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Kurs Nr. 601 St. Augustine / San Agostino / St. Aurelius Augustinus IIEnchiridion, Tractatus in Iohannis Evangelium, De utilitate credendi, De haeres., De fide et operibus |
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Aus dem Inhalt:
1. Eine große Zahl von Weisen bedeutet Heil für die ErdeNach Augustinus geht letzten Endes alles auf eine richtige Auffassung der drei göttlichen Tugenden: des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, zurück. Es geht um die Weisheit, "diejenigen Weisen meine ich, denen das Schriftwort gilt: „Eine große Zahl von Weisen bedeutet Heil für die Erde (Sap. 6, 26)“, oder die der Apostel (Paulus) denen als Vorbild empfiehlt, von denen er sagt: „Ich wünsche nur, dass ihr immer weise handelt, wo es das Gute gilt, dagegen vom Bösen euch behutsam ferne haltet (Röm. 16,19).“ Des Menschen Weisheit ist seine ehrfurchtsvolle Gesinnung. So findet man im Buch des heiligen Job geschrieben; denn dort liest man den Ausspruch, der von der (göttlichen) Weisheit selbst an die Menschheit ergangen ist: „Siehe, die ehrfurchtsvolle Gesinnung ist Weisheit (Job 28, 28).“ Um welche Art von ehrfurchtsvoller Gesinnung geht es? Im griechischen Text wird das deutlichere [theosebeia] gesetzt, was so viel heißt wie „Gottesverehrung“. Man kann freilich im Griechischen für Pietät auch noch anders sagen, nämlich [eusebeia]. Dieses Wort deutet soviel wie „rechte Verehrung“, wird aber auch vorzugsweise für „Gottesverehrung“ gebraucht. Doch der treffendste Ausdruck ist [theosebeia], was an der Stelle, wo eine Begriffsbestimmung der menschlichen Weisheit gegeben wird, ganz klar und deutlich soviel bedeutet wie Gottesverehrung. [1]Augustinus will in
seinem Enchiridion "einen großen Inhalt mit kurzen Worten umschreiben",
was das Wesentliche des ganzen christlichen Lehrgebäudes sei und schließlich,
worin die sichere und recht eigentliche Grundlage des katholischen Glaubens
bestehe. "Denn das ist die hauptsächliche, ja einzige Richtschnur
unseres religiösen Lebens. Wer sich damit in Widerspruch setzt, der
steht Christus entweder gänzlich fremd gegenüber oder ist wenigstens
ein Irrgläubiger", ein Mohammedaner oder Moslem. Soweit diese Wahrheiten
entweder aus unserer körperlichen Sinneswahrnehmung oder aus der Erkenntniskraft
unseres Geistes stammen, muss man sie mit Vernunftgründen verteidigen.
Was wir aber weder dank der Sinne unseres Körpers wissen, noch auch
kraft unseres Verstandes begreifen könnten oder begreifen können,
das müssen wir fest und unbezweifelt glauben auf das Zeugnis derer
hin, von denen die mit Recht göttlich genannte Heilige Schrift verfasst
worden ist und denen es durch Gottes Beistand gegeben war, jene Dinge entweder
mit den Augen des Leibes oder des Geistes zu schauen oder auch vorherzusehen.
Ist aber die Seele einmal zu den Anfängen des Glaubens vorgedrungen,
der durch die Liebe tätig ist, dann strebt sie, durch ein gutes Leben
auch zu jenem Schauen zu gelangen, worin die heiligen und vollendeten Seelen
jene unaussprechliche Schönheit erkennen, in deren vollkommener Anschauung
die höchste Seligkeit besteht. Damit ist auch bereits deine Frage
beantwortet, worauf es in erster Linie und worauf es letzten Endes ankomme:
der Glaube ist der Anfang, das Schauen die Vollendung. Das ist auch das
Wesentliche der ganzen christlichen Lehre. Die sichere und recht eigentliche
Grundlage des katholischen Glaubens aber ist Christus: „Denn einen anderen
Grund“, sagt der Apostel (Paulus), „kann niemand legen als den, der gelegt
worden ist, nämlich Christus Jesus (1 Kor. 3, 11).“ [2]
2. Die Güte des dreieinigen Schöpfers und Wesensbestimmung des in der Welt vorkommenden BösenWas gehört zur Religion? Reicht der Islam oder die Naturwissenschaft? Es handelt sich dabei nicht darum, die Natur einer Sache in der Art zu erforschen, wie es von denen geschieht, welche die Griechen Physiker nennen. "Auch braucht man darob nicht in Furcht zu sein, wenn vielleicht ein Christ von der Kraft und der Zahl der Elemente nichts weiß oder von der Bewegung, der Ordnung und Verfinsterung der Gestirne oder von der Gestalt des Himmelsgewölbes oder von den Klassen und der Natur der Lebewesen, der Gewächse, der Steine, der Quellen, Flüsse und Gebirge oder von der Größe der örtlichen und zeitlichen Räume oder von den Anzeichen klimatischer Vorgänge oder von all den tausenderlei Dingen, die jene Gelehrten wirklich entdeckten oder wenigstens entdeckt zu haben glauben. Denn diese Weisen haben auch noch nicht alles herausgebracht und sind doch so ausgezeichnet an Geist, so unermüdlich im Forschungseifer, so überreich versehen mit der hiezu nötigen Zeit; und während sie das eine mit der Schärfe des menschlichen Verstandes zu erforschen und das andere durch geschichtliche Untersuchung festzustellen suchen, gehört selbst von den Kenntnissen, mit deren Erfindung sie sich rühmen, weit mehr ins Reich der bloßen Annahme als des wirklichen Wissens." Für den Christen ist es genug, wenn er den Grund alles Geschaffenen, sei es im Himmel oder auf der Erde, sei es Sichtbares oder Unsichtbares, in gläubiger Gesinnung nirgends anderswo sieht als in der Güte des Schöpfers, "welcher der eine und wahre Gott ist, und wenn er glaubt, dass es keine Wesenheit gibt, die er nicht entweder selbst ist oder die nicht von ihm stammt und dass er eine Dreiheit ist, nämlich der Vater, der vom Vater gezeugte Sohn und der Heilige Geist, der von dem nämlichen Vater hervorgeht, aber ein und derselbe Geist mit dem Vater und dem Sohn ist. Von dieser unendlich, gleich und unveränderlich guten Dreifaltigkeit ist alles geschaffen, ohne dass es aber dadurch selbst unendlich, gleich und unveränderlich gut wäre. Jedoch ist auch jedes einzelne geschaffene Ding gut; die geschaffenen Dinge zusammen aber sind sehr gut, weil sich aus all den guten Einzeldingen die wunderbare Schönheit der Gesamtwelt zusammensetzt." [3]Hier ist Augustinus gegen die Manichäer, deren falsche Lehre ihn selbst so lange in ihrem Banne gehalten hatte. Erst durch das Studium der Neuplatoniker fand er selbst nach mannigfachen Schwierigkeiten, von denen wir aus seinen Confessiones wissen, jenen geistigen Gottesbegriff, der ihn die manichäische Anschauung vom Bösen überwinden ließ. In diese schöne Gesamtwelt ist auch das, was böse heißt, wohl eingeordnet und steht am rechten Platze; und gerade dadurch hebt es das Gute erst recht hervor, so dass dieses nun durch den Vergleich mit dem Bösen in noch höherem Maße gefällt und noch preiswürdiger ist. Denn wie auch die Ungläubigen zugeben müssen, könnte der allmächtige Gott, der die höchste Macht über alle Dinge besitzt ("rerum cui summa potestas", Verg. Aen. X, 100), in seiner unendlichen Güte unmöglich irgend etwas Böses an seinen Werken dulden, wenn er nicht bis zu dem Grade allmächtig und gut wäre, dass er auch aus dem Bösen Gutes schaffen könnte. Ähnlich wie Thomas von Aquin sagt Augustinus: "Was ist aber das, was wir böse heißen, anders als der Mangel des Guten? Auch an einem tierischen Leib ist beispielsweise Kranksein und Verwundung nichts anderes als ein Mangel der Gesundheit; denn wenn es sich darum handelt, solch einen Schaden zu heilen, so geschieht das nicht in der Weise, dass die vorhandenen Übel, also die Krankheit und die Wunden, nun abziehen müssen und sich da oder dort irgendwo niederlassen, sondern so, dass sie überhaupt kein Sein mehr haben; denn Wunden oder Krankheit sind ja selbst nichts Körperliches, sondern nur ein Mangel am Fleische; das Fleisch dagegen ist selbst etwas Körperliches, und zwar etwas Gutes. Und diesem an sich guten Fleische haften jene Mängel an, nämlich die verschiedenen Mängel jenes Gutes, das man Gesundheit heißt. Geradeso ist auch jeglicher Fehler an einer Seele nur ein Mangel an natürlichen Gütern; wird dieser Mangel gehoben, dann überträgt er sich nicht anderswohin, sondern der Mangel, der hier war, ist alsdann überhaupt nirgends, wenn er nicht einem gesunden Zustand anhaften kann." [4] Weil also der Schöpfer aller Wesen ohne Ausnahme unendlich gut ist, darum sind auch alle geschaffenen Wesen gut; aber weil sie nicht wie ihr Schöpfer unendlich und unwandelbar gut sind, darum kann das Gute an ihnen auch abnehmen oder zunehmen. Nimmt aber das Gute ab, so ist das etwas Böses; doch soviel auch von dem Guten abnimmt, etwas Gutes muss doch immer noch zurückbleiben, solange das Wesen selbst noch vorhanden ist; denn sonst könnte es ja seine Wesenheit nicht behalten. Mag nämlich ein Wesen sein wie nur immer und mag es noch so unscheinbar sein, so kann doch das Gute, das in ihm kraft seiner Eigenschaft als Wesen wohnt, nur dann vernichtet werden, wenn das Wesen selbst vernichtet wird. Mit Recht wird gewiß ein unverdorbenes Wesen gerühmt; ist es aber auch noch unverderblich, so dass es einer Verderbnis überhaupt nicht ausgesetzt ist, so verdient es ohne Zweifel noch viel mehr Ruhm. Wird es aber einmal verdorben, so ist seine Verderbnis darum etwas Böses, weil sie es um irgendein Gut bringt. Würde sie es nämlich um kein Gut bringen, so wäre sie ja nicht schädlich; sie ist aber in Wirklichkeit schädlich, folglich nimmt sie ein Gut weg. Solange also ein Wesen noch dem Verderben ausgesetzt ist, besitzt es ein Gut, dessen es beraubt werden kann, und wenn darum von einem Wesen etwas übrigbleibt, was schließlich überhaupt nicht mehr verdorben werden kann, so ist es offenbar ein unverderbliches Wesen und es gelangt zu diesem so großen Gut gerade durch die Verderbnis. Erst durch die zerstörende Arbeit der Verderbnis wird klar, welch gewaltiges Gut das seiner Natur nach unverderbliche Wesen der Menschenseele ist. [5] Wenn aber die Möglichkeit der Verderbnis nicht aufhört, so hört das Wesen gewiss auch nicht auf, ein Gut zu besitzen, dessen es die Verderbnis berauben kann. Hat aber einmal die Verderbnis das Wesen voll und ganz zernichtet, so ist bloß deshalb nichts Gutes mehr an ihm, weil überhaupt keine Wesenheit mehr da ist. Darum kann die Verderbnis das Gute nicht vernichten, ausser sie vernichtet das Wesen selbst. Jedes Wesen ist somit etwas Gutes, und zwar ein großes Gut, wenn es nicht verdorben werden kann, nur ein kleines aber dann, wenn dies möglich ist; doch auch in diesem Falle kann nur törichter Unverstand in Abrede stellen, dass es etwas Gutes ist. Wird aber das Wesen durch Verderbnis zerstört, dann bleibt auch die Verderbnis nicht zurück, weil ja kein Wesen mehr da ist, an dem es haften könnte. Wenn es also nichts gäbe, was gut ist, dann gäbe es darum auch nichts, was man böse nennen könnte. Ein Gut jedoch, das von jedem Bösen frei ist, ist ein vollkommenes Gut; das Gut jedoch, dem etwas Böses anhaftet, bleibt trotzdem ein Gut, wenn auch ein verderbtes oder wenigstens verderbliches. Wo aber einmal gar nichts Gutes mehr vorhanden ist, da kann es auch nichts Böses mehr geben. Aus dieser Tatsache ergibt sich eine merkwürdige Tatsache: Weil jegliches Wesen in seiner Eigenschaft als solches etwas Gutes ist, so erscheint der Satz: „Ein böses Wesen ist nur ein fehlerhaftes Wesen“ nichts anderes zu bedeuten als dass dasjenige böse ist, was gut ist, und zwar dass nur das böse ist, was gut ist; denn jegliches Wesen ist ja etwas Gutes und kein Ding wäre böse, wenn eben das Ding, das böse ist, kein Wesen wäre. Es kann also böse nur etwas sein, was gut ist. Mag diese Behauptung auch sonderbar erscheinen, der eben gezogene folgerichtige Schluß zwingt uns unvermeidlich zu dieser Behauptung. Dabei müssen wir uns davor hüten, dass sich nicht jenes Prophetenurteil gegen uns richtet, wo es heißt: „Wehe denen, die das, was gut ist, böse und das, was böse ist, gut nennen, welche die Finsternis Licht und das Licht Finsternis heißen, die das Süße bitter und das Bittere süß nennen ( Is. 5, 20)!“ Der Herr aber sagt: „Ein böser Mensch holt aus dem bösen Schatz seines Herzens Böses hervor (Matth. 12, 35).“ Was ist aber ein böser Mensch anders als ein böses Wesen, da ja auch der Mensch ein Wesen ist? Wenn ferner der Mensch in seiner Eigenschaft als Wesen etwas Gutes ist, was ist denn dann ein böser Mensch anders als ein böses Gutes? Wenn wir indes diese beiden Begriffe auseinander halten, so finden wir, dass er nicht wegen seiner Eigenschaft als Mensch etwas Böses ist und nicht deshalb etwas Gutes, weil er schlecht ist, sondern dass er wegen seiner Eigenschaft als Mensch etwas Gutes ist und etwas Böses deshalb, weil er schlecht ist. Jeder also, der sagt: „Es ist etwas Böses, ein Mensch zu sein“, oder: ,,Es ist etwas Gutes, schlecht zu sein“, der fällt unter jenen prophetischen Spruch: „Wehe denen, die das, was gut ist, böse und das, was böse ist, gut nennen!“: denn so einer beschuldigt ein Werk Gottes, den Menschen, und lobt einen Fehler des Menschen, die Sünde. Jegliches Wesen, auch ein fehlerhaftes, ist demnach gut, insoweit es ein Wesen ist, böse aber nur, insoweit es fehlerhaft ist. Diesen einander so entgegengesetzten Begriffen, böse und gut, gegenüber lässt uns demnach der Grundsatz der Logik im Stiche, es könnten sich an keinem Ding zur gleichen Zeit gegensätzliche Eigenschaften finden; es könne z. B. niemals ein und dieselbe Luft finster und dunkel, die nämliche Speise oder der gleiche Trank zugleich bitter und süß, kein Körper da, wo er weiß ist, auch schwarz und dort, wo er missgestaltet ist, zugleich auch wohlgebaut sein. Und ähnlich findet man es bei vielen, ja fast bei allen Gegensätzen: an ein und demselben Gegenstand können sie nicht zugleich nebeneinander bestehen. Während es aber nun kein Mensch bezweifelt, dass gut und böse Gegensätze sind, so können sie doch nicht bloß zugleich miteinander bestehen, nein, noch mehr: das Böse kann überhaupt nicht ohne das Gute und nur am Guten bestehen, während umgekehrt das Gute seinerseits recht wohl ohne das Böse bestehen kann. Es kann z. B. ein Mensch oder ein Engel nicht wesentlich ungerecht sein; ungerecht aber kann er anderseits doch per accidens wieder nur als Mensch oder als Engel sein: und zwar ist es etwas Gutes, dass er ein Mensch und dass er ein Engel ist, etwas Böses aber, dass er ungerecht ist. Und diese beiden Gegensätze bestehen bis zu dem Grade gleichzeitig, dass überhaupt nichts Böses möglich wäre, wenn nicht etwas Gutes vorhanden wäre, an dem das Böse sein kann. Denn die Verderbnis könnte sich nicht geltend machen und hätte auch keinen Ausgangspunkt, wenn es nicht etwas gäbe, was von der Verderbnis ergriffen werden könnte; denn nur wo etwas Gutes ist, kann auch etwas verdorben werden; das Wesen der Verderbnis besteht nämlich in nichts anderem, als in der Beseitigung des Guten. Von dem Guten also hat das Böse seinen Ausgang genommen und nur am Guten ist das Böse möglich. Es gab auch sonst keine Quelle, aus der irgendein böses Wesen hätte hervorgehen können; denn gäbe es eine solche, so wäre sie ja in ihrer Eigenschaft als Wesen gut: und zwar wäre sie entweder ein unverderbliches Wesen und als solches ein großes Gut oder sie wäre ein verderbliches Wesen; aber auch als solches müsste sie gut sein, denn nur durch das Verderbnis eben dieses Guten könnte ihm das Verderben schaden. Auf gutem Erdreich können sowohl Weinstöcke als auch Dornen gedeihen. Ebenso kann kein schlechter Wille wie ein schlechter Baum gute Früchte, d. h. gute Werke vollbringen. Dagegen kann gar wohl aus dem an sich guten Wesen des Menschen ein guter und auch ein schlechter Wille hervorgehen und es gibt durchaus keine andere Quelle, aus der uranfänglich der böse Wille entspringen könnte, als das an sich gute Wesen der Engel und Menschen. [6] Wenn wir demnach
mit dem bekannten Vers des Maro auch durchaus einverstanden sind: „Glücklich,
wer den Ursprung der Dinge erkennen konnte (Verg. Georg. II, 490)“, so
brauchen wir doch nicht zu glauben, es sei zur Erreichung des Glückes
notwendig, dass wir die im geheimsten Innern der Natur verborgenen Ursachen
jener großen Vorgänge in der Körperwelt kennen, dass wir
z. B. wissen: „Welche Gewalt die Länder erschüttert, die Meere
hoch aufwühlt, ohne ein Hemmnis zu achten, und bald sie wieder beschwichtigt
((Verg. Georg. II, 479 f.))“, und anderes von der Art. Doch die Ursachen
des Guten und des Bösen sollen wir kennen, und zwar insoweit, als
deren Kenntnis dem Menschen in diesem Leben voll Irrtum und Elend zur Vermeidung
eben dieses Irrtums und Elendes vergönnt ist. Nach jenem Glück
müssen wir nämlich trachten, wo uns kein Elend mehr bedrückt
und kein Irrtum mehr täuscht. "Müssten wir nämlich die Ursachen
der körperlichen Vorgänge kennen, dann bräuchten wir doch
gewiss keine mehr zu kennen als die unserer Gesundheitsverhältnisse.
Da wir aber darüber ohne Kenntnisse sind, so müssen wir uns an
die Ärzte wenden. Wer möchte demnach nicht einsehen, dass wir
uns mit großer Geduld darein finden müssen, all das nicht zu
wissen, was uns von den Geheimnissen des Himmels und der Erde verborgen
ist? Wir müssen uns zwar mit so großer Sorgfalt als uns möglich
ist, vor dem Irrtum im großen wie im kleinen hüten; daraus und
obwohl ein Irrtum nur aus Unkenntnis der Verhältnisse möglich
ist, folgt aber doch noch nicht, dass einer, sobald er bloß einmal
etwas nicht weiß, auch schon in einen Irrtum verwickelt ist; vielmehr
irrt nur der, welcher etwas zu wissen vermeint, was er in Wirklichkeit
nicht weiß; so einer erachtet nämlich etwas Falsches für
wahr und darin liegt gerade das Wesentliche des Irrtums. Es kommt jedoch
sehr viel darauf an, worin einer eigentlich irrt. Denn bei sonst gleichen
Verhältnissen wird immer der Wissende dem Unwissenden und der nicht
Irrende dem Irrenden mit gutem Recht vorgezogen. Sind aber die Umstände
nicht die gleichen, d. h. weiß der eine dies, der andere jenes, und
zwar der eine etwas Nützliches, der andere bloß etwas weniger
Nützliches oder sogar etwas Schädliches, wer würde da dem
letzteren mit seinem Wissen nicht lieber einen vorziehen, der gar nichts
weiß? Es gibt nämlich Dinge, wo es besser ist, gar nichts zu
wissen, als davon Kenntnis zu haben. So war es beispielsweise gar manchmal
nützlich, sich auf einem Irrweg zu befinden, ich meine das von einem
wirklichen Weg zum Gehen, nicht von dem Weg des sittlichen Wandels. So
ist es mir selbst einmal begegnet, dass ich an einem Scheideweg irre ging
und infolgedessen nicht an dem Platze vorüber kam, wo ein Haufe von
bewaffneten Donatisten im Verstecke lag und wartete, ob ich nicht vorüber
käme. So gelangte ich erst auf einem Ab- und Umweg an mein Ziel. Als
ich aber von der Nachstellung meiner Feinde Kenntnis erhielt, da wünschte
ich mir selber Glück zu meinem Irrtum und sagte Gott dafür Dank.
Wer möchte da noch zaudern, einen solchen Wanderer, der seinen Weg
verfehlt hat, einem Räuber vorzuziehen, der nicht irre gegangen ist?
Und wohl nur deshalb lässt der große Dichter einen unglücklichen
Liebhaber klagen: „Sah’s und ging zugrunde als Beute verderblichen Irrtums
(Verg. Eclog. VIII, 41 [Vergil, Eclogae/ Bucolica /Hirtengedichte].)“,
weil es ja auch einen guten Irrtum gibt, der nicht nur nichts schadet,
sondern sogar noch etwas nützt. Doch suchen wir noch weiter in die
Kenntnis der Wahrheit einzudringen. Da irren nichts anderes heißt,
als das für wahr halten, was falsch ist und für falsch halten,
was wahr ist oder etwas Gewisses für ungewiß, etwas Ungewisses
dagegen für gewiß, ganz gleich, ob es nun wirklich falsch oder
wahr ist, und da dies zudem für den Geist ebenso hässlich und
ungehörig ist, als wir beim Sprechen und bei einer Zustimmung umgekehrt
ein bestimmtes ja, ja, nein, nein als schön und passend empfinden,
so erscheint gewiss unser gegenwärtiges Leben gerade deshalb als ein
armes Leben, weil ihm bisweilen, soll es nicht verloren gehen, der Irrtum
förmlich vonnöten ist. So darf jenes Leben sicher nicht sein,
wo die Wahrheit selbst das Leben unserer Seele ist, wo niemand täuscht
und niemand von anderen getäuscht wird. In diesem gegenwärtigen
Leben aber täuschen die Menschen und werden selbst wieder getäuscht;
unglückseliger aber sind sie dann, wenn sie andere durch Lug täuschen,
als wenn sie im Vertrauen auf die lügenhaften Mitmenschen sich selbst
täuschen lassen. So sehr aber widerspricht dem vernünftigen Wesen
die Unwahrheit und so sehr geht es nach Möglichkeit dem Irrtum aus
dem Wege, dass sogar die, welche gerne andere täuschen, selbst nicht
getäuscht werden wollen". [7]
3. Vom FriedenWichtiger ist es dagegen, "das ganz klar und deutlich zu erkennen, wann sich der Satan in einen Engel des Lichtes verwandelt; denn sonst könnte er uns täuschen und zu etwas Verderblichem verführen. Darin liegt nämlich keine Gefahr für das religiöse Leben, wenn er zwar die leiblichen Sinne täuscht, die Seele aber nicht von den wahren und richtigen Grundsätzen, auf denen sich für jedermann das christliche Leben aufbaut, abwendig macht; oder wenn er sich als ein guter Geist verstellt und nur solche Taten und Worte zeigt, wie sie guten Engeln zukommen und wenn er daraufhin sogar für gut gehalten wird, so ist das ein Irrtum, der für den christlichen Glauben nicht gefährlich und nicht schädlich ist. Sobald er aber durch ein solches, seinem wirklichen Wesen fremdes Benehmen zu dem hinführen will, was ihm so recht eigentümlich ist, dann wird es notwendig, mit großer Sorgfalt auf seiner Hut zu sein, damit man ihn durchschaue und seinen Weg nicht gehe. Doch wo ist denn so ein Mensch, der imstande wäre, all seinen todbringenden Ränken zu entgehen, wenn nicht Gott sein Leiter und Beschützer ist? Aber gerade diese Schwierigkeit hat wieder das Gute, dass der Mensch lernt, sich nicht auf sich selbst oder auf andere Leute, sondern in all seinen Angelegenheiten nur auf Gott zu verlassen. Und dass uns dieses Gottvertrauen mehr nützt als falsches Vertrauen auf sich und auf die Mitmenschen, das wird gewiss kein frommer Christ bezweifeln. Soweit demnach die Kirche die heiligen Engel und Herrschaften Gottes in sich begreift, wird sie uns erst dann in ihrem Wesen klar werden, wenn wir am Ende unseres Lebens mit ihnen vereinigt sein werden, um in ihrer Gemeinschaft die ewige Seligkeit zu genießen. Der andere Teil der Kirche aber, der noch auf Erden pilgert, ist uns deshalb besser bekannt, weil wir ja selber noch auf Erden leben und weil er eine Kirche von Menschen ist, wie auch wir es sind. Diese Kirche ist durch das Blut des sündelosen Mittlers von jeglicher Sünde erlöst worden und ihre Stimme ist es, die da sagt: „Wenn Gott für uns ist, wer ist dann wider uns? Hat er ja seinen eigenen Sohn nicht geschont, sondern ihn für uns alle dahingegeben (Röm. 8, 31 f.).“ Denn nicht für die Engel ist Christus gestorben. Insoferne jedoch erstreckt sich auch auf die Engel alles, was durch Christi Tod zur Erlösung und Reinigung der Menschen vom Bösen geschieht, als die Menschen bei den Engeln gewissermaßen auch wieder zu Gnaden kommen; denn durch die Erlösung schwindet die Feindschaft, welche die Sünde zwischen den Menschen und den heiligen Engeln geschaffen hatte. Zudem werden ja gerade aus der erlösten Menschheit auch jene Schäden wieder geheilt, die der Sturz der Engel zur Folge gehabt hatte. Denn sicherlich wissen auch die heiligen Engel, wie zahlreich der Ersatz sein muss, den ihr Reich bis zu seiner vollen Ergänzung aus dem Menschengeschlecht zu erwarten hat; darüber wird sie Gott wohl belehrt haben, dessen Wahrhaftigkeit ewig anzuschauen ihre Seligkeit ausmacht. In diesem Sinn sagt der Apostel, „alles, was im Himmel und auf Erden ist, werde in Christo erneuert (Eph. 1, 10)“. Das, was im Himmel ist, wird nämlich dann erneuert, wenn die Lücke, die durch den Fall der Engel entstanden ist, aus der Zahl der Menschen wieder ausgefüllt wird; was aber auf Erden ist, das wird erneuert, wenn die Menschen, die zum ewigen Leben vorherbestimmt sind, aus ihrer alten Verderbnis wieder hergestellt werden. Auf solche Weise wird durch jenes einzigartige Opfer, in dem der Mittler (Christus) sich opfert, und auf welches allein die Opfer des Gesetzes vorbildlich hinwiesen, das Himmlische und das Irdische gegenseitig in Frieden geeinigt. Denn also spricht der gleiche Apostel (Paulus): „Gefallen hat es dem Vater, in ihm (dem Sohne) die ganze Fülle der Gottheit wohnen zu lassen und durch ihn die gesamte Kreatur des Himmels und der Erde mit sich zu versöhnen, indem er durch seines Sohnes blutigen Kreuzestod den Frieden wiederherstellte (1 Kol. 1, 20).” Dieser Friede übersteigt, wie geschrieben steht, jeden Begriff und kann von uns erst dann wirklich erkannt werden, wenn wir zu ihm gelangt sind. Denn wie kann Friede im Himmel werden, wenn er nicht mit uns geschlossen wird, d. h. wenn der Himmel nicht mit uns eines Herzens wird? Dort herrscht nämlich ewiger Friede, sowohl aller geistigen Geschöpfe unter sich als auch mit ihrem Schöpfer. Es übersteigt also dieser Friede, wie gesagt, jeden Begriff, natürlich nur den unsrigen, nicht aber den Begriff derer, die immerdar das Antlitz des Vaters schauen (Matth. 18, 10). Im Gegensatz zu diesen ist unsere Einsicht bei aller Größe menschlicher Erkenntnis doch nur eine teilweise und unser Schauen nur ein unvollkommenes, wie durch einen Spiegel, Wenn wir aber dereinst einmal den Engeln gleich sein werden (Luk. 20, 36), dann wird auch unser Schauen ein Schauen von Angesicht zu Angesicht sein, wie bei ihnen, und der Friede, den wir mit ihnen haben werden, wird ebenso groß sein." [8]4. AlmosengebenAlmosengeben ist besonders bei Mohammedanern oder Moslems beliebt; Almosengeben ohne christlichen Glauben, zum Beispiel islamischen Hilfsorganisationen spenden, die dann den Terrorismus fördern, funktioniert nicht - und womöglich "das Wort des Herrn auf sich anwenden möchte: „Gebt Almosen! Und siehe, alles ist euch rein (Luk. 11, 41).“ Denn so klar diese Worte auch sind, so fassen sie solche Leute doch nicht richtig auf. Damit dies aber geschehe, beachte so einer einmal, zu wem denn der Herrn eigentlich so gesprochen hat. Im Evangelium heißt es nämlich: „Während er (Jesus) redete, bat ihn ein Pharisäer, er solle bei ihm das Frühmahl nehmen. Und er trat ein und ließ sich nieder. Der Pharisäer aber war darüber befremdet und sprach bei sich, warum er sich denn vor dem Essen nicht gewaschen habe. Der Herr aber sprach zu ihm: „Ihr Pharisäer reinigt jetzt die Außenseite des Bechers und der Schüssel; euer eigenes Innere aber ist voll von Raub und Schlechtigkeit. Ihr Toren, hat denn nicht der, welcher das Auswendige geschaffen hat, auch das Inwendige geschaffen? Jedoch, was übrig ist, das gebt als Almosen! Und siehe, alles ist euch rein.“ [9]Dies muss man etwa so verstehen, dass zum Beispiel für die Moslems, "die den Glauben an Christus nicht haben, alles rein war, trotzdem sie nicht an ihn glaubten und nicht wiedergeboren waren aus dem Wasser und dem Heiligen Geiste ( Joh. 3, 5)", wenn sie nur Almosen geben in der Gesinnung, wie der oben Geschilderte sie beim Geben haben zu müssen glaubte? Moslems vernstalten zwar regelmäßig rituelle Waschungen, dennoch sind sie im Sinne von Augustinus unrein:"Es sind ja doch alle unrein, die der Glaube an Christus nicht reinigt, von dem geschrieben steht, „dass durch den Glauben an ihn ihr Herz gereinigt wird (Apg. 15, 9)“, und von dem der Apostel sagt: „Den Befleckten und Ungläubigen ist jedoch nichts rein, sondern befleckt ist ihr Herz und ihr Gewissen (Tit. 1, 15).“ Wie könnte also den Moslems alles rein sein, wenn sie nur Almosen geben, dabei aber nicht gläubig sind? "Oder wie könnten sie gläubig sein, wenn sie nicht an Christus glauben und nicht in seiner Gnade wiedergeboren werden wollten?" [10] Wer nämlich in geordneter Weise Almosen geben will, muss nach Augustinus bei sich selbst den Anfang machen und solches zuerst sich selbst geben. Almosengeben ist nämlich ein Werk der Barmherzigkeit, und ganz wahr ist es auch, wenn es heißt: „Erbarme dich deiner Seele und du wirst Gott gefallen (Ekkli. 30, 24 [Ekklisiastikus, Sirach]).“ Wir sollen nämlich auch selbst über unser Elend ein wahres Urteil fällen und Gott mit der Liebe, die er uns selbst eingegossen hat, lieben und demgemäß christlich und gerecht leben. Die Moslems nun kümmern sich um ein solches Urteil und um eine solche Liebe nicht; sie bestimmen zwar das Almosen, fangen aber bei ihrem Almosengeben nicht bei sich selbst an und üben nicht zuerst an sich selbst Barmherzigkeit. Mit Rücksicht auf jene rechte Ordnung der Liebe heißt es: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Heute müssen die Moslems getadelt und nicht ihr Irrglaube verklärt werden, wie es neuerdings vom Vatikan bei jeder Gelegenheit praktiziert wird. Wie Christus die Pharisäer getadelt hatte, weil sie sich bloß äußerlich wuschen, wie heute die Moslems bei ihren rituellen Waschungen, "innerlich aber voll Raub und Schlechtigkeit waren, belehrte er sie zuerst darüber, dass das Innere durch eine Art Almosen gereinigt werde, das der Mensch vor allen Dingen sich selbst schulde: „Was aber übrig ist, das gebt als Almosen, und alles ist euch rein.“ Um ihnen aber dann zu zeigen, was er mit dieser Lehre wolle, worum sie sich selbst aber nicht kümmerten, und damit sie nicht glaubten, er kenne ihr Almosen nicht, sprach er das Fluchwort: „Wehe euch, ihr Pharisäer (Luk. 11, 42)!“ Damit wollte er ihnen gleichsam sagen: „Ich habe euch nun zwar ermahnt, Almosen zu geben, auf dass euch dadurch alles rein werde. Aber wehe euch! Ihr verzehntet ja wohl die Minze und die Raute und alles Kraut; diese Art eueres Almosens kenne ich gar gut und ihr dürft nicht glauben, ich wolle euch jetzt hierüber noch belehren; aber an dem Rechte und an der Liebe Gottes geht ihr vorbei.“ Und doch wäre nur das wirklich ein Almosen, wodurch ihr von jeder inneren Befleckung rein werden könnt; dadurch würde euer Leib wirklich rein, den ihr wascht. Dieses Doppelte ist nämlich unter dem Worte „alles“ zu verstehen: das Innere und das Äußere. In diesem Sinne liest man an einer anderen Stelle: „Reinigt nur einmal, was inwendig ist, dann wird auch das, was auswendig ist, rein sein (Matth. 23, 26)!“ Damit nun aber die Pharisäer nicht meinen möchten, er habe damit das Almosen verworfen, das von den Früchten der Erde gespendet wird, sprach er zu ihnen: „Das eine hättet ihr tun, das andere aber nicht lassen sollen (Luk. 11, 41)“; d. h. das Gericht und die Liebe Gottes hättet ihr im Auge behalten und dabei auch von den Früchten der Erde Almosen geben sollen. Es sollen sich also diejenigen nicht täuschen, die meinen, sie könnten sich durch ein noch so reichliches Almosen an Früchten oder Geld Straflosigkeit für ihr Verharren im Irrglauben der Mohammedaner und Greuel ihrer Schandtaten erkaufen. [11] Wer nach Augustinus jedoch einen so reichen göttlichen Gnadenschatz verachten zu dürfen glaubt, indem er in den Moscheen nur einen "Lügengott" (Ariosto) anfleht, und wer dann in solcher Herzensverhärtung sein Leben beschließt, der ist schuldig jener unvergebbaren Sünde wider den Heiligen Geist. [12] Thomas von Aquin
meint zum Almosengeben: Notwendig ist einmal das, wovon jemand für
sich selbst und die angehörigen die äussersten Lebensbedürfnisse
bestreitet, ohne was er also schlechthin nicht bestehen kann; und davon
Almosen geben wäre dasselbe wie sich und den Seinigen das Nötige,
um zu leben, entziehen. Das also ist nicht erlaubt. Dann wird etwas als
notwendig bezeichnet mit Rücksicht auf das zwar nicht schlechthin
zum Leben, aber dem Stande und den Umständen entsprechend Notwendige,
sei es dass es sich um die eigene Person handle sei es dass um die angehörigen.
Die Grenzen dieses Notwendigen sind nicht mit Zuverlässigkeit zu bestimmen.
Man kann da viel hinzufügen und doch noch nicht sagen, es überschreite
die gehörigen Grenzen; man kann umgekehrt viel abziehen und es bleibt
doch noch genug, um standesgemäß zu leben. "Von solch Notwendigem
also geben, ist nicht geboten; aber geraten. Nur möchte es ungeregelt
sein, so viel zu geben, dass man nicht mehr standesgemäß leben
könnte; denn dazu ist jeder verpflichtet." Mit der Aufnahme von zu
vielen muslimischen Flüchtlingen zum Beispiel kommt Italien an seine
Genzen, die Italiener können dann "nicht mehr standesgemäß
leben." Augustinus schreibt diesbezüglich: „Dies verstehen manche
falsch; sie rauben ungerechtes Gut und geben dann davon Almosen. Damit
meinen sie dem Gebote des Herrn genügt zu haben. Das ist eine durchaus
falsche Auffassung.“ „Ungerechter Mammon“ wird „der Reichtum genannt, wenn
man darauf sein ganzes Vertrauen setzt.“ (Aug. 2. de Qu. evangelicis 34.)
Oder es wird nach Ambrosius als „Reichtum der Ungerechtigkeit“ bezeichnet.
Ekkll. 12. heisst es: „Gib dem armseligen und nimm nicht den Sünder
auf … tue Gutes dem demütigen und nicht dem gottlosen.“ Man soll Almosen
geben um des himmlischen Lohnes willen, nach Matth. 6.: „Und dein Vater,
der in das Verborgene sieht, wird dir vergelten.“ Da muss man aber an erster
Stelle den Heiligen geben, nach Augustinus zu Luk. 16, 9. Facite vobis
amicos: „Wer wird haben die ewigen Wohnungen? Doch nur die Heiligen Gottes.
Und wer sind jene, die von ihnen aufgenommen werden sollen in die ewigen
Hütten? Doch nur jene, welche ihren Bedürfnissen dienen.“ Auf
der anderen Seite sagt der Apostel (1. Tim. 5.): „Wenn jemand für
die Seinigen und vorzugsweise für die Glieder seiner Familie keine
Sorge trägt, der hat den Glauben verleugnet und ist schlimmer wie
ein Ungläubiger.“ Nach Augustinus (1. de doctr. christ. 28.) „sollen
wir den nahestehenden, mit denen uns gewissermaßen nach Gottes Vorsehung
das gleiche Los verknüpft, auch die meiste Sorge angedeihen lassen.“
Unter Sündern sind natürlich auch die gemeint, die gegen den
heiligen Geist lästern wie die Muslime: "Dem Sünder soll man
nicht helfen, um ihn in seiner Sünde zu stärken." [13]
5. Arianer, Manichäer, Mohammedaner und AgnostikerIm Sinne von Thomas von Aquin, Schopenhauer und Ambrosius sagt Augustinus: Es trete nun irgend ein ungläubiger Arianer oder Moslem hervor und sage, "das Wort Gottes sei geschaffen. Wie ist es möglich, dass das Wort Gottes geschaffen sei, da doch Gott durch das Wort alles geschaffen hat? Wenn auch das Wort Gottes selbst geschaffen ist, durch welches andere Wort ist es geschaffen? Wenn du sagst, es sei das Wort des Wortes, durch welches jenes geschaffen ist, so nenne ich dasselbe den eingeborenen Sohn Gottes. Denkst du aber nicht an ein Wort des Wortes, so räume ein, dass dasjenige nicht geschaffen ist, durch welches alles geschaffen ist. Denn durch sich selbst konnte das nicht werden, durch welches alles geschaffen ist. Glaube also dem Evangelisten. Er hätte ja sagen können: Im Anfang schuf Gott das Wort, wie Moses gesagt hat: „Im Anfang schuf Gott Himmel und die Erde“ und dann alles so aufzählt: „Gott sprach“, „Es werde“, und es ist geworden. Wenn er so sprach, wer sprach? Natürlich Gott. Und was ist geworden? Ein Geschöpf. Zwischen dem sprechenden Gott und der gewordenen Kreatur was ist da, wodurch es geworden ist, als eben das Wort? Denn Gott sprach: „Es werde“, und es ist geworden. Dieses Wort ist unveränderlich, obwohl Veränderliches durch das Wort entsteht; es selbst ist unveränderlich." [14]“An plumpen Fabeln und abgeschmackten Märchen lässt er sich bisweilen genügen: wenn nur früh genug eingeprägt, sind sie ihm hinlängliche Auslegungen seines Daseins und Stützen seiner Moralität. Man betrachte z. B. den Koran: dieses schlechte Buch war hinreichend, eine Weltreligion zu begründen, das metaphysische Bedürfnis zahlloser Millionen Menschen seit 1200 Jahren zu befriedigen, die Grundlage ihrer Moral und einer bedeutenden Verachtung des Todes zu werden, wie auch sie zu blutigen Kriegen und den ausgedehntesten Eroberungen zu begeistern. Wir finden in ihm die traurigste und ärmlichste Gestalt des Theismus. Viel mag durch die Übersetzung verloren gehen, aber ich habe keinen einzigen wertvollen Gedanken darin entdecken können.” - Arthur SchopenhauerDem Arianer und Mohammedaner, der zwar den Koran studiert, von dem Schopenhauer aber bekanntlich meinte, er "habe keinen einzigen wertvollen Gedanken darin entdecken können", schleudert Augustinus die Worte entgegen: "Halte also nicht für geschaffen dasjenige, wodurch alles geschaffen ist, damit du nicht etwa nicht neugeschaffen werdest durch das Wort, durch welches alles neugeschaffen wird. Denn du bist bereits geschaffen durch das Wort, aber du musst neugeschaffen werden durch das Wort. Wenn aber dein Glaube betreffs des Wortes schlecht ist, so wirst du durch das Wort nicht neugeschaffen werden können. Und wenn dir widerfuhr, durch das Wort zu werden, so dass du durch dasselbe geworden bist, so kommst du durch dich um. Wenn du durch dich umkommst, so möge der dich erneuern, der dich erschaffen hat (Si per te deficis, ille te reficiat, qui te fecit); wenn du durch dich schlimmer wirst, so möge der dich wiederherstellen, der dich erschaffen hat. Wie aber soll er dich wiederherstellen durch das Wort, wenn du in irgend einem Punkte schlecht denkst vom Worte? Der Evangelist sagt: „Im Anfang war das Wort“, und du sagst: Im Anfang wurde das Wort. Jener sagt: „Alles ist durch dasselbe geworden“, und du sagst, dass auch das Wort geworden ist. Der Evangelist hätte zwar sagen können: Im Anfang ist das Wort geworden, aber was sagt er wirklich? „Im Anfang war das Wort.“ Wenn es war, dann ist es nicht geworden, damit all dieses durch dasselbe würde und nichts ohne dasselbe. Wenn also „das Wort im Anfang war, und das Wort bei Gott war, und das Wort Gott war“, und du kannst nicht erfassen, was dies sei, dann warte, bis du wachsest. Er ist eine Speise, nimm vorerst Milch, dich zu nähren, damit du kräftig werdest, die Speise zu genießen" (Hebr. 5, 12-14). [15] "Er hatte davon gehört, dass die Propheten Gottes große Menschen gewesen waren, und nannte sich darum ebenfalls Gottes (Allahs) Prophet; um etwas Gutes vorzutäuschen, versuchte er, sie Stück für Stück vom Götzendienst wegzuführen, doch nicht etwa zum wahren Gott, sondern zum Trug seiner Häresie, die er schon seit einiger Zeit ausbrütete. " - St. Petrus VenerabilisAugustinus ruft ihnen zu: "Was folgt, Brüder" ist, dass viele die Worte: „Ohne dasselbe ist nichts geworden“, schlecht verstehen und meinen, das Nichts sei etwas wie zum Beispiel der abstrakte Götze Allah, der von den Mohammedanern angebetet wird. "Auch das Götzenbild ist nicht durch das Wort geworden, es hat zwar die menschliche Form, aber nur der Mensch selbst ist durch das Wort geworden; denn die Form des Menschen am Götzenbilde ist nicht durch das Wort geworden, und es steht geschrieben: „Wir wissen, dass der Götze nichts ist“ (1 Kor. 8, 4). Also diese Dinge sind nicht durch das Wort geworden; aber was immer ursprünglich geworden ist, was immer an den Geschöpfen sich findet, überhaupt alles, was am Himmel befestigt ist, was von oben her erglänzt, was unter dem Himmel fliegt, und was sich in der gesamten Natur der Dinge bewegt, durchaus jedes Geschöpf, ich will es deutlich sagen, ich will sagen, Brüder, damit ihr es versteht, vom Engel bis zum Würmchen. Was ist herrlicher als der Engel unter den Geschöpfen? ... Keine Form, kein Gefüge, keine Verbindung der Teile, keine wie immer beschaffene Substanz, die Gewicht, Zahl und Maß hat, besteht ausser durch jenes Wort und jenes schöpferische Wort, von welchem es heißt: „Alles hast du nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet“ (Sap. 11, 21). [16] "Niemand also täusche euch", sagt Augustinus zu den arianisch oder mohammedanisch gesinnten, zu denen auch die Manichäer zählen. "Denn irgend einer hatte Widerwillen gegen die Fliegen. Ein Manichäer fand ihn in seinem Ärger, und als er sagte, er könne die Fliegen nicht leiden und hasse sie sehr, da fragte der Manichäer sogleich: Wer hat sie gemacht? Und weil er ärgerlich war und sie hasste, so wagte er nicht zu sagen: Gott hat sie gemacht; er war aber ein Katholik. Jener setzte sofort hinzu: Wenn Gott sie nicht gemacht hat, wer hat sie dann gemacht? Fürwahr, sprach er, ich glaube, dass der Teufel die Fliegen gemacht hat. Und jener schnell: Wenn die Fliege der Teufel gemacht hat, wie ich dich bekennen sehe, weil du die Sache verständig auffassest, wer hat die Biene gemacht, die ein wenig größer ist als die Fliege? Er wagte nicht zu sagen, dass Gott die Biene gemacht, die Fliege aber nicht gemacht hat, weil sie ihr sehr nahe kommt. Von der Biene lenkte er ihn zur Heuschrecke, von der Heuschrecke zur Eidechse, von der Eidechse zum Vogel, vom Vogel zum Schaf, dann zum Rind, zum Elephanten, zuletzt zum Menschen und überredete den Menschen, dass der Mensch nicht von Gott erschaffen sei. So ist jener Bedauernswerte, da ihm die Fliegen zuwider waren, selbst eine Fliege geworden, die der Teufel in Besitz nahm. Beelzebub soll ja „Fliegenfürst“ bedeuten, und von den Fliegen steht geschrieben: „Sterbende Fliegen verderben wohlriechendes Öl“ (Ekkle. 10, 1 [Ekklesiastes, Prediger]). [17] Augustinus meint, "aber vielleicht können törichte Herzen noch nicht jenes Licht fassen, weil sie durch ihre Sünden niedergedrückt werden, so dass sie es nicht zu sehen vermögen", wie die Sünde wider den Heiligen Geist oder Lästerung gegen den heiligen Geist (blasphemia in spiritum sanctum), die besonders bei den Mohammedanern anzutreffen ist. Denn wer nach Thomas von Aquin "Falsches von Gott behauptet", wie der Mohammedaner, begeht vollendete Gotteslästerung ("blasphemia perfecta"). "Deshalb sollen sie aber nicht meinen, das Licht sei sozusagen abwesend, weil sie es nicht sehen können; denn sie selbst sind wegen ihrer Sünden Finsternis. „Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen“. Also, Brüder, wie einem blinden Menschen, der an der Sonne steht, die Sonne gegenwärtig ist, er aber nicht der Sonne, so ist jeder Tor, jeder Ungerechte, jeder Gottlose blind am Herzen. Die Weisheit ist gegenwärtig, aber da sie einem Blinden gegenwärtig ist, ist sie seinen Augen abwesend, nicht weil sie selbst ihm abwesend ist, sondern weil er von ihr abwesend ist. Was also soll er tun? Er reinige sich, damit er Gott sehen kann. Wenn er beispielsweise deshalb nicht sehen könnte, weil er schmutzige und wunde Augen hat wegen des eingedrungenen Staubes, Schleimes oder Rauches, so würde der Arzt zu ihm sagen: Entferne aus deinem Auge alles Schädliche, damit du das Licht deiner Augen sehen kannst. Staub, Schleim, Rauch sind die Sünden und Missetaten; tu dies alles hinweg und du wirst die Weisheit sehen, die gegenwärtig ist; denn Gott ist die Weisheit selbst, und es heißt: „Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott anschauen“ (Matth. 5, 8). [18] Agnostikern und Kantianern
hält Augustinus entgegen: Es habe "gewisse Philosophen dieser Welt
gegeben, und sie suchten den Schöpfer durch das Geschöpf, weil
er durch das Geschöpf gefunden werden kann, indem der Apostel ganz
klar sagt: „Das Unsichtbare an ihm wird seit der Erschaffung der Welt durch
das, was geworden ist, erkennbar angeschaut; auch seine ewige Kraft und
Gottheit, so dass sie unentschuldbar sind“. Und er fährt fort: „Denn
obwohl sie Gott erkannt hatten“; er sagt nicht: Weil sie ihn nicht erkannt
hatten, sondern: „Denn obwohl sie Gott erkannt hatten, so haben sie ihn
doch nicht als Gott verherrlicht oder Dank gesagt, sondern wurden eitel
in ihren Gedanken und ihr unverständiges Herz ward verfinstert“. Warum
ward es verfinstert? Er sagt weiter noch bestimmter: „Denn für weise
sich haltend, sind sie Toren geworden“ (Röm. 1, 20-22). Sie sahen,
wohin man kommen müsse, aber undankbar gegen den, der ihnen verlieh,
was sie sahen, wollten sie sich selbst zuschreiben, was sie sahen, und
stolz geworden, verloren sie, was sie sahen, und sie wandten sich zu den
Götzen und Bildern und zum Dienste der Dämonen, um das Geschöpf
anzubeten und den Schöpfer zu verachten. Aber das haben sie getan
als solche, die bereits gestrauchelt waren; dass sie aber strauchelten,
kam von ihrem Stolze; da sie aber stolz wurden, hielten sie sich für
weise." [19]
6. Wir sind Menschen, und zwar Christen; nicht der Stern sondern das Kreuz ist das ZeichenZum Zeichen der Christen im Gegensatz zu dem der Mohammedaner sagt Augustinus: "Wir sind Menschen, und zwar Christen. Das glaube ich eurer Liebe nicht erst lange nachweisen zu müssen, und wenn wir Christen sind, dann gehören wir schon durch den Namen zu Christus. Sein Zeichen tragen wir an der Stirne, und wir werden uns dessen nicht schämen, wenn wir es auch im Herzen tragen. Sein Zeichen ist seine Erniedrigung. Durch einen Stern haben ihn die Weisen erkannt (Matth. 2, 2), und es war dieses vom Herrn gegebene Zeichen himmlisch und glänzend; er wollte nicht, dass ein Stern auf der Stirne der Gläubigen sein Zeichen sei, sondern sein Kreuz sollte es sein." Der Stern und der Halbmond ist das Zeichen der Venusanbeter oder Moslems.[20]"Wir gehören also zum Evangelium, wir gehören zum Neuen Bunde. „Das Gesetz ist uns durch Moses gegeben worden, Gnade und Wahrheit aber ist uns durch Christus geworden.“ Fragen wir den Apostel, und er sagt uns, dass wir nicht unter dem Gesetze sind, sondern unter der Gnade (Röm. 6, 14). „Er sandte also seinen Sohn, geboren von einem Weibe, untergeben dem Gesetze, um die, welche unter dem Gesetze waren, zu erlösen, damit wir an Kindes Statt angenommen würden“ (Gal. 4, 4 f.). Sehet also, dazu kam Christus, um die, welche unter dem Gesetze waren, zu erlösen, damit wir nicht mehr unter dem Gesetze wären, sondern unter der Gnade. Wer also hat das Gesetz gegeben? Jener hat das Gesetz gegeben, der auch die Gnade gegeben hat; aber das Gesetz sandte er durch einen Diener, mit der Gnade stieg er selbst hernieder. Und wie sind die Menschen unter das Gesetz gekommen? Dadurch, dass sie das Gesetz nicht erfüllten. Denn wer das Gesetz erfüllt, ist nicht unter dem Gesetze, sondern mit dem Gesetze; wer aber unter dem Gesetze ist, wird durch das Gesetzt nicht aufgerichtet, sondern gedrückt. Alle unter dem Gesetze stehenden Menschen also macht das Gesetz zu Schuldigen, und dazu ist es über ihrem Haupte, um die Sünden zu offenbaren, nicht sie hinwegzunehmen. Das Gesetz also befiehlt, der Geber des Gesetzes erbarmt sich in dem, was das Gesetz befiehlt. Indem die Menschen versuchten mit eigenen Kräften das zu erfüllen, was vom Gesetze vorgeschrieben ist, sind sie gerade durch ihr verwegenes und voreiliges Selbstvertrauen zu Fall gekommen und waren so nicht mit dem Gesetze, sondern sind unter das Gesetz geraten als Schuldige. Und weil sie mit eigenen Kräften das Gesetz nicht erfüllen konnten, haben sie, als Schuldige unter dem Gesetze stehend, die Hilfe des Befreiers angerufen; und die Anklage des Gesetzes bewirkte bei den Stolzen das Gefühl der Krankheit. Das Gefühl der Krankheit bei den Stolzen wurde zum Bekenntnis für die Demütigen. Schon bekennen die Kranken, dass sie krank sind; es möchte der Arzt kommen und die Kranken heilen" St.Augustinus, Tractatus in Iohannis Evangelium III "Wer gehört zu Adam? Alle, welche von Adam geboren sind. Welche zu Christus? Alle, welche durch Christus geboren sind. Warum sind alle in der Sünde? Weil keiner geboren ist außerhalb Adams. dass sie aber aus Adam geboren wurden, geschah notwendig infolge der Verurteilung; durch Christus geboren werden, hängt vom Willen und der Gnade ab. Nicht gezwungen werden die Menschen, durch Christus geboren zu werden; dagegen nicht weil sie wollten, sind sie aus Adam geboren. Alle jedoch, die aus Adam geboren werden, sind mit Sünde behaftete Sünder; alle, die durch Christus geboren werden, sind gerechtfertigt und gerecht, nicht in sich, sondern in jenem. Denn in sich, wenn du fragst, gehören sie zu Adam; in jenem, wenn du fragst, gehören sie zu Christus. Warum? Weil dieser, das Haupt, unser Herr Jesus Christus, nicht mit dem Ableger der Sünde kam, wenn er auch mit sterblichem Fleische kam." St.Augustinus, Ib.Warum erfuhr Johannes durch die Einfalt der Taube, dass „dieser es ist, welcher tauft im Heiligen Geiste“, wenn nicht eben jene keine Tauben waren, welche die Kirche verunreinigten? "Du siehst, wie jene uns anfeinden, gleich als ob es sich um Verfolgungen handelte, die sie erlitten haben. In körperlicher Beziehung haben sie zwar gewissermaßen Verfolgungen erlitten, obwohl es Geißeln des Herrn waren, der sie offenbar auf eine Zeitlang züchtigte, um sie nicht ewig verdammen zu müssen, falls sie die Züchtigung nicht erkennen und sich nicht bessern. Jene verfolgen die Kirche in Wahrheit, die sie mit Arglist verfolgen; jene treffen schwerer das Herz, welche mit dem Schwerte der Zunge verwunden; jene vergießen gefährlicher Blut, welche Christus, soviel an ihnen liegt, im Menschen töten. In Schrecken gesetzt scheinen sie gewissermaßen durch das Urteil der Obrigkeit. Was tut dir die Obrigkeit, wenn du gut bist? Wenn du aber böse bist, so fürchte die Obrigkeit: „Denn nicht umsonst trägt sie das Schwert“, sagt der Apostel (Röm. 13, 4). Ziehe nur du nicht dein Schwert, womit du Christus triffst. Christ, was verfolgst du am Christen? Was hat in dir der Kaiser verfolgt? Das Fleisch hat er verfolgt; du verfolgst im Christen den Geist. Du tötest nicht das Fleisch. Und doch schonen sie auch das Fleisch nicht; so viele sie konnten, haben sie durch Niederhauen ums Leben gebracht; weder die Ihrigen noch Fremde haben Schonung bei ihnen gefunden. Das ist allgemein bekannt. Gehässig ist die Obrigkeit, weil sie gesetzmäßig ist; gehässig handelt der, welcher nach Recht handelt; ohne Gehässigkeit handelt der, welcher gegen die Gesetze handelt. Es sehe ein jeder von euch, meine Brüder, was der Christ hat. dass er ein Mensch ist, hat er mit vielen gemeinsam; dass er ein Christ ist, unterscheidet ihn von vielen; und mehr geht ihn an, dass er ein Christ ist, als dass er ein Mensch ist. Denn dadurch, dass er ein Christ ist, wird er erneuert zum Bilde Gottes, von dem der Mensch geschaffen ist zum Bilde Gottes", sofern er aber ein Mensch ist, könnte er auch ein Bösewicht, könnte er auch ein Heide, könnte er auch ein Götzendiener, ein Mohammedaner sein. [21] Christenverfolgung
ist heute vor allem ein Problem in islamischen Ländern. "Du verfolgst
im Christen sein Besseres, denn du willst ihm das rauben, wodurch er lebt.
Er lebt nämlich in zeitlicher Beziehung durch den Lebensgeist, wodurch
der Leib belebt wird; er lebt aber für die Ewigkeit durch die Taufe,
welche er vom Herrn empfangen hat; du willst ihm das rauben, was er vom
Herrn empfangen hat; du willst ihm das rauben, wodurch er lebt. Die Räuber
wollen die, welche sie berauben, so berauben, dass sie selbst mehr haben
und jene nichts haben; du beraubst diesen und hast selbst nicht mehr; denn
dir wird nicht mehr zuteil, weil du diesen beraubst." [22]
7. Einheit der Taufe, Verschiedenheit der SprachenAugustinus fragt, worauf beruht die Einheit der Kirche, die trotzdem später so viele Spaltungen erfahren sollte? "Auf dieser Macht nämlich, welche Christus für sich allein behielt und auf keinen Diener übergehen ließ, obwohl er sich würdigte, die Taufe durch seine Diener vornehmen zu lassen, auf dieser Macht beruht die Einheit der Kirche, welche in der Taube dargestellt wird, von der es heißt: „Eine ist meine Taube, die einzige ihrer Mutter“ (Hoh. Lied/Cant. 6, 8). Denn wenn, wie ich schon sagte, meine Brüder, die Macht vom Herrn auf den Diener übertragen würde, dann gäbe es so viele verschiedene Taufen, als es Diener gäbe, und die Einheit der Taufe würde nicht mehr bestehen." [23]Wohin wurden die Jünger gesandt im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, um zu taufen als Diener. Wohin wurden sie gesandt? „Gehet hin“, sagte er, „taufet die Völker.“ Ihr habt gehört, Brüder, wie jenes Erbe gekommen ist: „Fordere von mir, und ich will dir die Völker zu deinem Erbe geben und zu deinem Besitztum die Grenzen der Erde“(Ps. 2, 8). Ihr habt gehört, wie „von Sion das Gesetz ausging und das Wort des Herrn von Jerusalem“ ( Is. 2, 3); dort nämlich hörten die Jünger: „Gehet hin, taufet die Völker im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“(Matth. 28, 19). Wir wurden gespannt, als wir hörten: „Gehet, taufet die Völker“. In wessen Namen? „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Dies ist ein Gott, weil es nicht heißt „ in den Namen“ des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, sondern „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Wo du einen Namen hörst, da ist ein Gott, wie es von den Nachkommen Abrahams heißt und der Apostel Paulus es erklärt: „In deinen Nachkommen werden alle Völker gesegnet werden; er hat nicht gesagt: „In den Nachkommen“, als in vielen, sondern als in einem, und in deinem Nachkommen, welcher ist Christus“(Gen. 22, 18; Gal. 3, 16). [24] Aber, siehe, sagen die Jünger zum Herrn, wir haben gehört, in welchem Namen wir taufen sollen, Du hast uns zu Deinen Dienern gemacht und zu uns gesagt: „Gehet, taufet im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“; "wohin sollen wir gehen? Wohin? Habt ihr es nicht gehört? Zu meinem Erbe. Ihr fragt: Wohin sollen wir gehen? Zu dem, was ich mit meinem Blute erkauft habe. Wohin also? Zu den Völkern, sagt er. Ich habe gemeint, er sprach: Gehet, taufet die Afrikaner im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Gott sei Dank; der Herr hat die Frage gelöst, die Taube hat es gelehrt. Gott sei Dank: zu den Völkern wurden die Apostel gesandt; wenn zu den Völkern, dann zu allen Zungen. Dies zeigte der Heilige Geist an, indem er in Zungen geteilt, in der Taube geeint war. Dort teilen sich die Zungen, hier verbindet die Taube." Alle muslimischen Länder sind heute zerstritten, zum Teil herrscht Krieg: erst wenn diese Länder mehrheitlich christlich werden, kann wirklich Frieden einkehren. [25] Nach Augustinus sind
die Sprachen durch Stolz entstanden. "Gott sah ihren Stolz und ließ
sie in den Irrtum fallen, dass sie sich nicht mehr erkannten beim Reden,
und so entstanden durch Stolz die verschiedenen Sprachen (Gen. 11, 1-9).
