Akademie der Kunst und Philosophie | Academy of Arts and Philosophy
 Académie des sciences | Academia de Artes y Filosofía | Accademia del Arte e Filosofia
 

 

Kurs Nr. 687 Philosophie der Geschichte / Philosophy of History III


Wo die wirklichen Ideen wuchsen, ein solches besonders charakteristisches, fruchtbares Zeitalter ist das, das etwa die Zeit von Lessing, Schiller, Goethe bis zur deutschen Romantik, zu Novalis, bis zur idealistischen Philosophie umfasst, zu der wir neben Hegel, Schelling auch Schopenhauer rechnen können
Caspar David Friedrich, Blick ins Elbtal, 1807, Galerie Neue Meister, Dresden

 

 
 
 
 
 

 

Aus dem Inhalt:

«Was an Geistigkeit, und Freiheit dieser Geistigkeit glaubt, und die ewige Fortbildung dieser Geistigkeit durch Freiheit will, das, wo es auch geboren sei, und in welcher Sprache es rede, ist unsers Geschlechts, es gehört uns an und es wird sich zu uns tun. Was an Stillstand, Rückgang und Zirkeltanz glaubt oder gar eine tote Natur an das Ruder der Weltregierung setzt, dieses, wo auch es geboren sei, und welche Sprache es rede, ist undeutsch, und fremd für uns, und es ist zu wünschen, dass es je eher je lieber sich gänzlich von uns abtrenne.» - Johann Gottlieb Fichte
 
 

1. Kosmische und menschliche Geschichte V- I; Das Zurückbleiben hinter der Evolution; Kulturkrankheiten, Kulturdekadenzen, seelische Leerheiten, Hypochondrien, Schrullenhaftigkeiten; Unwahrhaftigkeit; vollständiges Verlassensein von klaren Gedanken; wenn nicht die christlichen Ideen die Oberhand gewinnen, treibt der Nationalismus solche Blüten wie zur Zeit in Russland; deutsche Romantik, idealistische Philosophie, Emanzipation und ein Sich- Stellen rein auf das unbefangene Menschentum; in Mitteleuropa ist seit der Klassik, der Romantik die Tendenz, sich zu emanzipieren; mitteleuropäisches Geistesleben darauf angelegt, sich allmählich in die spirituelle Welt hineinzuentwickeln


Das Zurückbleiben hinter der Evolution bedeutet, dass der Mensch zum Partialleichnam wird; Kulturkrankheiten, Kulturdekadenzen, alle die seelischen Leerheiten, Hypochondrien, Schrullenhaftigkeiten: "So wie der physische Leib des Menschen vor uns steht, kann er nicht gemäß den gewöhnlichen Erdengesetzen aufgebaut sein, denn die Erdengesetze zerstören ihn ja. Nur dadurch, dass das, was am Menschen nicht irdisch ist - seine höheren seelisch-geistigen Glieder - , in seinem Leibe wirksam ist, ist der Leib dasjenige, was er eben ist. Nichts im ganzen Bereich der physischen und chemischen Gesetze rechtfertigt das Vorhandensein eines solchen Leibes auf der Erde, wie es der Menschenleib ist. Wir können daher sagen: Nach physisch-irdischen Gesetzen ist der Menschenleib ein unmögliches Wesen; er wird nur zusammengehalten durch seine höheren Wesensglieder. Hieraus ergibt sich als notwendige Ergänzung, dass, sobald die höheren Wesensglieder - das Ich, der astralische Leib, der Ätherleib - den menschlichen Leib verlassen, er Leichnam wird. ... Nun hängt es davon, dass der Mensch in richtiger Weise das seinem jeweiligen Zeitalter Angemessene aufnimmt, ab, ob er in rechter Weise diese seine Leibesglieder so durchdringt, dass sie von dem, was das Zeitalter verlangt, so durchsetzt werden, wie auch der physische Leib von den höheren Gliedern durchsetzt ist. Nehmen Sie einmal an, ein Mensch würde sich ganz dagegen sträuben, in der fünften nachatlantischen Zeit irgend etwas aufzunehmen, was dieser fünften nachatlantischen Zeit notwendig ist, er wiese alles ab, was seine Seele so kultivieren würde, wie es die fünfte nachatlantische Zeit verlangt. Was würde die Folge sein? Nun, sein Leibliches lässt sich ja nicht zurückschrauben, wenn es einem Teile der Menschheit angehört, der zunächst berufen ist, die Impulse der fünften nachatlantischen Zeit in sich aufzunehmen. Es sind ja nicht alle zugleich berufen; aber alle weißen Rassen sind jetzt dazu berufen, die Kultur der fünften nachatlantischen Zeit in sich aufzunehmen. Nehmen wir nun an, Menschen würden sich dagegen sträuben. Dann bliebe ein bestimmtes Glied ihrer Leiblichkeit, vor allem das Blut, ohne dasjenige, was hineinkommen würde, wenn sie sich nicht sträuben würden. Es fehlt dann diesem Gliede der Leiblichkeit das, was die entsprechende Substanz und ihre Kräfte in der rechten Weise durchsetzen würde. Dadurch aber werden diese Substanz und die ihr innewohnenden Kräfte, wenn auch nicht in so hohem Grade, wie wenn der Menschenleib Leichnam wird und das Ich heraustritt, in ihren Lebenskräften krank, herabgestimmt, und der Mensch trägt sie gewissermaßen als Gift in sich. Das Zurückbleiben hinter der Evolution bedeutet also, dass der Mensch sich gewissermaßen mit einem Formphantom, das giftig ist, imprägniert. Würde er aufnehmen, was seinen Kulturimpulsen entsprechend ist, so würde er durch diese Seelenart dieses Giftphantom, das er in sich trägt, auflösen. So aber lässt er es in den Leib hinein koagulieren. Daher kommen die Kulturkrankheiten, Kulturdekadenzen, alle die seelischen Leerheiten, Hypochondrien, Verschrobenheiten, Unbefriedigtheiten, Schrullenhaftigkeiten und so weiter, auch alle die Kultur attackierenden, aggressiven, gegen die Kultur sich auflehnenden Instinkte. Denn entweder nimmt man die Kultur eines Zeitalters an, passt sich an, oder man entwickelt das entsprechende Gift, das sich absetzt und das sich nur auflösen würde durch die Annahme der Kultur. Dadurch aber, dass man dieses Gift absetzt, entwickelt man Instinkte gegen die betreffende Kultur. Giftwirkungen sind immer zugleich aggressive Instinkte. In der Volkssprache Mitteleuropas ist das deutlich durchgefühlt: viele Dialekte sagen nicht, ein Mensch sei zornig, sondern er sei giftig, was einem tiefen Empfinden der wirklichen Tatsache entspricht. Von einem Jähzornigen sagt man zum Beispiel in Österreich, er sei «gachgiftig», das heißt schnell giftig, er wird schnell zornig. Und dass dies wieder gradweise differenziert ist, können Sie am Schlangengift bemerken, das eben einen höheren Grad von Giftigkeit hat und das das Aggressive wohl in sich trägt. Aber in einem minderen Grade legt der Mensch solches Giftige, das sich sogar sehr konzentriert, in sich an, wenn er sich weigert, dasjenige anzunehmen, was das Gift auflösen würde. Gerade in unserem Zeitalter weigern sich zahlreiche Menschen, die unserem Zeitalter entsprechende Form des geistigen Lebens, die wir uns ja seit langem zu charakterisieren bemühen und die wir jetzt auch öffentlich charakterisiert haben, anzunehmen. Nun ist es so, dass gerade diese Lotusblume hier [auf der Stirne] an solchen Menschen dasjenige, was da entsteht, sehr sichtbar macht; denn das geht bis zur Wärmewirkung, und solche Menschen züngeln gewissermaßen gegen die Verhältnisse der Außenwelt an, wenn diese etwas von dem zeigen, was für das Zeitalter heilsam wäre. Wir haben gewiss Mephistopheles, das heißt den Teufel, unter uns wandelnd; aber so ein kleiner Anfang, etwas Züngelndes zu entwickeln, geschieht schon dadurch, dass man sich weigert, dasjenige aufzunehmen, was der Kultur des Zeitalters angemessen ist, dass man also das Gift nicht auflöst, sondern es zum Partialleichnam macht, es gewissermaßen im Organismus zum Formphantom koagulieren lässt. Sie werden, wenn Sie dies durchdenken, sich aufklären können über die Veranlassung mancherlei Unbefriedigtheiten im Leben. Denn solch ein Giftphantom in sich zu tragen, macht den Menschen unglücklich. In unserer Zeit nennt man ihn dann nervös oder neurasthenisch; es kann ihn aber auch grausam, zänkisch, monistisch, materialistisch machen, denn diese Eigenschaften hängen oft, viel mehr als man glaubt, mit diesem physiologischen Grunde zusammen, dass das Gift, statt aufgesogen zu werden, im menschlichen Organismus abgelagert wird." [1]

Unaufmerksamkeit gegenüber der Wahrheit, Unwahrhaftigkeit; Ruhen auf dem Gedanken statt flüchtiges Denken und vollständiges Verlassensein von klaren Gedanken: "Ebenso wie für den menschlichen Organismus gilt das für das soziale Leben. Aus früheren hier gehaltenen Vorträgen haben wir gesehen, dass in unserem Zeitalter sich zunächst im Keime die Anlage zu entwickeln beginnt, imaginatives Leben zu entfalten, frei aufsteigende Gedanken zu bilden, die allerdings die materialistisch gesinnten Menschen noch abweisen. Aber es liegt einmal in der Natur unseres Zeitalters, dass nach und nach das imaginative Leben sich entwickeln muss. Was ist das Gegenbild des imaginativen Lebens? Das Gegenbild des imaginativen Lebens ist die Erdichtung, die Erdichtung in bezug auf Wirklichkeiten und der damit verknüpfte Leichtsinn im Behaupten dieser oder jener Dinge. Es ist das gleiche, was ich oftmals in diesen Betrachtungen geschildert habe als die Unaufmerksamkeit gegenüber der Wahrheit, gegenüber dem Reellen, dem Wirklichen. Das Schönste, was der Menschheit im fünften nachatlantischen Zeitraum vorgesetzt ist, das allmähliche Aufsteigen aus dem bloßen einseitigen intellektuellen Leben in das imaginative Leben, das die erste Stufe in die geistige Welt ist, kann abirren in die Unwahrhaftigkeit, in die Erdichtung in bezug auf Wirklichkeiten. Ich sage selbstverständlich nicht: in die «Dichtung» - , denn die ist berechtigt, aber in die «Erdichtung» in bezug auf die Wirklichkeit. Weiter muss in unserem Zeitalter erstehen - das haben wir auch aus unseren Betrachtungen kennengelernt - , ein besonders gewissenhaftes, seiner Verantwortlichkeit bewußtes Denken. ... Scharfes Denken ist schon notwendig, um unsere Lehre, wenn wir sie so nennen dürfen, aufzunehmen, und vor allen Dingen ein gewisses Ruhen auf dem Gedanken, nicht ein flüchtiges Denken. Wir müssen nun hinarbeiten auf ein solches Denken. Wir müssen uns unablässig bemühen, Gedanken mit scharfen Konturen von uns zu fordern, und uns nicht blind den Sympathien und Antipathien hinzugeben, wenn wir für uns und andere etwas behaupten. Wir müssen nach Begründung, nach Fundierung dessen suchen, was wir behaupten, sonst werden wir niemals in der richtigen Weise in das geisteswissenschaftliche Gebiet eindringen können. Das müssen wir fordern. Und wir erfüllen unsere Aufgabe, wenn wir diese Forderung an uns selbst stellen. Und wenn gefragt wird: Was müssen wir tun in unserer jetzigen schweren Zeit? - so müssen wir uns die Antwort aus dem eben Gesagten heraus formen. Wir müssen uns klar bewußt sein, dass in der Gegenwart jeder Mensch, der will, dass die Evolution der Erde in heilsamer Weise weitergeht, gewissenhaft und ehrlich nach Gedankenobjektivität in der eben geschilderten Weise suchen muss. Das ist eben die Aufgabe der Menschenseele in der gegenwärtigen Zeit. Und weil das so ist, so kann sich auch das korrelative Gift entwickeln: Das vollständige Verlassensein von klaren Gedanken, von Gedanken, die sich mit der Realität verbinden und nichts erdichten, sondern das, was ist, einfach verzeichnen wollen. Das Verlassensein von dieser Sehnsucht nach Objektivität ist im Laufe des 19. Jahrhunderts immer intensiver und intensiver geworden. Das Abgetrenntsein des Gewissens von
dem, was wir jetzt immer als Wahrheit charakterisiert haben, hat im 20. Jahrhundert gegenüber allem Bisherigen einen gewissen Höhepunkt erlangt. Die Wirkung ist dann am schlimmsten, wenn die Leute es so ganz und gar nicht merken; aber gerade das ist ein Charakteristikum unserer Zeit." [2]

Die göttlich-geistige Weisheit der Welt hat den Menschen die Möglichkeit gegeben, spirituell zu streben und nicht nach Materialismus, wie in der Corona-Zeit, in der man Lobreden der Politiker und Journalisten auf die Verlogenheit der Biotech-Wissenschaftler verfolgen konnte, die das "schleichende Gift der Unwahrhaftigkeit" verbreiteten und alternative Heilmethoden und spirituelle Wissenschaft verunglimpften. "Es ist kein Wunder, dass es in unserer Zeit viele Menschen gibt, die einfach nicht fassen, dass es jetzt Aufgabe zu werden beginnt, sich mit spirituellen Angelegenheiten zu befassen. Daher tun sie es auch nicht, sondern sie überlassen sich den materialistischen Instinkten. Aber sie entwickeln in sich die Gifte, die durch Spirituelles aufgelöst werden sollten. Was ist die Folge? Die Gifte entwickeln sich und werden in Menschen, die das Spirituelle abweisen, zu Kräften, welche sie zu richtigen Lügnern machen, ob bewußt oder unbewußt ist mehr eine Gradfrage. Die gleichen Kräfte könnten aber angewendet werden, um sehr schön die spirituelle Wissenschaft zu begreifen. Bedenken Sie, was wir da im Grunde für eine gewichtige Erkenntnis vor uns haben, und wie wir durch ein Erfassen einer so gewichtigen Erkenntnis einen Hauptnerv im Karma unserer Zeit begreifen können, wenn wir nur dazunehmen, was ich gestern sagte: Eine Einzelheit lässt sich nicht aus der Gesamtmenschheit herausreißen. Die Menschheit ist ein Ganzes. - Gerade als das Gegenbild des spirituellen Strebens muss in unserer Zeit ein scharfes Übel vorhanden sein. Und dieses Übel wirklich in seiner Wesenheit zu erkennen, damit man es auch dann erkennt, wenn es einem im Leben entgegentritt und man es in der richtigen Weise bekämpfen kann, das gehört schon zu den Aufgaben des Menschen unserer Zeit. Indem wir über diese Dinge sprechen, bringen wir die großen Gesichtspunkte, die mit dem Karma unserer Zeit zusammenhängen, unmittelbar in Verhältnis zu dem, was in unserer Zeit lebt und im weitesten Umkreise viel, viel Schlimmes bewirkt. An der Oberfläche sehen wir, wie in mächtigen Wogen, die viel mehr verschlingen als man denkt, die Lüge heute durch die Welt pulst. Die Lüge hat ja ein ungeheuer starkes Leben. Aber an solchen Betrachtungen, wie wir sie heute angestellt haben, sehen Sie, wie die Lüge nur das korrelative Gegenbild ist des seinsollenden aber nicht vorhandenen spirituellen Strebens. Ich möchte sagen, die göttlich-geistige Weisheit der Welt hat den Menschen die Möglichkeit gegeben, spirituell zu streben. Wir haben das Gift in uns, das wir auflösen können; aber wir müssen es auch auflösen, sonst bleibt es in uns wie eine Art Partialleichnam." [3]

Wo die wirklichen Ideen wuchsen, ein solches besonders charakteristisches, fruchtbares Zeitalter ist das, das etwa die Zeit von Lessing, Schiller, Goethe bis zur deutschen Romantik, zu Novalis, bis zur idealistischen Philosophie umfasst, zu der wir neben Hegel, Schelling auch Schopenhauer rechnen können; Wenn nicht die christlichen Ideen die Oberhand gewinnen, treibt der Nationalismus solche Blüten wie zur Zeit in Russland: "Weil der materielle Fortschritt gewissermaßen vorausgeeilt ist dem guten Willen zur geistigen Erkenntnis, so ist dem Menschen dieser materielle Fortschritt, und namentlich alles, was aus diesem Fortschritt an Leidenschaften, an Impulsen in den Seelen sich ergibt, über den Kopf gewachsen. Es zeigt sich dies ja äußerlich am eindringlichsten dadurch, dass nicht diejenigen Ideen, welche auf harmonisches Zusammenleben der Menschen auf Erden hinzielen, dass mit andern Worten nicht die christlichen Ideen die Oberhand gewonnen haben, sondern, bis zur Exaltation, solche, welche die Menschheit spalten und sie in Kulturepochen zurückführen, von denen man glauben konnte, dass sie längst überwunden seien. Dass im 19. Jahrhundert innerhalb der miteinander lebenden Nationalitäten der Nationalismus solche Blüten treiben konnte, wie er sie getrieben hat, das ist die starke, große Anomalie, und sie zeigt, dass die Menschen mit ihrer Seelenentwickelung der materiellen Entwickelung nicht nachgekommen sind. Wenn die Menschen im weiteren Umfange Geisteswissenschaft annehmen werden, Geisteswissenschaft nicht bloß als Theorie, sondern als Erfüllung des Gesamtseelischen, dann werden sie notwendigerweise andere Begriffe bekommen müssen. Und durch solche andern Begriffe werden sie Zusammenhänge überschauen, die für das materialistische Denken der Gegenwart ganz unmöglich zu durchschauen sind. Gewisse Zusammenhänge überschaut man nur, wenn man die rechten Ideen dafür hat. Aber Ideen müssen ebenso lebendig wachsen wie irgend etwas anderes, das heißt, sie müssen einen Boden haben, auf dem sie gedeihen können. Der Boden, auf dem Ideen gedeihen, kann aber nur jene Gesinnung der Seele sein, die von Geisteswissenschaft zubereitet wird. Würde die materialistische Entwickelung weitergehen, so wie sie sich im Laufe des 19. Jahrhunderts ergeben hat, so würden die Menschen immer ideenärmer werden. Trivial ausgedrückt: den Menschen würde nichts einfallen, das geeignet ist, die Welt zu begreifen. Sie würden darauf angewiesen sein, sich alles, was sie über die Welt denken, nur vom Experiment, von dem anregen zu lassen, was sich vor ihren Augen entwickelt. Das Pochen auf das Experiment in neuerer Zeit ist nur ein Ergebnis der Ideenarmut. So würde, wenn die Entwickelung so fortginge, die Menschheit immer ideenärmer werden. Da aber eine gewisse Intensität des Geisteslebens doch notwendig ist, da der Mensch gewisse Impulse bis zu einer gewissen Stärke entwickeln muss, so muss er diese Impulse anderswoher nehmen, wenn sie ihm nicht aus dem Material der Ideen zufließen. Wenn Sie ein Zeitalter aufsuchen wollen, wo die Ideen nur so sprudelten, wo die wirklichen Ideen wuchsen, so ist ein solches besonders charakteristisches, fruchtbares Zeitalter dasjenige, das etwa die Zeit von Lessing bis zur deutschen Romantik, bis zu Novalis, oder auch weiter bis zur idealistischen Philosophie umfasst, zu der wir neben Hegel, Schelling auch Schopenhauer rechnen können, sowie diejenigen, die ich in meinem Buch «Vom Menschenrätsel» als die Philosophen eines heute im materialistischen Zeitalter verklungenen Weltentones angeführt habe. Da ist wirklicher Reichtum an Ideen vorhanden. Daher die große Verachtung, die man gerade diesem Zeitalter in der Gegenwart angedeihen lässt! Aber sehen Sie sich dieses Zeitalter an, das so reich ist und fruchtbar an Ideen, die darauf ausgehen, die Natur und die menschliche geschichtliche Entwicklung zu begreifen! Ich will nur erinnern daran, wie nahe kommt demjenigen, was wir heute aus der geistigen Welt herausholen können über die Menschheitsevolution, über die verschiedenen nachatlantischen Epochen mit ihren charakteristischen Impulsen - was ja allerdings erst für unser heutiges Zeitalter das Angemessene ist -, wie nahe dem kommt jene fruchtbare Idee, die bei Schelling, Hegel, Novalis, bei Franz von Baader hervorgetreten ist, die aber ihren Ursprung eigentlich schon hatte in Jakob Böhme: dass die
Menschheitsevolution in dem Zeitabschnitt, den man ohne die geisteswissenschaftlichen Mittel übersehen kann, eine erste Epoche durchmachte, in welcher gewissermaßen das Gottvaterprinzip herrschte, die Epoche, die in der Bibel durch das Alte Testament und die heidnischen Religionen charakterisiert wird. Diejenigen, die ich eben angeführt habe, nannten es das Vater-Zeitalter. Es wurde abgelöst von dem Zeitalter des Sohnes, in welchem sich die Idee des Mysteriums von Golgatha in die Menschheit einleben sollte. Und sie schauten wie ein Ideal für die Zukunft das Zeitalter des Geistes, des Heiligen Geistes, das sie auch das Johanneische Zeitalter nannten. Sie glaubten, dass sich erst dann die großen Impulse des Johannes-Evangeliums verwirklichen können. Wie unendlich bedeutsam ist solch eine Idee gegenüber der öden, unfruchtbaren Rederei von einer allgemeinen Evolution der Menschheit, was ja nur eine abstrakte Idee ist, die nur dasjenige, was nachkommt, wie ein nächstes Kettenglied an das Vorangegangene angliedert. Wie unendlich tief ist doch, was Schelling, wiederum anknüpfend an Jakob Böhme, als seine «Theosophie» entwickelt hat! Diese «Theosophie» Schellings ringt sich hinauf zu einer Höhe, demgegenüber das  später von der Theologie Gedachte einen tiefen Abstieg darstellt. Schelling ringt sich durch zu der Anschauung, daß es im Christentum nicht so sehr ankommt auf die Lehre, die ja gerade von der neuesten, fortschrittlichen Theologie in Anspruch genommen wird, als ob der Christus Jesus bloß ein Lehrer gewesen wäre, sondern daß das Mysterium von Golgatha vor allen Dingen als eine Tatsache aufzufassen ist,
dass man hinaufzuschauen hat zu dem, was geschehen ist, hinzuschauen hat darauf, daß sich mit dem Leben, dem Sterben, dem Auferstehen des Christus Jesus eine Tatsache vollzogen hat. Und so könnte man eine ganze Summe von überragenden, weitreichenden Ideen für jenes Zeitalter anführen. Aber womit ist dieses Vorhandensein von weitreichenden Ideen verbunden? Bei denjenigen, bei denen solche Ideen auftreten, finden Sie eines nicht: nationale Beschränktheit.
Sie finden überall dasjenige, was man dazumal in jenen Kreisen nannte - ob das Wort heute noch verstanden werden kann, nachdem so viele Worte zu Phrasen geworden sind, ist eine andere Frage - den «weltbürgerlichen» Standpunkt. Wie fern von aller nationalen Beschränktheit ist zum Beispiel ein Geist wie Goethe! Wie fern jeder nationalen Beschränktheit ist eine Dichtung wie der «Faust». Da kommt es nicht auf den Ursprung an. Selbstverständlich kann der «Faust» nur gedacht werden aus der Kultur Mitteleuropas heraus, aber gegenüber dem, was «Faust» in der Goetheschen Dichtung geworden ist, nach dem Geburtsscheine Fausts zu fragen, wäre selbstverständlich eine Absurdität. Aber diese Absurdität ist ja in unserer Zeit Realität, ist Tatsache geworden. Im Grunde genommen ist alles, was in der Gegenwart geschieht, einfach eine Verleugnung dessen, wozu die Menschheit zum Beispiel durch die Faust-Dichtung emporgestiegen ist. Daraus aber sehen wir schon, dass in der Menschheit alle Anlagen vorhanden sind, weiter zu sein, als sie heute ist, und erst recht als sie in der nächsten Zeit sein wird." 

Emanzipation von all diesen Verhältnissen und ein Sich- Stellen rein auf das unbefangene Menschentum: "Eine Emanzipation von all diesen Verhältnissen und ein Sich- Stellen rein auf das unbefangene Menschentum ist ja wirklich nur eingetreten unter dem Einfluss einer so großen Geistigkeit, wie sie sich, anknüpfend an Lessing, über Herder, Goethe und weiter herüber bis in die deutsche Philosophie hinein entwickelt hatte. Da haben Sie eine Geistesströmung - man braucht bei Goethe nur das «Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie» ins Auge zu fassen - , die rechnete mit alldem, was in den Logen lebte, aber so - Sie können die Dinge auch in «Wilhelm Meisters Wanderjahren», in andern Goethe-Schriften lesen -, dass man das Geheimnis aus dem Dunkel der Logen herausholte und es zur rein menschlichen Angelegenheit machte. Das war ein Stoff, mit dem man sich emanzipieren konnte, der noch heute die Emanzipation möglich macht. Daher sehen Sie die ganze deutsche Geistesentwickelung mit Bezug auf den Teil, den ich in meinem Buche «Vom Menschenrätsel» geschildert habe, als vergessenen Klang, ganz unabhängig von allen Umtrieben des Logentums. Sie werden leicht überall Wege finden können, durch die innerhalb der westlichen Kultur der letzten Jahrhunderte, die der Gegenwart vorangegangen sind, die Prägung der Gedanken in der exoterischen Welt durch die Esoterik der Logen nachgewiesen werden kann. Selbstverständlich gilt dies nicht von der Zeit vor Elisabeth, vor Shakespeare; aber von dem, was später kommt, gilt es. Die an Lessing, Herder, Goethe angeschlossene deutsche Geisteskultur steht ohne einen solchen Zusammenhang da."

Gedankenlosigkeit, Glaube an Despotismus wie er zur Zeit in Russland verbreitet ist und wie er damals im Orient geherrscht hat, gilt der deutschen Romantik, der idealistischen Philosophie als "der erklärte Feind alles Guten und Schönen, und Edlen; der erklärte Feind Gottes, und der Menschheit". Voltaire hat die Komödie "Mahomet der Lügenprophet" geschrieben, Goethe hat sie übersetzt und sollte sie in Weimar inszenieren. Fichte und Schelling schreiben darüber und über  den großen Haufen der sogenannten Gebildetenden, den schaalen Theismus der sogenannten Aufklärungsepoche, der versucht ohne Denken auszukommen, aber auch über die Freiheit des Geistes in Europa, die griechischen Mysterien und die Offenbarung:

Die Gründe, die der Mensch, vor allem der materialistische Wissenschaftler, für die Gewissheit seiner Erkenntnis anführt, meistens nur Traumgebilde: «Es gibt überall kein Dauerndes, weder außer mir, noch in mir, sondern nur einen unaufhörlichen Wechsel. Ich weiß überall von keinem Sein, und auch nicht von meinem eigenen. Es ist kein Sein. - Ich selbst weiß überhaupt nicht, und bin nicht. Bilder sind: Sie sind das einzige, was da ist, und sie wissen von sich, nach Weise der Bilder: - Bilder, die vorüberschweben, ohne dass etwas sei, dem sie vorüberschweben; die durch Bilder von den Bildern zusammenhängen, Bilder, ohne etwas in ihnen Abgebildetes, ohne Bedeutung und Zweck. Ich selbst bin eins dieser Bilder; ja, ich bin selbst dies nicht, sondern nur ein verworrenes Bild von den Bildern. - Alle Realität verwandelt sich in einen wunderbaren Traum, ohne ein Leben, von welchem geträumt wird, und ohne einen Geist, dem da träumt; in einen Traum, der in einem Traum von sich selbst zusammenhängt. Das Anschauen ist der Traum; das Denken - die Quelle alles Seins und aller Realität, die ich mir einbilde, meines Seins, meiner Kraft, meiner Zwecke - ist der Traum von jenem Traume.»  - Johann Gottlieb Fichte, «Die Bestimmung des Menschen», Berlin 1800, 2. Buch

Zur Ewigkeit der Menschenseele: «Es verschwindet vor meinem Blicke und versinkt die Welt, die ich noch soeben bewunderte. In aller Fülle des Lebens, der Ordnung und des Gedeihens, welche ich in ihr schaue, ist sie doch nur der Vorhang, durch den eine unendlich vollkommenere mir verdeckt wird, und der Keim, aus dem diese sich entwickeln soll. Mein Glaube tritt hinter diesen Vorhang und erwärmt und belebt diesen Keim. Er sieht nichts Bestimmtes, aber er erwartet mehr, als er hienieden fassen kann, und je in der Zeit wird fassen können. - So lebe, und so bin ich, und so bin ich unveränderlich, fest und vollendet für alle Ewigkeit; denn dieses Sein ist kein von außen angenommenes, es ist mein eignes, einiges wahres Sein und Wesen.» - Johann Gottlieb Fichte, «Die Bestimmung des Menschen», Berlin 1800, 3. Buch

Der Weltwille, wie er später bei Schopenhauer auftritt: «Mein Wille soll schlechthin durch sich selbst, ohne alles seinen Ausdruck schwächende Werkzeug, in einer ihm völlig gleichartigen Sphäre, als Vernunft auf Vernunft, als Geistiges auf Geistiges wirken; - in einer Sphäre, der er jedoch das Gesetz des Lebens, der Tätigkeit, des Fortlaufens nicht gebe, sondern die es in sich selbst habe; also auf selbsttätige Vernunft. Aber selbsttätige Vernunft ist Wille. Das Gesetz der übersinnlichen Welt wäre sonach ein Wille . . . Jener erhabene Wille geht sonach nicht abgesondert von der übrigen Vernunftwelt seinen Weg für sich. Es ist zwischen ihm und allen endlichen vernünftigen Wesen ein geistiges Band, und er selbst ist dieses geistige Band der Vernunftwelt. . . . Ich verhülle vor dir mein Angesicht und lege die Hand auf den Mund. Wie du für dich selbst bist und dir selbst erscheinest, kann ich nie einsehen, so gewiss ich nie du selbst werden kann. Nach tausendmal tausend durchlebten Geisterwelten werde ich dich noch ebensowenig begreifen als jetzt, in dieser Hütte von Erde. - Was ich begreife, wird durch mein bloßes Begreifen zum Endlichen; und dieses lässt auch durch unendliche Steigerung und Erhöhung sich nie ins Unendliche umwandeln. Du bist vom Endlichen nicht dem Grade, sondern der Art nach verschieden. Sie machen dich durch jene Steigerung nur zu einem größern Menschen, und immer zu einem größern; nie aber zum Gotte, zum Unendlichen, der keines Maßes fähig ist.» - Johann Gottlieb Fichte, «Die Bestimmung des Menschen», Berlin 1800, 3. Buch

«Ihr heißt Denken soviel als sich etwas denken; und, da auch nicht einmal auf ein Vorbild in der äußern Wahrnehmung gesehen wird, sich etwas ausdenken; und dies ist denn auch der Begriff vom Denken überhaupt, der unter dem philosophierenden Publikum herrschend geworden, und der ihm den Eintritt in wirkliche Philosophie durchaus verschließt.» - Johann Gottlieb Fichte, «Die Tatsachen des Bewusstseins», 1810/1811

«Dass Ideale in der wirklichen Welt sich nicht darstellen lassen, wissen wir andern vielleicht so gut als sie, vielleicht besser. Wir behaupten nur, dass nach ihnen die Wirklichkeit beurteilt, und von denen, die dazu Kraft in sich fühlen, modifiziert werden müsse. Gesetzt, sie könnten auch davon sich nicht überzeugen, so verlieren sie dabei, nachdem sie einmal sind, was sie sind, sehr wenig; und die Menschheit verliert nichts dabei. Es wird dadurch bloß das klar, dass nur auf sie nicht im Plane der Veredlung der Menschheit gerechnet ist. Diese wird ihren Weg ohne Zweifel fortsetzen; über jene wolle die gütige Natur walten, und ihnen zu rechter Zeit Regen und Sonnenschein, zuträgliche Nahrung und ungestörten Umlauf der Säfte, und dabei - kluge Gedanken verleihen!»  - Johann Gottlieb Fichte, «Einige Vorlesungen über die Bestimmung der Gelehrten», 1794/95

«Erhalte die Gesundheit des Körpers. Keine körperliche Stärke und Kraft - keine Energie des Geistes, kein Mut, keine erhabene Empfindung kein starkes Gefühl seines Ich. ... Nichts aber befördert mehr die Gesundheit des Körpers, als ununterbrochene Heiterkeit des Geistes»  - Johann Gottlieb Fichte, «Einige Vorlesungen über die Bestimmung der Gelehrten», Schlusswort, 1794/95

Zur Trägheit des Geistes und Weichlingen des Orients: «Ein zweites Hinderniss des reinen Interesse für die Wahrheit ist die Trägheit des Geistes, die Scheu vor der Mühe des Nachdenkens... Man kann viel wissen, viel studieren, viel lesen, viel hören, und ist doch nichts weiter. Man lässt durch Schriftsteller oder Redner sich bearbeiten, und sieht in behaglicher Ruhe zu, wie eine Vorstellung in uns mit der anderen abwechselt. So wie die Weichlinge des Orients in ihren Bädern durch besondere Künstler ihre Gelenke durchkneten lassen, so lassen diese durch Künstler ander Art ihren Geist durchkneten, und ihr Genuss ist um weniges edler, als der Genuss jener... Oder ihre Ruhe, ihr Glaube ist grundlos, und also ist es ihnen überhaupt nicht darum zu tun ob er gegründet sei oder nicht, wenn sie nur nicht in ihrer süßen Behaglichkeit gestört werden. Es liegt ihnen gar nichts an der Wahrheit, sondern bloß an der Vergünstigung, dasjenige für wahr zu halten, was sie bisher dafür gehalten haben, sei es nun um der Gewohnheit willen, sei es, weil der Inhalt desselben ihrer Trägheit und Verdorbenheit schmeichelt.»  - Johann Gottlieb Fichte,  «Über Belebung und Erhöhung des reinen Interesse für Wahrheit», in «Die Horen», 1795

Freiheit des Geistes in Europa: «Was an Geistigkeit, und Freiheit dieser Geistigkeit glaubt, und die ewige Fortbildung dieser Geistigkeit durch Freiheit will, das, wo es auch geboren sei, und in welcher Sprache es rede, ist unsers Geschlechts, es gehört uns an und es wird sich zu uns tun. Was an Stillstand, Rückgang und Zirkeltanz glaubt oder gar eine tote Natur an das Ruder der Weltregierung setzt, dieses, wo auch es geboren sei, und welche Sprache es rede, ist undeutsch, und fremd für uns, und es ist zu wünschen, dass es je eher je lieber sich gänzlich von uns abtrenne.» - Johann Gottlieb Fichte, «Reden an die deutsche Nation», 1808, siebte Rede

Zum gewaltigen und kräftigen Eigendünkel: «Denken Sie sich z.B. einen Mahomet ... der sich einmal fest in den Kopf gesetzt habe, er sei eine der ungemeinen Naturen, die da berufen sind, das dunkle, das gemeine Erdenvolk zu leiten, und dem, zufolge dieser ersten Voraussetzung, alle seine Einfälle, so dürftig und so beschränkt sie auch in der Tat sein mögen, dieweil es die seinigen sind, notwendig erscheinen müssen, als große und erhabene und beseligende Ideen, und alles, was denselben sich widersetzt, als dunkles gemeines Volk, Feinde ihres eigenen Wohls, Übelgesinnte, und Hassenswürdige; der nun, um diesen seinen Eigendünkel vor sich selbst als göttlichen Ruf zu rechtfertigen, und ganz aufgegangen in diesem Gedanken mit all seinem Leben, alles daran setzen muss, und nicht ruhen kann, bis er alles, das nicht ebenso groß von ihm denken will, denn er selbst, zertreten hat, und bis aus der ganzen Mitwelt sein eigener Glaube an seine göttliche Sendung ihm zurückstrahle... ihn aber treibt allerdings ein schwärmerischer Geist, - der seines gewaltigen und kräftigen Eigendünkels.» - Johann Gottlieb Fichte, «Reden an die deutsche Nation», 1808, achte Rede

Gegen jede Art der Sklaverei ohne Selbstdenken: «Geht die Mehrheit in ihrer bisherigen Unachtsamkeit, Gedankenlosigkeit und Zerstreutheit so ferner hin, so ist gerade dieses, als das notwendig sich Ergebende, zu erwarten. Wer sich, ohne Aufmerksamkeit auf sich selbst, gehen lässt, und von den Umständen sich gestalten, wie sie wollen, der gewöhnt sich bald an jede Ordnung der Dinge. So sehr auch sein Auge durch etwas beleidiget werden mochte, als er es das erste Mal erblickte, lasst es nur täglich auf dieselbe Weise wiederkehren, so gewöhnt er sich daran, und findet es späterhin natürlich, und als eben so sein müssend, gewinnt er es zuletzt gar lieb, und es würde ihm mit der Herstellung des ersteren besseren Zustandes wenig gedient sein, weil dieser ihn aus seiner nun einmal gewohnten Weise zu sein herausrisse. Auf diese Weise gewöhnt man sich sogar an Sklaverei, wenn nur unsere sinnliche Fortdauer dabei ungeschränkt bleibt, und gewinnt sie mit der Zeit lieb; und dies ist eben das Gefährlichste an der Unterworfenheit, dass sie für alle wahre Ehre abstumpft, und ihre sehr erfreuliche Seite hat für den Trägen, indem sie ihn mancher Sorge und manches Selbstdenkens überhebt.»  - Johann Gottlieb Fichte, «Reden an die deutsche Nation», 1808, zwölfte Rede

Zu Achtlosigkeit und Gedankenlosigkeit: «Ein anderes Leben ist nur ein Tier- und Pflanzenleben. Alles was da geschieht, unvernommen an sich vorüber gehen zu lassen, gegen dessen Andrang wohl gar geflissentlich Auge und Ohr zu verstopfen, sich dieser Gedankenlosigkeit wohl gar noch als großer Weisheit zu rühmen, mag anständig sein einem Felsen, an den die Meereswellen schlagen, ohne dass er es fühlt, oder einem Baumstamme, den Stürme hin- und her reißen, ohne dass er es bemerkt, keineswegs aber einem denkenden Wesen. - Selbst das Schweben in höheren Kreisen des Denkens spricht nicht los von dieser allgemeinen Verbindlichkeit, seine Zeit zu verstehen. Alles Höhere muss eingreifen wollen auf seine Weise in die unmittelbare Gegenwart, und wer wahrhaftig in jenem lebt, lebt zugleich auch in der letzteren; lebte er nicht auch in dieser, so wäre dies der Beweis, dass er auch in jenem nicht lebte, sondern in ihm nur träumte. Jene Achtlosigkeit auf das, was unter unsern Augen vorgeht, und die künstliche Ableitung der allenfalls entstandenen Aufmerksamkeit auf andere Gegenstände, wäre das Erwünschteste, was einem Feinde unsrer Selbstständigkeit begegnen könnte. Ist er sicher, dass wir uns bei keinem Dinge etwas denken, so kann er eben, wie mit leblosen Werkzeugen, alles mit uns vornehmen, was er will; die Gedankenlosigkeit eben ist es, die sich an alles gewöhnt.» - Johann Gottlieb Fichte, «Reden an die deutsche Nation», 1808, zwölfte Rede

Zum schaalen Theismus der sogenannten Aufklärungsepoche, der versucht ohne Denken auszukommen, also «das leere theistische Gerede, was seit langer Zeit sich an den allgemeinen und bis in den Volksunterricht verbreitet hat, dass dieses in Verbindung mit dem erbaulichen Reden von einem bloß persönlichen Gefühl, womit die Redner nicht Gott, sondern eigentlich nur sich selbst verherrlichen wollen, worin allein ihre Person noch etwas zu sein scheinen kann, dass dies alles der Fülle einer wahren und positiven Erkenntnis weichen müsse, von der sie vielleicht nicht so unrecht haben zugleich den Untergang desjenigen fürchten, was sie ihre Denkfreiheit nennen, worunter sie nämlich eigentlich ihre Freiheit vom Denken, ihre Freiheit nicht zu denken, verstehen, die Freiheit des selbstbeliebigen und gedankenlosen Redens über die höchsten Angelegenheiten des Staats, der Wissenschaft und der Religion.» - F.W.J. Schelling, «Philosophie der Mythologie» ,1842, Buch I, vierte Vorlesung

Höhere Ansicht der Natur; der große Haufen der sogenannten Gebildeten und wie deren Monotheismus sich in einen inhaltslosen, impotenten Theismus verflüchtigt und in die «völlige Nullität» gerät: «Liegt es nicht am Tage, dass zugleich und in demselben Verhältnis, in welchem die Naturimmer mehr jeder Göttlichkeit entledigt, zum bloßen, toten Aggregat herabsank, auch der lebendige Monotheismus sich immer mehr in einen leeren, unbestimmten, inhaltslosen Theismus verflüchtigte? War es bloßer Zufall und nicht vielmehr ein ganz richtig fühlender Instinkt, wenn gegen die wiedererwachende höhere Ansicht der Natur  ganz insbesondere und vor alleen andern die Anhänger jenes bloß negativen, absolut impotenten Theismus sich erhoben? Ein heutiger Rationalist dünkt sich weit über dem blinden Heidentum stehend. Aber das worüber man stehen soll muss man begriffen haben, nicht es mit armseligen oder absurden Hypothesen wegerklären. Das wahre Urteil über die Bildung des großen Haufens der sogenannten Gebildeten möchte dahin ausfallen, dass diese mit ihrer sogenannten Bildung sich nur auf der entgegengesetzten Seite der Unwissenheit und der Blindheit befinden, von welcher das Heidentum in seiner Blindheit die andere darstellte. ... Auch das ist eine Art von Atheismus, und eben darum zeigt sich der bloß abstrakte Theismus so ganz unfähig, nicht nur jene Ausdrücke, sondern so manche andere Erscheinungen zu begreifen, unter denen eben die des Heidentums und der Mythologie die hervorragendste ist.» - F.W.J. Schelling, «Philosophie der Mythologie» ,1842, Buch I, fünfte Vorlesung

Monotheismus und Einheitslehre Mohammeds: «Die den Monotheismus des Abraham bestreiten, oder dessen ganze Geschichte für fabelhaft halten, haben wohl nie über die Erfolge des Islam nachgedacht, Erfolge so furchtbarer Art, ausgegangen von einem Teil der Menschheit, der hinter dem, den er besiegte und vor sich niederwarf, um Jahrtausende in der Entwicklung zurückgeblieben war, dass sie nur aus der ungeheuren Gewalt einer Vergangenheit erklärbar sind, die wieder aufstehend in das inzwischen Gewordene und Gebildete zerstörend und verheerend einbricht. Die Einheitslehre Mohammeds konnte nie diese umstürzende Wirkung hervorbringen, wenn sie nicht von Urzeiten her in diesen Kindern der Hagar war, an denen die ganze Zeit von ihrem Stammvater bis auf Mohammed spurlos vorübergegangen war. ... Gerade da, an diesem Punkt der Entwicklung, wo die starre, einseitige Einheit ganz überwunden war, musste die alte Urreligion noch einmal sich aufrichten - blind und fanatisch, wie sie gegen die viel entwickeltere Zeit nicht anders erscheinen konnte. Die Reaktion ist nicht bloß der zu Mohammeds Zeit zum Teil selbst unter dem Teil der Araber, der das nomadische Leben nicht verlassen hatte, eingerissenen Abgötterei, sondern weit mehr der scheinbaren Vielgötterei des Christentums, dem Mohammed den starren unbeweglichen Gott der Urzeit entgegenstellte.» - F.W.J. Schelling, «Philosophie der Mythologie» ,1842, Buch I, Einleitung

Christentum so alt wie die Welt: «Wem wahre Philosophie und christliche Philosophie gleichbedeutende Ausdrücke sind, der müsste vor allen Dingen von dem Christentum selbst eine höhere Idee sich bilden, als die gewöhnliche Vorstellung, nach welcher das Christentum als bloße historische Erscheinung aufgefasst wird, die erst seit etwa 1800 Jahren in der Welt ist. Er müsste das Christentum als das wahrhaft Allgemeine, also schon der Welt zu Grunde Liegende fassen, und demgemäß sagen: es sei so alt wie die Welt, in einem anderen Sinn freilich als der englische Deist Tindal, der bekanntlich ein Buch unter diesem Titel geschrieben hat, in welchem nämlich das Christentum zu einer bloßen Vernunftreligion gemacht ist, wo dann leicht war zu sagen, es sei so alt als die Schöpfung und die menschliche Vernunft.» - F.W.J. Schelling, «Philosophie der Offenbarung»,1854, Buch I, Einleitung

Die bloßen Postulate der Vernunft reichen nicht aus: «Unsere Zeit leidet an großen Übeln, aber die wahren Heilmittel für dieselben liegen nicht in jenen abstrakten, alles Konkrete aufhebenden Begriffen, sondern gerade nur in der Wiederbelebung des Überlieferten, was nur darum ein Hemmendes geworden ist, weil es von allen Seiten nicht mehr verstanden wird. In einer solchen Zeit übrigens könnte freilich eine Philosophie nicht wirken, die selbst nie bei der Wirklichkeit ankäme. Um als ein notwendiges Element der Bildung ihrem Zeitalter nicht zu fehlen, muss sie selbst in die Wirklichkeit eindringen, sich gleichsam in die Mitte derselben pflanzen, nicht um sie zu zerstören, sondern um die Kraft und Stärke, welche der wahren Wirklichkeit inwohnt, für sich selbst zu benutzen. ... Wissen denn die, welche die Religion für nichts achten, ja für ein Hindernis ihrer weltverbessernden Absichten ansehen, wissen sie, welche Folge das begriffene und verstandene Christentum haben wird? Es wird zum zweitenmal die Welt befreien und allen gerechten und göttlich gültigen Ansprüchen eine ganz andere, unwiderstehliche Kraft gewähren, als die bloßen Postulate der Vernunft.» - F.W.J. Schelling, «Philosophie der Offenbarung»,1854, Buch II

Die Philosophie der Mythologie als Voraussetzung einer Philosophie der Offenbarung: «Die Hauptwohltat des Christentum war die Befreiung vom Heidentum. Nun wird aber die Realität einer Wohltat nach der Realität der Last beurteilt, die sie von uns hinwegnimmt. Die Realität einer Befreiung, Erlösung steht in ganz gleichem Verhältnis mit der Realität der Macht oder Gewalt, von der sie uns befreit oder erlöst. Es kann daher die Realität des Christentums nur in dem Maß erkannt werden, als zuvor die Realität des Heidentums erkannt ist. Auch in dieser Hinsicht ist also das Heidentum oder die Mythologie eine Voraussetzung der Offenbarung, und eine Philosophie der Mythologie, welche eben in dem Erweis der Realität des Heidentums besteht, ... Voraussetzung einer Philosophie der Offenbarung.» - F.W.J. Schelling, «Philosophie der Offenbarung»,1854, Buch II

Die griechischen Mysterien: «Der natürliche Übergang vom Heidentum zum Christentum, d.h. zur vollkommenen Offenbarung, sind wirklich die griechischen Mysterien; es wäre unmöglich, die Offenbarung in ihrem Verhältnis zum Heidentum, und danach überhaupt richtig darzustellen, ohne vorher den Inhalt der griechischen Mysterien erforscht zu haben.» - F.W.J. Schelling, «Philosophie der Offenbarung»,1854, Buch II

In Mitteleuropa ist seit der Klassik, der Romantik die Tendenz, sich zu emanzipieren. Alles, was als mitteleuropäisches Geistesleben von Lessing, Herder, Goethe und so weiter aufgeworfen ist, es ist das alles darauf angelegt, sich allmählich in die spirituelle Welt hineinzuentwickeln; Fichtes «Reden an die deutsche Nation»: "Welches ist das Ziel, das Fichte im Auge hat? Selbsterziehung des deutschen Volkes! Er will nicht, dass die andern getroffen werden durch seine «Reden an die deutsche Nation», sondern er spricht davon, dass die Deutschen ergriffen werden sollen, dass sie sich selber besser machen sollen. Aber man hat eine wahre, nennen wir es «Genialität», gerade dasjenige, was in Deutschland entsteht, misszuverstehen. Geradeso, wie man aus dem harmlosen Nationallied «Deutschland, Deutschland über alles» - was nichts anderes heißt, man braucht nur die folgenden Zeilen zu lesen, als das Vaterland Heben, denn es werden ja nur die Teile des Vaterlandes aufgezählt - das Groteskeste gemacht hat, so kann man auch Fichte, wenn man will, missverstehen, denn er beginnt seine «Reden an die deutsche Nation» mit folgenden Worten: «Ich spreche für Deutsche schlechtweg und von Deutschen schlechtweg.» Aber warum sagt er das? Weil Deutschland in lauter kleine Individualstaaten zerfallen ist, und er nicht zu den Preußen, zu Schwaben, zu Sachsen und was weiß ich, zu Oldenburgern, Mecklenburgern, Österreichern und so weiter sprechen wollte, sondern zu Deutschen. Zusammenfassen die Individualitäten, das war es, worauf es ihm ankam. Also es ist eine Angelegenheit, die er mit den Deutschen selber abmacht. Ich will die Deutschen nicht loben, aber solche Dinge dürfen doch zur Charakteristik angeführt werden." [4]
 
«Es ist die Kunst, das Werk des Genius. Sie wiederholt die durch reine Kontemplation aufgefassten ewigen Ideen, das Wesentliche und Bleibende aller Erscheinungen der Welt, und je nachdem der Stoff ist, in welchem sie wiederholt, ist sie bildende Kunst, Poesie oder Musik. Ihr einziger Ursprung ist die Erkenntnis der Ideen; ihr einziges Ziel Mittheilung dieser Erkenntnis.» - Arthur Schopenhauer, Die Welt als ille und Vorstellung, Band I, 3, 36

«Man lasse sich nur ja nicht durch Machtsprüche und mit dreister Stirn gegebene Versicherungen, dass die Sachen entschieden, abgemacht und allgemein anerkannt wären, übertölpeln. Vielmehr geht die ganze mechanische und atomistische Naturansicht ihrem Bankrott entgegen, und die Verteidiger derselben haben zu lernen, dass hinter der Natur etwas mehr steckt, als Stoß und Gegenstoß.» - Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung II, Buch 2, 24

«... Die Musik ist nämlich eine so unmittelbare Objektivation und Abbild des ganzen Willens, wie die Welt selbst es ist, ja wie die Ideen es sind, deren vervielfältigte Erscheinung die Welt der einzelnen Dinge ausmacht. Die Musik ist also keineswegs, gleich den anderen Künsten, das Abbild der Ideen; sondern Abbild des Willens selbst, dessen Objektivität auch die Ideen sind: deshalb eben ist die Wirkung der Musik so sehr viel mächtiger und eindringlicher, als die der anderen Künste: denn diese reden nur vom Schatten, sie aber vom Wesen ...», «Die Welt als Wille und Vorstellung», 3. Buch, § 52
 


 

2. Kosmische und menschliche Geschichte V - II; Psychische Ungesundheit, Somnambulismus, Wahnsinn; Eigenschaften der Tücke, der Lügenhaftigkeit, der Verschmitztheit, der Listigkeit; Vegetarier; Ideenflüchtigkeit, diskontinuierliche Logik; spirituelle Wissenschaft statt den Geist in irgendein über dem Materiellen schwebendes Wolkenkuckucksheim verbannen; das Denken, Vorstellen und die anatomisch-physiologische Wissenschaft; materialistische Lebensgestaltung heute erst im Anfange; Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Reformation, Goethes «Faust», Schiller, Herder, Lessing, Leibniz, Shakespeare, Schlegel, Tieck


Psychische Ungesundheit, Somnambulismus, gewisse Formen des Wahnsinnes, durch Erkrankung gewisser Organe des Unterleibes; Eigenschaften der Tücke, der Lügenhaftigkeit, der Verschmitztheit, der Listigkeit; Vegetarier: "Nun denken Sie einmal, dass die Unterleibsorgane in irgendeiner Weise ungesund wären, dass sie nicht im normalen Zustande wären. Nicht im normalen Zustande sein, heißt, nicht voll in sich aufnehmen wollen dasjenige, was geistig in sie hineinpasst, was geistig zu ihnen gehört. Das Ich kann in einer gewissen Weise frei werden in seiner Tätigkeit, wenn die Unterleibsorgane nicht ganz gesund sind. Dann kann, wenn dieses Freiwerden durch eine besondere physische Ubertätigkeit herbeigeführt wird, die menschliche Natur sich so äußern, dass das Ich gewissermaßen losgelassen wird auf die äußere Welt, während es sonst gefesselt ist. Und wir haben, wenn das Ich sich dann frei benimmt, einen Fall, wo der Mensch psychisch krank auftritt, indem er die Eigenschaften des luziferisch infizierten Ich entfaltet: dann kommen sie heraus, die Eigenschaften des Ich, von denen ich gesprochen habe. Man braucht wahrhaftig deshalb nicht Materialist zu werden, weil man die Gebundenheit des Geistigen, also hier des Ich, an die physischen Organe in dem Leben zwischen Geburt und Tod - aber in einem höheren Sinne, als der Materialist es sich vorstellt - voll einsieht, und wenn man auch einsieht, dass gewissermaßen der Teufel los werden kann, seiner Fesseln ledig werden kann. Da haben wir den einen Fall von psychischer Ungesundheit. Es muss nicht unbedingt psychische Ungesundheit sein, wenn die Freiheit des Ich eintritt, sondern es kann auch anderes der Fall sein. Dann handelt es sich aber nicht um eine wirkliche Erkrankung des Unterleibes, sondern gewissermaßen um eine Ausschaltung seiner regulären Tätigkeit. Das ist bei weitaus den meisten Fällen des Somnambulismus der Fall. Da wird das Gangliensystem mit seiner Funktion im Unterleibe so präpariert, sei es durch die Natur selber, sei es durch allerlei Einflüsse magnetischer Art, dass es das Ich nicht voll in seiner Gewalt halten kann. Dann kommt das Ich dazu, in freierer Weise mit der Umgebung zu korrespondieren. Es ist dann nicht eingelagert in das Gangliensystem und kann daher jene Verbindungskanäle mit der Welt benützen, die es ihm möglich machen, im Räume und in der Zeit allerlei von ferne zu sehen, was normalerweise in das Ich, in das Gangliensystem eingebettet ist, wodurch diese Prozesse nicht wahrgenommen werden können. Es ist also wichtig zu wissen: Es besteht eine gewisse Verwandtschaft zwischen dem Somnambulismus, der nur eben, ich möchte sagen, in einer milden Form die gewöhnliche Tätigkeit der wachend an das Gangliensystem gebundenen Prozesse ausschaltet, und gewissen Formen des Wahnsinnes, der hervorgerufen wird, wenn die Ausschaltung durch Deformierung, durch Erkrankung gewisser Organe des Unterleibes stattfindet. Es ist also immer eine solche krankhafte Anwandlung damit verbunden, dass das Ich gewissermaßen frei wird, sich sozusagen seiner Fesseln ledig fühlt und sich verbunden fühlt nun nicht mit seinem Leibe, sondern mit den geistigen Kräften seiner Umgebung, wie es auch im Wahnsinn der Fall ist. Deshalb aber treten bei gewissen Formen des Wahnsinns gerade die Eigenschaften der Tücke, der Lügenhaftigkeit, der Verschmitztheit, der Listigkeit auf, alles, was von luziferischen Infektionen kommt - das Bedürfnis, sich selbst ins Licht und alles andere in den Schatten zu stellen und dergleichen. Nun werden Sie begreifen, dass von der ganzen Beschaffenheit des Gehäuses, durch welches das Ich gefesselt ist, die psychische Konstitution abhängt. Vergleichen wir, um nicht auf den Menschen gleich zu exemplifizieren und um weniger beleidigend für das menschliche Gemüt zu sein, einmal den Löwen als einen wütenden Fleischfresser mit dem Stier oder dem Ochsen. Da ist ein Unterschied, obwohl es sich ja bei dem Löwen um ein Gruppen-Ich handelt und beim Menschen um ein individuelles Ich; aber wir können doch den Vergleich brauchen. Welches ist der Unterschied zwischen der Löwennatur und der Ochsennatur? Der Löwe ist ausgesprochen Fleischfresser, der Ochse im wesentlichen, wie Sie wissen, Vegetarier. Nun, der Unterschied ist der, dass beim Löwen dasjenige, was bei ihm dem Gruppen-Ich entspricht, weniger gefesselt ist, dass gewissermaßen durch die vehemente Tätigkeit dessen, was den Unterleibsorganen entspricht, das Gruppen-Ich freier ist, mehr losgelassen ist auf die Umgebung, während bei dem vegetarischen Ochsen das Gruppen-Ich mehr an die Unterleibsorgane gefesselt ist. Der Ochse lebt daher mehr in sich. Sie sehen jetzt auch, dass es einen guten Sinn hat für den Menschen, Vegetarier zu werden - selbstverständlich nur, wenn er will. Denn was wird dadurch bewirkt? Gerade durch die vegetarische Ernährung wird der Unterleib noch geeigneter gemacht, das Ich zu fesseln, und der Mensch wird dadurch, wenn ich mich paradox ausdrücken soll, etwas sanfter. Sein böser Dämon geht mehr in ihn selbst hinein und lebt sich weniger gegenüber der Umgebung aus. Nur soll sich niemand einreden, dass er diesen bösen Dämon deshalb nicht hat. Er hat ihn, nur eingesperrt in sein Inneres. Und ein Kreuzexperiment, ein Experimentuni crucis, könnte sehr leicht gemacht werden, indem man einmal vergleicht, wie sich in einem gegebenen Falle hungrige Fleischesser und hungrige Vegetarier verhalten. Man wird, wenn man hungrig ist, im allgemeinen etwas mehr den Gefesselten loslassen; und es könnte sehr leicht sein, dass gerade hungrige Vegetarier, weil sie sich gewöhnt haben, den Gefesselten durch die vegetarische Ernährung besonders gefesselt zu haben, ihn dann mit einer gewissen Wütigkeit loslassen. Denn der Hunger besteht darin, dass die Unterleibsorgane ihre Tätigkeit verändern
und dadurch nicht in demselben Maße das Ich fesseln können wie im gesättigten Zustand. Ich will damit nicht behaupten, dass das, was ich sagte, absolut gilt, weil ja beim Fleischessenden schon an sich der Gefesselte nicht so stark gefesselt ist wie beim Vegetarier; aber ich sagte: vergleichsweise wird der hungrige Vegetarier im Verhältnis zu seinem gesättigten Zustande unter Umständen ein viel wütigeres Wesen haben können als der hungrige Fleischesser im Verhältnis zu seinem gesättigten Zustande. Die menschliche Natur ist eben sehr kompliziert, und gerade wenn man das Verhältnis des Geistigen zum Leiblichen ins Auge fasst, dann kommt man zu gewissen Erkenntnissen, die Grundlagen
sein können für eine wahre, reale Selbsterkenntnis im Leben. Jedenfalls muss gesagt werden, dass der Vegetarier dafür sorgen sollte, sich nicht zu stark unterernährt zu machen. Denn wenn er sich unterernährt, so wird er sich dadurch schädigen, dass er seinen Fesseler, das Gefängnis für seinen Teufel, für den, der mit Tücke, Lüge und so weiter auftritt, schwächt, und er wird dann entweder den Ungefesselten auf die Umgebung loslassen, und die Umgebung wird ihr, im österreichischen sagt man «G'frett», ihre Mühe mit ihm haben, oder aber er wird mit sich selber Mühe haben, mit sich nicht fertig werden, weil er einerseits immerfort die Sucht hat, die verschiedenen schlechten Eigenschaften des Ich auszuleben, andererseits aber,wenn er erzogen ist, den Drang, das bei sich zu behalten, und so kann es kommen, dass er vielleicht mit sich selber nicht fertig wird. Dadurch entstehen alle möglichen unbefriedigten Zustände der Seele. Das ist wichtig, dass man das ins Auge fasst."

Wenn der astralische Leib entfesselt wird, so entwickelt er Ideenflüchtigkeit, diskontinuierliche Logik: "Wenn das Ich entfesselt wird, so entwickelt es, wie ich Ihnen gesagt habe, Eigenschaften wie Heimtücke, Verschmitztheit, Listigkeit, Übervorteilung, Sich-ins-Licht-Stellen, Alles-andere-in-den-Schatten-Stellen und so weiter. Wenn der astralische Leib entfesselt wird, so entwickelt er Ideenflüchtigkeit, diskontinuierliche Logik, manieartige Zustände oder aber Weltflüchtigkeit, Melancholie, Hypochondrie. Und wiederum besteht eine Verwandtschaft solcher krankhafter Erscheinungen mit den entsprechenden somnambulen Erscheinungen. Nur dass beim Somnambulen die Organe nicht krank, sondern nur in ihren normalen physischen Funktionen unterdrückt sind, was erreicht werden kann durch den Einfluss von Hypnotiseuren, Magnetiseuren und dergleichen."

Heutige Psychiatrie; dreifache Möglichkeit psychischer Erkrankung; Neid, Missgunst, Geiz und dergleichen mehr in krankhafter Weise gesteigert; Heilmittel an der Erkenntnis: "Sie haben also damit die dreifache Möglichkeit psychischer Erkrankung, die dreifache Möglichkeit auch, loszukommen vom physischen Leibe. Diese dreifache Möglichkeit muss durchaus zu Rate gezogen werden - aber dann in einer ganz andern Weise - , wenn der Mensch durch die Initiation von seinem physischen Leibe frei werden soll. Das, wovon wir gesprochen haben, ist ein krankhaftes Freiwerden in der Weise, dass die Organe des physischen Leibes nicht gesund bleiben und dadurch der physische Leib nicht imstande ist, die höheren Glieder zu halten. Der Gehirnsomnambulismus würde nur ein Einschläfern der Gehirntätigkeit zur Voraussetzung haben; dadurch wird der Ätherleib frei und es entstehen somnambule Zustände. Bei Defekten des Gehirns aber kann der Kerker den Gefesselten, das heißt den Ätherleib nicht mehr halten, dann geht dieser auf eigene Abenteuer aus und versucht im Aufgehen in der Welt sein ungeordnetes, wirres Leben auszuleben und auszugestalten. Sie sehen klar, dass die psychische Erkrankung im wesentlichen doch ihre Grundlage hat in einer Art Freiwerden von denjenigen physischen Grundlagen, zu denen die betreffenden höheren Glieder des Menschen in dem Leben zwischen Geburt und Tod gehören. Der Ätherleib hat, wenn er befreit wird, vorzugsweise ahrimanische Eigenschaften. Es werden sich in diesem Falle Neid, Missgunst, Geiz und dergleichen mehr in krankhafter Weise gesteigert ausleben; aber das alles im Zusammenhange mit einer Art Sich-Ausleben in der Umgebung, mit einem Aufgehen in der Umgebung. Dieses ist nun aber durchaus so zu verstehen, dass zwar das Ich mehr oder weniger seinen alleinigen Anziehungspunkt hat im Gangliensystem und dem, was damit zusammenhängt, der astralische Leib im Rückenmarkssystem, aber mit dem Gangliensystem zusammen, der Ätherleib im Gehirnsystem, aber mit dem Rückenmarkssystem und dem Gangliensystem zusammen. Insofern hat zum Beispiel das Gangliensystem, weil es ja alles Unterbewußt- Organische versorgt, auch mit dem Gehirn zu tun. Wenn das Gangliensystem einen Krankheitsprozeß bewirkt, der sich im Gehirn auslebt, dann kann allerdings auch gerade der Ätherleib frei werden. Aber die Ursache liegt trotzdem im Gangliensystem. Die Dinge sind eben durchaus kompliziert. Die heutige Psychiatrie hat noch gar keine Handhabe, diese drei Formen der Seelenerkrankung voneinander zu sondern. Erst dann wird die Psychiatrie zu einiger Vollkommenheit gelangen können, wenn man unterscheiden wird psychische Abnormitäten, die herbeigeführt werden dadurch, dass entweder der gefesselte Ätherleib oder der gefesselte Astralleib oder das gefesselte Ich losgelassen wird. In einer ganz bedeutsamen Weise wird man dann die Symptome der psychischen Abnormitäten unterscheiden und ordnen können, und es wird wichtig sein, sie dergestalt ordnen zu können. Sie sehen daraus auch, wie Selbsterkenntnis nur gestützt werden kann auf ein durchdringendes Betrachten der komplizierten Natur der menschlichen Wesenheit. Erkenntnis kann schon auch ihre unangenehmen Seiten haben. Aber die Erkenntnis soll kein Spielzeug sein, die Erkenntnis ist die ernsthafteste Angelegenheit des menschlichen Lebens. Und derjenige, der alle die Dinge weiß, um die es sich bei der menschlichen Natur handelt und nur ein wenig den Willen hat, diese Dinge nicht im egoistischen Sinne zu nehmen, sondern sie objektiv zu denken und zu empfinden, der hat in der Erkenntnis zugleich ein wichtiges Heilungsmoment. Gewiß, man kann schwächer sein als das Heilungsmoment; aber man hat in der Erkenntnis ein wichtiges Heilungsmoment. Man hat es nur dann nicht, wenn man ganz in seiner subjektiven Natur steckenbleiben, wenn man aus ihr nicht herauskommen will. Das ist die große Schwierigkeit solcher Bewegungen wie der unsrigen, dass es auf der einen Seite notwendig ist, in ernster Weise nach den höchsten Erkenntnissen zu streben, und dass andererseits nicht jeder, der sich zu einer solchen Bewegung dazuschlägt, auch geneigt ist, ganz objektiv solche Erkenntnisse aufzufassen, sie in vollem Sinne ernst zu nehmen. Denn gerade dadurch wirken sie gesundend auf das Persönliche, dass man nicht bei jeder Gelegenheit auf seine Persönlichkeit reflektiert, dass man nicht immer nur nachdenkt darüber: was fühle ich, was empfinde ich, wie geht es mir in der Welt, was lebt da in meiner Seele und so weiter, sondern dass man von sich loskommt und über die allgemein-menschlichen Angelegenheiten, die jeden Menschen berühren, seine Betrachtungen anstellt. Eine Schwierigkeit tritt nur dann ein, wenn man sich eben nur auf sich beschränken will, wenn man nicht von sich loskommt. Je mehr man in der Lage ist, von sich abzusehen und das Allgemein-Weltliche, das Allgemein-Menschliche zu verstehen sucht, desto mehr hat man auch ein Heilmittel an der Erkenntnis." [5]

Spirituellen Wissenschaft, statt den Geist in irgendein über dem Materiellen schwebendes Wolkenkuckucksheim verbannen; das Denken, Vorstellen und so weiter ist eben nicht jener Prozess, von dem die anatomisch-physiologische Wissenschaft heute als von einem bloßen Gehirnprozess träumt; materialistische Lebensgestaltung heute erst im Anfange, die aber noch unendlich furchtbarere Formen annehmen wird: "Das Geistige muss nicht nur in gewissermaßen über dem Materiellen schwebenden Wolkenkuckucksheim begriffen leben, sondern es muss so kraftvoll und intensiv sein, dass es das Materielle selbst durchdringen und in seiner Geistigkeit aufzeigen kann, wie ja das Geistige in seiner Realität der Schöpfer des Materiellen ist. So muss sich auch der wirklichen spirituellen Wissenschaft die Möglichkeit ergeben, das Materielle, das Sein auf dem physischen Plan, zu verstehen. ... Das Denken, Vorstellen und so weiter ist eben nicht jener Prozess, von dem die anatomisch-physiologische Wissenschaft heute als von einem bloßen Gehirnprozess träumt, sondern es hängt das, was im Gehirn vor sich geht als die Spiegelung an einem Festen, mit dem zusammen, was nicht mehr spiegelt, sondern im Flüssigen bleibt, und von da, auf dem Umwege durch die Atmung, den Einfluss des luftförmigen Elementes regelt. ... hinter den unendlich traurigen Ereignissen der Gegenwart liegt der Kampf des Materialismus gegen den Spiritualismus. Dieser Kampf muss ausgefochten werden. Verschiedene Formen wird er annehmen, aber er muss ausgefochten werden, weil die Menschen all das werden ertragen lernen müssen, was notwendig ist zu ertragen, um sich die spirituelle Weltanschauung für den sechsten nachatlantischen Zeitraum zu erwerben. Und man kann sagen: Es muss viel gelitten werden, aber nur aus Schmerzen und Leiden geht das hervor, was die Erkenntnis wirklich mit unserem Selbst verbindet; denn auf der andern Seite ist mit all dem, was materialistisches Anschauen der Welt ist, die materialistische Lebensgestaltung verbunden, die heute erst im Anfange steht, die aber noch unendlich furchtbarere Formen annehmen wird." [6]

Italien, Spaniien, Frankreich, England: "Ebenso wie sich das Empfindungsseelenelement, das heraufgetragen wird durch das Italienisch-Spanische, im Theokratisch-Kultusmäßigen ausspricht - die Empfindungsseele lebt ja nicht im Bewußtsein -, so entspricht dem Französischen das Politisch-Diplomatische, und dem Britischen das Kommerziell-Industrielle, in dem ein vollständiges Ausleben der Menschenseele auf dem Materiellen des physischen Planes stattfindet."

Ein Denken, das zum Heile der Gesamtmenschheit denkt; Mitteleuropa mit Polen, Russland, Lomonossow: "Geistig wächst in Mitteleuropa das slawische Element mit dem germanischen Elemente zusammen, "da sehen Sie das osteuropäische slawische Element in seinem Zusammenwachsen mit Europa. Das sieht man allerdings nur, wenn man die okkulten Verhältnisse betrachtet. Um nur einen Fall anzuführen: Des Galilei Seele lebt wiederum auf in dem Russen Lomonossow, und der Russe Lomonossow ist in vieler Beziehung ein Begründer slawischer Kultur im Osten. Da liegt dazwischen die geistige Welt, so dass man sagen könnte: Die mitteleuropäischen Slawen sind noch auf dem physischen Plane mit den Menschen des Westens verbunden. Dasjenige, was dahinterliegt, ist mit den Menschen des Westens verbunden über die höheren Plane hinüber. Das entspricht ganz der Tatsache, dass das russische Element nachfolgt in bezug auf das slawische, es entspricht aber auch dem Umstände, dass das westliche Slawentum in andern Verhältnissen zu Westeuropa zu denken ist als das östliche Slawentum. Und nur wenn man nicht denkt im Sinne der Fortentwickelung der Gesamtmenschheit, sondern im Sinne des englisch sprechenden Imperiums, wird man die Polen dem russischen Reiche einverleiben wollen. Gerade an diesem Punkte sehen Sie den Unterschied zwischen dem Denken, das nur für eine Gruppe von Menschen denkt, und dem Denken, das zum Heile der Gesamtmenschheit denkt. Niemals könnte das Denken, das zum Heile der Gesamtmenschheit denkt, das Gebiet der Polen in das russische Reich einreihen. Denn in einer merkwürdigen Weise gliedern sich gerade die Westslawen mit ihren tiefsten Anlagen dem Mitteleuropäischen ein. Ich kann heute nicht sprechen von dem wechselvollen Schicksale des polnischen Volkes, ich will nur sagen, dass die geistige Kultur des polnischen Volkes einen ihrer Gipfel hat im polnischen Messianismus, der - jeder mag über die Realität denken, wie er will - Ideen enthält, welche im geistigen Fühlen, geistigen Vorstellen wurzeln und darauf gehen, aus der polnischen Volkssubstanz heraus der Menschheit eben das zu geben, was den Inhalt des polnischen Messianismus ausmacht." [7]

Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach: "Wir sehen nun, dass Mitteleuropa sich zu wehren hat für die Menschheit, weil es den Gegenpol gegen die von Westen kommenden Impulse abgeben soll. Das aber bedingt wiederum, dass die mitteleuropäische Entwickelung keine geradlinige ist, sondern, ich möchte sagen, auf und ab wogt; denn sie hat immer dasjenige aufzugreifen und zu einer bestimmten Epoche, zu einer besonderen Intensität zu bringen, was gegen einen der vom Westen kommenden Impulse gerichtet ist. Nehmen wir den hierarchisch-theokratischen Impuls. Während man dasjenige aufnimmt, was auf den Wogen des hierarchisch-theokratischen Impulses als Christentum nach Europa getragen wird, beginnt bereits im 12. Jahrhundert die Opposition. Lesen Sie Walther von der Vogelweide, den großen mitteleuropäischen Dichter: Sie finden bei ihm Opposition gegen das römische Papsttum, gegen den Romanismus überhaupt. Das, was später sich auslebt in Hus, in Luther, in Zwingli und so weiter, finden Sie bei Walther von der Vogelweide bereits angedeutet; Sie finden aber auch dasjenige, was sich als verinnerlichtes Christentum entwickelt - parallelgehend mit der Peripherie, aber in verinnerlichter Form - in der Parzival-Dichtung des Wolfram von Eschenbach."

Reformation, Goethes «Faust», Schiller, Herder, Lessing, Leibniz, Shakespeare, Schlegel, Tieck: "Wir haben also gesehen, dass durch alles dasjenige, was in der Reformation gipfelte, der hierarchisch-theokratisch-romanische Charakter seine Opposition in Mitteleuropa gefunden hat. Der diplomatischfranzösische Charakter lebte sich nach Mitteleuropa herein bis in die Zeit Friedrichs des Großen, bis ins 18. Jahrhundert. Lessing hat sich noch überlegt, ob er seinen «Laokoon» nicht französisch schreiben solle. Lesen Sie die Briefliteratur des 18. Jahrhunderts: In Mitteleuropa können die Leute recht gut französisch schreiben, aber schlecht deutsch. Das Französische hat ganz Mitteleuropa überflutet. Man kann sagen, daß erst zu Lessings Zeit in bezug auf das französisch-diplomatische Wesen, nach dieser zweiten Seite hin, durch Lessing, Herder, Goethe und durch das, was nachfolgte, dasselbe geschehen ist, was durch die Reformatoren nach Süden hin vollzogen worden war. Da emanzipieren sich in der mitteleuropäischen Literatur Goethe, Schiller, Herder, Lessing vom Westen, wie sich in der Reformation das mitteleuropäische Christentum von dem südlichen emanzipiert hatte. Zugleich mit diesem Trennungsprozess geht aber eine Verbindung Hand in Hand. Lessing hat in seiner Jugend noch viel französisch geschrieben. Leibnizens ganze Philosophie, insofern sie nicht lateinisch geschrieben ist, ist französisch geschrieben, nicht deutsch. Das war in bezug auf diese zwei Gebiete ein Zusammenarbeiten und ein In-Opposition-Stehen zugleich. Wir können die Sache durchaus so zeichnen: Südhches-Mitteleuropäisches: Opposition; Westliches-Mitteleuropäisches: Opposition. So ist es aber auch mit dem Dritten, das auftaucht, dem Britischen. Zunächst ein gewisses Parallelgehen, wie es sich insbesondere darin ausdrückt, dass der große Shakespeare vom 18. Jahrhundert ab und im Laufe des 19. Jahrhunderts ein vollständig deutscher Dichter wird, indem er ganz und gar aufgenommen wird. Er wird ja nicht etwa bloß übersetzt, sondern er wird vollständig assimiliert, er lebt im deutschen Geistesleben. Ich will aus leicht begreiflichen Gründen nicht sagen, er lebt heute im deutschen Geistesleben mehr als im britischen Geistesleben weiter. Aber man sehe sich doch einmal die ganze Entwickelung an von Elias Schlegel, der die erste Shakespeare-Übersetzung machte, bis zu der feingeistigen Durchdringung des Geistes Shakespeares bei Lessing, dem Enthusiasmus der deutschen Naturalisten des 18. Jahrhunderts und Goethes gegenüber Shakespeare, weiter herauf über die ganz ausgezeichneten, man kann nicht sagen Übersetzungen, sondern deutschen Assimilierungen Shakespeares durch die Schlegel und Tieck und weiter bis in unsere Tage. Shakespeare lebt in dem deutschen Volkstume. Und als ich selber nach Wien kam und neben meinem naturwissenschaftlichen Studium literarhistorische Vorlesungen hörte, da waren die ersten Vorlesungen, die ich zu hören hatte, von Schröer, der dazumal sagte, er wolle über die drei bedeutendsten deutschen Dichter sprechen: über Schiller, Goethe und Shakespeare! Das ist selbstverständlich nicht ein Kapern Shakespeares, der nicht etwa für die Deutschen in Anspruch genommen werden sollte; aber es zeigt dieses eine Beispiel, wie dieses In-Opposition-Stehen zu gleicher Zeit ein absolutes Mitarbeiten ist. So war es gegenüber dem Diplomatisch-Politisch- Französischen, so wurde es auch gegenüber dem Britischen. Aber zu gleicher Zeit muss der Gegenpol da sein. Das dritte Glied hat noch keine Ausgestaltung gefunden in Mitteleuropa. Dasjenige, was zur Reformation geführt hat, ist das erste; das steht dem Südlich-Hierarchischen gegenüber. Dem Westlichen steht gegenüber dasjenige, was in Goethes «Faust» gipfelt. Was wir für Mitteleuropa erhoffen, ist das eigentliche Ausgestalten des geisteswissenschaftlichen Elementes. Und in bezug darauf wird sich die schärfste Opposition zwischen Mitteleuropa und dem britischen Gebiete ergeben, eine Opposition, die noch schärfer ist als diejenige, in die Lessing, Goethe und ihre Nachfolger geraten sind gegenüber dem Diplomatisch-Französischen. Und in dieser Beziehung war es nur ein Vorspiel, was sich abgespielt hat zwischen uns und den Besantianern und so weiter. Diese Dinge müssen aber durchaus von den großen, weiten Gesichtspunkten aufgefasst werden." [8]
 

3. Kosmische und menschliche Geschichte V - III; Unwahrhaftigkeiten, die durch die Welt schwirren; wenn dem Unwahren der Stempel des Wahrhaftigen aufgedrückt wird; die Kunst der Romantik, was passiert ohne das spirituelle Leben in der deutschen Romantik, in der idealistischen Philosophie, im Goetheanismus? Jurisprudenz wendet juristische Schablonenbegriffe auf die Wirklichkeit an; die Medizin wird sich völlig ad absurdum führen; das geistige Leben wie ein Nahrungsmittel


Auch Fichte und Schelling fragten sich wie Steiner: "Warum machen denn gewisse Menschen solche Dinge, wie wir sie angeführt haben? - Und die weitere Frage: Warum leben wir denn gegenwärtig in einer Zeit, in welcher so vielfach die Unwahrheit, das Unwahrhaftige als weltbeherrschende Kraft wirkt, als Kraft, welche die Menschen treibt, treibt wahrhaftig mit einer Leidenschaft, die unendlich viel Heilsames wirken könnte, wenn sie in der Richtung der Wahrheit ginge?"

Positive Schwingungen des Ätherleib, wie sie auch durch die Musik von Richard Wagner hervorgerufen wird:"Das Gehirn ist gewissermaßen eingefuchst, eingearbeitet auf die groben Begriffe des physischen Planes, und wir müssen uns anstrengen, die feineren Begriffe - nur für unser menschliches Verständnis feineren Begriffe - der übersinnlichen Welt uns anzueignen. Diese Anstrengung ist uns aber durchaus gesund, diese Anstrengung ist durchaus gut, denn dadurch leben wir seelisch mit dieser Geisteswissenschaft auf eine ganz andere Art, als wir mit dem physischen Wissen und Erkennen und Vorstellen leben. Wir versetzen uns gewissermaßen in eine Welt beweglicherer, feinerer Vorstellungen und Ideen, und das ist bedeutsam. Nun, es gibt für Sie alle eine Möglichkeit, gewissermaßen darauf zu kommen, wann Sie genügend in der Sphäre darinnen sind, wo der Ätherleib gewissermaßen für sich lebt, nur leise das Gehirn mitschwingen lassend: Das ist dann, wenn Sie das Gefühl bekommen, dass Sie das, was die Geisteswissenschaft gibt, nicht aus einer Willkür heraus denken wie die alltäglichen Begriffe. Von den alltäglichen Begriffen, die sich auf den physischen Plan beziehen, wissen Sie ganz gut, dass Sie sie sich selbst machen; Sie entwickeln sie nach den täglichen Lebensbedürfnissen und Lebensverhältnissen, Sie machen sie nach den Sympathien und Antipathien, nach dem, was Ihnen von draußen vorgebildet wird für die Sinne, für den an das Gehirn gebundenen Verstand. Bei der  Geisteswissenschaft werden Sie nach und nach, wenn Sie so recht eingehen auf die Sache, das Gefühl bekommen: Dies habe ich eigentlich alles nicht bloß selbst gedacht, sondern das ist schon gedacht, bevor ich es denke, das schwebt eigentlich als Gedanke da und geht nur in mich hinein. Wenn Sie dieses Gefühl bekommen, das schwebt eigentlich im objektiven Denken der Welt und geht nur in mich hinein, dann haben Sie viel gewonnen, dann haben Sie ein Verhältnis erlebt zu jener feinen ätherischen Schwebe- und Webewelt, in der Ihre Seele lebt. Und dann ist es im Grunde genommen nur eine Frage der Zeit, wenn auch vielleicht einer längeren Zeit, in die Sphäre allmählich hereinzukommen, die wir gemeinschaftlich haben mit denjenigen Toten, die in irgendeiner karmischen Verbindung mit uns stehen." [9]

Unwahrhaftigkeiten, die durch die Welt schwirren: "Es ist auch noch etwas anderes dazu notwendig, und das ist, dass man schon einmal den guten Willen hat, zu widerstreben all den Unwahrhaftigkeiten, von denen wir in diesen Betrachtungen gesprochen haben. Denn diese Unwahrhaftigkeiten, die durch die Welt schwirren, die sind auch dasjenige, was sich hineinstellt in die, sagen wir geistige Aura, und die es unmöglich macht, dass die Toten durch diesen dichten Nebel all des schwarzen Zeuges, was, um nur eines zu nennen, heute etwa von unserer Publizistik ausgeht an Unwahrheiten, die gedruckt und nachgesprochen werden, was sich da über die ganze Erde hinspannt als eine Aura des Unwahrhaftigen, hindurchdringen. Durch das  durchzudringen, ist, wir können es geradezu mit diesen Worten sagen, den Toten außerordentlich schwierig. Daher ist es notwendig, dass man gerade versucht, sich mit Hilfe solcher Vorstellungen, wie wir sie entwickelten, um zu erkennen, was wirklich an konkreter Unwahrhaftigkeit heute durch die Welt schwirrt, aufzuklären, dass man wirklich sich auf diesem Felde bestrebt, die rein äußere Wahrheit des physischen Planes zu erkennen, soweit sie einem zugänglich ist, damit man nicht ein Nebelgebilde vor seine Seele stellt, durch das die geistige Welt eben einfach nicht durch kann. Sie werden begreifen, wie stark dieses nötig ist, was ich jetzt andeute."

Wenn dem Unwahren der Stempel des Wahrhaftigen aufgedrückt wird, entstehen z.B. Gesellschaften, die zeremonielle Magie betreiben und eine ahrimanische Unsterblichkeit anstreben und den Materialismus noch mehr verstärken; das Richtige ist heute: Niemals das Unverstandene hinnehmen, was in vielen okkulten Gesellschaften heute gegeben wird: "Was ist die Folge? Die Folge ist, dass jetzt etwas eintritt, was für frühere Menschheitszeiträume zwar geeignet war, aber für unseren Menschheitszeitraum nicht mehr sein darf. Durch solche Verrichtungen ist die Möglichkeit gegeben, dass die geistige Welt, ohne dass der Mensch ihr entgegengeht auf dem Wege, wie ich es angedeutet habe, einen Einfluss gewinnt auf die Menschen, die teilnehmen an solchen Verrichtungen zeremonieller Art. Das heißt, es wird eine Möglichkeit geschaffen, dass Tote, neben andern Geistern, auf diejenigen, die eingesponnen sind in einem solchen Ring, der durch die zeremonielle Magie geschaffen wird, einwirken. Dadurch aber kann der Materialismus unserer Zeit gewissermaßen übermaterialisiert werden. Denken Sie sich, ein Mensch sei ganz und gar, nicht bloß in bezug auf seine Weltanschauung, sondern in bezug auf sein ganzes Empfinden, auf sein Fühlen materialistisch gesinnt, und das sind im Westen ungeheuer viele Leute. Nun steigert sich diese materialistische Gesinnung noch in hohem Maße. Dann bekommt er den Drang, nicht nur einen Einfluss zu haben auf die materielle Welt, solange er im physischen Leibe lebt, sondern über den Tod hinaus. Er strebt an: Wenn ich sterbe, so will ich irgendeine Stätte haben, durch die ich auf die lebenden Menschen, die ich zurückgelassen habe auf der Erde, oder die abgerichtet werden für mich, wirke. Es gibt in unserer Zeit eben schon Menschen, deren materialistischer Drang so stark ist, daß sie nach Einrichtungen streben, durch die sie über den Tod hinaus in der materiellen Welt Einrichtungen pflegen können. Und solche Instrumente, durch die der Mensch sich eine materielle Herrschaft sichert über den Tod hinaus, das sind eben Stätten gewisser zeremonieller Magie. Damit wird auf etwas hingedeutet, was von einer ungeheuren Tragweite ist. Denn denken Sie sich, eine Anzahl von Menschen werde zusammengetan zu einer gewissen Brüderschaft. Diese Menschen wissen zunächst: uns sind andere vorangegangen, die, welche so starke Herrschaftsmachtgedanken ausgeprägt haben, dass ihnen das Leben nicht genug war, um sie zu verwirklichen, dass sie sie über den Tod hinaus verwirklichen wollen. Für die schaffen wir einen Kreis, und durch das, was wir tun, durch die zeremoniellen magischen Handlungen, die wir vornehmen, wirken sie in unsere Leiber herein. Wir kriegen stärkere Macht dadurch, als wir haben, wir werden dadurch in die Lage versetzt, wenn wir den andern, schwachen Menschen, die außerhalb solcher Gesellschaften stehen, entgegentreten, eine gewisse gesteigerte magische Macht über sie auszuüben. Wenn wir ein Wort sagen, wenn wir eine Rede halten, dann wirken durch uns diese Toten mit, weil wir vorbereitet sind durch das Eingesponnensein in die Handlungen der zeremoniellen Magie. Es ist ein großer Unterschied, ob ein Mensch, ich möchte sagen, ehrlich einfach im Kulturprozesse unserer Zeit drinnensteht, und dann mit diesem ehrlichen Drinnenstehen im Kulturprozesse unserer Zeit eine parlamentarische Rede hält oder einen Zeitungsartikel schreibt, oder ob ein Mensch in Kreisen zeremonieller Magie drinnensteht, dadurch gestärkt wird mit den Machtimpulsen gewisser Toter, und mit diesen Impulsen nun die Parlamentsrede hält oder den Zeitungsartikel schreibt, und dadurch eine ungeheuer viel stärkere Wirkung ausübt für das, was er will, als wenn er das nicht hinter sich hätte. Das ist das eine. Das andere aber ist, dass diese Menschen, die sich so in die Kreise gewisser zeremoniell-magischer Gesellschaften begeben, sich selber wiederum eine Macht über den Tod hinaus, gewissermaßen eine ahrimanische Unsterblichkeit sichern. Und das ist der tragende Gedanke bei sehr vielen, das ist der tragende Gedanke. Für sie ist gewissermaßen die Gesellschaft, der sie sich angeschlossen haben, ein gewisser Bürge, dass Kräfte von ihnen über den Tod hinaus leben, die eigentlich nur leben sollten bis zu ihrem physischen Tode. Und dieser Gedanke lebt heute in mehr Menschen, als Sie denken, der Gedanke, sich eine ahrimanische Unsterblichkeit zu sichern, die ahrimanische Unsterblichkeit, die darinnen besteht, daß man nicht nur als einzelner, individueller Mensch wirkt, sondern dass man durch das Instrument einer solchen - wie es charakterisiert worden ist - Gesellschaft wirkt. Solche Gesellschaften gibt es die mannigfaltigsten, und Menschen von gewissen Graden in solchen Gesellschaften, die wissen: Ich werde durch eine solche Gesellschaft mit den Kräften, die ich sonst abschließen müsste mit dem Tode, bis zu einem gewissen Grade unsterblich, die wirken über meinen Tod hinaus. Dabei werden die Menschen durch dasjenige, was sie in der zeremoniellen Magie dann erleben, allerdings so betäubt, dass der Gedanke sie nicht mehr geniert, der demjenigen sich vor die Seele stellen müsste, der diese Dinge in wahrhaftigem Ernst und echter Würde nimmt; denn ebensoviel wie einem zuwächst an unsterblichem Sterblichem, oder besser gesagt an ahrimanischer Unsterblichkeit, ebensoviel verliert man von dem Bewußtsein der andern, der wirklichen, der echten Unsterblichkeit. Aber der Materialismus hat viele Gemüter in unserer Zeit so ergriffen, dass sie nicht geniert werden, dass sie hinwegbetäubt werden und in der Tat streben nach ahrimanischer Unsterblichkeit. Und man kann sagen: Es gibt heute Gesellschaften, die sind, spirituell gedacht, okkultistisch gedacht,«Assekuranzgeseilschaf ten auf ahrimanische Unsterblichkeit »! Es ist immer nur eine kleine Anzahl von Menschen, die mit all diesen Dingen vertraut sind, denn solche Gesellschaften sind in der Regel so organisiert, dass die zeremonielle Magie namentlich auf diejenigen wirken soll, die ahnungslos sind, auf Menschen, die ein gewisses Bedürfnis haben, mit der geistigen Welt in Beziehung zu treten durch allerlei symbolische Handlungen. Solcher Menschen gibt es viele. Es sind wahrhaftig an sich nicht die schlechtesten Menschen, die das erreichen wollen. Solche Menschen werden nun in den Kreis der zeremoniellen Magie hereingenommen, und eine kleine Anzahl setzt sich dann zusammen, die eigentlich nur sich der andern, die in den Kreis der zeremoniellen Magie hereingesponnen sind, als Instrumente bedienen. Daher sollte man vorsichtig sein gegenüber allen sogenannten okkulten Gesellschaften, welche sogenannte höhere Grade verwalten, deren Ziele für die untern Grade ein Geheimnis bleiben. Diese Verwaltungsgrade umfassen in der Regel diejenigen, die eigentlich erst soweit eingeweiht sind, dass sie eine Ahnung haben von demjenigen, was ich Ihnen jetzt gesagt habe, sie umfassen diejenigen, die in positiver Weise bewußt wirken sollen, welche gewisse Ziele und Richtungen angeben, die dann verwirklicht werden dadurch, dass man das Gros der andern hat, die in den Kreis der zeremoniellen Magie nur eingesponnen sind. Alles, was diese Leute tun, wird so getan, dass es in der von den oberen Graden gewollten Richtung geschieht, aber verstärkt durch die Kräfte, die aus der zeremoniellen Magie kommen. Wer sich ein wenig Einblick verschafft in die ungeheuer große Zahl von solchen Gesellschaften des Westens, welche zeremonielle Magie treiben, der kann dann auch eine Ahnung bekommen, welches ungeheuer wirksame Instrument für weitgehende Weltenpläne solche Gesellschaften sein können. Denn das Wesentliche besteht ja, wie Sie gesehen haben, darin, dass ein gewisses Hereinwirken des Spirituellen in das Physisch-Sinnliche, wie es in früheren Zeiten richtig war, in unsere Zeit heraufgenommen wird, während in unserer Zeit das Richtige ist, daß der Mensch in der geschilderten Weise entgegenkommt den Toten, so dass man sich gewissermaßen mit den Toten auf halbem Wege begegnet. In der Ihnen angedeuteten Stimmung wird hier ein Weg gesucht, der für frühere, atavistische Zeiten der Weg war und der in die Gegenwart durch das Medium der zeremoniellen Magie hereingenommen wird. Das sollte Ihnen eine Vorstellung geben, wie auf unverhältnismäßige Weise heute der überspannte Materialismus, der Materialismus, der übermaterialistisch ist, die Grenzen zu jener Welt überschreiten will, welche heute nur überschritten werden sollen dadurch, dass man die Seele in die Stimmung bringt, die übersinnliche Begriffe geben können. Das Richtige ist heute: Niemals das Unverstandene hinnehmen, was in vielen okkulten Gesellschaften heute gegeben wird - und ungeheuer viel wird heute unverstanden gegeben und hingenommen. Das Richtige ist: dasjenige, was in solchen Gesellschaften gegeben wird, höchstens wie eine Unterschätzung des gesprochenen Wortes, das heißt des durch den Begriff aufgenommenen Wortes zu nehmen." [10]

Die Kunst der Romantik, wo die Kunst auf die großen idealen Zusammenhänge gegangen ist, und Begriffe nicht ausreichten, um in leichter Weise ein Kunstwerk zu interpretieren: "Dann ist es insbesondere für die Gegenwart von einer großen Bedeutung, sich mit einer andern Erscheinung bekanntzumachen. Sehen Sie, in unserer Zeit leben viele Begriffe, viele Vorstellungen, die außerordentlich bestimmt sein müssen, sonst kommt man mit diesen Vorstellungen nicht weiter. Insbesondere in dem modernen, mehr merkantilistischen Leben müssen rechnerisch stark umrissene Begriffe ausgebildet werden. Daran hat sich die Wissenschaft gewöhnt, daran hat sich aber auch die Kunst gewöhnt. Denken Sie nur, welche Entwickelung in dieser Beziehung die Kunst durchgemacht hat! Wir haben noch nicht lange jene Kunstperiode hinter uns, wo die Kunst auf die großen idealen Zusammenhänge gegangen ist, und - ich möchte sagen, Gott sei Dank - Begriffe nicht ausreichten, um in leichter Weise ein Kunstwerk zu interpretieren, wo die Kunstwerke vielsagend waren. Das ist heute nicht mehr in demselben Maße der Fall. Heute strebt man nach Naturalismus, und die Begriffe können leicht nachkommen, weil die Kunstwerke selber oftmals aus Begriffen nur hervorgegangen sind, nicht aus der elementar umspannenden Empfindung. Die Menschheit ist heute eben angefüllt mit bestimmten trivialisierten, naturalistischen Begriffen, welche dadurch bestimmt sind, dass sie ganz am physischen Plane ausgebildet sind, wo die Dinge eben auch bestimmt sind, individualisiert sind." [11]

Wer keinen Sinn für die Ziele der deutschen Romantik hat wie die in der Regel nicht integrierten Türken und ihr Sprecher Christan Wulff, sollte einmal den Historiker Treitschke lesen, was er über die Türken sagt: "Treitschke hatte die Ansicht über die Türken, dass sie aus Europa verschwinden müssen, dass sie nicht in Europa leben sollen, dass sie sich über Asien verteilen sollen." Solange in Europa kein Aufnahmestopp für muslimische Flüchtlinge verhängt wird und sämtliche DITIB- und ATIB-Moscheen geschlossen werden, dürften rechte Parteien weiter zulegen, schließlich ist der Islam keine harmlose Religion, sondern eine Affenreligion, eine verfassungsfeindliche Ideologie, wie nicht nur die „Kalifatsdemos“ der nach Europa eingeschleusten Terrororganisationen Hizb ut-Tahrir alias „Realität Islam“, „Generation Islam“, „Muslim Interaktiv“, die sich am Leben des Propheten Mohammed orientiert und deren Strategie klare Parallelen zu einer revolutionären Kaderpartei leninistischen Stils aufweist, in deutschen Städten zeigen. [12]

Was passiert ohne das spirituelle Leben in der deutschen Romantik, in der idealistischen Philosophie, im Goetheanismus?  "Und man kann den Ablauf des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts geradezu als die kritische Zeit bezeichnen, wo eine größere Anzahl von Menschen aufmerksam darauf werden müssen, wie im Äther, der ebenso wie die Luft in unserer Umgebung lebt, die Ereignisse geschaut werden müssen. Wir haben ja insbesondere scharf auf ein Ereignis hingewiesen, das im Äther zu schauen sein muss, wenn die Menschheit nicht in die Dekadenz verfallen will: wir haben auf das Schauen des ätherischen Christus hingewiesen. Diese Notwendigkeit muss eintreten. Und die Menschheit muss sich darauf vorbereiten, diese Kräfte, die schon keimen, wirklich nicht abdorren zu lassen. Die Kräfte dürfen nicht abdorren, denn setzen wir einmal den Fall, die Kräfte sollten abdorren, was würde denn dann geschehen? Dann würde in den vierziger, fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts das menschliche Gemüt in weitesten Kreisen ganz absonderliche Formen annehmen. Es würden im Gemüte Begriffe aufsteigen, die wie beklemmend wirken würden. Würde nur der Materialismus sich fortpflanzen, so würden solche Begriffe aufsteigen, die zwar da wären im menschlichen Gemüte, die aber durchaus aus dem Unterbewußtsein heraufsteigen, und bei denen man den Grund nicht kennt, warum man sie eigentlich hat. Ein Alpdrücken während des Wachens würde als eine allgemeine neurasthenische Erscheinung bei einer großen Anzahl von Menschen auftreten. Die Menschen würden sich sagen: Ja, da muss ich das denken, aber ich weiß nicht warum; da muss ich jenes denken, ich weiß nicht warum. Dem kann nur entgegengearbeitet werden dadurch, dass in den menschlichen Gemütern Begriffe eingepflanzt werden, die aus der geistigen Wissenschaft kommen. Sonst werden die Kräfte der Einsicht in die Begriffe, die aufsteigen, in die Ideen, die kommen, erlahmen. Und nicht nur der Christus, sondern auch andere Erscheinungen des ätherischen Geschehens, die der Mensch sehen müsste, werden sich dem Menschen entziehen, werden an ihm vorbeigehen. Er wird aber nicht nur einen Verlust dadurch haben, sondern er wird die Kräfte entwikkeln müssen, welche krankhafte Ersatzkräfte für diejenigen sind, die sich als gesunde entwickeln sollten."

