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Nr. 612 St. Johannes Chrysostomos |
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Aus dem Inhalt:
Johannes Chrysostomos wurde mitten im arianischen Streit geboren und wurde zur Zeit des ersten Konzils von Konstantinopel zum Diakon geweiht. Er war als Theologe eine Generation jünger als die kappadokischen Väter Basilius von Caesarea, Gregor von Nazianz und Gregor von Nyssa und ein Zeitgenosse Ambrosius’ von Mailand und des großen Philosophen und Kirchenlehrers Augustinus von Hippo. [1] 397 wurde Johannes gegen seinen Wunsch zum Erzbischof von Konstantinopel, der damals reichsten Stadt des römischen Reiches, ernannt. Er trat sein Amt als Patriarch wenige Jahre nach dem Tod von Theodosius I. an, in einer Zeit, als Hofintrigen florierten. Kaiser Arcadius, der in Konstantinopel regierte, wurde durch seinen ehrgeizigen Günstling Eutropius beeinflusst, dem allerdings die Kaiserin Aelia Eudoxia nicht gewogen war. Die Wahl von Chrysostomos war durch Eutropius zustande gekommen, entgegen dem Wunsch des Patriarchen Theophilus von Alexandria, der für einen Kandidaten seiner eigenen theologischen Richtung lobbyiert hatte. Dessen ungeachtet wurde Chrysostomos am 26. Februar 398 inthronisiert. [2] Die Kirche von Konstantinopel
agierte zu jener Zeit nicht durchweg nach christlichen Idealen. Priester,
die vorgaben, zölibatär zu leben – was in der Ostkirche niemals
Pflicht war –, teilten den Haushalt mit so genannten „geistlichen Schwestern“
oder lebten in ähnlichem Luxus wie die kaiserlichen Potentaten. Die
Finanzlage der Kirche war desolat und kaum jemand kümmerte sich um
die Gemeinde. Die Gottesdienste wurden zu Zeiten gehalten, die den Reichen
angenehm waren, konnten jedoch vom arbeitenden Volk nicht besucht werden.
Während seiner Zeit als Bischof lehnte Johannes die Veranstaltung
verschwenderischer Gastmähler ab und kümmerte sich stattdessen
um eine Reform des Klerus. Er befahl den „geistlichen Schwestern“, aus
den Häusern unverheirateter Priester auszuziehen, zwang die Priester
zu einem bescheideneren Leben, verkaufte die Luxusgegenstände im Bischofspalast,
um die Hungrigen zu speisen, und brachte die Finanzen der Kirche unter
rigorose Kontrolle. Ebenso befahl er, die Kirchen dann zu öffnen,
wenn das arbeitende Volk sie besuchen konnte. Diese Maßnahmen brachten
ihm Ansehen beim Volk, aber die Missgunst der Wohlhabenden und des Klerus.
In einer Predigt bald nach seiner Ankunft sagte er, „das Volk preist den
Vorgänger, um den Nachfolger abzusetzen“. [3]
1. TitusTitus war ein erprobter Gefährte des Paulus. Denn wäre er nicht erprobt gewesen, so hatte er ihm nicht die Insel Kreta zur Pastorirung übertragen und hätte ihn nicht beauftragt, die noch mangelhaften dortigen Einrichtungen zu vollenden. „Damit du das Fehlende in Ordnung bringst,“ heißt es weiter unten. Er würde ihm nicht die Oberaufsicht über so viele Bischöfe übertragen haben, wenn er in den Mann nicht das vollste Vertrauen gesetzt hätte. Man glaubt, dass er noch ein junger Mann war, weil der Apostel ihn sein „Kind“ nennt. Dazu Chrysostomos: "Ich glaube auch, dass in der Apostelgeschichte seiner Erwähnung geschieht (Apostelg. 18, 7). Demnach wäre er ein Korinther gewesen, falls nicht ein Anderer gleichen Namens dort gemeint ist. Denn Zenas ruft der Apostel zu sich, auch den Apollo will er bei sich sehen, den Titus aber nicht; Jenen traute er nämlich eine besondere Standhaftigkeit und Festigkeit gegenüber dem Kaiser zu. Es scheint mir, dass es sich hier um eine Zwischenzeit (zwischen der ersten und zweiten Gefangenschaft) handelt, und Paulus schreibt den Brief unter günstigen Verhältnissen. Denn es ist nirgends von Heimsuchungen die Rede. Fortwährend aber handelt er von der Gnade Gottes von Anfang bis zu Ende, insofern sie für die Gläubigen ein mächtiger Antrieb zur Tugend ist. Denn wenn sie wissen, was sie eigentlich verdient hätten, zu was sie es aber gebracht haben und zwar durch die Gnade Gottes, und wessen sie gewürdigt worden, so liegt darin keine geringe Anspornung." So wie man heute gegen die Moslems losziehen muss, so macht er es auch mit den Galatern so, wenn er sagt: „O ihr unverständigen Galater!“ (Gal. 3, 1) [4]Es geht eben nicht, wie heute vielfach behauptet wird, um soetwas wie "Islamophobie" oder Beleidigung, sondern es geht nach Chrysostomos darum, den richtigen Weg aufzuzeigen: "Der Apostel will da nicht beleidigen, er meint es gut. Würde er Das in persönlicher Gereiztheit tun, so könnte ihn Einer mit Recht tadeln; geschieht es aber im Feuereifer für das Wort Gottes, dann liegt ja keine Injurie darin. Auch Christus hat unzählige Male die Schriftgelehrten und Pharisäer scharf getadelt, aber nicht aus persönlicher Rancüne, sondern weil sie die Andern alle in’s Verderben führten. Der Apostel fasst sich kurz in diesem Briefe. Leicht erklärlich! Auch Das ist ein Beweis für die Tugend des Titus, dass er bei ihm nicht viele Worte braucht, sondern bloß eine Art Andeutung. Ferner bin ich der Meinung, dass dieser Brief älter ist als der an Timotheus; denn diesen schrieb der Apostel kurz vor seinem Lebensende im Kerker, bei der Abfassung des unsrigen aber befand er sich ausser dem Gefängnis und in Freiheit. Denn die Stelle: „Ich bin Willens, in Nikopolis zu überwintern,“ beweist, dass er nicht mehr im Gefängnisse war; im Briefe an Timotheus aber nennt er sich wiederholt einen Gefangenen. Was sagt er also: Paulus, Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi, im Glauben der Auserwählten Gottes. Siehst du, wie er diese Ausdrücke unterschiedlich gebraucht! Bald nennt er sich „Knecht Gottes und Apostel Christi“, bald „Knecht Christi“: „Paulus, Knecht Jesu Christi.“ So kennt er keinen Unterschied zwischen Vater und Sohn. In dem Glauben der Auserwählten Gottes und in der Erkenntnis der Wahrheit, die zur Gottseligkeit führt, auf Hoffnung des ewigen Lebens. „In dem Glauben der Auserwählten Gottes.“ Nennst du dich, o Paulus, einen Apostel, weil du geglaubt hast, oder weil dir die Auserwählten anvertraut wurden? Ich denke, weil ihm die Auserwählten Gottes anvertraut worden, d. h. nicht wegen seiner Tüchtigkeit, nicht wegen seiner Arbeiten und Mühen hat er die apostolische Würde erhalten, sondern es war eine bloße Gnade von Seite Dessen, der sie ihm anvertraut hat. Damit ferner die Gnade nicht grundlos verteilt erscheine, denn Gott wirkt nicht Alles; warum hätte er dann nicht auch Andern das Apostelamt anvertraut? Deshalb fährt der Apostel fort: „In der Erkenntnis der Wahrheit, die zur Gottseligkeit führt.“ Deshalb, will der Apostel sagen, ist mir mein Amt anvertraut worden, oder vielmehr auch hierin war seine Gnade tätig; denn auch diese Erkenntni der Wahrheit habe ich von ihm. Deshalb sagt auch Christus selber: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt.“ (Joh. 15, 16) Und wiederum schreibt der heilige Paulus an einer anderen Stelle: „Ich werde erkennen, gleichwie auch ich erkannt bin;“ (I. Kor. 13, 12) und wiederum: „Ich trachte darnach, ob ich’s ergreife, wozu ich auch schon von Christus Jesus ergriffen bin.“ (Philipp. 3, 12) Erst sind wir ergriffen worden und dann erst zur Erkenntnis gekommen; erst wurden wir erkannt, und dann ergriffen wir. Erst wurden wir gerufen, und dann sind wir dem Rufe gefolgt. Mit dem Ausdruck: „im Glauben…“ setzt er Alles auf Rechnung der Auserwählten; ihretwegen, sagt er, bin ich Apostel; nicht als hätte ich es verdient, sondern um der Auserwählten willen, wie er auch anderwärts sagt: „Alles ist ja euer, sei es Apollo oder Paulus.“ ( I. Kor. 3, 21) [5] Es kommt auf die
Erkenntnis der Wahrheit an, die zur Gottseligkeit führt. Es gibt auch
sonstige Wahrheiten, die auf die Gottseligkeit kaum Bezug haben, z. B.
die Kenntnis des Ackerbaues, vor allem die Massentierhaltung und industrielle
Landwirtschaft, der Gewerbe. Die Wahrheit aber, von welcher hier die Rede
ist, führt zur Gottseligkeit. Oder der Ausdruck: „im Glauben“ will
sagen, dass sie wie die übrigen Auserwählten geglaubt und die
Wahrheit erkannt haben. Denn vom Glauben kommt die Erkenntnis, nicht von
Vernunftschlüssen. [6]
2. Erkenntnis der Lüge, Erkenntnis der Wahrheit; Pflichten der BischöfeSiehe, wie die Einleitung des Briefes ausgefüllt wird durch die Erinnerung an die göttlichen Wohltaten, und der ganze Brief behandelt durchgehends dieses Thema als Hauptfrage; es liegt darin eine kräftigere Aufforderung zur Ertragung der Mühsale für den heiligen Mann selbst sowohl wie für seine Jünger. Denn Nichts ist so nützlich für uns wie die fortwährende Erinnerung an die göttlichen Wohltaten, wie sie der Menschheit im Großen und uns persönlich zu Teil werden. Denn wenn wir schon gerührt werden durch eine Wohltat, die uns ein Freund erweist, durch ein freundliches Wort, das wir hören, und durch ein aufmerksames Entgegenkommen, so müssen wir noch weit mehr Willfährigkeit und Gehorsam zeigen bei der Wahrnehmung, in welchen Gefahren wir geschwebt und wie uns Gott aus sämmtlichen errettet hat. [7]Die Wahrheit stellt der Apostel hier der alttestamentlichen Typik entgegen. Auch dort gab es eine Erkenntnis, aber nicht eine Erkenntnis der Wahrheit, freilich auch nicht eine Erkenntnis der Lüge, sondern eine Erkenntnis von Typen und Bildern. Treffend heißt es: „auf Hoffnung des ewigen Lebens.“ Das alte Testament hatte nämlich nur eine Hoffnung auf das gegenwärtige Leben, wie geschrieben steht: „Wer das Gesetz erfüllt, der wird dadurch leben.“ Siehst du, wie schon gleich im Eingang der Abstand zwischen Gesetz und Gnade gezeigt wird? Die Anhänger des Gesetzes sind keine „Auserwählten“, sondern wir. Wenn zwar ehedem auch sie das „auserwählte Volk“ genannt wurden, jetzt sind sie es nicht mehr. Das heißt: nicht erst jetzt, als hätte er seinen Sinn geändert, sondern von Anbeginn war es so bestimmt. Oftmals spricht der Apostel diese Wahrheit aus, so zum Beispiel, wenn er sagt, er sei „ausgesondert für das Evangelium Gottes,“ (Röm. 1, 1) oder: „Welche er vorhergesehen, die hat er auch vorherbestimmt.“(Röm. 8, 30) Er will damit unseren Adel andeuten, indem uns Gott nicht erst in jüngster Zeit, sondern schon von Ewigkeit her geliebt hat. Und Das ist nichts Geringes, diese göttliche Liebe, deren Gegenstand wir von Ewigkeit und Anbeginn gewesen sind. [8] Wenn Chrysostomos schreibt: "Ich will die Sache noch deutlicher besprechen, damit sie Allen klar wird. Ein kirchlicher Würdenträger zum Beispiel, ein mit dem bischöflichen Amte bekleideter Mann, ist der nicht straffällig, wenn er nicht dem Volke seine religiösen Pflichten predigt?" so trifft dies vielfach auf die Oberen der katholischen Kirche zu, die ihren religiösen Pflichten nicht nachkommen indem sie z.B. den Irrglauben der Moslems dem christlichen Glauben gleichsetzen. "Der Laie jedoch hat keinerlei Verpflichtung dazu. Deshalb sagt auch Paulus, er handle „im Auftrage unseres göttlichen Heilandes“. Und man beachte, wie dieser Zusatz zu dem Gedanken, den ich eben aussprach, passt! Oben war die Rede von „Gott, der nicht lügt,“ hier spricht er von einem „Auftrage unseres göttlichen Heilandes“. Wenn er nun unser Heiland ist, dann hat er selber diesen Auftrag gegeben, in der Absicht, unser Heiland zu sein; folglich handelt es sich da nicht um hierarchische Gelüste, sondern um den Glauben und um einen Auftrag des göttlichen Heilandes. „Dem Titus, dem ächten Kinde.“ Es gibt nämlich auch unächte Kinder, wie Derjenige eines war, von welchem der Apostel sagt: „Wenn Einer, der Bruder genannt wird, ein Hurer ist oder ein Wucherer oder Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold, so sollt ihr mit einem Solchen nicht einmal essen!“ ( I. Kor. 5, 11) Siehe, da haben wir auch ein „Kind“, aber kein „echtes“! Ein „Kind“ wird ja Einer, sowie er einmal in das Reich der Gnade aufgenommen und der Wiedergeburt teilhaftig geworden ist. Ein unechtes aber wird er, sowie er sich des Vaters unwürdig zeigt, sowie er zu einem andern Herrn überläuft. Bei leiblichen Kindern wird die Echtheit und Unechtheit durch die Abstammung von Vater und Mutter bestimmt; in unserem Falle aber nicht auf solche Weise, sondern auf Grund des freien Willens. Da kann Einer, der ein echter Sohn ist, aufhören, ein solcher zu sein, und Einer, der es nicht ist, ein solcher werden. Denn diese Dinge sind durch keinen Naturzwang bestimmt, sondern durch die Willensfreiheit, weshalb auch mannigfacher Wechsel vor sich geht." Titus, dem echten Kinde nach dem gemeinsamen Glauben. Was will Das sagen: „nach dem gemeinsamen Glauben“? Nachdem der Apostel ihn als Sohn angeredet und die Rolle des Vaters übernommen hat, warum erniedrigt und demütigt er mit diesen Worten wieder seine väterliche Würde? „Nach dem gemeinsamen Glauben“ sagt er, d. h.: In Bezug auf den Glauben habe ich Nichts vor dir voraus; denn er ist uns gemeinsam, und derselbe Glaube ist es, durch welchen ich und du Kinder Gottes geworden sind. Warum nennt nun der Apostel den Titus sein „Kind“? Entweder bloß um seiner zärtlichen Liebe Ausdruck zu geben, oder weil er früher zum Predigtamt berufen worden als Titus, oder weil derselbe durch Paulus das Licht des Glaubens erblickt hat. Diesen Satz des Johannes Chrysostomos sollten sich Papst Franziskus und seine Unterstützer aus der Bischofskonferrenz, die nicht zwischen dem islamischen Götzen Al-lah und dem christlichen Gott unterscheiden, einmal genauer ansehen: "In diesem Sinne nennt er seine Jünger bald „Kinder“, bald „Brüder“; Letzteres, weil sie denselben Glauben an den Vater haben, Ersteres, weil sie durch seine Hand Kinder dieses Glaubens geworden sind. Wenn er also vom „gemeinsamen Glauben“ spricht, deutet er das brüderliche Verhältnis an. Gnade und Friede von Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus, unserem Heiland!" Chrysostomos spricht sogar von einem "gottvergessene Bischof" [9] Nachdem der Apostel den Ausdruck „Kind“ gebraucht, fährt er fort mit „Gott dem Vater“, um die Gedanken des Titus emporzurichten, und "damit er wisse, wessen Kind er ist; auch deshalb, weil er nicht bloß durch Hinweisung auf den gemeinsamen Glauben, sondern auch durch die Erwähnung des gemeinsamen Vaters sich auf gleiche Stufe mit Titus stellen wollte." [10] Man beachte übrigens, wie der Apostel Dasjenige, was er für die Schüler und das gläubige Volk ersteht, auch für den Lehrer erbetet! "Dieser nämlich bedarf gerade so gut solcher Gebete, ja er bedarf derselben noch viel mehr als das Volk, da er auch um so mehr Feinde und um so zahlreichere Anlässe hat, Gott zu beleidigen. Denn je größer die Würde, desto größer sind die Gefahren für den Inhaber des priesterlichen Amtes. Es genügt eine einzige gute Tat im bischöflichen Amte zum Eintritt in den Himmel, andererseits aber auch ein einziger Fehltritt zum Sturz in die Hölle. Um von den anderen Sachen, die jeden Tag daherkommen, zu schweigen, so bedenke nur, welch schwerer Höllenstrafe er sich schuldig macht, wenn er zufällig, sei es aus Freundschaft, sei es aus einem andern Grunde, einen unwürdigen Mann zum Bischof befördert und ihm das Hirtenamt in einer großen Stadt anvertraut! Er ist es ja, welcher Rechenschaft geben muss nicht bloß für die Seelen, die zu Grunde gehen, jener gottvergessene Bischof richtet sie ja zu Grunde, sondern auch für alle Sünden, die derselbe begeht." [11] Denn eitle Ruhmsucht setzt ihm in dieser Stellung schärfer zu, ebenso der Geiz; dann Übermut bei der Macht, die seine Würde ihm bietet; "ferner kommt es leicht zu Feindseligkeiten, Injurien, Schmähungen und tausend anderen Dingen. Ist nun Einer gottvergessen, dann ist er es um so mehr in einer so hohen Stellung; und stellt ein Bischof einen solchen Amtsbruder auf, so ist er verantwortlich für seine Sünden und für die ganzer Gemeinden. Wenn es schon von Demjenigen, der eine einzige Seele ärgert, heißt, „es wäre besser für ihn, dass man ihm einen Mühlstein um den Hals hänge und ihn in die Tiefe des Meeres versenke,“ (Matth. 18, 6) wie wird es erst Dem ergehen, welcher so vielen Seelen Ärgernis gibt, ganzen Städten und Gemeinden, zahllosen Seelen, Männern, Weibern, Kindern, Bürgern, Bauern, den Bewohnern der Stadt und ihrer Umgebung? Sprichst du von dreifacher Strafe, so hast du Nichts gesagt; so groß ist die Züchtigung und Strafe, welcher er verfällt. Also braucht am allermeisten ein solcher Mann „die Gnade und den Frieden Gottes“. Denn wenn er nicht damit ausgerüstet das gläubige Volk regiert, dann geht Alles vollständig zu Grunde, da es am Steuer fehlt. Er mag noch so erfahren sein in der Leitung eines Schiffes, wenn ihm dieses Steuer mangelt, nämlich die Gnade und der Friede Gottes, dann wird er Schiff und Leute in die Tiefe versenken. Daher muss ich mich darüber wundern, dass es noch Männer gibt, die nach einer so hohen Stellung eifrig streben. O du armer und unglücklicher Mensch. Siehst du nicht, was du anstrebst? Wenn du als Privatmann lebst in Verborgenheit und ohne Auszeichnung, dann kannst du hundert Sünden begehen, und du hast doch nur für eine einzige Seele Rechenschaft zu geben, nur für sie allein bist du verantwortlich; wenn du aber zu dieser Würde gelangst, dann bedenke, für wie viele Köpfe dich die Strafe treffen wird! Höre nur, was Paulus spricht: „Gehorchet eueren Vorgesetzten und seid ihnen Untertan, weil sie für euere Seelen wachen, da sie dafür Rechenschaft geben werden!“ (Hebr. 13, 17) Aber es ist dir um Ehren und Würden zu tun? Und was für ein Vergnügen hat man denn bei dieser Ehre? Das sehe ich gar nicht ein. Der Kirchenfürst kann ja in Wahrheit keinen eigentlichen Fürsten spielen. Warum? Weil es im Belieben seiner Untertanen liegt, ob sie ihm gehorchen wollen. Und wenn man sich die Sache genau ansieht, so wird man finden, dass ein solcher Mann eigentlich gar keine fürstliche Stellung einnimmt, sondern dass er der Diener von tausend Despoten wird, deren Gedanken und Reden in ganz entgegengesetzte Richtungen gehen. Denn was der eine preist, Das tadelt der andere; was der eine herabsetzt, bewundert ein zweiter. Man weiß also nicht, auf wen man hören und achten soll. Ein Sklave kann sich wenigstens beklagen, wenn ihm sein Herr disparate Dinge aufträgt; aber wenn du darüber unwillig wirst, falls so viele Herren dir ganz entgegengesetzte Dinge zumuten, so musst du auch dafür Rechenschaft geben, weil du schuld bist, dass dann Alles das Maul gegen dich aufreißt. Und wie, Das wäre eine Ehrenstellung, Das wäre die Stellung eines Fürsten und Gewalthabers?" [12] Weißt du nicht,
dass körperliche Schwäche nicht weniger als Seelenschwäche
uns und der Kirche Schaden bringt? Warum ermahnte der heilige Paulus in
einem Briefe den Timotheus: „Genieße etwas Wein wegen deines Magens
und deiner häufigen Unpässlichkeiten!“ (I. Tim. 5, 23) Wenn die
Seele allein das Organ der Tugend wäre, dann brauchten wir uns freilich
um den Leib nicht zu kümmern. Aber warum sind wir überhaupt so
geschaffen? Wenn also der Leib ebenfalls Vieles beiträgt zur Tugend,
wäre es dann nicht die größte Torheit, ihn zu vernachlässigen?
"Setze den Fall, Jemand, der mit der bischöflichen Würde bekleidet
und dem die Pastorirung einer Gemeinde anvertraut ist, ist sonst ein ganz
braver und echt priesterlicher Mann, aber er ist wegen vielfacher Kränklichkeit
immer an’s Bett gefesselt: was kann ein Solcher für Nutzen schaffen?
Was kann er für amtliche Reisen machen? was für Visitationen
vornehmen? Wen kann er strafen, wen ermahnen? Dieses Thema habe ich besprochen,
damit ihr lernet, nicht gleich darauf loszuschelten, damit ihr im Gegentheil
lernet, die Bischöfe in Schutz zu nehmen, dann aber auch, damit Jemand,
der nach dieser Würde lechzt, angesichts des Hagels von Schmähungen,
der auf ihn niedersausen würde, ein solches Gelüste ersticke.
Wirklich groß ist die Gefahr, und sehr notwendig ist „die Gnade und
der Friede Gottes“, was ihr Beides in reichlichem Maaße für
uns erflehen sollt, und was wir für euch erflehen, damit wir alle
zusammen die Tugend üben und so der verheißenen Seligkeit teilhaftig
werden in Jesus Christus, mit welchem dem Vater und zugleich dem heiligen
Geiste sei Ruhm, Herrlichkeit und Ehre jetzt und alle Zeit und in alle
Ewigkeit." [13]
3. Titus auf Kreta; ein Verheirateter kann den heiligen Stuhl einnehmenDen Männern der alten Zeit verlief das ganze Leben in Tätigkeit und Kampf; bei uns aber ist es nicht so, sondern da ist lauter lässiges und träges Wesen. "Jene waren sich nämlich bewusst, dass sie dazu auf der Welt seien, um nach dem Willen ihres Schöpfers zu wirken; bei uns aber ist es, als ob wir zum Essen, Trinken und Wohlleben auf der Welt wären, so wenig kümmern wir uns um die geistigen Dinge. Ich spreche nicht bloß von den Aposteln, sondern auch von ihren Nachfolgern. Du siehst also, wie sie den Erdkreis durcheilen, wie sie dieses Wandern gleichsam als Lebensaufgabe auffassen und beständig sich in der Fremde aufhalten als Solche, die auf Erden keinen festen Wohnsitz haben." [14]"Höre also auf den Apostel, wie er spricht: Darum habe ich dich in Kreta zurückgelassen. Wie ein einziges Haus hatten sie die Erde unter sich verteilt und verrichteten so ihren Dienst allseitig, trugen Sorge für Alle in der Welt; der eine nahm diesen, der andere jenen Landstrich in Beschlag. Deshalb habe ich dich in Kreta zurückgelassen, damit du das Fehlende in Ordnung bringst. Er spricht vorderhand nicht im Imperativ, sondern sagt bloß: „damit du in Ordnung bringst.“ Siehst du, wie rein seine Seele von jedem Neide ist, wie er überall nur das Beste seiner Jünger sucht, wie er nicht ängstlich darnach frägt, ob Etwas durch ihn selbst oder durch einen Andern geschehe? Freilich wo es gefährlich und schwierig herging, da war er persönlich da und brachte Alles in Ordnung; was aber eher Ehre brachte und Lob eintrug, Das überlaßt er dem Jünger, nämlich die Weihung der Bischöfe und all das Andere, was einer Ordnung oder, wie man auch sagen könnte, einer weiteren Vollendung bedürftig war. Wie meinst du, Paulus, sprich! Titus soll dein eigenes Werk „in Ordnung bringen“? Und Das hältst du für keine Entwürdigung, Das wird dir keine Schande bringen? Keineswegs, erwidert er. Ich habe nur das gemeinsame Beste im Auge; ob es nun durch mich oder durch jemand Anderen erreicht wird, Das ist mir ganz gleichgiltig. So muss ein Kirchenvorsteher gesinnt sein: er hat nicht seine eigene Ehre zu suchen, sondern den Nutzen der Gesammtheit. Und damit du in allen Städten Priester einsetzest. Unter den Priestern versteht er hier die Bischöfe, wie ich anderwärts schon bemerkte. „Wie ich dich angewiesen habe. Wenn Einer unbescholten … In allen Städten.“ Er wollte nicht, dass die ganze Insel einem Einzigen anvertraut werde, sondern Jeder sollte ein eigenes Gebiet haben für seine sorgenvolle Tätigkeit; denn auf solche Weise sollte dem Titus selber seine Mühe erleichtert werden, sowie andererseits die Gläubigen einer sorgfältigeren Pastorirung genoßen, wenn der Lehrer nicht als Bischof einer großen Anzahl von Gemeinden fortwährend herumzureisen brauchte, sondern sich einer einzigen widmen und diese recht schön herrichten konnte. Wenn Einer unbescholten ist, eines Weibes Mann, gläubige Kinder hat, die nicht im Rufe der Schwelgerei stehen oder ungehorsam sind. Warum spricht der Apostel auch von solchen Männern? Er will den Häretikern den Mund stopfen, welche gegen die Ehe losziehen, indem er zeigt, dass diese nichts Sündhaftes ist, sondern im Gegentheil etwas so Ehrenvolles, dass ein Verheirateter sogar den heiligen Stuhl einnehmen kann. Zugleich aber tritt er gegen Lüstlinge auf und gestattet nicht, dass ein zum zweiten Mal Verheirateter diese Kirchenwürde erlange. Denn wer seinem verstorbenen Weibe keine Neigung bewahrt hat, wie könnte Der ein tüchtiger Kirchenvorstand werden? Welch übler Nachrede würde er sich nicht aussetzen. Denn ihr wisst alle recht gut, dass, wenn eine zweite eheliche Verbindung auch durch kein Gebot untersagt ist, sie dennoch allerlei missgünstige Beurteilungen hervorruft. Und da will der Apostel, dass ein Kirchenfürst seinen Untergebenen keine Handhabe zu solchen Nachreden biete. Deshalb sagt er: „Wenn Einer unbescholten ist,“ d. h. wenn sein Leben vorwurfsfrei ist, wenn Niemand seinen Lebenswandel tadeln kann. Höre, was Christus sagt: „Wenn das Licht, das in dir ist, Finsterniß ist, wie groß ist dann die Finsternis?“ (Matth. 6, 23) Wenn er Kinder hat, die nicht im Rufe der Schwelgerei stehen oder ungehorsam sind. Lasst uns sehen, warum der Apostel auch in Betreff der Kinder so strenge Vorschriften gibt! Wer nämlich für seine eigenen Kinder keinen Lehrer abgeben kann, wie könnte Der es für Andere? Wenn er nicht im Stande war, Diejenigen Ordnung zu lehren, die er von Anfang an bei sich hatte und bei sich erzog, über die er eine von den Gesetzen und von der Natur nicht beschränkte Gewalt besaß, wie könnte er die fremden Leute mit Erfolg pastoriren? Denn wäre die Trägheit des Vaters nicht groß, so hätte er Diejenigen, die von Anbeginn seiner Gewalt unterstellt waren, nicht zu schlechten Menschen werden lassen; denn es ist ganz und gar unmöglich, dass ein Mensch schlecht werde, der von Jugend auf eine sorgfältige Erziehung genießt und eifrig überwacht ist. Die Fehler sind ja nicht angeboren, so dass sie einer so sorgfältigen Erziehung zum Trotz sich entwickeln könnten. Wenn aber Jemand die Kindererziehung als etwas Sekundäres behandeln würde, indem er in erster Linie dem Gelderwerb huldigt, und wenn er auf jene zwar einen Eifer verwenden würde, aber keinen so großen wie auf den Geldgewinn, so wäre er auch in solchem Falle des bischöflichen Amtes unwürdig. Denn wenn er da, wo doch der Naturtrieb eine zwingende Gewalt ausübt, so wenig Liebe zeigte oder so unverständig war, dass er mehr an sein Geld dachte als an seine Kinder, wie könnte man einen Solchen auf den bischöflichen Stuhl setzen und zu einer solchen Würde befördern? War er zu unfähig, seine Kinder richtig zu erziehen, so verdient er gar sehr den Vorwurf der Beschränktheit; war er zu nachlässig, dann muss man ihn wegen Mangels väterlicher Liebe auf’s stärkste tadeln. Also wer seine eigenen Kinder vernachlässigt, wird sich unmöglich um fremde Leute besonders annehmen." - Johannes Chrysostomos, Titus IIDer weltliche Herrscher, der mittelst Gesetz und Zwang regiert, braucht sich natürlich um die Meinung, die seine Untertanen von ihm haben, nicht viel zu kümmern; wer aber Leute regieren muss, die ihren freien Willen haben, und die ihm für seine Regierung dankbar sein sollen, "wenn Der bloß seine Willkür in Allem zur Richtschnur nähme und Niemand Rechenschaft schuldig zu sein wähnte, dann führt er sein Scepter mehr als ein Tyrann denn als ein Mann des Volkes. Ein Bischof muss unbescholten sein als Haushälter Gottes, nicht herrisch, nicht zornmüthig. Denn wie wird er Andere zur Beherrschung dieser Leidenschaft anleiten, wenn er sich nicht erst selber dazu angeleitet hat? Sein bischöfliches Amt verwickelt ihn ja in gar manche Verdriesslichkeiten, macht auch den sehr gemäßigten Mann diffiziler und grämlich, da es tausend Anlässe zum Zorne bietet." Ist er nicht vorher solcher Stimmungen Herr geworden, so führt er sein Amt zu scharf, verdirbt und ruiniert gar Vieles. „Kein Säufer, kein Gewalttätiger.“ Der Apostel meint hier den Polterer. Sanfte Zurede ist überall am Platze, nicht Schreien und Poltern. [15] "Der Lehrer ist ein Arzt der Seelen; aber ein Arzt tritt nicht gewalttätig auf, sondern er heilt und pflegt Denjenigen, dem eine Gewaltat zugefügt worden. Nicht schändlicher Gewinnsucht ergeben." - Johannes Chrysostomos, Titus II 4. Der Einfluss des Christentums hat den der Philosophen und Wahrsager übertroffen; Ruhm und SchönheitDer Einfluss des Christentums hat den der Philosophen übertroffen: "Siehst du nicht, wie der heilige Paulus den ganzen Erdkreis umgeändert und mehr Gewalt gehabt hat als Plato und alle andern Philosophen? Ja, durch seine Wundertaten, sagst du. O nein, nicht bloß durch seine Wunder! Denn wenn du in der Apostelgeschichte liesest, so wirst du finden, dass er oftmals durch sein bloßes Lehrwort gewirkt hat vor jedem Wunder. „Damit er im Stande sei, zu unterweisen in der gesunden Lehre,“ d. h. zum Schutze für seine Gemeinde und zur Vernichtung der Feinde „und die Gegner zu widerlegen“. Geschieht Das nicht, so ist Alles verloren. Wer es nicht versteht, mit den Feinden zu kämpfen und „jeden Gedanken gefangen zu nehmen zum Gehorsame Christi“ ( II. Kor. 10, 5) und die Trugschlüsse abzutun, wer nicht weiß, was zu einer richtigen Verkündung des göttlichen Wortes gehört, der bleibe ferne von dem Stuhle eines Kirchenlehrers." Einige Bischöfe sind heute nicht in der Lage "mit den Feinden zu kämpfen", sie können sie sogar noch nicht einmal erkennen! Dabei wird nicht nur von Chrysostomos und Cassianus darauf hingewiesen, sondern auch von Petrus Venerabilis und Johannes von Damaskus, dass es "viele Widerspenstige, Schwätzer und Verführer, besonders die aus der Beschneidung" gibt, womit heute vor allem Moslems gemeint sind und die ihren Islamismus nicht in Europa und auch nicht in irgendeinem anderen Teil der Erde in Moscheen predigen dürfen; für diese und ihre Förderer unter den Bischöfen gilt daher: "Diesen muss man das Maul stopfen." Warum soll man ihnen das Maul stopfen? "Damit sie unter den Andern keinen Schaden mehr anrichten. Welche ganze Häuser verkehren, lehrend, was sich nicht ziemt." Wenn Jemand das Lehramt übernommen hat, und er ist nicht im Stande, "mit jenen Leuten sich in einen Kampf einzulassen und diesen Unverschämten das Maul zu stopfen, dann ist er in jedem einzelnen Falle schuld an dem Verderben Derer, die zu Grunde gehen. Denn wenn uns Jemand den Rat gibt: „Trachte nicht darnach, ein Richter zu werden, wenn du nicht im Stande bist, dem Unrecht zu steuern,“ (Jes. Sir. 7, 6) so lässt sich noch viel eher in unserem Falle sagen: „Trachte nicht ein Lehrer zu werden, wenn du des Amtes nicht würdig bist, im Gegenteil, laufe davon, selbst wenn man dich zu demselben heranziehen will!“ [16]Nach Chrysostomos ist nichts erbärmlicher als Menschenruhm. "Sage mir, wenn du eine Schaar von kleinen Kindern siehst, Sämlinge meine ich, kommt dir der Wunsch, von ihnen Ehrenbezeigungen zu empfangen? So sollst du hinsichtlich des Ruhmes allen Menschen gegenüber gesinnt sein. Deshalb spricht man von einem „leeren Wahne“. Siehst du nicht die Masken, welche die Leute auf der Bühne tragen? Wie schön! Wie herrlich! Wie äusserst genau nach den Gesetzen der Schönheit gestaltet! Kannst du mir in Wirklichkeit ein so schönes Gesicht zeigen? Niemals! Wie nun? Könntest du dich in eine solche Larve verlieben? Nein! Warum nicht? Weil sie hohl ist, weil sie die Schönheit bloß imitiert und nicht die Schönheit selber ist. So ist auch der irdische Ruhm hohl und eine bloße Imitation des Ruhmes, nicht der wahre Ruhm selber. Jener allein, der in unserm Innern wohnt und naturgemäs ist, hat Bestand, der bloß aussen aufgetragene aber verhüllt oftmals nur die Hässlichkeit, verhüllt sie vor den Menschen und bis zum Abend. Ist das Schauspiel zu Ende und werden die Masken gelüftet, dann zeigt sich Jeder, wie er ist. Lasst uns also nicht der Wahrheit auf der Bühne und in der Maske nachgehen! Denn sage mir, was ist es denn Schönes, wenn die Menge rings auf dich schaut? Leerer Wahn ist es, weiter Nichts! Kommst du nach Haus und bist du mit dir allein, dann zerfliesst der ganze Nimbus. Also du hast dich auf dem Markte gezeigt? Du hast die Blicke der Anwesenden auf dich gezogen? Nun, was weiter? Nichts. Der Glanz ist erloschen und dahin wie zerflatternder Rauch. Also solch wesenlosen Dingen jagen wir nach. Welche Torheit und Verblendung liegt darin! Wollen wir also nur auf Eines sehen, wie wir den Beifall Gottes erringen werden! Haben wir Das im Auge, dann werden wir niemals Beifall bei den Menschen suchen, sondern werden, falls er uns wirklich zu Teil wird, ihn verachten, darüber lachen, davor ausspucken; es wird uns vorkommen, als möchten wir Gold, und man gäbe uns einen Brocken Lehm. Lass dich von Dem oder Jenem nicht loben! Es bringt dir keinen Nutzen. Tadelt er dich, dann ist es kein Schaden. Aber von seite Gottes bringt Beides Gewinn oder Nachtheil; von seite der Menschen ist Lob und Tadel höchst gleichgiltig. Und auch darin werden wir dann Gott ähnlich, dass auch er der Ehre von seite der Menschen nicht bedarf. „Von den Menschen nehme ich keine Ehre,“ sagt er (Joh. 5, 41). Ist Das etwas Kleines, wie? Wenn es dich schwer ankommt, den Ruhm zu verachten, dann sage dir, dass du durch diese Verachtung Gott ähnlich wirst, und sie wird dir sofort gelingen! Unmöglich ist es, dass man als Sklave des irdischen Ruhmes nicht auch der Sklave aller Menschen wird, ja noch erbärmlicher als selbst die Sklaven." [17] Es hat einer ihrer eigenen Dichter gesagt: „Lügner sind stets die Kreter und Bestien, müssige Bäuche.“ Dieses Zeugnis ist wahr. Deshalb weise sie scharf zurecht, damit sie gesund werden im Glauben, und nicht z.B. muslimischen Fabeln Gehör schenken und Geboten von Menschen, die sich von der Wahrheit abwenden. In dieser Stelle gibt es gar Manches zu erörtern: vorerst, wer der Dichter ist, der hier spricht; zweitens, warum sich der Apostel auf diesen Ausspruch bezieht, drittens, warum er dieses Zeugnis anführt, mit dem es nicht einmal seine Richtigkeit hat. "Nun, wir wollen unter Bezugnahme auf andere Stellen die genügende Lösung beibringen. Auch dort nämlich, wo der Apostel vor den Athenern spricht, bezieht er sich mitten in seiner Rede auf die Inschrift: „Dem unbekannten Gotte;“ und wiederum: „Dessen Geschlecht wir auch sind, wie sogar einige von eueren Dichtern gesagt haben.“(Apostelg. 17, 23. 28) Epimemdes ist’s, der diesen Ausspruch tat, ebenfalls ein Kreter. Aber was den Apostel zu diesem Zitate veranlasste, dafür muss ich euch den Grund angeben. Die Sache verhält sich so: Die Kreter haben ein Grabmal des Jupiter mit folgender Aufschrift: „Hier liegt Zan, den man Dis nennt.“ Wegen dieser Inschrift also nennt der Dichter die Kreter Lügner und persistiert sie dann noch schärfer: „Es haben, o Herr, dir ein Grabmal Kreter hier aufgebaut, doch du lebst noch; bist ja unsterblich.“ Wenn nun „dieses Zeugnis wahr ist“, so betrachte, wie misslich die Sache wird! Denn spricht der Dichter die Wahrheit, indem er die Kreter als Lügner bezeichnet mit ihrer Inschrift vom toten Zeus, und so behauptet der Apostel, dann erwächst eine sehr große Schwierigkeit. Merket recht auf, Geliebte. Also der Dichter sagt, die Kreter seien Lügner, indem sie behaupteten, dass Zeus gestorben ist; der Apostel hat sein Zeugnis bestätigt. Er sagt ja: „Dieses Zeugnis ist wahr.“ Was werden wir nun sagen? Oder vielmehr wie ist es möglich, diese Schwierigkeit zu lösen? Der Apostel will nicht sagen, dass der Dichter vollständig Recht habe, sondern er benützte dieses Zeugnis einfach und ohne Rücksicht auf den weiteren Zusammenhang zur Charakteristik der zum Lügen geneigten Kreter. Deshalb hat er den weiteren Vers:„Es haben, o Herr, dir ein Grabmal Kreter hier aufgebaut…“ nicht mehr hinzugesetzt. Also der Apostel will nicht den Zeus in Schutz nehmen, sondern nur sagen, dass Jemand die Kreter ganz treffend als Lügner bezeichnet habe. Aber wir folgern nicht daraus allein, dass Zeus kein Gott ist; man kann das aus vielen anderen Stellen, ohne Berufung auf dieses Zeugnis der Kreter beweisen. Der Apostel sagt übrigens auch gar nicht, dass sie in diesem Punkte gelogen haben. Oder vielmehr sie haben sicher auch in diesem Punkte gelogen; sie glaubten ja auch an andere Götter. Deshalb hat sie der Apostel Lügner genannt. Aber es fragt sich, warum der Apostel von den Heiden Zeugnisse entlehnt? Weil wir sie damit viel empfindlicher treffen, wenn wir aus ihrer eigenen Mitte Zeugnisse gegen sie beibringen und Anklagen, wenn wir die bei ihnen bewunderten Männer als Ankläger gegen sie stellen. Deshalb bedient sich der Apostel auch anderwärts dieser Polemik, wo er von dem „unbekannten Gotte“ spricht. Die Athener haben nämlich nicht gleich alle Götter angenommen, sondern mit der Zeit immer wieder neue. So z. B. haben sie die hyperboräischen, den Dienst des Pan, die kleinen und großen Mysterien eingeführt. Zuletzt kamen sie in Folge davon auf den Gedanken, dass es wahrscheinlich noch einen andern Gott gebe, der ihnen aber unbekannt wäre. Damit sie nun auch Diesem ihre Verehrung bezeugen konnten, haben sie ihm einen Altar errichtet mit der Inschrift: „Dem unbekannten Gotte!“ bloß um anzudeuten, dass es vielleicht noch einen unbekannten Gott gibt. Der Apostel wollte nun sagen: „Den Gott, den ihr geahnt habt, diesen verkünde ich euch.“ Der Satz aber: „Wir sind ja seines Geschlechtes“ stammt von Aratus und bezieht sich auf Zeus. Dieser Dichter beginnt mit den Worten: „Voll von Zeus sind die Straßen, voll von ihm das Meer;“ dann fährt er fort: „Seines Geschlechtes sind auch wir,“ indem er auch, wie ich glaube, aussprechen wollte, dass wir von Gott abstammen. Wie kommt es nun, dass Paulus diese den Jupiter betreffenden Worte auf den wahren Gott bezieht? Er bezieht eigentlich nicht das vom Jupiter Gesagte auf Gott, sondern die Eigenschaften, welche auf Gott passen, und die in uneigentlicher und unrichtiger Weise dem Jupiter beigelegt werden, diese gibt er Gott zurück. Es geziemt ja auch der Name „Gott“ nur ihm und wird ohne Berechtigung auf die Götzen angewendet. Und woran hätte denn der Apostel in seiner Rede an die Athener sonst anknüpfen sollen? Etwa an die Propheten? An diese hätten sie nicht geglaubt. Er zitirt ja auch den Juden gegenüber nicht die Evangelien, sondern die Propheten. Deshalb sagt er: „Den Juden bin ich wie ein Jude geworden, den Gesetzlosen wie ein Gesetzloser, Denen, die unter dem Gesetze stehen, wie Einer, der darunter steht.“ ( I. Kor. 9, 31) So handelt auch Gott z. B. bei den Weisen aus dem Morgenlande; nicht durch einen Engel leitet er sie, nicht durch einen Propheten, nicht durch einen Apostel, nicht durch einen Evangelisten, sondern wodurch? Durch einen Stern. Weil sie Sternkundige waren, gab er ihnen einen Leitstern. Dann wiederum bei den Kühen, welche die Bundeslade zogen: „Wenn sie diesen Weg ziehen,“ heißt es, „so ist wahr der Zorn Gottes, wie die Wahrsager behauptet haben.“( I. Kön. 6, 9.) [18] Also sprechen die
Wahrsager die Wahrheit? "Gott bewahre! Aber Gott widerlegt und schlägt
sie aus ihrem eigenen Munde. Ebenso bei der Bauchrednerin. Da nämlich
Saul an sie glaubte, fügte es dass er von ihr sein künftiges
Schicksal vernahm. Warum hat nun aber Paulus dem bösen Geiste Stillschweigen
geboten, welcher rief: „Diese Männer sind Diener Gottes des Allerhöchsten,
welche uns den Weg des Heils verkünden“? Warum hindert auch Christus
die Teufel am Sprechen? Da war es ganz am Platze; denn es waren Wunderzeichen
vorausgegangen. In diesem Falle war es kein Stern mehr, der auf ihn hinwies,
sondern er verkündigte sich in eigener Person, und es wollten die
Dämonen ihn nicht anbeten. Es handelte sich in jenen obigen Fällen
ja nicht um ein redendes Idol, dem man hätte entgegentreten müssen.