Wenn der Stolz die Verschiedenheit der Sprachen bewirkt hat, so hat die
Demut Christi die Verschiedenheit der Sprachen aufgehoben. Was jener Turm
auseinander gebracht hatte, das sammelt die Kirche wieder. Aus einer Sprache
sind viele geworden; wundere dich nicht, das hat der Stolz getan; aus vielen
Sprachen wird eine; wundere dich nicht, das hat die Liebe getan. Denn wenn
auch der Klang der Sprachen verschieden ist, im Herzen wird ein Gott angerufen,
ein Friede bewahrt. Wie also, Teuerste, musste der Heilige Geist, um die
Einheit zu bezeichnen, dargestellt werden, wenn nicht durch die Taube,
damit zu der in Friede vereinigten Kirche gesagt werden könnte: „Eine
ist meine Taube“?" [26]
8. Wir haben den Messias gefunden, was so viel heißt als Christus; Nathanael wahrhaft ein Israelite, in welchem kein Falsch ist„Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer aus den zwei, welche das von Johannes gehört hatten und ihm nachgefolgt waren. Dieser findet seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden, was so viel heißt als Christus.“ Messias ist hebräisch, Christus griechisch, Unctus (d. h. der Gesalbte) lateinisch. Denn von der Salbung heißt er Christus. Salbung ist griechisch Chrisma; also Christus der Gesalbte. Er ist der Gesalbte in einziger Art, der Gesalbte in vorzüglichem Grade; deshalb werden zwar alle Christen gesalbt, er aber in besonderer Weise. Höre, wie es im Psalm heißt: „Darum hat Dich, o Gott, Dein Gott mit dem Öle der Freude gesalbt über Deine Genossen“ (Ps. 44, 8 [hebr. Ps. 45, 8]). Seine Genossen nämlich sind alle Heiligen; doch er ist einzigartig der Heilige der Heiligen, einzigartig der Gesalbte, einzigartig Christus. [27]Wie war Nathanael beschaffen? Der Herr selbst gibt Zeugnis. "Als groß ist der Herr erkannt durch das Zeugnis des Johannes, als glückselig ist Nathanael erkannt durch das Zeugnis der Wahrheit. Wenn auch der Herr nicht durch das Zeugnis des Johannes bekannt gemacht würde, er gab für sich selbst Zeugnis weil ihm für sein Zeugnis die Wahrheit genügt. Allein weil die Menschen die Wahrheit nicht fassen konnten, so suchten sie die Wahrheit durch die Leuchte, und darum wurde Johannes gesandt, damit durch ihn der Herr gezeigt würde. Höre den Herrn, wie er dem Nathanael Zeugnis gibt. „Und es sprach zu ihm Nathanael: Von Nazareth kann etwas Gutes kommen. Es spricht zu ihm Philippus: Komm und sieh. Und es sah Jesus den Nathanael zu ihm kommen und sagt von ihm: Siehe, wahrhaft ein Israelite, in welchem kein Falsch ist.“ Ein großes Zeugnis! Das wurde weder zu Andreas gesagt, noch zu Petrus gesagt, noch zu Philippus, was von Nathanael gesagt wurde: „Siehe, wahrhaft ein Israelite, in welchem kein Falsch ist“. Was tun wir also, Brüder? Sollte dieser der erste sein unter den Aposteln? Er wird nicht bloß nicht als der erste unter den Aposteln erfunden, sondern auch nicht der mittlere noch auch der letzte unter den Zwölfen ist Nathanael, dem der Sohn Gottes ein solches Zeugnis gab, indem er sprach: „Siehe, wahrhaft ein Israelite, in welchem kein Falsch ist“. Fragt man nach der Ursache? So weit der Herr sie mitteilt, finden wir sie wahrscheinlich. Wir müssen nämlich erwägen, dass Nathanael gelehrt und gesetzeskundig gewesen sei; deshalb wollte ihn der Herr nicht unter die Jünger einreihen, weil er Unwissende erwählte, um durch sie die Welt zu beschämen. Höre den Apostel, der also spricht: „Sehet denn“, sagt er, „eure Berufung, Brüder; denn nicht viele Weise nach dem Fleische (Non multi sapientes secundum carnem), nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme; sondern das Schwache vor der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zu beschämen, und was unansehnlich ist vor der Welt und verachtet, das hat Gott erwählt, und das, was nicht ist, wie das, was ist, um das, was ist, zunichte zu machen“(1 Kor. 1, 26-28). Wenn ein Gelehrter erwählt würde, so würde er vielleicht sagen, er sei deshalb erwählt, weil seine Gelehrsamkeit erwählt zu werden verdiente. Da unser Herr Jesus Christus den Nacken der Stolzen brechen wollte, so hat er nicht durch einen Redner den Fischer gesucht, sondern durch einen Fischer hat er den Kaiser gewonnen. Groß war Cyprian der Redner, aber zuerst war Petrus der Fischer, durch den nachher nicht bloß der Redner, sondern auch der Kaiser gläubig werden sollte. Kein Vornehmer, kein Gelehrter wurde anfänglich erwählt, weil Gott das Schwache vor der Welt erwählte, um das Starke zu beschämen. Es war also jener groß und ohne Falsch; deshalb allein wurde er aber nicht erwählt, damit niemand meine, der Herr habe Gelehrte erwählt. Und eben von seiner Gesetzeskunde kam es, dass, als er hörte: „von Nazareth“ (denn er hatte die Schriften durchforscht und wusste, dass von dorther der Heiland zu erwarten war, was anderen Schriftgelehrten und Pharisäern kaum bekannt war), dieser im Gesetze wohlerfahrene Mann also, als er den Philippus sagen hörte: „Wir haben den gefunden, von dem Moses im Gesetze geschrieben hat und die Propheten, Jesus von Nazareth, den Sohn Josephs“, da, als er den Namen „Nazareth“ hörte, wurde er, der die Schriften sehr gut kannte, zur Hoffnung aufgerichtet und sprach: „Von Nazareth kann etwas Gutes kommen“. Nun wollen wir das übrige von ihm erwägen. „Siehe, ein wahrer Israelite, in welchem kein Falsch ist“. Was heißt: „in welchem kein Falsch ist“? Vielleicht hatte er keine Sünde? Vielleicht war er nicht krank? Vielleicht hatte er keinen Arzt nötig? Das sei ferne. Niemand ist hier so geboren, dass er jenen Arzt nicht bedürfte. Was will es also sagen: „in welchem kein Falsch ist“? Forschen wir etwas sorgfältiger nach; es wird bald an den Tag kommen im Namen des Herrn. „Dolus“ (Falsch) sagt der Herr, und jeder, der die lateinischen Worte versteht, weiß, dass es eine Falschheit ist, wenn man anders handelt als man vorgibt. Eure Liebe merke auf. Dolus ist nicht dolor; ich sage dies deshalb, weil viele Brüder, die des Lateinischen weniger kundig sind, so reden, dass sie sagen: Dolus illum torquet, statt dolor. Dolus ist Trug, Verstellung. Wenn einer etwas im Herzen birgt und anders redet, so ist es dolus, und er hat gleichsam zwei Herzen: er hat eine Falte des Herzens, wo der die Wahrheit sieht, und eine andere, wo er die Lüge erzeugt. Und damit ihr wisset, dass dies Falschheit (dolus) ist, so heißt es in den Psalmen: „Falsche Lippen“ (labia dolosa). Was heißt das: „Falsche Lippen“? Es folgt: „Im Herzen und im Herzen haben sie Böses geredet“ (Ps. 11, 3 [hebr. Ps. 12, 3]). Was heißt das: „im Herzen und im Herzen“, als: mit doppeltem Herzen? Wenn also in jenem kein Falsch war, so hat ihn der Arzt für heilbar erklärt, nicht für gesund (Sanabilis-sanus). Denn etwas anderes ist gesund, etwas anderes heilbar, etwas anderes unheilbar; wer krank ist mit Hoffnung, heißt heilbar; wer hoffnungslos krank ist, unheilbar; wer aber schon gesund ist, bedarf des Arztes nicht. Der Arzt also, welcher kam, um zu heilen, sah jenen heilbar, weil kein Falsch in ihm war. Wie war in ihm kein Falsch? Wenn er ein Sünder ist, bekennt er sich als Sünder. Denn wenn er ein Sünder ist und sich für gerecht ausgibt, so ist Falsch in seinem Munde. Er lobte also in Nathanael das Bekenntnis der Sünde, nicht erklärte er ihn für keinen Sünder. [28] Er sah also bereits jenen, in welchem kein Falsch war und sprach: „Siehe, wahrhaft ein Israelite, in welchem kein Falsch ist. Da sagte zu ihm Nathanael: Woher kennst du mich? Der Herr antwortete und sprach: Ehe dich Philippus rief, da du unter dem Feigenbaum warst, habe ich dich gesehen“, d. h. unter dem Feigenbaum. „Es erwiderte ihm Nathanael und sagte: Rabbi, Du bist der Sohn Gottes, Du bist der König Israels“. Etwas Großes konnte dieser Nathanael darin erkennen, dass gesagt wurde: „Als du unter dem Feigenbaum warst, habe ich dich gesehen, ehe dich Philippus rief“. Denn er machte diese Äusserung: „Du bist der Sohn Gottes, Du bist der König Israels“, wie geraume Zeit später Petrus, worauf der Herr zu ihm sagte: „Selig bist du, Simon, Sohn des Jona, denn Fleisch und Blut haben dir das nicht geoffenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist“ (Matth. 16, 17). Und da nannte er ihn Fels und lobte den Grundstein (firmamentum) der Kirche wegen dieses Glaubens. Dieser sagt schon jetzt: „Du bist der Sohn Gottes, Du bist der König Israels“. Warum? Weil zu ihm gesagt wurde: „Ehe dich Philippus rief, als du unter dem Feigenbaum warst, habe ich dich gesehen“. [29] Es ist zu untersuchen,
ob jener Feigenbaum etwas bedeutet. Augustinus schreibt: "Denn höret,
meine Brüder. Wir finden, wie ein Feigenbaum verflucht wurde, weil
er bloß Blätter und keine Frucht hatte (Matth. 21, 19). Als
beim Beginn des Menschengeschlechtes Adam und Eva gesündigt hatten,
machten sie sich aus Feigenblättern Schürzen (Gen. 3, 7); unter
den Feigenblättern sind also die Sünden zu verstehen. Es war
aber Nathanael unter dem Feigenbaum, gleichsam im Schatten des Todes. Es
sah ihn der Herr, von dem es heißt: „Denen, die im Schatten des Todes
saßen, ist ein Licht aufgegangen“(Is. 9, 2). Was also wurde zu Nathanael
gesagt? Du sprichst zu mir, o Nathanael: „Woher kennst du mich“? Nunmehr
sprichst du bereits mit mir, weil dich Philippus rief. Schon vorher sah
er, dass der, welchen er durch den Apostel berief, zu seiner Kirche gehöre.
O du Kirche, o du Israel, in welchem kein Falsch ist, wenn du das Volk
Israel bist, in welchem kein Falsch ist, so hast du jetzt schon Christus
durch die Apostel erkannt, wie Nathanael Christus durch Philippus erkannte.
Aber in seiner Barmherzigkeit hat er dich gesehen, bevor du ihn erkanntest,
als du unter der Sünde lagest. Denn haben denn etwa wir zuerst Christus
gesucht, und nicht vielmehr er uns? Sind etwa wir, die Kranken, zum Arzt
gekommen, und nicht vielmehr der Arzt zu den Kranken? War nicht jenes Schaf
verloren gegangen, und der Hirte suchte es unter Zurücklassung der
neunundneunzig und fand es und trug es dann freudig auf seinen Schultern
zurück? War nicht jene Drachme verloren gegangen, und das Weib zündete
ein Licht an und suchte sie im ganzen Hause, bis sie dieselbe fand? Und
als sie dieselbe gefunden hatte, sprach sie zu ihren Nachbarinnen: „Freuet
euch mit mir, denn ich habe die Drachme gefunden, die ich verloren hatte“(Luk.
15, 4 u. 10). So waren auch wir verloren gegangen wie ein Schaf, wie eine
Drachme, und unser Hirte fand das Schaf, aber er suchte das Schaf; das
Weib fand die Drachme, aber es suchte die Drachme. Wer ist das Weib? Das
Fleisch Christi, Die Menschheit Christi (Joh. 1, 14). Was ist das Licht?
„Ich habe meinem Christus eine Leuchte bereitet“(Ps. 131, 17 [hebr. Ps.
132, 17]). Also gesucht sind wir worden, damit wir gefunden würden;
nachdem wir gefunden sind, reden wir. Lasst uns nicht stolz sein, da wir,
bevor wir gefunden wurden, verloren gewesen wären, wenn wir nicht
gesucht worden wären. Es sollen also die, welche wir lieben und die
wir dem Frieden der christlichen Kirche gewinnen wollen, zu uns sprechen:
Was wollt ihr uns? Was sucht ihr uns, wenn wir Sünder sind? Deshalb
suchen wir euch, damit ihr nicht verloren gehet; wir suchen, weil auch
wir gesucht wurden; wir wollen euch finden, weil auch wir gefunden wurden.
Da also Nathanael gesagt hatte: „Woher kennst Du mich?“ sprach der Herr
zu ihm: „Bevor dich Philippus rief, da du unter dem Feigenbaum warst, habe
ich dich gesehen“. O du Israel ohne Falsch, wer immer du bist, o Volk,
das aus dem Glauben lebt, bevor ich dich durch meine Apostel rief, da du
im Schatten des Todes warst und du mich nicht sahest, habe ich dich gesehen.
Der Herr spricht darauf zu ihm: „Weil ich zu dir gesagt habe: Ich habe
dich unter dem Feigenbaum gesehen, glaubst du; du wirst Größeres
als dies sehen“. Was heißt das: Du wirst Größeres als
dies sehen? „Und er spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch,
ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel auf- und niedersteigen
auf den Sohn des Menschen.“ Brüder, ich habe von einem gewissen Etwas
gesprochen, welches größer ist als dies: „Ich habe dich unter
dem Feigenbaum gesehen“. Denn mehr ist, dass uns der Herr berufen und gerechtfertigt
hat, als dass er uns im Schatten des Todes liegen sah. Denn was nützte
es uns, wenn wir dort geblieben wären, wo er uns sah? Würden
wir etwa nicht liegen bleiben? Was ist größer als dies? Wann
sahen wir die Engel auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen?"
[30]
9. FatumAugustinus spricht von "eitlen Schwätzern" und "verführten Verführern"; auch heute noch gibt es die mohammedanische Prädestination: "Du siehst, dass Christus unter dem Fatum stand, da er sagt: „Meine Stunde ist noch nicht gekommen“(Apg. 19, 19). Welchen also soll man zuerst antworten, den Häretikern oder den Astrologen? Denn beide kommen von der Schlange und wollen die Herzenslauterkeit der Kirche verderben, welche sie in dem unversehrten Glauben hat. Zuerst wollen wir, wenn es gefällig ist, denen antworten, welche wir vorangestellt haben, denen wir zwar schon großenteils geantwortet haben. Aber damit sie nicht glauben, wir wüssten nichts zu sagen über die Worte, welche Christus der Mutter geantwortet hat, so unterweisen wir euch noch mehr gegen sie; denn um sie zu widerlegen, dürfte das bereits Gesagte genügen. [31]Auch Schopenhauer und Leibniz haben sich mit dem Fatum, vor allem der mohammedanischen Prädestination bzw. "fatum mahometanum" oder "Sophisma der faulen Vernunft" auseinandergesetzt. Leibniz meint, wer sich durch derartige Schwierigkeiten in Verlegenheit bingen lasse, scheine ein sehr beschränktes Gesichtsfeld zu haben, und "alle Absichten Gottes auf seine eigenen menschlichen Interessen reduzieren zu wollen." Dies trifft auch auf die Anhänger der mohammedanischen Prädestination zu, "wonach es gleichgültig ist, ob man gut oder böse handelt, und wobei es zur Prädestination genügt, sich einzubilden, man sei wirklich vorherbestimmt." Es gebe einige, die sich über die göttliche Gerechtigkeit und über die Grundlagen der Moral des Menschen nur schwer ausdrücken könnten, "da sie Gott zum Despoten machen und verlangen, der Mensch solle ohne Gründe von der absoluten Gewissheit seiner Erwählung überzeugt sein, was allerdings zu gefährlichen Folgen führt." Diese metaphysischen Erwägungen haben es mit der Natur des Möglichen und des Notwendigen zu tun, sie richten sich "gegen unsere Grundannahme, dass Gott die beste aller möglichen Welten erwählt habe. Es gibt Philosophen, nach deren Behauptung nur das tatsächlich Geschehende möglich ist. Sie sind es auch, die da glauben oder glauben konnten, alles sei absolut notwendig. Einige haben sich dieser Ansicht angeschlossen, weil sie als Ursache der Existenz der Dinge eine unvernünftige, blinde Notwendigkeit annahmen: und sie haben wir am stärksten zu bekämpfen." [32] Der von Schopenhauer beschriebene Türkenglaube oder destin à la Turque bzw. "Türkenfatalismus" (Leibniz) ist in allen muslimischen Nationen weit verbreitet. Montaigne schreibt zum Beispiel über die "Beduinen, eine sarazenische Nation, mit welchen Ludwig der Heilige in den Kreuzzügen zu tun gehabt, wären so fest davon überzeugt gewesen, dass eines jeden Lebensziel von Ewigkeit her unvermeidlich fest gesetzt wäre, dass sie sogar nackend in die Schlacht gelaufen wären, bloß mit einem weissen Tuche und einem türkischen Säbel." Dieser Glaube ist praktisch für den Krieg, führt aber auch zu den heutigen muslimischen Selbstmordattentätern und Kulturzerstörern ("wie noch jetzo die Mohametaner, die alle andere Geschichte verachten"): "Die Assassiner, ein den Phöniciern unterworfenes Volk, werden für die unsträflichsten und heiligsten unter den Mahometanern gehalten. Sie glauben, der kürzeste Weg in den Himmel zu kommen, wäre, wenn sie jemand umbrächten, der von anderer Religion ist." [33] "Denn die wahre Religion muss Eigenschaften haben, die den falschen Religionen abgehen; sonst würden ja Zoroaster, Brahma, Somonokhadon und Mohammed ebensoviel Glauben verdienen wie Moses und Jesus Christus.." - Gottfried Wilhelm LeibnizWas Augustinus beschreibt trifft heute vor allem auf Mohammedaner oder Moslems zu, die immer noch an der Falschheit des Korans ("falsitas Alkorani") festhalten, der vom unsteten Muhammad ("lubrico Mahumeto") aufgeschrieben wurde, aber nicht vom wahren Gott stammt (Nicolaus Cusanus). Augustinus schreibt: "verführt verführen sie ihrerseits und machen den Menschen Täuschungen vor; sie gehen auf den Menschenfang aus, und zwar auf den Straßen. Denn jene, welche auf den Fang wilder Tiere ausgehen, tun dies wenigstens in den Wäldern oder in der Einsamkeit; wie unglückselig eitel sind die Menschen, deren Fang man auf dem Marktplatz ins Werk setzt! Wenn sich Menschen an Menschen verkaufen, erhalten sie Geld; jene geben Geld, um sich an Eitelkeiten zu verkaufen. Denn sie gehen zum Astrologen, um sich Herren zu kaufen, wie sie der Astrolog zu geben für gut findet, entweder den Saturn oder den Jupiter oder den Merkur oder was sie sonst noch für einen gottlosen Namen haben. Als Freier ging er hinein, um nach geleisteter Bezahlung als Sklave herauszugehen. Aber nein, er würde nicht hineingehen, wenn er frei wäre; sondern er ging dahin, wohin ihn der herrschsüchtige Irrtum und die herrschsüchtige Begierde zog." [34] Über den unsteten
Muhammad ("lubrico Mahumeto") die "Falschheit des Korans" (Cusanus) weiß
man heute gut bescheid, weniger bekannt ist, worauf es nach Augustinus
wirklich ankommt: "So wollen wir denn beginnen, das Verborgene der geheimnisvollen
Zeichen (sacramentorum) aufzudecken, soweit der es gibt, in dessen Namen
wir es euch versprochen haben. Es war die Prophetie in den alten Zeiten,
und die Gnade der Prophetie hat zu keiner Zeit gefehlt; allein jene Prophetie
war, solange in ihr Christus nicht verstanden wurde, Wasser. Denn im Wasser
ist gewissermaßen der Wein verborgen. Der Apostel sagt, was wir in
jenem Wasser erkennen sollen: „Bis auf den heutigen Tag, sagt er, liegt,
wenn Moses gelesen wird, dieselbe Decke auf ihrem Herzen, die nicht weggenommen
wird, weil sie in Christus aufgehoben wird. Und wenn du hinübergehst
zum Herrn, wird die Decke hinweggenommen werden“(2 Kor. 3, 14-16). Decke
nennt er die Verhüllung der Prophetie, so dass sie nicht verstanden
wurde. Die Decke wird hinweggenommen, wenn du zum Herrn hinübergehst;
so wird die Schmacklosigkeit aufgehoben, wenn du zum Herrn hinübergehst,
und was Wasser war, wird dir Wein. Lies alle prophetischen Bücher;
wenn Christus darin nicht verstanden wird, was wirst du so schmacklos und
albern finden? Verstehe darin Christus, so schmeckt nicht bloß, was
du liesest, sondern es berauscht auch, indem es den Geist vom Körper
( vom körperlichen, buchstäblichen Verständnis) hinwegbringt,
so dass du, das Vergangene vergessend, nach dem, was vor dir ist, erstrebest."
(Phil. 3, 13). [35]
10. Katechumenen, Nikodemus oder die, die vom Islam zum Christentum konvertiert sindZu den Katechumenen oder denen, die vom Islam zum Christentum konvertiert sind, meint Augustinus: "Günstig also trifft es sich, dass ihr heute aus dem Evangelium vernommen habt: „Wenn jemand nicht wiedergeboren wird aus dem Wasser und dem Heiligen Geiste, so wird er das Reich Gottes nicht sehen“. Denn es ist Zeit, euch zu ermahnen, die ihr noch Katechumenen seid, die ihr zwar an Christus zu glauben angefangen habt, aber noch eure Sünden traget. Keiner aber wird das Himmelreich sehen, der mit Sünden beladen ist; denn nur der, welchem sie erlassen sind, wird mit Christus herrschen; sie können aber nur dem erlassen werden, der aus dem Wasser und dem Heiligen Geiste wiedergeboren ist. Doch geben wir acht auf alle Worte, wie sie zu verstehen sind, damit darin die Trägen finden, mit welcher Sorgfalt sie zur Ablegung der Last sich beeilen sollen. Denn wenn sie irgend eine schwere Bürde tragen würden, entweder eines Steines oder Holzes oder auch eines Gewinnes, wenn sie Getreide tragen würden, wenn Wein, wenn Geld, so würden sie eilen, die Lasten abzulegen; sie tragen die Last der Sünden und sind träge zum Laufen. Man muss laufen, um diese Last abzulegen; sie drückt, taucht ein." [36]„Als der Herr Jesus Christus in Jerusalem war an Ostern zum Feste, glaubten viele an seinen Namen, da sie seine Zeichen sahen, die er tat. Viele glaubten an seinen Namen“. Und was folgt? „Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an.“ Was soll nun das heißen: „Sie glaubten an seinen Namen“, und: „Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an“? Glaubten sie vielleicht nicht an ihn und stellten sie sich, als glaubten sie an ihn, und vertraute sich Jesus deshalb ihnen nicht an? Allein der Evangelist würde nicht sagen: „Viele glaubten an seinen Namen“, wenn er ihnen nicht ein wahres Zeugnis ausstellen würde. Etwas Großes also, etwas Staunenswertes: die Menschen glauben an Christus, und Christus vertraut sich den Menschen nicht an. Zumal da er der Sohn Gottes ist, hat er ohne Zweifel freiwillig gelitten, und wenn er nicht wollte, so würde er nie leiden; wenn er nicht wollte, würde er auch nicht geboren werden; wenn er aber bloß dies wollte, dass er nur geboren würde, so würde er sowohl nicht den Tod erleiden, als auch tun, was immer er wollte, weil der Sohn des allmächtigen Vaters allmächtig ist. Dies wollen wir aus den Tatsachen selbst beweisen. Denn als sie ihn festnehmen wollten, entzog er sich ihnen; das Evangelium sagt: „Und als sie ihn vom Gipfel des Berges hinabstürzen wollten, ging er unverletzt von dannen“ (Luk. 4, 29 f.). Und als sie zu seiner Ergreifung kamen, da er von dem Verräter bereits verkauft war, indem dieser es in seiner Macht zu haben glaubte, seinen Meister und Herrn auszuliefern, auch da zeigte der Herr, dass er freiwillig leide, nicht gezwungen. Denn als ihn die Juden ergreifen wollten, sprach er zu ihnen: „Wen suchet ihr? Aber jene sagten: Jesus von Nazareth. Und er: Ich bin es. Als sie dieses Wort hörten, wichen sie zurück und fielen nieder“ (Joh. 18, 4-6). Dadurch, dass er durch seine Antwort sie niederwarf, zeigte er seine Macht, um darin, dass er sich von ihnen festnehmen ließ, seine freie Zustimmung zu zeigen. Also dass er litt, war ein Werk der Barmherzigkeit. „Denn er ist hingegeben worden wegen unserer Sünden und er ist auferstanden wegen unserer Rechtfertigung“ (Röm. 4, 25). Höre seine eigenen Worte: „Ich habe die Gewalt, mein Leben hinzugeben, und ich habe die Gewalt, es wieder zu nehmen; niemand nimmt es von mir, sondern ich gebe es selbst von mir, um es wieder zu nehmen“(Joh. 10, 18). [37] "Besser wusste der Künstler, was in seinem Werke war, als das Werk selbst, was in ihm war. Der Schöpfer des Menschen wusste, was im Menschen war, was der erschaffene Mensch selbst nicht wusste." - St.Augustinus, Tractatus in Iohannis Evangelium XI„Es war aber ein Mann aus den Pharisäern, mit Namen Nikodemus, ein Vorsteher der Juden. Dieser kam nachts zu ihm und sprach zu ihm: Rabbi.“ Das wisst ihr schon, dass Rabbi Meister heißt. „Wir wissen, dass Du als Lehrer von Gott gekommen bist, denn niemand kann diese Zeichen tun, welche Du tust, es sei denn Gott mit ihm.“ Also dieser Nikodemus war von jenen, die an seinen Namen glaubten, da sie die Zeichen und Wunder sahen, die er tat. Weiter oben nämlich hat er gesagt: „Als er aber in Jerusalem war an Ostern zum Feste, glaubten viele an seinen Namen“. Warum glaubten sie? Er fährt weiter und sagt: „Da sie die Zeichen sahen, die er tat“. Und was sagt er von Nikodemus? „Es war ein Vorsteher der Juden, mit Namen Nikodemus; dieser kam nachts zu ihm und sprach zu ihm: Rabbi, wir wissen, dass Du als Lehrer von Gott gekommen bist“. Auch dieser also glaubte an seinen Namen. Und warum glaubte er? Er fährt weiter: „Denn niemand kann diese Zeichen tun, welche Du tust, es sei denn Gott mit ihm“. Wenn also Nikodemus von jenen vielen war, die an seinen Namen glaubten, so wollen wir sofort bei diesem Nikodemus zusehen, warum Jesus sich ihnen nicht anvertraute. „Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht schauen.“ Denen also vertraut sich Jesus an, welche von neuem geboren sind. Siehe, jene glaubten an ihn, und Jesus vertraute sich ihnen nicht an. "Dazu gehören alle Katechumenen; sie glauben bereits an den Namen Christi, aber Jesus vertraut sich ihnen nicht an. Eure Liebe merke auf und verstehe wohl. Wenn wir zu einem Katechumenen sagen: Glaubst du an Christus? so antwortet er: Ich glaube, und bezeichnet sich; schon trägt er das Kreuz Christi an der Stirne und schämt sich nicht des Kreuzes seines Herrn." Die Katechumenen sind jedoch schon weiter als manche christlichen Würdenträger, die sich in Anwesenheit von Imamen des Kreuzes schämen und es abnehmen. [38] Da also Nikodemus
aus dieser Zahl war, kam er zum Herrn, aber er kam nachts; auch das gehört
vielleicht zur Sache. Er kam zum Herrn und kam nachts; er kam zum Licht
und kam in der Finsternis. Die aber wiedergeboren sind aus dem Wasser und
dem Geiste, was hören sie vom Apostel? „Ihr waret einst Finsternis,
jetzt aber Licht im Herrn, wandelt als Kinder des Lichtes“(Eph. 5, 8).
Die also wiedergeboren sind, waren Kinder der Nacht und sind jetzt Kinder
des Tages; sie waren Finsternis und sind jetzt Licht. Schon vertraut sich
Jesus ihnen an, und sie kommen nicht nachts zu Jesus wie Nikodemus, sie
suchen nicht in der Finsternis den Tag. Solche geben sich auch bereits
öffentlich zu erkennen; Jesus ging zu ihnen und wirkte an ihnen das
Heil; denn er selbst hat gesagt: „Wenn jemand mein Fleisch nicht ißt
und mein Blut nicht trinkt, wird er das Leben nicht in sich haben“(Joh.
6, 54). "Und weil die Katechumenen das Zeichen des Kreuzes auf der Stirne
haben, so gehören sie schon zu dem großen Hause, aber sie sollen
aus Knechten Kinder werden. Denn die sind nicht nichts, die bereits zu
dem großen Hause gehören. Wann aber aß das Volk Israel
das Manna? Als es durch das Rote Meer gegangen war. Was jedoch das Rote
Meer bedeutet, darüber höre den Apostel: „Ich will euch, Brüder,
nicht in Unwissenheit lassen, dass unsere Väter alle unter der Wolke
waren und durch das Meer gingen“. Als ob du ihn fragen würdest, wozu
sie durch das Meer gingen, fährt er weiter und sagt: „Und alle wurden
durch Moses getauft in der Wolke und im Meere“(1 Kor. 10, 1 f.). Wenn also
das Vorbild des Meeres soviel vermochte, wieviel wird erst die wirkliche
Taufe vermögen? Wenn das, was im Sinnbild geschah, das hinübergesetzte
Volk zum Manna führte, was wird Christus durch die wirkliche Spendung
seiner Taufe verleihen, wenn durch sie sein Volk übergesetzt ist?
Durch seine Taufe setzt er die Glaubenden hinüber, wobei alle Sünden
gleichsam wie nachfolgende Feinde getötet werden, wie in jenem Meere
alle Ägypter untergingen. Wohin setzt er über, meine Brüder?
Wohin setzt durch die Taufe Jesus über, dessen Vorbild damals Moses
war, der durch das Meer übersetzte? Wohin setzt er über? Zum
Manna. Was ist das Manna? „Ich bin, sagt er, das lebendige Brot, das vom
Himmel gekommen ist“ (Joh. 6, 51). Das Manna empfangen die Gläubigen,
nachdem sie bereits über das Rote Meer gekommen sind... Die Katechumenen
kennen nicht, was die Christen empfangen. Erröten also sollen sie,
weil sie es noch nicht kennen; sie sollen das Rote Meer durchschreiten,
das Manna essen, damit, wie sie an den Namen Jesu glaubten, so Jesus sich
ihnen anvertraue." [39]
11. Isaak und Ismael, Jakob und Esau, Jakob und Söhne; Verspottung des GeistesWer von der christlichen Kirche geboren wird, "der wird gleichsam von der Sara geboren, wird von der Freien geboren; wer von der Häresie, zum Beispiel Islam, geboren wird, der wird gleichsam von der Magd geboren, aber aus den Nachkommen Abrahams. Gebe eure Liebe acht, welch großes Geheimnis dies ist. Gott bezeugt und spricht: „Ich bin der Gott Abrahams, und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs“(Exod. 3, 6). Und jene drei werden erwähnt, als ob sie ihn allein verdient hätten: „Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs; dies ist mein Name auf ewig“(Exod. 3, 15). Ein großes Geheimnis! Gott ist mächtig, sowohl unsern Mund wie eure Herzen zu öffnen, damit wir es sagen können, wie er es zu offenbaren sich würdigte, und ihr zu fassen vermöget, wie es euch frommt." [40]Wie finden wir das in jenen drei Namen: „Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs“? Dazu Augustinus: "Die Mägde rechnen wir zu den Bösen, die Freien rechnen wir zu den Guten; die Freien gebären Gute: Sara gebar den Isaak (Gen. 21, 3); die Mägde gebären Böse: Hagar gebar den Ismael (Gen. 16, 15). Wir haben in dem einen Abraham sowohl die Gattung, dass durch Gute Gute, als auch die Gattung, dass durch Böse Böse (geboren werden). Durch Gute Böse ? wo sind diese vorhergebildet? Eine Freie war Rebekka, die Frau des Isaak; leset, sie gebar Zwillinge, der eine war gut, der andere bös. Du findest das deutlich in der Schrift, welche Gott sagen lässt: „Jakob habe ich geliebt, Esau aber habe ich gehasst“ (Mal. 1, 2 f.; Röm. 9, 13). Diese zwei gebar Rebekka, Jakob und Esau; der eine von ihnen war erwählt, der andere verworfen; der eine tritt die Erbschaft an, der andere wird enterbt. Gott macht sein Volk nicht aus Esau, sondern er macht es aus Jakob. Ein Same, aber verschieden sind, die empfangen wurden; ein Mutterschoß, aber verschieden sind, die geboren wurden. Gebar etwa nicht die Freie den Jakob, dieselbe Freie, die den Esau gebar? Sie rangen im Schoße ihrer Mutter, und es ward zu Rebekka gesagt, als sie dort rangen: „Zwei Völker sind in deinem Schoße“ (Gen. 25, 22-24). Zwei Menschen, zwei Völker; ein gutes Volk, ein böses Volk; aber doch in einem Schoße ringen sie. Wie viele Böse sind in der Kirche, und ein Schoß trägt sie, bis sie am Ende abgesondert werden; und die Guten klagen über die Bösen und die Bösen hinwieder klagen über die Guten, und sie streiten beide im Schoß einer (Mutter). Werden sie etwa immer beieinander sein? Am Ende gelangen sie ans Licht, es klärt sich die Geburt auf, die hier im Geheimnis vorgebildet wird, und dann wird offenbar werden: „Jakob habe ich geliebt, Esau aber habe ich gehasst“. [41] Es bleibt noch Jakob übrig, damit in den drei Patriarchen die Vollständigkeit jener vier Gattungen zum Abschluß komme. Jakob hatte zu Frauen Freie, er hatte auch Mägde; es gebären die Freien, es gebären auch die Mägde, und es treten die zwölf Stämme Israels ins Dasein. "Wenn du alle zählst, von welchen sie geboren wurden, so sind nicht alle von Freien, nicht alle von Mägden, aber doch alle von einem Samen. Wie nun, mein Brüder? Haben etwa jene, welche von Mägden geboren wurden, nicht zugleich mit ihren Brüdern das Land der Verheißung zum Besitz erhalten? Wir finden dort gute Söhne Jakobs, die von Mägden geboren wurden, und gute Söhne Jakobs, die von Freien geboren wurden." Beruhigt also möge der sein, der aus guten Nachkommen geboren wird, nur ahme er nicht der Magd nach, wenn er von der Magd geboren wird. Einer bösen, übermütigen Magd sollst du nicht nachahmen. Denn warum haben die von Mägden geborenen Söhne Jakobs das Land der Verheißung mit den Brüdern zum Besitz bekommen, während der von der Magd geborene Ismael von der Erbschaft ausgeschlossen wurde? Warum anders, als weil dieser übermütig war, jene demütig? Er richtete seinen Nacken empor und wollte seinen Bruder verführen, mit ihm sein Spiel treibend. [42] "Ein großes Geheimnis zeigt sich da. Ismael und Isaak spielten miteinander; Sara sah sie spielen und sprach zu Abraham: „Stoße die Magd und ihren Sohn hinaus; denn der Sohn der Magd wird nicht Erbe sein mit meinem Sohne Isaak“. Und da Abraham traurig wurde, bestätigte ihm der Herr das Wort seiner Frau. Schon hier ist ohne Zweifel ein Geheimnis, weil jenes Vorkommnis irgend ein Zukünftiges in seinem Schoße barg. Sie sah sie spielen und sagt: „Stoße die Magd und ihren Sohn hinaus“. Was ist das, Brüder? Was hatte denn Ismael dem Knaben Isaak Böses getan, indem er mit ihm spielte? Allein jenes Spiel war eine Verspottung ( Illa lusio illusio erat), jenes Spiel bedeutete eine Täuschung. Denn ein großes Geheimnis beachte eure Liebe. Eine Verfolgung nennt es der Apostel; eben dieses Spielen, eben dieses Spiel nennt er eine Verfolgung; er sagt nämlich: „Wie aber damals der, welcher nach dem Fleische geboren war, den verfolgte, welcher es nach dem Geiste war, so auch jetzt“ (Gal. 4, 29), d. h. die nach dem Fleische geboren sind, verfolgen diejenigen, die nach dem Geiste geboren sind. Welche sind nach dem Fleische geboren? Die Liebhaber der Welt, die Freunde des Zeitgeistes. Welche sind nach dem Geiste geboren? Die Liebhaber des Himmelreiches, die Freunde Christi, die nach dem ewigen Leben verlangen, die Gott selbstlos dienen. Sie „spielen“, und der Apostel nennt es eine Verfolgung; denn nachdem der Apostel die folgenden Worte angeführt hatte: „Und wie damals der, welcher nach dem Fleische geboren war, den verfolgte, welcher es nach dem Geiste war, so auch jetzt“, fährt er weiter und sagt: „Aber was sagt die Schrift? Stoße die Magd und ihren Sohn hinaus; denn der Sohn der Magd wird nicht Erbe sein mit meinem Sohne Isaak“. Wir suchen, wo die Schrift dies sagt, um zu sehen, ob irgend eine Verfolgung Ismaels gegen Isaak vorausgegangen sei, und wir finden, dies sei von Sara gesagt worden, als sie die Knaben miteinander spielen sah. Das Spiel, von welchem die Schrift sagt, dass es Sara gesehen, nennt der Apostel eine Verfolgung." - St.Augustinus, Tractatus in Iohannis Evangelium XIFrüher waren es die Donatisten, heute die Moslems, die Christen verfolgen, die "die Ausbläser Christi", die Lästerer der Taufe, die Häretiker, "welche euch, ihr Spiel mit euch treibend, verführen: Komm, komm, lass dich hier taufen, hier hast du die wahre Taufe. Spiele nicht, einer ist wahrhaft; das ist ein Spiel; du wirst verführt, und diese Verfolgung wird schwer für dich sein. Es wäre besser für dich, du würdest Ismael für das Reich gewinnen, aber Ismael will nicht, weil er spielen will. Halte du fest die Erbschaft des Vaters...Sie wagen sogar noch zu sagen, dass sie häufig Verfolgung leiden von katholischen Königen oder katholischen Machthabern. Welche Verfolgung erdulden sie? Leibliche Bedrängnis. Ob sie jedoch dann und wann gelitten haben, oder wie sie gelitten haben, das dürften sie selbst wissen und ihr Gewissen anklagen; dennoch haben sie nur leibliche Verfolgung erlitten, die Verfolgung, welche sie vollbringen, ist schlimmer. Nimm dich in acht, wenn Ismael mit Isaak spielen will, so er dir schmeichelt, so er dir eine andere Taufe anbietet; antworte: Ich habe die Taufe schon. Denn wenn diese Taufe gültig ist, so will der, der dir eine andere geben möchte, mit dir Spiel treiben. Hüte dich vor dem Verfolger der Seele. Denn wenn die Partei des Donatus dann und wann von katholischen Machthabern etwas erlitten hat, so hat sie nur dem Leibe nach gelitten, nicht durch Verspottung des Geistes. Höret und sehet in den früheren Vorkommnissen lauter Zeichen und Andeutungen künftiger Dinge. Es findet sich, dass Sara Hagar, die Magd, bedrängt habe; Sara ist die Freie; als die Magd angefangen hatte, übermütig zu werden, beklagte sich Sara bei Abraham und sprach: „Stoße die Magd hinaus, sie erhob gegen mich ihren Nacken“. Und als ob das Abraham tun würde, beschwerte sich das Weib über Abraham. Abraham aber, der an der Magd nicht hing aus fleischlicher Lust, sondern im Bewußtsein der Pflicht, Kinder zu erzeugen, da Sara sie ihm gegeben hatte, um durch sie Nachkommenschaft zu erhalten, sprach zu ihr: „Siehe, es ist deine Magd; tu mit ihr, was du willst“. Und Sara bedrängte sie schwer, und sie floh vor ihrem Angesichte. Siehe, die Freie bedrängte die Magd, und der Apostel nennt das nicht Verfolgung; der Knecht spielt mit dem Herrn, und der Apostel nennt es Verfolgung; jene Bedrängnis wird nicht als Verfolgung bezeichnet, und dieses Spielen wird Verfolgung genannt. Was haltet ihr davon, Brüder? Verstehet ihr nicht, was angedeutet ist? So also, wenn Gott die Obrigkeit aneifern will gegen die Häretiker, gegen die Schismatiker, gegen die Entzweier der Kirche, gegen die Ausbläser Christi, gegen die Lästerer der Taufe , so sollen sie sich nicht wundern, da auch Gott veranlasst, dass Hagar von Sara gezüchtigt werde. Hagar soll sich erkennen, sie soll ihren Nacken beugen; denn als sie gedemütigt von ihrer Herrin wegging, begegnete ihr ein Engel und sprach: „Was ist’s, Hagar, Magd der Sara?“ Nachdem sie sich über ihre Herrin beklagt hatte, was hörte sie da vom Engel? „Kehre zurück zu deiner Herrin“ (Gen. 16, 5-9). Dazu also wird sie bedrängt, dass sie zurückkehre. Und möchte sie nur zurückkehren, weil dann ihr Sohn, wie die Söhne Jakobs, mit den Brüdern die Erbschaft besitzen wird." [43] Die geistige Wiedergeburt ist eine, wie die fleischliche Geburt eine ist. Wie bei der fleischlichen Geburt der weibliche Schoß zur einmaligen Gebärung dient, so dient bei der geistigen Geburt der Schoß der Kirche dazu, dass einer einmal getauft wird. Wir finden nämlich, wie ein von der Magd Geborener enterbt, ein von der Freien Geborener Erbe wurde; wir finden wiederum, wie ein von der Freien Geborener enterbt, ein von der Magd Geborener Erbe wurde. Von der Magd geboren, wurde Ismael enterbt (Gen. 21, 10), von der Freien geboren, wurde Isaak Erbe (Gen. 25, 5); von der Freien geboren, wurde Esau enterbt (Gen. 27, 35), von Mägden geboren, wurden die Söhne Jakobs Erben (Gen. 49). In jenen drei Patriarchen also ist jedes Vorbild des zukünftigen Volkes ersichtlich, und nicht mit Unrecht sagt Gott: „Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs; dies, sagt er, ist mein Name auf ewig“(Exod. 3, 6. 15). Weiter wollen wir uns erinnern, was dem Abraham verheißen worden ist; denn dies wurde dem Isaak, dies auch dem Jakob verheißen. Was finden wir: „In deinem Samen werden alle Völker gesegnet werden“ (Gen. 22, 18). Damals glaubte einer, was er nicht sah; die Menschen sehen es, und sie sind verblendet. Erfüllt hat sich in den Völkern, was einem verheißen wurde, und es trennen sich von der Gemeinschaft der Völker jene, die auch das, was erfüllt ist, nicht sehen wollen, wie die Donatisten und die heutigen Moslems; ihnen kann man mit Augustinus nur sagen: "Aber was nützt es ihnen, dass sie es nicht sehen wollen? Sie sehen es, ob sie wollen oder nicht; die enthüllte Wahrheit strahlt auch auf verschlossene Augen." [44] Wurde Ismael etwa deshalb enterbt, weil er von der Magd war? Wenn er darum enterbt wurde, weil er von der Magd geboren wurde, so würden die Söhne von Mägden überhaupt nicht zur Erbschaft zugelassen. Die Söhne Jakobs wurden zur Erbschaft zugelassen, Ismael aber wurde enterbt, "nicht weil er von der Magd geboren wurde, sondern weil er hochmütig war gegen die Mutter, hochmütig gegen den Sohn der Mutter" Weil er hochmütig war gegen den Bruder, hochmütig im Spielen, weil er mit ihm sein Spiel trieb. Eine Verspottung sah sie in jenem Spiele, sie bemerkte den Hochmut des Knechtes; es missfiel ihr, sie stieß ihn hinaus. Die von Mägden Geborenen werden als Verworfene hinausgestoßen; auch der von der Freien Geborene, Esau, wird hinausgestoßen. "Niemand also vertraue darauf, dass er von Guten geboren ist; niemand vertraue darauf, dass er durch Heilige getauft ist. Wer durch Heilige getauft wird, trachte danach, dass er ein Jakob sei, kein Esau. Das also, Brüder, wollte ich sagen; es ist besser, von Menschen, die das Ihrige suchen und die Welt lieben, was der Name Magd andeutet, getauft zu werden und geistig nach der Erbschaft Christi zu streben, damit einer gleichsam ein Sohn Jakobs sei von der Magd, als durch Heilige getauft zu werden und hochmütig zu sein, so dass einer ein Esau wird, der hinausgestoßen werden muss, obwohl er von der Freien geboren ist. Dies, Brüder, behaltet. Wir wollen euch nicht schöntun, setzet eure Hoffnung nicht auf uns; wir schmeicheln weder uns noch euch; ein jeder hat seine Last zu tragen. An uns ist es, zu reden, damit wir nicht zu unserm Schaden gerichtet werden; an euch ist es, zu hören und zwar mit dem Herzen zu hören, damit nicht zurückgefordert werde, was wir geben, oder vielmehr, wenn es zurückgefordert wird, soll ein Gewinn sich zeigen, kein Verlust." [45] „Nikodemus antwortete
und sprach zu ihm: Wie kann das geschehen?“ Wirklich nach fleischlicher
Art, er fasste es nicht. In ihm geschah, was der Herr gesagt hatte, er
hörte die Stimme des Geistes und wusste nicht, woher sie gekommen
war und wohin sie ging. „Jesus antwortete und sagte zu ihm: Du bist Lehrer
in Israel und weißt dies nicht.“ Dazu Augustinus: "O Brüder,
was soll das sein, dürfen wir meinen, der Herr habe diesen Lehrer
der Juden gewissermaßen verhöhnen wollen? Der Herr wusste, was
er tat; er wollte, dass jener aus dem Geiste geboren werde. Niemand wird
aus dem Geiste geboren, wenn er nicht demütig ist; denn gerade die
Demut macht, dass wir aus dem Geiste geboren werden, weil der Herr nahe
ist denen, die betrübten Herzens sind (Ps. 33, 19 [hebr. Ps. 34, 19]).
Jener war von seinem Lehramt aufgeblasen und glaubte von einiger Bedeutung
zu sein, weil er ein Lehrer der Juden war; der Herr nimmt ihm den Hochmut
ab, damit er aus dem Geiste geboren werden kann; er verspottet ihn gleichsam
als einen Unwissenden, nicht weil der Herr selbst höher erscheinen
will. Was wäre das auch Großes: Gott im Vergleich zu dem Menschen,
die Wahrheit im Vergleich zu der Lüge? Muss man sagen, kann man sagen:
Christus ist größer als Nikodemus; darf man das denken? Wenn
Christus größer genannt würde als die Engel, so wäre
das lächerlich; denn unvergleichlich größer als jedes Geschöpf
ist der, durch den jedes Geschöpf geworden ist. Aber er geißelt
den Hochmut des Menschen: „Du bist Lehrer in Israel und weißt das
nicht?“ Als wollte er sagen: Siehe, du weißt nichts, hochmütiger
Vorsteher, werde geboren aus dem Geiste; denn wenn du aus dem Geiste geboren
wirst, wirst du die Wege Gottes einschlagen, um der Demut Christi nachzufolgen.
Denn dadurch steht er hoch über allen Engeln, dass er, „da er in der
Gestalt Gottes war, es für keinen Raub hielt, Gott gleich zu sein;
aber er entäusserte sich selbst, nahm die Gestalt des Knechtes an,
ward den Menschen gleich und im Äussern wie ein Mensch erfunden; er
erniedrigte sich, ward gehorsam bis zum Tode... Er, der wahre Lehrer
im Himmel, nicht bloß der Menschen, sondern auch der Engel. Denn
wenn die Engel unterrichtet sind, so sind sie durch das Wort Gottes unterrichtet.
Wenn sie durch das Wort Gottes unterrichtet sind, so forscht nach, woher
sie unterrichtet sind, und ihr werdet finden: „Im Anfang war das Wort,
und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“. Dem Menschen wird der
Nacken weggenommen, aber der wilde und harte, damit es ein sanfter Nacken
sei, um das Joch Christi zu tragen, von dem es heißt: „Mein Joch
ist sanft, und meine Bürde ist leicht“ (Matth. 11, 30). [46]
12. „Niemand steigt in den Himmel empor, als der vom Himmel herabgestiegen ist“; Rettung der WeltDies trifft auf Christus zu, nicht jedoch auf Mohammed, von dem seine Anhänger fälschlich behaupten er sei von Jerusalem in den Himmel gefahren; in Wirlichkeit ist er nach Dante in der Hölle gelandet; die "rituelle Steinigung des Teufels" in Mekka gehört zum Showbusiness und wirkt sich natürlich nicht positiv auf das Heil der Mohammedaner aus. Dazu Augustinus: "Wohlan also, Brüder, Gott wollte Sohn des Menschen sein, und die Menschen sollten nach seinem Willen Söhne Gottes sein. Er stieg unsertwegen herab, wir sollen seinetwegen hinaufsteigen. Denn nur der allein stieg herab und stieg hinauf, der sagt: „Niemand steigt in den Himmel empor, als der vom Himmel herabgestiegen ist“. Werden also die nicht in den Himmel emporsteigen, die er zu Söhnen Gottes macht? Sie werden gewiß emporsteigen; dies ist uns verheißen: „Sie werden den Engeln Gottes gleich sein“ (Matth. 22, 30). Wie also steigt niemand empor, als wer herabgestiegen ist? Weil nur einer herabstieg, einer emporsteigt. Wie steht es mit den übrigen? Wie soll es anders zu verstehen sein, als dass sie seine Glieder sein werden, so dass nur einer emporsteigt? Deshalb folgt: „Niemand steigt in den Himmel empor, als der vom Himmelherabgestiegen ist, der Sohn des Menschen, der im Himmel ist“. Wunderst du dich, dass er sowohl hier wie im Himmel war? Zu solchen machte er auch seine Jünger." [47]Deshalb sagt Augustinus: „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde. Also soweit es auf den Arzt ankommt, kam er den Kranken zu heilen. Der tötet sich selbst, der die Vorschriften des Arztes nicht beobachten will. Es kam der Heiland in die Welt. Warum ward er Heiland der Welt genannt, als damit er die Welt heile, nicht damit er die Welt richte? Du willst dich von ihm nicht heilen lassen, du wirst von dir aus gerichtet werden. Und was sag’ ich: „Du wirst gerichtet werden“? Siehe, was er sagt: „Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der, sagt er, ist schon gerichtet“. Noch nicht ans Licht getreten ist das Gericht, aber es hat bereits stattgefunden. Denn der Herr kennt die Seinigen (2 Tim. 2, 19), er kennt, die ausharren zur Krone, er kennt, die ausharren zum Feuer; er kennt in seiner Tenne den Weizen, er kennt die Spreu; er kennt die Saat, er kennt das Unkraut. Der ist schon gerichtet, der nicht glaubt. Warum gerichtet? „Weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes.“ Nicht nur Mohammed, sondern alle seine Anhänger, die krampfhaft an der Leugnung des Gottessohnes festhalten, sind schon gerichtet. [48] Wichtig ist die Selbsterkenntnis, zum Beispiel dass man als Moslem den Heiligen Geist lästert; diese Selbsterkenntnis wird in muslimischen Ländern mit dem Tode bestraft! Nach Augustinus ist diese Selbsterkenntnis aber der erste Schritt aus der Finsternis: „Dies ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt kam, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse.“ Meine Brüder, bei welchen fand der Herr gute Werke? Bei keinem; bei allen fand er böse Werke. Wie haben demnach einige die Wahrheit getan und sind zum Lichte gekommen? Denn auch das folgt: „Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Lichte, damit seine Werke offenbar werden, weil sie im Herrn geschehen sind.“ Wie haben einige ein gutes Werk getan, so dass sie zum Lichte kamen d. i. zu Christus? Und wie haben einige die Finsternis geliebt? Wenn er alle als Sünder fand und alle von der Sünde heilt, und wenn jene Schlange, in welcher der Tod des Herrn vorhergebildet wurde, die Gebissenen heilt, und die Schlange wegen des Schlangenbisses aufgerichtet wurde d. h. der Tod des Herrn wegen der dem Tode anheimgefallenen Menschen, die er als Ungerechte fand; wie ist dann die Stelle zu verstehen: „Dies ist das Gericht, dass das Licht in die Welt kam, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse?“ Was ist das? Bei welchen denn waren die Werke gut? Bist du nicht gekommen, um die Gottlosen zu rechtfertigen? Aber „sie liebten, sagt er, die Finsternis mehr als das Licht“. Der Anfang der guten Werke ist das Bekenntnis der bösen Werke. "Du tust die Wahrheit und du kommst zum Lichte. Was heißt das: Du tust die Wahrheit? Du tust dir nicht schön, du schmeichelst dir nicht, du sagst dir keine Artigkeiten; du sagst nicht: Ich bin gerecht, während du ungerecht bist, und fängst so an, die Wahrheit zu tun. Du kommst aber zum Lichte, damit deine Werke offenbar werden, weil sie in Gott getan sind; denn gerade auch dies, dass dir deine Sünde missfiel, würde dir nicht missfallen, wenn Gott dir nicht leuchtete und seine Wahrheit es dir nicht offenbarte. Aber wer, obwohl gemahnt, seine Sünden liebt, hasst das mahnende Licht und flieht es, so dass seine bösen Werke nicht kund werden, die er liebt. Wer aber die Wahrheit tut, klagt bei sich das eigene Böse an; er schont sich nicht, er verzeiht sich nicht, damit Gott ihm verzeihe, weil er das, was Gott verzeihen soll, selbst anerkennt, und er kommt so zum Lichte, dem er Dank sagt, dass er ihm das, was an ihm hassenswert ist, gezeigt hat. Er spricht zu Gott: „Wende dein Angesicht von meinen Sünden hinweg“, und mit welcher Stirne sagt er das, wenn er nicht weiter sagt: „Denn meine Missetat erkenne ich und meine Sünde ist immer vor mir“(Ps. 50, 11. 5 [hebr. Ps. 51, 11. 5]). [49] Daher kann man mit Augustinus sagen „Der vom Himmel kommt, ist über alle, und was er gesehen und gehört hat, dies bezeugt er, und niemand nimmt sein Zeugnis an.“ Es gibt ja Menschen, die zum Zorne Gottes bereitet sind, "die mit dem Teufel verurteilt werden; von diesen nimmt niemand das Zeugnis Christi an" wie die Mohammedaner. Johannes würde also, wenn er gefragt würde, vielleicht antworten und sagen: Ich weiß, was ich gesagt habe: „niemand“. Es gibt nämlich Menschen, die zum Zorne Gottes geboren und dazu auch vorauserkannt sind. Denn Gott weiß, welche glauben werden und welche nicht glauben werden; Gott weiß, welche ausharren werden in dem, woran sie geglaubt haben, und welche vom christlichen Glauben abfallen werden, wie die heutigen Konvertitinnen, die vom christlichen Glauben zum mohammedanischen Irrglauben wechseln. Johannes schaute also "eine gewisse gottlose, ungläubige Schar, und sie anblickend in ihrem Unglauben, sagt er: „Das Zeugnis dessen, der vom Himmel kommt, nimmt niemand an“. Von welchen niemand? Von denjenigen, die zur Linken sein werden, von denjenigen, zu welchen gesagt werden wird: „Gehet in das ewige Feuer, welches dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist“ (Matth. 25, 41). Welche also nehmen es an? Jene, welche zur Rechten sein werden, jene, zu welchen gesagt werden wird: „Kommet, ihr Gesegnete meines Vaters, nehmet in Besitz das Reich, welches euch von Anbeginn der Welt bereitet ist“(Matth. 25, 34). Er schaute also im Geiste die Trennung, im Menschengeschlechte aber die Vermischung, und was noch nicht dem Ort nach getrennt ist, das trennte er im Geiste, das trennte er im Anblick des Herzens; und so schaute er zwei Völker, das der Gläubigen und das der Ungläubigen; er schaute die Ungläubigen und sagte: „Der vom Himmel kommt, ist über alle, und was er gesehen und gehört hat, das bezeugt er, und niemand nimmt sein Zeugnis an“. Dann wandte er sich von der Linken weg, blickte auf die Rechte und sprach weiter: „Wer sein Zeugnis annimmt, hat bestätigt, dass Gott wahrhaft ist“. Was heißt: „Er hat bestätigt, dass Gott wahrhaft ist“, als eben dies: der Mensch ist lügnerisch und Gott ist wahrhaft? Denn kein Mensch kann sagen, was Wahrheit ist, wenn er nicht von dem erleuchtet wird, der nicht lügen kann. Gott also ist wahrhaft, Christus aber ist Gott. Willst du den Beweis dafür haben? Nimm sein Zeugnis an, und du findest es: „Denn wer sein Zeugnis annimmt, hat bestätigt, dass Gott wahrhaft ist“. Wer? Er, der vom Himmel kommt und über alle ist, ist der wahrhafte Gott. Aber wenn du ihn noch nicht als Gott erkennst, hast du sein Zeugnis noch nicht angenommen; nimm es an und du bestätigst, du erkennst entschieden, du anerkennst bestimmt, dass Gott wahrhaft ist." [50] "Das fleischliche Denken fasst nicht, was ich sage; es verschiebe das Verständnis und fange beim Glauben an, es höre, was folgt: „Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben; wer aber dem Sohne nicht glaubt, wird das Leben nicht haben, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm“. Er sagt nicht: Der Zorn Gottes kommt über ihn, sondern „der Zorn Gottes bleibt über ihm“. Alle, die als Sterbliche geboren werden, haben den Zorn Gottes auf sich. Welchen Zorn Gottes? Der auf dem ersten Adam ruhte. Wenn nämlich der erste Mensch gesündigt hat, so hat er auch gehört: „Du wirst des Todes sterben“(Gen. 2, 17); er ist sterblich geworden, und wir werden schon als sterblich geboren, wir sind mit dem Zorn Gottes geboren. Darum kam der Sohn, ohne eine Sünde zu haben, und kleidete sich ins Fleisch, kleidete sich in die Sterblichkeit. Wenn er mit uns am Zorne Gottes teilnahm, sind wir so träge, mit ihm an der Gnade Gottes teilzunehmen? Wer also an den Sohn nicht glaubt, „über dem bleibt der Zorn Gottes“. Was für ein Zorn Gottes? Jener, von dem der Apostel spricht: „Auch wir waren von Natur aus Kinder des Zornes wie auch die übrigen“(Eph. 2, 3). Alle also sind Kinder des Zornes, weil sie vom Fluche des Todes kommen. Glaube an Christus, der für dich sterblich geworden ist, damit du ihn, den Unsterblichen, erfassest; denn wenn du seine Unsterblichkeit erfassest, wirst auch du nicht sterblich sein. Er lebte, du starbst; er starb, damit du lebest. Er brachte die Gnade Gottes, nahm den Zorn Gottes weg. Gott besiegte den Tod, damit nicht der Tod den Menschen besiege." - St.Augustinus, Tractatus in Iohannis Evangelium XIV 13. Das samaritanische Weib war ein Vorbild der aus den Heiden zu berufenden KircheEin Vorbild der Kirche, nicht schon der gerechtfertigten, sondern der erst zu rechtfertigenden; denn dies stellt das Gespräch dar. "Sie kommt, ohne ihn zu kennen, sie findet ihn, und es wird mit ihr verhandelt. Sehen wir zu, was? Sehen wir zu, warum? „Es kam ein Weib von Samaria, Wasser zu schöpfen.“ Die Samaritaner gehörten nicht zum Volke der Juden; denn sie waren Fremdlinge, obwohl sie die benachbarten Landstriche bewohnten. Es wäre zu lang, den Ursprung der Samaritaner darzulegen, damit wir nicht bei vielem verweilen und das Notwendige übergehen müssen; es genügt also, dass wir die Samaritaner unter die Ausländer rechnen. Und damit ihr nicht glaubet, ich hätte dies mehr keck als wahrheitsgemäß gesagt, so höret, was der Herr Jesus selbst von jenem Samaritaner gesagt hat, dem einzigen von den zehn geheilten Aussätzigen, der allein zurückkam, um Dank zu sagen: „Sind nicht zehn geheilt worden, und wo sind die neun? Keiner gab Gott die Ehre als dieser Fremdling“ (Luk. 17, 17 f.). Es gehört zur Idee der Sache, dass das Weib, welches ein Vorbild der Kirche war, von den Ausländern kam; denn die Kirche sollte von den Heiden den Ausgang nehmen, nicht von dem Geschlechte der Juden stammen. Hören wir also in ihr uns, erkennen wir in ihr uns und sagen wir in ihr Gott Dank für uns. Denn sie war ein Vorbild, nicht die Wahrheit, weil auch sie ein Vorbild vorangehen ließ, und sie wurde Wahrheit." Das samaritanische Weib war ein Vorbild der aus den Heiden zu berufenden Kirche und zugleich ist sie durch ihren Glauben Wahrheit geworden, d. h. ein Glied der wahren Kirche. [51]„Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken. Seine Jünger waren nämlich in die Stadt gegangen, um Speise zu kaufen. Da sagt das samaritanische Weib zu ihm: Wie begehrst du, da du doch ein Jude bist, von mir zu trinken, die ich ein samaritanisches Weib bin? (Die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritanern.)“ Da seht ihr die Ausländer; die Juden gebrauchen nicht einmal ihre Geschirre. Und weil das Weib ein Geschirr bei sich trug, um damit Wasser zu schöpfen, deshalb wunderte sie sich, dass ein Jude von ihr zu trinken verlangte, was die Juden nicht zu tun pflegten. Er aber, der zu trinken begehrte, dürstete nach dem Glauben des Weibes. Nun höre zuletzt noch, wer zu trinken verlangt. „Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du die Gabe Gottes wüsstest und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken, so hättest du ihn vielleicht gebeten, und er würde dir lebendiges Wasser gegeben haben.“ Er verlangt einen Trunk und verspricht einen Trunk. Er leidet Mangel, um zu empfangen, und ist reich, um zu sättigen. „Wenn du die Gabe Gottes wüsstest“, sagt er. Die Gabe Gottes ist der Heilige Geist. Aber noch redet er unbestimmt mit dem Weibe und dringt erst allmählich ins Herz. Vielleicht lehrt er schon. Denn was ist lieblicher und freundlicher als jene Ermahnung: „Wenn du die Gabe Gottes erfasstest und wüsstest, wer der ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken, so würdest du vielleicht bitten, und er würde dir lebendiges Wasser geben“; bis hierher redet er noch unklar. Lebendiges Wasser heißt gewöhnlich jenes, das von der Quelle herauskommt. Denn das, welches vom Regen in Gräben und Zisternen sich sammelt, heißt nicht lebendiges Wasser. Und wenn es aus einer Quelle fließt und an einem Orte gesammelt stehen bleibt, und das, woraus es entsprungen ist, zu sich nicht heranlässt, sondern mit Unterbrechung des Laufes gleichsam vom Pfade der Quelle abgeschnitten ist, so heißt es nicht lebendiges Wasser; vielmehr heißt jenes Wasser lebendig, welches in fließendem Zustande aufgefangen wird. Ein solches Wasser war in jener Quelle. Wie nun versprach er, was er verlangte? [52] Der Herr spricht etwas deutlicher von dem lebendigen Wasser. Das Weib hatte nämlich gesagt: „Bist Du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben hat, und er hat selbst daraus getrunken und seine Kinder und seine Herden“? Von diesem lebendigen Wasser kannst Du mir nicht geben, weil Du kein Schöpfgefäß hast; Du versprichst wohl eine andere Quelle? Kannst Du größer sein als unser Vater, der diesen Brunnen gegraben hat und der mit den Seinen ihn gebraucht hat? Der Herr möge also sagen, was er mit dem lebendigen Wasser gemeint hat. „Jesus antwortete und sprach zu ihr: Jeder, der von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber trinkt von dem Wasser, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm ein Quell des Wassers werden, welches in das ewige Leben fließt.“ Ganz deutlich hat der Herr gesprochen: „Es wird in ihm ein Quell des Wassers werden, welches in das ewige Leben fließt. Wer von diesem Wasser trinkt, den wird nicht dürsten in Ewigkeit“. Was ist deutlicher, dass er kein sichtbares, sondern ein unsichtbares Wasser versprach? Was ist deutlicher, dass er nicht im fleischlichen, sondern im geistigen Sinne redete? [53] Da also Jesus sah, dass es dem Weibe an Verständnis fehle, und da er wollte, dass sie verstehen lerne, sagt er: „Rufe deinen Mann“. Deshalb nämlich weißt du nicht, was ich sage, weil dein Verstand nicht da ist; ich rede nach dem Geiste, du hörst nach dem Fleische. Was ich rede bezieht sich weder auf die Belustigung der Ohren, noch auf die Augen, noch auf den Geruch, noch auf den Geschmack, noch auf den Tastsinn; es wird nur mit dem Geiste erfasst, nur mit dem Verstande vernommen; dieser Verstand ist bei dir nicht da, wie kannst du fassen, was ich sage? „Rufe deinen Mann“, nimm deinen Verstand hinzu. Denn was soll es für dich bedeuten, eine Seele zu haben? Das ist nichts Großes, auch die Tiere haben eine Seele. Wodurch stehst du höher? Weil du einen Verstand hast, den die Tiere nicht haben. Was heißt also: „Rufe deinen Mann“? Du fassest mich nicht, du verstehst mich nicht; ich rede von der Gabe Gottes zu dir, du aber denkst an das Fleisch; dem Fleische nach willst du nicht mehr dürsten, ich aber wende mich mit meiner Rede an den Geist; dein Verstand ist abwesend, „rufe deinen Mann“. „Sei nicht wie ein Pferd und Maulesel, die keinen Verstand haben“ (Ps. 32, 9). Also, meine Brüder, eine Seele haben und keinen Verstand haben, d. h. ihn nicht gebrauchen und nicht nach ihm leben, heißt wie ein Tier leben. Es ist nämlich in uns etwas Tierisches, wodurch wir im Fleische leben, aber es muss durch den Verstand gelenkt werden. Denn die Bewegungen der Seele, sofern sie nach dem Fleische tätig ist und zügellos in fleischlichen Gelüsten sich ergehen will, lenkt von oben herab der Verstand. Wer muss Mann genannt werden? Der lenkt oder der gelenkt wird? Ohne Zweifel lenkt da, wo das Leben geordnet ist, der Verstand die Seele, der zur Seele selbst gehört. Denn nicht etwas anderes als die Seele ist der Verstand, sondern etwas von der Seele, wie das Auge nicht etwas anderes ist als das Fleisch, sondern etwas von dem Fleische. Obwohl aber das Auge etwas vom Fleische ist, so genießt es doch allein das Licht ganz, die übrigen fleischlichen Glieder aber können zwar vom Lichte übergossen werden, jedoch können sie das Licht nicht empfinden; nur das Auge empfängt und empfindet es. So ist in unserer Seele etwas, was Verstand heißt. Eben dies von der Seele, was Verstand und Vernunft heißt, wird von dem höheren Lichte erleuchtet. Jenes höhere Licht nun, wodurch der Verstand des Menschen erleuchtet wird, ist Gott; denn „er war das wahre Licht, welches erleuchtet einen jeden Menschen, der in diese Welt kommt“ (Joh. 1, 9). Dieses Licht war Christus, dieses Licht redete mit dem Weibe, und sie war mit dem Verstande nicht da, der durch jenes Licht erleuchtet und nicht bloß mit Licht übergossen werden, sondern es auch genießen sollte. Also gleich als wollte der Herr sagen: Erleuchten will ich, und den ich erleuchten will, der ist nicht da. „Rufe, sagt er, deinen Mann“; gebrauche den Verstand, durch den du belehrt, von dem du gelenkt werden sollst. Also stelle dir die Seele ohne den Verstand gleichsam als Weib vor, den Verstand aber habe sie gleichsam zum Manne. Aber dieser Mann lenkt sein Weib nicht gut, wenn er nicht von einem Höheren gelenkt wird. Denn „das Haupt des Weibes ist der Mann, das Haupt des Mannes aber Christus“ (1 Kor. 11, 3). Das Haupt des Mannes redete mit dem Weibe, und der Mann war nicht da. Und gleich als wollte der Herr sagen: Bring dein Haupt herbei, damit jener sein Haupt aufnehme; also „rufe deinen Mann und komm hierher“, d. h. sei da, sei zugegen; du bist nämlich wie abwesend, so lange du die Stimme der anwesenden Wahrheit nicht verstehst; sei anwesend, aber nicht allein, mit deinem Manne sollst du zugegen sein. Heute in Zeiten der Emanzipation kann man dieses Bild natürlich nicht wörtlich nehmen. [54] Dieser Mann war jenen
fünf Männern bei dem Weibe nicht nachgefolgt. Wo er nämlich
nicht nachfolgt, herrscht der Irrtum. Denn wenn die Seele anfängt,
die Vernunft zu gebrauchen, wird sie entweder von einem weisen Verstande
gelenkt oder vom Irrtum, aber der Irrtum lenkt nicht, sondern führt
ins Verderben. Nach den fünf Sinnen also irrte das Weib noch, und
der Irrtum schüttelte sie. Der Irrtum aber war nicht der gesetzliche
Mann, sondern ein Buhler; darum spricht zu ihr der Herr: „Du hast mit Recht
gesagt: Ich habe keinen Mann. Denn du hast fünf Männer gehabt“;
die fünf Sinne des Fleisches haben dich zuerst geleitet; du bist zum
Alter des Vernunftgebrauches gelangt, aber du bist nicht zur Weisheit gelangt,
sondern in den Irrtum gefallen. Also nach jenen fünf Männern
„ist der, den du hast, nicht dein Mann“. Und was war er, wenn er nicht
der Mann war, als ein Buhler? „Rufe“ also nicht den Buhler, sondern „deinen
Mann“, damit du mich durch den Verstand erfassest, nicht durch den Irrtum
von mir etwas Falsches denkest. Denn noch irrte das Weib, die an das Wasser
dachte, indes der Herr bereits vom Heiligen Geiste sprach. [55]
14. Wie sind sie entstanden, "gewisse die Seelen umstrickenden und in die Tiefe stürzenden Irrlehren"? Nicht jede Seele hat Kenntnis von der WeisheitDer Evangelist Johannes hat unter seinen Genossen und Mitarbeitern, den andern Evangelisten, vom Herrn (an dessen Brust er beim Abendmahle lag, um dadurch anzudeuten, dass er höhere Geheimnisse aus seinem innersten Herzen schöpfte) die besondere und eigentümliche Gabe erhalten, dass er vom Sohne Gottes solches sagte, was die Geister der Kleinen vielleicht zur Aufmerksamkeit anregen kann, die noch nicht Fassungsfähigen nicht ausfüllen kann, während er allen reiferen und innerlich zu einem gewissen mannbaren Alter gelangten Geister durch diese Worte etwas gibt, wodurch sie geübt und genährt werden sollen. Gegen die Anklage zum Beispiel der heutigen Mohammedaner, "die entweder aus Unwissenheit oder aus Bosheit kommt, redet der Herr nicht eben das, was sie fassen, sondern das, wodurch sie beunruhigt und bestürzt werden und vielleicht wenigstens infolge der Bestürzung den Arzt suchen sollten. Er sprach es aber zu dem Zweck, dass es aufgeschrieben würde, damit es nachher auch von uns gelesen werden könnte." [56]"Denn es sind ja die Häresien und gewisse die Seelen umstrickenden und in die Tiefe stürzenden Irrlehren nur dadurch entstanden, dass die Schriften, die an sich gut sind, nicht gut verstanden werden, und was darin nicht gut verstanden wird, gleichwohl grundlos und keck behauptet wird. Deshalb, meine Lieben, müssen wir das vorsichtig hören, zu dessen Erfassung wir noch zu klein sind, indem wir mit frommem Herzen und mit Zittern, wie geschrieben steht, diese Gesundheitsregel festhalten, dass wir an dem, was wir nach dem Glauben, in dem wir unterrichtet sind, zu verstehen vermögen, wie an einer Speise uns freuen, in bezug auf das aber, was wir nach der gesunden Glaubensregel noch nicht zu verstehen imstande sind, den Zweifel entfernen, das Verständnis aufschieben, d. h. dass wir, auch wenn wir nicht erkennen, was es damit für eine Bewandtnis habe, doch auf keinen Fall bezweifeln, dass es gut und wahr sei. Auch bei mir, Brüder, der ich zu euch zu reden unternommen habe, sollt ihr in Erwägung ziehen, wer der ist, der es unternommen, und was er unternommen hat; ich habe ja unternommen, Göttliches zu behandeln, obwohl ich ein Mensch bin, Geistliches, obwohl ich fleischlich bin, Ewiges, obwohl ich sterblich bin. Auch von mir, meine Lieben, sei ferne die eitle Einbildung, wenn ich als ein Gesunder wandeln will im Hause Gottes, welches da ist die Kirche des lebendigen Gottes, die Säule und Grundfeste der Wahrheit (1 Tim. 3, 15). Nach meiner schwachen Weise fasse ich, was ich euch vorsetze; wo es erschlossen wird, weide ich mich mit euch; wo es verschlossen bleibt, klopfe ich mit euch an." - St.Augustinus, Tractatus in Iohannis Evangelium XVIIIWie verhält es sich also mit der Auferstehung des Leibes? Denn die, welche hören und leben, wodurch leben sie, als eben durch Hören? Der Freund des Bräutigams nämlich steht und hört ihn und freut sich wegen der Stimme des Bräutigams, nicht wegen seiner Stimme (Joh. 3, 29), d. h. durch Teilnahme, nicht durch ihre Existenz (Participando, non exsistendo) hören und leben sie. Denn es gab solche, die sie leugneten und sagten, dass dies die einzige Auferstehung sei, die durch den Glauben stattfindet. Diese Auferstehung hat der Herr soeben erwähnt und uns entflammt, weil einige Tote „die Stimme des Sohnes Gottes hören und leben werden“. Nicht werden von denjenigen, welche hören, die einen sterben und die andern leben, sondern alle, „welche hören, werden leben“. Siehe, wir sehen die Auferstehung des Geistes; verlieren wir also nicht den Glauben an die Auferstehung des Fleisches. Viele leugneten also die Auferstehung des Fleisches und behaupteten, die Auferstehung sei bereits im Glauben geschehen. Gegen diese wendete sich der Apostel, da er sagte: „Unter diesen sind Hymenäus und Philetus, welche von der Wahrheit abgewichen sind, indem sie sagen, die Auferstehung sei schon geschehen, und sie untergraben den Glauben mancher“(2 Tim. 2, 17 f.). Sie sagten, die Auferstehung sei schon geschehen, jedoch in der Weise, dass eine andere nicht zu erwarten sei, und sie tadelten die Menschen, welche auf eine Auferstehung des Fleisches hofften, gleichsam als würde die Auferstehung, die verheißen worden, bereits im Glauben an dem Geiste sich erfüllen. Der Apostel tadelt sie. Warum tadelt er sie? "Von jenem Leben der Weisheit hat ja nicht der Leib, sondern die vernünftige Seele Kenntnis. Denn auch nicht jede Seele hat Kenntnis von der Weisheit. Hat doch auch das Tier eine Seele, aber die Seele des Tieres hat keine Kenntnis von der Weisheit. Also die menschliche Seele kann jenes Leben erfassen, welches der Vater in sich selbst hat und das er dem Sohne gab, damit er das Leben in sich selbst habe; denn dies ist das wahre Licht, welches erleuchtet, nicht jede Seele, sondern jeden Menschen, der in diese Welt kommt." [57] Alle Propheten ausser "Mahound" (Rushdie) oder dem "Hunde von Propheten" (Walter Scott) haben Zeugnis abgelegt: "Also Moses gab Zeugnis für Christus, Johannes gab Zeugnis für Christus, und auch die übrigen Propheten und Apostel gaben Zeugnis für Christus. All diesen Zeugnissen zieht Christus das Zeugnis seiner Werke vor. Denn auch durch jene (Männer) gab Gott Zeugnis für seinen Sohn. Allein Gott gibt noch auf andere Weise Zeugnis für seinen Sohn: durch seinen Sohn selbst zeigte Gott seinen Sohn, er zeigt sich durch den Sohn. Wenn der Mensch zu diesem gelangen kann, wird er keiner Lampe mehr bedürfen und, indem er tief genug gräbt, das Gebäude auf dem Felsen errichten." [58] Festgestellt ist, dass die vernünftige Seele nur durch Gott beseligt, der Leib nur durch die Seele belebt wird und die Seele eine Art Mittelding zwischen Gott und dem Leibe ist. Es war ja auch in Christus eine menschliche Seele, die ganze Seele; nicht bloß die unvernünftige (animalische) Seele, sondern auch die vernünftige, welche Geist heißt. Es gab nämlich gewisse Häretiker wie die Apollinaristen, und sie wurden von der Kirche ausgeschlossen, welche meinten, der Leib Christi habe keine vernünftige Seele, sondern gewissermaßen eine Tierseele; wo nämlich die vernünftige Seele fehlt, findet sich das tierische Leben. Aber weil sie ausgeschlossen wurden, und mit Recht ausgeschlossen wurden, so nimm den ganzen Christus hin: das Wort, die vernünftige Seele und das Fleisch. Dies alles ist Christus. Es stehe deine Seele von der Sündhaftigkeit auf durch dies, was er als Gott ist; es stehe dein Leib von der Hinfälligkeit auf durch das, was er als Mensch ist. So vernehmet also, Teuerste, den in dieser Lektion, wie mir scheint, enthaltenen tiefen Sinn und sehet, wie Christus hier nichts anderes zum Ausdruck bringt, als warum Christus gekommen ist, nämlich damit die Seelen auferstehen von der Sündhaftigkeit und die Leiber auferstehen von der Verweslichkeit. Schon habe ich gesagt, wodurch die Seelen auferstehen ? durch die Substanz Gottes; wodurch die Leiber auferstehen ? durch die menschliche Heilstätigkeit unseres Herrn Jesus Christus. [59] Schließlich,
was haben jene Menschen, die das sahen, gemeint? „Als jene Menschen, heißt
es, gesehen hatten, was für ein Zeichen er getan, sagten sie: Dieser
ist wahrhaft ein Prophet.“ Vielleicht hielten sie Christus deshalb noch
für einen (bloßen) Propheten, weil sie im Grase lagen, also
noch fleischlich urteilten. "Er war aber der Herr der Propheten, der Erfüller
der Propheten, der Heiliger der Propheten, aber auch Prophet; denn auch
zu Moses wurde gesagt: „Ich werde ihnen einen Propheten erwecken, gleich
dir“(Deut. 18, 18). Gleich dem Fleische nach, nicht der Majestät nach.