Goethe, Fichte, Schelling, Novalis, Friedrich Schlegel, Steffens, Schubert, Troxler  "Wir haben ja öfters von einem der Geister gesprochen, die so recht ein Beweis sein können, wie einfach in der künstlerischen Literatur, in der schöngeistigen Literatur das spirituelle Leben waltet und webt: Novalis. Wir hätten ebensogut, wenn wir für prosaischere Stimmungen hätten sorgen wollen, Friedrich Schlegel anführen können, der über die Weisheit der Inder so geschrieben hat, wie eben jemand schreibt, der nicht nur die Weisheit der Inder wiedergibt, sondern der sie aus dem westlichen Geiste heraus wiedergebiert. ... Bei Leuten wie Steffens, wie Schubert, wie Troxler findet man ja alles vielfach präziser, viel mehr auf moderner Hohe stehend vor als in der Flut von Literatur, die da plötzlich in den letzten Jahrzehnten des 19. und im Beginne des 20. Jahrhunderts hereingebrochen ist. Man muss sagen, gegenüber der Tiefe, die in Goethe, Schlegel, Schelling liegt, sind wahrhaftig die Dinge, die angestaunt wurden als hohe Weisheit, trivial, richtig trivial. Denn schließlich gilt es ja doch, dass für jemanden, der den Geist Goethes in sich aufgenommen hat, selbst so etwas wie «Licht auf den Weg» etwas Triviales ist. Ich meine, dieses soll man nicht vergessen. Wer den hohen Schwung von Novalis oder Friedrich Schlegel aufgenommen hat, oder sich erfreut hat an Schellings «Bruno», für den gilt diese ganze theosophische Literatur, wie sie aufgetreten ist, dennoch nur als etwas Vulgär-Triviales. Daher stand man vor der eigentümlichen Erscheinung, dass viele Menschen da waren, welche den ernsten, aufrichtigen Willen hatten, zum spirituellen Leben hinzukommen, die aber schließlich durch ihre geistige Artung eine gewisse Befriedigung finden konnten gerade an der charakterisierten Trivial-Literatur. Und auf der andern Seite hatte die Entwickelung des 19. Jahrhunderts allmählich den Charakter angenommen, dass die wissenschaftlich gebildeten Leute aus Gründen, die ich oft erörtert habe, materiaIistische Denker geworden waren, mit denen nichts anzufangen war. Will man aber so recht feststehend das verarbeiten, was um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert durch Schelling, Schlegel, Fichte und andere zutage getreten ist, dann braucht man schon wenigstens einige wissenschaftliche Begriffe. Man kann ohne die nicht auskommen. Daher stand man vor einer sehr eigentümlichen Erscheinung. Es war nicht möglich, zur rechten Zeit etwas herbeizuführen, was hätte wünschenswert erscheinen können, nämlich, dass eine Anzahl, wenn auch eine kleine Anzahl von wissenschaftlich gebildeten Persönlichkeiten in die Lage gekommen wäre, ihre wissenschaftlichen Begriffe so auszubilden, dass sie den Anschluss gefunden hätten an die spirituelle Wissenschaft. Diese Leute waren überhaupt gar nicht zu finden, die waren gar nicht da. Das ist ja überhaupt eine Schwierigkeit, die vorliegt, und diese Schwierigkeit muß man sich klar vor Augen führen." [13]

Jurisprudenz wendet juristische Schablonenbegriffe auf die Wirklichkeit an; die Medizin wird sich völlig ad absurdum führen, was sich nicht nur in der Biotech-Medizin bemerkbar macht; Pädagogik: "Nun, wenn die Leute durch die wissenschaftliche Bildung gegangen sind, Juristen, Mediziner, Philologen geworden sind - von den Theologen gar nicht zu reden - , dann sind sie bei einem bestimmten Lebensalter angekommen, das es notwendig macht, dasjenige, was sie, ich will nicht sagen gelernt haben, aber was sie aufgenommen haben, nun auch wirklich im Leben zu verwerten, so wie das Leben es verlangt. Dann haben sie nicht mehr die Neigung und nicht mehr die Elastizität, aus ihren Begriffen sich herauszuarbeiten nach irgend etwas anderem hin. ... Er hat das gelernt, was das Leben von ihm fordert, und etwas anderes will er nicht haben, weil es ihn beirrt, weil es ihn unsicher macht, wie er glaubt. Und deshalb wird es schon noch einige Zeit dauern, bis Männer, die die Bildung ihrer Zeit - so wie man das definiert - in sich aufgenommen haben, die Brücke schlagen, wenigstens eine größere Anzahl von Männern. Da muss man durchaus Geduld haben. Das wird sich nicht so leicht machen lassen, insbesondere auf gewissen Gebieten nicht. Bevor aber auf gewissen Gebieten ernsthaftig in Angriff genommen wird dieses Brückenschlagen, werden immer große Hindernisse und Hemmungen eintreten. Vor allen Dingen wird es notwendig sein, auf den Gebieten, die heute den Umkreis der verschiedenen Fakultäten darstellen, mit Ausnahme der Theologie, diese Brücke zu schlagen. Die Jurisprudenz arbeitet sich immer mehr und mehr hinaus zu bloßen Begriffsschablonen, die ganz und gar ungeeignet sind, das Leben zu beherrschen. Sie beherrschen trotzdem das Leben, weil das Leben auf dem physischen Plane Maja ist - wäre es nicht Maja, so könnten sie es nicht beherrschen - , aber indem sie angewendet werden, bringen sie die'Welt immer mehr und mehr durcheinander. Es ist eigentlich die Anwendung der gegenwärtigen Jurisprudenz, namentlich im Zivilrecht, ein bloßes Durcheinanderbringen der Verhältnisse. Man sieht das nur nicht klar. Wie sollte man es auch sehen? Man verfolgt ja nicht dasjenige, was entsteht aus der Anwendung der juristischen Schablonenbegriffe auf die Wirklichkeit, sondern man studiert Jurisprudenz, das heißt, man wird Advokat oder Richter, man nimmt die Begriffe auf und wendet sie an. Was aus der Anwendung wird, das kümmert einen nicht weiter. Oder aber man sieht, wie das Leben ist, trotzdem es eine Jurisprudenz gibt, die sehr schwer zu lernen ist, nicht nur aus dem Grunde schwer zu lernen ist, weil gerade die Juristen gewöhnlich die ersten Semester verbummeln, sondern auch aus andern Gründen schwer zu lernen ist. Man sieht dieses Leben, und sieht, dass es verworren wird und schimpft höchstens. In der Medizin, da liegt die Sache ja ernster. Die Medizin wird sich wirklich, wenn sie sich so weiterentwickelt im materialistischen Fahrwasser, wie sie seit dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts sich anlässt, völlig ad absurdum führen; sie wird schließlich in absoluten medizinischen Spezialismus auslaufen. Aber da liegen die Dinge doch insofern ernster, als es notwendig war, dass diese Strömung heraufkam, denn diese Strömung hat ihr Gutes gehabt, nur muss sie jetzt wiederum überwunden werden. Die materialistische Richtung der Medizin hat die Chirurgie bis zu einer gewissen Höhe gebracht, und nur durch die Einseitigkeit der Medizin konnte die Chirurgie jene Vollkommenheit erlangen, die sie erlangt hat. Aber die eigentliche Medizin hat darunter gelitten und muss nun durch einen Umschwung gerade zu einer Vergeistigung getrieben werden, wogegen man sich heute ungeheuer stark wehrt. - Am meisten hat spirituelle Durchsetzung alles dasjenige nötig, was mit der Pädagogik zusammenhängt. Nun, darüber haben wir ja mehrfach geredet. Da muss überall die Brücke geschlagen werden. Vor allem, trotzdem es scheinbar am fernsten liegt, ist es aber vonnöten, dass gerade von der Technik, von der unmittelbaren Lebenspraxis die Brücke geschlagen wird zum spirituellen Leben. Denn der fünfte nachatlantische Zeitraum hat es zu tun mit der Entwickelung der materiellen Welt, und wenn der Mensch nicht vollständig degenerieren soll, das heißt, zum bloßen Handlanger der Maschine werden soll, wodurch er nichts weiter wird als ein Tier, so muss gerade der Weg von der Maschine zum spirituellen Leben gefunden werden. Für den technischen Praktiker ist es vor allen Dingen zuerst notwendig, dass er spirituelle Impulse in sein Seelenleben aufnimmt. Dies wird in dem Momente geschehen, wenn ein klein wenig mehr, als es jetzt der Fall ist, die technischen Studenten zum Denken angehalten werden, so dass sie die einzelnen Dinge, die ihnen beigebracht werden, miteinander verbinden. Das tun sie heute noch nicht. Sie hören Mathematik, sie hören Darstellende Geometrie, sie hören auch Geometrie der Lage zuweilen; sie hören reine Mechanik, analytische Mechanik, technische Mechanik, sie hören dann die verschiedenen einzelnen, mehr in die Praxis hineingehenden Zweige, aber eine eigentliche Verbindung zwischen den einzelnen Dingen wird überhaupt gar nicht gesucht. In dem Augenblicke, wo die Leute, ich möchte sagen, dazu getrieben werden, so recht den gesunden Menschenverstand auf die Dinge anzuwenden, da werden sie - einfach durch das Entwickelungsstadium, in dem diese einzelnen Zweige stehen, von denen ich gesprochen habe - dazu getrieben werden, in das Wesen der Dinge und dann in das Spirituelle einzudringen. Wirklich, gerade von der Maschine aus wird man den Weg finden müssen in die spirituelle Welt hinein." [14]

Man hat immer gedacht, etwas Absurderes als Mullahs oder Imame gibt es nicht, doch sogenannte christliche Pastoren (man denke nur an „Putins Beichtvater“, den Geistlichen Tichon Schewkunow oder den Moskauer Patriarch Kyrill I, die den Krieg gegen den Westen verherrlichen) können da mithalten: "In bezug auf einen Begriff ist es besonders heute, wo die Menschheit vom Schicksal so furchtbar niedergedrückt ist, notwendig, realistisch, wirklichkeitsgemäß zu denken; denn der unwirkliche Begriff liegt auf diesem Gebiete ganz besonders nahe. Am unwirklichsten reden ja heute die Pastoren, wenn sie irgendwo auf irgendeinem Gebiete reden. Die reden natürlich auch am unwirklichsten über diesen Krieg, denn wenn sie schildern, wie in diesem Kriege das Christentum oder das Gottesbewußtsein sich ausdrückt - ja, das ist, nicht wahr, zum An-die-Wände-Heraufkriechen, wie man sagt. Da wird etwas Furchtbares daraus. Es wird ja aus andern Dingen oft auch etwas Furchtbares von dieser Seite her, aber es zeigt sich gerade auf diesem Gebiete das Absurde." [15]

Das geistige Leben wie ein Nahrungsmittel: "Die Menschheit muss das geistige Leben wie ein Nahrungsmittel betrachten. Es ist von den Göttern her da, aber es muss zu sich genommen werden. Und zu sagen: Die Götter müssen unmittelbar eingreifen -, das bedeutet nichts anderes, als zu sagen: Wenn ich nicht essen will, soll mich der Herrgott auf eine andere Weise satt machen. - Es ist durch die weisheitsvolle Weltenordnung immer dasjenige da, was zum Heile führen kann, aber es muss der Mensch sich in ein Verhältnis dazu setzen. Daher wird auch das für das 20. Jahrhundert notwendige spirituelle Leben nicht von selbst kommen, sondern die Menschen müssen es sich erringen, sie müssen es aufnehmen. Wenn sie es nicht aufnehmen, so werden immer trübere und trübere Zeiten kommen. Und dasjenige, was äußerlich geschieht, wird nur Maja sein, denn der innere Zusammenhang ist doch der, dass gegenwärtig eine alte Zeit mit einer neuen ringt. Gegenwärtig ringt sich überall empor das Allgemein-Menschliche gegenüber dem Einzelständlichen. Und wenn man heute glaubt, dass Nationen miteinander kämpfen, so ist das Maja - ich habe ja auch schon von andern Gesichtspunkten auf diese Maja hingewiesen -, das ist nur, weil sich die Dinge in der einen oder in der andern Weise gruppieren, was nicht genau dem inneren Gang entspricht: in Wahrheit liegen ganz andere Gegensätze vor. Es liegt der Gegensatz von Altem und Neuem vor. Es ringen sich ganz andere Gesetze empor, als diejenigen sind, die traditionell über die Welt geherrscht haben." [16]

Der Sozialismus nicht mit dem Spirituellen verbunden: "Der Sozialismus ist nicht dasjenige, was mit der Wahrheit verbunden ist, vor allen Dingen ist er nicht mit dem Spirituellen verbunden, sondern er ist etwas, was sich gerade mit dem Materialismus verbinden will. Was sich eigentlich durchringen will, das ist die allseitig harmonische Menschlichkeit gegenüber den Einseitigkeiten von Lehr-, Wehr- und Nährstand. Der Kampf wird allerdings lange dauern, aber er kann ja auf verschiedenste Weise geführt werden." [17]
 

4. Kosmische und menschliche Geschichte VI - I; Mitteleuropa; Goethe, Darwin, Newton; Russland; Fichtes «höherer Sinn», Schellings «intellektuelle Anschauung», «Bruno oder über das göttliche und natürliche Prinzip der Dinge», «Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums», «Philosophie der Mythologie» und «Philosophie der Offenbarung», «Die Gottheiten von Samothrake»; Lorenz Oken und Schellings «System der gesamten Philosophie»; Ätherleib als Rohmaterial, Denken nicht unnötig, weder für die physische noch für die geistige Welt; «Die Brüder Karamasow» von Dostojewskij


Goethe, Darwin, Newton: "Wenn der Deutsche wach ist, so hält er es zum Beispiel - ich sage das als Tatsache, ohne Sympathie oder Antipathie - mit der tiefen Entwicklungslehre Goethes, der die Reihenfolge der Organismen hingestellt, aber den Impuls zur Anordnung aus dem tiefsten Inneren des Ich hervorgeholt hat. Aus der Bewußtseinsseele heraus hat es ein halbes Jahrhundert hernach Darwin wiedergegeben, aber mit materialistischem Anstrich. Da hat es die Welt leichter verstanden, auch die deutsche Welt hat lieber die Evolutionslehre in darwinistischer Färbung als in Goethescher Färbung aufgenommen. Goethe hat sogar aus der Tiefe des deutschen Wesens heraus eine Farbenlehre begründet; die Physiker sehen sie heute noch immer als Unsinn an, denn die äußere Welt hat die Farbenlehre Newtons angenommen. Wann wird statt der Goetheschen Entwicklungslehre und Farbenlehre die Darwinistische und Newtonsche genommen? Dann, wenn innerhalb des deutschen Volkes die Menschen schlafen und die andere Volksseele einwirken kann. Da haben wir dieses Schlafen mitten im Wachen. Und wenn dann die Leute aufgerüttelt werden, dann verkennen sie noch die
Sache, dann merken sie: da ist etwas nicht richtig."

Wirkung der byzantinischen Religionsformen in Russland; Herder, eigentliche Friedfertigkeit der Russen, heute nur eine Karikatur der Russen: "Damit steht ja im Zusammenhang, dass der russische Mensch aufnimmt und im Verlaufe der Entwickelung, die er durchgemacht hat, immer aufgenommen hat das, was aus alten Zeiten als die mehr orientalisch gefärbten, byzantinischen Religionsformen die russische Kultur durchströmt. Wenig innerlich produktiv, wenig innerlich schöpferisch ist die russische Volksseele bisher, aber im eminentesten Sinne aufnahmefähig. Daher kann auch so wenig von einer Fortentwickelung der russisch-orthodoxen Religion in den Jahrhunderten gesprochen werden, in denen diese russisch-byzantinisch orientierte Religion unter den Russen gewirkt hat. Wer eine Zeremonie in der russischen Kirche mitmacht, und wäre es auch nur vorübergehend, der kann empfinden, wie unendlich viel von orientalisch-Aurahaftem diese Zeremonien durchströmt, wie gewissermaßen Aurenhaftes fühlbar hereingetragen wird in die unmittelbare Gegenwart. Das ist das eine. Ein Zweites: In dieser russischen Volksseele liegt enthalten, dass der einzelne russische Mensch wenig Sinn hat für dasjenige, was in Westund Mitteleuropa für die Durchgliederung des sozialen Lebens und dessen Weiterentwickelung schon einmal notwendig ist an Gedankenformen. Eine Notwendigkeit, die damit angedeutet ist, besteht ja, lag vor zum Beispiel mit der Übernahme des streng juristischen Denkens in die europäische soziale Ordnung. Aber für dieses Durchzogensein des sozialen Lebens mit Gedankenformen hat der russische Mensch wenig Verständnis. Das beirrt ihn in dem, was er das freie gefühlsmäßige Ausleben seines Schicksals nennen möchte. Er möchte nicht durch irgendwelche in die äußere soziale Struktur eingeflochtenen Gedankenformen beirrt sein. Und ein dritter Zug ist der, welcher Herder so angezogen hat und der schon einmal wirklich innig verbunden ist mit dem, was man russische Volksseele nennen kann. Denn entdeckt wurde dieser Zug nicht in Russland selber, das heißt, betont begrifflich herausgehoben wurde er nicht in Russland, sondern ursprünglich von Herder, wie der Slawismus und der Panslawismus überhaupt von Herder außerordentlich viel entlehnt hat; wiederum ein Beweis für die Anschmiegefähigkeit des Russentums. Der dritte Zug ist also der einer gewissen Friedfertigkeit, eines nichtaggressiven Wesens in bezug auf das Geistesleben, eines mehr passiv sich hingebenden Wesens. Das aggressive Eintreten für irgendwelche Dogmen oder dergleichen liegt dem russischen Volkstum fern. Das ist eine dritte Eigenschaft. Natürlich können solche Eigenschaften durch verschiedene Umstände - gerade das bringt ja die Kompliziertheit des Menschenlebens mit sich - in ihr Gegenteil verkehrt werden, und durch jene Volksverführer, mit denen man es jetzt zu tun hat, sind fast alle diese drei Züge unmittelbar in ihr Gegenteil verkehrt. Dem, der in der Geisteswissenschaft darinsteht, sollte das nicht irgendwie wunderbar erscheinen." [18]

Fichtes «höherer Sinn», Schellings «intellektuelle Anschauung», «Philosophie der Mythologie» und «Philosophie der Offenbarung», «Die Gottheiten von Samothrake»  "Fichte spricht, wie ich es oftmals angeführt habe, von einem «höheren Sinn». Goethe spricht von «anschauender Urteilskraft». Schelling spricht davon, dass sich die Seele erheben müsse, wenn sie wirklich in die Geheimnisse des Daseins hineinblicken will, zu dem, was er «intellektuelle Anschauung» nennt. Um die Dinge genauer zu verstehen, muss man auch aufmerksam machen auf etwas, was Schelling im Alter noch geleistet hat in den ungeheuer tiefsinnigen Werken «Philosophie der Mythologie» und «Philosophie der Offenbarung». Ein tiefes Erfassen des Christentums lebt in diesen Werken, die heute noch nicht verstanden werden. Eine geistige Auffassung der Welt lebt in einer Schrift wie zum Beispiel «Die Gottheiten von Samothrake», wo Schelling versucht, in die Mysterien der samothrakischen Kabiren einzudringen. Eigentlich tritt nirgends im neueren Geistesleben so stark das Bewußtsein auf, dass man es im Christentum nicht zu tun habe mit einer Summe von Dogmen, dass das eigentlich Nebensache ist, was als christliche Dogmen gepflegt wird, sondern dass die Hauptsache ist, dass das Christus-Ereignis, das Mysterium von Golgatha stattgefunden hat, nirgends tritt einem das so stark entgegen wie in Schellings «Philosophie der
Offenbarung». Das alles ist entwickelungsfähig, das alles muss zu jener Entwickelung führen, die wir so oft vorgezeichnet haben, wenn wir auf das, was im fünften nachatlantischen Zeitraum gerade durch Mitteleuropa geleistet werden muss, denkend hinblicken."

 
Über die Organisation bzw. Evolution der Erde: «Die Erde selbst wird Tier und Pflanze, und es ist eben die zu Tier und Pflanze gewordene Erde, die wir jetzt in den Organisationen erblicken.... Die jetzt vor uns liegende unorganisch scheinende Materie ist freilich nicht die, woraus Tiere und Pflanzen geworden sind, denn sie ist vielmehr dasjenige von der Erde, was nicht Tier und Pflanze werden oder sich bis zu dem Punkt verwandeln konnte, wo es organisch wurde, also das Residuum der organischen Metamorphose; wie Steffens sich vorstellt, das nach außen gekehrte Knochengerüste der ganzen organischen Welt.» - Schelling, «System der gesamten Philosophie», 1801

Zum Wahnsinn der materialistischen Wissenschaftler: «Nachdem die Materie diesem Tode sich gefügt hatte, so blieb, um den letzten Zeugen ihres Lebens zu verbannen, nichts übrig, als jenen allgemeinen Geist der Natur, die Form aller Formen, das Licht, zu einem gleichen körperlichen Wesen zu machen und mechanisch, wie alles, zu trennen; da auf diese Weise das Leben in allen Organen des Ganzen erloschen, und auch die lebendigen Erscheinungen der Körper untereinander auf tote Bewegungen zurückgeführt waren, so war nun der höchste und letzte Gipfel übrig, nämlich der Versuch, diese bis in ihr Innerstes erstorbene Natur mechanisch ins Leben zurückzuführen, welches Bestreben in den nachfolgenden Zeiten Materialismus hieß, und wenn der Wahnsinn desselben nicht so viel vermochte, die, welche ihn erkannten, zur ersten Quelle zurückzuleiten, wenn er vielmehr nur dazu diente, den Tod der Materie noch weiter zu bestätigen und außer Zweifel zu setzen, so hat er statt dessen eine Rohheit der Vorstellung von der Natur und ihrem Wesen hervorgebracht, in Bezug auf welche jene sonst roh genannten Völker ehrwürdig werden, welche die Sonne, die Gestirne, das Licht, oder Tiere oder einzelne Naturkörper anbeten.» - Schelling, «Bruno oder über das göttliche und natürliche Prinzip der Dinge», 1802/1842 

Stumpfheit und trostloses «Asyl der Unwissenheit» der materialistischen Ärzte und Wissenschaftler: «So ist z.B. die Newtinsche Optik angeblich ganz auf Erfahrungen gegründet und nichtsdestoweniger in ihrer Grundansicht, so wie in allen ihren weiteren Folgerungen, als falsch erkennbar, sobald man zuvörderst die Idee des Lichtes hat. - So mag allerdings die vorgebliche Erfahrung der Ärzte in manchen Punkten der richtigen aus Ideen geflossenen Theorie widerstreiten; allein wenn z.B. der Arzt selbst erst die Symptome der Krankheit schafft, und diese dann für freiwillige Naturwirkungen ausgibt, so ist hier ohne Zweifel keine reine Erfahrung: vuelmehr hätte der Arzt die Krankheit gleich nach der richtigen, aus Ideen fließenden Ansicht behandelt, so wären ihm jene Erscheinungen gar nicht entstanden. ... (Biotech-Mediziner) auf die man anwenden möchte, was zu seiner Zeit Galens von dem großen Haufen der Ärzte gesagt hat: so ungeübt und ungebildet und dabei so frech und schnell im Beweisen, wenn schon nicht wissen, was ein Beweis ist - wie soll man mit diesen vernunftlosen Wesen noch länger streiten und seine Zeit an ihren Erbärmlichkeiten verlieren!» - Schelling, «Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums», 1803/1830 
 

Lorenz Oken und Schellings «System der gesamten Philosophie»; Ätherleib als Rohmaterial, Denken nicht unnötig, weder für die physische noch für die geistige Welt: "Da liegt eine eigentümliche Sache vor. Da trat innerhalb der Weltanschauungs-Entwickelung Europas um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert das auf, was man, genauer ausgeführt, bei solchen Persönlichkeiten wie zum Beispiel Oken findet. Der Naturforscher Oken konnte nach dem Standpunkt der damaligen Zeit noch nicht vom Ätherleib sprechen; das lag ihm fern. Aber bei ihm findet sich zum Beispiel der merkwürdige Satz: Das Tierreich ist der ausgebreitete Mensch. - Das heißt, er hatte eine Phantasiekonzeption von der Wahrheit. Diese Vorstellung trat dazumal, als sich die großen Gedanken der mitteleuropäischen Weltanschauung ausbildeten, in seinen geistigen Gesichtskreis herein. Das ist sehr interessant! Diese Vorstellung trat zum Beispiel auch in den Gesichtskreis von Schelling, und bei Schelling finden Sie auch diesen Satz. Und denjenigen, die auf die genialen, aber selbstverständlich noch nicht abgeschlossenen Gedanken zunächst nicht eingehen konnten - weil die genauen Tatsachen eben nicht gesagt werden konnten - , denen ging es dazumal ganz schrecklich. Bei Oken muss man sich vorstellen, dass das, was er noch nicht wissen konnte, in Form einer genialen Konzeption in seiner Seele lebte. Man möchte sagen, er hatte das Gefühl: Die einzelnen Glieder des Menschen sind eigentlich aus Tiergestalten zusammengesetzt. - Er hatte auch den Mut, so etwas auszusprechen, aber darüber, dass er so etwas aussprach, waren die gelehrten Philister furchtbar skandalisiert. Er hatte sich zum Beispiel auch gefragt: Was ist die Zunge? - Er konnte nicht wissen, dass man da einen Ätherleib braucht, und nun sagte er: Die Zunge ist ein Tintenfisch.-Gewiss, es liegt diesem Ausspruch das zugrunde, was ich eben auseinandergesetzt habe. Aber denken Sie sich nun das ganze gelehrte Philistertum der Behauptung gegenüber: Die menschliche Zunge ist ein Tintenfisch! Wenn man den Gang des menschlichen Geisteslebens einsehen will, so muss man schon weitherzig werden. Man muss sich klar darüber sein, dass etwas, das vielleicht sogar ausschauen kann wie ein Unsinn, eine große Wahrheit in sich bergen kann. Und so gliederte Oken dann den Menschen so ein: Die Zunge ist ein Tintenfisch, andere Organe sind etwas anderes und so weiter. - Im Grunde genommen war es ja nur die genauere Wiederholung desjenigen, was in uralter menschlicher Anschauung vorhanden war, wo man nur die Haupttypen heraushob und den Menschen nach den vier Haupttiergruppen gliederte: Löwe, Adler, Engel und Kalb. Also man kann schon sagen: So einfach liegt die Sache doch nicht, sondern der Mensch hat in seinem Ätherleib schon das ganze Tierreich eigentlich in sich. Er trägt es, wie der Philosoph sagen würde, der Möglichkeit nach in sich. - Nun müssen Sie allerdings etwas ins Auge fassen, damit die Sache nicht einseitig wird. Wenn das nicht stattfinden würde, was wir jetzt angeführt haben, dass - außerdem, dass der physische Leib diese ganze Tierheit zusammenhält - noch die Angeloi, Archangeloi und Archai ihre Kräfte betätigen, so würde ja, wenn der Mensch durch die Pforte des Todes geht und den physischen Leib ablegt, das eintreten müssen, was ich gerade beschrieben habe: es würde wirklich in diesem Falle, wenn der Ätherleib entlassen würde nach den paar Tagen von dem Astralleib und dem Ich, das herausfallen, elastisch, in die Welt, und es würde die ganze ätherische Tierwelt aus der menschlichen Ätherwelt entstehen. Das ist aber in der Erfahrung nicht der Fall. Das entsteht nicht. Das geht nicht hervor aus dem Menschen, sondern der Ätherleib löst sich los in einer ganz anderen Form. Er löst sich los und wird dem allgemeinen Weltenäther einverwoben. Was liegt da eigentlich vor? Nun, es arbeiten eben an unserem Ätherleib die Wesenheiten aus der Hierarchie der Angeloi, der Archangeloi und der Archai, und die lassen es nicht dazu kommen, dass das ganze Wesen des Ätherleibes sich in das Tierreich zersplittert. Was geschieht da eigentlich? Sehen Sie, was da geschieht, möchte ich Ihnen so beschreiben, daß ich zunächst einmal an einen Vergleich appelliere. Wir Menschen auf der Erde arbeiten, wir machen zum Beispiel Maschinen aus Holz oder aus Eisen. Das Holz oder das Eisen sind unsere stofflichen Grundlagen, und dann arbeiten wir Holz oder Eisen zu Maschinen zusammen. Die Anordnung des Stoffes, das ist unsere Arbeit, die Anordnung des Holzes oder des Eisens, aber das Eisen oder das Holz selber müssen wir der Erde entnehmen. Wir brauchen diese Rohmaterialien, wir entnehmen sie aus einem Reich, das unter unserem Menschenreich ist. Wenn Sie sich nun vorstellen, dass über uns leben die Angeloi, Archangeloi, Archai, so sind sie auch nicht im Weltenall dazu da, um fortwährend «Sonntagsruhe» zu pflegen, sondern sie haben ihre Arbeit, sie haben ihre Leistungen zu tun. - Was arbeiten denn Angeloi, Archangeloi, Archai eigentlich? Wenn sie arbeiten, dann werden sie auch ein Material brauchen, wie wir Holz und Eisen aus der Erde heraus brauchen, und sie werden dieses Material zu bearbeiten haben. Das Material für die Angeloi, Archangeloi und Archai, das sind unsere Ätherleiber! Was für uns Holz und Eisen der Erde ist, wenn wir es zu Maschinen verarbeiten, das sind unsere Ätherleiber für die Angeloi, Archangeloi, Archai; daran arbeiten sie. Und während wir Menschen hier auf der Erde herumgehen und gewissermaßen den Gedanken haben, wenn wir ihn überhaupt haben: Wir tragen da in uns unseren Ätherleib und wir tragen ihn so mit uns als unser Eigentum wie unsere Lunge -, ist um uns herum betätigt dieses ganze Wesen der Angeloi, Archangeloi und Archai, und arbeitet Gebilde für die geistige Welt heraus, die dort gebraucht werden für unser Leben. Sie arbeiten aus diesem Ätherleib heraus das, was in der geistigen Welt gebraucht wird. Mit wessen Hilfe arbeiten diese höheren Wesenheiten? Nun, unser Leben hindurch denken wir; von dem Moment ab, wo wir zum Denken kommen, bis zum Tode, denken wir. Das Wesentliche beim Denken, wie Sie zum Beispiel auch dem gestrigen öffentlichen Vortrage entnehmen konnten, besteht gerade darinnen, daß das Denken im Ätherleibe webt und lebt. Es webt und lebt dann nur fort in dem physischen Leibe. Wir glauben im physischen Leibesleben, dass das nun unser Eigentum allein ist, was wir da als unsere Gedanken bilden. Aber was wir da haben von unseren Gedanken, was wir in unseren Gedanken ausbilden und an was wir uns erinnern können, das ist gewissermaßen nur die innere Seite unseres Denklebens. Von außen arbeiten gerade mit Bezug auf den Ätherleib an unserem ganzen Denkleben die Angeloi, Archangeloi und Archai, und es ist nicht unnötig, dass wir denken als Menschen. Unnötig ist es ja schon nicht für die physische Erde, aber es ist auch nicht unnötig für den Kosmos. Denn was wir durch unser Denken verändern in unserem Ätherleib zwischen unserer Geburt und unserem Tode, das wird als Material benützt und nach höheren Gesichtspunkten ausgearbeitet. Während unseres Lebens, während wir als denkende Wesen durch die Welt gehen und unser Gedankenleben nur von innen sehen, wird von den Angeloi, Archangeloi, Archai gearbeitet an unseren Gedanken, damit nach unserem Tode das zustande komme, was sie dann dem Weltenäther einverleiben können. Wenn unser Astralleib und unser Ich den Ätherleib ablegen, da nähen sie - wenn ich den groben Ausdruck gebrauchen darf - dem Kosmos das Gewebe unseres Ätherleibes ein, das im wesentlichen zustande gekommen ist durch die Art, wie wir gedacht haben im Leben. Das gehört von jetzt ab dazu zu dem Kosmos. Wir leben als Mensch nicht bloß für uns, wir leben als Mensch für den ganzen Kosmos. Wir wissen ja, nach unserer Erde soll Jupiter, Venus, Vulkan entstehen. Das muss alles vorbereitet werden, das muss alles als Kräfte dem Kosmos einver woben werden. Dazu ist Arbeit nötig. Zu dieser Arbeit gehört zum Beispiel das, was ich jetzt eben ausgeführt habe: dass die Angeloi, Archangeloi, Archai in Gemäßheit unserer Gedanken tätig sind. Ein etwas anderes Material sind dumme Gedanken, die wir während unseres Lebens haben, ein etwas anderes Material sind gescheite Gedanken. Aber je nachdem wir ihnen das als Material liefern, werden da diese - grob gesprochen - «ätherischen Maschinen» ausgearbeitet, die dann dazu da sind, dass die Entwickelung im Kosmos weitergeht. Wenn also unser Ätherleib nach dem Tode dem Kosmos übergeben wird, so wird zugleich übergeben die Arbeit der Wesen der drei genannten Hierarchien." [19]

«Die Brüder Karamasow» von Dostojewskij als auseinandergezogene Menschheit: "Lesen Sie einmal - es ist ein anschauliches Beispiel - «Die Brüder Karamasow» von Dostojewskij. In diesen «Brüdern Karamasow» kommen unter anderen Gestalten vier Persönlichkeiten vor, die vier Söhne des alten Karamasow, Dmitrij Karamasow, Iwan Karamasow, Aljoscha Karamasow, Smerdjakow Karamasow. Es ist sehr merkwürdig, wie dieser Roman Dostojewskijs gerade in Mitteleuropa gewirkt hat. Ich müsste viel sprechen darüber, wenn ich die ganze Art und Weise darlegen wollte, wie aus dem Menschenleben so etwas hervorgeht und durch eine Seele, wie die Dostojewskij-Seele war, zieht und solches Werk wird wie «Die Brüder Karamasow». Aber ich will nur soviel sagen: Man kann große Bewunderung haben für die eindringliche psychologische Kunst - so nennen sie ja wohl viele Leute der Gegenwart, weil heute so wenig bekannt ist, was wirkliche psychologische Kunst ist -, auch für eine gewisse eindringliche feine Beobachtung des Lebens; trotzdem, wer es vielleicht dazu gebracht hat, geisteswissenschaftliche Begriffe und Vorstellungen nicht so aufzunehmen, dass er lernt: der Mensch besteht aus physischem Leib, Ätherleib, astralischem Leib und Ich, auf einer Tafel aufgeschrieben oder, wie man es früher gemacht hat, mit Farben, daß man es sich merken kann, wer das also nicht so aufnimmt, sondern sich allmählich durchdringt mit diesen Gliedern der Menschennatur, so wie wir es im Laufe der Jahre versuchen, der hat ein unbehagliches Gefühl gegenüber der ja vielfach chaotischen Schilderung in den «Brüdern Karamasow». Da ist allerdings vieles, das, wenn man nur auf das Äußere sieht, schon feine Lebensbeobachtung genannt werden kann, zum Beispiel, dass der älteste Karamasow von einer anderen Mutter ist, mit ganz anderen Charaktereigenschaften als die beiden mittleren Brüder, der Iwan, der Aljoscha, und dass der vierte, der eigentlich eine Art Kind ist, wieder von einer ganz anderen Mutter abstammt. Der alte Karamasow ist ja ein außerordentlich großer, ganz phänomenaler Lump, der alle möglichen Lebensallotria treibt, so dass dieser Smerdjakow eine ganz eigentümliche Person zur Mutter hat. Man weiß eigentlich gar nicht von ihm, dass er der Sohn des alten Karamasow ist. - Aber ich will ja nicht den Roman erzählen, doch wenn man das auch einmal in dieser Weise betrachtet, wer die Mütter der vier Brüder Karamasow waren, so kann man das Gefühl haben: da steckt überall etwas dahinter! Und es ist schon so, ein mitteleuropäischer Mensch würde nicht so schildern. Ein mitteleuropäischer Mensch schildert viel, viel bewußter, und daher bringt er nicht so viele ganz unterbewußte Faktoren in seine Schilderungen hinein wie Dostojewskij. Er stellt mehr zusammen, und da er nur das zusammenstellt, was er mehr oder weniger weiß, so ist er natürlich weniger reich als ein Dostojewskij, der nicht auf das hingeht, was er weiß, sondern vom Leben abschreibt. Aber das Leben ist reicher, als die Menschenseele weiß, durch das, was da als Geist dahinter ist. Und nun bekommt man dem allem gegenüber ein solches Gefühl: Da ist durch einen unendlich chaotischen Geist, durch einen Geist, der ja durch seine Epilepsie ganz chaotisch gemacht worden ist, durch eine ganz krankhafte Seele vieles gezogen, und zwar deshalb, weil in unserem Zeitalter gleichsam die Natur das Menschenleben geneigt macht, das eine oder das andere zu offenbaren. Und dann kann man darauf kommen, wenn man sich eine richtige Empfindung, eine reale Vorstellung verschafft hat von dem, was man unter physischem Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich versteht, dass in den vier Brüdern Karamasow menschliche Wesenheiten dastehen, die man richtig begreift, wenn man sagt: In dem einen liegt ein Mensch vor, in dem mehr das eine Glied der menschlichen Natur, der physische Leib, wirkt, zur Wirkung gekommen ist; in dem anderen der Brüder liegt mehr eine menschliche Wesenheit vor, wo der Ätherleib zur Wirkung gekommen ist, in dem dritten Bruder mehr der Astralleib, in dem vierten Bruder mehr das Ich. So ist es wirklich, wenn Sie diesen Roman Dostojewskijs «Die Brüder Karamasow» nehmen und diese vier Brüder innerlich betrachten, dass Sie sich sagen können: In all dem, was da als Menschenstrudel auf den Dichter wirkt und ihn anleitet, mehr aus einem Unbewußten heraus zu schildern, wirken diese vier verschiedenen Glieder der Menschennatur so, dass bei dem einen das Ich, bei dem anderen der Astralleib und so weiter die Oberhand hat, so dass diese vier Brüder Karamasow gleichsam die auseinandergezogene Menschheit sind, wie das Tierreich der auseinandergezogene Ätherleib ist. Und da findet man, wenn man einzugehen vermag auf eine solche Sache, in Smerdjakow Karamasow den physischen Leib vorwiegend, in Iwan Karamasow den Ätherleib, in Aljoscha den Astralleib, in Dmitri das Vorwiegen des Ich. Wenn das auch zunächst sonderbar ist, aber es ist eben nach realen Anschauungen geschaut, nicht wie man es konstruieren würde; konstruieren würde man es wahrscheinlich ganz anders, aber so ist es, wenn man die Dinge in der Wirklichkeit sieht. So liegt hier das Eigentümliche vor, dass ein Dichter, der vorzugsweise aus dem Unterbewußten heraus schafft und sogar ein chaotisches Seelenleben durch seine Epilepsie hat, hingestoßen wird nach der Wirklichkeit, außerdem noch verwandt wird in seinem astralischen Leibe, also wiederum in seinem Unterbewußten, mit dem, was durch die Welt webt und lebt. Denn, meine lieben Freunde, wir dürfen es schon glauben, dass man nicht umsonst, wie Dostojewski), bereits unter dem Galgen steht und wartet, dass man gehängt wird - vorher sind die anderen gehängt worden; man wartet und ist bereit, gehängt zu werden - , und im allerletzten Augenblick kommt noch die Begnadigung! Es ist das allerdings etwas, was in einer Menschenseele andere Empfindungen auslöst, als ausgelöst werden können in einer Menschenseele, die das nicht durchgemacht hat: im nächsten Augenblick gehängt werden zu können. Man muss das schon berücksichtigen. Das alles aber zeigt uns, wie dadurch, ich möchte sagen, die Wirklichkeit gerade auf eine solche Seele in unserer Zeit so wirken konnte, dass diese Seele nun chaotisch durch das ganze Romanwerk hindurch wirklich vier Brüder schildert, die in dieser Weise ausgestattet sind, wie ich es Ihnen geschildert habe, und die man nur versteht, wenn man dieses weiß und empfinden kann. Dann wird man zum Beispiel begreifen, warum derjenige, der den Ätherleib vorwiegend hat, und derjenige, der den physischen Leib vorwiegend hat, warum diese gerade abstammen müssen auch von einer Person, die wiederholt gewisse hysterische Anfälle hat. Und so klaren sich alle Einzelheiten wunderbar auf, wenn man dies berücksichtigt. ... Dass manches in der Menschheitsentwickelung anders werden muss, das werden Sie daraus erkennen, dass ich Ihnen diese zwei Tatsachen zusammengestellt habe: auf der einen Seite habe ich Ihnen gezeigt, was im Menschen ist, auf der anderen Seite, wie man Dinge, die sich wirklich jetzt vollziehen, sehen muss. Wenn ein Mensch, der nichts gelernt hat vom Mikroskopieren, ins Mikroskop hineinschaut, so sieht er doch gewöhnlich nichts. So sieht der Mensch auch gewöhnlich nichts, wenn er so ins Leben schaut, das 19. Jahrhundert im Osten betrachtet und bemerkt, dass da auch ein Dostojewskij gelebt und «Die Brüder Karamasow » geschrieben hat. Und weil in dem, was in den «Brüdern Karamasow» von Dostojewskij da ist, das unterirdische Element lebt, weil das wirklich in ihm vorhanden ist - mit dem, was da wiederum im Osten vorhanden ist - , so ist es auch zum Bewußtsein gekommen im Osten, dass man eine gewisse Art, sich ins Leben hineinzustellen, genannt hat «Karamasowschtschina». Dasjenige, was so gelebt wird wie das Leben der Brüder Karamasow, ist die Karamasowschtschina." [20]
 

5. Kosmische und menschliche Geschichte VI - II; Mitteleuropa; die materialistische Biotech-Medizin wird den Leib medizinisch so behandeln, dass eine materialistische Gesinnung in die Kinder übergeht und die Seele hinwegkuriert, weil sie als eine Krankheit gilt; Kampf gegen die Lüge unseres Zeitalters; Verschlafen der Ereignisse; spirituelles Leben der Romantik, 1848, hätte viele Katastrophen verhindern können; heute betreiben nicht nur die Muslime Götzendienst, sondern auch die anderen materialistischen Priester; Wirkung des Geistes ohne Bewusstsein, dann verwandelt sich dieses Geistige in schlechte Kräfte

Die materialistische Biotech-Medizin wird den Leib medizinisch so behandeln, dass eine materialistische Gesinnung in die Kinder übergeht und die Seele hinwegkuriert, weil sie als eine Krankheit gilt: "Eine monistische Weltanschauung strebt dahin, auch noch die Seele abzuschaffen, und wer da meint, der naturwissenschaftliche Monismus habe soviel Toleranz - wie man das Wort heute nimmt - , dass er es nicht dazu bringen würde, ein Konzil abzuhalten und die Seele zu verbieten, der denkt falsch. Die Tendenz geht schon dahin, zu dem Geist auch noch die Seele abzuschaffen. Und diejenigen, die heute die kleinen Monistlein sind, werden sich zu ganz großen Monisten auswachsen wollen, und wenn sie es auch verschmähen, Konzilien abzuhalten, denn sie sind ja freie Geister, weil sie sich frei gemacht haben meistens von allem Geiste, wenn sie es auch verschmähen, Konzilien abzuhalten, so werden sie eben einbürgern lassen einen gewissen Usus. Und es wird kommen - lassen Sie das nicht einen Witz sein! -, dass die Seele abgeschafft wird. Zu den verschiedenen Heilmitteln, zu den leiblichen Heilmitteln, die es heute gibt, wird eine Reihe von anderen treten, die dazu bestimmt sein werden, diejenigen damit zu behandeln, die von so etwas Phantastischem, wie Geist und Seele, reden; die wird man kurieren, denen wird man Medizinen eingeben, damit sie nicht mehr vom Geist und von der Seele reden. Den Geist brauchte man bloß abzuschaffen; die Seele wird man nur dadurch den Menschen austreiben können, dass man den Leib medizinisch richtig behandelt. So grotesk das heute erscheint, die Tendenz einer gewissen Richtung geht dahin, Mittel zu erfinden, durch die man dem Kinde allerlei Zeug einimpft, wodurch seine leibliche Organisation so herabgelähmt wird, dass materialistische Gesinnung ganz gut in ihm lebt, und es gar nicht darauf kommt, die alte Idee von Seele und Geist als etwas anderes zu behandeln denn als etwas, an das die alten Zeiten geglaubt haben und in das hineinzusehen es ein großes Ergötzen ist. Solche Dinge zu sagen, gilt natürlich für sehr viele Menschen heute als Verrücktheit; aber wenn man nicht den Mut hat, diese Dinge sich zu gestehen, so wird man niemals die Energie finden, die geisteswissenschaftliche Spiritualität in den Seelen zur Entfaltung, zur Entfachung zu bringen. Daher muss zu dieser Tendenz, die ich eben charakterisiert habe, die auch noch die Seele hinwegkuriert, weil sie als eine Krankheit gelten wird, die andere hinzutreten: die Tendenz, nun wieder energisch geltend zu machen, dass der Mensch zum Leib und zur Seele hinzu auch den Geist in sich trägt. Dazu wäre allerdings notwendig, dass Erkenntnis vom Geiste Platz greift, dass Geisteswissenschaft sich wirklich einlebt, dass erkannt wird von dem Menschen, was zu seinem Wesen gehört, wenn er durch die Pforte des Todes gegangen ist. Und eines von den alten Volkssprichwörtern, die so oft alte gute Anschauungen in die neue Zeit herauftragen, ist dieses: Im Tode sind alle gleich - , weil da alle Geist werden, und weil die Idee der Gleichheit diejenige ist, die dem Geist entspricht. Gleichheit den Geistern! Nicht durcheinandermuddeln kann man die drei Ideen - Freiheit, Brüderlichkeit, Gleichheit - , sondern man muss wissen im Konkreten, der Wirklichkeit nach, was der Mensch ist, und dass er frei sein soll nach der Seele, brüderlich nach dem Leibe, dass die Menschen gleich sein müssen nach dem Geiste. Denn die Ungleichheit, die unter den Menschen existiert, das ist jene Spezialisierung, die durch Leib und Seele herbeigeführt wird, indem der Geist sich in Leib und Seele spezialisiert. Pneumatologie, Geistlehre, Geistanschauung ist die Grundlage für die Gleichheitsidee. Und so haben wir die merkwürdige Tatsache vor uns, dass am Ende des 18. Jahrhunderts in alle Welt chaotisch hinausgeschrien wurde die Idee von Brüderlichkeit, Freiheit, Gleichheit, dass aber allmählich verstanden werden muss, wie die Ideen von Brüderlichkeit, Freiheit und Gleichheit nur verwirklicht werden können, wenn man auch imstande ist, die Erkenntnis des dreifachen Wesens des Menschen nach Leib, Seele und Geist in die Wirklichkeit hineinzutragen." [21]

Kampf gegen die Lüge unseres Zeitalters; Verschlafen der Ereignisse; spirituelles Leben der Romantik, 1848, hätte viele Katastrophen verhindern können: "Und so haben wir seit dem Ende der siebziger Jahre ein Zwiefaches. Wir haben auf der einen Seite für diejenigen, von denen man sagen könnte, dass sie guten Willens sind - wenn man den Ausdruck im bedingten Sinne versteht - , wir haben seit dem Jahre 1879 auf der Erde die Herrschaft des Zeitgeistes Michael, der einen befähigt, spiritualisierte Begriffe, ein spiritualisiertes Geistesleben zu bekommen. Und wir haben auf der Erde die widerstrebenden Geister, die einen dazu verführen, die Geistigkeit der Gegenwart abzuleugnen. Wenn man gegen den Materialismus der Gegenwart kämpft, so sollte man sich immer bewußt sein, dass man nicht kämpfen soll gegen das Gute unseres Zeitalters, sondern dass man kämpft gegen die Lüge unseres Zeitalters. Denn es sind im wesentlichen Lügengeister, welche vom Himmel auf die Erde gestoßen worden sind, jene Geister, welche vorläufig auch als Geister der Hindernisse verhindern, dass gerade in dem Erfassen des naturgemäßen Daseins das Spirituelle gesucht werde. Wenn man die Menschen kennenlernt, welche in der Zeit nach dem Jahre 1841 von der geistigen Welt zur irdischen Inkarnation heruntergestiegen und seither wiederum verstorben sind, so sieht man in der Tat, wie, ich möchte sagen, von der anderen Seite der Welt diese Dinge aufgefasst werden. Und man kann dann vieles korrigieren von dem, was ja hier in der physischen Welt sehr schwer zu durchschauen ist. Als im Beginn des 20. Jahrhunderts sich allmählich gezeigt hat, wie es notwendig ist, wiederum auf die verschiedensten Gebiete des Geistes im Leben hinzuweisen, da waren diejenigen, die so hingewiesen haben, wesentlich solche Menschen, die nach dem Jahre 1848, nach 1840 eigentlich schon, mitgemacht hatten den harten Kampf, der vom Erzengel Michael geführt worden ist in der geistigen Welt, und der 1879 geendet hat mit dem Herunterstoßen der widerstrebenden Geister in das Leben auf der Erde, wo sie mit den Menschen zusammen sind. Und im wesentlichen ist es ein Mitkämpfen mit dem Erzengel Michael, wenn man sich gegen diese Geister auflehnt, wenn man sucht, sie aus dem Felde zu schlagen. ... Und das Verschlafen der Ereignisse, das ist geradezu ein Grundzug unserer Zeit. Die Menschen gehen wie schlafend an den Ereignissen vorbei, und man konnte die Beobachtung machen, daß ein Ereignis, je einschneidender, je tiefbedeutsamer es hereintritt auf den physischen Plan, desto mehr von den Menschen verschlafen wird. Der März 1917 - wenn ich auf Konkretes nur andeutungsweise hinweisen darf - war etwas so Gewaltiges in seiner Anlage, wird so bedeutende Dinge nach sich ziehen, von denen sich heute die Menschheit noch nichts träumen lässt, dass es geradezu grotesk ist, wie wenig die Menschen verstehen, dass es heute notwendig ist, fast alle Urteile zu revidieren, fast alles dasjenige, was je vor 1914 von den Menschen geglaubt worden ist, einer Revision zu unterziehen. ... der materialistische Sinn der Menschen war zu stark. So hat man zu dem falschesten gegriffen, zu dem man greifen konnte dazumal. Man sah ein: Spirituelles Leben muss in die Menschheit hineinkommen. Das zeigte sich ganz klar. Denn in den vierziger Jahren waren viele, welche die Zeichen der Zeit verstanden, davon überzeugt, spirituelles Leben müsse in die Menschheit hineinkommen. Wäre dieses spirituelle Leben vom Anfang der vierziger Jahre an in die Menschheit hineingekommen, viele Katastrophen wären dieser Menschheit erspart geblieben. Denn das, was sich vollzogen hat, hätte sich trotzdem vollzogen, aber in anderer Form. Was karmisch notwendig ist, das geschieht, aber es kann sich in verschiedenen Formen abspielen. Das muss man immer festhalten. ... Deshalb - weil zur rechten Zeit nicht begriffen worden ist, wie die Entwickelung geschehen muss - ist das katastrophale Zeitalter, ist unsere schwere Gegenwart notwendig geworden. Ohne diese schwere Gegenwart wäre die Menschheit noch tiefer hineingesunken in den Unglauben an sich selbst. Noch mehr wäre sie dazu gekommen, zwar Spirituelles zu entwickeln, aber dieses Spirituelle abzulehnen." [22]

Heute betreiben nicht nur die Muslime Götzendienst, sondern auch die anderen materialistischen Priester: "Sie nennen es das Zusammensein des Menschen mit Gott. In Wirklichkeit ist es das Zusammensein des Menschen mit sich selbst, mit seinem Selbst, wie es war vor der Geburt. Nennt man es Gott und fordert die Menschen auf, es  anzubeten, so fordert man die Menschen auf, sich selber anzubeten. Götzendienst mit sich selbst ist heute vielfach dasjenige, was als Religion gefeiert wird. Das auszusprechen ist heute notwendig, weil es den ganzen Ernst der Wirklichkeit bezeichnet. Aber es ist zu gleicher Zeit unbequem, weil es ja hinweist auf die ungeheuer tiefgehende Lebenslüge, die unser Leben durchzieht. Zu dieser Lebenslüge hat im wesentlichen dasjenige geführt, was ich schon hier erwähnt habe: dass im Jahre 869 auf dem achten allgemeinen ökumenischen Konzil von Konstantinopel der Geist abgeschafft worden ist. Ich habe erwähnt, dass die philosophischen, vorurteilslosen Leute, die von der sogenannten voraussetzungslosen Wissenschaft ausgehen, heute davon sprechen, der Mensch bestehe aus Leib und Seele. In Wahrheit besteht er aus Leib, Seele und Geist. Aber im Jahr 869 ist verboten worden, vom Geist zu sprechen. Und es ist ja nichts, nichts so sehr vermieden von den christlichen Philosophen des Mittelalters, als von der sogenannten Trichotomie, von dem Geist zu sprechen. Sobald man aber die Trichotomie verließ, von welcher zum Beispiel noch ausgegangen war Dionysios der Areopagite, von dem noch Abschriften angefertigt worden sind im 6. Jahrhundert, die noch alle von den höheren Hierarchien sprechen, sobald man Abschied nahm von dem, was man auch in der heutigen Zeit so eifrig bekämpft... und Rücksicht nahm auf die Bequemlichkeit des Intellekts, war man auch dazu verurteilt, allmählich von etwas zu sprechen, was eigentlich seelisch in eine furchtbare Lebenslüge hineinführt." [23]

Wirkung des Geistes ohne Bewusstsein, dann verwandelt sich dieses Geistige in schlechte Kräfte: "Es ist den Menschen vollständig unbekannt, dass erwartungsvoll die Hoffnung lebt, das Leben berge Geheimnisse, die sich nach und nach offenbaren. Es würde aber viel bedeuten, wenn das in unsere Erziehung hineinkäme. Dann würde man den Willen haben, nach und nach dasjenige zu erlösen, was in unseren Leib und in unser Schicksal hineinverzaubert ist. Allerdings, man wird die Kultur, wie sie sich allmählich entwickelt hat, in einem ganz besonderen Lichte sehen müssen, wenn man sich über solche Dinge wird aufklären wollen. Man wird sich fragen müssen: Wie findet man eigentlich den richtigen Standpunkt, um das, was in uns verzaubert liegt, nach und nach zu erlösen? - Ja, man wird sich vielleicht sogar etwas anderes noch als Frage vorlegen müssen: Warum soll man denn das, was man in Verzauberung in sich hat, erlösen? Ist es nicht viel bequemer, das da unten dem Fleisch und den Nerven und dem Blut zu überlassen? Da kann es ja ruhen, bis man stirbt, und in die andere Welt hineinkommen; da kann es ja sein Dasein fristen. Man überlässt den Nerven, den Muskeln, dem Schicksal, was in einem verzaubert liegt. Warum soll man denn das erlösen? - Man soll und muss es aus dem Grund erlösen, weil der Geist auf seinem Wege ganz bestimmten Gesetzen unterliegt. Dasjenige, was uns mitgegeben wird als Erbgut aus geistigen Welten, das will heraus, will aus seiner Gefangenschaft befreit sein. Und das tritt ein, indem es aufgenommen wird in das Bewußtsein. Was im Leib und im Schicksale liegt, will heraufwandern in unser Bewußtsein. Es hat seinen richtigen Hort in unserem Bewußtsein. Es soll in unserem Bewußtsein leben, nicht verzaubert in unserem Nervensystem und Blutsystem, in unseren Muskeln oder in unseren Knochen. Denn bleibt es in den Nerven, Muskeln, Knochen oder in dem unbestimmten, nur erlittenen Schicksal, dann verwandelt sich dieses Geistige in etwas anderes: in schlechte Kräfte. Es ist dazu bestimmt, durch das Bewußtsein ins Leben getragen zu werden. Bleibt es außer dem Bewußtsein mit dem Menschen vereint, so verwandelt es sich entweder in luziferische oder in ahrimanische Kräfte, es wird Ahriman oder Luzifer nach und nach übergeben."

Psychologen, die Intelligenz- und Begabtenprüfungen durchführen und heute vor allem muslimische Extremisten wieder in die Freiheit entlassen und für unbedenklich erklären: "Sie treiben Experimentalpsychologie, sie experimentieren an den Menschen herum, um das Seelische zu erforschen. Nun, in der allerletzten Zeit haben sich diese Menschen auch über die Jugend hergemacht. Weil man eigentlich nicht mehr zurechtkommt mit dem alten Examenwesen und der alten sozialen Ordnung, macht man sich über die Jugend her und prüft die Begabungen, damit, wie man sagt - das ist ja an hervorragenden Stellen schon gesagt worden - , der rechte Mann an den rechten Platz gestellt wird. Da muss man selbstverständlich schon beim Kinde anfangen, um zu prüfen, wie man den Rechten findet. Man prüft zunächst die Auffassungsfähigkeit, indem man allerlei Experimente anstellt: wie schnell ein Kind das oder jenes errät, was irgendein unbestimmtes Zeug ist, in das es einen Sinn hineinlegen soll. Man prüft dann die Intelligenz, man prüft das Gedächtnis. Die Intelligenz zum Beispiel dadurch, dass man zwei möglichst unzusammenhängende Worte dem Kinde oder dem jungen Menschen vorlegt, sagen wir zum Beispiel «Spiegel» und «Räuber». Und dann weist man so eine Anzahl von jungen Leuten, deren Intelligenz man prüfen will, an, diese Worte sinnvoll zu verbinden, zu sagen, was sie zwischen diese Worte Spiegel und Räuber hineinsetzen wollen. Der eine setzt hinein: Auch ein Räuber kann sich, wenn er sich im Spiegel sieht, selber begucken. - Den betrachtet man als den Unintelligentesten. Ein anderer denkt sich aus: Derjenige, der von dem Räuber bestohlen oder gar getötet werden soll, hat einen Spiegel; da sieht er von weitem den Räuber herankommen und er kann sich retten. - Das ist ein intelligenterer Knabe oder ein intelligenteres Mädchen. Es liegen jetzt Zeitschriften auf, in denen man diese haarsträubenden Methoden, die Intelligenz zu prüfen, geschildert findet; sie werden als eine besondere Errungenschaft der Gegenwart entwickelt und analysiert. Auf diese Weise wird das Gedächtnis, wird die Intelligenz geprüft. Man geht da statistisch vor. Derjenige, der am meisten erzählt hat von dem, was zum Beispiel zwischen Räuber und Spiegel sich ereignen kann, bei dem werden zwei oder mehr Zeichen gemacht, wie bei der Zensur, und wer dann die meisten Strichelchen hat, wer am meisten geistvolle Zusammenhänge hat finden können, der ist der Intelligenteste. Das ist der Mann oder die Frau, die irgendwie an besonderen Hochschulen durch alle möglichen Unterstützungen zu fördern sind, und dergleichen mehr. Das Charakteristische bei diesen Dingen, die heute wirklich als eine besondere Errungenschaft der Menschheit gerühmt werden - und die wackersten Pädagogen setzen sich mit all ihrer Energie für diese Begabtenprüfungen ein -, ist, dass man überhaupt auf diese Weise an das Seelische nicht herankommt, sondern nur im Menschen prüft, was ahrimanisch in seiner Körperlichkeit ruht, dass man auf diese Weise nur prüft, wie stark Ahriman sich entwickeln kann durch den einen oder anderen jungen Menschen. Was man einführen wird auf diese Weise in die menschliche Kultur, das werden die ahrimanischen Impulse sein. Aber solchen Illusionen, solchen Täuschungen gibt man sich heute hin."

Engherzigkeit der Interessen; kosmische Symphonie: "Auf dem Gebiete des Fühlens bringt die materialistische Kultur Engherzigkeit, Philistrosität hervor. Ins Riesengroße sich auszuwachsen, dazu ist die Philistrosität unserer materialistischen Kultur eigentlich ganz besonders veranlagt. Engherzigkeit der Interessen! Im engsten Kreise möchten sich die Menschen immer mehr und mehr abschließen. Aber der Mensch ist heute nicht mehr dazu berufen, im engsten Kreise sich einzuschließen, er ist heute dazu berufen, zu erkennen, wie er ein Ton ist in der großen kosmischen Symphonie." [24]
 

6. Kosmische und menschliche Geschichte VII-I; Auseinandersetzung zwischen Germanischem und Slawischem, es wäre das größte Unglück, wenn jemals das slawische Element, der trostloseste abstrakteste Schematismus, das germanische besiegen würde; Fichte, Schiller, Dostojewskijs «Schuld und Sühne»; Idealismus Mitteleuropas statt Panslawismus

Auseinandersetzung zwischen Germanischem und Slawischem: "Während in Mitteleuropa die Seelen gekämpft haben, mit ihrem Inneren gekämpft haben, um im persönlichen Erringen eine Gott-Erfassung zu bekommen, konserviert das slawische Element die Religion, die Gott-Erfassung, den Kultus, der eben einmal da ist; es konserviert, es macht den Geist nicht innerlich lebendig, sondern lässt den Geist wie eine Wolke über sich hinziehen und lebt in dieser Wolke, bleibt dem Geist gegenüber mit der Persönlichkeit fremd. Nicht hat Mitteleuropa stehenbleiben können bei irgendeiner alten Form des äußeren Christentums, weil es ringen musste. Stehengeblieben ist der Osten, und starr, abstrakt geworden sind selbst seine Kultformen, weil er sich vorbereiten soll zum äußerlichen Aufnehmen, zum Annehmen desjenigen, was der Westen im persönlichen Erringen erwirbt, weil er nicht dazu bereitet ist, dieser Osten, im persönlichen Erringen die Dinge zu bekommen. Und wie will man nach dem Muster rein theoretischen Verstandes ein gegenseitiges Sich-Verstehen herbeiführen, wenn ganz verschiedene geistige Impulse vorliegen? Wie will man irgend etwas ausmachen über einen irgendwie gearteten Schiedsspruch zwischen zwei voneinander verschiedenen Geistesströmungen, die sich so verhalten, wie sich eben Differenziertes verhalten muss? Missverstehen Sie den Vergleich nicht: Wie will man ausmachen, ich möchte sagen, nach Elefantenart dasjenige, was Löwenbrauch ist? Die Ereignisse aber bilden sich heraus aus den ewigen Notwendigkeiten und laufen so ab, wie die ewigen Notwendigkeiten fließen. Sträuben mußte sich der Osten gegen dasjenige, was für ihn notwendig war und immer notwendiger wird: die Verbindung mit dem Westen und seiner Kultur. Denn im Grunde genommen konnte ihm vor seiner Reifung gar nicht das rechte Verständnis gegeben sein. Und ein äußerer Ausdruck ist der Konflikt zwischen dem, was man das Germanentum, und dem, was man das Slawentum nennt, dasjenige, was sich im Grunde genommen erst vorbereitet und als eine lange Beunruhigung über dem europäischen Leben schweben wird: die Auseinandersetzung zwischen Germanischem und Slawischem. Man möchte sagen, wie sich ein Kind dagegen sträubt, die Errungenschaften der Alten zu lernen, so sträubt sich der Osten gegen die Errungenschaften des Westens, sträubt sich dagegen, sträubt sich so weit, dass er ihn hasst, selbst wenn er sich gezwungen fühlt, zuweilen seine Errungenschaften anzunehmen. Mit dem Lichte der Wahrheit in diese Dinge hineinzuleuchten erfordert eben etwas anderes als das, was man heute liebt; obwohl man dieses andere zuweilen verspürt, aber man ist abgeneigt, die Augen auf diese Dinge hin zu richten und sie wirklich aus ihren innersten Impulsen heraus zu verstehen. Denn wird man nur ein wenig von diesen innersten Impulsen berührt, dann hört bald vieles von dem Geschwätz auf, muss aufhören, was vollbracht wird und was bloß der Konfusion entspringt, der Konfusion, die in der äußeren Maja befangen bleiben will."

Es wäre das größte Unglück, wenn jemals das slawische Element, der trostloseste abstrakteste Schematismus, das germanische besiegen würde: "Indem die eigentliche Mission der fünften Kulturepoche von dem germanischen Element übernommen worden ist, war dieses germanische Element dasjenige, welches für diese fünfte Kulturepoche das eigentliche Verständnis des Christentums im inneren Erringen in die Erdenevolution einzufügen hatte und noch haben wird. Und es wäre das größte Unglück geschehen, wenn auf die Dauer das germanische Element besiegt worden wäre von dem römischen, denn dann hätte nicht geschehen können, was durch die fünfte Kulturepoche geschehen ist: Dieses germanische Element hatte eben das persönliche Erringen darzuleben. Und es wäre das größte Unglück, wenn jemals das slawische Element das germanische besiegen würde. Merken Sie den Unterschied. Der trostloseste abstrakteste Schematismus wäre es, wenn man das als ein Unglück bezeichnen würde beim Übergang von der fünften zur sechsten Kulturepoche, was man als ein Unglück bezeichnen müsste beim Übergang von der vierten zur fünften Kulturepoche. Der Sieg der Römer würde bedeutet haben: das Unmöglichmachen der Mission der fünften Kulturepoche; der Sieg des slawischen Elementes würde ebenso diese Unmöglichkeit bedeuten für die sechste Kulturepoche. Denn nur im passiven Annehmen desjenigen, was die fünfte Kulturepoche hervorbringt, kann der Sinn der sechsten bestehen."

Fichte, Schiller: "Was Schönheit ist, haben gewiss auch andere Völker empfunden: so innig nachgedacht über die Schönheit und die Stellung der Schönheit im menschlichen Erleben, wie Schiller in seinen «Ästhetischen Briefen» darüber nachdachte, hat man nur in Mitteleuropa. Kämpfe ausgefochten haben gewiss auch andere Völker und werden es tun: so eingegriffen in einen Kampf, dass er die tiefsten philosophischen Impulse aufgerufen hat, um den Kampf mit diesen Impulsen zu durchseelen, wie das Fichte in seinen «Reden an die deutsche Nation» getan hat, das hat man nur in Mitteleuropa getan."
 

Das Christentum musste unter blödsinnigen Völkern wie den Türken viel erdulden, trotzdem ist nicht durch den Islam sondern durch das Christentum die Verwandlung geschehen, nicht zuletzt in Europa:  «Das furchtbare Schreckbild einer menschenfeindlichen Gottheit ist entflohen, sagten wir, und dem Menschengeschlechte Ruhe und Freiheit von diesem Schreckbilde erworben ... Die christliche Religion ganz allein ist es, welche dieses Wunder vollbracht, und durch jedes Opfer der ihr Ergebenen, und von ihr Ergriffenen durchgesetzt hat. Was diese, was der erhabene Stifter derselben, was seine nächsten Zeugen, was deren nächste Nachfolger lange Reihen von Jahrhunderten hindurch, bis auch auf uns, als späte Geburt, ihr das Wort kan, - gearbeitet und unter blödsinnigen und abergläubischen Völkern erduldet: ... Lediglich durch das Christentum, und durch das ungeheure Wunder, wodurch dieses entstand, und in die Welt eingeführt wurde, ist die Verwandlung geschehen.»  - Johann Gottlieb Fichte, «Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters», 1804/05, IV

Ein Religionssystem wie der Islam, das von einem falschen Propheten und einem willkürlich handelnden Gotte ausgeht, bezeichnet Fichte als «schwärmerisches Zaubersystem, in welchem Gott nicht als der Heilige, von dem getrennt zu sein, schon allein und ohne weitere Folge das höchste Elend ist, sondern als eine furchtbare, mit verderblichen Wirkungen drohende, Naturkraft betrachtet wird.»  - Johann Gottlieb Fichte, «Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters», VIII

«Despotie, - so wie diese Verfassung noch in Europa am türkischen Reiche, dem Auge des Beobachters daliegt: welches Reich, bei allem Fortschritte des Staates um dasselbe herum, noch bis diesen Augenblick in der allerältesten Epoche der Staatsentwicklung steht.» - Johann Gottlieb Fichte, «Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters», XII

Die ganze Geschichte der neueren Zeit, «deren wahres Prinzip die Manifestation des Christentums ist. ... Das Christentum ist, unserer Meinung nach, welche wir auch schon zu einer anderen Zeit freimütig geäußert, in seiner Lauterkeit, und seinem wahren Wesen, noch nie zu allgemeiner und öffentlicher Existenz gekommen, obwohl es in einzelnen Gemütern, hier und da, von jeher ein Leben gewonnen. ... Die Weltrolle des Christentums, - denn von dieser allein ist hier die Rede, - ist noch nicht geschlossen.» - Johann Gottlieb Fichte, «Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters», XIII

Administrationen wie die in Russland handeln nicht im Sinne des Christentums: «Alle christlichen Staaten stehen gegeneinander in dem Stande der wechselseitigen Anerkennung, und des ursprünglichen Friedens... Durch dieses Prinzip ist der Ausrottungskrieg zwischen christlichen Staaten unbedingt verboten. Nicht so mit nichchristlichen Staaten; diese haben nach demselben Prinzip keine anerkannte Existenz, und sie können nicht nur, sondern sie sollen auch verdrängt werden, aus dem Umkreise des christlichen Bodens.»  - Johann Gottlieb Fichte, «Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters», XIII

Der Islam oder der «Muhamedismus» hatte nach Fichte «eben darum das Prinzip seines allmählichen Verderbens bei sich führend, und die ewig fortfließende Quelle der äußeren Vervollkommnung, welche das Christentum in sich hat, nicht aufnehmend. Bekehrungssüchtig ... des Schwertes wohl kundig, durch welches er vom Anfange an sich verbreitet hatte; aufgeblasen dem Christentume gegenüber... übrigens die, ursprünglich asiatische, stumme Ergebung, und die Despotie als politische Prinzipien, gleich dogmatisch hinstellend: geriet dieser Muhamedismus in Krieg mit dem Christentume, und war siegreicher Angreifer. Abgerechnet, dass er in einem beträchtlichen Länderstriche das Christentum austilgte, und sich selbst zur herrschenden Religion machte, wurden diese Siege dem Christentum durch den Umstand noch um so viel schmerzhafter, dass unter den verlorenen Ländern selbst dasjenige Land gehörte, wo das Christentum entsprungen war.» Nicht als Bürger dieses oder jenes Staates, sondern rein als Christen stürzten sich europäische Scharen nach jenen Ländern, um sie dem Muhamedismus abzukämpfen. Auch wenn der Erfolg dieser Unternehmungen ausfiel, «so viel Böses auch diesen Kreuzzügen Beurteiler nachsagen,... so bleiben sie doch immer die ewig denkwürdige Kraftäußerung eines christlichen Ganzen, als christlichen Ganzen, völlig unabhängig von der Einzelheit der Staaten, in die es zerfallen war. ... Später drang der Muhamedismus, der auch schon in den Zeiten des beginnenden christlichen Staates in den Sitz, der dem Christentume ausschließend bestimmt zu sein schien, in Europa, eingedrungen, und in demselben geschwächt, und vertrieben war, von einer anderen, und gefährlicheren Seite, unter einer frischen Nation, den Türken, ein in Europa, mit dem nicht verhehlten Zwecke, unaufhaltbar vorzudringen, und das Ganze sich zu unterwerfen. Da erwachte zum letzten Male, wenigstens in Reden und öffentlichen Schriften, die Besinnung, dass die Christen nur ein Staat seien, und nur ein Interesse hätten; bis endlich der gefürchtete Feind, in die Pläne der europäischen Politik verwickelt, in sich selber veraltete, und seiner inneren Auflösung entgegenzuwelken anfing.»  - Johann Gottlieb Fichte, «Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters», XIII

Heute vergisst man, dass das «Christentum wahrhaft Prinzip geworden» ist für europäische, und andere Staaten. «Vom Christentume haben wir den ganzen Charakter der neuen Zeit, und die Art und Weise der Entwicklung dieses Charakters der Zeit, abgeleitet. Aber alles, was Prinzip der Erscheinung wird, geht eben darum in der Erscheinung verloren, und wird, dem äußeren Sinne unsichtbar, nur noch bemerklich dem schärferen Nachdenken. Inwiefern daher das Christentum wahrhaft Prinzip geworden, kommt es im deutlichen Bewusstsein der Zeitgenossen gar nicht mehr vor.» Manche fast gänzlich verblödeten Politiker wie Christian Wulf, das Sprachrohr der nicht integrierten Türken, die meinten der Islam gehöre zu Deutschland, haben den europäischen Gedanken schon vergessen. Solchen Leuten schreibt Fichte: «entdeckt man die Quelle nicht mehr, und schreibt z.B. dem Zufalle zu, was doch des Christentums ist.» Man vergisst dass Rechtslehre, Sittenlehre und die Wissenschaft / Philosophie auf das christliche Prinzip zurückgeht.  - Johann Gottlieb Fichte, «Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters», XV


Dostojewskijs «Schuld und Sühne»: "Gewiss, man braucht nicht die eigenartige Größe des Raskolnikow von Dostojewskij zu verkennen, aber das Hängen am Materiellen, an der Seele, die im Materiellen steckt und das Geistige außen lässt, das kontrastiert gewaltig gegen die Durchdringung von Geistigem und Materiellem... Es mag gewiss interessanter und sensationeller sein, die Seele anzuschauen, die nicht aus dem Materiellen heraus will und die Dostojewskij so grandios schildert, aber für den mitteleuropäischen Menschen bedeutet das Erkennen der Durchdringung des Geistigen und des Leiblichen ein Erkennen seiner ganzen Wesenheit und seiner ganzen Aufgabe. Auch da muss gerungen werden."

Idealismus Mitteleuropas statt Panslawismus: "In Wahrheit aber muss eingesehen werden, dass der Idealismus Mitteleuropas, so wie das Kind zum Manne, sich entwickeln muss zum Spiritualismus; denn dieser Idealismus Mitteleuropas ist das Kind des Spiritualismus, das Kind, das zum Spiritualismus werden soll. Als Fichte sprach, sprach er noch bloß vom Idealismus, aber von einem solchen Idealismus, der zum Spiritualismus hinstrebt. Dieser Impuls des Spiritualismus darf nicht aus der Erdenevolution verschwinden. Mit diesen einfachen Worten kann man vieles vom Sinne der Zeit zum Ausdruck bringen. Geahnt, gefühlt haben ja einzelne Menschen solche Dinge. Aber diese Ahnungen gehen vorüber, ohne in ihrer Tiefe genommen zu werden, ohne dass das Schwergewicht darin gesehen wird. Man versäumt, Nebensächliches an Hauptsächliches anzuknüpfen. Und darum handelt es sich, dass man die großen Linien nicht aus den Augen verliert, dass man wirklich sieht, was in den Strömungen, die über die Erdenentwickelung hingehen, das Wesentliche ist. Und zum Wesentlichsten kommen wir, wenn wir uns belehren lassen durch dasjenige, was diese Erdenentwickelung uns im spirituellen Lichte zeigt. In dem besonderen Fall, wenn wir wirklich ernst nehmen die Lehre von den aufeinanderfolgenden nachatlantischen Kulturepochen - immer wieder und wiederum muss es gesagt werden -, sollten die Menschen über jenen engen Standpunkt hinauskommen, welcher die Hauptsache nicht sehen kann. Lassen Sie mich ein Beispiel anführen. Unter uns ist es notwendig, auf solche Dinge aufmerksam zu machen. Nehmen wir an, es würde jemand heute das Folgende sagen, und versuchen wir dann, uns Gedanken darüber zu machen, dass jemand heute das sagen würde: Was mich betrifft, so bin ich keinen Augenblick im Zweifel, dass ein Konflikt zwischen der germanischen und slawischen Welt bevorsteht, dass derselbe sich entweder durch den Orient, speziell die Türkei, oder durch den Nationalitätenstreit in Österreich, vielleicht durch beide, entzünden, und dass Russland in demselben die Führerschaft auf der einen Seite übernehmen wird. Diese Macht bereitet sich schon jetzt auf die Eventualität vor; die nationalrussische Presse speit Feuer und Flamme gegen Deutschland. Die deutsche Presse lässt schon jetzt ihren Warnungsruf erschallen. Seitdem nach dem Krimkriege Russland sich sammelte, ist eine lange Zeit verflossen, und wie es scheint, wird es jetzt in Petersburg zweckmäßig gefunden, die orientalische Frage wieder einmal aufzunehmen. Wenn das Mittelmeer einst, nach dem mehr pompösen als wahren Ausdruck, «ein französischer See» werden sollte, so hat Russland die noch viel positivere Absicht, aus dem Schwarzen Meer einen «russischen See» und aus dem Marmarameer einen «russischen Teich» zu machen. Dass Konstantinopel eine russische Stadt, Griechenland ein direkter Vasallenstaat Russlands werden müsse, ist ein feststehender Zielpunkt der russischen Politik, die ihren Unterstützungshebel in der gemeinsamen Religion und in dem Panslawismus findet. Die Donau würde dann am Eisernen Tor etwa von dem russischen Schlagbaum geschlossen werden." [25]
 

7. Kosmische und menschliche Geschichte VII-II; Christus-Impuls wirkt nicht im Gezänk und Geschrei der Theologen; Konstantin gege Maxentius, Jungfrau von Orleans; Materialisten als falsche Propheten und Träumer; russisches Wesen, Missbrauch durch Panslawisten; mitteleuropäisches, deutsches Wesen; Man schwört nicht mehr auf Gregors von Nazianz sondern auf Darwin; Literatur heute von Lügengeweben durchzogen


Christus-Impuls wirkt nicht im Gezänk und Geschrei der Theologen; Konstantin gege Maxentius, Jungfrau von Orleans: "Der Christus-Impuls hat gewirkt. Aber wahrhaftig wirkte er am wenigsten in dem, was das Gezänk und Geschrei der Theologen war. Schlimm wäre es gewesen, wenn nur so viel von dem Christus-Impuls hätte hereinkommen können in die Erdenentwickelung, wie die Menschen begriffen haben in den verschiedenen Epochen mit ihrem Verstände. Aber ich habe darauf hingewiesen, wie der Christus-Impuls durch die Jahrhunderte in unbewußte Seelenkräfte gewirkt hat. Ich habe Ihnen geschildert, wie am 28. Oktober 312 Konstantin gegenüberstand dem Maxentius, und wie da eine Schlacht geschlagen wurde, durch die das Schicksal von Europa entschieden worden ist. Nicht durch die Kunst der Feldherren wurde diese Schlacht geschlagen, sondern durch dasjenige, was sich im Unterbewußtsein der Menschen zugetragen hat. Maxentius befragte die sibyllinischen Bücher. Die verführten ihn, statt seine Heere in Rom in Sicherheit zu lassen, sie aus den Toren Roms zu führen, den Heeren Konstantins entgegen. Konstantin aber hatte den Traum: das Monogramm Christi seinem Heere vorantragen zu lassen. Man folgte also nicht den Gescheitheiten der Feldherren, sondern man folgte Träumen, das heißt den Impulsen des Unterbewußtseins. Von dem, was daraus entstand, hat Europa seine Gestaltung bekommen. Nicht von dem leitete sich her die wirkliche Gestaltung des Christus-Impulses, worüber die Theologen zankten, sondern von dem, was der lebendige Christus auf den Feldern war, wo er wirken kann. Nicht die menschlichen Begriffe vom Christus - auf die kommt es nicht an - , sondern der lebendige Christus, der durch die Impulse wirkt, die die seinigen sind. Wenn ihn die Menschen nicht verstanden, ging er in das hinein, wo man nicht zu verstehen braucht, wo man in Träumen aufnimmt, was in die Willenssphäre übergehen soll. Und wiederum einmal war es in Europa, dass der Christus-Impuls hereingedrungen ist und Europa eine bestimmte Gestaltung gegeben hat: im 15. Jahrhundert, als durch das einfache Landmädchen, die Jungfrau von Orleans, Europa eine ganz andere Gestaltung bekommen hat. Hätte dazumal England über Frankreich gesiegt - was die Jungfrau von Orleans verhindert hat - , so wäre aller spatere geschichtliche Verlauf ein anderer geworden. Aber wahrhaftig, das Hirtenmädchen von Orleans hat nicht menschliche Weisheit gehabt, sondern in ihr hat gewirkt der Christus-Impuls durch seinen michaelischen Vorläufer, äußerlich zugunsten Frankreichs, in Wirklichkeit zugunsten Englands; denn England hätte sonst nicht die Entwickelung durchmachen können, die es durchgemacht hat. Aber es wirkte mit ungeheurer Deutlichkeit für denjenigen, der die Welt geistig durchschauen will, der Christus- Impuls dazumal in dasjenige hinein, was geschehen sollte."

Materialisten als falsche Propheten und Träumer: "Was sind denn die Materialisten eigentlich? Sie haben eine Weltanschauung, welche heute nicht der Wirklichkeit entspricht, welche aber einmal der Wirklichkeit entsprechen könnte bei den Menschen. Diese Materialisten sind Propheten, nur falsche Propheten! Sie träumen von einer Welt, die, wenn es nach ihnen ginge, in ihrem Sinne hergestellt werden könnte. Die Materialisten sind Träumer, aber man muss ihren Träumereien entgegenarbeiten. Wenn man einsehen wird, dass die Materialisten Träumer sind, dass man zu ihnen sagen muss: Ihr geht durch die Welt und seht die Wirklichkeit nicht, ihr träumt von einem Dasein, das höchstens durch eure  Einsichtslosigkeit gegenüber der Welt herbeigeführt werden könnte, ihr seid falsche Propheten, ihr macht euch allerlei Hirngespinste! - in dem Moment wird man den Materialismus richtig taxieren. Also das entgegengesetzte Urteil von dem, was die Materialisten, nun, sagen wir, von sich aus erträumen, das wird man haben müssen. Dann wird die Zeit gekommen sein, wo man die Geisteswissenschaft wirklich verstehen kann. In einem gewissen Sinne wird die Geisteswissenschaft schon von diesem Gesichtspunkte aus die Welt umgestalten." [26]

Russisches Wesen, Missbrauch durch Panslawisten:  "Es ist so, dass der russische Mensch weniger produktiv, weniger schöpferisch in der eigenen Seele ist als der mitteleuropäische oder westeuropäische Mensch, dass er gewissermaßen darauf angewiesen ist, entgegenzunehmen und das Entgegengenommene zwar intensiv zu durchleben, aber es nicht aus Eigenem heraus selbständig weiter zu gestalten. So können Sie ja sehen, wie der russische Mensch die byzantinische Religion entgegengenommen und auf dem Standpunkt gelassen hat, auf dem sie war, als er sie entgegengenommen hat. Und heute kann man noch immer aus den Zeremonien der russischen Kirche ersehen, wie altorientalisches Wesen durch diese Zeremonien hindurchleuchtet. Man kann, ich möchte sagen, durch die Form der russischen Kirche auf uralt heiliges Orientalisches schauen und dieses uralt heilige Orientalische empfinden. ... Eine zweite Grundeigenschaft ist eine gewisse Abneigung des russischen Menschen gegen das, was wir die Durchdringung des Lebens mit Intellektualität nennen. Der russische Mensch liebt es nicht, eingespannt zu sein im sozialen Leben in viele genau umschriebene Gesetze. Er verlangt gewissermaßen eine Art willkürlichen Dahinlebens des Ich. Dass der Verstand ein Netz von Gesetzlichkeit ausspannt und daß sich dann der einzelne streng an solche Verstandesformen im sozialen Leben hält, das will der russische Mensch, praktisch wenigstens, nicht begreifen, wenn er auch theoretisch zuweilen darauf eingeht. Er fragt mehr nach dem, was das Ich aus der Eingebung des Augenblicks heraus gerade will. Ein drittes im Charakter des russischen Menschen ist - Herder insbesondere hat in gründlicher Weise darauf hingewiesen; die Slawophilen haben dann diese Herdersche Anschauung, also eine deutsche Anschauung, aufgenommen und bis zu einer Art von Größenwahn entwickelt -, dass der russische Mensch bewahrt hat dasjenige, was man überhaupt im ganzen orientalischen Wesen findet, eine gewisse Friedfertigkeit. So sonderbar es klingt, es ist schon im Wesen des russischen Menschen, denn der russische Mensch hat diesen Krieg nicht als solcher gemacht: den haben seine Machthaber angezettelt. Er hat eine gewisse Friedfertigkeit. ... Diese drei Eigenschaften sind auf der anderen Seite ganz besonders geeignet, missbraucht zu werden von denjenigen, die sie eben missbrauchen wollen. Man kann eine Anpassungsfähigkeit, wie sie der russische Mensch hat, sehr leicht, so wie die Slawophilen das getan haben und jetzt wiederum die Panslawisten es in reichem Maße tun, dazu verwenden, dem russischen Volke einzureden, dass es berufen sei, die abgelebte, greisenhafte, dem Tod doch verfallende europäische Kultur abzulösen und das russische Leben an deren Stelle zu setzen. Man kann wiederum, wenn man missbraucht die zweite Eigenschaft, die ich angeführt habe, dem russischen Menschen einreden, dass die ganze west- und mitteleuropäische Kultur greisenhaft geworden sei wegen ihrer besonderen Vorliebe zum Intellektualismus, zu einer gewissen Verstandesmäßigkeit, dass diese westeuropäische Kultur bar sei jedes wirklich wahren mystischen Zuges. Und man kann drittens, wenn man missbrauchen will die dritte Eigenschaft des russischen Volkes, die angeführt worden ist, gerade die friedlichste Eigenschaft verkehren dahin, dass man die sonst friedliche Masse organisiert und zum blutigsten Kampfe aufruft. Denn wirklich, die Gegensätze berühren sich in der Welt, und insbesondere solche Gegensätze, von denen hier die Rede ist. Dasjenige aber, was das russische Volk zu bedeuten hat im Entwickelungsgange der europäischen Kultur, das hängt nicht zusammen mit dem, was jetzt russische Machthaber aus diesem russischen Volke machen, sondern das hängt zusammen mit den genannten drei Eigenschaften. Und diese genannten drei Eigenschaften bestimmen daher das russische Wesen, eine gewisse Verbindung einzugehen mit dem mitteleuropäischen, westeuropäischen Wesen. Weil das russische Volkswesen anpassungsfähig ist, ist es zunächst berufen, dasjenige, wovon wir oft gesprochen haben, was es zu leisten hat im sechsten nachatlantischen Kulturzeitraum, zunächst nicht durch Schöpferisches, sondern durch sein Erleben zu leisten, indem es aufnimmt das, was ihm vom Westen kommt. Eine Art von geistiger Ehe habe ich es oftmals genannt, Jahre, ja ich darf sagen, Jahrzehnte vor dem Ausbruch dieses Krieges, eine Art Ehe, die notwendig ist zwischen dem mitteleuropäischen Wesen und zwischen dem russischen Wesen in bezug auf die seelische Entwickelung."