Und so ließ er den Balaam das israelitische Volk segnen und wehrte
es ihm nicht. In dieser Weise also bequemte sich der Apostel durchweg den
Anschauungen der Menschen an. Und warum soll man sich darüber wundern,
da ja Gott selber zulässt, dass sich schlechte und unwürdige
Anschauungen über ihn bilden, so z. B. dass er früher ein körperliches
und sichtbares Wesen war? Dagegen aber steht geschrieben: „Gott ist ein
Geist.“ (Joh. 4, 24) Dann wieder die Anschauung, als ob er an den Opfern
ein Wohlgefallen hätte, Etwas, das ihm ganz fremd war; dass er Äusserungen
tut, die mit früheren nicht harmoniren, und mehr dergleichen. Nirgends
sieht er ja auf seine göttliche Würde, sondern überall auf
Das, was uns frommt. Denn wenn schon ein irdischer Vater nicht seine persönliche
Würde im Auge hat, sondern mit seinen Kindlein stammelt und Nahrung,
Speis und Trank nicht mit griechischen Ausdrücken benennt, sondern
in kindlich-barbarischer Sprache, so tut das Gott noch viel mehr. Auch
die Vorwürfe, die er den Propheten in den Mund legt, enthalten solche
Herablassung zu menschlicher Vorstellungsweise. „Vertauschen denn die Heiden
ihre Götter?“ heißt es zum Beispiel. (Jerem. 2, 11) Und in der
Schrift stoßen wir allenthalben auf solche Accommodation mit Worten
und Handlungen. Warum sagt der Apostel: „Weise sie schonungslos zurecht,
damit sie gesund werden im Glauben“? Deshalb nämlich, weil sie einen
leichtfertigen, hinterlistigen, unzuverlässigen Charakter haben. So
voll stecken sie von Lastern. Wenn sie so gern lügen, solche Duckmäuser,
Schlemmer und Faulpelze sind, dann bedarf es bei ihnen ernster und scharfer
Worte. Solche Leute lassen sich durch Güte nicht lenken. Also „weise
sie zurecht.“ Er meint hier nicht die Heiden, sondern die Christen. „Schonungslos“.
Gib ihnen einen tiefer gehenden Schlag! Man kann nicht Allen auf gleiche
Weise zu Leibe gehen, sondern in verschiedener und mannigfaltiger Art,
je nach Umständen. Hier redet der Apostel nirgends von gütigern
Zuspruche. Gleichwie man nämlich ein sanftes und edles Gemüt
durch Strenge verdirbt und dem Verderben zuführt, so ruiniert man
auch durch einschmeichelnde Worte einen Menschen, welcher größerer
Derbheit bedarf, und hindert seine Besserung. Damit sie gesund werden im
Glauben. Also darin besteht der gesunde Glaube, dass nichts Unechtes, nichts
Fremdartiges in denselben hineingetragen wird. Wenn aber schon Diejenigen,
welche noch auf den jüdischen Unterschied der Speisen achten, nicht
gesund, sondern krank und schwach sind, „nehmet euch der Schwachen
im Glauben an,“ heißt es, „ohne euch über Spitzfindigkeiten
zu zanken!“ (Röm. 14, 4) [19]
5. Fasten, Schweinefleisch usw.Was soll man erst sagen über Diejenigen, welche die Fasten mit ihnen halten, wie heute manche Städte zusammen mit den Moslems Ramadan begehn usw., "über diejenigen, welche die den Heiden heiligen Orte besuchen, den Hain in Daphne nämlich, dann die sogenannte Matronengrotte und den sogenannten Kronostempel in Cilicien? Wie könnten solche Leute „gesund werden“? Deshalb verdienen sie schärfere Hiebe." Warum teilt aber der Apostel an die Römer keine solchen aus? Weil ihr Charakter nicht so geartet war, weil sie edleren Sinnes waren. Das Judentum und heute vor allem der Islam enthalten in doppeltem Sinne Fabeln; einmal, weil spätere Erdichtung dabei ist, und dann, weil seine Gebräuche nicht mehr zeitgemäß sind; "so wird es dann zur Fabel. Wenn es nämlich keine Existenzberechtigung mehr hat, wenn sein Fortbestehen schädlich wird, dann ist es eine „Fabel“ wie alles Unnütze. Gleichwie man also andere Fabeln nicht zu glauben braucht", so auch die muslimischen nicht. Das hieße nicht „gesund werden“. "Wenn du dem Glauben vertraust, was trägst du andere Dinge herein, als wäre der Glaube nicht genügend zur Rechtfertigung? Was machst du dich zum Sklaven und Unterthanen des Gesetzes? Hast du kein Vertrauen zur Sache? So benimmt sich ein kranker und misstrauischer Mensch. Ein gläubiger Sinn gibt keinen Zweifeln Raum; ein solcher Mensch zweifelt aber. Den Reinen ist Alles rein. Siehst du, worauf sich diese Worte beziehen? Den Unreinen und Ungläubigen ist Nichts rein. Also nicht ihrer Natur nach sind die Dinge rein oder unrein, sondern durch den Seelenzustand derer, die sie genießen. Sondern ihr Sinn und ihr Gewissen ist befleckt. Sie geben vor, Gott zu kennen, mit ihren Werken aber verleugnen sie ihn, da sie abscheuliche und widerspenstige Menschen sind und zu keinem guten Werke brauchbar. Also ist auch das Schwein kein unreines Tier. Warum ist es aber als unrein verboten gewesen? Es war nicht seiner Natur nach unrein. Denn Alles ist rein in moralischem Sinne." Aber alle diese Tiere durfte man essen. Warum hat also Gott das Schwein und einige andere solcher Tiere für verboten erklärt? Nicht deshalb, als ob sie unrein wären, sondern um einem Übermaß der Schlemmerei zu steuern. Hätte er aber diesen Grund angegeben, so würde Niemand sich an das Verbot gehalten haben; so aber hat er die z.B. die Moslems durch den Abscheu vor dem Unreinen in Schranken gehalten. "So waren das Vorschriften auf Kinder berechnet". Derartige Kinder wie die Moslems könnte man auch mit Wahnsinnigen vergleichen, auch die haben die Vorstellung, als ob kein Gegenstand fest stünde. "Aber der Grund davon liegt nicht in den gesehenen Objekten, sondern im sehenden Auge. Da sie nämlich nicht fest stehen können und schwindlig sind, glauben sie, die ganze Welt drehe sich um sie herum; aber die dreht sich nicht, sondern steht fest. Der Fehler liegt in ihrem Wahne, nicht in dem beobachteten Gegenstande. So ist es auch in unserem Falle. Ist die Seele unrein, dann hält sie Alles für unrein." [20]Gott hat nichts Unreines
erschaffen. "Nichts ist unrein, ausgenommen die Sünde allein. Denn
sie ist’s, welche an die Seele rührt und diese beschmutzt. Das Andere
aber ist menschliches Vorurtheil. „Den Unreinen und Ungläubigen ist
Nichts rein, sondern ihr Sinn und Gewissen ist befleckt.“ Wie könnte
auch in einem Unreinen etwas Reines wohnen? Wer eine schwache Seele hat,
dem wird Alles schmutzig. Denn wenn er in diesem Gedanken befangen Reines
und Unreines ängstlich unterscheidet, dann darf er schließlich
gar Nichts mehr anrühren. Dann sind solche Dinge wie der Fisch nicht
mehr rein, und auch alles Andere ist es nicht von einem solchen Standpunkte
aus. „Befleckt ist ihr Sinn und Gewissen;“ dass Alles unrein wäre,
Das behauptet der Apostel nicht, sondern was? Er leitet die ganze Unreinheit
auf die Menschen zurück. Nichts ist unrein, sagt er, ausser sie selber,
ihr Sinn und ihr Gewissen. Das ist das Unreinste, was es gibt. Sie geben
vor, Gott zu kennen, mit ihren Werken aber verleugnen sie ihn, da sie abscheuliche
und widersprenstige Menschen sind und zu keinem guten Werke brauchbar.
Du aber rede, was der gesunden Lehre gemäß ist! Darin besteht
die Unreinheit; sie selber sind unrein. Aber deswegen darfst du nicht schweigen.
Und wenn sie auch nicht auf dich hören, tue nur du deine Pflicht.
Und wenn sie auch nicht gehorchen, fahre nur du fort mit Mahnung und gutem
Rat! Diese Worte enthalten einen noch schwereren Vorwurf gegen jene Menschen.
Auch die Wahnsinnigen haben die Vorstellung, als ob kein Gegenstand fest
stünde. Aber der Grund davon liegt nicht in den gesehenen Objekten,
sondern im sehenden Auge. Da sie nämlich nicht fest stehen können
und schwindlig sind, glauben sie, die ganze Welt drehe sich um sie herum;
aber die dreht sich nicht, sondern steht fest. Der Fehler liegt in ihrem
Wahne, nicht in dem beobachteten Gegenstande. So ist es auch in unserem
Falle. Ist die Seele unrein, dann hält sie Alles für unrein.
Die Reinheit besteht also nicht darin, dass man die Speisegesetze beobachtet,
im Gegentheil, sie besteht darin, dass man sich nicht scheut, Alles zu
genießen. Wer von Natur rein ist, der genießt Alles, der Befleckte
enthält sich von Allem. Das muss man auch gegen Marcion behaupten.
Siehst du, wie der Apostel es als einen Beweis der Reinheit aufstellt,
dass man über jede Unreinheit hinaus ist, die Enthaltsamkeit von unreinen
Speisen als ein Zeichen der Unreinheit? So ist’s auch bei Gott. dass er
Fleisch angenommen, gilt als Beweis von dessen Reinheit; hatte er es aus
Abscheu nicht angenommen, so würde das auf Unreinheit deuten. Wer
Dinge, die er für unrein hält, nicht genießt, der ist ein
unreiner und schwacher Mensch; wer sie aber verzehrt, durchaus nicht. Nennen
wir also solche Leute nicht „reine“! Das sind die Unreinen. Wer Alles zu
genießen wagt, der ist rein. Diese Ängstlichkeit soll man bei
Dingen beobachten, welche die Seele beflecken. Das ist Unreinheit, Das
ist Schmutz, das Andere nicht. Auch Diejenigen, die einen verdorbenen Geschmack
haben, glauben, das, was sie in den Mund führen, sei unrein; aber
das ist eine Folge ihres krankhaften Zustandes. Man muss also die Natur
der reinen und unreinen Dinge genau kennen. Was ist also unrein? Die Sünde,
die Schlechtigkeit, der Geiz, die böse Gesinnung. „Waschet euch,“
steht geschrieben, „werdet rein, schaffet euere Sünden weg von euerer
Seele!“ (Is. 1, 16) „Ein reines Herz erschaffe in mir, o Gott!“ (Ps. 50,
11) „Entfernet euch aus ihrer Mitte, trennet euch von ihnen und berühret
nichts Unreines!“ (Is. 52, 11) Jene Gesetzvorschriften des alten Bundes
waren nur Sinnbilder der inneren Reinigkeit. „Einen Toten,“ heißt
es, „sollst du nicht anrühren!“ (Lev. 1, 39) Darunter ist die Sünde
versinnbildet, die etwas Totes und Stinkendes ist." [21]
6. Was ist Götzendienst?Mit derselben Gemütsverfassung und demselben Eifer, womit sie einst von den Götzenbildern sich abwandten und bzgl. des Islams immer noch abwenden, "sollen sie sich auch von der Sünde selber und den irdischen Gelüsten abwenden. Auch das sind Götzenbilder, die Weltlust und der Geiz, und auch mit Bezug auf sie spricht der Apostel von einem Götzendienst. Und Alles, was bloß für das irdische Dasein Nutzen bringt, ist Weltlust; Alles, was mit dem irdischen Dasein endet, ist Weltlust. Hängen wir also solchen Dingen nicht nach! Christus ist gekommen, damit wir die Gottlosigkeit verleugnen." Unter Gottlosigkeit sind die falschen Lehren wie der Nestorianismus und Mohammedanismus, die weltlichen Lüste und der schlechte Lebenswandel zu verstehen. "Denn es ist die heilbringende Gnade Gottes allen Menschen erschienen, welche uns lehrt, dass wir die Gottlosigkeit und die weltlichen Gelüste verleugnend enthaltsam, gerecht und gottselig leben in dieser Welt, in Erwartung der seligen Hoffnung und der Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilandes Jesus Christus, Welcher sich selbst zum Sühnopfer hingegeben für uns, damit er uns von aller Ungesetzlichkeit erlöse und sich ein Volk heilige, das ihm ganz eigen sei und für gute Werke Eifer habe. Der Apostel hatte von den Dienstboten einen hohen Grad von Tugend verlangt. Denn ein hoher Grad derselben ist es, wenn man der Lehre unseres göttlichen Heiland des in allen Dingen Ehre macht und der Herrschaft keinerlei Handhabe zu einem Ärgernisse gibt, nicht einmal in der geringsten Sache. Nun fügt er auch den richtigen Grund an, der eine solche Aufführung der Dienstboten verlangt. Welcher ist es? „Denn es ist die heilbringende Gnade Gottes erschienen.“ Wie sollten Diejenigen, will der Apostel sagen, welche Gott zum Lehrer haben, nicht selbstverständlich sich so betragen, wie ich eben geschildert, nachdem sie Befreiung von zahllosen Sünden gefunden? Denn ihr wisst, dass unter Anderem nichts einen so beschämenden und demütigenden Eindruck auf die Seelen macht wie das Bewusstsein, dass sie mit einer ungeheuren Sündenschuld beladen doch keine Strafe, sondern eine hohe Seligkeit zu erwarten hat." [22]Siehst du, dass,
wie ich immer sage, die Enthaltsamkeit nicht bloß darin besteht,
dass man sich der Unzucht, sondern auch der übrigen Leidenschaften
enthält? Auch wer das Geld zu sehr liebt, ist nicht „enthaltsam“.
Denn gleichwie der eine der sinnlichen Lust fröhnt, so der andere
der Geldgier; ja der Letztere ist um so strafwürdiger, weil das Verlangen,
das ihn treibt, kein so starkes ist. Es würde ja auch schwacher Fuhrmann
heissen, nicht wer ein rasches und wildes Pferd nicht zu zügeln weiß,
sondern wer einem frommen Tiere nicht Herr wird. Wie aber? fragst du. Ist
also die Geldgier leichter zu überwinden als die Fleischeslust? Ganz
entschieden, und es gibt viele Beweise dafür. Erstens ist die sinnliche
Begierde etwas Angebornes; was aber angeboren ist, das wird offenbar nur
mühsam bewältigt, weil es in der Natur wurzelt. Zweitens ist
bei den Alten nicht viel vom Geld die Rede, wohl aber von den Weibern,
um die Enthaltsamkeit zu empfehlen. Und wer selbst bis in’s hohe Alter
in rechtmäßiger Weise mit einem Weibe lebt, dem wird wohl Niemand
einen Vorwurf machen, wohl aber dem Geizhals. Auch haben viele von den
heidnischen Philosophen das Geld verachtet, die Weiber jedoch nicht. Auf
solche Weise erscheint die Fleischeslust als ein schlimmerer Tyrann denn
der Geiz. Da wir indeß zu gläubigen Christen sprechen, wollen
wir unsere Argumente nicht beim Heidentum holen, sondern in der heiligen
Schrift. Unser heiliger Paulus spricht es fast in der Form eines Gebotes
aus: „Wenn wir Nahrung und Kleidung haben, so lasst uns damit zufrieden
sein!“ (I. Tim. 6, 8) In Betreff der Weiber jedoch sagt er: „Entziehet
euch nicht einander, es sei denn mit gegenseitiger Einwilligung, und dann
kommt wieder zusammen!“( I. Kor. 7, 5) Und oftmals gibt er Verordnungen
in Betreff des ehelichen Verkehres. Den Genuß dieser Freude gestattet
er, erlaubt auch eine zweite Verehelichung, beschäftigt sich überhaupt
viel mit der Sache und ertheilt nirgends in diesem Punkte eine Rüge.
Den Geizigen aber verurteilt er überall. Ebenso hat Christus bezüglich
des irdischen Besitzes an vielen Stellen Vorschriften gegeben und warnt,
dass man sich dadurch nicht das Verderben bereite; anders dagegen bezüglich
der Enthaltung vom Weibe. Höre, was er über das Geld sagt: „Wenn
Einer nicht Allem entsagt, was er besitzt, so kann er mein Jünger
nicht sein.“(Luk. 14, 33) Nirgends heißt es: „Wenn Jemand dem Weibe
nicht entsagt.“ Er wusste, wie schwer ein solches Verbot sein würde.
Und der heilige Paulus spricht: „Ehrenhaft ist die Ehe und ein unbeflecktes
Ehebett.“(Hebr. 13, 4) Nirgends bezeichnet er aber die Sorge für das
Geld als ehrenhaft, sondern als das Gegenteil. An Timotheus schreibt er:
„Die da reich werden wollen, geraten in Versuchung und Fallstrick und in
viele unvernünftige und schädliche Begierden.“(I. Tim. 6, 9)
Es heisst nicht: „die Geizigen,“ sondern bloß: „die reich werden
wollen.“ Damit ihr übrigens auch die Sache aus der täglichen
Erfahrung kennen lernt, muss ich auch diesen Standpunkt einnehmen. Ist
nämlich Jemand auf einmal um sein Vermögen gekommen, so wird
er von der Geldgier nicht weiter belästigt. Denn Nichts erregt so
sehr den Durst nach Geld wie der Besitz desselben. Bei der Fleischeslust
aber verhält sich die Sache anders; sogar in manchen Eunuchen ist
das sinnliche Feuer nicht erloschen. Denn diese Lust liegt in andern Organen
und ist eine Erscheinung des physischen Lebens. Warum bringe ich diese
Dinge auf’s Tapet? Um zu beweisen, dass der Geizige strafbarer ist als
der Unzüchtige, um so viel strafbarer, als er von einer schwächeren
Begierde belästigt wird, oder vielmehr es handelt sich da gar nicht
um eine Begierde, sondern um bloßen Leichtsinn. Bei der Sinnlichkeit
ist ja das Verlangen so natürlich, dass die Natur ihren Lauf nimmt,
auch ohne dass man sich einem Weibe nähert. dass wir gottselig leben
in dieser Welt. Und was haben wir für eine Hoffnung, was haben wir
für einen Lohn zu erwarten für unsere Mühen? In Erwartung
der seligen Hoffnung und der Erscheinung… Wahrhaftig, nichts ist beglückender,
Nichts wünschenswerter. Die einstige Seligkeit kann in Worten gar
nicht dargestellt werden; sie übersteigt alle Begriffe. „In Erwartung
der seligen Hoffnung und der Erscheinung der Herrlichkeit des großen
Gottes und unseres Erlösers.“ Wo sind sie, welche behaupten, der Sohn
sei geringer als der Vater? „Des großen Gottes,“ sagt der Apostel,
„und unseres Erlösers.“ Er, der uns als Feinde erlöst hat, was
wird er erst dann nicht tun, wenn er uns als bewährt Gefundene aufnimmt!