Und dass jene Verheißung von Christus zu verstehen sei, wird deutlich
in der Apostelgeschichte dargelegt und gelesen (Apg. 7, 37). Und der Herr
selbst sagt von sich: „Kein Prophet ist ohne Ehre, es sei denn in seinem
Vaterlande“(Joh. 4, 44). Ein Prophet ist der Herr; und das Wort Gottes
ist der Herr, und kein Prophet weissagt ohne das Wort Gottes; mit den Propheten
ist der Herr, und ein Prophet ist das Wort Gottes. Es wurden die früheren
Zeiten der Propheten gewürdigt, die angehaucht und mit dem Worte Gottes
erfüllt waren; wir wurden des Propheten gewürdigt, welcher das
Wort Gottes selbst ist. So aber ist Christus, der Herr der Propheten, ein
Prophet, wie Christus, der Herr der Engel, ein Engel ist. Denn auch er
wurde Engel des großen Ratschlusses genannt (Is. 9, 6). Allein was
sagt der Prophet anderswo? „Nicht ein Gesandter noch ein Engel, sondern
er selbst wird kommen und sie retten“ (Is. 35, 4), d. h. er wird zu ihrer
Rettung keinen Gesandten, keinen Engel schicken, sondern er selbst wird
kommen. Wer wird kommen? Er selbst, der Engel. Gewiß, nicht durch
einen Engel wird er kommen, außer insofern er selbst so Engel ist,
dass er zugleich der Herr der Engel ist. Denn Engel sind lateinisch Boten
(nuntii). Wenn Christus keine Botschaft brächte, so würde er
nicht Engel (Bote) heißen; wenn Christus nicht prophezeite, würde
er nicht Prophet heißen. Er ermahnte uns zum Glauben und zur Ergreifung
des ewigen Lebens; etwas Gegenwärtiges hat er angekündigt, etwas
Zukünftiges vorausgesagt; indem er Gegenwärtiges ankündigte,
war er ein Engel (Bote), insofern er Zukünftiges voraussagte, war
er ein Prophet; insofern er das Fleisch gewordene Wort Gottes ist, war
er der Herr der Engel und Propheten." [60]
15. Attende, attende, appende; Was heißt herauswerfen anders als fortwerfen? (Proiecit, porro iecit); Ursprung aller KrankheitenWarum stieg er aber hinauf, da er wusste, dass sie ihn nehmen und zum Könige machen wollten? Denn wie? War der nicht König, der König zu werden fürchtete? Er war es ganz gewiß, und zwar kein solcher, der von Menschen dazu gemacht werden sollte, sondern ein solcher, der den Menschen ein Königreich geben sollte. Gibt uns vielleicht Jesus auch hier etwas zu verstehen, dessen Taten Worte sind? Also darin, dass sie ihn nehmen und zum Könige machen wollten, so dass er deshalb auf den Berg floh, er allein, diese an ihm vorgenommene Handlung sollte schweigen, nichts reden, nichts bedeuten? Oder war vielleicht ihn nehmen soviel als der Zeit seines Reiches zuvorkommen wollen? War er ja jetzt gekommen, nicht um schon zu herrschen, wie er herrschen wird, sofern wir sagen: „Zukomme Dein Reich“ (Matth. 6, 10). Er herrscht zwar immer mit dem Vater, sofern er der Sohn Gottes ist, das Wort Gottes, das Wort, durch welches alles geworden ist. "Die Propheten aber haben sein Reich vorausgesagt, auch sofern Christus Mensch geworden ist und seine Gläubigen zu Christen gemacht hat. Es wird also ein Reich aus Christen sein, das jetzt gesammelt, jetzt erworben, jetzt erkauft wird mit dem Blute Christi; es wird sein Reich einmal offen hervortreten, wenn die Klarheit seiner Heiligen erscheinen wird nach dem von ihm gehaltenen Gerichte, das, wie er oben selbst erklärt hat, der Sohn des Menschen halten wird (Joh. 5, 22). Von diesem Gerichte hat auch der Apostel gesagt: „Wenn er das Reich Gott und dem Vater übergeben haben wird“ (1 Kor. 15, 24). Daher sagt er auch selbst: „Kommet, ihr Gesegneten meines Vaters, nehmet in Besitz das Reich, das euch von Anbeginn der Welt bereitet worden ist“ (Matth. 25, 34). [61]„Und den, der zu mir kommen wird, werde ich nicht hinauswerfen. Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.“ Darum also wirst Du denjenigen, der zu Dir kommen wird, nicht hinauswerfen, weil Du vom Himmel herabgekommen bist, nicht um Deinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der Dich gesandt hat? Ein großes Geheimnis! Ich bitte euch, klopfen wir miteinander an; es möge etwas zu uns herauskommen, was uns nähren, gemäß dem, was uns lockte. Ein großes und süßes Geheimnis ist es: „Wer zu mir kommen wird“. Merk auf, merk auf, habt acht (Attende, attende, appende): „Wer zu mir kommen wird, den werde ich nicht hinauswerfen“. Also „wer zu mir kommen wird“, sagt er, „den werde ich nicht hinauswerfen“. Warum? „Weil ich vom Himmel herabgekommen bin, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat“. Das ist also der Grund, warum Du den nicht hinauswirfst, der zu Dir kommt, dass Du nicht Deinen Willen zu tun vom Himmel herabgekommen bist, sondern den Willen dessen, der Dich gesandt hat? Ja, dieser ist es. Was fragen wir erst, ob er es sei? Er ist es, sagt er selbst. Denn uns ist es nicht erlaubt, etwas anderes zu vermuten, als was er sagt: „Wer zu mir kommen wird, den werde ich nicht hinauswerfen“. Und als ob Du fragen würdest: Warum? „Weil ich nicht gekommen bin, meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat“. Ich fürchte, dass die Seele deshalb von Gott weggekommen ist, weil sie stolz war, ja ich zweifle nicht daran. Denn es steht geschrieben: „Der Anfang jeder Sünde ist der Stolz“, und: „Der Anfang des Stolzes eines Menschen ist der Abfall von Gott“. Es steht geschrieben, es ist zweifellos, es ist wahr. Ferner wie heißt es von dem stolzen Sterblichen, der mit den Lappen des Fleisches umhüllt, von der Last des vergänglichen Körpers niedergedrückt ist und doch sich erhebt und vergisst, mit welchem Fell er bekleidet ist, was ruft ihm die Schrift zu? „Wie ist doch hochmütig Erde und Asche? Warum ist er hochmütig?“ Sie sage, warum er hochmütig ist. „Weil er in seinem Leben sein Innerstes herausgeworfen hat“(Ekkli 10, 15. 14. 9. 10). Was heißt herauswerfen anders als fortwerfen? (Proiecit, porro iecit) Das heißt hinausgehen. Denn hineingehen heißt, nach dem Innern streben; das Innere herauswerfen, heißt hinausgehen. Das Innere wirft der Hochmütige heraus, der Demütige strebt nach dem Inneren. Wenn wir nun durch Hochmut hinausgeworfen werden, so kehren wir durch Demut wieder zurück." [62] Was ist der Ursprung aller Krankheiten nach Augustinus? "Der Ursprung aller Krankheiten ist der Stolz, weil der Ursprung aller Sünden der Stolz ist. Wenn der Arzt eine Krankheit beseitigt und er kümmert sich bloß um das, was durch eine Ursache entstanden ist, kümmert sich aber nicht um die Ursache selbst, durch die es entstanden ist, so heilt er scheinbar für eine Zeitlang, bleibt aber die Ursache, dann wiederholt sich die Krankheit. Beispielsweise will ich es noch deutlicher ausdrücken. Krankhafte Säfte erzeugen im Leibe ein Exsudat oder Geschwüre, im Körper entsteht eine große Fieberhitze und kein geringer Schmerz; es werden gewisse Arzneimittel hergestellt, welche das Exsudat hemmen und den Brand des Geschwüres löschen sollen; sie werden angewendet und haben Erfolg. Du siehst den Menschen, der ein Exsudat oder Geschwür hatte, geheilt, allein da jene Säfte nicht entfernt wurden, kommt es wieder zu einem Geschwüre. Der Arzt, der das merkt, beseitigt die Säfte, entfernt die Ursache, und die Geschwüre werden ganz ausbleiben. Wodurch nimmt die Ungerechtigkeit überhand? Durch den Hochmut. Heile den Hochmut, und es wird keine Ungerechtigkeit mehr geben. Damit also die Ursache aller Krankheiten d. i. der Hochmut geheilt würde, stieg der Sohn Gottes herab und wurde demütig. Was bist du hochmütig, o Mensch? Gott ist deinetwegen demütig geworden. Du könntest dich vielleicht schämen, einem demütigen Menschen nachzuahmen, so ahme doch wenigstens dem demütigen Gott nach. Der Sohn Gottes kam in Menschengestalt und wurde demütig; es wird dir befohlen, demütig zu sein, es wird dir nicht befohlen, aus einem Menschen ein Tier zu werden; er, Gott, ist Mensch geworden, du, Mensch, erkenne, dass du ein Mensch bist; deine ganze Demut geht darauf hinaus, dass du dich erkennest. Also weil Gott die Demut lehrt, hat er gesagt: „Ich bin nicht gekommen, meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat“. Denn das ist eine Empfehlung der Demut. Der Hochmut tut ja nur seinen eigenen Willen, die Demut tut den Willen Gottes. Darum „werde ich den, der zu mir kommen wird, nicht hinauswerfen“. Warum? „Weil ich nicht gekommen bin, meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.“ Demütig kam ich, Demut zu lehren kam ich, als Lehrer der Demut kam ich; wer zu mir kommt, wird mir einverleibt; wer zu mir kommt, wird demütig; wer mir anhängen wird, wird demütig sein, weil er nicht seinen Willen tut, sondern den Willen Gottes, und deshalb wird er nicht hinausgeworfen werden, weil er, da er hochmütig war, hinausgeworfen wurde." [63] „Jeden zieht seine Lust“ - Vergil, Eclog. 2, 65.Aiugustinus meint, wir dürfen nicht fürchten, dass wir von Leuten, welche die Worte kritisch betrachten und vom Verständnis gerade der göttlichen Dinge so weit entfernt sind, bei diesem evangelischen Ausdruck der heiligen Schriften vielleicht getadelt werden, und dass man zu uns sage: Wie glaube ich freiwillig, wenn ich gezogen werde? "Ich sage: Freiwillig ist zu wenig, du wirst sogar mit Lust gezogen. Was heißt mit Lust gezogen werden? „Habe Lust im Herrn, und er wird dir die Wünsche deines Herzens erfüllen“ (Ps. 37, 4). Es gibt eine gewisse Lust des Herzens, dem jenes Himmelsbrot süß ist. Sodann wenn der Dichter sagen durfte: „Jeden zieht seine Lust“ (Vergil, Eclog. 2, 65.), nicht die Notwendigkeit, sondern das Behagen, nicht der Zwang, sondern das Ergötzen, um wieviel mehr müssen wir sagen, der Mensch werde zu Christus gezogen, der seine Freude hat an der Wahrheit, seine Freude hat an der Seligkeit, seine Freude hat an der Gerechtigkeit, seine Freude hat am ewigen Leben, was alles Christus ist? Oder haben nur die körperlichen Sinne ihre Ergötzlichkeit und der Geist bleibt ohne die ihm zukommenden Ergötzlichkeiten? Wenn der Geist keine ihm eigenen Ergötzlichkeiten hat, warum heißt es dann: „Die Menschenkinder aber werden vertrauen auf den Schutz Deiner Flügel, sie werden trunken werden von dem Überflusse Deines Hauses, und mit dem Strome der Wonne wirst Du sie tränken; denn bei Dir ist die Quelle des Lebens und in Deinem Lichte werden wir das Licht schauen“ (36, 8-10)? [64] Was heißt es aber: „Wen der Vater zieht“, da doch Christus selbst zieht? Was wollte er, dass er sagte: „Wen der Vater zieht“? Wenn wir gezogen werden sollen, dann mögen wir von dem gezogen werden, zu dem die Liebende spricht: „Dem Dufte Deiner Salben nach werden wir laufen“ (Hoh. Lied 1, 3.). Doch was er damit verstanden wissen wollte, wollen wir betrachten, Brüder, und, soviel wir vermögen, erfassen. Es zieht der Vater zum Sohne diejenigen, welche deshalb an den Sohn glauben, weil sie dafür halten, dass er Gott zum Vater habe; denn Gott der Vater hat einen sich gleichen Sohn gezeugt, so dass, wer dafür hält und in seinem Glauben annimmt und bedenkt, gleich mit dem Vater sei der, an den er glaubt, diesen der Vater zum Sohne zieht. Arius hielt ihn für ein Geschöpf wie später Mohammed, "ihn hat der Vater nicht gezogen, denn der achtet den Vater nicht, der den Sohn nicht für gleich hält. Was sagst du, Arius? Was sprichst du, Häretiker? Was ist Christus? Er ist, sagt er, nicht wahrer Gott, sondern ein Geschöpf des wahren Gottes. Dich hat der Vater nicht gezogen, denn du hast nicht als Vater den erkannt, dessen Sohn du leugnest; du hast eine andere Meinung: er ist nicht der Sohn; du wirst weder vom Vater gezogen, noch wirst du zum Sohne gezogen; denn etwas anderes ist der Sohn, und etwas anderes, was du sagst. Photinus behauptete: Christus ist nur Mensch, er ist nicht Gott. Wer so glaubt, den hat der Vater nicht gezogen. Den der Vater zog, sagte: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Nicht wie ein Prophet, nicht wie Johannes, nicht wie ein großer Gerechter, sondern wie der einzige, wie der gleiche „bist Du Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“. Siehe, dass er gezogen wurde und vom Vater gezogen wurde: „Selig bist du Simon, Sohn des Jonas, denn Fleisch und Blut haben dir das nicht geoffenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist“ (Matth. 16, 16. 17). Diese Offenbarung ist die Anziehung. Dem Schafe zeigst du einen grünen Zweig und ziehst es an. Dem Knaben zeigt man Nüsse und zieht ihn an, und wohin er läuft, davon wird er angezogen, durch Liebe wird er angezogen, ohne eine Verletzung des Körpers wird er angezogen, durch ein Band des Herzens wird er angezogen. Wenn nun diese Dinge, welche unter den irdischen Genüssen und Ergötzlichkeiten den Liebenden gezeigt werden, anziehen, da es wahr ist: „Jeden zieht seine Lust an“, sollte dann der vom Vater geoffenbarte Christus nicht anziehen? Denn nach was verlangt die Seele in höherem Grade als nach der Wahrheit? Wohin muss sie einen gierigen Schlund richten, warum wünschen, dass der Gaumen drinnen zur Beurteilung des Wahren gesund sei, als eben um Weisheit, Gerechtigkeit, Wahrheit, Ewigkeit zu essen und zu trinken?" [65] Er belehre uns weiter
über das, was folgt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich
glaubt, hat das ewige Leben“. Er wollte sich aussprechen, wer er sei; denn
er hätte kurzweg sagen können: Wer an mich glaubt, hat mich.
Denn Christus selbst ist wahrer Gott und das ewige Leben. Wer also an mich
glaubt, sagt er, der geht in mich, und wer in mich geht, hat mich. Was
heißt aber, mich haben? Das ewige Leben haben. Das ewige Leben hat
den Tod angenommen, das ewige Leben wollte sterben, aber von dem Deinigen,
nicht von dem Seinigen; er nahm von dir an, worin er für dich sterben
sollte. Er nahm nämlich von den Menschen das Fleisch an, aber nicht
nach der Weise der Menschen. Denn der einen Vater schon im Himmel hatte,
erkor sich auf Erden eine Mutter; dort ist er geboren ohne Mutter, und
hier ohne Vater. Es nahm also das Leben den Tod an, damit das Leben den
Tod töte. Denn „wer an mich glaubt, sagt er, hat das ewige Leben“,
nicht das uns bekannte, sondern das unbekannte (Non quod patet, sed quod
latet). Denn das ewige Leben war „das Wort, es war im Anfang bei Gott,
und Gott war das Wort, und das Leben war das Licht der Menschen“(Joh. 1,
4). [66]
16. WissenschaftWas heißt nun das, was er hinzufügt: „Der Geist ist es, der lebendig macht, das Fleisch nützt nichts“? Sagen wir zu ihm (er erträgt uns ja, die wir nicht widersprechen, sondern lernen möchten): O Herr, guter Meister, wie „nützt das Fleisch nichts“, da Du doch selbst gesagt hast: „Wer mein Fleisch nicht isst und mein Blut nicht trinkt, der wird das Leben nicht in sich haben“? Oder nützt etwa das Leben nichts? Und weshalb sind wir, was wir sind, ausser um das ewige Leben zu haben, das Du durch Dein Fleisch verheißest? Was heißt es also: „Das Fleisch nützt nichts“? Es nützt nichts, aber in dem Sinne, wie es jene verstanden; sie verstanden nämlich das Fleisch so, wie es bei einem toten Leibe zerschnitten oder in der Fleischbank verkauft wird, nicht wie es durch den Geist belebt wird. Folglich heißt es so: „Das Fleisch nützt nichts“, wie es heißt: „Die Wissenschaft bläht auf“. Sollen wir nun darum die Wissenschaft hassen? Das sei ferne. Und was heißt dann: „Die Wissenschaft bläht auf“? Die Wissenschaft für sich allein, ohne die Liebe. Darum fügte er bei: „Die Liebe aber erbaut“ (1 Kor. 8, 1.). Füge also zur Wissenschaft die Liebe, und die Wissenschaft wird nützlich sein, nicht durch sich allein, sondern durch die Liebe. So auch jetzt: „Das Fleisch nützt nichts“, aber das Fleisch für sich allein, es trete der Geist zum Fleische hinzu, wie die Liebe zur Wissenschaft hinzukommt, und es nützt sehr viel. Denn wenn das Fleisch nichts nützte, so würde das Wort nicht Fleisch werden, um in uns zu wohnen. Wenn uns Christus durch das Fleisch viel nützte, wie soll das Fleisch nichts nützen? Aber durch das Fleisch hat der Geist etwas für unser Heil getan. Das Fleisch war das Gefäß; was es in sich schloss, beachte, nicht was es war. Die Apostel wurden gesandt; hat uns etwa ihr Fleisch nichts genützt? Wenn uns das Fleisch der Apostel nützte, konnte dann das Fleisch des Herrn ohne Nutzen sein? [67]Also auch hier: „Meine
Zeit ist noch nicht gekommen, eure Zeit aber“, d. i. die Ehre der Welt,
„ist immer bereit“. Das ist die Zeit, von welcher in der Prophetie Christus,
d. i. der Leib Christi, spricht: „Wenn ich ergreifen werde die Zeit, werde
ich in Gerechtigkeit richten“ (Ps. 75, 3). Denn jetzt ist nicht die Zeit
zu richten, sondern die Zeit, die Ungerechten zu ertragen. So trage also
jetzt der Leib Christi und erdulde die Ungerechtigkeit derer, die ein schlechtes
Leben führen. Er habe jedoch jetzt die Gerechtigkeit, bevor er das
Gericht hat; denn durch Gerechtigkeit wird er zum Gerichte gelangen. Was
sagt nämlich die Heilige Schrift im Psalme zu den die Ungerechtigkeit
dieser Welt ertragenden Gliedern? „Der Herr wird sein Volk nicht verstoßen.“
Es leidet ja sein Volk unter Unwürdigen, unter Ungerechten, unter
Schmähsüchtigen, unter Unzufriedenen, Verleumdern, Verfolgern
und, wenn es angeht, unter Totschlägern. Sein Volk leidet zwar, aber
„der Herr wird sein Volk nicht verstoßen und sein Erbe nicht
verlassen, bis die Gerechtigkeit ins Gericht sich wendet“ (Ps. 93, 14.
15 ;hebr. Ps. 94, 14. 15). „Bis die Gerechtigkeit“, die jetzt in seinen
Heiligen ist, „sich ins Gericht wendet“, da sich erfüllen wird, was
zu ihnen gesagt wurde: „Ihr werdet auf zwölf Stühlen sitzen und
richten die zwölf Stämme Israels“(Matth. 19, 28). Es hatte der
Apostel die Gerechtigkeit, aber noch nicht jenes Gericht, von dem er sagt:
„Wisset ihr nicht, dass wir die Engel richten werden?“ (1 Kor. 6, 3.).
Jetzt also sei die Zeit, gerecht zu leben, hernach wird die Zeit kommen,
diejenigen, die schlecht gelebt haben, zu richten. „Bis die Gerechtigkeit“,
heißt es, „ins Gericht sich wendet“. Dies wird die Zeit des Gerichtes
sein, von dem der Herr eben gesagt hat: „Meine Zeit ist noch nicht gekommen“.
Denn es wird die Zeit der Ehre sein, so dass der, welcher in Niedrigkeit
kam, in Hoheit kommen wird. Der kam, um sich richten zu lassen, wird kommen,
um zu richten; der kam, um von den Toten getötet zu werden, wird kommen,
um über Lebendige und Tote Gericht zu halten. „Gott“, sagt der Psalmist,
„wird sichtbar kommen, unser Gott, und er wird nicht schweigen“ (Ps. 50,
3). Was heißt: „Er wird sichtbar kommen.“ Sofern er einst verborgen
kam. Dann wird er nicht schweigen; denn als er verborgen kam, wurde er
wie ein Lamm zur Schlachtung geführt, und wie ein Lamm vor seinem
Scherer tat er seinen Mund nicht auf“ ( Is. 53, 7). Er wird kommen und
nicht schweigen. „Ich schwieg“, heißt es, „werde ich etwa immer schweigen“(
Is. 42, 14)? [68]
17. Glaube; sabellianische Häresie; Ehre; Im Antichrist ist Ungerechtigkeit„Und die einen sagten: er ist gut, die andern aber: nein, er verführt das Volk“ (Joh. 7, 12). Dies ist nämlich gesagt zum Troste derer, die später bei der Verkündigung des Wortes Gottes sein sollten „wie Verführer und doch wahrhaft“(2 Kor. 6, 8). Denn wenn verführen soviel als betrügen heißt, so ist weder Christus ein Verführer noch seine Apostel, noch auch darf irgendein Christ ein Verführer sein; wenn aber verführen so viel heißt, als jemand durch Überreden von daher dorthin führen, so frage es sich, woher und wohin: wenn vom Bösen zum Guten, so ist er ein guter Verführer, wenn aber vom Guten zum Bösen, so ist er ein schlechter Verführer. Nach dieser Seite hin also, wo die Menschen vom Bösen zum Guten verführt werden, o möchten wir doch alle Verführer heißen und sein. [69]Äusserlich können wir als Arbeiter pflanzen und begießen, aber Gottes Sache ist es, das Wachstum zu geben (1 Kor. 3, 6). „Meine Lehre“, sagt er, „ist nicht die meine, sondern die Lehre dessen, der mich gesandt hat.“ Es höre einen Rat, wer sagt: Ich habe es noch nicht verstanden. Da nämlich etwas Großes und Tiefes gesagt worden war, so sah allerdings Christus der Herr selbst voraus, dass nicht alle diesen tiefen Sinn verstehen würden, und gab im Folgenden einen Rat. Willst du verstehen? Glaube. Denn Gott hat durch den Propheten gesagt: „Wenn ihr nicht glaubet, werdet ihr nicht verstehen“ ( Is. 7, 9). Dahin gehört auch, was hier der Herr nachher beifügte: „Wenn jemand den Willen desselben tun will, der wird betreffs der Lehre erkennen, ob sie aus Gott ist, oder ob ich aus mir selbst rede“. Was heißt das: „Wer den Willen desselben tun will“? Allein ich hatte gesagt: Wenn jemand glaubt, und hatte diesen Rat gegeben: Wenn du es nicht verstanden hast, so glaube. Denn das Verständnis ist der Lohn des Glaubens. Suche also nicht zu verstehen, um zu glauben, sondern glaube, um zu verstehen; denn „wenn ihr nicht glaubet, werdet ihr nicht verstehen“. Während ich also zur Ermöglichung des Verständnisses den Gehorsam des Glaubens angeraten und gesagt habe, der Herr Jesus Christus habe gerade dies beigefügt in dem folgenden Satze, finden wir, er habe gesagt: „Wenn jemand den Willen desselben tun will, wird er betreffs der Lehre erkennen“. Was heißt: „Er wird erkennen“? Es heißt: er wird verstehen. Was heißt aber: „Wenn jemand den Willen desselben tun will“? Es heißt: glauben. Allein dass: „er wird erkennen“, soviel ist als: er wird verstehen, sehen alle ein; dass aber die Worte: „Wenn jemand den Willen desselben tun will“, sich auf das Glauben beziehen, dazu haben wir zum besseren Verständnis unsern Herrn selbst als Erklärer nötig, damit er uns zeige, ob die Erfüllung des Willens des Vaters wirklich zum Glauben gehöre. Wer wüsste nicht, den Willen Gottes tun, heiße sein Werk wirken, d. h. das, was ihm wohlgefällig ist? Der Herr selbst aber sagt an einer anderen Stelle deutlich: „Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubet, den er gesandt hat“ (Joh. 6, 29). „dass ihr an ihn glaubet“, nicht „dass ihr ihm glaubet“. Aber wenn ihr an ihn glaubet, glaubet ihr ihm; nicht aber glaubt sofort an ihn, wer ihm glaubt. Denn auch die Dämonen glaubten ihm, und sie glaubten nicht an ihn. Hinwieder können wir auch von seinen Aposteln sagen: wir glauben dem Paulus, aber nicht: wir glauben an Paulus; wir glauben dem Petrus, aber nicht: wir glauben an Petrus. [70] Durch diesen Satz wird die sabellianische Häresie widerlegt. Denn die Sabellianer wagten zu behaupten, der Sohn sei derselbe wie der Vater; es seien zwei Namen, aber nur eine Sache. Wenn es zwei Namen wären und eine Sache, so würde es nicht heißen: „Meine Lehre ist nicht die meine“. "Gewiß wenn Deine Lehre nicht die Deine ist, o Herr, wessen Lehre ist sie, wenn nicht ein anderer ist, dessen Lehre sie ist? Was Du gesagt hast, verstehen die Sabellianer nicht; denn sie erkannten nicht die Trinität, sondern folgten dem Irrtum ihres Herzens. Wir, die Verehrer der Dreiheit und Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und eines Gottes, wollen die Lehre Christi so verstehen, dass sie nicht die seine ist. Und deshalb hat er gesagt, dass er nicht von sich selbst rede, weil Christus der Sohn des Vaters ist, und der Vater der Vater Christi ist, und der Sohn von Gott dem Vater Gott ist, der Vater aber Gott ist, jedoch nicht von Gott dem Sohne Gott ist." [71] „Wer von sich selbst
redet, sucht die eigene Ehre.“ Imame, Muftis und Ajatollahs in "Moschee
des Unglaubens" (Walter Scott) und Koranschulen predigen das Antichristentum.
Walter Scott lässt daher einen christlichen Ritter sagen, er sei ein
"Freund des Kreuzes und Geißel aller Ungläubigen, Ketzer und
Teufelsanbeter. Hütet Euch – hütet Euch! Nieder mit Mohammed,
Satan und ihren Anhängern!" Und Augustinus: "So wird jener sein, welcher
der Antichrist genannt wird, „der sich“, wie der Apostel sagt, „erhebt
über alles, was Gott genannt wird und als Gott verehrt wird“ (2 Thess.
2, 4). Indem nämlich der Herr diesen ankündete als einen solchen,
der seine Ehre suchen wird, sprach er: „Ich bin im Namen meines Vaters
gekommen, und ihr habt mich nicht aufgenommen; ein anderer wird in seinem
Namen kommen, den werdet ihr aufnehmen“(Joh. 5, 43). Er deutete an, dass
sie den Antichrist aufnehmen würden, der die Ehre seines Namens suchen
wird, der sich aufbläht, nicht fest ist und darum nicht standhält,
sondern sicher zusammenbricht. Unser Herr Jesus Christus aber gab uns ein
großes Beispiel der Demut: er ist doch dem Vater gleich; er war doch
„im Anfang das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“;
er hat doch selbst gesagt und hat mit voller Wahrheit gesagt: „Solange
bin ich bei euch, und ihr habt mich nicht erkannt? Philippus, wer mich
gesehen hat, hat auch den Vater gesehen“ (Joh. 14, 9); er hat doch selbst
gesagt und mit voller Wahrheit gesagt: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh.
10, 30). Wenn nun der, welcher mit dem Vater eins, dem Vater gleich ist,
der Gott von Gott, Gott bei Gott, gleichewig, unsterblich, ebenso unveränderlich,
ebenso zeitlos, ebenso Schöpfer und Ordner der Zeiten ist, dennoch,
weil er in der Zeit kam und die Knechtsgestalt annahm und im Äussern
erfunden ward wie ein Mensch (Phil. 2, 7), die Ehre des Vaters sucht, nicht
die eigene: "was sollst dann du, o Mensch, tun, der du, wenn du etwas Gutes
tust, deine Ehre suchst, wenn du aber etwas Böses tust, Gott gegenüber
auf Ränke denkst? Schau auf dich; ein Geschöpf bist du, anerkenne
den Schöpfer; ein Knecht bist du, verachte nicht den Herrn; als Kind
Gottes bist du angenommen, aber nicht wegen deiner Verdienste; suche als
ein an Kindes Statt angenommener Mensch die Ehre dessen, von dem du diese
Gnade hast, dessen Ehre derjenige gesucht hat, der sein Eingeborener ist.
„Wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, ist wahrhaft und
Ungerechtigkeit ist nicht in ihm.“ Im Antichrist aber ist Ungerechtigkeit,
und er ist nicht wahrhaft, weil er seine Ehre suchen wird, nicht die Ehre
dessen, von dem er gesandt ist; denn er ist nicht gesandt, sondern sein
Erscheinen ist bloß zugelassen. Wir alle also, die wir zum Leibe
Christi gehören, wollen, damit wir nicht in die Schlingen des Antichrist
fallen, nicht unsere eigene Ehre suchen. Wenn er die Ehre dessen gesucht
hat, der ihn gesandt hat, um wieviel mehr müssen wir die Ehre dessen
suchen, der uns erschaffen hat?" [72]
18. Die Wahrheit reden hörten sowohl die Wahrhaften wie die Lügner; Christi Himmelfahrt, Pfingstfest; Wer in dieser Kirche nicht ist, empfängt auch jetzt nicht den Heiligen GeistDie Wahrheit reden hörten sowohl die Wahrhaften wie die Lügner; die Liebe reden hörten sowohl die Freunde wie die Feinde; den Guten reden hörten sowohl die Guten wie die Bösen. Jene hörten, aber er unterschied sie; welchen seine Rede nützte und nützen werde, sah er und sah er voraus. In jenen nämlich, die damals waren, sah er es; in uns, die später kommen sollten, sah er es voraus. Wir wollen daher das Evangelium so hören, als wäre der Herr zugegen. Wir wollen nicht sagen: O jene Glücklichen, die ihn sehen konnten! Denn viele unter denen, die ihn sahen, haben ihn auch getötet, viele aber unter uns, die ihn nicht sahen, sind auch gläubig geworden. Denn die kostbaren Worte, die aus dem Munde des Herrn ertönten, sind unsertwegen aufgeschrieben, und bewahrt, unsertwegen vorgelesen worden und sie werden vorgelesen werden auch wegen unserer Nachkommen und bis zum Ende der Welt. In der Höhe ist der Herr, aber auch hier ist die Wahrheit, der Herr. Denn der Leib des Herrn, in dem er auferstanden ist, kann nur an einem Orte sein, seine Wahrheit aber ist überall verbreitet. [73]Aber was sollen die Worte bedeuten: „Denn noch war der Geist nicht gegeben, weil Jesus noch nicht verherrlicht war“? Der Sinn ist klar. Denn nicht war der Geist Gottes der nicht, der bei Gott war; aber er war noch nicht in denjenigen, welche an Jesus geglaubt hatten. Denn so verfügte es der Herr Jesus, ihnen den Geist, von dem wir sprechen, erst nach der Auferstehung zu geben, und zwar nicht ohne Grund. Und vielleicht wird er, wenn wir suchen, gewähren, dass wir es finden, und wenn wir klopfen, öffnen, dass wir eintreten. "Was ist also der Grund, warum der Herr Jesus Christus beschloss, erst nach seiner Verherrlichung den Heiligen Geist zu geben? Bevor wir das, so gut wir können, sagen, ist zur Beseitigung eines jeden Bedenkens zu untersuchen, wie denn der Geist in den heiligen Menschen nicht gegeben war, da doch von dem neugeborenen Herrn selbst im Evangelium zu lesen ist, es habe ihn Simon im Heiligen Geiste erkannt, es habe ihn auch die Witwe Anna, die Prophetin erkannt ( Luk. 2, 25-38), es habe ihn Johannes selbst erkannt, der ihn taufte (Joh. 1, 26-34); vom Heiligen Geiste erfüllt, hat Zacharias vieles gesagt (Luk. 1, 67-79); den Heiligen Geist bekam auch Maria, um den Herrn zu empfangen (Luk. 1, 35). Wir haben also viele vorausgehende Anzeichen des Heiligen Geistes, ehe der Herr in der Auferstehung seines Fleisches verherrlicht wurde. Denn nicht einen andern Geist hatten auch die Propheten, welche den kommenden Christus vorausverkündeten. Allein ein gewisses Maß dieser Verleihung sollte eintreten, das sich früher auf keinen Fall gezeigt hatte; davon ist hier die Rede. Denn nirgends liest man früher, dass Menschen versammelt waren, den Heiligen Geist empfingen und in den Sprachen aller Völker redeten. Nach seiner Auferstehung aber, da er zum ersten Male seinen Jüngern erschien, sprach er zu ihnen: „Empfanget den Heiligen Geist“. Von diesem also heißt es: „Noch war der Geist nicht gegeben, weil Jesus noch nicht verherrlicht war“. „Und er hauchte in ihr Angesicht“ (Joh. 20, 22), der da durch einen Hauch den ersten Menschen ins Leben rief und vom Staube erhob, ein Hauch, durch den er den Gliedern die Seele gab (Gen. 2, 7). Er deutete dadurch an, er sei es, der in ihr Angesicht hauchte, damit sie vom Schmutze sich erheben und den schmutzigen Werken entsagen sollten. Da erst, nach seiner Auferstehung, die der Evangelist Verherrlichung nennt, gab der Herr seinen Jüngern den Heiligen Geist. Nachdem er dann vierzig Tage mit ihnen verkehrt hatte, wie die Apostelgeschichte zeigt, fuhr er in den Himmel auf, was die Apostel sahen und als Augenzeugen berichteten (Apg. 1, 3. 9). Nach Verlauf von zehn Tagen sandte er am Pfingstfeste von oben her den Heiligen Geist. Und nachdem die an einem Orte Versammelten, wie gesagt, denselben empfangen hatten, redeten sie, von ihm erfüllt, in den Sprachen aller Völker (Apg. 2, 1-6)." [74] Wie nun, muss man,
weil der in Christus Getaufte und an Christus Glaubende nicht in den Sprachen
aller Völker redet, annehmen, er habe den Heiligen Geist nicht empfangen?
"Wir sind gewiß, dass jeder Mensch ihn empfängt, aber je größer
das Gefäß des Glaubens ist, das er zur Quelle bringt, desto
mehr empfängt er. Da man ihn also auch jetzt empfängt, so könnte
einer sagen: Warum redet niemand mehr in den Sprachen aller Völker?
Weil bereits die Kirche selbst in den Sprachen aller Völker redet.
Durch das Reden in den Sprachen aller ward angedeutet, dass sie infolge
des Wachstums bei den Völkern künftig in den Sprachen aller reden
werde. Wer in dieser Kirche nicht ist, empfängt auch jetzt nicht den
Heiligen Geist. Abgeschnitten nämlich und getrennt von der Einheit
der Glieder, welche Einheit in den Sprachen aller redet, möge er es
sich selber sagen: er hat ihn nicht. Denn wenn er ihn hat, so gebe er das
Zeichen, das damals gegeben wurde. Was heißt das: Er gebe das Zeichen,
das damals gegeben wurde? Er rede in allen Sprachen. Er antwortet mir:
Wie denn, redest du in allen Sprachen? Gewiß rede ich so, weil jede
Sprache die meine ist, d. h. jenes Leibes, dessen Glied ich bin. Die über
alle Völker zerstreute Kirche redet in allen Sprachen, die Kirche
ist der Leib Christi; wenn du also ein Glied jenes Leibes bist, der in
allen Sprachen redet, so glaube, dass du in allen Sprachen redest. Denn
die Einheit der Glieder stimmt in der Liebe zusammen, und diese Einheit
redet, wie damals ein Mensch redete." [75]
19. Christus gegen Steinigung von Ehebrecherinnen„Von da ging Jesus auf den Berg“, und zwar auf den „Ölberg“, auf den fruchtbaren Berg, auf den Berg der Salbe, den Berg des Chrisams. Denn wo geziemte es sich, dass Jesus lehrte, als auf dem Ölberg? Der Name Christus kommt nämlich von Chrisma; Chrisma aber auf griechisch heißt im Lateinischen Unctio (d. h. Salbung). "Deshalb aber hat er uns gesalbt, weil er uns zu Kämpfern gegen den Teufel machte. „Und am Morgen kam er wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm, und er setzte sich und lehrte sie.“ [76]Nunmehr gebt acht, wie von den Feinden die Sanftmut des Herrn versucht wurde. „Es brachten aber die Schriftgelehrten und Pharisäer ein Weib herbei, das im Ehebruch ertappt worden war, und stellten sie in die Mitte und sprachen zu ihm: Meister, dieses Weib ist eben im Ehebruch ertappt worden. Im Gesetze aber hat uns Moses befohlen, eine solche zu steinigen; was sagst nun Du? Dies aber sagten sie, um ihn zu versuchen, damit sie ihn anklagen könnten.“ Weshalb anklagen? Hatten sie etwa ihn selbst auf einer schlechten Tat ertappt, oder sollte jenes Weib zu ihm in irgendeiner Beziehung gestanden sein? Was heißt also: „Um ihn zu versuchen, damit sie ihn anklagen könnten“? Wir sehen, an dem Herrn ragte eine wunderbare Sanftmut hervor. Sie bemerkten, dass er ungemein milde, ungemein sanftmütig sei; war ja von ihm vorausgesagt worden: „Umgürte mit Deinem Schwerte Deine Hüfte, Mächtigster; in Deiner Pracht und Schönheit ziehe aus, schreite glücklich fort und herrsche, um der Wahrheit willen und der Sanftmut und der Gerechtigkeit“ (Ps. 45, 4. 5). Also er brachte Wahrheit als Lehrer, Sanftmut als Befreier, Gerechtigkeit als Richter. Um dessentwillen werde er herrschen, hatte im Heiligen Geiste der Prophet vorausgesagt (Is. 11). Da er redete, wurde die Wahrheit erkannt, da er gegen die Feinde nicht zürnte, wurde die Sanftmut gepriesen. Während nun wegen dieser beiden Dinge, nämlich wegen seiner Wahrheit und Sanftmut, die Feinde von Neid und Missgunst gequält wurden, legten sie im dritten d. i. in der Gerechtigkeit eine Falle. Inwiefern? Weil das Gesetz die Steinigung der Ehebrecher befohlen hatte, und gewiss, das Gesetz konnte nichts Ungerechtes befehlen. Würde jemand anders sagen, als das Gesetz befohlen hatte, so würde man ihn als einen Ungerechten fassen. Sie sagten also bei sich selbst: Er gilt für wahrhaft, er erscheint als sanft; bei der Gerechtigkeit muss man sich gegen ihn nach einer Schikane umsehen. Bringen wir ihm ein im Ehebruch ergriffenes Weib, sagen wir, was betreffs ihrer im Gesetze vorgeschrieben sei; wenn er ihre Steinigung befiehlt, dann wird er keine Sanftmut haben; wenn er für ihre Entlassung sich ausspricht, wird er die Gerechtigkeit nicht wahren. Um aber den Ruf der Sanftmut, sagen sie, nicht zu verlieren, durch die er bei den Leuten bereits beliebt geworden ist, wird er ohne Zweifel sagen, man solle sie gehen lassen. Damit finden wir einen Anlass zur Anklage und erklären ihn der Gesetzesübertretung schuldig, indem wir zu ihm sagen: Du bist ein Feind des Gesetzes, Du entscheidest gegen Moses, ja gegen den, welcher durch Moses das Gesetz gegeben hat; Du bist des Todes schuldig, mit ihr musst auch Du gesteinigt werden. Durch diese Worte und Urteile könnte der Neid entflammt, die Anklage provoziert, die Verdammung gefordert werden. Aber gegen wen das? "Die Verkehrtheit gegen die Geradheit, die Falschheit gegen die Wahrheit, das verderbte Herz gegen das unschuldige Herz, die Torheit gegen die Weisheit. Wann könnten sie Schlingen bereiten, in die sie nicht zuerst selbst den Kopf brächten? Siehe, der Herr wird bei seiner Antwort sowohl die Gerechtigkeit wahren wie die Sanftmut betätigen. Der wurde nicht gefangen, dem die Schlinge gelegt war, sondern vielmehr gefangen wurden jene, welche sie legten, weil sie an den, der sie aus den Schlingen befreien konnte, nicht glaubten." [77] Was also antwortete der Herr Jesus? Was antwortete die Wahrheit? Was antwortete die Weisheit? Was antwortete die Gerechtigkeit, der eine Schlinge gelegt wurde? Er sagte nicht: Sie soll nicht gesteinigt werden, um sich nicht den Anschein zu geben, als spreche er gegen das Gesetz. Ferne aber sei, dass er sagte: Sie soll gesteinigt werden; denn er kam nicht, um zu verderben, was er gefunden hatte, sondern um zu suchen, was verloren war (Luk. 19, 10). Was also antwortete er? Sehet, wie seine Antwort voll ist von Gerechtigkeit, voll von Sanftmut und Wahrheit! „Wer von euch ohne Sünde ist“,sagte er, „der werfe zuerst einen Stein auf sie.“ O Antwort der Weisheit! Wie hat er sie bei sich selbst einzukehren gezwungen? Denn nach aussen schmiedeten sie Ränke, sich selbst aber im eigenen Innern erforschten sie nicht; die Ehebrecherin machten sie ausfindig, in sich selbst blickten sie nicht. Die Gesetzesübertreter verlangten den Vollzug des Gesetzes, und zwar aus Ränkesucht, nicht in Wahrheit, als ob sie den Ehebruch durch eigene Keuschheit verdammen würden. Heute müsste es heissen: Ihr habt gehört, o Moslems, "ihr habt gehört, o Pharisäer, ihr habt gehört, o Gesetzeslehrer, den Wächter des Gesetzes, aber ihr habt noch nicht verstanden den Geber des Gesetzes. Was sonst zeigt er euch an, indem er mit dem Finger auf die Erde schreibt? Mit dem Finger Gottes nämlich wurde das Gesetz geschrieben, aber wegen der Harten wurde es auf Stein geschrieben (Exod. 21, 18). Nunmehr schrieb der Herr auf die Erde, weil er nach einer Frucht suchte. Ihr habt also gehört: Das Gesetz soll erfüllt, die Ehebrecherin soll gesteinigt werden. Aber soll etwa an jener Strafbaren das Gesetz erfüllt werden von Strafbaren? Jeder von euch betrachte sich selbst, er gehe in sich, er besteige den Richterstuhl seines Geistes, er stelle sich vor sein Gewissen, er zwinge sich zum Bekenntnis. Er weiß ja, wer er ist, denn keiner von den Menschen weiß, was des Menschen ist als der Geist des Menschen, der in ihm ist (1 Kor. 2, 11). Jeder, der sich selbst betrachtet, findet sich als Sünder. Ja, so ist es. Also entweder lasset diese gehen oder empfanget zugleich mit ihr die Strafe des Gesetzes! Würde er sagen: Die Ehebrecherin soll nicht gesteinigt werden, so würde er als ungerecht überwiesen; würde er sagen: Sie soll gesteinigt werden, so würde er nicht sanftmütig erscheinen; er sage, was er sagen soll, er, der sowohl sanftmütig wie gerecht ist. „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe zuerst einen Stein auf sie.“ Das ist die Stimme der Gerechtigkeit: Gestraft werde die Sünderin, aber nicht von den Sündern; erfüllt werde das Gesetz, aber nicht von den Übertretern des Gesetzes. Dies ist ganz und gar die Stimme der Gerechtigkeit. Von dieser Gerechtigkeit wie von einem balkenartigen Wurfgeschosse getroffen, blickten sie in sich selbst und fanden sich schuldig und „sie gingen alle, einer nach dem andern, davon“. Zwei blieben zurück, die Erbarmenswerte und die Barmherzigkeit (Misera et misericordia). Als aber der Herr jene mit dem Geschosse der Gerechtigkeit getroffen hatte, würdigte er sich nicht einmal, die Unterlegenen zu beachten, sondern mit einem von ihnen abgewandten Blick „schrieb er abermal mit dem Finger auf die Erde“. [78] Nachdem das Weib
allein da war und alle davongingen, erhob er seine Augen zu dem Weibe.
"Wir haben die Stimme der Gerechtigkeit gehört, hören wir auch
die Stimme der Sanftmut! Denn noch mehr war, glaube ich, jenes Weib erschrocken,
als sie vom Herrn das Wort vernahm: „Wer von euch ohne Sünde ist,
werfe zuerst einen Stein auf sie“. Jene also, auf sich schauend und durch
den Weggang selbst sich für schuldig bekennend, hatten das Weib mit
der großen Sünde bei dem gelassen, der ohne Sünde war.
