|
Aus dem Inhalt:
Ludovico Ariosto's
Fortsetzung seines bekanntesten Werkes "Orlando furioso". Vorher
noch ein paar Worte zu seinem Leben und Wirken: Ludovico Ariosto wurde
am 8. September 1474 in Reggio nell’Emilia geboren; gestorben ist er am
6. Juli 1533 in Ferrara. Er war ein italienischer Humanist, Militär,
und Autor. Sein Hauptwerk, das Versepos Orlando furioso („Der rasende Roland“),
gilt als einer der wichtigsten Texte der italienischen Literatur und wurde
in ganz Europa rezipiert. Schelling, Voltaire und Goethe schätzten
das Werk. Ariosto war das älteste von zwölf Kindern des wenig
begüterten Adeligen Niccolò Ariosto, der im Dienst von Herzog
Ercole I. d’Este (1431–1505), des Herrschers von Ferrara und Modena, die
Garnison von Reggio nell’Emilia befehligte. Nachdem er ab 1484 die Lateinschule
in Ferrara besucht hatte, begann Ariost 1489 auf Wunsch des Vaters ein
Jurastudium an der dortigen Universität. Er schloss es jedoch nicht
ab, sondern widmete sich vor allem humanistischen Studien. Hierbei befreundete
er sich mit dem etwas älteren Pietro Bembo, dem späteren bedeutenden
Autor, Sprachtheoretiker und schließlich Kardinal. Mit ihm teilte
er auch das Interesse für die jüngere volkssprachliche italienische
Literatur, insbesondere die Lyrik Petrarcas und die Erzählungen Boccaccios
und Dantes. Dank der Position seines Vaters erhielt er Zutritt zum Hof
in Ferrara, das Herzog Ercole nach 1471 zur Hauptstadt seines zwischen
dem Herzogtum Mailand, den Republiken Venedig und Florenz sowie dem Kirchenstaat
gelegenen Herrschaftsgebietes gemacht und ausgebaut hatte. 1493 trat er
in eine Theatergruppe ein, die am Hofe Schauspiele aufführte. Er schrieb
in jener Zeit die (verlorengegangene) Tragedia di Tisbe. Ab 1495 begann
er, erste lateinische Dichtungen zu schreiben und verfasste in seiner Zeit
als Student und Zaungast am Hof diverse Dichtungen in lateinischer Sprache.
Als im Jahr 1500 sein Vater plötzlich starb, musste er zur Ernährung
der Familie, darunter waren ein gelähmter Bruder und fünf Schwestern,
beitragen. Er trat in die militärischen Fußstapfen des Vaters
und übernahm als Hauptmann den Oberbefehl einer Grenzfestung nahe
Canossa. 1503 konnte er zurück nach Ferrara und wurde als Sekretär
in den Dienst des Kardinals Ippolito d’Este aufgenommen, einem Sohnes von
Herzog Ercole. In der Hoffnung, über ihn eine kirchliche Pfründe
zu erhalten, die ihn finanziell unabhängig machte, ließ er sich
die Niederen Weihen erteilen und bekam in der Tat 1506 eine Pfründe
in einer reichen Gemeinde zugewiesen, wo er, wie in solchen Fällen
üblich, nur sporadisch präsent zu sein brauchte. Im Dienst des
Kardinals war er vielbeschäftigt, da der Kardinal von ihm ständige
Einsatzbereitschaft verlangte. U. a. reiste er mehrfach in seinem Auftrag
nach Rom. Er fand aber trotz seiner Dienstverpflichtungen Zeit, literarisch
tätig zu sein, und zwar ab ca. 1505 nur noch in italienischer Sprache.
So verfasste er eine Reihe von Gelegenheitsgedichten sowie Sonette und
Kanzonen. Weiterhin schrieb er, in Prosa, die Komödien La Cassaria
(1508, dt. etwa Das Ding mit der Truhe und I suppositi (1509, dt. die Untergeschobenen),
worin er sich von den üblichen Vorbildern Plautus und Terenz löste
und zeitgenössisch wirkende Sujets behandelte. Vor allem aber arbeitete
er an dem Orlando, einem Versepos in elfsilbigen Stanzen, das er um 1505
als Fortsetzung von Matteo Boiardos unvollendet gebliebenem Versepos Orlando
innamorato („der verliebte Roland“) begonnen hatte und das er 1516 in einer
ersten Version von 40 Gesängen mit einer Widmung an Ippolito drucken
ließ. 1520 schrieb er mit Il Negromante („der Nekromant“, Uraufführung
1528) eine weitere Komödie. 1521 gab er eine um fünf Gesänge
vermehrte Ausgabe des Orlando in Druck, die in den Folgejahren mehrere
Male neu aufgelegt wurde. In der dritten seiner sieben Satiren (Satire)
lobt er wehmütig das einfache Leben eines Gelehrten, fern vom Druck
der Tagesgeschäfte – sichtlich ein Reflex auf seine anstrengende Tätigkeit
in der unruhigen Grenzprovinz Garfagnana, wo er 1522 bis 1525, offenbar
durchaus geschickt, als Gouverneur amtierte. Seine Erlebnisse dort verarbeitete
er in einer vierten, 1523 entstandenen Satire. Die fünfte befasst
sich, nicht ohne die für den Kleriker typische Misogynie, mit der
Wahl der passenden Frau. Das Thema war aktuell für Ariost, weil er
(s. u.) ans Heiraten dachte. Die sechste, entstanden 1524/25, die er dem
Freund Pietro Bembo widmete, befasst sich mit dem Thema Bildung und Erziehung,
denn er war schon zweifacher Vater aus früheren Beziehungen. Er kaufte
sich 1526 ein kleines Häuschen in Ferrara in der Via Mirasole, das
er gemeinsam mit seinem Sohn Virgilio bewohnte. 1527 oder 1528 verheiratete
er sich mit Alessandra Benucci, der Witwe des Florentiner Humanisten und
Autors Tito Strozzi (1425–1515), mit der er schon seit längerem ein
Verhältnis unterhielt. In den nachfolgenden Jahren verfasste er die
Komödie La Lena („Die Kupplerin Lena“, 1528) und überarbeitete
vor allem nochmals den Orlando. Er bereinigte den Text im Sinne der sich
festigenden italienischen Literatur- und Schriftsprache und er veränderte
die Ausrichtung, indem er statt der ursprünglich vor allem ins Auge
gefassten höfischen Zuhörerschaft eher das anonyme Lesepublikum
anzusprechen versuchte, das sich inzwischen herausgebildet hatte. Das 1532
in nunmehr 46 Gesängen neu publizierte Epos um die Kämpfe Rolands
und der Paladine Karls des Großen mit den Heiden um die Liebe Rolands
zu der flatterhaften Angelica sowie um die Liebe zwischen Ruggero und Bradamante,
den angeblichen Begründern des Hauses Este, war sehr erfolgreich und
wurde allein im 16. Jahrhundert fast zweihundert Mal nachgedruckt. Hauptwerk:
Orlando furioso, 1516–32. Erste deutsche (Teil-)Übersetzung: Die Historie
vom rasenden Roland von Diederich von dem Werder, 1632–36; Prosa-Übersetzung
von Wilhelm Heinse: Roland der Wüthende, 1782–83; erste vollständige
Vers-Übersetzung von Johann Diederich Gries: Der rasende Roland, 1804–1809,
rev. 1827–28; weitere Übersetzungen ins Deutsche von Karl Streckfuß,
1818–25, rev. 1839; Hermann Kurtz, 1840–41, überarbeitet von Paul
Heyse, 1880–81; Otto Gildemeister, 1882, und Alfons Kissner, 1908, rev.
1922. Komödien: La Cassaria, 1508 (dt. Die Kastenkomödie, übers.
v. Alfons Kissner, 1909), I Suppositi, 1509 (dt. Die Untergeschobenen,
dito), Il negromante, 1520 (dt. Der Nekromant), La Lena, 1528, Sieben Satiren,
Oden, Sonette, Kanzonen. Das Fragment von I Studenti (1518) wurde durch
Gabriele Ariosto fertiggestellt und postum als La Scolastica (1547) veröffentlicht.
1. "Das Sprichwort sagt,
die Berge bleiben stehen, / Die Menschen müssen zu einander gehen"
Bradamante sehnt sich
Roger herbei: "Doch immer, ob sie schlief, ob wachte, sah / Sie Roger vor
sich stehn, als wär' er da." Doch wird ihr, die "andern stets zu helfen",
auch selbst geholfen. Bradamante, den Rückweg verfehlend, trifft auf
Astolf, ihren Vetter, der ihr das Ross Rabican und die goldne Lanze in
Verwahrung gibt, um auf dem Flügelpferde eine Luftreise anzutreten.
Sie will ihn dort suchen, wo sie heiraten wollten: "Sie will nach Vallombrosa
zur Abtei, / In Hoffnung ihren Roger dort zu sehen" [60]
"Such' andern
stets zu helfen; denn nur selten
Bleibt eine gute
Tat ohn' ihren Lohn,
Und wenigstens wird
keiner drob dich schelten,
Es steht nicht Tod
darauf noch Schimpf und Hohn.
Wer andern schadet,
muss es einst entgelten;
Früh oder spät
wird ihm der Zahltag drohn.
Das Sprichwort sagt,
die Berge bleiben stehen,
Die Menschen müssen
zu einander gehen.
Sieh nur, wie schlecht
dem lasterhaften Grafen,
Dem Pinabel, sein
arges tun gedeiht:
Zum Schluss verfällt
er den verdienten Strafen,
Gerechtem Lohn der
Ungerechtigkeit,
Und Gott, der selten
leidet, dass dem braven
Unrecht geschieht,
erlöst aus ihrem Leid
Die Jungfrau und
wird jeden so erlösen,
Der rein von Frevel
lebt und fern vom Bösen. (...)
Sie ritt nicht weit,
da fand sie sich am Saume
Des Waldes, wo zuvor
das Zauberschloss
Gewesen war und
wo ihr wie im Traume
Durch des Beschwörers
Trug die Zeit verfloss.
Dort traf sie jetzt
Astolf, der mit dem Zaume
Versehen hatte sein
geflügelt Roß
Und nur für
Rabican noch sorgen musste,
Für den er
noch kein Unterkommen wusste.
Der Zufall wollt'
es nun gerade fügen,
dass ohne Helm der
edle Herzog stand,
Und Bradamante hatt'
an seinen Zügen
Den lieben Vetter
augenblicks erkannt.
Sie grüßt'
ihn schon von fern, und voll Vergnügen
Ritt sie heran und
schüttelt' ihm die Hand
Und nannte sich
und macht' ihr Antlitz frei
Vom Helmvisier und
zeigte, wer sie sei.
Der Herzog wusste
wohl, dass er so gut
Für Rabican
nie einen Pfleger fände,
Der ihn behalten
würd' in treuer Hut
Und wiedergeben,
wann die Luftfahrt ende,
Wie Haimons Tochter,
und ihm war zu Mut,
Als ob der Himmel
ihm das Mädchen sende.
Wenn er sie sah,
freut' er sich immer sehr,
Und nun er ihrer
brauchte, desto mehr.
Nachdem sie zwei-
und dreimal brüderlich
Umarmt sich hatten
und die Hand gegeben,
Und auch gar zärtlich
beiderseitig sich
Befragt nach ihrem
Wohlergehn und Leben,
Begann Astolf: »Beeilen
muss ich mich,
Soll ich ins Reich
der Vögel mich erheben,«
Und so vertraut'
er sein Vorhaben ihr
Und wies auf sein
geflügelt Wunderthier.
Dem Mädchen
kam es nicht so seltsam vor,
Dies Ross zu sehn,
das seine Flügel spannte,
Weil es schon einmal,
als der greise Mohr
Den Zaum noch lenkte,
ihr entgegenrannte
Und ihren Augen
weh tat, als empor
Gen Himmel sie die
starren Blicke wandte,
An jenem Tag, da
es mit jähem Flug
Roger hinweg in
weite Fernen trug.
Astolf fuhr fort,
er möchte Rabican
Ihr anvertraun,
das schnellste aller Rosse,
Das, wenn es mit
dem Pfeil zugleich die Bahn
Begonnen hat, vorbeifliegt
dem Geschosse.
Auch bat er sie,
dass sie nach Montalban
Die Rüstung
mitnehm' und sie dort im Schlosse
Für ihn verwahre
bis zur Wiederkehr;
Denn sie zu tragen
braucht' er jetzt nicht mehr.(...)
Sie will nach Vallombrosa
zur Abtei,
In Hoffnung ihren
Roger dort zu sehen,
Doch welcher Weg
der best' und nächste sei,
Das weiß sie
nicht und fürchtet fehl zu gehen.
Dem Bauer auch wohnt
wenig Kunde bei
Von Weg und Steg;
doch etwas muss geschehen.
Sie lenkt auf gutes
Glück gradaus die Pferde
Und denkt, dass
da der Ort wohl liegen werde." Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto
23
2. Bradamante und Milo's
Sohn; Mandricard, der König der Tartaren
Mandricard, der König
der Tartaren, benimmt sich so wie der heutige russische Präsident,
der im Grunde seines Herzens immer noch Tartar ist: "Als mit dem frommen
Werk sie fertig waren / Und an die Pferde traten, siehe da, / Kam Mandricard,
der König der Tartaren. / Als der den stolzen Schmuck der Fichte sah,
/ Wollt' er den Anlass von Zerbin erfahren, / Und dieser sagt' ihm alles,
was geschah. / Da ritt der Heidenkönig rasch und munter / Zum Fichtenbaum
und nahm das Schwert herunter / Und sprach: »Kein Mensch kann deshalb
mit mir rechten; / Denn dass es mein ist, weiß die ganze Welt. /
Besitz ergreifen kann ich nach den Rechten / An jedem Orte, wo es mir gefällt.
/ Roland, aus Furcht mit mir darum zu fechten, / Warf es hinweg und hat
sich toll gestellt. / Gern mag er seine Feigheit so verbrämen, / Das
hindert mich nicht, mir mein Recht zu nehmen.« Mandricard besiegt
den Zerbin und raubt Rolands Schwert Durindane. [61]
Wenn sie
das Zauberschloß betreten hätte,
Da rannt' er mit
Gradasso lange schon,
Mit Ferragu und
Roger um die Wette,
Mit Bradamanten
und mit Milo's Sohn.
Als aber Atlas floh
von jener Stätte,
Vertrieben durch
des Horns furchtbaren Ton,
War Brandimart zu
Karl zurückgekommen,
Doch hatte Flordelis
es nicht vernommen.
Als Flordelis Zerbin
und Isabelle
Zufällig, wie
gesagt, im Walde fand,
Erkannte sie die
Waffen auf der Stelle
Und Güldenzaum,
der dort gesattelt stand.
Mit Augen sah sie
all das Leid, und schnelle
Ward auch dem Ohr
die Neuigkeit bekannt;
Denn wie den andren
sagt' auch ihr der Hirte,
Wie Roland wütend
durch die Wälder irrte.
Zerbin hängt'
alle Waffen als Trophäe
An eine Fichte,
die ihm passend schien,
Und dass kein Ritter,
der die Rüstung sähe,
Versucht sich fühle,
selbst sie anzuziehn,
Schrieb er ein kurzes
Sprüchlein in die Nähe,
»Die Wehr
gehört Roland dem Paladin,«
Als woll' er sagen:
Rühre nicht daran,
Wer nicht mit Roland
selbst sich messen kann!
Als mit dem frommen
Werk sie fertig waren
Und an die Pferde
traten, siehe da,
Kam Mandricard,
der König der Tartaren.
Als der den stolzen
Schmuck der Fichte sah,
Wollt' er den Anlass
von Zerbin erfahren,
Und dieser sagt'
ihm alles, was geschah.
Da ritt der Heidenkönig
rasch und munter
Zum Fichtenbaum
und nahm das Schwert herunter
Und sprach: »Kein
Mensch kann deshalb mit mir rechten;
Denn dass es mein
ist, weiß die ganze Welt.
Besitz ergreifen
kann ich nach den Rechten
An jedem Orte, wo
es mir gefällt.
Roland, aus Furcht
mit mir darum zu fechten,
Warf es hinweg und
hat sich toll gestellt.
Gern mag er seine
Feigheit so verbrämen,
Das hindert mich
nicht, mir mein Recht zu nehmen.« " Ludovico Ariosto, Orlando furioso,
Canto 24
3. Rinaldo's Schwester
Bradamante ("Würdig des ew'gen Ruhms ist Bradamante") und ihre Brüder
Ricciardetto und Richard; Roger will "Christ in Wirklichkeit" werden; ein
Ungeheuer erscheint als die Macht des Geldes, des Mammon bzw. als die heidnische
Welt des Islam
Roger findet zwar nicht
Bradamante, befreit aber in der Festung der Mohren Bradamante's Zwillingsbruder
Richard vom Feuertode. Bei Ariost heißt der Zwillingsbruder Bradamante's
Ricciardetto (»Klein Richard«) zum Unterschiede von einem älteren
Bruder Namens Richard. Roger, der sich taufen lassen wollte, ist noch unschlüssig,
ob er in den Kampf für die Christen oder die Muslime ziehen soll,
schließlich will er Bradamante heiraten: "Dann fällt ihm ein,
er sollt' um diese Stunde / In Vallombrosa sein mit ihr vereint. / Er sieht,
wie sie ankömmt und nach dem Grunde / Verwundert forscht, weshalb
er nicht erscheint. / Könnt' er nur Briefe schicken, irgend Kunde,
/ Damit sie wenigstens nicht klagt und weint, / Weil er, nachdem er ihr
sein Wort gebrochen, / Den Rücken wend', eh er sie nur gesprochen."
Er schwört, das er "Christ in Wirklichkeit" werde. [62]
"Als Roger
nun des Jünglings Züge sah,
Die traurig und
getrübt von Tränen schienen,
Da meint' er, Bradamante
stehe da,
So große Aehnlichkeit
war zwischen ihnen.
Die Täuschung
stieg, als er genau und nah
Hinblickt' auf die
Gestalt und Mienen.
Er sprach bei sich:
»Ist dies nicht Bradamante,
So bin ich der nicht,
den man Roger nannte.
»Sie hat vielleicht
in kühner Kampfbegier
Zu rasch versucht
dem Knaben beizustehen,
Und weil es übel
ablief, hat man ihr
Die Fesseln angelegt,
wie wir's nun sehen.
O warum solche Hast,
anstatt mit mir
Gemeinsam an das
Rettungswerk zu gehen!
Doch preis' ich
Gott, dass ich zu rechter Frist
Gekommen bin, wo
Hilfe möglich ist.«
Und ohne Säumen
zückt der Held das Schwert
(Denn seine Lanze
war vorhin zerbrochen)
Und jagt ins waffenlose
Volk sein Pferd,
Das Brust und Bauch
vordrängt, vom Sporn gestochen. (...)
Schon war hinabgetaucht
der goldne Wagen
Des Sonnengotts
in abendliche Flut.
Als Roger sieggekrönt
mit dem befreiten
Jüngling sich
anschickt aus der Burg zu reiten.
Als sich der Knabe
draußen vor der Pforte
Mit Rogern sah und
sicher vor Gefahr,
Bracht' er mit seiner
Art und klugem Worte
Dank, grenzenlosen
Dank dem Ritter dar,
Der ihm an diesem
mörderischen Orte,
Ohn' ihn zu kennen,
beigesprungen war,
Und bat ihn, dass
er sich ihm nennen wolle,
Damit er wisse,
wem er danken solle.
Und Roger denkt:
seh' ich das Antlitz schon,
Das reizende, für
das mein Herz entbrannte,
So hört mein
Ohr doch nicht den süßen Ton,
Die sanfte Stimme
meiner Bradamante,
Und solche Danksagung
ist nicht der Lohn,
Den sonst sie ihrem
Liebsten zuerkannte.
Ist's aber Bradamante,
wie geschah's,
dass meinen Namen
sie so schnell vergaß?
Um klar zu sehn,
sprach er mit seiner List:
»Ich hab'
euch schon gesehn in frühern Tagen
Und weiß nicht
mehr, wo es gewesen ist;
Ich sinne hin und
her und kann's nicht sagen.
Sagt doch, wenn
ihr's euch zu erinnern wißt,
Und auch nach eurem
Namen laßt mich fragen,
Damit ich wisse,
wen ich aus dem Feuer
Gerettet hab' in
diesem Abenteuer.«
Der andre sprach:
»Das konnte leicht geschehen,
dass ihr mich traft;
nur fragt nicht wo und wann.
Auch meine Art ist's,
durch die Welt zu gehen,
Wo ich auf Abenteuer
rechnen kann.
Vielleicht habt
ihr die Schwester einst gesehen,
Die sich in Harnisch
kleidet wie ein Mann.
Denn Zwilling' und
so ähnlich sind wir beiden,
dass selbst die
unsren uns nicht unterscheiden.
»Seitdem sie
aber einstmals im Gefecht
Am Kopf verwundet
ward von einem Mohren,
Schnitt ihr der
Arzt, ein frommer Gottesknecht,
Die Locken kurz
bis an die halben Ohren,
Und wäre nicht
der Nam' und das Geschlecht,
So wäre jeder
Unterschied verloren.
Sie nennt man Bradamante,
Richard mich.
Rinaldens Schwester
sie, sein Bruder ich. (...)
Schwer drückt
ihn, was vom Kampf am Seinestrande
Der Bote Agramants
ihm mitgeteilt.
Er sieht entehrt
sich vor dem ganzen Lande,
Wenn er den seinen
nicht zu helfen eilt.
O welcher Schimpf
bedroht ihn, welche Schande,
Wenn er bei Feinden
seines Herrn verweilt!
Gewiss, dass man's
Verrat und Feigheit hieße,
Wenn er gerade jetzt
sich taufen ließe.
Zu andren Zeiten
könnt' es glaublich scheinen,
dass er's in reinem
Glaubenseifer tut,
Jetzt aber, wo der
König mit den seinen
In größter
Not war und um Hilfe bat,
Jetzt wird die ganze
Welt viel eher meinen,
dass Furcht und
Feigheit ihn erschüttert hat
Als irgend Glaub'
an eine bessre Lehre.
So quälte Roger
Sorg' um seine Ehre. (...)
Dann fällt ihm
ein, er sollt' um diese Stunde
In Vallombrosa sein
mit ihr vereint.
Er sieht, wie sie
ankömmt und nach dem Grunde
Verwundert forscht,
weshalb er nicht erscheint.
Könnt' er nur
Briefe schicken, irgend Kunde,
Damit sie wenigstens
nicht klagt und weint,
Weil er, nachdem
er ihr sein Wort gebrochen,
Den Rücken
wend', eh er sie nur gesprochen. (...)
Und was er mündlich
ihr mit teurem Eid
Geschworen habe,
schwör' er noch und schreibe:
Sobald er seinem
Herrn die schuld'ge Zeit
Im Krieg gedient
hab' und am Leben bleibe,
So werd' alsbald
er Christ in Wirklichkeit,
Wozu sein guter
Will' ihn jetzt schon treibe,
Und werb' um ihre
Hand nicht minder bald
Bei Haimon, ihrem
Vater, und Rinald." Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto 25
Das in dieser und den
folgenden Stanzen geschilderte Ungeheuer scheint die Macht des Geldes,
des Mammon, bedeuten zu sollen. Freilich ist es eine starke poetische Lizenz,
wenn Ariost die Kaiser Maximilian I und Karl V, die Könige Franz I
und Heinrich VIII und den Papst Leo X als Überwinder des Tiers
und Hersteller des goldnen Zeitalters feiert. Die Quelle Merlins mit den
prophetischen Bildwerken, welche die Macht des Geldes und die Besiegung
dieser Macht durch Fürsten des 15. und 16. Jahrhunderts darstellen,
liegt etwa in der Zeit des König Artus. [63]
Da auch Ferdinand
Gonsalvo, von den Spaniern "el gran capitano" genannt, und der Eroberer
Granada's unter Ferdinand dem Katholischen ist, als Retter genannt wird,
könnte mit dem Ungeheuer auch die heidnische Welt des Islam, die Europa
bedroht, gemeint sein: "Was mach' ich denn? Gonsalvo Ferdinand, / Die Zierde
Spaniens, hab' ich übergangen? / Von allen, welche Malagis genannt,
/ Sind wenige, die größren Ruhm erlangen." [64]
Mandricard und Rodomont
treffen an Merlins Quelle Marfisa und die Ritter; es kommt zum Kampf zwischen
Mandricard und Marfisa. Durch einen Zauber des Malagis wird dem Kampf ein
Ende gemacht und werden die heidnischen Ritter auf den Weg nach Paris gebracht.
Die heidnische Pseudo-Religion des Islam hat immer etwas mit schwarzmagischen
Kräften zu tun. Allah ist der "Lügengott" und Gegenspieler des
Christus und der Christenheit: "Und hatt' er auch zur Zeit das Buch nicht
bei sich, mit dessen Hilf' er Mond und Sonne bannt, so war der Text doch,
der die Teufel fleißig und fügsam macht, ihm aus dem Kopf bekannt.
rasch ließ er einen von den schwarzen Scharen .... in diesen frommen
Gaul" fahren. "Und er, der niemals einen Fuß zu heben, bevor die
Hand ihn antrieb, sich vermaß, sprang plötzlich durch die Luft
mit mächt'gem Satze acht Ellen hoch, zwölf Ellen weit vom Platze."
[65]
"Wohl gab
es edle Frau'n in alter Zeit,
Die nur an Tugend,
nicht an Reichtum dachten;
Heut sind die Frauen
eine Seltenheit,
Die mehr nach andrem
als nach Schätzen trachten;
Sie aber, die aus
wahrer Trefflichkeit
Den Weg der Mehrzahl
und den Geiz verachten,
Sind würdig
der Glückseligkeit hienieden
Und ew'gen Ruhms,
wann sie dahingeschieden.
Würdig des ew'gen
Ruhms ist Bradamante,
Die weder Herrschaft
liebt noch Hab' und Gut,
Die höh'res
nicht als Rogers Tugend kannte,
Sein adlich Herz
und seinen kühnen Mut.
Und sie verdient,
dass er für sie entbrannte,
Ein so berühmter
Held, der Dinge tut,
(Um ihr nur zu gefallen,)
die nach hundert
Und tausend Jahren
noch die Welt bewundert. (...)
Inmitten der Gestalten
dieses Schmucks
War auch ein Tier,
wild, grausam und erschreckend;
Das hatte Eselsohren,
lang von Wuchs,
Den Kopf des Wolfs,
die Zähne hungrig bleckend,
Des Löwen Pranken,
aber wie ein Fuchs
Das übrige.
So lief es, weit sich streckend,
Durch Frankreich,
Spanien, Welsch- und Engelland,
Europa, Asien, kurz
durch jedes Land.
Verwundet hatt' es
dort und umgebracht
Geringes Volk und
solche, die befehlen,
Jedoch am meisten
schien's darauf bedacht
Könige, Fürsten,
große Herrn zu quälen.
In Rom hatt' es
am ärgsten es gemacht,
Die Päpste
tötend samt den Cardinälen;
Sanct Peters hehren
Stuhl hatt' es befleckt
Und Ärgernis
in Christi Kirch' erweckt.
Es ist, als ob das
grauenhafte Tier,
Wohin es komme,
Wäll' und Mauern sprenge.
Die festen Schlösser
bieten ihm Quartier,
Und keine Stadt
ist, die es nicht bezwänge.
Nach göttlicher
Verehrung zeigt's Begier,
Und angebetet wird's
von blöder Menge
Und maßt sich
an, dass es die Schlüssel führe
Der Höllenpforten
und der Himmelstüre. (...)
»Denn wisst,
dass sie noch nicht auf Erden waren,
Obwohl die Namen
hier in Marmor stehn.
Doch wird die Welt
nach siebenhundert Jahren
Zum Ruhm des Säculums
sie kommen sehn.
Merlin ließ
einst, in Zauberkunst erfahren,
Zu König Arthurs
Zeit die Quell' entstehn,
Und gute Meister
mussten sie mit Bildern
Ausschmücken,
die zukünft'ge Dinge schildern.
»Dies böse
Tier kam aus dem Höllenschlunde
Um jene Zeit, als
man in Flur und Trift
Zuerst Grenzsteine
setzte, Wag' und Pfunde
Und Ell' erfand
und Kaufvertrag und Schrift.