Mitteleuropäisches, deutsches Wesen: "Sehen Sie, dieses mitteleuropäische Wesen ist ein solches, das in ganz anderer Art national ist als irgendein anderes Volkstum in der ganzen Menschheitsentwickelung. Nehmen Sie alle westeuropäischen Völker: Sie sind gewissermaßen national aus dem Blute heraus. Der Deutsche ist national aus der Seele heraus. Der Deutsche ist national, indem er sich unablässig bestrebt, gewisse Inhalte des Seelenlebens aus dem allgemeinen Seelenleben herauszuheben und in die eigene Seele hinein zu verpflanzen. Daher erleben wir innerhalb des deutschen Wesens etwas so Großes, wie die Goetheschen Kunstwerke, die Herdersche Geschichtsbetrachtung oder die Weltanschauungsbestrebungen Hegels, Scbellings, Fichtes sind. ... Wenn man die Weltanschauung Schellings, Fichtes und Hegels betrachtet, so ist es, wie wenn das ganze Volk meditieren würde. Man fühlt sich immer hineingestellt in das Volkstum, aber in das Seelische des Volkstums, wenn man vom deutschen Volkstum spricht. Man kann von deutschem Volkstum nicht anders sprechen, als indem man auf die seelischen Eigenschaften dieses deutschen Volkstums Rücksicht nimmt, auf dasjenige, was erstrebt werden muss. Und es ist innerhalb des Deutschtums unmöglich, wie es in England möglich ist, dass die Wissenschaft auf der einen Seite existiert und auf der anderen Seite diese Wissenschaft den Glauben durchaus links liegen lassen will. Das ist innerhalb des deutschen Volkstums auf die Dauer nicht möglich. Der Deutsche will Einheit haben. Er will eine Geistigkeit haben, die voll auf dem Boden der Wissenschaftlichkeit stehen kann, und er will eine Wissenschaft haben, welche sich zu rechtfertigen weiß vor dem geistigen Leben. Am offensten tritt ja dieser Gegensatz zutage in der Goetheschen und in der Newtonschen Farbenlehre. Seit mehr als dreißig Jahren bemühe ich mich, die Goethesche Farbenlehre zur Geltung zu bringen gegenüber der Newtonschen. Während die Goethesche Farbenlehre ganz hervorgeht aus dem tiefen Verwachsensein der Seele mit der Welt, geht die Newtonsche von der mechanischen Betrachtung der Welt aus und erstrebt nichts anderes. Und die Physik ist heute so verengländert, dass sie gar nicht merkt, um was es sich auf diesem Gebiet handelt, dass sie selbstverständlich jeden für einen Dummkopf ansieht, der die Goethesche Farbenlehre ernst nimmt. Es ist innerhalb des deutschen Volkstums ein Streben zur Geistigkeit hin. Daher ist man auch verpflichtet innerhalb des deutschen Volkstums, zu rechnen mit demjenigen, was in heißem Seelenstreben von den Besten dieses Volkes, von denen, die wir schon genannt haben, und von denjenigen, die wir morgen wieder nennen werden, gerade als ein Weg zur Geisteswissenschaft hin gesucht worden ist. Aber es kann dann dieses deutsche Volkstum nicht anders als sachlich streben, der Sache selbst zugewendet sein. Das ist dasjenige, was englisches, französisches Wesen nicht so verstehen kann. Der Franzose will ein schönes Wort haben, in eine schöne Phrase alles geprägt haben, und ist dann zufrieden. Der Engländer will nachfragen, wo der Nutzen von einem Wissen oder dergleichen liegt. Dass aber erstrebtes Wissen etwas ist, was aus der Seele herauswachsen muss wie die Blüte aus der Pflanze, ohne das der Mensch sich nicht als ein ganzer Mensch fühlt, das verstehen weder die Franzosen - als Franzosen selbstverständlich, vom einzelnen ist nicht die Rede - , noch verstehen es die Angelsachsen. Dasjenige, was seit dem Griechentum, das ein Höchstes geleistet hat für die vierte nachatlantische Kulturperiode, zu leisten ist an Herausgestaltung des seelischen Erlebens in eine Ideenwelt hinein, das ist Aufgabe des deutschen Wesens. Und man braucht wirklich kein Nationaler im engherzigen Sinne zu sein, sondern ein ganz objektiver Betrachter des Entwickelungsganges der Menschheit, wenn man dieses hervorhebt. Und Sie wissen ja auch: Ich hebe es nicht erst bei Gelegenheit dieses Krieges hervor, sondern diese Betrachtungen lagen in vielem darin, was seit Jahren, seit anderthalb Jahrzehnten unter uns von mir gesagt worden ist. Dadurch aber, dass dieses deutsche Wesen so ist, dadurch ist es aus seelisch-sachlichen Gründen berufen, die angedeutete seelische Ehe einzugehen mit dem russischen Osten. Und niemals wird die Kulturaufgabe der Zukunft anders erfüllt werden können, als indem die russische Anpassungsfähigkeit das annimmt, was aus dem deutschen Volkstum heraus kommen kann. Und alle Kulturentwickelung der Zukunft ist eine Frage dieser Verbindung Mitteleuropas mit Osteuropa."

Man schwört nicht mehr auf Gregors von Nazianz sondern auf Darwin; Literatur heute von Lügengeweben durchzogen: "Denn der Unterschied ist ja nicht der, dass man heute an ein eigenes Urteil glaubt, während man zur Zeit der Kirchenväter sich eben auf die Kirchenväter verlassen hat, sondern der Unterschied ist ein ganz anderer. Zu Tertullians, Gregors von Nazianz Zeiten, da waren diese die Kirchenväter, und auf sie haben die Leute geschworen. Heute schwören namentlich diejenigen, die Monistenvereine oder Vereine für eugenetische Weltanschauung oder ähnlich schöne Dinge gründen, auf den heiligen Darwin, den heiligen Haeckel oder auf den heiligen Helmholtz. Es ist - nur auf einem etwas anderen Gebiete - ganz dasselbe! Man nennt es nicht heilig, aber das macht ja den Unterschied nicht aus. Also die Leute lesen Haeckel und haben, wenn er so Karl Ernst von Baer anführt, die Meinung: Nun ja, man sieht schon, dieser große Naturforscher Karl Ernst von Baer war in bezug auf die Ablehnung jeder geistigen Welt mit Haeckel vollständig einig. Ich möchte manchem, der heute, nachdem er so ein bißchen hineingerochen hat in Haeckels, in Darwins Bücher, raten, bevor er daran geht, eine Filiale für einen Monistenverein zu gründen, mancherlei anderes vorher zu tun: so zum Beispiel wenn Haeckel Ernst von Baer anführt, selber einmal Karl Ernst von Baer in die Hand zu nehmen und zu lesen. Ich will Ihnen nur eine Stelle aus Karl Ernst von Baer vorlesen, wo er sich darüber ausspricht, wie es mit der geistigen Welt im Verhältnis zur Erdenwelt bestellt ist. Da sagt Baer: «Der Erdkörper ist nur das Samenbeet, auf welchem das geistige Erbteil des Menschen wuchert, und die Geschichte der Natur ist nur die Geschichte fortschreitender Siege des Geistigen über den Stoff. Das ist der Grundgedanke der Schöpfung, dem zu Gefallen, nein, zu dessen Erreichung sie Individuen und Zeugungs-Reihen schwinden lässt und die Gegenwart auf dem Gerüste einer unermeßlichen Vergangenheit erhebt.» Was sagt also dieser Baer? Der Erdenkörper, die Erde ist das Samenbeet, und da hinein werden versenkt die geistigen Keime, damit sie sich umhüllen. - Die reine Wahrheit hat dieser Baer gesagt im Beginne des 19. Jahrhunderts! Ernst Haeckel sucht sich diejenigen Sätze von Baer heraus, die ihm genehm sind. Diejenigen, die nichts tun, als höchstens Monistenvereine begründen, um die Weltenweisheit zu befördern, die wissen ja von alledem nichts anderes, als was Haeckel über Baer sagt, und leben in der Lüge weiter, ohne auch nur die leiseste Neigung dazu zu haben, sich von der Sache, die zugrunde liegt, selbst zu überzeugen. Von solchen Lügengeweben ist heute unsere Literatur überall durchzogen. Und überall kommt, namentlich in unserer populären wissenschaftlichen Literatur, das über Europa ausgegossene Streben nach möglichster Verwaschenheit und Verspieltheit, könnte man sogar sagen, der geistigen Bestrebungen und eine möglichste Ungeneigtheit zum Ausdruck, mit klaren, sicheren Menschenurteilen in diese Dinge
hineinzuschauen und zu urteilen." [27]
 

8. Kosmische und menschliche Geschichte VII-III; Unsterblichkeitslehre des Aristoteles, Plato war in die Mysterien eingeweiht und Aristoteles nicht; Verfall der Mysterien; Im Römertum erscheint das Gegenteil des Griechentums; «Parusie»; Nero als erster Psychoanalytiker, er vergötterte das Leibliche; Schillers Antrittsrede, Geistesleben in Europa hervorgebracht durch Herder, Schiller, Goethe, durch die Romantiker; Amerikaner, Asiaten; Geister der Hindernisse und der Verwirrung; materialistische Sozialdemokraten, Leninismus und Trotzkismus

Unsterblichkeitslehre des Aristoteles, Plato war in die Mysterien eingeweiht und Aristoteles nicht; Verfall der Mysterien: "Und das ist in der Tat die wahre Unsterblichkeitslehre des Aristoteles, des größten Denkers der Griechenwelt, dass der Mensch nur hier zwischen Geburt und Tod ein vollständiger, ein vollkommener Mensch ist. Geht er durch die Pforte des Todes, so ist er nur ein Stück des Menschen; er ist zwar unsterblich, aber auf Kosten dessen, dass er kein ganzer Mensch mehr ist. Das ist in der Tat dasjenige, womit das Griechentum seine Schönheit, seine Harmonie zu bezahlen hatte, dass es in dasjenige Menschenalter hineinkam - Sie wissen, verglichen mit dem menschlichen Lebensalter - , wo man aus dem Inneren herauf zwar die Seele verspüren konnte, wo man aber noch nicht das Leben der Seele in der geistigen Welt schauen konnte, wo man von der Seele sagen musste: sie ist nach dem Tode kein vollständiger Mensch mehr. Nur denjenigen, die in die Mysterien eingeweiht wurden, denen also Erkenntniskräfte einverleibt wurden, die über das Normale hinausgingen, enthüllte sich dasjenige, was die Seele durchlebt zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Das ist ja der große Unterschied zwischen Plato und Aristoteles, dass Plato in die Mysterien eingeweiht war und Aristoteles nicht. Daher muss Plato in ganz anderem Sinne verstanden werden als Aristoteles, der zum «Chimborasso des Denkens» kam, aber nicht zu den Geheimnissen der geistigen Welt dringen konnte. Daher kam es, dass diejenigen, welche die Macht hatten in diesem Zeitalter, nach etwas anderem strebten als das, was man im normalen Menschenleben erreichen kann. Wer waren die Männer, die die Macht hatten, die in der Lage waren, diese Macht zu entwickeln? Gewiss, es gab eine große, bedeutsame Welt der Initiation, die durch die Mysterien da und dorthin ausgebreitet war und die damalige Kulturwelt erfüllte; aber diese Mysterien, sie gaben den Menschen dasjenige, von dem Plato sagte, dass es die Menschen über den Schlamm der Vergänglichkeit hinweghebe. Diejenigen, welche die Macht hatten in diesem vierten nachatlantischen Zeitraum, suchten vor allen Dingen nach einem solchen in der Seele, wodurch sie teilnehmen konnten an der geistigen Welt. Nach dem allgemeinen Menschheitskarma musste man im Sinne des Initiationsprinzips der damaligen Zeit normalerweise warten, bis man in die Mysterien hereingeholt wurde. In Griechenland war das allgemein üblich. Das brauchten die römischen Cäsaren nicht. Die römischen Cäsaren, die sich allmählich zur Beherrschung der damaligen Welt aufwarfen, die konnten ihre Macht dazu verwenden, sich einweihen zu lassen in die Mysterien. Und so sehen wir denn, dass schon von Augustus an die römischen Cäsaren die Initiation anstrebten, einfach durch ihre Machtfülle. Sie zwangen die eine oder andere Priesterschaft, sie in die Mysterien einzuweihen. So dass in diesem vierten Zeitraum eine eigentümliche Erscheinung zu beobachten ist: Wir haben auf der einen Seite das Mysterienprinzip, das Mysterienwissen, das noch da war, das aber allmählich hinschwand, allmählich niederging - ich habe öfter geschildert, warum das so kommen musste: weil eben das Mysterium von Golgatha an die Stelle trat - , auf der anderen Seite wurden die Priester gezwungen, ihre Geheimnisse den römischen Cäsaren zu enthüllen. Augustus war der erste Kaiser, der eingeweiht wurde im vierten nachatlantischen Zeitraum; aber auch seine Nachfolger waren solche Eingeweihte, solche Initiierte. Sie unterschieden sich in ihrem Wesen von den anderen Initiierten, die auf Grund moralischer Eigenschaften, moralischer Entwickelung namentlich, in die Mysterien eingeweiht waren. Die römischen Cäsaren wurden auf Grund ihrer Machtfülle eingeweiht dadurch, dass sie die Priesterschaften zwingen konnten, ihnen ihre Geheimnisse zu enthüllen."

Im Römertum erscheint das Gegenteil des Griechentums; «Parusie» (Wiederkunft Christi): "Das sind keine Mythen, das sind historische Dinge. Daher auch die Aufzüge, in denen Caligula als Bacchus mit Thyrsus und Epheukranz sich vor dem Volke zeigte, weil er das Bewußtsein hatte, dass er sich verwandeln dürfe in diejenigen Gestalten, die er als Abbilder der Götter kannte. Als Herkules erschien er mit der Keule und der Löwenhaut, als Merkur mit dem Hermesstab, als Apollo mit der Strahlenkrone und von Chören umgeben. So trat er auf, um seinem Volke das Bewußtsein beizubringen, dass er zu den Göttern und nicht zu den Menschen gehöre. So war es in jener Zeit, in welcher, möchte man sagen, sich in der römischen Welt das minder gute Bild dessen zeigte, was in der Griechenwelt groß war. Natürlich sah das niemand besser ein als solch ein Caligula oder andere initiierte Kaiser wie Commodus und andere. Caligula hörte einmal, dass eine Gerichtsverhandlung stattgefunden hatte, in der ein Richter einen Angeklagten zum Tode verurteilte. Und als ihm die Sache, da es ein besonderer Fall war, berichtet wurde, da sagte er: Ebensogut hätte der Richter zum Tode verurteilt werden können, denn er sei ebenso viel wert wie der andere. - So sah er die moralische Verfassung seiner Zeit an. Im Römertum erscheint wirklich das Gegenteil des Griechentums. Man hat gar keine Vorstellung mehr von der inneren Verfassung des Römertums der Cäsarenzeit. Man muss sich aber eine Vorstellung davon verschaffen, denn das ist eine der Wurzeln, aus denen unsere neue, unsere fünfte Kulturepoche im Fortströmen sich entwickelt hat. Auch Nero war ein solcher Eingeweihter, ein initiierter Kaiser. Und dadurch gerade konnte Nero etwas ganz Besonderes einsehen. Diejenigen, die in die Mysterien eingeweiht waren in der damaligen Zeit, wußten: die Entwickelung ist bis zu einem gewissen Punkte abwärts gegangen; sie muss wiederum aufsteigen, aber sie muss sich auch mehr vergeistigen. Das ist ja in Wirklichkeit dasjenige, was gemeint ist mit der «Parusie», mit dem neuen Zeitalter, von dem auch der Christus Jesus spricht. Wenn Sie das, was in all diesen alten Kulturepochen bis zum Griechentum lebendig ist, vergleichen mit der späteren Zeit, so finden Sie: In diesen alten Kulturepochen offenbart sich in einer gewissen Weise durch das Körperliche noch das Seelisch-Geistige. Dann hört das auf; es offenbart sich nicht mehr, es muss jetzt durch anderes gesucht werden. Wenn der Mensch durch das, was er mit Augen sehen, mit Ohren hören kann, das Geistig-Seelische suchen will, so kann er es nicht mehr finden. Die Reiche der Himmel, sie offenbarten sich früher durch die Leiber, jetzt müssen sie im Geiste heraufkommen. Die Reiche der Himmel müssen nahe kommen. Das ist die Prophetie des Täufers Johannes. Das ist auch, was der Christus Jesus mit der Parusie meint. Nur stehen in einer gewissen Weise die Theologen bis heute noch immer auf dem sonderbaren Standpunkte, dass sie glauben, der Christus hätte mit der Parusie gemeint, die Erde müsse sich physisch verwandeln. Auch die Blavatsky tadelt den Ausspruch des Christus Jesus über die Parusie, das Heraufkommen der Reiche der Himmel, indem sie sagt: Da wurde vorausgesagt, daß die Reiche der Himmel auf die Erde kommen, das Getreide ist aber nicht besser geworden; die Weintrauben sind nicht reicher als früher; es sind keine Himmel auf die Erde gekommen. - Alle die Leute, die so reden, verstehen nicht, was gemeint ist. Was der Christus Jesus gemeint hat, was Johannes gemeint hat, das war schon gekommen: die Reiche der Himmel waren schon auf die Erde herabgekommen, indem der Christus selber sich in dem Jesus von Nazareth verkörpert hatte. Der Vorgang ist durchaus als ein geistiger aufzufassen."

Nero als erster Psychoanalytiker, er vergötterte das Leibliche: "Er wollte die Erneuerung nicht zulassen, die durch das Mysterium von Golgatha kam. Nur war er, wenn er auch ein Wahnsinniger war, doch ein Genie. Durch seine Machtfülle hatte er sich seine Initiation erzwungen, daher waren alle die Ideen groß bei ihm, größer als sie bei anderen sind, die nicht diese Vorbedingung hatten. Daher ist Nero auch in einem gewissen Sinn der erste Psychoanalytiker, aber ein großzügiger, nicht ein Psychoanalytiker wie diejenigen, die Freud oder anders heißen. Denn Nero vergötterte das Leibliche, indem er wirklich wie der Psychoanalytiker aus dem Unterbewußten das Geistig-Seelische heraufholen wollte. Der heutige Psychoanalytiker sagt: Was ist denn da unten in der Seele? Enttäuschungen, allerlei verglommenes Leben und so weiter - , und dann sagt er: Der animalische Grundschlamm der Seele ist da unten, viel Schönes ist da unten nicht. - Wenn man heute den Psychoanalytiker hört, so ist es so, wie wenn ein Mensch einen Acker beschreibt, der eben gedüngt worden und dann bebaut worden ist mit den Saaten für die nächste Zeit, aber der Mensch sieht nur den Dünger, den Mist. So sieht der Psychoanalytiker nur das in der Seele, was wirklich Mist ist, vergleichsweise gesprochen, selbstverständlich. Er sieht nicht das Ewige in der Seele, das, was von Leben zu Leben geht. Daher ist die Psychoanalyse so gefährlich, weil sie zwar zu dem Unterbewußten hinuntergeht, aber statt des seelisch-geistigen Wesenskernes den animalischen Grundschlamm sieht, wie wenn man nicht die keimende Saat, sondern nur den Mist sieht. Nero war ein großer Psychoanalytiker, indem er sagte: Im Menschen ist überhaupt nichts anderes als der animalische Grundschlamm, alles andere ist einfach Schein; früher war es anders, als die Menschen noch dem Göttlichen nahe waren, aber jetzt besteht der Mensch nur noch aus diesem animalischen Grundschlamm, es gibt auch nicht einen kleinsten Teil, der keusch ist, alles ist verlottert im Menschen - , so sagte Nero. Man sieht daraus, man fühlt gerade bei denjenigen, die auf diese Weise sich die Initiation erzwungen hatten, das Materialistisch werden der Welt. Man übersetzte ja überhaupt das alte, spirituelle Initiationsprinzip in diesen Kreisen recht ins Materielle. Als Commodus, der sich nicht nur zum Initiierten, sondern zum Initiator machte, einem, den er selbst zu initiieren hatte, den symbolischen Schlag geben wollte, da schlug er ihn gleich tot. Statt ihn dem geistigen Tod, das heißt der Auferweckung zu überliefern, schlug er ihn tot! So Commodus, der Initiator. Es ist das eine historische Tatsache." [28]

Schillers Antrittsrede, dass in der Zukunft die Völker Europas zwar allerlei Händel miteinander haben werden, aber dass sie sich nicht mehr zerfleischen können; dazu sei doch die Menschheit zu fortgeschritten:"Unsere Kinder und jungen Leute lernen heute Geschichte. In der heutigen Zeit und schon seit langem haben sich die Menschen daran gewöhnt, Geschichte zu lernen, das heißt das, was sie als Geschichte ansehen. Aber wieviel haben die Menschen von der Geschichte gelernt? Nun ja, die Menschen sind heute sehr häufig aufgerufen gegenüber den Ereignissen, die als Elementarereignisse in jeder Stunde eintreten, sich zu fragen: Was lehrt uns darüber die Geschichte? - Die Phrase kann man ja immer wieder und wiederum lesen: Aus der Geschichte kann man dies oder jenes lernen. - Die Menschen lernen eben nichts von der Wirklichkeit. Noch nie hätte man von der Wirklichkeit so viel lernen können wie in den letzten dreieinhalb Jahren. Aber unzählige Menschen verschlafen diese unendlich bedeutungsvolle Wirklichkeit. Als diese katastrophalen Ereignisse begonnen haben, da haben sich sehr gescheite Leute, die geglaubt haben, gerade von der Geschichte viel gelernt zu haben, darüber ausgesprochen, wie lange diese Kriegsereignisse, wie sie sie nennen, dauern könnten. Mit den Gründen, die sie haben konnten, haben sie auch das belegen können, was sie ausgesprochen haben; sie haben gesagt: Vier bis sechs Monate; länger kann nach den Kenntnissen, die man haben kann, diese Kriegskatastrophe gar nicht dauern. - Es waren durchaus Fachleute, die sich so ausgesprochen haben. Nun, die Tatsachen kamen anders. Und man braucht wahrhaftig kein unbedeutender Geist zu sein, um, verführt durch das, was man in der neueren Zeit Geschichte nennt, so zu urteilen. Ein wahrhaftig nicht unbedeutender Mensch hat im Jahre 1789 seine Geschichtsprofessur an der Universität angetreten und eine Antrittsrede gehalten, in der dieser wahrhaftig gar nicht unbedeutende Mensch dazumal gesagt hat, die Geschichte lehre, es sei sehr wahrscheinlich, dass in der Zukunft die Völker Europas zwar allerlei Händel miteinander haben werden, aber dass sie sich nicht mehr zerfleischen können; dazu sei doch die Menschheit zu fortgeschritten. 1789 hat ein nicht unbedeutender Mensch, hat Friedrich Schiller diesen Ausspruch bei Antritt seiner Professur getan aus der Geschichtsbetrachtung heraus, der sich selbst Schiller hingeben konnte, mit Recht. Aber was folgte auf dasjenige, was Schiller da gesagt hat? Die Französische Revolution; die großen Kriege im Anfang des 19. Jahrhunderts. Und wenn es eine Lehre der Geschichte wäre, dass die Menschen Europas als Mitglieder einer großen Familie sich niemals wieder zerfleischen könnten, dann wären alle Ereignisse der Gegenwart erst recht unmöglich. So sonderbar es klingt, notwendig ist es, über diese Dinge umzulernen. Dasjenige, was man Geschichte genannt hat, ist eben gar nicht Geschichte. Im geschichtlichen Leben der Menschen wirken die Kräfte mit, die die übersinnlichen sind. In das geschichtliche Leben wirken die Toten herein, und ein Urteil aus der Geschichte wird sich erst dann ergeben, wenn dieses Urteil auf geisteswissenschaftlicher Grundlage gefaßt wird. Solange dies nicht geschieht, wird die Geschichte niemals etwas lehren, wird die Geschichte niemals eine praktische Wissenschaft, wird sie niemals geeignet sein, Maximen abzugeben für dasjenige, was zu geschehen hat. Daher steht der Mensch heute so hilflos den Ereignissen gegenüber, weil es notwendig ist in unserer Zeit, dass geisteswissenschaftliche Maximen zu praktischen Lebensgrundlagen gemacht werden. Solange dies nicht geschieht, werden die katastrophalen Ereignisse nicht in Wahrheit überwunden werden können."

Das Geistesleben in Europa hervorgebracht durch Herder, Schiller, Goethe, durch die Romantiker, kann eine wahre, konkrete geistige Betrachtung der Welt werden; hat es Amerika, Asien und selbst Mitteleuropa schon dahin gebracht, Goethe wirklich als solchen Quell anzuerkennen?: "Gerade dem führenden Orientalen wird niemals imponieren, was die europäische Naturwissenschaft zum Beispiel gibt; es wird ihm niemals imponieren, was die europäische Industrie hervorbringt, wenn er es auch in äußerlicher Weise, wie der Japaner, annehmen wird; es wird ihm niemals imponieren dasjenige, was die europäische Organisation zu bewirken vermag. Denn er ist sich bewußt: das alles stellt zum wirklichen Wesen der Dinge kein Verhältnis her. Dieses Verhältnis fühlt er hergestellt zwischen seiner Seele und der Seele des Weltenalls. Er fühlt sich der Seele des Weltenalls geistig verwandt. Dessen seien wir uns nur ganz klar. Mit demjenigen, was gleichkommt solcher Betrachtungsweise, wie wir sie heute hier oder sonst gepflogen haben, würde sich der Orientale ganz anders zu stellen wissen als mit dem europäischen Maschinenwesen, mit der europäischen Organisation, mit der europäischen äußeren Verstandeswissenschaft. Und man darf schon einmal, so sonderbar es aussieht, auch den Sinn darauf lenken: Was würde der Orient sagen, wenn er wissen könnte, dass aus dem, was das Geistesleben in Europa hervorgebracht hat durch Herder, Schiller, Goethe, durch die Romantiker, eine wahre, konkrete geistige Betrachtung der Welt werden kann, die zu der orientalischen Geistesbetrachtung etwas Besonderes hinzugibt, das der Orientale durch seine Anlage nicht finden kann, das er aber schätzen könnte, mit dem er zusammengehen könnte? - Gewiss, Sie können sagen: Goethe ist ja genügend der ganzen Welt bekannt, und die Führer des orientalischen Geisteslebens können auch Goethe kennenlernen, und Goethe ist ein Quell, ein unendlicher Quell für das geistige Leben Mitteleuropas. - Wahr ist das alles, durchaus wahr. Aber hat es Mitteleuropa schon dahin gebracht, Goethe wirklich als solchen Quell anzuerkennen? Man könnte vieles über diesen Punkt reden. Der Orientale sieht auf dasjenige, was Mitteleuropa aus Goethe hat machen können. Nun könnte vieles angeführt werden; nur als Beispiel will ich eines anführen: Mitteleuropa hat gewußt, die wichtigsten Impulse Goethes mit Stillschweigen zu übergehen, aber es hat eine Goethe-Geseilschaft. In einem wahrhaft höchst günstigen Zeitpunkte ist diese Goethe-Gesellschaft begründet worden. Der Ausgangspunkt war ein vorzüglicher. Man kann sagen, wenige Konstellationen waren für solche Dinge so günstig wie diese am Ende der achtziger Jahre. Als der letzte Nachkomme Goethes einer Fürstin den Nachlass übergab, da hätte alles gut eingeleitet werden können, wäre auch gut in Angriff genommen worden, gab einen Anfangsimpuls, von dem man hätte glauben können: jetzt wird man die geistigen Quellen aus Goethe herausholen! Es ist vieles geschehen, auch die Goethe-Gesellschaft ist dazumal gegründet worden. Aber nehmen wir einmal den Orientalen, der da fragt: Wir haben im Orient ein Leben, welches die Seele unmittelbar an die Weltenseele anschließt. Da drüben haben sie Organisationen von staatlichen, von gesellschaftlichen Verhältnissen, da drüben haben sie Maschinen und eine Industrie, haben eine Wissenschaft, die in der Schule gelehrt wird und mit ungeheurer Autorität auf die Seelen drückt; aber sie haben keine Beziehung der Seele des Menschen zur Seele des Weltenalls. - Wüßte er, welche Beziehungen latent daliegen, wüßte er, was sein könnte nach dem, was an Goethe erlebt werden könnte, er würde anders reden und denken und empfinden. Aber was sieht er? Nun, er fragt sich vielleicht: Ja, dieses Mitteleuropa hat es dahin gebracht, eine Goethe-Gesellschaft zu begründen, um einen seiner allergrößten Geister zu ehren. Es hat es aber auch dahin gebracht, zum Präsidenten dieser Goethe-Gesellschaft heute einen ehemaligen Finanzminister zu haben. - Es ist nur symbolisch für vieles. Man kann sagen: Es muss in unserer Seele der Impuls leben, die Welt wissen zu machen: Aus dem Quell des deutschen Geistes kann dasjenige hervorgehen, was die Impulse der Geisteswissenschaft sind. Die werden nicht übersehen werden drüben im Orient. Würden sie übersehen, dann würde sich als historischer Impuls im Orient bilden müssen das Urteil: Diese mitteleuropäische Kultur ist eigentlich der Menschheit schädlich. - Und dieses Urteil hat sich in hohem Grade festgesetzt. Es würde ganz gewiss korrigiert, wenn gewußt würde, dass dieses mitteleuropäische Geistesleben imstande ist, selbst das Mechanischste des Mechanismus in Schönheit, in Seele umzugießen durch jene Impulse, die es in sich hat, und die es zum wirklichen Erkennen und zum wirklichen Verarbeiten des Übersinnlichen ausgestalten kann. So könnte es eigentlich nach der einen Seite hin wirken. Und blicken wir nach der anderen Seite: Im Westen, in Amerika betrachtet man nicht nur das mitteleuropäische, sondern das ganze europäische Leben auch so, wie man es nur von der Außenseite kennenlernen kann, weil man natürlich nicht nur die Goethe-Gesellschaft mit dem gewesenen Finanzminister an der Spitze, sondern auch die anderen Dinge in einer ähnlichen Weise sieht, nicht aber, was in den Seelen so leben kann wie das, was heute durch unsere Seelen gezogen ist. Während man im Orient sagt: Dieses Europa, dieses europäische Leben ist schädlich - , findet man es drüben in Amerika überflüssig. Denn Maschinen bauen, Industrieorganisation treiben, Goethe-Gesellschaften begründen mit Leuten, die von Goethe-Wissenschaft so viel verstehen, wie dasjenige ist, was man beim Zusammenstellen von Finanzbudgets nötig hat, das können die Amerikaner auch. Aber das, was aus Goethe als tiefster Quell spirituellen Lebens fließt, das können die Amerikaner nicht; das können sie nur dann haben, wenn sie es von den Mitteleuropäern nehmen." [29]

Kampf des Michael mit dem Drachen, den Geistern der Hindernisse, die auch für Stammeszusammenhänge und Rassenzusammenhänge zuständig waren und nun die Absicht haben Verwirrung zu stiften: "Es ist auf einem besonderen Gebiet in einer besonderen Sphäre die Ausgestaltung dessen, was sonst öfter in der Entwickelung der Menschheit geschieht, und was von denen, die solche Dinge noch zu beobachten wußten, immer bezeichnet worden ist als ein Kampf des Michael mit dem Drachen. Auf den verschiedensten Gebieten haben solche Kämpfe normal fortschreitender geistiger Wesenheiten der höheren Hierarchien gegen Geister der Hindernisse, der Hemmnisse stattgefunden. Für die Kulturentwickelung der Menschheit hat ein solcher Kampf in geistigen Höhen, und zwar in denjenigen geistigen Höhen, die unmittelbar an die Erde angrenzen, stattgefunden in den Jahrzehnten von den vierziger Jahren bis zum Ende der siebziger Jahre. Damals, 1879, endete dieser Kampf mit einem Sieg, wenn man so sagen will, der guten Mächte gegen gewisse Geister der Hindernisse, die damals - man kann das schon so ausdrücken - aus den geistigen Welten heruntergestürzt worden sind in die irdischen Verhältnisse, so dass sie seither in den irdischen Verhältnissen wirken und weben. Man hat innerhalb desjenigen, was sich in der geistigen Menschheitsentwickelung ausbildet, Geister der Hindernisse, die erst mit dem Ende der siebziger Jahre als besiegte Geister, besiegt für die obere Welt, in die untere Welt hinuntergestürzt worden sind und nunmehr in den Menschen walten. Wenn man hinblicken will auf diese Geister der Hindernisse, diese Geister ahrimanischer Natur, mit denen diejenigen Geister, die man michaelische Geister nennen kann, einen starken Kampf ausgefochten haben, so muss man sagen: Diese ahrimanischen Geister hatten in verflossenen Zeiten der Menschheitsentwickelung ihre gute Bedeutung, sie hatten ihre Aufgaben in verflossenen Zeiten der Geistesentwickelung. Diese Aufgaben vollzogen sich so, dass sie geleitet wurden von guten höheren Geistern. Wir dürfen uns die sogenannten bösen Geister nicht so vorstellen, dass wir denken, man müsse sie nur fliehen, um sie möglichst loszuwerden. Das ist nämlich das beste Mittel, sie an sich zu heften, wenn man sie in egoistischer Weise loswerden will, man hat sich vielmehr vorzustellen, dass diese sogenannten bösen Geister eben auch im Dienste der weisen Weltordnung stehen. Wenn sie nur an ihren richtigen Ort gestellt werden, dann verrichten sie Dienste, die notwendig sind im Sinne der weisen Weltordnung. Und so kann man sagen: Durch Jahrhunderte, ja durch Jahrtausende verrichteten diese Geister ahrimanischer Natur die Aufgabe, die Menschen zu gliedern in diejenigen Gemeinschaftszusammenhänge, die mit den Banden des Blutes zu tun haben. Die Menschen hängen ja in ihren irdischen Verbänden so zusammen, daß die Bande des Blutes auch gewisse Bande der Liebe auslösen, bewirken. Die Menschen gliedern sich in Familienzusammenhänge, in Stammeszusammenhänge, in Völkerzusammenhänge, in Rassenzusammenhänge. Alle diese Dinge unterliegen ja gewissen Gesetzen der Zeiten. Diese werden dirigiert von Wesenheiten der höheren Welten. Dasjenige, was die Menschheit spezialisiert hat, was die Menschheit so gegliedert hat, dass dieser Gliederung das Blut zugrunde liegt, das wurde von diesen ahrimanischen Geistern, aber unter der Leitung von guten Geistern, gelenkt. Nun sollte aber ein anderes Zeitalter eintreten. Solange die Menschen gewissermaßen durch das Blut geführt wurden, konnte der Mensch nicht in der Weise, wie es öfter angedeutet worden ist, sein Geschick selbst in die Hand nehmen. Dazu war notwendig, dass der Dienst von diesen ahrimanischen Geistern, so wie er war, aus der geistigen Welt ausgeschaltet wurde. Diese Geister wollten zunächst aus der geistigen Welt her ihre Tätigkeit der Gliederung der Menschen nach dem Blute fortsetzen; aber die Menschheit sollte zu einer mehr allgemeinen Auffassung ihres gesamten Geistes getrieben werden. Dasjenige, was öfter gerade auf unserem Gebiet gesagt wird, dass die Menschheit sich als eine Gesamtheit über die Erde hin zu begreifen habe, das ist wahrhaftig keine Phrase, sondern eine neuzeitliche Notwendigkeit. Und dem liegt eben die Tatsache zugrunde, dass ein starker, intensiver Kampf stattgefunden hat zwischen den michaelischen Geistern und den Geistern ahrimanischer Natur, welche früher die Menschen differenziert haben nach dem Blute. Dieser Kampf hat damit geendet, dass die ahrimanischen Wesenheiten heruntergestoßen worden sind und nunmehr unter den Menschen walten. Unter den Menschen werden sie Verwirrung stiften, denn das ist nach dieser Besiegung ihre Absicht: Verwirrung zu stiften mit alledem, was aus allerlei Begriffen und Ideen, die mit Blutsbanden, Blutsverwandtschaften zusammenhängen, gesogen werden kann. Besonders wichtig ist eben, dass seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in alledem, was der Mensch hier auf dem physischen Plan durch Gedanken und Empfindungen wirken kann, diese Impulse mit tätig sind, und dass man die Wirklichkeit nicht versteht, wenn man diese Impulse nicht mit in Rechnung zieht. Die Art und Weise, wie heute gesprochen wird über gewisse Völkerbeziehungen und dergleichen, ist verwirrt worden durch diese ahrimanischen Geister, die von dem Geiste Michael besiegt worden sind. Ich habe ja öfter erwähnt, dass wir schon sagen dürfen: Wir haben seit dem Ende der siebziger Jahre das sogenannte Michaelische Zeitalter. Michael haben wir als Zeitgeist anzusehen, der Gabriel als Zeitgeist abgelöst hat. Das bedeutet sehr viel: Michael als Zeitgeist! Die Zeitgeister, die in den früheren Jahrhunderten da waren, haben anders gewirkt als dieser Zeitgeist. Die anderen Zeitgeister, die in die Menschheitsentwickelung hineinwirkten in früheren Jahrhunderten, haben doch noch mehr oder weniger ins Unterbewußte hineingewirkt. Die Aufgabe des Zeitgeistes Michael, der seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in den Menschheitsgeschicken wirkt, ist diese: immer mehr und mehr im menschlichen Bewußtsein selbst dasjenige auszulösen, was in der Erdenentwickelung geschehen soll. Dieser michaelische Zeitgeist ist nämlich eigentlich heruntergestiegen und wirkt auf dem physischen Erdenplan. Mit alledem hängt etwas zusammen für unsere Zeit, das man ungemein leicht mißverstehen kann. Unsere Zeit ist eine sehr, sehr zwiespältige. Unsere Zeit könnte man, wenn man sie so oberflächlich bezeichnet, leicht eine bloß materialistische nennen. Das ist sie aber nicht allein; die Sache liegt viel komplizierter. Im ganzen kann man sagen: Diese neuere Zeit ist ihrem Grundcharakter nach außerordentlich spirituell, gerade außerordentlich spirituell. Und spirituellere Begriffe, spirituellere Vorstellungen als diejenigen sind, die durch die neuere Naturwissenschaft an die Oberfläche gebracht wurden, hat es in der Menschheitsentwickelung überhaupt noch nicht gegeben. Nur sind diese Begriffe - wenn ich mich so ausdrücken darf - dünn, sind abstrakt. Sie sind in sich, ihrer Substanz nach, durchaus geistig; aber sie sind nicht geeignet, so wie sie auftreten, wenn sie nicht richtig behandelt  werden, Geistiges auszudrücken. Diese naturwissenschaftlichen Begriffe, die heute aller Bildung eingeimpft werden, sind ein sehr zweischneidiges Schwert, wenn ich dieses paradoxe Gleichnis gebrauchen darf. Man kann sie so brauchen, wie sie heute von der akademischen Wissenschaft gebraucht werden. Da sind sie zwar spirituell, werden aber nur angewendet auf die äußere materielle Welt, ihre Spiritualität wird verleugnet. Man kann aber diese naturwissenschaftlichen Begriffe auch so anwenden, dass man sie als Meditationsstoff verwendet, dass man darüber meditiert. Dann führen sie am sichersten in die geistige Welt hinein. Würden diejenigen, die heute eine naturwissenschaftliche Weltanschauung haben, nicht zu faul sein, um ihre Begriffe meditativ anzuwenden, so würden diese Menschen mit naturwissenschaftlicher Weltanschauung sehr bald in die Geisteswissenschaft hineinkommen. Nicht an dem Inhalt der naturwissenschaftlichen Vorstellungen, sondern an der Art und Weise ihrer Behandlung liegt es. Die Begriffe sind fein, sind intim, aber die Anwendung durch die Menschen ist eine im materialistischen Sinne gehaltene. Das ist allerdings nicht so ohne weiteres in allen Einzelheiten gleich klarzumachen, aber wir müssen uns verständigen; daher müssen wir schon manche solcher Wahrheiten gewissermaßen nur durch eine Spiegelung an uns herantreten lassen. So leben die Menschen in Begriffen, in Vorstellungen, in Ideen, die dünn sind, die, ich möchte sagen, ganz destillierter Geist sind, so dass man nur eine starke Kraft anzuwenden braucht, um von ihnen zur Geisteswissenschaft zu kommen; und diese Begriffe sind diejenigen, die gerade durch das Michaelische Zeitalter in die Menschheitsentwickelung hineinkommen sollen. Es sind aber auch diejenigen, die am meisten verwirrt werden durch die angedeuteten, man kann schon sagen, vom Himmel auf die Erde gestoßenen, im Himmel von Michael überwundenen ahrimanischen Geister der Hindernisse. Sie treten ja auf so unzähligen Gebieten auf, wo der Mensch heute glaubt, ganz richtig zu denken, ganz richtig zu sinnen, wo er aber der Verwirrung dieser Geister in einem hohen Maße ausgesetzt ist."

Naturwissenschaft analphabetisch in bezug auf die Erkenntnis der Welt; Verjüngung statt mit Kant früh greisenhaft werden: "Unsere Naturwissenschaft ist ja großartig, aber sie ist analphabetisch in bezug auf die Erkenntnis der Welt. Sie geht so vor wie jemand, der die Seiten eines Buches nicht liest, sondern beschreibt: A ist so, B ist so - , der also nicht liest, sondern bloß die Buchstaben beschreibt. Man muss aber zum Lesen vorschreiten, man muss verstehen, die Gestalten der Natur nicht bloß so zu beschreiben, wie es die Naturwissenschaft macht, sondern sie zu deuten in ihren Beziehungen, in ihren Übergängen. Dann kommt man aus dem Lesen der Naturgestalten und Naturerscheinungen zum Enträtseln des Sinnes der Welt. Gewiss, die Menschen, die so etwas heute hören und mit ihren dicken Köpfen ganz in dem Analphabetismus drinnenstecken, die finden eine solche Sache, wenn man sie sagt, ganz schauderhaft. Davon könnte man gute Beispiele anführen, wie man etwas schauderhaft findet, was so vom menschlichen Skelett hergeholt ist, was aber auf den ganzen menschlichen Organismus ausgedehnt werden kann. Der Mensch ist eine Zwienatur, und diese Zwienatur drückt sich schon aus in dem durchgreifenden Gegensatz des Hauptes und des übrigen Organismus. ... Heute fängt das erst an, immer schlimmer und schlimmer wird es werden. Die Menschen werden früh greisenhaft werden, weil sie höchstens gedächtnismäßig sich an das erinnern werden, was sie nur für den Kopf aufgenommen haben, und was so nur bis zum siebenundzwanzigsten Jahre eine Bedeutung hat. Nachher bleibt es stehen, Unbrauchbares, an das man sich zurückerinnert; und der Mensch altert. Er wird früh innerlich seelisch-geistig alt, weil die Kopfbildung nicht geeignet ist, überzufließen in die viermal langsamere Herzensentwickelung. Diese Dinge müssen berücksichtigt werden. Sollen sie aber berücksichtigt werden, dann muss unsere Schulerziehung eine total andere werden, dann muss sie anstelle der toten Begriffe, die heute überall herrschen, lebendige Begriffe haben. Bei einer Kant-Laplaceschen Theorie werden sich die Menschen immer so zurückerinnern, dass sie dabei vergreisen. Das, was wirklich ist: der geistig-seelische Ausgangspunkt unseres Weltenalls, aus dem sich das Physische erst herausentwickelt hat, das wird, wenn es richtig in den Unterrichtsstoff verarbeitet wird, ein lebenslänglicher Quell der Verjüngung sein. Und möglich ist es, den Unterrichtsstoff nicht bloß durch Methodisches, sondern durch völlige Umarbeitung im anthroposophischen Sinn so zu gestalten, dass der Mensch sein ganzes Leben hindurch etwas hat, an das er sich nicht nur gedankenmäßig zurückerinnert, sondern was ein lebenslänglicher Quell fortwährender Verjüngung ist. Das muss bewußt erreicht werden, dass die Menschen nicht, wenn sie kaum fünfzig Jahre alt sind, Greise sind, sondern dass sie innerlich seelisch von dem noch zehren können, was sie in der Jugend aufgenommen haben; dass sie einen Erfrischungsquell, einen Erfrischungstrank an dem haben können, was sie als Kind aufgenommen haben. Dann muss es aber so gegeben werden, dass es nicht bloß taugt für die Kopfentwickelung, sondern dass es taugt für die Entwickelung des ganzen menschlichen Organismus, die drei- bis viermal langsamer vor sich geht als die Kopf entwickelung. Solche Dinge einsehen heißt: dasjenige, was bei dem Naturwissenschafter und deshalb auch bei unserer Allgemeinbildung tote Begriffe sind, beleben. Unterschätzen Sie nicht die große soziale Bedeutung dessen, was damit gesagt ist. Sie könnten ja glauben, das habe nur Bedeutung da, wo die Naturwissenschaft im engeren Sinne wirkt. Das ist nicht wahr. Die Naturwissenschaft wirkt ja auf die ganze heutige Bildung, auf die ganze Breite der heutigen Menschheitsentwickelung. Diese naturwissenschaftlichen Begriffe dehnen sich aus bis in die Sonntagsblättchen hinein; und selbst derjenige, der nur aus seinem Sonntagsblättchen heraus alles dasjenige aufnimmt, was seinen Glauben heute ausmacht, den wirklichen und wahrhaftigen Glauben, den er seiner Kirche oder seinem Amte gegenüber heuchelt, der ist heute infiziert durch die Naturwissenschaft, die nur Totes liefern kann, wenn auch dieses Tote in der geistigsten Weise betrachtet werden mag. Diese Dinge müssen klar durchschaut werden." [30]

Materialistische Sozialdemokraten und Sozialisten, Leninismus und Trotzkismus wirkt zerstörend, wie man noch heute in Russland sehen kann; wenn eine Lüge existiert, die man nicht als Lüge ansieht, so ändert das nichts an der Wirkung; sie wirkt in der realen Welt als Lüge: "Aber was bildet man bei den Sozialdemokraten für eine Weltanschauung aus? Eine, die nur arbeitet mit denselben Begriffen, welche in die Maschinen hineingeheimnisst sind; eine Weltanschauung, die Anschauungen über die Welt nur ausbildet in dem Mechanischen: historischen Materialismus, materialistische Geschichtsauffassung, materialistische Auffassung des menschlichen Zusammenlebens. Sie können ja über diese Begriffe in jeder sozialistischen Zeitschrift nachlesen. Das tun ja die meisten nicht, aber das würde, um sich zu informieren, ganz nützlich sein. Diejenigen Menschen, die in die Maschinen hineingedrängt worden sind, die von morgens bis abends mit nichts anderem zu tun haben, und die, wenn sie am Abend von den Maschinen wegkommen, es wieder zu tun haben mit einer gesellschaftlichen Einrichtung, die eigentlich ein Abbild der Maschine ist, die haben eine Weltanschauung, welche die Welt so ansieht, als wenn sie eine Maschine wäre. Sie haben eine Weltanschauung ausgebildet, welche mit nichts Individuellem rechnet, welche alles über den ausgleichenden Begriff des Toten spannt. Man hat ein recht gutes, ein wahres Sprichwort: Der Tod macht alles gleich - ; aber man könnte auch sagen: Eine Weltanschauung, welche sich nur mit dem Maschinellen, dem Toten beschäftigt, macht auch alles gleich, löscht alles individuelle Dasein, alles Leben aus. - So würde alles individuelle Dasein, alles Leben ausgelöscht durch diejenige Weltanschauung, die von der Maschine her ihr Ideal nähme. Solange die Sache nicht sengerig wurde, hat man diese Dinge träumend, schlafend über sich ergehen lassen, hat sich so verhalten, dass man alle Weltanschauungsfragen abgelehnt hat und allmählich den Zusammenhang verloren hat mit all den Impulsen, die das menschliche Gemeinschaftsleben, das menschliche Erziehungsleben in verständnisvoller Weise durchdringen können. Und im Grunde genommen ist in der neueren Zeit in Weltanschauungsfragen nur da gearbeitet worden, wo man maschinelle Begriffe hatte. Auch die Wissenschaft gab ja nur maschinelle Begriffe her. Wenn Sie das Buch von Theodor Ziehen, das für die moderne Wissenschaft ein Musterbuch ist, nehmen und die Schlusskapitel lesen, so werden Sie sehen, dass er ja auch zu denjenigen gehört, welche sagen: Naturwissenschaft kann nicht zu Begriffen kommen, die Ethik, Moral, Ästhetik hergeben; aber nachher werden doch Begriffe ausgebildet, welche besagen, dass alles, was nicht Naturwissenschaft ist, nur erträumtes Zeug sei. Zwischen den Zeilen wird doch alles das, was nicht naturwissenschaftlich ist, verleumdet. Da sagt Theodor Ziehen am Schlüsse zwar noch gnädig: Begriffe wie Freiheit, wie Ethik, Moral und so weiter, die müssen ja von anderen Seiten kommen; nur den Begriff der Verantwortung, den müsste eigentlich die wirkliche Wissenschaft ablehnen. Verantwortlich könne der Mensch ebensowenig sein, wie irgendeine Blume für ihre Hässlichkeit verantwortlich gemacht werden könne. - Das ist naturwissenschaftlich absolut richtig, wenn man einseitig auf dem Boden der Naturwissenschaft steht, wenn man bloße Begriffe des Toten anwendet. Aber man wendet dann eben Begriffe an, die nicht einmal zu dem Lebendigen kommen, erst recht nicht zum Ich. ... Eine Theorie, die aus der toten Maschine heraus als soziale Weltanschauungstheorie gemacht worden ist, wirkt, wenn sie ins Leben eingeführt wird, nicht aufbauend, sondern zerstörend. Die Menschheit hat sich nicht entschlossen, dies zu begreifen; sie muss es daher am Extremsten erleben. Denn, was ist geschehen? In demjenigen Gebiete, wo einstmals Quellen ungeheurer Zukunftsimpulse aufgehen werden, im Osten, wirkt die Toten-Theorie, die Fortsetzung der maschinellen Weltanschauung in sozialen Anschauungen, im Leninismus und Trotzkismus, zerstörend. Betrachten Sie die Sache nur ganz ernst. Derjenige, der nur das Tote gelten lässt, auch im Menschen nur das Tote gelten lässt, mag er auch ein so großer Gelehrter sein wie Theodor Ziehen, wenn er über das Ich, über die Verantwortlichkeit so redet wie Theodor Ziehen, dann ist sein richtiger gesellschaftlicher Interpret nicht er selbst - der sich das nicht getraut -, sondern Lenin und Trotzkij sind diejenigen, die die richtige Konsequenz ziehen für die menschliche Gesellschaft. Was Lenin und Trotzkij ausführen, das sind die Konsequenzen desjenigen, was von der rein naturwissenschaftlichen Weltanschauung schon gepflegt wird. Weil diese naturwissenschaftliche Weltanschauung aber Kompromisse schließt mit dem, was nicht Konsequenz dieser Weltanschauung ist, nur deshalb wird sie, weil sie eben nicht die Konsequenz zieht, nicht Leninismus und Trotzkismus. Darauf kommt es aber auch an, dass die Dinge dem Sinne der Wirklichkeit nach genommen werden. Was nicht wahr ist, das wirkt als etwas Objektives. Gedanken sind Wirklichkeiten, sind nicht bloße Begriffe. Man kann nicht nur sagen: Auch wenn kein Mensch von einer Lüge etwas weiß, so wirkt sie doch als Macht. - Das ist wahr, aber noch etwas anderes ist wahr: Wenn eine Lüge existiert, die man nicht als Lüge ansieht, so ändert das nichts an der Wirkung; sie wirkt in der realen Welt als Lüge. Und sie mag noch so gut gemeint sein, sie wirkt doch als Lüge." [31]
 

9. Kosmische und menschliche Geschichte VII-IV; ohne Gedanken über die geistigen Welten, Geistige Hungerleider, mit der geistigen Welt würde die physische Welt verkümmern in der Zukunft; Geistesöde; Falsche Erziehungsprinzipien begründen Streit, Zwietracht, Disharmonie über die Erde hin


Ohne Gedanken über die geistigen Welten, Geistige Hungerleider, mit der geistigen Welt würde die physische Welt verkümmern in der Zukunft: "Denken Sie sich zwei Menschen. Der eine kümmert sich gar nicht um dasjenige, was man durch so etwas wie Geisteswissenschaft über das Leben in den geistigen Welten erfahren kann. Er macht sich nur Gedanken über das, was die Sinne darbieten und das, was die gewöhnliehe Wissenschaft lehrt; das ist aber auch nichts anderes, als was die Sinne darbieten. Und er sagt: Ich will warten, wie es mit der geistigen Welt steht, bis ich in sie eindringe. - Es sind das die, ich möchte sagen, weniger Schlimmen von einem gewissen Gesichtspunkte aus, gegenüber denjenigen, die im 19. Jahrhundert aufgetreten sind und glaubten, mit aller Kraft der Wissenschaft überhaupt eine geistige Welt leugnen zu müssen, nach dem Ausspruche, den der Dichter einen solchen Menschen tun lässt: So wahr ein Gott im Himmel ist, bin ich ein Atheist! - Ungefähr aus solcher Gesinnung heraus war ja der Atheismus des 19. Jahrhunderts zuweilen geboren, aus solchen «gedankenvollen Seeleninhalten» heraus. Aber nehmen wir einen Menschen, der sich einfach nicht einlässt darauf, hier etwas an Gedanken sich zu bilden über die geistigen Welten. Das wäre der eine Mensch. Der andere lässt sich darauf ein, sich Gedanken zu bilden über die geistige Welt. Das sind andere Gedanken als diejenigen, die man durch die Sinne aufnimmt. Nicht wahr, dass es andere Gedanken sind, ist ja nicht zu leugnen. Denn das zeigt sich schon darin: Die Gedanken, durch die nicht aufgenommen wird eine geistige Welt, die sind nach der Ansicht der meisten heute lebenden Menschen die gescheiten Gedanken, die realen Gedanken; die Gedanken, welche die Geisteswissenschaft beschreibt, sind die verrückten, die phantastischen, die tollen Gedanken und so weiter. Aber nehmen wir diese beiden Menschen. In welcher Lage sind diese beiden Menschen, wenn sie durch die Pforte des Todes geschritten sind? Derjenige, der hier keine Gedanken aufgenommen hat über die geistigen Welten, der also nichts hat durch seine Seele ziehen lassen von Gedanken über die geistigen Welten, der ist als seelisches Wesen nach dem Tode in derselben Lage wie einer, der einen physischen Organismus hat, aber nichts zu essen, der hungern muss. Denn die Gedanken, die wir uns hier machen über die geistigen Welten, sie sind die Nahrung für eine der hauptsächlichsten Kräfte, die uns bleiben nach dem Tode: für die Denkkraft. Die Denkkraft haben wir, wie wir hier die Hungerkraft haben, aber genährt werden kann diese Hungerkraft zwischen dem Tode und einer neuen Geburt gar nicht. Wir können zwischen dem Tode und einer neuen Geburt Imagination haben, Inspiration und Intuition, aber wir können nicht Gedanken als solche haben. Die müssen wir uns hier erwerben. Wir müssen eintreten in das Leben zwischen Geburt und Tod, damit wir uns hier Gedanken erwerben. Von diesen Gedanken, die wir uns hier erworben haben, zehren wir die ganze Zeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, und wir hungern nach diesen Gedanken, wenn wir sie nicht haben. Das ist der Unterschied. Ein geistiger Hungerleider zu werden, dazu ist derjenige verurteilt, der sich hier keine Gedanken machen will über die geistigen Welten. Und ein solcher, der sich zu sättigen und dadurch zu leben vermag zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, ist derjenige, den ich als zweiten angeführt habe, der sich solche Gedanken macht, wie wir sie hier treiben. Würde daher der Materialismus einzig und allein die Anschauung der Menschen werden, dann würden die Menschen, wenn ich den Ausdruck brauchen darf, in der Zukunft zwischen dem Tode und einer neuen Geburt immer mehr und mehr dem geistigen Hungertyphus verfallen. Die Folge davon wäre, dass sie durch die folgende Inkarnation verkümmert hereintreten würden in die physische Welt. Die geistige Welt würde verkümmern, und mit der geistigen Welt würde die physische Welt verkümmern in der Zukunft, die die Menschheit noch durchzumachen hat während dieser Erdenwelt. Es ist gelungen, das «Nach uns die Sintflut» zu einer gewissen Gesinnung zu machen für die ahnungslose Menschheit, die nicht weiß, worauf es ankommt. Dieser Ausspruch: Nach uns die Sintflut -, wenn er auch nicht getan wird, er liegt auf dem Grunde der Seele in einer materialistischen Zeit. Dieser Ausspruch hat gar keinen Sinn für denjenigen, der die Wirklichkeit kennt. Denn dasjenige, was die Menschheit in der Gegenwart tut, ob sie die Seelen in die geistigen Welten eintauchen will oder nicht, das ist dasjenige, was die Grundlage legt auch für die Zukunft der Entwickelung. Das Heil der Erde selber hängt davon ab, dass die Menschheit in der Gegenwart nicht davon ablässt, sich Gedanken zu machen über die geistigen Welten. Diejenigen, die in der Gegenwart leben, müssten dieses immer mehr und mehr einsehen. Denn dass der Gang der Menschheitsentwickelung geistig begriffen werde, davon hängt ungeheuer viel ab."

Genialer Naturforscher als absolut dummer Kopf: "Das rührt davon her, dass man heute ein großer, epochemachender Naturforscher sein kann, das heißt in der Lage sein kann, alles, was das materielle Geschehen und seine Erscheinungen betrifft, nach den Methoden des 19. und 20. Jahrhunderts zu entwickeln; sobald man dann aber anfängt nachzudenken über dasjenige, was in der Menschensphäre liegt, was im Menschen lebt, wenn die Menschen sozial zueinander stehen, wenn sie ethisch-sittlich miteinander leben, wenn sie politisch sich entwickeln wollen, politische Ideen entwickeln wollen, in dem Augenblick, wo man anfängt über diejenigen Dinge nachzudenken, in die das geistige Element hineinspielt, kann man, trotzdem man ein genialer Naturforscher ist, ein absolut dummer Kopf sein, denn da dient einem die Naturwissenschaft eben gar nicht."

Geistesöde: "Was geschieht mit diesem Geiste, mit dem wirklichen Geiste, der in alten Zeiten sich von selbst entwickelt hat? Ja, meine lieben Freunde, dieser Geist muss zerstäuben. Wahrhaftig, er zerstäubt. Er verbreitet sich in der geistigen Atmosphäre, er verbreitet sich in der Menschheitsaura. Und das ist etwas, was unserer heutigen Zeit immer wieder und wiederum gesagt werden muss, woran sie aber natürlich nicht glaubt aus dem einfachen Grunde, weil sie es natürlich als Phantasie ansieht, wenn man ihr sagt: Nun, da ist ein junger Feuilletonschreiber, der sich für sehr gescheit hält. Er weiß nichts von dem Geiste, aber der Geist geht in die Menschheitsaura über, er zerstäubt. Sein Geist ist trotzdem da. - Ganz imprägniert von solchem zerstäubtem Geiste ist heute die Menschheitsaura. Dieser Geist muss wieder zusammengehalten werden von den Menschen, eben durch die Stimmung, von der ich gesprochen habe. Denn wir sind heute schon hart an dem Punkte, wo ein furchtbares Übel entstehen müsste, wenn dieser zerstäubende Geist weiter und immer weiter entwickelt würde. Denn es ist ein bedeutsames Gesetz des geistigen Lebens, dass ein Geist etwas ganz anderes wird, als er ursprünglich ist, wenn er seinen Träger verlässt. Fassen Sie das nur genau auf: Ein Geist, der seinen Träger verlässt, der zerstäubt, der wird etwas ganz anderes, als wenn er von seinem Träger zusammengehalten bleibt. Er wird im wesentlichen verschlechtert, verschlimmert, er wird in ahrimanischer Art umgestaltet. Und dasjenige, was herauskommen muss, was heute noch nicht deutlich herauskommt, weil wir im Anfange dessen stehen, was furchtbar werden kann, wenn man es nicht berücksichtigt, das ist eine furchtbare Geistesöde. Die Menschen werden suchen nach etwas, das sie beschäftigt, weil sie den Geist haben zerstäuben lassen, der sie eigentlich beschäftigen sollte. Ein Suchen nach etwas, ohne dass man weiß, was man sucht, das ist etwas, was sich immer mehr verbreiten muss, wenn dem Übel nicht gesteuert wird. Wir sehen heute schon die Anfänge in mancherlei von dem, was ich auch schon erwähnt habe."

Falsche Erziehungsprinzipien begründen Streit, Zwietracht, Disharmonie über die Erde hin: "Das ist das eine: dass der Geist zerstäubt, indem er von den Menschen nicht beachtet wird, wie es so vielfach heute geschieht. Aber nur ein Teil zerstäubt, der andere bleibt zurück, der staut sich im menschlichen Organismus, aber er tritt nicht ins Bewußtsein. Er imprägniert unbewußt den Organismus. Er geht ins Blut, ins Fleisch; im Unbewußten wirkt er. Teilweise zerstäubt das, dessen sich der Mensch bewußt sein soll im Laufe seines Lebens, teilweise wird es ins Unterbewußte hinuntergetrieben. Was tut es denn in diesem Unterbewußten? Sehen wir uns noch ein bißchen genauer an, was die besondere Veranlassung ist, dass der Geist teilweise ins Unterbewußte hinuntergetrieben wird. Die Veranlassung dazu sind meist jene falschen Erziehungsprinzipien, welche bei den Kindern und jungen Menschen nach dem Altklugwerden hinarbeiten, darauf hinarbeiten, dass die Kinder möglichst wenig kindlich bleiben. Wieviel tut man sich doch heute zugute, das Kind möglichst früh zu einem eigenen Urteil zu bringen, das Kind möglichst früh in anderer Weise zu erziehen, als wie es dargestellt ist in meinem Schriftchen «Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft». Es ist notwendig, dass das Kind vor allen Dingen in bildlichen Vorstellungen lebe, dass das Verstandesmäßige so spät wie möglich an das Kind herantrete. Dafür hat man ja heute recht wenig Sinn. Schon die Kultur selbst hat dafür wenig Sinn. Aber diese Kultur soll man nicht zurückstauen wollen, reaktionär wird Geisteswissenschaft niemals werden. Sie wird selbstverständlich mit dem äußeren, materiellen Kulturfortschritt rechnen; aber dieser äußere, materielle Kulturfortschritt fordert eben gerade, dass man ein Gegengewicht schaffe. ... Aber das ist es, was der Erziehung einverleibt werden muss, um nur eines zu erwähnen: dieses sinnvolle Miterleben der Umgebung; nicht bloß verstandesmäßig die Umgebung auffassen, sondern sinnvoll miterleben, so dass man wirklich mit der ganzen Seele die Formen des Tierreiches, des Pflanzenreiches und des Mineralreiches in sich aufnimmt. Was würde man so einem vierzehn-, fünfzehnjährigen Jungen oder Mädchen für eine Wohltat tun, wenn man sie einmal auf einen Spaziergang mitnimmt und sagt: Sieh einmal diese Wolkenbildungen an! - Dann wieder auf einem nächsten Spaziergang, wo die Wolken anders gebildet sind: Nun sieh dir diese Wolken an. Präge dir das ein, so dass du ein Bild hast von diesen Formen! - Nachdem man das Kind eine Zeitlang das Ganze hat anschauen lassen, geht man zu seinem Regal und nimmt Goethes «Naturwissenschaftliche Schriften» heraus, wo er die verschiedenen Wolkenformen, wie sie ineinander und auseinander entstehen, in sinnvoller Weise darstellt. Das Kind wird das sogleich verstehen, wird sogleich in dieses lebendige, sinnvolle Vorstellen der Wolkenformen sich einleben, wird etwas Wunderbares durchmachen. Oder man lasse das Kind im Garten eine Pflanze beobachten, wie sie im Frühling, im Sommer, im Herbste ist, und lese ihm dann aus Goethes Gedichten die «Metamorphose der Pflanzen» vor. Da hat man etwas, was sinnvoll in die Natur hineinführt. Solche Dinge gehören dazu, die Stimmung des erwartungsvollen Lebens zu erzeugen, solche Dinge gehören dazu, wenn erreicht werden soll, dass nicht der Geist zurückgestaut wird und ins Blut, ins Fleisch hineingeht, sondern in entsprechender Weise im Inneren von der Seele ergriffen wird. Gewisse Dinge dürfen eben nicht im Laufe der Entwickelung ins Fleisch gehen, sondern müssen in der Seele bleiben. Was geschieht denn, wenn sie ins Fleisch, ins Blut gehen? Dann begründen sie im Unterbewußten Affekte, Leidenschaften, denen Namen gegeben werden, denen Masken gegeben werden, und die manchmal etwas ganz anderes sind als die Masken, die ihnen gegeben werden. Heute lebt so vieles - und es kommt in der menschlichen Entwickelung zum Ausdruck -, was dadurch entstanden ist, dass ins Blut, ins Fleisch übergegangen ist, was in der Seele hätte bleiben sollen. Und was wird dadurch begründet? Es begründet Streit, Zwietracht, Disharmonie über die Erde hin. ... Dass das 19. Jahrhundert einen Erziehungsfehler gemacht hat, weil es eine Übergangszeit war, weil es ins Fleisch, ins Blut hat gehen lassen, was in die Seelen hätte gehen sollen, das wird heute auf den Schlachtfeldern ausgekämpft. Das Blut, das aufgenommen hat dasjenige, was hätte in die Seelen gehen sollen, waltet heute in den wild über die Erde hinstürmenden Leidenschaften. Das macht, dass sich die Menschen nicht verstehen können. Das macht, dass die Menschen aneinander vorbeireden. Das macht, dass sie so wenig Sinn haben für das Miteinander-Empfinden, das Miteinander-Leben." [32]
 

10. Menschheitliche Entwicklungswahrheiten; Schellings Weltseele; Aristoteles; Jean Jacques Rousseau, Pascal und Lessing, historisches Denken; den Christus-Impuls, den Zusammenhang des Irdischen mit dem Kosmisch- Geistigen, schützen gegen die ahrimanischen Attacken; Jungfrau Maria, Mond unter den Füßen, die Sonne auf der Brust und über dem Haupt die sieben Sterne; Dämmerzustand des Bewußtseins; Hegel über Schleiermacher; Wie der Kantianismus das Christentum vernebelt; Henry More, «Theologia Teutsch», Luther, Ricarda Huch; Luthertum, Kant und amerikanische Theorien zur Weltentstehung im Gegensatz zur deutschen Klassik


Schellingscher Ausspruch: «Ein Ding wirkt nicht nur da, wo es ist, sondern es ist, wo es wirkt.» Auf die Auffassung solcher Dinge kommt es an. Sie können das in meinem Buche über die «Rätsel der Philosophie» nachlesen, welche Bedeutung einer solchen Anschauung, einem solchen Begriff, einer solchen Vorstellung zukommt, wenn man auf Wirklichkeit sehen will, und nicht auf vorgefaßte und an Worten klebende Meinungen."

Aristoteles unterscheidet die vegetative Seele (Ätherleib), sensitive Seele, das aesthetikon (Empfindungsleib), orektikon (Empfindungsseele), kinetikon (Verstandes-oder Gemütsseele), dianoetikon (Bewußtseinsseele): Bei Aristoteles zeigt sich überall ein richtiges Aufflackern jenes alten Wissens, das wir oftmals als ein Ergebnis des alten atavistischen Hellsehens bezeichnet haben. Wenn wir heute von dem Ätherleib des Menschen, von dem Empfindungsleib, von der Empfindungsseele, von der Verstandes- oder Gemütsseele, von der Bewußtseinsseele sprechen, so sind diese Ausdrücke geprägt für Wirklichkeiten des seelisch-geistigen Lebens, die den Menschen erst wiederum zum Bewußtsein kommen sollen. Bei Aristoteles finden sich durchaus Ausdrücke, aus denen er nicht mehr das Rechte machen kann, die aber daran erinnern, dass er sie aus jener Zeit her hat, in der man noch diese einzelnen Glieder der Seele kannte. Es ist bei Aristoteles nur abstrakt geworden. Und Franz Brentano mühte sich ab, Klarheit zu gewinnen über diese Begriffe gerade bei demjenigen Denker der alten Zeit, bei Aristoteles, bei dem, ich möchte sagen, diese Begriffe gerade aus der Entwickelungsgeschichte der Menschheit verschwinden. Aristoteles unterscheidet die vegetative Seele. Damit trifft er ungefähr dasjenige, was wir als den Ätherleib beim Menschen bezeichnen. Er unterscheidet dann die sensitive Seele, das aesthetikon, was wir als Empfindungsleib bezeichnen. Dann hat er den entsprechenden Begriff für das, was wir als Empfindungsseele bezeichnen, orektikon. Dann hat er einen entsprechenden Begriff für dasjenige, was wir als Verstandes-oder Gemütsseele bezeichnen: kinetikon, und auch für dasjenige, was wir als die Bewußtseinsseele bezeichnen: dianoetikon. Diese Begriffe sind bei Aristoteles vorhanden, es fehlt ihm nur der genaue Ausblick auf die Wirklichkeiten. Das bewirkt etwas Unklares, etwas, ich möchte sagen, Abstraktes zugleich bei Aristoteles. Das alles haftet auch dem genannten Buche des Franz Brentano an, aber es ist eben doch ein Buch, in dem noch wirkliches Denken herrscht, solches Denken, dass derjenige, der sich einmal solchem Denken hingegeben hat, wie Brentano, nicht mehr zu der törichten Anschauung kommen konnte, dass das Seelisch-Geistige etwa nur eine Funktion, ein Entwickelungsprodukt des Physisch-Leiblichen sei. Es war, ich möchte sagen, zu viel in den Begriffen, die Franz Brentano an der Hand des Aristoteles geprägt hat, um in die Unart des neueren Materialismus zu verfallen." [33]

Jean Jacques Rousseau: "Denken Sie sich einmal, es wäre ein anderer Mensch, der bekommt von einer gelehrten Körperschaft die Frage vorgelegt, ob die menschliche Kultur die Menschen glücklicher oder unglücklicher mache in ihrer Entwickelung, und dieser Mann hat, wenn auch in einer langen Abhandlung, eine Antwort gegeben, die aber genau dasselbe ist wie die Antwort dieser Zigeunerin an den Geistlichen. Und dieser Mann ist Rousseau, und die Abhandlung, in der Rousseau diese Zigeunerantwort gegeben hat, die ist ja von der Pariser Akademie der Wissenschaften preisgekrönt worden. Denken Sie, welch merkwürdiger Lebenszusammenhang: dasjenige, was seelisch ganz gleich vorhanden ist in dieser Zigeunerin, das führt Rousseau aus in einer Abhandlung, und er ist gerade durch diese Ansicht, der ungeheuer wirkungsvolle Rousseau geworden. Da haben Sie einen merkwürdigen Lebenszusammenhang. Sie finden bei Rousseau eine Gesinnung, eine Anschauung, die ganz gleich ist mit der Anschauung der Zigeunerin; nur just, dass diese Anschauung der Zigeunerin nicht von der Pariser Akademie der Wissenschaften preisgekrönt werden würde. Aber in beiden Fällen haben Sie genau dieselbe Anschauung. Die Zigeunerin hätte auch nicht gerade eine wissenschaftliche Abhandlung geschrieben; aber es ist genau dasselbe. Sie sehen, es ist etwas, wie es sich sehr häufig im Leben findet, wie man es nur nicht beachtet. Wenn man den Dingen, die man immer nur von einem Gesichtspunkte aus anschaut, nachgehen würde, und sie unter einem anderen Gesichtspunkte aufsuchte, so würde man ganz merkwürdige Berührungspunkte finden, wie hier den Berührungspunkt zwischen Rousseau und der Zigeunerin."

Unbefriedigtheiten durch schattenhafte Begriffe, Pascal und Lessing, historisches Denken: "Mit dieser für den Gegenwartsmenschen verhältnismäßig frühen Einstellung der Wechselwirkung zwischen Astralleib und Ätherleib und dadurch auch mit dem physischen Leibe, mit diesem verhältnismäßig frühen Stoppen, hängen viele Zustände, die die Seele des gegenwärtigen Menschen durchmacht, zusammen, viele Unbefriedigtheiten. In früher Jugend haben wir, in den untersten Regionen namentlich, eine rege Wechselwirkung zwischen unserem Seelischen, also dem astralischen Leibe und unserem Ätherleibe. Dann stoppt das, und wir können eigentlich, wenn wir nicht so, wie ich das letzte Mal es beschrieben habe, unsere Vorstellungen, unsere Begriffe beleben, nur schattenhafte Begriffe in uns aufnehmen. Denn, würden diese Begriffe voll lebendig sein, dann würden sie uns fortwährend lähmen. Sie würden dann so sein, wie wenn der Keim fortwährend eine Pflanze sein wollte und sich zur ganzen Pflanze auswachsen wollte. Unsere Vorstellungen und Begriffe können das nicht. Sie müssen Keime bleiben für das nächste Erdenleben, für die nächste Inkarnation. Wir wollen da, wenn wir dies nicht in unsere Erziehung, in unsere Selbstzucht aufnehmen, eigentlich immer mehr haben, als uns das Leben geben kann. Und an diesem «mehr haben wollen, als das Leben geben kann» kranken heute verhältnismäßig viele Menschen. Das Leben kann uns, wenn wir unseren Vorstellungen und unseren Empfindungen nicht durch innere Impulse solche Anregungen geben, wie ich es das letzte Mal beschrieben habe, nur solche Begriffe geben, die erst in der nächsten Inkarnation zur Reife kommen, die also schattenhaft in der gegenwärtigen Inkarnation sind. Das verspüren wir. Würden wir das recht durchschauen, dass wir den Keim für die nächste Inkarnation ausbilden, würden wir also unser Leben in einen größeren Zusammenhang hineinstellen, dann würden wir zu einer viel größeren Lebensbefriedigtheit kommen. Das ist aber notwendig, und das hängt zusammen mit etwas, was seit Pascal,und erneuert durch Lessing, immer wiederum betont worden ist. Wir suchen Wahrheit und wir fühlen: in der Wahrheit sind wir in gewissem Sinne befriedigt. Aber Lessing hat den Satz, den vor ihm schon Pascal in einer viel ausführlicheren Weise ausgesprochen hat, in schöner paradigmatischer Weise ausgesprochen, indem er sagte: Wenn Gott in der einen Hand die volle Wahrheit hätte, in der anderen Hand das Streben nach Wahrheit, so würde er das Streben nach Wahrheit wählen. - Hinter dem steckt sehr viel. Hinter dem steckt nämlich das, dass wir eigentlich inkarniert in einem Menschenleibe immer ein Gefühl haben müssen, dass wir niemals die volle Wahrheit haben. Denn wir können im Menschenleibe nur das von der Wahrheit haben - denn die Wahrheit lebt ja in Begriffen, in Vorstellungen, die vom Ich durchzogen sind -, was Keim für die folgende Inkarnation ist. Es muss also das, was als Wahrheit in uns lebt, so leben, dass es in Beweglichkeit ist, im Streben sich befindet. Bevor wir in diese Inkarnation eingetreten sind, haben wir uns unseren Ätherleib so zubereitet, dass er die Wahrheit enthielt. Aber unsere Inkarnation besteht gerade darin, dass sie die volle Wahrheit ablähmt bis zur Kopie, bis zu einem Bilde der Wahrheit, und dieses Bild ist Keim für die nächste Inkarnation. ... Und nehmen Sie die Aufgabe, die inauguriert worden ist durch Lessing in seiner «Erziehung des Menschengeschlechts», in welcher im Abendlande wiederum die Idee von den wiederholten Erdenleben auftritt. Wie springt sie da aus Lessings Denken hervor. Gewiss, auch er erinnert daran, dass es eine Lehre gewesen ist, die primitive Völkerschaften gehabt haben, aber er betrachtet die aufeinanderfolgenden Epochen der Menschheitsentwickelung, er betrachtet, wie sich eine spätere Epoche der Menschheitsentwickelung aus der früheren heraus entwickelt hat, und er versucht zu erkennen, wie das immer abgerissen würde, wenn nicht die Menschenseele selber es wäre, die von der Epoche A in die Epoche B, in die Epoche C dasjenige hinübertragen würde, was sie sich an Kräften errungen hat. Denken Sie, wenn wir als Menschenseele im grauesten Altertum der Erde gelebt haben und dann immer wieder und wiederum, dann sind wir es selber, die hinübertragen aus früheren Zeiten in die gegenwärtigen Zeiten dasjenige, was als Fäden, die durch die ganze geschichtliche Entwickelung getragen werden können, sich spinnt. Dann sind es die Menschen selber, die diese Epoche schaffen. Aus dieser historischen Anschauung, dass die Geschichte einen Sinn gewinnt, wenn die Menschen immer wiederkommen - denn es sind die Menschen, welche die Impulse aus der einen Epoche in die andere hinübertragen -, aus dieser großen historischen Betrachtung, nicht aus der einzelnen Menschenseele, wie im Orient, sondern aus geschichtlichem Überblick über die Menschheitsentwickelung springt bei Lessing der Gedanke über die wiederholten Erdenleben heraus. Ein historisches Denken, Historie, Geschichte im höchsten Sinne, das ist die Aufgabe des Abendlandes."

Den Christus-Impuls, den Zusammenhang des Irdischen mit dem Geistigen, mit dem Kosmisch- Geistigen, schützen gegen die ahrimanischen Attacken; Jungfrau Maria eins mit dem Weibe aus dem Symbol der Apokalypse, das den Mond unter den Füßen, die Sonne auf der Brust und über dem Haupt die sieben Sterne hat: "Denn was strebt Ahriman an? Er kann, nachdem nun der Christus-Impuls einmal in der Welt ist, ihn natürlich nicht wegschaffen. So stark ist er nicht. Denn der Christus ist in die Welt hereingetreten durch den Leib des Jesus von Nazareth. Wegschaffen kann er ihn nicht; was er aber kann, das ist, die menschlichen Vorstellungen in dem Intellekt so umzugestalten, dass sie nicht den Christus-Impuls erleben, sondern Masken für den Christus-Impuls, das heißt, dass sich die Menschen falsche Gestaltungen über den Christus aufstellen. Der Gefahr sind die Menschen ausgesetzt, dass sie zwar von dem Christus reden, aber jenes Bild sich von ihm entwerfen, welches Ahriman ihnen in ihrem Intellekt zubereitet. Wer heute die wahren Gestaltungen der menschlichen Geisteskultur-Entwickelung betrachten kann, der findet nicht immer wahre Gestalten da, wo die Gestalten des Christus in Bildern in die menschlichen Bewußtseine aufgenommen werden, sondern er findet heute die von Ahriman verzerrten Bilder des Christus in den menschlichen Vorstellungen. Das ist nicht immer der Christus, was diese oder jene Christus-Anhänger den Christus nennen. Und damit Ahriman seine Ziele erreicht, verdüstert, verwirrt er in vieler Beziehung den menschlichen Intellekt. Er verwirrt ihn auch an denjenigen Stellen, bei denen sich die Menschen oftmals Rat holen. Da kann man dann sehr merkwürdige Erfahrungen machen. Machen Sie die Erfahrungen, die zu machen sind, zum Beispiel wenn man einen katholischen Theologen nach seiner wahren Meinung über die Jungfrau Maria fragt. Gewiss, die meisten werden überhaupt nichts wissen, als was ihnen eingetrichtert ist; aber darauf kommt es nicht an. Einige aber gibt es, die über das Eingetrichterte sich theologische Kenntnisse erworben haben. Bei denen wird man überall einen merkwürdigen Zusammenklang finden zwischen dem Bilde des irdischen Weibes der Maria und dem kosmischen Bilde der himmlischen Kirche, denn für den wirklichen katholischen Theologen ist die Jungfrau Maria eins mit dem Weibe aus dem Symbol der Apokalypse, das den Mond unter den Füßen, die Sonne auf der Brust und über dem Haupt die sieben Sterne hat. Die kosmische Bedeutung ist nicht zu denken, ohne sich auszuleben in einer irdischen Realität. Ich konnte Ihnen aus der katholischen Literatur Schriften bringen, die beweisen, dass jetzt noch katholische Theologen schreiben: Die Jungfrau Maria ist gleich dem Sonnenweibe, das den Mond unter den Füßen und die Sterne über dem Haupte hat. - Also hier besteht durchaus noch der Zusammenhang des Irdischen mit dem Geistigen, mit dem Kosmisch- Geistigen. Aber immer mehr und mehr schwindet das Kosmische durch Ahrimans Gewalt. Und wie schwindet es aus den Christus-Vorstellungen! Wie wenig ist heute Neigung vorhanden, den Christus als den großen kosmischen Geist zu erkennen, der aus kosmischen Höhen heruntergestiegen ist in den irdischen Menschenleib des Jesus von Nazareth, um darinnen zu wohnen! Der Anerkennung dessen sind heute viele Menschen abgeneigt, welche glauben, dass es gerade recht christlich ist, in den Christus-Begriff recht wenig Kosmisches hineinzubringen. Das wäre für einen Theologen des vierzehnten Jahrhunderts noch ganz unmöglich gewesen. Dass die Geschichte dieses nicht darstellt, das beruht nur darauf, dass die Geschichte selbst in vieler Beziehung eine Fälschung ist. Alles Interesse Ahrimans ist darauf gerichtet, die Menschen von dem Geistigen abzulenken und hinzulenken auf das Materielle, das zwar auch ein Geistiges ist, aber ein in der Erde verborgenes. Und gar mancherlei Finten und Listen gebraucht Ahriman, um die Menschen möglichst davon abzubringen, irgend etwas Kosmisches in die Christuspersönlichkeit hineinzubringen. Man kann ja heute sogar schon - besonders in sozialdemokratischen Schriften ist das gar nicht selten - ein merkwürdiges ahrimanisches Christus-Bild finden, welches alles Überirdisch- Geistigen entkleidet ist, das nur rein menschlich sein soll, gar nicht zu reden von den Malern, die alles Mögliche getan haben, um das Kosmische aus der Christus-Gestalt herauszuexpedieren. Ich habe vor
vielen Jahren hier in Berlin einmal eine Ausstellung von Christus- Bildern gesehen, eines neben dem anderen. Ich habe den Katalog heute noch, worin ich mir meine Anmerkungen machte: ein ahrimanisches Christus-Bild neben dem anderen!"

Wenn das Unterbewußte verkehrte Wege geht und zur Haltlosigkeit führt: "Aber eine Kraft, die eigentlich angewendet werden soll und nicht angewendet wird, erzeugt etwas Krankhaftes. Nun wird man nicht nur aus einem Mangel krank, sondern man kann auch aus einem Überschuss krank werden. Zahlreiche Menschen, die heute schwach sind, sind in Wirklichkeit heute stark. Lassen Sie mich das Paradoxon aussprechen: Zahlreiche dieser Menschen sind heute innerlich stark. Manche Menschen, die ganz schwach herumgehen, unbefriedigt in ihrer Seele und nicht wissen, wie sie, sagen wir, «in Harmonie mit dem Unendlichen» kommen sollen, sind eigentlich unterbewußt stark; aber weil sie das, was unterbewußt stark in ihnen ist, nicht ins Bewußtsein heraufbringen können, weil sie nicht wissen, was da unten kraftet und strebt, so nimmt dieses Unterbewußte verkehrte Wege und führt sie zur Haltlosigkeit. Geisteswissenschaft will nichts anderes als das Zum-Bewußtsein-Bringen desjenigen, was in dem gegenwärtigen Menschen streben und kraften will, was ins Bewußtsein heraufkommen will. Und ins Bewußtsein heraufkommen will vor allen Dingen ein richtiges Verständnis, ein genügendes Verständnis für das Mysterium von Golgatha. Das tritt einem heute manchmal in merkwürdiger Art entgegen." [34]

Dämmerzustand des Bewußtseins; Hegel über Schleiermacher: "Nun hat er auf der einen Seite das Mysterium der Scheu, auf der anderen Seite das Mysterium des Faszinierens; daraus setzt er das religiöse Leben zusammen. Es finden sich nun selbstverständlich heute Kritiker, welche das als den besonderen Fortschritt der Menschheit auf diesem Gebiete empfehlen, dass nun die theologische Betrachtung endlich davon abkomme, von geistigen Wesenheiten zu sprechen, dass sie nicht mehr von dem Rationalen, sondern von dem Irrationalen spreche, von dem Mysterium des Faszinierens und von dem Mysterium der Scheu, von dem zweifachen Sichhinwenden auf ein Unbekanntes. Es wird ja bestimmt das Buch des Breslauer Universitätsprofessors Otto: «Über das Heilige» ein sehr berühmtes Buch in der Gegenwart werden, dieses Buch über das Heilige, welches das ganze religiöse Leben entrationalisieren will, aber nicht nur dies, sondern auch entkonkretisieren und alles bestimmte Fühlen ausmerzen will, auf der einen Seite aus der Scheu vor dem Unbekannten und auf der anderen Seite aus dem Erfülltsein von dem Fasziniertsein durch das Unbekannte. Diese ganze Betrachtung des religiösen Lebens wird besonderes Aufsehen machen. Man wird sagen: Endlich sind wir über die alte Art hinaus, etwas über die geistige Welt aussagen zu wollen. Wer etwas über Anthroposophie kennt, der muss verstehen, was in einem solchen Falle vorliegt, dass hier ein Dämmerzustand des Bewußtseins bei dem betreffenden Gelehrten vorliegt. Solche Dämmerzustände kennt man. Philologen wie Naturforscher kommen sehr häufig in solche Zustände, wenn sie nur auf einem engbegrenzten Gebiet forschen, und dann haben Ahriman und Luzifer den Zugang zu ihnen. Warum sollte nicht Ahriman einen solchen Forscher davon abhalten, auf die geistige Welt hinzublicken und ihn einlullen in das Gefühl des Mysterium tremendum, des Mysteriums der Furcht? Warum sollte nicht Luzifer ihn einlullen in das Gefühl des Mysterium «fascinosum»? Einzig und allein das Aufgeklärtsein darüber, welche Rollen Ahriman und Luzifer spielen, ist es, was zum Gedeihen führen kann, sonst plätschert man in dem Unbestimmten des Gefühles herum. Das Gefühl ist ganz gewiss ein mächtiges Lebenselement, und der Intellektualismus darf nicht das Gefühlsleben unterdrücken, aber etwas anderes ist es, wenn ein unbestimmtes Plätschern im Gefühlsleben jedes konkrete Ausblicken auf die geistige Welt hinwegdämmern will. Da muss man immer wieder an einen Ausspruch Hegels erinnern, wenn es auch ein theoretisch zynischer  Ausspruch von ihm war, auf Schleiermachers berühmte Definition: das Religiöse läge im absoluten Abhängigkeitsgefühl, im Abhängigkeitsgefühl schlechthin. - Eine solche Definition ist ja nicht falsch, aber darum handelt es sich nicht. Hegel, der die Menschenseele auf das Konkrete in der Welt hinlenken wollte und nicht auf das Abhängigkeitsgefühl, meinte: Wenn das Abhängigkeitsgefühl das beste religiöse Gefühl ausmacht, dann ist der Hund der beste Christ. - So meint Hegel. Und wenn das Mysterium der Scheu wirklich Bedingung wäre für ein gewisses inneres Erleben, dann brauchte man nur tollwütig zu werden, brauchte nur wasserscheu zu werden, und würde das intensivste Gefühl für das Mysterium der Scheu entwickeln."