Und da sie von ihm gehört hatte: „Wer von euch ohne Sünde ist,
werfe zuerst einen Stein auf sie“, so erwartete sie von dem gestraft zu
werden, der ohne Sünde war. Derjenige aber, der ihre Gegner mit der
Zunge der Gerechtigkeit abgewiesen hatte, erhob gegen sie die Augen der
Sanftmut und fragte sie: „Hat dich niemand verurteilt?“ Sie antwortete:
„Herr, niemand“. Und er: „Auch ich will dich nicht verurteilen“, von dem
du vielleicht verurteilt zu werden fürchtetest, weil du an mir keine
Sünde gefunden hast. „Auch ich will dich nicht verurteilen.“ Wie,
Herr? Du begünstigst also die Sünden? Durchaus nicht. Beachte
das folgende: „Geh hin, sündige nicht ferner“. Also auch der Herr
hat verurteilt, aber die Sünde, nicht den Menschen. Denn wenn er ein
Begünstiger der Sünden wäre, würde er sagen: Auch ich
will dich nicht verurteilen, geh hin, lebe, wie du willst; über meine
Befreiung sei versichert; ich werde dich, auch wenn du noch so sehr sündigest,
von aller Strafe, auch jener der Hölle, und den Peinigern der Unterwelt
befreien. So sagte er nicht." [79]
20. Das Licht der Welt, ohne das man weder zur Weisheit noch zur Gerechtigkeit gelangen kannWenn der Herr sagt: „Ich bin das Licht der Welt“, so ist das, denen klar, die Augen haben, wodurch sie dieses Lichtes teilhaft werden; die aber nur Augen haben im Leibe allein, wundern sich über das, was der Herr Jesus Christus gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt“. Und vielleicht sagt wohl auch einer bei sich selbst: Ist etwa Christus der Herr die Sonne, die durch Auf- und Untergang den Tag bewirkt? "Denn es hat nicht an Häretikern gefehlt, welche dies meinten. Die Manichäer hielten dafür, dass diese mit den Augen des Fleisches wahrnehmbare Sonne, die nicht bloß für die Menschen, sondern auch für die Tiere öffentlich zum Sehen hingestellt ist, Christus der Herr sei. Aber der rechte Glaube der katholischen Kirche verwirft ein solches Phantasiegebilde und erkennt darin eine teuflische Lehre, und nicht bloß dass sie dies im Glauben erkennt, sondern sie widerlegt es mittels solcher, die dazu fähig sind, auch durch Gründe. Verwerfen wir also einen solchen Irrtum, den die heilige Kirche von jeher verurteilt hat. Glauben wir nicht, der Herr Jesus Christus sei diese Sonne, die wir aufgehen sehen im Osten und untergehen im Westen, auf deren Vorübergang die Nacht folgt, deren Strahlen durch eine Wolke verdunkelt werden, die in einer bestimmten Bewegung von einem Orte zum andern wandert; dies ist nicht Christus der Herr. Nicht ist Christus der Herr die Sonne, die gemacht ist, sondern derjenige, durch den sie gemacht ist. Denn alles ist durch ihn gemacht, und ohne ihn ist nichts gemacht (Joh. 1, 3)". [80]„Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wandelt nicht im Finstern, sondern wird das Licht des Lebens haben“. Joh. 8, 12.Dies alles im Glauben, solange wir fern vom Herrn pilgern, im Leibe weilend; wenn wir aber den Weg zurückgelegt haben und in das Vaterland selbst gekommen sind, was wird freudiger sein als wir, was wird seliger sein als wir? Weil es ja nichts Friedlicheres geben wird, denn nichts wird gegen den Menschen sich auflehnen. Dermalen aber, leben wir nur schwer ohne Streit. "Zur Eintracht sind wir zwar berufen, wir sollen Frieden haben untereinander; danach sollen wir streben und mit allen Kräften darauf hinarbeiten, dass wir einmal zum vollendeten Frieden kommen; jetzt aber streiten wir häufig mit denen, für welche wir sorgen wollen. Da irrt einer, du willst ihn auf den Weg führen; er setzt dir Widerstand entgegen, du streitest. Es setzt dir Widerstand entgegen der Heide, du streitest gegen die Irrtümer der Götzen und Dämonen. Es setzt dir Widerstand entgegen der Häretiker, du streitest gegen andere Lehren der Dämonen." Wie viele unvermeidliche Streitigkeiten auf allen Seiten! Sehr häufig sagt ein Mensch im Überdruss bei sich selbst: Warum soll ich die Widersacher ertragen, warum soll ich diejenigen ertragen, die Gutes mit Bösem vergelten? Ich will ihnen helfen, sie wollen zugrunde gehen; ich verzehre mein Leben mit Streiten; ich habe keinen Frieden; ich mache mit zudem noch zu Feinden diejenigen, die ich zu Freunden haben müsste, wenn sie auf die wohlwollende Gesinnung ihres Helfers Rücksicht nehmen würden; warum soll ich das leiden? Ich will mich auf mich zurückziehen, bei mir bleiben, meinen Gott anrufen. "Rufe also aus und rufe von dem innern Streit zu Gott, damit er dir Frieden gibt: „Ich unglückseliger Mensch, wer wird mich befreien von dem Leibe dieses Todes? Die Gnade Gottes durch Jesus Christus unsern Herrn“ (Röm. 7, 23-25). Denn, sagt er: „Wer mir nachfolgt, wird nicht im Finstern wandeln, sondern das Licht des Lebens haben“. Wenn der ganze Streit aus ist, wird die Unsterblichkeit folgen, denn „der letzte Feind, der Tod, wird vernichtet werden“(1 Kor. 15, 26). Damit wir dorthin kommen, lasset uns, weil das Gesagte dann in Wirklichkeit sein wird, jetzt in Hoffnung dem nachfolgen, welcher gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht im Finstern wandeln, sondern das Licht des Lebens haben“. [81] Christus der Herr hatte also das Zeugnis der von ihm vorhergeschickten Propheten, der vor dem Richter hergehenden Herolde; er hatte das Zeugnis von Johannes, aber größer war das Zeugnis, das er sich selbst gab. Jene aber suchten mit schwachen Augen Lampen, weil sie den Tag nicht ertragen konnten; denn derselbe Apostel Johannes, dessen Evangelium wir in Händen haben, sagt im Anfang dieses seines Evangeliums von Johannes: „Es war ein Mensch von Gott gesandt, mit Namen Johannes. Dieser kam zum Zeugnisse, um Zeugnis zu geben von dem Lichte, damit alle durch ihn glauben sollten. Er war nicht das Licht, sondern dass er Zeugnis gebe von dem Lichte. Es war das wahre Licht, welches erleuchtet einen jeden Menschen, der in die Welt kommt“. Wenn „jeden“, folglich auch den Johannes. "Darum sagt derselbe Johannes: „Wir alle haben von seiner Fülle empfangen“ (Joh. 1, 6-9. 16). Haltet also diese Dinge auseinander, damit euer Geist im Glauben Christi voranschreite, damit ihr nicht immer Kinder seid, welche die Brüste suchen und die feste Speise verschmähen. Ihr müsst bei der heiligen Mutter, der Kirche Christi, ernährt und der Milch entwöhnt werden und zu festeren Speisen hinzutreten, mit dem Geiste, nicht mit dem Magen (Mente, non ventre). Diesen Unterschied also müsst ihr festhalten, ein anderes sei das Licht, welches erleuchtet, ein anderes, welches erleuchtet wird. Denn auch unsere Augen werden Lichter genannt, und ein jeder schwört unter Berührung seiner Augen bei seinen Lichtern: So wahr meine Lichter leben; es ist eine gewöhnliche Art zu schwören. Nun diese Lichter, wenn es Lichter sind, mögen, falls kein Licht da ist in deinem verschlossenen Zimmer, offen sein, sie sollen dir leuchten; gewiss, sie können es nicht. Wie nun die Lichter, die wir im Gesichte haben und so nennen, auch wenn sie gesund sind, auch wenn sie offen sind, von außen her der Hilfe des Lichtes bedürfen, bei dessen Entfernung oder Abwesenheit sie trotz der Gesundheit, trotz des Offenseins nicht sehen: so wird auch unser Geist, der das Auge der Seele ist, wenn er nicht vom Lichte der Wahrheit bestrahlt und von dem, der erleuchtet, aber keine Erleuchtung nötig hat, wunderbar erhellt wird, weder zur Weisheit noch zur Gerechtigkeit gelangen können. Dies ist nämlich unser Weg, gerecht leben. Wie aber soll der auf dem Wege nicht anstoßen, dem kein Licht leuchtet? Und darum ist das Sehen auf dem Wege ein Bedürfnis, ist das Sehen auf dem Wege etwas Wichtiges." Dieses Licht leuchtet in mohammedanischen Ländern nicht, weshalb dort weder Weisheit noch Gerechtigkeit zu finden ist. [82] Das Licht zeigt sowohl anderes als sich selbst. Denn ein brennendes Licht ist geeignet, sowohl anderes, was in Finsternis gehüllt ist, aufzudecken, als auch sich selbst deinen Augen zu zeigen. So unterschied auch Christus der Herr zwischen seinen Gläubigen und den feindlichen Irrgläubigen, wie zwischen Licht und Finsternis, wie zwischen denen, die er mit dem Strahle des Glaubens durchleuchtete, und jenen, deren geschlossene Augen er umleuchtete. Denn auch unsere Sonne bescheint sowohl des Sehenden wie des Blinden Gesicht; wenn beide zusammen dastehen und das Gesicht gegen die Sonne kehren, so werden sie im Fleische beleuchtet, aber nicht beide werden in dem Sehvermögen erleuchtet; der eine sieht, der andere sieht nicht; beiden ist die Sonne gegenwärtig, aber der gegenwärtigen Sonne ist einer abwesend. So ist auch die Weisheit Gottes, das Wort Gottes, der Herr Jesus Christus überall gegenwärtig, weil die Wahrheit, weil die Weisheit überall ist. Aber was fangen wir mit den Irrgläubigen an? Ist es etwa ihnen nicht gegenwärtig? Auch ihnen ist es gegenwärtig; aber sie haben nicht die Augen des Herzens, womit sie es sehen könnten. Vernimm über sie den aus dem Evangelium selbst genommenen Ausspruch: „Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst“ (Joh. 1, 5). Also der Herr spricht und er spricht die Wahrheit: „Obwohl ich von mir selbst Zeugnis gebe, so ist mein Zeugnis doch wahr, weil ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe“. Damit wollte er den Vater verstanden wissen, dem Vater gab der Sohn die Ehre. Der Gleichwesentliche ehrt den, von dem er gesandt wurde. [83] Wie lassen sich die "heidnischen Feinde" wie die Moslems, überführen? Augustinus meint, "durch die Prophetie überführen wir die widersprechenden Heiden. Wer ist Christus? sagt der Heide. Wir antworten ihm: Der, den die Propheten vorausverkündet haben. Und er: Welche Propheten? Wir zählen auf Isaias, Daniel, Jeremias und die andern heiligen Propheten; wir weisen darauf hin, wie sie lange vor ihm kamen, wie sie geraume Zeit seiner Ankunft vorausgingen. Dies also antworten wir: Die Propheten sind ihm vorausgegangen, sie haben sein Erscheinen vorausgesagt. Es erwidert einer von ihnen: Welche Propheten? Wir nennen die, die uns täglich genannt werden. Und er: Wer sind diese Propheten? Wir antworten: Die auch das vorhergesagt haben, was wir in Erfüllung gehen sehen. Und er: Ihr, sagt er, habt das zu euren Gunsten erfunden, ihr habt es geschehen sehen und habt es, gleich als wäre es als etwas in der Zukunft Eintretendes vorausgesagt worden, nach eurem Gutdünken in den Büchern aufgeschrieben. Hier kommt uns gegen die heidnischen Feinde das Zeugnis anderer Feinde zu Hilfe. Wir legen die Bücher von den Juden vor und erwidern: Ihr und jene seid ja doch Feinde unseres Glaubens. Darum sind sie über die Völker hin zerstreut, damit wir die einen Feinde durch die andern überführen. Man bringe ein Buch des Isaias von den Juden; wir wollen sehen, ob ich da nicht lese: „Wie ein Schaf wurde er zur Schlachtbank geführt, und wie ein Lamm vor dem Scherer stumm ist, so öffnete auch er seinen Mund nicht. In der Erniedrigung wurde sein Gericht hinweggenommen; durch seine Wunden wurden wir geheilt; wir alle sind abgeirrt wie Schafe, und er ward hingegeben für unsere Sünden“ (Is. 53, 5-8). Siehe die eine Leuchte! Man bringe eine andere, man öffne die Psalmen, man lese auch daraus das vorausgesagte Leiden Christi vor: „Sie haben meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle meine Gebeine gezählt; sie haben mich betrachtet und angeschaut, sie haben meine Kleider unter sich verteilt und über mein Gewand das Los geworfen. Bei Dir ist mein Lob, in großer Versammlung will ich Dich lobpreisen. Eingedenk sein und bekehren werden sich zum Herrn alle Grenzen der Erde und anbeten werden vor seinem Angesichte alle Länder der Völker; denn des Herrn ist das Reich, und er wird herrschen über die Völker“ (Ps. 22, 17-29). Es erröte der eine Feind, weil der andere Feind mir das Buch beibringt. Aber siehe, mit den von dem einen Feinde beigebrachten Büchern habe ich den andern Feind besiegt, und der, welcher mir das Buch beigebracht hat, soll nicht leer ausgehen, er soll beibringen, womit auch er überführt wird. Ich lese einen andern Propheten und finde, wie der Herr zu den Juden sagt: „Ich habe kein Wohlgefallen an euch, spricht der Herr, und werde kein Opfer annehmen von euren Händen; denn vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang wird meinem Namen ein reines Opfer dargebracht werden“ (Mal. 1, 10. 11)". [84] Augustinus fragt sich wie man "gegen die Ränke häretischer Finsternis, wie im Lichte wandelnd, sicher kämpfen" kann. "Was immer ihr also Niedriges von dem Herrn Jesus Christus gehört habt, denket an die erfolgte Annahme des Fleisches, wie er wurde unsertwegen, nicht wie er war, um uns zu erschaffen; was immer ihr aber von ihm im Evangelium hört oder leset, wie hoch er sei und wie erhaben über alle Geschöpfe, dem Vater gleich und gleichewig wie er, darin sollt ihr das erkennen, was zur Gestalt Gottes, nicht was zur Gestalt des Knechtes gehört. Denn wenn ihr euch an diese Regel haltet, ihr, die ihr es fassen könnt, ihr könnt es aber nicht alle fassen, aber ihr sollt es alle glauben, wenn ihr euch also an diese Regel haltet, so werdet ihr gegen die Ränke häretischer Finsternis, wie im Lichte wandelnd, sicher kämpfen. Es hat nämlich nicht an solchen gefehlt, die sich beim Lesen der evangelischen Zeugnisse nur an jene hielten, welche dort über die Niedrigkeit Christi aufgezeichnet sind, gegen diejenigen Zeugnisse aber, welche seine Gottheit zum Ausdruck bringen, taub waren, taub deshalb, weil sie geschwätzig waren. Desgleichen haben manche, welche bloß jene Zeugnisse beachteten, die über die Erhabenheit des Herrn aufgezeichnet sind, an seine Barmherzigkeit, in der er unsertwegen Mensch geworden ist, auch wenn sie dieselben lasen, nicht geglaubt und sie als menschliche Erfindungen und Irrtümer angesehen, indem sie behaupteten, unser Herr Jesus Christus sei bloß Gott gewesen, nicht Mensch. Die einen so, die andern so; beide irrten. Der katholische Glaube aber, der aus beiden Richtungen das Wahre, das sie festhalten, annimmt und, was sie Wahres glauben, lehrt, hat Christus sowohl als Gott erkannt wie als Mensch gläubig festgehalten; denn beides steht geschrieben und beides ist wahr. Wenn du Christus nur Gott nennst, so leugnest du das Heilmittel, wodurch du geheilt wurdest; wenn du Christus nur Mensch nennst, so leugnest du die Macht, wodurch du erschaffen wurdest. Beides also halte fest, gläubige Seele und katholisches Herz, beides halte fest, beides glaube, beides bekenne getreu." [85] Neben den Heiden und Mohammedanern gibt es Häretiker in großer Zahl, "und der Herr hat sie deshalb überhand nehmen lassen, damit wir uns nicht immer mit Milch nähren lassen und in stumpfer Kindheit verbleiben. Denn weil sie nicht verstanden, wie die Gottheit Christi annehmbar gemacht werde, fassten sie die Sache nach ihrem Belieben auf. Indem sie es aber nicht richtig auffassten, bedrängten sie die katholischen Gläubigen mit schwierigen Fragen; die Herzen der Gläubigen fingen an in Unruhe zu kommen und zu schwanken. Schon damals erwuchs den Geistesmännern, welche betreffs der Gottheit unseres Herrn Jesu Christi im Evangelium nicht bloß etwas gelesen, sondern auch verstanden hatten, die Notwendigkeit, gegen die Waffen des Teufels die Waffen Christi zu ergreifen und für die Gottheit Christi gegen die falschen und trügerischen Lehrer nach bestem Vermögen in offenem Streite zu kämpfen, damit nicht durch ihr Schweigen andere zugrunde gingen," was von den Oberen der katholischen Kirche vielfach versäumt wird, weil sie sich von Muftis, Mullahs, Imamen und IslamwissenschaftlerInnen wie Annemarie Schimmel einlullen lassen, obwohl sie allesamt der sogenannten "Cat-Stevens-Trottelpartei" (S. Rusdie) angehören, dessen Anführer und Haupttrottel Cat Stevens alias Yussuf Islam ist. [86] Sabellianer hießen
früher gewisse Häretiker, die auch Patripassianer genannt werden,
weil sie sagen, der Vater selbst habe gelitten. "Das sollst du nicht, o
Katholik; denn wenn du ein Patripassianer bist, so bist du nicht heil (Si
enim fueris Patripassianus, non eris sanus). Also verstehe unter der Sendung
des Sohnes die Menschwerdung des Sohnes; dass aber der Vater Mensch geworden
sei, glaube nicht, aber auch dass von dem Mensch gewordenen Sohne der Vater
sich getrennt habe, glaube nicht. Jener trug das Fleisch, dieser war beim
Sohne. Wenn der Vater im Himmel, der Sohn auf Erden war, wie war der Vater
bei dem Sohne? Weil sowohl der Vater wie der Sohn überall waren; denn
nicht ist Gott so im Himmel, dass er nicht auf Erden ist. Höre jenen,
welcher dem Gerichte Gottes entfliehen wollte und nicht fand, auf welchem
Wege. „Wohin soll ich gehen“, sagt er, „vor Deinem Geiste und wohin fliehen
vor Deinem Angesichte? Wenn ich hinaufsteige zum Himmel, bist Du dort.“
Um die Erde handelt es sich; höre das Folgende: „Wenn ich hinabsteige
zur Hölle, bist Du da“ (Ps. 139, 7. 8). Wenn es also heißt,
dass er auch in der Hölle gegenwärtig ist, welcher Ort bleibt
dann noch übrig, wo er nicht ist? Denn die Stimme Gottes beim Propheten
spricht: „Himmel und Erde erfülle ich“ (Jer. 23, 24). Überall
also ist der, der von keinem Orte eingeschlossen ist. Wende dich von ihm
nicht ab, und er ist bei dir. Wenn du zu ihm kommen willst, sei nicht träge,
ihn zu lieben; denn nicht mit den Füßen, sondern mit dem Verlangen
des Herzens läufst du. Obwohl an einem Orte bleibend, kommst du weiter,
wenn du glaubst und liebst. Also überall ist er; wenn er überall
ist, wie soll er nicht beim Sohne sein? Ist etwa der nicht bei dem Sohne,
der, wenn du glaubst, auch bei dir ist?" [87]
21. Formator et reformator, creator et recreator, factor et refactorWas hat Christus der Herr dazu gesagt: „Wenn ihr nicht glaubet, dass ich es bin, werdet ihr sterben in euren Sünden“. Was heißt das? Man konnte nämlich erwarten, dass er sagen würde, was er sei, und doch sagte er es nicht. Was konnte man erwarten, dass er sagen würde? Vielleicht: „Wenn ihr nicht glaubet, dass ich bin“ Christus; „wenn ihr nicht glaubet, dass ich bin“ der Sohn Gottes; „wenn ihr nicht glaubet, dass ich bin“ das Wort des Vaters; „wenn ihr nicht glaubet, dass ich bin“ der Schöpfer der Welt; „wenn ihr nicht glaubet, dass ich bin“ der Bildner und Wiederhersteller, der Erschaffer und Neuschaffer, der Erzeuger und Wiedererzeuger (Formator et reformator, creator et recreator, factor et refactor) des Menschen; „wenn ihr“ das „nicht glaubet, dass ich es bin, werdet ihr sterben in euren Sünden“. Viel ist es, was er sagte mit dem Worte: „Ich bin“, weil so auch Gott zu Moses gesagt hatte: „Ich bin, der ich bin“ (Exod. 3, 14). Wer möchte es würdig aussprechen, was es heißt: „Ich bin“? Es sandte Gott durch seinen Engel seinen Diener Moses, sein Volk aus Ägypten zu befreien. Da er also sich entschuldigte, sprach er zu Gott, von dem er wusste, dass er im Engel rede: „Wenn das Volk zu mir sagt: Und wer ist der Gott, der dich gesandt hat, was soll ich zu ihnen sagen?“ Und der Herr antwortete ihm: „Ich bin, der ich bin“; und er wiederholte: „Du sollst zu den Söhnen Israels sagen: Der da ist, hat mich zu euch gesandt“. Er sagte auch dort nicht: Ich bin Gott; oder ich bin der Erbauer der Welt; oder ich bin der Schöpfer aller Dinge; oder ich bin der Förderer eben dieses zu befreienden Volkes, sondern er sagte nur dies: „Ich bin, der ich bin“, und: „Du sollst sagen zu den Söhnen Israels: Der da ist“; er fügte nicht hinzu: Der da ist euer Gott, der da ist der Gott eurer Väter, sondern nur dies sagte er: „Der da ist, hat mich zu euch gesandt“. Vielleicht war es viel auch für Moses selbst, wie es viel ist auch für uns, und noch viel mehr für uns, zu verstehen, was damit gesagt ist: „Ich bin, der ich bin“, und: „Der da ist, hat mich zu euch gesandt“. Und wenn vielleicht Moses es verstünde, wann würden es die verstehen, zu welchen er gesandt wurde? Der Herr verschob also, was der Mensch doch nicht fassen konnte, und fügte hinzu, was er fassen konnte; er fügte nämlich bei und sagte: „Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs“. Dies kannst du fassen; denn: „Ich bin, der ich bin“, welcher Verstand kann dies fassen? [88]22. Freiheit, z.B. Meinungsfreiheit; Die Wahrheit ist ein Brot, sie erquickt die Geister und geht nicht aus (Reficit nec deficit)Wie kann man die Wahrheit erkennen? „Und ihr werdet die Wahrheit erkennen.“ Wie nun? Hatten sie dieselbe nicht erkannt, als der Herr redete? Wenn sie dieselbe nicht erkannt hatten, wie glaubten sie dann? Nicht weil sie erkannten, glaubten sie, sondern um zu erkennen, glaubten sie. Denn wir glauben, um zu erkennen, wir erkennen nicht, um zu glauben. Denn was wir dereinst erkennen sollen, hat weder ein Auge gesehen, noch ein Ohr gehört, noch ist es in eines Menschen Herz gekommen (Is. 64, 4; 1 Kor. 2, 9). Denn was ist der Glaube anders als ein Fürwahrhalten dessen, was man nicht sieht ("Quid est enim fides, nisi credere quod non vides")? Glaube also ist: fürwahrhalten, was man nicht sieht; Wahrheit ist: sehen, was man geglaubt hat, wie er selbst irgendwo sagt. Darum wandelte der Herr zuerst, um den Glauben zu erwecken, auf Erden. Er war Mensch, war niedrig geworden; er wurde von allen gesehen, aber nicht von allen erkannt; er wurde von vielen verworfen, von der Menge getötet, von wenigen bemitleidet, aber dennoch auch von denjenigen, welche ihn bemitleideten, noch nicht als das, was er war, anerkannt. Dies alles ist gleichsam ein Anfang der Umrisse des Glaubens und des zukünftigen Baues. Und im Hinblick darauf sagt der Herr selbst an einer Stelle: „Wer mich liebt, hält meine Gebote, und wer mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm zeigen“ (Joh. 14, 21). Die ihn hörten, sahen ihn natürlich auch schon; dennoch verhieß er ihnen, wenn sie ihn liebten, seinen Anblick. So auch hier: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen“. Wie nun? Ist, was du gesagt hast, nicht Wahrheit? Es ist Wahrheit, aber sie wird noch geglaubt, noch nicht geschaut. Wenn man in dem bleibt, was man glaubt, kommt man zu dem, was man sehen soll. Darum sagt der hl. Evangelist Johannes selbst in seinem Briefe: „Geliebteste, wir sind Kinder Gottes, aber es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden“. Wir sind schon etwas und werden etwas sein. Was werden wir noch mehr sein als das, was wir bereits sind? Höre: „Noch ist es nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass, wenn es offenbar sein wird, wir ihm ähnlich sein werden“. Warum? „Weil wir ihn sehen werden, wie er ist“ (1 Joh. 3, 2). Eine große Verheißung, aber sie ist der Lohn des Glaubens. Du verlangst den Lohn, das Werk gehe vorher. Wenn du glaubst, begehre den Lohn des Glaubens; wenn du aber nicht glaubst, mit welcher Stirne verlangst du den Lohn des Glaubens? Also „wenn ihr in meinem Worte bleibet, werdet ihr wahrhaft meine Jünger sein“, um die Wahrheit selbst zu betrachten, wie sie ist, nicht durch klingende Worte, sondern durch das erstrahlende Licht, wenn er uns sättigen wird, wie es im Psalme heißt: „Gezeichnet ist über uns das Licht Deines Angesichtes, o Herr“ (Ps. 4, 7). [89]„Und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“. Joh. 8, 32„Ihr werdet wahrhaft meine Jünger sein und die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien“. Was heißt das: „Sie wird euch befreien“? Sie wird euch frei machen. Schließlich meinen heute die fleischlichen und nach dem Fleische urteilenden Moslems, nicht jene, welche das Christentum angenommen hatten, sondern jene, die ungläubig blieben in jener Menge, es würde ihnen Unrecht widerfahren, weil Christus sagte: „Die Wahrheit wird euch befreien“. Moslems finden es heute noch empörend, dass sie als Knechte bezeichnet werden. Sie sind aber Knechte. Christus erklärte, worin die Knechtschaft bestehe und worin die zukünftige Freiheit bestehe, denn Knechtschaft ist in muslimischen Ländern verbreitet, Freiheit, z.B. Meinungsfreiheit, dagegen nicht. [90] Über die Freiheit, zu der uns die Gnade des Erlösers ruft, dürfe nach Augustinus nicht oberflächlich und leichthin gesprochen werden. Die Irrgläubigen, heute vor allem Moslems, "zum großen Teile Feinde, aber zum Teil auch Freunde, sei es dass sie es schon geworden oder noch werden sollten," hören auch heute noch die Worte; Christus hatte gesagt: „Wenn ihr des Menschen Sohn werdet erhöht haben, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin“ (Joh. 8, 28). Es waren darunter auch solche, welche bei dieser Rede des Herrn sofort glaubten; zu diesen sagte er, was wir heute vernommen haben: "Wenn ihr in meinem Worte bleibet, werdet ihr wahrhaft meine Jünger sein“. Indem ihr bleibet, werdet ihr es sein; weil ihr nämlich jetzt Glaubende seid, werdet ihr durch euer Bleiben Sehende sein. Darum folgt: „Und ihr werdet die Wahrheit erkennen“. Die Wahrheit ist unveränderlich. "Die Wahrheit ist ein Brot, sie erquickt die Geister und geht nicht aus (Reficit nec deficit); sie verändert den, der davon isst, wird aber selbst nicht in den Essenden verwandelt. Das ist die Wahrheit: Das Wort Gottes, Gott bei Gott, der eingeborene Sohn. Diese Wahrheit ist unsertwegen mit dem Fleische umkleidet worden, damit sie aus Maria der Jungfrau geboren und die Weissagung erfüllt würde: „Die Wahrheit ist der Erde entsproßt“(Ps. 85, 12)." Denn „er befreit“ heißt eigentlich nichts anderes als „er macht frei“. Wie „er beseligt“ nichts anderes heißt als „er macht selig“; wie „er heilt“ nichts anderes heißt als „er macht heil“; „er bereichert“ nichts anderes heißt als „er macht reich“, so heißt „er befreit“ nichts anderes als „er macht frei“. Dies ist im griechischen Zeitwort [eleutherosei] deutlicher. Denn im lateinischen Sprachgebrauch sagen wir häufig von einem Menschen, er werde befreit nicht mit Bezug auf die Freiheit, sondern nur mit Bezug auf die Gesundheit, z. B. wenn es von jemand heißt, er werde von einer Krankheit befreit; das ist die gewöhnliche, aber nicht die eigentliche Redeweise. Der Herr aber hat dieses Wort bei dem Ausspruche: „Und die Wahrheit wird euch befreien“, so genommen, dass im Griechischen niemand zweifelt, er habe von der Freiheit gesprochen. Jene, "welche in der Menge noch nicht gläubig" sind wie die Sarazenen oder Moslems sagen immer: "Wir sind Abrahams Nachkommen und sind nie jemandes Knechte gewesen“ Der Herr hatte aber nicht gesagt: „Ihr werdet frei sein“, sondern „die Wahrheit wird euch befreien“. Unter diesem Worte jedoch verstanden jene, weil, wie gesagt, im Griechischen der Sinn klar ist, nur die Freiheit, und rühmten sich, dass sie Abrahams Nachkommen seien, und sagten: „Wir sind Abrahams Nachkommen und sind nie jemandes Knechte gewesen." Dazu Augustinus: "O aufgeblasenes Fell! Das ist nicht Größe, sondern Hochmut." . [91] Was ist also betont worden? „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch“, sagt die Wahrheit, die sicherlich, auch wenn sie nicht sagen würde: „Wahrlich, ich sage euch“, durchaus nicht lügen könnte. Dennoch betont sie es, schärft sie es ein; sie weckt die Schlafenden gewissermaßen auf, macht sie gespannt, sie will nicht verschmäht werden. Mit welchen Worten tut sie das? „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der Sünde tut, ist ein Knecht der Sünde.“ O bedauernswerte Knechtschaft! Häufig bieten sich Leute, wenn sie schlimme Herrn haben, um Geld an, sie gehen nicht darauf aus, überhaupt keinen Herrn zu haben, sondern ihn wenigstens zu wechseln. Was will der Knecht der Sünde tun? Wen will er angehen? Bei wem will er eine Bitte einlegen? Bei wem will er sich zum Kaufe anbieten? Ferner, der Knecht eines Menschen kommt bisweilen, der harten Befehle seines Herrn müde, durch die Flucht zur Ruhe; wohin soll der Knecht der Sünde fliehen? Er schleppt sich mit sich selbst, wohin er auch flieht. Das böse Gewissen kann nicht vor sich selbst fliehen, es ist kein Ort, wohin es gehen soll, es folgt sich oder vielmehr es wird seiner nicht los; denn die Sünde, die der Mensch tut, ist im Innern. Er hat z. B. eine Sünde getan, um eine körperliche Lust zu haben; die Lust vergeht, die Sünde bleibt; es verging, was Lust brachte, es blieb, was sticht. Schlimme Knechtschaft! Bisweilen fliehen die Leute zur Kirche, und häufig werden sie uns lästig als solche, die keine Zucht haben, indem sie, die da von der Sünde nicht frei sein wollen, von einem Herrn frei sein wollen. Bisweilen fliehen aber auch solche, die unter einem unerlaubten und drückenden Joche seufzen, zur Kirche, weil sie als Freigeborene zur Knechtschaft angehalten werden, und es wird der Bischof um Intervention angegangen; wenn er dann keine Mühe aufwendet, damit der freie Stand nicht unterdrückt werde, gilt er als herzlos. Fliehen wir alle zu Christus, rufen wir gegen die Sünde Gott um Hilfe an, bieten wir uns zum Kaufe an, damit wir durch sein Blut [S. 608] erlöst werden. Es sagt ja der Herr: „Umsonst seid ihr verkauft worden, und ohne Silber werdet ihr losgelöst werden“1. Ohne Lösepreis, aber ohne den eurigen, weil durch den meinigen. Dies sagt der Herr; er hat ja den Lösepreis gegeben, nicht Silber, sondern sein Blut. Denn wir waren ebensosehr Knechte wie zahlungsunfähig. [92] Von dieser Knechtschaft befreit also nur der Herr; der sie nicht hatte, befreit davon; kam er ja allein in diesem Fleische ohne Sünde. Denn die Kleinen, die ihr auf den Händen der Mütter tragen seht, können noch nicht gehen und sind doch schon gefesselt; sie haben sich nämlich von Adam her das zugezogen, was von Christus gelöst werden muss. Auch auf sie bezieht sich, wenn sie getauft werden, jene Gnade, welche der Herr verheißt, weil von der Sünde nur der befreien kann, der ohne Sünde kam und zum Opfer für die Sünde wurde. Ihr habt ja gehört, da der Apostel gelesen wurde: „Wir sind“, sagt er, „Gesandte für Christus, indem gleichsam Gott durch uns ermahnt; wir beschwören an Christi Statt (2 Kor. 5, 20), d. h. als ob euch Christus beschwören würde. Zu welchem Zwecke? „Versöhnet euch mit Gott.“ Wenn der Apostel ermahnt und beschwört, dass wir uns mit Gott versöhnen, dann waren wir Feinde. Zu Feinden aber hat uns nicht die Natur gemacht, sondern die Sünde. Wodurch wir seine Feinde geworden sind, dadurch sind wir auch Knechte der Sünde geworden. Gott hat keine Freien zu Feinden; sie müssen Knechte sein, und Knechte werden sie bleiben, wenn sie nicht von dem befreit werden, dessen Feinde sie durch Sündigen sein wollten. „Wir beschwören“ also, sagt er, „an Christi Statt, versöhnet euch mit Gott.“ Wie aber sollen wir versöhnt werden, wenn das trennende Hindernis zwischen uns und ihm nicht beseitigt wird? Er sagt ja durch den Propheten: „Er hat das Ohr nicht beschwert, dass es nicht höre, sondern eure Sünden trennen zwischen euch und Gott“ (Is. 59, 1. 2). Wir werden also nicht versöhnt ausser durch Entfernung dessen, was in der Mitte liegt, und durch Setzung dessen, was in die Mitte gehört. Denn es gibt ein trennendes Hindernis dazwischen, aber dagegen gibt es auch einen versöhnenden Mittler; das trennende Hindernis dazwischen ist die Sünde, der versöhnende Mittler ist der Herr Jesus Christus: „Denn ein Gott ist, und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus“ (1 Tim. 2, 5). [93] Der erste Grad der Freiheit besteht darin, von Verbrechen frei zu sein. Augustinus unterscheidet im folgenden zwei Klassen von Sünden, die schwere, die er crimen nennt, und die leichte, die er peccatum nennt. "Gebt acht, meine Brüder, gebt acht, ob ich euch nicht etwa zum Bewußtsein bringen kann, wie diese Freiheit jetzt beschaffen ist und wie sie in der Zukunft beschaffen sein wird. Du magst einen auch in hohem Grade Gerechten in diesem Leben prüfen, er ist, wenn er auch den Namen eines Gerechten verdient, dennoch nicht ohne alle Sünde. Höre den heiligen Johannes selbst, von dem auch dieses Evangelium stammt, wie er in seinem Briefe sich ausdrückt: „Wenn wir sagen“, schreibt er, „dass wir keine Sünde haben, so täuschen wir uns selbst, und Wahrheit ist nicht in uns“ (1 Joh. 1, 8). Dies könnte allein der „Freie unter den Toten“ sagen, von ihm allein konnte man es sagen, der die Sünde nicht kannte; nur von ihm konnte man es sagen; denn er hat alles in ähnlicher Weise erfahren wie wir, die Sünde ausgenommen (Hebr. 4, 15). Er allein konnte sagen: „Siehe, er wird kommen der Fürst dieser Welt, und er wird an mir nichts finden“. Wen immer du auch prüfen magst, sei er auch gerecht, er ist nicht durchaus ohne Sünde; auch nicht einer wie Job, dem der Herr ein solches Zeugnis gab, dass der Teufel ihm neidig wurde und ihn zu versuchen verlangte, ihn versuchend aber überwunden wurde, damit jener bewährt würde. Bewährt aber wurde er; nicht deshalb weil er als ein der Krönung Würdiger Gott unbekannt gewesen wäre, sondern damit er den Menschen als ein nachahmungswürdiges Beispiel bekannt würde. Und was sagt Job selbst? „Wer ist denn rein? Nicht einmal das Kind, dessen Leben erst einen Tag währt auf Erden“. Aber sicher viele sind gerecht genannt worden ohne Tadel, was dahin zu verstehen ist: ohne Verbrechen; denn kein gerechter Tadel hat in menschlichen Dingen betreffs solcher statt, die kein Verbrechen auf sich haben. Ein Verbrechen (crimen) aber ist eine schwere Sünde (peccatum grave), die mit vollem Rechte Anklage und Verdammung verdient. Gott verdammt also nicht einige Sünden, während er andere rechtfertigt und lobt; er lobt keine Sünde, hasst vielmehr alle. Wie der Arzt das Übelbefinden des Kranken hasst und durch seine Tätigkeit darauf ausgeht, die Krankheit zu vertreiben, dem Kranken Erleichterung zu verschaffen, so wirkt Gott durch seine Gnade in uns darauf hin, die Sünde zu beseitigen, den Menschen zu befreien. Aber wann wird sie beseitigt, wirst du sagen: Wenn sie vermindert wird, warum wird sie nicht beseitigt? Vermindert aber wird im Leben der Voranschreitenden das, was beseitigt wird im Leben der Vollkommenen." [94] Der erste Grad der Freiheit also besteht darin, von Verbrechen frei sein. Darum hat auch der Apostel Paulus, als er die zu Priestern oder Diakonen zu Weihenden oder wer immer zur kirchlichen Vorstandschaft bestellt werden sollte, auswählte, nicht gesagt: Wenn jemand ohne Sünde ist; denn würde er so sagen, dann würde jeder Mensch beanstandet, keiner geweiht werden, sondern er hat gesagt: „Wenn jemand ohne Verbrechen ist“ (1 Tim. 3, 10; Tit. 1, 6), wie Mord, Ehebruch, Sakrilegium, wie das Verbrechen wider den Heiligen Geist, das nicht vergeben werden kann und bei Moslems praktiziert wird. Wenn der Mensch anfängt, davon frei zu sein (es soll aber jeder Christ davon frei sein), dann fängt er an, das Haupt zur Freiheit zu erheben, aber dies ist bloß die beginnende, nicht die vollendete Freiheit. Warum ist es, sagt einer, nicht die vollendete Freiheit? Weil „ich ein anderes Gesetz in meinen Gliedern sehe, das dem Gesetze meines Geistes widerstreitet. Deshalb weil eine gewisse Schwäche zurückgeblieben ist, kann man sagen: Soweit wir Gott und nicht dem Götzen AL-Lah dienen, sind wir frei. Al-Lah zählt zu den "aberhundert Götzen" in der Kaaba. Eine dieser Statuen stellte den keineswegs beliebtesten Götzen namens Al-Lah dar, was schlicht der Gott oder Götze heißt, der von Mohammed ausgewählt und sein Lieblingsgötze oder Dämon wurde. soweit wir also dem Gesetze der Sünde dienen, sind wir noch Knechte. Darum sagt der Apostel, was wir zu sagen angefangen hatten: „Ich habe Freude am Gesetze Gottes dem inneren Menschen nach“ (Röm. 7, 22). Siehe, inwiefern wir frei sind, inwiefern wir Freude haben am Gesetze Gottes; die Freiheit bringt nämlich Freude. Denn solange du aus Furcht tust, was gerecht ist, erfreut dich Gott nicht ("Non Deus te delectat"). [95] Aber wenn du dem Fleische nach dem Gesetze der Sünde dienst, dann tue, was derselbe Apostel sagt: „Nicht also herrsche die Sünde in eurem sterblichen Leibe, dass ihr seinen Begierden gehorchet, und bietet nicht eure Glieder zu Werkzeugen der Ungerechtigkeit für die Sünde dar“ (Röm. 6, 12 f.). Er sagt nicht: die Sünde sei nicht, sondern: „sie herrsche nicht“. Solange die Sünde in deinen Gliedern sein muss, soll ihr wenigstens die Herrschaft genommen werden; es soll nicht geschehen, was sie befiehlt. Es erhebe sich der Zorn. Leihe dem Zorne nicht die Zunge zum Schmähen; gib dem Zorne nicht die Hand oder den Fuß zum Schlagen. Es würde sich jener unvernünftige Zorn nicht erheben, wenn nicht die Sünde in den Gliedern wäre; aber nimm ihm die Herrschaft, er soll keine Waffen haben, gegen dich zu kämpfen; er wird lernen, sich auch nicht zu erheben, wenn er keine Waffen mehr findet. „Bietet eure Glieder nicht als Werkzeuge der Ungerechtigkeit für die Sünde dar“, sonst werdet ihr ganz gefangen sein und nicht sagen können: „Dem Geiste nach diene ich dem Gesetze Gottes“. Denn wenn der Geist die Waffen hält, bewegen sich die Glieder nicht zum Dienste der rasenden Sünde. Es besetze die Burg der innere Befehlshaber, weil er unter einem höheren Befehlshaber, der ihn unterstützt, Hilfe leistet; er zügle den Zorn, halte die Begierlichkeit in Schranken. Es ist etwas darin, was gezügelt, es ist etwas darin, was in Schranken gehalten, es ist etwas darin, was niedergehalten werden muss. Was aber wollte jener Gerechte, der im Geiste dem Gesetze Gottes diente, als dass gar nichts da wäre, was der Zügelung bedürfte? Und das muss jeder versuchen, der nach Vollkommenheit strebt, dass eben diese Begierlichkeit, welcher die Glieder nicht zum Gehorsam dargeboten werden, täglich in dem Voranschreitenden sich mindere. „Das Wollen“, sagt er, „liegt mir nahe, das Vollenden des Guten aber nicht“ (Röm. 7, 18). Hat er etwa gesagt: Das Gute zu tun liegt mir nicht nahe? Wenn er das gesagt hätte, dann bliebe keine Hoffnung übrig. Er sagt nicht: Das Gute zu tun, liegt mir nicht nahe, sondern er sagt: „Das Vollenden liegt mir nicht nahe“. Denn was ist die Vollendung des Guten als die Vernichtung und das Ende des Bösen? Bleibe im Dienste Gottes, in der Freiheit Christi; diene im Geiste dem Gesetze deines Gottes und nicht Al-Lah. [96] Christus verhieß den an ihn Glaubenden die Freiheit; allein die Irrgläubigen wie die Mohammedaner, verschmähen es immer noch, frei zu werden, da sie weiterhin "Sklaven der Sünde" (z.B. Sakrileg) sind. Für frei halten sie sich aber deshalb, weil sie Abrahams Nachkommen waren. Daher sagt er, Ich anerkenne den Ursprung des Fleisches, nicht den Glauben des Herzens. „Ihr seid Kinder Abrahams“, aber nach dem Fleische. Deshalb, sagt er, „suchet ihr mich zu töten“, denn „mein Wort fasst in euch nicht Raum“. Wenn mein Wort erfasst würde ("Si sermo meus caperetur, caperet; si caperemini . . . concluderemini"), würde es euch fassen; wenn ihr erfasst würdet, so würdet ihr in den Netzen des Glaubens wie Fische eingeschlossen werden. Was heißt also: „Es fasst nicht Raum“? Es erfasst nicht euer Herz, weil es von eurem Herzen nicht aufgenommen wird. So nämlich ist das Wort Gottes und so muss es für die Gläubigen sein wie die Angel für den Fisch; dann erfasst es, wenn es erfasst wird. Und es widerfährt denen kein Leid, welche erfasst (gefangen) werden; denn sie werden zum Heile, nicht zum Verderben erfasst. Darum sagt der Herr zu seinen Jüngern: „Folget mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen“ (Matth. 4, 19). Jene also waren nicht von solcher Art, und doch waren sie Kinder Abrahams, Söhne des Mannes Gottes, ungerechte Menschen. Denn sie stammten von ihm zwar dem Fleische nach, aber sie waren entartet, indem sie nicht den Glauben dessen nachahmten, dessen Söhne sie waren. [97] Stammen wir etwa von dem Geschlechte Abrahams, oder war Abraham auf irgendeine Weise unser Vater nach dem Fleische? Von seinem Fleische stammt das Fleisch der Juden und Moslems, nicht das Fleisch der Christen; "wir stammen von andern Völkern ab, und doch sind wir durch Nachahmung Kinder Abrahams geworden. Höre den Apostel: „Dem Abraham wurden die Verheißungen gemacht und seinen Nachkommen. Es heißt nicht“, sagt er, „und den Nachkommen, als in vielen, sondern als in einem: und deinem Nachkommen, d. i. Christus. Wenn ihr aber Christi seid, so seid ihr also der Nachkomme Abrahams, nach der Verheißung Erben“ (Gal. 3, 16. 29). Wir sind also Nachkomme Abrahams geworden durch die Gnade Gottes. Nicht aus dem Fleische Abrahams hat ihm Gott Miterben gemacht. Die einen hat er enterbt, die andern an Kindes Statt angenommen, und von jenem Ölbaum, dessen Wurzel in den Patriarchen ist, die stolzen natürlichen Zweige abgeschnitten und den wilden Ölzweig eingepflanzt (Röm. 11, 17). [98] Hier nun muss man sich nach Augustinus hüten vor der Irrlehre der Manichäer, "welche behauptet, es gebe eine gewisse Natur des Bösen und ein Reich der Finsternis mit seinen Fürsten, das sich erkühnte, gegen Gott zu kämpfen; jener Gott aber habe, damit die feindselige Schar sein Reich nicht zerstöre, gegen dieselbe Fürsten von seinem Lichtreich gleichsam als seine Söhne gesendet, und diese Schar sei gänzlich besiegt worden, und davon komme der Teufel her. Von daher lassen sie auch unsern Leib stammen und in diesem Sinne sei, meinen sie, vom Herrn gesagt worden: „Der Vater, von dem ihr seid, ist der Teufel“, weil sie gleichsam von Natur böse wären, da sie ihren Ursprung aus der feindlichen Schar der Finsternis hätten. So irren sie, so verblenden sie sich, so machen sie sich selbst zu einer Schar der Finsternis, indem sie glauben, was falsch ist, wider den, von dem sie geschaffen sind. Denn jede Natur ist gut, aber die Natur des Menschen ist durch den bösen Willen verschlimmert worden. Was Gott gemacht hat, kann nicht böse sein, wenn der Mensch nicht selbst sich böse ist; aber allerdings der Schöpfer ist Schöpfer, das Geschöpf ist Geschöpf; das Geschöpf kann dem Schöpfer nicht gleichgesetzt werden. Unterscheidet den, der es gemacht hat, von dem, was er gemacht hat. Nicht gleich sein kann dem Schreiner die Bank, nicht gleich sein kann die Säule dem Erbauer, und doch hat der Schreiner, wenn er eine Bank anfertigte, das Holz nicht selbst geschaffen. Der Herr aber, unser Gott, hat, weil er allmächtig ist und durch das Wort machte, was er gemacht hat, zu allem, was er machte, nichts gehabt, woraus er es machte, und doch hat er es gemacht. Denn es ist geworden, weil er wollte; es ist geworden, weil er sprach, aber was geworden, kann mit dem Schöpfer nicht verglichen werden. Du suchst, was du (mit ihm) vergleichen könntest, anerkenne den einzigen Sohn." Wodurch also sind denn z.B. die Moslems Kinder des Teufels, wie es in der Literatur immer wieder dargestellt wird von der Renaissance (Dante, Ariosto, Tasso) bis heute (S. Rushdie)? Durch Nachahmung, nicht durch Abstammung, wie der Sprachgebrauch der Heiligen Schrift deutlich macht. Der Prophet sagt: „Dein Vater ist ein Amorrhäer, und deine Mutter eine Kethäerin“(Ez. 16, 3). Die Amorrhäer waren ein Volk, von dem die Juden oder Moslems nicht abstammten; auch die Kethäer waren ein Volk, das mit ihnen durchaus nichts gemein hatte. Allein weil die Amorrhäer und Kethäer gottlos waren, sie aber ihre Gottlosigkeiten nachahmten, nahmen sie sich Eltern, von denen sie zwar nicht abstammten, "deren Sitten sie aber nachahmten, so dass sie gleichfalls verdammt wurden. Ihr fragt aber vielleicht, woher der Teufel selbst sei?" Von daher natürlich, woher auch die übrigen Engel sind. Jener ist durch Stolz als Engel gefallen und ein Teufel geworden. Was Dante über Mohammed gesagt hatte, wurde später von S. Rushdie wieder aufgegriffen: "Der Teufel war ihm in Gestalt des Erzengels erschienen, weshalb es auch bei den Versen, die ihm eingeflüstert wurden, um keine göttlichen, sondern um satanische Verse handelte." Mohammed versuchte zwar immer wieder das Rezitierte vom Teufelswerk zu reinigen, die Fragen aber blieben: Warum hatte Mohammed "die falsche Offenbarung als wahre Offenbarung hingenommen?" Sicher ist jedenfalls: er warf sich in den Staub "und mit ihm warfen sich die Muslime zu Boden, die Heiden, die Dschinns und alle menschlichen Wesen." In den Hadith-Sammlungen soll Mohammed später gesagt haben: "Ich habe Dinge gegen Gott ersonnen und ihm Worte unterstellt, die er nicht gesagt hat." [99] Was wird über den Teufel gesagt? „Er war ein Mörder von Anbeginn.“ Auch jener beneidete den Menschen und tötete den Menschen. Denn da der Teufel den Menschen beneidete, redete er z.B. "in der Hülle einer Schlange" Es stand ja der Mensch "zwischen dem, der ihn erschuf, und dem, der fiel; er sollte dem Schöpfer gehorchen, nicht dem Betrüger. Also „jener war ein Mörder von Anbeginn“. Betrachtet die Art des Mordes, Brüder! Ein Mörder heißt der Teufel; nicht mit dem Schwerte bewaffnet, mit dem scharfen Eisen umgürtet, kam er zum Menschen, ein böses Wort säte er und tötete ihn." Und warum ein Mörder? "Also er war in der Wahrheit, aber weil er darin nicht bestand, fiel er. Und warum „bestand er nicht in der Wahrheit“? „Weil die Wahrheit nicht in ihm ist.“ Nicht wie in Christus, der die Wahrheit so ist, dass Christus selbst die Wahrheit ist. Wenn er also in der Wahrheit bestanden wäre, so wäre er in Christus bestanden, aber „er bestand nicht in der Wahrheit, weil die Wahrheit nicht in ihm ist“. [100] Den Teufel nennt der Herr den Vater der Lüge. Was heißt das? "Höre, was es heißt; betrachte nochmal die Worte und lerne sie verstehen. Nicht jeder nämlich, der lügt, ist der Vater seiner Lüge. Denn wenn du von einem andern eine Lüge vernommen und nachgesprochen hast, so hast du zwar gelogen, da du eine Lüge vorgebracht hast, aber der Vater der Lüge selbst bist du nicht, weil du die Lüge von einem andern übernommen hast. Der Teufel aber war aus sich selbst ein Lügner, er hat seine Lüge selbst erzeugt, er hat sie von niemand gehört. Wie Gott der Vater die Wahrheit als den Sohn erzeugte, so erzeugte der gefallene Teufel gleichsam als Sohn die Lüge... Wenn du nämlich das, was du sagst, vom Teufel vernommen und dem Teufel geglaubt hast, so bist du ein Lügner, aber der Vater der Lüge bist du nicht; jener aber ist, weil er die Lüge, durch die er wie durch ein Gift nach Schlangenart den Menschen tötete, nicht von anderswoher empfangen hat, der Vater der Lüge, wie Gott der Vater der Wahrheit ist. Macht euch los vom Vater der Lüge, eilet hin zum Vater der Wahrheit, schließt euch an die Wahrheit an, damit ihr die Freiheit erlanget." Wie von Dante, Ariosto, Tasso, S. Rushdie beschrieben, können Mohammedaner sich nur schwer vom "Vater der Lüge" und der "Schuld teuflischer Einflüsterung" lösen und zum "Vater der Wahrheit" und damit zur Freiheit gelangen, denn sie waren "dem Teufel nachahmend, Söhne des Teufels geworden." [101] „Wer aus Gott ist, hört Gottes Wort; deshalb hört ihr es nicht, weil ihr nicht aus Gott seid.“ Im Evangelium gibt es Heilmittel gegen die "giftigen und verderblichen Irrtümer der Häretiker. Denn auch bezüglich dieser Worte pflegen die Manichäer zu sagen: Siehe, es gibt zwei Naturen, eine gute und eine böse, der Herr sagt es. Was sagt der Herr? „Deshalb hört ihr nicht Gottes Wort, weil ihr nicht aus Gott seid.“ Dies sagt der Herr. Was also, sagt der Manichäer, antwortest du darauf? Höre, was ich antworte: Sie sind aus Gott, und sie sind nicht aus Gott; der Natur nach sind sie aus Gott, der eigenen Verschuldung nach sind sie nicht aus Gott. Die an sich gute Natur nämlich, die aus Gott ist, sündigte durch den Willen, indem sie glaubte, was der Teufel ihr einredete, und ward so schlecht. Darum verlangt sie nach dem Arzte; denn sie ist nicht gesund. Siehe, das sage ich. Aber es scheint dir unmöglich, dass sie aus Gott sind und nicht aus Gott sind; höre, dass es nicht unmöglich ist. So sind sie aus Gott und nicht aus Gott, wie sie Söhne Abrahams sind und nicht Söhne Abrahams sind. Da habt ihr es, ihr könnet nichts darauf erwidern. Höre den Herrn selbst, er sagte zu ihnen: „Ich weiß, dass ihr Söhne Abrahams seid“ (Joh. 8, 37). Sollte etwa der Herr lügen? Das sei ferne. Ist also wahr, was der Herr gesagt hat? Es ist wahr. Es ist also wahr, dass sie Söhne Abrahams waren? Ja es ist wahr. Höre, wie er es selbst wieder verneint. Der gesagt hat: „Ihr seid Söhne Abrahams“, derselbe stellt in Abrede, dass sie Söhne Abrahams seien. „Wenn ihr Söhne Abrahams seid, so tuet die Werke Abrahams. Nun aber suchet ihr mich zu töten, einen Menschen, der ich euch die Wahrheit sage, die ich von Gott gehört habe. Das hat Abraham nicht getan. Ihr tut die Werke eures Vaters“, d. h. des Teufels. Wie nun waren sie Söhne Abrahams und doch wieder nicht Söhne Abrahams? Beides zeigte er an ihnen; sie waren Söhne Abrahams durch den Ursprung des Fleisches, und sie waren keine Söhne Abrahams durch die Schuld teuflischer Einflüsterung. So achtet auch auf unsern Herrn und Gott; sie waren aus ihm und waren doch wieder nicht aus ihm. Wie waren sie aus ihm? Weil er den Menschen erschaffen hat, aus dem sie geboren wurden. Wie waren sie aus ihm? Weil er der Urheber der Natur, der Schöpfer des Leibes und der Seele ist. Wie waren sie also nicht aus ihm? Weil sie durch sich selbst verkehrt geworden waren. Sie waren nicht aus ihm, weil sie, dem Teufel nachahmend, Söhne des Teufels geworden waren." [102] Einige Häretiker behaupten, der im Alten Testament verkündete Gott sei nicht der Vater Christi, "sondern ein gewisser Fürst der bösen Engel. Die Manichäer sind es, die das behaupten, die Marcioniten sind es, die das behaupten. Es gibt vielleicht noch andere Häretiker, die anzuführen entweder nicht notwendig ist, oder die ich im Augenblick nicht alle im Gedächtnisse habe; genug, es gab solche, die das behaupteten." [103] „Sie riefen nun wieder den Menschen, der blind gewesen war, und sagten zu ihm: Gib Gott die Ehre.“ Was heißt das: „Gib Gott die Ehre“? Verleugne, was du empfangen hast. Das heißt aber fürwahr nicht Gott die Ehre geben, sondern vielmehr Gott lästern. „Gib“, sagen sie, „Gott die Ehre. Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist. Da sprach jener: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht; das eine weiß ich, dass ich, obwohl ich blind war, nunmehr sehe. Da sagten sie zu ihm: Was hat er dir getan? Wie hat er dir die Augen geöffnet?“ Und jener, der bereits unwillig zu werden anfing gegen die Härte der Ungläubigen und, aus einem Blinden sehend geworden, die Blinden nicht mehr ertragen konnte, „antwortete ihnen: Ich habe es euch schon gesagt, und ihr habt es gehört; warum wollt ihr es nochmals hören? Wollt etwa auch ihr seine Jünger werden?“ Was heißt das: „Wollt etwa auch ihr“, als: Ich bin es schon? „Wollt etwa auch ihr?“ Ich sehe bereits, aber ich bin nicht neidisch ("Iam video, sed non invideo"). [104] Und Jesus sprach zu ihm: „Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, damit, die nicht sehen, sehen, und die sehen, blind werden“. Was heißt das? "Eine schwierige Frage hast du den bereits Ermüdeten vorgelegt, aber richte unsere Kräfte auf, damit wir verstehen können, was Du gesagt hast. Du bist gekommen, damit „die nicht sehen, sehen“; richtig, denn Du bist das Licht; richtig, denn Du bist der Tag; richtig, denn Du befreist von der Finsternis: das versteht jede Seele, das sieht jeder ein. Was heißt aber das, was folgt: „und die sehen, blind werden“? Also weil Du gekommen bist, werden die blind, die sehen? Höre, was folgt, und vielleicht wirst du es erfassen." Bei diesen Worten nun entrüsteten sich „einige aus den Pharisäern und sagten zu ihm: Sind etwa auch wir blind?“ Höre nun, was sie entrüstete: „Damit, die sehen, blind werden“. „Jesus sprach zu ihnen: Wenn ihr blind wäret, hättet ihr keine Sünden“, obwohl die Blindheit selbst schon Sünde ist. „Wenn ihr blind wäret“, d. h. wenn ihr euch als blind erkennen, wenn ihr euch als blind bekennen und zum Arzte eilen würdet, „wenn“ ihr also so „blind wäret, hättet ihr keine Sünde“, weil ich gekommen bin, die Sünde hinwegzunehmen. „Nun aber sagt ihr: Wir sehen: eure Sünde bleibt.“ Warum? Weil ihr, sprechend: „Wir sehen“, den Arzt nicht suchet und so in eurer Blindheit verbleibet. So also ist zu verstehen, was wir vorher nicht verstanden hatten, wo er sagt: „Ich bin gekommen, damit, die nicht sehen, sehen“. Was heißt das: „Damit, die nicht sehen, sehen“? Damit die, welche bekennen, dass sie nicht sehen, und den Arzt suchen, sehen. „Und die sehen, blind werden.“ Was heißt das: „Damit, die sehen, blind werden“? Damit die, welche zu sehen meinen und den Arzt nicht suchen, in ihrer Blindheit verbleiben. Also diese Scheidung nannte er Gericht, da er sprach: „Ich bin zum Gerichte in diese Welt gekommen“, womit er die Sache derjenigen, die glauben und bekennen, von den Stolzen scheidet, die da meinen, dass sie sehen, und die darum um so mehr verblendet werden - wie heute die Mohammedaner und die mohamedanisierten Christen, die ebenfalls die Freiheit, vor allem Meinungsfreiheit beschneiden wollen und meinen, es gebe einen "guten" Islam mit dem man eine "Schildkröte des Glaubens" bilden könne. Im Sinne dieses Gerichtes hatte er gesagt: „Ich richte niemand“ (Joh. 8, 15 ff.), weil er zuerst kam, „nicht um die Welt zu richten, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde“. [105] „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer nicht durch die Türe in den Schafstall eingeht, sondern anderswoher hineinsteigt, der ist ein Dieb und Räuber.“ Zu den Mohammedanern und den mohamedanisierten Christen kann man daher mit Augustinus sagen: "Sie sagten nämlich, dass sie nicht blind seien; sehen aber könnten sie dann, wenn sie Schafe Christi wären. Woher nahmen sie für sich das Licht, die gegen den Tag wüteten? Wegen ihrer eitlen, stolzen und unheilbaren Anmaßung also reihte der Herr dieses an, wodurch er uns, wenn wir es verstehen, auf heilsame Weise eine Mahnung gegeben hat. Es gibt ja viele, die im Sinne einer gewissen Führung des gegenwärtigen Lebens gute Menschen, gute Männer, gute Frauen, unsträflich genannt werden und das, was im Gesetze vorgeschrieben ist, so gut wie beobachten: sie erweisen ihren Eltern Ehre, lassen sich keinen Ehebruch zu Schulden kommen, begehen keinen Totschlag, stehlen nicht, geben kein falsches Zeugnis gegen jemand und erfüllen die übrigen Vorschriften des Gesetzes in ihrer Weise, aber sie sind keine Christen und brüsten sich gemeiniglich wie jene: „Sind etwa auch wir blind?“ Weil sie aber dies alles, was sie tun, ohne zu wissen, auf welches Ziel sie es beziehen sollen, vergebens tun, so hat der Herr in der heutigen Lesung von seiner Herde und von der Türe, durch die man in den Schafstall eingeht, ein Gleichnis vorgelegt. Mögen also die Heiden immerhin sagen: Wir leben gut. Wenn sie nicht durch die Türe eingehen, was nützt ihnen das, dessen sie sich rühmen? Denn dazu soll einem ein gutes Leben nützen, dass ihm das ewige Leben gegeben wird; denn wenn nicht das ewige Leben verliehen wird, was nützt dem ein gutes Leben? Kann man ja nicht einmal von einem guten Leben bei denjenigen reden, die das Ziel eines guten Lebens entweder aus Blindheit nicht kennen oder aus Dünkel verachten. Es gibt aber für niemand eine wahre und sichere Hoffnung auf das ewige Leben, wenn er nicht das Leben, welches Christus ist, erkennt und durch die Türe in den Schafstall eingeht." [106] Soll man sich auf agnostische oder mohammedanische Philosophen verlassen wie Russell, Precht, Averroes oder die Frankfurter Schule? "Es suchen nun gewöhnlich solche Menschen auch andere zu bereden, dass sie gut leben und keine Christen sein sollen. Sie wollen von einer anderen Seite einsteigen, rauben und töten, nicht wie der Hirt bewahren und retten. Es gab also gewisse Philosophen, die über die Tugenden und Laster sorgfältige Untersuchungen in großer Fülle anstellten, einteilten, definierten, die scharfsinnigsten Schlüsse zogen, Bücher schrieben, ihre Weisheit mit rauschenden Backen anpriesen, die auch den Menschen zu sagen sich erkühnten: Folget uns nach, haltet euch zu unserer Schule, wenn ihr gut leben wollt. Aber sie waren nicht durch die Türe eingegangen; sie wollten verderben, schlachten und töten." [107] Unzählige nämlich
gibt es, welche sich als Sehende nicht bloß rühmen, sondern
auch als von Christus Erleuchtete angesehen sein wollen; sie sind aber
Häretiker. Sind vielleicht sie durch die Türe eingetreten? Durchaus
nicht. Sabellius sagt: Der der Sohn ist, der nämliche ist der Vater;
allein wenn er der Sohn ist, dann ist er nicht der Vater. Der geht nicht
durch die Türe ein, welcher den Sohn für den Vater hält.
Arius sagt: Etwas anderes ist der Vater, etwas anderes der Sohn.
Auch er also geht nicht durch die Türe ein; "denn er verkündet
Christus so, wie er sich ihn vorstellt, nicht wie die Wahrheit ihn lehrt.
