Akademie der Kunst und Philosophie | Academy of Arts and Philosophy Académie des sciences | Academia de Artes y Filosofía | Accademia del Arte e Filosofia |
Kurs Nr. 663 Arthur Schopenhauer IIIPhilosophie der Kunst, Wissenschaft |
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Aus dem Inhalt:
1. Kunst und WissenschaftFriedrich Nietzsche und Richard Wagner wurden stark von Schopenhauer beeinflusst, insbesondere seiner Philosophie der Kunst. Daher soll hier ausführlich auf diese Philosophie eingegangen werden, wie man sich mit der ganzen Macht seines Geistes der Anschauung hingibt, wie man "Träger der Welt und alles objektiven Daseins" wird und wie die Kunst sogar zu gesicherteren Erkenntnissen kommen kann als die Wissenschaft. Dazu lässt Schopenhauer Plato, Aristoteles, den Hl. Augustinus, Spinoza, Lod Byron und indische Weisheit zu Wort kommen. [1]Wenn man, durch die Kraft des Geistes gehoben, die gewöhnliche Betrachtungsart der Dinge fahren lässt, "aufhört, nur ihren Relationen zu einander, deren letztes Ziel immer die Relation zum eigenen Willen ist, am Leitfaden der Gestaltungen des Satzes vom Grunde, nachzugehen, also nicht mehr das Wo, das Wann, das Warum und das Wozu an den Dingen betrachtet; sondern einzig und allein das Was; auch nicht das abstrakte Denken, die Begriffe der Vernunft, das Bewusstsein einnehmen lässt; sondern, statt alles diesen, die ganze Macht seines Geistes der Anschauung hingibt, sich ganz in diese versenkt und das ganze Bewußtsein ausfüllen lässt durch die ruhige Kontemplation des gerade gegenwärtigen natürlichen Gegenstandes, sei es eine Landschaft, ein Baum, ein Fels, ein Gebäude oder was auch immer; indem man, nach einer sinnvollen Deutschen Redensart, sich gänzlich in diesen Gegenstand verliert, d. h. eben sein Individuum, seinen Willen, vergisst und nur noch als reines Subjekt, als klarer Spiegel des Objekts bestehend bleibt; so daß es ist, als ob der Gegenstand allein da wäre, ohne Jemanden, der ihn wahrnimmt, und man also nicht mehr den Anschauenden von der Anschauung trennen kann, sondern beide Eines geworden sind, indem das ganze Bewußtseyn von einem einzigen anschaulichen Bilde gänzlich gefüllt und eingenommen ist; wenn also solchermaaßen das Objekt aus aller Relation zu etwas außer ihm, das Subjekt aus aller Relation zum Willen getreten ist: dann ist, was also erkannt wird, nicht mehr das einzelne Ding als solches; sondern es ist die Idee, die ewige Form, die unmittelbare Objektität des Willens auf dieser Stufe: und eben dadurch ist zugleich der in dieser Anschauung Begriffene nicht mehr Individuum: denn das Individuum hat sich eben in solche Anschauung verloren: sondern er ist reines, willenloses, schmerzloses, zeitloses Subjekt der Erkenntnis. Dieses für sich jetzt so Auffallende, (von dem ich sehr wohl weiß, dass es den von Thomas Paine herrührenden Ausspruch, du sublime au ridicule il n'y a qu'un pas - vom Erhabenen zum Lächerlichen ist nur ein Schritt, bestätigt) wird durch das Folgende nach und nach deutlicher und weniger befremdend werden. Es war es auch, was dem Spinoza vorschwebte, als er niederschrieb: mens aeterna est, quatenus res sub aeternitatis specie concipit - Der Geist ist ewig, sofern er die Dinge unter dem Gesichtspunkt der Ewigkeit auffasst (Eth. V, pr. 31, schol.) Auch empfehle ich was er ebendaselbst L. II, prop. 40, schol. 2. imgleichen L. V. prox. 25 bis 38, über die cognitio tertii generis, sive intuitiva sagt, zur Erläuterung der hier in Rede stehenden Erkenntnisweise nachzulesen, und zwar ganz besonders prop. 29, schol.; prox. 36. schol. und prop. 38 demonstr. Et schol. . In solcher Kontemplation nun wird mit Einem Schlage das einzelne Ding zur Idee seiner Gattung und das anschauende Individuum zum reinen Subjekt des Erkennens. Das Individuum als solches erkennt nur einzelne Dinge; das reine Subjekt des Erkennens nur Ideen. Denn das Individuum ist das Subjekt des Erkennens in seiner Beziehung auf eine bestimmte einzelne Erscheinung des Willens, und dieser dienstbar. Diese einzelne Willenserscheinung ist als solche dem Satz vom Grunde, in allen seinen Gestaltungen, unterworfen: alle auf dasselbe sich beziehende Erkenntnis folgt daher auch dem Satz vom Grunde, und zum Behuf des Willens taugt auch keine andere als diese, welche immer nur Relationen zum Objekt hat. Das erkennende Individuum als solches und das von ihm erkannte einzelne Ding sind immer irgendwo, irgendwann und Glieder in der Kette der Ursachen und Wirkungen. Das reine Subjekt der Erkenntniß und sein Korrelat, die Idee, sind aus allen jenen Formen des Satzes vom Grunde herausgetreten: die Zeit, der Ort, das Individuum, welches erkennt, und das Individuum, welches erkannt wird, haben für sie keine Bedeutung. Allererst indem aus die beschriebene Weise ein erkennendes Individuum sich zum reinen Subjekt des Erkennens und eben damit das betrachtete Objekt zur Idee erhebt, tritt die Welt als Vorstellung gänzlich und rein hervor, und geschieht die vollkommene Objektivation des Willens, da allein die Idee seine adäquate Objektität ist. Diese schließt Objekt und Subjekt auf gleiche Weise in sich, da solche ihre einzige Form sind: in ihr halten sich aber beide ganz das Gleichgewicht: und wie das Objekt auch hier nichts als die Vorstellung des Subjekts ist, so ist auch das Subjekt, indem es im angeschauten Gegenstand ganz aufgeht, dieser Gegenstand selbst geworden, indem das ganze Bewußtseyn nichts mehr ist, als dessen deutlichstes Bild. Dieses Bewußtseyn eben, indem man sämmtliche Ideen, oder Stufen der Objektität des Willens, der Reihe nach, durch dasselbe durchgehend sich denkt, macht eigentlich die ganze Welt als Vorstellung aus. Die einzelnen Dinge aller Zeiten und Räume sind nichts, als die durch den Satz vom Grund (die Form der Erkenntniß der Individuen als solcher) vervielfältigten und dadurch in ihrer reinen Objektität getrübten Ideen. Wie, indem die Idee hervortritt, in ihr Subjekt und Objekt nicht mehr zu unterscheiden sind, weil erst indem sie sich gegenseitig vollkommen erfüllen und durchdringen, die Idee, die adäquate Objektität des Willens, die eigentliche Welt als Vorstellung, ersteht: ebenso sind auch das dabei erkennende und das erkannte Individuum, als Dinge an sich, nicht unterschieden. Denn sehen wir von jener eigentlichen Welt als Vorstellung gänzlich ab, so bleibt nichts übrig, denn die Welt als Wille. Der Wille ist das Ansich der Idee, die ihn vollkommen objektivirt; er auch ist das Ansich des einzelnen Dinges und des dasselbe erkennenden Individuums, die ihn unvollkommen objektivieren. Als Wille, außer der Vorstellung und allen ihren Formen, ist er einer und derselbe im kontemplirten Objekt und im Individuo, welches sich an dieser Kontemplation emporschwingend als reines Subjekt seiner bewußt wird: jene beiden sind daher an sich nicht unterschieden: denn an sich sind sie der Wille, der hier sich selbst erkennt, und nur als die Art und Weise wie ihm diese Erkenntniß wird, d. h. nur in der Erscheinung, ist, vermöge ihrer Form, des Satzes vom Grund, Vielheit und Verschiedenheit. So wenig ich ohne das Objekt, ohne die Vorstellung, erkennendes Subjekt bin, sondern bloßer blinder Wille; ebenso wenig ist ohne mich, als Subjekt des Erkennens, das erkannte Ding Objekt, sondern bloßer Wille, blinder Drang. Dieser Wille ist an sich, d. h. außer der Vorstellung, mit dem meinigen Einer und derselbe: nur in der Welt als Vorstellung, deren Form allemal wenigstens Subjekt und Objekt ist, treten wir aus einander als erkanntes und erkennendes Individuum. Sobald das Erkennen, die Welt als Vorstellung, aufgehoben ist, bleibt überhaupt nichts übrig, als bloßer Wille, blinder Drang. Dass er Objektität erhalte, zur Vorstellung werde, setzt, mit Einem Schlage, sowohl Subjekt als Objekt: daß aber diese Objektität rein, vollkommen, adäquate Objektität des Willens sei, setzt das Objekt als Idee, frei von den Formen des Satzes vom Grunde, und das Subjekt als reines Subjekt der Erkenntniß, frei von Individualität und Dienstbarkeit dem Willen. Wer nun besagtermaaßen sich in die Anschauung der Natur so weit vertieft und verloren hat, dass er nur noch als rein erkennendes Subjekt da ist, wird eben dadurch unmittelbar inne, dass er als solches die Bedingung, also der Träger, der Welt und alles objektiven Daseins ist, da dieses nunmehr als von dem seinigen abhängig sich darstellt. Er zieht also die Natur in sich hinein, so daß er sie nur noch als ein Accidenz seines Wesens empfindet." In diesem Sinne sagt Byron [2]: "Are not the mountain, ways and skies, a part
"Es ist die Kunst, das Werk des Genius. Sie wiederholt die durch reine Kontemplation aufgefassten ewigen Ideen, das Wesentliche und Bleibende aller Erscheinungen der Welt, und je nachdem der Stoff ist, in welchem sie wiederholt, ist sie bildende Kunst, Poesie oder Musik. Ihr einziger Ursprung ist die Erkenntnis der Ideen; ihr einziges Ziel Mittheilung dieser Erkenntnis." Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung I, 3, §. 36Die Kunst kann sogar zu gesicherteren Erkenntnissen kommen als die Wissenschaft. Letztere führt bei falschen Prämissen zu falschen Ergebnissen und so zu einer verfälschten Wissenschaft wie die über die Manipulation der Gene, die sogenannte grüne oder rote Gentechnik mit den berüchtigten genmanipulierten Arzneimitteln und mRNA-Impfstoffen. Schopenhauer nennt als verfälschte Wissenschaft eine falsche Farbenlehre, die statt der unverfälschten Goethe'schen in Europa eingeführt wurde. "Während die Wissenschaft, dem rast- und bestandlosen Strom vierfach gestalteter Gründe und Folgen nachgehend, bei jedem erreichten Ziel immer wieder weiter gewiesen wird und nie ein letztes Ziel, noch völlige Befriedigung finden kann, so wenig als man durch Laufen den Punkt erreicht, wo die Wolken den Horizont berühren; so ist dagegen die Kunst überall am Ziel. Denn sie reißt das Objekt ihrer Kontemplation heraus aus dem Strome des Weltlaufs und hat es isolirt vor sich: und dieses Einzelne, was in jenem Strom ein verschwindend kleiner Teil war, wird ihr ein Repräsentant des Ganzen, ein Aequivalent des in Raum und Zeit unendlich Vielen: sie bleibt daher bei diesem Einzelnen stehen: das Rad der Zeit hält sie an: die Relationen verschwinden ihr: nur das Wesentliche, die Idee, ist ihr Objekt. – Wir können sie daher geradezu bezeichnen, als die Betrachtungsart der Dinge unabhängig vom Satze des Grundes, im Gegensatz der gerade diesem nachgehenden Betrachtung, welche der Weg der Erfahrung und Wissenschaft ist. Diese letztere Art der Betrachtung ist einer unendlichen, horizontal laufenden Linie zu vergleichen; die erstere aber der sie in jedem beliebigen Punkte schneidenden senkrechten. Die dem Satz vom Grunde nachgehende ist die vernünftige Betrachtungsart, welche im praktischen Leben, wie in der Wissenschaft, allein gilt und hilft: die vom Inhalte jenes Satzes wegsehende ist die geniale Betrachtungsart, welche in der Kunst allein gilt und hilft. Die erstere ist die Betrachtungsart des Aristoteles; die zweite ist im Ganzen die des Platon. Die erstere gleicht dem gewaltigen Sturm, der ohne Anfang und Ziel dahinfährt, Alles beugt, bewegt, mit sich fortreißt; die zweite dem ruhigen Sonnenstrahl, der den Weg dieses Sturmes durchschneidet, von ihm ganz unbewegt. Die erstere gleicht den unzähligen, gewaltsam bewegten Tropfen des Wasserfalls, die stets wechselnd, keinen Augenblick rasten: die zweite dem auf diesem tobenden Gewühl stille ruhenden Regenbogen. – Nur durch die oben beschriebene, im Objekt ganz aufgehende, reine Kontemplation werden Ideen aufgefaßt, und das Wesen des Genius besteht eben in der überwiegenden Fähigkeit zu solcher Kontemplation: da nun diese ein gänzliches Vergessen der eigenen Person und ihrer Beziehungen verlangt; so ist Genialität nichts Anderes, als die vollkommenste Objektivität, d. h. objektive Richtung des Geistes, entgegengesetzt der subjektiven, auf die eigene Person, d. i. den Willen, gehenden. Demnach ist Genialität die Fähigkeit, sich rein anschauend zu verhalten, sich in die Anschauung zu verlieren und die erkenntnis, welche ursprünglich nur zum Dienste des Willens da ist, diesem Dienste zu entziehen, d. h. sein Interesse, sein Wollen, seine Zwecke ganz aus den Augen zu lassen, sonach seiner Persönlichkeit sich auf eine Zeit völlig zu entäußern, um als rein erkennendes Subjekt, klares Weltauge, übrig zu bleiben: und dieses nicht auf Augenblicke; sondern so anhaltend und mit so viel Besonnenheit, als nöthig ist, um das Aufgefasste durch überlegte Kunst zu wiederholen und »was in schwankender Erscheinung schwebt, zu befestigen in dauernden Gedanken«. – Es ist als ob, damit der Genius in einem Individuo hervortrete, diesem ein Maaß der Erkenntniskraft zugefallen sein müsse, welches das zum Dienste eines individuellen Willens erforderliche weit übersteigt; welcher frei gewordene Ueberschuß der erkenntnis, jetzt zum willensreinen Subjekt, zum hellen Spiegel des Wesens der Welt wird. – Daraus erklärt sich die Lebhaftigkeit bis zur Unruhe in genialen Individuen, indem die Gegenwart ihnen selten genügen kann, weil sie ihr Bewusstsein nicht ausfüllt: dieses gibt ihnen jene rastlose Strebsamkeit, jenes unaufhörliche Suchen neuer und der Betrachtung würdiger Objekte, dann auch jenes fast nie befriedigte Verlangen nach ihnen ähnlichen, ihnen gewachsenen Wesen, denen sie sich mittheilen könnten; während der gewöhnliche Erdensohn, durch die gewöhnliche Gegenwart ganz ausgefüllt und befriedigt, in ihr aufgeht, und dann auch seines Gleichen überall findend, jene besondere Behaglichkeit im Alltagsleben hat, die dem Genius versagt ist. – Man hat als einen wesentlichen Bestandtheil der Genialität die Phantasie erkannt, ja, sie sogar bisweilen für mit jener identisch gehalten: ersteres mit Recht; letzteres mit Unrecht. Da die Objekte des Genius als solchen die ewigen Ideen, die beharrenden wesentlichen Formen der Welt und aller ihrer Erscheinungen sind, die erkenntnis der Idee aber notwendig anschaulich, nicht abstrakt ist; so würde die erkenntnis des Genius beschränkt sein auf die Ideen der seiner Person wirklich gegenwärtigen Objekte und abhängig von der Verkettung der Umstände, die ihm jene zuführten, wenn nicht die Phantasie seinen Horizont weit über die Wirklichkeit seiner persönlichen Erfahrung erweiterte und ihn in den Stand setzte, aus dem Wenigen, was in seine wirkliche Apperception gekommen, alles Uebrige zu konstruiren und so fast alle möglichen Lebensbilder an sich vorübergehen zu lassen. Zudem sind die wirklichen Objekte fast immer nur sehr mangelhafte Exemplare der in ihnen sich darstellenden Idee: daher der Genius der Phantasie bedarf, um in den Dingen nicht Das zu sehen, was die Natur wirklich gebildet hat, sondern was sie zu bilden sich bemühte, aber, wegen des im vorigen Buche erwähnten Kampfes ihrer Formen unter einander, nicht zu Stande brachte. Wir werden hierauf unten, bei Betrachtung der Bildhauerei, zurückkommen. Die Phantasie also erweitert den Gesichtskreis des Genius über die seiner Person sich in der Wirklichkeit darbietenden Objekte, sowohl der Qualität, als der Quantität nach. Dieserwegen nun ist ungewöhnliche Stärke der Phantasie Begleiterin, ja Bedingung der Genialität. Nicht aber zeugt umgekehrt jene von dieser; vielmehr können selbst höchst ungeniale Menschen viel Phantasie haben. Denn wie man ein wirkliches Objekt auf zweierlei entgegengesetzte Weisen betrachten kann: rein objektiv, genial, die Idee desselben erfassend; oder gemein, bloß in seinen dem Satz vom Grund gemäßen Relationen zu anderen Objekten und zum eigenen Willen; so kann man auch eben so ein Phantasma auf beide Weisen anschauen: in der ersten Art betrachtet, ist es ein Mittel zur erkenntnis der Idee, deren Mittheilung das Kunstwerk ist: im zweiten Fall wird das Phantasma verwendet, Luftschlösser zu bauen, die der Selbstsucht und der eigenen Laune zusagen, momentan täuschen und ergötzen; wobei von den so verknüpften Phantasmen eigentlich immer nur ihre Relationen erkannt werden. Der dieses Spiel Treibende ist ein Phantast: er wird leicht die Bilder, mit denen er sich einsam ergötzt, in die Wirklichkeit mischen und dadurch für diese untauglich werden: er wird die Gaukeleien seiner Phantasie vielleicht niederschreiben, wo sie die gewöhnlichen Romane aller Gattungen geben, die seines Gleichen und das große Publikum unterhalten, indem die Leser sich an die Stelle des Helden träumen und dann die Darstellung sehr »gemütlich« finden... Da die geniale erkenntnis oder erkenntnis der Idee, diejenige ist, welche dem Satz vom Grunde nicht folgt, hingegen die, welche ihm folgt, im Leben Klugheit und Vernünftigkeit ertheilt und die Wissenschaften zu Stande bringt; so werden geniale Individuen mit den Mängeln behaftet sein, welche die Vernachlässigung der letztern erkenntnisweise nach sich zieht. Jedoch ist hiebei die Einschränkung zu merken, dass was ich in dieser Hinsicht anführen werde, sie nur trifft insofern und während sie in der genialen erkenntnisweise wirklich begriffen sind, was keineswegs in jedem Augenblick ihres Lebens der Fall ist, da die große, wiewohl spontane Anspannung, welche zur willensfreien Auffassung der Ideen erfordert wird, notwendig wieder nachläßt und große Zwischenräume hat, in welchen Jene, sowohl in Hinsicht auf Vorzüge als auf Mängel, den gewöhnlichen Menschen ziemlich gleich stehen. Man hat dieserhalb von jeher das Wirken des Genius als eine Inspiration, ja wie der Name selbst bezeichnet, als das Wirken eines vom Individuo selbst