Wie der Kantianismus das Christentum vernebelt: "Man kann nicht von der naturwissenschaftlichen Denkweise aus zum Christus-Geist kommen. So lange daher der Kantianismus, der durchaus als Philosophie ein vorchristlicher Standpunkt ist, irgendwie herrscht, wird die Philosophie immer mehr das Christentum vernebeln. Da kann nur unrichtiges, verlogenes Christentum in die Philosophie hineinkommen, wenn der Kantianismus als erkenntnistheoretische Grundlage herrscht." [35]

Scholastiker des Mittelalters, Thomas von Aquin: "Es ist auf der einen Seite, man möchte schon sagen, ein merkwürdiges Schauspiel, wenn die modernen Philosophen in ihren Schriften und Vorträgen immer wieder und wieder über die Scholastiker des Mittelalters sich ergehen und sich nicht genug tun können darüber, wie weit sie über all das vorurteilsvolle, aber auch pedantische kleinliche Begriffszeug der Scholastiker hinaus sind. Die Wahrheit ist aber die, dass die modernen Philosophen der Scholastik gegenüber unendlich naiv sind, sie überhaupt ganz falsch verstehen. Denn bedenken Sie: In der Zeit der Scholastiker, während des Thomismus' und so weiter, war auch der, welcher als Philosoph wirkte, wenn er seine Begriffe in feiner Begriffskunst ausprägte, im Zusammenhange mit der geistigen Welt. Man kann zum Beispiel bei Thomas von Aquino im dreizehnten Jahrhundert nicht sagen, was in seinen Büchern steht, sei auf eine solche Art gewonnen, wie heute Begriffe und Vorstellungen gewonnen werden. Das wäre falsch vorgestellt. Sondern was in seinen Büchern steht, müssen Sie sich so vorstellen, dass ihn fortwährend ein Geist aus der Hierarchie der Angeloi dazu inspiriert, und dass er dasjenige niederschreibt, was aus dem Bewußtsein eines höheren Geistes kommt. In der heutigen Zeit erscheint es für einen Philosophen geradezu als etwas Greuliches, wenn man ihm zumuten wollte, dass er sich nun hinsetzen sollte, warten, bis sein Engel ihn inspiriert, um dann dasjenige niederzuschreiben, was er dadurch der Menschheit sagen kann, dass gewissermaßen sein Engel neben ihm sitzt, und er der Verkündiger und Bote desjenigen ist, was der Engel verkündet, was es als eine höhere Welt gibt, was er für die physische Welt offenbaren lässt durch den Mund eines physischen Menschen. Aber nur auf diese Weise kann man alles Entstehende, alles Werdende begreifen. Und ich sage jetzt etwas außerordentlich Bedeutsames und Wichtiges und wäre sehr glücklich, wenn Sie dieses Wichtige so recht ins Auge fassen würden: Nur auf die Weise, dass man zuhört, geistig, wie das einen inspiriert oder Imaginationen spendet, kann man über Werden, über Entstehen reden. Mit unserem jetzigen Bewußtsein seit dem sechzehnten, siebzehnten, besonders aber seit dem achtzehnten Jahrhundert, hängen wir überhaupt mit dem Werden nicht zusammen." [36]

Henry More, «Theologia Teutsch», Luther, Ricarda Huch: "Im siebzehnten Jahrhundert lebte in England ein wenig bekannter Philosoph, Henry More. Dieser Mann, der im Anfang des siebzehnten Jahrhunderts, im Jahre 1614, geboren ist, muss uns, wenn wir sein äußeres Leben betrachten, einfach wie der leibhaftige Beweis dafür erscheinen, dass die Menschen ihre Individualität nicht durch Vererbung ausbilden, sondern dadurch, dass sie die Eigenschaften, die nicht in ihren Eltern und Voreltern allein liegen, die Eigenschaften ihres vorigen Erdenlebens mitbringen. Die Eltern und Voreltern dieses Henry More waren orthodoxe Calvinisten, und als ganz kleiner Knabe bekämpfte More bereits die starre Prädestinationslehre, Vorbestimmungslehre Zwingiis, wies sie streng ab, ohne dass irgend jemand in seiner Umgebung gewesen wäre, der das Gegenteil dieser starren Vorbestimmungslehre Calvins und Zwingiis behauptet hätte. Aber Henry More hatte noch etwas anderes als Eigentümlichkeit: Wenn man seine Schriften, die sehr interessant sind, studiert, so findet man das Merkwürdige, dass er von der inneren Gegenwart der geistigen Welt im menschlichen Bewußtsein ganz anders spricht, als man dies bei späteren Leuten findet. Er weiß, auch noch als Philosoph des siebzehnten Jahrhunderts, dass der Mensch dadurch allein, dass er ein fruchtbareres Bewußtsein als das gewöhnliche Bewußtsein für das Sterben der Welt hat, mit dem wirklichen Wesenhaften zusammenkommt, das sich über das Werden, über das Entstehen im inspirierten Bewußtsein ausspricht und dadurch in die Lage kommt, über Werden und Entstehen etwas zu wissen, während man sonst nur etwas wüßte über alles, was innerhalb des Daseins immer mit dem Vergehenden zusammenhängt. Die Nuance des Vergehens nimmt man durch das heutige Bewußtsein überall wahr. Aber ganz ausgesprochen ist es schon bei Henry More nicht, dass er mit geistigen Wesenheiten verkehrt hat. Er konnte den Verkehr mit geistigen Wesenheiten nicht mehr ganz in seine Vorstellungsmasse hereinbekommen. Die Vorstellungsmassen reißen ab. Wie ein Traum, den wir in der Nacht träumen, beim Aufwachen abreißt, so dass wir ihn nicht behalten, sondern ihn wieder vergessen, so konnte er die Vorstellung, dass ihm die geistigen Wesenheiten begegnet waren, nicht ins Bewußtsein hereinbringen. Er hatte nur ein abgedämpftes Bewußtsein davon, dass die geistigen Wesenheiten in seinem Seelischen auflebten; aber die Wirkungen dieser Teilnahme der Seele an der geistigen Welt waren in ihm vorhanden. Sehr interessant ist bei Henry More ein Satz, der uns ja sehr geläufig ist, den wir öfters gehört haben, der Satz: Man muss, wenn man zu einer gewissen höheren Erkenntnis kommen will, lernen, sich selbst als ganzer Mensch so anzusehen, dass man ein Glied eines höheren Organismus ist. Wie der Daumen ein Glied an unserer Hand ist, und wie er sein Dasein verliert, wenn man ihn von der Hand abschneidet, so ist auch der Mensch nichts, wenn er herausgerissen ist aus einem gewissen organischen Zusammenhang mit dem Kosmos; nur dass es beim Daumen auffälliger ist als beim Menschen. Könnte aber der Daumen an unserem Körper spazieren gehen, so würde er sich wohl auch der Illusion hingeben, er wäre ein selbständiger Organismus. Die Erde als solche ist zwar für den Menschen da, aber gleich in der nächstangrenzenden höheren Welt ist der Mensch ein Glied des großen Erdenorganismus, kann sich nicht von ihm losreißen, so wenig wie der Daumen sich von der Hand losreißen kann. Und diesen Satz, den wir oft erwähnen, um im Menschen den törichten Egoismus zu bekämpfen, der eine so große Rolle spielt, finden wir, wie in der Seele plötzlich auftretend, bei Henry More. Warum? Weil er mit der geistigen Welt so verkehrte, dass er sie zwar nicht sich vorstellungsgemäß zum Bewußtsein bringen kann, aber wie bei einem Traum, an den man sich noch erinnern kann, das Wissen hat von dem lebendigen Leben des Menschen mit dem Ganzen des Kosmos. Wenn man herauszubekommen versucht, was Henry More getan hat, um das auszubilden, was in seiner Seele recht schön veranlagt war, dann findet man, dass er ganz besonders tiefe Eindrücke von einem gewissen Büchelchen bekommen hat, das auch auf einen anderen Mann einen großen Eindruck gemacht hat, der es deshalb dem deutschen Volke in einem größeren Kreise geschenkt hat: ich meine die «Theologia Teutsch» von einem Frankfurter. - Ich habe in meiner Schrift über die Mystik auch darüber gesprochen. - Luther hat sie wieder herausgegeben. Henry More war ein Student der Theologia Teutsch. Lesen Sie, was ich in meinem Buche über die Mystik darüber gesagt habe. Die Frage wird jetzt vielleicht vor Ihre Seele hin treten: Was liegt da eigentlich vor, dass im dreizehnten, vierzehnten, fünfzehnten, sechzehnten und noch im siebzehnten Jahrhundert Menschen auftreten, welche von einem unmittelbaren Verkehr mit der geistigen Welt wissen? Was vorliegt, ist dies: die, welche in diesen Jahrhunderten am meisten von dem Zusammenhange des Menschen mit der geistigen Welt wissen, sie waren, wenn auch nicht in der letzten, so doch in der Regel in der vorletzten Inkarnation auf der Erde in der Zeit vorhanden, in welcher das Christentum in den Geheimschulen, in den Mysterien gerade vorbereitet worden ist. Daher werden wir sagen können: So ähnliche Geister wie Henry More waren in einem Leben in den  Jahrhunderten vor dem Mysterium von Golgatha vorhanden, hatten dann ein Zwischenleben im siebenten, achten, neunten Jahrhundert; diese Zwischeninkarnation hat ihnen aber weniger gegeben, als ihnen dasjenige an Eindrücken gegeben hat, was bei ihren früheren Inkarnationen aus jenen Mysterien kommen konnte, welche vor dem Mysterium von Golgatha da waren, aber dieses durch ihge Lehren vorbereiteten. Das saß viel tiefer und intensiver in den Seelen. Daher manches so tiefe Wort, das gerade in dieser Zeit über das Christentum gesagt wird. Aus dem Verkehr mit der geistigen Welt schöpfen diese Menschen über eine Entstehung der Welt eine Erkenntnis, die vom siebzehnten Jahrhundert an nicht mehr geschöpft werden konnte. Von da an kann man ja immer mehr nur die äußere Historie heranziehen; die enthält aber nur das Vergehende. Da bedarf es dann wieder der Geisteswissenschaft, um die Erkenntnis des Entstehenden wiederzubringen. Wie das Christentum in den großen tragischen Jahrhunderten, wie es damals mehr als ein halbes Jahrtausend vorbereitet wurde, das machte auf diese Geister einen ungeheueren, einen tiefen Eindruck, und sie behielten davon eigentlich nur einen Gemütsimpuls, den sie in Vorstellungen zu bringen vermochten. Den aber drückten sie aus. Es ist sehr bedeutsam, gerade von diesem Gesichtspunkte aus einmal die Zeit vom vierzehnten bis siebzehnten Jahrhundert in der europäischen Geistesentwickelung an seiner Seele vorüberziehen zu lassen, einmal zu sehen, wie heute manchmal ganz fremde, weil sehr vergeistigte, aus geistiger Erfahrung stammende Vorstellungen auch über das Christentum und über die Bibel in diesen Zeiten zu finden sind. Es ist schon für den heutigen Menschen außerordentlich interessant, den Blick auf das zu werfen, was in dieser Zeit das eigentlich Bedeutsame ist. Denn diese Zeit, von der ich da spreche, die Zeit vom vierzehnten bis zum siebzehnten Jahrhundert, ist wie die Zeit einer gewaltigen Rückschau. In der Seele sind noch die Kräfte vorhanden, durch welche das in ihr heraufziehen kann, was in der geistigen Welt wogt und webt. Und recht versenken wir uns in die Geister der damaligen Zeit, wenn wir diesen rückschauenden Charakter des Bewußtseins nicht vergessen, indem wir diese Geister ins Auge fassen. Dass man dies, was ich jetzt sage, ins Auge fasse, ist vor allen Dingen nötig, wenn man zum Beispiel Luther verstehen will. Es ist in der letzten Zeit ein immerhin ganz interessantes Buch von Ricarda Huch erschienen, «Luthers Glaube»; deshalb ein sehr interessantes Buch, weil es doch aus einer gewissen Vertiefung des gegenwärtigen Bewußtseins heraus immerhin geschrieben ist, und nur auf der anderen Seite in vieler Beziehung ein höchst unbehagliches, weil innerlich ungenügendes Buch ist. Mit Bezug darauf ist dann im Juli-Heft der Zeitschrift «Nord und Süd» ein Aufsatz erschienen, der da hieß: «Ricarda Huch und der Teufel» -, und in dem darauf aufmerksam gemacht wird, wie es die heutige Zeit nötig hat, auf das hinzublicken, was geistig lebt in dem Bewußtsein der Menschen in einer Art, wie es das unmittelbare Bewußtsein der Gegenwart gar nicht mehr zu verstehen in der Lage ist. Deshalb ist es interessant, bei Ricarda Huch ganz besonders den Dämonenglauben, den Teufelsglauben Martin Luthers ins Auge zu fassen. Sie möchte diesem Teufelsglauben Luthers gerecht werden, sie möchte nicht mit denjenigen Menschen gehen, die heute im landläufigen Sinne  darüber reden, denn die Menschen sind heute sehr feig, und wenn sie Stellung zu nehmen haben zu einem Buche, das vom Teufelsglauben Luthers handeln will, so sagen sie wohl: Luther war gewiss ein großer Mann, aber dass er von dem Teufel gesprochen und an ihn geglaubt hat, das rührt eben von den Schwächen seiner Zeit her, da hat er den Aberglauben seiner Zeit geteilt. ... niemand kann Luther recht verstehen, der nicht weiß, dass die Bewußtseinserfassung dessen, was man aus dem Geiste seiner Zeit heraus den Teufel nennt, wir nennen es heute Ahriman und Luzifer, für ihn wirkliche geistige Erlebnisse sind, nicht bloß an der einen Stelle auf der Wartburg, sondern überall, wo Luther von diesen Dingen spricht. Suchen Sie nur einmal diese Dinge im Zusammenhange aufzufassen, Sie können nicht anders, als zu der Überzeugung kommen: So spricht nur ein Mensch von dem Teufel, der ihn gesehen hat, der ihn geschaut hat, und der da weiß: «Den Teufel spürt das Völkchen nie, und wenn er sie beim Kragen hätte.» Ricarda Huch polemisiert in außerordentlicher theoretischer Gutwilligkeit gegen diesen Dessoirismus, ich meine, gegen dieses Professorentum, das so gescheit ist, dass es weiß: den Teufel gibt es nicht, also ist der Luther doch ein abergläubischer Mensch ganz im Stile seiner Zeit gewesen; das müsse man dem großen Manne entschuldigen und verzeihen. Ricarda Huch geht nicht mit denjenigen, die so von oben herab über die großen Geister der Vorzeit urteilen. Aber Ricarda Huch weiß offenbar aus eigener Anschauung nichts darüber, wie der Teufel ausschaut. Sie glaubt an den Teufel, obwohl sie ihn nie geschaut hat. Wie glaubt sie an den Teufel? So glaubt sie an ihn, dass sie weiß, dass gewisse Dinge offenbar nicht aus naturwissenschaftlichen Tatsachen kommen, nicht aus menschlicher Physiologie, sondern vom Teufel kommen. Aber nun glaubt sie Luther doch etwas entschuldigen zu müssen. Sie sagt: Man solle sich nur nicht vorstellen, wenn man von Luther als einem abergläubischen Menschen spricht, dass Luther geglaubt habe, dass der Teufel so mit Hörnern und mit einem Schwanz auf der Straße herumgehe. Auch für sie ist die Zusammenfassung der Merkmale gewisser übler Triebe das, was sie den Teufel nennt, der als dummer Teufel, als stolzer Teufel und als lügnerischer Teufel auftritt. Sie redet von Abstraktionen, redet von Begriffen und glaubt, Luther hätte auch das getan, weil äußerlich das, was Ricarda Huch für ein bloßes Bild hält, von Luther auch gebraucht wird. Aber Luther muss dieses Bild gebrauchen, weil man sich nur dadurch über das ausdrücken kann, was man in der geistigen Welt erfährt. Luther hatte aber einen vollen Umgang mit dem Teufel. Er musste ihn kennenlernen durch die Seelenkämpfe, die man erleben muss, wenn man dem Teufel Aug' in Auge gegenübersteht. Und was er da erlebte, das fasste er in Bilder, wie man das, was man sonst erlebt, in Worte fasst. ... Es hat einmal jemand ein Buch geschrieben, in welchem alle Widersprüche, die sich bei Luther in seinen verschiedenen Schriften finden, zusammengefaßt sind. Es gibt ein solches Buch, in dem man die Widersprüche in den Lutherschen Schriften finden kann. Luther hat das Buch selbst noch gelesen, und er hat darauf eine Antwort geschrieben, die in einem Briefe an Melanchthon enthalten ist. Er meint da: Solch ein Esel redet nur deshalb von Widersprüchen, weil er weder das eine noch das andere Teil vom Widerspruche versteht, und er versteht auch nicht, dass man einen, der dabei auch ein Fürst ist, verehren und zu gleicher Zeit vom Teufel sprechen kann und sich gegen ihn auflehnen. - Die Stelle, wo Luther in seinem Briefe an Melanchthon darüber redet, ist sehr interessant; es spricht sich darin seine Stellung seiner Zeit gegenüber aus. Er gebraucht ja auch noch andere Ausdrücke, welche heute manchmal nicht wiederholt werden können, die aber vollständig verständlich sind und nicht, wie die Literarhistoriker sagen, aus der Zeit heraus nur zu begreifen sind, sondern die vollständig verständlich sind aus dem Umgang mit der geistigen Welt, wie Luther ihn hatte. Wer Luthers Ausdrücke zynisch oder frivol nennt, der tut dies nur aus seiner eigenen Frivolität oder seinem eigenen Zynismus heraus. Worauf es ankommt, das ist, dass man aus solchen Dingen einmal erkennt, dass sich zwar Einzelnes wiederholt, aber das Große wiederholt sich nicht. Der Unfug wiederholt sich, denn der ist der Zeit unterworfen. Das Große wiederholt sich nicht. Und auch zur Scholastik werden sich die Menschen erst wieder stellen können, wenn sie an der Scholastik wieder studieren werden, wie ein anderes, feineres, besonders feiner ausgegliedertes Denken möglich ist, als man es heute pflegt. Und besonders ein solcher Geist, wie er in Luther aufgetaucht ist, kann sich nicht wiederholen. Er muss als historische Erscheinung, unmittelbar wie er dasteht, genommen werden. Falsch ist es zu glauben, dass irgend jemand Luther nachleben kann. Sondern worauf es ankommt, ist, dass man sich in ihn vertieft, dass man versucht, an seiner historischen Persönlichkeit zu studieren, was sich da einmal abgespielt hat, wie nicht nur diese eine Individualität Luther, die in jenen vorbereitenden Mysterien vor dem Christentum zu finden ist, nachher in einer anderen Inkarnation gelebt hat und dann später als Luther erschienen ist, da ist, sondern dass sich in der Tat der ganze Entwickelungs- und Gesetzesgang der Menschheit in dieser einen Erscheinung ausspricht."

Luthertum, Kant und amerikanische Theorien zur Weltentstehung im Gegensatz zur deutschen Klassik: "So sehen wir denn, während in der angedeuteten Weise das Luthertum ganz besonders die Impulse dieses fünften Zeitraumes trifft, dass auf der anderen Seite andere Strömungen sich geltend machen. Für uns ist die wichtigste die, welche in der deutschen Klassik heraufkommt: von Lessing zu Herder - den man auch dazuzählen kann -, Schiller, Goethe und anderen. Wir haben dabei die merkwürdige Erscheinung, dass wir in Kant einen ganz lutherischen Philosophen haben; denn bis in die intimste Intimität seiner Begriffe hinein ist Kant lutherisch. Schiller möchte gerne Kantianer sein, kann es aber nicht; denn es gibt philosophisch nichts, was so aus dem bloßen Luthertum herausstrebt wie zum Beispiel Schillers «Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen». Diese Briefe - sie sind heute nur viel zu wenig gewürdigt - bilden gewissermaßen einen Höhepunkt der anderen Strömung, wie wiederum ein Höhepunkt der anderen Strömung Goethes «Faust» ist, mit einem Protest, der sich darin ausspricht, nicht bloß die Bibel, sondern die Natur zu nehmen und so die Menschenseele durch eigene Erkraftung den Weg in die geistige Welt nehmen zu lassen. Die Schlussszenen des «Faust» stehen daher im vollen Gegensatz zum Luthertum. Nur die künstliche Konstruktion würde Schillers ästhetische Briefe, Goethes «Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie», oder die Schlussszenen des «Faust» in eine verwandtschaftliche Beziehung zum Luthertum bringen. Das strebt wieder durch innere Opposition gegen das Naturwissenschaftliche, die menschliche Seele so zu erkraften, dass diese durch ihre eigenen Kräfte den Zusammenhang mit der geistigen Welt finden kann. Daher setzt das sechzehnte Jahrhundert den gewaltigen Vorstellungen, die sich an Luther anknüpfen, die anderen Vorstellungen entgegen, die damals noch nicht aufkommen können, die dann gewissermaßen noch als den Gegensatz des Guten repräsentierend da sind, setzt die Vorstellungen vom «Faust» hin. Luther hat die Menschen des fünften nachatlantischen Zeitalters ins Auge gefasst: diese Menschheit, die den Teufel nicht anerkennen will, den Luther so gut kannte, aber die ganz besessen ist von der ahrimanischen Dämonie, also von dem, was Luther den Teufel nennt. Luther hat diese Menschheit vor sich, und es ist eigentlich nicht sonderbar, dass jemand, der sich heute wiederum intimer mit Luther befasst hat, gerade darauf einen so großen Wert legt, dass Luther in so unmittelbarer Weise die geistige Welt mit dem teuflischen Inhalt kannte. ... Sehen wir einmal in die Seele Goethes hinein, wie sie sich zum Faust stellte. Goethe hatte ja auch seine Empfindung von den Menschen des fünften nachatlantischen Kulturzeitraumes. Er wußte von den intimen Beziehungen der Menschen dieses Zeitraumes zum Teufel; denn der Teufel, die ahrimanisdien Mächte, sind immer da, wenn man nur das Bewußtsein auf die Materie beschränkt. Das bedeutet für sie das Tor, durch das sie Einlass finden. Wird das Bewußtsein auf die Materie beschränkt, wird es ganz ins Unternormale hinuntergedrängt, wird ein organisch-dämmerhaftes Bewußtsein erzeugt, oder ein aufgeregtes, wo der Mensch ganz der Materie hingegeben ist, oder ein närrisches Bewußtsein, dann hat Ahriman erst recht den Zugang zu ihm. Goethe aber weiß, dass im allgemeinen die ahrimanischen Mächte da sind. Seiner ganzen Natur nach kann er aber die ahrimanischen Mächte nicht als das hinstellen, was man zu scheuen hätte oder was man abzuweisen hätte. Er kann ihnen gegenüber nicht bloß auf den im äußeren materiellen Dasein lebenden Glauben Rücksicht nehmen. Nein, er muss das, was er für seinen Faust erreichen will, aus dem lebendigen Umgang mit dem Teufel herausholen; das heißt, der Teufel muss seine Kraft hergeben, er muss besiegt werden. Das ist dem Kampf des Faust mit dem Teufel, mit den ahrimanischen bösen Geistern, mit Mephistopheles zugrunde liegend. Wir haben dann Schiller, der Kantianer sein möchte, und es nicht kann, und der in seinen «Briefen über die ästhetische Erziehung des Menschen» unterscheidet in dem Menschen zwischen dem bloßen Trieb, der, im Sinne des Luthertums, aus der sinnlichen Natur kommt, und dem sich durch die Sinnlichkeit offenbarenden Geist. Wenn man ehrlich Lutheraner sein soll, würde man sagen: Der Mensch ist diesem Trieb verfallen, er kann sich nicht aus eigener Kraft aus sich erheben. Aus diesem Triebe sich erheben kann er nur durch den Glauben, und dann kann er sich durch den außer ihm befindlichen Christus als gereinigt und erlöst betrachten. - Schiller sagt: Nein, das andere ist noch in dem Menschen, der Trieb der Freiheit, die Kraft der Geistigkeit, die imstande sind, im Menschen den bloßen Trieb der Notdurft, den Trieb der Sinnlichkeit zu veredeln. - Und Schiller unterscheidet daher die durch den Geist veredelte Sinnlichkeit und den durch die Sinnlichkeit offenbar werdenden Geist, indem er den Menschen hinstellt, der zwar durch die Materie abgetrennt ist vom geistigen Dasein, der aber durch die Umwandelung, durch die innere Alchimie der Materie, das heißt des Sinnendaseins, zum Geiste  hinstrebt. ... Goethe stellt in äußerer dramatischer Form diese Überwindung der im äußeren Sinnessein wirkenden ahrimanischen Mächte dar. Oh, es tut einem in der Seele weh, wenn man das Große sieht, das in der abendländischen Kultur hervorgegangen ist aus Schillers Briefen über die ästhetische Erziehung, was hätte hervorgehen können - wenn es auch bis jetzt nicht so hervorgegangen ist, wie es hätte können - aus den großen Impulsen, die in Goethes «Faust» liegen. Wenn man die Anregungen zur Spiritualität ins Auge fasst, welche darin liegen, wenn man sie voll kennt - und wenn man dann sehen muss, wie unsere Zeitgenossen die Schulung ihrer Spiritualität immer wieder und wieder in den abgeschmacktesten amerikanischen Harmonien mit dem Weltenall und ähnlichem solchem Zeug gesucht haben!" [37]
 

11. Weltenleben I; Zeitverhältnisse in der übersinnlichen Welt; Shakespeare war der wirklichen Urstofflichkeit näher, als unsere Physiker mit ihrer grobklotzigen atomistische Welt; Rabindranath Tagore; alte Erkenntnistheorien bei Plato und Aristoteles; Ureinwohner in Europa


Zeitverhältnisse in der übersinnlichen Welt; Einfluss der verstorbenen Kinder: "Dort ist das wahr, was in einer merkwürdigen Intuition Richard Wagner in dem Satz ausgesprochen hat: Die Zeit wird zum Räume. - Es wird wirklich in der übersinnlichen Welt die Zeit zum Räume, so wie ein Raumpunkt dort ist, ein anderer dort. Also ist die Zeit nicht vergangen, sondern ein Raumpunkt ist nur in einer größeren oder geringeren Entfernung. Die Zeit wird wirklich übersinnlich zum Räume. Und der Tote spricht nur die Antworten, indem er etwas weiter von uns absteht. Das ist natürlich wieder ungewohnt. Aber das Vergangene ist nicht vergangen in der übersinnlichen Welt; das ist da, es bleibt da. Und mit Bezug auf das Gegenwärtige handelt es sich nur um das Sich-Gegenüberstellen an einem andern Ort gegenüber dem Vergangenen. Das Vergangene ist ebensowenig fort in der übersinnlichen Welt, wie das Haus fort ist, aus dem Sie heute abend weggegangen sind, um hierher zu kommen. Das ist an seinem Orte, und so ist das Vergangene in der übersinnlichen Welt nicht weg, es ist da. Und ob Sie nun nahe oder mehr entfernt sind von dem Toten, das hängt von Ihnen selbst ab, wie weit Sie mit dem Toten gekommen sind. Es kann sehr weit sein, kann aber auch sehr nahe sein. Wir sehen also: Dadurch, dass wir nicht nur schlafen und wachen, sondern aufwachen und einschlafen, stehen wir in einer fortwährenden Korrespondenz, in einem fortwährenden Kontakt mit den Toten. Sie sind immer unter uns, und wir handeln wirklich nicht nur unter dem Einfluss derjenigen, die als physische Menschen um uns herum leben, sondern wir handeln auch unter dem Einfluss derer, die durch des Todes Pforte gegangen sind und einen Zusammenhang mit uns haben. Ich möchte heute solche Tatsachen hervorheben, die uns immer tiefer und tiefer von einem gewissen Gesichtspunkte aus in die übersinnliche Welt hineinführen. Nun können wir einen Unterschied machen zwischen verschiedenen Seelen, welche durch des Todes Pforte gegangen sind, wenn man einmal erfasst hat, dass ein solcher Kontakt fortwährend mit den Toten da ist. Wenn wir eigentlich immer durch das Feld der Toten gehen, entweder indem wir im Einschlafen Fragen stellen an die Toten, oder Antworten von ihnen bekommen im Aufwachen, dann wird es uns auch nahegehen, wie wir mit den Toten in Verbindung stehen, je nachdem die Toten durch des Todes Pforte gegangen sind als jüngere Menschen oder als ältere. Die Tatsachen, die hier zugrunde liegen, zeigen sich allerdings nur dem hellsichtigen Bewußtsein. Aber das ist ja nur das Wissen davon, die Realität findet fortwährend statt. Jeder Mensch steht so mit den Toten in Verbindung, wie es eben durch das hellsichtige Bewußtsein ausgesprochen wird. Wenn jüngere Menschen - Kinder oder Jugendliche - durch des Todes Pforte gehen, dann zeigt sich namentlich, dass ein gewisser Zusammenhang bestehen bleibt zwischen den Lebendigen und diesen Toten, ein Zusammenhang, der anderer Art ist, als wenn ältere Menschen in Frage kommen, die in der Abenddämmerung ihres Lebens durch die Todespforte gegangen sind. Da ist ein durchgreifender Unterschied. Wenn wir Kinder verlieren, wenn jugendliche Menschen von uns weggehen, ist es eigentlich so, dass sie im Grunde genommen gar nicht richtig von uns weggehen, sondern eigentlich bei uns bleiben. Das zeigt sich dem hellsichtigen Bewußtsein dadurch, dass die Botschaften, die beim Aufwachen uns zukommen, gerade lebendig, lebhaft sind, wenn es sich um Kinder oder jugendliche Personen handelt, die gestorben sind. Da ist eine Verbindung zwischen den Zurückgebliebenen und den Verstorbenen vorhanden, die man schon so bezeichnen kann, dass man sagt: Ein Kind, einen jugendlichen Menschen hat man in Wirklichkeit gar nicht verloren; sie bleiben eigentlich da. - Und sie bleiben vor allem aus dem Grunde da, weil sie nach dem Tode ein lebendiges Bedürfnis darnach zeigen, in unser Aufwachen hineinzuwirken, in unser Aufwachen hinein Botschaften zu senden. Es ist schon sehr merkwürdig, aber es ist so, dass mit alledem, was mit dem Aufwachen zusammenhängt, das jugendlich verstorbene Menschenkind außerordentlich viel zu tun hat. Dem hellsichtigen Bewußtsein wird es ganz besonders interessant, wie es eigentlich jugendlich früh verstorbenen Seelen zu danken ist, wenn die Menschen im äußeren physischen Leben eine gewisse Frömmigkeit, eine gewisse Neigung zur Frommheit empfinden. Denn das sagen ihnen die früh verstorbenen Seelen. Ungeheuer viel wird mit Bezug auf Frömmigkeit gewirkt durch die Botschaften der früh verstorbenen Seelen."

Shakespeare war der wirklichen Urstofflichkeit näher, als unsere Physiker mit ihrer grobklotzigen atomistische Welt: "Man kann, wenn man will, von solchen Erlebnissen als von Träumen sprechen. Es ist kein Träumen! Denn die Welt, in die man da eintaucht, diese Welt der wogenden Gedanken, die nicht unsere Gedanken sind, sondern die Gedanken, in die man untergetaucht ist, das ist die Welt, aus der unsere physisch-sinnliche Welt aufsteigt, gewissermaßen verdichtet aufsteigt. Unsere physisch-sinnliche Welt ist so wie die Eisblöcke, die Eisklöße im Wasser: das Wasser ist da, die Eisklöße verhärten sich, schwimmen darin. Wie das Eis aus dem Stoffe des Wassers besteht, nur zu anderem Aggregatzustande gefügt ist, so erhebt sich unsere physisch-sinnliche Welt aus diesem wogenden, wellenden Gedankenmeer. Das ist der wirkliche Ursprung. Die Physik spricht nur von ihrem «Äther», von den wirbelnden Atomen, weil sie nicht weiß, welches die wirkliche Urstofflichkeit ist. Shakespeare war dieser wirklichen Urstofflichkeit näher, da er eine seiner Personen sagen ließ: Die Welt der Wirklichkeit ist aus Träumen gewoben. - Die Menschen geben sich in bezug auf solche Dinge nur allzu gern Täuschungen hin. Sie möchten eine grobklotzige atomistische Welt hinter der physischen Wirklichkeit finden. Aber wenn man überhaupt von einem solchen «hinter der physischen Wirklichkeit» sprechen will, so muss man von dem objektiven Gedankenweben, von der objektiven Gedankenwelt sprechen. Dazu kommt man aber nur, wenn man die Ausschweifung, die Verschwendung in bezug auf die Gedanken einstellt und jene Stimmung entwickelt, die dann kommt, wenn man warten kann auf das, was man populär als Eingebung bezeichnet. Für die, welche sich etwas mit Geisteswissenschaft beschäftigen, ist es nicht so schwierig, diese hier gekennzeichnete Stimmung zu entwickeln. Denn die Art des Denkens, die man entfalten muss, wenn man anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft treibt, leitet'die Seele an, eine solche Stimmung zu entwickeln. Und wenn man ernst diese Geisteswissenschaft treibt, dann kommt man zu dem Bedürfnis, solch intimes Gedankenweben in sich zu entwickeln. Dieses Gedankenweben aber bietet uns die gemeinsame Sphäre, in der wir auf der einen Seite, die sogenannten Toten auf der andern Seite sind. Das ist der gemeinsame Boden, wo man sich mit den Toten treffen kann. In die Welt, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen und mit unserem Verstände kombinieren, kommen die Toten nicht herein; aber sie kommen herein in die Welt, die ich eben charakterisiert habe."

Rabindranath Tagore; wie sieht der nicht islamisierte Orientale heute Europa an? "Der Orientale, der auf Europa viel schaut, hat von ihm heute die Empfindung, dass das europäische Kulturleben sich in eine Sackgasse hineinführt, sich zu einem Abgrund geführt hat. Der Orientale hat heute das Gefühl, dass er nicht verlieren darf, was er aus seinen alten Zeiten sich an Spiritualität heraufgebracht hat, wenn er das übernimmt, was Europa ihm geben kann. Der Orientale verachtet nicht die europäischen Maschinen zum Beispiel, aber er sagt sich heute - es sind dies eigene Worte eines berühmten Orientalen, was ich hiermit ausspreche: Wir wollen schon annehmen, was die Europäer an Maschinen und Werkzeugen geformt haben, aber wir wollen es in den Schuppen stellen, nicht in die Tempel und nicht in die heimatlichen Wohnungen, wie es die Europäer tun! - Der Orientale sagt, der Europäer hätte die Möglichkeit verloren, den Geist in der Natur zu schauen, die Schönheit in der Natur zu schauen. Indem der Orientale auf das schaut, was er allein sehen kann, wie der Europäer nur bei äußerlich Mechanischem, bei dem äußerlich Sinnlichen im Handeln und in der Betrachtung stehenbleiben will - denn das kann er ja nur sehen -, da glaubt der Orientale, dass er berufen sei, die alte Geistigkeit wieder aufzuwecken, die alte Geistigkeit der Erdenmenschheit zu retten. Der Orientale, der in konkreter Art von geistigen Wesenheiten spricht - Rabindranath Tagore hat es zum Beispiel vor kurzem getan -, sagt: Die Europäer haben in ihre Kultur diejenigen Impulse einbezogen, die nur dadurch einbezogen werden können, dass sie vor ihren Kulturwagen den Satan gespannt haben; sie benutzen die Kraft des Satans, um vorwärtszukommen. Der Orientale ist dazu berufen - meint Rabindranath Tagore - , diesen Satan wieder auszuschalten und Spiritualität über Europa zu bringen."

Alte Erkenntnistheorien bei Plato und Aristoteles: "Deshalb können zum Beispiel gewisse alte Wahrheiten heute nicht verstanden werden, Wahrheiten, die bei den Alten aufgetreten sind und die geschichtlich überliefert sind, Vorstellungen, wie zum Beispiel solche bei Plato vorkommen oder bei Aristoteles, als dem Spätesten in dieser Hinsicht. In früheren Zeiten traten sie noch bedeutsamer auf, aber heute werden sie entweder gar nicht verstanden oder abgelehnt, aber abgelehnt auch nur aus dem Grunde, weil sie nicht verstanden werden. Ich will Ihnen zum Beispiel eine solche Vorstellung vorführen. Wenn heute der Mensch etwas sieht, so denkt er: Draußen ist der Gegenstand, der sendet ihm das Licht zu; das Licht kommt in das Auge, und da wird auf jene, man kann nicht sagen, geheimnisvolle, aber passive Weise das erzeugt, was die Seele als Empfindung der Farbe zum Beispiel erlebt. Bei Plato findet sich noch eine andere Vorstellung. Da tritt etwas auf, was man nicht anders verstehen kann, wenn man es rein wörtlich nimmt, als ob das Auge zum Gegenstande hin etwas fortschickt, was den Gegenstand in einer geheimnisvollen Weise ergreift; wie wenn das Auge einen Fühler ausstreckte, der zum Gegenstand hingreift, das kommt bei Plato vor. Damit kann selbstverständlich die neuere naturwissenschaftliche Anschauung nichts anfangen, kann nichts davon verstehen. Das ist eine solche Vorstellung, die Sie verzeichnet finden können, wenn Sie sich die gebräuchlichen Lehrbücher oder auch die gelehrten Bücher der Geschichte der Philosophie nehmen. Aber Sie können mit solchen Büchern auch nicht viel anfangen, weil solche Vorstellungen auf etwas beruhen, was in alten Zeiten vorhanden war: ein gewisses atavistisches Hellsehen oder Hellfühlen, das verglommen ist, das aber in unserer Zeit wieder auf eine andere Weise gefunden werden muß. Es sind seit dem Altertum eben Vorstellungen verlorengegangen, die wieder erobert werden müssen."

Ureinwohner in Europa, z.B. in Alesia, die Stadt der keltischen Mandubier auf dem Mont Auxois, bei dem heutigen Dorf Alise-Sainte-Reine im Dep. Cote-d'Or. wurde 52 v. Chr. durch Cäsar zerstört. Von Napoleon III, 1808-1873, französischer Kaiser von 1852-1870, wurde dort ein Denkmal für Vercingetorix errichtet, dem Gallier aus dem Stamm der Avenier und Führer des großen Aufstandes gegen Cäsar (Gaius Julius Cäsar, 100-44 v. Chr., römischer Feldherr und Staatsmann)., anfangs erfolgreich, wurde aber schließlich von diesem in Alesia eingeschlossen und zur Übergabe gezwungen. 46 v. Chr. nach 6 Jahren Gefangenschaft wurde er in Rom von Cäsar hingerichtet: "Man braucht sich nur an eine solche Tatsache zu erinnern wie die, dass mit der Zerstörung jener Stadt, die in der letzten Zeit vor Christi Geburt vernichtet worden ist, Alesia, im heutigen Departement Cote d'Or in Frankreich, ein Stück alter keltisch-gallischer Kultur von den Römern ganz ausgerottet worden ist. An dieser Stelle des alten zerstörten Alesia hat Napoleon der Dritte ein Denkmal für Vercingetorix setzen lassen! Cäsar war ein Vernichter dessen, was als ein Mittelpunkt alter keltisch-druidischer Kultur vorhanden war. Es war eine riesige Lehranstalt, wie es heute vielleicht genannt würde. Zehntausende von Europäern studierten dort in der Art, wie man damals die Wissenschaft studierte. Das alles wurde ausgerottet, und an seine Stelle setzte sich das, was als Römertum sich ausbreitete. - Das ist nur eine historische Bemerkung, die zeigen soll, dass auch in Europa ältere Vorstellungen vorhanden waren in alten Kulturstätten, die ausgerottet worden sind."

Praxis der Vergröberung der Vorstellungen: "Es hat sich ja gerade im 19. Jahrhundert eine merkwürdige ahrimanische Praxis der Vergröberung der Vorstellungen herausgebildet. Da ist eine wunderbar glänzend schöne Abhandlung von Julius Robert Mayer über die Erhaltung der Energie erschienen. Diese Abhandlung, die im Jahre 1842 erschienen ist, wurde damals von den meisten tonangebenden Geistern Deutschlands zurückgewiesen; sie galt als dilettantisch. Julius Robert Mayer ist später sogar ins Irrenhaus gesperrt worden. Heute weiß man, dass er eine grundlegende wissenschaftliche Entdeckung gemacht hat. Aber das hat nicht gewirkt. Denn man kann leicht nachweisen, dass die, welche ihn bei diesem wissenschaftlichen Gesetz erwähnen, ihn selbst nicht gelesen haben. Es gibt eine Geschichte der Philosophie von Uebenveg, worin Mayer auch erwähnt wird; in ein paar Zeilen wird darin von ihm gesprochen. Wer sich aber diese paar Zeilen durchliest, der weiß sofort: Dieser klassische Geschichtsschreiber der Philosophie, den alle Studenten durchochsen müssen, hat nichts von ihm gelesen; sonst könnte er nicht einen solchen Stiefel geschrieben haben wie das, was die Studenten zu ochsen haben. Aber es ist ja die Sache auch nicht in der feingeistigen Art, wie sie bei Mayer behandelt wird, in die Menschenseelen übergegangen, sondern in einer viel gröberen Weise. Und das kommt vor allem daher, weil nicht die Gedanken von Julius Robert Mayer, sondern die des englischen Bierbrauers Joule und des Physikers Heimholtz unter völligem Verlassen der Gedanken Julius Robert Mayers in die Wissenschaft übergegangen sind. Aber man findet es heute nicht nötig, diese Dinge ins Auge zu fassen. Diese Verhältnisse müsste man an unseren höheren Unterrichtsanstalten auch kennenlernen. Man müsste doch auch erfahren, weshalb der Darwinismus eine so rasche Ausbreitung gefunden hat. Denn glauben Sie mir, wenn Darwins Buch «Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl» einfach so erschienen wäre, als ein Buch ins Publikum geworfen, es hätte nicht so alle populären Kreise ergriffen, und wären diese Ansichten auf den Wolken herangetragen worden. Nein, was dem Darwinismus eigentlich zugrunde liegt, dem war schon vorgearbeitet. Es ist nämlich 1844, also lange Zeit vor Darwin, ein zusammengestoppeltes Buch  herausgekommen, das in der trivialsten Weise alle die Dinge nennt, welche Lawarck und andere gesagt haben. Es war ein rein buchhändlerisch spekulatives Unternehmen, das Robert Chambers in Edinburgh hat erscheinen lassen, weil man wußte, man kann auf die Instinkte des 19. Jahrhunderts rechnen und dringt mit so etwas durch. Und in diese so geschwängerte Atmosphäre hat Darwin seine Sachen hineingeworfen. Er hat nur die Dinge von Lamarck mit der  Selektionstheorie durchsetzt; denn den englischen Praktikern waren diese Sachen schon längst bekannt. Denn vorher war ein Buch erschienen: «Schiffsbauholz und Baumcultur» von Patrick Matthew, darin ist die Selektionstheorie offen ausgesprochen. - Die Wege, auf denen diese Dinge in die Kultur des 19. Jahrhunderts hineingegangen sind, müssten einmal aufgedeckt werden. Geschichte, so wie sie dargestellt wird, ist ein Mythos, eine große Verlogenheit auf den meisten Gebieten. Es handelt sich darum, dass man wirklich ins Auge fasst, was tatsächlich geschehen ist. Denn es ist etwas anderes, ob der junge Mensch weiß, dass man es mit einer wissenschaftlichen Tatsache zu tun hat, oder ob es sich um die Gedanken des englischen Bierbrauers Joule handelt. Es ist etwas anderes für ihn, zu wissen, ob etwas durch alle wissenschaftlichen Betrachtungen des 19. Jahrhunderts festgestellt wurde, oder ob man es mit einem Unternehmen des Edinburgher Verlagsbuchhändlers Robert Chambers zu tun hat. Das führt in der richtigen Weise in die Wahrheit hinein. Auf Wahrheit vor allem muss sich die Menschheit einstellen." [38]
 

12. Weltenleben II; bedeutsame Einblicke in die Menschheitsentwickelung durch Schelling, Hegel, Fichte, Goethe; Aberglaube in die materialistische Medizin wird in der Zukunft groteske Formen annehmen; Jakob Böhme, Carl von Eckartshausen; Bewußtseinsseele mit ihren zwei Polen; Inkarnation des ahrimanischen Geistes verkehrte den Sinn der Kreuzzüge; Die Kirche war schon damals mehr dem Islam als dem echten Christus-Verständnis zugetan, Bernhard von Clairvaux, Thomas von Aquin; Amerikanismus als Furcht vor dem Geistigen lebt vor allem in der materialistischen Wissenschaft; Bolschewismus, Russentum, Lenin, welcher jetzt in Europas Osten seinen Unfug macht; Mitteleuropa


Bedeutsame Einblicke in die Menschheitsentwickelung durch Schelling, Hegel, Fichte, Goethe: "Es ist schon sehr, sehr wichtig, dass das, was heute zum großen Teile vergessen ist, was als geistige Verständniskraft in bezug auf die ganze Welt einmal da war, gerade in Mitteleuropa wieder begriffen werde. Wer weiß heute, welches grandiose Verständnis für alle Menschheitskultur solche Persönlichkeiten aufgebracht haben, wie zum Beispiel Friedrich Schlegel eine ist? Wer weiß heute, welche tief bedeutsamen Einblicke in die Menschheitsentwickelung Geister aufgebracht haben wie Schelling, Hegel, Fichte? Man redet besonders heute viel von Fichte. Es ist unnötig zu erwähnen, dass die, welche am meisten von solchen Geistern reden, am wenigsten von ihnen verstehen. Und gar jene Belebung des Verständnisses, welche möglich wäre, wenn man im echten, wahren Sinne des Wortes von Goethes Geistesart durchdrungen wird! Dazu ist aber vieles notwendig. Es ist heute noch nicht einmal so bedeutsam zu erwähnen, dass schon heute zu Goethes Geistesart zurückgekehrt werden müsste, aber wichtig ist es, zu erwähnen, dass man uns in der Welt falsch beurteilt, wenn man den Anschein erweckt, dass wir von Goethes Geistesart nichts mehr haben."

«Das Leben Michelangelos » von Herman Grimm; Bernhard von Clairvaux: "Es ist eine Schrift eigentlich mehr über das Zeitalter des Michelangelo, eine Schrift, die über die Zeit handelt, aus der er herausgewachsen ist. Versuchen Sie aber auf Grundlage dieser Schrift sich vorzustellen, wie die Welt um Sie herum sein würde, wenn Sie spazieren gingen in der Welt, welche Herman Grimm als diejenige Michelangelos schildert; und versuchen Sie, diese Welt zu vergleichen mit derjenigen, die Sie jetzt erleben: Der Unterschied ist ein ganz ungeheurer! Aber das will noch nicht viel besagen, denn die Jahrhunderte, auf die wir da den Blick richten, liegen nicht sehr weit auseinander. Etwas anderes aber kommt schon heraus, wenn man wirklich nun sinnig den Blick richtet auf das Zeitalter mit seinen Vorbereitungen und seinen Nachwirkungen, wo sich der große Umschwung in der neueren Zeit vollzogen hat. Wenn wir auf die drei großen Zeiträume zurückblicken, die sich uns aus der Geisteswissenschaft heraus zunächst für unseren jetzigen Erdenzyklus darstellen, so schließt der dritte Zeitraum etwa mit dem 7. oder 8. vorchristlichen Jahrhundert, und der vierte Zeitabschnitt schließt mit dem Beginn des 15. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Da, mit dem Beginn des 15. Jahrhunderts, ist ein uns nicht sehr weit abliegender, wichtiger, bedeutungsvoller Umschwung im Seelenleben der Kulturmenschheit doch schon vorhanden. Man stellt ihn nur gewöhnlich geschichtlich kaum dar. Man fragt sich: Warum stellt man ihn nicht dar? Es ist eben im Grunde genommen auch darin die Angst vor einer Selbsterkenntnis und auch vor einer Erkenntnis des menschlichen Seelenlebens vorhanden. Sie würden zum Beispiel Interessantes erleben, wenn Sie Beschreibungen lesen würden über eine solche Persönlichkeit wie die des heiligen Bernhard von Clairvaux. Bernhard, die vielleicht bedeutsamste Persönlichkeit des 12. Jahrhunderts etwa, die bedeutsamste Persönlichkeit desjenigen Zeitalters, mit dem der vierte nachatlantische Kulturzeitraum seinem Ende zugeht, diese Persönlichkeit weist eine Seelenstruktur auf, wie sie später, nach dem 15. Jahrhundert, in Europa überhaupt nicht mehr möglich ist. Wie es in der Seele eines solchen Menschen ausgesehen hat, das ist sogar für die heutigen Menschen außerordentlich schwierig zu schildern, weil eigentlich alle Vorbedingungen dazu fehlen, um zu Vorstellungen zu kommen, wie es in einer solchen Seele ausgesehen hat. Aber ich rate Ihnen an, Lebensbeschreibungen des heiligen Bernhard zu lesen aus dem Grunde, weil Sie daraus ersehen können, was die andern Menschen für Eindrücke am Seelenleben des heiligen Bernhard gehabt haben. Wenn man diese Lebensbeschreibungen liest, sagt man sich: Was sind dagegen eigentlich die Wunderberichte der Evangelien? Die paar Kranken, nach den Evangelien gesprochen, die der Christus Jesus selbst - immer nach den Evangelien gesprochen - geheilt hat, das ist eine Kleinigkeit gegen die ungeheuer breite Schilderung der Wundertätigkeit des heiligen Bernhard, fast zwölf Jahrhunderte darnach! Die Zahl derjenigen Menschen, von denen gesagt wird, dass er sie als Blinde sehend, als Lahme gehend gemacht hat, sie lässt sich gar nicht vergleichen mit den Zahlen, die man herausbekommt, wenn man die ähnlichen Berichte der Evangelien nachrechnet. Die Beschreibung der Eindrücke der Predigten des heiligen Bernhard ist eine solche, daß man fühlt: Wenn er irgendwo gesprochen hat, dann war das, was er gesprochen hat, wie die Ausbreitung einer weithin intensiv wirkenden geistigen Aura. Eine Realität lebte in den Worten dieses Mannes, von der man sich jetzt keine Vorstellung mehr macht. Wollte man alles schildern, was für den Eindruck bezeichnend ist, den diese Persönlichkeit auch dazumal noch gemacht hat, so würde man natürlich heute auf ungläubige Menschen stoßen müssen, weil gar keine Möglichkeit vorhanden ist, um aus dem, was heute geschieht, sich Vorstellungen über die Anschauung zu machen, die man damals von einer solchen Persönlichkeit gehabt hat, wie es der heilige Bernhard war. Nun, auf die innere Struktur seiner Seele einzugehen, das ist, wie gesagt, heute aus dem Grunde schwierig, weil - auch in diesem Kreise - die Vorbedingungen dazu fehlen. Aber auf eines darf ich doch hinweisen. In dieser Persönlichkeit lebte eine ungeheure Hingabe an die geistige Welt, ein absolutes Aufgehen in der geistigen Welt. Heute erscheint es den Menschen ganz selbstverständlich, dass, wenn man sich irgend etwas vornimmt, es dann ausführen will - und es geht nicht, so wird einem zweifelhaft, ob das Vorgenommene richtig war. Eine solche Persönlichkeit, wie der heilige Bernhard, wird nie zweifelhaft; denn das, was er irgendwie sich vorgenommen oder andern geraten hat, das hat er immer zuvor mit seinem Gotte in den geistigen Welten beraten. Und selbst bei solchen Fehlschlägen wie die, welche er bei den Kreuzzügen erlebt hat, wo alles, was er geraten hat, fehlgeschlagen ist, wird er keinen Augenblick irre, dass doch seine Gedanken absolut richtig waren, und dass die Diskrepanz zwischen dem, was in der Wirklichkeit der äußeren Sinneswelt geschehen ist, und dem, was er gedacht hat unter dem Einfluss der geistigen Welt, sich schon auf eine, irgendeine Weise rechtfertigen lassen wird, sich schon aufklären wird. Aber indem man eine solche Persönlichkeit herausgreift, sagt man eigentlich über einen einzelnen - allerdings Hervorragenden - dies, was da gesagt werden kann. Aber es ist das keineswegs etwas, was auf den einzelnen beschränkt ist, es ist die Signatur des ganzen Zeitalters. Es ist die Signatur des Zeitalters in Europa, wie es etwa im 3., 4. nachchristlichen Jahrhundert beginnt und bis zum 13., 14., 15. Jahrhundert andauert. Natürlich bereitet sich innerhalb dieses Zeitalters auch etwas anderes vor. Aber was sich als anderes vorbereitet, das kommt doch als die Zeit tief beeinflussend, der Zeit das Gepräge aufdrückend, erst nach dem 14., 15. Jahrhundert zum Ausdruck. Es ist die Zeit vom 3. bis 15. Jahrhundert diejenige der sich immer weiter und weiter konsolidierenden Glaubens kraft, die Zeit, in der unter dem Eindruck dieser Glaubenskraft eben die Ereignisse der Zeit unternommen werden. - Bitte, auch gerade, indem ich dieses Kapitel bespreche, auf etwas Rücksicht zu nehmen, das ich eigentlich bei diesen Vorträgen immer fordere, aber das an solchen Stellen ganz besonders wichtig ist: Ich wähle die Worte so, dass sie nicht durch andere ersetzt werden können. In dem Augenblick, wo man die wohlgewählten Worte durch andere ersetzen wollte, schildert man nicht mehr geschichtlich richtig. Wer also das, was ich eben gesagt habe: Es war das Zeitalter der sich konsolidierenden Glaubenskraft -, ersetzen würde durch den Satz: Es war das Zeitalter der sich konsolidierenden Frömmigkeit - , der würde etwas ganz Falsches darstellen. Das meine ich durchaus nicht. Glaubenskraft war es, wie ich es bei Bernhard charakterisiert habe. Bernhard ist gewiß auch ein frommer Mann. Aber fromm kann man auch sein als persönlicher Charakter. Was aber damals in den Ereignissen gewirkt und gelebt hat in den Jahrhunderten, von denen ich gesprochen habe, das steht unter dem Einflüsse der Glaubenskraft." [39]

Aberglaube in die materialistische Medizin wird in der Zukunft groteske Formen annehmen: "Glaubenskraft ist ja in jedem Zeitalter vorhanden. Aber nicht für das Historische ist in jedem Zeitalter die Glaubenskraft maßgebend. Es wird auch unser jetziges Zeitalter wiederum von einem solchen abgelöst werden, in dem die Glaubenskraft wieder, vorübergehend, sporadisch, eine bedeutende Rolle spielen wird. In der Gegenwart aber ist das noch nicht der Fall. Es wird zum Beispiel der Aberglaube in die materialistische Medizin in der Zukunft groteske Formen annehmen. Die Glaubenskraft wird da schon eine große Rolle noch spielen, aber gegenwärtig ist es noch nicht so weit. Gegenwärtig ist es mehr ein Dämmern, ein Schlafen der Menschheit, was für die historischen Ereignisse eine ganz bedeutsame, eine große Rolle spielt." [40]

Jakob Böhme, Carl von Eckartshausen: " Die älteren Leute könnten noch etwas davon wissen, wie Schriften, wie zum Beispiel die des Jakob Böhme oder des Eckartshaptsen, Schriften, die sehr, sehr versuchen, in die Konkretheit der geistigen Welt einzuführen, gerade von einfachen Bauerngemütern vor Jahrzehnten noch aufgenommen worden sind. Oberflächlich ist unser Geistesleben lediglich durch das Bourgeoistum geworden. Das hat seine Lieblingsidee immer mehr und mehr zum Ausdruck gebracht, dass das Wahre, wie man sagt, «einfach» sein müsse, wobei man nichts anderes meint, als, es müsse auf bequeme Weise, ohne viel Nachdenken, von jedem erfaßt werden können. Heute sind allerdings nicht mehr viel Belege, auch in den schlichten Gemütern nicht, dafür zu finden, dass in den ersten Jahrhunderten des Christentums schon geredet werden konnte, gerade diesen schlichten Gemütern gegenüber, von hohen geistigen Dingen, wenn man von dem Christus Jesus sprach. Das heißt aber: Was dann in den folgenden Jahrhunderten geschehen ist, das ist eigentlich geschehen, um gewissermaßen zunächst auch die Christus-Erkenntnis für die Menschheit wiederum etwas zu verdecken, die Christus- Erkenntnis nicht sehr nahe an die Menschen herankommen zu lassen."

Bewußtseinsseele mit ihren zwei Polen: "Die ganze geschichtliche Entwicklung vom 3. bis zum 10., ja noch bis zum 15. Jahrhundert geht dahin, die Mysterien des Christus Jesus eigentlich mehr zu verdecken, mehr zu kaschieren, als sie offenbar werden zu lassen. Dies, was ich sage, ist nicht eine Kritik, sondern eine bloße Charakteristik. Denn wenn man nicht imstande ist, diese Charakteristik objektiv hinzunehmen, so wird man nie verstehen, unter welchen Gewalten das Zeitalter heraufkommt, das mit dem 15. Jahrhundert beginnt, das Zeitalter der eigentlichen Bewußtseinsseele. Ich möchte sagen, dieses Zeitalter donnert herein, und alles in der geistigen Welt tendiert so, dass diese Bewußtseinsseele mit ihren zwei Polen, mit ihrem materialistischen und ihrem spirituellen Pol, herauskommen muss. Aber von diesem Gesichtspunkte aus muss man erst das geschichtliche Werden ansehen. Bilder muss man sich vor die Seele hinstellen, wie etwa dieses: Aus solchen Stimmungen wie diese, die uns auf einer höchsten Stufe in dem heiligen Bernhard erscheint, geht aus verstärkter, konsolidierter Glaubenskraft die europäische Tendenz hervor, Jerusalem an die Stelle von Rom zu setzen, das Christentum mit dem Mittelpunkte in Jerusalem als antirömisches Christentum zu begründen. - Denn das liegt eigentlich den Kreuzzügen zugrunde. Gottfried von Bouillon ist nicht ein Sendling der römischen Päpste, sondern er ist derjenige, der die Kreuzzüge aufgreift, um ein Bollwerk in Jerusalem gegen Rom zu errichten, um das Christentum unabhängig zu machen von Rom. Es war eine Idee, die im Grunde viele Jahrhunderte beherrschte. Heinrich II, der Heilige, hat sie dann in die Form geprägt einer Ecclesia catholica non romana."

Inkarnation des ahrimanischen Geistes verkehrte den Sinn der Kreuzzüge: "So, dass man den im Jahre 1108 geborenen Dandolo von Venedig, den Dogen, hinstellt, jenen Dogen, der in Konstantinopel war, dort von den Byzantinern geblendet worden ist, der aber die Inkarnation des ahrimanischen Geistes war, und der, trotzdem er nicht sehen konnte, Herr von Venedig war, jenes Venedig, das den ahrimanischen Geist in den Geist hineingestellt hat, den ich jetzt eben gekennzeichnet habe. Das ist ein bedeutungsvoller Augenblick der Weltgeschichte, als dieser Doge Dandolo Konstantinopel eroberte, und als er den ursprünglichen Geist der Kreuzzüge überführte in den späteren Geist der Kreuzzüge. Wie war das? So war es, dass zuerst die Kreuzfahrer nach dem Orient zogen, um dort zu finden, was an Heiligtümern, an Reliquien zurückgeblieben war, auf dass sich die Glaubenskraft daranknüpfen könnte. Das haben sie gesucht, das haben sie in ihrer Ehrerbietung nach Europa bringen wollen. Ein reales Band haben sie herstellen wollen zwischen ihrer Glaubenskraft und den tatsächlichen Ereignissen des Mysteriums von Golgatha. Als Venedig eingegriffen hat - was wurden da die Reliquien? Alles wurde gesammelt, aber alles wurde zur Grundlage von Kapitalbildung gemacht! Die Reliquien wurden unter dem Einflüsse von Venedig nach und nach behandelt wie Börsenpapiere; sie stiegen und stiegen. Die kapitalistische Ära breitete sich aus: Dandolo, die Inkarnation des ahrimanischen Geistes!"

Die Kirche war schon damals mehr dem Islam als dem echten Christus-Verständnis zugetan, Bernhard von Clairvaux, Thomas von Aquin: Es liegt eine gewisse Gegnerschaft gegen das Christus-Verständnis in der kirchlichen Entwickelung. Diese negative Aufgabe der Kirche hat schon auch ihre Berechtigung. Sie hat die Berechtigung dadurch, dass die Menschen immer wieder von neuem darnach streben mussten, durch die Kraft ihres eigenen Gemütes, durch die Kraft ihrer eigenen Seele zu dem Christus hinzukommen. Und im Grunde genommen ist das Kommen der Menschen zu dem Christus durch alle diese Jahrhunderte ein fortwährendes Sich-Aufbäumen gegen das Kirchliche. Auch solche Leute wie Bernhard von Clairvaux bäumen sich eigentlich gegen das Kirchliche auf. Studieren Sie selbst Thomas von Aquino: er gilt denen, die kirchlich rechtgläubig waren, als ein Ketzer; er wurde verpönt, und die Kirche hat seine Lehre erst später aufgenommen. Der Weg zum Christus war eigentlich immer ein Wehren gegen die Kirche, und nur langsam und allmählich konnten sich die Menschen zu dem Christus hinarbeiten. ... Das aber, was auf dem Boden der katholischen Kirche steht, muss sich in den ärgsten Widerspruch gerade zu dem deutschen Geistesleben stellen, wie es durch Lessing, Herder, Goethe, Schiller geflossen ist." [41]

Amerikanismus als Furcht vor dem Geistigen lebt vor allem in der materialistischen Wissenschaft, es darf nur das Tote der Naturbeobachtung, nicht das durchgeistigte Lebendige in die Wissenschaft eingehen, nicht in Hegelscher Weise, Schellingscher Weise, Goethescher Weise: "Furcht vor dem Geistigen ist es, was den Amerikanismus charakterisiert.  Aber der Amerikanismus lebt nun nicht etwa bloß in Amerika - da lebt er ganz und gar im sozialen Pol willenhaft, nicht menschlich -, er lebt vor allem in aller Wissenschaft. Diese Wissenschaft hat nämlich in diesem Zeiträume seit dem 15. Jahrhundert immer mehr und mehr auch dasjenige herausgebildet, was man nennen könnte «Furcht vor dem Geistigen». Als objektive Wissenschaft wird ja nur dasjenige bezeichnet, was womöglichst nicht mit lebendigen, im Inneren der Seele erzeugten Begriffen sich befasst. Was irgendwie eine Idee, ein Begriff ist, die im Inneren der Seele erzeugt werden, darf nicht in die Naturbeobachtung eingreifen. Es darf nur das Tote der Naturbeobachtung, nicht das durchgeistigte Lebendige in die Wissenschaft eingehen. Wenn man, ich will sagen, etwa in Hegelscher Weise, was eine richtige mitteleuropäische Weise ist - aber auch in Schellingscher Weise, in Goethescher Weise -, den Begriff in die Naturbetrachtung einführt, dann glaubt man sogleich, dass man dadurch ins Unsichere komme; denn man traut sich nicht zu, etwas objektiv Wirkliches im geistigen Erfassen, im geistigen Erleben zu erfahren. Man glaubt, da könne nur Willkür leben, da komme man gleich ins Nichtobjektive hinein, wenn man irgend etwas Subjektives in die Erfahrungen hineinträgt. Das ist ahrimanisch. Die Wissenschaft ist universalistisch-amerikanisch, insofern sie diesen Grundsatz hat, alles Subjektive aus der Naturbetrachtung herauszuwerfen. Das ist das, was sich elementar herausgebildet hat aus dieser früheren Abschnürung des Geistigen im vierten nachatlantischen Zeitraum. So haben wir zu jenem Erbstück das Neue hinzugefügt, jenes Neue, das sich in die Zukunft hinein neben dem, was sich als fruchttragend entwickeln muss, aber bewußt entwickeln muss, immer mehr und mehr als ein Zerstörendes geltend macht. Dieses Neue ist im wesentlichen ahrimanischer Natur, ist Furcht vor dem Geistigen und wirkt zerstörend, wirkt auflösend auf alle Menschheitskultur, die doch eben
im Geistigen fußen muss."

Bolschewismus, Lenin, welcher jetzt in Europas Osten seinen Unfug macht: "Das 12. Jahrhundert hatte seinen Bernhard von Clairvaux, und unser Jahrhundert hat solche Gestalten wie Lenin und Trotzki. Wie dort die Hinneigung zum Übersinnlichen wirkte, so lebt in diesen Gestalten der Hass gegen das Übersinnliche, wenn das auch in andern Worten, in andern Inhalten zum Ausdruck kommt. Das ist die finstere Kehrseite jener Zeiten: dort das Eingießen der Menschenseele in das Göttliche, hier das Eingießen des Menschenwesens in das Animalische, das allein eine soziale Struktur erhalten soll. ... Der Bolschewismus wird in der Form, wie er aufgetreten ist, vielleicht nur ein kurzes Dasein haben; aber mit dem, was hinter ihm steckt, wird die ganze Menschheit sehr lange zu tun haben, und für den, der die Zusammenhänge kennt, ist es kein Wunder, dass der Bolschewismus seine erste Morgenröte an der Stätte gezeigt hat, wo dieses menschliche Denken, wie es animalisch verläuft, unter der Decke des Kultusministers der orthodoxen Religion gelebt hat, so dass die eine Strömung ganz abgesondert war von der andern. ... Mitten in diesem Chaos, das die Leute heute mit einer sonderbaren Naivität Krieg nennen, während es längst kein Krieg mehr ist, sondern etwas ganz anderes, mitten in diesem Chaos sehen wir die Gedanken- und Ideenöde, weil nicht öde Ideen und nicht öde Gedanken nur aus der Erfassung des Übersinnlichen, des Geistigen kommen können, und weil sich heute der Mensch entscheiden muss, entweder nur das Vergehende, das Ersterbende zu verwalten und ein Schüler Lenins zu werden - oder mit dem Übersinnlichen zu rechnen, welches das enthält, was da kommen muss. Nicht gerade diesen einzigen Lenin, welcher jetzt in Europas Osten seinen Unfug macht, meine ich; ich nehme ihn mehr als ein Symbolum, denn wir haben solcher Lenins viele, viele im ganzen Umkreis des heutigen Lebens um uns herum, auf dem einen oder andern Gebiete. Nur will man nicht an etwas anderes herangehen als an das, was das Ersterbende ist."

Mitteleuropa: "Innerhalb dessen, was in Mitteleuropa vielfach vergessen ist, was aber doch deutsches Wesen ist, liegt eine Beziehung des Menschengeistes zur übersinnlichen Welt veranlagt, die ausgebildet werden muß, die das volle Gegenteil ist von allem übrigen, was sich auf der Erde heute zeigt. Oh, würden wir das anerkennen, würden nicht die letzten Jahrzehnte leider eher den Amerikanismus auf diesem Gebiete gebracht haben und das Russentum, so würde sich der Betrieb der Wissenschaft in Mitteleuropa in anderer Weise entwickelt haben. Sie wissen aus meinen andern Ausführungen, eine wie geistige, wie spirituelle Wissenschaft aus dem Goetheanismus hätte werden können. Aber der Goetheanismus blieb auch eine jenseitige Strömung. Ist er eigentlich erfasst worden? Bis jetzt nicht. Aber er ist das richtige deutsche Wesen in allem, was ihm zugrunde liegt. Dieses Wesen ist, wie Sie aus der heutigen Charakteristik sehen können, fremd den andern. Die andern sind sehr, sehr verquickt mit den Erbstücken und mit dem Neuen. Nur in diesem Mitteleuropa hat sich etwas entwickelt, was mehr oder weniger sich herausgeschält hat aus den Erbstücken und aus dem Neuen."

Vorzugsweise in drei Strömungen liegt dieses Zerstörerische: "Erstens in alledem, was man Amerikanismus nennt, denn das tendiert immer mehr und mehr dahin, die Furcht vor dem Geiste auszubilden, die Welt nur zu einer Gelegenheit zu machen, in ihr physisch leben zu können. Es ist doch etwas ganz anderes, wenn das Britentum die Welt zu einer Art Handelshaus machen will. Der Amerikanismus will sie eigentlich zu einer möglichst mit Komfort ausgestatteten physischen Wohnung machen, in der man bequem und reich leben kann. Und in der Welt bequem und reich leben zu können, das ist das politische Element des Amerikanismus. Wer das nicht durchschaut, sieht die Dinge nicht, sondern will sich selbst betäuben. Unter dem Einfluss dieser Strömung muss aber der Zusammenhang des Menschen mit der geistigen Welt ersterben. In diesen amerikanischen Kräften liegt das, was wesentlich die Erde zum Ende führen muß, liegt das Zerstörerische, was zuletzt die Erde zum Tode bringen muß, weil der Geist davon abgehalten werden soll. Das zweite Zerstörerische ist nicht bloß der katholische, sondern aller Jesuitismus, denn der ist im wesentlichen mit dem Amerikanismus verwandt. Ist der Amerikanismus die Pflege der amerikanischen Strömung, welche die Furcht vor dem Geist ausbilden will, so sucht der Jesuitismus den Glauben zu erwecken: nicht tasten an den Geist, an den wir nicht heran können, und die geistigen Güter von denen verwalten lassen, die dazu durch das Lehramt der katholischen Kirche berufen sind. - Und diese Strömung will die Kräfte in der Menschennatur verkümmern lassen, die nach dem Übersinnlichen gehen. Und das Dritte ist das, was heute in einzelnen Symptomen im Osten so furchtbar heraufzieht, was aber doch seinen Grund hat in dem rein das Animalische sozialisierenden Sozialismus; es ist das - das Wort soll damit nicht gleich irgendwie dogmatisiert werden - , was man als Bolschewismus bezeichnet, den die Menschheit nicht leicht überwinden wird."

Doketen: (von griech. dokein «scheinen»), christliche Häretiker, welche die verschieden modifizierte Ansicht hatten, dass, weil die Materie vom Bösen sei, alles Körperliche an Christus nur Schein, sein Tod eine Art optischer Täuschung gewesen sei. Als Doketen gelten u. a. die Manichäer, Bogomilen und Katharer: "Nicht begreift man den Christus, wenn man ihn nur als Christus oder nur als Jesus begreifen will. Man begreift ihn nicht, wenn man bloß von dem Christus redet; denn der Christus, von dem zum Beispiel die alten Doketen - eine Art Gnostiker - gesprochen haben, könnte nicht mehr erfasst werden; der gehört dem alten atavistischen Hellsehen an. Nicht begreift man den Jesus, wenn man nicht den Christus, der in den Jesus eingezogen ist, gelten lassen will. Man begreift nicht, dass allein durch den Menschenkeim auf Erden das Kosmische für die Zukunft gerettet werden muss, wenn man nicht den Christus in dem Jesus gelten lassen will." [42]

Mystik, Schiller: "Und das, was gewissermaßen als die Fläche dieser Stauwelle unsere Erinnerung bewirkt, deckt dasjenige zu, was der phantastische Mystiker gern in sich sehen möchte. Was da drunten ist, davon könnte man schon sagen: Für den, der die Dinge wirklich kennt, gilt das Wort: Der Mensch «begehre nimmer und nimmer zu schauen, was sie [die Götter] gnädig bedecken mit Nacht und Grauen». - Doch die Mystiker sind phantastisch und wollen da hinunterschauen. Aber sie können es ja ohnedies nicht, weil sie das normale Bewußtsein so durchlöchern, so korrumpieren würden, dass sich die Gedächtniswelle nicht zurückschlüge. Dasselbe, was unsere Erinnerung ausmacht, was wir so notwendig brauchen zum äußeren Leben, das bedeckt uns dasjenige, was die phantastischen Mystiker wohl schauen möchten, was aber der Mensch nicht schauen soll. Unter Ihrem Gedächtnis, unter Ihrer Gedächtnisursache, unter Ihrer Gedächtnisflache liegt etwas Wesenhaftes vom Menschen. Aber geradeso wie die Hinterwand eines Spiegels, wie der Belag eines Spiegels das, was vorn ist, zurückwirft, so geht, was also in Ihrem Bewußtsein ist, nicht da hinten hin; das wird wieder zurückgeworfen und kann deshalb fortwährend als Erinnerung da sein. So kann überhaupt unser ganzes Leben sich als Erinnerung spiegeln. Und im wesentlichen ist ja dasjenige, was wir das Leben unseres Ich nennen, das Spiegeln dieser Erinnerung."

Physische, seelische und geistige Sonne bei Plato: "Ich habe darauf aufmerksam gemacht, dass in allen alten Weltanschauungen von einer dreifachen Sonne gesprochen wurde, von jener Sonne, die man mit den physischen Sinnen wahrnimmt als eine leuchtende Kugel im Weltenraume draußen. Hinter dieser Sonne aber sahen die alten Weisen die seelische Sonne - im griechischen Sinne gesprochen, den Helios - und erst hinter dieser seelischen Sonne die geistige Sonne, die zum Beispiel noch Plato identifizierte mit dem Guten. Es hat für den heutigen Menschen eigentlich keinen rechten Sinn, von dem Helios, der seelischen Sonne, oder gar von der geistigen Sonne, von dem Guten, zu sprechen. Aber so wie uns hier zwischen Geburt und Tod die physische Sonne leuchtet, so scheint, wenn ich sagen darf, in unser Ich hinein in der Zeit, die wir verbringen zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, die geistige Sonne, die eben noch von Plato identifiziert wird mit dem Guten. Für die Zeit zwischen dem Tod und einer neuen Geburt von dieser leuchtenden Kugel zu sprechen, von der unsere heutige materialistische Weltanschauung spricht, hat keinen Sinn; zwischen dem Tod und einer neuen Geburt hat nur Sinn zu sprechen von der geistigen Sonne, von dem, was Plato noch als das Gute bezeichnet. Aber gerade ein solcher Begriff sollte uns auf etwas hinweisen. Er sollte uns darauf hinweisen, nachzudenken, wie es sich eigentlich verhält mit dem, was wir uns als physische Vorstellung von der Welt bilden. Dass wir in dem, was wir uns als physische Vorstellungen von der Welt bilden, in dem, was sinnenfällig vor uns ausgebreitet ist, zu sehen haben eine Art von Täuschung, eine Art von Maja, das wird doch nicht im vollen Sinne des Wortes ernst genommen, wenigstens nicht so ernst, dass die Anschauung des Lebens wirklich mit diesen Dingen durchdrungen würde."  [43]
 

13. Polaritäten, kosmische Vorgeschichte der Menschheit I; Dualismus und Fatalismus als Sackgasse in der Weltanschauung; Fehler des Manichäismus; Skeptizismus; Augustinus; Graf Samt-Simon; Auguste Comte als Repräsentant der modernen Weltanschauung; Kirche, soziale Strukturen auf Grundlage der positivistischen Wissenschaft; Johann Gottlieb Fichte, Schelling; Auguste Comte sucht eine katholische Kirche, ohne Christentum; Schelling sucht aus seinen Anschauungen heraus ein Christentum ohne Kirche; Maximation des Glückes auf Erden ist in der Tat ein Grundnerv der Utilitätsphilosophie; Goetheanismus, Comteanismus und Benthamismus, Feuerbach

Dualismus und Fatalismus als Sackgasse in der Weltanschauung; Fehler des Manichäismus; Skeptizismus; Augustinus: "Diejenigen, welche in die Mysterien eingeweiht sind, zu allen Zeiten eingeweiht waren, haben mit Recht immer einen Ausspruch getan. Es ist der, dass auf der einen Seite, wenn man die beiden Strömungen des Weltanschauungslebens, die wir angeführt haben, den Idealismus und den Materialismus, nicht im rechten Maße einzuschätzen weiß, man dann entweder in der Gefahr schwebt, durch eine Falltüre in ein Kellerloch der Weltanschauung zu fallen, oder aber bei den verschiedenen Wegen, die man einschlägt, um eine Weltanschauung zu gewinnen, in eine Sackgasse kommen kann. Das Kellerloch, in das man fallen kann durch eine Falltüre, die man leicht unbemerkt lässt im Weltanschauungsleben, dieses Kellerloch sehen die Mysterieneingeweihten aller Zeiten an als den Dualismus, der nicht die Brücke findet zwischen dem Ideellen, man könnte auch sagen, ideell gefärbten Spirituellen, und dem Materiellen, dem Stofflichen. Und die Sackgasse, in die man sich verirren kann beim Wandeln verschiedener Wege der Weltanschauungen, wenn man nicht zurechtkommt mit dem Ausgleich zwischen Idealismus und Materialismus, diese Sackgasse ist für Mysterieneingeweihte der Fatalismus. Deutlich neigt ja wiederum die neuere Zeit auf der einen Seite zur dualistischen Weltanschauung, auf der andern Seite zur fatalistischen Weltanschauung, wenn auch das eine oder das andere von den neuzeitlichen Weltanschauungen nicht eingestanden oder eigentlich nicht einmal eingesehen wird. Nun möchte ich zuerst aus dem Leben in der Abenddämmerung des vierten nachatlantischen Zeitraums eine Persönlichkeit - zunächst skizzenhaft charakterisiert - mit Bezug auf das Weltanschauungsleben hinstellen, und dann andere Persönlichkeiten betrachten, die mehr charakteristisch sind für das Weltanschauungsleben unserer Epoche, der fünften nachatlantischen Epoche. Eine sehr, sehr charakteristische Persönlichkeit innerhalb des abendländischen Weltanschauungslebens ist Augustinus, der gelebt hat von 354 bis 430 der christlichen Zeitrechnung. Wir wollen mit einigen Gedanken des Augustinus gedenken aus dem Grunde, weil, wie Sie ja aus der Jahreszahl sehen, er in der Abenddämmerung lebte des vierten nachatlantischen Zeitraums, der im 15. Jahrhundert seinen Abschluss findet. Man kann schon deutlich bemerken, wie dieser Abschluss herannaht, vom 3., 4., 5., 6. nachchristlichen Jahrhundert angefangen. Nun ist Augustinus durchgegangen durch Eindrücke verschiedenster Weltanschauungen. Über diese Dinge haben wir ja schon gesprochen. Vor allen Dingen ist Augustinus durchgegangen durch den Manichäismus und durch den Skeptizismus. Er hat alle diejenigen Impulse in seine Seele aufgenommen, die man bekommt, wenn man auf der einen Seite in der Welt alles Ideale, Schöne, Gute sieht, alles dasjenige, was von Weisheit erfüllt ist, und dann auch alles dasjenige, was übel ist, was Böses ist. Und wir wissen ja, dass der Manichäismus dadurch zurechtzukommen sucht - es ist das grob ausgedrückt, aber es kann auch so ausgedrückt werden - mit diesen beiden Strömungen in der Weltenordnung, dass er gewissermaßen ewig dauernde Polarität annimmt, einen ewig dauernden Gegensatz des Lichtes, der Finsternis, des Guten, des Bösen, des Weisheitsvollen, des Übels. Mit diesem Dualismus kommt der Manichäismus nur dadurch zurecht, in seiner Art zurecht, dass er gewisse alte, vorchristliche Grundbegriffe mit dieser seiner Annahme von der Polarität der Weltenerscheinungen verbindet, vor allen Dingen verbindet gewisse Vorstellungen, die sich nur begreifen lassen, wenn man weiß, dass in alten Zeiten von den Menschen im atavistischen Hellsehen die geistige Welt geschaut worden ist, so geschaut worden ist, dass die Schauungen in ihrem Inhalte ähnlich sind den Eindrücken, welche die sinnliche Wahrnehmungswelt macht. Dadurch, dass der Manichäismus solche Vorstellungen, ich möchte sagen, von einem sinnlichen Schein des Übersinnlichen in sich aufgenommen hat, macht er auf viele den Eindruck, als ob er das Geistige vermaterialisierte, als ob er das Geistige in sinnlichen Formen vorstellte. Es ist das ja ein Fehler, den auch noch neuere Weltanschauungen, den zum Beispiel, wie ich Ihnen auseinandergesetzt habe in diesen Tagen, auch die neuere Theosophie vielfach macht. Augustinus ist gerade vom Manichäismus mit dadurch abgekommen, dass er diese Versinnlichung, diese Vermaterialisierung des Spirituellen im Laufe geläuterteren Vorstellungslebens nicht mehr ertragen konnte. Das war einer der Gründe, die ihn abgebracht haben. Dann ist Augustinus auch durchgegangen durch den Skeptizismus, der insoferne eine berechtigte Weltanschauung ist, als er den Menschen aufmerksam darauf macht, dass man durch die bloße Betrachtung dessen, was man aus der sinnlichen Welt und aus den Erfahrungen und Erlebnissen der sinnlichen Welt gewinnen kann, nichts erfahren kann über das Übersinnliche. Und wenn man dann zugleich der Anschauung ist, dass man das Übersinnliche als solches nicht erhalten kann, dann zweifelt man an der Erkenntnis der Wahrheit überhaupt. Auch durch diesen Zweifel an der Erkenntnis der Wahrheit überhaupt ist Augustinus durchgegangen. Er hat die stärksten Impulse dadurch erhalten. Nun muss man, wenn man einsehen will, wodurch sich Augustinus eigentlich hineingestellt hat in die abendländische Weltanschauung, auf den Hauptpunkt seiner Anschauung hinweisen, jenen Hauptpunkt, von dem alles Licht ausstrahlt, das in Augustinus waltet, und der eben der Hauptpunkt seiner späteren, seiner letztgebildeten Weltanschauung gewesen ist. Das ist der Punkt, der in dieser Art charakterisiert werden kann: Augustinus kam darauf, dass Gewissheit, wahrhaftige Gewissheit, keiner Täuschung unterworfene Gewissheit eigentlich der Mensch nur erringen kann mit Bezug auf dasjenige, was er im Inneren seiner Seele erlebt. Alles übrige kann ungewiß sein. Ob die Dinge, die unseren Augen erscheinen, die unseren Ohren hörbar werden, die auf unsere andern Sinne einen Eindruck machen, ob diese Dinge wirklich so konstituiert sind, wie das nach der Aussage der Sinne angenommen werden muss, das kann man nicht wissen; man kann nicht einmal wissen, wie diese Welt eigentlich aussieht, wenn man die Sinne vor ihr verschließt. - So denken Persönlichkeiten, die im Sinne des Augustinus über die äußere, erfahrbare Welt denken. Sie denken sich, dass diese äußere erfahrbare Welt, wie sie dem Menschen vorliegt, keine unbedingte Gewissheit und keine wahrhaftige Gewissheit geben könne, dass man aus ihr nichts gewinnen könne, worauf man als auf einem festen Punkte einer Weltanschauung stehen könnte. Dagegen ist man bei dem, was man in seinem Inneren erlebt - ganz gleichgültig, wie man es erlebt - , unmittelbar dabei, man ist es selbst, der die Vorstellungen, die Gefühle im Inneren erlebt; man weiß sich im inneren Erleben drinnenstehend. Und so ergibt sich für einen solchen Denker wie Augustinus die durch das innere Erleben belegbare Tatsache: Mit Bezug auf dasjenige, was der Mensch in seinem Inneren erlebt als Wahrheit, kann er keiner Täuschung sich hingeben. Man kann der Meinung sein, dass alles übrige, was die Welt sagt, der Täuschung unterworfen sei, aber man kann unmöglich daran zweifeln, dass dasjenige wahrhaftig und wirklich von uns im Inneren erlebt wird, was wir eben als unsere Vorstellungen, als unsere Gefühle erleben. - Diese feste Grundlage für das Zugeben einer unbezweifelbaren Wahrheit, sie bildet einen der Ausgangspunkte der Augustinischen Weltanschauung."

Cartesius: "Wiederaufgenommen hat diesen Punkt in ganz eklatanter Weise im fünften nachatlantischen Zeitraum Cartesius, der 1596 bis 1650 gelebt hat, also schon in der Morgendämmerung der fünften nachatlantischen Periode. In Cartesius' bekanntem: Ich denke, also bin ich -, das da bleibt, wenn wir alles übrige bezweifeln, sieht auch Cartesius den Ausgangspunkt, und er ist eigentlich mit dieser Anschauung ganz auf dem Standpunkte des Augustinus. ... Die Leute des vierten nachatlantischen Zeitraums wußten noch: Vom Einschlafen bis zum Aufwachen ist eine Zeit, in der in anderen Formen das wirkt, was sie als Vorstellungen, als Gefühle vom Aufwachen bis zum Einschlafen haben. Es tauchte gewissermaßen das wache Wahrheitsleben unter in das dämmerhaft bewußte Schlafesleben. Und man wußte: Was man als innere Wahrheit erlebt, das hat nicht nur Wahrheit, sondern auch Realität, hat auch Wirklichkeit. Denn man kannte die Augenblicke des Schlafeslebens, in denen sich zeigte, wie vorhanden ist als wirkliches, als reales, nicht bloß als abstraktes Leben dasjenige, was man im Inneren erfährt. Es kommt nicht darauf an, ob jemand heute noch beweisen kann oder nicht, dass Augustinus selbst aus eigener Erfahrung heraus hätte sagen können: Ich weiß, es dauert durch den Zeitraum vom Einschlafen bis zum Aufwachen dasjenige, was man innerlieh zwar wahr, aber unwirklich erlebt. - Aber dass man eine solche Anschauung fassen konnte, dass man auf sie sich stellen konnte, das war in der Zeit des Augustinus durchaus möglich." [44]

Graf Samt-Simon; Auguste Comte als Repräsentant für einen großen Teil des Weltanschauungslebens der Gegenwart; Kirche, soziale Strukturen auf Grundlage der positivistischen Wissenschaft; das Wesentliche, worauf es bei Auguste Comte ankommt: eine katholische Kirche ohne den Christus: "Wir werden nun einen großen Sprung machen, um eine andere Persönlichkeit so zu charakterisieren, wie wir für die Abenddämmerung des vierten nachatlantischen Zeitraums das charakterisierten, was sich in der Persönlichkeit des Augustinus offenbarte. Wir wollen ebenso charakteristische Persönlichkeiten des fünften nachatlantischen Zeitraums nach einer gewissen Richtung hin schildern. Zwei will ich herauswählen. Eine dieser Persönlichkeiten, von der ausgehend sich nach einer gewissen Richtung hin dasjenige charakterisieren lässt, was im fünften nachatlantischen Zeitraum für die Menschheit herauskommt, ist der Graf Samt-Simon, der gelebt hat von 1760 bis 1825. Eine andere Persönlichkeit ist der Schüler von Saint-Simon, Auguste Comte, der gelebt hat von 1798 bis 1857. Haben wir in Augustinus eine Persönlichkeit, welche mit allen Mitteln, die ihr von Seiten ihrer Erkenntnis zur Verfügung stehen, das Christentum zu befestigen versucht, so haben wir auf der andern Seite sowohl in Saint-Simon wie in Auguste Comte Persönlichkeiten, welche an dem Christentum im Grunde vollständig irre geworden sind. Wir werden uns am leichtesten eine Vorstellung machen von dem, was in Auguste Comte, in gewissem Sinne auch in Saint-Simon lebte, wenn wir, wenigstens schematisch, einige der Hauptgedanken von Auguste Comte uns einmal vorführen. Auguste Comte ist im hohen Grade ein Repräsentant für ein gewisses Weltanschauungsleben in unserer Zeit, und nur der Umstand, dass man sich so wenig kümmert um die Art, wie sich die verschiedenen Weltanschauungsimpulse in das Leben der Menschen einfügen, bewirkt, dass man so jemanden wie Auguste Comte auch so studiert wie eine Rarität des geschichtlichen Lebens. Man weiß eben nicht, dass im Grunde genommen, wenn auch vielleicht nicht überall, zahlreiche Menschen von Auguste Comte etwas schülerhaft beeinflusst sind - darauf kommt es aber nicht an - , und in der wesentlichen Grundrichtung ihres Denkens mit Auguste Comte übereinstimmen. So dass man sagen kann: Auguste Comte ist der Repräsentant für einen großen Teil des Weltanschauungslebens der Gegenwart. Auguste Comte sagt: Die Menschheit hat sich entwickelt. Sie hat sich entwickelt durch drei Stadien hindurch. Beim dritten Stadium ist sie jetzt angelangt. Wenn man durch diese drei Stadien hindurch das Seelenleben der Menschen beobachtet, so findet man, dass in dem ersten Stadium die Vorstellungen der Menschen vorzugsweise hinneigten zur Dämonologie. Das erste Stadium der Entwickelung also im Auguste Comteschen Sinne wäre das Dämonologische. Die Menschen haben sich vorgestellt, dass hinter den Erscheinungen der Natur, welche sinnenfällig sind, geistige Wesen tätig, wirksam sind, die so vorzustellen sind, wie eben im trivialen Leben Geister vorgestellt werden. Überall werden Dämonen gewittert, große und kleine Dämonen gewittert. Das war das erste Stadium. Dann sind die Menschen übergegangen, als sie sich schon etwas weiter entwickelt hatten, von dem Standpunkt der Dämonologie zu dem Standpunkt der Metaphysik. Während sie sich zuerst Dämonen, Elementarwesen oder dergleichen vorgestellt haben hinter allen Erscheinungen, stellten sie sich dann in abstrakten Begriffen fassbare Gründe vor. Metaphysisch wurden die Menschen, nachdem sie nicht mehr Dämonengläubige sein wollten. Das zweite Stadium ist also das der Metaphysik: man denkt gewisse Begriffe aus und verbindet diese Begriffe mit seinem eigenen Leben, so dass man meint, durch solche Begriffe könne man an die Urgründe der Dinge herankommen. Über dieses Stadium ist die Menschheit nun auch hinausgeschritten. Sie ist nun in das dritte Stadium eingetreten, von dem Auguste Comte, ganz auch im Sinne seines Lehrers Saint-Simon, annimmt, dass der Mensch nicht mehr zu Dämonen hinschaut, wenn er sich über die Urgründe der Welt unterrichten will, auch nicht zu metaphysischen Begriffen, sondern lediglich zu dem, was die sinnenfallige Wirklichkeit der positivistischen Wissenschaft gibt. Das dritte Zeitalter ist also das der positivistischen Wissenschaft. Was man durch die äußere wissenschaftliche Erfahrung geoffenbart bekommen kann, das soll der Mensch betrachten als dasjenige, was ihn aufklärt für eine Weltanschauung. Er soll über sich selber sich so aufklären wollen, dass diese Aufklärung in demselben Sinne gehalten ist, wie die mathematische Aufklärung über die Raumordnungen aufklärt, wie die Physik über die Kräfteordnungen, die Chemie über die Stoffordnungen, die Biologie über die Lebensordnungen aufklärt. Alles dasjenige, was so durch die einzelnen Wissenschaften, deren Zusammenklang Auguste Comte in seinem großen Werke über die positive Philosophie ausführlich im einzelnen darzustellen versuchte, alles das, was so durch die einzelnen positiven Wissenschaften erfahren werden kann, betrachtete Auguste Comte als dasjenige, was einzig und allein des Menschen im dritten Stadium würdig ist. Das Christentum selber betrachtet er noch, zwar als die höchste Ausbildung, aber doch nur als die letzte Phase der Dämonologie. Die Metaphysik ist dann aufgetreten; sie gab den Menschen eine Summe von abstrakten Begriffen. Zu etwas wirklich Realem, das den Menschen auch ein menschenwürdiges Dasein auf der Erde hier geben könne, bringt es erst die positive Wissenschaft; so meint Auguste Comte. Daher will auch Auguste Comte eine Kirche begründen auf Grundlage der positivistischen Wissenschaft, die Menschen in solche sozialen Strukturen bringen, die auf Grundlage der positivistischen Wissenschaft gefasst sind. Es ist sehr merkwürdig, zu welchen Dingen Auguste Comte - ich will heute nur einige charakteristische Züge hervorheben - eigentlich zuletzt gekommen ist. Er hat sich ja mit der Gründung einer Kirche, der positivistischen Kirche, viel beschäftigt. Und diese positivistische Kirche - wenn Sie einzelne Dinge daraus entnehmen, so werden Sie ja gleich den Geist kennenlernen - sollte auch eine Art Kalender einführen. Eine große Anzahl von Jahrestagen sollte zum Beispiel dem Andenken von solchen Leuten wie Newton oder Galilei gewidmet sein, den Trägern der positivistischen Wissenschaften; diese Tage des Jahres, die diesen Leuten gewidmet sind, sollten verwendet werden zum Verehren dieser Leute. Andere Tage sollten verwendet werden zum Verlästern solcher Leute wie. Julian des Abtrünnigen oder Napoleons. Auch das sollte geregelt sein. Aber das Leben sollte überhaupt im weitgehendsten Maße durchaus nach den Grundsätzen der positivistischen Wissenschaft geregelt sein. Wer das Leben heute kennt, der weiß, dass die Menschen gewiss in keiner großen Anzahl mit solchen Idealen, wie sie Auguste Comte gehabt hat, Ernst machen wollen. Aber das ist ja doch nur aus Feigheit; denn in Wahrheit denken die Menschen schon so, wie Auguste Comte gedacht hat. Wenn man studiert, welches Bild die positivistische Kirche des Auguste Comte gibt, so bekommt man tatsächlich den Eindruck: Die Struktur dieser Kirche stimmt ganz genau mit der Struktur der katholischen Kirche überein, nur fehlt der positivistischen Kirche des Auguste Comte der Christus. Und das ist das Merkwürdige. Das ist dasjenige, was man sich geradezu vor die Seele stellen soll als das Charakteristische: Auguste Comte sucht eine katholische Kirche ohne Christentum. Dazu ist er gekommen, indem er diese drei Stufen: das Dämonologische, das Metaphysische und das Positivistische, in seine Seele aufgenommen hat. Man könnte sagen: Er hat alle Einkleidung des Christentums, wie sie in der Geschichte sich bis zu ihm ergeben hat, als etwas sehr Gutes betrachtet; aber den Christus selbst wollte er aus dieser Kirche beseitigen. Das ist doch im Grunde das Wesentliche, worauf es bei Auguste Comte ankommt: eine katholische Kirche ohne den Christus. Das ist außerordentlich charakteristisch für die Morgendämmerung der fünften nachatlantischen Zeit. Denn so wie Auguste Comte denkt, so musste ein Geist denken, der den Romanismus ganz und gar in seiner Seele aufgenommen hatte, aus diesem Romanismus heraus dachte, aber zu gleicher Zeit völlig dachte im Sinne der fünften nachatlantischen Zeit mit ihrem antispirituellen Charakter. So sind Auguste Comte und sein Lehrer Saint-Simon im höchsten Grade charakteristisch für die Morgendämmerung des fünften nachatlantischen Zeitraums. Aber in diesem fünften nachatlantischen Zeitraum wird sich viel entscheiden. Daher treten auch die andern Nuancierungen, die noch möglich sind, auf. Ich will heute, wie gesagt, einige historische Lichtblicke vor Ihnen eröffnen; wir werden dann darauf weiterbauen."