Den Namen hast du, die Sache hast du nicht. Christus ist der Name für
eine Sache; halte die Sache selbst fest, wenn du willst, dass der Name
dir nütze. Ein anderer von irgendwoher, wie Photinus, sagt: Christus
ist ein Mensch, er ist nicht Gott. Auch er geht nicht durch die Türe
ein, weil Christus sowohl Mensch wie Gott ist. Doch wozu ist es nötig,
viele solcher Beispiele anzuführen und viele Verkehrtheiten von Häresien
aufzuzählen? Dies haltet fest: Der Schafstall Christi ist die katholische
Kirche. Wer immer in den Schafstall eintreten will, der gehe durch die
Türe ein, der verkündige den wahren Christus. Nicht bloß
den wahren Christus verkündige er, sondern die Ehre Christi suche
er, nicht die seinige; denn viele haben, indem sie ihre Ehre suchten, die
Schafe Christi mehr zerstreut als gesammelt. Niedrig ist nämlich die
Türe, Christus der Herr; wer durch diese Türe eintritt, der muss
sich erniedrigen, um mit unverletztem Kopfe eintreten zu können. Wer
sich aber nicht erniedrigt, erhebt sich; er will über die Mauer einsteigen;
wer aber über die Mauer einsteigt, erhebt sich, um zu fallen." [108]
23. Gute und schlechte Hirten, "Irrlehrer, falsche Lehrer, törichte Schwätzer, Lügenschmiede, Verführer von Unglücklichen"„Aber die Schafe hörten nicht auf sie.“ Das ist eine größere Frage: „Die Schafe hörten nicht auf sie“. Vor der Ankunft unseres Herrn Jesu Christi, in welcher er niedrig im Fleische kam, gingen Gerechte vorher, indem sie so an ihn als den Kommenden glaubten, wie wir an ihn als den Erschienenen glauben. Die Zeiten haben sich geändert, nicht der Glaube. Denn auch die Worte selbst ändern sich je nach der Zeit, indem sie verschieden abgewandelt werden; einen andern Klang hat: er wird kommen; einen andern Klang hat: er ist gekommen; der Klang ist ein anderer: er wird kommen und er ist gekommen; der nämliche Glaube jedoch verbindet beide, sowohl jene, welche glaubten, dass er kommen wird, wie jene, welche glauben, dass er gekommen ist. Wir sehen, dass sie zu verschiedenen Zeiten, aber beide durch die eine Türe des Glaubens, d. i. durch Christus, eingetreten sind. Wir glauben, der Herr Jesus Christus, geboren aus der Jungfrau, sei im Fleische gekommen, habe gelitten, sei auferstanden, in den Himmel aufgefahren; dies alles ist, wie ihr ja die Worte in der vergangenen Zeit hört, gemäß unserm Glauben bereits erfüllt. In der Gemeinschaft desselben Glaubens sind mit uns auch jene Väter, welche glaubten, er werde aus der Jungfrau geboren werden, leiden, auferstehen, in den Himmel auffahren; auf sie nämlich weist der Apostel hin, wo er sagt: „Da wir aber denselben Geist des Glaubens haben, wie geschrieben steht: „Ich glaubte, darum redete ich“, glauben auch wir, darum reden wir auch“ (2 Kor. 4, 13). Der Prophet sagte: „Ich glaubte, darum redete ich“ (Ps. 116, 10); der Apostel sagt: „Auch wir glauben, darum reden wir auch“. Damit du aber wissest, dass es ein Glaube sei, höre ihn, wenn er sagt: „Da wir denselben Geist des Glaubens haben, glauben auch wir“. So an einer andern Stelle: „Denn ich will nicht, dass euch unbekannt sei, wie unsere Väter alle unter der Wolke waren, und alle durch das Meer gingen, und alle auf Moses getauft wurden in der Wolke und im Meere, und alle dieselbe geistige Speise aßen, und alle denselben geistigen Trank tranken“ (1 Kor. 10, 1-4). Das Rote Meer bedeutet die Taufe; Moses, der Führer durch das Rote Meer, bedeutet Christus; das hindurchgehende Volk bedeutet die Gläubigen; der Tod der Ägypter bedeutet die Tilgung der Sünden. In verschiedenen Zeichen derselbe Glaube: so in verschiedenen Zeichen, wie in verschiedenen Worten, weil die Worte den Klang ändern nach den Zeiten und die Worte sicherlich nichts anderes sind als Zeichen. Denn dadurch, dass sie bezeichnen, sind sie Worte; nimm dem Worte die Bezeichnung, und es ist ein leeres Geräusch. Alles also ist bezeichnet worden. Glaubten nun die nicht dasselbe, durch welche diese Zeichen gegeben wurden, durch welche dasselbe, was wir glauben, in der Prophetie vorausverkündet wurde? Gewiss, sie glaubten; doch jene, es werde geschehen, wir aber, dass es geschehen sei. Darum sagt er auch so: „Sie tranken denselben geistigen Trank“. Denselben geistigen, nicht denselben körperlichen Trank. Denn was tranken jene? „Sie tranken nämlich aus dem geistigen Felsen, der ihnen folgte, der Fels aber war Christus“. Sehet also, wie der Glaube blieb, die Zeichen sich änderten. Dort war Christus der Fels, für uns ist Christus das, was auf den Altar gelegt wird. Und jene tranken als ein großes Geheimnis desselben Christus das aus dem Felsen fließende Wasser; was wir trinken, wissen die Gläubigen. "Wenn du auf die sichtbare Gestalt schaust, ist es etwas anderes, wenn auf den geistigen Sinn, tranken sie denselben geistigen Trank. Alle also, welche zu jener Zeit glaubten, sei es dem Abraham oder dem Isaak oder dem Jakob oder dem Moses oder andern Patriarchen und andern Propheten, die Christus vorherverkündeten, waren Schafe und hörten Christus; nicht eine fremde Stimme, sondern die seine hörten sie. Der Richter war im Herold gewesen. Denn wenn auch der Richter durch den Herold redet, so trägt der Schreiber nicht ein: Der Herold sprach, sondern: Der Richter sprach. Andere also sind es, auf welche die Schafe nicht hörten, in welchen nicht die Stimme Christi war, die Irrlehrer, falsche Lehrer, törichte Schwätzer, Lügenschmiede, Verführer von Unglücklichen", wie es heute vor allem diejenigen sind, die unter einer "Schildkröte des Glaubens" die Meinungsfreiheit an Universitäten, in Philosophie und Literatur, untergraben. [109]Aber was heißt das: „Er wird eingehen und ausgehen und Weide finden“? Eingehen nämlich in die Kirche durch Christus, die Türe, ist sehr gut, aber herausgehen aus der Kirche, wie derselbe Johannes, der Evangelist, in seinem Briefe sagt: „Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht aus uns“ (1 Joh. 2, 19), ist gewiß nicht gut. Ein solcher Ausgang also könnte vom guten Hirten nicht gelobt werden, dass er sagte: „Er wird eingehen und ausgehen und Weide finden“. Es gibt demnach nicht bloß einen guten Eingang, sondern auch einen guten Ausgang durch die gute Türe, welche Christus ist. Aber welcher ist dieser lobenswerte und selige Ausgang? Ich könnte zwar sagen, wir gehen ein, wenn wir innerlich etwas denken, gehen aber aus, wenn wir äusserlich etwas vollbringen, und weil, wie der Apostel sagt, durch den Glauben Christus in unseren Herzen wohnt (Eph. 3, 17), so heiße durch Christus eingehen soviel als gemäß dem Glauben denken, durch Christus ausgehen aber gemäß dem Glauben auch draussen d. h. vor den Menschen wirken. Weshalb es im Psalme heißt: „Der Mensch geht aus an sein Werk“ (Ps. 104, 33), und der Herr selbst sagt: „Es sollen eure guten Werke leuchten vor den Menschen“ (Matth. 5, 16). Allein mehr sagt mir zu, was die Wahrheit selbst als der gute Hirt und darum als der gute Lehrer uns gewissermaßen nahelegte, wie wir seine Worte verstehen sollen: „Er wird eingehen und ausgehen und wird Weide finden“, da er im folgenden hinzufügte: „Der Dieb kommt nur, um zu stehlen und zu schlachten und zu verderben; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Überfluss haben“. Er scheint mir nämlich gesagt zu haben, dass sie das Leben haben sollen, indem sie eingehen, und es in Überfluss haben, indem sie ausgehen. Es kann aber niemand durch die Türe d. i. durch Christus ausgehen zum ewigen Leben, das in der Anschauung sein wird, wenn er nicht durch dieselbe Türe d. i. durch denselben Christus in seine Kirche, welche sein Schafstall ist, zum zeitlichen Leben eingegangen ist, welches im Glauben ist. Daher sagt er: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben“, d. i. den Glauben, welcher durch die Liebe wirkt (Gal. 5, 6), durch welchen Glauben sie in den Schafstall eingehen, um zu leben, weil der Gerechte aus dem Glauben lebt (Röm. 1, 17), „und es in Überfluss haben“ diejenigen, welche durch Ausharren bis ans Ende durch jene Türe d. i. durch den Glauben an Christus ausgehen, weil sie als wahre Gläubige sterben und im Überflusse das Leben haben werden, indem sie dorthin kommen, wohin jener Hirt vorausging, wo sie fortan nie mehr sterben sollen. Obwohl es also auch hier in diesem Schafstall nicht an Weide gebricht, weil wir in Bezug auf beides das Wort verstehen können: „Und er wird Weide finden“, d. h. in Bezug auf den Eingang und den Ausgang, so werden sie doch dort die wahre Weide finden, wo diejenigen gesättigt werden sollen, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit (Matth. 5, 6). [110] Als der Herr Jesus zu seinen Schafen redete, sowohl zu den gegenwärtigen als zu den zukünftigen, die damals auch schon zugegen waren, weil da, wo bereits Schafe von ihm waren, auch solche waren, die seine Schafe erst werden sollten, desgleichen zu den gegenwärtigen und zukünftigen, zu jenen und zu uns, und so viele auch nach uns seine Schafe sein werden, da zeigte er, wer zu ihnen gesandt sei. Alle also hören die Stimme ihres Hirten, wie er spricht: „Ich bin der gute Hirte“. Er würde nicht beifügen „gut“, wenn es nicht schlechte Hirten gäbe. "Aber die schlechten Hirten, das sind Diebe und Räuber, oder wenigstens, wie oftmals, Mietlinge. Alle diese Personen, die er hier vorgeführt hat, müssen wir erforschen, unterscheiden, kennen lernen." Zu den guten Dingen also gehört die Türe, der Türhüter, der Hirt und die Schafe; zu den schlimmen gehören die Diebe und Räuber, die Mietlinge, der Wolf. [111] Was sagen wir aber vom Mietling? Nicht unter den guten Dingen ist dieser erwähnt worden. „Der gute Hirt“, sagt er, „gibt sein Leben für die Schafe. Der Mietling aber und der nicht Hirt ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht; und der Wolf raubt und zerstreut die Schafe.“ Der Mietling spielt hier keine gute Rolle, und doch ist er einigermaßen noch dienlich, er würde auch nicht Mietling genannt werden, wenn er von dem Mietenden keinen Lohn bekäme. Wer ist also jener Mietling, der sowohl schuldbar ist wie notwendig? Es gibt in der Kirche gewisse Vorgesetzte, von welchen der Apostel Paulus sagt: „Sie suchen das Ihrige und nicht das, was Jesu Christi ist“ (Phil. 2, 21). Was heißt: „Sie suchen das Ihrige“? Sie lieben Christus nicht selbstlos, suchen Gott nicht wegen Gott, streben nach zeitlichen Vorteilen, gehen auf Gewinn aus, haschen nach Ehren bei den Menschen. Wenn von einem Vorgesetzten diese Dinge geliebt werden und ihretwegen Gott gedient wird, ein solcher ist, wer immer er sein mag, ein Mietling, unter die Söhne soll er sich nicht rechnen. Denn von solchen sagt der Herr: „Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn empfangen“ (Matth. 6, 5). Und der Apostel Paulus sagt von dem heiligen Timotheus: „Ich hoffe aber im Herrn Jesu, euch bald den Timotheus zu senden, damit auch ich guten Mutes sei, wenn ich erfahre, wie es um euch steht; denn ich habe keinen, der einer Gesinnung mit mir ist und der so brüderlich für euch Sorge trägt. Denn alle suchen das Ihrige, und nicht das, was Jesu Christi ist“ (Phil. 2, 19-21). Unter den Mietlingen seufzte der Hirt; er suchte einen, der die Herde Christi aufrichtig liebte, und fand in seiner Umgebung unter denjenigen, die zu jener Zeit bei ihm gewesen waren, keinen. Denn es war zwar damals in der Kirche Christi außer dem Apostel Paulus und Timotheus nicht etwa keiner, der brüderlich für die Herde besorgt gewesen wäre, vielmehr hatte er gerade zu der Zeit, als er den Timotheus sandte, keinen andern von den Söhnen bei sich, sondern es waren bloß Mietlinge bei ihm, „die das Ihrige suchten, nicht das, was Jesu Christi ist“. Und doch wollte er, in seiner brüderlichen Besorgnis um die Herde, lieber den Sohn senden und unter den Mietlingen bleiben. Auch wir gewahren Mietlinge; nur der Herr prüft sie; der ins Herz sieht, prüft sie; doch bisweilen werden sie von uns erkannt. Denn nicht umsonst hat der Herr selbst auch von den Wölfen gesagt: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“ (Matth. 7, 16). Viele werden durch die Versuchungen auf die Probe gestellt, und dann kommen die Gedanken zum Vorschein, viele aber bleiben verborgen. [112] Von dem einen Schafstall
aber und dem einen Hirten habt ihr zwar schon wiederholt gehört; denn
gar sehr haben wir den einen Schafstall betont, indem wir die Einheit predigten,
damit alle Schafe durch Christus eingehen sollten und keines dem Donatus
folgen möchte. Jedoch warum der Herr das eigentlich gesagt hat, ist
hinlänglich klar. Denn er redete zu den Juden, gesandt aber war er
gerade zu den Juden wegen einiger in diesem Volke, die er seine Schafe
nennt, von denen er sagt: „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses
Israel gesandt“ (Matth. 15, 24). Er kannte sie auch in der Schar der Wütenden
und sah sie vorher im Frieden der Glaubenden. Was heißt also: „Ich
bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt“, als dass
er seine körperliche Gegenwart nur dem Volke Israel zeigte? Zu den
Heiden ging er nicht selbst, sondern sandte Boten, zum Volke Israel aber
sandte er nicht bloß Boten, sondern kam auch selbst. [113]
24. Die es fassen, sind verständig, vielmehr, die verständig sind, fassen es ("Qui capiunt sapiunt, imo qui sapiunt capiunt"); menschliche und tierische SeeleDie es fassen, sind verständig, vielmehr, die verständig sind, fassen es ("Qui capiunt sapiunt, imo qui sapiunt capiunt"), und die noch nicht das nötige Verständnis besitzen, mögen im Glauben festhalten, was sie noch nicht verstehen können, bildlich ist Christus vieles, was er im eigentlichen Sinne nicht ist. Bildlich ist Christus auch Fels, ist Christus auch Türe, ist Christus auch Eckstein, ist Christus auch Hirt, ist Christus auch Lamm, ist Christus auch Löwe. Wie vieles im bildlichen Sinne, und auch noch manches andere, was aufzuzählen zu lang wäre. "Wenn du aber die eigentliche Bedeutung der Dinge in Betracht ziehst, die du zu sehen gewohnt bist, so ist er weder ein Fels, weil er nicht hart und empfindungslos ist, noch eine Türe, weil ihn nicht der Zimmermann gemacht hat, noch ein Eckstein, weil er nicht vom Baumeister hergestellt ist, noch ein Hirt, weil er kein Hüter der vierfüßigen Schafe ist, noch ein Löwe, weil er kein wildes Tier ist, noch ein Lamm, weil er kein Kleinvieh ist. Alles dies also im bildlichen Sinne. Was demnach im eigentlichen Sinne? „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“. Was gilt hinsichtlich des Menschen, der erschien? „Und das Wort ist Fleisch geworden“ (Joh. 1, 1. 14)." [114]„Der Mund, der lügt, tötet die Seele“ (Sap. 1, 11). Wie bin ich sicher, dass sie nicht stirbt? "Höre den Herrn selbst, der dem Knechte die Versicherung gibt: „Fürchtet nicht diejenigen, welche den Leib töten und danach nichts weiter tun können“. Doch was sagt er ganz deutlich? „Fürchtet denjenigen, der die Gewalt hat, den Leib und die Seele in der Hölle zu töten“ (Matth. 10, 28; Luk. 12, 4. 5). Siehe, dass sie stirbt, siehe, dass sie nicht stirbt. Was ist für sie das Sterben? Was ist für dein Fleisch das Sterben? Das Sterben ist für dein Fleisch der Verlust des Lebens. Für deine Seele ist das Sterben soviel wie der Verlust ihres Lebens. Das Leben deines Fleisches ist deine Seele; das Leben deiner Seele ist dein Gott. Wie das Fleisch stirbt durch den Verlust der Seele, welche sein Leben ist, so stirbt die Seele durch den Verlust Gottes, welcher ihr Leben ist. Gewiß also ist die Seele unsterblich. Ja wirklich sie ist unsterblich, weil sie auch gestorben lebt. Denn was der Apostel von der genusssüchtigen Witwe sagt, kann auch von der Seele, wenn sie ihren Gott verloren hat, gesagt werden: „Sie ist lebendig tot“ (1 Tim. 5, 6)." [115] Wie also gibt der Herr seine Seele hin? „Ich gebe“, sagt er, „meine Seele hin.“ Wer gibt hin? Was gibt er hin? Was ist Christus? Wort und Mensch. Und nicht so Mensch, als wäre er bloß Fleisch, sondern weil der Mensch aus Fleisch und Seele besteht, der ganze Mensch aber in Christus ist, denn er würde nicht den geringeren Teil angenommen und den besseren Teil ausgeschlossen haben; der bessere Teil beim Menschen ist nämlich die Seele, nicht der Leib, weil also der ganze Mensch in Christus ist, was ist Christus? "Wort, sage ich, und Mensch. Was ist Wort und Mensch? Wort, Seele und Leib. Haltet dies fest; denn es hat auch hinsichtlich dieses Lehrpunktes an Häretikern nicht gefehlt; sie wurden zwar schon längst von der katholischen Wahrheit abgestoßen, aber dennoch als Diebe und Räuber, die nicht durch die Türe eingehen, lassen sie nicht ab, dem Schafstall nachzustellen. Apollinaristen hießen die Häretiker, welche zu lehren wagten, Christus sei nur Wort und Fleisch, eine menschliche Seele aber, behaupten sie, habe er nicht angenommen. Einige freilich auch von ihnen konnten das Vorhandensein einer Seele nicht leugnen. Betrachtet den Widersinn und die unerträgliche Torheit. Eine unvernünftige Seele soll er nach ihrer Meinung gehabt haben, die vernünftige Seele bestritten sie; sie gaben ihm die Seele eines Tieres und nahmen ihm die des Menschen. Aber sie raubten Christus die Vernunft, indem sie selbst unvernünftig handelten. Das sei ferne von uns, die wir im katholischen Glauben ernährt und gegründet sind. Bei dieser Gelegenheit also möchte ich eine Mahnung an eure Liebe richten, wie wir euch auch in den vorhergehenden Lesungen hinreichend belehrt haben gegen die Sabellianer und Arianer: gegen die Sabellianer, welche sagen: Derselbe ist der Vater, welcher der Sohn ist; gegen die Arianer, welche sagen: Etwas anderes ist der Vater, etwas anderes ist der Sohn; als ob nicht der Vater und der Sohn von derselben Substanz wären. Wir haben euch auch, wie ihr euch erinnert und erinnern müsst, gegen die häretischen Photinianer belehrt, welche Christus für einen bloßen Menschen ohne Gott, gegen die Manichäer, welche ihn bloß für Gott ohne Menschen erklärt haben. So möchten wir euch nun betreffs der Seele auch gegen die Apollinaristen belehren, welche behaupten, unser Herr Jesus Christus habe keine menschliche Seele, d. i. keine vernünftige Seele, keine erkennende Seele gehabt, keine Seele, sage ich, durch die wir uns vom Tiere unterscheiden, weil wir Menschen sind." Später sollte Thomas von Aquin den mohammedanischen Philosophen vorwerfen, dass sie keinen wesentlichen Unterschied zwischen einer menschlichen und einer tierischen Seele erkennen; dies könnte auch ein Grund sein warum sie so große Schwierigkeiten haben, Christus in seiner Wahrhaftigkeit anzuerkennen. [116] Nicht nach Wahrheit verlangten sie, sondern auf eine List sannen sie. „Es war Winter“, und sie waren kalt; denn zu jenem göttlichen Feuer hinzuzutreten, waren sie zu träge. Aber hinzutreten heißt glauben; wer glaubt, tritt hinzu; wer widerstrebt, tritt zurück. "Die Seele bewegt sich nicht mit Füßen, sondern durch Affekte. Sie waren kalt im Streben nach Liebe und brannten vor Verlangen zu schaden. Sie waren weit fort und waren nahe dabei; sie traten nicht im Glauben hinzu und drängten sich verfolgungssüchtig heran. Sie hätten gern vom Herrn hören mögen: Ich bin Christus, und hatten vielleicht Christus nur nach seiner menschlichen Seite im Auge. Die Propheten hatten zwar die Gottheit Christi verkündet, allein die Gottheit Christi in den Propheten und sogar im Evangelium verstehen nicht einmal die Häretiker", um wieviel weniger z.B. die heutigen Moslems, solange der Schleier über ihrem Herzen ist? (2 Kor. 3, 15) Mit einem Worte, an einer Stelle hat der Herr Jesus, da er wusste, dass sie Christus nur nach seiner Menschheit, nicht nach seiner Gottheit auffassten, nach dem, was er als Mensch war, nicht nach dem, was er als Gott auch nach Annahme der Menschheit blieb, zu ihnen gesagt: „Was haltet ihr von Christus? Wessen Sohn ist er?“ Sie antworteten gemäß ihrer Meinung: „Davids“. Denn so hatten sie gelesen, und dies allein hielten sie fest, weil sie seine Gottheit zwar lasen aber nicht verstanden. Der Herr aber, um sie anzuhalten, dass sie die Gottheit desjenigen suchen möchten, dessen Schwäche sie verachteten, antwortete ihnen: „Wie nennt ihn also David im Geiste Herr, indem er sagt: Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Setze Dich zu meiner Rechten, bis ich Deine Feinde zu Deinen Füßen lege? Wenn ihn also David im Geiste Herr nennt, wie ist er sein Sohn?“ (Matth. 22, 42-45). Er hat nichts verneint, sondern nur gefragt. Niemand meine, wenn er dies hört, dass der Herr Jesus verneint habe, er sei der Sohn Davids. Wenn Christus der Herr als Sohn Davids sich verneinte, so würde er nicht die ihn so anrufenden Blinden erleuchten. Er ging nämlich einmal vorüber, und zwei am Wege sitzende Blinde riefen: „Erbarme Dich unser, Sohn Davids“. Als er dieses Wort hörte, hatte er Mitleid, blieb stehen, heilte und gab das Augenlicht (Matth. 20, 33. 34), weil er den Namen anerkannte. Auch der Apostel Paulus sagt: „Der ihm geworden ist aus den Nachkommen Davids nach dem Fleische“ (Röm. 1, 3), und an Timotheus: „Sei eingedenk, dass Jesus Christus auferstanden ist von den Toten aus den Nachkommen Davids nach meinem Evangelium“ (2 Tim. 2, 8). Denn vom Nachkommen Davids stammte die Jungfrau Maria, daher kam der Herr vom Nachkommen Davids. [117] „Und sie werden nicht verloren gehen in Ewigkeit“; du hörst dazwischen heraus, als hätte er gesagt: Ihr werdet auf ewig verloren gehen, weil ihr nicht aus meinen Schafen seid. „Es wird sie niemand aus meiner Hand rauben.“ Vernehmet aufmerksamer: „Was mein Vater mir gegeben, ist größer als alles“. Was vermag der Wolf? Was vermögen Diebe und Räuber? Sie verderben nur diejenigen, die zum Untergang vorherbestimmt sind. Von jenen Schafen aber, von welchen der Apostel sagt: „Der Herr kennt die Seinigen“ (2 Tim. 2, 19), und: „Die er vorherwusste, die hat er auch vorherbestimmt; die er aber vorherbestimmte, die hat er auch berufen; die er aber berief, die hat er auch gerechtfertigt; die er aber rechtfertigte, die hat er auch verherrlicht“ (Röm. 8, 29 f.), von diesen Schafen raubt weder der Wolf, noch nimmt der Dieb, noch tötet der Räuber eines. Sicher ist er über ihre Zahl, der da weiß, was er für sie gegeben hat. Und das meint er, wenn er sagt: „Es wird sie niemand aus meiner Hand rauben“, und desgleichen, wenn er zum Vater spricht: „Was mir mein Vater gegeben hat, ist größer als alles“. Was hat der Vater dem Sohne gegeben, was größer ist als alles? dass er ihm der eingeborene Sohn Gottes sei. "Wer verständig ist, fasse es; wer es nicht fasst, der glaube es, lasse sich nähren, und er wird es fassen. Das Wort Gottes ist immer beim Vater und immer das Wort, und weil Wort, darum Sohn. Immer also ist der Sohn und immer gleich. Denn nicht dadurch, dass er wächst, sondern dadurch, dass er geboren wird, ist der gleich, der immer vom Vater als Sohn geboren ist, Gott von Gott, gleichewig vom Ewigen. Der Vater aber ist nicht vom Sohne Gott; der Sohn ist vom Vater Gott; darum hat der Vater dem Sohne durch die Zeugung gegeben, dass er Gott wäre, durch Zeugung ihm gegeben, dass er mit ihm gleichewig wäre, durch Zeugung ihm gegeben, dass er gleich wäre. Das ist es, was größer ist als alles. Wie ist der Sohn das Leben und hat der Sohn das Leben? Was er hat, das ist er; du bist etwas anderes, hast etwas anderes. Z. B. du hast Weisheit; bist du etwa die Weisheit selbst? Kurz, weil du nicht bist, was du hast, so kehrst du, wenn du verlierst, was du hast, zum Nichthaben zurück; bald gewinnst du es, bald verlierst du es; wie auch unser Auge nicht in sich selbst unzertrennlich das Licht hat, es öffnet sich und faßt es, es schließt sich und verliert es. Nicht so ist Gott, der Sohn Gottes, nicht so ist das Wort des Vaters, nicht so ist das Wort, das nicht im Erklingen vergeht, sondern mittels Zeugung bleibt. Er hat so die Weisheit, dass er selbst die Weisheit ist und weise macht; er hat so das Leben, dass er das Leben ist und lebendig macht. Das ist es, was größer ist als alles. Es beschaute der Evangelist Johannes den Himmel und die Erde, da er vom Sohne Gottes reden wollte; er beschaute und überstieg sie; er betrachtete über dem Himmel die Tausende der Heerschar von Engeln; er betrachtete und überstieg, wie ein Adler die Wolken, mit seinem Geiste die gesamte Schöpfung; er überstieg alles Große, drang empor bis zu dem, was größer ist als alles." [118] Sehet nun aber zu, was der Herr "diesen Leuten von langsamer Fassungskraft antwortete. Er erkannte, dass sie den Glanz der Wahrheit nicht ertrugen, und milderte ihn in seinen Worten: „Steht nicht in eurem Gesetze“, d. h. in dem euch gegebenen Gesetze, „geschrieben: Ich habe gesagt: Ihr seid Götter?“ Gott sagt durch den Propheten im Psalme zum Menschen: „Ich habe gesagt: Ihr seid Götter“ (Ps. 82, 6). Als Gesetz bezeichnete der Herr im allgemeinen alle jene Schriften, obwohl er anderswo das Gesetz besonders nennt und dasselbe von den Propheten unterscheidet, wie z. B.: „Das Gesetz und die Propheten bis auf Johannes“ (Luk. 16, 16), und: „An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten“ (Matth. 22, 40). Gelegentlich aber teilt er dieselben Schriften in drei Klassen, wo er sagt: „Es musste sich alles erfüllen, was von mir geschrieben ist in dem Gesetze, in den Propheten und den Psalmen“ (Luk. 24, 44). Jetzt aber bezeichnete er auch die Psalmen mit dem Namen „Gesetz“, wo es heißt: „Ich habe gesagt: Ihr seid Götter. Wenn er jene Götter nannte, an die das Wort Gottes gerichtet wurde, und die Schrift nicht aufgehoben werden kann, wie sprecht ihr zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst, weil ich gesagt habe: Ich bin der Sohn Gottes“? Wenn das Wort Gottes an Menschen ergangen ist, dass sie Götter genannt wurden, wie sollte dann nicht das Wort Gottes selbst, welches bei Gott ist, Gott sein? Wenn durch die Anrede Gottes Menschen Götter werden, wenn sie durch Teilnahme Götter werden, ist dann der, an welchem sie teilnehmen, nicht Gott? Wenn die erleuchteten Lichter Götter sind, ist dann das Licht, welches erleuchtet, nicht Gott? Wenn die gleichsam durch ein heilsames Feuer Erwärmten zu Göttern werden, ist dann der, von dem sie erwärmt werden, nicht Gott? Du trittst zum Lichte hin und wirst erleuchtet und unter die Söhne Gottes gezählt; wenn du dich vom Lichte entfernst, wirst du verdunkelt und unter die Finsternis gerechnet; jenes Licht jedoch tritt nicht zu sich hinzu, weil es von sich nicht zurückweicht." [119] Warum betrübt
Jesus sich selbst, "als um dir anzudeuten, wie du dich betrüben sollst,
da du von einer so großen Sündenlast beschwert und gedrückt
wirst? Du hast dich ja gewiß betrachtet, du hast dich als Sünder
erkannt, du hast es dir zugeschrieben: Das habe ich getan, und Gott hat
mich verschont; das habe ich begangen, und er war langmütig gegen
mich; ich habe das Evangelium gehört und verachtet; ich bin getauft
worden und habe mich wieder zu meiner früheren Lebensart zurückgewendet;
was tue ich? wohin gehe ich? wie entkomme ich? Wenn du solches sprichst,
seufzt bereits Christus, weil der Glaube seufzt. In der Stimme des Seufzenden
zeigt sich die Hoffnung des Auferstehenden. Wenn der Glaube in unserm Innern
ist, dann ist dort Christus und seufzt; wenn der Glaube in uns ist, ist
Christus in uns. Denn was anderes sagt der Apostel: „Christus wohnt durch
den Glauben in euren Herzen“ (Eph. 3, 17)? Also dein Glaube an Christus,
das ist Christus in deinem Herzen. Dies wird auch angedeutet dadurch, dass
er im Schiffe schlief; als die Jünger in Gefahr waren, traten sie,
da bereits ein Schiffbruch drohte, zu ihm hinzu und weckten ihn; Christus
stand auf, gebot den Winden und Wogen, und es trat eine große Stille
ein (Matth. 8, 24-26). So verhält es sich auch mit dir: es dringen
die Winde in dein Herz ein; gerade wo du im Schiffe weilst, wo du dieses
Leben wie ein stürmisches und gefahrvolles Meer durchfährst,
dringen Winde ein, peitschen die Wogen und bringen das Schiff in Unordnung.
Was sind die Winde? Du hast eine Schmähung gehört, du wirst zornig;
die Schmähung ist der Wind, der Zorn ist die Woge; du bist in Gefahr,
du schickst dich an zu antworten, du bist daran, Schimpf mit Schimpf zu
vergelten, schon ist das Fahrzeug dem Schiffbruch nahe; wecke den schlafenden
Christus! Deshalb nämlich wogt es in dir hin und her und sinnst du
darauf, Böses mit Bösem zurückzugeben, weil Christus im
Schiffe schläft. Denn der Schlaf Christi in deinem Herzen ist das
Abhandenkommen des Glaubens. Wenn du aber Christus erweckst, d. h. den
Glauben auffrischest, was antwortet dir gleichsam erwachend Christus in
deinem Herzen? Ich musste hören: „Du hast einen Teufel“ (Joh. 7, 20),
und habe für sie gebetet." [120]
25. Ostern„Es war nun das Osterfest der Juden sehr nahe.“ Jenes Fest sollte nach dem Willen der Juden mit dem Blute des Herrn befleckt werden. An jenem Feste ist das Lamm geschlachtet worden, welches uns eben dieses Fest durch sein Blut heilig gemacht hat. Es fand unter den Juden eine Beratung statt wegen der Tötung Jesu; er, der vom Himmel gekommen war, um zu leiden, wollte sich dem Orte seines Leidens nähern, weil die Stunde des Leidens bevorstand. „Es gingen nun aus dieser Gegend viele vor Ostern hinauf nach Jerusalem, um sich zu heiligen.“ Dies taten die Juden gemäß der durch den heiligen Moses im Gesetze gegebenen Vorschrift, dass am Osterfeste alle von jeder Himmelsrichtung zusammenkommen und durch die Feier jenes Tages sich heiligen sollten. Aber jene Feier war ein Schatten des Zukünftigen. "Eine Prophetie auf den einst kommenden Christus, eine Prophetie auf denjenigen, der für uns an jenem Tage leiden sollte, damit der Schatten vorübergehe und das Licht komme, damit das Vorzeichen vorübergehe und die Wahrheit festgehalten werde. Die Juden hatten also Ostern im Schatten, wir im Lichte. Denn wozu hatte der Herr notwendig ihnen vorzuschreiben, dass sie an jenem Festtage ein Schaf schlachten sollten, außer weil er es war, von dem geweissagt wurde: „Wie ein Schaf ist er zur Schlachtung geführt worden“ ( Is. 53, 7)? Mit dem Blute des geschlachteten Schafes wurden die Türpfosten der Juden bezeichnet; mit dem Blute Christi werden unsere Stirnen bezeichnet. Und von jener Bezeichnung wurde, weil sie ein Vorzeichen war, gesagt, dass sie von den bezeichneten Häusern den Verderber abhalte (Exod. 12, 22 f.): das Zeichen Christi hält von uns den Verderber ab, wenn unser Herz den Erlöser aufnimmt. Warum habe ich dies gesagt? Weil bei vielen die Türpfosten bezeichnet sind, und drinnen weilt nicht der Bewohner; sie haben wohl auf der Stirne das Zeichen Christi, aber im Herzen nehmen sie das Wort Christi nicht auf. Darum, Brüder, habe ich gesagt und ich wiederhole es: Das Zeichen Christi vertreibt von uns den Verderber, wenn unser Herz Christus zum Bewohner hat. Dies habe ich gesagt, damit nicht etwa einer sich denke, was denn jene Feste der Juden zu bedeuten haben. Es kam also der Herr wie zu einem Schlachtopfer, damit wir das wahre Ostern hätten, indem wir sein Leiden wie die Schlachtung eines Schafes feiern." [121]26. Der Teufel herrschte in den Herzen der Ungläubigen; Gericht; "mangelndes Verständnis und Verharren in der Finsternis ihres Irrtums"Das Gericht, welches am Ende der Welt erwartet wird, wird ein Gericht sein, in welchem die Lebendigen und Toten gerichtet werden. "Was für ein Gericht findet also jetzt statt? Schon bei den vorausgehenden Lesungen habe ich, so gut ich konnte, eure Liebe darauf aufmerksam gemacht, man spreche auch von einem Gerichte nicht der Verdammung, sondern der Ausscheidung; daher steht geschrieben: „Richte mich, o Gott, und scheide meine Sache von dem unheiligen Volke“ (Ps. 43, 1). Es gibt aber vielerlei Gerichte Gottes; darum heißt es im Psalm: „Deine Gerichte sind ein tiefer Abgrund“ (Ps. 26, 7). Auch der Apostel sagt: „O Tiefe des Reichtums der Weisheit und Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte!“(Röm. 11, 33). Zu diesen Gerichten gehört auch das, was der Herr hier sagt: „Jetzt ist das Gericht der Welt“, wobei abgesehen wird von jenem Gerichte am Ende, in welchem zuletzt die Lebendigen und die Toten gerichtet werden sollen. Es hatte also der Teufel das Menschengeschlecht in Besitz und hielt die Straffälligen durch die Handschrift der Sünden fest; er herrschte in den Herzen der Ungläubigen, zog die in ihm Getäuschten und in seiner Gefangenschaft Stehenden zur Verehrung des Geschöpfes und Preisgabe des Schöpfers; durch den Glauben an Christus aber, der durch seinen Tod und seine Auferstehung bestätigt wurde, durch sein Blut, welches zur Vergebung der Sünden vergossen wurde, werden Tausende von Gläubigen von der Herrschaft des Teufels befreit, dem Leibe Christi angeschlossen und die gläubigen Glieder unter dem so mächtigen Haupte durch seinen eigenen Geist belebt. Diese Ausscheidung, diese Vertreibung des Teufels aus seinen Erlösten nannte er Gericht." Wie der Teufel in den Herzen der Ungläubigen, d.h. der Sarazenen oder Mohammedaner, herrscht, zeigt sich heute in islamischen Ländern wie Sudan oder Iran. Wurden Mohammed und seine Anhänger z.B. von Dante oder Thomas von Aquin als "von der Herrschaft des Teufels" gefangen, dargestellt, so werden heute Imame, Mullahs und Ajatollahs beschrieben als diejenigen, "die den Versen des Teufels lauschen, gesprochen in der Sprache des Teufels" und die "am Ende selbst zum Teufel gehen" (Rushdie) werden. [122]Es ist etwas anderes, innerlich herrschen, etwas anderes, äusserlich bekämpfen; "denn auch eine stark befestigte Stadt bestürmt bisweilen der Feind und erstürmt sie nicht. Und wenn auch einige von ihm geschleuderte Geschosse herankommen, so gibt der Apostel Anweisung, wie sie unschädlich gemacht werden können; er erwähnt den Panzer und den Schild des Glaubens (1 Thess. 5, 8). Und wenn er bisweilen verwundet, so ist einer da, der heilt. Denn wie zu den Kämpfenden gesagt ist: „Dies schreibe ich euch, dass ihr nicht sündiget“, so hören die Verwundeten das Folgende: „Und wenn einer gesündigt hat, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten; er ist die Versöhnung für unsere Sünden“ (1 Joh. 2, 1 f.). Denn um was bitten wir, wenn wir sprechen: „Vergib uns unsere Schulden“, als dass unsere Wunden geheilt werden? Und um was flehen wir, wenn wir sprechen: „Führe uns nicht in Versuchung“ (Matth. 6, 12 f.), als dass der, welcher nachstellt oder aussen ankämpft, auf keiner Seite eindringe, durch keine List, durch keine Kraftanstrengung uns überwinden könne? Wie groß jedoch auch immer die Belagerungsmaschinen sein mögen, die er gegen uns aufrichtet, wenn er nicht die Stelle des Herzens einnimmt, wo der Glaube wohnt, ist er hinausgeworfen. Allein wenn nicht der Herr die Stadt bewacht, wird der Wächter umsonst wachen (Ps. 127, 1). Vertrauet daher nicht auf euch selbst, wenn ihr nicht den Teufel, nachdem er hinausgestoßen ist, wieder ins Innere zurückrufen wollt." [123] Fern aber sei es, "dass wir den Teufel in dem Sinne für den Fürsten der Welt halten, dass wir glauben, er könne über Himmel und Erde herrschen", wie die Mohammedaner, die glauben ihr Al-Lah sei der Herrscher und Schöpfer der Welt; sogar Päpste und Bischöfe glauben dies und wollen zusammen mit denen, "die den Versen des Teufels lauschen, gesprochen in der Sprache des Teufels" (Rushdie) einen "Panzer" oder "Schild des Glaubens" bilden; vor allem dieser päpstliche Irrglauben hat dazu geführt, dass die Gläubigen in Scharen davonlaufen. All dies stößt nicht nur bei Augustinus auf Unverständnis: Mit Welt werden nicht nur Moslems, sondern alle "bösen Menschen bezeichnet, welche auf dem ganzen Erdkreis verbreitet sind, wie man als Haus diejenigen bezeichnet, welche darin wohnen, sofern wir sagen: Es ist ein gutes Haus, oder: Es ist ein schlechtes Haus, nicht wenn wir das aus Wänden und Dächern bestehende Gebäude, sondern wenn wir die Sitten der guten oder bösen Menschen loben oder tadeln. In diesem Sinne also heißt es: „Der Fürst dieser Welt“, d. h. der Fürst aller Bösen, die in der Welt wohnen. Man bezeichnet als Welt auch die Guten, die gleichfalls auf dem ganzen Erdkreis verbreitet sind; darum sagt der Apostel: „Gott war in Christus, die Welt mit sich versöhnend“ (2 Kor. 5, 19). Diese sind es, aus deren Herzen der Fürst dieser Welt hinausgeworfen wird." [124] Wenn wir also hören, der Arm Gottes des Vaters sei der Sohn Gottes, so störe uns nicht die fleischliche Gewohnheit, sondern wir wollen dabei, so gut wir mit seiner Hilfe es vermögen, an die Kraft und Weisheit Gottes denken, durch die alles geworden ist. Dieser Arm wird nämlich weder durch Ausstreckung länger noch durch Zusammenziehung kürzer ("Nec porrectum extenditur, nec collectum contrahitur"). Denn er ist zwar nicht derselbe wie der Vater, aber er und der Vater sind eins, und weil gleich mit dem Vater, ist er überall ganz zugegen wie der Vater, "damit nicht Anlass gegeben werde zu dem verabscheuungswürdigen Irrtum derer (die Sabellianer), welche behaupten, es existiere nur der Vater, aber nach der Verschiedenheit der Wirkungsweisen heiße er Sohn, heiße er Heiliger Geist, und damit sie bei diesen Worten nicht zu sagen wagen: Nun da seht ihr, dass der Vater allein ist, wenn sein Arm der Sohn ist; denn nicht zwei, sondern eine Person ist der Mensch und sein Arm. Dabei verstehen oder beachten sie nicht, wie Ausdrücke von den einen Dingen auf andere übertragen werden wegen einer gewissen Ähnlichkeit, und zwar auch in den täglichen Gesprächen über sichtbare und ganz bekannte Dinge; um wieviel mehr zu dem Zwecke, damit uns unaussprechliche Dinge, welche nach ihrem eigentlichen Wesen überhaupt nicht ausgedrückt werden können, wenigstens irgendwie gesagt werden? Denn auch ein Mensch nennt einen andern Menschen, durch den er zu tun pflegt, was immer er tut, seinen Arm, und wenn er ihm genommen wird, sagt er bedauernd: Ich habe meinen Arm verloren, und zu demjenigen, der ihn genommen hat, sagt er: Du hast mir meinen Arm genommen. Sie mögen also erkennen, in welchem Sinne der Sohn der „Arm des Vaters“ heißt, durch den der Vater alles gewirkt hat, damit sie nicht durch mangelndes Verständnis und Verharren in der Finsternis ihres Irrtums" eben den Moslems beispielsweise ähnlich seien. [125] Diejenigen, die so hochmütigen Sinnes sind, dass sie alles den Kräften ihres Willens zuschreiben zu müssen glauben und die Notwendigkeit der göttlichen Hilfe zu einem guten Leben leugnen, können an Christus nicht glauben. "Denn die Silben des Namens Christi und die Sakramente Christi nützen nichts, wo man dem Glauben Christi widersteht. Der Glaube an Christus aber besteht darin, zu glauben an den, welcher den Gottlosen rechtfertigt (Röm. 4, 5); zu glauben an den Mittler, ohne dessen Dazwischentreten wir mit Gott nicht versöhnt werden; zu glauben an den Heiland, der gekommen ist, zu suchen und zu retten, was verloren war (Luk. 19, 10); zu glauben an den, der gesagt hat: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Joh. 15, 5). Wer also, die Gerechtigkeit Gottes verkennend, wodurch der Gottlose gerechtfertigt wird, seine eigene aufstellen will, wodurch er als hochmütig überführt werden kann, der kann an Christus nicht glauben. Darum konnten auch jene nicht glauben, nicht weil die Menschen sich nicht zum Besseren wandeln können, sondern weil sie nicht glauben können, solange sie so gesinnt sind. Darum werden sie verblendet und verhärtet, weil ihnen infolge ihrer Leugnung der göttlichen Hilfe nicht geholfen wird." Heute fallen vor allem Mohammedaner "durch mangelndes Verständnis und Verharren in der Finsternis ihres Irrtums" auf. [126] Wenn er aber beigefügt
hat: „und sie sich bekehren, und ich sie heile“, so fragt es sich, ob hinzuzudenken
ist: „nicht“, d. h. „und sie sich nicht bekehren“, indem man es mit dem
vorhergehenden Satze verbindet, wo es heißt: „Damit sie nicht sehen
mit den Augen und verstehen mit dem Herzen“, weil es ja auch hier sicherlich
(dem Sinne nach) heißt: „dass sie nicht verstehen“. Denn auch die
Bekehrung selbst kommt von der Gnade dessen, zu dem gesagt wird: „Gott
der Kräfte, bekehre uns“ (Ps. 80, 4). Oder ob vielleicht auch dies
als eine Wirkung der Erbarmung der himmlischen Arznei zu verstehen ist,
so dass sie, "weil sie stolzen und verkehrten Willens waren und ihre Gerechtigkeit
geltend machen wollten, zu dem Zwecke verlassen wurden, dass sie verblendet
würden, darum aber verblendet würden, damit sie an den Stein
des Anstoßes anstoßen sollten und ihr Angesicht mit Schande
erfüllt würde und sie auf diese Weise gedemütigt den Namen
des Herrn suchen möchten, und nicht ihre Gerechtigkeit, wodurch der
Stolze aufgeblasen wird, sondern die Gerechtigkeit Gottes, wodurch der
Gottlose gerechtfertigt wird. Denn dies hat vielen von ihnen zum Nutzen
gereicht, die aus Reue über ihren Frevel später an Christus glaubten."
Vom mangelnden Verständnis der Mohammedaner bzw. ihrer Unwissenheit
könnte man heute mit dem Apostel sagen: „Ich gebe ihnen das Zeugnis,
dass sie Eifer für Gott haben, aber nicht nach Einsicht“ (Röm.
10, 2 f.). [127]
27. Vor dem Osterfeste, Pascha (Ostern); "Finis perficiens, non interficiens"Das Abendmahl des Herrn nach Johannes ist mit seiner Hilfe in zu erklären und, soweit er uns das Vermögen dazu gibt, darzulegen. „Vor dem Osterfeste, da Jesus wusste, seine Stunde sei gekommen, dass er aus dieser Welt zum Vater gehe, nachdem er die Seinigen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende.“ Pascha (Ostern), ist nicht, wie einige meinen, ein griechisches Wort, sondern ein hebräisches; sehr gelegen jedoch findet sich bei diesem Worte eine Übereinstimmung beider Sprachen. Weil nämlich pati (leiden) griechisch [paschein] heißt, darum hat man Pascha im Sinne von passio (Leiden) genommen, als ob das Wort von passio abzuleiten wäre; in seiner Sprache aber, d. h. in der hebräischen, heißt Pascha transitus (Übergang); deshalb feierte das Volk Gottes damals zum ersten Mal Pascha, als sie, aus Ägypten fliehend, über das Rote Meer gingen (Exod. 14, 29). Jetzt also ist das prophetische Vorbild in Erfüllung gegangen, da Christus wie ein Schaf zur Schlachtung geführt wird ( Is. 53, 7.), durch dessen Blut wir, wenn unsere Türpfosten damit besprengt, d. h. unsere Stirnen mit seinem Kreuzeszeichen bezeichnet sind, von dem Verderben dieser Welt wie von der ägyptischen Knechtschaft oder Hinmetzelung befreit werden (Exod. 12, 23) und den heilsamen Übergang vollziehen, indem wir vom Teufel zu Christus und von dieser unbeständigen Welt zu seinem unvergänglichen Reiche übergehen. Darum nämlich gehen wir zu dem ewig bleibenden Gott über, damit wir nicht mit der vergänglichen Welt vergehen. Für diese uns verliehene Gnade Gott preisend, sagt der Apostel: „Der uns aus der Macht der Finsternis entrissen und in das Reich des Sohnes seiner Liebe versetzt hat“ (Kol. 1, 13). Indem also der Evangelist diesen Namen, d. i. Pascha, was, wie gesagt, lateinisch transitus (Übergang) heißt, uns gleichsam verdolmetscht, sagt er: „Vor dem Osterfeste, da Jesus wusste, seine Stunde sei gekommen, dass er aus dieser Welt zum Vater gehe“. Siehe das Pascha, siehe den Übergang. "Von wo und wohin? Selbstverständlich „von dieser Welt zum Vater“. In dem Haupte ist den Gliedern die Hoffnung gegeben worden, dass sie ihm in seinem Übergang nachfolgen werden. Wie steht es nun mit den Ungläubigen und den von diesem Haupte und seinem Leibe Getrennten? Gehen nicht auch sie über, weil sie ja doch nicht bleiben? Freilich gehen auch sie über, allein etwas anderes ist es, von der Welt übergehen, etwas anderes mit der Welt übergehen; etwas anderes zum Vater, etwas anderes zum Feinde übergehen. Denn auch die Ägypter sind übergegangen, sie sind jedoch nicht durch das Meer zum Reiche, sondern in dem Meere zum Untergang übergegangen." [128]„Da“ also „Jesus
wusste, seine Stunde sei gekommen, dass er zum Vater gehe, nachdem er die
Seinigen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis zum Ende“;
natürlich damit auch sie von dieser Welt, wo sie waren, zu ihrem bereits
hinübergegangenen Haupte aus Liebe zu ihm hinübergingen. Denn
was heißt: „bis zum Ende“, als bis zu Christus? „Denn das Ende des
Gesetzes ist Christus“, sagt der Apostel, „zur Gerechtigkeit für jeden,
der glaubt“ (Röm. 10, 4). Das verklärende, nicht das verzehrende
Ende ("Finis perficiens, non interficiens"), das Ende, zu dem wir hinkommen,
nicht wo wir umkommen sollen. So ist es gewiss zu verstehen: „Unser Pascha,
Christus, ist geschlachtet worden“ (1 Kor. 5, 7). Er ist unser Ziel, zu
ihm muss unser Übergang stattfinden. Denn ich sehe, man kann diese
evangelischen Worte in einem gewissen menschlichen Sinne auch so verstehen,
als ob Christus bis zum Tode die Seinigen geliebt habe, so dass dies der
Sinn der Worte sein möchte: „Er liebte sie bis zum Ende“. Wie steht
es nun z.B. mit den Mohammedanern? Mit Augustinus könnte man sagen:
"Freilich gehen auch sie über, allein etwas anderes ist es, von der
Welt übergehen, etwas anderes mit der Welt übergehen; etwas anderes
zum Vater, etwas anderes zum Feinde übergehen. Denn auch die Ägypter
sind übergegangen, sie sind jedoch nicht durch das Meer zum Reiche,
sondern in dem Meere zum Untergang übergegangen." Die Sarazenen oder
heutigen Moslems, die sich in Europa breit machen, sich z.B. in der "Cat-Stevens-Trottelpartei"
(S. Rusdie) organisieren und sich für das Beschneiden der Meinungsfreiheit
und die Umsetzung irgendwelcher teuflischen Fatwas z.B. gegen S. Rushdie
einsetzen, verstehen nicht, was es mit Christus auf sich hat, weshalb sie
"zum Feinde übergehen", d.h. "am Ende selbst zum Teufel gehen" werden:
„Denn das Ende des Gesetzes ist Christus“, sagt der Apostel, „zur Gerechtigkeit
für jeden, der glaubt“ (Röm. 10, 4). Das verklärende, nicht
das verzehrende Ende ("Finis perficiens, non interficiens"), das
Ende, zu dem wir hinkommen, nicht wo wir umkommen sollen. [129]
28. Die Weisheit des SchriftstellersAlso, wie der Apostel Jakobus sagt: „Es sei jeder Mensch schnell zum Hören, langsam aber zum Reden“ (Jak. 1, 19). Laben wir uns also am Hören, während ohne Geräusch zu uns innerlich die Wahrheit redet. "Indes auch wenn sie von außen erschallt durch den Leser, durch den Verkündiger, durch den Prediger, durch den Lehrer, durch den Befehlenden, durch den Tröster, durch den Mahner, ja auch durch den Sänger und Psallierenden, diejenigen, die das tun, sollen sich fürchten, ihre Füße zu beflecken, wenn sie Menschen zu gefallen suchen, indem sich die Liebe zu menschlichem Beifall einschleicht. Übrigens wer sie gerne und ehrfurchtsvoll hört, hat keinen Anlass, sich in fremder Arbeit zu rühmen, und nicht mit stolzen Gebeinen, sondern mit der Freude der Demut freut er sich an der Stimme der Wahrheit des Herrn. Also in denjenigen, welche gerne und demütig zu hören verstehen und ein ruhiges Leben in süßen und heilsamen Bestrebungen führen, ergötze sich die Kirche und sage: „Ich schlafe, und mein Herz wacht“. Was heißt: „Ich schlafe und mein Herz wacht“, außer: Ich ruhe so, dass ich höre? Meine Ruhe dient nicht zur Förderung der Untätigkeit, sondern zur Erfassung der Weisheit. „Ich schlafe, und mein Herz wacht“; ich bin müßig und sehe, dass Du der Herr bist (Ps. 46, 11); denn „die Weisheit des Schriftstellers kommt in der Zeit der Muße und wer wenig Geschäfte hat, wird sie erlangen“ (Ekkli. 38, 25). „Ich schlafe, und mein Herz wacht“; ich ruhe von geschäftlichen Handlungen, und mein Geist überlässt sich göttlichen Neigungen." [130]„Ihr“, sagt er, „nennet mich Meister und Herr, und ihr habt recht; denn ich bin es.“ Ihr habt recht, weil ihr die Wahrheit sagt; ich bin ja das, was ihr sagt. Dem Menschen ist geboten: „Dein Mund soll dich nicht loben, sondern es lobe dich der Mund deines Nächsten“ (Prov. 27, 2). Denn gefährlich ist das Selbstlob für den, der sich vor dem Stolze hüten muss. Jener aber, der über alles ist, erhebt sich, wie sehr er sich auch loben mag, nicht als der Hocherhabene, und nicht mit Recht kann Gott anmaßend genannt werden. Denn für uns ist es gut, ihn zu kennen, nicht für ihn; und niemand erkennt ihn, wenn der, der sich kennt, sich nicht selbst kundgibt. Wenn er also dadurch, dass er sich nicht lobt, gewissermaßen die Anmaßung vermeiden wollte, so würde er uns eine tiefere Einsicht verweigern. Und wenigstens, dass er sich Meister (Lehrer) nennt, würde niemand tadeln, auch wenn er ihn für nichts anderes als für einen Menschen hielte, weil er damit sich für das erklärt, wofür sich auch die Menschen in allen Künsten und Wissenschaften so sehr ohne alle Anmaßung erklären (Profitentur), dass sie Lehrmeister (Professores) genannt werden. dass er sich aber als Herrn seiner Jünger erklärt, da doch auch sie im Sinne der Welt freigeboren sind, wer möchte das an einem Menschen ertragen? Allein es spricht Gott. Da ist keine Erhebung bei solcher Erhabenheit, keine Lüge bei der Wahrheit; für uns ist es nützlich, jener Erhabenheit uns zu unterwerfen, für uns ist es nützlich, der Wahrheit zu dienen. Dass er sich den Herrn nennt, ist für ihn kein Vergehen, aber für uns eine Wohltat. Man lobt die Worte eines profanen Schriftstellers, weil er gesagt hat: „Wie jede Anmaßung verhasst ist, so ist die des Talents und Redners bei weitem am widerlichsten“ (Cicero, orat. in Qu. Caecilium § 36), und doch sagt der nämliche, da er von seiner Beredsamkeit sprach: „Ich würde sie vollkommen nennen, wenn ich sie dafür hielte, und würde in der Wahrheit nicht den Vorwurf der Anmaßung fürchten“ (Orator § 132). Wenn also jener so beredte Mann in der Wahrheit keine Anmaßung fürchten würde, wie sollte die Wahrheit selbst eine Anmaßung fürchten? Es soll sich Herr nennen, wer Herr ist; es soll das Wahre sagen, der die Wahrheit ist, damit ich nicht im unklaren bleibe über das, was nützlich ist, indem er verschweigt, was er ist. Der selige Paulus, fürwahr nicht der eingeborene Sohn Gottes, sondern der Diener und Apostel des eingeborenen Sohnes Gottes, nicht die Wahrheit, sondern Teilnehmer an der Wahrheit, sagt frei und sicher: „Wenn ich mich auch rühmen wollte, ich würde nicht töricht handeln, denn ich sage die Wahrheit“ (2 Kor. 12, 6). Denn nicht in sich selbst, sondern in der Wahrheit, die über ihm ist, würde er sich ebenso demütig wie wahrheitsgemäß rühmen, da er auch selbst gebot: „Wer sich rühmt, der rühme sich im Herrn“ (1 Kor. 1, 31). So würde also keine Torheit fürchten der Liebhaber der Weisheit, wenn er sich rühmen wollte, und die Weisheit selbst sollte in ihrem Lobe eine Torheit fürchten? [131] Dann fährt er fort und sagt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer den aufnimmt, den ich senden werde, nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat“. Wollte er das so verstanden wissen, dass zwischen dem, den er sendet, und ihm selbst derselbe Unterschied bestehe wie zwischen ihm selbst und dem Vater? Wenn wir es in solcher Weise auffassen, so werden wir nach der Weise der Arianer eine Art Stufen bauen, und das sei ferne. Wenn sie nämlich diese Worte des Evangeliums hören oder lesen, so begeben sie sich sofort zu jenen Stufen ihrer Lehre, auf welchen sie nicht zum Leben emporsteigen, sondern in den Tod stürzen. Sogleich sagen sie nämlich: Soweit der Apostel des Sohnes sich vom Sohne unterscheidet, obwohl er gesagt hat: „Wer den aufnimmt, den ich senden werde, nimmt mich auf“, ebenso weit unterscheidet sich auch der Sohn vom Vater, obwohl er gesagt hat: „Wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat“. [132] Weisheit unter Schriftstellern
lässt sich heute nur selten finden, meistens muss man Missdeutungen
zurückgweisen: Dazu Augustinus: Es fragt sich, "wie werden wir diese
Worte des Herrn verstehen: „Wer den aufnimmt, den ich senden werde, nimmt
mich auf; wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat“?
Wenn wir nämlich meinen wollten, es heiße deshalb: „Wer mich
aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat“, weil der Vater und der
Sohn einer Natur sind, so wird nach dem Maßstab derselben Worte,
wonach es heißt: „Wer den aufnimmt, den ich senden werde, nimmt mich
auf“, die Folgerung unabweisbar scheinen, dass auch der Sohn und der Apostel
einer Natur sind. Man könnte zwar nicht unpassend die Sache noch anders
auffassen, weil ja jener „Riese, der frohlockte, seinen Weg zu laufen“
(Ps. 19, 6; Ambrosius, hymn. 4, 19), von doppelter Substanz ist; denn das
Wort ist Fleisch geworden (Joh. 1, 14), d. h. Gott ist Mensch geworden.
Demnach könnte es scheinen, er habe es so gemeint: „Wer den aufnimmt,
den ich senden werde, der nimmt mich auf“ nach der Menschheit; „wer aber
mich aufnimmt“ nach der Gottheit, „nimmt den auf, der mich gesandt hat“.
Allein da er dies sagte, wurde von ihm nicht die Einheit der Natur, sondern
die Autorität des Senders im Gesandten betont. So also soll jeder
den Gesandten aufnehmen, dass er in ihm den Sender erblickt. Wenn du also
Christus in Petrus erblickst, wirst du den Lehrer des Jüngers finden;
wenn du aber den Vater im Sohne erblickst, wirst du den Erzeuger des Eingeborenen
finden; und so nimmst du in dem Gesandten ohne jeden Irrtum den Sender
auf." [133]
29. Klugheit des Schriftstellers; Irrtum der stoischen Philosophen; sie klingen sie wie Schellen, sind nichts und haben nichts davon; Pelagianer, Mohammedaner, Arianer, SabellianerAugustinus schimpft auf die Stoiker: "Zu Schanden sollen werden die Beweisgründe der Philosophen, welche behaupten, dem Weisen seien Gemütsbewegungen unbekannt. „Zur Torheit hat Gott die Weisheit dieser Welt gemacht“ (1 Kor. 1, 20), und „Der Herr kennt die Gedanken der Menschen, dass sie eitel sind“ (Ps. 94, 11). Es betrübe sich immerhin das christliche Gemüt, nicht aus Armseligkeit, sondern aus Barmherzigkeit; es fürchte, die Menschen möchten für Christus verloren gehen; es trauere, wenn einer für Christus verloren geht; es trachte danach, dass die Menschen für Christus gewonnen werden; es freue sich, wenn die Menschen für Christus gewonnen werden; es fürchte auch für sich selbst, es möchte für Christus verloren gehen, es trauere über sein Fernsein von Christus; es sehne sich, mit Christus zu herrschen; es freue sich, indem es hofft, einst mit Christus zu herrschen. Das sind ja wohl die vier sogenannten Gemütsbewegungen: Furcht und Traurigkeit, Liebe und Freude. Mögen die christlichen Gemüter dieselben aus gerechten Ursachen haben, und möge niemand dem Irrtum der stoischen Philosophen oder irgendwelcher Gesinnungsgenossen beistimmen, die wirklich, wie sie hohle Prahlerei für Wahrheit halten, so Gefühllosigkeit für den normalen Seelenzustand ansehen, ohne zu wissen, dass, wie ein Glied des Körpers, so auch das Gemüt des Menschen um so hoffnungsloser daniederliege, wenn es sogar das Gefühl des Schmerzes verloren hat." [134]Aber da sagt einer: Soll etwa das Gemüt des Christen auch beim Herannahen des Todes erregt werden? Denn wie bleibt dann bestehen, was der Apostel sagt, dass er nämlich Verlangen habe, aufgelöst zu werden und bei Christus zu sein (Phil. 1, 23), wenn ihn das, was er verlangt, bei seinem Eintreten in Erregung bringen kann? Leicht ist es nun zwar, denen darauf zu antworten, die auch die Freude als Erregung bezeichnen. Denn wie, wenn man deshalb beim Herannahen des Todes erregt wird, weil man über die Nähe des Todes sich freut? Allein dies, sagen sie, sei eben Freude, nicht Fröhlichkeit zu nennen ("Gaudium, non laetitia nominanda est"). Aber was heißt das anders, als die nämlichen Dinge denken und die Ausdrücke für die Dinge wechseln wollen? Doch wir wollen unser Ohr der Heiligen Schrift leihen und lieber nach ihr diese Frage mit der Hilfe des Herrn lösen und nicht, weil es heißt: „Als Jesus dies gesagt hatte, wurde er im Geiste betrübt“, sagen, er sei aus Freude erregt worden, damit er uns nicht selbst mit seinen eigenen Worten widerlege, wo er sagt: „Meine Seele ist betrübt bis zum Tode“ (Matth. 26, 38). Etwas Ähnliches ist auch hier anzunehmen, wo Jesus in dem Augenblicke, da sein Verräter bereits allein wegzugehen und mit seinen Gesinnungsgenossen alsbald wieder zu kommen entschlossen war, „im Geiste betrübt wurde“.[135] Alle möglichen Gaben und Eigenschaften können Stoiker oder Moslems, also die, die nicht dem Christentum angehören, auch haben wie die Natur, Leben, Empfindung, Vernunft und jenes Wohlbefinden, das Menschen und Tieren gemeinsam ist, sondern auch Sprachengaben, Sakramente, Weissagung, Wissenschaft, Glaube, Verteilung ihrer Güter an die Armen und die Hingabe ihres Leibes zum Verbrennen, "allein weil sie die Liebe nicht haben, klingen sie wie Schellen, sind sie nichts und haben nichts davon (1 Kor. 13, 1-3). Also nicht an jenen, obwohl guten Gaben von mir, welche auch solche haben können, die nicht meine Jünger sind, sondern „daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebet“. O Braut Christi, schön unter den Frauen! O du Weißschimmernde, die du emporsteigst und auf deinen Geliebten dich stützest! Denn durch dessen Licht du erleuchtet wirst, um weiß zu glänzen, durch dessen Hilfe wirst du gestützt, um nicht zu fallen. O wie treffend wird dir im Hohen Liede wie in deinem Hochzeitsliede gesungen: „Die Lieb gehört zu deinen Wonnen“ (Cant. /Hohesl. 7, 6). Sie verdirbt nicht mit den Gottlosen deine Seele (Ps. 26, 9); sie scheidet deine Sache aus (Ps. 43, 1) und ist stark wie der Tod und gehört zu deinen Wonnen. Von welch wunderbarer Art ist der Tod, für den es nicht genügte, nicht zu den Strafen zu gehören, wenn er nicht zugleich zu den Wonnen gehörte!" [136] "Denn wie das Leben darin besteht, Christus zu bekennen, so besteht der Tod darin, Christus zu verleugnen." - St.Augustinus, Tractatus in Iohannis Evangelium 66Augustinus geißelt die Pelagianer, welche die Erbsünde leugneten und darum den ohne die Taufe sterbenden Kindern die Seligkeit zusprachen, indem sie behaupteten, solche Kinder seien zwar im Besitze des ewigen Lebens (vita aeterna), könnten aber mit Rücksicht auf Joh. 3, 5 nicht in das Reich Gottes (regnum Dei) eingehen: "Darum muss ein christliches Herz diejenigen von sich weisen, welche meinen, es sei deshalb von vielen Wohnungen die Rede, weil es außer dem Himmelreich noch etwas gebe, wo die ohne die Taufe aus diesem Leben abgeschiedenen unschuldigen Kleinen wohnen sollen, weil sie ohne diese in das Himmelreich nicht werden eingehen können. Dieser Glaube ist kein Glaube, weil es nicht der wahre und katholische Glaube ist. Also wirklich, ihr törichten und durch fleischliche Gedanken verblendeten Menschen, die ihr doch schon zu missbilligen wäret, falls ihr die Wohnung, ich will nicht sagen des Petrus und Paulus oder irgendeines von den Aposteln, sondern selbst eines getauften Kindes vom Himmelreich trennen würdet, meint ihr etwa, ihr seid nicht abzuweisen, wenn ihr das Haus Gottes des Vaters davon trennt? Denn der Herr sagt nicht: In der ganzen Welt, oder: in der ganzen Schöpfung, oder: im ewigen Leben, oder: in der ewigen Seligkeit sind viele Wohnungen, sondern er sagt: „Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen“. Ist das nicht das Haus, wo wir eine Wohnung von Gott haben, ein nicht mit Händen gemachtes, ein ewiges Haus im Himmel? (2 Kor. 5, 1) Ist das nicht das Haus, von dem wir dem Herrn singen: „Selig, die da wohnen in Deinem Hause; in alle Ewigkeit werden sie Dich preisen“? (Ps. 83, 5; hebr. Ps. 84, 5)" [137] Und weil Christus das Wort Gottes ist, ist Christus das Leben. So kam auf eine wunderbare und unaussprechliche Weise derjenige, welcher niemals sich selbst aufgab oder verlor, zu sich selbst. "Es war aber, wie gesagt, durch das Fleisch Gott zu den Menschen gekommen, die Wahrheit zu den Lügnern; denn Gott ist wahrhaft, jeder Mensch aber ein Lügner (Röm. 3, 4 (Ps. 115, 11 = Vulg.; Sept.: Ps. 115, 2; hebr. Ps. 116, 11). Da er also sein Fleisch von den Menschen hinweggenommen und es dorthin erhoben hat, wo niemand lügt, so ist der nämliche, weil das Wort Fleisch geworden ist, durch sich selbst, d. i. durch das Fleisch, zur Wahrheit, die er selbst ist, zurückgekehrt. Und zwar hat er diese Wahrheit, obwohl unter Lügnern, auch im Tode bewahrt; denn Christus war zwar dereinst tot, aber er war niemals lügenhaft", was man z.B. von Mohammed nicht behaupten kann, der sogar selbst zugab gelogen zu haben. [138] Nicht nur die Mohammedaner, auch die Arianer z.B. weichen vom "Wege der Wahrheit" ab, nicht selten sind "zwei falsche Behauptungen einander entgegengesetzt". Denn in den beiden Sätzen, dem einen, worin es heißt: „Ich rede nicht von mir selbst“, dem andern, worin es heißt: „Der Vater aber, der in mir bleibt, der tut die Werke“, stehen uns, je einen festhaltend, verschiedene Häretiker gegenüber, die nicht nach einer Seite, "sondern nach entgegengesetzten Richtungen hinstrebend, vom Wege der Wahrheit abweichen. Die Arianer nämlich sagen: Siehe, der Sohn ist dem Vater unähnlich, er redet nicht von sich selbst. Die Sabellianer dagegen, d. i. die Patripassianer, sagen: Siehe, der Sohn ist derselbe wie der Vater; denn was heißt: „Der Vater, der in mir bleibt, der tut die Werke“, als: in mir bleibe ich, der ich sie tue? Entgegengesetztes sagt ihr, aber nicht so, wie das Falsche dem Wahren entgegengesetzt ist, sondern wie zwei falsche Behauptungen einander entgegengesetzt sind. Durch euren Irrtum seid ihr nach entgegengesetzten Richtungen auseinander gegangen, in der Mitte liegt der Weg, den ihr verlassen habt. Unter euch selbst seid ihr durch einen größeren Zwischenraum getrennt als von dem Wege, den ihr aufgegeben habt. Ihr von hüben, ihr aber von drüben, kommet hierher; gehet nicht zueinander über, sondern indem ihr von hüben und drüben zu uns kommet, sollt ihr einander finden. Ihr Sabellianer, erkennet, den ihr übergehet; ihr Arianer, machet den gleich, den ihr unterordnet, und ihr werdet mit uns auf dem wahren Wege wandeln. Ihr müsst nämlich beide, die einen durch die andern, zurechtgewiesen werden. Höre, Sabellianer: So sehr ist der Sohn nicht der Vater selbst, sondern ein anderer, dass der Arianer ihn für unähnlich dem Vater erklärt. Höre, Arianer: So sehr ist der Sohn dem Vater gleich, dass der Sabellianer ihn für denselben wie den Vater hält. Du füge hinzu, den du leugnest; du setze hinauf, den du herabsetzest, und ihr steht beide auf unserer Seite, weil weder du den leugnest noch du den herabsetzest, der ein anderer ist als der Vater, um den Sabellianer zu widerlegen, und dem Vater gleich, um den Arianer zu widerlegen." [139] Wer gilt als kluger
Schriftsteller? Natürlich "alle zu seiner Familie Gehörenden",
darum sagt er: „Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich tue, selbst
auch tun, und größere als diese wird er tun“. Wenn also, wer
glaubt, sie tun wird, so glaubt sicherlich der nicht, der sie nicht tun
wird, wie es heißt: „Wer mich liebt, beobachtet meine Gebote“ (Joh.
14, 21). Desgleichen sagt er an einer andern Stelle: „Wer diese meine Worte
hört und sie tut, den werde ich mit einem klugen Manne vergleichen,
der sein Haus auf einen Felsen baut“ (Matth. 7, 24); wer also diesem klugen
Manne nicht gleicht, der hört ohne Zweifel diese Worte und tut sie
nicht, oder er hört sie überhaupt nicht. „Wer an mich glaubt“,
sagt er, „wird, auch wenn er stirbt, leben“(Joh. 11, 25); wer also nicht
leben wird, glaubt gewiß nicht. So auch dieser Ausspruch: „Wer an
mich glaubt, wird sie tun“; also glaubt der nicht, der sie nicht tun wird.
