmatische, inner- und zwischenstaatliche Organisationen, durch welche vermeintlich die Kriege abgeschafft werden sollen, auf der anderen Seite; dauernder Friede: Denn unter dem Mancherlei, das der Menschheit fehlt, ist gerade das, dass die Menschen verloren haben die Möglichkeit, in ihren Gefühls- und Willensimpulsen noch die wahren Realitäten zu erleben. In die großen Illusionen wiegen sich die Menschen allmählich ein: dass sie das Erdenleben nach irdischen Gesetzen formen können, die größte Illusion, der sich die Menschen hingeben können. Eine große Illusion, die ihr Extrem, ihr radikales Extrem findet zum Beispiel in dem reinen materialistischen Sozialismus, der natürlich niemals zulassen wird, dass, wenn wir Menschen das geringste untereinander machen, die Toten mitwirken, sondern der alles nach ökonomischen, das heißt, nach rein physischen Gesetzen ordnet. Das ist das eine Extrem. Auf der anderen Seite das Extrem, von dem jetzt alle möglichen sogenannten Idealisten träumen: Über die ganze Welt hin, von allem Spirituellen absehend, rein programmatische, inner- und zwischenstaatliche Organisationen zu schaffen, durch welche vermeintlich die Kriege abgeschafft werden sollen. Die Menschen werden sich davon überzeugen, wenn sie in eine solche Illusion sich einleben, dass sie gerade damit dasjenige, was sie abschaffen wollen, nicht abschaffen, sondern vielmehr heraufbeschwören, was sie abschaffen wollen. Es ist ein guter Wille in diesen Dingen. Es ist dasjenige, was aus dem materialistischen Zeitbewußtsein, ich möchte sagen, als eine politische Spitze des ganzen Erdenwesens hervorgehen muss, was aber genau zu dem Gegenteil von dem führen wird, was man damit eigentlich bezwecken will. Dasjenige, um was es sich handelt, das ist, dass über die Erde sich verbreiten muss das Verständnis des Schicksalsgemäßen, dass dieses Verständnis des Schicksalsgemäßen auch die Gesetzgebungen, die politischen Organisationen ergreifen muss, denn die bilden ja die Grundlage für die Struktur der sozialen Verhältnisse. Dasjenige, was nicht mitgehen will mit dieser geistigen Entwicklung der Menschheit, das wird einfach in Auflösung hineingehen, das wird nur abbauen, nur abtragen. Deshalb hängt es innig zusammen mit dem, was die Zeichen der Zeit heute bedeuten. Wir brauchen hier nicht irgendwelche, um es grob zu sagen, politischen Dinge zu treiben; das werden wir natürlich nicht. Aber die Zeitforderungen, die müssen gerade von denjenigen gesehen werden, welche ihren Blick richten wollen auf die geistige Entwickelung der Menschheit. Und verstanden muss werden: Auf dem Wege, auf dem heute fast überall gewandelt wird, ist der Christus nur zu verlieren; gewonnen werden kann er als einzig wirklich berechtigter König und Herr der Erde nur durch die Erhebung der Menschheit zur Spiritualität. Dessen können Sie sicher sein: Wenn der Christus nicht so gesucht wird, wie ihn die einzelnen Konfessionen heute suchen - die sich ja nun wirklich in der letzten Zeit in merkwürdiger Art überall in alle möglichen Kompromisse über eine Christus- Auffassung hineingefunden haben, die den Christus auch als Schlachtengott zu feiern wissen da und dort -, sondern wenn der Christus gesucht wird da, wo er in seiner Realität zu finden ist, indem die Menschen das Reich des Schicksalsgemäßen als eine Wirklichkeit verstehen werden, den Christus so finden werden, wie wir es heute angedeutet haben, dann wird jene zwischenstaatliche Organisation geschaffen werden, die da bedeutet die Ausbreitung des wirklichen Christentums über das Erdenrund. dass man diesem Ziele nicht sehr nahe ist, das können Sie ja ersehen, wenn Sie eine kleine Reflexion anstellen. Denken Sie einmal, Sie würden all den Leuten, die jetzt davon sprechen, wie sie den Frieden über die Welt herstellen wollen, die alle diese Programme vorbringen - wer redet nicht davon! -, Sie würden diesen Leuten entgegenstellen das Programm, den Christus der Menschheit zugänglich zu machen; dann würde Friede, dauernder Friede kommen, soweit er auf der Erde überhaupt möglich ist. Stellen Sie sich vor, was die verschiedenen Vereinigungen, die von dem ganz «guten Willen » ausgehen, sagen würden, wenn man ihnen dieses vorlegen würde! Wir haben es sogar erlebt, dass von dem Stellvertreter Christi auf Erden ein Friedensprogramm ausgegangen ist. Aber sehr viel werden Sie da vom Christus nicht drinnen gelesen haben!"

Den Geist nicht verkommen lassen, damit er nicht in diabolischen, in teuflischen, in ahrimanischen Wahn hinein kommt, denn wird er in die Materie zurückgestoßen, dann wirkt er in der Materie verheerend, dann wirkt er schlimm; Parlamente und Staatsvertretungen aus lauter Leuten, die gelehrt sind im Sinne der heutigen Weltanschauung, was diese Gelehrten beschließen, die naturwissenschaftlich denken, das ist ganz sicher geeignet, die Menschen in Grund und Boden hinein zu verderben in bezug auf soziale Einrichtungen, denn auf diesem Gebiete des sozialen Lebens kann von naturwissenschaftlichen Begriffen aus nur unfruchtbar gedacht werden; unsere intellektuelle Bildung ist der Weg zur geistigen Beschränktheit  "Auch so müssen wir lernen, allmählich auf das Leben der Menschen hinzuschauen. Und unsere Lebensauffassung wird eine ganz andere werden, und sie muss im Laufe der Zeit eine ganz andere werden. Wir können im Leben Menschen finden, die stumpf, gemütlos geworden sind. Wir werden nicht sagen, sie seien geistlos, aber wir werden sagen: Sie haben die Sünde begangen, den Geist zu begraben während ihres Lebens, den Geist in seiner Verzauberung zu lassen, den Geist ins Fleisch, in den bloß äußeren Lebensgang hineinschlüpfen zu lassen, den Geist im Schicksal verkommen zu lassen. Wenn wir geboren werden, können wir nur dadurch Menschen werden, dass die geistig-seelische Individualität heruntersteigt aus geistigseelischen Welten. Und indem das Kind in seiner ersten Organisation auftritt, ist es ein noch unvollkommenes Bild der geistigen Individualität. Die liegt in ihm. Die kann man unberücksichtigt lassen, oder man kann sie entzaubern, oder nach und nach aus dem Fleisch herausholen, aus dem Lebensgang herausholen, aus dem Schicksal herausholen. Das aber ist des Menschen Aufgabe und wird in der Zukunft immer mehr und mehr des Menschen Aufgabe werden, dass er den Geist nicht verkommen lässt. Ertöten können wir den Geist nicht, aber verkommen lassen können wir den Geist, indem wir ihn zwingen, einen anderen Weg zu gehen als den, den er geht, wenn wir ihn herausholen. Wenn wir von einem Tage an uns bemühen, etwas über die geistigen Welten zu erfahren, etwas über die geistigen Welten zu empfinden: wir holen es eigentlich aus uns selbst. Das andere ist nur eine Anregung. Wir holen es aus uns selbst. Was Sie sich jemals über Geisteswissenschaft gesagt haben, Sie haben es aus sich selbst geholt, denn es steckt in Ihrem tiefsten Inneren drinnen, und es will heraus. Und es ist dazu bestimmt, herauszukommen, und es ist eine Versündigung gegen die Weltenordnung, den Geist im bloßen Fleische drinnen zu lassen, denn da geht er Irrwege; da überlassen wir ihn einem Schicksal, das er nicht einschlagen soll. Wir befreien den Geist, indem wir ihn herausholen aus dem Fleische. Und indem wir uns bewußt durchdringen mit dem Geiste, erlösen wir dasjenige, was erlöst sein will, aus dem Untergrund des Daseins heraus. Das wird man immer mehr und mehr einsehen. Man wird immer mehr einsehen, wie der Materialismus nicht darin besteht, dass er einfach eine [andere] Theorie nicht heraufkommen lässt, oder dass er eine falsche Theorie heraufkommen lässt, sondern wie der Materialismus darin besteht, dass er dasjenige, was ins Wissen, in die Empfindung der Menschenseele einziehen will, herunterströmen lässt in die grobe Materie und in der groben Materie wuchern lässt. Das ist dasjenige, worüber sich die Menschheit in der nächsten Zukunft zu entscheiden hat: ob sie den Geist in der Materie wird wuchern lassen wollen dadurch wird der Geist zur Missbildung, dadurch kommt er in diabolischen, in teuflischen, in ahrimanischen Wahn hinein -, oder ob die Menschheit den Geist wird verwandeln wollen in Gedanken, in Gefühle, in Willensimpulse: dann wird der Geist unter den Menschen leben und das erreichen, was er erreichen will, indem er durch die Menschen in das Leben der Erde einziehen will. Denn der Geist will das ja: durch die Menschen in das Leben der Erde einziehen. Wir sollen ihn nicht zurückhalten. Und jedesmal, wenn wir uns wehren gegen das Kennenlernen des Geistes, halten wir ihn zurück: er muss gewissermaßen hinuntertauchen in die Materie, muss die Materie schlechter machen als sie ist. Denn der Geist hat seine zugeteilte Aufgabe: er soll durch die menschheitliche seelische Entwickelung ins Erdenleben eintreten; da wirkt er dann segensreich. Wird er in die Materie zurückgestoßen, dann wirkt er in der Materie verheerend, dann wirkt er schlimm. Nehmen Sie das als das Wesen geisteswissenschaftlicher Erkenntnis, dann werden Sie sehen, dass dies mit unserem Menschenleben viel zu tun hat. Geisteswissenschaft will nicht eine Theorie sein wie andere Theorien, sondern sie will gerade dem Menschen die Möglichkeit geben, den Geist, der in der Menschennatur verzaubert ist, zu erlösen, zu befreien, das in der Welt zu wirken, was gewirkt werden will von den geistigen Welten aus. Das ist allerdings auch der Grund, warum viele Menschen Geisteswissenschaft heute noch sehr energisch zurückweisen. Andere Wissenschaft nehmen die Leute gerne an, denn diese andere Wissenschaft schmeichelt dem Stolz, der Eitelkeit der Menschen, aber sie macht nicht den Anspruch an die Menschen, etwas Reales zu sein, sondern sie macht bloß den Anspruch, Gedanken zu geben, den Verstand auszubilden, vielleicht auch einige nützliche Moralbegriffe den Menschen beizubringen; sie macht nicht den Anspruch, an des Menschen Kern heranzukommen, selbst geholt zu sein aus Welten, in denen dem Geiste eine Aufgabe zuerteilt ist. Ich möchte sagen: Durch die Geisteswissenschaft wird es erst ernst mit dem menschlichen Wissen, und davor scheuen die Menschen zurück. Sie möchten auch die Geisteswissenschaft nur als etwas haben, was so oben plätschert an der Oberfläche des Daseins. dass es an des Menschen Kern und Wesenheit herangeht, davor fürchten sich die Menschen. Deshalb wollen sie die Geisteswissenschaft nicht annehmen. Würden sie die Geisteswissenschaft annehmen, dann würde es mit manchem im sozialen Leben, im geschichtlichen Leben in der allernächsten Zukunft anders werden müssen, dann würden die Menschen im alleralltäglichsten Leben anders denken müssen. Und darauf kommt es an. Daher ist es auch so, dass man die andere Wissenschaft aufnehmen kann, aber man bleibt derselbe das ganze Leben hindurch, man wird nur reicher an Wissen. Geisteswissenschaft soll man nicht aufnehmen, ohne dass sie einen umwandelt, und man kann sie nicht aufnehmen, ohne dass sie einen umwandelt. Sie macht einen langsam und allmählich zu einem anderen Menschen. Man muss Geduld haben, aber sie macht einen zu einem anderen Menschen, denn sie appelliert an ganz andere Menschheitsaufgaben, und sie appelliert an ganz anderes in der menschlichen Natur. Sehen wir uns doch einmal diese Menschennatur an, sehen wir, wie mannigfaltig dieses menschliche Leben ist. In drei Strömungen lebt sich der Mensch dar: als vorstellender Mensch, als fühlender Mensch und als wollender Mensch. Im Vorstellen, Fühlen und Wollen erschöpft sich eigentlich dasjenige, was wir darleben können. Nun, alle drei Impulse der menschlichen Seele, Vorstellen, Fühlen und Wollen, stehen in einem ganz bestimmten Verhältnis zu dem, was eigentlich Geisteswissenschaft in der menschlichen Seele, in dem Kern der menschlichen Seele angreifen will. Nehmen wir zuerst das Vorstellen. Das Vorstellen wird ja gewiss durch die gewöhnliche Wissenschaft und durch dasjenige, was heute von dieser gewöhnlichen Wissenschaft immer mehr in die Kindererziehung hineingeht und daher für die ganze Entwickelung des Menschheitsgeschickes, auch für das praktische Leben so bedeutungsvoll ist, weil es das Kind durchdringen soll, das Vorstellen wird durch die gewöhnliche Wissenschaft [nicht] bildsam. Es ist noch nicht lange her, ein paar Jahrhunderte, dass das in eminentester Art so ist, daher bemerken es heute die Menschen nicht. Aber es wird nicht lange dauern, dann wird das, was ich jetzt sage, in geradezu umfassender Weise bemerkt werden können. Man kann naturwissenschaftliche Begriffe, wie sie heute gerade den jüngsten Menschen, den Kindern beigebracht werden, sein ganzes Leben lang aufnehmen, ohne dass man durch dieses Aufnehmen so vieler Begriffe im Sinne der heutigen Wissenschaft anders zu werden braucht in bezug auf sein Vorstellen. Man bleibt derselbe. Ja man bleibt nicht nur derselbe, sondern es ist gar nicht zu leugnen, dass man durch die gewöhnlichen wissenschaftlichen Begriffe, die immer mehr und mehr in die allgemeine Bildung übergehen, sogar in intellektueller Beziehung immer beschränkter wird. Der Geist, insofern er ein denkender ist, verliert die Beweglichkeit, sich hineinzufinden in die Lebensverhältnisse, die viel komplizierter sind als das, was der Mensch durch das gewöhnliche Wissen aufnehmen kann. Sehen Sie, es geht einem tief ins Herz, wenn man einige Möglichkeiten hat, heute in das Leben hineinzusehen. Wer ganz an die Begriffe gewöhnt worden ist, welche die Naturwissenschaften heute geben können, der wird immer unfähiger und unfähiger, die lebensvollen sozialen Zusammenhänge und sozialen Anforderungen zu begreifen. Er wird geradezu abgedrängt von dem wirklichen Leben. Und ich habe daher in diesen Tagen auch hier und sonst an verschiedenen Orten gesagt: Machen Sie Parlamente und Staatsvertretungen aus lauter Leuten, die gelehrt sind im Sinne der heutigen Weltanschauung. Sie werden sehen, was diese Gelehrten beschließen, die naturwissenschaftlich denken! Das ist ganz sicher geeignet, die Menschen in Grund und Boden hinein zu verderben in bezug auf soziale Einrichtungen, denn auf diesem Gebiete des sozialen Lebens kann von naturwissenschaftlichen Begriffen aus nur unfruchtbar gedacht werden. - So ist es in vieler, vieler Beziehung. Man verliert eine gewisse Beweglichkeit des Geistes durch dieses bloß intellektuelle Wissen. Das wird anders, sobald man sich auf die Begriffe der Geisteswissenschaft einlässt. Versuchen Sie sich dies einmal klarzumachen, wie anders Sie Ihren Geist stimmen müssen, wenn Sie das begreifen wollen, was in der Geisteswissenschaft geboten wird, und wenn Sie begreifen wollen das, was in der äußeren Welt heute an Bildung geboten wird. Gewiss, Geisteswissenschaft findet soviel Widerstände, weil es mehr Beweglichkeit, mehr Flüssigkeit des Geistes erfordert, sich in sie hineinzufinden. In dem, was heute die populär gebildete Literatur gibt - oder gar ihre Ableger, die durch die Kanäle in die Journalistik einfließen, wo dann die Leute so in ihren Sonntagsblättchen die Bildung aufnehmen -, in dem können sich die Menschen außerordentlich leicht bewegen. Und wenn sie gar in die heutigen Vorträge gehen, wo den Leuten in Augen und Mund hineingeschmiert wird dasjenige, was man ihnen noch - damit sie gar nicht zu denken brauchen - in allen möglichen Lichtbildern vorführt, so dass sie selber nicht zu denken brauchen, nicht den Geist in Bewegung zu setzen brauchen, so finden Sie in alledem nichts, was den Geist als denkenden, als vorstellenden frei macht. Die Unbefangenheit geht ihm verloren. Engherzig wird der Geist und beschränkt. Unsere intellektuelle Bildung ist der Weg zur geistigen Beschränktheit." 

Weitherzigkeit, Sinn für Aufgeschlossensein gegenüber der Welt statt Philistrosität und Banausentum; Verlängerung des physischen Lebens: "Wissen Sie, was kommen würde, wenn diese Weitherzigkeit der Seele im Fühlen nicht eintreten würde? Wir haben gerade gesagt: Beweglichkeit des Denkens, Vielseitigkeit des Denkens und Vorstellens, das ist das eine, was für das Denken, für das Vorstellen eintritt. Für das Fühlen soll eintreten Weitherzigkeit, Sinn für Aufgeschlossensein gegenüber der Welt. Das Gegenteil - Sie können es schon herankommen sehen, wenn Sie nur mit ein wenig Mut die Welt betrachten - ist das Banausentum, die Philistrosität. Was hat denn die große, für viele materialistisch Denkende «gesegnete» Kultur der neueren Zeit heraufgebracht dem Menschen? Auf dem Grund der Seele ruht das Banausentum, die Philistrosität. Philistrosität und Banausentum, sie werden nur besiegt werden durch jene Aufgeschlossenheit, jene Weitherzigkeit der Seele, die sich fühlt als Mikrokosmos im Makrokosmos drinnen, die Ehrfurcht haben kann vor allem dem, was als Göttlich-Geistiges die Welt durchschwebt und durchpulst. So wie die Beschränktheit, die intellektuelle Beschränktheit im Vorstellungsleben durch die Geisteswissenschaft besiegt werden muss, so muss das Banausentum und die Philistrosität durch die Geisteswissenschaft auf dem Gebiete des Fühlens besiegt werden. Und ein drittes bietet sich uns dar, wenn wir auf das Wollen sehen. Die Sachen sind ja vielfach mit Bezug auf das Wollen im Anfang. Nur der Psychologe, der Seelenkenner sieht, was sich vorbereitet, aber es wird schon kommen! Freilich, die Menschen glauben heute vielfach ein anderes, aber wer den tieferen Gang der Menschheitsentwickelung zu durchschauen vermag, der merkt schon, dass nichts so verbreitet ist im allgemeinen Menschenleben auf dem Gebiete des Wollens - in der neueren Zeit viel mehr als in alteren Zeiten - als die Ungeschicklichkeit. Die Ungeschicklichkeit ist etwas, was gegen die Zukunft hin zu einem furchtbaren Übel der Menschheitsentwickelung auszuarten droht. Ich meine, heute schon merkt man es ganz klar: Die Menschen werden heute angeleitet, in einseitiger Weise das oder jenes zu tun. Sollen sie sich anschicken, etwas zu tun, was sie nicht den Handgriffen nach gelernt haben, sie finden sich nicht hinein. ... Wer Geisteswissenschaft in ihrem inneren Lebenswerte kennt, der weiß, dass sie allerdings geeignet ist, wenn sie lebensfrisch und lebensvoll aufgenommen wird, auch das physische Leben des Menschen zu verlängern."
 

10. Die Wissenschaft vom Werden des Menschen, Lebenswandlung II; Unter dem schmachvollsten äußerlichen Joche im Osten Europas, wie in einer Puppenhülle ein Neues vorbereitend für eine spätere Kultur; Mysterienvorstellungen im russischen Volk; die allerallerbitterste Ironie der menschlichen Entwickelung ist gerade über den Osten von Europa ausgegossen, Leninismus als karikaturenhafte Konsequenz der rein materialistischen sozialistischen Ideen; alte Spiritualität der Japaner darf nicht vergiftet werden durch den Leninismus wie in China; was überhaupt den Geist aus der ganzen Erdenkultur auslöschen würde, wenn es zur Herrschaft kommen würde; Medizin und Technik geraten in ein ganz schädliches Fahrwasser, eine ungeistige Lebensauffassung würde, wenn einmal kommen würde eine menschheitsschädigende Medizin, sie gar nicht erkennen; Akademie von Gondishapur

Unter dem schmachvollsten äußerlichen Joche im Osten Europas, wie in einer Puppenhülle ein Neues vorbereitend für eine spätere Kultur; Mysterienvorstellungen im russischen Volk; die allerallerbitterste Ironie der menschlichen Entwickelung ist gerade über den Osten von Europa ausgegossen, Leninismus als Karikatur jedes höheren Menschheitsstrebens, karikaturenhafte Konsequenz der rein materialistischen sozialistischen Ideen; alte Spiritualität der Japaner darf nicht vergiftet werden durch den Leninismus wie in China; was überhaupt den Geist aus der ganzen Erdenkultur auslöschen würde, wenn es zur Herrschaft kommen würde

Dabei zeigte sich dem, der wiederum geisteswissenschaftlich beobachten konnte, dass im Osten Europas, ich möchte sagen, unter Flammenzeichen sich durch reine Naturvorgänge etwas von einem neuen Geiste ankündigte, dass unter dem schmachvollsten äußerlichen Joche im Osten Europas sich eine künftige Zeit in den Gemütern selbst der stumpfen Bewohner dieses Ostens von Europa entwickelte. Merkwürdig, wie seit dem 9. Jahrhundert von dem übrigen Europa doch wie zurückgeschoben worden ist nach dem Osten dasjenige, was bleiben sollte, was nicht angefressen werden sollte von dem Westen, wie es dann in der äußeren Form des sogenannten Russischen Reiches in den verschiedenen Jahrhunderten auftritt, innerlich merkwürdig das Alte bewahrend und in der Hülle des Alten wie in einer Puppenhülle ein Neues vorbereitend für eine spätere Kultur! Mysterienkulte, möchte man sagen, haben sich noch erhalten innerhalb dieses russischen Volkes, mit Mysterienvorstellungen lebt dieses russische Volk, welches wenig verstanden hat von den abstrakten religiösen Begriffen des Westens, welches aber viel erfühlt, im tiefsten, tiefsten Inneren erfühlt von den Kultformen, von dem, was des Menschen Gemüt in bildhafter Form zu dem Göttlichen hinüberbringt. In der eigenen Seele fühlt im Osten der Mensch dasjenige, wovon der westliche Religionsherrscher den Namen trägt: «Pontifex», das heißt Brückenmacher, Brückenmacher zum Geistigen hinüber. Aber im Osten, da bewahrte man sich von dem Alten noch so viel, als nötig war, um unberührt von dem Neuen, dem neuen Materialistischen, die Brücke wenigstens sich freizuhalten ins
Geistige. Und jetzt nehmen Sie mit diesem zusammen die heutigen Zeichen der Zeit! Man möchte sagen: Die allerallerbitterste Ironie der menschlichen Entwickelung ist gerade über den Osten von Europa ausgegossen, die bitterste Ironie! Die Karikatur jedes höheren Menschheitsstrebens, die im Leninismus, im Trotzkismus als letzte karikaturenhafte Konsequenz der rein materialistischen sozialistischen Ideen sich geltend gemacht hat, ist wie ein Kleid, das nicht zum Leibe passt, übergezogen den Menschen des Ostens. Noch nie sind größere Gegensätze zusammengestoßen als die Seele des europäischen Ostens und der widermenschliche Trotzkismus oder Leninismus. Das ist nicht aus irgendeiner Sympathie oder Antipathie heraus gesprochen, das ist aus der Erkenntnis heraus gesprochen, aus der Erkenntnis, die uns zeigen soll, was furchtbar sich braut im europäischen Osten durch die Zusammenfügung der größten Gegensätze,
die jemals zusammengekommen sind. Das soll uns auch hinweisen darauf, dass die Zeichen der Zeit bedeutsam sprechen. Das soll uns zeigen, vor allen Dingen noch einmal damit zu beginnen, mit der Geisteswissenschaft soweit Ernst zu machen, dass wir durch sie eintreten wollen in die Wirklichkeit; denn man kann mit ihr eindringen in die Wirklichkeit der Gegenwart. Eine merkwürdige Rede hat Tagore den Japanern gehalten, Rabindranath Tagore, über den Geist Japans. Er spricht als Orientale, Tagore; aber der Orientale spricht heute schon so, dass ihn der Europäer, wenn er nur will, ein bißchen verstehen könnte. Aber gerade wenn man sich hineinvertieft in das, was Tagore gesagt hat über den Geist Japans, was er gewissermaßen der ganzen Welt sagen wollte, dann findet man, dass dieser Tagore mit allen einsichtigen Menschen des Ostens weiß: Der Osten bewahrt eine alte spirituelle Kultur, eine spirituelle Kultur, welche die Weisen des Ostens sorgfältig geheimgehalten haben, welche sie nicht haben herauskommen lassen unter das gewöhnliche Volk. Aber es ist eine spirituelle Kultur, die sie den sozialen Einrichtungen einverleibt haben bis in die neueste Zeit. Eine Kultur, die durch und durch spirituell ist, deren Zeit aber abgelaufen ist. Daher das eigentümlich Unnatürliche, das uns entgegentritt, ich möchte sagen, durch den ganzen asiatischen Orient. Die Leute eignen sich an zu ihrer alten spirituellen Empfindungsweise die westlichen Denkformen, die westlichen Kulturformen. Es kommt dadurch im Grunde etwas Furchtbares heraus, weil spirituelles Denken, namentlich wie es der Japaner ausgebildet hat, beweglich ist, eindringend ist in die Wirklichkeit. Verbrüdert es sich mit dem europäisch-amerikanischen Materialismus, dann wird es, wenn der europäische Materialismus sich nicht vergeistigen will, ihm ganz gewiß den Rang ablaufen. Denn der Europäer hat nicht die Beweglichkeit des Geistes, die der Japaner hat. Die hat dieser als ein Erbgut seiner alten Spiritualität. Nun, wie durch eine wunderbare Weisheit, möchte ich sagen, war die russische Volksseele vor allem, was in abgründige Entwickelung,
in die Dekadenz führt, bewahrt geblieben. Aber sie soll nun vergiftet werden durch den Leninismus und Trotzkismus. Sie soll infiziert werden von demjenigen, was überhaupt den Geist aus der ganzen Erdenkultur auslöschen würde, wenn es zur Herrschaft kommen würde. Das darf selbstverständlich nicht sein. Aber es hängt, wenn es nicht sein soll, der Erfolg, der geistige Erfolg davon ab, dass man sich entschließt, Geisteswissenschaft nicht bloß als eine abstrakte Theorie zu betrachten, nicht bloß als ein bequemes Mittel, eine gewisse innere Wollust, ein gewisses mystisches Träumen in der Seele zu entwickeln, in dem man sich wohlfühlt, durch das man sich vortäuscht, dass man mit der Welt nichts zu tun hat - diese schnöde Welt verachtet man, man fühlt sich hinein in ein geistiges Jenseits. Das ist doch nur Egoismus, ein höherer Egoismus, aber doch nur Egoismus. Mit solcher Mystik, solcher Theosophie sollte man nichts zu tun haben wollen, sondern allein mit jener geistigen Erfassung des Daseins, die wirklich den Geist begreift, den Geist erlebt, aber durch den Geist die Wirklichkeit erfassen will."

Medizin und Technik geraten in ein ganz schädliches Fahrwasser; eine ungeistige Lebensauffassung würde, wenn einmal kommen würde eine menschheitsschädigende Medizin, sie gar nicht erkennen: "Man kann durch Naturwissenschaft auf solche Dinge nicht aufmerksam machen, denn naturwissenschaftlich würde erklärbar sein, wenn die Menschen Engel werden, und würde es auch sein, wenn die Menschen Teufel werden. Über beides hat die Naturwissenschaft dasselbe zu sagen: Es ist das Folgende aus dem Früheren hervorgegangen - die große Weisheit der Kausal-Naturerklärungen! Die Naturwissenschaft wird nichts bemerken von dem Ereignis, von dem ich Ihnen gesagt habe, denn sie wird selbstverständlich, wenn die Menschen zu halben Teufeln werden durch ihre sexuellen Instinkte, das als eine Naturnotwendigkeit ansehen. Also naturwissenschaftlich kann die Sache gar nicht erklärt werden, denn, wie es auch kommt: alles ist nach der Naturwissenschaft erklärlich. Solche Dinge sind eben nur im geistigen Erkennen, im übersinnlichen Erkennen durchschaubar. Das ist das eine. Das zweite ist, dass aus dieser Arbeit, aus dieser für die Engel Veränderungen hervorrufenden Arbeit noch ein zweites für die Menschheit erfolgen wird: die instinktive Erkenntnis gewisser Heilmittel, aber eine schädliche Erkenntnis gewisser Heilmittel. Alles dasjenige, was mit Medizin zusammenhängt, wird eine ungeheure, im materialistischen Sinne ungeheure Förderung erfahren. Man wird instinktiv Einsichten bekommen in die Heilkraft gewisser Substanzen und gewisser Verrichtungen, und man wird ungeheuren  Schaden anrichten dadurch, aber man wird den Schaden nützlich nennen. Man wird das Kranke gesund nennen, denn man wird sehen, dass man da in eine gewisse Verrichtung hineinkommt, die einem dann gefallen wird. Es wird einem einfach gefallen, was die Menschen nach einer gewissen Richtung hin ins Ungesunde hineinführt. Also gerade die Erkenntnis der Heilkraft gewisser Vorgänge, gewisser Verrichtungen, die wird erhöht werden, aber sie wird in ganz schädliches Fahrwasser gelangen. Denn vor allen Dingen wird man erfahren durch gewisse Instinkte, was gewisse Substanzen und was gewisse Verrichtungen für Krankheiten hervorrufen, und man wird ganz nach egoistischen Motiven einrichten können, Krankheiten hervorzubringen, oder sie nicht hervorzubringen. Das dritte, was sich ergeben wird, das wird sein, dass man ganz bestimmte Kräfte kennenlernen wird, durch die man, ich möchte sagen, nur durch ganz leichte Veranlassungen, durch Harmonisierung von gewissen Schwingungen, in der Welt große Maschinenkräfte wird entfesseln können. Eine gewisse geistige Lenkung des maschinellen, des mechanischen Wesens wird man gerade auf diese Weise instinktiv erkennen lernen, und die ganze Technik wird in ein wüstes Fahrwasser kommen. Aber dem Egoismus der Menschen wird dieses wüste Fahrwasser außerordentlich gut dienen und gefallen. Das ist ein Stück konkreter Erfassung der Entwickelung des Daseins, ein Stück Lebensauffassung, das im Grunde genommen nur derjenige recht würdigen kann, der durchschaut, wie eine ungeistige Lebensauffassung gar nicht zur Klarheit über die Sache kommen kann. Eine ungeistige Lebensauffassung würde, wenn einmal kommen würde eine menschheitsschädigende Medizin, eine furchtbare Verirrung der sexuellen Instinkte, ein furchtbares Getriebe im reinen Weltmechanismus in der Verwertung der Naturkäfte durch Geisteskräfte, eine ungeistige Weltanschauung würde ja das alles nicht durchschauen, würde nicht sehen, wie sie abirrt vom wahren Pfade, geradesowenig wie der Schlafende, solange er schläft, sehen kann, wenn ihm der Räuber nahekommt, der ihn bestehlen will, sondern das geht an ihm vorüber. Er sieht höchstens später, wenn er aufwacht, was angerichtet worden ist. Aber das würde ein sehr schlimmes Aufwachen sein für den Menschen: Er würde sich ergötzen an einer instinktiven Erweiterung in der Kenntnis der Heilkräfte gewisser Vorgänge und gewisser Substanzen, würde ein solches Wohlgefühl empfinden in dem Verfolgen gewisser Verirrungen sexueller Instinkte, er würde preisen diese Verirrung als eine besonders hohe Ausgestaltung der Ubermenschlichkeit, der Vorurteilslosigkeit, der Unbefangenheit. Hässlich würde schön und schön hässlich in gewisser Beziehung, und man würde nichts davon merken, weil man alles als eine Naturnotwendigkeit ansehen würde. Aber es würde eine Abirrung sein von demjenigen Wege, der in der Menschheit selbst der Eigenwesenheit des Menschen vorgeschrieben ist."

Akademie von Gondishapur: "Darauf beruht nämlich dasjenige, was die den menschenliebenden Göttern feindlichen Wesenheiten immer machen, dass sie dasjenige, was diese den Menschen guten geistigen Wesenheiten zu einer späteren Zeit machen wollen, in einen früheren Zeitpunkt verlegen wollen, wo die Menschheit noch nicht reif dazu ist. Es hätte dasjenige, was erst in der Mitte unseres Zeitraumes hätte geschehen sollen, was also erst 1080 Jahre nach dem Jahre 1413 geschehen soll, was erst also im Jahre 2493 geschehen soll - da soll erst der Mensch so weit sein mit Bezug auf das bewußte Erfassen seiner eigenen Persönlichkeit -, schon 666 durch ahrimanisch-luziferische Kräfte dem Menschen eingeimpft werden sollen. Was wollte man dadurch erreichen auf Seiten dieser Wesen? Sie wollten dadurch dem Menschen die Bewußtseinsseele geben, hätten ihm aber dadurch eine Natur eingepflanzt, die es ihm unmöglich gemacht hätte, seinen weiteren Weg zum Geistselbst, zum Lebensgeist und zum Geistesmenschen zu finden. Man hätte abgeschnitten seinen Zukunftsweg und hätte den Menschen für ganz andere Entwickelungsbahnen in Anspruch genommen. Die Geschichte hat sich nicht abgespielt so, wie es intendiert war in dieser besonderen Gestalt, in dieser phänomenalen, großartigen, aber teuflischen Gestalt, aber die Spuren davon haben sich doch in der Geschichte vollzogen. Sie konnten sich dadurch vollziehen, dass Dinge geschahen, von denen man nur sagen kann: Die Menschen tun sie auf der Erde, aber sie tun sie eigentlich immer, indem sie Handlanger sind desjenigen, was gewisse geistige Wesenheiten durch die Menschen ausführen. - Und so war denn auch der Kaiser Justinian ein Handlanger gewisser Wesenheiten, als er, der ja ein Feind war alles dessen, was aus der hohen Weisheit des Griechentums überkommen war, 529 die Philosophenschulen in Athen schloss, so dass die letzten Reste der griechischen Gelehrsamkeit mit dem hohen aristotelisch-platonischen Wissen verbannt wurden und nach Persien hinüber flüchteten. Nach Nisibis waren schon früher, als Zeno Isauricus im 5. Jahrhunderte ebensolche griechische Weise von Edessa vertrieben hatte, die syrischen Weisen geflohen. Und so versammelte sich gegen das Jahr, das heranrückte, gegen 666 hin, in der persischen Akademie von Gondishapur wirklich dasjenige, was  auserlesenste Gelehrsamkeit war, die herübergekommen war aus dem alten Griechentum und die keine Rücksicht genommen hatte auf das Mysterium von Golgatha. Und innerhalb der Akademie von Gondishapur lehrten diejenigen, die inspiriert waren von luziferisch- ahrimanischen Kräften. Hätte dasjenige, was 666 über die Menschheit hätte kommen sollen - was, wenn es gekommen wäre, eben zum Abschneiden der späteren Entwickelung und zur Erhöhung der Menschheit zur Bewußtseinsseele schon im Jahre 666 geführt hätte - , hätte das seinen vollen Erfolg gehabt, was von der Akademie von Gondishapur beabsichtigt war, dann wären im 7. Jahrhunderte da und dort überall hochgelehrte und durch ihre Hochgelehrsamkeit in außerordentlichem Maße geniale Menschen entstanden, welche wandern sollten durch Westasien, durch Nordafrika, durch Südeuropa, durch Europa überhaupt und die überall verbreiten sollten jene Kultur von 666, die von der Akademie von Gondishapur beabsichtigt war. Diese Kultur sollte vor allen Dingen den Menschen ganz auf seine Persönlichkeit stellen, ganz die Bewußtseinsseele schon bringen. Es war nicht möglich geworden, dass dies geschah. Die Welt hatte schon eine andere Gestaltung angenommen, als diejenige hätte sein müssen, in welcher das hätte geschehen können. Daher wurde der ganze Stoß, der versetzt werden sollte der abendländischen Kultur von der Akademie von Gondishapur aus, abgestumpft. Und statt dass eine Weisheit herausgekommen ist, gegen welche alles das, was wir heute in der äußeren Welt wissen, eine ganze Kleinigkeit wäre, statt dass eine Weisheit durch Eingebung in spiritueller Weise über alles dasjenige herausgekommen ist, was man nach und nach durch das Experimentieren und durch die Naturwissenschaft bis zum Jahre 2493 sich erobern wird, und das durch eine glänzende, großartige Gelehrsamkeit herausgekommen wäre, sind dann nur die Reste davon geblieben in dem, was arabische Gelehrte nach Spanien gebracht haben. Aber es war auch schon abgestumpft. Das ist nicht in jener Weise herausgekommen, wie es gewollt war, es ist abgestumpft worden. Und an dessen Stelle ist der Mohammedanismus, ist Mohammed mit seiner Lehre geblieben, und es ist nur der Islam anstelle desjenigen gekommen, was von der Akademie von Gondishapur hätte ausgehen sollen. Die Welt war durch das Mysterium von Golgatha abgebracht worden von dieser ihr verderblichen Richtung. Und abgebracht worden war sie dadurch, dass schon früher nicht nur das Mysterium von Golgatha geschehen ist, sondern eben dieses Mysterium von Golgatha als solches Ereignis geschehen ist, welches nicht begriffen werden kann von den gewöhnlichen menschlichen Kräften bis zum Tod; wodurch innerhalb der abendländischen Menschheit eben das entstand, was ich vorhin beschrieben habe: Inspiration von Seiten der Toten fand statt, wie wir dies bei Tertullian und vielen anderen bemerken. Dadurch wurde der Sinn der Menschen auf das Mysterium von Golgatha und damit auf etwas ganz anderes hingelenkt, als dasjenige ist, was von der Akademie von Gondishapur hätte ausgehen sollen. Dadurch verbreitete sich dasjenige, was verhinderte jene hohe, aber teuflische Weisheit, welche die Akademie von Gondishapur intendierte, aber es wurde verhindert die Ausbreitung jener Weisheit zum Heile der Menschheit. Es kam vieles gebrochen heraus von dem, was inspiriert worden war von den Toten, aber es war doch die Menschheit davor bewahrt, das über sich ergehen zu lassen, was sie in ihre Seelen hätte aufnehmen müssen, wenn die Akademie von Gondishapur mit ihrer Tendenz Glück gehabt hätte. Aber solche Ereignisse wie dasjenige, was von der Akademie von Gondishapur intendiert war, die gehen gewissermaßen hinter den Kulissen der äußeren Weltentwickelung vor sich. Sie gehen im Übersinnlichen vor sich. Die Menschen stehen damit in Beziehung, aber diese Ereignisse spielen sich durchaus im Übersinnlichen ab. Und wir können nicht solche Ereignisse, weder dasjenige, was intendiert war von der Akademie von Gondishapur, noch das Ereignis von Golgatha, nur nach dem beurteilen, was auf dem physischen Plane geschieht. Wir müssen solche Ereignisse, wenn wir sie charakterisieren wollen, in viel, viel bedeutenderen Tiefen aufsuchen, als man gewöhnlich meint." [20]
 

11. Polaritäten, kosmische Vorgeschichte der Menschheit I; Johann Gottlieb Fichte, Schelling; Auguste Comte sucht eine katholische Kirche, ohne Christentum; Schelling sucht aus seinen Anschauungen heraus ein Christentum ohne Kirche; Utilitarismus und rein ahrimanische Weltanschauung Weltanschauung des Karl Marx; Jean Paul über Professoren an den Universitäten 

Johann Gottlieb Fichte, Schelling; Auguste Comte sucht eine katholische Kirche, ohne Christentum; Schelling sucht aus seinen Anschauungen heraus ein Christentum ohne Kirche: "Einen merkwürdigen Gegensatz zu Auguste Comte bildet Schelling, der da lebte von 1775 bis 1854. Auch er ist gewissermaßen charakteristisch für die Morgendämmerung des fünften nachatlantischen Zeitraums. Ich kann Ihnen ja von Schelüngs mannigfaltig in sich gegliederter Weltanschauung, über die wir von diesem oder jenem Gesichtspunkte schon öfter gesprochen haben, selbstverständlich nicht einmal schematisch heute sprechen; aber auf einiges Charakteristische möchte ich Sie hinweisen. Gesagt habe ich: Augustinus steht in der Abenddämmerung des vierten nachatlantischen Zeitraums auf dem Punkte, die eine Strömung, die ideelle, so zu betrachten, dass sich ihm aus ihr ein fester Punkt ergeben soll, auf dem er stehen kann. Nun kommen wir in den fünften nachatlantischen Zeitraum herein: In der Morgendämmerung haben wir solche Geister wie Saint-Simon und Auguste Comte, die in der anderen, in der rein natürlichen, materiellen Ordnung den festen Punkt suchen der positivistischen Wissenschaft. Da haben wir die beiden Richtungen: Augustinus auf der einen Seite, Auguste Comte auf der andern Seite stehend. Schelling suchte hinter dem, was man in der Welt sehen kann mit den gewöhnlichen Mitteln des fünften nachatlantischen Zeitraums, zuerst abstrakt-philosophisch, mit ungeheurer Energie nach einer Brücke zwischen dem Idealen und dem Realen, dem Idealen und Materialen ...; er suchte mit ungeheurer Energie nach einer Überbrückung dieser Gegensätze. Er kam zuerst nur zu allerlei abstrakten Gedanken in dieser Überbrückung. Indem er zuerst namentlich auf denselben Grundlagen gebaut hat, auf denen Johann Gottlieb Fichte baute, kam er etwas weiter und versuchte, etwas in der Welt als ein Sein zu erfassen, das ideal und real zu gleicher Zeit ist. Dann kam eine Zeit in Schellings Leben, in der ihm unmöglich schien, mit den Mitteln der Abstraktionen, zu denen es dieser fünfte nachatlantische Zeitraum im Laufe der Zeit gebracht hatte, zu einer solchen Brücke zu kommen. Unmöglich erschien ihm dieses. Er sagte sich eines Tages: Die Menschen haben ja doch eigentlich nur auf dem Boden der neuzeitlichen Gelehrsamkeit solche Begriffe gewonnen, mit denen man die äußere Naturordnung begreifen kann. Aber für das, was hinter dieser äußeren Naturordnung ist, der Sphäre, wo man die Brücke zwischen Idealem und Realem bauen kann, dafür haben wir keine Begriffe. - Und sehr interessant ist es, dass Schelling eines Tages das Geständnis gemacht hat: es käme ihm vor, wie wenn die gelehrten Leute der letzten Jahrhunderte einen stillen Vertrag geschlossen hätten, der dahin ginge, alles Tiefere aus der Weltanschauung auszuschalten, das nach dem wirklichen, wahrhaftigen Leben führen will. Daher müsse man zu den ungelehrten Leuten gehen. Das war auch die Zeit, in der sich Schelling auf Jakob Böhme eingelassen hat, so dass er dann aus Jakob Böhme jene spirituelle Vertiefung fand, die ihn zu seiner letzten, zu seiner theosophischen Periode in seinem Leben führte, aus welcher hervorgegangen ist die schöne Schrift über die Freiheit des Menschen, die schöne Schrift über die Gottheiten von Samothrake, über die Kabkengottheiten; dann die «Philosophie der Mythologie» und die «Philosophie der Offenbarung». Was Schelling namentlich in dieser letzten Periode seines Lebens ganz besonders gesucht hat, das war, das Eingreifen des Mysteriums von Golgatha in die Menschheitsgeschichte zu begreifen. Das hat er ganz besonders gesucht. Und es ist ihm dabei aufgegangen, dass man mit den Begriffen, die der neueren Gelehrsamkeit zur Verfügung stehen, nicht dazu kommen kann, jenes Leben zu verstehen, in welchem das Mysterium von Golgatha fließt, also auch nicht das wahre Menschenleben zu verstehen. Dadurch kam Schelling - und das ist der Zug, den ich bei ihm jetzt besonders hervorheben möchte, wir werden in den nächsten Tagen weiter auf diesen Dingen bauen - zu einer Anschauung, die nun der seines Zeitgenossen Auguste Comte völlig entgegengesetzt war. Und das ist das Merkwürdige: Wir können sagen, Auguste Comte sucht einen Katholizismus, ich möchte besser sagen eine katholische Kirche, ohne Christentum; Schelling sucht aus seinen Anschauungen heraus ein Christentum ohne Kirche. Ein Christentum ohne Kirche: Schelling sucht gewissermaßen das ganze moderne Leben zu verchristen, zu durchchristen, so dass alles, was der Mensch denken und fühlen und wollen kann, durchpulst wäre von dem Christus-Impuls. Ein abgesondertes kirchliches Leben für das Christentum sucht er nicht, namentlich nicht nach dem Muster, wie es schon war in der historischen Entwickelung, obwohl er dieses Leben sorgfältig betrachtet. So haben wir die zwei Extreme: den Auguste Comteschen Gedanken einer Kirche ohne Christus, den Schellingschen Gedanken des Christus ohne Kirche." 

Weltanschauung des Karl Marx, auf den heute Millionen schwören, sogar in Europa, nicht zuletzt linke Parteien sowie die Marxistin Sahra Wagenknecht mit ihrer Mohammed Ali Partei, ist eine rein ahrimanische,  ignoriert wird das Hinaufragen der Geistigkeit des Menschen in die übersinnlichen Welten: "Man muss, wenn man geisteswissenschaftlich spricht, auf die Tatsachen dieser Welt in ihrer Wahrheit hindeuten. Und die Wahrheit ist einmal, dass zum Beispiel so etwas wie die materialistische Geschichtsauffassung des Karl Marx, der gelebt hat von 1818 bis 1883, dass die Weltanschauung des Karl Marx eine rein ahrimanische ist. Ihr Geheimnis beruht darauf, dass nur anerkannt wird das materiell im Erdenwesen Geschehene, dass ignoriert wird das Hinaufragen der Geistigkeit des Menschen in die übersinnlichen Welten, und dass dadurch, durch diese Ignorierung, der Mensch den ahrimanischen Mächten verfallt. Denn sobald der Mensch sein Bewußtsein ausschließt von den Welten, in die er hinaufragt, verfällt er den ahrimanischen oder luziferischen, in diesem Falle den ahrimanischen Mächten. Nun, wir stehen heute vor der Tatsache, dass zahlreiche Menschen eine rein ahrimanische Weltanschauung vertreten, für diese rein ahrimanische Weltanschauung kämpfen, und dadurch aber auch über die Erde heraufbeschwören alles dasjenige, was kommen muss, wenn statt der. göttlichen Ordnung die ahrimanische Ordnung über die Erde sich verbreitet. Benthams Philosophie, von der ich Ihnen gestern sprach, ist zunächst ein äußerer theoretischer Ausdruck dieser ahrimanischen Anschauung. Der Marxismus ist ein solcher Ausdruck, der auch schon schöpferisch ist, der gestaltend ist, der einen ungeheueren Einfluss hat. Und die Trägheit des Bourgeoislebens weiß nichts davon und hat sich nicht gekümmert durch Jahrzehnte, was sich auf dem Boden des sozialen Lebens entwickelt hat an Elementen solcher Weltanschauungen. Der Marxismus ist ein extremer Ausdruck. Er wird weiterwirken. Das, was zunächst bloß Wissen sein sollte, wird Geschehen werden, wird tatsächlich Wirklichkeit werden. Nur die Einsicht in diese Dinge, die nun wiederum Wollen-bildend ist, kann Hilfe sein in diesen Dingen. Solche Wahrheiten sind einschneidende, solche Wahrheiten sind wahrhaftig nicht geeignet für bloße Sonntagssensationen; solche Wahrheiten sind dasjenige, was im Innersten zusammenhängt mit dem ganzen Kulturleben der Gegenwart. Und vieles wird davon abhängen, dass sich die Menschen darauf einlassen, dasjenige, was in ihren Gedanken lebt, im Zusammenhange mit der ganzen Weltenordnung zu erkennen. Denn in unseren Tagen sind wir in denjenigen Zeitenzyklus eingetreten, in dem wir nicht weiterkommen können, ohne in furchtbare Katastrophen hineinzufallen, wenn wir nicht einsehen, wie sich dasjenige, was sich im Menschen selber vollzieht, gegenüber dem Werden des ganzen Kosmos ausnimmt. Solche Wahrheiten, wenn man sie herausfindet aus dem Suchen nach der Wahrheit - Sie können die Versicherung hinnehmen -, solche Wahrheiten sind zunächst bestürzend. Wenn man ein Gefühl hat für das Einschlagende der großen Wahrheiten in der Welt, so kennt man auch das Gefühl des Bestürzenden dieser großen Wahrheiten. Bequem ist das Hineinleben in das Wahrheitsleben nicht. Nur wer oberflächlich ist, könnte meinen, es sei nicht bestürzend, sich sagen zu müssen: Leute, von denen auch eine große Anzahl von Menschen glaubte - was ja auch wahr ist! -, sie strebten ehrlicherweise nach der Wahrheit, sind durchpulst von ahrimanischem Geiste! Es schlägt sich aufs Herz, meine lieben Freunde! Daher versucht man, wenn sich solche Wahrheiten ergeben, mit ihnen zurechtzukommen. Dazu, um sie bei einem Ohr hinein-, beim andern Ohr hinausgehen zu lassen, sind diese Wahrheiten nicht da. Sie sind auch nicht dazu da, dass man sie bei seinem einsamen Meditieren findet und sie als Sensationen hinnimmt. Dazu sind sie alle nicht da, diese Wahrheiten. Man muss mit ihnen fertig werden, man muss finden können, wie dasjenige, was man als Weltenentwickelung kennt, was rings um einen herum ist, auch als Urteile der Menschen, dazu stimmt, dass so etwas da ist.

Jean Paul über Professoren an den Universitäten, Mediziner und ihre Versuchskaninchen und das Ideal der Juristen: Man erinnere sich nur an den wahrhaftig weisen Ausspruch Jean Pauls, der gesagt hat, dass man im Beginne seines Lebens von seiner Amme zweifellos mehr für das Leben lernt, als von seinen sämtlichen Professoren in den akademischen Jahren. In «Leben Fibels» wird sich gefragt: Wo sind sie, die großen akademischen Kommandeure, die quasi mit Mantel und Zepter in der Hand auf die Welt kommen und wie Fürstensöhne die Welt regieren? Auch wenn sie heute nicht mit einer dreiknotigen Zipfelperücke oder anderen guten Perücken wie Zopf- und Beutel-Perücken, herumlaufen, so regieren sie doch von den Akademien und Universitäten aus, wie die Biotech-Trottel der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die seit Jahren der Politik die Einzigartigkeit der grünen Gentechnik und Biotech-Medizin vorgaukeln; weiter wird gefragt wie kommt es eigentlich, dass Experten von den Fakultäten, immer geballt auftreten (also die Urtelsverfasser mehrfach aufeinander sitzend, «wie oft in der Paarzeit vier Frösche aufeinander sitzen»), wenn sie ihre Urteile z.B. zur Biotech-Medizin und grünen Gentechnik abgeben und wie hilft man ihnen «aus dem Dummsein» wieder heraus? Ist vielleicht ein «diabolus ex machina» mit im Spiel? Heute sind die eigentlichen Apotheker Pharmakonzerne, deren Leiter sich, hohl wie sie sind, die Biotech-Medizin auf die Fahnen geschrieben haben und die Bevölkerung als Versuchskaninchen ansehen. In «Der Komet» heißt es darüber: «Hier starrte sogar der sonst so vielwortige Freimäuerer ihn stumm-dumm an, als habe der Apotheker aus seinem chemischen Luft- oder Windschiff zur Erleichterung ordentlich sein zu gewichtiges Gehirn als Ballast herabgeworfen und nur die leere Gehirnschale als Korkrinde behalten.» Was die Nebenwirkungen der modernen Medizin betrifft, wird natürlich gelogen «wie ein verfluchter Windsack», und von den Dienern und Versuchskaninchen wird nur verlangt, dass sie immerzu sagen: «Lieber wollt' ich auch ganz viehdumm sein.» Die Kooperataion mit kopflosen Ärzten macht dann Sinn. Alle Mitarbeiter sollten sich zudem «unter den Doktorhut oder die Doktorhaube bringen lassen», so lässt sich die Unwissenheit gut verbergen. Der Chef von Biontech, von seinen Mitarbeitern heimlich bestaunt als «einen so großen Mogul der Zukunft», und nach seinen vielen Preisen  «nun gar vollends im wahren Himmelwagen sesshaft», sagt zu seinen Medikamenten: «ich mache mir heute aus nichts etwas und juble nach Gefallen», weil jeder sein Versuchskaninchen sein will. Was «lebensgefährliche Arzeneien» betrifft, heute vor allem Biotech-Medikamente wie Biologica oder mRNA Impfstoffe, so können «tausend ähnliche Unfälle und Zufälle» nun mal passieren. Das Ideal der Juristen wird in «Leben des Quintus Fixlein» behandelt und vorgeschlagen, dass sich die Prozesse nur schön in die Länge ziehen lassen ohne die Wahrheit wirklich zu erreichen, schließlich soll die Familie von dem Beruf ernährt werden: «Die Klienten überhaupt hätten sich weniger über Prozesse zu beklagen, wenn diese länger dauerten: die Philosophen streiten jahrtausendelang über philosophische Fragen, und es fällt daher auf, dass Advokaten die juristischen in ihren Akten schon in sechzig, achtzig Jahren von der Hand schlagen wollen. Aber das ist nicht die Schuld der Rechtsfreunde: vielmehr wie Lessing von der Wahrheit behauptet, dass nicht das Finden, sondern das Suchen derselben den Menschen beglücke und dass er selber dem Geschenke aller Wahrheiten für die süße Mühe des Forschens entsagen würde, so wird der Rechtsfreund nicht glücklich durch das Finden und Entscheiden, sondern durch das Untersuchen einer juristischen Wahrheit – welches man eben prozessieren und praktizieren nennt –, und er würde sich gern ewig der Wahrheit, wie die Hyperbel der Asymptote, nähern wollen, ohne sie zu erreichen, da er mit Weib und Kind als ein ehrlicher Mann bei dieser ewigen Approximation bestehen könnte.» 
 