verschiedenen übermenschlichen Wesens angesehen, das nur periodisch jenes in Besitz nimmt. Die Abneigung genialer Individuen, die Aufmerksamkeit auf den Inhalt des Satzes vom Grunde zu richten, wird sich zuerst in Hinsicht auf den Grund des seins zeigen, als Abneigung gegen Mathematik, deren Betrachtung auf die allgemeinsten Formen der Erscheinung, Raum und Zeit, welche selbst nur Gestaltungen des Satzes vom Grunde sind, geht und daher ganz das Gegentheil derjenigen Betrachtung ist, die gerade nur den Inhalt der Erscheinung, die sich darin aussprechende Idee, aufsucht, von allen Relationen absehend. Außerdem wird noch die logische Behandlung der Mathematik dem Genius widerstehen, da diese, die eigentliche Einsicht verschließend, nicht befriedigt, sondern eine bloße Verkettung von Schlüssen, nach dem Satz des Erkennungsgrundes darbietend, von allen Geisteskräften am meisten das Gedächtnis in Anspruch nimmt, um nämlich immer alle die früheren Sätze, darauf man sich beruft, gegenwärtig zu haben. Auch hat die Erfahrung bestätigt, dass große Genien in der Kunst zur Mathematik keine Fähigkeit haben: nie war ein Mensch zugleich in beiden sehr ausgezeichnet. Alfieri erzählt, dass er sogar nie nur den vierten Lehrsatz des Eukleides begreifen gekonnt. Goethen ist der Mangel mathematischer Kenntnis zur Genüge vorgeworfen worden von den unverständigen Gegnern seiner Farbenlehre: freilich hier, wo es nicht auf Rechnen und Messen nach hypothetischen Datis, sondern auf unmittelbare Verstandeserkenntnis der Ursache und Wirkung ankam, war jener Vorwurf so ganz queer und am unrechten Ort, dass jene ihren totalen Mangel an Urtheilskraft dadurch eben so sehr, als durch ihre übrigen Midas-Aussprüche an den Tag gelegt haben. dass noch heute, fast ein halbes Jahrhundert nach dein Erscheinen der Goethe'schen Farbenlehre, sogar in Deutschland, die Neutonischen Flausen ungestört im' Besitz der Lehrstühle bleiben und man fortfährt, ganz ernsthaft von den sieben homogenen Lichtern und ihrer verschiedenen Brechbarkeit zu reden, – wird einst unter den großen intellektuellen Charakterzügen der Menschheit überhaupt und der Deutschheit insbesondere aufgezählt werden. – Aus demselben oben angegebenen Grunde erklärt sich die eben so bekannte tatsache, dass umgekehrt, ausgezeichnete Mathematiker wenig Empfänglichkeit für die Werke der schönen Kunst haben, was sich besonders naiv ausspricht in der bekannten Anekdote von jenem französischen Mathematiker, der nach Durchlesung der Iphigenia des Racine achselzuckend fragte: Qu'est-ce-que cela prouve? (Was beweist das?) – Da ferner scharfe Auffassung der Beziehungen gemäß dem Gesetze der Kausalität und Motivation eigentlich die Klugheit ausmacht, die geniale erkenntnis aber nicht auf die Relationen gerichtet ist; so wird ein Kluger, sofern und während er es ist, nicht genial, und ein Genialer, sofern und während er es ist, nicht klug sein. – Endlich steht überhaupt die anschauliche erkenntnis, in deren Gebiet die Idee durchaus liegt, der vernünftigen oder abstrakten, welche der Satz vom Grunde des Erkennens leitet, gerade entgegen. Auch findet man bekanntlich selten große Genialität mit vorherrschender Vernünftigkeit gepaart, vielmehr sind umgekehrt geniale Individuen oft heftigen Affekten und unvernünftigen Leidenschaften unterworfen. Der Grund hievon ist dennoch nicht Schwäche der Vernunft, sondern theils ungewöhnliche Energie der ganzen Willenserscheinung, die das geniale Individuum ist, und welche sich durch Heftigkeit aller Willensakte äußert, teils Uebergewicht der anschauenden Erkenntnis durch Sinne und Verstand über die abstrakte, daher entschiedene Richtung auf das Anschauliche, dessen bei ihnen höchst energischer Eindruck die farblosen Begriffe so sehr überstrahlt, dass nicht mehr diese, sondern jener das Handeln leitet, welches eben dadurch unvernünftig wird: demnach ist der Eindruck der Gegenwart auf sie sehr mächtig, reißt sie hin zum Unüberlegten, zum Affekt, zur Leidenschaft. Daher auch, und überhaupt, weil ihre erkenntnis sich zum Teil dem Dienste des Willens entzogen hat, werden sie im Gespräche nicht sowohl an die Person denken, zu der, sondern mehr an die Sache, wovon sie reden, die ihnen lebhaft vorschwebt: daher werden sie für ihr Interesse zu objektiv urtheilen oder erzählen, nicht verschweigen, was klüger verschwiegen bliebe u. s. w. Daher endlich sind sie zu Monologen geneigt und können überhaupt mehrere Schwächen zeigen, die sich wirklich dem Wahnsinn nähern. dass Genialität und Wahnsinn eine Seite haben, wo sie an einander gränzen, ja in einander übergehen, ist oft bemerkt und sogar die dichterische Begeisterung eine Art Wahnsinn genannt worden: amabilis insania - liebenwürdigen Wahnsinn nennt sie Horaz ( Od. III, 4) und »holder Wahnsinn« Wieland im Eingang zum »Oberon«. Selbst Aristoteles soll, nach Seneka's Anführung ( de tranq. animi, 15, 16), gesagt haben: Nullum magnum ingenium sine mixtura dementiae fuit (es hat kein Genie ohne eine Beimischung von Wahnsinn gegeben). Platon drückt es im oben angeführten Mythos von der finstern Höhle ( de Rep. 7), dadurch aus, dass er sagt: Diejenigen, welche außerhalb der Höhle das wahre Sonnenlicht und die wirklich seienden Dinge (die Ideen) geschaut haben, können nachmals in der Höhle, weil ihre Augen der Dunkelheit entwöhnt sind, nicht mehr sehen, die Schattenbilder da unten nicht mehr recht erkennen und werden deshalb, bei ihren Missgriffen, von den Anderen verspottet, die nie aus dieser Höhle und von diesen Schattenbildern fortkamen. Auch sagt er im Phädros (S. 317) geradezu, dass ohne einen gewissen Wahnsinn kein ächter Dichter sein könne, ja (S. 327) dass Jeder, welcher in den vergänglichen Dingen die ewigen Ideen erkennt, als wahnsinnig erscheine... Besonders lehrreich in dieser Hinsicht ist Goethe's »Torquato Tasso«, in welchem er uns nicht nur das Leiden, das wesentliche Märtyrerthum des Genius als solchen, sondern auch dessen stetigen Uebergang zum Wahnsinn vor die Augen stellt." [4] 2. Die Natur hilft uns bei Kunst und Wissenschaft; AugustinusNach Schopenhauer und Augustinus hilft die Natur uns bei Kunst und Wissenschaft, "dieses Entgegenkommen der Natur, die Bedeutsamkeit und Deutlichkeit ihrer Formen, aus denen die in ihnen individualisirten Ideen uns leicht ansprechen" (Schopenhauer), auch wenn viele Menschen, insbesondere Pseudowissenschaftler vom RKI, sich leicht täuschen lassen und eine gewisse "Freude in Geistesgestörtheit" empfinden, obwohl außer dem Menschen keinem anderen sterblichen Lebewesen eine wunderbare Geistesgabe gegeben wurde. Aber sie nutzen sie nicht und jenes umkörperliche Licht vermögen sie nicht zu erfassen. [5]"Wie sehr man nun erst das Wissen liebt und welchen Widerwillen die menschliche Natur gegen die Täuschung hat, lässt sich schon daraus erkennen, dass jedermann Trauer bei gesundem Geiste der Freude in Geistesgestörtheit vorzieht. Diese mächtige und wunderbare Geistesgabe ist unter allen sterblichen Lebewesen allein dem Menschen eigen; wenn auch manche von ihnen einen viel schärferen Gesichtssinn haben zum Schauen des körperlichen Lichtes, zu dem unkörperlichen Licht vermögen sie doch nicht vorzudringen, durch das unser Geist gleichsam bestrahlt wird, so dass wir über all das richtig urteilen können. Denn insoweit wir dieses Licht erfassen, sind wir zu solchem Urteil fähig. Jedoch findet sich in den Sinnen der vernunftlosen Lebewesen, wenn auch kein Wissen in irgendeiner Weise, so doch immerhin etwas dem Wissen Ähnliches. Die übrigen körperhaften Wesen aber heißen nur deshalb Sinneswesen, weil sie auf die Sinne einwirken, nicht als ob sie selbst Sinne hätten. Unter ihnen zeigt sich wiederum bei den Pflanzen insofern etwas den Sinnen Ähnliches, als sie sich nähren und fortpflanzen. Übrigens haben sie und alle körperlichen Dinge ihre in der Natur verborgenen Ursachen; ihre Formen jedoch, durch die der sichtbare Bau dieser Welt sich formenschön gestaltet, bieten sie den Sinnen zur Wahrnehmung dar, so dass sie, wie zum Ersatz für das ihnen mangelnde Wissen, Gegenstand des Wissens sein zu wollen scheinen. Wir aber erfassen sie zwar mit dem leiblichen Sinne, urteilen aber darüber nicht mit dem leiblichen Sinne. Denn wir besitzen noch einen anderen, über diesen weit erhabenen Sinn, den Sinn des inneren Menschen, kraft dessen wir das Rechte und das Unrechte empfinden, das Rechte an der Übereinstimmung mit der übersinnlichen Form, das Unrechte an der Abweichung davon. Dieser Sinn betätigt sich, ohne dass er der Schärfe des Auges bedürfte oder der Ohröffnung oder des Einatmens durch die Nase oder des Geschmackes im Gaumen oder irgendeiner körperlichen Berührung. In ihm bin ich gewiss, dass ich bin, dass ich das weiß; in ihm liebe ich Sein und Bewusstsein und bin ich auch darüber gewiss, dass ich dies liebe." - Augustinus, De civ. Dei, XI, 27Nach Schopenhauer und Augustinus tritt das Versetzen in den Zustand des reinen Anschauens am leichtesten ein, wenn die Gegenstände demselben entgegenkommen, "d. h. durch ihre mannigfaltige und zugleich bestimmte und deutliche Gestalt leicht zu Repräsentanten ihrer Ideen werden, worin eben die Schönheit, im objektiven Sinne, besteht. Vor Allem hat die schöne Natur diese Eigenschaft und gewinnt dadurch selbst dem Unempfindlichsten wenigstens ein flüchtiges ästhetisches Wohlgefallen ab: ja, es ist so auffallend, wie besonders die Pflanzenwelt zur ästhetischen Betrachtung auffordert und sich gleichsam derselben aufdringt, dass man sagen möchte, dieses Entgegenkommen stände damit in Verbindung, dass diese organischen Wesen nicht selbst, wie die thierischen Leiber, unmittelbares Objekt der Erkenntnis sind, daher sie des fremden verständigen Individuums bedürfen, um aus der Welt des blinden Wollens in die der Vorstellung einzutreten, weshalb sie gleichsam nach diesem Eintritt sich sehnten, um wenigstens mittelbar zu erlangen, was ihnen unmittelbar versagt ist. Ich lasse übrigens diesen gewagten und vielleicht an Schwärmerei grenzenden Gedanken ganz und gar dahingestellt sein, da nur eine sehr innige und hingebende Betrachtung der Natur ihn erregen oder rechtfertigen kann Um so mehr erfreut und überrascht mich jetzt, 40 Jahre nachdem ich obigen Gedanken so schüchtern und zaudernd hingeschrieben habe, die Entdeckung, dass schon der heilige Augustinus ihn ausgesprochen hat: Arbusta formas suas varias, quibus mundi hujus visibilis structura formosa est, sentiendas sensibus praebent; ut, pro eo quod nosse non possunt, quasi innotescere velle videantur. (De civ. Dei, XI, 27.). Solange nun dieses Entgegenkommen der Natur, die Bedeutsamkeit und Deutlichkeit ihrer Formen, aus denen die in ihnen individualisirten Ideen uns leicht ansprechen, es ist, die uns aus der dem Willen dienstbaren Erkenntnis bloßer Relationen in die ästhetische Kontemplation versetzt und eben damit zum willensfreien Subjekt des Erkennens erhebt: so lange ist es bloß das Schöne, was auf uns wirkt, und Gefühl der Schönheit was erregt ist. Wenn nun aber eben jene Gegenstände, deren bedeutsame Gestalten uns zu ihrer reinen Kontemplation einladen, gegen den menschlichen Willen überhaupt, wie er in seiner Objektität, dem menschlichen Leibe, sich darstellt, ein feindliches Verhältniß; haben, ihm entgegen sind, durch ihre allen Widerstand aufhebende Uebermacht ihn bedrohen, oder vor ihrer unermeßlichen Größe ihn bis zum Nichts verkleinern; der Betrachter aber dennoch nicht auf dieses sich aufdringende feindliche Verhältniß zu seinem Willen seine Aufmerksamkeit richtet; sondern, obwohl es wahrnehmend und anerkennend, sich mit Bewußtsein davon abwendet, indem er sich von seinem Willen und dessen Verhältnissen gewaltsam losreißt und allein der Erkenntnis hingegeben, eben jene dem Willen furchtbaren Gegenstände als reines willensloses Subjekt des Erkennens ruhig kontemplirt, ihre jeder Relation fremde Idee allein auffassend, daher gerne bei ihrer Betrachtung weilend, folglich eben dadurch über sich selbst, seine Person, sein Wollen und alles Wollen hinausgehoben wird: – dann erfüllt ihn das Gefühl des Erhabenen, er ist im Zustand der Erhebung, und deshalb nennt man auch den solchen Zustand veranlassenden Gegenstand erhaben. Was also das Gefühl des Erhabenen von dem des Schönen unterscheidet, ist dieses: beim Schönen hat das reine Erkennen ohne Kampf die Oberhand gewonnen, indem die Schönheit des Objekts, d. h. dessen die Erkenntnis seiner Idee erleichternde Beschaffenheit, den Willen und die seinem Dienste fröhnende Erkenntnis der Relationen, ohne Widerstand und daher unmerklich aus dem Bewußtsein entfernte und dasselbe als reines Subjekt des Erkennens übrig ließ, so dass selbst keine Erinnerung an den Willen nachbleibt: hingegen bei dem Erhabenen ist jener Zustand des reinen Erkennens allererst gewonnen durch ein bewußtes und gewaltsames Losreißen von den als ungünstig erkannten Beziehungen desselben Objekts zum Willen, durch ein freies, von Bewußtsein begleitetes Erheben über den Willen und die auf ihn sich beziehende Erkenntnis. Diese Erhebung muss mit Bewußtsein nicht nur gewonnen, sondern auch erhalten werden und ist daher von einer steten Erinnerung an den Willen begleitet, doch nicht an ein einzelnes, individuelles Wollen, wie Furcht oder Wunsch, sondern an das menschliche Wollen überhaupt, sofern es durch seine Objektität, den menschlichen Leib, allgemein ausgedrückt ist. Träte ein realer einzelner Willensakt ins Bewußtsein, durch wirkliche, persönliche Bedrängniß und Gefahr vom Gegenstände: so würde der also wirklich bewegte individuelle Wille alsbald die Oberhand gewinnen, die Ruhe der Kontemplation unmöglich werden, der Eindruck des Erhabenen verloren gehen, indem er der Angst Platz macht, in welcher das Streben des Individuums, sich zu retten, jeden andern Gedanken verdrängte. – Einige Beispiele werden sehr viel beitragen, diese Theorie des Aesthetisch-Erhabenen deutlich zu machen und außer Zweifel zusetzen; zugleich werden sie die Verschiedenheit der Grade jenes Gefühls des Erhabenen zeigen. Denn da dasselbe mit dein des Schönen in der Hauptbestimmung, dem reinen, willensfreien Erkennen und der mit demselben notwendig eintretenden Erkenntnis der außer aller durch den Satz des Grundes bestimmten Relation stehenden Ideen, Eines ist und nur durch einen Zusatz, nämlich die Erhebung über das erkannte feindliche Verhältniß; eben des kontemplirten Objekts zum Willen überhaupt, sich vom Gefühl des Schönen unterscheidet; so entstehen, je nachdem dieser Zusatz stark, laut, dringend, nah, oder nur schwach, fern, bloß angedeutet ist, mehrere Grade des Erhabenen, ja Uebergänge des Schönen zum Erhabenen. Ich halte es der Darstellung angemessener, diese Uebergänge und überhaupt die schwächeren Grade des Eindrucks des Erhabenen zuerst in Beispielen vor die Augen zu bringen, obwohl Diejenigen, deren ästhetische Empfänglichkeit überhaupt nicht sehr groß und deren Phantasie nicht lebhaft ist, bloß die später folgenden Beispiele der höheren, deutlicheren Grade jenes Eindrucks verstehen werden, an welche allein sie sich daher zu halten und die zuerst anzuführenden Beispiele der sehr schwachen Grade des besagten Eindrucks auf sich beruhen zu lassen haben. Wie der Mensch zugleich ungestümer und finsterer Drang des Wollens (bezeichnet durch den Pol der Genitalien als seinen Brennpunkt) und ewiges, freies, heiteres Subjekt des reinen Erkennens (bezeichnet durch den Pol des Gehirns) ist; so ist, diesem Gegensatz entsprechend, die Sonne zugleich Quelle des Lichtes, der Bedingung zur vollkommensten Erkenntnisart, und eben dadurch des erfreulichsten der Dinge, – und Quelle der Wärme, der ersten Bedingung des Lebens, d. i. aller Erscheinung des Willens auf den höheren Stufen derselben. Was daher für den Willen die Wärme, das ist für die Erkenntnis das Licht. Das Licht ist eben daher der größte Demant in der Krone der Schönheit und hat auf die Erkenntnis jedes schönen Gegenstandes den entschiedensten Einfluß: seine Anwesenheit überhaupt ist unerläßliche Bedingung; seine günstige Stellung erhöht auch die Schönheit des Schönsten. Vor allem Andern aber wird das Schöne der Baukunst durch seine Gunst erhöht, durch welche jedoch selbst das Unbedeutendste zum schönsten Gegenstande wird. – Sehen wir nun im strengen Winter, bei der allgemeinen Erstarrung der Natur, die Strahlen der niedrig stehenden Sonne von steinernen Massen zurückgeworfen, wo sie erleuchten, ohne zu wärmen, also nur der reinsten Erkenntnisweise, nicht dem Willen günstig sind; so versetzt die Betrachtung der schönen Wirkung des Lichtes auf diese Massen, uns, wie alle Schönheit, in den Zustand des reinen Erkennens, der jedoch hier durch die leise Erinnerung an den Mangel der Erwärmung durch eben jene Strahlen, also des belebenden Princips, schon ein gewisses Erheben über das Interesse des Willens verlangt, eine leise Aufforderung zum Verharren im reinen Erkennen, mit Abwendung von allem Wollen, enthält, eben dadurch aber ein Uebergang vom Gefühl des Schönen zu dem des Erhabenen ist. Es ist der schwächste Anhauch des Erhabenen am Schönen, welches letztere selbst hier nur in geringem Grade hervortritt. Ein fast noch eben so schwaches Beispiel ist folgendes. Versetzen wir uns in eine sehr einsame Gegend, mit unbeschränktem Horizont, unter völlig wolkenlosem Himmel, Bäume und Pflanzen in ganz unbewegter Luft, keine Thiere, keine Menschen, keine bewegte Gewässer, die tiefste Stille; – so ist solche Umgebung wie ein Aufruf zum Ernst, zur Kontemplation, mit Losreißung von allem Wollen und dessen Dürftigkeit: eben