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Kurs Nr. 506 Wladimir Sergejewitsch Solotwjow I-IIEuropa im 21. Jahrhundert |
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Aus dem Inhalt:
1. Leben und Werk"Geliebter Bruder, siehst Du nicht,
Solowjew strebte nicht einen Idealismus an, der die Relation von Ethik und Metaphysik leugnet; eine derartige Konzeption ist nach Kant, jene Tolstois mit seinem engen Rationalismus, der später vom Neukantianismus der Schulen von Baden und Marburg und eines Husserl aufgegriffen wurden. Wladimir Solowjews Konzeption war eine andere: Er verband Ethik mit Kosmologie und Geschichtsphilosophie; bei ihm handelt es sich um einen Idealismus nach Plato und Plotin, Schelling, Hegel, Schopenhauer, Dostojewskij. Eine neue Zeitung wurde gegründet "Der Neue Weg" (Novy Put). Man protestierte gegen die Reduktion des Christentums auf die Ethik. Denn dies sei der beste Weg zum Tolstojismus, der zum Fatalismus des Islams führt. Die Orient-Christen, also die Ur-Christen, zum Beispiel in der Provinz Galatien im kleinasiatischen Bergland (heute Türkei), haben, als sie noch die Mehrheit in Ägypten, Syrien, Libanon Türkei etc. stellten, einst - wie heute die europäischen Christen - Muslime toleriert. Später haben Muslime die Christen verfolgt und herausgedrängt, bis sie zur Minderheit wurden. Das gleiche könnte Europa und Russland passieren, wenn das Versagen der westlichen Politiker und Kirchenvertreter beibehalten wird. Für Solowjow und Dostojewskij ist nicht - wie für Tolstoi - der Monotheismus des Islams die Lösung, sondern das ursprüngliche Christentum. Tolstoi war - im Gegensatz zu den deutschen Idealisten und Dostojewslij - der Ansicht, Kant formuliere in philosophischer Sprache christliche Wahrheiten, spreche über den Sinn des Lebens und verbinde "die logisch nicht erklärbaren Grundlagen menschlicher Erkenntnis zu einem harmonischen Ganzen." Von wirklicher Harmonie kann aber nicht die Rede sein. Tolstoi übersah, dass Kants Ansicht zur mechanistischen Naturerkenntnis und Atheismus, allenfalls Monotheismus führt. In späteren Jahren wendete sich Tolstoi - nachdem er exkommuniziert wurde - dem Islam zu. Tolstois an Kant geschulte Lehre von einem dem Menschen immanenten, von kirchlichen Dogmen und Sakramenten unabhängigen Religiosität sowie sein Pazifismus waren der Grund, warum die orthodoxe Kirche ihn als ihren schlimmsten inneren Feind ansah. Der orthodoxe Denker Pawel Florenski nannte Kant einen "Pfeiler des Hasses wider Gott", der sich der mechanistischen Naturerkenntnis verschrieben habe. [2] Man könnte Solowjew hinstellen als den "Forderer des durchchristeten Staates, des durchchristeten sozialen Gebildes; wir würden ihn als jemanden betrachten, der noch von orientalischer Weisheit angeregt ist und einen letzten Funken davon in dieses erstarrende Europa hineinwirft, um es zu beleben... In Phasen, in Metamorphosen müssen wir die Erdentwicklung begreifen, auf frühere Verkörperungen unserer Erde müssen wir sehen. Nicht auf Urnebel müssen wir hinschauen, wir müssen auf Saturn, Sonne und Mond hinschauen, die schon vom Wesen des Menschen durchdrungen sind." Solowjew war sich bewusst, dass je mehr der Kreis des Lichtes wächst, um so mächtiger treten auch die Gewalten der Finsternis auf den Plan. Die Geschichte der Menschheit und der Erde seit dem Ereignis von Golgatha ist innerlich bestimmt durch die steigende Spannung zwischen dem Kommen des Christus, der Parusie, und dem Kommen des Antichrist, der "Apostasie". Nicht zuletzt dienen diese Kurse auch dazu, einen Instinkt einzupflanzen, welcher hilft, aus sich selbst heraus der Krankheit und ihren Schwächen das entsprechende Stärkende oder Richtige entgegenzusetzen. Man beugt entweder der Krankheit vor oder findet in sich die Wege zu den Heilkräften. Wir werden hier niemals etwas Vernünftiges lernen, wenn wir nicht sozusagen von den Dingen veranlasst werden, Erkenntnisfragen zu stellen, wenn uns nicht die Dinge Rätsel aufgeben. Auch nach Solowjew gehört ein aktives Sich-Aufraffen zum Wahrheitsimpuls dazu, um in dem, der da war als der Christus, den Christus zu erkennen. "Materialist sein, heisst zu gleicher Zeit unlogisch sein." Die höchste Würde vollendet sich für Solowjew darin, dass er sagt: "Die höhere Wahrheit, die den Christus anerkennt, das ist die Wahrheit, die als freie Tat schafft, die sich nicht zwingen lässt." Freies Schaffen aus der Weisheit heraus, geistiges Wirken als Tat, das können wir nur haben, wenn wir das richtige Verhälnis zu dem Christus finden - nicht durch äußere Logik des Verstandes, der an das Gehirn gebunden ist, sondern indem wir uns geistiges Wissen erwerben. Das ist heute umso wichtiger, da die Menschheit vor der Gefahr steht, den Heiligen Geist zu verlieren. Zur Zeit des Solowjew konnte man unter den gescheiten Menschen "überall ungeheuerlichste geistige Öde" finden. Innerhalb der Kirchentheologie entstanden die sonderbarsten Diskussionen: zum Beispiel ob ein Christus überhaupt gelebt hat oder nicht. Nach Solowjew müsse der Mensch mehr und mehr durchchristet werden, was auch für muslimisierte Länder gilt. "Die morgenländischen Tyrannen mochten noch so viele Menschen enthaupten, das rührte gewissermaßen die jenseitige Welt wenig. Es rührte sie nur insofern, als der Mensch dadurch äußere Eindrücke empfing: die äußeren Eindrücke des Abscheus und so weiter, die wurden durch die Pforte des Todes getragen. Das, was heute durch jämmerliche soziale Verhältnisse an Unliebe zwischen Menschen entfaltet wird, was durch Verkennung der sozialen Zusammenhänge auf der Erde als falscher Sozialismus sich ausbreitet, das hat eine große Bedeutung auch für die übersinnlichen Welten, in die der Mensch durch die Pforte des Todes eintritt." Und wenn noch bis vor kurzem unter der Flagge der Verwirklichung des Sozialismus im Osten von Europa eine fürchtbare, zerstörerische Gewalt entwickelt wurde, so wurde auch das , was da erlebt wurde, hineingetragen als furchtbares Ergebnis in die geistigen Welten. Und wenn entwickelt werden lieblose Verhältnisse unter den Menschen in der Zeit des Materialismus, so wurde das hineingetragen zum Abscheu der göttlich-geistigen Welten durch die Pforte des Todes in die übersinnlichen Welten. "Daher haben auch diejenigen Menschen, die nicht möchten, dass ihre sozialen Taten durch den Tod getragen werden, heute einen solchen Horror davor, den auferstandenen Christus anzuerkennen. Es hängt eben durchaus die sinnlich-physische Welt mit der übersinnlichen Welt zusammen, und man versteht die eine nicht, wenn man sie nicht im Zusammenhang mit der anderen versteht. Wir müssen wiederum dazu kommen, das, was auf der Erde vorgeht, dadurch zu verstehen, dass wir die geistigen Ereignisse des Weltenalls verstehen." Auch Solowjew ist der Auffassung, dass alles immer mehr dem Niedergang zugehen werde, wenn nicht diese "Durchchristetheit" unter den Menschen Platz greift. Das bloße Aussprechen von inhaltslosen Worten, an denen man sich berauscht, reicht nicht aus. Eine Strömung ist die Kirche, die sich im Abendland von Rom aus weiter verbreitete und die Tendenz hatte, vorzugsweise den Christus zu pflegen. Aber weil man nicht den eigentlichen Zusammenhang kennt, so bekommt man kein rechtes Verhältnis zwischen dem Christus und dem Vater heraus. Und dieses nicht richtige Erkennen des Verhältnisses zwischen Christus und dem Vater, das ist dasjenige, was alle Diskussionen im modernen Protestantismus verursacht. Dies mündet letztlich darin, dass nur ganz einseitig das Vaterprinzip gepflegt wird (Materialismus, Darwinismus). Dagegen "so sonderbar das ist, so ist das doch das Wesentliche der russisch-orthodoxen Kirche, dass sie vorzugsweise nur des Heiligen Geistes pflegt. Und Sie werden aus der Art und Weise, wie zum Beispiel Solowjew über Christus spricht, erkennen, dass er vorzugsweise bewandert ist, das Christentum von der Seite des Heiligen Geistes zu fassen... Die Urkirche hat allerdings dieses bloße Wissen aus dem Heiligen Geist heraus vermeiden wollen, indem sie die Trinität im Credo aufgestellt hat und zu dem Heiligen Geist den Christus und den Vater hinzugefügt hat. Aber diese drei müssen sich - was ja auch Solowjews Ideal ist - wieder zu einer Art Synthesis zusammenfinden." [3] "Die Unterordnung des aktiven Teils der christlichen Welt unter den Islam im Mittelalter wäre eine große und zum Glück unmögliche Katastrophe gewesen, eine direkte Verneinung des Sinns der Weltgeschichte. Unter Unmöglichkeit verstehe ich hier nicht eine abstrakt-logische (warum hätte, abstrakt gesprochen, mit ganz Europa nicht das gleiche geschehen können wie mit Westasien, Nordafrika und dem südöstlichen Gebiet eben dieses Europa?), sondern eine real-historische, die abhing von der Lebenskraft der westlichen und nördlichen christlichen Völker, die sich und ihre Zukunft verteidigen gegen die fremden Mächte, die sie verschlingen oder unterwerfen wollten." - Wladimir Sergejewitsch SolotwjowDie Moskauer religionsphilosophische Gesellschaft hatte sich Wladimir Solowjew gewidmet. 1910 versammelte sie die größten Namen des russischen Geisteslebens: Berdjajew, Bulgakow, Frank, den Fürsten Jewgenij Trubetskoy, der Professor an der Universität war, Swentsitzki, den fruchtbaren Schriftsteller und frühvollendeten Philosophen Wladimir Ern sowie den Mathematiker, Physiker, Dichter und Philosophen Pawel Florenski (1882-1937), der nach seinem Universitätsstudium an der kirchlichen Akademie Theologie und die Kirchenväter studiert hatte. Er reanimierte die orthodoxe Spiritualität, die sich idealtypisch in Byzanz und im moskowitischen Russland ausgeprägt hat. Auch heute im Neobyzantinismus wird sie von dem Abt des Sretenski-Klosters, Tichon, vertreten. Tichon, ein ausgebildeter Filmregisseur, schildert Byzanz als ideale Zivilisation, als geistiges, kulturelles und politisches Zentrum der Welt in einer Zeit, da der Westen sich im Zustand tiefer Barbarei befand. Das war nur möglich, erklärt Tichon, weil das multinationale Oströmische Reich streng hierarchisch strukturiert war und sich auf Loyalität zum Kaiser gründete, der zugleich Verteidiger des wahren Glaubens war. Für den Untergang von Byzanz macht Tichon, der mittlerweile zum Bischof aufgestiegen ist und den Kulturrat des Patriarchen leitet, den "habgieriegen Westen" verantwortlich. "Dessen damals führende Macht, Venedig, habe die Eroberung der oströmischen Hauptstadt damit begründet, dass man für den freien Markt streite und ein Reich des Bösen bekämpfe, das sich den 'gesamteuropäischen Werten' verweigere, sagt der Geistliche." Ab 1907 stand den Moskauer Philosophen eine große literarische und politische Monatszeitschrift zur Verfügung: "Das russische Denken." Das Publikum wurde vergrößert und der Horizont erweitert. Der Verlag "Der Weg" (Put), der von Margarethe Morosow gegründet wurde, spezialisierte sich neben der Herausgabe russischer Werke nahezu ausschließlich auf Übersetzungen katholischer Bücher. Dies war eine neue Tendenz, die auf die Erweiterung des Horizonts der Denker hinweist. Die Verantwortlichen des Put wollten bewusst "der Berufung Russlands, zur Verwirklichung des universalen christlichen Ideals im Denken wie im Leben beizutragen" dienen. So erschienen "Die russische Idee" und "Russland und die Universalkirche" von Wladimir Solowjew, Werke von Augustinus, Pascal, Herklit, Meister Eckhart, Novalis, Wagner (Parsifal). Die früher vernachlässigten Werke der nationalen Philosophen wurden aber nicht vergessen: die gesammelten Werke Solowjews wurden 1911-1914 in zehn Bänden neu aufgelegt und um drei Bände mit Briefen erweitert. Werke Berdjajews wie "Die geistige Krise der Intelligentsia" und "Philosophie der Freiheit" erscheinen. Diese Werke enthalten eine Wiederaufnahme der Ideen Wladimir Solowjews und sind von dem orthodoxen Theologen Viktor Nesmjelow beeinflusst, dessen zweibändiges Werk "Die Wissenschaft des Menschen" "ein Versuch der philosophischen Rechtfertigung des Christentums" war. Ende 1913 erschien das Buch des Paters Pawel Florenski: "Die Säule und das Fundament der Wahrheit. Versuch einer orthodoxen Theodizee in zwölf Briefen." Florenski geht von der "lebendigen religiösen Erfahrung" aus; seine Gedanken sind vom Neuplatonismus, der griechischen Patristik und vom Solowjewismus beeinflusst. Auch wenn sich die Ideen schon bei Wladimir Solowjew finden, so war es doch ihre erste Verarbeitung. Die Neo-Slawophilen um W. Rosanow und Bulgakow waren der Ansicht, "Der ganze russische Charakter ist friedfertig." Zudem wurde die Idee Dostojewskis wieder aufgenommen "Konstantinopel muß uns gehören", und verband sie mit den Thesen Florenskis, wonach Moskau an der Spitze der orthodoxen Nationen in die Hagia Sophia einziehen muß, weil es das Erbe des "sophianischen Werkes von Byzanz" ist. In der Universitätsphilosophie blieb man allerdings der materialistischen und positivistischen Richtung (Tschernischewski und Pisarew) treu und unterschied sich kaum von der westlichen Universitätsphilosophie. [4] Russland musste die Rückständigkeit in Wirtschaft, Gesetzgebung und Verwaltung, eine späte Folge des Tatarenjochs, jenes Vierteljahrtausends der zwangsweisen Trennung von Europa, wieder aufholen. Lange vor Peter dem Grossen holten russische Herrscher westeuropäische Experten und Berater ins Land, gegen den Widerstand der Bojaren, mächtiger, traditionserstarrter adeliger Geschlechter, und der russisch-orthodoxen Kirche, die den "zersetzenden" Einfluss der Andersgläubigen auf die Rechtgläubigkeit und die Moral der Russen fürchtete. Im Norden hatten sich die Schweden, die nordische Grossmacht, ausgebreitet, im Süden die Tataren und Türken. 1709 besiegte Peter der Grosse die Schweden bei Poltawa und machte so den Weg frei für die Gründung von St. Petersburg. Das nördliche Ufer des schwarzen Meeres hielten Türken und Krimtataren in ihrer Hand. "Immerhin gelang es Peter sehr früh, die türkische Festung Asow mit der Mündung des Don ins Asowsche Meer zu erobern. Eine Festung am Meer sollte genommen werden, also liess der Zar Kriegsschiffe zimmern: so wurde Asow russisch. Graf Grigorií Potjomkin, ehemaliger Geliebter der Zarin, half der Herrscherin, die russischen Grenzen nach Süden bis ans Schwarze Meer, einschliesslich der Krim, vorzuschieben. "Er hat keineswegs nur 'Potjomkinische Dörfer' gebaut. Potjomkin war ein talentierter Organisator, der Neurussland und die Krim, bis dahin in der Hand der Türken und Tataren, in das russische Imperium integrierte. Die Deutsche auf dem Zarenthron rief ihre Landsleute in der Heimat immer wieder auf, nach Russland zu kommen und fruchtbares Neuland zu bebauen. So strömten Siedler aus Schwaben und der Pfalz, wie zuvor schon an die Wolga, nunauch in die Schwarzmeersteppe. Erst jetzt, mit der Öffnung des Schwarzen Meeres und der Meerengen Bosporus und Dardanellen für russische Schiffe, war Russland eine gleichberechtigte europäische Grossmacht geworden." Das Tatarenjoch war schon abgeschüttelt, die hellblaue Fahne mit dem Dreizack-Symbol der goldenen Horde, des mittelalterlichen Mongolenreichs, hatte keine Bedeutung mehr, als Zarin Katharina die Große 1783 die Krim eroberte. Noch heute leben auf der Krim die sogenannten Krimtataren. Die muslimische Minderheit macht etwa zwölf Prozent der Krimbevölkerung aus. In der Türkei sollen bis zu sechs Millionen muslimische Krimtataren leben, die darauf warten, dass ihr Patron, der türkische Präsident, die Krim zurückerobert. Währenddessen organisiert eine islamische Terrororganisation, die "Hizb ut Tachir" (Partei der Befreiung), den Widerstand. Die Organisation ist in der Ukraine legal, während sie in Russland und in europäischen Ländern wie Deutschland als Terrororganisation eingestuft wird und verboten ist. [5] Nach dem Fall des kommunistischen Regimes fand "zweifellos eine Umwertung der Werte statt. Moskau besaß in den achtziger Jahren etwa vierzig Kirchen, jetzt sind es mehr als 400... Die Schönheit der Kirchen und Klöster ist Teil der traditionellen russischen Kultur. Die Gläubigen schmücken ihre Gotteshäuser, ich glaube nicht nur in Russland. In Deutschland wurden nach dem Krieg die zerstörten Kirchen ja auch wieder aufgebaut, und niemandem kam es in den Sinn, das wegen der schwierigen Wirtschaftslage zu unterlassen." Bischof Tichon, der in seiner Residenz im Sretenski-Kloster an der Lubjanka in einem mit zwei Ikonen geschmückten Salon Gäste empfängt, setzt sich für das Christentum ein. Ähnlich wie Solowjew, Dostojewski und Novalis ist er gegen die europäische Aufklärung, wenn sie den Geist leugnet und "versucht, die christliche Kirche kaputtzumachen und die Sitten und nationalen Traditionen zu untergraben." Er stehe mit Papst Franziskus in Kontakt: "Als Vorsitzender unseres Kulturrates stehe ich in engem Kontakt zum Kulturrat von Papst Franziskus. Unsere gemeinsam Hauptaufgabe liegt darin, die christliche Identität Europas zu bewahren." [6] "Der ehrenvolle bewaffnete Kampf der europäischen Völker gegen den Islam war im Mittelalter die allererste christliche Tat und ein großes Verdienst vor der Menschheit. Nachdem die christliche Welt den Islam in einer gemeinsam geführten Attacke - den Kreuzzügen - zu wiederholten Malen stoßweise, aber ohne Ausdauer angegriffen hatte, schirmte sie sich durch vier Schilde dauerhaft gegen den Andrang der feindlichen Kräfte ab - auf vier junge Nationen legte sich das Hauptgewicht der gemeinsamen Sache. Auf der linken, nordöstlichen Flanke der Verteidigungslinie nahm Russland das wilde Andringen der mongolischen und tatarischen Horden auf sich und schlug es zurück. Das Zentrum, das von den osmanischen Türken durchbrochen worden war, die Byzanz umgangen und dann eingenommen und die südslawischen Staaten auf dem Balkan zerschlagen hatten - das durchbrochene Zentrum wurde auf den Karpaten durch zwei kriegerische Nationen wieder geschlossen - durch Polen (mit Südrussland) und Ungarn (mit Kroatien); und auf der rechten, südwestlichen Flanke der christlichen Verteidigung drängten die Spanier Schritt um Schritt im Verlauf von mehr als sieben Jahrhunderten die Invasion der Mauren zurück, bis sie sie nach Afrika zurückwarfen." - Wladimir Sergejewitsch Solotwjow "Diese mongolischen und tatarischen Steppen, durch mannigfaltige Gebirgszüge unterbrochen, scheiden die uralte, langgebildete Menschheit in Tibet und Hindostan von den rohen, nordasiatischen Völkern. Auch ist ihr Dasein von mannigfaltigem Einfluß auf die wechselnden Schicksale des Menschengeschlechts gewesen. Sie haben die Bevölkerung gegen Süden zusammengedrängt, mehr als der Himalaja, als das Schneegebirge von Sirinagur und Gorka den Verkehr der Nationen gestört und im Norden Asiens unwandelbare Grenzen gesetzt der Verbreitung milderer Sitten und des schaffenden Kunstsinns. Aber nicht als hindernde Vormauer allein darf die Geschichte die Ebene von Innerasien betrachten. Unheil und Verwüstung hat sie mehrmals über den Erdkreis gebracht. Hirtenvölker dieser Steppe: die Mongolen, Geten, Alanen und Usün haben die Welt erschüttert. Wenn in dem Lauf der Jahrhunderte frühe Geisteskultur gleich dem erquickenden Sonnenlicht von Osten nach Westen gewandert ist, so haben späterhin, in derselben Richtung, Barbarei und sittliche Roheit Europa nebelartig zu überziehen gedroht. Ein brauner Hirtenstamm (tukiuischer, d. i. türkischer Abkunft), die Hiongnu, bewohnte in ledernen Gezelten die hohe Steppe von Gobi. Der chinesischen Macht lange furchtbar, ward ein Teil des Stammes südlich nach Innerasien zurückgedrängt. Dieser Stoß der Völker pflanzte sich unaufhaltsam bis in das alte Finnenland am Ural fort. Von dort aus brachen Hunnen, Avaren, Chasaren und mannigfaltige Gemische asiatischer Menschenrassen hervor. Hunnische Kriegsheere erschienen erst an der Wolga, dann in Pannonien, dann an der Marne und an den Ufern des Po: die schön bepflanzten Fluren verheerend, wo seit Antenors Zeiten die bildende Menschheit Denkmal auf Denkmal gehäuft. So wehte aus den mongolischen Wüsten ein verpesteter Windeshauch, der auf zisalpinischem Boden die zarte, langgepflegte Blüte der Kunst erstickte." [7] - Alexander von HumboldtBislang wurde dem Islam in Europa und vor allem in Russland zu viel Toleranz entgegengebracht, was dieser gnadenlos ausnutzte. In Russland gibt es bereits 20 Millionen Muslime, die rund 15 % der Bevölkerung ausmachen*. Abgesehen vom Nordkaukasus, liegt dessen Zentrum westlich des Urals in den benachbarten Republiken Tatarstan und Baschkortostan. Moscheen gehören in den Städten wie Kasan (dort steht eines der grössten muslimischen Gebetshäuser in Europa) zum Stadtbild. Eine Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC), in der neben Aserbaidschan, Kasachstan mehr als 50 Länder Mitglied sind, sowie die Islamic Developement Bank, eine 1975 gegründete muslimische Entwicklungsbank kümmern sich darum, den Islam weiter auszubreiten und "nicht-gewalttätige Extremisten" zu unterstützen. [8] Wenn sich sogenannte islamische Staaten zusammenrotten, kommt in der Regel nichts vernünftiges heraus. Ein Ereignis mit Langzeitfolgen war zum Beispiel das Treffen von 45 islamischen Staaten in Kairo im Jahre 1990. "Damals, genau 42 Jahre nach der Verkündigung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in der UN-Charta von 1848, wurde am 5. August 1990 die 'Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam' herausgegeben. Dort erklärten die 45 Staaten, dass die Scharia (die Gesamtheit des islamischen Gesetzes, das sich auf den Koran, die islamische Überlieferung und die Auslegung massgeblicher islamischer Theologen stützt) die einzig zuständige Quelle für die Auslegung und Anwendung jedes einzelnen Artikels dieser Erklärung sei. Inzwischen sind 57 islamische Staaten dieser Erklärung beigetreten. Damit haben sich diese Staaten von den in der UN-Charta festgelegten Allgemeinen Menschenrechten verabschiedet, und es überrascht nicht, wenn eine für das westliche Verständnis von Menschenrechten problematische Stufe des Dschihad erreicht ist. Sie folgt dem Koran, der sagt, Friede sei erst dann möglich, wenn alle dem muslimischen Glauben unterworfen seien." Kritiker sagen: "Der Satz: 'die Terroristen haben mit dem Islam nichts zu tun', ist schlicht und ergreifend falsch." Es gibt nur einen "Islam der Hinrichtungen, kein Islam der Toleranz". Oder:"Auch wenn es die meisten Muslime nicht wahrhaben wollen, der Terror kommt aus dem Herzen des Islams, er kommt direkt aus dem Koran." [9] Mehr und mehr Muslime unter den Flüchtlingen entscheiden sich, vom Islam zum Christentum zu konvertieren. Ein Pfarrer betreut in seiner rasant wachsenden Gemeinde inzwischen knapp 1000 Farsi-sprachige Konvertiten, vorwiegend aus Iran. Weitere fast 500 bisherige Muslime besuchen derzeit seine Taufkurse. Beispiele für die Bedrängung von Christen in den Flüchtlingsheimen kenne er zuhauf, sagt der Pfarrer. Wachpersonal und Übersetzer werden zu "über 90 Prozent" aus Muslime rekrutiert und stehen religiösen Minderheiten im Konfliktfall nicht bei; im Gegenteil sie zählen selbst zu den Peinigern und übersetzen bewusst falsch. Orientalische Christen und konvertierte ehemalige Muslime werden hierzulande bedroht und verletzt – zum Teil von jenen muslimischen Peinigern, vor denen sie nach Deutschland geflohen sind. "Sie haben Angst, sie werden drangsaliert, bestohlen und misshandelt: Tausende orientalische Christen, die glaubten, als sie Deutschland erreichten, sie wären im ersehnten „sicheren Hafen“ gelandet, erlebten und erleben in Flüchtlingsheimen und -lagern Furchtbares. Es hat nicht an Berichten darüber gefehlt, an Warnungen und Bitten, diese Ungeheuerlichkeiten zu unterbinden. Nur ist wenig geschehen. ... Immer wieder holt Gottfried Mertens Christen aus ihrer Unterkunft, weil ihr Leben in Gefahr ist, weil sie zusammengebrochen sind wegen andauernder Demütigungen; weil sie, bespuckt und geschlagen, gezwungen wurden, an muslimischen Gebeten teilzunehmen. Aber es gibt auch Bischöfe, die diese Not immer noch herunterspielen und, wie es neudeutsch heißt, darum keinen Handlungsbedarf sehen, zumal die „Beweislage“ schwierig sei. Das kann man auch von Staatsanwälten hören, denen für ihre Ermittlungen mutige Zeugen aus der Zivilgesellschaft fehlen. Warum eigentlich? Die groteske Situation, dass allzu lange jeder, der Kritik am Chaos der Masseneinwanderung übte oder, noch schlimmer, an muslimischen „Helfern“, Gefahr lief, als Radikaler oder Islamophober beschimpft zu werden, trägt offenbar Früchte. Hinter vorgehaltener Hand kann man viel Schlimmes erfahren, einstehen will dafür kaum einer. Erinnert sei daran, wie viele Monate es gedauert hat, bis Frauen und Kinder, denen in Flüchtlingsheimen wiederholt Gewalt angetan wurde, unter besonderen, separaten Schutz gestellt wurden. Einen Bundeswehrarzt aus Erfurt hatte man für seinen schockierenden Tatsachenbericht im Frühsommer noch verhöhnt und sogar bestraft und die wohlfeile Ausrede der zuständigen Behörden gern kolportiert, hier handle es sich bloß um Hörensagen, um so etwas wie „stille Post“. Hätte man ihn sofort ernst genommen, wie vielen Frauen, Mädchen, Jungen wäre dadurch ungeheuerliches Leid erspart geblieben? Aber es durfte nicht wahr sein - bis es zu viele betraf." Es ist es schon oft geschehen, dass bewusst falsch übersetzt wurde - um danach die verzweifelten Christen im Heim als Störenfriede zu denunzieren, was neuerliche Schikanen provozierte. Auch wenn die Bitten um Hilfe sich in bestimmten Gegenden häufen, wird trotzdem beharrlich darauf verwiesen, es handle sich dabei doch um Einzelfälle. Das erinnert an die abgründigen Diskussionen um sogenannte Ehrenmorde und Zwangsheiraten, die viel zu lange als Ausnahme heruntergespielt wurden - als gäbe es ausgerechnet für Straftaten (und Opfer) eine Obergrenze, die sie erst erreicht haben müssen, bevor man sie ernst nimmt als religiösen oder kulturellen Konflikt, den es künftig mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu verhindern gilt. "Wie viele Übergriffe, wie viele Verletzte und Verzweifelte braucht es also noch, bis auch hierzulande von allen akzeptiert wird, dass dieser Konflikt zwischen Muslimen und Christen über die unkontrollierten Grenzen zu uns hereingetragen wurde? Ein Konflikt, wohlgemerkt, der viele Flüchtlinge, die keine Muslime sind, in Deutschland genauso bedroht wie in ihrer kriegsverwüsteten Heimat. Hilfsorganisationen wie „Open Doors“, der Zentralrat orientalischer Christen (ZOCD), „Kirche in Not“, die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und andere schlagen jetzt Alarm. Am Montag stellten sie in Berlin die Ergebnisse einer Befragung unter nichtmuslimischen Flüchtlingen vor, die jeden Zweifel ausräumen müsste, dass es sich nur um zufällige Ausnahmen handelt. Es wird von Todesdrohungen berichtet und von Schlägen, von Einweisungen ins Krankenhaus, weil die Drangsalierten unter dem psychischen Druck zusammenbrechen. Besonders betroffen sind Christen aus dem Iran und Konvertiten aus Afghanistan, wo es keine Kirche gibt: Sie, die „Abtrünnigen“, erhalten auch Morddrohungen." [10] Im Nordkaukasus gibt es immer wieder Konflikte zwischen dem christlichen Armenien und dem muslimischen Aserbaidschan und Nagornyj Karabach, dessen Schutzmacht die Türkei ist und die verhindert, dass es in diesem Konflikt zu einer Lösung kommt. Erdogan wolle Baku "bis zum Ende" unterstützen. Dabei könnte der Konflikt leicht gelöst werden, wenn die Türkei und Aserbaidschan den Armeniern ihre ursprünglichen Ländereien zurückgeben würden. [11] Jahrelang unauffällige und scheinbar integrierte Muslime, die scheinbar ausserhalb der sogenannten Parallelgesellschaften leben, können - ohne, dass die Sicherheitskräfte es merken - zum Dschihadisten werden, wie kürzlich in den USA. Es zahlt sich daher nicht aus, muslimische Offiziere in die Armee aufzunehmen, wie das Beispiel Tadschikistan zeigt. Bei einem Anschlag auf Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Duschabe, seien zwei Offiziere im Verteidigungsministerium unter dem Verdacht der Mittäterschaft mit den Islamisten festgenommen worden. Ziel der Islamisten sei es, das Land zu destabilisieren und einen "islamischen Staat" zu errichten. Nach offiziellen Angaben kämpfen über 500 Staatsbürger Tadschikistans auf Seiten des IS im Irak und in Syrien. [12] Dabei erinnert die Basileuskirche in Moskau an die Eroberung von Kasan und stellt in gewisser Beziehung eine Triumpfsäule für den Sieg des Christentums über den Islam dar. Schon im sechsten Jahrhundert, bald nachdem Iwan IV, genannt der Schreckliche, das Khanat Kasan erobert hatte, wurden Moscheen geschlossen und islamische Brauchtümer verboten, zum Beispiel dass bei einer tatarischen Hochzeit der Mullah und eine seiner Frauen der festlichen Tafel vorsitzt, oder dass ein Schamail über die Haustür gehängt wird, ein Bild oder ein besticktes Tuch mit christenfeindlichen Koransuren. Am Westufer des Kaban-Sees schließt sich das alte Tatarenviertel an. Wer sich unter Iwan IV. nicht christianisieren lassen wollte, wurde dorthin umgesiedelt. Zudem war es muslimischen Händlern verboten, auf den Hauptmärkten Handel zu treiben. Heute gibt es vierzig orthodoxe Kirchen und vierzig Moscheen, die die Silhoutte der Stadt dominieren. Sogar Muezzine dürfen gedämpft zum Gebet für den falschen Gott aufrufen. Unter den Moscheen ist die Kul-Sharif die größte und russlandweit die einzige auf dem Gelände eines Kremels. Sie heisst nach dem letzten Imam der Vorgängermoschee, die beim Sturm auf Kasan im Jahr 1552 zerstört wurde. Trotz der vielen Moscheen ist Kasan europäisch geprägt, die meisten sind entweder Agnostiker oder Christen. [13] Dennoch wurde in Moskau ein grosser ästhetisch wenig ansprechender Moscheekomplex gebaut, in dem sich 10 000 "Gläubige" versammeln können; er ist mit 19 000 Quadratmetern der Grösste in Europa. Der Hauptgeldgeber ist der aus dem nordkaukasischen Dagestan stammende Oligarch Süleyman Kerimov. Auch die Türkei, Kasachstan und Palästina hatten sich finanziell beteiligt, nicht jedoch der russische Staat. [14] Im Kampf gegen den IS hat sich Moskau bisher zurückgehalten. Das soll sich jetzt ändern. In Syrien und im Nordirak kämpfen in den Reihen des IS etwa 1700 Islamisten aus dem Nordkaukasus: Tschetschenen, Dagestaner und andere. Hinzu kommen 4000 Kämpfer aus den an Russland angrenzenden zentralasiatischen Staaten. Russland hat das bisher als willkommene Auslagerung des eigenen Terrorismusproblems betrachtet. Doch nun gewinnt der IS auch in Russland selbst immer mehr Anhänger. Die führenden Köpfe des Kaukasischen Emirats, der Terrororganisation im Nordkaukasus, haben einen Treueschwur auf IS-Führer Bagdadi geleistet. Zudem reisen auch junge Russinnen und Russen zum Kampf nach Syrien. Auch über die Rückkehrproblematik wird nun in Russland gesprochen. Nicht zuletzt hat Putin den Kampf gegen den "internationalen Terrorismus" seit Beginn seiner Präsidentschaft gepredigt. Putin weist auch immer wieder auf die verfehlte Politik des Westens hin, Diktatoren zu stürzen und damit chaotische Verhältnisse zu erzeugen. Das habe der Westen im Falle Husseins im Irak getan, in Lybien im Falle Gaddafis - mit schlimmen Folgen. [15] Zum Vergleich bekennen sich nur ein bis zwei Prozent der Bevölkerung der Vereinigten Staaten zum Islam. In Deutschland ist es ähnlich. Einer von vier Muslimen in Amerika halten Gewalt gegen Amerikaner in den Vereinigten Staaten als Teil des weltweiten Dschihads für gerechtfertigt. Nur 40 Prozent der Amerikaner meinen, dass die Ausübung der muslimischen Religion in Amerika überhaupt erlaubt sein solle. 30 Prozent lehnen das klar ab, Tendenz steigend. [16] In Europa, auch in
Grossbritannien, wird man sich langsam der Gefahr bewusst. "Der Premierminister
lenkte sein Augenmerk auf den schleichenden Prozess, der von scheinbar
harmlosen Ansichten in die Gewalt führen kann. Die meisten späteren
Dschihadisten seien von nicht-gewalttätige Extremisten und deren 'vergifteten'
Ideen indoktriniert worden, sagte Cameron und erwähnte insbesondere
die in muslimischen Kreisen verbreiteten 'Verschwörungstherorien'."
Ist Europa nur eine kleine Halbinsel oder ein geistiges Prinzip, das Prinzip des Abendlandes? Dann umfasst Europa in der Antike die griechisch-römische Bildungsgemeinschaft, die um das Mittelmeer lebte. Im Mittelalter reichte sie so weit wie das Christentum. "Die Christenheit ist Europa." Innerhalb Europas war immer wieder Kampf und Krieg. "Aber man wußte sich als zusammengehörige geistige Einheit gegenüber den Barbaren, den Ungläubigen, den Heiden, den Unzivilisierten. Europa war nie allein. Es stand - gegen die Perser, den Islam, die Mongolen ... die Türken - immer wieder am Rande des Untergangs." (Karl Jaspers) Ähnlich wie Solowjew meint auch Jaspers, dass sich die abendländische Menschheit ausgedehnt hat nach Amerika und Asien. "Diese bleiben immer noch innerhalb der christlichen Welt. Europa als Abendland reicht so weit wie die biblische Religion, schließt ein Amerika und Russland... Würde es heute die Vereinigten Staaten des kleinen Europas geben, so wären sie vielleicht noch eine gegenüber Amerika und Russland gleichwertige Macht." [18] In der Ausbreitung der Europäischen Kultur sieht er den Sinn der Geschichte. Es beginnt eine Epoche des Friedens und der friedlichen Ausbreitung der christlichen Europäischen Kultur nach allen Seiten. Alle werden Europäer. Der Begriff des Europäers fällt mit dem Begriff des Menschen zusammen und der Begriff der Europäischen Kulturwelt mit dem Begriff der Menschheit. "Anfangs gab es nur Griechische, dann Römische Europäer, später erschienen alle möglichen anderen, zuerst im Westen, dann auch im Osten; es erschienen die russischen Europäer, und drüben, jenseits des Ozeans, die amerikanischen Europäer, jetzt müssen die türkischen, persischen, indischen, japanischen, vielleicht sogar die chinesischen Europäer erscheinen." [19] - Wladimir Sergejewitsch Solotwjow 2. "Verpestet" (Ariost) und verwüstet wurden ehemals christliche Länder von der Türkei; Rechristianisierung durch RusslandMan muss sich aber vergegenwärtigen, was schon europäische Dichter und Denker seit dem 15. Jahrhundert beschrieben hatten, dass nämlich die Türkei ehemals christliche Länder "verpestet" (Ariost) und verwüstet. Dazu einige Details von einer Slavistin: "Das heutige türkische Staatsgebiet bildete für knapp zwei Jahrtausende ein zutiefst christlich geprägtes Land." Zahlreiche Schauplätze von Ereignissen des Neuen und Alten Testaments lassen sich noch immer in Augenschein nehmen lassen - auch nach der Eroberung der byzantinischen Hauptstadt Konstantinopel durch die Osmanen (1453). "Dass wir trotz Apostelgeschichte, trotz der bedeutenden Kirchenväter, Märtyrer und Heiligen Kleinasiens , Basileios der Große etwa, Grigorios von Nazianz, Grigorios von Nyssa oder Nikolaos von Myra , die Türkei nicht mehr als uraltes christliches Kulturland begreifen, liegt an der Radikalität, mit der türkische Nationalisten im Verlauf eines knappen Jahrhunderts das Christentum in Kleinasien und Nordmesopotamien entwurzelten und die Erinnerung an seine Träger zu tilgen versuchten." Zu den einheimischen Christen gehören vorchalcedonensische Kirchen wie die Syrisch-Orthodoxe und die Armenisch-Apostolische Kirche, ferner die griechisch-orthodoxen, eigentlich „romäischen“ (byzantinischen) Christen, aber auch Konvertiten aus der türkisch-muslimischen Mehrheitsbevölkerung. Letztere gehören überwiegend evangelischen bzw. evangelikalen Gemeinschaften an, besitzen derzeit 55 Kirchen (Stand 2005) und sind in der Allianz Protestantischer Kirchen zusammengeschlossen. Türkische Schätzungen schwanken zwischen 40.000 bis 100.000, armenische Schätzungen zwischen 50.000 und 82.000. Vermutlich leben etwa 60.000 Armenier mit türkischer Staatszugehörigkeit in Istanbul sowie 10.000 in der übrigen Türkei wie Kayseri, Antiochia-Antakya, Iskenderun. Laut der ersten unabhängigen demographischen Erhebung, die jemals unter der griechischen Bevölkerung Istanbuls durchgeführt wurde, "lebten dort 2006 5,249 „Romäer“ (rum ortodoks). Diese Zahl schließt freilich 600 arabischsprachige Syrisch-Orthodoxe sowie Angehörige der ostsyrischen Chaldäisch-Katholischen Kirche („Chaldäer“) ein, die in Istanbul griechische Schulen besuchen. Der Umfrage zufolge sind 45% der griechischen Bevölkerung Istanbuls älter als 65. Die Anzahl griechischer Haushalte beträgt 2,800, auf der Insel Imbros etwa 240 ältere Griechen, auf Tenedos noch 40 Griechen (Vergleich: Ende 19. Jhs. 9.456 Einwohner, davon nur 200 Türken.)" Die ausländischen Christen – meist Urlauber- und Rentnerkolonien – gehören Westkirchen (Römisch-katholisch, evangelische Kirchen) an. Mit Abstand den größten Anteil an der heutigen christlichen Gesamtgemeinschaft der Türkei bilden – vor den meist ausländischen Katholiken (8%) und den einheimischen armenisch-apostolischen Christen (18%) – mit etwa 65% armenisch-apostolische und georgisch-orthodoxe Arbeitsmigrant/innen aus den Anrainerstaaten Georgien und Armenien. In der Türkei leben Millionen – Menschen, deren christliche Vorfahren durch steuerliche Benachteiligung oder direkten Druck gezwungen wurden, sich zum Islam zu bekehren. Sie haben oft ihre Sprachen bewahren können und praktizieren teilweise christliches (Relikt-)Brauchtum. Von den schätzungsweise 40.000 muslimischen Kryptoarmeniern, die als Erwachsene oder Kinder während des Genozids (1915/16) verschleppt, in muslimische Familien aufgenommen und zu Muslimen gemacht wurden, haben sich jahrzehntelang aus Furcht vor Verfolgung nicht zu ihrer christlich-armenischen Herkunft zu bekennen gewagt. Gegenwärtig beginnen ihre Enkel die Lebensgeschichten der erniedrigten und traumatisierten Vorfahren in Erinnerungsbüchern oder Romanform zu erzählen. Die Frage nach verschütteten christlichen Wurzeln in der eigenen Familiengeschichte beschäftigt zunehmend türkische Intellektuelle. Zugleich aber bilden die Kryptochristen auch den Gegenstand nationalistischer Spekulationen. Griechischsprachige bzw. griechischstämmige Muslime in der heutigen Türkei stammen einerseits von muslimischen griechischen Flüchtlingen aus Kreta ab (gegenwärtig eine halbe Million), deren Nachfahren sich in Dörfern an der ägäischen Küste sowie der Küste des Marmarameeres niedergelassen haben. Andererseits zählen dazu die pontosgriechischen Muslime. Sie bevölkern mehrheitlich weiterhin die südliche Schwarzmeerküste, wobei die meisten in sechs Dörfern von Tonia (türk. Tonya) leben, in Trapesunt (türk. Trabzon) und in annähernd fünfzig Ortschaften im Yukari Solakli-Tal südlich von Ofis. Pontosgriechische Zuwanderer haben bei Sakarya nahe Istanbul mindestens zwei Dörfer gegründet. Unter osmanischer Herrschaft wurden die armenisch-apostolische und die byzantinische Kirche als millet (Glaubensnation) entsprechend muslimischen Rechtstraditionen anerkannt. Die Gläubigen der Ermeni millet-i bzw. Rum millet-i waren damit rechtlich, steuerlich und politisch benachteiligt, besaßen allerdings eine gewisse Autonomie zur Regelung interner Rechtsstreitigkeiten, soweit keine Muslime berührt waren. Während der Reform (Tanzimat-)periode (1829–1878) wurde diese innere Autonomie noch ausgedehnt. Eine vollständige staatsbürgerliche Emanzipation (Gleichstellung) der Nicht-Muslime – Christen und Juden – erzielten aber weder die osmanische Verfassung (1878), noch der Militärputsch der so genannten Jungtürken (1908), da sie die im Institut der millet angelegte Ungleichheit nie vollständig überwanden. Die im multilateralen Lausanner Vertrag (24.07.1923) namentlich undefinierten „nicht-muslimischen Minderheiten“ hat die Republik Türkei stillschweigend nach osmanischer Tradition als jene Glaubensgemeinschaften interpretiert, die schon zu Beginn der osmanischen Herrschaft millet-Status besaßen: Armenier, Griechen und Juden, ferner Katholiken und Evangelische (Protestanten). Syrisch-Orthodoxe, mit Rom unierte Ostsyrer (Chaldäisch-katholische Kirche) sowie Jesiden blieben unberücksichtigt. Armenier und Griechen bildeten mit 2,5 bzw. 2,7 bis 3 Millionen vor dem Ersten Weltkrieg die größten autochthonen ethno-religiösen Minderheiten im Osmanischen Reich. In der letzten Dekade osmanisch-türkischer Herrschaft fielen sie, ebenso wie die aramäischsprachigen Christen (Aramäer, Assyrer, Chaldäer) "staatlich geplanten und gelenkten Massakern sowie Deportationen zum Opfer, die die Genozidforschung als Völkermord entsprechend den Kriterien der UN-Genozidkonvention (1948) wertet*. Namentlich der Völkermord an 1,5 Millionen Armeniern osmanischer Staatszugehörigkeit bildet, zusammen mit den Massakern an Assyrern im Irak 1933 einen Prototypus des Genozids, der den Autor der UN-Genozid-Konvention, Raphael Lemkin, veranlasste, als Justitiar des Völkerbundes schon 1933 einen Entwurf für ein entsprechendes internationales Vertragswerk in den Völkerbund einzubringen; er scheiterte damals allerdings am Widerstand der Delegation aus Nazideutschland. Während die armenische Bevölkerung des Osmanischen Reiches in nur zwei Jahren (Frühjahr 1915 bis Februar 1917) genozidal um drei Fünftel verringert wurde, erstreckte sich die Vernichtung der griechisch-orthodoxen Bevölkerung auf ein Jahrzehnt, mit wechselnden Schauplätzen. Sie wird daher auch als kumulativer Völkermord bezeichnet. Der asymmetrische „Bevölkerungsaustausch“ ethno-religiöser Minderheiten zwischen der Türkei und Griechenland besiegelte 1923 nachträglich die schon weitgehend vollzogene Vertreibung und Vernichtung der kleinasiatischen Griechen. Die Republik Türkei verhinderte mit gesetzlichen Restriktionen (September 1923; Gesetz vom 23.05.1927) eine Rückkehr der überlebenden, ins Ausland geflüchteten osmanischen Christen. Im August 1926 verkündete die türkische Regierung die Zurückhaltung sämtlichen vor dem 6. August 1924 beschlagnahmten Eigentums. Mit Billigung der Behörden wurden christliche Rückkehrer in zahlreichen Fällen ermordet. Im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts sank die Zahl von Armeniern und Griechen durch ein Bündel restriktiver Maßnahmen und infolge erneuter staatlich inszenierter Ausschreitungen gegen Nichtmuslime, vor allem Griechen." Bis 1922 bestand in der osmanischen Hauptstadt, allen Widrigkeiten zum Trotz, eine griechische Bevölkerung von 400.000 bis 450.000. Der Lausanner Friedensvertrag verlieh ihr als religiöse – nicht ethnische – Gemeinschaft einen trügerischen Schutz. "Während der so genannten Istanbuler Kristallnacht vom 6. zum 7. September 1955 wurde vor allem die griechische Bevölkerung der Stadt terrorisiert, als über 100.000 mit Hacken und Schaufeln bewehrte „Demonstranten“, angeführt von Polizisten sowie Funktionären der Demokratischen Partei, mit dem Slogan „Evvela mal, sonra can“ („Erst das Gut, dann das Blut!“) durch die Istanbuler Innenstadt zogen. Es kam zu massenhaften Plünderungen griechischer, aber auch armenischer und jüdischer Geschäfte unter den Augen der Polizei. 4.340 Geschäfte sowie 38 Kirchen wurden vollständig zerstört, weitere 35 Kirchen geplündert und beschädigt, darunter vier armenische, sämtliche griechischen Friedhöfe der Stadt entweiht und verwüstet, 44 Schulen (darunter acht armenische) und 2.640 griechische Häuser geplündert und beschädigt. 17 Menschen starben, 600 weitere wurden krankenhausreif geschlagen und 200 Frauen vergewaltigt. Schätzungen des Gesamtschadens beliefen sich auf 270 bis 360 Millionen US Dollar. Als der türkische Regierungschef Ismet Inönü 1964 einseitig das griechisch-türkische Abkommen über Freundschaft, Neutralität, Aussöhnung und Vermittlung (Oktober 1930) kündigte, folgte umgehend die Vertreibung von „mehr als eintausend Griechen“ aus der Türkei, die in der Regel binnen weniger Stunden ihre Heimat verlassen mussten. Man erlaubte ihnen lediglich, 22 US Dollar sowie einen Koffer mit Kleidung mit zu nehmen. Weitere 5.000 wurden kurz darauf ausgewiesen. Nach dem September 1964 wurden weitere 10.000 bis 11.000 Griechen ausgewiesen, als sich die Türkei weigerte, die Aufenthaltsgenehmigungen griechischer Staatsbürger zu verlängern. Am 11. Oktober 1964 berichtete die türkische Zeitung Cumhuriyet, dass 30.000 türkische Staatsbürger griechischer Abstammung die Türkei für immer verlassen hätten, zusätzlich zu den ausgewiesenen Griechen. Bis 1966 wurden insgesamt 12.000 Familien mit griechischer Staatszugehörigkeit ausgewiesen; zusammen mit ihren Angehörigen, die die türkische Staatsbürgerschaft besaßen, sind das 48.000 Menschen. Die Ägäisinseln Imbros und Tenedos, die nachweislich durchgehend griechisch besiedelt gewesen waren, waren selbst zur Osmanenzeit kaum von den Türken beachtet worden. Trotzdem wurden Imbros und Tenedos im Lausanner Vertrag (1923) der Türkei zugeschlagen. Wegen ihrer besonderen demographischen Situation räumte allerdings Artikel 14 des Lausanner Vertrages der griechischen Mehrheit Sonderrechte ein, so etwa das Recht auf Selbstverwaltung und griechischstämmige Polizeikräfte. Kaum war aber das Jahr 1923 verstrichen, begann die türkische Regierung, sämtliche Regelungen des Lausanner Vertrages zu missachten und eigene Gesetze einzuführen. Deren Ziel bestand in der planmäßigen und systematischen Vertreibung der griechischen Bevölkerung von den Inseln. Als erstes setzte die türkische Regierung in allen Dörfern und Städten eigene Gemeindevorsteher, Bürgermeister, Bezirkskommandanten und Polizisten ein, die sämtlich keinerlei Beziehung zur Bevölkerung besaßen. Besonders die Polizeikräfte, die so genannte Bauernmilitärpolizei, hatte eine Spezialausbildung durchlaufen. Sie suchten geringfügige Anlässe, um die griechischen Bürger zu schlagen, zu inhaftieren, ihre Häuser auszurauben und sie derartig zu terrorisieren, dass die Griechen schnellstmöglich flüchten sollten. Nur in den Jahren 1951 bis 1962 wurde Griechisch als Unterrichtssprache erlaubt. Mit dem Gesetz Nr. 35 vom 27. März 1964 wurden auf den beiden Inseln folgende Verbote durchgesetzt: 1. Schließung aller griechischen Schulen (Volksschulen und Gymnasien) und Bibliotheken; das gesamte Inventar dieser Einrichtungen wurde beschlagnahmt. Zugleich wurden die griechischen Lehrer entlassen. Praktisch war es verboten, die griechische Sprache zu lehren. 2. Die meisten Großgrundbesitzer wurden gezwungen, ihr Land zu Spottpreisen zu verkaufen. Im Jahr 1989 waren von 61.510 Morgen Land nur noch 164 Morgen in den Händen der Imbrer geblieben. Viele Tausende Hektar Weideland wurden per Gesetz zu Ödland erklärt und durften nicht beweidet werden. 3. Es wurden zahlreiche offene Gefängnisse auf den Inseln eingerichtet, in denen über 2.000 Schwerverbrecher nach Belieben ein und ausgingen. Sie erschlugen ungestraft Griechen, vergewaltigten Frauen, brachen in Häuser ein usw. 4. Die türkische Verwaltung errichtete anfangs vier Siedlungen und brachte türkische Neusiedler vom Festland. Diese Politik der sukzessiven türkischen Besiedlung dauert bis heute an. 5. 300 Kirchen und Kapellen wurden geschlossen, beschädigt und manche zu Kuhställen, Lagerhäusern sowie einige zu öffentlichen Toiletten umgewandelt!" [21]Europäische Gerichtsurteile werden von den Türken ignoriert, wie alles, was mit wahrer Philosophie und Christentum zu tun hat: Zudem betreibt die Türkei Geschichtsklitterung statt Vergangenheitsbewältigung. Während das Armenisch-apostolische Patriarchat zu Istanbul eine osmanische Schöpfung bildet, die 1461 von Mehmet II. Fatih (dem Eroberer) als Gegengründung zum außerhalb des türkischen Machteinflusses gelegenen Katholikats zu Etschmiadsin und zum Ökumenischen Patriarchat ins Leben gerufen wurde, stellt das Ökumenische Patriarchat eine historisch ältere Eigenschöpfung der oströmischen (byzantinischen) Kirche dar, mit der sich die Angehörigen aller kanonischen orthodoxen Kirchen in voller Kommunion befinden – also weltweit bis zu 350 Millionen Menschen. Als autokephale orthodoxe Kirche besitzt das Ökumenische Patriarchat einen Teil seiner Diözesen auch in Griechenland (östlicher Landesteil um Thessaloniki und auf den Inseln) sowie in den griechischsprachigen orthodoxen Diaspora-Gemeinden in aller Welt, so in Westeuropa (Frankreich, Deutschland, Schweiz, Italien) und in einigen russischstämmigen Diaspora-Gemeinden, vor allem in Frankreich. Aus offizieller türkischer Sicht beschränkt sich dagegen die Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchen nur auf die orthodoxen Christen („rum ortodoks“) türkischer Staatszugehörigkeit. Sie bezeichnet das Ökumenische Patriarchat als „Römisches Patriarchat“ in Phanari (türk. Fener). Im Juni 2007 bestätigte das türkische Berufungsgericht diese Ansicht, gegen die nun der Patriarch, unterstützt vom Weltkirchenrat, gerichtlich vorzugehen versucht. Es gibt in der gesamten Türkei noch 69 gottesdienstlich genutzte Gemeindekirchen der griechisch-orthodoxen Glaubensrichtung (60 davon in Konstantinopel und Umgebung). Die übrigen neun griechisch-orthodoxen Kirchen – in Hatay und Mersin – werden gottesdienstlich von „antiochischen Christen“ genutzt. Als „antiochische Christen“ werden orthodoxe Griechen in der Region um Alexandrette bzw. Iskenderun (türk. Iskandar) und Antiochia (türk. Antakya) bezeichnet, deren Zahl nach Angaben des Patriarchats von Antiochia im Jahr 1895 bei 500.000 lag. Mitte der 1990er Jahre war ihre Anzahl auf unter 10.000 gesunken. Da die Türkei ihnen niemals die Einrichtung Griechischsprachiger Schulen erlaubt hat und selbst den Gebrauch des Griechischen im Kultus verbietet, sind diese griechisch-orthodoxen Christen sprachlich assimiliert und benutzen das Türkische oder Arabische. 1979 verbot ihnen der türkische Staat, sich als „rum ortodoks“ („Griechisch-Orthodox“ bzw. „byzantinisch-orthodox“) zu bezeichnen. Die meisten Familiennamen der Betroffenen wurden zwangsweise türkisiert. Ein über Jahrzehnte erweitertes Bündel von Restriktionen höhlte die Minderheitenschutzartikel des Lausanner Vertrages systematisch aus. Das ging um so leichter, als christliche Kirchen bis heute nicht als Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannt sind. Ihr fehlender Rechtsstatus verhindert unter anderem den Neuerwerb von Liegenschaft und verursacht unsichere Besitzverhältnisse. Besonders empfindlich wirkten sich die behördlichen Restriktionen auf das Erziehungswesen von Armeniern und Griechen, ihre kirchliche Selbstverwaltung, die Ausbildung von Priesternachwuchs und das immobile Eigentum ihrer religiösen Stiftungen aus. Im Gegensatz zum Verfassungsanspruch sind Christen nicht rechtlich gleichgestellt. Sie müssen ihre Priester und Schulen selbst finanzieren, während das staatliche Präsidium (Amt) für Religionsangelegenheiten (Diyanet) den Moscheebau und die inzwischen über 100.000 Imame des Landes und der türkeistämmigen Auslandsgemeinschaften – zum Beispiel in Deutschland – finanziert und fördert. 1961 wurden sämtliche griechischen Schulen per Erlass der Zuständigkeit des Ministeriums für private Bildung unterstellt. Damit waren sie aus dem Schutzbereich des Lausanner Vertrages entfernt worden. 1964 verbot die Regierung orthodoxen Priestern den Zugang zu griechischen Schulen. Im selben Jahr verweigerten die türkischen Behörden die Erlaubnis zur Renovierung der Schulen; die von den griechischen Eltern gewählten Elternvertretungen wurden entlassen. Bilateralen griechisch-türkischen Abkommen zufolge sollten in den griechischen Schulen Griechisch und Türkisch gelehrt werden. Die türkischen Behörden verzögerten jedoch ständig die Visumserteilung für griechische Lehrer oder verwiesen sie manchmal für immer außer Landes, um auf diese Weise den Griechischunterricht zu torpedieren. Es war den Schülern untersagt, in den Pausen Griechisch zu sprechen. Zudem wurde die Anzahl der Unterrichtsstunden in griechischer Sprache drastisch reduziert. Morgens, zu Schulbeginn, durften die Kinder nicht christlich beten. Stattdessen hatten sie die türkische Nationalhymne abzusingen, "deren Text auch den Lobpreis auf den für die Ermordung zahlreicher Griechen politisch verantwortlichen Staatsgründer Mustafa Kemal enthält." 