 

12. Polaritäten, kosmische Vorgeschichte der Menschheit II; Sorat; Schreiber der Apokalypse; Zeno Isaurikus, Akademie von Gondishapur, Aufgabe des Mohammedanismus, materialistisch-naturwissenschaftliches Denken; Bilder, den Thomas von Aquin darstellend, Averroes unter seinen Füßen

Sorat; Schreiber der Apokalypse: "Dazumal, 666 nach Christi Geburt, hätte etwas geschehen sollen und auch geschehen können, was nicht geschehen ist. Sie werden gleich hören, aus welchem Grunde es nicht geschehen ist. Im Jahre 666 hätte kommen können - sichtbarlich für die äußere Menschheit, namentlich für die abendländische Menschheit - ein bedeutsames Wesen, das nicht auf dem physischen Plane aufgetreten wäre, aber sich der Menschheit sehr deutlich vernehmbar gemacht hätte auch äußerlich, so dass die Menschen ihm verfallen wären. Wenn dieses Wesen in der Gestalt, wie es selbst die Sache projektiert hat, aufgetreten wäre, dann würden wir heute nicht 1918 schreiben, sondern - minus 666 - erst 1252; denn dieses Wesen würde die Menschen so inspiriert haben, dass sie auch die Zeitrechnung danach gerichtet hätten. Dieses Wesen würde, wenn es hätte so erscheinen können, wie es selbst dies projektiert hat, etwas sehr Eigentümliches bewirkt haben. Die Sache liegt nämlich so: 333 Jahre vorher, also gerade im Jahre 333 nach Christo, da war die Mitte des vierten nachatlantischen Zeitraumes, gerade die Mitte des griechisch-lateinischen Zeitraumes. Nun können Sie sich ja ausrechnen: 747 beginnt es, 1413 schließt es, das sind 2160 Jahre, wie es sein soll. Nehmen Sie die Hälfte von 2160 Jahren, so bekommen Sie 1080 Jahre, so dass 1080 Jahre seit 747 verflossen waren in der Mitte des nachatlantischen Zeitalters. Also wenn wir 747 wegrechnen, haben wir 333: so dass also im Jahre 333 nach unserer Zeitrechnung die Mitte des griechisch-römischen Zeitalters war. Sie war nicht vor dem Mysterium von Golgatha, sondern eigentlich erst nach dem Mysterium von Golgatha, diese Mitte; sie bedeutet die höchste mögliche, aber eigentlich nicht äußerliche Wirklichkeit, weil ja in der äußeren Wirklichkeit die andern Strömungen mit einlaufen. Aber wenn die Entwickelung geradlinig fortgegangen wäre und nicht die seitlichen Strömungen gekommen wären, dann wäre das die richtige Mitte, und es wäre der Höhepunkt gewesen des Zeitalters der Verstandes- oder Gemütsseele. Da hätte die Verstandes- oder Gemütsseele zu ihrer äußersten, höchsten Entfaltung kommen müssen. So ist es nicht gekommen, weil gewissermaßen schon der Wurm nagte, der da projektierte, 333 Jahre danach, 666, eine ganz bestimmte Prozedur mit der Menschenentwickelung vorzunehmen. Die Prozedur, die da mit der Menschenentwickelung vorgenommen werden sollte durch dieses Wesen, den Sorat, das Tier, sollte darin bestehen, dass dieses Wesen, das schon voll ausgebildet hatte die Bewußtseinsseele, während der Mensch erst bei der Verstandes- oder Gemüts seele angekommen war, dem Menschen geben wollte alle die seelisch-geistigen Errungenschaften, die der Mensch damals nicht hatte vermöge seiner Verstandes- oder Gemütsseele, sondern die er erst bekommen kann mit der Bewußtseins seele, die also dem Menschen erst eignen können im späteren Zeitalter. Verfrüht sollte sie dem Menschen zukommen, die Kultur der Bewußtseinsseele. Und nach den Weltenverhältnissen war 666 der günstigste Zeitpunkt; da konnte dieses Wesen solchen Einfluss auf die Erde nehmen, dass es hätte sagen können: Ich lehre jetzt den Menschen alles, was sie jemals durch ihre Bewußtseins seele finden können. Ich träufle das, was die andern Götter, die ich bekämpfe, erst im nächsten Kulturzeitalter den Menschen geben wollen, den Menschen jetzt schon ein in dem Zeitalter der Verstandes- oder Gemütsseele. - Die Vermischung der Verstandesoder Gemütsseele mit der Bewußtseinsseele auf ungerechtfertigte Art, das war dasjenige, was beabsichtigt war. Es wäre ja wohl kaum gelungen, etwa die ganze Menschheit, die ja wiederum natürlich auf verschiedenen Stufen der Entwickelung steht, dazu zu bringen, in die Verstandes- oder Gemütsseele herein schon den Inhalt der Bewußtseinsseele zu bringen, aber bei einer großen Anzahl von Menschen hätte es gelingen können. Es hätte so gelingen können, dass, wenn dieses Wesen wirklich seinen Zweck erreicht hätte, dann unter den Menschen, namentlich der gebildeten Welt des Abendlandes, eine Anzahl Genies aufgestanden wären. Denn Genies wären sie ja gewesen. Das, was Menschen, die nicht ganz hätten mitgehen können, die noch mit der Entwickelung zurückbleiben, normalerweise erst im Jahre 2493 wissen werden - denken Sie, in der Mitte des Zeitalters, das 1413 begonnen hat; denn wenn Sie zu 1413 die Hälfte eines Kulturzeitalters dazurechnen, also 1080, so bekommen Sie 2493 - , das hätte dazumal - zwar nicht so, wie diesen Menschen dann, aber durch geniale Kräfte der ahnungsvollen Phantasie - hinübersprudeln und der ahnungslosen abendländischen Menschheit sich offenbaren können. Es waren merkwürdige Erscheinungen projektiert. Wenn Sie sich die naturwissenschaftlichen Ideale der Gegenwart denken, die Leute schildern hören, wie wir es in den letzten Jahrzehnten so herrlich weit gebracht haben - denken Sie sich nun, was dieselben Menschen sich für Vorstellungen machen könnten von dem, wie die Erdenmenschheit im Jahre 2493 sein werde, wenn sie nun schon im Jahre 1918 so gescheit sind! Also Maschinen und so weiter würden die Menschen nicht gemacht haben, würden nicht experimentiert haben, nicht den Schleppgang gegangen sein, aber mit genialen Kräften würden sie alles vorher geahnt haben und vieles auch gemacht haben. Dieses Jahr 666 war bestimmt, die Menschheit geradezu zu überschwemmen mit einem Erkennen und mit einer Kultur, die von den der Menschheit ureigenen Göttern eben erst im dritten Jahrtausend der Menschheit zugedacht ist. Es ist nicht auszudenken, braucht auch nicht ausgedacht zu werden, in welche Situation die sogenannte gebildete Welt gekommen wäre, wenn sie in solcher Weise mit diesem sechshundertsechsundsechziger Wissen überschwemmt worden wäre. Die Menschen würden in ihrer mangelnden Selbstzucht verkommen sein. Denn schlagen Sie die Geschichten auf, die ja immer nur die einseitigen Dinge erzählen über die Seelenverfassung, welche die Menschen 666 hatten, so werden Sie schon darauf kommen, wie die Menschen sich verhalten haben würden, wenn sie nun in dieser Weise Genialitäten unter sich gehabt hätten. Sie haben es schon so herrlich weit gebracht mit dem, was sie nun entwickelt haben bis zum Jahre 1914; wohin würden die Menschen erst gekommen sein, wenn sie nun mit all dieser Weisheit des Tieres überschwemmt worden wären! Aber projektiert war es von gewissen höheren Geistern, namentlich von einem Wesen ahrimanischer Natur, das der Führer dieser Geister sein sollte, das dann erschienen wäre, wenn auch nicht auf dem physischen Plane, aber das eben wirklich erschienen wäre. Das musste verhindert werden. Und wenn auch noch so viele glauben, man soll doch der Menschheit nichts vorenthalten, wenn ihr so etwas gegeben werden kann: da es nicht im geistigen Sinne der menschlichen Entwickelung lag, musste es verhindert werden. Und es konnte verhindert werden dadurch, dass die Waage gehalten wurde. Denken Sie, 333 war der Zeitpunkt der Mitte des vierten nachatlantischen Zeitalters; 333 Jahre später war 666; da hätten die ahrimanischen Mächte mächtig allen Hochmut materialistischer Art, aber mit genialen Kräften, in die Höhe gebracht. Da konnte nur das Gleichgewicht gehalten werden dadurch, daß 333 Jahre früher, also im Beginne der Zeitrechnung, das Wesen aufgetreten war, das seine eigene Substanz in die Menschheitsentwickelung zum Gleichgewicht hineinsetzte und verhinderte, dass 333 Jahre nach 333 dieses Wesen auftrat, von dem ich gesprochen habe. Da haben Sie den einen Waagebalken: von 333 bis 666 sind 333 Jahre. Da haben Sie den andern Waagebalken, der das Gleichgewicht bewirkt: von 333 zurück bis zum Mysterium von Golgatha. Dadurch ist ein Gleichgewichtszustand hervorgerufen. ... Was hätte denn also eigentlich geschehen sollen von 666 an, wenn das Tier dazumal in die Menschheitsentwickelung hätte eingreifen können, ohne dass vorher das Mysterium von Golgatha dagewesen wäre? Was hätte denn geschehen können? Sie werden sich eine Vorstellung von dem machen können, was hätte geschehen können, wenn Sie das bedenken, was ich vorhin gerade charakterisiert habe. Die Menschen eilten zu dem 15. Jahrhundert; hätte das Tier von 666 an seinen Unfug mit den Menschen getrieben bis ins 15. Jahrhundert hinein, dann hätte es sich ganz und gar bemächtigt dessen, was heranzog. Es zog heran das gespenstische naturwissenschaftliche Erfassen der Welt, und damit die Emanzipation der menschlichen Triebe. Weil die Bewußtseinsseele nur erfassen sollte das Gespenst vom Menschen, blieb der wirkliche Mensch zurück; er erfasste sich nicht. Nun kann im Zeitalter der Bewußtseinsseele der Mensch nur dadurch Mensch werden, dass er es bewußt wird, sonst bleibt er Tier, bleibt er zurück hinter seiner Menschheitsentwickelung. Das aber wollte das Wesen, das da 666 eingreifen wollte: sich zum Gotte machen. Es sagte: Da werden Menschen kommen; auf den Geist werden sie ihre Blicke nicht mehr hinrichten, der Geist wird sie nicht interessieren. Ich werde dafür sorgen - das hat ja dieses Wesen noch erreicht - , dass im Jahre 869 in Konstantinopel ein Konzil abgehalten wird, wo der Geist abgeschafft werden wird. Die Menschen werden sich weiter nicht für den Geist interessieren, sie werden ihr Interesse der Natur zuwenden, gespenstische Vorstellungen über die Natur ausbilden. Und dann werde ich, was die Menschen dann nicht bemerken, weil sie sich nicht als wirkliche Menschen erkennen werden, sondern als Gespenst, dann werde ich alle Regierung über die Bewußtseinsseele in die Hand bekommen. Ich werde den Menschen über sich selber irreführen; ich werde ihn dabei lassen, dass er nur sich als Gespenst fasst, und ich werde dann in seine Verstandes- oder Gemütsseele schon alle Weisheit der Bewußtseins seele hineingießen. Dann habe ich ihn, dann habe ich ihn erfasst. Denn, was wäre dann erreicht? Der Mensch muss, wenn er einigermaßen normal sich entwickelt, wenn er so sich entwickeln würde, dass jenes Wesen nichts weiter dabei zu tun hätte, vorschreiten zum Geistselbst, Lebensgeist, Geistesmensch; das wäre ihm gründlich weggenommen. Er sollte bei der Bewußtseins seele bleiben, er sollte das erhalten, was die Erde ihm geben kann, aber nicht mehr, nicht hinausgehen zu Jupiter-, Venus- und Vulkanentwickelung. Käme es dazu, dass er im richtigen Zeitalter durch die ihm ureigenen Kräfte den Inhalt der Bewußtseins seele bekommt, dann wäre schon in ihm durch die Entwickelung, die er mittlerweile im normalen Sinne durchgemacht hat, die Anlage vorhanden, auch zum Geistselbst und so weiter aufzusteigen. Aber das sollte verhindert werden. Deshalb sollten die Menschen die Bewußtseins seele mit ihrem Inhalte schon früher in die Verstandes- oder Gemütsseele eingeflößt, eingeimpft erhalten. Dann wäre der Mensch in seiner Entwickelung bei der Bewußtseinsseele stehen geblieben; dann wäre er ein Unding von Wissen, welches ihm vom sechsten Zeitraum an überlassen sein würde! Dann aber wäre es mit ihm aus; er würde sich nicht weiterentwickeln, sondern das seiner Bewußtseinsseele einverleiben, alles in seinen äußersten Egoismus stellen, in den Dienst der Bewußtseinsseele. Das war dieses Wesens Absicht, das da 666 erscheinen wollte: abzuschneiden, dafür zu sorgen, dass abgeschnitten werde die zukünftige Erdenentwickelung; dass die Entwickelung, nachdem die Saturn-, Sonnen-, Monden- und Erdenentwickelung verlaufen ist, abgeschlossen wird, der Mensch dann nicht weiter den Gang einschlägt, den diejenigen Wesen der höheren Hierarchien mit ihm gehen wollen, die vom Anfange an seine normale Entwickelung in die Hand genommen haben. Das konnte nur dadurch verhindert werden, dass diese Waage, dieser Gleichgewichtszustand, in die Weltenentwickelung des Menschen eingeflossen ist, dass ebensoweit zurück von der Mitte der vierten nachatlantischen Zeit, wie der Zeitpunkt vorwärts gelegen wäre, in den das Tier hat eingreifen wollen, ebensoweit zurück das Eingreifen Christi, das Mysterium von Golgatha, gelegt worden ist. ... Wenn Sie das, was ich heute gesagt habe, nehmen, dann werden Sie auch nicht verwundert sein, dass der Schreiber der Apokalypse mit einem gewissen Temperament darüber spricht. Sie werden leicht dasjenige, was ich heute über das Zeitliche sage, vereinigen können mit dem, was ich von andern Gesichtspunkten aus über das Tier von 666 gesagt habe. Die Dinge sind ja immer von verschiedenen Aspekten her beleuchtet, Sie wissen, das müssen wir tun. Der Schreiber der Apokalypse drückt sich mit einem gewissen Temperament aus an der Stelle, wo er von dem Auftreten des Tieres spricht und ungefähr sagt: «Die Zahl dieses Tieres ist 666, und es ist eines Menschen Zahl.» - Besser gesagt, es ist des Menschen Zahl, des Menschen, der sich sträuben will dagegen, zu sagen «Nicht ich, sondern der Christus in mir». Immer bewußter und bewußter müssen doch diese Dinge für die Menschen werden, da die Menschen schon einmal in das Zeitalter der Bewußtseinsseele eingetreten sind." 

Zeno Isaurikus, Akademie von Gondishapur, Mohammedanismus, materialistisch-naturwissenschaftliches Denken: "Nehmen Sie einmal das Ereignis, das ja die äußere Menschheit nicht viel interessiert, aber das doch ein außerordentlich bedeutsames Ereignis ist, nehmen Sie den Umstand, dass 529 der Kaiser Justinianus den griechischen Philosophenschulen das Verbot entgegenhält, weiter zu funktionieren und die griechischen Philosophenschulen, den Glanz des Altertums, verbietet. So dass dasjenige, was an Gelehrsamkeit aus uralten Zeiten eingezogen ist in die griechischen Philosophenschulen, was erzeugt hatte einen Anaxagoras, einen Heraklit, später einen Sokrates, einen Plato, einen Aristoteles, durch diesen Erlass des Kaisers Justinian 529 aus der Welt geschafft wurde. Gewiss, man kann nach dem, was die Geschichte enthält, nun sich Vorstellungen darüber machen, warum dieser Kaiser Justinianus die alte Wissenschaft in Europa sozusagen weggefegt hat; aber man bleibt, wenn man ehrlich über diese Dinge nachdenkt, unbefriedigt von all den Ausführungen, die man da erhält. Da walten, man spürt es, unbekannte Kräfte drinnen. Und sonderbar ist es, dass dieses Ereignis zusammenfällt - nicht ganz, aber geschichtliche Tatsachen, die manchmal auch ein paar Jahrzehnte auseinanderliegen, vor den späteren Blicken nehmen sie sich doch als zusammengehörig aus - mit der Vertreibung der Philosophen auch aus Edessa durch den Isaurier, Zeno Isaurikus; so dass sozusagen an wichtigsten Stellen der damaligen Welt die gelehrtesten Leute vertrieben werden. Und diese gelehrten Leute, welche bewahrt hatten die alte Wissenschaft, insofern sie noch nicht beeinflusst war von dem Christentum-also im 5. und 6. Jahrhundert unserer christlichen Zeitrechnung - , mussten auswandern. Sie wanderten aus nach Persien und gründeten die Akademie von Gondishapur. Von dieser Gelehrtenakademie von Gondishapur wird eigentlich selbst unter den Philosophen wenig geredet. Aber ohne dass man das Wesen der von den Resten der alten Gelehrten begründeten Akademie von Gondishapur kennt, versteht man nichts von der ganzen Entwickelung der neueren Menschheit. Denn dasjenige, was an alter Gelehrsamkeit hingetragen hatten nach Gondishapur die Weisen, die von Justinianus und Isaurikus vertrieben worden waren, das bildete die Grundlage für eine ungeheuer bedeutsame Lehre, welche in Gondishapur dann im 7. Jahrhundert an die Schüler gegeben worden ist. Und in Gondishapur war es, wo man den Aristoteles, den alten griechischen Weisen, übersetzt hat. Und das Merkwürdige, was geschehen ist, das ist: Aristoteles - er wäre ja sonst wahrscheinlich ganz •verlorengegangen - , er war zunächst in Edessa von den Gelehrten, die später durch Isaurikus vertrieben wurden, ins Syrische übersetzt worden. Die syrische Übersetzung wurde nach Gondishapur gebracht, und in Gondishapur wurde der syrische Aristoteles ins Arabische übersetzt. Und diese Übertragung des Aristoteles aus dem Griechischen ins Arabische auf dem Umwege des Syrischen, die enthielt etwas sehr Merkwürdiges. Wer einen Einblick gewinnt in die Veränderungen, die vorgehen mit Gedanken, wenn man sie aus einer Sprache in die andere wirklich übersetzt, zu übersetzen versucht, der wird begreifen können, dass gewissermaßen etwas - nun, ich will es hypothetisch sagen - wie Absicht darinnen liegen konnte, nicht den griechischen Aristoteles zu nehmen, sondern den Aristoteles, der den Weg über das Syrische ins Arabische genommen hat. Und da kam denn durch die Übersetzung des Aristoteles eine Grundlage zustande, in der die aristotelischen Begriffe in dem Lichte der arabischen Seele, wie sie damals war, erschienen, dieser merkwürdigen Seele der Araber, wie sie damals war, wo schärfstes Denken verbunden war mit einer gewissen Phantastik, welche aber in logischen Bahnen verlief und bis zum Schauen sich erhob. Und nun, im Lichte dieser eigentümlichen Lehre, dieser eigentümlichen Anschauung entwickelte sich zu Gondishapur eine gewaltige Weltanschauung. Zu Gondishapur war es, wo im 7. Jahrhundert das geschah, was ich angedeutet habe. Was ich angedeutet habe, ist nicht ein phantastisches Ereignis, es ist nicht einmal etwas, was ganz und gar nicht auf der Erde war; sondern zu Gondishapur wurde schon gelehrt dasjenige, wovon ich gestern gesprochen habe: dasjenige, was - aufgefasst in seiner Wesenheit - der größte Gegensatz, der denkbar größte Gegensatz ist gegenüber dem, was aus dem Ereignis von Golgatha sich entwickelt hat. Und es war ein gewisses Bestreben bei den Weisen von Gondishapur. Dieses Bestreben war - und es war genau das, was ich gestern erzählte und vorhin andeutete - eine umfassende Wissenschaft, die hätte ersetzen sollen die Anstrengungen der Bewußtseinsseele, die aber den Menschen zum bloßen Erdenmenschen gemacht hätte, ihn abgeschlossen hätte von seiner wirklichen Zukunft, der Hineinentwickelung in die geistige Welt. Weise Menschen würden entstanden sein, aber materialistisch denkende Menschen, reine Erdenmenschen. Tief hinein hätten sie sehen können auch in das geistige Irdische, in das Übersinnlich-Irdische; aber abgeschnitten gewesen wären sie gerade von derjenigen Entwickelung, die dem Menschen zugedacht ist von seinen Schöpfern mit dem Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmenschen. Und wer eine Ahnung hat von der Weisheit von Gondishapur, der wird sie zwar halten für eine der Menschheit im höchsten Sinne gefährliche, aber er wird sie zu gleicher Zeit halten für ein ungeheueres Phänomen. Und die Absicht bestand, nicht nur die Umgegend, sondern die ganze damals bekannte zivilisierte Welt, nach Asien und Europa überall hin, mit dieser Gelehrsamkeit zu überschwemmen. Die Ansätze waren dazu auch gemacht. Aber es wurde abgestumpft dasjenige, was von Gondishapur ausgehen sollte, gewissermaßen zurückgehalten von retardierenden geistigen Kräften, die doch zusammenhingen, wenn sie auch wiederum eine Art von Gegensatz bilden, mit dem, was durch den Christus-Impuls beeinflusst war. Es wurde abgestumpft dasjenige, was von Gondishapur ausgehen sollte, zunächst durch das Auftreten Mohammeds. Indem Mohammed eine phantastische Religionslehre verbreitete, vor allen Dingen über diejenigen Gegenden, über die man verbreiten wollte die gnostische Weisheit von Gondishapur, nahm er sozusagen dieser gnostischen Weisheit von Gondishapur das Feld weg. Er schöpfte sozusagen den Rahm weg, und dann segelte dasjenige nach, was von Gondishapur kam, und konnte nun nicht durch dasjenige durch, was Mohammed getan hatte. Das ist gewissermaßen die Weisheit in der Weltgeschichte; man kennt auch den Mohammedanismus erst richtig, wenn man zu den andern Dingen noch weiß, dass der Mohammedanismus dazu bestimmt war, die gnostische Weisheit von Gondishapur abzustumpfen, ihr die eigentliche, stark ahrimanisch versucherische Kraft, die sie auf die Menschheit sonst ausgeübt hätte, zu nehmen. Nun, ganz verschwunden aber ist nicht diese Weisheit von Gondishapur. Man muss allerdings sorgfältig die Entwickelung der Menschheit seit dem 7. Jahrhundert bis in unsere Zeiten herein verfolgen, wenn man verstehen will, was im Zusammenhange mit der gnostischen Bewegung von Gondishapur geschehen ist. Das ist nicht erreicht worden, was der große Lehrer, dessen Name unbekannt geblieben ist, der aber der größte Gegner des Christus Jesus war, was der in Gondishapur den Schülern beigebracht hat, aber etwas anderes ist doch erreicht worden. Nur muss man, um es zu erkennen, sorgfältige Studien machen. Man kann die Frage aufwerfen: Wodurch ist denn eigentlich die gegenwärtige Naturwissenschaft zustande gekommen, diese eigentümliche naturwissenschaftliche Denkweise? Das, was ich jetzt sage, ist sogar sorgfältigen Historikern nicht unbekannt. Diese gegenwärtige naturwissenschaftliche Denkweise, wie ich sie Ihnen gestern wiederum charakterisiert habe, sie ist nicht dadurch zustande gekommen, dass sich irgend etwas aus dem Christentum in gerader Linie entwickelt hat; nein, die gegenwärtige naturwissenschaftliche Denkweise hat sozusagen mit dem Christentum als solchem in Wirklichkeit nichts zu tun. Man kann Schritt für Schritt, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt verfolgen, wie, zwar abgestumpft, die gnostische Gondishapur-Weisheit über Südeuropa und Afrika nach Spanien, nach Frankreich, nach England sich hineinverbreitet, hat und dann über den Kontinent, gerade auch auf dem Umwege durch die Klöster, kann verfolgen, wie das Übersinnliche herausgetrieben und nur das Sinnliche zurückbehalten wird, sozusagen die Tendenz, die Intention zurückbehalten wird; und es entsteht aus der Abstumpfung der gnostischen Weisheit von Gondishapur das abendländische naturwissenschaftliche Denken. Besonders interessant ist es, den Roger Bacon nach dieser Richtung zu studieren, nicht Baco von Verulam, sondern Roger Bacon, der zeigt, trotzdem er Mönch ist - aber ein von seinen Kollegen nicht sehr angesehener Mönch - , wie in ihn eingeflossen ist die gnostische Weisheit von Gondishapur. So wenig kennen die Menschen heute die Quellen desjenigen, was in ihren Seelen wirkt, dass man glaubt, vorurteilsloses naturwissenschaftliches Denken zu haben, während dieses vorurteilslose naturwissenschaftliche Denken in Wahrheit aus der Akademie von Gondishapur heraus entstanden ist."

Thomas von Aquin bekämpft die islamischen Philosophen wie Averroes, nicht nur weil sie wie die heutigen Muslime auch, keine individuelle sondern eine All-Seele annehmen, die, wie manche Bilder zeigen, von Allah verspeist wird, sondern weil es von den Scholastikern des Mittelalters, welche die arabischen Gelehrten unter die Füße haben treten wollen und sich immer in dieser Situation geschaut haben, gefühlt worden ist und es zusammenhängt mit tiefsten Entwickelungsimpulsen der Menschheit; Bilder, den  Thomas von Aquin darstellend, Averroes unter seinen Füßen gibt es viele, z.B. Giovanni di Paolo, St. Thomas Aquinas Confounding Averroës, The Triumph of St. Thomas Aquinas, by Francesco Traini, Panel, Santa Catarina, Pisa, Andrea di Bonaiuto, der Triumph des Hl. Thomas von Aquin über arabische Philosophen, Santa Maria Novella 1366 fresco, Filippino Lippi, 1457-1504, Triumph of St Thomas Aquinas, 1489-91. Fresco. Santa Maria sopra Minerva, Rome. Early Renaissance, Benozzo Gozzoli: der Triumph des Hl. Thomas von Aquin über Averroës, Louvre, Paris: "Gehen Sie aber einmal hin und sehen Sie sich die Bilder an, die die Maler gemalt haben über die Art und Weise, wie sich die mittelalterlichen Scholastiker gegen die arabischen Philosophen benehmen. Sehen Sie, wie da im Sinne der abendländischen christlichen Tradition der Scholastiker dargestellt wird, der mit seiner christlichen Lehre dasteht und mit dieser christlichen Lehre die Veranstaltung macht, die es ihm ermöglicht, diese arabischen Gelehrten unter seine Füße zu treten, immer wieder und wiederum dieses leidenschaftliche Motiv: mit der Kraft Christi die arabischen Gelehrten unter die Füße zu treten! Sehen Sie es auf den Bildern, die aus der christlichen Tradition des Abendlandes heraus entstanden sind, und begreifen Sie dann, dass in diesen Bildern alle Leidenschaft des Mittelalters lebt, das Christliche demjenigen entgegenzustellen, was hervorgegangen ist ursprünglich aus der Gegnerschaft gegen den Christus von der Akademie von Gondishapur aus, über die arabische Gelehrsamkeit herüber nach Europa. Und es erscheint dem, der die Zusammenhänge kennt, noch bei Maimonides-Rambam, bei Avicenna, überall erscheint der Nachklang desjenigen, was ich Ihnen dargestellt habe. Denken Sie doch, der Mensch war dazu bestimmt, und das Mysterium von Golgatha sollte ihm dazu helfen, aus seiner Persönlichkeit heraus die Bewußtseinsseele zu finden, um dann weiter aufzusteigen zu Geistselbst, Lebensgeist, Geistesmensch. Da sollte er aber, von genialer gnostischer Gelehrsamkeit aus, unmittelbar durch Offenbarung etwas bekommen, ohne dass seine Bewußtseinsseele vom 15. Jahrhundert an sich zu entwickeln brauchte; wie eine Offenbarung aus der Genialität heraus sollte er da bekommen alles das, was er sonst in eigener persönlicher Tüchtigkeit hätte dann finden müssen im Zusammenhange mit den für ihn bestimmten, ihn bestimmenden göttlich-geistigen Wesenheiten, zu denen eben der Christus Jesus auch gehört. Danach richteten sich auch die Gedanken noch bei denen, welche, schon ganz abgestumpft, die gnostische Weisheit von Gondishapur hatten wie Averroes. Wer begreift denn eigentlich, wenn er jene törichten Notizen ohne Zusammenhang, die man heute über Averroes in den Lehrbüchern findet, liest, warum Averroes, der spanisch-arabische Gelehrte, sagte: Wenn der Mensch stirbt, so fließt nur die Substanz seiner Seele in die allgemeine Geistigkeit aus; der Mensch hat keine persönliche Individualität, sondern alles, was Seele ist in dem einzelnen Menschen, ist nur Spiegelung der einen All-Seele? - Warum sagte Averroes dies ? Weil das ein Zweig ist der Weisheit von Gondishapur, die den Leuten klargemacht hat, nicht dass jeder einzelne die Bewußtseinsseele entwickeln soll, sondern dass ihnen die Bewußtseinsseelen- Weisheit als eine Offenbarung von oben herunter zukommen sollte. Dann wäre sie eine ahrimanische Offenbarung gewesen; aber es wäre tatsächlich mit der Menschheit so geworden, dass der Inhalt der Bewußtseinsseele ein monistischer geworden wäre, und die einzelnen Bewußtseine im Grunde genommen nur Schein geworden wären. Alle Dinge hellen sich auf, die in der abendländischen Kulturentwickelung leben, wenn man die Dinge geistig betrachtet. Nun müssen wir uns immer wieder und wiederum fragen, erstens: Wie kann diese Entwickelung zur Bewußtseinsseele hin stattfinden? Sie muß ja stattfinden. Zweitens: Was hindert den Menschen heute daran, zur Geisteswissenschaft sich zu wenden, die ihm allein den Weg weisen kann zur Bewußtseinsseele?" [21]
 

13. Die kurze Geschichte Russlands III; Dostojewskijs «Die Dämonen» und «Die Brüder Karamasow»; Gefährlichkeit linker Marxisten; Ausgangspunkt der europäischen materialistischen Wissenschaft in den arabischen Kulturen Kleinasiens; Sorat, Satanismus und Marxismus; vergeistigte Bewusstseinsseele im Gegensatz zu ihrem Trugbild in der bolschewistischen Ideologie; Montsalvatsch und Chastel Marveille, Richard Wagners «Tannhäuser», «Lohengrin», «Parsifal»

Das Dämonenreich, das in Form des Bolschewismus 1917 in Russland Eingang findet, wurde prophetisch schon von F.M. Dostojewskij in seinem Roman «Die Dämonen» (1870-72) beschrieben. Die Hauptakteure in dem Roman, Pjotr Werschowenskij und Nikolaij Stawrogin sind bereits von ahrimanischen Dämonen besessen wie die späteren Bolschewisten. Sie sprechen schon von den Menschen als eine Art Herde mit "grenzenlosem Gehorsam". Dostojewskij charakterisiert Stawrogin so: "Das Böse in ihm war kalt und ruhig, wenn ich mich so ausdrücken darf, vernünftig - und somit das Widerlichste, das Furchtbarste, was es überhaupt geben kann." Die Prophetie wurde im Osten Europas in der Form des bolschewistischen Terrors, der, nach "wissenschaftlicher" Terminologie "Diktatur des Proletariats" genannt wurde, zu einer historischen Wirklichkeit, deren Schrecken jede menschliche Vorstellungskraft übersteigt und von linken Parteien in Europa bis heute verharmlost wird. 

Wie gefährlich linke Marxisten sind, zeigt sich daran, dass der bolschewistische Umsturz im Herbst 1917 unter der Führung nur einer ganz kleinen Gruppe "überzeugter Marxisten" durchgeführt wurde. Fatal war neben der "Kollektivierung" bzw. "Industrialisierung" der Landwirtschaft, die Reorganisation aller Unterrichtsangelegenheiten im Lande. Dazu diente das von Lenin unterzeichnete "Schuldekret", dessen praktische Verwirklichung A.W. Lunatscharskij (1875-1933) übertragen wurde, der deshalb schon 1917 zum Volkskommissar für Bildung ernannt wurde - nach Rudolf Steiner das Schrecklichste von allem, was der Bolschewismus in Osteuropa hervorgebracht hat. 

Wie konnten sich diese Ideen der materialistischen Wissenschaft, sei es der Darwinismus mit seiner Lehre, dass der Mensch vom Tier abstamme, oder die Lehre von Laplace, welche den ganzen Kosmos als seelenlosen Mechanismus darstellt, der nur toten, mechanischen Gesetzen unterliegt, oder der Marxismus, der davon spricht, dass alles geistige Leben im Vergleich mit den allein "realen" ökonomischen Prozessen illusorisch sei usw., wie konnten sich diese Ideen, die sich in den Köpfen vieler Universitätsprofessoren und aller sogenannten Führer der Arbeiterklasse im 19. Jahrhundert festsetzen und die im 20. Jahrhundert in die Köpfe von Lenisn, Trotzkij und anderen drangen, wie konnten sich diese plötzlich in den "Bolschewismus" verwandeln, eine der verheerendsten Erscheinungen unserer Zeit? Zuerst hatte sich die materialistische Wissenschaft verbreitet, später die materialistische Weltanschauung, die ihren Höhepunkt in der Form des Marxismus erreichte. Denn die in ihm enthaltene materialistische Deutung der Welt und des historischen Prozesses ist nichts anderes als die letzte Folge der vielhundertjährigen Entwicklung des Materialismus in der Menschheit. 

Rudolf Steiner spricht nun davon, dass sich der bekannte Bagdader Kalif des 8. Jahrhunderts, Harun al Raschid (766-809) als Francis Bacon von Verulam (1561-1626), der zu Recht als der Vater und erste Theoretiker des europäischen Materialismus bezeichnet werden kann, verkörperte. Einer der führenden Gelehrten am Hofe des Kalifen Mamun (813-833), des Sohnes und Nachfolger von Harun al Raschid, verkörperte sich im 18. Jahrhundert als der französische Mathematiker und Astronom Laplace (1749-1827), der eine rein materialistische Theorie über das Entstehen des Weltalls entwickelte, das nach seinen anmaßenden Worten nicht einmal der Hypothese von der Existenz Gottes bedürfe. Und gebel al Tarik, ein bekannter islamisch-arabischer Eroberer des 8. Jahrhunderts, verkörperte sich im 19. Jahrhundert als der Begrübder der materialistischen Lehre von der Herkunft des Menschen, Charles Darwin (1809-1882). So kann man also den Ausgangspunkt der europäischen materialistischen Wissenschaft in den arabischen Kulturen Kleinasiens im 8.-9. Jahrhundert suchen.  Im Jahr 869 wurde auf dem achten allgemeinen Konzil der katholischen Kirche in Konstantinopel offiziell das Prinzip des Geistes innerhalb des Menschen abgeschafft, der Mensch sollte nur noch physisches und seelisches Wesen sein. Damit war nun auch in Europa der Anfang derjenigen Strömung gemacht, die in der ganzen Erdentwicklung gegen den Geist kämpft, das heißt der Strömung, die seitdem die einzige Sünde beging und immer wieder aufs neue begeht, die nach den Worten des Christus dem Menschen nicht in diesem und auch nicht im zukünftigen Leben vergeben wird. Der Marxismus ist die direkte Folge und weitere Fortsetzung dieser Strömung. Dazu Steiner: "Wenn man in Engels und Marx die hauptsächlichsten - ja, wie soll man sagen, ein altes Wort darf man vielleicht nicht anwenden, aber vielleicht unter uns doch -, diese hauptsächlichsten «Propheten» des historischen Materialismus ins Auge fasst, so sind sie die direkten, die unmittelbaren Nachkommen - historisch gefasst - der Väter vom achten ökumenischen Konzil. Da haben Sie die kontinuierliche Fortentwickelung. Was die Väter dazumal getan haben in der Abschaffung des Geistes, das setzten die Marx und Engels fort in ihrem schon sehr weitgehenden Versuche der Abschaffung der Seele. Nicht wahr, alle seelischen Impulse gelten ja nach dieser Anschauung nicht mehr, sondern dasjenige, was die Geschichte vorwärtstreibt, sind nur die materiellen Impulse, ist der Kampf um materielle Güter. Und das Seelische ist nur, wie man es ausgedrückt hat, der Oberbau zu dem eigentlichen Grundbau des rein materiell fortschreitenden Geschehens. Aber ganz besonders wichtig ist die Erkenntnis der echten Katholizität, der Katholizität von Marx und Engels. Das ist vor allen Dingen wichtig, dass man in diesen Bestrebungen des neunzehnten Jahrhunderts die echte, wahre Fortsetzung desjenigen sieht, was mit Bezug auf die Abschaffung des Geistes geschehen ist." Marx wird auch heute noch von den Linken als eine Art neuen "Papst" verehrt und das von ihm verfasste "Kapital" als neues "Evangelium", obwohl überzeugte Marxisten allmählich die ganze Bevölkerung Russlands und halb Asiens vergiftet haben. 

Welcher Dämon steckt hinter dem Marxismus? Das Wesen dieses Impulses besteht darinnen, dass im siebenten Jahrhundert ein mächtiges Wesen der geistigen Welt, das in der Apokalypse des Johannes im Bilde des Tieres dargestellt wird und das in der christlichen Esoterik den Namen "Sorat" oder Sonnendämon trägt und das in unserem Kosmos der Hauptgegner des Sonnengottes Christus ist, beschloss, um das Jahr 666 den Impuls der völlig dämonisierten Bewusstseinsseele der Menschheit einzuflößen, um so die Entwicklung an sich zu reißen und sie in seinem, das heißt antichristlichen Sinne zu benutzen. Das sollte um das Jahr 666 mit Hilfe der dem "Tier" dienenden ahrimanischen Geister vor sich gehen. Damit wäre die weitere Entwicklung des Menschen verbaut gewesen. In der äußeren Geschichte wurde die Akademie von Gondishapur von diesem Dämon inspiriert. Um das Jahr 666 stand der große Lehrer an der Spitze dieser Akademie, der sie leitete und ein Eingeweihter in den Mysterien des Sonnendämons war. Dieser "schwarze Eingeweihte" und seine Schüler hatten vor allem die Abschaffung des Geistprinzips bewirkt. Vor allem aber verbreitete sich der Impuls von Gondishapur mit Hilfe der Schüler des "schwarzen Eingeweihten" in fast allen höheren schichten der muslimisch-arabischen Bevölkerung Kleinasiens. Demzufolge waren zwischen 666 und 869 alle Muslime, die in jenen Gebieten lebten, von diesem Impuls betroffen, wie zum Beispiel Gebel al Tarik, Harun al Raschid, die Kalifen Mamun und Muawija. Später wurden ihre Lehren überall mittels solcher internationalen Organisationen verbreitet, wie des "Bunds der Kommunisten", der "internationale" usw.. Schließlich inkarnierten sich am Ende des 19.Jahrhunderts, hauptsächlich in Osteuropa eine ganze Reihe unmittelbarer Schüler des "schwarzen Eingeweihten", der einst der Lehrer von Gondishapur im 7. Jahrhundert war. Und sie sind es, in deren Köpfen der "theoretische Marxismus" ihrer westeuropäischen Vorkäufer zum Bolschewismus wird. Und damit gelten sie als die größten, intensivsten Feinde der wahren geistigen Entwicklung der Menschheit. Es ist eine dunkle "Religion des Ahriman" entstanden. Daher auch gewisse Elemente des Satanismus und gotteslästerliche Ausfälle auf das Christentum bei dem jungen Marx und Engels, die nichts anderes sind als dunkle Erinnerungen an ihren übersinnlichen Dienst für die antichristlichen Mächte   In «Die Brüder Karamasow» sagt der Starez Sossima über solche Menschen: "Sie denken, alles ohne Christus gerecht aufzubauen, aber sie werden enden, dass sie die Welt mit Blut überschwemmen...." 

Welche übersinnlichen Ereignisse finden zu dieser Zeit gerade statt? Der Bolschewismus entstand und entwickelte sich zwischen 1879 und 1917, wobei diese Entwicklung in dem Augenblick durch die bolschewistische Oktoberrevolution zum Abschluss kam etwa zur Zeit des Kampfes des Erzengel Michael mit den "Geistern der Finsternis". Als das Einwirken der "Geister der Finsternis" am stärksten war, begann die bolschewistische Revolution. Auch im heutigen Russland ist die Frage nach der wahren, das heißt der vergeistigten Bewusstseinsseele im Gegensatz zu ihrem Trugbild in der bolschewistischen Ideologie so aktuell wie nie zuvor. Man hatte gedacht dass Russland 1989 entgültig das bolschewistische Joch abschüttelt, Putins Verehrung der bolschewistischen Größen wie Lenin und Stalin, deutet jedoch auf das Gegenteil hin. 

Wie schon von Wolfram von Eschenbach in seiner Sage vom Heiligen Gral beschrieben hat, spielen sich gerade jene Kämpfe um die christliche Zukunft der Menschheit ab, die in den Sagen über die heilige Schale als unerbittlicher Kampf der zwei Hauptpole der Weltentwicklung in den Bildern der zwei Burgen von Montsalvatsch und Chastel Marveille beschrieben werden, die Richard Wagner so hervorragend in Musik gesetzt hat, und die mit Montsalvatsch in der Menschheit ein neues "Zivilisationsprinzip" bewirkt und zu einer "Wissenschaft vom Gral" führt.

Deshalb soll hier nocheinmal ausführlich auf Richard Wagners Musikdramen «Tannhäuser», «Lohengrin», «Parsifal» eingegangen werden. Schon hinter der höfischen Kultur und der Gotik spielte sich ein Geisteskampf ab, der um die Seele des Abendlands entbrannt war. Der Islam hatte Spanien erobert, und schob sich über Sizilien und Süditalien, wo sich der Staufenkaiser Friedrich II. stark mit ihm verband, immer mächtiger in die europäische Welt hinein. In den Chroniken des 13. Jahrhunderts und in der Legende der heiligen Elisabeth von Thüringen wird der Sängerkrieg als ein historisches Ereignis behandelt und auf die Jahre 1206 und 1207 datiert. Auf dem Sängerwettstreit hat der Kampf gegen den Arabismus, inspiriert vom "schwarzen Eingeweihten", begonnen. Mit dem Erwachen der starken intellektuellen Kräfte geht Hand in Hand die Entfesselung der niederen Minne. Es ist besonders tiefsinnig, dass gerade aus dem gleichen Lande, aus dem der schwarze Magier Klingsor herbeigeholt wird, auch die grosse Heilige (Elisabeth) kommt. Als Magier hat Klingsor seinen Wettstreit zu führen gesucht. Er ist in die schwarze Kunst eingeweiht. "Zu Paris, so hören wir, fand er eine gute Schule; zu Konstantinopel lernte er, aber auch in Bagdad und Babylon war er drei Jahre in Mohammeds Diensten." Gerade der Minnegesang und die ritterliche Epik seiner Zeit waren vom Ungeist der niederen Minne bedroht. "Wie hätte er, neben allen Bewunderern, nicht Feindschaft finden sollen? Sogar ein Gottfried von Straßburg, der in seiner Tristandichtung wohl die Welt der "edlen Herzen" zu verherrlichen wusste, aber die Seelen nicht aus dem Minnezwang heraus zur Befreiung des Herzens hinzuleiten verstand, mischte sich unter die Gegner Wolframs. Er verhöhnte ihn als einen "Erfinder wilder Mären.... Wolfram entlarvt die Sternenweisheit, die arabischen Geistes ist und die Seelen in Unfreiheit bannt." Mit seinem "Lied an den Abendstern" verherrlicht er das Wunder der Venus Urania, der Himmelsliebe, deren Trägerin Elisabeth auf Erden gewesen ist. Verstrickt sich Heinrich von Ofterdingen (bei Wagner Tannhäuser genannt) in ein Gefühls- und Gedankenwirrwarr, kündet Wolfram den Gralsweg. Der Islam hatte damals eine Wissenschaft, aber sie, insbesondere die Sternenkunde, wusste nichts von der Freiheit und dem Wert der einzelnen Menschenseele. Sie kannte wohl Allah, einen Luzifer-Götzen, aber nicht den göttlichen Sohn, der die Menschheit zur Freiheit berufen hatte. Wolfram entlarvt die Sternenweisheit, die islamisch-arabischen Geistes ist und die Seelen in Unfreiheit bannt. 

Richard Wagner (1813-1883) hat in seiner Lohengrindichtung dem Grafen Telramund die Gestalt der Ortrud zugesellt als Trägerin des heidnischen Zauberwesens; sie ruft noch die alten Götter an, um  - ähnlich wie der islamische Klingsor - den Kampf gegen die Gralskräfte aufzunehmen. Durch Wagners "Romantische Oper" ist die strahlende Gestalt des Gralsgesandten weithin bekannt geworden. Wagner schreibt an Liszt zur Figur der Gegenspielerin Ortrud: "Sie möchte die Welt und die Natur ausrotten, nur um ihren vermoderten Göttern wieder Leben zu schaffen." Sie ist damit auch die Antagonistin der Gralsritter, die das Christentum gegen den Islam bzw. heidnische Horden aus dem Osten verteidigen. Lohengrin weissagt dem König zum Schluss einen Sieg gegen die Horden aus dem Osten: "Nach Deutschland sollen noch in fernen Tagen / des Ostens Horden siegreich nimmer ziehn!". Auch Etzel, der grosse Hunnenkönig Attila, ist eine über die Jahrhunderte hinaus wirkende Sagengestalt. "Er, der den Bestand des christlichen Abendlandes mit seinen Heerzügen auf das äusserste bedroht hatte, wurde noch immer hinter all dem wirkend empfunden, was bis in spätere Zeiten hinein mit den Einfällen der Ungarn die mitteleuropäische Kultur beunruhigte. Parzival aber und seine über den Tod hinaus wirkende Gegenwart in der Sendung Lohengrins steht als der Garant für das Schicksal des christlichen Abendlandes da. Dieses darf aus dem Reiche der Toten Führung und Schutz erwarten. Die Hüter des Grals sind die mächtigen Beschirmer der christlichen Sendung Europas. Wenn um die Mitte des 13. Jahrhunderts die Lohengrin-Sage volkstümlich gemacht wird, so kann damit eine unmittelbare Parallele zwischen den Hunnen- und Ungarnzügen früherer Jahrhunderte und dem Tatarensturm der Gegenwart empfunden werden. 1241 hatte sich die christliche Ritterschaft Schlesiens dem Ansturm des großen Mongolenheeres entgegengestellt. Sie war dabei in der Schlacht von Liegnitz völlig aufgeopfert worden, aber das Mongolenheer zog sich zurück." Ein rätselhafter Vorgang, hinter dem man das Walten unsichtbarer Mächte zu spüren glaubte. Verdi hat dies eindrucksvoll vertont in seiner Oper "Attila". Die Lohengrin-Dichtung mit ihren ausführlichen Schilderungen der Heldenkämpfe gegen die Ungarn und Sarazenen bzw. Muslime konnte ermutigend wirken für die Ritterschaft, "deren heilige Aufgabe es war, den Schild über die christliche Kultur des Abendlandes zu halten."

Bereits im "Tristan und Isolde" wurde an manchen Stellen die Tonart As-Dur verwendet; ihre spezifische Verwendung bei Richard Wagner dient der Charakterisierung des Überirdischen und Jungfräulichen, der Hinwendung zum Göttlichen. Im Parsifal wird sie zur Haupt- und Grundtonart. Es kommt auf eine bestimmte Seelenhaltung in bestimmten Situationen an. "Immer dort, wo ihre Seele sich gleichsam zur 'Schale', zum 'Kelch' formt, um ein Höheres, Geistiges zu empfangen - man denke an Elsas Traumerzählung, an die Nachtwache im 'Tristan' oder an die 'Geistberührung', die Evchen durch Sachs empfängt -, ertönt diese Harmonie... Im Parsifal-Vorspiel liegt das Zu-Empfangende im geistigen Gehalt des Liebesmahlspruches." Und das Erklingen der As-Dur-Harmonie nach diesem Wort aus der Höhe kündet von Christus, dem "zentralen Mittelpunktsereignis der ganzen Weltschöpfung". Beim Glaubens-Thema geht es nicht darum, etwas blind zu glauben, wie es von heutigen Klerikern oft gefordert wird, sondern um höchste Erkenntnis. "In diesem Sinne gibt Wagner dem Thema auch eine zweifache Ausdrucksform: ein Weben, das die zartesten Keime der Seele in ätherischen Lichteshöhen zum Erblühen bringt, und gleichzeitig als eine in die Tiefen steigende und in mächtigen Akkorden gefügte Klangarchitektur, aus der man ein durchchristetes Wallhall-Thema heraushören könnte." Im ersten Akt hört man das erste zarte Erklingen eines "makrokosmischen Christuserlebens", das dieser Stelle ihren einmaligen Zauber verleiht; der erste Niederschlag jenes Karfreitagserlebnisses in Wagners Seele. Die Waldes-Melodie, die so unser Herz berührt, "offenbart sich bei genauerem Hinhören als eine Umgestaltung, fast könnte man sagen: Metamorphose des Schmerzens-Motives aus dem Liebesmahlspruch. Wie in der 'wilden Schmerzensnacht' die menschliche Seele webt auch draußen in der Natur die Christusspäre." Auch das Zauber- oder Verführungsmotiv erklingt hier zum ersten Mal. Es wird harmonisch von einem Akkord getragen, den man mit gutem Grund einen "mystischen Akkord" nennt. In seiner Intervallstruktur ist er gestaltgleich mit dem Tristan-Akkord. Das Klingsor-Motiv allerdings erklingt als ein neues Thema. "Die diesem Motiv zugrunde liegenden Harmonien haben etwas Teuflisches; denn jedesmal vor dem Harmoniewechsel ist der Grundton der zu verlassenden Harmonie in eine gänzlich irrationale verminderte (tiefalterierte) Sept umzudeuten, damit die folgende Mollterz entstehen kann." Vom geistig-qualitativen Ton-Erlebnis her betrachtet, bedeuten diese "problematischen Umdeutungen" in Wahrheit einen Missbrauch der Enharmonik. Denn es geht hier nicht um echte Verwandlung, sondern um verwirrende, trügerische Verwechslung, durch die harmonische Sphären beziehungslos nebeneinandergestellt werden. Damit aber charakterisiert dieses Thema die Klingsor-Gestalt, die bei Wagner den abstrakten Arabismus bzw. Islam symbolisiert und der zusammen mit dem mohammedanischen Allah, der eigentliche Luzifer, mit "seinen bösen Künsten" im Mittelalter die Gralsritter bekämpfte. Alberichs Fluch und das Klingsor-Motiv stehen beide in b-Moll. Allerdings liegt zwischen beiden ein gewaltiger Unterschied. Was im "Ring" unverrückbare Notwendigkeit war, Weltenschicksal, dem Siegfried nicht entgehen konnte, wird hier zu einer Tat des Menschen, der keine Zwangsläufigkeit innewohnt. Jeder kann sich heute frei entscheiden, ob er als Gralsritter für das Christentum streitet oder ob er sich von islamischen "Geistlichen" einlullen lässt und mit Klingsor gegen das Christentum kämpft. Die Wiedergewinnung des Speers heißt ja, dass sich das Ich aus der Scheinwelt der Sinne und des islamischen Truges befreit, die Egoität überwindet und sich seiner wahren Wesensnatur gemäß verwirklicht. Klingsors Macht ist letztlich die Ohnmacht der Ritterschaft, so wie die christlichen Würdenträger heute nur noch damit beschäftigt sind Missbrachsfälle aufzuklären und zumindest in Europa so ohnmächtig sind, dass sie dem Islamismus nichts entgegenzusetzen haben. Parsifals Weg führt ihn in den Umkreis der Gralsburg, in den "heiligen Hain", der von makrokosmischen Christuskräften erfüllt ist, wie uns das Thema der "Waldesmorgenpracht" offenbart. Zur berühmten Verwandlungsszene sagt Wagner selbst: "In diesem Interess hatte die Vorüberführung einer wandelnden Szene durchaus nicht als, wenn auch noch so künstlerisch ausgeführter, dekorativ-malerischer Effekt zu wirken, sondern, unter der Einwirkung der die Verwandlung begleitenden Musik, sollten wir, wie in träumerischer Entrückung, eben nur unmerklich die 'pfadlosen' Wege zur Gralsburg geleitet werden, womit zugleich die sagenhafte Unauffindbarkeit derselben für Unberufene in das Gebiet der dramatischen Vorstellung gezogen war." 

Das Bühnenbild im zweiten Aufzug zeigt Klingsors Schloss. Die Neuinszenierung des Parsifal 2023 in Bayreuth von Jay Scheib ist mit Ausnahme der "augmented Reality" recht gut gelungen, was natürlich auch an StarsängerInnen wie Elina Garanca als Kundry, Georg Zeppenfeld als Gurnemanz und Pablo Heras-Casado als Dirigent liegt. Die Regie lässt Klingsor quasi als Zuhälter mit einer Horde von Prostituierten in einem von Muslim-Clans dominierten Stadtteil erscheinen, in dem die Männer ihre Frauen nur verschleiert herum laufen lassen. Kundry trägt anfangs ein islamisches Kopftuch, schliesslich ist sie ja Muslimin, die erst später von Parsifal getauft wird, als das Reich des Zuhälters Klingssor längst zusammengebrochen ist. Auch Uwe Eric Laufenberg mit seiner Neuinszenierung des Parsival 2016 hatte den zweiten Akt durchaus so inszeniert wie es Wagner in den späteren Angaben über den Zaubergarten Klingsors vorgesehen hatte: Die Architektur solle man sich "im arabischen Stil" vorstellen. Bei Wagner heisst es im zweiten Akt wörtlich: "Tropische Vegetation, üppigste Blumenpracht; nach dem Hintergrunde zu Abgrenzung durch die Zinne der Burgmauer, an welche sich seitwärts Vorsprünge des Schlossbaues selbst, arabischen reichen Stiles, mit Terrassen anlehnen... Von allen Seiten her, zuerst aus dem Garten, dann aus dem Palaste, stürzen wirr durcheinander, einzeln, dann zugleich immer mehr schöne Mädchen herein; sie sind mit flüchtig übergeworfenen, zartfarbenen Schleiern verhüllt". Laufenberg hat konsequenterweise die Blumenmädchen erst ganzkörperverschleiert und dann in Bauchtänzerinnen verwandelt. Die islamische Welt wird mit der des Klingsor, also der Welt des Widersachers und Antichristen assoziiert. Parsifal tritt mit moderner Kampfausrüstung auf die Bühne - vor allem im Kampf gegen antichristliche Bestrebungen im Islam. Dennoch geht es auch um "Erlösung dem Erlöser", das heisst Rettung des wahren Christentums aus den Händen des konfessionellen Christentums. Diese Inszenierung kam beim Publikum gut an, nicht zuletzt auch wegen der Sänger Klaus Florian Vogt als Parsifal, Georg Zeppenfeld als Gurnemanz, Elena Pankratova als Kundry sowie den Blumenmädchen. Auch 2017 war wieder ein Erfolg. Wie 2016 siedelt der Regisseur Uwe Eric Laufenberg die Gralsritter im muslimischen Kriegsgebiet an. Der Gegenspieler der Gralsritter und des Parsifal ist Klingsor; "er herrscht über ein orientalisches Lustbad und sammelt Kruzifixe als phallische Trophäen." Parsifal zerbricht Klingsors Speer und hält ihm das Kreuz entgegen, als banne er eine finstere Macht, nämlich Klingsors oder Mohammeds finstere Welt des Islam. Wenn Parsifal Klingsors Lustgarten zum Einsturz bringt, steht das für das Einstürzen des Zentrums der finsteren Macht, des "gewaltigen dogmatisch-kitschigen Erinnerungsbusiness" in Mekka. Auch Wagners Götterdämmerung kann man als Untergang der alten Götterwelt, inkl. der des Islams ("Allah-Dämmerung"), bezeichnen. Klingsor tritt als eine Art Zuhälter auf, die Blumenmädchen, insbesondere Kundry sind seine Haremsdamen. In Kundry wird die "widergöttliche Dämonie dann ins Menschliche heruntergetragen", sie stellt "diese namenlose von Luzifer ergriffene und korrumpierte Welt des Geschöpfseins" dar. Ähnlich wie Hagen aus der Götterdämmerung hasst Klingsor die "Frohen", wie Alberich wird er zum Widerpart alles Lichten, wird ebenfalls zum Repräsentanten eines teuflischen, also "ahrimanischen Prinzips".

In der Blumenmädchenszene wird das Kose-Motiv in As-Dur gespielt und weist auf den nicht zu übersehenden Zusammenhang, der zwischen den von der sprossenden Natur ausstrahlenden Wirkung und jenen des Heiligen Grales besteht. "In beiden Fällen haben wir es mit ätherischen Lebenskräften zu tun. Und die Musik offenbart uns, was in den Gralsmysterien immer gewusst wurde: dass hinter den Lebenskräften der Natur und jenen des Heiligen Grales dieselbe Göttlichkeit steht: der 'Lebensgeist' des zweiten Paradiesbaumes, der in vorchristlicher Zeit als paradiesischer Nachklang in den Wirkenskräften der Göttin Freya verehrt wurde, durch die Menschwerdung Christi aber zur Erde gebracht, nunmehr dem Heiligen Gral entströmt." Kundry, die Parsifal verführen soll, bringt ihn zur Selbsterkenntnis und spricht dies auch aus: "Bekenntnis / Wird Schuld in Reue enden, / Erkenntnis / In Sinn die Torheit wenden." Musikalisch gesprochen, läuft es auf den "mystischen Akkord" hin, dem eigentlichen Ziel der ganzen bisherigen Entwicklung. "Der 'mystische Akkord' entspricht in seiner musikalischen Stellung und Lage genau dem 'Tristan-Akkord', wie er gleich zu Beginn des Vorspieles zum Tristan-Drama erklingt. Was in Parsifals Seele gleichzeitig entbunden wird, ist also die ganze Leidens- und Sehnsuchtswelt Tristans." Die Erfüllung dieses Sehnens ist nur möglich, wenn das Ich sich von der alten Götterwelt, zu der auch der Islam zählt, bzw. dem Atheismus abwendet um ein höheres Dasein zu gewinnen. "Diese Wahrheit hat Wagner während der Arbeit an den 'Meistersingern' gefunden. Im 'Parsifal' wird sie Nachvollzug der Erlösungstat von Golgatha." Die dritte Stufe seiner Erkenntnisleiter erhellt sich ihm nicht durch den Muezzinruf, wie die Kölner Kultubanausin und Oberbürgermeisterin uns glauben machen will, sondern der "Weckruf des Grals-Themas, von Trompeten und Posaunen feierlich intoniert, führt ihn der göttlichen Welt entgegen." Ihm wird bewusst, dass der "Speer in Klingsors Hand" nicht bleiben darf. Erst das vom Atheismus oder Islam befreite Ich, d.h. "der aus der Fessel Kligsors entwundene Speer" ist das wahre Ich. Deshalb ist Parsifals Erkenntnis so wichtig, dass die Wiedergewinnung des "Speeres" nicht Niederzwingung oder Eliminierung jener Kundry-Natur bedeuten kann, sondern deren Verwandlung, wie der Islam nur dazu da ist, die Muslime und Atheisten zu motivieren, sich zu Christen zu verwandeln. Es ist also nicht abwegig den Islam mit Allah, dem Widersacher oder "Klingsor als Vollstrecker eines heiligen Willens zu erkennen." Musikalisch wird dieser Zusammenhang von drei tremolierten "mystischen Akkorden" getragen, die über einen Orgelpunkt chromatisch in die Tiefe sinken. "Christus - das Urbild dieses hohen Ich - zwingt nicht; er lässt den Menschen frei, auch wenn diese Freiheit ein Entfallen aus seiner eigenen Wesenssphäre bedeutet. Der Christus-Sphäre entfallen heißt aber, automatisch in den Bereich gelangen, in dem der Widersacher 'Fürst dieser Welt ist'. Insofern ist es letztlich diese Chistusshäre selbst, die der Klingsor-Tat Raum gewährt." In der Kunst wurde dies vielfach dargestellt. 

Von einem Wandlungsprozess kündet das Vorspiel des dritten Aufzugs. Das "Motiv der Öde" signalisiert eine Gegend, in der früher die islamische Burg Klingsors stand; auf die heutige Zeit übertragen könnte es auch bedeuten eine Gegend, in der früher der Islam herrschte wie in den Kriegsgebieten des nahen Ostens.  "Das Auseinanderklaffen zwischen Geistesflug und Erdenleib erfordert einen langen Prozess der Läuterung und allmähliche Assimilierung des Irdisch-Physischen an das Geistige. Denn auf dem Weg aus diesem Erdental darf das Irdisch-Leibliche, eben 'Kundry', nicht zurückgelassen werden. Eine völlige Verwandlung der Kundry-Welt fordert der Zukunftsweg Parsifals, eine Verwandlung, die Mensch und Natur bis in die physische Stofflichkeit hinein ergreift." Gerade in dieser Auseinandersetzung zeigt sich der grundlegende Unterschied zwischen den mittelalterlichen Dichtungen wie Parsifal und Tristan, die aus der "Gemütsseele" heraus geschrieben wurden und Wagners Neuschöpfungen, die in der "Bewusstseinseele" wurzeln. Zur Szene, in der Parsifal mit dem Speer erscheint, schreibt Lorenz: "Es hat wohl noch kein Tonsetzer gewagt, einen Melodieton (Orgelpunkt ist etwas anderes) so lange aushalten zu lassen. Wieder ein Beweis des beispiellos mächtigen musikalischen Atems des Meisters." Metaphysisch bestätigt die Musik die Verbindung Parsifals mit dieser vergänglichen, den Todeskräften preisgegebenen Geschöpf-Natur, also sein Wandeln in dieser Welt der Geistesferne und Verlassenheit. Im cis, das Endton der Zauber-Motivik und gleichzeitig Anfangston des nun ertönenden Mitleids- bzw Blick-Motives ist, liegt musikalisch der wichtige Hinweis, dass die tragende und ungebrochene Seelenkraft dieses Parsifal-Weges die "Nachfolge jener Liebeskraft ist, die durch die 'Heiland-Klage' zu Parsifal spricht... Was der dritte Akt im Bilde bringt, ist fernste Menschheitszukunft." Das Mitleid Parsifals ist aber mehr als bloßes Mitgefühl. "Das Mitleid Christi war umfassendes Welten-Schmerzerleben. Es umfing alles, was in der Welt des Vaters bis zum Ereignis der Zeitenwende von der Menschheit durchlitten ward. Christi Passion, sein Sühnetod schufen erst die Möglichkeit, in der Nachfolge dieses urbildlichen Erleidens, selbst zum Träger dieser höchsten Mitleidskraft zu erwachsen. So stellt das Mitleid eine besondere Steigerung der Liebe dar, die keineswegs von Anbeginn auf der Erde zu finden war, die zu gewinnen und zu verwirklichen jedoch eines der großen Ziele dieser Erdenentwicklung ist." In Wagners Ring-Tetralogie war es Brünhilde, die zum erstenmal im heidnischen Götterkreis Mitgefühl empfand, als sie todverkündend vor Siegmund stand. Seit Christus geht es um die Erringung eines "Herzens-Wissens", in dem Liebe zum Licht einer "entluziferisierten Erkenntnis" wird. 

Das Blumenaue-Motiv erinnert an das Waldweben im "Siegfried", was ein erster musikalischer Hinweis dafür ist, "dass die Christus-Kraft nun auch die ganze Natur durchflutet... So wird das Blumenaue-Thema auch zu einem durchchristeten Freya-Motiv." Der "Karfreitagszauber" spricht aus, wie die vergängliche Welt der Dinge voll Hoffnung auf den Menschen blickt, von dem sie sich ein Unvergängliches erwartet, nicht zuletzt auch, dass sich der Mensch um das Wohl der Tiere und der gesamten Erde kümmere, statt sie zu ruinieren und Tiere zu drangsalieren und durch Massentierhaltung und Gentechnik zu quälen, wie auch Schopenhauer anmahnt. 

Parsifal tritt in ein Mysterium ein, "in die unsichtbare Gralsburg, die jedoch eine geistige, urbildliche Realität ist... Künstlerisch lässt sich dasjenige, was bereits zur Gänze der überirdischen Seinssphäre angehört, nur im Bild darstellen: die Heilung des Amfortas, die Entsühnung der Kundry-Welt und damit die Wiedergewinnung eines verlorenen Paradieses." Die Wissenschaft hat inzwischen bestätigt, dass klassische Musik einen positiven Effenkt auf Menschen und Tiere ausübt. Das gilt von Mozarts und Haydns Musik und besonders auch von Wagners Musik. Das Geheimnis der klassischen Musik, insbesondere der Wagner'schen Musik, ist es nach Steiner, bestimmte Schwingungen im "Ätherleib" zu erzeugen. "Man braucht die Dinge gar nicht wirklich zu verstehen, aber man bekommt ihre wohltätigen Wirkungen durch den Ätherleib. Der Ätherleib hängt mit allen Wallungen des Blutes zusammen. Richard Wagner hat das Geheimnis des gereinigten Blutes verstanden. In seinen Melodien liegen die Schwingungen, die im Ätherleibe des Menschen sein müssen, wenn er sich so läutert, wie es nötig ist, um das Geheimnis des Heiligen Grales zu empfangen. Es handelt sich bei Richard Wagners Schaffen um eine religiöse Vertiefung der Kunst, zuletzt aber um ein tiefes Verständnis des Christentums. Er wusste, dass in der musikalischen Gestalt das Christentum am besten zum Vorschein kommen kann." [22]
 
 

14. Zur Erkenntnis des Mysteriums von Golgatha, Apokalypse; Uroffenbarung der Erde, kosmische Bedeutung des Christus; Marxisten als «Propheten» des historischen Materialismus, naturwissenschaftliche Weltanschauung

Uroffenbarung der Erde, kosmische Bedeutung des Christus: "Es gab Zeiten in der Erdenentwickelung, in denen die Menschen im Sinne alten atavistischen Hellsehens durch das Bekanntwerden mit dem intimen Zwiegespräch der Erde mit dem Makrokosmos in ein Verhältnis zu dem Christus kamen. Und darauf beruht dasjenige, was mit einem gewissen Rechte manche vernünftige neuere Gelehrte, Religionsforscher, annehmen: dass es eine Uroffenbarung der Erde gegeben hat. So aber, wie ich es geschildert habe, so kam sie zustande. Eine Uroffenbarung. Und die einzelnen Religionen über die Erde hin sind die in die Dekadenz gekommenen Fragmente aus jener Uroffenbarung. ... Denn das wird eine tiefe Eigentümlichkeit der christlichen Weltauffassung werden müssen, dass diese christliche Weltauffassung Verständnis wird entgegenbringen können allen anderen Auffassungen der Menschen, bloß mit Ausnahme des groben, rohen Materialismus. ... Aber nicht früher wird Einigkeit herrschen mit Bezug auf die Dinge, über die Einigkeit herrschen sollte über die ganze Erde hin, bis die Menschen erkannt haben die kosmische Bedeutung des Christus. Denn über die kosmische Bedeutung des Christus werden Sie zu dem Juden, zu dem Chinesen, zu dem Japaner, zu dem Inder sprechen können, wie Sie zu dem christlichen Europäer sprechen. Und damit eröffnet sich eine ungeheuer bedeutungsvolle Perspektive, auf der einen Seite für die Weiterentwickelung des Christentums auf der Erde, auf der anderen Seite für die Weiterentwickelung der Menschheit auf der Erde."