"Hören wir also den Apostel: „Wer glaubt an den“, sagt er, „der den
Gottlosen rechtfertigt, dem wird sein Glaube angerechnet zur Gerechtigkeit“
(Röm. 4, 5). In diesem Werke lasst uns die Werke Christi tun, weil
auch das Glauben an Christus ein Werk Christi ist. Dies vollbringt er in
uns, allerdings nicht ohne uns. Höre nun also und verstehe: „Wer an
mich glaubt, wird die Werke, die ich tue, auch selbst tun“; zuerst tue
ich sie, dann wird auch er sie tun; denn ich tue sie, damit er sie tue."
Also können Schriftsteller oder Philosophen, solange sie beispielsweise
noch im Islam gefangen sind, nicht als klug bezeichnet werden; ihre Schriften
zu lesen oder womöglich dafür eigene Lehrstühle an Universitäten
eintzurichten, wäre sinnlos, obwohl dies in Europa und den USA in
zunehmenden Maße geschieht - dank einiger Pseudogelehrten wie die
Harvard-Islamwissenschaftlerin Annemarie Schimmel, die auch als Befürworterin
der Fatwa gegen S. Rushdie bekannt geworden ist. [140]
30. Paraklet, „Friede über Friede (Pacem super pacem)“Wenn er aber sagt: „Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen andern Paraklet geben“, so zeigt er, dass er ein Paraklet sei. Paraklet heißt nämlich soviel als Anwalt, und von Christus heißt es: „Wir haben einen Anwalt beim Vater, Jesus Christus, den Gerechten“ (1 Joh. 2, 1). So aber, sagte er, könne die Welt den Heiligen Geist nicht empfangen, wie es auch heißt: „Die Klugheit des Fleisches ist feindlich gegen Gott, denn sie ist dem Gesetze Gottes nicht unterworfen, sie kann es auch nicht“ (Röm. 8, 7); wie wenn wir sagen: Die Ungerechtigkeit kann nicht gerecht sein. „Welt“ sagt er nämlich an unserer Stelle, indem er die Liebhaber der Welt damit bezeichnet, eine Liebe, die nicht vom Vater ist (1 Joh. 2, 16). Und darum ist der Liebe dieser Welt, mit der wir unsere Not haben, dass sie in uns vermindert und verzehrt werde, die Liebe Gottes entgegengesetzt, welche in unseren Herzen ausgegossen wird durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. „Die Welt“ also „kann ihn nicht empfangen, weil sie ihn nicht sieht und ihn nicht kennt“. Denn die Weltliebe hat keine unsichtbaren Augen, durch welche der Heilige Geist nur auf unsichtbare Weise gesehen werden kann. [141]„Ihr aber“, sagt er, „werdet ihn erkennen, weil er bei euch bleiben und in euch sein wird“. Er wird in ihnen sein, um zu bleiben, nicht bleiben, um zu sein; denn irgendwo sein ist früher als bleiben. Aber damit sie nicht meinten, das Wort: „Er wird bei euch bleiben“, sei so gemeint wie ein Gast bei einem Menschen auf sichtbare Weise zu bleiben pflegt, erklärte er, was er meine, wenn er sagte: „Er wird bei euch bleiben“, indem er beifügte und sprach: „Er wird in euch sein“. Also auf unsichtbare Weise wird er gesehen, "und es kann auch, wenn er nicht in uns ist, kein Wissen von ihm in uns sein. So nämlich wird von uns auch unser Gewissen in uns gesehen; denn das Gesicht eines andern sehen wir, das unserige können wir nicht sehen; unser Gewissen aber sehen wir, das eines andern sehen wir nicht. Aber das Gewissen ist immer nur in uns; jedoch der Heilige Geist kann auch ohne uns sein; er wird ja gegeben, damit er auch in uns sei; aber gesehen und erkannt, wie er gesehen und erkannt werden soll, kann er von uns nicht, wenn er nicht in uns ist." Das wird z.B. von Imamen und islamischen Religionsgelehrten falsch gedeutet; sie betonen immer wieder, der Islam sei eine friedliche und tolerante Weltreligion, man müsse zwischen gutem Islam und schlechtem Islamismus unterscheiden. Diese im Bereich der Phantasie angesiedelten Thesen sind dazu geeignet, "in bedenklicher Weise die geistige Abwehrbereitschaft gegenüber jener nicht ungefährlichen Religion in unserer Gesellschaft zu lähmen." In Wirklichkeit bezeichnet Mohammed die Evangelien als Fälschung, er selbst bezeichnet sich dabei fälschlicherweise genauso wie Mani als "Siegel, d.h. als letzter und bedeutendster, der Propheten" (Sure 33, 40), ja als der von Jesus verheißene (Joh. 14, 16) "Paraklet" (Sure 61, 6). Dabei wird das griechische Wort von Mohammed fälschlich im Sinne von "der Hochberühmte" (arab. "ahmad" bzw. "Muhammad") gedeutet. Dabei hat sich Mohammed selbst als Lügenprophet entlarvt. In den Hadith-Sammlungen soll Mohammed später gesagt haben: "Ich habe Dinge gegen Gott ersonnen und ihm Worte unterstellt, die er nicht gesagt hat." [142] Nach der Verheißung des Heiligen Geistes hat der Herr, damit keiner meine, er habe ihn in der Art statt seiner geben wollen, dass nicht auch er selbst bei ihnen sein würde, hinzugefügt und gesagt: „Ich will euch nicht als Waisen (orphanos) zurücklassen, ich werde zu euch kommen“. Orphani ist soviel als pupilli. Jenes ist nämlich der griechische Name mit derselben Bedeutung, dieses der lateinische; denn auch im Psalme, wo wir lesen: „Dem Waisen (pupillo) wirst Du ein Helfer sein“ (Ps. 10, 14), hat der griechische Text orphano. Obwohl uns also der Sohn Gottes seinem Vater zu Adoptivsöhnen gemacht und gewollt hat, dass wir den nämlichen zum Vater haben sollten durch die Gnade, der sein Vater ist durch die Natur, so zeigt er dennoch auch selbst gegen uns gewissermaßen eine väterliche Zuneigung, indem er spricht: „Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich werde zu euch kommen“. Daher kommt es auch, dass er uns Söhne des Bräutigams nennt, wo er sagt: „Es wird die Stunde kommen, dass der Bräutigam von ihnen weggenommen wird, und dann werden die Söhne des Bräutigams fasten“ (Matth. 9, 15). Wer aber ist der Bräutigam als Christus der Herr? [143] „Der Tröster aber“, sagt er, „der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“. Spricht denn etwa der Sohn und lehrt der Heilige Geist, so dass wir, wenn der Sohn spricht, die Worte vernehmen, wenn aber der Heilige Geist lehrt, dieselben Worte verstehen? Als ob der Sohn ohne den Heiligen Geist sprechen oder der Heilige Geist ohne den Sohn lehren würde; oder aber als ob nicht auch der Sohn lehren und der Heilige Geist sprechen und, wenn Gott etwas spricht und lehrt, die Trinität selbst sprechen und lehren würde? Allein weil es eine Trinität ist, musste er die einzelnen Personen derselben namhaft machen, und wir müssen sie getrennt hören, aber ungetrennt verstehen. "Höre den Vater sprechen, wo du liesest: „Der Herr sprach zu mir: Mein Sohn bist Du“ (Ps. 2, 7); höre ihn auch lehren, wo du liesest: „Jeder, der vom Vater gehört und gelernt hat, kommt zu mir“ (Joh. 6, 45). Den Sohn aber hast du eben sprechen hören; er sagt nämlich von sich selbst: „Was ich zu euch immer gesprochen habe“, und wenn du ihn auch als Lehrer kennen lernen willst, so erinnere dich des „Lehrers“: „Einer“, sagt er, „ist euer Lehrer Christus“(Matth. 23, 10). Den Heiligen Geist ferner, den du vorher lehren gehört hast, wo es heißt: „Er wird euch alles lehren“, höre auch sprechen, wo du in der Apostelgeschichte liesest, der Heilige Geist habe zu Petrus gesprochen: „Gehe mit ihnen, denn ich habe sie gesandt“ (Apg. 10, 20). Es spricht und lehrt also die ganze Trinität, allein wenn sie nicht auch im einzelnen zum Ausdruck gebracht würde, so könnte sie die menschliche Schwäche sicher auf keine Weise fassen. Da sie nun durchaus unzertrennlich ist, so würde sie nie als Trinität erkannt werden, wenn sie immer unzertrennlich genannt würde; denn wenn wir den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist nennen, so nennen wir sie eben nicht zugleich, obwohl es ausgeschlossen ist, dass sie nicht zugleich sein können. Wenn er aber beifügte: „Er wird euch erinnern“, so sollen wir erkennen, dass, was wir nicht zu vergessen befohlen werden, auch die heilsamen Ermahnungen zur Gnade gehören, welche der Heilige Geist uns einflößt." [144] „Den Frieden“, sagt er, „hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch“. Das ist es, was wir beim Propheten lesen: „Friede über Friede (Pacem super pacem)“; den Frieden hinterlässt er uns, da er zu scheiden im Begriffe stand; seinen Frieden wird er uns geben, wenn er am Ende kommen wird. Den Frieden hinterlässt er uns in dieser Welt, seinen Frieden wird er uns geben in der zukünftigen Welt. Seinen Frieden hinterlässt er uns, und wenn wir in ihm bleiben, besiegen wir den Feind; seinen Frieden wird er uns geben, wenn wir ohne Feind herrschen werden. "Den Frieden hinterlässt er uns, damit wir auch hier einander lieben; seinen Frieden wird er uns geben, wenn wir niemals uneins werden können. Den Frieden hinterlässt er uns, damit wir uns nicht gegenseitig über unsere in der Verborgenheit liegenden Dinge richten, solange wir in dieser Welt sind; seinen Frieden wird er uns geben, wenn er die Gedanken des Herzens offenbaren, und dann jedem sein Lob von Gott werden wird (1 Kor. 4, 5). In ihm jedoch und von ihm haben wir den Frieden, sei es jenen, den er beim Hingang zum Vater uns hinterlässt, sei es jenen, welchen er uns geben wird, da er uns zum Vater führen wird. Was aber hinterlässt er uns, da er von uns auffährt, ausser sich selbst, da er sich von uns nicht entfernt? Denn er selbst ist unser Friede, der da aus beiden eins gemacht hat (Eph. 2, 14). Also er ist der Friede für uns, sowohl da wir glauben, dass er ist, und da wir ihn sehen, wie er ist (1 Joh. 3, 2). Denn wenn er, solange wir im verweslichen Leibe sind, der den Geist beschwert (Sap. 9, 15), die fern von ihm Pilgernden nicht verlässt (2 Kor. 5, 6 f), um wieviel mehr wird er, wenn wir zur Anschauung selbst gelangt sein werden, uns erfüllen durch sich?" [145] Aber wie kommt es,
dass er bei den Worten: „Den Frieden hinterlasse ich euch“, nicht beifügte
„meinen“, bei den Worten aber: „gebe ich euch“, hinzusetzte „meinen“? Ist
etwa „meinen“ mitzudenken, auch wo es nicht gesagt ist, weil man, auch
was nur einmal gesetzt ist, auf beides beziehen kann? Oder ist vielleicht
auch hier etwas verborgen, was zu erbitten und zu suchen ist, und was den
Klopfenden aufgetan werden soll? "Wie, wenn er unter seinem Frieden den
verstanden wissen wollte, den er selbst hat; der Friede aber, den er uns
in dieser Welt hinterlässt, viel mehr der unserige zu nennen ist als
der seinige? Bei ihm nämlich herrscht kein Widerspruch im Innern,
der da durchaus keine Sünde hat; wir aber haben jetzt einen solchen
Frieden, in dem wir noch sprechen müssen: „Vergib uns unsere Schulden“
(Matth. 6, 12). Wir haben also einen gewissen Frieden, weil wir Freude
haben am Gesetze dem inneren Menschen nach, aber es ist kein voller Friede,
weil wir ein anderes Gesetz in unsern Gliedern haben, welches dem Gesetze
unseres Geistes widerstreitet (Röm. 7, 22 f.). Desgleichen haben wir
unter uns selbst Friede, weil wir einander glauben, dass wir einander lieben,
aber auch dies ist kein voller Friede, weil wir die Gedanken unseres Herzens
gegenseitig nicht sehen und manches von uns, was nicht in uns ist, gegenseitig
entweder im guten oder im schlimmen Sinne vermuten. Also dieser Friede
ist, obwohl er ihn uns hinterlassen hat, der unserige; denn ohne ihn hätten
wir nicht einmal einen solchen, aber er hat keinen solchen. Wenn wir ihn
bis zum Ende festhalten, so wie wir ihn empfangen haben, werden wir einen
solchen haben, wie er ihn selbst hat, dort wo uns nichts mehr widerstrebt
aus uns selbst und uns nichts verborgen ist in unseren Herzen. [146]
31. Verrückte Arianer, Eunomianer oder Mohammedaner? Wer will schon "der Verschlagenheit des Betrügers folgen"Können Arianer oder heute Mohammedaner unvernünftig und verrückt werden? Augustinus bejaht dies, Arianer bzw. Mohammedaner sollten dies beachten, damit sie nicht durch Streitsucht unvernünftig oder, was schlimmer ist, verrückt werden ("Hoc attendat Arianus et attentione sit sanus, ne contentione sit vanus, aut, quod est peius, insanus"). Denn das ist die Knechtsgestalt, in welcher der Sohn Gottes geringer ist, nicht bloß als der Vater, sondern auch als der Heilige Geist, und nicht nur das, sondern auch als er selbst, weil er in der Gestalt Gottes größer ist als er selbst. Denn auch der Mensch Christus wird Sohn Gottes genannt, wie so auch sein Fleisch für sich allein im Grabe genannt zu werden verdiente. Denn was sonst bekennen wir, wenn wir sagen, dass wir an den eingeborenen Sohn Gottes glauben, der unter Pontius Pilatus gekreuzigt und begraben worden ist? Und was von ihm ist begraben worden als das entseelte Fleisch? Wenn wir also glauben an den Sohn Gottes, der begraben wurde, nennen wir ohne Zweifel Sohn Gottes auch das Fleisch, welches allein begraben wurde. Derselbe Christus also, der Sohn Gottes, dem Vater gleich in der Gottesgestalt, ist, weil er sich selbst erniedrigte nicht durch Aufgabe der Gottesgestalt, sondern durch Annahme der Knechtsgestalt, größer als er selbst; denn größer ist die nicht aufgegebene Gottesgestalt als die angenommene Knechtsgestalt. Wie kann es also auffallend oder unwürdig sein, wenn der Sohn Gottes mit Rücksicht auf diese Knechtsgestalt sagt: „Der Vater ist größer als ich“? und mit Rücksicht auf die Gottesgestalt ebenderselbe Sohn Gottes sagt: „Ich und der Vater sind eins“? Denn eins sind sie, sofern „das Wort Gott war“; größer ist der Vater, sofern „das Wort Fleisch geworden ist“ (Joh. 1, 1. 14). Was die Arianer, Eunomianer oder Mohammedaner nicht leugnen können: "nach dieser Knechtsgestalt war der Knabe Christus sogar geringer als seine Eltern, da er, wie geschrieben steht, als Knabe den Eltern untertan war (Luk. 2, 51). Wie also, o Häretiker? Christus ist Gott und Mensch, er redet als Mensch, und du verunglimpfst Gott? Er spricht von seiner menschlichen Natur, du wagst an ihm die göttliche zu entwerten? Ungläubiger, Undankbarer, setzest du deshalb den herab, der dich gemacht hat, weil er sagt, was er deinetwegen geworden ist? Denn der dem Vater gleich ist, der Sohn, durch den der Mensch gemacht worden ist, ist, um geringer zu sein als der Vater, Mensch geworden; und wenn er das nicht geworden wäre, was wäre der Mensch?" [147]Mit den Jüngern wollen wir die Worte des Lehrers hören, nicht die "Eitelkeiten eurer Anmaßung", nicht die hören, die "keinen Stützpunkt" haben und in den Moscheen "mit windiger Geschwätzigkeit" die Leichtgläubigen verführen, also nicht mit den Arianern oder Mohammedanern "der Verschlagenheit des Betrügers folgen. Anerkennen wir die doppelte Substanz Christi, die göttliche nämlich, durch welche er dem Vater gleich ist, die menschliche, wegen welcher der Vater größer ist. Beides miteinander aber sind nicht zwei, sondern ein Christus, damit Gott nicht eine Quaternität, sondern eine Trinität sei. Denn wie die vernünftige Seele und das Fleisch ein Mensch ist, so ist Gott und Mensch ein Christus, und darum ist Christus: Gott, vernünftige Seele und Fleisch. Wir bekennen Christus in all diesem, wir bekennen Christus auch in allen einzelnen Teilen. Wer ist es also, der die Welt gemacht hat? Christus Jesus, aber in der Gottesgestalt. Wer ist unter Pontius Pilatus gekreuzigt worden? Christus Jesus, aber in der Knechtsgestalt. Dasselbe ist zu sagen von den einzelnen Teilen, aus welchen der Mensch besteht. Wer ist nicht in der Unterwelt gelassen worden? Christus Jesus, aber nur der Seele nach. Wer lag, um wieder zu erstehen, drei Tage im Grabe? Christus Jesus, aber nur dem Fleische nach. Er heißt also auch in diesen einzelnen Teilen Christus. Aber all dieses sind nicht zwei oder drei, sondern ein Christus. Deshalb also sagte er: „Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch wohl freuen, dass ich zum Vater gehe“; denn die menschliche Natur ist nur zu beglückwünschen, dass sie so von dem eingeborenen Worte angenommen wurde, dass sie als unsterblich in den Himmel übertragen und die Erde so hoch emporgehoben wurde, dass der vergängliche Staub zur Rechten des Vaters sich setzte. In dieser Weise sagte er, gehe er zum Vater. Denn fürwahr, er ging zu dem, der bei ihm war. Aber zu ihm hingehen und von uns weggehen bedeutete nichts anderes, als dass er veränderte und unsterblich machte, was er Sterbliches von uns annahm, und dass er in den Himmel erhob das, worin er für uns auf Erden war. Wer sollte sich hierüber nicht freuen, wenn er Christus so liebt, dass er sich Glück wünschen darf, weil seine Natur bereits unsterblich ist in Christus, und weil er hoffen darf, dass er es selbst einmal sein wird durch Christus." [148] Was sagt er dann weiter? „Ich werde nun nicht mehr viel mit euch reden, denn es kommt der Fürst dieser Welt“ Wer sonst als der Teufel? „und an mir hat er nichts“, nämlich durchaus keine Sünde. So nämlich stellt er den Teufel dar nicht als Fürsten der Geschöpfe, sondern der Sünder, die er jetzt mit dem Ausdruck „diese Welt“ bezeichnet. Es sei also ferne, dass man den Teufel in dem Sinne als Fürsten der Welt betrachte, als würde er die Herrschaft führen über die ganze Welt, d. h. über Himmel und Erde und über alles, was in ihnen ist, jene Welt, von welcher es dort, wo von Christus dem Worte die Rede ist, heißt: „Und die Welt ist durch ihn gemacht worden“ (Joh. 1, 10). Die ganze Welt also vom obersten Himmel bis tief zur Erde ist dem Schöpfer unterworfen, nicht irgendwelchen Götzen wie Al-Lah, "nicht dem Abtrünnigen, dem Erlöser, nicht dem Seelenmörder, dem Befreier, nicht dem Gefangennehmer, dem Lehrer, nicht dem Betrüger. Inwiefern man aber den Teufel als Fürsten der Welt zu verstehen habe, hat deutlicher der Apostel Paulus erklärt, der zuerst sagt: „Wir haben nicht zu kämpfen gegen Fleisch und Blut“, d. h. gegen die Menschen, dann aber beifügt und sagt: „sondern gegen die Fürsten und Mächte und Herrscher der Welt dieser Finsternisse“(Eph. 6, 12). Durch das folgende Wort nämlich erklärte er den Ausdruck „Welt“, indem er beifügte: „dieser Finsternisse“, damit niemand unter dem Namen „Welt“ die gesamte Schöpfung verstehe, deren Herrscher keineswegs die abtrünnigen Engel sind. „Dieser Finsternisse“, sagt er, d. h. der Liebhaber dieser Welt; aus diesen sind jedoch diejenigen auserwählt, nicht durch ihr Verdienst, sondern durch die Gnade Gottes, zu welchen er sagt: „Denn einst waret ihr Finsternis, jetzt aber Licht im Herrn“ (Eph. 5, 8). Alle waren ja unter den Herrschern dieser Finsternisse, d. h. der gottlosen Menschen, gleichsam Finsternisse unter Finsternissen, aber „Dank sei Gott, der uns befreit hat“, wie derselbe Apostel sagt. „aus der Macht der Finsternis und versetzt hat in das Reich des Sohnes seiner Liebe (Kol. 1, 12 f.). An diesem hatte der Fürst dieser Welt, d. i. dieser Finsternisse, nichts, weil Gott weder mit einer Sünde gekommen war noch auch die Jungfrau sein Fleisch aus der Nachkommenschaft der Sünde erzeugt hatte." [149] Dann fährt er
weiter und sagt: „Wie die Rebe keine Frucht bringen kann von sich selbst,
wenn sie nicht im Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in
mir bleibt“. Das Herz der Demütigen richtet er auf, den Mund der Hochmütigen
verstopft er. Siehe, wem sie, wenn sie es wagen, zu antworten haben, die
da, die Gerechtigkeit Gottes verkennend und die ihrige aufzustellen bestrebt,
der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen sind (Röm. 10, 3). Siehe,
wem sie zu antworten haben, die da sich selbst gefallen und zur Vollbringung
der guten Werke Gott nicht für notwendig halten wie die Pelagianer.
Widerstreben sie nicht ihm, der Wahrheit, als Menschen, die verderbten
Sinnes sind, verwerflich im Glauben (2 Tim. 3, 8), die Ungerechtigkeit
antworten und sprechen, indem sie sagen: Von Gott haben wir, dass wir Menschen
sind, von uns selbst aber, dass wir gerecht sind? Was sagt ihr da, die
ihr euch selbst betrügt, die ihr den freien Willen nicht verteidigt,
sondern aus der Höhe des Hochmuts durch eitle Anmaßung in die
Tiefen der Versunkenheit herabstürzt? Denn euer Wahlspruch lautet,
dass der Mensch aus sich selbst Gerechtigkeit tue; das ist die Höhe
eures Hochmutes. Aber die Wahrheit widerspricht und sagt: „Die Rebe kann
keine Frucht bringen aus sich selbst, wenn sie nicht im Weinstock bleibt“.
Gehet jetzt durch Abgründe und, die ihr keinen Stützpunkt habt,
macht euch bereit mit windiger Geschwätzigkeit. Das sind die Eitelkeiten
eurer Anmaßung. Aber sehet zu, was dies für einen Ausgang für
euch nimmt, und wenn in euch noch irgendein Gefühl ist, so schaudert
zurück. Denn wer von sich selbst eine Frucht bringen zu können
glaubt, der ist nicht im Weinstocke; wer nicht im Weinstocke ist, ist nicht
in Christus; wer in Christus nicht ist, ist kein Christ. Das sind die Tiefen
eurer Versunkenheit." [150]
32. „Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen“; „Ohne mich könnt ihr nichts tun“; unverfälschter Glaube; LiebeMit Recht fragt man, wie es zu verstehen sei, wenn der Herr sagt: „Ich aber habe euch Freunde genannt, weil ich alles, was ich vom Vater gehört habe, euch kundgetan habe“. Wer nämlich möchte zu behaupten oder zu glauben wagen, dass irgendein Mensch alles wisse, was der eingeborene Sohn vom Vater gehört hat, da ja mancher nicht einmal dies begreift, wie er vom Vater ein Wort hört, da er ja selbst das einzige Wort des Vaters ist? Und wie sagt er etwas später, aber noch in derselben Rede, die er nach dem Mahle vor dem Leiden an die Jünger hielt: „Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen“? (Joh. 16, 12) Auf welche Weise wollen wir nun verstehen, er habe den Jüngern alles kundgetan, was er vom Vater gehört hat, da er doch deshalb vieles nicht sagt, weil er weiß, dass sie es jetzt nicht tragen können? Allein er sagt ohne Zweifel von dem, was er tun wird, er habe es getan, er, der das Zukünftige schon getan hat (Is. 45, 11). Wie er nämlich durch den Propheten sagt: „Sie haben meine Hände und Füße durchbohrt“ (Ps. 22, 18); nicht: sie werden durchbohren, indem er gleichsam Vergangenes nennt und es doch als zukünftig voraussagt, so sagt er auch hier, er habe den Jüngern alles kundgetan, was er, wie er wohl weiß, in jener Vollendung des Wissens kundtun wird, von welcher der Apostel sagt: „Wenn aber kommen wird, was vollkommen ist, dann wird aufhören, was mangelhaft ist“. Dort nämlich sagt er: „Jetzt erkenne ich teilweise, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt bin, und jetzt sehe ich durch einen Spiegel im Rätsel, dann aber von Angesicht zu Angesicht“ (1 Kor. 13, 10. 12). Denn wieder derselbe Apostel sagt, wir seien durch das Bad der Wiedergeburt selig geworden (Tit. 3, 5), obwohl er an einer andern Stelle sich dahin ausspricht: „In der Hoffnung sind wir selig geworden. Die Hoffnung aber, die geschaut wird, ist keine Hoffnung; denn was einer schaut, was hofft der noch? Wenn wir aber, was wir nicht schauen, hoffen, warten wir mit Geduld“ (Röm. 8, 24 f.). Darum sagt auch sein Mitapostel Petrus: „An den ihr jetzt, ohne ihn zu sehen, glaubet, und wenn ihr ihn sehet, werdet ihr frohlocken in unaussprechlicher und verherrlichter Freude, indem ihr als Lohn des Glaubens empfanget das Heil eurer Seelen“ (1 Petr. 1, 8 f.). [151]Und sehet, Teuerste, wie er nicht Gute erwählt, sondern die von ihm Erwählten zu Guten macht. „Ich“, sagt er, „habe euch erwählt und gesetzt, dass ihr hingehet und Frucht bringet und eure Frucht bleibe“. Ist das nicht jene Frucht, von welcher er schon gesagt hatte: „Ohne mich könnt ihr nichts tun?“ (Joh. 15, 5) Er hat uns also erwählt und gesetzt, dass wir hingehen und Frucht bringen; wir hatten also keine Frucht, gemäß welcher er uns erwählen sollte. „dass ihr hingehet“, sagt er, „und Frucht bringet“. Wir gehen hin, um Frucht zu bringen, und er selbst ist der Weg, auf dem wir gehen, und auf den er uns gesetzt hat, damit wir darauf gehen sollten. Sonach ist uns in allem seine Barmherzigkeit zuvorgekommen. „Und eure Frucht“, sagt er, „soll bleiben, damit, um was ihr immer den Vater bitten werdet in meinem Namen, er euch gebe“. Es bleibe also die Liebe, denn sie ist unsere Frucht. Diese Liebe ist jetzt in der Sehnsucht da, noch nicht in der Erfüllung, und um was wir immer in dieser Sehnsucht im Namen des eingeborenen Sohnes bitten, gibt uns der Vater. Was aber zu empfangen zu unserm Heile nicht nützt, davon dürfen wir überzeugt sein, dass wir um dies nicht im Namen des Heilands bitten, sondern nur um das bitten wir im Namen des Heilands, was auf den Zweck unseres Heiles geht," was soviel bedeutet, dass Gebete von Moslems in und ausserhalb der Moscheen sinnlos sind. [152] Weil nicht wir ihn
erwählt hatten, und der uns gesetzt hat, dass wir Frucht bringen,
d. h. einander lieben. "Diese Frucht können wir ohne ihn nicht haben,
wie die Rebzweige ohne den Weinstock nichts vermögen. Unsere Frucht
ist also die Liebe, die der Apostel beschreibt: „Aus reinem Herzen und
gutem Gewissen und unverfälschtem Glauben" ( 1 Tim. 1, 5). Mit dieser
lieben wir einander, mit dieser lieben wir Gott. Denn wir würden nicht
mit wahrer Liebe einander lieben, ohne dass wir Gott lieben. Es liebt ja
einer den Nächsten wie sich selbst, wenn er Gott liebt; denn wenn
er Gott nicht liebt, liebt er nicht sich selbst. In diesen beiden Geboten
der Liebe hängt ja das ganze Gesetz und die Propheten (Matth. 22,
40); dies ist unsere Frucht. Indem er uns also über die Frucht eine
Vorschrift gibt, sagt er: „Dies gebiete ich euch, dass ihr einander liebet“.
Darum hat auch der Apostel Paulus, da er gegen die Werke des Fleisches
die Frucht des Geistes empfehlen wollte, dies an die Spitze gesetzt: „Die
Frucht des Geistes ist die Liebe“, und dann das übrige, als aus jener
Wurzel hervorkommend und damit verbunden, angereiht, nämlich: „Freude,
Friede, Langmut, Wohlwollen, Güte, Glaube, Sanftmut, Enthaltsamkeit“
(Gal. 5, 22). Wer aber freut sich gut, der das Gute nicht liebt, worüber
er sich freut? Wer kann den wahren Frieden haben, außer mit dem,
welchen er wahrhaft liebt? Wer ist langmütig durch beharrliches Bleiben
im Guten, wenn er nicht von Liebe erglüht? Wer ist wohlwollend, außer
er liebt den, dem er beispringt? Wer ist gut, außer er wird es durch
die Liebe? Wer ist in heilbringender Weise gläubig, außer durch
jenen Glauben, der durch die Liebe wirksam ist? Wer ist in nützlicher
Weise sanft, den nicht die Liebe leitet? Wer enthält sich von dem,
was ihn schändet, außer er liebt das, was ihn ehrt? Mit Recht
also schärft der gute Meister die Liebe so oft ein, als ob sie das
einzige Gebot sei, die Liebe, ohne welche die übrigen Güter nicht
nützen können, und die man nicht haben kann ohne die übrigen
Güter, durch welche der Mensch gut wird." [153]
33. Gerechtigkeit; "vollendete Weisheit"; "Leichtgläubigkeit"„Aber das alles“, sagt er, „werden sie euch tun um meines Namens willen, weil sie den nicht kennen, der mich gesandt hat“. Was meint er mit: „Alles werden sie tun“ als eben das, was er gesagt hat? Sie werden nämlich hassen und verfolgen und ihr Wort verachten. Denn wenn sie ihr Wort nicht halten, jedoch sie nicht hassen noch verfolgen würden, oder auch wenn sie hassen, aber nicht verfolgen würden, so würden sie nicht „alles“ tun. „Das alles“ aber „werden sie euch tun um meines Namens willen“, was heißt das anders, als, sie werden mich in euch hassen, mich in euch verfolgen und euer Wort deshalb, weil es mein Wort ist, nicht halten? Denn „das alles werden sie euch tun um meines Namens willen“, nicht um des eurigen willen, sondern um des „meinen“ willen. "Um so bedauernswerter also sind die, welche um dieses Namens willen das tun, je seliger diejenigen, welche um dieses Namens willen leiden, wie er selbst an einer andern Stelle sagt: „Selig, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen“ (Matth. 5, 10). Denn das heißt um meinetwillen oder „um meines Namens willen“; denn, wie der Apostel sagt: „Er ist uns Weisheit geworden von Gott und Gerechtigkeit und Heiligung und Erlösung, damit, wie geschrieben steht, wer sich rühmt, im Herrn sich rühme“(1 Kor. 1, 30 f.). Es tun das freilich auch die Bösen den Bösen, aber nicht um der Gerechtigkeit willen, und darum sind beide bedauernswert, sowohl die es tun, wie die es leiden. Auch die Guten tun das den Bösen, aber jene tun es wohl um der Gerechtigkeit willen, diese jedoch dulden es nicht um der Gerechtigkeit willen." [154]Aber da sagt einer: "Wenn die Guten, indem sie von den Bösen wegen des Namens Christi verfolgt werden, wegen der Gerechtigkeit leiden, dann tun ihnen dies wahrhaftig die Bösen wegen der Gerechtigkeit; verhält sich das aber so, dann folgt, dass, auch wenn Gute Böse wegen der Gerechtigkeit verfolgen, ebenso die Bösen wegen der Gerechtigkeit leiden. Denn wenn die Bösen den Guten wegen des Namens Christi eine Verfolgung bereiten können, warum sollen dann nicht die Bösen von den Guten wegen des Namens Christi eine Verfolgung leiden können, und was ist das sonst, als wegen der Gerechtigkeit? Denn wenn, was die Guten aus ihrem Beweggrund tun, dies die Bösen nicht aus demselben Beweggrund leiden, weil es die Guten wegen der Gerechtigkeit tun, die Bösen wegen der Ungerechtigkeit leiden, so können folglich auch nicht die Bösen es aus demselben Beweggrund tun, aus welchem es die Guten leiden, weil die Bösen es tun wegen der Ungerechtigkeit, die Guten es leiden wegen der Gerechtigkeit. Wie wird nun wahr sein: „Das alles werden sie euch tun wegen meines Namens“, da sie es ja nicht tun wegen des Namens Christi, d. h. wegen der Gerechtigkeit, sondern wegen ihrer Bosheit? Diese Frage lässt sich so lösen, dass wir den Ausspruch: „Das alles werden sie euch tun wegen meines Namens“, in dem Sinne verstehen, dass sich das Ganze auf die Gerechten bezieht, als würde es heißen: Das alles werdet ihr von ihnen dulden wegen meines Namens, so dass „sie werden euch tun“ soviel ist, als: ihr werdet von ihnen leiden. Wenn man aber „wegen meines Namens“ so nimmt, als würde er sagen, wegen meines Namens, den sie in euch hassen (so kann man es auch nehmen wegen der Gerechtigkeit, welche sie in euch hassen), und wenn man deshalb von den Guten, indem sie die Bösen verfolgen, mit Recht sagen kann, sie tun es sowohl wegen der Gerechtigkeit, deren Hochschätzung sie zur Verfolgung der Bösen treibt, als auch wegen der Ungerechtigkeit, die sie in den Bösen hassen, so kann man auch von den Bösen sagen, sie leiden sowohl wegen der Ungerechtigkeit, die in ihnen bestraft wird, als auch wegen der Gerechtigkeit, die bei ihrer Bestrafung gehandhabt wird." [155] Ebenso kann man fragen, "wenn auch die Bösen den Bösen eine Verfolgung bereiten, wie z. B. gottlose Könige und Richter, während sie Verfolger der Frommen waren, sicherlich auch Mörder, Ehebrecher und sonstige Übeltäter, welche sie als Verletzer der öffentlichen Gesetze erkannten, straften, wie ist es zu verstehen, wenn der Herr sagt: „Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt das Ihrige lieben“? (Joh. 15, 19) Denn, die sie straft, liebt die Welt auch nicht, und in der Tat werden von ihr, wie wir sehen, die vorhin erwähnten Arten von Verbrechen häufig bestraft. Wie ist es also zu verstehen, außer so, dass die Welt einerseits in denen ist, von welchen solche Verbrechen bestraft werden, und anderseits die Welt in denen ist, von welchen solche Verbrechen geliebt werden? Jene Welt also, die aus den Bösen und Gottlosen besteht, hasst sowohl das Ihrige, und zwar in dem Teile der Menschen, welchem sie in den Verbrechern schadet, als auch liebt sie das Ihrige, und zwar in dem Teile der Menschen, welchem sie in eben diesen Mitschuldigen günstig ist. Also der Satz: „Das alles werden sie euch tun wegen meines Namens“, ist entweder so gemeint: Wegen dessen ihr leidet, oder so: Wegen dessen auch sie es tun, weil sie auch dieses, während sie verfolgen, hassen. Und er fügte bei: „Weil sie den nicht kennen, der mich gesandt hat.“ Dies ist im Sinne jener Erkenntnis zu verstehen, worüber anderswo geschrieben steht: „Dich aber erkennen ist vollendete Weisheit“ (Sap. 6, 16). Jene nämlich, welche mit dieser Erkenntnis den Vater kennen, von dem Christus gesandt wurde, verfolgen in keiner Weise diejenigen, welche Christus sammelt, weil auch sie mit ihnen von Christus gesammelt werden." In muslimischen Ländern fehlt "vollendete Weisheit", da sie Christus nicht erkennen; deshalb müssen Christen in diesen Ländern "wegen der Gerechtigkeit leiden"; in christlichen Ländern werden z.B. Moslems "wegen der Gerechtigkeit" verfolgt, wenn sie z.B. aus Unwissenheit weil die "vollendete Weisheit“ fehlt, Straftaten begehen; in der Renaissance wurden Moslems ebenfalls "wegen der Gerechtigkeit" verfolgt, z.B. wegen Gottelästerung oder weil sie islamische Zeichen und Symbole (Burka, Burkini, Halbmond und Venus, Schaubeten usw.) verwendeten. [156] Der Herr sagt: „Wer
mich hasst, hasst auch meinen Vater“, nachdem er vorher gesagt hatte; „Das
werden sie euch tun, weil sie den nicht kennen, der mich gesandt hat“.
Da entsteht nun die nicht zu verheimlichende Frage, wie z.B. die Mohammedaner
oder Moslems den hassen können, den sie nicht kennen. Denn wenn sie
Gott nicht für das, was er wirklich ist, sondern für irgend etwas
anderes halten oder glauben, und dies hassen, dann hassen sie doch wohl
nicht ihn selbst, sondern das, was sie in "trügerischer Annahme oder
grundloser Leichtgläubigkeit sich einbilden." Augustinus und
Thomas von Aquin fordern, dass wir uns nicht durch "Leichtgläubigkeit"
bzw. "nicht durch eine verderbliche Meinung täuschen lassen" wie es
bei den Mohammedanern der Fall ist. [157]
34. Pfingstfest, Paraklet; richtige und falsche WissenschaftDer Herr Jesus hat in der Rede, die er an seine Jünger richtete nach dem Abendmahle unmittelbar vor dem Leiden, da er im Begriffe war, zu scheiden und sie zu verlassen mit seiner körperlichen Gegenwart, bei all den Seinigen aber zu bleiben bis zum Ende der Welt mit seiner geistigen Gegenwart, sie zur Ertragung der Verfolgungen der Gottlosen ermahnt, die er mit dem Namen „Welt“ bezeichnete. Aus dieser Welt jedoch hat er nach seiner Versicherung auch die Jünger auserwählt, damit sie wüssten, sie seien durch Gottes Gnade das, was sie sind, durch ihre eigene Schuld aber das gewesen, was sie waren. Dann fügte er, gleichsam folgernd, bei: „Wenn aber der Tröster kommt, den ich euch vom Vater senden werde, den Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, so wird er Zeugnis von mir geben, und ihr werdet Zeugnis geben, weil ihr von Anfang bei mir seid“. Was hat dies mit den Worten zu tun: „Nun aber haben sie (die Werke) gesehen und hassen mich und meinen Vater, aber damit erfüllt würde das Wort, das in ihrem Gesetze geschrieben steht: Sie haben mich ohne Grund gehasst“? Vielleicht weil der Tröster, als er kam, der Geist der Wahrheit, diejenigen, welche gesehen und gehört haben, durch ein deutlicheres Zeichen überführte? Ja, er hat sogar manche von denen, die sahen und noch hassten, durch die Offenbarung seiner selbst zum Glauben bekehrt, der durch die Liebe wirksam ist. Um das so zu verstehen, erinnern wir uns, es sei so zugegangen. Es kam nämlich am Pfingstfeste der Heilige Geist auf eine Versammlung von einhundertzwanzig Menschen herab, worunter auch die sämtlichen Apostel waren. Als diese, von ihm erfüllt, in den Sprachen aller Völker redeten, wurden mehrere von denen, die gehasst hatten, durch dieses große Wunder in Staunen gesetzt (da sie sahen, wie durch die Rede des Petrus ein so großes und göttliches Zeugnis für Christus gegeben werde, dass der, den sie als einen von ihnen Gemordeten unter die Toten rechneten, als auferstanden und lebendig erwiesen wurde) und bekehrten sich zerknirschten Herzens. Und sie erlangten für die so gottlose und grausame Vergießung des kostbaren Blutes Verzeihung, indem sie erlöst wurden durch eben das Blut, das sie vergossen hatten. Denn das Blut Christi ist so zur Vergebung aller Sünden vergossen worden, dass es auch die Sünde zu tilgen vermochte, wodurch es vergossen wurde. [158]„Auch ihr“, sagt er, „werdet Zeugnis geben, weil ihr von Anfang bei mir seid“. Der Heilige Geist wird Zeugnis geben, auch ihr werdet Zeugnis geben. Denn weil ihr von Anfang bei mir seid, könnt ihr verkünden, was ihr wisst. dass ihr das jetzt nicht tut, kommt daher, dass ihr noch nicht die Fülle jenes Geistes besitzt. „Jener also wird Zeugnis von mir geben, und ihr werdet Zeugnis geben“; denn die nötige Zuversicht, Zeugnis abzulegen, wird euch die Liebe Gottes verleihen, die ausgegossen wird in eure Herzen durch den Heiligen Geist, der euch gegeben werden soll (Röm. 5, 5). Diese Liebe freilich hat dem Petrus noch gefehlt, als er durch die Frage der Frau, einer Magd, in Verwirrung gebracht, kein wahres Zeugnis abzulegen vermochte, sondern entgegen seiner Versicherung aus großer Furcht zu einer dreimaligen Verleugnung getrieben wurde (Matth. 26, 69-74). Diese Furcht aber ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus (1 Joh. 4, 18). Kurz, vor dem Leiden des Herrn wurde seine knechtische Furcht von einem im Dienste stehenden Weibe gefragt, nach der Auferstehung des Herrn aber seine freigesinnte Liebe vom Fürsten der Freiheit selbst (Joh. 21, 15), und darum wurde er dort verwirrt, hier beruhigt; dort verleugnete er den, welchen er geliebt hatte, hier liebte er den, welchen er verleugnet hatte. Aber auch damals war seine Liebe noch schwach und eng, bis sie der Heilige Geist stärkte und erweiterte. Dieser hat dann, nachdem er ihm durch die Fülle einer reichlicheren Gnade eingegossen worden war, sein früher kaltes Herz so zum Zeugnisgeben für Christus entzündet und jenen ängstlichen Mund, der die Wahrheit unterdrückt hatte, aufgeschlossen, dass er, als alle, auf die der Heilige Geist herabgekommen war, in den Sprachen aller Völker redeten, in Gegenwart der Judenscharen ganz allein vor den übrigen als Zeuge für Christus mutig auftrat und seine Mörder im Hinblick auf dessen Auferstehung beschämt machte. "Wenn es einem Freude macht, ein so lieblich heiliges Schauspiel anzusehen, so lese er die Apostelgeschichte5; da mag er den heiligen Petrus, dessen Verleugnung er bedauert hatte, als Prediger bewundern; da sehe er, wie jene Zunge, die nunmehr von der Mutlosigkeit zur Entschlossenheit und von der Knechtschaft zur Freiheit übergegangen ist, so viele Zungen der Feinde zum Bekenntnis Christi bekehrt, jene Zunge, die vorher nicht imstande war, eine einzige zu ertragen, und darum zur Verleugnung gekommen war. Was weiter? Es zeigte sich ein solcher Glanz der Gnade, eine solche Fülle des Heiligen Geistes, es kamen aus dem Munde des Predigers so inhaltsschwere Worte kostbarer Wahrheit, dass er Feinde, Mörder Christi, Juden in ungeheurer Zahl dahin brachte, für ihn zu sterben, sie, von welchen er mit ihm getötet zu werden gefürchtet hatte. Dies bewirkte der Heilige Geist, damals gesandt, vorher verheißen." [159] In dem, was diesem Abschnitt des Evangeliums vorausgeht, hat der Herr, da er seine Jünger zur Ertragung des Hasses der Feinde aufmunterte, sie zugleich durch sein eigenes Beispiel vorbereitet, damit sie durch seine Nachahmung standhafter würden, und er fügte bei und verhieß ihnen, dass der Heilige Geist kommen würde, der von ihm Zeugnis geben sollte, und er setzte hinzu, dass auch sie seine Zeugen werden sollten, allerdings durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes in ihnen. So nämlich sagt er: „Jener wird Zeugnis von mir geben, und ihr werdet Zeugnis geben“. Offenbar weil jener es geben wird, werdet auch ihr es geben; jener in euren Herzen, ihr in euren Reden; jener durch Erleuchtung, ihr durch die Predigt, damit erfüllt werden möchte: „In alle Welt ist ihr Schall ausgegangen“ (Ps. 18, 5; hebr. Ps. 19, 5). Zu wenig wäre es sicherlich gewesen, sie durch sein Beispiel zu ermuntern, wenn er sie nicht mit seinem Geiste erfüllt hätte. Kurz, der Apostel Petrus ist, obwohl er bereits vom Herrn die Worte vernommen hatte: „Der Knecht ist nicht größer als sein Herr; wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen“ (Joh. 15, 20), und obwohl er in jenem eben dies schon sich erfüllen sah, worin er die Geduld seines Herrn, wenn das Beispiel allein genügen würde, nachahmen musste, unterlegen und hat geleugnet, weil er nicht ertrug, was er jenen ertragen sah. Als er aber die Gabe des Heiligen Geistes empfing, predigte er den, welchen er verleugnet hatte, und den er zu bekennen sich gefürchtet hatte, fürchtete er nun nicht mehr zu bekennen. Denn vorher war er zwar durch das Beispiel belehrt worden, so dass er wusste, was sich ziemte, aber er war noch nicht mit Kraft ausgerüstet worden, um, was er wusste, zu tun; er war unterrichtet worden, dass er stehen sollte, aber er war nicht gestärkt, dass er nicht falle. Nachdem dies durch den Heiligen Geist geschehen war, verkündete er bis zum Tode den, welchen er aus Furcht vor dem Tode verleugnet hatte. Daher sagt der Herr in dem jetzt folgenden Kapitel, worüber wir nunmehr zu euch zu reden haben: „Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr euch nicht ärgert“. Im Psalme wird nämlich gesungen: „Großen Frieden haben die, welche Dein Gesetz lieben, und es ist ihnen kein Ärgernis“ (Ps. 119, 165). Mit Recht also hat er nach Verheißung des Heiligen Geistes, durch dessen Wirksamkeit in ihrem Innern sie zu seinen Zeugen werden sollten, beigefügt: „Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr euch nicht ärgert“. Denn wenn „die Liebe ausgegossen wird in unsern Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm. 5, 5), entsteht ein großer Friede in denen, die sein Gesetz lieben, so dass sie kein Ärgernis erleiden. [160] Jener Tröster also oder Anwalt (beides nämlich heißt das griechische Wort Paraklet) war nach dem Scheiden Christi notwendig gewesen, und darum hatte er von ihm nicht von Anfang gesprochen, da er bei ihnen war, weil sie durch seine persönliche Gegenwart getröstet wurden, bei seinem Hingang aber musste er sagen, jener werde kommen, durch den sie infolge der Ausgießung der Liebe in ihren Herzen das Wort Gottes mutig predigen und, während jener innerlich bei ihnen Zeugnis von Christus gab, selbst auch Zeugnis geben und sich nicht ärgern sollten, wenn die feindlich gesinnten Antichristen, heute vor allem die Moslems in muslimischen Ländern, sie verfolgen , in der Meinung, Gott einen Dienst zu tun; denn alles erträgt die Liebe (1 Kor. 13, 7), welche ausgegossen werden sollte in ihren Herzen durch die Gabe des Heiligen Geistes. Darauf also kommt der ganze Sinn hinaus, dass er sie zu seinen Zeugen durch den Heiligen Geist machen wollte, "damit sie durch sein Wirken in ihrer Seele alle Mühsale der Verfolgungen ertragen und nicht erkalten möchten in der Liebe zum Predigen, entflammt durch jenes göttliche Feuer. „Das“ also, sagt er, „habe ich zu euch geredet, damit ihr, wenn die Stunde kommt, euch daran erinnert, dass ich es euch gesagt habe“. Das nämlich habe ich zu euch geredet, nicht bloß weil ihr solches leiden werdet, sondern weil jener Tröster, wenn er kommen wird, Zeugnis von mir geben wird, damit ihr nicht aus Furcht vor diesen Dingen schweigt, und so wird es geschehen, dass auch ihr Zeugnis gebet. „Dies aber habe ich euch nicht von Anfang gesagt, weil ich bei euch war“, und ich euch durch meine körperliche, euren menschlichen Sinnen zugängliche Gegenwart tröstete, die ihr als Kinder fassen konntet." [161] „Aber weil ich dies zu euch geredet habe“, sagt er, „hat Traurigkeit euer Herz erfüllt“. Er sah wohl, was diese seine Worte in ihren Herzen bewirkten; sie besaßen nämlich noch nicht innerlich jenen geistigen Trost, den sie durch den Heiligen Geist haben sollten, und darum fürchteten sie das zu verlieren, was sie äusserlich an Christus sahen, und weil sie nicht zweifeln konnten, dass sie den, der Wahres verkündete, verlieren würden, betrübte sich ihr menschliches Gemüt, da der fleischliche Anblick ihnen entzogen wurde. Jener aber wusste, was ihnen mehr nützte, weil der innere Anblick sicherlich besser ist, womit sie der Heilige Geist trösten sollte, er, der den Leibern der Schauenden nicht einen menschlichen Leib darbieten, sondern sich selbst in die Herzen der Gläubigen eingießen sollte. Schließlich setzt er hinzu: „Aber ich sage euch die Wahrheit, es ist gut für euch, dass ich hingehe. Denn wenn ich nicht hingehe, wird der Tröster nicht zu euch kommen; wenn ich aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden“, als wollte er sagen: Es ist gut für euch, dass diese Knechtsgestalt von euch weggenommen wird; zwar wohne ich als das Fleisch gewordene Wort unter euch, aber ich will nicht, dass ihr mich immer noch fleischlich liebet und, mit dieser Milch zufrieden, immer Kinder zu sein verlanget. „Es ist gut für euch, dass ich hingehe. Denn wenn ich nicht hingehe, wird der Tröster zu euch nicht kommen“. Wenn ich euch die zarten Speisen, mit denen ich euch genährt habe, nicht entziehe, werdet ihr keinen Hunger haben nach der festen Speise; wenn ihr an dem Fleische fleischlich hängt, werdet ihr für den Geist nicht empfänglich sein. [162] Als aber Christus körperlich schied, da war nicht bloß der Heilige Geist, sondern auch der Vater und der Sohn geistig bei ihnen. Denn wenn Christus so von ihnen schied, dass der Heilige Geist für ihn, nicht mit ihm in ihnen wäre, wo blieben jene Verheißungen von ihm: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Matth. 28, 20) und: „Ich und der Vater werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen“ (Joh. 14, 23), da er ja auch den Heiligen Geist so senden zu wollen versprach, dass er in Ewigkeit bei ihnen wäre? "Und darum sollten sie, wenn sie aus Fleischlichen oder Animalischen Geistige würden, ganz gewiß für das Einwohnen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes empfänglicher werden. In keinem aber, so müssen wir glauben, ist der Vater ohne den Sohn und den Heiligen Geist, oder der Vater und Sohn ohne den Heiligen Geist, oder der Sohn ohne den Vater und Heiligen Geist, oder ohne den Vater und Sohn der Heilige Geist, oder der Vater und Heilige Geist ohne den Sohn, sondern wo je einer von ihnen ist, da ist die Trinität, der eine Gott. Es musste aber die Trinität so gelehrt werden, dass, obwohl kein Unterschied in den Substanzen ist, doch im einzelnen der Unterschied der Personen betont würde, wobei für diejenigen, die es recht verstehen, niemals eine Trennung der Naturen sich zeigen kann." [163] Aber auch das erscheint Augustinus als eine abgeschmackte Behauptung, die Jünger hätten damals das nicht ertragen können, was wir über die unsichtbaren und höchsten Dinge in den später abgefassten apostolischen Schriften finden und was nicht als solches erklärt wird, das der Herr während seines sichtbaren Verkehres mit ihnen gesagt hat. Denn warum sollten sie damals das nicht haben ertragen können, was jetzt jedermann in ihren Büchern lesen und ertragen kann, wenn er es auch nicht verstehen sollte? "Manches zwar verstehen ungläubige Menschen in der Heiligen Schrift nicht, wenn sie es lesen oder hören, und sie können auch das Gelesene oder Gehörte nicht ertragen", wie die Heiden oder Moslems, dass durch den Gekreuzigten die Welt gemacht wurde, dass der der Sohn Gottes ist, der den Sabbat aufhob; wie die Sabellianer, dass der Vater und der Sohn und der Heilige Geist eine Dreiheit (drei Personen) sind; wie die Arianer, dass der Sohn dem Vater gleich ist und der Heilige Geist dem Vater und dem Sohne; wie die Photinianer, dass Christus nicht bloß ein uns ähnlicher Mensch ist, sondern auch Gott, dem Vater gleich; wie die Manichäer, dass Christus Jesus, durch den wir erlöst werden müssen, im Fleische und von dem Fleisch geboren zu werden sich herabließ, und wie alle übrigen Anhänger der verkehrten und vielgestaltigen islamischen Sekten nicht ertragen können, was immer in den heiligen Schriften und im katholischen Glauben sich findet und gegen ihre Irrtümer vorgebracht werden kann; "gleichwie auch wir ihre gotteslästerlichen Torheiten und lügenhaften Unsinnigkeiten nicht ertragen können." Denn was heißt, nicht ertragen können, als nicht gleichmütig dabei sein? Aber alles, was nach der Auffahrt des Herrn mit kanonischer Wahrheit und Autorität aufgeschrieben wurde, welcher Gläubige oder auch Katechumene, bevor er den Heiligen Geist in der Taufe empfängt, liest oder hört das nicht mit Gleichmut, wenn er es auch noch nicht genügend versteht? Wie also sollten die Jünger etwas von dem, was nach der Auffahrt des Herrn niedergeschrieben wurde, nicht haben ertragen können, auch als ihnen der Heilige Geist noch nicht gesandt war, da doch jetzt die Katechumenen alles ertragen, ohne den Heiligen Geist empfangen zu haben? Denn obwohl ihnen die Sakramente der Gläubigen nicht mitgeteilt werden, so geschieht dies doch nicht deshalb, weil sie dieselben nicht ertragen können, sondern damit sie von ihnen um so glühender begehrt werden, je respektvoller sie vor ihnen verborgen werden. [164] Schreitet vielmehr voran in der Liebe, welche ausgegossen wird in euren Herzen durch den Heiligen Geist, der euch gegeben ist (Röm. 5, 5), "damit ihr im Geiste erglühend und Geistiges liebend das geistige Licht und die geistige Stimme, welche fleischliche Menschen nicht ertragen können, nicht durch irgendein den körperlichen Augen sichtbares Zeichen noch auch durch irgendeinen an die körperlichen Ohren schlagenden Ton, sondern durch inneres Schauen und Hören vernehmen könnet. Denn was man gar nicht kennt, liebt man nicht. Aber wenn man liebt, was man auch nur einigermaßen kennt, so bewirkt eben diese Liebe, dass man es besser und vollkommener kennen lernt. Wenn ihr also in der Liebe zunehmt, welche der Heilige Geist in den Herzen ausgießt, „wird er euch alle Wahrheit lehren“, oder wie andere Handschriften haben: „er wird euch in alle Wahrheit einführen“. Darum heißt es: „Führe mich, o Herr, auf Deinem Wege, und ich werde in Deiner Wahrheit wandeln“ (Ps. 85, 11 ;hebr. Ps. 86, 11). So wird es geschehen, dass ihr nicht von äusserlichen Lehrern das erfahret, was der Herr damals nicht sagen wollte, sondern alle von Gott belehrt seid (Joh. 6, 45), damit ihr das, was ihr durch äusserliche Lesungen und Reden erlernt und geglaubt habt, von der nicht körperlichen noch durch einen Raum eingeschlossenen noch in unendliche Zwischenräume nach Art einer Masse ausgedehnten, sondern überall ganzen, vollkommenen und unendlichen Natur Gottes, ohne den Glanz von Farben, ohne die Formen von Umrissen, ohne die Zeichen von Buchstaben, ohne die Reihenfolge von Silben, mit dem Geiste selbst zu schauen vermöget. Siehe, ich habe etwas gesagt, was vielleicht dazu gehört, und doch habt ihr es aufgenommen, und ihr habt es nicht bloß ertragen können, sondern habt es auch gerne gehört. Aber wenn jener innere Lehrer, der, da er zu den Jüngern noch äusserlich redete, sprach: „Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen“, uns das, was ich über die körperliche Natur Gottes gesagt habe, innerlich so sagen wollte, wie er es den heiligen Engeln sagt, die immer das Angesicht des Vaters sehen (Matth. 18, 10), so könnten wir es noch nicht ertragen. [165] Wie Thomas von Aquin mahnt auch Augustinus, "dass ihr euch vor den unreinen Verführern hütet, sowie vor den Sekten mit schändlichen Gewohnheiten." Gemeint sind z.B. die Manichäer und Moslems, von welchen man sagen kann: „Was aber heimlich von ihnen verübt wird, ist schändlich auch nur zu sagen“ (Eph. 5, 12), damit sie nicht "schrecklichen Unflat zu lehren anfangen", den menschliche, wie immer beschaffene Ohren nicht ertragen können, und dazu noch behaupten, durch den Heiligen Geist geschehe es, dass man jene unreinen und schändlichen Dinge ertragen könne. Es geht also um folgendes: „Erneuert euch“ also „im Geiste eures Gemütes“ (Eph. 4, 23), und „erkennet, was der Wille Gottes sei, was gut ist und wohlgefällig und vollkommen“ (Röm. 12, 2), „damit ihr, festgewurzelt und begründet in der Liebe, zu begreifen vermöget mit allen Heiligen, welches die Länge, die Breite, die Höhe und die Tiefe sei, auch zu erkennen die das Wissen überragende Liebe Christi, auf dass ihr erfüllt werdet zu aller Fülle Gottes“ (Eph. 3, 17-19). "Denn auf diese Weise wird euch der Heilige Geist alle Wahrheit lehren, indem er mehr und mehr in euren Herzen die Liebe ausgießen wird", und nicht durch "Sekten mit schändlichen Gewohnheiten" wie die islamische Ahmadiyya-Gemeinschaft. [166] Alle diese so "albernen Häretiker" aber, die sich gerne Christen nennen lassen, wie selbst der Papst und einige Bischöfe, suchen die "Frechheiten ihrer Erdichtungen", vor welchen schon das menschliche Gefühl im höchsten Grade zurückschaudert, unter dem Vorwande des evangelischen Ausspruches zu beschönigen, wo der Herr sagt: „Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen“, als ob eben dies jene Dinge seien, welche die Jünger nicht ertragen konnten, und als ob der Heilige Geist das gelehrt habe, was öffentlich zu lehren und zu verkünden trotz all seiner Frechheit der unreine Geist sich schämt. [167] Mit Augustinus kann man heute vor den Koranschulen bzw. den nach Geschlechtern getrennte Muslimschulen warnen: "hütet euch, besonders ihr, die ihr Kinder seid und noch der Nahrung bedürfet, dass ihr nicht Menschen, die unter diesem Vorwande Betrogene und Betrüger sind... ein neugieriges Ohr leihet zur Erfahrung von unbekannten Dingen, da ihr einen schwachen Geist besitzet zur Unterscheidung des Wahren und Falschen, besonders sollt ihr euch hüten wegen der gemeinen Schändlichkeiten, welche der Satan die unbeständigen und fleischlichen Seelen gelehrt hat." [168] Diese im Heiligen Geiste voraussehend, sprach der Apostel: „Denn es wird eine Zeit sein, wo sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren Gelüsten sich Lehrer anhäufen werden, weil ihnen die Ohren jucken; und von der Wahrheit werden sie ihr Ohr abwenden, zu Fabeln aber sich hinwenden“ (2 Tim. 4, 3 f.). Es gibt Wortneuerungen, die der Lehre der christlichen Religion entsprechen, wie gerade vom Namen der Christen berichtet wird, wann dessen Gebrauch üblich wurde. "In Antiochien nämlich wurden nach der Auffahrt des Herrn die Jünger zuerst Christen genannt, wie in der Apostelgeschichte zu lesen ist (Apg. 11, 26); auch die Fremdenhäuser und Klöster wurden später mit neuen Namen bezeichnet, die Sachen selbst aber waren schon vor ihren Namen und werden durch die Wahrheit der Religion bestätigt, wodurch sie auch gegen die Lästerer verteidigt werden. Auch gegen die Gottlosigkeit der arianischen Häretiker haben die Väter den neuen Namen „Homoousios“ gebildet, aber mit diesem Namen keine neue Sache bezeichnet; denn Homoousios heißt dasselbe wie: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh. 10, 30), nämlich von einer und derselben Substanz. Denn wenn jede Neuerung unheilig wäre, so würde auch der Herr nicht sagen: „Ein neues Gebot gebe ich euch“ (Joh. 13, 34), noch würde das Testament „neu“ genannt werden, noch würde auf der ganzen Erde ein „neues Lied“ gesungen werden." Es gibt auch eine falsche Wissenschaft: "Von dieser Verheißung einer falschen Wissenschaft hält auch an jener Stelle der Apostel zurück, wo er sagt: „O Timotheus, bewahre die Hinterlage, meide die unheiligen Wortneuerungen und die Widersprüche der fälschlich sogenannten Wissenschaft, welche versprechend einige vom Glauben abgefallen sind“ (1 Tim. 6, 20). Nichts nämlich lieben diese so sehr, als Wissenschaft zu versprechen und den Glauben an die wahren Dinge, welche den Kleinen befohlen wird, als Unwissenheit zu verlachen." [169] Aber das regt noch eine Frage an, dass im Briefe an die Hebräer zu lesen ist: „Denn obwohl ihr zurzeit schon Lehrer sein solltet, bedürfet ihr wiederum der Belehrung darüber, welches die Anfangsgründe des Wortes Gottes sind; und ihr seid solche geworden, die Milch brauchen, nicht starke Speise; denn jeder, der mit Milch genährt wird, ist unerfahren im Worte der Gerechtigkeit, denn er ist ein Kind. Den Vollkommenen aber gehört feste Speise, denjenigen, welche durch Gewohnheit geübte Sinne haben, um das Gute vom Bösen zu unterscheiden“ (Hebr. 5, 12-14). Hier sehen wir ja gleichsam definiert, was er unter der festen Speise der Vollkommenen versteht, und dass es das sei, was an die Korinther geschrieben ist: „Weisheit reden wir unter den Vollkommenen“ (1 Kor. 2, 6). "Welches aber die Vollkommenen sind, die er an dieser Stelle verstanden wissen will, hat er durch die weitere Bemerkung gesagt: „Welche durch Gewohnheit geübte Sinne haben, um das Gute vom Bösen zu unterscheiden“. Die also dies wegen ihres schwachen und ungeübten Geistes nicht können, werden fürwahr, wenn sie nicht durch die Milch des Glaubens festgehalten werden, um sowohl das Unsichtbare, das sie nicht sehen, als auch das Geistige, das sie noch nicht verstehen, zu glauben, leicht zu eitlen und sakrilegischen Fabeln durch das Versprechen von Wissen verleitet, dass sie sowohl das Gute wie das Böse nur in körperlichen Bildern sich vorstellen und sogar Gott nur für einen Körper halten und das Böse nur als eine Substanz denken können, während es vielmehr eine Art Abfall der veränderlichen Substanzen von der unveränderlichen Substanz ist, ein Abfall der veränderlichen Substanzen, welche die unveränderliche und höchste Substanz aus nichts gemacht hat, die Gott ist. Fürwahr, wer dies nicht bloß glaubt, sondern auch mit geübten inneren Sinnen des Geistes versteht, erfasst, weiß, von dem ist nicht mehr zu fürchten, er möchte von jenen verführt werden, welche in der Meinung, das Böse sei eine Substanz, die nicht Gott gemacht hat, aus Gott selbst eine veränderliche Substanz machen, wie die Manichäer, oder wenn sonst noch andere verderbliche Sekten so unsinniges Zeug festhalten." [170] Augustinus meint,
"da nun dem so ist, o ihr alle, die ihr ohne Zweifel noch in großer
Zahl Kinder in Christus seid, schreitet voran zur festen Speise des Geistes,
nicht des Fleisches (Mentis, non ventris). Schreitet voran, um das Gute
vom Bösen abzusondern, und schließt euch mehr und mehr dem Mittler
an, durch den ihr befreit werden sollt vom Bösen, das nicht örtlich
von euch abzusondern, sondern in euch zu heilen ist. Wer immer aber zu
euch sagen sollte: Glaubet nicht, dass Christus wahrer Mensch sei, oder
dass der Körper irgendeines Menschen oder irgendeines ebenden Wesens
nicht vom wahren Gott erschaffen worden sei, oder dass das Alte Testament
nicht vom wahren Gott gegeben worden sei, und anderes dergleichen, denn
das ist euch früher, da ihr noch mit Milch genährt wurdet, deshalb
nicht gesagt worden, weil ihr zur Erfassung der Wahrheit noch kein geeignetes
Herz hattet, der reicht euch nicht Speise, sondern Gift. Darum sagt auch
der heilige Apostel, wo er diejenigen anredet, die sich bereits als vollkommen
vorkamen, während er sich selbst als unvollkommen erklärt hatte:
„Soviele also unser vollkommen sind, lasst uns so gesinnt sein, und wenn
ihr anderen Sinnes seid, so wird euch Gott auch dieses offenbaren“. Und
damit sie nicht Verführern in die Hände fielen, die sie vom Glauben
abwendig machen möchten durch das Versprechen der Erkenntnis der Wahrheit
und meinten, dies sei es, was der Apostel mit den Worten meinte: „Auch
dies wird euch Gott offenbaren“, hat er sofort beigefügt: „Jedoch
wozu wir gelangt sind, darin wollen wir wandeln“ (Phil. 3, 15 f.). Wenn
du also etwas verstanden hast, was nicht gegen die Regel des katholischen
Glaubens ist, wozu du als dem Wege, der dich zum Vaterland führt,
gelangt
bist, und wenn du es so verstanden hast, dass du daran gar nicht zu zweifeln
brauchst, so füge das Gebäude hinzu, verlass jedoch den Grund
nicht. So müssen die Größeren die Kleineren etwas lehren,
dass sie nicht sagen, Christus, der Herr aller, sowie die Propheten und
Apostel, die weit größer sind als sie selbst, hätten in
irgendeinem Stück gelogen. Aber nicht bloß vor den Schwätzern
und Seelenverkäufern, die Fabeleien und Lügen daherreden und
in solch eitlem Gerede sozusagen ein tiefes Wissen versprechen gegen die
Regel des Glaubens, die ihr als katholische übernommen habt, müsst
ihr auf der Hut sein, sondern gerade auch diejenigen, welche zwar von der
Unveränderlichkeit der göttlichen Natur oder der unkörperlichen
Kreatur oder vom Schöpfer wahrheitsgemäß reden und, was
sie sagen, durchaus mit Zeugnissen und ganz zuverlässigen Gründen
belegen und doch von dem einen Mittler zwischen Gott und den Menschen abwendig
zu machen suchen, fliehet wie eine Pest, die noch schlimmer ist als die
übrigen." Denn was nützt der Besitz der richtigen Auffassung
von dem unwandelbaren Guten dem, der den nicht festhält, durch welchen
er vom Bösen befreit werden soll? Nach Thomas von Aquin und Augustinus
soll man z:B. Moslems fliehen wie die Pest, "den Schwätzern und Seelenverkäufern,
die Fabeleien und Lügen daherreden und in solch eitlem Gerede sozusagen
ein tiefes Wissen versprechen", die die Menschen von dem einen Mittler
zwischen Gott und den Menschen abwendig zu machen suchen, die "fliehet
wie eine Pest, die noch schlimmer ist als die übrigen." [171]
35. Falsche Verherrlichung, wenn die Lobenden durch Irrtum sich täuschen; schlechte Art von FreigebigkeitMan achte auf die folgenden Worte: „Jener wird mich verherrlichen, weil er von dem Meinigen nehmen und es euch verkünden wird“, die nicht leichtfertig übergangen werden dürfen. Wenn er nämlich sagt: „Jener wird mich verherrlichen“, so kann das den Sinn haben: weil er durch Ausgießung der Liebe in den Herzen der Gläubigen und durch Vergeistigung derselben ihnen klar machte, wie der Sohn dem Vater gleich sei, den sie früher nur dem Fleische nach kannten und als Menschen wie einen Menschen dachten. Oder wenigstens weil sie durch eben diese Liebe mit Vertrauen erfüllt und ohne alle Furcht den Leuten Christus verkündeten und so seinen Ruf auf dem ganzen Erdkreis verkündeten. Er hat darum in dem Sinne gesagt: „Jener wird mich verherrlichen“, als ob er sagte: Jener wird von euch die Furcht wegnehmen und euch die Liebe geben, damit ihr mich glühender prediget und so meiner Herrlichkeit auf der ganzen Welt einen Wohlgeruch gebet und Ehre bereitet. "Denn was sie im Heiligen Geiste tun würden, von dem sagte er, dass es eben dieser Geist tun wird, wie es ja auch heißt: „Denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern der Geist eures Vaters ist es, der in euch redet“ (Matth. 10, 20). Das griechische Wort [doxasei] hat nämlich von den lateinischen Übersetzern der eine mit clarificabit, der andere mit glorificabit wiedergegeben, weil auch das griechische [doxa], wovon das Wort [doxasei] stammt, sowohl mit claritas wie mit gloria übersetzt wird. Denn durch „Herrlichkeit“ wird man berühmt und durch „Ruhm“ verherrlicht, und darum ist das, was die beiden Worte bedeuten, dasselbe. Wie aber die angesehensten alten Sprachforscher festgestellt haben, ist „Verherrlichung ein großer Ruf über eine Person verbunden mit Lob“. Wenn nun eine solche Christus in dieser Welt zuteil geworden, so darf man nicht glauben, dass sie ihm einen großen Nutzen gebracht hat, sondern der Welt hat sie genützt. Denn den Guten loben nützt nicht dem, der gelobt wird, sondern denen, die loben." [172]"Es gibt aber auch eine falsche Verherrlichung, wenn die Lobenden durch Irrtum sich täuschen, sei es in den Sachen oder in den Personen oder in beiden. Denn in den Sachen täuschen sie sich, wenn sie für gut halten, was böse ist; in den Personen aber, wenn sie den für gut halten, der böse ist; in beiden aber, wenn das, was ein Fehler ist, für eine Tugend angesehen und der, welcher deshalb gelobt wird, nicht hat, was man meint, mag er gut sein oder böse." - St.Augustinus, Tractatus in Iohannis Evangelium 100In der Scholastik und nach Augustinus ist klar, dass Diejenigen, welche durch "diese schlechte Art von Freigebigkeit sündhaft sind", so sind, wie sie ihre Lobredner nicht bloß vermuten, sondern sehen. "Ferner wenn jemand sich gerecht stellt und er ist es nicht, sondern wenn er alles, was er vor den Menschen lobenswert zu tun scheint, nicht wegen Gott tut, d. h. wegen der wahren Gerechtigkeit", sondern nur bei den Menschen bzw. irgendwelchen Götzen wie Al-Lah Verherrlichung sucht und begehrt, jene aber, bei welchen er „großen Ruf mit Lob“ genießt, meinen, er lebe nur wegen Gott in löblicher Weise, so täuschen sie sich nicht in der Sache, sondern in der Person. "Denn was sie für gut halten, ist gut, aber der, welchen sie für gut ansehen, ist nicht gut. Wenn man z. B. die Kenntnis in magischen Künsten für etwas Gutes hielte, und jemand, weil man von ihm glaubt, er habe durch solche, von ihm übrigens gar nicht einmal gekannten Künste das Vaterland gerettet, großen Ruf mit Lob (so ist der Ruhm definiert worden) bei gottlosen Menschen erlangte, so irren die Lobredner in beiden Stücken, nämlich in der Sache, weil sie das Böse für gut halten, und in der Person, weil er nicht ist, wofür sie ihn halten. Falsch also ist in diesen drei Arten der Ruhm." Wenn aber einer, der nicht durch Götzen wie Al-Lah sondern durch den echten Gott und wegen Gott gerecht ist, d. h. wahrhaft gerecht ist, um der Gerechtigkeit selbst willen großen Ruf mit Lob genießt, so ist es zwar ein wahrer Ruhm, aber man darf doch nicht glauben, es werde dadurch der Gerechte beglückt, sondern den Lobenden muss man Glück wünschen, weil sie richtig urteilen und den Gerechten lieben. Um wieviel mehr also hat Christus der Herr durch seine Verherrlichung nicht sich, sondern denen genützt, welchen er durch seinen Tod genützt hat? [173] Aber nicht wahr ist
sein Ruhm vor allem bei den Moslems, bei denen er gleichwohl einen großen
Ruf mit Lob zu haben scheint. "Es ist dies kein wahrer Ruhm, weil sie sich
in beiden Stücken täuschen; denn einmal halten sie für gut,
was nicht gut ist, und dann halten sie Christus für das, was Christus
nicht ist. Denn dass der eingeborene Sohn dem Erzeuger nicht gleich sei,
ist nicht gut; dass der eingeborene Sohn Gottes nur Mensch sei, nicht Gott,
ist nicht gut; dass das Fleisch der „Wahrheit“ nicht ein wahres Fleisch
sei, ist nicht gut." Von den erwähnten drei Dingen meinen das erste
die Arianer, das zweite die Photinianer und Moslems, das dritte die Manichäer.