Johann Gottlieb Fichte, Schelling; Auguste Comte sucht eine katholische Kirche, ohne Christentum; Schelling sucht aus seinen Anschauungen heraus ein Christentum ohne Kirche: "Einen merkwürdigen Gegensatz zu Auguste Comte bildet Schelling, der da lebte von 1775 bis 1854. Auch er ist gewissermaßen charakteristisch für die Morgendämmerung des fünften nachatlantischen Zeitraums. Ich kann Ihnen ja von Schelüngs mannigfaltig in sich gegliederter Weltanschauung, über die wir von diesem oder jenem Gesichtspunkte schon öfter gesprochen haben, selbstverständlich nicht einmal schematisch heute sprechen; aber auf einiges Charakteristische möchte ich Sie hinweisen. Gesagt habe ich: Augustinus steht in der Abenddämmerung des vierten nachatlantischen Zeitraums auf dem Punkte, die eine Strömung, die ideelle, so zu betrachten, dass sich ihm aus ihr ein fester Punkt ergeben soll, auf dem er stehen kann. Nun kommen wir in den fünften nachatlantischen Zeitraum herein: In der Morgendämmerung haben wir solche Geister wie Saint-Simon und Auguste Comte, die in der anderen, in der rein natürlichen, materiellen Ordnung den festen Punkt suchen der positivistischen Wissenschaft. Da haben wir die beiden Richtungen: Augustinus auf der einen Seite, Auguste Comte auf der andern Seite stehend. Schelling suchte hinter dem, was man in der Welt sehen kann mit den gewöhnlichen Mitteln des fünften nachatlantischen Zeitraums, zuerst abstrakt-philosophisch, mit ungeheurer Energie nach einer Brücke zwischen dem Idealen und dem Realen, dem Idealen und Materialen ...; er suchte mit ungeheurer Energie nach einer Überbrückung dieser Gegensätze. Er kam zuerst nur zu allerlei abstrakten Gedanken in dieser Überbrückung. Indem er zuerst namentlich auf denselben Grundlagen gebaut hat, auf denen Johann Gottlieb Fichte baute, kam er etwas weiter und versuchte, etwas in der Welt als ein Sein zu erfassen, das ideal und real zu gleicher Zeit ist. Dann kam eine Zeit in Schellings Leben, in der ihm unmöglich schien, mit den Mitteln der Abstraktionen, zu denen es dieser fünfte nachatlantische Zeitraum im Laufe der Zeit gebracht hatte, zu einer solchen Brücke zu kommen. Unmöglich erschien ihm dieses. Er sagte sich eines Tages: Die Menschen haben ja doch eigentlich nur auf dem Boden der neuzeitlichen Gelehrsamkeit solche Begriffe gewonnen, mit denen man die äußere Naturordnung begreifen kann. Aber für das, was hinter dieser äußeren Naturordnung ist, der Sphäre, wo man die Brücke zwischen Idealem und Realem bauen kann, dafür haben wir keine Begriffe. - Und sehr interessant ist es, dass Schelling eines Tages das Geständnis gemacht hat: es käme ihm vor, wie wenn die gelehrten Leute der letzten Jahrhunderte einen stillen Vertrag geschlossen hätten, der dahin ginge, alles Tiefere aus der Weltanschauung auszuschalten, das nach dem wirklichen, wahrhaftigen Leben führen will. Daher müsse man zu den ungelehrten Leuten gehen. Das war auch die Zeit, in der sich Schelling auf Jakob Böhme eingelassen hat, so dass er dann aus Jakob Böhme jene spirituelle Vertiefung fand, die ihn zu seiner letzten, zu seiner theosophischen Periode in seinem Leben führte, aus welcher hervorgegangen ist die schöne Schrift über die Freiheit des Menschen, die schöne Schrift über die Gottheiten von Samothrake, über die Kabkengottheiten; dann die «Philosophie der Mythologie» und die «Philosophie der Offenbarung». Was Schelling namentlich in dieser letzten Periode seines Lebens ganz besonders gesucht hat, das war, das Eingreifen des Mysteriums von Golgatha in die Menschheitsgeschichte zu begreifen. Das hat er ganz besonders gesucht. Und es ist ihm dabei aufgegangen, dass man mit den Begriffen, die der neueren Gelehrsamkeit zur Verfügung stehen, nicht dazu kommen kann, jenes Leben zu verstehen, in welchem das Mysterium von Golgatha fließt, also auch nicht das wahre Menschenleben zu verstehen. Dadurch kam Schelling - und das ist der Zug, den ich bei ihm jetzt besonders hervorheben möchte, wir werden in den nächsten Tagen weiter auf diesen Dingen bauen - zu einer Anschauung, die nun der seines Zeitgenossen Auguste Comte völlig entgegengesetzt war. Und das ist das Merkwürdige: Wir können sagen, Auguste Comte sucht einen Katholizismus, ich möchte besser sagen eine katholische Kirche, ohne Christentum; Schelling sucht aus seinen Anschauungen heraus ein Christentum ohne Kirche. Ein Christentum ohne Kirche: Schelling sucht gewissermaßen das ganze moderne Leben zu verchristen, zu durchchristen, so dass alles, was der Mensch denken und fühlen und wollen kann, durchpulst wäre von dem Christus-Impuls. Ein abgesondertes kirchliches Leben für das Christentum sucht er nicht, namentlich nicht nach dem Muster, wie es schon war in der historischen Entwickelung, obwohl er dieses Leben sorgfältig betrachtet. So haben wir die zwei Extreme: den Auguste Comteschen Gedanken einer Kirche ohne Christus, den Schellingschen Gedanken des Christus ohne Kirche." [45]

Es liegt die sonderbare Tatsache vor, dass Saint-Simon sowohl wie Auguste Comte auf der einen Seite ganz direkt stehen auf dem Boden des ahrimanischsten Wissenschaftstums und sich bewußt im Zeitalter des Industrialismus auf den Boden des ahrimanischsten Wissenschaftstums stellen, und Mystiker werden! Merkwürdig, eine merkwürdige Tatsache ist es! Man muss nach dem Warum einer solchen Tatsache fragen. Das Warum einer solchen Tatsache ergibt sich aber nur, wenn man unbefangen dieses Der-Spiritualität-Entgegenleben der Menschen ins Auge fasst. Unbewußt streben die Menschen nach der Spiritualität. Und auch solche Menschen, die wie Auguste Comte und Saint-Simon bloß die äußere Naturordnung erfassen wollen, streben nach der Spiritualität hin.

Maximation des Glückes auf Erden ist in der Tat ein Grundnerv der Utilitätsphilosophie; Goetheanismus, Comteanismus und Benthamismus: "Und von diesem Gesichtspunkte ausgehend, möchte ich Sie auf eine andere Tatsache hinweisen, möchte ich Sie hinweisen auf einen sehr tonangebenden englischen Philosophen, Bentham, der da gelebt hat von 1748 bis 1832. Bentham kann als charakteristisch für das Denken seines Volkes gelten. Und man hat mit einem gewissen Rechte die Anschauungen Benthams als Utilitarismus, auch im tieferen Sinne als Utilitarismus bezeichnet; denn ein gewisser Grundsatz liegt mit Bezug auf die ideale Weltordnung dem Benthamschen Denken zugrunde. Diesen Grundsatz, man nennt ihn gewöhnlich die Maximation der menschlichen Glückseligkeit. Diese menschliche Glückseligkeit besteht darinnen, dass Bentham den Satz aufgestellt hat, das Gute, also das ideal Anzustrebende, bestehe in dem größten Glück der größten Anzahl von Menschen auf Erden. Fassen wir diesen Satz recht ins Auge: Das Gute besteht in der größten Glückseligkeit der größten Anzahl von Menschen auf Erden. - Dieser Satz von der Maximation des Glückes auf Erden ist in der Tat ein Grundnerv der Utilitätsphilosophie. Nun muss man ins Auge fassen, dass dieser Satz, nicht von Bentham selbst und seinen Anhängern, aber von denen, die auf spirituellem Boden stehen, als absolut ahrimanisch bezeichnet wurde. Die Okkultisten des eigenen Landes sagen von Bentham, er habe diesen rein teuflischen Satz aufgestellt. Sie nennen ihn teuflisch, denn, so sagen die Okkultisten, wenn es richtig wäre, dass das Gute in der größten Glückseligkeit der größten Anzahl von Menschen besteht, so müsste das Böse bestehen in dem größten Glück der geringsten Anzahl von Menschen. Ich sage jetzt nicht etwas, was ich selber als Definition oder als Explikation Ihnen vorführen will, sondern was man sagt. Also, auf der einen Seite, englische Philosophie Benthams: Maximation des Glückes; auf der andern Seite der englische Spiritualismus, welcher sagt: Benthams Satz ist rein teuflisch, denn es müsste dann das Böse das größte Glück der geringsten Anzahl von Menschen sein; woraus folgen würde, dass das Böse und das Glück miteinander bestehen könnten, was der Spiritualist unter allen Umständen nicht gelten lassen kann. Ich führe Ihnen hier nur eine Tatsache des geistigen Lebens vor, die im eminentesten Sinne signifikant ist für die ungeheuerste Opposition, in welcher auf einem gewissen Gebiete der Erde der Spiritualismus zur äußeren Weltanschauung sich befindet. Und nun stelle ich heute wiederum, indem ich Sie darauf aufmerksam mache, dass in der morgigen Betrachtung sich diese Gegensätze lösen sollen, ein Apercu an den Schluss meiner Betrachtungen. Sie können drei Dinge zusammenstellen: Goetheanismus, Comteanismus und Benthamismus. Diese drei Dinge stehen in dreifach verschiedener Weise in einer gewissen Beziehung zu dem spirituellen Streben der Menschen nach der Zukunft. Der deutsche Goetheanismus ist als solcher so geartet, daß sich aus ihm entwickeln kann der Spiritualismus; der französische Comteanismus ist so geartet, dass sich neben ihm Spiritualismus entwickeln kann, wie bei Auguste Comte und Saint- Simon eine merkwürdige Mystik neben der positivistischen Philosophie eintritt; beim englischen Utilitarismus, bei Bentham, ist gar nichts anderes möglich, als dass die schärfste Opposition auftritt von selten des Spiritualismus gegen die volkstümliche Anschauung. Das ist etwas, was im Boden der Entwickelung selber liegt. Das französische Wesen muss sich so entwickeln, dass nebeneinander hergehen Idealismus und Realismus, Mystik und Positivismus; in England, innerhalb des britischen Wesens, werden sich immer mehr und mehr die Dinge so entwickeln, dass von den Geistern, die dort Spiritualisten werden, in schärfster Weise das eigene Volkstum nach und nach bekämpft werden muss, das heißt dasjenige, was das Volkstum als philosophische Blüte absetzt."

Feuerbach und Auguste Comte: "Das Bewußtsein von seiner freien Persönlichkeit, wenn auch nicht ganz deutlich, hat eigentlich jeder Mensch. Schon schattenhafter steht im Hintergrunde das Bewußtsein, dass man Mensch im allgemeinen ist. Ja, gewisse Philosophen, wie Feuerbach oder wie selbst Auguste Comte, sie haben die Meinung vertreten, dass das schon eine bedeutende Entdeckung ist für den Menschen, wenn er darauf kommt, sich als Mensch im allgemeinen, als Angehöriger der ganzen Menschheit zu fühlen. Und gestern haben wir gehört, wie Auguste Comte von dem Großen Wesen spricht; damit meint er nichts anderes als den Menschen. Aber Comte spricht vom Standpunkte der gewöhnlichen materialistischen Wissenschaft; er weiß nicht, was spirituell zugrunde liegt diesem im Hintergrunde unseres Seelenlebens liegenden Bewußtsein, dass man Mensch ist. Man würde gar nichts davon ahnen können, dass man Mensch ist, wenn nicht dasjenige, was im Schlafe getrennt ist von unserem physischen und Ätherleib, durchtränkt wäre von dem Erzengelwesen." [46]
 

14. Polaritäten, kosmische Vorgeschichte der Menschheit II; das Mineralreich tragen wir in uns; dadurch nur sind wir eigentlich sichtbare Wesen;  Utilitarismus und Weltanschauung des Karl Marx teuflisch; Dualismus und Fatalismus; Jean Paul über Professoren an den Universitäten; Wissenschaft der Eingeweihten; Wissenschaft des Schweigens; Montaigne und Augustinus


Das Mineralreich tragen wir in uns; dadurch nur sind wir eigentlich sichtbare Wesen; die spirituell Gesinnten werden dort die englische Volkskultur (den teuflischen Utilitarismus) zu überwinden haben: "Und nun fragen wir einmal, indem wir dies eben Auseinandergesetzte überblicken: Was ist nun eigentlich unsere Erde? Das, was gewöhnlich Geologie oder andere Wissenschaften von unserer Erde erkunden, ist ja wiederum nur die äußere Hülle. Was ist unsere Erde eigentlich? Sie wissen ja: Unseren physischen Leib, wir haben ihn gemeinsam mit dem ganzen mineralischen Reich. Dadurch dass wir unseren physischen Leib mit dem ganzen mineralischen Reich gemeinsam haben, stehen wir in unserem Wachzustande in einem Teil der Erde darinnen. Unseren Ätherleib haben wir mit dem ganzen Pflanzenreich gemeinschaftlich, stehen drinnen in einem zweiten Gliede unserer Erde. Unseren Astralleib haben wir mit dem Tierreiche gemeinschaftlich. Das Ich haben wir für uns selber. Da stehen wir drinnen in den drei Reichen der Erde, und aus den drei Reichen besteht eigentlich unsere ganze Erde. Das ist der Grund und Boden gewissermaßen, auf dem wir stehen, nicht physisch, sondern mit unserem Menschenwesen. Aber das kann man nicht sehen, das bleibt übersinnlich. Indem wir auf diesem Boden stehen, ist sein unterstes Glied das mineralische Reich. Nun erinnern Sie sich ..., dass das  mineralische Reich bei den früheren Verkörperungen unserer Erde nicht da war; der Mond hatte noch nicht ein mineralisches Reich, ebensowenig die alte Sonne, ebensowenig Saturn. ... Auf der Erde, bei der vierten Verkörperung unserer Erde, ist erst das mineralische Reich entstanden. Ich bitte Sie, das genau festzuhalten. Es ist eine schwierige Sache, aber es ist eine außerordentlich wichtige Sache. Gewissermaßen drei Bildungen mußten vorangehen, bevor die mineralische Erde sich herausgebildet hat. Wir nennen diese drei Bildungen die drei Elementarreiche, das mineralische Reich ist das vierte. Wir könnten auch so sprechen bei den früheren Verkörperungen: Bei der Saturnverkörperung unserer Erde: erstes Elementarreich; bei der Sonnenverkörperung unserer Erde: zweites Elementarreich - die Wesen, die damals Mineralreich waren, waren früher Elementarreich - ; bei der Mondenzeit - nicht der heutigen Zeit, der alten Mondenzeit - : drittes Elementarreich. Im Fortschreiten zur Erde entsteht das mineralische Reich als das vierte Reich. Das trägt der Mensch in sich. Im Mineralreich stehen, heißt, in der vierten Bildung stehen. Dieses Mineralreich tragen wir in uns; dadurch nur sind wir eigentlich sichtbare Wesen. Dieses Mineralreich ist aber auch das einzig Abgeschlossene in uns. Erst wenn die Erde ihr Ende erreicht haben wird, wenn sie in eine andere Verkörperung eingetreten sein wird, wird der  Mensch ebenso abgeschlossen sein im Pflanzenreich, wie er heute im Mineralreich abgeschlossen ist. Dann würde er in der fünften Bildung stehen. Also die Erde wird an einen Endzustand kommen, wird neuerdings entstehen: Jupiterzeit; der Mensch wird, so wie er heute sein Verhältnis zum Mineralreich hat, dann sein Verhältnis zum Pflanzenreich haben. Er wird in der fünften Bildung stehen. Im Pflanzenreich stehen, heißt, in der fünften Bildung stehen. Es wird eine neue Verkörperung unserer Erde kommen, wir nennen sie die Venus Verkörperung, die Venuszeit. Der Mensch wird dann für sich im Tierreiche stehen, nicht Tier sein, sondern im Tierreiche stehen; das ist, wie Sie wissen, etwas anderes, als Tier sein. Im Tierreiche stehen aber heißt, in der sechsten Bildung stehen. Und dann kommt der Abschluss, ich möchte sagen, die Septime des ganzen Werdens. Wir nennen sie die Vulkanverkörperung der Erde. Der Mensch ist dann auf der höchsten Stufe seiner Bildung angelangt, er ist dann erst ganz Mensch geworden. Im Menschenreich stehen, heißt, in der siebenten Bildung sein, in der siebenten Bildung stehen. Und in sieben Bildungen schließt sich das Leben des Menschen ab. Schauen wir uns den heutigen Menschen an. Er steht, wie wir sehen, im Mineralreich; er steht noch nicht im Pflanzenreich. Wenn der Mensch im Pflanzenreich stehen wird, wird sein ganzes Leben ein anderes sein. Er wird sich fühlen nicht als Persönlichkeit, sondern so, wie er sich heute als Persönlichkeit fühlt, wird er sich als Mensch fühlen, er wird sich fühlen als Glied der ganzen Menschheit. Er wird zum Beispiel, wenn er einmal im Pflanzenreiche stehen wird, es unerträglich finden, dass er einen bestimmten Grad des Glückes hat, wenn neben ihm jemand mit Unglück herumgeht. Heute fühlt sich der Mensch wie durch eine Scheidewand von andern Menschen abgeschlossen. Das muss so sein, sonst würde der Mensch niemals seine Persönlichkeit entwickeln können. Aber im künftigen Jupiterreich, wo der Mensch in der fünften Bildung stehen wird, wird es anders sein; da wird es ein ganz unerträglicher Gedanke sein, dass der eine glücklich, der andere neben ihm unglücklich sein kann, weil sich die Menschen nicht als Organismus fühlen, wie man in abstracto sagt. Jetzt fühlen sie sich ja nicht als Organismus: das ist aber eine Unwahrheit, eine Täuschung, eine Maja. Aber die Zeit wird kommen, wo der Mensch im Pflanzenreich stehen wird, wo er ein einzelnes Glück nicht erträglich finden wird, wenn neben ihm Unglück ist. Dieser Gedanke liegt zugrunde jenen Spiritualisten, von denen ich Ihnen gestern gesprochen habe. Ich habe Ihnen gesagt: Die englischen Spiritualisten werden in Zukunft einen großen Kampf auszufechten haben gegen die gesamte englische Volkskultur. Die Blüte dieser Volkskultur ist der Utilitarismus; und dasjenige, was dieser Utilitarismus herausgetrieben hat bei Bentham, das ist im wesentlichen der Grundsatz, den man nannte die Maximation des Glückes. Immer mehr wird dieser Utilitarismus das Denken erfüllen. Daher wird dieses Denken nur durch die Opposition der spirituell Gesinnten zur Spiritualisierung kommen können. Das ist die Perspektive der Zukunft: Die spirituell Gesinnten werden dort die Volkskultur zu überwinden haben, sie zu überwinden haben bis zur Vernichtung. Deshalb konnte ich Ihnen anführen, dass Bentham, der aus der Volkskultur heraus zu dem Grundsatze gekommen ist, das Gute auf der Erde bestünde in der Glückseligkeit der größten Anzahl von Menschen, seine heftigsten Gegner hat in den spirituell Gesinnten seines eigenen Landes, die ihm sagen: Das ist eine rein teuflische Definition, denn diese Definition kann man nur machen, wenn man nichts bedenkt als die bloße Gegenwart. Denkt man ein wenig an die Zukunft der Entwickelung, so weiß man, dass der Gedanke ganz unerträglich ist: Glückseligkeit der größten Anzahl, weil das Gegenteil wäre: die Glückseligkeit der geringsten Anzahl, und das müsste das Böse sein. Aber Böses und Glückseligkeit haben nichts miteinander zu tun; denn in der Zukunft wird dadurch, dass der Mensch sich im Pflanzenreich stehend fühlt, sich als Glied der ganzen Menschheit fühlt, dieses Gegenteil eine Unmöglichkeit sein. So wie heute ein wichtiges organisches Glied dem Menschen nicht einfach ausgeschnitten werden kann, ohne dass der ganze Menschenorganismus zugrunde geht, so wird künftig, wenn die Erde im Pflanzenreich steht, nicht eine bestimmte Gruppe von Menschen leidensvoll sein können, ohne dass das Ganze leidet. Das ist ein bestimmter Entwickelungszustand, der kommt. Und weil durch Bentham eine Definition des Glückes gegeben wird, die gar keine Zukunft hat, die nur Gegenwart hat, muss sie bekämpft werden gerade von denjenigen, welche die Spiritualität anstreben."

Weltanschauung des Karl Marx, auf den heute Millionen schwören, sogar in Europa, nicht zuletzt die Marxistin Sahra Wagenknecht mit ihrer Mohammed Ali Partei, ist eine rein ahrimanische,  ignoriert wird das Hinaufragen der Geistigkeit des Menschen in die übersinnlichen Welten: "Man muss, wenn man geisteswissenschaftlich spricht, auf die Tatsachen dieser Welt in ihrer Wahrheit hindeuten. Und die Wahrheit ist einmal, dass zum Beispiel so etwas wie die materialistische Geschichtsauffassung des Karl Marx, der gelebt hat von 1818 bis 1883, dass die Weltanschauung des Karl Marx eine rein ahrimanische ist. Ihr Geheimnis beruht darauf, dass nur anerkannt wird das materiell im Erdenwesen Geschehene, dass ignoriert wird das Hinaufragen der Geistigkeit des Menschen in die übersinnlichen Welten, und dass dadurch, durch diese Ignorierung, der Mensch den ahrimanischen Mächten verfallt. Denn sobald der Mensch sein Bewußtsein ausschließt von den Welten, in die er hinaufragt, verfällt er den ahrimanischen oder luziferischen, in diesem Falle den ahrimanischen Mächten. Nun, wir stehen heute vor der Tatsache, dass zahlreiche Menschen eine rein ahrimanische Weltanschauung vertreten, für diese rein ahrimanische Weltanschauung kämpfen, und dadurch aber auch über die Erde heraufbeschwören alles dasjenige, was kommen muss, wenn statt der. göttlichen Ordnung die ahrimanische Ordnung über die Erde sich verbreitet. Benthams Philosophie, von der ich Ihnen gestern sprach, ist zunächst ein äußerer theoretischer Ausdruck dieser ahrimanischen Anschauung. Der Marxismus ist ein solcher Ausdruck, der auch schon schöpferisch ist, der gestaltend ist, der einen ungeheueren Einfluss hat. Und die Trägheit des Bourgeoislebens weiß nichts davon und hat sich nicht gekümmert durch Jahrzehnte, was sich auf dem Boden des sozialen Lebens entwickelt hat an Elementen solcher Weltanschauungen. Der Marxismus ist ein extremer Ausdruck. Er wird weiterwirken. Das, was zunächst bloß Wissen sein sollte, wird Geschehen werden, wird tatsächlich Wirklichkeit werden. Nur die Einsicht in diese Dinge, die nun wiederum Wollen-bildend ist, kann Hilfe sein in diesen Dingen. Solche Wahrheiten sind einschneidende, solche Wahrheiten sind wahrhaftig nicht geeignet für bloße Sonntagssensationen; solche Wahrheiten sind dasjenige, was im Innersten zusammenhängt mit dem ganzen Kulturleben der Gegenwart. Und vieles wird davon abhängen, dass sich die Menschen darauf einlassen, dasjenige, was in ihren Gedanken lebt, im Zusammenhange mit der ganzen Weltenordnung zu erkennen. Denn in unseren Tagen sind wir in denjenigen Zeitenzyklus eingetreten, in dem wir nicht weiterkommen können, ohne in furchtbare Katastrophen hineinzufallen, wenn wir nicht einsehen, wie sich dasjenige, was sich im Menschen selber vollzieht, gegenüber dem Werden des ganzen Kosmos ausnimmt. Solche Wahrheiten, wenn man sie herausfindet aus dem Suchen nach der Wahrheit - Sie können die Versicherung hinnehmen -, solche Wahrheiten sind zunächst bestürzend. Wenn man ein Gefühl hat für das Einschlagende der großen Wahrheiten in der Welt, so kennt man auch das Gefühl des Bestürzenden dieser großen Wahrheiten. Bequem ist das Hineinleben in das Wahrheitsleben nicht. Nur wer oberflächlich ist, könnte meinen, es sei nicht bestürzend, sich sagen zu müssen: Leute, von denen auch eine große Anzahl von Menschen glaubte - was ja auch wahr ist! -, sie strebten ehrlicherweise nach der Wahrheit, sind durchpulst von ahrimanischem Geiste! Es schlägt sich aufs Herz, meine lieben Freunde! Daher versucht man, wenn sich solche Wahrheiten ergeben, mit ihnen zurechtzukommen. Dazu, um sie bei einem Ohr hinein-, beim andern Ohr hinausgehen zu lassen, sind diese Wahrheiten nicht da. Sie sind auch nicht dazu da, dass man sie bei seinem einsamen Meditieren findet und sie als Sensationen hinnimmt. Dazu sind sie alle nicht da, diese Wahrheiten. Man muss mit ihnen fertig werden, man muss finden können, wie dasjenige, was man als Weltenentwickelung kennt, was rings um einen herum ist, auch als Urteile der Menschen, dazu stimmt, dass so etwas da ist.

Dualismus und Fatalismus: "Das unserem heutigen Dualismus Ähnliche war in alten Zeiten für die Menschheit etwas, was man nennen kann Fatalismus. Man war bis ins 2., 3. vorchristliche Jahrhundert, und dann später noch mehr - es wurde aber immer mehr anachronistisch - geradezu gedrängt, in den Fatalismus zu verfallen. Und im Grunde genommen ruht auch auf dem Grunde der griechischen Weltanschauung der Fatalismus. In der neueren Zeit ist aller Fatalismus eigentlich anachronistisch; das heißt, er gehört nicht mehr in die Gegenwart herein. Verführt, könnte man sagen, waren die Menschen der alten Zeit zum Fatalismus, verführt sind die Menschen der neueren Zeit, und ganz besonders der Gegenwart, zum Dualismus. Nun wollen wir einmal uns klarmachen, worauf es beruhte, dass die alten Menschen so leicht dem Fatalismus verfallen konnten. Wir wissen ja, die Seelenverfassung der Menschen hat sich radikal geändert im Laufe der Entwickelung, und es ist ein Aberglaube, wenn man nur so, wie es etwa der landläufige Darwinismus tut, eine sukzessive Entwickelung annimmt. Für die Seelenverfassung liegt eine radikale Umänderung vor, und in dieser Beziehung ist die Geschichte am allermeisten eine Fable convenue. Die Seelenverfassung der alten Menschen war so, dass ihnen eigentlich niemals das Naturgemäße so entgegengetreten ist, wie es den heutigen Menschen entgegentritt, und demgegenüber
auch das Geistige nicht so begriffsmäßig, so vorstellungsmäßig, wie es dem heutigen Menschen entgegentritt. Alles dasjenige, was der alte Mensch von der Natur vorstellte, stellte er so vor, dass er das Naturgemäße mit dem Geistigen verquickt vorstellte, und wiederum das Geistige stellte er sich so vor, dass er für die Vorstellung Bilder aus dem Gange der Natur nahm. Hatte man alte Götterlehren, so sind die eigentlich ganz durchtränkt, als Mythe ganz durchtränkt von Vorstellungen, die der sinnenfälligen Natur entnommen sind. Sprach man von der Natur, so sprach man nicht so, wie wir heute sprechen, so trocken, so abstrakt, sondern man sprach von elementarer Geistigkeit, von Wesenheiten, welche die Naturerscheinungen tragen, bewirken." [47]

Jean Paul über Professoren an den Universitäten, Mediziner und ihre Versuchskaninchen und das Ideal der Juristen: Man erinnere sich nur an den wahrhaftig weisen Ausspruch Jean Pauls, der gesagt hat, dass man im Beginne seines Lebens von seiner Amme zweifellos mehr für das Leben lernt, als von seinen sämtlichen Professoren in den akademischen Jahren. In «Leben Fibels» wird sich gefragt: Wo sind sie, die großen akademischen Kommandeure, die quasi mit Mantel und Zepter in der Hand auf die Welt kommen und wie Fürstensöhne die Welt regieren? Auch wenn sie heute nicht mit einer dreiknotigen Zipfelperücke oder anderen guten Perücken wie Zopf- und Beutel-Perücken, herumlaufen, so regieren sie doch von den Akademien und Universitäten aus, wie die Biotech-Trottel der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die seit Jahren der Politik die Einzigartigkeit der grünen Gentechnik und Biotech-Medizin vorgaukeln; weiter wird gefragt wie kommt es eigentlich, dass Experten von den Fakultäten, immer geballt auftreten (also die Urtelsverfasser mehrfach aufeinander sitzend, «wie oft in der Paarzeit vier Frösche aufeinander sitzen»), wenn sie ihre Urteile z.B. zur Biotech-Medizin und grünen Gentechnik abgeben und wie hilft man ihnen «aus dem Dummsein» wieder heraus? Ist vielleicht ein «diabolus ex machina» mit im Spiel? Heute sind die eigentlichen Apotheker Pharmakonzerne, deren Leiter sich, hohl wie sie sind, die Biotech-Medizin auf die Fahnen geschrieben haben und die Bevölkerung als Versuchskaninchen ansehen. In «Der Komet» heißt es darüber: «Hier starrte sogar der sonst so vielwortige Freimäuerer ihn stumm-dumm an, als habe der Apotheker aus seinem chemischen Luft- oder Windschiff zur Erleichterung ordentlich sein zu gewichtiges Gehirn als Ballast herabgeworfen und nur die leere Gehirnschale als Korkrinde behalten.» Was die Nebenwirkungen der modernen Medizin betrifft, wird natürlich gelogen «wie ein verfluchter Windsack», und von den Dienern und Versuchskaninchen wird nur verlangt, dass sie immerzu sagen: «Lieber wollt' ich auch ganz viehdumm sein.» Die Kooperataion mit kopflosen Ärzten macht dann Sinn. Alle Mitarbeiter sollten sich zudem «unter den Doktorhut oder die Doktorhaube bringen lassen», so lässt sich die Unwissenheit gut verbergen. Der Chef von Biontech, von seinen Mitarbeitern heimlich bestaunt als «einen so großen Mogul der Zukunft», und nach seinen vielen Preisen  «nun gar vollends im wahren Himmelwagen sesshaft», sagt zu seinen Medikamenten: «ich mache mir heute aus nichts etwas und juble nach Gefallen», weil jeder sein Versuchskaninchen sein will. Was «lebensgefährliche Arzeneien» betrifft, heute vor allem gentechnisch hergestellte Medikamente wie Biologica oder mRNA Impfstoffe, so können «tausend ähnliche Unfälle und Zufälle» nun mal passieren. Das Ideal der Juristen wird in «Leben des Quintus Fixlein» behandelt und vorgeschlagen, dass sich die Prozesse nur schön in die Länge ziehen lassen ohne die Wahrheit wirklich zu erreichen, schließlich soll die Familie von dem Beruf ernährt werden: «Die Klienten überhaupt hätten sich weniger über Prozesse zu beklagen, wenn diese länger dauerten: die Philosophen streiten jahrtausendelang über philosophische Fragen, und es fällt daher auf, dass Advokaten die juristischen in ihren Akten schon in sechzig, achtzig Jahren von der Hand schlagen wollen. Aber das ist nicht die Schuld der Rechtsfreunde: vielmehr wie Lessing von der Wahrheit behauptet, dass nicht das Finden, sondern das Suchen derselben den Menschen beglücke und dass er selber dem Geschenke aller Wahrheiten für die süße Mühe des Forschens entsagen würde, so wird der Rechtsfreund nicht glücklich durch das Finden und Entscheiden, sondern durch das Untersuchen einer juristischen Wahrheit – welches man eben prozessieren und praktizieren nennt –, und er würde sich gern ewig der Wahrheit, wie die Hyperbel der Asymptote, nähern wollen, ohne sie zu erreichen, da er mit Weib und Kind als ein ehrlicher Mann bei dieser ewigen Approximation bestehen könnte.» [48]

Wissenschaft der Eingeweihten; Erscheinungen der Zerstörung, der Vernichtung auf dem Erdball: "In früheren Zeiten haben höhere geistige Wesenheiten den atavistisch hellseherisch veranlagten Menschen auf übersinnlichem Wege die Begriffe der Einweihung gelehrt. Daher war - und zwar im wesentlichen bis zum Jahre 333 nach dem Mysterium von Golgatha - für die Menschen eine Art übersinnlicher Unterricht vorhanden, der sie nicht nur geeignet machte zum Leben, sondern auch zum Sterben. Seit diesem Zeitpunkte ist die Notwendigkeit eingetreten, daß der Mensch hier auf der Erde durch seine Anstrengungen, durch sein Begreifen sich zubereitet die Seele, die in der richtigen Weise durch die Pforte des Todes gehen kann. Vor der Wissenschaft der Eingeweihten gibt es nicht leicht einen frivoleren Ausspruch als denjenigen, der da besagt: Man könnte ja warten, bis man eintritt in die Region nach dem Tode, um zu sehen, was es da gibt. - Die Wissenschaft der Eingeweihten sagt einem: Wer also wartet, der versündigt sich gegen das Leben. - Denn Sie würden furchtbar erschrecken, wenn Ihnen irgendein Eingeweihter - per impossibile - schildern würde, was Sie für Mißgeburten wären, wenn Sie dieselbe Gesinnung Ihr Leben hindurch zwischen dem Tod und dieser Geburt gehabt hätten, wenn Sie sich da zwischen dem Tod und dieser Geburt hindurch gesagt hätten: Ich warte ab, bis ich auf die Erde hingeboren werde; da werde ich ja sehen, wie das Wesen ist, das dann mit Fleisch überzogen ist, das im Blute lebt. - Da können Sie durch den allerdings wohltätigen Einfluss nicht absehen davon, sich zuzubereiten diejenigen Kräfte, die Sie vor dem Geborenwerden als Mißgeburt bewahren. Da behüten Sie höhere Wesenheiten. Dieses geistige Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt - so sagen die Wesen, die drüben lehren -, das ist nicht bloß da für unsere Region, das ist da, auf dass in der rechtmäßigen Weise vorbereitet werde die Region des Unteren, damit nicht Missgeburten dort entstehen, sondern wirklich edelgebildete Menschen entstehen. Aber auch das Leben hier auf der Erde ist nicht allein für die Erde da, sondern es ist da, dass der Mensch auch sterben kann in der richtigen menschlichen Weise. Es muss der Mensch sich hier durch das Aufnehmen von Begriffen der höheren Region seine untere Natur so zubereiten, dass er nicht in eine ahrimanische Region eintritt, die eine unberechtigte ist. Natürlich gibt es auch berechtigte ahrimanische Regionen, aber diese wäre eine unberechtigte, die nicht seinem Menschtum entsprechen würde. Das ist das erste. Das zweite aber ist dieses, dass Sie zur Not als einzelner Mensch leben können - aber man lebt ja nicht in der Wirklichkeit als einzelner Mensch - , wenn Sie von der Region der Dauer absehen, aber Sie können nicht innerhalb der menschlichen sozialen Ordnung leben. Die menschliche soziale Ordnung ist gelenkt und geleitet von den Wesenheiten der höheren Hierarchien, Und wenn Sie auch nur die geringfügigste Beziehung eingehen von Mensch zu Mensch - und unser ganzes Leben besteht in Beziehungen zwischen Mensch und Mensch - und es fließt dasjenige, was in diese Beziehungen hineinströmt, nicht aus dem Bewußtsein des Drinnenstehens in der geistigen Region, der Region der Dauer, dann verderben Sie das soziale Zusammensein, dann wirken Sie mit an den katastrophalen Erscheinungen, an den Erscheinungen der Zerstörung, der Vernichtung auf dem Erdball. Und eine soziale oder politische Anschauung, welche nicht vom Geistigen
ausgehen würde, wirkt vernichtend, zerstörerisch. Lebendig auf das Werdende wirkt nur eine Anschauung, welche mit der Region der Dauer rechnet im politischen, im sozialen, überhaupt im menschlichen Zusammenleben. Das ist die große, ernste Wahrheit, welche durch die Wissenschaft der Eingeweihten immer mehr und mehr an die Menschen herantreten muss. Und die Zeichen der Zeit sprechen heute so, dass eben die Zeit abgelaufen ist, in welcher wie bis zum Jahre 333 höhere Wesenheiten übersinnlichen Unterricht erteilten, an dem der Mensch nicht bewußt teilzunehmen brauchte, weil ihm dieser Unterricht zum großen Teil im Schlafe oder im Dämmerzustand erteilt worden ist. Jetzt muss der Mensch das, was er so zu erhalten notwendig hat, als Mensch unter Menschen erfahren. Da muss der Mensch jenen Hochmut einfach ablegen, der ihn veranlasst zu sagen, dass er sich immer die eigene Überzeugung bilden könne. In der Region der Vergänglichkeit muß er etwas begreifen, wie: dass der alte Mensch dem jungen etwas zu sagen hat, was eben nur der alte Mensch dem jungen sagen kann. Und wenn man schon das begreift, warum sollte nicht auch begriffen werden, daß es eben eine Wissenschaft der Eingeweihten gibt, die man von Mensch zu Mensch aufnimmt. Das ist ja auch ein Ferment des sozialen Lebens, wie es sich in die Zukunft hinein entwickeln muss, dass der Mensch dasjenige, was er in irgendeinem Zeitpunkt - wenn wir jetzt von der Region der Zeit sprechen - nicht selbst erkennen kann, von seinen Mitmenschen aufnimmt. Und ich habe Ihnen gestern ja gesagt: Es ist durch die Entwicklung in der Zeit die Sache so eingerichtet, dass man nicht auf bloßen Autoritätsglauben hin die Dinge aufzunehmen braucht, sondern dass man in dem, was man sich als Vorstellung bildet, schon eine Art von Überzeugung, die auch aus dem eigenen Inneren quillt, haben
kann. - Ich habe das in einer ganzen Reihe meiner Bücher betont, dass auf dem Boden der Geisteswissenschaft der Autoritätsglaube nicht blühen soll. Aber das muss sicher sein für alle diejenigen, die wirklich auf dem Boden der Geisteswissenschaft stehen: Man ist nicht eingeweiht dadurch, dass man einfach sich im Sinne der heutigen Zeit wie der Hahn auf den Mist stellt und von seiner eigenen Überzeugung zu krähen beginnt in jedem beliebigen Lebensalter! Damit kann man alle möglichen Programme, von denen man glaubt, dass sie die Welt beherrschen können, aufstellen, aber niemals eine Wissenschaft liefern, welche in das Leben und Walten der Welt wirklich hineinläuft. Immer mehr und mehr wird für das Leben und Walten der Welt die Wissenschaft der Eingeweihten eben notwendig sein."

Wissenschaft des Schweigens reicht nicht mehr aus: "Man kann sich vorstellen, dass auch noch unserem materialistischen Zeitalter gruselig wird, wenn die Menschen hören, was da eigentlich auf dem Grunde der Menschennatur sich abspielt. Weil den Menschen gruselig wird davor, war es ja so eingerichtet in der Weltenordnung, dass in alten Zeiten göttliche Lehrer den Menschen ein überbewußtes Wissen mitteilten, damit die Menschen nicht selber sich diesem Geisteskampfe entgegenzustellen brauchten. Da konnten dann die Eingeweihten gegenüber der äußeren Welt schweigen von diesem Geisteskampfe. Menschen, die von diesem Geisteskampfe, der sich gewissermaßen bei jedem Menschen hinter der Szene des Lebens abspielt, wissen, wußten, die gab es immer. Immer gab es Menschen, welche sich davon überzeugt hatten, dass das Leben ein Sich-Hindurchwinden durch einen Kampf ist, dass das Leben eine Gefahr in sich schließt. Aber immer mehr und mehr bestand auch der Grundsatz, die Menschen nicht hinzuführen zur Schwelle der geistigen Welt, sie nicht hinzugeleiten zu dem Hüter der Schwelle, damit sie nicht - verzeihen Sie den trivialen Ausdruck, aber er passt - das Gruseln bekommen. Aber die Zeiten sind vorüber, in denen das möglich ist. Denn Zeiten werden eintreten in der zukünftigen Erdenentwickelung, in welcher die Scheidung wird eintreten müssen zwischen den Kindern des Luzifer und den Kindern des Ahriman, entweder das eine oder das andere. Aber wissen, dass man drinnensteht und im Drinnenstehen das Leben wissend führen muss, das muss heute als Lebensnotwendigkeit für die menschliche Zukunft gesagt werden und muss verstanden werden. Eine bloße Wissenschaft des Schweigens kann es für die Zukunft nicht geben. Derjenige, welcher sich wissend einleben will in das Leben, der muss in einer gewissen Beziehung, ich möchte sagen, kosmisches Empfinden entwickeln. Was heißt das, kosmisches Empfinden entwickeln? Das heißt, er muss lernen, die Welt etwas anders anzusehen, als man sie gewohnt ist von dem Gesichtspunkte der Maja anzusehen. Wenn man mit der Wissenschaft der Einweihung durch die Welt geht, dann treten Gefühle auf, die nicht da sind, solange man in dem Wissen der Maja bloß lebt. Es treten Gefühle auf, die der gewöhnliche Mensch nicht nur als paradox, sondern als töricht ansieht, als phantastisch ansieht, die aber so berechtigt sind wie möglich, gerade der wahren Wirklichkeit gegenüber. Derjenige, der ausgerüstet mit der Wissenschaft der Einweihung einem Menschen gegenübertritt, er schwebt hin und her zwischen zwei Empfindungen. Du Mensch - denkt er sich -, du schwebst in zwei Möglichkeiten: entweder du verfällst ganz dem Zeitlichen, du mineralisierst dich, du erstarrst, indem du bloßer Erdenmensch wirst und deine kosmische Vergangenheit verlierst; oder aber du verflüchtigst dich im Geiste zu einem geistigen Automaten, du erreichst dein Ziel als Mensch nicht, trotzdem du Geist bist. - Man möchte sagen: Wenn man so einem Menschen gegenübersteht, treten einem eigentlich immer aus ihm heraus zwei Menschen entgegen, der eine, der in der Gefahr schwebt, in seiner Form zu versteinern, in seiner Form dicht und starr zu werden und mit der Erde zusammenzuwachsen, und der andere, der in der Gefahr schwebt, alles, was zum Mineralisierenden, zum Sich-Erhärtenden neigt, auszustoßen, ganz weich, quallig zu werden und endlich sich aufzulösen als geistiger Automat im All. Diese zwei Wesen treten eigentlich denen, die mit der Wissenschaft der Initiation ausgerüstet sind, entgegen, wenn man einen Menschen betrachtet. Man hat immer, ich möchte sagen, Angst - verzeihen Sie, man muss die Worte so wählen, wie sie die Sprache darbietet, es klingt also manches paradox, wenn man ins Reich der Wirklichkeit hineinweist -, die Menschen, wie sie einem entgegentreten, könnten plötzlich alle so werden wie jene merkwürdigen Gestalten, die man manchmal an Felsenwänden sieht: Ritter zu Pferde, wie aus dem Felsen herausgebildet, oder andere Gestalten in den Bergen, schlafende Jungfrauen und so weiter, die Menschen könnten so etwas werden und sich mit dem Gestein der Erde vereinigen und nur fortleben als mineralisierte Form. Oder aber sie könnten ausstoßen dasjenige, was sie in die Mineralisierung hineinweist und könnten quallig werden: diejenigen Organe, die sich zusammengezogen haben, könnten aufquellen, die Ohren könnten riesig groß werden, könnten den Kehlkopf mit umfassen, aus den Schultern heraus könnten flügelartige Organe mit alledem zusammenwachsen; das alles so weich wie eine Meeresqualle, aber sich wie aus der eigenen wogenden Wellenform heraus auflösend. Und solche Empfindungen, ich möchte sagen kosmische Empfindungen, man hat sie nicht nur gegenüber dem Menschen, wenn man mit der Erkenntnis der Initiation an die Dinge herantritt, sondern man überträgt schließlich das, was durch diese kosmische Empfindung spricht, auf alles. Sie haben ja bemerkt: die Tendenz zum Erstarren, zum Felsigwerden, sie kommt von Ahriman; die Tendenz zum Verflüchtigen, zum zuerst Qualligwerden, dann Sich-Auf losen, sie kommt von Luzifer."

Montaigne und Augustinus: "Die Menschen werden entweder Skeptiker oder Mystiker. Die Skeptiker fühlen sich als freie Geister, die alles bezweifeln können, die Mystiker fühlen sich als gottdurchdrungen, die alles in ihrem Inneren liebend, erkennend umfassen. Im Grunde sind die Skeptiker nur Ahrimanschüler, die Mystiker nur Luziferschüler. Denn dasjenige, was von der Menschheit anzustreben ist, ist der Gleichgewichtszustand: mystisches Erleben in der Skepsis, Skepsis im mystischen Erleben. Es kommt nicht darauf an, ob man Montaigne oder Augustinus ist, sondern es kommt darauf an, dass dasjenige, was der Montaigne ist, durch den Augustinus beleuchtet wird, und dasjenige, was der Augustinus ist, durch den Montaigne beleuchtet wird. Die Einseitigkeiten führen den Menschen nach der einen oder nach der andern Strömung ab."

Weltbeglückungsideen und Weltmachtsträume: "In bezug auf das geschichtliche Leben sind es immer luziferische Kräfte, die uns große, aber mit der Menschennatur nicht rechnende Weltenträume aushecken lassen. Wieviel ist ausgeheckt worden im Laufe des menschlichen Denkens an Weltbeglückungsideen! Und nach der Überzeugung derjenigen, die solche Weltbeglückungsideen aushecken, kann die Welt eben nur glücklich werden durch diese Ideen. Es rührt das davon her, dass solches luziferisches Denken perspektivischer Art ist, sich in die Vogelperspektive erhebt und all dasjenige, was da drunten herumwimmelt, unberücksichtigt lässt und glaubt, nach den Linien der Gedanken, die in der Vogelperspektive gefasst werden, ließe sich die Welt einrichten. Solche Weltbeglückungsideen, die eben immer auf mangelnder Menschenkenntnis beruhen, sind luziferischer Art. Weltmachtsträume, die aus gesonderten menschlichen Gebieten herkommen, sind ahrimanischer Art. Denn aus dem Unterbewußten herauf entwickeln sich diese Weltmachtsträume. Ahrimanisch ist es, ein gewisses Gebiet des menschlichen Daseins zu umfassen und in diesem einzelnen Gebiet eigentlich die ganze Welt umspannen und umfassen zu wollen. Alles, was mit Herrschaftsgelüsten des Menschen über andere Menschen zusammenhängt, alles, was einem gesunden sozialen Wollen widerstrebt, ist ahrimanischer Natur. Derjenige Mensch, von dem man sagen könnte - aber jetzt nicht im abergläubischen, sondern in unserem Sinne -, dass er von Luzifer besessen ist, verliert das Interesse für seine Mitmenschen. Derjenige Mensch, der von Ahriman besessen ist, möchte möglichst viele Menschen beherrschen, geht dann darauf aus, wenn er klug ist, die menschliche Schwäche zu benützen, um gerade durch die menschliche Schwäche die Menschen zu beherrschen. Denn das ist ahrimanisch: im Unterirdischen, im Unterbewußten menschliche Schwächen aufzusuchen, um die Menschen zu beherrschen."

Leibniz: "Wir Menschen sind alle voneinander verschieden, weil wir alle aus dem Raumlosen ins Leben hereingestellt sind. Unsere Urbilder sind im Raumlosen. Alles ist überhaupt verschieden. Sie kennen die berühmte Erzählung, wie unter der Anleitung Leibnizens - Prinzessinnen haben manchmal nichts anderes zu tun - Prinzessinnen gesucht haben im Garten nach zwei vollständig sich gleichenden Baumblättern und keine gefunden haben, weil es wirklich nicht einmal zwei gleiche Blätter gibt. Wir alle also sind in gewisser Beziehung Gestalten aus dem Raumlosen heraus, insofern wir uns nicht gleichen. Aber dennoch gleichen wir uns; namentlich wenn wir blutsverwandt sind, gleichen wir uns. Wir gleichen uns, weil es auch geistige Wesenheiten gibt, die das Räumliche nach dem Räumlichen bilden, die nicht bloß das Räumliche nach dem Raumlosen bilden, sondern das Räumliche nach dem Räumlichen bilden. Wir gleichen uns, indem ahrimanische Kräfte uns durchziehen. Das muss schon der Mensch sich gestehen, sonst wird er immer bloß über ahrimanische und luziferische Kräfte schimpfen, aber sie nicht verstehen wollen."

Nachklang der Urweisheit in Griechenland: "Während sie in früheren Zeiten durch die großen Eingeweihten in mehr bildlicher, imaginativer Form verkündet worden war, war sie durch die Griechen in Ideen, in Begriffe gefasst worden, hatte sich dadurch den Menschen angepasst. Aber dasjenige, was eigentlich bewundernswürdig an den Griechen ist, dasjenige, was selbst noch die Philosophie des Plato durchtönt, das ist noch ein Nachklang jener Urweisheit, welche die Menschheit, ich möchte sagen, aus dem Munde der Götter selber empfangen hat. Aber diese Weisheit drohte den Menschen verlorenzugehen. Wenn man zurückblickt auf dasjenige Zeitalter der griechischen Geistesentwickelung, das Nietzsche das tragische Zeitalter genannt hat, dann blickt man zurück auf die großen griechischen Philosophengestalten, auf Anaxagoras, auf Heraklit, und man erblickt in ihnen, ich möchte sagen, letzte Träger der Götterweisheit, die aber schon umgesetzt ist in Ideen und Begriffe. Thaies ist gewissermaßen der erste, der rein auf natürlichen Begriffen fusst; er ist schon getrennt von dem unmittelbar lebendigen Eindruck der Urweisheit der Menschheit, der noch bei Anaxagoras wahrzunehmen ist. Der Menschheit drohte nach und nach diese Urweisheit verlorenzugehen. Nun war aber aus dieser Urweisheit geflossen dasjenige, was in alten Zeiten den Menschen befähigt hat, überhaupt über den Menschen etwas zu wissen. Menschenerkenntnis, es war ja auch etwas, was die griechische und was alle Urweisheit durchtränken sollte. Die Mysterien sollten Menschenerkenntnis geben. «Erkenne dich selbst» war einer der Weisheitssprüche. Aber diese alte Menschenerkenntnis, sie war auf dem Umwege durch Luzifer vermittelt, und der Mensch erarbeitete sie durch ahrimanische Kräfte. Sie war ganz und gar gebunden an den Gleichgewichtszustand zwischen ahrimanischen und luziferischen Kräften. Nun stellte sich zur Zeit, als die alte Welt zu Ende ging, als von der andern Seite her das Mysterium von Golgatha kam, für die Menschheit ein leichter Überschuss ein an ahrimanischen Kräften. Die ahrimanischen Kräfte waren damals besonders stark. Jetzt, seit dem 16. Jahrhundert, ist wiederum etwas Ähnliches der Fall, eine Art Renaissance der ahrimanischen Kräfte. Aber in jener Zeit waren die ahrimanischen Kräfte eben besonders stark, in welcher das Mysterium
von Golgatha hereinkam. Und durch die Stärke dieser ahrimanischen Kräfte wurde namentlich das bewirkt, dass das menschliche Seelenleben nach der Abstraktheit hingetrieben wurde, bis zu jener Abstraktheit, die uns dann im römischen Wesen entgegentritt, welches durch und durch abstrakt ist. Man muss sich fragen: Was wäre mit der Menschheit geschehen, wenn nur in dieser hier eben charakterisierten Entwickelungsströmung der Entwickelungsgang fortgegangen wäre,
wenn nicht das Mysterium von Golgatha gekommen wäre? Das wäre eingetreten, dass der Mensch nicht mehr hätte einen Begriff, eine Vorstellung, eine Empfindung fassen können von der menschlichen Persönlichkeit selbst. Damit ist außerordentlich Bedeutsames gesagt. Das drohte den Menschen, weil ihnen nichts mehr auf dem Wege von den Göttern her gesagt werden konnte, weil selbst die Traditionen verlorengegangen waren von diesem Götterwege der Weisheit über die Persönlichkeit, dass sie sich selber immer mehr und mehr ein Rätsel werden sollten. Man muss diese Wahrheit in ihrer ganzen Stärke fühlen: Ohne das Mysterium von Golgatha hätte den Menschen gedroht, dass sie sich immer mehr und mehr ein Rätsel geworden wären. Die Menschen hätten Weisheit erringen können, aber nur über die Natur, nicht über sich. Und sie hätten allmählich vergessen müssen, dass sie aus dem Geiste geboren sind. Sie hätten das vollständig verlernen müssen." [49]
 

15. Polaritäten, kosmische Vorgeschichte der Menschheit III; Sorat; Schreiber der Apokalypse; Zeno Isaurikus, Akademie von Gondishapur, Aufgabe des Mohammedanismus, materialistisch-naturwissenschaftliches Denken; Bilder, den  Thomas von Aquin darstellend, Averroes unter seinen Füßen; römischer Kaiser Augustus, Freimaurerei, inhaltslose Rhetorik, römisches Recht, katholische Kirche, Christenverfolgungen, Apollonius von Tyana

Sorat; Schreiber der Apokalypse: "Dazumal, 666 nach Christi Geburt, hätte etwas geschehen sollen und auch geschehen können, was nicht geschehen ist. Sie werden gleich hören, aus welchem Grunde es nicht geschehen ist. Im Jahre 666 hätte kommen können - sichtbarlich für die äußere Menschheit, namentlich für die abendländische Menschheit - ein bedeutsames Wesen, das nicht auf dem physischen Plane aufgetreten wäre, aber sich der Menschheit sehr deutlich vernehmbar gemacht hätte auch äußerlich, so dass die Menschen ihm verfallen wären. Wenn dieses Wesen in der Gestalt, wie es selbst die Sache projektiert hat, aufgetreten wäre, dann würden wir heute nicht 1918 schreiben, sondern - minus 666 - erst 1252; denn dieses Wesen würde die Menschen so inspiriert haben, dass sie auch die Zeitrechnung danach gerichtet hätten. Dieses Wesen würde, wenn es hätte so erscheinen können, wie es selbst dies projektiert hat, etwas sehr Eigentümliches bewirkt haben. Die Sache liegt nämlich so: 333 Jahre vorher, also gerade im Jahre 333 nach Christo, da war die Mitte des vierten nachatlantischen Zeitraumes, gerade die Mitte des griechisch-lateinischen Zeitraumes. Nun können Sie sich ja ausrechnen: 747 beginnt es, 1413 schließt es, das sind 2160 Jahre, wie es sein soll. Nehmen Sie die Hälfte von 2160 Jahren, so bekommen Sie 1080 Jahre, so dass 1080 Jahre seit 747 verflossen waren in der Mitte des nachatlantischen Zeitalters. Also wenn wir 747 wegrechnen, haben wir 333: so dass also im Jahre 333 nach unserer Zeitrechnung die Mitte des griechisch-römischen Zeitalters war. Sie war nicht vor dem Mysterium von Golgatha, sondern eigentlich erst nach dem Mysterium von Golgatha, diese Mitte; sie bedeutet die höchste mögliche, aber eigentlich nicht äußerliche Wirklichkeit, weil ja in der äußeren Wirklichkeit die andern Strömungen mit einlaufen. Aber wenn die Entwickelung geradlinig fortgegangen wäre und nicht die seitlichen Strömungen gekommen wären, dann wäre das die richtige Mitte, und es wäre der Höhepunkt gewesen des Zeitalters der Verstandes- oder Gemütsseele. Da hätte die Verstandes- oder Gemütsseele zu ihrer äußersten, höchsten Entfaltung kommen müssen. So ist es nicht gekommen, weil gewissermaßen schon der Wurm nagte, der da projektierte, 333 Jahre danach, 666, eine ganz bestimmte Prozedur mit der Menschenentwickelung vorzunehmen. Die Prozedur, die da mit der Menschenentwickelung vorgenommen werden sollte durch dieses Wesen, den Sorat, das Tier, sollte darin bestehen, dass dieses Wesen, das schon voll ausgebildet hatte die Bewußtseinsseele, während der Mensch erst bei der Verstandes- oder Gemüts seele angekommen war, dem Menschen geben wollte alle die seelisch-geistigen Errungenschaften, die der Mensch damals nicht hatte vermöge seiner Verstandes- oder Gemütsseele, sondern die er erst bekommen kann mit der Bewußtseins seele, die also dem Menschen erst eignen können im späteren Zeitalter. Verfrüht sollte sie dem Menschen zukommen, die Kultur der Bewußtseinsseele. Und nach den Weltenverhältnissen war 666 der günstigste Zeitpunkt; da konnte dieses Wesen solchen Einfluss auf die Erde nehmen, dass es hätte sagen können: Ich lehre jetzt den Menschen alles, was sie jemals durch ihre Bewußtseins seele finden können. Ich träufle das, was die andern Götter, die ich bekämpfe, erst im nächsten Kulturzeitalter den Menschen geben wollen, den Menschen jetzt schon ein in dem Zeitalter der Verstandes- oder Gemütsseele. - Die Vermischung der Verstandesoder Gemütsseele mit der Bewußtseinsseele auf ungerechtfertigte Art, das war dasjenige, was beabsichtigt war. Es wäre ja wohl kaum gelungen, etwa die ganze Menschheit, die ja wiederum natürlich auf verschiedenen Stufen der Entwickelung steht, dazu zu bringen, in die Verstandes- oder Gemütsseele herein schon den Inhalt der Bewußtseinsseele zu bringen, aber bei einer großen Anzahl von Menschen hätte es gelingen können. Es hätte so gelingen können, dass, wenn dieses Wesen wirklich seinen Zweck erreicht hätte, dann unter den Menschen, namentlich der gebildeten Welt des Abendlandes, eine Anzahl Genies aufgestanden wären. Denn Genies wären sie ja gewesen. Das, was Menschen, die nicht ganz hätten mitgehen können, die noch mit der Entwickelung zurückbleiben, normalerweise erst im Jahre 2493 wissen werden - denken Sie, in der Mitte des Zeitalters, das 1413 begonnen hat; denn wenn Sie zu 1413 die Hälfte eines Kulturzeitalters dazurechnen, also 1080, so bekommen Sie 2493 - , das hätte dazumal - zwar nicht so, wie diesen Menschen dann, aber durch geniale Kräfte der ahnungsvollen Phantasie - hinübersprudeln und der ahnungslosen abendländischen Menschheit sich offenbaren können. Es waren merkwürdige Erscheinungen projektiert. Wenn Sie sich die naturwissenschaftlichen Ideale der Gegenwart denken, die Leute schildern hören, wie wir es in den letzten Jahrzehnten so herrlich weit gebracht haben - denken Sie sich nun, was dieselben Menschen sich für Vorstellungen machen könnten von dem, wie die Erdenmenschheit im Jahre 2493 sein werde, wenn sie nun schon im Jahre 1918 so gescheit sind! Also Maschinen und so weiter würden die Menschen nicht gemacht haben, würden nicht experimentiert haben, nicht den Schleppgang gegangen sein, aber mit genialen Kräften würden sie alles vorher geahnt haben und vieles auch gemacht haben. Dieses Jahr 666 war bestimmt, die Menschheit geradezu zu überschwemmen mit einem Erkennen und mit einer Kultur, die von den der Menschheit ureigenen Göttern eben erst im dritten Jahrtausend der Menschheit zugedacht ist. Es ist nicht auszudenken, braucht auch nicht ausgedacht zu werden, in welche Situation die sogenannte gebildete Welt gekommen wäre, wenn sie in solcher Weise mit diesem sechshundertsechsundsechziger Wissen überschwemmt worden wäre. Die Menschen würden in ihrer mangelnden Selbstzucht verkommen sein. Denn schlagen Sie die Geschichten auf, die ja immer nur die einseitigen Dinge erzählen über die Seelenverfassung, welche die Menschen 666 hatten, so werden Sie schon darauf kommen, wie die Menschen sich verhalten haben würden, wenn sie nun in dieser Weise Genialitäten unter sich gehabt hätten. Sie haben es schon so herrlich weit gebracht mit dem, was sie nun entwickelt haben bis zum Jahre 1914; wohin würden die Menschen erst gekommen sein, wenn sie nun mit all dieser Weisheit des Tieres überschwemmt worden wären! Aber projektiert war es von gewissen höheren Geistern, namentlich von einem Wesen ahrimanischer Natur, das der Führer dieser Geister sein sollte, das dann erschienen wäre, wenn auch nicht auf dem physischen Plane, aber das eben wirklich erschienen wäre. Das musste verhindert werden. Und wenn auch noch so viele glauben, man soll doch der Menschheit nichts vorenthalten, wenn ihr so etwas gegeben werden kann: da es nicht im geistigen Sinne der menschlichen Entwickelung lag, musste es verhindert werden. Und es konnte verhindert werden dadurch, dass die Waage gehalten wurde. Denken Sie, 333 war der Zeitpunkt der Mitte des vierten nachatlantischen Zeitalters; 333 Jahre später war 666; da hätten die ahrimanischen Mächte mächtig allen Hochmut materialistischer Art, aber mit genialen Kräften, in die Höhe gebracht. Da konnte nur das Gleichgewicht gehalten werden dadurch, daß 333 Jahre früher, also im Beginne der Zeitrechnung, das Wesen aufgetreten war, das seine eigene Substanz in die Menschheitsentwickelung zum Gleichgewicht hineinsetzte und verhinderte, dass 333 Jahre nach 333 dieses Wesen auftrat, von dem ich gesprochen habe. Da haben Sie den einen Waagebalken: von 333 bis 666 sind 333 Jahre. Da haben Sie den andern Waagebalken, der das Gleichgewicht bewirkt: von 333 zurück bis zum Mysterium von Golgatha. Dadurch ist ein Gleichgewichtszustand hervorgerufen. ... Was hätte denn also eigentlich geschehen sollen von 666 an, wenn das Tier dazumal in die Menschheitsentwickelung hätte eingreifen können, ohne dass vorher das Mysterium von Golgatha dagewesen wäre? Was hätte denn geschehen können? Sie werden sich eine Vorstellung von dem machen können, was hätte geschehen können, wenn Sie das bedenken, was ich vorhin gerade charakterisiert habe. Die Menschen eilten zu dem 15. Jahrhundert; hätte das Tier von 666 an seinen Unfug mit den Menschen getrieben bis ins 15. Jahrhundert hinein, dann hätte es sich ganz und gar bemächtigt dessen, was heranzog. Es zog heran das gespenstische naturwissenschaftliche Erfassen der Welt, und damit die Emanzipation der menschlichen Triebe. Weil die Bewußtseinsseele nur erfassen sollte das Gespenst vom Menschen, blieb der wirkliche Mensch zurück; er erfasste sich nicht. Nun kann im Zeitalter der Bewußtseinsseele der Mensch nur dadurch Mensch werden, dass er es bewußt wird, sonst bleibt er Tier, bleibt er zurück hinter seiner Menschheitsentwickelung. Das aber wollte das Wesen, das da 666 eingreifen wollte: sich zum Gotte machen. Es sagte: Da werden Menschen kommen; auf den Geist werden sie ihre Blicke nicht mehr hinrichten, der Geist wird sie nicht interessieren. Ich werde dafür sorgen - das hat ja dieses Wesen noch erreicht - , dass im Jahre 869 in Konstantinopel ein Konzil abgehalten wird, wo der Geist abgeschafft werden wird. Die Menschen werden sich weiter nicht für den Geist interessieren, sie werden ihr Interesse der Natur zuwenden, gespenstische Vorstellungen über die Natur ausbilden. Und dann werde ich, was die Menschen dann nicht bemerken, weil sie sich nicht als wirkliche Menschen erkennen werden, sondern als Gespenst, dann werde ich alle Regierung über die Bewußtseinsseele in die Hand bekommen. Ich werde den Menschen über sich selber irreführen; ich werde ihn dabei lassen, dass er nur sich als Gespenst fasst, und ich werde dann in seine Verstandes- oder Gemütsseele schon alle Weisheit der Bewußtseins seele hineingießen. Dann habe ich ihn, dann habe ich ihn erfasst. Denn, was wäre dann erreicht? Der Mensch muss, wenn er einigermaßen normal sich entwickelt, wenn er so sich entwickeln würde, dass jenes Wesen nichts weiter dabei zu tun hätte, vorschreiten zum Geistselbst, Lebensgeist, Geistesmensch; das wäre ihm gründlich weggenommen. Er sollte bei der Bewußtseins seele bleiben, er sollte das erhalten, was die Erde ihm geben kann, aber nicht mehr, nicht hinausgehen zu Jupiter-, Venus- und Vulkanentwickelung. Käme es dazu, dass er im richtigen Zeitalter durch die ihm ureigenen Kräfte den Inhalt der Bewußtseins seele bekommt, dann wäre schon in ihm durch die Entwickelung, die er mittlerweile im normalen Sinne durchgemacht hat, die Anlage vorhanden, auch zum Geistselbst und so weiter aufzusteigen. Aber das sollte verhindert werden. Deshalb sollten die Menschen die Bewußtseins seele mit ihrem Inhalte schon früher in die Verstandes- oder Gemütsseele eingeflößt, eingeimpft erhalten. Dann wäre der Mensch in seiner Entwickelung bei der Bewußtseinsseele stehen geblieben; dann wäre er ein Unding von Wissen, welches ihm vom sechsten Zeitraum an überlassen sein würde! Dann aber wäre es mit ihm aus; er würde sich nicht weiterentwickeln, sondern das seiner Bewußtseinsseele einverleiben, alles in seinen äußersten Egoismus stellen, in den Dienst der Bewußtseinsseele. Das war dieses Wesens Absicht, das da 666 erscheinen wollte: abzuschneiden, dafür zu sorgen, dass abgeschnitten werde die zukünftige Erdenentwickelung; dass die Entwickelung, nachdem die Saturn-, Sonnen-, Monden- und Erdenentwickelung verlaufen ist, abgeschlossen wird, der Mensch dann nicht weiter den Gang einschlägt, den diejenigen Wesen der höheren Hierarchien mit ihm gehen wollen, die vom Anfange an seine normale Entwickelung in die Hand genommen haben. Das konnte nur dadurch verhindert werden, dass diese Waage, dieser Gleichgewichtszustand, in die Weltenentwickelung des Menschen eingeflossen ist, dass ebensoweit zurück von der Mitte der vierten nachatlantischen Zeit, wie der Zeitpunkt vorwärts gelegen wäre, in den das Tier hat eingreifen wollen, ebensoweit zurück das Eingreifen Christi, das Mysterium von Golgatha, gelegt worden ist. ... Wenn Sie das, was ich heute gesagt habe, nehmen, dann werden Sie auch nicht verwundert sein, dass der Schreiber der Apokalypse mit einem gewissen Temperament darüber spricht. Sie werden leicht dasjenige, was ich heute über das Zeitliche sage, vereinigen können mit dem, was ich von andern Gesichtspunkten aus über das Tier von 666 gesagt habe. Die Dinge sind ja immer von verschiedenen Aspekten her beleuchtet, Sie wissen, das müssen wir tun. Der Schreiber der Apokalypse drückt sich mit einem gewissen Temperament aus an der Stelle, wo er von dem Auftreten des Tieres spricht und ungefähr sagt: «Die Zahl dieses Tieres ist 666, und es ist eines Menschen Zahl.» - Besser gesagt, es ist des Menschen Zahl, des Menschen, der sich sträuben will dagegen, zu sagen «Nicht ich, sondern der Christus in mir». Immer bewußter und bewußter müssen doch diese Dinge für die Menschen werden, da die Menschen schon einmal in das Zeitalter der Bewußtseinsseele eingetreten sind." [50]

Zeno Isaurikus, Akademie von Gondishapur, Aufgabe des Mohammedanismus, materialistisch-naturwissenschaftliches Denken: "Nehmen Sie einmal das Ereignis, das ja die äußere Menschheit nicht viel interessiert, aber das doch ein außerordentlich bedeutsames Ereignis ist, nehmen Sie den Umstand, dass 529 der Kaiser Justinianus den griechischen Philosophenschulen das Verbot entgegenhält, weiter zu funktionieren und die griechischen Philosophenschulen, den Glanz des Altertums, verbietet. So dass dasjenige, was an Gelehrsamkeit aus uralten Zeiten eingezogen ist in die griechischen Philosophenschulen, was erzeugt hatte einen Anaxagoras, einen Heraklit, später einen Sokrates, einen Plato, einen Aristoteles, durch diesen Erlass des Kaisers Justinian 529 aus der Welt geschafft wurde. Gewiss, man kann nach dem, was die Geschichte enthält, nun sich Vorstellungen darüber machen, warum dieser Kaiser Justinianus die alte Wissenschaft in Europa sozusagen weggefegt hat; aber man bleibt, wenn man ehrlich über diese Dinge nachdenkt, unbefriedigt von all den Ausführungen, die man da erhält. Da walten, man spürt es, unbekannte Kräfte drinnen. Und sonderbar ist es, dass dieses Ereignis zusammenfällt - nicht ganz, aber geschichtliche Tatsachen, die manchmal auch ein paar Jahrzehnte auseinanderliegen, vor den späteren Blicken nehmen sie sich doch als zusammengehörig aus - mit der Vertreibung der Philosophen auch aus Edessa durch den Isaurier, Zeno Isaurikus; so dass sozusagen an wichtigsten Stellen der damaligen Welt die gelehrtesten Leute vertrieben werden. Und diese gelehrten Leute, welche bewahrt hatten die alte Wissenschaft, insofern sie noch nicht beeinflusst war von dem Christentum-also im 5. und 6. Jahrhundert unserer christlichen Zeitrechnung - , mussten auswandern. Sie wanderten aus nach Persien und gründeten die Akademie von Gondishapur. Von dieser Gelehrtenakademie von Gondishapur wird eigentlich selbst unter den Philosophen wenig geredet. Aber ohne dass man das Wesen der von den Resten der alten Gelehrten begründeten Akademie von Gondishapur kennt, versteht man nichts von der ganzen Entwickelung der neueren Menschheit. Denn dasjenige, was an alter Gelehrsamkeit hingetragen hatten nach Gondishapur die Weisen, die von Justinianus und Isaurikus vertrieben worden waren, das bildete die Grundlage für eine ungeheuer bedeutsame Lehre, welche in Gondishapur dann im 7. Jahrhundert an die Schüler gegeben worden ist. Und in Gondishapur war es, wo man den Aristoteles, den alten griechischen Weisen, übersetzt hat. Und das Merkwürdige, was geschehen ist, das ist: Aristoteles - er wäre ja sonst wahrscheinlich ganz •verlorengegangen - , er war zunächst in Edessa von den Gelehrten, die später durch Isaurikus vertrieben wurden, ins Syrische übersetzt worden. Die syrische Übersetzung wurde nach Gondishapur gebracht, und in Gondishapur wurde der syrische Aristoteles ins Arabische übersetzt. Und diese Übertragung des Aristoteles aus dem Griechischen ins Arabische auf dem Umwege des Syrischen, die enthielt etwas sehr Merkwürdiges. Wer einen Einblick gewinnt in die Veränderungen, die vorgehen mit Gedanken, wenn man sie aus einer Sprache in die andere wirklich übersetzt, zu übersetzen versucht, der wird begreifen können, dass gewissermaßen etwas - nun, ich will es hypothetisch sagen - wie Absicht darinnen liegen konnte, nicht den griechischen Aristoteles zu nehmen, sondern den Aristoteles, der den Weg über das Syrische ins Arabische genommen hat. Und da kam denn durch die Übersetzung des Aristoteles eine Grundlage zustande, in der die aristotelischen Begriffe in dem Lichte der arabischen Seele, wie sie damals war, erschienen, dieser merkwürdigen Seele der Araber, wie sie damals war, wo schärfstes Denken verbunden war mit einer gewissen Phantastik, welche aber in logischen Bahnen verlief und bis zum Schauen sich erhob. Und nun, im Lichte dieser eigentümlichen Lehre, dieser eigentümlichen Anschauung entwickelte sich zu Gondishapur eine gewaltige Weltanschauung. Zu Gondishapur war es, wo im 7. Jahrhundert das geschah, was ich angedeutet habe. Was ich angedeutet habe, ist nicht ein phantastisches Ereignis, es ist nicht einmal etwas, was ganz und gar nicht auf der Erde war; sondern zu Gondishapur wurde schon gelehrt dasjenige, wovon ich gestern gesprochen habe: dasjenige, was - aufgefasst in seiner Wesenheit - der größte Gegensatz, der denkbar größte Gegensatz ist gegenüber dem, was aus dem Ereignis von Golgatha sich entwickelt hat. Und es war ein gewisses Bestreben bei den Weisen von Gondishapur. Dieses Bestreben war - und es war genau das, was ich gestern erzählte und vorhin andeutete - eine umfassende Wissenschaft, die hätte ersetzen sollen die Anstrengungen der Bewußtseinsseele, die aber den Menschen zum bloßen Erdenmenschen gemacht hätte, ihn abgeschlossen hätte von seiner wirklichen Zukunft, der Hineinentwickelung in die geistige Welt. Weise Menschen würden entstanden sein, aber materialistisch denkende Menschen, reine Erdenmenschen. Tief hinein hätten sie sehen können auch in das geistige Irdische, in das Übersinnlich-Irdische; aber abgeschnitten gewesen wären sie gerade von derjenigen Entwickelung, die dem Menschen zugedacht ist von seinen Schöpfern mit dem Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmenschen. Und wer eine Ahnung hat von der Weisheit von Gondishapur, der wird sie zwar halten für eine der Menschheit im höchsten Sinne gefährliche, aber er wird sie zu gleicher Zeit halten für ein ungeheueres Phänomen. Und die Absicht bestand, nicht nur die Umgegend, sondern die ganze damals bekannte zivilisierte Welt, nach Asien und Europa überall hin, mit dieser Gelehrsamkeit zu überschwemmen. Die Ansätze waren dazu auch gemacht. Aber es wurde abgestumpft dasjenige, was von Gondishapur ausgehen sollte, gewissermaßen zurückgehalten von retardierenden geistigen Kräften, die doch zusammenhingen, wenn sie auch wiederum eine Art von Gegensatz bilden, mit dem, was durch den Christus-Impuls beeinflusst war. Es wurde abgestumpft dasjenige, was von Gondishapur ausgehen sollte, zunächst durch das Auftreten Mohammeds. Indem Mohammed eine phantastische Religionslehre verbreitete, vor allen Dingen über diejenigen Gegenden, über die man verbreiten wollte die gnostische Weisheit von Gondishapur, nahm er sozusagen dieser gnostischen Weisheit von Gondishapur das Feld weg. Er schöpfte sozusagen den Rahm weg, und dann segelte dasjenige nach, was von Gondishapur kam, und konnte nun nicht durch dasjenige durch, was Mohammed getan hatte. Das ist gewissermaßen die Weisheit in der Weltgeschichte; man kennt auch den Mohammedanismus erst richtig, wenn man zu den andern Dingen noch weiß, dass der Mohammedanismus dazu bestimmt war, die gnostische Weisheit von Gondishapur abzustumpfen, ihr die eigentliche, stark ahrimanisch versucherische Kraft, die sie auf die Menschheit sonst ausgeübt hätte, zu nehmen. Nun, ganz verschwunden aber ist nicht diese Weisheit von Gondishapur. Man muss allerdings sorgfältig die Entwickelung der Menschheit seit dem 7. Jahrhundert bis in unsere Zeiten herein verfolgen, wenn man verstehen will, was im Zusammenhange mit der gnostischen Bewegung von Gondishapur geschehen ist. Das ist nicht erreicht worden, was der große Lehrer, dessen Name unbekannt geblieben ist, der aber der größte Gegner des Christus Jesus war, was der in Gondishapur den Schülern beigebracht hat, aber etwas anderes ist doch erreicht worden. Nur muss man, um es zu erkennen, sorgfältige Studien machen. Man kann die Frage aufwerfen: Wodurch ist denn eigentlich die gegenwärtige Naturwissenschaft zustande gekommen, diese eigentümliche naturwissenschaftliche Denkweise? Das, was ich jetzt sage, ist sogar sorgfältigen Historikern nicht unbekannt. Diese gegenwärtige naturwissenschaftliche Denkweise, wie ich sie Ihnen gestern wiederum charakterisiert habe, sie ist nicht dadurch zustande gekommen, dass sich irgend etwas aus dem Christentum in gerader Linie entwickelt hat; nein, die gegenwärtige naturwissenschaftliche Denkweise hat sozusagen mit dem Christentum als solchem in Wirklichkeit nichts zu tun. Man kann Schritt für Schritt, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt verfolgen, wie, zwar abgestumpft, die gnostische Gondishapur-Weisheit über Südeuropa und Afrika nach Spanien, nach Frankreich, nach England sich hineinverbreitet, hat und dann über den Kontinent, gerade auch auf dem Umwege durch die Klöster, kann verfolgen, wie das Übersinnliche herausgetrieben und nur das Sinnliche zurückbehalten wird, sozusagen die Tendenz, die Intention zurückbehalten wird; und es entsteht aus der Abstumpfung der gnostischen Weisheit von Gondishapur das abendländische naturwissenschaftliche Denken. Besonders interessant ist es, den Roger Bacon nach dieser Richtung zu studieren, nicht Baco von Verulam, sondern Roger Bacon, der zeigt, trotzdem er Mönch ist - aber ein von seinen Kollegen nicht sehr angesehener Mönch - , wie in ihn eingeflossen ist die gnostische Weisheit von Gondishapur. So wenig kennen die Menschen heute die Quellen desjenigen, was in ihren Seelen wirkt, dass man glaubt, vorurteilsloses naturwissenschaftliches Denken zu haben, während dieses vorurteilslose naturwissenschaftliche Denken in Wahrheit aus der Akademie von Gondishapur heraus entstanden ist."

Thomas von Aquin bekämpft die islamischen Philosophen wie Averroes, nicht nur weil sie wie die heutigen Muslime auch, keine individuelle sondern eine All-Seele annehmen, die, wie manche Bilder zeigen, von Allah verspeist wird, sondern weil es von den Scholastikern des Mittelalters, welche die arabischen Gelehrten unter die Füße haben treten wollen und sich immer in dieser Situation geschaut haben, gefühlt worden ist und es zusammenhängt mit tiefsten Entwickelungsimpulsen der Menschheit; Bilder, den  Thomas von Aquin darstellend, Averroes unter seinen Füßen gibt es viele, z.B. Giovanni di Paolo, St. Thomas Aquinas Confounding Averroës, The Triumph of St. Thomas Aquinas, by Francesco Traini, Panel, Santa Catarina, Pisa, Andrea di Bonaiuto, der Triumph des Hl. Thomas von Aquin über arabische Philosophen, Santa Maria Novella 1366 fresco, Filippino Lippi, 1457-1504, Triumph of St Thomas Aquinas, 1489-91. Fresco. Santa Maria sopra Minerva, Rome. Early Renaissance, Benozzo Gozzoli: der Triumph des Hl. Thomas von Aquin über Averroës, Louvre, Paris: "Gehen Sie aber einmal hin und sehen Sie sich die Bilder an, die die Maler gemalt haben über die Art und Weise, wie sich die mittelalterlichen Scholastiker gegen die arabischen Philosophen benehmen. Sehen Sie, wie da im Sinne der abendländischen christlichen Tradition der Scholastiker dargestellt wird, der mit seiner christlichen Lehre dasteht und mit dieser christlichen Lehre die Veranstaltung macht, die es ihm ermöglicht, diese arabischen Gelehrten unter seine Füße zu treten, immer wieder und wiederum dieses leidenschaftliche Motiv: mit der Kraft Christi die arabischen Gelehrten unter die Füße zu treten! Sehen Sie es auf den Bildern, die aus der christlichen Tradition des Abendlandes heraus entstanden sind, und begreifen Sie dann, dass in diesen Bildern alle Leidenschaft des Mittelalters lebt, das Christliche demjenigen entgegenzustellen, was hervorgegangen ist ursprünglich aus der Gegnerschaft gegen den Christus von der Akademie von Gondishapur aus, über die arabische Gelehrsamkeit herüber nach Europa. Und es erscheint dem, der die Zusammenhänge kennt, noch bei Maimonides-Rambam, bei Avicenna, überall erscheint der Nachklang desjenigen, was ich Ihnen dargestellt habe. Denken Sie doch, der Mensch war dazu bestimmt, und das Mysterium von Golgatha sollte ihm dazu helfen, aus seiner Persönlichkeit heraus die Bewußtseinsseele zu finden, um dann weiter aufzusteigen zu Geistselbst, Lebensgeist, Geistesmensch. Da sollte er aber, von genialer gnostischer Gelehrsamkeit aus, unmittelbar durch Offenbarung etwas bekommen, ohne dass seine Bewußtseinsseele vom 15. Jahrhundert an sich zu entwickeln brauchte; wie eine Offenbarung aus der Genialität heraus sollte er da bekommen alles das, was er sonst in eigener persönlicher Tüchtigkeit hätte dann finden müssen im Zusammenhange mit den für ihn bestimmten, ihn bestimmenden göttlich-geistigen Wesenheiten, zu denen eben der Christus Jesus auch gehört. Danach richteten sich auch die Gedanken noch bei denen, welche, schon ganz abgestumpft, die gnostische Weisheit von Gondishapur hatten wie Averroes. Wer begreift denn eigentlich, wenn er jene törichten Notizen ohne Zusammenhang, die man heute über Averroes in den Lehrbüchern findet, liest, warum Averroes, der spanisch-arabische Gelehrte, sagte: Wenn der Mensch stirbt, so fließt nur die Substanz seiner Seele in die allgemeine Geistigkeit aus; der Mensch hat keine persönliche Individualität, sondern alles, was Seele ist in dem einzelnen Menschen, ist nur Spiegelung der einen All-Seele? - Warum sagte Averroes dies ? Weil das ein Zweig ist der Weisheit von Gondishapur, die den Leuten klargemacht hat, nicht dass jeder einzelne die Bewußtseinsseele entwickeln soll, sondern dass ihnen die Bewußtseinsseelen- Weisheit als eine Offenbarung von oben herunter zukommen sollte. Dann wäre sie eine ahrimanische Offenbarung gewesen; aber es wäre tatsächlich mit der Menschheit so geworden, dass der Inhalt der Bewußtseinsseele ein monistischer geworden wäre, und die einzelnen Bewußtseine im Grunde genommen nur Schein geworden wären. Alle Dinge hellen sich auf, die in der abendländischen Kulturentwickelung leben, wenn man die Dinge geistig betrachtet. Nun müssen wir uns immer wieder und wiederum fragen, erstens: Wie kann diese Entwickelung zur Bewußtseinsseele hin stattfinden? Sie muß ja stattfinden. Zweitens: Was hindert den Menschen heute daran, zur Geisteswissenschaft sich zu wenden, die ihm allein den Weg weisen kann zur Bewußtseinsseele?"

Feigheit der heutigen Naturwissenschaftler; naturwissenschaftliche Weltanschauung, Ahriman und seine Scharen: "Der Mensch wird nach Erkenntnis streben müssen, und er wird vermeiden müssen die Hindernisse, die ihm entgegentreten, wenn er sein Erkenntnisstreben entwickelt. Die wichtigsten Hindernisse - wir haben sie von einem gewissen Gesichtspunkte aus schon charakterisiert, wir wollen sie uns wieder vor die Seele rufen - entstehen dadurch, dass im naturwissenschaftlichen Zeitalter, welches ein Kind der Akademie von Gondishapur ist, der Mensch eben nur ein gespenstisches Wissen erlangt, weil er sich über die Natur Vorstellungen macht, aus denen das Geistige heraus ist. Und wir können fragen: Warum tut denn der Mensch unseres Zeitalters dieses? Denn dann werden wir eine Vorstellung bekommen von dem, was der Mensch zu überwinden hat. Warum will denn der Mensch unbewußt ein gespenstisches Naturwissen haben und ist noch so stolz und übermütig in diesem gespenstischen Naturwissen? Warum? Nun, in dem Augenblicke, wo man erkennt, voll erkennt, dass dieses Naturwissen nur ein Gespenst von der Natur gibt, fühlt man sich auch veranlasst, an die wahre Wirklichkeit heranzudringen, die hinter dem Gespenst ist. Man will dann die Wirklichkeit der Natur haben. Man könnte unsere naturwissenschaftliche Weltanschauung nämlich auch von der folgenden Seite aus charakterisieren. Man könnte sagen: Diese naturwissenschaftliche Weltanschauung kommt zu gespenstischen Vorstellungen, beruhigt sich bei ihnen, weil sie sich dem Glauben hingibt, damit hätte sie Vorstellungen über die wirkliche Natur, und dann erfindet sie allerlei Begriffe - die Atome, Moleküle und so weiter, welche, wie Sie wissen, ja durchaus nicht vorhanden sind, sondern nur erfunden sind -, erfindet allerlei Gesetze, wie Erhaltung der Kraft, Erhaltung des Stoffes, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Sie sucht alles mögliche Hypothetische hinter dem, was es nicht gibt, hinter dem, was sie nach Naturgesetzen als gespenstisch vorstellt. Warum tut sie das? Ja, weil die schon erwähnte geheime Furcht in den Untergründen der Seele sich sogleich geltend macht; nur weiß der Mensch von dieser Furcht nichts, weil es eine unbewußte Furcht ist. Ich könnte es auch Feigheit nennen. Denn was würde geschehen, wenn der Mensch sich mutig gestehen würde: Du willst doch einen Begriff von der Natur, nicht ein Naturgespenst, du musst also zur Wirklichkeit vordringen? - Dann findet man nicht Atome, dann findet man nicht Moleküle, nicht Ostwaldsche, Haeckelsche Begriffe, dann findet man den Ahriman und seine Scharen! Dann wird die Sache geistig. Derjenige, der wirklich durch wahre Naturwissenschaft zu der Realität vordringt, der findet den Ahriman, Davor fürchten sich aber die Menschen, denn sie glauben in den Abgrund zu stürzen, wenn sie dort, wo sie bloß den Stoff suchen, der in Wahrheit nicht da ist, den Geist finden. Denn zunächst zeigt sich der Geist, den man nicht anbeten kann, sondern vor dem man sich schützen muss, über den man zur vollen Klarheit kommen muss. Wahrhaftig nicht aus einem Willkürakt heraus ist in unserer Gruppe drüben der Christus mit Ahriman und Luzifer zusammengestellt, sondern deshalb ist er da zusammengestellt, weil das mit den tiefsten Lebensfragen unseres Zeitalters zusammenhängt, und weil die Dinge der Menschheit bekannt werden müssen, um die es sich dabei handelt. Unser Naturwissen ist ein gespenstisches, muss ein gespenstisches sein, solange man nicht den Mut hat, das Geistige zu suchen; aber da findet man Ahriman. Und unser Seelenwissen liefert uns nicht die wahre Seele, sondern nur ein Bild der Seele. Im Grunde genommen ist das, was heute als Psychologie auf den Akademien und Universitäten gelehrt wird, dasjenige, was nur ein Bild der Seele gibt. Und dieses Bild blendet über die Wirklichkeit, denn würde man auf demselben Wege, auf dem dies Bild zustande kommt, weiterforschen, dann würde sich Luzifer zeigen. Das ist das nächste Geistige, das man dann finden würde. Ja, wer wirklich eindringen kann durch das auch historisch Abgestumpfte, das heute noch da ist von dem, was in Gondishapur begründet werden sollte, der wird finden, dass diese Methode zu sehr genauen Kenntnissen führt über Luzifer und Ahriman. Aber sie sollte eben nur zu Luzifer und Ahriman führen, nicht zu der Führung der Menschheit durch den Christus Jesus. Das ist etwas, was gefühlt worden ist bei den Scholastikern des
Mittelalters, welche die arabischen Gelehrten unter die Füße haben treten wollen und sich immer in dieser Situation geschaut haben, was gefühlt worden ist, weil es zusammenhängt mit tiefsten Entwickelungsimpulsen der Menschheit." 