Abschaffung der Seele; Marxisten als «Propheten» des historischen Materialismus, naturwissenschaftliche Weltanschauung: "Ein sehr weitgehender Anfang zur Abschaffung der Seele liegt auf den verschiedensten Gebieten vor. So ist im neunzehnten Jahrhundert das heraufgezogen, was man den historischen Materialismus nennt, der die grundlegende geschichtliche Anschauung für die heutige Sozialdemokratie geworden ist. Wenn man in Engels und Marx die hauptsächlichsten - ja, wie soll man sagen, ein altes Wort darf man vielleicht nicht anwenden, aber vielleicht unter uns doch -, diese hauptsächlichsten «Propheten» des historischen Materialismus ins Auge fasst, so sind sie die direkten, die unmittelbaren Nachkommen - historisch gefasst - der Väter vom achten ökumenischen Konzil. Da haben Sie die kontinuierliche Fortentwickelung. Was die Väter dazumal getan haben in der Abschaffung des Geistes, das setzten die Marx und Engels fort in ihrem schon sehr weitgehenden Versuche der Abschaffung der Seele. Nicht wahr, alle seelischen Impulse gelten ja nach dieser Anschauung nicht mehr, sondern dasjenige, was die Geschichte vorwärtstreibt, sind nur die materiellen Impulse, ist der Kampf um materielle Güter. Und das Seelische ist nur, wie man es ausgedrückt hat, der Oberbau zu dem eigentlichen Grundbau des rein materiell fortschreitenden Geschehens. Aber ganz besonders wichtig ist die Erkenntnis der echten Katholizität, der Katholizität von Marx und Engels. Das ist vor allen Dingen wichtig, dass man in diesen Bestrebungen des neunzehnten Jahrhunderts die echte, wahre Fortsetzung desjenigen sieht, was mit Bezug auf die Abschaffung des Geistes geschehen ist. Ein weiterer Impuls zur Abschaffung der Seele liegt ja in der Entwikkelung der modernen naturwissenschaftlichen Weltanschauung. Die naturwissenschaftliche Weltanschauung - ich meine jetzt nicht die Naturwissenschaft, sondern die naturwissenschaftliche Weltanschauung, welche vor allen Dingen nur das Körperliche als real gelten lassen will, und alles Seelische nur wie eine Erscheinung, auch wie so einen Oberbau des Körperlichen gelten lassen will -, sie ist die direkte Fortsetzung jener Entwickelung, die wir eben in den wichtigen Momenten erfasst haben beim achten ökumenischen Konzil. Nur wird vielleicht ein großer Teil der Menschheit an die Sache nicht glauben, bis, von gewissen Zentren der Erdenentwickelung herkommend, die Abschaffung der Seele Gesetzeskraft erlangen wird; mehr oder weniger Gesetzeskraft erlangen wird. Denn es wird gar nicht lange dauern, so werden in mancherlei Staaten Gesetze entstehen, welche darauf hinauslaufen werden, jeden, der im Ernste von einer Seele spricht, als nicht vollsinnig zu erklären, und für einen ganz vollsinnigen Menschen nur denjenigen zu erklären, welcher die «Wahrheit» einsieht, dass Denken, Fühlen und Wollen aus gewissen Vorgängen des Leibes entstehen auf ganz notwendige Weise. Begonnen hat ja nach dieser Richtung Verschiedenes, aber solange das, was da begonnen hat, nur theoretische Anschauung ist, so lange hat es nicht seine große, tief einschneidende Wirkung und Bedeutung. Es erlangt diese tief einschneidende Wirkung und Bedeutung, wenn es in die soziale Ordnung, in das soziale Leben der Menschen übergeht. Und da wird kaum die erste Hälfte dieses Jahrhunderts zu Ende gehen, ohne dass auf diesen Gebieten dasjenige geschieht, was für den Einsichtigen ein Furchtbares ist: eben ein solches Perhorreszieren der Seele, wie dazumal im neunten Jahrhundert der Geist perhorresziert worden ist. Man kann immer wieder und wiederum nur sagen: Dasjenige, um was es sich handelt, ist die Einsicht in solche Dinge, ist die Einsicht in die Impulse, innerhalb welcher der Mensch im Laufe der geschichtlichen
Entwickelung lebt: die Einsicht in diese Dinge. Denn nur allzusehr gilt es für die Menschheit der Gegenwart, dass sie unter der Erziehung, welche die rein materialistische Weltanschauung gibt, sich einem gewissen Schlafzustand überlässt. Die materialistische Weltanschauung schließt in einer gewissen Weise den Menschen vom wirklichen Denken ab, vom wirklich gesunden Anschauen der Wirklichkeit ab, lullt ihn ein in bezug auf Wichtiges, was in der geschichtlichen Entwickelung wirklich lebt. Und so ist heute noch immer, auch bei denjenigen, die gern einer bestimmten Sehnsucht nach Geist-Erkenntnis nachgehen wollen, kein starker Wille vorhanden, aufzuwachen über gewisse Impulse, die in unserer Entwickelung drinnenliegen, wirklich aufzuwachen; wirklich zu versuchen, die Dinge in ihren Zusammenhängen anzuschauen, wie sie sind. Es gab also in Palästina drüben eine Art Geheimlehre, welche vorbereitet hat das Mysterium von Golgatha, der gegenüber das Mysterium von Golgatha wie eine Erfüllung war. Ich habe das ja so ausgesprochen, dass ich sagte, das Mysterium von Golgatha stellte das größte Geheimnis der Erdenzeit auf den historischen Schauplatz heraus. Wenn das so ist, dann kann man die Frage aufwerfen: Warum entwickelte sich eine so starke Antipathie des Römertums gegenüber dem, was sich da als Christentum in Anknüpfung an das Mysterium von Golgatha ergeben
hat? Und warum ergab es sich aus diesen Impulsen heraus, dass geradezu der Geist abgeschafft worden ist? Die Dinge haben immer viel tiefere Zusammenhänge, als man eigentlich merkt, wenn man sie bloß ihrer Oberfläche nach betrachtet. Denn, dass Marx und Engels Kirchenväter sind, werden nicht viele Leute heute zugeben wollen; aber das ist noch keine ganz besonders tiefe Wahrheit. Auf eine tiefere Wahrheit führt es schon, wenn man folgendes ins Auge fasst: Im Gerichtshofe, durch den der Christus Jesus verurteilt worden ist, wirkten vorzugsweise Sadduzäer, diejenigen, die man Sadduzäer nannte. Was waren die in der Zeit, als das Mysterium von Golgatha sich abspielte? Was waren die eigentlich, die dazumal mit Recht mit dem Namen Sadduzäer bezeichnet worden sind? Es waren diejenigen Leute, welche alles, was aus dem Mysterium kam, hinwegeskamotieren wollten, hihweghaben, hinwegschaffen wollten. Diese Sadduzäer waren geradezu diejenigen, welche einen gewissen Horror, einen Schrecken, Schauder hatten vor allem Mysterienkult. Sie waren aber diejenigen, die den Gerichtshof in Händen hatten. Und sie waren es auch, die die Verwaltung dazumal in Palästina in Händen hatten. Sie standen aber ganz unter dem Einfluss des römischen Staates, durchaus unter dem Einfluss des römischen Staates. Sie waren im Grunde die Knechte des römischen Staates, was sich äußerlich schon dadurch ausdrückte, dass sie ihre Stellen durch Riesensummen erkauften, und dann wiederum diese Riesensummen erpressten von der jüdischen Bevölkerung Palästinas. Sie waren es, deren Blick sich vor allen Dingen darauf richtete - weil sie, man könnte sagen, ihr ahrimanischer Materialismus zu diesem Blick geschärft hatte - , sie waren es, deren Blick sich vor allen Dingen darauf richtete, zu sehen, dass eine große Gefahr für das Römertum vorliege, wenn dasjenige irgendwie Geltung bekäme, was mit dem Christus im Einklänge mit dem Mysterienwesen geschähe. Sie hatten eine instinktive Ahnung davon, dass vom Christentum etwas ausgeht, was das Römertum allmählich zertrümmern wird. Und damit hängt es zusammen, dass im Grunde genommen im Laufe des ersten Jahrhunderts und auch noch in spätere Jahrhunderte hinein von seiten des Römertums aus diese furchtbaren Vernichtungskriege geführt wurden gegen das palästinensische Judentum. Und diese Vernichtungskriege, die furchtbarer Art waren, sie wurden hauptsächlich geführt unter dem Gesichtspunkte, mit den hinzuschlachtenden Juden auch auszurotten alle diejenigen, welche etwas wußten von der Tradition und der Wirklichkeit der Mysterien. Es sollte mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden dasjenige, was sich an das Mysterienwesen angliederte, das gerade in Palästina vorhanden war. Und mit dieser Ausrottung hängt es vielfach zusammen, dass auch die Anschauung vom pneumatischen Menschen, der Weg zum pneumatischen Menschen, zunächst, ich möchte sagen, verschlagen, vermauert wurde. Es wäre gefährlich geworden für diejenigen, die auch später von
Rom aus, aus dem romanisierten Christentum heraus, den Geist abschaffen wollten, es wäre gefährlich für sie geworden, wenn noch viele vorhanden gewesen wären, die aus den alten Schulen Palästinas heraus etwas gewußt hätten über die Wege zum Geiste hin, die noch Zeugnis davon hatten ablegen können, dass der Mensch aus Leib, Seele und Geist besteht. Denn es musste mit demjenigen, was vom Römertum ausging, etwas in bezug auf die äußere Menschenordnung begründet werden, bei dem der Geist nichts zu suchen hatte. Es musste eine Entwickelungsströmung eingeleitet werden mit Ausschluss spiritueller Impulse. Das wäre nicht gegangen, wenn zu viele Menschen etwas gewußt hätten von der Mysterieninterpretation des Mysteriums von Golgatha. Denn instinktiv fühlte man, dass dasjenige, was sich aus dem römischen Staate entwickeln sollte, nichts vom Geist in sich haben durfte. Die Kirche und der römische Staat gingen eine Ehe ein, gliederten ja insbesondere dann aus dieser Ehe heraus auch noch die Jurisprudenz ein. Bei alledem durfte der Geist kein Wort mitreden. Das war wichtig." [23] 

"So sehen wir, dass der Apokalyptiker auf den Gegner des Lammes hindeutet. Unten erscheinen da, wo die Erde ins Geistige übergeht, die Gestalten der Menschen so, dass sie ihre alte Tierform erhalten. Es erscheint das Tier mit den sieben Köpfen und zehn Hörnern, aber es erscheint auch ihr Verführer, der die starke Kraft hat, sie nicht zurückkommen zu lassen zur Sonne, der Gegner des Christus. Die Menschen selber können keine Gegner des Christus sein, können nur sozusagen durch das, was in ihnen an falscher Kraft ist, versäumen, das Christus-Prinzip in sich aufzunehmen. Aber es gibt einen solchen Gegner: das Sonnendämonium. Das erscheint, sobald etwas da ist, das ihm zur Beute fallen kann. Bevor die Beute da ist, bevor die Menschen da sind mit den sieben Köpfen und zehn Hörnern, da ist nichts zu verführen, da hat auch der Verführer nichts zu suchen. Dann aber, wenn der Mensch mit solchen Anlagen erscheint, dann kommt der Verführer. Und er erscheint als das zweite der Tiere und verführt. In dem Augenblick also, wo die Erde in den astralschen Zustand übergeht, erscheint vom Menschen dasjenige, was an ihm vorhanden war, als die Erde noch mit einer Wasserhülle umkleidet war. Es steigt auf das Menschentier. Aus dem Wasser sieht man sich erheben das Tier mit den sieben Köpfen und den zehn Hörnern. dass dieses Tier unbenutzt gelassen hat die Erde, das macht, dass jetzt aus der Erde aufsteigen kann Sorat, der Sonnengegner, der Verführer, der dadurch sich dem Menschen nahen und ihn mit aller Kraft in den Abgrund hinunterreißen kann. So sehen wir ein Wesen an die Menschen sich schmiegen von diesem Zeitpunkt an, das eine furchtbare Gewalt hat. Was tut denn dieses Wesen, um die Menschen in solch schauderhafte Dinge hineinzuführen, wie wir sie ahnen können? Damit die Menschen verführt werden zur bloßen Unmoral, zu dem, was sie schon als Normalmenschen kennen, dazu brauchte es dieses Ungeheuers nicht, das als Sonnendämon erscheint. Erst wenn dasjenige, was im guten Sinne die Wesen auszeichnet, die dem Menschengeschlecht Rettung bringen, erst wenn
die spirituelle Erhebung in ihr Gegenteil verwandelt wird, wenn die spirituelle Kraft in den Dienst des niederen Ich-Prinzips gestellt wird, dann kann sie die Menschheit so weit bringen, dass das Tier, das dargestellt wird mit zwei Hörnern, über sie Gewalt erlangt. Der Missbrauch der spirituellen Kräfte hängt zusammen mit jener verführerischen Kraft des Tieres mit den zwei Hörnern. Und wir nennen diesen Missbrauch der spirituellen Kraft die schwarze Magie im Gegensatz zum richtigen Gebrauch, den wir die weiße Magie nennen. So wird das Menschengeschlecht dadurch, dass es sich spaltet, sich darauf vorbereiten, auf der einen Seite in immer geistigere Zustände zu gelangen und dadurch in den Gebrauch der geistigen Kräfte, in die weiße Magie hineinzukommen, und auf der anderen Seite wird dasjenige, was Missbrauch treibt mit den spirituellen Kräften, sich vorbereiten für die wildeste Kraft des zweihörnigen Tieres, die schwarze Magie. Es wird sich letzten Endes die Menschheit spalten in Wesen, welche die weiße, und in solche, welche die schwarze Magie treiben. So ist in dem Geheimnis von 666 oder Sorat das Geheimnis der schwarzen Magie verborgen. Und der Verführer
zur schwarzen Magie, jenes furchtbarsten Verbrechens in der Erdenentwickelung, dem kein Verbrechen gleichkommen kann, er wird vom Apokalyptiker dargestellt durch das zweihörnige Tier. So tritt sozusagen in unseren Horizont ein die Spaltung der Menschheit in urferner Zukunft: die Auserwählten des Christus, die zuletzt sein werden die weißen Magier, und die Gegner, die wilden Zauberer, die schwarzen Magier, die nicht los können von der Materie und die der Apokalyptiker darstellt als diejenigen, die mit der Materie Unzucht treiben. Daher wird dieses ganze Treiben von schwarzer Magie, alles, was da an Ehe entsteht zwischen dem Menschen und der Verhärtung in der Materie, ihm zur Anschauung gebracht vor seiner Seherseele in der großen Babylon, in der Gemeinschaft, die alle diejenigen vereint, die schwarze Magie treiben, in der furchtbaren Ehe oder vielmehr wilden Ehe zwischen dem Menschen und den Kräften der herabgekommenen Materie. Und so sehen wir in einer urfernen Zukunft zwei Kräfte einander gegenüberstehen: auf der einen Seite diejenigen, die hineinsegeln in die Bewohnerschaft der großen Babylon, und auf der anderen diejenigen, die sich erheben über die Materie, die sich als Menschen vereinigen mit dem, was als Prinzip des Lammes hingestellt wird. Wir sehen, wie auf der einen Seite das Schwärzeste sich absondert in der Babylon, geführt von all den der Sonne entgegengesetzten Kräften, von Sorat, dem zweihörnigen Tier, und wir sehen die Menschheit, die sich entwickelt hat aus den Auserwählten, die sich vereinigen mit dem ihnen erscheinenden Christus, dem Lamm: die Hochzeit des Lammes auf der einen Seite, die der Babylon, der untergehenden Babylon auf der andern Seite. Und wir sehen hinuntersinken in den Abgrund Babylon und aufsteigen zu der Handhabung der Kräfte der weißen Magie die Auserwählten, die Hochzeit gehalten haben mit dem Lamm. Und weil sie die geistigen Kräfte nicht nur erkennen, sondern auch diese geistigen Kräfte magisch zu handhaben verstehen, können sie vorbereiten das, was sie an der Erde haben, zu der nächsten planetarischen Verkörperung, zu dem Jupiter. Sie zeichnen sozusagen die großen Grundrisse, die der Jupiter haben soll. Wir sehen sich herauserheben aus der Kraft der weißen Magier die vorbereitenden Gestalten, die hinüberleben sollen als die Gestalten der nächsten Erdenverkörperung, des Jupiters: das neue Jerusalem sehen wir aus der weißen Magie sich erheben. Vorher aber muss ausgestoßen werden, was charakterisiert ist durch Sorat, 666. Ausgestoßen wird, was verfallen ist dem Prinzip des zweihörnigen Tieres und sich daher verhärtet hat zum Tier mit den sieben Köpfen und zehn Hörnern. Die Kraft, durch welche der Sonnengenius überwinden lässt diese Ausgestoßenen, die sie hinuntertreibt
in den Abgrund, diese Kraft wird genannt das Antlitz des Sonnengenius. Und das Antlitz des Sonnengenius ist Michael, der sozusagen als Stellvertreter des Sonnengenius das Tier mit den zwei Hörnern, den Verführer, den man auch den großen Drachen nennt, überwindet. Das wird dargestellt durch das dem Seher erscheinende Bild von Michael, der den Schlüssel zum Abgrund und die Kette in seiner Hand hat, der bei Gott steht und die entgegengesetzten Kräfte gefesselt hält. So wird in der christlich-rosenkreuzerischen Esoterik das Hinwegstoßen derjenigen, die zu 666 gehören, und die Überwindung des Drachens, des Verführers, charakterisiert. So taucht heute vor unserem Blicke auf, was der Apokalyptiker in Geheimnisse gehüllt hat, was man erst durch die Enthüllung herausholen muss, und wozu er sagt: «Hier ist Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tieres», das heißt des zweihörnigen Tieres, «denn diese Zahl ist 666» (Offenbarung Johannis 13,18)." [24] 
 

15. Karmische Zusammenhänge; Arabismus, Mohammedanismus, Türkentum zurückgeschlagen von den Vertretern des europäischen Christentums; im 19. Jahrhundert taucht der Arabismus, Fatalismus (Gebel al Tarik, Harun al Raschid, Muavija usw.) in moderner Form als Charles Darwin, Laplace, Bacon, Wilson auf


Bekenner des Arabismus, Mohammedanismus, Türkentum zurückgeschlagen von den Vertretern des europäischen Christentums, von Karl Martell, Karl dem Großen usw., Türkengefahren in Europa: "Wenn man die Entwicklung des Christentums verfolgt von seiner Begründung auf der Erde weiterhin nach Europa hinüber, wenn man die verschiedenen Wege, welche die christlichen Impulse erfahren haben, verfolgt, dann stößt man ja auf eine andere religiöse Geistesströmung, die, wenn sie heute auch weniger bemerkt wird, einen außerordentlich tiefgehenden Einfluss, ich möchte sagen, gerade unter der Oberfläche der äußeren historischen Ereignisse auf die europäische Zivilisation ausgeübt hat. Es ist dasjenige, was bekannt ist unter dem Namen des Mohammedanismus, die etwas mehr als ein halbes Jahrtausend nach der Begründung des Christentums entstandene mohammedanische Religion, mit allem dem aber, was zusammenhängt mit dem Leben, das sich an die Entstehung dieser mohammedanischen Religion angeknüpft hat. Wir sehen zunächst, wie von Mohammed eine Art von Monotheismus, eine Art von Religion begründet wird, welche aufschaut, so wie das Judentum, in strenger Weise zu einer einheitlichen, die Welt umspannenden Gottheit. Da ist ein einheitlicher Gott, den auch Mohammed verkündigen will. Das ist etwas, was wie ein mächtiger Impuls von Arabien ausgeht und weite, eindringliche Verbreitung drüben in Asien, durch Afrika herüber bis nach Europa herein über Spanien findet. Wer heute die Zivilisation der Gegenwart betrachtet, der wird sogar heute noch vieles in dieser Zivilisation falsch beurteilen, wenn er nicht ins Auge fasst, wie - gerade auf dem Umwege durch die Araberzüge - alles das, was schließlich seine Stoßkraft durch die Tat Mohammeds gefunden hat, mit hineingewirkt hat in die europäische Zivilisation, ohne dass die Form des religiösen Fühlens, mit dem die Sache verbunden war, eben auch einen Einzug in Europa gehalten hat. Wenn man auf die religiöse Form hinschaut, in der der Mohammedanismus aufgetreten ist in seiner arabischen Art, dann hat man zunächst den starren Monotheismus, die allmächtige Einheitsgottheit, die für das religiöse Leben etwas von fatalistischem Element in sich schließt. Das Schicksal der Menschen ist von vornherein bestimmt. Der Mensch hat sich diesem Schicksal zu unterwerfen, oder wenigstens sich unterworfen zu wissen. Das ist die religiöse Form. Allein dieser Arabismus - so wollen wir das nennen - hat doch noch etwas ganz anderes gezeitigt. Es ist das Merkwürdige, dass auf der einen Seite dieser Arabismus sich ausbreitet auf ganz kriegerische Weise, dass die Völker beunruhigt werden durch dasjenige, was kriegerisch vom Arabismus ausgeht. ... Der Mohammedanismus wird in Mekka begründet, in Medina fortgesetzt. Er verbreitet sich herauf in die Gegenden von Damaskus, Bagdad und so weiter nach ganz Vorderasien. Wir sehen ihn herrschen in einer solchen Weise, wie ich es eben jetzt beschrieben habe. Wir haben damit sozusagen die eine Linie, in der sich der Mohammedanismus ausbreitet, von Arabien nach Norden, herüber über Kleinasien. Die Araber belagern fortwährend Konstantinopel. Sie pochen an die Tore Europas. Sie wollen sozusagen das, was sie an Stoßkraft haben, über den europäischen Osten vorschieben nach der europäischen Mitte. Und wir haben auf der anderen Seite den Arabismus, sich ausbreitend durch Nordafrika bis nach Spanien. Er erfasst da gewissermaßen über Spanien herüber Europa von der anderen Seite. Wir haben tatsächlich das Merkwürdige vorliegend, dass, wie in einer Kulturgabelung, Europa umspannt werden soll vom Arabismus. Wir haben auf der einen Seite sich ausbreitend von Rom herauf, von dem Süden, das Christentum in der römischen Form, von Griechenland ausgehend dasjenige, was dann, sagen wir, in die Erscheinung tritt in Wuljilas Bibelübersetzung und so weiter; wir haben das in der Mitte drinnen. Und wir haben wie in einer Gabelung diese europäischchristliche Zivilisation umfassend den Mohammedanismus. Und alles dasjenige, was in der Geschichte Europas von den Taten Karls des Großen zur Förderung des Christentums erzählt wird, das darf ja nur so betrachtet werden, dass, während Karl der Große viel tut, um das Christentum in Europas Mitte zu verbreiten, zu fördern, gleichzeitig mit ihm in Asien drüben jenes gewaltige Kulturzentrum ist, von dem ich gesprochen habe: das Kulturzentrum Harun al Raschids. Wenn man rein äußerlich-geschichtlich diese Sache ins Auge fasst, was tritt einem denn da entgegen? Da tritt einem entgegen, dass Kriege geführt werden längs der Linie, die über Nordafrika nach der iberischen Halbinsel sich zieht, dass über Spanien herüber die Bekenner des Arabismus kommen, dass sie zurückgeschlagen werden von den Vertretern des europäischen Christentums, von Karl Martell, von Karl dem Großen selber. Man erfährt dann später, dass sich gewissermaßen auslöschend über die Größe des Mohammedanismus ergießt das Türkentum, das die religiöse Form aufnimmt, aber eben auslöscht alles das, was an solcher Hochkultur vorhanden ist wie diejenige, die Harun al Raschid impulsiert hat. So dass man eigentlich sieht, dass durch das Entgegenstemmen der europäisch-christlichen kriegerischen Bevölkerung nach und nach jene Strömungen ersterben, von denen wir eben gesprochen haben. Und wenn man so gegen das Ende des ersten Jahrtausends kommt, da bleiben allerdings noch die Türkengefahren in Europa übrig, aber die haben eigentlich mit dem, was hier gemeint ist, nicht mehr viel zu tun; denn von da an redet man nicht mehr von der Ausbreitung des Arabismus. Man könnte, wenn man die rein äußerliche Geschichte betrachtet, zu dem Schlüsse kommen: Nun, die Europäer haben eben den Arabismus zurückgeschlagen. Es haben solche Schlachten stattgefunden wie die Schlacht von Tours und Poitiers und so weiter, die Araber sind abgeschlagen worden auf der anderen Seite, auf der Konstantinopeler Seite, und man könnte glauben, damit sei der Arabismus eigentlich aus der Weltgeschichte verschwunden. Aber auf der anderen Seite, wenn man sich vertieft in das, was namentlich in der europäischen wissenschaftlichen, in vieler Beziehung auch in der künstlerischen Kultur waltet, dann trifft man eben den Arabismus dennoch, aber wie zugeschüttet, wie im Geheimen ins Christentum hinein ergossen. Woher kommt das? Ja, sehen Sie, meine lieben Freunde, die Dinge gehen innerhalb des geistigen Lebens doch anders vor sich, als sie sich äußerlich in den gewöhnlichen weltgeschichtlichen Ereignissen offenbaren. Unter der Oberfläche des gewöhnlichen geschichtlichen Lebens gehen die eigentlichen großen Strömungen, in denen die Individualitäten der Menschen, die in einer Epoche da waren, gewirkt haben, und die dann wieder und wieder erscheinen, indem sie in eine ganz andere Sprachgemeinschaft hineingeboren werden, in ganz andere Gedankenrichtungen hineingeboren werden, aber mit denselben Grundtypen ihres Wirkens. Was sie in einer Epoche vorher in großartiger Weise entfaltet haben, weil die Möglichkeit der Bewegung vorhanden war, das müssen sie in späteren Epochen unter großen Hemmungen und Hindernissen in die Welt setzen. Sie müssen sich mit manchem begnügen, was sich klein ausnimmt gegenüber dem, was sie in ihren früheren Epochen groß bewirkt haben, aber es ist dasselbe der Grundseelenverfassung, der Grundseelenstimmung nach, was die menschlichen Individualitäten aus einer Epoche in die andere hinübertragen." 

Reste dieses Arabismus bei Leuten wie Spinoza; im 19. Jahrhundert taucht der Arabismus, Fatalismus (Gebel al Tarik, Harun al Raschid, Muavija usw.) in moderner Form als Charles Darwin, Laplace, Bacon, Wilson auf: "Nun, der Arabismus ist eben durchaus nicht in Wirklichkeit ausgestorben, sondern viel mehr Individualitäten, die im Arabismus festgewurzelt waren, leben innerhalb der europäischen Zivilisation, weil sie einfach geboren wurden unter Europäern, lebten sogar als tonangebende Persönlichkeiten, wie es in Europa dann in späterer Zeit möglich war. Es ist leichter, von einer historischen Persönlichkeit weiterzugehen, um sie wieder aufzufinden, als der umgekehrte Weg, den ich in den letzten Vorträgen charakterisiert habe, wo von späteren Inkarnationen auf frühere zurückgegangen wird. Wenn man nun die Individualität des Harun al Raschid ins Auge fasst, wenn man sie innerlich kennenlernt, kennenlernt, wie man sagt, im astralischen Lichte, kennenlernt, wie sie als geistige Individualität in ihrer Zeit vorhanden war im 9. Jahrhundert, wenn man ins Auge fasst, was sie hinter den Kulissen der Weltgeschichte noch war, was sich nur eben mit jenem Glanz, den ich geschildert habe, an der Oberfläche der Geschichte entwickelt hat, dann verfolgt man die Zeiten, den Zeitenlauf - und findet solch eine Individualität, wie sie in Harun al Raschid war, durch den Tod gegangen, mitmachend, gewissermaßen von der geistigen Welt herunterschauend auf dasjenige, was auf der Erde geschieht: die äußerliche Ausrottung des Arabismus, schicksalsgemäß von der anderen Seite her mitmachend diese Ausrottung. Man findet, wie solch eine Individualität durchgeht durch die geistige Welt und wieder erscheint, vielleicht nicht in solchem Glänze, aber mit einer Seelenverfassung, die schon eine typische Ähnlichkeit hat mit derjenigen, die vorher da war. Und so sehen wir Harun al Raschid tatsächlich in der Geschichte des europäischen Geisteslebens wieder auferstehen. Und er tritt auf als eine Persönlichkeit, die auch wieder weithin bekannt ist, er tritt auf als Lord Bacon von Verulam. Ich habe in den verschiedensten Zusammenhängen diesen Lord Bacon behandelt. Alles das, was in einer gewissen Weise in Harun al Raschid praktische Impulsivität war, die er auf Personen in seiner Umgebung übertragen hat, das überträgt in der mehr abstrakten Form, weil es im abstrakten Zeitalter ist, Lord Bacon auf die einzelnen Wissenschaften. Wie Harun al Raschid ein universeller Geist dadurch ist, dass er eben die einzelnen speziellen Geister um sich vereinigt hat, so ist Lord Bacon - mit seinem Inspirator hinter ihm natürlich, aber er ist eben geeignet, so inspiriert zu werden - eine Persönlichkeit, die universalistisch wirken kann. Und wenn man mit diesem Wissen eines historischen karmischen Zusammenhanges nun wiederum auf Lord Bacon und seine Schriften hinschaut, dann findet man den Grund, warum diese eigentlich so wenig christlich und so stark arabisch klingen. Ja, man findet erst die richtige arabische Nuance heraus in diesen Schriften des Lord Bacon. Und auch mancherlei mit Bezug auf den Charakter Lord Bacons, der ja so viele Anfechtungen erfahren hat, wird man erklärlich finden, wenn man eben in Lord Bacon den wiedergeborenen Harun al Raschid sieht. Es ist aus einer Lebenspraxis, aus einer Kulturlebenspraxis, die am Hofe des Harun al Raschid in Bagdad geherrscht hat, vor der sich selbst Karl der Große mit Recht gebeugt hat, dasjenige geworden, was dann allerdings ein abstrakter Wissenschafter war in Lord Bacon. Aber wiederum hat man sich gebeugt vor Lord Bacon. Und man möchte sagen, wer die Geste studiert, wie sich die europäische Zivilisation gegenüber Harun al Raschid im 8., 9. Jahrhundert verhalten hat, und wer dann die Geste studiert, wie sich die europäische Wissenschaftlichkeit zu Lord Bacon verhält, der hat den Eindruck: die Menschen haben sich einfach umgedreht. Während Harun al Raschids Zeit schauten sie nach dem Osten, dann drehten sie sich um in Mitteleuropa und schauten nach dem Westen zu Lord Bacon hin. Und so wird eben von Zeitalter zu Zeitalter durch die menschliche Individualität selber getragen, was vielleicht äußerlich im historischen Leben so hingeschwunden ist wie der Arabismus. Aber er lebt, in seiner Grundstimmung lebt er dann weiter. Und so verschieden ein folgendes Menschenleben seinen äußerlichen Seiten nach ist von dem vorangehenden Leben, so verschieden ist dann auch das, was geschichtlich auftritt durch eine solche Persönlichkeit. Schlagen Sie die Geschichtsbücher auf, so werden Sie finden, 711 ist ein besonders wichtiges Ereignis in der Auseinandersetzung zwischen Europa und dem über Spanien heranstürmenden Arabismus. Tarik, Feldherr der Araber, setzt von Afrika herüber. Er kommt an derjenigen Stelle an, die selbst von ihm den Namen erhalten hat: Gebel al Tarik, Gibraltar später genannt. Es findet die Schlacht von Jerez de la Frontera statt 711; ein wichtiger Vorstoß des Arabismus im Beginne des 8. Jahrhunderts gegen Spanien herüber. Da finden wirklich Kämpfe statt, in denen das Kriegsglück hin und her schwankt zwischen den Völkerschaften, die da herübergekommen waren über Spanien zu den alten Einwohnern, die von früher da waren, und den nun heranstürmenden Arabern. Und es lebte schon damals in Spanien etwas von einer außerordentlich starken Achtung vor der Gebildetheit, würden wir heute sagen, der heranstürmenden Araber. Man wollte sich natürlich in Europa ihnen nicht unterwerfen; aber das, was sie an Kultur mitbrachten, war schon in einer gewissen Weise ein Abglanz dessen, was dann in einem so hohen Musterglanze unter Harun al Raschid später lebte. Wir haben durchaus bei einem Menschen wie Tarik noch die Seelenverfassung, die im Kriegssturm zum Ausleben bringen will, was im Arabismus veranlagt ist. Äußerlich sieht man den Kriegssturm. Allein auf diesem Kriegswege gehen hohe Kulturrichtungen, geht ein hoher Kulturinhalt. Es ist ja auch äußerlich künstlerisch-wissenschaftlieh in Spanien ungeheuer viel durch diese Araber begründet worden. Viele Reste dieses Arabismus lebten im europäischen Geistesleben weiter; die spanische Geschichte hört bald auf, ihre Rolle im Westen von Europa zu spielen. Wir sehen allerdings im Westen von Europa, zunächst in Spanien selber, wie da hin und her das Kriegsglück geht, wie da von Spanien wieder weiter gekämpft wird, sehen noch bei Leuten wie Spinoza, wie tief der Einfluss ist der arabischen Kultur. Man kann Spinoza nicht verstehen, wenn man nicht seinen Ursprung eben im Arabismus sieht. Man sieht, wie das nach England herübergreift. Aber da versiegt es, da hört es wieder auf. Wir blättern in den Schilderungen, die uns von den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Europa und den Arabern gegeben werden, weiter in der Geschichte und finden, dass es versiegt. Aber unter der Oberfläche der Geschichte versiegt es nicht, sondern breitet sich aus im geistigen Leben. Und wiederum dieser Tarik, er trägt im Unterton des geschichtlichen Werdens dasjenige, was er, man möchte sagen, auf den Sturmflügeln des Krieges ursprünglich nach Spanien hereingetragen hat. Die Araber wollten ja ganz gewiss nicht bloß Leute totschlagen auf ihren kriegerischen Wegen, sondern sie wollten eben den Arabismus ausbreiten. Sie hatten Kulturaufgaben. Dasjenige nun, was solch ein Tarik im Beginne des 8. Jahrhunderts nach Spanien hereingetragen hat, das trägt er nun mit, als er durch die Pforte des Todes gegangen ist, erlebt wiederum das äußerliche geschichtliche Versiegen in den westlichen europäischen Gegenden, und taucht im 19. Jahrhundert wieder auf, den Arabismus in moderner Form ausprägend, als Charles Darwin. Man wird ganz plötzlich ein Licht verbreitet finden über das, was sonst, ich möchte sagen, historisch wie aus der Pistole herausgeschossen ist, wenn man in dieser Weise das Herübertragen dessen, was in einer ganz anderen Form vorhandene Geschichte ist, aus einer früheren Zeit in einer spätere Zeit verfolgt. Es mag einem zunächst paradox erscheinen, aber die Paradoxie wird um so mehr schwinden, je mehr Sie auf die konkreten Tatsachen eingehen. Versuchen Sie nur einmal, mit dem durch diese Erwägungen geschärften Blicke in Darwin nachzulesen, da wird Ihnen eben doch auffallen: Donnerwetter, der Darwin schreibt ja geradezu Dinge, die der Tarik auf seinem Wege nach Europa gesehen haben könnte. - Gerade in diesen Kleinigkeiten werden Sie verspüren, wie das eine Leben in das andere herüberreicht. Und sehen Sie, dasjenige, was überhaupt in Vorderasien seit Urzeiten außerordentlich stark gepflegt worden ist, das ist das Astronomische in der Form von Astrologischem; aber man darf das Astrologische von damals nicht identifizieren mit dem dilettantenhaften Zeug, das später als Astrologie gepflegt worden ist, das heute als Astrologie gepflegt wird, sondern man muss einen Begriff sich bilden können von den tiefen Einsichten, die in das geistige Gefüge des Weltenalls in diesen Zeiten vorhanden waren, und die in einer ganz besonderen Weise ausgeprägt wurden gerade unter den Arabern, als sie eben  Mohammedaner waren, als sie die Dynastie, die Mohammed begründet hat, in der verschiedensten Weise fortsetzten. Gerade Astronomie, Astrologie in der alten Form wurden da gepflegt. Und so sehen wir, als die Residenz von Damaskus nach Bagdad verlegt wird, Mamun herrschen im 9. Jahrhundert. Wir sehen während der Regierung des Mamun - all das waren ja Nachfolger des Propheten - , wir sehen da besonders Astrologie in der Weise gepflegt, in der sie dann dilettantisch in allerlei Traktate übergegangen ist in Europa. Die Dinge wurden später gefunden. Durch die Kreuzzüge kamen sie herüber, wurden aber furchtbar verballhornt. Aber es war das eigentlich eine großartige Sache. Und wenn wir unter denjenigen Persönlichkeiten nachforschen, die in der Geschichte nicht mit Namen genannt werden, die aber in der Umgebung des Mamun, 813 bis 833, gelebt haben in Bagdad, gerade dort Astrologisches-Astronomisches pflegend, so finden wir eine glänzende Persönlichkeit, die tief vertraut war mit Mamun - der Name wird historisch nicht genannt, ist auch gleichgültig - , eine Persönlichkeit, die in höchster Schätzung stand, die gefragt wurde immer, wenn es sich darum handelte, irgend etwas aus den Sternen heraus zu lesen. Und viele Maßnahmen wurden da drüben getroffen im äußeren sozialen Leben nach dem, was solche Zelebritäten, wie dieser Gelehrte am Hofe Mamuns, aus den Sternen heraus zu sagen wußten. Und wiederum, verfolgt man die Linie, in der sich die Seele dieses Gelehrten vom Hofe des Mamun in Bagdad weiterentwickelt, verfolgt man diesen Weg, man wird heraufgetrieben bis zu dem modernen Astronomen Laplace. Und da erscheint also wiederum eine der Persönlichkeiten in Laplace, die am Hofe des Kalifen Mamun lebten. Man möchte sagen, was an großen Impulsen, und auch an kleinen Impulsen - die kleinen brauche ich ja nicht alle aufzuzählen -, was an großen und an kleinen Impulsen hereingeflossen ist aus dieser Gabelung nach Europa, nachdem das äußere geschichtliche Werden schon versiegt war, das zeigt uns, wie auf geistige Art der Arabismus weiterlebt, wie diese Gabelung hier fortdauert. Sie wissen, meine lieben Freunde, Mohammed selber hat noch den Hauptsitz des Mohammedanismus, Medina, begründet, dort, wo dann die Residenz seiner Nachfolger war. Später wurde diese Residenz nach Damaskus, wie ich schon erwähnt habe, verlegt. Und wir sehen dann, wie diese Residenz von Medina herauf nach Damaskus verlegt wird, wir sehen, wie von Damaskus aus durch Kleinasien bis an die Pforte von Europa, bis an Konstantinopel heran, die Feldherren der Nachfolger des Mohammed vorstürmen und eben wiederum auf den Sturmflügeln des Krieges dasjenige tragen, was sie an bedeutsamer Kultur von dem religiösen Leben des Mohammed zwar befruchten lassen, was aber durchsetzt ist eben mit dem, was auf dem Wege des Alexander, was an Aristotelismus herübergekommen ist von Griechenland, von Mazedonien aus, von allen möglichen Kulturzentren aus nach Asien. Und hier geschieht ja auch etwas Merkwürdiges. Hier wird durch die türkische Überflutung dasjenige ganz ausgelöscht, was herangestürmt  ist vom Arabismus. Nur Rudimente, nur Reste finden dann die Kreuzfahrer, aber nicht herrschende Kulturströmungen; die Türken löschen das aus. Was sich durch Afrika, Spanien, nach dem Westen herein fortpflanzt, das pflanzt sich gewissermaßen in Kultur-, in Zivilisationsruhe fort; da findet man immer wieder Anknüpfungspunkte. Der Gelehrte Mamuns, Harun al Raschid selber, Tarik, sie fanden als Seelen die Möglichkeit, das, was sie in der Seele trugen, anzuknüpfen an das, was da war, indem ja in der Seele, wenn sie durch die Pforte des Todes gegangen ist, immer eine gewisse Aneignungskraft bleibt für die Gebiete, auf denen man gewirkt hat. Wenn das auch durch andere Schicksalsimpulse verändert werden kann, es wirkt dennoch nach. Wird es verändert, so wirkt es als Sehnsuchten nach und dergleichen. Aber gerade weil an einen strengen Determinismus durch das Arabertum geglaubt worden ist, stellte sich, als die  Möglichkeit geboten wurde, auf geistige Art fortzusetzen, was zunächst auf kriegerische Art impulsiert werden sollte, eben auch die Möglichkeit ein, diese geistigen Strömungen insbesondere nach Frankreich, nach England herauf zu tragen. Laplace, Darwin, Bacon, viele ähnliche Geister könnten in dieser Richtung vorgeführt werden. Aber hier [im Osten] wurde alles abgestumpft, möchte ich sägen; im Osten konnte der Arabismus nur in sehr spärlicher Weise an die Pforte von Europa klopfen, konnte da nicht weiterkommen. Da erlebten dann diejenigen Persönlichkeiten, welche durch die Pforte des Todes gegangen waren, nachdem sie auf diesem Gebiete hier gewirkt hatten, etwas wie ein Zurückgestoßenwerden, wie ein Nicht-Weiterkönnen. Das irdische Werk wurde ihnen zerschlagen. Das bewirkte sogar eine gewisse Paralysierung des Seelenlebens zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Und da ist nun etwas ganz besonders Interessantes vorliegend. Wir sehen, wie bald nach dem Propheten die Residenz von Medina nach Damaskus verlegt wird, wie die Feldherren der Nachfolger des Propheten da heraufziehen, wie sie aber immer wieder zurückgeschlagen werden, wie hier nicht in derselben Weise etwas gelingt wie drüben nach dem Westen hin. Und so sehen wir denn sehr bald, wie einer der Nachfolger des Propheten, 661, Muavija ist. Muavija, einer der Nachfolger des Propheten, herrscht in Damaskus und steht ganz drinnen in jener Seelenverfassung, welche auf der einen Seite aus dem Monotheismus des Arabismus herauswächst, aber auch aus dem Determinismus, der dann immer mehr und mehr zum Fatalismus geworden ist. Aber schon damals herrschte, wenn auch, ich möchte sagen, auf eine mehr mystische Art, auf eine mehr innerliche Art, das nach Asien herübergekommene Griechentum, der Aristotelismus. Und Muavija, der auf der einen Seite seine Feldherrn bis nach Konstantinopel herüberschickte, auf der anderen Seite allerdings auch nach Afrika hin einiges  versuchte - aber da gelang ihm nichts Besonderes -, Muavija war zu gleicher Zeit ein sinniger Mann, aber ein Mann, dem eigentlich äußerlich nicht viel gelang, auch nicht auf den geistigen Gebieten. Sie sehen, er herrscht nicht lange nach Mohammed. Er steht also noch ganz im Mohammedanismus als in dem eigentlich religiösen Element des Arabismus drinnen. Er ist einer der Repräsentanten des Mohammedanismus von dazumal, aber einer, der gerade herauswächst aus der starren religiösen Form des Mohammedanismus und hereinwächst in jene Denkungsweise, die ja dann, abstreifend die religiöse Form, in dem Wissenschaftlichen, in dem Schön-Wissenschaftlichen des Westens hervorgetreten ist. Er ist schon ein repräsentativer Geist, dieser Muavija im ersten Jahrhundert nach Mohammed, ein Geist, der nicht mehr denkt wie Mohammed, der nur noch die Anregung von Mohammed hat, der noch nicht den eigentlichen religiösen Kern des Mohammedanismus abgestreift hat, aber ihn doch schon in die Denkform, in die logische Form hinübergeleitet hat. Und er gehört ja vor allen Dingen zu denen, die nun mit allem Eifer hinüber wollten nach Europa, mit allem Eifer nach dem Westen vordringen wollten. Wer die Kriegszüge, die aufgewendeten Kräfte verfolgt, die gerade unter Muavija tätig waren, der wird sehen: es war dieses Vorrücken-Wollen gegen den Westen dazumal verbunden mit einer ungeheuer starken Stoßkraft, die eben nur abgestumpft worden ist. Wenn dann ein solcher Geist durch die Pforte des Todes geht, weiterlebt, so lebt natürlich eine solche Stoßkraft weiter, und man hat dann, wenn man den Weg weiter verfolgt, vor allen Dingen den Eindruck: Das geht durch das Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt durch, indem vieles von dem, was Sehnsucht geblieben ist, ausgebildet wird als weltumspannende Pläne für ein späteres Leben; aber weltumspannende Pläne, die keine sehr konkrete Form annehmen. Weil ja alles eben abgestumpft worden ist, nehmen sie keine konkrete Form an. ... Verfolgt man diesen Muavija, der also einer der nächsten Nachfolger des Propheten war, weiter im Laufe der Geschichte, wie er in der Unterströmung weitergeht und wieder auftaucht, so findet man Woodrow Wilson. Und in einer erschütternden Weise schließt sich einem zusammen die Gegenwart mit der Vergangenheit. Plötzlich steht eine Verbindung da zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit. Und man kann dann sehen, wenn man schaut, wie gewissermaßen, ich möchte sagen, auf dem Meere des Geschehens, des geschichtlichen Geschehens da auftaucht die Woge Muavija, da auftaucht die Woge Woodrow Wilson, man sieht, wie die Unterströmung durch das Meer weitergeht, und wie da dieselbe Strömung vorliegend ist. Und so erst wird die Geschichte, denke ich, begreiflich, wenn man sieht, wie aus der einen Epoche in die andere dasjenige herübergetragen wird, was eigentlich wirklich geschieht. Suchen Sie die ganze, ich möchte sagen, schon abstrakt-stierhafte Art der Vierzehn Punkte - es ist natürlich nicht die Betrachtung von den Vierzehn Punkten ausgegangen -, aber suchen Sie jetzt, nachdem die Sache da liegt, diese stierhafte Art, sich diesen abstrakten Vierzehn Punkten hinzugeben, suchen Sie diese in der Seelenkonfiguration auf, und fragen Sie sich dann, ob solche Seelenkonfiguration in solcher Stärke woanders veranlagt sein konnte als in einem Nachfolger Mohammeds! Und nehmen Sie den schon bei Muavija ausgebildeten Fatalismus, und übertragen Sie ihn in die Zeit der modernen Abstraktheit und fühlen Sie die Ähnlichkeit mit dem Mohammedanischen: Allah hat es geoffenbart; Allah wird es bewirken, das einzige Heil! - und versuchen Sie, manches Wort, das ausgegangen ist von dem Träger der Vierzehn Punkte, richtig zu verstehen: Sie werden cum grano salis eine fast wörtliche Übereinstimmung finden. So können wir schon, wenn wir uns die Menschen anschauen, auch von einer Wiederverkörperung der Ideen sprechen. Dann wird das Werden der Geschichte eigentlich erst eingesehen." [25] 
 

16. Die spirituellen Hintergründe der äußeren Welt; wenn Wissenschaft missbraucht wird, entsteht schwärzest-magischer Unfug bzw. das, was heute am dümmsten ist: Biotech-Medizin mit Gentherapie, Biologica, mRNA- und Gentechnik, CrisprCas usw. und was man früher Eugenetik nannte; den materialistischen Medizinern wird man es übergeben, die Seelen auszutreiben aus der Menschheit, Ahrimanismus, das ist Geist der Finsternis

Wissenschaftler, die großen Unfug anstellen, hat es schon einmal gegeben, was in einer Katastrophe endete: "Da spielt sich etwas ab, von der Zeit der fünften nachatlantischen Kulturperiode an, in der wir drinnenstehen, was ähnlich ist einer Sache, auf die ich öfter aufmerksam gemacht habe, die sich während der atlantischen Zeit abspielte; nur spielte sie sich damals während der vierten atlantischen Kulturperiode ab. Damals nämlich, in der atlantischen Zeit, bedienten sich die göttlich-geistigen Wesen, welche die Menschheitsentwickelung lenkten, bis zur vierten atlantischen Kulturepoche gewisser Elementarwesen. Dieser Elementarwesen mussten sie sich bedienen, weil damals nicht nur so wie jetzt Geburt und Tod gelenkt werden mussten, sondern weil damals, ich möchte sagen der Erde näher, etwas anderes noch gelenkt werden musste. Erinnern Sie sich an manche Schilderungen, die ich in bezug auf die atlantische Zeit gegeben habe, wie da der Mensch noch beweglich war in seinem ganzen materiellen Wesen, wie er durch die Seele groß wachsen konnte und ein Zwerg bleiben konnte, wie sich das Äußere richtete nach dem Seelenwesen. Erinnern Sie sich an das alles. Während heute nach außen hin der Dienst, den gewisse Elementarwesen bei Geburt und Tod den göttlich-geistigen Wesen leisten, deutlich sichtbar ist, war es dazumal so, dass auch durch das menschliche Leben hindurch, wenn sich so das Äußere dem Inneren konform gestaltete, gewisse Elementarwesenheiten den Göttern dienten. Als nun die atlantische Zeit in ihre vierte Kulturperiode getreten war, da wurden gewissermaßen die Menschen wieder Herrscher über diese selben Elementarwesenheiten, welche die Götter früher gebraucht haben zum Wachstum und zur physiognomischen Ausgestaltung der Menschen im großen. Die Menschen wurden Herrscher über gewisse Götterkräfte, und sie bedienten sich dieser Götterkräfte. Die Folge davon war, dass von einem gewissen Zeitpunkt  der atlantischen Zeit ab - so in der Mitte der atlantischen Zeit etwa - es im Begehren des einzelnen Menschen liegen konnte, seine Mitmenschen dadurch zu schädigen, dass er ihnen allerlei anschuf: dass er sie während des Wachstums in der Zwerghaftigkeit hielt oder zu Riesen machte, dass er den physischen Organismus sich so entwickeln ließ, dass der Betreffende ein gescheiter Mensch oder ein Idiot wurde. Das ergab in der Mitte der atlantischen Zeit etwas, was eine furchtbare Macht in den Händen der Menschen war. Und Sie wissen, ich habe darauf aufmerksam gemacht, es wurde dieses Geheimnis nicht gehütet. Aber das liegt nicht daran, dass etwa durch eine Schlechtigkeit dieses Geheimnis nicht gehütet worden ist, sondern es musste eben nach einem gewissen welthistorischen Gesetz dasjenige, was vorher bloße Götterarbeit war, Menschenarbeit werden. Das alles aber hat innerhalb der atlantischen Zeit zu jenem großen Unfug geführt - zu allen möglichen Gewalttätigkeiten hat das geführt; Sie brauchen sich jetzt nur zu erinnern an das, was ja in der atlantischen Zeit eintrat und was hier öfter geschildert worden ist -, zu jenem Unfug, der notwendig machte, die ganze atlantische Kultur im Verlaufe der letzten vier beziehungsweise drei atlantischen Kulturperioden dem Untergang entgegenzuführen. Und von der Atlantis her ist unsere Kultur so gerettet worden, so herübergebracht worden, wie das öfter dargestellt worden ist. In einer ähnlichen Weise wird Götterdienst der Menschheit überwiesen von unserer fünften nachatlantischen Zeit ab für die drei beziehungsweise zwei letzten Kulturperioden der nachatlantischen Kultur der fünften Erdenentwickelungswelt. Wir stehen erst am Anfange jener Tätigkeit der Technik, der Industrie, des Kommerziums, in die hinein die Elementargeister der Geburt und des Todes ihre Wirkung treiben. Das wird immer stärker und stärker werden, das wird immer einschneidender sein. Davor kann man die Menschheit nicht behüten, denn die Kultur muss fortschreiten. Und die Kultur unseres Zeitalters und der Zukunft muss eine solche sein, dass die Elementargeister der Geburt und des Todes, während sie bis zu einem gewissen Zeitpunkt, bisher eben nur beim physischen Entstehen und Vergehen des Menschen gewirkt haben unter der Direktion der Götter, dass diese Elementargeister mit denselben Kräften, mit denen sie bei Geburt und Tod wirken, innerhalb von Technik, Industrie, Kommerzium und so weiter wirken. Damit ist aber etwas ganz Bestimmtes verknüpft. Ich habe Ihnen ja geschildert, diese Elementargeister sind solche, die eigentlich der Wohlfahrt der Menschheit feindlich, zerstörerisch gesinnt sind. Also fassen wir die Sache nur im richtigen Sinne auf, geben wir uns, wenn wir sie im richtigen Sinne auffassen, keiner Täuschung hin über das Bedeutsame, tief Einschneidende, das da eigentlich vorliegt. Die Kultur muss vorwärtsschreiten im technischen, industriellen und kommerziellen Sinne. Aber die Kultur, die auf diese Weise vorwärtsschreitet, kann ihrem Wesen nach nicht zur Wohlfahrt der Menschen auf dem physischen Plane dienen, sondern sie kann ihrem Wesen nach nur etwas Zerstörerisches für diese Wohlfahrt in sich schließen. Solch eine Wahrheit ist unbequem für diejenigen Menschen, welche nicht müde werden, immer in Deklamationen zu verfallen, wenn sie über die großen, gewaltigen Fortschritte der Kultur reden, weil sie Abstraktlinge sind und nichts wissen vom auf- und absteigenden Gang der Menschheitsentwickelung. Und geradeso wie das, was ich Ihnen angedeutet habe in bezug auf die atlantische Zeit, zum Untergang der atlantischen Zeit führte, damit eine andere Menschheit kommen konnte, so enthält dasjenige, was sich jetzt inauguriert als kaufmännische, industrielle, technische Kultur, die Elemente, welche zum Untergang der fünften Erdperiode führen. Und nur derjenige sieht klar, nur der sieht die Dinge, wie sie sind, der sich gesteht:
Damit beginnen wir an dem zu arbeiten, was die Katastrophe herbeiführen muss." 

Ricarda Huch, man muss sich mit dem Teufel bekanntzumachen: "Instinktiv, sage ich, kommen manche Menschen darauf, dass so etwas notwendig ist. Instinktiv ist zum Beispiel darauf gekommen eine Persönlichkeit, die manches gute Buch in der Gegenwart geschrieben hat - allerdings kein Buch, das irgendwie an Geisteswissenschaft ernsthaft anklingt - , ich meine Ricarda Huch. Und ganz bemerkenswert ist wegen des Instinktes, nicht wegen der Einsicht, aber wegen des Instinktes, der in diesem Buch waltet, das neueste Buch über «Luthers Glaube». Wenn Sie die ersten Kapitel dieses Buches lesen, so finden Sie darin einen merkwürdigen Schrei - könnte man sagen - , den Schrei danach, dass die Menschheit wiederum etwas kennenlernen müsste, was eigentlich seit Luthers Zeiten, bis zu welchen noch atavistisches Hellsehen auf diesem Gebiete gereicht hat, der Menschheit verlorengegangen ist. Ricarda Huch sagt, dass eigentlich das Notwendigste für die gegenwärtige Menschheit sei, den Teufel kennenzulernen. Sie betrachtet es nicht als so notwendig, sich mit Gott bekanntzumachen; als viel notwendiger betrachtet sie es für die gegenwärtige Menschheit, sich mit dem Teufel bekanntzumachen."

Wenn Wissenschaft missbraucht wird, entsteht schwärzest-magischer Unfug bzw. das, was heute am dümmsten ist: Biotech-Medizin und -Landwirtschaft mit Gentherapie, Biologica, mRNA- , Gentechnik, CrisprCas usw. und was man früher Eugenetik nannte, eine ganz neue Wissenschaft, üblicher ist die Bezeichnung «Eugenik». Sie wurde durch Francis Galton (1822-1911) begründet in der Artikelserie «Hereditary Talent and Genius», die 1865 erschien. Der Sohn Darwins, Leonard Darwin, 1850-1943, war 1911-1928 Vorsitzender der «Eugenics Education Society», veröffentlichte 1926 das Buch «The Need for Eugenic Reform». Dazu Steiner: "Da hat es einen Kongress gegeben, der im Jahre 1912 in London stattgefunden hat über eine ganz neue Wissenschaft: Eugenetik. Man hat ja gewöhnlich hochtrabende Namen gerade für das, was an sich am dümmsten ist. Die Ideen dieser Eugenetik, die gingen eigentlich aus den Gehirnen, nicht aus den Seelen der Menschen hervor. Was will diese Eugenetik? Sie will Einrichtungen treffen, so dass künftighin nur ein gesundes menschliches Geschlecht gezeugt wird, dass nicht minderwertige Individuen gezeugt werden; sie will nach und nach durch die Verbindung von Nationalökonomie und Anthropologie Gesetze finden, um Männer und Frauen durch Gesetze so zusammenzubringen, dass ein möglichst starkes Geschlecht zustandekommt. Ja, über diese Dinge fängt man schon an durchaus nachzudenken. Das Ideal dieses Kongresses, dem der Sohn Darwins vorgesessen hat, bestand darin, verschiedene Gesellschaftsklassen daraufhin zu untersuchen, wie groß der Schädel ist bei den Reichen, wie groß der Schädel ist bei den Armen, die weniger lernen können, wie groß die Empfindungsfähigkeit bei den Reichen, wie groß die Empfindungsfähigkeit bei den Armen ist, wie stark der Widerstand ist, den die Reichen der Ermüdung entgegenbringen können, wie stark der Widerstand ist, den die Armen der Ermüdung entgegenbringen können und dergleichen mehr. Und nun versucht man, auf diese Weise Ansichten zu gewinnen über die menschliche Körperlichkeit, die vielleicht einmal in der Zukunft dazu führen können, dass man genau aufstellt: so muss er aussehen, so muss sie aussehen, wenn es einen richtigen Zukunftsmenschen geben soll; solch einen Grad von Ermüdungsfähigkeit muss er haben, solch einen Grad von Ermüdungsfähigkeit muss sie haben, solch eine Schädelgröße bei ihm, dazu eine passende Schädelgröße bei ihr und so weiter. Das ist ein Rumoren, ein natürliches Rumoren in den von den Seelen leer gewordenen Gehirnen, ein Rumoren derjenigen Ideen, die eine Realität in der atlantischen Zeit hatten. Da war es wirklich so, dass es gewisse Gesetze gab, durch welche die Menschen Größe, Wachstum und alles mögliche durch Kreuzen, Überkreuzen und dergleichen bewirken konnten. Das war dazumal eine Art von Wissenschaft, eine ausgebreitete Wissenschaft, die - wie ich Ihnen gestern wieder angedeutet habe - gerade im atlantischen Zeitalter so sehr missbraucht worden ist. Diese Wissenschaft, die aus der Verwandtschaft der Körperlichkeit heraus arbeitete, wußte: Wenn man solch einen Mann mit solch einer Frau - und Mann und Frau waren in der damaligen Zeit wesentlich verschiedener als heute - zusammenbringt, entsteht ein solches Wesen, und dann kann man wiederum, so wie es heute der Pflanzer macht, variieren. Die Mysterien haben dann aus diesem Sich-Kreuzen, aus diesem Zusammenbringen des Verwandten und Verschiedenen Ordnung gemacht; sie haben Gruppen gebildet und der Menschheit entzogen, was ihr entzogen werden musste. Es entstand aber wirklich schwärzest-magischer Unfug durch das, was da im atlantischen Zeitalter getrieben worden ist, und Ordnung ist erst dadurch eingetreten, dass man Klassen gebildet hat, dass man diese Dinge den Menschen entzogen hat. Und auf diese Weise sind die Nationen entstanden, die heutigen Rassen  entstanden. Das hat mitgewirkt bei der Bildung der heutigen Rassen. Und auch die Nationenfrage rumort wieder im gegenwärtigen Zeitalter als Nachklang der seelenlosen Gehirne aus der atlantischen Zeit. Wieviel spricht man heute von Nationenfragen. Aber es spricht nur die Körperlichkeit. Die zurückgezogene Geistigkeit gehört heute schon einer ganz andern Welt an. Das ist die Diskrepanz zwischen der Wirklichkeit und all den Deklamationen, die sich heute auf das sogenannte Nationalprinzip beziehen. Das kann niemals deshalb zu einem Heil führen, sondern muss immer und immer wieder in das Chaos hineinführen, wenn man die Politik auf die Nationenfragen stellen will, die nicht mehr Fragen der Gegenwart sind, weil die Seele ganz andern Ordnungen und ganz andern Zusammenhängen angehört, als diejenigen sind, die sich im leiblichen Wesen ausdrücken. Das sind alles Dinge, die gewußt werden müssen, die aber nur durch die Geisteswissenschaft gewußt werden können. Dieses Rumoren in den von den Seelen leer gewordenen Gehirnen, das ist die Ursache davon, dass in der heutigen Zeit solche Bestrebungen auftauchen, die den Menschen nach gewissen Gesetzen gestalten wollen. ... Ich will nicht im abträglichen Sinne von den leeren Köpfen sprechen; die bleiben leer, das ist einmal so in der Entwickelung. Aber leer bleibt in Wirklichkeit nichts in der Welt. Es bleibt etwas nur leer von einem gewissen Etwas, das in anderer Zeit zur Ausfüllung bestimmt war. Ganz leer bleibt eigentlich nichts. Und indem der Mensch immer mehr und mehr seine Seele von dem Leiblichen zurückzieht, wird dieses Leibliche immer mehr und mehr der Gefahr ausgesetzt, von anderem angefüllt zu werden. Und wenn sich die Seelen nicht dazu bequemen wollen, Impulse aufzunehmen, die nur aus dem spirituellen Wissen kommen können, dann wird der Leib angefüllt von dämonischen Gewalten. Diesem Schicksal geht die Menschheit entgegen, dass die Leiber angefüllt werden können  von dämonischen Gewalten, von ahrimanisch-dämonischen Gewalten. Denken Sie, dass zu dem, was ich gestern über die  Zukunftsentwickelung gesagt habe, hinzukommt, dass man in der Zukunft Menschen wird erleben können: sie sind der Hans Kunz äußerlich im bürgerlichen Leben, weil die sozialen Zusammenhänge es so ergeben, aber der Leib ist so weit leer, dass ein starkes ahrimanisches Wesen drinnen wohnen kann. Man wird begegnen können ahrimanisch-dämonischen Wesenheiten. Der Mensch wird nur scheinbar der Mensch sein, der er ist. Die Individualität, die ist sehr, sehr innerlich, und äußerlich tritt einem ein ganz anderes Bild entgegen." 