Nicht macht' es
gleich durch alle Welt die Runde,
Und manches Land
blieb rein von seinem Gift;
In unsrer Zeit plagt
es schon manche Gegend,
Doch Pöbel
nur und niedres Volk erlegend.
»Von seinem
Ursprung bis zu unsren Tagen
Wuchs es und wächst
es noch von Jahr zu Jahr,
Und wachsend wird
es alles überragen,
Was je die Erde
riesiges gebar.
Der Python selbst,
von dem die Bücher sagen,
dass er so kolossal
und gräslich war,
Ist doch trotz allem,
was wir davon lesen,
Nicht halb so groß
und grauenhaft gewesen.
»Arg wird es
wüten, Orte groß und klein
Verwüsten und
verpesten und beflecken,
Und wenig nur zeigt
euch der Marmorstein
Von seinen Greueln
und verruchten Zwecken. (...)
Was mach' ich denn?
Gonsalvo Ferdinand,
Die Zierde Spaniens,
hab' ich übergangen?
Von allen, welche
Malagis genannt,
Sind wenige, die
größren Ruhm erlangen.
Wilhelm von Monferrat
ward auch erkannt
Im Kreise derer,
die das Tier bezwangen,
Und klein war ihre
Zahl nur neben der,
Die es verwundet
und erwürgt vorher. (...)
Der Malagis verstand
auf Zauberei sich,
Wie je ein Magier
sich darauf verstand,
Und hatt' er auch
zur Zeit das Buch nicht bei sich,
Mit dessen Hilf'
er Mond und Sonne bannt,
So war der Text
doch, der die Teufel fleißig
Und fügsam
macht, ihm aus dem Kopf bekannt.
Rasch ließ
er einen von den schwarzen Scharen
In Doralißens
armen Zelter fahren.
In diesen frommen
Gaul, auf dem noch eben
Die Tochter Stordilans
so ruhig saß,
Fuhr von den Engeln,
die den Styx umschweben,
Der eine, den sich
Malagis erlas,
Und er, der niemals
einen Fuß zu heben,
Bevor die Hand ihn
antrieb, sich vermaß,
Sprang plötzlich
durch die Luft mit mächt'gem Satze
Acht Ellen hoch,
zwölf Ellen weit vom Platze.
Der Sprung war groß,
doch keiner von den Sätzen,
Durch die man rettungslos
vom Sattel fällt.
Wie sie sich fliegen
sieht, schreit vor Entsetzen
Das Fräulein,
das sich für verloren hält.
Der Gaul jedoch,
als ob ihn Teufel hetzen,
Nach einem großen
Sprunge, rennt ins Feld
Und fliegt dahin
mit seiner schrein'den Bürde,
dass kaum ein Pfeil
ihn noch einholen würde." Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto
26
4. Satan vereinigt die
mächtigsten Heidenritter zum Angriff auf das Heer Karls
Allah oder Satan vereinigt
die mächtigsten Heidenritter zum Angriff auf das Heer Karls, der nach
Paris zurückflüchten muss: "Der alte Feind, der weiland Eva trieb
/ Im Paradies verbotne Frucht zu pflücken, / Warf eines Tags, als
fern der Ritter blieb, / Auf Karl die grünen Augen, schel von Tücken,
/ Und da er sah, jetzt werd' ein schwerer Hieb / Wider das Volk der Christen
leicht ihm glücken, / So führt' er alles, was im Mohrenheer /
An Tapferkeit vorhanden war, daher." Die Muslime "Sie kamen dichtgeschlossen
Mann an Mann / Mitten ins Lager, wo die Christen lagen, / Und stimmten
laut der Heiden Schlachtruf an / »Spanien und Afrika,« um sich
anzusagen." [66]
Vom Erzengel Michael
gezüchtigt, begibt die Zwietracht sich aufs neue ans Geschäft
und schürt im Heidenlager Streit zwischen Roger, Rodomont, Marfisa,
Gradasso, Mandricard und Sacripant. Marfisa entdeckt Brunel, der ihr das
Schwert gestohlen hat, und entführt ihn, um ihn zu hängen. Der
Streit zwischen Rodomont und Mandricard wird durch Doralißens Entscheidung
erledigt. Rodomont, den Weibern fluchend, verlässt das Heer und kehrt
am Ufer der Saone bei einem schelmischen Gastwirt ein. Der Friede unter
den Moslems scheint beendet: "Die tolle Zwietracht lacht, da sie es schaut:
/ Nun fürchtet sie nicht mehr, dass Friede drohe." [67]
"Der alte
Feind, der weiland Eva trieb
Im Paradies verbotne
Frucht zu pflücken,
Warf eines Tags,
als fern der Ritter blieb,
Auf Karl die grünen
Augen, schel von Tücken,
Und da er sah, jetzt
werd' ein schwerer Hieb
Wider das Volk der
Christen leicht ihm glücken,
So führt' er
alles, was im Mohrenheer
An Tapferkeit vorhanden
war, daher.
Gradasso und dem
guten Sacripant,
Die, seit sie sich
aus Atlas' Schloß befreiten,
Gemeinsam zogen
durch das Frankenland,
Gab er den Plan
ein, zum Succurs zu reiten
Dem hartbedrängten
Volk des Agramant
Und Kaiser Karl
Verderben zu bereiten,
Und in Person führt'
er sie schnurgerade
Durchs fremde Land
und ebnete die Pfade.
Auch sandt' er einen
Teufel, dass er klug
In jene Spur, wo
sein Genoß im Leibe
Des Zelters Doraliß
von dannen trug,
Den Rodomont und
den Tartaren treibe.
Noch einen sandt'
er, dass nicht in Verzug
Marfisa mit dem
tapfren Roger bleibe;
Der aber, mit dem
zweiten Paare, nahm
Sich etwas Zeit,
so dass er später kam.
Er braucht' ein halbes
Stündchen längre Frist;
Dann führt'
er beide in des Lagers Nähe.
Der schwarze Engel
sorgt' in seiner List,
Weil er die Christen
gern zerdroschen sähe,
Dass diesem Wunsche
nicht durch fernren Zwist
Um das geraubte
Pferd Abbruch geschähe;
Denn kämen
Rodomont und Roger jetzt
Zusammen, würd'
ihr Zweikampf fortgesetzt.
Die ersten vier gelangten
an den Ort
Zu gleicher Zeit
und sahen die Quartiere,
Hier der Belagrer,
der Umschlossnen dort,
Und die im Winde
flatternden Paniere.
Sie hielten Kriegsrat,
und das letzte Wort
War nach der Unterredung
dieser viere,
Man wolle Agramanten
hilfreich sein,
Trotz Karl, und
aus dem Lager ihn befrein. (...)
"Der Witwen Jammer
und der bange Chor
Beraubter Greis'
und vaterloser Knaben
Stieg zu den ewig
lichten Höhn empor,
Wo Michael saß,
empor von Wall und Graben.
Da mußt' er
sehn, wie draußen vor dem Tor
Die Christen lagen,
Raub für Wolf und Raben,
Aus Deutschland,
England, Frankreich, Süd und Nord;
Denn voll von Leichen
war das Blachfeld dort.
Da wurden rot des
sel'gen Engels Wangen:
Des Schöpfers
Wort war nicht, wie sich's gebürt,
Befolgt, so schien
ihm; schändlich hintergangen
Hatt' ihn die Zwietracht
und ihn angeführt.
Denn statt dass
sie auf Michaels Verlangen
Zank hätt'
im Heidenlager angeschürt,
War gradezu, nach
allem was zu sehen,
Das Gegentheil des
ganzen Plans geschehen.
Wie wenn ein treuer
Knecht, bei dem an Stärke
Die Liebe das Gedächtnis
überwiegt,
Etwas vergessen
hat bei einem Werke,
Das mehr als alles
ihm am Herzen liegt,
Wie der voll Eifers,
eh der Herr es merke,
Den Fehler gutzumachen
eilt und fliegt,
So wollte Michael
sein Werk vollbringen,
Eh er es wage sich
zu Gott zu schwingen.
Zum Kloster, wo er
jüngst sie bei den ihren
Getroffen hatte,
lenkt' er seinen Flug,
Und sah sie im Capitel
präsidieren,
Denn eine Wahl war
just in vollem Zug,
Und sie ergetzte
sich, wie mit Brevieren
Ein Mönch dem
andern um die Ohren schlug.
Der Engel faßte
sie beim Haar im Nacken,
Trat sie mit Füßen,
schlug sie auf die Backen,
Und dann zerbrach
er eine Kreuzesstange
Auf ihrem Kopf und
Rücken, dass sie schrie.
Um Gnade bat sie
und umfaßte bange
Des aufgebrachten
Himmelsboten Knie.
Er aber ließ
nicht ab, noch währt' es lange,
So trieb er in das
Mohrenlager sie
Und sprach zu ihr:
»Noch schlimmer wird's dir gehen,
Wenn wir dich außerhalb
des Lagers sehen.«
Obwohl sie kaum vor
Schmerzen sich zu rühren
Vermochte, fand
die Zwietracht nicht für gut,
Noch einmal solchen
Sturm herbeizuführen,
So starke Hiebe,
so gewalt'ge Wut.
Sie greift zum Blasebalg,
beginnt zu schüren,
Wirft Reisig in
die schon vorhandne Glut
Und zündet
neuen Brand an, bis die hohen
Flammen des Zorns
in vielen Herzen lohen.
Und so, von ihr entflammt,
zum König kamen
Roger und Rodomont
und Mandricard
(Weil nun die Christen
nichts mehr unternahmen,)
Und trugen in des
Königs Gegenwart
Die Streitigkeiten
vor, und auch den Samen
Erfuhr er, wie der
Zwist geboren ward,
Und baten ihn, dass
er entscheiden wolle,
Wer zum Gefecht
den Vortritt haben solle.
Marfisa gleichfalls
sprach von ihrer Sache
Und wollt' auch
ihren Kampf beendigt sehn,
Den Mandricard mit
ihr begann, um Rache
Zu nehmen für
den Hohn, der ihr geschehn:
Nicht einen Tag,
nicht eine Stunde mache
Sie andren Platz,
um ihr voranzugehn,
Vielmehr ausdrücklich
müsse sie verlangen
Zuerst mit dem Tartaren
anzufangen.
So will auch Rodomont
der erste sein,
Den Streit mit dem
Rivalen auszutragen;
Denn nur um hier
die Mohren zu befrein,
Hab' er erlaubt
die Sache zu vertagen.
Dawider legt Einsprache
Roger ein
Und sagt, er könn'
es nimmermehr ertragen,
Dass Rodomont sein
Pferd ihm nehm' und er
Nicht eher kämpfen
soll' als irgendwer.
Das Maß des
Wirrwarrs aber wird erst voll,
Als Mandricard erklärt,
dass nach den Rechten
Roger den weißen
Aar nicht führen soll,
Und wenn die andren
drei zu kämpfen dächten,
So, ruft er wütend
und vom Zorn wie toll,
Woll' er zugleich
mit allen dreien fechten.
Zu kämpfen
dachten freilich alle drei,
Wenn nur der König
sagen wollt', es sei.
Der König, der
den Frieden wünschte, that,
Was möglich
war, mit Mahnungen und Bitten,
Doch fand er, dass
er taube Leute bat,
Die Frieden nicht
noch Waffenstillstand litten.
So sann er wenigstens
auf einen Rat,
Wie sie zum Kampfe
nach einander schritten,
Bis ihm zuletzt
der beste Ausweg schien,
Um Reihenfolg' und
Rang das Loos zu ziehn....
Die tolle Zwietracht
lacht, da sie es schaut:
Nun fürchtet
sie nicht mehr, dass Friede drohe.
Sie fährt beinah
vor Freuden aus der Haut,
Durchs ganze Lager
läuft die siegesfrohe.
Der Übermut
tanzt mit und jubelt laut
Und schüttet
Holz und Reisig in die Lohe
Und sendet bis zum
Sternenreich empor
Sein Siegsgeschrei
Sanct Michael ins Ohr.
Paris erbebt, die
Seine rauscht und wallt
Bei diesem graus'gen
Schrei, und die Ardennen
Durchbraust der
Widerhall, dass durch den Wald
Die wilden Tier'
aus ihrem Neste rennen.
Von Blaie und von
Rouen die Küste hallt,
Die Alpen hören
es und die Cevennen;
Die Rhone hört's,
Garonne und Rhein nicht minder;
Die Mütter
pressen an die Brust die Kinder." Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto
27
5. Tasso's Gedicht »il
Rinaldo«
Rinalds Gemalin war
Clarisse, Tochter des Hugo von Bordeaux. Tasso hat die Liebe der beiden
in seinem Gedichte »il Rinaldo« besungen. [68]
"So kam
er und umfing voll Freudigkeit
Mutter und Weib
und Kind und all die seinen
Und auch die Vettern,
die der Kampf befreit.
Und als er kam,
da konnt' es wahrlich scheinen,
Die Schwalbe komme
nach der Hungerzeit,
Den Mund voll Futters,
zu den lieben Kleinen.
Zwei Tage blieb
er oder drei; dann ritt
Er weiter und nahm
andre Reiter mit.
Guiscard, der erstgeborne,
und Alard
Und Richard und
der jüngre Richard reiten
Dem Helden nach,
der ganz in Waffen starrt,
Und auch die Vettern
wollen ihn begleiten.
Die Schwester aber,
die des Tages harrt,
Der allzu langsam
scheint heran zu schreiten,
Sagt ihren Brüdern,
sie sei krank und schwach,
Und bleibt daheim
und folgt der Schar nicht nach." Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto
30
6. Rinaldo, Orlando
und das Problem der gefährlichen Waffen in falschen Händen
Rolands Schwert in den
Händen der Muslime; das erinnert an die islamischen Länder Pakistan
oder Iran, das auch für das von einem Muslim kürzlich verübte
Attentat auf S. Rushdie verantwortlich ist, obwohl er den Koran nur als
das bezeichnet hat was ihn ausmacht, nämlich eine Ansammlung von "Satanischen
Versen", die auch in der iranischen Fatwa wieder auftauchen; Rushdie sagte
damals: "Man könnte Khomeinis Fatwa selbst als eine Ansammlung satanischer
Verse ansehen." Beise Länder haben oder versuchen die Atombombe
zu bauen: "Bedenke selbst, was für Gefahren drohn / Der ganzen Christenheit
und allen Frommen, / Seit Durindane jetzt, wie einmal schon, / In die Gewalt
des Heidentums gekommen!" Iran gilt als das gefährlichste Land mit
unkontollierbaren Muslim-Horden und bleibt damit "ein Machtpolitischer
und weltanschaulicher Widersacher des Westens, zunehmend gestützt
von Russland und China." [69]
Durch Unachtsamkeit
bzw. Rolands "Raserei" oder "Wahnsinn" gerät die Waffe in die Hände
des Feindes der Christenheit. Rinaldo will das schlimmste verhindern und
Roland heilen. [70]
»Desselben
Tages aber hat der Sohn
Des Agrican das
Schwert davongenommen.
Bedenke selbst,
was für Gefahren drohn
Der ganzen Christenheit
und allen Frommen,
Seit Durindane jetzt,
wie einmal schon,
In die Gewalt des
Heidentums gekommen!
Auch Güldenzaum,
der los und ledig dort
Umherlief, nahm
der Heide mit sich fort. (...)
Fragt nicht, ob bei
dem kläglichen Bericht
Rinald bestürzt
sei und sich gräm' und härme.
Das Herz im Leibe
schmilzt ihm, anders nicht
Als Eis zu schmelzen
pflegt vor Sonnenwärme,
Und unverbrüchlich
macht er's sich zur Pflicht,
Roland zu suchen,
wo er immer schwärme,
Voll Hoffnung, wann
er erst gefunden sei,
Ihn bald zu heilen
von der Raserei." Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto 31
Zuerst wollte Rinaldo
die Muslime sofort zurückdrängen: "Wollt' er zuerst die Saracenenscharen
/ Vertreiben und die Stadt Paris befrein." Doch dann entschlossen sie sich
nachts anzugreifen: "Man traf des Königs Feldwacht schlafend an, /
Schlug alle tot, nahm keinen erst gefangen, / Und kam ins Mohrenlager ungestört,
/ Eh einer sie gesehn hatt' und gehört. / Im ersten Anlauf warf sich
jetzt Rinald / Auf die bestürzten ahnungslosen Wachen / Und schlug
sie und zerschmiss sie dergestalt, / Dass keinem Zeit blieb sich davon
zu machen. / Den Heiden, deren erste Spitze bald / Zerbrochen ward, verging
dabei das Lachen. / Schlaftrunken, waffenlos, voll Angst und Zittern, /
Schirmten sie sich nur schlecht vor solchen Rittern. / Damit das Herz den
Saracenen sinke, / Ließ jetzt der Paladin zum Überfall / Die
Kriegstrompete blasen und die Zinke / Und seinen Namen schrein mit lautem
Schall. / ... So kühn war in dem Heer kein Veteran, / Dass ihm die
Haare nicht zu Berge stiegen, / Als er den Ruf »Rinald und Montalban!«
/ So furchtbar hörte durch die Lüfte fliegen. / Von dannen stob
das Heer vor seinem Nahn, / Und das Gepäck blieb in der Eile liegen.
/ Nicht warten mochten sie auf jene Wut, /
Die allen schon
bekannt war, nur zu gut." [71]
"Doch weil
die Freund' einmal beisammen waren,
(Mocht' es nun Fügung
oder Zufall sein,)
Wollt' er zuerst
die Saracenenscharen
Vertreiben und die
Stadt Paris befrein.
Er riet indes den
Angriff aufzusparen
Für nächste
Nacht, (der Vorteil sei nicht klein,)
Bis um die dritte
oder vierte Wache
Der Schlaf die Tropfen
spreng' aus Lethe's Bache.
Er ließ die
ganze Schar im Walde liegen
Und hielt sie über
Tag zurück vom Feld.
Als aber Phöbus
dann, hinabgestiegen
Zur alten Mutter,
dunkel ließ die Welt
Und man giftlose
Schlangen, Bären, Ziegen
Und andre Tiere
sah am Sternenzelt,
Die vor dem größren
Licht zu schwinden pflegen,
Da ließ er
schweigend sich sein Heer bewegen.
Und Aquilant, Grifon
und Vivian,
Guidon, Alard und
Samson, diese drangen
Vor mit Rinald,
den übrigen voran,
Und suchten leis'
ans Lager zu gelangen.
Man traf des Königs
Feldwacht schlafend an,
Schlug alle tot,
nahm keinen erst gefangen,
Und kam ins Mohrenlager
ungestört,
Eh einer sie gesehn
hatt' und gehört.
Im ersten Anlauf
warf sich jetzt Rinald
Auf die bestürzten
ahnungslosen Wachen
Und schlug sie und
zerschmiss sie dergestalt,
Dass keinem Zeit
blieb sich davon zu machen.
Den Heiden, deren
erste Spitze bald
Zerbrochen ward,
verging dabei das Lachen.
Schlaftrunken, waffenlos,
voll Angst und Zittern,
Schirmten sie sich
nur schlecht vor solchen Rittern.
Damit das Herz den
Saracenen sinke,
Ließ jetzt
der Paladin zum Überfall
Die Kriegstrompete
blasen und die Zinke
Und seinen Namen
schrein mit lautem Schall.
Dann spornt' er
Bajard, der beim ersten Winke
Dahinflog über
Palisad' und Wall
Und Reiter umwarf,
Fußvolk niederkrachte
Und Hütten
und Gezelt zu Falle brachte.
So kühn war
in dem Heer kein Veteran,
Dass ihm die Haare
nicht zu Berge stiegen,
Als er den Ruf »Rinald
und Montalban!«
So furchtbar hörte
durch die Lüfte fliegen.
Von dannen stob
das Heer vor seinem Nahn,
Und das Gepäck
blieb in der Eile liegen.
Nicht warten mochten
sie auf jene Wut,
Die allen schon
bekannt war, nur zu gut.
Stets folgt Guidon
ihm, der nicht minder schafft,
Die Söhne Olivers,
sie folgen beide,
Richard, Alard,
die ganze Brüderschaft.
Bahn bricht sich
Samson mit des Degens Schneide;
Aldigers, Vivians
furchtbare Kraft
Erprobt zu seinem
Schaden mancher Heide.
Wer heute mit Rinalds
Panier ins Feld
Geritten ist, der
zeigt sich auch als Held.
Auf seinen Dörfern
und dem Herrensitze
Hielt siebenhundert
Reiter Haimons Sohn,
Jeder des Kriegs
gewohnt bei Kält' und Hitze,
Nicht schlechter
als Achilles' Myrmidon;
Die boten, wenn
es galt, dem Feind die Spitze,
Dass ihrer hundert
nicht vor tausend flohn,
Und viele fand man
unter diesen Leuten,
Die mit berühmten
den Vergleich nicht scheuten.
Und war Rinald an
Städten und an Gold
Nicht eben reich,
so war er doch mit Mienen
Und Worten gegen
sie stets gut und hold,
Und was er hatte,
theilt' er auch mit ihnen;
Daher kein einziger
durch höhern Sold
Jemals verlockt
ward andren Herrn zu dienen.
Rinald entfernte
nie dies Aufgebot
Von Montalban als
nur im Fall der Not.
Doch jetzt, damit
Paris gerettet werde,
Ließ er die
eigne Veste schwach besetzt,
Und auf die Mohren
fiel dies Fähnlein Pferde,
Dies Fähnlein,
das ich rühmte eben jetzt,
Sie hetzend, wie
der Wolf die woll'ge Herde
Am Phalanteïschen
Galesus hetzt
Oder der Leu den
bärt'gen Schwarm am Strande
Des Cynips anfällt
im Barbarenlande.
Dem Kaiser war's
durch Boten hinterbracht,
Dass Haimons Söhne
vor Paris erschienen
Und einen Angriff
planten für die Nacht.
Er stand bereit,
um einzuhaun mit ihnen,
Und als es Zeit
war,
führt' er in die Schlacht
Die Paladin', und
mit den Paladinen
Zog auch der Sohn
des Monodant ins Feld,
Der Freund der Flordelis,
der weise Held,
Auf den sie Monde
lang umsonst geharrt,
Den sie gesucht
durch Wälder und Gefilde.
Jetzt plötzlich
sah sie ihren Brandimart
Und kannt' ihn schon
von fern am Helm und Schilde.
Als er der teuren
auch ansichtig ward,
Verließ er
Schlacht und Mord und ward voll Milde
Und fiel ihr um
den Hals und gab ihr dann
Küsse wohl
tausend oder nah daran."
Der König Agramant
schlief im Gezelte
Den ersten Schlaf,
da weckt' ihn ein Trabant
Und sagt' ihm, dass
es schnell zu fliehen gelte,
Wenn er nicht fallen
woll' in Feindes Hand.
Der König sah
sich um; Verwirrung stellte
Dem Blick sich dar;
rings ohne Widerstand
Flohn seine Leute,
nackt und ohne Waffen,
Zu eilig, um den
Schild nur aufzuraffen.
Bestürzt und
völlig ratlos ließ der Sohn
Trojans den Harnisch
um die Brust sich schnallen.
Da kamen Balugant
und Falsiron,
Grandon erschien,
und er vernahm von allen,
Er werde, wenn er
bleibe, nächstens schon
Gefangen werden
oder hilflos fallen,
Und dass von großem
Glück zu sagen sei,
Wenn er mit heiler
Haut entkomm' und frei.
So sprach Marsil,
so sprach der Greis Sobrin,
So sprachen alle
wie mit einer Stimme:
Ganz nah bedrohe
das Verderben ihn,
Weil schon Rinald
den nächsten Wall erklimme,
Und wenn er warte,
bis der Paladin
Hier sei, mit solchem
Volk, mit solchem Grimme,
So werd' er selbst
und jeder Saracen
Gefangen werden
oder untergehn.
Leicht aber sei es
noch sich mit dem Reste
Nach Arles, nach
Narbonne durchzuhau'n.
Man könn' in
jener wie in dieser Veste
Sich lange halten
und dem Glück vertrau'n.
Wenn er nur lebe,
hofften sie das beste
Und einen Tag der
Rache noch zu schau'n,
Falls man das Heer
in Ordnung wieder bringe,
Wodurch gewiß
der Sieg zuletzt gelinge.
Der Rat erschien
dem König gut und klug,
So hart es war den
Rückzug zu beschließen.
Es ging nach Arles
wie im Sturmesflug
Auf Straßen,
wo sie nicht auf Feinde stießen.
Nächst dieser
Führung kam es ihrem Zug
Zu statten, dass
sie Nachts das Feld verließen.
Es war ein Rest
von zwanzigtausend Mann,
Der so Rinalden
aus dem Garn entrann.
Der Rest, der vor
Rinald und Karl entrann,
(Wohl hunderttausend
Mann, wie ich gelesen,)
Lief durch Gefild
und Berg und Tal und Tann,
Um vor dem Schwert
der Franken zu genesen,
Traf aber meist
gesperrte Straßen an
Und färbte
rot, was grün und weiß gewesen.
So macht es nicht
der Sericaner Held,
Der mehr abseits
aufpflanzte sein Gezelt." Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto 31
7. Astolf's Reise zu
den »Höllenbolgen« und später ins Paradies um von
dort Rolands verlornen Verstand zurückzuholen; Gott hat Roland zum
"Schützer seiner Christenheit" gemacht; wie Nebukadnezar hat er seine
Pflicht verletzt und wurde mit Wahnsinn gestraft; seine Reise zum Lethestrom,
wie Fürsten bzw. Politiker die guten Künste und denkmalgeschützte
Bauwerke nicht fördern
Astolf hat sich einiges
zugemutet als er zu den »Höllenbolgen« reist: "Der
Ritter wollte da hinuntergehn, / Um die zu schaun, die keinen Tag mehr
schauen, / Und, um die Höllenbolgen anzusehn, / Sich bis zum Mittelpunkt
der Welt getrauen." »Höllenbolgen« sind nach dem von Dante
eingeführten Terminus technicus die Stufen oder Abschnitte der trichterförmigen
Terrasse, als welche er die Hölle darstellt. "Die Hölle" in Dantes
"Divina Commedia" (Göttliche Komödie) umfasst ausser dem Vorhof
neun Höllenkreise, die wie ein Trichter im Mittelpunkt der Erde zusammenlaufen,
dem Sitz Luzifers. Je tiefer die Seelen der Verdammten, umso größer
ihre Verfehlungen und umso größer auch ihre Strafen. Dantes
Mahnungen und Warnungen stehen in vollem Einklang mit der Lehre der Kirche,
der er sich als Autorität immer unterworfen hat. Grunddogma ist für
ihn der Glaube an die Dreieinigkeit Gottes. Thomas von Aquin und Albertus
Magnus befinden sich im Paradies; Mohammed, den Dante als Irrlehrer, sittenlos
und gewalttätig, beurteilt, der das Böse wollte und sich darin
verhärtete, befindet sich in der Hölle. Am Eingang der Hölle
heißt es: „Das sind die Stifter falscher Lehren / und allerlei sektiererischer
Anhang. / Viel voller als du denkst, sind diese Gräber. / In Massen
liegen Gleichgesinnte drin, / und eingebettet in gestufte Gluten" (Dante,
Göttliche Komödie IX Inferno). In Dantes Göttlicher Komödie
erleidet z.B. Mohammed in der Hölle das, was er in seinen "satanischen
Versen" (Koran) den Nicht-Muslimen, also denen, die nicht an die islamischen
Zeichen (Koran, Halbmond, Mohammed und Allah) glauben, androht. In
über 200 Suren-Versen des Koran droht Allah den NichtMuslimen irdische
und ewige Strafen an. Dante begegnet Mohammed, "der Zwietrachtstifter Mohammed"
oder "Mahom" genannt, im tiefsten Höllenschlund. Er klagt sich selber
an, seinen gerechten Lohn erhalten zu haben: "Ein Fass, dem Dauben oder
Querholz fehlen, / ist nicht so löchrig wie der Sünder (Mohammed)
war, / bei dem's vom Kinn bis an den After klaffte./ Zwischen den Beinen
hing ihm das Gedärm. / Herz, Leber, Lunge sah man und den Sack, /
der Kot aus allem macht, was wir verschlucken. / Indess ich mit den Augen
ihn durchbohre, / blickt er auf mich und öffnet sich die Brust / mit
Händen: 'Schau nur!' rufend, 'Selbstzerreißung! / Betrachte
den verstümmelten Mohammed! / Der vor mir geht und jammert, ist Ali
(der Kalif, der die Mohammedaner in zwei Sekten spaltete), / das Angesicht
vom Kinn zum Schopf zerschlitzt. / Und Ärgernis und Zwiespalt haben
alle, / die du hier siehst, erregt in ihrem Leben, / drum sind sie ebenso
zerspalten hier. / Dort hinten steht ein Teufel, der zerstückt, /
mit Schwertesschärfe feden dieser Sekte / gar grausam jedesmal, dass
uns der Weg / dieselbe Schmerzensstraße führt im Kreis. / Denn
immer schließt sich unsere Verwundung, / bevor an ihm vorbei wir
wieder kommen. / Jedoch, wer bist du, dass du spähst und schnüffelst
/ dort auf der Brücke und die Strafe wohl, / die zugesprochene, verzögern
möchtest?' / 'Der Tod hat ihn', erwiderte mein Meister (Vergil), /
'noch nicht ereilt, noch soll er Sünden büßen. / Damit
ihm aber volle Kenntnis werde, / muss ich, der schon Gestorbene, ihn führen
/ von Kreis zu Kreis hienieden durch die Hölle. / Das ist so wahr
wie, dass ich sprech zu dir.' / Es waren mehr als hundert, die das hörten,
/ und blieben stehn, vergaßen ihre Qual / und staunten aus dem Graben
nur nach mit."(Dante, Göttliche Komödie XXVIII Inferno) [72]
"Der Herzog
jagte mit dem Horn am Munde
Die scheuslichen
Harpyien durch die Luft
Und senkte sich
hinab nach jenem Grunde,
Wo sie verschwunden
waren durch die Kluft.
