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Kurs Nr. 620Giovanni Battista Tiepolo![]() |
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Aus dem Inhalt:
Dass Goya ein Maler mit großem Einfluss auf das zwanzigste Jahrhundert war, wird niemand bezweifeln. "Den nur eine Generation älteren Maler Gian Battista Tiepolo aus Venedig hingegen würden die meisten wohl als Hofkünstler spätabsolutistischer Herrscher einordnen. Fakt ist, dass sich Tiepolo seine Freiheit als Maler für den Würzburger Fürstbischof Carl Philipp von Greiffenclau, für ranghohe Londoner Auftraggeber und den spanischen König in Madrid mindestens so sehr erhielt wie der echte Hofmaler Goya. Im freien Spiel der oft abgründigen Motive steht er diesem in nichts nach, wie jetzt eine Schau zu seinem zweihundertfünfzigsten Geburtstag in Stuttgart zeigt: „Tiepolo. Der beste Maler Venedigs“. Dieser angesichts venezianischer Malgenies wie Bellini, Tizian, Tintoretto oder Veronese vermessen klingende Superlativ stammt nicht von Tiepolo. Sein Zeitgenosse, der Kunstkritiker und Sammler Graf Francesco Algarotti, rühmte seinen Landsmann solcherart vor Friedrich dem Großen." Und er lobte dessen „Intelligenz der Kompositionen“. [1] Dem wird sich jeder
anschließen, der die Bilder in der Stuttgarter Staatsgalerie sieht.
Sie bilden durch kluge antizyklische Ankäufe im neunzehnten Jahrhundert
vor allem von Zeichnungen und in den rokokofernen Siebzigern einen in Deutschland
unvergleichlichen Grundstock, wenn man vom unverändert größten
Deckenfresko der Welt in der Würzburger Residenz absieht. Indem Tiepolo
stets mit anscheinend sakrosankten Bildtraditionen bricht, immer etwas
Neues erfindet und in diesen intelligenten Neukompositionen die Formen
ambivalent hält, so dass man bei ihm nie weiß, zu wem etwa ein
Arm oder abgewinkeltes Bein gehört, bereitet er das fragmentierte
Körperbild der Moderne vor. "Eine Europakarte in der Ausstellung zeigt
die multinationale Ausbreitung dieser intelligenten Bilder. Lange vor Pizza
und Pasta in den Fünfzigern gelangte so italienische Kultur unverfälscht
über die Alpen in den kalten Norden und bis nach
Dabei hat der Venezianer
Tiepolo, der das Amt eines „Hofmalers“ aus seiner Stadtrepublik ohnehin
nicht kannte, diese Abhängigkeiten stets ironisch hinterfragt, wie
sich insbesondere in dem Würzburger Residenzfresko mit seinen 677
Quadratmetern Fläche zeigt. "Es erhebt den Fürstbischof und Reichskanzler
Greiffenclau über die vier damals bekannten Kontinente auf den Seiten
nur scheinbar in den Himmel. Denn dessen in den azurnen Himmel gemaltes
Porträtmedaillon ist erst auf halbem Weg zu den, wohlgemerkt römischen,
Göttern angekommen. Direkt zu seinen Füßen ist der Zwist
zwischen den Höflingen und Künstlern spürbar, dem finster
dreinblickenden Stuckateur Antonio Bossi etwa und dem wie ein Gott auf
einem Kanonenrohr lagernden Ballistiker, Ingenieur und Meisterarchitekten
Balthasar Neumann. In Stuttgart ist dieses Geflecht aus bösen Blicken
und raffinierten Anspielungen gut nachvollziehbar, indem das Fresko des
Residenztreppenhauses verkleinert unter die Saaldecke gehängt ist
und man viele der überragenden Vorzeichnungen Tiepolos an den Wänden
umher mit dem fertigen Bildhimmel darüber vergleichen kann. Und immer
finden sich versteckte Details: Über die spannungsgeladene Skizze
eines Trommlers für den Würzburger Kaisersaal, der mit der für
die Prosperität der Stadt so wichtigen Vermählung des Stauferkaisers
Friedrich I. mit Beatrix von Burgund in Würzburg
Seine Heiligendarstellungen wie die des Hl. Jakobus, der als Ritter in der Schlacht von Clavijo 844 das christliche Heer gegen die Mauren zum Sieg geführt haben soll und und die der christlichen Helden wie Rinaldo bleiben kühl reflektiert, ohne überschwengliches barockes Pathos aber dennoch eindrucksvoll. [4] Tiepolos wohl kurz
vor seinem Tod 1770 entstandene „Ruhe auf der Flucht nach Ägypten“
könnte auch von Caspar David Friedrich gemalt sein. Fast mit der Lupe
muss man die Heilige Familie in dieser gebirgigen Landschaft suchen; eine
schüttere Riesentanne lehnt schräg im Bild und droht die ohnehin
schon gefährdeten Flüchtlinge jeden Moment unter sich zu begraben.