1971 wurden 40 griechische Lehrer entlassen. Mit dem synergetischen Effekt all dieser Reglementierungen gelang es den türkischen Behörden, die Zahl griechischer Schüler von 15.000 im Jahr 1923 auf unter 200 zu senken. Die Zahl der Schulen ist vom Jahre 1949/50, als es noch 45 Grundschulen, fünf Realschulen sowie sechs Gymnasien mit 5.013 griechischen Schülern in Istanbul gab, auf zwölf Grundschulen, ein Gymnasium sowie zwei Lyzeen zurückgegangen ; nach anderen Angaben sollen nur noch insgesamt fünf (2002) Schulen vorhanden sein. Nicht alle Schüler der griechischen Schulen Istanbuls sind ethnische Griechen bzw. griechische Muttersprachler. So finden sich unter den 100 Grundschülern nur 65 ethnische Griechen. Die übrigen sind arabischsprachige Angehörige der syrisch-or-thodoxen Gemeinschaft, was im Unterricht zusätzliche Probleme schafft. Da die Türkei die Einfuhr neuer Schulbücher aus Griechenland nicht gestattet, müssen Lehrbücher aus den 1980er Jahren verwendet werden. Dieser Umstand, die geringe Schülerzahl in den Grundschulen und der dadurch fehlende Wettbewerb tragen zum Niveauverlust des Unterrichts bei, so dass sich griechische Eltern zunehmend entschließen, ihre Kinder auf türkischen Schulen einschulen zu lassen. Alle noch 16 bis 18 armenischen Schulen Istanbuls sind Privatschulen, die ausschließlich von den armenischen religiösen Gemeinschaften (armenisch-apostolisch, armenisch-uniert) unterhalten werden; die Schülerzahl betrug im September 2005 3.219, die der Lehrer 412. Die Probleme sind ähnlich gelagert wie bei den griechischen Schulen: sinkende Wochenstundenanzahl für muttersprachlichen Unterricht (der nur als Religionsunterricht erteilt werden darf), sinkende Schüler- und folglich sinkende Schulzahlen. Ein Kind muss bei seiner Aufnahme in eine armenische Schule seine armenische Herkunft nachweisen, was besonders Eltern aus ländlichen Gebieten oft schwer fiel, da sie sich zum Schutz unter anderen religiösen Gemeinschaften eintragen ließen. Das Grundrecht der freien Schulwahl war damit erheblich beeinträchtigt. Die jahrzehntelangen Schwierigkeiten, denen sich armenische Schulen und Schüler ausgesetzt sahen, haben dazu geführt, dass zahlreiche armenische Kinder in der Türkei heute reguläre türkische Schulen besuchen, was den Assimilationsprozess beschleunigt. All das nennt die Türkei "Religionsfreiheit": Nach ihrer Verfassung ist die Republik Türkei ein laizistischer Staat, dessen gleichberechtigte Bürger Religionsfreiheit genießen. Auch der Lausanner Vertrag (1923) sowie ihr bilaterales Abkommen mit Griechenland von 1968 verpflichten die Türkei, die europäische Menschenrechtskonvention (Rom 1950) und ihre fünf Protokolle der Europäischen Union anzuerkennen und die Religionsfreiheit jedes Menschen zu tolerieren. Diese Zusicherung hat sie oftmals verletzt. In Wirklichkeit handelt es sich heute um einen deutlich islamisch geprägten Staat, der vor allem den sunnitischen Islam der hamafitischen Rechtsschule begünstigt und fordert. Christen sind in diesem Land Bürger zweiter Klasse und „Schikanen zwischen bürokratischen Hürden und körperlicher Bedrohung“ ausgesetzt. Ein öffentliches Bekenntnis eines türkischen Staatsbürgers zum Christentum führt zu Diskriminierung. 1924 entließ die türkische Regierung den damaligen Patriarchen Konstantinos VI. In den 1950er Jahren wurde der Wirkungsbereich des Patriarchen weiter eingeschränkt, zwei hochrangige Geistliche des Landes verwiesen und die Schließung der Druckerei des Patriarchats angeordnet. 1971 folgte die Schließung des Priesterseminars auf der Großen Prinzeninsel von Chalki (türk. Hebeliada), wodurch das Patriarchat in ernste Nachwuchsschwierigkeiten geriet. Bis heute ist keine Wiedereröffnung des Priesterseminars in Sicht. Der amtierende Ökumenische Patriarch Bartholomaios äußerte Ende November 2004: „Mir wurde vom zuständigen türkischen Ministerium mitgeteilt: ‚Es gibt Gefahr für die nationale Sicherheit, und deswegen kann im Moment das Priesterseminar nicht geöffnet werden’.“ Immer wieder wurden unter dem Vorwand des Straßenbaus Kirchen und Kapellen abgerissen. Einbrüche und Diebstähle von wertvollem Kircheninventar und Sakralgeräten in Kirchen wurden für das Patriarchat zur traurigen Routine. Die dem Patriarchat gehörige Kirche der Heiligen Gottesgebärerin (Theotokos oder Panagia) von Wefa wurde durch einen fragwürdigen Regierungsbeschluss enteignet, so dass diese Kirche heute dem türkischen Staat Miete entrichten muss. Bisweilen wird der Kirche das Wasser abgedreht. Nach Angaben türkischer Zeitungen wurden noch 2004 vom türkischen Staat Käufer für zwei Kirchen und ein Kloster im Bezirk Triglia gesucht. Für die dem hl. Ioannis geweihte Kirche wurde ein Preis von 550.000 EUR genannt. Die der Gottesmutter geweihte Kirche von Pantawassilissa und das Kloster des hl. Sergios stammen aus dem 4. Jh. 1993 wurde der Friedhof von Neochori am Bosporus vollständig verwüstet, 1998 war der Friedhof von Tatavla an der Reihe. Als 1992 Patriarch Bartholomaios sein Amt antrat, stiegen die Schikanen und Probleme noch an. Immer wieder werden die führenden Kleriker des Patriarchats zur Polizei bestellt und vernommen. Angeblich unbekannte Täter, mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Umfeld der rechtsextremistischen MHP, warfen fortgesetzt Steine auf das Gelände des Patriarchats und Drohbriefe mit dem Inhalt „Wir werden es in Brand setzen!“ Von April 1993 bis August 1994 wurden mindestens 20 Einrichtungen der armenisch-apostolischen Kirche in Istanbul angegriffen. 1935 wurden Spenden an karitative Einrichtungen gesetzlich untersagt (Gesetz Nr. 2007). 1964 musste ein griechisches Waisenheim, das seit 1853 seine Dienste versah, auf behördliche Anweisung hin seine Tätigkeit einstellen. 1967 wurde mit dem Gesetz 903, Paragraph 2, Art. 74, unterbunden, dass die Grundstücke der karitativen Stiftungen bestimmungsgemäß verwendet werden dürfen und hilfsbedürftigen Minderheitenangehörigen zugute kommen. Im selben Jahr wurde ein weiteres Gesetz verabschiedet, wonach fünf Prozent Steuern aus den Einnahmen der karitativen Einrichtungen gezahlt werden müssen – und dies, obwohl die karitativen Stiftungen die einzige Finanzquelle für die christlichen Kirchen in der Türkei darstellen. 1971 verfügte das Oberste Gericht der Türkei, dass Minderheitenangehörige keinerlei Recht auf ein neues Erbe besitzen. Im Dezember 2004 beschwerte sich der Ökumenische Patriarch Bartholomaios und appellierte an die Weltöffentlichkeit: „Die ungerechten und kaum bezahlbaren Steuern, die der türkische Staat für die vormaligen großen karitativen Stiftungen der Stadt, die das jetzige Krankenhaus von Valoukli bilden, erhebt, werden uns bald zwingen, dieses Krankenhaus zu schließen.“ 140 Gebäude der genannten Stiftungen wurden schon in den letzten Jahrzehnten vom türkischen Staat beschlagnahmt. Die erhobenen Steuern umfassen folgende Steuerarten: a) Steuer für karitative Stiftungen und Einrichtungen, b) Steuern aus den Einnahmen des Krankenhauses (Einnahmen sind hier ausschließlich Spenden) und c) Mehrwertsteuer. Im August 2002 wurde religiösen Stiftungen das Recht auf Grundstückserwerb zuerkannt, sofern sie eine Sondergenehmigung vom Ministerrat erlangt haben. In Artikel 40 des Lausanner Vertrages heißt es unmissverständlich, dass Angehörige der nichtmuslimischen Minderheiten das Recht auf Grundstücksbesitz und ihre freie Verwaltung besitzen. Mit Beginn der Verhandlungen über den Beitrittsprozess zur Europäischen Union hat die Türkei diese Minderheitenrechte nochmals ausdrücklich anerkannt. In der Türkei bestehen 160 Stiftungen religiöser Minderheiten (etwa 70 griechisch-orthodoxe, 50 armenische sowie 20 jüdische). In Verletzung der Bestimmungen des Lausanner Vertrages war es ihnen bis 2002 nicht nur verboten, Immobilien gleich für welchen Zweck zu erwerben, sondern ihnen drohte auch die Beschlagnahmung vorhandenen Eigentums, falls eine Gemeinschaft wegen Mitgliederschwunds nicht in der Lage war, über einen Zeitraum von zehn Jahren ihr Eigentum zu verwenden. Eine zusätzliche Schwierigkeit erwuchs aus der Bestimmung, dass nicht-muslimische Stiftungen nur solche Immobilien verwalten durften, die sie bis 1936 gemeldet hatten. Das türkische Stiftungsgesetz von 1926 und 1936 verbietet den Grundstückserwerb nach 1936, wurde aber in dieser Restriktion seit 1974 nur gegen Nicht-Muslime verwendet. Infolge dessen fielen 39 Immobilien der armenischen Gemeinschaft Istanbuls in staatliche Hand. Bis Januar 2005 haben 2.252 enteignete nicht-muslimische Grundstücksbesitzer aus Istanbul beim türkischen Staat die Rückgabe ihrer beschlagnahmten Immobilien beantragt. Aber nur 296 Anträgen wurde damals stattgegeben. Die große Mehrheit der Anträge wurde mit der Begründung, dass die Antragsteller zunächst einen Gerichtsbeschluss auf Rückgabe zu erwirken hätten, auf Eis gelegt. Laut „Hürriyet“ (Januar 2007) beträgt die Zahl der strittigen Fälle nach offiziellen Angaben 900, nach Angaben der Anwälte der nicht-muslimischen Gemeinschaften inzwischen 2.750 Fälle beschlagnahmter Immobilien. Im Januar 2007 gab der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) zehn Jahre nach Klageerhebung seinen ersten Beschluss betreffend Besitztümer von Minderheiten in der Türkei bekannt: Danach hat die Türkei gegenüber der Stiftung „griechisch-orthodoxes Jungen-Gym-nasium“ (Große Schule) das Recht auf Schutz des Besitztums verletzt. Falls die Türkei für die im Verfahren genannten beiden Besitztümer nicht innerhalb von drei Monaten Grundbuchauszüge übergibt, so muss sie insgesamt 910.000 Euro, einschließlich Gerichtskosten, zahlen. Der Streitgegenstand bezog sich auf Besitztümer, deren Grundbücher im Jahre 1996 durch einen Gerichtsbeschluss annulliert wurden. Bis heute hat die Türkei den Entscheid des EGMR vom Januar 2007 nicht erfüllt. ndividuelle Rechte. Männliche Christen berichteten immer wieder über Diskriminierungen während ihres Wehrdienstes bis hin zu schweren Körperverletzungen und Vergewaltigungen. Für den armenischen Zeitungsverleger und Journalisten Hrant Dink bildete beispielsweise der Umstand, dass er trotz bester Leistungen während seines Wehrdienstes im Unterschied zu allen muslimischen Kameraden nicht als Gefreiter entlassen wurde, eine bittere Enttäuschung. Wie zu osmanischer Zeit bleibt auch das Militärwesen der Republik Türkei – und damit die einflussreichste Institution des Landes – Nicht-Muslimen weitgehend verschlossen. Auch über Repressionen in anderen Bereichen des Staatsdienstes bzw. in der Gesellschaft wurde berichtet. Seit Anfang des 20. Jh.s. und insbesondere seit den Balkankriegen 1912/13 wurden die christlichen Minderheiten des Osmanischen Reiches als “innere Feinde” gebrandmarkt. Von diesem traditionellen Feindbild hat sich die Türkei niemals verabschiedet, im Gegenteil: Während der sogenannten Befreiungskriege 1919–1922 wurde es noch stärker ausgebaut, um Widerstand nicht nur gegen die alliierten Besatzer des Osmanischen Reiches zu mobilisieren, sondern auch gegen christliche Mitbürger bzw. rückkehrende Überlebende des Völkermordes. "Die Vernichtung von 3,5 Millionen Christen im letzten Jahrzehnt osmanischer Herrschaft – vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg – bildet das tabuisierte Gründungsverbrechen der Republik Türkei. Personen und Institutionen, die unmittelbar am Völkermord des nationalistischen Weltkriegsregimes der so genannten Jungtürken beteiligt waren, wurden von Mustafa Kemal in den republikanischen Staatsapparat übernommen. Die Republik rehabilitierte auch jene, die 1919/20 von osmanischen Sondergerichtshöfen wegen ihrer Verbrechen an Armeniern zum Tode verurteilt wurden und zahlte, sofern die Urteile vollstreckt worden waren, den Angehörigen der Hingerichteten eine staatliche Rente. Den politisch Hauptverantwortlichen des Völkermordes an den Armeniern – Innenminister Mehmet Talat und Kriegsminister Ismail Enver – errichtete die Republik Türkei Ehrengrabmäler auf dem Istanbuler Freiheitshügel. Das von nationalistischen Gralshütern in der Bevölkerung bis heute aufrecht erhaltene Bedrohungsgefühl mündet in permanenter Gewaltbereitschaft. Die Ermordung Hrant Dinks am 19. Januar 2007 in Istanbul durch einen ultranationalistisch motivierten jugendlichen Auftragsmörder wirft ein erhellendes Schlaglicht auf die Unfähigkeit des Staates und weite Teile der Gesellschaft, selbstbewusste Minderheitenangehörige als gleichberechtigte Bürger zu akzeptieren. Sie verdeutlicht zugleich die Verquickung von Ultranationalisten, so genanntem Tiefenstaat (türk. Derin devlet) und Mafia. Hrant Dink hatte mit der von ihm gegründeten zweisprachigen Zeitung „Akos“ („die Ackerfurche“; ausgesprochen „Agos“; seit April 1996) ein Organ geschaffen, um sowohl die armenisch-türkische Annäherung, als auch die Interessen der armenischen Gemeinschaft in der Türkei zu vertreten. Zugleich konfrontierte er die türkische Öffentlichkeit mit Aspekten ihrer verleugneten Geschichte. Als die Zeitung am 6. Januar 2004 enthüllte, dass Sabiha Gökcen (1913–2001), eine der Adoptivtöchter Mustafa Kemals und die erste Kampfpilotin der Welt, armenischer Abstammung sei, löste das einen regelrechten Erdrutsch im türkischen Bewusstsein aus, vor allem, nachdem „Hürriyet“ die Nachricht übernommen hatte. Viele „Hürriyet“-Leser fanden es unerträglich, dass im Zusammenhang mit der Person des türkischen Staatsgründers überhaupt etwas Armenisches auftauchte. Als Dink 2005 in einem Artikel über die psychischen Auswirkungen des Genozids auf Türken und vor allem auf Armenier schrieb, das Blut der Türken sei vergiftet, geriet er erneut mit dem Strafgesetz in Konflikt. Der aus dem Sinnzusammenhang gerissene Satz diente als Beweis für eine angebliche Beleidigung des Türkentums. Hrant Dink erhielt eine Bewährungsstrafe von sechs Monaten Haft, das Urteil wurde rechtskräftig. Bei seiner Ermordung waren insgesamt sechs Strafverfahren nach § 301 gegen Hrant Dink anhängig oder rechtskräftig geworden. Nationalistische Kreise setzten eine Hetzkampagne gegen ihn in Szene und griffen ihn während der Gerichtspausen fast tätlich an. [22] Gewaltverbrechen an Christen und ihren Einrichtungen: eine (unvollständige) Chronologie: Das bis heute aufrecht erhaltene Bedrohungsgefühl mündet in ständiger Gewaltbereitschaft. Die Reformen, die Europa dem Gesetzgeber und der Regierung der Türkei bisher abgerungen hat, bewirkten einen nationalistischen Rückschlag sondergleichen, wobei sich der türkische Nationalismus durch ein Gemisch aus Chauvinismus, Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit sowie Antiintellektualismus auszeichnet. Opfer sind die Einrichtungen und Geistlichen sowohl der indigenen orthodoxen, als auch der evangelischen und römisch-katholischen Gemeinschaft in der Türkei: Seit Ende 2004: Anschlagswelle auf evangelische Gemeinden: Innerhalb von sechs Monaten wurden in fünf Städten Evangelische bedroht. • 05.02.2006, Trabzon: Katholischer Geistlicher Andrea Santoro während des Gebets erschossen. • Februar 2006, Mersin: Katholischer Geistlicher angegriffen. • 12.03.2006, Mersin: Kapuzinerpater Henri Leylek niedergestochen. • 02.07.2006, Samsun: Katholischer Geistlicher Pierre Bruinessen niedergestochen. • 11.03.2006, Silivri: Zwei zum Christentum Konvertierte wegen „Beleidigung des Türkentums“ (§ 301 StGB) verurteilt. • April 2006, Diyarbakir: Eine Gruppe junger Männer dringt auf das Grundstück der Syrisch-Orthodoxen Kirche ein und schreit Drohungen gegen die Gläubigen. Die Polizei weigert sich bis zum Ostergottesdienst, Streifen in die Gegend der Kirche zu schicken. • Mai 2006, Bergama: Eine Gruppe protestierender Nationalisten und Linksorientierter versucht eine griechisch-orthodoxe Messe in der historischen Kirche zu Bergama zu stören. • Sept./Oktober 2006: Übergriffe und Drohungen lokaler muslimischer Großgrundbesitzer gegen syrisch-orthodoxe (aramäische) Christen im Tur Abdin-Gebiet (Südost-Türkei). • 4. November 2006, Izmir: Nach wiederholten Angriffen mit Steinen und Belästigungen der Gläubigen in den Wochen davor wird die evangelische Odemis-Kirche mit Brandbomben angegriffen. • Dezember 2006: In einem Park der Gemeinde Tepeba wird der Pfarrer der Kirche brutal zusammengeschlagen. Die Kirche reicht indessen keine Klage ein, um „der Stadt nicht zu schaden“. • 19.01.2007, Istanbul: Armenischer Publizist Hrant Dink erschossen. • 28. Januar 2007, Samsun: Vandalen greifen das Gebäude der Stiftung der Agape Kirche an, zertrümmern die Fenster mit Steinen und besprühen am frühen Sonntagmorgen Straßenschilder. Der Pfarrer berichtet, dass in der Kirche eine Nachricht hinterlassen wurde, die ihm aber die Polizei nicht zeigen wollte, da sie „unwichtig“ sei; im offiziellen Untersuchungsbericht bleibt die Nachricht unerwähnt. Vier Tage vor dem Angriff veröffentlichte die Schwarzmeer-Onlineseite Kuzeyhaber eine Kolumne, die Anstrengungen lobte, die Verbreitung des Christentums in Samsun zu stoppen. Ebenfalls am 28. Januar 2007 erhält der Pfarrer der evangelischen Agape-Kirche von Samsun zwei Todesdrohungen per Email, von denen eine von der „Türkischen Rachebrigade“ unterzeichnet ist. • 31.01.2007, Samsun: Evangelische Agape-Kirche zum wiederholten Mal angegriffen; Drohungen seit 2004. • Februar 2007: Während des 40-Tage-Gedenkgottesdienstes für Hrant Dink (Karasunk) schießen zwei Personen mit Gewehren in die Luft und werden kurz darauf verhaftet. Sie sollen gesagt haben, dass sie die Ermordung des armenisch-apostolischen Patriarchen Mesrob II. beabsichten, der die Zeremonie leitete. • März 2007, Mardin: Eine Handgranate wird in den Hof des Präsidenten der Syrisch-Orthodoxen Stiftung des Bezirks Midyat geschleudert. Die Polizei leitet eine Untersuchung ein, doch offenbar ohne Ergebnis. • 18.04.2007, Malatya: Drei Mitarbeiter des evangelischen Zirve-Verlages nach Foltern geschächtet. Dieses Verbrechen zeichnete besondere Heimtücke aus, denn die Täter hatten sich das Vertrauen der Opfer durch vorgetäuschtes Interesse am Evangelium erschlichen. Dem türkischen Opfer Yüksel wurde ein christliches Begräbnis verweigert – er wurde stattdessen nach islamisch-alewitischem Ritus beerdigt. Der Gouverneur von Malatya wollte zunächst auch dem deutschen Opfer Tilman Geske ein christliches Begräbnis verweigern und sagte seiner Witwe, dass kein Christ in türkischer Erde bestattet werden sollte. Nach Verhandlungen zwischen der deutschen Regierung und türkischen Staatsbeamten wurde T. Geske auf einem armenischen Privatfriedhof beigesetzt. Nur Pfarrer Necati Aydin durfte im evangelischen Friedhof von Izmir beigesetzt werden. • 21. April 2007, Ankara: Brandbombenanschlag auf die Internationale Evangelische Kirche von Ankara. • 14.05.2007, Istanbul: Drohungen gegen armenische Schulen. • 03.09.2007, Izmit: Festnahme nach einem Brandanschlag und Schüssen auf eine evangelische Kirche. Der dortige Pfarrer und Schwager eines der Mordopfer von Malatya ist fortgesetzt Drohungen und Angriffen ausgesetzt. Die Gewaltverbrechen in Trabzon, Istanbul und Malatya wurden von Jugendlichen mit ultranationalistischem Hintergrund sowie Verbindungen zu Geheimdienst- und Polizeiangehörigen begangen. Bei ihren Festnahmen brüsteten sie sich ihrer vermeintlich patriotischen Taten. Mit dem Mörder des armenischen Publizisten Hrant Dink, Ogün Samast, posierten Polizeiangehörige in seiner Heimatstadt Trabzon stolz vor der Nationalflagge und vor laufenden Fernsehkameras. Geschichtsklitterung in der Schule ist an der Tagesordnung, in islamischen Ländern überhaupt und insbesondere in der Türkei. In einer 2004 veröffentlichten Analyse über die Darstellung des Christentums in Schulbüchern in fünf Staaten des Nahen Ostens kommt Dr. Wolfram Reiss von den Universitäten Rostock und Nürnberg hinsichtlich der Türkei zu folgendem Ergebnis: Es handelt sich um eine inhaltlich und in den historischen Fakten falsche Darstellung, die zudem „dem traditionellen islamischen Standpunkt. Die Geschichte der indigenen Christenheit fehlt und wird missachtet. Weder griechische, armenische noch syrisch-orthodoxe Christen, die für Jahrhunderte die Bevölkerungsmehrheit gebildet haben und in dieser Region seit Beginn des Christentums bis ins 20. Jahrhundert gelebt haben, werden erwähnt. Das Christentum erscheint als ein europäisches Phänomen oder ein archäologisches Phänomen. [23] Heute will die Türkei in weiteren Ländern wie Syrien präsent sein und ihren Islamismus verbreiten. Dem stehen aber Russland mit seiner Präsenz in Syrien gegenüber. Moskau erweitert aus Syrien heraus seinen Einfluss in der Region. Syrien gerät immer tiefer in den Orbit Irans und wird schiitischer. "Denn schiitische Kämpfer und ihre Familien ziehen in die Stadtviertel und Häuser jener Syrer ein, die geflohen sind, das sind überwiegend sunnitische Muslime. Damit setzt sich in Syrien fort, was in anderen Ländern begonnen hatte: die Militarisierung der schiitischen Muslime unter Führung Irans. Schiitische Milizen bilden nun nicht nur im Libanon mit der Hizbullah und dem Irak mit dem „Hashd al shaabi“, der „Volksmobilisierung“, eine bewaffnete Macht, sondern auch in Syrien." Hinzu kommt die Terrororganisation Hamas. "Das Damaszener Regime hat seit dem Dezember 2016, unterstützt durch schiitisch-iranische Bodentruppen und die russische Luftwaffe, nacheinander strategisch wichtige Regionen zurückerobert: Auf Aleppo folgte Ost-Ghouta nahe Damaskus; nun steht in den Provinzen Daraa und Quneitra im Süden des Landes, an der Grenze zu Jordanien und Israel, die Offensive vor dem Abschluss. Der weitere Verlauf des Kriegs ist damit leicht vorauszusehen: Das nächste große Schlachtfeld wird Idlib sein, die letzte Bastion der Rebellen, wo in früheren Flüchtlingswellen viele Syrer Zuflucht gefunden haben." Es wird weitere Tote geben und neue Flüchtlingswellen, vor allem die Familien der Terroristen aus der Region Idlib. "Die Rückeroberung von Idlib tangiert die Interessen der Türkei. Denn Ankara ist die Schutzmacht der oft extremistischen Islamisten und Rebellen, die in Idlib herrschen und durch einen Sieg Assads vertrieben würden. In Assads Syrien bleibt für sie kein Rückzugsraum. Viele werden bei den Kämpfen getötet. Wohin aber können die anderen noch fliehen? Es ist anzunehmen, dass Assad nach einer Rückeroberung von Idlib nicht halt macht. Denn seit März ist die an Idlib grenzende Provinz Afrin, die bis vor kurzem noch von Kurden bewohnt war, von der Türkei besetzt." Da das Regime in Damaskus die Herrschaft über ganz Syrien wiederherstellen will, könnte die übernächste Etappe eine Schlacht in Afrin zwischen dem Regime und türkischen Truppen sein. Falls die Türkei aus der Nato geworfen wird, könnte Russland weite Teile der Türkei annektieren und wieder christianisieren. "Den türkischen Besatzern werden in Afrin massive Menschenrechtsverstöße vorgeworfen. So berichtete die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, die arabischen Milizen der Freien Syrischen Armee, die an der Seite der türkischen Truppen gekämpft haben, hätten Besitz und Ländereien von Kurden geplündert und zerstört; Familien der Kämpfer seien in die konfiszierten Häuser der vertriebenen Kurden eingezogen. Zudem berichtete die Göttinger Gesellschaft für bedrohte Völker, mit der Ansiedlung arabischer Radikalislamisten hätten deren rigide Vorschriften und Lebensweise Einzug gehalten. In der ersten Julihälfte seien mindestens 120 Menschen entführt worden, und das türkische Militär habe seit März mehr als 3000 Kurden verschleppt." [24] Noch versucht die Türkei eine Großoffensive abzuwenden. "Ankara unterstützt Rebellenbrigaden in Idlib, hat eigene Truppen in der nordwestlichen Provinz stationiert" Sollte es zu einem Anfriff kommen, fliehen die Terroristen mit Familien in die Türkei und von dort nach Merkel-Deutschland oder Macron/Merkel-Europa, weil sie wissen, dass dort Islamisten und andere Verbrechersyndikate besonders geschützt werden. Trotz der hundeähnlichen Unterwürfigkeit Erdogans, kommen vom russischen Aussenministerium scharfe Töne: Idlib wird als letzter starker "Herd der Terroristen" bezeichnet, die sich im Schutz der Deeskalationszone hinter Zivilisten versteckten "Diese Eiterbeule muss liquidiert werden." Die Nusra-Front, die früher unter dem Banner von Al Quaida kämpfte, ist in einer Allianz islamistischer Brigaden aufgegangen, die sich Hayat Tahir al Scham (HTS) nennt, die Provinz dominiert und von der Türkei gefördert wird. Die Provinz Idlib wird auch als "Sprengstoffgürtel" bezeichnet. "Nach groben schätzungen gibt es um die 50 000 Rebellenkämpfer" dort. Die Terroristen arbeiten mit allen Mitteln: So könnte eine "Provokation der Rebellen in Idlib mit Chemiewaffen das Ziel verfolgen, einen neuen westlichen Angriff auf Syrien auszulösen." Dabei sollen die "Weißhelme, der Zivilschutz der Aufständischen, die Rettung von Verletzten imitieren. Beteiligt seien britische Spezialisten und Geheimdienste." Russland hat so viele Kriegsschiffe vor die syrische Küste verlegt wie noch nie seit dem Beginn der Moskauer Militäroperation im Herbst 2015, vor allem um den Anfriff der syrischen Armee in Idlib zu unterstützen. [25] Hatte die Türkei
früher ehemals christliche Länder "verpestet" (Ariost) und verwüstet,
versucht sie nun ihren Einflussbereich auszuweiten. Merkel-Deutschland
ist in Bezug auf die Türkei handlungsunfähig. Der amerikanische
Präsident Trump droht der Türkei mit „wirtschaftlicher Zerstörung“
Schon einmal hat ein Tweet des amerikanischen Präsidenten Donald Trump
die türkische Wirtschaft auf Talfahrt gesetzt. "Am 10. August 2018
schrieb er, „unsere Beziehungen zur Türkei sind derzeit nicht gut“,
und ordnete die Verdopplung der amerikanischen Einfuhrzölle auf Stahl
und Aluminium an. In den Wochen darauf verlor die türkische Lira zwanzig
Prozent ihres Wertes. Von dem Verfall hat sie sich nicht mehr erholt, im
ganzen Jahr 2018 wurde sie um ein Drittel abgewertet. Präsident Recep
Tayyip Erdogan klagte über einen Wirtschaftskrieg, den Trump gegen
die Türkei führe, und entdeckte als helfende Hand wieder Europa
und insbesondere Deutschland. Der jüngste Tweet aus dem Weißen
Haus dürfte Erdogans Befürchtungen bestätigen. Denn Trump
drohte dem Nato-Partner Türkei nun sogar mit „wirtschaftlicher Zerstörung“,
sollte Ankara in Nordsyrien die kurdischen Milizen angreifen. Die Lira
gab auf dem Devisenmarkt denn auch kräftig nach." Die Türkei
bereitet eine grenzüberschreitende Offensive vor. Kürzlich berichtete
die Tageszeitung „Yeni Safak“, die türkische Armee habe die Vorbereitungen
für "die größte grenzüberschreitende Operation in
der Geschichte der Republik abgeschlossen. Entlang der Grenze zu Syrien
stünden 80000 Soldaten bereit, doppelt so viele wie 1974 bei der Invasion
in Nordzypern. Ziele seien die von den Kurden gehaltene Stadt Manbidsch
und die kurdisch kontrollierten Gebiete östlich des Euphrats. Entlang
einer Strecke von fünfhundert Kilometern würden sie an mehr als
zehn Stellen die Grenze passieren und eine Fläche von 30000 Quadratkilometern
„von Terroristen säubern“. Vor wenigen Tagen hatte Verteidigungsminister
Hulusi Akar gesagt, die Offensive werde zu der Zeit beginnen, die Ankara
für richtig halte. So wie sie es auch bei anderen Regionen Syriens
getan habe." [26]
3. Christenverfolgung in der SowjetunionIn seinem Dorf nördlich von Kiew, sagt Vater Dmitri, gebe es ein einziges Gotteshaus. Das könne man nicht teilen. „Wir beten zum Herrn, dass er die Abspalter wieder auf den richtigen Weg zurückführt. Denn bei diesem Kirchenstreit geht es doch in Wirklichkeit nur darum, wer die Macht hat im Land.“ Der Kirchenstreit, damit meint der Priester die Gründung der eigenständigen Orthodoxen Kirche der Ukraine im Januar 2019. Für ihn sind diese neuen Orthodoxen „Abspalter“. Er gehört in der Ukraine zu jener orthodoxen Kirche, die vor gut dreihundert Jahren dem russischen Patriarchat untergeordnet wurde. In ihren Gotteshäusern betet man im Gottesdienst für den Moskauer Patriarchen Kyrill I. Die neue Kirche erkennt man nicht an, „es gibt keine Abendmahlsgemeinschaft, kirchenrechtlich erkennen wir deren Taufen und Trauungen auch nicht an.“ Jetzt, erzählt Vater Dmitri, „üben die Behörden starken Druck auf uns aus. Es gab Fälle, wo unsere Kirchengebäude von den Abspaltern gekapert wurden. Es ist wie in der Sowjetunion!“ [27]Wie erging es den Christen in den mehr als siebzig Jahren sowjetischer Herrschaft? Das Thema ist im westlichen Europa aus dem Blick geraten. Vor drei Jahren erschien ein Buch über die Konfliktgeschichte zwischen dem Kommunismus und den Kirchen („Es gibt keinen Gott!“, Verlag Herder, Freiburg 2016). Es verkaufe sich sehr schlecht, beklagt der Kirchenhistoriker Thomas Bremer, der dem deutsch-russischen Autorenkollektiv angehört. "Wenn von Aufarbeitung sowjetischer Verbrechen die Rede ist, glaubt mancher, die berühmte Rede des sowjetischen Staatschefs Nikita Chruschtschow von 1956 habe die Hauptarbeit geleistet. Dabei erwähnte Chruschtschow in der Anklage seines Vorgängers Stalin gerade einmal zwei Opfergruppen: die Kommunisten und die Militärs. Dass der Terror auch unter ihnen gewütet hatte, war wichtig für die staatlichen Apparate. Alle anderen Opfer fielen unter den Tisch: die Millionen Toten der von Stalin billigend in Kauf genommenen Hungersnot, welche vor allem die Ukraine und Kasachstan verwüstete; die Andersdenkenden, Klassen- und Volksfeinde; und die Vertreter der Religionsgemeinschaften, darunter die orthodoxe Kirche." [28] Die erste Verfolgungswelle der Kirche hatte bald nach der Revolution eingesetzt, richtete sich freilich gegen alle Konfessionen und Religionen. Die neuen Machthaber enteigneten allen privaten Grundbesitz, also auch den der Kirchen und Klöster, im Januar 1918 dekretierten sie die „Trennung der Kirche vom Staat und der Schule von der Kirche“. Die kleineren Religionsgemeinschaften mochten sich zunächst freuen, dass die verkündete Gleichheit aller Religionen die orthodoxe Kirche ihrer bisherigen Privilegien beraubte. Doch bald war allen religiösen Vereinigungen jegliche wirtschaftliche, soziale, missionarische und pädagogische Aktivität verboten (dies galt bis 1990). Geistliche durften Gottesdienst halten – mehr nicht. Religion wurde als „Opium des Volkes“ mit revolutionärem Furor bekämpft. Lenin schrieb 1922 an das Politbüro der Kommunistischen Partei, gegen den chauvinistischen Klerus müsse man einen „gnadenlosen Kampf“ führen und ihn „mit solcher Brutalität zermalmen, dass sie es für Jahrzehnte nicht vergessen“. Je mehr Vertreter dieses „reaktionären Klerus wir dabei erschießen können, desto besser“. Vielfach wurden Ikonen verbrannt, eine „russlandweite Beseitigung der Reliquien“ wurde angeordnet. Alte Werte und Praktiken sollten überwunden werden; was die Machthaber nicht daran hinderte, den Leichnam Lenins, einer Reliquie gleich, in einem Mausoleum auf dem Roten Platz auszustellen. [29] Geistliche und Gläubige
sahen, wie vielfach überliefert ist, für sich eine Endzeit, die
letzten Tage gekommen. Patriarch Tichon, das orthodoxe Kirchenoberhaupt,
wurde unter Hausarrest gestellt. 1925 starb er. Ob eines natürlichen
Todes, ist
Paradoxerweise brachte
der Einmarsch der Wehrmacht, der die Versklavung der slawischen Völker
zum Ziel hatte, ihnen einen Teil ihrer Religionsfreiheit zurück. In
den besetzten Gebieten wurden Tausende Kirchen und auch einige Klöster
Oft hat man die Sowjetunion
mit dem alten Rom verglichen: So wurden im Untergrund tätige Priester
und Gemeinden verschiedener Konfessionen in Russland schon bald als „Katakombenkirche“
bezeichnet. Die orthodoxe Kirche hat viele der in sowjetischer Haft ums
Leben gekommenen Geistlichen und Gläubigen inzwischen als „Neumärtyrer“
anerkannt und mehr als tausend heiliggesprochen; sie werden auch auf Ikonen
dargestellt, und die Moskauer orthodoxe St.
4. Der Untergang des Kommunismus und das Erstarken des revolutionären IslamAls in den Tagen von Glasnost zum ersten Mal echte Schriftsteller von den Sowjets ausser Landes gelassen wurden, "nicht die Pappnasen der Schriftstellergewerkschaft", sondern Autoren wie Tatjana Tolstaja, konnte man eine "Vorschau vom Untergang des Kommunismus" erleben. Russland schüttelte mehr und mehr das Joch des Kommunismus ab. [33]Die alten Gegensätze,
die kommunistisch-kapitalistische Konfrontation gab es nicht mehr. An dessen
Stelle trat die Ideologie des Islam, "wie Ayatollah Khomeini und seine
Kohorten nachdrücklich klarstellten." Die Kriege der Ideologie des
Islam rückten in die Mitte der Bühne. Dazu Rushdie: "Und zu seinem
Leidwesen sollte sein Roman zu einem Schlachtfeld in diesen Kriegen werden."
Denn die ganz anders geartete Pseudo-Philosophie des radikalen, so rasch
an Macht gewinnenden Islam schmähten den marxistischen Gedanken, dass
allein die Ökonomie von entscheidender Bedeutung sei und der ökonomische
Konflikt, wie er im Klassenkampf zum Ausdruck komme, die beste Erklärung
dafür böte, wie die Dinge fünktionierten. Besser man hält
sich an Hegel und Fichte, als an Karl Marx oder die Frankfurter Schule,
denn falls sich, wie von Hegel behauptet, die Geschichte dialektisch entwickelt,
"dann bewiesen der Untergang des Kommunismus und das Erstarken des revolutionären
Islam, dass der dialektische Materialismus - Karl Marx' Umdeutung von Hegel
und Fichte, der zufolge es sich bei dieser Dialektik um eine des Klassenkampfes
handelte - bereits im Ansatz falsch war." [34]
5. Reconquista, Rechristianisierung und Grenzsicherung"Der ehrenvolle bewaffnete Kampf der europäischen Völker gegen den Islam war im Mittelalter die allererste christliche Tat und ein großes Verdienst vor der Menschheit. Nachdem die christliche Welt den Islam in einer gemeinsam geführten Attacke - den Kreuzzügen - zu wiederholten Malen stoßweise, aber ohne Ausdauer angegriffen hatte, schirmte sie sich durch vier Schilde dauerhaft gegen den Andrang der feindlichen Kräfte ab - auf vier junge Nationen legte sich das Hauptgewicht der gemeinsamen Sache. Auf der linken, nordöstlichen Flanke der Verteidigungslinie nahm Russland das wilde Andringen der mongolischen und tatarischen Horden auf sich und schlug es zurück. Das Zentrum, das von den osmanischen Türken durchbrochen worden war, die Byzanz umgangen und dann eingenommen und die südslawischen Staaten auf dem Balkan zerschlagen hatten - das durchbrochene Zentrum wurde auf den Karpaten durch zwei kriegerische Nationen wieder geschlossen - durch Polen (mit Südrussland) und Ungarn (mit Kroatien); und auf der rechten, südwestlichen Flanke der christlichen Verteidigung drängten die Spanier Schritt um Schritt im Verlauf von mehr als sieben Jahrhunderten die Invasion der Mauren zurück, bis sie sie nach Afrika zurückwarfen." - Wladimir Sergejewitsch Solotwjow
Es geht auch um "die Beschulung der Flüchtlingskinder" in Koranschulen und ihre Finanzierung durch die EU. Dazu "verlangt Präsident Erdogan, dass die Flüchtlingshilfe der EU direkt in den türkischen Staatshaushalt fließt... Bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise unterstützt Deutschland die Türkei bislang mit 1,1 Milliarden Euro." Eines der wichtigsten Projekte für die Türkei ist der Bau neuer Koranschulen und Moscheen, in denen den Kinder von Anfang an der Krieg gegen Nicht-Muslime eingeimpft werden soll. "In einem weiteren Schulprojekt finanziert die EU mit einem Volumen von 300 Millionen Euro Leistungen des türkischen Bildungsministeriums... Allein für die humanitären Hilfsleistungen sind bisher 2,4 Milliarden Euro ausgegeben worden." Im Einzelnen wurden 63 humanitäre Projekte an 21 überwiegend islamische Nichtregierungsorganisationen vergeben. Der größte Teil entfällt mit 1,7 Milliarden Euro jedoch auf das Emergency Social Safety Net, das größte einzelne humanitäre Projekt in der Geschichte der EU. Es erreicht derzeit 1,7 Millionen überwiegend islamische Flüchtlinge. "Sie erhalten eine Kreditkarte, die von den türkischen Partnern Roter Halbmond und der staatlichen Halkbank ausgestellt wird. Die EU überweist auf eine solche Karte im Monat 120 türkische Lira, umgerechnet etwa 18,50 Euro, pro Person in einer Familie. Hinzu kommt eine Sonderzahlung von 150 Lira im Quartal pro Person. Die türkische Regierung will nicht, dass die Zahlung an Flüchtlinge den Betrag von 120 Lira übersteigt. Dieser steht einem türkischen Sozialhilfeempfänger zu." [36] Griechische Freiheitskämpfer wie Alexander Ypsilanti, Theodoros Kolokotronis, Jannis Makryjannis haben die muslimischen Türken erfolgreich aus Griechenland und Europa vertrieben. Heute werden von deutschen Politikern wie Merkel, Seehofer, AKK, Röttgen, Lindner & Co Moscheen, Koranschulen und höhere Koranschulen (islamische Universitäten) finanziell gefördert und ihre Ausbreitung in Deutschland vorangetrieben. Sogar ehrwürdige Universitäten wie die frankfurter Goethe-Uni werden mehr und mehr von Moslem vereinnahmt. Dort kommt es z.B. zur "Schlägerei bei der Kopftuchdiskussion". Die Studenten der Frankfurter Uni-Asta haben dann nichts besseres zu tun als mit „Studis gegen rechte Hetze“ darüber zu streiten, "was links ist". Kritiker des Islams werden an diesen Unis in die rechte Ecke gestellt. Statt sich mit christlich orientierter Wissenschaft zu beschäftigen, wird nur über die Irrlehre des Islams geredet : Eine Studentin der Philosophie und der Vergleichenden Literaturwissenschaft muss sich seit einiger Zeit den Vorwurf anhören, sie betreibe das politische Geschäft der AfD, indem sie „antimuslimischen Rassismus“ fördere. Jene, die das behaupten, nehmen für sich in Anspruch, die wahren Linken zu sein, wenn sie kopftuchtragende Musliminnen gegen vermutete Bevormundung durch Leute wie diese Studentin in Schutz nehmen. "Diesen Anspruch formulieren sie lautstark und bisweilen, wie es scheint, sogar handgreiflich: Bei der Podiumsdiskussion über die Bedeutung des Kopftuchs, die Keser als Referentin für Politische Bildung des Frankfurter Uni-Asta moderiert hatte, kam es im Saal zu einer Schlägerei." Bald nach Beginn der Podiumsdiskussion hatten muslimische und linke Störer im Publikum "lautstark Pamphlete verlesen und Schilder hochgehalten, um auf rassistische Attacken gegen Muslime hinzuweisen." Ein typisches Verhalten an dieser Art Unis ist, dass man nicht mit Ideen streitet sondern „angespuckt, getreten, geschubst, geboxt“ wird. Eine Studentin sagt, "seit jenem Abend habe sie Angst, bestimmte Gebäude der Uni aufzusuchen, in denen sie womöglich auf die selbsternannten Antirassisten treffen könnte. Zwar habe bisher niemand sie persönlich bedroht. Jedoch hätten Anhänger der „Studis gegen rechte Hetze“ schon vor der Podiumsdiskussion ein Flugblatt verteilt, in dem ihr eine „islamfeindliche Haltung“ vorgeworfen wird. Dieses Pamphlet sei auch Freunden von ihr in die Hand gedrückt worden" – verbunden mit der Aufforderung, sie, körperlich anzugehen. Man darf nicht einmal in einem Interview mit der „Welt“ sagen: Der Islam sei „eine verdammte Ideologie“. Ohnehin sei „der Islamismus-Begriff in der wissenschaftlichen Diskussion sehr umstritten, weil er nicht klar definiert ist", schließlich geht es um den Islam und dieser ist immer mit Unfreiheit und Terror verknüpft. [37] Heute faselt ein lächerlicher türkischer Präsident vom Meer als dem „blauen Vaterland“ der Türkei. Das Mittelmeer hat mit der Türkei allerdings nichts zu tun, ausser dass es daran erinnert wie mehrere türkische Flotten darin versenkt wurden, entweder durch Sturm oder durch griechische bzw. christliche Flotten. So haben die Türken weder im Mittelmeer noch an der kleinasiatischen Küste etwas zu suchen; das zeigt sich schon daran, dass sie unfähig sind ihre Grenzen zu kontrollieren. Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis warnte die Türken und die EU bzgl. des Erdgasstreits mit der Türkei, niemand in der EU solle sich einbilden, dort ohne Zustimmung Griechenlands zu Ergebnissen kommen zu können: „Es gibt ein Veto zu jeder Art von Übereinkunft zwischen der EU und Libyen, solange Tripolis nicht sein Abkommen mit der Türkei annulliert“, sagte Mitsotakis in einem Fernsehinterview. "In dem von einem militärischen Beistandsabkommen flankierten Vertrag über die „Abgrenzung der Einflussbereiche“ legen Ankara und Tripolis auf höchst umstrittene Weise den Verlauf ihrer Seegrenzen im Mittelmeer fest. Man muss nicht Völkerrechtler sein, um das Abkommen merkwürdig zu finden. Denn zwischen der Türkei und Libyen liegen außer Kreta und Rhodos auch noch weitere griechische Inseln – deren Existenz die türkisch-libysche Abmachung aber ignoriert... Mitsotakis hat das Abkommen unlängst deshalb als „null und nichtig“ sowie „geographisch lächerlich“ bezeichnet: „Man muss nur auf die Karte sehen, um zu verstehen, dass es keine Verbindung zwischen der Türkei und Libyen gibt.“ Die griechische Regierung will das Abkommen jedenfalls unter keinen Umständen hinnehmen und geht auf allen Ebenen dagegen vor, bei den Vereinten Nationen ebenso wie in der EU, deren Staats- und Regierungschefs sich der Athener Position angeschlossen haben." [38] Da die Türken unfähig sind ihre Grenzen zu sichern, soll, zumindest bis eine internationale Schutztruppe die kleinasiatische Küste kontrolliert, Seebarrieren errichtet werden. Die EU-Kommission prüft, ob die von Griechenland geplanten „schwimmenden Schutzsysteme“ gegen den Andrang islamischer Flüchtlinge rechtmäßig sind. "Die Errichtung von Barrieren an sich verstoße nicht gegen EU-Recht", sagte ein Sprecher in Brüssel. Das griechische Verteidigungsministerium hatte eine Ausschreibung für „schwimmende Schutzsysteme“ veröffentlicht. Diese sollten im „Notfall“ gegen aus der benachbarten Türkei kommende Flüchtlinge eingesetzt werden. Genannt wurden „Barrieren“ oder „Netze“ mit einer Länge von knapp drei Kilometern. Sie sollen einen halben Meter aus dem Wasser ragen und würden damit Boote hindern, sie zu überqueren. Türkische Schiffe, die in griechische Hoheitsgewässe hineinfahren werden durch griechische Kriegsschiffe in Schach gehalten. Nicht zum ersten Mal hat "ein türkisches Forschungsschiff, die „Oruc Reis“, die griechische Ausschließliche Wirtschaftszone südlich der griechischen Insel Kastelorizo und östlich der Insel Kreta erreicht. Dies berichtete das griechische Staatsfernsehen (ERT) unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Athen. Eine griechische Fregatte beobachtete demnach die Bewegungen des Schiffs." [39] Das türkische Militär, das in der Geschichte immer nur dann mutig war, wenn es gegen wehrlose Frauen, Kinder, und Großmütter kämpfen konnte - zuletzt in Nordzypern und Syrien, ist wieder auf Eroberungsfeldzug. "Die Streitkräfte Ankaras nahmen in der syrischen Provinz Idlib die Truppen von Baschar al Assad unter Feuer, Jagdbomber kamen zum Einsatz, Panzer wurden an die Grenze verlegt." Die Türkei, die in der nordwestsyrischen Provinz islamische Rebellengruppen unterstützt, unterhält dort etwa ein Dutzend "sogenannter Beobachtungsposten." Der vollkommen durchgedrehte türkische Präsident drohte sogar Moskau: „Ihr solltet uns nicht im Weg stehen.“ Die Provinz, die in weiten Teilen von der Allianz „Hayat Tahrir al Scham“, einem Bündnis radikaler islamistischer Milizen, die mit den Türken befreundet sind, beherrscht wird. "Die Zahl von Propaganda-Videos der Rebellen hat zuletzt ebenso zugenommen wie die Präsenz türkischer Militärkonvois." Bei ihrem Vormarsch, Syrien von türkisch-islamistischen Truppen zurückzuerobern "stößt die syrischen Armee, der es um die Rückeroberung der strategisch wichtigen Autobahnen M4 und M5 geht, vermehrt auf die türkischen Beobachtungsposten. Dabei umzingelt sie diese und bedroht den türkischen Nachschub für die Posten. Zwei der Posten liegen offenbar bereits im Gebiet der syrischen Regimetruppen. Einige weitere hat die türkische Armee „temporär“ weiter nach Norden verlegt." Jeder türkische Posten ist mutmaßlich mit jeweils bis zu 400 Soldaten bzw. türkisch-islamischen Terroristen besetzt. [40] Anders als Griechenland
und die EU im Falle Zyperns, beginnt die syrische Armee, unterstützt
durch die russische Luftwaffe in Idlib 18 weitere Städte und Siedlungen
von den Türken zurückzuerobern, darunter Sarakeb, wo sich die
Autobahnen M4 und M5 kreuzen. Der Kriegspräsident bzw. Kriegsverbrecher
Erdogan schickte parallel dazu "einen Konvoi mit mehr als 300 Militärfahrzeugen
über die Grenze nach Syrien, um ihre zwölf Beobachtungsposten
zu verstärken. Verteidigungsminister Hulusi Akar warnte das Regime
in Damaskus, es solle die Posten und den Nachschub für diese nicht
blockieren. Andernfalls werde die Türkei auf einen „Plan B oder Plan
C“ zurückgreifen." Protürkische Rebellen