Aufmerksam nähert'
er das Ohr dem Schlunde,
Und horch, es war
als ob aus tiefer Gruft
Geheul und Klag'
und ew'ger Jammer schölle,
So dass er merkte,
drinnen sei die Hölle.
Der Ritter wollte
da hinuntergehn,
Um die zu schaun,
die keinen Tag mehr schauen,
Und, um die Höllenbolgen
anzusehn,
Sich bis zum Mittelpunkt
der Welt getrauen.
Was (dacht' er)
kann mir schreckliches geschehn?
Denn auf mein Horn
kann ich ja immer bauen.
Pluto und Satan
werd' ich fliehen machen
Und auch den Hund
mit dem dreifalt'gen Rachen.
Er schwingt sich
hurtig von dem Hippogryphen
Und bindet draußen
ihn an einen Strauch.
Dann wagt er mit
dem Horn sich in die Tiefen,
Das ihn beschützen
soll nach seinem Brauch.
Kaum ist er drinnen,
als die Augen triefen,
Und in die Nase
beißt ein schwarzer Rauch
Wie Qualm von Pech
und Schwefel, nur noch schlimmer,
Er aber schreitet
aus und vorwärts immer. (...)" Ludovico Ariosto, Orlando furioso,
Canto 34
Astolf's eigentliche
Ziel ist das irdische Paradies, von wo St. Johannes ihn nach dem Monde
bringt, um von dort Rolands verlornen Verstand zurückzuholen. Das
Ideal einer friedlichen Welt ohne Raubbau, ohne Fracking natürlich,
ohne Gentechnik, intensive Landwirtschaft und Luft- und Naturverpestung
sieht er vor sich: "Zu diesem Wunderbau, der stolz und prächtig /
Wohl sieben Meilen in die Rund' umfasst, / Lenkt jetzt Astolf sein Luftroß
fein bedächtig, / Das Land bewundernd und den Lichtpalast, / Und denkt
bei sich, wie wüst und niederträchtig / Und Gott und der Natur
zugleich verhasst / Ist die von uns bewohnte garst'ge Welt! / So schön
ist's hier, so hell und wohlbestellt." St. Johannes erklärt ihm, warum
er hier sei, nämlich wie er den heil'gen Glauben verteidigen und "Kirch'
und Reich" von den Muslims befreien könne: »Um zu erfahren,
wie du helfen musst, / Karl und den heil'gen Glauben zu erretten, / Kömmst
du zu mir, des Zwecks dir unbewusst, / Und suchest Rat an diesen heil'gen
Stätten. / Nicht glaube, Sohn, dass deine Wagelust, / Dein Wissen
dich hieher geleitet hätten. / Dir hätte nicht dein Horn noch
Flügelpferd / Geholfen, hätt' es Gott dir nicht gewährt.
/ »Wir werden später noch die Art und Weise / Besprechen, wie
wir Kirch' und Reich befrein; / Erst aber stärke dich mit Trank und
Speise; / Denn langes Fasten muss dir lästig sein.« / So sprach
er, und Astolf ging mit dem Greise, / Und sein Erstaunen war gewiß
nicht klein, / Als er vernahm, er sei bei dem zu Gaste, / Der einst das
Evangelium verfasste." [73]
"Rubinen,
Chrysolithen, dem Safir,
Topasen, Golde,
Demant und Opalen
Sind alle Blumen
ähnlich, welche hier
Die Lüft' auf
die beglückten Fluren malen.
Der Rasen würde,
wenn hienieden wir
Ihn hätten,
die Smaragden überstrahlen.
Nicht minder herrlich
ist der Bäume Grün,
Die immer Früchte
tragen, immer blühn.
Die Vögel singen
in dem schatt'gen Reiche,
Purpurn und gelb
und grün und weiß und blau.
Rauschende Wasserbäch'
und stille Teiche
Zieren mit leuchtendem
Krystall die Au.
Ein leiser Windhauch,
der wie immergleiche
Musik dahinfließt,
nimmer scharf und rauh,
Schaukelt die Lüfte
rings, damit am Tage
Die Hitze nicht
beschwerlich fall' und plage;
Und jeder Blum' und
Frucht und jeder Pflanze
Stiehlt er den Duft,
wie er vorüberfährt,
Und mischt die Wohlgerüche,
dass das Ganze
Mit Wonn' und Süßigkeit
die Seele nährt.
Im Feld' erhebt
sich ein Palast, vom Glanze
Lebend'ger Flamme
wunderbar verklärt,
Der solche Strahlen
hellen Lichts entsendet,
Wie ihr es nie auf
unsrer Erde fändet.
Zu diesem Wunderbau,
der stolz und prächtig
Wohl sieben Meilen
in die Rund' umfasst,
Lenkt jetzt Astolf
sein Luftroß fein bedächtig,
Das Land bewundernd
und den Lichtpalast,
Und denkt bei sich,
wie wüst und niederträchtig
Und Gott und der
Natur zugleich verhasst
Ist die von uns
bewohnte garst'ge Welt!
So schön ist's
hier, so hell und wohlbestellt.
Das Staunen aber
wird zum heil'gen Schauer
Als er den leuchtenden
Palast erreicht:
Ein einz'ger Edelstein
die ganze Mauer,
Vor dem Karfunkels
rote Pracht erbleicht!
O Wunder! o dädalischer
Erbauer!
Wo ist ein Menschenwerk,
das diesem gleicht?
Verstummen mag nur
jeder, der die sieben
Weltwunder uns so
herrlich hat beschrieben.
Ein Greis trat aus
dem lichten Säulengange
Des sel'gen Hauses
zu dem Paladin.
Rot war der Mantel,
weiß das Kleid, das lange,
Der Milch gleich
dieses, jener dem Karmin.
Weiß war das
Haupt und weiß vom Bart die Wange,
Der bis zur Brust
herabfloss, und es schien,
Als komm' ein Seliger
des Paradieses.
Nie sah Astolf ein
würdig Haupt wie dieses.
Mit heitrem Antlitz
war der Greis genaht,
Und ehrerbietig
stieg Astolf vom Pferde.
Dann sprach er:
»Prinz, der du nach Gottes Rat
Emporsteigst in
das Paradies der Erde,
Obwohl du nicht
das Ziel auf deinem Pfad
Verstandest, noch
was dir begegnen werde,
Doch war's ein hoch
Geheimnis, das im Flug
Dich nach des Südens
Hemisphäre trug.
»Um zu erfahren,
wie du helfen musst,
Karl und den heil'gen
Glauben zu erretten,
Kömmst du zu
mir, des Zwecks dir unbewusst,
Und suchest Rat
an diesen heil'gen Stätten.
Nicht glaube, Sohn,
dass deine Wagelust,
Dein Wissen dich
hieher geleitet hätten.
Dir hätte nicht
dein Horn noch Flügelpferd
Geholfen, hätt'
es Gott dir nicht gewährt.
»Wir werden
später noch die Art und Weise
Besprechen, wie
wir Kirch' und Reich befrein;
Erst aber stärke
dich mit Trank und Speise;
Denn langes Fasten
muss dir lästig sein.«
So sprach er, und
Astolf ging mit dem Greise,
Und sein Erstaunen
war gewiß nicht klein,
Als er vernahm,
er sei bei dem zu Gaste,
Der einst das Evangelium
verfasste." Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto 34
Gott hat Roland
zum "Schützer seiner Christenheit" gemacht "Wie er den Simson gegen
Philistäer / Zum Schützer hat bestellt für die Hebräer".
Aber er hat versäumt "für's heil'ge Kreuz zu ringen". Denn "Er
hat vom gläub'gen Volk sich abgewendet / Da Christi Feind' am ärgsten
es bedrohn. / Fluchwürd'ge Liebe hat ihn so verblendet, / Zu einer
Heidin, dass er zweimal schon / Und öfter nah daran war, des getreuen
/ Leiblichen Vetters Leben zu bedräuen. / »Darum hat Gott mit
Wahnsinn ihn geschlagen / Und hat verdunkelt seines Geistes Licht, / dass
nackt er seine Scham zur Schau getragen / Und keinen kennt, zumal sich
selber nicht. / So traf ja auch in den vergangnen Tagen / Nebukadnezar
Gottes Strafgericht, / Der sieben Jahre lang von sich nicht wusste / Und
Heu und Gras, gleich Ochsen, fressen musste." Der spanische Dichter, Schriftsteller
und Komponist Temistocle Solera (1815-1878) schrieb das Libretto zu Giuseppe
Verdis "Nabucco", wodurch Verdi weltberühmt werden sollte. Die Musik
bringt die romantische Philosophie zum Ausdruck, die immer eine Philosophie
der Freiheit ist. So zum Beispiel der feierlich fließende Hoffnungsgesang
des Zacharias im ersten Act: "D'Egitto là sui lidi..." (In schweren
Leidenstagen / Sandte er Moses als Retter. / Siegreich die Feinde schlagen
/ Half er Gideons kleiner Schar. / Niemals wird Leid euch geschehen, /
Baut ihr auf den Herrn in Not und Gefahr. / ... Glückliche Friedenstage
/ Werden wir wiedersehen), den der Chor unisono aufnimmt; und vor allem
im Gesang des Gefangenenchors am Ende des dritten Acts. So wie es hier
um die Befreiung der Hebräer vom Joch des Nebukadnezar und die Vertreibung
des Verräters (Ismael) geht, der den "Lügengott" Baal verehrt,
so hatte sich zu Verdis Lebzeiten Griechenland vom Joch der ismaelitischen
Osmanen bzw. Türken und ihrem "Lügengott" Allah befreit. Was
Zacharias am Ende des ersten Acts zu Ismael sagt, könnte man heute
den Muslimen sagen: "Dalle genti sii reietto, / Dei fratelli traditore!
/ Il zuo nome maledetto / Fia l'obbrobio d'ogni età! / 'Oh, fuggite
il maledetto', / Terra e cielo griderà." (Ja, ganz Israel wird schmähen
dich, Verräter an den Brüdern. Mit Verachtung soll dich sehen
wer zum wahren Glauben sich bekennt! Gram und Schrecken wird entstehen,
wo man deinen Namen nennt!) Im Gegensatz zu den heutigen Muslimen, die
weiterhin an ihrem "Lügengott" festhalten, erkennen Nebukadnezar und
Ismael - zumindest in der Oper - dass sie bisher einen "Lügengott"
oder "Unheilsgötzen" angebetet hatten; nun bekennen sie sich zum Gott
der Hebräer, der eigentlich Christus ist. Dazu Zacharias: "Ein mächtiger
Herrscher wirst du durch den Segen Gottes sein!" [74]
"Nahm bei
der Hand ihn und gab ihm Bericht
Von mancherlei des
Schweigens würd'gen Dingen;
Dann sprach er:
»Sohn, du weißt vielleicht noch nicht,
Was für Gericht'
im Abendland ergingen.
Vernimm denn, euer
Roland, der die Pflicht
Verabsäumt
hat, für's heil'ge Kreuz zu ringen,
Wird drob von Gott
gestraft; denn Gott vergibt
Am schwersten dem,
den er am meisten liebt.
»Roland, dem
Gott die höchste Tapferkeit
Und höchste
Stärke zum Geschenke machte,
Den er vor allen
Menschen so gefeit,
dass ihm kein Eisen
jemals Schaden brachte,
Weil er zum Schützer
seiner Christenheit
Auf solche Art ihn
zu bestellen dachte,
Wie er den Simson
gegen Philistäer
Zum Schützer
hat bestellt für die Hebräer,
»Roland, dem
solche Gnade ward gespendet,
Vergalt es seinem
Herrn mit schlechtem Lohn.
Er hat vom gläub'gen
Volk sich abgewendet
Da Christi Feind'
am ärgsten es bedrohn.
Fluchwürd'ge
Liebe hat ihn so verblendet,
Zu einer Heidin,
dass er zweimal schon
Und öfter nah
daran war, des getreuen
Leiblichen Vetters
Leben zu bedräuen.
»Darum hat
Gott mit Wahnsinn ihn geschlagen
Und hat verdunkelt
seines Geistes Licht,
dass nackt er seine
Scham zur Schau getragen
Und keinen kennt,
zumal sich selber nicht.
So traf ja auch
in den vergangnen Tagen
Nebukadnezar Gottes
Strafgericht,
Der sieben Jahre
lang von sich nicht wußte
Und Heu und Gras,
gleich Ochsen, fressen musste.
»Weil aber
Rolands Schuld geringer ist
Als die, womit Nabucco
sich beladen,
So setzte Gott der
Strafe kürzre Frist,
Und nach drei Monden
will er ihn begnaden.
Zu keinem andren
Zweck hat Jesus Christ
Dich hergeführt
zu uns auf weiten Pfaden,
Als dass du hören
sollst durch unsren Mund,
Wie Roland wieder
klug wird und gesund.
»Du musst nun
freilich eine neue Reise
Mit mir antreten,
fern von dieser Welt.
Entführen muss
ich dich zum Mondeskreise,
Der von Planeten
uns zunächst sich hält.
Denn dort ist die
Arznei, durch die er weise
Wie früher
werden wird und hergestellt.
Sobald der Mond
uns wird zu Häupten stehen,
Soll heute Nacht
die Fahrt von statten gehen.« Ludovico Ariosto, Orlando furioso,
Canto 34
Astolf und St.
Johannes kommen zum Strom Lethe und zu den Schwänen, welche würdige
Namen diesem Flusse entziehen. Astolf will von St. Johannes wissen, was
der Strom bedeutet. St. Johannes klärt darüber auf und in welcher
Beziehung große Geister und kleines Hofgesindel ("wie Säu' und
Esel"), heute würde man sagen Politiker, die sich nur vom Geld leiten
lassen ("Schalksnarren, Ohrenbläser, kurz und gut / Die Leute, die
an Höfen vorwärts kommen, / Mehr als die Tugendhaften und die
Frommen"), z.B. Gesundheitsminister und gekaufte Wissenschaftler, die nur
das sagen, was der Pharma- bzw. Biotechindustrie gefällt: "Wer ist
der Greis? weshalb streut er ins Bette / Des Stroms die schönen Namen
nutzlos hin? / Was sind die Schwäne? und die heil'ge Stätte?
/ Wer ist des Tempels schöne Hüterin? / Von diesen Rätseln
und Mysterien hätte / Astolf gar gerne den verborgnen Sinn, / Und
also bat er um des heil'gen Mannes / Belehrung, und zur Antwort gab Johannes:
/ »Wisse, dass sich kein Blatt dort unten regt, / Davon nicht hier
Merkmale sichtbar werden. / Zusammenstimmt, nur andre Formen trägt,
/ Alles Geschehn im Himmel und auf Erden. / Der Alte, dem der Bart den
Busen fegt, / Den man nicht einholt mit den schnellsten Pferden, / Ist
hier zu gleichem Werk und Dienst bestellt, / Den dort die Zeit versieht
in eurer Welt. / ... Schalksnarren, Ohrenbläser, kurz und gut / Die
Leute, die an Höfen vorwärts kommen, / Mehr als die Tugendhaften
und die Frommen, / »Und die man als des Hoftons Muster preist, /
Weil sie wie Säu' und Esel sich betragen, – / Sobald den Faden ihres
Herrn zerreißt / Die Parce, (Venus, Bacchus sollt' ich sagen,) /
Dann führt dies Hofgezücht, das träg und feist / Nur lebt,
um sich den Wanst recht vollzuschlagen, / Den Namen ein Paar Tage noch
im Munde, / Läßt dann ihn fallen, und er sinkt zu Grunde." [75]
Weiter erzählt
er, dass die guten Künste von den Fürsten bzw. den Politikern
nicht geachtet werden, weil sie zu geizig sind und das Geld der Steuerzahler
lieber für unsinnige Maßnahmen ausgeben, statt die Künste
und Besitzer von Denkmalgeschützen Häusern zu fördern: »Wie
Schwäne so sind auch die Dichter selten, / Die mein' ich, die mit
Recht man Dichter heißt; / Teils weil der Himmel solcher Hochgestellten
/ Nie allzuviel dem Erdball überweist, / Teils weil die Fürsten
geizig sind zu schelten, / Die betteln lassen den erlauchten Geist, / Die
Tugend drücken, ihre Huld den schlechten / Zuwenden und die guten
Künste ächten. [76]
"Heilig
ist der Unsterblichkeit der Ort,
Und eine Nymphe
tritt in solcher Stunde
An der letheïschen
Gewässer Bord
Und nimmt die Namen
aus dem Schwanenmunde
Und reiht sie um
das Bildniß, welches dort
Auf einer Säule
ragt, weitab vom Grunde,
Und weihet sie und
schirmt sie alle Zeit,
dass man sie schauen
kann in Ewigkeit.
Wer ist der Greis?
weshalb streut er ins Bette
Des Stroms die schönen
Namen nutzlos hin?
Was sind die Schwäne?
und die heil'ge Stätte?
Wer ist des Tempels
schöne Hüterin?
Von diesen Rätseln
und Mysterien hätte
Astolf gar gerne
den verborgnen Sinn,
Und also bat er
um des heil'gen Mannes
Belehrung, und zur
Antwort gab Johannes:
»Wisse, dass
sich kein Blatt dort unten regt,
Davon nicht hier
Merkmale sichtbar werden.
Zusammenstimmt,
nur andre Formen trägt,
Alles Geschehn im
Himmel und auf Erden.
Der Alte, dem der
Bart den Busen fegt,
Den man nicht einholt
mit den schnellsten Pferden,
Ist hier zu gleichem
Werk und Dienst bestellt,
Den dort die Zeit
versieht in eurer Welt.
»Wann hier
die Fäden an ihr Ziel gelangen,
Dann endet stets
ein Menschenleben dort.
Dort bleibt der
Ruf, hier bleibt das Schildlein hangen
Und beide dauerten
unsterblich fort,
Beginge hier nicht
der mit zott'gen Wangen
Und dort die Zeit
an ihnen täglich Mord.
Der Alte wirft sie
in den Strom, die Zeit
Taucht sie in ewige
Vergessenheit.
»Und ganz wie
hier die Geier und die Raben,
Die Krähen
und die andre Vogelbrut
Die Namen, die das
schönste Aussehn haben,
Entreißen
möchten jener trüben Flut,
So dort Schmarotzer,
Kuppler, feile Knaben,
Schalksnarren, Ohrenbläser,
kurz und gut
Die Leute, die an
Höfen vorwärts kommen,
Mehr als die Tugendhaften
und die Frommen,
»Und die man
als des Hoftons Muster preist,
Weil sie wie Säu'
und Esel sich betragen, –
Sobald den Faden
ihres Herrn zerreißt
Die Parce, (Venus,
Bacchus sollt' ich sagen,)
Dann führt
dies Hofgezücht, das träg und feist
Nur lebt, um sich
den Wanst recht vollzuschlagen,
Den Namen ein Paar
Tage noch im Munde,
Läßt
dann ihn fallen, und er sinkt zu Grunde.
»Wie aber jene
Schwäne das Geschmeid
Hell singend trugen
und zum Tempel kamen,
So schirmt der Dichter
vor Vergessenheit,
Die schlimmer ist
als Tod, den würd'gen Namen.
O weise Fürsten,
die zu rechter Zeit
Ihr euch befleißt
dem Cäsar nachzuahmen
Und die Autoren
euch zu Freunden macht!
Zu fürchten
habt ihr nichts von Lethe's Nacht.
»Wie Schwäne
so sind auch die Dichter selten,
Die mein' ich, die
mit Recht man Dichter heißt;
Teils weil der Himmel
solcher Hochgestellten
Nie allzuviel dem
Erdball überweist,
Teils weil die Fürsten
geizig sind zu schelten,
Die betteln lassen
den erlauchten Geist,
Die Tugend drücken,
ihre Huld den schlechten
Zuwenden und die
guten Künste ächten.
»Glaub' mir,
dass Gott die Toren der Vernunft
Beraubt und ihre
Augen hat geblendet
Und wider Poesie
sie abgestumpft,
Damit im Tod' ihr
ganzes Dasein endet.
Denn böten
sie den Musen Unterkunft,
Sie würden,
welches Laster sie auch schändet,
Lebendig auferstehn
aus ihrer Gruft,
Wohlriechender als
Nard' und Myrrhenduft. (...)
»So – um zu
schließen, wo ich erst begann, –
Sind Poesie und
Kunst auf Erden teuer;
Denn wo es Weid'
und Schutz nicht finden kann,
Da ist es selbst
dem Wilde nicht geheuer.«
So sprach er, und
dem benedeiten Mann
Flammten die Augen
wie zwei helle Feuer;
Ein weises Lächeln
aber machte schnell
Sein zornig Antlitz
wieder sonnenhell." Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto 35
8. Die mutige und emanzipierte
Jungfrau Bradamante, stärker als Rinaldo und Orlando, besiegt die
Mohren im Zweikampf; "Sie ganz allein besiegt das Mohrenheer, / Allein
wird sie den Ruhm des Tags erwerben."
Wie oben erwähnt,
hatte man dem weiblichen Geschlecht früher mehr zugetraut. Nicht nur
lange Reisen haben Jungfrauen unternommen, auch konnten sie sich erfolgreich
gegen Mauren (heute würde man sagen gegen islamische Clankriminalität)
erwehren. Bradamante lässt sich von Flordelis zur Brücke Rodomonts
führen. Wie die Jungfrau das Großmaul besiegt erfährt man
hier: »Kein Mann ist stärker und an Gliedern derber / Als ich,
und mir erliegen schändet nicht.« / Sie lächelte: nie war
ein Lächeln herber, / Aus dem mehr Zorn als alles andre spricht. /
Kein Wort gab sie zurück dem stolzen Werber, / Zur Brücke kehrte
sie das Angesicht, / Und mit dem goldnen Speer, die scharfen Sporen / Eindrückend,
flog sie auf den trotz'gen Mohren. / Auch Rodomont ist schon bereit zum
Ritte. / Er braust daher; von dem Getöse schallt, / Die Brücke,
dass der Donner eherner Schritte / Im Ohre ferner Menschen widerhallt.
/ Der goldne Speer bleibt treu der alten Sitte: / Der Heide, der für
unbesiegbar galt, / Fährt aus dem Sattel, muss die Luft durchfliegen,
/ Kopfüber gehn und auf der Brücke liegen." Ein anderer aufgeblasener
Muslim-Bandit erleidet ein ähnliches Schicksal; man solle ihr nicht
solche Weichlinge zum Kampfe schicken: "Die Jungfrau sprach: »Dein
bäurisch Prahlen, Mohr, / Treibt mir die Höflichkeit nicht aus
dem Herzen, / Und höflich rat' ich, kehre heim, bevor / Am harten
Erdreich dir die Knochen schmerzen. / Geh, sage deinem Herrn, dass ich
ans Tor / Nicht kam, mit Leuten deiner Art zu scherzen. / Ich kam hieher
und habe Kampf begehrt / Mit einem Krieger, der der Mühe wert.«
/ Ihr beißend Wort, mit solchem Spott getränkt, / Fährt
zündend ihm ins Herz, und seinem Witze / Will keine Antwort glücken.
Hurtig schwenkt / Er seinen Gaul, gespornt von Zorneshitze. / Sie schwenkt
zugleich und auf den Prahler lenkt / Sie Rabican und goldne Lanzenspitze.
/ Kaum rührt sie an den Schild, so fliegt der Mohr / Und streckt zum
Himmel beide Füß' empor. / Die edelmüt'ge Heldin fing den
Renner / Ihm wieder ein und sprach: »Ich sagt' es dir. / Bestellungen
ausrichten ist für Männer / Von deinem Schlage besser als Turnier.
/ Jetzt, bitte, sag' dem König, dass er Kenner / Des Kriegs mir sende,
ebenbürtig mir, / Anstatt mich mit euch andren zu behell'gen, / So
unbewanderten und unanstell'gen.« [77]
»Kein
Mann ist stärker und an Gliedern derber
Als ich, und mir
erliegen schändet nicht.«
Sie lächelte:
nie war ein Lächeln herber,
Aus dem mehr Zorn
als alles andre spricht.
Kein Wort gab sie
zurück dem stolzen Werber,
Zur Brücke
kehrte sie das Angesicht,
Und mit dem goldnen
Speer, die scharfen Sporen
Eindrückend,
flog sie auf den trotz'gen Mohren.
Auch Rodomont ist
schon bereit zum Ritte.
Er braust daher;
von dem Getöse schallt,
Die Brücke,
dass der Donner eherner Schritte
Im Ohre ferner Menschen
widerhallt.
Der goldne Speer
bleibt treu der alten Sitte:
Der Heide, der für
unbesiegbar galt,
Fährt aus dem
Sattel, muss die Luft durchfliegen,
Kopfüber gehn
und auf der Brücke liegen.(...)
Die Jungfrau sprach:
»Dein bäurisch Prahlen, Mohr,
Treibt mir die Höflichkeit
nicht aus dem Herzen,
Und höflich
rat' ich, kehre heim, bevor
Am harten Erdreich
dir die Knochen schmerzen.
Geh, sage deinem
Herrn, dass ich ans Tor
Nicht kam, mit Leuten
deiner Art zu scherzen.
Ich kam hieher und
habe Kampf begehrt
Mit einem Krieger,
der der Mühe wert.«
Ihr beißend
Wort, mit solchem Spott getränkt,
Fährt zündend
ihm ins Herz, und seinem Witze
Will keine Antwort
glücken. Hurtig schwenkt
Er seinen Gaul,
gespornt von Zorneshitze.
Sie schwenkt zugleich
und auf den Prahler lenkt
Sie Rabican und
goldne Lanzenspitze.
Kaum rührt
sie an den Schild, so fliegt der Mohr
Und streckt zum
Himmel beide Füß' empor.
Die edelmüt'ge
Heldin fing den Renner
Ihm wieder ein und
sprach: »Ich sagt' es dir.
Bestellungen ausrichten
ist für Männer
Von deinem Schlage
besser als Turnier.
Jetzt, bitte, sag'
dem König, dass er Kenner
Des Kriegs mir sende,
ebenbürtig mir,
Anstatt mich mit
euch andren zu behell'gen,
So unbewanderten
und unanstell'gen.«
Verwundert fragen
sich die Saracenen:
Wer ist's, der sich
so fest im Sattel hält?
Man zählt berühmte
Namen auf, bei denen
Ein Frösteln
selbst im Sommer sie befällt.
Dass Brandimart
es sei, scheint diesen, jenen
Scheint es Rinald
zu sein, der tapfre Held,
Und viele würden
gar auf Roland wetten,
Wenn sie sein Unglück
nicht erfahren hätten.
Den dritten Gang
erbat Lanfusa's Sohn.
»Nicht (sprach
er) hoff' ich, dass der Sieg mir werde;
Jedoch entschuldigen
wird man Grandon
Und Serpentin, fall'
ich nun auch zur Erde.«
Was man zum Rennen
braucht, das hatt' er schon
In fert'ger Ordnung,
und der hundert Pferde
In seinem Stalle
bestes wählt' er aus,
Das flink und tüchtig
war zu solchem Strauß.