Römischer Kaiser Augustus, Freimaurerei, inhaltslose Rhetorik, römisches Recht, katholische Kirche, Christenverfolgungen, Apollonius von Tyana: "Man schildert ja in der Geschichte zum Beispiel auch die Persönlichkeit des ersten römischen Kaisers Augustus. Aber was das für eine bedeutende, was das für eine einschneidend wirksame Persönlichkeit war, davon ruft man, absichtlich von gewisser Seite und von den meisten Seiten her unabsichtlich, eigentlich kein Verständnis hervor. Denn der Kaiser Augustus, der stand im Mittelpunkt römischer Bestrebungen, die ganz bewußt herbeizuführen suchten einen solchen Zustand der Weltkultur, welcher vor der Menschheit verdunkeln sollte alles das, was die Verstandesoder Gemütsseele gebracht hat, verdunkeln sollte das, was die Menschen sich an Kultur seit dem Jahre 747 durch die eigene Arbeit hatten erringen können. Die Menschen sollten vor allen Dingen beschränkt werden auf dasjenige, was bis zu diesem Zeitalter, bis zum Zeitalter der Verstandes- oder Gemütsseele, was namentlich im Zeitalter der Empiindungsseele, der ägyptisch-chaldäischen Zeit, die Menschheit sich errungen hat. Während also später, 666, die Weisen der Akademie von Gondishapur das Spätere bringen wollten in einer früheren Zeit, sollte zur Zeit des Kaisers Augustus ausgelöscht werden dasjenige, was der Mensch in der Gegenwart sich erringen kann. Dafür aber sollte er in alter Glorie, in alter Bedeutung dasjenige haben, was einer früheren Zeit, der Zeit des alten Persertums, der Zeit der alten ägyptisch-chaldäischen Kultur, der Menschheit eigen war. Und wenn man durch all das Gestrüppe, das als Geschichte sich angehäuft hat, auf die Wirklichkeit zurückblickt und sich dann fragt: Was ist es eigentlich, was man in Rom dazumal bewußt konservieren wollte, und was dann durch die Ausbreitung der Impulse des Mysteriums von Golgatha verhindert worden ist zu konservieren, was war es, das durch das Christentum verhindert worden ist, daß es konserviert werden konnte? - so kommt man auf folgendes. Nun, es war vor allen Dingen ein zweifaches. Erstens wollte man konservieren den Sinn, den empfindenden Sinn für die alten Kulte, für jene Kulte, welche vor Jahrtausenden schon gang und gäbe waren bei den Ägyptern und in Vorderasien, aber auch noch tiefer nach Asien hinein. Man wollte gewissermaßen den Verstand der Menschen ausschalten, die Intelligenz der Menschen unwirksam machen, bloß die Empfindungsseele zur Ausbildung bringen dadurch, dass man den Menschen all die bedeutenden, all die großartigen, gewaltigen Kulte vorführte, die in alter Zeit wirksam sein sollten, die wirksam waren in der Zeit, als die Menschen noch nicht zur Intelligenz gekommen waren, die wirksam waren in der Zeit, als aus der Empfindungsseele heraus der Kultus der Götter entstehen sollte, damit die Menschen nicht ohne Götter blieben. Da waren große, bedeutungsvolle Kulte, die das Nachdenken ersetzen sollten, die gewissermaßen in einem halb hypnotischen Zustande, nach alten atavistischen Sitten in den Seelen anregen sollten die Belebung des Gottesbewußtseins und der Gottseligkeit. Dafür wollte man in Rom die Empfindung wiederum beleben. Man lernt das Spezifische im Unterschiede zwischen dem Römertum und dem Griechentum, das aber dazumal seiner äußeren Vernichtung entgegenging, nur kennen, wenn man auf diese feineren Unterschiede hinschaut. Diese Empfindung, die insbesondere der Kaiser Augustus mit seinem mächtigen, nach rückwärts gewandten Initiationsimpuls in Rom einleiten wollte, diese Impulse, man kannte sie drüben in Griechenland nicht. Der Grieche wollte nicht zurückgreifen in alte Zeiten. Der Grieche wollte dasjenige vor sich haben, was er selber verstehen konnte, womit er sich vereinigen konnte. Und wäre nicht später der christliche Impuls gekommen, sehr bald gekommen, hätte nicht der christliche Impuls sehr rasch gegen die Intentionen des Augustus und seiner Nachfolger gewirkt, es wäre aus Rom ein noch viel größerer Glanz der Kultushandlungen entsprungen, als aus ihm entsprungen ist. Also halten wir zunächst das eine fest: Nach den Intentionen des Augustus und seiner Bekenner sollte von Rom, ebenso wie später von der Akademie von Gondishapur eine spätere prophetische Weisheit ausgehen sollte, so von Rom ein mächtiger Kultus ausgehen, der die ganze Welt benebeln würde, indem er ihr nehmen sollte sowohl die Möglichkeit der Verstandesseele wie die der späteren Bewußtseinsseele. Hatte die Akademie von Gondishapur geradezu der Menschheit die Bewußtseinsseele geben sollen, um das Spätere abzuschneiden, um dadurch, dass die Bewußtseins seele zu früh gekommen wäre, Geistselbst, Lebensgeist, Geistesmensch abzuschneiden, so wollte dasjenige, was in Rom geschehen sollte, die Bewußtseinsseele gar nicht herankommen lassen, wollte ebenso - schon 333 vor dem Wendepunkt - ausschalten die Verstandes- oder Gemütsseele und vor die Menschheit in mächtigen Seelenkulthandlungen dasjenige hinstellen, was zum Gottesbewußtsein führen soll. Das war die eine Seite, die man nach dem Eingeweihten Augustus in Rom einführen wollte. Nun hat das, was Verstandes- oder Gemüts seele ist, immer zwei Aspekte. Es ist der eine Aspekt im wesentlichen jene Seite der Verstandes- oder Gemütsseele, die hinunterneigt zur Empfindungsseele. Sie wissen, wenn wir gliedern, so haben wir Empfindungsseele, Verstandes- oder Gemütsseele und Bewußtseinsseele. Die erste, die sich zunächst entwickelt hat, ist die Empfindungsseele, deren Entwickelung 747 vor unserer Zeitrechnung abgeschlossen war. Die Verstandesseele ist diejenige, die sich entwickelt von 747 bis ungefähr 1413 nach Christus - das sind annähernde Zahlen -, und seither ist das Zeitalter der Bewußtseinsseele. ... Aus dem augusteischen Zeitalter heraus wollte man der Menschheit auf der einen Seite geben die unverstandenen alten Kulte. Man wollte geradezu anstreben, dass sich die Menschheit ja nicht mit dem Verständnis über die Kulte hermacht, ja nicht fragt: Was bedeutet dasjenige, was im Kultus auftritt? Diese Gesinnung hat sich bis in unsere Zeiten auf den mannigfaltigsten Gebieten erhalten. Es gibt sogar Freimaurer heute, die einem etwas ganz Kurioses erzählen. Diesen Freimaurern sagt man zum Beispiel: Ja, ihr habt eine ausgebreitete Symbolik. In dieser ausgebreiteten Symbolik steckt viel darinnen; aber die heutige Freimaurerei kümmert sich gar nicht darum, was eigentlich diese Symbole bedeuten. - Wenn man den Leuten das sagt, dann antworten sie einem: Das finde ich gerade das Schöne in der heutigen Freimaurerei, dass sich jeder bei den Symbolen denken kann das, was er selber will. - Meistens denkt sich ein solcher, was er sich in seiner Einfalt gerade denken kann, und was sehr, sehr weit entfernt ist von der tiefen Bedeutung der Symbole, von der tiefen Bedeutung, die in die Menschengemüter und Seelengemüter hineinführt. Das ist dasjenige, was man dazumal bewußt erzeugen wollte in Rom: Kultus, ohne zu fragen, was der Kultus für eine Bedeutung hat, ohne sich mit Intelligenz und Wille an den Kultus heranzumachen. Der andere Pol, der notwendig damit verbunden ist, ist die inhaltslose Rhetorik, jene Rhetorik, die nicht nur dann wirkt, wenn man Reden hält, sondern die zum Beispiel ganz als Rhetorik übergegangen ist in das Corpus iuris des Justinianus, und dann die abendländische Welt überschwemmt hat mit dem sogenannten römischen Recht. Dieses römische Recht verhält sich zu dem, was in den Seelen wirksam sein sollte, welche der Bewußtseinsseelenentwickelung entgegengingen, wie Rhetorik zu seelenwarmem Inhalt. Das ist, was jene fröstelnde Kälte, welche im römischen Recht liegt, über die Welt gebracht hat, dass das römische Recht sich verhält zu dem Seelenwarmen, wie Rhetorik zu dem, was man, wenn man es auch stotternd sagt, aus Wärme und Licht der Seele heraus sagt. Daß nicht aufs Höchste stieg, was Augustus gewollt hat, dafür sorgte, dass von Osten herüberwehte die Luft des Mysteriums von Golgatha. Aber dennoch hat sich, ebenso wie sich die Nachfolgeschaft der Akademie von Gondishapur in unserer heutigen Naturwissenschaft erhalten hat, so die Nachwirkung dessen, was Augustus gewollt hat, erhalten; aber in der Form, wie er es wollte, hat sie es ebensowenig erreicht, wie die Akademie von Gondishapur erreicht hat, was sie wollte. Aus dem Impulse der Akademie von Gondishapur wurde einfach das Übersinnliche herausgetrieben: das ist bis auf die heutige Zeit die naturwissenschaftliche Gesinnung geblieben. Aber dieses Übersinnliche - wenigstens das große Übersinnliche, das wie eine wirkliche Erneuerung der alten Empfindungsseelenreligiosität Augustus wollte - wurde auch herausgetrieben. Es wurde dieses Übersinnliche auch herausgetrieben, und es blieb von dem andern - das also zur Zeit des Mysteriums von Golgatha vorzugsweise in Rom gegründet worden ist - der Katholizismus, die katholische Kirche übrig; denn die katholische Kirche ist die wahre Fortsetzung des augusteischen Zeitalters. Dass die katholische Kirche die Form angenommen hat, die sie angenommen hat, beruht darauf, dass sie nicht sich begründet auf das Mysterium von Palästina, dass sie nicht sich begründet auf das Mysterium von Golgatha. Das hat nur seine Luft hineingeweht. Was in der katholischen Kirche lebt, das ist höchstens ihr Kultus. Dieser Kultus aber, der in der katholischen Kirche lebt, ist der Kultus, in den nur hineinverwoben ist dasjenige, was vom Mysterium von Golgatha herübergekommen ist; er ist aber in seinen Formen und Zeremonien herübergekommen aus dem Zeitalter der Empfindungsseele der Menschheit. Recht kann man sich heute nur verhalten zu diesem katholischen Kultus, der wirklich etwas Heiliges, etwas Großes ist, weil er das Heilige, das durch Urzeiten der Menschheit webt, ja bringt - alles hat seine großen, seine gewaltigen Seiten, es darf nur nicht einseitig ausgebildet werden -, richtig kann man sich nur verhalten zum Beispiel zu seinem Mittelpunkte, zu dem Messopfer, das ein Abbild der hochsten Mysterien aller Zeiten ist.... Wir wissen: Dasjenige, was die Akademie von Gondishapur geben wollte, das wollte überhaupt das Christentum nicht aufkommen lassen. Dasjenige, was in Rom von Augustus gegründet worden ist, das wollte eigentlich etwas begründen, das nichts mit dem Christus-Impuls zu tun hat. Es ist später zum Katholizismus geworden, weil der christliche Impuls hineingeschlagen hat in den Romanismus. Die Christenverfolgungen, das neronische Zeitalter, die diokletianischen Christenverfolgungen, all das, was vorgegangen ist, auch die Ablehnung des Apollonius von Tyana, all das ist geschehen, weil man sich in Rom so viel als möglich gesträubt hat, das Christentum aufzunehmen. Es sollte das gerade ausgeschieden werden, aber es ließ sich nicht ausscheiden. Daher wurde dasjenige, was Romanismus ist, indem es vom Christentum so viel aufnahm, als es ging, katholische Kirche, und die katholische Kirche hat sich in diesem Geiste auch weiter entwickelt : in dem Augenblick, wo wiederum eine neue Offenbarung in die Menschheit eintritt, die weiterführt in der Erkenntnis des Mysteriums von Golgatha, da wendet sich die katholische Kirche davon ab - nicht zu, sondern ab." [51]
 

16. Entwicklungsgeschichtliche Unterlagen; zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation; Kant als Grundphilosoph für die akademischen Spießer; Heinrich Heine; Phrasentum und Unwahrheit, Illusionen und Phantasmen an Universitäten und Bildungseinrichtungen; Amerika, Europa, russische Kultur durchsetzt von deutschem Wesen; Geschichtsklitterung in der Türkei und in Russland früher und heute; Russland eigentlich normannisch-germanischen Ursprungs, zwischenzeitlich unter dem Mongolenjoch; Conrad Ferdinand Meyer; Auf Universitäten in Amerika und Europa hat man es mit Narren zu tun

Unruhen, die sich gegen die Herrschaft der Türken richteten. Der russisch-türkische Krieg fand 1877/78 statt und führte nach der Vernichtung der türkischen Heere zunächst zum Frieden von San Stefano bei Istanbul, durch den die Türkei fast alle Gebiete der Balkanhalbinsel verlor. Der Berliner Kongress fand 1878 unter Bismarcks Vorsitz statt und führte zu einer Abschwächung des von Rssßland im Frieden von San Stefano Erreichten. Rumänien, Serbien und Montenegro wurden als unabhängige Staaten erklärt. Österreich übernahm den Auftrag, Bosnien und die Herzegowina zu beruhigen und zu verwalten: "Aus den Wirren, die in Europa entstanden waren durch den russisch-türkischen Krieg in den siebziger Jahren, war ja der sogenannte Berliner Kongress hervorgegangen. Und dieser Berliner Kongress hat neben anderen Taten, vorzugsweise auch unter dem Einflüsse der damaligen englischen Politik, Österreich das Mandat übertragen, Bosnien und die Herzegowina vorläufig zu okkupieren. ... In Bosnien und in der Herzegowina, die ja bis in die siebziger Jahre in einem etwas zweifelhaften, aber doch in einem Untertänigkeitsverhältnis zur Türkei standen, da ist slawische und türkische Bevölkerung durcheinander gewesen. Da entstanden Unruhen, die zunächst so sich ausnahmen vor der europäischen Welt, dass sie Unruhen sein sollten, welche sich gegen die Herrschaft der Türken richteten." 

Zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation: die alte römische Kaiserwürde war von Karl dem Großen im Jahre 800 wiedererrichtet worden. Otto I., der Große, wurde 962 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
und gilt als dessen Gründer. 1806 verzichtete Franz II. auf den sinnlos gewordenen Titel und begnügte sich mit dem eines Kaisers von Österreich, den er 1804 angenommen hatte. "Man muss überall die konkreten, die wirklichen Dinge ins Auge fassen. Ich habe Ihnen im Laufe dieser Betrachtungen dargestellt, wie eine gewisse Konfiguration Mitteleuropas zusammenhängend ist mit jenen alten, auf die Gruppeninstinkte rechnenden Suggestionen, die von dem römischen Katholizismus, von Rom ausgingen. Sehen Sie, mit diesem Gespenste des alten Römischen Reiches, wie die spirituelle Wissenschaft sagt, hing innig zusammen dasjenige, was die alte, 1806 verstorbene Kaiser-Idee Mitteleuropas war. Bis dahin gab es mehr oder weniger, wirklich mehr oder weniger nominell das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, das 1806 erst verschwunden ist. Es ist nicht eigentlich verschwunden, sondern es ist nur abgeschoben worden. Denn dieses Heilige Römische Reich, das mehr oder weniger günstig oder ungünstig durch lange Zeiten hindurch die verschiedenen deutschen Stämme zusammengehalten oder auch entzweit hat, dieser kaiserliche Impuls des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ist eigentlich nach und nach übergegangen auf die habsburgische Hausmacht, und damit ist dann eben dasjenige beglückt worden, was österreichisch-ungarischer Staatszusammenhang war. Aber Staat, der im Lichte der Habsburgermacht stand, bedeutet etwas anderes als Staat, der, sagen wir, sich so herausgebildet hat seit dem fünfzehnten, sechzehnten Jahrhundert, wie er, eigentlich mehr mit dem Volkstum zusammenhängend, in England oder Frankreich sich als Staat gebildet hat. Wo der Staat gar keinen wirklichen Inhalt hat, in dem, was Habsburgerreich war, wo verschiedene Völkerschaften zusammengehalten waren unter dem Gesichtspunkte der habsburger Hausmacht und diese habsburger Hausmacht wie einen Mantel hatten, wie ein altes Kleinod hatten, war etwas tief Mittelalterliches, nämlich das Kaisertum aus dem alten Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Das, was Habsburg war, war ältestes Mittelalter, und leider auch durch und durch verbunden mit ältestem Mittelalter mit Bezug auf den Romanismus, mit Bezug auf jenen Katholizismus, der durch die Gegenreformation wiederum lebendig oder wenigstens lebensähnlich gemacht worden war und der alle jene Zustände hervorgebracht hat, von denen ich Ihnen auch hier schon gesprochen habe, der so viel beigetragen hat zur Einschläferung, zur Eindämmerung, aber auch zu anderen üblen Wirkungen innerhalb der mitteleuropäischen Welt."

Spießer-Philosoph, Kant als Grundphilosoph für die akademischen Spießer; Marx für die proletarischen Spießer: "Schon äußerlich betachtet - aber dieses Äußerliche ist vielleicht gerade das wichtigste Innerliche - ist Karl Marx und seine Leistungen etwas, was, ich möchte sagen, aus der zivilisierten Welt Europas herausgeboren ist und auch wiederum tief in das Territorium dieser zivilisierten Welt hineingewirkt hat, in die proletarische Welt, den proletarischen Teil der zivilisierten Welt. Karl Marxens Persönlichkeit und Werk ist nicht ganz einfach. Erstens trägt es eine ganz bestimmte Grundstruktur. Das ist ein angeborener Scharfsinn, außerordentlicher Scharfsinn, der immer eine gewisse Wirkung hat. Nicht wahr, man kann sich diese Wirkung schon an etwas veranschaulichen, was scheinbar fernsteht, was einem aber die Sache veranschaulichen kann. Sehen Sie: der bourgeoiseste, der philiströseste, der eigentliche Spießer-Philosoph, Kant, Immanuel Kant - namentlich für die akademischen Spießer ist er ja der Grundphilosoph, warum wird er denn eigentlich für so besonders geistreich angesehen? Nun, ich habe noch keinen Universitätsprofessor erlebt, der den Hegel oder den Schelling verstanden hätte, aber manche - sogar Universitätsprofessoren - habe ich erlebt, die wenigstens annähernd ein Kant-Verständnis sich erworben haben. Nun, da denken sie: Ich bin ein gescheiter Mann - so denkt natürlich ein solcher Herr -, und da es mich eine solche Anstrengung kostet, den Kant zu verstehen und ich ihn zuletzt doch verstanden habe, so ist der Kant auch ein gescheiter Mann, und da es mich als einem so auserlesenen Mann solche Anstrengung gekostet hat, ihn zu verstehen, so muß der Kant der allerauserlesenste Mensch sein. - So ungefähr ist die Empfindung, die diese Leute haben. Es ist die Spießer-Empfindung, die an die akademischen Spießer und ihren Anhang, ihren journalistischen und andern Anhang, dann übergeht. So etwas ähnliches wirkte schon auch auf das Proletariat in dem Verständnis von Karl Marx, der ein sehr scharfsinniger Mann war. Man hat einige Schwierigkeiten zum Verständnis. Der Proletarier strengt sich mehr an, als mancher der Durchschnitts-Spießer, wollte sagen Durchschnitts-Bourgeois geneigt ist, sich anzustrengen, selbst wenn er proletarische Bücher liest. Der Proletarier strengt sich schon mehr an, seinen Karl Marx zu verstehen; namentlich schätzt er auch, was Anstrengung kostet. Es kostet wahrhaftig mehr Anstrengung, die Impulse der Proletarierwelt in den Büchern von Karl Marx aufzunehmen, als es der Bourgeoisie vielleicht Mühe gekostet hat, ihre Nationalökonomen zu verstehen. Aber das tun ja die wenigsten, sondern es haben sich eine Anzahl besonders vollsaftiger Bourgeois auch damit begnügt, das Proletarier leben aus Hauptmanns «Webern» kennenzulernen. Da kann man das Vergnügen, nicht wahr, sehr schön mit der Kenntnisnahme verknüpfen und dergleichen. Das ist das erste bei Karl Marx: ein gewisser angeborener Scharfsinn."

Heinrich Heine: "Das sind schon Dinge, die die Frage auftauchen lassen: Warum eigentlich wird denn über deutsches Wesen so viel geschimpft? - Und da ist ein Quell von Unwahrhaftigkeit in der Welt, der ganz furchtbar ist, und der der Ausgangspunkt sein wird von wirksamer Unwahrheit. Aber dasjenige, was deutsches Wesen ist und was in einer gewissen Weise unorganisch gegliedert war seit dem Jahre 1871, das wird doch seine Aufgabe in der Welt haben, wenn es auch heute ein Greuel ist für viele Menschen, von der Aufgabe des deutschen Wesens zu sprechen. Es wird doch seine Aufgabe in der Welt haben. Wenn Sie bisher einen verständigen Menschen gefragt haben - ich will zum Beispiel unter diesen verständigen Menschen, die sich besonders klar über die Sache ausgesprochen haben, Heinrich Heine anführen -, da hat man zwei Pole angeführt, von denen aus seit langem zwei ganz verschiedene Grundrichtungen des menschlichen Denkens gegangen sind. Wir werden darauf noch näher einzugehen haben. Ich habe einer Dame, die mich bei meiner letzten Anwesenheit hier im Jahre 1917 gefragt hat, welches die Mission des Judentums in der Welt ist, gesagt dazumal: Das wird schon auch noch kommen, dass ich darüber zu sprechen habe. Heinrich Heine hat angegeben diese zwei Pole, aus denen sich gewissermaßen nährt dasjenige, was an Impulsen von einem gewissen Gesichtspunkte aus in der Menschheit ist: Heinrich Heine hat angegeben das Judentum auf der einen Seite, das Griechentum auf der anderen Seite. Nun, das Judentum hat sich immer als der Großsiegelbewahrer zu erweisen gehabt für die menschliche Fähigkeit der Abstraktion, für die menschliche Fähigkeit, die Denkweise, die Weltanschauung zu vereinheitlichen. Das Griechentum hat immer die Aufgabe, der Welt zu bringen dasjenige, was an Bildhaftigkeit, an imaginativem
Elemente lebt. Die Weltanschauung, die Lebensauffassung des modernen Proletariats hat alles zunächst aufgenommen vom Judentum, aber noch nichts vom Griechentum, weil ihm das imaginative Element vollständig fehlt. Das wird es noch erhalten müssen. Im Laufe der künftigen Zeit wird dann das dritte kommen, denn alle Dinge bestehen aus einer Trinität, und zum Judentum und Griechentum wird das Deutschtum treten im Laufe der Zeit - das wird die Trinität sein -, wenn jener Materialismus stark gefressen haben wird an der modernen Welt im Zeitalter der Bewußtseinsseele, der seinen Anfang genommen hat mit jener Phase, die mit dem Marxismus von dem Britischen Reich in die Welt gestrahlt ist." [52]

Phrasentum und Unwahrheit, Illusionen und Phantasmen an Universitäten und Bildungseinrichtungen gab es nicht nur früher, auch heute ist es dort weit verbreitet, man sehe sich nur die islamistisch-antisemitischen und muslimfreundlichen Proteste an amerikanischen und europäischen Univeritäten an: "Sie glauben gar nicht, wo überall es heute nötig ist, die Begriffe von Wahrheit und Unwahrheit zu korrigieren. So tief verstrickt in Phrasentum und Unwahrheit, in Illusionen und Phantasmen ist schon einmal unsere Zeit. Deshalb muss es immer wieder betont werden, dass herausgekommen werden muss aus diesem Verstricktsein in diesen Vorstellungen. Und diese Vorstellungen, sie sind vorhanden namentlich auf dem Gebiete des Bildungswesens. Fangen Sie oben an und gehen Sie bis zum niedersten Schulwesen herunter, überall ist es notwendig: Medizin und Theologie und Jurisprudenz und Philosophie, und was alles sich noch darangegliedert hat an diesen Universitäten, dann das mittlere Schulwesen und alles mögliche, das ist dasjenige, was geeignet war, den Boden der Wahrheit zu untergraben und was die Leute am allermeisten mit Bezug auf dieses Untergraben des Bodens für die Wahrheit in Schlaf gelullt hat."

Amerika, Europa, russische Kultur durchsetzt von deutschem Wesen: "Und jetzt verfolgen Sie die Geschichte, indem Sie diese Grundmaximen in der richtigen Weise beurteilen. Sehen Sie hin, wo Sie wollen, im Westen bis Amerika hinüber, im Osten bis nach Russland, und sehen Sie an, wie da überall deutsches Volkstum als Ferment gewirkt hat. Es geht in diese fremden Gebiete hinein, ist heute drinnen, wird in der Zukunft wirken, auch wenn es sich entnationalisiert hat, wie man sagt; es geht in diese Gebiete hinein, weil das Ich auf- und ab schwebt. Es verliert sich darinnen. Das finden Sie aus dem Grundwesen des Volkstums ganz genau heraus. Sehen Sie doch an, wie diese ganze russische Kultur durchsetzt ist von deutschem Wesen, wie Hunderttausende von Deutschen dort eingewandert sind im Laufe einer verhältnismäßig kurzen Zeit, wie sie bis in unendliche Tiefen hinein dem volksmäßigen Wesen das Gepräge gegeben haben.
Sehen Sie nach dem ganzen Osten, so werden Sie überall dieses Gepräge finden, und gehen Sie selbst auf die Jahrhunderte zurück, fragen Sie heute an, gehen wir zum Beispiel nach Ungarn, wo angeblich eine magyarische Kultur ist. Diese magyarische Kultur beruht vielfach darauf, dass alles mögliche Deutsche dort als Ferment hineingegangen ist. Der ganze Nordrand Ungarns ist von den sogenannten Zipser-Deutschen bewohnt, die natürlich dann majorisiert, tyrannisiert, entnationalisiert worden sind, die Unsägliches gelitten haben, die aber ein Kulturferment abgaben. Gehen wir weiter nach dem Osten, Siebenbürgen, da finden wir die Siebenbürger Sachsen, die einst am Rhein gewohnt haben. Gehen wir weiter zu dem sogenannten Banat, da haben Sie die Schwaben, die aus dem Württembergischen eingewandert sind, die das Kulturferment abgegeben haben. Und würde ich Ihnen die Karte von Ungarn aufzeichnen, so würden Sie sehen hier den breiten Rand der in das Magyarentum hineingegangenen deutschen Menschen, hierin die Zipser-Deutschen, im Südosten die Siebenbürger Sachsen, hier im Banat die Schwaben, gar nicht gerechnet dasjenige, was an einzelnen da hineingegangen ist. Und das Eigentümliche dieses deutschen Volkstums besteht darin, dass es eben, weil sein Volksgeist durch das Ich wirkt, gewissermaßen äußerlich als Volk untergeht, aber ein Kulturferment bildet. Das ist dasjenige, was beitragen kann zur Beurteilung der wirksamen Kräfte. Das ist eine solch wirksame Kraft."

Geschichtsklitterung in der Türkei und in Russland früher und heute; Russland eigentlich normannisch-germanischen Ursprungs, zwischenzeitlich unter dem Mongolenjoch; die islamischen Mongolen forderten hohe Tribute; das Mongolentum und Khanartige hat sich der Zar und später der aktuelle russische Präsident als Vorbild genommen; der Name Russe kommt eigentlich von Väringer, Waräger = Eidgenossen, die vom Lande Rhos, Schweden kamen: die Normannen traten seit 787 an der Küste Englands, bald auch des Frankenreiches plündernd auf. Seit der Mitte des 9. Jahrhunderts gingen sie zu Dauersiedlung und Staatengründungen über. Normannisch-Germanisches auch nach dem Osten hin: Schwedische Normannen, Waräger, Rus genannt, drangen Anfang des 9. Jahrhunderts in Russland vor. Rurik gründete 862 das Reich von Nowgorod am Ilmensee, 864 das Reich von Kiew. Unter dem Mongolenjoch sind die Russen vom Anfang des 13. Jahrhunderts, als die Mongolen in Russland einfallen und es beherrschen bis 1480: "Man darf zum Beispiel nicht vergessen, wenn man ein wichtig Mittuendes beurteilen will bei der künftigen europäischen Gestaltung, nämlich den europäischen Osten, dass gewissermaßen jeder nicht nur ein Ketzer war, sondern jeder in Lebensgefahr war, der in Russland über Russland die Wahrheit sprach in geschichtlicher Beziehung. Die russische Geschichte ist ja, zwar nicht viel mehr als die übrigen Geschichten, aber sie ist eben auch durchaus eine Geschichtslegende. So zum Beispiel kommt es denjenigen, die im gewöhnlichen Sinne russische Geschichte lernen, gar nicht zum Bewußtsein - was hier vor einigen Jahren entwickelt worden ist - , dass etwa zu derselben Zeit, als die Normannen im Westen Europas ihren Einfluss geltend machten, Normannisch-Germanisches auch nach dem Osten hin seinen Einfluss geltend machte. Und die russische Geschichte von heute hat ein Interesse daran, im Zurückgehen immer mehr und mehr zu zeigen, wie alles, alles von slawischen Menschen abstammt, von slawischen Elementen abstammt, auch ein Interesse zu verleugnen, dass das maßgebende Element, dasjenige Element, von dem heute noch tief beeinflusst ist, was im Osten ist, von Impulsen herkommt, die normannisch-germanischen Ursprungs sind. Man kommt ja mit der russischen Geschichte nicht viel weiter zurück, als dass man etwa den Leuten erzählt - nun ja, das ist, nicht wahr, der stereotype Satz, der immer wiederum gesagt wird - : Wir haben ein großes Land, aber wir haben keine Ordnung, kommt und beherrscht uns. - So ungefähr beginnt das, während in Wahrheit hingewiesen werden müsste darauf, dass dasjenige, was bis zum Einfall der Mongolen in Russland sich ausgebreitet hat, germanisch-normannischen Ursprungs war, germanisch-normannische soziale Konfiguration hatte. Das heißt aber so viel, dass sich in Russland damals etwas ausbreitete, was durch spätere Verhältnisse überwuchert worden ist, was, ich möchte sagen, in Reinkultur sich weiter erhalten und konserviert hat zum Beispiel innerhalb des sozialen Gefüges des Britischen Reiches. Da ist die gradlinige Fortentwickelung. Wenn Sie also die soziale Entwickelung des Britischen Reiches nehmen, so haben Sie die eine Strömung, die natürlich im Laufe der Jahrhunderte sich ändert, die heute aber die gradlinige Fortsetzung der alten normannisch-germanischen sozialen Konstitution ist. Sie haben im Osten nach Russland hin denselben Strom sich ausbreitend, aber unter dem Mongolenjoch, unter dem Mongoleneinfluss, möchte ich sagen, von einem gewissen Punkte ab abbrechend. Das heißt: Würde dasselbe, was zur Zeit Wilhelms des Eroberers unter normannisch-germanischem Einflüsse in der sozialen Struktur des Britischen Reiches vorbereitet worden ist und bis zum neunzehnten Jahrhundert sich so entwickelt hat, dass es die heutige Stellung in der Welt einnimmt, würde sich das in Russland weiterentwickelt haben, so würde Russland England ähnlich sein. Nun hat nirgends mehr als in Russland alles dasjenige, was gewirkt hat, tief in die Herzen und in die Seelen der Menschen hineingewirkt. Nun muss man nicht vergessen: Was ist es denn eigentlich, was da mit dem normannisch-germanischen Einflüsse kommt? - Dieser normannisch-germanische Einfluss hat, sich herausarbeitend, auch im Westen Gegenwirkungen gehabt. Ich sage: Hier hat ersieh gradlinig entwickelt, er hat sich am gradlinigsten entwickelt, aber er hat auch hier Gegenwirkungen gehabt. - Dasjenige, was er hier als Gegenwirkung gehabt hat, wovon er sich in einer gewissen Weise emanzipiert und was seine Entwickelungsströmung modifiziert hat, das ist auf der einen Seite die westliche römisch-katholische Kirche und das ist der Romanismus überhaupt, der ein abstrakt juristisches Element, ein abstrakt politisches Element in sich enthält. So dass wir zu dem völkischen Einfluss, von dem alle Ständegliederungen, alle Klassen- und Kastenbildung, wie sie sich innerhalb des britischen Wesens findet, herrühren, dasjenige hinzutreten sehen, was von der Kirche und was von dem Romanismus gekommen ist. Das wirkt alles darin, aber so, dass sich in einer gewissen Weise, aber frühzeitig, das britische Wesen emanzipiert hat von jenem tiefgehenden Einfluss der Kirche, der dann in Mitteleuropa weitergewirkt und gewuchert hat und heute noch wirkt und wuchert; dass sich verhältnismäßig aber weniger emanzipiert hat dieses Wesen von dem romanisch-abstrakten Elemente des juristisch-politischen Denkens. Die Wahrheit ist, dass dieses normannisch-germanische Element auch sich als Herrschaftselement, als dasjenige Element, was gerade die soziale Struktur angegeben hat, in die verschiedenen Slawengebiete, die ja seit ältesten Zeiten auf dem Boden des heutigen Russlands vorhanden waren, hineinerstreckt hat. ... Nun kam der Mongoleneinfall. Diese Mongolen, sie werden ja recht schlimm geschildert. Aber das Allerschlimmste, was sie getan haben, ist ja eigentlich doch das, dass sie hohe Tribute, Steuern eingefordert haben, und sie waren mehr oder weniger damit zufrieden, wenn ihnen die Leute die Steuern, natürlich namentlich in Gestalt von Naturalien, abgegeben haben. Dasjenige aber, was sie brachten - aber bitte das jetzt symptomatisch aufzufassen und nicht etwa zu meinen, ich sage, der Staatsgedanke käme von den Mongolen -, dasjenige, was sie damals gebracht haben also, symptomatisch aufgefasst, das ist der Staatsgedanke. Der monarchische Staatsgedanke, der kommt gerade aus diesem Wetterwinkel, aus dem die Mongolen auch gekommen sind, nur dass er nach dem weiteren Westen Europas schon früher gebracht worden ist. Er kommt aus jenem Wetterwinkel der Welt, den man findet, wenn man die von Asien sich herüberwälzende Kultur, oder meinetwillen sagen sie: barbarische Welle, verfolgt. Was in Russland geblieben ist von den Mongolen, das ist im wesentlichen die Meinung, daß ein einzelner Herrscher mit seinen Paladinen eine Art Staatsherrschaft auszuüben hat. Das ist im wesentlichen getragen gewesen von dem monarchischen Gedanken der Khane, und das ist dort übernommen worden. Im Westen von Europa ist es nur früher übernommen worden, aber es kam aus demselben Wetterwinkel. Und im wesentlichen war es ein tatarisch-mongolischer Gedanke, der das sogenannte Staatswesen in Russland zusammengefügt hat. Und so hat sich lange Zeit gerade in Russland dasjenige einflusslos gezeigt, was die Kultur des Westens ausgemacht hat von vielen Gesichtspunkten her: der Feudalismus, der eigentlich in Russland einflusslos war, weil sich mit Uberspringung des Feudalismus die Monarchie ausgebreitet hat, die immer im Westen gestört war zunächst durch den Feudalismus, durch die Feudalherren, die eigentlich die zentralmonarchische Gewalt immer bekämpften und die ein Gegenpol gegen die monarchische Gewalt waren. Die römische Kirche ist das zweite. Das ist ja unwirksam gewesen im Osten, weil schon im zehnten Jahrhundert die östliche Kirche sich getrennt hat von der westlichen Kirche. Die griechisch-römische, römisch- griechische Bildung ist auch, so wie sie im Westen gewirkt hat und sehr viel beigetragen hat zur Heranziehung des modernen Bürgertums, in Russland unwirksam gewesen. Daher hat gerade der monarchische Staatsgedanke, der durch das Mongolentum hereingetragen worden ist, da seine tiefsten Wurzeln geschlagen." [53]

Heute zum Beispiel wird die Menschheit damit beleidigt, dass man Gottfried Keller neben Conrad Ferdinand Meyer nennt. Während man an Conrad Ferdinand Meyer ein Element der Zukunft hat, ein Element, welches tatsächlich wahres spirituelles Leben für die Zukunft in sich enthält, ist Gottfried Keller der Bourgeoisdichter der schlafenden Menschheit der Seldwyler Schweiz."

Auf Universitäten in Amerika und Europa hat man es mit Narren zu tun: "Leibniz hat unter dem Kurfürsten Friedrich die Berliner Akademie der Wissenschaften zu gründen unternommen. Nun ja, es war eine gute Absicht. Sie ließ sich aber nur dadurch verwirklichen, dass sich Leibniz der große Philosoph, herablassen musste, den Kurfürsten - der das, was Leibniz da sagte, allerdings ganz und gar nicht war - zu vergleichen mit dem König Salomo und ihn den preußischen König Salomo zu nennen. Ja, er musste sogar die Kurfürstin mit der Königin von Saba vergleichen. ... Friedrich der Große, der dann den Voltaire an die Akademie der Wissenschaften in Berlin berufen wollte, der hörte von dem Gehalt, welches Voltaire verlangte für seinen Eintritt in die Akademie der Wissenschaften; da sagte er: Dies Gehalt ist für einen Hofnarren viel zu groß. - Also, es handelte sich darum, die ganze Akademie der Wissenschaften von der Gesinnung aus, dass man es mit Narren zu tun hat, zu behandeln. Man muss schon auf solche Dinge hinweisen können, wenn man darauf aufmerksam machen will, was für eine Diskrepanz in den Ereignissen drinnenliegt, dass aus einem gewissen Fürstenhause heraus die Gelehrten den Hofnarren an die Seite gestellt werden, in aller Realität." [54]
 

17. Soziale Grundforderung; Illusionen sind äußere Wirklichkeit geworden, ahrimanische Geist, der in der bolschewistischen Denkweise wirkt, Disharmonie auf sozialem Gebiete


Es gibt schließlich nichts Schöneres als dasjenige, was ausgestaltet ist durch den Goetheanismus, durch Novalis, durch Schelling, durch alle diese Geister, die eigentlich Künstler sind in Gedanken. Das macht die Deutschen zu einem unpolitischen Volk. Sie sind, wenn sie politisch sein sollen, einem instinktiv politisch denkenden Menschen nicht gewachsen."

Illusionen sind äußere Wirklichkeit geworden, ahrimanische Geist, der in der bolschewistischen Denkweise wirkt: "Es ist der ahrimanische Geist, der die Menschen im Kreise herumführt, dass sie so denken, wie Avenarius und Mach denken. Und Mach wird in solchen Augenblicken auf diesen ahrimanischen Geist aufmerksam. Es ist derselbe ahrimanische Geist, der nun auch in der bolschewistischen Denkweise wirkt. Daher ist es kein Wunder, dass die Wirklichkeitslogik dieses als Ergebnis geliefert hat. Sie sehen aber, man muss, wenn man die Dinge des Lebens einsehen will, tiefer in dieses Leben hineinschauen. Das ist wahrhaftig gerade auf sozialem Gebiete heute und für die nächste Zukunft nicht unbedeutend. Denn die Schlussfolgerungen, die gezogen werden müssen, sind nicht solche, wie sie Schmoller oder Brentano, Wagner, Spencer, John Stuart Mill oder wer immer gezogen haben, sondern auf dem sozialen Gebiete müssen wirklichkeitsgemäße, logisch wirklichkeitsgemäße Schlußfolgerungen gezogen werden. Und das Schlimme ist, dass in unseren gegenwärtigen agitatorischen Bestrebungen und in dem, was aus diesen agitatorischen Bestrebungen geworden ist, den bloß logischen Schlussfolgerungen, Illusionen leben, und Illusionen äußere Wirklichkeit geworden sind."

Disharmonie auf sozialem Gebiete: "So haben wir auf der einen Seite die für ein neues Hellsehen hereinbrechenden neuen Offenbarungen der Himmel, und auf der anderen Seite haben wir, aus dem Unterirdischen gewissermaßen herauskommend, die Körperlichkeit für die Gegner, für gewisse dämonische Geister, für Geister der Finsternis, welche sich nun nicht durch Menschen von Fleisch und Blut verwirklichen, aber die doch unter uns wandeln dadurch, dass menschliche Kräfte ersetzt werden durch Mechanismen, durch Maschinen. Das ist auch die Grundlage für alle Disharmonie auf sozialem Gebiete in unserer Zeit. Es ist aber auch die Grundlage für gewisse Irrgänge des menschlichen Denkens in der Gegenwart, die ja wieder ihrerseits Ausgangspunkte sind für soziale Verirrungen. Denn das menschliche Denken hat sich im Lauf der letzten Jahrhunderte in einer gewissen Beziehung der mechanistischen Ordnung angepasst. Das menschliche Denken ist durchdrungen, durchimprägniert von solchen Vorstellungen, die rein der mechanistischen Ordnung angepasst sind. Man kann sagen: In vielen Gebieten der Naturforschung, aber auch auf vielen Gebieten des Lebens, auch auf vielen Gebieten des heutigen sozialen oder sozialistischen Denkens werden gar keine anderen Vorstellungen angewendet als diejenigen, welche brauchbar sind, um die Wirkungsweise von Mechanismen zu verstehen, welche aber unbrauchbar sind, um alles das zu verstehen, was über die Mechanismen hinaus liegt. Dennoch, in der Offenbarungswelt hat ein jegliches Ding zwei Seiten, und Sie dürfen nicht deshalb sagen: Weil das so ist, haben sich die mechanistischen Vorstellungen in die Menschheitsentwickelung hereingeschlichen als etwas, was man meiden müsse. - Nein, das wäre durchaus falsch! So gefährlich die mechanistischen Vorstellungen sind, weil sie gewissen Geistern der Finsternis Gelegenheit geben, aufzutreten gegen die sich offenbarenden Geister der Persönlichkeit, so gefährlich diese mechanistischen Vorstellungen, namentlich die mechanistische Ordnung, von der sie genommen sind, sind, so wohltätig auf der andern Seite ist gerade dieses Denken, welches sich anlehnt an solche mechanistischen Vorstellungen. Denn das ist die Aufgabe der neueren Zeit, dass sich unser Seelenvermögen rüstet mit diesen Vorstellungen, die ja auch im modernen naturwissenschaftlichen, überhaupt im modernen Denken leben, dass wir uns durchdringen mit diesen Vorstellungen, aber dann diese Vorstellungen in den Dienst der neuen Offenbarung der Himmel stellen. Mit andern Worten, die mechanistischen Vorstellungen haben die Menschheit gelehrt, in klaren, scharfen Konturen zu denken. So, wie innerhalb der mechanistischen Vorstellung, ist früher nicht gedacht worden. Die Vorstellungen älterer Zeiten hatten immer verschwommene Konturen. Wer die Geistesgeschichte der Zeit verfolgt, der weiß dieses. Selbst wenn man scharfe Geister wie Plato studiert, ihre Begriffe haben verschwommene Konturen. In scharfen Gedankenkonturen zu denken, das hat sich der Mensch erst anerziehen können dadurch, dass er in die Einseitigkeit verfallen ist, sich mechanistische Weltvorstellungen zu bilden. Die einseitigen mechanistischen Vorstellungen sind außerordentlich arm an Weltinhalt; sie enthalten im Grunde genommen nur das Tote. Aber sie sind ein Erziehungsmittel außerordentlicher Art; das ist ja auch heute zu merken. Eigentlich scharf denken können nur diejenigen Menschen heute, welche sich gewisse naturwissenschaftliche Vorstellungen angeeignet haben. Die anderen sind versucht, verschwommen zu denken. Nun obliegt aber dieser Erziehung, die sich die Menschheit angeeignet hat durch scharf konturiertes Denken, sich hinzuwenden nach der neuen Geistesoffenbarung, und die geistigen Welten nun in ebensolcher Klarheit aufzufassen, wie man gewohnt worden ist, die naturwissenschaftliche Welt aufzufassen. Das ist es, was das moderne intellektualistische Gewissen fordert und ohne das die Menschheit nicht auskommen wird, ohne das sie ihre wichtigsten Fragen nicht wird lösen können, die in der Gegenwart und in der nächsten Zukunft auftreten." [55]

Plato, Erinnerung an die geistige Welt: "Plato hat die Leute noch sehr genau darauf aufmerksam gemacht, dass der Mensch, indem er hier im physischen Leibe lebt, sich an etwas erinnert, was er vor diesem physischen Leben in der geistigen Welt erlebt hat. Aber mit diesem platonischen Gedächtniswissen wissen die heutigen Philosophen nichts anzufangen. Das sei auch so etwas, was Plato phantasiert habe."
 

18. Goetheanismus; Juan de la Cruz; Platonismus und Goetheanismus; «Die Geheimnisse», Pandora-, Prometheus-Fragment, «Die Natürliche Tochter», «Faust»; Shakespeare, «Götz von Berlichingen», Spinoza, Linné, Lavater, Basedow; Schillers «Briefe über ästhetische Erziehung»; Kant und die Vernunftnotwendigkeit; Schiller-Goethe-Zeit; Geheimnisse des menschlichen Werdens, Homunkulus, Kabiren

Johannes vom Kreuz, Juan de la Cruz, spanischer Mystiker: "Johannes vom Kreuz spricht zum Beispiel über dasjenige, was Beschauung werden soll für den rechtmäßigen, christlich-katholischen Gläubigen, der durch diese Beschauung über den bloßen, allgemeinen Kirchenglauben hinauskommen soll zu einer Art höherer Anschauung von dem Göttlichen, das die Welt durchpulst. Das erlaubt auch heute die katholische Kirche, dass durch Beschauung der Mensch hinausgelangt über das, was nur allgemeiner Glaube ist. Aber sie verbietet, dass der Mensch hinausgelange zu übersinnlichen Fähigkeiten, Fähigkeiten, die in die übersinnliche Welt so hineinführen, wie die äußeren Sinne in die Sinnenwelt hineinführen. Nun sagt der heilige Johannes vom Kreuz: Die Zeit ist gekommen - er meint die Zeit der Beschauung -, wo das Nachdenken und die Betrachtung, welche die Seele vorher mit ihren eigenen Kräften vornahm, nachgerade aufhören und sich die Seele der vormaligen Genüsse und fühlbaren Freuden beraubt sieht. Also diesen Zustand gibt der heilige Johannes vom Kreuz zu, dass man schweigen lässt das gewöhnliche Nachdenken, wodurch man sich auseinandersetzt mit den Dingen des physischen Planes, die man durch die Sinne wahrnimmt und durch den Verstand begreift; dass man sich enthält also der gewöhnlichen Betrachtung, welche die Seele mit ihren eigenen Kräften vornimmt, daß auch die Genüsse, welche die Seele in solchen Betrachtungen und in solchem Verhältnis zur äußeren Natur hat, aufhören. Das gibt er zu. Zu einem Zustand der Dürre und Trockenheit verurteilt - sagt er dann weiter -, kann die Seele nicht mehr Erwägungen mit ihrem Verstände anstellen. - Also indem man die Sinne verschließt, indem man den Verstand stillstehen läßt - das fordert er als Herbeiführung zur Beschauung -, kommt man mit der Seele in eine Art Dürre und Trokkenheit. Dadurch kommt man eben zu jener Teilhaftigkeit mit dem göttlichen Wesen, die der heilige Johannes vom Kreuz für erlaubt hält. Also wenn die Seele nicht mehr Erwägungen mit ihrem Verstände anstellt, noch auch eine sinnliche Stütze findet, da bereichern sich nicht mehr die Sinne; den Nutzen hat der Geist, ohne dass er etwas von den Sinnen empfängt. Daraus ergibt sich, dass in diesem Zustande Gott der Haupthandelnde ist. ... Eigentlich sehr schön für die damalige Zeit beschreibt Johannes vom Kreuz den mystischen Erkenntnisweg, den Weg ins Übersinnliche hinein, indem er sagt: Die enge Pforte, das ist die Nacht der Sinne. Um durch sie hindurchzugehen, muss die Seele sich von sich selbst frei machen und losschälen. - Für die damalige Zeit ist das so gesprochen, wie man heute nicht von Rom aus, aber in der Geisteswissenschaft spricht. Die Geisteswissenschaft ist die wirkliche Fortsetzung solcher edler Bestrebungen in die geistige Welt hinaus, wie sie bei Johannes vom Kreuz auftreten. Nur ist sie die Fortsetzung eben für die heutige Zeit. Sie rechnet mit dem Fortschritt der Menschheit. Die enge Pforte ist die Nacht der Sinne. Um durch sie hindurchzugehen, muss die Seele sich von sich selbst frei machen und losschälen. Und indem sie alsdann den Glauben, der mit den Sinnen nichts zu schaffen hat, sich zum Führer nimmt, wandelt sie auf dem engen Weg der zweiten Nacht zu der Nacht der Geister. Und sehr schön beschreibt der heilige Johannes vom Kreuz diese Vereinigung mit dem Göttlich-Geistigen: Die Vereinigung vollzieht sich, wenn die zwei Willen, jener der Seele nämlich und der göttliche Wille, gleichförmig werden. Man kann nicht deutlicher ausdrücken, dass ein göttlicher Wille da ist, der durch die Welt waltet, und ein Eigenwille der Seele, und beide ineinander aufgehen in der Beschauung. Das soll aber heute ketzerisch sein. Die Wahrheit würde man ehrlich vertreten, wenn man sagen würde: Der heilige Johannes vom Kreuz ist heute kein Heiliger mehr, sondern er ist ein Ketzer. - Das würde, wenn er seine Behauptungen aufrechterhalten wollte, der römische Kleriker verpflichtet sein zu sagen.

Platonismus und Goetheanismus: "Das, was Platonismus im Griechentum ist, das ist Goetheanismus für den fünften nachatlantischen Zeitraum. Wieviel Jahre verfließen denn in einem Kulturzeitraum? Sie wissen, wenn Sie die 1413 nehmen nach dem Mysterium von Golgatha, und die 747 vorher, so gibt das einen Kulturzeitraum; das sind 2160, etwas über 2000 Jahre. Das ist ungefähr auch die Zeit, die verfließt zwischen Plato und Goethe; ein Kulturzeitraum, nur hinausgeschoben, liegt zwischen beiden. Und indem wir auf Plato blicken, tritt uns eines bei Plato hervor, was grandios herausleuchtet aus der übrigen antiken Kultur. Es tritt uns bei Plato das entgegen, was in dem Worte liegt, wo Platos Philosophie zur religiösen Weihe sich erhebt, wo er sagt: Gott ist das Gute-, wo er eine Ahnung bekommt davon, dass verbunden werden muss die ideengemäße Naturanschauung mit der moralischen Weltenordnung: das Göttliche ist das Gute. Und damit tritt für das Griechentum die Erwartung des Christentums ein. Damit aber wäre in der nordischen Welt mit Goethe auf eine Erwartung hingedeutet, auf eine Erwartung einer Erneuerung des Christentums. Wer könnte auch Goethe innerlich anders anschauen als so, dass in ihm eine Erwartung liegt einer Erneuerung der Auffassung des Mysteriums von Golgatha! ... Im ganzen Prosahymnus «Die Natur» finden Sie eine wunderbare Hinneigung zum Gotte, fast noch wie beim siebenjährigen Knaben, der sich seinen heidnischen Altar richtet aus Naturprodukten, aber nichts Christliches. Denn Goethe steht als ehrlicher Repräsentant in dem fünften nachatlantischen Zeitraum drinnen, der für ihn der Zeitraum der Erwartung ist. Dass es aber beim Heidnischen nicht bleiben kann, das drückt sich bei Goethe auf der einen Seite dadurch aus, dass er auch wissenschaftlich zu seiner grandiosen Naturanschauung kommt, die sich in seiner Morphologie, in seiner Farbenlehre ausdrückt; es drückt sich auf der andern Seite aber auch aus dadurch, dass er über diese Naturanschauung, über dieses Heidentum hinausgehen muss. Und nehmen Sie von diesem Gesichtspunkte den innersten Impuls des «Faust», nehmen Sie von diesem Gesichtspunkte aus namentlich dasjenige, was Goethe hineingeheimnisst hat in das «Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie», von jener Wiedergeburt des Menschen, die sich ausdrückt in diesem «Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie» und versuchen Sie dann nicht, oberflächlich zu bleiben, sondern heranzudringen an dasjenige, was in Goethes Sinn lebte, dann kommt Ihnen der Gedanke: Hier lebt in einer Menschenseele ein neuer Christus-Impuls, ein neuer Impuls der Menschheitsverwandlung, wie er durch das Mysterium von Golgatha geschehen ist, ein Streben nach einer neuen Auffassung dieses Mysteriums von Golgatha. Denn es atmet das ganze «Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie» Erwartungsstimmung. Da wo Plato im Griechentum steht, da steht Goethe innerhalb des fünften nachatlantischen Zeitraums. Die Frage: Wo steht Goethe? -, die führt uns dazu, zu sagen: Wie Plato mit seiner Definition des Göttlichen als des Guten hinwies für die Auffassung des vierten nachatlantischen Zeitraums auf das Mysterium von Golgatha, so wies Goethe mit den Aussprüchen, die herausklingen aus dem «Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie» hin zu einer erneuerten Auffassung des Mysteriums von Golgatha, die da kommen muß. Das ist die Antwort auf die Frage: Wo steht Goethe?

«Die Geheimnisse», Pandora-, Prometheus-Fragment, «Die Natürliche Tochter», «Faust» : "nehmen Sie anderes, nehmen Sie den Umstand, dass «Die Natürliche Tochter» nur den ersten Teil einer Trilogie enthält, die nicht vollendet worden ist, nehmen Sie den Umstand, dass in diesem Fragment ein Größtes, das in Goethe lebte, sich ausdrückte: so haben Sie die merkwürdige, die ganz merkwürdige Tatsache, dass dann, wenn Goethe den Anlauf nahm, ein Größtes auszudrücken, er nicht zu Ende kam, weil er ehrlich genug war, nicht äußerlich, wie es ja auch Dichter, Künstler so machen, die Sache abzurunden, zu vollenden, sondern aufzuhören, wenn die innere Quellkraft versiegte. Daher so viel Unvollendetes. Aber die Sache geht doch noch weiter. Die Sache geht so weit, dass man sagen kann: Der «Faust» ist zwar in äußerlicher Beziehung abgeschlossen, aber wieviel ist im «Faust» innerlich morsch, wieviel ist im «Faust», was so ist, wie die Gestalt des Mephistopheles selber! - Lesen Sie, was ich über den Faust, über die Gestalt des Mephistopheles in dem kleinen Goethe-Büchelchen dargestellt habe, das vor kurzem erschienen ist, wo ich davon spreche, wie Goethe in Mephistopheles eine Gestalt hingestellt hat, die es eigentlich gar nicht gibt, indem die zwei Gestalten, Luzifer und Ahriman, durcheinandergeflossen sind und chaotisch durcheinanderwirbeln. Und im Laufe dieser Woche werden Sie hier dargestellt finden die letzten Szenen vor dem Auftreten der Helena, vor dem Beginn des dritten Aktes im zweiten Teile des «Faust»: etwas, was Goethe in hohen Jahren vollendet hat, etwas, was auf der einen Seite grandios, tief, gewaltig ist, auf der andern Seite aber, trotzdem es äußerlich fertig ist, innerlich ganz unfertig ist, überall Ansätze enthält von demjenigen, was in Goethes Sehnsuchten lag, in seine Seele aber nicht herein wollte. Sieht man «Faust» an auf seine menschgemäße Größe, so hat man ein gigantisches Werk vor sich, sieht man ihn an im Hinblick auf die Größe, die in ihm leben würde, wenn Goethe das alles hätte in seiner Zeit schon herausbringen können, was in seiner Seele selbst lag, so hat man ein morsches, brüchiges Werk vor sich, das überall in sich unvollendet ist. Das ist vielleicht das kraftvollste Testament, das Goethe seinen Nachfahren hinterlassen hat, dass sie nicht nur sich zu ihm bekennen sollen wie ein Gelehrter heute, oder selbst wie ein Mensch, der gebildet ist in einer gewissen Weise. Das ist leicht, aber so leicht hat uns Goethe unsere Stellung zu ihm nicht gemacht. Goethe muss als ein Lebendiger unter uns leben und weiter gefühlt und weiter gedacht werden."

Shakespeare, «Götz von Berlichingen», Spinoza, Linné, Lavater, Basedow: "Diejenigen, die sich im alten traditionellen Sinne in bequemer Weise zu dem christlichen Kirchenglauben bekannten, oder selbst innerhalb dieses christlichen Kirchenglaubens allerlei bloß äußerliche Reformen durchführen wollten, sie waren ihm wahrhaftig nicht innerlich geistigseelisch verwandt. Er fühlte eigentlich immer so wie damals, da er es aussprach, als er mit zwei scheinbar guten Christen, mit Lavater und Basedow eine Reise machte, mit zwei Menschen, die auf einem zwar fortgeschrittenen, aber doch alten Kirchenchristentum standen: «Prophete rechts, Prophete links, das Weltkind in der Mitten.» So fühlte er sich eigentlich, wenn er zwischen zwei Menschen in seinem Zeitalter war. Denn er sprach es ja auch aus: er war gegenüber den Christen, die in seiner Umgebung waren, stets der dezidierte Nichtchrist, gerade weil er die Menschheit vorbereiten sollte zu der erwartungsvollen Christus-Stimmung. Und so sehen wir, dass auf seine Geisteskultur drei Menschen in einer merkwürdigen Weise den allergrößten Einfluss haben. Diese drei Menschen sind eigentlich durchaus Menschen, die in gewisser Weise Weltkinder sind. Gewöhnliche christliche Prediger würden für Goethe nicht gelegen gekommen sein. Die drei Persönlichkeiten, die auf ihn den größten Einfluss genommen haben, sind ja: Erstens Shakespeare; warum hat Shakespeare einen so maßgebenden Einfluss auf Goethe genommen? Einfach aus dem Grunde, weil Goethe darauf ausging, eine Brücke zu bauen von dem Menschlichen zu dem Übermenschlichen, nicht aus einer abstrakten Regelhaftigkeit, nicht aus einer durchlässigen Intellektualität heraus, sondern aus dem Menschlichen selbst heraus. Goethe brauchte das Festhalten an dem Menschlichen, um innerhalb des Menschlichen den Übergang zu finden vom Menschlichen zum Übermenschlichen. So sehen wir Goethe ringen, auszugestalten, zu formen das Menschliche, wie es Shakespeare bis zu einem gewissen Grade getan hat, aus dem Menschlichen herauszuarbeiten. Beobachten Sie doch, wie Goethe in die Hand nimmt «Die Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand», dessen Selbstbiographie; wie er, möglichst wenig verändernd, diese Geschichte dramatisiert, die erste Gestalt seines «Götz von Berlichingen» bildet; wie er dann eine zweite Gestalt, schon mehr umgestaltet, schon mehr geformt, daraus bildet, dann eine dritte Gestalt. Goethe sucht in einer Weise seine ehrlichen eigenen Wege, indem er anknüpft an Shakespeares Menschlichkeit, aber aus dieser Menschlichkeit die  Übermenschlichkeit herausgestalten will. Das kann er erst, als er auf seiner Italienreise - man lese seine Briefe - aus dem ihm Verwandten, aus den griechischen Künstwerken glaubt erkennen zu können, wie die Griechen nach denselben Intentionen, göttlichen Intentionen verfuhren, nach welchen die Natur selbst verfährt. Er brauchte seinen wahren Weg, seinen individuellen, persönlich durchgemachten wahren Weg. Er konnte nicht an dasjenige glauben, was ihm seine Umgebung sagte; er musste seinen Weg finden. Der zweite Geist, der auf ihn einen ungeheueren Einfluss genommen hat, war ganz gewiss ein dezidierter Nichtchrist, nämlich Spinoza. In Spinoza hatte er die Möglichkeit, das Göttliche so zu finden, wie der Mensch dieses Göttliche findet, wenn er den Weg sich bahnen will aus dem Menschlichen ins Übermenschliche. Spinozas Gedanken sind im Grunde genommen die letzte Ausprägung, für das Zeitalter der Intellektualität, des alten hebräischen Sich-Gott-Näherns. Spinozas Gedanken stehen als solche dem Christus-Impuls ganz ferne. Aber Spinozas Gedanken sind so, dass die menschliche Seele in ihnen gewissermaßen die Fäden findet, um sich an ihnen zu halten, wenn sie jenen Weg sucht: Da drinnen im menschlichen Inneren, da ist mein Wesen; von diesem menschlichen Wesen suche ich zum Übermenschlichen weiterzudringen. - Diesen Weg, den er verfolgen konnte, den er nicht bloß sich vorpredigen lassen musste, den er verfolgen konnte, indem er Spinoza verfolgte, diesen Weg betrachtete Goethe in gewissem Sinne in einem gewissen Lebensalter als den seinigen. Und der dritte Geist, der auf ihn den größten Einfluss nahm, war Linné, der Botaniker. Warum Linne? Linné aus dem Grunde, weil Goethe nicht wollte irgendeine andere botanische Wissenschaft haben, eine andere Wissenschaft von den Lebewesen als eine solche, welche die Lebewesen einfach so, wie es Linne getan hat, nebeneinander hinstellt in der Reihe. Alles abstrakte Denken, das allerlei Gedanken herausfindet über Pflanzenklassen, Pflanzengattungen und so weiter, das war Goethe nicht verwandt. Ihm war es darum zu tun, in Linné einen Menschen auf sich wirken zu lassen, der die Dinge nebeneinander stellte. Denn Goethe wollte von einem höheren Standpunkte aus als diejenigen, die in abstrakter Weise die Pflanzen betrachten, das, was Linné gewissenhaft nebeneinander gestellt hat als Pflanzenformen, in seiner Art verfolgen, so wie der Geist waltet durch dieses Nebeneinanderstellen. Gerade diese drei Geister, die im Grunde genommen Goethe dasjenige geben konnten, was nun nicht in seinem innersten Lebenszentrum war, sondern was er von außen bekommen mußte, gerade diese Geister sind es, die den stärksten Einfluss auf ihn gehabt haben. Goethe selber hatte nichts Shakespearisches, denn als er auf die Höhe seiner Kunst kam, schuf er seine «Natürliche Tochter», die wahrhaftig nichts von Shakespeares Kunst hat, sondern nach einer ganz andern Seite hin strebt; aber er konnte dieses sein innerstes Wesen nur dadurch entwickeln, dass er an Shakespeare sich heranbildete. Goethes Weltanschauung hat nichts von einem abstrakten Spinozismus, aber das, was Goethe in seinem Innersten hatte als seinen Weg zu Gott, konnte er nur an Spinoza gewinnen. Goethes Morphologie hat nichts von dem Nebeneinanderstellen der organischen Wesen wie bei Linné, aber Goethe brauchte es, bei Linné nehmen zu können, was er selbst nicht hatte. Und dasjenige, was er dazu zu geben hatte, war neu."

Schillers «Briefe über ästhetische Erziehung»; Kant und die Vernunftnotwendigkeit; Schiller-Goethe-Zeit: "Schiller wollte mit seinen «Briefen über ästhetische Erziehung des Menschen» nicht nur einen literarischen Aufsatz schreiben, sondern er wollte im Grunde genommen eine politische Tat dadurch tun. Der Anfang der «Briefe über ästhetische Erziehung» verrät das ja sogleich. Es wird angeknüpft an die Französische Revolution, und es wird sozusagen von Schiller angestrebt, in seiner Art, von seinem Bildungsund Gesichtspunkte aus dasjenige zu sagen, was dem Menschen durch den Kopf gehen kann durch das Wollen aus der Französischen Revolution heraus, aus der Revolution vom Ende des 18. Jahrhunderts heraus überhaupt. Schiller versprach sich zunächst von einer großen politischen Umwälzung, von der sich die französischen Revolutionäre alles versprochen hatten, nichts Besonderes. Er versprach sich viel mehr etwas von einer durchgreifenden Selbsterziehung des Menschen. Und von dieser notwendigen, zeitgeschichtlich notwendigen Selbsterziehung des Menschen wollte er in seinen «Briefen über die ästhetische Erziehung des Menschen» sprechen. Stellen wir den Grundgedanken dieser «Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen» noch einmal vor unsere Seele hin. Wir haben es ja schon Öfter getan. Schiller will die Frage in seiner Art beantworten: Wie kommt der Mensch zu einer wirklichen Freiheit im sozialen Zusammenleben mit andern Menschen? Schiller würde sich nie etwas versprochen haben davon, dass bloß die sozialen Einrichtungen, in denen der Mensch lebt, irgendwie gestaltet werden, um den Menschen zur Freiheit zu führen. Schiller verlangte vielmehr, dass der Mensch selber durch innere Arbeit an sich, durch Selbsterziehung, zu diesem Stande der Freiheit innerhalb der sozialen Ordnung komme. Schiller meinte gewissermaßen, der Mensch müsse selbst erst innerlich frei werden, bevor er die Freiheit nach außen hin realisieren könne. Und so sagte sich Schiller: Der Mensch steht eigentlich zwischen zwei Trieben mitten drinnen. Er steht auf der einen Seite gegenüber dem Trieb, der aus der physischen Natur kommt - Schüler nennt ihn den Trieb der Notdurft - , alldem, was die sinnliche Natur des Menschen selber an Begierden und so weiter hervorbringt. Das rechnet Schiller zu dem sinnlichen Triebe, zu dem, wozu der Mensch durch eine gewisse bloß physische Notwendigkeit gedrängt wird. Und er sagte sich: Wenn der Mensch diesem Trieb folgt, so kann er nimmermehr frei sein, denn er folgt eben nur aus einer physischen Notwendigkeit diesem sinnlichen Triebe. Dem sinnlichen Triebe steht ein anderer gegenüber; das ist der Trieb der Vernunftnotwendigkeit, der logischen Notwendigkeit, der Denknotwendigkeit. Diesem Trieb der Vernunftnotwendigkeit zu folgen, kann sich der Mensch gewissermaßen als dem andern Pol seines Wesens nun auch überlassen. Aber ein richtig freier Mensch kann er auch dadurch nicht sein. Denn wenn er logisch der Vernunftnotwendigkeit folgt, folgt er eben einer Notwendigkeit. Und auch wenn diese Vernunftnotwendigkeit sich in einem äußeren Staats- oder ähnlichen Gesetze konsolidiert, festsetzt, so folgt der Mensch, wenn er diesem Gesetze folgt, auch einer Notwendigkeit. Er ist also auf keinen Fall, indem er seiner Vernunft folgt, ein freies Wesen. Der Mensch ist also hineingestellt zwischen Vernunft und Sinnlichkeit. Folgt er der Sinnlichkeit, so folgt er der Notwendigkeit, nicht einer Freiheit. Folgt er der Vernunft, so folgt er auch der Notwendigkeit, wenn auch einer geistigen Notwendigkeit, aber eben doch einer Notwendigkeit. Er ist nicht ein freier Mensch. Frei sein kann der Mensch im Sinne Schillers nur, wenn er weder einseitig dem sinnlichen Trieb noch einseitig dem Vernunfttrieb folgt, sondern wenn er es dahin bringt, dass er seinen Vernunfttrieb seiner Menschlichkeit annähern kann, wenn er es so weit bringt, dass er nicht nur wie ein Sklave sich der logischen oder gesetzmäßigen Notwendigkeit unterwirft, sondern wenn er den Inhalt des Gesetzes, den Inhalt der Vernunftnotwendigkeit zu seinem eigenen Wesen macht. In dieser Beziehung ist Schiller tatsächlich zum Beispiel Kant gegenüber, dem er sonst in manchem - man darf sagen, zum Unheile Schillers - folgte, ein viel freierer Geist. Denn Kant betrachtete das Folgen der Vernunftnotwendigkeit, die Hingabe an die Vernunftnotwendigkeit gerade als das Höchste, das der Mensch anstreben kann; die absolute Unterwerfung unter das, was Kant die Pflicht nennt, das heißt unter die Vernunftnotwendigkeit, das gilt eben Kant als das Höchste im Menschen. Schiller sagt: «Gern dien' ich dem Freunde, doch tu ich es leider mit Neigung, und so fürchte ich, dass ich nicht tugendhaft bin», denn Kant, meint Schiller, würde fordern, dass es Pflicht ist, dem Freunde zu dienen. «Pflicht, du erhabener großer Name», sagt Kant, das einzige Mal gewissermaßen, wo er poetisch wird, «der du nichts bei dir führst, was Einschmeichelung und dergleichen heißt...» Schiller sagt:« Gerne dien' ich den Freunden, doch tu' ich es leider mit Neigung. Und so wurmt es mir oft, dass ich nicht tugendhaft bin.» Satirisch sagt er das Kant gegenüber. Also man muss so weit mit seiner Menschlichkeit kommen, dass man dasjenige, was der unfreie Mensch als Inhalt eben gegenüber der Pflicht, dem kategorischen Imperativ, vollbringt, aus Neigung, aus Liebe, aus innerer Selbstverständlichkeit tut. Das ist das eine. Schiller will die Vernunftnotwendigkeit also ins Menschliche herunterziehen, damit der Mensch sich ihr nicht zu unterwerfen brauche, sondern diese Vernunftnotwendigkeit als das eigene Gesetz seines Wesens entfalten könne. Die Vernunftnotwendigkeit will er herunterrücken zum Menschen. Die sinnliche Notwendigkeit, den sinnlichen Trieb, will er heraufheben, er will ihn durchgeistigen, so dass der Mensch nicht mehr bloß dem folgt, wonach die Sinnlichkeit drängt, sondern dass er diese Sinnlichkeit verschönt, veredelt, dass er ihr folgen darf, weil er sie heraufgehoben hat zu seinem Gipfel. Indem sich in einem mittleren Zustand, meint Schiller, Sinnlichkeit und Vernunft treffen, wird der Mensch ein freies Wesen. ... Das ist so recht bezeichnend für die Schiller-Goethe-Zeit, dass in der Kunst etwas gesucht wurde, wonach sich die übrige menschliche Tätigkeit richten müsse. Das ist der Gegensatz des Goetheanismus zu aller Philistrosität, dass in der wahren, echten Kunst etwas gesucht wird, was ein Idealzustand ist, dem nachgestrebt werden soll. Denn der Künstler schärft im sinnlichen Material. Selbst wenn er in Worten schafft, schafft er im sinnlichen Material. Und er würde schönes Zeug, höchstens symbolisches, abstraktes Zeug zusammenbringen, wenn er sich einer Vernunftnotwendigkeit im Schaffen überließe. Er muss, was er schaffen will, dem Stoffe und seiner Formung ablauschen. Er muss gerade die Sinnlichkeit vergeistigen, indem er den Stoff formt. Aber indem er den Stoff formt, muss er dem Stoff eine Gestalt geben, welche macht, dass der Stoff nicht mehr als Stoff wirkt, sondern dass er so wirkt, wie das Geistige wirkt. Also der Künstler schiebt Geistiges und Sinnliches in seiner Schöpfung ineinander. Wenn alles Wirken des Menschen in der Außenwelt so wird, dass der Mensch alles Pflichtgemäße, Gesetzgemäße aus eigener Neigung macht, wie man künstlerisch schafft, und wenn alles das, was Sinnlichkeit ist, so verrichtet  wird, dass Geist drinnen lebt, dann ist für den einzelnen Menschen, aber auch für Staat und soziale Struktur die Freiheit erreicht im Schillerschen Sinne."

Geheimnisse des menschlichen Werdens, Homunkulus, Kabiren: "Nehmen Sie aus der heutigen Vorstellung die Szene mit den Kabiren heraus, versuchen Sie einmal, in dieser «Faust »- Szene nachzulesen alles, was sich auf die Kabiren bezieht, versuchen Sie, jede einzelne Zeile wirklich mit tieferem Interesse zu verfolgen, und Sie werden sehen, wie Goethe durch seine vergeistigten Instinkte durchaus noch drinnenstand in dem ahnenden Erkennen. Durch solche Vorstellungen und Mysterienverrichtungen, wie sie die Griechen hatten in Anlehnung zum Beispiel an die Kabiren, drückt sich für den Menschen ein Höchstes in bezug auch auf das Erkenntnisstreben und dergleichen aus. Diese Kabiren brachte Goethe mit Recht zusammen mit dem Wege, der führen soll vom Homunkulus zum Homo. Er brachte diese Kabiren mit Recht zusammen mit dem Geheimnisse des menschlichen Werdens. Drei Kabiren werden herangebracht. Wir reden von drei menschlichen Gliedern zunächst. Bevor wir auf das wahrhaft Innere des Menschen gehen, reden wir von drei menschlichen Gliedern: von dem physischen Leib, dem ätherischen Leib, dem astralischen Leib. Indem man von diesen menschlichen Gliedern spricht, erregt man ja sogleich die Kritik derjenigen Menschen, die sich heute besonders gescheit dünken, die sich heute besonders wissenschaftlich dünken. So wenden zum Beispiel solche Leute ein: "Warum denn den einheitlichen Menschen teilen, gliedern? Der Mensch sei doch eine Einheit, es sei schematisch, wenn man den Menschen in solche Glieder auseinanderschält. - Ja, aber so ist die Sache nicht, so einfach liegt sie nicht. Gewiss, wenn bloß eine schematische Einteilung des Menschen zugrunde läge, brauchte man keinen besonderen Wert auf diese Glieder zu legen. Aber diese einzelnen Glieder, die man scheinbar so abstrahiert von dem ganzen Menschen, stehen ja alle mit ganz andern Sphären des Weltenalls in Verbindung. Dadurch, dass der Mensch einen physischen Leib hat, so wie er ihn heute hat, wie sich dieser physische Leib von seiner saturnischen Anlage heraus entwickelt hat bis in die heutige Zeit, dadurch gehört der Mensch dem Räume an, der Sphäre des Raumes. Und durch seinen ätherischen Leib gehört der Mensch der Sphäre der Zeit an. Also indem der Mensch den zwei total voneinander verschiedenen Sphären angehört, indem er, man könnte sagen, aus der Welt der Zeit und des Raumes herauskristallisiert ist, besteht er aus physischem Leib und aus Ätherleib. Das ist nichts Willkürlich- Schematisches, was man da als Einteilung, als Gliederung des Menschen anführt. Das beruht tatsächlich auf dem ganzen Zusammenhang des Menschen mit dem Weltenall. Und durch seinen astralischen Leib gehört der Mensch schon dem Außerräumlichen und Außerzeitlichen an. Diese Trinität, gewissermaßen die menschliche Hüllentrinität, wird vorgeführt in den drei Kabiren. Der vierte «wollte nicht kommen». Und der ist es, der für sie alle denkt! Steigen wir herauf von den drei Hüllen zum menschlichen Ich, so haben wir in diesem menschlichen Ich zunächst das, was über Raum und Zeit, selbst über das Zeitlose, Raumlose des Astralischen herausragt. Aber dieses Ich des Menschen kam ja erst zum Bewußtsein gerade in dem Zeiträume, der auf die samothrakische Kabirenverehrung folgte. Die Griechen hatten aus der uralt heiligen samothrakischen Lehre allerdings ihren Glauben an das Unsterbliche; aber innerhalb des griechisch-lateinischen Zeitraumes sollte erst das Bewußtsein von dem Ich geboren werden. Daher wollte der vierte nicht kommen, der dasjenige repräsentiert, was als Verhältnis besteht zwischen dem Ich und dem Kosmos. Und wie ferne lag das dem Kabirengeheimnis, das zunächst hinweist auf das, was da war in dem Menschenwerden. Die drei höchsten, der fünfte, sechste und siebente, die sind noch «im Olymp zu erfragen»: Geistselbst, Lebensgeist, Geistesmensch. Die kommen, wie wir wissen, im sechsten und siebenten Zeiträume. Und an den achten hat überhaupt noch niemand gedacht! Wir erblicken tatsächlich in der alten Form ausgesprochen das Menschheitsgeheimnis, wie es in Samothrake in denjenigen Mysterien verhüllt war, von denen die Griechen das Beste für ihr Seelenwissen, für ihre Seelenweisheit, ja auch das Beste für ihre Dichtung, insofern sich diese auf den Menschen bezog, genommen haben. Das ist das Wichtige, daß man erkennt: Sobald man den Blick zurückwendet in diese alten Zeiten, die Goethe also wiederum zu beleben versuchte, so schaut man hinein in ein Wissen vom Zusammenhang des Menschen mit dem Weltenall. Der Mensch fühlte sich verwandt mit allen Geheimnissen des Daseins. Der Mensch wußte: er ist nicht bloß eingeschlossen in die Grenzen seiner Haut, er gehört dem ganzen, weiten Weltenall an. Und dasjenige, was in seiner Haut eingeschlossen ist, ist nur das Bild seines besonderen Wesens.  ... Wissen Sie, was das ist, das herauskommt, wenn heute so ein richtiger Durchschnittsprofessor der Volkswirtschaftslehre, dem dann die andern folgen, oder so ein richtiger politischer Führer über Volks- und soziale Zusammenhänge und so weiter spricht, wissen Sie, was da herauskommt in bezug auf den sozialen Organismus? Der soziale Homunkulus! Das ist dasjenige, was man endlich einsehen sollte, dass alle die Leute, die versucht haben, den sozialen Organismus ohne die Erkenntnis der Dreigliedrigkeit in Gedanken zu fassen, mit Bezug auf den sozialen Organismus bloß den Homunkulus herbeigeführt haben, wie Goethe meint, dass durch die gewöhnliche sinnliche und verstandesmäßige Auffassung man auch nur zum Homunkulus, nicht zum Homo kommt. Denn sehen Sie, mit Bezug auf den sozialen Organismus können die meisten Menschen heute überhaupt noch nicht denken, weil ihnen die Leitmotive dieses Denkens fehlen. Ich habe es ja schon einmal
erwähnt: Die Menschen gehen auf diesen Gebieten aus von der sonderbaren, grotesken Idee, dass ein einzelner Staat oder ein einzelnes Volksgebiet ein Organismus für sich sei. Sie wollen geradezu Volksorganismen errichten. Das ist an sich ein Unsinn. Ich habe es einmal ausgeführt: Wenn man etwas vergleichen will in bezug auf das Zusammenleben der Menschen über die Erde hin, so darf man nur die ganze Erde wie einen Organismus ansehen; ein einzelnes staatliches oder volksmäßiges Gebiet kann nur ein Glied sein im Organismus. Will man den Begriff des Organismus gebrauchen, so muss das ein abgeschlossener Organismus sein. Derjenige, welcher Nationalökonomie, Volkswirtschaftslehre, Sozialismus begründen will auf dem Gebiete eines einzelnen Landes, der gleicht einem Menschen, der, sagen wir, die Anatomie des ganzen Menschen aus der bloßen Hand oder dem Bein oder dem Magen begründen möchte. Daraufkommt es in viel höherem Maße an, als sich die Menschen heute vorstellen. Denn diese Dreigliederung, die ich Ihnen angeführt habe, die gibt nicht solche abstrakten Zusammenfassungen, wie sie die heutigen Menschen gewohnt sind, sondern die gibt gerade ein lebendiges Hineinstellen in das volkswirtschaftliche Getriebe, in das soziale Getriebe. Wer bloß gelernt hat die Anatomie des Magens, der wird nicht verstehen die Anatomie des Kopfes, des Halses. Wer aber die Anatomie des Menschen kennt, der wird, wenn es darauf ankommt, auch den Magen richtig beurteilen können, den Kopf richtig beurteilen, den Hals richtig beurteilen können. So ist es: Wer den sozialen Organismus in seinen inneren Lebensbedingungen - und das ist etwas, das ausgehen muss von dieser Dreigliederung - kennt, der weiß sich in die richtigen Verhältnisse zu setzen, ob er nun die sozialen Verhältnisse in Russland oder England oder in Deutschland oder irgendwo sonst zu beurteilen hat." [56]
 

19. Geistige Hintergründe der sozialen Frage; Goethe, Lessing, Herder, Wieland, Schiller, Hofmannsthal; Früher hatten die Menschen eine Kosmogonie, heute herrscht religiöser Fatalismus oder naturwissenschaftlicher Fatalismus; Osteuropa, Russland

Goethe, Lessing, Herder, Wieland, Schiller, Hofmannsthal: "Wer aufmerksam die Literatur verfolgt bis ins letzte Drittel des 18. Jahrhunderts herein, der wird das schon merken. Denn die Sprache, die wir heute sprechen als gemeinsame, gebildete deutsche Umgangssprache, die ist ein Geschöpf des Goetheschen Schaffens und derjenigen Menschen, die mit diesem Goetheschen Schaffen zusammenhängen: Lessing, Herder, Wieland sogar, und ein wenig auch Schiller, Eine ganze große Summe von Wortbildungen waren ja vor diesen Geistern nicht vorhanden! Nehmen Sie sich das Adelungsche Wörterbuch und versuchen Sie einmal, manche Dinge, die heute gang und gäbe sind, nun im Adelungschen Wörterbuch, das verhältnismäßig spät geschrieben ist, aufzufinden: Sie werden sie nicht finden! In hohem Maße war dieses Zeitalter, das den Goetheanismus hervorgebracht hat, sprachschöpferisch, und wir leben in dem, was auf diese Art geschaffen worden ist. Da sehen Sie hineinspielen das Individual-Schöpferische in das, was der Sprachgenius als solcher ist. Da kann man auch bei Dichtern von Schöpferischem erster Natur sprechen; was dann nachkommt als Epigonen, das schöpft wieder vielfach bloß aus der Sprache heraus. ... Es gibt einige Persönlichkeiten der Gegenwart, die bemerkt haben, dass die Sprache selber ein innerliches Leben hat; aber bei allen, von denen dies bemerkt worden ist, tritt dieses Apercu eigentlich mit einer gewissen Koketterie auf, wie zum Beispiel bei dem Dichter Hofmannsthal oder selbst bei dem frechen Karl Kraus in Wien, der immer behauptet, dass er gar nicht selber seine Sätze schreibe, sondern dass er nur hinhöre auf das, was die Sprache schreiben will. Dass er dasjenige, was die Sprache schreiben will, zwar anhört, aber dann gerade so, wie wenn man aus der geistigen Welt heraus nach seinen eigenen Emotionen hört, schief und falsch, das bezeugt ja, dass er so furchtbar frech schreibt, wie die Sprache niemals ihn inspirieren würde. - Aber, wie gesagt, einzelne Menschen bemerken heute schon dieses Mitteilen der Sprache, das dann aus anderen Welten heraus kommt, und das gepflegt werden muß, wenn die Menschen den Weg finden sollen zu dem imaginativen Leben."

Hauptmannsche Dramen, Naturalismus, der Materialismus auf geschichtlichem Gebiete: "Aber, meine lieben Freunde, sagen wir uns das doch immer wieder und wiederum: Es ist ja eigentlich etwas Lächerliches in diesem reinnaturalistisch das Leben Nachbilden! Hauptmannsche Dramen zu schreiben, ist doch etwas Lächerliches, denn das kann ja selbstverständlich die Natur doch besser. Da kommen wir ja doch der Natur nicht nach. Während dasjenige, was - wenn auch unvollkommen - herausgeholt ist aus der geistigen Welt, eine Bereicherung der Natur ist, etwas Neues in diese Welt hereinstellt. Aber immer mehr und mehr hat sich die neuere Zeit diesem Naturalismus zugewendet, der eben der Materialismus auf geschichtlichem Gebiete ist. Das alles rührt von der Abkehr der Menschen vom Geistesleben her. Eine Rückkehr, eine gesunde Rückkehr zum Geistesleben ist nur möglich dadurch, dass wir uns in solcher Konkretheit die Beziehungen des Sinnlichen zu dem Übersinnlichen vorstellen, wie wir es jetzt wiederum versucht haben auf den verschiedensten Gebieten, indem wir uns klarmachen, was der Tote hört von der Sprache, sieht von den Formen, die hier auf der Erde für den sinnlichen Menschen vorhanden sind. Wenn wir, ebenso wie für irgend etwas auf der physischen Erde, uns im einzelnen konkret klarmachen, wie die Beziehungen vom Sinnlichen und Übersinnlichen sind, dann haben wir erst eine reale Vorstellung über den Zusammenhang des Sinnlichen und des Übersinnlichen! In der neueren Zeit hat erst der heraufkommende materialistische Naturalismus, der seit dem 15., 16. Jahrhundert immer energischer die Menschen ergriffen hat, den Sinn für diesen Zusammenhang von Sinnlichem und Übersinnlichem getötet. Die Wissenschaft lässt zuletzt nichts mehr gelten als dasjenige, was sinnlich-tatsächlich ist. Dadurch haben die Menschen sich losgerissen von einem wirklichen, lebendigen Zusammenfühlen mit der geistigen Welt."

Hegel: "Die Entwickelungsgeschichte der Menschheit spricht ja laut und deutlich über die verschiedenen Möglichkeiten, die Dinge anzusehen. Unzählig sind in dieser Richtung die Beispiele. In den letzten Jahren hat man zum Beispiel der deutschen Kultur immer wieder und wiederum vorgeworfen, dass sie einen Hegel hat mit seiner Staatstheorie, dass von Hegel gesagt worden ist: der Staat ist zuletzt etwas wie eine Art Gott auf Erden. ... Wir müssen lernen fühlen, drinnenzustehen in dem, was von dem Sprachgenius umfasst wird, drinnenzustehen in dem, was von dem gemeinsamen Rechtsleben, von dem Rechtsgenius umfasst wird; wir müssen lernen, drinnenzustehen in dem, was von dem gemeinsamen Wirtschaftsgenius umfasst wird: erst dieses  lebendige Sich-Drinnenfühlen in einem Ganzen, das sich bewußt der Mensch aneignen muss im Bewußtseinszeitalter, erst das treibt ihn der Zukunftsbestimmung der Menschheit entgegen. Dieses Entgegengehen der Zukunftsbestimmung können wir uns aber nicht anders aneignen, als wenn wir unsere Interessen immer weiter und weiter machen; das heißt aber mit anderen Worten: Wenn wir immer mehr von uns loskommen lernen. Ja, meine lieben Freunde, geht man ganz ehrlich mit sich zu Rate, so wird man zuletzt doch finden, dass eigentlich das Alleruninteressanteste von der ganzen Welt dasjenige ist, was man selber über sich im Kreise des engsten Ich denken und empfinden kann. Über dieses engste Ich empfinden und denken allerdings viele Menschen in der Gegenwart sehr viel. Daher ist ihr Leben so langweilig, daher sind sie so unbefriedigt vom Leben. Wir werden niemals interessant, wenn wir uns in diesem Punkt nur immer so herumdrehen. Dagegen wenn wir nach außen schauen und immer auf das blicken, wie die Außenwelt zu uns hinstrahlt, wenn wir die Interessen immer mehr erweitern, dann wird unser Ich interessant dadurch, dass es uns einen Standpunkt abgibt für die Beobachtung der Außenwelt, dann wird unser Ich erst dadurch bedeutend, dass gerade in diesem Punkte des Ich nur wir ja die Welt sehen können, kein anderer. Ein anderer sieht sie wieder von einem anderen Standpunkte aus." [57]

Früher hatten die Menschen eine Kosmogonie, heute herrscht religiöser Fatalismus oder naturwissenschaftlicher Fatalismus: "Die Menschen hatten - wir können es so ausdrücken - eine Kosmogonie. Das heißt, sie wußten sich als Glieder des ganzen Weltenalls; sie wußten, dass sie nicht bloß verlorene Wesen sind, die hier auf dem grünen Rasen der Erde wie Lämmer herumgehen, sondern die im Zusammenhange stehen mit dem ganzen weiten Weltenall, und die ihre Bestimmung haben in dem ganzen weiten Weltenall. Eine Kosmogonie hatten die Menschen der alten Zeiten. Unsere Zivilisation hat keinen Antrieb, eine Kosmogonie wirklich zu schaffen. Wir haben eigentlich nicht im wahren Sinne des Wortes eine echte wissenschaftliche Vorstellungsart. Wir haben Verzeichnisse von einzelnen Naturtatsachen, und wir haben eine ideelle Begriffsschematik; aber wir haben nicht eine wirkliche Wissenschaft, die uns verbindet mit den geistigen Welten. Wie armselig ist dasjenige, was in unser alltägliches Leben hereingreift von dem, was heute als Wissenschaft gepflegt wird, im Verhältnisse zu dem, wovon sich durchpulst wußte der alte Mensch als von den Kräften der geistigen Welt, wenn er handelte. Er hatte eine Kosmogonie, er wußte sich angegliedert an das ganze Weltenall. Er schaute zu Sonne und Mond und zu den Sternen nicht hinauf als zu fremden Welten, sondern er wußte sich in seinem inneren Wesen verwandt mit Sonne und Mond und den Sternenwelten. Also eine Kosmogonie hatte die alte Zivilisation, und diese Kosmogonie ist unserer Zivilisation verlorengegangen. Der Mensch kann nicht stark sein im Leben, wenn er keine Kosmogonie hat. Das ist das eine, was, ich möchte sagen, als das wissenschaftliche Element unsere Zivilisation zum Niedergange treibt. Das zweite Element, das unsere Zivilisation zum Niedergange treibt, ist das, dass kein rechter Impuls für die Freiheit vorhanden ist. Es fehlt unserer Zivilisation die Möglichkeit, in umfassender Art die Freiheit des Lebens zu begründen. Nur wenige Menschen verschaffen sich in der Gegenwart einen wirklichen Begriff, obwohl viele von der Freiheit reden, und noch weniger einen wirklichen inneren Impuls für dasjenige, was Freiheit ist. Daher verfällt allmählich unsere Zivilisation in das, was die Zivilisation unmöglich tragen kann: sie verfällt in Fatalismus. Wir haben entweder einen religiösen Fatalismus, indem sich die Menschen überlassen irgendwelchen religiösen Kräften, in deren Dienst sie sich stellen und von denen sie am liebsten möchten, dass sie sie an Fäden ziehen, wie man Marionetten zieht; oder aber wir haben einen naturwissenschaftlichen Fatalismus. Der naturwissenschaftliche Fatalismus spricht sich ja darinnen aus, dass die Menschen allmählich die Ansicht bekommen haben: Alles verläuft nach Naturnotwendigkeit oder nach wirtschaftlicher Notwendigkeit; es sei für das freie Handeln des Menschen kein Platz da, - Wenn sich die Menschen eingespannt fühlen in die wirtschaftliche oder in die naturwissenschaftliche Welt, so ist das nichts anderes als ein wirklicher Fatalismus. Oder aber wir haben jenen Fatalismus, den die neueren Religionsbekenntnisse heraufgebracht haben, der eigentlich die wirkliche Freiheit ausschließt. Bedenken Sie nur, in wieviel Herzen und Seelen heute das Bewußtsein vorhanden ist, dass sie sich am liebsten überlassen möchten demjenigen, was Christus oder sonst irgendeine geistige Macht mit ihnen tut. ... Der Mangel einer Kosmogonie ist das erste; der Mangel eines richtigen Impulses zur Freiheit, das ist das zweite, was in unserer Zivilisation als Niedergangskräfte enthalten ist."