Abschaffung der Seele durch ein Arzneimittel, durch einen Impfstoff; die Nachfolger der heutigen Materialisten, werden den Impfstoff suchen, der den Körper «gesund» macht, das heißt so macht, dass dieser Körper durch seine Konstitution nicht mehr von solch albernen Dingen redet wie von Seele und Geist; Den materialistischen Medizinern wird man es übergeben, die Seelen auszutreiben aus der Menschheit: "Und die Zeit wird kommen, vielleicht gar nicht in so ferner Zukunft, wo sich auf solch einem Kongress wie dem, welcher 1912 stattgefunden hat, noch ganz anderes entwickeln wird, wo noch ganz andere Tendenzen auftreten werden, wo man sagen wird: Es ist schon krankhaft beim Menschen, wenn er überhaupt an Geist und Seele denkt. Gesund sind nur diejenigen Menschen, die überhaupt nur vom Leibe reden. - Man wird es als ein Krankheitssymptom ansehen, wenn der Mensch sich so entwickelt, dass er auf den Begriff kommen kann: Es gibt einen Geist oder eine Seele. - Das werden kranke Menschen sein. Und man wird finden - da können Sie ganz sicher sein - das entsprechende Arzneimittel, durch das man wirken wird. Damals schaffte man den Geist ab. Die Seele wird man abschaffen durch ein Arzneimittel. Man wird aus einer «gesunden Anschauung» heraus einen Impfstoff finden, durch den der Organismus so bearbeitet wird in möglichst früher Jugend, möglichst gleich bei der Geburt, dass dieser menschliche Leib nicht zu dem Gedanken kommt: Es gibt eine Seele und einen Geist. - So scharf werden sich die beiden Weltanschauungsströmungen gegenübertreten. Die eine wird nachzudenken haben, wie Begriffe und Vorstellungen auszubilden sind, damit sie der realen Wirklichkeit, der Geist- und Seelenwirklichkeit gewachsen sind. Die andern, die Nachfolger der heutigen Materialisten, werden den Impfstoff suchen, der den Körper «gesund» macht, das heißt so macht, dass dieser Körper durch seine Konstitution nicht mehr von solch albernen Dingen redet wie von Seele und Geist, sondern «gesund» redet von den Kräften, die in Maschinen und Chemie leben, die im Weltennebel Planeten und Sonnen konstituieren. Das wird man durch körperliche Prozeduren herbeiführen. Den materialistischen Medizinern wird man es übergeben, die Seelen auszutreiben aus der Menschheit." 

Durch Erziehung ist ein großer Teil unseres heutigen Denkens der sich so sehr weise und aufgeklärt dünkenden Kulturmenschheit kindsköpfig geblieben, verödet: "Gewisse Dinge hinken immer nach in der Weltenordnung. Im 18. Jahrhundert griff ganz besonders Platz, was man die Aufklärung nannte. Man wollte im 18. Jahrhundert sogar eine Art Vernunftreligion begründen, eine Religion, die bloß auf das menschliche Nachdenken, auf den «Hungerleider» unter den Wissenschaften sich stützt, darauf Rücksicht nimmt, wie ich es in den öffentlichen Vorträgen in Basel ausgeführt habe. Und die Art, wie man sich dem heranwachsenden Menschen gegenüber in Erziehung und Unterricht benehmen will, ist ganz aus dieser Vernunftströmung heraus aufgebaut: nur ja alles so machen, dass das Kind es gleich versteht, dass das Kind nirgends etwas Tieferes in dem erlebt, als es schon verstehen kann. Man wird einsehen müssen, dass man damit am allerwenigsten für das Leben eines Menschen sorgt. Dadurch kommt man nämlich in ein sehr verhängnisvolles Extrem des menschlichen Lebens hinein. Denken Sie doch nur einmal: Wenn man sich nun so recht bemüht, an das Kind nichts anderes heranzubringen, als was seinem kindlichen Verständnis entspricht, was es fassen kann, dann gibt man ihm keine Wegzehrung für das spätere Leben mit, denn später soll es ja ein tieferes Verständnis haben. Man sorgt gewissermaßen dafür, dass es sein ganzes Leben nichts anderes hat als ein kindliches Verständnis, wenn man sich nur an das kindliche Verständnis im Kindheitsalter wendet. Es hat das auch schon seine Früchte getragen, und sie sind auch danach! Ein großer Teil unseres heutigen Denkens der sich so sehr weise und aufgeklärt dünkenden Kulturmenschheit beruht darauf, dass dieses Denken kindsköpfig geblieben ist. Man wird selbstverständlich auf dem Gebiete unseres Zeitungswesens nicht zugeben, dass da zum größten Teil kindsköpfisches Denken waltet, aber es ist doch so. Und das hängt im wesentlichen damit zusammen, dass man sich nur an das kindliche Verständnis wendet. Dann bleibt dieses kindliche Verständnis das ganze Leben hindurch. Ein ganz anderes muss Platz greifen: Erfüllen müssen wir unsere Seelen, namentlich als Erzieher, mit der Empfindung, mit dem Bewußtsein, daß in dem Kinde ein geheimnisvoll Verinnerlichtes waltet und dass man heranbringen muss an das kindliche Gemüt vieles von dem, was erst im späteren Leben, nicht schon im kindlichen Alter, verständlich ist, was man dann im späteren Leben herausholt aus der Erinnerung und sich sagt: Das hast du dort gehört, das hast du da aufgenommen; jetzt bist du erst so gescheit, manches zu verstehen. - Durch nichts wird in der Zukunft das Leben der Menschen gesünder werden als dadurch, dass sie viel aus den Mitteilungen, aus den Offenbarungen des Kindheitslebens herausholen können in der Erinnerung und es dann erst verstehen können. Wenn sie so mit sich leben können, die Menschen, dass sie heraufholen aus der Erinnerung, was sie damals noch nicht verstehen konnten, dann wird das eine Quelle gesunden inneren Lebens werden. Jene Verödung wird von den Menschen fern bleiben, die heute so vielfach die Gemüter ergreift und sie leer macht und in die Sanatorien leitet, damit sie dort von außen irgend etwas in die Seelen hineinbekommen, die von innen leer geblieben sind, weil gerade die Erziehung es daran hat fehlen lassen, irgend etwas in diese Seelen hineinzubringen, an das später erinnert werden kann. Diese Betrachtungen muss man eigentlich im Zusammenhang mit einer andern ins Auge fassen. Unsere Gegenwart hat durch all diese Umstände, die ich dargelegt habe in der letzten Zeit, eigentlich ganz das Bewußtsein davon verloren, dass zwischen den Menschen und dem Weltenall ein Zusammenhang, ein inniger Zusammenhang ist. Der Mensch glaubt heute, dass er über die Erde hingeht oder im Eisenbahnzug über die Erde hinfährt als dieses Stück Fleisch, das er einmal ist. Gewiss, er wird es nicht immer zugeben, aber der reale Inhalt seiner Gedanken ist nicht viel anders. Das ist aber nicht so. Der Mensch steht mit dem ganzen Weltenall in inniger Verbindung. Und es ist gut, sich das einmal durch eine Erwägung klarzumachen." 

Ahrimanismus, das ist Geist der Finsternis: "Ein Mensch, der heute von dem Ideal von Rassen und Nationen und Stammeszusammengehörigkeiten spricht, der spricht von Niedergangsimpulsen der Menschheit. Und wenn er in diesen sogenannten Idealen glaubt, fortschrittliche Ideale vor die Menschheit hinzustellen, so ist das die Unwahrheit, denn durch nichts wird sich die Menschheit mehr in den Niedergang hineinbringen, als wenn sich die Rassen-, Volks- und Blutsideale fortpflanzen. Durch nichts wird der wirkliche Fortschritt der Menschheit mehr aufgehalten als dadurch, dass aus früheren Jahrhunderten stammende, von luziferisch-ahrimanischen Mächten fortkonservierte Deklamationen herrschen werden über die Ideale der Völker, während das wirkliche Ideal dasjenige werden müsste, was in der rein geistigen Welt, nicht aus dem Blute heraus gefunden werden kann. Der Christus, der im Laufe des 20. Jahrhunderts erscheinen soll, in besonderer Form erscheinen soll, der wird nichts wissen von jenen sogenannten Idealen, von denen heute die Menschen deklamieren. Denn so wie da das Wesen aus der Hierarchie der Archangeloi, das wir als Michael bezeichnen, gewissermaßen der Statthalter Jahves in früheren Zeiten war, wird er sein durch jene Funktionen, die er 1879 übertragen erhalten hat, der Statthalter des Christus, des Christus-Impulses, der darauf hinausläuft, an die Stelle der bloß natürlichen Blutsbande geistige Bande unter den Menschen zu schaffen, denn nur durch geistige Zusammengehörigkeitsbande wird in das Niedergehende, das ganz naturgemäß ist, Fortschreitendes hineinkommen. Ich sage: das Niedergehende ist naturgemäß. Denn geradeso wie der Mensch, wenn er ins Alter kommt, nicht ein Kind bleiben kann, sondern mit seinem Leib in eine absteigende Entwickelung eintritt, so trat auch die ganze Menschheit in eine absteigende Entwickelung ein. Wir haben den vierten Zeitraum überschritten, wir sind im fünften darinnen; der sechste und der siebente werden mit dem fünften zusammen das Alter der gegenwärtigen Weltentwickelung sein. Zu glauben, dass die alten Ideale fortleben können, ist geradeso gescheit, wie zu glauben, dass der Mensch sein ganzes Leben hindurch buchstabieren lernen soll, weil es dem Kinde gut ist, buchstabieren zu lernen. Ebenso gescheit wäre es, wenn man in der Zukunft davon reden wollte, dass über die Erde hin eine soziale Struktur sich ausbreiten soll auf Grundlage der Blutszusammengehörigkeit der Volker. Das ist zwar Wilsonianismus, das ist aber zu gleicher Zeit Ahrimanismus, das ist Geist der Finsternis." [26]
 

17. Das Sonnenmysterium; Hinduisten, Buddhisten;  falscher Sozialismus, unter der Flagge der Verwirklichung des Sozialismus im Osten von Europa, zum Abscheu der göttlich-geistigen Welten; nach dem Christentum kann eine neue Religion nicht mehr begründet werden; vor dem Mysterium von Golgatha ist von dem Christus immer gesprochen worden als von einem außerirdischen Wesen, die ersten Kirchenväter haben gesagt: Die Weisen der alten Zeit, die man oftmals auch als Heiden bezeichnet, sind in einem tieferen Sinn Christen; das Römertum hat gewissermaßen einen Mantel von Äußerlichkeit über die tiefsten Geheimnisse des Christentums gebreitet


was durch Verkennung der sozialen Zusammenhänge auf der Erde als falscher Sozialismus sich ausbreitet, das hat eine große Bedeutung auch für die übersinnlichen Welten, in die der Mensch durch die Pforte des Todes eintritt, unter der Flagge der Verwirklichung des Sozialismus im Osten von Europa, zum Abscheu der göttlich-geistigen Welten: "Aber vor allen Dingen ist es wichtig, dass das, was der Mensch nur als Mensch mit Menschen hier auf der Erde erlebt, mittelst des Christentums durch den Tod getragen wird. Bedenken Sie, dass das eigentlich eine außerordentlich wichtige Wahrheit ist, eine ganz wesentliche Wahrheit. Nehmen Sie zum Beispiel den Hinduisten, den Buddhisten. Was er erlebt im Anschauen der Welt, im Empfinden der Welt, im Erfühlen der Welt, was er erlebt an Gedanken über Mineralien, an Empfindungen über Pflanzen, an Gefühlen über Tiere, er trägt das alles durch die Pforte des Todes und bereichert das Götterwissen in der übersinnlichen Welt mit dem, was er also erlebt. Das, was der Christ erlebt, indem er mit seinen Mitmenschen in ein soziales Verhältnis tritt, indem er soziale Zusammenhänge entwickelt, also das, was man nur als Mensch unter Menschen erleben kann, was in menschlicher Bruderschaft auf Erden erlebt wird, das trägt seinerseits der Christ durch die Pforte des Todes. Man möchte sagen: Der Buddhist trägt die Schönheit der Welt durch die Pforte des Todes, der Christ trägt die Güte durch die Pforte des Todes. Sie ergänzen einander schon. Aber der Fortschritt des Christentums besteht darin, dass gerade die sozialen irdischen Verhältnisse eine Bedeutung für die himmlischen Welten bekommen. Die morgenländischen Tyrannen mochten noch so viele Menschen enthaupten, das rührte gewissermaßen die jenseitigen Welten wenig. Es rührte sie nur insofern, als der Mensch dadurch äußere Eindrücke empfing: die äußeren Eindrücke des Abscheus und so weiter, die wurden durch die Pforte des Todes getragen. Das, was heute durch jämmerliche soziale Verhältnisse an Unliebe zwischen Menschen entfaltet wird, was durch Verkennung der sozialen Zusammenhänge auf der Erde als falscher Sozialismus sich ausbreitet, das hat eine große Bedeutung auch für die übersinnlichen Welten, in die der Mensch durch die Pforte des Todes eintritt. Und wenn heute unter der Flagge der Verwirklichung des Sozialismus im Osten von Europa eine furchtbare, zerstörerische Gewalt entwickelt wird, so wird auch das, was da erlebt wird, hineingetragen als furchtbares Ergebnis in die jenseitigen Welten. Und wenn entwickelt werden lieblose Verhältnisse unter den Menschen in der Zeit des Materialismus, so wurde das hineingetragen zum Abscheu der göttlich-geistigen Welten durch die Pforte des Todes in die übersinnlichen Welten. Durch das Christentum soll der Mensch gerade dazu kommen, Ergebnisse der Erdenentwickelung, die durch ihn entstehen, auch in die übersinnlichen Welten hineinzutragen. Das, was der Mensch auf der Erde selber ausbildet, das wird er durch den Gedanken an den auferstandenen Christus, an ein lebendes Wesen, das durch den Tod gegangen ist und doch lebt, fähig, in die geistigen Welten hineinzutragen. Daher haben auch diejenigen Menschen, die nicht möchten, dass ihre sozialen Taten durch den Tod getragen werden, heute einen solchen Horror davor, den auferstandenen Christus anzuerkennen. Es hängt eben durchaus die sinnlich-physische Welt mit der übersinnlichen Welt zusammen, und man versteht die eine nicht, wenn man sie nicht im Zusammenhang mit der anderen versteht. Wir müssen wiederum dazu kommen, das, was auf der Erde vorgeht, dadurch zu verstehen, dass wir die geistigen Ereignisse des Weltenalls verstehen. Wir müssen lernen, nicht abstrakt zu reden von Geist und Materie, sondern wir müssen lernen, hinzuschauen auf den Menschen, wie er einmal im Atmungsprozeß einen Zusammenhang erfühlte mit dem Göttlich-Geistig- Seelischen der Welt, und müssen dadurch dazu kommen, selber wiederum das Geistig-Seelische der Welt nun auf die Art zu erleben, wie wir es eben in unserer Zeit erleben können. Auf eine andere Weise kann auch keine Gesundung der sozialen Zustände der Erde erfolgen. Man wird nach sozialer Verbesserung schreien, wird aber nichts erreichen, sondern im Gegenteil: Es wird alles immer mehr dem Niedergange zugehen, wenn nicht diese Durchchristetheit unter den Menschen Platz greift, die aber auf das Reale gehen muss, nicht auf das bloße Aussprechen von inhaltlosen Worten, an denen man sich berauscht."

Nach dem Christentum kann eine neue Religion nicht mehr begründet werden, was bedeutet, dass der Islam keine Religion ist: "Mit dem Ereignis, das darin besteht, dass ein Gott durch das Menschenschicksal der Geburt und des Todes gegangen ist, hat die Erde ihren Sinn bekommen so, dass dieses Ereignis niemals überboten werden kann. Nach dem Christentum - das ist ganz klar für den, der die Begründung des Christentums kennt - kann eine neue Religion nicht mehr begründet werden. Man würde das Christentum unrichtig verstehen, wenn man glauben würde, dass eine neue Religion begründet werden könne. Aber indem die Menschheit selber immer mehr und mehr vorrückt im übersinnlichen Wissen, wird das Mysterium von Golgatha und damit die Christus-Wesenheit immer tiefer und tiefer verstanden werden. Zu diesem Verstehen möchte eben gerade Anthroposophie dasjenige beitragen, was in der Gegenwart vielleicht nur sie beitragen kann. Denn kaum kann an einem anderen Ort so gesprochen werden über das Verhältnis in uralten Zeiten der göttlichen Urlehrer der Menschheit, die von allem sprachen, nur nicht von Geburt und Tod - weil sie selbst nicht durchgemacht hatten Geburt und Tod - und über denjenigen Lehrer, der noch seinen eingeweihten Schülern erschien in der Gestalt, wie die göttlichen Urlehrer der Menschheit erschienen waren, aber an wichtigen Unterweisungen und Lehren gerade die hatte, wie ein Gott miterlebte das Menschenschicksal der Geburt und des Todes. Aus dieser Mitteilung eines Gottes an die Menschheit soll den Menschen die Kraft werden, den Tod, für den sie jetzt sich interessieren müssen, so anzusehen, dass sie sich sagen können: Er ist da, dieser Tod, aber er kann der Seele nichts anhaben. dass sich die Menschen das sagen können, dazu war das Mysterium von Golgatha da. Paulus wußte: Wäre es nicht da, wäre der Christus nicht auferstanden, so würde in das Schicksal des Leibes, das heißt der Aufteilung der Elemente des Leibes in die Elemente der Erde, die Seele verstrickt werden. Wäre Christus nicht auferstanden, hätte er sich nicht verbunden mit Erdenkräften, dann würde die menschliche Seele sich zwischen Geburt und Tod mit dem menschlichen Leibe so vereinigen, dass mit all den Molekülen, welche mit dem Menschenleibe durch Feuer oder durch die Verwesung mit der Erde sich verbinden, diese Seele sich auch verbinden würde. Es würde einstmals das geschehen, dass am Ende des Erdenwerdens die Menschenseelen den Weg machen würden, den der Stoff der Erde macht. Indem aber der Christus durch das Mysterium von Golgatha durchgegangen ist, entreißt er die menschlichen Seelen diesem Schicksal. Die Erde wird im Weltenall ihren Weg gehen. Aber ebenso, wie von dem einzelnen menschlichen Leibe herauskommen kann die menschliche Seele, ebenso wird die Summe der Menschenseelen sich loslösen von der Erde und einem neuen Weltendasein zugehen können. In dieser intimen Weise ist der Christus mit dem Erdendasein verknüpft. Nur kann man das erst verstehen, wenn man sich eben so dem Geheimnis nähert. Es ist vielleicht der Gedanke verbleibend bei manchem: Wie ist es nun mit denjenigen, die nicht an Christus glauben können? Da möchte ich zur Beruhigung am Schlüsse noch sagen: Der Christus ist für alle gestorben, auch für diejenigen, die heute sich nicht mit ihm verbinden können. Das Mysterium von Golgatha ist ein Objektives, zu dem Menschenwissen nichts tut. Aber dieses Menschenwissen verstärkt die inneren Kräfte der menschlichen Seele. Und angewendet werden müssen alle Mittel der menschlichen Erkenntnis, des menschlichen Fühlens, des menschlichen Wollens, damit im Laufe der weiteren Erdenentwikkelung auch subjektiv, durch das unmittelbare Wissen, in dem Menschen die Gegenwart des Christus in der Erdenentwickelung vorhanden sei."

Falsch, zu glauben, dass die alten Initiierten nicht von dem Christus-Wesen gesprochen haben, vor dem Mysterium von Golgatha ist von dem Christus immer gesprochen worden als von einem außerirdischen Wesen, die ersten Kirchenväter haben gesagt: Die Weisen der alten Zeit, die man oftmals auch als Heiden bezeichnet, sind in einem tieferen Sinn Christen; das Römertum hat gewissermaßen einen Mantel von Äußerlichkeit über die tiefsten Geheimnisse des Christentums gebreitet: "Wenn dann diejenigen, welche die Schüler der alten Initiierten waren, hinaussahen in das Weltenall und über dasjenige sprachen, was außerhalb der Erde in den Wirkungen der Sonne, in der Sonne selbst lebte, in dem großen Zarathustrischen Geisteswesen der Sonne, dann meinten diese alten Initiierten im Grunde genommen dasselbe, was man später als den Christus bezeichnet. So dass in aller Form gesagt werden muss, dass die alten Initiierten außerhalb der Erde im Kosmos, und zwar in demjenigen Kosmos, der durch die Sonne repräsentiert wird, den Christus geschaut haben. Und das Wesentliche des Mysteriums von Golgatha ist nicht die Lehre von dem Christus, denn diese Lehre von dem Christus, die haben auch die alten Initiierten gehabt. Sie haben nur etwa von dem Christus so gesprochen, dass er nicht auf der Erde lebt, dass er nicht in den Kräften der Erde ist, sondern dass er in den Kräften der Sonne lebt. Aber es ist durchaus falsch, zu glauben, dass die alten Initiierten nicht von dem Christus-Wesen gesprochen haben. Es ist auch eine von jenen Wahrheiten, die der Menschheit ganz verlorengegangen sind, dass vor dem Mysterium von Golgatha von dem Christus immer gesprochen worden ist als von einem außerirdischen Wesen. Heute nennt man eine solche Anschauung sogar unchristlich. Aber warum nennt man eine solche Anschauung unchristlich, da doch die ersten Kirchenväter durchaus diese Anschauung gehabt haben? Die ersten Kirchenväter haben gesagt: Die Weisen der alten Zeit, die man oftmals auch als Heiden bezeichnet, sind in einem tieferen Sinn Christen! Die ersten Kirchenväter haben durchaus von Heiden als von Christen vor dem Mysterium von Golgatha gesprochen. Dasjenige, was durch das Mysterium von Golgatha geschehen ist, es ist eben dieses, dass jenes Wesen, das man vorher nicht hat auf der Erde finden können, das nur außerhalb der Erde gefunden werden konnte, wenn man in die Mysterien der Himmel eingeweiht war, sich dann selber verkörpert hat in dem Jesus von Nazareth, auf der Erde gelebt hat in dem Jesus von Nazareth, gekreuzigt worden ist, in die Erde gelegt worden ist, und im geistigen Leibe seinen eingeweihten Schülern als Auferstandener erschienen ist. Das wirkliche Heruntersteigen des hohen Sonnenwesens von kosmischen Höhen auf die Erde, das ist dasjenige, was sich in dem Mysterium von Golgatha vollzieht. Und dieser Christus, der heruntergestiegen ist aus geistigen Welten, der durch den Tod gegangen ist, der in bezug auf seinen Leib in die Erde gelegt worden ist, dieser Christus hat nach seinem Tode, nach seiner Auferstehung auch eingeweihte Schüler gehabt. Dasjenige, was er seinen eingeweihten Schülern gelehrt hat, das sollten heute eigentlich viele Menschen schon wissen, damit man teilnehmen könne an den Kräften der Fortentwickelung der Menschheit. Alle alten Eingeweihten sind im Grunde genommen in Wirklichkeit von außerirdischen Wesen unterrichtet worden. Der Unterricht in den ältesten Mysterien der Menschheit ist so vollzogen worden, dass die Schüler der Mysterien dazu vorbereitet worden sind, außerhalb ihres Leibes schauen zu können. Durch dieses Schauen lernten sie solche Wesen kennen, wie der Zarathustra den Christus als hohes .Sonnenwesen kennenlernte. Durch dieses Schauen lernten sie aber auch andere Wesen der verschiedenen Hierarchien kennen. Wir müssen uns durchaus vorstellen, dass die geistige Sprache, die da geführt wird von einem solchen Wesen, das herunterstieg und die Eingeweihten lehrte, eben eine Sprache ist, durch welche man in alten Zeiten die Menschen lehren konnte. Die Menschen hatten in alten Zeiten göttliche Lehrer. Ein solcher göttlicher Lehrer war auch der Christus für die Menschen, welche er nach seiner Auferstehung unterrichtete. Aber er konnte noch etwas anderes lehren als die älteren göttlichen Lehrer. Die älteren göttlichen Lehrer sprachen zu den Menschen viel von den Geheimnissen der Geburt, sprachen ihnen aber nicht von den Geheimnissen des Todes, denn in der göttlichen Welt hatte man den Tod nicht durchgemacht. Es gab in der Welt, aus der die alten göttlichen Lehrer zu den alten Initiierten herunterstiegen, keine Wesen, welche den Tod durchgemacht hatten. Der Tod war etwas, was nur auf der Erde durch Menschen durchgemacht werden konnte. Die Götter sahen herunter auf die Menschen, aber sie wußten im Grunde genommen vom Tode nur äußerlich. Der Christus lernte den Tod auf der Erde kennen, indem er in einem Menschen nicht nur als eine Erscheinung zu gewissen Zeiten verkörpert war, wie das der Fall war bei den alten Lehrern, sondern der Christus lernte den Tod dadurch kennen, dass er als Gott wie die menschliche Seele in einem physischen Menschenleibe auf der Erde lebte. Er lernte den Tod wirklich kennen, er ging durch den Tod. Und er lernte noch mehr kennen. Wenn der Christus nur alles dasjenige durchgemacht hätte, was von der Johannestaufe im Jordan sich abspielte bis zur Kreuzigung und bis zu dem Sterben am Kreuze, da würde der Christus nicht von denjenigen Geheimnissen haben reden können, von denen er geredet hat zu seinen eingeweihten Schülern nach seiner Auferstehung. Denn sehen Sie, für diejenigen göttlichen Lehrer, die heruntersteigen konnten auf die Erde, und für die alten initiierten Lehrer gab es in der ganzen weiten Welt keine Geheimnisse außer im Innern der Erde. Im Innern der Erde, wußten sie, herrschen geistige Wesenheiten, die anderer Art sind als die Götter, die vor dem Mysterium von Golgatha zu den Menschen herunterstiegen. Es kannten sie zum Beispiel die Griechen und gaben ihnen in ihrer Mythologie den Namen der Titanen. Aber derjenige der oberen Götter, der zuerst das Innere der Erde kennenlernte, weil er in sie hineinversenkt wurde, das war der Christus. Das ist wichtig, dass der Christus ein Gebiet für die oberen Götter kennengelernt hat, das früher diese oberen Götter nicht gekannt haben. Und dieses Geheimnis, dass auch die Götter eine Entwicklung durchmachen, dieses Geheimnis teilte der Christus seinen eingeweihten Schülern mit nach seiner Auf er stehung. Und dieses Geheimnis erfuhr Paulus durch seine natürliche Einweihung vor Damaskus. Das war das Erschütternde für Paulus, dass er erfuhr: mit den Kräften der Erde ist jetzt verbunden die Kraft, die man früher nur in der Sonne gefunden hat. Was war es denn, warum Paulus als Saulus die Christus-Anhänger verfolgte? Das war es, dass Paulus als Saulus in der alten hebräischen Einweihung erkennen gelernt hatte: der Christus lebt nur draußen im Kosmos, und diejenigen sind im Irrtum, die behaupten, der Christus lebe in der Erde. Als Paulus vor Damaskus die Erleuchtung hatte, da erfuhr er zuerst, dass er im Irrtum war, weil er nur dasjenige glaubte, was früher wahr gewesen ist. Aber was früher wahr gewesen ist, war jetzt anders geworden, was früher nur in der Sonne gewohnt hat, ist auf die Erde heruntergestiegen und lebt fortan in den Kräften der Erde. Und so war das Mysterium von Golgatha für diejenigen, die es zuerst den Menschen bekanntgaben, nicht ein Erdenereignis allein, sondern ein Weltenereignis; ein Weltenereignis, das in den ersten nachchristlichen Zeiten von den eigentlichen Initiierten in der folgenden Weise gelehrt wurde. Sie wurden so tief eingeweiht, diese ersten christlichen Initiierten, dass sie wußten: Der Christus, der heute als das Wesen erscheint, das im Anfang der Zeitrechnung durch das Mysterium von Golgatha gegangen ist, der Christus ist aus noch weiteren Höhen zur Sonne heruntergestiegen, da hat ihn Zarathustra geschaut. Dann ist seine Kraft übergegangen in die Strahlen der Sonne, da wurde er von den ägyptischen Eingeweihten geschaut. Dann lebte seine Kraft in dem Umkreis der Erde, da haben ihn die griechischen Eingeweihten geschaut. Jetzt soll er so geschaut werden, wie er selber als ein Wesen mit dem Erdenleibe unter den Menschen gewandelt ist, jetzt soll er so geschaut werden, dass man seine richtige Gestalt erblickt in dem Auferstandenen, in demjenigen, der in der Erde darin ist, der das Geheimnis der Erde geschaut hat, der dieses Geheimnis nun allmählich in die Menschheitsentwickelung überfließen lassen kann. Es ist eine ungeheure Wärme der Diktion, mit welcher in sehr einsamen Schulen in dem ersten christlichen Jahrhundert - vom Orient herüber immer mehr sich verbreitend, aber sehr im Geheimnisvollen - diese esoterische Lehre des Christentums wirkte. Ja, es gab eine solche esoterische Lehre des Christentums! Diese ersten Kirchenväter, sie wußten noch etwas davon, aber sie sahen auf der andern Seite den Ansturm des Römertums. Mehr als die Geschichte heute ahnt, war gewaltig jener Zusammenstoß der ersten christlichen Impulse mit dem antigeistigen Römertum. Dieses Römertum hat gewissermaßen einen Mantel von Äußerlichkeit über die tiefsten Geheimnisse des Christentums gebreitet. Man ahnt ja heute mit dem gewöhnlichen Bewußtsein im Grunde genommen gar nicht, welche Art von Verhältnis in der älteren Menschheit zu den Kräften des Weltenalls vorhanden war. Der alte Mensch des dritten, vierten, fünften Jahrtausends, er wußte, dass wenn er diesen oder jenen Stoff aß, in ihm dieser oder jener Stoff in seinem Leibe weiterwirkt, dass die Kräfte des Kosmos in ihm zum Vorschein kommen. Wie lehrt zum Beispiel Zarathustra seine Schüler? Zarathustra lehrt seine Schüler so: Ihr esset die Früchte des Feldes. Sie sind von der Sonne beschienen, aber in der Sonne lebt das hohe Geisteswesen. Von dem Kosmos, von außen kommt die Kraft des hohen Geisteswesens mit den Strahlen in die Früchte des Feldes hinein. Ihr esset die Früchte des Feldes, dasjenige, was in euch den Stoff auslöst. Lasst euch erfüllt sein von den geistigen Kräften der Sonne; die Sonne geht in euch auf, indem ihr die Früchte des Feldes genießt. Tut das in besonders feierlicher Stunde, nehmt euch in besonders feierlicher Stunde etwas, was bereitet ist aus den Früchten des Feldes. Meditiert ihr darüber, wie die Sonne darinnen ist, meditiert ihr, bis euch das Stückchen Brot strahlend wird, und genießt ihr es, dann seid euch bewußt: aus dem weiten Weltenall ist der Geist der Sonne in euch eingezogen und in euch lebend geworden. Nun, von alledem ist nur die Äußerlichkeit geblieben: das Essen des Brotes im Messopfer und in der Kommunion. Diejenigen, welche diese Äußerlichkeit fortpflanzen im Sinne dessen, was das Römertum in das Christentum hineingebracht hat, sind die, welche es am stärksten bekämpfen, dass man kosmische Weisheit haben muss, um das Christentum zu verstehen. Das sind aber auch jene, die am wenigsten die Lehren des Paulus verstehen, denn Paulus schaute einfach strahlend diejenige Kraft, die aus den Wolken hereinkommt, die Sonnenkraft war, die das überkörperliche Wesen war: den Christus, der durch das Mysterium von Golgatha heruntergestiegen ist auf die Erde, die kosmische Gottheit der Sonne vereint mit den Kräften der Erde. In den ersten drei bis vier Jahrhunderten der christlichen Entwickelung wußte man noch viel von diesem eigentlichen Geheimnisse. Dann wurde die äußere Weltenerkenntnis so stark, dass selbst durch die Nachrichten, die auf die spätere Zeit kamen, nicht mehr zu erkennen ist, wie hoch spirituell in den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung das Ereignis von Golgatha aufgefaßt worden ist. Heute ist aber die Zeit, wo die Menschheit sich unbedingt zurückerinnern muss an dieses spirituelle Erfassen des Christentums in den ersten christlichen Jahrhunderten. Der Mensch hat durchgemacht seit den [ersten] nachchristlichen Jahrhunderten dasjenige, was ihn zu einer hohen Erdenweisheit gebracht hat. Dadurch ist er ein freies Wesen geworden. Selbst die alten Eingeweihten waren nicht frei, da sie ja, wenn sie die tiefsten Impulse gewollt haben, sich leiten ließen von den Gottheiten. Frei kann man nur werden durch diese besonders hohe [Erden-] Weisheit. Dies wird in nächsten Zeiten immer mehr die Menschheit dahin bringen, dass die widergöttlichen Kräfte, die wider-christlichen Kräfte die Seelen der Menschen erfassen können. Diese wider-christlichen Kräfte, ich nenne sie die ahrimanischen Kräfte. Wir haben eine hohe Wissenschaft, aber sie ist noch nicht durchchristet. Wir reden über die Natur, und niemand findet eine Veranlassung, diese Naturwissenschaft zu durchchristen. Das muss aber geschehen. Diese Naturwissenschaft muss durchchristet werden, sonst geht alles dasjenige verloren, was der Mensch aus dem Kosmos heraus braucht."  [27]
 
 

18. Spirituelle Werte in Erziehung und sozialem Leben, Himmelsgeschichte; in Theokratien die drei Glieder: Geistesleben, Rechts-, Wirtschaftsleben in einem einheitlichen Organismus; aus der Theosophia wird eine Theologia und daneben die Jurisprudentia; Naturwissenschaft ist heute - durch die Art, wie die Menschen sie auffassen - ein Hemmnis; Marx, nur eine andere Färbung des naturwissenschaftlichen Denkens, Eigentümlichkeit der juristisch-staatlichen Denkweise, die nur ihren Gipfelpunkt in dem Marxismus gefunden hat, dass sie das Allgemein-Abstrakte wie ein allgemeines Kleid überall draufsetzen will, Kant; Russland, Moskau mit Theokratie und orientalischen Charakter; dem Marx hat schon vorgearbeitet Peter der Große; ebensogut hätte man dasjenige, was Lenin da in Russland gemacht hat, auf dem Monde oder irgendwo anders machen können; die furchtbarste Illustration des sozialen Chaos in Russland; in einem historischen Augenblicke ist in Russland ein großes Gebiet der Erde durch eine aus reiner Abstraktion geborenen Fortsetzung des Zarentums abgeschlossen worden von der Welt, eingesperrt worden


Iin Theokratien die drei Glieder: Geistesleben, Rechts-, Wirtschaftsleben in einem einheitlichen Organismus; aus der Theosophia wird eine Theologia und daneben die Jurisprudentia; Naturwissenschaft ist heute - nicht durch das, was sie selber sagt, sondern durch die Menschen, durch die Art, wie die Menschen sie auffassen - ein Hemmnis; Karl Marx, der in der neueren Zeit besonders eindringlich für Millionen und Millionen von Menschen über das soziale Leben geredet hat, wie der repräsentative Mensch des naturwissenschaftlichen Zeitalters über das soziale Leben reden muss, nur eine andere Färbung des naturwissenschaftlichen Denkens; Eigentümlichkeit der juristisch-staatlichen Denkweise, die nur ihren Gipfelpunkt in dem Marxismus gefunden hat, dass sie das Allgemein-Abstrakte wie ein allgemeines Kleid überall draufsetzen will. Das finden Sie schon da, wo noch gar nicht sozialistisch, sondern nur juristisch-logisch gedacht wird, zum Beispiel bei Kant mit dem kategorischen Imperativ; Russland mit orientalischen Charakter; dem Marx hat schon vorgearbeitet Peter der Große; ebensogut hätte man dasjenige, was Lenin da in Russland gemacht hat, auf dem Monde oder irgendwo anders machen können: "Man muss zuerst hinschauen auf ganz andersartige Verhältnisse, die einmal innerhalb der geschichtlichen und vorgeschichtlichen Entwickelung der Menschheit waren. Man muss schon hinschauen auf jene sozialen Gemeinschaften, die man gerade als die orientalischen, noch stark nach Westen herüberwirkenden Theokratien auffassen kann. Das waren ganz andere soziale Gemeinschaften. Das waren soziale Gemeinschaften, in denen die Struktur der menschlichen  Verhältnisse bewirkt worden war durch die Inspiration einer den übrigen Verhältnissen der Welt fremden Priesterschaft. Da hat man herausgeholt aus demjenigen, was sich einem an geistigen Impulsen ergab, die Impulse für die äußere Welt. Wenn Sie noch sehen, wie in Griechenland, in Rom, die soziale Struktur ist: ein ungeheures Sklavenheer, darüber eine in sich selbst zufriedene, wohlhabende - die Worte sind natürlich relativ gemeint - Oberschicht, dann können Sie diese soziale Struktur nicht verstehen, ohne dass Sie hinschauen auf deren Ursprung, auf den theokratischen Ursprung, innerhalb dessen es möglich war, diese soziale Struktur als ein Gottgegebenes oder Göttergegebenes den Menschen glaubhaft zu machen, glaubhaft nicht nur für den Kopf, glaubhaft für das Herz, glaubhaft für den ganzen Menschen; so dass der Sklave tatsächlich sich in der richtigen Weise durch die göttliche Weltenordnung einmal an seinen Platz hingestellt fühlte. Nur aus dem Durchsetztsein der äußeren materiell-physischen sozialen Struktur mit inspirierten Geboten ist das soziale Leben in alten Zeiten der Menschheit zu erklären. Und aus diesen Geboten, die eine der Welt entzogene  Priesterschaft von außerhalb der Welt zu bekommen suchte, aus diesen Geboten ging nicht nur dasjenige hervor, was der Mensch für sein Seelenheil haben sollte, nicht nur, was er über Geburt und Tod dachte und empfand, sondern es ging dasjenige hervor, was das Verhältnis bilden sollte zwischen Mensch und Mensch. Aus dem weiten Orient herüber tönt nicht nur das Wort: «Liebe Gott über Alles», sondern auch das andere: «und deinen Nächsten als dich selbst.» Wir nehmen heute ein solches Wort «deinen Nächsten als dich selbst» sehr abstrakt auf. Es war nicht so abstrakt in der Zeit, als von dem inspirierten Priester dieses Wort in die Menge klang. Da wurde es zu etwas zwischen den Menschen Wirkendem, wofür später alle diejenigen konkreten Verhältnisse traten, die wir unter dem Namen des Rechtes und der Moral zusammenfassen. Denn diese Verhältnisse des Rechtes und der Moral, die sich erst später der Menschenentwickelung eingliedern, die waren in dem ursprünglichen göttlichen Gebote: «Liebe deinen Nächsten als dich selbst» enthalten durch die ganze Art und Weise, wie sie durch die inspirierte Priesterschaft in der Theokratie in die Welt hineingetragen wurden. Ebenso waren die Verrichtungen des Wirtschaftslebens, dasjenige, was der Mensch tun sollte, was er tun sollte mit dem Vieh, was er tun sollte mit Grund und Boden - Sie finden den Nachklang dazu noch in der mosaischen Gesetzgebung -, das war aus den göttlich gedachten Eingebungen heraus festgestellt. Der Mensch fühlte sich als von den göttlichen Mächten in bezug auf sein geistiges Leben, in bezug auf sein Rechtsleben und moralisches Leben, in bezug auf sein Wirtschaftsleben in das Irdische hineingestellt. Eine einheitliche Struktur, wo die Glieder deshalb, weil ein Impuls in ihnen steckte, zusammenwirkten, war die Theokratie. Die drei Glieder: Geistesleben, Rechts-, dasjenige was wir heute auch Staatsleben nennen, dasjenige was wir Wirtschaftsleben nennen, war in einem einheitlichen Organismus, der durchpulst wurde von dem, was nicht auf der Erde zu finden war an Impulsen, zusammengefasst. In der weiteren Entwickelung der Menschheit ist das das Eigentümliche, dass diese drei Impulse, Geistesleben,  staatlich-juristisch-moralisches Leben, und wirtschaftliches Leben, auseinanderdrängten, sich differenzierten. Aus dem einen Strom, der in den Theokratien als einheitliches Menschenleben dahinfloss, wurden allmählich zwei, wie ich gleich nachher zeigen werde, und nachher drei; und diesen drei Strömen stehen wir heute gegenüber. Dasjenige, was sich aus diesem einen Strom der Theokratie ergeben hat, will ich nachher in dem zweiten Teile nach der Übersetzung besprechen. Meine Damen und Herren, die Theokratie, so wie sie in alten Zeiten bestanden hat mit der Inspiration der Mysterienpriester, die hineinfloss in die soziale Struktur, in das juristisch-moralische und auch in das wirtschaftliche Leben, diese Theokratie wird, um nur das eine anzuführen, im wirtschaftlichen Leben bloß fertig, kann nur zustande kommen mit demjenigen, was im wirtschaftlichen Leben bis zur Landwirtschaft geht, mit demjenigen, was zu tun hat mit dem Verhältnis des Menschen zu Grund und Boden. Es lassen sich gebotartige Verhaltungsmaßregeln für das wirtschaftliche Leben herausgestalten aus der Inspiration, wenn das wirtschaftliche Leben in seiner Hauptsache im Grund und Boden, in der Landwirtschaft, Viehzucht und so weiter begründet ist. Das beruht darauf, dass eben ein eigentümliches Verhältnis besteht zwischen dem Menschen, der an den Grund und Boden sich anschmiegt. Er hat in seinem Herzen dasjenige, was entgegenkommen kann dem, was aus der Theokratie herauskommt. In dem Augenblicke, wo in der Entwickelung der Menschheit anfangen Handel und Gewerbe eine größere Rolle zu spielen, in dem Augenblicke wird es anders. Die alten, die ältesten Theokratien, sie können nur verstanden werden, wenn man weiß, dass im wesentlichen alles wirtschaftliche Leben auf der Zugehörigkeit des Menschen zu Grund und Boden beruht, dass Handel und Gewerbe gewissermaßen nur oben aufgesetzt waren. Sie waren ja da, aber sie entwickelten sich so, dass sie sich im Anschluss an die Verhältnisse in bezug auf Grund und Boden, die Landwirtschaft entwickelten. Wir sehen in der Entwickelung der Menschheit, wie Handel und Gewerbe sich gewissermaßen emanzipieren von dem Landwirtschaftlichen, erst ganz in seinem Anfange im alten Griechenland, und dann deutlicher in dem alten römischen Reiche. Da sehen wir, wie gewissermaßen herauswächst wie etwas Selbständiges in der sozialen Struktur die Betätigung des Menschen im Handel und Gewerbe, und das gibt dem ganzen römischen Leben namentlich seine Konfiguration. Als dasjenige, was sich für die Menschen aus dieser Emanzipation ergab im römischen Reiche, tief zu Herzen ging den Gracchen, Tiberius Sempronius Gracchus, Cajus Gracchus, als es in deren Herzen Wort annahm, zur Tat wurde, da entstanden die großen sozialen Kämpfe des alten Rom. Die erste Streikbewegung war im Grunde genommen im alten Rom, als die Menschen hinauszogen auf den «Heiligen Berg» und ihre Rechte verlangten, da entstand das Drängen nach einer Neugestaltung in die Zukunft hinein. Und dasjenige, was man jetzt erst als etwas Selbständiges bemerkte, was früher hineingegliedert war in die ganze soziale Struktur, das ist die menschliche Arbeit, die ein besonderes Verhältnis von Mensch zu Mensch begründet. Wenn aus den Geboten heraus der Mensch weiß, er steht als ein Niedriggestellter einem Höhergestellten gegenüber, so fragt er nicht, wie er die Arbeit gestalten soll; dies ergibt sich aus dem menschlichen Verhältnis. In dem Augenblicke, wo die Arbeit als etwas Emanzipiertes, Selbständiges auftritt, ergibt sich die Frage: Wie stelle ich mich zu meinem Mitmenschen, damit meine Arbeit in der richtigen Weise sich hineingliedert in die soziale Struktur? - Handel, Gewerbe, Arbeit, das sind die drei wirtschaftlichen Faktoren, aus denen dann der Mensch angeregt wird, hervorzutreiben aus sich dasjenige, was das Recht ist, und auch, was die abgezogene Moral ist, die aus der Religion herausgezogene Moral. Und der Mensch fühlt sich dadurch veranlasst,  aus dem einen Strome der Theokratie zwei hervorgehen zu lassen: die alte Theokratie weiter gehen zu lassen und einen zweiten Strom, den Strom, der im wesentlichen der Strom des Kriegerischen und namentlich des Juristischen ist, daneben fließen zu lassen. Daher sehen wir, wie, indem die orientalische Kultur sich herüberentwickelt nach Europa unter dem Einflüsse von Handel, Gewerbe und Arbeit, das alte theokratische Denken übergeht in das juristische Denken, wie an die Stelle der alten Verhältnisse, die gar nicht Rechtsverhältnisse waren - versuchen Sie sich das klarzumachen noch aus der mosaischen Gesetzgebung - , sich entwickeln die Rechtsverhältnisse des Eigentums, die Verhältnisse, die ausdrücken sollen die Beziehungen von Mensch zu Mensch. Man sieht das entstehen im Keime zur Zeit der Gracchen, später mehr aufgehen zur Zeit des Diokletian; man sieht da, wie der zweite Strom neben den ersten sich hinstellt, und man sieht dieses im ganzen menschlichen Leben sich ausdrücken. Man kann sagen: Im Oriente drüben, in den alten Theokratien war das, was die Menschen als Geistiges über die übersinnlichen Welten wissen sollten, alles selbstverständliche Theosophie. Theo-Sophia ist die konkrete Weisheit, die empfangen wurde durch Inspiration. Als der Strom nach Europa herübergeht, stellt sich neben ihn die Jurisprudenz. Die Jurisprudenz kann keine Sophia mehr sein, denn sie handelt nicht von etwas, was einem eingegeben wird, sondern von etwas, was der Mensch selbst immer mehr und mehr im Verkehr von Mensch zu Mensch entwickelt. Da wird das Urteil maßgebend. Da tritt an der Stelle der Sophia die Logik auf, und die Jurisprudenz, in die jetzt alle soziale Struktur hineingegossen wird, wird vorzugsweise logisch. Die Logik, die Dialektik entwickeln ihre Triumphe, nicht etwa in der Naturwissenschaft, sondern gerade in dem juristischen Leben, und alles menschliche Leben wird in diesen zweiten Strom, in die Logik hineingezwängt. Begriff des Eigentums, Begriff des persönlichen Rechtes, all das sind ja realisierte logische Kategorien. Und die Sache hat eine so starke Kraft in dieser zweiten Strömung, dass diese Kraft auf die erste Strömung abfärbt. Aus der Theosophia wird eine Theologia. Der erste Strom wird also durchaus beeinflußt von dem zweiten Strom. Und wir haben jetzt nebeneinander ein Altbewahrtes, eine alte Theosophia, die, indem sie weniger lebendig, etwas dürrer, etwas magerer auch geworden ist, als sie in ihrer Jugend war, nun Theologia wird, und daneben die Jurisprudentia, die eigentlich in dieser Art alles umfasst bis ins 15., 16., 17. Jahrhundert hinein, was in den verschiedenen Masken auftritt, die auch noch wirkt in dem gesamten wirtschaftlichen Leben der Menschheit. Jurisprudenz wirkte auch in Adam Smith, auch wenn er das wirtschaftliche Leben in Betracht ziehen will. Lesen Sie Adam Smith einmal mit dem Gefühl, da rumort juristisches Denken; aber das Wirtschaftliehe Leben kommt herauf. Nun will er in die alten Begriffe des Juristischen - damals waren sie ja schon wiederum alt geworden - , da will er hineinzwängen, was als wirtschaftliches Leben in Komplikationen heraufkommt, nachdem das naturwissenschaftliche Denken die Technik und so weiter ergriffen hat. Und so sehen wir, wie eine Zeitlang innerhalb der eigentlichen zivilisierten Menschheit die zwei Ströme sich herausbilden, die Theologia, die dann auf der einen Seite in die Wissenschaft einmündet - denn es ist ja überall nachzuweisen, wie die späteren Wissenschaften, auch die Naturwissenschaft, sich aus der Theologia heraus entwickeln. Aber die Menschen haben mittlerweile das dialektisch-logische Denken gelernt, das tragen sie jetzt in alles hinein, auch in die Wissenschaft. Und so entwickelt sich die neuere Zeit. Mit überwältigender Komplikation kommen die sozialen Verhältnisse, die wirtschaftlichen Verhältnisse herauf. Die Menschen sind gewohnt noch an das theologisch juristische Denken, und das tragen sie nun noch extra in die Naturwissenschaft hinein. In der Naturwissenschaft bemerkt man es nicht mehr. Man glaubt nicht, wenn man das Auge über das Mikroskop hält, oder wenn man durch das Teleskop in den Sternenhimmel hineinschaut, oder wenn man gar ein niederes Tier zergliedert, um daran den Organismus zu studieren, man glaubt es nicht, dass man eine historische Phase des menschheitlichen Denkens da hineingetragen hat, und nicht etwas Absolutes. Und so nimmt in der neueren Zeit dieses naturwissenschaftliche Denken durchaus die Menschheit, die Zivilisation in Anspruch: es soll über alles so gedacht werden, wie naturwissenschaftlich gedacht wird. Das ist heute nicht etwa bloß in den Gebildeten sitzend, das sitzt in der ganzen Menschheit, bis in den primitivsten Menschen hinein. Ich möchte nicht missverstanden werden auch hier, aber ich möchte eine Bemerkung machen. Wenn heute so etwas auseinandergesetzt wird, wie ich es zum Beispiel in bezug auf die Erziehung in den verflossenen Tagen tat, da muss auch dasjenige hineingebracht werden, was vom Spirituellen aus die Naturwissenschaft beleuchtet. Wenn der heutige Mensch, der an der Naturwissenschaft herangebildet ist, an diese Dinge herankommt, dann findet er: Ja, was da gesagt wird, das steht nicht in einem Physiologiebuch; was da gesagt wird, das habe ich nicht gehört vom physiologischen Katheder herunter, also ist es falsch. - Man setzt nicht voraus, dass dasjenige, was dort nicht gesagt werden kann, dass all das, was von mir in bezug auf Naturwissenschaftliches gesagt ist, durchaus nachgeprüft ist, dass es voll berücksichtigt dasjenige, was im Physiologiebuch steht, und was vom Katheder herunter als Physiologie gelehrt wird. Aber es ist die Menschheit heute so gestaltet, dass man gar nicht weiß, wie das eine aus dem anderen heraus sich ergibt. Und so ist heute die glänzende Naturwissenschaft, die ja voll anerkannt wird innerhalb des Anthroposophischen, diese Naturwissenschaft ist heute - nicht durch das, was sie selber sagt, sondern durch die Menschen, durch die Art, wie die Menschen sie auffassen - ein Hemmnis. Und ich möchte sagen, man kann es in der Entwickelung der neuesten Menschheit handgreiflich machen, wie sie ein Hemmnis ist. Sehen Sie, da gab es einen Menschen, der Ihnen seinem Namen nach gut bekannt ist, Karl Marx, der in der neueren Zeit besonders eindringlich für Millionen und Millionen von Menschen über das soziale Leben geredet hat. Wie hat er geredet? Nun, er hat geredet, wie der repräsentative Mensch des naturwissenschaftlichen Zeitalters über das soziale Leben reden muss. Stellen wir uns einmal vor Augen, wie dieser repräsentative Mensch reden muss. Der Naturwissenschafter, der hat die Gedanken im Kopfe. Darauf gibt er nicht viel; er gibt erst etwas auf die Gedanken, wenn sie sich ihm verifiziert haben unter dem Mikroskop oder durch einen anderen Versuch oder durch irgendeine Beobachtung. Aber dasjenige, was er beobachtet, das muss ganz vom Menschen abgesondert sein, das darf nicht irgendwie verknüpft sein, das muss herangetragen sein. Und so muss derjenige, der naturwissenschaftlich denkt, einen Abgrund sehen zwischen seinem Denken und dem, was ihm herangetragen wird. Nun, Karl Marx hat dieses Denken, das man nicht heranlassen will an die äußere Welt, zwar nicht ganz im Sinne der neuesten Naturwissenschaft gelernt, möchte ich sagen, aber er hat es in einer älteren Form gelernt als Hegeische Dialektik. Es ist im Grunde genommen nur eine andere Färbung des naturwissenschaftlichen Denkens. Da, als er dieses Denken des modernen Menschen lernte, da stand er in seinem Milieu drinnen. Aber er war Repräsentant des naturwissenschaftlichen Zeitalters, da konnte er ja gar nichts damit anfangen. Er war ein Deutscher, er stand drinnen in der deutschen logisch-dialektischen Denkweise. Aber aus der heraus konnte er nichts anfangen, geradeso wie der Naturwissenschafter nichts anfangen kann mit seinen Gedanken. Er wartet, was ihm das Mikroskop oder Teleskop zeigt. Das muss von außen kommen. Karl Marx konnte mit seinen Gedanken nichts anfangen. Und da er schon einmal aus seiner Haut nicht herausfahren konnte, fuhr er aus Deutschland heraus und ging nach England. Da traten ihm die sozialen Verhältnisse von außen gegenüber, wie dem Naturwissenschafter das Mikroskop oder Teleskop. Da hatte er eine Außenwelt. Da konnte er so reden und eine soziale Theorie nach naturwissenschaftlichem Muster begründen, wie der Naturwissenschafter seine Theorie begründet. Und weil diese Denkweise den Leuten tief im Leibe sitzt, wurde das ungeheuer populär. Und weil nun schon einmal das, was sich bloß auf die äußere Natur bezieht, maßgebend ist, wenn man über den Menschen so redet wie über die äußere Natur, wie es Karl Marx getan hat, so schaut das alles, was man über den Menschen sagt, auch über seine sozialen Verhältnisse, so aus, wie wenn es Natur wäre. Was ich über den Jupiter sage, was ich über das Veilchen sage, was ich über den Regenwurm sage, das kann ich in Island ebenso sagen wie in Neuseeland, und in England ebenso wie in Russland. Das gilt für die ganze Welt. Da brauche ich mich nicht zu konkretisieren, das muss allgemein gelten. Wenn man also nach dem Muster des Naturwissenschaftlichen eine soziale Theorie begründet, so begründet man scheinbar etwas, was über die ganze Erde hin gilt, was überall daraufgesetzt werden kann. Das ist überhaupt die Eigentümlichkeit der juristisch-staatlichen Denkweise, die nur ihren Gipfelpunkt in dem Marxismus gefunden hat, dass sie das Allgemein-Abstrakte wie ein allgemeines Kleid überall draufsetzen will. Das finden Sie schon da, wo noch gar nicht sozialistisch, sondern nur juristisch-logisch gedacht wird, zum Beispiel bei Kant mit dem kategorischen Imperativ, der Ihnen ja vielleicht auch als etwas Ausländisches bekannt sein wird. Meine Damen und Herren, dieser kategorische Imperativ, der sagt: Handle so, dass die Maxime deines Handelns für jeden Menschen gelten kann. - Im konkreten Leben lässt sich das nicht anwenden, denn man kann niemandem sagen: Lass dir vom Schneider deinen Rock so machen, dass er für jeden Menschen passen kann. Aber nach diesem Muster, das überhaupt das logische Muster ist, nach diesem Muster ist schon das alte juristisch-staatliche Denken geformt. Das erreicht seinen Gipfelpunkt im marxistisch-sozialen Denken. Und so sieht man, wie zuerst realisiert, verwirklicht wird dasjenige, was durch Marx auf naturwissenschaftliche Art beobachtet ist, indem er deutsches Denken betätigte am englischen Wirtschaftsdasein. Nun wird es wieder zurückgetragen nach Mitteleuropa. Da lebt es sich in den Willensimpulsen der Menschen aus. Und dann wird es noch weitergetragen ganz nach dem Osten. Im Osten nun ist sogar vorbereitet dieses Überstülpen des rein Abstrakten über die konkret menschlichen Verhältnisse. Denn im Osten sehen wir, wie dem Marx schon vorgearbeitet hat Peter der Große. Peter der Große hat schon den Westen in das russische Leben hineingeschoben, während Russland in seiner Seele vielfach orientalischen Charakter trägt und die Menschen die Theokratie noch stark im Leibe haben, wurde durch ihn das Juristisch-Staatliche hineingetragen und Petersburg mehr im Westen, neben Moskau gesetzt. Man verstand nicht, dass das zwei Welten sind, Petersburg Europa ist und Moskau Russland ist, wo noch tief hineinspielt die orientalische Theokratie in ihrer Reinheit. So dass, als dann Solowjow eine Philosophie bildete, sie natürlich nicht so wurde wie die dialektisch-naturwissenschaftliche Philosophie des Herbert Spencer, sondern sie wurde theosophisch. Aber Solowjow ist Moskau. Solowjow ist nicht Petersburg. Ich meine auch nicht, dass in Russland nur so die Dinge geographisch getrennt werden können. Dostojewski, er mag noch so sehr an Moskau gekettet sein, Dostojewski, er mag noch so weit nach Osten gehen, ist Petersburg. Und die Erlebnisse in Russland verlaufen zwischen Petersburg und Moskau. Moskau ist Asien, theokratisch angeschaut, heute noch; Petersburg ist Europa. Und in Petersburg wurde bereits vorbereitet auf staatlich-juristische Art dasjenige, was dann der Leninismus vollständig an Russland verbrochen hat, wo etwas dem russischen Wesen so Fremdes, aber als die letzte Konsequenz des westeuropäischen Wesens aufgeprägt wurde, als etwas Abstraktes, so Fremdes, dass man sagen kann: Ebensogut hätte man dasjenige, was Lenin da in Russland gemacht hat, auf dem Monde oder irgendwo anders machen können. Es kam gar nicht in Betracht, dass das Russland ist, wo gerade Lenin regieren wollte."

