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Kurs Nr. 622 Victor Hugo IIPoet, Dramatist and Novellist |
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Aus dem Inhalt:
1. Vertonung Hugo' scher Dramen und Gedichte in der RomantikSeine Tätigkeit als Dirigent vermittelte Franz Liszt die nötige Kenntnis und Erfahrung um für das Orchester zu komponieren. Dabei orientierte er sich an den Ideen Hector Berlioz', der in seiner "Symphonie fantastique" und dem lyrischen Monodram "Lélio" Wagners Plan eines Gesamtkunstwerkes antizipiert hatte. Wie Berlioz legte auch Liszt seinen Orchesterwerken ein außermusikalisches Programm zugrunde und schuf in der Vertonung z.B. literarischer Vorlagen das Genre der sinfonischen Dichtung, das bald überall nachgeahmt und bis weit ins 20. Jahrhundert hinein gepflegt wurde. In Viktor Hugo's 1831 veröffentlichten Gedichtzyklus "Feuilles d'automne" fand Liszt die lyrische Meditation "Ce qu'on entend sur la montagne", die durch die hohe Musikalität der Sprache seinen Intentionen entsprach: vom "leisen flüstern des Waldes in den Bäumen" bis zur "Ätherharfe" und dem "glücklichen Hymnus des Meeres". In seiner endgültigen Form nannte er sie später "Berg-Symphonie". [1]Von einem weiteren Gedicht Victor Hugo's ließ sich Liszt inspirieren, nämlich von dem 34. Gedicht aus seinem Zyklus "Les Orientales". Er komponierte die vierte seiner "Douze études d'exécution transcendante" und orchestrierte das Klavierstück noch im selben Jahre, 1851, zur Symphonischen Dichtung "Mazeppa" um. Es ist vergleichbar mit der "Hunnenschlacht" und ganz aktuell mit der Invasion der muslimisch-russischen Horden in die Ukraine. Damals wurde der ukrainische Held Mazeppa, über den auch Voltaire und Lord Byron geschrieben hatten, von seinen Feinden auf ein wildes Pferd gebunden, das mit ihm durch die Steppe jagt, bevor es tot zusammenbricht. Mazeppa wird gerettet und zieht als König der Ukraine siegreich gegen seine Widersacher zu Felde. Die drei Abschnitte Ritt, Verschmachten und Rettung sind durch ein gemeinsames Thema verbunden, das sowohl Schmerz und Verzweiflung zum Ausdruck bringt, wie den Triumpf, wenn zum Schluss der Kosakenmarsch erklingt. [2] In einer seiner berühmtesten Tondichtungungen vertonte er die monumentale Ode "Les Préludes" aus den "Méditations poétiques" von Alphonse de Lamartine. Ähnlich wie Victor Hugo's "Ce qu'on entend sur la montagne", ist auch Lamartines Ode reich an musikalischen Metaphern. "Innere Musik, unsagbare Harmonie, / Harfen, die ich in den Lüften schwingen hörte, / Als sei's das ferne Echo himmlischer Konzerte." Als Prolog zu einer Aufführung von Christoph Willibald Gluck's "Orpheus und Eurydike" komponierte Liszt in wenigen Wochen seine Symphonische Dichtung "Orpheus"; Richard Wagner sagte daüber: "Dies ist eine der schönsten, vollendetsten, ja unvergleichlichsten Tondichtungen." Liszt hatte sich etwas von der Programmusik entfernt, es ging ihm nicht nur um Naturbeschreibung, sondern auch um die musikalische Darstellung der Empfindungen. Im Programmheft hieß es damals entsprechend: "Wäre es uns gelungen, unsere Gedanken vollständig zu verkörpern, so hätten wir gewünscht, den verklärten ethischen Charakter der Harmonien, welche von jedem Kunstwerk ausstrahlen, zu vergegenwärtigen, die Zauber und die Fülle zu schildern, womit sie die Seele überwältigen, wie sie wogen gleich elysischen Lüften, ... den lichtblauen Äther, womit sie die Erde und das ganze Weltall wie mit einer Atmosphäre, wie mit einem durchsichtigen Gewand unsäglichen mysteriösen Wohllauts umgeben." Man fühlt sich erinnert an Lamartines "Les Preludes", aber Liszt hat sich jenem Orpheus zugewandt, "dessen Name so majestätisch und voll Harmonie über den poetischen Mythen der Griechen schwebt." Camille Saint-Saens, der die Form der symphonischen Dichtung in den 1870er Jahren für Frankreich erschloss, übertrug das Werk 1885 für Klaviertrio. [3] Die Dramen Victor Hugos erfreuten sich zwar keines dauerhaften Erfolges, weil die Dramaturgie nicht so packend ist wie bei Shakespeare oder Schiller. Dennoch genoß bereits das zeitgenössische Publikum weniger die Geschichte selbst, als die Situationen und seine Lyrik in den Monologen, in denen seine Helden vor Gefühlen fast anfangen zu