„Des großen Gottes.“ Wenn der Apostel von der Größe Gottes
redet, so ist nicht eine relative, sondern eine absolute Größe
gemeint; mit seiner Größe ist Niemand zu vergleichen, der bloß
relativ groß ist. In letzterem Falle gibt es nur eine subjektive,
nicht objektive Größe. Gott ist nun nicht im subjektiven Sinne
groß. „Welcher sich selbst hingegeben zum Sühnopfer für
uns, damit er uns von aller Ungesetzlichkeit erlöse und sich ein Volk
heilige, das ihm ganz eigen sei,“ d. h. ein auserwähltes, das mit
den andern Völkern Nichts gemein hat. „Und für gute Werke Eifer
habe.“ Siehst du, dass auch wir das Unsrige tun müssen? Nicht einfach
von guten Werken, sondern von einem „Eifer“ für dieselben redet er,
d. h. man muss mit großer Bereitwilligkeit mit der gehörigen
Lust der Tugend nachgehen. Die Befreiung von der Sündenlast und unheilbarer
Krankheit war Sache des göttlichen Erbamens allein; was dann kommt,
teilt sich zwischen uns und ihm. So lehre und ermahne und weise zurecht
mit aller Strenge! So lehre und ermahne!" [23]
7. Gegen üble Nachrede; "jegliche Sanftmut beweisend gegen alle Menschen"Du erinnerst dich, wie er dem Timotheus den Auftrag gibt: „Widerlege, rüge, rede zu.“( II. Tim. 4, 2) Hier aber: „So lehre, ermahne und weise zurecht mit aller Strenge!“ Weil der Charakter der Kreter weniger weich war, deshalb verlangt der Apostel ein energisches und strenges Auftreten. Es gibt Sünden, denen man mit bloßer Belehrung entgegen wirken kann; so zum Beispiel muss man zur Verachtung des Geldes durch freundliches Zureden anleiten, ebenso zur Sanftmut und dergleichen. Den Ehebrecher jedoch, den Hurer, den Geizhals muss man durch Strenge zur Besserung bringen; den Vogeldeuter endlich, den Wahrsager und solche Sünder nicht bloß mit gewöhnlicher, sondern mit ganz ausserordentlicher Strenge. Siehst du, wie der Apostel verlangt, dass Titus mit Autorität und Freimut auftrete?. Niemand soll dich verachten, sondern ermahne sie, den Fürsten und Obrigkeiten untertänig und gehorsam zu sein und zu jedem guten Werke bereit, (Röm. 14, 10). Niemandem Übles nachzureden, den Frieden zu lieben. Wie nun? Also auch wenn Sünder da sind, auch diesen dürfte man nicht „Übles nachreden“? Freilich nicht, sondern zu jedem guten Werke müssen wir bereit sein und Niemandem dürfen wir Böses nachreden. Hören wir wohl auf die Mahnung! Gar Niemanden darf man durch böse Rede kränken. Unser Mund muss rein sein von übler Nachrede. Sei es, dass diese Nachrede auf Wahrheit beruht, so ist es nicht unsere, sondern des göttlichen Richters Sache, eine Prüfung anzustellen." Grundsätzlich solle man „nicht streitsüchtig zu sein, liebreich, jegliche Sanftmut beweisend gegen alle Menschen,“ auch gegen Heiden und Juden, gegen Verbrecher und Sünder. In der zitirten Stelle schreckt er mit Dem, was eintreten könnte: „Wer daher steht, sehe zu, dass er nicht falle!“ Hier aber schreckt er nicht mit der Zukunft, sondern mit der Vergangenheit, indem er fortfährt: Denn auch wir waren einst unverständig. So schreibt er auch im Galaterbrief: „Als wir noch Kinder waren, da waren wir den Elementen dieser Welt dienstbar.“(Gal. 4, 3) Rede also Niemandem Übles nach, will der Apostel sagen; "denn du warst früher auch nicht besser. Denn auch wir waren einst unverständig, ungläubig, gingen in der Irre umher, dienten mancherlei Begierden und Lüsten, lebten in Bosheit und Neid, waren hassenswert und hassten einander. Also müssen wir mit Leuten, die auch so sind, Nachsicht haben. Wer nämlich früher so gewesen und dann anders geworden ist, hat nicht das Recht, Solche zu schmähen, welche noch so sind, sondern soll sich glücklich preisen und dem danken, der ihn von den früheren Sünden befreit hat und auch jene Anderen davon befreien wird. Niemand rühme sich, denn alle haben gesündigt! Wenn du dich demnach angesichts der eigenen Pflichterfüllung versucht fühlst, Jemandem Übles nachzureden, dann beschwichtige deine Entrüstung, indem du dein eigenes früheres Leben betrachtest und daran denkst, dass du auch für die Zukunft nicht sicher bist! Denn falls du auch von früher Jugend an tugendhaft gelebt hättest, so wärest du doch mit einer Masse von Sünden beladen. Wenn du aber auch nicht damit beladen zu sein glaubst, so bedenke, dass dies nicht eine Wirkung deiner Tugend, sondern der göttlichen Gnade ist! Hätte nämlich Gott nicht an deine Vorfahren den Ruf der Gnade ergehen lassen, so wärest du ein Ungläubiger geblieben. Siehe, wie der Apostel eine ganze Stufenleiter von Schlechtigkeit durchgeht! Hat Gott nicht durch die Propheten und durch alles Mögliche hundert Wege zur Besserung geebnet? Wir haben nicht gehört; denn „wir gingen in der Irre.“ Als aber die Güte und Barmherzigkeit Gottes, unseres Heilandes, erschien, in welcher Weise hat er uns erlöst?, nicht wegen der Werke der Gerechtigkeit, sondern nach seiner Erbarmnis durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung des heiligen Geistes. Ach, wie tief mussten wir im Sündenpfuhle stecken, da wir uns nicht herausarbeiten konnten, sondern einer neuen Geburt bedurften!" Denn gleichwie Niemand an ein morsches Haus eine Stütze setzt oder an ein altes einen Anbau macht, sondern es bis auf den Grund abträgt und so es wieder aufbaut und ganz neu macht, "so hat auch Gott mit uns getan. Er hat uns nicht reparirt, sondern ganz neu gemacht. Das bedeutet „die Erneuerung des heiligen Geistes“. Von Grund auf hat er uns neu gemacht. Wie? Durch den heiligen Geist. Und indem er diesen Gedanken in anderer Weise gibt, fährt er fort: Den er reichlich über uns ausgegossen hat durch Jesus Christus, unseren Heiland. Also haben wir den heiligen Geist in vollem Maße notwendig gehabt. Damit wir gerechtfertigt durch seine Gnade, wiederum durch die Gnade, nicht nach Verdienst, Erben seien nach der Hoffnung des ewigen Lebens. Das ist zugleich eine Mahnung zur Demut und ein Hoffnungsblick in die Zukunft. Denn wenn es so schlimm mit uns stand, dass wir wiedergeboren und durch Gnade erlöst werden mussten, und dass gar nichts Gutes an uns war, und wenn Gott uns trotzdem gerettet hat, so wird er das noch viel eher in der Zukunft tun." [24]8. Heidnische und sarazenische SittenEs lässt sich nichts Schlimmeres denken, als die Verwilderung der Menschheit vor der Ankunft Christi; man lebte in Krieg und Feindschaft mit einander. Väter schlachteten ihre Söhne und Mütter ras’ten gegen ihre Kinder. Es gab nichts Feststehendes, kein natürliches, kein geschriebenes Gesetz, sondern Alles war in Verwirrung. Ehebruch ohne Ende, Mordtaten und noch Schlimmeres, Diebstähle. Ein heidnischer Schriftsteller behauptet, dass letztere sogar als Heldenstücke galten. Ganz natürlich, da für dieselben sogar ein eigener Gott verehrt wurde. Es gab Orakelsprüche in Menge, welche befahlen, Den oder Jenen aus dem Leben zu schaffen. "Ich will ein Vorkommnis aus jener Zeit erzählen. Ein gewisser Androgeos, der Sohn des Minos, der nach Athen gekommen und im Ringkampf Sieger geblieben war, musste das büßen und ward getötet. Apollo nun, Böses mit Bösem heilend, gab den Befehl, für diesen Mann zweimal sieben Kinder zu opfern. Was kann grausamer sein als ein so tyrannischer Befehl? Er wurde ausgeführt, und um den wahnsinnigen Auftrag des Götzen zu vollziehen, stürzte sich ein Mensch auf die Kinder und schlachtete sie hin; denn die Lügen des Orakels galten bei den Heiden Alles. Freilich, als die Athener sich dann erhoben und zur Wehr setzten, war’s damit vorbei. Wäre nun der Befehl des Orakels gerecht gewesen, so hätte man dessen Ausführung nicht hindern dürfen; war er aber ungerecht, wie er es wirklich war, so hätte er von Anfang an nicht gegeben werden sollen. Man hat damals Ringer und Turner förmlich angebetet. Der Krieg in Stadt, Dorf und Haus war permanent. Knabenschändung war an der Tagesordnung. Einer der heidnischen Philosophen stellte es als ein Gesetz auf, dass Sklaven nicht das Recht haben sollten, Knaben zu lieben und sich den Körper zu salben, gleich als ob die Päderastie ein Vorzug und eine Ehrensache wäre. Deshalb trieben sie auch dieses Laster öffentlich in den Häusern. Und wenn man ihre ganze Literatur durchforscht, so wird man bestätigt finden, dass sogar wider die Natur gefrevelt wurde, und dass Niemand dagegen auftrat. Ihre Dramen strotzen von Ehebruch, Wollust und Korruption. Es gab Orgien, die ganze Nächte dauerten, und Frauen bildeten das Publikum. Welche Verkommenheit! Man übernachtete im Theater, und die Jungfrau saß zwischen rasenden Jünglingen und mitten unter einem betrunkenen Haufen. Das waren Volksfeste, denen die Finsternis und ihre Werke das Gepräge gaben. Deshalb sagt der Apostel: „Auch wir waren einst unverständig, ungläubig, gingen in der Irre umher und fröhnten mancherlei Begierden und Gelüsten.“ Da ist ein Sohn, der sich in seine Mutter, eine Tochter, die sich in ihren Vater verliebt und dann erhenkt hat. Von der Päderastie, die man als „ein Spiel mit Knaben“ zu bezeichnen pflegte, lässt sich gar nicht reden. Aber willst du sehen, wie Einer seine Mutter heiratet? Auch das gibt es bei ihnen, und was nun erst recht schlimm ist, es geschah das ohne Wissen, und ihr Gott verhinderte es nicht, sondern ließ diese Blutschande zu und zwar in einer erlauchten Familie. Wenn aber Leute, von denen man erwarten sollte, dass sie, wenn auch aus keinem andern Grunde, so doch aus Rücksicht auf die öffentliche Meinung auf dem Pfade der Tugend bleiben würden, wenn diese sich solchen Lastern in die Arme warfen, was muss der in der Dunkelheit lebende Pöbel alles verübt haben! Wie vielgestaltig erscheint hier die Wollust! Eine Ehefrau liebte einen andern Mann. Aus Liebe zum Ehebrecher bringt sie den heimgekehrten Mann um. Die Meisten von euch kennen ja wohl die Geschichte. Den Ehebrecher ermordete dann der Sohn des Getöteten, und auch die Mutter hat er abgeschlachtet. Dann verfiel er selber in Wahnsinn und ward von den Furien gejagt. Hierauf ging dieser Wahnsinnige fort, tötete noch einen andern Mann und heirathete dessen Weib. Was sind das für schreckliche Begebenheiten! Deshalb führe ich diese Beispiele aus dem Heidentume an, damit ich den Heiden deutlich zeige, in welche Laster damals die Welt versunken war. Aber ich will, wenn’s euch beliebt, auch aus unseren Kreisen Beispiele beibringen. „Sie opferten ihre Söhne und Tochter den Götzen,“ sagt der Psalmist.(Ps. 105, 35) Und hinwiederum sind die Einwohner von Sodoma aus keiner anderen Ursache dem Untergang verfallen, als weil sie von der Manie für Knabenliebe besessen waren. Und weiter sogar in der ersten Zeit der Erscheinung Christi, hat da nicht die Tochter des Königs mitten im Speisesaale vor betrunkenen Männern einen Tanz aufgeführt? Hat sie nicht einen Mord verlangt und zum Preis für ihren Tanz das Haupt des Propheten gefordert? „Wer erzählt die Großtaten des Herrn?“ (Ps. 105, 2) „Wir waren hassenswert und hassten einander.“( I. Kor. 6, 9) Ja gewiss, wenn wir unserer Seele jegliche Lust gewähren, dann kann es gar nicht anders sein, als dass allenthalben Hass auflodert. Warum? Weil neben der Tugend keine sinnliche Liebe bestehen kann; weil unter tugendhaften Leuten niemand in die Rechte eines Gatten eingreift. Vernimm auch, was Paulus spricht: „Täuschet euch nicht! Weder Hurer noch Götzendiener noch Ehebrecher noch Weichlinge noch Knabenschänder noch Betrüger noch Lästerer noch Trunkenbolde werden das Reich Gottes erben. Und solche sind Einige von euch gewesen.“ Siehst du, wie jede Gattung von Lastern auf die Oberfläche trat, wie gleichsam eine dicke Nebelschicht auf der Welt lag, wie die Gerechtigkeit untergegangen war? Wenn nun Diejenigen, unter denen Propheten lebten, und die solche Unglücksfälle über ihre Feinde und über sich selber hereinbrechen sahen, dennoch sich nicht in den Schranken hielten, sondern die schlimmsten Dinge verübten, wie musste es erst bei den Andern sein! Es gab bei ihnen einen Gesetzgeber, welcher verordnete, dass die Jungfrauen nackt vor den Augen der Männer Ringkämpfe aufführen sollen. Ein Glück, wenn es euch anwidert, nur davon zu hören. Die Philosophen aber erröteten nicht über eine solche Schamlosigkeit. Ein anderer Philosoph aber, eine Koryphäe der Heidenzeit, will die Mädchen in den Krieg geführt wissen und überlässt sie der allgemeinen Benützung wie ein Kuppler und Hurentreiber (Plato, der in seinem „Staate“ derartige Ideen aussprach). ,,Wir lebten in Bosheit und Neid,“ sagt der Apostel. Wenn die Philosophen bei den Heiden solche Gesetze haben, was soll man erst von den Leuten sagen, die keine Philosophen waren? Wenn die Männer, welche lange Bärte trugen und den Philosophenmantel umgeschlagen hatten, so daherreden, was muss man erst von den Andern denken?" [25]Weder heidnische noch sarazenische bzw. muslimische Sitten und Gebräuche helfen weiter. Wichtig ist, dass man den christlichen Gott liebt und nicht einen Götzen wie Al-lah. Dazu Chrysostomos: "mögen wir alle der Seligkeit teilhaftig werden, die denen verheissen ist, die Gott lieben, in Christus, unserem Herrn." Danken wir also Gott und schmähen oder lästern wir nicht über Andere, sondern reden wir ihnen eher im Guten zu! "Beten wir für sie, stehen wir ihnen ratend und mahnend zur Seite, auch wenn sie uns beleidigen und zurückstoßen. So sind ja überhaupt die Kranken. Aber diejenigen, die sich um ihre Gesundheit bemühen, ertragen das alles, sie tun alles Mögliche, auch wenn sie nichts ausrichten, damit sie sich nicht selber den Vorwurf machen müssen, als hätten sie dieselbe vernachlässigt. Oder ist es euch nicht bekannt, dass manchmal ein Arzt den Kranken schon aufgegeben hat, und da tritt einer von dessen Angehörigen zu ihm hin und sagt: „Versuch’ es nochmal mit einer Arznei! Lass nicht aus, damit ich mir keinen Vorwurf machen muss, damit ich keinen Tadel verdiene, damit ich nicht mit mir selber unzufrieden sein muss!“ Seht ihr, welche Sorge die Angehörigen für die Kranken haben? was sie Alles für dieselben tun und wie sie den Ärzten zureden und anliegen? Wenn wir doch ebenso handeln würden! Und doch ist der Gegenstand der Sorge nicht der gleiche. Für den Körper des kranken Kindes würde sich Niemand weigern sogar eine weite Reise zu unternehmen; ist aber die Seele krank, so nimmt Niemand davon Notiz, sondern alle sind wir schuldig, alle sind wir leichtsinnig und nachlässig, indem wir gar nicht beachten, wie unsere Weiber und Kinder und wir selber von schwerer Krankheit befallen sind. Freilich, später werden wir es schon einsehen. Bedenket, wie beschämend und lächerlich es sein wird, wenn wir später sagen müssen: „Das haben wir nicht erwartet; wir haben nicht geglaubt, dass es so kommen würde.“ Aber nicht bloß beschämend ist es, sondern auch gefährlich. Wenn es schon in Bezug auf das irdische Leben eine Torheit ist, für die Zukunft nicht zu sorgen, um wie viel mehr in Bezug auf das ewige Leben, da wir sogar jetzt so viele belehrende und mahnende Stimmen hören, die uns sagen, was wir zu tun und zu lassen haben. Halten wir also fest an dieser Hoffnung, kümmern wir uns um unser Heil, rufen wir alle Zeit Gott an, dass er uns seine Hand reiche! Wie lange wollen wir noch leichtsinnig, wie lange noch sorglos sein, wie lange uns selber und unsere Mitbrüder vernachlässigen? Gott hat die Gnade des heiligen Geistes in reichem Maaße über uns ausgegossen. Bedenken wir also, welche Gnade er uns erwiesen, und wollen wir ein zwar nicht gleiches, denn das ist nicht möglich, aber doch wenigstens ein geringes Maaß von Eifer zeigen! Denn bleiben wir auch nach so vielen Gnadenerweisungen unempfindlich, dann wird uns ein noch größeres Maaß von Strafe zu Teil werden. „Wenn ich nicht gekommen wäre und zu ihnen geredet hätte,“ sagt der Heiland, „so würden sie keine Sünde haben; so aber haben sie keine Entschuldigung.“ (Joh. 15, 22) Aber möge dieses Wort nicht uns gelten, sondern mögen wir alle der Seligkeit teilhaftig werden, die denen verheissen ist, die Gott lieben, in Christus, unserem Herrn." Wie soll man mit den Sarazenen, z.B. den Moslems umgehen? Dazu Chrysostomos: [26] "Das musst du ihnen
recht einprägen, damit Diejenigen, welche Gott glauben, sich bestreben,
guten Werken eifrigst vorzustehen. Dies ist gut und für die Menschen
heilsam. In törichte Streitfragen, Genealogieen, Zänkereien und
Streitigkeiten über das Gesetz lass dich aber nicht ein, denn sie
sind unnütz und eitel. Einen ketzerischen Menschen meide nach der
ersten und zweiten Zurechtweisung. Denn du weisst, dass ein solcher verkehrt
ist und sündigt, indem er sein eigener Verurteiler ist. Nachdem der
Apostel über die Barmherzigkeit Gottes und seine unaussprechliche
Fürsorge für uns gehandelt und gesagt hat, was wir waren, und
wozu uns Gott gemacht fährt er fort und spricht: „Und das musst du
ihnen recht einprägen, damit diejenigen, welche Gott glauben, sich
bestreben, guten Werken eifrig vorzustehen,“ d. h. das muss er predigen,
und das muss er als Motiv benützen, um sie zum Almosenspenden zu veranlassen;
denn die Erinnerung an das, was Gott getan, soll nicht nur dazu beitragen,
dass wir uns demütigen, uns nicht überheben und Andere nicht
schmähen, sondern dass wir auch jede andere Tugend üben. So spricht
der Apostel auch zu den Korinthern: „Ihr wisset, dass Christus arm wurde,
obschon er reich war, damit wir durch seine Armut reich würden.“(
II. Kor. 8, 9) In der Erinnerung an die Fürsorge Gottes und seine
übergroße Barmherzigkeit soll Titus seine Gemeinde zur Wohltätigkeit
auffordern, und zwar nicht so obenhin und nebenbei. "Damit sie sich bestreben,“
heißt es, „guten Werken eifrigst vorzustehen;“ d. h. sie sollen auch
Denen zu Hilfe kommen, die Unrecht leiden, nicht bloß mit Geld, sondern
auch mit Beistand; sie sollen Wittwen und Waisen schützen und Alle,
denen Unrecht geschieht, gegen dasselbe sicher stellen; Das heißt
„guten Werken vorstehen“. Das ist gut und für die Menschen heilsam.
In törichte Streitfragen, Genealogieen, Zänkereien und Streitigkeiten
über das Gesetz sollst du dich aber nicht einlassen; denn sie sind
unnütz und eitel. Was ist denn wohl mit den „Genealogieen“ gemeint?
Auch im Briefe an Timotheus spricht der Apostel von „Fabeln und endlosen
Genealogieen“. Jedenfalls meint er hier wie dort die Juden, welche stolz
auf die Abkunft von Abraham um ihre weiteren Angelegenheiten sich nicht
kümmerten. Darum nennt er diese Dinge „töricht“ und „unnütz“.
Eine Torheit ist es, seine Hoffnung auf unnütze Dinge zu setzen. Unter
den „Streitigkeiten“ versteht er die mit den Ketzern. Er will, dass wir
uns damit nicht vergeblich abmühen, weil sie keinen Erfolg haben.
Man erreicht nichts damit. Denn wenn er ganz verkehrt ist und um keinen
Preis seine Meinung ändert, warum mühst du dich vergeblich ab
mit dem Säen auf Felsen, während du diesen schönen Fleiß
auf deine Gemeinde verwenden solltest, indem du ihnen Wohltätigkeit
gegen die Armen predigst und sonstige Tugenden. Warum spricht er aber anderswo
davon, dass „Gott ihnen vielleicht eine Sinnesänderung verleihe,“(II.
Tim. 2, 25) und hier sagt er: „Einen ketzerischen Menschen meide nach der
ersten und zweiten Zurechtweisung; denn du weisst, dass ein solcher verkehrt
ist und sündigt, indem er sein eigener Verurteiler ist.“ Dort spricht
er von solchen, die noch Hoffnung auf Bekehrung geben, und die einfach
andere Meinungen haben. Wenn er aber ein offenkundiger Widersacher ist,
weshalb lässest du dich auf einen vergeblichen Kampf ein? Warum führst
du Lufthiebe? Was heißt: „indem er sein eigener Verurteiler ist“?
Er kann nämlich nicht behaupten, es habe ihm niemand etwas gesagt,
niemand ihn aufmerksam gemacht. Wenn er also trotz der Mahnung derselbe
bleibt, so hat er sich selber verurteilt." [27]
9. Wenn sie auch andere schädigen wollen...Papst Franziskus, seine Unterstützer aus der Bischofskonferrenz und Politik reagieren nicht, wenn sie eigentlich reagieren müssten, sie sehen z.B. tatenlos zu wie Moslems in Moscheen, Koranschulen und sogar im staatlichen islamischen Religionsunterricht versuchen durch verkehrte Erziehung auf Kinder einzuwirken und so "andere schädigen". Bei den Oberen der christlichen Kirchen kann heute nicht mehr von einem "mannhaften Widerstand" die Rede sein, sondern höchsten von Kleinmütigkeit und Jämmerlichkeit. Dazu Chrysostomos: "Wie kommt es denn, o Paulus, dass du dem Titus befiehlst, den Widersachern das Maul zu stopfen, wenn du hier willst, dass man sie meiden soll, da ihr ganzes Treiben ihnen zum Verderben gereicht? Er sagt aber vornehmlich, dass man das niemals zu ihrem Nutzen tue; sie haben keinen Vorteil davon, da sie nun einmal in verkehrten Anschauungen befangen sind. Freilich, wenn sie auch andere schädigen wollen, dann muss man sich gegen sie zum Kampfe stellen und ihnen mannhaften Widerstand leisten. Wenn du in die Nothwendigkeit versetzt wirst, indem du siehst, dass auch andere verdorben werden, dann darfst du nicht schweigen, dann stopfe ihnen das Maul mit Rücksicht auf die Andern, die dem Verderben anheimfallen würden. Überhaupt ist es nicht möglich, dass ein eifriger und frommer Bischof ohne Kampf lebt. Im Übrigen tue so, wie ich sagte. Aus Müssiggang und aus überflüssigem Philosophiren stammt ja dieses Gezänke, das nur um Worte sich dreht. Auch überflüssiges Gerede ist strafbar; man muss seine Zeit der Belehrung, dem Gebete, der Danksagung widmen. Es ist nicht recht, mit dem Gelde zu geizen, mit Worten dagegen nicht, sondern gerade umgekehrt; man soll nicht ohne Weiteres vor Jedermann sein Herz ausleeren. Was bedeuten die Worte: „Sie sollen sich darum kümmern, guten Werken vorzustehen“. Sie sollen nicht warten, bis die Armen zu ihnen kommen, sondern selber sich umsehen nach Solchen, die ihrer Hilfe bedürfen. Auf solche Weise kümmert man sich. So wird er die Sache mit dem richtigen Eifer betreiben. „Und er bleibt nicht unfruchtbar.“ Denn bei den Akten der Wohltätigkeit haben nicht so fast die Empfänger als die Geber den Gewinn und Profit; Das leistet ihnen bei Gott großen Vorschub. Bei jenen Maulhelden aber ist des Streites kein Ende. Den unverbesserlichen Menschen also nennt der Apostel einen Häretiker. Gleichwie es eine Nachlässigkeit wäre, mit einem Menschen, der Hoffnung auf eine Sinnesänderung gibt, sich nicht zu befassen, so wäre es ein Unsinn und die größte Torheit, bei unheilbaren Kranken Heilversuche zu machen. Wir machen sie dadurch nur noch dreister. Es sollen auch die Unsrigen lernen, guten Werken vorzustehen für die notwendigen Bedürfnisse, damit sie nicht unfruchtbar seien. Siehst du, wie der Apostel sich mehr um die Geber als um die Empfänger kümmert? Er hätte vielleicht auf vielerlei Weise für die Reisebedürfnisse jener beiden Männer sorgen können, aber, sagt er, ich denke an die Unsrigen. Was hätte es denn Diesen genützt, wenn Andere ihren Geldschrank ausgeleert und den Lehrern den Unterhalt verschafft hätten? Ganz und gar nichts; sie wären „unfruchtbar“ geblieben. Wie? Hätte denn nicht Christus, welcher mit fünf Broden fünftaufend und mit sieben Broden viertausend Menschen speiste, sich und seinen Jüngern auch Nahrung verschaffen können? Warum ließ er dann von Frauen sich dieselbe reichen? „Es folgten ihm Frauen,“ heißt es, „die ihn bedienten.“(Mark. 15, 41) Er will uns damit gleich von vornherein zeigen, dass es ihm um die zu tun ist, welche Wohltaten spenden. Konnte nicht Paulus, der auch Andere durch seiner Hände Arbeit unterstützte, ohne jegliche fremde Unterstützung leben? Aber du siehst, dass er Almosen empfängt und verlangt. Höre, warum! „Es ist mir,“ sagt er, „nicht um die Gabe, sondern um den reichlichen Lohn für euch selbst zu tun.“(Phil. 4, 17) Und in den ersten Zeiten des Christentumes, als die Gläubigen all ihre Habe verkauften und den Erlös zu den Füßen der Apostel legten, bemerkst du da, wie die Apostel mehr für diese als für die Empfänger besorgt waren? Denn hätten sie bloß an die Armen gedacht, dann hätten sie mit Ananias und Sapphira nicht viel Aufhebens gemacht, als sie das Geld hinterzogen. Und Paulus hätte nicht verordnet, man solle nicht „aus Unwillen und Zwang“ ( II. Kor. 9, 7) Almosen spenden." [28]10. Die, die aus der Lüge die Wahrheit beweisenAuf den Ort nun, an dem ein jeder schrieb, brauchen wir kein besonderes Gewicht zu legen; dass dagegen keiner von ihnen im Widerspruch gegen die anderen schrieb, das werden wir im ganzen weiteren Verlauf zu zeigen versuchen. "Wenn du sie aber des Widerspruchs anklagst, so verlangst du damit nicht mehr und nicht weniger, als dass jeder nicht nur sachlich, sondern sogar bis auf die Redewendungen mit den anderen übereinstimme. Da will ich nun nicht darauf hinweisen, dass auch von denen, die sich so viel auf ihre Rhetorik und Philosophie einbilden, manche ganze Bände über denselben Gegenstand geschrieben haben, und dabei nicht nur bloß verschiedene Ansichten vertraten, sondern sich auch geradezu widersprachen. Etwas anderes ist es nämlich, Unterschiede in der Darstellung aufweisen, etwas anderes, sich direkt widersprechen. Ich will mich aber nicht weiter darüber verbreiten; denn ferne sei es von mir, mit der Torheit jener das Evangelium decken zu wollen; ich will nicht aus der Lüge die Wahrheit beweisen. Aber diese Frage möchte ich doch gerne stellen: Wie hätte das Evangelium Glauben finden können, wenn es Widersprüche enthielte? Wie hätte es zum Siege gelangen können? Wie hätten Leute, die sich selbst widersprachen, in der ganzen Welt Bewunderung, Glaube und Lob finden können? Waren ja doch viele Zeugen dessen vorhanden, was sie sagten, viele auch, die ihre Gegner und Feinde waren. Denn sie schrieben ihr Evangelium nicht in irgendeinem unbekannten Erdenwinkel, um es dann zu verbergen; im Gegenteil, sie verkündeten es überall, zu Wasser und zu Land, so dass alle es hören konnten. Sogar im Beisein ihrer Feinde wurde es gelesen, wie es auch heutzutage noch geschieht, und niemand hat noch an irgend etwas darin Anstoß genommen. Und das ist leicht zu begreifen. Es war eben die Kraft Gottes, die überall Eingang fand und in allen wirkte. Oder wie hätten sonst ein Zöllner, ein Fischer und ungebildete Leute solche Weisheit an den Tag legen können? Denn was die Heiden sich nicht einmal hatten träumen lassen, das haben diese mit großer Überzeugungskraft verkündet und fanden Glauben, und dies nicht bloß im Leben, sondern selbst nach dem Tode. Auch bekehrten sie nicht bloß zwei Menschen oder zwanzig, nicht etwa nur hundert oder tausend oder zehntausend, nein, sie bekehrten ganze Städte, Völker und Nationen, die Erde und das Meer, Griechenland und die Barbarenreiche, die bewohnte und unbewohnte Welt. Dazu haben sie Dinge verkündet, die weit über unsere Natur hinausgehen. Denn sie haben nicht von irdischen, sondern nur von himmlischen Dingen geredet, haben uns eine andere ganz neue Lebensweise gelehrt, haben Reichtum und Armut, Freiheit und Sklaverei, Leben und Tod, Welt und Gesittung, kurz, alles in neuem Licht erscheinen lassen. Das war nicht wie bei Plato, der jenen lächerlichen Idealstaat (Plato, Peri politeias) erfunden, nicht wie bei Zeno oder wer sonst noch über die Pflichten des Lebens schrieb oder solche Gesetze aufstellte." Zeno war griechischer Philosoph aus Cypern, Begründer der sog. stoischen Schule, schrieb um 380 v.Chr. ein Werk peri politeias. Plato in seinem Idealstaat vertrat ebenfalls Ideen, wie sie von Chrysostomus hier geschildert werden. [29]Christen z.B. in
der heutigen Türkei bekehrten damals "nicht bloß zwei Menschen
oder zwanzig, nicht etwa nur hundert oder tausend oder zehntausend, nein,
sie bekehrten ganze Städte, Völker und Nationen, die Erde und
das Meer, Griechenland und die Barbarenreiche, die bewohnte und unbewohnte
Welt." Es war die Kraft christlichen Gottes, die überall Eingang fand,
und nicht die irgendeines Götzen wie Allah. Auch heute gibt es Philosophen
und Anhänger Mohammeds, "die alles umkehren und verwirren, und die
der Natur gezogenen Schranken umstürzen." Chrysostomus spricht
von "Erfindungen des Teufels" und davon dass es etwas Unnatürliches
ist, "das kann uns wohl die Natur selbst bezeugen, die sich gegen solche
Verirrungen sträubt. Und all das haben diese Philosophen nicht etwa
unter Verfolgungen, Gefahren und Kämpfen geschrieben, sondern ganz
unbehindert und in aller Freiheit, und haben es auch noch auf alle Weise
recht verlockend dargestellt. Die Fischer dagegen hatten Mißhandlungen,
Geißelungen und Gefahren zu ertragen, und doch ward ihre Botschaft
von Ungebildeten und Gelehrten, Sklaven und Freien, Königen und Soldaten,
Barbaren und Griechen mit größter Bereitwilligkeit aufgenommen."
[30]
11. Nur auf eines wird gesehen, auf die Gesinnung des Herzens und die Verfassung der Seele; "Sarazenen, die Ismaeliten und Araber"Hier wirft eben gerade die Gegenüberstellung ein besonders glänzendes Licht auf den Herrn; und zwar nicht der Umstand, dass er große Vorfahren hatte, sondern dass er deren unbedeutende und verkommene hatte. "Für den Hochstehenden ist es gar ehrenvoll, große Verdemütigungen ertragen zu können. Weshalb hat er also diese Personen nicht genannt? Weil die Sarazenen, die Ismaeliten und Araber, und wer sonst noch von jenen Vorfahren abstammte, nie mit dem Volke Israel in Berührung kamen. Deshalb hat er jene mit Stillschweigen übergangen, um alsbald auf seine und des jüdischen Volkes Vorfahren zu sprechen zu kommen. Deshalb heißt es: "Jakob zeugte den Judas und dessen Brüder." Hier wird nämlich das ganze Volk der Juden mit inbegriffen. "Judas aber gebar den Phares und den Zara aus der Thamar." Wie! Der Evangelist erwähnt sogar die Geschichte eines Ehebruches? Und was verschlägt dies? Hätten wir die Familiengeschichte eines gewöhnlichen Menschen zu erzählen, so möchte man derlei wohl mit Recht übergehen. Wenn es sich aber um den menschgewordenen Gott handelt, so darf man nicht nur nicht davon schweigen, sondern muss es noch ganz besonders hervorheben, damit so Gottes Vorsehung und Allmacht deutlich hervortreten. Denn darum ist er ja gekommen, nicht um unserer Schmach zu entrinnen, sondern um uns von ihr zu befreien. Wir bewundern ja nicht so sehr, dass er starb, als vielmehr, dass er am Kreuze starb; denn das war zwar eine Schande, aber je größer die Schmach, um so herrlicher zeigt sich darin seine Liebe. Das gleiche kann man auch von der Menschwerdung sagen. Nicht bloß, dass er Fleisch angenommen und Mensch geworden, verdient unsere Bewunderung, sondern vor allem, dass er auch solche Verwandte haben wollte und in nichts sich unserer Armseligkeiten schämte. Denn das hat er uns schon vom ersten Anfang seiner Menschwerdung an gezeigt, dass er uns nirgends verleugnete, und hat uns eben dadurch auch gelehrt, ob der Schlechtigkeit unserer Vorfahren uns nicht scheu zu verbergen, sondern nur eines zu suchen, die Tugend. Denn hätte ein solcher auch eine Barbarin, oder eine Ehebrecherin, oder was immer für eine andere unter seinen Vorfahren, so könnte ihm das gar nichts schaden. Denn wenn sogar dem Unzüchtigen selber nach seiner Bekehrung das frühere Leben nicht mehr zur Schande gereicht, so kann das schlechte Leben der Voreltern noch viel weniger über denjenigen Schande bringen, der selbst tugendhaft ist, aber von einer Buhlerin oder Ehebrecherin abstammt. Damit wollte er aber nicht bloß uns belehren, sondern auch den Hochmut der Juden demütigen. Jene missachteten die Tugend der Seele, führten bei jeder Gelegenheit den Abraham im Munde und glaubten, sie hätten in der Tugend ihrer Vorfahren eine genügende Rechtfertigung. Darum zeigt der Evangelist gleich am Anfang an, dass man nicht mit fremden Verdiensten prahlen dürfe, sondern auf die eigenen hoffen müsse. Damit verfolgt er auch noch den anderen Zweck, zu zeigen, dass alle, auch ihre eigenen Vorväter, mit Sünden beladen seien. Deshalb zeigt er ihnen auch ihren namensverwandten Stammvater als einen nicht geringen Sünder; denn da steht Thamar daneben und klagt ihn seiner Unzucht an. Und auch Davids Sohn, Salomon, war die Frucht gewaltsamer Unzucht. Wenn aber von den Großen das Gesetz nicht erfüllt wurde, um wieviel weniger von den Kleinen? Wurde es aber nicht erfüllt, so haben alle gesündigt, und damit wurde das Erscheinen Christi zur Notwendigkeit. Deshalb erwähnt er auch die zwölf Patriarchen, weil er auch da wieder den Stolz wegen vornehmer Ahnen dämpfen wollte. Denn viele von diesen waren Kinder von Mägden, und doch ward der Rangunterschied der Eltern nicht auf die Kinder übertragen; vielmehr waren alle in gleicher Weise Patriarchen und Stammeshäupter. Denselben Vorzug hat auch die Kirche. Sie ist die eigentliche Urheberin all unseres Adels, da sie das Urbild allen Adels von oben empfängt. Ob du daher ein Sklave bist oder ein Freier, du bist deswegen nicht mehr und nicht weniger, sondern nur auf eines wird gesehen, auf die Gesinnung des Herzens und die Verfassung der Seele." [31]"Da also Joseph gerecht war", das heißt: recht und tugendhaft,"wollte er sie heimlich entlassen". Deshalb erzählt der Evangelist, was geschehen sei, bevor Joseph darum wusste, "damit du um so eher glaubest, was nachher geschah. Gewiss, wäre sie schuldig gewesen, sie hätte es nicht bloß verdient, öffentlich der Schande preisgegeben zu werden, sondern hätte auch der gesetzlichen Strafe unterliegen müssen. Joseph aber ersparte ihr nicht nur diese schwerere, sondern auch die geringere Strafe, die Schande. Er wollte sie nicht nur nicht strafen, sondern sie nicht einmal bloßstellen. Siehst du, wie edel er ist und wie frei von der tyrannischsten aller Leidenschaften? Ihr wisst ja doch, was Eifersucht vermag. Deshalb sagte auch einer, der es wohl wusste: "Voll von Eifersucht ist der Zorn des Mannes, keine Schonung kennt er am Tag der Rache" (Prov. 6,34)" [32] Wie nämlich die Sonne, auch wenn wir ihre Strahlen noch nicht sehen, doch schon von ferne durch ihr Licht den größten Teil der Welt erleuchtet, so hat auch Christus, als er bald aus dem Mutterschoß hervorgehen sollte, den ganzen Erdkreis erleuchtet, noch bevor er selbst sichtbar wurde. "Deshalb haben schon vor seiner Geburt die Propheten vor Freude gejubelt, haben Frauen geweissagt, ist Johannes schon im Mutterschoße gehüpft, ehe er noch zur Welt gekommen war. Darum gibt uns auch Joseph ein so erhabenes Beispiel edler Gesinnung: er hat Maria nicht verklagt, hat sie nicht geschmäht, sondern gedachte nur, sie zu entlassen. In diesem Augenblick, als die Sache schon so stand und nirgends Rat war, da erschien der Engel und machte allen Zweifeln ein Ende. Es ist aber der Mühe wert zu untersuchen, weshalb der Engel nicht früher erschien, bevor dem Mann solche Gedanken gekommen waren, sondern erst dann, als er bereits solche Erwägungen anstellte? Es heißt nämlich: V.20: "Während er solches bei sich erwog, kam der Engel". Der Jungfrau hatte er ja auch vor ihrer Empfängnis die Botschaft gebracht, und das gibt uns daher ein neues Rätsel auf. Wenn nämlich der Engel vorher auch nichts offenbarte, warum hat aber die Jungfrau geschwiegen, nachdem sie die Botschaft des Engels empfangen hatte. warum hat sie die Zweifel nicht gelöst, als sie ihren Bräutigam in Sorgen sah? Warum also hat der Engel nicht eher gesprochen, bis Joseph unruhig geworden war? Wir müssen nämlich diese erste Frage zuerst lösen. Warum also hat er nicht gesprochen? Damit Joseph ihm nicht etwa den Glauben verweigerte, und es ihm nicht ebenso erginge, wie dem Zacharias. Denn nachdem er einmal das Geschehene selber gesehen, war es leicht, zu glauben. Vorher aber war es nicht ebenso leicht. Deshalb schwieg der Engel im Anfang, und auch die Jungfrau sagte aus dem gleichen Grunde nichts." [33] Wer sich nicht selbst
mit der Hl. Schrift und den alten Kirchenlehrern und Philosophen beschäftigen
kann, vielleicht weil die heutigen Bischöfe das Christentum nicht
mehr richtig verstehen und es genügend vom Götzendient wie dem
Islam abgrenzen, der hält sich an Chrysostomos: "Vielfach höre
ich Leute sagen: So lange wir in der Kirche sind und die Predigt hören,
sind wir zerknirscht; kaum sind wir aber draußen, so werden wir schon
wieder anders und lassen das Feuer der Begeisterung erlöschen. Was
sollen wir also dagegen tun? Geben wir acht auf die Ursache dieser Erscheinung.
Woher kommt es denn, dass wir so leicht veränderlich sind? Das kommt
davon, dass wir nicht so leben, wie es sich gehört, und dass wir mit
schlechten Menschen umgehen. Wenn wir aus dem Gottedienst kommen, sollten
wir uns eben nicht alsbald wieder in den Strudel weltlicher Geschäfte
stürzen, sondern, wenn wir nach Hause kommen, sogleich die Hl. Schrift
zur Hand nehmen, Frau und Kinder zusammenrufen, und mit ihnen das, was
in der Predigt gesagt wurde, wiederholen, und dann erst den zeitlichen
Geschäften nachgehen. Wenn du schon nicht gerne aus dem Bade unmittelbar
in dein Geschäft gingest, um dir nicht deine Erholung durch geschäftliche
Dinge zu verderben, so solltest du das um so weniger tun unmittelbar nach
dem Gottesdienst. In der Tat tun wir aber gerade das Gegenteil, und damit
verderben wir alles. Denn noch ehe der Nutzen, den wir aus der Predigt
geschöpft, Wurzel gefasst hat, reißt und trägt schon der
gewaltige Andrang der Dinge, die von außen her auf uns einstürmen,
alles mit ich fort. Damit du also dem entgehst, so halte bei deiner Rückkehr
aus der Kirche nichts für notwendiger als die Wiederholung der Predigt.
Denn es wäre ja doch äußerst unverständig, fünf
oder sechs Tage den weltlichen Geschäften zu widmen. den geistlichen
aber nicht einmal einen, ja kaum einen kleinen Teil eines Tages zu gönnen.
Seht ihr nicht, wie es unsere Kinder machen? Die denken den ganzen Tag
an die Aufgaben, die sie zu lernen haben. Machen auch wir es so. Sonst
haben wir nach unserem Weggange aus der Kirche keinen größeren
Gewinn, als wenn wir den ganzen Tag Wasser in ein durchlöchertes Faß
schöpften, da wir ja für die Bewahrung des Wortes Gottes nicht
einmal soviel Eifer entwickeln als für die Bewahrung von Gold und
Silber. Ja, das Gold, und ist es auch wenig, das legt jeder in einen Beutel
und versiegelt ihn; wir aber haben Lehren empfangen, die weit mehr wert
sind als Gold und kostbare Edelsteine; wir haben die Schätze des Hl.