dieses aber gibt schon einer solchen, bloß einsamen und tiefruhenden Umgebung einen Anstrich des Erhabenen. Denn weil sie für den des steten Strebens und Erreichens bedürftigen Willen keine Objekte darbietet, weder günstige noch ungünstige, so bleibt nur der Zustand der reinen Kontemplation übrig, und wer dieser nicht fähig ist, wird der Leere des nichtbeschäftigten Willens, der Quaal der Langenweile, mit beschämender Herabsetzung Preis gegeben. Sie gibt insofern ein Maaß unseres eigenen intellektualen Werthes, für welchen überhaupt der Grad unserer Fähigkeit zum Ertragen, oder Lieben der Einsamkeit ein guter Maaßstab ist. Die geschilderte Umgebung gibt also ein Beispiel des Erhabenen in niedrigem Grad, indem in ihr dem Zustand des reinen Erkennens, in seiner Ruhe und Allgenugsamkeit, als Kontrast, eine Erinnerung an die Abhängigkeit und Armsäligkeit des einen steten Treibens bedürftigen Willens beigemischt ist. – Dies ist die Gattung des Erhabenen, welche dem Allblick der endlosen Prärien im Innern Nord-Amerikas nachgerühmt wird. Lassen wir nun aber eine solche Gegend auch der Pflanzen entblößt sein und nur nackte Felsen zeigen; so wird, durch die gänzliche Abwesenheit des zu unserer Subsistenz nöthigen Organischen, der Wille schon geradezu beängstigt: die Oede gewinnt einen furchtbaren Charakter; unsere Stimmung wird mehr tragisch: die Erhebung zum reinen Erkennen geschieht mit entschiedenerem Losreißen vom Interesse des Willens, und indem wir im Zustande des reinen Erkennens beharren, tritt das Gefühl des Erhabenen deutlich hervor. In noch höherem Grade kann es folgende Umgebung veranlassen. Die Natur in stürmischer Bewegung: Helldunkel, durch drohende schwarze Gewitterwolken; ungeheure, nackte, herabhängende Felsen, welche durch ihre Verschränkung die Aussicht verschließen; rauschende schäumende Gewässer; gänzliche Oede; Wehklage der durch die Schluchten streichenden Luft. Unsere Abhängigkeit, unser Kampf mit der feindlichen Natur, unser darin gebrochener Wille, tritt uns jetzt anschaulich vor Augen: so lange aber nicht die persönliche Bedrängniß die Oberhand gewinnt, sondern wir in ästhetischer Beschauung bleiben, blickt durch jenen Kampf der Natur, durch jenes Bild des gebrochenen Willens, das reine Subjekt des Erkennens durch und faßt ruhig, unerschüttert, nicht mitgetroffen ( unconcerned), an eben den Gegenständen, welche dem Willen drohend und furchtbar sind, die Ideen auf. In diesem Kontrast eben liegt das Gefühl des Erhabenen. Aber noch mächtiger wird der Eindruck, wenn wir den Kampf der empörten Naturkräfte im Großen vor Augen haben, wenn in jener Umgebung ein fallender Strom durch sein Toben uns die Möglichkeit die eigene Stimme zu hören benimmt; – oder wenn wir am weiten, im Sturm empörten Meere stehen: häuserhohe Wellen steigen und sinken, gewaltsam gegen schroffe Uferklippen geschlagen, spritzen sie den Schaum hoch in die Luft, der Sturm heult, das Meer brüllt, Blitze aus schwarzen Wolken zucken und Donnerschläge übertönen Sturm und Meer. Dann erreicht im unerschütterten Zuschauer dieses Auftritts die Duplicität seines Bewußtseins die höchste Deutlichkeit: er empfindet sich zugleich als Individuum, als hinfällige Willenserscheinung, die der geringste Schlag jener Kräfte zertrümmern kann, hülflos gegen die gewaltige Natur, abhängig, dem Zufall Preis gegeben, ein verschwindendes Nichts, ungeheuren Mächten gegenüber; und dabei nun zugleich als ewiges ruhiges Subjekt des Erkennens, welches, als Bedingung des Objekts, der Träger eben dieser ganzen Welt ist und der furchtbare Kampf der Natur nur seine Vorstellung, es selbst in ruhiger Auffassung der Ideen, frei und fremd allem Wollen und allen Nöthen. Es ist der volle Eindruck des Erhabenen. Hier veranlasst ihn der Anblick einer dem Individuo Vernichtung drohenden, ihm ohne allen Vergleich überlegenen Macht. Auf ganz andere Weise kann er entstehen bei der Vergegenwärtigung einer bloßen Größe in Raum und Zeit, deren Unermeßlichkeit das Individuum zu Nichts verkleinert. Wir können die erstere Art das Dynamisch-, die zweite das Mathematisch-Erhabene nennen, Kants Benennungen und seine richtige Eintheilung beibehaltend, obgleich wir in der Erklärung des innern Wesens jenes Eindrucks ganz von ihm abweichen und weder moralischen Reflexionen, noch Hypostasen aus der scholastischen Philosophie einen Antheil dabei zugestehen. Wenn wir uns in die Betrachtung der unendlichen Größe der Welt in Raum und Zeit verlieren, den verflossenen Jahrtausenden und den kommenden nachsinnen, – oder auch, wenn der nächtliche Himmel uns zahllose Welten wirklich vor Augen bringt, und so die Unermeßlichkeit der Welt auf das Bewußtsein eindringt, – so fühlen wir uns selbst zu Nichts verkleinert, fühlen uns als Individuum, als belebter Leib, als vergängliche Willenserscheinung, wie ein Tropfen im Ocean, dahin schwinden, ins Nichts zerfließen. Aber zugleich erhebt sich gegen solches Gespenst unserer eigenen Nichtigkeit, gegen solche lügende Unmöglichkeit, das unmittelbare Bewußtsein, dass alle diese Welten ja nur in unserer Vorstellung dasind, nur als Modifikationen des ewigen Subjekts des reinen Erkennens, als welches wir uns finden, sobald wir die Individualität vergessen, und welches der notwendige, der bedingende Träger aller Welten und aller Zeiten ist. Die Größe der Welt, die uns vorher beunruhigte, ruht jetzt in uns: unsere Abhängigkeit von ihr wird aufgehoben durch ihre Abhängigkeit von uns. – Dieses Alles kommt jedoch nicht sofort in die Reflexion, sondern zeigt sich als ein nur gefühltes Bewußtsein, dass man, in irgend einem Sinne (den allein die Philosophie deutlich macht), mit der Welt Eines ist und daher durch ihre Unermesslichkeit nicht niedergedrückt, sondern gehoben wird. Es ist das gefühlte Bewußtsein Dessen, was die Upanischaden der Veden m so mannigfaltigen Wendungen wiederholt aussprechen, vorzüglich in dem schon oben beigebrachten Spruch: Hae omnes creaturae in totum ego sum, et praeter me aliud ens non est - Alle diese Geschöpfe insgesamt bin ich, und außer mir ist kein anderes Wesen. (Oupnek'hat, Bd. 1, S. 122). Es ist Erhebung über das eigene Individuum, Gefühl des Erhabenen. Auf eine ganz unmittelbare Weise erhalten wir diesen Eindruck des Mathematisch-Erhabenen schon durch einen Raum, der zwar gegen das Weltgebäude betrachtet klein ist, der aber dadurch dass er uns unmittelbar ganz wahrnehmbar geworden ist, nach allen drei Dimensionen mit seiner ganzen Größe auf uns wirkt, welche hinreicht, das Maaß unsers eigenen Leibes fast unendlich klein zu machen. Dies kann ein für die Wahrnehmung leerer Raum nie, daher nie ein offener, sondern nur ein durch die Begränzung nach allen Dimensionen unmittelbar wahrnehmbarer, also ein sehr hohes und großes Gewölbe, wie das der Peterskirche in Rom, oder der Paulskirche in London. Das Gefühl des Erhabenen entsteht hier durch das Innewerden des verschwindenden Nichts unsers eigenen Leibes vor einer Größe, die andererseits selbst wieder nur in unserer Vorstellung liegt und deren Träger wir als erkennendes Subjekt sind, also hier wie überall durch den Kontrast der Unbedeutsamkeit und Abhängigkeit unseres Selbst als Individuums, als Willenserscheinung, gegen das Bewußtsein unserer als reinen Subjekts des Erkennens. Selbst das Gewölbe des gestirnten Himmels wirkt, wenn es ohne Reflexion betrachtet wird, nur eben so wie jenes steinerne Gewölbe, und nicht mit seiner wahren, sondern nur mit seiner scheinbaren Größe. – Manche Gegenstände unserer Anschauung erregen den Eindruck des Erhabenen dadurch, dass, sowohl vermöge ihrer räumlichen Größe, als ihres hohen Alters, also ihrer zeitlichen Dauer, wir ihnen gegenüber uns zu Nichts verkleinert fühlen, und dennoch im Genüsse ihres Anblicks schwelgen: der Art sind sehr hohe Berge, Aegyptische Pyramiden, kolossale Ruinen von hohem Alterthume. Ja, auch auf das Ethische läßt unsere Erklärung des Erhabenen sich übertragen, nämlich auf Das, was man als den erhabenen Charakter bezeichnet. Auch dieser nämlich entspringt daraus, dass der Wille nicht erregt wird durch Gegenstände, welche allerdings geeignet wären, ihn zu erregen; sondern das Erkennen auch dabei die Oberhand behält. Ein solcher Charakter wird demnach die Menschen rein objektiv betrachten, nicht aber nach den Beziehungen, welche sie zu seinem Willen haben könnten: er wird z. B. ihre Fehler, sogar ihren Hass und ihre Ungerechtigkeit gegen ihn selbst, bemerken, ohne dadurch seinerseits zum Hass erregt zu werden; er wird ihr Glück ansehen, ohne Neid zu empfinden; er wird ihre guten Eigenschaften erkennen, ohne jedoch nähere Verbindung mit ihnen zu wünschen; er wird die Schönheit der Weiber wahrnehmen, ohne ihrer zu begehren. Sein persönliches Glück oder Unglück wird ihn nicht stark affiziren, vielmehr wird er sein, wie Hamlet den Horatio beschreibt." [6] "For thon hast been 3. Der Mensch und die Offenbarung seines Wesens das höchste Ziel der Kunst; die schöne Gartenkunst, landschaftliche Schönheit, Landschaftsmalerei, Tiere "in ihrem freien, natürlichen und behaglichen Zustande", Baukunst; forma substantialis - forma accidentalis; Platons Geringschätzung und Verwerfung der KunstAuch schöne Gartenkunst und Baukunst sind hilfreich, die forma substantialis von der forma accidentalis zu unterscheiden. Noch schöner, so Schopenhauer, wird etwas dadurch, dass es jene rein objektive Betrachtung erleichtert, ihr entgegenkommt, ja gleichsam dazu zwingt, wo wir es dann sehr schön nennen. "Dies ist der Fall teils dadurch, dass es als einzelnes Ding, durch das sehr deutliche, rein bestimmte, durchaus bedeutsame Verhältnis seiner Teile die Idee seiner Gattung rein ausspricht und durch in ihm vereinigte Vollständigkeit aller seiner Gattung möglichen Aeußerungen die Idee derselben vollkommen offenbart, so dass es dem Betrachter den Uebergang vom einzelnen Ding zur Idee und eben damit auch den Zustand der reinen Beschaulichkeit sehr erleichtert; teils liegt jener Vorzug besonderer Schönheit eines Objekts darin, dass die Idee selbst, die uns aus ihm anspricht, eine hohe Stufe der Objektität des Willens und daher durchaus bedeutend und vielsagend sei. Darum ist der Mensch vor allem Andern schön und die Offenbarung seines Wesens das höchste Ziel der Kunst. Menschliche Gestalt und menschlicher Ausdruck sind das bedeutendeste Objekt der bildenden Kunst, so wie menschliches Handeln das bedeutendeste Objekt der Poesie. – Es hat aber dennoch jedes Ding seine eigenthümliche Schönheit: nicht nur jedes Organische und in der Einheit einer Individualität sich darstellende; sondern auch jedes Unorganische, Formlose, ja jedes Artefakt. Denn alle diese offenbaren die Ideen, durch welche der Wille sich auf den untersten Stufen objektiviert, geben gleichsam die tiefsten, verhallenden Basstöne der Natur an. Schwere, Starrheit, Flüssigkeit, Licht u. s. w. sind die Ideen, welche sich in Felsen, Gebäuden, Gewässern aussprechen. Die schöne Gartenkunst und Baukunst können nichts weiter, als ihnen helfen, jene ihre Eigenschaften deutlich, vielseitig und vollständig zu entfalten, ihnen Gelegenheit geben, sich rein auszusprechen, wodurch sie eben zur ästhetischen Beschauung auffordern und dieselbe erleichtern. Dies leisten dagegen schlechte Gebäude und Gegenden, welche die Natur vernachlässigte oder die Kunst verdarb, wenig oder gar nicht: dennoch können auch aus ihnen jene allgemeinen Grundideen der Natur nicht ganz verschwinden. Den sie suchenden Betrachter sprechen sie auch hier an, und selbst schlechte Gebäude u. dgl. sind noch einer ästhetischen Betrachtung fähig: die Ideen der allgemeinsten Eigenschaften ihres Stoffes sind noch in ihnen erkennbar, nur dass die ihnen künstlich gegebene Form kein Erleichterungsmittel, ja vielmehr ein Hindernis ist, das die ästhetische Betrachtung erschwert. Auch Artefakta dienen folglich dem Ausdruck von Ideen: nur ist es nicht die Idee des Artefakts, die aus ihnen spricht, sondern die Idee des Materials, dem man diese künstliche Form gab. In der Sprache der Scholastiker lässt sich dieses sehr bequem mit zwei Worten ausdrücken, nämlich im Artefakt spricht sich die Idee seiner forma substantialis, nicht die seiner forma accidentalis aus, welche letztere auf keine Idee, sondern nur auf einen menschlichen Begriff, von dem sie ausgegangen, leitet. Es versteht sich, dass hier mit dem Artefakt ausdrücklich kein Werk der bildenden Kunst gemeint ist. Uebrigens verstanden die Scholastiker in der tat unter forma substantialis Dasjenige, was ich den Grad der Objektivation des Willens in einem Dinge nenne. Wir werden sogleich, bei Betrachtung der schönen Baukunst, auf den Ausdruck der Idee des Materials zurückkommen. – Unserer Ansicht zufolge können wir nun aber nicht dem Platon beistimmen, wenn er ( De Rep., X, p. 284-285, et Parmen., p. 79, ed. Bip.) behauptet, Tisch und Stuhl drückten die Ideen Tisch und Stuhl aus; sondern wir sagen, dass sie die Ideen ausdrücken, die schon in ihrem bloßen Material als solchem sich aussprechen." [7]Nach dem Aristoteles ( Metaph., XI, Kap. 3) hätte jedoch Platon selbst nur von den Naturwesen Ideen statuirt: Plato dixit, quod ideae corum sunt, quae natura sunt (Plato hat gelehrt, dass es soviele Ideen gibt wie Naturdinge) und in Kap. 5 wird gesagt, dass es, nach den Platonikern, keine Ideen von Haus und Ring gebe. Jedenfalls haben schon Platons nächste Schüler, wie uns Alkinoos ( introductio in Platonicam philosophiam, Kap. 9) berichtet, geleugnet, dass es Ideen von Artefakten gäbe. Dieser sagt nämlich: Definiunt autem ideam exemplar aeternum eorum, quae secundum naturam existunt. Nam plurimis ex iis, qui Platonem secuti sunt, minime placuit, arte factorum ideas esse, ut clypei atque lyrae; neque rursus eorum, quae praeter naturam, ut febris et cholerae; neque particularium, ceu Socratis et Platonis; neque etiam rerum vilium, veluti sordium et festucae; neque relationum, ut majoris et excedentis: esse namque ideas intellectiones dei aeternas, ac seipsis perfectas. (Sie definieren aber die Idee als ein zeitloses Urbild der Naturdinge. Denn die meisten Anhänger des Platon geben nicht zu, dass es Ideen von Kunstprodukten gebe, z.B. von Schild oder Leier, noch von Dingen, die der Natur zuwider sind., wie von Fieber und Cholera, noch auch von Einzelwesen, wie von Sokrates oder Platon, noch auch von geringfügigen Dingen, wie von Schmutz oder Splittern, noch auch von Relationen, wie von Größersein und Überragen; denn die Ideen seien die ewigen und in sich vollendeten Gedanken Gottes). Bei dieser Gelegenheit erinnert Schopenhauer daran, dass seine Ideenlehre "von der des Platon gar sehr abweicht. Er lehrt nämlich ( De Rep., X, S. 288), dass der Gegenstand, den die schöne Kunst darzustellen beabsichtigt, das Vorbild der Malerei und Poesie, nicht die Idee wäre, sondern das einzelne Ding. Unsere ganze bisherige Auseinandersetzung behauptet gerade das Gegenteil, und Platons Meinung wird uns hierin um so weniger irre machen, als dieselbe die Quelle eines der größten und anerkannten Fehler jenes großen Mannes ist, nämlich seiner Geringschätzung und Verwerfung der Kunst, besonders der Poesie: sein falsches Urtheil über diese knüpft er unmittelbar an die angeführte Stelle." [8] Zurück zur Gartenkunst,
landschaftlichen Schönheit und Tiermalerei: "Was für jene untersten
Stufen der Objektität des Willens die zwei erwähnten Künste
leisten, das leistet für die höhere Stufe der vegetabilischen
Natur gewissermaaßen die schöne Gartenkunst. Die landschaftliche
Schönheit eines Fleckes beruht großenteils auf der Mannigfaltigkeit
der auf ihm sich beisammenfindenden natürlichen Gegenstände,
und sodann darauf, dass diese sich rein aussondern, deutlich hervortreten
und doch in passender Verbindung und Abwechselung sich darstellen. Diese
beiden Bedingungen sind es, denen die schöne Gartenkunst nachhilft:
jedoch ist sie ihres Stoffes lange nicht so sehr Meister, wie die Baukunst
des ihrigen, und daher ihre Wirkung beschränkt. Das Schöne, was
sie vorzeigt, gehört fast ganz der Natur: sie selbst hat wenig dazu
getan: und andererseits kann sie gegen die Ungunst der Natur sehr wenig
ausrichten, und wo ihr diese nicht vor- sondern entgegenarbeitet, sind
ihre Leistungen gering. Sofern also die Pflanzenwelt, welche ohne Vermittlung
der Kunst sich überall zum ästhetischen Genüsse anbietet,
Objekt der Kunst ist, gehört sie hauptsächlich der Landschaftsmalerei
an. Im Gebiete dieser liegt mit ihr auch die ganze übrige Erkenntnislose
Natur. – Beim Stillleben und gemalter bloßer Architektur, Ruinen,
Kirche von Innen u. dgl. ist die subjektive Seite des ästhetischen
Genusses die überwiegende: d. h. unsere Freude daran liegt nicht hauptsächlich
in der Auffassung der dargestellten Ideen unmittelbar, sondern mehr im
subjektiven Korrelat dieser Auffassung, in dem reinen willenlosen Erkennen;
da, indem der Maler uns die Dinge durch seine Augen sehen lässt, wir
hier zugleich eine Mitempfindung und das Nachgefühl der tiefen Geistesruhe
und des gänzlichen Schweigens des Willens erhalten, welche nötig
waren, um die Erkenntnis so ganz in jene leblosen Gegenstände zu versenken
und sie mit solcher Liebe, d. h. hier mit solchem Grade der Objektivität,
aufzufassen. – Die Wirkung der eigentlichen Landschaftsmalerei ist nun
zwar im Ganzen auch noch von dieser Art: allein weil die dargestellten
Ideen, als höhere Stufen der Objektität des Willens, schon bedeutsamer
und vielsagender sind; so tritt die objektive Seite des ästhetischen
Wohlgefallens schon mehr hervor und hält der subjektiven das Gleichgewicht.