Russland sei gelungen, Syriens „wichtigste Straße“, die Autobahn M5 zwischen Aleppo und Damaskus, „ganz von Terroristen zu befreien“, jubelte Putins Staatsfernsehen. Man habe entlang der Trasse „Sicherheitszonen geschaffen“. Die Türken wurden zurückgedrängt. Die Türkei bewaffnet - wie sie es immer zu tun pflegte - islamische Terroristen; "türkische Artillerie unterstütze Terroristen; diese wiederum nutzten türkische Kräfte als Deckung und bedrohten russische Objekte. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wird oft "persönlich als Terrorpate dargestellt... Putin unterstützt Assads Ziel, die Herrschaft über ganz Syrien wiederzugewinnen", auch sollen Russland und Europa wieder die Herrschaft über die kleinasiatische Mittelmeerküste gewinnen, da die Türken weder byzantinische Baudenkmäler restaurieren noch in der Lage sind islamische Flüchtlinge zurückzuhalten. Die Präsenz Russlands am Mittelmeer ist ein Zeichen an die Nato, sich mit Russland gegen die Türken zu verbünden. Was die Nato nicht geschafft hat - die Türken aus Zypern und Syrien zu werfen - scheint Russland zu gelingen. "Demnach unterstützen russische Spezialkräfte und Militärberater Assads Truppen am Boden. Kommen türkische Soldaten ums Leben, laut Erdogan bisher 14, macht Moskau dafür die türkische Seite verantwortlich." Obwohl der türkische Präsident selbst als Massenmörder dasteht, macht er Moskau für „Massenmord“ an Zivilisten verantwortlich und droht mit Vergeltung, sollten weitere türkisch-islamistische Soldaten zu Schaden kommen. Ruslan Mamedow, vom Russischen Rat für Internationale Angelegenheiten, sagte Assads Truppen würden weiter vorrücken „und die Türken müssen das hinnehmen“. [42] Soviel zum türkischen Präsident als "Massenmörder": Den fliehenden Zivilisten im Nordwesten Syriens droht nicht mehr nur der Tod durch die vorrückenden Truppen. "Sie beginnen zu erfrieren. Abertausende haben kein Dach über dem Kopf, müssen in Zelten, Autos oder im Freien übernachten, während die Temperaturen auf bis zu sieben Grad unter null sinken. Von insgesamt fünf durch die Kälte umgekommenen Kindern sprach die Hilfsorganisation International Rescue Committee. Eine ganze Familie sei im Schnee tot aufgefunden worden. Ein Geflohener aus der Stadt Saraqib berichtet, die Leute würden in ihrer Verzweiflung ihre Habseligkeiten verbrennen. „Aber wenn sie verbrannt sind, kommt die Kälte zurück.“ Etwa drei Millionen Zivilisten leben in der von Islamisten beherrschten Provinz Idlib. Laut UN-Angaben sind seit Dezember mindestens 800000 Menschen vertrieben worden, achtzig Prozent davon Frauen und Kinder." Das Welternährungsprogramm schlug Alarm, die andauernde Gewalt würde die Versorgung der Menschen massiv behindern. Man habe die Arbeit zwischenzeitlich aus Sicherheitsgründen einstellen müssen. Das russische Verteidigungsministerium verwies "auf kilometerlange türkische Militärkolonnen, die man beobachte." Russland wirft der Türkei vor, die Islamisten in Idlib zu unterstützen. Letztere hätten "mit türkischer Artillerie-Unterstützung" syrische Kräfte angegriffen, teilte das Ministerium mit. Dank russischer Su-24-Kampfflugzeuge sei der Angriff abgewehrt worden. Vorgeworfen wird Ankara auch, den Islamisten "amerikanische Boden-Luft-Raketen vom Typ Stinger übergeben zu haben, mit denen in diesem Monat schon zwei syrische Kampfhubschrauber in Idlib abgeschossen worden seien." Islamisten haben mit dem System auch ein russisches Su-24-Kampfflugzeug beschossen. [43] Und soviel zum türkischen Präsident, der seine Grenzen nicht kontrollieren kann und eine islamische Invasion nach Europa und Russland vorbereitet: Kein Staat der Europäischen Union liegt näher an Syrien als Zypern, das sich immer mehr zu einem weiteren Schwerpunkt der irregulären Migration nach Europa entwickelt. In den vergangenen Jahren haben sich die Asylantragszahlen auf dem Inselstaat kaum 60 Seemeilen westlich der syrischen Küste jeweils fast verdoppelt: von nur 2900 Anträgen 2016 auf 13200 im Jahr 2019. "Das ist im Vergleich mit Staaten wie Deutschland oder Frankreich zwar immer noch ein bescheidenes Aufkommen; nicht aber gemessen an der Einwohnerzahl, denn Zypern hat nur knapp 1,2 Millionen Staatsbürger. Nach Aussage der Regierung in Nikosia hat kein EU-Staat im Verhältnis zur Einwohnerzahl mehr Asylbewerber als Zypern. Die steigende Zahl an Geflüchteten und irregulären Migranten hat aber offenbar nur bedingt mit Zyperns geographischer Nähe zum syrischen Kriegsschauplatz zu tun." Das geht aus einer Untersuchung des zyprischen Juristen Nikos Trimikliniotis hervor, der an der Universität Nikosia lehrt. "Etwa 90 Prozent der jüngst irregulär in das Land eingereisten Personen, heißt es in der im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung entstandenen Studie, sei nämlich über eine Grenze gekommen, die es offiziell gar nicht gebe. Das ist die von einem Kontingent aus UN-Blauhelmsoldaten gesicherte Trennlinie zwischen jenem Teil Zyperns, der von der international anerkannten Regierung in Nikosia kontrolliert wird, und dem seit 1974 von türkischen Soldaten besetzten Norden der Insel. Dort existiert eine sogenannte „Türkische Republik Nordzypern“, die nur von der Türkei anerkannt wird, die dieses Gebilde auch finanziert. Zwischen beiden Teilen liegt eine an einigen Stellen mehrere hundert Meter breite, zum Teil noch verminte Pufferzone, die drei Prozent der Fläche des Kleinstaates einnimmt. Seit 2003 sind jedoch sukzessive acht Übergänge eröffnet worden, unter anderem in der Altstadt von Nikosia, die durch eine Mauer in zwei Teile getrennt ist. Dabei handelt es sich aus Sicht der regulären zyprischen Regierung jedoch nicht um Grenzübergänge, denn völkerrechtlich gesehen liegt schließlich auf beiden Seiten derselbe Staat." Diese Übergänge nutzen Geflüchtete Moslems und Migranten, von denen viele über die Türkei eingereist sind, um auf das Territorium eines EU-Staates zu gelangen und dort einen Antrag auf Asyl zu stellen.Die Bedingungen, auf die sie in Zypern stoßen, sind allerdings nicht wesentlich besser als jene auf den griechischen Inseln in der Ägäis. Zypern setzt ziemlich unverblümt darauf, Moslems durch schlechte Behandlung abzuschrecken. Türken und andere Moslems sollen zurückgedrängt und nicht noch gefördert werden wie in Deutschland. "So werden Familienzusammenführungen fast nicht gestattet, was die Regierung inoffiziell damit begründet, man wolle keinen „Pull-Faktor“ schaffen, also eine Sogwirkung vermeiden." [44] Die Türken hatten damals nicht nur die Länder verwüstet (Viktor Hugo) sondern auch regelrecht verpestet, d.h. sie haben die Pest übertragen. Noch in den beiden ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts verbreitet sich die Pest über die Türkei nach Ungarn und Polen, nach Schlesien, Posen, Preußen, Rußland, nach Steiermark, Böhmen und der Lausitz, mit einer verheerenden Welle überschwemmt sie den Süden Frankreichs im Jahre 1721. Dann erfolgt ein weiteres Ebben: Siebenbürgen, Ungarn, Südrussland, Polen, Dalmatien, kurz die der Türkei zunächst liegenden Gebiete stellen sich in dieser Periode (1717 bis 1797) als die Ufer des Pestbezirkes dar. Im Anfange des laufenden Jahrhunderts walten ähnliche Verhältnisse, nur dass das eigentliche Pestgebiet sich immer mehr einengt und nur durch gelegentliche Durchbrüche (nach der Walachei, nach Griechenland, nach Siebenbürgen, den Küsten Italiens) von der Gefährlichkeit seiner Nachbarschaft Beweise liefert. Nach 1830 endlich lernen wir als einzig von der Pest leidende Gebiete noch die Türkei, Syrien und Aegypten kennen. Die Aegypter sagen, dass ihnen die Pest stets aus der Türkei und Syrien, und die Syrer, dass ihnen die Krankheit immer aus der Türkei gebracht worden ist. Am heftigsten lehnten die Türken es ab, die ursprünglichen Erzeuger und Besitzer der Pest zu sein, wie sie auch heute noch den Genozid an ihrer christlichen Bevölkerung leugnen; zudem spielen sie neue Seuchen wie das aus China und Iran eingeschleppte Coronavirus, das nicht nur durch die türkischen Airlines (Türkish Airlines, Pegasus) u.a. bei Pilger-Massentransporten nach Mekka verbreitet wird, herunter. In Deutschland tritt das neue Virus vor allem dort auf, wo es große türkisch-islamische Enklaven gibt wie in Bremen, Köln, Berlin (Neukölln, Marzahn-Hellersdorf), Frankfurt oder den Bundesländern NRW und Baden-Württemberg. [45] Die Annahme, dass die Luft die Pestkeime in besonders reichlicher Menge enthalte, sie uns entgegenwehe, ist einigermaßen dadurch erschüttert worden, dass ein besonders schädlicher Einfluss der Winde sich niemals mit Sicherheit hat beweisen lassen, vielmehr von Alters her die Tatsachen nicht sowohl aus eine Verwehung, als auf Verschleppung hinweisen. So hatte z.B. ein junger Kosak, vom Regiment nach seiner Heimat Wetljanka entlassen, seiner Braut einen mitgebrachten türkischen Shawl geschenkt, der die erste Erkrankung in jenem Orte veranlasste. Vor allen anderen Transportmitteln schien stets der Mensch am geeignetsten, die Krankheit zu verschleppen, sei es dass sie an ihm selbst zum Ausbruch kam, sei es dass er gesund blieb und nur Anderen den entwickelungsfähigen Keim mitbrachte. Hören wir die rührende Klage des Italieners de Mussis, welcher mit einem aus der Türkei kommenden Schiff im Jahre 1346 in Genua landete: „Nun war es aber wunderbar, dass, wo auch die Schiffer landeten, überall Alle, die mit ihnen in Berührung traten, rasch dahin starben, gleich als ob Jene von einem verderblichen Hauche begleitet gewesen wären. Weh des Jammers! Wir betraten, nachdem wir gelandet, unsere Häuser. Da schwere Krankheit uns befallen, und von Tausend, die mit uns gereist, kaum noch Zehn übrig waren, so eilten Verwandte, Freunde und Nachbarn herbei, uns zu begrüßen. Wehe uns, die wir die Todesgeschosse mit uns brachten, dass wir durch den Hauch unseres Wortes das tödtliche Gift ausstreuten!“ [46] Zur Abwehr der Türken und damit der Pest, wurden Pestsäulen errichtet. Das sind Denkmäler, die an die Zeit der Pest erinnern bzw. als Dank für deren Erlöschen gestiftet wurden. Pestsäulen stellen meist die Heilige Dreifaltigkeit, die Muttergottes oder andere Pestheilige wie die hll. Rosalia, Sebastian oder Rochus dar. Daneben gibt es auch sogenannte Pestkreuze. Pestsäulen wurden im Volksmund auch „Heilige Säulen“ genannt. Viele Pestsäulen sind der Hl. Mutter Gottes gewidmet, weil sie im katholischen Glauben die Fürsprecherin in Notzeiten ist. Pestsäulen, die Maria gewidmet sind (sogenannte Mariensäulen), sind aber auch ein Ausdruck zunehmender Marienverehrung, wie sie nach schweren Zeiten wie der Pest oder des Türkenansturms immer wieder zu beobachten ist. Pestsäulen befinden sich unter anderem in Deutschland, Österreich (Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Wien), Rumänien, Schweiz, Slowakei, Tschechien, Ungarn. Auf dem Sockel wurden meistens die drei schlimmsten Plagen dargestellt, die die Städte heimgesucht hatten: die Pest, die Türken und der Hunger. Eine Pestsäule oder Dreifaltigkeitssäule (rumänisch Monumentul Sfintei Treimi oder Monumentul Ciumei) befindet sich z.B. in Timioara, Rumänien und ist ein barockes Denkmal in der Mitte des Pia a Unirii (auch Domplatz). Das Denkmal des Typus Pestsäule wurde zwischen 1739 und 1740 von dem Bildhauer Georg Raphael Donner in Wien geschaffen und auf dem Wasserweg nach Timioara transportiert. Die Statue wurde von Johann Anton Deschan von Hansen aus Dankbarkeit für die überstandene Pestseuche 1738–1739 gestiftet. Auf dem Sockel wurden die drei schlimmsten Plagen dargestellt, die Timioara heimgesucht hatten: die Pest, die Türken und der Hunger. Die Wiener Pestsäule weist ein kompliziertes ikonographisches Programm auf, dessen Grundaussage ist, dass durch die persönliche Frömmigkeit und Fürbitte des Kaisers die Pest sowie die Osmanen (Zweite Wiener Türkenbelagerung 1683), welche beide als Strafe Gottes für ein sündenhaftes Leben bewertet wurden, abgewendet bzw. besiegt werden konnten. Die Säule stellt somit auch ein (Sieges-)Denkmal für Leopold I. dar. Im Programm äußert sich die Dreifaltigkeit mehrfach in der Zahl Drei, nämlich vertikal in drei Stufen: in dem den Menschen vorbehaltenen Sockel, in dessen obersten Drittel Leopold I. als Fürbitter zu Gott betet, in dem den Engeln als Vermittler zwischen Gott und den Menschen gehörigen Bereich, sowie in der obersten, der heiligen Dreifaltigkeit vorbehaltenen Stufe. Zudem findet auch eine Dreiteilung im Grundriss statt, welche einen Zusammenhang zwischen sakralem Programm und den drei Teilreichen der Habsburgermonarchie herstellt: Der westliche Flügel ist Gottvater gewidmet und trägt einen Doppeladler, das Wappen des Heiligen Römischen Reiches, sowie die Wappen der innerösterreichischen Länder, Herzogtümer Steiermark, Kärnten und Krain. Zwischen westlichem und östlichem Flügel befinden sich die Wappen Österreichs ob der Enns und Österreichs unter der Enns, der Kernländer der Monarchie. Der östliche Flügel ist dem Gottessohn zugeordnet und trägt die Wappen der Königreiche Ungarn, Kroatien und Dalmatien, sowie Bosnien. Der dem Heiligen Geist gehörige nördliche Flügel ist mit den Wappen des Königreichs Böhmen, der Markgrafschaften Oberlausitz und Niederlausitz, wie auch des Herzogtums Schlesien verziert. An der Pestsäule sind mehrere lateinische Inschriften angebracht. Auf den drei Schmalseiten wird der drei Personen der Dreifaltigkeit gedacht: Deo Patri Creatori Gott dem Vater dem Schöpfer, Deo Filio Redemptori Gott dem Sohn dem Erlöser, Deo Spiritui Sanctificatori Gott dem Geist dem Heiligenden. Die Inschrift auf der südwestlichen Seite: Tibi Regi Soeculorum Immortali: Uni In Essentia Et Trini In Personis, Deo Infinite Bono, Aeterno Et Immenso, Cuius Dexterae Omnia Sunt Possibilia, Cuius Sapientiae Nihil Est Absconditum, Cuius Providentia In Sua Dispositione Non Fallitur, Cuius Maiestate Impletur Universum, Cuius Misericordia Super Omnia Opera. (Dir, dem unsterblichen König der Zeiten, einer im Wesen und drei in der Person, dem Gott: dem unendlich Guten, dem Ewigen und Unermesslichen, für dessen rechte Hand alles möglich ist, dessen Weisheit nichts verborgen bleibt, dessen Vorsehung in ihren Anordnungen nicht irrt, durch dessen Erhabenheit das Universum erfüllt wird, dessen Barmherzigkeit über allem Handeln ist). Auf der Nordseite, dem Petersplatz zugewandt, befindet sich folgende Inschrift: Tibi, inquam, Sanctissimae ac Individuae Trinitati: Ego Leopoldus Humilis Servus Tuus Gratias ago, Quas Possum, Maximas Pro Aversa Anno .MDCLXXIX. Per Summam Benignitatem Tuam Ab Hac Vrbe Et Avstriae Provincia, Dirae Pestis Lue: Atque in Perpetuam Debitae Gratitudinis tesseram, Praesens Monumentum Demississime Consecro (Dir, der heiligsten und unteilbaren Dreifaltigkeit: Ich Leopold, dein demütiger Diener, ich danke dir, so sehr ich nur kann, dafür, dass im Jahr 1679 durch deine höchste Güte die unheilvolle Pestseuche von dieser Stadt und dem Land Österreich abgewendet wurde: und als ständiges Zeichen der gebührenden Dankbarkeit widme ich dir untertänigst dieses Denkmal). Folgende Inschrift befindet sich an der dem Stephansplatz zugewandten Ostseite: Suscipe Clementissime Deus, Servi Tui Demisse Te Adorantis Vota: Et Me, Coniugem, Liberos, Domumque Meam: Populos Et Exercitus Meos: Regna Ac Provincias: Continua Misericordiae Tuae Protectione Guberna, Custodi, Defende! Ita VoVI: anno DoMInI saLVatorIs NostrI IesU ChrIstI (Nimm an, gütigster Gott, die Gelübde deines Dieners, der dich demütig anbetet: Und mich, meine Gattin, meine Kinder und mein Haus, meine Völker und Heere, Reiche und Provinzen: Lenke, bewache, verteidige im immerwährenden Schutz deiner Barmherzigkeit! So habe ich gelobt im Jahre [1679] des Herrn, unseres Erlösers Jesu Christi). [47] Auch wenn Politiker wie Angela Merkel und Norbert Röttgen (Merkels Liebling und Kanzlerkandidat), die Türkei immer noch in Schutz nehmen, hat die Europäische Union wegen der Öl- und Gasbohrungen der Türkei vor der zyprischen Küste erstmals Sanktionen verhängt. "Betroffen sind ein Vizepräsident des türkischen Mineralölkonzerns TPAO und ein stellvertretender Abteilungsleiter; beide sollen für die aus EU-Sicht illegalen Explorationen verantwortlich sein. Sie dürfen nun nicht mehr in die EU einreisen; falls sie dort Vermögenswerte haben, werden diese gesperrt. Der TPAO-Konzern hat derzeit zwei Bohrschiffe in der ausschließlichen Wirtschaftszone der Republik Zypern im Einsatz." [48] Militärische Unterstützung soll es jedenfalls keine geben für die Türkei, sondern nur für Griechenland und Bulgarien damit sie eine Invasion der muslimischen Flüchtlinge abwehren können. "Griechische Grenzschützer hinderten Hunderte Flüchtlinge am Übertreten der Grenze; die Polizei setzte laut Medienberichten Pfefferspray und Tränengas ein. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis schrieb auf Twitter: „Kein illegaler Grenzübertritt wird geduldet“. Bulgariens Regierungschef Boyko Borissow teilte mit, an der Grenze zur Türkei sei Gendarmerie stationiert worden. Verteidigungsminister Krassimir Karakatschanow kündigte an, man werde tausend Soldaten an die Grenze verlegen. Zwei Gruppen von Migranten seien bereits daran gehindert worden, ins Land zu gelangen." Schließlich handelt es sich bei türkischen Militärs in der Regel um Kriegsverbrecher wie Verteidigungsminister Hulusi Akar, der stellvertretende Generalstabschef Ümit Dündar und der Kommandeur der Luftwaffe Hasan Kücükakyüz; sie koordiniern in einem Kommandozentrum nahe der Grenze zur syrischen Provinz Idlib das militärische Vorgehen der türkischen Armee. Zusammen mit Erdogan fordern sie, wie es in der Geschichte der türkischen Kriegsverbrecher schon immer der Fall war, dass sich das zu erobernde Land aus seinem eigenen Land zurückziehe, d.h. dass die Türkei Syrien auffordert, "sich von seinem eigenen Territorium zurückzuziehen." Nun zeigt sich auch, dass es ein Fehler ist, die von Islamisten geführte Türkei in der Nato zu halten. "Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hatte eine Sitzung gemäß Artikel 4 des Nato-Vertrags beantragt. Der sieht vor, dass die Vertragsparteien einander konsultieren, „wenn nach Auffassung einer von ihnen die Unversehrtheit des Gebiets, die politische Unabhängigkeit oder die Sicherheit einer der Parteien bedroht ist“. Es war das sechste Mal in der Geschichte der Allianz, dass ein Treffen auf dieser Grundlage stattfand, schon zum fünften Mal auf Wunsch der Türkei." Zu dem 2015 vereinbarten Paket gehört dem Vernehmen nach aber auch „Air Policing“ zur Kontrolle des türkischen Luftraums. "Dazu war jedoch kein Verbündeter bereit, nachdem die Türkei im Oktober 2015 ein russisches Kampfflugzeug abgeschossen hatte, das kurzzeitig in ihren Luftraum eingedrungen war. Die anderen Staaten wollten sich nicht in einen direkten Konflikt mit Russland ziehen lassen – und daran hat sich bis heute nichts geändert." Zudem wird angenommen, dass der türkische Präsident "über Hintertüren im System militärische Geheimnisse ausforschen" könnte um sie an andere islamistische Staaten weiter zu geben. "Washington weigerte sich deshalb, Ankara sein modernstes Kampfflugzeug F-35 zu liefern." Die deutsche Merkel-Regierung stellte sich im eskalierenden Konflikt zwischen der Türkei und den von Russland unterstützten syrischen Truppen an die Seite Ankaras. Außenminister Heiko Maas, der hauptsächlich als Moddel für Modefirmen auftritt, "hatte zuvor schon im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York die russische Seite für die Lage im Norden Syriens verantwortlich gemacht," obwohl der einzig die türkische Seite für die Lage verantwortlich ist. Das wird vor allem auch von Außenpolitikern aus den Reihen der Unionsfraktion verkannt Merkels Liebling, der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags, Norbert Röttgen, hat, wie alle Merkel-Lieblinge, Probleme mit der Logik und meint, die Türkei sei komplett unschuldig, obwohl es jetzt endlich zu einer klaren Verurteilung und echtem Druck auf die Türkei kommen müsste. Die Regierung in Moskau zeigt sich auf jeden Fall entschlossen, "die Rückeroberungsoffensive ohne Rücksicht auf die Türkei fortzusetzen", schließlich unterstützen die Türken Terroristen. „Mit Terroristen darf es keine Kompromisse geben“, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow nach einem Treffen mit seinem luxemburgischen Amtskollegen Jean Asselborn in Moskau. Lawrow sprach Assads – und damit auch Russlands – Streitkräften das „volle Recht“ zu, „Terroristen niederzuschlagen“, wozu auch Türken zählen. Kürzlich eroberten von der Türkei unterstützte terroristische Moslemmilizen eine Stadt zurück. "Auf in sozialen Netzwerken verbreiteten Fotos sind Jubelszenen der dschihadistischen Miliz Ahrar al Scham auf dem zentralen Platz von Saraqib zu sehen. In der Nähe von Saraqib soll dann auch der Vergeltungsschlag auf eine Nachschubbasis der türkischen Armee erfolgt sein. Russland, das die Lufthoheit über Idlib hat, begründet das Vorgehen seines syrischen Partners damit, dass islamistische „Terroristen“ Saraqib erobert hätten. Russland könnte die Türkei aus den Regionen in Nordsyrien vertreiben, .also aus der Provinz Afrin, die Region um den Euphrat bei Al Bab sowie den Landstreifen zwischen Tall al Abyad und Ras al Ain. Die mit Marschflugkörpern bewaffneten russischen Fregatten „Admiral Makarow“ und „Admiral Grigorowitsch“, die schon mehrfach an Militäroperationen in Syrien teilgenommen hatten, passieren ungehindert Bosporus und Dardanellen in Richtung Mittelmeer. Auch die Einnahme Konstantinopels für Griechenland wäre denkbar, schließlich besetzen die Türken immer noch einen Teil Zypern - mit Billigung der Nato. "Auch das zeigte, dass Moskau offenkundig alle Fäden in der Hand hält" was das Zurückdrängen der Türken betrifft. Den harten Kurs hatten Russlands Verteidigungsministerium und das Staatsfernsehen zuletzt mit Vorwürfen an die Türkei begleitet: "Deren Soldaten unterstützten die Aufständischen mit Artillerie, bewaffneten Drohnen und schultergestützten Luftabwehrraketen, mit denen „türkische Spezialisten“ auf syrische und auch russische Kampfflugzeuge schössen." Nur Merkel will 25 Millionen Euro aus der Portokasse in Erdogans Kriegskasse fließen lassen. "Der türkische Präsident Tayyip Erdogan hat mit dem Feuer gespielt. Jetzt brennt es lichterloh. Denn die türkische Armee liefert sich einen direkten militärischen Konflikt mit syrischen Truppen und einen indirekten mit russischen." Der sogenannte "Verrückte vom Bosporus" wird von Merkel-Deutschland gefördert, obwohl er nicht in der Lage ist seine Grenzen zu sichern. [49] Griechenland hat mehr als 10000 Personen an der griechisch-türkischen Landgrenze in Thrakien von einem Grenzübertritt abgehalten. Das teilte das Migrationsministerium in Athen mit. Unter anderem setzte die griechische Polizei Tränengas ein, um mehrere tausend Personen daran zu hindern, über den bereits geschlossenen Grenzübergang griechischen Boden zu betreten. Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis berief Anfang März 2020 eine Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats ein. Er hatte zuvor angekündigt, Griechenland trage an dem Krieg in Syrien keine Schuld und werde daher auch nicht für die Folgen der Entscheidungen Dritter aufkommen. Laut Angaben der Vereinten Nationen harren derzeit etwa 13000 Migranten auf der türkischen Seite der Grenze aus. Die Regierung in Athen warf der Türkei vor, Migranten mit falschen Informationen dazu zu bewegen, nach Griechenland zu kommen. Die EU-Grenzschutzbehörde Frontex sagte Griechenland zusätzliche Unterstützung an der Landgrenze zur Türkei zu. Man werde Ausrüstung und Grenzschutzbeamte von anderen Orten abziehen und dorthin verlegen. Österreich kündigte an, es sei bereit, Griechenland und Bulgarien beim Schutz der EU-Außengrenzen zu unterstützen, etwa durch die Entsendung zusätzlicher Polizisten. Doch sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz: „Wenn der Schutz der EU-Außengrenze nicht gelingen sollte, dann wird Österreich seine Grenzen schützen.“ Eine Situation wie 2015 „darf sich keinesfalls wiederholen“. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Norbert Röttgen, der das selbstständige Denken vollständig aufgegeben hat, will zusammen mit Angela Merkel und Annalena Baerbock von den Grünen die Politik Erdogans unterstützen und weiterhin in seine Kriegskasse einzahlen; auch das unsinnige Schleuser-Abkommen zwischen der EU und der Türkei vom März 2016 wollen sie beibehalten, obwohl es nie funktioniert hatte. "Einige Staaten argumentierten, man dürfe Recep Tayyip Erdogan für seine Alleingänge nicht belohnen." Die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock will "nicht nur finanzielle Hilfen für die Türkei" sondern Baerbock sprach sich auch "dafür aus, Kontingente von Migranten auf die EU-Staaten zu verteilen", vor allem auf Deutschland ähnlich wie 2015, weshalb sie empfiehlt: „Deutschland sollte vorausschauend seine eigenen Kapazitäten an Flüchtlingsunterkünften wieder aktivieren.“ Die Grünen-Chefin, bekannt dafür, dass sie reden kann ohne nachzudenken ("unbedachte Äußerungen"), fordert quasi erneut „eine unkontrollierbare Grenzöffnung." Dabei gibt es nur eine Lösung: „Grenzen dicht, sofort“ [50] Die Migrations- und Flüchtlingskrise an Europas Außengrenzen hat sich in einem Maße zugespitzt, das Erinnerungen an ihren bisherigen Höhepunkt in den Jahren 2015/16 wach werden lässt. Schauplatz ist nunmehr das Dreiländereck von Bulgarien, der Türkei und Griechenland in Thrakien vor den Toren der türkischen Stadt Edirne. Es ist klar, "dass die Migrationsströme von der Türkei politisch gesteuert werden", also vom AKP-Terrorregime in Ankara. Das macht sich "auch darin bemerkbar, dass mehrere tausend Migranten, die mit Taxis und Bussen aus Istanbul Richtung Edirne aufbrachen, sich von dort aus alle der griechischen Grenze zuwenden." In Griechenland hat sich Ministerpräsident Mitsotakis für einen harten Kurs an der Landgrenze entschieden. In Athen in der Villa Maximos, dem Sitz des Ministerpräsidenten, hatte er außer Innenminister Michalis Chrysochoidis auch Verteidigungsminister Nikos Panagiotopoulos sowie den Generalstabschef der Armee zitiert. Wie auch in Bulgarien, wo die Entsendung von Armeeeinheiten an die Grenze angekündigt wurde, geht es nun um die Militarisierung von Europas Außengrenzen. Die islamischen Flüchtlinge sollten unbedingt vom Betreten griechischen Bodens abgehalten werden, und zwar auch mit Gewalt, wie der dann folgende Einsatz von Tränengas und Blendgranaten zeigte. Ein Regierungssprecher: „Wir haben gehalten und unsere Grenzen, die auch EU-Grenzen sind, beschützt.“ An die achtzig Migranten, die es dennoch auf griechisches Territorium geschafft hätten, seien verhaftet worden. Von diesen seien 17, allesamt Afghanen, wegen illegalen Grenzübertritts zu Haftstrafen von dreieinhalb Jahren verurteilt worden. Der Regierungssprecher kündigte zudem den Einsatz von mehr als fünfzig Kriegsschiffen in der Ägäis vor der türkischen Küste an. Auf den griechischen Inseln hat sich unterdessen die ohnehin seit Wochen angespannte Stimmung der lokalen Bevölkerung nochmals verschärft. Gemeldet wurden Angriffe auf „Flüchtlingshelfer“ sowie Mitarbeiter der UN-Flüchtlingshilfsorganisation UNHCR. Von Lesbos wurde zudem berichtet, Bewohner der Insel hätten versucht, neu ankommende Migranten daran zu hindern, aus ihren Booten auszusteigen. Vor dem berüchtigten Aufnahmelager Moria auf Lesbos bildete sich eine Menschentraube, um neue Ankünfte zu verhindern. Von der Leyen sicherte Griechenland und Bulgarien weitere Unterstützung zu, auch an der Landgrenze zur Türkei. "Die Alarmstufe für alle EU-Grenzen zur Türkei wurde auf „hoch“ gesetzt." Der Kriegsverbrecher Erdogan "missbraucht die Migranten als Drohkulisse für Europa. Er lockt sie mit falschen Versprechen ins Tränengas und lässt sie das letzte Geld für eine Reise ins Nirgendwo ausgeben. Er tut das aus zwei Gründen: Er beschwichtigt damit all jene Türken, die schon länger Unmut gegen die vielen Syrer im Land hegen. Und er will von seinem hausgemachten Desaster in Syrien ablenken... Es zeigt sich immer mehr, dass Erdogan sich in Syrien in eine Sackgasse manövriert hat, ... ein Zickzackkurs in Syrien macht den Präsidenten unglaubwürdig. Einerseits paktiert er mit brutalen Islamisten, andererseits kauft er russische Raketen und verprellt für seinen Flirt mit Moskau die Nato." Nun steht Erdogan unter enormen Druck. Er führt einen direkten Krieg mit Syrien und einen indirekten mit Russland. Geld allein reicht nicht, um eine humanitäre Krise zu verhindern. Gefordert werden "europäische Flüchtlingslager auf türkischem Boden." Besser wäre eine Schutzzone entlang der türkischen Küste auf türkischem Boden. Auch Istanbul, die Dardanellen und Nordzypern könnten durch eine internationale Schutztruppe - auch unter Einbindung Russlands - besetzt werden. [51] Mit einem Terror-Regime,
seien es nun die Taliban in Afghanistan oder die AKP-Islamisten in der
Türkei, können keine vernünftigen Verhandlungen geführt
werden, das zeigt das Abkommen zwischen Amerika und den Taliban wie die
Das ist der neue Kurs Athens nach dem Zusammenbruch des EU-Türkei-Abkommens (eines von Merkels sinnlosen Projekten). Athen hat das Asylrecht in Griechenland außer Kraft gesetzt, zunächst für einen Monat. Anträge werden nicht mehr angenommen. Wer dennoch ins Land kommt, soll entweder wegen illegalen Grenzübertritts zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt oder sofort an der Grenze abgewiesen werden. In Kastanies wird hoher Besuch erwartet: Mitsotakis, der um seine bisher guten Umfragewerte fürchten muss und schon seit dem Morgen das Grenzgebiet inspiziert, erwartet EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, EU-Ratspräsident Charles Michel, den europäischen Parlamentspräsidenten David Sassoli und Andrej Plenkovi, den Regierungschef Kroatiens, das derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat. Die sichtbaren Sicherheitsvorkehrungen sind hoch, und viele für Laien unsichtbare Vorsichtsmaßnahmen von Grenzschutz-Diensten dürften dazukommen. "Im gesamten Grenzgebiet ist Militär unterwegs. Weit ausrücken müssen die Soldaten nicht, denn es gibt mehrere Kasernen und Militärstützpunkte in der Gegend. Anders als Deutschland hat Griechenland nicht den Luxus, nur an Länder zu grenzen, von denen keine Gefahr droht." Mitsotakis nennt die Migrationskrise eine „asymmetrische Bedrohung“, nutzt also eine Formulierung, die sonst meist auf die Gefahren des Terrorismus gemünzt wird, schließlich geht es auch um das AKP-Terror-Regime in der Türkei . Es gehe längst nicht mehr um Flüchtlinge, sondern um einen offenkundigen Versuch der Türkei, zur Durchsetzung geopolitischer Ziele verzweifelte Menschen auszunutzen. "Meine Pflicht ist es, die Souveränität meines Landes zu verteidigen.“ Ursula von der Leyen sagte zu, Europa werde Griechenland nicht im Stich lassen. So werde die EU-Grenzschutzbehörde Frontex weitere hundert Beamte entsenden, zudem sechs Patrouillenboote, zwei Hubschrauber, ein Flugzeug und drei Fahrzeuge mit Wärmebildkameras. Die EU will Griechenland 700 Millionen Euro an Finanzhilfe zur Verfügung stellen. [53] Es befinden sich schon jetzt nach Zahlen von UN-Organisationen schätzungsweise mehr als 115000 muslimische Migranten in den Staaten des westlichen Balkans und suchen nach Wegen nach Nordwesten. Die ungarische Regierung veröffentlichte zudem Zahlen, die auch einen erhöhten Druck auf den ungarischen Grenzzaun belegen. Allein in den ersten beiden Monaten 2020 habe es 6500 Versuche gegeben, die Grenze illegal zu überqueren. 2019 seien es im gleichen Zeitraum 1500 gewesen, im Jahr davor 1300. Die Antwort des österreichischen Innenministers lautet, gerade das Eigeninteresse jedes Landes werde dazu führen, dass es seine eigene Grenze energisch schütze, angefangen mit Nordmazedonien. „Je mehr Deutschland und Österreich ihre Grenzen schützen, umso stärker ist der Anreiz, dass auch sie ihre Grenzen schützen.“ Mit anderen Worten, Österreich setzt wieder auf den „Dominoeffekt“, auf den es seit 2016 die angebliche „Schließung der Balkan-Route“ zurückführt, das politische Markenzeichen des damaligen Außenministers und heutigen Bundeskanzlers Sebastian Kurz. Kurz machte denn auch klar, dass er sonst einen umgekehrten Dominoeffekt befürchtet. Er sagte nach einer Sitzung der zuständigen Regierungsmitglieder: Wenn man zulasse, dass jetzt „Zehntausende Menschen die Europäische Union stürmen, dann werden Hunderttausende nachkommen“. Schuld an der Situation sei allein der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der diesen „Angriff“ gezielt geplant habe. „Es ist eine türkische Aktion. Wenn wir nachgeben, dann ist das Europa ohne Grenzen nach innen Geschichte.“ Anders als Merkel sagt er „Geld in die türkische Kriegskasse kann es von Seiten der EU nicht geben.“ [54] Ähnlich wie
in Nordzypern oder Syrien entsendet die Türkei Uniformierte an die
Grenze zu Griechenland. Ziel sind auch hier neue Eroberungsfeldzüge.
Die Türkei hat Anfang März 2020 nach Aussage ihres Innenministers
und Koranschülers "Süleyman Soylu 1000 zusätzliche Sondereinsatzpolizisten
an ihre Landgrenze zu Griechenland verlegt." Um von den Kriegsverbrechen
der Türken abzulenken erdreistet er sich zu sagen: "Ankara plane,
das Nachbarland wegen dessen Grenzschließung vor den Europäischen
Gerichtshof für Menschenrechte zu bringen." Der griechische Migrationsminister
Notis Mitarakis teilte mit, die Festgenommenen seien zunächst in die
nordgriechische Stadt Serres gebracht worden. Von dort aus sollten sie
in ihre Heimatländer abgeschoben werden. Nach Athener Darstellung
wurden in den vergangenen fünf Tagen fast 35000 Versuche illegaler
Grenzübertretung abgewehrt. Der türkische Präsident Recep
Tayyip Erdogan hat von der Europäischen Union mehr Geld gefordert
für seine Kriegskasse gefordert. Die EU fördert Koranschulen,
in die etwa 640000 Kinder gehen. "Die Familien dieser Kinder werden seit
Mitte 2017 von der Europäischen Union finanziell unterstützt.
Sie bekommen zum Beginn jedes Halbjahres 100 türkische Lira pro Kind,
umgerechnet 15Euro. Je nach Alter kommen alle zwei Monate fünf bis
zehn Euro hinzu." Ein anderes Programm heißt „Soziales Sicherheitsnetz
6. Das 200. Jubiläum des griechischen Unabhängigkeitskampfes gegen die Türken, der ohne russische Unterstützung nicht möglich gewesen wäreAm Vorabend des griechischen Unabhängigkeitskampfes wurde der Peleponnes von einem türkischen Gouverneur mit Sitz in Tripolis (Arkadien) regiert, während die Halbinsel Mani sechs Jahre zuvor ein unabhängiges Fürstentum unter Petrobey Mavromichalis geworden war. Der Kampf gegen die Türken begann im März des Jahres 1821 gleichzeitig in zwei Gebieten des Peleponnes, in Archaia und auf der Halbinsel Mani, von der aus die Streitkräfte unter Theodoros Kolototronis am Kalamata einnahmen. In der Apostelkirche, der ältesten Kirche Kalamatas, wurde am 23. März 1821 offiziell der Beginn des Freiheitskampfes verkündet. "Am 25. März, der als Datum des Beginns des Kampfes gefeiert wird, verkündete der Erzbischof Germanos von Patras auf dem Agiou-Georgiou-Platz in Patras den Beginn der Erhebung. Die Schlacht von Valtestsi in Arkadien am 13./ 14. Mai bereitete die Einnahme von Tripolis vor und konsolidierte die Unabhängigkeitsbewegung auf dem Peleponnes. Der große Erfolg innerhalb eines halben Jahres seit ihrem Beginn war das Ergebnis der Planung von Kolotronis. Ebenfalls sein Werk war auch der große Sieg von Dervenakia (1822), der den Türken einen entscheidenden Schlag versetzte. 1825 landete Ibrahim Pascha mit einem ägyptischen Heer auf dem Peleponnes und richtete fürchterliche Verheerungen an. Aber der Sieg, den die vereinigte englisch-französisch-russische Flotte im Oktober 1827 bei Navarino über die türkisch-ägyptische errang, war der Beginn der Befreiung des Peleponnes von Ibrahim, während die Ankunft der französischen Flotte mit dem General Maison das Land endgültig von der ägyptischen Geißel befreite.Seit damals hat der freie Peleponnes nicht aufgehört, eine führende Rolle in der Entwicklung des seit 1830 freien griechischen Staates zu spielen." [56]Die südlich von Pylos gelegene Hafenstadt und Festung Methoni wurde 1500 von den Türken erobert; nach einer langen Belagerung eroberten sie die Stadt "und vernichteten die Bevölkerung", eine typisch türkische Vorgehensweise. Die Venezianer gaben ihre Ansprüche jedoch nicht auf und eroberten die Stadt zurück, konnten sie aber nur bis 1715 halten, als die Türken sie zurückeroberten. "Sie blieb bis 1828 türkisch, als General Maison ihre Übergabe erzwang. Nimmt man dort die Straße nach Norden, so kommt man nach etwa 12 km ins heutige Pylos, "das frühere Navarino, eine Festlandstadt mit dem Charakter einer Inselstadt, mit ihren historischen Denkmälern und ihrem ganz eigenen Lokalkolorit. Sie ist amphitheatralisch an den Hängen des Berges Agios Nikolaos am Südende der Bucht von Navarino erbaut... Am Hafen steht auf dem Platz der Drei Admiräle (Trion Navarchon) zwischen zwei Kanonen, einer türkischen und einer venezianischen, ein pyramidenförmiges Denkmal, auf dem die drei Admiräle der englischen, französischen und russischen Flotte dargestellt sind, die 1827 in der Bucht von Navarino die türkisch-ägyptische Flotte besiegten und vernichteten." Die türkische Flotte wurde schon einmal in Griechenland versenkt, nämlich 1571 in der Schlacht von Navpaktos (Lepanto), daher versuchten die Türken die Bucht von Pylos besonders zu sichern. Der zentrale Teil des Hafens wird durch die hügelige Felseninsel Sphaktiria abgeriegelt, das 4,5 km lang und 500 bis 1000 m breit ist und das nur zwei schmale Einfahrten an der Nord- und der Südseite freilässt, die durch die beiden Festungen Paliokastro und Niokastro gesichert werden. Niokastro, d.h. die 'neuere' Festung von Navarino, wurde "1573 von den Türken im Süden des Hafens errichtet nach ihrer Niederlage in der Seeschlacht von Navpaktos (Lepanto), um die südliche Einfahrt in die Bucht kontrollieren zu können, nachdem sie an der nördlichen Aufschüttungen vorgenommen hatten und sie so seicht geworden war, dass dort Schiffe nicht mehr in die Bucht gelangen konnten." In der Bucht von Navarino liegen die kleinen Inseln Sphaktiria, Pilos und Marathonissi. Auf dem Hügel Prophitis Ilias im Nordteil der Insel Sphaktiria haben sich Reste einer antiken Ringmauer gefunden, die man den Spartanern zuschreibt, die dort 425 v. Chr. von den Athenern belagert wurden. "An der Ostküste steht in der Nähe des Panagoula-Kirchleins ein Denkmal für die 59 Russen, die in der Seeschlacht von Navarino den Tad fanden, und im Süden befinden sich das Grab des französischen Offiziers des Korps Maison Alex. Mayé, das Kenotaph für die griechischen Freiheitskämpfer Tsamados, Anagnostaras und Sachinis sowie das Denkmal des Philhellenen Graf Santa Rosa, die alle in der Schlacht auf Sphaktiria gefallen sind. Im Inneren der Insel liegt das Grab von Napoleons Neffen Paul Marie Bonaparte (1809-1827). Von den beiden südlicher gelegenen kleinen Inseln trägt die eine, Tsichli-Baba oder Pilos genannt, ein Denkmal für die in der Seeschlacht von Navarino gefallenen Franzosen, die andere, im Hafen gelegene - Chelonaki oder Marathonissi - dagegen das Denkmal für die Engländer." [57] Immer wieder mussten sich die Griechen bzw. Byzantiner der Angriffe von Türkenheeren erwehren. Nach dem Fall von Konstantinopel (1452) eroberten die Osmanen die gesamte Peleponnes bis auf die venezianischen Territorien. "Bis 1821 blieb nun die Peleponnes türkische Domäne. 1500 verloren die Venezianer Methóni und Koróni, 1540 Náfplio und Monemvasía. Zwischen 1685 und 1715 fassten die Venezianer noch einmal Fuß, aber selbst der Sieg der vereinigten abendländischen Flotte bei Lepanto (1571) vermochte die Türken nicht dauerhaft von der Halbinsel zu vertreiben; 1669 schlossen sie die Eroberung ganz Griechenlands mit der Besetzung Kretas ab. Die byzantinische Kultur lebte trotz türkischer Unterdrückung in Klöstern und Kirchen weiter. Sprache, Schriftgut, Kunstfertigkeit und Traditionen wurden in geheimen Schulen weitergepflegt." An die Herrschaft der Venezianer erinnern heute prachtvolle Palazzi, an die Türken eigentlich nichts von Bedeutung. "Gegen ihre türkischen Herren rebellierten die Griechen immer wieder; weltweit unterstützt von Hellenenfreunden wie Lord Byron. Aber erst 1821 gelang es, das Türkenjoch abzuschütteln. Fürst Ypsilánti erhob sich in Jasi, General Kolokotrónis eroberte am 21. März 1821 Kalamáta. Am 1. Januar 1822 verkündete im antiken Theater von Epidauros der Erste Griechische Nationalkongress die Unabhängigkeit des Landes. Später zogen noch einmal ägyptische Truppen, "Verbündete der Türken, unter Ibrahim Pascha brandschatzend durch die Peleponnes. Der Sieg der englisch-französisch-russischen Flotte bei Navaríno (1827) erzwang aber endgültig die Anerkennung der Unabhängigkeit Griechenlands durch die Türkei." [58] Die Seeschlacht vom 20. Oktober 1821 zählt zu den seltsamsten der Geschichte: "ausgelöst durch Missverständnisse und ausgetragen zwischen Schiffen, die fest vor Anker lagen. 27 britische, französische und russische Schiffe waren in die Bucht entsandt worden, um den Befehlshaber der dort Versorgungsgüter entladenden türkisch-ägyptischen Flotte aus 91 Schiffen an der Weiterfahrt gen Patras zu hindern und zur Aufnahme des von den Alliierten im Londoner Abkommen von 1827 beschlossenen Waffenstillstands zwischen Griechen und Türken zu zwingen... Als ein ägyptisches Schiff zu nahe an einem britischen vor Anker gehen wollte, schickten die Briten ein Boot unter weißer Flagge hinüber, um die Ägypter aufzufordern, weiter entfernt vor Anker zu gehen. Die Ägypter eröffneten das Feuer auf das Boot. Daraufhin entsandte der britische Admiral Codrington ein weiteres Boot zum türkischen Admiral, um ihn aufzufordern, Ruhe zu bewahren. In diesem Moment eröffnete ein ägyptisches Schiff das Feuer auf das französische Flaggschiff. Das erwiderte das Feuer, die Seeschlacht begann. Nach 4 Stunden war die gesamte Flotte der Moslems vernichtet, die Alliierten verloren kein einziges Schiff. 174 christliche und etwa 6000 moslemische Seeleute starben. Unfreiwillig hatten die Alliierten die endgültige Befreiung Griechenlands eingeleitet; denn die Franzosen starteten bald darauf zu einem Feldzug auf dem Peleponnes, die Russen erklärten den nun stark geschwächten Türken den Krieg. Das Londoner Abkommen von 1827 war belanglos geworden, jetzt stand die uneingeschränkte Freiheit Griechenlands auf der Tagesordnung." [59] Hatten die Russen
den Christen bzw. Griechen beim Freiheitskampf gegen die Türken geholfen,
so geht dieser Kampf auch heute noch in gewisser Weise weiter, zum Beispiel
indem Russland die Armenier in ihrem Kampf gegen Aserbaidschan und Türkei
unterstützt oder türkische Terrororganisationen auf der Krim
bekämpft. "Gemeint ist dabei Hizb ut Tahrir, eine islamistische Organisation,
die in der Ukraine erlaubt, in anderen Ländern aber verboten ist...
den Medschlis, die Executive der Krimtataren, stuften die russischen Machthaber
schon 2016 als extremistisch ein." Die Türkei tritt natürlich
als "Fürsprecherin der Krimtataren" auf. Ähnlich wie Russland
tritt auch Frankreich weiterhin als Schutzmacht der von Türken und
anderen Islamisten bedrohten Orientchristen auf. Zusammen mit dem katholischen
Hilswerk Oevre d'Orient, ein französisches Hilfswerk, das für
die Christen im Orient seit mehr als 160 Jahren aktiv ist, werden Kirchen
wieder aufgebaut und helfen christliche Familien bei der Rückkehr
in ihre Heimat im Iraq. 2013 wurde eine weitere Hilfsorganisation, SOS
Chrétiens d'Orient, in Frankreich gegründet. Grundsätzlich
geht es darum, dass man "den islamischen Totalitarismus besiegen" muss.
[60]
II7. Gespräche und Erzählung vom AntichristAuch wenn es manchmal nicht danach aussieht, beginnt nach Wladimir Solowjew eine Epoche des Friedens und der friedlichen Ausbreitung der christlichen Europäischen Kultur nach allen Seiten. In der Ausbreitung der Europäischen Kultur sieht er den Sinn der Geschichte. Alle werden Europäer. Der Begriff des Europäers fällt mit dem Begriff des Menschen zusammen und der Begriff der Europäischen Kulturwelt mit dem Begriff der Menschheit. "Anfangs gab es nur Griechische, dann Römische Europäer, später erschienen alle möglichen anderen, zuerst im Westen, dann auch im Osten; es erschienen die russischen Europäer, und drüben, jenseits des Ozeans, die amerikanischen Europäer, jetzt müssen die türkischen, persischen, indischen, japanischen, vielleicht sogar die chinesischen Europäer erscheinen." (Wladimir Solowjew). [61]Gefahr für Europa drohe vom Antichrist; "Die innere Bedeutung des Antichrists als eines religiösen Usurpators, der durch 'Raub' und nicht durch geistliche Tat die Würde des Sohnes Gottes zu erlangen sucht, seine Verbindung mit dem Pseudopropheten", der durch lügenhafte Wunder die Menschen verführe, die "Flagge eines verfälschten Christentums" hisse, sei nicht zu unterschätzen. Um der systematischen Lüge beizukommen, gehe es nicht nur um die "Widerlegung einer angeblichen Religion, sondern die Aufdeckung eines wirklichen Betrugs." Solowjew bezieht sich auf Johannes von Damaskus und sieht "in der engsten Annäherung und der friedlichen Zusammenarbeit aller christlichen Völker und Staaten nicht nur einen möglichen, sondern den notwendigen und sittlich verpflichtenden Weg, den die christliche Welt gehen muss, um nicht von niederen, elementaren Kräften verschlungen zu werden." [62] Die Mittel für
das Wirken des Antichtists werden zwar durch Wissenschaft, Technik und
Verkennung des Christentums im Westen bereitgestellt, die Bedrohung kommt
aber aus dem Osten, vom Islam bzw. "Panmongolismus". Solowjew nennt die
"geheime und unermüdliche Tätigkeit" der islamischen Bruderschaft
der Senussi, die den Islam nicht nur predige, sondern die seit langem mit
"regelrechten Rüstungen für den heiligen Krieg" begonnen habe,
über große Waffenarsenale verfüge und deren Propaganda
die ungewöhnliche Ausbreitung des Islam in Afrika zuzuschreiben sei,
der die christlichen Missionare machtlos gegenüberstünden. Solowjew
warnt davor, den Islam zu verharmlosen und den Pseudopropheten Mohammed
aufzuwerten, wie es von den christlichen Kirchen heutzutage praktiziert
wird und die die "Augen vor der gegenwärtigen und der künftigen
Lage der Dinge verschließen", was "schon allzu viele Leute gar zu
gern" täten. [63]
"Mir scheint, dass der Erfolg des Panmongolismus schon im voraus durch jenen hartnäckigen und aufreibenden Kampf erleichtert werden wird, den einige europäische Staaten gegen den Islam werden zu führen haben, nachdem dieser in Westasien, in Nord- und Mittelafrika zu neuem Leben erwacht ist." - Wladimir Solowjew
Auch alle Kirchen
verurteilen den Angriff, nur das Oberhaupt der Russischen Orthodoxen Kirche,
Patriarch Kirill, unterstützt Putin; er hatte die Gegner der russischen
Armee in der Ukraine bei seiner Sonntagspredigt in Moskau als „Kräfte
des Bösen“ bezeichnet, die stets gegen die „Einheit der Rus und der
Russischen Kirche“ gekämpft hätten. Der Patriarch warf den ukrainischen
Soldaten vor, die historische Einheit zwischen beiden Ländern zerschlagen
und eine „schreckliche Grenze“ ziehen zu wollen, „die mit dem Blut von
Brüdern befleckt“ sei. "Damit schlug sich Kirill abermals auf die
Seite von Präsident Wladimir Putin, als dessen Bewunderer er sich
mehrfach gezeigt hat. Und Putin hat seinerseits den Schutz von orthodoxen
Christen des Moskauer Patriarchats in der Ukraine vor „weiteren Gewaltakten“
als Argument für den russischen Einmarsch genannt. Rund 70 Prozent
der 44 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie
gehören aber zwei verfeindeten Kirchen an: der autokephalen (eigenständigen)
Orthodoxen Kirche der Ukraine, die den Anspruch erhebt, so etwas wie die
ukrainische Nationalkirche zu sein, und der kleineren Ukrainischen Orthodoxen
Kirche (UOK), die dem Moskauer Patriarchat unterstellt ist. Das Oberhaupt
der „nationalen“ Orthodoxen Kirche der Ukraine, der Kiewer Metropolit Epiphanius,
hat die Invasion als „zynischen Angriff von Russland und Belarus auf die
Ukraine“ gebrandmarkt. Epiphanius bat die internationale Gemeinschaft und
die religiösen Führer der Welt um Unterstützung für
die Ukraine. Mit erstaunlich kritischen Worten hat aber auch die eigentlich
russlandtreue UOK von Putin einen sofortigen Stopp des „Bruderkriegs“ gefordert.
In einer Erklärung bekannte sich der Heilige Synod, die Leitung der
UOK in Kiew, zur „staatlichen Souveränität und territorialen
Integrität“ der Ukraine und appellierte an Patriarch Kirill, von der
russischen Staatsführung die unverzügliche Einstellung der Feindseligkeiten
zu fordern. „Mit Trauer und Schmerz erleben wir den Krieg, der in unser
ukrainisches Heimatland gekommen ist“, heißt es in der Erklärung
der UOK. Inständig appelliert die UOK an den Moskauer Patriarchen:
„Wir bitten Sie, Ihr hochpriesterliches Wort zu sprechen, damit das brudermörderische
Blutvergießen auf ukrainischem Boden aufhört, und die Führung
der Russischen Föderation aufzufordern, die Feindseligkeiten, die
sich bereits zu einem Weltkrieg auszuweiten drohen, unverzüglich einzustellen.“
Auch das Oberhaupt der UOK, Metropolit Onufrij, appellierte persönlich
an den russischen Präsidenten, den „Bruderkrieg“ sofort zu beenden:
„Das ukrainische und das russische Volk entstammen dem gleichen Taufbecken
des Dnipro, ein Krieg zwischen diesen Völkern ist eine Wiederholung
der Sünde Kains, der seinen eigenen Bruder aus Neid tötete. Für
einen solchen Krieg gibt es keine Entschuldigung, weder vor Gott noch vor
den Menschen.“ Damit widerlegen die angesichts des russischen Überfalls
„wiedervereinten“ orthodoxen Christen der Ukraine das von Kirill und Putin
propagierte Narrativ, wonach diese von Russland „geschützt“ werden
müssten, notfalls mit Waffengewalt. Dass sich auch das Oberhaupt der
mit dem Vatikan unierten griechisch-katholischen Kirche der Ukraine, Großerzbischof
Swjatoslaw Schewtschuk, gegen die russische Invasion stellte, kann nicht
überraschen. In einer Videobotschaft teilte der Großerzbischof
von Kiew-Halytsch mit, die katholischen Priester seien am Sonntag zur Feier
der Messe „in den Untergrund hinabgestiegen“, um „in den Luftschutzkellern
die göttliche Liturgie zu feiern“. Schewtschuk dankte allen, „die
die Ukraine auf verschiedene Weise verteidigen“, und versicherte, die Regierung
in Kiew habe „ihre Bewährungsprobe bestanden“ und bestehe sie weiterhin.
Die griechisch-katholische Kirche der Ukraine ist die größte
katholische Ostkirche. Zu ihr bekennen sich nach Angaben des Vatikans weltweit
rund 4,5 Millionen Christen. In der Ukraine sind etwa zehn Prozent der
Einwohner griechisch-katholisch.." [65]
8. Antichristliche Bewegung in RusslandHatten schon die Bolschewisten, die 1917 die Macht an sich rissen, eine antichristliche Haltung, so scheint der heutige russische Präsident ebenfalls vergessen zu haben wofür Russland eigentlich kämpft. Denn es streitet sicher nicht für Allah, so wie Ramsan Kadyrow, "Wladimir Putins tschetschenischer Vollstrecker", der sich als "treuester Krieger des russischen Präsidenten" gibt. "Ramsan Kadyrow hat sich einst als Wladimir Putins „Fußsoldat“ bezeichnet. Im Ukrainekrieg gibt der Herrscher der Nordkaukasus-Teilrepublik Tschetschenien mit seinen als „Kadyrowzy“ gefürchteten Kämpfern immer mehr den Chef einer Prätorianergarde, der Befehle des russischen Präsidenten auch gegen Abweichler aus eigenen Reihen schützt." Die Kämpfer aus Tschetschenien nähmen in der Ukraine „an allen Fronten auf aktivste Weise teil“, schrieb Kadyrow. Wie seit Tagen erwähnte er besonders das belagerte Mariupol. „Ich bin sicher, dass die Stadt bald ganz von der miesen nationalistischen Erscheinung gesäubert sein wird“, schrieb Kadyrow mit Blick auf die verbliebenen ukrainischen Kräfte in der Stadt. "Kadyrows Videoclips sind mal mit arabisch-elegischer, mal mit rockig-bedrohlicher Musik unterlegt. Beobachter heben hervor, dass die auch auf Tiktok verbreiteten Videos keine echten Kampfszenen zeigten, sondern posierende Kämpfer, die etwa wild und ohne Deckung in die Luft oder auf zerschossene Fassaden feuerten. Sie brüllen „Achmat sila“, „Achmat ist die Kraft“, nach Kadyrows Vater, einem früheren Separatisten, der zu Putin überlief und 2005 durch ein Attentat umkam; sowie „Allahu akbar“, „Gott ist groß“. Kadyrow, der wie schon sein Vater Beziehungen in islamische Länder pflegt, triumphierte vor Kurzem, dass sich kein islamisches Land den Sanktionen gegen Russland angeschlossen hat... Wie viele Kadyrowzy in der Ukraine kämpfen, ist unklar. Schätzungen reichen von Hunderten bis zu Tausenden. Laut Kadyrow sollen jetzt auch „Freiwillige“ aus Tschetschenien „und anderen Regionen“ Russlands in den Krieg ziehen; sein Telegram-Kanal zeigte angeblich solche Kämpfer mitAdam Delimchanow, Kadyrows Moskauer Statthalter und Duma-Abgeordneter, in Mariupol... Die meisten Kadyrowzy sind formal in der Nationalgarde organisiert, was nicht für eine Rolle an vorderster Front spräche, sondern für eine bei der „Säuberung“ eroberter Städte. Berichtet wurde über eine Rolle der Tschetschenen in Kämpfen nahe Kiew, so um den Flughafen Hostomel und Vororte wie Butscha, wo gerade zahlreiche Leichname von Zivilisten entdeckt worden sind... Kadyrowzy werden mit einer Reihe ungesühnter Morde im In- und Ausland verbunden, etwa an dem Putin-Gegner Boris Nemzow 2015. Der Tschetschene Ruslan Geremejew, der vielen als Drahtzieher dieses Mordes gilt (aber nie verhört wurde, weil er den Ermittlern angeblich „die Tür nicht öffnete“), soll vor Mariupol verwundet worden sein... Wichtigster Adressat der Inszenierungen ist Putin. In allen Auftritten gibt Kadyrow den kompromisslosen Umsetzer des Präsidentenwillens. Sein eigenes Profilbild im Telegram-Kanal hat er gerade durch ein Putin-Porträt ersetzt. Der Herrscher, der von Zahlungen aus dem Staatshaushalt für seine Privatarmee und die tschetschenische Wirtschaft abhängt, zielt vermutlich auf mehr Einfluss in Moskau. Er kritisiert Putins eigene Leute, nennt sie nun sogar mit Namen. So traf es den Leiter der Verhandlungsdelegation mit der Ukraine, Putins Kulturberater Wladimir Medinskij, als der nach einer neuen Gesprächsrunde mit den Kiewer Vertretern vergleichsweise konziliant klang. Dagegen fordert Kadyrow, den Kampf getreu Putins Maximalzielen fortzusetzen, also auch Kiew einzunehmen und in Putins Sinne zu „entnazifizieren“. Man dürfe keinen Schritt zurückweichen und werde siegen, sagt Kadyrow im Clip mit Puschilin. Am Sonntag hetzte er sogar gegen Putins Sprecher: Dmitrij Peskow hatte sich geweigert, eine Meldung zu kommentieren, dass Putin Kadyrow zum Generalleutnant ernannt habe. Kadyrow kritisierte, dass Peskow stattdessen einen nach Kriegsbeginn ausgereisten Fernsehmoderator als „großen Patrioten“ bezeichnete. „Peskows Prioritätenskala ist nicht ausgereift“, rügte Kadyrow. „Da muss man etwas machen.“ [66] Den Gräueltaten der russischen Besatzer folgt die Kreml-Propaganda auf dem Fuß. Sie weist das bekannte Muster auf: Das Gegenteil dessen, was geschehen ist, wird als Wahrheit ausgegeben, die Fakten, von denen Augenzeugen und unabhängige Journalisten berichten, werden ins Gegenteil verkehrt. Am Beispiel der Morde an Zivilisten im Norden von Kiew zeigt sich das in zynischer Konsequenz. "Von bislang 410 offiziell bestätigten Opfern berichten Korrespondenten, mit einer vierstelligen Zahl erschossener Zivilisten sei zu rechnen, heißt es. Die ukrainische Staatsanwaltschaft hat Untersuchungen angekündigt, fünfzig Forensiker sollen sich um die Identifizierung der Toten kümmern. Eine Untersuchung des Internationalen Strafgerichtshofs über mögliche Kriegsverbrechen in der Ukraine ist in Vorbereitung. Bezeugt werden die Massaker von zahlreichen Augenzeugen. So schilderte ein überlebender Ukrainer im polnischen Sender Belsat TV, die Morde hätten Ende Februar begonnen, kaum dass die russischen Truppen das Gebiet eingenommen hatten. Zum Schluss hätten die „Kadyrowiten“ – die Söldner des tschetschenischen Machthabers Ramsan Kadyrow – gewütet: „In der letzten Woche sind sie von morgens an durch Wohngebiete gelaufen und haben auf jeden geschossen, den sie gesehen haben.“ 50 von 300 der bislang in seinem Ort gefundenen Toten, sagte der stellvertretende Bürgermeister von Butscha, seien Opfer von Hinrichtungen durch russische Soldaten gewesen. Bezeugt sind diese Opfer inzwischen nicht nur aus Butscha, sondern auch aus weiteren Orten nördlich von Kiew. Es gibt Berichte in Film, Bild, Ton und Text von Journalisten der Agenturen AP, AFP, Reuters und von Berichterstattern von BBC, CNN, „Spiegel“ und „Bild“ sowie von anderen Korrespondenten... Im Sender „Welt“ erwähnte der Korrespondent Steffen Schwarzkopf, der seit Beginn des Krieges aus Kiew berichtet, am Montag unter anderem die Ermordung einer Bürgermeisterin und ihrer gesamten Familie. Die Familie sei vor ihrer Hinrichtung gefesselt worden. Fälle ermordeter Menschen, die zuvor gefesselt wurden, sind inzwischen mehrfach dokumentiert. Ebenso gibt es Berichte über Folter und Aufnahmen von Leichnamen, die Anzeichen von Folter und Verstümmelung aufweisen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch veröffentlichte am Sonntag einen Bericht, in dem davon die Rede ist, dass der russischen Armee im untersuchten Zeitraum zwischen dem 27. Februar und dem 14. März in den von ihr besetzten Gebieten in und um Tschernihiw, Charkiw und der Region um Kiew zahlreiche Kriegsverbrechen nachzuweisen seien. Wiederholte Vergewaltigungen, zwei Fälle von Hinrichtungen mit insgesamt sieben Opfern und weitere Gewalttaten gegen ukrainische Zivilisten werden genannt. Die dokumentierten Fälle zeugten von einer „unbeschreiblichen, vorsätzlichen Grausamkeit und Gewalt gegen ukrainische Zivilisten“, sagte Hugh Williamson, Direktor für Europa und Zentralasien bei Human Rights Watch: „Vergewaltigung, Mord und andere Verbrechen gegen Menschen, die in der Gewalt der russischen Armee waren, sollten als Kriegsverbrechen untersucht werden.“ [67] Die antichristliche
Propaganda in Russland läuft auf Hochtouren: Da alle Ukrainer potentielle
„Nazis“ seien, dürfe man, müsse man ihnen im Zweifel das Leben
nehmen. "Auf diesen primitiven Nenner, der nicht auf einen militärischen
Sieg in der Ukraine, sondern auf die Vernichtung des Landes und seiner
Menschen hinausläuft, lässt sich ein Pamphlet bringen, dass die
Agentur RIA Novosti veröffentlicht hat und das vor dem Hintergrund
der Massaker in Butscha und in anderen Orten nahe Kiew unter russischen
Nationalisten und Putin-Propagandisten die Runde macht." In ihm schreibt
der Autor Timofej Sergejzew, was Russland mit der Ukraine anstellen soll.