Osteuropa, Russland: "Durch Jahrzehnte und Jahrzehnte hindurch wurde von dem Proletariat der ganzen Welt die Fruchtbarkeit des Marxismus gepriesen. Lenin und Trotzkij waren in der Lage, den Marxismus praktisch anzuwenden: er wird zum Raubbau an der Zivilisation, was gleichbedeutend ist mit dem Untergange der Zivilisation. Und diese Dinge stehen erst am Anfange. ... Das, was der Leninismus ausbildet, ist ja reinster Intellektualismus. Das ist alles gedacht, da ist aus dem Denken heraus eine gesellschaftliche Ordnung konstruiert. Und es wird der Versuch gemacht, dieses aus dem Denken heraus gesponnene gesellschaftliche System aufzupfropfen auf die wirklichen Verhältnisse, die zwischen Menschen bestehen, und es wird sich mit der Zeit in einer fürchterlichen Weise zeigen, wie unmöglich es ist, das intellektualistisch Gedachte der menschlichen sozialen Struktur aufzupfropfen." [58]
 

20. Soziale und pädagogische Aspekte I; nur eine einzig heilsame Revolution; Philosophen der frankfurter Schule wie Adorno, Habermas, Walter Benjamin usw. auf den Marxismus hereingefallen; Miltons «Verlorenes Paradies» und Klopstocks «Messias»;  illusionäre Phrasen in der Erziehung; Sokrates und Plato; ethisch und religiös schwätzen; Pfingstgeist; Götzendienerische Anbetung in der Wissenschaft; verkehrtes Schulwesen und daraus entspringende Unwissenschaft; sozial unsinniger Arbeitsbegriff, Quacksalbereien durch falsche Gedanken und falsche Denkgewohnheiten; Phrasen im wissenschaftlichen Papsttum


Theologie als Ideologie, insbesondere die islamische: "Das ist die große Sünde der neueren Zeit, dass das geistige Leben zur Ideologie abgelähmt ist. Und ideologisch ist schon heute die Theologie, Ideologie ist nicht bloß die proletarische, sozialistische Weltanschauung."

Nur eine einzig heilsame Revolution: "Da quieksen die Leute links, und da quieksen die Leute rechts, und alles quiekst zusammen in einem Chor von der äußersten Rechten bis zur äußersten Linken und findet, dass das alles etwas ist, was man nicht versteht. Selbstverständlich versteht man es nicht, wenn man bei den alten Denkformen stehenbleiben will. Aber heute ist eben notwendig, dass wir nicht stehenbleiben bei alten Denkformen, sondern dass man die ganze Seele innerlich umformt und umgestaltet. Alle äußeren Revolutionen - und sie können noch so sehr nach dem Wunsche der einen oder der anderen Partei oder Klasse sein - werden in die schlimmste Sackgasse verlaufen und das schlimmste Elend über die Menschheit bringen, wenn nicht diese äußeren revolutionären Bewegungen von heute durchleuchtet werden durch die innere Revolution der Seele, die sich da abspielt in dem Hinweggehen von dem Versenktsein in die rein materialistische Weltanschauung und die entgegengeht dem Aufnehmen der geistigen Welle, die als eine neue Offenbarung in die Menschheitsentwickelung hereinbrechen will. Die Revolution von der Materie zum Geist, das ist die einzig heilsame Revolution, und alle anderen Revolutionen sind nur die Kinderkrankheiten - das ist Scharlach, das ist Masern von dem Vorläufer desjenigen, was sich als Gesundes in dem Heraufkommen des Geistes in der Gegenwart gebären will."

Philosophen der frankfurter Schule wie Adorno, Habermas, Walter Benjamin usw. auf den Marxismus hereingefallen und haben eine Unmenge an nervtötender Literatur für Universitätswissenschafter produziert: "Lernen Sie genau erkennen, wie die Lehre von Karl Marx sich im modernen Proletariat ausgebreitet hat, und sehen Sie sich die schier ins Endlose gehende, ins Unermessliche gehende Literatur des Marxismus an. Die heute sonst übliche Art von wissenschaftlicher Betrachtung finden Sie darin in ausgesprochenstem Maße angewendet, alles streng bewiesen, so streng bewiesen, dass auch schon manche Leute, von denen man es gar nicht angenommen hätte, auf den Marxismus hereingefallen sind. Wie war denn eigentlich das Schicksal des Marxismus? Zunächst, nicht wahr, breitete sich der Marxismus im Proletariat aus. Von der Universitätswissenschaft wurde er streng abgewiesen. Heute sind schon eine Anzahl von Universitätswissenschaftern da, die sich der Logik des Marxismus nicht mehr entziehen, die ihn anerkennen, die gar nicht mehr aus ihm herauskommen können, weil es sich in der Literatur allmählich herausgestellt hat, dass die Schlussfolgerungen sehr fein stimmen, dass man mit der gegenwärtigen wissenschaftlichen Gesinnung und Vorstellungsart diesen Marxismus ganz fein säuberlich beweisen kann. Die bürgerlichen Kreise haben nur keinen Karl Marx gehabt, der ihnen das Gegenteil bewiesen hätte; denn genau ebenso wie man beweisen kann den ideologischen Charakter von Recht, Sitte und so weiter, die Theorie vom Mehrwert und die materialistische Geschichtsforschung vom marxistischen Standpunkt aus, so kann man von allen diesen Dingen ganz genau ebenso exakt das Gegenteil beweisen. Es wäre durchaus möglich, dass ein bürgerlicher, ein Bourgeois-Marx genau das Gegenteil in derselben strengen Weise bewiesen hätte. Und da ist nicht einmal irgendein Humbug oder Schwindel dabei. Die Beweise würden restlos klappen. Woher kommt denn das? Das kommt davon her, dass das gegenwärtige menschliche Denken, der gegenwärtige Intellekt in einer solchen Schicht des Seins liegt, dass er bis zu den Realitäten nicht herunterreicht. Und daher kann man das eine beweisen und sein Gegenteil beweisen, ganz streng das eine und sein Gegenteil beweisen. Es ist heute möglich, auf der einen Seite streng den Spiritualismus zu beweisen und ebenso streng den Materialismus zu beweisen. Und man kann gegeneinander kämpfen mit denselben guten Standpunkten, weil der heutige Intellektualismus in einer oberen Schicht der Wirklichkeit ist und nicht in die Tiefen des Seins hinuntergeht. Und so ist es auch mit den Parteimeinungen. Wer das nicht durchschaut, sondern sich einfach aufnehmen lässt durch seine Erziehung, Vererbung, durch seine Staats- und anderen Lebensverhältnisse in einen gewissen Parteikreis, der glaubt, wie er meint, ehrlich an die Beweiskraft desjenigen, was in dieser Partei ist, in die er hineingerutscht ist, hineingeschlittert ist, wie man in der deutschen Sprache zuweilen auch sagt. Und dann, dann kämpft er gegen einen anderen, der in eine andere Partei hineingeschlittert ist. Und der eine hat ebensogut recht wie der andere." [59]

Miltons «Verlorenes Paradies» und Klopstocks «Messias»: "Ich will nur hinweisen auf zwei Dokumente, auf Miltons «Verlorenes Paradies» und Klopstocks «Messias». Da werden die geistigen Welten so geschildert, als ob ein Paradies verlorengegangen und der Mensch daraus hinausgestoßen worden wäre. Sowohl Miltons «Verlorenes Paradies» wie Klopstocks «Messias» arbeiten mit einer Zweiheit in der Welt, mit dem Gegensatz des Guten und des Bösen, des Göttlichen und des Teuflischen. Sehen Sie, das ist aber der große Irrtum der neueren Zeit, dass man sich die Weltkultur vorstellt nach einer Zweiheit, während sie vorgestellt werden muß im Sinne einer Dreiheit. Das eine sind die  hinaufstrebenden luziferischen Kräfte, die im Mystischen, Schwärmerischen, Phantasievollen, in der Ausartung aber auch im Phantastischen, an den Menschen herantreten, die im menschlichen Blut leben; das andere sind die ahrimanischen Kräfte, die in allem Trockenen, Schweren leben, im Knochensystem, physiologisch gesprochen; das Christliche steht in der Mitte zwischen beiden drinnen, das ist das dritte. Luziferisch ist das erste, ahrimanisch das zweite und in der Mitte zwischen beiden ist das Christliche. Was ist geschehen in der neueren Zeit? Etwas ist geschehen, auf das die Menschheit hinschauen sollte mit wahrhaftig spirituell-intellektueller Inbrunst, denn ehe sie dieses nicht versteht, wird sie nicht in richtiger Weise die Weihnachtswege finden. Wir lesen heute Milton, Klopstock, ihre Schilderungen von der übersinnlichen Welt; wie lesen wir sie? So lesen wir sie, daß überall luziferische Eigenschaften übertragen sind auf dasjenige, was man göttlich nennen will. Schildern wollen solche Menschen wie Klopstock und Milton den Kampf zwischen einem Luziferischen, das ihnen als das Göttliche erscheint, und dem Ahrimanischen. Und ein großer Teil desjenigen, was die neuere Menschheit als ihr Göttliches schildert, ist nur ein Luziferisches. Man erkennt es aber nicht in der richtigen Weise, ebensowenig wie das Ahrimanische. Das spielt noch herein in Goethes «Faust», wenn wir dem «Herrn» gegenübergestellt finden Mephistopheles; aber auch Goethe hat noch nicht trennen können das Ahrimanische vom Luziferischen."

Inkarnation des Ahriman, Vorbereitung in ahrimanischem Sinne: "Während die Luzifer-Kultur, die also durch die reale Inkarnation des Luzifer der Menschheit übergeben worden ist, abflutet, flutet auf nach und nach, was die künftige Inkarnation des Ahriman auf der westlichen Erde vorbereitet. Es wird sich einfach, wenn die Zeit dazu reif ist - und sie bereitet sich dazu vor - in der westlichen Welt Ahriman in einem menschlichen Leibe inkarnieren. Diese Tatsache muss ebenso kommen, wie die anderen da waren, dass sich Luzifer inkarniert hat und dass sich Christus inkarniert hat. Diese Tatsache ist der Erdenentwickelung vorgeschrieben. Worauf es ankommt, ist nur: diese Tatsache so ins Auge zu fassen, dass man sich richtig auf sie vorbereitet; denn Ahriman wirkt nicht etwa dann erst, wenn er in einem Menschen auf der Erde erscheinen wird, sondern er bereitet jetzt von den übersinnlichen Welten aus sein Erscheinen vor. Er arbeitet schon hinein in die Menschheitsentwickelung; er sucht sich von jenseits her seine Werkzeuge, durch die er sich vorbereitet, was da kommen soll. Nun ist ein wesentliches Mittel für die günstige Wirkung dessen, was Ahriman der Menschheit bringen sollte - er wird ebenso Günstiges bringen wie Luzifer -, dass die Menschheit sich in der richtigen Weise dazu stellt. Das, worauf es ankommt, ist, dass die Menschheit nicht das Erscheinen des Ahriman verschläft. Wenn einstmals in der westlichen Welt der inkarnierte Ahriman auftritt, so wird man in den Gemeindebüchern verzeichnen: John William Smith ist geboren - es wird dies natürlich nicht der Name sein - und man wird ihn als einen behäbigen Bürger wie andere Bürger ansehen und wird verschlafen, was da eigentlich geschieht. Unsere Universitätsprofessoren werden ganz gewiß nicht dafür sorgen, dass man das nicht verschläft. Für sie wird das, was da erscheinen wird, der John William Smith sein. Aber darauf kommt es an, dass in dem ahrimanischen Zeitalter die Menschen wissen, dass es sich hier nur äußerlich um den John William Smith handeln wird, dass innerlich aber Ahriman vorhanden ist, dass man sich über das, was geschieht, keiner Täuschung hingibt in schläfriger Illusion. Ja man darf sich schon jetzt keiner Täuschung hingeben, dass sich diese Dinge vorbereiten. Unter den wichtigsten Mitteln, die Ahriman hat, um von dem Jenseits hereinzuwirken, ist das, das abstrakte Denken der Menschheit zu fördern. Und weil dieses abstrakte Denken heute so beliebt ist, arbeitet man in ahrimanisch günstigem Sinne der Erscheinung des Ahriman gut vor. Nichts würde die Tatsache besser vorbereiten, dass Ahriman die ganze Erde fischt für seine Entwickelung, als wenn man das abstrakte und abstrahierende Leben, das heute schon sogar in das soziale Leben eingezogen ist, fortsetzt. Das ist eine der Finten, einer der Witze, durch die Ahriman in seinem Sinne seine Herrschaft auf der Erde vorbereitet. Statt dass man den Menschen heute aus der vollen Erfahrung heraus zeigt, was zu geschehen hat, redet man dieser Menschheit von allgemeinen Theorien, auch von sozialen Theorien. Diejenigen, die von Theorien reden, finden gerade das Erfahrungsgemäße abstrakt, weil sie keine Ahnung vom Leben haben. Das alles ist Vorbereitung in ahrimanischem Sinne. Aber es gibt noch eine andere Art der Vorbereitung für Ahriman, und diese kann geschehen - und auch das ist etwas, was heute nun schon bekannt werden muss - durch eine irrtümliche Auffassung der Evangelien. ... Es muss eingesehen werden, dass der Gang der Weltentwickelung von Luzifers Inkarnation vor Jahrtausenden vorüber an dem Mysterium von Golgatha, das immer noch weiter wirken soll, gegen die in gar nicht ferner Zeit stattfindende Inkarnation Ahrimans zugeht. Diese muß sich der Entwickelung in den Weg stellen, damit sich die Kräfte, die durch den Christus-Impuls aufgenommen wurden, am Widerstand erhärten. Durch einen verschleierten Evangelienkult und durch Abstraktion wird man Ahriman auf den Weg helfen. Es haben heute viele Menschen ein inneres Bequemlichkeitsinteresse daran, sich zu verschließen vor diesen ernsten Tatsachen." [60]

Wie heute bei den illusionären Phrasen in der Erziehung hatten damals Sokrates und Plato alle Mühe, den Griechen  ihren unwiderstehlichen Hang zur Illusion auszutreiben; ethisch und religiös schwätzen; Pfingstgeist: "Es gibt einen tiefen Zusammenhang zwischen unserer Erziehung, unserem Unterricht, und dieser eben gekennzeichneten Tatsache. Wir tragen zwei Quellen einer verkehrten Menschlichkeit in uns: wir tragen in uns ein verkehrtes Griechentum und ein verkehrtes Römertum. Wir verstehen nicht, das Griechentum in seiner Zeit und an seinem Ort so zu nehmen, wie es ist. Wir verstehen nicht, wie die hehren Gestalten des Sokrates und Plato alle Mühe hatten, den Griechen auszutreiben ihren unwiderstehlichen Hang zur Illusion. Der Grieche war so geartet, dass er fortwährend den Hang empfand, über den Ernst des Lebens hinaus sich zur wesenlosen Illusion zu erheben und in ihr seine Wohlbefriedigung zu suchen. Die griechischen Gesetzgeber, Sokrates und Plato, haben auf die Realität des Geistes mit aller Schärfe hinweisen müssen, damit die Griechen nicht immer mehr in ihren Volksfehler, in ihren Rassenfehler verfielen: sich durch Illusion wohlbehaglich über den Ernst des Lebens hinwegzutäuschen. Und selbst so lange nur haben es die Griechen dem Sokrates verziehen, von dem Lebensernst zu sprechen, als ihnen der «Bummler» Sokrates ungefährlich erschien. Als sie aber vernahmen, was eigentlich in den Worten des bummelnden Sokrates für Lebensernst enthalten ist, da haben sie ihn vergiftet. Wir haben, soweit wir Menschen unseres Zeitalters sind, nicht in uns den Geist des sokratischen Ernstes. Wir nehmen lieber jenen Geist des Griechentums auf, der Sokrates vergiftet hat, und schwelgen in diesem Geist des Griechentums. Wir lassen uns selbst gefallen, dass die Perle der Weltliteratur, das Johannes-Evangelium, in seinem Anfange dadurch vergiftet wird, dass an die Stelle dessen, wovon das Alte Testament gesprochen hat: dass, wenn der Mensch es in seine Illusionen hereinfallen lässt, Himmel und Erde zusammenstürzen, dass an dieser Stelle das harmlose Wort von uns wörtlich genommen wird. «Im Urbeginne war das Wort», so beginnt das Johannes-Evangelium. Der heutige Mensch ist froh, dass er an dieser Stelle das Wort «Wort», das er phrasenhaft zu nehmen geneigt ist, stehen hat. An dieser Stelle steht aber in Wahrheit etwas, was geeignet ist, alle die Illusionen, die der Mensch in die Phrase hineindrängt, auszutreiben. Himmel und Erde unserer Illusionen stürzen zusammen, wenn man die Wahrheit des Logos, der an dieser Stelle steht und empfunden werden sollte, wirklich ernsthaft vernehmen wollte. Also unsere Zeitkultur ist darauf ausgegangen, die Schärfe des Lebens sich mystisch behaglich oder brutal tätlich abzuschwächen. Das ist es, worauf wir heute sehen müssen, wozu wir uns aber vor allen Dingen heute wieder bekennen müssen. Heute müssen wir aus unseren Seelen austreiben durch die früheste Erziehung, durch die früheste Schule schon, und bis hinauf zu den höchsten Stufen müssen wir es aus dem Menschen auszutreiben lernen, was Sokrates und Plato austreiben wollten aus dem Griechentum dadurch, dass sie diesem Griechentum sagten: Bewahret euch vor Illusionen! Der Geist hat Realität. In der Idee ist Wirklichkeit, nicht dasjenige, was ihr mit euren illusionären Phrasen in dieser Idee sehen wollt. Wir kommen nicht weiter, wenn wir ethisch und religiös weiter schwätzen. Denn das Evangelium ist selber Tat im Weltenwerden. Heute ist das Evangelium zum Geschwätz geworden. Daher hat es neben sich die gedankenlose brutale Tat. Wir müssen aber in unsere Seelen aufnehmen können, was uns wirklich durchgeisten kann, wenn wir sprechen. Wir müssen finden den Weg, das Herz mittun zu lassen, wenn die Lippen sich bewegen. Wir müssen finden den Weg, den ganzen Menschen in unser Wort hineinzulegen, sonst wird das Wort zum Erzieher zur Illusion, zum Hinwegführer, zum behaglichen Hinwegführer von dem Ernst der Wirklichkeit. Wir müssen Abschied nehmen von jenem Geist, der uns hineingehen lässt in die Kirche, damit wir in dieser Kirche hinweggehoben werden von dem Ernst des Lebens und uns behaglich eingeträufelt wird die Phrase: Der Herrgott wird es schon machen, er wird euch erlösen von euren Übeln. - Wir müssen die Kräfte in uns aufsuchen, die in unsern Seelen selbst die göttlichen Kräfte sind, denn sie sind vom Weltenwerden in uns gelegt, damit wir sie brauchen und damit wir den Gott in unsere eigene Seele aufnehmen können. Nicht uns vorreden lassen von dem äußeren Gott, damit unsere Seelen in behaglicher Seelenruhe sich hinlegen können auf die philiströsen Sofas, die wir so lieben, wenn es sich um das Geistesleben handelt. Und den Weg muss unsere Erziehung, unser Unterrichtswesen suchen, um hinauszukommen über - wie man das heute schon nennen darf - die griechische Phrase; den Weg muss unsere Erziehung und unser Unterrichtswesen finden, um hinwegzukommen über die römische Phrase. ... Man sollte fühlen, was christlich ist, und nicht angewiesen sein darauf, dass immer das Geschwätz vom Christentum uns an die Ohren herandringt. Das ist heute Pfingstgeist. Man kann nicht sagen, dass dieser Pfingstgeist heute, wenn er nicht gehegt und gepflegt wird, es leicht hätte, auf fruchtbaren Boden zu fallen. Man hat Gelegenheit hinzusehen, wie dieser Pfingstgeist von links und von rechts verkannt wird."

Götzendienerische Anbetung in der Wissenschaft: "Eine andere greuliche Vorstellung lebt in unserer offiziellen, das heißt überall autoritativ geglaubten Wissenschaft. Diese Wissenschaft nimmt teil an der götzendienerischen Anbetung alles dessen, was als so hohe Kultur in der neueren Zeit heraufgezogen ist. Wie sollte nicht, wenn sie etwas besonders geheimnisvoll ausdrücken will, diese moderne Wissenschaft ihre Zuflucht zu dem nehmen, was sie jeweilig am meisten anbetet. Nun also, so ist ihr das Nervensystem geworden zu einer Summe von Telegraphenlinien, so ist ihr geworden die ganze Nerventätigkeit des Menschen zu einem merkwürdig komplizierten Telegraphenfunktionieren. Das Auge nimmt wahr, die Haut nimmt mit wahr. Da wird zu der Telegraphenstation Gehirn durch sensitive Nerven das hingeleitet, was von außen her wahrgenommen wird. Dann sitzt dort im Gehirn ein, ich weiß nicht was für ein Wesen - ein geistiges Wesen leugnet die neuere Wissenschaft ja ab -, durch ein Wesen also, das zur Phrase geworden ist, weil man nichts Wirkliches darin erblickt, wird das von den « sensitiven » Nerven Wahrgenommene umgesetzt durch die «motorischen» Nerven in Willensbewegungen. Und eingebleut wird dem jungen Menschen der Unterschied zwischen sensitiven Nerven und motorischen Nerven, und aufgebaut wird auf diesen Unterschied die ganze Anschauung über den Menschen."

Sozial überflüssigen Sport, sozial nützliches Holzhacken, verkehrtes Schulwesen und daraus entspringende Unwissenschaft, sozial unsinniger Arbeitsbegriff, Quacksalbereien durch falsche Gedanken und falsche Denkgewohnheiten; Phrasen im wissenschaftlichen Papsttum, Kunst und Religion: "Mit was für einem Arbeitsbegriff arbeiten wir denn heute? Das, was im Menschen vorgeht, wenn er, wie man sagt, arbeitet, das ist nicht verschieden, ob er nun an einer Maschine sich abmüht, ob er Holz hackt, oder ob er zu seinem Vergnügen Sport treibt. Er kann sich geradeso mit dem Sportvergnügen abnützen, er kann ebensoviel Arbeitskraft konsumieren bei dem sozial überflüssigen Sport wie bei dem sozial nützlichen Holzhacken. Und die Illusion über den Unterschied zwischen motorischen und sensitiven Nerven ist es, die psychologisch die Menschen ablenkt davon, auch einen wirklichen Arbeitsbegriff zu erfassen, der nur erfasst werden kann, wenn man den Menschen nicht darnach betrachtet, wie er sich abnützt, sondern darnach, wie er sich in ein Verhältnis stellt zur sozialen Umgebung. Ich glaube Ihnen, dass Sie davon noch keinen deutlichen Begriff bekommen haben, weil die Begriffe, die man heute von diesen Dingen erhalten kann, so verkehrt sind durch unser Schulwesen, dass es erst einige Zeit dauern wird, bis man den Übergang von dem sozial unsinnigen Arbeitsbegriff, von dem wahnsinnigen wissenschaftlichen Begriff der Unterscheidung der sensitiven und motorischen Nerven, finden wird. Aber in diesen Dingen liegt zugleich der Grund dafür, warum wir so unpraktisch denken. Denn wie kann eine Menschheit praktisch über das Praktische denken, die sich der wahnsinnigen Vorstellung hingibt: in unserem Inneren waltet ein Telegraphenapparat, und die Drähte gehen hin zu irgend etwas im Gehirn und werden dort umgeschaltet in andere Drähte, sensitive und motorische Nerven? Von unserer, einem verkehrten Schulwesen entspringenden Unwissenschaft, an die das breite Publikum, verführt durch die Zeitungspest, glaubt, geht aus das Unvermögen, wirklich sozial zu denken. Das ist es, was wir heute als Pfingstgeist erkennen sollten, und was gescheiter wäre, ausgegossen zu werden in Einzelzungen auf die Menschen der Gegenwart, als dasjenige, womit heute als mit Quacksalbereien daran gedacht wird, dies oder jenes zu verbessern. Wenn man heute sagt, die Menschheit muss umlernen und umdenken, so glauben die Menschen meistens, man meine mit diesen Dingen dieselbe Phrase, die sie selber meinen, selbstverständlich, weil die Menschen sogleich in Phrase und Utopie dasjenige umsetzen, was man sagt. Aber ist denn nicht ein Unterschied, ob irgendein beliebiger Redakteur sagt: Die Menschheit muss umlernen - oder ob man es sagt, weil man weiß: Bis in solche Tiefen hinein hat sich die Menschheit falsche Gedanken gemacht durch falsche Denkgewohnheiten, die bis zu den sensitiven und motorischen Nerven gehen, die bis in die Struktur desjenigen gehen, woran die Menschheit heute felsenfest aberglaubt, weil ihre Autoritäten es ihr befehlen? ... Es sollte einmal das Fest der Pfingsten auch die Mahnung in die menschlichen Seelen eingießen: Hinweg von eurer Phrase, hin zur Wirklichkeit! Wir reden heute auf dem Gebiete der Wissenschaft, auf dem Gebiete der Kunst, auf dem Gebiete der Religion überall in Phrasen, in Phrasen, welche im Halse stecken bleiben und daher den ganzen Menschen nicht ergreifen; wie der Glaube des Menschen heute besteht, dass die Sensationen seiner Sinne irgendwo im Gehirn stecken bleiben und seinen motorischen Apparat nicht ergreifen. Zwischen allen diesen Dingen sind die genauesten Zusammenhänge, und ehe nicht die Umwandlung unserer Zeit hineingreift gerade in diejenigen Denkgewohnheiten, welche die autoritäre Wissenschaft heute ausgebildet hat, welche ausgebildet hat das wissenschaftliche Papsttum, eher gibt es keine wirkliche Erneuerung, denn alle andere Erneuerung erfließt nur aus der Oberfläche, und nicht aus dem, woraus sie erfließen muss: aus dem wirklichen Innern. Wenn unser Schul- und Erziehungswesen wirklich eine Erneuerung erfahren soll, muss man darauf bedacht sein, durch solche Dinge, wie sie hier erörtert worden sind, den Menschen vor dem zu bewahren, was in der heutigen Menschheit so leicht heraufkommen kann, weil sie in sich trägt das Erbe des Römertums. Es muss bekämpft werden der Hang zur Illusion, die Liebe zur Illusion, die heute in der Menschheit ganz verbreitet ist. Der heutige Mensch fühlt sich behaglich, wenn er sich über den Wert der Wirklichkeit hinwegtäuschen darf, wenn er sich sagen darf: Nicht der Christus in mir, der die Kräfte in mir anregt, die Kräfte in mir stark macht, ist es, zu dem ich mich bekenne, sondern der Christus, der unabhängig von mir ist, und der in Gnaden mich von meinen Sünden befreit, ohne dass ich im Ernste durch meine eigene Kraft etwas dazu tue." [61]
 

21. Soziale und pädagogische Aspekte II; Theologie und Militarismus; Jurisprudenz und Metaphysik, Beamtentum; Gleichgewichtslage im Griechentum, griechische Skulptur, griechische Weltanschauung, Prometheus; neue Gleichgewichtslage im Okzident; Sozialistische Experimente in Russland gescheitert; Deutscher Idealismus, Goetheanismus; falscher Goetheanismus und Hegelianismus führt zu Geistlosigkeit; Solowjow

Theologie und Militarismus, heute vor allem in islamischen Ländern wie Türkei und Iran; Jurisprudenz und Metaphysik, Beamtentum; Gleichgewichtslage im Griechentum, griechische Skulptur, Hermes-Kopf, Zeus-Kopf, Athene-Kopf, Satyr-Kopf; die ganze griechische Weltanschauung war im Grunde genommen eine künstlerische: "Und das eigendiche Streben unserer Zeit besteht darin, innerhalb dieser Sachen wieder das Gleichgewicht zu rinden, jenes Gleichgewicht, das wir dadurch historisch verloren haben, dass wir eben in das Ahrimanische hineingesaust sind. Gehen wir zurück hinter das Griechentum, wo, ich möchte sagen, für einen Weltenaugenblick die Gleichgewichtslage erreicht war, so finden wir, wie in der Herrschaft des Geistigen da nur die Verknöcherung sich überzogen hat mit Theologie und Militarismus - Theologie und Militarismus gehören nämlich zusammen, es besteht eine innere Verwandtschaft zwischen ihnen - , wie unter der Herrschaft des Theologischen und des Militärischen sich namendich Luzifer auslebte. Dann erreichte das Griechentum eine Gleichgewichtslage für die Weltentwickelung, die aber jeder Mensch eigentlich anstreben müsste. Und dann beginnt der Abstieg auf schiefer Ebene ins Ahrimanische, mit dem phantasielosen Römertum beginnend, und dann jener mächtigen Welle begegnend, die sich von Norden her als das Germanentum entgegenstemmt, das aber noch einmal übertönt wird. Und in dieser Übertönung sind wir drinnen und müssen uns heute retten aus dieser Übertönung. Denn das, was die Physiologen, die Wissenschaftler mehr theoretisch geleistet haben, indem sie Ahriman den Luzifer schildern lassen, das will sich immer mehr und mehr auch äußerlich verwirklichen. Der Mensch ist auf der Bahn, das Ahrimanische immer mehr und mehr in sich aufzunehmen, und das, was die Physiologen nur geredet haben - denn die Beschreibung, die wir heute vom Menschen in den physiologischen Lehrbüchern haben, ist nicht eine Beschreibung des Menschen, sondern eine Beschreibung des Luziferischen -, das, was die Physiologen nur reden, das möchten zahlreiche Menschen machen, nicht aus einem bösen Willen heraus, sondern weil sie noch nicht sehen, wohin der wirkliche Weg gehen muss. In dem Augenblick, wo wir nur die sozialistische Forderung erfüllen würden, den sozialen Organismus zum bloßen Wirtschaftskörper machen würden, in diesem Augenblick würden wir die ganze soziale Ordnung ahrimanisieren. Rein ahrimanisch ist dasjenige Programm, welches bloß den sogenannten wirtschaftlichen Unterbau haben will, auf dem sich dann der geistige Überbau von selbst ergeben soll. ... Da haben Sie das Beispiel eines eminent ahrimanisehen Strebens und Wollens, das nichts wissen will von der Gleichgewichtslage, das ganz in eine ahrimanische Kultur hineinsausen will. Das ist die Schwierigkeit von heute. Ich habe gestern von einer anderen Seite darauf hingewiesen. Gehen Sie heute mit denjenigen Menschen, die rechts stehen - Sie werden das natürlich nicht tun, wenn Sie vernünftig sind - , dann konservieren Sie eine alte Iuziferische Kultur in ihren Resten; gehen Sie mit den Menschen der Linken, dann setzen Sie sich der Gefahr aus, mitzuarbeiten an einem Weltenbau, der rein ahrimanisch ist. ... Theologie und Militarismus im orientalischen Sinne tragen wir als Erbe in uns, und heute ist die Zeit, wo wir diese Sachen klar sehen müssen. Später trat an die Stelle von Theologie und Militarismus ein anderes. Denn ebenso, wie Theologie und Militarismus verwandt sind, nämlich luziferisch und ahrimanisch schwingend, so sind verwandt: Metaphysik im mittelalterlich scholastischen Sinne, auch wie sie die Kantianer haben, wenn auch halb ablehnend, und die ganz in der metaphysischen Gesinnung ruhende Jurisprudenz, wie sie die römische Jurisprudenz ist. Das ist wieder verbunden mit dem Beamtentum. So wie Theologie mit Militarismus verbunden ist, so ist die Jurisprudenz mit der Metaphysik verbunden, mit dem Beamtentum und dem guten Bürgertum, während Theologie und Militarismus verbunden sind mit der Aristokratie. ... Die Griechen haben in ihrer Gleichgewichtslage für solche Dinge eine scharfe Beobachtung gehabt. Wir müssen sie uns aneignen aus den Tiefen unserer Seele heraus, aus dem geistigen Streben heraus. Wer die griechische Skulptur betrachtet, findet in ihr eine wunderbare Dreiheit zum Ausdruck kommend. Man beobachtet das viel zu wenig. Vergleichen Sie in seiner ganzen Physiognomie einen Hermes-Kopf mit einem Zeus-Kopf oder einem Athene-Kopf. Und vergleichen Sie wieder einen Satyr-Kopf mit einem Hermes-Kopf einerseits, mit einem Athene- Kopf, einem Hera-Kopf andererseits. Dann werden Sie das Merkwürdige entdecken, dass die Griechen etwas fühlten, indem sie diese Verschiedenheiten in ihre Plastik hineinbrachten. Ohrenabstände, Nasenstellung sind da Dinge, die deutlich sprechen. Wer einen Hermes-Kopf wirklich studiert, der weiß, oder kann wenigstens wissen, dass das Griechentum im Hermes-Kopf darstellen wollte diejenige Menschheit, aus der das Griechentum sich selber herausgewachsen fühlte, die vergangene Menschheit, die noch etwas hatte von Fähigkeiten und Kräften, die mehr aus dem Tierischen kamen. Der Grieche selbst wollte sich in dem für ihn einzig schönen Zeus- Typus darstellen. Vergleichen Sie die Ohrenstellung, die Nasenstellung eines Hermes-Kopfes und eines Zeus-Kopfes: die besondere Art, wie der Grieche sich selber auffasste, formal, künstlerisch - und die ganze griechische Weltanschauung war im Grunde genommen eine künstlerische -, die wollte er in den drei Typen seiner Plastik zum Ausdruck bringen. Diese Dinge sind der heutigen Menschheit vielfach verlorengegangen. Sie müssen wieder erobert, wieder erworben werden. Was aber der Grieche aus seiner unbewußt eingenommenen Gleichgewichtslage erringen konnte, müssen wir uns bewußt erringen, dadurch bewußt erringen, dass wir wirklich den Gesichtspunkt gewinnen, der uns ermöglicht, so etwas zu sagen wie: Ihr Physiologen, ihr beschreibt ja vom Gesichtspunkte des Ahriman aus den Luzifer. - Und warum tut man das heute? Weil auch das Leibliche, das Physische, seit der griechischen Zeit ein anderes geworden ist. Wir sitzen mit unserer Seele gründlicher im Physischen fest als der Grieche, der das vorausahnte, und der gerade solche großen Ahnungen in seiner Mythologie wunderbar zum Ausdruck brachte. Unseren modernen Menschen sah der Grieche voraus. Aber er sah ihn als den an den Felsen des Knochensystems, an das Ahrimanische geschmiedeten Prometheus. Er sah ihn imaginativ voraus. Und das, was in das Ahrimanische hineinsausen will, das will uns noch stärker und immer stärker an den Felsen der Verknöcherung schmieden. Wir müssen uns befreien dadurch, dass wir das Geistige erfassen und die Fesseln des Prometheus lösen. Das können wir nur, wenn wir uns ernsthaft auf uns selbst besinnen. Das kann mit uns nimmermehr machen der Orient, denn er ist selber zu luziferisch befangen; das kann mit uns nimmermehr machen der Okzident, denn der ist für sich selber zu sehr ahrimanisch befangen. Das ist die Aufgabe, die wir uns stellen müssen. Und stellen wir sie uns, dann haben wir der mitteleuropäischen Kultur ein wirkliches Ziel gegeben, ein Ziel, das ähnlich ist dem, das da lebte in den Kräften Griechenlands, die sich ausgegossen haben in den Formen der griechischen Kunst, in der künstlerischen Gestaltung der griechischen Dramen, in den zum Himmel weisenden Gedanken eines Plato. Aber wir müssen diese Dinge für uns suchen. Wir dürfen nicht die Imitatoren des Griechentums sein. Wir werden das Griechentum am besten verstehen, wenn wir es gerade in seiner Eigenart fassen, und wenn wir von ihm lernen, die Aufgaben unserer Zeit zu fassen."

Sozialistische Experimente in Russland können als gescheitert angesehen werden, auch wenn einige Kommunisten wie Sahra Wagenknecht und Wladimir Putin heute päpstlicher als der Papst, bzw. leninischer als Lenin sind; bei der europäischen Linken gepaart mit dem Islamismus und Antisemitismus islamischer Terrororganisationen wie der Hamas zeigt sich heute, "die revolutionäre Phrase und der Radikalismus sind die Maske für das Philistertum, für die Pedanterie, für das Banausentum", das sich auch in der Kunst manifestiert (Documenta 15, Bienale in Venedig, ESC): "Er ist heute gescheitert, wie Sie wissen, kann als gescheitert betrachtet werden. Seine Verteidiger sind ja immer, wie die Leute überhaupt sind, päpstlicher als der Papst, sind immer leninischer als Lenin; denn Lenin weiß heute bereits ganz gut, dass er nicht weiterkommt mit dem, was er eingebrockt hat. Und warum kommt er nicht weiter? Weil er versäumt hat, ein Geistesleben frei auf sich selbst zu stellen. Will man mit dem sozialen Leben so weit gehen, wie Lenin gegangen ist, so braucht man daneben ein freies Geistesleben, sonst verknöchert man für das übrige soziale Leben bürokratisch in die Unmöglichkeit hinein. Heute ist bereits durch das russische Experiment bewiesen, dass das Geistesleben frei sein muss. Aber verstehen muss man eine solche Tatsache. Und wenn man in Mitteleuropa die Notwendigkeit der Emanzipation des Geisteslebens, insbesondere des Schul- und Unterrichtswesens, nicht wird verstehen wollen, dann wird ein sehr schlimmer Geisteskrieg kommen zwischen Orient und Okzident." [62]

Der deutsche Mystiker Joseph Ennemoser (1854 gestorben) und sein «Horoskop der Weltgeschichte », inspiriert von den deutschen Klassikern und Idealisten: «... Der die deutschen Gauen mit Schnee und Eis bedeckende Winter mag noch lange dauern, bis der wahre Frühling kommt, allein er wird kommen, der Samen der Freiheit ist gesät, und er wird aufgehen, das Naturgesetz wird weder List noch Heeresmacht aufheben. Wie einst dem rohen Stamm der germanischen Nation die Idee des Christentums eingepflanzt und in seinem Leben aufgenommen wurde, so wird dieser lebenskräftige Stamm erst noch die grünen Zweige aus sich zu frischen Blüten entfalten; wie der Leib der Kirche im deutschen Baustile bereits in seinen Umrissen vollendet ist, worin das fertige Glaubensdogma gepredigt wird, so werden auch die noch fast überall fehlenden Türme mit dem Weihrauch der wahren Andacht gen Himmel steigen, und es wird das immer geistige Leben und die Organisation der persönlichen Beziehungen zum Göttlichen erst noch zum selbstbewußten Verständnisse ausreifen, das symbolische Gebälke muss erst noch in die lebendige Bewegung der Zweckbestimmungen aufgehen, die Schwere der Kirche muss gelichtet, die Stabilität des Dogma von der Sonderheit in die Strömung des allgemein Menschlichen geleitet werden; wie die Freiheit sich innerhalb der Gesetze der Gerechtigkeit bewegen soll, so muss die Religion mit dem Lichte der Wissenschaft eine erleuchtete Wahrheit, und die Kunst eine Pflegerin der geistigen Schönheit am natürlichen Stoffe werden! Ist es nicht ein utopischer Traum und wird Deutschland auch nur entfernt ein solches Erfordernis zu erfüllen imstande sein? Deutschland wird seinen Beruf erfüllen, oder auf das allerschmählichste untergehen und mit ihm die europäische Kultur. Die Entscheidung naht, die Zeit drängt, es weht der Wind von Osten und Westen, es kann ein Sturm losbrechen! Der Stamm der alten Politik steht auf faulen Wurzeln, der Kalkül der Diplomaten möchte wohl zuschanden werden, ihre Kunst ist zur verzerrten, von niemand verstandenen Künstelei geworden. Kann man von den Disteln Feigen, von den Dornen Trauben lösen? Das wahre Leben der Freiheit sproßt nur auf den grünen Zweigen des Rechts und aus der warmen Quelle der Nächstenliebe! Oder kann die Unnatur bestehen und die in alle Glieder ausgeschlagene Disharmonie wieder zur alten Ordnung der abgewelkten Leiber umkehren? ... Die Zeit eines Volkes ist erst dann zu Ende, wenn es keine Fragen mehr hat und sich um des Lebens höhere Güter nicht kümmert, oder wenn es unfähig ist, sich auf die Lösung der Zeitfragen einzulassen! Der Deutsche hat nichts weniger als seine Spannkraft verloren, der Sinn ist klar, der Mut fest, und - wer zweifelt an der Kraft des Armes? Überall wirken lebendige Geister, nicht als Nachbildner, - Originale stellen sie auf. Der wahre Hunger der Deutschen ist die Sehnsucht nach einer höheren Freiheit des Geistes; der Durst und das Verlangen nach dem Lichte der Wahrheit und des Rechtes sind die Haupttriebfedern, die rüstigen Hände an Werke zu legen, die alle noch unvollendet sind, ein Ziel zu erstreben, das der Menschheit noch ferne liegt. Oder soll der Strom wieder zurückfließen an die Quellen seines Ursprungs? Sollen die Völker wieder zu Familien-Fideikommissen der Fürsten werden oder handelt es sich um Staats- und Völkerrechte? Es waltet ein höheres Gesetz in der Natur und Geschichte, dem sich kein Volk zu entziehen vermag, keines kann über sein Ziel hinaus, keines aber auch die Ordnung des Ganzen stören und dahinter zurückbleiben, als wohin seine Fähigkeit und der Geist der Sprache es treibt! Und die Reaktion, wird sie nicht das Rad wieder in das alte Geleise lenken? Eitle Toren, die sich nur an
ihren Jugendträumen ergötzen! Das vielseitig hervorbrechende Feuer kannst du dämpfen, die innere einmal entzündete Glut aber nicht mehr löschen; die Reaktion wird selbst das Mittel zur Freiheit, der Druck bringt die beschleunigte Bewegung, der Hass der Parteien wirkt stärker als die Liebe auf die Begebenheiten der Zukunft; es bedarf vielleicht nur irgendeines zündenden Funkens, und die unterdrückte Geisteskraft der ganzen Nation bricht in hellen Flammen der
Begeisterung aus. 'Nesck vox missa reverti', die Geister des Lebens schlummern unter dünner Decke, keine freie Handlung kann der Geist wieder zurücknehmen, fremde Geister, Stimmungen und irdische Mächte wirken allein oder zusammen auf den menschlichen Willen, und treiben ihn mit unwiderstehlicher Macht zu Taten, die nach göttlicher Anordnung zur Vereinigung der Gegensätze, zur Versöhnung der Parteien und zur endlichen Erfüllung des Berufes führen!»

Deutscher Idealismus, Goetheanismus; falscher Goetheanismus und Hegelianismus führt zu Geistlosigkeit: "Wir in Mitteleuropa sind aus jener Entwickelung heraus, die durch den Dreißigjährigen Krieg gegangen ist, in einen gewissen Idealismus des Geistes hineingegangen, der hoch aufgeblüht ist in Lessing, Herder, Schiller, Goethe, in den deutschen Philosophen, der auch seinen Abglanz gehabt hat in der deutschen Musik. Damit blühte dasjenige auf, was man so gewöhnlich den deutschen Idealismus nennt. Dieser deutsche Idealismus, er hat seinen Höhepunkt erlebt in der Philosophie Hegels. Was ist nun eigentlich diese Philosophie Hegels, die aus dem Goetheanismus in Mitteleuropa sich heraus entwickelt hat als das innerlich gediegenste Gedankensystem, was ist diese Philosophie Hegels? Nun, diese Philosophie Hegels treibt nur auf die höchste Spitze, was auch schon bei Lessing, Herder, namentlich aber bei Goethe lebte. Und das muss insbesondere heute, in der Zeit der Krisis, scharf ins Auge gefasst werden. Was lebte in diesem deutschen Idealismus? Ja, es lebte zum letztenmal auf, in einer großartigen Weise lebte zum letzten Male auf, was in der Gestalt, wie es dazumal auflebte, in der Menschheit nicht bleiben darf. Der deutsche Idealismus, er muss in einer gewissen Hinsicht betrachtet werden als eine sehr schöne, großartige, gewaltige Abendröte. Und wer sie anders betrachtet denn als eine großartige, gewaltige Abendröte, der betrachtet sie falsch, der betrachtet sie so, dass er sich gegen den Geist des menschlichen Fortschritts versündigt. Das insbesondere wird bei Hegel anschaulich. Es ist schwierig für die Menschen, sich in das ganz bis in die höchste Höhe der Abstraktion hineingetriebene Gedankengebäude Hegels zu vertiefen. Wer es aber tut als Mensch - nicht als Universitätsprofessor, sondern als Mensch - , der kann sich ein Urteil machen, wohin eigentlich der Menschengeist getrieben hat, indem er aus dem Goetheanismus den Hegelianismus heraus entwickelt hat. Hegel erklärt aus dem Goetheanismus heraus die menschliche Vernunft, die da waltet in den Erscheinungen, als das eigentlich Göttlich-Geistige. Die menschliche Vernunft setzt Hegel auf den höchsten Thron; die in der Wirklichkeit waltende Vernunft setzt Hegel auf den höchsten Thron. Er führt im Grunde genommen nur dasjenige aus, was auch schon Goethe getan hat. Nun ist das Eigentümliche - wenn man sich wirklich als Mensch vertieft in Goethe und Hegel, so merkt man das - , nun ist das Eigentümliche, daß Geist waltet in Lessing, in Herder, in Schiller und Goethe, in Hegel, aber dass dieser in ihnen waltende Geist nichts vom Geiste weiß. Das ist etwas, was die Menschen werden verstehen müssen, was heute den Menschen noch so ans Ohr klingt, dass sie geradezu gar nichts davon verstehen. Es ist Geist, was in diesem deutschen Idealismus waltete, es ist Geist, aber es weiß nichts vom Geist, es handelt nicht vom Geist, es redet nicht vom Geist. Die Hegeische Vernunft, sie wird entwickelt zuerst in der Logik, das heißt im gewöhnlichen menschlichen Denken, das zum Weltendenken wird; sie wird entwickelt in der Naturphilosophie, wo alle Naturerscheinungen gemäß der Vernunft verwaltet werden; sie wird entwickelt in den menschlichen seelischen Eigenschaften, in den menschlichen geschichtlichen Eigenschaften, in dem, was der Mensch hervorgebracht hat als Religion, als Kunst, als Wissenschaft - aber dann ist es aus. Von dem Geiste als Geist redet diese Philosophie nicht. Sie ist ganz Geist, sie redet von allem, was nicht Geist ist, auf geistige Art; aber sie redet nichts vom Geiste. Es ist die letzte Abendröte, die letzte schöne, herrliche Abendröte desjenigen, was eigentlich für die Gesamtmenschheit als Sonnenschein schon in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts untergegangen ist. Daher ist es notwendig, dass man gerade zum deutschen Idealismus eine ganz besondere Stellung gewinnt. Derjenige, der ihn konservieren will, der das einfach aufnehmen will, was Lessing, Herder, Goethe, Schiller gedacht haben, oder was dann Hegel in großartige abstrakte Weltenformeln gebracht hat - wer das bloß nachdenken will, wer gewissermaßen im gewöhnlichen Sinne Schüler sein will dieser Zeit, der versündigt sich am Fortschritt der Menschheit. Wir können das, was als Abendröte der Menschheit erglänzt hat, was noch in sich trägt die letzten Lichtingredienzien des Griechentums und Römertums, wir können das nicht, wenn es nicht ertötend wirken soll, in die Kultur, in die Entwickelung der neueren Zeit einfach als Wissen, als Aufgenommenes, als Verdautes hinübernehmen. Das ging mir schon als ganz junger Mensch durch die Seele. Deshalb habe ich in den achtziger Jahren den Goetheanismus nicht so getrieben wie die anderen, dass ich über Goethe geschrieben habe, dass ich dasjenige historisch verarbeitet habe, was die Goethe-Forscher zum Beispiel historisch verarbeiteten, sondern ich habe versucht, den Goetheanismus lediglich aufzunehmen und ihn weiterzubilden. Ich habe meine Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung geschrieben zu dem Zwecke, um dahin zu kommen, zu zeigen, wie man im Sinne Goethes denken und über die Welt empfinden könne. Ja, da ist dann gerechnet mit alledem, was ich eben vorhin gesagt habe. Da ist gerechnet damit, dass wir an der Abendröte des deutschen Idealismus lernen können, wie wir uns weiter entwickeln können, dass wir aber nicht diese Abendröte in der Gestalt, wie sie historisch überliefert ist, fortzusetzen haben. Wir müssen gerade etwas anderes geistig- seelisch herausentwickeln aus diesem deutschen Idealismus, als er uns unmittelbar darbietet. Wir müssen lernen an ihm, dass wir Kraft sammeln, um weiterzukommen. Daher ist heute Goetheanismus nicht ein Goethekult, nicht eine Verehrung desjenigen, was Goethe unmittelbar geschaffen hat, sondern Goetheanismus ist die umgestaltete, die umgewandelte Fortsetzung desjenigen, was man, an Goethe sich schulend, sich innerlich durchdringend, heranentwickeln kann. In noch höherem Grade ist das bei Hegel der Fall. Derjenige, der heute ein Hegelianer wäre, der den Hegelianismus unter die Menschheit bringen wollte in dieser oder jener Gestalt, der würde verdorrend wirken auf den Fortschritt unserer Kultur. Wer aber die Art der feinen Gedankenbildung Hegels zu seinem innersten Seeleneigentum macht und von da aus den Schritt tut, den Hegel nicht machen konnte: in den Geist hinein, der tut das Richtige, der tut, was im Sinne des Menschheitsfortschritts liegt. Sehen Sie, das ist unsere schwierige Stellung innerhalb der Welt, dass wir am wenigsten zum Beispiel Goetheaner sind, wenn wir Goethe nachbeten, dass wir am meisten Goetheaner sind, wenn wir uns dazu aufschwingen können, zu sagen: Wir müssen alles anders machen, als Goethe es gemacht hat, wenn wir gerade in Goethes Sinn wirken wollen; wir müssen alles anders machen, als Hegel es gemacht und gesagt hat, wenn wir am besten in Hegels Sinn wirken wollen. Die Geschichte macht es uns schon in einer gewissen Weise vor. Für Hegel war der Preußenstaat die allervernünftigste Einrichtung in der Welt, weil der Vernunft in allen Dingen sucht. «Das Wirkliche ist das Vernünftige.» Daher war der Staat, in den er selber als Person eingemündet hat, das Allervernünftigste. Alle Universitäten waren für ihn gut, die mitteleuropäischen Universitäten die Mittelpunkte der Welt, und die Berliner Universität der Mittelpunkt des Mittelpunktes. Das sind durchaus Dinge, die in einer geheimnisvollen Weise mit denjenigen Kräften in der Menschheitsentwickelung zusammenhängen, die ich oftmals so gezeichnet habe, dass man sich ihnen nicht hingeben kann, wenn man bequem seelisch leben will, weil einen diese Kräfte innerlich vor allerlei Klippen und Abgründe führen, vor Übergänge und innere Umwälzungen. Das verkennen diejenigen, die heute am falschen Goetheanismus und Hegelianismus die richtigen messen. Und solche Leute sind heute wahrlich nicht in geringer Anzahl vorhanden. Und man muss sich bewußt werden, wie diese Menschen den wirklichen Menschheitsfortschritt hemmen. ... Daher sind wir gegen das Ende des neunzehnten Jahrhunderts und zum Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in die absolute Geistlosigkeit hineingekommen. Wir sind hineingekommen in ein Walten, das überhaupt nicht mehr über das Leben nachdachte. Und aus dem Nicht-Nachdenken über das Leben, aus dem, dass man sich alle Gedanken über das Leben abgewöhnt hat, ist dann 1914 erfolgt, was man so ausdrücken könnte: im Juli 1914, am Ende des Monats war es so, dass in Mitteleuropa alle Gedanken durch dämonische Geister konfisziert worden sind, damit diese konfiszierten Gedanken
in den Seelen der Menschen nicht wirkten, und aus dem wüsten Unterbewußtsein heraus dasjenige entspringen konnte, was eben dann entsprungen ist. Denn Mitteleuropa mit seinen beiden Reichen machte tatsächlich 1914 Ende Juli den Eindruck von Menschen, die so handeln, dass ihnen alle Gedanken konfisziert worden sind. Über diese Dinge sich heute einen blauen Dunst vorzumachen genügt nicht. Diese Dinge müssen heute im Geiste der Wahrheit gesehen werden, und dieser Geist der Wahrheit muss sich zu gleicher Zeit befruchten lassen von dem, was notwendig ist für die weitere Menschheitsentwickelung."

Auch die Mystik kann falsch verstanden werden: "Dieser Satz «Der Mikrokosmos entspricht dem Makrokosmos», er wird heute oftmals ausgesprochen. Wie er aber heute ausgesprochen wird, ist er eine Phrase. Denn keine Phrase ist er nur, wenn ihm die lebendige innere Empfindung zugrunde liegt, die dem alten Menschen in seiner feineren Sensibilität zugrunde gelegen hat, und die der heutige Mensch nicht mehr hat. Es ersteht ein wunderbares Bild von dem Zusammenhang des einzelnen Menschen mit dem Universum, ganz gleichgültig, ob man es als Aberglaube oder als alte Weisheit, als alte Wissenschaft ansieht, es entsteht ein wunderbares Bild, wenn man dasjenige ins Auge fasst, was in dieser alten Weisheit oder meinetwillen in diesem alten «Aberglauben» als eigentliche Menschengeheimnisse liegt. Nun liegt aber die Sache geschichtlich in der folgenden Art. Noch im achtzehnten Jahrhundert, sogar noch etwas hineinragend in das neunzehnte Jahrhundert, gab es, allerdings unter der Oberfläche der Schulwissenschaft, dessen, was man Bildung nennt, eine sich fortsetzende Tradition von dieser alten Weisheit oder meinetwillen altem Aberglauben. Es hätte nicht geben können solche Geister wie Paracelsus, wie Jakob Böhme, nicht einmal wie Tauler oder Eckardt oder Valentin Weigel, wenn es nicht diese fortlaufende alte Tradition gegeben hätte. Diese Meister wären ganz unmöglich gewesen. Aber das Eigentümliche ist, dass die menschliche Empfänglichkeit sich abstumpft für diese alten Dinge, je weiter das neunzehnte Jahrhundert vorschreitet. Wie gesagt, im beginnenden neunzehnten Jahrhundert hatte sich noch manches erhalten. Dann stumpfte sich die menschliche Empfänglichkeit, das menschliche Fassungsvermögen für diese Dinge ab. Und das Bewußtsein des früheren Menschen: Ich stehe als Mensch nicht verlassen auf meinen zwei Beinen oder auf den Sohlen meiner Füße, sondern ich stehe da als ein Glied des ganzen Universums - dieses Bewußtsein war aus den Untergründen, aus denen es in alten Zeiten berauserblüht war, nicht mehr vorhanden für die neuere Menschheit. Daher die weltgeschichtliche Notwendigkeit, dass der heutige Mensch aus seiner Empfindung heraus dasjenige, was ihm aus früheren Zeiten überliefert ist, als einen alten Aberglauben, als eine kindliche Anschauung der menschheitlichen Entwicklung ansieht. Das ist es, was man heute so verkennt, dass der Mensch auch mit Bezug auf sein Erkenntnisvermögen in einer wirklichen Entwicklung lebt. Es ist merkwürdig, wie auf diesem Gebiet die Menschen die Widersprüche nicht bemerken, in denen sie leben. Auf der einen Seite redet heute alles auf der Grundlage des Darwinismus von Entwicklung, aber von der Entwickelung des Menschen selber redet man wenig. Dass unsere Art, die Welt anzuschauen, nicht etwa geboren worden ist mit der Entstehung der Menschheit, sondern dass sie ein Entwickelungsprodukt ist, das wird man theoretisch wohl zugeben; allein, sobald es darauf ankommt, praktisch mit einer solchen Wahrheit zu leben, wird man sich heute nicht auf den Boden dieser Wahrheit stellen wollen."

Im russischen Philosophen Solowjow wird alles das, was in Russland zukunftträchtig ist, philosophisch zusammengefasst, er kann den Osten von alten und neuen Zaren, vom "Henker des Geisteslebens, Lenin", vom "Totengräber alles geistigen Lebens", von dem "zerstörenden Leninismus" befreien; Ähnlichkeit des Zarentums mit dem Leninismus: "Mit diesem Wollen müssen wir drinnenstehen zwischen West und Ost, und wir müssen auch den Mut haben, die Dinge im Osten so zu beurteilen, dass wir uns sagen: Das, was hier oftmals erwähnt worden ist als dasjenige Volkselement, das im Osten wie ein Keim liegt, der in die Zukunft hinein sich entwickeln will, das wird gegenwärtig übertönt von einem anti-russischen, man könnte sogar sagen, antimenschlichen Element. Denn in dem, was sich in Russland entwickelt, entwickelt sich die äußerste Konsequenz des menschen- und geisttötenden logischen Denkens, das nichts mehr produktiv hervorbringen kann, das nur Raubbau treiben kann mit dem Alten. Es erscheint wirklich wie eine gewaltige Tragik, wie eine bittere Tragik, wenn man überschaut, was im russischen Osten in der Kultur in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts hervortrat und was seine höchste Höhe erreichte in dem außerordentlichen Geist - wenn er auch für den Westen wenig verständlich ist - , in dem für Russland außerordentlichen Geist Solowjow. In Solowjow wird gewissermaßen alles das, was in Russland zukunftträchtig ist, philosophisch zusammengefasst. Man hat ja in Mitteleuropa wenig sich mit Solowjow befasst. Ein Universitätsprofessor der Philosophie, der eine große Berühmtheit hat, kam eines Tages darauf, dass es einen Solowjow gibt und dass das auch Gedanken der Gegenwart sind, mit denen er sich befassen sollte. Aber da hatte er nicht den inneren Antrieb, sich selbst mit der Sache direkt zu befassen, da sagte er einem seiner Schüler: Sie wollen Doktor werden, machen Sie mir eine Doktor-Dissertation über Solowjow, dann werde ich zu gleicher Zeit mit Ihnen mich unterrichten können über diesen Solowjow. Das war überhaupt in der letzten Zeit mehr oder weniger die Methode geworden, durch die Universitätsprofessoren sich das ihnen Unbekannte in der geistigen Produktion angeeignet haben. Der Universitätsprofessor, von dem ich Ihnen spreche, ist nicht nur ein Universitätsprofessor, sondern eine berühmte philosophische Größe der unmittelbar abgelaufenen Gegenwart. Es steckt in diesem Osten etwas, was sich wiederum hinausarbeiten wird über den zerstörenden Leninismus hin. Aber dazu ist notwendig, daß man auch das dritte Element, das wirkliche soziale Streben der Gegenwart in seiner vergeistigten Gestalt verstehen lernt, dass man es durchdringen lernt mit wirklicher Geisteswissenschaft. Dann wird einem die tragisch-bittere Erscheinung, die in Solowjow auftritt, zum Bewußtsein kommen. Dann wird man sich sagen: Auf der einen Seite ein Solowjow, heraus sich entwickelnd aus diesem europäischen Osten, voll neubildender, befruchtender Geisteskeime, die im Osten aufgehen können, die uns hier in Mitteleuropa nur nicht ganz verständlich sein können; und dann, hinwegfegend über diese Erscheinung, die Weltkriegskatastrophe, hintragend, im plombierten Wagen sogar, durch Deutschland hintragend nach dem Osten den Henker des Geisteslebens, Lenin. Und die große Täuschung in Mitteleuropa bei vielen, dass die Dinge nicht so ernst genommen zu werden brauchen! Wie Kometen tauchten auf die Solowjow-Schüler, als die russische Revolution ihren Anfang nahm. Eine Erneuerung wünschten sie des dumpfen, dämmerhaften, gelähmten Geisteslebens, über das hingezogen war wie die Seelennacht selber, wie der geistige Tod, die Ertötung der Seele mit all ihren Verhältnissen. Und eine Befreiung wollten die Leute, die, wie es scheint, richtige Schüler waren des Solowjow: Kartachow, Samarin. Sie wollten aus den ersten funkelnden Strahlen der Revolution eine geistige Bewegung in Russland entfachen. An die Stelle trat dasjenige, was jetzt wie ein wüstes Austilgen alles Geistes erscheint in Lenin, diesem Totengräber alles geistigen Lebens, wo alles verleugnet wird, was in der großen Gestalt des Solowjow vor die Menschheit des Ostens sich hingestellt hat. Und um diese Zentralerscheinung rundherum die proletarischen Volksmassen, verführt durch diejenigen, denen sie anhängen als ihren Führern. Eine unendlich traurige Erscheinung, die ihre Traurigkeit nur dann verliert, wenn ein Wollen sich aufrafft, die Wahrheit zu schauen in den verwirrenden Tatsachen der Gegenwart. Ein innerliches Wollen, das nicht bloß schimpfen will über das, was in der verirrenden Gegenwart auftritt, sondern das auch die Wahrheit sehen will und erkennen will, was in den berechtigten proletarischen Forderungen über die ganze zivilisierte Welt hin auftritt. Aber man muss in der Gegenwart, wenn man sie klar und nicht illusionistisch sehen will, auseinanderhalten können, was tief berechtigt, aber unbewußt, aus den breiten Massen des Proletariats hervortritt als dem Gedanken nach noch ungeborene Zukunftskeime, und dasjenige, was Instinkt ist, weil es der letzte verfaulende Rest ist einer niedergehenden Kultur. Das ist es, was aus den Köpfen der Führer des Proletariats heute sehr häufig an die Oberfläche dunstet. Unsere Zeit hat einmal das Schicksal, dass Blühendstes neben Verstunkenstes sich hinstellt. Das ist das Schicksal derjenigen Zeiten, in denen ein Aufsteigendes sich neben einem Niedergehenden geltend machen will. Dann tritt das Niedergehende oftmals in der Form des Aufsteigenden, in der Maske des Aufsteigenden auf. Dann muss genau hingeschaut werden. Dann muss in Lenin gesehen werden der frühere Zar, der in einer anderen Maske auftritt, dieselbe Denkweise, die im früheren Zaren war, nur mit den anderen, toten, für das, was sie ausdrücken, unbrauchbaren Worten. Es muss die Metamorphose des Zarentums in den Leninismus hinein im russischen Osten der Gegenwart geschaut werden. Es muss anerkannt werden, dass dasjenige, was äußerlich auftritt, innerlich das Gegenteil dieses äußerlich Auftretenden sein kann. So schwierig sind die Verhältnisse der Gegenwart zu durchschauen. Das, was geschieht, ist so, wie wenn mir ein Mensch entgegentreten würde mit lächelndem Angesicht, mit banal lieblich tuenden Augen, mit Mienen, die mich berücken wollten, und ich wäre genötigt, ihm zu sagen: Trotz deiner Maske, trotz deiner funkelnden Augen, deines liebevollen Lächelns, bist du ein Teufel!" [63]

22. Soziale und pädagogische Aspekte III; Griechisches Geistesleben, Agamemnon, griechische Skulptur; Schulmedizin steht nicht auf einer gesunden Grundlage; das Weltall der mathematische Physik, Astrophysik ohne Inhalt; Weltbewußtsein; Schaden unseres Erziehungswesens; die Erziehungsfrage ist heute eine Menschheitsfrage; Norm-Pädagogik; Pädagogik ganz streichen als Wissenschaft

Griechisches Geistesleben, Agamemnon, griechische Skulptur; Hermes-Merkur- Typus und der Satyr- Typus deuten auf die griechische Urbevölkerung hin, der Zeus-Typus auf die Träger der griechischen Kultur; Geheimnis unserer Zeit: "Geistig leben wir nämlich von der Erbschaft desjenigen, was sich in einer gewissen Weise aus viel älterer, aus orientalischer und ägyptischer Geisteskultur im Griechentum zusammengeballt hat. Dass wir heute unser altes griechisches Gymnasium haben, das ist, ich möchte sagen, nur ein deutlicher Hinweis darauf, dass unser Geistesleben eigentlich im ganzen eine griechische Renaissance ist. Worauf beruht aber denn das griechische Geistesleben? Es ist dies deshalb schwer zu durchschauen, weil dieses griechische Geistesleben in einer gewissen Weise dasjenige recht stark ausgebildet hat, worauf es beruht: das orientalische Geistesleben. Aber es hat dieses orientalische Geistesleben sehr umgestaltet. Dadurch merkt man nicht, wenn man sich mit dem bloßen Erkenntnissinne noch so sehr vertieft in das griechische Geistesleben, wenn man nicht mit geisteswissenschaftlichen Voraussetzungen rechnen will, man merkt nicht, worauf eigentlich dieses griechische Geistesleben fußt. Es ist nämlich ganz davon abhängig, dass den Angehörigen der Erobererklasse instinktiv zugestanden wurde, das Geistige zu offenbaren, und dass diese Offenbarung des Geistigen nicht zugestanden wurde den Angehörigen der eroberten Schichte. Die griechische Kultur enthält eigentlich in sich eine doppelte Bevölkerung: jene alte Bevölkerung, die die griechische Halbinsel in europäischen Urzeiten bewohnte, und die eine ganz andere soziale Struktur hatte als das spätere Griechentum. Das spätere Griechentum, das wir beginnen können eigentlich mit dem Einbruch derjenigen Geistesmacht, die ihren Ausdruck findet in den königlichen Geschlechtern der Agamemnons und so weiter, dieses griechische Leben breitete sich aus über eine Urbevölkerung. Und diese Eroberer waren anderen Blutes als die Urbevölkerung. Sie bemerken dieses Anderen-Blutes-Sein eben in dem, was ich ja auch hier schon angeführt habe, in der griechischen Skulptur. Diese griechische Skulptur hat ja deutlich voneinander getrennte Typen: der Zeus-Typus, der andere Ohren, andere Nasenbildung, andere Stellung der Augen hat als der Hermes-Merkur- Typus, der wiederum eine andere Nasenbildung hat als der Satyr- Typus. Diese beiden letzten Typen, die deuten auf die griechische Urbevölkerung hin, die anderen Blutes war als diejenigen, die wir als die Träger der griechischen Kultur kennen. Das heißt, die ganze Konfiguration des griechischen Geisteslebens, die wir doch als Renaissance übernommen haben, ist aristokratischer Natur, die ist umgebildete Theokratie des Orients und Ägyptens. Sie ist aufgebaut auf der Anschauung, dass sich die Dinge der Welt nicht offenbaren, so wie das später geglaubt wurde, durch Beweis, sondern dass sie sich offenbaren wollen eben durch Offenbarung: auf der einen Seite durch Offenbarung von Seiten der Orakel oder dergleichen, also durch dasjenige, was hereinbricht als geistige Offenbarung in die menschliche Welt; aber auch als Taten offenbart sich dasjenige, was die Welt beherrschen soll, nicht so, dass der Mensch über diese Taten mit seinem Verstand, mit seinem Intellekt entscheiden will, sondern dass er Mächte entscheiden lässt, die außer ihm stehen. Zu den letzteren hat das Griechentum übernommen das kriegerische Prinzip des Orients. Es hat es nur umgestaltet, daher merken wir nicht, dass in der griechischen Kultur zwei Dinge ineinandergeflossen sind: die Theokratie und der Militarismus. Theokratie und Militarismus sind aber die Elemente des Aristokratismus. So dass wir aufnehmen in unser Geistesleben gerade mit dem Gymnasialen, mit dem Herübernehmen des Griechischen ein aristokratisches Element, welches auf der einen Seite die Theologie hat und auf der andern Seite die militärische Entscheidung. Die Theologie, die nicht durch Beweis zu ihren Wahrheiten kommt, die militärischen Entscheidungen, die nicht aus der menschlichen Vernunft heraus fallen, sondern nach den menschlichen Anschauungen durch äußeres Gottes- oder Natururteil. Das haben wir gewissermaßen in unserem sozialen Organismus drinnen durch das Griechentum, das in seinem Staate und in seiner Epoche so Großes leistete. Wir haben durch das Griechentum drinnen die aristokratische Empfindungsweise der Menschen. Und diese Dinge müssen einfach psychologisch genommen werden. Natürlich wird keiner der Menschen der Gegenwart, wenn er die gymnasiale Aristokratie in sich aufnimmt, wiederum ein Grieche seiner Gesinnung nach, aber er wird etwas, was nicht mehr in unsere Zeit hereinpasst: er wird ein Träger eines aristokratischen Prinzips, das überwunden werden muss. Man kann noch so sehr schwärmen für dieses aristokratische Element in unserer Zeit, man kann es durchaus gelten lassen, insofern es sich gerade im Geistesleben und in den Formen des Geisteslebens ausdrückt, dieses aristokratische Element, denn es fußt auf etwas sehr Sympathischem, auf dem Griechentum - das wollen wir natürlich nicht missen - , aber so, wie es heute auf dem Griechentum fußt, kann es eben nicht zur allgemein menschlichen Bildungsgrundlage werden. Daher muss es in einer ganz anderen Weise sich einleben in unsere Kultur. Das ist etwas, was wir gewissermaßen als erstes Element in uns tragen: ein doch noch aus dem Griechentum heraus konfiguriertes geistiges Leben. ... wir brauchen nicht nur eine geistige Renaissance, sondern eine geistige Neuschöpfung. Und auch das Christentum, das hineingefallen ist in die Griechen- und Römerzeit, das kann nicht von uns so verstanden werden, wie man es verstanden hat durch das Medium des Griechischen und des Römischen, sondern das muss von uns mit einem neugeschaffenen Geistesleben neu verstanden werden. Das ist das Geheimnis unserer Zeit." [64]

Unsere Schulmedizin steht nicht auf einer gesunden Grundlage, nur Wissenschaft des Stoffwechsels: "Dadurch, dass die moderne Medizin nur mit einer Naturwissenschaft rechnen konnte und auf einer Naturwissenschaft sich aufbauen konnte, welche nicht berücksichtigt den dreigliedrigen Menschen, den Nerven- Sinnesmenschen, den rhythmischen Menschen und den Stoffwechselmenschen, dadurch wurde diese moderne Medizin, die nun etwas Praktisches ist, sowohl als Hygiene wie als Heilungsmethode das Einseitige, das ja heute schon nicht nur sehr viele Menschen, sondern auch schon sehr viele Ärzte, Gott sei Dank, empfinden. Unsere Medizin wird aber niemals auf eine gesunde Grundlage gestellt werden, wenn man sie nicht wird stellen können auf die dreifache Natur des Menschen. Oh, etwas ganz anderes ist der Kopfmensch, der nachgebildet ist dem Kosmos, etwas ganz anderes sind daher diejenigen Unregelmäßigkeiten in der menschlichen Natur, die krankhaften Unregelmäßigkeiten, die kosmischen Ursprungs sind. Etwas anderes sind diejenigen Schädigungen der menschlichen Natur, die tellurischen Ursprunges sind, und die im wesentlichen auf dem Umweg durch den Stoffwechsel kommen, irdischen Ursprunges sind, nicht kosmischen. Etwas anderes ist alles dasjenige, was zusammenhängt mit dem, was zwischen dem Kosmos und der Erde ist, mit dem, was in der Luft und auch im Wasser zum Teile lebt. Das muss in der Zukunft Ausgangspunkt werden eines wirklich frei betriebenen medizinischen Studiums. Denn es ist ja das Eigentümliche, dass man von diesen drei Dingen, die ich jetzt angeführt habe, und die in der wirklich praktischen Medizin auf Grundlage der Dreigliederung des Menschen aufgebaut werden müssen, nur das eine eigentlich, ich möchte sagen, im Offiziell-Schulmäßigen lernen kann. Man kann durch diejenigen Methoden, die es heute einzig und allein durch unser, dem griechischen und römischen Leben nachgebildetes Universitäts-Lehrwesen gibt, nur dasjenige studieren, was im Menschen auf dem Stoffwechselsystem beruht. Und eigentlich ist unsere ganze medizinwissenschaftliche Art zu denken, eine Art, auf Grundlage des Stoflwechselsystems zu denken. Denn so wie wir heute Wissenschaft haben, gibt es eigentlich nur die Wissenschaft des Stoffwechsels. Wollen Sie aber die anderen Dinge hinzufügen, dasjenige, was in der menschlichen Natur als Schädigung auftreten kann durch Luft und Wasser, so haben Sie es eigentlich mit lauter Individuellem zu tun. Was im Menschen als Schädigung auftritt aus Luft und Wasser, ist ganz individuell, das kann nur erlernt werden durch den hingebungsvollen Umgang mit älteren Ärzten, die schon Erfahrungen haben auf diesem Gebiet. Das kann nur angeeignet werden dadurch, dass man als junger Mensch sich anschließt an einen alten erfahrenen Arzt, nicht schulmäßig, sondern als Gehilfe, was ja im heutigen klinischen Assistententum geschieht, aber als Karikatur, heruntergedrückt in die Stoffwechselsphäre. Es muss so auftreten, dass ein gewisser ärztlicher Instinkt, eine gewisse ärztliche Intuition, die - bei einem mehr, bei dem anderen weniger - ans Hellsehen grenzen wird, eintritt bei dem, der der Gehilfe eines älteren Arztes ist, und so, dass er gar nicht darauf kommt, nur typisch-schematisch die Dinge zu behandeln, sondern dass er aus Instinkt heraus neues Individuelles und älteres Individuelles, an dem er sich herangebildet hat, das er nicht bloß nachahmt, verbindet. Und dasjenige, was an Schädigungen kommt in den menschlichen Organismus von der Kopfesseite her, was ja, wie ich vorhin gesagt habe, obwohl es den ganzen Menschen durchdringt, nur im Kopfe zentriert ist, das kann überhaupt niemanden gelehrt werden. Es gibt keine Methode, um von außen diejenigen Krankheiten erkennen zu lernen, welche im menschlichen Organismus auftreten vom Kopfe her. Die erkennt man nur durch ursprüngliche Begabung, und diese Begabung muss geweckt werden. Daher ist es notwendig,
dass ganz von Anfang an Rücksicht darauf genommen werde, ob solche Anlagen bei einem bestimmten Menschen erweckt werden können." [65]

Über die die philosophischen Götzen der Bolschewisten und das europäische Chinesentum: "Die Menschen haben gar nicht das Gefühl dafür, wie stark die Zöpfe sind. Sie haben auch nicht das Gefühl dafür, wie notwendig es ist in unserer Zeit, die Zöpfe abzuschneiden, und damit das europäische Chinesentum zu überwinden, sonst könnte uns das asiatische Chinesentum viel zu gefährlich werden, wenn wir noch länger den Zopf des europäischen Chinesentums tragen würden." 

Das Weltall der mathematische Physik, Astrophysik ohne Inhalt; Weltbewußtsein: "Das mathematisch-mechanisch Aufgefasste gibt uns ja einen wirklichen menschlichen Inhalt nicht. Es sagt uns das mathematisch- mechanisch Aufgefasste eigentlich nur etwas in Abstraktionen, etwas, was an die von uns geforderte Inhaltlichkeit gar nicht herankommt. Kalt, nüchtern, ohne einen wirklichen Inhalt ist schließlich alles, was uns die mathematische Physik, die Astrophysik heute von dem außerirdischen Weltenall zu erzählen haben. Doch wir sind bereits in den Zeitpunkt eingerückt, in dem es unmöglich ist, in der Menschheitsentwickelung weiterzukommen, wenn wir stehenbleiben bei dem bloß mechanisch-mathematischen Weltenbilde. Wie der alte Grieche ein Landbewußtsein hatte, und der Mensch seit dem Beginn dessen, was man landläufig die neuere geschichtliche Zeit nennt, ein Erdenbewußtsein entwickelt hat, so muss sich von jetzt ab das Menschheitsbewußtsein erweitern zum Weltbewußtsein. Und ich will Ihnen heute in der Stunde, die uns noch möglich ist, solchen Betrachtungen zu widmen, wenigstens kurz, aphoristisch einige Andeutungen geben, wie dieses Weltbewußtsein gestaltet sein soll, das an die Stelle des bloßen Erdenbewußtseins zu treten haben wird. Wir werden allerdings in der Zukunft noch vieles zu tun haben, wenn wir das Genauere, und auch das mehr Beweisende, Belegende zusammenzutragen haben für das, was ich heute wie in einem aphoristischen Umrisse vor Sie hinstellen werde. ... Also das Heraufkommen des Weltenbewußtseins aus dem Erdenbewußtsein, das wird für das Leben eine bedeutsame Folge haben, namentlich durch das, was gefühlsmäßig im Menschen erzeugt wird. Nicht das, was man weiß durch solche Dinge, ist das Bedeutsame, sondern die Art, wie man durch solche Dinge fühlt, das ist das Bedeutsame. Die Menschen werden gewisse Dinge im Zusammenhang des Lebens erst einsehen, wenn sie zu diesem Weltbewußtsein gekommen sein werden."

Schaden unseres Erziehungswesens; die Erziehungsfrage ist heute eine Menschheitsfrage; Norm-Pädagogik; Pädagogik ganz streichen als Wissenschaft: "Wer nur eine Ahnung davon hat, dass es so etwas gibt, dass so etwas verbunden ist mit der wirklichen Wesenheit des Menschen, der muss es doch als einen furchtbaren Schaden unseres Erziehungswesens betrachten, dass wir unsere Kinder so erziehen, nachdem wir in ihnen gewisse Kräfte ablähmen lassen bis zum fünfzehnten Jahr hin, dass sie sich als Studenten dann so entwickeln müssen, wie es eben mit diesen abgelähmten Kräften sein muss. Daher nehmen die jungen Leute zwischen dem fünfzehnten und einundzwanzigsten Jahr ganz andere Dinge auf, als sie eigentlich schon nach den Anforderungen unserer Zeit aufnehmen sollten. Dadurch sitzt allerdings etwas ganz anderes in den Seelen, als eigentlich darin sitzen sollte. Wahrhaftig, meine lieben Freunde, dadurch, dass Sie die schönsten, salbungsvollsten Ermahnungen geben bis zum fünfzehnten Lebensjahr und dann wiederum später, in der Zeit, wo früher die Leute Ideale gehabt haben, wo sie Jungfrauen und Jünglinge von zwanzig Jahren waren; durch die schönsten, salbungsvollsten Ermahnungen erreichen Sie nichts, oder nur, dass unsere Universitäts- und Hochschuljugend das wird, was sie heute ist, was ich nicht weiter zu beschreiben brauche. Nur dadurch erreichen Sie etwas, dass Sie wirklich Kräfte bloßlegen für den Aufenthalt an den Hochschulen, die heute nicht bloßgelegt, sondern gelähmt werden. Die Erziehungsfrage ist heute tatsächlich eine Menschheitsfrage. Sie ist nicht eine Frage von willkürlichen Idealen, sondern sie ist eine Menschheitsfrage, die aus den tiefsten Forderungen der gegenwärtigen Zeit heraus begriffen sein soll. Die Menschen ahnen höchstens heute, dass vieles anders sein sollte, sagen wir, in der medizinischen Behandlung der Menschen, vielleicht auch in den Rechtsverhältnissen, aber das wird ja gerade gedämpft aus dem Bewußtsein der Juristen heraus, wenn etwas geltend gemacht wird. Die Menschen ahnen, dass da manche Dinge anders sein sollten, aber sie können nicht anders gemacht werden, wenn nicht das Augenmerk darauf gelenkt wird, in den richtigen Zeitabschnitten die Kräfte des Menschen nicht zu ertöten, sondern zu erwecken. Der Mensch ist ja nicht umsonst in dem Lebensabschnitt zwischen dem siebten und fünfzehnten Jahr. In diesem Lebensabschnitt kommen ganz bestimmte Kräfte herauf aus seiner Natur, mit denen man rechnen muss, wenn man erzieht und unterrichtet in diesem Lebensabschnitt. Wenn man in der entsprechenden Richtung arbeitet in der Erziehung und im Unterricht, so ist das etwas anderes, als wenn man willkürlich, ohne die Berücksichtigung dieser Richtung arbeitet. Man wird gewisse Dinge bemerken, wenn man solches berücksichtigt, auf die heute kein Augenmerk gerichtet wird. ... Also, eine Norm-Pädagogik kann eigentlich nicht zum wirklichen Pädagogen machen. Warum? Ja, sie ist ja eigentlich dazu bestimmt, dass man ihre Grundsätze aufnimmt und sie dann ganz und immer anwendet. Aber das hindert einen im Erziehen; das fördert einen nicht im Erziehen und Unterrichten. Da fördert einen etwas anderes: Wenn man jederzeit, wenn man seiner Klasse gegenübersteht, die Pädagogik
vergessen kann, alles, was man an gelernter Pädagogik hat, vergessen kann. Und wenn man als Pädagoge einfach aufgenommen hat eine so weitgehende Menschenerkenntnis, dass man in jedem Augenblick die pädagogischen Grundsätze findet aus der Menschenerkenntnis, dass sie in jedem Augenblick neu entstehen. Das ist dasjenige, was der Pädagoge notwendig hat. Man kann nämlich gar nicht zum Pädagogen erzogen werden dadurch, dass man Pädagogik lernt, sondern die Pädagogik kann nur angeregt werden im Menschen dadurch, dass er Menschenerkenntnis erwirbt. Man sollte Pädagogik ganz streichen als Wissenschaft, höchstens sie so betrachten wie der Maler die Ästhetik, der sicher das Bewußtsein hat, dass er davon nicht malen lernen kann." [66]
 

23. Geistige und soziale Wandlungen

Schläfrigkeit der Menschen, auch an Universitäten braucht man die Denkkraft nicht in Bewegung zu setzen: "Es ist nämlich auch etwas, was man hören kann, dass gesagt wird: Der Mensch ist heute so beschäftigt, so unendlich beschäftigt, dass er ja nicht Zeit hat, aufzublicken zu diesen geistigen Wahrheiten. - Ich möchte Ihnen zusammenrechnen, wieviel Schwatz abläuft bei «Five o'clock teas», bei «Jausen», bei «Nachmittagstees», bei «Frühschoppen», in gewissen Gegenden beim «Dämmerschoppen» - solche gibt es ja auch -, beim «Skatklopfen» und andern Dingen, und Sie würden sehen, dass eine erkleckliche Summe von Zeit herauskommt, in der die Menschen Gelegenheit haben würden, wenn sie wollten, sich bekanntzumachen mit dem, was der Menschheitsentwickelung ungeheuer notwendig ist für die Zukunft. Es liegt nicht an der Zeit, es liegt an der Lässigkeit der Menschen, an der Schläfrigkeit der Menschen. Die Encephalitis lethargica tritt jetzt äußerlich in einzelnen Fällen auf; die Seelen sind längst von ihr befallen im weiten Umkreise der Menschheit. Die Schlafkrankheit der Seelen ist eine sehr verbreitete Epidemie. Denn dasjenige, um was es sich zuletzt handelt, ist, den Willen zu haben, seine geistigen Kräfte in Bewegung zu setzen. Wenn man heute an der Universität studiert - mit geringen Ausnahmen, die an den Fingern herzuzählen sind -, braucht man sein Denken eigentlich wirklich nicht anzustrengen. Es wird einem eine gewisse Summe von zum großen Teile  Experimentalergebnissen vermittelt, man kann das aufnehmen. Die Denkkraft braucht man dabei nicht in Bewegung zu setzen. An die Stelle dieser Bildung muss aber treten, dass die Denkkraft wiederum beweglich wird, dass die ganzen Seelenkräfte beweglich werden, dass Emsigkeit des inneren Seelenlebens an die Stelle von Lässigkeit und Schläfrigkeit trete. Man kann sehr tätig sein im äußeren Leben und ungeheuer schläfrig sein in seinem Seelenleben. Aber das muss in der Menschheitsentwickelung aufhören. Dass es aufhört, das ist eine wirklich tief, tiefgehende Notwendigkeit. Heute sagen Leute: Zunächst muss die Menschheit Brot haben. - Gewiss muss sie Brot haben. Aber wenn nicht daran gedacht wird, die Einrichtung aus dem Geistigen heraus so zu treffen, dass dieses Brot auch morgen erzeugt werden kann, dann wird man eben nur dasjenige essen, was die Erde noch vorher hergibt, und man wird morgen und übermorgen kein Brot haben. Dass man heute noch Brot hat, das geht noch eine Weile mit den alten Gedanken. Aber man wird übermorgen - bildlich gesprochen selbstverständlich - kein Brot haben, wenn man nicht die Institutionen der Erde aus einer neuen Geistigkeit heraus treiben wird. Denken Sie über diese Sache nach, denn es handelt sich um ernste Angelegenheiten."

Heilungsprozess der erkrankten Zivilisation; Offenbarungen aus der geistigen Welt dürfen nur in das geistige Leben hineinspielen, nicht in das Staatsleben; Rasputin, bis zur gesunden Vernunft hat es Rasputin nicht gebracht: "Geisteswissenschaft treiben heißt heute, aufsuchen den Heilungsprozess der erkrankten Zivilisation. Das müsste empfunden werden von einer genügend großen Anzahl von Menschen, und das müsste ganz tief und gründlich empfunden werden. Ohne geistige Wissenschaft wird man das nicht empfinden. Und jetzt geschehen alle tonangebenden Ereignisse ohne eine Empfindung für dasjenige, was man eigentlich tut. Das Ereignis von Versailles war nichts anderes und ist nichts anderes als die Einimpfung eines Zivilisationsgiftes, eines Giftstoffes, der die Menschheit noch kranker machen muss, als sie vorher war. Denn alles dasjenige, was ohne die Erkenntnis der zukünftigen Lebensbedingungen der Erde geschaffen wird, ist Krankheitsstoff für die sich entwickelnde Menschheit. Solche Dinge ist man heute gewohnt als aus dem Gefühl, aus der Empfindung heraus gesagt entgegenzunehmen. Hier werden sie nicht aus einer solchen Quelle heraus gesagt. Hier werden sie aus der Erkenntnis des Wesens der Menschennatur abgeleitet. Und hier kann gezeigt werden, dass das geistige Leben der Menschen, dessen Träger Gedächtnis, Intelligenz und Sinnestätigkeit sind, fernerhin nicht bestehen kann, ohne dass es befruchtet wird von der geistigen Welt aus. Das gibt man heute nicht zu. Aber warum gibt man es nicht zu ? Man gibt es nicht zu aus einem historischen Grund heraus. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts sind immer mehr und mehr herausgebildet worden diejenigen Gebilde, die man heute als die eigentlichen Träger der Zivilisation empfindet, die modernen Staaten. Diese modernen Staaten, sie können aber in der Zukunft nur dasjenige sein, was sich - ich habe das in anderem Zusammenhange hier ausgeführt - bezieht auf das Leben des Menschen zwischen der Geburt und dem Tode. Sie dürfen sich in nichts hineinmischen, was Beziehung gibt zwischen dem Menschen und den geistigen Welten. Der Mensch muss in der Zukunft fähig werden, als individueller Mensch in sein Gedächtnis, in seine Intelligenz, in seine Sinnestätigkeit die geistige Welt hereinzubekommen. Das kann er nur als individueller Mensch, das kann nur der einzelne. Der einzelne muss in der Zukunft der Vermittler werden zwischen dem Himmel und der Erde, zwischen der geistigen Welt und der physischen Welt. Und mit Recht empfinden es die Menschen heute, obwohl sie geradezu verkehrte Empfindungen haben in der Art, wie sie es empfinden, aber sie empfinden es doch als etwas Ungehöriges, wenn in sogenannte öffentliche Staatsangelegenheiten  hereinspielen diejenigen Strömungen, die nur in den individuellen Menschen hineinspielen sollen. Wenn sich der russische Zar und die russische Zarin zu ihren Regierungshandlungen der inneren Erlebnisse eines Rasputin bedient haben, so fürchteten sich davor die Menschen mit Recht, denn Offenbarungen aus der geistigen Welt dürfen nur in das geistige Leben hineinspielen, dürfen nicht in das Staatsleben hineinspielen. Da darf nur dasjenige hineinspielen, was unsere gesunde Vernunft geworden ist durch die geistigen Offenbarungen. Nun, bis zur gesunden Vernunft hat es Rasputin nicht gebracht, wenn auch bis zur Offenbarung."

Universitätswissenschaften zur Zeit ohne Heil, wie nicht nur der islamische Antisemitismus an europäischen und amerikanischen Universitäten zeigt: "Und nicht eher kann Heil kommen, bis namentlich unsere Universitätswissenschaften ganz und gar durchdrungen werden von einer solchen Gesinnung und Auffassung, wie wir sie in diesen Tagen kennengelernt haben. Unsere Universitäten werden die Menschheit in den Niedergang hineinreiten, wenn sie nicht befruchtet werden in allen ihren Teilen von jenem kosmischen Wissen, das allein heute durch die Geisteswissenschaft zu gewinnen ist." [67]

Der «Heilige Gral», Dante;  heute muss im Innern der Gott gefunden werden, während früher der Gott eine Wirklichkeit im Reiche war: "So etwas wäre in der ersten Zeit der Imperialismen, wo alles Physische Wirklichkeit war, nicht denkbar gewesen. Aber in der zweiten Phase der Imperialismen trennte sich das. Da war der eine mehr weltlich, aber immerhin ein Gottgesandter, der andere war mehr kirchlich, auch ein Gottgesandter. Das geht bis ins Mittelalter; und, ich möchte sagen, in einer charakteristischen historischen Erscheinung ist eigentlich bis zum Jahre 1806, nur damals schon mit einem Schattendasein, festgehalten worden dieses Im-äußeren-Reiche-, In-der-äußeren-Wirklichkeit-Leben der gottgesandten Könige, gottgesandten Paladine und so weiter. Äußerlich war ja da die römische Kirche mit ihrer Ausbreitung; das war mehr nach dem Priesterlichen gefärbt. Aber was das ganze Mittelalter hindurch festgehalten worden ist, was das ganze Mittelalter hindurch streng den Charakter des Gottgesandten hier auf der physischen Erde festgehalten hat, das ist das, wie gesagt, erst im Jahre 1806 verschwundene sogenannte «Heilige Römische Reich Deutscher Nation». So hat ja das geheißen, was da in Mitteleuropa als eine Art Reich existiert hat: Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation. In dem «Heiligen» haben Sie noch einen Anflug von dem, was da Göttliches in alten Zeiten auf der Erde war; «Römisch» bedeutet den Ursprung, wo es hergekommen war; «Deutscher Nation» ist das, worauf es gestülpt war, das mehr schon Weltliche, worauf es gestülpt war. Und so haben wir in der zweiten Phase der Imperialismen nicht mehr bloß den gesalbten Imperialismus der Kirche, sondern wir haben das Durcheinanderziehen des göttlichen und weltlichen Gesalbten in dem Reiche. Das beginnt schon mit dem alten Römischen Reiche in der vorchristlichen Zeit, geht bis in die Spätzeiten des Mittelalters hinein. Das hat immer einen Doppelcharakter, was da als Imperialismen entstanden ist, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Denken Sie nur einmal, dass es ja doch zum Schlüsse zurückfuhrt auf Karl den Großen. Aber Karl dem Großen wird in Rom die Krone aufgesetzt von dem Papste. Also auch äußerlich wird die Königswürde zum Symbolum gemacht, so dass dasjenige, was hier auf der physischen Erde da ist, nicht mehr Wirklichkeit ist. Die Menschen des Mittelalters haben Karl den Großen, Otto I., nicht als Götter verehrt, wie das in uralten Zeiten der Fall war, aber sie haben in ihnen gesehen gottgesandte Menschen. Und das musste noch immer bekräftigt werden. Natürlich immer weniger und weniger stark lebte das im Bewußtsein. Aber wenn es auch veräußerlicht ist, es hatte eben im Zeichen, im Symbolum noch wenigstens eine symbolische, eine Zeichenwirklichkeit. Diese Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gingen nach Rom, um sich dort vom Papste die Krone aufsetzen zu lassen. So wird auch der ungarische Istwan I. im Jahre 1000 von dem Papste zum König von Ungarn gemacht. Es wird dem, was in der Welt herrscht, von dem, was geistlich oder geistig ist, die Salbung und damit die Gewalt verliehen. Das aber, was dadurch ins Bewußtsein der Menschen hineinkommt, das bewirkt wiederum, dass die Menschen geglaubt haben, es liege eine Berechtigung vor, die andern Menschen in dieses Reich, das ja von den Göttern selbst durch Menschen gesalbt ist, einzubeziehen, daher selbst Dante der Ansicht ist, dass derjenige, der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ist, im Grunde genommen berechtigt ist, die ganze Welt zu beherrschen. Darinnen ist gerade bei Dante die Formel des Imperialismus. In den Sagen und Überlieferungen, in denen sich in dem Bewußtsein der Menschen historische Hergänge kristallisieren, drücken sich in der Regel Dinge aus, die von den verschiedensten Gesichtspunkten, nicht bloß von einem Gesichtspunkt aus betrachtet werden dürfen. Man kann sagen: Im 11., 12. Jahrhundert war durchaus in Europa noch ein starkes Bewußtsein, aber nicht mehr klar, nur ein Empfindungsbewußtsein, aber das stark vorhanden, daß einmal in recht alten Zeiten da im Oriente drüben Menschen auf der Erde, auf der physischen Erde gelebt haben, die selber Götter waren. Man dachte nicht etwa, dass das ein Aberglaube war, o nein, sondern man dachte sich: Jetzt können nur solche Götter nicht mehr auf der Erde leben, weil die Erde so schlecht geworden ist. Das ist verlorengegangen, was Menschen zu Göttern gemacht hat, der «Heilige Gral» ist verlorengegangen, und jetzt, im Mittelalter, kann er nur erlangt werden auf die Weise, wie ihn Parzival erlangt: Man sucht den Weg, im Innern den Gott zu finden, während früher der Gott eine Wirklichkeit im Reiche war. Jetzt ist das Reich nur eine Summe von Symbolen, von Zeichen, und man muss aus den Symbolen, aus den Zeichen heraus den Gott finden." [68]

Prostitution der Vernunft: "Wir Menschen leben ja so, dass wir eine Vernunft haben, aber wir machen mit dieser Vernunft nichts anderes, als dass wir die wirtschaftlichen Unterlagen des physischen Lebens besorgen, welches die Tiere sogar ohne Vernunft zustande bringen. Wenn wir Menschen durch unsere Vernunft nichts anderes zustande bringen, als das wirtschaftliche Leben zu besorgen, Nahrung und alles dasjenige, was mit dem physischen Dasein zusammenhängt, dann prostituieren wir ja die Vernunft, dann brauchen wir unsere Vernunft, um etwas zu besorgen, was das Tier ganz gut ohne den Luxus der Vernunft besorgt. In dem Augenblicke, wo diese Selbsterkenntnis eintritt, das heißt, wo die Phrase als Phrase durchschaut wird, in diesem Augenblick wird das große Schamgefühl eintreten, und dann der Umschlag. Dann wird eintreten die Einsicht in die Notwendigkeit der Erneuerung der geistigen Welt."