Die furchtbarste Illustration des sozialen Chaos, der furchtbaren Not in Osteuropa, in Russland; in einem historischen Augenblicke ist in Russland ein großes Gebiet der Erde durch eine aus reinem Intellektualismus, aus reiner Abstraktion geborenen Fortsetzung des Zarentums abgeschlossen worden von der Welt, eingesperrt worden: "Und nun frage ich Sie von diesem Gesichtspunkte aus: Wie stellt sich ein solches Welturteil zum Beispiel zu dem, was jetzt als, ich möchte sagen, die furchtbarste Illustration des sozialen Chaos herzzerbrechend zu uns spricht, zu der furchtbaren Not in Osteuropa, in Russland? Wie stellt es sich dazu? Da handelt es sich darum, einer solchen Angelegenheit gegenüber die richtige Frage zu stellen. Und die richtige Frage ist diese: Gibt es heute auf der Erde - und die Erde muss hier angezogen werden, denn wir haben seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts nicht mehr Nationalwirtschaft, sondern Weltwirtschaft, das ist das Wichtige, was im sozialen Leben zu beachten ist - , gibt es heute auf der Erde zuwenig Nahrungsmittel für die gesamte Menschheit? Das wird niemand bejahen. Es gibt nicht zuwenig Nahrungsmittel auf der Erde für die gesamte Menschheit! Mag einmal die Zeit kommen, dann müssen die Menschen aus ihrem Genius heraus andere Mittel finden. Heute müssen wir noch sagen: Wenn an einem Fleck der Erde unzählbare Menschen hungern, dann sind es die menschlichen Einrichtungen der letzten Jahrzehnte, die das bewirkt haben. Denn dann sind diese menschlichen Einrichtungen nicht so, dass auf den hungernden Fleck der Erde in der richtigen Zeit die richtigen Nahrungsmittel hinkommen. Es kommt darauf an, wie die Menschen auf der Erde diese Nahrungsmittel im richtigen Augenblick in der richtigen Weise verteilen. Was ist geschehen? In einem historischen Augenblicke ist in Russland ein großes Gebiet der Erde durch eine aus reinem Intellektualismus, aus reiner Abstraktion geborenen Fortsetzung des Zarentums abgeschlossen worden von der Welt, eingesperrt worden. Ein für ein großes, aber doch für ein Territorium sich festlegendes Nationalgefühl hat Russland abgesperrt von der Welt und verhindert, dass jene sozialen Einrichtungen über die Erde hin herrschen, die es möglich machen, dass, wenn einmal die Natur an einem Orte versagt, die Natur an einem anderen Orte durch Menschenhände in ausgiebiger Weise eingreifen kann. Es müssen die Blicke, die heute das soziale Elend schauen, wenn man den richtigen Gesichtspunkt hat, dahin führen, dass die Menschen «mea culpa» sagen, dass jeder Mensch «mea culpa» sagt. Denn dass der einzelne Mensch als Individualität sich fühlt, schließt nicht das aus, dass er auch mit der ganzen Menschheit sich verbunden fühlt. Man hat in der Menschheitsentwickelung nicht das Recht, sich als Individualität zu fühlen, wenn man sich nicht zu gleicher Zeit als Angehöriger der ganzen Menschheit fühlt. Das ist, ich möchte sagen, der Grundton, die Grundnote, die aus einer jeden Philosophie der Freiheit kommen muss, die den Menschen in einer ganz anderen Art hineinstellen muss in die soziale Ordnung. Die Fragen werden dann ganz anders. Was ist alles gefragt worden in sozialer Beziehung in den letzten Jahrhunderten, namentlich im 19. Jahrhundert, und was ist aus diesen Fragen, die zuerst aufgetaucht sind in den höheren Ständen, bei dem Millionenproletariat geworden? Warum ist das Millionenproletariat heute auf Abwegen nach der Ansicht vieler? Weil es falsche Lehren angenommen hat von den höheren Ständen. Es war der Schüler der höheren Stände; das Proletariat hat diese Lehren nicht selber geprägt. Worauf es ankommt, ist, dass man einmal klar sieht. Die Leute haben gesagt: Der Mensch ist das Produkt der Verhältnisse; wie die sozialen Verhältnisse, die sozialen Einrichtungen ringsherum sind, so ist der Mensch. Andere haben gesagt: Die sozialen Verhältnisse sind so, wie die Menschen sie sich gemacht haben. - Alle diese Lehren sind ungefähr so klug, als wenn jemand sagt oder fragt: Ist der physische Mensch das Produkt seines Kopfes oder das Produkt seines Magens? Der physische Mensch ist eben weder das Produkt seines Kopfes noch das Produkt seines Magens, sondern das Produkt der fortwährenden Wechselwirkung zwischen Kopf und Magen. Die müssen immer zusammenwirken. Der Kopf ist Ursache und Wirkung; der Magen ist Ursache und Wirkung. Und wenn wir tiefer eingehen auf die menschliche Organisation, so finden wir sogar, dass der Magen vom Kopf gemacht wird; denn im embryonalen Leben entsteht zuerst der Kopf, und dann bildet sich erst der Magen; und dann wiederum macht der Magen den Organismus. So müssen wir nicht fragen: Sind die Verhältnisse, das Milieu die Ursache, dass die Menschen so und so sind? Oder sind es die Menschen, die das Milieu, die Verhältnisse gemacht haben? Wir müssen uns klar sein, dass jedes Ursache und Wirkung ist, dass alles ineinanderwirkt, und dass wir vor allen Dingen heute die Frage auf werfen müssen: Was für Einrichtungen müssen da sein, damit die Menschen die richtigen Gedanken haben können in sozialer Beziehung? Und was für Gedanken müssen da sein, damit im Denken auch diese richtigen sozialen Einrichtungen entstehen? Die Menschen haben nämlich gerade, wenn es auf das äußere praktische Leben ankommt, die Ansicht: Erst kommt dieses, dann kommt dieses. Damit kommt man in der Welt nicht vorwärts. Man kommt nur vorwärts, wenn man im Kreise denkt. Da denken aber die meisten Menschen: Da geht einem ein Mühlrad im Kopfe herum. Das können sie nicht. Man muss im Kreise denken; man muss sich denken, wenn man die äußeren Verhältnisse anschaut, sie sind vom Menschen gemacht, aber sie machen auch die Menschen; oder wenn man die menschlichen Handlungen anschaut, sie machen die äußeren Verhältnisse, aber werden auch wiederum getragen von den äußeren Verhältnissen. Und so müssen wir fortwährend mit unseren Gedanken hin- und hertanzen, wenn wir die Wirklichkeit haben wollen. Und das wollen die Menschen nicht. Die Menschen möchten, wenn sie irgend etwas anordnen, vor allen Dingen ein Programm: Erstens, zweitens, drittens bis zwölftens meinetwegen, und zwölf ist das letzte und eins ist das erste. Aber das ist leblos. Denn jedes Programm muss so sein, dass man es auch umkehren kann, dass man auch bei zwölf anfangen kann bis eins zurück, geradeso wie der Magen den Organismus ernährt, und wenn die Nerven, die unter dem kleinen Gehirn liegen, nicht ordentlich sind, kann nicht ordentlich geatmet werden. Geradeso wie das sich umkehrt im Leben, so hat man auch im sozialen Leben hinzuschauen darauf, dass alles sich umkehrt. Und so hat mein Buch: «Die Kernpunkte der sozialen Frage» aus den sozialen Verhältnissen heraus Leser voraussetzen müssen, welche mit ihren Gedanken sich umkehren können. Aber das wollen die Menschen nicht, sie wollen vom Anfang bis Ende lesen und dann wissen: Jetzt haben sie das Ende erreicht. dass das Ende der Anfang ist, darauf wollen sie nicht eingehen. Und so war das das ärgste Mißverständnis dieses sozial gemeinten Buches, dass man es falsch gelesen hat. Und man fährt fort, es falsch zu lesen. Man will sich nicht mit den Gedanken dem Leben anpassen, sondern man will, dass das Leben sich dem Denken anpasse. Das ist aber ganz und gar nicht die Voraussetzung der sozialen Einrichtungen, die diesen Darstellungen zugrunde liegen. Ich werde dies dann gleich im nächsten Teile fortsetzen. Meine Damen und Herren, als die Dreigliederung des sozialen Organismus anfing etwas besprochen zu werden unter den Menschen, da konnte ich ein merkwürdiges Urteil hören. Die Dreigliederung wirft ihren Blick auf die drei Strömungen im sozialen Leben, die ich in diesen Tagen charakterisiert habe, auf das Geistesleben als solches, wie es heute besteht als Erbschaft der Theokratie; denn alles geistige Leben ist zum Schluss zurückzuführen auf dasjenige, was in den Theokratien zunächst als Ursache gelegen hat. Zweitens auf dasjenige, was ich juristischstaatliches Leben nenne; drittens auf dasjenige, was ökonomisches, wirtschaftliches Leben zu nennen ist. Als der Blick auf die drei Ideen der Dreigliederung, den Impuls der Dreigliederung geworfen wurde, da kamen zunächst diejenigen Menschen, die vielleicht mit ihrem Körper ganz gut in der Welt drinnenstehen, vielleicht sogar Fabrikanten sind in ihrem äußeren Leben, Pastoren sind in ihrem äußeren Leben, also mit ihrer Leiblichkeit irgendwo im äußeren Leben lokalisiert sind, sie kamen und sie dozierten nun: Ach ja, nun können wir froh sein, nun taucht eine neue Idee auf, die endlich wieder die alte grandiose Plato- Idee zur Geltung bringt, denn es ist ja nur ein Aufwärmen desjenigen, was Plato als Gliederung der Menschen hingestellt hat in Nährstand, Wehrstand, Lehrstand. Da haben wir den alten Plato wiederum zu Ehren gebracht. Nun, meine Damen und Herren, ich hatte nichts anderes zu sagen, als: Für all jene Menschen, die zunächst, wenn eine neue Idee auftaucht, in die Bibliothek gehen und nachschauen, wo die registriert ist, mag das so sein; für denjenigen, der die Dreigliederung versteht, ist die Dreigliederung das Gegenteil von dem, was Plato geschildert hat als Nährstand, Wehrstand und Lehrstand, das genaue Gegenteil. Und zwar, weil Plato so und so viel Jahre vor dem Mysterium von Golgatha gelebt hat. Für die damalige Zeit war die Gliederung im Nährstand, Lehrstand und Wehrstand richtig; heute sie wiederum auffrischen zu wollen, ist absurd. Denn bei der Dreigliederung des sozialen Organismus handelt es sich nicht darum, dass hier wiederum die Menschen gegliedert werden, so dass einer drinnensteckt in dem Lehrstand, der andere in dem Wehrstand, in dem juristischen und Kriegerstand, der andere drinnensteckt in dem Nährstand, sondern es handelt sich um Einrichtungen, um Institutionen, in denen abwechselnd jeder drinnen sein kann, weil wir es in der neueren Zeit mit Menschen zu tun haben, und nicht mit Ständen. So dass es sich darum handelt, dass eine Institution da ist, in welcher universell das geistige Leben des Menschen gepflegt wird, das lediglich auf die Fähigkeiten der Individualitäten gebaut sein muss; dass zweitens da ist die staatlich-juristische Institution in ihrer Selbständigkeit, ohne Intentionen, die anderen Glieder des sozialen Organismus zu verschlingen, und dass drittens da ist eine Institution, die rein wirtschaftlich ist. Die staatlich-juristische wird es zu tun haben mit all dem, was der einzelne Mensch mit dem anderen abzumachen hat, was von Mensch zu Mensch festzusetzen ist. Im geistigen Leben kann nicht jeder ein Urteil haben; im geistigen Leben kann jeder nur das Urteil haben, zu dem er befähigt ist. Da muss alles aus der Individualität herauskommen. Das geistige Leben muss auf die Individualitäten gebaut sein. Das geistige Leben macht notwendig, dass es ein in sich geschlossener, einheitlicher Körper ist. - Sie werden sagen: Das ist es nicht. - Aber ich werde gleich darauf zu sprechen kommen. Das staatlich-juristische Leben macht es notwendig, dass die Menschen im Sinne der schon einmal heraufgekommenen Demokratie, wo der Mensch als Mensch Gelegenheit hat, von Mensch zu Mensch sich verständigen zu können über dasjenige, worüber jeder Mensch ein Urteil haben muss, worüber es nicht Sach- und Fachkenntnis gibt, sondern worüber jeder Mensch ein Urteil haben muss. Es gibt ein solches Gebiet des Lebens, das ist das Juristisch-Staatliche. Und drittens das ökonomische Gebiet. Da zeigt sich, wie da alles nicht von dem einzelnen Urteil ausgehen kann - das Urteil des  einzelnen ist gleichgültig, denn es kann niemals richtig sein -, sondern von den Assoziationen, von den Gemeinschaften der Menschen, die aus dem Zusammenfluß ihrer Urteile ein gemeinschaftliches Urteil heraus zustande bringen. Nicht darauf kommt es an, dass man sagt, man solle den Staat oder sonst irgendeine Gemeinschaft in drei Glieder teilen, sondern darauf kommt es an, dass von diesen drei Gliedern jedes dasjenige tun kann, was es tun soll, damit der soziale Organismus richtig wirkt. Mit der Denkweise, die ich hier vertrete, meine Damen und Herren, kann man drinnenstehen in der Welt. Man kann unter Umständen - ich will jetzt nur hypothetisch das anführen -, man kann aus seinen Fähigkeiten heraus das oder jenes wollen, man kann vielleicht sogar die Geschicklichkeit, die Technik dazu haben, das oder jenes zu wollen; aber dasjenige, was man selber als Mensch tut, wird ja weiter getan durch andere Menschen. Ich handle; darauf kommt etwas an, aber nicht alles und nicht die Hauptsache. Es kommt darauf an, dass meine Handlung von dem anderen verständig weitergeführt wird, dass sie weiter von einem dritten, vierten, xten geführt wird. Dazu muss aber der soziale Organismus so geführt werden, dass die Spuren meiner Handlung nicht verschwinden. Sonst tue ich etwas in Oxford; es wird weiter getan, weiter getan; aber in Whitechapel ist keine Spur mehr davon vorhanden. Dann sehen wir nur das äußere Symptom, dann sehen wir nur, dass dort Elend ist. Das Elend muss aber hervorgehen, wenn die menschlichen Kräfte nicht in der richtigen Weise eingehen können in den sozialen Organismus. Wir schauen nach Russland - Elend. Warum? Weil die sozialen Kräfte nicht richtig eingreifen können in den sozialen Organismus; weil der soziale Organismus nicht in der richtigen Weise nach seinen naturgemäßen drei Gliedern gegliedert ist. Wenn ein sozialer Organismus  so gegliedert ist, dass darinnen das Geistesleben frei auf die Individualitäten gestellt ist, dass ein juristisch-staatliches Leben da ist, welches alle die Angelegenheiten ordnet, wofür jeder Mensch kompetent ist, gleichgültig was er für einen Bildungsstand und so weiter hat, und wenn drittens ein selbständiges wirtschaftliches Leben da ist, das es nur zu tun hat mit Produktion, Warenkonsumtion und Zirkulation, dann ist dieser Organismus so gegliedert, dass die einzelne Handlung, die einer tun kann, wirklich so durchfließt durch den sozialen Organismus, wie das Blut durch den Menschen durchfließt." [28]

Der kalte Hass auf alles in Freiheit sich Entfaltende: "In vollem Gegensatz dazu lebt in dem gierigen Begehren der ahrimanischen Mächte der kalte Hass auf alles in Freiheit sich Entfaltende. Ahrimans Streben geht dahin, aus dem, was er von der Erde in den Weltenraum strömen lässt, eine kosmische Maschine zu machen. Sein Ideal ist «einzig und allein» «Maß, Zahl und Gewicht». Er wurde in den der Menschenentwickelung dienenden Kosmos hereingerufen, weil «Maß, Zahl und Gewicht», sein Gebiet, entfaltet werden musste. Nur wer die Welt geistig-körperlich überall begreift, der begreift sie wirklich. Das muss bis in die Natur hinein mit Bezug auf solche Mächte wie die göttlich-geistigen in Liebe wirkenden und die in Hass wirkenden ahrimanischen beachtet werden. Man muss in der naturhaften Weltenwärme, die mit dem Frühling einsetzt und gegen den Sommer zu wirkt, die naturhafte Liebe der göttlich-geistigen Wesen wahrnehmen; man muss in dem wehenden Froste des Winters die Wirkung Ahrimans gewahr werden. Im Hochsommer webt sich Luzifers Kraft in die naturhafte Liebe, die Wärme, hinein. In der Weihnachtszeit wendet sich die Kraft der göttlich-geistigen Wesen, denen der Mensch ursprünglich verbunden ist, gegen den Frost-Hass Ahrimans. Und gegen den Frühling zu mildert fortdauernd naturhafte göttliche Liebe naturhaften Ahriman-Hass. Das Erscheinen dieser alljährlich auftretenden göttlichen Liebe ist die Zeit der Erinnerung, da das freie Gottes-Element in das berechenbare Erd-Element mit dem Christus eingetreten ist. Christus wirkt in völliger Freiheit in dem Berechenbaren; damit macht er unschädlich, was nur das Berechenbare begehrt, das Ahrimanische. Das Ereignis von Golgatha ist die freie kosmische Tat der Liebe innerhalb der Erdengeschichte; sie ist auch nur erfaßbar für die Liebe, die der Mensch zu diesem Erfassen aufbringt." [29]
 
 

19. Die kurze Geschichte Russlands IV

Die Verfälschung der inneren Welt des Menschen, die in dem Besessensein von "allen Dämonen" des Hochmuts und der Willkür zum Ausdruck kommt, liegt nicht nur bei Personen wie Mohammed und seinen Nachfolgern, sondern auch bei der Persönlichkeit von Iwan Groznyi vor, dem ersten russischen Großfürsten, der sich selbstherrlich den Titel "Heiliger und Gottgekrönter Zar und Selbstherrscher von ganz Russland" zulegte und der Moskau, die Hauptstadt seines Reiches, das "dritte Rom" nannte. Während seiner ganzen Herrschaft war Iwan zusammen mit seinen Opritschniki absolut davon überzeugt, dass ihm durch die höchsten Mächte, die er Gott nannte, die aber in Wirklichkeit nichts anderes waren als Luzifer mit den Seinen, die volle, uneingeschränkte Macht über das ganze Land, über Leben und Tod aller ihrer Bewohner anvertraut sei. Man kann den Hochmut und Stolz , die aus einem gänzlich luziferisierten Seelenleben herrühren, nur mit der Art der schlimmsten muslimischen Autokraten wie Mohammed, Tschingis-Khan und Timur vergleichen. 

Als der große Geist der Lüge und der Täuschung in der Welt tritt vor allem Ahriman auf. Und das Instrument oder Werkzeug, mit dessen Hilfe er ein umfassendes Reich der Lüge zunächst auf der Erde begründen und dann ausbreiten will, stellt in unserer Zeit der Bolschewismus dar. Dazu Steiner: "Das, was heute durch jämmerliche soziale Verhältnisse an Unliebe zwischen Menschen entfaltet wird, was durch Verkennung der sozialen Zusammenhänge auf der Erde als falscher Sozialismus sich ausbreitet, das hat eine große Bedeutung auch für die übersinnlichen Welten, in die der Mensch durch die Pforte des Todes eintritt. Und wenn heute unter der Flagge der Verwirklichung des Sozialismus im Osten von Europa eine furchtbare, zerstörerische Gewalt entwickelt wird, so wird auch das, was da erlebt wird, hineingetragen als furchtbares Ergebnis in die jenseitigen Welten."

Das, was heute als Tendenz in der ganzen Menschheit lebt und was in extremer Form im bolschewistischen Osten Europas in Erscheinung tritt, könnte vollständig realisiert werden. Dieser zukünftige Zustand, der heute von den luziferisch-ahrimanischen Mächten auf der ganzen Welt angestrebt wird, bezeichnet Steiner als "Mechanisierung des Geistes", das heißt in der Sozialstruktur ist kein unabhängiger Bereich des freien Geisteslebens vorhanden. 

Naturwissenschaft ist heute - nicht durch das, was sie selber sagt, sondern durch die Menschen, durch die Art, wie die Menschen sie auffassen - ein Hemmnis. Karl Marx, der in der neueren Zeit besonders eindringlich für Millionen und Millionen von Menschen über das soziale Leben geredet hat, wie der repräsentative Mensch des naturwissenschaftlichen Zeitalters über das soziale Leben reden muss, sein Denken war nur eine andere Färbung des naturwissenschaftlichen Denkens; die Eigentümlichkeit der juristisch-staatlichen Denkweise, die nur ihren Gipfelpunkt in dem Marxismus gefunden hat, dass sie das Allgemein-Abstrakte wie ein allgemeines Kleid überall draufsetzen will. Das findet man schon da, wo noch gar nicht sozialistisch, sondern nur juristisch-logisch gedacht wird, zum Beispiel bei Kant mit dem kategorischen Imperativ. Dem Marx hat schon vorgearbeitet Peter der Große; ebensogut hätte man dasjenige, was Lenin da in Russland gemacht hat, auf dem Monde oder irgendwo anders machen können, so wenig hat es eine Beziehung zu Russland. Nun ist in Russland; in einem historischen Augenblicke ein großes Gebiet der Erde durch eine aus reinem Intellektualismus, aus reiner Abstraktion geborenen Fortsetzung des Zarentums abgeschlossen worden von der Welt, eingesperrt worden.

Das eigentliche Ziel des Bolschewismus ist, dass sich die menschliche Gesellschaft über die ganze Erde hin in eine Tierherde verwandeln müsste, die nur raffiniert denken kann. Das Denken jedes Glied dieser Tierherde enthielte dann ein fast übermenschliches Maß an Klugheit, die jedoch keine menschliche, sondern die seinen Kopf erfüllende instinktive Klugheit eines Tieres wäre, durch deren Substanz sich ahrimanische Wesenheiten im Menschen inkorporieren könnten, um ihn so von sich besessen zu machen. Das individuelle Ich des Menschen wäre im Augenblick der Inkorporation - dieser kann sich Stunden, Tage oder Jahre hinziehen - gleichsam in okkulter Gefangenschaft und würde in den geistigen Welten immer stärker in die Gefolgschaft des dämonischen Geistes hineingezogen werden, dem das sich in seinen Hüllen inkorporierende Wesen dient. Dadurch würde der Mensch zeitweilig oder sogar für sein ganzes Leben zum willfährigen Instrument zur Verwirklichung der Ziele des genannten dämonischen Geistes. Deshalb sagt Steiner auch: "Lenin, Trotzkij und ähnliche Leute sind Werkzeuge dieser ahrimanischen Mächte." Das führt allmählich zur Materialisierung oder genauer "Verstofflichung" der Seelensubstanz. Das heißt auch nach dem Tode wäre die Seele mit der Materie verbunden. Und das ist das, was die Akademie von Gondishapur einst herbeiführen wollte. Das ist der Zusammenhang des Bolschewismus mit dem Impuls von Gondishapur, denn auf dem Grunde seiner Einweihung wirken dieselben Kräfte, die um das Jahr 666 hinter der auf dem Territorium des alten Persien gelegenen bekannten Akademie standen.

Dazu etwas zum Prinzip der boschewistischen Einweihung. In der bolschewistischen Strömung, die das radikalste materialistische Programm zu verwirklichen sucht, das überhaupt jemals existiert hat, kommt ein äußerst fanatischer und blinder Dienst für eine bestimmte übersinnliche Wesenheit des astralischen Plans zum Ausdruck. Deshalb muss man vom geistigen Standpunkt aus sagen, dass alle Mitglieder der bolschewistischen Strömung und, noch genauer, der bolschewistischen Partei in den höheren Welten die Gefolgschaft eines konkreten übersinnlichen Wesens dämonischer Natur bilden. Dieses im höchsten Grade ahrimanische Wesen war schon im 7. Jahrhundert, um das Jahr 666, ein Hauptwerkzeug des größten Gegners des Christus in unserem Kosmos, des Sonnendämons, von dem die Offenbarung des Johannes spricht. Dieses Wesen wollte sich schon damals zum unrechtmäigen Herrn der Erdentwicklung machen. In jener Zeit gelang der Plan und auch die "Erscheinung" dieses Wesens in ätherischer Gestalt nicht. Deshalb und weil die Wiederholung des Rhythmus, der mit der Zahl 666 verbunden ist, bevorstand, wurde von seiten des genannten dämonischen Wesens, des Gesandten des Sonnendämons, ein neuer Versuch unternommen, seine Absichten in bezug auf die weitere Menschheitsführung zu verwirklichen. Um dieses Ziele zu erreichen, benutzt der ahrimanische Dämon ganz besonders zwei "Kanäle", den Bolschewismus im Osten und bestimmte okkulte Gesellschaften (Logen) oder "Bruderschaften" im Westen. In der Hierarchie tiefer stehende ahrimanische Wesen suchen nun in den Mitgliedern dieser dekadenten Geheimgesellschaften, die zum Teil schon von Türken geleitet werden, die Empfindung hervorzurufen, dass es um ihrer eigenen Ziele willen notwendig ist, die Macht des ahrimanischen Dämons anstelle der Macht des Christus mit aller Kraft unter den Menschen zu verbreiten. Es ist ein Kampf, der natürlich von Muslimen gerne mitgefochten wird, da ihr Allah ja bereits ein Wesen ahrimanischer Natur ist, der diese Seelen ja ohnehin schon verspeist, ein Kampf, der sich darauf bezieht, eine andere Wesenheit an die Stelle der Christus-Wesenheit im Verlaufe der Menschheitsentwicklung zu setzen. Es ist ein dämonischer Plan, der von einem mächtigen ahrimanischen Wesen, dem Gesandten des Sonnendämons, erdacht und realisiert wurde. Dieses ahrimanische Wesen trachtet heute danach, einerseits seinen "irdischen Werkzeugen", bestimmten "Bruderschaften" des Westens, eine möglichst große Macht unter den Menschen zu sichern und sich andererseits mittels des "sozialistischen Experiments" den ganzen Osten Europas zu unterwerfen..Auf welche Art und Weise nun trachtet der ahrimanische Dämon die Macht im Osten zu erringen? Durch die bolschewistische "Einweihung". Die besteht darin, ein Leben im Schlechten zu führen, was aber als gut angesehen wird, mit Parteiprogrammen, Funktionären und der Möglichkeit innerhalb der Hierarchie aufzusteigen. Je besser und erfolgreicher sie ihre Aufgaben erfüllen und wer am meisten über solche ahrimanischen Inspirationen verfügt, wird weiter aufsteigen. Infolge dieses inneren Aufbaus der Partei- und Staatshierachie steigen diejenigen, die vom Gesichtspunkte der Aufnahme ahrimanischer Inspirationen als besonders geeignet erscheinen, auf der hierarchischen Leiter der Parteiämter immer höher, während sie sich, in ihrem Unterbewusstsein, jenem zentralen ahrimanischen Wesen mehr und mehr nähern, welches das ganze System leitet, indem es die "Geeigneten" mit den entsprechenden Inspirationen versieht und die "Ungeeigneten" unter seinen menschlichen Werkzeugen aussondert. Während so Materialismus und Atheismus herrscht, eröffnet sich die einmalige Gelegenheit zu einer außerordentlich starken dämonischen Inspiration, deren Ziel das Entstehen des sogenannten "neuen Menschen" ist nach bolschewistischer Terminologie, das heißt eines menschlichen Wesens, das geeignet ist, in seinem Unterbewusstsein der Träger stärkster ahrimanischer Inspirationen zu sein, bei gleichzeitigem Leugnen jeglicher geistigen Welt und ihrer Wesen. 

Bei der "Einweihung des Bolschewismus" findet also etwas diametral Entgegengesetztes statt wie bei einer christlichen Einweihung. Was in dem einen Falle gänzlich überwunden werden muss: Lüge, Furcht, Hass, gerade das wird in dem anderen Falle zur Grundlage des Seelenlebens. In der boschewistischen Einweihung wird zunächst der Mensch in die verschiedensten intellektuellen Spitzfindigkeiten der "Lehre" verwickelt, bis seine natürlichen Vorstellungen von Wahrheit und Lüge, von Gut und Böse sich völlig verzerrt haben. Dann kann er für das Begehen der verschiedensten Arten von Bösem gebraucht werden, das er in seiner moralischen und intellektuellen Verblendung, es für das "Gute" haltend, vollbringt. So wird das Böse zunächst unter der Maske des Guten vom Menschen verbreitet, das heißt aus der Lüge heraus. Auf der zweiten Stufe fällt die Maske der Lüge ab und deckt das Wesen des Bösen in seiner ursprünglichen, abstoßenden Gestalt auf, aber nun nistet sich in der Seele, die schon eine ganze Reihe böser Taten vollbracht hat, die Angst in ihren vielgestaltigen Formen ein. "stärkere" Seelen, das heißt solche, die der Macht des durch sie wirkenden ahrimanischen Wesens stärker verfallen sind, winden sich aus diesem Dauerzustand der Angst durch ein Mittel heraus, durch das sich die Angst plötzlich in ihr "Gegenteil" verwandelt, in einen wilden, aggressiven, fast übermenschlichen Hass, der sich vor allem gegen jede wirkliche Äußerung des Geistes und die auf ihn begründete wahre Freiheit in der Erdenentwicklung wendet. Steiner spricht davon, dass im 12. Jahrhundert die Hinneigung zum Übersinnlichen wirkte, heute wirkt dagegen in Gestalten wie Lenin der Hass gegen das Übersinnliche und die Freiheit. "In vollem Gegensatz dazu lebt in dem gierigen Begehren der ahrimanischen Mächte der kalte Hass auf alles in Freiheit sich Entfaltende." Jetzt wird das Böse nicht nur offen und mit vollem Bewusstsein vollbracht, sondern sogar mit der unerschütterlichen Überzeugung von seiner "Richtigkeit" und häufig mit phantastischer Furchtlosigkeit. Dieser langsam sich entwickelnde Zustand der Besessenheit durch die Mächte des Bösen, führt letzten Endes zum völligen Absterben des Gewissens und mit ihm jeglicher Verbindung zu den geisten Welten überhaupt. Und so beginnt der sittliche Tod der Seele. Das Ergebnis ist nun nicht der hysterische, hasssprühende Diktator vom Typ Hitlers, sondern das absolut kaltblütige und gefühllose Werkzeug des Weltbösen vom Typ Stalins - der auch heute noch von der Regierung in Russland verehrt wird.

Der mächtige, in seinen Folgen bislang einmalige Einbruch dämonischer Mächte in Osteuropa, deren Vermittler die Bolschewisten waren, rief ein massenhaftes, vielmillionenfaches Martyrium hervor, dem nichts in der Menschheitsgeschichte zu vergleichen ist. In der Absicht, bis zum Ende des 20. Jahrhunderts eine völlig ahrimanische Sozialstruktur in Osteuropa eingeführt zu haben, ähnlich der von George Orwell in seinem Roman "1984" beschriebenen, konnten die dämonischen Mächte trotz ihrer Anstrengungen in dieser Richtung doch nicht das ganze ostslawische Volk in eine gleichförmige, fanatische Armee "überzeugter" Bolschewisten verwandeln.

Es gibt böse Brüderschaften, die materialistische Lehren verbreiten, einen Psychismus oder "Übermaterialismus". Manche sagen, der Materialismus habe abgewirtschaftet, das Gegenteil ist der Fall: Dazu Steiner (vgl. GA 178 und Kurs Nr. 683): "die materialistische Gesinnung ist in Zunahme begriffen, und sie wird am besten gedeihen, wenn sich die Leute einbilden werden, dass sie nicht mehr Materialisten seien. Die materialistische Gesinnung ist im Zunehmen begriffen und wird noch im Zunehmen sein durch etwa vier bis fünf Jahrhunderte. ... Es gibt heute verführte Materialisten, die glauben, dass das materielle Leben das einzige sei; aber es gibt auch Eingeweihte, die Materialisten sind und die durch Brüderschaften materialistische Lehren verbreiten lassen. Von diesen Eingeweihten dürfen Sie nicht glauben, dass sie etwa auf dem albernen Standpunkte stehen, dass es keinen Geist gibt, oder dass der Mensch nicht eine Seele hat, die von dem Leibe unabhängig sein kann und ohne ihn leben kann. Sie können getrost annehmen, dass derjenige, der in die geistige Welt wirklich eingeweiht ist, sich nie der Albernheit hingibt, an die bloße Materie zu glauben. Aber es gibt viele, welche in einer gewissen Weise ein Interesse daran haben, den Materialismus verbreiten zu lassen, und die allerlei Veranstaltungen treffen, damit ein großer Teil der Menschen an den Materialismus allein glaubt und ganz und gar unter dem Einfluss des Materialismus steht. Nun gibt es Brüderschaften, welche an ihrer Spitze Eingeweihte haben, die eben ein solches Interesse haben, den Materialismus zu pflegen, zu verbreiten. Diesen Materialisten dient es sehr gut, wenn immerfort davon geredet wird, dass der Materialismus eigentlich schon überwunden sei. Denn man kann auch irgendeine Sache mit den entgegengesetzten Worten anstreben; die Verfahrungsweisen sind oftmals recht komplizierte. ... Diese Brüderschaften präparieren dadurch gewisse Menschenseelen so, dass diese Menschenseelen nach dem Tode im Reiche des Materiellen verbleiben. Wenn diese Brüderschaften dann - was möglicherweise in ihrer verruchten Macht liegt - die Veranstaltung treffen, dass diese Seelen nach dem Tode in den Bereich der Machtsphäre ihrer Brüderschaft kommen, dann wächst dieser Brüderschaft dadurch eine ungeheure Macht zu. Also diese Materialisten sind nicht Materialisten, weil sie nicht an den Geist glauben, so töricht sind diese Eingeweihten-Materialisten nicht, die wissen ganz gut, wie es um den Geist steht; aber sie veranlassen die Seelen, bei der Materie auch nach dem Tode zu bleiben, um sich solcher Seelen zu ihrem Zwecke bedienen zu können. Also wird von solchen Brüderschaften eine Klientel geschaffen von Totenseelen, die im Bereiche der Erde verbleiben. Diese Totenseelen, die haben in sich Kräfte, die in der verschiedensten Weise gelenkt werden können, mit denen man Verschiedenes bewirken kann, wodurch man gegenüber denen, die in diese Dinge nicht eingeweiht sind, zu ganz besonderen Machtentfaltungen kommen kann. Das ist einfach eine Veranstaltung gewisser Brüderschaften. Und in dieser Sache sieht nur derjenige klar, der sich keine Finsternis und nichts Nebuloses vormachen lässt; der sich nicht vormachen lässt, dass es solche Brüderschaften entweder gar nicht gibt, oder dass ihre Dinge harmlos sind. Sie sind ganz und gar nicht harmlos, sie sind sehr harmvoll; die Menschen sollen im Materialismus noch immer weiter und weiter schreiten. Sie sollen nach dem Sinne solcher Eingeweihter glauben, dass es zwar geistige Kräfte gibt, aber dass diese geistigen Kräfte nichts anderes sind als auch gewisse Naturkräfte. ... diese Brüderschaft verbreite die Lehre des Materialismus, sie sorge, dass diese Menschen jedenfalls rein materialistisch denken. Dadurch bringt es diese Brüderschaft dahin, sich Seelen zu erzeugen, die nach dem Tode in der Erdensphäre bleiben. Diese werden eine spirituelle Klientel für diese Loge; das heißt, man hat sich dadurch Tote geschaffen, die nicht aus der Erdensphäre hinausgehen, sondern bei der Erde bleiben. Macht man nun die richtigen Veranstaltungen, so behält man sie in den Logen darinnen. Also man hat auf diese Weise Logen geschaffen, welche Lebende enthalten und auch Tote, aber Tote, welche verwandt worden sind den Erdenkräften. Nun dirigiert man die Sache so, dass diese Menschen hier Sitzungen abhalten, oder auf solch einem Wege, wie es bei Veranstaltungen der spiritistischen Sitzungen im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war, von denen ich öfter gesprochen habe. Dann kann es vorkommen - ich bitte Sie, das zu berücksichtigen - , dass dasjenige, was hier in diesen Sitzungen geschieht, dirigiert wird von der Loge aus mit Hilfe der Toten. Aber nach den eigentlichen Intentionen der Meister, die in jenen Logen sind, sollen die Menschen nicht wissen, dass sie es mit Toten zu tun haben, sondern glauben, dass sie es einfach mit höheren Naturkräften zu tun haben. Man will den Leuten beibringen, das seien höhere Naturkräfte: Psychismus und dergleichen, bloß höhere Naturkräfte. Man will ihnen den eigentlichen Seelenbegriff nehmen und sagen: Wie es Elektrizität, wie es Magnetismus gibt, so gibt es auch solche höhere Kräfte. Dass das von Seelen kommt, das kaschieren gerade diejenigen, die in der Loge führend sind. Dadurch aber werden die andern, die harmlosen Seelen, ganz abhängig nach und nach, seelisch abhängig von der Loge, ohne dass sie wissen, wovon sie abhängig sind, woher sie eigentlich dirigiert werden. Es gibt kein anderes Mittel gegen diese Dinge als das Wissen davon. Weiß man davon, so ist man schon geschützt. ... Sie sehen, es ist ein höherer Materialismus; es ist ein Materialismus, der den Geist nicht nur leugnet, sondern der den Geist hereinzwingen will in die Materie. Sie sehen, der Materialismus hat noch Formen, unter denen man ihn schon leugnen kann. Man kann sagen, der Materialismus ist verschwunden, wir reden schon vom Geist. Aber alle reden sie vom Geiste in verschwommener Weise. Da kann man ganz gut Materialist sein, wenn man alle Natur so zum Geiste macht, dass dann der Psychismus herauskommt. Worauf es ankommt, das ist, dass man in die konkrete geistige Welt, in die konkrete Geistigkeit den Blick hineinwerfen kann. Hier haben Sie den Anfang von dem, wie es in den nächsten fünf Jahrhunderten immer intensiver und intensiver werden wird. Nun haben sich die bösen Brüderschaften darauf beschränkt; aber sie werden die Dinge schon fortsetzen, wenn ihnen nicht das Handwerk gelegt wird, das ihnen nur gelegt werden kann, wenn man die Bequemlichkeit gegenüber der geisteswissenschaftlichen Weltanschauung überwindet. ... Es gibt westliche Brüderschaften, welche das Bestreben haben, dem Christus seinen Impuls streitig zu machen und eine andere Individualität, die nicht einmal irgendwann im Fleische erschienen ist, sondern nur eine ätherische Individualität, aber streng ahrimanischer Natur ist, an die Stelle zu setzen. Alle jene Maßnahmen, von denen ich Ihnen jetzt eben gesprochen habe, mit den Toten und so weiter, die dienen letzten Endes solchen Zielen, die Menschen abzulenken von dem Christus, der durch das Mysterium von Golgatha gegangen ist, und einer andern Individualität die Herrschaft über die Erde zuzuschanzen. Das ist ein ganz realer Kampf und nicht irgend etwas, was etwa nur abstrakte Begriffe oder was weiß ich sein soll, sondern das ist ein ganz realer Kampf; ein Kampf, der sich eigentlich darauf bezieht, eine andere Wesenheit an die Stelle der Christus-Wesenheit im Verlaufe der Menschheitsentwickelung für den Rest der fünften nachatlantischen Zeit, für die sechste und für die siebente zu setzen. Es wird zu den Aufgaben einer gesunden, einer ehrlichen spirituellen Entwickelung gehören, solche Bestrebungen, die im eminentesten Sinne antichristlich sind, solche Bestrebungen zu vertilgen, wegzuschaffen. Aber nur klare Einsicht kann da etwas erreichen. Denn das andere Wesen, das diese Brüderschaften zum Herrscher machen wollen, dieses andere Wesen, das werden die ja als den «Christus» benennen, richtig als den «Christus» benennen! Und worauf es ankommen wird, das wird sein, dass man wirklich unterscheiden lernt zwischen dem wahren Christus, der ja auch jetzt, wie er erscheinen wird, nicht eine im Fleische verkörperte Individualität ist, und zwischen diesem Wesen, das sich von dem wahren Christus dadurch unterscheidet, dass es eben nie während der Erdenentwickelung verkörpert war, das ein Wesen ist, welches nur bis zu der ätherischen Verkörperung geht, und das von diesen Brüderschaften eingesetzt werden soll anstelle des Christus, der unvermerkt vorübergehen soll." 

Die heutige materialistische Wissenschaft mit ihrer "wissensbasierten Medizin", CrisprCas und mRNA-Impfstoffen ist geeignet alle spirituelle Entwickelung der Menschheit zu paralysieren; wer nicht der Autorität der Biotech-Wissenschaft verfallen ist, für den sind andere Wege der "Übermaterialisierung" bereitet: die alles Geistige in den Sinnesorganen abtötende Reklame zum Beisipel bei Facebook (Meta), einem der blödsinnigsten sozialen Netzwerke; das die Fähigkeit zur Imagination vor allem bei Kindern gefährdende Kino und Fernsehen sowie Computerspiele; die die inspirativen Fähigkeiten zerstörende Rockmusik, insbesondere muslimischer "Gangsta-Rapp" von Rappern, die sich zum Beispiel "Mogul" nennen:  "Sean Combs, besser bekannt als Puff Daddy, P. Diddy oder Diddy, verkaufte Millionen Platten, inszenierte sich als König des Hip-Hop und baute als Produzent mit Bad Boy Records ein Imperium auf, das das Image der Underground-Kultur in die Musik- und Werbebranche brachte. Die Musikvideos: maßgeschneiderte Anzüge, Champagner, Hochglanzästhetik auf MTV. Der Soundtrack: samplelastiger Pop-Rap mit Ohrwurmqualität. Die Botschaft: Der vermeintliche Gangster ist nicht länger das Problem, er ist der Boss. Bad Boy Records verkaufte 500 Millionen Platten, Combs gewann selbst drei Grammys. ... Mehrere Frauen werfen dem Produzenten und Rapper, der sich gern „Mogul“ nannte, sexualisierte Gewalt, psychische Kontrolle und Einschüchterung vor. Die Aussagen, allen voran die seiner ehemaligen Freundin, der Musikerin Cassie Ventura, beschreiben ein Muster aus Isolation, Zwang und Drogen. Dass Combs jetzt juristisch unter anderem wegen Sexhandels zur Verantwortung gezogen wird, markiert einen Einschnitt, nicht nur für seine Karriere. ... Die Ästhetik, die Combs mitgestaltete, prägte nicht nur die Musik, sondern auch Mode, Werbung, Männlichkeitsbilder. Hip-Hop war als Kultur des Überlebens entstanden: In den Siebzigern, in der von weißen Planungsbehörden entkernten South Bronx, entwickelte sie sich aus Blockpartys, DJ-Crews, Breakdance und Graffiti. Hip-Hop war nie nur Musik, sondern immer auch eine politische Aussage. Als Grandmaster Flash 1982 „The Message“ veröffentlichte („Don’t push me, ’cause I’m close to the edge“), sprach er vielen aus der Seele. Chuck D von Public Enemy sagte später: „Rap is Black America’s CNN.“ Gangsta-Rap wiederum entstand in den Achtzigerjahren in Philadelphia, Compton, Watts und South Central Los Angeles als radikale Kunstform, Protestmusik und dokumentarisches Zeugnis. Schoolly D, N.W.A., Ice-T, später Tupac: Ihre Texte prangerten Polizeigewalt, Rassismus und die Benachteiligung schwarzer Communitys an. Songs wie „Fuck tha Police“ von N.W.A. thematisierten Korruption und Gewalt der Polizei. Der Sound war hart, die Sprache direkt, die Kritik richtete sich gegen die Systeme der Ungleichheit. Die Rezeption dieser Musik war ambivalent: Einerseits wurde sie als bedrohlich kriminalisiert, andererseits als authentisch und künstlerisch innovativ gefeiert. Die Musikbranche reagierte zunächst skeptisch, dann begeistert über die zu erwartenden Profite. Was als Protest begann, ließ sich kapitalisieren. Entscheidend war die Verpackung. Sean Combs erkannte früher als andere, dass sich die Wut als Stilelement vermarkten ließ, wenn man sie kontrollierte und individualisierte. Nach der Gründung von Bad Boy Records 1993 baute er mit The Notorious B.I.G. eine Figur des Ostküsten-Rap auf, die Härte mit Glamour verband. Die Produktion unter Combs’ Regie war glatt: orchestrale Samples, tanzbare Hooks, eine Eingängigkeit, die den Gangsta-Rappern der Westküste fehlte. Was Diddy perfektionierte, war nicht Gangsta-Rap, sondern dessen Vermarktung. Er verkaufte keine Rebellion, sondern deren Ästhetik, an die weiße Mittelstandsjugend, an Werbeagenturen und globale Konzerne. Die Kommerzialisierung des Gangsta-Rap folgte einer doppelten Strategie der ästhetischen Glättung und inhaltlichen Neuerzählung, die das Genre von der Bronx zu den Partys in weißen Verbindungshäusern an Universitäten, in die Autoradios der Bank-Manager und Fußball-Mamis brachte. Die Gewalt blieb Teil der Erzählung, aber als Chiffre für Stärke und Aufstieg. Kritik, zumal an der Polizei, trat in den Hintergrund. Der „Hustler“ war nicht mehr Opfer des Systems, sondern Meister seiner Umgebung. Das war ein Bild und eine Phantasie, die für viele anschlussfähig war, gerade noch so „gefährlich“, dass es cool war. Im Track „Mo Money Mo Problems“ von 1997 war das größte Problem der Reichen der Neid der Armen. In den Musikvideos der Zeit wurde Gewalt zum Teil eines Aufstiegsmythos, Überleben geschah durch Konsum. Die soziale Herkunft und Probleme im Stadtviertel blieben sichtbar, aber als Hintergrund für den Erfolg. Diese Ästhetik entpolitisierte das Genre. „I’m not a businessman. I’m a business, man“: Der berühmte Satz stammt zwar von Jay-Z, aber sein Geschäftspartner Diddy hat ihn gelebt. Reale Gewalt blieb dennoch Teil der Szene, vom „drive by shooting” rivalisierender MCs bis zur Attacke auf Megan Thee Stallion, die 2020 von einem anderen Rapper angeschossen wurde. Die Rivalität zwischen Diddys Bad Boy und Death Row Records an der Westküste mündete 1996 und 1997 in die Morde an Tupac Shakur und Biggie Smalls (Notorious B.I.G.), wobei bis heute ungeklärt ist, welche Rolle die Feindschaft bei ihrem Tod tatsächlich spielte. Gewalt war in der Ära Diddy oftmals entmoralisiert. Und wer die Überlegenheit des Einzelnen verkauft, braucht Unterlegene, besonders Frauen, die ihm gefügig sind – Thema zahlreicher Tracks von Jay Z bis Eminem. Joan Morgan, eine zentrale Stimme des Hip-Hop-Feminismus, schrieb schon 1999 in ihrem Buch „When Chickenheads Come Home to Roost“: „Wie sind wir in den Augen unserer Brüder von ‚Fly Girls‘ zu ‚Bitches and Hos‘ geworden?“ 

Im Oktober 2021 sorgte Marc Zuckerberg mit seinem Technologiekonzern Facebook für Aufsehen, als er seine Umbenennung in Meta ankündigte und sein schwachsinniges Metaverse zur zentralen strategischen Säule erklärte. Milliardensummen sollten in die Entwicklung dieser virtuellen Welt investiert werden, um die "Übermaterialisierung" und "mechanisierung" des Geistes weiter voranzutreiben. Die Ankündigung weckte hohe Erwartungen, unterstützt durch optimistische Prognosen: "Das Marktforschungsunternehmen Gartner sagte im Jahr 2022 voraus, dass bis zum Jahr 2026 ein Viertel aller Internetnutzer täglich mindestens eine Stunde im Metaverse verbringen würde. Doch seit generative KI-Systeme wie ChatGPT das Interesse der Technologiebranche auf sich gezogen haben, ist es ruhig um das Metaverse geworden. ... Der Rückschlag, den das Metaverse derzeit erlebt, erinnert an das Ende der Nullerjahre, als die Plattform Second Life große Hoffnungen geweckt hatte. Damals schien das digitale Paralleluniversum auf dem besten Weg, das Internet zu revolutionieren. Auf Second Life konnten Nutzer schon einen Avatar steuern und mit anderen interagieren, wenn auch ohne Digitalbrille am Computer. Die Gartner-Forscher prognostizierten im Jahr 2007, dass bis zum Jahr 2010 rund 80 Prozent der aktiven Internetnutzer ein „zweites Leben“ im digitalen Raum führen würden. Zur Zeit der Prognose erreichte Second Life mit ungefähr 1,7 Millionen aktiven Nutzern allerdings seinen Höhepunkt. In der Folgezeit verpuffte das Interesse der Öffentlichkeit, der Hype war bald vorbei. ... Die Zukunftsphantasien werden in der Regel bald durch die Realität eingeholt. Wenn sich herausstellt, dass die Technologie die überzogenen Erwartungen nicht erfüllen kann, folgt oft ein Tal der Enttäuschung ... Auch das Metaverse bildet hier keine Ausnahme. Nach anfänglich überhöhten Erwartungen befindet es sich derzeit im Tal der Enttäuschung."  Durchgesetzt haben sich schwachsinnige Endgeräte für Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR). VR-Brillen erschaffen etwa mittels Stereoskopie eine komplett digitale Umgebung. Im Gegensatz dazu fügen AR-Geräte digitale Elemente in die reale Welt ein, wie zum Beispiel Wegweiser, die direkt ins Sichtfeld projiziert werden. Diese Entwicklung könnte die Computernutzung revolutionieren: Schon heute ermöglichen es VR-Brillen wie die marktführende Meta Quest, im Flugzeug oder Zug die Umgebung in einen virtuellen Kinosaal zu verwandeln. Im Homeoffice wiederum lassen sich mit AR-Brillen wie beispielsweise der XREAL One großformatige virtuelle Bildschirme auf dem Küchentisch projizieren. Die Kosten für solche Endgeräte entsprechen in etwa dem Preisniveau aktueller Spielkonsolen. Hochwertigere Modelle wie die Apple Vision Pro bewegen sich hingegen im unteren bis mittleren vierstelligen Eurobereich. Während VR-Geräte noch oft als klobig wahrgenommen werden, ähneln AR-Brillen immer mehr herkömmlichen Brillengestellen, nicht ohne Grund besteht eine langfristige Partnerschaft zwischen dem idiotischen Meta-Konzern und der Brillenmarke Ray-Ban. Auch Google hat jüngst Kooperationen im Bereich Smart Glasses mit den Brillenherstellern Gentle Monster und Warby Parker bekannt gegeben. Parallel dazu integrieren sowohl Meta als auch Google ihre KI-Systeme zunehmend direkt in die Betriebssysteme der Brillen, mit dem Ziel, Assistenzfunktionen, Sprachsteuerung sowie Bilderkennung und Bildanalyse nahtlos in den Alltag einzubetten. Diese Brillen führen nicht nur zur "mechanisierung" des Geistes sondern sind direkt schädlich. "Viele Nutzer erleiden während der Nutzung von VR-Brillen Symptome wie Augenbewegungsstörungen, Übelkeit oder sogar Desorientiertheit, was die Verweildauer in der virtuellen Realität deutlich mindern kann."

Jener "Übermaterialismus", jene "ahrimanische Dämonologie", jener "Amerikanismus" findet sich auch in den verschiedenen kirchlichen Organisationen wie dem "Jesuitismus". Auch die orthodoxe Kirche wird in eine immer größere Selbstisolierung geraten, infolge ihrer noch größeren Fremdheit als die der katholischen Kirche gegenüber den geistigen Bedürfnissen der gegenwärtigen Epoche. Dennoch spricht Steiner (GA 192) von einer Gefahr für den Osten, vom "Osten, der sich natürlich durch seine seelischen Eigenschaften sehr gegen die Entseelung und Entgeistigung sträubt, gewaltmäßig zu entseelen und zu entgeistigen. Daher das Bestreben Englands gegenüber Indien, dort hinzuarbeiten auf möglichste Entseelung und Entgeistigung. Sehen Sie, so geht der Gang der Kultur, wenn die Menschheit sich nicht geistig-seelisch selber in die Hand nimmt. Dann werden wir es erleben, dass instinktiv im Westen gewisse demokratisch-soziale Ideale gedeihen werden, während im Osten sich dasjenige fortsetzen wird, was schon seinen Anfang genommen hat. Diese Entwickelung des Ostens, sie muss uns ja schon zu besonderen Gedanken anregen. Wir, die wir seit Jahrzehnten sogar immer betonten: die Zukunft Europas hat ihre Quelle in dem russischen Volksgeist, in dem Volksgeist des Ostens - wir, die wir immer hingewiesen haben auf alle die fruchtbaren Kräfte, die im Osten Europas aufgehen müssen, wir müssen heute besondere Sorgfalt darauf wenden, diesen Osten zu betrachten. Wir können ihn nur richtig betrachten, wenn wir uns selber richtig ins Auge fassen." Die geistigen Inhalte müssen aus dem geistigen Mitteleuropa kommen, wie sie in der deutschen Romantik und Klassik zu finden sind sowie in der Anthroposophie. Denn im amerikanischen Westen wird eine innige Verbindung mit der groben Leiblichkeit angestrebt (Optimierung des physischen Leibes z.B. durch "wissensbasierten Medizin" (s.o.). Der physische Leib soll an die Erde gebunden werden. Wenn das gelänge, dann wären die Folgen einer solchen widernatürlichen Bindung an die Erde, die vom Standpunkt der geistigen Evolution nur für das Tierreich gesetzmäßig ist, für die Menschheit von großer Tragik. Denn das würde die Grenze zwischen dem Leben im physischen Leib und dem Leben in der geistigen Welt allmählich verwischen, was zur Folge hätte, dass "nach und nach das Ideal verwirklicht [würde]: in den zukünftigen Perioden der Erdentwicklung als eine Art Gespenster zu leben; die Erde als eine Art Gespenster zu bewohnen." (GA 181) 

Die Geschichte Russlands hätte nach dem ersten Weltkrieg anders verlaufen können; Russland wäre auf dem Weg zu einem "Zusichkommen" gewesen. In diesem "Zusichkommen" ist das enthalten, was von dem Tatareneinfall an (1238) bis auf unsere Tage während fast acht Jahrhunderten dem ostslawischen Volk versagt wurde und was es heute am meisten braucht, um sein eigenenes Wesen wieder zu erlangen, um sich im oben beschriebenen Kampf zwischen Montsalvatsch und Chastel Marveille zu positionieren und sich bewusst zu werden für ihre künftige Aufgabe in der Erdentwicklung. In Wirklichkeit brachte der von den Bolschewisten geschlossene Friedensvertrag von Brest-Litowsk Russland als nächste Folge nicht den Frieden, sondern einen brudermörderischen Bürgerkrieg und später einen viele Jahrzehnte währenden Krieg des Staates gegen sein Volk. Denn ein wahrer Friede hätte damals nur aus einem Geistimpuls kommen können und nicht als eine Zwangsmaßnahme, die nötig war, um die despotischste Macht in Osteuropa aufrechtzuerhalten, die es auf der Erde gab. Die weiße Armee war damals zu schwach und so siegte letztlich die rote Armee der Kommunisten. Auch die Geschichte Europas hätte anders verlaufen können, dann wäre die verhängnisvolle Entwicklung vom Versailler Vertrag bis zur Tragödie von 1933 unmöglich gewesen. Ebenso hätte sich das Schicksal des alten Österrich anders entwickelt. 

Bei russischen Philosophen wie Wladimir S. Solowjew gibt es während des ganzen 19. Jahrhunderts eine große Offenheit gegenüber den Früchten der mitteleuropäischen Geisteskultur. Rudolf Steiner spricht vom Geistesleben Russlands als ein Zweifaches; "mit großer Willigkeit, mehr als innerhalb Deutschlands selber, wurden die deutschen Denker und alles, was mit deutschem Denken zusammenhängt, in Russland aufgenommen" (GA 338). als Zweites gibt es die panslawistischen und slawophilen Bestrebungen, also in Russland wirkte auch eine andere Strömung, die konsequent mit jedem geistigen Einfluss kämpfte, der von Mitteleuropa ausging. Als Beispiel kann man eine Äußerung von Sergej Bulgakow (1871-1944) anführen. Er war erst Marxist, später Neo-Slawophiler Anhänger der orthodoxen Kirche, Priester und Theologe. In der Einführung zu einem ersten philosophisch-theologischen Traktat, "Das nie verlöschende Licht" (Moskau, 1916), schrieb er ohne Sinn und Verstand im Sinne der Neo-Slawophilen, zu denen auch die heutige russische Regierung zählt, dass der 1914 ausgebrochene Erste Weltkrieg nur ein äußerer Ausdruck von einem schon lange bestehenden "geistigen Krieg" ist zwischen Mittel- und Osteuropa: "Im besonderen reifte schon lange der Zusammenstoß des Germanentums mit der orthodoxen russischen Welt heran, der heute äußerlich in Erscheinung getrten ist; nicht erst jetzt beginnt der geistige Krieg. Vom germanischen Westen weht zu uns schon lange ein Wüstenwine, der einen austrocknenden Sand mit sich bringt und die russische Seele mit Aschenlinnen bedeckt, ihr natürliches Wachstum dadurch schädigend. ... nicht das äußere Überhandnehmen Deutschlands, sondern seinen geistigen Einfluss, für den die eigenartige Brechung des Christentums durch das Prisma des germanischen Geistes bestimmend wurde." Gegen den geistigen Einfluss von Geistern wie Meister Eckehart, J. Böhme, J.G. Fichte, G.W.F. Hegel oder Rudolf Steiner solle seiner Meinung nach Widerstand geleistet werden. Später, schon in der Emigration, gehörte Bulgakow zu den aktivsten Gegnern der Anthroposophie. Heute wird Russland von Neo-Slawophilen und Stalinisten regiert, von Entstalinisierung ist keine Rede mehr eher von Re-Stalinisierung der politischen Kultur: 

Deshalb muss Russland durch europäisches bzw. deutsches Geistesleben befruchtet werden: "Der deutsche Geist, das deutsche Geistesleben steht nicht an einem Ende, nicht vor einer Vollendung; sondern es steht an einem Anfange. Ihm ist noch viel zugeteilt."  Rudolf Steiner spricht von einer "lebendigen Erkenntnis, welche da zu der Anschauung kommt, dass das deutsche Leben fortleben muss, weil das deutsche Wesen in der Weltenentwkkelung seine Mission erfüllen muss, weil nichts da sein würde, was die rein äußere materialistische Weltanschauung erheben würde zu jener ideellsten spirituellen Höhe, deren Intention im deutschen Wesen liegt. Wahrhaftig: in diesem deutschen Geistesleben liegt das, was einstmals die bloße materialistische Weltanschauung herausführen wird zur Anschauung der spirituellen Welt." (GA 64)

Russland im Bann der byzantinischen Orthodoxie und des Panslawismus flieht vor dem Zeitalter des Bewußtseins; der allergrößte denkbare Gegensatz zu der Emanzipation der Persönlichkeit ist das byzantinische Element; Geschichtsklitterung der Panslawisten; besser den größten russischen Philosophen lesen, Wladimir Sergejewitsch Solowjow: "Die Menschen werden ihr eigenes heutiges Zeitalter nur verstehen, wenn sie diese Dinge im rechten Zusammenhange fassen. Ich habe Ihnen gesagt: In Europa tragen sich jene verschiedenen symptomatischen Ereignisse zu, die ich vor Ihre Seele hingestellt habe. Wie im Hintergrunde ist im Osten das russische Gebilde, zusammengeschweißt aus den Resten byzantinisch-religiöser Struktur, aus normannischslawischem Blutimpuls, aus dem Asiatismus, wie er sich in der verschiedensten Weise über den Osten von Europa ergossen hat. Das alles aber ist unproduktiv, diese Dreiheit ist ja nichts, was aus der russischen Seele selbst hervorgeht. Diese Dreiheit ist auch dasjenige, was nicht bezeichnend ist für das, was in der russischen Seele lebt. - Welches ist der größte, der allergrößte denkbare Gegensatz zu der Emanzipation der Persönlichkeit? Das byzantinische Element. Es gibt eine große Persönlichkeit in der neueren Zeit, die unterschätzt wird, es ist Pobjedonoszewy der ein bedeutender Mensch war, aber ein Mensch, welcher ganz das byzantinische Element in sich trug. Er war ein Mensch, der das Gegenteil von dem nur wollen konnte, was das Zeitalter des Bewußtseins will und auf naturgemäße Weise aus dem Menschen hervorbringt. Man könnte sich denken, dass selbst noch intensiver das byzantinische Element in der russischen Orthodoxie sich weiter ausgebreitet hätte, dass dieser Tod alles Individuell-Persönlichen noch viel intensiver gewirtschaftet hätte, es würde doch nichts anderes hervorgegangen sein als der stärkste Drang nach Emanzipation der Persönlichkeit. Sie können die neuere russische Geschichte durchlesen: Wenn Sie nicht das in dieser neueren russischen Geschichte lesen, was sich abspielt so, dass dessen Verzeichnung immer verboten worden ist, dann haben Sie nicht dasjenige, was eigentlich russische Geschichte ist, das heißt das wirklich bewegende Element. Wenn Sie aber dasjenige in der russischen Geschichte lesen, was die herrschenden Mächte bisher erlaubt haben als Geschichte zu verzeichnen, dann haben Sie alles dasjenige, was als todbringendes Element über das russische Leben sich ausbreitet. Da tritt es am allercharakteristischesten hervor, weil im russischen Leben am meisten Zukunft liegt. Weil geradezu die Keime zur Entwickelung des Geistselbstes im russischen Leben liegen, deshalb ist dasjenige, was äußerlich aufgetreten ist im Zeitalter der Bewußtseinsseele bis jetzt, lauter Todbringendes, lauter Verwesungsduftendes, aber etwas, was da sein musste, gerade weil dasjenige, was sich herausbilden will als Geistleben, den Untergrund des Todes braucht." (GA 185)

Und das, was Mitteleuropa Russland bzw. Osteuropa zu geben vermag, das werden ihnen niemals die verlogenen Panslawisten mit ihrer auf der Stufe der Gruppengeistigkeit verharrende orthodoxe Kirche geben können. Der byzantinisch-russische Katholizismus verharrt auf der Stufe der Gruppengeistigkeit und hat daher genauso wenig eine Zukunft wie der Islam: "Was aber der Christus-Impuls in ihnen werden soll, das kann er nie werden durch eine gerade Fortentwickelung dessen, was da instinktiv unter dem Namen des orthodoxen Katholizismus, der ja im wesentlichen byzantinisch ist, in den Seelen lebt und der ein Name, nicht ein Impuls ist." (GA 157)

Der Wille der Weltenweisheit ist es eben nicht, dass verlogene Panslawisten Europa erobern, sondern dass Russland im Zusammenhang mit dem Westen eine Kultur begründet, weil es aus sich selbst niemals eine Kultur entfalten kann. (GA 157): "Was im Osten sich vorbereitet, das kann nur dadurch etwas werden, dass in Mitteleuropa in kräftiger Weise, bewußt - das heißt im vollen Wachzustande - aus dem, was die Seelen aus der Ich-Natur heraus erstreben, die menschliche Ich-Kraft und die menschlichen Erkenntniskräfte verbunden werden mit dem Christus-Impuls. Nur dadurch, dass der deutsche Volksgeist Seelen findet, welche so den Christus-Impuls in den astralischen Leib und in das Ich hineinverpflanzen, wie er hineinverpflanzt werden kann eben im vollen Wachzustande, nur dadurch kann für eine Kultur der Zukunft das entstehen, was entstehen muss. ... Rechnet man zum Jahre vierzehnhundert zweitausendeinhundert Jahre hinzu, dann bekommt man den Zeitpunkt, der annähernd in der Erdenentwickelung das erscheinen lassen wird, was sich keimhaft veranlagt hat im deutschen Geistesleben, seit es ein solches Geistesleben gibt. Daraus aber ersehen wir, dass wir hinblicken müssen auf eine Zukunft von nicht nur Jahrhunderten, sondern von mehr als einem Jahrtausend, in welchem der mitteleuropäische, der deutsche Volksgeist seine Aufgabe hat, seine Aufgabe, die schon daliegt und die darin besteht, daß immer mehr und mehr solche Pflege des Geisteslebens da sein muss, durch welche im Wachbewußtsein aufgenommen wird - bis in den astralischen Leib und das Ich hinein - das Verständnis dessen, was früheren Zeiten unbewußt, lebendig als der Christus-Impuls durch die europäischen Volker gegangen ist. Wenn aber die Entwicklung diesen Gang nehmen wird, dann kann nach und nach durch das Hinaufranken zu dem, was in Mitteleuropa also erreicht wird, im Osten diejenige Stufe erstiegen werden, die dort vermöge der besonderen Veranlagungen erstiegen werden kann. Das ist der Wille der Welten Weisheit. Diesen Willen der Weltenweisheit interpretieren wir nur dann im richtigen Sinne, wenn wir uns sagen: Das größte Unglück auch für den Osten Europas wäre es, wenn er diejenige geistige Macht schädigen würde, an der er sich gerade hinaufranken muss, die er gerade verehrend, freundschaftlich verehrend hegen und pflegen müsste. Er muss eben noch dazu kommen. Vorläufig fehlt ihm noch sehr, sehr vieles dazu; gerade den Besten fehlt dort noch sehr vieles dazu. In ihrer Kurzsichtigkeit lassen sie sich noch immer nicht ein auf das, was gerade das mitteleuropäische Geistesleben dem Osten geben kann. ... Und für unseren Fall können uns die Tatsachen, die aus der geistigen Welt fließen, zeigen, dass es notwendig ist, dass heute Mitteleuropa ebensowenig überwältigt werden darf von Osteuropa, wie Frankreich nicht überwältigt werden durfte von England im Jahre 1429/1430. Selbstverständlich zeigt das, was angeführt worden ist, dass im Osten Europas gar nicht verstanden werden kann, um was es sich handelt, sondern dass es im Grunde genommen nur in Mitteleuropa verstanden werden kann und dass wir dies also begreiflich finden müssen. So dass wir in aller Demut, ohne alle Überhebung diese unsere Aufgabe ins Auge zu fassen haben und dass wir es verständlich finden müssen, wenn man uns missversteht. Ganz verständlich müssen wir es finden. Denn was sich im Osten vorbereitet, das kann eben im Osten selber erst in der Zukunft richtig verstanden  werden. ... Beim russischen Volksgeist ist es so, dass er überhaupt nicht heruntersteigt, um das Volk durchzukristallisieren, sondern immer etwas bleibt wie eine über dem Volkstum schwebende Wolke, so dass man ihn immer wird oben zu suchen haben, und daher kann dieses Volk erst dann eine geistige Entwickelung durchmachen, wenn es sich bequemen wird, das, was erarbeitet wird im Westen, mit seinem eigenen Wesen zu vereinigen, um im Zusammenhange mit dem Westen eine Kultur zu begründen, weil es aus sich selbst niemals eine Kultur entfalten kann." 