Das reine Erkennen als solches ist nicht mehr ganz die Hauptsache; sondern
mit gleicher Macht wirkt die erkannte Idee, die Welt als Vorstellung auf
einer bedeutenden Stufe der Objektivation des Willens. Aber eine noch viel
höhere Stufe offenbart die Tiermalerei und Tierbildhauerei, von welcher
letzteren wir bedeutende antike Ueberreste haben, z. B. Pferde, in Venedig,
auf Monte cavallo, auf den Elginschen Reliefs, auch zu Florenz, in Bronce
und Marmor, ebendaselbst der antike Eber, die heulenden Wölfe, ferner
die Löwen am Arsenal zu Venedig, auch im Vatikan ein ganzer Saal voll
meist antiker Tiere u. s. w. Bei diesen Darstellungen erhält nun die
objektive Seite des ästhetischen Wohlgefallens ein entschiedenes Uebergewicht
über die subjektive. Die Ruhe des diese Ideen erkennenden Subjekts,
das den eigenen Willen beschwichtigt hat, ist zwar, wie bei jeder ästhetischen
Betrachtung, vorhanden: aber ihre Wirkung wird nicht empfunden: denn uns
beschäftigt die Unruhe und Heftigkeit des dargestellten Willens. Es
ist jenes Wollen, welches auch unser Wesen ausmacht, das uns hier vor Augen
tritt, in Gestalten, in denen seine Erscheinung nicht, wie in uns, durch
die Besonnenheit beherrscht und gemildert ist, sondern sich in stärkern
Zügen und mit einer Deutlichkeit, die an das Grotteske und Monstrose
streift, darstellt, dafür aber auch ohne Verstellung, naiv und offen,
frei zu Tage liegend, worauf gerade unser Interesse an den Tieren beruht.
Das Charakteristische der Gattungen trat schon bei der Darstellung der
Pflanzen hervor, zeigte sich jedoch nur in den Formen: hier wird es viel
bedeutender und spricht sich nicht nur in der Gestalt, sondern in Handlung,
Stellung und Gebärde aus, obwohl immer nur noch als Charakter der
Art, nicht des Individuums. – Dieser Erkenntnis der Ideen höherer
Stufen, welche wir in der Malerei durch fremde Vermittlung empfangen, können
wir auch unmittelbar teilhaft werden, durch rein kontemplative Anschauung
der Pflanzen und Beobachtung der Tiere, und zwar letzterer in ihrem freien,
natürlichen und behaglichen Zustande. Die objektive Betrachtung ihrer
mannigfaltigen, wundersamen Gestalten und ihres Tuns und Treibens ist eine
lehrreiche Lektion aus dem großen Buche der Natur." [9]
4. Historienmalerei und Skulptur, menschliche Schönheit und Grazie; Shakespeare; Idee der Menschheit, nicht zuletzt dass der "ethische Geist des Christentums für die Anschauung offenbart wird"; Raffaello Sanzio da Urbino, CorreggioDie Idee, in welcher der Wille den höchsten Grad seiner Objektivation erreicht, unmittelbar anschaulich darzustellen, ist nach Schopenhauer die große Aufgabe der Historienmalerei und der Skulptur. "Menschliche Schönheit ist ein objektiver Ausdruck, welcher die vollkommenste Objektivation des Willens auf der höchsten Stufe seiner Erkennbarkeit bezeichnet, die Idee des Menschen überhaupt, vollständig ausgedrückt in der angeschauten Form. So sehr hier aber auch die objektive Seite des Schönen hervortritt; so bleibt die subjektive doch ihre stete Begleiterin: und eben weil kein Objekt uns so schnell zum rein ästhetischen Anschauen hinreißt, wie das schönste Menschenantlitz und Gestalt, bei deren Anblick uns augenblicklich ein unaussprechliches Wohlgefallen ergreift und über uns selbst und Alles was uns quält hinaushebt; so ist dieses nur dadurch möglich, dass diese allerdeutlichste und reinste Erkennbarkeit des Willens uns auch am leichtesten und schnellsten in den Zustand des reinen Erkennens versetzt, in welchem unsere Persönlichkeit, unser Wollen mit seiner steten Pein, verschwindet, so lange die rein ästhetische Freude anhält:" [10]»Wer die menschliche Schönheit erblickt, den kann nichts Uebles anwehen: er fühlt sich mit sich selbst und mit der Welt in Uebereinstimmung.« - Goethe, die Wahlverwandtschaften I, 6Wie die Natur verfährt haben wir oben gezeigt, wie aber funktioniert die Kunst? "Man meint, durch Nachahmung der Natur. – Woran soll aber der Künstler ihr gelungenes und nachzuahmendes Werk erkennen und es unter den misslungenen herausfinden; wenn er nicht vor der Erfahrung das Schöne anticipirt? Hat überdies auch jemals die Natur einen in allen Teilen vollkommen schönen Menschen hervorgebracht? – Da hat man gemeint, der Künstler müsse die an viele Menschen einzeln verteilten schönen Teile zusammensuchen und aus ihnen ein schönes Ganzes zusammensetzen: eine verkehrte und besinnungslose Meinung. Denn es fragt sich abermals, woran soll er erkennen, dass gerade diese Formen die schönen sind und jene nicht? – Auch sehen wir, wie weit in der Schönheit die alten deutschen Maler durch Nachahmung der Natur gekommen sind. Man betrachte ihre nackten Figuren. – Kein a posteriori und aus bloßer Erfahrung ist gar keine Erkenntnis des Schönen möglich: sie ist immer, wenigstens zum Teil, a priori, wiewohl von ganz anderer Art, als die uns a priori bewussten Gestaltungen des Satzes vom Grunde. Diese betreffen die allgemeine Form der Erscheinung als solcher, wie sie die Möglichkeit der Erkenntnis überhaupt begründet, das allgemeine, ausnahmslose Wie des Erscheinens, und aus dieser Erkenntnis geht Mathematik und reine Naturwissenschaft hervor: jene andere Erkenntnisart a priori hingegen, welche die Darstellung des Schönen möglich macht, betrifft, statt der Form, den Inhalt der Erscheinungen, statt des Wie, das Was des Erscheinens. dass wir alle die menschliche Schönheit erkennen, wenn wir sie sehen, im echten Künstler aber dies mit solcher Klarheit geschieht, dass er sie zeigt, wie er sie nie gesehen hat, und die Natur in seiner Darstellung übertrifft; dies ist nur dadurch möglich, dass der Wille, dessen adäquate Objektivation, auf ihrer höchsten Stufe, hier beurteilt und gefunden werden soll, ja wir selbst sind. Dadurch allein haben wir in der tat eine Antizipation Dessen, was die Natur (die ja eben der Wille ist, der unser eigenes Wesen ausmacht) darzustellen sich bemüht; welche Antizipation im echten Genius von dem Grade der Besonnenheit begleitet ist, dass er, indem er im einzelnen Dinge dessen Idee erkennt, gleichsam die Natur auf halbem Worte versteht und nun rein ausspricht, was sie nur stammelt, dass er die Schönheit der Form, welche ihr in tausend Versuchen misslingt, dem harten Marmor aufdrückt, sie der Natur gegenüberstellt, ihr gleichsam zurufend: »Das war es, was du sagen wolltest!« und »Ja, Das war es!« hallt es aus dem Kenner wieder. – Nur so konnte der geniale Grieche den Urtypus der menschlichen Gestalt finden und ihn als Kanon der Schule der Skulptur aufstellen; und auch allein vermöge einer solchen Antizipation ist es uns Allen möglich, das Schöne da, wo es der Natur im Einzelnen wirklich gelungen ist, zu erkennen. Diese Antizipation ist das Ideal: es ist die Idee, sofern sie, wenigstens zur Hälfte, a priori erkannt ist und, indem sie als solche dem a posteriori durch die Natur Gegebenen ergänzend entgegenkommt, für die Kunst praktisch wird. Die Möglichkeit solcher Antizipation des Schönen a priori im Künstler, wie seiner Anerkennung a posteriori im Kenner, liegt darin, dass Künstler und Kenner das Ansich der Natur, der sich objektivirende Wille, selbst sind. Denn nur vom Gleichen, wie Empedokles sagte, wird das Gleiche erkannt: nur Natur kann sich selbst verstehen; nur Natur wird sich selbst ergründen: aber auch nur vom Geist wird der Geist vernommen." [11] Es ist eben die verkehrte Meinung, die auch vom Xenophontischen Sokrates ausgesprochen ( Stobaei Floril .Vol. 2. p. 384.) wurde, "dass die Griechen das ausgestellte Ideal menschlicher Schönheit ganz empirisch, durch Zusammenlesen einzelner schöner Teile, hier ein Knie, dort einen Arm entblößend und merkend, aufgefunden hätten" und es gibt eine ihr ganz analoge Meinung im Betreff der Dichtkunst, "nämlich die Annahme, dass z. B. Shakespeare die unzählig mannigfaltigen, so wahren, so gehaltenen, so aus der Tiefe herausgearbeiteten Charaktere in seinen Dramen, aus seiner eigenen Erfahrung im Weltleben sich gemerkt und dann wiedergegeben hätte. Die Unmöglichkeit und Absurdität solcher Annahme bedarf keiner Auseinandersetzung: es ist offenbar, dass der Genius, wie er die Werke der bildenden Kunst nur durch eine ahndende Antizipation des Schönen hervorbringt, so die Werke der Dichtkunst nur durch eine eben solche Antizipation des Charakteristischen; wenn gleich beide der Erfahrung bedürfen, als eines Schemas, woran allein jenes ihnen a priori dunkel Bewusste zur vollen Deutlichkeit hervorgerufen wird und die Möglichkeit besonnener Darstellung nunmehr eintritt. Menschliche Schönheit wurde oben erklärt als die vollkommenste Objektivation des Willens auf der höchsten Stufe seiner Erkennbarkeit. Sie drückt sich aus durch die Form: und diese liegt im Raum allein und hat keine notwendige Beziehung auf die Zeit, wie z. B. die Bewegung eine hat. Wir können insofern sagen: die adäquate Objektivation des Willens durch eine bloß räumliche Erscheinung ist Schönheit, im objektiven Sinn. Die Pflanze ist keine andere, als eine solche bloß räumliche Erscheinung des Willens; da keine Bewegung und folglich keine Beziehung auf die Zeit (abgesehen von ihrer Entwickelung) zum Ausdruck ihres Wesens gehört: ihre bloße Gestalt spricht ihr ganzes Wesen aus und legt es offen dar. Tier und Mensch aber bedürfen zur vollständigen Offenbarung des in ihnen erscheinenden Willens noch einer Reihe von Handlungen, wodurch jene Erscheinung in ihnen eine unmittelbare Beziehung auf die Zeit erhält. Dies Alles ist schon im vorigen Buch erörtert worden: an unsere gegenwärtige Betrachtung knüpft es sich durch Folgendes. Wie die bloß räumliche Erscheinung des Willens diesen auf jeder bestimmten Stufe vollkommen oder unvollkommen objektiviren kann, was eben Schönheit oder Hässlichkeit ausmacht; so kann auch die zeitliche Objektivation des Willens, d. i. die Handlung und zwar die unmittelbare, also die Bewegung, dem Willen, der sich in ihr objektivirt, rein und vollkommen entsprechen, ohne fremde Beimischung, ohne Ueberflüssiges, ohne Ermangelndes, nur gerade den bestimmten jedesmaligen Willensakt ausdrückend; – oder auch dies Alles sich umgekehrt verhaltend. Im ersten Fall geschieht die Bewegung mit Grazie; im andern ohne solche. Wie also Schönheit die entsprechende Darstellung des Willens überhaupt durch seine bloß räumliche Erscheinung ist; so ist die Grazie die entsprechende Darstellung des Willens durch seine zeitliche Erscheinung, d. h. der vollkommen richtige und angemessene Ausdruck jedes Willensaktes, durch die ihn objektivirende Bewegung und Stellung. Da Bewegung und Stellung den Leib schon voraussetzen; so ist Winckelmanns Ausdruck sehr richtig und treffend, wenn er sagt: »Die Grazie ist das eigentümliche Verhältnis der handelnden Person zur Handlung.« (Werke, Bd. 1, S. 258.) Es ergibt sich von selbst, dass Pflanzen zwar Schönheit, aber keine Grazie beigelegt werden kann, es sei denn im figürlichen Sinn; Tieren und Menschen aber beides, Schönheit und Grazie. Die Grazie besteht, dem Gesagten zufolge, darin, dass jede Bewegung und Stellung auf die leichteste, angemessenste und bequemste Art ausgeführt werde und sonach der rein entsprechende Ausdruck ihrer Absicht, oder des Willensaktes sei, ohne Ueberflüssiges, was als zweckwidriges, bedeutungsloses Handtieren oder verdrehte Stellung, ohne Ermangelndes, was als hölzerne Steifheit sich darstellt. Die Grazie setzt ein richtiges Ebenmaaß aller Glieder, einen regelrechten, harmonischen Körperbau, als ihre Bedingung, voraus; da nur mittelst dieser die vollkommene Leichtigkeit und augenscheinliche Zweckmäßigkeit in allen Stellungen und Bewegungen möglich ist: also ist die Grazie nie ohne einen gewissen Grad der Schönheit des Körpers. Beide vollkommen und im Verein sind die deutlichste Erscheinung des Willens auf der obersten Stufe seiner Objektivation. Es gehört, wie oben erwähnt, zum Auszeichnenden der Menschheit, dass bei ihr der Charakter der Gattung und der des Individuums auseinandertreten, so dass, wie im vorigen Buch gesagt, jeder Mensch gewissermaaßen eine ganz eigenthümliche Idee darstellt. Die Künste daher, deren Zweck die Darstellung der Idee der Menschheit ist, haben neben der Schönheit, als dem Charakter der Gattung, noch den Charakter des Individuums, welcher vorzugsweise Charakter genannt wird, zur Aufgabe; diesen jedoch auch nur wieder, sofern er nicht als etwas Zufälliges, dem Individuo in seiner Einzelnheit ganz und gar Eigenthümliches anzusehen ist, sondern als eine gerade in diesem Individuo besonders hervortretende Seite der Idee der Menschheit, zu deren Offenbarung die Darstellung desselben daher zweckdienlich ist. Also muss der Charakter, obzwar als solcher individuell, dennoch idealisch, d. h. mit Hervorhebung seiner Bedeutsamkeit in Hinsicht auf die Idee der Menschheit überhaupt (zu deren Objektivirung er auf seine Weise beiträgt) aufgefasst und dargestellt werden: außerdem ist die Darstellung Porträt, Wiederholung des Einzelnen als solchen, mit allen Zufälligkeiten. Und selbst auch das Porträt soll, wie Winckelmann sagt, das Ideal des Individuums sein." [12] Große Individuen der Geschichte wie Alexander der Große, Karl der Große, die griechischen Götter usw. werden in der Kunst charakteristisch dargestellt, heutige Politiker wie den türkischen Präsidenten können allerdings nur als Karikatur gezeichnet werden, denn bei solchen Politikern findet entsprechend ihrer Charakterlosigkeit nur eine "Aufhebung des Individuellen durch den Gattungscharakter" statt, und unterstreicht ihre Bedeutungslosigkeit. "Jener idealisch aufzufassende Charakter, der die Hervorhebung einer eigentümlichen Seite der Idee der Menschheit ist, stellt sich nun sichtbar dar, teils durch die bleibende Physiognomie und Korporation, teils durch vorübergehenden Affekt und Leidenschaft, Modifikation des Erkennens und Wollens gegenseitig durch einander, welches alles sich in Miene und Bewegung ausdrückt. Da das Individuum immer der Menschheit angehört und andererseits die Menschheit sich immer im Individuo und sogar mit eigentümlicher idealer Bedeutsamkeit desselben offenbart; so darf weder die Schönheit durch den Charakter, noch dieser durch jene aufgehoben werden: weil Aufhebung des Gattungscharakters durch den des Individuums Karikatur, und Aufhebung des Individuellen durch den Gattungscharakter Bedeutungslosigkeit geben würde. Daher wird die Darstellung, indem sie auf Schönheit ausgeht, welches hauptsächlich die Skulptur tut, dennoch diese (d. i. den Gattungscharakter) immer in etwas durch den individuellen Charakter modifizieren und die Idee der Menschheit immer auf eine bestimmte, individuelle Weise, eine besondere Seite derselben hervorhebend, ausdrücken; weil das menschliche Individuum als solches gewissermaaßen die Dignität einer eigenen Idee hat und der Idee der Menschheit es eben wesentlich ist, dass sie sich in Individuen von eigentümlicher Bedeutsamkeit darstellt. Daher finden wir in den Werken der Alten die von ihnen deutlich aufgefasste Schönheit nicht durch eine einzige, sondern durch viele, verschiedenen Charakter tragende Gestalten ausgedrückt, gleichsam immer von einer andern Seite gefasst, und demzufolge anders dargestellt im Apoll, anders im Bacchus, anders im Herkules, anders im Antinous: ja, das Charakteristische kann das Schöne beschränken und endlich sogar bis zur Hässlichkeit hervortreten, im trunkenen Silen, im Faun u. s. w. Geht aber das Charakteristische bis zur wirklichen Aufhebung des Charakters der Gattung, also bis zum Unnatürlichen; so wird es Karikatur. – Noch viel weniger aber, als die Schönheit, darf die Grazie durch das Charakteristische beeinträchtigt werden: welche Stellung und Bewegung auch der Ausdruck des Charakters erfordert; so muss sie doch auf die der Person angemessenste, zweckmäßigste, leichteste Weise vollzogen werden. Dies wird nicht nur der Bildhauer und Maler, sondern auch jeder gute Schauspieler beobachten: sonst entsteht auch hier Karikatur, als Verzerrung, Verrenkung. In der Skulptur bleiben Schönheit und Grazie die Hauptsache. Der eigentliche Charakter des Geistes, hervortretend in Affekt, Leidenschaft, Wechselspiel des Erkennens und Wollens, durch den Ausdruck des Gesichts und der Geberde allein darstellbar, ist vorzüglich Eigenthum der Malerei. Denn obwohl Augen und Farbe, welche außer dem Gebiet der Skulptur liegen, viel zur Schönheit beitragen; so sind sie doch für den Charakter noch weit wesentlicher. Ferner entfaltet sich die Schönheit vollständiger der Betrachtung aus mehreren Standpunkten: hingegen kann der Ausdruck, der Charakter, auch aus einem Standpunkt vollkommen aufgefasst werden." [13] Die Historienmalerei hat also neben der Schönheit und Grazie noch den Charakter zum Hauptgegenstand, "worunter überhaupt zu verstehen ist die Darstellung des Willens auf der höchsten Stufe seiner Objektivation, wo das Individuum, als Hervorhebung einer besondern Seite der Idee der Menschheit, eigentümliche Bedeutsamkeit hat und diese nicht durch die bloße Gestalt allein, sondern