So kam er gegen sie,
doch vor dem Ritte
Begrüßt'
er sie, und sie tat ihm Bescheid.
Das Fräulein
sprach: »Wenn es die gute Sitte
Erlaubt, so möcht'
ich fragen, wer ihr seid.«
Sehr gern erfüllte
Ferragu die Bitte,
Denn sich zu nennen
war er stets bereit.
Sie dann fuhr fort:
»Ihr seid nicht unwillkommen,
Doch säh' ich
lieber einen andren kommen.«
»Und wen denn?«
fragt' er. Darauf Bradamante:
»Roger.«
Und mühsam brachte sie es vor,
Und als sie diesen
Namen sprach, da brannte
Das schönste
Antlitz wie ein Rosenflor.
Dann sprach sie
weiter: »Dessen weltbekannte
Triumphe führten
mich an euer Tor;
Denn all mein Trachten
ist, all mein Begehren,
Zu sehn, wie er
im Kampf sich mag bewähren.«
Die Worte sprach
sie, ohne zu verstehen
Welch argen Sinn
die Bosheit ihnen leiht.
Der Mohr versetzte:
»Lasset erst uns sehen,
Wer von uns beiden
besser ist im Streit.
Sollt' es auch mir
wie vielen schon ergehen,.
Dann komm' und heile
meine Traurigkeit
Der edle Ritter,
gegen den zu rennen
Du solchen heißen
Wunsch giebst zu erkennen.«
Indes sie redeten,
schob Bradamante
Vom Antlitz in die
Höhe das Visier,
Und als der Mohr
die schönen Züg' erkannte,
Da fühlt' er
schon sich halb besiegt von ihr,
Und leise sprach
er: »Einen Engel sandte
Das Paradies herab,
und der steht hier,
Und eh ich noch
vom Speer getroffen werde,
Strecken die schönen
Augen mich zur Erde.«
Sie nahmen Feld,
und wie es erst ergangen,
So flog auch Ferragu
vom Sattel fort.
Die Jungfrau hatte
bald sein Pferd gefangen
Und sprach: »Nun
reit nach Haus und halt dein Wort.«
Zur Stadt ritt Ferragu
mit roten Wangen
Und suchte Roger
auf und fand ihn dort
Beim Agramant und
säumte nicht dem Helden
Des fremden Ritters
Forderung zu melden.
Wer jener ist, der
ihn zum Kampf entbeut,
Davon hat Roger
noch kein Wort vernommen;
Drum ist er siegesfroh
und hocherfreut
Und läßt
sich Eisenring' und Panzer kommen.
Auch dass er jene
drei so jählings heut
Entsattelt sah,
es macht ihn nicht beklommen.
Wie er zum Kampfe
ritt und was darauf
Erfolgte, spar'
für nächstes Mal ich auf." Ludovico Ariosto, Orlando furioso,
Canto 35
Noch ein weiterer Muslim
wird von ihr besiegt: "So flog auch Ferragu vom Sattel fort." Er solle
ihr endlich Roger bringen, weshalb sie überhaupt gekommen sei. Ihr
Mut und ihre Ritterlichkeit hat mit der aktuellen barbarischen Kriegführung
wie sie zur Zeit von der tartarisch-russischen Armee in der Ukraine praktiziert
wird, nichts mehr zu tun. Weiter geht es nach Arles, wo sie Roger zum Zweikampf
auffordert, denn auf muslimische Schürzenjäger waren die christlichen
Frauen nicht gut zu sprechen. Der Muslim Ferragu, der schon gegen
sie verloren hatte, warnt Roger: »Glaubet mir, / 's ist keiner von
den Rittern, die man nannte. / Mir schien's, als er emporschlug das Visier,
/ dass ich den Bruder des Rinald erkannte; / Indes nach solchen Proben
im Turnier / (Weil so der junge Richard niemals rannte) / Glaub' ich vielmehr,
dass es die Schwester sei; / Denn ähnlich, sagt man, sehen sich die
zwei. / »Sie ist (so sagen alle, die sie kennen,) / Stark wie Rinald,
wie jeder Paladin; / Ich sage, dass sie heute bei dem Rennen / Mir stärker
als Rinald und Roland schien.« [77]
Bradamante wird hier
anticipando Rogers Gattin genannt, wie auch sonst bei Ariost die Verlobten
als Eheleute bezeichnet werden, nach der alten Rechtsanschauung, welche
dem Acte der Verlobung die ehebegründende Kraft beilegt. In Bradamantes
Augen ist Roger aber noch ein Schürzenjäger: "So sprengt sie
auf ihn los, doch in der Nähe / Ruft sie: »Jetzt wahr' dich,
Roger, falscher Mann! / Du sollst nicht Mädchenherzen als Trophäe
/ Von hinnen führen, wenn ich's hindern kann.« / Roger vernimmt's
und ahnt, die so ihn schmähe, / Sei jene, die er sich als Braut gewann.
/ Es war die Stimme seiner Bradamante, / Die unter tausenden sein Ohr erkannte."
[78]
Roger ist ersteinmal
abgemeldet, sie allein entscheidet die Schlacht und will dabei nicht von
Schürzenjägern gestört werden: "In kurzer Frist jagt dieser
goldne Speer / Dreihundert oder mehr noch ins Verderben. / Sie ganz allein
besiegt das Mohrenheer, / Allein wird sie den Ruhm des Tags erwerben. /
Durch das Gefild irrt Roger hin und her, / Bis er sie trifft und spricht:
»Ich werde sterben, / Wenn du nicht hörst; was hab' ich dir
getan, / Dass du mich fliehst? beim Himmel, hör' mich an.«...
/ »Beim Kämpfen andre Leute unterbrechen, / Ist bäurisch,
Roger, und unritterlich. / Mein Arm soll aber bald den Frevel rächen,
/ Denn er ist stark genug für sie und dich.« / Roger versucht
zur Ruhe sie zu sprechen / Mit sanften Worten, doch wie irrt er sich! /
An die ergrimmte noch ein Wort zu wenden, / Das, sieht er, hieße
nur die Zeit verschwenden." [79]
»Sie
ist (so sagen alle, die sie kennen,)
Stark wie Rinald,
wie jeder Paladin;
Ich sage, dass sie
heute bei dem Rennen
Mir stärker
als Rinald und Roland schien.«
Kaum hörte
Roger die Geliebte nennen,
Da, wie der Morgenschimmer
mit Karmin
Die Luft bestrahlt,
erglühten ihm die Wangen.
Sein Herz erschrak:
was ist nun anzufangen. (...)
So sprengt sie auf
ihn los, doch in der Nähe
Ruft sie: »Jetzt
wahr' dich, Roger, falscher Mann!
Du sollst nicht
Mädchenherzen als Trophäe
Von hinnen führen,
wenn ich's hindern kann.«
Roger vernimmt's
und ahnt, die so ihn schmähe,
Sei jene, die er
sich als Braut gewann.
Es war die Stimme
seiner Bradamante,
Die unter tausenden
sein Ohr erkannte.
Wohl merkt er, dass
dies mehr bedeuten solle,
Als was sie sag';
er werde angeklagt.
Er merkt, dass sie
dem pflichtvergessnen grolle,
Und hätte gern
ein Wort für sich gesagt.
Er winkt ihr also,
dass er sprechen wolle.
Schon aber mit geschlossnem
Helme jagt
Sie auf ihn los,
die ganz von Wut entbrannt ist,
Ihn hinzuschleudern,
wo vielleicht kein Sand ist. (...)
In kurzer Frist jagt
dieser goldne Speer
Dreihundert oder
mehr noch ins Verderben.
Sie ganz allein
besiegt das Mohrenheer,
Allein wird sie
den Ruhm des Tags erwerben.
Durch das Gefild
irrt Roger hin und her,
Bis er sie trifft
und spricht: »Ich werde sterben,
Wenn du nicht hörst;
was hab' ich dir getan,
Dass du mich fliehst?
beim Himmel, hör' mich an.« (...)
»Beim Kämpfen
andre Leute unterbrechen,
Ist bäurisch,
Roger, und unritterlich.
Mein Arm soll aber
bald den Frevel rächen,
Denn er ist stark
genug für sie und dich.«
Roger versucht zur
Ruhe sie zu sprechen
Mit sanften Worten,
doch wie irrt er sich!
An die ergrimmte
noch ein Wort zu wenden,
Das, sieht er, hieße
nur die Zeit verschwenden." Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto 36
9. "Beim Christengott
– denn ihn will ich bekennen; / Und ehren, wie mein Vater ihn geehrt" Die
Jungfrau Marfisa, die vorher für das maurische Lager gekämpft
hatte, will sich taufen lassen und für das christliche Lager kämpfen;
wenn Männer die Bedeutung der Frauen in Kunst und Politik kleinreden;
Marfisa's Taufe; "heim gen Osten kehren, / Und taufen wolle sie ihr
ganzes Land" damit endlich Schluss ist mit dem Schwören "auf jenes
Buch des Heidenpfaffen"
Mongrana und Claramont
heißen nach den fabelhaften Genealogien der Ritterromane die beiden
vornehmsten Häuser, welche ihren Ursprung auf Astyanax, Hectors Sohn,
zurückführen. Jenes, zu welchem Roger gehört, von
König Chlodwig, dieses vom Kaiser Constans abstammend. Darüber
klärt Roger Marfise auf: "Wie Roger sprach, stand mit verklärten
Wangen / Marfisa da und horchte voll Begier. / dass sie aus solchem Quell
hervorgegangen, / Quell so berühmter Ströme, schmeichelt' ihr;
/ Sie wusste ja, dass ihm zwei Ström' entsprangen, / Dort der von
Claramont, Mongrana hier, / Die in der Welt seit vielen, vielen Jahren
/ So reich an Heldenglanz wie keiner waren. Sie hört die Geschichte
und wie sie und Roger von Muslim-Banden behandelt wurden und will sich
beim Muslim-Clan rächen und zum christlichen Glauben konvertieren;
Sie schämt sich für die falsche Partei gekämpft zu haben,
nämlich für die Mauren gegen die Christen und dem Maurenkönig
gedient zu haben: "Kaum aber hatt' ihr Bruder die genannt, / Die hinterlistig
Roger niederstießen, / Großvater, Vater, Ohm des Agramant,
/ Und die sein Weib in Elend sterben ließen, / Da hielt sie nicht
mehr an sich; zornentbrannt / Rief sie: »Mein Bruder, mag's dich
nicht verdrießen, / Du hast versäumt, was deine Pflicht gebot,
/ dass du nicht rächtest unsres Vaters Tod. / »Trojan zwar und
Almonte lebten nicht / So lang', um dir Genugthuung zu geben, / Doch war
die Rach' an ihren Kindern Pflicht. / Da Roger lebt, kann Agramant noch
leben? / Nie wirst du diesen Makel vom Gesicht / Abwaschen, dass du solche
Schuld vergeben / Und nicht nur nicht den König umgebracht hast, /
Nein, auch um Sold dich dienstbar ihm gemacht hast. / »Beim Christengott
– denn ihn will ich bekennen / Und ehren, wie mein Vater ihn geehrt, –
/ Ich will mich nicht von meiner Rüstung trennen, / Bis ich den Mord
gesühnt mit meinem Schwert. / Mir brennt das Herz und ewig wird es
brennen, / Wenn Roger jetzt zurück zum Heere kehrt / Des Königs
oder eines andren Mohren, / Es sei denn, um die Frevler zu durchbohren.«
Wie früher die Maurenkönige so rufen heute islamische Fußballer
und Bürgermeister: "Anrufend dann den großen Mahomed / Schwört
er auf jenes Buch des Heidenpfaffen". Heute kommen die christlichen bzw.
atheistischen Politiker in die Moscheen, an "gemeinnützige" islamische
Akademien und lassen sich den Koran, "jenes Buch des Heidenpfaffen" erklären
und zeigen wie die Mohammedaner "zu dem bösen Lügnergott flehen"
(Tasso). Sie meinen es sei der Gleiche wie der christliche Gott, was nicht
nur einige Islamwissenschaftler sondern nach dem II vatikanischen Konzil
sogar die Päpste Johannes Paul II und Franziskus behaupten! [80]
"Kaum aber
hatt' ihr Bruder die genannt,
Die hinterlistig
Roger niederstießen,
Großvater,
Vater, Ohm des Agramant,
Und die sein Weib
in Elend sterben ließen,
Da hielt sie nicht
mehr an sich; zornentbrannt
Rief sie: »Mein
Bruder, mag's dich nicht verdrießen,
Du hast versäumt,
was deine Pflicht gebot,
dass du nicht rächtest
unsres Vaters Tod.
»Trojan zwar
und Almonte lebten nicht
So lang', um dir
Genugthuung zu geben,
Doch war die Rach'
an ihren Kindern Pflicht.
Da Roger lebt, kann
Agramant noch leben?
Nie wirst du diesen
Makel vom Gesicht
Abwaschen, dass
du solche Schuld vergeben
Und nicht nur nicht
den König umgebracht hast,
Nein, auch um Sold
dich dienstbar ihm gemacht hast.
»Beim Christengott
– denn ihn will ich bekennen
Und ehren, wie mein
Vater ihn geehrt, –
Ich will mich nicht
von meiner Rüstung trennen,
Bis ich den Mord
gesühnt mit meinem Schwert.
Mir brennt das Herz
und ewig wird es brennen,
Wenn Roger jetzt
zurück zum Heere kehrt
Des Königs
oder eines andren Mohren,
Es sei denn, um
die Frevler zu durchbohren.«
O wie bei diesen
Worten vor Vergnügen
Ihr schönes
Antlitz Bradamant' erhob!
Sie sprach ihm zu,
den Pflichten zu genügen,
Die ihm Marfisa
ins Gewissen schob;
Gleich soll' er
sich zu Kaiser Karl verfügen,
Der heute noch mit
Ehr' und hohem Lob
Den Namen Rogers,
seines Vaters, nenne
Als eines Kriegers,
wie er wen'ge kenne." Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto 36
Berühmte
Kriegerinnen des Alterthums werden aufgezählt, Harpalyce, die thracische
Königstochter, welche ihr Reich gegen den Sohn Achills Neoptolemus
verteidigte; Tomiris, die Königin der Massageten, deren Sieg über
Cyrus Herodot erzählt; die von Virgil besungene Camilla, des Königs
Turnus Bundesgenossin; die Amazone Penthesilea, die den Trojanern beistand;
ferner die Königinnen Dido, Zenobia und Semiramis: "Und treue Frauen,
keusche, starke, weise, /
Gab es nicht bloß
in Rom und Griechenland". Darauf waren die Männer neidisch: "Nicht
nur dass viele Männer sich verbünden / Und sich einander loben
vor der Welt, / Sie forschen auch begierig und verkünden, / Was etwa
bei den Frau'n sich schlecht verhält. / Sie möchten nicht, dass
Frauen höher stünden / Und rennen jede nieder, bis sie fällt,
– / Die Alten mein' ich, – als ob ihre Kränze / Verwelkten, wenn das
Lob der Frauen glänze." [81]
Ariost nennt Dichter
seines Zeitalters, welche den Frauen gehuldigt haben. Michael Marullo,
ein Grieche von Geburt, s. Z. ein gepriesener Hymnensänger und Epigrammendichter;
Johannes Pontano; zwei Mitglieder der bekannten Florentiner Familie Strozzi,
von denen besonders der jüngere sich durch lateinische und italienische
Verse und als Kenner der griechischen Sprache hervortat; der berühmte
Cardinal Pietro Bembo, Ariosts getreuer Freund; Bernardino Capella aus
Rom, Verfasser lateinischer Gedichte; Luigi Alamanni aus Florenz; endlich
die beiden Herren aus Mantua, Franz Gonzaga, der Schwager des Herzogs Alfons,
und Luigi Gonza zubenannt Rodomonte, zweiter Graf von Sabbioneta. Der hier
erwähnte »Bildner der Höflinge« ist der s. Z. weltberühmte
Balthasar Castiglione, dessen Buch il Cortigiano (der Höfling) lange
Zeit in Europa als Autorität in allen Fragen der Eleganz und feinen
Sitte gegolten hat. [82]
Nun soll aber weiter
"Von Rogers und von Bradamante's Liebe" gesprochen werden. Von den Taten
Marfisa's und Bradamante's will Ariost singen, weil sie noch unbekannt
sind: "Ich rede von Marfis' und Bradamante, / Deren Triumph' und hohe Sieg'
ans Licht / Zu ziehn ich redlich allen Fleiß verwandte, / Und dennoch
kenn' ich neun von zehnen nicht. / Sehr gern erzähl' ich alles mir
bekannte, / Teils weil man schöne Taten ins Gesicht / Der Menschen
rücken soll, teils um die Frauen, / Die ich verehr' und liebe, zu
erbauen." [83]
Wenn so,
wie beim Erwerben andrer Gaben,
Die uns Natur nicht
mühelos verleiht,
Die Frau'n sich
Tag und Nacht befleißigt haben
Mit höchstem
Fleiß und langer Emsigkeit
Und Werk' erschaffen,
die das Aug' erlaben, –
Wenn, sag' ich,
so die Frauen ihre Zeit
Den Künsten
widmeten, durch die auf Erden
Sterbliche Tugenden
unsterblich werden,
Und selbst im Stande
wären zu erzählen,
Was groß an
ihnen ist und rühmenswert
Und nicht bloß
betteln gingen bei den scheelen
Autoren, die, von
blassem Neid verzehrt,
Das gute, das man
sagen kann, verhehlen,
Indeß das
schlechte jedermann erfährt, –
Dann würd'
ihr Lob vielleicht zu Höhen fliegen,
Die männliche
Berühmtheit nie erstiegen.
Nicht nur dass viele
Männer sich verbünden
Und sich einander
loben vor der Welt,
Sie forschen auch
begierig und verkünden,
Was etwa bei den
Frau'n sich schlecht verhält.
Sie möchten
nicht, dass Frauen höher stünden
Und rennen jede
nieder, bis sie fällt, –
Die Alten mein'
ich, – als ob ihre Kränze
Verwelkten, wenn
das Lob der Frauen glänze.
Nie aber kann und
konnte Zung' und Hand,
Nie kann und konnte
Reden oder Schreiben
(Sei's durch Verkleinern,
wo sich gutes fand,
Sei's durch die
Kunst, was schlecht zu übertreiben)
Bewirken, dass der
Frauen Ruhm verschwand.
Ein Teil davon wird
stets erhalten bleiben.
Jedoch dass er das
rechte Maß erreicht,
Ihm auch nur nahe
kömmt, sieht man nicht leicht.
Nicht Harpalyce,
nicht Tomiris nur,
Nicht Hectors und
des Turnus Helferinnen,
Nicht jene, die
zur See nach Libyen fuhr,
Ein neues Reich
für Sidon zu gewinnen,
Nicht nur Zenobia
noch, auf Babels Flur,
Die mächtigste
von Asiens Königinnen,
Nicht diese nur
sind wegen ihrer Siege
Wert, dass ihr Waffenruhm
die Welt durchfliege.
Und treue Frauen,
keusche, starke, weise,
Gab es nicht bloß
in Rom und Griechenland;
Dergleichen hat
die Sonn' auf ihrer Reise
Vom Indus nach Hesperien
stets gekannt.
Sie sind nur todt
mit ihrem Ruhm und Preise;
Ein Name kaum von
tausend wird genannt,
Und das, weil die
Autoren ihrer Zeit
Verlogen waren und
regiert vom Neid.
Trotzdem, o Frauen,
die ihr Tugend liebt,
Geht euren Weg und
laßt nicht das gerechte
Und hohe Werk im
Stich, das ihr betriebt,
Aus Furcht, dass
es euch keine Ehren brächte.
Denn wie es keine
gute Sache giebt,
Die immer dauert,
so auch keine schlechte.
War Dint' und Schreibpapier
für euch nicht da
In frührer
Zeit, heut ist es anders ja.
Schon geht für
euch Marull, schon geht Pontan,
Zwei Strozzi, Sohn
und Vater, gehn ins Feuer,
Und er, der, so
wie wir ihn selber sahn,
Die Höflinge
gebildet hat, ist euer.
Auch Bembo und Capell
und Alaman
Und jene zwei, Mars
wie den Musen theuer,
Beid' aus dem Fürstenhause,
dessen Land
Der Menzo spaltet
und der See umspannt; (...)
Wenn ich von dieser
alles, was ich weiß,
Und alles, was ich
möchte, niederschriebe,
Das würde lang,
und doch bei allem Fleiß
Besorg' ich, dass
noch vieles übrig bliebe;
Auch gäb' ich
dann ja die Geschichte preis
Von Rogers und von
Bradamante's Liebe,
Die fortzusetzen
ich gleichwohl versprach,
Als ich das letzte
Mal sie unterbrach.
Jetzt, da ihr mich
zu hören Willens seid,
Und ich hier bin,
um euch mein Wort zu halten,
Spar' ich es auf
für eine frei're Zeit,
Die Kunst an ihrem
Lobe zu entfalten.
Zwar braucht sie's
nicht, dass man ihr Verse weiht,
Denn sie versteht
es selbst der Kunst zu walten;
Doch werd' ich's
tun, weil ihren hohen Wert
Zu loben immerdar
mein Herz begehrt.
Drum schließ'
ich kurz, dass unter euch, o Damen,
Gar manche ruhmeswert
gewesen ist,
Nur dass wir nichts
von solchem Ruhm vernahmen
Durch der Autoren
Neid und Hinterlist.
Das wird nun anders,
weil ihr eure Namen
Durch eigne Werke
zu verew'gen wisst.
Wüssten die
Schwägerinnen auch dergleichen,
Man wüsste
mehr von ihren Heldenstreichen.
Ich rede von Marfis'
und Bradamante,
Deren Triumph' und
hohe Sieg' ans Licht
Zu ziehn ich redlich
allen Fleiß verwandte,
Und dennoch kenn'
ich neun von zehnen nicht.
Sehr gern erzähl'
ich alles mir bekannte,
Teils weil man schöne
Taten ins Gesicht
Der Menschen rücken
soll, teils um die Frauen,
Die ich verehr'
und liebe, zu erbauen." Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto
37
Bradamante ist
auch nach Arles gekommen, Frankreich zu retten vor den Muslim-Banden ("Frankreich
zu retten vor den fremden Plagern."). Sie wurde von allen freudig begrüsst:
"Kaum hieß es, Bradamante sei gekommen, / So herscht' im Lager Jubel,
Freud' und Glück. / Ein jeder neigte sich, hieß sie willkommen,
/ Und nickend gab sie jeden Gruß zurück. / Sobald Rinald die
Kunde hat vernommen, / Geht er entgegen ihr ein gutes Stück; / Die
Brüder kommen, Vettern und Vasallen, / Und froh wird sie begrüßt
von ihnen allen." [84]
Die Jungfrau Marfisa,
die vorher für das maurische Lager gekämpft hatte, will sich
taufen lassen und für das christliche Lager kämpfen: "Viele Potentaten
sah sie im Leben, aber keiner schien, so reich er war, so glänzend
seine Taten, ihr solcher Ehre würdig. Aber ihn, den großen Karl,
hielt sie für tapfrer, weiser als irgend einen König oder Kaiser."
Später wolle sie als Christin in ihre orientalische Heimat zurückkehren
und das Christentum dort etablieren: "Und; fuhr sie fort, sie wolle Christum
ehren, / Und wenn es Karl erlaub' und Agramant / Zuvor vertilgt sei, heim
gen Osten kehren, / Und taufen wolle sie ihr ganzes Land / Und dann mit
Waffen jene Welt bekehren, / Wo man Macon verehr' und Trivigant; / Auch
solle, was sie noch erkämpf' auf Erden, / Des Kaisers und des wahren
Glaubens werden." [85]
Mit großem
Pomp wurde Marfisa's Taufe gefeiert: "Sie machten für die nächste
Mittagszeit / (Und Karl wollt' in Person nach allem sehen) / Mit Pomp und
Schimmer einen Platz bereit, / Marfisa's Taufe festlich zu begehen. / Die
Bischöf' und die hohe Geistlichkeit, / Die sich aufs christliche Gesetz
verstehen, / Ließ Karl zusammenrufen, und von diesen / Ward sie im
heil'gen Glauben unterwiesen. / Im hohenpriesterlichen Festornate / Kam
Erzbischof Turpin und taufte sie. / Karl selbst hob aus dem Bad des Heils
die Pate / Mit aller schicklichen Zeremonie." [86]
"Der Jüngling
ritt nach Arles, wo in fester
Verschanzung sein
Gebieter Zuflucht fand.
Dagegen Bradamant'
und Rogers Schwester,
Die Freundschaft
jetzt und Schwägerschaft verband,
Eilten dahin, wo
Kaiser Karl in bester
Schlachtordnung
mit dem ganzen Heere stand,
Um in der Feldschlacht
oder durch Belagern
Frankreich zu retten
vor den fremden Plagern.
Kaum hieß es,
Bradamante sei gekommen,
So herscht' im Lager
Jubel, Freud' und Glück.
Ein jeder neigte
sich, hieß sie willkommen,
Und nickend gab
sie jeden Gruß zurück.
Sobald Rinald die
Kunde hat vernommen,
Geht er entgegen
ihr ein gutes Stück;
Die Brüder
kommen, Vettern und Vasallen,
Und froh wird sie
begrüßt von ihnen allen.
Als ruchbar ward,
das andre Fräulein sei
Marfisa, deren Ruhm
die Welt durchtönte,
Die bis an Spaniens
Marken von Katai
Siegprangend komme,
die triumphgekrönte,
Da strömte
vornehm und gering herbei,
Da sprang empor,
wer erst der Ruhe fröhnte,
Da stieß und
quetscht' und schob sich im Gedränge,
Das schöne
Frauenpaar zu sehn, die Menge.
Als sie vor Karl
voll Ehrerbietung traten,
Sah man zum ersten
Male (schreibt Turpin)
Marfisa knieen.
Viele Potentaten
Sah sie im Leben,
aber keiner schien,
So reich er war,
so glänzend seine taten,
Ihr solcher Ehre
würdig. Aber ihn,
Den großen
Karl, hielt sie für tapfrer, weiser
Als irgend einen
König oder Kaiser.
Und Karl empfing
sie hold und väterlich
Und schritt aus
seinen Zelten ihr entgegen
Und setzte sie zur
Rechten neben sich,
Wo sonst nur Könige
zu sitzen pflegen.
Entlassen ward,
wer nicht von selbst entwich;
Nur wen'ge blieben,
gute nur, zugegen;
Es blieben Paladin'
und große Herrn;
Das niedre Volk
stand draußen und von fern.
Marfisa nahm mit
sanftem Ton das Wort:
»Erhabner
Cäsar, ruhmgekrönter Sieger,
Der vom tirynthischen
Sund bis Indiens Bord,
Vom Schnee der Scythen
bis zum heißen Niger
Das Kreuz gepflanzt
hat, aller Gnaden Hort,
Gerechter, weiser
Fürst, der Wahrheit Krieger,
Dein Ruhm, den keine
Schrank' umschlossen hält,
Hat mich hieher
geführt vom Saum der Welt.
»Die Wahrheit
zu gestehn, mich trieb der Neid;
Krieg wollt' ich
führen wider deine Heere,
Damit ein Fürst
von solcher Herrlichkeit
Nicht andren Glaubens
als ich selber wäre.
Ich rötete
die Fluren weit und breit
Mit Christenblut
und sann auf andre schwere
Drangsal als deine
bittre Gegnerin;
Da plötzlich
wandt' ein Zufall meinen Sinn.
»Auf welche
Art, will ich dir später sagen;
Als ich dir schaden
wollte, ward mir klar,
Dass Roger, den
des Bruders Tück' erschlagen,
Roger von Risa mein
Erzeuger war.
Die Mutter hatt'
im Schooße mich getragen
Nach Libyen, wo
sie sterbend mich gebar.
Ein Zaubrer hat
mich sieben Jahr erhalten;
Dann raubte mich
arabisch Volk dem Alten.
»In Persien
verkaufte mich die Bande
An einen König,
und ich schlug ihn todt
Und seinen Hof,
als ich erwuchs; denn Schande
Und Raub der Ehre
hatt' er mir gedroht.