Aber weil nichts davon gut ist, und weil Christus nichts davon ist, täuschen
sie sich in beiden Stücken, und sie geben Christus nicht die wahre
Ehre, obwohl er bei ihnen großen Ruf mit Ehre zu genießen scheint.
Und überhaupt alle Häretiker, deren Aufzählung allzu lange
wäre, die von Christus nicht richtig denken, irren deshalb, weil sie
auch von den guten und schlechten Sachen nicht richtig urteilen. Auch die
Heiden oder Moslems, "unter denen es sehr viele Lobredner Christi gibt,
täuschen sich ebenfalls in beiden Stücken, da sie nicht nach
der Wahrheit Gottes, sondern nur nach ihrer persönlichen Meinung sagen,
er sei ein menschlicher Zauberer gewesen. Die Christen nämlich tadeln
sie als beschränkte Leute, Christus aber preisen sie als Zauberer
und geben so zu erkennen, was sie lieben; Christus aber lieben sie nicht,
weil sie das, was Christus nicht war, lieben. Und darum täuschen sie
sich in beiden Stücken, weil es etwas Schlechtes ist, ein Zauberer
zu sein, und weil Christus kein Zauberer war, da er gut ist." Deshalb haben
wir hier von denen weiter nichts zu sagen, "welche Christus tadeln und
schmähen, da wir ja von seiner Ehre reden, wodurch er in der Welt
verherrlicht worden ist," denn ihn hat der Heilige Geist mit wahrer Ehre
nur in der "heiligen katholischen" bzw. christlichen Kirche verherrlicht.
Denn anderswo, d. h. entweder bei den Häretikern oder bei einigen
Heiden oder Moslems, kann sein Ruhm auf Erden nicht sein, auch wo er großen
Ruf mit Lob zu genießen scheint. Seine wahre Verherrlichung also
in der katholischen Kirche wird vom Propheten so besungen: „Erhebe Dich
über die Himmel, o Gott, und über die ganze Erde hin Deine Herrlichkeit“
(Ps. 107, 6 ;hebr. Ps. 108, 6). Weil also nach seiner Erhöhung der
Heilige Geist kommen und ihn verherrlichen sollte, hat der heilige Psalm,
hat der Eingeborene selbst dies als etwas Künftiges verheißen,
was wir erfüllt sehen. [174]
36. Der eigentliche und letzte Zweck, warum wir Christen sind; PantokratorVor dem, was wir jetzt mit der Hilfe des Herrn behandeln wollen, hatte Jesus gesagt: „Dieses habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir den Frieden habet“, worunter wir nicht bloß das unmittelbar vorher Gesagte, sondern alles zu verstehen haben, sei es nun, was er zu ihnen geredet hat von der Zeit an, wo er sie zu Jüngern hatte, oder wenigstens seit er nach dem Mahle diese wunderbare und ausführliche Rede begann. Er gab nämlich für seine Rede einen solchen Grund an, dass man mit vollem Rechte auf diesen Endzweck entweder alles bezieht, was er zu ihnen geredet hat, oder hauptsächlich das, was er, schon im Begriffe für sie zu sterben, als seine letzten Worte sprach, nachdem sein Verräter vom heiligen Mahle hinweggegangen war. "Denn das nannte er als Zweck seiner Rede, dass sie in ihm Frieden haben sollten, was ja der eigentliche und letzte Zweck ist, warum wir Christen sind. Denn dieser Friede wird kein Ende der Zeit haben, sondern er wird das Ziel all unseres Denkens und Handelns sein. Seinetwegen werden wir durch seine Sakramente eingeweiht, seinetwegen werden wir in seinen wunderbaren Werken und Reden unterwiesen, seinetwegen haben wir das Pfand seines Geistes empfangen, seinetwegen glauben wir an ihn und hoffen auf ihn und werden von seiner Liebe, soviel er es gibt, entzündet; durch diesen Frieden werden wir in allen Trübsalen getröstet, durch ihn aus allen Bedrängnissen errettet; seinetwegen ertragen wir standhaft alle Drangsal, um in ihm glücklich ohne alle Bedrängnis zu herrschen. Mit Recht beschloss er mit dem Frieden seine Worte, welche für die noch wenig verstehenden Jünger Gleichnisse waren, die sie aber künftig verstehen sollten, wenn er ihnen den verheißenen Heiligen Geist würde gegeben haben, von dem er weiter oben sagte: „Dies habe ich zu euch geredet, als ich bei euch war. Der Tröster aber, der Heilige Geist, welchen der Vater in meinem Namen senden wird, wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Joh. 14, 25 f.). Diese in der Tat erst zukünftige Stunde war jene gewesen, da er gemäß seiner Verheißung nicht mehr in Gleichnissen reden, sondern offen von dem Vater verkünden würde. Eben diese Worte von ihm sollten durch die Offenbarung des Heiligen Geistes für die Verstehenden nicht mehr Gleichnisse sein. Denn es sollte auch nicht, wenn in ihren Herzen der Heilige Geist redet, der eingeborene Sohn schweigen, welcher erklärte, er werde in jener Stunde ihnen offen vom Vater verkünden, was für sie freilich, wenn sie es schon verstehen würden, kein Gleichnis wäre. Aber gerade dies, wie in den Herzen ihrer geistigen Jünger der Sohn Gottes und der Heilige Geist zugleich reden, ja die Trinität selbst, welche unzertrennlich wirkt, ist für die Verstehenden ein Wort, für die Nichtverstehenden aber ein Gleichnis." [175]Nachdem er also gesagt hatte, weshalb er alles geredet, dass sie nämlich in ihm den Frieden haben sollten, während sie in der Welt Bedrängnis haben, und nachdem er sie ermahnt hatte, dass sie vertrauen sollten, weil er die Welt überwunden, richtete er sodann, nach Beendigung der den Jüngern geltenden Rede, Worte an den Vater und fing nunmehr zu beten an. Denn so fährt der Evangelist weiter, indem er sagt: „Dies redete Jesus und mit zum Himmel erhobenen Händen sprach er: Vater, die Stunde ist gekommen, verherrliche Deinen Sohn“. Es hätte der eingeborene und dem Vater gleichewige Herr in der Gestalt des Knechtes und aus der Gestalt des Knechtes, wenn es notwendig gewesen wäre, im stillen beten können, aber er wollte sich so dem Vater als Beter darstellen, dass er sich dabei erinnerte, er sei unser Lehrer. Darum machte er das Gebet, das er für uns verrichtete, auch uns bekannt, weil von einem solchen Lehrer nicht bloß die an sie gerichtete Rede, sondern auch das für sie an den Vater dargebrachte Gebet den Jüngern zur Erbauung gereicht, und wenn jenen, die zugegen waren, um das gesprochene Wort zu hören, dann gewiß auch uns, die wir das niedergeschriebene lesen sollten. Wenn er daher sagte: „Vater, die Stunde ist gekommen, verherrliche Deinen Sohn“, so zeigt dies an, alle Zeit und was er irgendwann täte oder geschehen ließe, sei von ihm angeordnet, der keiner Zeit unterworfen ist; denn was geschehen sollte in den einzelnen Zeiten, hat in der Weisheit Gottes die bewirkenden Ursachen, in welcher es keine Zeiten gibt. Man darf also nicht glauben, dass diese Stunde durch den Drang des Schicksals gekommen sei, sondern vielmehr durch die Fügung Gottes. Auch hat keine in den Gestirnen liegende Notwendigkeit das Leiden Christi herbeigeführt; denn ferne sei es, dass die Gestirne den Schöpfer der Gestirne zu sterben zwangen. Nicht also die Zeit hat Christus zum Sterben gedrängt, sondern Christus hat sich die Zeit zum Sterben erwählt, wie er auch die Zeit, wo er aus der Jungfrau geboren wurde, mit dem Vater festgesetzt hat, von dem er ohne Zeit geboren ist. Gemäß dieser wahren und gesunden Lehre sagt auch der Apostel: „Als aber die Fülle der Zeit kam, sandte Gott seinen Sohn“ (Gal. 4, 4); und Gott spricht durch den Propheten: „Zur gnadenreichen Zeit habe ich dich erhört und am Tage des Heiles dir Hilfe gebracht“ (Is. 49, 8); und hinwieder der Apostel: „Siehe, jetzt ist die gnadenreiche Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heiles“(2 Kor. 6, 2). [176] Die Verherrlichung des Sohnes durch den Vater finden einige darin, dass er ihn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat (Röm. 8, 32). Allein wenn man sagt, er sei durch das Leiden verherrlicht worden, um wieviel mehr durch die Auferstehung! Denn im Leiden tritt mehr seine Erniedrigung als seine Verherrlichung hervor, wie der Apostel bezeugt, indem er sagt: „Er hat sich selbst erniedrigt, indem er gehorsam wurde bis zum Tode, bis zum Tode aber des Kreuzes“, worauf er fortfährt und bereits von seiner Verherrlichung sagt: „Darum hat ihn Gott auch erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, so dass im Namen Jesu sich beugen alle Knie derer, die im Himmel, auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen, dass der Herr Jesus Christus in der Herrlichkeit Gottes des Vaters ist“ (Phil. 2, 7-11). Das ist die Verherrlichung unseres Herrn Jesu Christi, welche mit seiner Auferstehung den Anfang nahm. Seine Erniedrigung also beginnt bei den Worten des Apostels dort, wo er sagt: „Er hat sich selbst erniedrigt, indem er Knechtsgestalt annahm“, und hinkommt bis: „zum Tode des Kreuzes“. Seine Verherrlichung aber beginnt dort, wo er sagt: „Darum hat ihn Gott auch erhöht“, und hinkommt bis: „in der Herrlichkeit Gottes des Vaters“. Denn wenn man die griechischen Handschriften einsieht, aus welchen die Briefe der Apostel ins Lateinische übersetzt worden sind, so findet man, dass das Wort, welches hier gloria lautet, dort [doxa] lautet. Hiervon ist auch das Zeitwort im Griechischen abgeleitet, wonach es heißt: [doxason], was der lateinische Übersetzer mit clarifica wiedergibt, obwohl er auch glorifica hätte sagen können, was dieselbe Bedeutung hat. Und darum hätte auch in dem Briefe des Apostels, wo gloria steht, claritas gesetzt werden können, und wenn es geschehen wäre, würde es dasselbe bedeuten. Um aber vom Wortlaut nicht abzugehen, so wird wie clarificatio von claritas, so glorificatio von gloria abgeleitet. Damit also der Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, durch die Auferstehung verklärt oder verherrlicht würde, ist er vorher durch das Leiden erniedrigt worden; denn er wäre von den Toten nicht auferstanden, wenn er nicht gestorben wäre. [177] „Dies aber“, sagt er, „ist das ewige Leben, dass sie Dich erkennen, den alleinigen wahren Gott, und den Du gesandt hast, Jesus Christus“. Die Ordnung der Worte ist diese: „dass sie Dich und den Du gesandt hast, Jesus Christus, als den alleinigen wahren Gott erkennen“. Folgeweise wird allerdings auch der Heilige Geist mitverstanden, weil er der Geist des Vaters und des Sohnes ist als die wesentliche und gleichwesentliche Liebe beider. Denn der Vater und der Sohn sind nicht zwei Götter, noch der Vater und der Sohn und der Heilige Geist drei Götter, sondern die Trinität selbst ist der alleinige wahre Gott. Und doch ist der Vater nicht derselbe wie der Sohn, noch der Sohn derselbe wie der Vater, noch der Heilige Geist derselbe wie der Vater und der Sohn, weil der Vater und der Sohn und der Heilige Geist drei sind, aber die Trinität selbst ist der eine Gott. Wenn Dich also der Sohn in der Weise verherrlicht, „wie Du ihm die Macht über alles Fleisch gegeben hast“, und Du sie ihm so gegeben hast, „dass er allen, die Du ihm gegeben hast, das ewige Leben gebe“, und „dies das ewige Leben ist, dass sie Dich erkennen“, so verherrlicht Dich demnach der Sohn so, dass er Dich allen, die Du ihm gegeben hast, bekannt macht. Wenn sodann die Erkenntnis Gottes das ewige Leben ist, so trachten wir um so mehr zu leben, je mehr wir in dieser Erkenntnis zunehmen. Im ewigen Leben aber werden wir nicht sterben; dann also wird die Erkenntnis Gottes vollkommen sein, wenn kein Tod mehr sein wird. Am höchsten wird dann die Verklärung Gottes sein, weil am höchsten die Herrlichkeit ist, die griechisch [doxa] heißt. Davon heißt es auch [doxason], was einige lateinische Übersetzer mit clarifica, andere mit glorifica wiedergegeben haben. Von den Alten aber ist Ruhm (Herrlichkeit), wodurch die Menschen ruhmreich (herrlich) heißen, so bestimmt worden: Ruhm ist ein großer Ruf über jemand, verbunden mit Lob. Aber wenn ein Mensch gelobt wird, weil man dem Rufe glaubt, wie wird Gott gelobt werden, wenn man ihn selber sehen wird! Deshalb steht geschrieben: „Selig, die wohnen in Deinem Hause; in Ewigkeit werden sie Dich loben“(Ps. 84, 5]). Dort wird die Lobpreisung Gottes ohne Ende sein, wo die Erkenntnis Gottes vollkommen sein wird; und weil eine vollkommene Erkenntnis, darum auch die höchste Verklärung oder Verherrlichung. [178] Aber zuerst wird hienieden Gott verherrlicht, indem er durch die Verkündigung den Menschen bekannt wird und durch den Glauben der Glaubenden gepriesen wird. Darum sagt er: „Ich habe Dich verherrlicht auf Erden, ich habe das Werk vollbracht, das Du mir gegeben hast, dass ich es tue“. Er sagt nicht: befohlen, sondern: „gegeben hast“, worin deutlich die Gnade hervorgehoben wird. Denn was hat die menschliche Natur auch im eingeborenen Sohne, das sie nicht empfangen hat? Oder hat sie nicht empfangen, dass sie nichts Böses, sondern lauter Gutes tun sollte, da sie in die Einheit der Person aufgenommen wurde vom Worte, durch welches alles gemacht worden ist? Aber wie hat er das Werk vollbracht, dessen Vollbringung ihm übergeben wurde, da er ja noch das Leiden erfahren sollte, worin er ganz besonders den Märtyrern ein Beispiel zur Nachfolge gab, weshalb der Apostel Petrus sagt: „Christus hat für uns gelitten und uns ein Beispiel hinterlassen, damit wir seinen Fußtapfen nachfolgen“ (1 Petr. 2, 21), ausser weil er vollbracht zu haben versichert, wovon er weiß, dass er es ganz gewiß vollbringen wird? So hat er lange vorher in der Prophetie Worte der vergangenen Zeit gebraucht, da doch erst nach sehr vielen Jahren eintreten sollte, was er verkündete: „Sie haben“, sagt er, „meine Hände und Füße durchbohrt, alle meine Gebeine gezählt“ (Ps. 22, 17); er sagt nicht: Sie werden durchbohren und zählen. Und in eben diesem Evangelium sagt er: „Alles, was ich von meinem Vater gehört, habe ich euch kundgetan“ (Joh. 15, 15), obwohl er später zu ihnen sagt: „Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen“ (Joh. 16, 12). Denn der durch sichere und unveränderliche Ursachen alles Zukünftige vorherbestimmte, hat, was immer er tun wird, bereits getan. [179] Allein zu dieser Meinung, die, wie ich wohl sehe, mit der Wahrheit durchaus nicht übereinstimmt, zwingt uns nichts, wenn wir nur bei den Worten des Sohnes: „Und jetzt verherrliche mich Du, Vater, bei Dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei Dir hatte, ehe die Welt war“, an die Vorherbestimmung der Verklärung der menschlichen Natur in ihm denken, die, vorher sterblich, als eine unsterbliche beim Vater sein sollte, und es sei, ehe die Welt war, in der Vorherbestimmung das schon geschehen gewesen, was seinerzeit auch in der Welt geschehen sollte. Denn wenn der Apostel von uns gesagt hat: „Wie er uns in ihm erwählt hat vor Grundlegung der Welt“ (Eph. 1, 4), warum sollte es dann der Wahrheit entgegen sein, dass der Vater unser Haupt damals verherrlichte, da er uns in ihm erwählte, damit wir seine Glieder wären? Denn so sind wir erwählt, wie er verherrlicht, weil, ehe die Welt war, weder wir waren noch auch selbst der Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus (1 Tim. 2, 5). Aber der, welcher durch ihn als sein Wort auch „was sein wird, gemacht hat“ und „das Nichtseiende ruft, wie das was ist“ (Röm. 4, 17), Gott der Vater, hat ihn in der Tat, sofern er Mensch ist als Mittler zwischen Gott und den Menschen, vor Grundlegung der Welt für uns verherrlicht, wenn er damals auch uns in ihm erwählt hat. Denn was sagt der Apostel? „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht, denen, welche gemäß dem Ratschluss berufen sind. Denn die er vorherwusste, die hat er auch vorherbestimmt, gleichförmig zu werden dem Bilde seines Sohnes, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern; die er aber vorherbestimmte, die hat er auch berufen“ (Röm. 8, 28-30). [180] Über diese Worte des Herrn wollen wir, wie er es gibt, in dieser Rede handeln. Sie lautet: „Ich habe Deinen Namen den Menschen geoffenbart, die Du mir gegeben hast von der Welt“. Wenn er dies nur von den Jüngern sagt, mit welchen er das Abendmahl hielt und zu welchen er, ehe er zu beten anfing, so vieles redete, dann bezieht sich das nicht auf jene Verklärung oder, wie andere übersetzt haben, Verherrlichung, von welcher er vorher sprach, mit welcher der Sohn den Vater verklärt oder verherrlicht. Denn was für eine Herrlichkeit ist es, zwölf oder vielmehr elf Sterblichen bekannt worden zu sein? Wenn er aber mit den Worten: „Ich habe Deinen Namen den Menschen geoffenbart, die Du mir gegeben hast von der Welt“, alle verstanden wissen wollte, auch diejenigen, die einst an ihn glauben und zu seiner großen, aus allen Völkern zu sammelnden Kirche gehören sollten, von der im Psalme gesungen wird: „In großer Versammlung werde ich Dich lobpreisen“ (Ps. 34, 18; hebr. Ps. 35, 18), so ist das gewiss jene Verherrlichung, durch welche der Sohn den Vater verherrlicht, indem er seinen Namen allen Völkern und so vielen Geschlechtern von Menschen bekannt macht. Und was er mit den Worten sagt: „Ich habe Deinen Namen den Menschen geoffenbart, die Du mir gegeben hast von der Welt“, hat Ähnlichkeit mit dem, was er kurz vorher gesagt hatte: „Ich habe Dich verherrlicht auf Erden“ (Joh. 17, 4), indem er statt der künftigen Zeit dort und hier die vergangene setzt, wie einer, der wusste, es sei vorherbestimmt, dass es geschehen solle, und darum sagte, er habe getan, was er ohne jeden Zweifel tun wird. [181] Augustinus fragt: "Was bedeutet aber: „Die Du mir gegeben hast von der Welt“? Es heißt nämlich von ihnen, dass sie nicht von der Welt seien; aber dies verlieh ihnen die Wiedergeburt, nicht die Geburt. Was bedeutet ferner das Folgende: „Sie waren Dein, und Du hast sie mir gegeben“? Oder gehörten sie einmal dem Vater, während sie dem eingeborenen Sohne nicht gehörten, und hatte einmal der Vater etwas ohne den Sohn? Das sei ferne. Aber doch hatte einmal Gott der Sohn etwas, was derselbe Sohn als Mensch noch nicht hatte, weil er noch nicht Mensch geworden war aus der Mutter, als er gleichwohl alles mit dem Vater hatte. Wenn er darum sagte: „Sie waren Dein“, so schloß sich davon Gott der Sohn nicht aus, ohne den der Vater nie etwas hatte, sondern er pflegt alles, was er kann, dem zuzuschreiben, von dem er selbst ist, der kann. Denn von dem er das Sein hat, von dem hat er auch das Können, und beides zugleich hatte er immer, weil er niemals war ohne das Können. Alles daher, was der Vater konnte, das konnte mit ihm der Sohn, weil der, welcher niemals war ohne die Macht niemals ohne den Vater war und der Vater nie ohne ihn. Und wie daher der Vater ewig und allmächtig ist, so ist der Sohn gleich ewig und allmächtig, und wenn allmächtig, dann sicher auch allherrschend. Denn so übersetzen wir vielmehr wörtlich, wenn wir genau bezeichnen wollen, was die Griechen mit [pantokrator] ausdrücken, was die Unserigen nicht so übersetzen würden, dass sie „allmächtig“ sagten, obwohl [pantokrator] allherrschend heißt, wenn sie nicht überzeugt wären, dass es auf dasselbe hinauskommt. Was also konnte jemals der ewige Allherrscher haben, was nicht zugleich der gleichewige Allherrscher hatte? Wenn er darum sagt: „Und Du hast sie mir gegeben“, so gibt er damit zu verstehen, er habe als Mensch diese Macht empfangen, sie zu haben; denn der immer allmächtig war, war nicht immer Mensch. Obwohl er darum vielmehr dem Vater zugeschrieben zu haben scheint, dass er sie von ihm empfing, weil alles, was ist, von dem ist, von dem er ist (Quoniam ex ipso est quidquid est de quo est), so hat er sie doch auch sich selber gegeben, d. h. mit dem Vater hat Christus als Gott dem Menschen Christus, was er mit dem Vater nicht ist, die Menschen gegeben. Kurz, der hier sagt: „Sie waren Dein, und Du hast sie mir gegeben“, hatte schon früher zu denselben Jüngern gesagt: „Ich habe euch von der Welt auserwählt“ (Joh. 15, 19). Zurücktreten und verschwinden soll da das fleischliche Denken. Von der Welt, sagt der Sohn, seien ihm vom Vater die Menschen gegeben worden, zu welchen er an einer andern Stelle sagt: „Ich habe euch von der Welt auserwählt“." [182] Demgemäß
fährt er fort und unterlässt nicht, dies deutlicher einzuprägen.
„Dein Wort“ (Sermo), sagt er, „ist Wahrheit“. Was hat er damit anders gesagt
als: „Ich bin die Wahrheit“? Das griechische Evangelium nämlich hat
[logos], was man auch dort liest, wo es heißt: „Im Anfang war das
Wort (Verbum), und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“. Und gewiss,
wir erkennen als den eingeborenen Sohn Gottes das Wort, welches „Fleisch
geworden ist und unter uns gewohnt hat“ (Joh. 1, 1. 14). Daher konnte auch
hier gesetzt werden, und in einigen Handschriften ist auch gesetzt: „Verbum
tuum veritas est“, wie es in einzelnen Handschriften auch heißt:
„In principio erat sermo“. Im Griechischen aber steht ohne allen Unterschied
dort und hier [logos]. Also heiligt der Vater in der Wahrheit, d. h. in
seinem Worte, in seinem Eingeborenen, seine Erben und dessen Miterben.
[183]
37. „Damit die Welt erkenne“; „Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht"; Soldaten ChristiDann fuhr er weiter: „Ich in ihnen, und Du in mir, damit sie vollkommen seien in der Einheit“. Damit gab er sich kurz als den Mittler zwischen Gott und den Menschen zu erkennen. Denn das ist nicht so gesagt, als ob der Vater nicht in uns, oder wir nicht im Vater seien, da er auch an einer andern Stelle sagte: „Wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen“ (Joh. 14, 23), und hier kurz vorher nicht sprach: „Ich in ihnen, und Du in mir“, was er jetzt sagte, oder: Sie in mir, und ich in Dir, sondern: „Du in mir, und ich in Dir, und sie in uns“. Was er also jetzt sagt: „Ich in ihnen und Du in mir“, ist so in der Person des Mittlers gesagt, wie jener Ausspruch des Apostels: „Ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes“ (1 Kor. 3, 23). Die weitere Bemerkung aber: „Damit sie vollkommen seien in der Einheit“, zeigt, die Versöhnung, welche durch den Mittler geschieht, habe darin ihr Ziel, dass wir der vollkommenen Seligkeit, der nichts mehr hinzugefügt werden kann, teilhaft werden. Daher ist, wie ich glaube, das Folgende: „Damit die Welt erkenne, dass Du mich gesandt hast“, nicht so zu nehmen, als habe er wiederum gesagt: „Damit die Welt glaube“, denn bisweilen wird allerdings „erkennen“ für „glauben“ gesetzt, wie er z. B. etwas weiter oben sagt: „Und sie haben wahrhaft erkannt, dass ich von Dir ausgegangen bin, und sie haben geglaubt, dass Du mich gesandt hast“(Joh. 17, 8), wo er nachher mit „sie haben geglaubt“ ausgedrückt hat, was er vorher mit „sie haben erkannt“ ausgedrückt hatte. Allein hier, wo er ja von der Vollendung spricht, ist eine solche Erkenntnis zu verstehen, wie sie in der Anschauung sein wird, nicht wie sie jetzt im Glauben ist. Denn es scheint eine Ordnung eingehalten zu sein darin, dass er kurz vorher sagte: „Damit die Welt glaube“, hier aber: „Damit die Welt erkenne“. Denn dort hat er, obwohl er gesagt hatte: „Damit alle eins seien“ und „in uns eins seien“, dennoch nicht gesagt: „Sie sollen vollkommen sein in der Einheit“, und fuhr dann fort: „Damit die Welt glaube, dass Du mich gesandt hast“; hier aber sagt er: „Damit sie vollkommen seien in der Einheit“, und dann fügte er nicht bei: „Damit die Welt glaube“, sondern: „Damit die Welt erkenne, dass Du mich gesandt hast“. Denn solange wir glauben, was wir nicht sehen, sind wir nicht so vollkommen, wie wir es sein werden, wenn wir zu sehen gewürdigt werden, was wir glauben. Ganz richtig also heißt es dort: „Damit die Welt glaube“, hier: „Damit die Welt erkenne“; dennoch aber sowohl dort, wie hier: „dass Du mich gesandt hast“, damit wir wüssten, dass wir, was die unzertrennliche Liebe des Vaters und des Sohnes betrifft, dasselbe jetzt glauben, was wir durch Glauben zu erkennen bestrebt sind. Wenn er aber sagen würde: Damit sie erkennen, dass Du mich gesandt hast, so käme dies auf das nämliche hinaus wie: „Damit die Welt erkenne“. Denn sie sind die Welt, "nicht die feindselig bleibende, wie eine solche die zur Verdammung vorherbestimmte Welt ist, sondern die aus einem Feinde in einen Freund verwandelte Welt", wegen welcher „Gott war in Christus, die Welt mit sich versöhnend“ (2 Kor. 5, 19). Auch wenn die Zahl aller Gläubigen Christen (Katholiken und Protestanten) in Deutschland dramatisch abnimmt, weltweit aber "boomt die Kirche. Allein die katholische Kirche wächst weltweit prozentual schneller als die Weltbevölkerung. Seit 2000 wuchs sie um 17 Prozent, das sind 180 Millionen Neuchristen, mehr als alle Einwohner von Deutschland, Frankreich und Spanien zusammen. So in Afrika, Amerika, Asien und Ozeanien. Allein in Afrika konvertieren jährlich sechs Millionen Muslime zum christlichen Glauben, wie der libysche Islamgelehrte und Leiter einer Ausbildungsstätte für Imame, Scheich Ahmad Al-Qataani vor einigen Jahren in einem Interview mit dem arabischen Fernsehsender Al-Dschazira zugab und beklagte." Immer mehr Moslems wenden sich vom Islam ab, denn sie wollen die "feindselig bleibende, wie eine solche die zur Verdammung vorherbestimmte Welt ist" hinter sich lassen und zu der "aus einem Feinde in einen Freund verwandelte Welt" gehören. [184]Unbegreiflich ist daher die Liebe, mit welcher Gott liebt, und nicht veränderlich. Denn nicht erst damals, da wir mit ihm versöhnt wurden durch das Blut seines Sohnes, fing er an, uns zu lieben, sondern vor Grundlegung der Welt hat er uns geliebt, damit mit seinem Eingeborenen auch wir seine Söhne wären, bevor wir überhaupt etwas waren. dass wir also mit Gott versöhnt sind durch den Tod seines Sohnes, soll man nicht so hören, nicht so nehmen, als ob uns der Sohn deshalb versöhnt habe, damit er nunmehr anfinge, die zu lieben, die er gehasst hatte, wie der Feind mit dem Feinde versöhnt wird, damit sie dann Freunde seien und einander lieben, die einander hassten, sondern wir sind mit ihm als mit einem uns bereits Liebenden versöhnt worden, nachdem wir vorher mit ihm wegen der Sünde Feindschaft hatten. Ob dies wahr ist, was ich sage, möge der Apostel bezeugen: „Es bewährt aber“, sagt er, „Gott seine Liebe zu uns, dass, da wir noch Sünder waren, Christus für uns gestorben ist“ (Röm. 5, 8 f.). Er hatte also gegen uns Liebe, auch da wir, noch in Feindschaft gegen ihn lebend, Ungerechtigkeit übten; und dennoch ist zu ihm vollkommen wahr gesagt worden: „Du hassest, o Herr, alle, die Ungerechtigkeit tun“ (Ps. 5, 7; hebr. Ps. 5, 7). Somit liebte er uns auf eine wunderbare und göttliche Weise, auch als er uns hasste; denn er hasste uns nicht so, wie er uns gemacht hatte, und weil unsere Ungerechtigkeit sein Werk nicht in jeder Beziehung vernichtet hatte, so verstand er es, zugleich in einem jeden von uns zu hassen, was wir gemacht hatten, als auch zu lieben, was er gemacht hatte. Und zwar kann man dies hinsichtlich aller Dinge verstehen von dem, zu welchem in Wahrheit gesagt wird: „Du hassest nichts von dem, was Du gemacht hast“ (Sap. 11, 25). Denn was immer Gott hassen würde, das hätte er auch nicht ins Dasein rufen wollen, und was der Allmächtige nicht hätte ins Dasein rufen wollen, das würde überhaupt nicht existieren, wenn nicht in dem, was er hasst, etwas wäre, was er lieben könnte. Er hasst ja mit Recht und verwirft als mit der Richtschnur seiner Idee nicht übereinstimmend das Laster, er liebt jedoch auch in den Lasterhaften sein Wohltun, das er durch Heilung, und sein Gericht, das er durch Verdammung übt. So hasst also Gott einerseits nichts von dem, was er gemacht hat, denn der Urheber der Naturen, nicht der Laster, hat das Böse, das er hasst, nicht gemacht, und anderseits ist hinsichtlich des Bösen, das er entweder heilt durch seine Barmherzigkeit oder zum Gerichte bestimmt, das gut, was er tut. Da er also von dem, was er gemacht hat, nichts hasst, wer könnte würdig zum Ausdruck bringen, wie sehr er die Glieder seines Eingeborenen liebe und um wieviel mehr den Eingeborenen selbst, in dem alles Sichtbare und Unsichtbare geschaffen ist, was, nach Gattungen geordnet, von ihm auf geordnete Weise geliebt wird? Die Glieder seines Eingeborenen nämlich führt er durch die Fülle seiner Gnade zur Gleichheit mit den Engeln; der Eingeborene aber ist, da er der Herr von allen ist, ohne Zweifel der Herr der Engel, durch die Natur, wodurch er Gott ist, nicht den Engeln, sondern vielmehr dem Vater gleich; durch die Gnade aber, wodurch er Mensch ist, wie überragt er in dieser Beziehung nicht die Vortrefflichkeit eines jeden Engels, da Fleisch und Wort eine Person ist! [185] Wiewohl es übrigens nicht an solchen fehlt, die uns sogar den Engeln vorziehen, weil, sagen sie, Christus für uns, nicht für Engel gestorben ist. Doch was heißt das anders, als mit der Gottlosigkeit sich rühmen wollen? „Denn Christus ist“, wie der Apostel sagt, „in der Zeit für die Gottlosen gestorben“ (Röm. 5, 6). Hier wird uns also nicht unser Verdienst, sondern Gottes Barmherzigkeit vor Augen gestellt. Denn was soll das sein, sich deshalb rühmen zu wollen, weil man durch seine Laster so schmählich krank wurde, dass man nicht anders als durch den Tod des Arztes geheilt werden konnte? Das ist nicht der Ruhm unserer Verdienste, sondern die Arznei unserer Krankheiten. "Oder ziehen wir uns deshalb den Engeln vor, weil, obwohl auch sie gesündigt haben, ihnen kein solches Heilmittel gewährt wurde? Gleich als ob ihnen nur wenig gewährt worden wäre, und uns mehr. Und wenn auch dies geschehen wäre, so könnte man noch fragen, ob es deshalb geschehen sei, weil wir erhabener dastanden, oder weil wir hoffnungsloser daniederlagen. Da wir aber wissen, dass der Schöpfer alles Guten zur Wiederherstellung der bösen Engel keine Gnade verliehen hat, warum sollen wir daraus nicht vielmehr ersehen, dass ihre Schuld um so mehr als eine verdammungswürdige erklärt wurde, je erhabener die Natur war? Denn sie hätten um so weniger als wir sündigen sollen, je vortrefflicher sie waren als wir. Nun aber sind sie durch Beleidigung des Schöpfers um so verwerflicher undankbar gegen seine Gnade geworden, je gnadenreicher sie erschaffen wurden; und es war ihnen nicht genug, ihm untreu zu werden, sie wollten auch noch unsere Verführer werden. Dieses große Gut also wird er uns verleihen, der uns geliebt hat, wie er Christus geliebt hat, damit wir wegen ihm, dessen Glieder wir sein sollten, den heiligen Engeln gleich seien (Luk. 20, 36), denen gegenüber wir von Natur niedriger erschaffen sind." [186] Höret, sage ich, und gebt acht, wohin unsere Hoffnung erhoben wird. Christus Jesus sagt es; der eingeborene Sohn Gottes, der ebenso ewig ist wie der Vater und ihm gleich, sagt es; der unsertwegen Mensch geworden ist, aber nicht „wie jeder Mensch lügenhaft“ (Ps. 116, 11) geworden ist, sagt es; der Weg, die Wahrheit und das Leben (Joh. 14, 6) sagt es; der die Welt besiegt hat (Joh. 16, 33), sagt es von denen, für die er gesiegt hat; höret, glaubet, hoffet, verlanget das, was er sagt: „Vater“, spricht er, „die Du mir gegeben hast, ich will, dass, wo ich bin, auch sie mit mir seien“. Wer sind diejenigen, von welchen er sagt, dass sie ihm vom Vater gegeben worden sind? Nicht jene, von welchen er an einer andern Stelle sagt: „Niemand kommt zu mir, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht“ (Joh. 6, 44) Wie er nun das, was nach seiner Versicherung der Vater tut, selbst auch mit dem Vater tut, das ist uns schon bekannt. "Die also sind es, die er vom Vater empfing, die er auch selbst von der Welt erwählte, und zwar erwählte zu dem Zwecke, damit sie nicht mehr von der Welt seien, wie auch er nicht von der Welt ist, damit sie jedoch auch selbst die Welt seien, die glaubt und erkennt, dass Christus von Gott dem Vater gesandt ist, damit die Welt von der Welt befreit würde, damit nicht die mit Gott zu versöhnende Welt mit der feindlichen Welt verdammt würde. Denn so sagt er zu Beginn dieses Gebetes: „Du hast ihm die Macht gegeben über alles Fleisch“, d. h. über alle Menschen, „damit er allen, die Du ihm gegeben hast, das ewige Leben gebe“ (Joh. 17, 2). Hier zeigt er, er habe zwar die Macht über alle Menschen empfangen, um zu befreien, die er will, um zu verurteilen, die er will, er, der Richter der Lebendigen und der Toten, aber alle diejenigen seien ihm gegeben, welchen er das ewige Leben gibt. Denn so sagt er: „Damit er allen, die Du ihm gegeben hast, das ewige Leben gebe“. Folglich sind die ihm nicht gegeben, welchen er das ewige Leben nicht geben wird, obwohl auch über sie dem die Macht gegeben ist, dem die Macht über alles Fleisch gegeben ist, d. h. über alle Menschen. So wird die versöhnte Welt von der feindlichen Welt befreit werden, wenn er gegen diese seine Macht geltend macht, um sie dem ewigen Tode zu überantworten, jene aber zu der seinigen macht, um ihr das ewige Leben zu geben. Darum verhieß der gute Hirt durchaus allen seinen Schafen, das große Haupt allen seinen Gliedern diesen Lohn, dass, wo er ist, auch sie mit ihm seien; und es kann nicht unerfüllt bleiben, was der allmächtige Sohn dem allmächtigen Vater als seinen Willen kundgegeben hat. Denn daselbst ist auch der Heilige Geist, gleichfalls ewig, gleichfalls Gott, der eine Geist beider und der substanzielle Wille beider." [187] Aber weil wir entsprechend der Kürze der Rede bereits gesagt haben, welchen er die Verheißung gegeben und wie zuverlässig die Verheißung sei, so wollen wir, so gut wir vermögen, zusehen, was das sei, was er zu verheißen sich gewürdigt hat. „Die Du mir gegeben hast“, sagt er, „ich will, dass, wo ich bin, auch sie mit mir seien“. Was das Geschöpf betrifft, in welchem er aus den Nachkommen Davids nach dem Fleische geworden ist (Röm. 1, 3), so war auch er noch nicht, wo er künftig sein sollte; aber so konnte er sagen: „Wo ich bin“, dass wir verstehen sollten, er werde bald in den Himmel auffahren, so dass er schon dort zu sein versicherte, wo er in kurzer Zeit sein sollte. Er konnte es auch in dem Sinne sagen, in welchem er schon früher im Gespräche mit Nikodemus gesagt hatte: „Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen, als der herabstieg vom Himmel, der Sohn des Menschen, der im Himmel ist“ (Joh. 3, 13). Denn auch da hat er nicht gesagt: sein wird, sondern: „ist“, wegen der Einheit der Person, in welcher sowohl Gott Mensch als auch der Mensch Gott ist. Im Himmel also, verhieß er, werden wir einmal sein; denn dorthin wurde die Knechtsgestalt, die er aus der Jungfrau annahm, erhoben und zur Rechten des Vaters gesetzt. Wegen der Hoffnung eines so großen Gutes sagt auch der Apostel: „Gott aber, der reich ist an Erbarmung, hat aus großer Liebe, womit er uns geliebt hat, und da wir tot waren in Sünden, uns mitbelebt in Christus, durch dessen Gnade ihr gerettet seid, und hat uns miterweckt und mitversetzt in den Himmel in Christus Jesus“ (Eph. 2, 4-6). In diesem Sinne also, darf man annehmen, hat der Herr gesagt: „Wo ich bin, sollen auch die mit mir sein“. Von sich selbst sagte er freilich, dass er schon dort sei; von uns aber sagte er, er wolle, dass wir dort mit ihm seien, nicht aber stellte er es so dar, dass wir dort schon seien. Der Apostel aber hat das, wovon der Herr sagte, er wolle, dass es geschehe, so ausgedrückt, als sei es schon geschehen. Denn er sagt nicht: Er wird uns erwecken und in den Himmel mitversetzen, sondern: „Er hat erweckt und mitversetzt“, weil er nicht grundlos, sondern zuverlässig das schon als geschehen betrachtet, was zweifellos geschehen wird. Was aber die Gottesgestalt betrifft, in welcher er dem Vater gleich ist, so möge, wenn wir nach dieser die Worte verstehen wollen: „Ich will, dass, wo ich bin, auch sie mit mir seien“, von unserem Geiste jeder Gedanke an materielle Bilder fernbleiben; alles, was dem Geiste vorschweben mag als lang, breit, dick, durch irgendein körperliches Licht gefärbt, über was immer für begrenzte oder unbegrenzte Räume hin ausgebreitet, von all dem soll er, soviel er kann, den Blick seiner Betrachtung oder Aufmerksamkeit abwenden. Und es soll nicht untersucht werden, wo der dem Vater gleiche Sohn ist, weil niemand findet, wo er nicht ist. Aber wer etwas suchen will, der suche vielmehr bei ihm zu sein, nicht überall wie jener, sondern überall, wo er sein kann. "Wie der Blinde, wenn er auch dort ist, wo das Licht ist, doch selbst nicht beim Lichte ist, sondern abwesend von dem anwesenden Lichte, so ist der Ungläubige und Gottlose oder auch der Gläubige und Fromme, jedoch zur Anschauung des Lichtes der Weisheit noch nicht Befähigte, wenn er auch nirgends sein kann, wo nicht auch Christus ist, dennoch nicht bei Christus, außer in der seligen Anschauung." Darum sagt er: „Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich“ (Matth. 12, 30), was heute z.B. auf Moslems zutrifft, die nicht zum Christentum konvertieren und weiterhin gegen den wahren Christus sind. Allein als er zu Gott dem Vater sprach: „Die Du mir gegeben hast, ich will, dass, wo ich bin, auch sie bei mir seien“, hat er jedenfalls von jener Anschauung gesprochen, in der wir ihn sehen werden, wie er ist (1 Joh. 3, 2). [188] Niemand trübe den so klaren Sinn durch dunklen Widerspruch; die folgenden Worte sollen den vorausgehenden Zeugnis geben. Nämlich nach den Worten: „Ich will, dass, wo ich bin, auch sie seien“, fügte er sogleich weiter hinzu: „Damit sie meine Klarheit sehen, die Du mir gegeben hast, weil Du mich geliebt hast vor Grundlegung der Welt“. „Damit sie sehen“, sprach er, nicht: damit sie glauben. Das ist der Lohn des Glaubens, nicht der Glaube. Denn, wenn im Briefe an die Hebräer der Glaube richtig definiert ist: „Eine Überzeugung von dem, was man nicht sieht“ (Hebr. 11, 1), warum sollte dann der Lohn des Glaubens nicht definiert werden als eine Anschauung der Dinge, welche man im Glauben hoffte? Wenn wir nämlich sehen werden die Klarheit, welche der Vater dem Sohne gab, sofern wir darunter auch nicht jene verstehen sollten, die der Vater dem ihm gleichen Sohne bei dessen Zeugung gab, sondern die er dem menschgewordenen Sohne gab nach dem Kreuzestode, wenn wir also jene Klarheit des Sohnes sehen werden, fürwahr dann wird das Gericht über die Lebendigen und Toten stattfinden, dann wird der Gottlose hinweggenommen werden, damit er die Klarheit des Herrn nicht schaue ( Is. 26, 10). Welche Klarheit, wenn nicht jene, wodurch er Gott ist? Denn selig, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott anschauen (Matth. 5, 8), und die Gottlosen sind nicht reinen Herzens, darum werden sie ihn nicht anschauen. Dann werden diese in die ewige Qual gehen, denn so wird der Gottlose hinweggenommen werden, damit er die Klarheit des Herrn nicht schaue, die Gerechten aber werden gehen in das ewige Leben (Matth. 25, 46). Und was ist das ewige Leben? „Damit sie“, sagt er, „Dich, den alleinigen wahren Gott erkennen, und den Du gesandt hast, Jesus Christus“(Joh. 17, 3); natürlich nicht wie ihn die erkannten, die, wenn auch nicht reinen Herzens, ihn dennoch in der verklärten Knechtsgestalt als Richter sehen konnten, sondern wie von denen, die reinen Herzens sind, erkannt werden soll der alleinige wahre Gott, der Sohn mit dem Vater und dem Heiligen Geiste; denn eben diese Trinität ist der alleinige wahre Gott. "Aber wer ist imstande, diese Orte, oder was in diesen Orten ist, ohne Ausdehnung oder Körpermaße zu denken? Es ist aber schon viel gewonnen, wenn man wenigstens, was immer derartiges dem Auge des Geistes vorschweben mag, verneint, abweist, verwirft, und wenn man ein gewisses Licht, worin dies als etwas zu Verneinendes, Abzuweisendes, zu Verwerfendes erblickt wird, so gut man kann, sich denkt, und wenn man es als zuverlässig erkennt und liebt, um von da sich zu erheben und nach dem Innern einzudringen. Falls aber der schwache und hierfür zu wenig reine Geist nicht einzudringen vermag, so lasse er sich nicht ohne Seufzen der Liebe und Tränen des Verlangens davon ausschließen und ertrage es geduldig, solange er im Glauben gereinigt wird und, um dort wohnen zu können, durch ein heiliges Leben vorbereitet wird." [189] Dann fügt er bei: „Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich Zeugnis gebe der Wahrheit“. Die Silbe dieses Fürwortes ist nicht lang auszusprechen, wenn er sagt: In hoc natus sum, als habe er gesagt: Ich bin hierin geboren, sondern kurz zu sprechen, als habe er gesagt: Dazu bin ich geboren, wie er sagt: „Ich bin dazu in die Welt gekommen“. Im griechischen Evangelium herrscht nämlich bei diesem Ausdruck keine Zweideutigkeit. Hieraus wird klar, er habe hier von seiner zeitlichen Geburt gesprochen, durch die er fleischgeworden in die Welt kam, nicht jene anfangslose, in der er Gott war, durch den der Vater die Welt gründete. Dazu also, d. h. deshalb, sagte er, sei er geboren, und dazu in die Welt gekommen, natürlich durch die Geburt aus der Jungfrau, dass er Zeugnis gebe der Wahrheit. Aber weil der Glaube nicht Sache aller ist ( 2 Thess. 3, 2), fügte er hinzu und sprach: „Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme“. Er hört sie, freilich mit den inneren Ohren, d. h. er gehorcht meiner Stimme, was ebensoviel bedeuten sollte als: er glaubt mir. Wenn nun Christus der Wahrheit Zeugnis gibt, dann gibt er fürwahr sich selbst Zeugnis; seine Stimme ist es ja, die sagt: „Ich bin die Wahrheit“ (Joh. 14, 6), und auch an einer andern Stelle hat er gesagt: „Ich gebe Zeugnis von mir“ (Joh. 8, 18). Die Worte aber: „Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme“, weisen auf die Gnade hin, durch die er gemäß dem Ratschlusse beruft. Und von diesem Ratschlusse sagt der Apostel: „Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht, denen, die nach dem Ratschlusse Gottes berufen sind“ (Röm. 8, 28), nach dem Ratschlusse nämlich des Berufenden, nicht der Berufenen. Dies lautet anderswo deutlicher so: „Arbeite mit am Evangelium vermöge der Kraft Gottes, der uns errettet und beruft mit seinem heiligen Berufe, nicht nach unsern Werken, sondern nach seinem Ratschlusse und seiner Gnade“ (2 Tim. 1, 8 f.). Denn wenn wir an die Natur denken, in der wir erschaffen sind, wer ist, da alle von der Wahrheit erschaffen sind, nicht aus der Wahrheit? Aber nicht alle sind es, denen, damit sie die Wahrheit hören, d. h. damit sie der Wahrheit gehorchen und an die Wahrheit glauben, dies durch die Wahrheit selbst verliehen wird, natürlich ohne vorausgegangene Verdienste, damit nicht die Gnade keine Gnade sei. Wenn er nämlich gesagt hätte: Jeder, der meine Stimme hört, ist aus der Wahrheit, so könnte man meinen, er werde deshalb „aus der Wahrheit“ genannt, weil er der Wahrheit gehorcht. So sagt er aber nicht, sondern er sagt: „Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme“. Und folglich ist er nicht deshalb aus der Wahrheit, weil er seine Stimme hört, sondern er hört sie deshalb, weil er aus der Wahrheit ist, d. h. weil ihm dieses Geschenk durch die Wahrheit verliehen worden ist. Was ist das anders, als: durch die Gnade Christi glaubt er an Christus. [190] Vielleicht fragt jemand, was die Teilung der Kleider in so viele Teile und die Losung um den Rock bedeutet. "Das vierfach geteilte Gewand des Herrn Jesu Christi sinnbildete seine Kirche, sofern sie nämlich über den ganzen, aus vier Teilen bestehenden Erdkreis verbreitet und in all diesen Teilen gleichmäßig, d. h. einträchtig versammelt ist. Darum sagt er anderswo, er werde seine Engel senden, damit sie seine Auserwählten von den vier Windrichtungen sammeln (Matth. 24, 31), und was heißt das sonst als von den vier Weltgegenden, Osten, Westen, Norden und Süden? Der durch das Los verteilte Rock aber bedeutet die Einheit aller Teile, die durch das Band der Liebe bewirkt wird. Von der Liebe aber redend, sagt der Apostel: „Einen noch vorzüglicheren Weg zeige ich euch“ (1 Kor. 12, 31); und an einer andern Stelle sagt er: „Zu erkennen auch die alle Wissenschaft überragende Liebe Christi“ (Eph. 3, 19); und desgleichen anderswo: „Über all dieses aber die Liebe, welche das Band der Vollkommenheit ist“ (Kol. 3, 14). Wenn also die Liebe einen vorzüglicheren Weg hat und die Wissenschaft überragt und über allen Geboten steht, so wird mit Recht das Kleid, wodurch sie gesinnbildet wird, als von oben an gewebt dargestellt; als ungenäht aber, damit sie nicht einmal aufgelöst werde, und einer bekommt es, weil sie alle in Einheit sammelt. Wie unter den Aposteln, obwohl auch dies eine Zwölfzahl war, d. h. viermal je drei, und alle gefragt worden waren, bloß Petrus antwortete: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“, und zu ihm gesagt wird: „Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreiches geben“ (Matth. 16, 15. 16. 19), als ob er allein die Binde und Lösegewalt empfangen hätte, da doch sowohl jenes Bekenntnis der eine für alle abgelegte, als auch diese Verheißung mit allen als Repräsentant eben dieser Einheit empfing; darum einer für alle, weil die Einheit in allen ist. Deshalb hat er auch hier nach den Worten: „von oben an“, beigefügt: „ganz“. Wenn wir nun dies darauf beziehen, was es bedeutet, so nimmt jeder daran teil, der zum Ganzen gehört. Von diesem Ganzen wird die Kirche, wie die griechische Sprache anzeigt, katholisch genannt." [191] Und niemand wird darum sagen, dass diese Dinge nichts Gutes andeuten, weil sie durch Böse geschahen, nämlich nicht durch diejenigen, welche Christus nachfolgten, sondern die ihn verfolgten. Denn was sollen wir sogar vom Kreuze sagen, welches gewiß ebenso von den Feinden und Gottlosen Christo bereitet und aufgebürdet wurde? Und doch nimmt man mit Recht an, es werde durch dasselbe das angedeutet, was der Apostel sagt: „Welches die Breite, die Länge, die Höhe und die Tiefe sei“ (Eph. 3, 18). Breit ist es nämlich im Querholze, woran die Hände des Hängenden ausgestreckt sind, und das bedeutet die guten Werke, die in der Breite der Liebe geschehen; lang ist es vom Querholze bis zur Erde, wo der Rücken und die Füße angeheftet sind, und das bedeutet die Beharrlichkeit in der Länge der Zeit bis zum Ende; hoch ist es an der Spitze, wo es über das Querholz nach oben zu hinausragt, und das bedeutet das oberste Ziel, auf das alle Werke bezogen werden, weil alles, was in der Breite und Länge gut und beharrlich geschieht, wegen der Höhe der göttlichen Belohnungen getan werden soll; tief ist es in jenem Teile, wodurch es in der Erde steckt; da ist es nämlich verborgen und kann nicht gesehen werden, aber alles, was von ihm sichtbar ist und hervorragt, erhebt sich von da an, wie alle unsere guten Werke aus der Tiefe der Gnade Gottes, die nicht begriffen und beurteilt werden kann, hervorgehen. "Schließlich was ist das allen bekannte Zeichen Christi anders als das Kreuz Christi? Und wenn dieses Zeichen nicht gemacht wird an der Stirne der Gläubigen oder über das Wasser, woraus sie wiedergeboren oder über das Öl, womit sie im Chrisam gesalbt, oder über das Opfer, womit sie genährt werden, so wird nichts hiervon rechtmäßig vollbracht. Wie soll also durch das, was Böse tun, nichts Gutes gesinnbildet werden, wenn doch durch das Kreuz Christi, das Böse bereitet haben, bei der Feier seiner Geheimnisse für uns alles Gute bezeichnet wird? Doch soweit dies, das Folgende aber wollen wir mit Gottes Hilfe ein anderes Mal erörtern und betrachten." [192] Denen nun, welche dies beunruhigt, ist zu antworten, es sei ihnen nicht verboten worden, durch ihr natürlich erlaubtes und gebilligtes Gewerbe, unter Wahrung der Reinheit ihres Apostolates, den nötigen Unterhalt zu suchen, wenn sie etwa einmal nichts anderes hätten, wovon sie leben könnten. Es müsste denn einer nur anzunehmen oder zu sagen sich getrauen, der Apostel Paulus habe nicht zu jenen Vollkommenen gehört, welche nach Verlassung von allem Christus nachgefolgt sind, weil er, um niemand von denjenigen beschwerlich zu fallen, welchen er das Evangelium predigte, seinen Lebensunterhalt mit eigenen Händen gewann (2 Thess. 3, 8). Im Gegenteil wurde dabei erfüllt, was er sagte: „Ich habe mehr als sie alle gearbeitet“, mit dem Beifügen: „Nicht ich aber, sondern die Gnade Gottes mit mir“ (1 Kor. 15, 10), damit erhelle, es sei auch dies der Gnade Gottes zuzuschreiben, dass er geistig und körperlich in dem Grade mehr als alle übrigen arbeiten konnte, dass er weder von der Predigt des Evangeliums abließ noch auch wie jene aus dem Evangelium den Lebensunterhalt erwarb, obwohl er dasselbe bei so vielen Völkern, unter welchen der Name Christi nicht verkündet worden war, viel weiter umher und fruchtbringender aussäte. Damit hat er gezeigt, den Aposteln sei nicht die Notwendigkeit auferlegt, sondern das Recht eingeräumt worden, vom Evangelium zu leben, d. h. den Lebensunterhalt zu gewinnen. Dieses Recht erwähnt derselbe Apostel mit den Worten: „Wenn wir euch Geistliches gesät haben, ist es etwas Großes, wenn wir euer Fleischliches ernten? Wenn andere des Rechtes auf euch teilhaftig sind, warum nicht vielmehr wir? Aber wir haben“, sagt er, „von diesem Rechte keinen Gebrauch gemacht“. Und kurz darauf: „Die dem Altare dienen“, sagt er, „haben am Altare Anteil; so hat auch der Herr denen verordnet, die das Evangelium verkünden, vom Evangelium zu leben. Ich aber habe von all dem keinen Gebrauch gemacht“ (1 Kor. 9, 11-15). Augustinus sagt, "es ist also hinreichend klar, es sei den Aposteln nicht befohlen, aber erlaubt worden, von nichts anderm als vom Evangelium zu leben und von denjenigen, welchen sie durch die Predigt des Evangeliums Geistiges säten, Fleischliches zu ernten, d. h. den Unterhalt für dieses Fleisch zu nehmen und gleichsam als Soldaten Christi den gebührenden Sold in Empfang zu nehmen, sozusagen von den Provinzialen Christi" (D. i. von den Untertanen Christi. Die Soldaten erhielten den Sold von den Provinzialen). "Daher hatte ebenderselbe hervorragende Soldat Christi kurz vorher über diesen Punkt gesagt: „Wer hat je auf eigenen Sold Soldatendienste geleistet? (1 Kor. 9, 7) Das ist jedoch er selbst, weil er mehr als alle arbeitete. Wenn also der selige Paulus jenes Recht, das er ohne Zweifel wie die übrigen Verkündiger des Evangeliums hatte, mit den übrigen nicht gebrauchte, sondern um eigenen Sold diente, damit nicht die mit dem Namen Christi gänzlich unbekannten Heiden durch seine Lehre als eine käufliche abgestoßen würden." [193] Auf Befehl des Herrn brachten sie auch von den Fischen, die sie gefangen hatten. Obwohl vom Berichterstatter nicht ausdrücklich gesagt wird, dass sie das getan haben, so ist doch nicht verschwiegen, dass es der Herr befohlen hat. Denn er sagt: „Bringet von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt“ (Joh. 21, 9 f.). Und gewiß, "wer möchte glauben, dass sie es nicht getan haben? Davon also bereitete der Herr jenen sieben Jüngern ein Mahl, von dem Fische nämlich, den sie auf den Kohlen liegend gesehen hatten, indem er dazu noch von jenen tat, welche sie gefangen hatten, und von dem Brote, das sie gemäß dem Berichte gleichfalls gesehen hatten. Der gebratene Fisch ist der leidende Christus (Piscis assus Christus est passus). Er ist auch das Brot, das vom Himmel herabgestiegen ist (Joh. 6, 41). Ihm wird die Kirche einverleibt, damit sie an der ewigen Seligkeit teilnehme. Darum heißt es: „Bringet von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt“, damit wir alle, die wir diese Hoffnung tragen, wüssten, dass wir durch jene Siebenzahl von Jüngern, worunter an dieser Stelle unsere Gesamtheit gesinnbildet wird, an einem so großen Geheimnis teilhaben und Genossen derselben Seligkeit sind. Dies ist das Mahl des Herrn mit seinen Jüngern, bei welchem Johannes sein Evangelium, obwohl er von Christus noch vieles zu sagen hatte, mit einer großen und, wie ich glaube, große Dinge in sich fassenden Betrachtung zum Abschluss bringt. Hier nämlich wird die Kirche, wie sie einst nur in den Guten sein wird, gesinnbildet durch den Fang von hundertdreiundfünfzig Fischen, und denen, die dies glauben, hoffen, lieben, die Teilnahme an der ewigen Seligkeit durch dieses Mahl gezeigt." [194] Aber zuerst fragt
der Herr, was er schon wusste, und nicht bloß einmal, sondern zum
zweiten und dritten Male, ob Petrus ihn liebe, und nichts anderes hörte
er ebenso oft von Petrus, als dass er geliebt werde, und nichts anderes
trägt er dem Petrus ebenso oft auf, als seine Schafe zu weiden. Für
die dreifache Verleugnung wird ein dreifaches Bekenntnis erstattet, damit
nicht die Zunge weniger der Liebe als der Furcht diene und der bevorstehende
Tod mehr Worte entlockt zu haben scheine als das gegenwärtige Leben.