durch Handlung jeder Art und die sie veranlassenden und begleitenden Modifikationen des Erkennens und Wollens, sichtbar in Miene und Geberde, zu erkennen gibt. Indem die Idee der Menschheit in diesem Umfange dargestellt werden soll, muss die Entfaltung ihrer Vielseitigkeit in bedeutungsvollen Individuen vor die Augen gebracht werden, und diese wieder können in ihrer Bedeutsamkeit nur durch mannigfaltige Szenen, Vorgänge und Handlungen sichtbar gemacht werden. Diese ihre unendliche Aufgabe löst nun die Historienmalerei dadurch, dass sie Lebensszenen jeder Art, von großer und geringer Bedeutsamkeit, vor die Augen bringt. Weder irgend ein Individuum, noch irgend eine Handlung kann ohne Bedeutung sein: in allen und durch alle entfaltet sich mehr und mehr die Idee der Menschheit. Darum ist durchaus kein Vorgang des Menschenlebens von der Malerei auszuschließen. Man tut folglich den vortrefflichen Malern der Niederländischen Schule großes Unrecht, wenn man bloß ihre technische Fähigkeit schätzt, im Uebrigen aber verachtend auf sie herabsieht, weil sie meistens Gegenstände aus dem gemeinen Leben darstellten, man hingegen nur die Vorfälle aus der Weltgeschichte, oder Biblischen Historie für bedeutsam hält. Man sollte zuvörderst bedenken, dass die innere Bedeutsamkeit einer Handlung von der äußern ganz verschieden ist und beide oft getrennt von einander einhergehen. Die äußere Bedeutsamkeit ist die Wichtigkeit einer Handlung in Beziehung auf die Folgen derselben für und in der wirklichen Welt; also nach dem Satz vom Grunde. Die innere Bedeutsamkeit ist die Tiefe der Einsicht in die Idee der Menschheit, welche sie eröffnet, indem sie die seltener hervortretenden Seiten jener Idee an das Licht zieht, dadurch, dass sie deutlich und entschieden sich aussprechende Individualitäten, mittelst zweckmäßig gestellter Umstände, ihre Eigentümlichkeiten entfalten lässt. Nur die innere Bedeutsamkeit gilt in der Kunst: die äußere gilt in der Geschichte. Beide sind völlig unabhängig von einander, können zusammen eintreten, aber auch jede allein erscheinen. Eine für die Geschichte höchst bedeutende Handlung kann an innerer Bedeutsamkeit eine sehr alltägliche und gemeine sein: und umgekehrt kann eine Szene aus dem alltäglichen Leben von großer innerer Bedeutsamkeit sein, wenn in ihr menschliche Individuen und menschliches Tun und Wollen, bis auf die verborgensten Falten, in einem hellen und deutlichen Lichte erscheinen. Auch kann, bei sehr verschiedener äußerer Bedeutsamkeit, die innere die gleiche und selbe sein, so z. B. es für diese gleich gelten, ob Minister über der Landkarte um Länder und Völker streiten, oder Bauern in der Schenke über Spielkarten und Würfeln sich gegenseitig ihr Recht darthun wollen; wie es gleichviel ist, ob man mit goldenen, oder mit hölzernen Figuren Schach spielt. Außerdem sind die Szenen und Vorgänge, welche das Leben so vieler Millionen von Menschen ausmachen, ihr Tun und Treiben, ihre Not und ihre Freude, schon deshalb wichtig genug, um Gegenstand der Kunst zu sein, und müssen, durch ihre reiche Mannigfaltigkeit, Stoff genug geben zur Entfaltung der vielseitigen Idee der Menschheit. Sogar erregt die Flüchtigkeit des Augenblicks, welchen die Kunst in einem solchen Bilde (heut zu Tage genre-Bild genannt) fixirt hat, eine leise, eigenthümliche Rührung: denn die flüchtige Welt, welche sich unaufhörlich umgestaltet, in einzelnen Vorgängen, die doch das Ganze vertreten, festzuhalten im dauernden Bilde, ist eine Leistung der Malerkunst, durch welche sie die Zeit selbst zum Stillstande zu bringen scheint, indem sie das Einzelne zur Idee seiner Gattung erhebt." [14] Aufgabe der Historienmalerei
ist die Darstellung der Idee der Menschheit in allen Facetten; dazu zählt
natürlich die wichtigste Darstellung, nämlich dass der "ethische
Geist des Christentums für die Anschauung offenbart wird, durch Darstellung
von Menschen, welche dieses Geistes voll sind. Diese Darstellungen sind
in der tat die höchsten und bewunderungswürdigsten Leistungen
der Malerkunst: auch sind sie nur den größten Meistern dieser
Kunst, besonders dem Raphael und dem Correggio, diesem zumal in seinen
früheren Bildern, gelungen. Gemälde dieser Art sind eigentlich
gar nicht den historischen beizuzählen: denn sie stellen meistens
keine Begebenheit, keine Handlung dar; sondern sind bloße Zusammenstellungen
von Heiligen, dem Erlöser selbst, oft noch als Kind, mit seiner Mutter,
Engeln u. s. w. In ihren Mienen, besonders den Augen, sehen wir den Ausdruck,
den Wiederschein der vollkommensten Erkenntnis, derjenigen nämlich,
welche nicht auf einzelne Dinge gerichtet ist, sondern die Ideen, also
das ganze Wesen der Welt und des Lebens, vollkommen aufgefasst hat, welche
Erkenntnis in ihnen auf den Willen zurückwirkend, nicht, wie jene
andere, Motive für denselben liefert, sondern im Gegenteil ein Quietiv
alles Wollens geworden ist ... So sprachen jene ewig preiswürdigen
Meister der Kunst durch ihre Werke die höchste Weisheit anschaulich
aus. Und hier ist der Gipfel aller Kunst, welche, nachdem sie den Willen,
in seiner adäquaten Objektität, den Ideen, durch alle Stufen
verfolgt hat." [15]
5. Die Idee als die wahre und einzige Quelle jedes echten Kunstwerkes im Gegensatz zum Manierismus und Nachahmer, die vom Begriff ausgehenAllen bisherigen Betrachtungen über die Kunst liegt überall die Wahrheit zum Grunde, dass das Objekt der Kunst, "dessen Darstellung der Zweck des Künstlers ist, dessen Erkenntnis folglich seinem Werk als Keim und Ursprung vorhergehen muss, – eine Idee, in Platons Sinne, ist und durchaus nichts Anderes... Die Idee ist die, vermöge der Zeit- und Raumform unserer intuitiven Apprehension, in die Vielheit zerfallene Einheit: hingegen der Begriff ist die, mittelst der Abstraktion unserer Vernunft, aus der Vielheit wieder hergestellte Einheit: sie kann bezeichnet werden als unitas post rem, jene als unitas ante rem. Endlich kann man den Unterschied zwischen Begriff und Idee noch gleichnißweise ausdrücken, indem man sagt: der Begriff gleicht einem toten Behältnis, in welchem, was man hineingelegt hat, wirklich neben einander liegt, aus welchem sich aber auch nicht mehr herausnehmen lässt (durch analytische Urtheile), als man hineingelegt hat (durch synthetische Reflexion): die Idee hingegen entwickelt in Dem, welcher sie gefasst hat, Vorstellungen, die in Hinsicht auf den ihr gleichnamigen Begriff neu sind: sie gleicht einem lebendigen, sich entwickelnden, mit Zeugungskraft begabten Organismus, welcher hervorbringt, was nicht in ihm eingeschachtelt lag." [16]Allem Gesagten zufolge
ist nun der Begriff, so nützlich er für das Leben, und so brauchbar,
notwendig und ergibig er für die Wissenschaft ist, für die Kunst
ewig unfruchtbar. "Hingegen ist die aufgefasste Idee die wahre und einzige
Quelle jedes echten Kunstwerkes. In ihrer kräftigen Ursprünglichkeit
wird sie nur aus dem Leben selbst, aus der Natur, aus der Welt geschöpft,
und auch nur von dem ächten Genius, oder von dem für den Augenblick
bis zur Genialität Begeisterten. Nur aus solcher unmittelbaren Empfängniß
entstehen ächte Werke, die unsterbliches Leben in sich tragen. Eben
weil die Idee anschaulich ist und bleibt, ist sich der Künstler der
Absicht und des Zieles seines Werkes nicht in abstracto bewußt; nicht
ein Begriff, sondern eine Idee schwebt ihm vor: daher kann er von seinen:
Tun keine Rechenschaft geben: er arbeitet, wie die Leute sich ausdrücken,
aus bloßem Gefühl und unbewußt, ja instinktmäßig.
Hingegen Nachahmer, Manieristen, imitatores, servum pecus (Nachäffer,
sklavisches Gesindel nach Horaz, epistulae I, 19), gehen in der Kunst vom
Begriff aus: sie merken sich was an ächten Werken gefällt und
wirkt, machen sich es deutlich, fassen es im Begriff, also abstrakt, aus,
und ahmen es nun, offen oder versteckt, mit kluger Absichtlichkeit nach.
Sie saugen, gleich parasitischen Pflanzen, ihre Nahrung aus fremden Werken,
und tragen, gleich den Polypen, die Färbe ihrer Nahrung. Ja, man könnte,
im Vergleichen noch weiter gehend, behaupten, sie glichen Maschinen, die,
was man hineinlegt, zwar sehr fein zerhacken und durch einander mengen,
aber nie verdauen können, so dass sich die fremden Bestandtheile noch
immer wiederfinden, aus der Mischung hervorsuchen und sondern ließen:
der Genius allein gliche dagegen dem organischen, assimilirenden, umwandelnden
und producirenden Leibe. Denn er wird von den Vorgängern und ihren
Werken zwar erzogen und gebildet; aber befruchtet wird er nur vom Leben
und der Welt selbst unmittelbar, durch den Eindruck des Anschaulichen:
daher schadet auch die höchste Bildung doch nie seiner Originalität.
Alle Nachahmer, alle Manieristen fassen das Wesen fremder mussterhafter
Leistungen im Begriffe auf; aber Begriffe können nie einem Werke inneres
Leben ertheilen. Das Zeitalter, d. h. die jedesmalige stumpfe Menge, kennt
selbst nur Begriffe und klebt daran, nimmt daher manierirte Werke mit schnellem
und lautem Beifall auf: dieselben Werke sind aber nach wenig Jahren schon
ungenießbar, weil der Zeitgeist, d. h. die herrschenden Begriffe,
sich geändert haben, auf denen allein jene wurzeln konnten. Nur die
ächten Werke, welche aus der Natur, dem Leben, unmittelbar geschöpft
sind, bleiben, wie diese selbst, ewig jung und stets urkräftig. Denn
sie gehören keinem Zeitalter, sondern der Menschheit an: und wie sie
eben deshalb von ihrem eigenen Zeitalter, welchem sich anzuschmiegen sie
verschmähten, lau aufgenommen, und, weil sie die jedesmalige Verirrung
desselben mittelbar und negativ aufdeckten, spät und ungern anerkannt
wurden; so können sie dafür auch nicht veralten, sondern sprechen
auch in der spätesten Zeit immer noch frisch und immer wieder neu
an: dann sind sie auch dem Uebersehen- und Verkanntwerden nicht ferner
ausgesetzt, da sie gekrönt und sanktionirt dastehen durch den Beifall
der wenigen urtheilsfähigen Köpfe, die einzeln und sparsam in
den Jahrhunderten erscheinen Apparent rari, nantes in gurgite vasto. und
ihre Stimmen ablegen, deren langsam wachsende Summe die Autorität
begründet, welche ganz allein jener Richterstuhl ist, den man meint,
wenn man an die Nachwelt appellirt. Jene successiv erscheinenden Einzelnen
sind es ganz allein: denn die Masse und Menge der Nachwelt wird allezeit
ebenso verkehrt und stumpf sein und bleiben, wie die Masse und Menge der
Mitwelt allezeit war und allezeit ist. – Man lese die Klagen großer
Geister, aus jedem Jahrhundert, über ihre Zeitgenossen: stets lauten
sie wie von heute; weil das Geschlecht immer das selbe ist. Zu jeder Zeit
und in jeder Kunst vertritt Manier die Stelle des Geistes, der stets nur
das Eigenthum Einzelner ist: die Manier aber ist das alte, abgelegte Kleid
der zuletzt dagewesenen und erkannten Erscheinung des Geistes." [17]
6. Allegorie und Symbol; Metapher, Gleichnis, Parabel in der Poesie; CervantesZur Besonderheit der Allegorie schreibt Schopenhauer: "Wenn nun der Zweck aller Kunst Mittheilung der aufgefassten Idee ist, welche eben in solcher Vermittlung durch den Geist des Künstlers, in der sie von allem Fremdartigen gesäubert und isolirt erscheint, nunmehr auch Dem fasslich wird, der schwächere Empfänglichkeit und keine Produktivität hat; wenn ferner das Ausgehen vom Begriff in der Kunst verwerflich ist, so werden wir es nicht billigen können, wenn man ein Kunstwerk absichtlich und eingeständlich zum Ausdruck eines Begriffes bestimmt: dieses ist der Fall in der Allegorie. Eine Allegorie ist ein Kunstwerk, welches etwas Anderes bedeutet, als es darstellt. Aber das Anschauliche, folglich auch die Idee, spricht unmittelbar und ganz vollkommen sich selbst aus, und bedarf nicht der Vermittlung eines Andern, wodurch es angedeutet werde. Was also, auf diese Weise, durch ein ganz Anderes angedeutet und repräsentiert wird, weil es nicht selbst vor die Anschauung gebracht werden kann, ist allemal ein Begriff. Durch die Allegorie soll daher immer ein Begriff bezeichnet und folglich der Geist des Beschauers von der dargestellten anschaulichen Vorstellung weg, auf eine ganz andere, abstrakte, nicht anschauliche, geleitet werden, die völlig außer dem Kunstwerke liegt: hier soll also Bild oder Statue leisten, was die Schrift, nur viel vollkommener, leistet. Was nun wir für den Zweck der Kunst erklären, Darstellung der nur anschaulich aufzufassenden Idee, ist hier nicht der Zweck. Für das, was aber hier beabsichtigt wird, ist auch gar keine große Vollendung des Kunstwerks erforderlich; sondern es reicht hin, dass man sehe, was das Ding sein soll, da, sobald dies gefunden ist, der Zweck erreicht ist und der Geist nun auf eine ganz anderartige Vorstellung, auf einen abstrakten Begriff geführt wird, welcher das vorgesetzte Ziel war. Allegorien in der bildenden Kunst sind folglich nichts Anderes, als Hieroglyphen: der Kunstwert, den sie übrigens als anschauliche Darstellungen haben mögen, kommt ihnen nicht als Allegorien, sondern anderweitig zu. Dass die Nacht von Correggio, der Genius des Ruhmes von Hannibal Caracci, die Horen von Poussin, sehr schöne Bilder sind, ist ganz davon zu trennen, dass sie Allegorien sind. Als Allegorien leisten sie nicht mehr, als eine Inschrift, ja eher weniger. Wir werden hier wieder an die oben gemachte Unterscheidung zwischen der realen und der nominalen Bedeutung eines Bildes erinnert. Die nominale ist hier eben das Allegorische als solches, z. B. der Genius des Ruhmes; die reale das wirklich Dargestellte: hier ein schöner geflügelter Jüngling, von schönen Knaben umflogen: dies spricht eine Idee aus: diese reale Bedeutung wirkt aber nur solange man die nominale, allegorische vergißt: denkt man an diese, so verlässt man die Anschauung, und ein abstrakter Begriff beschäftigt den Geist: der Uebergang von der Idee zum Begriff ist aber immer ein Fall. Ja, jene nominale Bedeutung, jene allegorische Absicht, tut oft der realen Bedeutung, der anschaulichen Wahrheit, Eintrag: so z. B. die widernatürliche Beleuchtung in der Nacht von Correggio, die, so schön auch ausgeführt, doch bloß allegorisch motiviert und real unmöglich ist. Wenn also ein allegorisches Bild auch Kunstwert hat, so ist dieser von dem, was es als Allegorie leistet, ganz gesondert und unabhängig: ein solches Kunstwerk dient zweien Zwecken zugleich, nämlich dem Ausdruck eines Begriffes und dem Ausdruck einer Idee: nur letzterer kann Kunstzweck sein; der andere ist ein fremder Zweck, die spielende Ergötzlichkeit, ein Bild zugleich den Dienst einer Inschrift, als Hieroglyphe, leisten zu lassen, erfunden zu Gunsten Derer, welche das eigentliche Wesen der Kunst nie ansprechen kann. Es ist damit, wie wenn ein Kunstwerk zugleich ein nützliches Werkzeug ist, wo es auch zweien Zwecken dient: z. B. eine Statue, die zugleich Kandelaber oder Karyatide ist, oder ein Bas-Relief, der zugleich der Schild des Achills ist. Reine Freunde der Kunst werden weder das Eine noch das Andere billigen. Zwar kann ein allegorisches Bild auch gerade in dieser Eigenschaft lebhaften Eindruck aus das Gemüt hervorbringen: dasselbe würde dann aber, unter gleichen Umständen, auch eine Inschrift wirken. Z. B. wenn in dem Gemüt eines Menschen der Wunsch nach Ruhm dauernd und fest gewurzelt ist, indem er wohl gar den Ruhm als sein rechtmäßiges Eigentum ansieht, das ihm nur solange vorenthalten wird, als er noch nicht die Dokumente seines Besitzes produziert hat: und dieser tritt nun vor den Genius des Ruhmes mit seinen Lorbeerkronen; so wird sein ganzes Gemüt dadurch angeregt und seine Kraft zur Tätigkeit aufgerufen: aber dasselbe würde auch geschehen, wenn er plötzlich das Wort »Ruhm« groß und deutlich an der Wand erblickte. Oder wenn ein Mensch eine Wahrheit kundgemacht hat, die entweder als Aussage für das praktische Leben, oder als Einsicht für die Wissenschaft wichtig ist, derselbe aber keinen Glauben fand; so wird ein allegorisches Bild, die Zeit darstellend, wie sie den Schleier aufhebt und nun die nackte Wahrheit sehen lässt, gewaltig auf ihn wirken: aber dasselbe würde auch die Devise » Le temps découvre la vérité« (die Zeit bringt die Wahrheit an den Tag) leisten. Denn was hier eigentlich wirkt, ist immer nur der abstrakte Gedanke, nicht das Angeschaute." [18]Lorbeer ist zum Beispiel Symbol des Ruhmes, die Palme Symbol des Sieges, die Muschel Symbol der christlichen Pilgerschaft, das Kreuz Symbol der christlichen Religion: "Ist nun, dem Gesagten gemäß, die Allegorie in der bildenden Kunst ein fehlerhaftes, einem der Kunst ganz fremden Zwecke dienendes Streben; so wird es vollends unerträglich, wenn es so weit abführt, dass die Darstellung gezwungener und gewaltsam herbeigezogener Deuteleien in das Alberne fällt. Dergleichen ist z. B. eine Schildkröte zur Andeutung weiblicher Eingezogenheit; das Herabblicken der Nemesis in den Busen ihres Gewandes, andeutend, dass sie auch ins Verborgene sieht; die Auslegung des Bellori, dass Hannibal Caracci die Wollust deswegen mit einem gelben Gewande bekleidet hat, weil er andeuten gewollt, dass ihre Freuden