Sein arg Geschlecht
vertrieb ich aus dem Lande
Und nahm das Reich,
und wie das Glück es bot,
Hatt' ich mir sieben
Königreich' erstritten,
Als achtzehn Jahr'
ich kaum noch überschritten.
»Und wie gesagt,
aus Neid vor allen Dingen,
Aus Neid auf deinen
Ruhm faßt' ich den Plan,
Von deiner Höhe
dich herabzubringen, –
Vielleicht gelang's,
vielleicht war es ein Wahn.
Jetzt aber senkt
mein Ungestüm die Schwingen,
Und jener Wunsch
ist todt und abgethan,
Seit ich nach meiner
Ankunft ausgefunden,
Ich sei durch Schwägerschaft
mit dir verbunden.
»Wie dir mein
Vater treu war und verwandt,
So will auch ich
nun treu dir und verwandt sein,
Und jener blinde
Neid, den ich empfand,
Soll immerdar aus
meiner Brust verbannt sein.
Mein ganzer Hass
soll wider Agramant
Und seines Vaters
ganzes Haus gewandt sein
Und seines Ohms;
denn diese beiden haben
Die umgebracht,
die mir das Leben gaben.«
Und; fuhr sie fort,
sie wolle Christum ehren,
Und wenn es Karl
erlaub' und Agramant
Zuvor vertilgt sei,
heim gen Osten kehren,
Und taufen wolle
sie ihr ganzes Land
Und dann mit Waffen
jene Welt bekehren,
Wo man Macon verehr'
und Trivigant;
Auch solle, was
sie noch erkämpf' auf Erden,
Des Kaisers und
des wahren Glaubens werden.
Karl, der nicht weniger
beredt als weise
Und tapfer war und
kühn im Waffenstrauß,
Pries die erlauchte
Maid mit hohem Preise
Und ihren Vater
und ihr ganzes Haus
Und stand ihr freundlich
Red' in jeder Weise,
Und wie er's meinte,
sprach sein Antlitz aus,
Und schließlich
mit dem letzten Worte nannte
Er liebe Tochter
sie und Anverwandte.
Und dann erhob er
sich, umarmte sie
Und küßte
wie ein Vater ihre Wange.
Die von Mongrana
kamen jetzt und die
Von Claramont zu
fröhlichem Empfange.
Langwierig wär'
es zu erzählen, wie
Rinald sie ehrte,
der im Waffengange
Sie oft bewundert
hatt' in jenen Tagen
Als er und sie vor
Schloß Albracca lagen. (...)
Sie machten für
die nächste Mittagszeit
(Und Karl wollt'
in Person nach allem sehen)
Mit Pomp und Schimmer
einen Platz bereit,
Marfisa's Taufe
festlich zu begehen.
Die Bischöf'
und die hohe Geistlichkeit,
Die sich aufs christliche
Gesetz verstehen,
Ließ Karl
zusammenrufen, und von diesen
Ward sie im heil'gen
Glauben unterwiesen.
Im hohenpriesterlichen
Festornate
Kam Erzbischof Turpin
und taufte sie.
Karl selbst hob
aus dem Bad des Heils die Pate
Mit aller schicklichen
Ceremonie. " Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto 38
10. Rolands Heilung
Der Herzog Astolf hatte
ja erfahren, warum Roland wahnsinnig geworden war; er leitete nun auch
die Heilung ein: "Der Herzog hatte schon die Flasche da, / Die den Verstand
des Grafen trug im Bauche, / Und hält sie an die Nas' ihm nun so nah,
/ dass Roland nach dem ersten Atemhauche / Sie völlig leert. Und staunt,
was nun geschah: / Der Geist war wieder da nach altem Brauche, / Zurück
kam der Verstand im schönsten Flor, / Heller und leuchtender als je
zuvor. / Wie einer, der aus bangem Schlaf erwacht, / Nachdem er schwer
geträumt von Ungeheuern, / Wie die Natur sie nie hervorgebracht, /
Oder von schauderhaften Abenteuern, / Sich noch verwundert, wann schon
ihre Macht / Und Herrschaft seine wachen Sinn' erneuern, / So, als der
Wahn von ihm genommen ward, / Blieb Roland ganz verwundert und erstarrt.
/ Der schönen Alda Bruder und den Mann, / Der den Verstand ins Hirn
zurück ihm brachte, / Betrachtet' er und sprach kein Wort und sann,
/ Wann man hieher ihn trug und wie sich's machte. / Erst schaut' er diesen,
dann den andren an / Und riet nicht, wo er sei, so viel er dachte. / Auch
wundert' es ihn sehr, sich nackt zu sehen / Und festgeschnürt vom
Kopf bis zu den Zehen."
[87]
Als Roland aufwacht,
ist er verblüfft, wie er hergekommen, in welchem Zustand er sei und
warum er gebunden ist. Ariosto spielt hier auf Virgils sechste Ecloge an.
Zwei Hirten finden den Silen schlafend in einer Grotte und binden ihn,
um ihn zum Singen zu nötigen. Erwachend sagt Silen »solvite
me« (bindet mich los): "Dann sprach er wie Silen, als ihn die Stricke
/ Der Hirten in der hohlen Grotte banden: / »solvite me« mit
hellem, klarem Blicke, / Aus dem des Wahnsinns Spuren ganz verschwanden.
/ Man band ihn los, und wenig Augenblicke / Genügten, bis sie Kleider
für ihn fanden, / Und jeder tröstet' ihn in seinem Schmerz; /
Denn dieser Wahnsinn fiel ihm schwer aufs Herz." Roland gewann plötzlich
sein ursprüngliches Wesen wieder, nur ist er nun etwas weiser geworden:
"Kaum hatt' er wieder sein ursprünglich Wesen, / Mannhafter noch und
weiser denn zuvor, / So war er auch von Liebe ganz genesen, / Und sie,
an die er einst sein Herz verlor, / Die ihm so schön erschien, so
auserlesen, / Kam jetzt gering ihm und verächtlich vor. / Sein ganzes
Trachten war, sein ganzes Sinnen, / Was Lieb' ihm raubte, wiederzugewinnen."
[88]
"Der Herzog hatte
schon die Flasche da,
Die den Verstand
des Grafen trug im Bauche,
Und hält sie
an die Nas' ihm nun so nah,
dass Roland nach
dem ersten Atemhauche
Sie völlig
leert. Und staunt, was nun geschah:
Der Geist war wieder
da nach altem Brauche,
Zurück kam
der Verstand im schönsten Flor,
Heller und leuchtender
als je zuvor.
Wie einer, der aus
bangem Schlaf erwacht,
Nachdem er schwer
geträumt von Ungeheuern,
Wie die Natur sie
nie hervorgebracht,
Oder von schauderhaften
Abenteuern,
Sich noch verwundert,
wann schon ihre Macht
Und Herrschaft seine
wachen Sinn' erneuern,
So, als der Wahn
von ihm genommen ward,
Blieb Roland ganz
verwundert und erstarrt.
Der schönen
Alda Bruder und den Mann,
Der den Verstand
ins Hirn zurück ihm brachte,
Betrachtet' er und
sprach kein Wort und sann,
Wann man hieher
ihn trug und wie sich's machte.
Erst schaut' er
diesen, dann den andren an
Und riet nicht,
wo er sei, so viel er dachte.
Auch wundert' es
ihn sehr, sich nackt zu sehen
Und festgeschnürt
vom Kopf bis zu den Zehen.
Dann sprach er wie
Silen, als ihn die Stricke
Der Hirten in der
hohlen Grotte banden:
»solvite me«
mit hellem, klarem Blicke,
Aus dem des Wahnsinns
Spuren ganz verschwanden.
Man band ihn los,
und wenig Augenblicke
Genügten, bis
sie Kleider für ihn fanden,
Und jeder tröstet'
ihn in seinem Schmerz;
Denn dieser Wahnsinn
fiel ihm schwer aufs Herz.
Kaum hatt' er wieder
sein ursprünglich Wesen,
Mannhafter noch
und weiser denn zuvor,
So war er auch von
Liebe ganz genesen,
Und sie, an die
er einst sein Herz verlor,
Die ihm so schön
erschien, so auserlesen,
Kam jetzt gering
ihm und verächtlich vor.
Sein ganzes Trachten
war, sein ganzes Sinnen,
Was Lieb' ihm raubte,
wiederzugewinnen." Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto 39
11. "Wenn ihr erlauben
wollt, erzähl' ich jetzt, / Wie Karl die Mohren vor die Türe
setzt / ... Gekommen war der Tag, die Heidenbrut für Raub und Mord
zur Rechenschaft zu ziehen"; Agramants Niederlage und Heimkehr nach Afrika;
von seinen Untertanen ist er nichts gewohnt "als verstellte glatte Züge",
nichts hört er "als Schmeichelei und Trug und Lüge"
Die Zeit war reif: "Gekommen
war der Tag, die Heidenbrut für Raub und Mord zur Rechenschaft zu
ziehen." Die Reconqista nimmt ihren Lauf "Wenn ihr erlauben wollt, erzähl'
ich jetzt, wie Karl die Mohren vor die Türe setzt." Marfisa und Bradamante
trugen ihren Teil dazu bei. Ariosto bringt sogar ein Zitat aus Dante's
Inferno (IX, 112) »Ad Arli, ove il Rodano stagna.« Die zahlreichen
Grabhügel in der Umgegend von Arles, römischen Ursprungs, wie
man meint, werden von Dante erwähnt: "Welch eine Menge hier ihr Ende
fand / In dieser letzten Schlacht auf beiden Seiten, / (Obschon die Rechnung
äußerst ungleich stand / Und mehr der Mohren fiel in diesem
Streiten / Durch Bradamante's und Marfisa's Hand,) / Das zeigt noch manche
Spur in unsren Zeiten: / Bei Arles, wo die Rhon' in Sümpfe fällt,
/ Ist noch von Gräbern voll das ganze Feld." [89]
Agramant muss mit
leeren Schiffen wieder zurück nach Afrika und niemand traut sich zu
murren, sondern wie es bei islamischen Tyrannen üblich ist, hört
er nur Schmeichelei und Trug und Lüge: "Gen Afrika trägt Agramant
die Flut / Mit schlechtbemannten Schiffen, die fast leer sind, / An Menschen
leer, gefüllt mit Klag' und Wut, / Weil tot drei Viertel von dem ganzen
Heer sind. / Der nennt ihn grausam, der voll Übermut, / Der toll,
und wie es geht, wenn Zeiten schwer sind, / Sie alle sind ihm im geheimen
gram, / Doch fürchten ihn, und Feigheit macht sie zahm. / Wohl öffnen
ihren Mund zwei oder drei, / Die Freunde sind und auf einander bauen, /
Und lassen den verborgnen Ingrimm frei. / Und er, der arme Fürst,
lebt im Vertrauen, / Dass jeder ihn beklag' und treu ihm sei. / Und das
geschieht ihm, weil er nichts zu schauen / Gewohnt ist als verstellte glatte
Züge, / Nichts hört als Schmeichelei und Trug und Lüge.
[90]
"Wenn ihr erlauben
wollt, erzähl' ich jetzt,
Wie Karl die Mohren
vor die Türe setzt.
Verlassen fast war
König Agramant
In seiner größten
Not; denn nach den Toren
Von Arles hatte
sich Marsil gewandt
Und auch Sobrin
und viele von den Mohren.
Dort hatten sie
sich eingeschifft; man fand,
Zu Lande sei die
Rettung schon verloren;
Und viele Herrn
und Ritter von den Heiden
Folgten sodann dem
Beispiel jener beiden.
Doch kämpfte
Agramant noch eine Weile,
Und als er endlich
fand, es sei genug,
Warf er das Pferd
herum und ritt in Eile
Dem nächsten
Tore zu, und wie im Flug
Kam Rabican ihm
nach, gleich einem Pfeile,
Mit Bradamante,
die ihn spornt' und schlug,
Voller Begier, den
König zu durchbohren,
Durch den sie ihren
Roger fast verloren.
Marfisa folgt dem
Agramant desgleichen,
Denn rächen
will sie heut Trojans Verrat.
Und deutlich fühlt
an ihren Sporenstreichen
Ihr flinker Renner,
dass sie Eile hat.
Doch weder sie noch
Bradamant' erreichen
Das Tor so schnell,
um Agramant den Pfad
Nach Arles abzuschneiden,
ihm zu wehren,
Dass er sich rett'
auf seine Kriegsgaleren.
Und wie zwei schöne
junge Pantherinnen,
Die von der Koppel
gehn zu gleicher Zeit
Und sehn die schnellen
Hirsch' und Reh' entrinnen,
Und zum Verfolgen
ist der Weg zu weit, –
Wie die erzürnt
den Rückzug dann beginnen,
Gleichsam beschämt
ob ihrer Langsamkeit,
So kehrten um die
Mädchen, als der Heide
Lebendig in die
Stadt kam, seufzend beide.
Doch machten sie
nicht Halt; in das Gedränge
Der flieh'nden sprengten
sie und hieben drauf.
Bei jedem Streich
fiel rechts und links die Menge,
Und wer gefallen
war, stand nimmer auf.
Gar schlimm geriet
der Haufen in die Enge,
Denn nicht mehr
rettete der schnellste Lauf,
Weil Agramant, um
leichter zu entrinnen,
Das Tor der Stadt
verschlossen hielt von innen.
Die Rhonebrücken
hatt' er auch gesprengt.
Ach arme Plebs!
in solchen Augenblicken,
Wo der Tyrann an
seinen Vorteil denkt,
Da zählest
du nicht mehr als Schaf' und Zicken.
Der eine hat die
Scholle rot getränkt,
Der muss im Strom,
der in der See ersticken.
Viel Tote gibt es,
viel Gefangne nicht,
Weil allen fast
das Lösegeld gebricht.
Welch eine Menge
hier ihr Ende fand
In dieser letzten
Schlacht auf beiden Seiten,
(Obschon die Rechnung
äußerst ungleich stand
Und mehr der Mohren
fiel in diesem Streiten
Durch Bradamante's
und Marfisa's Hand,)
Das zeigt noch manche
Spur in unsren Zeiten:
Bei Arles, wo die
Rhon' in Sümpfe fällt,
Ist noch von Gräbern
voll das ganze Feld.
Indes erging von
Agramant das Wort,
Dass alle großen
Schiff' auslaufen sollten,
Und nur die leichtren
ließ er noch im Port
Für Leute,
die zu Schiff sich retten wollten.
Zwei Tage blieb
er und nahm Leut' an Bord,
Auch weil es stürmt'
und ihm die Winde grollten;
Am dritten Tag spannt'
er die Segel aus
Und fuhr (so dacht'
er wenigstens) nach Haus.
König Marsil,
in großer Furcht, dass jetzt
Die Spanier noch
die Zeche zahlen müssten
Und dass der finsterdroh'nde
Sturm zuletzt
Herniederprasseln
werd' auf seine Küsten,
Ward in Valencia
schon an Land gesetzt
Und eilte seine
Burgen auszurüsten
Und machte sich
für jenen Krieg bereit,
Der ihn verderben
sollt' in kurzer Zeit.
Gen Afrika trägt
Agramant die Flut
Mit schlechtbemannten
Schiffen, die fast leer sind,
An Menschen leer,
gefüllt mit Klag' und Wut,
Weil tot drei Viertel
von dem ganzen Heer sind.
Der nennt ihn grausam,
der voll Übermut,
Der toll, und wie
es geht, wenn Zeiten schwer sind,
Sie alle sind ihm
im geheimen gram,
Doch fürchten
ihn, und Feigheit macht sie zahm.
Wohl öffnen
ihren Mund zwei oder drei,
Die Freunde sind
und auf einander bauen,
Und lassen den verborgnen
Ingrimm frei.
Und er, der arme
Fürst, lebt im Vertrauen,
Dass jeder ihn beklag'
und treu ihm sei.
Und das geschieht
ihm,
weil er nichts zu schauen
Gewohnt ist als
verstellte glatte Züge,
Nichts hört
als Schmeichelei und Trug und Lüge.
Es war des afrikan'schen
Königs Plan,
Nicht in Biserta's
Hafen einzulaufen,
Denn dies Gestade,
ward ihm kundgetan,
Sei schon besetzt
vom Feind in starken Haufen.
Mehr oberhalb wollt'
er der Küste nahn,
Um minder schwer
die Landung zu erkaufen,
Und dann geradeswegs
nach Hause gehn,
Um dem bedrängten
Volke beizustehn.(...)
Den Leuten Dudo's
waren Kraft und Mut,
Mehr als gewöhnliche,
von Gott verliehen.
Gekommen war der
Tag, die Heidenbrut
Für Raub und
Mord zur Rechenschaft zu ziehen.
Aus Näh' und
Ferne trafen sie so gut,
Dass Agramant nicht
wusste, wie entfliehen.
Von oben kömmt
der Hagelsturm der Pfeile,
Von vorn die Schwerter,
Haken, Spieß' und Beile." Ludovico Ariosto, Orlando furioso,
Canto 39
12. Verherrlichung Hippolyts
von Este als Besiegers der venezianischen Flotte und Vergleich mit Agramants
Flucht auf dem Meere; Erstürmung Biserta's, Zerstörung der Heidentempel
(Moscheen); "Mit der gefangnen Flotte der Barbaren"
»Krüge nach
Samos tragen« ist wie das bekanntere »Eulen nach Athen bringen«
eine griechische Redensart, die so viel bedeutet, wie etwas überflüssiges
tun. Samos war im Altertum der Sitz einer berühmten Töpferindustrie.
Hier bezieht Ariosto sich auf den schon früher gefeierten Sieg Hippolyts
von Este über die Venezianer, die den Po mit ihren Schiffen besetzt
hatten, aber vor den Kanonen Ferrara's mit großem Schaden weichen
mussten. Ariost selbst wurde damals nach Rom geschickt, um den Beistand
des Papstes Julius, »des großen Hirten« zu erwirken,
welcher bekanntlich abwechselnd ein Bundesgenosse und ein gefährlicher
Feind des Hauses Este war. Verglichen werden die Venezianer mit den Muslimen
unter Agramant, den Karl gerade zurück nach Afrika geschickt hat.
[91]
Sogar Nordafrika
wird von den Christen erobert, Bizerta im heutigen Tunesien: "Astolf und
Roland, gute Christen beide, die niemals ohne Gott zum Kampfe gehn, erlassen
an das ganze Heer Bescheide, man solle fasten und zum Himmel flehn und
dann am dritten Tag im Waffenkleide, wann das Signal erfolge, fertig stehn,
die Stadt zu stürmen". Die Eroberung Bisertas und Zerstörung
der Heidentempel (Moscheen) vergleicht Ariost mit dem Höllensumpfe,
was auf eine Beschreibung in Dante's Inferno, VII, 100–108 anspielt: "Vor
Leichen konnte man kaum weitergehen, / Und aus unzähl'ger Wunden Blut
entstand / Ein Sumpf, graunhafter, finstrer anzusehen / Als jener Sumpf,
der Pluto's Stadt umspannt. / Paläste fraß und Hallen und Moscheeen,
/ Von Haus zu Haus fortlaufend, langer Brand". [92]
Die Mauren fliehen
aus Europa, ihrem König "nachzufolgen nach den Mohrenreichen". Der
muslimische König Agramant ist verzweifelt: "Der König Agramant,
der mit Sobrin / Geflüchtet war, sich von der Flotte trennend, / Weinte
von fern um seines Reichs Ruin, / Als er Biserta sah am Ufer brennend.
/ Er fuhr heran, um Nachricht einzuziehn, / Und nun das Schicksal seiner
Stadt erkennend, / Wollt' er sich töten mit dem eignen Schwert, /
Und tät' es, hätt' ihm nicht Sobrin gewehrt." Die Muslime erhoffen
sich Unterstützung von Türken, Arabern, Persern, Medern
und sogar Armeniern (was damals noch nicht christianisiert war): »Aegyptens
Sultan, der dein Nachbar ist, / Wird dich mit Geld und Truppen unterstützen;
/ Denn dass in Afrika der stolze Christ / So mächtig werde, kann auch
ihm nicht nützen. / Und Norandin, dem du verschwägert bist, /
Wird alles tun, dich vor dem Fall zu schützen, / Türk', Araber,
Armenier, Perser, Meder, – / Wenn du sie darum angehst, hilft dir jeder.«
[93]
Mit einem Heer von
Kriegsgefangenen ("Mit der gefangnen Flotte der Barbaren") kommen die Christen
aus Afrika zurück. Roger, immer noch nicht zum Christentum konvertiert,
will Agramanten folgen, trifft Dudo bei Marseille und kämpft mit ihm,
um die gefangenen heidnischen Könige zu befreien: "Er ging nach Arles,
denn er hoffte, dort / Steh' ihm zur Fahrt die Flotte zu Gebote. / Kein
Schiff lag auf dem Meer und keins im Port, / Und keine Mohren sah er außer
tote. / Der König nahm die Schiffe mit sich fort, / Den Rest verbrannt'
er bis zum letzten Boote. / Da dies mislang, schlug er den Landweg ein,
/ Der nach Marseille führt am Meeresrain. / ... Man hätte nicht
das kleinste Köpfchen Mohn / Ins Wasser werfen können; denn es
waren / Die Wellen ganz bedeckt, nur Schiff' umher, / Von Kriegsgefangnen
und von Siegern schwer. / Die Heidenschiffe, die noch übrig blieben
/ Im Feuer und im Sturme jener Nacht, / (Bis auf ein Paar, die heimlich
seewärts trieben,) / Hatt' in Marseille Dudo eingebracht. / Von Königen
der Mohren hatten sieben, / Da sie besiegt sich fanden in der Schlacht,
/ Kapitulirt mit ihren sieben Schiffen / Und standen weinend nun, von Schmerz
ergriffen. / ... Als Roger kam, hielt er zuerst den langen / Triumphzug
für das Heer des Agramant / Und trieb sein Pferd, Gewissheit zu erlangen.
/ Doch in der Näh' erkannt' er sie und fand / Den König Nasamona's
kriegsgefangen, / Bambirag, Agricalt und Farurant, / Balaster, Manilart
mit Rimedonten, / Die ihre Tränen nicht verhalten konnten." [94]
"Zu lange
würd' es währen, wollt' ich singen,
Was alles in der
Flottenschlacht geschehn,
Und euch, siegreicher
Hippolyt, von Dingen
Der Art erzählen,
würde fast mir stehn,
Wie Krokodile nach
Aegypten bringen,
Krüge nach
Samos, Eulen nach Athen;
Denn das, was ich
nach Hörensagen melde,
Habt ihr gesehn
und selbst gethan im Felde. (...)
Wer jene Brände,
Wracke, Trümmerreste
Und jene mannichfalten
Tode sah,
Die Rache für
geplünderte Paläste,
Wie damals es auf
unsrem Strom geschah,
Der malt die Tod'
und Schrecken sich aufs beste,
Die jenes arme Volk
aus Afrika
Mit Agramant erduldet'
auf dem Meere,
In finstrer Nacht
ereilt von Dudo's Heere. (...)
Vor Leichen konnte
man kaum weitergehen,
Und aus unzähl'ger
Wunden Blut entstand
Ein Sumpf, graunhafter,
finstrer anzusehen
Als jener Sumpf,
der Pluto's Stadt umspannt.
Paläste fraß
und Hallen und Moscheeen,
Von Haus zu Haus
fortlaufend, langer Brand (...)
"Der König Agramant,
der mit Sobrin
Geflüchtet
war, sich von der Flotte trennend,
Weinte von fern
um seines Reichs Ruin,
Als er Biserta sah
am Ufer brennend.
Er fuhr heran, um
Nachricht einzuziehn,
Und nun das Schicksal
seiner Stadt erkennend,
Wollt' er sich töten
mit dem eignen Schwert,
Und tät' es,
hätt' ihm nicht Sobrin gewehrt. (...)
»Aegyptens
Sultan, der dein Nachbar ist,
Wird dich mit Geld
und Truppen unterstützen;
Denn dass in Afrika
der stolze Christ
So mächtig
werde, kann auch ihm nicht nützen.
Und Norandin, dem
du verschwägert bist,
Wird alles tun,
dich vor dem Fall zu schützen,
Türk', Araber,
Armenier, Perser, Meder, –
Wenn du sie darum
angehst, hilft dir jeder.« (...)
"Er ging nach Arles,
denn er hoffte, dort
Steh' ihm zur Fahrt
die Flotte zu Gebote.
Kein Schiff lag
auf dem Meer und keins im Port,
Und keine Mohren
sah er außer todte.
Der König nahm
die Schiffe mit sich fort,
Den Rest verbrannt'
er bis zum letzten Boote.
Da dies mislang,
schlug er den Landweg ein,
Der nach Marseille
führt am Meeresrain.
Irgend ein Schiff,
so dacht' er, werd' ihn schon
Gezwungen oder gütlich
überfahren.
Bereits dort angelangt
war Holgers Sohn
Mit der gefangnen
Flotte der Barbaren.
Man hätte nicht
das kleinste Köpfchen Mohn
Ins Wasser werfen
können; denn es waren
Die Wellen ganz
bedeckt, nur Schiff' umher,
Von Kriegsgefangnen
und von Siegern schwer.
Die Heidenschiffe,
die noch übrig blieben
Im Feuer und im
Sturme jener Nacht,
(Bis auf ein Paar,
die heimlich seewärts trieben,)
Hatt' in Marseille
Dudo eingebracht.
Von Königen
der Mohren hatten sieben,
Da sie besiegt sich
fanden in der Schlacht,
Capitulirt mit ihren
sieben Schiffen
Und standen weinend
nun, von Schmerz ergriffen.
Dudo befand am Ufer
sich, noch heute
Wollt' er zum Kaiser,
und der fromme Held
Hatte die Kriegsgefangnen
und die Beute
Als glänzenden
Triumphzug aufgestellt.
Am Ufer standen
die gefangnen Leute,
Umher die Nubier,
vom Sieg geschwellt,
Die einmal übers
andre Dudos Namen
Ausriefen, dass
es Land und Meer vernahmen.
Als Roger kam, hielt
er zuerst den langen
Triumphzug für
das Heer des Agramant
Und trieb sein Pferd,
Gewissheit zu erlangen.