Es gelte, heißt es dort, nicht nur das „Nazi“-Militär der Ukraine
auf dem Schlachtfeld zu besiegen. Ein großer Teil der „Massen“ bestehe
aus „Nazis“ und sei „schuldig“. Die „gerechte Bestrafung“ dieses Teils
der Bevölkerung sei möglich „als unvermeidliche Härte“ des
„gerechten Krieges“ gegen das „Nazi-System“, „ausgeführt gegen Zivilisten
mit der größten Sorgfalt und Verschwiegenheit“. „Wer sind die
Meister der Provokation? Natürlich die Vereinigten Staaten und die
NATO“, sagt derweil die Sprecherin des russischen Außenministeriums,
Maria Sacharowa im russischen Staatsfernsehen zu den Bildern und Berichten
aus Butscha. „Die Tatsache, dass diese Angaben in den ersten Minuten gemacht
wurden, nachdem das Material auftauchte“, so Sacharowa, ließen „keinen
Zweifel daran, wer diese Geschichte bestellt hat“... „Manche der getöteten
Kinder“, heißt es in einem von der ukrainischen Parlamentsabgeordneten
Inna Sovsun auf Twitter weitergeleiteten Tweet eines Journalisten, „wurden
an den Händen gefesselt und dann umgebracht. Frauen getötet.
Mädchen unter zehn mit zerrissenen Vaginen.“ Der ukrainische Botschafter
in Deutschland, Andrij Melnyk, hat der Bundesregierung empfohlen, die Berichte
über vergewaltigte und getötete Kinder in Butscha und Irpin zu
lesen." [68]
9. St. Georg; große Philosophen wie Wladimir Solowjew, Fichte oder Schelling statt Witzfiguren der Frankfurter Schule wie Jürgen HabermasDer Hl. Georg, aus der damals überwiegend christlichen Türkei (griechisch-byzantinisch, der Name Türkei existierte noch nicht) stammend, war ein römischer Offizier. Er starb um 304 als Märthyrer unter Kaiser Diokletian in Kappadozien oder Lydda und wird bereits seit dem 4. Jahrhundert verehrt. Georg ist Namensgeber des Landes Georgien. Er war Schutzpatron von Richard Löwenherz. Verschiedene Orden, wie der Hosenbandorden, der auch Orden des hl. Georg in England genannt wird, das Georgskreuz, z.B. in der Flagge Englands, oder die Georgsmedaille leiten ihre Bezeichnung von dem Heiligen ab. Gedenktag ist der 23. April. Viele Kirchen, Kathedralen und Klöster sind nach ihm benannt, nicht zuletzt auch in Deutschland oder der Ukraine. Wichtige Kirchen in der Ukraine sind zum Beispiel die St. Georgs-Kathedrale in Lemberg (Lwiv) oder die St. George the Victorious Church in Kyiv. Das Wappen für die Ukraine müsste eigentlich den St. Georg enthalten und nicht den Dreizack, das Zeichen für die goldene Horde (muslimische Tataren). Im heutigen Russland wird allerdings St. Georg für das St. Georgsband missbraucht, mit dem in Russland Kämpfer ausgezeichnet werden, die gegen Christen z.B. in der Ukraine gekämpft haben. Die bekannte Legende, die Darstellung des hl. Georg als Ritter, der einen Drachen mit einer Lanze durchbohrt und tötet, nachdem sich das dortige Volk zum Christentum bekehrte, ist auch heute aktuell, denn der Kampf gegen den Drachen, der Luzifer symbolisiert, scheint in der heutigen Türkei und Aserbaidschan fast verloren; es gibt dort fast keine Christen mehr. Der hl. Georg konnte den Drachen nur besiegen, weil die Menschen sich dort zum Christentum bekannten; heute sind die Menschen in der Türkei und Aserbaidschan Muslime, ehemalige Kirchen verfallen und werden nicht für den Gottesdienst genutzt, sondern in Moscheen umfunktioniert um die Mächte des Luzifer anzurufen. Mit Calderón könnte man fragen: wie nennt man, wenn ein Aserbaidschanischer Präsident oder anderer Despot christliche Nachbarländer angreifen lässt? "bandido monstruo asaltas sus confines" (Monsterbandit stürmt seine Grenzen). Das erinnert an die Vorgeschichte Georgiens, das über 400 Jahre lang unter islamischer Herrschaft stand. Der Sultan der Seldschuken, Mahmud II sammelte 1121 ein gewaltiges islamisches Heer unter Führung von Naim al-Din Ilghazi bin Artuq, Emir von Aleppo, um in Georgien einzufallen. Der Legende nach griff der Heilige Georg auch bei späteren Kämpfen gegen muslimische Invasoren ein, z.B. soll er am 12. August 1121 an der Schlacht gegen die Seltschuken die Georgier zum Sieg verholfen haben. Der Ausgang der Schlacht am Didgori ermöglichte die Rückeroberung von Tiflis und weiter Teile des Kaukasus, die unter islamischer Vorherrschaft standen. Der Sieg gegen eine islamische Übermacht, welcher von Zeitgenossen als übernatürliches Wunder gepriesen wurde, begründete die mittelalterliche Blütezeit Georgiens und nimmt heute noch einen wichtigen Platz in der georgischen Identität ein. [69]Der Name Wladimir Solowjow könnte mit dem des Philosophen Wladimir Solowjew verwechselt werden. Die Ideologie des Wladimir Solowjow hat aber weder etwas mit der Philosophie des Wladimir Solowjew noch mit St. Georg zu tun; eher mit Geschichtsklitterung, wie sie von Putin betrieben wird und die der des türkischen Präsidenten ähnelt. "Wenn es darum geht, Hass gegen Russlands „Feinde“ zu verbreiten und Präsident Putin zu loben, ist der 58 Jahre alte, bullige Wladimir Solowjow aus Moskau einer der wichtigsten Kämpfer des Kremls. Dem Westen scheint erst jetzt klar zu werden, womit der Eigentümer wunderbarer Immobilien am Comer See seine Millionen macht. In sozialen Medien werden englisch untertitelte Ausschnitte aus Solowjows Sendungen geteilt. So ein jüngster Auftritt im Staatsfernsehen, in dem er, wie meist im schwarzen Rundhalshemd, sagt, man kämpfe in der Ukraine gegen Bürger aus NATO-Ländern. „Wenn diese Operation zu Ende ist, muss sich die NATO fragen: Haben wir, was es braucht, um uns selbst zu verteidigen? Haben wir die Leute, um uns selbst zu verteidigen? Es wird keine Gnade geben“, drohte Solowjow. „Nicht nur die Ukraine muss entnazifiziert werden“, fuhr er mit Blick auf ein von Putin ausgegebenes Kriegsziel fort. „Der Krieg gegen Europa und die Welt“ werde immer konkreter. „Das bedeutet, dass wir anders handeln müssen, viel härter.“ Was im Westen schockiert, ist in Russland üblich. Seit Jahren stellen Leute wie Solowjow den Ukraine-Konflikt als Teil eines Überlebenskampfes gegen den Westen dar. Dafür brauchen Profis wie er keine konkreten Anweisungen aus dem Kreml, die es laut Journalistenrecherchen auch gibt. Es reicht, Putins Reden und Artikel schrill zu paraphrasieren. Dabei ist Solowjow flexibel. Noch im November 2013 sagte er zum Wunsch nach einer „Rückkehr“ der ukrainischen Krim zu Russland: „Gott bewahre“, das bedeute Krieg. Die Annexion vier Monate später rühmte er dann als „historische Gerechtigkeit“. Jetzt wird auch bei Solowjow, frei nach Putin, die Vernichtung der Ukraine gefordert. Jüngst ging es in einer seiner Shows um die Massentötungen von Butscha, die Solowjow zu den „Verbrechen der Kiewer Junta“ zählte. Wie bei Putin sind Ukrainer, die für ein eigenständiges Land eintreten, für Solowjow „Nazis“. Russland müsse in der Ukraine vollenden, was „unsere Großväter, Urgroßväter und Väter 1945 nicht beendet haben“, sagte er und wünschte sich ein „Tribunal“ über das „Nazi-Lumpenpack“. Niemand brauche die Ukraine, es gehe dem Westen darum, Russland zu zerstören, sagte Solowjow. Man solle Waffenlieferungen angreifen, bevor sie die Ukraine erreichten, schlug er vor – also NATO-Länder attackieren. Man müsse sich auf einen dritten Weltkrieg vorbereiten. „Wir leben in fröhlichen, apokalyptischen Zeiten“, sagte Solowjow. Zudem schimpfte er auf Alexej Nawalnyjs Antikorruptionsjäger – diese hatten ihm die Immobilien am Comer See und eine Aufenthaltserlaubnis in Italien nachgewiesen. Dieser „Abschaum“ stelle nun Listen zusammen von Leuten, gegen die Sanktionen verhängt werden sollten, sagte Solowjow. Das sei „Hochverrat“, man solle „diese Nazi-Komplizen“ verfolgen." Amerika, Kanada und die EU haben Solowjow erst nach Russlands Überfall auf die Ukraine auf ihre Sanktionslisten gesetzt. Solowjows Villen wurden beschlagnahmt, er darf nicht mehr in die EU einreisen. "Unklar ist, warum er so lange unbehelligt blieb, anders als etwa sein Staatsmedienkollege Dmitrij Kisseljow, gegen den die EU schon 2014 Sanktionen verhängte. Klar ist, dass Solowjow die Berichterstattung über ihn verfolgen ließ, wohl aus Sorge um sein Bild im Westen und mögliche Sanktionen... Ende Februar sagte Solowjow über die EU-Strafmaßnahmen gegen ihn, dieses Mal im roten Kapuzen-Pulli mit Hammer und Sichel am Arm, erstmals verhänge „das zivilisierte Europa gegen einen Juden Sanktionen“, verhängten die „Erben von Nazi-Deutschland Sanktionen gegen einen Journalisten“. Noch 2020 zeichnete Youtube Solowjow für seinen Erfolg auf der Videoplattform aus. Erst nach der Invasion wurden zwei Kanäle gelöscht." [70] Stoffbänder mit drei schwarzen und zwei orangen Streifen, die sogenannten Georgsbändchen, dienten in Russland zunächst als Symbol für den sowjetischen Sieg über den Nationalsozialismus im Zweiten Weltkrieg. In den vergangenen Jahren sind sie zu einem Zeichen der Unterstützung von Präsident Wladimir Putin, für die Annexion der Krim und nun auch für den Krieg in der Ukraine geworden. Die Georgsbändchen stehen für den Anspruch von Putins Russland, wieder ein Imperium zu werden. "Lettlands Innenministerin Marija Golubeva trägt einen großen blau-gelben Button an der Jacke. Für russischsprachige Einwohner Lettlands, die selbst angesichts des Überfalls auf die Ukraine noch die russische Politik unterstützen, hat sie kein Verständnis. Sie spricht von einer „Bürgerpflicht“ darüber nachzudenken, was es für die Welt bedeutet, wenn im 21. Jahrhundert ein Land seinen friedlichen Nachbarn überfällt und seine Soldaten dort morden, vergewaltigen und plündern lässt. Golubeva ist selbst russischer Herkunft, aber das ist in der lettischen Politik kein Thema, auch nicht angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine... Im Alltag leben Letten und die russischsprachige Minderheit, die etwa 35 Prozent der Bevölkerung ausmacht, problemlos miteinander. Doch ihr Blick auf die Geschichte des Landes, auf den großen Nachbarn Russland und den Rest der Welt unterscheidet sich stark." [71] Sollte der 9. Mai, der als „Tag des Sieges“ der Sowjetunion über das nationalsozialistische Deutschland in Russland der wichtigste politische Feiertag ist, noch gefeiert werden? Aus der Sicht der Letten gibt es an diesem Tag nichts zu feiern, denn das Kriegsende brachte ihnen keine Freiheit, sondern die "sowjetische Okkupation, die in den Vierziger- und Fünfzigerjahren mit Terror gegen die Zivilbevölkerung und Massendeportationen nach Sibirien begann... Dieses Jahr sind alle öffentlichen Veranstaltungen zum 9. Mai verboten. Das Parlament hat den Tag zum Gedenktag für die Opfer der russischen Aggression in der Ukraine erklärt. Die Stadtverwaltung Rigas hat vor dem Denkmal für die „sowjetischen Befreier“ eine Ausstellung aufbauen lassen, die Fotos des Kriegs in der Ukraine zeigt... „Wir müssen aus dem 9. Mai etwas Klügeres machen als bisher“, sagt Olga Dragileva. „Etwas, das seine Widersprüchlichkeit zeigt: Ja, es war gut, dass die Nazis den Krieg verloren haben, aber es war schlecht, dass Lettland besetzt wurde.“ Dragileva ist eine der bekanntesten Fernsehjournalistinnen Lettlands." In einem offenen Brief der "Russischsprachigen Lettlands“, veröffentlicht von den bekannte Journalisten, Künstler, Musiker, Wissenschaftler und Unternehmer Anfang April 2022 heißt es: „Wir rufen diejenigen, die den 9. Mai begehen, dazu auf, sich dessen bewusst zu werden, dass es eine Unterstützung für diesen Krieg bedeutet, an den Feiern im Siegespark teilzunehmen“, schrieben sie an die eigene Gruppe gewandt. Wer Verwandte oder Freunde habe, die der russischen Propaganda noch glaubten, solle alles tun, um ihnen die Augen zu öffnen, denn neutral zu bleiben, bedeute, durch Schweigen Kriegsverbrechen zu unterstützen. „Außerdem scheint es uns wichtig, uns an unsere lettischen Mitbürger zu wenden: Vertraut uns! Dass jemand Russisch spricht, bedeutet noch nicht, dass er die Politik des Kremls unterstützt.“ [72] Tatsache ist, dass Russland der Ukraine das Selbstbestimmungsrecht absprechen möchte und damit auch die eigene Einflusssphäre auf Kosten des Völkerrechts sowie der auf diesem Recht basierten Weltordnung erweitern. "Mit seiner Aggression gefährdet Russland nicht nur Staaten, die es als seine Feinde betrachtet. Es gefährdet auch das Leben in Frieden, Einhaltung der Bürger- sowie Menschenrechte, Freiheit und Demokratie. Sie können nicht mehr für selbstverständlich gehalten werden, denn der russische Krieg ist gegen Prinzipien gerichtet, welche das Kernwesen unserer Gemeinschaft darstellen. Auch andere ehemalige Spwjetstaaten wie Tschechien erinnern sich: "Der Einmarsch der sowjetischen Armee im Jahre 1968 bleibt uns in lebendiger Erinnerung. Auch damals hat der Kreml behauptet, dass seine Soldaten nur kommen, um unsere Bürger zu befreien – obwohl ihr Ziel war, sie um jegliche Freiheit zu bringen. Danach folgten 20 Jahre in Unfreiheit, die erst durch die Samtene Revolution zu Ende gebracht wurden. Aufgrund dieser Erfahrung kann man sich gut in die Lage der Ukrainer hineinversetzen. Zugleich sehen wir, dass die Ukrainer sich heute nach den gleichen Werten sehnen, von denen Tschechen und Slowaken im Jahr 1968 geträumt haben und die sie erst nach dem Jahr 1989 – gefestigt durch den Beitritt zu NATO und EU – voll ausleben können. Die zweite prägende Erfahrung heißt München 1938. Der damalige Pakt hat in vielen Tschechen ein starkes Unrechtsgefühl hinterlassen, als sie gesehen haben, dass die Mächte angesichts von Hitlers Drohungen bereit waren, zugunsten eines fragwürdigen Friedens ein alliiertes Land zu verraten. Mag sein, dass der Westen damals tatsächlich geglaubt hat, dass die Strategie lohnt und die Opferung eines kleinen demokratischen Staates Europa vor Schlimmeren bewahrt. Das entschuldigt den Westen aber nicht. Sein tragischer Irrtum bekräftigte bloß Hitler in seiner Annahme, dass er noch weitergehen kann. Diese Erfahrung lehrt, dass Appeasement keinen Aggressor stoppen kann. Doch nicht nur das. Am Beispiel der Tschechoslowakei kann man sehen, dass verzweifelte Länder auch verzweifelte Dinge tun können. Dazu gehört, sich zweifelhafte Verbündete zu suchen. Die Tschechoslowakei suchte sie im Osten und landete für weitere 40 Jahre unter dem Joch einer kommunistischen Diktatur – ein weiterer Grund, alles zu tun, um die Ukrainer vor einem solchen Irrtum zu bewahren... In den Dreißiger- und Vierzigerjahren spielte Deutschland leider eine unselige Rolle, die der des heutigen Russlands nicht unähnlich ist. Für uns ist jedoch eine große Inspiration, wie Deutschland sich mit seinem eigenen Versagen wie auch mit dem Unrecht, das es selbst erfuhr, auseinandergesetzt hat. Es hat einen sehr langen Weg zurückgelegt und ist eine starke Demokratie, eine Wirtschaftsmacht sowie der Motor der europäischen Integration geworden." [73] Statt sich auf die
großen Philosophen Wladimir Solowjew, Fichte oder Schelling zu berufen,
haben Politiker in der Bundesrepublick, insbesondere SPD-Politiker, sich
auf Witzfiguren der Frankfurter Schule wie Jürgen Habermas gestützt.
Sein Essay zum Krieg in der Ukraine in der „Süddeutschen Zeitung“
vom 29. April (F.A.Z. vom 30. April) bringt seine Sympathie für den
russischen Kommunismus zum Ausdruck. In seiner Naivität identifiziert
er die "Forderungen nach einer stärkeren Unterstützung der Ukraine
mit dem Zerrbild einer naiven, von Emotionen getriebenen und Konsequenzen
ausblendenden Gesinnungsethik, während er seinerseits die möglichen
Folgen einer von Zurückhaltung geprägten Position für die
Ukraine, den postsowjetischen Raum und die Völkerrechtsordnung als
Ganzes weitgehend ausblendet. Der Essay beginnt mit dem Versuch einer historischen
Einordnung, die so offensichtlich von deutschen Befindlichkeiten verzerrt
ist, dass sie bereits wenige Stunden nach der Veröffentlichung korrigiert
werden musste." Die Werke und Zeitungsartikel von Habermas sind quasi ein
Sammelsurium von "Fehlinterpretationen und Blindstellen". Eine erste Fehlinterpretation
ist es, schon die Sanktionen als „faktische Kriegsbeteiligung“ zu verstehen,
mit der man es „Putins Definitionsmacht“ überlasse, über einen
formalen Kriegseintritt des Westens zu entscheiden. "Es trifft aber nicht
zu, dass die Unterstützung der Ukraine – sei es durch Sanktionen oder
Waffenlieferungen – eine „faktische Kriegsbeteiligung“ konstituiert, die
von Russland lediglich formal anerkannt werden müsste. Völkerrechtlich
ist Kriegspartei, wer sich an einem bewaffneten Konflikt militärisch
beteiligt, nicht wer Aggressoren sanktioniert oder ihre Opfer – auch durch
Waffenlieferungen – unterstützt. Dies ist nicht nur gelebte völkerrechtliche
Praxis, sondern auch moralisch die einzige sinnvolle Position, da andernfalls
die normative Asymmetrie zwischen Rechtsbruch und Rechtsdurchsetzung zugunsten
der Rechtsbrecher aufgegeben würde. Im Gegensatz zu Russland haben
die die Ukraine unterstützenden Staaten ein Recht, von Repressalien
verschont zu bleiben, weil sie die geltende völkerrechtliche Ordnung
gegen einen Rechtsbruch verteidigen. Wie erklärt sich dieser leichtfertige
Umgang mit völkerrechtlichen Kategorien? Die Argumentation scheint
hier von dem Ansinnen motiviert, der berechtigten Warnung vor einer möglichen
Eskalation dadurch zusätzliches Gewicht zu verleihen, dass den russischen
Drohgebärden eine pseudorechtliche Qualität zugesprochen wird,
die ihnen nicht zukommt. Diese Indienststellung (völker-)rechtlicher
Begriffe für rhetorische Zwecke ist fatal, da sie dem russischen Narrativ
eines legitimen Selbstverteidigungskriegs gegen die NATO – sicherlich unbeabsichtigt
– den Anschein von Glaubwürdigkeit verschafft." Eine weitere zentrale
Schwachstelle des Essays ist, dass er die Zusammenhänge nicht durchschaut
und die fatalen Konsequenzen eines russischen Siegs nicht ausreichend gewichtet.
"Den Konsequenzen, die eine Zerschlagung der Ukraine oder die Einsetzung
einer Marionettenregierung für Leib, Leben und kollektive Selbstbestimmung
ihrer Bürger hätten, kommt in seinem konsequentialistischen Kalkül
nur eine Nebenrolle zu. Weitgehend ausgeblendet werden auch die möglichen
Folgen eines voreiligen Zurückschreckens vor Russlands nuklearen Erpressungsversuchen
für die Sicherheit anderer postsowjetischer Staaten wie Moldaus, Georgiens
oder Kasachstans und in letzter Konsequenz für die Verbindlichkeit
der völkerrechtlichen Ordnung." [74]
10. Geschichte Russlands; AmateurhistorikerPutin betätigt sich schon seit einiger Zeit als Chef-Amateurhistoriker. "Seine Thesen über Geschichte und Gegenwart der Ukraine sind wissenschaftlicher Unfug. Der Präsident hat aber zumindest in Russland die Macht, seine Sicht der Dinge zur „Wahrheit“ zu erklären", nicht zuletzt um den Angriffskrieg und die mit ihm einhergehenden Verbrechen irgendwie zu rechtfertigen. "Vor allem muss man befürchten, dass Putin und Lawrow den historischen Unsinn, den sie verbreiten, wirklich glauben. Da man über Lügen nicht verhandeln kann, ist es auch nicht möglich, den Weg zu gehen, den manche Friedensbewegte im Westen den überfallenen Ukrainern raten zu müssen glauben." [75]Die Erinnerung an die Zeit des „Großen Vaterländischen Kriegs“ von 1941 bis 1945 zwar war schon in der Ära von Staats- und Parteichef Leonid Breschnew (1964–1982) eine feste Größe im Jahresablauf und im öffentlichen Raum, und sie hatte auch in den 1990er-Jahren durchgehend eine hohe Bedeutung. "Immerhin wurde 1995 der Siegespark in Moskau eröffnet, und im selben Jahr wurde anlässlich der Feiern zum 50. Jahrestag des Sieges über Deutschland auch das Reiterdenkmal für Marschall Schukow auf dem Manegeplatz enthüllt. Dennoch war im neuen Jahrtausend nach dem Amtsantritt von Wladimir Putin und vor allem seit 2012 eine deutliche Intensivierung des Erinnerns an Siege, Heldentaten und die vergangene Größe Russlands zu beobachten. Als Akteure dieses Wandels traten neben dem Staat vor allem die russisch-orthodoxe Kirche und die Russische Militärhistorische Gesellschaft hervor. Insbesondere die Russische Militärhistorische Gesellschaft, gegründet im Dezember 2012 per Präsidialerlass Putins, entfaltete eine bemerkenswerte Tätigkeit. Zu ihrem Vorsitzenden wurde der damalige Kulturminister Wladimir Medinski gewählt. Die Gesellschaft sieht sich in der Tradition der von 1907 bis 1914 bestehenden Kaiserlichen Russischen Militärhistorischen Gesellschaft. Ziel der Gesellschaft ist laut ihrem Statut „die Konsolidierung der Kräfte des Staates und der Gesellschaft beim Studium der militärhistorischen Vergangenheit Russlands, die Mitwirkung beim Studium der russischen Militärgeschichte, die Verhinderung von Versuchen zu ihrer Verfälschung, die Gewährleistung der Popularisierung der Errungenschaften der militärhistorischen Wissenschaft, die Erziehung zu Patriotismus, die Hebung des Prestiges des Militärdienstes und die Bewahrung von Objekten des militärhistorisch-kulturellen Erbes“. Im Kuratorium sitzen unter anderem Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Innenminister Wladimir Kolokolzew, was den hohen Rang der Organisation unterstreicht. Die Militärhistorische Gesellschaft arbeitet eng mit dem Kulturministerium und dem Verteidigungsministerium zusammen, sie errichtet im ganzen Land Helden- und Schlachtendenkmäler, bisher mehr als 200 an der Zahl, sie veranstaltet anlässlich der Jahrestage bedeutender Schlachten spektakuläre Reenactments und Gedenk-Festivals, organisiert Ausstellungen und betreut Gedenkstätten sowie Museen, etwa das Museum des Sieges in Moskau, das Museum der heldenhaften Verteidigung und Befreiung Sewastopols und das Museum der Feldherren des Sieges in Staraja Russa. Entlang von Autostraßen wurden Informationstafeln zu Ereignissen des „Großen Vaterländischen Krieges“ aufgestellt, U-Bahn-Züge wurden mit militärhistorisch-patriotischen Inhalten dekoriert, Mitglieder der Gesellschaft fungierten als Berater bei der Produktion der vielen Spiel- und Dokumentarfilme, die Kriegen und Kriegshelden gewidmet sind." [76] Besonderen Stellenwert hat die Kinder- und Jugendarbeit. Ähnlich wie die Hitlerjugend, wird auch hier indoktriniert. "Systematisch wird militärisches Heldentum verklärt, werden Veranstaltungen angeboten, um die Jugend zu militarisieren. An Schulgebäuden wurden mehr als 2100 Gedenktafeln für Helden der Sowjetunion angebracht, die Gesellschaft veranstaltet „militärpatriotische Lager“ für Kinder und Jugendliche von zwölf bis 18 Jahren mit integrierten „Kursen für junge Kämpfer“.Gekleidet in historische Uniformen machen sich die Jugendlichen in diesen Lagern mit den Schlachten der Vergangenheit vertraut und erhalten eine einfache militärische Grundausbildung." [77] Gegen Denkmäler ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Im Stadtzentrum von Moskau etwa wurde 2016 auf dem Borowitzki-Platz ein gigantisches Denkmal für Wladimir den Heiligen enthüllt, den Fürsten, der von 978 bis 1015 in Kiew regierte und dort 988 das Christentum einführte. Nur wenn Putins Namenspatron Wladimir programmatisch für den Anspruch Moskaus auf die Tradition der Kiewer Rus und die gemeinsame Geschichte Russlands und der Ukraine steht und womöglich Putins Krieg gegen die Ukraine rechtfertigen soll, wird es problematisch. Natürlich können Reliefs Szenen zeigen aus den Schlachten gegen Napoleon, mit der Inschrift darunter: „Die Heerführer der russischen Armee – die Helden des Vaterländischen Krieges von 1812“, können Tafeln über die Befreiung Moskaus und die Wahl des ersten Zaren aus dem Hause Romanow im Jahr 1612 berichten, die „Wiedervereinigung von Russland und Kleinrussland“ im Jahr 1654 als Meilenstein verbucht, auch Peter I. und Katharina II. können als Lichtgestalten präsentiert werden und natürlich auch darüber: "Peter gegenüber stehen Negativfiguren wie der ukrainische Hetman Iwan Maseppa, der mit den Schweden paktiert hatte. Bei Katharina II. werden die Einnahme der Festung Ismail (ein wichtiger Sieg gegen die Türken) sowie die Angliederung der Krim und die Errichtung des Gouvernements „Neurussland“ besonders hervorgehoben. Die Aufteilung Polens wird als Wiedergewinnung der weißrussischen und ukrainischen Territorien beschrieben, die einst zur Kiewer Rus gehörten." [78] Auch wenn die Revolutionen von 1905 und 1917 als bedrohliche Machenschaften und als ein vom Westen gefördertes Zerstörungswerk in Szene gesetzt werden, kann das durchaus nachvollzogen werden. Die Hauptakteure werden genannt, vor allem die Bolschewiki. So heißt es über die „Verschwörung der Eliten“: „Alle, die die Monarchie stürzten und den großen Februar-Wirbel in Russland erzeugten, gehörten der Elite an. Der russischen Elite, die nach dem Rezept Otto von Bismarcks gefüttert wurde, der bekräftigt hatte: ‚Um Russland zu Fall zu bringen, muss man nur unter der Elite Verräter finden und aufpäppeln, und mit ihrer Hilfe das Selbstbewusstsein eines Teils des großen Volkes so weit verändern, dass es alles Russische hasst, seine Sippe hasst, und sich dessen nicht bewusst ist. Alles Übrige ist eine Frage der Zeit.‘ 1917 war diese Zeit gekommen.“ Allerdings die Unabhängigkeitsbewegung in der Ukraine als Teil dieser großen und vom Ausland gesteuerten Verschwörung gegen Russland darzustellen, trifft so nicht zu. [79] Seltsam ist zudem, dass die Kommunisten, die mindestens so grausam wenn nicht noch verheerender wüteten als die Nazis, vom Moment ihrer Machtergreifung an eine positive Wertung erhalten, weil es ihnen gelungen sei, die "Autorität des Staates wiederherzustellen. Dafür steht etwa das Zitat eines ehemaligen zarischen Generals: „Man kann viele Ideen der Bolschewiki vollständig ablehnen, man kann ihre Parolen für Utopien halten, aber man muss leidenschaftslos anerkennen, dass der Übergang der Macht in die Hände des Proletariats im Oktober 1917, durchgeführt von Lenin und Trotzki, die Rettung des Landes brachte, indem die Anarchie überwunden wurde.“ Bürgerkrieg und ausländische Intervention lassen den Staat zerfallen, aber von 1921 an geht es bergauf: Die Sowjetunion sammelt die verlorenen Gebiete wieder ein, ihre Bevölkerungszahl steigt, die Wirtschaftskraft wächst. Die Herrschaft Stalins wird mitsamt ihren schrecklichen Facetten gezeigt, aber vor allem als Zeit des Aufbaus, in der die Grundlage dafür geschaffen wurde, dass die Sowjetunion den Zweiten Weltkrieg gewinnen konnte. Daneben ein passendes Zitat von Putin: „Wir werden immer daran denken, dass der Sieg durch die Einigkeit und ehrliche Brüderschaft aller Völker der UdSSR erreicht wurde.“ Diese manipulative Geschichtsvermittlung erscheint zusammen mit den eingangs beschriebenen Maßnahmen als ein Gesamtkonzept für die patriotische Erziehung und Militarisierung der russischen Gesellschaft. Die Vergangenheit wird systematisch für Belange der Gegenwart in Stellung gebracht. Gefragt ist nicht kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte, sondern die Vermittlung einer eindeutigen Geschichtserzählung, in der die Guten und die Bösen klar benannt sind. "Alles läuft auf die Verherrlichung von Macht, Expansion des Imperiums, Kampf, Sieg und Heldentum hinaus. Wer sich dieser Erzählung verweigert oder auch nur versucht, sie zu relativieren, wird eingeschüchtert, bedroht oder als „ausländischer Agent“ gebrandmarkt. Davon zeugen unter anderem das Verbot von Memorial International, Gerichtsurteile gegen Historiker und Maulkörbe wie das 2014 erlassene Gesetz, das „Lügen“ über den Großen Vaterländischen Krieg unter Strafe stellt oder das 2021 in Kraft getretene Verbot, die Politik Stalins mit derjenigen Hitlers zu vergleichen. Sogar in die Verfassung wurde der Schutz des offiziellen Geschichtsnarrativs mittlerweile aufgenommen. In Artikel 67 heißt es: „Die Russländische Föderation ehrt die Erinnerung an die Verteidiger des Vaterlandes und stellt den Schutz der historischen Wahrheit sicher. Eine Herabsetzung der Heldentat des Volkes bei der Verteidigung des Vaterlandes wird nicht zugelassen.“ Der Historiker spricht von einer "mentalen Kriegsvorbereitung". [80] Von Rückschlägen
im aktuellen Ukraine-Krieg sollen die Russen ebenso wenig etwas mitbekommen
wie von den vermutlich Zigtausenden eigenen Kriegsgefallenen, von denen
einige noch im vergangenen Jahr an der Parade zum 9.?Mai teilgenommen haben
sollen. "Doch Fehler einzugestehen ist in Putins Apparat unmöglich,
nur der Weg nach vorne ist salonfähig. Man erwarte von Putin als Oberbefehlshaber
an diesem Montag „die Erklärung, dass unser Feind nicht nur die Nazis
in der Ukraine sind“, heißt es in einem am Wochenende von dem Geschäftsmann
Konstantin Malofejew veröffentlichten Appell; der Imperialist und
Monarchist wird schon mit Russlands Landnahme in der Ukraine von 2014 verbunden.
„Unser Feind sind die USA und die NATO.“ Man fordere, dass am 9. Mai ein
„Tribunal über ukrainische Neonazis“ geschaffen werde, schrieb Malofejew
und echote die Moskauer Rhetorik, „Nazis“ nun auch außerhalb der
Ukraine jagen zu wollen: „Alle Verbrecher müssen bekommen, was sie
verdienen, in Mariupol, in Kiew, London und Washington.“ Niemand sollte
Stalins Entscheidungen im und vor dem Krieg hinterfragen; im sogenannten
Großen Terror hatte er die Rote Armee gleichsam enthaupten lassen
und Angriffswarnungen ignoriert. In dieser Tradition steht Putin, der Stalins
Bündnis mit Hitler der Jahre 1939 bis 1941 gerechtfertigt und Polen
eine Mitschuld am Zweiten Weltkrieg gegeben hat. Russland erinnert an den
Sieg im „Großen Vaterländischen Krieg“, und der beginnt erst
mit dem deutschen Angriff. [81]
11. Dem Moskauer Patriarchen Kirill droht wegen dessen Rechtfertigung des Ukrainekrieges und seiner Unterstützung der häretischen Ideologie der „Russischen Welt“ die ExkommunikationEin Historiker der Humboldt-Universität zu Berlin.schreibt zurecht: "Während die russische Armee im Osten der Ukraine derzeit eine Ortschaft nach der anderen in Schutt und Asche legt und immer weiter vorrückt, scheint es, als müsse die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) gerade eine schwere Niederlage einstecken." Ein Landeskonzil aus Bischöfen, Priestern, Mönchen und Laien erklärte die „vollständige Eigenständigkeit und Unabhängigkeit“ der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK), die seit 1990 als autonome Kirche dem Moskauer Patriarchat unterstand. Hierzu seien „einschlägige Ergänzungen und Änderungen des Statuts“ der UOK beschlossen worden. "Die Bedeutung dieser Versammlung und ihres Beschlusses lässt sich schon daran ablesen, dass das letzte Landeskonzil der UOK vor mehr als zehn Jahren, im Juli 2011, zusammengetreten war. Das jetzige Konzil fand übrigens auf den Tag genau dreißig Jahre nach der Bischofssynode von Charkiw statt, welche den damaligen Kiewer Metropoliten Filaret für abgesetzt erklärt hatte, weil dieser zusammen mit den anderen ukrainischen Bischöfen es im November 1991 gewagt hatte, den Moskauer Patriarchen um die Verleihung der kirchlichen Selbständigkeit, der „Autokephalie“, zu bitten. Genau drei Jahrzehnte später hat die UOK von sich aus nun doch ihre Unabhängigkeit von Moskau erklärt. Dieser Paukenschlag kam wiederum nur drei Tage nach einem Konzil der mit der UOK konkurrierenden autokephalen Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), welche der Ökumenische Patriarch 2019 in die Selbständigkeit entlassen hatte. Weder die ROK noch deren ukrainischer Zweig, die UOK, erkennen aber bislang diese Kirche als kanonisch an. Doch die OKU forderte bei ihrem Konzil die UOK auf, sich endlich vom Moskauer Patriarchen Kirill loszusagen wegen dessen Rechtfertigung des Ukrainekrieges und seiner Unterstützung der häretischen Ideologie der „Russischen Welt“ und mit ihr, der OKU, in einen konstruktiven Dialog zu treten." [82]In der Erklärung
ihres Landeskonzils hat die UOK nun am vergangenen Freitag erstmals explizit
ihre „Ablehnung der Position von Patriarch Kirill von Moskau und ganz Russland
zum Krieg in der Ukraine“ erklärt und den Krieg unmissverständlich
als Verstoß gegen das fünfte Gebot („Du sollst nicht töten“)
bezeichnet. Schon gleich am ersten Tag des Krieges hatte Metropolit Onufrij,
der seit 2014 an der Spitze der UOK steht, erklärt, ein solcher brudermörderischer
Krieg lasse sich mit nichts rechtfertigen, „weder vor Gott noch vor den
Menschen“. Seither hatte Onufrij, wie er jetzt im Rahmen des Konzils berichtete,
mehrfach mit Patriarch Kirill telefoniert, doch ohne Erfolg. "Kirill hatte
wiederholt öffentlich den Krieg theologisch und historisch gerechtfertigt,
zuletzt auch in einer Rede vor dem Russischen Föderationsrat am 17.
Mai. Die viel beschworene „Symphonie“ von Orthodoxer Kirche und Staatsmacht,
die im Falle Kirills dazu führte, dass schließlich selbst der
eigentlich um diplomatische Zurückhaltung bemühte Papst ihn als
„Staatskleriker“ und „Messdiener Putins“ bezeichnete, hat zu erheblichen
Dissonanzen zwischen der Russischen und der Ukrainischen Orthodoxen Kirche
geführt. Angesichts von Kirills Interpretation der „militärischen
Spezialaktion“ Russlands als einer notwendigen Verteidigung der Einheit
der heiligen Rus gegen feindliche westliche Kräfte blieb der UOK offenbar
keine andere Wahl, als nunmehr ihre vollständige Unabhängigkeit
von der ROK zu erklären. Ist der Krieg doch der Vater aller Dinge?"
Am 11. April 2022 war ein Appell von Priestern an die Oberhäupter
der Orthodoxen Kirchen und zwei Tage später ein weiterer Appell von
Laien an Metropolit Onufrij veröffentlicht worden. "In beiden Erklärungen
wurde nicht nur verlangt, die gottesdienstliche Kommemoration von Patriarch
Kirill als Kirchenoberhaupt zu beenden, sondern auch dessen Verurteilung
und Exkommunikation als Vertreter der imperialistisch-nationalistischen
Häresie der „Russischen Welt“ gefordert. Dass es sich bei der von
Staat und Kirche in Russland gleichermaßen propagierten Lehre der
„Russischen Welt“ (in scharfer Abgrenzung zur „Westlichen Welt“) um eine
theologische Irrlehre handle, die einen politischen mit einem kirchlichen
Imperialismus verbinde und nun zur Rechtfertigung des Krieges diene, ist
auch die Kernaussage einer theologischen Erklärung, die seit ihrer
Veröffentlichung am 13. März – dem Sonntag der Orthodoxie – von
fast 1500 orthodoxen Theologen weltweit unterzeichnet worden ist." [83]
12. Wenn Verschwörungstheoretiker an der Regierung sind und ein Staat zum Terrorstaat wirdWas man in Moskau unter gemäßigt und ausgewogen versteht – mit Blick auf den Westen insgesamt –, machte kürzlich der frühere russische Präsident und Regierungschef Dmitri Medwedew klar, der seit 2012 die Kreml-Partei „Einiges Russland“ führt und zudem Vizechef des Sicherheitsrates von Präsident Wladimir Putin in Moskau ist. In einem Post auf Telegram begründete Medwedew den scharfen Ton seiner antiwestlichen Tiraden: „Ich werde oft gefragt, warum meine Telegram-Posts so hart sind. Die Antwort ist: Weil ich sie hasse. Sie sind Bastarde und Abschaum. Sie wollen unseren Tod, den Tod Russlands. Und solange ich lebe, werde ich alles tun, um sie verschwinden zu lassen.“ ... In den italienischen Medien, auf den Titelblättern aller maßgeblichen Zeitungen, fand Medwedews Hassgeständnis am Mittwoch ein breites Echo. Das konservative Blatt „Il Giornale“ titelte: „Moskau spricht wie der IS: Bastarde im Westen“. Die linke „Repubblica“ und die rechte „Stampa“ beklagten fast wortgleich Medwedews „Hassdelirium“ gegen den Westen. Im rechtspopulistischen „Libero“ hieß es: „Moskau lässt die Maske fallen: Tod dem Westen“. In Italien geht es auch darum, ob und wie Moskau hinter den wie konzertiert wirkenden Aktionen der einschlägigen „Russlandversteher“ Italiens stecke. [84]Wenn die Ukraine
und mehrere ostmitteleuropäische Staaten Russland inzwischen offiziell
als "terroristischen Staat" bezeichnen, ist das keine Rhetorik, sondern
die "Feststellung einer Tatsache", oder wie sollte man es sonst nennen,
wenn bei absichtlich herbeigeführten schweren Explosionen mitten in
einer friedlichen Stadt Menschen getötet und verletzt werden, wenn
nicht als Terroranschlag. Zur Zeit vergeht kein Tag, an dem die russischen
Streitkräfte nicht zivile Ziele in ukrainischen Städten beschießen.
"Ihre Treffer in Krankenhäusern, Wohnhäusern und Einkaufszentren
sind keine Versehen. Seit Tagen mehren sich die Berichte darüber,
dass erntereife Getreidefelder in Brand geschossen werden." Zudem arbeitet
Russland mit Terrorstaaten wie Iran und Nordkorea zusammen. [85]
13. Russland als orientalische Despotie; Taliban im KremlSchon Fichte hatte die "orientalische Despotie" immer als Negativ-Beispiel angeführt. Wie kommt es aber, dass Russland sich quasi wie eine orientalische Despotie benimmt? "Der Schock, der sich tief in die kollektive Psyche des russischen Volkes eingraben sollte, ereignete sich vor ungefähr 750 Jahren, als die ersten mongolischen Reiter in den verschneiten russischen Wäldern auftauchten. Im Winter 1237/38 wurde Russland von den Mongolen erobert und verwüstet. Das nächste Ziel des Mongolensturms war Mitteleuropa. 1241 wurden in der Schlacht bei Liegnitz, das heute in Polen liegt, ein schlesisches Ritterheer und in der Schlacht am Sajo-Fluss ein ungarisches Heer vernichtet. Der militärischen Macht der Hirtennomaden aus der asiatischen Steppe, die über die beste Kavallerie der Welt verfügten, hatte der Westen wenig entgegenzusetzen. Wahrscheinlich hätten sie ganz Europa erobert, wenn nicht am 11. Dezember 1241 der Groß-Khan Ögödäi, Sohn des legendären Dschingis Khan, gestorben wäre. Dies veranlasste den mongolischen Heerführer Batü zum Rückzug. Europa blieb verschont. Russland aber sollte 250 Jahre von den Mongolen beherrscht bleiben." Hat das noch etwas für das heutige Russland zu bedeuten? Haben die Zaren, haben Lenin, Stalin und Putin etwas mit Dschingis Khan zu tun? Insofern als Russland immer noch eine „asiatische Despotie“ ist. Darunter ist eine despotische Herrschaftsordnung zu verstehen, die folgende Merkmale aufweist: Individuelle Eigentumsrechte spielen nur eine geringfügige Rolle. Der größte Teil von Grund und Boden gehört dem Staat. Die herrschende Klasse definiert sich aufgrund ihrer Stellung im Staatsapparat und nicht durch Privateigentum an Produktionsmitteln. Separate Machtzentren außerhalb von Herrscherhaus und Staatsapparat, etwa ein selbstbewusster Adel, autonome Städte oder eine unabhängige Kirche, existieren nicht. "Der Begriff der „asiatischen Despotie“ ist sehr alt. Schon Herodot beschrieb die Macht- und Prachtentfaltung der persischen Gottkönige als eine den Griechen wesensfremde politische Ordnung. Aristoteles war der Ansicht, dass Asiaten eher als Europäer eine despotische Herrschaft ertragen würden. Ähnliche Gedanken finden sich bei Hobbes, bei Machiavelli, bei Montesquieu, Hegel und Karl Marx. Letzterer hatte mit dem Begriff der „asiatischen Produktionsweise“ eine despotische politische Ordnung beschrieben, in der der Staat das ganze Wirtschaftsleben beherrscht. Marx begründete diese Staatsform mit den geografischen und klimatischen Bedingungen des Orients, die eine großräumige künstliche Bewässerung erforderlich machten. Nur ein zentralistisch-despotischer Staat sei imstande, solche Projekte durchzuführen. Klassische Beispiele sind das pharaonische Ägypten mit seiner Nil-Regulierung, das mesopotamische Zweistromland und das alte China. Marx betrachtet Russland als „asiatische“ beziehungsweise „orientalische“ Despotie. Er führt ihre Entstehung auf die Mongolenherrschaft zurück. In seiner Schrift „Enthüllungen zur Geschichte der Diplomatie im 18. Jahrhundert“ schreibt Marx: „Der blutige Schlamm mongolischer Sklaverei und nicht die rüde Herrlichkeit der Normannenzeit war Moskaus Wiege, und das moderne Russland ist nur eine Metamorphose dieses mongolischen Moskaus.“ [86]Unter dem Joch der Invasoren mussten die russischen Fürsten den Mongolen-Khanen huldigen und waren ihnen tributpflichtig. Die Mongolen ernannten einen russischen Fürsten ihres Vertrauens zum Großfürsten, der die Oberaufsicht über die anderen Fürsten auszuüben hatte und an den später auch die Tributeinziehung delegiert wurde. Dabei nutzten sie geschickt die internen Streitigkeiten innerhalb des russischen Adels für ihre Zwecke aus. Gelegentliche Strafexpeditionen reichten aus, um die mongolische Herrschaft zu sichern, ohne dass Russland dauerhaft militärisch besetzt werden musste. "Man darf nicht vergessen, dass Großfürst Alexander Nevskij, der die in Russland eingedrungenen Deutschen Ordensritter 1242 auf dem Eise des zugefrorenen Peipus-Sees schlug und damit zum russischen Nationalhelden avancieren sollte, gleichzeitig eine Erfüllungspolitik gegenüber den mongolischen Herren im Osten betrieb. Doch langfristig sollte sich die Herrschaft der Mongolen als verhängnisvoll für die weitere Entwicklung Russlands erweisen. Vorher hatte es föderalistische Strukturen und stabile Eigentumsverhältnisse gegeben. Unter den Mongolen hingegen wurden die Grundlagen für die spätere Machtposition der russischen Großfürsten und damit für ein zentralistisches Herrschaftssystem mit allen seinen Konsequenzen gelegt, wie es nie zuvor in Russland bestanden hatte. Damit wurden die Weichen für die weitere russische Geschichte gestellt. Die despotische Macht des russischen Zentralstaats in Gestalt der Moskauer Großfürsten konnte sich erst nach dem Ende der mongolischen Vorherrschaft entfalten. Im 14. und 15. Jahrhundert wurde allmählich die Freizügigkeit der altrussischen Aristokraten – der Bojaren – eingeschränkt. Während ein Adeliger im alten Russland das Recht hatte, seinen Fürsten zu verlassen und seine Dienste einem anderen anzubieten, wurden diese Rechte unter den Moskauer Großfürsten allmählich ganz abgeschafft. Zudem wurden die Bojaren aus den von Moskau eroberten Gebieten häufig in andere Regionen verschickt, gleichzeitig aber Moskauer Bojaren in den eroberten Gebieten angesiedelt. Damit wurde eine lokale Verwurzelung des Adels verhindert und regionales Eigenleben erstickt. Auch die Kirche wurde dem Moskauer Staat untergeordnet. 1459, sechs Jahre nach der Eroberung von Konstantinopel durch die Osmanen, beschloss eine Moskauer Bischofssynode, dass der Metropolit als der höchste Würdenträger der Russischen Orthodoxen Kirche nach seiner Wahl nicht mehr der Zustimmung des ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel bedürfe, sondern allein der Zustimmung des Moskauer Großfürsten. Fortan sollte, anders als in Westeuropa, die Kirche in Russland völlig von der Staatsmacht abhängig sein. Nach dem Fall Konstantinopels bildete das Moskauer Großfürstentum die wichtigste Macht der orthodoxen Kirche. Als Großfürst Iwan III. (1462–1505) die Nichte des letzten byzantinischen Kaisers heiratete, wurde in Moskau byzantinisches Hofzeremoniell eingeführt und der kaiserliche Doppeladler von Byzanz ins Wappen des Großfürsten aufgenommen. Iwan III., der als erster russischer Herrscher den Zarentitel führte, betrachtete Russland als Nachfolger des byzantinischen Reichs, als das – nach Konstantinopel – „dritte Rom“.So bildete sich bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts in Russland eine autokratische Staatsform heraus, die in Europa ihresgleichen suchte. Ihren Höhepunkt erreichte sie unter der Herrschaft Iwans des Schrecklichen (1547 – 1584), der auf Russisch den Beinamen „der Gestrenge“ trägt. Er versuchte in einer blutigen „Revolution von oben“ eine ganze soziale Klasse – die Hocharistokratie – auszuschalten und sie durch eine neue, in völliger Abhängigkeit vom Staat befindliche soziale Schicht zu ersetzen. In riesigen Gebieten des Russischen Reichs wurde der Grundbesitz des Adels konfisziert, die Bojaren wurden umgesiedelt oder ermordet. Die freigewordenen Ländereien wurden als Dienstgüter an Günstlinge des Zaren verteilt. Sie wurden zur dominierenden Form der Agrarstruktur in Russland. Es handelte sich dabei um Gutswirtschaften, die vom Zaren für eine begrenzte Zeitdauer gegen meist militärische Dienstpflichten vergeben wurden und von ihm wieder zurückgefordert werden konnte. Mit dieser eigentümlichen Koppelung von Landbesitz und Dienstpflicht verschwanden die traditionellen Erb- und Eigentumsrechte der Adeligen. Sie waren nun völlig von der Gnade des Zaren abhängig. Das russische Herrschaftssystem unterschied sich demnach grundlegend vom westeuropäischen Feudalismus, in dem die politische Macht dezentralisiert und durch Adel, Kirche und autonome Städte begrenzt war. In Russland wurden Adel, Kirche und Städte von einem Staat kontrolliert." [87] Der erste moderne Herrscher Russlands war Zar Peter der Große (1689 – 1725). Mit seinem Programm einer gewaltsamen Europäisierung wurden zwar Heer, Verwaltung und Erziehungswesen modernisiert. Der Charakter des Adels als Staatsdienertum wurde aber sogar noch stärker institutionalisiert, und die Leibeigenschaft wurde verschärft. Auf Peters Herrschaft folgten dann jedoch instabile politische Verhältnisse. Die Thronfolge wurde nach und nach vom Adel und der Unterstützung der Garderegimenter abhängig. 1762 wurde die Befreiung des Adels von der Dienstpflicht verkündet, 1785 wurde der adelige Grundbesitz zum Privateigentum erklärt. Die beiden überaus mächtigen Zaren Alexander I. und Nikolaus I. scheiterten mit ihren Plänen, zugunsten der ökonomischen Entwicklung die Leibeigenschaft abzuschaffen, am Widerstand der erstarkten Aristokratie. Dies sollte erst 1861 unter Zar Alexander II. gelingen. So wurden in den 99 Jahren zwischen 1762 und 1861 drei Säulen der alten Ordnung beseitigt: die Dienstpflicht des Adels, der Eigentumsanspruch des Staats auf das Land der Aristokratie und die Leibeigenschaft. Das waren wesentliche Voraussetzungen für die Modernisierung Russlands. "Trotzdem stößt man auch im Russland des 19. Jahrhunderts noch auf viele Merkmale des „orientalischen Despotismus“: Die Macht des Zaren blieb absolut. Die Unterordnung der Kirche unter den Staat blieb bestehen. An der mangelnden Autonomie der Städte änderte sich wenig. Ein Ständewesen im europäischen Sinne konnte sich nicht entfalten. Das russische Erbrecht, das Fideikommiss und Erstgeburtsrecht nicht kannte, führte zu einer Zersplitterung des Privateigentums. Durch die Aufteilung des Landbesitzes auf alle Söhne wurden große Adelsvermögen in der Regel innerhalb weniger Generationen ruiniert. Und in der russischen Dorfgemeinschaft wurde das dem einzelnen Bauern zur Nutzung zugeteilte Land in regelmäßigen Abständen umverteilt, wobei die Landzuteilung jeweils von der Größe der Bauernfamilie abhing. Zwar wäre es verfehlt, hier von einer „kollektivistischen“ Nutzung des Bodens zu sprechen. Aber um Privateigentum im westlichen Sinne handelte es sich nicht. Die Instabilität der Eigentumsverhältnisse korrespondierte mit der dominierenden Stellung des Staats in der russischen Volkswirtschaft. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren ungefähr zwei Drittel der Industriearbeiter in staatlichen Betrieben beschäftigt. Das russische Bankensystem war überwiegend in staatlicher Hand. Die Steuerbelastung war hoch. Erst die allmähliche Herausbildung kapitalistischer Wirtschaftsformen sorgte für eine langsame Zersetzung dieser Strukturen. Vor allem zwischen 1906 und 1914 war eine rasante wirtschaftliche Entwicklung zu verzeichnen, die der russischen Volkswirtschaft eine der höchsten Wachstumsraten Europas bescherte und zu einer deutlichen Stärkung des privaten Unternehmertums führte. Die politischen Strukturen blieben aber autoritär. Hinzu kam ein staatlich gelenkter Antisemitismus, wie es ihn damals nirgendwo in Europa gab. Die Machtposition des Herrschers blieb auch dann, als 1905 ein mit geringen Machtbefugnissen ausgestattetes Parlament samt politischen Parteien zugelassen wurde, noch ungleich größer als etwa im kaiserlichen Deutschland." [88] Die demokratische Februarrevolution von 1917 schien diese Strukturen zu überwinden. Doch erstanden sie schon ein halbes Jahr später mit der Oktoberrevolution in anderem Gewand wieder auf. "Unter dem kommunistischen Regime entstand ein Staat mit einer Allmacht, der die meisten in der Geschichte bekannten orientalischen Despotien in den Schatten stellt. Vor diesem Hintergrund erscheint die These von Russland als „orientalischer Despotie“, so alt sie ist, bis heute höchst plausibel. Russland steht damit nicht nur außerhalb der europäischen Geschichte, es ist in diesem Sinne sogar „asiatischer“ als viele Länder Asiens." [89] In Russland hat sich
heute nahezu die gesamte Kulturelite gegen den Ukrainekrieg gestellt. Das
Putin-Regime findet keine Unterstützer unter Intellektuellen und Kreativen,
es ist wie die Taliban, die die Masse ihrer urbanen Mitbürger unterdrücken
wollen. [90]
14. Nationalboschewismus und Antisemitismus und Nähe zum Islam; Mehr als neunzig Prozent aller russischen Wissenschaftler lehnen Putins Kriegspolitik abPhilosoph, Politologe und Putin-Berater Alexander Dugin vertritt die unanfechtbare Überlegenheit der eurasischen Zivilisation über die westliche Welt. Wie eine islamische Doktrin unterteilt die Dugin’sche Familienideologie die Welt in Licht und Finsternis. Sie ist ziemlich primitiv und basiert auf der Überzeugung, die „Angelsachsen“, die die Zivilisation des Meeres unterstützen, seien schuld an allen Übeln, während Eurasien ohne klar umrissene Grenzen das göttliche Geschenk des Landes sei. "Dugin hat eine Evolution vom Sowjetgegner und philosophierenden halbherzigen Dissidenten bis zum stahlharten Bollwerk der Putin’schen Diktatur durchlaufen.. Für seine politische Mystik mixte Dugin schwer kombinierbare Zutaten: radikal rechte und radikal linke Anschauungen, nämlich die zarte Neigung zur Monarchie, Nationalbolschewismus, Imperialismus ohne Grenzen, Populismus, Orthodoxie, strenge Verehrung der Tradition inklusive der „Schwarzhundertschaft“, einer breiten wiederbelebten antisemitischen Bewegung aus der vorrevolutionären Geschichte. Zur Erreichung dieses Ziels skandierte Dugin anlässlich des „russischen Frühlings“ im Donbass 2014 in einem im russischen Netz berühmten Video: „Töten, töten, töten!“ Gemeint sind Ukrainer." [91]Wo wurzelt die politische Mystik, an der Darja erkrankte? "Zum einen baut Dugins Denken auf einer russischen Orthodoxie, die dem strengen Islam nähersteht als anderen Zweigen des Christentums, auch wenn sie verbal natürlich „Frieden für die ganze Welt“ vertritt. Doch der Krieg begann, und die russisch-orthodoxe Hierarchie mit ihrem Patriarchen Kirill an der Spitze verbündete sich mit dem Kreml in der Kriegspropaganda. Was die literarischen Wurzeln betrifft, so handelt es sich um eine Mischung aus russischen Slawophilen und Großmachtideologen – „Derschawniki“, von „derschawa“ für Großmacht –, unter denen besonders Konstantin Leontjew (1831 bis 1891) verehrt wird, ein ultrakonservativer Philosoph des 19. Jahrhunderts, Feind des Westens, dabei zugleich ein extravaganter Ästhet. Dugin hatte aber auch zeitgenössische Lehrer, darunter den vom Jenseits besessenen Schriftsteller Juri Mamlejew (1931 bis 2015), der übrigens nicht nur mit ihm, sondern auch mit mir zu reden wusste. Den Nationalbolschewismus entwickelte Dugin zusammen mit dem 2020 verstorbenen Eduard Limonow, einem Anarchisten, der zugleich der imperialen Idee anhing." [92] Die Nähe zum Islam in der russischen Führung zeigt sich auch darin, dass Russland Aserbaidschan und die Türkei unterstützt, nicht jedoch das christliche Armenien. "Für den Eriwaner Politologen Stepan Grigorjan geht der Regierungschef nicht weit genug in seiner Distanzierung von Moskau. „Im Krieg hat uns Russland nicht geholfen“, sagt Paschinjan mit Blick auf die Niederlage von 2020. „Jetzt ist es schlimmer: Russland hilft Aserbaidschan.“ Grigorjan ist überzeugt, dass dies mit der Türkei zu tun hat, Bakus Verbündetem, der die westlichen Sanktionen gegen Russland nicht mitträgt und auch als „Spalter“ in der NATO für Moskau noch wichtiger geworden ist. Der Karabach-Konflikt war eines der Themen, als die Präsidenten Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan am 5. August im russischen Sotschi zusammenkamen. Putin überlasse Baku Karabach, „damit ihm die Türkei hilft“, sagt Grigorjan. Es sei bezeichnend, dass Baku die „Minsker Gruppe“ zum Karabach-Konflikt der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa für „tot“ erklärt hat und allein auf Moskau als „Vermittler“ setze. Russland sei „nicht neutral“. Grigorjan hofft auf die EU, die an diesem Mittwoch ein Treffen Paschinjans und Alijews ausrichtet, und auf die Vereinigten Staaten, die einen neuen Kovorsitzenden der „Minsker Gruppe“ ernannt haben. Paschinjan müsse offen sagen, „dass Russland gegen uns ist“, fordert Grigorjan. Armenien solle aus Russlands Verteidigungsbündnis ODKB austreten und „echte Verbündete“ finden." [93] Studenten und Lehrkräfte werden systematisch auf staatstreuen Propagandismus eingeschworen, mit Drohgebärden eingeschüchtert und bei Widerstand ausgeschlossen oder verhaftet. "Bezeichnend ist dabei eine Stellungnahme, welche der Russländische Rektorenverband kurz nach Kriegsbeginn lanciert hatte: „Die wichtigste Pflicht“, heißt es hier, bestehe nun darin, „den Lehrprozess weiterzuführen und die Jugend zum Patriotismus und zur Stützung des Vaterlands zu erziehen“. Diese Erklärung haben mehr als 250 von insgesamt siebenhundert Verbandsmitgliedern unterzeichnet, darunter die Rektoren der wichtigsten russischen Universitäten. Als Reaktion auf die Veröffentlichung der Stellungnahme wurden die meisten russischen Hochschulen Anfang April aus dem Bologna-Verbund ausgeschlossen. Freilich war das russische Bildungsministerium dieser Entscheidung zuvorgekommen. Schon im Mai hieß es, man wolle aus Bologna aussteigen. Die westlichen Lehrpraktiken, so die Begründung, dürfe man nicht blind kopieren. Freilich: Die Angaben darüber, wie genau die bestehenden universitären Curricula nun umgestaltet werden müssen, sind widersprüchlich, obwohl das neue Bildungssystem zumindest teilweise schon zum Wintersemester 2023 eingeführt werden soll. Offenbar ist eine modifizierende Rückkehr zum einstufigen sowjetischen Bildungssystem geplant, was zu Recht auf Unmut stößt. Der Bildungs- und Wissenschaftsminister Valeri Falkow ließ jedenfalls verlauten, es gehe dabei um eine Modernisierung, nicht um eine Isolation des russischen Bildungssystems, und Falkows Stellvertreter mokierte sich sogar: „Nicht wir sind aus dem Bologna-System ausgetreten, sondern das Bologna-System aus uns.“ Dies ist ein glänzendes Beispiel solcher demagogischer Rhetorik, die jede Art von Sanktionierung und Ausschluss zur Heroisierung russischer Autonomie umzumünzen weiß... Neben aufenthaltsrechtlichen und reisetechnischen Problemen wird dies allerdings auch dadurch erschwert, dass die internationale Lizenzierung von Fremdsprachenkenntnissen – beispielshalber nach TOEFL und IELTS – in Russland ebenfalls kaum mehr möglich ist. Diese Abschottungsstrategie setzt sich im Wissenschaftsbetrieb fort: Auslandsreisen von wissenschaftlichen Angestellten werden künftig streng überwacht, jeder Kontakt mit ausländischen Kollegen soll möglichst nicht unter vier Augen stattfinden, den Vorgesetzten im Voraus gemeldet und anschließend in einem Bericht erfasst werden. Zugleich hat Russland wie in anderen, so auch im wissenschaftlichen Sektor einen enormen Brain Drain zu gewärtigen. Schon in den Vorjahren war die Auswanderungsrate des akademischen Personals rapide angestiegen, auf zigtausend jährlich." [94] All dies lässt
die Rückkehr zu den schlimmsten denunziatorischen und doktrinären
Praktiken der Sowjetzeit befürchten – unter technologisch perfektionierten
Bedingungen. "Hoffnung macht immerhin, dass selbst angesichts unvermeidlicher
Repressalien die Zahl jener Hochschulangehöriger, die sich mehr oder
minder offen zum Widerstand bekennen, keinesfalls gering ist – von Studenten
bis hin zu Rektoren. So kann man gegenüber der anfangs zitierten Stellungnahme
des Rektorenverbandes die zahlreichen Aufrufe in die Waagschale werfen,
die Tausende Studenten, Dozenten und Akademiemitglieder unterzeichneten,
darunter einige der prominentesten russischen Wissenschaftler wie der Nobelpreisträger
in Physik Konstantin Novoselov. Nicht wenige weigern sich, propagandistische
Vorlesungen abzuhalten oder daran teilzunehmen. Ohnehin scheinen die meisten
Studenten der ideologisch eingetrübten Lehre kein Vertrauen zu schenken.