bald welken und gelb wie Stroh werden. – Wenn nun gar zwischen dem Dargestellten und dem dadurch angedeuteten Begriff durchaus keine auf Subsumtion unter jenen Begriff, oder auf Ideenassociation gegründete Verbindung ist; sondern Zeichen und Bezeichnetes ganz konventionell, durch positive, zufällig veranlasste Satzung zusammenhängen: dann nenne ich diese Abart der Allegorie Symbol. So ist die Rose Symbol der Verschwiegenheit, der Lorbeer Symbol des Ruhmes, die Palme Symbol des Sieges, die Muschel Symbol der Pilgrimschaft, das Kreuz Symbol der christlichen Religion: dahin gehören auch alle Andeutungen durch bloße Farben unmittelbar, wie Gelb als Farbe der Falschheit, und Blau als Farbe der Treue. Dergleichen Symbole mögen im Leben oft von Nutzen sein, aber der Kunst ist ihr Werth fremd: sie sind ganz wie Hieroglyphen, oder gar wie Chinesische Wortschrift anzusehen und stehen wirklich in einer Klasse mit den Wappen, mit dem Busch, der ein Wirthshaus andeutet, mit dem Schlüssel, an welchem man die Kammerherren, oder dem Leder, an welchem man die Bergleute erkennt. – Wenn endlich gewisse historische oder mythische Personen, oder personifizirte Begriffe, durch ein für allemal festgesetzte Symbole kenntlich gemacht werden; so wären wohl diese eigentlich Embleme zu nennen: dergleichen sind die Thiere der Evangelisten, die Eule der Minerva, der Apfel des Paris, das Anker der Hoffnung u. s. w. Inzwischen versteht man unter Emblemen meistens jene sinnbildlichen, einfachen und durch ein Motto erläuterten Darstellungen, die eine moralische Wahrheit veranschaulichen sollen, davon es große Sammlungen, von J. Camerarius, Alciatus und Anderen, gibt: sie machen den Uebergang zur poetischen Allegorie, davon weiter unten geredet wird. – Die Griechische Skulptur wendet sich an die Anschauung, darum ist sie ästhetisch; die Hindostanische wendet sich an den Begriff, daher ist sie bloß symbolisch. Dieses auf unsere bisherigen Betrachtungen über das innere Wesen der Kunst gegründete und damit genau zusammenhängende Urtheil über die Allegorie ist der Ansicht Winckelmanns gerade entgegengesetzt, welcher, weit entfernt, wie wir, die Allegorie für etwas dem Zweck der Kunst ganz fremdes und ihn oft störendes zu erklären, ihr überall das Wort redet, ja sogar (Werke, Bd. 1, S. 55 fg.) den höchsten Zweck der Kunst in die »Darstellung allgemeiner Begriffe und nichtsinnlicher Dinge« setzt. Es bleibe Jedem überlassen, der einen oder der andern Ansicht beizutreten. Nur wurde mir, bei diesen und ähnlichen, die eigentliche Metaphysik des Schönen betreffenden Ansichten Winckelmanns, die Wahrheit sehr deutlich, dass man die größte Empfänglichkeit und das richtigste Urtheil über das Kunstschöne haben kann, ohne jedoch im Stande zu sein, vom Wesen des Schönen und der Kunst abstrakte und eigentlich philosophische Rechenschaft zu geben: eben wie man sehr edel und tugendhaft sein und ein sehr zartes, mit der Genauigkeit einer Goldwaage bei den einzelnen Fällen entscheidendes Gewissen haben kann, ohne deshalb im Stande zu sein, die ethische Bedeutsamkeit der Handlungen philosophisch zu ergründen und in abstracto darzustellen." [19] Ein ganz anderes
Verhältnis hat die Allegorie zur Poesie, als zur bildenden Kunst,
"und wenn gleich hier verwerflich, ist sie dort sehr zulässig und
zweckdienlich. Denn in der bildenden Kunst leitet sie vom gegebenen Anschaulichen,
dem eigentlichen Gegenstand aller Kunst, zu abstrakten Gedanken; in der
Poesie ist aber das Verhältnis umgekehrt: hier ist das in Worten unmittelbar
Gegebene der Begriff, und der nächste Zweck ist allemal von diesem
auf das Anschauliche zu leiten, dessen Darstellung die Phantasie des Hörers
übernehmen muss. Wenn in der bildenden Kunst vom unmittelbar Gegebenen
auf ein Anderes geleitet wird, so muss dies immer ein Begriff sein, weil
hier nur das Abstrakte nicht unmittelbar gegeben werden kann; aber ein
Begriff darf nie der Ursprung, und seine Mittheilung nie der Zweck eines
Kunstwerkes sein. Hingegen in der Poesie ist der Begriff das Material,
das unmittelbar Gegebene, welches man daher sehr wohl verlassen darf, um
ein gänzlich verschiedenes Anschauliches hervorzurufen, in welchem
das Ziel erreicht wird. Im Zusammenhang einer Dichtung kann mancher Begriff,
oder abstrakte Gedanke, unentbehrlich sein, der gleichwohl an sich und
unmittelbar gar keiner Anschaulichkeit fähig ist: dieser wird dann
oft durch irgend ein unter ihn zu subsumirendes Beispiel zur Anschaulichkeit
gebracht. Solches geschieht schon in jedem tropischen Ausdruck, und geschieht
in jeder Metapher, Gleichnis, Parabel und Allegorie, welche alle nur durch
die Länge und Ausführlichkeit ihrer Darstellung sich unterscheiden.
In den redenden Künsten sind dieserwegen Gleichnisse und Allegorien
von trefflicher Wirkung. Wie schön sagt Cervantes vom Schlaf, um auszudrücken,
dass er uns allen geistigen und körperlichen Leiden entziehe, »er
sei ein Mantel, der den ganzen Menschen bedeckt«. Wie schön
drückt Kleist den Gedanken, dass Philosophen und Forscher das Menschengeschlecht
aufklären, allegorisch aus, in dem Verse: »Die, deren nächtliche
Lampe den ganzen Erdball erleuchtet.«. Wie stark und anschaulich
bezeichnet Homer die unheilbringende Ate, indem er sagt: »sie hat
zarte Füße, denn sie betritt nicht den harten Boden, sondern
wandelt nur auf den Köpfen der Menschen« ( Il., XIX, 91). Wie
sehr wirkte die Fabel des Menenius Agrippa vom Magen und den Gliedern auf
das ausgewanderte Römische Volk. Wie schön drückt Platons
schon erwähnte Allegorie von der Höhle, im Anfang des siebenten
Buches der Republik, ein höchst abstraktes philosophisches Dogma aus.
Ebenfalls ist als eine tiefsinnige Allegorie von philosophischer Tendenz
die Fabel von der Persephone anzusehen, die dadurch, dass sie in der Unterwelt
einen Granatapfel kostet, dieser anheimfällt: solches wird besonders
einleuchtend durch die allem Lobe unerreichbare Behandlung dieser Fabel,
welche Goethe dem Triumph der Empfindsamkeit als Episode eingeflochten
hat. Drei ausführliche allegorische Werke sind mir bekannt: ein offenbares
und eingeständliches ist der unvergleichliche Criticon des Balthasar
Gracian, welcher in einem großen reichen Gewebe an einander geknüpfter,
höchst sinnreicher Allegorien besteht, die hier zur heitern Einkleidung
moralischer Wahrheiten dienen, welchen er eben dadurch die größte
Anschaulichkeit ertheilt und uns durch den Reichthum seiner Erfindungen
in Erstaunen setzt. Zwei versteckte aber sind der Don Quijote und Gulliver
in Lilliput. Ersterer allegorisirt das Leben jedes Menschen, der nicht,
wie die Anderen; bloß sein persönliches Wohl besorgen will,
sondern einen objektiven, idealen Zweck verfolgt, welcher sich seines Denkens
und Wollens bemächtigt hat; womit er sich dann in dieser Welt freilich
sonderbar ausnimmt. Beim Gulliver darf man nur alles Physische geistig
nehmen, um zu merken, was der satirical rogue, wie ihn Hamlet nennen würde,
damit gemeint hat. – Indem nun also der poetischen Allegorie der Begriff
immer das Gegebene ist, welches sie durch ein Bild anschaulich machen will,
mag sie auch immerhin bisweilen durch ein gemaltes Bild ausgedrückt,
oder unterstützt werden: dieses wird darum doch nicht als Werk der
bildenden Kunst, sondern nur als bezeichnende Hieroglyphe betrachtet, und
macht keinen Anspruch auf malerischen, sondern allein auf poetischen Wert...
Weil eben alles Symbolische im Grunde aus Verabredung beruht, so hat unter
anderen Nachteilen das Symbol auch den, dass seine Bedeutung mit der Zeit
vergessen wird und es dann ganz verstummt: wer würde wohl, wenn man
es nicht wüsste, erraten, warum der Fisch Symbol des Christenthums
ist? Nur ein Champolion: denn es ist durch und durch eine phonetische Hieroglyphe."
[20]
7. MusikDieses Kapitel über Musik hat auch Nietzsche und vor allem Wagner besonders angesprochen: "Nachdem wir nun im Bisherigen alle schönen Künste, in derjenigen Allgemeinheit, die unserm Standpunkt angemessen ist, betrachtet haben, anfangend von der schönen Baukunst, deren Zweck als solcher die Verdeutlichung der Objektivation des Willens aus der niedrigsten Stufe seiner Sichtbarkeit ist, wo er sich als dumpfes, Erkenntnisloses, gesetzmäßiges Streben der Masse zeigt und doch schon Selbstentzweiung und Kampf offenbart, nämlich zwischen Schwere und Starrheit; – und unsere Betrachtung beschließend mit dem Trauerspiel, welches, auf der höchsten Stufe der Objektivation des Willens, eben jenen seinen Zwiespalt mit sich selbst, in furchtbarer Größe und Deutlichkeit uns vor die Augen bringt; – so finden wir, dass dennoch eine schöne Kunst von unserer Betrachtung ausgeschlossen geblieben ist und bleiben musste, da im systematischen Zusammenhang unserer Darstellung gar keine Stelle für sie passend war: es ist die Musik. Sie steht ganz abgesondert von allen andern. Wir erkennen in ihr nicht die Nachbildung, Wiederholung irgend einer Idee der Wesen in der Welt: dennoch ist sie eine so große und überaus herrliche Kunst, wirkt so mächtig auf das Innerste des Menschen, wird dort so ganz und so tief von ihm verstanden, als eine ganz allgemeine Sprache, deren Deutlichkeit sogar die der anschaulichen Welt selbst übertrifft; – dass wir gewiss mehr in ihr zu suchen haben, als ein exercitium arithmeticae occultum nescientis se numerare animi (eine unbewusste Übung in der Arithmetik, bei der der Geist nicht weiß, dass er zählt), wofür sie Leibnitz ansprach Leibnitii epistolae, collectio Kortholti: ep. 154. und dennoch ganz Recht hatte, sofern er nur ihre unmittelbare und äußere Bedeutung, ihre Schale betrachtete. Wäre sie jedoch nichts weiter, so muüste die Befriedigung, welche sie gewährt, der ähnlich sein, die wir beim richtigen Aufgehen eines Rechnungsexempels empfinden, und könnte nicht jene innige Freude sein, mit der wir das tiefste Innere unseres Wesens zur Sprache gebracht sehen. Auf unserm Standpunkte daher, wo die ästhetische Wirkung unser Augenmerk ist, müssen wir ihr eine viel ernstere und tiefere, sich auf das innerste Wesen der Welt und unseres Selbst beziehende Bedeutung zuerkennen, in Hinsicht auf welche die Zahlenverhältnisse, in die sie sich auslösen lässt, sich nicht als das Bezeichnete, sondern selbst erst als das Zeichen verhalten. dass sie zur Welt, in irgend einem Sinne, sich wie Darstellung zum Dargestellten, wie Nachbild zum Vorbilde Verhalten muss, können wir aus der Analogie mit den übrigen Künsten schließen, denen allen dieser Charakter ist, und mit deren Wirkung auf uns die ihrige im Ganzen gleichartig, nur stärker, schneller, notwendiger, unfehlbarer ist. Auch muss jene ihre nachbildliche Beziehung zur Welt eine sehr innige, unendlich wahre und richtig treffende sein, weil sie von Jedem augenblicklich verstanden wird und eine gewisse Unfehlbarkeit dadurch zu erkennen gibt, dass ihre Form sich auf ganz bestimmte, in Zahlen auszudrückende Regeln zurückführen lässt, von denen sie gar nicht abweichen kann, ohne gänzlich aufzuhören Musik zu sein. – Dennoch liegt der Vergleichungspunkt zwischen der Musik und der Welt, die Hinsicht, in welcher jene zu dieser im Verhältnis der Nachahmung oder Wiederholung steht, sehr tief verborgen. Man hat die Musik zu allen Zeiten geübt, ohne hierüber sich Rechenschaft geben zu können: zufrieden, sie unmittelbar zu verstehen, tut man Verzicht auf ein abstraktes Begreifen dieses unmittelbaren Verstehens selbst. Indem ich meinen Geist dem Eindruck der Tonkunst, in ihren mannigfaltigen Formen, gänzlich hingab, und dann wieder zur Reflexion und zu dem in gegenwärtiger Schrift dargelegten Gange meiner Gedanken zurückkehrte, ward mir ein Aufschluss über ihr inneres Wesen und über die Art ihres, der Analogie nach notwendig vorauszusetzenden, nachbildlichen Verhältnisses zur Welt, welcher mir selbst zwar völlig genügend und für mein Forschen befriedigend ist, auch wohl Demjenigen, der mir bisher gefolgt wäre und meiner Ansicht der Welt beigestimmt hätte, ebenso einleuchtend sein wird; welchen Aufschluss jedoch zu beweisen, ich als wesentlich unmöglich erkenne; da er ein Verhältnis der Musik, als einer Vorstellung, zu Dem, was wesentlich nie Vorstellung sein kann, annimmt und festsetzt, und die Musik als Nachbild eines Vorbildes, welches selbst nie unmittelbar vorgestellt werden kann, angesehen haben will. Ich kann deshalb nichts weiter tun, als hier am Schlusse dieses der Betrachtung der Künste hauptsächlich gewidmeten dritten Buches, jenen mir genügenden Aufschluss über die wunderbare Kunst der Töne vortragen, und muss die Beistimmung, oder Verneinung meiner Ansicht der Wirkung anheimstellen, welche auf jeden Leser teils die Musik, teils der ganze und eine von mir in dieser Schrift mitgetheilte Gedanke hat. Ueberdies halte ich es, um der hier zu gebenden Darstellung der Bedeutung der Musik mit ächter Ueberzeugung seinen Beifall geben zu können, für notwendig, dass man oft mit anhaltender Reflexion auf dieselbe der Musik zuhöre, und hiezu wieder ist erforderlich, dass man mit dem ganzen von mir dargestellten Gedanken schon sehr vertraut sei." [21]Die Wirkung der Musik ist so sehr viel mächtiger und eindringlicher, als die der anderen Künste: denn diese reden nur vom Schatten, sie aber vom Wesen: "Die adäquate Objektivation des Willens sind die (Platonischen) Ideen; die Erkenntnis dieser durch Darstellung einzelner Dinge (denn solche sind die Kunstwerke selbst doch immer) anzuregen (welches nur unter einer diesem entsprechenden Veränderung im erkennenden Subjekt möglich ist), ist der Zweck aller andern Künste. Sie alle objektiviren also den Willen nur mittelbar, nämlich mittelst der Ideen: und da unsere Welt nichts Anderes ist, als die Erscheinung der Ideen in der Vielheit, mittelst Eingang in das principium individuationis (die Form der dem Individuo als solchem möglichen Erkenntnis); so ist die Musik, da sie die Ideen übergeht, auch von der erscheinenden Welt ganz unabhängig, ignorirt sie schlechthin, könnte gewissermaaßen, auch wenn die Welt gar nicht wäre, doch bestehen: was von den anderen Künsten sich nicht sagen lässt. Die Musik ist nämlich eine so unmittelbare Objektivation und Abbild des ganzen Willens, wie die Welt selbst es ist, ja wie die Ideen es sind, deren vervielfältigte Erscheinung die Welt der einzelnen Dinge ausmacht. Die Musik ist also keineswegs, gleich den anderen Künsten, das Abbild der Ideen; sondern Abbild des Willens selbst, dessen Objektität auch die Ideen sind: deshalb eben ist die Wirkung der Musik so sehr viel mächtiger und eindringlicher, als die der anderen Künste: denn diese reden nur vom Schatten, sie aber vom Wesen. Da es inzwischen der selbe Wille ist, der sich sowohl in den Ideen, als in der Musik, nur in jedem von beiden auf ganz verschiedene Weise, objektivirt; so muss, zwar durchaus keine unmittelbare Aehnlichkeit, aber doch ein Parallelismus, eine Analogie sein zwischen der Musik und zwischen den Ideen, deren Erscheinung in der Vielheit und Unvollkommenheit die sichtbare Welt ist. Die Nachweisung dieser Analogie wird als Erläuterung das Verständnis dieser durch die Dunkelheit des Gegenstandes schwierigen Erklärung erleichtern." [22] Musik wirkt auf die
Seele, wie schon Platon und Aristoteles sagten. Schopenhauer zum Zusammenspiel
von Grundbass und Melodie: "Ich erkenne in den tiefsten Tönen der
Harmonie, im Grundbass, die niedrigsten Stufen der Objektivationen des
Willens wieder, die unorganische Natur, die Masse des Planeten. Alle die
hohen Töne, leicht beweglich und schneller verklingend, sind bekanntlich
anzusehen als entstanden durch die Nebenschwingungen des tiefen Grundtones,
bei dessen Anklang sie immer zugleich leise miterklingen, und es ist Gesetz
der Harmonie, dass auf eine Bassnote nur diejenigen hohen Töne treffen
dürfen, die wirklich schon von selbst mit ihr zugleich ertönen
(ihre sons harmoniques) durch die Nebenschwingungen. Dieses ist nun dem
analog, dass die gesammten Körper und Organisationen der Natur angesehen
werden müssen als entstanden durch die stufenweise Entwickelung aus
der Masse des Planeten: diese ist, wie ihr Träger, so ihre Quelle:
und das selbe Verhältnis haben die höhern Töne zum Grundbass.
– Die Tiefe hat eine Grenze, über welche hinaus kein Ton mehr hörbar
ist: dies entspricht dem, dass keine Materie ohne Form und Qualität
wahrnehmbar ist, d. h. ohne Aeußerung einer nicht weiter erklärbaren
Kraft, in der eben sich eine Idee ausspricht, und allgemeiner, dass keine
Materie ganz willenlos sein kann: also wie vom Ton als solchem ein gewisser
Grad der Höhe unzertrennlich ist, so von der Materie ein gewisser
Grad der Willensäußerung. – Der Grundbass ist uns also in der
Harmonie, was in der Welt die unorganische Natur, die roheste Masse, auf
der Alles ruht und aus der sich Alles erhebt und entwickelt. – Nun ferner
in den gesammten die Harmonie hervorbringenden Ripienstimmen, zwischen
dem Basse und der leitenden, die Melodie singenden Stimme, erkenne ich
die gesammte Stufenfolge der Ideen wieder, in denen der Wille sich objektivirt.