Doch in der Näh'
erkannt' er sie und fand
Den König Nasamona's
kriegsgefangen,
Bambirag, Agricalt
und Farurant,
Balaster, Manilart
mit Rimedonten,
Die ihre Tränen
nicht verhalten konnten." Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto 40
13. Viele muslimische
Ritter haben erkannt "Dass Christus Gott ist, Mahomed ein Wahn"; Rogers
Rettung aus dem Schiffbruch und Taufe; "Lernt' er an diesem Ort der Christenheit
/ Erhabene Mysterien von dem Greise"
Auch heute stehen die
muslimischen Länder in Afrika, Asien und der Levante vor der Frage,
wie sie aus dem Chaos herauskommen. Mit dem Islam ist es ihnen nicht gelungen
und wird auch nicht gelingen. Einzelne muslimische Ritter, die früher
"Den Saracenen und der schlimmen Bande" angehört hatten, haben erkannt:
"Dass Christus Gott ist, Mahomed ein Wahn". Diese Ritter wollen die eroberten
muslimischen Länder sogar den Afrikanern wieder zurückgeben wenn
sie den christlichen Glauben annehmen. Viele muslimische Ritter, die früher
"den Saracenen und der schlimmen Bande" des Islam angehört hatten,
haben erkannt: "Dass Christus Gott ist, Mahomed ein Wahn" und sind damit
weiter als einige Bischöfe und Politiker in Europa, die den islamischen
"Lügnergott" (Tasso) mit dem christlichen Gott verwechseln und sogar
staatlichen islamischen Unterricht anbieten. Brandimart spricht "zum Agramant,
der ihm befreundet war; Denn Brandimart war vormals mit den Scharen des
Agramant nach Frankreichs Strand gefahren: Sie grüßten sich
und reichten sich die Hand; / Dann riet der Christ dem Heiden sehr zum
Frieden, / Als guter Freund, mit Gründen voll Verstand, / Und zeigt'
ihm, wie sie leicht den Kampf vermieden. / Er sagt' ihm zu, dass er das
ganze Land / Vom Nil bis zu den Säulen des Alciden / Aus Rolands Hand
zurückerhalten solle, / Wenn er Maria's Sohn anbeten wolle. / »Ich
war und bin in Lieb' euch zugetan; / Drum (sprach er) rat' ich euch, dass
dies geschehe. / Herr, was ich rate, hab' ich selbst getan, / Und folglich
halt' ich es für gut. Ich sehe, / Dass Christus Gott ist, Mahomed
ein Wahn, / Und führt' euch gern den Weg, den ich schon gehe. / Gern
nähm' ich euch und alle Freunde mit / Auf diesen Weg des Heils, den
ich beschritt." Aber so wie heute die "Heidenkönige" davon nichts
wissen wollen, so wurde Brandimart's Vorschlag "mit zorn'ger Stimme" vom
Heidenkönig abgelehnt, weil er uneinsichtig war und sich nicht lossagen
wollte "jener Rotte, meist ungläub'gen Hunden". Dennoch gab es immer
mehr tapfere Heidenritter, denen die Lehren "Der wahren christlichen Religion"
gedeutet wurden, "Dass Christus Gott ist, Mahomed ein Wahn". [95]
Roger ist kurz vor
dem Ertrinken, da erinnert er sich, dass er sich schon längst hätte
taufen lassen müssen: "Was er der Braut versprochen, alt' und neue
/ Gelübde fallen jetzt ihm wieder ein, / Was er Rinalden jüngst
auf Eid und Treue / Geschworen und versäumt hat hinterdrein. / Fünfmal
und zehnmal bittet er voll Reue, / Gott möge heut ihm seine Schuld
verzeihn, / Und schwört mit gläubigem, aufricht'gem Sinne, /
Ein Christ zu werden, wenn er heut entrinne / ... Und wunderbar, kaum ist
der Schwur zu Ende, / So schwimmt er leicht, es wächst die Kraft der
Hände. / Es wächst die Kraft und mit der Kraft das Wagen. / Er
schlägt die Wellen und verdrängt sie gut; / Die Wellen schlägt
er, die einander jagen, /
Bald steigend, bald
sich senkend mit der Flut. / So, auf und ab, wird er dahingetragen, / Bis
dann sein Fuß auf festem Boden ruht, / Und triefend, an der Seite,
wo geneigter / Der Felsen abfällt, aus dem Wasser steigt er. / Die
andern alle, die ins Wasser sprangen, / Waren vom Meer besiegt und blieben
da; / Nur Roger sollt' ans öde Riff gelangen, / Wie durch die Gnade
Gottes nun geschah." Am rettenden Ufer trifft er auf einen Eremit. Ariosto
bezieht sich auf Cap. IX der Apostelgeschichte, Sauli Bekehrung. Der Klausner
wirft Rogern vor, das Fährgeld nicht zahlen zu wollen, weil er die
Taufe, die Bedingung des Heils, verabsäumt hat: »Saul«,
rief der Alte nähertretend, / »Saul, Weshalb verfolgst du mich
und meine Frommen?« / (Wie damals Gott gesagt hat, als Sanct Paul
/ Den Schlag des Heils empfing, wie wir vernommen.) / »Das Fährgeld
zu bezahlen, warst du faul / Und hofftest dennoch übers Meer zu kommen;
/ Doch Gottes Arm ist lang und holt dich ein, / Da du gedachtest ihm entrückt
zu sein.« / ... Der fromme Mann fuhr fort ihn anzuklagen / Und dann
zu trösten. Erst verklagt' er ihn, / dass er gesäumt die leichte
Last zu tragen / Und sich dem sanften Joch zu unterziehn, / Und statt,
solang' er frei war, ja zu sagen, / Als Christus bittend ihn zu rufen schien,
/ Mit schlechtem Anstand nun erst in sich gehe, / Da er ihn mit der Peitsche
kommen sehe." [96]
Ariosto spielt hier
auf die Parabel Evangelium Matth 20 an, welche erzählt wie der Herr
den Arbeitern gleichen Lohn zahlt, mögen sie früh oder spät
sich im Weinberge eingefunden haben: "Dann tröstend sprach er, denen,
die bereuten, /
Verschließe
nicht den Himmel Gottes Sohn, / Und sagt' ihm von dem Weinberg und den
Leuten, / Die allesamt empfingen gleichen Lohn. / So fromm bemüht,
die Lehren ihm zu deuten / Der wahren christlichen Religion, / Lenkt' er
zur Klause langsam seine Schritte, / Die ausgehöhlt war in des Felsens
Mitte. / ... Und Roger trocknete sich Haar und Kleid / Und stärkte
sich. Dann auf bequeme Weise / Lernt' er an diesem Ort der Christenheit
/ Erhabene Mysterien von dem Greise, /
Und an dem reinen
Quell vollzog im Laufe / Des nächsten Tags der Alt' an ihm die Taufe."
[97]
"Sie grüßten
sich und reichten sich die Hand;
Dann riet der Christ
dem Heiden sehr zum Frieden,
Als guter Freund,
mit Gründen voll Verstand,
Und zeigt' ihm,
wie sie leicht den Kampf vermieden.
Er sagt' ihm zu,
dass er das ganze Land
Vom Nil bis zu den
Säulen des Alciden
Aus Rolands Hand
zurückerhalten solle,
Wenn er Maria's
Sohn anbeten wolle.
»Ich war und
bin in Lieb' euch zugetan;
Drum (sprach er)
rat' ich euch, dass dies geschehe.
Herr, was ich rate,
hab' ich selbst getan,
Und folglich halt'
ich es für gut. Ich sehe,
Dass Christus Gott
ist, Mahomed ein Wahn,
Und führt'
euch gern den Weg, den ich schon gehe.
Gern nähm'
ich euch und alle Freunde mit
Auf diesen Weg des
Heils, den ich beschritt.
»Da, Herr,
liegt euer wahres Glück; fürwahr,
Kein andrer Rat
kann euch zum Heil gereichen,
Am wenigsten, wenn
ihr durch Fechten gar
Vom Sohne Milo's
etwas wollt erreichen.
Denn der Gewinn
des Siegs wird die Gefahr
Der Niederlage nicht
entfernt begleichen.
Nicht viel gewinnt
ihr, wenn ihr triumphirt.
Verlieren müßt
ihr viel, wenn ihr verliert.
»Wenn Roland
fallen sollt' und wir zugleich,
Die wir auf Tod
und Leben mit ihm gingen,
Würd' etwa
unser Tod das Königreich,
Das ihr verloren
habt, euch wiederbringen?
Ihr könnt nicht
hoffen, dass ein einz'ger Streich
Solch einen Umschwung
mach' in diesen Dingen,
Dass Karl nicht
Leute hätt', um alles Land
Zu hüten bis
zum letzten Turm am Strand.« (...)
Der Jüngling
schwamm, mit Händen und mit Füßen
Das Wasser spaltend,
durch das graus'ge Meer.
So feindlich Wind
und Brandung ihn begrüßen,
Bedrängt ihn
sein Gewissen doch noch mehr.
Er fürchtet,
Christus laß' es heut ihn büßen,
dass er die Tauf'
in reiner Flut vorher
So sehr verschob,
und er beginnt zu zittern,
dass Gott ihn taufen
woll' in dieser bittern.
Was er der Braut
versprochen, alt' und neue
Gelübde fallen
jetzt ihm wieder ein,
Was er Rinalden
jüngst auf Eid und Treue
Geschworen und versäumt
hat hinterdrein.
Fünfmal und
zehnmal bittet er voll Reue,
Gott möge heut
ihm seine Schuld verzeihn,
Und schwört
mit gläubigem, aufricht'gem Sinne,
Ein Christ zu werden,
wenn er heut entrinne,
Und nie das Schwert
zu ziehn, den Speer zu senken,
Um Heiden gegen
Gläub'ge beizustehn,
Zurück nach
Frankreich seinen Schritt zu lenken
Und huldigend zum
Kaiser Karl zu gehn,
Nie wieder Bradamante's
Herz zu kränken,
Aufs Ziel der Liebe
redlich loszugehn.
Und wunderbar, kaum
ist der Schwur zu Ende,
So schwimmt er leicht,
es wächst die Kraft der Hände.
Es wächst die
Kraft und mit der Kraft das Wagen.
Er schlägt
die Wellen und verdrängt sie gut;
Die Wellen schlägt
er, die einander jagen,
Bald steigend, bald
sich senkend mit der Flut.
So, auf und ab,
wird er dahingetragen,
Bis dann sein Fuß
auf festem Boden ruht,
Und triefend, an
der Seite, wo geneigter
Der Felsen abfällt,
aus dem Wasser steigt er.
Die andern alle,
die ins Wasser sprangen,
Waren vom Meer besiegt
und blieben da;
Nur Roger sollt'
ans öde Riff gelangen,
Wie durch die Gnade
Gottes nun geschah.
Dann, als er oben
war, der Flut entgangen,
Auf nacktem Stein,
trat neue Furcht ihm nah,
Gebannt zu bleiben
an die schmale Stätte,
Wo nichts ihn vor
dem Hungertod' errette.
Doch ungebeugten
Herzens und gefasst,
Zu dulden, was der
Himmel ihm verhänge,
Stieg er geradeswegs
und ohne Rast
Zur Höh' empor
die harten Felsenhänge.
Gestiegen war er
hundert Schritte fast,
Da – welk von Alter
und des Fastens Strenge –
Naht' ihm ein Mann
im Eremitenkleid,
Ehrwürdig und
ein Bild der Frömmigkeit.
»Saul«,
rief der Alte nähertretend, »Saul,
Weshalb verfolgst
du mich und meine Frommen?«
(Wie damals Gott
gesagt hat, als Sanct Paul
Den Schlag des Heils
empfing, wie wir vernommen.)
»Das Fährgeld
zu bezahlen, warst du faul
Und hofftest dennoch
übers Meer zu kommen;
Doch Gottes Arm
ist lang und holt dich ein,
Da du gedachtest
ihm entrückt zu sein.« (...)
Der fromme Mann fuhr
fort ihn anzuklagen
Und dann zu trösten.
Erst verklagt' er ihn,
dass er gesäumt
die leichte Last zu tragen
Und sich dem sanften
Joch zu unterziehn,
Und statt, solang'
er frei war, ja zu sagen,
Als Christus bittend
ihn zu rufen schien,
Mit schlechtem Anstand
nun erst in sich gehe,
Da er ihn mit der
Peitsche kommen sehe.
Dann tröstend
sprach er, denen, die bereuten,
Verschließe
nicht den Himmel Gottes Sohn,
Und sagt' ihm von
dem Weinberg und den Leuten,
Die allesamt empfingen
gleichen Lohn.
So fromm bemüht,
die Lehren ihm zu deuten
Der wahren christlichen
Religion,
Lenkt' er zur Klause
langsam seine Schritte,
Die ausgehöhlt
war in des Felsens Mitte. (...)
Der Alte schob ins
Feuer einen Scheit
Und brachte Früchte
mancherlei zur Speise,
Und Roger trocknete
sich Haar und Kleid
Und stärkte
sich. Dann auf bequeme Weise
Lernt' er an diesem
Ort der Christenheit
Erhabene Mysterien
von dem Greise,
Und an dem reinen
Quell vollzog im Laufe
Des nächsten
Tags der Alt' an ihm die Taufe." Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto
41
14. Roland kommt mit
den Freunden zu dem Eremiten Rogers; Olivers Heilung und Sobrins Bekehrung
und Taufe
Der verletzte Oliver,
ein Freund Rolands, wird zum heilkundigen Eremiten gebracht: "Der Knecht
des Herrn, dem alle Engel dienen, / Begrüßte Roland und die
ganze Schar / Und segnete sie rings mit frohen Mienen / Und frug nach ihrer
Drangsal und Gefahr, / Obwohl ihr Kommen ihm, eh sie erschienen, / Von
himmlischen Heroen gemeldet war. / Roland versetzt', er sei ans Land gegangen,
/ Um für den Schwager Hilfe zu erlangen, / ... Und sieh, im Namen
Gottes des Dreiein'gen, / Vaters und Sohns und Geistes, gab er dann / Dem
Kranken seinen Segen. O, den sein'gen / Gibt Christus eine Kraft, die alles
kann! / Der Schmerz ließ ab den lahmen Fuß zu pein'gen, / Der
plötzlich ganz gesund ward und fortan / Noch rüst'ger als zuvor
war, noch gesunder. / Zugegen war Sobrin bei diesem Wunder." [98]
Der Heide Sobrin
will nun ebenfalls in die "heil'ge Lehre" des Christus eingeweiht werden:
"Sobrin, mit dem es täglich schlimmer stand, / Seit er verwundet ward
bei jenem Rennen, / Sah, wie das Wunder von des Mönches Hand / Verrichtet
ward, und völlig sich zu trennen / Beschloss er von Macon und Trivigant
/ Und Christus den lebend'gen zu bekennen, / Und bat mit gläub'ger
Inbrunst, Gott zur Ehre / Ihn einzuweihn in unsre heil'ge Lehre. / So tauft'
ihn denn der Mönch und gab sogar / Ihm seine Kraft zurück durch
brünstig Flehen. / Die Freude Rolands und der andren war / Ob der
Bekehrung, die an ihm geschehen, / Nicht minder groß als jene, der
Gefahr / Des Übels Oliver entrückt zu sehen. / Doch Roger hatt'
am meisten sich gefreut, / Und mächtig wuchs sein Glaub' und Eifer
heut." [99]
Ariosto macht mit
»Die tote Lache, die Leben heißt,« eine Anspielung auf
einen Vers Dante's (Infero, Ges. 8) wo der stygische Sumpf morta gora genannt
wird, um zu verdeutlichen, dass die Getauften die Lebendigen sind, die
sich aber nicht in den heidnischen Sumpf, in dem die Moslems sich befinden,
ziehen lassen dürfen: "So tauft' ihn denn der Mönch und gab sogar
/ Ihm seine Kraft zurück durch brünstig Flehen. / Die Freude
Rolands und der andren war / Ob der Bekehrung, die an ihm geschehen, /
Nicht minder groß als jene, der Gefahr / Des Übels Oliver entrückt
zu sehen. / Doch Roger hatt' am meisten sich gefreut, / Und mächtig
wuchs sein Glaub' und Eifer heut. / Seit Roger sich gerettet aus dem Boot,
/ War er geblieben unter diesem Dache. / Sanft redete, wie ihm der Geist
gebot, / Der Greis den Kriegern zu, stets auf der Wache / Und Hut zu sein,
um rein von Schlamm und Kot / Dahin zu gehn durch diese tote Lache, / Die
Leben heißt und Narren so gefällt, / Und stets emporzuschaun
zu jener Welt." Die anderen erkennen nun Roger und freuen sich über
seine Taufe. [100]
Seekund'ge
Männer brachten schleunig dort
Das Fahrzeug an
die sichre Ankerstelle.
Die Rudrer halfen
Olivern von Bord
Ins Boot hinab,
und durch die schäum'ge Welle
Beförderte
man ihn und trug ihn fort
Ans harte Riff und
nach der heil'gen Zelle,
Der heil'gen Zelle,
zu demselben Mann,
Der Roger tauft',
als er dem Sturm entrann.
Der Knecht des Herrn,
dem alle Engel dienen,
Begrüßte
Roland und die ganze Schar
Und segnete sie
rings mit frohen Mienen
Und frug nach ihrer
Drangsal und Gefahr,
Obwohl ihr Kommen
ihm, eh sie erschienen,
Von himmlischen
Heroen gemeldet war.
Roland versetzt',
er sei ans Land gegangen,
Um für den
Schwager Hilfe zu erlangen,
Der, als er focht
für Gott mit seinem Schwerte,
In schwere Leibesnot
geraten sei.
Der Greis benahm
die Furcht ihm und erklärte,
Er mach' ihn bald
von allem Schaden frei.
Und weil er heilender
Tinctur entbehrte
Und jeder andren
menschlichen Arznei,
Ging er ins Kirchlein,
um zu Gott zu beten,
Und voll Vertraun
sah man heraus ihn treten.
Und sieh, im Namen
Gottes des Dreiein'gen,
Vaters und Sohns
und Geistes, gab er dann
Dem Kranken seinen
Segen. O, den sein'gen
Gibt Christus eine
Kraft, die alles kann!
Der Schmerz ließ
ab den lahmen Fuß zu pein'gen,
Der plötzlich
ganz gesund ward und fortan
Noch rüst'ger
als zuvor war, noch gesunder.
Zugegen war Sobrin
bei diesem Wunder.
Sobrin, mit dem es
täglich schlimmer stand,
Seit er verwundet
ward bei jenem Rennen,
Sah, wie das Wunder
von des Mönches Hand
Verrichtet ward,
und völlig sich zu trennen
Beschloss er von
Macon und Trivigant
Und Christus den
lebend'gen zu bekennen,
Und bat mit gläub'ger
Inbrunst, Gott zur Ehre
Ihn einzuweihn in
unsre heil'ge Lehre.
So tauft' ihn denn
der Mönch und gab sogar
Ihm seine Kraft
zurück durch brünstig Flehen.
Die Freude Rolands
und der andren war
Ob der Bekehrung,
die an ihm geschehen,
Nicht minder groß
als jene, der Gefahr
Des Übels Oliver
entrückt zu sehen.
Doch Roger hatt'
am meisten sich gefreut,
Und mächtig
wuchs sein Glaub' und Eifer heut.
Seit Roger sich gerettet
aus dem Boot,
War er geblieben
unter diesem Dache.
Sanft redete, wie
ihm der Geist gebot,
Der Greis den Kriegern
zu, stets auf der Wache
Und Hut zu sein,
um rein von Schlamm und Kot
Dahin zu gehn durch
diese tote Lache,
Die Leben heißt
und Narren so gefällt,
Und stets emporzuschaun
zu jener Welt.
Vom Schiff ließ
Roland Brot und Wein indessen
Und Schinken holen,
und den Klausner nun,
Der, seit er sich
an Obst gewöhnt, vergessen,
Wie Schnepfen riechen
und gebratnes Huhn,
Ließ er, aus
Mitleid, Fleisch mit ihnen essen,
Wein trinken, kurzum
tun, was alle tun.
Nachdem sie sich
bei Tisch getröstet, fingen
Die Herrn zu reden
an von vielen Dingen.
Und wie denn oft,
wenn Wort an Wort sich reiht,
Ein Ding das andre
zeigt, zufäll'ger Weise,
So merkten die drei
Franken mit der Zeit,
dass dieser Roger,
der mit ihnen speise,
Derselbe Roger sei,
des Tapferkeit
Die ganze Welt einmütig
lob' und preise.
Denn auch Rinald
hatt' erst ihn nicht erkannt,
Der ihm bei Arles
gegenüberstand.
Sehr wohl erkannt
hatt' ihn König Sobrin,
Sobald sie in das
Haus des Klausners traten,
Der aber hielt,
weil eine Täuschung ihn
Misleiten könnte,
Schweigen für geraten.
Als nun den andern
außer Zweifel schien
dass dies der Roger
sei, von dessen taten
Und edler Sitt'
und hoher Tapferkeit
Die ganze Welt erfüllt
sei weit und breit,
Und dass er kürzlich
Christ geworden sei,
Erhoben sie sich
mit vergnügten Mienen.
Die Hand zum Gruße
reichten ihm die drei;
Er ward umarmt und
ward geküßt von ihnen.
Vor allen drängte
sich Rinald herbei,
Ihm liebes anzuthun
und ihm zu dienen.
Weshalb er's tat?
im nächsten Buche sollt
Ihr es erfahren,
wenn ihr's hören wollt." Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto
43
15. Freundschaft und
verstellte Freundschaft; Rinalds Befreundung mit Roger; Empfang der Sieger
und Rogers am Hofe
Hier wurden Freundschaften
enger geknüpft als je am Hof des Kaisers oder Papstes: "Der fromme
Greis auf jenem Riff verstand / Die Gäste zu verknüpfen durch
die Kette / Der wahren Liebe, mit so fester Hand, / Wie man's an Höfen
nicht verstanden hätte. / Von solcher Dauer war hernach dies Band,
/ dass nichts es löste bis zum Sterbebette." Besonders Rinaldo und
Roger schlossen Freundschaft: "Die meiste Zärtlichkeit und Ehre ließ
/ Rinald dem jungen Roger widerfahren, / teils weil der Jüngling kürzlich
ihm bewies, / Wie kühn er sei und wie im Kampf erfahren, / teils weil
er nie zuvor auf Ritter stieß, / Die so gesittet und anmutig waren,
/ Doch mehr noch weil aus Gründen mancherlei / Er wusste, wie er ihm
verpflichtet sei. / Er wusste, wie aus tödlicher Gefahr / Roger den
jungen Richard einst befreite, / Als ihn des Spaniers Trabantenschar /
Im Bett ergriff an Flordespinens Seite, / Und wie er dann das wackre Brüderpaar,
/ Die Söhne Bovo's, in beherztem Streite / Den Saracenen und der schlimmen
Bande / Des Bertolag entriss am Meeresstrande. / Daher Rinald sich denn
verpflichtet fand / Ihn dankbar zu verehren und zu lieben / Und längst
Verdruss und Kummer schon empfand, / dass notgedrungen es noch unterblieben,
/ Weil einer in des Kaisers Diensten stand, / Der andre bei den Mohren
war geblieben. / Jetzt da er ihn als Christen wiedersah, / Sollte geschehn,
was früher nicht geschah." [101]
Man freute sich dass
"vor afrikanischen Gefahren / Frankreich nun sicher war für alle Zeit"
. In der Hauptstadt werden die Helden gefeiert: "Mit großem Jubel
und Triumphgepränge / Zieht in die Hauptstadt das gesamte Heer, /
Die lustig grünt im Schmuck der Laubgehänge. / Die Pferde gehn
auf Teppichen einher. / Ein Blumenschauer regnet ins Gedränge / Über
die Sieger, um die Sieger her, / Den Mädchen, schöne Frau'n mit
vollen Händen / Aus Fenstern und von Söllern niedersenden. /
In allen Straßen, wo die Helden reiten, / Stehn Pforten und Trophäen
zum Empfang / Mit Bildern von den Kriegsbegebenheiten / Und von Biserta's
Brand und Untergang, / Auch manches Schaugerüst für Lustbarkeiten,
/ Für Bühnenspiel und Masken und Gesang, / Und aller Orten prangt
in goldnen Lettern / Die wahre Inschrift: unsres Reichs Errettern! / Beim
Schalle der Trompeten und Schalmein, / Bei Harmonieen kriegerischer Klänge,
/ Beim Händeklatschen, Lachen, Jubelschrein / Des Volkes, dem die
Straße ward zu enge, / Zog in das Schloß der große Kaiser
ein, / Woselbst er nun noch manchen Tag der Menge / Der Gäste gütlich
tat mit Schmaus und Tanz, / Turnier und Possenspiel und Mummenschanz."
[102]
"In niedren Hütten
oft, in engen Mauern,
In Not und Trübsal,
unter schwerer Last
Wird Freundschaft
fester binden, länger dauern
Als in dem falschen
Glanz, der üpp'gen Rast
Der Königshöfe,
wo die Ränke lauern
Und Argwohn haust
im prächtigen Palast,
Wo alle Menschenlieb'
erstarrt in Kälte
Und Freundschaft
nie sich zeigt als nur verstellte.
Daher Verträge
fürstlicher Partein
So sehr zerbrechlich
sich zu zeigen pflegen:
Kaiser und Papst
gehn heut ein Bündnis ein
Und morgen werden
sie Todfeindschaft hegen.
Denn nicht dasselbe
sind der äußre Schein
Und die Gedanken,
die das Herz bewegen.
Um Recht und Unrecht
kümmern sie sich nie,
Und nur nach ihrem
Vorteil trachten sie. (...)
Der fromme Greis
auf jenem Riff verstand
Die Gäste zu
verknüpfen durch die Kette
Der wahren Liebe,
mit so fester Hand,
Wie man's an Höfen
nicht verstanden hätte.
Von solcher Dauer
war hernach dies Band,
dass nichts es löste
bis zum Sterbebette.
Der Greis fand alle
wohlgesinnt und bieder,
So rein von Herzen
wie des Schwans Gefieder. (...)
Die meiste Zärtlichkeit
und Ehre ließ
Rinald dem jungen
Roger widerfahren,
teils weil der Jüngling
kürzlich ihm bewies,
Wie kühn er
sei und wie im Kampf erfahren,
teils weil er nie
zuvor auf Ritter stieß,
Die so gesittet
und anmutig waren,
Doch mehr noch weil
aus Gründen mancherlei
Er wusste, wie er
ihm verpflichtet sei.
Er wusste, wie aus
tödlicher Gefahr
Roger den jungen
Richard einst befreite,
Als ihn des Spaniers
Trabantenschar
Im Bett ergriff
an Flordespinens Seite,
Und wie er dann
das wackre Brüderpaar,
Die Söhne Bovo's,
in beherztem Streite
Den Saracenen und
der schlimmen Bande
Des Bertolag entriss
am Meeresstrande.
Daher Rinald sich
denn verpflichtet fand
Ihn dankbar zu verehren
und zu lieben
Und längst
Verdruss und Kummer schon empfand,
dass notgedrungen
es noch unterblieben,
Weil einer in des
Kaisers Diensten stand,
Der andre bei den
Mohren war geblieben.
Jetzt da er ihn
als Christen wiedersah,
Sollte geschehn,
was früher nicht geschah. (...)
Mit großem
Jubel und Triumphgepränge
Zieht in die Hauptstadt
das gesamte Heer,
Die lustig grünt
im Schmuck der Laubgehänge.
Die Pferde gehn
auf Teppichen einher.
Ein Blumenschauer
regnet ins Gedränge
Über die Sieger,
um die Sieger her,
Den Mädchen,
schöne Frau'n mit vollen Händen
Aus Fenstern und
von Söllern niedersenden.
In allen Straßen,
wo die Helden reiten,
Stehn Pforten und
Trophäen zum Empfang
Mit Bildern von
den Kriegsbegebenheiten
Und von Biserta's
Brand und Untergang,
Auch manches Schaugerüst
für Lustbarkeiten,
Für Bühnenspiel
und Masken und Gesang,
Und aller Orten
prangt in goldnen Lettern
Die wahre Inschrift:
unsres Reichs Errettern!
Beim Schalle der
Trompeten und Schalmein,
Bei Harmonieen kriegerischer
Klänge,
Beim Händeklatschen,
Lachen, Jubelschrein
Des Volkes, dem
die Straße ward zu enge,
Zog in das Schloß
der große Kaiser ein,
Woselbst er nun
noch manchen Tag der Menge
Der Gäste gütlich
tat mit Schmaus und Tanz,
Turnier und Possenspiel
und Mummenschanz." Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto 44
16. Eudämonisten
haben einen schweren Stand; Unbeständigkeit des Glücks
Ariosto meint "Der Mensch
soll nicht auf seine Herrlichkeiten / Vertraun, auf Gold und Macht und
Heldentum" und führt verschiedene Herrscher an, die zwar auch Glück
hatten, aber manche nachher umso tiefer stürzten: Dionys, der Tyrann
von Syracus, musste nach Corinth fliehen und lebte dort in solcher Dürftigkeit,
dass er als Schulmeister seinen Unterhalt suchte. Polycrates und Crösus
bedürfen wohl keiner Anmerkung. Servius Tullius, der sechste
sagenhafte König Roms, war der Sohn einer Sklavin, Marius, der große
Plebejer, der siebenmal Consul war, stammte von niederen Bauersleuten.
Ludwig XII von Frankreich wurde, ehe er den Thron bestieg, dem Untergange
sehr nahe gebracht. In den Kämpfen um die Regentschaft geriet er in
der unglücklichen Schlacht bei St. Aubin in die Gefangenschaft seiner
erbittertsten Gegner. Matthias Corvinus war der teilnahme an der Ermordung
eines ungarischen Großen bezichtigt und in eine peinliche Untersuchung
verwickelt, die ihm leicht den Kopf kosten konnte. Bald hernach wurde er
König von Ungarn. Beide hier genannte Monarchen standen zu Ferrara
in naher Beziehung. Hercules, der Sohn des Herzogs Alfons, hatte eine Tochter
Ludwigs, Renée, zur Gemalin; König Matthias war mit Beatrice
von Aragon vermählt, deren Schwester die Mutter des Herzogs Alfons
und des Cardinals Hippolyt war. Hippolyt lebte außerdem als Knabe
eine Zeitlang am ungarischen Hofe. [103]
"Je höher du
den armen Menschen steigen,
Auf flücht'gem
Rad Fortuna's steigen siehst,
Je schneller siehst
du ihn bergab sich neigen,
dass er kopfüber
in die Tiefe schießt,
Wie Crösus
und Polycrates uns zeigen,
Wie man von Dionys
und andren liest,
Die von den Höhn
des Glücks, eh man es dachte,
Ein einz'ger Tag
in tiefstes Elend brachte.