Es sei ein Erweis der Liebe, die Herde des Herrn zu weiden, wenn es ein
Beweis der Furcht war, den Hirten zu verleugnen. Die in dieser Absicht
die Schafe Christi weiden, dass sie dieselben als die ihrigen betrachten,
nicht als die Christi, erweisen sich als solche, die sich lieben, nicht
Christus, geleitet von dem Verlangen, entweder sich zu rühmen oder
zu herrschen oder zu gewinnen, nicht von der Liebe zu gehorchen, zu helfen
und Gott zu gefallen. Die so oft gestellte Frage Christi wacht also gegen
diejenigen, über welche der Apostel klagt, dass „sie das Ihrige suchen,
nicht was Jesu Christi ist“ (Phil. 2, 21). Denn was heißt: „Liebst
du mich? Weide meine Schafe“, anders als wenn gesagt würde: Wenn du
mich liebst, denke nicht daran, dich zu weiden, sondern meine Schafe weide
als die meinigen, nicht als die deinigen; meine Ehre suche in ihnen, nicht
die deine; meine Herrschaft, nicht die deine; meinen Gewinn, nicht den
deinen, damit du nicht in der Gesellschaft derer seiest, die in jenen gefahrvollen
Zeiten auftreten, sich selbst liebend und das übrige, was mit dieser
Wurzel alles Übels zusammenhängt? Denn nachdem der Apostel gesagt
hatte: „Es werden nämlich Menschen sein, die sich selbst lieben“,
fügte er weiter bei: geldgierig, aufgeblasen, hoffärtig, schmähsüchtig,
undankbar, ruchlos, gottlos, lieblos, verleumderisch, unbarmherzig, unfreundlich,
verräterisch, frech, verblendet, die Wollust mehr liebend als Gott,
zwar den Schein der Frömmigkeit an sich tragend, aber ihre Kraft verleugnend
(2 Tim. 3, 1-5). Alle diese Übel fließen wie aus einer Quelle,
aus dem nämlich, was er an die Spitze gesetzt hat: Selbstsucht. Mit
Recht wird darum zu Petrus gesagt: „Liebst du mich?“ und er antwortet:
„Ich liebe Dich“, und es wird ihm erwidert: „Weide meine Lämmer“;
und so zum zweiten, und so zum dritten Male. Dabei zeigt es sich auch,
dass amor und dilectio ein und dasselbe sind; denn auch der Herr sagt zuletzt
nicht: Diliges me, sondern: Amas me? Also nicht uns, sondern ihn wollen
wir lieben und beim Weiden seiner Schafe das Seinige, nicht das Unsrige
suchen. Denn auf eine gewisse unaussprechliche Weise liebt, wer sich, nicht
Gott liebt, sich selbst nicht, und wer Gott, nicht sich liebt, der liebt
sich selbst. Denn wer nicht leben kann von sich, stirbt sicher, indem er
sich liebt; also liebt sich nicht, wer sich liebt, um nicht zu leben. Wenn
man aber jenen liebt, von dem man lebt, dann liebt einer, indem er sich
nicht liebt, mehr, weil er deshalb sich nicht liebt, damit er den liebe,
von dem er lebt. Also nicht sich selbst sollen die lieben, welche die Schafe
Christi weiden, damit sie dieselben nicht als die ihrigen, sondern als
die seinigen weiden und aus ihnen ihren Gewinn ziehen wollen, wie „Liebhaber
des Geldes“; oder über sie herrschen, wie „Aufgeblasene“; oder sich
rühmen wegen der Ehren, die sie von ihnen empfangen, wie „Hoffärtige“;
oder soweit gehen, dass sie Irrlehren anstiften, wie Moslems oder „Schmähsüchtige“;
und den heiligen Vätern nicht nachgeben, und denjenigen, welche sie
bessern wollen, weil sie dieselben nicht zugrunde gehen lassen wollen,
Böses für Gutes vergelten, wie „Undankbare“; sowohl ihre wie
fremde Seelen morden, wie „Ruchlose“; den Mutterschoß der Kirche
zerreißen, wie „Gottlose“; mit den Schwachen kein Mitleid haben,
wie „Lieblose“; den guten Ruf der Heiligen zu beflecken suchen, wie „Verleumder“;
Streitigkeiten anzetteln, wie „Unbarmherzige“; nicht helfen mögen,
wie „Unfreundliche“; den Feinden der Christen mitteilen, was sie als Geheimnis
erfahren haben, wie „Verräter“; die menschliche Züchtigkeit durch
schamlose Zumutungen belästigen, wie „Freche“; nicht verstehen, was
sie reden noch worüber sie etwas behaupten ( 1 Tim. 1, 7). [195]
38. Die Sekte des ManiDer Manichäismus, der ähnlich wie der Mohammedanismus zeitweise zu einer Weltreligion aufstieg, wurde von Mani (216-277) begründet. Er verband in seinem Denken buddhistische, zoroastrische, gnostische, apokalyptische-jüdische und christliche Elemente. Er passte die eigene Lehre der vorherrschenden Religion des jeweiligen Landes an. Im Nordafrika des vierten Jahrhunderts ist diese das Christentum. Die Manichäer treten hier in Konkurrenz zur christlichen Kirche als "wahre Christen" und die authentische Kirche Jesu Christi auf. Mani bezeichnete sich als Apostel von Jesus Christus, wie auch der Anfang seiner Epistula fundamenti bezeugt, Durch die Herstellung einer Verbindung zwischen seiner Mission und der von Jesus und Paulus fand der Gründer der manichäischen Lehre eine Rechtfertigung nicht nur für seine Tätigkeit, sondern auch für seine Identifizierung mit dem von Jesus versprochenen Paraklet, in der Weise wie es später die Mohammedaner unter Mohammed tun sollten. Manis komplizierter Mythos beruht auf der Annahme, dass sich von Urzeiten her zwei gleichmächtige "Naturen" oder "Prinzipien" gegenüberstehen, nämlich das Gute, das Reich des Lichts, das Mani "Gott" nennt, und das Böse, das Reich der Finsternis. Der Manichäismus wird auch als "dualistische Gnosis" bezeichnet. Dabei versteht Mani sich ähnlich wie Mohammed als den kröneneden Abschluss der großen Propheten, zu denen er auch Jesus von Nazaret zählt. Mani ist überzeugt, durch ihn spreche der "Paraklet", der Heilige Geist, dessen Sendung Jesus ankündigte. Das Neue Testament wird von den Manichäern zwar akzeptiert, es werden aber wie bei den Mohammedanern die Passagen als Verfälschungen abgelehnt, die der Lehre Manis widersprechen. Positive Bezüge auf das Alte Testament sowie die Apostelgeschichte werden verworfen. Denn in der Apostelgeschichte wird von der Aussendung des Heiligen Geistes kurz nach der Auferstehung Christi berichtet, während ja Mani behauptet (wie später Mohammed), erst in ihm sei der verheißene Paraklet gekommen. Aus späterer Sicht beurteilt Augustinus den manichäischen Anspruch auf Rationalität als ein "leeres Versprechen (pollicitatio promissum)", ein bloßes Lockmittel und eine betrügerische Anmaßung. Nach heutigen Maßstäben erscheint das manichäische Denken mythisch, unphilosophisch und unhistorisch. [196]Die Texte des Alten
Testamentes müssen nach Augustinus als "Rätsel" aufgefasst werden.
Von wenigen Weisen können sie gelöst werden, nicht jedoch von
der unkundigen Masse. Durch ein wörtliches Verständnis, wie es
die Manichäer fordern, geht man an den eigentlichen Aussagen des Alten
Testamentes vorbei. Augustinus schließt Gründe gegen die catholica
bzw Orthodoxie aus. Seit dem Edikt von Thessalonike (380) ist dieses Christentum
gesetzlich vorgeschriebene Staatsreligion. Es gibt keine mächtigen
Gegner des Christentums mehr. Auch die höchsten gesellschaftlichen
Kreise dienen dem Christentum. Dies zeigte sich auch als der römische
Kaiser Theodosius nach seinem Tötungsbefehl gegen die Plebs von Thessalonike
sich dem Druck des Ambrosius beugte und öffentlich Buße tat.
Das Christentum gilt von nun an als Anfangspunkt der Wahrheitssuche; dafür
spricht auch sein weltweiter Erfolg. [197]
39. Einsehen (intellegere) und eingebildetes Wissen (opinari), LeichtgläubigkeitAugustinus meint wie Thomas von Aquin, dass Leichtgläubigkeit, wie es bei den Mohammedanern nachgewiesen wurde, eine ständige Wesenseigenschaft sei, von der der eigentliche Glauben unterschieden werden müsse. Augustinus unterscheidet Einsehen (intellegere) vom eingebildeten Wissen (opinari). Glauben wird also als eine Erkenntnisweise aufgefasst; als bloßes "Für-wahr-halten" erscheint es als ein Durchgangsstadium, das durch das Einsehen überholt werden soll. Hiervon unterscheidet sich das "eingebildete Wissen", das Ungesichertes für gewiss hält. Das eingebildete Wissen ist negativ zu bewerten, weil ihm durch Verwechslung von begründeter Einsicht und Für-wahr-Halten immer ein Denkfehler zugrunde liegt, der zudem einen Erkenntnisfortschritt verhindert. Deshalb hatte Thomas von Aquin später Moslems als Leichtgläubige bezeichnet. Augustinus nennt denjenigen einen Leichtgläubigen oder Häretiker, "der falsche, neuartige Ansichten in die Welt setzt oder sich ihnen anschließt, um sich einen irdischen Vorteil, insbesondere Ruhm und Führungsstellung, zu verschaffen; wer dagegen solchen Menschen glaubt, ist jemand, der durch ein Trugbild von Wahrheit und Gottesfurcht getäuscht worden ist." [198]Es gibt Weise (sapientes) und Unwissende (stulti). Weise ist nur der, der das Göttliche und den Menschen mit größtmöglicher Sicherheit erkannt hat. Alle anderen zählt Augustinus zu den Unwissenden, ungeachtet vielleicht vorhandener intellektueller Fähigkeiten und ethischer Anstrengungen. Die Unwissenden handeln wegen ihrer Unkenntnis der Wahrheit falsch, sie "sündigen". Dies gilt bereits für das alltägliche Leben, erst recht jedoch für den religiösen Bereich, da es hier um das Heil der Seele geht. Der Unwissende könne von sich aus den Weisen nicht finden; da er die Weisheit nicht vor seinem geistigen Auge hat, kann er sie auch bei anderen nicht erkennen, wie das Beispiel der Mohammedaner, der zur Wahrheitserkenntnis unfähigen Moslems, zeigt, die die weltweite Verbreitung des Christentums nicht mitbekommen haben, weshalb sie manchmal auch Mohammed-Narren genannt werden und Mohammed einen "elenden, verruchten und Gottlosen Menschen, einen Schurken und Saukerl," (Petrus Venerabilis) nennen. [199] Die Manichäer und später die Mohammedaner hatten die Glaubensvorstellungen der catholici als "Altweibermärchen" bezeichnet. Sogar Augustinus bemängelt wiederholt das Unwissen vieler catholici, auch der Amtsträger, besonders in bezug auf das Alte Testament und seine allegorische Deutung. Auch heute ist das Unwissen weit verbreitet unter christlichen Amtsträgern, so dass sie kaum noch Unterschiede zwischen den leichtgläubigen Moslems und den Christen feststellen. Damit "beeindrucken sie unwissende Menschen", wie schon Augustinus feststellt. [200] Zu den Manichäern und Mohammedanern könnte man mit Augustinus sagen: "Seither kommen mir keine ihrer Aussagen unverschämter vor... als die, die Heiligen Schriften seinen verfälscht." Die Mohammedaner nennen auch das Neue Testament verfälscht, während die Manichäer vor allen die Apostelgeschichte als gefälscht ansehen. Dazu Augustinus: "Wenn ich für mich persönlich ihr Vorgehen betrachte, kann ich mich gar nicht genug wundern. In diesem Punkt vermisse ich nämlich nicht menschliche Weisheit, sondern nur durchschnittlichen Hausverstand. Dieses Buch weist nämlich so große Ähnlichkeit mit dem auf, was sie selbst gelten lassen, dass es mir ein Zeichen großer Dummheit (magna stultitiae) zu sein scheint, nicht auch dieses anzuerkennen." [201] Wie oben beschrieben, bemühen sich "die Manichäer darum, die Gestalt ihres Stifters Mani in die Zahl der Apostel einzureihen. Daher behaupten sie, dass der Heilige Geist, dessen Sendung der Herr seinen Jüngern versprach, durch ihn zu uns gekommen sei. Wenn sie nun die Apostelgeschichte annehmen würden, in der doch unbestreitbar die Ankunft des Heiligen Geistes verkündet wird", würden sie keine Grundlage für ihre These finden können. [202] Augustinus sieht
in der Geschichte des Exodus eine Allegorie für das künftige
christliche Volk. Auch sagt Paulus zu den Galatern: "Denn es steht geschrieben,
dass Abraham zwei Söhne hatte, einen von der Sklavin und einen von
der Freien. Der jedoch, der von der Sklavin war, wurde dem Fleisch nach
geboren; der von der Freien aber gemäß der Verheißung.
- Das ist allegorisch gesrochen. Denn diese (beiden Frauen) sind die beiden
Testamente: das eine von dem Berg Sinai, das in die Sklaverei hineingebiert
- das ist Hagar; denn Hagar heißt in Arabien der Berg Sinai und ist
ein Gleichnis für das Jerusalem dieser Zeit, und es leistet mit seinen
Nachkommen Sklavendienst. Das Jerusalem aber, das oben ist, ist eine Freie,
und dies ist unsere aller Mutter." (Gal 4, 22-26) Augustinus, Thomas von
Aquin und auch Schelling stellen fest, dass sklavenartige Gesetze wie der
Koran oder "jenes Gesetz nur für diejenigen notwendig ist, für
die die Sklaverei noch nützlich ist. Unserer Ansicht nach war es deshalb
nützlich, es zu erlassen, weil die Menschen durch die Vernunft nicht
von Sünden abgehalten werden konnten. Daher mussten sie durch ein
Gesetz in Schranken gehalten werden, das heißt dadurch, dass mit
Strafen gedroht und Angst vor Strafen verbreitet wurde, die sich auch einfältige
Menschen vorstellen können (quae videri ab stultis possunt). Indem
uns die Gnade Christi davon befreit, verurteilt sie nicht das Gesetz, sondern
lädt uns dazu ein, endlich seiner Güte folge zu leisten und nicht
in der Angst vor dem Gesetz Sklaven zu sein. Dass dies von Gott her auf
sie zugekommen ist, sehen diejenigen nicht ein, die noch immer in den Fesseln
des Gesetzes liegen wollen. Ihnen wirft Paulus zu recht vor, sie seien
Ungläubige, denn sie glauben nicht, dass sie durch unseren Herrn Jesus
Christus bereits von dem Sklavendienst" befreit worden sind. Um wieviel
mehr muss man heute die Moslems und ihre Förderer in Europa als "Ungläubige"
bezeichnen. Im Koran bäumt sich nach Schelling nocheinmal das alte
Gesetz auf. Beseitigt wird nach Augustinus nicht das Alte Testament in
Christus, "sondern die Decke, die über ihm liegt. So wird in Christus
einsichtig und sozusagen bloßgelegt, was ohne Christus unverständlich
und verhüllt ist." [203]
40. Arten des Irrtums; Weisheit statt schlechte geistige Verfassung und Leichtgläubigkeit (credulitas)Eine Art des Irrtums könnte man sich nach Augustinus an folgendem Beispiel veranschaulichen: Weil Lukrez schreibt, die Seele bestehe aus Atomen, sie löse sich nach dem Tod wieder in diese Atome auf und zerfalle, "meint jemand, das sei wahr und er müsse es glauben. Dieser Mensch ist doch in einer ebenso elenden Lage: In einer so wichtigen Frage hat er sich dazu gebracht, etwas Falsches als sichere Wahrheit anzunehmen, wenn auch Lukrez, durch dessen Bücher er sich täuschen ließ, eben dieser Auffassung war." Eine weitere Art entspricht folgendem Fall: Jemand hat in den Büchern Epikurs eine Stelle gelesen, wo dieser das Maßhalten lobt. Daher behauptet er, der Philosoph habe das höchste Gut auf der Tugend beruhen lassen und verdiene deshalb keinerlei Vorwurf. [204]So wie heute im Islam, in Moscheen und im islamischen Religionsunterricht viele "dem falschen Versprechen vernünftiger Einsicht (falsa pollicitatione rationis inaudita) dazu gezwungen wurden, Tausende noch nie gehörter Märchen (milia fabularum) ehrfürchtig zu glauben", so ist auch Augustinus in seiner Jugend den falschen Versprechen des Manichäismus auf den Leim gegangen. Nach Augustinus befindet sich nun die Seele so lange in Irrtum und Unkenntnis, bis sie zur Weisheit gelangt und sie erfasst. [205] "Vielleicht ist die Weisheit selbst die wahre Religion." - Augustinus, de utilitate credendi 14Für das Lesen der Dichter und Heiligen Schriften benötigt man durchaus eine Anleitung. "Wenn Dir dort irgend etwas begegnet, was Dir unsinnig erscheint, machst Du nicht Deine Begriffsstutzigkeit dafür verantwortlich und Deinen Verstand, der sich von der Fäulnis dieser Welt hat anstecken lassen, wie das bei all den Uneinsichtigen der Fall ist. Nein, eher lastest Du es den Büchern an, die von solchen Leuten vielleicht gar nicht verstanden werden können!" [206] Augustinus fragt sich, was uns tatsächlich davon abhält und uns hindert, nach der wahren Religion zu suchen, war es die Strafandrohung irgendeines Gesetzes (wie es heute in vielen islamischen Ländern der Fall ist)? War es die Macht ihrer Gegner, die zu diesem Zweck z.B. den Begriff der Islamophobie prägten und auf den promt fast alle europäischen Politiker hereinfielen? Lag der Grund darin, dass es eine Sekte oder Geheimlehre war? Nichts von alldem. Alle göttlichen und menschlichen Rechte erlauben, den wahren, also katholischen bzw orthodoxen Glauben zu suchen. "An ihm festzuhalten und ihn auszuüben ist nach menschlichem Recht mit Sicherheit gestattet." Seit 380 nach Chr. ist es sogar gesetzlich vorgeschrieben. Kein Feind, nicht einmal die Moslems, können die Christenheit schrecken. "Die Ränge aller Würdenträger und Machthaber stellen sich voller Hingebung in den Dienst dieser Gottesverehrung. Überaus geehrt ist der Name dieser Religion und hochberühmt." Aufgrund dieser Erkenntnisse fragen Augustinus und Athanasius, welcher Religion wir unsere Seelen anvertrauen sollen, damit sie sie reinigt und erneuert. Ohne Zweifel müsse die katholische bzw orthodoxe Kirche den Anfangspunkt bilden. "Denn es gibt bereits mehr Christen als Juden und Götzenanbeter zusammengenommen." Allein die katholische Kirche wächst weltweit prozentual schneller als die Weltbevölkerung. Seit 2000 wuchs sie um 17 Prozent, das sind 180 Millionen Neuchristen, mehr als alle Einwohner von Deutschland, Frankreich und Spanien zusammen. So in Afrika, Amerika, Asien und Ozeanien. Allein in Afrika konvertieren jährlich sechs Millionen Muslime oder Götzenanbeter zum Christentum. [207] Leichtgläubigkeit, wie sie nach Thomas von Aquin heute vor allem bei Moslems anzutreffen ist, wird von Augustinus als Fehler bezeichnet. Daher besteht auch ein großer Unterschied zwischen dem Glaubenden und dem Leichtgläubigen. Wenn der wahre Gott ihnen nicht beisteht, "kriechen sie am Boden", wie man es bei den Moslems beobachten kann. Denn ihnen steht er nur zur Seite, wenn sie bei ihrem Streben nach Gott auf die menschliche Gemeinschaft Rücksicht nehmen, was in muslimischen Ländern aber nicht der Fall ist, weshalb sie oft die Wahrheit nicht erfassen können. Nach Augustinus ist folgedes die "heilsamste Methode: Entweder schenkt man zunächst dem Glauben, was Gott eingesetzt hat, um unser Denken vorzubilden und vorzubereiten, und macht sich erst fähig, die Wahrheit zu erfassen; oder wenn man diese Fähigkeit bereits besitzt, macht man lieber noch einen kleinen Umweg auf völlig sicherem Boden, als dass man für sich selbst eine Gefahr heraufbeschwört und für die anderen ein Beispiel mangelnder Überlegung liefert." [208] Nach Augustinus gibt es drei Arten von Menschen, "die man nach meiner Überzeugung tadeln und ablehnen muss: erstens die, die sich ein Wissen einbilden, das heißt, die zu wissen meinen, was sie nicht wissen; zweitens die, die zwar ihr Nichtwissen erkennen, aber nicht so suchen, dass sie fündig werden können; drittens diejenigen, die nicht meinen, ein Wissen zu besitzen, aber auch nicht suchen wollen." Erstens könne derjenige einen Sachverhalt nicht kennenlernen, der überzeugt ist, hier bereits ein sicheres Wissen zu besitzen. Zweitens deute die mangelnde Überlegung auf eine schlechte geistige Verfassung hin. Augustinus sagt zu den fehlerhaften Arten des Irrtums: "Bei der ersten, das heißt bei denen, die sich einbilden zu wissen, was sie nicht wissen, liegt nach meiner Überzeugung Leichtgläubigkeit vor - und sie ist ein Fehler." [209] Beispiele für fehlerhafte Arten des Irrtums, also Leichtglaübigkeit, eingebildetes Wissen, schlechte geistige Verfassung findet sich im Islam, der alles "verpestenden Lehre", die überall in islamischen Ländern von Imamen, also islamischen Predigern, besonders in Indonesien verbreitet wird:: "In Indonesien kursiert derzeit ein Video des wohl populärsten islamischen Predigers des Landes, Ustadz Abdul Somad. In der Aufnahme wird er von einer Zuhörerin gefragt, warum ihr beim Anblick von christlichen Kreuzen immer ein Schauer über den Rücken laufe. Er antwortet, das liege daran, dass christliche Kreuze von bösen Geistern bewohnt seien. Mit anderen Worten: Kreuze seien des Teufels. Somad ist ein prominentes Mitglied von Nahdlatul Ulama, der „moderateren“ der beiden „moderaten“ muslimischen Massenorganisationen Indonesiens. Er war fünf Jahre lang Mitglied ihrer Regionalführung in Riau. Sein Instagram-Account hatte bis zu dessen zeitweiliger Sperrung in diesem Jahr mehr Anhänger als der Social-Media-Auftritt irgendeines anderen religiösen Anführers im Land. Zur Verteidigung des nun aufgetauchten Videos wusste Somad vorzubringen, er habe in einer islamischen Einrichtung geredet, sein Publikum habe nur aus Muslimen bestanden. Da keine Christen anwesend gewesen seien, könne er auch keine Christen beleidigt haben. Im Übrigen habe er nur eine Frage beantwortet... Vor wenigen Tagen beschäftigte sich der nationale Rat indonesischer Islamgelehrter, der MUI, mit dem Fall. Der Rat schloss sich nicht nur der Verteidigung Somads selbst fast wörtlich an. Er forderte darüber hinaus dessen Kritiker nachdrücklich dazu auf, Ruhe zu geben." Diese Entscheidung der faktisch obersten religiösen Instanz Indonesiens zeigt überdeutlich, was man von der islamischen Lehre, bzw. Leichtgläubigkeit, die hier besonders weit vorangeschritten ist, halten soll. Indem die Imame ihre "verpestende Lehre" des Islams gegen Christen und andere Minderheiten in Indonesien verbreiten, "online ebenso wie in Moscheen", halten soll, nämlich das, was von vielen Kritikern schon immer gesagt wurde. Besonders in Indonesien aber auch in Europa verbreiten Imame "innerhalb von Moscheen und muslimischen Einrichtungen" und "durch den MUI quasioffiziell abgesegnet" nichts anderes als "ihren Pesthauch", den sie in Moscheen, im islamischen Religionsunterricht und sogar "in der Kirche des Herrn ausstoßen und Manche durch ihr Zischen matt machen, so muss man wegen der neuen Krankheiten ein neues Mittel mit den alten Heilarten verbinden, damit, wenn das früher Geschehene zur Vernichtung der Sucht nicht hinreicht, doch Das, was wir jetzt tun, stark genug sei zur Erholung der Erschlafften" (St. Cassianus). Was bewirkt der "Pesthauch" des Islams in Indonesien? Die steigende Intoleranz im Land ist unübersehbar. "Sie hat sich immer wieder in Umfragen gezeigt – und auf fürchterliche Weise bei dem Anschlag auf drei Kirchen in Surabaya im Mai 2018, bei dem zwei muslimische Selbstmordattentäter mindestens fünfzehn Personen töteten. Sie zeigt sich auch als Intoleranz im Alltag. Erst im Juli wurde einem katholischen Maler und seiner Familie nach ihrem Umzug in das zentraljavanische Karet erklärt, sie müssten wieder ausziehen: In diesem Dorf könnten nur Muslime Häuser kaufen oder mieten. Im Dezember sägten Bewohner eines anderen Dorfes auf Java das Kreuz auf dem Grab eines Christen ab und erklärten seiner Witwe, der Friedhof sei exklusiv für Muslime bestimmt. In diesem August wurden Kreuze auf einem weiteren Friedhof in Zentral-Java teils aus den Gräbern gezogen, teils beschädigt und verbrannt – nur ein Fall einer ganzen Reihe von Vandalisierungen christlicher Grabstätten in diesem Jahr... Quer durch Indonesien sprießen Hauskomplexe, die sich an der Scharia orientieren und die Nichtmuslime nicht bewohnen dürfen – religiöse Apartheid... Erst in diesem Mai verweigerte der Oberste Gerichtshof des Landes die Revision der Verurteilung einer buddhistischen Indonesierin zu eineinhalb Jahren Gefängnis. Sie hatte in einem privaten Vieraugengespräch mit einem Nachbarn beklagt, dass die Lautsprecherübertragung des Gebetsrufs aus der lokalen Moschee etwas laut geworden sei. Der ehemals bekannteste christliche Politiker des Landes, der Ex-Gouverneur von Jakarta, wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt, weil er in einer Wahlkampfrede gesagt hatte, seine Zuhörer sollten sich nicht von einem Koranvers irre machen lassen, der Muslimen angeblich verbiete, Nichtmuslime zu wählen. In beiden Fällen – und etlichen weiteren – zeigten der regionale respektive der nationale Rat der Islamgelehrten genau jene Härte, die der MUI gegenüber der verheerend christenfeindlichen Rede des muslimischen Predigers nun demonstrativ vermissen ließ." [210] Für Augustinus gibt es nur eine Möglichkeit ein derart krankes Denken, was auch eine "ungeheure Dreistigkeit oder besser Dummheit" darstellt, zu heilen; nämlich durch die Lehre Christi. Im Gegensatz zum Islam kann man "einer gefestigten, sicheren Ansicht von Völkern und Nationen und einem so überaus verbreiteten Ansehen" glauben schenken und im Gegensatz zum Islam ist es auch "die katholische Kirche, die mit ihren Geheimnissen diese Völker überall für sich eingenommen hat." [211] Deshalb soll man
sich auch nicht irgendwelchen Häretikern bzw. den "lächerlichen"
Moslems "mit ihren Betrügereien" anschließen, sondern den Lehrern
des katholischen bzw. orthodoxen Christentums anvertrauen. [212]
41. Die Ursache von Irrlehren; unverbesserliche Götzendiener und Glaube der Teufel; Gemeinnützigkeit; nicht wie der Teufel Unkraut säenMenschen, die das rechte Maß nicht einzuhalten wissen, geraten auf Irrwege, und wenn sie einmal einseitig abschüssige Bahnen zu betreten angefangen haben, dann schauen sie gar nicht mehr auf die Beweisstellen der Heiligen Schrift; und doch bekämen sie dadurch die Möglichkeit, von ihrer falschen Meinung abzukommen und sich einer aus den dafür und dagegen sprechenden Schriftworten gemischten Wahrheit und Mäßigkeit zu erfreuen. Dies gilt nicht bloß von der eben angeregten Frage, sondern auch noch von vielen anderen. Manche sahen z. B. nur auf diejenigen Stellen der Heiligen Schrift, welche die Verehrung des einen Gottes einschärfen und hielten die Person, die nur Sohn ist, zugleich auch für den Vater und den Heiligen Geist. Dies taten die Patripassianer und Sabellius. Andere wiederum litten sozusagen an der gegenteiligen Krankheit: sie achteten nur auf diejenigen Schriften, worin die Dreiheit der Personen erklärt wird, konnten aber nicht verstehen, wie es denn nur einen Gott geben könne, während doch der Vater nicht der Sohn und der Sohn nicht der Vater und der Heilige Geist weder Vater noch Sohn sei. Sie glaubten darum auch eine Verschiedenheit im Wesen behaupten zu müssen. Dies taten die Subordinatianer, vor allem Arius [vgl. die Lehre des Macedonianismus und der Pneumatomachen]. Es gab dann auch solche, die auf jene Stellen der Heiligen Schrift schauten, die ein Lob der Jungfräulichkeit enthielten: solche Leute verwarfen natürlich die Ehe. Nämlich die Eustathianer und Manichäer; selbst der hl. Hieronymus hält sich im Kampf für die Jungfräulichkeit nicht von Übertreibungen frei. . Andere hinwieder hatten es auf diejenigen Zeugnisse abgesehen, durch welche die Keuschheit der Ehe gerühmt wird, und hielten Ehestand und Jungfräulichkeit für gleichwertig. Vertreter dieser Ansicht waren vor allem die Gegner des hl. Hieronymus: Helvidius, Jovinian und Vigilantius. Da einige lasen: "Es ist gut, Brüder, kein Fleisch zu essen und keinen Wein zu trinken Röm. 14,21." und einiges Ähnliche, so hielten sie das von Gott Geschaffene, und beliebige Speisen für unrein. Andere dagegen lasen: „Alles was Gott geschaffen hat, ist gut und nichts von dem darf man verwerfen, was mit Danksagung genossen wird Tim. 4,4. Vgl. z.B. die vom hl. Hieronymus so genannten Culinarier. ": und darum ließen sie sich zu Gefräßigkeit und Trunksucht hinreißen; denn sie vermochten sich von den einen Lastern nicht frei zu halten ohne dass nicht auf der anderen Seite ebenso große, ja vielleicht noch größere an ihre Stelle traten. Auch in dem Falle, den wir gerade behandeln sehen manche nur auf jene strengen Gebote, die uns ermahnen, Ruhestörer zurechtzuweisen, das Heilige nicht den Hunden vorzuwerfen, einen Verächter der Kirche den Heiden gleichzuachten und ein Glied, das uns ärgert, von der Verbindung mit dem Körper zu trennen 1 Thess. 5,14; Mark. 7,27; Matth. 18,17; 5,29. . Solche Leute bringen aber Unruhe in die Kirche, da sie schon vor der Zeit das Unkraut aussondern wollen und so blind in ihren Irrtum verrannt sind, dass sie sich lieber selbst von der Einheit mit Christus trennen. Dieser Fall liegt beispielsweise in unserm Streit gegen das Schisma des Donatus vor. Gemeint ist Donatus der Große, der Organisator des donatistischen Schismas. Gemeint sind dabei nicht diejenigen Donatisten, die es mit dem durch unwahre und verleumderische Beschuldigungen angegriffenen [Bischof] Caecilianus (Dem rechtmäßigen Bischof Caecilianus warf die Partei der Lucilla vor, er habe in der Zeit der diokletianischen Verfolgung die gefangenen Christen zu hart behandelt) halten und nun aus todbringender Scham ihre verderbliche Ansicht nicht aufgeben wollen, sondern gemeint sind jene Donatisten, "denen wir zurufen dürfen: "Selbst wenn diejenigen wirklich böse gewesen wären, deretwegen ihr euch von der Kirche getrennt habt, so hättet ihr doch jene, die ihr weder bessern noch auch aus der Kirche ausschließen konntet, ertragen sollen und selber in der Kirche bleiben müssen." So aber gleichen sie ungestümen Eiferern, die das Unkraut schon vor der Reife des Getreides absondern wollten und die wegen dieses Übereifers sich sogar von ihren geduldigeren Mitbrüdern trennten. Wieder andere laufen von der entgegengesetzten Seite her Gefahr: Sie wissen gar wohl, dass die Vermischung der Guten und Bösen in der Kirche uns deutlich vorhergesagt ist und sie kennen auch die Gebote der Geduld, "die uns so stark machen, dass wir trotz des Unkrautes, das sich in unserer Kirche zeigt, in unserem Glauben und in unserer Liebe doch nicht behindert werden und nicht wegen des Unkrautes, das wir in der Kirche wahrnehmen, unsererseits selbst die Kirche verlassen (Cyprian, ep. 51 ad confessores de schismate reveraoe). ". [213]Hartnäckige Götzendiener wie die Moslems, die in Mekka das goldene Kalb bzw. die Kaaba umrunden und dem Götzen Allah huldigen, werden "nicht einmal zum Katechumenat, geschweige denn zur Taufe zugelassen." Dies trifft nach Augustinus auch dann zu, wenn jemand mit der Bitte um Zulassung zum Sakramente der Wiedergeburt käme, jedoch ganz offen erklärte, "von seinem Götzendienst werde er aber trotzdem erst ablassen, wenn es ihm selbst beliebe, und wenn dieser Mensch gar inständig nach der Taufe verlangte und von ganzem Herzen ein Tempel des lebendigen Gottes werden wollte, obwohl er nicht bloß ein Götzendiener ist, sondern in seinem so ruchlosen Götzendienst auch verharrt: da möchte ich wissen, ob meine Gegner dafür wären, einen solchen Mann auch nur zum Katechumenen zu machen. "Nein,'' würden sie schreien, "so etwas darf auf keinen Fall geschehen." Und wirklich lässt sich von ihrem Verstand auch gar keine andere Entscheidung erwarten. Aber nun sollen sie auch an der Hand der Schriftstellen, die sie in der erwähnten Weise verstanden wissen wollen, den Beweis dafür erbringen, was sie eigentlich dazu berechtigt, ihm zu widersprechen und ihn nicht zur Taufe zuzulassen, obgleich er dagegen mit den Worten protestiert: "Ich habe Christus den Gekreuzigten kennen gelernt und verehre ihn; ich glaube, dass Christus Jesus der Sohn Gottes ist; halte mich nicht länger auf und verlange nichts weiter von mir! Hat ja doch auch der Apostel von denen, die er durch das Evangelium zeugte, nichts anderes gefordert als die Kenntnis von Christus dem Gekreuzigten; und nach der lauten Beteuerung des Eunuchen, er glaube, dass Jesus Christus der Sohn Gottes sei, taufte ihn Philippus sogleich auf der Stelle. Was willst du also mich von meinem Götzendienst abhalten und lässt mich nicht eher zum Sakramente Christi zu, als bis ich diesen aufgegeben habe? Ihn kenne ich schon von meiner Jugendzeit her, die unabwälzbare Gewalt der Gewohnheit lässt mich nicht anders handeln. Ich will ihn aufgeben, wenn ich einmal kann und wenn es mir bequem ist; doch selbst wenn ich es nicht tue, so will ich doch nicht ohne das Sakrament Christi dies mein Leben beenden, damit Gott meine Seele nicht aus deinen Händen verlange." Was soll man wohl einem solchen Menschen antworten? Soll er vielleicht aufgenommen werden? Das sei ferne! So weit dürften meine Gegner wohl sicher nicht gehen. Was werden wir ihm also antworten, wenn er so spricht und wenn er gar noch weiter hinzufügt, man hätte ihm wenigstens vor der Taufe nichts von einer Verwerfung des Götzendienstes sagen sollen; denn auch jenes erste Volk habe vor seinem Durchzug durch das Rote Meer nichts davon gehört, da es ja sein hierauf bezügliches Gesetz erst nach seiner Befreiung aus Ägypten erhalten habe. Gewiss werden sie diesem Menschen antworten: "Dann wirst du ein Tempel Gottes sein, wenn du die Taufe empfangen hast"; der Apostel aber sagt: "Welche Verbindung hat der Tempel Gottes mit den Götzen (2 Kor. 6,16)?" [214] Es gibt noch einen weiteren Irrtum, der ins Auge gefasst werden muss, "der aus dem Herzen der Gläubigen gerissen werden muss; sonst setzen sie etwa gar in falscher Sicherheit ihr Heil dadurch aufs Spiel, dass sie zu dessen Erlangung vielleicht den Glauben allein schon für genügend halten und deshalb ein gutes Leben und die Bewahrung des Weges Gottes durch gute Werke vernachlässigen. Haben ja doch manche auch schon zur Zeit der Apostel einige dunkle Aussprüche des Apostels Paulus nicht verstanden und gemeint, er sage: "Lasst uns Böses tun, damit Gutes daraus erwachse (Röm. 3,8)." Er hatte nämlich gesagt: "Das Gesetz trat dazwischen, damit die Sünde überströme. Wo aber die Sünde überströmt, da strömt auch die Gnade über." Das ist insoferne wahr, weil die Menschen nach Empfang des Gesetzes in stolzer Überhebung auf ihre eigene Kraft bauten und nicht durch den rechten Glauben den göttlichen Beistand zur Besiegung böser Begierden erlangten, weshalb sie auch noch durch Übertretung des Gesetzes mit mehreren und schwereren Vergehen belastet wurden. Und so nahmen sie denn im Bewusstsein ihrer großen Schuld ihre Zuflucht zum Glauben, um durch ihn Barmherzigkeit und Verzeihung zu erlangen und "Hilfe vom Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat (Ps. 120,2)". Nachdem so die Liebe durch den Heiligen Geist in ihr Herz ausgegossen war , wollten sie im Geiste der Liebe das tun, was sie gegen die Begierlichkeit dieser Welt tun mussten. In diesem Sinne war es schon im Psalm vorhergesagt worden: "Ihre Schwächen waren zu zahlreich geworden, deshalb kamen sie herbeigelaufen (Ps. 15,4)." Wenn also der Apostel sagt, er sei der Ansicht, der Mensch werde gerechtfertigt durch den Glauben ohne die Werke des Gesetzes, so meint er das nicht so, dass nach Erlangung und Bekenntnis des Glaubens die Werke der Gerechtigkeit verachtet werden, sondern dass jeder wisse, er könne durch den Glauben gerechtfertigt werden, auch wenn die Werke des Gesetzes nicht vorausgegangen sind; denn diese Werke folgen der Rechtfertigung nach, gehen ihr aber nicht voraus. - Ich habe jedoch nicht nötig, mich in diesem Buch näher hierüber zu verbreiten; denn ich habe über diese Frage erst jüngst ein ausführliches Buch herausgegeben unter dem Titel "Vom Buchstaben und vom Geist". Gerade diese Schrift des hl. Augustinus "De littera et spiritu" haben Melanchthon in der Augsburger Konfession und nach ihm noch viele andere als Beleg für die Übereinstimmung der lutherischen mit der augustinischen Rechtfertigungslehre herbeiziehen zu können geglaubt. [215] Weil aber diese falsche Ansicht schon damals entstanden war, so richten sich andere apostolische Briefe eines Petrus, Johannes, Jakobus und Judas vornehmlich gegen eine solche Auffassung und betonen nachdrücklich, dass der Glaube ohne die Werke nichts helfe. Aber auch Paulus selbst hat nicht jeden beliebigen Glauben an Gott für heilsam und echt evangelisch erklärt, sondern nur einen solchen, dessen Werke aus der Liebe hervorgehen. "Und der Glaube," sagt er, "der durch die Liebe wirksam ist (Gal. 5,6)." So wenig nützt also, wie er versichert, der Glaube, der einigen zum Heile zu genügen scheint, dass er sogar sagt: "Hätte ich alle Glaubenskraft, dass ich Berge versetzen könnte, fehlte mir aber die Liebe, so wäre ich nichts (1 Kor. 13,2)." Wo aber gläubige Liebe wirksam ist, da lebt man ohne Zweifel gut. "Denn die Liebe ist die Fülle des Gesetzes (Röm. 13,10)." . In seinem zweiten Brief gibt Petrus ganz klare Ermahnungen zur Heiligkeit des Lebens und der Sitten; er kündet hier an, dass diese Welt vergehen wird, dass aber ein neuer Himmel und eine neue Erde (2 Petr. 3,12 ff.) in Aussicht stehen als Wohnung für die Heiligen; um nun dieser Wohnung würdig zu werden, sollen die Leser auf die Art ihrer Lebensführung acht geben. Da aber nun Petrus wusste, dass einige ruchlose Menschen gewisse dunkle Stellen des Apostels Paulus als Vorwand benützt hatten, um sich um ein gutes Leben nicht mehr kümmern zu müssen, da sie ja wegen ihres Glaubens betreffs ihres Heiles in Sicherheit seien, so sagte er, es gebe in den Briefen des heiligen Paulus einige sehr schwer verständliche Stellen , die diese Leute zu ihrem eigenen Verderben verkehrt auffassten; geradeso machten sie es auch mit den anderen Schriften. Und doch dachte jener Apostel über das ewige Heil, das nur denen gegeben werde, die ein gutes Leben führen, geradeso wie die übrigen Apostel. Folgendermaßen heißt es bei Petrus: "Wenn sich nun aber dieses alles (die ganze sichtbare Welt) über kurz oder lang auflösen wird, wie müsst ihr euch dann jetzt verhalten? Bleibt immer so heilig und fromm, dass ihr die Ankunft des Tages Gottes furchtlos erwarten, ja herbeisehnen könnt! Da werden die Himmel im Feuer vergehen und schmelzen die lodernden Elemente. Wir hoffen aber alsdann nach der Versicherung des Herrn auf neue Himmel und auf eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt. Da ihr nun dieses erwartet, Geliebte, so bestrebt euch, in Frieden mit Gott und den Menschen zu leben, damit ihr rein und tadellos vor ihm erfunden werdet! Benützet die Langmut des Herrn in bußfertigem Sinn zu eurem Heile! Das hat ja auch unser lieber Bruder Paulus nach der ihm verliehenen hohen Weisheit an euch geschrieben. Er mahnt uns zur Buße in allen Sendschreiben, in denen er von den letzten Dingen redet. Freilich ist manches in seinen Briefen schwer verständlich; Unkundige und Leichtfertige verdrehen und missdeuten es zu ihrem Verderben. Ebenso machen sie es auch mit den übrigen heiligen Schriften. Weil ihr es nun voraus wisst, Brüder, so hütet euch, durch die Vorspiegelungen der Ruchlosen euch fortreißen zu lassen und, durch den Irrtum verführt, abzufallen vom Glauben, an dem ihr bisher so treu festgehalten habt! Wachset vielmehr in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus! Ihm sei die Ehre jetzt und immerdar! (2 Petr. 3,11ff.)". Jakobus aber tritt denen, die meinen, der Glaube ohne die Werke vermöge etwas zum Heile, so schroff gegenüber, dass er sie selbst mit den Teufeln vergleicht; er sagt nämlich: "Du glaubst, dass es einen Gott gibt! Da tust du gut daran. Aber auch die Teufel glauben und zittern (Jak. 2,19)." Wie hätte er sich kürzer, wahrer und schroffer ausdrücken können? Lesen wir ja doch auch im Evangelium, dass die Teufel Christus als den Sohn Gottes bekannt haben und doch wurden sie von diesem darob getadelt, während Petrus für das gleiche Bekenntnis sein Lob erntete (Bekenntnis der Teufel: Matth. 8,29; Mark. 1,24; Luk. 4,41. Lob des Petrus: Matth. 16,15 ff.). "Was wird es nützen, meine Brüder," sagt Jakobus, "wenn einer zwar sagt, er habe den Glauben, wenn er aber keine Werke hat? Wird dieser Glaube ihn retten können (Jak. 2,14 ff.)?" Desgleichen sagt er: "Der Glaube ohne Werke ist tot ." Wie lange täuschen sich also jene noch, die nur einen toten Glauben haben und sich doch das ewige Leben versprechen? Einen toten Glauben, wie die Teufel, haben heute vor allem die Moslems, die an den abstrakten Götzen Allah glauben, ohne gute Werke zu tun. Bei den Taten der Islamischen "Wohltätigkeitsvereine", die zwar vom Finanzamt als "gemeinnützig" anerkannt werden, handelt es sich aber keineswegs um gute Werke, denn in der Regel wird durch diese Organisationen der Islamismus gefördert, der das Christentum und andere Religionen vernichten will. [216] Wie ist der Ausspruch des Apostels Paulus zu verstehen, wo er sagt: "Niemand kann einen anderen Grund legen, als gelegt worden ist, nämlich Jesus Christus. Ob aber einer auf dieser Grundlage Gold, Silber und Edelsteine aufbaut oder aber Holz, Heu und Stoppeln", D.h., ob einer der Nachfolger des Paulus echte, zur Vollkommenheit führende Wahrheit lehrt oder inhaltslosen und wertlosen Unterricht gibt, wird später geprüft. [217] Was gehört denn zu guten Sitten? Kann man, wenn man sich nur auf den lächerlichen Koran beruft, "allein auf Grund eines ohne die Werke toten Glaubens (Jak. 2,20) zum Leben gelangen"?. Dazu Augustinus: "Und wie soll dann jener Fluch wahr sein, den er denen zuschleudern wird, die er zu seiner Linken aufstellt: "Fort mit euch in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist (Matth. 25,41)"! Diese schilt er ja nicht, weil sie nicht an ihn geglaubt, andern weil sie kein gutes Werk vollbracht haben. Vielmehr damit sich niemand von einem Glauben, der ohne die Werke tot ist, ein ewiges Leben verspreche, darum wird er nach seiner Versicherung alle Völker voneinander scheiden, die untereinander vermischt dieselbe Weide hatten. Dadurch soll klar werden, dass jene, die da sagen werden: "Herr, wann haben wir dich denn dies alles leiden sehen und haben dir nicht geholfen (Matth. 25,44)?", die nämlichen sind wie diejenigen, die zwar an ihn geglaubt, aber um gute Werke sich nicht gekümmert hatten, als ob man schon auf Grund eines toten Glaubens zum ewigen Leben gelangen würde. Oder sollen vielleicht bloß diejenigen, die keine Werke der Barmherzigkeit geübt haben, ins ewige Feuer gehen müssen, diejenigen dagegen nicht verdammt werden, die fremdes Gut geraubt oder die durch Zerstörung des Tempels Gottes im eigenen Herzen gegen sich selbst unbarmherzig waren? Nein, Werke der Barmherzigkeit nützen nichts ohne die Liebe. Sagt ja doch der Apostel: "Wenn ich all meine Habe unter die Armen verteilte, die Liebe aber nicht besäße, so würde es mir nichts nützen (1 Kor. 13,3)." Oder kann vielleicht jemand den Nächsten so lieben wie sich selbst, wenn er sich gar nicht liebt? Nein! "Denn wer die Ungerechtigkeit liebt, hasst seine Seele (Ps. 10,6)." Nicht nur der Koran zeugt von einer falschen Auffassung der Seele, auch islamische Philosophen bestätigen diese Ansicht, so dass es auch kein Wunder ist, dass es in islamischen Staaten wie der Türkei weder Gerechtigkeit noch gute Werke gibt, denn die Vertreibung und Abschlachtung von Christen, umwandlung der christlichen Kirchen in islamische Götzentempel kann wohl kaum als gemeinnützig gelten. [218] Reicht der Glaube der Teufel aus, die ja auch an Christus als den Sohn Gottes "glauben und zittern"? Nein, denn ihr Glaube ist ja nicht durch die Liebe wirksam, sondern "nur durch die Furcht erzwungen". Da Moslems noch nicht einmal an Christus als des Sohn Gottes glauben, sind sie sogar noch schlechter dran als die Teufel. Dazu schreibt Augustinus: "Das bedarf keiner Erklärung, dass im Gebäude eines weisen Baumeisters Christus das Fundament bildet. Es heißt ja ganz deutlich: "Ein anderes Fundament kann niemand legen als das bereits gelegt ist, nämlich Christus Jesus" (1 Kor. 3,11) . Wenn es aber heißt "Christus", so heißt das ohne Zweifel soviel als "der Glaube an Christus". Denn durch den Glauben wohnt Christus in unserem Herzen, wie der gleiche Apostel (Eph. 3,17) sagt. Dieser Glaube an Christus ist aber sodann gewiss kein anderer als der, den der Apostel mit den Worten umschrieben hat: "Der Glaube, der durch die Liebe wirksam ist (Gal. 5,6)." Denn der Glaube der Teufel, die ja auch glauben und zittern (Jak. 2,19) und Jesus als den Sohn Gottes bekennen, kann ja nicht als Fundament des Glaubens aufgefasst werden; ihr Glaube ist ja nicht durch die Liebe wirksam, sondern nur durch die Furcht erzwungen. Der Glaube an Christus also, der Glaube der christlichen Gnade, d. h. der Glaube, der durch die Liebe wirksam ist, lässt, wenn er einmal als Fundament gelegt ist, niemanden zugrunde gehen." [219] "Wenn sich aber nun einer geradezu von sinnlicher Liebe zum Reichtum ergreifen ließe und trotz vieler Almosen, die er trotzdem von seinem Reichtum gibt, zu dessen Vermehrung sogar an Betrug und Raub dächte oder aus Furcht vor einer Verminderung oder einem Verlust desselben sogar in ein schändliches Verbrechen fiele: der hätte sich dadurch bereits von dem festen Fundament entfernt. Wenn er jedoch, wie gesagt, in fleischlicher Liebe zum Reichtum nur soweit ginge, dass er derlei Güter nur mit Schmerz vermissen würde, so würde er auf sein Fundament Holz und Heu und Stoppeln bauen." - St. AugustinusWas blüht denen, die nicht an Christus glauben, also den Ungerechten, den Verbrechern und Unreinen, den Vater- und Muttermördern, den Totschlägern, "den Knabenschändern, den Menschenräubern, den Lügnern und Meineidigen und was sonst noch der gesunden Lehre gemäß dem herrlichen Evangelium des seligen Gottes zuwider ist (1 Tim. 1,9ff.)", nicht zu sagen: "Wenn ihr nur an Christus glaubt und sein Sakrament der Taufe empfangt, so werdet ihr doch gerettet werden, auch wenn ihr euer ganz schlechtes Leben nicht ändert.". Auch das kananäische Weib kann uns nicht zur Preisgabe unserer Überzeugung zwingen, etwa deshalb, weil ihm der Herr seinen Wunsch erfüllte, obgleich er zuvor noch zu ihm gesagt hatte: "Es ist nicht gut, das Brot der Kinder zu nehmen und es den Hunden vorzuwerfen (Matth. 15,26)." Denn er, der die Herzen prüft, sah eben seine Bekehrung; darum lobt er das Weib und sagte nicht mehr zu ihm: "Du Hund, groß ist dein Glaube", sondern: "Weib, groß ist dein Glaube." Er änderte die Anrede, weil er auch die Gesinnung [des Weibes] verändert sah und erkannte, dass jener Tadel Frucht getragen hatte. Sonderbar aber wäre es gewesen, hätte er an ihm einen Glauben ohne Werke gelobt, d.h. einen Glauben, der nicht schon durch die Liebe wirken könnte, sondern einen toten Glauben, nicht einen Glauben der Christen, sondern einen Glauben der Teufel, wie ihn Jakobus ohne das geringste Bedenken genannt hat (Jak. 2,19) . Wollen sie endlich nicht einsehen, dass jene Kananäerin ihre verderbten Sitten geändert hat, als sie der Herr mit verächtlichem Tadel zurückwies, dann sollen sie nur, wenn sie können, geradeso wie die Tochter des kananäischen Weibes geheilt worden ist, ihrerseits die Kinder all derjenigen heilen, die nur glauben, aber ihr schuldbeflecktes Leben nicht einmal verheimlichen, sondern es sogar offen zur Schau tragen und es nicht bessern wollen; nicht aber sollen sie diese zu Gliedern Christi machen, da sie selbst nicht aufhören, Glieder einer Buhlerin zu sein. Darin haben sie Verstand gezeigt, dass sie einsehen, derjenige sündige gegen den Heiligen Geist und sei ohne Hoffnung auf Verzeihung einer ewigen Sünde schuldig, der bis ans Ende seines Lebens nicht an Christus glauben will. Möchten sie es aber doch recht einsehen, was es denn heißt: an Christus glauben; das heißt aber nicht den Glauben der Teufel haben, der mit Recht für tot gehalten wird, sondern einen Glauben, der durch die Liebe wirksam ist." [220] Wenn islamische Zeichen
und Symbole sowie Moscheen und Koranschulen in christlichen Ländern
verboten werden, "so ist das kein Versuch, das Unkraut schon vor der Zeit
auszureißen; nein, aber wir wollen auch nicht wie der Teufel das
Unkraut förmlich säen (Matth. 13,24-30) . Denn wir halten ja
damit keine Leute ab, die wirklich zu Christus kommen wollen, wir beweisen
ihnen vielmehr durch ihr eigenes Geständnis bloß, dass sie selbst
nicht zu Christus kommen wollen. Wir verbieten ihnen auch keineswegs, an
Christus zu glauben, sondern wir zeigen nur, dass solche Leute nicht an
Christus glauben wollen." Die heutigen Irrlehrer sind nicht nur die Ayatollahs
sondern auch die verkappten Ayatollahs, nämlich die Bischöfe,
die Moslems mit Schiffen in Massen nach Europa schleusen und den Bau von
Moscheen fördern usw. ; die verkappten Moslems glauben auch, der Ausspruch:
"Der Feind, der das Unkraut säte, das ist der Teufel" (Augustinus)
sei falsch. Dieser Ausspruch aber kann nach Augustinus nicht falsch sein.
Falsch ist nur, dass diese Bischöfe die Moslems das Unkraut säen
lassen. "Hieher gehört auch die Aufforderung des Herrn an seine Jünger
bei ihrer erstmaligen Aussendung zur Verkündigung des Evangeliums,
sie sollten sich bei ihrer Ankunft in einer Stadt jedesmal erkundigen,
wer hier würdig sei, dass sie bei ihm bis zu ihrer Abreise wohnten
(Matth. 10,11)." Diese Bischöfe fischen mit schlechten Netzen, weshalb
unter ihrer Herrschaft die Christen in Europa weniger, die ungläubigen
Moslem mehr geworden sind. "Das sind die schlechten Netze, vor denen sich
die Fischer hauptsächlich hüten müssen: unter diesen Fischern
jenes bekannten Gleichnisses der Heiligen Schrift (Matth. 13,47f.) sind
die Bischöfe und die niedrigeren kirchlichen Vorsteher zu verstehen.
Es heißt ja: "Kommet und ich will euch zu Menschenfischern machen
(Matth. 4, 19) ." Mit guten Netzen können nämlich gute und schlechte
Fische gefangen werden; in schlechten Netzen aber können keine guten
Fische gefangen werden. Bei einer guten Lehre aber ist es also: wer sie
hört und sie erfüllt, der ist selber gut, schlecht aber ist,
wer sie zwar hört, aber nicht erfüllt; wer aber eine schlechte
Lehre für wahr hält, der ist, auch wenn er ihr nicht gehorcht,
selber schlecht; und noch schlechter ist, wer sie auch noch befolgt." Diese
verdorbenen Bischöfe arbeiten mit sogenannten "frommen" Muslimen zusammen,
also mit denen, die "eine schlechte Lehre für wahr" halten und dadurch
selber schlecht, bzw. besonders schlecht sind, weil sie die falsche Lehre
des Islams auch noch befolgen. [221]
42. Freiheit"Denn alle Türken halten viel auf Fraun,Christliche Freiheit ist nicht eine Freiheit ungezügelter Sinnenlust, wie im Harem des Sultans oder bei heutigen Muslimen mit Viel- und Kinderehe; "würde sie so missbraucht, so wäre das schlimmer als der Unglaube der Heiden". Aber selbst wenn jene Leute höchst unpassend und töricht an jener Stelle den Glauben für das Gesetz nehmen wollen, so können sie auch hieraus nur die ganz deutliche Ansicht des Apostels Paulus lesen. Dieser sprach von denen, welche die Worte der Schrift: "Wir sind nicht Söhne der Dienstmagd, sondern Söhne der Freien; Christus aber ist es, der mit dieser Freiheit uns befreit hat (Gal. 4,31)", zugunsten der Fleischeslust gedeutet, zum Deckmantel ihrer Bosheit gemacht und geglaubt hatten, das heiße frei leben, dass sie im Gefühl ihrer sicheren Erlösung alles tun dürften, was ihnen beliebte. Dabei achteten sie aber nicht auf das Wort: "Ihr seid zur Freiheit berufen worden, Brüder! Sehet zu, dass ihr diese Freiheit nicht zum Anlass für fleischliche Sünden missbraucht (Gal. 5,13)!" Daher sagt auch Petrus selbst: "Ihr seid frei, freilich nicht wie solche, die in ihrer Freiheit nur den Deckmantel ihrer Bosheit sehen (1 Petr. 2,16) ." Von solchen Leuten sagt er auch in seinem zweiten Brief: "Sie sind wasserleere Brunnen, vom Sturm getriebene Nebelwolken, die Finsternis der Hölle ist ihnen vorbehalten. Sie halten hochtrabende, alberne Reden und verlocken durch ihre fleischlichen Lüste und Liederlichkeiten jene, die sich eben erst vom Irrtum [der heidnischen bzw. muslimischen Gesellschaft] losgesagt haben. Sie verheißen ihnen Freiheit, wiewohl sie selbst Sklaven des Verderbens sind. Denn von dem jemand überwältigt ist, dessen Sklave ist er auch. Wenn nun solche, die kaum den Unlauterkeiten der Welt durch die Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus entronnen sind, sich wieder von ihren Reizen umgarnen lassen, so sind die letzten Dinge bei ihnen ärger geworden als die ersten (Matth. 12, 45) . Es wäre für sie wahrlich besser gewesen, sie hätten Christus, den Weg der Gerechtigkeit, gar nicht kennen gelernt, als dass sie nach seiner Erkenntnis dem ihnen mitgeteilten heiligen Gebote wieder untreu geworden sind. So aber ist es ihnen gegangen, wie ein wahres Sprichwort sagt: "Der Hund kehrt zurück zu dem, was er gespien hat, und die Sau, eben abgeschwemmt, wälzt sich aufs neue im Kote." Warum verspricht man nun trotz dieser doch so deutlichen Wahrheit denjenigen ein besseres Los, die den Weg der Gerechtigkeit, d.h. Christus den Herrn, erkannt haben und trotzdem ein verworfenes Leben führen? Hätten sie ihn doch lieber gar nicht kennen gelernt! Denn ganz klar heißt es ja doch: "Besser wäre es für sie gewesen, sie hätten den Weg der Gerechtigkeit überhaupt nicht kennen gelernt, als dass sie, nach seiner Erkenntnis, dem ihnen mitgeteilten heiligen Gebote wieder untreu geworden sind (2 Petr. 2,21)." Das trifft sowohl auf Konvertiten als auch auf verdorbene Bischöfe zu. [222] Anmerkungen [1] Augustinus, Enchiridion
I; zur wahren Philosophie vgl. Kurse Nr.
502 St.Thomas Aquinas, Sth. I-II, Nr.
582 St.Thomas Aquinas, Sth II-II, Nr.
583 St.Thomas Aquinas, Sth. III, Nr.
600 St. Johannes von Damaskus, Nr.
510 Schelling - Philosophie der Offenbarung, Nr.
513 Schelling: Philosophie der Mythologie, Nr.
509 Philosophie der Freiheit, Nr.
544 Staats- und Rechtslehre, Nr.
551 Hegel - Philosophie der Wissenschaft, Kunst und Religion, Nr.
601 St. Augustinus II. Akademie der Kunst und Philosophie; vgl. auch
Wissenschaftsbriefe / Science Review Letters 2022,
21, Nr. 1324
und Kurs, Nr. 654 St. Augustinus III,
Ib.
St.
Augustinus
Allgemeine
Infos zur Akademie der Kunst und Philosophie und den Kursen
Nr. 320 Romanische Kunst und Architektur, Nr. 350 Byzantinische Kunst und Architektur, Nr. 325 Kunst und Architektur der Gothik, Nr. 326 Kunst und Architektur der Renaissance, Nr. 586 Tizian, Nr. 591 Paolo Veronese, Nr. 597 Correggio, Nr. 670 Annibale Carracci, Nr. 520 Rembrandt, Nr. 598 El Greco, Nr. 620 Giovanni Battista Tiepolo, Nr. 590 Giovanni Bellini, Nr. 656 Andrea Solari, Nr. 657 Bernadino Luini, Nr. 587 Andrea Mantegna, Nr. 595 Jan van Eyck, Nr. 635 Rogier van der Weyden, Nr. 640 Stefan Lochner, Nr. 646 Michael Pacher, Nr. 647 Peter Paul Rubens, Nr. 649 Giotto di Bondone, Nr. 626 Luca Signorelli, Nr. 610 Piero della Francesca, Nr. 596 Perugino, Nr. 522 Raffael (Raffaello Sanzio), Nr. 523 Sandro Botticelli, Nr. 602 Benozzo Gozzoli, Nr. 606 Fra Angelico, Nr. 607 Pinturicchio, Nr. 608 Domenico Ghirlandaio, Nr. 593 Filippo Lippi, Nr. 594 Filippino Lippi, Nr. 589 Albrecht Dürer, Nr. 603 Bernard van Orley, Nr. 615 Ambrogio da Fossano detto il Bergognone, Nr. 636 Eugène Delacroix, Nr. 639 Bartolomé Esteban Murillo, Akademie der Kunst und Philosophie Copyright © 2012-2024 Akademie der Kunst und Philosophie | Académie des sciences | Colégio des Artes Letzte Bearbeitung:05.05.2022 |