Die russische Tragödie, die 1917 begann und die sich nach 1945 auf eine ganze Reihe weiterer, an das bolschewistische Imperium grenzenden Staaten ausdehnte, hatte nichts gemein mit dem wahren Wesen und den zukünftigen Aufgaben des osteuropäischen Volkes und der anderen unter seine Vorherrschaft geratenen Völker, sondern sie war ebenso wie die sie inspirierende westeuropäische materialistische Wissenschaft mit Biotech-Medizin und Biotech-Landwirtschaft sowie die marxistische Ideologie das Endprodukt  des geistigen Verfalls, der durch die jahrhundertelange Entwicklung des Materialismus in Mittel- und Westeuropa mit seiner amerikanischen Fortsetzung an den Elite-Universitäten wie Harvard und Stanford, hervorgegangen war. 

Bekanntlich unterliegt nicht nur jede individuelle menschliche Enrwicklung, sondern auch das gesamte historische Werden der Menschheit dem Karma, entweder einem positiven oder einem negativen. Dabei werden im Leben des individuellen Menschen die schlimmsten Folgen für ihn und die Erdentwicklung durch das negative Karma herbeigeführt, das aus jeder Art von Lüge oder Unwahrhaftigkeit hervorgeht. Das ist auch bei der Menschheit im ganzen der Fall. Für sie ist ein solches Karma der Unwahrhaftigkeit vor allem das Karma des Materialismus. Denn im Materialismus haben wir die am weitesten und am entschiedensten verbreitete Massenlüge, die die physisch-sinnliche Welt und ihre Gesetze für die einzige Realität ansieht und die alles Geistige zur Illusion erklärt, eine Massenlüge, die fast alle Universitäten erfasst hat, zur Biotech-Medizin und -Landwirtschaft geführt hat und im Osten zur gewaltsamen Ausbreitung der bolschewistischen Ideologie und eines offenen Terrors, die die ganze alte Geistigkeit und die mit ihr verbundene äußere kultische Religiosität, die zum größten Teil noch eine Folge einer ganz unbewussten Verbundung mit dem Christus-Impuls war, in kürzester Zeit vernichtet. Die sogenannte bolschewistische Kulturrevolution hat ca. sechzig Millionen unschuldigen Menschen das Leben gekostet, eine Zahl, mit der es in der bisherigen Menschheitsgeschichte nichts Vergleichbares gibt.

Gegen dieses Karma der Unwahrhaftigkeit haben die frühchristlichen Gemeinden und die wichtigsten Strömungen des esoterischen Christentums, ganz besonders die Gralsritter mit Parsival und seinem Sohn Lohengrin, angekämpft. Ihnen geht es zusammen mit Rudolf Steiner um die "auf die Ich-Natur gebaute Menschheit der Zukunft" , denn "die Herausführung tiefer Mysteriengeheimnisse in die äußere Welt, das ist das historische Christus-Ereignis. ... Dieser Fortschritt in der Menschheitsevolution, der so durch das Christus-Ereignis gegeben war, ist zugleich der größte Fortschritt, der in der Erdenentwickelung und Menschheitsevolution jemals hat gemacht werden können und jemals wird gemacht werden können." Zu den frühchristlichen Gemeinden, den Gralsrittern usw. sagt Steiner: "Es ist sozusagen die Stiftung der auf die Ich-Natur gebauten Menschheit der Zukunft. Das ist es, was in diesem vertraulichen Gespräch zwischen dem Christus und seinen nächsten Schülern sich abspielt, dass der Christus überträgt die Kraft, die er aus dem Makrokosmos herunterbringt, auf das, was die Jünger stiften sollen. Und von jetzt ab ist es im Matthäus-Evangelium Schritt für Schritt ein Hinaufführen der Jünger zu dem, was in sie einfließen kann von der Sonnenkraft und Kosmoskraft, welche die Christus-Wesenheit sammelt, um sie auf die Jünger zu übertragen. Wir wissen ja, dass die eine Seite der Initiation ein Hinausgehen in den Makrokosmos ist. Und weil der Christus der Impuls zu einer solchen Initiation ist, deshalb führt er seine Jünger, indem er sie führt, hinaus in den Kosmos. Wie der einzelne zu Initiierende, wenn er diese Initiation  durchmacht, bewußt hineinwächst in den Makrokosmos und Stück für Stück von ihm kennenlernt, so schreitet der Christus gleichsam den Makrokosmos ab, zeigt überall die Kräfte, die da spielen und hereinströmen, und überträgt sie auf die Jünger." (GA 123) 

Und dieses Karma muss wieder in Ordnung gebracht werden, von einem Monden-Karma in ein Sonnen-Karma bzw. michaelisches Karma verwandelt werden: "Aber wie kommt es denn, dass auch die Kräfte vorhanden sind, die bewirken, dass wirklich heute sich Menschen zusammenfinden unter rein geistigen Prinzipien, die sonst fremd sind in der heutigen Welt? Wo liegen die Kräfte vom Sich-Zusammenfinden? Die liegen darin, dass durch den Eintritt der Herrschaft des Michael, durch das Michaelische Zeitalter, in dem wir leben, mit dem Hereindringen des Michael in die Erdenherrschaft, mit der Ablösung der Herrschaft des Gabriel durch die Herrschaft des Michael von Michael hereingebracht wird die Kraft, die da bei denjenigen, die mit ihm gegangen sind, wiederum das Karma in Ordnung bringen soll. So dass wir sagen können: Was vereinigt die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft? Das vereinigt sie, dass sie ihr Karma in Ordnung bringen sollen!"

Damals gab es die Franziskaner, die Anhänger von Duns Scotus, die wurden völlig Nominalisten (wie es heute die gesamte christliche Kirche ist) im Gegensatz zu den Realisten um Thomas von Aquin, der sogar erst von der Kirche bekämpft wurde: "Nun müssen wir das Folgende ins Auge fassen: Sehen Sie, die Menschen, die zusammenhängen mit Wesen aus der Hierarchie der Angeloi, die im Michael-Reiche verblieben sind, diese Menschen haben es schwer, für das, was sie begreifen sollen, Intelligenzformen zu finden. Sie streben ja dahin, auch die persönliche Intelligenz so zu erhalten, dass das mit der Michael-Verehrung zusammenhängen kann. Diejenigen Seelen, von denen ich gesagt habe, dass sie teilgenommen haben an jenen Vorbereitungen im 15. und 19. Jahrhundert, kommen zur Erde hinunter, hängend noch im tiefsten Drang nach Michael und seiner Sphäre. Dennoch, sie sollen nach Entwickelungsprinzipien der Menschheit die individuelle persönliche Intelligenz aufnehmen. Das gibt Zwiespalt, aber einen Zwiespalt, der sich losen muß durch eine spirituelle Entwickelung, durch das Zusammenkommen der individuellen Aktivität mit dem, was geistige Welten herunterbringen im jetzigen Intelligenzzeitalter. Die anderen, deren Engel abfielen - was natürlich mit dem Karma zusammenhängt, denn der Engel fällt ab, wenn er mit einem Menschenkarma zusammenhängt, das dementsprechend ist -, die anderen nehmen wie mit Selbstverständlichkeit die persönliche Intelligenz auf, ganz wie selbstverständlich, aber dafür wirkt sie auch automatisch in ihnen, sie wirkt durch die Körperlichkeit. Sie wirkt so, dass diese Menschen denken, gescheit denken, aber sie sind nicht engagiert dabei. Das war der große Streit, der lange Zeit zwischen den Dominikanern und den Franziskanern sich abspielte. Die Dominikaner konnten nicht das persönliche Intelligenzprinzip anders ausgestalten als in möglichster Treue zur Michael-Sphäre. Die Franziskaner, die Anhänger von Duns Scotus - nicht von Scotus Erigena - , die wurden völlig Nominalisten. Sie sagten: Intelligenz ist überhaupt nur eine Summe von Worten. Alles was sich abspielte an Diskussionen zwischen den Menschen, alles das ist eben wirklich so, dass es das Abbild ist von mächtigen Kämpfen, die stattfinden zwischen der einen Schar der Angeloi und der anderen Schar der Angeloi. Sehen Sie, das ist so, dass die Wesen aus der Hierarchie der Angeloi, welche nun mit dem Erdenprinzip sich vereinigt haben, eigentlich ja etwa seit dem 9., 10. Jahrhundert auf der Erde leben. Und das ist wiederum das Erschütternde, meine lieben Freunde: Da nimmt auf der Erde der Materialismus zu, da sind gerade die vorgerücktesten, die gescheitesten Menschen so, dass sie das Geistige leugnen, dass sie anfangen zu spotten darüber, dass geistige Wesen ebenso in ihrer Umgebung sein sollen wie physische Menschen. In dieser Zeit, in der sich der Materialismus ausbreitet, steigen immer mehr und mehr Engel herunter und leben auf der Erde. Sie tun mit. Gerade sie sind es, die in gewissen Zeiten, wo das menschliche Bewußtsein getrübt ist, sich inkorporieren und auf Erden wirken. Eine große Anzahl von Wesen der Angeloi hält sich zurück, aber diejenigen, die nach ihrem Angeloikarma am nächsten stehen den ahrimanischen Gewalten, die halten sich nicht zurück, die inkorporieren sich in Menschen, tauchen unter in Menschen zu gewissen Zeiten." (GA 237) [30]
 

20. Staatspolitik und Menschheitspolitik

Aus dem untergehenden Bolschewismus in nicht ferner Zeit geht ein anderes Schreckgebilde in Russland hervor; im Osten (Russland, China) herrscht das Chaos; Drohung wird bestehen bleiben, dass aus dem Chaos des Ostens das Weltenchaos sich entwickeln werde: "Im europäischen Osten wollen Fanatiker einen Staat in der Form zimmern, die ihnen als Wirtschaftsgemeinschaft vorschwebt. Zwar versichern sie, daß ihr entferntes Ziel die Hinwegräumung jeglichen Staatsgebildes sei. Vorläufig aber wollen sie einen militaristisch organisierten Wirtschaftsstaat gestalten. Er trägt die Keime des Verfalls in sich. Denn in der Menschheit wirkt gegenwärtig ein politisch-demokratischer Trieb, der sich in einem militarisierten Wirtschaftsstaat nicht zur Geltung bringen kann. Die «Diktatur» des Proletariats könnte für kurze Zeit diesen Trieb lähmen; austilgen kann sie ihn nicht. Ebensowenig kann der bloß wirtschaftlich orientierte Staat ein Geistesleben schaffen, das für die Bedürfnisse der Menschheit Befriedigung bringen könnte. ... Europa hat aufgeatmet, weil es dem Bolschewismus nicht gelungen ist, die Polen zu besiegen. Es würden viele noch befriedigter atmen, wenn es den «Sieg» der einen oder der anderen Macht über das bolschewistische Russland erlebte. Die so denken, ahnen nicht, dass sie, wenn sie fortfahren, im alten Sinne «staatspolitisch» zu wirken, aus dem untergehenden Bolschewismus in nicht ferner Zeit ein anderes Schreckgebilde aufstehen sehen würden. Ein solches, das ihnen wohl näher wäre als der russische Bolschewismus. Die Staatspolitik, die ihr Bereich über das Geistes- und das Wirtschaftsleben ausgedehnt hat, die den Menschen zugleich erziehen und unterrichten und auch seine Wirtschaft besorgen will, hat es dazu gebracht, so zu erziehen, dass das Geistesleben ohnmächtig ist gegenüber der Gestaltung des sozialen Lebens. Sie lebt durch Parlamente und administrative Einrichtungen, die an dem wirklichen Gang des Geisteslebens vorbeireden und vorbeihandeln. Sie führt zuletzt bei den breiten Massen und deren Führern zu einem Staats-Ideal, das einen tyrannischen und noch dazu ungenügenden Wirtschafts-Dilettantismus verkörpern will. Warum ist das Geistesleben ohnmächtig? Weil es ohnmächtig werden muss, wenn Staaten die Erziehungs- und Unterrichtsnormen festsetzen. Denn der Geist kann zu der ihm gebührenden Macht nur gelangen, wenn er in voller Freiheit seine eigenen Ziele verfolgen kann. Die Selbstverwaltung des vom Staate emanzipierten Geisteslebens, namentlich seines wichtigsten Gebietes, des Unterrichts- und Erziehungswesens, kann allein den geistigen Impulsen den Zugang zu den Menschenherzen eröffnen. Schulen, die vom Staate und vom Wirtschaftsleben ganz unabhängig sind, werden Menschen aus sich hervorgehen lassen, deren Geisteskraft gestaltend auf Staat und Wirtschaft wirken kann. Man wendet ein: das führt zur Unbildung zurück. Denn wo kein Staats-Schul-Zwang, da werden die meisten Kinder auch nicht in die Schule geschickt. Man sollte vielmehr gerade an die Lösung der Aufgabe gehen: wie bringt man die Kinder ohne Staatszwang in die Schulen hinein? Die gleiche Absonderung vom Staate und die Selbstverwaltung wie das Geistesleben fordert das Wirtschaftsleben. Der Staat kann nur über diejenigen Angelegenheiten sich erstrecken, in denen alle mündig gewordenen Menschen als einander gleiche urteilsfähig sind. Der demokratische Parlamentarismus ist sein Lebenselement. Aber dieser Parlamentarismus muss zu seiner organischen Ergänzung ein sich selbst verwaltendes Geistes- und ein ebensolches Wirtschaftsleben haben. In beiden müssen andere Kräfte walten als diejenigen, die in demokratischen Parlamenten sich entfalten können. Die alten Staatsgebilde, die sich das Geistesleben und die Wirtschaft in weitem Umfange einverleibt haben, werden keine Gebilde der Menschengemeinschaft sein, in denen sich die modernen Menschheitsfragen lösen lassen. Die Unruhe der modernen Zivilisation hat ihren Ursprung in dem Herausstreben des Geistes- und Wirtschaftslebens aus diesen Staatsgebilden. Im Osten herrscht das Chaos. Im Westen sollten sich genug urteilsfähige Kopfe finden, welche durch die Befreiung des Geistes- und des Wirtschaftslebens den Weg suchen aus der immer mehr um sich greifenden Lähmung der Öffentlichen Geisteskräfte. Solange nicht genügend Menschen da sind, die mit solchen Anschauungen Erfolg haben können, wird die moderne Zivilisation in Unruhen erbeben, und die Drohung wird bestehen bleiben, dass aus dem Chaos des Ostens das Weltenchaos sich entwickeln werde." [31]
 

21. Impuls der Dreigliederung des sozialen Organismus; bolschewistische Verseuchung des Westens; politische Idee von 1848 und die schönsten Qualitäten des deutschen Volkes; Mitteleuropäisches freies Geistesleben muss die panslawistischen und slawophilen Bestrebungen zum Absterben bringen; im Geistesleben Russlands ein Zweifaches; mit großer Willigkeit, mehr als innerhalb Deutschlands selber, wurden die deutschen Denker und alles, was mit deutschem Denken zusammenhängt, in Russland aufgenommen; Solovjev, Dostojevskij, nur produktives Geistesleben wirkt auf den Osten

Preußen-Deutschland, wenn es so fortarbeitet, wie es bisher gearbeitet hat, unbedingt der Barbarei verfallen muss; ein Anschluss an Preußen-Deutschland bedeutete damals ein Sich-Ausliefern an unmögliche Zustände; Unmöglichkeit des Versailler Vertrages; Sozialdemokratie in der Form des Bolschewismus; aus den urältesten staatlichen Verhältnissen sind dem Bolschewismus die führenden Persönlichkeiten zugeführt worden, nicht aus einem vernünftigen Zusammenwirken der Menschen; Blockaden gegen die bolschewistische Verseuchung des Westens; politische Idee von 1848 und die schönsten Qualitäten des deutschen Volkes: "Um was es sich heute handelt, ist, dass man tiefer hineinschaut in das, was die Entwickelungskräfte der Menschheit sind, und dass man versucht, zu Maßnahmen zu kommen, die nun wirklich helfen können und die wirken müssen. Solche Maßnahmen sind eben nur aus der Dreigliederung heraus zu gewinnen, und sobald man sich Illusionen darüber hingibt, dass ohne die Dreigliederung etwas zu machen sei, so arbeitet man einfach an dem Niedergang mit. Bedenken Sie doch nur, was es bedeutet, wenn zum Beispiel die oberschlesische Bevölkerung abstimmt für den Anschluss an Preußen-Deutschland. Das bedeutet ja nichts anderes, als dass sich diese Bevölkerung mit ihrem Gebiet ausliefert an ein größeres Gebiet, das, wenn es so fortarbeitet, wie es bisher gearbeitet hat, unbedingt der Barbarei verfallen muss. Es kann sich nicht handeln um einen Anschluss an ein Gebiet, das nicht bereits zeigt, dass es die alten Verhältnisse überwunden hat. Das zeigt sich ja bei den maßgebenden Kreisen in Preußen-Deutschland durchaus noch nicht, sondern das Gegenteil davon ist der Fall. So betrachten wir die Tatsachen einfach ganz objektiv: ein Anschluss an Preußen-Deutschland bedeutet durchaus ein Sich-Ausliefern an unmögliche Zustände. Denn sehen Sie, da kommen wir auf die andere Illusion, welche sich - und wir wollen auf dieses eingehen - die besten Menschen auf der Ententeseite machen. Es gibt ja solche Menschen wie Keynes, der einen gewissen Anhang hat, oder Norman Angell, der auch einen gewissen, sogar sehr großen Anhang hat. Wie denken diese Menschen? Diese Menschen denken, dass der Versailler Vertrag unbedingt revidiert werden muss, dass es auf der Grundlage des bestehenden Vertrages nicht weitergehen kann. Aber warum denken sie das? - Sie denken so: Europa war bisher im wirtschaftlichen Verkehr mit der übrigen Welt. Verfällt Europa der Barbarei, zerfällt sein Wirtschaftsleben, dann zerfällt damit - so meinen diese Leute, besonders Norman Angell - , dann zerfällt auch das Wirtschaftsleben nicht nur der Ententestaaten - das zerfällt selbstverständlich - , sondern auch das amerikanische Wirtschaftsleben, weil die europäischen Absatzorte dann nicht mehr da sind. Man brauche auf beiden Seiten der Entente und Amerikas die europäischen Länder, um mit ihnen in fruchtbaren wirtschaftlichen Verkehr treten zu können. Sehen Sie, aus diesen Untergründen heraus urteilen die besten Leute der Entente. Man kann schon sagen, dass eigentlich ganz Bedeutsames nach dieser Richtung hin in den letzten Monaten gesagt worden ist, und dass die Leute an Zahl zunehmen, welche von der Unmöglichkeit des Versailler Vertrages und all dessen, was er in seinem Gefolge hat, überzeugt sind. Aber sie haben Unrecht, sie leben in einer Illusion, sie urteilen eben auch aus den bestehenden Denkgewohnheiten und Empfindungsgewohnheiten heraus. Man muss sich vor grausamen Wahrheiten eben nicht sensibel zurückziehen. Es ist eben einfach nicht wahr, dass die angelsächsische Bevölkerung angewiesen ist darauf, im wirtschaftlichen Verkehr mit Mittel- und Osteuropa zu stehen. Sie ist höchstens nur darauf angewiesen, ihr gesamtes Wirtschaftsleben umzuorganisieren, zu einem in sich geschlossenen Wirtschaftskörper zu machen und kann dann ganz gut weiterbestehen, auch wenn in Europa so und so viele Menschen Hungers sterben. Es sind gutgemeinte Dinge, die da gesagt werden, aber sie sind nicht wahr. Es würde ja vielleicht fünfzehn bis dreißig Jahre dauern, bis das Wirtschaftsleben in den Ländern außerhalb Mittel- und Osteuropas so umgeordnet werden kann, damit es in sich bestehen kann; die reale Möglichkeit liegt durchaus zu solcher Umordnung vor. Wenn man in der Lage wäre, so vorzugehen, wie es sich diese Leute vorstellen, so müsste das, was auch aus den alten Voraussetzungen heraus irgend jemand in Mittel- oder Osteuropa tut, doch zuletzt dazu führen, dass auf dem Umwege der Barbarisierung die westliche Welt gefördert würde. Anderes ist im Grunde genommen nicht zu sehen aus den alten Voraussetzungen heraus. Man könnte sich vorstellen, dass eine Majorität, namentlich in Amerika, bestünde, die darauf hinarbeitete, Europa einfach seinem Schicksal zu überlassen und das westliche Erdgebiet zu einem geschlossenen Wirtschaftsgebiet zu machen. Diesem Zustand würde man sich aber unbedingt ausliefern, wenn man sich an die bestehenden Zustände in Mitteleuropa durch Abstimmung anschlösse. Indem man sich Polen anschließen würde, würde man ja auch nichts anderes tun. Es ist die Aussicht schon mit dem eben Gesagten vorweggenommen. Man würde auch nichts anderes tun, als sich der Denkweise der Entente ausliefern. Polen ist zwar der Schützling der Entente, aber es würde ihm das in allen entscheidenden Fällen nichts helfen, es würde dem Ruin der europäischen Verhältnisse ausgeliefert sein, oder es würde in die katastrophalen Ereignisse hineingezogen werden, die ich gleich jetzt andeuten will. Also, eine Abstimmung nach beiden Seiten hin ist ein Unding. Wir müssen uns diesen Satz zunächst ganz klar vor die Seele halten: es ist eine solche Abstimmung ein Unding. Unter welchen Voraussetzungen sie für den einen oder anderen Fall doch stattfinden könnte, wollen wir noch nachher besprechen. Wir müssen uns eben ganz klar darüber sein, dass man die Welt heute nicht halten kann mit denjenigen Gedanken, die man sich früher gemacht hat. Das zeigt sich besonders durch Dinge, welche ich gestern versuchte darzustellen. Polen, sagte ich, hat ja das zurückbehalten, was das andere Europa in gewisser Weise überwunden hat: eine Art von Adelsherrschaft. Unter dieser Adelsherrschaft hat sich dann jene Unterschicht entwickelt, welche die Impulse für ihre Gescheitheit und ihre Tatkraft gewonnen hat, ich möchte sagen, durch eine Dreigliederung: nämlich von Russland her das Geistige, von Preußen-Deutschland her das Wirtschaftliche, von Österreich her, auf dem Umwege durch Galizien, das Staatlich-Politische. Es hat sich diese Unterschicht gewissermaßen hineingelebt in die bourgeoisen Strömungen, die für eine Zeitlang in Europa die Oberhand hatten, so dass sich das, was sich in Polen aus der Unterschicht mit demjenigen des übrigen Europa herangebildet hat, in das Bourgeoistum hineingearbeitet hat. Aber es ist heute stumpf in seiner Wirksamkeit, wie das Bourgeoistum überhaupt stumpf ist. Nun, es gibt heute nämlich einfach den breiteren Untergrund und dieser breitere Untergrund tritt uns entgegen in einem Scheinbilde heute, in einem wirklichen Scheinbilde. Er tritt uns entgegen im Westen mehr als verbürgerlichte Arbeiterbewegung, in der Mitte Europas als mehr oder weniger so und so nuancierte Sozialdemokratie, und je weiter wir nach Osten kommen, tritt er uns in der Form des Bolschewismus entgegen. Die Lebensbedingungen des Bolschewismus in Russland, die muss man sich einmal klarmachen. Übrigens liegt ja das schlesische Abstimmungsgebiet sehr nahe diesen Lebensbedingungen des Bolschewismus, und man muss sich über diese Lebensbedingungen des Bolschewismus vollständige Klarheit verschaffen. Sehen Sie, der Bolschewismus rührt einmal davon her, dass die Oberschicht, sei es nun die Adelsschicht, sei es die Bourgeoisschicht, in der neueren Zeit keine Möglichkeit gefunden hat, das Denken auszudehnen über dieselben Gebiete, wohin die Arbeit ausgedehnt worden ist und wohin vor allen Dingen der menschliche Wille ausgedehnt worden ist. Man hat mit den alten Gedanken fortgearbeitet, hat das Kommerzielle, das Wirtschaftliche ausgebaut, hat herangezogen die breite Masse der Bevölkerung, man hat aber keine Schritte getan, um irgendwie anders als aus den alten Staatsverhältnissen heraus dieser breiten Masse der Menschheit irgendwie nachzukommen. Und es muss nun leider gesagt werden: es geschieht auch heute noch nicht, denn in der Weise, wie es einzig geschehen könnte, geschieht es eben noch nicht. Das muss unsere Hauptsorge sein. Denn es ist ein charakteristisches Beispiel, wie man führende Persönlichkeiten herangebracht hat an das, was sich in der breiten Masse der Menschheit eigentlich regt und rührt. Auf einem vernünftigen Wege ist es nicht geschehen. Der Ludendorff erzählt ja selber in seinen Erinnerungen, dass er die Führer des Bolschewismus nach Russland befördert hat; er sagt, es war für ihn eine militärische Notwendigkeit, und die Politiker wären dazu verpflichtet gewesen, die schlimmen Folgen dieser Notwendigkeit abzuwenden. Also er leugnet nicht, dass er dem Bolschewismus in Russland seine Führer gegeben hat, er sagt nur, die Politiker waren nicht gescheit genug, die große Torheit, die er begangen hat, wieder gutzumachen. Solche Dinge sind heute möglich und werden hingenommen. Also aus den urältesten staatlichen Verhältnissen, aus denen heraus Ludendorff gedacht hat, sind dem Bolschewismus die führenden Persönlichkeiten zugeführt worden, nicht aus einem vernünftigen Zusammenwirken der Menschen, die etwas wissen über den Gang der Menschheit und derjenigen Menschen, die eben geführt sein wollen, aber nicht innerhalb der alten Verhältnisse geführt sein wollen, sondern zu neuen Verhältnissen geführt sein wollen. Das ist etwas, was durchaus mit aller Gründlichkeit erkannt sein muss. Seit dem Weltkrieg ist es ja nicht mehr wahr, dass nur die alten Proletarier diese breite Unterschicht ausmachen. Zu dieser breiten Unterschicht gehören Mitglieder aller früheren Klassen. Und auch mit dieser Tatsache rechnet man heute noch nicht. Man rechnet noch nicht damit, dass auf diejenigen Menschen, die sich noch etwas von Intelligenz aus der Vorkriegszeit mitgebracht haben, vor allen Dingen mit vernünftigen Ideen gewirkt werden muss, so dass immer mehr und mehr eine führende Intelligenz auf vernünftige Weise in die Welt hineinkommt. Das ist die allerwichtigste Frage heute, dass den Menschen, die sich noch etwas von Intelligenz bewahrt haben, die Augen aufgetan werden, damit sie zu den richtigen Führern werden. Ohne dieses kommen wir nicht vorwärts. Denn sehen Sie, zwei Dinge stehen bevor. Das eine ist schon angedeutet worden vorhin: der Aufbau innerhalb Mittel- und Osteuropas ist aus anderen Untergründen heraus als durch die Dreigliederung nicht möglich; er ist nicht möglich durch die Menschen Mittel- und Osteuropas, aber auch nicht durch die Menschen der Entente. Die Menschen der Entente und Amerikas könnten nur unter einer Voraussetzung, sei es im Zusammenhang mit der Gewährung von Anleihen im großen Stil oder kleineren Krediten, irgend etwas machen, sie könnten es nur unter der Voraussetzung, dass ein bedeutendes Lohndrücken in Europa stattfände gegenüber Amerika. Da würde sich aber sofort das amerikanische Proletariat dagegen wehren, das würde vielleicht auch das englische Proletariat nicht zulassen. Es würde durch jede Maßregel, die nach dieser Richtung hin ginge, die Revolution in den westlichen Ländern selber gefördert werden. Und das ist dasjenige, was man unbedingt der Menschheit in Aussicht zu stellen hat, dass aus der breitesten Unterschicht heraus, jetzt nicht von auswärts, sondern aus der Unterschicht gedacht, die bolschewistische Revolution auch die westliche Welt ergreift. Die führenden Persönlichkeiten im Westen von heute mögen noch so viele Blockaden aufrichten gegen die bolschewistische Verseuchung des Westens, das, was vom Osten kommt durch Übertragung des Bolschewismus, das ist für diese westlichen Länder nicht die Hauptsache, sondern das ist die Hauptsache, was von unten nach oben steigt; das ist das Wesentliche. Nun gibt es heute schon eine Anzahl von Leuten - und diese wird rasch wachsen - , welche einsieht, dass es ganz unmöglich ist, durch irgend etwas anderes als durch die Revolution hindurchzugehen, wenn man im alten Sinne weiterarbeitet. Und gerade so, wie man im alten Sinn den Leuten gesagt hat: wir müssen einen Krieg machen, damit wir die Revolution im eigenen Lande besiegen, heißt es nichts anderes, als dass hingearbeitet werden muss gerade unter den im alten Sinn verständigen Menschen des Westens auf den zweiten Weltkrieg. Es geht gar nicht anders, als dass zur Abwendung des inneren Bolschewismus im Westen auf den zweiten Weltkrieg hingearbeitet werden muss. Dieser zweite Weltkrieg steht um so sicherer in Aussicht, als im Osten niemals ein Verständnis, sobald die Dinge auf die Spitze getrieben sein werden, gewonnen werden kann für die wirtschaftlichen Maßnahmen des Westens. Im Osten wird sich diejenige Denkweise, die heute in Russland zutage tritt, verbinden sogar mit den religiösen Vorstellungen des Ostens, und es wird über ganz Asien eine Stimmung entstehen, zu deren Führerschaft die japanische Bevölkerung und deren Machthaber außerordentlich taugen, so dass in die wirtschaftlichen Wirren der Zukunft hineinfallen wird die Ost-West-Spannung. Der zweite Weltkrieg, der sich zwischen Asien und Amerika, und was dazwischen liegt, entwickeln muss, er muss sich aus wirtschaftlichen Untergründen heraus ganz unbedingt entwickeln. Sie hören ja, wie aus den Unterschichten heraus der Ruf ertönt: Weltrevolution! Dieser Weltrevolutionsgedanke, er wird mit einem Nebel allein dadurch zugehüllt werden können, dass diese zweite Weltkriegskatastrophe entfesselt wird. Das ist gar nicht anders denkbar. Nun leben wir also einer solchen Zeit entgegen, in der der Konfliktstoff zwischen Amerika und Asien immer stärker und stärker wird. Selbstverständlich werden die Völker, die dazwischen liegen, in diesen Konflikt hineingezogen. Sie können ganz sicher sein, dass Asien mit den Japanern an der Spitze gegenüber dem, was von Westen kommt, in derselben Lage sein wird, wie Mitteleuropa war gegenüber der Entente. Man wird sich auf Seiten des Ostens vielleicht eine Zeitlang großen Siegeszuversichten hingeben, aber ebenso wie Amerika in Europa ausschlaggebend war, wird es auch in Asien ausschlaggebend sein. Aber der Ludendorff wird sich finden im Osten, der die nötigen Führer nach dem Westen schicken wird, um den Westen bolschewistisch, das heißt, asiatisch in diesem Falle zu verseuchen. Der wird sich auch unter den Japanern finden. Und dann haben Sie dasjenige, wofür die Stimmung vorhanden ist aus den breitesten Schichten heraus, das haben Sie durch den zweiten Weltkrieg einfach hingestellt. Das Amerika muss einem vor den Augen stehen, in dem ein Lenin wirtschaftet, wie jetzt der Lenin in Russland wirtschaftet. Man muss sich vor diesen Perspektiven nicht verschließen, muss sich klar sein, dass die Ursachen der gegenwärtigen Not im wirtschaftlichen Niedergang liegen, dass die Wirkungen in der Barbarisierung der Menschheit liegen. Dem lässt sich nur eine einzige Tatsache gegenüberstellen, das ist diese, die vielleicht in unserem Zusammenhang hier ausgesprochen werden darf, die aber durchdringen soll unser ganzes Wirken, die aber vielleicht nicht zu einem Agitationsstoff gemacht werden darf, denn in dem Augenblick, wo sie zu einem solchen gemacht wird, wird sie in diesem weltgeschichtlichen Augenblick sofort totgemacht. Sehen Sie, es gibt über die ganze Welt hin Leute, welche einfach, weil sie an ein Ende kommen mit dem gegenwärtigen wirtschaftlichen, staatlichen und geistigen Denken, anfangen, ernsthaft diese Dreigliederung zu erwägen. ... Bedenken Sie, aus den besten Qualitäten des deutschen Volkes ging seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Gedanke einer zunächst ideellen Organisation dieses deutschen Volkes hervor. Was sich geltend gemacht hat als Einheitsstreben, namentlich seit 1848, das ging aus den schönsten Qualitäten des deutschen Volkes in Mitteleuropa hervor, das war durchaus Edelmetall in der Kulturentwickelung der Menschheit. Und das hat eine bestimmte Qualität in sich, an die man appellieren muss, das hat die Qualität in sich, dass es von keinem Volk der Erde verachtet wird, gehasst wird, sondern im Gegenteil von allen, auch von den Polen, angenommen wird, wenn es in der Qualität auftritt, wie es dazumal als eine politische Idee in Deutschland aufgetreten ist. Denn es sind im Grunde genommen unter jenen Menschen, die später im sogenannten realistischen Deutschland als die Achtundvierziger- Idealisten verhöhnt worden sind, einige, die gewisse Qualitäten am allerbesten zum Ausdruck gebracht haben. Dagegen steht dem all das gegenüber, was sich in den letzten Jahrzehnten innerhalb Mitteleuropas, sowohl in Österreich wie in Deutschland, zugetragen hat. Da haben sich diejenigen Dinge entwickelt, die im Grunde genommen dem deutschen Wesen widersprechen, und die sind es, die in der ganzen Welt gehasst werden, über die die ganze Welt schimpft. So lange innerhalb Mitteleuropas nicht eingesehen wird, dass Mitteleuropa aus jenen Untergründen heraus zu arbeiten hat, die im Geistigen liegen, dass Mitteleuropa vermöge seiner ganzen historischen Mission nicht auf Machtverhältnisse sich stützen kann, sondern allein auf geistige, so lange ist noch nicht der Impuls für irgendein entwickeltes Mitteleuropa gegeben, sondern es ist lediglich der Impuls gegeben zum Untergang der ganzen zivilisierten Welt. In dieser Beziehung kann man doch eigentlich auf Fichte zurückblicken. Ich mache Sie nur auf zwei Punkte bei Fichte aufmerksam, auf die letzten Worte, die er ausgesprochen hat in seinen «Reden an die deutsche Nation», worin er die Deutschen auffordert, sich selbst ihrer eigenen Qualitäten zu besinnen, aus ihrem Inneren heraus zu arbeiten, weil sie dadurch auf die Welt höher hinausblicken. Und auf der anderen Seite hat er die Deutschen ermahnt, zu verzichten auf die Seeherrschaft. Lesen Sie es in den «Reden an die deutsche Nation» nach, wie stark Fichte abgeraten hat, irgendeine Seeherrschaft anzustreben. Fichte ist der Spötter auf die sogenannte Freiheit der Meere. Das war aus einem tiefen Instinkt heraus. Und sehen Sie, in dem Augenblick, wo man diese Dinge berührt, muss man auch darauf hinweisen, dass hier der Hebel zur Umkehr liegt. Lesen Sie den wichtigen Hinweis, der damals nicht verstanden worden ist, wie die ganze Schrift nicht verstanden worden ist, den wichtigen Hinweis, den ich versucht habe zu geben in meinen «Gedanken während der Zeit des Krieges», nämlich, dass das deutsche Volk unschuldig ist am Kriege. Lesen Sie diesen wichtigen Hinweis und lesen Sie die Überschrift auf dem Umschlag, dass die Schrift gerichtet ist an Deutsche und an solche, die nicht glauben, sie hassen zu müssen; denn ich wußte ganz gut: nur bei solchen Menschen kann das verstanden werden. Aber solche Menschen haben sich dazumal nicht gefunden, obwohl ich gedrängt worden bin, eine zweite Auflage dieser Schrift zu veranstalten. Ich habe es natürlich unterlassen, denn darauf eingegangen sind im Grunde genommen nur die Leute, die geglaubt haben, die Deutschen hassen zu müssen. In Deutschland hat man hübsch zu diesen Dingen geschwiegen. Das Buch hätte nur Bedeutung erlangt, wenn es voll genommen worden wäre in seiner Tatsachengrundlage. Daher musste es aus dem Buchhandel heraus. Ich wollte im Kreise derer, die Deutsche sind und die glauben, die Deutschen nicht hassen zu müssen, eine gewisse Stimmung, die durchaus in den Untergründen der Seelen vorhanden war, hervorrufen. Wäre diese Stimmung, wie sie damals gemeint war, wirklich zur Erscheinung gekommen, würde sie damals eine Atmosphäre gebildet haben, das heißt, hätte man auswärts gesehen, dass es eine solche Stimmung gibt, dann wäre das zum Glück ausgeschlagen. Würde man eine solche Stimmung heute wahrnehmen, so würde das noch immer zum Glück ausschlagen. Lassen Sie mich noch folgendes sagen, wobei ich Sie bitte, die Worte, die ich Ihnen vorlesen will, gerade für den Zusammenhang, in dem wir jetzt stehen, berücksichtigen zu wollen: «Die Deutschen haben ihre Regierung nicht gedrängt, in den Krieg einzutreten. Sie haben nichts davon vorher gewußt und haben nicht zugestimmt. Wir wollen das deutsche Volk nicht zur Verantwortung ziehen, das selbst in diesem Krieg all die Leiden durchgemacht hat, die es nicht selbst verursacht hat.» Ich frage Sie, stimmt das nicht vollkommen überein mit demjenigen, was ich in dem Büchelchen «Gedanken während der Zeit des Krieges» ausgesprochen habe ? Wer hat aber diese Worte unter dem Druck von gewissen Menschen am 14. Juni 1917 gesagt? - Das war Woodrow Wilson. Da liegt, wenn man die Sache so auffasst, die Möglichkeit der Verständigung über die Erde hin. An diese Wendung muss man denken, auch heute noch denken, dass in dem Augenblick, wo sich irgend etwas geltend macht in Europa, was zeigt, dass es nur zu tun hat mit der sachlichen Entwickelung der Menschheit und nichts, aber auch gar nichts zu tun hat mit einem Zusammenhang mit alten Dingen, dass in dem Augenblick von Mitteleuropa aus eine  Verständigung mit der Welt gefunden werden kann. In dem Augenblick, wo, wenn auch nur in eingeschränktem Maße, in irgendeinem Punkte an die Selbstbestimmung der Menschen in Mitteleuropa appelliert werden kann, muss sich zeigen, dass aus dem deutschen Wesen heraus das deutsche Wesen nichts zu tun haben will mit all denjenigen, die einen Zusammenhang haben mit den alten Gewalthabern, gleichgültig, ob sie alte Staatsmänner sind oder ob sie Industrielle sind, die ihren Profit gesucht haben, ganz gleichgültig, ob sie auf der Seite von Helfferich oder Erzberger stehen oder auf der Seite der deutschen Demokratie. Alles das, was irgendeinen Zusammenhang mit dem, was zunächst in das Wilhelminische Zeitalter hineingesegelt ist, hat, muss ausgeschaltet werden. Und aus dem wirklichen Untergrund des deutschen Wesens, zu dem auch das österreichische gehört, muss dasjenige gefunden werden, was gesagt werden kann. Denn dann stimmt das überein mit dem, was jene, die sich noch besinnen auf die Wahrheit, in der ganzen Welt sagen." 

Russland in bezug auf die geistigen Interessen der Menschheit heute noch eine asiatische, orientalische Macht; slawophilen Bestrebungen, die geistigen Fragen des europäischen Lebens in einer orientalischen Weise abzulehnen; es hätte von Mitteleuropa nach dem Osten hinüber gewirkt werden müssen im Sinne eines produktiven Geisteslebens, dann wäre zweifellos daran erfroren, was in den panslawistischen und slawophilen Bestrebungen sich geltend gemacht hat; Barbarei im Schillerschen Sinn bei dem Russen: Die Dinge liegen ja so: Erst 1721, im Frieden von Nystad, ist es entschieden worden, dass Russland als eine Macht, die in Betracht kommt sowohl im geistigen, wie im staatlich-rechtlichen, wie im wirtschaftlichen Leben, in die europäischen Verhältnisse eingreift. Nun, das bedeutet außerordentlich viel. Denn Russland ist in bezug auf seine geistige Verfassung - wir halten uns da nicht an die Schlagworte, sondern an die Wirklichkeit -, Russland ist nun einmal in bezug auf die geistigen Interessen der Menschheit heute noch durchaus eine asiatische Macht, eine orientalisch-moralische Macht. Sein Seelenleben ist in der Verfassung, wie wir sie nur kennen in bezug auf orientalische Verhältnisse des Seelenlebens. Nur hineingeschoben in diese orientalische Seelenverfassung ist dasjenige, was durch Peter den Großen gekommen ist, was dann dazu geführt hat, dass Russland bis an die Ostsee vorgedrungen ist. Damit waren alle späteren Dinge schon entschieden. Und das ist wiederum etwas Charakteristisches: Europa hat fortdiskutiert darüber, ob Russland nach Konstantinopel kommen soll oder nicht. Das ist nicht das "Wichtige gewesen, sondern das: ob es sich an europäischen Verhältnissen überhaupt beteiligen soll. Und diese Frage ist 1721 in dem Frieden von Nystad entschieden worden. Und das ist ja das Wesentliche im ganzen europäischen Diskutieren, dass man immerfort Fragen lösen wollte, die eigentlich zum großen Teil schon gelöst waren. Es war die Lösung schon bis zu einem gewissen Grade da, und man hat immer wieder von vorne angefangen, ohne Berücksichtigung dessen, dass eben schon Tatsachen da waren. Was ist dadurch geworden? Wenn Sie die ganze Geschichte Europas, insofern Russland im 19. Jahrhundert daran beteiligt ist, nehmen, dann werden Sie sich sagen müssen: Diese Beteiligung Russlands, denken Sie nur an die panslawistischen und an die slawophilen Bestrebungen, die geht durchaus dahin, die geistigen Fragen des europäischen Lebens in einer orientalischen Weise aufzuwerfen. Vor dem Orient musste ja zum Beispiel Rom in einer gewissen Weise kapitulieren. Der Orient wollte seine Seelenverfassung beibehalten; daher die Abspaltung des orientalischen Katholizismus von dem römischen Katholizismus. Das ist eine ganz andere Welt in bezug auf die Seelenverfassung. Das ist vor allem eine Welt, die immer dahin tendiert hat, das, was im geistigen Leben hervortritt, mit dem zu verquicken, was weltliche, profane, staatliche Verwaltung ist. Man wollte in einer gewissen Weise in der staatlichen Leitung auch die religiöse Leitung suchen. Dadurch hat das ganze Verhältnis der europäischen Zivilisation zu dem Osten seine Konfiguration erhalten. Dadurch sind die Fragen entstanden, die wirklich dagewesen sind, also nicht diejenigen, von denen man geträumt hat und über die man sich so zahllosen Illusionen hingegeben hat. Betrachten Sie nur alles, was im Osten auf der einen Seite die fortwährende Tendenz der tschechischen Slawen und der Südslawen nach Russland war, welcher Russland wiederum entgegenkam mit jenem, was ja im äußeren politischen Machtbereich nur Phrase war, was aber gerade ungeheuer verführerisch auf die Herzen des russischen Volkes gewirkt hat: die Befreiung der Völker auf dem Balkan. Überall sind es geistige Kräfte! Da hinein mischte sich das andere, was wiederum geistig-nationale Verhältnisse sind: der Antagonismus zwischen dem polnisch-slawischen Element und dem russischen Element. Dadurch ist die ganze Situation für Osteuropa gekennzeichnet. Und alles, was sich da im Geistigen abgespielt hat, das hängt ab von dem Gesamtleben der Zivilisation. Über die Dinge, die sich so in der Menschheitsentwickelung abspielen, kann man nicht so reden, dass man bloß vom Partiellen ausgeht. Man kann einfach nicht sagen: es gibt im allgemeinen eine Ansicht, wie sich geistiges, wirtschaftliches und politisch-rechtliches Leben zueinander verhalten sollen, sondern man kann nur unter gewissen real gegebenen Voraussetzungen über diese Fragen sprechen. Und die ganze Art und Weise, wie das nach Europa hereinverpflanzte orientalische Geistesleben gewirkt hat, hängt ganz und gar davon ab, dass Russland in so ausgiebigem Maße ein noch lange nicht vollständig zu Ende gekommenes Agrarreich ist, dass da alles noch so ist, dass man sagt: Die Natur gibt noch her, was eigentlich den Gesamtton der Lebenshaltung angibt. Solch eine Seelen Verfassung, wie sie da von Osten her ins europäische Leben hineingekommen ist, hängt durchaus von demjenigen ab, was von dem landwirtschaftlichen äußerlichen Leben in Russland ermöglicht wird. Der einzelne Russe, ganz gleichgültig, welcher Klasse er angehört, würde diese Seelenverfassung nicht haben, die er hat, wenn nicht das äußerliche Leben im Zusammenhang mit der Natur so innig wäre. Für das ganze orientalische Leben ist eine eigentliche Wirtschaftsfrage, also das dritte Glied im dreigliedrigen sozialen Oganismus, nicht vorhanden. Es gibt überall für die ganze Welt diese drei Gebiete des menschlichen sozialen Lebens: das geistige Leben, das staatlich-rechtliche Leben und das Wirtschaftsleben. Aber die Seelenverfassung der Menschen unter dem Einfluss dieser drei Glieder, die stellt sich immer anders dar, je nachdem ob die Menschheit nicht geneigt ist, hinzusehen auf das, was das Land gibt, oder ob sie gerade auf das hinsieht, was das Land gibt. Je weiter wir nach Osten hinüberkommen, um so mehr wird es selbstverständlich, dass man die Natur walten lässt, ihr dasjenige entnimmt, was sie hergibt, und damit wirtschaftet, ohne besonders das Wirtschaftsleben als solches zu organisieren. Und um was es sich in Russland handelt, ist, dass man eben nicht nötig hatte, das Wirtschaftsleben als solches zu organisieren, oder es wenigstens nicht nötig fand. Das ist aber orientalische Denkweise. Die orientalische Denkweise geht, wenn ich so sagen darf, so wenig wie möglich über den Standpunkt hinaus, den eine andere «Bevölkerung » der Erde in dieser Beziehung einnimmt. Das ist nämlich die Tierwelt. Wer da glaubt, dass diese Tierwelt nicht auch ein geistiges Leben hat und sogar in gewisser Beziehung ein staatlich-rechtliches Leben, der würde auf ganz falscher Fährte sein. Das Tierleben hat durchaus auch eine geistige Welt und eine Art rechtliche Verfassung. Aber eine wirtschaftliche hat es nicht. Da nimmt es das, was ihm gerade die Natur gibt. Und von dieser Bevölkerung der Erde, dem Tierreiche, hebt sich möglichst wenig die orientalische Bevölkerung ab, die gerade dadurch dieses ausgeprägte, nach dem Bildlichen, Intuitiven gehende geistige Leben hat, weil sie nimmt, was die Natur ihr bietet im Wirtschaftsleben, und über dieses Wirtschaftsleben eigentlich gar nicht besonders diskutiert. Alles, was an sozialer Struktur da ist, beruht eigentlich auf anderen Grundlagen als auf wirtschaftlichen Verhältnissen, beruht auf Herrschaftsverhältnissen, auf Erbschaftsverhältnissen, aber nicht auf wirtschaftlichem Denken. Diese besondere Seelenverfassung, die ist die Voraussetzung dafür, dass man überhaupt auf das nationale Element soviel geben kann, wie im Orient gegeben wird darauf. ... Es hätte von Mitteleuropa nach dem Osten hinüber gewirkt werden müssen im Sinne eines produktiven Geisteslebens. Dann wäre zweifellos daran erfroren, was in den panslawistischen und slawophilen Bestrebungen sich geltend gemacht hat. Dieses Geistesleben war im Anfang da. Um die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts hat man angefangen, ein freies Geistesleben zu schaffen, was wir «Goetheanismus» nennen. Aber es war nicht der Mut da, es festzuhalten - das auf der einen Seite. Auf der anderen Seite steht dasjenige, was man im sozial-wirtschaftlichen Sinn diskutiert. Seit 1763, seit von Frankreich wichtige Gebiete an England abgetreten werden mussten und damit der Entscheid darüber fiel, dass Amerika in seinem Norden nicht romanisch, sondern angelsächsisch wird, war die wirtschaftlich-soziale Frage in ein ganz bestimmtes Fahrwasser gelenkt. Im 18. Jahrhundert sind also schon wichtige Entscheidungen da: Im Osten diejenige von 1721 mit dem Frieden zu Nystad, und im Westen diejenige von 1763 mit dem Frieden von Paris. Diese zwei wichtigen Entscheidungen, die drinnenstecken im gesamten geistigen und wirtschaftlichen Leben Europas, die muss man ins Auge fassen, denn man kommt zu keinem Urteil, wenn man diese nicht ins Auge fasst. Und sehen Sie, man darf nicht so, wie man es heute von ganz subjektiven Standpunkten aus tut, die Dinge bewerten, die in der Weltgeschichte auftreten. Man kann auch manchmal nicht anders, als gewisse radikale Wortbezeichnungen gebrauchen: Der Orient hatte einmal eine große, gewaltige Urweisheit. Heute ist es so, dass in gewissem Sinn der Orient mit seiner dekadenten alten Urweisheit der Barbarei verfallen ist. Denn Barbarei ist nichts anderes, als wenn die ursprünglichen menschlichen Instinkte rationalisiert werden, wenn sie durch den Verstand und durch das bloße Kopfleben dirigiert werden. Wenn wir aber den Orientalen einen Barbaren nennen und von der Barbarei in diesem Schillerschen Sinn bei dem Orientalen, namentlich bei dem Russen, reden, dann müssen wir, je weiter wir nach Westen vordringen, indem wir von England ausgehen und nach Amerika hinübergehen, dann müssen wir im selben Sinne diese westliche Zivilisation nicht Zivilisation nennen, sondern Wildheit. Diese ist das Gegenteil von Barbarentum. Der Barbar tyrannisiert Herz und Gemüt durch den Kopf; der Wilde tyrannisiert den Kopf durch das, was aus dem übrigen Organismus herauskommt, durch das Instinktleben. Und das ist im wesentlichen das westliche Leben, und dieses westliche Leben ist Anlage zur Wildheit! Im Grunde genommen, wenn man von Europas Übertünchtheit absieht, die sich in Amerika findet, so muss man fragen: Was ist amerikanische Kultur? Es ist, radikal gesprochen, Wildheit." 