Geistes erhalten, und die legen wir nicht in die Schatzkammer unserer Seele,
sondern lassen sie sorglos verloren gehen, wie es der Zufall will! Wer
wird da noch länger mit uns Mitleid haben, wenn wir so uns selber
schaden, und uns in solche Armut stürzen? Damit also das nicht geschehe,
machen wir es uns selbst zum unabänderlichen Gesetz, mit unserer Frau
und unseren Kindern einen Tag in der Woche, und zwar einen ganzen dem Anhören
der Predigt und deren Wiederholung zu widmen. Auf diese Weise werden wir
auch viel mehr Verständnis für die jeweilige Fortsetzung haben;
es wird unsere Mühe geringer und unser Gewinn größer sein,
wenn wir das Frühere noch im Gedächtnis haben, während wir
bereits das Folgende hören." [34]
12. Der "Stern" von Bethlehem"Nachdem Jesus geboren ward zu Bethlehem in Judäa in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Magier aus dem Morgenland nach Jerusalem und sagten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen, und sind gekommen, ihn anzubeten." Zu diesen Fersen aus dem Math.-Evangelium stellt Chrysostomos einige Fragen, also wer diese Magier sind, woher sie kommen, wie und von wem sie dazu veranlasst wurden, und was für ein Stern sie hergeführt? "Wenn es euch aber gefällt, wollen wir zuerst lieber hören, was die Gegner der Wahrheit vorzubringen haben. Denn sie hat der Teufel so sehr in seinem Banne, dass er sie auch hier wieder veranlasste, gegen die Wahrheit ins Feld zu ziehen, Was sagen sie also? Siehe, so lautet ihr Einwand, auch bei der Geburt Christi ist ein Stern erschienen; das ist also ein Beweis, dass es mit der Astrologie (Sterndeuterei) seine gute Bewandtnis hat. Warum hat also dann Christus die Astrologie verboten, wenn er doch nach deren Gesetz geboren wurde; warum hat er den Glauben an das Fatum verworfen, die bösen Geister zum Schweigen gebracht, den Irrtum verscheucht und alle derartigen Zauberkünste vernichtet? Und was ist es denn, das die Magier aus den Sternen selbst gelesen? Dass Christus der König der Juden sei? Aber er war ja nicht der König eines irdischen Reiches wie er selbst auch dem Pilatus geantwortet hat: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt" (Joh 18,36) . Auch hat er sich gar nicht als König gezeigt. Keine Speerträger, keine Schildknappen, keine Pferde, keine Gespanne von Mauleseln, nichts dergleichen hatte er um sich. Dafür war sein Leben unansehnlich und arm, und nur 12 Männer aus dem gewöhnlichen Volk bildeten seine Begleitung. Wenn sie aber auch gewusst hatten, dass er ein König ist, weshalb kommen sie überhaupt? Denn die Aufgabe der Sternkunde besteht ja, wie man sagt, nicht darin, aus den Sternen zu sehen, dass jemand geboren ward, sondern aus der Stunde der Geburt die Zukunft vorherzusagen. Die Magier aber waren weder zugegen, solange die Mutter in Schwangerschaft war, noch kannten sie die Zeit der Geburt, und ebensowenig diente ihnen diese als Anhaltspunkt, aus der Bewegung der Sterne die Zukunft vorherzusagen. Im Gegenteil, sie hatten den Stern lange vorher in ihrem Lande erscheinen sehen, und kamen erst dann, das Kind zu sehen; ein Umstand, der sicher noch viel schwieriger zu erklären sein dürfte als das Frühere. Denn was in aller Welt konnte sie dazu veranlassen, was konnten sie Gutes davon erwarten, einem König zu huldigen, der so weit entfernt war? Wenn es wenigstens ihr eigener, zukünftiger König gewesen wäre; aber selbst dann hätte ihr Verhalten kaum einen Sinn gehabt. Wenn in ihrem eigenen Königshause ein Kind geboren worden und sein königlicher Vater anwesend gewesen wäre, dann könnte wohl einer vernünftigerweise sagen, sie hätten den Vater ehren wollen, indem sie dem neugeborenen Kinde ihre Huldigung darbrachten, und hätten die Absicht gehabt, sich dadurch das besondere Wohlwollen des Königs zu sichern. In diesem Falle aber konnten sie unmöglich erwarten, das neugeborene Kind könne jemals ihr König werden, sondern höchstens der eines ganz fremden Volkes, das weit entfernt von ihrem eigenen Lande wohnte. Ja sie mussten sehen, dass es noch nicht einmal zum Manne herangewachsen war. Weshalb unternehmen sie also da eine so weite Reise, bringen Geschenke dar, und setzen sich bei all dem noch Gefahren aus? Als nämlich Herodes von ihnen hörte, erschrak er und auch das ganze Volk geriet bei dieser Nachricht in Aufregung. Nun, das haben sie eben nicht vorausgesehen, meinst du. Aber das wäre ja eine Torheit! Denn wenn sie auch noch so einfältig gewesen wären,. soviel mussten sie doch wissen, dass sie eine Stadt betraten, die bereits einen König hatte. Wenn sie also unter solchen Umständen mit einer solchen Botschaft kamen, und verlauten ließen, es sei noch ein anderer König da als der, der dort regierte, mussten sie da nicht tausendfache Todesgefahr wider sich heraufbeschwören? Und wie kamen sie vollends dazu, vor einem Kind ihr Knie zu beugen, das noch in Windeln lag? Wäre es wenigstens ein Mann gewesen, so könnte man sagen, sie hätten sich deshalb in offene Gefahr gestürzt, weil sie Hilfe von ihm erwarteten. Doch auch das wäre äußerst töricht gewesen, dass ein Perser, ein Barbar, einer der mit dem jüdischen Volke gar nichts zu tun hatte, sein Haus verlassen, seiner Heimat, seinen Verwandten und Bekannten entsagen und sich unter die Herrschaft eines fremden Königs stellen sollte." [35]Und weiter führt er aus: "Wenn aber schon das unbegreiflich gewesen wäre, so wäre das Folgende noch viel törichter. Und was wäre das? Dass sie nach einer so langen Reise alsbald wieder fortgingen, kaum, dass sie das Kind angebetet und alle Welt in Schrecken versetzt hatten. Und welche königlichen Abzeichen hatten sie denn wahrgenommen? Eine armselige Hütte, eine Krippe, ein Kind in Windeln eingewickelt, und eine arme Mutter. Wem haben sie aber da ihre Geschenke gebracht und weshalb? War es vielleicht Gesetz und Brauch, alle Königskinder, die irgendwo auf die Welt kamen, so zu ehren? Oder hatten sie nichts anderes zu tun, als fortwährend in der Welt herumzureisen, um denjenigen, und wären sie auch niedrig und arm, ihre Huldigung darzubringen, von denen sie wussten, sie würden einmal Könige werden, und dies selbst dann, wenn dieselben noch in niedrigen, armseligen Verhältnissen lebten, und noch nicht einmal den Königsthron wirklich bestiegen hatten? Das wird doch wohl niemand behaupten wollen. Warum aber kamen sie zur Huldigung? Wenn aus irdischen Motiven, was konnten sie da wohl von dem Kinde und seiner armen Mutter erhoffen? Wenn aber der Zukunft wegen, woher konnten sie wissen, dass das Kind, das bei ihrer Huldigung in Windeln lag, sich des Geschehenen später noch erinnern werde? Und hätten sie auch erwartet, die Mutter werde es daran erinnern, sie hätten auch so nicht Lob, sondern Strafe verdient, weil sie dasselbe in offenbare Gefahr gebracht haben. Von diesem Augenblick an hat ja Herodes in seiner Bestürzung alles versucht und alle Hebel in Bewegung gesetzt, um seiner habhaft zu werden. Wer eben einen Menschen, der von Jugend auf arm und einfach lebte, überall als zukünftigen König ausposaunt, der liefert ihn damit nur dem Tode aus, und verursacht ihm tausenderlei Gefahren. Siehst du also, wie viele Unmöglichkeiten sich ergeben, wenn wir diese Sache nur nach menschlichen Gesichtspunkten und nach gewöhnlicher Art beurteilen? Aber nicht bloß das, sondern noch viel mehr könnte man darüber sagen, was uns noch weit größere Rätsel aufgäbe. Damit wir euch aber nicht durch Häufung von Schwierigkeiten verwirrt machen, so wollen wir jetzt an die Lösung der aufgeworfenen Fragen gehen, und dabei gleich mit dem Sterne den Anfang machen. Denn wenn wir einmal wissen, was das für ein Stern war, woher er kam, ob er nur ein gewöhnlicher Stern war, oder verschieden von den andern, ob es ein wirklicher oder nur ein scheinbarer Stern war, dann werden wir auch alles andere leicht verstehen. Wer soll uns also das beantworten? Die Hl. Schrift selber. Dass nämlich dies kein gewöhnlicher Stern war, ja, wie mir scheint, überhaupt kein Stern, sondern eine unsichtbare Macht, die diese Gestalt angenommen hatte, das scheint mir zu allernächst aus dem Wege hervorzugehen, den er genommen hatte. Es gibt nämlich keinen einzigen Stern, der in dieser Richtung wandelte. Die Sonne, der Mond, und alle anderen Gestirne wandeln, wie der Augenschein lehrt, von Osten nach Westen; der aber kam von Norden nach Süden; denn das ist die Richtung von Persien nach Palästina. Zweitens kann man dies auch aus der Zeit seines Erscheinens schließen. Denn nicht bei Nacht leuchtete er, sondern am hellen Tage, während die Sonne schien. Das geht über die Kraft eines Sternes, ja selbst über die des Mondes; denn obgleich dieser weit heller scheint als alle Sterne, so verschwindet er doch und wird unsichtbar, sobald der erste Sonnenstrahl erscheint. Dieser Stern jedoch hat durch die Macht seines eigenen Glanzes selbst die Strahlen der Sonne übertroffen, hat heller geschienen als sie, und trotz solcher Lichtfülle noch mächtiger geleuchtet. Drittens kann man dies daran erkennen, dass er zuerst erscheint und dann wieder verschwindet. Auf dem Wege bis Palästina hat er den Magiern geleuchtet und sie geführt, nachdem sie aber in die Nähe von Jerusalem gekommen waren, verbarg er sich. Als sie dann aber den Herodes über den Zweck ihrer Reise unterrichtet und von ihm fortgegangen waren, da erschien der Stern von neuem. So bewegen sich aber Sterne nicht; das kann nur eine mit großer Einsicht begabte Kraft. Der Stern hatte ja nicht einmal seine eigene Wegrichtung, sondern jedesmal, wenn die Magier sich in Marsch setzen mussten, bewegte auch er sich vorwärts; wenn sie aber stille standen, stand auch wer still und richtete sich ganz nach dem, wie sie es brauchten; gerade so wie die Wolkensäule, die dem jüdischen Heere zeigte, wann es rasten und wann es aufbrechen sollte. Viertens kann man dies deutlich erkennen an der Art und Weise, wie der Stern sich zeigte. Er blieb nicht in der Höhe und zeigte von da aus den Ort, sonst hätten ihn ja die Magier auch gar nicht erkennen können; nein, er kam zu diesem Zweck herab in die Tiefe. Ihr wisst ja, dass ein Stern einen Ort nicht anzeigen kann, der so klein ist, dass gerade noch eine Hütte auf ihm Platz hat, oder vielmehr, dass er eben noch den Leib eines kleinen Kindes aufnehmen kann. Da er so unermeßlich hoch oben ist, ist er nicht geeignet, einen so eng begrenzten Ort zu bezeichnen und für die kenntlich zu machen, die ihn suchten. Das kann man ja auch beim Monde beobachten; obwohl er alle Sterne an Größe überragt, scheint er doch allen Bewohnern der Welt nahe zu sein, obwohl sie über einen so großen Teil der Erdoberfläche zerstreut leben. Wie hätte also unser Stern den schmalen Raum andeuten können, den die Krippe und die Hütte einnahmen, wenn er nicht von der Höhe herabgekommen und über dem Haupte des Kindes stehen geblieben wäre? Das wollte denn auch der Evangelist andeuten, da er sagte: (math. 2,.9): "Siehe, der Stern ging ihnen voran, bis er an dem Ort stille stand, an dem das Kind sich befand." Siehst du, mit wie vielen Gründen man beweisen kann, dass dies kein gewöhnlicher Stern war, und dass er sich nicht den Gesetzen der sichtbaren Schöpfung unterworfen zeigte?" [36] Weshalb erschien denn der Stern? Er erschien auch um den Juden, Heiden und Persern, den heutigen Moslems, (Türken, Iraner, etc.) den Weg zu weisen, die heute gezwungen weden den Irrglauben des Islams anzunehmen, also "zur Rettung der Verirrten." Da nämlich der, der da kommen sollte, den Alten Bund auflösen wollte, und die ganze Welt einlud, ihm zu huldigen, und auch überall zu Wasser und zu Land angebetet werden sollte, so öffnete er von Anfang an auch den Heiden das Tor, weil er durch die Fremden die eigenen Stammesgenossen belehren wollte. Denn obwohl sie durch die Propheten fortwährend seine Ankunft hatten verkünden hören, gaben sie doch nicht recht darauf acht. Darum berief er Barbaren aus fernem Lande, damit sie den König suchten, der unter ihnen weilte, und aus persischem Munde mussten sie zuerst vernehmen, was sie von den Propheten nicht hatten lernen wollen. Dies geschah deshalb, damit sie einen möglichst starken Ansporn zum Gehorsam hätten, falls sie zur Einsicht kommen wollten, aber auch jeder Entschuldigung bar wären, wenn sie verstockt blieben. Oder was konnten sie dennoch als Entschuldigung vorbringen, nachdem sie trotz so vieler Propheten doch nicht an Christus glaubten und nun sehen müssen, wie die Magier auf die Erscheinung eines einzigen Sternes hin sich zu ihm bekennen und den Erschienenen anbeten? Wie er es also mit den Niniviten machte, zu denen er den Jonas sandte, und wie er mit der Samariterin und der Chananäerin tat, so machte er es auch jetzt mit den Magiern. Denn deshalb hat er gesagt: "Die Einwohner von Ninive werden aufstehen zum Gericht, und die Königin des Ostens wird sich erheben und dieses Geschlecht verdammen" (Mt 12,41 f.) . Denn jene haben auf geringe Zeichen hin geglaubt, diese nicht einmal auf große. Warum aber führte der Herr die Magier durch eine solche Erscheinung? Aber was hätte er anders tun sollen? Propheten zu ihnen schicken? Die Magier hätten den Propheten schwerlich geglaubt. Durch eine Stimme von oben zu ihnen reden? Sie hätten nicht darauf geachtet. Ihnen einen Engel senden? Auch auf einen solchen hätten sie schwerlich gehört. Darum hat Gott von all dem abgesehen, hat dafür ihrer Verfassung vollkommen Rechnung getragen und sie durch Dinge gerufen, an die sie gewöhnt waren. Darum zeigte er ihnen einen großen, von den andern verschiedenen Stern, der ihnen durch seine Größe wie durch die Schönheit seines Anblicks und die Richtung seines Laufes auffallen musste. So hat es auch der hl. Paulus gemacht. Er hat mit den Griechen von ihrem Altar geredet und ihre Poeten als Zeugen angeführt: mit den Juden verhandelte er über die Beschneidung, und beginnt seinen Unterricht für die, die unter dem Gesetze lebten, mit den Opfern. Da nämlich jeder das liebt, womit er seit langem vertraut ist, so schlagen auch Gott sowie die Menschen, die er zur Rettung der Welt gesandt hat, diesen Weg ein. Glaube also nicht, es sei Gottes unwürdig gewesen, die Magier durch einen Stern zu rufen. Sonst verurteilst du damit auch den ganzen Alten Bund, die Opfer, die Reinigungen, die Neumondfeste, die Bundeslade, ja selbst den Tempel. Denn das alles hat in ihrer heidnischen Anhänglichkeit an das Sinnenfällige seinen Grund und Ursprung gehabt. Gleichwohl hat es Gott zur Rettung der Verirrten geduldet, dass er durch solche Dinge verehrt werde, durch die die Heiden die Dämonen verehrten; dabei hat er nur ein wenig daran geändert, um die Juden durch eine leichte Abkehr von ihren Gewohnheiten zu der höheren Weisheit zu führen. So hat er es denn auch bei den Magiern gemacht, die er aus Entgegenkommen durch einen Stern rief, um sie dann für Höheres empfänglich zu machen. Nachdem also Gott sie geführt und geleitet und bis zur Krippe gebracht hat, verkehrt er nicht länger durch einen Stern mit ihnen, sondern durch einen Engel; und hebt sie so langsam auf eine höhere Stufe empor." Heute werden Moslems durch ihre obersten Götzendiener gezwungen, den Dämon Allah zu verehren, obwohl es längst an der Zeit wäre, die Länder des gesamten ehemaligen byzantinischen Reiches zu rechristianisieren und die Kathedralen wieder zu restaurieren. Irregeleitete europäische Politiker bestärken sogar die Moslems darin, in der EU Moscheen zu bauen und christliche Kirchen und Kathedralen auf Zypern (z.B. die Kathedrale von Famagusta, die seit 400 Jahren eine Moschee ist) und im ehemaligen byzantinischen Reich verfallen zu lassen. Die Kathrale St. Nikolaus von Famagusta, jetzt Lala-Mustafa-Moschee, ist ein schöner gotischer Bau. "Bei der Umwandlung zur Moschee entfernten die Moslems alle Ornamente und Gegenstände, die menschliche Figuren darstellten. Fresken wurden übertüncht, Glasfenster zerschlagen." Famagusta soll über 300 Kirchen gehabt haben, die von Moslems zerstört oder wie Peter und Paul von den Osmanen zum muslimischen Götzentempel, bzw. Moschee umgebaut wurden; die Marienkirche "war ursprünglich die Kapelle eines spurlos verschwundenen armenischen Klosters." [37] Indes müssen wir wieder zum Anfang unserer Lesung zurückkehren. Wie lautete er doch? "Als aber Jesus geboren ward zu Bethlehem in Judäa, in den Tagen des Königs Herodes, siehe da kamen Magier aus dem Morgenlande nach Jerusalem." Die Magier folgten dem Sterne, der sie führte; die Juden dagegen glaubten nicht einmal der Stimme der Propheten. Weshalb gibt uns der Evangelist aber auch die Zeit an und den Ort? "In Bethlehem", sagt er, und "in den Tagen des Königs Herodes"; und weshalb fügt er auch noch dessen königliche Würde bei? "Seine Würde deshalb, weil es auch einen anderen Herodes gab, der den Johannes hatte töten lassen; Jener war aber Tetrarch, dieser König. Den Ort und die Zeit fügt er aber bei, um uns an alte Prophetien zu erinnern. Die eine davon stammt von Michäas, der da sagt: "Und du Bethlehem im Lande Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Juda's" (Mich 5,2) . Die andere Prophetie erging durch den Patriarchen Jakob, der uns ganz genau die Zeit angibt und das große Wunderzeichen beschriebt, das sein Erscheinen begleitet. Er sagt: "Nicht wird die Herrschaft von Juda weichen, noch ein Führer fehlen aus seinem Stamme, bis derjenige kommt, der da auserwählt ist: und auf ihn harren die Völker" (Gen 49,10) . Es lohnt sich aber auch, zu untersuchen, woher die Magier zu so hoher Einsicht kamen, und wer sie darauf hingewiesen hat? Mir scheint nämlich, der Stern allein habe nicht alles getan, sondern es habe auch Gott selbst in ihren Seelen gewirkt, so wie er es bei Kyrus gemacht hat, den er dazu bewog, die Juden aus der Gefangenschaft zu entlassen. Das hat er aber nicht so getan, dass er dadurch dessen Freiheit beeinträchtigte; denn, auch als er den Paulus durch eine Stimme von oben rief, hat sich in gleicher Weise die Wirkung seiner Gnade wie dessen Gehorsam betätigt. Aber warum, fragst du, hat er dies nicht allen Magiern geoffenbart? Weil auch nicht alle bereit waren zu glauben, sondern diese waren bereitwilliger als alle anderen. Es sind ja auch Millionen Menschen zugrunde gegangen, und zu den Niniviten allein ward der Prophet gesandt: zwei Räuber hingen am Kreuze, der eine nur ward gerettet. Bewundere also die Tugend dieser Magier, und zwar nicht sowohl, dass sie kamen, als vielmehr, dass sie dabei so furchtlos und unbefangen waren. Um nämlich nicht den Schein aufkommen zu lassen, als seien sie nur Betrüger, so erklären sie offen, wer sie geführt hat, wie weit sie herkommen, und geben ein Beweis ihrer Unerschrockenheit, indem sie sagen: "Wir sind gekommen, ihn anzubeten", und dabei fürchten sie weder den Zorn des Volkes, noch die Tyrannei des Königs. Deshalb glaube ich, dass sie auch zu Hause die Lehrer ihrer Stammesgenossen wurden. Denn wenn sie sich hier nicht scheuten, so zu sprechen,. so werden sie mit um so größerem Freimut in ihrem eigenen Lande geredet haben, zumal nachdem sie noch die Mitteilung des Engels und das Zeugnis des Propheten erhalten hatten. V.3: "Als aber Herodes dies gehört hatte, heißt es weiter, erschrak er und ganz Jerusalem mit ihm." Herodes erschrak allerdings mit Recht; er war ja König und fürchtete für sich und seine Kinder. Weshalb aber Jerusalem? Ihm hatten ja doch die Propheten von alters her vorausgesagt, der Neugeborene werde sein Erlöser, sein Wohltäter, sein Befreier sein. Weshalb erschraken sie also? Weil sie geradeso gesinnt waren wie ihre Väter, die sich von Gott und seinen Gaben abwandten, und sich nach den ägyptischen Fleischtöpfen sehnten, obwohl sie so große Freiheit genossen (Ex 16,3) . Du aber beachte, wie genau die Propheten sind. Denn gerade das hat der Prophet ebenfalls lange vorher gesagt mit den Worten: "Sie werden darnach verlangen im Feuer verbrannt zu werden; denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt" (Jes 9,56). Trotzdem sie aber erschraken, haben sie doch kein Verlangen, zu sehen, was geschehen ist, sie folgen den Magiern nicht und kümmern sich nicht um sie. So sehr waren sie unter allen Menschen zugleich die hochmütigsten und leichtfertigsten. Sie hätten sich je eigentlich rühmen sollen, dass dieser König bei ihnen geboren worden, dass er sogar Persien an sich zog, dass die ganze Welt ihnen würde untertan werden, da ja die Dinge sich bereits zum Besseren wandten, und sein Reich schon im Entstehen solchen Glanz aufwies; sie rührte aber von all dem nichts. Und doch war es noch gar nicht so lange her, dass sie aus persischer (Chrysostomus bezeichnet stets Assyrien mit Persien) Gefangenschaft befreit waren; und selbst wenn sie nichts von den unaussprechlichen, hohen Geheimnissen wussten, hätten sie nur aus dem Vorliegenden einen Schluss ziehen wollen, so hätten sie sich denken müssen: Wenn sie vor unserem König schon bei seiner Geburt so zittern, so werden sie ihn noch viel mehr fürchten und ihm gehorchen, wenn er einmal groß geworden, und dann werden wir noch glorreicher dastehen als die Barbaren. Aber nichts von all dem regt sie an, so gleichgültig waren sie und doch dabei so voll Neid. Diese beiden Laster müssen wir also mit aller Sorgfalt aus unserer Seele ausrotten, und stärker als Feuer muss derjenige sein, der gegen solche Feinde Stand halten will. Darum sagte auch Christus: "Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu senden; und was will ich anders, als dass es brenne?" (Lk 12,49) . Deshalb erschien auch der Hl. Geist in Feuergestalt." [38] Sieht man sich die Eroberungszüge der Barbaren oder Türken an und die Gleichgültigkeit bzw. "religiöse Trägheit" der Europäer, kann man sagen "Wir dagegen sind kälter geworden als Asche, lebloser als die Toten; und das obgleich wir das Beispiel des hl. Paulus vor Augen haben, der himmelhoch, ja über alle Himmel hin den Flug genommen, der stärker war als das stärkste Feuer, der über alles siegreich hinwegschritt, über Höhe und Tiefe, über Gegenwart und Zukunft, über das, was ist, und was nicht ist" (Röm 8,38 f.). Sollte dir aber dieses Vorbild zu hoch sein, so wäre immerhin auch das schon ein Zeichen religiöser Trägheit; Indessen wollen wir nicht miteinander streiten, sondern den hl. Paulus übergehen und die ersten Christen betrachten, die ihr Vermögen und ihren Besitz, ihre Sorgen und jedes irdische Geschäft von sich warfen und sich ganz Gott hingaben und Tag und Nacht der Verkündigung des Gotteswortes oblagen. So ist eben das geistige Feuer. Kein Verlangen nach irdischen Dingen lässt es aufkommen, sondern drängt unsere Liebe auf ein anderes Gebiet. Wen einmal diese Liebe erfasst hat, der ist zu allem willig bereit, und musste er sein ganzes Vermögen preisgeben, musste er Reichtum und Ehrenstellen verachten, ja selbst sein Leben zum Opfer bringen. Die Glut dieses Feuers dringt in die Seele ein, verdrängt daraus alle Trägheit, und macht leichter als eine Feder, wen sie einmal ergriffen." [39] Darum hat Gott solche Menschen vor allen anderen glücklich gepriesen und gesagt: "Selig sind die Trauernden" (Mt 5,5) . Ebenso sagt auch Paulus: "Freuet euch immerdar im Herrn" (Phil 4,4) ; er meinte damit die Freude, die diesen Tränen entströmt. "Wie die weltliche Freude nur Trauer in ihrem Gefolge hat, so sprosst aus den Tränen, die man um Gottes willen weint, nur immerwährende unversiegliche Freude. So wurde auch die Hure heiliger als manche Jungfrauen, nachdem sie von diesem Feuer erfasst worden. Denn da sie von heißer Reue erfüllt war, so entbrannte sie nur noch von Liebe zu Christus, löste ihre Haare auf, benetzte seine heiligen Füße mit Tränen, trocknete sie mit den eigenen Haaren und goß die Salbe darüber aus. Das alles war aber nur der äußere Vorgang, was in ihrer Seele vorging, war noch viel inbrünstiger, und Gott allein hat es gesehen. Darum freut sich auch jeder mit ihr, der davon hört, ist glücklich ob ihrer Tat, und verzeiht ihr all ihre frühere Schuld. Wenn aber schon wir so urteilen, die wir doch böse sind (Lk 11,13) , so bedenke, was Gott in seiner Liebe ihr nicht verliehen haben wird und welche Gnaden ihr auch vor der Belohnung durch Gott ob ihrer Reue zuteil geworden sein müssen? Wie durch einen starken Regenguss die Luft gereinigt wird, so folgt auch auf die Tränen, die man vergießt, heitere Stille, und die Finsternis, die von der Sünde stammte, wird verscheucht. Und wie wir aus dem Wasser und dem Geiste gereinigt wurden in der Taufe, so werden wir von neuem gereinigt durch Reuetränen und durch das Bekenntnis vorausgesetzt, dass wir dies nicht bloß zur Schau tragen, um gesehen und geehrt zu werden. Wer nur darum Tränen vergösse, der verdiente meines Erachtens weit mehr Tadel, als wer sich mit Farben und Schminken herausputzt. Ich will nur solche Tränen, die man nicht aus Hochmut vergießt, sondern aus Demut, heimlich und im Verborgenen, wo niemand es sieht; Tränen, die still und geräuschlos fließen, die aus der Tiefe der Seele kommen, aus innerem Weh und Schmerz, die man nur Gottes wegen vergießt, so wie es bei Anna der Fall war. "Denn ihre Lippen",heißt es, "bewegten sich und ihre Stimme ward nicht gehört" (1 Kön 1,13). Aber ihre Tränen allein waren lauter als Trompetenklang. Darum hat auch Gott ihren Schoß geöffnet und den harten Felsen in fruchtbares Erdreich verwandelt." [40] Vor den Moslems wird
Christus heute nicht nur von vielen Bischöfen verleugnet, die Kreuze
und christliche Symbole ablegen, Christenverfolgung in muslimischen Ländern
gewähren lassen und sogar Moscheen in Kirchen hineinbauen; wer hat
es geschaft, "die Soldaten Christi zur Erschlaffung zu bringen und die
Spannkraft ihrer Seele zu schwächen"?; die Bischöfe nehmen als
Vorbild den Atheisten und späteren Friedrich der Große, der
gesagt haben soll: „Alle Religionen sind gleich und gut, wenn nur die Leute,
die sie bekennen, ehrliche Leute sind, und wenn Türken und Heiden
kämen und wollten das Land bevölkern, so wollen wir ihnen Moscheen
und Kirchen bauen.“ Nun soll "auf den Fundamenten einer der vielen dem
Völkerapostel Petrus gewidmeten Kirchen, die seit dem Hochmittelalter
an der Spree standen" ein Sakralgebäude mit Kirche und Moschee und
Synagoge, "vereint in einem Gebäude, unvermischt und ungetrennt. Das
„House of One“ Die urkundliche Erwähnung des Pfarrers der Cöllner
Petrikirche am 28. Oktober 1237 markiert den Beginn der Geschichte Berlins.
An diesem Tag feiert die Metropole bis heute ihren Stadtgeburtstag. Das
hinderte spätere Herren der
Erbitte also nicht
von Gott, was du nur vom Teufel haben kannst. Gottes Sache ist es, dir
ein Herz zu geben, das zerknirscht und demütig ist, das nüchtern
ist und besonnen, gelassen, reumütig und bußfertig; das sind
seine Geschenke, und die haben wir auch am meisten nötig. Es steht
uns ja auch ein schwerer Kampf bevor; "gegen unsichtbare Mächte haben
wir zu streiten, haben gegen die Geister der Bosheit, gegen die Gewalten
und Mächte Krieg zu führen" (Eph 6,12). Da muss man freilich
wünschen, dass wir voll Eifer, nüchtern und wachsam jenen furchtbaren
Ansturm auszuhalten vermögen. Wenn wir dagegen lachen und scherzen
und uns um gar nichts kümmern, dann werden wir noch vor dem Zusammenstoß
ob unserer eigenen Sorglosigkeit geschlagen. Es steht uns also nicht zu,
fortwährend zu lachen, uns zu freuen und in Vergnügungen zu schwelgen;
das sollen die verkommenen Menschen tun, "die Schmarotzer und Schmeichler,
nicht aber die, die für den Himmel berufen sind, nicht die, welche
in jener Gottesstadt das Bürgerrecht haben und die Waffen des Geistes
tragen, sondern die, so dem Teufel verfallen sind. Ja der Teufel ist es,
der Teufel, der eine wahre Kunst daraus gemacht hat, die Soldaten Christi
zur Erschlaffung zu bringen und die Spannkraft ihrer Seele zu schwächen".