Und: Mehr als neunzig Prozent aller russischen Wissenschaftler lehnen einer
Erhebung zufolge Putins Kriegspolitik ab – sie bilden damit die Berufsgruppe
mit dem bei Weitem größten Anteil an Regimekritikern. Es lohnt
sich für den Westen, den Kontakt zu diesen politischen und akademischen
Verbündeten nicht abbrechen zu lassen." [95]
15. Verkehrte Wissenschaft und Philosophie; Massenhafte Ausweisung der intellektuellen Elite durch die Sowjetmacht; Gründe für die Rückständigkeit Russlands gegenüber der westlichen Zivilisation; Putin, Lenin, Trotzki, Iwan IljinBeginnend mit dem 24. Februar, hat eine enorme Anzahl von Russen (Studenten, Professoren, Musiker, Schriftsteller) die Heimat verlassen, da sie nicht einverstanden waren mit Putins Krieg gegen die Ukraine. "Ein neuerlicher Abschied vom Verstand begann mit dem Septembertag, an dem die „teilweise“, in Wirklichkeit aber chaotische und hirnlose Mobilmachung verkündet wurde, als sich die hellhörigsten und gescheitesten jungen Leute überstürzt ins Ausland absetzten, alle Schwierigkeiten überwindend, um nur nicht in den Krieg gegen die Ukraine zu geraten. Sie hauen ab im Auto, auf dem Fahrrad oder dem E-Scooter und sogar zu Fuß, durch die Steppe nach Kasachstan und auch nach Kirgisistan, Georgien, Norwegen – egal wohin, Hauptsache weg. Indem Russland seine jungen Köpfe verliert, geht ihm rasant seine Zukunft verloren. Und diejenigen, die nicht geflohen sind, haben die traurige Chance, aus der Ukraine als Fracht 200, wie es in der russischen Armee heißt, zurückzukehren – im Sarg oder Leichensack. Ihren Tod vergüten die Wehrkommandos den Verwandten mit Geld, der eine kauft davon ein Auto, der andere eine Kuh oder ein Schwein." [96]Russland verabschiedet sich nicht zum ersten Mal vom Verstand. Unter Nikolai I. veröffentlichte 1836 der Philosoph Pjotr Tschaadajew den „Ersten Philosophischen Brief“, in dem er die Gründe für die Rückständigkeit Russlands gegenüber der westlichen Zivilisation beschrieb sowie die Unfähigkeit des Landes, einen Staat aufzubauen. Das war, wie der Schriftsteller und Emigrant Alexander Herzen schrieb, „ein Schuss in dunkler Nacht“. Der Zar ließ den Philosophen für verrückt erklären. "Ärzte wurden beauftragt, ihn regelmäßig zu untersuchen. Eine subtilere Verhöhnung ist schwer vorstellbar. Dieser Fall wurde zum Symbol. Möglicherweise war da der klügste Mann Russlands zum Idioten erklärt worden. Die kollektive Verbannung des Verstandes vom russischen Territorium begann später, als die Sowjets an die Macht kamen. Wir begehen in diesen Tagen ein eigenartiges Jubiläum. Vor hundert Jahren machten sich der deutsche Dampfer „Oberbürgermeister Haken“ und wenige Wochen darauf das Trajektschiff „Preußen“ mit einer einzigartigen philosophischen Fracht aus Petrograd nach Deutschland auf – an Bord befanden sich die klügsten Köpfe Russlands jener Zeit. Im Grunde genommen war das eine Geste der Nachsicht. Lenin hatte eigentlich vor, sie nach Sibirien zu verbannen oder sie zu erschießen, aber dann wurde entschieden, einen der proletarischen Diktatur nicht wesenseigenen Humanismus walten zu lassen – und man schickte sie ins Ausland. Trotzki schrieb: „Wir haben diese Leute ausgewiesen, da es keinen Anlass gab, sie zu erschießen, aber sie noch länger zu ertragen war unmöglich.“ Auf Lenins Befehl schickte man die Wissenschaftler in die unbefristete Emigration, ohne Rückfahrkarte, als „Kriegsspione“ und Handlanger der Weißgardisten. Im Kampf gegen Andersdenkende hat sich Russland zu keiner Zeit um irgendetwas geschert. Hartes Abrechnen mit unliebsamen Personen, einschließlich des jungen Dostojewski, der wegen einer Lappalie ins Straflager geschickt wurde, war an der Tagesordnung. Doch die massenhafte Ausweisung der intellektuellen Elite durch die Sowjetmacht stellte einen beispiellosen politischen Willkürakt dar. In einem Brief an Stalin vom Sommer 1922 teilte Lenin seine Überlegungen mit: „. . . müsste man ein paar hundert solcher Herrschaften gnadenlos ins Ausland abschieben. Wir werden Russland auf lange Zeit säubern.“ Gesagt, getan. Mit Hilfe von Felix Dserschinski, dem Chef der GPU (dem Vorläufer von NKWD-KGB), wurden Listen der „Fünften Kolonne“ zusammengestellt. Wohnungen der zur Ausweisung Bestimmten wurden durchsucht, Professoren unter Hausarrest gestellt. Später, während der Perestroika, wurde dem Schiff, mit dem die unliebsamen Denker abgeschoben wurden, der schöne Name „Philosophenschiff“ gegeben. Doch Oppositionelle mit Frauen und Kindern gab es viele, ungefähr 270 Menschen, so dass man sie bis Ende 1922 auch mit der Eisenbahn und mit anderen Schiffen aus der Heimat deportierte." [97] Was waren das für Menschen, die vor 100 Jahren Russland wegen Lenin und Trotzki verlassen mussten? "Der wahrscheinlich bekannteste unter ihnen war der Philosoph Nikolai Berdjajew. Lenin hasste ihn ganz persönlich. Berdjajew hatte einen Verriss über Lenins vorrevolutionäres philosophisches Werk „Materialismus und Empiriokritizismus“ verfasst. Er fand darin Hunderte von Ungereimtheiten und Fehlern. Lenin nannte ihn „Beliberdjajew“ (in Anspielung auf dessen idealistisches „beliberda“ – dummes Geschwätz). Gerade mit ihm wollte er auf grausamste Weise abrechnen. Doch überraschenderweise verteidigte Dserschinski das Leben von Berdjajew. Nachdem er in seinem Arbeitszimmer an der Ljubjanka mit dem zu diesem Zeitpunkt inhaftierten Philosophen gesprochen hatte, empfand er plötzlich Respekt für den Mann und stellte ihm sogar einen Wagen für die Heimfahrt zur Verfügung. Nichtsdestoweniger wurde Berdjajew gnadenlos aus Russland rausgeworfen. In seiner Jugend war er Marxist gewesen, genau wie der russisch-orthodoxe Philosoph Sergej Bulgakow, den Lenin als Verräter eigenhändig in die Emigrantenliste eintrug... Unter den Abreisenden befand sich der später weltbekannte Pitirim Sorokin – ein Soziologe, der sich in Amerika einen Namen machte. An der Universität wurde Sorokin von einem Studenten namens John F. Kennedy hoch geschätzt. Auch Berdjajew erlangte im Westen Berühmtheit – mit „Das neue Mittelalter“, seinem Buch über Russland und Europa, das ein internationaler Bestseller wurde... Und übers Schwarze Meer schickte man eine große Gruppe sogenannter ukrainischer Nationalisten, Gegner nicht nur der Sowjetmacht, sondern auch einer Vereinigung mit Russland. Sie wurden in Prag freundlich empfangen, sehr zum Ärger der Bolschewiki. Andere Gruppen von Anhängern einer freien Ukraine wurden unterdessen nach Sibirien verbannt. Die Tschekisten gestatteten den Säulen des russischen Denkens, nur lächerlich wenig Gepäck auf das „Philosophenschiff“ mitzunehmen: einen Hut, einen Mantel, zwei Paar lange Unterhosen, 15 Zigaretten, ein Paar Schuhe (die man anhatte). Man durfte auch zwanzig Dollar mitnehmen, doch das sah eher nach einer Falle aus, denn auf den Besitz von Devisen stand im sowjetischen Russland Tod durch Erschießen. Im Übrigen drohte Exilanten die Erschießung für die illegale Rückkehr nach Hause. Die jetzige putinsche Ideologie ist voller Löcher. Das Moskauer „Haus der Russen im Ausland“ widmet dem Jahrestag des „Philosophenschiffs“ eine große Ausstellung, doch mit einem Plakat mit der Aufschrift „Du sollst nicht töten“ auf die Straße zu gehen ist verboten. Die Archive der aus dem Land gejagten Philosophen sind in den Jahren der Perestroika auf verschlungenen Wegen zurück in die Heimat gelangt. Das Erbe des russischen Denkens fand in Buchform einen Verlag in Paris – YMCA-Press –, der Alexander Solschenizyn tatkräftig unterstützt hatte (er war ebenfalls des Landes verwiesen, allerdings schon 1974). Der jahrelange Verlagsleiter war Nikita Struve, der Sohn des Politikers und Publizisten Pjotr Struve, eines berühmten Gegners Lenins, der 1921 Russland verließ, ein Jahr vor dem „Philosophenschiff“... Gibt es eine historische Verbindung zwischen der Emigration Anfang der 1920er Jahre und den heutigen Flüchtlingen? Die damalige war vor allem eine kriegsbedingte Emigration – die riesige weiße Armee hatte das Land verlassen. Heute handelt es sich um eine Antikriegsemigration von Menschen, die empört sind über den Krieg und die sich der Mobilmachung entziehen. Die Emigranten der ersten Welle träumten Tag und Nacht davon, dass die Macht der Bolschewiki nicht ewig andauern werde. Sobald Lenin stirbt, kehren wir zurück. Aber Lenin starb, und es kam Stalin – und diejenigen, die ausgereist waren, hatten das unsagbare Glück, nicht in einem stalinschen GULag der 1930er bis 1950er Jahre zu landen." [98] Heute tut die Staatsmacht alles dafür, "mit mehr als fragwürdigen Referenden und der Anerkennung der östlichen Regionen der Ukraine als Teil Russlands, um vom Ufer der Weltzivilisation abzulegen und, wie Berdjajew sagen würde, in ein neues Mittelalter abzudriften. Wie viele Mittelalter stehen noch bevor? Ich sage es Ihnen: Das ist das letzte, das putinsche Mittelalter." Ein Mittelalter mit Raketen-Abwehrsystemen und einem russischen Geheimdienst, der es auf die Infrastruktur-Netze Europas abgesehen hat. Kürzlich kamen die Verteidigungsminister und obersten Militärs von fast fünfzig Staaten in Brüssel zusammen, um ihre weitere Unterstützung der Ukraine abzustimmen. Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow dankte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht für die Lieferung des ersten von vier Luftverteidigungssystemen IRIS-T SLM, das jetzt übergeben worden war. „Eine neue Ära der Luftverteidigung hat begonnen“, schrieb er vor Beginn des Treffens, an dem er persönlich teilnahm, auf Twitter. Lambrecht selbst sprach in Brüssel von einer wichtigen Unterstützung der Ukraine „im Kampf gegen Raketenbeschuss, gegen diesen Terror, der gegenüber der Bevölkerung ausgeübt wird“. Das vom deutschen Hersteller Diehl Defense entwickelte System ist nicht nur das erste westliche, "sondern auch das modernste Luftverteidigungssystem, das die Ukraine bekommen hat." IRIS-T wurde 2005 als Lenkflugkörper für das Kampfflugzeug Eurofighter in Dienst gestellt. Darauf aufbauend entwickelte Diehl Defence ab 2007 ein bodengestütztes Luftverteidigungssystem mittlerer Reichweite; der Zusatz SLM steht für Surface Launched Medium Range. Dafür wurde die Reichweite der Abfangrakete deutlich erhöht, jeweils acht davon starten aus einem mobilen Werfer. Sie steuern ihr Ziel mit einem hochmodernen störresistenten Infrarotsuchkopf an, können die Zieldaten aber auch per GPS übertragen bekommen. Erfasst wird das Ziel durch ein Radar mit 360-Grad-Abdeckung. Diese Konfiguration ist dem alten Patriot-System überlegen, bei dem mehrere Einheiten kombiniert werden müssen, um eine Rundumverteidigung zu gewährleisten. "Der zweite große Vorteil gegenüber Patriot sind die deutlich geringeren Kosten. Eine Abfangrakete kostet rund 400.000 Euro, während ein moderner PAC-3-MSE-Lenkflugkörper auf fast fünf Millionen Euro kommt. IRIS-T soll deshalb vor allem gegen Drohnen, Kampfhubschrauber, Kampfflugzeuge, Marschflugkörper und Kurzstreckenraketen eingesetzt werden. Dagegen können die Patriot-Raketen auch ballistische Mittelstreckenraketen abfangen. Sie haben eine größere Reichweite, bis zu 160 Kilometer, und einen viel stärkeren Gefechtskopf." [100] Ein Drei-Sterne_General spricht über die Fehlkalkulationen: Die Russen haben diesen Krieg mit vier schweren Fehlkalkulationen begonnen. "Erstens haben sie gedacht, sie seien militärisch so überlegen, dass sie mit ihren Panzern einfach nach Kiew fahren können, wie im Kalten Krieg nach Budapest und Prag. Zweitens haben sie erwartet, der Westen würde still halten, wie zuvor im Georgienkrieg und bei der Annexion der Krim. Drittens haben sie unterschätzt, welchen Preis sie für diese Aggression würden zahlen müssen, die vielen Toten, die Isolation, die Sanktionen. Viertens haben sie kalkuliert, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: die Ukraine von der Landkarte zu wischen und die NATO zu zerbrechen. All das ist nicht eingetroffen, und wie groß die Schwierigkeiten und die Frustrationen in der russischen Führung inzwischen sind, zeigt die Tatsache, dass Putin einen neuen Oberkommandierenden für den Krieg ernannt hat. Aber ein einziger Mann kann sicher nicht die grundsätzlichen, tief sitzenden Probleme des russischen Militärs lösen." Was sind diese grundsätzlichen Probleme? "Die zentralisierte Kommandostruktur, die jahrzehntelange Korruption, das mangelhafte Logistiksystem und die offensichtliche Unfähigkeit, die Operationen der Luft-, Land- und Seestreitkräfte zu koordinieren. Seit dem Angriff im Februar haben die Russen nicht eine einzige nach unserem Verständnis integrierte Operation zustande gebracht – zum Glück. Die russische Luftwaffe ist praktisch keine Hilfe für die Heerestruppen, und die Schwarzmeerflotte versteckt sich, seit die Ukraine im April den Kreuzer Moskwa versenkt hat." Nach den Explosionen an den Gaspipelines in der Ostsee und der Sabotage am Kommunikationsnetz der Bahn stellt sich manchmal die Frage, ob auch wir im Westen schon im hybriden Krieg mit Russland sind. "Nun, ich glaube, dass Putin und sein Regime angesichts der militärischen Lage nur noch eine Hoffnung haben: dass der Westen in seiner Unterstützung für die Ukraine nachlässt. Also tun sie alles, um den Krieg zu verlängern und im Westen Angst und Unsicherheit zu verbreiten. Dazu sind ihnen alle Mittel recht: die jungen Männer, die jetzt als Kanonenfutter einberufen werden, ebenso wie Anschläge auf die Infrastruktur im Westen. Ich glaube, dass wir deshalb in den nächsten Wochen und Monaten noch mehr solcher Sabotageakte und Anschläge oder zumindest Versuche erleben werden... Ein imperialistischer Angriffskrieg darf im 21. Jahrhundert nicht erfolgreich sein. Die gute Nachricht ist, dass dieser Winter die letzte Chance Russlands ist, die Energie-Karte zu spielen, denn ein Jahr später wird es die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl so nicht mehr geben." [101] Schlechte Philosophien haben in Russland schon immer einen Nährboden gefunden, man denke nur an den Marxismus, Leninismus. Auch heute bezieht sich Putin gerne darauf und auf den "Philosoph der Diktatur" Iwan Iljin, der Mussolini und Hitler als Retter Europas gefeiert hat. Heute ist er Putins Staatsdenker. Als Wladimir Putin unlängst im Georgssaal des Kreml den Anschluss seiner ukrainischen Eroberungen feierte, setzte er ans Finale seiner Rede ein Zitat. „Und ich möchte mit dem Wort eines wahren Patrioten schließen, einem Wort Iwan Iljins“, sagte er. „Wenn ich Russland als Mutterland empfinde, dann heißt das, dass ich als Russe liebe, denke, singe und rede; dass ich an die spirituelle Kraft des russischen Volkes glaube. Sein Geist ist mein Geist, sein Schicksal mein Schicksal.“ Iljin war ein russischer Philosoph des zwanzigsten Jahrhunderts. "Im Zarenreich gehörte er zur Elite, die Oktoberrevolution zwang ihn zur Emigration. Wie Lenin liebte er deutsche Philosophie (in einer Schrift über Hegel entwarf er eine Kur zur Heilung der leidenden Gottheit durch die Totalität des Staates), und so ging er nach Deutschland. Er feierte Mussolini und Hitler, und für Russland hoffte er auf Erlösung durch Glaube und Führer. Weil die Nazis seine Zuneigung nicht erwiderten (und er ihren Antisemitismus nicht teilte), ging Iljin 1938 in die Schweiz. Er starb 1954 in Zollikon. Unter Putin wurde er wiederentdeckt. Seine Gebeine wurden nach Moskau geholt und neben denen Puschkins und Solschenizyns im Donskoj-Kloster bestattet. Putin brachte Blumen und hat ihn seither immer wieder zitiert. Wie kommt es, dass Putin, der in der Ukraine „den Faschismus bekämpft“, einen Verherrlicher des Faschismus feiert? Die Antwort ist: Weil die Argumente, mit denen Iljin Mussolini und Hitler lobte, auch als Lob des Putinismus verstanden werden können. Iljin schreibt zum Beispiel, der Faschismus sei „richtig“, denn in der Stunde der Gefahr würden „die gesunden Kräfte des Volkes“ immer zur „Vormundschaftsdiktatur“ neigen... 1933 verteidigte Iljin Hitlers Machtergreifung mit dem Argument, die „nationale Begeisterung“ müsse „diktatorisch“ zupacken. Der „neue Geist“ des Nationalsozialismus, „Patriotismus, Glaube an die Identität des deutschen Volkes und die Kraft des deutschen Genies, Ehrgefühl, Opferbereitschaft (faschistisches „sacrificio“), Disziplin, soziale Gerechtigkeit und klassenübergreifende, brüderlich-volkstümliche Einheit“ – dieser Geist brenne „jedem aufrichtigen Nationalsozialisten“ im Herzen... Iljin feiert Faschismus und Nationalsozialismus besonders wegen derjenigen Züge, die sie mit dem Totalitarismus Lenins und Stalins gemeinsam haben. Er baut damit eine Brücke vom kommunistischen Jugendglauben der Generation Putin zur rechtsradikalen Ideologie des heutigen Russlands. Dazu gehört der Erlösungsglaube. Lenin wollte die Welt vom Kapital erlösen, und Putin hat im Saal des Drachentöters St. Georg jetzt wieder behauptet, Russland schütze die Menschheit vor dem „Satanismus“ des Westens. Die Brücke vom Leninismus zum Putinismus aber baute Iljin: Er entwarf für Putins antiwestliche Erlösungsideen eine taugliche Begründung, indem er Diktatur nicht mehr kommunistisch begründete, sondern national-religiös. Dabei baute er auch einen Steg für Putin persönlich. Iljin war zwar von Lenins Geheimdienst, der Tscheka, verfolgt worden. Gegen politischen Terror aber hatte er grundsätzlich nichts einzuwenden. Er forderte „zu verurteilen, zu verhaften, zu erschießen“, und seine Kritiker haben ihn „die Tscheka Gottes“ genannt. Putin, der als Offizier des sowjetischen Geheimdienstes KGB in der Nachfolge der Tscheka steht, dürfte das gefallen. Aber auch die Neigung des Sowjetkommunismus zur Diktatur findet sich, rechtsradikal begründet, bei Iljin wieder. Lenin lehrte, der Kommunismus brauche keine „formale“ Demokratie, weil er durch seine wissenschaftliche Grundlage ohnehin das Richtige tue – auch wenn das Volk manchmal murre. Iljin sah das von seinem konservativen Standpunkt aus ähnlich. Das russische Volk, schrieb er, sei nach Jahrzehnten des Bolschewismus nicht in der Lage, sinnvolle Wahlen zu halten. Einstweilen könne es nur durch eine „autoritär-erziehende“ Diktatur geführt werden. Jeder Russe müsse deshalb drei Dinge lieben: „Gott, das Mutterland und den nationalen Führer.“ Der Weg von Stalins zu Putins Personenkult ist damit von einem Verehrer der Zaren gebahnt worden." [102] Die UN-Vollversammlung
hat Russlands Krieg in der Ukraine jetzt mit 143 von 193 Stimmen verurteilt.
Das sind 74 Prozent. Sie widerlegt eine der zentralen Behauptungen, mit
denen Wladimir Putin seinen Krieg in der Ukraine rechtfertigt: die These,
dass Russland nicht nur für sich selbst kämpfe, sondern auch
für die „Mehrheit der Menschheit“, die der „kollektive Westen“ einem
System von Plünderung und Hungerterror aussetze. Putin hat diese „antikoloniale“
Erzählung zuletzt am 30. September 2022 vorgetragen. "Das war der
Tag, als sein Land (eigentlich das größte Kolonialreich der
Welt) die ukrainischen Gebiete Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja
zu russischem Gebiet erklärte. Dem Publikum verkaufte er diese imperiale
Eroberung als Beweis, dass Russland seine „Befreiungsmission“ ernst nehme
und sich an die Spitze einer „emanzipatorischen“ Weltbewegung gegen „unipolare
Hegemonie“ setze. Die UN-Vollversammlung hat ihm diese Story jetzt um die
Ohren gehauen. Sie hat seinen Krieg verurteilt, nur vier Länder haben
Russland unterstützt. Bloß 45 haben sich enthalten oder nicht
abgestimmt. Wie sehr Russlands Überfall auf die Ukraine seinen globalen
Einfluss schwächt, zeigt ein Vergleich mit einer anderen Abstimmung.
Sie fand im März 2014 statt, gleich nach der Annexion der Krim. Putin
hatte damals die Ukraine zwar schon angegriffen, doch anders als heute
schien sein Krieg noch nicht auf Vernichtung zu zielen. In der UN-Vollversammlung
war die Mehrheit gegen ihn deshalb noch knapp: Immerhin 49 Prozent der
Mitgliedstaaten wollten Russland nicht verurteilen. Viele enthielten sich,
elf Länder aus dieser Fraktion stellten sich sogar offen auf die Seite
Moskaus. Damit ist es aus. Dass die Gruppe der offenen Unterstützer
sich halbiert hat, ist für Russland schon schlimm genug. Aus diesem
Kreis hat Putin so enge Verbündete wie Venezuela und Kuba verloren
sowie so große ehemalige Opfer westlicher Kolonialpolitik wie Sudan
und Simbabwe. Noch trüber sieht es für Russland aber aus, wenn
es um die „Neutralen“ geht, also Länder, die nicht abgestimmt oder
die sich enthalten haben. Ihre Zahl ist seit 2014 von 82 auf 45 gesunken,
und die der Kritiker ist entsprechend gewachsen. Die Mehrheit des globalen
Südens, den Russland nach Putins Erzählung ja vor dem „neokolonialen“
Westen schützt, ist von Enthaltung zu Verurteilung geschwenkt. Dazu
gehören gewesene westliche Kolonien wie Bangladesch, Ägypten
und Kenia, aber auch viele der traditionell amerikakritischen Staaten Lateinamerikas
wie Argentinien, Brasilien und Paraguay. Auch alte Verbündete wie
Angola sind dabei. Russland ist damit auf allen Kontinenten in der Defensive."
[103]
16. Russischer Revolutionsführer Lenin als großes Vorbild für Putin; iranischer Terror gegen die Zivilbevölkerung als neue russische Strategie; „Schwarzbuch der kommunistischen Verbrechen“Wie Lenin will Putin die ganze Welt zum Kommunismus bzw. Leninismus zwingen. Putin charakterisierte die internationale Lage unter Rückgriff auf ein Zitat des russischen Revolutionsführers Lenin als „revolutionär“: „Die oben können nicht mehr, die unten wollen nicht mehr.“ Die Welt stehe am Anfang des am wenigsten vorhersehbaren, gefährlichsten und wichtigsten Jahrzehnts seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs: „Vor unseren Augen formiert sich eine neue Weltordnung.“ Die neue Weltordnung heisst Terror durch Russland. Es wird nur anders ausgedrückt: Russland wolle keine Hegemonie. „Im Gegensatz zum Westen steigen wir nicht in einen fremden Hof“, sagte Russlands Präsident, der im Februar 2022 den Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine befohlen hat. In Wirklichkeit driftet Putin-Russland immer mehr ab zu einem Terrorstaat. Für seinen Krieg gegen ukrainische Städte setzt Russlands Präsident Wladimir Putin verstärkt auf Waffenlieferungen aus dem islamistischen Iran. Angesichts der Niederlagen der russischen Armee auf dem Schlachtfeld soll vor dem Winter offenbar die Energieversorgung der Ukraine lahmgelegt werden. "Das ist unverhüllter Terror gegen die Zivilbevölkerung". Schon im September 2022 wurden an der Front Drohnen abgeschossen, deren Spur in die Islamische Terror-Republik führte. "Jetzt kommen diese auch bei Angriffen auf zivile Ziele etwa in der Hauptstadt Kiew zum Einsatz... Die Trümmer der Flugkörper, die in der Ukraine abgeschossen wurden, sind schwer zu leugnen: Es handelt sich um sogenannte Kamikazedrohnen des iranischen Typs Shahed-136, die vom russischen Militär auf Geran-2 umgetauft wurden. Die Flugkörper werden mit Sprengstoff beladen und in ihr Ziel gesteuert. Markus Reisner, Oberst im österreichischen Bundesheer und Experte für unbemannte Waffensysteme, attestiert der von einem Propeller angetriebenen Shahed-136 „bemerkenswerte Fähigkeiten“. In einem Beitrag für die Zeitschrift „Zenith“ schreibt er, sie sei mit einer Länge von dreieinhalb Metern und einer Flügelspannweite von zweieinhalb Metern zwar relativ klein und kompakt, könne aber bei einem Gesamtgewicht von knapp 200 Kilogramm, inklusive Sprengstoff, eine Flugstrecke von bis zu 2500 Kilometern zurücklegen. Es sei außerdem schwer, die Shahed-136 mit herkömmlichen Flugabwehrsystemen abzuschießen. Das hat zum einen den Grund, dass die Kamikazedrohne vergleichsweise klein ist und daher schwerer von einem Zielradar zu erfassen. Außerdem hat sie die Fähigkeit, im Zickzackkurs zu fliegen, was sie zu einem schwer zu treffenden Ziel macht. Das Regime in Teheran, dem westliche Sanktionen zu schaffen machen, setzt auf sein Drohnenprogramm, um Defizite seiner konventionellen Luftstreitkräfte auszugleichen. Die Flugkörper sind ein vergleichsweise kostengünstiges Mittel der Machtprojektion – mit großer Abschreckungswirkung in der Nachbarschaft. Länder in der Region wie Saudi-Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate wurden wiederholt von verfeindeten, irantreuen Kräften mit diesen oder ähnlichen Waffen unter Beschuss genommen. Die Shahed-136 wurde etwa gegen Ölanlagen des saudischen Staatskonzerns Aramco eingesetzt... Für Russland ist die Shahed-136 eine billige und effektive Waffe für einen langen Abnutzungskrieg gegen sein Nachbarland. Die Kamikazedrohne kann in großer Zahl produziert werden – und kostet nur einen winzigen Bruchteil des Preises eines Jagdbombers. Die iranische Propaganda führt immer wieder vor, dass das Regime über entsprechende unterirdische Produktionsstätten verfügt. Stete Frachtflüge in den vergangenen Monaten zwischen Teheran und Moskau zeugen davon, dass die russischen Streitkräfte eine große Anzahl an Kamikazedrohnen erworben haben. Sie werden zu Dutzenden – in mehreren Wellen von etwa zehn bis fünfzehn Stück – auf den Weg gebracht. Eine zu große Zahl für die strapazierte ukrainische Luftabwehr, die nach eigenen Angaben siebzig Prozent dieser Kamikazedrohnen ausschalten kann. Davon zeugen auch Videos, die zeigen, wie ukrainische Sicherheitskräfte mit Sturmgewehren auf die Flugkörper feuern... Die Abwehrsysteme seien zuletzt in erster Linie zum Schutz der Kräfte für die jüngste Gegenoffensive eingesetzt worden. Für andere Gegenden des großen Landes habe es dann nicht mehr gereicht. So terrorisieren die iranischen Drohnen jetzt ukrainische Zivilisten. Dass sie wiederholt in oberen Stockwerken von Hochhäusern einschlugen, habe mit der Steuerung zu tun, erklärt Reisner. Die iranischen Shahed-136 wurden mit russischen satellitengestützten GPS-Systemen ausgestattet. Diese halten sie auf Kurs, wenn sie im Tiefflug auf die zuvor programmierten Zielkoordinaten zusteuern. Einem Hindernis wie einem Hochhaus kurzfristig auszuweichen, dazu seien sie nicht in der Lage, sagt Reisner." Das Terror-Regime in Teheran bereite zudem die Lieferung ballistischer Kurzstreckenraketen nach Russland vor. Die Flugkörper der Typen Fateh-110 und Zolfaghar könnten Ziele in einer Entfernung von 300 und 700 Kilometern treffen. [104]„Ohne die Amerikaner
stünden die Russen an der Grenze zu Polen“, ist Stéphane Courtois
überzeugt. „Ein Waffenstillstand wäre zum Vorteil Putins“, und
deshalb sei es zu früh für Verhandlungen. "Der Historiker ist
einer der renommiertesten Russlandexperten. 1997 war Courtois Herausgeber
des „Schwarzbuchs der kommunistischen Verbrechen“, das in zahlreichen Sprachen
erschien und für hitzige Debatten sorgte. Seine Bilanz: Hundert Millionen
Tote, Stalin (und Mao) genauso übel wie Hitler. Und jetzt Putin. Zusammen
mit Galia Ackerman publiziert Courtois ein „Livre noir de Vladimir Poutine“.
Die Autoren schildern seine Machtübernahme als Komplott ehemaliger
Agenten des KGB, dem 700.000 Mitarbeiter angehörten. Sie unterstreichen
die Rolle der „Silowiki“, Putins Vertrauten aus dem engsten Zirkel von
Armee und Geheimdienst. Sie hätten die Attentate von 1999 inszeniert,
die tschetschenischen Terroristen angelastet wurden. Mit den Silowiki und
den Oligarchen funktioniert das System Putin wie die Mafia. Und die orthodoxe
Kirche gibt ihren Segen. Die Allianz des Patriarchen Kyrill mit dem „zum
Zaren gewordenen Agenten“ erinnert Courtois an Stalin, der die Kirche zerstört
hatte und „Zehntausende von Priestern“ ermorden ließ. Doch nach dem
Angriff Hitlers brauchte er sie. „Kyrill“, ergänzt Courtois, „war
seit 1972 Agent des KGB.“ Putin regiert mit Propaganda und Angst – die
er nicht nur im eigenen Land verbreitet: Russland, sagt Stéphane
Courtois im Gespräch mit dieser Zeitung, „organisiert das Chaos in
der Welt“. Er droht ihr mit Hunger, Kälte und der Atombombe. In der
Ukraine führt er einen „imperialistischen Krieg“, doch keines der
Länder, das unter sowjetischer Herrschaft stand, will zu Russland
zurück. Auch Putins Auffassung der internationalen Beziehungen entspricht
dem „Ehrenkodex der Unterwelt“. Das „Schwarzbuch“ analysiert seine Macho-Bilder-Sprache
„unter der Gürtellinie“, seine Ausführungen über die Ukraine
seien primitiv und sexistisch. Die Autoren deuten eine Erklärung des
russischen Außenministers wenige Tage vor dem Angriff. Er wolle sich
nicht der „Gaunersprache“ bedienen, zitieren sie Sergej Lawrow: Alles werde
sich im „Rahmen der Ehre“ abspielen. Eine Formel wie von einem Paten der
Cosa Nostra. Courtois geißelt die zeitgenössischen Eliten und
Politiker: „Ihnen fehlt die Erfahrung des Kriegs, Machtproben gehen sie
aus dem Weg.“ Ihre Bereitschaft zu Verhandlungen ist ihm unheimlich: „Deutschland
und Frankreich waren unfähig, Putins Intentionen rechtzeitig zu erkennen,
sie sind nicht mehr in der Lage, gegen ihn irgendeine Auflage durchzusetzen.“
Putins Drohungen mit der Atombombe hält Courtois für mehr als
einen Bluff. In Dmitri Medwedews „Genozid-Phantasien“ glaubt er ein „apokalyptisches
Delirium wie am Ende des Dritten Reichs“ zu erkennen. Umso unverständlicher
ist ihm Macrons Aussage, wonach Frankreich auf den Einsatz atomarer Waffen
nicht mit der Force de Frappe reagieren würde. „Gibt es“, kommentiert
Courtois, an der Eliteschule der Nation, der ENA, „keinen Geschichtsunterricht
mehr?“ Die „Demütigung Russlands nach dem Kalten Krieg“ bezeichnet
Galia Ackerman als „Mär“. Jetzt aber könne sie dem Land, so wie
Deutschland 1945, nicht mehr erspart werden. „Ohne die Nürnberger
Prozesse, die Umerziehung, die Läuterung hätten wir es heute
nicht mit einem friedlichen, wiedervereinigten Deutschland zu tun.“ Putins
Russland hingegen „verkörpert den Sieg der sowjetischen Vergangenheit
über die Gegenwart“. Das „Schwarzbuch Putin“ wird im kommenden Januar
auf Deutsch erscheinen, erweitert um zwei Beiträge von Katja Gloger
und Karl Schlögel. Die Gattung geht auf „Das Schwarzbuch“ über
den Genozid an den Juden zurück. Diese Bestandsaufnahme erfolgte im
Auftrag des Jüdischen Antifaschistischen Komitees (JAK). 500?000 Juden
hatten in der Roten Armee gekämpft. Nach dem Sieg über Hitler
brauchte sie Stalin nicht mehr, die meisten Mitglieder des JAK wurden erschossen."
[105]
17. „Boris Godunow“ von Modest MussorgskiAlexander Puschkin entwarf 1824/25 eine Boris Godunow-Tragödie. Für die Quellenstudien veerwendete er Karamsin's "Geschichte des russischen Staates". Puschkins Tragödie gewann den Mut zu ihrem sprunghaften Charakter, ihrem häufigen Wechsel der Schauplätze und ihren knappen Szenen aus Shakespeares Königsdramen. Da es für romantisch galt, Shakespeare als Vorbild zu nehmen, nannte Puschkin seine Versdichtung eine "wahrhaft romantische Tragödie". Auch Schiller mit seinem "Demetrius" und Hebbel starteten Versuche zu einem Drama. Tschaikowski, Dimitri Schostakowitsch und Rimsky-Korsakoff versuchten den Stoff musikalisch zu verarbeiten; so gibt es eine Schostakowitsch-Fassung, die 1966 in Augsburg aufgeführt wurde. [106]Das Teatro alla Scala eröffnet 2022 die Saison mit „Boris Godunow“ von Modest Mussorgski. „Boris Godunow“ von Modest Mussorgski, in der Urfassung fertiggestellt 1870 und danach mehrfach überarbeitet, bietet für einen Lügner, Mörder und Machtpolitiker den besten Anschauungsunterricht, "wobei das Besondere daran ist, dass der durch die Ermordung des legitimen Thronnachfolgers an die Macht gekommene Zar Boris nicht durch äußere Machenschaften, sondern durch seine Gewissensbisse zu Fall gebracht wird. Mussorgski stützte sich in seinem Libretto auf das gleichnamige Drama von Puschkin, dem wiederum Shakespeares „Macbeth“ Pate stand. Dessen Geistererscheinungen verlagert Puschkin konsequent ins Innere der Psyche, und daran hält sich auch Mussorgski. Godunows selbstquälerische Zweifel an der Macht, die in Phantasmagorien vom toten Zarewitsch münden und ihn angesichts des Todes zur Einsicht in sein sündhaftes Handeln führen, bilden die packenden Höhepunkte der Oper. Und diese Nachtzustände der Seele, die kein Licht der Vernunft erhellt und der durch keine Emanzipation beizukommen ist, ließen George Steiner in seinem klassisch gewordenen Buch „Der Tod der Tragödie“ zu dem Urteil kommen, dass „Boris Godunow“ die bedeutendste Tragödie des neunzehnten Jahrhunderts sei. Dass sich das Ganze in einem bilderbuchhaft „finsteren“ Russland abspielt, trägt bei zur ungebrochenen Faszinationskraft des Werks zumal aus westlicher Sicht. Die Mailänder Scala hat mit Mussorgskis Oper nun ihre neue Spielzeit eröffnet, traditionell am Tag des heiligen Ambrosius, des Schutzheiligen der Stadt. Und wie immer gab es viel Pomp mit dem Staatspräsidenten, in dessen Beisein im Theater die Hymne gesungen wurde und der, von internationaler politischer Prominenz umgeben, der Vorstellung beiwohnte. Das Polizeiaufgebot war beträchtlich. In der Nacht zuvor hatten notorische Weltverbesserer noch die Eingangsfassade der Scala mit Farbe beschmiert." [107] Das Teatro alla Scala
kann seit der italienischen Erstaufführung von „Boris Godunow“ im
Jahr 1909 auf eine lange Aufführungstradition mit insgesamt sechsundzwanzig
Inszenierungen zurückblicken. "Auf ihrer Suche nach einer wie auch
immer gearteten russischen Authentizität sticht besonders diejenige
von 1979 mit der Regie von Juri Lubimow, dem damaligen Leiter des Moskauer
Taganka-Theaters, und dem Bühnenbild von David Borowski hervor, wo
die Handlung vor einer monumentalen Ikonostase spielte und Claudio Abbado
die sogenannte Originalfassung von 1873 dirigierte. Eine westliche Russlandromantik
spielte dabei mit – es war die Zeit, als die italienische Linke ihren Zenit
erlebte, die Kontakte zur Sowjetunion blühten und Luigi Nono an seinen
Freund Abbado in revolutionärem Überschwang telegrafierte: „Ich
möchte mit euch im schönen Moskau sein.“ Inzwischen haben sich
die Umstände geändert, nicht nur was das schöne Moskau betrifft.
Die Scala hat sich sozial geöffnet und überträgt seit einigen
Jahren ihre Inaugurazione auch in das Mailänder Gefängnis San
Vittore, wo die Premiere gemeinsam mit prominenten Gästen gefeiert
wird. Und die jetzige Inszenierung sucht den Weg zu den russischen Quellen
nicht mehr über die Beschwörung einer numinosen Religiosität,
sondern über die Musik. Zugrunde liegt ihr die sogenannte Urfassung,
in der das Drama, ungeschönt durch spätere Ergänzungen und
„Verbesserungen“, gleichsam nackt in Erscheinung tritt; an der Scala wurde
sie erstmals 2002 unter dem Dirigenten Valery Gergiev gespielt. Der Polen-Akt
fehlt, es gibt nur sieben Szenen, deren letzte mit dem Tod des Zaren endet
– das Drama von Schuld und Sühne findet hier seinen Schluss- und Höhepunkt.
Die originale Musik mit ihrem Klang- und Gestenreichtum brachte Riccardo
Chailly mit dem Orchester der Scala und den brillanten Chören zu großer
Wirkung. Diese Musik ist die Sensation des Abends, tragender Pfeiler des
Dramas und verleiht den Szenen ihre unverwechselbare Farbe und Kontur.
Das gleißende Tutti mit viel Blech und Glockenklängen bei der
Zarenproklamation kippt mit seiner Drastik in eine ätzende Kritik
an der Machtinszenierung um. Die episch lange Erzählung des Mönchs
Pimen, von Ain Anger bravourös gestaltet, ist ein Meisterstück
an musikalischer Prosa und weist mit ihrer erfinderischen Sprachbehandlung
weit in die Zukunft. Der von Yaroslav Abaimov mit rührender Unschuld
dargestellte Gottesnarr erhält durch ein insistierendes Zweitonmotiv
sein scharfes Profil als Künder der grausamen Wahrheit vom Kindermord.
Der Regisseur Kasper Holten ließ sich über weite Strecken von
der Musik leiten. Für die Allgegenwart des an Boris nagenden Schuldbewusstseins
schuf er die Figur des im Kindesalter ermordeten Zarewitsch, der den Zaren
als stumme Rolle in blutbefleckten Kleidern ständig begleitet. Der
zwischen Machtbewusstsein, Gewissensqualen und menschlicher Hinfälligkeit
schwankende Zar fand in Ildar Abdrazakov einen überzeugenden Darsteller
mit einer bis in die extremen Ausdrucksbereiche enorm wandlungsfähigen
Stimme. Als sein Gegenspieler Fürst Schuiski mimte Norbert Ernst mit
zurückhaltend-glattem Tenor den machiavellistisch coolen Intriganten...
Die schamlose Machtdemonstration beim ersten Auftritt des zum Zar gekürten
Boris findet vor einem goldenen Portal statt, aus dem immer neue Repräsentanten
des herrschenden Systems hervorquellen. Nicht ganz unproblematisch ist
der Schluss, wenn Holten den Usurpator Grigori als neuen Herrscher erscheinen
lässt. Die mafiöse, von Schuiski eingefädelte Machtergreifung
ist bestes Polittheater, widerspricht jedoch Mussorgskis Musik, die sich
hier ganz auf den Tod des unglücklichen Herrschers konzentriert. Im
Übrigen verzichtete die Inszenierung dankenswerterweise auf aktualisierende
Zutaten, auch wenn sie sich bei diesem Werk fast zwangsläufig anbieten.
Zu den Szenen mit den manipulierten Volksmassen, die auf Befehl akklamieren
und beten, während die wenigen Unbotmäßigen brutal niedergeknüppelt
werden, zur staatstragenden Rolle des Klerus, zur Warnung vor den satanischen
Einflüssen des Westens und zu der als schicksalhaft empfundenen Ausweglosigkeit
der politischen Verhältnisse, zu all diesen charakteristischen Ingredienzen
konnte man sich leicht seinen eigenen Subtext denken." [108]
18. Leitbild des „Derschimorda“; russische Armee und Jewgenij Prigoschins „Wagner“-Söldner; militärische Zusammenarbeit mit Terrorstaat Iran, der Geld nur noch für den Sicherheitsapparat und für islamistische Einrichtungen und Indoktrination verwendetDie Fahrlässigkeit komme daher, dass russische Offiziere seit Zar Peter dem Ersten dem Leitbild des „Derschimorda“, folgen – also dem Motto: „Gehorche und halt das Maul, sonst bist du am Arsch“. Derschimorda ist in Gogols Komödie „Der Revisor“ ein gewalttätiger, verantwortungsloser Polizist, also eine Figur des gesellschaftlichen Alltags. Die russische Armee aber ist das Spiegelbild ihrer Gesellschaft. Und in der russischen Geschichte finden sich seit Peter dem Ersten, also seit 300 Jahren, immer wieder Perioden, in denen eklatante Mängel in der Führung und der Moral der Armee eine Folge gesellschaftlicher Missstände waren. Russland ist geprägt von der Erfahrung jahrhundertelanger Leibeigenschaft und dann der sowjetischen Diktatur. Die Masse der Menschen galt den Eliten meist nur als Produktionsmittel. Auch deswegen ist der militärischen Führung bis heute das Leben der eigenen Soldaten egal. "Die Leibeigenschaft in Russland führte bis ins 19.Jahrhundert zu enormer Distanz zwischen Offizieren und einfachen Soldaten. Und diese Distanz hat sich in der Sowjetunion nicht verkleinert... Der Fall von Makijiwka zeigt jedenfalls eine Verantwortungslosigkeit, die kein Einzelfall ist. Sie prägt nicht nur die russische Armee, sondern auch die russische Gesellschaft insgesamt – genauso wie das Phänomen der Korruption. Dieser Krieg legt brutal die Schwäche der gesamten Verwaltung in Russland offen... Es gibt bis heute in Russland eine Sakralisierung von Gewalt und militärischen Helden. Putin hat im Frühjahr eine Brigade, die anscheinend an dem Massaker von Butscha beteiligt war, als Gardeeinheit aufgewertet. Das zeigt, dass Gewaltorgien bis heute vom Oberhaupt des russischen Staates belohnt werden." Die russische Armee kennt keine innere Führung, sondern nur Befehl und Gehorsam. Das ist typisch für Diktaturen. Innere Führung wie in der NATO beruht dagegen darauf, dass auch Unteroffiziere und Soldaten ihre Aufgaben verstehen und begrenzte Entscheidungskompetenz haben. Außerdem hat das russische Militär zuletzt vor allem Prestigeprojekte vorangetrieben. Nachschub und Ausrüstung wurden vernachlässigt. Hier gibt es Parallelen bis ins 19. Jahrhundert. Zar Nikolaus der Erste zeigte sich immer in Uniform, die Armee war ein Schauobjekt seiner Paradomanie, Kavalleriepferde wurden mehr für die Parade als für den Krieg ausgebildet. Wie bei Putins Armee vor dem Angriff auf die Ukraine überdeckte dieser Glanz schwere Mängel. Im Krimkrieg ab 1853 wurde Nikolaus dann von Briten, Franzosen und anderen geschlagen. Russlands Vormarsch auf dem Balkan wurde gestoppt, die Verluste waren enorm, der Zar war am Ende. "Und das lag zum Teil an den Versäumnissen der Zeit davor. So gab es zum Beispiel keine Eisenbahnlinie von Zentralrussland nach Süden. Offiziere steckten den Sold ihrer Soldaten ein, die Truppen waren demoralisiert... Putins Regime wird nach einer Niederlage nicht mehr existieren können. Vor allem, weil die Lüge von den ukrainischen Nazis, die angeblich vernichtet werden müssen, nach einer Niederlage in sich zusammenbrechen wird... Die Kriege gegen Napoleon und Hitler waren Volkskriege. Die Soldaten wussten, dass es um die Existenz des Vaterlands ging. Das ist der Unterschied. Die russischen Soldaten verteidigen heute nichts, auch wenn Putin ihnen das Gegenteil weismachen will. Es ist die Ukraine, die heute einen Volkskrieg um ihr Überleben führt. Und gerade weil der Mythos vom Volkskrieg in Russland so stark ist, müsste es auch den Russen irgendwann einleuchten, dass dieser Krieg nicht gewonnen werden kann." [109]Im russischen Staatsfernsehn werden Triebtäter zu Helden stilisiert. "Vielleicht zeigt ein Staatsfernsehauftritt Michail Popkows am besten, was die Stunde geschlagen hat. Der „Angarsker Triebtäter“ gilt Kriminalstatistikern als Russlands schlimmster Serienmörder. In und nahe der südsibirischen Stadt ermordete der frühere Polizist zwischen 1992 und 2010 mindestens 79 Frauen und einen Kollegen. Fast alle Opfer vergewaltigte er, tötete mit Drahtschlinge, Beil, Stemmeisen und Schraubenzieher. Er habe Angarsk von Frauen mit unstetem Lebenswandel „säubern“ wollen, sagte Popkow, als man ihn fasste. Zweimal zu lebenslänglicher Haft verurteilt, gesteht er regelmäßig weitere Taten. Denn dann wird Popkow aus dem Straflager zu neuen Untersuchungen in die Gebietshauptstadt Irkutsk verlegt. Er bekommt dort leichtere Haftbedingungen – und Aufmerksamkeit. Doch statt Details über zwei weitere Morde, die Popkow jüngst zugab, interessierte das Staatsfernsehen jetzt die Frage, ob er einen „Traum“ habe. „In die Armee zu kommen“, antwortete der Serienmörder dem Reporter durch Gitterstäbe... Eigentlich wäre nicht die Armee der Ansprechpartner des Serienmörders, die solche wie ihn nicht nehmen darf. Sondern Jewgenij Prigoschins „Wagner“-Söldner. Unter den Häftlingen, die der Unternehmer zu Tausenden rekrutierte, sind nach Medienrecherchen etliche Mörder. Manche wurden postum ausgezeichnet, andere begnadigt, nachdem sie Gliedmaßen verloren oder sechs Monate im Kriegseinsatz überlebt hatten. Berichte darüber stammen von Prigoschin selbst. Seine Mischung aus Sträflingseinsatz und Inszenierung hatte solchen Erfolg, dass Russlands Verteidigungsministerium selbst begonnen haben soll, unter Sträflingen zu rekrutieren." Es spiele keine Rolle, ob Russlands „Helden“ aus den Streitkräften oder von „Wagner“ kämen, sagte Putins Sprecher, Dmitrij Peskow. Alle trieben eine „gemeinsame Sache“ voran, sagte Peskow. „Alle kämpfen für die Heimat, so muss man das sehen.“ Offenkundig hat der Kreml im Bestreben, den Ukrainekrieg als „Volkskrieg“ darzustellen, angeordnet, den Zwist ruhen zu lassen und Geschlossenheit zu demonstrieren. [110] Dazu passt auch dass
Iran und Russland ihre militärische Zusammenarbeit weiter ausbauen
wollen. "In wenigen Monaten erwarte Teheran die Lieferung von 24 Mehrkampfflugzeugen
Suchoi-35, sagte Schahriar Heidari, Mitglied des außen- und sicherheitspolitischen
Ausschusses im Parlament, der Nachrichtenagentur Tasnim. Ebenfalls in naher
Zukunft werde Russland Luftabwehr- und Raketensysteme sowie Hubschrauber
liefern. Die letzten Kampfflugzeuge hatte Iran in den 1990er-Jahren aus
Russland bezogen, damals waren es MiG-29. Mutmaßlich kann Russland
die 24 Suchoi-35 schnell liefern, weil Ägypten eine Bestellung in
dieser Größenordnung auf amerikanischen Druck storniert hatte.
Um das bestellte Militärgerät zu warten, wird künftig eine
größere, dauerhafte russische Militärpräsenz in Iran
nötig sein, die die beiden Länder enger aneinander bindet. Teheran
hatte in den vergangenen Jahren Kampfdrohnen an Russland geliefert, die
die russische Armee derzeit in der Ukraine einsetzt. In Iran nehmen daher
die Befürchtungen einer weiteren Isolierung des Landes zu."