singen. Einzelne Augenblicke des Hugo-Dramas sind geradezu prädestiniert für Musik, Arien, Chor und Rezitative, und die auf Monologe zugespitzte Konstruktion ist ideal für die Oper. Für Opernkomponisten waren die Dramen Hugos daher ein Schatz, wie dies nicht wenige Vertonungen beweisen. Verdis bis dahin geschriebenen vier Opern (Oberto, Un giorno di regno, Nabucco, Die Lombarden) bauen auf den Werken von Librettisten auf. Im Falle des Ernani (bei Victor Hugo "Hernani") sehen sich der Komponist und sein Librettist Francesco Maria Piave Victor Hugo gegenüber. Verdi weist auf den Grundfehler der Hugo-Dramen hin, auf die Weitschweifigkeit und fordert von Piave "Bündigkeit, denn das ist der Wunsch des Publikums". Gegenüber den neunzehn Solisten Hugos hebt Verdi lediglich sieben Sänger heraus und unter diesen gibt er nur den vier Hauptdarstellern wwirklich etwas zu singen und spielen. Im Falle des "Nabucco" wissen wir, welcher Teil des Textbuches den Komponisten zur phänomenalen Vertonung des "Va pensiero" -Chors inspirierte, der ja zu den großen Augenblicken der Musikgeschichte gehört. Im Ernani dagegen ist die traurige Hornmusik das Grundmotiv. Mit ihr beginnt das Vorspiel der Oper, sie ertönt beim Schwur Ernanis und durchwebt auch die Schlussszene des Werkes. [4] Inzwischen ist Verdis
"Ernani" unvergleichlich populärer als Hugos "Hernani". Eigentlich
sollten die Kontrahenten in dem Drama bzw. in der Oper zusammenarbeiten,
also Don Carlos (der spanische König Karl I., der später als
deutsch-römischer Kaiser unter dem Namen Karl V. in die Geschichte
einzog), Hernani und Herzog Silva, denn nur die Berufung auf die spanische
ritterliche Ehre, die eine gemeinsame Landesverteidigung gegen die muslimischen
Mauren vorsieht, könnte die erhitzten Gemüter besänftigen.
Im zweiten Akt singt der Chor auf der Burg von Herzog Silva: "dal più
bello e gentil cavaliere, / ch'ora vince in consiglio e sapere / quanti
un di col valore eclissò" (der schönste und liebenswürdigste
Ritter, der jetzt mit seiner Weisheit, mit seinem Wissen siegte, wie einst
mit seiner alles überschattenden Heldenhaftigkeit). Ernani, Silva
und der Chor singen im dritten Akt "Si ridesti il Leon di Castiglia, /
del' Iberia ogni monte, / ogni lito eco formi al tremondo ruggito, / com
un di contro i Mori oppressor. / ... Sorga alfine radiante di gloria /
Sorga un giorno a brillare su noi, / sarà Iberia feconda d'eroi,
/ dal servaggio redenta sarà." (Wache Kastiliens Löwe. Jeder
Berg Iberias, jedes Üfer soll von seinem schrecklichen Aufschrei widerhallen,
wie einst gegen die maurischen Unterdrücker. ... Erstrahlen wird endlich
das Licht des Ruhms, es geht auf, damit die Sonne auf uns herniederstrahlt.
Iberia wird fruchtbar sein vom Blut der Helden, und befreit wird es von
der Knechtschaft). Am Grabmahl Karls des Großen im Aachener Dom schwört
Karl der V.: Oh sommo Carlo, più del tuo nome le / tue virtudi aver
vogl'io; / sarò, lo giuro a te ed a Dio, / delle tue gesta imitator.
Perdono a tutti ... A Carlo Magno sia gloria e onor!" (Oh machtvoller Karl,
über deinen Namen hinaus will ich auch deine Tugenden für mich.
Ich schwöre auf dich und Gott, dass ich Nachahmer deiner Taten werde.
Ich vergebe einem jeden. ... Karl dem Großen sei Ruhm und Ehre!).
Er führt Elvira in die Arme Ernanis, sie sollen Brautleute sein und
immer einander lieben. Wie auch die Geschichte zeigt, berief man sich später
leider nicht mehr auf die ritterliche Ehre, indem man auf eine grausame
Inquisition setzte und sich der Kampf gegen Christen richtete, was letztlich
zum Verlust der Armada und damit auch der spanischen Vorherrschaft führte.
Letzteres passierte unter Philipp II., dem Nachfolger von Kaiser Karl V.
Verdis "Don Carlos" ist übrigens musikalisch und historisch eine Fortsetzung
des "Ernani".Es ist eine bedeutende Errungenschaft des "Ernani", dass Verdi
den Darstellern schon einen individuellen, charakteristischen Ton, eine
eigene musikalische Welt verleiht. [5]
Anmerkungen [1] Wissenschaftsbriefe
/ Science Review Letters 2023, 22, Nr. 1434 und Kurse Nr.
622 Victor Hugo I, Nr. 674 Victor
Hugo II, Nr. 621 Lord Byron I, Nr.
676 Lord Byron II, Nr. 553 Friedrich
Schiller I-II, Nr. 675 Friedrich
Schiller III, Nr. 020 Johann
Wolfgang von Goethe I-II, Nr.