[42]
13. Es trug alles dazu bei, der Wahrheit zum Siege zu verhelfen, und gerade durch ihre Feinde erlebte sie den größten Triumph"Und er versammelte alle Oberpriester und Schriftgelehrten des Volkes und fragte sie, wo Christus geboren werde. Sie aber antworteten ihm: Zu Bethlehem in Judäa." Solange sie den Heiland nicht gesehen hatten, gaben sie der Wahrheit Zeugnis; "nachdem sie aber gesehen hatten, wie berühmt er durch seine Wunder geworden, da wurden sie von Neid erfasst und verleugneten fortan die Wahrheit", was heute vor allem auf Türken und andere Moslems zutrifft, die nach der Schlacht von Lepanto zunehmend in Bedrängnis gerieten. "Trotzdem trug alles dazu bei, der Wahrheit zum Siege zu verhelfen, und gerade durch ihre Feinde erlebte sie den größten Triumph. Beachte daher, wie wunderbar und unerwartet Gott auch hier wieder die Dinge fügt. Die Barbaren und die Juden lernen beide etwas Neues voneinander, und zu gleicher Zeit belehren sie sich gegenseitig. Die Juden erfuhren von den Magiern, dass sogar ein Stern den Messias im Perserlande angekündigt habe; die Magier hören von den Juden, dass eben der, den ihr Stern angezeigt hatte, schon vor Jahrhunderten von den Propheten vorherverkündet worden. So wird der Gegenstand ihrer Frage für beide Teile zum Ausgangspunkt einer besseren und genaueren Belehrung. Die Feinde der Wahrheit müssen notgedrungen, auch wider ihren Willen, das lesen, was für die Wahrheit Zeugnis ablegt, und müssen das Prophetenwort erklären, wenn auch nur zum Teil. Nachdem sie nämlich Bethlehem, genannt und gesagt hatten, dass aus ihm der Hirte Israels hervorgehen werde, schwiegen sie über das, was folgte, um dem König zu schmeicheln. Wie lautete aber dies? "Sein Ausgang ist von Anbeginn, von den Tagen der Ewigkeit" (Mich 5,2) . Wenn aber Christus aus Bethlehem stammen sollte, warum lebte er nach seiner Geburt in Nazareth und verdunkelte dadurch die Prophetie? Aber er hat sie ja dadurch nicht dunkler, sondern nur noch klarer gemacht. Denn wenn er in Bethlehem geboren wurde, während seine Mutter sonst immer in Nazareth wohnte, so beweist dies, dass es durch besondere Fügung Gottes so geschehen war. Deshalb ging er auch nicht allsogleich nach seiner Geburt von Bethlehem fort, sondern gab denen, die die Sache genauer erforschen wollten, vierzig Tage Zeit zur Prüfung. Denn es war ja so manches, was zu einer solchen Prüfung einladen musste, falls einer überhaupt der Sache Beachtung schenken wollte. Als die Magier kamen, da war die ganze Stadt in Aufregung geraten, und mit der Stadt der König: man brachte den Propheten herbei, und eine große Ratsversammlung ward einberufen, und vieles andere geschah dortselbst, was Lukas alles genau aufzählt; so z.B. die Begebenheiten mit Anna, Simeon, Zacharias, den Engeln, den Hirten; lauter Dinge, die den, der auf sie achtete, veranlassen mussten, der Sache weiter nachzuforschen. Wenn schon den Magiern, die aus Persien kamen, der Ort nicht unbekannt war, so konnten diejenigen, die selbst dort wohnten, ihn um so leichter in Erfahrung bringen. So hat sich also Christus schon von Anfang an durch viele Wunder zu erkennen gegeben. Da aber die Juden nicht sehen wollten, so verbarg er sich in der Zwischenzeit, um sich ein zweites Mal von neuem in noch glänzenderer Weise zu enthüllen. Von da an legten nicht mehr die Magier Zeugnis für ihn ab und nicht mehr der Stern, sondern sein Vater verkündete ihn vom Himmel herab an den Gewässern des Jordan; dazu kam noch der Hl. Geist und gab jener Stimme des Vaters die Beziehung auf die Person des Getauften. Und das Gleiche rief Johannes mit allem Freimut über ganz Judäa hin und erfüllte den ganzen bewohnten Erdkreis mit dieser seiner Botschaft. Auch das Zeugnis seiner Wunder, die Erde, das Meer, die ganze Schöpfung sprechen laut und deutlich für ihn. Zur Zeit seiner Geburt selbst geschahen aber so große Wunder, dass sie ohne weiteres den bezeugen konnten, der da gekommen war. Damit nämlich die Juden ja nicht sagen könnten: Wir wussten nicht, wo er geboren worden. noch auch zu welcher Zeit, so hatte Gott die Ankunft der Magier vorherbestimmt, und alles andere, das ich erwähnt habe." [43]Man beachte aber auch, wie genau die Prophetie ist. Es heißt nämlich nicht, er werde in Bethlehem bleiben, sondern: "er wird daraus hervorgehen". Also auch das gehörte mit zur Prophetie, dass er dort nur geboren werden sollte. Einige behaupten aber keckerweise, das alles sei mit Bezug auf Zorobabel gesagt worden. Wie sollten aber die recht haben? Denn wahrlich, von ihm kann man nicht sagen: "Sein Ausgang ist von Anbeginn, von den Tagen der Ewigkeit" (Mich 5,2) . Und wie sollten die anfangs angeführten Worte: "Aus dir wird hervorgehen" auf jenen passen? "Er wurde ja gar nicht in Judäa, sondern in Babylon geboren. Deshalb wurde er auch Zorobabel genannt, weil er eben in Babel auf die Welt kam. Diejenigen, die Syrisch kennen, verstehen den Ausdruck. Außerdem kann aber auch die ganze nachfolgende Zeit dieses Zeugnis bestätigen. Was sollen denn die Worte bedeuten: "Du bist keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Juda's"? und auch die Ursache dieser Auszeichnung wird beigefügt, indem es heißt: "aus dir wird hervorgehen". Kein anderer hat aber jenen Ort so ausgezeichnet und berühmt gemacht außer der Herr allein. Denn nach dieser Geburt kommen Leute von den äußersten Grenzen der Erde, um die Krippe zu sehen und den Ort, der ihm Obdach bietet. Das hat der Prophet lange zuvor geweissagt, da er sprach: "Du bist keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Juda's", d.h. unter den Stammesfürsten. Das schließt aber auch Jerusalem mit ein. Aber auch jetzt beachteten die Juden es nicht, obwohl die Sache für sie vorteilhaft war. Denn eben deshalb reden die Propheten von Anfang an nie so sehr von der Würde des Herrn, als vielmehr von den Wohltaten, die den Juden durch ihn zukommen sollten. Als die Jungfrau Mutter werden sollte, da ward ihr gesagt: "Du sollst seinen Namen Jesus nennen", mit dem Beifügen: "denn er wird sein Volk erlösen von dessen Sünden". Auch die Magier fragten nicht: "Wo ist der Sohn Gottes", sondern: Wo ist "der neugeborene König der Juden"? Auch hier sagte der Prophet nicht: "Aus dir wird der Sohn Gottes hervorgehen", sondern: "der Führer, der weiden wird Israel, mein Volk". Es war ja ganz passend, für den Anfang mehr ihrer Geistesverfassung Rechnung zu tragen, damit ihnen kein Anlass zum Ärgernis gegeben würde, und vielmehr das zu verkünden, was zu ihrem Heile und Nutzen diente, damit sie so eher gewonnen würden. Infolgedessen enthalten alle die anfänglichen Zeugnisse, die gleich nach seiner Geburt gegeben wurden, nichts Großes und Erhabenes über ihn, und nicht soviel, wie die Bezeugungen, welche den Wunderzeichen folgten; denn jene machen uns schon bestimmtere Mitteilungen über seine Würde. Als er nämlich viele Wunder gewirkt hatte und unmündige Kinder ihm Loblieder sangen, da höre, wie der Prophet darüber spricht: "Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge werde ich dir Lob bereiten" (Ps 8,3) ; und gleich darauf: "Ich werde die Himmel schauen, die Werke deiner Hände". Dadurch wird der Herr als Schöpfer des Alls hingestellt. Das Zeugnis dann, das nach seiner Himmelfahrt über ihn gegeben wurde, zeigt, dass er die gleiche Ehre mit dem Vater genießt, denn: "Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten" (Ps 109,1) . Isaias ferner sagt: "Er, der aufsteht, zu herrschen über die Völker, er ist's, auf den die Völker hoffen" (Jes 11.10) . Warum heißt es aber, Bethlehem werde unter den Fürstenstädten Juda's nicht die geringste sein? Der Ort wurde ja nicht bloß in Palästina, sondern in der ganzen Welt berühmt. Weil die Prophetie sich damals nur an die Juden richtete. Darum fügte der Prophet auch hinzu: "Er wird weiden mein Volk Israel"; geweidet hat er ja auch den ganzen Erdkreis. Aber, wie gesagt, er will vorläufig keinen Anstoß erregen dadurch, dass er sich über die Frage wegen der Heidenvölker äußert. Aber wie? fragst du, er ist ja nicht des Judenvolkes Hirte geworden. Jawohl, auch das ist er geworden; denn wenn der Prophet hier von Israel spricht, so meint er damit diejenigen Juden, die an den Herrn glaubten. So hat auch der hl. Paulus die Sache erklärt, wenn er sagt: "Denn nicht alle, die aus Israel sind, gehören zu Israel, sondern nur die, die aus dem Glauben und dem Evangelium geboren wurden" (Röm 9,67) . Wenn er aber nicht der Hirte aller Juden geworden ist, so ist das nur ihre Schuld und ihre Verantwortung. Sie hätten eben mit den Magiern anbeten und Gott preisen sollen, dass eine solche Gnadenzeit gekommen war, in der sie von all ihren Sünden erlöst werden konnten. Noch hatten sie ja nichts vom Gerichte gehört und von der Rechenschaftsablage, sondern nur von dem sanften und milden Hirten. Die Juden aber tun gerade das Gegenteil; sie erschrecken und werden verwirrt, und dann stellen sie ihm auf tausenderlei Weise nach. "Da rief Herodes heimlich die Magier und fragte sie genau nach der Zeit, in welcher der Stern erschienen war." Sein Plan war nämlich, das Kind zu töten, ein Beweis nicht bloß von Tyrannei, sondern auch von äußerstem Unverstand. Denn alles, was in dieser Hinsicht gesagt worden oder geschehen war, hätte ihn veranlassen sollen, von jedem derartigen Versuche abzustehen. Es waren ja keine bloß natürlichen Dinge, die sich ereignet hatten. Dass ein Stern von oben die Magier rief, dass Barbaren eine so weite Reise machten, um ein Kind anzubeten, das in Windeln in einer Krippe lag, und dass Propheten dies alles von alters her vorausgesagt, das und all das andere überstieg die Grenzen des rein Menschlichen. Gleichwohl konnte den Herodes nichts von all dem zurückhalten." [44] Was damals auf Herodes zutraf ("eine Seele, die vom Bösen eingenommen ist, wird vollständig blind"), trifft, seitdem Moslems Christen bedrängen, auch auf diese Türken und Osmanen zu: "So geht es den Böswilligen; sie fallen immer in die eigene Grube, während sie unmöglichen Dingen nachjagen. Siehe doch, wie töricht Herodes war! Entweder glaubte er an die Weissagung und hielt sie für unabänderlich, und dann musste er einsehen, dass er Unmögliches unternahm; oder er glaubte nicht und dachte nicht, dass sie in Erfüllung gehen werde, und dann hätte er sich nicht fürchten und nicht erschrecken und keine bösen Pläne schmieden sollen. Seine Hinterlist war also auf jeden Fall zwecklos. Auch das beweist, wie unglaublich töricht er war, dass er erwartete, die Magier würden mehr zu ihm halten als zu dem neugeborenen Kinde, um dessentwillen sie aus so weiter Ferne gekommen. Wenn sie schon von solcher Liebe entflammt waren, bevor sie das Kind gesehen, wie durfte er hoffen, er könne sie zum Verrat an demselben bereden, nachdem sie es geschaut hatten und durch das Prophetenwort in ihrem Glauben bestärkt worden waren? Aber trotz all dieser Gründe, die ihn hätten abhalten sollen, bestand er auf seinem Vorhaben: "Und er rief die Magier heimlich zu sich und forschte sie aus." Er dachte, die Juden würden sich des Kindes sehr annehmen; er erwartete wohl kaum, sie würden in ihrem Wahnwitz so weit gehen, dass sie ihren Herrscher und Erlöser, der den Völkern die Freiheit bringen wollte, seinen Feinden zu überliefern gedächten. Darum rief er sie heimlich und fragte sie genau nach der Zeit, nicht wann der Knabe geboren, sondern wann der Stern erschienen sei, und suchte mit großer Meisterschaft sich seine Beute zu sichern. Ich glaube nämlich, dass der Stern schon lange zuvor erschienen war. Da die Magier geraume Zeit auf die Reise zu verwenden hatten, so zeigte sich ihnen der Stern viel früher, damit sie alsbald nach der Geburt an Ort und Stelle sein könnten; sie sollten ja das Kind noch in den Windeln anbeten, damit das Wunderbare und Außerordentliche der Sache um so deutlicher hervorträte. Wäre ihnen der Stern im Orient erst erschienen, als das Kind in Palästina bereits geboren war, so hätten sie bei der Länge der Zeit, die die Reise beanspruchte, das Kind nach ihrer Ankunft nicht mehr in Windeln vorgefunden. Wenn aber Herodes die Kinder von zwei Jahren und darunter töten ließ, so ist das nicht zu verwundern. In seiner Wut und Angst setzte er eben zur größeren Sicherheit eine weitere Zeitgrenze fest, damit das Kind ihm ja nicht entkomme. Er rief sie also und sprach: "Gehet und forschet eifrig nach dem Kinde. Wenn ihr es gefunden habt, so gebt mir Nachricht, damit auch ich kommen und es anbeten kann." Siehst du, wie unvernünftig er wieder ist? Wenn es dir ernst ist mit dem, was du sagst, warum fragst du dann heimlich? Wenn du aber böse Absichten hast, wie solltest du nicht einsehen, dass die Magier an der Heimlichkeit deiner Frage deine Bosheit merken können? Allein, wie ich schon gesagt, eine Seele, die vom Bösen eingenommen ist, wird vollständig blind. Herodes sagt auch nicht: Gehet und erkundigt euch nach dem König, sondern nur: nach dem Kinde; er vermochte nicht einmal den Namen auszusprechen, der an Herrschaft erinnerte. Indes, die Magier in ihrem frommen Sinn, merkten von all dem nichts. Sie hatten eben nicht erwartet, derselbe werde seine Schlechtigkeit so weit treiben, dass er es wagte, einer so wundebaren Fügung Gottes in den Weg zu treten. Sie gehen, ohne von all dem eine Ahnung zu haben, weil sie alle anderen nur nach sich selbst beurteilen. "Und siehe, den Stern, den sie im Orient gesehen, ging wiederum vor ihnen her." Nur deshalb hatte er sich ja verborgen, damit sie ihres Führers beraubt und gezwungen wären, die Juden zu befragen, und die Sache auf diese Weise allen bekannt zu machen. Denn nachdem sie die Juden gefragt und von ihren Feinden belehrt worden waren, erschien der Stern von neuem. Beachte auch, in welch vollkommener Reihenfolge alles vor sich geht. Vom Stern hinweg kommen sie zum jüdischen Volk und dem König und diese führen den Propheten ein, der über das Geschehene Aufschluss gib. Nach dem Propheten empfängt sie wieder der Engel und belehrt sie über alles; zuvor aber gehen sie unter Führung des Sternes von Jerusalem nach Bethlehem; denn der Stern begleitet sie von dort an wieder, gerade damit du sehen könnest, dass es kein gewöhnlicher Stern war; denn solche Bahnen geht kein einziger anderer Stern. Und er ging nicht bloß einfach seinen Weg, sondern ging vor ihnen her, zog sie gleichsam und führte sie am hellen Tage." [45] Aber warum brauchten sie überhaupt noch einen Stern, da ja jetzt der Ort bekannt war? Damit sie auch das Kind fänden. Es gab nämlich sonst keine Anhaltspunkte, dasselbe zu erkennen; es besaß ja keinen prächtigen Palast, noch war seine Mutter berühmt und bekannt. "Der Stern war also gar wohl vonnöten, um sie an den richtigen Ort zu bringen. Darum erscheint er ihnen auch, als sie von Jerusalem aufbrechen, und bleibt nicht eher stehen, als bis er die Krippe erreicht hat. Und ein Wunder reiht sich an das andere; es war ja beides wunderbar, sowohl dass Magier kamen, um das Kind anzubeten, als auch dass der Stern sie führte: wahrlich Dinge, die auch steinerne Herzen bewegen könnten. Hätten die Magier gesagt, sie hätten von den Propheten solches verkünden hören, oder Engel haben es ihnen privatim geoffenbart, so hätte man ihnen wohl den Glauben versagen können; so aber mussten beim Anblick des Sternes, der am Himmel erschien, auch die Kecksten verstummen. Als dann der Stern über dem Kinde sich befand, blieb er abermals stehen. Auch das übersteigt die Natur eines Sternes, bald sich zu verbergen, bald zu erscheinen und dann wieder stille zu stehen. Dadurch wurden auch die Magier in ihrem Glauben bestärkt. Darum freuten sie sich, weil sie gefunden, was sie gesucht, weil sie Engelsboten der Wahrheit geworden, und weil sie den großen Weg nicht umsonst gemacht. Eine solche Liebe empfanden sie zu Christus. Denn als der Stern kam, blieb er gerade über dem Haupte des Kindes stehen und zeigte dadurch an, dass es göttlichen Ursprungs sei; und nachdem er Halt gemacht, leitet er sie zur Anbetung an, und zwar nicht bloß gewöhnliche Barbaren, sondern auch die, welche die weisesten unter ihnen waren. Siehst du also, wie angezeigt es war, dass ein Stern erschien? Denn auch nach der Weissagung und nach der Erklärung der Hohenpriester und Schriftgelehrten, halten sie sich noch an diesen." [46] Johannes Chrysostomos sagt zu denen, die Christus falsch interpretieren: "Schämen soll sich daher Marcion". Marcion und seine Anhänger lehrten , Christus sei der Sohn des höchsten und guten Gottes, sei aber nur dem äußeren Schein nach Mensch geworden, "schämen soll sich auch Paul von Samosata", der in Syrien, seit ca 260 Bischof von Antiochien war, und lehrte, Christus sei bloßer Mensch und nicht Gott. Er wurde 269 auf einer Synode zu Antiochien abgesetzt. Moslems, die das gleiche behaupten, treiben in vielen Ländern weiterhin ihr Unwesen, verfolgen Christen, zerstören Kirchen, verführen Kinder und Jugendliche mit ihrer Irrlehre. Sowohl die Mohammedaner als auch ihre Geistesverwandten Marcion und Paul von Samosata wollten nicht sehen, "was die Magier sahen, diese Erstgeborenen der Kirche; ich trage nämlich kein Bedenken, sie so zu nennen. Schämen soll sich Marcion, wenn er sieht, wie Gott im Fleische angebetet wird. Schämen soll sich Paul, wenn er sieht, dass Christus nicht als bloßer Mensch Anbetung empfängt. Dass er Fleisch angenommen, das beweisen die Windeln und die Krippe; dass ihnen aber die Magier ihre Ehrerbietung nicht als bloßem Menschen erzeigten, beweisen sie durch die Geschenke, die sie dem Herrn opferten, obwohl er noch ein Kind war, und die so groß waren, wie man sie sonst nur Gott darzubringen pflegt. Mit diesen beiden sollen aber auch die Juden beschämt werden, die da mit ansahen, wie Barbaren und dazu noch Magier ihnen zuvorkamen und die sich nicht einmal bewogen fühlten wenigstens nach ihnen zu kommen. Was damals geschah, war eben nur ein Vorbild dessen, was noch geschehen sollte, und vom ersten Anfang an wurde es offenbar, dass die Heiden jenem Volke den Rang ablaufen würden. Aber wie kommt es dann, dass der Herr nicht von Anfang an, sondern erst später sprach:"Gehet hin und lehret alle Völker"? (Mt 28,19) . Weil, wie ich schon sagte, die damaligen Ereignisse ein Vorbild und eine Vorverkündigung der zukünftigen werden sollten. Das Richtige wäre ja gewesen, dass die Juden zuerst gekommen wären; nachdem sie aber freiwillig die ihnen angebotene Gnade zurückgewiesen hatten, da ward die Sache umgekehrt. Auch hier hätten eigentlich die Magier nicht vor den Juden kommen sollen, hätten diejenigen, die so ferne wohnten, jene nicht überflügeln sollen, die in der Nähe der Stadt selbst lebten, und hätten die, denen nie eine Botschaft zugegangen war, nicht denjenigen den Rang ablaufen sollen, die mit so herrlichen Prophetien von Kindheit an vertraut waren. Nachdem sie aber einmal in ganz unbegreiflicher Weise ihren eigenen Nutzen und Vorteil verkannt hatten, so kamen die Bewohner Persiens denen von Jerusalem zuvor. So hat auch Paulus gesagt: "Euch musste das Wort des Herrn zuerst verkündet werden; da ihr euch aber selbst als Unwürdige erwiesen habt, wohlan, so wenden wir uns an die Heiden" (Apg 13,46) . Wenn schon die Bewohner Jerusalems vorher nicht glaubten, so hätten sie sich wenigstens rühren sollen, nachdem sie die Magier gehört hatten. Allein, sie wollten eben nicht; darum kommen diese ans Ziel, während jene das Heil verschlafen." [47] Folgen wir also nicht denen, die Christus falsch interpretieren und damit leugnen wie die Moslems und den Bischöfen, die sie fördern, sondern "den Magiern, und wenden wir uns soviel als möglich ab vom heidnischen Leben, auf dass wir Christus schauen können. Auch jene hätten ihn ja nicht gesehen, wenn sie sich nicht so weit von ihrem Lande entfernt hätten. Lassen wir die irdischen Sorgen. Solange die Magier in Persien waren, sahen sie den Stern; nachdem sie aber Persien verlassen hatten, erblickten sie die "Sonne der Gerechtigkeit"; ja, sie hätten auch den Stern nicht zu sehen bekommen, wenn sie nicht mutig von dort aufgebrochen wären. Darum wollen auch wir uns erheben; und wenn auch alle sich fürchteten, eilen wenigstens wir zum Hause des Kindes! Wenn auch Könige, Völker, Tyrannen uns diesen Weg verlegen wollten, lassen wir deshalb nicht ab vom Gegenstand unserer Sehnsucht. So werden wir alle Hindernisse, die uns entgegenstehen, überwinden. Auch die Magier wären der Gefahr, die ihnen vom König drohte, nicht entgangen, hätten sie das Kind nicht gesehen. Bevor sie das Kind gesehen hatten, lauerten nur Furcht, Gefahren und Schrecknisse von allen Seiten auf sie; nachdem sie es aber verehrt, genossen sie Ruhe und Sicherheit. Auch ist es kein Stern mehr, sondern ein Engel, der hinfort mit ihnen in Verkehr tritt, nachdem sie durch ihre Huldigung gleichsam Priester geworden waren; denn auch sie brachten ja Geschenke zum Opfer. So verlasse also auch du das jüdische Volk, die Stadt voll Verwirrung, den blutgierigen Tyrannen, alle weltliche Lebensweise und eile nach Bethlehem, wo das Haus des geistigen Brotes ist. Wenn du ein Hirte wärest und dorthin kämest, du würdest das Kind in der Herberge finden. Und wärest du ein König und kämest nicht hin, so nützte dir dein Purpur nichts; und wärest du auch ein Magier, es würde dich dies nicht hindern, wenn du nur kämest um den Sohn Gottes zu verehren und anzubeten, nicht aber "ihn mit Füßen zu treten" (Hebr 10,29) ; und zwar musstest du es tun mit Ehrfurcht und Freude, den beides gehört zusammen. Gib also acht, dass du nicht wirst, wie Herodes und nicht sagest: "damit auch ich komme und ihn anbete", und dann kommst, um ihm das Leben zu nehmen. So machen es nämlich diejenigen, die die hl. Sakramente unwürdig empfangen. Denn "ein solcher",heißt es, "wird schuldig sein des Leibes und Blutes des Herrn" (1 Kor 11,27) . Sie tragen eben in sich jenen Tyrannen, dem das Reich Christi eine Qual ist, den Mamonas, der noch ärger ist als der des Herodes. Dieser will nur herrschen; darum schickt er seine Knechte, damit sie angeblich dem Kinde ihre Verehrung darbrächten, in der Tat aber während der Huldigung es umbrächten. Hüten wir uns also, dass wir uns ja nie den Anschein von Leuten geben, die verehren und anbeten, in Wirklichkeit aber das Gegenteil tun. Lassen wir alles aus unseren Händen, wenn wir uns zum Gebet anschicken. Wenn wir Gold besitzen, bringen wir es ihm zum Opfer und vergraben es nicht. Wenn jene Barbaren schon Opfer brachten, bloß um ihre Ehrfurcht zu bezeugen, wie wirst du dastehen, wenn du nicht einmal den Dürftigen etwas gibst? Wenn jene einen so weiten Weg gekommen, um das neugeborene Kind zu sehen, was kannst dann du zu deiner Entschuldigung sagen, wenn du nicht einmal eine kurze Gasse weit gehen willst, um einen Kranken oder einen Gefangenen zu besuchen? Wir haben ja doch schon Erbarmen mit Ermatteten, Gefangenen, selbst mit Feinden; du aber hast nicht einmal Mitleid mit deinem Wohltäter und deinem Herrn. Jene haben Gold dargebracht; du gibst kaum ein Stück Brot her. Jene sahen den Stern und freuten sich; du aber siehst Christus selbst, arm und entblößt, und es rührt dich nicht. Wer von euch, die ihr doch tausend und abertausend Wohltaten von Christus empfinget, hat schon um seinetwillen einen solchen Weg zurückgelegt, wie jene Barbaren, oder vielmehr wie jene Weisesten aller Weisen? Und was sage ich: einen so weiten Weg? Bei uns sind ja schon viele Frauen so verweichlicht, dass sie, um den Heiland in seiner geistigen Krippe zu sehen, nicht einmal eine Straße weit gehen wollen, ohne ihre Maulesel einzuspannen. Andere hingegen, wenn sie doch schon einmal ausgehen müssen, ziehen es vor, entweder dem Wirrwarr weltlicher Geschäfte nachzugehen oder das Theater zu besuchen, anstatt in die Kirche zu kommen. Die Barbaren haben einen so weiten Weg zurückgelegt, noch bevor sie den Heiland sahen; du willst ihrem Beispiel nicht einmal folgen, nachdem du ihn gesehen hast, sondern lässest ihn allein und läufst den Schauspielern nach!" [48] Seine negative Einstellung zu Theater und Schauspielern liegt daran, dass sie etwas dekadenter waren als heute, ein Bühnenweihfestspiel (Parsifal) eines Richard Wagners gab es natürlich auch noch nicht. Die römischgriechischen Bäderanlagen , besaßen Räume für private und für öffentliche, gemeinsame Bäder, in denen die Besucher nicht nach Geschlechtern getrennt wurden. Damit verbunden waren eine Menge anderer Erholungs und Belustigungszwecke. Es gab darin Wandelhallen, Ringschulen , Bibliotheken, wohl auch kleine Volkstheater und TinglTangl, so dass alle Arten von Müßiggängern dort oft den ganzen Tag zubrachten. Aber auch aus den eigentlichen großen Theatern hatten die noch aus der heidnischen Zeit stammenden, vielfach unsittlichen Darstellungen vor Ende des vierten Jahrhunderts nicht verdrängt werden können. Ein bedeutender Prozentsatz der Bevölkerung war ja ohnehin immer noch heidnisch. Später haben die muslimischen Osmanen diese Sitte übernommen. Neuerdings will ein gewisser Abdullah Zeran Schwimmbäder für Muslime bauen, um an die osmanisch-heidnische Tradition anzuknüpfen. Der Bau eines „Islamischen Schwimmbads“ in Frankfurt sei seiner Meinung nach überfällig. "Zeran ist Kind türkischer Gastarbeiter, ist im Gallus aufgewachsen" und ist der Überzeugung, dass die islamische Kultur durch islamische Bürgermeister wie in Hannover oder London und Minister wie in Hessen, gefördert werden könnte. Zudem steigt seiner Meinung nach die Anzahl der muslimischen Männer, die aufgrund der Auslegung ihres islamischen Heidentums geschlechtergetrennt schwimmen wollten. Abgesehen davon, dass der Bau eines „Islamischen Schwimmbads“ die Integration behindert, will er eine theatralische Bademode einführen, ähnlich wie bei einem Maskenball. "Mindestens ein Becken sowie einen Sauna- und Hamam-Bereich" und einen Raum für Schaubeter der Allahbesessenen soll es geben. Man will auch tolerant sein: „An der Kasse wird niemand fragen, ob die Gäste wirklich Muslime" bzw. Allahbesessene sind oder nicht. Daher sagt Chrysostomos: "Sage mir doch! Wenn dich jemand einladen würde. in den Palast des Königs einzutreten, um dir den König auf seinem Throne zu zeigen, würdest du es vielleicht vorziehen, dir statt dessen das Theater anzusehen? Und doch hättest du gar nichts dabei zu gewinnen! Hier dagegen entspringt diesem Tisch des Herrn ein Strom geistigen Feuers; und dem kehrst du nur so den Rücken und läufst ins Theater, um badende Weiber zu sehen, die ihr Geschlecht entehren, und Christus lässest du allein beim Brunnen sitzen? . Er sitzt nämlich auch jetzt noch am Brunnen und redet da nicht bloß mit der Samaritanerin, sondern mit der ganzen Stadt; allerdings gelegentlich wohl auch jetzt noch mit der Samaritanerin allein; denn auch jetzt kommt es vor, dass niemand bei ihm ist, sondern die einen sind nur dem Leibe nach da, die anderen überhaupt nicht. Trotzdem geht er aber nicht fort, sondern bleibt da und verlangt von uns einen Trunk, und zwar nicht Wasser, sondern Heiligkeit; denn das Heilige gibt er den Heiligen. (In der griech. Liturgie ruft der Diakon vor der Kommunion: "Das Heilige den Heiligen")... so schicke ich dich zu den unvernünftigen Tieren in die Lehre, und will dir zeigen, wie viele Vögel, wie viele Fische, wie viele vierfüßige und kriechende Tiere anständiger und enthaltsamer leben, als du. Wenn aber der Vergleich dich schamrot macht, so kehre zu deinem früheren Adel zurück, fliehe das Meer der Hölle und den Strom des Feuers, fliehe das Schwimmbad im Theater. Denn dieses Wasser führt dich zu jenem Meer und zündet jenen Flammenabgrund für dich an." [49] Als z.B. die Bewohner
von Askalon und all die anderen die Bundeslade in Empfang genommen hatten
und dann durch sie besiegt worden waren, baten sie ihre eigenen Leute,
nicht zu kämpfen und keine Schlacht anzunehmen, wobei sie neben anderen
Wundern auch dieses erwähnten und sagten: "Was verhärtet ihr
eure Herzen, wie weiland die Ägypter und Pharao getan; hat der Herr
nicht jene erst überlistet und dann sein Volk herausgeführt und
es entkommen lassen?" (1 Kön 6,6) . So sprachen sie, weil sie dieses
Wunder für nicht weniger geeignet hielten als die anderen großen
Zeichen, um die Macht und Größe Gottes zu beweisen. Auch hier
geschah also ein solches Zeichen, das den Tyrannen wohl hätte abschrecken
können. Denn bedenke, wie es den Herodes ärgern musste, und wie
er vor Zorn fast erstickte, da er sich so von den Magiern getäuscht
sah und zum Schaden noch den Spott hatte! Wie aber, wenn er sich nicht
besserte? Nun, da liegt die Schuld nicht an dem, der dies so gefügt
hat, sondern an seinem eigenen, alles Maß übersteigenden Ingrimm,
weil er denen, die ihn beruhigen und von seiner Bosheit abbringen konnten,
kein Gehör schenkte, sondern im Gegenteil noch weiter ging, nur um
für solchen Unverstand sich eine noch größere Strafe zuzuziehen.
Warum aber "wird das Kind nach Ägypten geschickt"? Den Grund dafür
gibt der Evangelist selber an, nämlich: "Auf dass erfüllt werde
das Wort: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn" (Hos 11,1) . Zugleich
ward aber damit der Welt auch der Anfang zu froher Hoffnung vorhergesagt.
Babylon und Ägypten waren ja mehr als die übrige Welt von dem
verheerenden Brand der Gottlosigkeit erfüllt - ähnlich wie jetzt
auch fast die gesamte arabische Welt inkl. Türkei dem Götzen
Allah huldigt. "Wenn nun der Herr von Anfang an zeigt, dass er beide auf
den Weg der Gerechtigkeit und Besserung führen will, so ermutigt er
uns dadurch, auch für die ganze Welt das Heil zu erwarten. Darum schickte
er die Magier ins eine Land und ging selber mit seiner Mutter ins andere.
Außerdem werden wir hier auch noch über etwas anderes belehrt,
das nicht wenig geeignet ist, uns zur Frömmigkeit anzuregen. Was ist
denn das? Dass man von Anfang an auch auf Prüfungen und Verfolgungen
gefasst sein muss. Das können wir denn auch alsbald von der Wiege
an am Herrn bewahrheitet sehen. Kaum ist er geboren, da wütet auch
schon der Tyrann; er muss fliehen und in die Verbannung gehen, und die
Mutter, die niemand etwas zuleide getan, muss im Lande der Barbaren Zuflucht
nehmen. Daraus sollst du eine Lehre ziehen: Wenn du gewürdigt wurdest,
bei irgendeinem guten Werke mithelfen zu dürfen, und dich dann Unannehmlichkeiten
und Leiden ausgesetzt siehst, und alle möglichen Anfechtungen zu bestehen
hast, so werde darob nicht irre und sage nicht: Wie kommt es dich nur?
Ich hätte verdient mit einem Ehrenkranz geschmückt vom Herold
ausgerufen zu werden und in Glanz und Ruhm zu leben; denn ich habe doch
nur die Vorschriften des Herrn erfüllt! Nein, nimm dir vielmehr dies
zum Beispiel, und trage alles mannhaft in dem Bewusstsein, dass gerade
dies das Los aller Frommen ist, fortwährenden Heimsuchungen ausgesetzt
zu sein. Sieh nur, wie sich dieses Gesetz nicht nur an der Mutter und ihrem
Kinde, sondern auch an diesen Barbaren bewahrheitet hat. Diese gehen heimlich
fort, wie Flüchtlinge; die Jungfrau, die niemals ihr eigenes Haus
verlassen, muss sich einer so weiten und mühevollen Reise unterziehen,
und zwar wegen dieses wunderbaren Kindes und seiner himmlischen Geburt.
Und siehe, wie eigentümlich! Von Palästina droht die Gefahr;
Ägypten gewährt Schutz und rettet den Bedrohten. Denn nicht nur
für die Söhne des Patriarchen Jakob , sondern auch für den
Herrn selbst sind die beiden Länder Vorbilder geworden. Durch das,
was sich mit dem Herrn zutrug, ward ja manches von dem vorherverkündet,
was erst später geschehen sollte; so verhielt es sich auch mit der
Eselin und dem Füllen. Es erscheint also der Engel; doch redet er
nicht mit Maria, sondern mit Joseph. Und was sagt er? V.20: "Steh auf!
Nimm das Kind und seine Mutter." Hier sagt er nicht mehr: dein Weib, sondern:
"seine Mutter". Denn nachdem einmal das Kind geboren, der Verdacht beseitigt,
und Joseph aufgeklärt worden war, redet der Engel hinfort mit aller
Offenheit und spricht weder von seinem Kinde, noch von seinem Weibe. Er
sagt einfach: "Nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten."