Im Geistesleben Russlands ein Zweifaches; mit großer Willigkeit, mehr als innerhalb Deutschlands selber, wurden die deutschen Denker und alles, was mit deutschem Denken zusammenhängt, in Russland aufgenommen; Solovjev, Dostojevskij, trotz seiner Verbohrtheit in russisch-nationalen Chauvinismus; nur produktives Geistesleben wirkt auf den Osten: Wir haben reichlich Gelegenheit, zu sehen, wie hingebungsvoll und wie gerne der europäische Osten das Geistesleben Mitteleuropas aufnimmt, wenn wir auf die Verhältnisse sehen, die im 19. Jahrhundert bis etwa zu seinen letzten Dezennien sich abgespielt haben. Denn wenn Sie auf das Geistesleben Russlands eingehen und sich fragen: Wie ist es denn eigentlich zustande gekommen? - so werden Sie sehen, dass in diesem ganzen Geistesleben Russlands ein Zweifaches lebt. Erstens leben uns durch und durch in dem wirklichen russischen Geistesleben, in alledem, was uns da entgegengekommen ist und was Mitteleuropa aus einer gewissen Sensationslust, die in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts eingetreten ist, aufgenommen hat - da leben uns durchaus die Reflexe gut mitteleuropäischen Denkens entgegen. Mit großer Willigkeit, mehr als innerhalb Deutschlands selber, wurden die deutschen Denker und alles, was mit deutschem Denken zusammenhängt, in Russland aufgenommen. Sogar in ganz konkreter Weise berief man ja gerade in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts deutsche Persönlichkeiten zur Einrichtung des russisehen Bildungslebens. Überall kann man sehen, wie dasjenige, was an konkreten Gedanken und Absichten für Institutionen in Russland vorliegt, auf die Einwirkung Mitteleuropas, und zwar deutscher Persönlichkeiten, hin entstanden ist, die gerade so zustande gekommen ist, wie einstmals sagenhaft die Rurik-Herrschaften, von denen man ja immer die Worte abgeleiert hört: die Russen hätten das und das und alles mögliche, nur keine Ordnung; deshalb wenden sie sich an die drei Brüder und sagen, die sollen ihnen Ordnung machen. So ungefähr war es im ganzen 19. Jahrhundert mit Bezug auf alles das, was als geistige Quellen des Lebens vorliegt im Verhältnis zu Mitteleuropa. Überall, wo man etwas gebraucht hat, um Konkretes aufzunehmen, überall wandte man sich an Mitteleuropa oder Westeuropa. Aber die Reaktion gegenüber den beiden Gebieten war eine durchaus verschiedene. Das mitteleuropäische Leben lebte sich ein in das russische mit einer gewissen Selbstverständlichkeit, ohne dass man viel Wesens davon machte, und es lebt weiter. Das mehr westeuropäische Geistesleben, das lebte sich so ein, dass man viel Wesens daraus machte, dass es einen gewissen konkreten, sensationellen Anstrich annahm, dass es mit einem gewissen Pomp, mit einem gewissen dekorativen Element sich einlebte. Das ist etwas, was durchaus berücksichtigt werden muss. Nehmen Sie den bedeutendsten russischen Philosophen Solovjev. Solch ein Philosoph hat innerhalb des russischen Lebens eine ganz andere Bedeutung als ein Philosoph innerhalb des mitteleuropäischen Lebens. Alles das, was an Gedanken in ihm ist, ist mitteleuropäisch, ist hegelisch, ist kantisch oder goethisch und so weiter. Wir finden überall nur die Reflexe unseres eigenen Lebens, wenn wir uns diesen Philosophen hingeben in bezug auf ihre konkreten Gedanken. Man kann sogar sagen: Was an konkreten Gedanken bei Tolstoj vorhanden ist, ist mitteleuropäisch oder westeuropäisch - aber mit allen Verschiedenheiten, die ich eben auseinandergesetzt habe. Sogar für Dostojevskij gilt dasselbe, trotz seiner Verbohrtheit in russisch-nationalen Chauvinismus. Das alles ist die eine Seite. Sie sehen aber gerade, ich möchte sagen, mit einer gewissen Einstimmigkeit, in Russland Ablehnung auftreten, als Russland Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts von den wirtschaftlichen Machinationen Mitteleuropas berührt wird. Denken Sie nur an die Aufnahme gewisser Handelsvertragsbestimmungen und dergleichen. Und denken Sie, wie mimosenhaft sich das russische Element verhalten hat - abgesehen von den Schreiern -, wie mimosenhaft sich Russland als Volkselement verhalten hat in der Ablehnung gegen das, was da als rein wirtschaftliche Invasion sich geltend gemacht hat oder als wirtschaftliche Machtentfaltung. Das alles müsste Wegleitung sein. Das alles müsste zeigen, dass es ein Handeln wäre mit ungeeigneten Fingern, wenn man heute darauf ausgehen würde, ein Verhältnis zum Osten hin zu tragen durch Handel oder sonstige wirtschaftliche Beziehungen. Worauf es ankommt und was wir erreichen müssen trotz der großen Schwierigkeiten, die gegenüber dem bolschewistischen Element mit der Sache verbunden sind, das ist vor allen Dingen, nach Russland das geistige Element, insofern es vom produktiven Geistesleben ausgeht, hineinzubringen. Alles, was von einem produktiven Geistesleben ausgeht, erstreckt sich auf Anschauungen, auf Empfindungen, die das Geistesleben selbst oder das Staatsleben oder das Wirtschaftsleben betreffen. Alles das wird ganz gut von dem russischen Element aufgenommen werden. Denn das zweite Element zu dem ersten, das eigentlich nur in der Übernahme der konkreten, namentlich deutschen Gedanken besteht, das zweite Element am russischen Geistesleben, das ist eine, ja, wie soll man es nennen, eine undifferenzierte, vage - das ist nicht irgendwie agitatorisch gemeint, sondern wieder eine Terminologie -, eine vage Gemüts- und Gefühlssauce. Das ist es ja auch, was zum Beispiel ganz charakteristisch beobachtet werden kann bei solch einem Philosophen, der geradezu typisch ist für das russische Element wie Solovjev: Die Gedanken sind urdeutsch. Aber sie treten in einer ganz anderen Form auf bei Solovjev als etwa bei den deutschen Denkern. Auch das Goethesche tritt in einer ganz anderen Form bei Solovjev auf. Es ist darüber ausgegossen und hineingegossen, hineinversetzt, eine gewisse Gemüts- und Gefühlssauce, die dem Ganzen eine gewisse Nuance gibt. Aber diese Nuance ist auch das einzige, was dieses Leben unterscheidet. Und diese Nuance ist etwas Passives, etwas Annehmerisches. Und das ist angewiesen darauf, das mitteleuropäische Geistesleben aufzunehmen. In diesem Verkehr zwischen dem mitteleuropäischen Geistesleben und dem russischen Volkselement kann sich etwas Grandioses fruchtbar für die Zukunft entwickeln. Aber man muss einen Sinn haben dafür, wie zivilisationsschöpferisch gerade ein solcher Verkehr ist. Nur muss er sich abspielen im rein geistigen Element. Er muss sich abspielen in einem gewissen Element, das auf das Verhältnis gebaut ist zwischen Mensch und Mensch. Dieses Verhältnis müssen wir gewinnen zum Osten. Und wenn das eingesehen wird, dann wird sich ganz von selbst in das, was da aus dem Geistesleben heraus geschieht, dasjenige hineinbegeben, was man nennen kann eine selbstverständliche Wirtschaftsgemeinschaft. Von der darf nicht ausgegangen werden, sonst wird sie unbedingt zurückgeschlagen. Alles, was die Wirtschaftler nach dem Osten hin tun könnten, das wird uns ganz gewiss nichts bringen, wenn es nicht auf der Grundlage desjenigen aufgebaut ist, was ich eben auseinandergesetzt habe. Das ist eine eminent sozial wichtige Frage, dass man dieses ins Auge fasst. Das andere muss uns das Verhältnis zum Westen sein. Sehen Sie, den Westen zu belehren mit dem, was unser mitteleuropäisches Geistesleben ist, das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Und mit dieser Unmöglichkeit sollte man durchaus rechnen, abgesehen davon, dass es schon außerordentlich schwierig ist, nur zur Übersetzung zu bringen, was wir in Mitteleuropa denken, was wir in Mitteleuropa empfinden, was auch der Osten empfindet. Die ganze Art und Weise des Anschauens, wenn es sich um rein geistige Dinge handelt, ist durch und durch verschieden zwischen dem mitteleuropäischen Gebiet einerseits und dem Westen und Amerika andererseits. Die Leute haben sich gewundert, dass der Wilson so wenig von Europa verstanden hat, als er nach Paris kam. Sie hätten sich weniger gewundert, wenn sie ein dickes Buch sich angesehen hätten, das Wilson schon in den neunziger Jahren geschrieben hat, es heißt «Der Staat». Das Buch, das ist eigentlich ganz unter Aufnahme europäischer Gelehrsamkeit  geschrieben. Aber man soll nur anschauen, was daraus geworden ist, aus dieser europäischen Gelehrsamkeit! Man hätte sich gar nicht gewundert, wenn man die Antezedenzien ins Auge gefasst hätte, die vorlagen, man hätte sich nicht gewundert, dass der Wilson vom Europäischen nichts verstehen konnte. Das konnte er nicht. Denn insofern das Denken als solches in Betracht kommt, insofern ist es vergeblich, da irgendwie einen unmittelbaren Eindruck hervorzurufen. Dagegen würde es ganz bedeutsam sein, wenn man sich einmal die Sache so vorstellte, dass man sagte, ja, wenn man etwa von Volk zu Volk verhandeln will mit dem Westen, so kommt man auf keinen grünen Zweig. Wenn man aber von den Verhandlungen ausschließt die Staatsmänner und die Gelehrten, die Gelehrten auf allen Gebieten und die Staatsmänner erst recht, wenn man keine Staatsmänner nach dem Westen schickt, sondern bloß Wirtschaftler, dann werden die westlichen Menschen diese Wirtschaftler verstehen, und es wird etwas Ersprießliches dabei herauskommen. Nur auf dem Gebiet des Wirtschaftslebens wird man in unmittelbaren Verhandlungen etwas im Westen verstehn. Das heißt aber nicht, dass man sich in bezug auf den Verkehr mit dem Westen lediglich beschränken sollte auf dasjenige, was Wirtschaftsleben ist. O nein, das braucht man nicht. Es ist ja zum Beispiel höchst interessant, sich manche Konzertsäle, große Konzertsäle, in westlichen Ländergebieten und die Namen von berühmten Komponisten anzuschauen, die da draufstehen: Mozart, Beethoven, Wagner und so weiter -, man findet in der Regel nur deutsche Namen. ... Wir müssen ein Geistesleben haben, das so beschaffen ist, dass es mehr auf den Osten wirken kann in der eben charakterisierten Weise, das kann nur ein produktives Geistesleben sein. Damit würden wir schon ausstechen all die Lunatscharskijs und die anderen. Denn auf die Dauer würden diese nicht das Russenvolk, die russische Volksseele, versklaven können. Wenn wir dieses produktive Geistesleben nur erst haben, wird es schon geschehen, dass das auf den Osten einen Eindruck macht. Wir müssen nur die Kraft bekommen, dieses Geistesleben selber zur Geltung zu bringen. Wir müssen besiegen all das Geschmeiß, das herankommt und dieses Geistesleben jetzt tottreten will. ... Es handelt sich darum, dass es ein Notwendiges ist: dieses produktive Geistesleben, dieses ganz konkrete, produktive Geistesleben ohne Rücksicht darauf, was die Leute höhnen und was sie treiben, zur Geltung zu bringen. Denn man kann wissen: Dieses produktive Geistesleben, das in Mitteleuropa entspringen kann, das kann jene große Bruderschaft hervorrufen, die auf den Osten sich ausdehnen kann und die den Osten mit Mitteleuropa vereinen kann, während alle brutalen wirtschaftlichen Machinationen nur immer mehr und mehr Abgründe aufrichten würden zwischen Mitteleuropa und dem Osten. Das ist das außerordentlich Wichtige, dass man solche Dinge durchschaut und dass solche Dinge populär gemacht werden. Es ist ja schon aus dem Grunde ganz besonders wichtig, weil, wenn Sie ein Publikum gewinnen für solche Dinge, die Leute dann dadurch, dass sie sich gewöhnen, auf solchen Wegen zu denken, auch in den übrigen sozialen Fragen zu einem ganz anderen Denken kommen. ... Man muss sich ganz klar sein darüber, dass wir das freie produktive Geistesleben brauchen, und dass wir es kultivieren müssen, damit wir mit dem Osten in ein mögliches Verhältnis kommen können. Und ebenso müssen wir ein Wirtschaftsleben haben, in das sich der Staat nicht hineinmischt, in das sich das Geistesleben nicht hineinmischt, in dem nur die Wirtschaftler tätig sind, um mit dem Westen zunächst zu verhandeln. Diese Verhandlungen müssen die Wirtschaftenden allein besorgen. Nur auf diese Weise wird etwas dabei herauskommen. Man kann es machen, man soll es auch machen, solange es nicht anders möglich ist: auch mit dem Westen von Staat zu Staat zu verhandeln. Aber herauskommen wird dabei nichts Ersprießliches. Sondern dann erst wird etwas herauskommen, wenn bei uns die Staatsmänner aus den Wirtschaftsverhandlungen verschwinden, ganz gleichgültig, wie die herüberschreien da drüben. Mögen die Staatsmänner verhandeln da drüben! Da stehen die Staatsmänner im Wirtschaftsleben drinnen. Aber bei uns, wenn da die Wirtschaftsmänner Staatsmänner werden, dann entwirtschaften sie sich; dann werden sie Männer, die ganz staatlich denken. Das ist das Wichtige, dass man die realen Notwendigkeiten des Lebens durchschaut. Wir müssen also aus dem Grunde schon eine Dreigliederung des sozialen Organismus haben, damit wir die Wirtschaftler, die unbeeinflusst sind von den Machinationen des Staates und des Geisteslebens, nach dem Westen schicken können. Und wir brauchen ein freies Geistesleben, damit wir in ein mögliches Verhältnis zum Osten kommen. Also die internationalen Verhältnisse selber legen uns dieses durchaus auf. Wie sich das im einzelnen gestaltet, das muss sich jeder selber ausbauen. Denn es soll nur eine Wegleitung sein, was hier gegeben wird. Es ist aber eine Wegleitung aus den realen Verhältnissen heraus." [32] 
 

22. Menschenschicksale und Völkerschicksale I; Voltaire, Corneille, Racine; der unübertroffene Moliere; der größte Schöpfer der britischen Seele, der die britischen Charaktereigentümlichkeiten bis in die tiefste Seele hinein zum Ausdruck bringt, Shakespeare; Solowjow, Russland muss westeuropäische Kultur empfangen; das Allerunnatürlichste, wenn der Russe Krieg führt, verlogener Panslawismus; Das Christentum ist mehr als was von den Menschen hat verstanden werden können; Konstantin gegen Maxentius; Der Christus-Impuls musste einfließen in die Taten des europäischen Kontinentes, deutsche Mystik, Jeanne d'Arc; Dichter des Nibelungenliedes, Walther von der Vogelweide, Goethe, Mater gloriosa; es wäre katastrophal wenn Russland durch brutale Kraft sich ausdehnen sollte nach Westen hin, über Mitteleuropa; Harmonisierung mit Europa statt russische Welt, orthodoxer byzantinisch-russischer Katholizismus verharrt auf der Stufe der Gruppengeistigkeit und hat genauso wenig eine Zukunft wie der Islam; Wille der Welten Weisheit

Voltaire, Corneille, Racine, der unübertroffene Moliere: "Was in der griechischen Kultur das Wesentliche war, tritt im französischen Volke zutage, sogar bis in die Charaktere der führenden Persönlichkeiten. Voltaire zum Beispiel wird man nur verstehen, wenn man ihn mit einem wirklichen Griechen vergleicht. Und wenn man sich die Formen der Kunstwerke Corneilles, Racines ansieht, so wird man sehen, wie gerungen wird mit der griechischen Form. Das hat ja eine große kulturhistorische Bedeutung. Das Ringen mit der äußeren Form, mit dem, was Aristoteles über die Form erkundet hat, das lebt in Racine und Corneille fort. Und wenn wir das, was in der vierten nachatlantischen Kulturperiode tonangebend war als Kultur der Verstandes- oder Gemütsseele, wiedersuchen in der französischen Kultur, dann müssen wir dort das finden, was sich in ihr als Größtes ausspricht, was sich, indem sich die Verstandes- oder Gemütsseele hermacht über die Welt, damit gerade befassen kann. Der größte Dichter also, der nicht seinesgleichen finden kann in solcher Form, muss ein solcher sein, dass er aus der Verstandes- oder Gemütsseele heraus gestaltet. Da erreicht ein Volk seine Größe, wo es seine Unvergleichlichen an die Oberfläche bringt. Wer ist in der französischen Dichtung der, der nicht übertroffen werden kann? Das ist Moliere! Da erreicht die französische Seele ihre eigentliche, charakterisierte Höhe; da kann sie nicht übertroffen werden. Ein Abglanz davon wirkt noch in Voltaire."

Der größte Schöpfer der britischen Seele, der die britischen  Charaktereigentümlichkeiten bis in die tiefste Seele hinein zum Ausdruck bringt, Shakespeare: "Was nun nicht eine Wiederholung von Altem ist, sondern hereingehört in den fünften nachatlantischen Zeitraum, was gleichsam eine Neuschöpfung dieses Zeitraumes ist, das ist die britische Seele. Dieser fünfte nachatlantische Zeitraum strebt ja vorzugsweise nach der Entfaltung der Bewußtseinsseele; stellt diese heraus. Die Bewußtseinsseele ist besonders ausgeprägt in der britischen Volkseigentümlichkeit. Das Eigentümliche der britischen Seele ist dieses Stehen gegenüber den Ereignissen. Schon vor vierzehn, fünfzehn Jahren, als ich die erste Auflage der «Rätsel der Philosophie» schrieb, habe ich danach gerungen, einen Ausdruck zu finden für die britischen Philosophen; und damals ergab sich mir: Sie sind Zuschauer des Lebens; sie stellen sich hin, wie sich die Bewußtseinsseele als Zuschauer dem Leben gegenüber hinstellt. Und wer ist der größte Schöpfer der britischen Seele, der sich hinstellt und die britischen  Charaktereigentümlichkeiten bis in die tiefste Seele hinein zum Ausdruck bringt? Das ist Shakespeare! Da ist die britische Seele unvergleichlich im Zuschauerzustande."

Solowjow, Russland muss westeuropäische Kultur empfangen; das ist überhaupt das Allerunnatürlichste, wenn der Russe Krieg führt, und würde er sich selbst erkennen, so würde er es auch als das Allerunnatürlichste empfinden, Krieg zu führen, verlogener Panslawismus: "Blicken wir nun nach Osten. Wir haben davon gesprochen, dass auf den südlichen zwei Halbinseln die Empfindungsseele sich auslebt, bei den Franzosen die Verstandes- oder Gemütsseele, auf den britischen Inseln die Bewußtseinsseele; in Mitteleuropa bis hinauf nach Skandinavien lebt das Nationale sich aus im Ich, wobei es sich in den einzelnen Gebieten differenziert, aber im ganzen von dem, was man Ich-Seele nennt, empfunden wird. Als Geistselbst, sagte ich, lebt es sich aus im Osten. Was ist der Charakter des Geistselbst? Es kommt heran an den Menschen, senkt sich auf ihn herunter. Im Ich strebt man; in den drei Seelengliedern strebt man auch; das Geistselbst senkt sich herunter. Es wird schon einmal über den Osten als wirkliches Geistselbst sich heruntersenken. Die Dinge sind wahr, die wir oft betont haben. Aber dazu gehört Vorbereitung, Vorbereitung von der Art, dass die Seele empfängt, dass sie sich einarbeitet in dem Empfangen. Was hat denn das russische Volk bis jetzt im Grunde genommen anderes getan als empfangen? Wir haben innerhalb unserer Bewegung den größten russischen Philosophen, Solowjow, übersetzen lassen. Wenn wir uns in ihn hineinvertiefen - es ist alles westeuropäisches Geistesleben, westeuropäische Kultur. Es ist etwas anderes dadurch, dass es aus der russischen Volksseele herausgeboren ist. Aber was schwebt da, im Gegensatz zur westeuropäischen Kultur, im russischen Volke heran? Italien, Spanien ist die Wiederholung der dritten nachatlantischen Kulturepoche, das französische Volk die Wiederholung der Kultur des alten Griechenland. Der Brite zeigt das, was neu hinzugekommen ist, aber was man ganz gewiss auf dem physischen Plan erwirbt. In Mitteleuropa ist es das Ich, das aus sich herausarbeiten muss. In Russland haben wir das Empfangende. Empfangen worden ist zunächst das byzantinische Christentum, das sich wie eine Wolke niedergelassen hat und sich dann ausbreitete; und empfangen worden ist schon unter Peter dem Ersten die westeuropäische Kultur. Erst das Material, möchte man sagen, ist da zum Empfangen. Das, was da ist, ist Spiegelung des Westeuropäischen, und die Arbeit der Seele ist Vorbereitung zum Empfangen. Erst dann wird das Russentum in seinem rechten Elemente sein, wenn es so weit ist, dass es erkennt: es muss das, was in Westeuropa ist, empfangen werden, wie etwa die Germanen das Christentum empfangen haben, oder wie die Germanen in Goethe das Griechentum in sich aufgenommen haben. Das wird noch eine Weile dauern. Und weil sich gegen das, was der Mensch im Osten aufnehmen muss, sein Physisches sträubt, so sträubt sich noch der Osten gegen das, was zu ihm kommen muss. Das Geistselbst muss herunterkommen. Nun ist das, was da von dem Westen herüberkommt, zwar nicht das Geistselbst. Aber die Seele verhält sich so dazu, bereitet sich gleichsam schon vor, um zu empfangen. Als was sieht daher der Russe den anderen an? Als den, der «gegenübersteht», als den auf sein Bewußtsein herabschwebenden. Daher ist der andere, der beim Italiener der Fremde, beim Franzosen der Barbar, beim Briten der Konkurrent, beim Deutschen der Feind ist, er ist dort der Ketzer. Daher hatte bis jetzt der Russe im Grunde genommen nur Religionskriege! Alle Kriege sind bisher nur Religionskriege gewesen. Alle Völker sollten befreit werden oder zum Christentum gebracht werden, die Balkanvölker und so weiter. Und jetzt auch empfindet der russische Bauer den anderen als das «Böse». Er empfindet den anderen als den Ketzer; er glaubt immer, Religionskriege zu führen. Jetzt auch! Diese Dinge gehen bis in die Einzelheiten hinein, und man lernt sie verstehen, wenn man den guten Willen dazu hat, wirklich in die Dinge hineinzuschauen. Und so können wir auch fragen: Wie erscheint uns nun das, was uns von Osten entgegentritt? ... Aber was bildet sich für den, der Volkscharaktere empfinden kann, denn dann im Osten? Das ist überhaupt das Allerunnatürlichste, wenn der Russe Krieg führt. Und würde er sich selbst erkennen, so würde er es auch als das Allerunnatürlichste empfinden, Krieg zu führen. Wir im Westen, wenn wir auch alles Russische noch so gut verstehen, wir können keine Tolstoianer werden. Aber dem Russen ist es unnatürlich, Krieg zu führen. Ihm muss erst der Krieg aufgedrängt werden, denn er ist etwas für den tiefsten Volkscharakter Unnatürliches. Der Russe steht dem Krieg so gegenüber wie einem Religionskrieg, wie etwas, was von außen kommt. Man kann ihm den Krieg nicht plausibel machen; denn vielmehr möchte er erbeterty was an ihn herankommen soll. Daher ist es ganz selbstverständlich, dass man gar nicht im innersten russischen Volkscharakter die Motive zum Kriege sucht, sondern in dem, was ihm von außen als solche aufgedrängt wird. Und mehr als irgendwo anders muss in diesem Falle gesagt werden: dort ist es nicht das Volk, das den Krieg macht - das Volk ist es nur äußerlich und nur seinem Glauben nach - , aber es ist das, wogegen sich das Volk am meisten wenden muss. In Russland ist ein Krieg immer im ärgsten Sinne eine Maja, eine Täuschung. ... Wahr ist es, Russland hätte Zuschauer bleiben können, und der Krieg hätte verhindert werden können. Wäre es Zuschauer geblieben, so hätte der Krieg verhindert werden können. Denn hier ist der Krieg aufgepfropft auf einen Volkscharakter, wo er im Grunde genommen ganz unnatürlich ist. Wenn man über solche Dinge spricht, dann hat man sie aus der geistigen Welt heraus, dann gehen sie daraus hervor; aber sie können immer bewahrheitet, bestätigt gefunden werden in der äußeren Welt, und was man aus dem Geistigen heraus findet, bestätigt sich in der äußeren Welt. Wir würden sagen: eine natürliche Geste wäre es für den russischen Nationalcharakter, betend zu warten auf das, was zu ihm kommen soll. Es ist sehr eigentümlich: die russischen Intellektuellen - ich habe darauf auch schon hingewiesen - erwarten auch, und sie empfinden auch, dass etwas Zukünftiges an sie herankommen muss. Nun ist zwar das noch sehr weit in der Zukunft, was an sie herankommen muss, und wir haben gesehen, wie abgelehnt wurde, was jetzt aufgenommen werden soll. Es ist vielleicht mehr als ein äußeres Symbolum, dass, während jetzt die Kämpfe im Schwarzen Meer vor sich gehen, der Russe noch immer dort hinuntersieht, um gleichsam auf eine Verkörperung dessen zu schauen, was er geistig erwarten soll, indem er hinweist auf die Hagia Sophia. Mereschkowski erzählt uns von zwei Reisen, die er zur Hagia Sophia gemacht hat. Er hat in der Hagia Sophia gleichsam ein äußeres Symbolum für das empfunden, was er in seinen Gefühlen nicht kennt, aber was er erwartet, und er hat es das an die Russen herankommende Christentum genannt. Er würde es aber richtig erkennen, wenn er wüßte, dass das durch die faustische Natur durchgegangene Christentum den Russen ergreifen muss. Das weiß er aber noch nicht. Er glaubt, es in der Hagia Sophia vor sich zu haben. Wie steht er dem Christentum gegenüber? Wenn wir auf das blicken, worüber Solowjow spricht, so ist das etwas, worüber ich sagen kann, dass er ein gewisses Verständnis dafür hat. Denn als ihm wieder einmal von Petersburg und dem Heiligen Synod Schwierigkeiten gemacht worden sind, da meinte er: Ja, so geht es einem schon einmal, wenn man schwierig durchdringt mit dem, was man sagen will. Die einen klagen mich an als einen liberalen westeuropäischen Atheisten, die andern als einen Orthodoxen, und wieder andere schauen mich gar an als einen Jesuiten. - Und er schließt damit, dass er sagt: Ja, was kann man noch alles werden, wenn man beurteilt wird von den Petersburger Halunken! - Das sind nicht meine Worte, sondern die Worte eines guten Russen, eines Russen, an dem man sehen kann, wie es nicht leicht ist, die Gefühle der Sympathie oder Antipathie so ohne weiteres abzustreifen. Aber nehmen wir an, der russische Intellektuelle überlässt sich sich selbst. Wir haben gesagt: es ist die Welt erwartungsvoller Stimmung, die natürlich ist für das, was kommen soll, und das nicht mit Schwertern und Kanonen zu erkämpfen ist. Deshalb ist der Panslawismus so verlogen. Wenn er sich sich selbst überlässt, dann überlässt sich Mereschkowski dem, was er empfand, als er der Hagia Sophia gegenüberstand. Er hat es nur verwechselt mit dem westeuropäischen Christentum, das durch das faustische Streben durchgegangen ist." 

Menschheitsfortschritt: "Der Mensch, der durch die Pforte des Todes geht, ohne sich um die Möglichkeit, Spirituelles in unserer Zeit aufzunehmen, gekümmert zu haben, übergibt seine Seele den höheren Welten, wenn er durch die Pforte des Todes schreitet, fast so, wie er sie empfangen hat, als er durch die Geburt in das physische Dasein hereingegangen ist, und die höheren Welten haben nichts von ihm, als was sie ihm bei seiner Einkörperung übergeben haben. Wer sich aber, nicht bloß durch Glauben, sondern durch das Einleben in die geistigen Welten hier aneignet, was aus der geistigen Welt heraus zu bekommen möglich ist, der übergibt seine Seele bei seinem Tode den geistigen Welten nicht so, wie er sie bei der Geburt empfangen hat, sondern er übergibt den übersinnlichen Wesenheiten auch das, was er sich hier erarbeitet hat an Begriffen, Vorstellungen und Empfindungen, und das gehört nicht bloß ihm an, sondern das gehört den übersinnlichen Wesenheiten. Wer das nicht mitbringt, lebt selbstverständlich auch in die geistige Welt hinein, aber er trägt nichts bei zum Menschheitsfortschritt. Würde man also immer so gelebt haben oder würde man von einem bestimmten Zeitpunkt an so leben, so würde kein Fortschritt zustande gekommen sein, oder von einem bestimmten Zeitpunkt an würde die Menschheit immer so geblieben sein, wie sie war. Dass Fortschritt, dass Weiterentwickelung geschieht, dass die Seelen immer etwas Neues finden können, wenn sie in neuen Inkarnationen die Erde betreten, hängt davon ab, dass sie Gelegenheit finden, das, was die besondere Mission der Zeit ist, in sich aufnehmen zu können. Es ist also letzten Endes eine Art Entschluss, ob man sich zur geistigen Welt in ein Verhältnis bringt oder nicht. Es konnte ja zum Beispiel jemand sagen: Was liegt mir am ganzen Menschheitsfortschritt? Was liegt mir an der Erdenentwickelung? Mag die Erde stillestehen! Ich lebe darüber hinweg. - Wer keine rechte Liebe, kein Interesse zum Erdenfortschritt hat, der kann ja so reden. Wer aber Liebe zum Menschheitsfortschritt als höchste Pflicht in sich trägt, der kann diesen Weg nicht wählen. Freiheit liegt auch auf diesem Gebiete."

Das Christentum ist mehr als was von den Menschen hat verstanden werden können; Konstantin gegen Maxentius: "Gegenwärtig nennt man ja so häufig Christentum nur dasjenige, was von den Menschen hat verstanden werden können. Aber ich habe es öfter betont: Was durch das Christentum in die Welt gekommen ist, das ist so groß, so gewaltig, dass die menschliche Vernunft, der menschliche Verstand, bis zu unserer Gegenwart keineswegs in der Lage waren, auch nur das Elementarste aus den Kräften des Christus-Impulses wirklich zu begreifen. Wenn der Christus nur durch das hätte wirken sollen, was die Menschen von ihm haben begreifen können, dann würde er wenig haben wirken können. Aber nicht auf das kommt es an, was durch die menschlichen Vernunftbegriffe in die Menschheit eingegangen ist, was die Menschen sich haben vorstellen können von dem Christus, sondern dass er seit dem Mysterium von Golgatha da ist, unter den Menschen unmittelbar wirksam und in ihren Handlungsweisen tätig. Nicht darauf, inwiefern er von den Menschen begriffen worden ist, kommt es an, sondern dass er als lebendiges Wesen da war und sich hat hineinfließen lassen in das, was als maßgebende Tatsachen in der Entwicklung geschehen ist. Gewiss, wir sind durch unsere Geisteswissenschaft auch heute nur imstande, ein wenig von der Tiefe des Christus-Impulses zu begreifen; kommende Zeiten werden immer mehr und mehr davon begreifen und schauen. Zum Hochmut kann uns das nicht veranlassen, was wir heute von dem Christus-Impuls begreifen können. Die Geisteswissenschaft will einiges mehr begreifen, als man in verflossenen Zeiten von dem Christus hat begreifen können. In verflossenen Zeiten hat man über den Christus nur nachdenken können mit den Mitteln, die der äußere Verstand, die äußere Vernunft, die äußere Forschung geben. Jetzt bekommen wir dazu die Geisteswissenschaft, sehen dadurch in die übersinnlichen Welten hinein, und aus den übersinnlichen Welten können wir uns manche Antwort geben über die Bedeutung des Mysteriums von Golgatha. Am wenigsten waren in der Lage, gleich zu begreifen, was der Christus ist, und was diejenigen spirituellen Mächte sind, welche als die Volksseelen und dergleichen in seinem Dienste stehen, diejenigen Menschen, in deren Gebiet sozusagen der Christus zuerst einziehen musste. Dennoch musste der Christus- Impuls hineinfließen - zum Beispiel in die römische Welt. Und gerade an einem Beispiele, das wir in einem andern Zusammenhange schon angeführt haben, können wir am allerbesten sehen, wie der Christus als eine lebendige Macht tätig ist und seine spirituellen Diener anführt, wenn es sich darum handelt, diejenigen Tatsachen zu bewirken, die einfließen müssen in die Entwicklung zum rechten Fortschritt der Menschheit. Auf die Tatsache, die ich meine, möchte ich noch einmal hinweisen. Im Jahre 312 unserer Zeitrechnung ist es geschehen, dass derjenige, durch den innerhalb des Römischen Reiches das Christentum zur Staatsreligion wurde, Konstantin, Sohn des Konstantius Chlorus, mit seinem Heere dem damaligen Beherrscher von Rom, Maxentius, gegenüberstand. Gewiss, so wie die beiden Heere sich gegenüberstanden, musste man sagen: so ungünstig wie möglich standen die Bedingungen für Konstantin, denn sein Heer war fünfmal kleiner als das des Maxentius. Wir können uns aber vorstellen, dass nach dem Stande der damaligen Kriegskunst in beiden Heeren ganz bedeutende Heeresleiter waren. Aber es kam gerade damals nicht auf Menschenkunst an, sondern darauf, dass dem fortfließenden Christus-Impuls die Möglichkeit gegeben wurde, auf die auch von der damaligen Zeit geforderte Weise in die Menschheit einzugreifen. Was man damals vom Christus-Impuls verstehen konnte, was die Herzen der Menschen vom Christus-Impuls aufgenommen hatten aus dem damaligen Zeitbewußtsein heraus, davon können wir uns überzeugen, wenn wir uns anschauen, was ein paar Jahrzehnte spater sich um Rom und aus Rom vollzogen hat: wenn wir sehen, wie Julian, der Apostat, aus der ehrlichen Überzeugung dessen, was man damals aus Menschen wissen gewinnen konnte, das Christentum bekämpft hat. Und wer sich auf die Art einlässt, wie Julian und die Seinigen das Christentum bekämpften, der wird sich sagen: Ganz gewiss, vom Menschen wissen aus waren Julian und seine Anhänger auf der Höhe ihrer Zeit; von diesem Standpunkte aus waren sie viel aufgeklärter als die Christen ihrer Zeit, trotzdem sie wieder zum Heidentum übergegangen waren. Von ihnen kann man sagen: sie vertraten, was man als Menschenwissen damals vertreten konnte. Aber was Menschenwissen ist, das durfte nicht im Jahre 312 das Entscheidende sein, sondern es musste die Möglichkeit gegeben sein, dass der Christus und seine Diener in die geschichtliche Entwickelung der Menschheit eingriffen. Aber wenn Maxentius und die Seinigen sich noch so sehr auf die Feldherrnkunst der Ihrigen hätten stützen können wie auch auf das, was man sonst mit Menschenwissen und Menschenweisheit damals hätte erreichen können, und weiter nichts geschehen wäre, dann würde ganz zweifellos nicht das zum Vorschein gekommen sein, was damals hatte zum Vorschein kommen müssen. Was geschah also? Was geschah, war folgendes: Der fortlaufende Christus-Impuls floss hinein in diejenigen Tätigkeiten der Seelen, die nicht im Bewußtsein der Menschen lagen, von denen die Menschen nichts wußten. Und er lenkte tatsächlich die Menschen so, dass das zustande kam, was zustande kommen sollte. Denn es wurde die Schlacht zwischen Konstantin und Maxentius, die am 28. Oktober 312 am Saxa Rubra stattfand, nicht entschieden durch Menschenkunst; sondern sie wurde entschieden - so sehr sich auch die heutige Aufklärung dagegen sträuben mag, das anzuerkennen - durch Träume, das heißt, was man so «Träume» nennt, aber was sie für uns nicht sind. Denn alles dasjenige floß durch die Traume in die Seelen der beiden Feldherren hinein, was durch die menschliche Vernunft nicht in sie fließen konnte. Maxentius träumte vorher, dass er seine Stadt verlassen müsste. Er wandte sich auch noch an das Sibyllinische Orakel; das sagte ihm, er werde das, was geschehen sollte, erreichen, wenn er nicht innerhalb, sondern außerhalb der Stadt den Kampf wagen würde. Es war das Unklügste, was er hatte tun können, insbesondere noch dadurch, dass sein Heer um so viel stärker war als das des Konstantin. Er hätte wissen müssen, dass er das, was er aus den höheren Welten bekam, erst hätte deuten müssen, und dass der Orakelspruch ihn irreführen würde. Konstantin wieder hatte einen Traum, der ihm sagte, er werde siegen, wenn er unter dem Zeichen Christi sein Heer in den Kampf führen würde, und so richtete er seine Taten dementsprechend ein. Was auf dem Umwege des Traumes in die Seelen hineinfloss, das ging in die Tat über, und das führte das herbei, was damals die Welt so verändert hat, so dass man nur ein wenig nachzudenken braucht, um sich zu sagen: Was wäre aus der Welt des Abendlandes geworden, wenn eben nicht übersinnliche Mächte in einer so anschaulichen Weise in die Ereignisse eingegriffen hätten? Aber nun sehen wir uns die Ereignisse näher an. Seelen waren damals im Westen und Süden Europas inkarniert, die das Christentum annehmen sollten, die zum Träger des Christentums werden sollten. Durch ihren Verstand, durch ihre Vernunft konnten gerade die erleuchtetsten Seelen damals nicht dazu kommen, Träger des Christus-Impulses zu werden, weil die Zeit nicht dazu angebahnt war. Sie mussten durch das, was äußerlich um sie herum geschaffen worden ist, zum Christentum kommen. Man kann von diesen Menschen sagen: sie zogen das Christentum gleichsam als ein Kleid an, und sie wurden gar nicht in ihrem tieferen Wesen allzu sehr davon ergriffen. Sie wurden mehr dienende Glieder, als dass sie unmittelbar in ihrem tiefsten Wesen von dem Christus-Impuls wären ergriffen worden. So war es im Grunde genommen noch lange Zeit hindurch mit den besten Seelen im westlichen Gebiet Europas, bis ins achte, neunte Jahrhundert hinein und noch weiter. Es war für sie nötig, das Christentum als ein Kleid anzunehmen, dieses Kleid des Christentums so zu tragen, dass sie es in ihrem Ätherleibe trugen und nicht in ihrem astralischen Leibe. Sie ermessen, was es bedeutet, wenn ich sage, sie trugen das Christentum im Ätherleibe. Das heißt, sie nahmen es so an, daß sie Christen waren im Wachzustande, dass sie das Christentum aber nicht mitnehmen konnten, wenn sie aus dem physischen und ätherischen Leibe heraus waren. Und so gingen sie auch durch die Pforte des Todes, dass wir von ihnen sagen können: sie konnten aus dem Reiche, das der Mensch durchzumachen hat zwischen Tod und neuer Geburt, hinunterschauen auf das, was sie in dem verflossenen Erdenleben waren. Aber die christlichen Impulse, die aus dem damaligen Leben hervorgingen, mitzunehmen für ihr weiteres Leben, das war ihnen damals nicht unmittelbar möglich. Sie trugen eben das Christentum mehr als ein Kleid." 

Der Christus-Impuls musste einfließen in die Taten des europäischen Kontinentes, deutsche Mystik, der durch seinen michaelischen Diener in der Jeanne d'Arc wirkende Christus-Impuls: "Wir wissen, dass die Zeit, in der wir jetzt leben, der fünfte nachatlantische Kulturzeitraum, hauptsächlich so um das fünfzehnte, sechzehnte Jahrhundert begonnen hat, damals, als sich für die europäische Welt das vorbereiten sollte, was vorzugsweise in unserer Zeit zur Entwickelung der Bewußtseinsseele führen sollte. Das ist ja das, um was es sich in unserm fünften Kulturzeitraum handelt. Was da bewirkt werden sollte, das mußte bewirkt werden im Hinblick darauf, dass auch äußerlich im Erdendasein diejenigen Erdenverhältnisse eintraten, welche gerade dem Entwickeln der Bewußtseinsseele günstig waren, jener Seele, die sich entwickeln kann, wenn sie sich hinlenkt auf das materielle Erdendasein, auf die äußeren Tatsachen des physischen Daseins. Das musste beginnen, und das begann auch. Wir brauchen uns nur daran zu erinnern, wie der Gesichtskreis Europas über die Erde hin durch die großen Entdekkungen und durch das, was sie im Gefolge hatten, erweitert wurde, so dass die Bewußtseinsseele sich vorzugsweise unter materiellem Einfluss entwickeln musste. Wir brauchen dabei nur an eines zu denken, worauf wir auch hingewiesen haben: zur Entfaltung und Entwickelung der Bewußtseinsseele ist besonders berufen, einseitig berufen, was zum Gebiete der britischen Volksseele gehört. Und man kann sich kaum denken, wenn man alle Einzelheiten prüft, dass irgend etwas so planvoll vor sich gegangen war, wie dieses Hinlenken der britischen Volksseele zu diesen materiellen Aufgaben des Lebens. Das lag im Bereiche der Entwicklung der Menschheit durchaus vorgezeichnet. Stellen wir uns nun einmal vor, dass England im fünfzehnten Jahrhundert abgelenkt worden wäre von seinem Hinneigen gerade zu denjenigen Gebieten der Erde, auf die es durch die Entdeckung der großen außereuropäischen Gebiete hingelenkt worden war, und dass die britische Volksseele im fünfzehnten Jahrhundert dahin gekommen wäre, bedeutende Gebietserweiterungen auf dem europäischen Kontinent zu erleben. Stellen wir uns vor, dass also die Landkarte Europas in dieser Weise verändert worden wäre. Unmöglich wäre es dann gewesen, erstens das zu erreichen, was eben auf dem Gebiete der materiellen Kultur erreicht werden musste, und zweitens das zu erreichen, was in Europa erreicht werden musste durch jene Verinnerlichung des Lebens, die unter mancherlei Hindernissen gerade von jenem Zeitpunkte an vor sich gegangen ist unter der Mitwirkung des ja doch durch die deutsche Mystik vielfach beeinflußten Protestantismus. Griff aber der Christus-Impuls in die Entwicklung ein, so musste er dafür sorgen, dass die britischen Interessen ferngehalten wurden von dem Gebiete, wo die Seelen noch vorbereitet werden sollten, um äußere, äußerliche Träger des Christus- Impulses zu sein. Der Christus-Impuls musste einfließen in die Taten des europäischen Kontinentes. Er musste so wirken, dass er viel mehr bewirkte als das, was durch die Menschheit, durch ihre Menschheitskünste, geschehen konnte. Und was geschah? Das Wunderbare geschah, dass alles dasjenige, was diejenigen nicht haben leisten können, die auf der Höhe ihrer Zeit standen, das arme Hirtenmädchen von Orleans, Jeanne d'Arc, leistete. Damals war es wirklich der durch seinen michaelischen Diener in der Jeanne d'Arc wirkende Christus-Impuls, der verhinderte, dass Frankreich etwa mit England zusammenfließen würde, und der bewirkte, dass England auf seine Insel zurückgedrängt wurde. Und das Doppelte wurde damit erreicht: einmal, dass Frankreich die Hände in Europa frei behielt, was wir studieren können, wenn wir die folgenden Jahrhunderte in Frankreichs Geschichte verfolgen, und dass dasjenige, was im französischen Volksgeiste noch lag, durchaus ungehindert auf die europäische Kultur wirken konnte; und das andere, was erreicht wurde, war, dass England sein Gebiet angewiesen bekam außerhalb des europäischen Kontinentes. Diese Tat, welche so durch die Jeanne d'Arc hingestellt wurde, war nicht etwa bloß für die Franzosen ein Segen, sondern auch für die Engländer selbst, indem sie auf ihr Gebiet gedrängt wurden. Wenn wir es aber im Zusammenhange betrachten mit dem, was im Fortschritt des Christus-Impulses auf der Erde liegt, so wurde durch die Tat der Jeanne d'Arc etwas bewirkt, von dem wir sagen können: Was sie davon mit einem wirklichen menschlichen Verstände verstanden hat, das ist gleich Null gegenüber dem, was der Karte von Europa die heutige Gestalt gegeben hat. So mussten eben die Ereignisse verlaufen, damit der Christus-Impuls in der richtigen Weise sich ausbreiten konnte. Da sehen wir, hereinbrechend in die geschichtlichen Ereignisse aus den unterirdischen Gründen der Menschennatur heraus, was der lebendige Christus ist; nicht der, den die Menschen verstehen. Denn wir können den Christus-Impuls in zweifacher Weise betrachten. Einmal können wir uns fragen: Was verstanden damals die Menschen von dem Christus-Impulse? Wenn wir die Geschichte aufschlagen und die Menschheitsgeschichte verfolgen, so finden wir in den verflossenen Jahrhunderten streitende Theologen, die alle möglichen Theorien verteidigen oder bekämpfen, die darzulegen versuchen, wie man die menschliche Freiheit, die göttliche Trinität und so weiter aufzufassen habe. Unzählige Theologen sehen wir so sich streiten, indem sie sich gegenseitig als rechtgläubige Theologen anerkennen oder im anderen Falle verketzern. Daher sehen wir eine christliche Lehre sich ausbreiten, ganz nach den Möglichkeiten der damaligen Zeit. Das ist das eine. Aber darauf kommt es nicht an, ebensowenig wie es jetzt darauf ankommt, was die Menschen mit dem gewöhnlichen Verstände tun können. Sondern darauf kommt es an, dass der Christus unsichtbar unter den Menschen lebt als lebendiges Wesen und aus den unsichtbaren Gründen herauf in die Taten der Menschheit einfließen kann. Und das tat er an einer Stelle, wo er eben gar nicht einzufließen brauchte durch den menschlichen Verstand, durch die menschliche Vernunft, sondern wo er einfließen konnte durch die Seele einer «Unverständigen», durch die Seele der Jungfrau von Orleans. Und als er einfloss, wie verhielten sich da diejenigen, welche das Christentum als die offizielle Lehre begreifen konnten? Nun, sie fanden, dass sie den Träger des Christus-Impulses verbrennen mussten! Es hat einige Zeit gebraucht, bis diese offizielle Lehre zu einer anderen Ansicht gekommen ist. Für die offizielle Lehre mag das von seinem Wert sein, aber für die damaligen Ereignisse ist die Heiligsprechung der Jungfrau von Orleans nicht gerade die rechte Reputation. Das ist so recht eines der Beispiele, an denen wir sehen können, wie der Christus durch seine Diener - ich sagte, durch die Jungfrau von Orleans wirkte er durch seinen michaelischen Geist - in die Menschheitsentwickelung eingriff als lebendiges Wesen, nicht bloß durch das, was die Menschen von ihm verstehen. Aber wir können auch noch etwas anderes gerade an diesem Beispiel sehen. Das Christentum war ja da. Die Leute nannten sich ja Christen, die gewissermaßen herum waren um die Jungfrau von Orleans. Sie verstanden ja etwas unter ihrem Christentum. Aber man müsste von dem, was sie verstanden, sagen: Der, den ihr sucht, der ist nicht da, und der da ist, den suchet ihr nicht, denn den kennt ihr nicht. Trotzdem müssen wir uns klar sein, dass es wichtig, dass es wesentlich war, dass die Christus-Entwickelung auch in diesem äußerlichen Gewände, in dem sie dort auftrat, durch die Entwickelung von Europa ging. Seelen gehörten dazu, die eben in diesem äußeren Gewände das Christentum annehmen konnten, die es gleichsam äußerlich tragen konnten. Sie waren noch immer die Nachzügler derjenigen Seelen, die früher dort verkörpert waren, Seelen also, die den Christus noch immer nicht in ihr Ich aufnahmen, sondern immer noch nur in den Ätherleib aufnahmen. Und der große Unterschied zwischen der Jungfrau von Orleans und den andern war der, dass sie in die tiefsten Gründe ihres astralischen Leibes den Christus- Impuls aufnahm und von den tiefsten Kräften des astralischen Leibes aus für den Christus-Impuls wirkte. Gerade hier haben wir einen der Punkte, wo wir uns klarmachen können, was uns klar werden muss: den Unterschied zwischen der fortlaufenden Entwikkelung der Völker und der fortlaufenden Entwicklung der einzelnen menschlichen Individualitäten." 

Das mitteleuropäische Volk als ein Beispiel, wo Seelen mehrmals durch ein und dasselbe Volkstum durchgehen; Dichter des Nibelungenliedes, Walther von der Vogelweide, Goethe, Mater gloriosa; es wäre katastrophal wenn Russland durch brutale Kraft sich ausdehnen sollte nach Westen hin, über Mitteleuropa; Harmonisierung mit Europa statt russische Welt; orthodoxer byzantinisch-russischer Katholizismus verharrt auf der Stufe der Gruppengeistigkeit und hat genauso wenig eine Zukunft wie der Islam; Wille der Weltenweisheit: "Das ist der Fall beim mitteleuropäischen Volke. Dieses mitteleuropäische Volk hat viele Seelen, welche heute darin leben, und die auch früher innerhalb der germanischen Völker verkörpert waren. Solcher Tatsache können wir nachgehen. Wir können sie oftmals mit den Mitteln der okkulten Forschung, wie wir sie bis jetzt haben, gar nicht völlig erklären; aber sie steht da. Eine solche Tatsache, wie sie zum Beispiel im öffentlichen Vortrag am letzten Donnerstag «Die germanische Seele und der deutsche Geist» gezeigt wurde, bekommt Licht, wenn wir wissen, dass Seelen wiederholt innerhalb der mitteleuropäischen Volksgemeinschaft erscheinen. Das ist die Tatsache, dass wir gerade innerhalb dieser Volksgemeinschaft abgerissene Kulturepochen haben. Man soll sich nur vorstellen, was es bedeutet, dass innerhalb der Morgenröte der germanischen Kultur es eine Epoche gegeben hat, wie sie da war bei den Dichtern des Nibelungenliedes, bei Walther von der Vogelweide und anderen; und man soll sich vorstellen, dass später eine Zeit begann, in welcher eine neue Blütezeit der germanischen Kultur einsetzte, und wo die erste Blüte ganz vergessen war. Denn zur Zeit, als Goethe jung war, wusste man sozusagen nichts von der ersten Blüte germanischen Kulturlebens. Gerade weil die Seelen innerhalb dieser Volksgemeinschaft wiederkehren, musste vergessen werden, was schon einmal da war, damit die Seelen etwas Neues fanden, wenn sie wiederkehrten, und nicht unmittelbar an das anknüpfen konnten, was aus den früheren Zeiten geblieben war. Bei keinem andern Volke ist es so, dass gewissermaßen solche Metamorphose durchgemacht worden wäre wie beim mitteleuropäischen Volke: von jener Höhe, welche vorhanden war im zehnten, elften, zwölften Jahrhundert, zu jener andern Höhe, die wieder da war um die Zeit vom Ende des achtzehnten und Beginn des neunzehnten Jahrhunderts und deren Fortwirken wir erhoffen dürfen. ... Wir müssen uns das Folgende klarmachen. Wir müssen uns erinnern, wie es im geraden Fortschritt des mitteleuropäischen Geisteslebens liegt, das germanische Seelenleben ganz bewußt mit dem Christentum zu verbinden, es hinaufzuführen zu den Höhen einer geraden christlichen Kultur. Dazu sind ja die Strömungen, die Wege in wunderbarer Weise seit Jahrhunderten vorgezeichnet. Das sehen wir sich anbahnen. Gerade wenn wir unsere Zeit mit allen ihren Fehlern und Irrtümern in Betracht ziehen, da sehen wir, dass keimhaft veranlagt ist in der mitteleuropäischen Kultur, dass mit allen Kräften Vorbereitungen gemacht sind im deutschen Volksgeist, in der germanischen Volksseele, damit bewußt nun ergriffen werde der Christus-Impuls. Das ist eine Tatsache von unendlich höherer Bedeutung noch als diejenige des fünfzehnten Jahrhunderts, als das Mädchen von Orleans Frankreich zu retten hatte, weil Frankreich damals eine bedeutende Mission hatte. Wir stehen also vor der bedeutsamen Tatsache, dass in der Zukunft der deutsche Geist dazu berufen ist, im vollen Wachzustande mit den Tatsachen, die in das deutsche Geistesleben eingeflossen sind, den Christus-Impuls immer bewußter aufzunehmen. Er musste wirken, dieser Christus-Impuls, durch die Jahrhunderte so, wie wir stets gezeigt haben, indem er sich in den Seelen durch die unterbewußten Vorgänge ankündigte. Und er muss sich in der Zukunft mit den Seelen in der Weise verbinden, dass es Menschen gibt - die es in Mitteleuropa geben muss - , die im Wachzustande, unter Anstrengung ihrer bewußten Geisteskräfte, nicht nur derjenigen, die im physischen Leibe und Ätherleibe sind, auch ihr Ich und ihren astralischen Leib mit dem Christus-Impuls verbinden. Wir sehen es bei den Besten angestrebt. Nehmen wir den Allerbesten: Goethe. Aber was bei Goethe als ein besonderes Beispiel angeführt werden kann, das liegt in allen Seelen, wenn sie es auch nur dunkel erstreben. Wir sehen, wie Goethe den Repräsentanten der Menschheit, den Faust, hinstellt, den er streben laßt nach dem Höchsten. In die griechische Kultur hinein führt er ihn im zweiten Teile der Dichtung, führt ihn hinein in alles, was Völker erleben, führt ihn so hinein, dass Faust in bedeutsamer Weise die Zukunft vorauslebt da, wo er Land dem Meere abringen und etwas begründen will, was ihm eine ferne Zukunft ist. Und wozu lässt er ihn zuletzt kommen? Goethe hat es selbst einmal in einem Gespräche zu Eckermann gesagt: er musste die anschaulichen Vorstellungen des Christentums zu Hilfe nehmen, um zu zeigen, wie Faust in die geistige Welt hinaufschwebt. Und wenn Sie das wunderbar schöne Bild nehmen, wie die Mater gloriosa Fausts Seele empfängt, so haben Sie das Gegenbild zu jenem, was Raffael angeregt hat zu seinem bekanntesten Bilde, der Sixtinischen Madonna: da bringt die jungfräuliche Mutter die Seele herab. Am Ende des «Faust» sehen wir, wie die Jungfrau- Mutter die Seele hinaufträgt: es ist die Todes-Geburt der Seele. So sehen wir ganz bewußt aus dem Menschengeist heraus das intimste Streben, das, was aus dem Christentum zu erringen ist, sich immer so zu erringen, dass es durch die Todespforte hindurch hineingetragen werden kann in das Leben, das der Mensch nach der Vorbereitung zwischen dem Tode und der nächsten Geburt in einem neuen Erdenleben durchlebt. Was wir so bei Goethe selbst sehen können, ist ein Charakterzug der deutschen Nation. Und an diesem können wir ermessen, welche Aufgabe für die Menschen da ist. Das ist die Aufgabe, und das können wir uns ganz klar vor die Seele hinschreiben: dass es zum wirklichen Segen des Menschheitsfortschrittes nur werden kann, wenn nun in einem bestimmten Kreise ein harmonisches Verhältnis geschaffen wird zwischen Mitteleuropa und Osteuropa. Man könnte sich denken, dass Osteuropa durch brutale Kraft sich ausdehnen konnte nach Westen hin, über Mitteleuropa. Man könnte sich denken, dass es dahin kommen könnte. Das würde aber genau dasselbe bedeuten, wie wenn im fünfzehnten Jahrhundert die Tat der Jeanne d'Arc nicht geschehen wäre und England damals Frankreich annektiert hätte. Wenn es dahin gekommen wäre, das sagte ich ausdrücklich, so wäre damit etwas geschehen, was nicht nur zum Unheile Frankreichs gewesen wäre, sondern auch England zum Unheil gereicht hätte. Und würde jetzt die deutsche Geisteskultur beeinträchtigt werden vom Osten herüber, so würde das nicht bloß die deutsche Geisteskultur schädigen, sondern auch den Osten mit. Das Schlimmste, was den Osten treffen könnte, wäre, dass er zeitweilig sich ausbreiten und die deutsche Geisteskultur schädigen könnte. Denn ich sagte: die früher in Westeuropa oder auf der italienischen Halbinsel verkörperten Seelen, die jetzt im Osten aufwachsen, sie vereinigen sich in den unterbewußten Untergründen des astralischen Leibes wie instinktiv mit dem Christus- Impuls. Was aber der Christus-Impuls in ihnen werden soll, das kann er nie werden durch eine gerade Fortentwickelung dessen, was da instinktiv unter dem Namen des orthodoxen Katholizismus, der ja im wesentlichen byzantinisch ist, in den Seelen lebt und der ein Name, nicht ein Impuls ist. Es ist ebenso unmöglich für ihn, das zu werden, was er werden soll, wie es unmöglich ist, dass eine Frau ohne einen Mann ein Kind haben könnte. Und wenn aus dem Osten selbst heraus, wie er jetzt ist, etwas werden soll, so gliche das dem törichten Bestreben, wie wenn eine Frau ohne einen Mann ein Kind bekommen wollte. Was im Osten sich vorbereitet, das kann nur dadurch etwas werden, dass in Mitteleuropa in kräftiger Weise, bewußt - das heißt im vollen Wachzustande - aus dem, was die Seelen aus der Ich-Natur heraus erstreben, die menschliche Ich- Kraft und die menschlichen Erkenntniskräfte verbunden werden mit dem Christus-Impuls. Nur dadurch, dass der deutsche Volksgeist Seelen findet, welche so den Christus-Impuls in den astralischen Leib und in das Ich hineinverpflanzen, wie er hineinverpflanzt werden kann eben im vollen Wachzustande, nur dadurch kann für eine Kultur der Zukunft das entstehen, was entstehen muss. Und es muss entstehen durch eine Harmonisierung, durch eine Verbindung mit dem, was in Mitteleuropa bewußt, immer bewußter und bewußter erreicht wird. Dazu werden nicht nur ein, zwei Jahrhunderte, sondern noch lange Zeiten notwendig sein. So lange Zeiten werden dazu gehören, dass ungefähr gerechnet werden kann, ich will sagen, vom Jahre vierzehnhundert an etwa zweitausendeinhundert Jahre. Rechnet man zum Jahre vierzehnhundert zweitausendeinhundert Jahre hinzu, dann bekommt man den Zeitpunkt, der annähernd in der Erdenentwickelung das erscheinen lassen wird, was sich keimhaft veranlagt hat im deutschen Geistesleben, seit es ein solches Geistesleben gibt. Daraus aber ersehen wir, dass wir hinblicken müssen auf eine Zukunft von nicht nur Jahrhunderten, sondern von mehr als einem Jahrtausend, in welchem der mitteleuropäische, der deutsche Volksgeist seine Aufgabe hat, seine Aufgabe, die schon daliegt und die darin besteht, dass immer mehr und mehr solche Pflege des Geisteslebens da sein muss, durch welche im Wachbewußtsein aufgenommen wird - bis in den astralischen Leib und das Ich hinein - das Verständnis dessen, was früheren Zeiten unbewußt, lebendig als der Christus-Impuls durch die europäischen Volker gegangen ist. Wenn aber die Entwicklung diesen Gang nehmen wird, dann kann nach und nach durch das Hinaufranken zu dem, was in Mitteleuropa also erreicht wird, im Osten diejenige Stufe erstiegen werden, die dort vermöge der besonderen Veranlagungen erstiegen werden kann. Das ist der Wille der Welten Weisheit. Diesen Willen der Weltenweisheit interpretieren wir nur dann im richtigen Sinne, wenn wir uns sagen: Das größte Unglück auch für den Osten Europas wäre es, wenn er diejenige geistige Macht schädigen würde, an der er sich gerade hinaufranken muss, die er gerade verehrend, freundschaftlich verehrend hegen und pflegen müsste. Er muss eben noch dazu kommen. Vorläufig fehlt ihm noch sehr, sehr vieles dazu; gerade den Besten fehlt dort noch sehr vieles dazu. In ihrer Kurzsichtigkeit lassen sie sich noch immer nicht ein auf das, was gerade das mitteleuropäische Geistesleben dem Osten geben kann. ... Und für unseren Fall können uns die Tatsachen, die aus der geistigen Welt fließen, zeigen, dass es notwendig ist, dass heute Mitteleuropa ebensowenig überwältigt werden darf von Osteuropa, wie Frankreich nicht überwältigt werden durfte von England im Jahre 1429/1430. Selbstverständlich zeigt das, was angeführt worden ist, dass im Osten Europas gar nicht verstanden werden kann, um was es sich handelt, sondern dass es im Grunde genommen nur in Mitteleuropa verstanden werden kann und dass wir dies also begreiflich finden müssen. So dass wir in aller Demut, ohne alle Überhebung diese unsere Aufgabe ins Auge zu fassen haben und dass wir es verständlich finden müssen, wenn man uns missversteht. Ganz verständlich müssen wir es finden. Denn was sich im Osten vorbereitet, das kann eben im Osten selber erst in der Zukunft richtig verstanden  werden."

Literarhistoriker, Schiller: "Während wir in Anatole France einen Menschen haben, der vom aufklärerischen materialistischen Standpunkt der Gegenwart auf die Jeanne d'Arc hinblickt, ist es dem deutschen Geistesleben seit Schillers großer Tat natürlich, das Mädchen von Orleans aus dem Milieu des Übersinnlichen heraus zu begreifen. Selbst innerhalb Deutschlands gibt es noch Menschen, die das als einen großen Fehler Schillers betrachten; aber diese Menschen sind die Literarhistoriker, und bei denen ist es zu begreifen. Denn ihre Aufgabe ist es ja, die Literatur und die Kunst zu «verstehen» - und deshalb können sie es nicht. Aber was wesentlich ist: wir haben dieses Werk, das es unternimmt, aus den Untergründen des spirituellen Lebens heraus wie in Glorie auferstehen zu lassen die Gestalt, von der Schiller sagt: «Es liebt die Welt, das Strahlende zu schwärzen und das Erhabne in den Staub zu ziehn.» [33]
 

23. Menschenschicksale und Völkerschicksale II; Maschinen haben für unseren Geist, für unsere Seele etwas Zerstörendes, ahrimanisch- dämonische Diener sind mit der Maschine vereinigt; die stärkste Attacke ausführen, das konnten die Gegner der Jeanne d'Arc ihr gegenüber, ihre Mission verhindern konnten sie nicht; Spiritualisierung der menschlichen Kultur, des menschlichen Begriffs- und Vorstellungsvermögens; deutsches Geistesleben, deutsche Mystiker wie Meister Eckhart und Jobannes Tauler, Jacob Böhme und Angelus Silesius, Lessing und die Anerkennung der Idee der wiederholten Erdenleben, Goethes «Faust» als eine Glorifizierung des Hinaufsteigens in die geistigen Welten, spirituelle Wissenschaft

Maschinen haben für unseren Geist, für unsere Seele etwas Zerstörendes, ahrimanisch- dämonische Diener sind mit der Maschine vereinigt; Wenn wir nun von der Geburt der Jungfrau von Orleans ungefähr 2160 Jahre (ein Sonnenzyklus) zurückgehen, so kommen wir zur Gründung Roms, Nymphe Egeria: "Ein Mechanismus, den wir auf erbaut haben, ist aber etwas ganz anderes als die Natur draußen, die auferbaut ist von den Elementargeistern. Draußen, wenn wir zum Beispiel im Walde sind, wo alles aufgebaut ist von den Naturgeistern, da sind wir in einer ganz anderen Umgebung, als wenn wir in der Umgebung der Mechanismen sind, die wir auferbaut haben. Denn was tun wir, indem wir das, was wir der Natur entnehmen, mechanisch zusammenfügen für unser Leben zu Maschinen und Geräten? Da fügen wir nicht nur die Teile der Materie zusammen. Sondern dadurch, dass wir Teile der Materie zusammenfügen, geben wir jedesmal Gelegenheit, dass ein ahrimanisch- dämonischer Diener sich mit der Maschine vereinigt. Bei jeder Maschine, bei jedem Mechanismus, bei allem, was in dieser Beziehung zum heutigen Kulturleben gehört, vollziehen wir das, dass wir dämonischen Elementargeistern, den ahrimanischen Naturen angehörenden Dienern einen Ansatzpunkt geben. Und indem wir in dieser Umgebung der Maschinen leben, leben wir dann zusammen mit diesen dämonisch-ahrimanischen Elementargeistern. Wir durchdringen uns mit ihnen; wir durchdringen uns nicht nur mit dem Gequietsche und Geknarre der Mechanismen, sondern auch mit dem, was im eminentesten Sinne für unseren Geist, für unsere Seele etwas Zerstörendes hat. Wohlgemerkt - ich habe bei ähnlichen Gelegenheiten oftmals eine ähnliche Bemerkung gemacht -, es soll das, was ich sage, nicht eine Kritik unseres ahrimanischen Zeitalters sein. Denn das muss so sein, dass wir überall Dämonen hineinströmen lassen und uns von ihnen umgeben lassen. Das liegt in der Entwickelung der Menschheit. Und weil wir es einfach als notwendig anerkennen müssen, deshalb werden wir, wenn wir den eigentlichen Impuls der Geisteswissenschaft verstehen, nun nicht etwa ein Lob anstimmen auf die, welche da sagen: Also muss man sich möglichst schützen vor den Dämonen und die Kultur fliehen, muss sich möglichst in der Einsamkeit eine Kolonie erbauen, so dass man nichts mit diesen dämonisch-ahrimanischen Elementargeistern zu tun hat. Das ist nie der Tenor gewesen, den ich bei meinen Ausführungen angeschlagen habe, sondern ich habe immer gesagt, dass das, was die Notwendigkeit der Entwickelung über uns bringt, voll hingenommen werde, dass man sich nicht zur Flucht vor der Welt dadurch verleiten lässt. Aber ins Auge gefasst, verstanden muss es werden, dass unser Zeitalter dazu angetan ist, dass wir unsere Umgebung immer mehr mit dämonischen Naturen durchdringen, dass wir immer mehr zu tun haben mit dem, was unsere Kultur mechanisiert. Ein solches Zeitalter erfordert etwas ganz anderes, als jenes Zeitalter erfordert hat, aus dem die Jungfrau von Orleans zu ihrer Wirksamkeit berufen worden ist. Dieses Zeitalter der Jungfrau von Orleans forderte, ich möchte sagen, dass aus den sanftesten, den subtilsten Kräften der Menschenseele herausgeboren wurde der Impuls, aus dem die Jungfrau von Orleans wirken sollte, aus den sanftesten Kräften der Seele. Man bedenke: ein Hirtenmädchen war sie, also umgeben von der einfachsten, idyllischsten Natur. Früh kam es über sie in Gesichten, so dass sie durch die Imaginationen, die ihr gegeben waren, den unmittelbaren Zusammenhang mit der geistigen Welt hatte. Alles sollte sie aus ihrem Innern herausbringen, aus ihrem Innern heraussprießen lassen, was sie zur Grundlage ihres Wirkens haben sollte. Ja, nicht nur das, sondern die ganz besonderen Umstände mussten herbeigeführt werden, um in ihre Seele, in ihr intimstes Inneres hinein durch die zartesten Kräfte, welche die menschliche Seele hat, ihre Mission zu prägen. Wir wissen ja, dass in der Welt alles zyklisch vor sich geht, dass sich die Dinge so abspielen, dass sich nach bestimmten Zyklen wichtige Ereignisse ergeben. Wenn wir das Geburtsjahr - 1412 - der Jungfrau von Orleans nehmen, so können wir uns da eine bestimmte Frage stellen. Wir können sagen: das Geburtsjahr dieser Jungfrau von Orleans hat selbstverständlich die Sonne an einem bestimmten Ort - astronomischen Ort - gesehen, bedeckend eines der Sternbilder des Tierkreises. Ein wichtiger Zeitabschnitt verläuft nun, indem die Sonne von einem solchen Sternbilde zum nächsten weiterschreitet. Indem sie ganz im Tierkreis herumgeht, geht sie durch die zwölf Sternbilder; aber ein wichtiger Zeitraum von ungefähr 2160 Jahren verläuft, wenn die Sonne von einem Sternbilde des Tierkreises zum andern geht, also ein Sternbild weit vorrückt. Wenn wir nun von der Geburt der Jungfrau von Orleans ungefähr 2160 Jahre zurückgehen, so kommen wir zur Gründung Roms. Wenn man zur Zeit der Gründung Roms über wichtige Angelegenheiten des eben sich begründenden Roms Aufschluss erhalten wollte, dann begab man sich zur Nymphe Egeria; da konnte man Aufschluss erlangen, von einer Seherin Aufschluss erlangen. Das war aber, wie gesagt, einen Sonnenzyklus zurück. So erneuern sich die Zeiten, und so beruht alles auf zyklischen Vorgängen. Also, wenn wir uns vorstellen: die Sonne stand an einem bestimmten Punkte des Sternbildes des Widders zur Zeit der Gründung Roms, sie schreitet dann fort, schreitet bis zu den Fischen hin, so dass sie damit ein Zwölftel des Tierkreises vorgeschritten ist, so kommen wir durch den Zyklus, der notwendig in der Entwickelung der Menschheit vor sich gehen muss, von der Nymphe Egeria zu der inspirierten Tat der Jungfrau von Orleans. Aber im alten Rom haben wir es zu tun mit heidnischer Inspiration, mit heidnischen Taten. Wenn wir uns vorstellen, dass dasselbe Seherische, das zur Zeit der Gründung Roms wirksam war, in einem christlichen Zeitalter wirken sollte, und von innen heraus durch die zartesten menschlichen Kräfte wirken sollte, was musste dann geschehen? Sie können sich vorstellen, dass etwas geschehen musste, was wieder mit den intimsten, mit den feinsten Kräften des Christentums irgendwie zusammenhängt."