Eine Art seelischer Imperialismus; Imperialismus der äußeren Welt; Wirtschaftsimperialismus:  "wie zum Beispiel im 11. Jahrhundert, als die Mönche von Cluny tatsächlich viel mehr über Europa herrschten, als man denkt. Aus ihnen ging dann der Papst Gregor VII. hervor, der mächtige, imperialistische Papst. Dadurch, dass eigentlich, vermöge der röniisch-katholischen Dogmatik, sich der Priester als mehr fühlen muss als der Christus, weil er den Christus zwingen kann, auf dem Altar anwesend zu sein, dadurch ist deutlich bezeugt, dass die Institution der katholischen Kirche im wesentlichen das Schein- und Schattenbild ist desjenigen, was als erstes Stadium der Menschheitsentwickelung in dem urältesten Imperialismus da war. ... Karl der Große und die Ottonen haben sich von dem Papst krönen lassen, haben den Imperialismus des Seelischen als Salbungsmittel für den Imperialismus der äußeren Welt benützt. Man nahm das, was da war, was aus alten Zeiten geblieben war, und da hinein goß man dasjenige, was das Neue war. So dass man in den Rahmen der ersten Imperialismen die Imperialismen des zweiten Stadiums hineingegossen hat. Nun sind wir beim dritten Stadium angelangt, das sich insbesondere in westlichen Gegenden zeigt, beim Wirtschaftsimperialismus. Dieser Wirtschaftsimperialismus, der hat in seinem Hintergrunde, wie gesagt, eine geistige Welt der Geheimgesellschaften, die mit phrasenhafter Symbolik sich sättigt. Aber wenn nun klar das bemerkt wird, dass die äußere Konstitution, die soziale Konstitution der Kirche nur ein Schattenbild von etwas ist, was früher da war und jetzt keine Bedeutung mehr hat, so wird das in bezug auf das zweite Stadium eben nicht durchschaut..." [69]
 

Anmerkungen

[1] Wissenschaftsbriefe / Science Review Letters 2024 , 23, Nr. 1528; Kunst und Philosophie in der deutschen Romantik;; Johann Gottlieb Fichte, 1782-1814, Professor der Philosophie in Jena, Erlangen, Königsberg und Berlin; die Gründe, die der Mensch, vor allem der materialistische Wissenschaftler, für die Gewissheit seiner Erkenntnis anführt, meistens nur Traumgebilde, zur Ewigkeit der Menschenseele «Die Bestimmung des Menschen», Berlin 1800, 2. Buch: Wissen, S. 173; 3. Buch: Glaube, S. 289 f., S. 291, S. 305, Schluss; Johann Gottlieb Fichte hielt seine «Reden an die deutsche Nation» im Winter 1807/08 in Berlin. Es war die Zeit unmittelbar nach der Niederlage Preußens gegen Napoleon, die Stadt war noch von französischen Truppen besetzt; Freiheit des Geistes in Europa, «Reden an die deutsche Nation», 7. Rede; Fichtes höherer Sinn: In Einleitungsvorlesungen in «Die Wissenschaftslehre», Berlin 1813; zum gewaltigen und kräftigen Eigendünkel: «Denken Sie sich z.B. einen Mahomet ... der sich einmal fest in den Kopf gesetzt habe, er sei eine der ungemeinen Naturen, die da berufen sind, das dunkle, das gemeine Erdenvolk zu leiten, und dem, zufolge dieser ersten Voraussetzung, alle seine Einfälle, so dürftig und so beschränkt sie auch in der Tat sein mögen, dieweil es die seinigen sind, notwendig erscheinen müssen, als große und erhabene und beseligende Ideen, und alles, was denselben sich widersetzt, als dunkles gemeines Volk, Feinde ihres eigenen Wohls, Übelgesinnte, und Hassenswürdige; der nun, um diesen seinen Eigendünkel vor sich selbst als göttlichen Ruf zu rechtfertigen, und ganz aufgegangen in diesem Gedanken mit all seinem Leben, alles daran setzen muss, und nicht ruhen kann, bis er alles, das nicht ebenso groß von ihm denken will, denn er selbst, zertreten hat, und bis aus der ganzen Mitwelt sein eigener Glaube an seine göttliche Sendung ihm zurückstrahle... ihn aber treibt allerdings ein schwärmerischer Geist, - der seines gewaltigen und kräftigen Eigendünkels.», «Reden an die deutsche Nation», 1808, achte Rede; gegen jede Art der Sklaverei ohne Selbstdenken: «Geht die Mehrheit in ihrer bisherigen Unachtsamkeit, Gedankenlosigkeit und Zerstreutheit so ferner hin, so ist gerade dieses, als das notwendig sich Ergebende, zu erwarten. Wer sich, ohne Aufmerksamkeit auf sich selbst, gehen läst, und von den Umständen sich gestalten, wie sie wollen, der gewöhnt sich bald an jede Ordnung der Dinge. So sehr auch sein Auge durch etwas beleidiget werden mochte, als er es das erste Mal erblickte, lasst es nur täglich auf dieselbe Weise wiederkehren, so gewöhnt er sich daran, und findet es späterhin natürlich, und als eben so sein müssend, gewinnt er es zuletzt gar lieb, und es würde ihm mit der Herstellung des ersteren besseren Zustandes wenig gedient sein, weil dieser ihn aus seiner nun einmal gewohnten Weise zu sein herausrisse. Auf diese Weise gewöhnt man sich sogar an Sklaverei, wenn nur unsere sinnliche Fortdauer dabei ungeschränkt bleibt, und gewinnt sie mit der Zeit lieb; und dies ist eben das Gefährlichste an der Unterworfenheit, dass sie für alle wahre Ehre abstumpft, und ihre sehr erfreuliche Seite hat für den Trägen, indem sie ihn mancher Sorge und manches Selbstdenkens überhebt.», «Reden an die deutsche Nation», 1808, zwölfte Rede; zu Achtlosigkeit und Gedankenlosigkeit: «Ein anderes Leben ist nur ein Tier- und Pflanzenleben ...» , «Reden an die deutsche Nation», 1808, zwölfte Rede; das Christentum musste unter blödsinnigen Völkern wie den Türken viel erdulden, trotzdem ist nicht durch den Islam sondern durch das Christentum die Verwandlung geschehen, nicht zuletzt in Europa:  «Das furchtbare Schreckbild einer menschenfeindlichen Gottheit ist entflohen «Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters ...», 1804/05, IV; Ein Religionssystem wie der Islam, das von einem falschen Propheten und einem willkürlich handelnden Gotte ausgeht, bezeichnet Fichte als «schwärmerisches Zaubersystem ...» Ib., VIII; «Despotie, - so wie diese Verfassung noch in Europa am türkischen Reiche, dem Auge des Beobachters daliegt: welches Reich, bei allem Fortschritte des Staates um dasselbe herum, noch bis diesen Augenblick in der allerältesten Epoche der Staatsentwicklung steht.» , Ib., XII; Administrationen wie die in Russland handeln nicht im Sinne des Christentums: «Alle christlichen Staaten stehen gegeneinander in dem Stande der wechselseitigen Anerkennung, und des ursprünglichen Friedens... », Ib., XIII; Der Islam oder der «Muhamedismus» hatte nach Fichte «eben darum das Prinzip seines allmählichen Verderbens bei sich führend, und die ewig fortfließende Quelle der äußeren Vervollkommnung, welche das Christentum in sich hat, nicht aufnehmend. Bekehrungssüchtig ... des Schwertes wohl kundig, durch welches er vom Anfange an sich verbreitet hatte; aufgeblasen dem Christentume gegenüber...», Ib., XIII; heute vergisst man, dass das «Christentum wahrhaft Prinzip geworden» ist für europäische, und andere Staaten, Ib., XV; Lorenz Oken, 1779-1851, 4. Band seiner «Allgemeinen Naturgeschichte für alle Stände», der den Anfang der «Naturgeschichte der Tiere» umfasst, im 2. Kapitel «Wert und Nutzen». Es heißt dort: «Wie man eine sehr zusammengesetzte Maschine nicht begreift, ehe man die Teile auseinander gelegt hat, so ist es unmöglich, den aus allen Stoffen und Kräften der Natur zusammengesetzten Menschen zu begreifen, wenn man sie nur zusammen in seinem Leibe wirken sieht. In den Tieren sind sie aber abgesondert dargestellt, wirken ohne Verwicklung, und erscheinen ohne Verhüllung, so dass man in dieser Hinsicht das Tierreich den auseinandergelegten Menschen nennen kann»; Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling, 1775-1854, Natur- und Religionsphilosoph, mit Fichte und Hegel Hauptvertreter des deutschen Idealismus, kam sehr jung in das Tübinger Stift, wo er mit Hegel und Hölderlin Freundschaft schloss; Professor der Philosophie in Jena neben Hegel und Fichte, lebte später in Würzburg, Erlangen und München, zuletzt in Berlin; Schellings Schriften: «Über die Gottheiten von Samothrake» (1815), «Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit» (1809), «Philosophie der Mythologie, Philosophie der Offenbarung» (1858); Friedrich Wilhelm Joseph Schelling spricht über die «intellektuelle Anschauung» in mehreren Werken, z. B. in dem «System des transzendentalen Idealismus» ,Tübingen 1800 und in der nach seinem Tode erschienenen Schrift «Fernere Darstellungen aus dem System der Philosophie», 2. Kapitel. «Philosophie der Mythologie» und «Philosophie der Offenbarung» erschienen" erst nach seinem Tode innerhalb seiner «Sämtlichen Werke», Stuttgart und Augsburg 1858.. «Über die Gottheiten von Samothrake», 1815; Über die Organisation bzw. Evolution der Erde: «Die Erde selbst wird Tier und Pflanze, und es ist eben die zu Tier und Pflanze gewordene Erde, die wir jetzt in den Organisationen erblicken.... Die jetzt vor uns liegende unorganisch scheinende Materie ist freilich nicht die, woraus Tiere und Pflanzen geworden sind, denn sie ist vielmehr dasjenige von der Erde, was nicht Tier und Pflanze werden oder sich bis zu dem Punkt verwandeln konnte, wo es organisch wurde, also das Residuum der organischen Metamorphose; wie Steffens sich vorstellt, das nach außen gekehrte Knochengerüste der ganzen organischen Welt.» - Schelling, «System der gesamten Philosophie», 1801; Zum Wahnsinn der materialistischen Wissenschaftler: «Nachdem die Materie diesem Tode sich gefügt hatte, so blieb, um den letzten Zeugen ihres Lebens zu verbannen, nichts übrig, als jenen allgemeinen Geist der Natur, die Form aller Formen, das Licht, zu einem gleichen körperlichen Wesen zu machen und mechanisch, wie alles, zu trennen; da auf diese Weise das Leben in allen Organen des Ganzen erloschen, und auch die lebendigen Erscheinungen der Körper untereinander auf tote Bewegungen zurückgeführt waren, so war nun der höchste und letzte Gipfel übrig, nämlich der Versuch, diese bis in ihr Innerstes erstorbene Natur mechanisch ins Leben zurückzuführen, welches Bestreben in den nachfolgenden Zeiten Materialismus hieß, und wenn der Wahnsinn desselben nicht so viel vermochte, die, welche ihn erkannten, zur ersten Quelle zurückzuleiten, wenn er vielmehr nur dazu diente, den Tod der Materie noch weiter zu bestätigen und außer Zweifel zu setzen, so hat er statt dessen eine Rohheit der Vorstellung von der Natur und ihrem Wesen hervorgebracht...» - Schelling, «Bruno oder über das göttliche und natürliche Prinzip der Dinge», 1802/1842 ; Stumpfheit und trostloses «Asyl der Unwissenheit» der materialistischen Ärzte und Wissenschaftler: «So ist z.B. die Newtonsche Optik angeblich ganz auf Erfahrungen gegründet und nichtsdestoweniger in ihrer Grundansicht, so wie in allen ihren weiteren Folgerungen, als falsch erkennbar, sobald man zuvörderst die Idee des Lichtes hat. - So mag allerdings die vorgebliche Erfahrung der Ärzte in manchen Punkten der richtigen aus Ideen geflossenen Theorie widerstreiten; allein wenn z.B. der Arzt selbst erst die Symptome der Krankheit schafft, und diese dann für freiwillige Naturwirkungen ausgibt, so ist hier ohne Zweifel keine reine Erfahrung: vuelmehr hätte der Arzt die Krankheit gleich nach der richtigen, aus Ideen fließenden Ansicht behandelt, so wären ihm jene Erscheinungen gar nicht entstanden. ... (Biotech-Mediziner) auf die man anwenden möchte, was zu seiner Zeit Galens von dem großen Haufen der Ärzte gesagt hat: so ungeübt und ungebildet und dabei so frech und schnell im Beweisen, wenn schon nicht wissen, was ein Beweis ist - wie soll man mit diesen vernunftlosen Wesen noch länger streiten und seine Zeit an ihren Erbärmlichkeiten verlieren!» - Schelling, «Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums», 1803/1830; «Denn wie oft eine vielbegabte Mutter ihren Kindern ihre Eigenschaften verteilt und nur einem sich ganz eingebiert, so hat auch die Natur sich in den Tieren bloß einseitig ausgesprochen und alle Strahlen ihrer Tätigkeit nur in Einen Punkt als den Brennpunkt zusammenbrechen können. In diesen Einen Punkt fällt der Mensch», «System der gesamten Philosophie»; bedeutender Schellingscher Ausspruch: «Es ist sehr wahr, dass ein Körper nur da wirkt, wo er ist, aber es ist ebenso wahr, dass er nur da ist, wo er wirkt.», «Von der Weltseele», 1798; Theosophie Schellings in «Philosophie der Mythologie» ,1842, «Philosophie der Offenbarung»,1854; zum schaalen Theismus der sogenannten Aufklärungsepoche, der versucht ohne Denken auszukommen, also «das leere theistische Gerede, was seit langer Zeit sich an den allgemeinen und bis in den Volksunterricht verbreitet hat, dass dieses in Verbindung mit dem erbaulichen Reden von einem bloß persönlichen Gefühl, womit die Redner nicht Gott, sondern eigentlich nur sich selbst verherrlichen wollen, worin allein ihre Person noch etwas zu sein scheinen kann, dass dies alles der Fülle einer wahren und positiven Erkenntnis weichen müsse, von der sie vielleicht nicht so unrecht haben zugleich den Untergang desjenigen fürchten, was sie ihre Denkfreiheit nennen, worunter sie nämlich eigentlich ihre Freiheit vom Denken, ihre Freiheit nicht zu denken, verstehen, die Freiheit des selbstbeliebigen und gedankenlosen Redens über die höchsten Angelegenheiten des Staats, der Wissenschaft und der Religion», «Philosophie der Mythologie» ,1842, Buch I, vierte Vorlesung; zur höheren Ansicht der Natur; der große Haufen der sogenannten Gebildeten und wie deren Monotheismus sich in einen inhaltslosen, impotenten Theismus verflüchtigt und in die «völlige Nullität» gerät: «Liegt es nicht am Tage, dass zugleich und in demselben Verhältnis, in welchem die Naturimmer mehr jeder Göttlichkeit entledigt, zum bloßen, toten Aggregat herabsank, auch der lebendige Monotheismus sich immer mehr in einen leeren, unbestimmten, inhaltslosen Theismus verflüchtigte? War es bloßer Zufall und nicht vielmehr ein ganz richtig fühlender Instinkt, wenn gegen die wiedererwachende höhere Ansicht der Natur  ganz insbesondere und vor alleen andern die Anhänger jenes bloß negativen, absolut impotenten Theismus sich erhoben? Ein heutiger Rationalist dünkt sich weit über dem blinden Heidentum stehend. Aber das worüber man stehen soll muss man begriffen haben, nicht es mit armseligen oder absurden Hypothesen wegerklären. Das wahre Urteil über die Bildung des großen Haufens der sogenannten Gebildeten möchte dahin ausfallen, dass diese mit ihrer sogenannten Bildung sich nur auf der entgegengesetzten Seite der Unwissenheit und der Blindheit befinden, von welcher das Heidentum in seiner Blindheit die andere darstellte. ... Auch das ist eine Art von Atheismus, und eben darum zeigt sich der bloß abstrakte Theismus so ganz unfähig, nicht nur jene Ausdrücke, sondern so manche andere Erscheinungen zu begreifen, unter denen eben die des Heidentums und der Mythologie die hervorragendste ist» , «Philosophie der Mythologie» ,1842, Buch I, fünfte Vorlesung; zum Monotheismus und der Einheitslehre Mohammeds: «Die den Monotheismus des Abraham bestreiten, oder dessen ganze Geschichte für fabelhaft halten, haben wohl nie über die Erfolge des Islam nachgedacht, Erfolge so furchtbarer Art, ausgegangen von einem Teil der Menschheit, der hinter dem, den er besiegte und vor sich niederwarf, um Jahrtausende in der Entwicklung zurückgeblieben war, dass sie nur aus der ungeheuren Gewalt einer Vergangenheit erklärbar sind, die wieder aufstehend in das inzwischen Gewordene und Gebildete zerstörend und verheerend einbricht. Die Einheitslehre Mohammeds konnte nie diese umstürzende Wirkung hervorbringen, wenn sie nicht von Urzeiten her in diesen Kindern der Hagar war, an denen die ganze Zeit von ihrem Stammvater bis auf Mohammed spurlos vorübergegangen war. ... Gerade da, an diesem Punkt der Entwicklung, wo die starre, einseitige Einheit ganz überwunden war, musste die alte Urreligion noch einmal sich aufrichten - blind und fanatisch, wie sie gegen die viel entwickeltere Zeit nicht anders erscheinen konnte. Die Reaktion ist nicht bloß der zu Mohammeds Zeit zum Teil selbst unter dem Teil der Araber, der das nomadische Leben nicht verlassen hatte, eingerissenen Abgötterei, sondern weit mehr der scheinbaren Vielgötterei des Christentums, dem Mohammed den starren unbeweglichen Gott der Urzeit entgegenstellte», «Philosophie der Mythologie» ,1842, Buch I, Einleitung; das Christentum so alt wie die Welt: «Wem wahre Philosophie und christliche Philosophie gleichbedeutende Ausdrücke sind, der müsste vor allen Dingen von dem Christentum selbst eine höhere Idee sich bilden, als die gewöhnliche Vorstellung, nach welcher das Christentum als bloße historische Erscheinung aufgefasst wird, die erst seit etwa 1800 Jahren in der Welt ist. Er müsste das Christentum als das wahrhaft Allgemeine, also schon der Welt zu Grunde Liegende fassen, und demgemäß sagen: es sei so alt wie die Welt, in einem anderen Sinn freilich als der englische Deist Tindal, der bekanntlich ein Buch unter diesem Titel geschrieben hat, in welchem nämlich das Christentum zu einer bloßen Vernunftreligion gemacht ist, wo dann leicht war zu sagen, es sei so alt als die Schöpfung und die menschliche Vernunft», «Philosophie der Offenbarung»,1854, Buch I, Einleitung; die bloßen Postulate der Vernunft reichen nicht aus: «Unsere Zeit leidet an großen Übeln, aber die wahren Heilmittel für dieselben liegen nicht in jenen abstrakten, alles Konkrete aufhebenden Begriffen, sondern gerade nur in der Wiederbelebung des Überlieferten, was nur darum ein Hemmendes geworden ist, weil es von allen Seiten nicht mehr verstanden wird. In einer solchen Zeit übrigens könnte freilich eine Philosophie nicht wirken, die selbst nie bei der Wirklichkeit ankäme. Um als ein notwendiges Element der Bildung ihrem Zeitalter nicht zu fehlen, muss sie selbst in die Wirklichkeit eindringen, sich gleichsam in die Mitte derselben pflanzen, nicht um sie zu zerstören, sondern um die Kraft und Stärke, welche der wahren Wirklichkeit inwohnt, für sich selbst zu benutzen. ... Wissen denn die, welche die Religion für nichts achten, ja für ein Hindernis ihrer weltverbessernden Absichten ansehen, wissen sie, welche Folge das begriffene und verstandene Christentum haben wird? Es wird zum zweitenmal die Welt befreien und allen gerechten und göttlich gültigen Ansprüchen eine ganz andere, unwiderstehliche Kraft gewähren, als die bloßen Postulate der Vernunft», «Philosophie der Offenbarung»,1854, Buch II; Die Philosophie der Mythologie als Voraussetzung einer Philosophie der Offenbarung: «Die Hauptwohltat des Christentum war die Befreiung vom Heidentum...», «Philosophie der Offenbarung»,1854, Buch II; über die griechischen Mysterien: «Der natürliche Übergang vom Heidentum zum Christentum, d.h. zur vollkommenen Offenbarung, sind wirklich die griechischen Mysterien; es wäre unmöglich, die Offenbarung in ihrem Verhältnis zum Heidentum, und danach überhaupt richtig darzustellen, ohne vorher den Inhalt der griechischen Mysterien erforscht zu haben.», «Philosophie der Offenbarung»,1854, Buch II; Georg Wilhelm Friedrich Hegel, 1770-1831, «Phänomenologie des Geistes» 1807, «Wissenschaft der Logik» 1812-1816, «Encyklopädie der philosophischen Wissenschaften» 1817, «Gründet sich die Religion im Menschen nur auf ein Gefühl, so hat solches richtig keine weitere Bestimmung als das Gefühl seiner Abhängigkeit zu sein; und so wäre der Hund der beste Christ, denn er trägt dieses am stärksten in sich und lebt vornehmlich in diesem Gefühle. Auch Erlösungsgefühle hat der Hund, wenn seinem Hunger durch einen Knochen Befriedigung wird.», «Vermischte Schriften», 2. Bd. 1835; «Grundlinien der Philosophie des Rechts oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundriss», Zusatz zu § 258: « . . . es ist der Gang Gottes in der Welt, dass der Staat ist: sein Grund ist die Gewalt der sich als Wille verwirklichenden Vernunft»; zum Preußenstaat siehe «Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundriss», 1. Teil: Die Logik; Rudolf Otto, 1869-1937. «Das Heilige», 1917, 31.-35. Aufl. München 1963; Friedrich Schleiermacher, 1768-1834, «Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche», 2 Bände, Berlin 1821/22; Joseph Ennemoser, 1787-1854, «Das Horoskop in der Weltgeschichte», München 1924, S. 214-16.; Jean Paul (Friedrich Richter), 1763-1825, «Levana oder Erziehlehre», 3. Aufl., Stuttgart 1845, Einleitung;  In «Leben Fibels» wird sich gefragt: Wo sind sie, die großen akademischen Kommandeure, die quasi mit Mantel und Zepter in der Hand auf die Welt kommen und wie Fürstensöhne die Welt regieren? Auch wenn sie heute nicht mit einer dreiknotigen Zipfelperücke oder anderen guten Perücken wie Zopf- und Beutel-Perücken, herumlaufen, so regieren sie doch von den Akademien und Universitäten aus, wie die Biotech-Trottel der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die seit Jahren der Politik die Einzigartigkeit der grünen Gentechnik und Biotech-Medizin vorgaukeln; weiter wird gefragt wie kommt es eigentlich, dass Experten von den Fakultäten, immer geballt auftreten (also die Urtelsverfasser mehrfach aufeinander sitzend, «wie oft in der Paarzeit vier Frösche aufeinander sitzen»), wenn sie ihre Urteile z.B. zur Biotech-Medizin und grünen Gentechnik abgeben und wie hilft man ihnen «aus dem Dummsein» wieder heraus? Ist vielleicht ein «diabolus ex machina» mit im Spiel? Heute sind die eigentlichen Apotheker Pharmakonzerne, deren Leiter sich, hohl wie sie sind, die Biotech-Medizin auf die Fahnen geschrieben haben und die Bevölkerung als Versuchskaninchen ansehen. In «Der Komet» heißt es darüber: «Hier starrte sogar der sonst so vielwortige Freimäuerer ihn stumm-dumm an, als habe der Apotheker aus seinem chemischen Luft- oder Windschiff zur Erleichterung ordentlich sein zu gewichtiges Gehirn als Ballast herabgeworfen und nur die leere Gehirnschale als Korkrinde behalten.» Was die Nebenwirkungen der modernen Medizin betrifft, wird natürlich gelogen «wie ein verfluchter Windsack», und von den Dienern und Versuchskaninchen wird nur verlangt, dass sie immerzu sagen: «Lieber wollt' ich auch ganz viehdumm sein.» Die Kooperataion mit kopflosen Ärzten macht dann Sinn. Alle Mitarbeiter sollten sich zudem «unter den Doktorhut oder die Doktorhaube bringen lassen», so lässt sich die Unwissenheit gut verbergen. Der Chef von Biontech, von seinen Mitarbeitern heimlich bestaunt als «einen so großen Mogul der Zukunft», und nach seinen vielen Preisen  «nun gar vollends im wahren Himmelwagen sesshaft», sagt zu seinen Medikamenten: «ich mache mir heute aus nichts etwas und juble nach Gefallen», weil jeder sein Versuchskaninchen sein will; Was «lebensgefährliche Arzeneien» betrifft, heute vor allem gentechnisch hergestellte Medikamente wie Biologica oder mRNA Impfstoffe, so können «tausend ähnliche Unfälle und Zufälle» nun mal passieren; das Ideal der Juristen wird in «Leben des Quintus Fixlein» behandelt und vorgeschlagen, dass sich die Prozesse nur schön in die Länge ziehen lassen ohne die Wahrheit wirklich zu erreichen, schließlich soll die Familie von dem Beruf ernährt werden: «Die Klienten überhaupt hätten sich weniger über Prozesse zu beklagen, wenn diese länger dauerten: die Philosophen streiten jahrtausendelang über philosophische Fragen, und es fällt daher auf, dass Advokaten die juristischen in ihren Akten schon in sechzig, achtzig Jahren von der Hand schlagen wollen. Aber das ist nicht die Schuld der Rechtsfreunde: vielmehr wie Lessing von der Wahrheit behauptet, dass nicht das Finden, sondern das Suchen derselben den Menschen beglücke und dass er selber dem Geschenke aller Wahrheiten für die süße Mühe des Forschens entsagen würde, so wird der Rechtsfreund nicht glücklich durch das Finden und Entscheiden, sondern durch das Untersuchen einer juristischen Wahrheit – welches man eben prozessieren und praktizieren nennt –, und er würde sich gern ewig der Wahrheit, wie die Hyperbel der Asymptote, nähern wollen, ohne sie zu erreichen, da er mit Weib und Kind als ein ehrlicher Mann bei dieser ewigen Approximation bestehen könnte.»; Michel Eyquem de Montaigne, 1533-1592, philosophischer Schriftsteller, Hauptwerk «Essais», 1580-1588;  Zenon Isaurikus, ca. 440-491, Byzantinischer Kaiser 474-491, ließ per Edikt die Philosophenschule von Edessa im Jahre 489 schließen; Gondishapur: (Djundaisabur), von dem Sassaniden-König Shapur I. gegründet, Stadt in Mesopotamien, zwischen den Ruinen von Susa und der Stadt Schuschter; war lange die geistige Metropole des Sassanidenreiches; in Gondishapur wurden Werke von Aristoteles ins Persische übersetzt. Chosrau Anuschirwan (531-578) war der große Förderer dieser Übersetzungen; in der Geschichte des alten Persiens von Ferdinand Justi, Berlin 1879, heißt es auf Seite 213: «Chosro befahl, Aristoteles und Piaton zu übersetzen, und die medizinischen und logischen Werke wurden unter dem Chalifat aus dem Persischen in das Arabische übertragen»; Mohammed, um 570-632, falscher Prophet und Stifter des Islam; Roger Bacon, 1214-1294, Franziskaner, lehrte an der Universität Oxford, wurde wegen seiner umfassenden Kenntnisse Doktor mirabilis genannt, er bezog in die theologische Denkart das naturwissenschaftliche Denken mit ein; Maimonides, genannt Ramhan, 1135-1204, jüdischer Philosoph; Avicenna, 980-1037, arabisch-islamischer Philosoph; Averroes, 1126-1198, arabisch-islamischer Philosoph; Thomas von Aquin bekämpft die islamischen Philosophen wie Averroes, weil sie wie die heutigen Muslime auch, keine individuelle sondern eine All-Seele annehmen, die, wie manche Bilder zeigen, von Allah verspeist wird; Bilder, den Thomas von Aquin darstellend, Averroes unter seinen Füßen gibt es viele, z.B. Giovanni di Paolo, St. Thomas Aquinas Confounding Averroës, The Triumph of St. Thomas Aquinas, by Francesco Traini, Panel, Santa Catarina, Pisa, Andrea di Bonaiuto, der Triumph des Hl. Thomas von Aquin über arabische Philosophen, Santa Maria Novella 1366 fresco, Filippino Lippi, 1457-1504, Triumph of St Thomas Aquinas, 1489-91. Fresco. Santa Maria sopra Minerva, Rome. Early Renaissance, Benozzo Gozzoli, der Triumph des Hl. Thomas von Aquin über Averroës, Louvre, Paris; Thomas von Aquin, 1225-1274, genannt «Doctor Angelicus», überragender Philosoph und Scholastiker, wurde 1323 heilig gesprochen, vgl. z. B. «Summa Theoiogiae», die Kirche war schon damals mehr dem Islam als dem echten Christus-Verständnis zugetan, vgl. «Summa contra Gentiles»; Apollonius von Tyana, lebte im 1. nachchristlichen Jahrhundert. Neupythagoräischer Wanderprediger; Dante Alighieri, 1265-1321, Dantes Formel des Imperialismus in «De monarchia», Basel 1559, (dt.: «Über die Monarchie»), 1. Buch, Kap. VIII und IX: «Also befindet sich das Menschengeschlecht in gutem, ja bestem Zustande, wenn es sich nach Kräften Gott ähnlich macht. Aber das Menschengeschlecht wird am gottähnlichsten, wenn es möglichst eins ist, denn die wahre Einheit findet sich in Gott allein ... Das Menschengeschlecht kommt dann der Einheit am nächsten, wenn es sich ganz in einem vereinigt, und dies ist nur möglich, wenn es in seiner Gesamtheit einem Oberherrn Untertan ist» - in einer anderen Übersetzung: «Es ist der Schrift gemäß Gottes Absicht, dass alles Erschaffene das Ebenbild Gottes trage. Das Menschengeschlecht nähert sich diesem Abbilde, wenn es eine Einheit bildet, denn Gott ist die höchste Einheit... Das Menschengeschlecht ist der Sohn des Himmels, der Himmel aber wird von einem einzigen Beweger gelenkt - Gott. Also ist es mit dem Menschengeschlecht am besten bestellt, wenn es von Einem regiert wird»; Karl der Große, 742 - 814, ab 768 König der Franken, ab 800 römischer Kaiser, wurde als erster deutscher Kaiser in Rom gekrönt, von Papst Leo III.; Otto I, der Große, 912 - 973, Sohn Heinrichs des II, Kaiser von 936 - 973; Istwan (Stephan) «der Heilige», 969 - 1038, von 1000 bis zu seinem Tode König von Ungarn, führte nach Bewältigung eines heidnisch-reaktionären Aufstandes die von seinem Vater, Herzog Geisa, begonnene Christianisierung der seit der Niederlage auf dem Lechfeld (955) auf das eigene Gebiet zurückgedämmten Ungarn gegen viele Widerstände des heidnischen Adels durch, festigte gleichermaßen Staat und Kirche, Heiligsprechung 1087; Cluny, Städtchen im franz. Department Saöne-et-Loire,  Zentrum der im Benediktinerorden entstandenen «Kongregation von Cluny», oder dem «Orden der Cluniacenser», einer Vereinigung verschiedener Klöster mit dem Abt von Cluny als Oberhaupt, dem aus dem Orden hervorgegangenen Papst Gregor VII. gelang es durch eine Reformation, die Herrschaft des Staates und des Kaisertums abzuwerfen, die Äbte wurden von Rom aus den Bischöfen gleichgestellt und mit Privilegien versehen, zunehmender Reichtum führte zur Verweltlichung des Ordens; Papst Gregor VII. (Hildebrand), Papst 1073 - 1085; Aurelius Augustinus, 354-430, Kirchenlehrer, Werke z.B. «Confessiones» und «De civitate dei»; Johannes vom Kreuz, Juan de la Cruz, 1542-1591, spanischer Mystiker, Schüler der Heiligen Therese von Avila; Rene Descartes, 1596-1650, Mathematiker, Physiker und Philosoph, in seiner Philosophie ist das Selbstbewußtsein die Bürgschaft für alles Sein («Cogito ergo sum»), «Principiorum Philosophiae», Amsterdam 1644, dt. «Die Prinzipien der Philosophie»; Henry More, 1614-1687, englischer Philosoph, «Enchiridion mataphysicum, Enchiridion ethicum», 1668; Martin Luther, 1483-1546, Inaugurator der deutschen Reformation; «Theologia Teutsch», mystische Schrift, Ende des vierzehnten Jahrhunderts entstanden, Werk eines unbekannten Priesters im Deutschherrenhaus in Sachsenhausen bei Frankfurt, zuerst gedruckt 1516 und 1518; Ricarda Huch, 1864-1947: «Luthers Glaube», Briefe an einen Freund. Leipzig 1916; Arthur Schopenhauer, 1788-1860, Philosoph. «... Die Musik ist nämlich eine so unmittelbare Objektivation und Abbild des ganzen Willens, wie die Welt selbst es ist, ja wie die Ideen es sind, deren vervielfältigte Erscheinung die Welt der einzelnen Dinge ausmacht. Die Musik ist also keineswegs, gleich den anderen Künsten, das Abbild der Ideen; sondern Abbild des Willens selbst, dessen Objektivität auch die Ideen sind: deshalb eben ist die Wirkung der Musik so sehr viel mächtiger und eindringlicher, als die der anderen Künste: denn diese reden nur vom Schatten, sie aber vom Wesen ...», «Die Welt als Wille und Vorstellung», 3. Buch, § 52:; «Es ist die Kunst, das Werk des Genius. Sie wiederholt die durch reine Kontemplation aufgefassten ewigen Ideen, das Wesentliche und Bleibende aller Erscheinungen der Welt, und je nachdem der Stoff ist, in welchem sie wiederholt, ist sie bildende Kunst, Poesie oder Musik. Ihr einziger Ursprung ist die Erkenntnis der Ideen; ihr einziges Ziel Mittheilung dieser Erkenntnis.», Die Welt als ille und Vorstellung, Band I, 3, 36; «Man lasse sich nur ja nicht durch Machtsprüche und mit dreister Stirn gegebene Versicherungen, dass die Sachen entschieden, abgemacht und allgemein anerkannt wären, übertölpeln. Vielmehr geht die ganze mechanische und atomistische Naturansicht ihrem Bankrott entgegen, und die Verteidiger derselben haben zu lernen, dass hinter der Natur etwas mehr steckt, als Stoß und Gegenstoß.», Die Welt als Wille und Vorstellung II, Buch 2, 24; Rabindranath Tagore, 1861-1941, indischer Philosoph und Dichter, Freiheitskämpfer; Abkömmling einer bengalischen Familie, die sich auf den Sanskritdramatiker des 8. Jahrhunderts Bhatta-Narajana zurückführt, «Nationalismus», Leipzig o. J. (1918), Verlag Der Neue Geist, S. 63-123,  «Wir wollen uns wohl ihre Maschinen aneignen, doch nicht mit dem Herzen, sondern nur mit dem Hirn. Wir werden sie ausprobieren und Schuppen für sie bauen, doch in unser Heim und unsere Tempel lassen wir sie nicht ein» ,  «Der Schöpfergeist Europas hat seinen Völkern die Kraft zur Organisation gegeben, die sich besonders in der Politik, im Handel und in den wissenschaftlichen Betrieben gezeigt hat. Der Schöpfergeist Japans hat euch die Schönheit in der Natur gezeigt und euch die Kraft gegeben, sie im Leben zu verwirklichen»,  «Die gegenwärtige Zivilisation Europas muss, wenn sie leben soll, trachten, den Satan und seine Mächte ausschließlich in ihrem Dienst zu haben. Ihre ganze Kriegsausrüstung und Diplomatie richten sich auf dies eine Ziel. Aber all diese kostspieligen Riten zur Beschwörung des bösen Geistes führen auf einem Weg äußeren Gedeihens zum Rand eines Abgrunds ...»; William Shakespeare, 1564-1616, die Welt der Wirklichkeit ist aus Träumen gewoben, Prospero in «Der Sturm», 4. Akt, 1. Szene (We are such stuff as dreams are made on); Auguste Comte, 1798-1857, Philosoph, Begründer des Positivismus und der Soziologie, «Cours de Philosophie Positive», (1830-1842), Paris o. J., Band III, Kap. 7, Band IV, Kap. 1, 4 und 5; Claude-Henri de Rouvroy Comte de Saint-Simon, 1760-1825, französischer Sozialphilosoph, er befasste sich vor allem mit den Folgen der Industrialisierung für die Entwicklung der Menschen innerhalb moderner Gesellschaftsformen und sah das Grundproblem in dem Gegensatz zwischen den «müßigen Menschen» (Adel, Großgrundbesitzer, Priester und Beamte) und den produktiv Tätigen (Unternehmer, Arbeiter), in einer Art moralisch-religiöser Rückbesinnung, orientiert an den christlichen Grundwerten, sah er den Weg zur Lösung der Sozialen Frage; Friedrich Schiller, 1756-1805, «Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen», 1795,  12. bis 15. Brief; Gedicht «Die Künstler»; Schillers Antrittsvorlesung am 25. Mai 1789 für das Lehramt für Geschichte an der Universität Jena: «Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?»; «Der Taucher»: «Da unten aber ist's fürchterlich, / Und der Mensch versuche die Götter nicht / Und begehre nimmer und nimmer zu schauen, / Was sie gnädig bedecken mit Nacht und Grauen.» Schiller sagt in Anspielung auf Kant: «Gerne dien' ich den Freunden, doch tu' ich es leider mit Neigung. Und so wurmt es mir oft, dass ich nicht tugendhaft bin »Aus den «Xenien»: «Gewissensskrupel»; Christoph Martin Wieland, 1733-1813; Gotthold Ephraim Lessing, 1729-1781, Dichter und Kritiker, Vollender der deutschen Aufklärung und Vorbereiter der Klassik, «Wenn Gott in seiner Rechten alle Wahrheit, und in seiner Linken den einzigen immer regen Trieb nach Wahrheit, obschon mit dem Zusätze, mich immer und ewig zu irren, verschlossen hielte, und spräche zu mir: wähle! Ich fiele ihm mit Demuth in seine Linke, und sagte: Vater gieb! die reine Wahrheit ist ja doch nur für dich allein!» Eine Duplik, 1778, G. E. Lessings sämtliche Schriften, Leipzig 1897; Johann Gottfried von Herder, 1744-1803, Friedfertigkeit des russischen Volkes bzw. der slawischen Völker, findet sich bei Herder am ausführlichsten dargestellt in dem Kapitel «Slawische Völker» im IV. Abschnitt des 16. Buches seiner «Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit»; Johann Wolfgang von Goethe , sein Bekenntnis in «Geschichte meines botanischen Studiums», 1817, 1831: «...vorläufig aber will ich bekennen, dass nach Shakespeare und Spinoza auf mich die größte Wirkung von Linné ausgegangen, und zwar gerade durch den Widerstreit, zu welchem er mich aufforderte»; Kunstgeheimnis der Griechen: Goethe, Italienische Reise, 28. Jan. 1787; Goethe spricht von «anschauender Urteilskraft»: Siehe den Aufsatz «Anschauende Urteilskraft», der zum ersten Male gedruckt wurde im 2. Heft des 1. Bandes der Morphologie 1820. In Kürschners «Deutscher National-Litteratur» erschien er im 1. Band der von Rudolf Steiner herausgegebenen Naturwissenschaftlichen Schriften Goethes, S. 115f., Nachdruck Dornach 1975; Goethe über Wolkenbildungen: «Goethes Naturwissenschaftliche Schriften», Bd. II, Meteorologie; Friedrich Jakob Soret, 1795-1865, Übersetzer der botanischen Schriften Goethes ins Französische. Erzieher des Erbprinzen Karl Alexander in Weimar; Gespräch mit Goethe vom 2, August 1830, in Flodoard Frhr. von Biedermann, «Goethes Gespräche»; Sophie Luise, Großherzoging von Sachsen-Weimar, 1824-97, Gemahlin des Großherzogs Karl Alexander, 1818-1901; durch das Testament des Enkels Goethes, Walter von Goethe, gestorben 1885, war die Großherzogin zur Erbin des Goetheschen Familienarchivs bestimmt worden; «Götz von Berlichingen», erste Fassung von 1771, auf dem Reichstag zu Augsburg (dritter Aufzug, erste Szene) wird u.a. der Kampf gegen die Türken thematisiert. Kaiser Maximilian: «Ich will eine Contribution von Geld und Mannschaft wider die Türken, das will ich, sag ich euch, und keiner unterstehe sich darwider zu reden.» Mainz: «Ew. Majestät verlangen einen Türkenzug. Und so lang ich hier sitze, erinner ich mich keinen, der nein gesagt hätte. Waren nicht alle willig, alle! ... Auf, meine Freunde. Auf gegen die Feinde des Reichs und der Christenheit.»  Im dritten Akt der letzten Fassung trauert Götz der guten alten Zeit nach und ist bereit «wie Cherubim mit flammenden Schwertern» die Grenzen des Reichs vor den den Türken zu schützen: «Hab ich nicht unter den Fürsten treffliche Menschen gekannt, und sollte das Geschlecht ausgestorben sein? Gute Menschen, die in sich und ihren Untertanen glücklich waren; die einen edeln freien Nachbar neben sich leiden konnten, und ihn weder fürchteten noch beneideten; denen das Herz aufging, wenn sie viel ihresgleichen bei sich zu Tisch sahen, und nicht erst die Ritter zu Hofschranzen umzuschaffen brauchten, um mit ihnen zu leben. ... Wollte Gott, es gäbe keine unruhigen Köpfe in Deutschland! Wir würden noch immer zu tun genug finden. Wir wollten die Gebirge von Wölfen säubern, wollten unserm ruhig ackernden Nachbar einen Braten aus dem Wald holen, und dafür die Suppe mit ihm essen. Wär uns das nicht gut genug, wir wollten uns mit unsern Brüdern, wie Cherubim mit flammenden Schwertern, vor die Grenzen des Reichs gegen die Wölfe, die Türken ... lagern und zugleich unsers teuern Kaisers sehr ausgestzte Länder und die Ruhe des Reichs beschützen. Das wär ein Leben!"; sein Aufenthalt in Rom, am 29. Oktober 1786 Ankunft in Rom, am 23. April 1788 Abreise von Rom, am 18. Juni 1788 Ankunft in Weimar; das freundschaftliche Zusammenleben mit Schiller vom Sommer 1794 bis zum Tode Schillers am 9. Mai 1805; Susanna Katharina von Klettenberg, 1723-1774, Pietistin, Urbild der «Schönen Seele» im «Wilhelm Meister»; sein Freund Karl Wilhelm Jerusalem, 1747-1772, Sekretär bei der braunschweigschen Gesandtschaft in Wetzlar als «Werther»; «Die Weisheit ist nur in der Wahrheit», in «Goethes Naturwissenschaftliche Schriften», 5 Bände, herausg. und kommentiert von Rudolf Steiner in «Kürschners Deutsche National-Litteratur», Bibl.-Nrn. la-e, fotomechanischer Nachdruck Dornach 1975; Band V: Sprüche in Prosa, S. 360; «Mit Worten lässt sich trefflich streiten . . . »: Faust. I.Teil, Studierzimmer (Mephistopheles); über die Hinfälligkeit des heilgen Römischen Reiches «Faust»: I. Teil, Auerbachs Keller; Leere Redensarten in der Politik, Pädagogik, bei Literaten, Pfarrern, an den Universitäten von heute, in «Faust I» beschrieben «Ein Kehrichtfass und eine Rumpelkammer / Und höchstens eine Haupt- und Staatsaktion / Mit trefflichen pragmatischen Maximen, / Wie sie den Puppen wohl im Munde ziemen!»; Szene über den Erdgeist im »Faust»: Faust 1. Teil, «Nacht»; «Die Geheimnisse», Fragment 1784, Sophien-Ausgabe, Weimar, 16. Bd.; Pandora. Ein Festspiel (Pandorens Wiederkunft), 1807, Sophien-Ausgabe, Weimar, Bd. 50; Prometheus, Dramatisches Fragment 1795, Sophien-Ausgabe Weimar, Bd. 39; Die Natürliche Tochter, ein Trauerspiel 1803, Sophien-Ausgabe Weimar, Bd. 10; Prophete rechts, Prophete links ...: Im Gedicht «Zwischen Lavater und Basedow»; Szene mit den Kabiren: «Faust» 2. Teil, 2. Akt (Klassische Walpurgisnacht),  vgl. auch Rudolf Steiner, 17. Januar 1919 in «Das Faustproblem. Die romantische und die klassische Walpurgisnacht», GA 273; sowie Dornach, 21. Dezember 1923 in «Mysteriengestaltungen», GA 232; Homunkulus, der aus der Retorte geschaffene Mensch in Goethes «Faust», 2. Teil, 2. Akt «Laboratorium»; Johann Kaspar Lavater, 1741-1801, Schriftsteller und protestantischer Geistlicher, Begründer der Physiognomik; Johann Bernhard Basedow, 1723 -1790, Vorsteher des Philantropianum in Dessau; Baruch Spinoza, 1632 -1677; Karl von Linne, 1707-1778; Richard Wagner, 1813-1883, in einer Intuition hat Richard Wagner ausgesprochen: Die Zeit wird zum Räume (Parsifal, 1. Aufzug): Parsifal: Ich schreite kaum -, / doch wähn ich mich schon weit; Gurnemanz: Du siehst, mein Sohn, / zum Raum wird hier die Zeit.; Franz Liszt, 1811-86, wirkte von 1848-61 als Hofkapellmeister in Weimar, durch Liszt wurde Weimar zu einem Zentrum der musikalischen Welt; Graf Leopold von Kalckreuth, 1855-1928, Landschafts- und Bildnismaler. Er war von 1885-90 Professor an der Kunstschule in Weimar; Richard Strauß, 1864-1949, war von 1889-95 Hofkapellmeister in Weimar, in diese Zeit fällt die Komposition von Don Juan 1889, Macbeth, Till Eulenspiegel 1890, Tod und Verklärung 1891; Hugo von Hof mannsthal, 1874-1929; Karl Kraus, 1874-1936; Gerhart Hauptmann, 1862-1946; Michail Lomonossow, 1712-1765. Bahnbrechend für Literatur und Wissenschaft in Russland; Wolfram von Eschenbach, um 1170-nach 1220, mittelhochdeutscher Epiker, Hauptwerk «Parzifal», Walther von der Vogelweide, um 1170-1230; Herman Grimm, 1828-1901, «Das Leben Michelangelos», 1860-1863, 2 Bände; Bernhard von Clairvaux, 1091-1153, Kirchenlehrer und einer der bedeutendsten unter den Mystikern des Mittelalters. 1147 rief er zum zweiten Kreuzzug auf und war dessen wirksamster Förderer. 1174 wurde er von Papst Alexander III. heilig gesprochen; Theophrastus Paracelsus, 1493-1541; Johannes Tauler, gestorben 1361 in Straßburg; Meister Eckardt, gestorben 1327 in Köln; Valentin Weigel, 1533-1588, protestantischer mystischer Schriftsteller; Jakob Böhme, 1575-1624, von Beruf ein Schuhmacher in Görlitz. Mystiker und Philosoph, schrieb als erster seine Werke in deutscher Sprache; während seiner Wanderschaft als Schustergeselle kam er in Berührung mit den Ideen Schwenckfeldts und nahm Anteil an den Kämpfen zwischen Protestanten und Katholiken, schrieb 1610 erstmals seine Erleuchtungen nieder in «Morgenröte im Aufgang», sehr zum Missfallen von Kirche und Magistrat; Carl von Eckartshausen, 1752-1803, Mystiker. Verfasste mystische und alchemistische Werke; Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen, Führer des ersten Kreuzzuges, führte nach der Eroberung Jerusalems (1099) den Titel «Beschützer des heiligen Grabes», gestorben 1100; Heinrich II, der Heilige, 973-1024, letzter Kaiser aus sächsischem Hause, 1002 König, 1014-1024 Kaiser, 1146 wurde er heilig gesprochen; Enrico Dandolo, 1108-1205, Doge von Venedig 1192; Gottfried Wilhelm Leibniz, 1646-1716, Philosoph, die Differential- und Integralrechnung wurde von ihm 1684 erfunden; nach Leibniz «Monadologie» gibt es in der Natur «niemals zwei Wesen, von welchen das eine vollkommen so ist wie das andere», zwei Prinzessinnen versuchten im Park von Herrenhausen bei Hannover diese Behauptung - vergeblich - zu widerlegen, ein Stich von Schubert, 1796, hält diese Begebenheit im Park fest; Friedrich I., 1657-1713, 1688 Kurfürst von Brandenburg (als Kurfürst Friedrich III.), 1701 König von Preußen; Voltaire (Francois Marie Arouet), 1694-1778; Voltaire lebte von 1750-1753 am Hofe Friedrichs des Großen; Friedrich II, der Große, 1712-1786, König seit 1740; Blaise Pascal, 1623-1662. «Pensees», übertragen und herausgegeben von Ewald Wasmuth, Heidelberg 1954, Seite 240/41: «Nicht nur Gott kennen wir allein durch Jesus Christus, auch uns selbst kennen wir nur durch Jesus Christus, Leben und Tod kennen wir allein durch Jesus Christus. Ohne Jesus Christus wissen wir weder was unser Leben noch was unser Tod, noch was Gott ist, noch was wir selbst sind.»; Gottfried Keller, 1819-1890; Conrad Ferdinand Meyer, 1825-1898; Novalis (Friedrich von Hardenberg), 1772-1801, deutscher Dichter der Romantik; Johann Ludwig Tieck, 1773-1853, deutscher Dichter der Romantik, Schriftsteller, Herausgeber und Übersetzer der Romantik, befreundet mit den beiden Schlegel-Brüdern (Friedrich und August Wilhelm Schlegel), Novalis, Clemens Brentano, Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, seit 1825 Dramaturg des Hoftheaters Dresden, 1841 von Friedrich Wilhelm I nach Berlin gerufen; Heinrich von Treitschke, 1834-1896, Historiker, «Deutsche Geschichte im 19- Jahrhundert», Leipzig 1879-1894; «Die Freiheit»: Leipzig, Inselbücherei Nr. 15, «Politik», Leipzig 1899-1900; Gotthilf Heinrich von Schubert, 1780-1860; Friedrich Schlegel, 1772-1829; «Von der Sprache und Weisheit der Inder», 1808; Henrik Steffens, 1773-1845, norwegischer Schriftsteller, Mineraloge und Naturphilosoph, «Was ich erlebte, aus der Erinnerung niedergeschrieben», 10 Bände, Breslau 1840-44, diese Erinnerungen sind eine wichtige Quelle für die Erforschung des Geisteslebens in der Goethezeit, eine Auswahl daraus wurde 1908 unter dem Titel «Henrik Steffens: Lebenserinnerungen» von Friedrich Gundelfinger in Jena herausgegeben; Gotthilf Heinrich Schubert, Hohenstein/Sächs. Erzgebirge 26. April 1780 bis 31. Juli 1860 Laufzorn bei Grünwald/Obb.; Freund der Familie Herders, zuletzt Lehrer und Arzt, später Professor der Naturwissenschaft in Erlangen und München. In «Der Erwerb aus einem vergangenen und die Erwartung von einem zukünftigen Leben, eine Selbstbiographie, dem Herrn Friedrich W. J. Schelling», 3 Bände, Erlangen 1854/56; Johannes Elias Schlegel, 1719-1749, Dichter und Schriftsteller; Karl Julius Schmer, 1825-1900, Professor für deutsche Literatur an der Technischen Hochschule in Wien, Dichter, Mundartforscher und Literaturhistoriker; Andrej Bjely, Künstlername von Boris Nikolajewitsch Bugajew 1880-1933, russischer Dichter und Schriftsteller, sein Werk über Goethe: «Rudolf Steiner und Goethe in der Weltanschauung der Gegenwart», Moskau 1917; Ignaz Paul Vital Troxler, 1780-1866; Julius Robert Mayer, 1814-1878, Arzt und Naturforscher, «Bemerkungen über die Kräfte in der unbelebten Natur», erschienen in «Liebigs Annalen», 1842, Bd. 42. (Auch enthalten in: «R. Mayer über die Erhaltung der Kraft», vier Abhandlungen, Voigtländers Quellenbücher, Leipzig, Bd. 12.); James Prescott Joule, 1818-1889, englischer Physiker, Bierbrauer, führte als erster eine genaue experimentelle Bestimmung des mechanischen Wärmeäquivalents durch; Hermann L. F. von Helmholtz, 1821 -1894, Physiologe und Physiker, «Über die Erhaltung der Kraft», 1847; Charles Robert Darwin, 1809-1882, englischer Naturforscher, Mediziner, Geologe und Botaniker. «On the Origin of Species by means of natural Selection», 1859 (dt: «Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der begünstigten Rassen im Kampfe um's Dasein»); Isaac Newton, 1643-1727; Jeremy Bentham, 1748-1832, Philosoph, Pazifist und Verfechter des Freihandels, er entwickelte auf der Grundlage eines ethischen Individualismus eine Sozialethik, die «auf das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl» zielte und besonders in England bedeutenden Einfluss hatte; eines seiner wichtigsten Werke ist «Introduction to the principles of morals and legislation» (1780); C. G. Harrison, «Das Transzendentale Weltenall», deutsche Übersetzung 1897, angespielt, in welchem in einer Fußnote zum 6. Vortrag die Definition des Guten als der größten Glückseligkeit der größten Anzahl als eine «rein teuflische» bezeichnet wird; Ludwig Feuerbach, 1804-1872, Philosoph, «Das Wesen des Christentums» 1841, «Vorläufige Thesen zur Reform der Philosophie» 1842, «Grundsätze der Philosophie der Zukunft» 1843; Grigorij Jefimowitsch Rasputin, 1871 -1916, russischer Mönch und angeblicher Wundertäter, einflussreicher Ratgeber des Zaren Nikolaus II und der Zarin, wurde 1916 von einer Gruppe hochgestellter russischer Persönlichkeiten ermordet; Wladimir Iljitsch Lenin, eigentlich Uljanow, 1870-1924, Gründer der UdSSR, bedeutendster Theoretiker des dialektischen Materialismus, er wurde von Dr. Alexander Helphand (gest. 1924) während des 1. Weltkrieges im plombierten Eisenbahnwagen von der Schweiz nach Russland gebracht, Dr. Helphand, ein russischer Sozialist, zeitweise politischer Flüchtling in Deutschland, nannte sich selbst Parvus; Leo Dawydowitsch Trotzkij, (eigentlich: Bronstein), 1879- 1940, russischer Bolschewistenführer, von Stalin verdrängt, später ins Exil vertrieben und in Mexico vom russischen Geheimdienst ermordet; Karl Marx, 1818-1883; Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus und des historischen Materialismus, verfasste mit Engels zusammen das «Kommunistische Manifest»; das verhängnisvolle «Manifest der Kommunistischen Partei» war eine politische Programmschrift, im Auftrag des «Bundes der Kommunisten», 1847/48 gemeinsam verfasst von Karl Marx und Friedrich Engels, anonym erschienen 1848, von seinem Hauptwerk «Das Kapital» gab Karl Marx selbst im Jahre 1867 nur den 1. Band vollendet heraus; Friedrich Engels, 1820-1895, gab 1885-1894 den 2. und 3. Band von „Das Kapital» aus dem Nachlasse von Karl Marx heraus; Adam Smith, 1723-1790, englischer Nationalökonom und Philosoph. Hauptwerk: «An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations», 4 Bde, 1776, deutsch von Max Stirner: «Untersuchung über die Natur und die Ursache des Wohlstandes der Nationen», 1846/47; Thomas Robert Malthus, 1766-1834, englischer Nationalökonom, Soziologe und Theologe. «Essay on the Principles of Population» (anonym erschienen), 1798, deutsch: «Versuch über die Bedingung und die Folgen der Volksvermehrung», Altena 1807; Ferdinand Lassalle, 1825-1864, deutscher Sozialistenführer. «Offenes Antwortschreiben an das Zentralkomitee zur Berufung eines Allgemeinen Deutschen Arbeiterkongresses zu Leipzig, 1. März 1863», in: «Reden und Schriften, Tagebuch, Seelenbeichte», hrg. von Hans Feigl, Wien 1911, S. 280-287; David Ricardo, 1772-1823, englischer Nationalökonom, Schüler von Adam Smith, Lehrer von Karl Marx. 1. «On the influence of a low price of com on the profits of stock», London 1815. - 2. «On the funding System», 1820. - 3. «Principles of political economy and taxation», 1817, 3. Aufl. 1821; dt. Leipzig 1837-38, 2 Bände; Heinrich Heine, 1797-1856. In «Die Götter im Exil», 1836, findet sich eine Charakterisierung des Hellenismus und des Judaismus; Fürst Otto von Bismarck, Herzog von Lauenburg, 1815-1898,1871 Kanzler des neugeschaffenen Reiches, 1890 entlassen; Wladimir Sergejewitsch Solowjow, 1853-1900, russischer Dichter und Philosoph, Dissertation von Fedor Stepun: «Wladimir Solowjow», Heidelberg 1910 (erschienen in der Zeitschrift für Philosophie, Bd. 138); der Universitätsprofessor, «die berühmte philosophische Größe der unmittelbar abgelaufenen Gegenwart», könnte Wilhelm Windelband (1848-1915) gewesen sein, der zu der entsprechenden Zeit Philosophie an der Heidelberger Universität lehrte. - Eine andere Dissertation über «Wladimir Solowjow als Philosoph» wurde 1905 an der Universität Halle von E. W. Tumarkin verfasst. Nach einer Bemerkung von Rudolf Steiner über diesen selben Zusammenhang im Vortrag vom 11. Mai 1917 in Stuttgart (in GA 174 b)  kannte er den betreffenden Studenten persönlich; Fedor Michailowitsch Dostojewskij, 1821-1881. «Die Brüder Karamasow», 1879/80, deutsch 1884; Raskolnikow ist der Name des Haupthelden in dem berühmten 1867 erschienenen Roman «Schuld und Sühne» von Dostojewskij; das Schicksal von Europa entschieden: Konstantin, der von 313 bis 337 in Rom herrschte (seit 323 als Alleinherrscher), begünstigte und anerkannte das Christentum, während seine Vorgänger die Christen noch hatten verfolgen lassen; die Jungfrau von Orleans: Jeanne d'Arc, 1412 - 1431; Meister Bertram, ca. 1345 - 1415. Tafel vom Grabower Altar von 1379, Kunsthalle Hamburg; Ernst Haeckel, 1834 - 1919; Karl Ernst von Baer, 1792 - 1876, «Reden und kleinere Aufsätze vermischten Inhalts», St. Petersburg 1864; John Milton 1608 - 1674, englischer Dichter. «Paradise lost», 1667. (Das verlorene Paradies, ein religiöses Epos in 12 Gesängen); Friedrich Gottlieb Klopstock 1724-1803, deutscher Dichter, «Messias», 20 Gesänge, 1748 - 73; Jean Jacques Rousseau, 1712-1778, die preisgekrönte Schrift der Akademie in Dijon hat den Titel: «Discours sur les arts et les sciences», 1750; Immanuel Kant, 1724-1804, der Begründer des Kritizismus, «Kritik der reinen Vernunft» 1781; «Kritik der praktischen Vernunft» 1788; «Kritik der Urteilskraft» 1790; «Kritik der praktischen Vernunft» I. Teil, § 7: Kategorischer Imperativ: «Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte», «Grundlegung der Metaphysik der Sitten» 2. Abschnitt; «Ich behaupte aber, dass in jeder besonderen Naturlehre nur so viel eigentliche Wissenschaft angetroffen werden könne, als darin Mathematik anzutreffen ist», Vorrede zu «Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft», 1786; «Pflicht! du erhabener großer Name, der du nichts Beliebtes, was Einschmeichelung bei sich führt, in dir fassest, sondern Unterwerfung verlangst ...». «Kritik der praktischen Vernunft», 1788,1. Teil, 3. Hauptstück, «Von den Triebfedern der reinen praktischen Vernunft».; Tertullian, 160 - 220, Kirchenschriftsteller; Gregor von Nazianz, 329 - 390, Kirchenvater; Hermann von Helmholtz, 1821 - 1894; Julien Offray de Lamettrie, 1709 - 1751, «L'homme machine» («Der Mensch, eine Maschine»); Theodor Ziehen: «Leitfaden der physiologischen Psychologie in 15 Vorlesungen», 5. Aufl. Jena 1900; Ludwig Anzengruber (1839 - 1889), «Ein Faustschlag», Schauspiel in drei Akten, 3. Akt, 6. Szene, Kammauf: «... Bleiben Sie mir mit allen veralteten Traditionen vom Leibe, das greift bei mir nicht an, denn - so wahr ein Gott lebt! - ich bin Atheist!».; «Nach uns die Sintflut» («Apres nous le deluge»), ein Ausspruch, der dem französischen König Ludwig XV. ,1710 - 74, zugeschrieben wird; Anaxagoras, 500-428 v. Chr., Philosoph, Mathematiker und Astronom; Heraklit, etwa 544-483 v. Chr., Philosoph; Thaies, etwa 625-545 v. Chr., Philosoph; Plato, 427-347 v. Chr., griechischer Philosoph, Schüler des Sokrates, gründete im Haine Akademos seine Schule, Ausgangspunkt aller «Akademien»; Sokrates, um 469-399 v. Chr., griechischer Philosoph; «Phaidros», Kapitel 25 - 29; «Und so mögen auch diejenigen, welche uns die Weihen angeordnet haben, gar nicht schlechte Leute sein, sondern schon seit langer Zeit uns andeuten, wenn einer ungeweiht und ungeheiligt in der Unterwelt anlangt, dass er in den Schlamm zu liegen kommt, der Gereinigte aber und Geweihte, wenn er dort angelangt ist, bei den Göttern wohnt.» , «Phaidon», 13. Kapitel; alte Erkenntnistherorien, «Timaios», Kap 16, Par. 79-82, St.-Nr. 45b-47c; physische, seelische und geistige Sonne, «Politeia» («Der Staat»), 6. Buch, 508a-509b; dass der Mensch sich erinnert, was er vor diesem physischen Leben in der geistigen Welt erlebt hat, vgl. «Menon», Kapitel 15; «Lieber ein Bettler in der Oberwelt...»; Odyssee, 11. Gesang, Vers 488 ff.; Von den Äußerungen des Aristoteles , 384-322 v. Chr., Schüler Platons und Erzieher Alexander des Großenüber, das Erleben der Seele nach dem Tode, die in verschiedenen Werken zerstreut sind, gibt es eine zusammenfassende Darstellung durch Franz Brentano in seinem Werk «Aristoteles und seine Weltanschauung» in dem Kapitel «Das Diesseits als Vorbereitung auf ein allbeseligendes und jedem gerecht vergeltendes Jenseits»; Franz Brentano, 1838 - 1917. «Die Psychologie des Aristoteles», Mainz 1867; Rudolf Steiner 1917: Kosmische und menschliche Geschichte V, Zeitgeschichtliche Betrachtungen II, GA 174, zwölf Vorträge, Ib., 1966, 1983; Ders. 1914/18: Kosmische und menschliche Geschichte VI, Mitteleuropa zwischen Ost und West, GA 174a, zwölf Vorträge, Ib., 1971, 1982, Ders. 1914-1921: Kosmische und menschliche Geschichte VII, Die geistigen Hintergründe des Ersten Weltkrieges, GA 174b, sechzehn Vorträge, Ib., 1974, 1994; Ders. 1917: Menschliche und menschheitliche Entwicklungswahrheiten, das Karma des Materialismus, GA 176, siebzehn Vorträge, Ib.,  1964, 1982; Ders. 1918, Erdensterben und Weltenleben, GA 181, einundzwanzig Vorträge, Ib., 1967, 1991; Ders. 1918, Die Polarität von Dauer und Entwickelung im Menschenleben, die kosmische Vorgeschichte der Menschheit, GA 184, fünfzehn Vorträge, Ib. 2002; Ders. 1918, Entwicklungsgeschichtliche Unterlagen, GA 185a, acht Vorträge, Ib.,1963, 2004; Ders. 1918, Die soziale Grundforderung unserer Zeit, GA 186, zwölf Vorträge, Ib. 1963, 1990; Ders. 1919, Der Goetheanismus, ein Umwandlungsimpuls und Auferstehungsgedanke, GA 188, zwölf Vorträge, Ib., 1967, 1982; Ders. 1919, Die geistigen Hintergründe der sozialen Frage I-III, Vergangenheits- und Zukunftsimpulse, soziales Verständnis, GA 189, 190, 191, Ib.; Ders. 1919, Der innere Aspekt des sozialen Rätsels, GA 193, zehn Vorträge, Ib., 1968,  1989; Ders. 1919, GA 195, fünf Vorträge, Ib., 1986; Ders. 1919, GA 192, siebzehn Vorträge, Ib., 1964, 1991; Ders. 1920, Geistige und soziale Wandlungen in der Menschheitsentwickelung, GA 196, achtzehn Vorträge, Ib., 1966, 2001,  vgl. Kurse Nr. 661 Philosophie der Geschichte I, Nr. 686 Philosophie der Geschichte II, Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, Nr. 687 Philosophie der Geschichte V, Nr. 553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 675 Friedrich Schiller III, Nr. 681 Wissenschaftslehre III, Nr. 682 Wissenschaftslehre IV, Nr. 683 Wissenschaftslehre V, Nr. 684 Wissenschaftslehre VI, Nr. 685 Wissenschaftslehre VII, 7-10, Akademie der Kunst und Philosophie / Académie des sciences
[2] Ib. 
[3] Ib.; zu: Die göttlich-geistige Weisheit der Welt hat den Menschen die Möglichkeit gegeben, spirituell zu streben und nicht nach Materialismus, wie in der Corona-Zeit, in der man Lobreden der Politiker und Journalisten auf die Verlogenheit der Biotech-Wissenschaftler verfolgen konnte, die das "schleichende Gift der Unwahrhaftigkeit" verbreiteten und alternative Heilmethoden und spirituelle Wissenschaft verunglimpften, vgl. Anm. 14, 21, 48, und Kurse Nr. 659 Wissenschaftslehre I, Nr. 666 Wissenschaftslehre II, Nr. 681 Wissenschaftslehre III, Nr. 682 Wissenschaftslehre IV, Nr. 683 Wissenschaftslehre V, Nr. 684 Wissenschaftslehre VI, Nr. 685 Wissenschaftslehre VII, Ib.
[4] Ib.; zu: Gedankenlosigkeit, Glaube an Despotismus wie er zur Zeit in Russland verbreitet ist und wie er damals im Orient geherrscht hat, gilt der deutschen Romantik, der idealistischen Philosophie als "der erklärte Feind alles Guten und Schönen, und Edlen; der erklärte Feind Gottes, und der Menschheit". Voltaire hat die Komödie "Mahomet der Lügenprophet" geschrieben, Goethe hat sie übersetzt und sollte sie in Weimar inszenieren. Fichte und Schelling schreiben darüber und über  den großen Haufen der sogenannten Gebildetenden, den schaalen Theismus der sogenannten Aufklärungsepoche, der versucht ohne Denken auszukommen, aber auch über die Freiheit des Geistes in Europa, die griechischen Mysterien und die Offenbarung, vgl. Anm. 11-12 und Kurse Nr. 511 Johann Gottlieb Fichte I, Nr. 658 Johann Gottlieb Fichte II, Nr. 509 F.W.J. Schelling I, Nr. 510 F.W.J. Schelling II, Nr. 513 F.W.J. Schelling III, Nr. 505 Arthur Schopenhauer I-II, Nr. 663 Arthur Schopenhauer III, Nr. 661 Philosophie der Geschichte I, Nr. 686 Philosophie der Geschichte II, Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, Ib.
[5] Ib.
[6] Ib.
[7] Ib.
[8] Ib.
[9] Ib.; zu: Positive Schwingungen des Ätherleib, wie sie auch durch die Musik von Richard Wagner hervorgerufen wird, vgl. Kurs Nr. 683 Wissenschaftslehre V, Ib.
[10] Ib.
[11] Ib.; zu: Die Kunst der Romantik, wo die Kunst auf die großen idealen Zusammenhänge gegangen ist, und Begriffe nicht ausreichten, um in leichter Weise ein Kunstwerk zu interpretieren, vgl. Kurse Nr. 667 Romantische Kunst und Philosophie I, Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Ib.
[12] Ib.; zu: Wer keinen Sinn für die Ziele der deutschen Romantik hat wie die in der Regel nicht integrierten Türken und ihr Sprecher Christan Wulff, sollte einmal den Historiker Treitschke lesen, was er über die Türken sagt: "Treitschke hatte die Ansicht über die Türken, dass sie aus Europa verschwinden müssen, dass sie nicht in Europa leben sollen, dass sie sich über Asien verteilen sollen." Solange in Europa kein Aufnahmestopp für muslimische Flüchtlinge verhängt wird und sämtliche DITIB- und ATIB-Moscheen geschlossen werden, dürften rechte Parteien weiter zulegen, schließlich ist der Islam keine harmlose Religion, sondern eine Affenreligion, eine verfassungsfeindliche Ideologie, wie nicht nur die „Kalifatsdemos“ der nach Europa eingeschleusten Terrororganisationen Hizb ut-Tahrir alias „Realität Islam“, „Generation Islam“, „Muslim Interaktiv“, die sich am Leben des Propheten Mohammed orientiert und deren Strategie klare Parallelen zu einer revolutionären Kaderpartei leninistischen Stils aufweist, in deutschen Städten zeigen, vgl. Anm. 1, 4 und Kurse Nr. 545 Sittenlehre I-II, Nr. 614 Sittenlehre III, Nr. 544 Staats- und Rechtslehre I-II, Nr. 641 Staats- und Rechtslehre III, Nr. 644 Staats- und Rechtslehre IV, Nr. 655 Staats- und Rechtslehre V, Ib.
[13] Ib.
[14] Ib.; zu: Jurisprudenz wendet juristische Schablonenbegriffe auf die Wirklichkeit an; die Medizin wird sich völlig ad absurdum führen, was sich nicht nur in der Biotech-Medizin bemerkbar macht, vgl. Anm. 3 und Kurse Nr. 677 Jean Paul, Nr. 661 Philosophie der Geschichte I, Nr. 686 Philosophie der Geschichte II, Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, Ib.
[15] Ib.; zu: Man hat immer gedacht, etwas Absurderes als Mullahs oder Imame gibt es nicht, doch sogenannte christliche Pastoren (man denke nur an „Putins Beichtvater“, den Geistlichen Tichon Schewkunow oder den Moskauer Patriarch Kyrill I, die den Krieg gegen den Westen verherrlichen) können da mithalten, vgl. Anm. 23 und Kurse Nr. 550 Fjodor M. Dostojewskij I-II, Nr. 506 Wladimir Sergejewitsch Solowjow, Nr. 686 Philosophie der Geschichte II, Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, Nr. 685 Wissenschaftslehre VII, Ib.
[16] Ib.
[17] Ib.
[18] Ib.
[19] Ib.
[20] Ib.
[21] Ib.; zu: Die materialistische Biotech-Medizin wird den Leib medizinisch so behandeln, dass eine materialistische Gesinnung in die Kinder übergeht und die Seele hinwegkuriert, weil sie als eine Krankheit gilt, vgl. Anm. 3 und 14, 26, 40
[22] Ib.
[23] Ib.; zu: Heute betreiben nicht nur die Muslime Götzendienst, sondern auch die anderen materialistischen Priester, vgl. Anm. 4, 15
[24] Ib.
[25] Ib.; zu: Idealismus Mitteleuropas statt Panslawismus; es wäre das größte Unglück, wenn jemals das slawische Element, der trostloseste abstrakteste Schematismus, das germanische besiegen würde, vgl. Anm. 15, 31, 41,62-63
[26] Ib.; zu: Materialisten als falsche Propheten und Träumer, vgl. Anm. 3, 14, 21, 40
[27] Ib.
[28] Ib.
[29] Ib.
[30] Ib.
[31] Ib.; zu: Materialistische Sozialdemokraten und Sozialisten, Leninismus und Trotzkismus wirkt zerstörend, wie man noch heute in Russland sehen kann; wenn eine Lüge existiert, die man nicht als Lüge ansieht, so ändert das nichts an der Wirkung; sie wirkt in der realen Welt als Lüge, vgl. Anm. 4, 25, 41, 62-63
[32] Ib.
[33] Ib.
[34] Ib.
[35] Ib.
[36] Ib.
[37] Ib.
[38] Ib.
[39] Ib.
[40] Ib.; zu: Aberglaube in die materialistische Medizin wird in der Zukunft groteske Formen annehmen, vgl. Anm. 3, 14, 21, 26, 48
[41] Ib.; zu: Inkarnation des ahrimanischen Geistes verkehrte den Sinn der Kreuzzüge ... Die Kirche war schon damals mehr dem Islam als dem echten Christus-Verständnis zugetan, Bernhard von Clairvaux, Thomas von Aquin, vgl. Anm. 15 und Kurse Nr. 320 Romanische Kunst und Architektur, Nr. 350 Byzantinische Kunst und Architektur, Nr. 325 Kunst und Architektur der Gothik, Nr. 500 St. Thomas von Aquin I, ScG, Ib.
[42] Ib.; zu: Bolschewismus, Lenin, welcher jetzt in Europas Osten seinen Unfug macht, vgl. Anm. 15, 25, 31, 62-63
[43] Ib.
[44] Ib.
[45] Ib.
[46] Ib.
[47] Ib.
[48] Ib.; zu: Jean Paul über Professoren an den Universitäten, Mediziner und ihre Versuchskaninchen: Man erinnere sich nur an den wahrhaftig weisen Ausspruch Jean Pauls, der gesagt hat, dass man im Beginne seines Lebens von seiner Amme zweifellos mehr für das Leben lernt, als von seinen sämtlichen Professoren in den akademischen Jahren. In «Leben Fibels» wird sich gefragt: Wo sind sie, die großen akademischen Kommandeure, die quasi mit Mantel und Zepter in der Hand auf die Welt kommen und wie Fürstensöhne die Welt regieren? Auch wenn sie heute nicht mit einer dreiknotigen Zipfelperücke oder anderen guten Perücken wie Zopf- und Beutel-Perücken, herumlaufen, so regieren sie doch von den Akademien und Universitäten aus, wie die Biotech-Trottel der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die seit Jahren der Politik die Einzigartigkeit der grünen Gentechnik und Biotech-Medizin vorgaukeln; weiter wird gefragt wie kommt es eigentlich, dass Experten von den Fakultäten, immer geballt auftreten (also die Urtelsverfasser mehrfach aufeinander sitzend, «wie oft in der Paarzeit vier Frösche aufeinander sitzen»), wenn sie ihre Urteile z.B. zur Biotech-Medizin und grünen Gentechnik abgeben und wie hilft man ihnen «aus dem Dummsein» wieder heraus? Ist vielleicht ein «diabolus ex machina» mit im Spiel? Heute sind die eigentlichen Apotheker Pharmakonzerne, deren Leiter sich, hohl wie sie sind, die Biotech-Medizin auf die Fahnen geschrieben haben und die Bevölkerung als Versuchskaninchen ansehen. In «Der Komet» heißt es darüber: «Hier starrte sogar der sonst so vielwortige Freimäuerer ihn stumm-dumm an, als habe der Apotheker aus seinem chemischen Luft- oder Windschiff zur Erleichterung ordentlich sein zu gewichtiges Gehirn als Ballast herabgeworfen und nur die leere Gehirnschale als Korkrinde behalten.» Was die Nebenwirkungen der modernen Medizin betrifft, wird natürlich gelogen «wie ein verfluchter Windsack», und von den Dienern und Versuchskaninchen wird nur verlangt, dass sie immerzu sagen: «Lieber wollt' ich auch ganz viehdumm sein.» Die Kooperataion mit kopflosen Ärzten macht dann Sinn. Alle Mitarbeiter sollten sich zudem «unter den Doktorhut oder die Doktorhaube bringen lassen», so lässt sich die Unwissenheit gut verbergen. Der Chef von Biontech, von seinen Mitarbeitern heimlich bestaunt als «einen so großen Mogul der Zukunft», und nach seinen vielen Preisen  «nun gar vollends im wahren Himmelwagen sesshaft», sagt zu seinen Medikamenten: «ich mache mir heute aus nichts etwas und juble nach Gefallen», weil jeder sein Versuchskaninchen sein will. Was «lebensgefährliche Arzeneien» betrifft, heute vor allem gentechnisch hergestellte Medikamente wie Biologica oder mRNA Impfstoffe, so können «tausend ähnliche Unfälle und Zufälle» nun mal passieren, vgl. Anm. 3, 40 und Kurs Nr. 677 Jean Paul, Ib.
[49] Ib.
[50] Ib.
[51] Ib.; zu: Thomas von Aquin bekämpft die islamischen Philosophen wie Averroes, nicht nur weil sie wie die heutigen Muslime auch, keine individuelle sondern eine All-Seele annehmen, die, wie manche Bilder zeigen, von Allah verspeist wird, sondern weil es von den Scholastikern des Mittelalters, welche die arabischen Gelehrten unter die Füße haben treten wollen und sich immer in dieser Situation geschaut haben, gefühlt worden ist und es zusammenhängt mit tiefsten Entwickelungsimpulsen der Menschheit; Bilder, den  Thomas von Aquin darstellend, Averroes unter seinen Füßen gibt es viele, z.B. Giovanni di Paolo, St. Thomas Aquinas Confounding Averroës, The Triumph of St. Thomas Aquinas, by Francesco Traini, Panel, Santa Catarina, Pisa, Andrea di Bonaiuto, der Triumph des Hl. Thomas von Aquin über arabische Philosophen, Santa Maria Novella 1366 fresco, Filippino Lippi, 1457-1504, Triumph of St Thomas Aquinas, 1489-91. Fresco. Santa Maria sopra Minerva, Rome. Early Renaissance, Benozzo Gozzoli: der Triumph des Hl. Thomas von Aquin über Averroës, Louvre, Paris, vgl. Kurse Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, 15, Nr. 687 Philosophie der Geschichte IV, 19, Nr. 687 Philosophie der Geschichte V, Nr. 320 Romanische Kunst und Architektur, Nr. 602 Benozzo Gozzoli, Nr. 594 Filippino Lippi, Nr. 500 St. Thomas von Aquin I, ScG, Ib.
[52] Ib.
[53] Ib.
[54] Ib.
[55] Ib.
[56] Ib.
[57] Ib.
[58] Ib.
[59] Ib.
[60] Ib.
[61] Ib.
[62] Ib.; zu: Sozialistische Experimente in Russland können als gescheitert angesehen werden, auch wenn einige Kommunisten wie Sahra Wagenknecht und Wladimir Putin heute päpstlicher als der Papst, bzw. leninischer als Lenin sind; bei der europäischen Linken, gepaart mit dem Islamismus und Antisemitismus islamischer Terrororganisationen wie der Hamas, zeigt sich heute, "die revolutionäre Phrase und der Radikalismus sind die Maske für das Philistertum, für die Pedanterie, für das Banausentum", das sich auch in der Kunst manifestiert (Documenta 15, Bienale in Venedig, ESC), vgl. Anm. 25, 31, 42, 63
[63] Ib.; zu: Im russischen Philosophen Solowjow wird alles das, was in Russland zukunftträchtig ist, philosophisch zusammengefasst, er kann den Osten von alten und neuen Zaren, vom "Henker des Geisteslebens, Lenin", vom "Totengräber alles geistigen Lebens", von dem "zerstörenden Leninismus" befreien, vgl. Anm. 62
[64] Ib.
[65] Ib.
[66] Ib.
[67] Ib.; zu: Universitätswissenschaften zur Zeit ohne Heil, wie nicht nur der islamische Antisemitismus an europäischen und amerikanischen Universitäten zeigt, vgl. Kurs Nr. 655 Staats- und Rechtslehre V, Ib.
[68] Ib.
[69] Ib.
 
 



Philosophie der Geschichte / Philosophy of History
Akademie der Kunst und Philosophie / Academy of Arts and Philosophy
DI. M. Thiele, President and international Coordinator
M. Thiele College of Beetherapy / Academy of Arts and Philosophy / Sciences

Allgemeine Infos zur Akademie der Kunst und Philosophie und den Kursen
Registration form

Zur Philosophie und Kulturgeschichte von Byzanz, des Mittelalters, der Schule von Chartres, der Renaissance, des Barock, der Aufklärung, des Idealismus, der Romantik vgl. Kurse:Nr. 551 G.W.F. Hegel I, Nr. 660 G.W.F. Hegel II, Nr. 511 Johann Gottlieb Fichte I, Nr. 658 Johann Gottlieb Fichte II, Nr. 509 F.W.J. Schelling I, Nr. 510 F.W.J. Schelling II, Nr. 513 F.W.J. Schelling III, Nr. 505 Arthur Schopenhauer I-II, Nr. 663 Arthur Schopenhauer III, Nr. 531 Platon, Nr. 533 Aristoteles, Nr. 623 Johann Ludwig Wilhelm Müller, Nr. 020 Johann Wolfgang von Goethe I-II, Nr. 673 Johann Wolfgang von Goethe III, Nr. 553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 675 Friedrich Schiller III, Nr. 554 Friedrich Hölderlin I-II, Nr. 512 Novalis I, Nr. 671 Novalis II, Nr. 677 Jean Paul, Nr. 667 Romantische Kunst und Philosophie I, Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Nr. 630 Johann Ludwig Tieck, Nr. 631 Adelbert von Chamisso,Nr. 567 Gottfried Wilhelm Leibniz, Nr. 665 Molière, Nr. 622 Victor Hugo I, Nr. 674 Victor Hugo II, Nr. 629 Voltaire I-II, Nr. 679 Laurence Sterne, Nr. 621 Lord Byron I, Nr. 676 Lord Byron II, Nr. 628 Percy Bysshe Shelly, Nr. 561 Sir Walter Scott, Nr. 555 Angelus Silesius, Nr. 634 Hans Sachs, Nr. 619 Franz Werfel, Nr. 680 Nikos Kazantzakis, Nr. 588 Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Nr. 550 Fjodor M. Dostojewskij I-II, Nr. 506 Wladimir Sergejewitsch Solowjow, Nr. 664 Philosophie der Kunst, Nr. 661 Philosophie der Geschichte I, Nr. 686 Philosophie der Geschichte II, Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, Nr. 687 Philosophie der Geschichte IV, Nr. 687 Philosophie der Geschichte V, Nr. 659 Wissenschaftslehre I, Nr. 666 Wissenschaftslehre II, Nr. 681 Wissenschaftslehre III, Nr. 682 Wissenschaftslehre IV, Nr. 683 Wissenschaftslehre V, Nr. 684 Wissenschaftslehre VI, Nr. 685 Wissenschaftslehre VII, Nr. 545 Sittenlehre I-II, Nr. 614 Sittenlehre III, Nr. 544 Staats- und Rechtslehre I-II, Nr. 641 Staats- und Rechtslehre III, Nr. 644 Staats- und Rechtslehre IV, Nr. 655 Staats- und Rechtslehre V, Nr. 618 St. Ephraim der Syrer, Nr. 617 St. Cyrill von Alexandrien, Nr. 616 St. Gregor von Nazianz, Nr. 613 St. Gregor von Nyssa, Nr. 612 St. Johannes Chrysostomos, Nr. 611 St. Johannes Cassianus, Nr. 627 St. Basilius der Große, Nr. 625 Theodorus Abucara, Nr. 624 Byzantinische Wissenschaft / Philosophie, Nr. 653 St. Cyprianus, Nr. 609 St. Athanasius der Große, Nr. 605 St. Irenaeus von Lyon, Nr. 604 St. Hildegard von Bingen, Nr. 600 St. Johannes von Damaskus,Nr. 599 St. Petrus Venerabilis, Nr. 581 Bernhard von Chartres, Nr. 580 Wilhelm von Conches, Nr. 578 Pierre Abaelard, Nr. 574 Johannes von Salisbury, Nr. 577 Petrus Lombardus, Nr. 576 Gilbert de la Porrée / Gilbert von Poitiers, Nr. 565 Johannes Scotus Eriugena, Nr. 575 Thierry de Chartres, Nr. 571 Alanus ab Insulis, Nr. 572 Anselm von Canterbury, Nr. 570 St. Hilarius von Poitiers, Nr. 568 Nicolaus Cusanus I, Nr. 568 Nicolaus Cusanus II, Nr. 568 Nicolaus Cusanus III, Nr. 564 St. Ambrosius, Nr. 564 St. Augustinus I, Nr. 601 St. Augustinus II, Nr. 654 St. Augustinus III, Nr. 579 St. Albertus Magnus, Nr. 500 St. Thomas von Aquin I, ScG, Nr. 501 St.Thomas von Aquin II,  Sth I., Nr. 502 St.Thomas von Aquin III, Sth. I-II, Nr. 582 St.Thomas von Aquin IV, Sth II-II, Nr. 583 St.Thomas von Aquin V, Sth. III, Nr. 566 Meister Eckhart, Nr. 562 Dante Alighieri I-II, Nr. 672 Dante Alighieri III, Nr. 558 Calderón de la Barca, Nr. 648 Calderón de la Barca II, Nr. 650 Calderón de la Barca III, Nr. 651 Calderón de la Barca IV, Nr. 563 Miguel de Cervantes I, Nr. 645 Miguel de Cervantes II, Nr. 637 Lope de Vega I, Nr. 638 Lope de Vega II, Nr. 642 Lope de Vega III, Nr. 643 Lope de Vega IV, Nr. 652 Juan Ruiz de Alarcón, Nr. 632 Ginés Pérez de Hita, Nr. 633 Luis Vaz de Camões, Nr. 678 François Rabelais, Nr. 557 Ludovico Ariosto I-II, Nr. 668 Ludovico Ariosto III, Nr. 556 Torquato Tasso, Nr. 552 William Shakespeare I-II, Nr. 559 Wolfram von Eschenbach, Nr. 560 Walter von der Vogelweide, Nr. 662 Gottfried von Strassburg, Akademie der Kunst und Philosophie / Académie des sciences

Nr. 320 Romanische Kunst und Architektur, Nr. 350 Byzantinische Kunst und Architektur, Nr. 325 Kunst und Architektur der Gothik, Nr. 326 Kunst und Architektur der Renaissance, Nr. 586 Tizian, Nr. 591 Paolo Veronese, Nr. 597 Correggio, Nr. 670 Annibale Carracci, Nr. 520 Rembrandt, Nr. 598 El Greco, Nr. 620 Giovanni Battista Tiepolo, Nr. 590 Giovanni Bellini, Nr. 656 Andrea Solari, Nr. 657 Bernadino Luini, Nr. 587 Andrea Mantegna, Nr. 595 Jan van Eyck, Nr. 635 Rogier van der Weyden, Nr. 640 Stefan Lochner, Nr. 646 Michael Pacher, Nr. 647 Peter Paul Rubens, Nr. 649 Giotto di Bondone, Nr. 626 Luca Signorelli, Nr. 610 Piero della Francesca, Nr. 596 Perugino, Nr. 522 Raffael (Raffaello Sanzio), Nr. 523 Sandro Botticelli, Nr. 602 Benozzo Gozzoli, Nr. 606 Fra Angelico, Nr. 607 Pinturicchio, Nr. 608 Domenico Ghirlandaio, Nr. 593 Filippo Lippi, Nr. 594 Filippino Lippi, Nr. 589 Albrecht Dürer, Nr. 603 Bernard van Orley, Nr. 615 Ambrogio da Fossano detto il Bergognone, Nr. 636 Eugène Delacroix, Nr. 639 Bartolomé Esteban Murillo, Nr. 690 Caspar David Friedrich, Akademie der Kunst und Philosophie



Copyright © 2012-2024 Akademie der Kunst und Philosophie
Letzte Bearbeitung:24.06.2024