Geld im Iran wird eigentlich nur noch für den Sicherheitsapparat und
für islamistische Einrichtungen und Indoktrination verwendet
"Der Haushalt soll nominal um 40 Prozent steigen, was der offiziell erwarteten
Inflationsrate entspricht. Nur ausgewählte Bereiche werden mit realen
Ausgabensteigerungen ausgewiesen. Dazu gehören die Revolutionswächter
(+48 Prozent), die Gefängnisse (+55 Prozent), die Polizei (+44 Prozent)
und der Nachrichtendienst (+43 Prozent). Der unabhängige Ökonom
Mahmood Dschamsaz sagte der Website Rooyad 24, ein Großteil des Haushalts
werde zur Eindämmung der innenpolitischen Krise und Unterdrückung
der Proteste ausgegeben, die Grundbedürfnisse der Gesellschaft würden
hingegen missachtet... Ungewöhnlich stark sollen die Ausgaben für
den religiösen Apparat zunehmen. Um 130 Prozent wird der Posten für
allgemeine Dienstleistungen für den Klerus erhöht. Mit kräftigen
Zuwächsen werden der Hohe Rat für die theologischen Seminare
(+57 Prozent) und die Gesellschaft für die Ausbildung und Unterstützung
ausländischer Geistlicher (+53 Prozent) bedacht. Die Organisation
für islamische Propaganda erhält 43 Prozent mehr Mittel." [111]
19. Verschwörungstheoretiker im Kreml; bei den Ostermärschen zog die Sowjetunion die FädenDie Verschwörungstheoretiker sitzen im Kreml, der übrigens von italienischen Baumeistern errichtet wurde; auch die berühmte Akademie der Wissenschaften geht auf Leibniz, einem Europäer zurück, die europäische Aufklärung stand bei den Reformen Katharinas der Großen Pate. Putin hat sich etwas verirrt, wenn er vom Russentum und einer Rechtfertigung für einen nicht zu rechtfertigenden Angriffskrieg spricht. "Es ist eine Lüge, wenn er sagt, der Westen habe den Krieg begonnen. Am 24. Februar 2022 hat kein westlicher Soldat die Grenzen der Ukraine überschritten, es waren russische. Es stimmt auch nicht, dass der Westen Russland Gebiete in der Ukraine wegnehmen wolle. Die Ukraine ist ein souveräner Staat, in dem Putin völkerrechtswidrig mittlerweile vier Oblaste und die Krim annektiert hat. Und es trifft nicht zu, dass der Westen einen lokalen Konflikt zu einem globalen machen wolle. Wenn ein ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrats ein Nachbarland zum Zweck der Landnahme überfällt, ist das keine lokale Angelegenheit, sondern ein brutaler Verstoß gegen die UN-Charta, der keiner Nation gleichgültig sein kann." [112]Niemand steht mehr auf der Seite Russlands, nur eine "Handvoll Schurkenstaaten" haben bei der Vollversammlung der Vereinten Nationen gegen die Verurteilung der russischen Aggression gestimmt. Russland hatte seine Hackerangriffe auf westliche Firmen und Staaten immer abgestritten wie auch den Abschuss eines Linienflugzeugs. Die Beweise lassen sich aber nicht wegdiskutieren. Nach der Offenlegung seiner Rolle bei „Wagner“ im vergangenen September lüftete Prigoschin Mitte Februar ein weiteres offenes Geheimnis: "Dass er hinter der sogenannten Trollfabrik steht, die für ihre Rolle im amerikanischen Präsidentenwahlkampf 2016 bekannt wurde. Lange hatte Prigoschin, wie im Fall von „Wagner“, jede Verbindung zu jener „Agentur für Internetrecherchen“ in Sankt Petersburg abgestritten. Nun teilte er mit, sie nicht nur finanziert, sondern „erdacht, gegründet und lange Zeit geführt“ zu haben. [113] Waren Frankreich und Deutschland von Anfang an nicht hart genug gegenüber Putin und seinen Verschwörungstheoretikern? Frankreichs früherer Präsident François Hollande meint, die internationale Gemeinschaft als Ganzes, insbesondere die USA, und Europa wären nicht entschlossen genug gewesen. "Was der Westen jedoch nicht verstanden hatte, war, dass Putin einen Krieg vorbereitete. Oder genauer gesagt, er dachte, dass die politische Schwäche der EU und ihre Spaltung sie zu einer weichen Reaktion auf eine Invasion der Ukraine verleiten würden, und er stellte sich vor, dass der amerikanische Rückzug von der Weltbühne, der mit Obama begann, mit Trump verstärkt beschleunigt wurde und für den das Debakel in Afghanistan ein Symptom war, mit Biden bestätigt werden würde. So kam es, dass Putin im vergangenen Jahr fälschlicherweise glaubte, er könne eine Offensive starten. Er irrte sich gewaltig in Bezug auf die Reaktion des Westens und vor allem auf den Widerstand der Ukrainer. Er hatte nicht verstanden, dass die ukrainische Armee im Jahr 2022 nicht mehr die gleiche war wie 2014. Die Zeit, die der Ukraine mit den Minsker Vereinbarungen gegeben wurde, hat es ihr ermöglicht, eine größere militärische Schlagfertigkeit aufzubauen... Um einen Krieg zu verhindern, muss man ein Kräfteverhältnis herstellen. Man muss klarstellen, dass im Falle einer Invasion eine sehr starke Gegenreaktion erfolgen wird. Daran hat Putin nicht geglaubt. Man hätte die Nord- Stream-2-Pipeline noch im Bau stoppen müssen, und die westlichen Unternehmen hätten sich schon viel früher aus Russland zurückziehen müssen. Ich habe damals den Export der Mistral-Hubschrauberträger an die russische Marine annulliert. Frankreich war allein mit diesem weitreichenden Schritt, während andere ihre gewohnten Beziehungen fortsetzten. Gleichzeitig lud Putin ehemalige Regierungschefs ein oder setzte sie in die Vorstände von Unternehmen, die von ihm abhängig waren. Deutschland dachte, dass es Putin durch den Kauf von Gas von kriegerischen Handlungen abhalten würde. Diese Argumentation konnte ich nachvollziehen. Normalerweise verhält sich der Lieferant korrekt, sonst verliert er den Kunden. Aber Putin verliert lieber einen Absatzmarkt als ein Stück Territorium. Auch in Frankreich gab es eine große Nachsicht gegenüber Putin. Einige behaupteten, Putin sei aggressiv geworden, weil der Westen nicht ausreichend mit ihm gesprochen, ihn nicht ausreichend in unsere Entscheidungsprozesse integriert und die herausragende Stellung Russlands zu sehr ignoriert hätte. Dieser Vorwurf ist trügerisch, er zielt darauf ab, Putin als Opfer und Russland als umzingeltes Land darzustellen. Die extreme Rechte stellte aus Nachsicht gegenüber den Verächtern der Demokratien und ein Teil der französischen Linken aus Antiamerikanismus eine Form der Äquidistanz her. Bis vor Kurzem glaubte auch Emmanuel Macron, dass er einen Dialog mit Putin aufbauen könnte. Das Ergebnis hat man gesehen... Als ich die Mistral-Verträge stornierte, erhielt ich Kritik von der extremen Rechten und der extremen Linken, was den Eindruck erweckte, ich hätte mich dem amerikanischen Einfluss gebeugt. Die französische Rechte ging sogar so weit, zu sagen, dass ich die Unterschrift Frankreichs verraten würde und dass uns das daran hindern würde, in Zukunft Waffen zu verkaufen. Aber das Wichtigste ist heute, dass wir uns zusammenschließen und über alle Empfindlichkeiten hinweg durchhalten, um weiterhin Sanktionen gegen die russische Wirtschaft zu verhängen, die Oligarchen zu bestrafen und die Ukrainer mit Waffen zu versorgen – und sogar höhere Energiepreise akzeptieren. Es geht nicht allein darum, die Ukraine zu verteidigen, sondern die Demokratie. Und schließlich sollten wir China nicht als den richtigen Vermittler betrachten." [114] Die Verschwörungstheoretiker im Kreml geben sich immer besonders bestürzt wenn zivile Ziele getroffen werden, so beim Abschuss eines Linienflugzeuges und bei der Zerstörung der Ostsee-Pipeline. In beiden Fällen wurden die Spuren so gelegt, dass sie zur Ukraine führen. Im Falle des abgeschossenen Linienflugzeuges wurde Russland inzwischen überführt; was die Pipeline betrifft, verdichten sich die Hinweise, dass ebenfalls Russland dahinter steckt. "Wenige Tage vor den Anschlägen auf die Pipelines Nord Stream 1 und 2 haben einem Bericht zufolge russische Militärschiffe mutmaßlich am Tatort operiert. Der Schiffsverband habe über die notwendige Ausrüstung verfügt, um Sprengsätze anzubringen." Am 26. September hatten Explosionen die deutsch-russischen Gaspipelines auf dem Grund der Ostsee schwer beschädigt. Satellitenbilder belegen, "dass in der Nacht zum 21. September mindestens drei verdächtige Schiffe Russlands Flottenstützpunkt in Kaliningrad verließen. Die SS-750 verfügt über ein Mini-U-Boot mit Greifarmen, die Schlepper SB-123 und Alexander Frolow sind mit Lastkränen ausgestattet. Auf ihrem Weg Richtung Tatort sandten die beiden Schlepper am Nachmittag des 21. September demnach einmalig Positionsdaten. Drei weitere Schiffe der russischen Marine könnten den Einsatz begleitet und militärisch abgeschirmt haben. Wer Verantwortung für die Explosionen trägt, ist noch nicht geklärt. Zuletzt hatte es Hinweise darauf gegeben, dass eine pro-ukrainische Gruppierung von einem Boot aus Sprengsätze an den Pipelines befestigt haben könnte. Fachleute weisen aber auf Ungereimtheiten hin und schließen nicht aus, dass es sich um eine bewusst gelegte falsche Spur handeln könnte." [115] Nicht erst Putin
übte durch Wahlmanipulationen, Angriffe auf die Infrastruktur, Hackerangriffe
Einfluss auf den Westen; schon die Sowjetunion hatte es sich auf die Fahnen
geschrieben, z.B. indem sie Ostermärsche und linke Politik unterstützte.
"So viele Demonstranten wie in den 1980er-Jahren werden sich an den Ostermärschen
in den nächsten Tagen nicht beteiligen. Damals nahmen 200.000 Friedensbewegte
an den Märschen in der Bundesrepublik teil. Darunter waren Christen,
Grüne, Sozialdemokraten, Gewerkschafter. Gesteuert aber war die Sache
von Moskau. Die Sowjetunion hatte die atomar bestückbare Langstreckenrakete
SS-20 entwickelt, die alle wichtigen Ziele in den NATO-Staaten Europas
vernichten konnte. Nun wollte sie diesen Rüstungsvorsprung verteidigen
und die Nachrüstung durch Pershing-II-Raketen und Cruise Missiles
verhindern. Dafür sollte die Öffentlichkeit in Westeuropa, nicht
zuletzt in der Bundesrepublik, so beeinflusst werden, dass die Nachrüstung
politisch nicht durchsetzbar sein würde. So wurde im Oktober 1979
in Moskau eine Kampagne gegen die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen
beschlossen. Im Dezember wurden die Bruderparteien im Westen instruiert,
taktische Bündnisse mit den Sozialdemokraten einzugehen. So konnte
der Eindruck verwischt werden, die Friedensbewegung sei von Kommunisten
gesteuert. In der Bundesrepublik kam die Aufgabe der Deutschen Kommunistischen
Partei (DKP) zu, die das Geld von der DDR beziehungsweise der Sowjetunion
erhielt. Die kleine Partei konnte über Vorfeldorganisationen wie der
„Deutschen Friedens-Union“ die Ostermarsch-Bewegung steuern, indem sie
die Zentrale Informationsstelle der Friedensbewegung in Frankfurt und die
regionalen Koordinierungsbüros mit ihren Gefolgsleuten besetzte. Die
Meisterleistung der DKP – und damit Ostberlins und Moskaus – war jedoch
der Krefelder Appell von 1981. Ihn organisierte der ehemalige Wehrmachtoberst
Josef Weber, der 1985 den Lenin-Preis der Sowjetunion erhielt. „Der Atomtod
bedroht uns alle“ lautete das Motto des Appells, der die sowjetische „Vorrüstung“
verschwieg. Bis 1983 unterzeichneten ihn mehr als vier Millionen Menschen.
Verfasst wurde er neben Weber vom ehemaligen Bundeswehrgeneral Gert Bastian,
der zusammen mit der grünen Ikone Petra Kelly als Feigenblatt für
die Aktion herhielt. Bastian war auch einer der „Generale für den
Frieden“, eine Organisation, die vom Stasi-Agenten und „Friedensforscher“
Gerhard Kade gegründet wurde, der als Agent „Robust“ auch für
den KGB tätig war. Der DKP gelang es, ein breites Bündnis zu
schmieden, dem große Teile der linken SPD angehörten. Bundeskanzler
Helmut Schmidt fand für die Nachrüstung kaum noch Unterstützung
in der eigenen Partei. Zwar war die Bundestagsfraktion der SPD wenig erbaut
davon, dass der SPD-Vordenker Erhard Eppler an der von der DKP gesteuerten
Friedensdemonstration am 10. Oktober 1981 in Bonn teilnahm. Doch Parteichef
Willy Brandt nahm Eppler in Schutz. Während der Ostermärsche
der folgenden Jahre sprachen Sozialdemokraten immer wieder gemeinsam mit
Kommunisten auf Kundgebungen, auch Gerhard Schröder, der damalige
Chef des SPD-Bezirks Hannover. Bei der Großkundgebung im Oktober
1983 in Bonn traten Willy Brandt und ein DKP-Mitglied auf. Man suche keine
Bündnisse, laufe aber auch nicht aus der Friedensbewegung davon, „weil
dort auch ein paar Kommunisten beteiligt sind“, sagte er. Der nächste
Bundeskanzler Helmut Kohl setzte freilich den Nachrüstungsbeschluss
durch. Und in der DDR wurde unter anderen Vorzeichen eine eigene Friedensbewegung
stark, die Anteil am Zusammenbruch des SED-Regimes hatte. Nach der Wiedervereinigung
herrschte Flaute bei den Ostermärschen. Auf der Abschlusskundgebung
1995 in Frankfurt wurden noch 70 Teilnehmer gezählt." Wladimir Putin
verstärkte die antiwestliche Propaganda mithilfe der extremen Rechten
und Linken in den Demokratien des Westens. Anders als in den 1980er-Jahren,
als die „Deutsche Volkszeitung“, der Verlag Pahl-Rugenstein oder die „Blätter
für deutsche und internationale Politik“ die sowjetische Propaganda
transportierten, setzte das Putin-Regime auf digitale Desinformation. In
der SPD glaubten zudem viele weiter an die „Friedenspolitik“ Putins. "Manche
versuchten, sich alte Erfolgsmuster zu nutzen. Im November 2021 wurde ein
„Neuer Krefelder Appell“ veröffentlicht, der sich unter der
20. Chinesische und russische Verschwörungstheoretiker arbeiten zusammen; wie Moskau Demokratien mit Trollfabriken und Agenten angreiftDie Kommunisten arbeiten zusammen. In der Akademie des russischen Generalstabs in Moskau sollen 2023 mehr als 20 ranghohe Offiziere aus China ausgebildet werden. Russland bedroht, ähnlich wie Nordkorea, Japan indem es unangekündigte Manöver im Pazifik abhält, nahe der zwischen Moskau und Tokio umstrittenen Kurilen-Inselgruppe. "Die Übungen werden auch als Unterstützungsgeste an die Adresse Pekings gewertet. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schojgu berichtete Putin am Montag, an den Manövern nehmen mehr als 25.000 Soldaten, 167 Schiffe einschließlich von zwölf Unterseebooten sowie 89 Flugzeuge und Hubschrauber teil." Im Zusammenhang mit dem Pentagon-Datenleck ist bekannt geworden, dass die amerikanischen Nachrichtendienste den russischen Auslandsgeheimdienst SWR abgehört haben. In einem streng geheimen Bericht vom 23.Februar 2023 des Büros des Nationalen Geheimdienstdirektors wurde berichtet, der SWR habe gemeldet, dass die Zentrale Militärkommission Chinas der „stufenweisen Versorgung“ Russlands mit Waffen zugestimmt habe, diese aber geheim halten wolle. In dem Bericht heißt es: „Peking stimmt angeblich verdeckten Lieferungen von tödlicher Militärhilfe nach Russland zu.“ [117]Verschwörungstheorien, Hackerangriffe, Falschnachrichten, Verleumdungen: Seit Jahrzehnten führt Russland Krieg auch über das Internet. Das Ziel ist einfach formuliert: demokratische Gesellschaften spalten. "Dafür steht in Wladimir Putins Reich eine ganze Armee an Computerkriegern bereit. Sie fluten die sozialen Netzwerke mit Hasskommentaren, klonen seriöse Nachrichtenseiten, verbreiten Propaganda und Lügen. Schon 2013 flog in Sankt Petersburg nach Recherchen der regierungskritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“ die erste Trollfabrik auf. Das System der russischen Desinformation ist also bekannt; auch deutsche Medien berichten regelmäßig darüber. Nun ist auf Deutsch das Buch „Putins Armee der Trolle“ der finnischen Journalistin Jessikka Aro erschienen. Auf fast 400 Seiten zeigt sie, wie russische Desinformation funktioniert. Dafür hat die Journalistin des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Finnland Beispiele gesammelt, von Rufmordkampagnen gegen unliebsame Diplomaten über Eingriffe in die redaktionelle Freiheit eines norwegischen Mediums bis zur Einflussnahme auf die Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten. Manche der Fälle sind bekannter, andere kaum. Aros erstes Beispiel im Buch zeigt, dass Moskau schon früh ehemalige Sowjetrepubliken als Testgelände für Geheimdienstoperationen ausmachte. Zielperson war der litauische Diplomat Renatas Juška, der sich seit den Neunzigerjahren für Oppositionelle und Menschenrechte in Belarus einsetzte – zum Missfallen Moskaus. Als Juška Botschafter in Ungarn werden sollte, berichteten litauische Medien über die Verschwendung von Steuergeldern in Afghanistan. Verantwortlich sollte eine von Juška in Vilnius geleitete Abteilung im Außenministerium sein. Die Geschichte stimmte nicht, doch es dauerte Monate, bis alles geklärt war und der Litauer seinen Posten antreten konnte. Später wurden seine Telefonate abgehört, mitgeschnitten und manipuliert. Die gefälschten Anrufe wurden auf Youtube veröffentlicht, als Litauen die EU-Ratspräsidentschaft innehatte. Sie sorgten für Misstöne im Verhältnis zwischen Vilnius und den Staaten der Östlichen Partnerschaft, Juška wurde als Botschafter abberufen. Monate danach kam der litauische Geheimdienst zum Schluss, dass Russland hinter der Kampagne gegen den Diplomaten steckte. Kapitel für Kapitel reiht Aro die Formen des russischen Propagandakrieges auf, verflochten mit ihrer eigenen Geschichte. Sie weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, ins Visier russischer Trolle zu geraten. Zweieinhalb Jahre erlebte sie, wie Verfehlungen aus ihrer Vergangenheit ausgegraben, Gerüchte und Verleumdungen gestreut wurden. Schließlich erhielt sie einen Anruf ihres verstorbenen Vaters und Morddrohungen. 2017 floh die Journalistin aus Finnland, weil sie fürchtete, dass die Gewaltphantasien aus dem Netz real werden könnten." Ursprünglich hatte sie „Putins Armee der Trolle“ schon 2018 geschrieben, doch erst vor einigen Monaten erschien es in Deutschland. Dazu beigetragen haben dürfte Russlands Überfall auf die Ukraine. Staaten, die der Ukraine helfen, werden zwar nicht mit Raketen angegriffen, aber online attackiert. [118] Länder wie China und Russland tun alles, um ihre Bürger von verlässlichen Informationen abzuschneiden. Russland hat Server in der sibirischen Steppe aufgestellt und Gesetze erlassen, die jedes IT-Unternehmen dazu zwingen, Daten auf dem Territorium der Russischen Föderation zu speichern. So können die eigenen Sicherheitsdienste immer darauf zugreifen und die Menschen im Land kontrollieren. "Zugleich arbeitet Russland systematisch daran, sich abzukapseln. Virtuelle Grenzposten wachen darüber, was an Daten nach draußen und ins Land gelangt. Und wenn erst einmal alles blickdicht ist, wenn genügend digitale Zäune und Mauern stehen, werden die Bürger manipuliert mit Propaganda und Falschinformationen. Das alles passiert keineswegs nur in Russland, China oder Nordkorea. Reihenweise entstehen virtuelle Staaten, wie die DDR einer war. Ihre Abschottung ist schlimmer als die Entgrenzung in der westlichen Digitalwelt. Sie betrifft mehr Menschen und schränkt sie stärker ein... IIn den allermeisten Fällen geht es darum, dass autokratische Staaten die Oberhand über das Internet gewinnen wollen." [119] Auch andere Staaten fallen auf die russisch-chinesische Propaganda herein. Die amerikanische Regierung beschuldigte den brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, russische und chinesische Propaganda „nachzuplappern“. Es sei zutiefst problematisch, wenn Brasilien behaupte, dass die Vereinigten Staaten und Europa nicht am Frieden interessiert oder für den Krieg mitverantwortlich seien, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby. Lula hatte bei einem Besuch in China gesagt, die Vereinigten Staaten müssten aufhören, den Krieg in der Ukraine zu fördern, und anfangen, über Frieden zu reden. Die Außenminister der Siebenergruppe (G7) haben zum Abschluss ihres Treffens in Japan mit deutlichen Worten Russland und China kritisiert und zugleich die große Geschlossenheit der westlichen Demokratien in dem G-7-Klub der wohlhabenden Industriestaaten hervorgehoben. "Es bestehe das Erfordernis, Maßnahmen gegen die illegitime und staatlich erzwungene Aneignung von kritischen Technologien und intellektuellem Eigentum zu ergreifen, heißt es. Auch die Europäer in der Siebenergruppe sind damit offenbar im Einklang mit dem amerikanischen Bemühen, China und Russland von der modernsten Technik zum Beispiel für Halbleiter und Mikrochips abzuschneiden." [120] Es ist keine Neuigkeit,
dass russische Geheimdienste in Deutschland und Europa weiter auf dem Niveau
des Kalten Krieges spionieren. "Dafür nutzt Moskau seit jeher auch
als Diplomaten getarnte Agenten. Wer etwa mit einem Kulturattaché
oder einem Botschaftssekretär zu tun hat, kann in Wirklichkeit auf
einen Mann oder eine Frau aus den russischen Diensten treffen. Zu Beginn
des Jahres waren rund 540 Diplomaten an der russischen Botschaft Unter
den Linden akkreditiert. Nach Schätzungen des Verfassungsschutzes
sind ein Drittel in Wirklichkeit als Diplomaten getarnte Agenten der Geheimdienste,
was einer Zahl von rund 180 entsprechen würde. Sie arbeiten für
den Auslandsdienst SWR, den
21. Zur Geschichte der Sowjetmacht und der russischen Philosophie und Literatur; Putin als fleißiger Schüler Stalins; Puschkin, Tolstoi, Solschenizyn; Mazeppa macht in der europäischen Musik und Literatur Karriere, von Lord Byron über Voltaire, Victor Hugo, Franz Liszt, TschaikowskiImmerhin hat die chinesische Regierung sich von den revisionistischen Worten ihres Botschafters in Frankreich distanziert. „China respektiert den souveränen Status der ehemaligen sowjetischen Länder nach der Auflösung der Sowjetunion“, sagte die Außenamtssprecherin in Peking. Chinas Position in dieser Frage habe sich nicht geändert. China respektiere die Souveränität, Unabhängigkeit und territoriale Integrität aller Länder. Botschafter Lu Shaye hatte kürzlich im französischen Sender LCI bezweifelt, dass die 14 Länder der ehemaligen Sowjetunion souveräne Staaten seien. [122]Doch Russland bedroht weiterhin seine Nachbarstaaten. So fühlt sich Moldau von Russland bedroht und sieht daher ihre Zukunft in der Europäischen Union. Im Juni 2022 bekam Moldau wie die Ukraine den Kandidatenstatus verliehen, verbunden mit weiteren Hausaufgaben, bevor Beitrittsverhandlungen beginnen können. Mitte März 2023 war ein geheimer Plan des russischen Geheimdienstes FSB bekannt geworden, der aus dem Jahr 2021 stammt und eine auf zehn Jahre angelegte Strategie beschreibt, um das ganze Land in die russische Einflusssphäre zu bringen. "Seit der Sezession 1990 gilt das nur für die Teilrepublik Transnistrien, deren Führer Moskau ergeben sind, das dort eigene Truppen stationiert hat. Gemäß dem Plan sollen auch in der Republik Moldau jene Kräfte unterstützt werden, die enge Beziehungen zu Russland wollen. Außerdem soll der Einfluss Rumäniens zurückgedrängt und eine Kooperation des Landes mit der NATO unterbunden werden. Im Februar hatte der russische Präsident Wladimir Putin ein Dekret von 2012 annulliert, demgemäß der Konflikt um Transnistrien nur „unter Einhaltung der Souveränität, territorialen Integrität und Neutralität Moldaus“ erfolgen könne. Die moldauische Präsidentin Maia Sandu warnte vor russischen Umsturzversuchen. Moskau versuche, Bürger aus Russland, Montenegro, Belarus und Serbien ins Land zu schleusen, um „die legitime Regierung durch eine illegale, von der Russischen Föderation kontrollierte Regierung zu ersetzen“. Mehrere prorussische Aktivisten wurden verhaftet, darunter ein Angehöriger der „Wagner“-Miliz. Die zivile EU-Mission hat einen ebenso klaren wie engen Fokus: Sie soll dem Land helfen, hybride Bedrohungen zu erkennen und wirksam darauf zu reagieren. Das betrifft ausdrücklich Cyberangriffe und die Manipulation von Informationen... Die Außenminister sprachen sich außerdem für einen neuen Sanktionsrahmen aus, der sich speziell gegen Personen und Organisationen richtet, die Moldau zu destabilisieren versuchen." [123] Der emeritierte Professor für Polonistik an der Humboldt-Universität zu Berlin, Heinrich Olschowsky, meint, ein Rückblick in die Kulturgeschichte fördere mentale Strukturen, historische Denkmuster zutage, die sich nun als Humus erweisen, auf dem Putin seine wahnhafte Geschichtspropaganda pflanzen kann. "Schauen wir auf die Zeit nach der Französischen Revolution, da sich nationale Ideen und Bewegungen entfalteten. Die revolutionäre Losung veranlasste viele Völker (namentlich Ost- und Südosteuropas), eigene und fremde Patrone abzuschütteln. Zarin Katharina II. sah darin ein westliches Gift, mit dem sich der unmittelbare Nachbar, die Adelsrepublik Polen, angesteckt habe. Dies war der Grund und die Verteidigung der orthodoxen Minderheit nur ein Vorwand, um gemeinsam mit Preußen und Österreich die zweite und dritte Teilung dieses Staates (1792, 1795) zu vollziehen. Das Zarenreich war das Ergebnis einer jahrhundertelangen kontinentalen Kolonisierung, sprich, der Eroberung nicht-russischer Territorien und Völker vornehmlich nach Osten und Süden hin, wo es keine staatlichen Strukturen gab, die Widerstand hätten organisieren können." [124] Der Epochenumbruch, die Revolution der Bolschewisten von 1917 änderte daran prinzipiell nichts. Die bolschewistische Revolution widmete das Erbe des Imperiums nur um in einen „unverbrüchlichen Bund freier Republiken“, wie es in der sowjetischen Hymne hieß. "Aus diesem Bund hätte man theoretisch austreten können müssen. Aber die Hymne enthält schon den Widerspruch dazu; die mythische „große Rus‘“ habe die Union der Republiken „auf ewig zusammengefügt“! Das bekräftigte Stalin 1937, am zwanzigsten Jahrestag der Oktoberrevolution, in einem Trinkspruch über die Kontinuität der Sowjetunion mit dem russischen Imperium. Der Diktator rühmte die Zaren dafür, dass sie ein Riesenreich zusammengezimmert hätten, das den Bolschewiki als Erbe zugefallen sei und das sie ausgebaut und gefestigt hätten. „Darum ist jeder, der danach trachtet, Teile und Nationalitäten vom sozialistischen Staat abzutrennen, ein Feind des Staates, der Völker der UdSSR. Und wir werden jeden dieser Feinde samt seiner Sippe vernichten.“ Putin erweist sich als fleißiger Schüler Stalins und von dessen Herrschaftslogik. Wie das Sowjetreich 1939 mit dem Segen Hitlers und nach dem Sieg über Nazideutschland 1945 erweitert wurde, ist bekannt. Dabei verdammte die Sowjetführung den Imperialismus westlicher Länder, verteidigte das eigene Imperium aber bis in die Gorbatschow-Ära mit Zähnen und Klauen. Die Selbstauflösung der Sowjetunion 1991, die Putin als größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts empfand, war eigentlich der größte geopolitische Anachronismus des Jahrhunderts. Denn hier vollzog sich die Entkolonialisierung, die weltweit am Übergang der Fünfziger- und Sechzigerjahre ihren Höhepunkt erreicht hatte, ein halbes Jahrhundert verspätet. Die Sowjetunion, der stolze Sieger im opferreichen Zweiten Weltkrieg, zerlegte sich selbst. Das Imperium hatte das Streben der Völker nach politischer Emanzipation im eigenen Machtbereich verschlafen. Dafür musste eine Ursache gefunden werden. Nicht im Innern, denn das hätte Kritik an den Verbrechen des kommunistischen Regimes verlangt wie sie Solschenizyn in seinem Manifest „Wie wir Russland umbauen müssen“ 1990 vergeblich anmahnte. Dazu hatten die neue Machtelite um Jelzin und auch die Mehrheit der Beherrschten keine Lust. Die verdienstvolle zivilgesellschaftliche Initiative von Memorial blieb die Sache einer Minderheit. Putin hinderte dessen Aktivisten zunächst daran, das stalinistische Staatssystem aus der Perspektive der Opfer aufzuarbeiten. Schließlich ließ er die Organisation verbieten. Die Ursache für das Ende der Sowjetunion wurde, je länger, desto heftiger, nach außen projiziert, auf „Nationalisten und Faschisten“ in der Ukraine, auf die nach Selbständigkeit strebenden baltischen und kaukasischen Republiken, auf das liberale Europa, das die Russen nicht verstehe, schließlich auf den Westen insgesamt, der die Russen, mit ihrer Lebensart bedrohe. Solche Meinungen ließen sich den enttäuschten, weil um Wohlstand wie um das Ansehen einer Weltmacht gleichermaßen geprellten Massen gut verkaufen, zumal sie eine Kombination von Minderwertigkeits- und Überlegenheitsgefühl mobilisierten: die russische Tradition des Anti-Okzidentalismus. Dieser hat religiöse Wurzeln im Schisma, der Spaltung der Christenheit in die westlich-lateinische und östlich-byzantinische Kirche 1054. Daraus ergab sich mit der Zeit auch die politische Konkurrenz zwischen dem größten Repräsentanten der Orthodoxie, Moskaus „Drittem Rom“, und dem ersten, dem lateinischen Rom. Auch wenn im 19. Jahrhundert die religiösen Dogmen längst säkulare Formen – wie Panslawismus oder das Eurasien-Konzept – angenommen hatten, ließ sich das Dogma, das unverbildete „rechtgläubige Russland“ habe eine erlösende Mission zu erfüllen, von Fall zu Fall instrumentalisieren. Besonders nachhaltig auch im Ausland dann, wenn es eine künstlerisch starke Gestaltung fand wie etwa in Fjodor Dostojewskis religiös-philosophischer Utopie. Sie setzte das mönchisch-eremitische Ideal einer gewaltfreien, duldsamen Frömmigkeit gegen die römisch-katholische Machtkirche und ihre Inquisition." [125] Schon damals gab unter den europäischen Dichtern Unterstützer des Freiheitskampfes und damit Gegner des Opportunisten Alexander Puschkin. Das problematische Verhältnis des Zarenreiches zu Europa erreichte im 19. Jahrhundert seinen konfrontativen Höhepunkt zur Zeit der Herrschaft des „Knutenzaren“ Nikolais I., dessen Thronbesteigung die blutige Abrechnung mit den Dekabristen, die eine Verfassung verlangt hatten, vorausging. "Fünf Jahre später, 1830, erhob sich Warschau gegen die Moskowiter. Die Polen, seit den drei Teilungen eine Nation ohne souveränen Staat, waren nicht bereit, sich widerstandslos der russischen Teilungsmacht zu unterwerfen. Als römisch-katholisches Land galt es den Russen ohnehin als von der panorthodoxen Gemeinschaft aller Slawen abtrünnig. Die Kabinette in Westeuropa hielten sich gegenüber dem Aufstand zurück, doch einige liberale französische Deputierte und deutsche Dichter unterstützten den Freiheitskampf der Polen gegen die Despotie. Vertreter der geistigen Elite Russlands reagierten empört, sie fühlten sich in ihrem imperialen Patriotismus beleidigt. Neben anderen äußerte sich auch der Freigeist und pragmatische Opportunist Alexander Puschkin. Er beschimpfte die französischen Gegner der Autokratie in einem Gedicht als „Verleumder Russlands“ und drohte mit Rückgriff auf die Geschichte: Sie sollten, bevor sie sich gegen Russland stellen, Napoleons Niederlage bei Borodino bedenken. Der Konflikt zwischen Polen und Russen sei ein familiärer Bruderzwist, argumentierte er, den man im Westen nicht verstehe und aus diesem man sich heraushalten solle. Seine Vision von einer Lösung des Konflikts fasste er in das Bild von den vielen Strömen slawischer Völker, die alle ins große russische Meer münden. Diese Formel wie auch die Stereotype vom „hochmütigen Polen“ und der „treuen Rus“ haben sich, von der Autorität des Nationaldichters gestützt, im kollektiven Bewusstsein der Russen eingenistet. In Dostojewskis Romanen erscheinen Polen als Adlige und Jesuiten-Zöglinge und sind auf Figuren von Hochstaplern und Falschspielern festgelegt. Die aktuellen irrwitzigen Hasstiraden des russischen Ex-Präsidenten Dmitri Medwedew gegen die Polen und ihren Stolz auf die republikanische Tradition bleiben ohne einen geschichtspolitischen Kontext unbegreiflich. Puschkin hielt die Balance zwischen einem vieldeutigen künstlerischen Ausdruck und dem, was er seiner Stellung am Hofe schuldig war. Der Zar erklärte sich zum persönlichen Zensor des Dichters, so wurde die Fessel zur Quelle des Stolzes: ein russisches Syndrom. Für diese Balance steht auch sein, wie er es nannte, „Trommelwirbelpoem“ Poltawa, mit dem er den Sieg Peters I. über den Schwedenkönig Karl XII. feierte und zugleich dem Petersburger Hof als Signal seiner Botmäßigkeit einen „Knochen hinwarf“. In der Gestalt des Kosakenhetmans Mazeppa behandelt das Poem die ukrainische Frage. Als facettenreicher Abenteurer machte die Figur in der europäischen Literatur Karriere, von Lord Byron über Victor Hugo bis zu Bertolt Brecht. Der historische Mazeppa erstrebte für das ukrainische Hetmanat mehr Selbständigkeit von Russland und wechselte deshalb die Fronten von Peter I. zu Karl XII. Seit seiner Niederlage bei Poltawa ist er für Puschkin und die russische Geschichtserzählung ein Verräter, für die Ukrainer ein tragischer Held. Das Selbstbild des Imperiums fand auch seinen Niederschlag in der geringschätzigen Art, wie bedeutende Geistesschaffende Russlands kleinere Nationen behandelten. Leo Tolstoi verbrachte fünf Jahre (1851 bis 1855) als Offiziersanwärter im Kaukasus und verarbeitete seine Erfahrungen dort in Erzählungen wie „Die Kosaken“ oder „Der Überfall“. Die aufständischen Tschetschenen, Tscherkessen, Abreken, Tataren und andere, gegen die Krieg geführt wird, beschäftigen den Erzähler hauptsächlich durch ihre exotische äußere Erscheinung. Eine ethnische oder kulturelle Identität oder politische Interessen, die sie unterscheidbar gemacht hätten, gestand er den „Bergbewohnern“ nicht zu. Wie selbstverständlich berichtet der Erzähler über die Überlegenheit der russischen Armee, die mit handwerklicher Präzision gegen die chaotischen Überfälle der kaukasischen Krieger vorgeht. Tolstoi fragt nicht, wie die „Bergvölker“ unter die Herrschaft des Imperiums kamen, ihr Freiheitskampf erscheint als räuberische Rebellion. Ein Echo dieser Einstellung klingt in den abschätzigen Bemerkungen von Alexander Solschenizyn nach, vor allem aber in Joseph Brodskys hasserfülltem Gedicht „Auf die Unabhängigkeit der Ukraine“. Doch zurück zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Zu den kritischen europäischen Stimmen anlässlich der Niederschlagung des polnischen Aufstandes gehörte auch die des Schriftstellers Marquis Astolphe de Custine, der Russland bereiste und über seine Beobachtungen und Eindrücke schrieb (La Russie en 1839). Vom Geist der Aufklärung geprägt, zeichnete de Custine das Reich Nikolais I. als religiös fundierte Autokratie, in der der Herrscher göttliche Allmacht beansprucht. Auch die Geschichte war Besitz des Zaren, der die Chronik des Landes nach Belieben veränderte und seinem Volk täglich historische Wahrheiten mitteilte, die der Fiktion des jeweiligen Augenblicks entsprachen. Das gesellschaftliche Leben in Russland gleiche einer Verschwörung gegen die Wahrheit, notiert de Custine. Im Petersburg der Dreißigerjahre seien viele davon überzeugt, dass Europa sich in unfruchtbarem Liberalismus zerlege, während Russland mächtig bleibe, weil es unfrei sei. Russland, so berichtet der Franzose, betrachte Europa als Beute, die ihm früher oder später durch seine innere Zwietracht in die Hände fallen werde. Einen solchen Umgang mit der Geschichte als Besitz des Staates perfektionierte die Sowjetmacht im 20. Jahrhundert, und Putin nutzt diese Tradition für die Durchsetzung seines wahnhaften Geschichtsbildes." [126] Dabei gab es damals in Russland Denker, die die eigene Kultur und das Verhältnis zu Europa kritisch analysierten, wie der Philosoph Wladimit Solowjew oder der Freund und Widersacher Puschkins, Pjotr Tschaadajew, in seinen „Philosophischen Briefen“. Tschaadajew befand: „Russland ist eine Welt für sich, gefügig dem Willen, dem Gutdünken, den Launen eines einzelnen Menschen, ob er nun Peter oder Iwan heiße, einerlei, es kommt aufs gleiche hinaus – es ist die Verkörperung der Willkür“ (Apologie eines Wahnsinnigen). "Ein mögliches Korrektiv der staatlichen Willkür sah Tschaadajew in der Religion, die sich aber von der weltlichen Macht unabhängig machen müsse, wie das seiner Meinung nach der lateinischen Kirche im Streit mit dem Kaiser im Mittelalter gelungen sei. Die russische Orthodoxie hingegen, in den Fußstapfen des byzantinischen Cäsaropapismus wandelnd, sei der kaiserlichen Gewalt gänzlich unterworfen. Wobei der Staat sich die Kirche nicht bloß einverleibt habe, sondern von ihr geheiligt worden sei. Zugleich funktioniere dieser Staat nach dem asiatischen Herrschaftsmuster des Mongolen-„Jochs“. Die Bestätigung seiner Diagnose erfuhr Tschaadajew, als der Moskauer Polizeichef ihn auf Anweisung des Zaren für wahnsinnig erklärte." [127] 22. Orthodoxer Dschihadismus und sozialistisch-kommunistische Barbarei I; Russlands staatlich geförderte Z-Poeten verherrlichen den Krieg gegen den WestenRusslands staatlich geförderte Z-Poeten taugen im Vergleich zu den großen russischen Schriftstellern allerdings nichts, was auch Igor Saweljew, der 1983 in Ufa geborene Schriftsteller aus Moskau meint: "Vor dem Beginn der Großinvasion 2022 interessierten sich russische Literaten kaum dafür, was in der Ostukraine geschah, und Dichter, die darüber schrieben, galten als marginal. Es gab solche Dichter, die im Kriegswahn miserable Verse über die „russische Welt“ verfassten, in Tarnkleidung herumliefen und manchmal in den Donbass fuhren wie auf eine Safari. Doch das waren einzelne Freaks, Liebhaber adrenalinhaltiger Erfahrungen. Leider wollten wir davon nichts wissen – bis zum 24. Februar 2022. Heute ist die so genannte Z-Dichtung – Lyrik, die den Krieg begrüßt und für die Einnahme der gesamten Ukraine oder sogar Europas durch die russische Armee eintritt – ebenso marginal, sie gebärdet sich aber als Mainstream. Die Staatspropaganda stellt die Z-Dichter als die wichtigste und offizielle Strömung der russischen Literatur hin wie einst die Sozialistisch-Realistischen Schriftsteller in der Sowjetunion und der DDR. Die Z-Dichter treten im Fernsehen und in Konzertsälen auf, ihre Bücher werden mit beispiellosen staatlichen Mitteln gefördert. Kürzlich bot sogar das Onlineportal für Staatsdienstleistungen Gosuslugi, über das russische Bürger Bußgelder bezahlen oder Arzttermine buchen, eine Anthologie von Z-Poesie zum kostenlosen Download an. Ich habe Auftritte der Z-Poeten im Moskauer Bunker an der Lubjanka erlebt und verfolge ihre Telegram-Kanäle. Am meisten beeindrucken mich nicht einmal ihr Pathos und die Kriegspropaganda, sondern ihre Selbstberauschung durch ihre Macht und ihren Einfluss. Selbst bei kleinen Veranstaltungsformaten feuern sie einander geradezu euphorisch an. Durch Denunziationen haben sie erreicht, dass der Dichter Vitali Puchanow, der sich gegen den Krieg geäußert hatte, aus der Jury des Literaturpreises Lizej ausgeschlossen, und dass seine Lesung abgesagt wurde. Unsere Zeit ist gekommen, liest man bei ihnen, das Fernsehen, die Presse, die Vortragssäle gehören uns, unsere Widersacher (das sind nicht unbedingt Kriegsgegner, aber Literaten, die bisher im Rampenlicht standen) werden wir pulverisieren, aus der Kultur, vielleicht sogar aus dem Land vertreiben. Es ist eine Rhetorik der Machtergreifung. Bezeichnenderweise enthielten die früheren Gedichte von Maria Watutina, heute eine der prominentesten Z-Dichterinnen, keinerlei Hinweis auf Aggression oder Faschismus. Doch jetzt schreibt die 55 Jahre alte Watutina: „Wir erheben die Köpfe, wir werden gehört, wir beginnen zu herrschen.“ Die Z-Dichter vereint das Gefühl, sie hätten den Durchbruch zum Erfolg geschafft, und sei es dank militärischer Zensur und Kriegsideologie." [128]Als Orthodoxe Dschihadisten
sind die staatlich geförderten Z-Poeten fast noch schlimmer als islamische
Dschihadisten: "Es sind Verse möglich wie „Es leben die russischen
Waffen! Zittert, ihr NATO-Feinde!“. Schon streiten Z-Dichter, wer Stipendien
und Veröffentlichungen eher verdient hat, wobei es eine Rolle spielt,
ob jemand an der Front war... Es gibt auch Beispiele für einen „nur“
moralischen Absturz. Alexander Pelewin, ein Schriftsteller der Petersburger
Gegenkultur, der als Prosaautor Preise gewann, gefiel vor dem russischen
Großangriff sich und anderen mit faschistischen Tiraden, die aber
als sarkastische Maske, als postmodernes Spiel wahrgenommen wurden. Doch
dann floss Blut, und der heute 34 Jahre alte Pelewin, der zu einem führenden
Z-Poeten wurde, rief zu noch größerem Blutvergießen auf.
Viele waren schockiert. Das war natürlich gewollt. Denn die Z-Poeten
geben sich zwar als Konservative, machen Anleihen bei altrussischen Epen
oder sowjetischer Weltkriegsdichtung und preisen eine „neue Aufrichtigkeit“,
die Ablehnung postmoderner Spiele und alles Westlichen. Doch im Grund eifern
sie eher den Sex Pistols nach, die durch ein Bild der Queen mit durchstochener
Lippe das Publikum erschreckten. Der Literaturwissenschaftler und Dichter
Oleg Demidow ist Ideologe der Z-Kunst und eine meiner Lieblingsfiguren
im Z-Panoptikum. Der 33 Jahre alte Demidow begann seine Karriere im „liberalen“
Milieu, schrieb über Dichter des silbernen Zeitalters, von denen viele
in den Dreißigerjahren Opfer von Denunziation und Repression wurden.
Heute begrüßt Demidow die neuen Repressionen und moderiert Z-Podien
über Denunziationen. Seit die russische Poesie sich von der Postmoderne
und dem Morast der liberalen Agenda – wie LGBT, Traumaarbeit, Feminismus,
Postkolonialismus und einer „an Satanismus grenzenden Freizügigkeit“
– befreit habe, so schwärmt er jetzt, sei sie wieder sichtbar geworden...
Das Gerede von der russischen Moral und Religiosität steht im auffälligen
Widerspruch zur Blutrünstigkeit der Z-Poesie, die nicht nur den Feind
vernichten, sondern die ganze Welt – ob Kiew, Warschau oder Berlin – in
Asche legen und unter Panzern zermalmen will. „Wir werden eure Kinder abschlachten,
eure Mütter und Frauen schänden“, verspricht Dmitri Artis, offenbar
aus dem Schützengraben. „Jetzt ist die Zeit, Schweine zu schlachten
und ritterlichen Abschaum“, skandiert Igor Karaulow, und Alexander Pelewin
verkündet, Geschichte sei, wenn die „einen Menschen die anderen töten“.
Statt eines Individuums wie in der russischen Literatur der vergangenen
dreißig Jahre spricht in der Z-Dichtung ein vorbewusstes Kollektiv.
„Panzer ziehen gen Westen, sie folgen dem Geruch wohlgenährter fremder
Wohnungen. Panzer ziehen gen Westen und befreien die Welt. Sie werden Prag
erreichen und Berlin“, heißt es in einem exemplarischen Gedicht des
40 Jahre alten Dmitri Filippow. Warum fahren die Panzer nach Westen und
bis wohin? fragt der Kritiker Michail Edelstein, der über die Z-Poesie
publiziert. Sie haben keinen Grund, und sie werden nirgends anhalten, so
Edelstein, es handle sich um pure Zerstörungslust, die gar nicht erst
versuche, sich durch ein positives Programm zu tarnen. Es sei die Befreiung
vom normalen Leben, denn dieses sei zum Hassobjekt geworden. Die Dichter
schwelgen in der Rolle der Bösewichte. „Die bösen Jungs werden
Russland retten“, jubelt Artis. Eines der berühmtesten Gedichte von
Pelewin endet mit den Worten: „Was soll man sagen, jetzt da wir die Bösen
sind? Russland sei Ruhm!“. Damit stehen sie einerseits in der Tradition
der Revolutionspoesie von 1917, andererseits aber auch der Kriminellenchansons
der Neunzigerjahre. Zugleich ist die Religion ein obligatorischer Bestandteil
der Z-Poesie. Gedichte, die zum Töten aufrufen, kommen oft sehr fromm
daher. Der Z-Dichter Dmitri Moldawski preist den Krieg als solchen, weil
dort „der Mensch so klein ist und Gott so groß“ und bekreuzigt sich
beim Rezitieren ständig. In einem Gedicht der Z-Poetin Anna Dolgarjowa
erscheint der Mutter eines gefallenen Soldaten am Grab die Jungfrau Maria
und sagt: „Meinen habe ich auch in den Armen gehalten und dann begraben.