673 Johann Wolfgang von Goethe III, Nr.
667 Romantische Kunst und Philosophie I, Nr.
669 Romantische Kunst und Philosophie II, Akademie der Kunst und Philosophie
Victor
Hugo
Allgemeine
Infos zur Akademie der Kunst und Philosophie und den Kursen
Zur Philosophie und Kulturgeschichte von Byzanz, des Mittelalters, der Schule von Chartres, der Renaissance, des Barock, der Aufklärung, des Idealismus, der Romantik vgl. Kurse:Nr. 551 G.W.F. Hegel I, Nr. 660 G.W.F. Hegel II, Nr. 511 Johann Gottlieb Fichte I, Nr. 658 Johann Gottlieb Fichte II, Nr. 509 F.W.J. Schelling I, Nr. 510 F.W.J. Schelling II, Nr. 513 F.W.J. Schelling III, Nr. 505 Arthur Schopenhauer I-II, Nr. 663 Arthur Schopenhauer III, Nr. 531 Platon, Nr. 533 Aristoteles, Nr. 623 Johann Ludwig Wilhelm Müller, Nr. 020 Johann Wolfgang von Goethe I-II, Nr. 673 Johann Wolfgang von Goethe III, Nr. 553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 675 Friedrich Schiller III, Nr. 554 Friedrich Hölderlin I-II, Nr. 512 Novalis I, Nr. 671 Novalis II, Nr. 677 Jean Paul, Nr. 667 Romantische Kunst und Philosophie I, Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Nr. 630 Johann Ludwig Tieck, Nr. 631 Adelbert von Chamisso, Nr. 567 Gottfried Wilhelm Leibniz, Nr. 665 Molière, Nr. 622 Victor Hugo I, Nr. 674 Victor Hugo II, Nr. 629 Voltaire I-II, Nr. 679 Laurence Sterne, Nr. 621 Lord Byron I, Nr. 676 Lord Byron II, Nr. 628 Percy Bysshe Shelly, Nr. 561 Sir Walter Scott, Nr. 555 Angelus Silesius, Nr. 634 Hans Sachs, Nr. 619 Franz Werfel, Nr. 680 Nikos Kazantzakis, Nr. 588 Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Nr. 550 Fjodor M. Dostojewskij I-II, Nr. 506 Wladimir Sergejewitsch Solowjow, Nr. 664 Philosophie der Kunst, Nr. 661 Philosophie der Geschichte I, Nr. 686 Philosophie der Geschichte II, Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, Nr. 687 Philosophie der Geschichte IV, Nr. 687 Philosophie der Geschichte V, Nr. 659 Wissenschaftslehre I, Nr. 666 Wissenschaftslehre II, Nr. 681 Wissenschaftslehre III, Nr. 682 Wissenschaftslehre IV, Nr. 683 Wissenschaftslehre V, Nr. 684 Wissenschaftslehre VI, Nr. 685 Wissenschaftslehre VII, Nr. 545 Sittenlehre I-II, Nr. 614 Sittenlehre III, Nr. 544 Staats- und Rechtslehre I-II, Nr. 641 Staats- und Rechtslehre III, Nr. 644 Staats- und Rechtslehre IV, Nr. 655 Staats- und Rechtslehre V, Nr. 618 St. Ephraim der Syrer, Nr. 617 St. Cyrill von Alexandrien, Nr. 616 St. Gregor von Nazianz, Nr. 613 St. Gregor von Nyssa, Nr. 612 St. Johannes Chrysostomos, Nr. 611 St. Johannes Cassianus, Nr. 627 St. Basilius der Große, Nr. 625 Theodorus Abucara, Nr. 624 Byzantinische Wissenschaft / Philosophie, Nr. 653 St. Cyprianus, Nr. 609 St. Athanasius der Große, Nr. 605 St. Irenaeus von Lyon, Nr. 604 St. Hildegard von Bingen, Nr. 600 St. Johannes von Damaskus, Nr. 599 St. Petrus Venerabilis, Nr. 581 Bernhard von Chartres, Nr. 580 Wilhelm von Conches, Nr. 578 Pierre Abaelard, Nr. 574 Johannes von Salisbury, Nr. 577 Petrus Lombardus, Nr. 576 Gilbert de la Porrée / Gilbert von Poitiers, Nr. 565 Johannes Scotus Eriugena, Nr. 575 Thierry de Chartres, Nr. 571 Alanus ab Insulis, Nr. 572 Anselm von Canterbury, Nr. 570 St. Hilarius von Poitiers, Nr. 568 Nicolaus Cusanus I, Nr. 568 Nicolaus Cusanus II, Nr. 568 Nicolaus Cusanus III, Nr. 564 St. Ambrosius, Nr. 564 St. Augustinus I, Nr. 601 St. Augustinus II, Nr. 654 St. Augustinus III, Nr. 579 St. Albertus Magnus, Nr. 500 St. Thomas von Aquin I, ScG, Nr. 501 St.Thomas von Aquin II, Sth I., Nr. 502 St.Thomas von Aquin III, Sth. 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