Auch den Grund für die Flucht gibt er an: "denn Herodes wird dem Kinde
nach dem Leben trachten". [50]
14. Joseph trägt alle Prüfungen mit Freude; Dämonen; Ur- und Vorbild Jungfrau mit dem Kinde; Magier und Barbaren haben ihren Aberglauben preisgegeben, und kamen, um das Kind anzubeten; wahre PhilosophieAls Joseph dies hörte nahm er kein Ärgernis und sagte nicht: Das ist mir unverständlich! Hast du nicht früher gesagt, er werde sein Volk erretten? Und jetzt kann er nicht einmal sich selber retten, und wir müssen fliehen in fremdes Land, zu langer Verbannung! Das ist ja das gerade Gegenteil von dem, was du versprochen hast! Nichts von all dem sagt Joseph; denn "er war ein gerechter Mann". Auch die Zeit der Rückkehr sucht er nicht zu erfahren, da ihn der Engel auch hierüber auf unbestimmte Zeit verwiesen; "denn", sagt er, "du sollst dort bleiben, bis ich es dir sagen werde". Aber auch daraufhin wird Joseph nicht überdrüssig; nein, er ist willig und gehorcht, und er trägt alle Prüfungen mit Freude. Gott hat ja in seiner Liebe unter die Mühsale dieses Lebens auch Freuden gemischt. Das tut er übrigens bei allen Heiligen. Weder Leid noch Freud schickt er ohne Unterbrechung, sondern das eine wie das andere hat er ins Leben der Gerechten eingestreut. So hat er es also auch hier gemacht. Denn siehe! Joseph bemerkte, dass die Jungfrau schwanger war. Das machte ihn verwirrt und äußerst besorgt; er hatte die Jungfrau im Verdacht, einen Ehebruch begangen zu haben. Da kam aber auch schon der Engel, und befreite ihn von Argwohn und Angst; und als dann Joseph das neugeborene Kind sah, empfand er darüber die größte Freude. Bald folgte aber dieser Freude eine neue Gefahr. Jerusalem geriet in Aufregung, der König war in Zorn und strebte dem Kinde nach dem Leben. Aber auch auf diesen Schrecken kam eine neue Freude: der Stern und die Magier, die dem Kinde ihre Huldigung darbrachten. Nach diesem frohen Ereignis stellen sich wieder Furcht und Fährlichkeit ein. "Herodes", so heißt es, "stellt dem Kinde nach dem Leben." Darum heißt es fliehen und fortziehen und zwar auf ganz menschliche Art. Noch war's ja nicht Zeit für den Herrn, Wunder zu wirken. Hätte er von frühester Jugend an solche gewirkt, so hätte man ihn nicht mehr für einen Menschen gehalten. Aus eben diesem Grunde hat auch Gott, nicht so ohne weiteres den Tempel seines Leibes gebildet, sondern er sollte empfangen werden, neun Monate im Mutterschoß weilen, Geburtswehen verursachen, geboren werden, und von der Muttermilch sich nähren; und all die Zeit hindurch ist äußerlich Ruhe und wartet er die rechte Zeit des Mannesalters ab, auf dass durch all diese Dinge das Geheimnis der göttlichen Vorsehung um so glaubwürdiger gemacht würde. Warum aber geschahen dann doch diese Wunder schon im Anfang? Mit Rücksicht auf die Mutter, auf Joseph, auf Simeon, der schon dem Sterben nahe war, auf die Hirten, die Magier und die Juden. Denn wenn diese den Ereignissen genaue Beachtung schenken wollten, so konnten sie auch schon aus ihnen für die Zukunft entnehmen. Wenn aber die Propheten nicht zum voraus von den Magiern geredet haben, so wundere dich darüber nicht; sie haben weder alles vorhergesagt, noch alles verschwiegen. Hätten die Menschen zuvor nichts erfahren und dann auf einmal die Ereignisse eintreten sehen, so wären sie gar sehr in Schrecken und Verwirrung geraten; hätten sie dagegen schon alles gewusst, so hätten sie sich nur gelangweilt, wenn man es ihnen nochmals gesagt hätte, und zudem wäre für die Evangelisten nichts mehr zu tun übrig geblieben. Sollten aber die Juden behaupten, die Prophetenstelle: "Aus Ägypten berief ich meinen Sohn", sei von ihnen zu verstehen, so könnten wir ihnen entgegnen, dass auch das zur Natur der Prophetie gehört, dass oft etwas von den einen ausgesagt wird, an anderen aber in Erfüllung geht. So ist es z.B. mit dem, was von Simeon und Levi gesagt wurde: "Ich werde sie teilen in Jakob, und sie zerstreuen in Israel" (Gen 49,7) . Trotzdem ist dies nicht an ihnen, sondern an ihren Nachkommen in Erfüllung gegangen. Auch was Noe über Chanaan sagte, erfüllte sich an den Gabaoniten, den Nachkommen Chanaan's. Ebenso können wir beobachten, dass es mit Jakob gerade so ging. Zwar lauteten jene Segenswünsche:"Werde der Herr deines Bruders, und die Söhne deines Vaters sollen vor dir niederfallen"(Gen 27,29) ; doch haben sie sich nicht an ihm erfüllt, sondern an seinen Nachkommen; denn wie hätten sie sich auch an ihnen erfüllen sollen, da er ja seinen Bruder fürchtete und vor ihm zitterte, um ihm jede erdenkliche Ehre erwies? Dasselbe kann man in unserem Falle sagen." Denn wen könnte man mit größerem Recht Sohn Gottes nennen? Den, der das goldene Kalb anbetete, dem Beelphegor sich weihte und seine eigenen Kinder den Dämonen opferte, wie es noch heute die Moslems tun indem sie ihre Kinder in Koranschulen und Moscheen abhalten, die Wahrheit zu erfahren, oder den, der von Natur aus Sohn Gottes war und seinen Vater ehrte? (Joh 8,49) . Wenn also Christus nicht gekommen wäre, so hätte die Weissagung keine entsprechende Erfüllung gefunden. [51]Wie auch der Evangelist eben dies andeutet mit den Worten: "Auf dass erfüllt werde"; er will damit anzeigen, dass die Weissagung nicht erfüllt worden wäre, wenn Christus nicht gekommen wäre. "Diese Tatsache gereicht aber notwendigerweise auch der Jungfrau zu Ehre und Ruhm. Denn was das ganze Volk sich zum Ruhme anrechnete, dasselbe konnte auch sie für sich in Anspruch nehmen. Die Juden taten sich ja viel darauf zugute und rühmten sich, dass sie "aus Ägypten" gekommen seien. Das hat auch der Prophet angedeutet mit den Worten: "Habe ich nicht auch die Philister aus Kappadozien herbeigeführt und die Assyrier aus ihren Höhlen?" (Am 9,7) Denselben Vorzug verleiht er also auch der Jungfrau. Ja man kann sogar mit Recht sagen, das ganze Volk und die Patriarchen, die nach Ägypten hinunter und wieder herauf zogen, haben nur als Ur und Vorbild dieser Wanderfahrt (Jungfrau mit dem Kinde) gedient. Jene reisten hinauf, um dem Hungertode zu entgehen; dieser, um dem Tode zu entfliehen, der durch des Herodes Nachstellungen drohte. Jene wurden damals durch ihre Reise vom Hunger befreit; wer hat durch sein Kommen das ganze Land geheiligt. Beachte darum, wie auch inmitten der Erniedrigung die Gottheit sich enthüllt. Als der Engel sagte: "Fliehe nach Ägypten", da kündigte er ihnen nicht an, er wolle mit ihnen gehen, weder beim Hin noch beim Rückweg; er wollte ihnen damit andeuten, dass sie ohnehin einen mächtigen Reisebegleiter hätten: das neugeborene Kind. Denn kaum war dieses erschienen, da änderte es alle Dinge, und machte, dass selbst seine Feinde zu diesem seinem Heilsplan mitwirkten. So haben Magier und Barbaren ihren Aberglauben preisgegeben, und kamen, um das Kind anzubeten. Selbst Augustus hilft durch die Volkszählung, die er vorschrieb, dass die Geburt in Bethlehem ermöglicht werde. Ägypten nimmt den verfolgten Flüchtling auf und rettet ihn, und empfängt dafür den Keim einer gewissen Empfänglichkeit für ihn, so dass später, wenn die Apostel kämen, ihn zu verkündigen, es sich rühmen könnte, das erste Land gewesen zu sein, das ihn aufnahm. Und doch hätte ursprünglich Palästina allein diesen Vorzug gehabt; aber Ägypten zeigte eben größeren Eifer. Ja, wenn du in die ägyptische Wüste gehst, so kannst du auch jetzt noch ein viel schöneres Schauspiel sehen, als je das Paradies geboten: tausende von Engelchören in Menschengestalt, Scharen von Märtyrern, Chöre von Jungfrauen; die Herrschaft des Teufels vollständig gebrochen, das Reich Christi in strahlender Herrlichkeit. Das Land der Poeten, der Weisen und Magier, das alle Arten von Zauberkünsten erfunden und den anderen Völkern übermittelt hat, dieses Land kannst du jetzt sich der Fischer rühmen hören, während es alles andere verachtet; den Zöllner und den Zeltmacher führt man dort allerorts im Munde und sucht Schutz und Schirm im Kreuze. Und solche erhebende Szenen finden sich nicht nur in den Städten, nein selbst in der Wüste, und da noch mehr als in den Städten. Denn dort kann man im ganzen Lande die Heerschar Christi finden, seine königliche Garde, die die Lebensweise der himmlischen Mächte nachahmt; und zwar kann man dies nicht bloß bei Männern beobachten, sondern auch bei Frauen; denn auch diese führen kein weniger aszetisches Leben als jene. Sie nehmen nicht den Schild zur Hand und steigen zu Pferde, wie es sogar die berühmtesten Gesetzgeber und Philosophen der Heiden vorgeschrieben. Dafür aber nehmen sie einen anderen, viel schwereren Kampf auf sich. Sie streiten gerade so wie die Männer gegen den Teufel und seine Mächte, und nirgends bildet bei ihnen die Schwäche der Natur ein Hindernis gegen solche Kämpfe; denn nicht durch die Stärke des Leibes, sondern durch die freie Bestimmung des Willens wird diese Art von Kämpfen entschieden. Darum haben auch oft Frauen besser gekämpft als Männer und haben schönere Siegespalmen errungen. Ja der Himmel strahlt nicht so schön im bunten Reigen seiner Sterne, als die ägyptische Wüste, die allerorts die Hütten ihrer Mönche zeigt." [52] Chrysostomos tritt
für die Bewahrung der alten Kulturen ein: "Wer noch jenes alte Ägypten
gekannt hat, das gegen Gott gestritten und gewütet, das Katzen verehrte,
das vor Zwiebeln sich fürchtete und erschrak, der wird die Macht Christi
wohl zu schätzen wissen. Indes, wir brauchen nicht auf alte Begebenheiten
zurückzugreifen; denn bis auf den heutigen Tag sind uns die Überreste
jener törichten früheren Verirrung zum Beweise erhalten geblieben.
Aber trotzdem stellen jetzt diejenigen, deren ganze Vergangenheit auf solche
Torheiten zurückführt, über den Himmel und über himmlische
Dinge Betrachtungen an, lachen über die Gebräuche ihrer Väter,
bemitleiden ihre Vorfahren, und kümmern sich nicht mehr um das, was
die heidnischen Philosophen sagen. Denn sie haben an deren eigenem Leben
gesehen, dass ihre Lehren nicht mehr wert sind, als das Wahngerede von
alten betrunkenen Weibern. Die wahre Philosophie hingegen, die auch des
Himmels würdig ist, ist diejenige, die ihnen durch die Fischer verkündet
wurde. Darum haben sie neben so großer Treue in der Lehre auch im
praktischen Leben so großen Eifer gezeigt. Sie haben sich all ihres
Besitzes entäußert und sind der ganzen Welt gekreuzigt worden
; ja sie gehen noch weiter und suchen durch ihrer Hände Arbeit zum
Unterhalt der Bedürftigen beizutragen. Denn obwohl sie fasten und
die Nächte durch wachen, glauben sie doch, am Tage nicht müßig
sein zu dürfen. Im Gegenteil, sie bringen die Nächte mit heiligem
Hymnengesang und Wachen zu, den Tag verwenden sie auf Gebet und auf körperliche
Arbeiten, und ahmen so den Eifer des Apostels nach. Denn während auf
ihn die Augen der ganzen Welt gerichtet waren, in der Erwartung, er werde
die Bedürftigen mit geistiger Speise nähren, hielt er sich eine
Arbeitstätte und übte ein Handwerk aus, und gönnte sich
ob dieser Arbeit selbst bei Nacht den Schlaf nicht (Apg 20,34; 1 Thess
2,9: 2 Thess 3,8); um so mehr, wollen sie sagen, ziemte es sich für
uns, die wir die Einöde aufgesucht, und nichts mit dem geräuschvollen
Leben der Städte zu tun haben, die Stille und Ruhe der Einsamkeit
zu geistlicher Tätigkeit zu benützen!" [53]
15. Seele des Herodes; weiser Seelenarzt, der alles zum Besten anordnetJohannes Chryststomos schreibt zu V.16: "Da sah Herodes, dass er von den Magiern getäuscht worden war. Er geriet darob in großen Zorn und sandte Häscher aus mit dem Befehle, in Bethlehem und seiner ganzen Umgebung sämtliche Knaben von zwei Jahren und darunter zu töten, entsprechend der Zeit, die er von den Magiern ausgeforscht hatte." Es wäre besser gewesen, Herodes wäre nicht in Zorn, sondern in Furcht und Angst geraten und zur Einsicht gekommen, dass er sich an Unmöglichem versuche. Wie viele Osmanen und Türken später lässt sich auch Herodes nicht abschrecken. "Wenn nämlich die Seele einmal blind und unheilbar geworden ist, so ist sie für keines der Heilmittel mehr zugänglich, die Gott uns geschenkt. So siehe denn, wie Herodes nach all den früheren Kämpfen auch diesen noch auf sich nimmt, einen Mord zum andern fügt und alles tut, um in sein Verderben zu rennen. Wie von einem Dämon, so ist er von seinem Zorn und seiner Eifersucht besessen, er hört nicht mehr auf die Stimme der Vernunft, sondern wütet selbst gegen die Natur, lässt seinen Zorn über die Magier, die ihn überlistet, an den unschuldigen Kindern aus, und wagt es, eine ähnliche Missetat in Palästina zu begehen, wie sie einmal in Ägypten vorgekommen war. Unter dem Pharao, der alle männlichen Judenkinder zu töten befahl Ex 1,15.22 . "Denn",so sagt der Evangelist, "Herodes sandte Häscher aus mit dem Befehl, in Bethlehem und seiner ganzen Umgebung alle Knaben von zwei Jahren und darunter zu töten, entsprechend der Zeit, die er von den Magiern ausgeforscht hatte." Gebt hier ganz besonders acht! Denn manche reden da alles Mögliche zusammen wegen dieser Kinder, und sagen, es sei ein Unrecht gewesen, dass so etwas zugelassen ward. Die einen bringen ihre Bedenken hierüber in mehr bescheidenerer Form vor, andere mehr in anmaßendem, unwilligem Tone. Um also die einen von ihrem Unmut, die anderen von ihren Zweifeln zu befreien, lasst mich ein wenig bei diesem Gegenstand verweilen. Wenn man es tadeln will, dass der Mord der Kinder zugelassen wurde, so muss man es auch tadeln, dass jene Soldaten den Tod fanden, die den Petrus bewachten. Im einen Falle sind wegen der Flucht des Jesuskindes andere Kinder statt des gesuchten getötet worden; im anderen Falle hat der Engel den Petrus aus Kerker und Banden befreit. Als daher der Tyrann, der mit jenem ersten den Namen und die Gesinnung gemeinsam hatte, ihn suchte und nicht fand, ließ er statt seiner die Soldaten töten, die seine Wächter gewesen. Aber was willst du damit beweisen, fragst du? Das heißt man ja die Schwierigkeit nicht lösen, sondern vergrößern. Auch ich bin mir dessen bewusst, und gerade darum bringe ich dies alles vor, um alles auf einmal zu beantworten. Wie kann man also diese Schwierigkeit lösen? Welch annehmbare Antwort könnte ich darauf geben? Die, dass nicht Christus schuld war am Tode jener unschuldigen Kinder, sondern die Grausamkeit des Königs; und dass nicht Petrus schuld war am Tode der Soldaten, sondern der Unverstand des Herodes. Hätte der die Mauer durchbrochen gesehen, oder die Kerkertüren zerstört, so hätte er vielleicht den Soldaten, die den Apostel bewachten, noch Fahrlässigkeit vorwerfen können. So aber war alles an seinem Platze geblieben; die Türen waren verschlossen, die Ketten hingen noch an den Händen der Wächter, denn Wächter und Gefangene waren aneinander gekettet . Daraus konnte Herodes, wenn er den Vorfall richtig beurteilen wollte, den Schluss ziehen, dass das Geschehen nicht Menschenwerk war und kein Vergehender Soldaten vorlag, sondern dass eine göttliche, wunderwirkende Macht eingegriffen hatte; und vor dem Urheber dieser Tat hätte Herodes sich beugen, nicht aber gegen die Wächter einschreiten sollen. Denn alles, was Gott getan hat, hat er in einer Weise getan, dass er nicht bloß die Wächter dem Tode überantwortete, sondern im Gegenteil den König durch sie zur Wahrheit hätte führen können. Wenn aber der sich blind zeigte, nun, welche Schuld trifft den weisen Seelenarzt, der alles zum Besten anordnet, wenn der Kranke nicht gehorcht? Das trifft auch hier zu. Warum denn, Herodes, bist du in Zorn geraten, als du von den Magiern getäuscht worden warst? Hast du nicht gewusst, dass es sich hier um eine übernatürliche Geburt handelte? Bist nicht du es gewesen, der die Hohenpriester gerufen? Hast nicht du die Schriftgelehrten versammelt? Und als sie kamen, haben sie da nicht vor dein Tribunal den Propheten mitgebracht, der alles dies schon längst vorausgesagt? Sahest du nicht, wie der Alte mit dem Neuen übereinstimmte? Hörtest du nicht, dass sogar ein Stern den Magiern dienstbar war? Hat der Eifer der Barbaren dich nicht beschämt? Hat ihr Mut dir keine Bewunderung abgenötigt? Erfasste dich nicht Scheu und Ehrfurcht vor der Wahrheit des Propheten? Konntest du nicht von dem Früheren auf diese jüngsten Ereignisse schließen? Warum hast du nicht aus all dem bei dir selbst den Schluss gezogen, dass nicht eine List der Magier die Dinge so gewendet, sondern die Macht Gottes, die alles leitet, wie sie will? Und wenn dich auch die Magier getäuscht hätten, was hatten damit die unschuldigen Kinder zu schaffen?" [54]Und weiter: "Nun ja, sagst du, damit hast du allerdings den Herodes als ganz unentschuldbaren blutgierigen Menschen hingestellt, aber noch nicht bewiesen, dass die Tatsache selbst kein Unrecht war. Wenn auch Herodes unrecht handelte, warum hat aber Gott dies überhaupt zugelassen? Was soll ich darauf erwidern? Dasselbe, was ich ohnehin immer in der Kirche, auf der Straße und sonst überall sage, und was ich auch euch gerne recht tief einprägen möchte; denn es ist eine Antwort von allgemeiner Gültigkeit, die auf jede ähnliche Frage passt. Wie lautet also diese prinzipielle Antwort? Ich sage: Viele gibt es, die Unrecht tun, aber nicht einen, der Unrecht leidet" Damit euch aber das Rätsel nicht noch mehr verwirre, will ich euch gleich die Erklärung dazu geben. Sooft wir von irgendeiner Seite Unrecht leiden, so rechnet uns dies Gott entweder als Buße für unsere Sündern an, oder gibt uns einen Lohn dafür... Es fragt sich nur, ob Böses leiden ein Unglück sei für den, der es leidet? Um aber auf den eigentlichen Kern der Frage einzugehen, denke an David. Als er den Semei dastehen. ihn über sein Unglück spotten sah, und von ihm mit ungezählten Beleidigungen überschüttet wurde, trat er doch den Heerführern, die den Semei töten wollten, in den Weg und sagte: "Lasset ihn lästern, auf dass der Herr meine Erniedrigung ansehe, und mir statt des Bösen, das mir heute widerfahren, Gutes erweise" (2 Kön 16,11 f.) . Und in den Psalmen hat er gesungen: "Siehe, wie meine Feinde zahlreich geworden sind, und mit ungerechtem Hasse mich verfolgten, und verzeih mir alle meine Sünden" (Ps 24,18 f.) . Auch Lazarus ward deshalb ein besseres Los zuteil, weil er in diesem Leben zahllose Leiden erduldet. Es ist also denen, die zu leiden hatten, keim wirkliches Leid widerfahren, wenn sie nur all ihre Unbilden starkmütig ertrugen. Im Gegenteil,. sie haben dabei viel mehr gewonnen, ob sie nun von Gott geprüft oder vom Teufel gequält wurden. Aber, fragst du, welche Sünden konnten denn die unschuldigen Kinder abbüßen? Bei den Erwachsenen, die viel gesündigt haben, mag man wohl mit Recht so reden. Diese hingegen, die ein so vorzeitiges Ende fanden, was konnten sie durch ihre Leiden für Sünden abbüßen? Hast du denn nicht gehört, wie ich sagte, wenn auch keine Sünden da seien , so werden dafür diejenigen entsprechend belohnt werden, die hienieden zu leiden haben? Was für ein Nachteil war es also für diese Kinder, wenn sie unter solcher Voraussetzung dahingerafft wurden, und alsbald in den Hafen des himmlischen Friedens einlaufen konnten? Aber sie hätten vielleicht viele große Taten verrichtet, wenn sie gelebt hätten! Indes trägt gerade das nicht wenig zur Erhöhung ihres Lohnes bei, dass sie trotzdem das Leben verloren. Übrigens hätte Gott sie nicht vor der Zeit dahinsterben lassen, wenn er gewusst hätte, dass diese Kinder etwas Großes werden sollten. Denn wenn er schon diejenigen, von denen er voraussieht, dass sie fortwährend in Sünde dahinleben werden, mit so großer Langmut erträgt, so hätte er um so eher bei diesen einen solchen Tod verhindert, wenn er vorausgesehen hätte, sie würden viel Gutes vollbringen." [55] Es gibt es noch andere
viel verborgenere Gründe als diese, und derjenige, der dies alles
selber so bestimmte, kennt sie gar wohl. "Beugen wir uns darum vor seiner
besseren Einsicht, und befassen wir uns mit dem folgenden, damit wir an
fremdem Unglück lernen, alles mutig zu tragen. Es war ja auch kein
kleines Unglück, das damals Bethlehem heimsuchte, als die Kinder von
der Brust der Mütter gerissen und so ungerechter Weise hingeschlachtet
wurden. Wenn du aber immer noch Bedenken hegst, und dich nicht zu so erhabenen
Gesichtspunkten erschwingen kannst, so höre, welches das Ende dessen
war, der solches gewagt hatte, und fasse etwas Mut. Für seine Vergehen
hat ihn nämlich gar schnelle Strafe ereilt, und für sein Verbrechen
hat er entsprechend gebüßt; denn er hat sein Leben durch einen
schrecklichen Tod beschlossen, der noch elender war als der, den er selbst
hier veranlasste, und hat ausserdem noch tausenderlei anderes Unglück
erlitten. Das alles könnt ihr erfahren, wenn ihr die Geschichte des
Josephus hierüber lest; sie hier selbst einzufügen halte ich
nicht für nötig, damit die Predigt nicht zu lange werde, und
wir den Zusammenhang nicht unterbrechen. V.17: "Damals erfüllte sich
die Weissagung des Propheten Jeremias, der da spricht: V.18: "Eine Stimme
ward in Rama gehört, Rachel, die ihre Kinder beweinte, und sie wollte
keinen Trost annehmen, weil sie nicht mehr sind" (Jer 31,15). Nachdem der
Evangelist den Zuhörer durch die Erzählung dieses gewaltsamen,
ungerechten, rohen, gesetzwidrigen Mordens mit Schauder erfüllt hat,
beruhigt er ihn auch wieder mit dem Hinweis darauf, dass dies nicht etwa
deshalb geschehen ist, weil Gott nicht imstande war, es zu verhindern,
oder weil er nichts davon wusste, sondern dass er es im Gegenteil voraussah
und es auch durch den Propheten vorausverkündete. Erschrick also nicht
und werde nicht bestürzt im Angesicht der unerforschlichen Vorsehung,
die wir zumeist nur an dem erkennen, was sie entweder bewirkt oder was
sie zulässt. Das hat der Herr auch sonst in den Gesprächen mit
seinen Jüngern angedeutet. So hat er ihnen vorhergesagt, sie würden
vor die Richterstühle geschleppt werden, und in die Verbannung geschickt,
es würden Kriege entstehen in der Welt, und unversöhnliche Kämpfe;
dann hat er sie aber auch wieder aufgerichtet und ermutigt mit den Worten:
"Verkauft man nicht zwei Sperlinge um einen Heller? Und doch fällt
keiner von ihnen zur Erde ohne euren Vater, der im Himmel ist" (Mt 10,29)
. Das sagt er, um uns zu zeigen, dass nichts geschieht ohne sein Wissen,
dass er im Gegenteil alles weiß, wenn er auch nicht alles bewirkt
(nämlich das Böse, das Unglück, das er nur zulässt)
. Darum, will er sagen, fürchtet euch nicht und werdet nicht verwirrt.
Denn, da euer Vater weiß, was euch widerfährt, und es hindern
könnte, so ist es klar, dass er es gerade deshalb nicht hindert, weil
er an euch denkt und für euch sorgt. Das gleiche müsst ihr auch
bei den Heimsuchungen denken, die euch treffen, und ihr werdet keinen geringen
Trost daraus schöpfen. Aber, fragst du, was hat denn Rachel mit dem
Ereignis in Bethlehem zu tun? Nun, da könnte einer ebenso gut sagen:
"Rachel", heißt es, "beweinte ihre Kinder." Was hatte aber Rama mit
Rachel zu tun? Rachel war die Mutter Benjamins, und nach ihrem Tod begrub
man sie in dem Hippodrom, welches nahe bei diesem Orte liegt. Da also auch
ihr Grab in der Nähe lag, und zum Erbe Benjamins ihres Sohnes gehörte
, so konnte der Prophet mit Recht die ermordeten Kinder die ihrigen nennen,
weil sie die Ahnfrau des Stammes war, und ihr Grab sich dortselbst befand.
Um ferner zu zeigen, wie unheilbar und grausam die empfangene Wunde war,
fügt er hinzu: "Sie ließ sich nicht trösten, weil sie nicht
mehr sind." Auch daraus lernen wir wieder dasselbe, was ich schon vorhergesagt,
dass wir uns nämlich niemals verwirren lassen wollen, wenn die Tatsachen
der Verheißung Gottes zu widersprechen scheinen. Sieh nur, was sich
alles von Anfang an ereignete, nachdem der Herr zur Rettung seines Volkes
erschienen war, oder vielmehr zur Erlösung der Welt. Seine Mutter
muss fliehen, über seine Heimat kommt unerträgliches Unglück,
eine Mordtat, schrecklicher als alle anderen Morde, wird gewagt; überall
ist nur Trauer, Jammer und Wehklagen. Verliere aber deswegen die Fassung
nicht. Gott pflegt seine Ratschlüsse stets durch seine Widersacher
zu erfüllen, und gibt uns gerade dadurch den besten Beweis seiner
Macht. In gleichem Sinne hat er auch seine Jünger angeleitet, und
sie in den Stand gesetzt, alles zu vollbringen, indem er Gegensätze
durch Gegensätze ausgleicht, um dadurch nur um so mehr unsere Bewunderung
zu erregen. Auch die Apostel wurden ja gegeißelt und vertrieben,
und duldeten unsäglich viele Leiden, trugen aber gerade dadurch den
Sieg davon über diejenigen, von denen sie gegeißelt und verbannt
wurden. V.19: "Als aber Herodes gestorben war, siehe da erschien der Engel
des Herrn dem Joseph im Traume und sprach: Steh auf, nimm das Kind und
seine Mutter und ziehe ins Land Israels." Der Engel sagt schon nicht mehr:
Fliehe, sondern: Ziehe." [56]
16. Die verborgenen Gedanken der SadduzäerFrüher ging es um die verborgenen Gedanken der Sadduzäer, ihre Aufgeblasenheit, und die "in solcher Schlechtigkeit aufgewachsen" sind, heute geht es vor allem um Moslems, die das Christentum seit Jahrhunderten bekämpft, Kirchen zerstört oder in Götzentempel (Moscheen) verwandelt hatten. Johannes Chryststomos schreibt zu dem, was heute für Moslems gilt: "V.7: Da er aber viele Sadduzäer und Pharisäer zu sich zur Taufe kommen sah, sprach er zu ihnen: Vipernbrut, wer hat euch gelehrt, dem zukünftigen Zorne zu entrinnen?" Warum sagt denn da Christus, sie hätten dem Johannes nicht geglaubt? Weil das wirklich kein Glaube war, dass sie den, der von ihm gepredigt wurde, nicht aufnahmen. Auch den Propheten und ihrem Gesetzgeber Moses gehorchten sie ja dem Anscheine nach; und doch sagte der Herr, sie hätten ihm nicht gehorcht, da sie ja denjenigen, den jene vorherverkündeten, nicht aufnahmen. "Hättet ihr dem Moses geglaubt, so hättet ihr wohl auch mir geglaubt" (Joh 5,46) . Und als später die Pharisäer von Christus gefragt wurden:"Von woher ist die Taufe des Johannes?", da sprachen sie: Wenn wir sagen: Von dieser Welt, so haben wir das Volk zu fürchten; sagen wir: Vom Himmel, so wird er uns fragen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt?" (Mt 21,25-26) . Aus all dem also geht klar hervor, dass sie zwar kamen und sich taufen ließen, dass sie aber nicht im Glauben an seine Predigt verharrten. Johannes deckt ja ihre Schlechtigkeit auf, da sie zum Täufer sandten und fragten: "Bist du vielleicht der Elias? Bist du Christus? (Joh 1,21 ff.). Deshalb fügte er hinzu: "Die Abgesandten waren aber Pharisäer". Indes, fragst du, haben denn nicht die meisten Leute ebenso gedacht? Ja, aber das gewöhnliche Volk glaubte eben so aus Einfalt und Unwissenheit. Die Pharisäer hingegen wollten ihn nur fangen. Da man nämlich allgemein überzeugt war, Christus werde aus der Heimat Davids kommen, Johannes dagegen dem Stamme Levi angehörte, so legten sie ihm mit ihrer Frage eine Schlinge, um alsbald über ihn herzufallen, wenn er etwas Derartiges behaupten sollte. Dies ergibt sich auch ganz klar aus dem Folgenden: Da nämlich Johannes sich zu nichts von dem bekannte, was sie ihn gefragt hatten, setzten sie ihm dennoch zu und sagten: "Was taufst du also, wenn du nicht Christus bist?" Damit du aber siehst, dass die Absicht, mit der die Pharisäer kamen, verschieden war von derjenigen der einfachen Leute, so höre, wie auch dies der Evangelist uns kundgibt. Von den gewöhnlichen Leuten sagt er: Sie kamen und wurden von ihm getauft, nachdem sie ihre Sünden bekannt hatten. Von den Pharisäern nichts dergleichen; da heißt es nur:"Als er sah, dass viele Pharisäer und Sadduzäer kamen, rief er: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch gelehrt, dem künftigen Zorne zu entfliehen!" Seht, welche Unerschrockenheit! Mit welchem Mute spricht er zu Menschen, die jederzeit dürsteten nach dem Blute der Propheten, die um nichts besser waren als Schlangen! Mit welchem Freimut klagt er sie an samt ihren Vätern!" Ja, sagst du, sein Freimut ist wohl groß; es fragt sich aber, ob seine freimütige Rede auch berechtigt war? Er sah ja doch nicht, wie die Pharisäer sündigten, sondern wie sie Buße taten; deshalb hätte er sie auch nicht tadeln sollen, sondern loben und gütig aufnehmen, nachdem sie doch die Stadt und ihr Heim verlassen und herbeigeeilt waren, um seine Predigt zu hören. Was soll ich darauf erwidern? Johannes achtete eben nicht auf das, was äußerlich geschah, sondern durchschaute ihre verborgenen Gedanken, da Gott sie ihm offenbarte. Weil sie sich also auf ihre Vorfahren viel zugute taten, und dies die Ursache ihres Verderbens wurde, da es sie sorglos machte, so schneidet er die Wurzel ihrer Vermessenheit ab. Deshalb nennt sie auch Isaias "Fürsten von Sodoma" und "Volk von Gomorrha" (Jes 1,10) ; und ein anderer Prophet sagt: "Seid ihr nicht wie Söhne von Äthiopiern?"( Am 9,7). Auch alle anderen Propheten suchen sie von dieser Selbstüberhebung abzuziehen, indem sie ihnen die Ursache ihrer Aufgeblasenheit nehmen, die unzählig viel Böses im Gefolge hatte. Nun, wendest du ein, die Propheten waren da wohl im Recht, sie sahen die Juden sündigen; mit was für Grund und Ursache tut aber in unserem Falle Johannes dasselbe, da er doch sah, wie sie willfährig waren? Um sie noch mehr zu erweichen. Wer aber genau auf den Wortlaut acht gibt, wird bemerken, dass er auch Lob unter den Tadel gemischt hat. Er sprach nämlich so, weil er sie bewunderte, dass sie zwar spät, aber zuletzt doch über sich gebracht hatten, was ihnen fast unmöglich erschienen war. Sein Tadel entsprang also mehr der Absicht, sie an sich zu ziehen, und ihre Sinnesänderung anzubahnen. Wenn er sie also zu erschrecken scheint, so zeigt er damit nicht bloß, dass ihre frühere Schlechtigkeit groß war, sondern auch, dass ihre Bekehrung bewundernswert und etwas Außerordentliches sei. Wie kommt es, sagt er, dass ihr, die ihr die Söhne jener Väter seid, und in solcher Schlechtigkeit aufgewachsen seid, dass ihr euch bekehret? Woher diese große Änderung? Wer hat eure steinharten Herzen erweicht? Wer die unheilbare Wunde geheilt? Beachte auch, wie er sie gleich im Anfang erschreckt, indem er zuerst von der Hölle zu reden anfängt. Er sagte nicht, was sie sonst gewohnt waren zu hören: "Wer hat euch gelehrt, euren Feinden zu entfliehen, den Einfällen der Barbaren, der Kriegsgefangenschaft, Hunger und Pest?", nein, er hält ihnen eine andere Strafe vor, von der sie noch nie hatten reden hören; er sagt: "Wer hat euch gelehrt, dem zukünftigen Zorne zu entrinnen?" [57]Es geht um die Trennung
von Spreu und Weizen: "Nachdem wir also dies alles jetzt wissen, so haben
wir doch ja recht acht, während wir noch in der Tenne sind; denn solange
wir darin sind, können wir aus der Spreu in Weizen verwandelt werden,
wie auch umgekehrt schon viele aus Weizen zu Spreu wurden. Sehen wir also
zu, dass wir nicht fallen, lassen wir uns nicht von jedem Winde umhertreiben,
und trennen wir uns nicht von unseren Brüdern, wenn sie auch scheinbar
gering an Zahl und armselig sind. Auch das Getreide ist ja der Menge nach
geringer als die Spreu, dem Gehalt nach aber besser. Sieh also nicht auf
das, was äußerlich in die Augen fällt; es ist dem Feuer
geweiht; blicke vielmehr hin auf die Demut in Gott, diese starke unzerstörbare
Tugend, die nicht abgeschnitten und nicht im Feuer verbrannt werden kann.
Um solchen Getreides willen ist Gott auch langmütig gegen die Spreu,
damit sie im Umgang mit jenem besser werde. Deshalb wird nicht jetzt schon
das Gericht gehalten, damit wir alle gemeinsam die Krone empfangen, und
viele noch von der Sünde zur Tugend bekehrt würden. Zittern wir
also, wenn wir dieses Gleichnis hören. Denn jenes Feuer ist unauslöschlich.
Aber wie unauslöschlich? fragst du. Ja, siehst du denn nicht, dass
diese unsere Sonne immerfort brennt und doch nie erlischt? Hast du nicht
gesehen, dass der Dornbusch zwar brannte, aber nicht verbrannte? Wenn also
auch du selbst dem Feuer entrinnen willst, dann fort mit deiner Hartherzigkeit
und du wirst jenes Feuer auch nicht zu spüren bekommen. Wenn du jetzt
meine Worte gläubig aufnimmst, dann wirst du bei deinem Hinscheiden
diesen Höllenbrand nicht einmal zu sehen brauchen. Glaubst du aber
jetzt nicht an ihn, dann wirst du im anderen Leben durch eigene Erfahrung
gar gründlich belehrt werden, dass es daraus kein Entrinnen gibt.
Diese Strafe ist eben unwiderruflich für diejenigen, die kein gutes
Leben geführt haben. Auch das bloße Glauben genügt nämlich
nicht; denn auch die Dämonen zittern vor Gott, aber trotzdem bleiben
sie verdammt. Deshalb müssen wir auch selber acht haben auf unser
Leben. Und gerade darum versammeln wir euch regelmäßig hier,
nicht damit ihr bloß in die Kirche hereinkommt, sondern damit ihr
aus dem Aufenthalt dahier auch einigen Nutzen schöpfet. Denn würdet
ihr zwar jedesmal kommen, aber auch ohne Nutzen wieder gehen, so würde
dieses Kommen und Dasitzen euch gar nichts weiter helfen. Wenn wir Kinder
in die Schule schicken und sehen, dass sie nichts darin lernen, so ziehen
wir recht kräftig gegen die Lehrer los, und senden oft die Kinder
in andere Schulen; womit werden wir aber da uns selbst entschuldigen, wenn
wir im Tugendstreben nicht ebensoviel Eifer zeigen wie in diesen zeitlichen
Dingen, und unsere eigene Schreibtafel immer leer nach Hause bringen? Und
doch sind die Lehrer in dieser Schule zahlreicher und besser. Da lassen
wir euch bei jedem Gottesdienste durch Propheten, Apostel, Patriarchen
und alle Heiligen unterrichten. Aber trotzdem macht ihr keinen Fortschritt,
sondern wenn ihr zwei oder drei Psalmen gesungen und die gewohnten Gebete
oberflächlich und gedankenlos verrichtet habt, dann geht ihr nach
Hause und glaubet, das genüge für euer Seelenheil. Habt ihr denn
nie den Propheten, oder vielmehr Gott durch den Propheten sagen hören:
"Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit von mir"?