Dagegen, wer im Staube
scheint zu liegen
Und an des Rades
untern Rand gerät,
Der ist dem Punkt
am nächsten aufzufliegen,
Wenn sich das Rad
im Kreise weiter dreht.
Schon mancher hatte
das Schafott bestiegen
Und thronte Tags
darauf in Majestät,
Wie Servius und
Marius bewiesen
Den alten Zeiten,
König Ludwig diesen.
Der König Ludwig,
der erlauchte Schwäher
Des Sohnes meines
Herrn, – bei Sanct Albin
Ergriff der Feind
ihn, dass dem Kopfe näher
Der Block des Henkers
als die Krone schien.
Noch größere
Gefahr, ein Schlag noch jäher
Traf den Mathias,
zubenannt Corvin.
Dann sollten sie,
die so daniederlagen,
Die Herscherkron'
in ihrem Lande tragen.
Man sieht an den
Exempeln aller Zeiten,
In unsren Tagen
wie im Altertum,
dass Freud' und
Leid dicht bei einander schreiten
Und nah beisammen
wohnen Schimpf und Ruhm.
Der Mensch soll
nicht auf seine Herrlichkeiten
Vertraun, auf Gold
und Macht und Heldentum,
Noch auch verzweifeln,
wann das Glück ihm grollt;
Weil ja das Rad
beständig rollt und rollt." Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto
45
17. Der Dichter Ariosto,
dem Ende seines Werkes nahe, wird von seinen Freunden beglückwünscht;
Der islamische Korsar Barbarossa, der später die osmanische Flotte
befehligte, rüstete eine Expedition aus, um sie aus ihrem Schlosse
Fondi in Neapel für das Serai des Sultans zu entführen; sie entkam
nur mit knapper Not; Torquato Tasso's Vater
Die Frauen des gräflichen
Hauses Correggio zeichneten sich durch Pflege der Dichtkunst aus, namentlich
gehörte Veronica da Gambera zu den gefeierten Poetinnen des 16. Jahrhunderts.
Sie war die Gemalin des Grafen Giberto de' Correggi. Von den unten
genannten Frauen ist die Mailänderin Trivulzia als eine Art Wunderkind
bekannt. Sie entzückte schon im vierzehnten Lebensjahre das Publikum
durch ihre »wundersamen« Gedichte. – Emilia Pia, aus dem edlen
Hause Carpigio, wird von Castiglione in seinem berühmten Werke »der
Hofmann« mit Lob erwähnt. »Mein Herr von Bozolo«
ist Friedrich Gonzaga, dem das Schloß Bozolo am Oglio gehörte.
– Die Bentivogli sind die Herren Bologna's, die Visconti das Mailänder
Herrengeschlecht, die Pallavicini (ni fallor) eine große lombardische
Familie. Julia Gonzaga, Vespasian Colonna's Gemalin, eine berühmte
Schönheit. Der islamische Korsar Barbarossa, der später die osmanische
Flotte befehligte, rüstete eine Expedition aus, um sie aus ihrem
Schlosse Fondi in Neapel für das Serai des Sultans zu entführen;
sie entkam nur mit knapper Not, im Hemde zu Pferde fliehend. Ihre Schwägerin
ist jene Isabella Colonna, Gemalin Ludwig Gonzaga's, deren Treue Ariost
im 37. Ges. Str. 9–12 feiert. – Anna von Aragon war die Gemalin des gepriesenen
Alfons d'Avalos Marchese von Vasto. [104]
Ariosto zählt
eine Reihe literarischer und gelehrter Celebritäten seiner Zeit auf,
von denen Molza bereits Erwähnung gefunden hat. Er und Dressin (oder
Trissino) sind vielleicht die einzigen, deren Werke noch einiges Leben
fristen, vom Dressin das Epos »Italia liberata da' Goti« und
die älteste italienisch geschriebene Tragödie Sofonisbe. – Julio
Camillo ist der Verfasser des »Teatro delle science«, eines
Compendiums gelehrter Kenntnisse, um dessen willen Ariost ihn einen Wegweiser
zu den »ascräischen Gestaden«, dem Reiche der Musen, nennt.
– Der letzte in der Reihe Berna ist Francesco Berni, der in Italien noch
heute gefeierte Erfinder des bernesken (burlesken) Stils, von welchem eine
Umarbeitung des »verliebten Roland« Bojardo's sich in hohem
Ansehn erhalten hat. Der einzige Pietro Aretino ist unter den hier
genannten noch heute berühmt genug. Dieser witzige und völlig
schamlose Dichter wurde von seinen Zeitgenossen wegen seines Talents »der
göttliche,« wegen seiner satirischen Schärfe, welche die
Mächtigen der Erde nicht schonte, »die Geißel der Fürsten«
genannt. – Mainardo und Leoniceno waren gelehrte Ärzte in Ferrara,
letzterer der erste Übersetzer der Schriften des Galenus und der Aphorismen
des Hippokrates. [105]
Der hier genannte
Bembo ist derselbe, dessen im 42. Ges. Str. 86 Erwähnung geschieht.
Pietro Bembo, Geheimschreiber Leos X, später Cardinal, Venezianer
von Geburt, war gleich berühmt wegen seiner lateinischen und italienischen
Schriften, seiner Prosa und seiner Verse. Ariost's Lob, dass erst er die
italienische Sprache »gemeinem Brauch enthoben« habe, ist zwar
übertrieben, doch ist unzweifelhaft Bembo's Einfluss auf Eleganz und
Feinheit der Schreibart sehr erheblich gewesen. Charakteristisch für
den literarischen Epikureismus des Mannes und für die Zeit überhaupt
ist es, dass man erzählte, der Cardinal lasse das Brevier von seinen
Dienern lesen, weil er fürchte, seine Latinität zu verderben,
wenn er es selbst tue. Der Tasso der letzten Zeile ist Bernhard, Torquato's
Vater, der Verfasser des hundert Gesänge starken Rittergedichtes Amadis.
[106]
Gian Francesco Pico,
Herr von Mirandola, und Alberto Pio, Herr von Carpi, zwei verwandten Häusern
angehörig, waren zu ihrer Zeit als Schriftsteller angesehen. Der erstere
ist nicht zu verwechseln mit dem Wunder seines Zeitalters, dem berühmten
Pico della Mirandola (Giovanni), dessen Neffe er war. – Sannazar war ein
hochgefeierter Dichter in Latein und Italienisch; die Schlusszeilen spielen
darauf an, dass er durch seine Fischereclogen das Seeleben in die elegante
Dichtung eingeführt hat. Aus der Art wie Sannazars erwähnt wird,
sieht man dass Ariost mit allen übrigen Personen, die er in diesen
siebenzehn Strophen aus allen Gegenden Italiens zusammenführt, persönlich
bekannt war. Als Zeugnis von der Stellung des Dichters zu vornehmen Frauen,
Fürsten, Edelleuten, Prälaten, Gelehrten und Poeten wird dieser
»Katalog der Gönner« immer sein Interesse behalten.
[107]
"O was für
Frauen seh' ich, schön und klug,
O was für Ritter
prangen rings am Strande,
O was für Freunde,
denen nie genug
Ich danken kann
für den Empfang am Lande;
Mamma, Ginevra und
ein ganzer Zug
Der Frauen von Coreggio
stehn am Rande.
Veronica Gambera
tritt hervor,
Dem Phöbus
theuer und dem Musenchor.
Ginevra seh' ich
drüben, eine zweite,
Demselben Blut entstammt,
und Julia
Und Sforza's Tochter
und an ihrer Seite,
Im heil'gen Hain
genährt, Trivulzia.
Mich dünkt,
dass dort Emilia Pia schreite,
Graziosa Borgia
dort und Angela,
Und mit Ricarda
Este nahn dem Walle
Diana, Blanca und
die Schwestern alle. (...)
Die Gattin meines
Herrn von Bozolo,
Auch seine Mutter,
Schwester, Muhmen kamen,
Die Fraun der Bentivogli,
ebenso
Pallavicini's und
Visconti's Damen,
Und sie, die allem,
was man irgendwo
Mit Griechen, Römer
und Barbarennamen
Gepriesen hat und
heutzutage preist,
Den Kranz der Schönheit
und der Huld entreißt,
Julia Gonzaga: wo
ihr Fuß auch schreitet,
Wohin sie auch die
holden Augen kehrt,
Ist keine, die ihr
diesen Kranz bestreitet,
Die nicht als eine
Göttin sie verehrt.
Von ihrer Schwägerin
ist sie begleitet,
Die stets in Treue
fest und unversehrt
Der zornigen Fortuna
bot die Stirn.
Seht Anna Vasto,
Aragons Gestirn! (...)
Lactanz und Claudio
Tolomeo nahn;
Paul Pansa, Giuvenal,
Dresin erscheinen;
Freund Capilupi
seh' ich, Florian
Montino, Sasso,
Molza, und noch einen,
Der uns den kürzren
Weg, die leichtre Bahn
Gelehrt hat zu ascräischen
Lorberhainen,
Julius Camillo;
auch den Marc Anton
Flaminio, Sanga,
Berna seh' ich schon. (...)
Seht noch zwei Alexander,
aus dem Blute
Der Orologi jener,
der Guarin.
Seht da Olvito,
seht die Fürstenrute,
Den göttergleichen
Pietro Aretin.
Seht zwei Girolamo,
dort rechts der gute
Herr Veritade, links
dort Cittadin.
Ich seh' Mainardo,
seh' Leoniceno,
Celio, Pannizato,
Teocreno.
Capello seh' ich,
Bembo seh' ich droben,
Der unsrer Sprache
Süß' und Reinheit mehrt,
Der sie gemeinem
Brauche hat enthoben,
Und wie sie sein
soll, durch sein Beispiel lehrt.
Ihm folgt Obizi,
der soeben Proben
So wohlverwandter
Dint' anstaunt und ehrt.
Trifon und Fracastorio
sind erschienen
Und Bevazzan, und
Tasso hinter ihnen. (...)
Ich seh' unsterbliche
und hohe Geister,
Pio und Pico, nah
an Lieb' und Blut;
Wer aber ist der
dritte Mann? wie heißt er,
Auf dem der Besten
Blick voll Ehrfurcht ruht?
Beschrieb man mir
ihn recht, so ist's der Meister,
Den nie gesehn zu
haben weh mir tut,
Jacobus Sannazar,
der die Camönen
Vom Berg ans Meer
gelockt mit seinen Tönen." Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto
46
18. Die Bulgaren berufen
Roger auf ihren Thron, "zwischen ihm als Herrn der Bulgarei / Und Constantin
der Friede sicher sei"; Rogers Hochzeit; Italien grollt dem Constantin,
weil er den Sitz des Reichs nach Byzanz verlegt hat
Die Bulgaren
berufen Roger auf ihren Thron, damit "zwischen ihm als Herrn der Bulgarei
/ Und Constantin der Friede sicher sei"; Rogers Hochzeit wird in Paris
prächtig gefeiert. Zudem erfahren wir warum Italien Groll gegen Constantin
herrscht, nämlich weil er den Sitz des Reichs nach Byzanz verlegt
hat. Ariost fasst noch einmal die Complimente zusammen, welche dem Gönner
Ariosts Hippolyt von Este im Verlaufe des Gedichts so verschwenderisch
zu teil geworden sind. Der Geburt Hippolyts, dessen Mutter Leonore von
Aragon »Königin« genannt wird, weil sie die Tochter eines
Königs (Ferdinand von Neapel) war, folgt die Schilderung seiner Erziehung
am Hofe des ungarischen Königs Matthias Corvinus,
dessen Gemalin Beatrice
von Aragon Hippolyts Muhme war. König Matthias machte den zehnjährigen
Knaben zum Erzbischof von Gran (Strigonia); im dreizehnten Lebensjahre
ward er, unter Papst Alexander VI Cardinal und bald hernach Erzbischof
von Mailand. Seinem Schwager, dem unglücklichen Ludwig Sforza, stand
er als Ratgeber und Kriegsmann zur Seite, bis der Herzog in die Gefangenschaft
Frankreichs geriet. Dann betätigte er sich in den Kriegen seines Bruders,
des Herzogs von Ferrara, als tüchtiger Soldat und machte sich verdient
durch Entdeckung der Verschwörung, welche Julius und Ferdinand von
Este gegen Alfons angezettelt hatten (vgl. 3. Ges.). Thomas Fusco war der
Erzieher und hernach der Secretär Hippolyts. [108]
"Und Roger
war bereit und nahm das Reich
Von ihnen an und
hatte gern versprochen
Zu kommen, wenn
das Schicksal keinen Streich
Ihm spielen sollte,
binnen dreizehn Wochen.
Als Leo dies vernahm,
sprach er sogleich
Zu Roger, ihr Vertrag
bleib' ungebrochen,
Weil zwischen ihm
als Herrn der Bulgarei
Und Constantin der
Friede sicher sei. (...)
Die Hochzeit wurde
königlich begangen,
Wie es des Hochzeitsgebers
würdig war.
Karl selber gab
sie und mit solchem Prangen,
Als führ' er
seine Tochter zum Altar.
So hohe Dienste
hatt' er ja empfangen
Von dieser Braut
und Haimons ganzer Schar,
dass er es nicht
zu viel des guten fände,
Wenn er sein halbes
Reich an sie verwende.
Der Hof ward frei
erklärt für alle Welt;
Ein jeder komm'
und geh' unangefochten.
Neun Tage gab man
allen freies Feld,
Die etwas auszufechten
haben mochten.
Im Freien ward ein
herrlich Festgezelt
Aus Laub erbaut
und Blumen drein geflochten
Und Seidenstoff
und Gold, ein luft'ger Ort,
dass man nichts
schönres fand in Süd und Nord.
Paris bot keinen
Raum für Mann und Roß,
Für all die
ungezählten Pilgerscharen,
Für arm und
reich, was hier zusammenfloß
An Griechen und
Lateinern und Barbaren,
Für Herren
und Gesandt' und ihren Troß,
Die aus der ganzen
Welt entsendet waren:
In Zelt und Hütt'
und unterm Laubendach
Fand alles Unterkommen
und Gemach.
Mit seltnen und erlesnen
Kostbarkeiten
Begann Melissa in
der letzten Nacht
Die bräutlichen
Gemächer zu bereiten,
An deren Schmuck
sie lange schon gedacht.
Sie hatte schon
in längst verflossnen Zeiten
Für diesen
Bund gebetet und gewacht,
Von dem sie wußte,
welche segensvolle
Vortrefflichkeit
aus ihm entspringen solle. (...)
Und jener Constantin,
dem, wie wir wissen,
Das schöne
Land Italien ewig grollt,
Hat unsrem Rom dies
schöne Werk entrissen
Und in Byzanz es
wieder aufgerollt.
Ein andrer Constantin
borgt' es Melissen.
Der Schaft war Elfenbein,
die Schnüre Gold,
Und schönre
Bilder rings die Wände schmückten,
Als je dem Pinsel
des Apelles glückten.
Die Grazien standen
da mit süßer Labe
Um eine Königin
in Kindesweh'n,
Und bald entwand
sich ihr ein schöner Knabe,
Wie selbst die goldne
Zeit ihn nicht gesehn.
Jupiter und der
Gott der Rednergabe
Und Mars und Venus
streuten über den
Aus vollen Händen
ewigblüh'nde Kränze,
Süßes
Ambrosia, Duft der Himmelslenze.
»Hippolytus«
sagt' eine Schrift am Rand
Der Windeln, die
des Bildes Sinn erklärte.
Bald aber nahm das
Glück ihn an die Hand,
Und vor ihm schritt
die Tugend als Gefährte.
Dann sah man Leut'
aus einem fremden Land,
Die trugen lange
Röck' und lange Bärte
Und wollten von
des Knaben Vater ihn
Erbitten sich im
Namen des Corvin.
Auch sah man, wie
er Hercules verließ
Und Leonoren und
sie scheidend ehrte;
Wie an der Donau
dann das Volk sich stieß,
Um ihn zu sehn,
und göttlich ihn verehrte;
Wie Ungarns weiser
König dann ihn pries,
Voll Staunens, wer
so reifes Wissen lehrte
Unreifen Jahren,
und mit hohem Lob
Ihn über alle
Reichsbaron' erhob.
Und wie der König
dann dem zarten Knaben
Das Scepter von
Strigonia übertrug.
Stets, im Palast
wie hinter Schanz' und Graben,
Sah man das Kind
in des Monarchen Zug.
Ob gegen Türken
oder gegen Schwaben
Der mächt'ge
König sich im Felde schlug,
Stets folgte Hippolyt,
und in der Jugend
Auf hohe taten merkend,
lernt' er Tugend.
Hier sah man in des
Lebens Frühling ihn
Den Geist mit Wissenschaft
und Künsten nähren,
Und dunklen Sinn
der alten Schriften schien
Fusco an seiner
Seit' ihm zu erklären.
Dies musst du suchen,
jenes musst du fliehn,
Wenn du nach Kränzen
strebst, die ewig währen,
Schien er zu sagen:
so lebendig stand
Geberd' und Antlitz
auf der Leinewand. (...)
Dort sieht man ihn
vom Philosophenkreise
Und von geehrter
Dichterschar umringt,
Die bald ihm der
Planeten Bahn und Reise
Und Erd' und Himmel
zu Papiere bringt,
Bald sanfte Elegie
und muntre Weise,
Bald Heldenlied,
bald holde Oden singt.
Dort lauscht er
auf Musik kunstvoller Töne.
Kein Schritt, den
höchste Anmut nicht verschöne.
Die Bilder, so des
Zeltes Hälfte zierten,
Verherrlichten des
Fürsten Knabenzeit,
Und auf der andren
Hälfte triumphirten
taten der Klugheit,
der Gerechtigkeit,
Der kriegerischen
Kühnheit und der vierten,
Die eng in Freundschaft
sich an jene reiht,
Die Tugend mein'
ich, welche giebt und spendet:
Sie alle sah man
hier in ihm vollendet." Ludovico Ariosto, Orlando furioso, Canto 46
Anmerkungen
[60] Ludovico Ariosto,
Orlando furioso (Rasender Roland), Canto 23, übersetzt von Otto
Gildemeister. Berlin, 1882 ; Wissenschaftsbriefe / Science Review Letters
2022,
21, Nr. 1347, 1354 und FAZ 2022 Nr. 188, Nr. 189; Jan Wiele
2022: Fatwa, unfassbar. Das Böse im Gewand der Tugend. Zum Attentat
auf Salman Rushdie; vgl. Kurse Nr. 557 Ludovico
Ariosto I-II, Nr. 668 Ludovico
Ariosto III, Nr. 587 Andrea Mantegna,
Nr.
590 Giovanni Bellini, Nr. 556 - Torquato
Tasso,
Nr. 667
Romantische Kunst und Philosophie, Nr.
545 Sittenlehre I-II, Nr. 614 Sittenlehre
III, Akademie der Kunst und Philosophie
[61] Ib.; Canto
24
[62] Ib.; Canto
25
[63] Ib.; Canto
26
[64] Ib.
[65] Ib.
[66] Ib.; Canto
27
[67] Ib.
[68] Ib.; Canto
30; zu Tasso vgl. Kurs Nr. 556 Torquato
Tasso, Ib.
[69] Ib.; Canto
31; vgl. auch Kurse Nr. 545 Sittenlehre
I-II, Nr. 614 Sittenlehre III,
Ib.
[70] Ib.
[71] Ib.
[72] Ib.; Canto
34; zur göttlichen Komödie und Inferno vgl. Kurs Nr.
562 Dante Alighieri, Ib.
[73] Ib.
[74] Ib.; zu Nebukadnezar
vgl. Kurs Nr. 667
Romantische Kunst und Philosophie, Ib.
[75] Ib.; Canto
35
[76] Ib.
[77] Ib.; Canto
36
[78] Ib.
[79] Ib.
[80] Ib.; vgl. Kurs
Nr.
556 Torquato Tasso, Ib.
[81] Ib.; Canto
37
[82] Ib.
[83] Ib.
[84] Ib.; Canto
38
[85] Ib.
[86] Ib.
[87] Ib.; Canto
39
[88] Ib.
[89] Ib.; zu Dantes
Inferno vgl. Kurs Nr. 562 Dante Alighieri,
Ib.
[90] Ib.
[91] Ib.; Canto
40
[92] Ib.; zu Dantes
Inferno vgl. Kurs Nr. 562 Dante Alighieri,
Ib.
[93] Ib.
[94] Ib.
[95] Ib.; Canto
41; zu Tasso vgl. Kurs Nr. 556 Torquato
Tasso, Ib.
[96] Ib.
[97] Ib.
[98] Ib.; Canto
43
[99] Ib.
[100] Ib.; zu Dantes
Inferno vgl. Kurs Nr. 562 Dante Alighieri,
Ib.
[101] Ib.; Canto
44
[102] Ib.
[103] Ib.; Canto
45
[104] Ib.; Canto
46
[105] Ib.
[106] Ib.
[107] Ib.
[108] Ib.
Raffael, Le Parnasse
avec Ludovico Ariosto, Dante Alighieri, Homer, Rome, Vatican, Chambre de
la Signature
Giovanni da Modena,
Mohammed being tortured in Hell (detail); This picture is of an early Renaissance
fresco in Bologna's Church of San Petronio, the fresco is in an inaccessible
part of the church and is now only visible at an angle from a distance;
this old black-and-white image shows a straight frontal view of the figures.
In 2002, Islamic extremists plotted to blow up the church in order to destroy
the image
In Ariostos "Orlando
furioso" hat sich Astolf sich einiges zugemutet als er zu den »Höllenbolgen«
reist: "Der Ritter wollte da hinuntergehn, / Um die zu schaun, die keinen
Tag mehr schauen, / Und, um die Höllenbolgen anzusehn, / Sich bis
zum Mittelpunkt der Welt getrauen." »Höllenbolgen« sind
nach dem von Dante eingeführten Terminus technicus die Stufen oder
Abschnitte der trichterförmigen Terrasse, als welche er die Hölle
darstellt. "Die Hölle" in Dantes "Divina Commedia" (Göttliche
Komödie) umfasst ausser dem Vorhof neun Höllenkreise, die wie
ein Trichter im Mittelpunkt der Erde zusammenlaufen, dem Sitz Luzifers.
Je tiefer die Seelen der Verdammten, umso größer ihre Verfehlungen
und umso größer auch ihre Strafen. Dantes Mahnungen und Warnungen
stehen in vollem Einklang mit der Lehre der Kirche, der er sich als Autorität
immer unterworfen hat. Grunddogma ist für ihn der Glaube an die Dreieinigkeit
Gottes. Thomas von Aquin und Albertus Magnus befinden sich im Paradies;
Mohammed, den Dante als Irrlehrer, sittenlos und gewalttätig, beurteilt,
der das Böse wollte und sich darin verhärtete, befindet sich
in der Hölle. Am Eingang der Hölle heißt es: „Das sind
die Stifter falscher Lehren / und allerlei sektiererischer Anhang. / Viel
voller als du denkst, sind diese Gräber. / In Massen liegen Gleichgesinnte
drin, / und eingebettet in gestufte Gluten" (Dante, Göttliche Komödie
IX Inferno). In Dantes Göttlicher Komödie erleidet z.B. Mohammed
in der Hölle das, was er in seinen "satanischen Versen" (Koran) den
Nicht-Muslimen, also denen, die nicht an die islamischen Zeichen (Koran,
Halbmond, Mohammed und Allah) glauben, androht. In über 200
Suren-Versen des Koran droht Allah den NichtMuslimen irdische und ewige
Strafen an. Dante begegnet Mohammed, "der Zwietrachtstifter Mohammed" oder
"Mahom" genannt, im tiefsten Höllenschlund. Er klagt sich selber an,
seinen gerechten Lohn erhalten zu haben: "Ein Fass, dem Dauben oder Querholz
fehlen, / ist nicht so löchrig wie der Sünder (Mohammed) war,
/ bei dem's vom Kinn bis an den After klaffte./ Zwischen den Beinen hing
ihm das Gedärm. / Herz, Leber, Lunge sah man und den Sack, / der Kot
aus allem macht, was wir verschlucken. / Indess ich mit den Augen ihn durchbohre,
/ blickt er auf mich und öffnet sich die Brust / mit Händen:
'Schau nur!' rufend, 'Selbstzerreißung! / Betrachte den verstümmelten
Mohammed! / Der vor mir geht und jammert, ist Ali (der Kalif, der die Mohammedaner
in zwei Sekten spaltete), / das Angesicht vom Kinn zum Schopf zerschlitzt.
/ Und Ärgernis und Zwiespalt haben alle, / die du hier siehst, erregt
in ihrem Leben, / drum sind sie ebenso zerspalten hier. / Dort hinten steht
ein Teufel, der zerstückt, / mit Schwertesschärfe feden dieser
Sekte / gar grausam jedesmal, dass uns der Weg / dieselbe Schmerzensstraße
führt im Kreis. / Denn immer schließt sich unsere Verwundung,
/ bevor an ihm vorbei wir wieder kommen. / Jedoch, wer bist du, dass du
spähst und schnüffelst / dort auf der Brücke und die Strafe
wohl, / die zugesprochene, verzögern möchtest?' / 'Der Tod hat
ihn', erwiderte mein Meister (Vergil), / 'noch nicht ereilt, noch soll
er Sünden büßen. / Damit ihm aber volle Kenntnis werde,
/ muss ich, der schon Gestorbene, ihn führen / von Kreis zu Kreis
hienieden durch die Hölle. / Das ist so wahr wie, dass ich sprech
zu dir.' / Es waren mehr als hundert, die das hörten, / und blieben
stehn, vergaßen ihre Qual / und staunten aus dem Graben nur nach
mit."(Dante, Göttliche Komödie XXVIII Inferno), vgl. Kurse Nr.
562 Dante Alighieri, Nr. 557 Ludovico Ariosto
I-II, Nr. 668 Ludovico Ariosto
III,
Nr. 558 Calderon de la Barca,
Nr.
563 Miguel de Cervantes I, Nr.
645 Miguel de Cervantes II, Nr.
500 St. Thomas von Aquin: Summa contra Gentiles, Nr.
579 Albertus Magnus, Akademie der Kunst und Philosophie
Raffaello e Giulio
Romano, San Michele sconfigge Satana
Immer wieder streitet
der Erzengel "San Michele" auf der Seite der Christen so wie Roland (Orlando)
eigentlich auch; zudem muss Roland Jungfrauen befreien, die von Korsaren
oder anderen Räuberbanden geraubt wurden, so auch bei der Geschichte
der Isabella von Galizien und des Prinzen Zerbin von Schottland. Dante
lässt die Gewalttätigen, wie islamische Korsaren, in Lachen siedenden
Bluts büßen. Die Centauren unter Chirons Führung bewachen
diese Verdammten und treiben sie, wenn sie ans Ufer klettern, mit Pfeilschüssen
in die heiße Flut zurück. Anspielungen auf die göttliche
Komödie und selbst einzelne Verse aus derselben kommen wiederholt
im Rasenden Roland vor wie hier in Canto 13. Die islamischen Halunken
werden von Roland mit ihrem "juego de cañas" beehrt, indem er einen
Tisch auf die Halunken wirft. Das spanische, eigentlich maurische Reiterspiel
des Rohrwerfens, juego de cañas, wird in Italien zu Ariosts Zeit
von Gauklern öffentlich gezeigt. Die »Chronik des Turpin,«
eine Sammlung fabelhafter Geschichten von Karl d. Gr. und seinen Paladinen,
zitiert Ariost an verschiedenen Stellen als seine Quelle, so auch hier.
Turpin selbst ist der Sage zufolge Erzbischof von Reims und zugleich einer
der zwölf Paladine.