Und nach drei Tagen ist er auferstanden. So wird es sein, hör auf
mich!“ Aus der Vorstellung, dass man durch Aggression Gott näherkommt,
spricht eine Art orthodoxer Dschihadismus. Dessen Propagandisten wollen
sich nicht selbst opfern, „helfen“ aber anderen, für Geld zu töten,
zu sterben oder Angehörige in den Krieg zu schicken. Die 34 Jahre
alte Dolgarjowa ist der Popstar der patriotischen Poesie. Sie stammt aus
der Ukraine, zog nach der Krimannexion 2014 in die mit Russlands Hilfe
besetzten Volksrepubliken, war kurzzeitig mit einem Scharfschützen
verheiratet und schrieb schon damals Gedichte und Artikel über die
dortigen Militäreinsätze. Dolgarjowa provoziert gern, und als
in diesem Frühjahr die Konflikte zwischen dem russischen Verteidigungsministerium
und der Wagner-Söldner-Truppe von Jewgenij Prigoschin hochkochten,
veröffentlichte sie ein Gedicht, worin es heißt, alle Wagner-Kämpfer
kämen ins Paradies." [129]
23. Orthodoxer Dschihadismus und sozialistisch-kommunistische Barbarei II; „Putins Beichtvater“, der Geistliche Tichon Schewkunow verherrlicht den Krieg gegen den Westen; Timur-Khan, Dschingis-Khan, Lenin und alle seine Verehrer von Stalin bis Putin fallen unter den Begriff Barbarei oder Leninismus; Experimente in Russland gescheitert, Kommunisten/Stalinisten einer Personenkult-Partei, Kriegsverbrecher und Hobbyhistoriker Wladimir Putin; nur russischer Philosoph Solowjow zukunftträchtig im Gegensatz zum Wirrkopf und Kremldenker Alexander Dugin; russische Schrottreaktoren und tickende Zeitbomben in islamischen Ländern von Rosatom; zudem ist Rosatom auch für die Produktion von Nuklearwaffen zuständig, „nukleare Diplomatie“; Russische Universitätsgelehrte wie Igor Tschubarow mit seiner islamisch-theokratischen Auffassung als Geschichtsklitterer, Frankfurter Schule; Naivität des Westens im Umgang mit China und Russland, chinesische Schrott-Autos, -Elektrogeräte und Schrott-Atomuboote; Wagenknechts prorussische Propaganda, Verschwörungstheoretiker; China ist nicht nur bekannt für chinesische Schrott-Autos und Schiffe, Schrott-Elektrogeräte, -Atom-Uboote und -Kraftwerke sondern auch dafür dass es Russland bei Sabotage-Aktionen in Europa hilft
Timur-Khan, Dschingis-Khan, Lenin und alle seine Verehrer von Stalin bis Putin fallen unter den Begriff Barbarei oder Leninismus. Sozialistische Experimente in Russland können als gescheitert angesehen werden, auch wenn einige Kommunisten wie Sahra Wagenknecht mit ihrer BSW/Mohammed Ali Partei und Wladimir Putin heute päpstlicher als der Papst, bzw. leninischer als Lenin sind; bei der europäischen Linken, gepaart mit dem Islamismus und Antisemitismus islamischer Terrororganisationen wie der Hamas, zeigt sich heute, "die revolutionäre Phrase und der Radikalismus sind die Maske für das Philistertum, für die Pedanterie, für das Banausentum", das sich auch in der Kunst manifestiert (Documenta 15, Bienale in Venedig, ESC). Universitäten, in denen sich schon islamische Terroristen, Kommunisten und Materialisten breit machen, die dazugehörige Zeitungsliteratur und populäre wissenschaftliche Literatur bestätigen Spenglers These und seine Genialität aber auch seine Torheit, dass das Preussentum (das später 1933-1945 in nationalsozialistische Barbarei mündete) bis 2200 dauern würde sowie das Russentum (das 1917 in die bis heute vorherrschende sozialistisch-kommunistische Barbarei mündete). Im russischen Philosophen Solowjow wird alles das, was in Russland zukunftträchtig ist, philosophisch zusammengefasst, er kann den Osten von alten und neuen Zaren, vom "Henker des Geisteslebens, Lenin", vom "Totengräber alles geistigen Lebens", von dem "zerstörenden Leninismus" befreien. Heute gibt es in Russland allerdings nur faschistoid-marxistische Philosophen wie den Wirrkopf und Kremldenker Alexander Dugin, der gerne von amerikanischen Wirrköpfen aus dem Trump-Lager besucht wird wie US-Moderator Tucker Carlson. "Carlson stellt den Kriegstreiber Dugin als apolitischen akademischen Philosophen vor - als Autor, der über „große Ideen schreibt“ und angeblich wegen seiner verstörenden Einsichten im Westen mundtot gemacht werde. Das ist eine grobe Verkehrung, denn Dugin nutzt die Philosophie als strategisches Mittel, buchstäblich als Waffe im Informationskrieg, um den russischen Angriff auf die Ukraine zu rechtfertigen. Er stellte die Großinvasion im Februar 2022 als „totale Mobilisierung“ dar, wobei er sich auf den von ihm geschätzten deutschen Schriftsteller Ernst Jünger berief. Russland nennt er mal „Drittes Rom“, mal „Katechon“, einen Aufhalter des Westens, in Anlehnung an den in Kremlkreisen ebenfalls geschätzten deutschen Staatsdenker Carl Schmitt. In eschatologischer Manier setzt Dugin den Westen mit dem Antichristen gleich. Mit den Fakten nimmt es Carlson bekanntlich nicht so genau. In seiner Sendung für Fox News und in den sozialen Medien hatte er Verschwörungstheorien verschiedener Couleur verbreitet". Natürlich attackierte er die Ukraine: Er sprach ihr ab, ein souveräner Staat zu sein, und behauptete sogar, Joe Biden finanziere dort geheime Biowaffen-Labore. "Carlsons Sendung, die im Jahr 2020 den Rekord für die meistgeschaute US-Kabelfernsehsendung überhaupt gebrochen hatte, wurde im Frühjahr 2023 eingestellt, wozu neben seinen frauenfeindlichen und antisemitischen Äußerungen vor allem seine Falschaussagen über angeblichen Betrug bei der Präsidentenwahl 2020 beigetragen haben dürften. Carlson hatte im Februar als erster westlicher Medienvertreter seit Beginn der russischen Großinvasion in der Ukraine Wladimir Putin interviewt. Bei dem mehr als zweistündigen Gespräch, in dem der Diktator sich in langen Monologen als betrogenes Opfer westlicher Aggression inszenierte, agierte Carlson als serviler Stichwortgeber. Auch beim Dugin-Interview hängt er mit andächtigem Blick an den Lippen des putintreuen Denkers und stimmt ihm in allem zu... Gemeinsam mit dem Skandalautor Eduard Limonow gründete Dugin 1993/94 die Nationalbolschewistische Partei Russlands (NBP), die sich 2005 auflöste. Gern kombinierten die Linksimperialisten von der NBP faschistische mit marxistischen Parolen. Je extremer, desto besser. Die Parteiflagge kopierte die nationalsozialistische Fahne mit weißem Kreis auf rotem Grund, platzierte statt des Hakenkreuzes jedoch Hammer und Sichel darauf. Auch der putintreue Schriftsteller Sachar Prilepin und die Underground-Punklegende Jegor Letow waren NBP-Mitglieder." Heute gilt Dugin als der bekannteste Intellektuelle der Neuen faschistoid-marxistischen Philosophen, der Ideen des antiwestlichen leninistischen Imperialismus und Neo-Faschismus popularisiert, weshalb er auf Sanktionslisten der EU und der USA steht. [131] Kein Unternehmen baut im Ausland so viele Atomkraftwerke wie die russische Staatskorporation Rosatom, wobei es sich in der Regel um Schrottreaktoren und tickende Zeitbomben handelt, die vorwiegend in islamischen Ländern gebaut werden; zudem ist die nicht sanktionierte Firma Rosatom auch für die Produktion von Nuklearwaffen zuständig: "19 Reaktoren und damit fast ein Drittel aller weltweit im Bau befindlichen Blöcke werden von dem russischen Konzern in der Türkei, in Ägypten, China, Indien, Bangladesch und Iran errichtet. Demnächst soll der Bau zweier weiterer Reaktoren in Ungarn starten, verhandelt wird über ein Rosatom-Kraftwerk in Usbekistan und über je ein weiteres in Indien und in der Türkei. All das wird zumindest nicht direkt gestört von amerikanischen oder europäischen Sanktionen – lediglich einige Rosatom-Subunternehmen stehen bisher auf schwarzen Listen. Denn auch auf dem Markt für nukleare Brennstoffe und angereichertes Uran, aus dem die Brennstoffe hergestellt werden, spielen Russland und damit sein Atom-Monopolist Rosatom eine zentrale Rolle: Was angereichertes Uran angeht, ist Russland tatsächlich Weltmarktführer. Das Land verfügt nach unterschiedlichen Angaben über 40 bis 50 Prozent der internationalen Anreicherungskapazitäten. Die Vereinigten Staaten bezogen laut der norwegischen Umweltschutzorganisation Bellona in den vergangenen Jahren bis zu 25 Prozent ihres angereicherten Urans aus Russland. Und die EU führte laut der Euratom-Versorgungsagentur im Jahr 2022 knapp ein Drittel ihres angereicherten Urans aus Russland ein. Anders als die Vereinigten Staaten importiert die EU aber auch fertige Brennstoffe von der darauf spezialisierten Rosatom-Tochter TVEL. Denn weiterhin sind in europäischen Ländern 19 Wasser-Wasser-Energie-Reaktoren (WWER) sowjetischer oder russischer Bauart in Betrieb – sechs in der Tschechischen Republik, fünf in der Slowakei, wo noch ein weiterer ans Netz gehen soll, jeweils zwei in Bulgarien und in Finnland, außerdem vier in Ungarn. Wegen dieser Abhängigkeiten sind Strafmaßnahmen gegen Rosatom so schwierig für den Westen. Dabei wäre der Konzern eigentlich ein naheliegendes Ziel, denn er ist nicht nur in der zivilen Atomkraft aktiv, sondern auch für die Produktion von Nuklearwaffen zuständig, mit denen Putin und sein Machtapparat dem Westen immer wieder offen drohen. Rosatom-Mitarbeiter sind auch an der völkerrechtswidrigen Besetzung des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja beteiligt, womit der Konzern sogar direkt in den Krieg involviert ist. Und gerade weil er bisher nicht mit Strafmaßnahmen belegt ist, könnte er auch russischen Rüstungsbetrieben Komponenten für konventionelle Waffen zur Verfügung stellen, an die diese nicht mehr herankommen – darauf deuten jedenfalls Informationen des ukrainischen Geheimdienstes hin. Rosatom engagiere sich in immer mehr Sektoren jenseits der Nuklearindustrie und sei eine „unsanktionierte Quelle für Hightech-Produkte“ geworden, schrieb der amerikanische Kongressabgeordnete Lloyd Doggett im April in der Zeitschrift „Foreign Policy“. Sowohl Brüssel als auch Washington bemühen sich, die Abhängigkeit von Rosatom zu verringern – auch um dem Risiko plötzlicher Lieferstopps zu entgehen. So haben bis auf Ungarn alle Betreiber von Atomkraftwerken sowjetischer Bauart in der EU schon Verträge mit alternativen Brennstofflieferanten geschlossen. Der amerikanische Hersteller Westinghouse bietet die speziellen sechseckigen Brennelemente bereits an, die für die WWER-Reaktoren nötig sind. Bis 2030 könnten zwei Drittel dieser Kraftwerke unabhängig von russischen Brennstoffen sein, sagt der Physiker und Atomkraftspezialist Dmitrij Gortschakow, der seit seiner Emigration aus Russland nach dem Überfall auf die Ukraine von Ende Februar 2022 im litauischen Büro von Bellona arbeitet. Theoretisch sei die Umstellung auf westliche Brennstoffe auch früher möglich, aber wegen der laufenden Verträge unrentabel. Die Kraftwerksblöcke, die auch nach 2030 noch russische Brennstoffe beziehen dürften, stehen in Ungarn, das von dem russlandfreundlichen Ministerpräsidenten Viktor Orbán regiert wird und wo bisher nichts auf eine Distanzierung von Rosatom hindeutet. Noch größer als bei Brennstoffen ist die Abhängigkeit des Westens von Russland bei angereichertem Uran. Die amerikanische Regierung hat deshalb im Mai ein Gesetz verabschiedet, das den Import von angereichertem Uran aus Russland verbietet – allerdings schrittweise, bis 2028 bleiben die Einfuhren möglich. Um sie zu ersetzen, müssten europäische Hersteller noch deutlich mehr an die Vereinigten Staaten liefern als ohnehin schon, sagt Gortschakow, bis auch amerikanische Konzerne ihre Kapazitäten ausgebaut hätten. Das könne einige Jahre dauern: In dieser Zeit sei es unwahrscheinlich, dass auch die EU den Import von angereichertem Uran aus Russland stoppe. Russlands dominante Rolle auf diesem Markt hat auch historische Gründe. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wollten die Vereinigten Staaten verhindern, dass Spezialisten aus der zivilen und militärischen Nuklearbranche in „Schurkenstaaten“ wie Iran oder Nordkorea abwandern. Zudem hatte Russland von dem zerfallenen Reich große Mengen an hoch angereichertem Uran geerbt, das sich für die Herstellung von Nuklearsprengköpfen eignete. Washington und Moskau vereinbarten daher 1993 das „Megatons to Megawatts“-Programm, im Zuge dessen Russland das Uran wieder rückverdünnte und an die Vereinigten Staaten lieferte, wo es dann zu Brennstoff für Atomkraftwerke weiterverarbeitet wurde. Das Programm, das 2013 auslief, förderte die zivile Atomkraft in Russland, während die Vereinigten Staaten kaum in eigene Anlagen zur Urananreicherung investierten. Aus Sicht von Rosatom ist der Handel mit dem Westen inzwischen aber nur noch ein kleiner Teil des Gesamtgeschäfts. Im Ausland verdiente die Staatskorporation im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben rund 16 Milliarden Dollar. Etwa 3 Milliarden davon, schätzt Gortschakow, dürften auf den Export von Brennstoffen, Dienstleistungen und angereichertem Uran in die Vereinigten Staaten und nach Europa entfallen. Sollte diese Summe wegfallen, sei das nicht kritisch für Rosatom, aber doch ein erheblicher Verlust. Der Markt sei immerhin stabil, vorhersagbar, und die Kunden zahlten deutlich besser als etwa Länder in Asien, in denen Rosatom ebenfalls aktiv ist. Doch hat das Staatskonglomerat nicht nur kommerzielle Interessen. Im Vergleich mit Russlands lukrativstem Exportgut Öl sind die Einnahmen aus dem Atomgeschäft ohnehin gering – es kommt durchaus vor, dass der Ölverkauf in nur einem Monat mehr Geld einbringt als die 16 Milliarden Dollar, die Rosatom im gesamten vergangenen Jahr im Ausland verdiente. Für den Kreml hat der Konzern aber eine weitere wichtige Funktion – oft wird er als Vehikel einer „nuklearen Diplomatie“ bezeichnet." Bürgerrechtler warnen vor der Zusammenarbeit mit der kommunistischen BSW / Mohamed Ali Partei. Mit dem BSW habe Putin neben der AfD „nun noch eine zweite deutsche Partei, die ihn bei seinem schmutzigen Geschäft unterstützt“. Wagenknechts außenpolitische Positionen sind wie die aller Kommunisten verlogen. Die frühere Linke-Politikerin verbreite etwa die Legende, dass Russland gegen Faschismus in der Ukraine kämpfe. „Das ist Kreml-Propaganda. Die Ukrainer kämpften um Freiheit und Demokratie, „und genau das stört den Kreml“. In dem Brief hatten mehr als 50 frühere DDR-Bürgerrechtler dem BSW und Wagenknecht vorgeworfen, Lügen und Unwahrheiten zum Krieg in der Ukraine zu verbreiten. In Russland würden unabhängige Fernseh- und Rundfunksender verboten, heißt es in dem Schreiben, „warum spricht das BSW die Abschaffung der Medienfreiheit in Russland nicht an?“ Die Autoren schreiben darüber hinaus, es sei „offensichtlich“, dass Wagenknecht lüge. „Demokratische Parteien – wir denken hier insbesondere an die CDU – sollten sich genau überlegen, ob sie nach den Landtagswahlen mit derartigen Lügnerinnen und Lügnern koalieren oder sich von ihnen tolerieren lassen.“ [132] Auch der Liedermacher Wolf Biermann spricht ein Verdammungsurteil über die BSW-Mohammed Ali-Partei: „Sahra Wagenknecht ist der anachronistische Kopf einer Personenkult-Partei. Das ist die typische Bauweise totalitärer Parteiapparate.“ Um dann aber, in Verteidigung von Merkels frühen Putin-Avancen, ein Kriterium dafür zu benennen, warum es für Wagenknechts fortgesetzte Putin-Propaganda kein Pardon geben könne: „Alles hat seine Zeit. Das gilt auch für Illusionen. Und gilt auch für mich. Schämen muss sich nur, wer immerfort dieselben Fehler macht.“ Nur Russlands Propaganda, ewig gestrige Kommunisten und Verschwörungstheoretiker lieben Sahra Wagenknecht. Ihr Interview im Deutschlandfunk am 13. August 2024 nutzte Sahra Wagenknecht, um sich abermals gegen Waffenlieferungen an die Ukraine und die Stationierung von US-Waffen auf deutschem Staatsgebiet auszusprechen. Die Ukraine sei ein militärischer Vorposten der USA, behauptete die Vorsitzende des BSW, es seien dort US- und NATO-Soldaten stationiert gewesen, insgesamt 4000. Zudem hätten in der Ukraine zwölf Militärbasen des CIA bestanden. Sie gab zu verstehen, dass dies alles zum jetzigen Krieg geführt habe. Der Deutschlandfunk reichte dem Gespräch mit der Politikerin am 17. August auf seiner Website einen Faktencheck mit etlichen Korrekturen nach, darin heißt es: „Diese Aussagen stimmen so allesamt nicht.“ Die Ukraine als militärischen Vorposten der USA zu bezeichnen sei in Bezug auf die Zeit vor dem Angriff Russlands absurd, CIA-Basen und Stationierungen von NATO-Soldaten habe es in der Ukraine nie gegeben. Doch da waren die Lügen schon in der Welt. "Es war nicht das erste Mal, dass Wagenknecht die Realität des Ukrainekriegs auf den Kopf stellt. In der ZDF-Talkshow von Maybrit Illner am 11. Juli mutmaßte sie, die Kiewer Kinderklinik Ochmatdyt sei drei Tage zuvor von Trümmerteilen, verursacht von einer ukrainischen Luftabwehrrakete, getroffen worden. Sie halte es nicht für plausibel, dass Putin kurz vor dem NATO-Gipfel eine Kinderklinik angreifen könne, so Wagenknecht. Zu dem Zeitpunkt gab es indes schon Beweise dafür, dass ein CH-101-Marschflugkörper in die Klinik eingeschlagen war. Ein solcher steuert sich, anders als ballistische Flugkörper, selbst ins Ziel. Dass es sich um einen gezielten Angriff handelte, war also schon zum Zeitpunkt der Talkshow klar. Aber Wagenknecht nutzte ihren Auftritt, um die Fakten zu bezweifeln - und im deutschen Fernsehen die Version der Geschichte zu verbreiten, die Russland propagiert: dass die Ukraine selbst schuld sei an ihren Toten. Die russischen Staatsmedien schätzen Wagenknechts Loyalität gegenüber dem Kreml und zitieren sie gern. Der erste Fernsehkanal teilte am 18. August auf seiner Website und der Streamingplattform Rutube, der russischen Youtube-Alternative, einen Mitschnitt von einer Nachrichtensendung, in der die Politikerin mit ihrer Forderung zu Wort kommt, einen Untersuchungsausschuss zur Rolle der Bundesregierung bei der Nord-Stream-Sprengung einzurichten. Wenn sich herausstellen sollte, dass deutsche Stellen vorab von den Anschlagsplänen gewusst hätten, so Wagenknecht, sei das ein Jahrhundertskandal. Auch Putins Chef-Propagandist Wladimir Solowjow teilt auf seinem Telegram-Kanal mit über einer Million Followern häufig Zitate und Videos der BSW-Vorsitzenden, zuletzt ihre Forderung, im Falle einer Beteiligung Kiews an der Nord-Stream-Sprengung Waffenlieferungen zu beenden. Die wichtigste russische Nachrichtenagentur Tass berichtet ständig über Wagenknecht. Die Schlagzeilen lauten: „Bundestagsabgeordnete (Wagenknecht) nennt Entscheidung der Scholz-Partei für die US-Raketenstationierung fatal“, „Bundestag fordert Deutschland auf, Geld für Infrastruktur und nicht für die Ukraine auszugeben“, „Die deutsche Politikerin Wagenknecht sagte, selbst die Generäle der ukrainischen Streitkräfte glaubten nicht an einen Sieg Kiews“ - und so weiter. Auch die Zeitung „Kommersant“ nannte Wagenknecht den „neuen Star der deutschen Politik“, deren Beliebtheitswerte die des Bundeskanzlers überstiegen. Russische Medien bauen von Wagenknecht das Image einer vernünftigen Stimme des Volkes gegen den Kanzler auf, der Deutschland an die USA verkauft habe. Dass sie am Rand des politischen Spektrums steht und viel Kritik erntet, wird verschwiegen. Auch andere Politiker von Wagenknechts Partei BSW werden gerne von russischen Medien zitiert, etwa die Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen. Am 9. Juli berief sich Tass auf ihre Aussage, Deutschland brauche „Frieden statt NATO“, und stellte fest, die andauernde Unterstützung der ukrainischen Führung richte sich gegen die Mehrheit der deutschen Bevölkerung. Auch die deutsch-russische Propagandistin Alina Lipp lobt in ihrem zweisprachig geführten Telegram-Kanal „Neues aus Russland“ Wagenknechts russlandfreundliche Haltung. Ukrainische Medien hingegen bezeichnen die Politikerin als das, als was sie sich durch ihre Wahrheitsverdrehung bewährt hat: „Putins Freundin“." Die BSW / Mohamed Ali Partei versucht die Revolution zu kapern. 35 nach der Friedlichen Revolution sehen jene, deren Engagement den Menschen in der DDR 1989/90 den Weg zu Freiheit und Demokratie bereitete, beides als gefährdet. In ihrem offenen Brief „Sahra Wagenknecht lügt“ warfen ihr Bürgerrechtler von damals vor, Unwahrheiten und putinsche Propaganda über den russischen Krieg gegen die Ukraine zu verbreiten. Sie warnten vor einer Kooperation mit dem BSW. Die Erzkommunistin Wagenknecht trat noch 1989 in die SED ein und verteidigte später als Mitglied der kommunistischen Plattform in der PDS den Stalinismus. Noch 2016 hatte Wagenknecht die DDR für „allemal weit menschlicher“ befunden, als „was wir heute haben“, und wollte ihr letztes Hemd oder zumindest all ihre Blusen geben, um sie zurückzubekommen. "Ihre westdeutsche BSW-Kollegin Sevim Dagdelen argumentierte in der „Berliner Zeitung“ ebenso, erklärte gar die DDR-Bürgerrechtler zu „Kriegstreibern“. Der Vorwurf, die Akteure der Friedlichen Revolution hätten ihre eigenen Ideale verraten, dient nur vordergründig als Verteidigung gegen deren Kritik. Darunter liegt die seit Längerem verfolgte Strategie, das BSW als wahren Erben der Friedlichen Revolution darzustellen. Das scheint zunächst absurd, verbindet man das BSW eher mit der Bewirtschaftung ostdeutscher Identitätspolitik samt positiven Bezügen zur DDR. Wird schon keiner merken, scheint man sich zu denken. Vom großen Bruder in Moskau kann man auch lernen, sich die Geschichte nach Bedarf zurechtzustutzen. Kriegsverbrecher und Hobbyhistoriker Putin stören Widersprüche nicht, wenn er sich geschichtspolitisch mal in der sowjetischen, mal in der Geschichte des imperialen Russlands bedient. Während die Autoren des Briefs ihre damaligen Ziele vergessen hätten und Sanktionen für Russland und Waffen für die Ukraine forderten, insinuiert Wagenknecht, sei ihre „Friedenspolitik“ an die Stelle der DDR-Bürgerrechtsbewegung gerückt. ... Bei Wagenknecht dient die Forderung nach Frieden und Diplomatie als Deckmantel, um die Hilfeleistung an die Ukraine einzustellen und Aggressor Russland das Feld zu überlassen." Russische Universitätsgelehrte, die mehr und mehr gleichgeschaltet werden, dagegen sind inzwischen zu noch größeren Geschichtsklitterern geworden als türkische Universitätsgelehrte; in der Regel rechtfertigen sie die Invasion in die Ukraine. Besonders tut sich ein früherer Humboldt-Stipendiat hervor, der Philosoph und Anthropologe Igor Tschubarow, der an der Moskauer Staatsuniversität (MGU) und im westsibirischen Tjumen lehrt, zwischen 2006 und 2008 Stipendiat der Alexander-von-Humboldt-Stiftung war und natürlich zur Frankfurter Schule gehört. "Der Philosoph, der sich als Experte für die Frankfurter Schule empfiehlt, führt seit 2023 den Telegram-Kanal „Radio Benjamin“ und besuchte in diesem Februar die Universität im annektierten ostukrainischen Lugansk – solche Gastspiele in Russlands „neuen Territorien“ sind für Führungskräfte eine obligatorische Unterstützungsgeste für den Ukrainefeldzug. Seither prangert Tschubarow die angeblich kolonial-missbräuchliche Haltung des Westens gegenüber Russland an, verhöhnt emigrierte Kollegen und das „lausige Bochum“, wo er einst als Volkswagen-Stipendiat forschte, und preist Russlands angeblich die ukrainische Zivilbevölkerung schonende „Militärische Spezialoperation“, welche der Gegner mit Angriffen auf friedliche russische Grenzgebiete sowie Lügengeschichten wie die über Butscha beantworte. Ein Schlüsseltext für den auf finstere Weise funkensprühenden Tschubarow ist Walter Benjamins Aufsatz „Zur Kritik der Gewalt“, den er früher als prinzipielle Warnung vor Gewaltanwendung zitierte. Jetzt begrüßt er mit Berufung auf Benjamin Gewalt als Manifestation souveränen Seins, während er ungerecht organisiertes Leben gut faschistisch als „Biomasse“ schmäht, die zu vernichten sei. Denn das Gebot „Du sollst nicht töten“ gelte nicht in der Situation der Selbstverteidigung in einem Krieg, den der kollektive Westen mit seinen Stellvertretern, irregeleiteten Ukrainern, im Donbass angezettelt habe, schrieb er, der Staatspropaganda treu. In der Ankündigung seines Kurses zum Thema Gewalt an der Moskauer Staatsuniversität heißt es hinter einem Insider-Einsichten suggerierenden Spoiler-Schleier, im Zornesaffekt, womit Gewaltsubjekte sich manifestierten, äußere sich zugleich kein personaler Wille, vielmehr handle es sich um einen kollektiven Vorgang – man muss an Platonows revolutionäres Proletariat denken –, der die als erzwungen wahrgenommenen Tötungen sakralisiere. So spricht nach der Russisch-Orthodoxen Kirche auch der Philosoph russische Militärs von der Verantwortung für Gräueltaten frei. Russlands nukleares Arsenal preist er fromm als „Pantokrator“, der das Land vor der Versklavung durch die europäische Vernunft bewahre. Mit Berufung auf Präsident Putin erkennt er im Patriotismus die höchste Form der Liebe. Tschubarow schmäht, wohl auch um sein früheres westliches „Geschwätz“ abzubüßen, die westliche Slawistik als einseitig auf Russlands staatliche Gewaltexzesse fixiert und verlangt, „souveräne“ geisteswissenschaftliche Fächer zu schaffen. Einstweilen werden bestehende liquidiert. An der Petersburger Europäischen Universität (EUSP) wurde die Fakultät für Politologie einfach geschlossen. Das Fach Soziologie, in dem Zivilgesellschaft, Menschenrechte, aber auch Internet-Sicherheit durchgenommen werden, wurde für die 6. bis 8. Schulklassen per Ukas abgeschafft und ersetzt durch Staatsbürgerkunde und patriotische Erziehung. Zuvor hatte die einst international vernetzte Moskauer Wirtschaftshochschule (HSE) ihre renommiertesten Institute geschlossen: das für Humanitäre und Geschichtstheoretische Studien, das für sowjetische und postsowjetische Studien, wo zur Geschichte des Stalinismus geforscht wurde, das Zentrum für Mittelalterstudien, das sich mit dem mittelalterlichen Europa und Byzanz befasste, sowie sämtliche Menschenrechtsprogramme. Infolge der Pflicht zu Hurrapatriotismus und Homophobie sind Erinnerungs- oder Genderforschung kaum mehr möglich. Menschenrechte (und -pflichten) werden nicht mehr universell definiert, sondern in ihrer Ausprägung innerhalb einer konkreten Zivilisation, die islamisch-theokratische Auffassung solcher Rechte und Pflichten steht demnach gleichberechtigt neben der konfuzianisch-erzieherischen, der afrikanisch-gruppenbezüglichen oder der russländischen, die sich abgrenzt von der europäisch-individualistischen Auffassung mit ihrer Betonung der politischen und Freiheitsrechte. Stattdessen gibt es neue Fächer, die aber nicht von Gelehrten, sondern vom Bildungsministerium entwickelt werden wie der Kurs „Grundlagen russischer Staatlichkeit“, „Der Zweite Weltkrieg verjährt nicht“ oder „Russlands traditionelle Werte“, die für alle Studiengänge obligatorisch sind wie in Sowjetzeiten der „Wissenschaftliche Kommunismus“ und die „Geschichte der KPdSU“. Nun lernt man, dass Russland eine einzigartige Zivilisation sei, die immer wieder aus dem Westen angegriffen wurde, selbst nur gerechte Kriege geführt und stets gesiegt habe. Der Lehrbetrieb wurde militarisiert. Angehende Journalisten lernen, Propaganda zu machen, Technikstudenten, Drohnen zu bauen, Diskussionen sind unerwünscht. An vielen Hochschulen wurden Rektoren mit akademischem Profil durch Manager ersetzt, ihnen stehen oft Vizerektoren aus den Geheimdiensten zur Seite, die über die Gesinnung der Dozenten und Studenten wachen. Das trägt Früchte. Beobachter bezeugen, Studenten hätten jetzt mehr Respekt vor Präsident Putin, lauschten freiwillig seinen Reden und gründeten Unterstützungsgruppen für die „Militärische Spezialoperation“ in der Ukraine. An der philosophischen Fakultät der MGU fand ein Aufsatzwettbewerb zum Thema „Wozu braucht der Westen einen Krieg mit Russland?“ unter Studenten lebhaften Zuspruch. Die meisten Dozenten hingegen scheuten eine klare ideologische Positionierung, erklärte die nach Paris emigrierte MGU-Philosophin Jekaterina Rosowa dem internationalen Portal für russischsprachige Wissenschaftler T-Invariant. Das gelte insbesondere für diejenigen, die im Ausland bekannt seien und einen internationalen Ruf zu verlieren hätten.“ [133] Wagenknechts vermeintlich mittelstandsfreundliches Politikangebot ist eine Nebelkerze und geht auf ihre Geschichtsklitterei zurück, wie sie bei allen Linken wie Ali Al-Dailami und Verschwörungstheoretikern verbreitet ist. Eine stringente Programmatik für die dringend benötigte Erweiterung unternehmerischer Freiräume und die Stärkung eigener Verantwortung sucht man vergebens. "Das BSW setzt vielmehr auf eine noch stärkere Lenkung und Rolle des Staates, angefangen von der heimischen Arbeitsmarktpolitik bis zur internationalen Handelspolitik. Die Gefahr einer weiteren Schwächung der Marktkräfte wird in Teilen der Wirtschaft jedoch bedauerlicherweise nicht gesehen oder unterschätzt, zumindest in Ostdeutschland. Unternehmen im Osten bewerten die wirtschaftspolitische Kompetenz des BSW mit der Note „ausreichend“ und damit gleichauf mit der SPD. Bei westdeutschen Unternehmen fällt das Bündnis hingegen mit der Note „mangelhaft“ durch. ... Der Fokus der BSW-Chefin ist Moskau und die Verständigung mit dem Aggressor Putin. Wagenknecht wirbt mit Frieden für die Ukraine und preiswerten Energielieferungen für die krisengeplagten deutschen Unternehmen. Doch Russland ist, anders als Wagenknecht glauben machen will, eben nicht nur ein „ziemlich korrupter Oligarchenstaat“, so wie andere Länder, mit denen Deutschland gleichwohl Wirtschaftsbeziehungen pflegt. Wagenknecht will sich Putin andienen, dessen imperiale Gewaltpolitik nicht nur der Ukraine gilt, sondern auf das westliche Freiheitsmodell zielt. Mit ihrer russlandfreundlichen Politik wirft sie nicht den Rettungsanker für die deutsche Wirtschaft aus. Das Gegenteil ist der Fall: Wer einer Kooperation mit Putin „zum beiderseitigen Vorteil“ das Wort redet, ist als Verteidigerin der Sozialen Marktwirtschaft nicht glaubhaft. Wagenknecht reagiert äußerst ungehalten, wenn sie auf ihre kommunistische Vergangenheit angesprochen wird. Doch selbst wenn die ehemalige Anführerin der kommunistischen Plattform nun auf den Trotz und Frust der Jugendjahre verweist und sich heute als ordoliberal inspirierte Doktorin der Volkswirtschaftslehre präsentiert: Ihr Misstrauen gegen unternehmerische Freiheit und die Kräfte des Marktes ist nach wie vor allgegenwärtig, angefangen von den Forderungen nach einem höheren Mindestlohn über Tiraden gegen „Renditejäger“ und „Kommerzialisierung“ bis zu den starken Vorbehalten des BSW gegen internationalen Handel und Wettbewerb. Sahra Wagenknecht muss nicht „entzaubert“ werden, wie es zuweilen heißt. Es reicht, kritisch zu hinterfragen, was sie wirklich vorhat. Dann kommt man schwerlich umhin zu erkennen, dass ihre „Wirtschaftspolitik mit Vernunft“ Deutschland in Wahrheit schaden würde." Im Gegensatz zu der Stalinistin Wagenknecht, hat das Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine, Erzbischof Swjatoslaw Schewtschuk,den Westen gemahnt, sich von dem Agieren des russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht einschüchtern zu lassen. Putin drohe den westlichen Bevölkerungen einen direkten militärischen Konflikt mit der NATO an und schüchtere mit Szenarien von einem dritten Weltkrieg und einem Atomangriff ein, sagte Schewtschuk am Dienstagabend auf dem Jahresempfang der katholischen Kirche in Berlin. Die Angst vor Putin erzeuge jedoch „trügerische Hoffnungen und dunkle Pläne, dass man schnell und billig auf abgekürztem Wege Frieden erreichen könne“. Konkret warnte der Erzbischof davor, allzu viele Hoffnungen in eine Waffenruhe zu setzen. Ein solcher Frieden werde sich als kurzlebiger Waffenstillstand entpuppen, nach dessen Ende „der belohnte Aggressor aufgerüstet, gestärkt und noch gefräßiger als zuvor wieder zurückkehren wird“. Die Einverleibung der Ukraine sei erst der Anfang der russischen Expansionspläne. Die baltischen, kaukasischen und zentralasiatischen Staaten machten sich längst keine Illusionen mehr, dass sie die nächste Zielscheibe sein könnten. Weder die Demokratien der Welt noch die Kirchen dürften einen Frieden gutheißen, der Aggression als erfolgreiche Methode akzeptiere, um das Hoheitsgebiet einer anderen Nation an sich zu reißen. „Aufgrund unserer gemeinsamen europäischen Geschichte wissen wir, dass das Böse, wenn es ungestraft und ungesühnt bleibt, sich in anderer Gestalt wieder zeigen und in der Zukunft noch bösartiger, gefährlicher und zerstörerischer zurückkehren wird“, so der Erzbischof, der etwa fünf Prozent der ukrainischen Christen repräsentiert. An die anwesenden Politiker gewandt sagte er: „Wir haben eine Aufgabe, die wir gemeinsam zu Ende bringen müssen. Hitlers und Stalins Völkermorde dürfen sich nicht wiederholen.“ Russland habe noch jedes Sicherheitsabkommen verletzt, das es mit der Ukraine geschlossen hat. Für die Bundesregierung und die Rolle Deutschlands im Ukrainekrieg fand Schewtschuk überaus lobende Worte. „Sie helfen der ukrainischen Armee, Unschuldige zu verteidigen. Sie stellen sich der Tyrannei und internationalen Aggression entgegen. Sie unterstützen einen wahrhaft gerechten Frieden (...). Ich bin Ihnen ebenso wie das ukrainische Volk sehr dankbar für Ihr Engagement.“ Russland und Iran rücken immer enger zusammen und zählen inzwischen zu den Schurken-Staaten. "Gerade berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf westliche und „regionale“ Quellen, Iran habe geheime Gespräche zwischen Russland und den Huthi-Aufständischen im Jemen vermittelt. Es gehe um eine mögliche Lieferung russischer Jachont/P-800-Oniks-Antischiffsraketen, mit denen die Milizionäre Schiffe im Roten Meer angreifen könnten. Demnach soll es in diesem Jahr mindestens zwei Treffen zwischen Vertretern Moskaus und der Huthis in Teheran gegeben haben. Russischerseits sei die Entscheidung aber noch nicht gefallen, hieß es weiter." Zudem liefert Iran Kurzstreckenraketen an Russland, das wiederum russische Raketen an die Hizbullah-Miliz und die Huthis liefert.. "So wird Moskau immer mehr zu einer Art natürlichem Partner der sogenannten Achse des Widerstands aus von Iran unterstützten Milizen. Im Januar war eine Delegation der Huthis im russischen Außenministerium zu Gast; zwar hat die Miliz offenbar unabsichtlich auch schon mehrfach Tanker angegriffen, die russisches Öl nach Asien transportierten, aber die gemeinsame Gegnerschaft gegen den Westen, insbesondere die Vereinigten Staaten und Großbritannien, verbindet. Im vergangenen November hatte Reuters zudem berichtet, die von Iran im Libanon unterstützte Hizbullah-Miliz habe in Syrien russische Raketen desselben Typs in ihr Arsenal erworben, die nun angeblich für die Huthis im Gespräch sind. Iran und Russland arbeiten schon lange im Bereich der Angriffsdrohnen zusammen: Solche vom Typ Shahed-136, von Moskau Geran-2 genannt, setzen die Invasoren in großer Zahl gegen Ziele in der Ukraine ein. Laut westlichen Medienberichten werden die Drohnen aus iranischen Bauelementen auf dem Gebiet der Sonderwirtschaftszone Alabuga in der Teilrepublik Tatarstan zusammengesetzt. Der Verdacht, dass Iran Russland zudem Kurzstreckenraketen liefert, per Schiff über das Kaspische Meer, steht seit Anfang September im Raum." [134] Wie Russland und Iran, rücken auch Russland und China immer enger zusammen, man tritt für eine „antidemokratische Weltordnung“ ein, denn diese chinesisch-russischen Beziehungen, sind seit der Oktoberrevolution 1917 und Russlands Unterstützung beim Aufbau des Kommunismus in China, immer noch aktuell, denn die sozialistischen Länder haben das Ziel der Expansion nie aus den Augen verloren. "Russland und China streben gemeinsam eine „antidemokratische Weltordnung“ an. Eine neue Studie beschreibt die lange Geschichte dieser Allianz. Als Xi Jinping im März dieses Jahres Wladimir Putin in Moskau besuchte, traten die beiden Staatsführer nach ihrem gemeinsamen Abendessen zusammen ins Freie. Im Gehen drehte Xi sich noch mal um zu Putin und sagte: „Derzeit gibt es Veränderungen, wie wir sie seit hundert Jahren nicht gesehen haben. Und wir sind diejenigen, die diese Veränderungen zusammen vorantreiben.“ Putin stimmte ihm zu. Xi wird sich in diesem Moment bewusst gewesen sein, dass Mikrofone und Kameras auf sie gerichtet waren. Man kann also davon ausgehen, dass seine Bemerkung nicht allein für Putins Ohren bestimmt war. Die Welt sollte wissen, dass diese zwei Männer eine Bewegung anführen – und Xi gibt den Ton an. Diese Szene beschreibt auch der Autor Adrian Geiges in seinem Buch „Front gegen die Freiheit: Peking, Moskau und ihre Komplizen in aller Welt“. Laut ihm hat dieser neue Block „tiefe ideologische Wurzeln und eine lange gemeinsame Geschichte“. In seinem Buch fasst er die Geschichte der chinesisch-russischen Beziehungen zusammen: beginnend von der Oktoberrevolution 1917, über Russlands Unterstützung beim Aufbau des Kommunismus in China, bis hin zum Bruch zwischen den beiden Staaten nach dem Tod Stalins und der Wiederannäherung in den 1980er-Jahren. In den Beziehungen zwischen Peking und Moskau sieht Geiges eine Konstante. „Die sozialistischen Länder haben das Ziel der Expansion nie aus den Augen verloren – ideologisch verklärt nannte sich das ‚Weltrevolution‘“, schreibt er. Zwar habe es Phasen gegeben, in denen sich die beiden Länder auf den Erhalt des Status quo oder auf die wirtschaftliche Entwicklung fokussierten, etwa unter Breschnew oder Deng Xiaoping. Aber: „Heute stehen die Zeichen wieder auf Angriff.“ Putins Russland kämpfe militärisch, etwa in der Ukraine, Georgien und Moldau. Xis China setze vor allem auf wirtschaftliche Macht und Propaganda, wie etwa bei der Seidenstraßen-Initiative. Geiges schreibt, sein Buch richte sich gegen Naivität. Damit meint er die Naivität des Westens im Umgang mit China und Russland. Geiges sagt von sich selbst, er habe die gleiche Ausbildung genossen wie Putin und Xi. Als Westdeutscher war er Mitglied der DKP, ging nach eigenen Angaben für ein Jahr auf die Jugendhochschule Wilhelm Pieck, eine Kaderschmiede der FDJ. Später verbrachte er als Journalist viele Jahre im Ausland, auch in China und Russland. Die historische Nacherzählung unterbricht Geiges in seinem Buch denn auch immer wieder für reportagenhafte Anekdoten aus seiner Zeit in den beiden Ländern. Seine kommunistische Vergangenheit sieht er, das macht er an vielen Stellen deutlich, mittlerweile kritisch. Geiges’ Analyse der chinesisch-russischen Beziehungen ist hilfreich, um den Wandel im internationalen Machtgefüge zu verstehen. In der Zusammenarbeit Moskaus und Pekings mit den Staaten, Afghanistan, Nordkorea oder Iran sieht Geiges das Streben nach einer „antidemokratischen Weltordnung“. „Heute führen Peking und Moskau eine Internationale der Diktatoren. Statt ‚Proletarier aller Länder, vereinigt euch‘ heißt es jetzt ‚Unterdrücker aller Länder, vereinigt euch‘“, schreibt er. Erhellend ist außerdem sein Vergleich der Biographien Xis und Putins, die sich beide in ihren Systemen mit großer Beharrlichkeit hochgearbeitet haben. Beide wurden im Westen zunächst als Reformer gesehen." China ist nicht nur bekannt für chinesische Schrott-Autos und -Elektrogeräte sondern auch für Schrott-Atomuboote. "Chinas erstes nuklear angetriebenes Unterseeboot der neuen Zhou-Klasse ist in einem Hafenbecken von Wuhan gesunken, bevor es in See stechen konnte. Das ist ein „herber Rückschlag“ für das ambitionierte chinesische U-Boot-Programm. Die chinesischen Behörden haben den Unfall, der sich wohl zwischen Ende Mai und Anfang Juni ereignete, bislang nicht bestätigt und offenbar auch versucht, ihn zu vertuschen. Unklar bleibt, ob das im Hafen gesunkene Unterseeboot bereits Kernbrennstoff geladen hatte. Zumindest zeitlich passend zu dem Unglück hielt die Wuchang-Werft, die das U-Boot mutmaßlich gefertigt hat, am 9. Juli einen „speziellen Sicherheitsvortrag für alle Mitarbeiter des Sicherheitszentrums und des Testteams“, wie das Wechat-Konto der Werft offenbart. Die Werft teilte damals mit, eine umfassende Analyse habe „Probleme identifiziert, analysierte deren Ursachen und unterstrich die Bedeutung und Dringlichkeit der Gewährleistung der Arbeitssicherheit“. Auf der Sitzung wurde zudem erörtert, „wie das Sicherheitsmanagement für externe Auftragnehmer und das entsprechende Personal wirksam gestärkt werden kann“. Chinas Rüstungsindustrie kämpft seit Langem mit Korruption. Offenbar war das U-Boot erst wenige Monate zuvor vom Stapel gelassen worden und wurde vor dem Auslaufen im Hafenbecken weiter ausgerüstet. Vom Sender CNN verbreitete Satellitenbilder des Anbieters Maxar zeigten das U-Boot des neuesten Typs am 10. März am Anleger. Drei Monate später war es verschwunden. China besitzt laut dem jüngsten Pentagon-Bericht mindestens sechs atomgetriebene Jagd-U-Boote, zudem sechs weitere ballistische Raketen-U-Boote mit Nuklearantrieb sowie 48 Unterseeboote mit Dieselantrieb." Trotz der Schrott-Atomuboote aus Russland und China fühlt sich Japan bedroht und schickt Zerstörer durch die Taiwanstraße. "Die militärischen Drohgebärden in Ostasien nehmen zu. Nachdem in den vergangenen Wochen sowohl China als auch Russland mit mehreren militärischen Aktionen Japan provoziert haben, hat nun Tokio reagiert. Mit dem Zerstörer Sazanami fuhren die japanischen Selbstverteidigungskräfte am Mittwoch erstmals durch die Meerenge zwischen Taiwan und China, wie mehrere japanische Medien am Donnerstag berichteten. Peking hatte bei ähnlichen Durchfahrten von Kriegsschiffen durch die Taiwanstraße klargemacht, dass es solches Vorgehen als Bedrohung seiner Sicherheit ansehe, da die Kommunistische Partei die autonom und demokratisch regierte Insel als Teil von China ansieht. Vor wenigen Wochen hat die deutsche Fregatte Baden-Württemberg die Meerenge trotz solcher Warnungen passiert. Die Japaner fuhren nun gemeinsam mit Schiffen aus Australien und Neuseeland durch die rund 180 Kilometer breite Meerenge zu einer gemeinsamen Übung im südchinesischen Meer. Die Zeitung „Yomiuri“ berichtete unter Verweis auf Regierungskreise, Ministerpräsident Fumio Kishida habe die Fahrt durch die Taiwanstraße angeordnet, um Chinas Eindringen in japanische Gewässer nicht unbeantwortet zu lassen. In der vergangenen Woche war ein chinesischer Flugzeugträger zwischen zwei japanischen Inseln in der Nähe von Taiwan hindurchgefahren. Ein Beobachtungsschiff aus China wurde vor der Küste der japanischen Südinsel Kyushu gesichtet. Zudem war Ende August nach Angaben der japanischen Regierung ein chinesisches Spionageflugzeug in den Luftraum nahe der östlichen Großstadt Nagasaki eingedrungen. Der Chefsekretär der japanischen Regierung, Yoshimasa Hayashi, nannte den Vorfall damals eine „ernsthafte Verletzung der Souveränität unseres Landes“ und „absolut inakzeptabel“. Die beiden traditionell verfeindeten asiatischen Großmächte liegen unter anderem deshalb über Kreuz, weil Japan sich etwa im Konflikt um Taiwan aufseiten der Vereinigten Staaten und des Westens und sich gegen Chinas Besitzansprüche gegenüber der Insel stellt." Kürzlich erst hatte das Eindringen eines russischen Militärflugzeugs in den Luftraum über der japanischen Nordinsel Hokkaido für Aufregung gesorgt. "Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Tokio war das russische Aufklärungsflugzeug des Typs IL-38 dreimal innerhalb von drei Stunden eingedrungen. Fotos des Verteidigungsministerium zeigten, dass es dabei die Klappen eines Bombenschachts geöffnet hatte. Drei Kampfflugzeuge der Japaner sollen die russische Flugzeugbesatzung zunächst mehrfach per Funk zur Umkehr aufgefordert haben. Als die Russen darauf nicht reagierten, hätten sie sogenannte Flares zur Abschreckung abgegeben. Flares sind Täuschkörper, die vor allem dafür gemacht sind, Kampfflugzeuge vor gegnerischem Beschuss zu schützen. Durch die Hitze der in die Luft gestreuten kleinen Leuchtfackeln können wärmegesteuerte Raketen die Flugzeuge nicht mehr so leicht treffen." Zeitgleich zu dem Vorfall sollen acht russische und chinesische Schiffe die Meerenge zwischen Hokkaido und der russischen Insel Sachalin passiert haben. Russland und China hatten zuletzt mehrere gemeinsame militärische Übungen durchgeführt, die teilweise nah bis an japanische Gewässer heranreichten. Der scheidende Ministerpräsident Kishida hatte sich zu dem Zeitpunkt gerade für die UN-Vollversammlung in den Vereinigten Staaten befunden. Dort hat er sich unter anderem mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj getroffen und ihm auch weiterhin die Unterstützung Japans in der Verteidigung gegen Russland zugesichert. Beobachter in Tokio werten das Eindringen des Flugzeugs in den japanischen Luftraum daher als gewollte Provokation Moskaus. Trotz der Schrott-Produkte aus China, versucht Peking seine nukleare Macht zu demonstrieren und feuert eine Interkontinentalrakete in Richtung der USA / Hawaii. "Üblicherweise feuert die Volksrepublik ihre landgestützten Langstreckenraketen bei Tests ins eigene Hinterland ab, zumeist in die Westregion Xinjiang. Das nationalistische Onlinemedium „Guancha“ berichtete, dies sei erst der zweite Interkontinentalraketen-Test Chinas in den Pazifik „mit voller Reichweite“ gewesen. Der erste öffentlich bekannt gegebene Test einer Interkontinentalrakete im Pazifik fand 1980 statt. ... Auch der Raketentyp wurde zunächst nicht bekannt gegeben. Die Zeitung „South China Morning Post“ erwähnte namentlich indes die Dongfeng-41 („Ostwind“), Chinas neueste ballistische Rakete. Sie könne bis zu 15.000 Kilometer weit fliegen und damit amerikanisches Gebiet erreichen. Unter Staats- und Parteichef Xi Jinping baut China sein Arsenal an Atomsprengköpfen und Interkontinentalraketen rasch aus. Genaue Zahlen legt Peking nicht offen. Westlichen Beobachtern zufolge verläuft Chinas nukleare Modernisierung proportional weit schneller als die der USA. Nach Angaben des Pentagons verfügte die Volksrepublik vergangenes Jahr über 500 Atomsprengköpfe, von denen etwa 350 auf Interkontinentalraketen gesetzt werden können, aber nicht alle einsatzbereit sind. Bis 2030 werde China 1000 Atomsprengköpfe besitzen. Viele davon werden unter Xi zudem „auf höheren Bereitschaftsstufen eingesetzt“." Langsam beginnt man in Europa chinesische Schrott-Produkte wieder auszubauen bzw. gar nicht erst einzubauen. Im Offshore-Windgeschäft hinkt man allerdings noch hinterher: "Kapert China jetzt das Offshore-Windgeschäft? Ein erster deutscher Windpark hat Turbinen bei Ming Yang bestellt. In der Branche schrillen die Alarmglocken. ... Bisher wird das Offshore-Geschäft in Europa noch beherrscht von Siemens Gamesa, Vestas und GE. Global gesehen aber hat sich Ming Yang an Siemens Gamesa vorbei auf Platz eins geschoben, insgesamt sind sieben der zehn größten Anbieter von Windkraftanlagen aus China. Kapern die Chinesen nun hierzulande das Offshore-Windgeschäft, so, wie sie einst mit Dumpingpreisen auch die Photovoltaikbranche aus Deutschland vertrieben haben? Diese Frage beherrscht aktuell die Diskussionen in der Branche. Der Buhmann in dieser Sache ist persönlich zum Kongress nach Emden gekommen, um sich der Kritik zu stellen: Holger Matthiesen vom Hamburger Vermögensverwalter Luxcara, der sich auf Investments in Erneuerbare Energien spezialisiert hat. Für den Windpark Waterkant vor der Nordseeinsel Borkum hat Luxcara 16 Windkraftanlagen des Typs MySE18.5-260 bei Ming Yang bestellt – also Windräder mit 18 Megawatt Nennleistung und 260 Meter Rotordurchmesser. ... Jenseits rein wirtschaftlicher Sorgen geht es auch um Resilienz, mahnt Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Schiffbau-Verbands VSM, mit Blick auf zunehmende Spannungen zwischen China und Taiwan. Ob Windparks im Fall einer geopolitischen Eskalation womöglich durch Zugriff aus China lahmgelegt werden können? Die Abhängigkeit ist ein schwieriges Thema für den Luxcara-Manager Matthiesen, der fest mit den Ming-Yang-Turbinen für den Waterkant-Windpark kalkuliert. ... Die Lieferketten nicht zuverlässig in Europa aufbauen zu können hält VSM-Chef Lüken unterdessen für ein Risiko, das auch gesellschaftliche Brisanz birgt. „Wir müssen das Versprechen einlösen, dass die Transformation zu wirtschaftlichem Wachstum führt. Dafür muss bei der Umsetzung auf Wertschöpfung in Deutschland gebaut werden“, mahnt er: „Wenn wir das nicht schaffen, verlieren wir die Unterstützung der Menschen für die Transformation. Das belegen die aktuellen Wahlergebnisse sehr deutlich.“ [135] Wie früher die Hunnen so ist heute der Kreml der Gegner Europas und der zivilisierten Welt. Davor haben kürzlich in ungewöhnlich drastischen Worten die Präsidenten der Nachrichtendienste, neben dem Verfassungsschutz noch der Bundesnachrichtendienst (BND) und der Militärische Abschirmdienst (MAD), gewarnt. Putin kenne keine Skrupel. Es stelle sich vielleicht irgendwann die Frage des NATO-Bündnisfalls. Wie gefährlich Russland auch für die Menschen in Deutschland ist, kann man an einem konkreten Fall deutlich machen. Im Juli 2024 geriet im Logistikzentrum Leipzig ein DHL-Paket in Brand. "Beim vorherigen Durchleuchten war die Brandvorrichtung nicht aufgefallen. Die Flughafenfeuerwehr konnte den Brand schnell löschen. Doch bald wurde klar, dass Deutschland nur knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt war. Denn das Flugzeug, in welches das Paket verladen werden sollte, war verspätet. Wäre das Paket in der Luft in Brand geraten und explodiert, ... hätte das Flugzeug abstürzen können. ... Sabotage und Spionage durch Moskaus Agenten und ihre Handlanger nähmen auch in Deutschland zu. Russland nehme dabei „die Gefährdung von Menschenleben in Kauf“ – siehe den Paketbrand in Leipzig. Laut BND-Präsident Bruno Kahl hat Moskaus Bereitschaft zu verdeckten Maßnahmen ein „bisher unbekanntes Niveau“ erreicht. Putin wolle die roten Linien des Westens austesten. Damit steige auch das Risiko, „dass sich irgendwann die Frage eines NATO-Bündnisfalls stellen könnte“, warnt Kahl. Spätestens zum Ende dieses Jahrzehnts seien die russischen Streitkräfte in der Lage, die NATO anzugreifen. „Der Kreml sieht die Bundesrepublik Deutschland als Gegner“, sagt Kahl. In Sicherheitskreisen ist zu hören, dass das russische Verhalten sehr stark abhänge vom Kriegsgeschehen in der Ukraine. Deswegen rechnen die Sicherheitsbehörden eher mit einer Ausweitung russischer Sabotageaktionen, solange der Krieg weitergeführt wird. ... Der BND-Präsident fasst es in die Worte: „Wir stehen in einer direkten Auseinandersetzung mit Russland.“ Präsident Wladimir Putin gehe es nicht nur um die Ukraine, sondern in Wirklichkeit um die Schaffung einer neuen Weltordnung. ... Russland greift für seine Aktionen auf sogenannte Low Level Agents zurück. Das sind Personen, die eigentlich nichts mit den russischen Geheimdiensten zu tun haben, sondern gegen Geld und oft aus ideologischer Verbundenheit kleinere und größere Operationen durchführen. Das können Propagandagraffiti sein oder auch Brandanschläge. Oft werden diese Leute über Telegram-Kanäle rekrutiert. Und selbst wenn diese Leute auffliegen, ist es für Russland nicht allzu gefährlich. Solche „Low Level Agents“ werden hinter einer ganzen Reihe von Sabotageakten vermutet. So brannte im Frühjahr in London eine Lagerhalle, in der Materialien zur Unterstützung der Ukraine gelagert wurden. Eine Halle desselben Eigentümers brannte dann in Madrid. In Prag gab es einen versuchten Brandanschlag auf ein Busdepot. Bisher sind das keine „Hochwertziele“, wie man in Sicherheitskreisen sagt. Aber solche Sabotage erzeuge eine psychologische Wirkung der Unsicherheit. Und das sei für Russland schon eine Menge." Dass der Kreml wieder der Gegner Europas und der zivilisierten Welt ist, wird natürlich von AfD und BSW, also Wagenknechts prorussischer Propaganda, genauso geleugnet wie von Verschwörungstheoretikern vom Schlage eines Thomas Meyer, der in seiner Zeitschrift "Der Europäer" (Perseus-Verlag) zum Beispiel Rudolf Steiner in zweifelhafter Weise interpretiert und Verschwörungstheoretikern eine Bühne bietet. Droht Putin einmal nicht damit, dass der Krieg auch nach Deutschland kommen könnte, sorgen AfD und BSW dafür, dass die Furcht vor dem nuklearen Armageddon nicht nachlässt. Die treibt ihnen so verlässlich Wähler zu wie die Forderung, die Waffenhilfe für die Ukraine einzustellen. "Die BSW-Führerin Wagenknecht stellt das sogar als ein Gebot der Solidarität mit dem überfallenen Land dar. Sie meint – besser als die Ukrainer selbst – zu wissen, dass ein Ende der Waffenlieferungen für die Ukraine das Beste wäre. Die brauche nicht noch mehr Waffen, sondern einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen mit Moskau. Wagenknechts Friedensplan geht davon aus, dass Putin seine Panzer stoppt und an den Verhandlungstisch kommt, wenn der Westen die Waffenhilfe für Kiew aufgibt. Doch wer, außer den Kremlverstehern in BSW und AfD, würde und könnte noch auf Putins Wort und Zusagen vertrauen? Würde Putin, der sich auf einer historischen Mission zur Wiederherstellung des russischen Imperiums sieht, seinen Kriegszug ausgerechnet dann beenden, wenn die Ukraine sich mangels Unterstützung nicht länger gegen die russischen Panzer und Raketen wehren könnte?" Das Selbstbestimmungsrecht und das weitere Schicksal der Ukrainer sind diesen Leuten weitgehend egal, so egal wie manchen "Türkenverstehern" die Freiheit der Griechen, zur Zeit der griechischen Freiheitskämpfe gegen die Türken. Verständnis erfahren eher die „legitimen“ Interessen Russlands (Sicherheit vor der NATO, Recht auf eine „Einflusssphäre“ et cetera). Dabei hat Putin in Wort und Tat keinen Zweifel daran gelassen, was das Ziel seines Eroberungs- und Vernichtungskrieges ist: die Auslöschung des unabhängigen ukrainischen Nationalstaats und Nationalbewusstseins. Wirklichkeitsfremd und geschichtsvergessen ist auch die Unterstellung, Putin wolle doch „nur“ die Ukraine heim ins großrussische Reich holen und sich danach als Kriegsherr zur Ruhe setzen. ... Die Auslieferung der Ukraine in Teilen oder im Ganzen an Putin – auf nichts anderes liefe der Friedensplan Wagenknechts und anderer Gegner der deutschen Waffenhilfe für die um ihre Existenz kämpfende Nation hinaus – würde vielleicht für Friedhofsruhe in den unterjochten Gebieten sorgen. Wahrscheinlicher wäre aber, dass es Ukrainer gäbe, die sich weiter gegen die russische Fremd- und Gewaltherrschaft wehrten. Auch die Kriegsgefahr für ganz Europa wäre nicht gebannt. Der freie Teil müsste damit rechnen, dass Putin sich nach einem Triumph in der Ukraine für unaufhaltbar wähnte und weitere Feldzüge unternähme, auch gegen NATO-Staaten. Nicht nur das Umschalten auf Kriegswirtschaft deutet darauf hin, dass Putin sich darauf vorbereitet. Der Westen müsste, um Moskau abzuschrecken und notfalls aufzuhalten, mit einer Aufrüstung dagegenhalten, die weit teurer käme als die Investitionen in die Abwehrkraft der Ukraine, von den Kosten eines Krieges zu schweigen. Obwohl führende Politiker der Ampelkoalition bis hin zum Kanzler auf eine friedensbewegte Jugend zurückblicken können, ist den meisten von ihnen klar, dass Putin nicht durch Anbiederung zu stoppen ist. Auch die große Mehrheit der Deutschen erliegt noch nicht Wagenknechts prorussischer Propaganda, die naturgemäß reichlich Antiamerikanismus enthält, der nicht nur im Osten der Republik gut ankommt. Die BSW-Führerin warnt nicht vor den auf Deutschland zielenden russischen Atomraketen, sondern vor den (noch nicht stationierten) konventionellen amerikanischen Flugkörpern, die Moskau angeblich zu einem Erstschlag zwingen könnten." Putins Krieg kennt immer weniger Grenzen. "Die jemenitische Miliz soll für ihre Angriffe auf westliche Schiffe im Roten Meer Satellitendaten aus Russland erhalten haben. Ähnlich wie bei einigen Sabotageakten in Europa, die vermutlich auf Russland zurückgehen, soll dem Westen ein massiver materieller Schaden zugefügt werden, ohne dass Moskau selbst als Konfliktpartei auftritt. Im Fall der Huthi hat diese hybride Kriegführung tatsächlich einige Wirkung gezeigt. Schiffe wurden beschädigt, Reedereien müssen teure Ausweichrouten nehmen, militärische Ressourcen des Westens werden gebunden. Daraus lässt sich für die zunehmend illusorische deutsche Debatte mindestens zweierlei lernen. Zum einen ist Putin nicht der Retter des (christlichen) Abendlandes, für den ihn hier erstaunlich viele halten. Er leistet der von Iran, einer islamistischen Theokratie, geführten „Achse des Widerstands“ Beistand im Kampf gegen Israel, einer von ebenfalls islamistischen Terrorgruppen angegriffenen freien Gesellschaft. Zum anderen zeigt sich wieder, dass er zu sehr vielem bereit ist, um seine Ziele zu erreichen. Wieso glauben so viele, dass deutsche „Diplomatie“ ihn aufhalten könnte?" Eher könnte Putin der Retter des islamisierten Morgenlandes genannt werden, der Desinformation als Aufklärung verkauft. Hilfreich sind ihm dabei rechte Hetzer wie Tucker Carlson, der in seinem Podcast gern Verschwörungstheorien verbreitet. Der rechte Scharfmacher Tucker Carlson wurde im April 2023 bei Fox News als Moderator geschasst. Nun betreibt er mit seinem Podcast „The Tucker Carlson Show“ und anderen Formaten Wahlkampf für Donald Trump. "Die Gäste, die er in seine Show lädt, können sicher sein, dass er sie nicht grillt. Letzte „moralische“ Leitplanken wie bei Fox News halten Carlson jetzt nicht mehr auf. Ob Politiker wie Wladimir Putin, Victor Orbán, Donald Trump oder Holocaustverharmloser wie unlängst Darryl Cooper, der behauptete dass Millionen von Menschen in den Konzentrationslagern nur deshalb gestorben seien, weil den Nazis die Ressourcen gefehlt hätten, um diese Menschen zu versorgen: Carlson rollt seinen Freunden im Geiste und ihren kruden, verschwörungstheoretischen und oft gefährlichen Ansichten ohne kritische Distanz den roten Teppich aus. Seine große Fangemeinde dankt es ihm – Die „Tucker Carlson Show“ belegt im Spotify-Ranking regelmäßig einen der vorderen Plätze und wird millionenfach gehört. ... An Fakten ist er freilich nicht interessiert. Bei besonders skandalträchtigen Aussagen seiner Gesprächspartner, die die amtierende Biden/Harris Regierung betreffen, wirft er oft ein verwundertes „really?“ ein. Man sieht den Mitte Fünfzigjährigen geradezu vor sich, wie er empört den Kopf schüttelt, als könne er das eben Gehörte kaum fassen. Carlson verkauft Desinformation als Aufklärung. Gemeinsam mit seinen Gästen redet er sich in Rage. Das gegenseitige Aufstacheln ist ein fester Bestandteil der Tucker-Carlson-Show." China ist nicht nur bekannt für chinesische Schrott-Autos wie die von X Peng und Schiffe wie Yi Peng, Schrott-Elektrogeräte, -Atom-Uboote und -Kraftwerke sondern auch dafür dass es Russland bei Sabotage-Aktionen in Europa hilft: So wurden Unterseekabel absichtlich durchtrennt. Nach neuesten Erkenntnissen initiierte Moskau die Sabotage in der Ostsee. Der chinesische Frachter Yi Ping 3 soll auf Veranlassung des russischen Geheimdiensts Mitte November 2024 Datenkabel in der Ostsee beschädigt haben. Das berichtet das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf Mitarbeiter westlicher Sicherheitsbehörden. "Demnach gehen die Ermittler davon aus, dass der chinesische Kapitän des Frachters vom russischen Geheimdienst dazu verleitet wurde, die Kabel mit dem Anker seines Schiffs zu durchtrennen. Das Kabel liegt seit 2016 und ist seitdem noch nicht ausgefallen. Das Kabel C-Lion-1 läuft aus den Städten Hanko und Helsinki zusammen bis nach Rostock, es ist 1173 Kilometer lang. Eine Reparatur könne laut Betreiber fünf bis 15 Tage in Anspruch nehmen. Auch der Ausfall eines weiteren Unterseekabels zwischen Litauen und der schwedischen Insel Gotland wurde bekannt. Demnach fiel das Kabel BCS East-West-Interlink bereits am Sonntag vollständig aus. "Gleich mehrere dänische Marineschiffe hatten die Yi Peng 3 aus der Ostsee und durch den Großen Belt eskortiert. Im Kattegat war der Weg des chinesischen Frachters dann vorerst zu Ende. Zunächst drosselte die Yi Peng 3 ihre Fahrt nördlich von Seeland deutlich, am Mittwoch lag sie dann zwischen Dänemark und Schweden auf der Höhe von Grenaa vor Anker. Ein paar Hundert Meter entfernt ein Patrouillenschiff der dänischen Marine. Der Frachter Yi Peng 3 steht im Verdacht, für die Schäden an zwei Datenkabeln in der Ostsee verantwortlich zu sein. Sowohl das Datenkabel C-Lion1 zwischen Helsinki und Rostock als auch ein Unterseekabel zwischen Schweden und Litauen sind ausgefallen. Die Kabel kreuzen sich nordöstlich von Bornholm. Just an der Stelle, das zeigen Daten von Websites zum Nachverfolgen von Schifffahrtsrouten, soll die Yi Peng 3 am Sonntag für etwas mehr als eine Stunde ihre Geschwindigkeit verringert haben, gedriftet und gekreist sein. ... Während in Finnland das Nationale Ermittlungsbüro den Fall untersucht und neutral von einem „Vorfall“ spricht, ermitteln in Schweden Küstenwache und Polizei wegen Spionageverdacht. Die Ermittlungen in Schweden werden von der Nationalen Einheit gegen internationale und organisierte Kriminalität geleitet. Zum Stand der Ermittlungen wollte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft keine Auskunft geben. Der Sender SVT berichtete, im Fokus der schwedischen Ermittlungen stehe das chinesische Schiff. Eigentlich regelt die Kopenhagener Konvention von 1857 die freie Durchfahrt aller Schiffe durch die dänischen Schifffahrtsstraßen. Auf welcher rechtlichen Grundlage der Frachter nun mutmaßlich gestoppt wurde, ist unklar. Die Konvention erschwert auch ein Vorgehen gegen die sogenannte russische Schattenflotte, mit der Russland Öl auf schlecht oder gänzlich unversicherten Tankern durch die Ostsee exportiert und so westliche Sanktionen umgeht. Das Ausfallen der Datenkabel gilt in der Region nicht als Überraschung. Seit Langem werden russische Schiffe beobachtet, die oberhalb von Unterwasserinfrastruktur kreuzen. Erst im September warnten laut einem CNN-Bericht amerikanische Stellen, dass Russland seine Fähigkeiten zur Zerstörung von Unterwasserinfrastruktur ausbaue und es wahrscheinlicher sei, dass es auch Sabotageoperationen gegen westliche Kommunikationsinfrastruktur durchführe. Der Ostseeraum gilt hier als Hotspot. Seit Beginn von Russlands Angriffskrieg in der Ukraine nahmen Angriffe in der Region unterhalb der Schwelle eines Krieges deutlich zu. Neben zerstörten Gaspipelines und Datenkabeln gab es instrumentalisierte Migration, GPS-Störungen, Berichte über mögliche Grenzverschiebungen und russische Kampfflugzeuge, die in schwedischen oder finnischen Luftraum eindrangen. In der Folge wird verstärkt gegen russische Schiffe vorgegangen, die Unterwasserinfrastruktur ausspionieren. Aber eine vollständige Überwachung ist auch angesichts des regen Schiffsverkehrs auf der Ostsee unmöglich. Allein die dänischen Meerengen passieren täglich mehr als 100 Schiffe. Überraschend scheint nun vor allem zu sein, wie sehr der jüngste Fall einem aus dem Oktober letzten Jahres ähnelt. Damals wurden die Gaspipeline Balticconnector zwischen Estland und Finnland sowie ein Kommunikationskabel zwischen Estland und Schweden zerstört. Als verantwortlich gilt der chinesische Frachter Newnew Polar Bear. Dieser war auf dem Weg von Kaliningrad nach Sankt Petersburg gewesen und hatte an den Schadensstellen seine Fahrt deutlich verlangsamt. Vermutlich zog er dort seinen Anker kilometerweit über den Grund. Finnische Ermittler fanden ihn einige Meter östlich der zerstörten Pipeline. Vorwürfe, das sei absichtlich geschehen, wies das Schifffahrtsunternehmen zurück. Auch die Yi Peng 3, ein chinesischer Frachter mit einer Länge von 225 Metern und einer Breite von 32,2 Metern, hat Bezüge zu Russland. Das Schiff war vor einigen Tagen vom russischen Ust-Luga in Richtung Ägypten aufgebrochen. Das Außenministerium in Peking erklärte lediglich, man messe dem Schutz von Unterwasserinfrastruktur große Wichtigkeit bei. Was sich deutlich bei den beiden Fällen unterscheidet, sind die Reaktionen der westlichen Ostseeanrainer. Während im Falle der Newnew Polar Bear die Behörden nach dem Vorfall trotz der Hinweise zu den auffälligen Manövern des Schiffs erst reagierten, als dieses bereits weit weg war, nahmen nun die dänischen Marineschiffe die Verfolgung rasch auf. Und schon am Mittwoch waren Spezialschiffe von Schwedens Marine am mutmaßlichen Tatort, um den Meeresboden rings um die defekten Datenkabel abzusuchen. Auch politisch waren die Reaktionen nun deutlicher. Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson sagte nun: „Wir gehen davon aus, dass es sich um vorsätzliche Sabotage handeln könnte.“ Chinesische Frachter wie der Yi Peng 3 im Kattegat werden von gleich von mehreren Schiffen aus NATO-Staaten belauert, z.B. durch dänische Kriegsschiffe. "Wenige Seemeilen nördlich kreuzt die Bad Düben, ein Patrouillenschiff der deutschen Küstenwache. Und etwas weiter östlich ein Schiff der schwedischen Küstenwache. Die Szenerie wirkt wie ein Show-down. ... Viel weist darauf hin, dass die Yi Peng 3 kürzlich zwei Datenkabel in der Ostsee beschädigt hat. Sie steht klar im Fokus der Ermittler. Daten von Schiffsverfolgungsdiensten zeigen, dass sich der Frachter, kurz bevor die Schäden auftraten, langsam über die betreffenden Stellen bewegte. Dabei hatte das Schiff seine automatische Positionsbestimmung ausgeschaltet. Und Aufnahmen dänischer Medien zeigen, dass ein Anker leicht beschädigt ist. Mit einem Anker zerstörte vor rund einem Jahr ein ebenfalls chinesisches Schiff ein Datenkabel sowie eine Gaspipeline. Doch robust gegen andere Schiffe vorgehen können Staaten nur im Küstenmeer, also jenem Teil, der bis zu zwölf Seemeilen vor ihrer Küste liegt. In der ausschließlichen Wirtschaftszone – wo nun im Falle Schwedens die Schäden entstanden – gilt das nicht. Dort haben Staaten zwar exklusive Rechte für die Nutzung etwa von Ressourcen. Ansonsten gilt wie auf hoher See die Hoheitsgewalt des Flaggenstaates. In diese kann nur in wenigen Ausnahmefällen eingegriffen werden, etwa im Falle von Piraterie und Sklaverei." Der Flaggenstaat hat aber die Pflicht, etwa im Falle von beschädigter Unterwasserinfrastruktur, Recht durchzusetzen. "Das Seerecht denkt das Problem der hybriden Kriegsführung nicht mit“, sagt dazu Valentin Schatz, Jurist und Seerechtsexperte von der Leuphana Universität Lüneburg. „Es gibt hier eine Lücke im System, die offenbar ausgenutzt wird.“ Das Seerecht geht davon aus, dass alle das Meer für friedliche Zwecke nutzen. "Diese Rechtslage ist angesichts hybrider Angriffe sehr unbefriedigend, gerade bei beschädigter Unterwasserinfrastruktur gibt es ein großes Problem mit der Rechtsdurchsetzung“, sagt auch Birgit Feldtmann, Juraprofessorin an der Universität Aalborg in Dänemark. "Selbst wenn der Schaden weitaus größer wäre und etwa ein Schiff quer durch die Ostsee einen Anker hinter sich herzöge und alle vorhandenen Kabel zerstörte, ist unklar, ob die Anrainerstaaten rechtlich dagegen vorgehen könnten. Erst wenn sich die Attacke als militärischer Angriff deuten ließe, so argumentieren Juristen, könne man auch militärisch reagieren. Doch sind hybride Angriffe per Definition oftmals nur schwer als solche zu erkennen, geschweige denn klar einem Akteur zuzuordnen. Angesichts der akuten Gefahr vonseiten Russlands gerade im Ostseeraum ist das eine rechtlich sehr unbefriedigende Situation. In Fachkreisen wird derzeit diskutiert, das Seerecht den neuen Bedrohungen anzupassen. So könnte versucht werden, rechtliche Grauzonen dahingehend auszuloten, dass eine Sabotage von kritischer Infrastruktur als bewaffneter Angriff zu werten ist. Insbesondere in Finnland, das sich im Fokus hybrider russischer Drohungen sieht, gibt es Forderungen danach. „Wir müssen die gegenwärtige Interpretation des Seerechts diskutieren, um hybride Aktionen stoppen zu können“, sagt etwa Aleksi Aho, Analyst beim Europäischen Zentrum zur Abwehr hybrider Bedrohungen (Hybrid CoE) in Helsinki. Auch Finnlands Verteidigungsminister äußerte sich kürzlich in diese Richtung und bezog sich dabei auf den Fall der beschädigten Pipeline vor einem Jahr. Damals ließ man das verantwortliche Schiff entkommen. „Wenn die kritische Infrastruktur eines Landes zerstört oder schwer beschädigt wurde und wir herausfinden müssen, wer das getan hat, können wir nicht einfach mit wehender Flagge vom Tatort weggehen“, so Häkkänen. Die Behörden in der Region hätten aus den Fehlern gelernt und seien bereit, ein Schiff zu stoppen, wenn der Verdacht bestehe, dass es an der Beschädigung von Kommunikationskabeln beteiligt sei, so Häkkänen." In der Vergangenheit ist schon mehrfach von russischen Stellen versucht worden, durch Störungen des GPS-Navigationssignals Abstürze zu verursachen oder Pakete mit Zündern in Flugzeuge zu schmuggeln. Die Präsidenten der deutschen Geheimdienste hatten erst kürzlich einen solchen Fall öffentlich gemacht. Auch dabei handelte es sich um ein Paket, das mit DHL befördert wurde. Es war im Baltikum aufgegeben worden und am Flughafen Leipzig in Brand geraten. Hätte sich der Weiterflug nicht verspätet, wäre der Brand während des Flugs ausgebrochen. "Die designierte litauische Verteidigungsministerin Dovile Šakaliene warnte vor voreiligen Schlussfolgerungen, die „Russland in die Hände spielen“ könnten. Es sei jedoch ein gutes Zeichen, dass Deutschland zunehmend Sensibilität gegenüber hybriden Aktivitäten Russlands zeige. „Es ist sehr gut, dass die Deutschen es klar als eines der möglichen Szenarien identifizieren und nicht ausschließen.“ Die Sozialdemokratin äußerte zugleich die Hoffnung, dass die Bedrohung durch Russland im vorgezogenen Wahlkampf für die Bevölkerung in Deutschland von Bedeutung sei. Darüber hinaus gibt es Vermutungen, wonach auch Störungen des GPS-Navigationssignals mitverantwortlich für den Absturz seien. So wurde Russland in den vergangenen Monaten beschuldigt, dadurch die Flugrouten kommerzieller Fluggesellschaften zu stören. Im Frühjahr war deshalb die Verbindung Helsinki–Tartu (Estland) eingestellt worden." Auch der Geheimdienst
warnt vor Russland und China. Russland wird seine hybriden Angriffe gegen
den Westen verstärken und zunehmend bereit sein, NATO-Staaten militärisch
herauszufordern. Das schreibt der dänische Militärgeheimdienst
(FE) in seiner jährlichen Bedrohungsanalyse Udsyn (Ausblick), die
kürzlich veröffentlicht wurde. "Die größte Bedrohung
für Dänemark geht demnach von Russland aus. Sie wird verstärkt
durch Russlands Annäherung an China, das sich zunehmend auf eine Konfrontation
mit dem Westen vorbereite. Laut der Analyse wird Russland verstärkt
Sabotageaktionen durchführen, um die NATO-Staaten „in Angst und Unentschlossenheit
zu versetzen“ und um Unsicherheit über die Fähigkeit der NATO
als Ganzen zu schaffen, schnell und wirksam gegen Russland vorzugehen.