(Jes 29,13). Damit also dies nicht auch bei uns der Fall sei, so lösche
doch die Buchstaben, oder vielmehr die Inschriften, die der Teufel in deine
Seele eingemeisselt hat, aus, und bewahre ein Herz, das frei ist von irdischen
Sorgen, damit ich ohne Bangen hineinschreiben kann, was ich will. Bis jetzt
freilich kann ich darin nichts anderes sehen, als was der Teufel geschrieben,
Raub, Habsucht, Neid, Verleumdung. Wenn ich daher eure Tafeln in die Hand
nehme, so kann ich sie nicht einmal lesen. Ich finde eben nicht die Schriftzüge,
die ich am Sonntag darauf geschrieben und euch übergeben habe, sondern
ganz andere, unbekannte und verdorbene. Wenn ich dann dies wieder auswische
und hineinschreibe, was des Hl. Geistes ist, dann gehet ihr fort, überlasst
eure Herzen dem Einfluss des Teufels und erlaubet ihm, wieder das hineinzuschreiben,
was ihm gefällt. Wohin also dies führen muss, das brauche ich
euch nicht zu sagen, es sagt's einem jeden das eigene Gewissen." [58]
17. Damit du in allem maßvoll bleibst und dadurch widerstandsfähiger und härter werdest als das härteste Eisen; "Torheit des Teufels"Wie wird man wirklich stark und widerstandsfähig statt verweichlicht wie ein islamisch-osmanischer Sultan. Hier lernt man, wie erhaben das Fasten (im Gegensatz zum muslimischen Ramadan) ist und welch gewaltige Waffe es bildet gegen den Teufel oder den Götzen Allah, und dass man nach empfangener Taufe nicht der Schwelgerei und Trunkenheit und üppiger Tafel, sondern dem Fasten sich hingeben soll; wenn nachts mehr getafelt wird als tagsüber wie beim Ramadan, handelt es sich nicht um fasten sondern Schwelgerei. Dazu Chrysostomos: "V.1: "Damals wurde Jesus vom Geiste in die Wüste geführt, damit er vom Teufel versucht würde."Wann "damals"? Als der Hl. Geist auf Jesus herabgestiegen und eine Stimme von oben gesprochen: "Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe" Mt 3,17 . Das Merkwürdige dabei ist, dass er vom Hl. Geist dahin geführt wurde; denn so steht es hier geschrieben. Der Herr hat eben alles, was er getan und geduldet hat, zu unserer Belehrung getan; deshalb willigte er auch ein, dass er dorthin geführt werde, zum Kampf gegen den Teufel. Es sollte keiner, der die Taufe empfangen und nach derselben schwereren Versuchungen ausgesetzt wäre, erschrecken, gerade als ob das etwas ganz Unerhörtes wäre, vielmehr soll er alles männlich tragen, da ihm ja nur das widerfährt, was dem Herrn auch geschah. Du hast ja zu dem Zweck Waffen erhalten, damit du kämpfest, nicht damit du müßig stehest. Deshalb verhindert es auch Gott nicht, dass Versuchungen über dich kommen, erstens damit du sehest, dass du viel stärker geworden bist; dann auch, damit du in allem maßvoll bleibst und dich nicht ob der Größe seiner Gaben überhebest, da ja die Versuchungen dich zu Fall bringen können; drittens, damit der Teufel, der immerfort an deinem Falle arbeitet, sich überzeuge, dass du ihn endgültig verlassen und dich von ihm abgewandt hast; viertens, damit du dadurch widerstandsfähiger und härter werdest als das härteste Eisen; fünftens, damit du darin einen deutlichen Beweis für die dir anvertrauten Gandenschätze erblickest. Der Teufel würde dich ja nicht angreifen wenn er nicht sähe, dass du größere Ehre genießest als er. Deshalb hat er such auch gleich im Anfang an Adam herangemacht, da er sah, welch große Würde ihm verliehen worden. Darum stritt er wider Job, weil er bemerkte, wie dieser von Gott, dem Herrn aller Dinge, belohnt und gelobt worden war. Warum sagt aber da der Herr: "Betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet"?Mt 26,41 Gerade deshalb zeigt er dir Jesus, nicht wie er einfach hingeht, sondern wie er hingeführt wird gemäß dem besonderen göttlichen Ratschluss. Er will damit andeuten, dass man nicht selbst der Versuchung entgegengehen soll, dagegen fest standhalten, wenn man in Versuchung geführt wird. Dann beachte auch, wohin ihn der Hl. Geist führt? Nicht in eine Stadt oder auf einen offenen Marktplatz, sondern in die Wüste. Da er nämlich den Teufel anlocken wollte, so wollte er ihn nicht bloß durch den Hunger, sondern auch durch die Wahl des Ortes eine Handhabe bieten. Der Teufel greift uns nämlich am liebsten dann an, wenn er uns einsam und allein sieht. So stellte er zuerst dem Weibe nach, und nahm sie allein beiseite, solange er ihren Mann fern von ihr wusste. Wen er nämlich in Gesellschaft mit anderen vereint sieht, den wagt er nicht in gleicher Weise anzugreifen. Deshalb müssen wir hauptsächlich aus diesem Grunde jedesmal an den gemeinsamen Versammlungen teilnehmen, damit wir dem Teufel keine bequeme Handhabe bieten. Er fand also den Herrn in der Wüste, und zwar in einer unwirtlichen Wüste, denn dass sie so war, bezeugt Markus, der da sagt: "Er war unter wilden Tieren" Mk 1,13 . Beachte, mit welcher Bosheit und Verschmitztheit der Teufel ans Werk geht, und wie sehr er den günstigen Augenblick abwartet. Er macht sich nicht an den Herrn, solange dieser fastet, sondern erst, als er schon Hunger empfand. Du sollst daraus lernen, wie erhaben das Fasten ist und welch gewaltige Waffe es bildet gegen den Teufel, und dass man nach empfangener Taufe nicht der Schwelgerei und Trunkenheit und üppiger Tafel, sondern dem Fasten sich hingeben soll. Darum hat der Herr auch selber gefastet, nicht als hätte er es nötig gehabt, sondern um uns ein Beispiel zu geben. Da nämlich die Sünden, die wir vor der Taufe begingen, uns zu Dienern des Bauches erniedrigten, so machte er es wie etwa einer, der einen Kranken gesund gemacht hat und ihm dann befiehlt, das nicht mehr zu tun, wovon er krank geworden ist. So hat er selber auch hier für die Zeit nach der Taufe das Fasten als Heilmittel eingeführt." Nichts anderes deutet auch Ezechiel an mit den Worten: "Das aber war die Sünde Sodoma's, dass sie in Hochmut und Sättigung des Brotes und im Überfluss schwelgten" Ez 16,49 . Ebenso haben auch heute die Moslems die größten Missetaten begangen (Eroberung christlicher Ländereien, Zerstörung der Kirchen und Umwandlung in islamische Götzentempel), nachdem sie durch Schwelgerei und Vielweiberei auf Abwege geraten waren. [59]Der Herr hat vierzig Tage lang gefastet, und uns dadurch ein Heilmittel zu unserer Genesung gezeigt; und nur deshalb hat er nicht noch mehr getan, um nicht wieder durch das Übermaß des Wunderbaren die Wahrheit seiner Menschwerdung in Zweifel zu stellen. "Jetzt konnte dies nicht wohl geschehen, da ja auch Moses und Elias, durch die Kraft Gottes gestärkt, schon vor ihm ebenso lang zu fasten vermocht hatten. Hätte aber der Herr noch länger gefastet, so wäre wohl manchen auch aus diesem Grunde die Annahme des Fleisches zweifelhaft erschienen. V.2: "Nachdem er also vierzig Tage und ebensoviele Nächte gefastet hatte, da hungerte ihn." Dadurch bot er dem Teufel eine Gelegenheit, ihn zu versuchen; er wollte eben durch diesen Kampf zeigen, wie man ihn überwinden und besiegen soll. So machen es auch die Athleten; um ihren Schülern zu zeigen, wie man gewinnen und siegen könne, lassen sie sich gerne in der Palästra mit anderen in einen Ringkampf ein, damit jene am Leibe ihrer Gegnern sehen und lernen, wie man den Sieg erlangt. So geschah es auch damals. Da der Herr den Teufel zu solch einem Kampfe anlocken wollte, gab er ihm seinen Hunger zu erkennen, nahm es mit dem Angreifer auf und warf ihn im Kampfe ein, zwei, drei Mal mit der größten Leichtigkeit zu Boden. Um aber nicht an diesen Siegen vorüber zu eilen , und den Nutzen, den ihr aus ihnen schöpfen könnt, zu vermindern, wollen wir mit dem ersten Zusammenstoß beginnen, und jeden einzelnen genau betrachten. Da der Herr hungerte, so heißt es, V.3: "kam der Versucher heran und sprach zu ihm: Wenn du der Sohn Gottes bist, dann befiehl, dass diese Steine zu Brot werden." Er hatte nämlich vorher die Stimme gehört, die vom Himmel herab sprach: "Dieser ist mein geliebter Sohn"; dann hatte er auch gehört, wie Johannes dasselbe von ihm bezeugte; zuletzt aber sah er ihn hungern. Da war er denn unschlüssig. Nach all dem, was er über ihn gehört hatte, konnte er ihn nicht für einen bloßen Menschen halten, sich aber auch nicht davon überzeugen, dass er der Sohn Gottes sei, da er ihn ja hungern sah. So befand er sich im Zweifel, und redete ihn dementsprechend an. Und wie er im Anfange sich an Adam heranmachte, um durch trügerische Vorspiegelungen die Wahrheit zu erfahren, so machte er es auch hier. Da er das unaussprechliche Geheimnis der Menschwerdung nicht klar kannte, und nicht recht wusste, wen er vor sich habe, so suchte er auf andere Weise die Schlingen zu legen, durch die er zu erfahren hoffte, was ihm verborgen und unklar war. Warum sagt er also: "Wenn du der Sohn Gottes bist, dann befiehl, dass diese Steine da Brot werden"? Er sagte nicht: da du Hunger hast, sondern: "Wenn du der Sohn Gottes bist." Er glaubte ihn durch Schmeicheleien überlisten zu können. Darum schweigt er auch vom Hunger, um sich nicht den Anschein zu geben, als halte er ihm dies vor und wolle ihn damit beschämen. Er kannte ja nicht die Größe des göttlichen Heilsplanes, und glaubte, der Hunger sei eine Schande für ihn. Deshalb schmeichelte er ihm hinterlistigerweise und erinnerte ihn nur an seine Würde. Was sagt nun Christus darauf? Er demütigt dessen Stolz und zeigt, dass das, was ihm widerfahren, keine Schande sei, nicht unwürdig seiner Weisheit, und stellt gerade das in den Vordergrund, was jener in schmeichlerischer Absicht verschwieg; er sagt:V .4: "Nicht vom Brote allein wird der Mensch leben." So beginnt er gleich mit den Bedürfnissen des Leibes. Du aber bedenke die Schlechtigkeit des bösen Feindes, und sieh, wo er seinen Kampf beginnt, und wie er seine gewohnte Verschlagenheit nicht vergisst. Die gleiche List, mit der er den ersten Menschen zu Fall gebracht und in vielfältiges Unglück gestürzt hat, wendet er auch hier an, nämlich die sinnliche Begierde. Auch jetzt kann man viele Toren sagen hören, der Bauch sei schuld an unseren zahllosen Übeln. Dagegen zeigt uns hier Christus, dass den Tugendhaften auch diese Leidenschaft nicht zwingen kann, etwas Ungehöriges zu tun. Er hungert und gehorcht der Aufforderung des Teufels nicht, um uns so die Lehre zu geben, dass wir in nichts dem Teufel willfahren sollen. Da nämlich der erste Mensch aus solch einem Anlass Gott beleidigte und sein Gebot übertrat, so zeigt dir Christus hiermit mehr als deutlich, dass du in keinem Falle dem Teufel gehorchen darfst, selbst wenn das, was er dich tun heißt, keine Sünde wäre. Und was sag ich; Sünde! Selbst wenn dir die bösen Geister etwas Nützliches raten, höre nicht auf sie. So hat ja der Herr auch jenen Dämonen Schweigen geboten, die da laut verkündeten, er sei der Sohn Gottes. Ebenso hat auch Paulus es jenen verwehrt, die dasselbe riefen, obgleich das, was sie sagten, für ihn vorteilhaft war. Ja der Herr hat den Dämonen überdies noch gedroht, ist ihrer Arglist wider uns entgegen getreten und hat sie verscheucht, obgleich sie Heilswahrheiten verkündeten, hat ihnen den Mund gestopft und sie schweigen geheißen. Darum hat er auch hier den Worten des Teufels nicht entsprochen, sondern welche Antwort gab er ihm? "Nicht vom Brote allein wird der Mensch leben." Mit diesen Worten will er sagen: Gott kann einen Hungernden mit einem bloßen Worte laben, und das Alte Testament bezeugt und lehrt, dass man vom Herrn niemals lassen darf, wenn wir auch Hunger oder was immer sonst zu leiden haben." [60] Bezeichnend ist, dass die Moslems ähnlich wie der Teufel auch, immer fragen: "Wenn du der Sohn Gottes bist"? und die Tatsache der Sohnschaft und Trinität bezweifeln. Ihn wie auch die Moslems kann man "nicht mit Wunderzeichen", sondern nur durch "Geduld im Leiden und durch Langmut" besiegen. Die "Torheit des Teufels" und die der Moslems, kann man auch daran erkennen, dass sie Zitate aus der Heiligen Schrift verfälschen oder sie "frech" missbrauchen, und ihnen einen ganz falschen Sinn unterschieben. Das allerdings gehört zum "Heerbann des Teufels", den "Muslim-Horden", den osmanischen und sarazenischen Heerscharen, den "Dienern und Gesinnungsgenossen des Teufels", die ihrer Natur nach zwar Menschen, "in der Tat aber Werkzeuge des Teufels geworden sind"; so machen es diese "Betrüger" überall, und zwar so, dass in Europa sogar christliche Würdenträger darauf hereinfallen und sie zu einer falschen Einschätzung des Islams verleiten; sie setzen "die Maske des Mitleides auf", und geben sich den "Anschein wohlwollender Teilnahme", während sie uns "verderbliche Ratschläge" einflüstern, die schädlicher wirken als Gift. Eigentlich müssten sie sagen "Weiche zurück, Satan!" und Moslems nicht noch dazu ermuntern, fleissig neue Götzentempel zu errichten um Kinder und Jugendliche zu verführen. Denn dadurch dass sie sich mit ihrem Götzen Allah in christlichen Ländern und Städten wie Konstantinopel festgesetzt haben, und "gegen Gott den Vater gesündigt" haben, indem sie alles das ihr eigen nannten, was jenen gehörte, und indem sie ihren Götzen Allah "im Ernst für Gott" ausgaben, "als wäre er der Schöpfer des Weltalls." So wie Christus den Satan zurückgewiesen hatte, so müssten die heutigen Christen die "Allahbesessenen" zurückweisen, statt ihre Irrlehre auch noch zu fördern wie es in Europa vielfach geschieht. "Wenn aber jemand sagt, der Herr hätte trotzdem das Wunder wirken sollen, so frage ich ihn: Weshalb denn, aus welchem Grunde? Jener sagte ja nicht, damit der Herr es glaube, sondern weil er zu finden hoffte, dass er es nicht glaube. Hat er ja doch auch unsere Stammeltern auf diese Weise betrogen und sie überführt, dass ihr Vertrauen auf Gott nicht sehr stark sei. Er versprach ihnen das Gegenteil von dem, was Gott gesagt hatte, blähte sie auf mit eitlen Hoffnungen, nahm ihnen den Glauben und brachte sie auf diese Weise auch um das Gute, das sie besaßen. Christus dagegen zeigt, wer er ist; er willfahrte weder jetzt dem Teufel, noch später den Juden, die ebenso gesinnt waren, wie jener und nach Zeichen verlangten. Er gibt uns dadurch jedesmal die Lehre, niemals etwas ohne vernünftigen Grund zu tun, auch wenn wir es tun könnten, und niemals dem Teufel nachzugeben, auch wenn die Not drängte. Was machte also jetzt dieser Unselige? Besiegt und nicht imstande, den Herrn, den doch so sehr hungerte, zur Ausführung seines Rates zu bewegen, geht er zu einem zweiten Angriff über und sagt: V.6: "Wenn du der Sohn Gottes bist, so stürze dich da hinunter; denn es steht ja geschrieben: Gott befiehlt seinen Engeln deinetwegen, und sie werden dich auf ihren Händen tragen." Weshalb sagt denn der Teufel vor jeder Versuchung: "Wenn du der Sohn Gottes bist"? Er macht es eben hier geradeso, wie bei den Stammeltern. Damals klagte er Gott an mit den Worten: "An dem Tage, an dem ihr davon esset, werden euch die Augen aufgehen" (Gen 3,5) ; er wollte nämlich damit zeigen, dass sie von Gott getäuscht und hintergangen worden seien, und von ihm keinerlei Wohltaten erfahren hätten. Eben darauf zielt er auch hier ab, wenn er gleichsam sagt: Umsonst hat Gott dich Sohn genannt; er hat dich mit diesem Geschenke nur getäuscht; oder wenn es nicht so ist, so gib uns einen Beweis deiner göttlichen Macht und Würde. Und weil ihm dann der Herr aus der Hl. Schrift antwortete, so bringt er jetzt das Zeugnis eines Propheten. Was tat nun Christus? Er ward nicht unwillig und geriet nicht in Zorn, sondern antwortet ihm nochmals mit aller Gelassenheit aus der Hl. Schrift und sagt: V.7: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen." Damit will er uns zeigen, dass man den Teufel nicht mit Wunderzeichen, sondern durch Geduld im Leiden und durch Langmut besiegen müsse, und dass man nichts tun dürfe, bloß um sich zu zeigen und seinen Ehrgeiz zu befriedigen. Indes kannst du die Torheit des Teufels gerade aus dem Schrifttext erkennen, den er selber zitiert hat. Die zwei Stellen, die der Herr vorgebracht hat, stimmen beide sehr gut zueinander; diejenigen hingegen, die der Teufel anführte, sind ganz willkürlich gewählt und passen gar nicht zu dem, worum es sich handelte. Die Worte der Schrift: "Er befiehlt seinen Engeln deinetwegen", wollen ja nicht sagen, man solle sich selber irgendwo hinabstürzen; außerdem bezieht sich die betreffende Stelle gar nicht auf den Herrn. Indessen hat der Herr dieses Zitat damals nicht widerlegt, obwohl der Teufel dasselbe frech missbrauchte, und ihm einen ganz falschen Sinn unterschob. Denn vom Sohne Gottes verlangt ja doch niemand derartiges; wohl aber ist es eine Einflüsterung des Teufels und der Dämonen, sich selbst irgendwo hinabzustürzen; Gottes Sache hingegen pflegt ja selbst die Gefallenen wieder aufzurichten. Hätte es also gegolten, seine Macht zu zeigen, so hätte er es nicht dadurch getan, dass er sich selbst zwecklos in den Abgrund stürzte, sondern dadurch, dass er andere davon bewahrte. Denn sich selbst in Untiefen stürzen, das pflegen nur diejenigen zu tun, die zum Heerbann des Teufels gehören. So macht es also dieser Betrüger überall. Indes, trotz allem, was er vorgebracht, offenbart sich ihm Christus noch nicht, sondern redet weiter mit ihm wie ein bloßer Mensch. Seine Antworten: "Nicht vom Brote allein lebt der Mensch", und: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen", waren nicht besonders geeignet, seine wahre Natur zu offenbaren; sie ließen ihn eher wie einen gewöhnlichen Menschen erscheinen. Jedoch brauchst du dich nicht zu wundern, dass der Teufel in seinem Gespräch mit Christus sich mehrmals gleichsam im Kreise dreht. Wenn die Faustkämpfer tödliche Wunden empfangen, dann taumeln sie blutüberströmt und vom Schwindel ergriffen im Kreise herum. So auch der Teufel; von dem ersten und zweiten Schlage betäubt, spricht er im folgenden offen und ohne Umschweife und geht zum dritten Angriff vor. V.8: "Und er führte ihn auf einen hohen Berg, zeigte ihm alle Königreiche der Welt V.9: und sprach: Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. V.10: Da antwortete ihm der Herr: Weiche zurück, Satan! Denn es steht geschrieben; Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen." Da der Teufel jetzt gegen Gott den Vater gesündigt hatte, indem er alles das sein eigen nannte, was jenem gehörte, und sich im Ernst für Gott ausgab, als wäre er der Schöpfer des Weltalls, so weist Christus ihn zurecht, aber auch da nicht mit Heftigkeit, sondern ganz einfach und ruhig: Weiche zurück, Satan! Dieser Befehl war viel wirksamer, als Tadel; denn der Herr ihm sagen: Weiche zurück, und der Teufel die Flucht ergreifen, das war ein und dasselbe; er versuchte ihn nicht mehr länger. [61] Wir kommt es aber, dass Lukas sagt, der Teufel habe jede Art von Versuchung erprobt. "Ich glaube, dadurch, dass er die hauptsächlichsten Versuchungen nannte, hatte er alle genannt, da ja auch die anderen in diesen mit inbegriffen sind. Denn die Laster, die tausend andere Sünden im Gefolge haben, sind: dem Bauche dienen, dem Ehrgeiz nachgehen, der Geldgier frönen. Das wusste denn auch dieser Unselige, und brachte darum die stärkste aller Versuchungen zuletzt, die Gier nach immer größerem Besitz. Es war schon von allem Anfang an seine Absicht gewesen, mit ihr zu kommen, doch sparte er sie bis zuletzt, da sie stärker ist, als alle anderen. Das ist nämlich seine Hauptregel im Kampfe, das, was einen am ehesten zu Fall zu bringen verspricht, erst zuletzt ins Feld zu führen. So hatte er es auch mit Job gemacht. Er beginnt darum auch hier mit dem, was ungefährlicher und weniger zugkräftig zu sein scheint und geht dann erst zu stärkeren Mitteln über. Wie müssen wir es also anstellen, um da die Oberhand zu gewinnen? Wir müssen tun, was Christus uns gelehrt, d.h. zu Gott unsere Zuflucht nehmen, und uns auch im Hunger nicht überwältigen lassen, sondern auf den vertrauen, der auch durch sein Wort ernähren kann, und nicht mit dem Guten, das wir empfangen, dessen Geber versuchen. Begnügen wir uns vielmehr mit der Ehre, die unser im Himmel wartet und verachten wir die, so von Menschen kommt. Auch sollen wir in allem das zurückweisen, was über das notwendige Maß hinausgeht. Denn nichts bringt uns so leicht unter die Gewalt des Teufels, als Habsucht und Geiz. Das können wir auch jetzt im täglichen Leben beobachten. Auch jetzt gibt es ja noch Leute, die sagen: Alles das werden wir dir geben, wenn du niederfällst und uns anbetest. Das sind Leute, die ihrer Natur nach zwar Menschen, in der Tat aber Werkzeuge des Teufels geworden sind. Denn auch damals machte sich der Teufel nicht bloß selbst, sondern auch durch andere an den Herrn heran. Das lässt uns auch Lukas erkennen, wenn er sagt: "Bis auf weiteres ließ er von ihm ab"(Lk 4,13); er gibt damit zu verstehen, dass er ihn später durch seine eigenen Helfershelfer versuchte. V.11: "Und siehe, es kamen Engel herzu und dienten ihm." Solange die Versuchung gedauert hatte, wollte der Herr nicht, dass die Engel erschienen, um nicht durch sie den Gegner zu verscheuchen; nachdem er aber den Teufel auf der ganzen Linie geschlagen und in die Flucht gejagt, da erst erscheinen die Engel. Daraus sollst du erkennen, dass auch deiner nach deinen Siegen über den Teufel die Engel harren, die dir Beifall zollen und überall dein Geleite bilden. So haben auch den Lazarus Engel abgeholt, nachdem er durch das Feuer der Armut, des Hungers und jeglicher Entbehrung hindurchgegangen. Wie ich nämlich schon früher sagte, weist uns hier Christus auf viele Dinge hin, die uns selbst einmal zuteil werden sollen. Da also dies alles um deinetwillen geschehen ist, so gib dir auch deinerseits Mühe zu siegen, wie er. Und sollte je einer von diesen Dienern und Gesinnungsgenossen des Teufels sich dir nahen, dich verhöhnen und sagen: Wenn du wirklich so bewundernswert bist und groß, so versetze diesen Berg, dann laß dich nicht aus der Ruhe und Fassung bringen; antworte ihm ganz gelassen mit den Worten des Herrn: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen." Und wenn dir der andere Ruhm und Macht anbietet und unermeßlichen Reichtum, und dafür verlangt, du sollst ihn anbeten, so zeige dich auch dann wieder standhaft. Der Teufel hat ja das gleiche nicht bloß bei demjenigen getan, der unser aller Herr ist; er versucht die gleichen Künste auch tagtäglich bei jedem einzelnen Diener dieses Herrn, und das nicht bloß auf Bergeshöhen oder in der Einsamkeit, und nicht nur in eigener Person, sondern mitten in den Städten, auf offenem Marktplatz, in öffentlichen Gebäuden, und durch unsere eigenen Mitmenschen! Was haben wir also unter diesen Umständen zu tun? Dem Teufel niemals Glauben schenken, niemals auf ihn hören, seine Schmeicheleien verabscheuen, und je größere Dinge er verheißt, um so entschiedener ihm den Rücken kehren. Hat er ja doch auch die Eva gerade in dem Augenblick zu Fall gebracht und ihr den größten Schaden zugefügt, da er ihr die größten Hoffnungen gemacht hatte. Er ist eben ein unversöhnlicher Feind und hat einen schonungslosen Krieg gegen uns unternommen. Ja wir sinnen lange nicht so viel auf unsere Rettung, als er auf unser Verderben. Jagen wir ihn also von uns, nicht bloß mit Worten, sondern auch durch Taten und tun wir nichts von dem, was er uns rät; denn eben dann werden wir alles das tun, was Gott gefällt. Der Teufel verheißt uns freilich vieles, aber nicht, um es uns zu geben, sondern um es uns zu nehmen. Er verspricht uns einen Teil von seinem Raube, nur um uns das Himmelreich mit seiner Gerechtigkeit zu stehlen. Die Schätze der Erde breitet er vor uns aus wie Schlingen und Fangnetze, weil er uns um die irdischen wie um die himmlischen Schätze zu bringen sucht. Hienieden will er uns reich machen, damit wir drüben nichts besäßen. Und wenn es ihm mit dem Reichtum nicht gelingt, uns unser himmlisches Erbe zu rauben, so versucht er es auf dem entgegengesetzten Weg der Armut. So hat er es bei Job gemacht. Nachdem er nämlich gesehen, dass ihm der Reichtum nicht schadete, stellte er ihm mit der Armut nach, in der Hoffnung, ihn durch sie zu bezwingen. Gibt es aber etwas Törichteres als das? Denn wer imstande ist, den Reichtum maßvoll zu gebrauchen, der wird noch weit eher die Armut hochherzig ertragen. Wer sein Herz nicht an das hängt, was er hat, der wird auch nach dem nicht verlangen, was er nicht hat. Auch der glückselige Job hat seinerzeit dies nicht getan; vielmehr hat ihm seine Armut nur noch größeren Ruhm verschafft. Sein Hab und Gut konnte der böse Feind ihm nehmen, seine Liebe zu Gott hingegen konnte er ihm nicht bloß nicht nehmen, sondern er bewirkte im Gegenteil, dass sie noch viel stärker wurde, und während er ihn von allem entblößte, erreichte er nur, dass er mit um so höherem Reichtum glänzte. Darum ward auch der Teufel zuletzt ganz ratlos; denn je mehr Wunden er ihm schlug, um so stärker musste er ihn jedesmal nachher sehen." [62] Dasselbe sollen denn
auch wir tun; wir dürfen solche Einflüsterungen nicht um der
Person willen, von der sie kommt, annehmen, wir müssen im Gegenteil
die Person ob des verderblichen Rates von uns weisen, den sie uns gegeben.
"Auch jetzt macht es ja der Teufel noch oft so; er setzt die Maske des
Mitleides auf, und gibt sich den Anschein wohlwollender Teilnahme, während
er uns verderbliche Ratschläge einflüstert, die schädlicher
wirken als Gift. Das ist ganz eigentlich seine Art, schmeicheln, um uns
zu schaden; und dagegen tadeln, um uns zu nützen, das tut nur Gott.
Täuschen wir uns also nicht, und suchen wir nicht auf jede Weise ein
möglichst freies Leben zu führen. Es steht ja geschrieben: "Wen
der Herr liebt, den züchtigt er" (Spr 3,12) . Gerade dann müssen
wir also am meisten trauern, wenn wir ein schlechtes Leben führen,
und es uns recht gut dabei geht. Wenn wir sündigen, müssen wir
ja immer in Furcht leben, am meisten aber dann, wenn wir nichts dafür
zu leiden bekamen. Wenn Gott uns die verdiente Strafe stückweise zumisst,
so macht er uns die Buße für unsere Sünden leicht; wenn
er aber die Strafe für jede einzelne Sünde zusammenkommen lässt,
und wir immer in unseren Sünden verharren, so wartet unser ein schönes
Gericht! Ja, wenn schon die Gerechten Trübsal leiden müssen,
dann um so mehr noch die Sünder. Sieh nur, wie langmütig Gott
sich gegen Pharao zeigte, wie dieser aber zuletzt für all seine Sünden
aufs schwerste gestraft wurde; wieviel Nabuchodonosor gesündigt, und
wie er am Ende alles büßen musste. Und der reiche Prasser, dem
hienieden nie etwas Böses widerfuhr, ward gerade deshalb nur um so
unglücklicher; denn nach einem schwelgerischen Leben auf Erden kam
er zur Strafe für all seine Sünden an einen Ort, an dem er keinerlei
Linderung in seinem Leiden finden konnte. Gleichwohl gibt es Leute, die
so gleichgültig und töricht sind, dass sie immer nur irdischen
Freuden nachjagen, und dabei die bekannten lächerlichen Redensarten
gebrauchen, wie z.B. Ich will vorläufig alle irdischen Freuden genießen
und dann mich ums Jenseits kümmern; ich will dem Bauche frönen,
dem Vergnügen huldigen und das Leben hienieden ausnützen; gib
mir das Heute und nimm dafür das Morgen! O Übermaß der
Torheit! Wodurch unterscheiden sich diejenigen noch, die so reden, von
geilen Böcken und Schweinen? ... Weshalb habe ich nun all dies gesagt?
Weil gerade die Dämonen Zeugnis geben von dem Dasein der Hölle,
die doch am liebsten möchten, dass wir nicht an die Hölle glauben.
Und du, dem die so hohe Ehre zuteil wurde, an den unaussprechlichen Geheimnissen
teilnehmen zu dürfen, du bist noch verhärteter als sie, und sagst:
"Wer ist je aus der Hölle zurückgekehrt, und hat uns davon Kunde
gebracht?" (Röm 10,7) . Und wer ist je vom Himmel herabgestiegen,
und hat bezeugt, dass Gott es ist, der das Weltall erschaffen? Und wie
kann man beweisen, dass wir eine Seele haben? Nun, wenn du nur an die sichtbaren
Dinge glauben willst, dagegen an Gott und den Engeln, an deinem Verstand
und deiner Seele zweifelst, dann wird dir überhaupt jede positive
Wahrheit unter den Händen zerrinnen. Allein, wenn du überhaupt
an objektive Erkenntnis glauben willst, dann musst du an die unsichtbaren
Dinge noch viel eher glauben, als an die sichtbaren. Wenn das auch widersinnig
klingt, wahr ist es doch, und wird von allen bereitwilligst zugegeben,
die überhaupt Verstand haben. Das leibliche Auge täuscht sich
ja oft, nicht bloß bei unsichtbaren Dingen , sondern auch bei denen,
die es zu sehen scheint. Es wird eben durch die Entfernung, die Luft, durch
Zerstreutheit des Geistes, durch Leidenschaften oder Sorgen und durch tausend
andere Dinge an der genauen Beobachtung gehindert. Das Auge der Seele hingegen,
besonders wenn es durch die göttlichen Schriften erleuchtet wird,
ermöglicht ein viel genaueres und untrügliches Urteil über
die Wahrheit. Täuschen wir uns also nicht vergebens, und das Feuer
der Hölle, das wir schon durch den Leichtsinn unseres Lebens verdient
haben, den diese verderblichen Lehren erzeugt, wollen wir nicht auch noch
durch die Strafe für diese Grundsätze selbst vergrößern.
Denn wenn es kein Gericht gibt, dann werden wir weder gestraft für
unsere Missetaten, noch belohnt für unsere Mühen. Bedenke wohl,
wohin eure Blasphemien führen, wenn ihr behauptet, dass Gott trotz
seiner Gerechtigkeit, Liebe und Milde so große Mühen und Anstrengungen
unbelohnt lasse! Wie ließe sich das noch mit der Vernunft in Einklang
bringen? [63]
18. Nicht die äußerlich wahrnehmbare Finsternis, sondern die des Irrtums und der GottlosigkeitV.12: "Als aber Jesus hörte, dass Johannes gefangen worden sei, zog er sich nach Galiläa zurück." Weshalb zog sich der Herr zurück? "Er will uns auch damit wieder die Lehre geben, dass wir die Versuchungen nicht herausfordern, sondern sie fliehen und meiden sollen. Sich nicht selbst in Gefahr zu stürzen, ist ja keine Schande, wohl aber, nicht mannhaft festzustehen, wenn wir in Gefahr sind. Das also will der Herr uns lehren, und deshalb sucht er den Hass der Juden zu besänftigen und begibt sich nach Kapharnaum. Er erfüllt damit auch eine Weissagung und zu gleicher Zeit bemüht er sich, die zukünftigen Lehrer der Welt zu gewinnen, die dort von ihrem Fischerhandwerk lebten. Da sollst du nun auch beachten, wie immer und überall die Juden die Ursache sind, wenn der Herr sich zu den Heiden begibt. Hier hatten sie es auf den Vorläufer abgesehen und ihn ins Gefängnis geworfen; dadurch nötigen sie den göttlichen Heiland, sich in das heidnische Galiläa zu begeben. Dass aber der Prophet weder bloß einen Teil des jüdischen Volkes meint, noch auch auf alle seine Stämme anspielt, kannst du aus der Art und Weise sehen, wie er diesen Ort beschreibt: V.15: "Land Nephtalim, Meeresstraße jenseits des Jordan, Galiläa der Heiden: V.16: Das Volk, das in Finsternis saß, schaute ein großes Licht" (Jes 9,12) Er meint damit nicht die äußerlich wahrnehmbare Finsternis, sondern die des Irrtums und der Gottlosigkeit. Darum fügte er auch hinzu:"Denen, die im Lande und im Schatten des Todes wohnten, ließ er ein Licht erstehen." Du sollst daraus ersehen, dass er nicht an das materielle Licht und die materielle Finsternis dachte: denn, da er vom Lichte redet, nennt er es nicht einfach Licht, sondern ein "großes Licht", das er anderswo (Joh 1,9) als "wahres" Licht bezeichnet; und wenn er von Finsternis spricht, so meint er damit den Schatten des Todes. Um ferner zu zeigen, dass nicht sie es waren, die durch ihr Suchen das Licht gefunden haben, sondern dass Gott es ihnen vom Himmel herab brachte, sagt er: Gott "ließ ihnen ein Licht erstehen", das heißt, das Licht selbst ist erschienen und hat ihnen geleuchtet; nicht sie waren es, die zuerst dem Lichte entgegengingen. Das Menschengeschlecht war ja vor der Ankunft Christi im tiefsten Abgrund angelangt." [64]Aus dem tiefsten
Abgrund sind die meisten heute befreit, nur die Moslems z.B. verharren
weiter darin, "wie Leute, die nicht einmal wissen, wohin sie eigentlich
gehen sollen", so liegen sie da "in Finsternis gehüllt, nicht mehr
imstande, auch nur auf den Füßen zu stehen", da sie den "Prophet
des Allerhöchsten", Christus, nicht finden können und stattdessen
dem falschen Propheten nachlaufen. Chrysostomos schreibt zu V.17: "Von
dieser Zeit an begann Jesus öffentlich zu predigen und zu rufen: Tuet
Buße, denn das Himmelreich ist nahe." Von welcher Zeit an? Von da
an, als Johannes eingekerkert wurde. Und warum hat Jesus denn nicht selbst
schon von Anfang an gepredigt? Was brauchte er überhaupt Johannes,
da doch seine eigenen Wundertaten laut genug Zeugnis für ihn ablegten?
Er beabsichtigte eben damit, dass du auch daran seine göttliche Würde
erkennen sollst, dass er, so wie der Vater, ebenfalls seine Propheten hat.
Das weissagte ja auch Zacharias: "Und du, o Kind, wirst der Prophet des
Allerhöchsten genannt werden" (Lk 1,76) . Auch wollte der Herr den
verstockten Juden keinerlei Vorwand übrig lassen. Deshalb hat er auch
selbst noch besonderen Nachdruck darauf gelegt und gesagt: "Es kam Johannes;
der aß und trank nicht, und da sagen sie: Er ist vom Teufel besessen.
Es kam der Menschensohn, aß und trank, und sie sagen: Siehe da den
Fresser und Säufer, den Freund der Zöllner und Sünder! So
wurde die Weisheit gerichtet von ihren eigenen Kindern" (Mt 11,1819) .
Indes war es auch sonst notwendig, dass seine Mission zuerst von einem
anderen angekündigt würde, und nicht von ihm selbst. Wenn nämlich
die Juden nach so großen und vollgültigen Zeugnissen und Beweisen
noch sagten: "Du legst Zeugnis ab über dich selbst; dein Zeugnis ist
nicht wahr" (Joh 8,13) , was hätten sie da nicht erst gesagt, wenn
er selbst zuerst in ihre Mitte getreten und von sich selbst Zeugnis abgelegt
hätte, bevor Johannes geredet hatte? Deshalb hat er vor ihm weder
gepredigt noch Wunder gewirkt, bis Johannes ins Gefängnis kam, damit
nicht andernfalls Parteiungen entstünden. Aus dem gleichen Grunde
hat auch Johannes kein Wunder gewirkt, damit er auf diese Weise die Menge
zu Jesus führen könnte, dessen Wunderzeichen sie anzogen. Wenn
nun trotz dieser Vorsichtsmaßregeln, vor und nach der Einkerkerung
des Johannes, dessen Schüler eifersüchtig auf den Herrn waren,
während die große Menge nicht von ihm, sondern in Johannes Christus
vermuteten, was wäre da erst geschehen, wenn sie nicht in der angegebenen
Weise vorgegangen wären? Aus diesem Grund betont also auch Matthäus,
dass Jesus von dieser Zeit an zu predigen begann; und als er seine Predigttätigkeit
begonnen hatte, lehrte er zuerst dasselbe, was Johannes verkündet
hatte, ohne in seiner Predigt etwas über sich selbst zu sagen. Vorläufig
musste man ja zufrieden sein, wenn sie nur wenigstens das annahmen, da
sie ja über den Herrn noch nicht entsprechend unterrichtet waren."