[5]
Anmerkungen [1] Science Review
Letters 2019, 18, Nr. 1068 und FAZ 2019, Nr. 266 und Kurse Nr.
590 Giovanni Bellini, Nr. 586 Tizian,
Nr.
629 Giovanni Battista Tiepolo. Akademie der Kunst und Philosophie
Zur Philosophie und
Kulturgeschichte von Byzanz, des Mittelalters, der Schule von Chartres
und der Renaissance vgl. Kurse: Nr.
618 St. Ephraim der Syrer, Nr.
617 St. Cyrill von Alexandrien, Nr.
616 St. Gregor von Nazianz, Nr.
613 St. Gregor von Nyssa, Nr.
612 St. Johannes Chrysostomos, Nr.
611 St. Johannes Cassianus, Nr. 609
St. Athanasius der Große, Nr.
605 St. Irenaeus von Lyon, Nr.
604 St. Hildegard von Bingen, Nr.
600 St. Johannes von Damaskus, Nr.
599 St. Petrus Venerabilis,
Nr.
581 Bernhard von Chartres, Nr.
580 Wilhelm von Conches, Nr.
579 Albertus Magnus, Nr.
578 Pierre Abaelard, Nr.
574 Johannes von Salisbury, Nr.
577 Petrus Lombardus, Nr.
576 Gilbert de la Porrée / Gilbert von Poitiers, Nr.
565 Johannes Scotus Eriugena, Nr.
575 Thierry de Chartres, Nr.
571 Alanus ab Insulis, Nr.
572 Anselm von Canterbury, Nr.
570 St. Hilarius von Poitiers, Nr.
568 Nicolaus Cusanus - Renaissance Philosopher I, Nr.
568 Nicolaus Cusanus - Renaissance Philosopher II, Nr.
568 Nicolaus Cusanus - Renaissance Philosopher III, Nr.
564 St. Ambrosius, Nr.
564 St. Augustinus I, Nr. 601 St.
Augustinus II, Nr.
500 Thomas von Aquin: Summa contra Gentiles, Nr.
501 St.Thomas Aquinas: Summa Theologica I.,
Nr.
502 St.Thomas Aquinas, Sth. I-II, Nr.
582 St.Thomas Aquinas, Sth II-II, Nr.
583 St.Thomas Aquinas, Sth. III, Nr.
566 Meister Eckhart , Nr. 562 Dante
Alighieri, Nr. 557 Ludovico Ariosto,Nr.
556 Torquato Tasso,
Nr.
320 Romanische Kunst und Architektur , Nr.
325 Kunst und Architektur der Gothik, Nr.
326 Kunst und Architektur der Renaissance, Nr.
586 Tizian, Nr. 598 El Greco, Nr.
590 Giovanni Bellini,
Nr. 587 Andrea
Mantegna, Nr. 595 Jan van Eyck,
Nr.
610 Piero della Francesca,
Nr.
522 Raffael und das kosmische Christentum, Nr.
523 Sandro Botticelli, Nr. 602 Benozzo
Gozzoli, Nr. 606 Fra Angelico,Nr.
607 Pinturicchio, Nr. 593 Filippo
Lippi,
Nr. 594 Filippino Lippi,
Nr.
589 Albrecht Dürer,
Nr. 603
Bernard van Orley, Nr. 615 Ambrogio da
Fossano detto il Bergognone,
Nr.
350 Byzantinische Kunst und Architektur. Akademie der Kunst und Philosophie
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