Rinaldo, Orlando und
das Problem der gefährlichen Waffen in falschen Händen
Rolands Schwert in den
Händen der Muslime; das erinnert an die islamischen Länder Pakistan
oder Iran, das auch für das von einem Muslim kürzlich verübte
Attentat auf S. Rushdie verantwortlich ist, obwohl er den Koran nur als
das bezeichnet hat was ihn ausmacht, nämlich eine Ansammlung von "Satanischen
Versen", die auch in der iranischen Fatwa wieder auftauchen; Rushdie sagte
damals: "Man könnte Khomeinis Fatwa selbst als eine Ansammlung satanischer
Verse ansehen." Beise Länder haben oder versuchen die Atombombe
zu bauen: "Bedenke selbst, was für Gefahren drohn / Der ganzen Christenheit
und allen Frommen, / Seit Durindane jetzt, wie einmal schon, / In die Gewalt
des Heidentums gekommen!" Iran gilt als das gefährlichste Land mit
unkontollierbaren Muslim-Horden und bleibt damit "ein Machtpolitischer
und weltanschaulicher Widersacher des Westens, zunehmend gestützt
von Russland und China." Durch Unachtsamkeit bzw. Rolands "Raserei" oder
"Wahnsinn" gerät die Waffe in die Hände des Feindes der Christenheit.
Rinaldo will das schlimmste verhindern und Roland heilen. (Ludovico Ariosto,
Orlando furioso, Canto 31)
Astolf reist zu den
»Höllenbolgen« und später ins Paradies um von dort
Rolands verlornen Verstand zurückzuholen; Gott hat Roland zum "Schützer
seiner Christenheit" gemacht; wie Nebukadnezar hat er seine Pflicht verletzt
und wurde mit Wahnsinn gestraft
In Ariostos "Orlando
furioso" hat sich Astolf sich einiges zugemutet als er zu den »Höllenbolgen«
reist: "Der Ritter wollte da hinuntergehn, / Um die zu schaun, die keinen
Tag mehr schauen, / Und, um die Höllenbolgen anzusehn, / Sich bis
zum Mittelpunkt der Welt getrauen." »Höllenbolgen« sind
nach dem von Dante eingeführten Terminus technicus die Stufen oder
Abschnitte der trichterförmigen Terrasse, als welche er die Hölle
darstellt. "Die Hölle" in Dantes "Divina Commedia" (Göttliche
Komödie) umfasst ausser dem Vorhof neun Höllenkreise, die wie
ein Trichter im Mittelpunkt der Erde zusammenlaufen, dem Sitz Luzifers.
Je tiefer die Seelen der Verdammten, umso größer ihre Verfehlungen
und umso größer auch ihre Strafen. Dantes Mahnungen und Warnungen
stehen in vollem Einklang mit der Lehre der Kirche, der er sich als Autorität
immer unterworfen hat. Grunddogma ist für ihn der Glaube an die Dreieinigkeit
Gottes. Thomas von Aquin und Albertus Magnus befinden sich im Paradies;
Mohammed, den Dante als Irrlehrer, sittenlos und gewalttätig, beurteilt,
der das Böse wollte und sich darin verhärtete, befindet sich
in der Hölle. Am Eingang der Hölle heißt es: „Das sind
die Stifter falscher Lehren / und allerlei sektiererischer Anhang. / Viel
voller als du denkst, sind diese Gräber. / In Massen liegen Gleichgesinnte
drin, / und eingebettet in gestufte Gluten" (Dante, Göttliche Komödie
IX Inferno). In Dantes Göttlicher Komödie erleidet z.B. Mohammed
in der Hölle das, was er in seinen "satanischen Versen" (Koran) den
Nicht-Muslimen, also denen, die nicht an die islamischen Zeichen (Koran,
Halbmond, Mohammed und Allah) glauben, androht. In über 200
Suren-Versen des Koran droht Allah den NichtMuslimen irdische und ewige
Strafen an. Dante begegnet Mohammed, "der Zwietrachtstifter Mohammed" oder
"Mahom" genannt, im tiefsten Höllenschlund. Er klagt sich selber an,
seinen gerechten Lohn erhalten zu haben: "Ein Fass, dem Dauben oder Querholz
fehlen, / ist nicht so löchrig wie der Sünder (Mohammed) war,
/ bei dem's vom Kinn bis an den After klaffte./ Zwischen den Beinen hing
ihm das Gedärm. / Herz, Leber, Lunge sah man und den Sack, / der Kot
aus allem macht, was wir verschlucken. / Indess ich mit den Augen ihn durchbohre,
/ blickt er auf mich und öffnet sich die Brust / mit Händen:
'Schau nur!' rufend, 'Selbstzerreißung! / Betrachte den verstümmelten
Mohammed! / Der vor mir geht und jammert, ist Ali (der Kalif, der die Mohammedaner
in zwei Sekten spaltete), / das Angesicht vom Kinn zum Schopf zerschlitzt.
/ Und Ärgernis und Zwiespalt haben alle, / die du hier siehst, erregt
in ihrem Leben, / drum sind sie ebenso zerspalten hier. / Dort hinten steht
ein Teufel, der zerstückt, / mit Schwertesschärfe feden dieser
Sekte / gar grausam jedesmal, dass uns der Weg / dieselbe Schmerzensstraße
führt im Kreis. / Denn immer schließt sich unsere Verwundung,
/ bevor an ihm vorbei wir wieder kommen. / Jedoch, wer bist du, dass du
spähst und schnüffelst / dort auf der Brücke und die Strafe
wohl, / die zugesprochene, verzögern möchtest?' / 'Der Tod hat
ihn', erwiderte mein Meister (Vergil), / 'noch nicht ereilt, noch soll
er Sünden büßen. / Damit ihm aber volle Kenntnis werde,
/ muss ich, der schon Gestorbene, ihn führen / von Kreis zu Kreis
hienieden durch die Hölle. / Das ist so wahr wie, dass ich sprech
zu dir.' / Es waren mehr als hundert, die das hörten, / und blieben
stehn, vergaßen ihre Qual / und staunten aus dem Graben nur nach
mit."(Dante, Göttliche Komödie XXVIII Inferno)
Gott hat Roland zum
"Schützer seiner Christenheit" gemacht "Wie er den Simson gegen Philistäer
/ Zum Schützer hat bestellt für die Hebräer". Aber er hat
versäumt "für's heil'ge Kreuz zu ringen". Denn "Er hat vom gläub'gen
Volk sich abgewendet / Da Christi Feind' am ärgsten es bedrohn. /
Fluchwürd'ge Liebe hat ihn so verblendet, / Zu einer Heidin, dass
er zweimal schon / Und öfter nah daran war, des getreuen / Leiblichen
Vetters Leben zu bedräuen. / »Darum hat Gott mit Wahnsinn ihn
geschlagen / Und hat verdunkelt seines Geistes Licht, / dass nackt er seine
Scham zur Schau getragen / Und keinen kennt, zumal sich selber nicht. /
So traf ja auch in den vergangnen Tagen / Nebukadnezar Gottes Strafgericht,
/ Der sieben Jahre lang von sich nicht wusste / Und Heu und Gras, gleich
Ochsen, fressen musste." Der spanische Dichter, Schriftsteller und Komponist
Temistocle Solera (1815-1878) schrieb das Libretto zu Giuseppe Verdis "Nabucco",
wodurch Verdi weltberühmt werden sollte. Die Musik bringt die romantische
Philosophie zum Ausdruck, die immer eine Philosophie der Freiheit ist.
So zum Beispiel der feierlich fließende Hoffnungsgesang des Zacharias
im ersten Act: "D'Egitto là sui lidi..." (In schweren Leidenstagen
/ Sandte er Moses als Retter. / Siegreich die Feinde schlagen / Half er
Gideons kleiner Schar. / Niemals wird Leid euch geschehen, / Baut ihr auf
den Herrn in Not und Gefahr. / ... Glückliche Friedenstage / Werden
wir wiedersehen), den der Chor unisono aufnimmt; und vor allem im Gesang
des Gefangenenchors am Ende des dritten Acts. So wie es hier um die Befreiung
der Hebräer vom Joch des Nebukadnezar und die Vertreibung des Verräters
(Ismael) geht, der den "Lügengott" Baal verehrt, so hatte sich zu
Verdis Lebzeiten Griechenland vom Joch der ismaelitischen Osmanen bzw.
Türken und ihrem "Lügengott" Allah befreit. Was Zacharias am
Ende des ersten Acts zu Ismael sagt, könnte man heute den Muslimen
sagen: "Dalle genti sii reietto, / Dei fratelli traditore! / Il zuo nome
maledetto / Fia l'obbrobio d'ogni età! / 'Oh, fuggite il maledetto',
/ Terra e cielo griderà." (Ja, ganz Israel wird schmähen dich,
Verräter an den Brüdern. Mit Verachtung soll dich sehen wer zum
wahren Glauben sich bekennt! Gram und Schrecken wird entstehen, wo man
deinen Namen nennt!) Im Gegensatz zu den heutigen Muslimen, die weiterhin
an ihrem "Lügengott" festhalten, erkennen Nebukadnezar und Ismael
- zumindest in der Oper - dass sie bisher einen "Lügengott" oder "Unheilsgötzen"
angebetet hatten; nun bekennen sie sich zum Gott der Hebräer, der
eigentlich Christus ist. Dazu Zacharias: "Ein mächtiger Herrscher
wirst du durch den Segen Gottes sein!" (Ludovico Ariosto, Orlando furioso,
Canto 34)
Esclarmonde und das
Rolandslied
Die 1889 uraufgeführte
"opèra romanesque" in vier Akten Esclarmonde gilt gemeinhin als
eines von Massenets Meisterwerken und als diejenige unter seinen Opern,
die am meisten Einfluss von Richard Wagner aufweist (Massenet hatte 1886
in Bayreuth begeistert den Parsifal gesehen). Das Sujet der Oper stammt
aus den mittelalterlichen französischen "Chansons de geste", hauptsächlich
aus dem Partonopeus de Blois, dessen Manuskript damals gerade neu aufgefunden
und ediert worden war. Partonopeus wird beim Jagen in den Ardennen von
der Tochter des byzantinischen Kaisers, Melior (die in anderen Quellen
eine Schwester der Melusine ist), auf eine Insel mit unsichtbaren Bewohnern
entrückt. Melior besucht ihn nächtens und vergnügt sich
mit ihm, verbietet ihm aber, jemals ihren Schleier zu lüften. Partonopeus
hält sich nicht an das Verbot, nach einigen Irrungen, Wirrungen und
Prüfungen kommt es aber doch zu einem Happy End. Bei Massenet wird
Partonopeus zu Roland, womit der Stoff in den Roland-Sagenkreis eingegliedert
wird, und Melior wird zu Esclarmonde, die noch eine Aufpasserin in Gestalt
ihrer älteren Schwester Parséis bekommt.
Im Kern geht es bei
Esclarmonde zwar um die Ver- und Enthüllung, die Rahmengeschichte
spielt aber im christlichen Byzantium (Konstantinopel und seit Besetzung
durch der Türken Istanbul) und in Frankreich zur Zeit der Widerstandskämpfe
der Franken gegen die aus dem Süden vordringenden Muslime, gegen die
vor allem Roland seinen Landsleuten zu Hilfe eilt. Wagner-Einfluss wird
im christlichen Freiheitskampf gegen die Muslime (vgl. Parsifal und Lohengrin)
und in der motivischen Behandlung gesehen. Das prominenteste ist das "Zaubermotiv"
aus absteigenden kleinen Terzen im punktierten Rhythmus, wenn Esclarmonde
und/oder Phorcas ihre magischen Kräfte einsetzen. Gerade die Zaubersprüche
sind übrigens die besonders hohen Koloraturpassagen der Partie, als
ob die Höhe und die Koloratur gewissermaßen für die geistige
Welt bzw. das "Andersweltliche" im Charakter der Esclarmonde stünde.
Weitere Leitmotive sind das Esclarmonde-Motiv, das Roland-Motiv, das Tunier-Motiv,
das Hochzeits- und das Prozessions-Motiv. Esclarmonde ist eine Oper (Originalbezeichnung:
„Opéra romanesque“) in vier Akten und acht Bildern mit einem Prolog
und einem Epilog des französischen Komponisten Jules Massenet. Das
Libretto stammt von Alfred Blau und Louis de Gramont. Die Uraufführung
fand am 14. oder 15. Mai 1889 der Salle du Châtelet der Opéra-Comique
in Paris statt. Die Oper beginnt mit dem Prolog: Der byzantinische Kaiser
Phorcas, der auch ein großer Magier ist, verkündet seinen Rücktritt
als Kaiser zu Gunsten seiner Tochter Esclarmonde. Gleichzeitig hat er auch
seine Zauberkraft auf seine Tochter übertragen. Allerdings muss Esclarmonde
bis zu ihrem 20. Lebensjahr gegenüber Männern verschleiert auftreten.
Nach ihrem 20. Geburtstag soll dann ein Turnier stattfinden, bei dem der
zukünftige Gatte Esclarmondes ermittelt werden soll. Dieser soll dann
auch die Kaiserkrone übernehmen. Bis dahin wird Parséis, die
Schwester von Esclarmonde, mit der Überwachung ihrer Schwester betraut.
Der Prolog endet mit der Übergabe der Reichsinsignien, Krone und Schwert,
an Esclarmonde.
Erster Akt: Esclarmonde
hat sich in den französischen Ritter Roland, den Herzog von Blois,
verliebt. Dann erfährt sie von Enéas, einem byzantinischen
Ritter und Verlobten ihrer Schwester, den die Schwester schon mit Spannung
erwartet ("avez-vous combattu contre les mécréants?" - Hast
du gegen die Ungläubigen gekämpft?), dass dieser tapfere Soldat
Bathilde, die Tochter des französischen Königs heiraten werde.
In dieser Situation bedient sich Esclarmonde ihrer Zauberkraft. Mit Hilfe
der beschwörten Geister schafft sie es, Roland auf eine entlegene
Insel zu locken. Dort plant sie ein Treffen mit ihm.
Zweiter Akt: Roland
und Esclarmonde treffen sich auf der Insel. Esclarmonde klärt ihn
über ihre Zauberkraft auf und gesteht ihm ihre Liebe. Der völlig
hingerissene Roland erliegt ihrem Charme, und es kommt zu einer Liebesnacht.
Sie will ihn aber nicht zu lange von seiner eigentlichen Aufgabe, dem Kampf
gegen die Sarazenen, abhalten: "O mon amant! Ton peuple a besoin de secours!
/ Le chef de Sarrazins, Sarwégur l' implacable, / tient assiégé
dans Blois le viux roi Cléomer, / va arracher les tiens au deuil
qui les accable! / La gloire à mon amour te rendra bien plus cher!
(Oh meine Liebe, Deine Leute brauchen deine Hilfe! Der Chef der Sarazenen,
der unerbittliche Sarwégur, belagert König Cléomer in
Blois; geh, schnapp ihn dir und schütze die Bevölkerung vor ihm.
Dein gloreicher Sieg wird dich für mich noch begehrenswerter machen).
Bei dieser Gelegenheit erhält er von seiner Geliebten das Schwert
des Heiligen St. Georg, dem "himmliche Kräfte" beigemessen werden,
mit dem er unbesiegbar wird: "Cette epée a du ciel recu le privilège
/ d' assurer la victoire au loyal chevalier / qui garde son serment sans
jamais l'oublier, / contre tous les périls cette arme le protège."
(Dieses Schwert hat vom Himmel die gesegnete Kraft erhalten, den Sieg herbeizuführen
für den loyalen Ritter, der sich an den Schwur hält und ihn niemals
bricht; diese Waffe wird ihn gegen jedes Übel schützen). Die
Bedingung ist die Geheimhaltung ihrer Beziehung und der Kampf für
das Christentum. Sie verspricht, ihn mit Hilfe ihrer Zauberkraft täglich
(oder besser nächtlich) zu besuchen, wo immer er sich auch aufhalte.
Roland versichert, das Schwert sachgerecht einzusetzen, zum Nutzen des
Christentums und natürlich nicht gegen die Christen, wie es zur Zeit
der russische Despot in der Ukraine unternimmt: "O glaive, à ton
aspect je m' incline avec crainte / et c'est en frémissant qu'ici
je te recois, / ô lame redoutable et sainte, / forme divine de la
Croix! / Avant de te saisir pour augmenter ma gloire, / chrétien,
je m'agenouille humblement devant toi! / Céleste emblème
de la foi!" (O Schwert, Ich beuge mich vor dir in Furcht, und ich bebe
wenn ich dich erhalte, o furchbar und heilige Klinge, heilige Form des
Kreuzes! Bevor ich dich beschlagnahme für die Unterstützung meiner
gloreichen Aufgabe, als Christ kniee ich vor dir nieder! Himmlisches Symbol
des Glaubens!).
Dritter Akt: Frankreich
wird von den Sarazenen bedroht. Die Muslime bzw. Sarazenen fordern einen
Tribut von 100 Jungfrauen, um den Harem des Sultans zu bestücken,
eine Tatsache, die schon von vielen spanischen Dichtern wie Calderon, Cervantes
oder Lope de Vega thematisiert wurde. Der König von Frankreich beklagt:
"Pour nous sauver il faudrait un prodige! / L'infâme Sarwégur
aujourd'hui même exige / un tribut de cent vierges captives. / Le
cruel à ce prix nous offre le salut, / et vers le ciel en vain montent
nos voix plaintives!" (Nur ein Wunder kann uns jetzt retten! Der berüchtigte
Sarwégur fordert heute einen Tribut von 100 Jungfrauen als seine
Gefangenen. Der grausame Tyrann garantiert uns Sicherheit zu diesem Preis
und unsere jammernden Stimmen steigen zum umsonst zum Himmel!). Wie in
der von Russland überfallenen Ukraine, fragt sich das Volk: "Dois-tu
subir la loi d'un vainquereur déstesté?" (Musst du die Vormachtstellung
eines verhassten Eroberers erdulden?) Die Sarazenen sind schon im Anmarsch,
da erscheint Roland. Roland, der ja dank seines St. Georgs Schwerts unbesiegbar
ist, fordert den muslimischen bzw. sarazenischen König zum Duell heraus:
"Toi, va dire à ton maître, / à ce barbare impie /
qu'un chrétien le défie / en combat singulier! / O peuple,
reprends courage, et tu triompheras! / Dieu ne nous abandonne pas! / Jeunes
guerriers, renez vos armes / et volons ensemble aux combats!" (Geh und
sag deinem Meister, dem gottlosen Barbaren, dass ein Christ ihn zu einem
Zweikampf herausfordert! O Volk, habt Mut und ihr werdet siegreich sein!
Gott hat uns nicht verlassen! Junge Kämpfer nehmt eure Waffen und
lasst uns zusammen kämpfen!) Roland gewinnt dieses Duell natürlich.
Die Sarazenen müssen den Schatz ihres Anführers Roland und den
Franzosen überreichen. Damit ist die Bedrohung Frankreichs beendet,
und der dankbare französische König will Roland nun zu seinem
Schwiegersohn machen. Dieser schlägt aber zu aller Überraschung
die Hand der Königstochter aus. Auf Nachfrage gesteht er seine Liebe
zu Esclarmonde und erzählt von deren Zauberkraft. Daraufhin warnt
ihn der Bischof von Blois vor Hexerei, ohne die Tatsachen zu prüfen,
eine Verfahrensweise wie sie noch heute bei den oberen der Kirche üblich
ist; statt im islamischen Pseudo-Gott einen Dämon zu sehen, bezichtigt
der Bischof die christliche Königstochter Esclarmonde der Hexerei
und dass sie mit Dämonen gemeinsame Sache mache. Der Ritter Roland
weist den verirrten Bischof zurecht: "Non! Un démon par qui l'âme
est perdue et flétrie / ne m'eût pas ordonné de sauver
ma patrie! (Nein! Ein Dämon, durch welchen die Seele verloren und
entehrt ist, hätte mich nicht beauftragt, mein Land zu retten!) Vgl.
Kurse Nr. 557 Ludovico Ariosto I-II, Nr.
668 Ludovico Ariosto III, Nr. 562
Dante Alighieri,
Nr. 558 Calderon de la
Barca,
Nr. 563 Miguel de Cervantes
I, Nr. 645 Miguel de Cervantes
II, Nr. 500
St. Thomas von Aquin: Summa contra Gentiles, Nr.
579 Albertus Magnus, Nr.
667 Romantische Kunst und Philosophie I, Nr.
522 Raffael (Raffaello Sanzio), Akademie der Kunst und Philosophie
Tiziano Vecellio,
Portrait of Ariosto, 1510
Ludovico
Ariosto
Akademie
der Kunst und Philosophie / Academy of Arts and Philosophy
DI.
M. Thiele, President and international Coordinator
M.
Thiele College of Beetherapy / Academy of Arts and Philosophy / Sciences
Allgemeine
Infos zur Akademie der Kunst und Philosophie und den Kursen
Registration
form
Zur Philosophie und
Kulturgeschichte von Byzanz, des Mittelalters, der Schule von Chartres,
der Renaissance, des Barock, der Aufklärung, des Idealismus, der Romantik
vgl. Kurse:Nr.
551 G.W.F. Hegel I, Nr. 660 G.W.F. Hegel
II,
Nr. 511 Johann
Gottlieb Fichte I, Nr.
658 Johann Gottlieb Fichte II, Nr.
509 F.W.J. Schelling I, Nr.
510 F.W.J. Schelling II, Nr.
513 F.W.J. Schelling III, Nr.
505 Arthur Schopenhauer I-II, Nr.
663 Arthur Schopenhauer III, Nr.
531 Platon, Nr.
533 Aristoteles, Nr.
623 Johann Ludwig Wilhelm Müller, Nr.
020 Johann Wolfgang von Goethe I-II, Nr.
673 Johann Wolfgang von Goethe III, Nr.
553 Friedrich Schiller I-II, Nr.
675 Friedrich Schiller III, Nr.
554 Friedrich Hölderlin I-II, Nr.
512 Novalis I, Nr. 671 Novalis II,
Nr.
677 Jean Paul,
Nr.
667 Romantische Kunst und Philosophie I, Nr.
669 Romantische Kunst und Philosophie II, Nr.
630 Johann Ludwig Tieck,
Nr.
631 Adelbert von Chamisso,
Nr.
567 Gottfried Wilhelm Leibniz, Nr. 665 Molière,
Nr.
622 Victor Hugo I, Nr. 674 Victor
Hugo II, Nr. 629 Voltaire I-II, Nr.
679 Laurence Sterne,
Nr. 621 Lord Byron
I, Nr. 676 Lord Byron II, Nr.
628 Percy Bysshe Shelly,
Nr. 561 Sir
Walter Scott,
Nr. 555 Angelus Silesius,
Nr.
634 Hans Sachs,
Nr. 619 Franz Werfel,
Nr.
680 Nikos Kazantzakis, Nr.
588 Johann Wilhelm Ludwig Gleim,
Nr.
550 Fjodor M. Dostojewskij I-II,
Nr.
506 Wladimir Sergejewitsch Solowjow, Nr.
664 Philosophie der Kunst, Nr.
661 Philosophie der Geschichte I, Nr.
686 Philosophie der Geschichte II, Nr.
687 Philosophie der Geschichte III, Nr.
687 Philosophie der Geschichte IV, Nr.
687 Philosophie der Geschichte V, Nr.
659 Wissenschaftslehre I, Nr.
666 Wissenschaftslehre II, Nr.
681 Wissenschaftslehre III, Nr.
682 Wissenschaftslehre IV, Nr.
683 Wissenschaftslehre V, Nr.
684 Wissenschaftslehre VI, Nr.
685 Wissenschaftslehre VII, Nr. 545
Sittenlehre I-II, Nr. 614 Sittenlehre
III,
Nr. 544 Staats- und
Rechtslehre I-II, Nr.
641 Staats- und Rechtslehre III, Nr.
644 Staats- und Rechtslehre IV, Nr.
655 Staats- und Rechtslehre V, Nr.
618 St. Ephraim der Syrer,
Nr.
617 St. Cyrill von Alexandrien, Nr.
616 St. Gregor von Nazianz,
Nr.
613 St. Gregor von Nyssa,
Nr.
612 St. Johannes Chrysostomos,
Nr.
611 St. Johannes Cassianus, Nr.
627 St. Basilius der Große, Nr.
625 Theodorus Abucara, Nr.
624 Byzantinische Wissenschaft / Philosophie, Nr.
653 St. Cyprianus,
Nr. 609 St. Athanasius
der Große,
Nr. 605 St.
Irenaeus von Lyon,
Nr. 604
St. Hildegard von Bingen,
Nr.
600 St. Johannes von Damaskus,
Nr.
599 St. Petrus Venerabilis,
Nr.
581 Bernhard von Chartres, Nr.
580 Wilhelm von Conches, Nr.
578 Pierre Abaelard, Nr.
574 Johannes von Salisbury, Nr.
577 Petrus Lombardus, Nr.
576 Gilbert de la Porrée / Gilbert von Poitiers, Nr.
565 Johannes Scotus Eriugena, Nr.
575 Thierry de Chartres, Nr.
571 Alanus ab Insulis, Nr.
572 Anselm von Canterbury, Nr.
570 St. Hilarius von Poitiers, Nr.
568 Nicolaus Cusanus I, Nr.
568 Nicolaus Cusanus II, Nr.
568 Nicolaus Cusanus III, Nr.
564 St. Ambrosius, Nr.
564 St. Augustinus I, Nr. 601 St.
Augustinus II, Nr. 654 St. Augustinus
III,
Nr.
579 St. Albertus Magnus, Nr.
500 St. Thomas von Aquin I, ScG, Nr.
501 St.Thomas von Aquin II, Sth I.,
Nr.
502 St.Thomas von Aquin III, Sth. I-II, Nr.
582 St.Thomas von Aquin IV, Sth II-II, Nr.
583 St.Thomas von Aquin V, Sth. III, Nr.
566 Meister Eckhart, Nr. 562 Dante
Alighieri I-II, Nr. 672 Dante
Alighieri III, Nr. 558 Calderón
de la Barca,
Nr. 648 Calderón
de la Barca II, Nr. 650
Calderón de la Barca III, Nr.
651 Calderón de la Barca IV,
Nr.
563 Miguel de Cervantes I, Nr.
645 Miguel de Cervantes II, Nr. 637
Lope de Vega I, Nr. 638 Lope de
Vega II, Nr. 642 Lope de Vega III,
Nr.
643 Lope de Vega IV, Nr. 652
Juan Ruiz de Alarcón,
Nr.
632 Ginés Pérez de Hita, Nr.
633 Luis Vaz de Camões, Nr. 678
François Rabelais, Nr. 557 Ludovico
Ariosto I-II, Nr. 668 Ludovico
Ariosto III,
Nr. 556 Torquato Tasso,
Nr.
552 William Shakespeare I-II,
Nr.
559 Wolfram von Eschenbach,
Nr.
560 Walter von der Vogelweide, Nr.
662 Gottfried von Strassburg, Akademie der Kunst und Philosophie /
Académie des sciences
Nr.
320 Romanische Kunst und Architektur, Nr.
350 Byzantinische Kunst und Architektur, Nr.
325 Kunst und Architektur der Gothik, Nr.
326 Kunst und Architektur der Renaissance, Nr.
586 Tizian, Nr. 591 Paolo Veronese,
Nr.
597 Correggio, Nr. 670 Annibale
Carracci, Nr. 520 Rembrandt, Nr.
598 El Greco,
Nr. 620
Giovanni Battista Tiepolo, Nr.
590 Giovanni Bellini,
Nr. 656 Andrea
Solari, Nr. 657 Bernadino Luini,
Nr.
587 Andrea Mantegna,
Nr. 595 Jan van
Eyck,
Nr. 635 Rogier van der
Weyden, Nr. 640 Stefan Lochner,
Nr.
646 Michael Pacher,
Nr. 647 Peter
Paul Rubens, Nr. 649 Giotto di
Bondone,
Nr. 626 Luca Signorelli,
Nr.
610 Piero della Francesca,
Nr. 596 Perugino,
Nr.
522 Raffael (Raffaello Sanzio), Nr.
523 Sandro Botticelli, Nr. 602 Benozzo
Gozzoli,
Nr. 606 Fra Angelico,
Nr.
607 Pinturicchio, Nr. 608 Domenico Ghirlandaio,
Nr.
593 Filippo Lippi,
Nr. 594 Filippino
Lippi,
Nr. 589 Albrecht Dürer,
Nr.
603 Bernard van Orley, Nr. 615 Ambrogio
da Fossano detto il Bergognone, Nr. 636
Eugène Delacroix,
Nr. 639 Bartolomé
Esteban Murillo, Nr. 690
Caspar David Friedrich, Akademie der Kunst und Philosophie
Copyright
© 2012-2024 Akademie
der Kunst und Philosophie
Letzte
Bearbeitung:15.03.2023
|