[65]
19. Herz- und Gefühllosigkeit; vollendete GottlosigkeitWas also der Herr durch seine Worte uns einprägen wollte, ist dies: Wer selbst unzählige Sünden auf dem Gewissen hat, soll nicht unbarmherzig über die Fehler anderer richten, zumal, wenn es sich nur um Kleinigkeiten handelt. Er wollte nicht verbieten, dass man einem anderen Vorstellungen macht und ihn zu bessern sucht, sondern nur verhindern, dass man die eigenen Fehler vergisst und über fremde herfällt. Das führt eben zu großem Unheil und hat einen doppelten Übelstand im Gefolge. Wer nämlich seine eigenen schweren Sünden vernachlässigt, dagegen rücksichtslos die kleinen und leichten Fehler anderer aufstöbert, der hat sich in zweifacher Weise verfehlt: einmal dadurch, dass er die eigenen Sünden nicht beachtet, dann aber auch dadurch, dass er sich allseits Hass und Feindschaft zuzieht und jeden Tag mehr in die äußerste Herz- und Gefühllosigkeit verfällt. Das alles hat also der Herr durch dieses schöne Gebot unmöglich gemacht und hat dann noch ein neues hinzugefügt mit den Worten: V.6: "Gebt das Heilige nicht den Hunden, und werft die Perlen nicht den Schweinen vor." Doch im folgenden, sagst du, gebot er: "Was ihr mit euren Ohren höret, das predigt auf den Dächern" (Mt 10,27) .Indes steht dies gar nicht im Widerspruch mit dem vorausgehenden. Denn auch hier befiehlt er nicht allen, ohne Unterschied zu reden, sondern er will nur, dass diejenigen, die reden müssen, auch mit Freimut reden. Mit dem Ausdruck "Hunde" bezeichnet er aber hier jene, die in vollendeter Gottlosigkeit leben, und die keine Hoffnung mehr auf eine Änderung zum Besseren bieten. Unter den "Schweinen" dagegen verstand er jene, die ein ganz unzüchtiges Leben führen; sie alle bezeichnet er als unwürdig einer so erhabenen Lehre. Dasselbe hat uns auch der hl. Paulus kundgetan mit den Worten: "Der sinnliche Mensch hört nicht auf das, was des Geistes ist; denn ihm ist dies Torheit" (1 Kor 2,14). [66]Zur vollendeten Gottlosigkeit zählt vor allem die Gotteslästerung und die Lästerung wider den Heiligen Geist, wie sie bei Moslems anzutreffen ist; ebenso die Vielehe der Moslems zählt dazu, in der die Frauen wie Hunde oder Pferde gehalten werden. Moslems bekämpfen das Christentum wo sie können, vertreiben die Christen usw.; es gibt viele Diebe und Wegelagerer, "ja, was noch schlimmer ist, dass sie nicht offen angreifen, sondern aus dem Verborgenen. So zum Beispiel machen es die falschen Propheten" wie z.B. Mohammed und seine Nachfolger, die im islamischen Religionsunterricht ihre Lüge unter den Kindern und Jugendlichen verbreiten ("der Teufel setzt ja zu allen Zeiten der Wahrheit die Lüge entgegen"). Bei einigen ist ihre verkehrte Ansicht nur ein "Ausfluss ihrer Trägheit". Chrysostomos schreibt dazu: ein derartiges Leben sei die Ursache, "weshalb jemand die Lehren der höheren Vollkommenheit nicht annehmen will. Deshalb befiehlt er auch, ihnen die Türen nicht zu öffnen; denn wenn sie einmal eingeweiht sind, so werden sie nur um so verhärteter. Denjenigen, die guten Willen und Einsicht haben, erscheinen die Wahrheiten voll Erhabenheit, wenn sie ihnen geoffenbart werden; den Toren dagegen eher dann, wenn sie ihnen verborgen bleiben. Da ihnen also die Natur das Verständnis für diese Dinge versagt hat, so will der Herr, dass sie ihnen verborgen bleiben, damit sie dieselben, wenn auch nur aus Unwissenheit, in Ehren halten. Auch das Schwein weiß ja nicht, was eine Perle ist; und weil es dies nicht weiß, soll es auch keine zu sehen bekommen, damit es nicht etwa zertrete, was es nicht zu schätzen weiß. Der einzige Erfolg davon wäre doch nur der, dass solche Leute noch größeren Schaden davon hätten, wenn sie mit diesen Dingen bekannt gemacht würden. Denn das Heilige wird von ihnen verunehrt, weil sie nicht verstehen, was es ist; und dann werden solche Menschen nur um so übermütiger und feindseliger gegen uns. Das ist nämlich der Sinn der Worte: "damit die dieselben nicht zertreten und sich dann gegen euch wenden und euch zerreißen". Doch wendet man ein: Dieses Heilige sollte eben so überzeugungskräftig sein, dass es auch dann widersteht, wenn man es kennen gelernt, und dass es den anderen kein Anlass wird, sich gegen uns zu wenden. Doch daran ist nicht das Heilige schuld, sondern der Umstand, dass jene Schweine sind; wie ja auch die Perlen nicht deshalb mit Füßen getreten werden, weil sie wertlos sind, sondern weil die unter Schweine fielen. Auch sagt der Herr ganz passend: "sie werden sich gegen euch wenden und euch zerreißen". Sie heucheln nämlich solange guten Willen, bis sie die Geheimnisse erfahren haben; ist dies geschehen, so werfen sie die Maske ab und verspotten uns, verhöhnen und verlachen uns und sagen, sie hätten uns hinters Licht geführt. Aus diesem Grunde schrieb auch der hl. Paulus an Timotheus: "Vor ihm hüte auch du dich; denn er setzte unseren Worten großen Widerstand entgegen" (2 Tim 4,15) . Ebenso sagt er an einer anderen Stelle: "Von solchen Menschen wende dich ab" (2 Tim 3, 5) , und: "Einen häretischen Menschen meide, nachdem du ihn ein und ein zweites Mal ermahnt hast" (Tit 3,10) .Es sind also nicht die Lehren des Herrn, die jenen die Waffen in die Hand geben, sondern ihre eigene Torheit bringt die dazu und macht, dass sie nur noch kecker werden. Es ist deshalb auch kein geringer Nutzen für sie, wenn man sie in ihrer Unwissenheit belässt; denn so werden sie wenigstens die Lehren nicht verachten. Wenn man sie ihnen dagegen mitteilt, so ist der Schaden ein doppelter. Denn sie selbst haben nicht nur keinen Nutzen davon, sondern sogar größeren Nachteil, und dir werden sie unendlich viel zu schaffen machen. Das sollen sich jene gesagt sein lassen, die mit allen ohne Unterschied Gemeinschaft pflegen und so das Heilige verächtlich machen. Aus diesem Grunde feiern wir ja die heiligen Geheimnisse bei verschlossenen Türen und weisen die Uneingeweihten zurück, nicht als ob wir glaubten, das, was wir tun, beruhe nicht auf sicherer Grundlage, sondern weil die große Menge noch zu unreif dafür ist, Deshalb hat auch Christus oft in Parabeln zu den Juden gesprochen, weil sie zwar Augen hatten, aber doch nicht sahen (Mt 13,13) . Aus dem gleichen Grunde sagte auch der hl. Paulus, man soll wissen, wie man einem jeden antworten muss (Tit 1,9) . V.7: "Bittet und es wird euch gegeben werden; suchet und ihr werdet finden; klopfet an und es wird euch aufgetan werden." Da der Herr große und erhabene Dinge vorschrieb, so wollte er auch, dass man über alle Leidenschaften erhaben sein soll. Ja, er führte uns selbst bis zum Himmel hinan und hieß uns darnach streben, nicht den Engeln und Erzengeln, sondern dem Herrn des Weltalls selber soweit als möglich ähnlich zu werden. Und zwar sollten seine Jünger dies nicht bloß selber tun, sondern auch andere dazu antreiben, und sollten die Schlechten unterscheiden von denen, die nicht schlecht sind, die Hunde von denen, die keine Hunde sind ,damit niemand sagen könne, diese Dinge seien schwer und unerträglich. Später hat ja der hl. Paulus etwas Ähnliches angedeutet, da er fragte: "Wer kann da noch gerettet werden" ( Mt 19,25). [67] Und weiter schreibt
er: "Sollten aber einige diesen Weg auch so noch für mühevoll
halten, so ist ihre verkehrte Ansicht nur ein Ausfluss ihrer Trägheit.
Sieh also, wie Christus diesen Weg auch noch auf andere Weise leicht macht.
Er sagt, man solle sich nicht mit den Hunden zu schaffen machen, sich selbst
nicht den Schweinen hingeben, und sich hüten vor den falschen Propheten;
und so bereitet er sie auf jede Weise zum Kampfe vor. Auch dass er den
Weg "eng" nannte, trug hauptsächlich dazu bei, ihn leicht zu machen;
er erreichte eben dadurch, dass sie sich zusammen nahmen. Wenn also der
hl. Paulus sagt: "Unser Kampf gilt nicht Fleisch und Blut" , so wollte
er damit den Mut der Streiter nicht niederbeugen, sondern aufrichten. Ebenso
hat auch Christus hier den Weg "rauh" genannt, um die Wanderer aus ihrem
Schlafe aufzurütteln. Und nicht bloß dadurch machte er sie vorsichtig;
er fügte auch noch hinzu, dass es viele Wegelagerer gebe, ja, was
noch schlimmer ist, dass sie nicht offen angreifen, sondern aus dem Verborgenen.
So zum Beispiel machen es die falschen Propheten. Indes, sagt der Herr,
achtet nicht darauf, dass der Weg rauh und eng ist, sondern darauf, wohin
er führt; auch nicht, dass der andere Weg breit ist und weit, sondern
welches sein Endziel ist. Das alles sagte er aber nur, um unseren Geist
aufzuwecken. .. Deshalb fügte der Herr hinzu: V.15: "Hütet euch
vor den falschen Propheten; sie werden in Schafskleidern zu euch kommen,
im Innern aber sind sie reißende Wölfe." Da hast du also neben
Hunden und Schweinen noch eine andere Gattung von Feinden, die dir hinterlistig
nachstellen, und zwar sind diese viel gefährlicher als jene. Die ersteren
sind eben jedermann gar wohlbekannt, diese sind verborgen. Deshalb sagte
auch der Herr, man solle sich von jenen fernhalten, auf diese dagegen ein
recht wachsames Auge haben, weil es eben nicht möglich ist, sie gleich
beim ersten Angriff zu erkennen. Darum sagte er auch: "Habt acht" und regte
sie damit zu wachsamer Unterscheidung an. Wenn sie nun aber hörten,
dass der Weg eng und rauh sei, und dass man den dem Wege der großen
Menge entgegengesetzten Pfad wandeln müsse, dass man sich vor Schweinen
und Hunden hüten solle, und dass es außer diesen eine noch schlimmere
Art von Feinden gebe, die der Wölfe, so konnten sie ob der Menge der
Schwierigkeiten und Hindernisse leicht den Mut verlieren. Damit sie nun
doch auf dem entgegengesetzten Weg von dem der großen Menge ausharren
und zugleich auch gegen all diese Gefahren wachsam wären, erinnert
sie der Herr an das, was zur Zeit ihrer Vorfahren geschehen war, und erwähnt
deshalb die falschen Propheten; denn auch zu ihren eigenen Zeiten gab es
solche."Lasst euch also nicht in Verwirrung bringen", sagt er; denn es
wird nichts Neues und Unerhörtes sich ereignen; der Teufel setzt ja
zu allen Zeiten der Wahrheit die Lüge entgegen. Unter den "falschen
Propheten" scheint mir aber der Herr nicht sie Häretiker zu verstehen,
sondern diejenigen, die unter dem Scheine der Tugend ein lasterhaftes Leben
führen, und die man gewöhnlich mit dem oben erwähnten Beinamen
zu bezeichnen pflegt. Darum fügte er auch noch den Satz hinzu: V.16:
"An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen." Unter den Häretikern
kann man ja auch oft solche finden, die ein gutes Leben führen, unter
denen aber, die ich genannt habe, niemals. Was aber dann, fragst du, wenn
auch unter diesen sich Heuchler finden? Nun, die findet man wenigstens
leicht heraus. Denn der Weg, den ich zu gehen befohlen, ist nun einmal
so beschaffen, dass er mühevoll und beschwerlich ist. Ein Heuchler
will sich aber keiner Mühe unterziehen, es sei denn dem Scheine nach;
darum kann man ihn auch leicht überführen. Nachdem nämlich
Christus gesagt hatte: "Wenige sind es, die ihn finden", unterscheidet
er sie auch wieder von denen, die ihn zwar auch nicht finden, aber doch
tun, als hätten sie ihn gefunden, und ermahnt uns zugleich, nicht
bloß auf den Schein zu achten, sondern darauf, ob einer diesen Weg
auch in Wahrheit begeht. Warum hat er sie aber nicht selbst entlarvt, sondern
uns aufgetragen, sie herauszufinden: Damit wir wachsam seien und jeden
Augenblick kampfbereit, und uns nicht bloß vor den offenkundigen
Feinden hüten, sondern auch vor den verborgenen. Auf diese hat auch
der hl. Paulus hingewiesen mit den Worten: "Durch süße Reden
verführen sie die Herzen der Arglosen" .Seien wir also nicht überrascht,
wenn wir sehen, dass es auch jetzt noch viele solcher Heuchler gibt. Auch
das hat ja Christus oben vorausgesagt." [68]
Anmerkungen [1] Zu: Gregor von
Nyssa, Ambrosius von Mailand und Augustinus von Hippo vgl. Kurse Nr.
612 St. Johannes Chrysostomos, Nr.
564 St. Ambrosius, Nr.
564 St. Augustinus I, Nr. 601 St.
Augustinus II, Akademie der Kunst und Philosophie
Thomas von Aquin und Johannes Chrysostomus über den Stern von Bethlehem: Und weil die Geburt Christi nicht rein irdisch war, sondern gewissermaßen himmlisch, deshalb wurde sie durch Zeichen am Himmel bekannt gemacht. Denn „die Engel bewohnen die Himmel“, wie Augustinus sagt (serm. 66. de Diversis), „und sind der Schmuck der Sterne; durch beide also erzählen die Himmel die Ehre Gottes.“ Ganz vernunftgemäß also wurde den Juden, bei denen häufig Engelerscheinungen stattgefunden hatten, die Geburt Christi geoffenbart durch die Engel; und den Magiern, die gewohnt waren, die Sterne zu beobachten, durch das Zeichen eines Sternes. Denn „durch das, was sie gewohnt waren, wollte der Herr sie rufen, sich ihnen anbequemend“ (Chrysost. hom. 6. in Matth.). Zudem sagt Gregor der Große (hom. 10. in Evgl.): „Den Juden, wie denen, die durch ihre Vernunft das Gesetz Gottes kannten, musste ein vernunftbegabtes Wesen, ein Engel, predigen; die Heiden aber, die ihre Vernunft rücksichtlich Gottes nicht zu gebrauchen gelernt hatten, wurden durch stumme Zeichen geführt; und wie den Herrn als derselbe noch nicht sprach die stummen Elemente verkündeten, so predigten Ihn, als er schon gesprochen, den Heiden die Apostel.“ Oder, wie Augustinus sagt (serm. Epiph.), „es war dem Abraham eine unzählbare Nachkommenschaft verheißen worden, die nicht durch fleischliche Nachkommen, sondern durch die Fruchtbarkeit des Glaubens erzeugt werden sollte;“ und darum ward sie mit einer Menge Sterne verglichen, damit himmlische Nachkommenschaft gehofft würde. Und deshalb werden die Heiden, die in den Sternen bezeichnet worden waren, durch den Aufgang eines neuen Sternes aufgeweckt; damit sie zu Christo gelangen, durch den sie Nachkomme Abrahams würden. Jenes bedarf der Offenbarmachung, was an sich verborgen ist; nicht aber Jenes, was an sich bereits offenbar ist. Das Fleisch nun dessen, der geboren ward, war ein offenbares; aber die Gottheit war verborgen. Also zukömmlicherweise ward diese Geburt angezeigt durch die Engel als die Diener Gottes. Und deshalb erschien der Engel in einer großen Helle, damit dargetan werde: jener, der geboren wurde, sei der Glanz der Herrlichkeit des Vaters. Den gerechten genügt der innere Antrieb des heiligen Geistes. Der Stern, welcher die Geburt Christi anzeigte, benahm alle Gelegenheit eines Irrtums. Denn, wie Augustinus sagt (2. cont. Faust. 5), „kein Astrologe noch hat das Schicksal der zur Welt kommenden Menschen in der Weise unter den Einfluss der Sterne gestellt, dass er behauptet hätte, ein Stern habe, bei der Geburt eines Menschen, die ordnungsmäßige Bahn seines Laufes verlassen und sei gekommen zu dem, der geboren wurde;“ wie dies geschah bei dem Sterne, welcher Christi Geburt dartat. Dadurch also „wird der Irrtum derjenigen durchaus nicht bekräftigt, welche meinen, das Schicksal der Menschen sei an die Sterne gebunden, die aber nicht glauben, die Ordnung im Laufe der Sterne könne auf Grund der Geburt eines Menschen geändert werden.“ Ähnlich sagt Chrysostomus: „Es ist nicht dies eine Aufgabe der Menschen, aus den Sternen jene zu erkennen, welche geboren werden, sondern auf Grund der Stunde der Geburt die Zukunft vorherzusagen.“ Die Magier aber erkannten nicht die Zeit der Geburt, damit sie infolge dessen von der Bewegung der Sterne aus die Zukunft wüssten, sondern vielmehr umgekehrt. Chrysostomus berichtet (hom. 2. in op. imp.), „in verschiedenen apokryphischen Schriften werde gelesen, dass ein gewisses Volk, das im äussersten Osten am Ocean wohne, eine Schrift gehabt hätte unter dem Namen Seth, in welcher die beim Erscheinen eines bestimmten Sternes darzubringenden Opfergaben verzeichnet gewesen wären. Dieses Volk nun beobachtete genau das Aufgehen eines solchen Sternes. Zwölf Beobachter wurden aufgestellt, welche zu gewissen Zeiten in der Nacht auf den Berg stiegen, auf dem sie nachher den bezeichneten Stern sahen, der in sich die Form wie eines Kindes enthielt und über sich das Bild des Kreuzes hatte.“ Oder man kann sagen mit der q. 63. V. et N. T.: „Jene Magier folgten der Weissagung Balaams: Ein Stern wird aufgehen aus Jakob. Als sie somit einen Stern sahen, der ausserhalb der gewöhnlichen natürlichen Ordnung war, hielten sie sich überzeugt, es sei jener Stern, von welchem Balaam als dem Anzeichen des künftigen Königs der Juden gesprochen hatte.“ Oder man kann sagen mit Augustinus (serm. de Epiph.), dass die Magier, von den Engeln im Innern aufgeklärt, erkannten, dieser Stern bezeichne, dass Christus geboren sei; und wahrscheinlich von guten Engeln, da in der Anbetung Christi bereits ihr Heil gesucht wurde. Oder, wie Leo der Große sagt (serm, de Epiph. 4.), „ausser dem äusserlichen Strahle, welcher das körperliche Auge traf, lehrte ihre Herzen der noch glänzendere Strahl der inneren Wahrheit; was zum Lichte des Glaubens bereits gehörte. Dass, wie Chrysostomus sagt (6. hom. in Matth.), „jener Stern, welcher den Magiern erschien, nicht einer aus den himmlischen Sternen war; was aus vielfachen Gründen offenbar ist.“ 1. Keiner der anderen Sterne hat eine solche Bahn. Dieser Stern nämlich ging von Norden nach Süden; denn so liegt Judäa zu Persien, von woher die Magier kamen. 2. Er schien nicht nur in der Nacht, sondern auch am Tage; was nicht in der Kraft eines Sternes und nicht einmal des Mondes liegt. 3. Er verbarg sich zuweilen und zuweilen leuchtete er wieder. 4. Er hatte keine fortlaufende Bewegung; sondern blieb stehen, wenn die Magier stehen blieben und ging, wenn diese gingen; wie dies mit der Wolke in der Wüste der Fall war. 5. Er blieb nicht oben, um den Sohn der Jungfrau zu zeigen, sondern stieg hinab, um dies zu tun. Denn Matth. 2. heisst es: „Der Stern, welchen die Magier im Oriente gesehen, ging ihnen voraus, bis er kam und über dem Orte stand, wo der Knabe war.“ Daraus geht hervor, dass die Worte der Magier: „Wir haben seinen Stern im Oriente gesehen,“ nicht so zu verstehen sind, als hätten die Magier im Oriente befindlich den Stern gesehen, der in Judäa war. Vielmehr sahen sie denselben, wie er im Oriente war und ihnen voranging bis nach Judäa; obgleich dies einige bezweifeln. Er hätte aber nicht das Haus so zeigen können, dass man es genau unterscheiden konnte, wäre er nicht der Erde nahe gewesen; „das scheint nicht,“ so Chrysostomus, „eigen zu sein der Kraft eines Sternes, sondern einer vernünftig auffassenden und leitenden Kraft.“ Also scheint diesem Sterne innegewohnt zu haben eine unsichtbare Kraft, die ihm sein bestimmtes Aussehen gab. Deshalb sagen manche, wie der heilige Geist hinabstieg über den getauften Heiland in der Form einer Taube, so wäre er den Magiern erschienen in der Form eines Sternes. Andere sagen, der Engel, welcher den Hirten in Menschengestalt erschien, sei den Magiern erschienen in der Gestalt eines Sternes. Wahrscheinlicher jedoch ist, es sei ein neu geschaffener Stern gewesen; nicht zwar im Himmel, sondern in der Luft nahe der Erde; und er sei bewegt worden gemäß dem göttlichen Willen. Deshalb sagt Leo der Große (Epiph. sermo 1.).- „Den drei Magiern im Oriente erschien ein Stern von neugearteter Helle, der da leuchtender und schöner wie die anderen, die Augen der schauenden auf sich ziehen sollte; damit sogleich bemerkt würde, es sei nicht nutzlos, was so ungewöhnlich schien.“ „Himmel“ in der Schrift wird manchmal die Luft genannt, nach Ps. 8.: „Die Vögel des Himmels und die Fische des Meeres.“ Die Engel im Himmel haben das Amt, dass sie zum Dienste zu uns hinabsteigen; die Sterne am Himmel aber ändern ihren Platz nicht. Also ist das kein Vergleich. Auch die Kometen erscheinen kaum am vollen Tage, noch ändern sie ihre Bewegung. Also war dies auch kein Komet. Jedoch die Bedeutung, welche man den Kometen gibt, lst hier auch am Platze. Denn „das himmlische Reich Christi zertritt und zehrt auf alle Reiche der Erde; und es selber wird stehen in Ewigkeit“ (Daniel 2.) Isai. 60.: „Es werden
wandeln die Völker in Deinem Lichte und die Könige im Glanze
Deines Aufganges.“ Wer aber im himmlischen Lichte wandelt, irrt nicht.
Die Magier sind die Erstlinge der Heiden, die an Christum glauben würden.
Und so erschien in ihnen, wie in einem Vorzeichen, der Glaube und die Andacht
der Völker, die von ferne kommen, Christo gegenüber. Wie also
der Glaube und die Andacht der Völker Christo gegenüber unter
dem Antriebe des heiligen Geistes ohne Irrtum ist, so ist dafürzuhalten,
dass die Magier, erleuchtet vom heiligen Geiste, in weiser Ordnung Christum
geehrt haben. Wie Augustinus (2 serm. de Epiph.) sagt, „waren viele Könige
der Juden bereits geboren worden und gestorben und keinen derselben hatten
Magier aufgesucht, um ihn zu ehren. Nicht also einem Könige der Juden,
wie jene es waren, wollten diese Fremdlinge, die von weither gekommen waren,
so große Ehre erweisen; sondern sie hatten gelernt, jener sei geboren,
in dessen Anbetung sie das Heil, was von Gott kommt, ohne Zweifel erlangen
würden.“ In jener Ankündigung der Magier zu Jerusalem war vorgedeutet
die Standhaftlgteit der Heiden, die Christum bis zum Tode bekennen würden:
„Während sie den zukünftigen König betrachten,“ so Chrysostomus
(hom. 2. in op. imp.), „fürchten sie nicht den gegenwärtigen;
sie hatten Christum noch nicht gesehen und waren bereit, für Ihn zu
sterben.“ „Jener Stern,“ so Augustinus (de Epiph.), „der die Magier führte
zum Hause, wo der Knabe war, konnte sie auch führen bis Bethlehem.
Aber er entzog sein Licht, bis der Herr auch von den Juden in Jerusalem
das Zeugnis erhalten hatte, in welcher Stadt er würde geboren werden;“
damit sie so, wie Leo der Große bemerkt (4. de Epiph.), „durch das
zweifache Zeugnis gefestigt im Glauben, jenen aufsuchten, den sowohl die
strahlende Helle des Sternes wie die Autorität der Prophetie anzeigten.“
„Und so,“ fährt Augustinus fort, „verkünden sie selbst den Juden
die Geburt Chnsti; sie fragen nach dem Orte, sie glauben und suchen und
drücken somit jene aus, die im Glauben wandeln und nach der Anschauung
verlangen. Die Juden aber sind ähnlich denen, welche die Arche bauten;
sie machten für die anderen das, was diese rettete, und sie selbst
gingen unter. Es hörten und gingen fort, die da gefragt hatten; es
sprachen und blieben zurück die Gesetzeslehrer ähnlich den Meilensteinen,
die den Weg zeigen und selbst nicht wandeln.“ Gottes Vorsehung aber hat
es so gefügt, dass die Magier, nachdem der Stern sich entzogen hatte,
in menschlichem Sinne und Verständnisse in Jerusalem eintraten und
in der Königsstadt nach dem Könige fragten; damit so in Jerusalem
zuerst öffentlich die Geburt Christi verkündet würde, nach
Isai 4.: „Von Sion wird ausgehen das Gesetz; und von Jerusalem das Wort
des Herrn;“ und damit durch den Eifer der von weither kommenden Magier
die Trägheit der ganz in der Nähe befindlichen Juden verurteilt
würde. „Hätten die Magier,“ so Chrysostomus, „nach einem irdischen
Könige gesucht und so ihn gefunden, sie würden beschämt
worden sein, dass sie nutzlos eine so weite Reise unternommen hätten;
und würden weder angebetet noch Gaben dargebracht haben. Da sie aber
den himmlischen König gesucht hatten, beteten sie ihn an, obgleich
sie kein Zeichen königlichen Ranges an Ihm erblickten; zufrieden allein
mit dem Zeugnisse des Sternes. Sie sehen einen Menschen und anerkennen
Gott und bringen Gaben dar, die der Würde Christi entsprechen: Gold
wie dem großen König; Weihrauch wie dem allmächtigen Gott,
denn Weihrauch wird beim Opfer angezündet, um Gott dargebracht zu
werden; Myrrhe wie dem, der für das Heil der Menschen sterben will,
denn mit Myrrhe salbt man die toten Leiber.“ „Dem geborenen Könige
bringen wir Gold dar, wodurch die Weisheit bezeichnet wird,“ so Gregor
der Große (hom. 10. in Evgl.), „wenn wir vor seinem Antlitze im Lichte
der Weisheit glänzen; Weihrauch, wodurch die Andacht des Gebetes ausgedrückt
wird, opfern wir, wenn wir uns des Gebetes befleißen; und Myrrhe,
wenn wir des Fleisches Laster durch die Enthaltsamkeit abtöten.“ Vgl.
Kurse Nr. 612 St. Johannes
Chrysostomos (I, 12),
Nr.
583 St.Thomas Aquinas (V, 21), Akademie der Kunst und Philosophie
St.
Johannes Chrysostomos
Allgemeine
Infos zur Akademie der Kunst und Philosophie und den Kursen
Zur Philosophie und Kulturgeschichte von Byzanz, des Mittelalters, der Schule von Chartres, der Renaissance, des Barock, der Aufklärung, des Idealismus, der Romantik vgl. Kurse:Nr. 551 G.W.F. Hegel I, Nr. 660 G.W.F. Hegel II, Nr. 511 Johann Gottlieb Fichte I, Nr. 658 Johann Gottlieb Fichte II, Nr. 509 F.W.J. Schelling I, Nr. 510 F.W.J. Schelling II, Nr. 513 F.W.J. Schelling III, Nr. 505 Arthur Schopenhauer I-II, Nr. 663 Arthur Schopenhauer III, Nr. 531 Platon, Nr. 533 Aristoteles, Nr. 623 Johann Ludwig Wilhelm Müller, Nr. 020 Johann Wolfgang von Goethe I-II, Nr. 673 Johann Wolfgang von Goethe III, Nr. 553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 675 Friedrich Schiller III, Nr. 554 Friedrich Hölderlin I-II, Nr. 512 Novalis I, Nr. 671 Novalis II, Nr. 677 Jean Paul, Nr. 667 Romantische Kunst und Philosophie I, Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Nr. 630 Johann Ludwig Tieck, Nr. 631 Adelbert von Chamisso,Nr. 567 Gottfried Wilhelm Leibniz, Nr. 665 Molière, Nr. 622 Victor Hugo I, Nr. 674 Victor Hugo II, Nr. 629 Voltaire I-II, Nr. 679 Laurence Sterne, Nr. 621 Lord Byron I, Nr. 676 Lord Byron II, Nr. 628 Percy Bysshe Shelly, Nr. 561 Sir Walter Scott, Nr. 555 Angelus Silesius, Nr. 634 Hans Sachs, Nr. 619 Franz Werfel, Nr. 680 Nikos Kazantzakis, Nr. 588 Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Nr. 550 Fjodor M. Dostojewskij I-II, Nr. 506 Wladimir Sergejewitsch Solowjow, Nr. 664 Philosophie der Kunst, Nr. 661 Philosophie der Geschichte I, Nr. 686 Philosophie der Geschichte II, Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, Nr. 687 Philosophie der Geschichte IV, Nr. 687 Philosophie der Geschichte V, Nr. 659 Wissenschaftslehre I, Nr. 666 Wissenschaftslehre II, Nr. 681 Wissenschaftslehre III, Nr. 682 Wissenschaftslehre IV, Nr. 683 Wissenschaftslehre V, Nr. 684 Wissenschaftslehre VI, Nr. 685 Wissenschaftslehre VII, Nr. 545 Sittenlehre I-II, Nr. 614 Sittenlehre III, Nr. 544 Staats- und Rechtslehre I-II, Nr. 641 Staats- und Rechtslehre III, Nr. 644 Staats- und Rechtslehre IV, Nr. 655 Staats- und Rechtslehre V, Nr. 618 St. Ephraim der Syrer, Nr. 617 St. Cyrill von Alexandrien, Nr. 616 St. Gregor von Nazianz, Nr. 613 St. Gregor von Nyssa, Nr. 612 St. Johannes Chrysostomos, Nr. 611 St. Johannes Cassianus, Nr. 627 St. Basilius der Große, Nr. 625 Theodorus Abucara, Nr. 624 Byzantinische Wissenschaft / Philosophie, Nr. 653 St. Cyprianus, Nr. 609 St. Athanasius der Große, Nr. 605 St. Irenaeus von Lyon, Nr. 604 St. Hildegard von Bingen, Nr. 600 St. Johannes von Damaskus,Nr. 599 St. Petrus Venerabilis, Nr. 581 Bernhard von Chartres, Nr. 580 Wilhelm von Conches, Nr. 578 Pierre Abaelard, Nr. 574 Johannes von Salisbury, Nr. 577 Petrus Lombardus, Nr. 576 Gilbert de la Porrée / Gilbert von Poitiers, Nr. 565 Johannes Scotus Eriugena, Nr. 575 Thierry de Chartres, Nr. 571 Alanus ab Insulis, Nr. 572 Anselm von Canterbury, Nr. 570 St. Hilarius von Poitiers, Nr. 568 Nicolaus Cusanus I, Nr. 568 Nicolaus Cusanus II, Nr. 568 Nicolaus Cusanus III, Nr. 564 St. Ambrosius, Nr. 564 St. Augustinus I, Nr. 601 St. Augustinus II, Nr. 654 St. Augustinus III, Nr. 579 St. Albertus Magnus, Nr. 500 St. Thomas von Aquin I, ScG, Nr. 501 St.Thomas von Aquin II, Sth I., Nr. 502 St.Thomas von Aquin III, Sth. I-II, Nr. 582 St.Thomas von Aquin IV, Sth II-II, Nr. 583 St.Thomas von Aquin V, Sth. III, Nr. 566 Meister Eckhart, Nr. 562 Dante Alighieri I-II, Nr. 672 Dante Alighieri III, Nr. 558 Calderón de la Barca, Nr. 648 Calderón de la Barca II, Nr. 650 Calderón de la Barca III, Nr. 651 Calderón de la Barca IV, Nr. 563 Miguel de Cervantes I, Nr. 645 Miguel de Cervantes II, Nr. 637 Lope de Vega I, Nr. 638 Lope de Vega II, Nr. 642 Lope de Vega III, Nr. 643 Lope de Vega IV, Nr. 652 Juan Ruiz de Alarcón, Nr. 632 Ginés Pérez de Hita, Nr. 633 Luis Vaz de Camões, Nr. 678 François Rabelais, Nr. 557 Ludovico Ariosto I-II, Nr. 668 Ludovico Ariosto III, Nr. 556 Torquato Tasso, Nr. 552 William Shakespeare I-II, Nr. 559 Wolfram von Eschenbach, Nr. 560 Walter von der Vogelweide, Nr. 662 Gottfried von Strassburg, Akademie der Kunst und Philosophie / Académie des sciences Nr. 320 Romanische Kunst und Architektur, Nr. 350 Byzantinische Kunst und Architektur, Nr. 325 Kunst und Architektur der Gothik, Nr. 326 Kunst und Architektur der Renaissance, Nr. 586 Tizian, Nr. 591 Paolo Veronese, Nr. 597 Correggio, Nr. 670 Annibale Carracci, Nr. 520 Rembrandt, Nr. 598 El Greco, Nr. 620 Giovanni Battista Tiepolo, Nr. 590 Giovanni Bellini, Nr. 656 Andrea Solari, Nr. 657 Bernadino Luini, Nr. 587 Andrea Mantegna,Nr. 595 Jan van Eyck, Nr. 635 Rogier van der Weyden, Nr. 640 Stefan Lochner, Nr. 646 Michael Pacher, Nr. 647 Peter Paul Rubens, Nr. 649 Giotto di Bondone, Nr. 626 Luca Signorelli, Nr. 610 Piero della Francesca, Nr. 596 Perugino, Nr. 522 Raffael (Raffaello Sanzio), Nr. 523 Sandro Botticelli, Nr. 602 Benozzo Gozzoli, Nr. 606 Fra Angelico, Nr. 607 Pinturicchio, Nr. 608 Domenico Ghirlandaio, Nr. 593 Filippo Lippi, Nr. 594 Filippino Lippi, Nr. 589 Albrecht Dürer, Nr. 603 Bernard van Orley, Nr. 615 Ambrogio da Fossano detto il Bergognone, Nr. 636 Eugène Delacroix, Nr. 639 Bartolomé Esteban Murillo, Akademie der Kunst und Philosophie
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