Russland sei bereit, die kritische Unterwasserinfrastruktur in der Ost-
und Nordsee im Falle eines Krieges mittels spezieller U-Boote und Drohnen
zu zerstören. Russland werde überdies zunehmend in der Lage sein,
NATO-Staaten insbesondere im Ostseeraum militärisch herauszufordern,
unterhalb der Schwelle von Artikel 5, schreibt der Geheimdienst. Etwa durch
riskanteres Verhalten gegen die zivile Schiff- und Luftfahrt, aber auch
gegen militärische Fahrzeuge und Flugzeuge. Rücksichtsloses Agieren
russischer Schiffe, simulierte Angriffe sowie Störungen von Kommunikations-
und GPS-Signalen dürften demnach weiter zunehmen. Auch könnte
Russland große Militärübungen in Grenznähe der baltischen
Staaten oder Finnland durchführen. Durch ein riskanteres Verhalten
der Streitkräfte steige die Gefahr von Zwischenfällen, so der
dänische Nachrichtendienst. Dänemarks Ministerpräsidentin
Mette Frederiksen hatte unlängst gewarnt, die Demokratien befänden
sich „in einer viel gefährlicheren Situation als je zuvor in unserem
Leben“. Frederiksen warnte gegenüber der Zeitung „Politiken“ vor einer
„Allianz der Autokratien“, die eine andere Weltordnung anstrebten. Demnach
hätten sich die „dunklen Kräfte“ Russland, Iran und Nordkorea
vereint und würden von China unterstützt." [136]
Anmerkungen *) 20 Millionen Muslime
in Russland bedeutet nicht, dass es tatsächlich soviele gibt. Diejenigen,
die den Islam wieder verlassen oder zum Christentum konvertieren, sobald
sie ausgebildet sind, werden von dieser Summe nicht wieder abgezogen. Gezählt
werden meistens Babies, Analphabeten und geistig Minderbemittelte, die
nicht selbstständig denken können und deshalb nicht einsehen,
dass der Islam in Europa schon seit der Romanik, spätestens seit der
Renaissance nicht als Religionsgemeinschaft sondern allenfalls als Sekte
angesehen wird.
Die 1680/81 errichtete Säule bestand aus zunächst aus Holz und stand auf dem Heiligengeistplatz, wo sich sowohl das Spital, als auch der älteste Friedhof der Stadt befanden. Anlass für die Errichtung des Denkmals war der Dank der Landstände und der Bevölkerung für die Verschonung vor der Pest, die durch eine strenge Abschottung der Stadt sowie durch Hygienemaßnahmen gelang. Nach der Belagerung und der anschließenden Befreiung Wiens von den Türken (1683) wurde sie bis 1689 durch eine steinerne Ausführung ersetzt, die den Charakter einer Siegessäule erhielt: An der Basis erinnert sie an die Pestzeit, bekrönt wird sie vom besiegten muslimischen Halbmond, über dem das christliche Kreuz als Sieg und Triumpf des Christentums über die Türken bzw. den Islam steht. Pestsäulen sind Denkmäler, die an die Zeit der Pest erinnern bzw. als Dank für deren Erlöschen gestiftet wurden. Pestsäulen stellen meist die Heilige Dreifaltigkeit, die Muttergottes oder andere Pestheilige wie die hll. Rosalia, Sebastian oder Rochus dar. Daneben gibt es auch sogenannte Pestkreuze. Pestsäulen wurden im Volksmund auch „Heilige Säulen“ genannt. Viele Pestsäulen sind der Hl. Mutter Gottes gewidmet, weil sie im katholischen Glauben die Fürsprecherin in Notzeiten ist. Pestsäulen, die Maria gewidmet sind (sogenannte Mariensäulen), sind aber auch ein Ausdruck zunehmender Marienverehrung, wie sie nach schweren Zeiten wie der Pest oder des Türkenansturms immer wieder zu beobachten ist. Pestsäulen befinden sich unter anderem in Deutschland, Österreich (Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Wien), Rumänien, Schweiz, Slowakei, Tschechien, Ungarn. Auf dem Sockel wurden meistens die drei schlimmsten Plagen dargestellt, die die Städte heimgesucht hatten: die Pest, die Türken und der Hunger. Städte wie Klagenfurt oder Mödling mussten viel Leid über sich ergehen lassen. Türkenbelagerungen, Reformation und Gegenreformation gingen nicht spurlos vorüber. Bei der 2. Türkenbelagerung von 1683 brannten die Osmanen auch die Kirche St. Othmar nieder. Nach dem ersten Türkenkrieg und dem 30jährigen Krieg folgten ungeheuren Steuerlasten und im Jahre 1679 forderte die Pest viele Opfer. Als zum zweiten Mal die Türken vor Wien standen, wurde nahezu die gesamte Bevölkerung, die sich nach St. Othmar geflüchtet hatte, von Türken niedergemetzelt. Noch heute zeigen sich die Hiebe der Türkenkrummsäbel in der eisenbeschlagenen Tür zur Unterkirche. Die Türken hatten damals nicht nur die Länder verwüstet (Viktor Hugo) sondern auch regelrecht verpestet, d.h. sie haben die Pest übertragen. Noch in den beiden ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts verbreitet sich die Pest über die Türkei nach Ungarn und Polen, nach Schlesien, Posen, Preußen, Rußland, nach Steiermark, Böhmen und der Lausitz, mit einer verheerenden Welle überschwemmt sie den Süden Frankreichs im Jahre 1721. Dann erfolgt ein weiteres Ebben: Siebenbürgen, Ungarn, Südrussland, Polen, Dalmatien, kurz die der Türkei zunächst liegenden Gebiete stellen sich in dieser Periode (1717 bis 1797) als die Ufer des Pestbezirkes dar. Im Anfange des laufenden Jahrhunderts walten ähnliche Verhältnisse, nur dass das eigentliche Pestgebiet sich immer mehr einengt und nur durch gelegentliche Durchbrüche (nach der Walachei, nach Griechenland, nach Siebenbürgen, den Küsten Italiens) von der Gefährlichkeit seiner Nachbarschaft Beweise liefert. Nach 1830 endlich lernen wir als einzig von der Pest leidende Gebiete noch die Türkei, Syrien und Aegypten kennen. Die Aegypter sagen, dass ihnen die Pest stets aus der Türkei und Syrien, und die Syrer, dass ihnen die Krankheit immer aus der Türkei gebracht worden ist. Am heftigsten lehnten die Türken es ab, die ursprünglichen Erzeuger und Besitzer der Pest zu sein, wie sie auch heute noch den Genozid an ihrer christlichen Bevölkerung leugnen; zudem spielen sie neue Seuchen wie das aus China und Iran eingeschleppte Coronavirus, das nicht nur durch die türkischen Airlines (Türkish Airlines, Pegasus) u.a. bei Pilger-Massentransporten nach Mekka verbreitet wird, herunter Vgl. Kurse Nr. 506 Wladimir Solowjew, Nr. 627 St. Basilius der Große, Nr. 557 Ludovico Ariosto, Nr. 622 Victor Hugo, Nr. 619 Franz Werfel, Akademie der Kunst und Philosophie Die Annahme, dass
die Luft die Pestkeime in besonders reichlicher Menge enthalte, sie uns
entgegenwehe, ist einigermaßen dadurch erschüttert worden, dass
ein besonders schädlicher Einfluss der Winde sich niemals mit Sicherheit
hat beweisen lassen, vielmehr von Alters her die Tatsachen nicht sowohl
aus eine Verwehung, als auf Verschleppung hinweisen. So hatte z.B. ein
junger Kosak, vom Regiment nach seiner Heimat Wetljanka entlassen, seiner
Braut einen mitgebrachten türkischen Shawl geschenkt, der die erste
Erkrankung in jenem Orte veranlasste. Vor allen anderen Transportmitteln
schien stets der Mensch am geeignetsten, die Krankheit zu verschleppen,
sei es dass sie an ihm selbst zum Ausbruch kam, sei es dass er gesund blieb
und nur Anderen den entwickelungsfähigen Keim mitbrachte. Hören
wir die rührende Klage des Italieners de Mussis, welcher mit einem
aus der Türkei kommenden Schiff im Jahre 1346 in Genua landete: „Nun
war es aber wunderbar, dass, wo auch die Schiffer landeten, überall
Alle, die mit ihnen in Berührung traten, rasch dahin starben, gleich
als ob Jene von einem verderblichen Hauche begleitet gewesen wären.
Weh des Jammers! Wir betraten, nachdem wir gelandet, unsere Häuser.
Da schwere Krankheit uns befallen, und von Tausend, die mit uns gereist,
kaum noch Zehn übrig waren, so eilten Verwandte, Freunde und Nachbarn
herbei, uns zu begrüßen. Wehe uns, die wir die Todesgeschosse
mit uns brachten, dass wir durch den Hauch unseres Wortes das tödtliche
Gift ausstreuten!“ Vgl. Kurse Nr.
506 Wladimir Solowjew, Nr.
627 St. Basilius der Große, Nr. 557
Ludovico Ariosto, Nr. 622 Victor Hugo,
Nr.
619 Franz Werfel, Akademie der Kunst und Philosophie
Heute weiß kaum Jemand, was es mit den Propyläen am Münchner Königsplatz auf sich hat. Viele einheimische Besucher ist nicht klar, "dass sich mit den Propyläen das weltweit größte Denkmal für den griechischen Unabhängigkeitskampf gegen die Herrschaft der Osmanen mitten in der Stadt befindet." Sogar idiotische türkische Hochzeiten, wenn sie nicht gerade mitten auf der Autobahn abgehalten werden, nutzen die Propyläen heute als Fotomotiv – "zu Füßen der Reliefs mit Szenen aus dem Unabhängigkeitskrieg." Nach Hölderlin
und vielen anderen Poeten wurde Prinz Otto zum Philhellenen. Die Propyläen
am Münchner Königsplatz gelten als das weltweit größte
Denkmal für den griechischen Unabhängigkeitskampf gegen die Herrschaft
der Türken bzw. Osmanen. Der Königsplatz ist Stein gewordener
Ausdruck des Philhellenismus von Ludwig I. Der Platz ist auch eine Verbeugung
vor den drei Säulenordnungen: "die Skulpturensammlung wurde in der
ionischen Glyptothek untergebracht, die Antikensammlungen in einem korinthischen
Ausstellungsgebäude, und die Propyläen repräsentieren den
dorischen Stil." Bereits 1816 wurde überlegt, die Propyläen zu
bauen, doch es dauerte 30 Jahre bis der Auftrag hierzu erteilt wurde. Klenze
malte noch vor dem Bau ein Bild der Propyläen, um für sein Projekt
zu werben. Bayern drang darauf, den Griechen in ihrem Kampf gegen das Osmanische
Reich beizustehen. Vgl. Kurse Nr.
554 Friedrich Hölderlin I-II, Nr.
631 Adelbert von Chamisso,
Johann
Wolfgang von Goethe I-II, Nr.
553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 621
Lord Byron,
Nr. 628 Percy Bysshe
Shelly, Nr. 622 Victor Hugo, Nr.
631 Adelbert von Chamisso, Nr.
623 Johann Ludwig Wilhelm Müller, Akademie der Kunst und Philosophie
Following the Treaty of London in 1827, the signatories - Britain, France, and Russia - were committed to enforcing peace in the Greek archipelago, where Greek patriots were attempting to throw off Ottoman rule. Greece agreed to an armistice but Turkey did not. Vice-Admiral Sir Edward Codrington, the British naval commander-in-chief in the Mediterranean, prevented the Turks supplying their troops in Greece and closely watched the Turco-Egyptian fleet in the Bay of Navarino (Pylos) on the west coast of the Peloponnese. On 21 September, Codrington was joined by the French squadron commanded by Rear- Admiral Henri de Rigny and on 13 October by the Russian squadron under Rear-Admiral Count Heiden. Early in October the Turks made two attempts to ship troops to Patras, where Lord Cochrane was fighting on the side of the Greeks. Codrington decided to move into the bay but was prevented by the direction of the wind from doing so until 20 October. As the fleet entered the bay a Turkish boat pulled alongside Codrington's flagship, 'Asia', 82 guns, with a message from Ibrahim Pasha to say that he had not given permission for the Allies to enter and instructed them to leave. Codrington refused and the ensuing battle continued for four hours, resulting in the virtual destruction of the Turkish fleet, although the Allies did not lose any ships. It was the last fleet action fought under sail and made Codrington a popular hero, though not with the British government which considered he had exceeded his instructions and recalled him. Thomas Luny's interpretation of this battle is believed to be taken from plate 4 of a set of four lithographs of the battle. These relate to a large painting of the battle by George Philip Reinagle, a young marine artist who was a guest in the Mediterranean fleet and present at the action. In the face of this situation, the Greeks decided to use fire ships, which had proven themselves effective for the Psarians during the Orlov Revolt in 1770. The first test was made at Eresos on 27 May 1821, when an Ottoman frigate was successfully destroyed by a fire ship under Dimitrios Papanikolis. In the fire ships, the Greeks found an effective weapon against the Ottoman vessels. In subsequent years, the successes of the Greek fire ships would increase their reputation, with acts such as the destruction of the Ottoman flagship by Constantine Kanaris at Chios, after the massacre of the island's population in June 1822, acquiring international fame. Overall, 59 fire ship attacks were carried out, of which 39 were successful. At the same time, conventional naval actions were also fought, at which naval commanders like Andreas Miaoulis distinguished themselves. The early successes of the Greek fleet in direct confrontations with the Ottomans at Patras and Spetses gave the crews confidence and contributed greatly to the survival and success of the uprising in the Peloponnese. Later, however, as Greece became embroiled in a civil war, the Sultan called upon his strongest subject, Muhammad Ali of Egypt, for aid. Plagued by internal strife and financial difficulties in keeping the fleet in constant readiness, the Greeks failed to prevent the capture and destruction of Kasos and Psara in 1824, or the landing of the Egyptian army at Methoni. Despite victories at Samos and Gerontas, the Revolution was threatened with collapse until the intervention of the Great Powers in the Battle of Navarino in 1827. Seit der Seeschlacht
von Lepanto werden türkische Schiffe von der christlichen Marine im
Mittelmeer nicht mehr geduldet und versenkt. Den Sieg der christlichen
Marine ("nuestra Armada") über die Türken beschreibt Cervantes
so: "Los perros de la tierra, en remolinos confusos, con el miedo a las
espaldas, huyen y dejan la campaña libre" (Die Hunde der Erde sind
in heller Aufregung und verwirrt, voller Angst fliehen sie und verlassen
die Kampagne frei), "¡Mahoma la acompañe!" (Mohammed begleitet
sie!). Während des Befreiungskampfes der Griechen gegen die Türken
wurde in Navarino im Oktober 1827 die türkische Flotte versenkt. Calderón
lässt einen Philosophen sagen: Nicht er sei verrückt sondern
die, die nicht an Christus glauben, also quasi alle in der heutigen Türkei,
die an Allah glauben: "Nunca yo he estado más cuerdo, / que
vosotros sois los locos." (Niemals war ich noch so weise, / Denn ihr andern
seid die Tollen); als verrückt können nur die islamisierten Türken
bezeichnet werden, und zwar je höher das Amt, desto verrückter
der Türke - an der Spitze sitzt Allah, der "Dios de los necios" (Gott
der Dummköpfe). Die Verrücktheit lässt sich an vielen Dingen
festmachen, z.B. dass der türkische Präsident europäischen
Regierungsvertretern die türkische Korsarenflagge um die Ohren haut,
wenn die Presse nicht zuschaut, und diese Vertreter dann vor die türkische
Flagge pflanzt, wenn die Presse dabei ist oder der Chefin der EU keinen
Stuhl anbietet sondern nur einen verlorenen Platz auf einem riesigen Sofa,
so dass man sie mit bloßem Auge kaum erkennen kann. Die Verrücktheit
der Türken ist schon lange bekannt. Seit der Seeschlacht von Lepanto
werden türkische Schiffe von der christlichen Marine im Mittelmeer
nicht mehr geduldet und versenkt. Griechenland ist bis auf Konstantinopel
und die Kleinasiatische Küste zurückerobert, Türken werden
im Mittelmeer nicht mehr deduldet. Die Türkei wird aus allen größeren
Projekten ausgeschlossen. An der Grenze zur Türkei werden Pipelines
verlegt und Eisenbahnverbindungen gebaut (Burgas-Alexandropolis). Solange
Konstantinopel nicht wieder zu Griechenland gehört, soll Alexandropolis,
die Hafenstadt an der türkischen Grenze, ausgebaut werden. Amerikanische
Unternehmen investieren hier, die amerikanische Regierung unterstützt
sie dabei. Um die Türken in Schach zu halten, ist ein amerikanischer
Stützpunkt vorgesehen. "Ohnehin wird zur Freude Griechenlands die
militärische Zusammenarbeit von Athen und Washington enger. Das Pentagon
unterhält seit 1969 in Souda auf Kreta einen großen Stützpunkt.
Zuletzt hat es die Werft auf der Kykladeninsel Syros zertifiziert, so dass
amerikanische Kriegsschiffe sie anlaufen können. Dasselbe soll in
Elefsia nahe Athen geschehen. Nun wird die Aufwertung Alexandropolis, die
auf Kosten der Türkei erfolgt", ein weiterer Baustein im Kampf gegen
die Türken im östlichen Mittelmeer. (vgl. Kurse Nr.
645 Miguel de Cervantes II, Nr.
650 Calderón de la Barca III, Nr.
644 Staats- und Rechtslehre IV, Nr.
554 Friedrich Hölderlin II, Nr.
350 Byzantinische Kunst und Architektur, Nr.
622 Victor Hugo, Nr. 619 Franz Werfel,
Nr.
621 Lord Byron, Nr.
623 Johann Ludwig Wilhelm Müller, Nr.
020 Goethe,
Nr. 552 William
Shakespeare, Akademie der Kunst und Philosophie
Am Vorabend des griechischen Unabhängigkeitskampfes wurde der Peleponnes von einem türkischen Gouverneur mit Sitz in Tripolis (Arkadien) regiert, während die Halbinsel Mani sechs Jahre zuvor ein unabhängiges Fürstentum unter Petrobey Mavromichalis geworden war. Der Kampf gegen die Türken begann im März des Jahres 1821 gleichzeitig in zwei Gebieten des Peleponnes, in Archaia und auf der Halbinsel Mani, von der aus die Streitkräfte unter Theodoros Kolototronis am Kalamata einnahmen. In der Apostelkirche, der ältesten Kirche Kalamatas, wurde am 23. März 1821 offiziell der Beginn des Freiheitskampfes verkündet. "Am 25. März, der als Datum des Beginns des Kampfes gefeiert wird, verkündete der Erzbischof Germanos von Patras auf dem Agiou-Georgiou-Platz in Patras den Beginn der Erhebung. Die Schlacht von Valtestsi in Arkadien am 13./ 14. Mai bereitete die Einnahme von Tripolis vor und konsolidierte die Unabhängigkeitsbewegung auf dem Peleponnes. Der große Erfolg innerhalb eines halben Jahres seit ihrem Beginn war das Ergebnis der Planung von Kolotronis. Ebenfalls sein Werk war auch der große Sieg von Dervenakia (1822), der den Türken einen entscheidenden Schlag versetzte. 1825 landete Ibrahim Pascha mit einem ägyptischen Heer auf dem Peleponnes und richtete fürchterliche Verheerungen an. Aber der Sieg, den die vereinigte englisch-französisch-russische Flotte im Oktober 1827 bei Navarino über die türkisch-ägyptische errang, war der Beginn der Befreiung des Peleponnes von Ibrahim, während die Ankunft der französischen Flotte mit dem General Maison das Land endgültig von der ägyptischen Geißel befreite.Seit damals hat der freie Peleponnes nicht aufgehört, eine führende Rolle in der Entwicklung des seit 1830 freien griechischen Staates zu spielen." Die südlich von Pylos gelegene Hafenstadt und Festung Methoni wurde 1500 von den Türken erobert; nach einer langen Belagerung eroberten sie die Stadt "und vernichteten die Bevölkerung", eine typisch türkische Vorgehensweise. Die Venezianer gaben ihre Ansprüche jedoch nicht auf und eroberten die Stadt zurück, konnten sie aber nur bis 1715 halten, als die Türken sie zurückeroberten. "Sie blieb bis 1828 türkisch, als General Maison ihre Übergabe erzwang. Nimmt man dort die Straße nach Norden, so kommt man nach etwa 12 km ins heutige Pylos, "das frühere Navarino, eine Festlandstadt mit dem Charakter einer Inselstadt, mit ihren historischen Denkmälern und ihrem ganz eigenen Lokalkolorit. Sie ist amphitheatralisch an den Hängen des Berges Agios Nikolaos am Südende der Bucht von Navarino erbaut... Am Hafen steht auf dem Platz der Drei Admiräle (Trion Navarchon) zwischen zwei Kanonen, einer türkischen und einer venezianischen, ein pyramidenförmiges Denkmal, auf dem die drei Admiräle der englischen, französischen und russischen Flotte dargestellt sind, die 1827 in der Bucht von Navarino die türkisch-ägyptische Flotte besiegten und vernichteten." Die türkische Flotte wurde schon einmal in Griechenland versenkt, nämlich 1571 in der Schlacht von Navpaktos (Lepanto), daher versuchten die Türken die Bucht von Pylos besonders zu sichern. Der zentrale Teil des Hafens wird durch die hügelige Felseninsel Sphaktiria abgeriegelt, das 4,5 km lang und 500 bis 1000 m breit ist und das nur zwei schmale Einfahrten an der Nord- und der Südseite freilässt, die durch die beiden Festungen Paliokastro und Niokastro gesichert werden. Niokastro, d.h. die 'neuere' Festung von Navarino, wurde "1573 von den Türken im Süden des Hafens errichtet nach ihrer Niederlage in der Seeschlacht von Navpaktos (Lepanto), um die südliche Einfahrt in die Bucht kontrollieren zu können, nachdem sie an der nördlichen Aufschüttungen vorgenommen hatten und sie so seicht geworden war, dass dort Schiffe nicht mehr in die Bucht gelangen konnten." In der Bucht von Navarino liegen die kleinen Inseln Sphaktiria, Pilos und Marathonissi. Auf dem Hügel Prophitis Ilias im Nordteil der Insel Sphaktiria haben sich Reste einer antiken Ringmauer gefunden, die man den Spartanern zuschreibt, die dort 425 v. Chr. von den Athenern belagert wurden. "An der Ostküste steht in der Nähe des Panagoula-Kirchleins ein Denkmal für die 59 Russen, die in der Seeschlacht von Navarino den Tad fanden, und im Süden befinden sich das Grab des französischen Offiziers des Korps Maison Alex. Mayé, das Kenotaph für die griechischen Freiheitskämpfer Tsamados, Anagnostaras und Sachinis sowie das Denkmal des Philhellenen Graf Santa Rosa, die alle in der Schlacht auf Sphaktiria gefallen sind. Im Inneren der Insel liegt das Grab von Napoleons Neffen Paul Marie Bonaparte (1809-1827). Von den beiden südlicher gelegenen kleinen Inseln trägt die eine, Tsichli-Baba oder Pilos genannt, ein Denkmal für die in der Seeschlacht von Navarino gefallenen Franzosen, die andere, im Hafen gelegene - Chelonaki oder Marathonissi - dagegen das Denkmal für die Engländer." Immer wieder mussten sich die Griechen bzw. Byzantiner der Angriffe von Türkenheeren erwehren. Nach dem Fall von Konstantinopel (1452) eroberten die Osmanen die gesamte Peleponnes bis auf die venezianischen Territorien. "Bis 1821 blieb nun die Peleponnes türkische Domäne. 1500 verloren die Venezianer Methóni und Koróni, 1540 Náfplio und Monemvasía. Zwischen 1685 und 1715 fassten die Venezianer noch einmal Fuß, aber selbst der Sieg der vereinigten abendländischen Flotte bei Lepanto (1571) vermochte die Türken nicht dauerhaft von der Halbinsel zu vertreiben; 1669 schlossen sie die Eroberung ganz Griechenlands mit der Besetzung Kretas ab. Die byzantinische Kultur lebte trotz türkischer Unterdrückung in Klöstern und Kirchen weiter. Sprache, Schriftgut, Kunstfertigkeit und Traditionen wurden in geheimen Schulen weitergepflegt." An die Herrschaft der Venezianer erinnern heute prachtvolle Palazzi, an die Türken eigentlich nichts von Bedeutung. "Gegen ihre türkischen Herren rebellierten die Griechen immer wieder; weltweit unterstützt von Hellenenfreunden wie Lord Byron. Aber erst 1821 gelang es, das Türkenjoch abzuschütteln. Fürst Ypsilánti erhob sich in Jasi, General Kolokotrónis eroberte am 21. März 1821 Kalamáta. Am 1. Januar 1822 verkündete im antiken Theater von Epidauros der Erste Griechische Nationalkongress die Unabhängigkeit des Landes. Später zogen noch einmal ägyptische Truppen, "Verbündete der Türken, unter Ibrahim Pascha brandschatzend durch die Peleponnes. Der Sieg der englisch-französisch-russischen Flotte bei Navaríno (1827) erzwang aber endgültig die Anerkennung der Unabhängigkeit Griechenlands durch die Türkei." Die Seeschlacht vom
20. Oktober 1821 zählt zu den seltsamsten der Geschichte: "ausgelöst
durch Missverständnisse und ausgetragen zwischen Schiffen, die fest
vor Anker lagen. 27 britische, französische und russische Schiffe
waren in die Bucht entsandt worden, um den Befehlshaber der dort Versorgungsgüter
entladenden türkisch-ägyptischen Flotte aus 91 Schiffen an der
Weiterfahrt gen Patras zu hindern und zur Aufnahme des von den Alliierten
im Londoner Abkommen von 1827 beschlossenen Waffenstillstands zwischen
Griechen und Türken zu zwingen... Als ein ägyptisches Schiff
zu nahe an einem britischen vor Anker gehen wollte, schickten die Briten
ein Boot unter weißer Flagge hinüber, um die Ägypter aufzufordern,
weiter entfernt vor Anker zu gehen. Die Ägypter eröffneten das
Feuer auf das Boot. Daraufhin entsandte der britische Admiral Codrington
ein weiteres Boot zum türkischen Admiral, um ihn aufzufordern, Ruhe
zu bewahren. In diesem Moment eröffnete ein ägyptisches Schiff
das Feuer auf das französische Flaggschiff. Das erwiderte das Feuer,
die Seeschlacht begann. Nach 4 Stunden war die gesamte Flotte der Moslems
vernichtet, die Alliierten verloren kein einziges Schiff. 174 christliche
und etwa 6000 moslemische Seeleute starben. Unfreiwillig hatten die Alliierten
die endgültige Befreiung Griechenlands eingeleitet; denn die Franzosen
starteten bald darauf zu einem Feldzug auf dem Peleponnes, die Russen erklärten
den nun stark geschwächten Türken den Krieg. Das Londoner Abkommen
von 1827 war belanglos geworden, jetzt stand die uneingeschränkte
Freiheit Griechenlands auf der Tagesordnung." vgl. Kurse Nr.
506 Wladimir Solowjew, Nr. 622 Victor
Hugo, Nr. 621 Lord Byron,
Nr.
628 Percy Bysshe Shelly,
Nr.
623 Johann Ludwig Wilhelm Müller, Nr.
624 Byzantinische Wissenschaft / Philosophie, Johann
Wolfgang von Goethe I-II, Nr.
553 Friedrich Schiller I-II, Nr.
554 Friedrich Hölderlin I-II, Nr.
631 Adelbert von Chamisso,
Nr.
350 Byzantinische Kunst und Architektur. Akademie der Kunst und Philosophie
/ Academy of Arts and Philosophy
Das ganze Jahr 2021 wird das 200. Jubiläum des Widerstandes der Griechen gegen die Türken gefeiert. Der Freiheitskampf der Griechen gegen die Türken wird von vielen Dichtern besungen, so auch von Victor Hugo, Lord Byron, Percy Bysshe Shelly, Johann Ludwig Wilhelm Müller, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Friedrich Hölderlin, Adelbert von Chamisso. Die Griechen wollten endlich ihre Freiheit zurück und alle Türken zum Teufel jagen: "Jagt hinaus die Türkenrotte... Zur fernen Heimat jagt die Türkenschiffe wieder" (Victor Hugo). Die Kirchen sollten wieder aufgebaut und alles, was an die muslimischen Türken erinnerte, sollte aus dem Land verschwinden. Johann Ludwig Wilhelm Müller dichtet: "Der Freiheit Tuba hab ich hell durch Stadt und Land geblasen". Es wird sogar von neuen Kreuzfahrern gesprochen, die gegen die türkischen Barbaren kämpfen sollen - ungeachtet einer Moslem- und Türkenfreundlichen Politik in Europa, die sogar heute noch sämtliche Augen verschließt vor den Greueltaten der Türken gegen Christen (z.B. die grüne Kanzlerkandidatin, die deutsche Bundeskanzlerin und ihr Aussenminister, der in solchen Situationen nur mit den Augen klimpert wie ein Schoßhündchen) und die sogar durch Finanzämter auch noch die türkischen Organisationen (z.B. Ditib) fördert, also die "die der Freiheit Haupt ins Joch ihm helfen beugen, / Und lehren, dass das heilge Kreuz soll vor dem Mond sich neigen." Die Gegner des Philhelenismus, allen voran der österreichische Fürst Metternich, werden scharf kritisiert, so wie man heute die Europäer kritisieren könnte, die Angriffskriege der Türken ungeahndet lassen (z.B. Eroberung von Nordzypern oder Syrien): "Hervor, der du mit frechem Mund die Freiheit nennst Empörung, / Und der Hellenen Heldenkampf bejammerst als Betörung! / Du, der mit feiner Politik du drechselst die Beweise, / dass man die Menschheit würgen kann auf legitime Weise! / Du auch, der jeden Türkensieg verkündet mit Posaunen, / Und was der Griechen Schwert vollbracht, befleckt mit leisem Raunen!" Knechtschaft unter dem Halbmond wird grundsätzlich ausgeschlossen, weshalb in Europa als Symbol auch "kein halber Mond zu sehn" sein sollte. Viele Denkmäler
auf dem Peleponnes, insbesondere in Kalamata, erinnern an diesen Freiheitskampf.
Oft werden die Freiheitskämpfer verehrt: "Griechenland bekränzt
den griechischen Kampf von 1821". Die großen griechischen Freiheitskämpfer
wie Jannis Makryjannis, Kanaris, Theodoros Kolototronis, Nikitas Stamatelopoulos
(Nikitaras), Georgios Karaiskakis, Kitsos Tzavellas, Ioannis Kolettis,
Ioannis Graf Kapodistrias, Ioannis Gouras, Odysseas Androutsos, Alexandros
Mavrokordatos, Mavromichalis, Andreas Metaxas, Yennaios Kolokotronis, wurden
immer wieder besungen, in Klöstern hängen ihre Portraits. Ähnlich
wie die Freiheitsstatue von Amerika finden sich auch hier große weibliche
Statuen mit dem Schriftzug "Elefthería" (Freiheit) und "1821 - with
one voice we have decided to live or die for our freedom". Vgl. Kurse Nr.
622 Victor Hugo, Nr. 621 Lord Byron,
Nr.
628 Percy Bysshe Shelly,
Nr.
623 Johann Ludwig Wilhelm Müller, Nr.
624 Byzantinische Wissenschaft / Philosophie, Johann
Wolfgang von Goethe I-II, Nr.
553 Friedrich Schiller I-II, Nr.
554 Friedrich Hölderlin I-II, Nr.
631 Adelbert von Chamisso,
Nr.
350 Byzantinische Kunst und Architektur. Akademie der Kunst und Philosophie
/ Academy of Arts and Philosophy
Auch wenn es manchmal nicht danach aussieht, beginnt nach Wladimir Solowjew eine Epoche des Friedens und der friedlichen Ausbreitung der christlichen Europäischen Kultur nach allen Seiten. In der Ausbreitung der Europäischen Kultur sieht er den Sinn der Geschichte. Alle werden Europäer. Der Begriff des Europäers fällt mit dem Begriff des Menschen zusammen und der Begriff der Europäischen Kulturwelt mit dem Begriff der Menschheit. "Anfangs gab es nur Griechische, dann Römische Europäer, später erschienen alle möglichen anderen, zuerst im Westen, dann auch im Osten; es erschienen die russischen Europäer, und drüben, jenseits des Ozeans, die amerikanischen Europäer, jetzt müssen die türkischen, persischen, indischen, japanischen, vielleicht sogar die chinesischen Europäer erscheinen." (Wladimir Solowjew) Gefahr für Europa drohe vom Antichrist; "Die innere Bedeutung des Antichrists als eines religiösen Usurpators, der durch 'Raub' und nicht durch geistliche Tat die Würde des Sohnes Gottes zu erlangen sucht, seine Verbindung mit dem Pseudopropheten", der durch lügenhafte Wunder die Menschen verführe, die "Flagge eines verfälschten Christentums" hisse, sei nicht zu unterschätzen. Um der systematischen Lüge beizukommen, gehe es nicht nur um die "Widerlegung einer angeblichen Religion, sondern die Aufdeckung eines wirklichen Betrugs." Solowjew bezieht sich nicht auf Tolstoi und Kant sondern auf Johannes von Damaskus, Fjodor M. Dostojewskij und sieht "in der engsten Annäherung und der friedlichen Zusammenarbeit aller christlichen Völker und Staaten nicht nur einen möglichen, sondern den notwendigen und sittlich verpflichtenden Weg, den die christliche Welt gehen muss, um nicht von niederen, elementaren Kräften verschlungen zu werden." Die Mittel für das Wirken des Antichtists werden zwar durch Wissenschaft, Technik und Verkennung des Christentums im Westen bereitgestellt, die Bedrohung kommt aber aus dem Osten, vom Islam bzw. "Panmongolismus". Solowjew nennt die "geheime und unermüdliche Tätigkeit" der islamischen Bruderschaft der Senussi, die den Islam nicht nur predige, sondern die seit langem mit "regelrechten Rüstungen für den heiligen Krieg" begonnen habe, über große Waffenarsenale verfüge und deren Propaganda die ungewöhnliche Ausbreitung des Islam in Afrika zuzuschreiben sei, der die christlichen Missionare machtlos gegenüberstünden. Solowjew warnt davor, den Islam zu verharmlosen und den Pseudopropheten Mohammed aufzuwerten, wie es von den christlichen Kirchen heutzutage praktiziert wird und die die "Augen vor der gegenwärtigen und der künftigen Lage der Dinge verschließen", was "schon allzu viele Leute gar zu gern" täten. Vgl. Kurse Nr. 550 Fjodor M. Dostojewskij, Nr. 350 Byzantinische Kunst und Architektur, Nr. 506 Wladimir Solowjew. Akademie der Kunst und Philosophie "Mir scheint, dass der Erfolg des Panmongolismus schon im voraus durch jenen hartnäckigen und aufreibenden Kampf erleichtert werden wird, den einige europäische Staaten gegen den Islam werden zu führen haben, nachdem dieser in Westasien, in Nord- und Mittelafrika zu neuem Leben erwacht ist." - Wladimir Solowjew Der Hl. Georg, aus
der damals überwiegend christlichen Türkei (griechisch-byzantinisch,
der Name Türkei existierte noch nicht) stammend, war ein römischer
Offizier. Er starb um 304 als Märthyrer unter Kaiser Diokletian in
Kappadozien oder Lydda und wird bereits seit dem 4. Jahrhundert verehrt.
Georg ist Namensgeber des Landes Georgien. Er war Schutzpatron von Richard
Löwenherz. Verschiedene Orden, wie der Hosenbandorden, der auch Orden
des hl. Georg in England genannt wird, das Georgskreuz, z.B. in der Flagge
Englands, oder die Georgsmedaille leiten ihre Bezeichnung von dem Heiligen
ab. Gedenktag ist der 23. April. Viele Kirchen, Kathedralen und Klöster
sind nach ihm benannt, nicht zuletzt auch in Deutschland oder der Ukraine.
Wichtige Kirchen in der Ukraine sind zum Beispiel die St. Georgs-Kathedrale
in Lemberg (Lwiv) oder die St. George the Victorious Church in Kyiv. Das
Wappen für die Ukraine müsste eigentlich den St. Georg
enthalten und nicht den Dreizack, das Zeichen für die goldene Horde
(muslimische Tataren). Im heutigen Russland wird allerdings St. Georg für
das St. Georgsband missbraucht, mit dem in Russland Kämpfer ausgezeichnet
werden, die gegen Christen z.B. in der Ukraine gekämpft haben.
Die bekannte Legende, die Darstellung des hl. Georg als Ritter, der einen
Drachen mit einer Lanze durchbohrt und tötet, nachdem sich das dortige
Volk zum Christentum bekehrte, ist auch heute aktuell, denn der Kampf gegen
den Drachen, der Luzifer symbolisiert, scheint in der heutigen Türkei
und Aserbaidschan fast verloren; es gibt dort fast keine Christen mehr.
Der hl. Georg konnte den Drachen nur besiegen, weil die Menschen sich dort
zum Christentum bekannten; heute sind die Menschen in der Türkei und
Aserbaidschan Muslime, ehemalige Kirchen verfallen und werden nicht für
den Gottesdienst genutzt, sondern in Moscheen umfunktioniert um die Mächte
des Luzifer anzurufen. Mit Calderón könnte man fragen: wie
nennt man, wenn ein Aserbaidschanischer Präsident oder anderer Despot
christliche Nachbarländer angreifen lässt? "bandido monstruo
asaltas sus confines" (Monsterbandit stürmt seine Grenzen). Das erinnert
an die Vorgeschichte Georgiens, das über 400 Jahre lang unter islamischer
Herrschaft stand. Der Sultan der Seldschuken, Mahmud II sammelte 1121 ein
gewaltiges islamisches Heer unter Führung von Naim al-Din Ilghazi
bin Artuq, Emir von Aleppo, um in Georgien einzufallen. Der Legende nach
griff der Heilige Georg auch bei späteren Kämpfen gegen muslimische
Invasoren ein, z.B. soll er am 12. August 1121 an der Schlacht gegen die
Seltschuken die Georgier zum Sieg verholfen haben. Der Ausgang der Schlacht
am Didgori ermöglichte die Rückeroberung von Tiflis und weiter
Teile des Kaukasus, die unter islamischer Vorherrschaft standen. Der Sieg
gegen eine islamische Übermacht, welcher von Zeitgenossen als übernatürliches
Wunder gepriesen wurde, begründete die mittelalterliche Blütezeit
Georgiens und nimmt heute noch einen wichtigen Platz in der georgischen
Identität ein. Vgl. Kurse Nr.
522 Raffael (Raffaello Sanzio), Nr.
647 Peter Paul Rubens, Nr.
648 Calderón de la Barca II, Nr.
625 Theodorus Abucara, Nr.
600 St. Johannes von Damaskus, Nr.
624 Byzantinische Wissenschaft / Philosophie, Nr.
350 Byzantinische Kunst und Architektur, Akademie der Kunst und
Philosophie
Wladimir
Solowjew
Allgemeine
Infos zur Akademie der Kunst und Philosophie und den Kursen
Zur Philosophie und Kulturgeschichte von Byzanz, des Mittelalters, der Schule von Chartres, der Renaissance, des Barock, der Aufklärung, des Idealismus, der Romantik vgl. Kurse:Nr. 551 G.W.F. Hegel I, Nr. 660 G.W.F. Hegel II, Nr. 511 Johann Gottlieb Fichte I, Nr. 658 Johann Gottlieb Fichte II, Nr. 509 F.W.J. Schelling I, Nr. 510 F.W.J. Schelling II, Nr. 513 F.W.J. Schelling III, Nr. 505 Arthur Schopenhauer I-II, Nr. 663 Arthur Schopenhauer III, Nr. 531 Platon, Nr. 533 Aristoteles, Nr. 623 Johann Ludwig Wilhelm Müller, Nr. 020 Johann Wolfgang von Goethe I-II, Nr. 673 Johann Wolfgang von Goethe III, Nr. 553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 675 Friedrich Schiller III, Nr. 554 Friedrich Hölderlin I-II, Nr. 512 Novalis I, Nr. 671 Novalis II, Nr. 677 Jean Paul, Nr. 667 Romantische Kunst und Philosophie I, Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Nr. 630 Johann Ludwig Tieck, Nr. 631 Adelbert von Chamisso,Nr. 567 Gottfried Wilhelm Leibniz, Nr. 665 Molière, Nr. 622 Victor Hugo I, Nr. 674 Victor Hugo II, Nr. 629 Voltaire I-II, Nr. 679 Laurence Sterne, Nr. 621 Lord Byron I, Nr. 676 Lord Byron II, Nr. 628 Percy Bysshe Shelly, Nr. 561 Sir Walter Scott, Nr. 555 Angelus Silesius, Nr. 634 Hans Sachs, Nr. 619 Franz Werfel, Nr. 680 Nikos Kazantzakis, Nr. 588 Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Nr. 550 Fjodor M. Dostojewskij I-II, Nr. 506 Wladimir Sergejewitsch Solowjow, Nr. 664 Philosophie der Kunst, Nr. 661 Philosophie der Geschichte I, Nr. 686 Philosophie der Geschichte II, Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, Nr. 687 Philosophie der Geschichte IV, Nr. 687 Philosophie der Geschichte V, Nr. 659 Wissenschaftslehre I, Nr. 666 Wissenschaftslehre II, Nr. 681 Wissenschaftslehre III, Nr. 682 Wissenschaftslehre IV, Nr. 683 Wissenschaftslehre V, Nr. 684 Wissenschaftslehre VI, Nr. 685 Wissenschaftslehre VII, Nr. 545 Sittenlehre I-II, Nr. 614 Sittenlehre III, Nr. 544 Staats- und Rechtslehre I-II, Nr. 641 Staats- und Rechtslehre III, Nr. 644 Staats- und Rechtslehre IV, Nr. 655 Staats- und Rechtslehre V, Nr. 618 St. Ephraim der Syrer, Nr. 617 St. Cyrill von Alexandrien, Nr. 616 St. Gregor von Nazianz, Nr. 613 St. Gregor von Nyssa, Nr. 612 St. Johannes Chrysostomos, Nr. 611 St. Johannes Cassianus, Nr. 627 St. Basilius der Große, Nr. 625 Theodorus Abucara, Nr. 624 Byzantinische Wissenschaft / Philosophie, Nr. 653 St. Cyprianus, Nr. 609 St. Athanasius der Große, Nr. 605 St. Irenaeus von Lyon, Nr. 604 St. Hildegard von Bingen, Nr. 600 St. Johannes von Damaskus,Nr. 599 St. Petrus Venerabilis, Nr. 581 Bernhard von Chartres, Nr. 580 Wilhelm von Conches, Nr. 578 Pierre Abaelard, Nr. 574 Johannes von Salisbury, Nr. 577 Petrus Lombardus, Nr. 576 Gilbert de la Porrée / Gilbert von Poitiers, Nr. 565 Johannes Scotus Eriugena, Nr. 575 Thierry de Chartres, Nr. 571 Alanus ab Insulis, Nr. 572 Anselm von Canterbury, Nr. 570 St. Hilarius von Poitiers, Nr. 568 Nicolaus Cusanus I, Nr. 568 Nicolaus Cusanus II, Nr. 568 Nicolaus Cusanus III, Nr. 564 St. Ambrosius, Nr. 564 St. Augustinus I, Nr. 601 St. Augustinus II, Nr. 654 St. Augustinus III, Nr. 579 St. Albertus Magnus, Nr. 500 St. Thomas von Aquin I, ScG, Nr. 501 St.Thomas von Aquin II, Sth I., Nr. 502 St.Thomas von Aquin III, Sth. I-II, Nr. 582 St.Thomas von Aquin IV, Sth II-II, Nr. 583 St.Thomas von Aquin V, Sth. III, Nr. 566 Meister Eckhart, Nr. 562 Dante Alighieri I-II, Nr. 672 Dante Alighieri III, Nr. 558 Calderón de la Barca, Nr. 648 Calderón de la Barca II, Nr. 650 Calderón de la Barca III, Nr. 651 Calderón de la Barca IV, Nr. 563 Miguel de Cervantes I, Nr. 645 Miguel de Cervantes II, Nr. 637 Lope de Vega I, Nr. 638 Lope de Vega II, Nr. 642 Lope de Vega III, Nr. 643 Lope de Vega IV, Nr. 652 Juan Ruiz de Alarcón, Nr. 632 Ginés Pérez de Hita, Nr. 633 Luis Vaz de Camões, Nr. 678 François Rabelais, Nr. 557 Ludovico Ariosto I-II, Nr. 668 Ludovico Ariosto III, Nr. 556 Torquato Tasso, Nr. 552 William Shakespeare I-II, Nr. 559 Wolfram von Eschenbach, Nr. 560 Walter von der Vogelweide, Nr. 662 Gottfried von Strassburg, Akademie der Kunst und Philosophie / Académie des sciences Nr. 320 Romanische Kunst und Architektur, Nr. 350 Byzantinische Kunst und Architektur, Nr. 325 Kunst und Architektur der Gothik, Nr. 326 Kunst und Architektur der Renaissance, Nr. 586 Tizian, Nr. 591 Paolo Veronese, Nr. 597 Correggio, Nr. 670 Annibale Carracci, Nr. 520 Rembrandt, Nr. 598 El Greco, Nr. 620 Giovanni Battista Tiepolo, Nr. 590 Giovanni Bellini, Nr. 656 Andrea Solari, Nr. 657 Bernadino Luini, Nr. 587 Andrea Mantegna, Nr. 595 Jan van Eyck, Nr. 635 Rogier van der Weyden, Nr. 640 Stefan Lochner, Nr. 646 Michael Pacher, Nr. 647 Peter Paul Rubens, Nr. 649 Giotto di Bondone, Nr. 626 Luca Signorelli, Nr. 610 Piero della Francesca, Nr. 596 Perugino, Nr. 522 Raffael (Raffaello Sanzio), Nr. 523 Sandro Botticelli, Nr. 602 Benozzo Gozzoli, Nr. 606 Fra Angelico, Nr. 607 Pinturicchio, Nr. 608 Domenico Ghirlandaio, Nr. 593 Filippo Lippi, Nr. 594 Filippino Lippi, Nr. 589 Albrecht Dürer, Nr. 603 Bernard van Orley, Nr. 615 Ambrogio da Fossano detto il Bergognone, Nr. 636 Eugène Delacroix, Nr. 639 Bartolomé Esteban Murillo, Akademie der Kunst und Philosophie
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