Die dem Bass näher stehenden sind die niedrigeren jener Stufen, die
noch unorganischen, aber schon mehrfach sich äußernden Körper:
die höher liegenden repräsentiren mir die Pflanzen- und die Tierwelt.
– Die bestimmten Intervalle der Tonleiter sind parallel den bestimmten
Stufen der Objektivation des Willens, den bestimmten Species in der Natur.
Das Abweichen von der arithmetischen Richtigkeit der Intervalle, durch
irgend eine Temperatur, oder herbeigeführt durch die gewählte
Tonart, ist analog dem Abweichen des Individuums vom Typus der Species:
ja die unreinen Misstöne, die kein bestimmtes Intervall geben, lassen
sich den monstrosen Missgeburten zwischen zwei Tierspecies, oder zwischen
Mensch und Tier, vergleichen. – Allen diesen Bass- und Ripienstimmen, welche
die Harmonie ausmachen, fehlt nun aber jener Zusammenhang in der Fortschreitung,
den allein die obere, die Melodie singende Stimme hat, welche auch allein
sich schnell und leicht in Modulationen und Läufen bewegt, während
jene alle nur eine langsamere Bewegung, ohne einen in jeder für sich
bestehenden Zusammenhang, haben. Am schwerfälligsten bewegt sich der
tiefe Bass, der Repräsentant der rohesten Masse: sein Steigen und
Fallen geschieht nur in großen Stufen, in Terzen, Quarten, Quinten,
nie um einen Ton; er wäre denn ein, durch doppelten Kontrapunkt, versetzter
Bass. Diese langsame Bewegung ist ihm auch physisch wesentlich: ein schneller
Lauf oder Triller in der Tiefe lässt sich nicht einmal imaginieren.
Schneller, jedoch noch ohne melodischen Zusammenhang und sinnvolle Fortschreitung,
bewegen sich die höheren Ripienstimmen, welche der Tierwelt parallel
laufen. Der unzusammenhängende Gang und die gesetzmäßige
Bestimmung aller Ripienstimmen ist dem analog, dass in der ganzen unvernünftigen
Welt, vom Krystall bis zum vollkommensten Tier, kein Wesen ein eigentlich
zusammenhängendes Bewusstsein hat, welches sein Leben zu einen sinnvollen
Ganzen machte, auch keines eine Succession geistiger Entwicklungen erfährt,
keines durch Bildung sich vervollkommnet, sondern Alles gleichmäßig
zu jeder Zeit dasteht, wie es seiner Art nach ist, durch festes Gesetz
bestimmt. – Endlich in der Melodie, in der hohen, singenden, das Ganze
leitenden und mit ungebundener Willkür in ununterbrochenem, bedeutungsvollem
Zusammenhange eines Gedankens vom Anfang bis zum Ende fortschreitenden,
ein Ganzes darstellenden Hauptstimme, erkenne ich die höchste Stufe
der Objektivation des Willens wieder, das besonnene Leben und Streben des
Menschen. Wie er allein, weil er vernunftbegabt ist, stets vor- und rückwärts
sieht, auf den Weg seiner Wirklichkeit und der unzähligen Möglichkeiten,
und so einen besonnenen und dadurch als Ganzes zusammenhängenden Lebenslauf
vollbringt: – dem also entsprechend, hat die Melodie allein bedeutungsvollen,
absichtsvollen Zusammenhang vom Anfang bis zum Ende. Sie erzählt folglich
die Geschichte des von der Besonnenheit beleuchteten Willens, dessen Abdruck
in der Wirklichkeit die Reihe seiner taten ist; aber sie sagt mehr, sie
erzählt seine geheimste Geschichte, malt jede Regung, jedes Streben,
jede Bewegung des Willens, alles Das, was die Vernunft unter den weiten
und negativen Begriff Gefühl zusammenfasst und nicht weiter in ihre
Abstraktionen aufnehmen kann. Daher auch hat es immer geheißen, die
Musik sei die Sprache des Gefühls und der Leidenschaft, so wie Worte
die Sprache der Vernunft." Schon Platon erklärt sie als "melodiarum
motus, animi affectus imitans" (die Bewegung der Melodien, welche die Seelenregungen
nachahmt), De leg. VII, und auch Aristoteles sagt: "cur numeri musici et
modi, qui voces sunt, moribus similes sese exhibent?" (Warum gleichen die
Rhythmen und die Melodien, die doch nur Ton sind, den Seelenzuständen?,
Probl. 19)." [23]
8. Halbtonmusik, Dur-Moll-Technik; das maestoso, in großen Sätzen, langen Gängen, weiten Abirrungen, ein größeres, edleres Streben, nach einem fernen Ziel als monotone, nichtssagende Melodien; Ursprung des Gesanges und der Oper; Musik als die scholastischen universalia ante rem"Die Erfindung der Melodie, die Aufdeckung aller tiefsten Geheimnisse des menschlichen Wollens und Empfindens in ihr, ist das Werk des Genius, dessen Wirken hier augenscheinlicher, als irgendwo, fern von aller Reflexion und bewusster Absichtlichkeit liegt und eine Inspiration heißen könnte" - Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung I, 3, §. 52Wie nun das Wesen des Menschen darin besteht, dass sein Wille strebt, befriedigt wird und von Neuem strebt, und so immerfort, "Dem entsprechend, das Wesen der Melodie ein stetes Abweichen, Abirren vom Grundton, auf tausend Wegen, nicht nur zu den harmonischen Stufen, zur Terz und Dominante, sondern zu jedem Ton, zur dissonanten Septime und zu den übermäßigen Stufen, aber immer folgt ein endliches Zurückkehren zum Grundton: auf allen jenen Wegen drückt die Melodie das vielgestaltete Streben des Willens aus, aber immer auch, durch das endliche Wiederfinden einer harmonischen Stufe, und noch mehr des Grundtones, die Befriedigung. Die Erfindung der Melodie, die Aufdeckung aller tiefsten Geheimnisse des menschlichen Wollens und Empfindens in ihr, ist das Werk des Genius, dessen Wirken hier augenscheinlicher, als irgendwo, fern von aller Reflexion und bewusster Absichtlichkeit liegt und eine Inspiration heißen könnte. Der Begriff ist hier, wie überall in der Kunst, unfruchtbar: der Komponist offenbart das innerste Wesen der Welt und spricht die tiefste Weisheit aus, in einer Sprache, die seine Vernunft nicht versteht; wie eine magnetische Somnambule Aufschlüsse gibt über Dinge, von denen sie wachend keinen Begriff hat. Daher ist in einem Komponisten, mehr als in irgend einem andern Künstler, der Mensch vom Künstler ganz getrennt und unterschieden. Sogar bei der Erklärung dieser wunderbaren Kunst zeigt der Begriff seine Dürftigkeit und seine Schranken: ich will indessen unsere Analogie durchzuführen suchen. – Wie nun schneller Uebergang vom Wunsch zur Befriedigung und von dieser zum neuen Wunsch, Glück und Wohlsein ist, so sind rasche Melodien, ohne große Abirrungen, fröhlich; langsame, auf schmerzliche Dissonanzen gerathende und erst durch viele Takte sich wieder zum Grundton zurückwirkende sind, als analog der verzögerten, erschwerten Befriedigung, traurig. Die Verzögerung der neuen Willensregung, der languor, würde keinen andern Ausdruck haben können, als den angehaltenen Grundton, dessen Wirkung bald unerträglich wäre: diesem nähern sich schon sehr monotone, nichtssagende Melodien. Die kurzen, fasslichen Sätze rascher Tanzmusik scheinen nur vom leicht zu erreichenden, gemeinen Glück zu reden; dagegen das maestoso, in großen Sätzen, langen Gängen, weiten Abirrungen, ein größeres, edleres Streben, nach einem fernen Ziel, und dessen endliche Erreichung bezeichnet. Das spricht vom Leiden eines großen und edlen Strebens, welches alles kleinliche Glück verschmäht. Aber wie wundervoll ist die Wirkung von Moll und Dur! Wie erstaunlich, dass der Wechsel eines halben Tones, der Eintritt der kleinen Terz, statt der großen, uns sogleich und unausbleiblich ein banges, peinliches Gefühl aufdringt, von welchem uns das Dur wieder ebenso augenblicklich erlöst. Das Adagio erlangt im Moll den Ausdruck des höchsten Schmerzes, wird zur erschütterndesten Wehklage. Tanzmusik in Moll scheint das Verfehlen des kleinlichen Glückes, das man lieber verschmähen sollte, zu bezeichnen, scheint vom Erreichen eines niedrigen Zweckes unter Mühsäligkeiten und Plackereien zu reden. – Die Unerschöpflichkeit möglicher Melodien entspricht der Unerschöpflichkeit der Natur an Verschiedenheit der Individuen, Physiognomien und Lebensläufen. Der Uebergang aus einer Tonart in eine ganz andere, da er den Zusammenhang mit dem Vorhergegangenen ganz aufhebt, gleicht dem Tode, sofern in ihm das Individuum endet; aber der Wille, der in diesem erschien, nach wie vor lebt, in andern Individuen erscheinend, deren Bewusstsein jedoch mit dem des erstern keinen Zusammenhang hat." [23] Schopenhauers Beschreibung
der Halbtonmusik und Dur-Moll-Technik, und des innigen Verhältnis
welches die Musik zum wahren Wesen aller Dinge hat, zum Metaphysischen,
beschreibt eigentlich schon die Wagner'sche Musik. Weiter führt er
aus: "Man darf jedoch bei der Nachweisung aller dieser vorgeführten
Analogien nie vergessen, dass die Musik zu ihnen kein direktes, sondern
nur ein mittelbares Verhältnis hat; da sie nie die Erscheinung, sondern
allein das innere Wesen, das Ansich aller Erscheinung, den Willen selbst,
ausspricht. Sie drückt daher nicht diese oder jene einzelne und bestimmte
Freude, diese oder jene Betrübnis, oder Schmerz, oder Entsetzen, oder
Jubel, oder Lustigkeit, oder Gemütsruhe aus; sondern die Freude, die
Betrübnis, den Schmerz, das Entsetzen, den Jubel, die Lustigkeit,
die Gemütsruhe selbst, gewissermaaßen in abstracto, das Wesentliche
derselben, ohne alles Beiwerk, also auch ohne die Motive dazu. Dennoch
verstehen wir sie, in dieser abgezogenen Quintessenz, vollkommen. Hieraus
entspringt es, dass unsere Phantasie so leicht durch sie erregt wird und
nun versucht, jene ganz unmittelbar zu uns redende, unsichtbare und doch
so lebhaft bewegte Geisterwelt zu gestalten und sie mit Fleisch und Bein
zu bekleiden, also dieselbe in einem analogen Beispiel zu verkörpern.
Dies ist der Ursprung des Gesanges mit Worten und endlich der Oper, – deren
Text eben deshalb diese untergeordnete Stellung nie verlassen sollte, um
sich zur Hauptsache und die Musik zum bloßen Mittel ihres Ausdrucks
zu machen, als welches ein großer Missgriff und eine arge Verkehrtheit
ist. Denn überall drückt die Musik nur die Quintessenz des Lebens
und seiner Vorgänge aus, nie diese selbst, deren Unterschiede daher
auf jene nicht allemal einfließen. Gerade diese ihr ausschließlich
eigene Allgemeinheit, bei genauester Bestimmtheit, gibt ihr den hohen Wert,
welchen sie als Panakeion aller unserer Leiden hat. Wenn also die Musik
zu sehr sich den Worten anzuschließen und nach den Begebenheiten
zu modeln sucht, so ist sie bemüht, eine Sprache zu reden, welche
nicht die ihrige ist. Von diesem Fehler hat Keiner sich so rein gehalten,
wie Rossini: daher spricht seine Musik so deutlich und rein ihre eigene
Sprache, dass sie der Worte gar nicht bedarf und daher auch mit bloßen
Instrumenten ausgeführt ihre volle Wirkung tut. Diesem allen zufolge
können wir die erscheinende Welt, oder die Natur, und die Musik als
zwei verschiedene Ausdrücke der selben Sache ansehen, welche selbst
daher das allein Vermittelnde der Analogie Beider ist, dessen Erkenntnis
erfordert wird, um jene Analogie einzusehen. Die Musik ist demnach, wenn
als Ausdruck der Welt angesehen, eine im höchsten Grad allgemeine
Sprache, die sich sogar zur Allgemeinheit der Begriffe ungefähr verhält
wie diese zu den einzelnen Dingen. Ihre Allgemeinheit ist aber keineswegs
jene leere Allgemeinheit der Abstraktion, sondern ganz anderer Art, und
ist verbunden mit durchgängiger deutlicher Bestimmtheit. Sie gleicht
hierin den geometrischen Figuren und den Zahlen, welche als die allgemeinen
Formen aller möglichen Objekte der Erfahrung und auf alle a priori
anwendbar, doch nicht abstrakt, sondern anschaulich und durchgängig
bestimmt sind. Alle möglichen Bestrebungen, Erregungen und Aeußerungen
des Willens, alle jene Vorgänge im Innern des Menschen, welche die
Vernunft in den weiten negativen Begriff Gefühl wirft, sind durch
die unendlich vielen möglichen Melodien auszudrücken, aber immer
in der Allgemeinheit bloßer Form, ohne den Stoff, immer nur nach
dem Ansich, nicht nach der Erscheinung, gleichsam die innerste Seele derselben,
ohne Körper. Aus diesem innigen Verhältnis welches die Musik
zum wahren Wesen aller Dinge hat, ist auch Dies zu erklären, dass
wenn zu irgend einer Scene, Handlung, Vorgang, Umgebung, eine passende
Musik ertönt, diese uns den geheimsten Sinn derselben aufzuschließen
scheint und als der richtigste und deutlichste Kommentar dazu auftritt:
imgleichen, dass es Dem, der sich dem Eindruck einer Symphonie ganz hingibt,
ist, als sähe er alle möglichen Vorgänge des Lebens und
der Welt an sich vorüberziehen: dennoch kann er, wenn er sich besinnt,
keine Aehnlichkeit angeben zwischen jenem Tonspiel und den Dingen, die
ihm vorschwebten. Denn die Musik ist, wie gesagt, darin von allen anderen
Künsten verschieden, dass sie nicht Abbild der Erscheinung, oder richtiger,
der adäquaten Objektität des Willens, sondern unmittelbar Abbild
des Willens selbst ist und also zu allem Physischen der Welt das Metaphysische,
zu aller Erscheinung das Ding an sich darstellt. Man könnte demnach
die Welt ebenso wohl verkörperte Musik, als verkörperten Willen
nennen: daraus also ist es erklärlich, warum Musik jedes Gemälde,
ja jede Scene des wirklichen Lebens und der Welt, sogleich in erhöhter
Bedeutsamkeit hervortreten lässt; freilich um so mehr, je analoger
ihre Melodie dem innern Geiste der gegebenen Erscheinung ist. Hierauf beruht
es, dass man ein Gedicht als Gesang, oder eine anschauliche Darstellung
als Pantomime, oder beides als Oper der Musik unterlegen kann. Solche einzelne
Bilder des Menschenlebens, der allgemeinen Sprache der Musik untergelegt,
sind nie mit durchgängiger notwendigkeit ihr verbunden, oder entsprechend;
sondern sie stehen zu ihr nur im Verhältnis eines beliebigen Beispiels
zu einem allgemeinen Begriff: sie stellen in der Bestimmtheit der Wirklichkeit
Dasjenige dar, was die Musik in der Allgemeinheit bloßer Form aussagt.