Die stärkste Attacke ausführen, das konnten die Gegner der Jeanne d'Arc ihr gegenüber; ihre Mission verhindern konnten sie nicht: "Es war die Zeit, in der durch den Christus-Impuls Europa geordnet worden ist, wie ich es das letztemal angedeutet habe, und in der es in jener wunderbaren Weise geschah, wie es eben durch die Jungfrau von Orleans geschehen ist. Aber es ist die Zeit eben seither anders geworden. Die Zeit ist heute nicht dazu da, dass in so intimer Weise die göttlich geistigen Kräfte an die menschliche Seele herantreten. Was war eigentlich die Aufgabe der Jungfrau von Orleans, wenn wir eine Begleiterscheinung ins Auge fassen, eine Begleiterscheinung ihres ganzen Lebens? Von innen aus wurde sie angepackt mit den Kräften der göttlich-geistigen Welt. Was diese Kräfte in der Seele antrafen, waren die luziferischen Kräfte. Diese luziferischen Kräfte waren in der damaligen Zeit mächtig und stark. Durch das, was die Jungfrau von Orleans in sich trug, wurde sie die Besiegerin der luziferischen Kräfte. Sie wurde diese Besiegerin der luziferischen Kräfte für jeden, der sehen will, ganz sichtlich. Wir haben auf ihre wunderbare Geburt einen Blick geworfen und haben gesehen, wie sie gewissermaßen die unbewußte Initiation durchmachte bis zum Tage der Epiphanie, bis zum Tage der sogenannten Offenbarung Christi. Wir können aber auch auf ihren Tod hinweisen, der dadurch eingetreten ist, dass alle luziferischen Kräfte ihrer Feinde sich zusammengetan und diesen Tod herbeigeführt hatten. Ihr Unglück in einer Schlacht wurde herbeigeführt durch die Eifersucht derjenigen, die als offizielle Leiter diese Schlacht zu lenken hatten. Dann aber tat sich alles auf, was eifersüchtig war auf solche Offenbarungen geistiger Kräfte und geistiger Mächte, wie sie durch sie zur Erscheinung kamen. Man machte ihr den Prozess. Die Prozessakten sind vorhanden, und es kann jeder durch das Studium dieser Prozessakten - wenn er nicht gerade so vernagelt ist wie Anatole France - sehen, dass diese Jungfrau von Orleans, so wie sie auf eine wunderbare Weise, durch die dreizehn Nächte, in die physische Welt hereingekommen ist, auch aus ihr hinausging. Denn in den Prozessakten steht es, es kann also historisch belegt werden, dass sie gesagt hat, dass sie zwar sterben werde, aber die Engländer werden nach ihrem Tode eine viel größere Schlappe erleiden, als sie vorher erlitten haben, und innerhalb der nächsten sieben Jahre werde es geschehen. - Wenn wir solches im richtigen spirituellen Sinne verstehen, so bedeutet es nichts anderes, als dass die Seele der Jungfrau von Orleans, als sie durch die Pforte des Todes ging, ihre Bereitschaft erklärt hat, auch mitzuarbeiten an der weiteren Gestaltung der Ereignisse nach ihrem Tode, in jeder Form ihres Daseins daran mitzuarbeiten. Das hat sie getan! Was die geistigen Kräfte auszuführen haben, das geschieht, wie auch die äußeren Verhältnisse sich gestalten. Den physischen Tod herbeiführen, also sozusagen die stärkste Attacke ausführen, das konnten die Gegner der Jeanne d'Arc ihr gegenüber; ihre Mission verhindern konnten sie nicht. In jener feinen Art, in der die Kräfte der Jeanne d'Arc wirkten, konnten sie aber nur wirken in ihrer Zeit. In allem, was sie tat, hatte sie die luziferischen Kräfte gegen sich. Wir in unserer Zeit haben es auch mit gegnerischen Kräften zu tun, aber vorzugsweise mit ahrimanischen Kräften, mit jenen ahrimanischen Kräften, die durch das materialistische Zeitalter heraufgekommen sind und die sich schon im äußeren Gefüge unseres ganzen Zeitalters zeigen, wenn wir die Mechanismen, das Mechanische unseres Zeitalters ins Auge fassen, wenn wir bedenken, dass wir im Grunde genommen, indem wir unsere Mechanismen fabrizieren, Dämonen die Wohnstätte anweisen und uns mit einer ganzen ahrimanisch-dämonischen Welt umgeben. Aber wir sehen ja auch an anderen Dingen, wie in unserer Zeit ahrimanische Kräfte überall am Werke sind. Wir sehen, wenn wir zum Beispiel einige Jahre nur zurückschauen und ein wenig die okkulten Untergründe unseres Erdendaseins ins Auge fassen, dass hereinwirken in unser physisches Erdendasein überall ahrimanische Kräfte; nicht nur diejenigen, die von der Art sind wie jene Dämonen, die wir in unseren Maschinen erzeugen, sondern auch sonstige ahrimanische Kräfte wirken in unser Erdendasein herein."

Notwendigkeit, diese Zusammenhänge richtig zu erkennen; Spiritualisierung der menschlichen Kultur, des menschlichen Begriffs- und Vorstellungsvermögens: "Wir wissen ja, dass von Epoche zu Epoche immer gewissermaßen ein anderer Regent des Erdendaseins da ist; ein Regent löst den andern ab. Bis zum Jahre 1879 war aus den geistigen Welten heraus wirkend der Geist, den wir den Geist Gabriel nennen, um einen Namen zu haben. Seit dem Jahre 1879 war es jener Geist, den wir Michael nennen. Er ist derjenige, der die Zeitereignisse in unserer Zeit dirigiert; und wer bewußt in die geistigen Welten hineinzuschauen vermag, der empfindet den Geist Michael als den eigentlich dirigierenden, anführenden Geist unserer Zeit. Michael ist in einer gewissen Weise der stärkste der einander stets ablösenden führenden Geister der Zeiten. In einer gewissen Weise, sagte ich, ist er der stärkste dieser Geister. Die anderen waren vorzugsweise geistig im Geistigen wirksam. Michael hat die Stärke, den Geist durchzupressen bis in die physische Welt hinein. Er war derjenige Geist, der, bevor das Mysterium von Golgatha herangekommen ist, gleichsam dem Christus voranschreitend zur Erde hinunterstieg und damals - etwa durch vier bis fünf Jahrhunderte - die Führung der Erde hatte. Er ist wieder in unserer Zeit der führende Geist der Erde. Man möchte vergleichsweise sagen: Was das Gold unter den Metallen ist, das ist Michael unter den Geistern, die der Hierarchie der Archangeloi angehören. Wie alle anderen Metalle vorzugsweise auf den Ätherleib wirken, das Gold aber zugleich auf unseren physischen Leib wirkt als Arzneimittel, so wirken alle anderen führenden Geister in die Seele hinein, Michael dagegen ist der, welcher zugleich auf den physischen Verstand, auf die physische Vernunft wirken kann. Wenn sein Zeitalter gekommen ist, dann kann von dem Geist aus auf den physischen Verstand, auf die physische Vernunft gewirkt werden. Er musste sich, weil er im fünfzehnten Jahrhundert nicht der eigentliche führende Geist war, bei der Jungfrau von Orleans den Weg suchen ohne menschlichen Verstand, ohne menschliches Begreifen, ohne menschliches Vorstellungsvermögen, einen gewissermaßen ganz inneren Weg durch die intimsten menschlichen Seelenkräfte. Der Christus hat ja durch seinen michaelischen Geist auf die Jungfrau von Orleans gewirkt; aber durch alles andere konnte er eher wirken als durch die Verstandes- und Vernunftkräfte. Luziferische Geister sind heute auch da, die den Menschen vorzugsweise von innen angreifen. Sie wollen alle möglichen Leidenschaften erzeugen, aber nicht den Irrtum des Verstandes, den Irrtum der Vernunft, mit dem wir in unserem heutigen Zeitalter so zu kämpfen haben. Wir müssen also sagen: Was wir erreichen wollen im Geistigen, das müssen wir erreichen angemessen den Kräften, die Michael, der führende Geist des Zeitalters, innehat. Und mit Michael im innigen Bunde steht das, was wir zu begreifen versuchen, wenn wir seine Erscheinung zu begreifen versuchen, wie wir es in den letzten Tagen gemacht haben; wenn wir nämlich das zu begreifen versuchen, was wir den deutschen Volksgeist nennen - zwei Kräfte: Michael und der deutsche Volksgeist, die durchaus im Einklänge sind, und denen es übertragen ist, den Christus-Impuls gerade in unserer Zeit zum Ausdruck zu bringen, wie es dem Charakter unseres Zeitalters entsprechend ist. Denn nicht kann unser Zeitalter irgendwie glauben, dass dieselbe intime Art des Wirkens, die für das fünfzehnte Jahrhundert richtig war, seit dem Heraufkommen des fünften nachatlantischen Zeitraumes auch noch richtig sein könnte. In unserem Zeitalter handelt es sich darum, dass wir vor allem begreifen die Notwendigkeit des Gekettetseins an Ahriman, an Ahrimanisches, das wir selber in unseren Mechanismen erzeugen, und die Notwendigkeit, diese Zusammenhänge richtig zu erkennen; denn sonst leben wir in Furcht vor vielem, was in unserem Zeitalter vorhanden ist. Daher entsteht die Frage: Wodurch bieten wir diesem Ahrimanischen in unserem Zeitalter Widerstand, wie Widerstand geboten wurde dem Luziferischen in dem Zeitalter der Jungfrau von Orleans? Wir bieten dem Ahrimanischen dadurch Widerstand, dass wir gerade jenen Weg gehen, der immer wieder und wieder innerhalb unserer geisteswissenschaftlichen Strömung betont wird: den Weg der Spiritualisierung der menschlichen Kultur, des menschlichen Begriffs- und Vorstellungsvermögens. Daher haben wir es immer wieder und wieder betont: Es gibt eine Möglichkeit, alles, was uns die Geisteswissenschaft bringt, wenn es auch zunächst und zumeist aus der geistigen Welt heraus gegeben ist, wirklich mit dem der Menschheit heute seit dem sechzehnten Jahrhundert zugeteilten Verstände, mit der Vernunft restlos zu begreifen. Und wenn wir sagen, wir begreifen es nicht, so ist das nur aus dem Grunde der Fall, weil wir hinhören auf die Vorurteile, die uns aus dem landläufigen Materialismus der Zeit geboten werden. Wer nicht immer wieder und wieder auf das hinhört, was zum Teil laut, zum Teil aber auch im feinsten leisen Flüstern aus dem Materialismus unserer Zeit heraustönt, sondern wer streng ins Auge zu fassen versucht, was wir in den Verstehenskräften haben, für den erscheint eines Tages das, was die Geisteswissenschaft hervorbringt, als etwas durchaus Begreifliches, als etwas, was ebenso begriffen werden kann, wie irgendein Ereignis der äußeren Welt begriffen werden kann. Aber nur dadurch erzeugen wir in uns die starke Kraft, die wir brauchen, um den ahrimanischen Kräften Widerstand zu leisten, dass wir jetzt nicht bloß durch die intimsten Offenbarungs- und Glaubenskräfte, wie bei der Jungfrau von Orleans, an den Geist herankommen, sondern dass wir versuchen, unsere Verstehenskraft in der intensivsten Weise auf das zu konzentrieren, was aus der Geisteswissenschaft kommt. Wenn wir das tun, dann kommt die Stunde, der Augenblick, wo wir uns sagen müssen: Was uns aus der Geisteswissenschaft entgegentritt, ist das einzig Vernünftige und zugleich das, was uns die Welt um uns herum begreiflich und lichtvoll macht. Und wenn wir also ergriffen werden, dann werden wir so ergriffen werden von dem, was der Geist uns in unserer Zeit gibt, dass wir wirklich stark genug sind gegenüber den ahrimanischen Kräften."

Deutsches Geistesleben, deutsche Mystiker wie Meister Eckhart und Jobannes Tauler, Jacob Böhme und Angelus Silesius, wie es in Lessing zu der Anerkennung der Idee der wiederholten Erdenleben geführt hat, Goethes «Faust» als eine Glorifizierung des Hinaufsteigens in die geistigen Welten; spirituelle Wissenschaft: "Da handelt es sich dann darum, dass wir den Weg finden, um durch dasselbe Begreifen, durch welches wir die Außenwelt begreifen, auch die geistige Welt zu begreifen. Aber diesen Weg haben wir ja gerade in diesen Tagen angegeben als den Weg, der innerlich verbunden ist mit der ganzen Mission des deutschen Volkes, insbesondere mit dieser Mission seit dem Ende des achtzehnten und dem Beginn des neunzehnten Jahrhunderts. Aber in den vorhergehenden Jahrhunderten hat diese Mission sich vorbereitet. Das ist das Eigentümliche, dass dasjenige, was der deutsche Geist getrieben hat in seinen Dichtern, seinen Künstlern und Philosophen, innig verbunden ist mit dem spirituellen Leben. Es handelt sich da wirklich darum, ohne Sympathie und Antipathie den Tatsachen kühn ins Auge zu schauen, wie sie sich vorbereitet haben, wie sie sich nach und nach herausgestaltet haben. Wir selber haben es ja erleben können, wie wir eines Tages eben einfach diese Notwendigkeit betonen mussten, im kontinuierlichen Fortschritt des Geisteslebens zu wirken. Denn warum? ... Versuchen Sie dagegen das deutsche Geistesleben ins Auge zu fassen, wie es sich durch die deutschen Mystiker vorbereitet hat in Meister Eckhart und Jobannes Tauler, und dann in Jacob Böhme und Angelus Silesius weiter sich entfaltet hat, wie es in Lessing zu der Anerkennung der Idee der wiederholten Erdenleben geführt hat, und wie es in Goethes «Faust» geradezu eine Glorifizierung des Hinaufsteigens in die geistigen Welten darstellt, da haben Sie den geraden Weg von den äußeren Welten aus in die geistige Welt. Und wenn Sie nun dazu nehmen, was von  Goethes «Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie» geführt hat bis zur Dramatisierung der Grundkräfte der Einweihung, und beide Strömungen zusammenhalten, dann haben Sie darin den innerlichen Zusammenhang. Es ist ein innerlicher Zusammenhang zwischen dem, was zuletzt als Geisteswissenschaft erscheint, und dem, was ganz exoterisch in der physischen Welt als Geistesleben erstrebt wird. Denn selbstverständlich wird dieses Geistesleben, das außerhalb der Geisteswissenschaft entfaltet wird, mit den Kräften des Gehirns erstrebt, aber es drängt hin zu dem, was außerhalb des Leibes gefunden wird. Man möchte sagen: es ist die Mission des deutschen Volkes, dass es gar nicht anders kann als mit dem, was es erstrebt, zuletzt einzumünden in das spirituelle Leben. Das heißt aber nichts anderes, spirituell gesprochen, als dass das deutsche Volk dazu berufen ist, innerlich sich zu verbinden mit dem, was in die Welt kommt durch die Anführerschaft des Michael. Ein solches Sichverbinden wird nicht dadurch erreicht, dass man sich passiv, wie fatalistisch, den Schicksalsmächten überlässt, sondern dass man erkennt, welches die Aufgabe der Zeit ist. Und nicht nur innerlich durch den Gang der deutschen Mystik, sondern auch äußerlich durch den ganzen Gang des deutschen Lebens in Verbindung mit dem europäischen Leben hat sich dasjenige gezeigt, was ich da sagen will. Ich habe es im ersten der beiden letzten Öffentlichen Vorträge, «Die germanische Seele und der deutsche Geist», auseinandergesetzt, wie die germanische Seelenhaftigkeit gleichsam in den Vorposten der germanischen Völker - durch die Goten, Langobarden, Vandalen - hineingeströmt ist in die Völker des Westens, des Südens, wie da hingeopfert worden ist am Altare der Menschheit dasjenige, was germanische Seelenhaftigkeit ist. Aber das hat sich später wiederholt, nur weniger auffällig. Blicken wir zunächst hin nach dem äußersten Osten Österreichs, zu den sogenannten Siebenbürger Sachsen. Ausgewandert sind sie vom Rhein her, wo das Siebengebirge ist, das läßt sich auch äußerlich nachweisen. Nach und nach haben sie ihre Eigenart verloren. Die Seelensubstanz hat sich hingegeben, um in jenes andere Volkselement einzufließen, und einst wird von ihnen kaum etwas anderes vorhanden sein als einiges ihrer Sprache; aber als Volkssubstanz sind sie dort hineingeflossen. Gehen wir dann hinunter in das Banat: Schwaben sind es, die dort eingewandert sind; das Magyarische schlingt sich darüber. Ebenso ist es in den Gegenden des ungarischen Berglandes, der Karpaten. Alle diese Einwanderungen sind heute äußerlich fast verschwunden, aber überall in den heute dort vorhandenen Volksschichten darinnen lebend und dann manchmal wie Gerinnsel sich zeigend wie zum Beispiel in der wunderbaren Sprachinsel der Gottschee'er in Krain. Aber sonst auch. Wir sehen - wir könnten das viel weiter noch verfolgen - , wie dieses germanische Seelenhafte hinausgeschickt wird in die Welt, wie es wirkt. Das geschieht durch eine innere Notwendigkeit. Das geschah so durch die früheren Zeitalter, namentlich auch durch das Zeitalter des Gabriel. Und durch das Zeitalter des Gabriel geschah es in der Weise, dass mehr, ich möchte sagen, das Blut, Blut und Blutmischung wirkte und alles, was mehr mit den äußeren Verhältnissen des Lebens zusammenhängt, aber dennoch nicht äußerlich greifbar ist, sondern wieder intimer sich vollzieht. Nun ist das Zeitalter des Michael gekommen, das Zeitalter, in dem begriffen werden muss, wie durch den ganzen Hergang des Geisteslebens der deutsche Geist sich in die Sonnenkraft des Michael stellen kann. Das muß eben eingesehen werden. Das kann aber nur dadurch eingesehen werden, dass man es durch die Anerkennung der spirituellen Wissenschaft einsieht, dass man allmählich durch die Betrachtungen der spirituellen Wissenschaft, der Geisteswissenschaft, die Ahnung und das Bewußtsein erhält von der Wirksamkeit geistiger Kräfte, von der Realität geistiger Kräfte. So dass man allmählich begreift, wie unsinnig es ist, wenn die Leute sagen: Es gibt keine geistigen Kräfte, ich kann sie nicht anerkennen; und wenn hier ein hufeisenförmiger Eisenstab ist, so ist das eben ein Stück Eisen, und ich sehe nichts als Eisen. - Es kann aber Magnetismus darinnen sein! So ist in der ganzen äußeren Welt noch etwas ganz anderes als Magnetismus darinnen. Die Anerkennung erwirbt man sich, indem man eingeht auf das, was über die eigentümliche Gestalt der Dinge geboten wird. Dadurch erwirbt man sich im Michael- Zeitalter diejenigen geistigen Kräfte, die notwendig sind, um den ahrimanischen Mächten zu widerstehen, wo es eben unsere Aufgabe ist, den ahrimanischen Mächten zu widerstehen. Denn im Grunde genommen ist alles, was wir im Studium der Geisteswissenschaft haben, nur Vorbereitung. Eines Tages springt aus dem Studium der Geisteswissenschaft das Erwachen der Seele hervor, durch das die Seele weiß: Es lebt in dir die geistige Welt, von dem Christus-Impuls herunter durch den Michael bis zum Volksgeist, der das auswirkt, was ausgewirkt werden soll." [34]
 
 

24. Menschenschicksale und Völkerschicksale III; Absurdität des modernen Materialismus; Dostojewski; Meditationen, Arbeiten am übersinnlichen Menschen, Verbindung mit den Wesenheiten der höheren Hierarchien; der italienische, französische, englische, deutsche, russische Volksgeist; Fichtesche Philosophie; Russland muss im Zusammenhange mit dem Westen eine Kultur begründen, weil es aus sich selbst niemals eine Kultur entfalten kann; statt dessen kommt in ungeordneten, chaotischen Instinkten etwas ganz Sonderbares zustande, nämlich dass sie wie die Muslime durch ahrimanische und luziferische Impulse nicht schnell genug Europa totmachen können; Nationalistisch-imperialistische Idiologien wie sie heute in Russland grassieren, gab es schon früher bei Jushakow 


Absurdität des modernen Materialismus: "Man muss sich manchmal hart aussprechen, wenn man die ganze Absurdität des modernen Materialismus ins Auge fassen will, weil das Trugbild, welches durch den modernen Materialismus entsteht, eine so überwältigende Überzeugungskraft für die verkehrten Anschauungen der Gegenwart hat, so dass man schon mit starken Worten darauf hinweisen muss, worinnen eigentlich die furchtbare Verkehrtheit besteht."

Dostojewski: "ungeheure Begeisterung einschlug für Dostojewski. Ich will Dostojewski damit selbstverständlich nicht verkleinern, aber was er uns vor allem darbietet, ist eine ganz nervöse, zappelige Kunst, bei aller Größe. Eine solche nervöse Kunst würde kommen, wenn der Materialismus - und materialistisch ist es, was Dostojewskische Kunst ist, wenn es auch «Psychologie» ist - weiterströmt und immer weiter." 

Meditationen, Arbeiten am übersinnlichen Menschen, Verbindung mit den Wesenheiten der höheren Hierarchien: "Und nun sind wir soweit, dass wir sagen können, wohin werden unsere Meditationen geschrieben? Unsere gewöhnlichen Erinnerungen werden abgedruckt in uns selber, da entsteht immer ein Siegelabdruck, der mit dem Oberen des Menschen, mit dem Kopf und einigen Anhängseln, gleich ist. Wenn wir meditieren oder uns Vorstellungen der Geisteswissenschaft vor die Seele rufen, dann machen wir auch Abdrücke, aber diese gehen nach dem andern hin, den ich eben beschrieben habe, der wir selber sind. Nach dem andern gehen diese Vorstellungen hin. Ob wir irgend etwas in Berlin oder in Nürnberg erfahren, wie das alles den Abdruck in demselben Leibe verursacht, so geht beim geistig innerlichen Erleben alles hin nach diesem Einen, der wir selber sind. Da wird alles hineingeprägt. So dass wir, insofern wir wirklich im Sinne des geisteswissenschaftlich Gedachten oder Gefühlten oder Erlebten uns verhalten, wir geradeso an unserem übersinnlichen Menschen arbeiten, wie wir arbeiten an unserem physischen Menschen, wenn wir dem gewöhnlichen Erleben gegenüberstehen. Nun werden Sie begreifen, dass starke, innere Kräfte notwendig sind zum Arbeiten am übersinnlichen Menschen. Wenn wir uns erinnern an diejenigen Dinge, die äußerlich durch Farbe, Ton und so weiter auf uns gewirkt haben, dann ist es begreiflicherweise leichter, weil wir vom Leibe unterstützt sind. Dadurch, dass irgendeine Farbe auf uns Eindruck macht, ist ein leiblicher Prozess in uns ausgelöst. Wenn wir der rein geistigen Vorstellung uns hingeben sollen, dann müssen wir auf alle solche leiblichen Unterstützungen verzichten, wir müssen die Seele innerlich anstrengen, sie muss immer stärkere Kräfte bekommen, dass sie in sich so erstarkt, daß sie wirklich Eindruck machen kann auf den äußeren Weltenäther. Da kommen wir dann, wenn wir auf diese Art unsere Verbindung suchen mit unserem eigentlichen Menschen, der immer da ist, in eine Beziehung zu unserer menschlichen Individualität, zu dem, was wir wirklich als Menschen sind. Nun, das, was wir da in Wirklichkeit als Menschen sind, das lebt so in den Wesenheiten der höheren Hierarchien darinnen wie unser Leib in den Sinnes-Naturprozessen. So wie wir ein Stück unseres Erdendaseins sind, so sind wir ein Stück auch des Geistesdaseins, in dem, was in den Vorgängen innerhalb der Welt der höheren Hierarchien stattfindet. Nun möchte ich auf etwas anderes ergänzend hinweisen. Indem wir so mit der geistigen Welt in Beziehung stehen, stehen wir mit den mannigfaltigsten Geistern der höheren Hierarchien in Beziehung. Dazu gehören diejenigen Geister, zu denen wir nur eine Beziehung haben als menschliche Individualität, die nicht für irgendeine Weltfunktion bestimmte Wesen sind. Aber wir gehören auch zu den Wesenheiten, die irgendeine Weltfunktion haben; es gehört jeder zu einem Volksgeiste zum Beispiel. Wie wir in unserem ganz sinnlichen Prozeß mit der sinnlichen Natur zusammenhängen, so hängen wir nach oben zusammen mit all diesen Geistern, die übersinnlich herunterlangen in die physisch-sinnliche Welt. Und wie wir hier zu den äußeren Dingen stehen und uns Gedanken und Vorstellungen machen, so machen sich die Wesenheiten der höheren Hierarchien ihre Gedanken und ihre Vorstellungen dadurch, dass wir für sie die Objekte sind. Wir sind die Objekte für die Wesenheiten der höheren Hierarchien, wir sind ihr Reich, über das sie sich Gedanken machen. Diese Gedanken sind mehr willenshaft."

Der italienische Volksgeist: "Wir können ein Wesen der höheren Hierarchien ansprechen, wenn wir sprechen von dem italienischen Volksgeist. Dieser italienische Volksgeist macht seine Entwicklung durch, und wir können wirklich genau einen Zeitpunkt angeben, in dem dieser Volksgeist eine wichtige Etappe überschritten hat. Wir wissen ja, dass der Zusammenhang zwischen dem italienischen Volksgeist und dem einzelnen Italiener so ist, dass der italienische Volksgeist durch die Empfindungsseele des Italieners wirkt. Nun ist aber dieses Wirken durch die Empfindungsseele zuerst so, dass der Volksgeist gleichsam nur auf das Seelische wirkt, und dann erst später, in seiner weiteren Entwicklung, greift dieser Volksgeist mit seinem Willen immer mehr und mehr ein in das, wie die Seele sich auslebt auch durch das Leiblich-Physische. Wenn Sie die italienische Geschichte verfolgen, so finden Sie ein wichtiges Jahr, etwa 1530. Dieses Jahr ist dasjenige, wo der italienische Volksgeist so mächtig wird, dass er jetzt anfängt, auch auf das Leibliche zu wirken, und von da anfängt, den Nationalcharakter ganz spezifiziert zu entwickeln. Okkult stellt sich das so dar, daß der Volksgeist einen mächtigeren Willen bekommt; er fängt an, seine Eingravierungen auch in das Leibliche zu machen und bis in das Leibliche hinein den Volkscharakter auszubilden. Während unser Ich immer unabhängiger vom Leibe wird, macht der Volksgeist die entgegengesetzte Entwickelung durch. Wenn er auf das Seelische eine Zeitlang gewirkt hat, fängt er an, bis in das Leibliche hinein zu wirken."

Der französische und der englische Volksgeist: "Bei dem französischen Volksgeiste finden wir dasselbe, wenn wir etwa in das Jahr 1600 gehen, und beim englischen Volksgeiste ungefähr um das Jahr 1650. Während vorher der Volksgeist mehr nur das Seelische ergriffen hat, greift er von da ab ins Leibliche über. Sein Wille wird mächtiger, und die Seele kann weniger Widerstand leisten einer Konfiguration ins Nationale hinein. Daher beginnt um diese Zeiten der Nationalcharakter sich scharf auszuprägen. Das rührt davon her, weil der Volksgeist heruntersteigt. Er ist höher gelagert, wenn er mehr ins Seelische hineinwirkt; er steigt herunter, wenn er mehr ins Leibliche hineinwirkt. So haben wir ein Senken des Volksgeistes bei der italienischen Halbinsel etwa um das Jahr 1530, in Frankreich im Beginne des siebzehnten Jahrhunderts und in England in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts. Shakespeare hat gewirkt, bevor der Volksgeist diese Etappe durchgemacht hat. Das ist das Bedeutsame. Daher dieser eigentümliche Bruch, der in bezug auf die Auffassung der Engländer gegenüber Shakespeare Platz gegriffen hat und der zur Folge hatte, dass gerade innerhalb Deutschlands Shakespeare mehr gepflegt wird als in England selber. Wir haben es zu tun mit einem immer mehr zu den einzelnen Menschen Heruntersteigen des Volksgeistes."

Der deutsche Volksgeist: "Wenn wir nun auf die Entwickelung des deutschen Volksgeistes sehen, so nehmen wir etwas Ähnliches wahr in der Zeit ungefähr zwischen den Jahren 1750 bis 1850. Aber wir müssen hier kurioserweise sagen: dieser Volksgeist steigt da herunter, aber er steigt wieder hinauf. Und das ist das Bedeutsame. Einen Prozess, der sich abgespielt hat bei den westlichen Völkern, können wir nur so verfolgen, dass wir die Volksgeister sich senken und die Völker ergreifen sehen. Beim deutschen Volke sehen wir, wie der Volksgeist sich auch senkt um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, wie aber dieser Volksgeist in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wieder hinaufsteigt, so dass hier ein ganz anderes Verhältnis da ist. Es wird nur ein Anlauf genommen, den deutschen Charakter zu einem eminenten Volkscharakter auszubilden, aber das wird nur eine Weile gemacht. Nachdem einiges hierin getan ist, steigt der Volksgeist wiederum zurück, hinauf, um wiederum bloß auf das Seelische zu wirken. Die Blütezeit des deutschen Geisteslebens fällt in die Zeit, wo der Volksgeist am tiefsten heruntergestiegen war. Selbstverständlich bleibt der Volksgeist seinem Volke. Aber er hält sich jetzt wieder in geistigen Höhen auf. Das ist das Eigentümliche des deutschen Volksgeistes. Auch früher ist er schon heruntergestiegen, hat aber dann wieder abgelassen von einem zu starken Nationalisieren. Ein solches Kristallisieren in der Nationalität, wie bei den westlichen Völkern, kann beim deutschen Volke durch die Eigentümlichkeit des deutschen Volksgeistes gar nicht eintreten. Daher muss das deutsche Wesen immer universeller bleiben als andere Volkswesen. Es hängen diese Dinge in der Tat mit tiefen Wahrheiten der geistigen Welten zusammen. Würde man in der Zeit Goethes den deutschen Volksgeist gesucht haben, würde man ihn etwa auf demselben Niveau gefunden haben, wo man den englischen oder französischen oder italienischen Volksgeist gefunden hätte. Sucht man ihn heute, dann muss man höher hinaufsteigen. Es werden wieder Zeiten kommen, wo er heruntersteigt, es werden wieder Zeiten kommen, wo er hinaufsteigt. Das Hin- und Herschwingen ist das Eigentümliche des deutschen Volksgeistes."

Fichtesche Philosophie: "Fichte hat sich nur entwickeln können in einer Zeit, in der der Volksgeist heruntergestiegen war. Daher wird Fichte in seiner Philosophie kaum verstanden werden können oder nur falsch. Dieses ganze Leben und Weben in solchen Begriffen und Ideen, dass in diese die Ich-Wesenheit so hereingekommen ist wie in der Fichteschen Philosophie, das war in der Zeit möglich, in der der Volksgeist auf ein tieferes Niveau heruntergekommen war. Nun müssen wir ihn höher suchen und können ihn nur mit der Geisteswissenschaft finden. Das entspricht dem Verhältnis des Volksgeistes zum deutschen Volke. Es ist in der ganzen Natur der deutschen Entwicklung das darinnen, was ich genannt habe ein tiefes verwandtschaftliches Verhältnis zwischen dem deutschen Geistesleben und dem Weg, der in die Geisteswissenschaft hineinführt. Man möchte so sehr wünschen, dass wirklich diese Dinge nach und nach immer mehr und mehr verstanden werden können." 

Der russische Volksgeist; Russland muss im Zusammenhange mit dem Westen eine Kultur begründen, muss in die Schule gehen bei Mitteleuropa, weil es aus sich selbst niemals eine Kultur entfalten kann; statt dessen kommt in ungeordneten, chaotischen Instinkten etwas ganz Sonderbares zustande, nämlich dass sie wie die Muslime durch ahrimanische und luziferische Impulse nicht schnell genug Europa totmachen können: "Beim russischen Volksgeist ist es so, dass er überhaupt nicht heruntersteigt, um das Volk durchzukristallisieren, sondern immer etwas bleibt wie eine über dem Volkstum schwebende Wolke, so dass man ihn immer wird oben zu suchen haben, und daher kann dieses Volk erst dann eine geistige Entwickelung durchmachen, wenn es sich bequemen wird, das, was erarbeitet wird im Westen, mit seinem eigenen Wesen zu vereinigen, um im Zusammenhange mit dem Westen eine Kultur zu begründen, weil es aus sich selbst niemals eine Kultur entfalten kann. ... Ich habe Ihnen öfters gesagt, dass man die europäischen Völker dadurch erkennt, dass man versteht, wie die Volksseele spricht zu den Italienern durch die Empfindungsseele, zu den Franzosen durch die Verstandes- oder Gemütsseele, zu den Engländern durch die Bewußtseinsseele, zu den Deutschen durch das Ich, zu den Russen durch das Geistselbst. Aber dieses Sprechen durch das Geistselbst bedingt, dass bei den Russen heute Instinkte sind, welche sich erst entwikkeln werden in der Zukunft. In einer fernen Zukunft wird erst zutage treten, was die russische Volksseele zu sagen hat, wenn einmal die Menschenseele hinentwickelt ist bis zum Geistselbst. Darum hat alles, was im Osten zutage tritt, noch etwas Keimhaftes. Nun fühlen aber diese Völker des Ostens instinktiv, dass sie einer anderen Kulturströmung angehören. Sie fühlen, dass sie zu warten haben. Aber kein Mensch wartet gern, wenn er sich auf sein Gegenwartsbewußtsein besinnt. Das ist ja dasjenige, dass sie warten sollen und bewusst aufnehmen, was europäische Kultur ist. Dagegen lebt in ihnen der Instinkt, dass sie zu lenken und zu leiten haben, dass sie nicht schnell genug Europa totmachen können, während der natürliche Gang ist, dass sich in Mitteleuropa entwickelt, was sich entwickeln kann aus dem Zwiegespräche der Volksseele mit dem Ich. Bei der russischen Volksseele liegt es so, dass sie in die Schule zu gehen hat bei Mitteleuropa, und wenn sie verarbeitet hat, was in Mitteleuropa vorgearbeitet wird, dann wird sie einmal beitragen können, was sie beizutragen hat zur europäischen Kultur. Statt dessen kommt in ungeordneten, chaotischen Instinkten etwas ganz Sonderbares zustande, woraus wir ersehen können, dass diese Instinkte in dem Träumer angeregt werden von allerhand ahrimanischen und luziferischen Impulsen. Diese ahrimanischen und luziferischen Impulse sind überhaupt die Ursache, dass sich der Osten jetzt in solch schauerlicher Weise gegen Deutschland gewendet hat."

Nationalistisch-imperialistische Idiologien wie sie heute in Russland grassieren, gab es schon früher bei Jushakow: "Ich möchte Sie auf die Ideen dieses Geistes, der 1885 über die Beziehungen der russischen Kultur zur englischen Kultur sich ausgesprochen hat, aufmerksam machen, und man möchte jetzt gern, dass recht vielen Leuten der Gegenwart aufgingen solche Ideen, die vor nicht sehr langer Zeit aus einem russischen Kopf entsprungen und von ihm aufgeschrieben sind. Wir müssen diese Ideen betrachten nicht ihrem Inhalt nach, sondern als Symptome dessen, was im ganzen russischen Volke lebt. Jushakow sagt: Da haben wir den verfaulten Westen, der reif ist zum Untergange. Alles, was im Westen ist, hat seine Zeit überstanden, muss sich auflösen. Da muss Russland eintreten. Aber Russland muss nicht allein den Westen kultivieren, den Westen erlösen von seiner Barbarei, sondern Russland muss überhaupt die ganze Welt, insbesondere Asien, erlösen. Und diese Erlösung Asiens für die Seele stellt Jushakow in folgender Weise dar. Sehen wir hinüber nach Asien. Die eigentlich asiatische Kultur ist von Iran ausgegangen. Diese Iran-Kultur ist von Ormuzd ausgegangen, diese Iraner haben erkannt den Kampf zwischen Ormuzd und Ahriman, und man hat da immer gesehen, wie die Iraner alles getan haben, um die Segnungen des Ormuzd in Iran zu verbreiten. Da aber kamen die turanischen Völker, die abhängig waren von Ahriman, und die haben fortwährend die Ormuzd-Kultur bedrängt, bekämpft, überwunden. Erst kämpften Ormuzd und Ahriman im Iran. Aber wenn wir sehen, wie sich die Völker Europas benommen haben gegen diese Ormuzd-Kultur, da sehen wir, wie die schöne Ormuzd-Kultur sich ausgebreitet hat in den Gegenden, derer sich vor allen die Engländer bemächtigt haben. Die Engländer haben sich gegen die Ormuzd-Kultur als die schlimmsten Barbaren gezeigt. Da hat Russland in Asien viel gutzumachen an dem, was diese verruchten Engländer in Asien verbrochen haben. Die Engländer sind dahin gegangen, haben sich ganzer Teile Asiens bemächtigt, haben die Ormuzd-Kultur ausgenutzt und ausgesogen. Was haben sich die Engländer vorgestellt? So ein Engländer, er hat sich vorgestellt, dass diese Kultur für ihn da ist, ein solcher Engländer sagt, dass dieses ganze Asien für nichts anderes da sei, als sich in englische Gewebe zu kleiden, untereinander mit englischen Waffen zu kämpfen, mit englischen Werkzeugen zu arbeiten, aus englischen Gefäßen zu essen und mit englischem Flitter zu spielen. Asiens Kultur sei für nichts anderes da. Ganz Asien wäre eine Beute Englands. Er drückt sich sehr genau aus: «England beutet Millionen von Hindus aus, seine ganze Existenz aber hängt von dem Gehorsam der verschiedenen Völker ab, von denen die reiche Halbinsel bewohnt wird; ich wünsche meinem Vaterlande nichts Ähnliches - ich kann mich nur freuen, dass es von diesem so glänzenden wie traurigen Zustande hinreichend entfernt ist.» 1885 in russischer Sprache geschrieben von Jushakow. Was haben die Russen getan? - sagt Jushakow - die Russen konnten es bisher nicht so machen, wie es die westeuropäischen Völker, wie es die Engländer gemacht haben, dass sie widerrechtlicherweise hergefallen sind und sich angemaßt haben das, was in Asien als Ormuzd-Kultur war. Sie sind nur da hingegangen, wo Ahriman-Kultur war und haben die Völker, in denen Ahriman gewirkt hat, zurückgehalten, dass sie nicht weiter schädlich werden konnten für das, was Ormuzd für Asien geleistet hat. Nachdem die Russen die Völker Asiens von dem bösen Ahriman befreit haben, haben sie sie zu befreien von dem, was die Engländer in jenen Gegenden an der Ormuzd-Kultur gesündigt haben. Damit sie vorbereiten können, was sie weiter als Aufgabe haben für Asien, nachdem sie Asien von Ahriman befreit haben, haben sie noch gutzumachen, was die europäischen Volker, namentlich die Engländer, der Ormuzd-Kultur getan haben. Und fragt man, warum diese Völker die Ormuzd-Kultur nicht fortsetzen können, so beantwortet er diese Frage damit, dass diese Völker dem Industrialismus und dem Individualismus verfallen sind, dass sie zuerst nur immer an sich selbst denken, während die Russen erst zuletzt an sich selbst denken. Solche Menschen könne man nicht brauchen; und indem sie den Industrialismus mit ihrem Individualismus verwoben, wurden sie die Blutsauger Asiens. Russland wird andere Verbindungen bringen; die Verbindung der glänzenden militarisehen Kosaken mit dem die Natur bebauenden Landmann. Und aus dieser Verbindung werden die Befreier der Menschheit in Asien entstehen. Der Befreier der Menschenentwickelung wird in Asien entstehen. - Das ist das Ideal Jushakows, dass aus der Verbindung der Kosaken mit dem die Erde bebauenden Landmann der Befreier der Welt entsteht. Sie sehen, meine lieben Freunde, ein Ideal aufgebaut, das Sie kaum in Zweifel darüber lassen wird, dass von dem Geiste des Ahriman etwas in den eigenen Geist des Jushakow, und zwar in den Träumer, hineingewirkt hat. Aber dieses Hineinwirken in den Träumer hat nach und nach als ganze Volksstimmung dasjenige hervorgerufen, was eben in diesem Osten Europas als Volksstimmung jetzt zu finden ist; denn man hat es hier mit einer solchen Volksstimmung zu tun, wie sie in den Worten des Jushakow zum Ausdruck gekommen ist." [35]
 

Anmerkungen

[1] Wissenschaftsbriefe / Science Review Letters 2025 , 24, Nr. 1637, Nr. 1640 und FAZ 2025 Nr. 120-121; Sergej O. Prokofieff 1989: Die geistigen Quellen Osteuropas und die künftigen Mysterien des Heiligen Gral, Dornach; Friedrich Oberkogler 1978, Richard Wagner. Vom Ring zum Gral, Stuttgart; Rudolf Meyer 1980: Zum Raum wird hier die Zeit. Die Gralsgeschichte, Stuttgart; Rudolf Steiner 1920: «Gegensätze in der Menschheitsentwickelung. West und Ost. Materialismus und Mystik. Wissen und Glauben», elf Vorträge, GA 197, Ib.  insbesondere Vortrage vom 13.6.und 24.6.1920 sowie vom 25.7., 21.9., 8.11., 14.11., 22.11.1920,  Dornach, 1967, 1996; Ders. 1918, «Erdensterben und Weltenleben, Bewußtseins-Notwendigkeiten für Gegenwart und Zukunft», besonders Vorträge vom 2.4., 9.7., 23.7. und 30.7.1918, GA 181, einundzwanzig Vorträge, Ib., 1967, 1991; Ders. 1918, «Die soziale Grundforderung unserer Zeit», bes. Vorträge vom 12.12.1918, GA 186, zwölf Vorträge, Ib. 1963, 1990; Ders. 1920: «Geisteswissenschaft als Erkenntnis der Grundimpulse sozialer Gestaltung», insbes. Vorträge vom 7.8., 20-22.8., 27.8., 5.9., 10.9. 1920, GA 199, sechzehn Vorträge, Ib., 1985; Ders. 1919, «Der innere Aspekt des sozialen Rätsels, Luziferische Vergangenheit und ahrimanische Zukunft», bes. Vorträge vom 27.10. 1919, GA 193, zehn Vorträge, Ib., 1968,  1989; Ders. 1919: «Weltsilvester und Neujahrsgedanken», GA 195, fünf Vorträge, Ib., 1986; Ders. 1919: «Geisteswissenschaftliche Behandlung sozialer und pädagogischer Fragen», bes. Vorträge vom 8-9..6. und 15.6., 22.6., 29.6., 13.7., 3.8., 28.9.1919; GA 192, siebzehn Vorträge, Ib., 1964, 1991; Ders. 1919: «Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik», bes. Vortrag vom 25.8.1919, GA 293, vierzehn Vorträge, Ib. , 1992; Ders. 1919: «Erziehungskunst, Methodisch-Didaktisches», bes. Vortrag vom 22.8.1919, GA 294, Ders. 1918: «Die Wissenschaft vom Werden des Menschen», Vortrag vom  26.8.1918, GA 183, neun Vorträge, Ib., 1990; Ders. 1917/18: «Der Tod als Lebenswandlung», bes. Vorträge vom 29.11.1917, 29-30.4., 9.10., 16.10.1918, GA 182, sieben Vorträge. Ib., 1998; Ders. 1918, «Die Polarität von Dauer und Entwickelung im Menschenleben, die kosmische Vorgeschichte der Menschheit», bes. Vorträge vom 11-13.10. 1918, GA 184, fünfzehn Vorträge, Ib. 2002; Ders. 1917: «Bausteine zu einer Erkenntnis des Mysteriums von Golgatha, Kosmische und menschliche Metamorphose», bes. Vorträge vom 13. und 27.3.1917; GA 175, siebzehn Vorträge, Ib., 1996; Ders. 1908: «Die Apokalypse des Johannes», bes. Vortrag vom 29..6.1908; GA 104, zwölf Vorträge, Ib., 1985; Ders. 1924: «Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge I», Vortrag vom 16.3.1914, GA 235, zwölf Vorträge, Ib., 1994; Ders. 1917: «Die spirituellen Hintergründe der äußeren Welt. Der Sturz der Geister der Finsternis», bes. Vorträge vom 6-7.,  21.10., 26.-27.10.1917, GA 177; vierzehn Vorträge, Ib., 1966, 1999; Ders 1922.: «Das Sonnenmysterium und das Mysterium von Tod und Auferstehung», insbes. Vorträge vom 26.3., 13.4., 24.4.1922, zwölf Vorträge, GA 211, Ib., 1963, 2006; Ders. 1922:  «Die geistig-seelischen Grundkräfte der Erziehungskunst, Spirituelle Werte in Erziehung und sozialem Leben», bes. Vorträge vom 26.8. und 29.8.1922, GA 305, zwölf Vorträge, Ib., 1991; Ders. 1924/25: «Himmelsgeschichte, Mythologische Geschichte, Erdgeschichte» in: Anthrop. Leitsätze, GA 26, Ib. 1998; Ders. 1919-21: «Staatspolitik und Menschheitspolitik» in: «Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus und zur Zeitlage», GA 24, Ib. 1988; Ders. 1921:  «Wie wirkt man für den Impuls der Dreigliederung des sozialen Organismus?», bes. Vorträge vom 2.1., 13. 2. 1921, GA 338, zwölf Vorträge, Ib. 1986; Ders. 1914/15: «Die germanische Seele und der deutsche Geist vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft» in: «Aus schicksaltragender Zeit»,  Vortrag vom 14.1.1915,  GA 64, vierzehn Vorträge, Ib. 1959;  Ders. 1918: «Geschichtliche Symptomatologie», GA 185, neun Vorträge, Dornach, 1962, 1987; Ders. 1910: Das Mathäus-Evangelium, Vorträge vom 8.-11.9.1910; GA 123, zwölf Vorträge, Ib. ,1978, 1988; Ders. 1924: Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge III, Vortrag vom 8.6.1924, GA 237, elf Vorträge, Ib., 1964, 1991; Ders. 1915: «Menschenschicksale und Völkerschicksale», Bes. Vorträge vom 17.1.und 16. 3.1915, GA 157, vierzehn Vorträge, Ib., 1981 ;vgl. auch Kurse Nr. 661 Philosophie der Geschichte I, Nr. 686 Philosophie der Geschichte II, Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, Nr. 687 Philosophie der Geschichte IV, Nr. 687 Philosophie der Geschichte V, Nr. 691 Philosophie der Geschichte VI, Nr. 691 Philosophie der Geschichte VII, Nr. 553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 675 Friedrich Schiller III, Nr. 681 Wissenschaftslehre III, Nr. 682 Wissenschaftslehre IV, Nr. 683 Wissenschaftslehre V, Nr. 684 Wissenschaftslehre VI, Nr. 685 Wissenschaftslehre VII, 7-10, Akademie der Kunst und Philosophie / Académie des sciences
[2] Ib. 
[3] Ib. 
[4] Ib. 
[5] Ib. 
[6] Ib. 
[7] Ib. 
[8] Ib. 
[9] Ib. 
[10] Ib. 
[11] Ib. 
[12] Ib. 
[13] Ib. 
[14] Ib. 
[15] Ib. 
[16] Ib. 
[17] Ib. 
[18] Ib. 
[19] Ib. 
[20] Ib.; zu: Medizin und Technik geraten in ein ganz schädliches Fahrwasser. eine ungeistige Lebensauffassung würde, wenn einmal kommen würde eine menschheitsschädigende Medizin, sie gar nicht erkennen, vgl. Kurse Nr. 681 Wissenschaftslehre III, Nr. 682 Wissenschaftslehre IV, Nr. 683 Wissenschaftslehre V, Nr. 684 Wissenschaftslehre VI, Ib.
[21] Ib.; zu:Jean Paul über Professoren an den Universitäten, Mediziner und ihre Versuchskaninchen und das Ideal der Juristen: Man erinnere sich nur an den wahrhaftig weisen Ausspruch Jean Pauls, der gesagt hat, dass man im Beginne seines Lebens von seiner Amme zweifellos mehr für das Leben lernt, als von seinen sämtlichen Professoren in den akademischen Jahren, vgl. Anm. 20 und Kurs Nr. 677 Jean Paul, Ib. 
[22] Ib.; zu: Dostojewskijs «Die Dämonen» und «Die Brüder Karamasow»; Montsalvatsch und Chastel Marveille, Richard Wagners «Tannhäuser», «Lohengrin», «Parsifal» vgl. Kurse Nr. 550 Fjodor M. Dostojewskij I-II, Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Nr. 559 Wolfram von Eschenbach, Ib.
[23] Ib. 
[24] Ib. 
[25] Ib. 
[26] Ib. 
[27] Ib. 
[28] Ib. 
[29] Ib. 
[30] Ib. 
[31] Ib. 
[32] Ib. 
[33] Ib. 
[34] Ib. 
[35] Ib. 
 
 

Akademie der Kunst und Philosophie / Academy of Arts and Philosophy
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M. Thiele College of Beetherapy / Academy of Arts and Philosophy / Sciences
 

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Zur Philosophie und Kulturgeschichte von Byzanz, des Mittelalters, der Schule von Chartres, der Renaissance, des Barock, der Aufklärung, des Idealismus, der Romantik vgl. Kurse:Nr. 551 G.W.F. Hegel I, Nr. 660 G.W.F. Hegel II, Nr. 511 Johann Gottlieb Fichte I, Nr. 658 Johann Gottlieb Fichte II, Nr. 509 F.W.J. Schelling I, Nr. 510 F.W.J. Schelling II, Nr. 513 F.W.J. Schelling III, Nr. 505 Arthur Schopenhauer I-II, Nr. 663 Arthur Schopenhauer III, Nr. 531 Platon, Nr. 533 Aristoteles, Nr. 623 Johann Ludwig Wilhelm Müller, Nr. 020 Johann Wolfgang von Goethe I-II, Nr. 673 Johann Wolfgang von Goethe III, Nr. 553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 675 Friedrich Schiller III, Nr. 554 Friedrich Hölderlin I-II, Nr. 512 Novalis I, Nr. 671 Novalis II, Nr. 677 Jean Paul, Nr. 667 Romantische Kunst und Philosophie I, Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Nr. 630 Johann Ludwig Tieck, Nr. 631 Adelbert von Chamisso,Nr. 567 Gottfried Wilhelm Leibniz, Nr. 665 Molière, Nr. 622 Victor Hugo I, Nr. 674 Victor Hugo II, Nr. 629 Voltaire I-II, Nr. 679 Laurence Sterne, Nr. 621 Lord Byron I, Nr. 676 Lord Byron II, Nr. 628 Percy Bysshe Shelly, Nr. 561 Sir Walter Scott, Nr. 555 Angelus Silesius, Nr. 634 Hans Sachs, Nr. 619 Franz Werfel, Nr. 680 Nikos Kazantzakis, Nr. 588 Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Nr. 550 Fjodor M. Dostojewskij I-II, Nr. 506 Wladimir Sergejewitsch Solowjow, Nr. 664 Philosophie der Kunst, Nr. 661 Philosophie der Geschichte I, Nr. 686 Philosophie der Geschichte II, Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, Nr. 687 Philosophie der Geschichte IV, Nr. 687 Philosophie der Geschichte V, Nr. 691 Philosophie der Geschichte VI, Nr. 691 Philosophie der Geschichte VII, Nr. 659 Wissenschaftslehre I, Nr. 666 Wissenschaftslehre II, Nr. 681 Wissenschaftslehre III, Nr. 682 Wissenschaftslehre IV, Nr. 683 Wissenschaftslehre V, Nr. 684 Wissenschaftslehre VI, Nr. 685 Wissenschaftslehre VII, Nr. 545 Sittenlehre I-II, Nr. 614 Sittenlehre III, Nr. 544 Staats- und Rechtslehre I-II, Nr. 641 Staats- und Rechtslehre III, Nr. 644 Staats- und Rechtslehre IV, Nr. 655 Staats- und Rechtslehre V, Nr. 618 St. Ephraim der Syrer, Nr. 617 St. Cyrill von Alexandrien, Nr. 616 St. Gregor von Nazianz, Nr. 613 St. Gregor von Nyssa, Nr. 612 St. Johannes Chrysostomos, Nr. 611 St. Johannes Cassianus, Nr. 627 St. Basilius der Große, Nr. 625 Theodorus Abucara, Nr. 624 Byzantinische Wissenschaft / Philosophie, Nr. 653 St. Cyprianus, Nr. 609 St. Athanasius der Große, Nr. 605 St. Irenaeus von Lyon, Nr. 604 St. Hildegard von Bingen, Nr. 600 St. Johannes von Damaskus, Nr. 599 St. Petrus Venerabilis, Nr. 581 Bernhard von Chartres, Nr. 580 Wilhelm von Conches, Nr. 578 Pierre Abaelard, Nr. 574 Johannes von Salisbury, Nr. 577 Petrus Lombardus, Nr. 576 Gilbert de la Porrée / Gilbert von Poitiers, Nr. 565 Johannes Scotus Eriugena, Nr. 575 Thierry de Chartres, Nr. 571 Alanus ab Insulis, Nr. 572 Anselm von Canterbury, Nr. 570 St. Hilarius von Poitiers, Nr. 568 Nicolaus Cusanus I, Nr. 568 Nicolaus Cusanus II, Nr. 568 Nicolaus Cusanus III, Nr. 564 St. Ambrosius, Nr. 564 St. Augustinus I, Nr. 601 St. Augustinus II, Nr. 654 St. Augustinus III, Nr. 579 St. Albertus Magnus, Nr. 500 St. Thomas von Aquin I, ScG, Nr. 501 St.Thomas von Aquin II,  Sth I., Nr. 502 St.Thomas von Aquin III, Sth. I-II, Nr. 582 St.Thomas von Aquin IV, Sth II-II, Nr. 583 St.Thomas von Aquin V, Sth. III, Nr. 566 Meister Eckhart, Nr. 562 Dante Alighieri I-II, Nr. 672 Dante Alighieri III, Nr. 558 Calderón de la Barca, Nr. 648 Calderón de la Barca II, Nr. 650 Calderón de la Barca III, Nr. 651 Calderón de la Barca IV, Nr. 563 Miguel de Cervantes I, Nr. 645 Miguel de Cervantes II, Nr. 637 Lope de Vega I, Nr. 638 Lope de Vega II, Nr. 642 Lope de Vega III, Nr. 643 Lope de Vega IV, Nr. 652 Juan Ruiz de Alarcón, Nr. 632 Ginés Pérez de Hita, Nr. 633 Luis Vaz de Camões, Nr. 678 François Rabelais, Nr. 557 Ludovico Ariosto I-II, Nr. 668 Ludovico Ariosto III, Nr. 556 Torquato Tasso, Nr. 552 William Shakespeare I-II, Nr. 559 Wolfram von Eschenbach, Nr. 560 Walter von der Vogelweide, Nr. 662 Gottfried von Strassburg, Akademie der Kunst und Philosophie / Académie des sciences

Nr. 320 Romanische Kunst und Architektur, Nr. 350 Byzantinische Kunst und Architektur, Nr. 325 Kunst und Architektur der Gothik, Nr. 326 Kunst und Architektur der Renaissance, Nr. 586 Tizian, Nr. 591 Paolo Veronese, Nr. 597 Correggio, Nr. 670 Annibale Carracci, Nr. 520 Rembrandt, Nr. 598 El Greco, Nr. 620 Giovanni Battista Tiepolo, Nr. 590 Giovanni Bellini, Nr. 656 Andrea Solari, Nr. 657 Bernadino Luini, Nr. 587 Andrea Mantegna, Nr. 595 Jan van Eyck, Nr. 635 Rogier van der Weyden, Nr. 640 Stefan Lochner, Nr. 646 Michael Pacher, Nr. 647 Peter Paul Rubens, Nr. 649 Giotto di Bondone, Nr. 626 Luca Signorelli, Nr. 610 Piero della Francesca, Nr. 596 Perugino, Nr. 522 Raffael (Raffaello Sanzio), Nr. 523 Sandro Botticelli, Nr. 602 Benozzo Gozzoli, Nr. 606 Fra Angelico, Nr. 607 Pinturicchio, Nr. 608 Domenico Ghirlandaio, Nr. 593 Filippo Lippi, Nr. 594 Filippino Lippi, Nr. 589 Albrecht Dürer, Nr. 603 Bernard van Orley, Nr. 615 Ambrogio da Fossano detto il Bergognone, Nr. 636 Eugène Delacroix, Nr. 639 Bartolomé Esteban Murillo, Nr. 690 Caspar David Friedrich, Akademie der Kunst und Philosophie



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Letzte Bearbeitung:02.06.2025