Denn die Melodien sind gewissermaaßen, gleich den allgemeinen Begriffen,
ein Abstraktum der Wirklichkeit. Diese nämlich, also die Welt der
einzelnen Dinge, liefert das Anschauliche, das Besondere und Individuelle,
den einzelnen Fall, sowohl zur Allgemeinheit der Begriffe, als zur Allgemeinheit
der Melodien, welche beide Allgemeinheiten einander aber in gewisser Hinsicht
entgegengesetzt sind; indem die Begriffe nur die allererst aus der Anschauung
abstrahirten Formen, gleichsam die abgezogene äußere Schaale
der Dinge enthalten, also ganz eigentlich Abstrakta sind; die Musik hingegen
den innersten aller Gestaltung vorhergängigen Kern, oder das Herz
der Dinge gibt. Dies Verhältnis ließe sich recht gut in der
Sprache der Scholastiker ausdrücken, indem man sagte: die Begriffe
sind die universalia post rem, die Musik aber gibt die universalia ante
rem, und die Wirklichkeit die universalia in re. Dem allgemeinen Sinn der
einer Dichtung beigegebenen Melodie könnten noch andere, ebenso beliebig
gewählte Beispiele des in ihr ausgedrückten Allgemeinen in gleichem
Grade entsprechen: daher passt die selbe Komposition zu vielen Strophen,
daher auch das Vaudeville. dass aber überhaupt eine Beziehung zwischen
einer Komposition und einer anschaulichen Darstellung möglich ist,
beruht, wie gesagt, darauf, dass beide nur ganz verschiedene Ausdrücke
des selben innern Wesens der Welt sind. Wann nun im einzelnen Fall eine
solche Beziehung wirklich vorhanden ist, also der Komponist die Willensregungen,
welche den Kern einer Begebenheit ausmachen, in der allgemeinen Sprache
der Musik auszusprechen gewusst hat: dann ist die Melodie des Liedes, die
Musik der Oper ausdrucksvoll. Die vom Komponisten ausgefundene Analogie
zwischen jenen beiden muss aber aus der unmittelbaren Erkenntnis des Wesens
der Welt, seiner Vernunft unbewusst, hervorgegangen und darf nicht, mit
bewusster Absichtlichkeit, durch Begriffe vermittelte Nachahmung sein:
sonst spricht die Musik nicht das innere Wesen, den Willen selbst aus;
sondern ahmt nur seine Erscheinung ungenügend nach; wie dies alle
eigentlich nachbildende Musik tut, z. B. »Die Jahreszeiten«
von Haydn, auch seine Schöpfung in vielen Stellen, wo Erscheinungen
der anschaulichen Welt unmittelbar nachgeahmt sind; so auch in allen Bataillenstücken:
welches gänzlich zu verwerfen ist." [24]
9. Musik als Übung in der Metaphysik, hoher Wert der Kunst"Musica est exercitium metaphysices occultum nescientis se philosophari animi (Die Musik ist eine unbewusste Übung in der Metaphysik, bei der der Geist nicht weiß, dass er philosophiert)" Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung I, Buch 3, 52
In diesem Sinn könne man auch jenen Spruch der Pythagoreer deuten, welchen Sextus Empirikus ( adv. Matth., L. VII) anführt: "numero cuncta assimilantur" (der Zahl sind alle Dinge ähnlich). "Und wenn wir endlich diese Ansicht an unsere obige Deutung der Harmonie und Melodie bringen, so werden wir eine bloße Moralphilosophie ohne Erklärung der Natur, wie sie Sokrates einführen wollte, einer Melodie ohne Harmonie, welche Rousseau ausschließlich wollte, ganz analog finden, und im Gegensatz hiervon wird eine bloße Physik und Metaphysik ohne Ethik einer bloßen Harmonie ohne Melodie entsprechen. – An diese beiläufigen Betrachtungen sei es mir vergönnt, noch einige die Analogie der Musik mit der erscheinenden Welt betreffende Bemerkungen zu knüpfen. Wir fanden im vorigen Buche, dass die höchste Stufe der Objektivation des Willens, der Mensch, nicht allein und abgerissen erscheinen konnte, sondern die unter ihm stehenden Stufen und diese immer wieder die tieferen voraussetzten: ebenso nun ist die Musik, welche, eben wie die Welt, den Willen unmittelbar objektiviert, erst vollkommen in der vollständigen Harmonie. Die hohe leitende Stimme der Melodie bedarf, um ihren ganzen Eindruck zu machen, der Begleitung aller anderen Stimmen, bis zum tiefsten Bass, welcher als der Ursprung aller anzusehen ist: die Melodie greift selbst als integrirender Teil in die Harmonie ein, wie auch diese in jene: und wie nur so, im vollstimmigen Ganzen, die Musik ausspricht, was sie auszusprechen bezweckt, so findet der eine und außerzeitliche Wille seine vollkommene Objektivation nur in der vollständigen Vereinigung aller der Stufen, welche in unzähligen Graden gesteigerter Deutlichkeit sein Wesen offenbaren. – Sehr merkwürdig ist noch folgende Analogie. Wir haben im vorigen Buche gesehen, dass, ungeachtet des Sichanpassens aller Willenserscheinungen zu einander, in Hinsicht auf die Arten, welches die teleologische Betrachtung veranlasst, dennoch ein nicht aufzuhebender Widerstreit zwischen jenen Erscheinungen als Individuen bleibt, auf allen Stufen derselben sichtbar ist und die Welt zu einem beständigen Kampfplatz aller jener Erscheinungen des einen und selben Willens macht, dessen innerer Widerspruch mit sich selbst dadurch sichtbar wird. Auch diesem sogar ist etwas Entsprechendes in der Musik. Nämlich ein vollkommen reines harmonisches System der Töne ist nicht nur physisch, sondern sogar schon arithmetisch unmöglich. Die Zahlen selbst, durch welche die Töne sich ausdrücken lassen, haben unauflösbare Irrationalitäten: keine Skala lässt sich auch nur ausrechnen, innerhalb welcher jede Quint sich zum Grundton verhielte wie 2 zu 3, jede große Terz wie 4 zu 5, jede kleine Terz wie 5 zu 6 u. s. w. Denn, sind die Töne zum Grundton richtig, so sind sie es nicht mehr zu einander; indem ja z. B. die Quint die kleine Terz der Terz sein müste u. s. w.: denn die Töne der Skala sind Schauspielern zu vergleichen, welche bald diese, bald jene Rolle zu spielen haben. Daher also lässt eine vollkommen richtige Musik sich nicht einmal denken, geschweige ausführen; und dieserhalb weicht jede mögliche Musik von der vollkommenen Reinheit ab: sie kann bloß die ihr wesentlichen Dissonanzen, durch Verteilung derselben an alle Töne, d. i. durch Temperatur, verstecken. Man sehe hierüber Chladni's »Akustik«, §. 30, und dessen »Kurze Uebersicht der Schall- und Klanglehre«. [26] Zum Schluss noch
etwas hohen Wert der Kunst und zum Thema Erlösung, ein zentraler Begriff
der Wagner#schen Musik: "Ich hätte noch manches hinzuzufügen
über die Art, wie Musik percipirt wird, nämlich einzig und allein
in und durch die Zeit, mit gänzlicher Ausschließung des Raumes,
auch ohne Einfluss der Erkenntnis der Kausalität, also des Verstandes:
denn die Töne machen schon als Wirkung und ohne dass wir auf ihre
Ursache, wie bei der Anschauung, zurückgingen, den ästhetischen
Eindruck. – Ich will indessen diese Betrachtungen nicht noch mehr verlängern,
da ich vielleicht schon so in diesem dritten Buche Manchem zu ausführlich
gewesen bin, oder mich zu sehr auf das Einzelne eingelassen habe. Mein
Zweck machte es jedoch nötig, und man wird es um so weniger missbilligen,
wenn man die selten genugsam erkannte Wichtigkeit und den hohen Wert der
Kunst sich vergegenwärtigt, erwägend, dass wenn, nach unserer
Ansicht, die gesammte sichtbare Welt nur die Objektivation, der Spiegel
des Willens ist, zu seiner SelbstErkenntnis, ja, wie wir bald sehen werden,
zur Möglichkeit seiner Erlösung, ihn begleitend; und zugleich,
dass die Welt als Vorstellung, wenn man sie abgesondert betrachtet, indem
man vom Wollen losgerissen, nur sie allein das Bewusstsein einnehmen lässt,
die erfreulichste und die allein unschuldige Seite des Lebens ist; – wir
die Kunst als die höhere Steigerung, die vollkommenere Entwickelung
von allen Diesem anzusehen haben, da sie wesentlich eben das Selbe, nur
konzentrirter, vollendeter, mit Absicht und Besonnenheit, leistet, was
die sichtbare Welt selbst, und sie daher, im vollen Sinne des Wortes, die
Blüte des Lebens genannt werden mag. Ist die ganze Welt als Vorstellung
nur die Sichtbarkeit des Willens, so ist die Kunst die Verdeutlichung dieser
Sichtbarkeit, die Camera obscura, welche die Gegenstände reiner zeigt
und besser übersehen läßt, das Schauspiel im Schauspiel,
die Bühne auf der Bühne im »Hamlet«." [27]
10. Verirrung der Naturwissenschaft; die heutige Wissenschaft versteht "vom innern Wesen eines Tieres" wenig, sie meint, "dass der Organismus nur ein Aggregat von Erscheinungen physischer, chemischer und mechanischer Kräfte sei, die hier, zufällig zusammengekommen, den Organismus zu Stande brächten, als ein Naturspiel ohne weitere Bedeutung", an dem man beliebig herum experimentieren könneDie Wissenschaft hatte sich schon im 19. Jahrhundert zum rohen Materialismus "unter stupider Ableugnung der Lebenskraft" entwickelt, der die Erscheinungen des Lebens aus physikalischen und chemischen Kräften erklären will, diese aber wieder aus dem mechanischen Wirken der Materie. Daran hat sich bis heute nichts geändert, vor allem was die Medizin betrifft mit ihren neuartigen gentechnisch veränderten Medikamenten und Impfstoffen einem Phantom nachjagt. "Ganz dieser Art ist endlich der eben jetzt, in der Mitte des 19. Jahrhunderts wieder aufgewärmte, aus Unwissenheit sich original dünkende, rohe Materialismus, welcher zunächst, unter stupider Ableugnung der Lebenskraft, die Erscheinungen des Lebens aus physikalischen und chemischen Kräften erklären, diese aber wieder aus dem mechanischen Wirken der Materie, Lage, Gestalt und Bewegung erträumter Atome entstehen lassen und so alle Kräfte der Natur auf Stoß und Gegenstoß zurückführen möchte... Dergleichen krasse, mechanische, demokritische, plumpe und wahrhaft knollige Theorien sind ganz der Leute würdig, die, funfzig Jahre nach dem Erscheinen der Goetheschen Farbenlehre, noch an Newtons homogene Lichter glauben und sich nicht schämen es zu sagen. Sie werden erfahren, dass was man dem Kinde (dem Demokrit) nachsieht, dem Manne nicht verziehen wird. Sie könnten sogar einst schmählich enden: aber dann schleicht Jeder davon, und thut als wäre er nicht dabei gewesen. Wir werden auf diese falsche Zurückführung ursprünglicher Naturkräfte auf einander bald nochmals zu reden kommen." Schon die Scholastiker wussten in dieser Beziehung mehr als die heutigen Wissenschaftler, denn sie hatten Dies im Wesentlichen richtig erkannt und als forma substantialis bezeichnet. (Suarez, Disput. metaph., disp. XV, sect. 1.) [28]Deshalb geht es den Tieren heute so schlecht, weil man "vom innern Wesen eines Tieres" so wenig versteht. Weder Bienen noch andere Haustiere sind verstanden, weshalb man glaubt, man könne sie nach den absurden Vorstellungen der materialistischen Wissenschaftler in Massen zusammenpferchen und die Bienen über pestizid-verseuchte Felder fliegen lassen. "Es ist ein ebenso großer, wie gewöhnlicher Irrtum, dass die Häufigsten, allgemeinsten und einfachsten Erscheinungen es wären, die wir am besten verständen; da sie doch vielmehr nur diejenigen sind, an deren Anblick und unsere Unwissenheit darüber wir uns am meisten gewöhnt haben. Es ist uns ebenso unerklärlich, dass ein Stein zur Erde fällt, als dass ein Tier sich bewegt. Man hat, wie oben erwähnt, vermeint, dass man, von den allgemeinsten Naturkräften (z. B. Gravitation, Kohäsion, Undurchdringlichkeit) ausgehend, aus ihnen die seltener und nur unter kombinirten Umständen wirkenden (z. B. chemische Qualität, Elektricität, Magnetismus) erklären, zuletzt aus diesen wieder den Organismus und das Leben der Tiere, ja des Menschen Erkennen und Wollen verstehen würde. Man fügte sich stillschweigend darin, von lauter qualitates occultae auszugehen, deren Aufhellung ganz aufgegeben wurde, da man über ihnen zu bauen, nicht sie zu unterwühlen vorhatte. Dergleichen kann, wie gesagt, nicht gelingen. Aber abgesehen davon, so stände solches Gebäude immer in der Luft. Was helfen Erklärungen, die zuletzt aus ein eben so Unbekanntes, als das erste Problem war, zurückführen? Versteht man aber am Ende vom innern Wesen jener allgemeinen Naturkräfte mehr, als vom innern Wesen eines Tieres? Ist nicht eines so unerforscht, wie das andere? Unergründlich, weil es grundlos, weil es der Inhalt, das Was der Erscheinung ist, das nie aus ihre Form, aus das Wie, auf den Satz vom Grunde, zurückgeführt werden kann. Wir aber, die wir hier nicht Aetiologie, sondern Philosophie, d. i. nicht relative, sondern unbedingte Erkenntnis vom Wesen der Welt beabsichtigen, schlagen den entgegengesetzten Weg ein und gehen von Dem, was uns unmittelbar, was uns am vollständigsten bekannt und ganz und gar vertraut ist, was uns am nächsten liegt, aus, um Das zu verstehen, was uns nur entfernt, einseitig und mittelbar bekannt ist: und aus der mächtigsten, bedeutendsten, deutlichsten Erscheinung wollen wir die unvollkommenere, schwächere verstehen lernen. Mir ist von allen Dingen, meinen eigenen Leib ausgenommen, nur eine Seite bekannt, die der Vorstellung: ihr inneres Wesen bleibt mir verschlossen und ein tiefes Geheimnis, auch wenn ich alle Ursachen kenne, aus die ihre Veränderungen erfolgen. Nur aus der Vergleichung mit Dem, was in mir vorgeht, wenn, indem ein Motiv mich bewegt, mein Leib eine Aktion ausübt, was das innere Wesen meiner eigenen durch äußere Gründe bestimmten Veränderungen ist, kann ich Einsicht erhalten in die Art und Weise, wie jene leblosen Körper sich auf Ursachen verändern, und so verstehen, was ihr inneres Wesen sei, von dessen Erscheinen mir die kenntnis der Ursache die bloße Regel des Eintritts in Zeit und Raum angiebt und weiter nichts. Dies kann ich darum, weil mein Leib das einzige Objekt ist, von dem ich nicht bloß die eine Seite, die der Vorstellung, kenne, sondern auch die zweite, welche Wille heißt. Statt also zu glauben, ich würde meine eigene Organisation, dann mein Erkennen und Wollen und meine Bewegung auf Motive, besser verstehen, wenn ich sie nur zurückführen könnte auf Bewegung aus Ursachen, durch Elektricität, durch Chemismus, durch Mechanismus; muss ich, sofern ich Philosophie, nicht Aetiologie suche, umgekehrt auch die einfachsten und gemeinsten Bewegungen des unorganischen Körpers, die ich auf Ursachen erfolgen sehe, zuvörderst ihrem innern Wesen nach verstehen lernen aus meiner eigenen Bewegung auf Motive, und die unergründlichen Kräfte, welche sich in allen Körpern der Natur äußern, für der Art nach als identisch mit Dem erkennen, was in mir der Wille ist, und für nur dem Grade nach davon verschieden. Dies heißt: die in der Abhandlung über den Satz vom Grund aufgestellte vierte Klasse der Vorstellungen muss mir der Schlüssel werden zur Erkenntnis des innern Wesens der ersten Klasse, und aus dem Gesetz der Motivation muss ich das Gesetz der Kausalität, seiner innern Bedeutung nach, verstehen lernen." [29] Gegenüber den
heutigen Wissenschaftlern, die in der roten und grünen Gentechnik
forschen, waren die Scholastiker weiter entwickelt. Sie besaßen eine
Grundlage und kamen der Wahrheit näher als unsere Wissenschaftler,
die sich ihre eigene Grundlage entziehen, und "nur Irrtum statt Wahrheit
geben" können. Die Wissenschaft meint, "dass der Organismus nur ein
Aggregat von Erscheinungen physischer, chemischer und mechanischer Kräfte
sei, die hier, zufällig zusammengekommen, den Organismus zu Stande
brächten, als ein Naturspiel ohne weitere Bedeutung," an dem man beliebig
herum experimentieren könne: "Der Gehalt der Natur wird jetzt durch
die Form verdrängt, den einwirkenden Umständen wird Alles, dem
innern Wesen der Dinge nichts zugeschrieben. Gelänge es wirklich auf
dem Wege, so würde, wie schon gesagt, zuletzt ein Rechnungsexempel
das Rätsel der Welt lösen. Diesen Weg aber geht man, wenn, wie
schon erwähnt, alle physiologische Wirkung auf Form und Mischung,
also etwa auf Elektricität, diese wieder auf Chemismus, dieser aber
auf Mechanismus zurückgeführt werden soll. Letzteres war z. B.
der Fehler des Cartesius und aller Atomistiker, welche die Bewegung der
Weltkörper auf den Stoß eines Fluidums, und die Qualitäten
auf den Zusammenhang und die Gestalt der Atome zurückführten
und dahin arbeiteten, alle Erscheinungen der Natur für bloße
Phänomene der Undurchdringlichkeit und Kohäsion zu erklären.
Obgleich man davon zurückgekommen ist, so thun doch auch dasselbe
in unsern Tagen die elektrischen, chemischen und mechanischen Physiologen,
welche hartnäckig das ganze Leben und alle Funktionen des Organismus
aus der »Form und Mischung« seiner Bestandteile erklären
wollen. dass das Ziel der physiologischen Erklärung die Zurückführung
des organischen Lebens auf die allgemeinen Kräfte, welche die Physik
betrachtet, sei, findet man noch ausgesprochen in Meckels Archiv für
Physiologie, 1820, Bd. 5, S. 185.– Auch Lamarck, in seiner Philosophie
zoologique, Bd. 2, Kap. 3, erklärt das Leben für eine bloße
Wirkung der Wärme und Elektricität: le calorique et la matière
électrique suffisent parfaitement pour composer ensemble cette cause
essentielle de la vie (S. 16). Danach wären eigentlich Wärme
und Elektricität das Ding an sich und die Tier- und Pflanzenwelt dessen
Erscheinung. Das Absurde dieser Meinung tritt S. 306 ff. jenes Werkes grell
hervor. Es ist allbekannt, dass in neuester Zeit alle jene so oft explodierten
Ansichten mit erneuerter Dreistigkeit wieder aufgetreten sind. Ihnen liegt,
wenn man es genau betrachtet, zuletzt die Voraussetzung zum Grunde, dass
der Organismus nur ein Aggregat von Erscheinungen physischer, chemischer
und mechanischer Kräfte sei, die hier, zufällig zusammengekommen,
den Organismus zu Stande brächten, als ein Naturspiel ohne weitere
Bedeutung. Der Organismus eines Tieres, oder des Menschen, wäre demnach,
philosophisch betrachtet, nicht Darstellung einer eigenen Idee, d. h. nicht
selbst unmittelbar Objektität des Willens, auf einer bestimmten höhern
Stufe; sondern in ihm erschienen nur jene Ideen, welche in der Elektricität,
im Chemismus, im Mechanismus den Willen objektiviren: der Organismus wäre
daher aus dem Zusammentreffen dieser Kräfte so zufällig zusammengeblasen,
wie die Gestaltung von Menschen und Tieren aus Wolken oder Stalaktiten,
daher an sich weiter nicht interessant. – Wir werden indessen sogleich
sehen, inwiefern dennoch jene Anwendung physischer und chemischer Erklärungsarten
auf den Organismus innerhalb gewisser Gränzen gestattet und brauchbar
sein möchte; indem ich darlegen werde, dass die Lebenskraft die Kräfte
der unorganischen Natur allerdings benutzt und gebraucht, jedoch keineswegs
aus ihnen besteht; so wenig wie der Schmid aus Hammer und Ambos. Daher
wird nie auch nur das so höchst einfache Pflanzenleben aus ihnen,
etwan aus der Haarröhrchenkraft und der Endosmose (Säfteaustausch),
erklärt werden können, geschweige das Tierische Leben."
[30]
11. Forma substantialis (wesentliche Form) nach Aristoteles und den Scholastikern; generatio aequivoca (Urzeugung)Es ist nach Schopenhauer eine "Verirrung der Naturwissenschaft", wenn sie die höheren Stufen zurückführen will auf niedere; das Verkennen und Leugnen ursprünglicher und für sich bestehender Naturkräfte ist eben so fehlerhaft, wie die grundlose Annahme eigentümlicher Kräfte, wo bloß eine besondere Erscheinungsart schon bekannter statt findet. "Die Scholastiker, welche Dergleichen keinesfalls verstattet hätten, würden ganz recht gesagt haben, es wäre ein gänzliches Wegleugnen der forma substantialis und ein Herabwürdigen derselben zur forma accidentalis. Denn des Aristoteles forma substantialis bezeichnet genau Das, was ich den Grad der Objektivation des Willens in einem Dinge nenne. – Andererseits nun aber ist nicht zu übersehen, dass in allen Ideen, d. h. in allen Kräften der unorganischen und allen Gestalten der organischen Natur, einer und derselbe Wille es ist, der sich offenbart, d. h. in die Form der Vorstellung, in die Objektität, eingeht. Seine Einheit muss sich daher auch durch eine innere Verwandtschaft zwischen allen seinen Erscheinungen zu erkennen geben. Diese nun offenbart sich auf den höheren Stufen seiner Objektität, wo die ganze Erscheinung deutlicher ist, also im Pflanzen- und Tierreich, durch die allgemein durchgreifende Analogie aller Formen, den Grundtypus, der in allen Erscheinungen sich wiederfindet: dieser ist deshalb das leitende Princip der vortrefflichen, in diesem Jahrhundert von den Franzosen ausgegangenen, zoologischen Systeme geworden und wird am vollständigsten in der vergleichenden Anatomie nachgewiesen, als l'unité de plan, l'uniformité de l'élément anatomique. Ihn aufzufinden ist auch ein Hauptgeschäft, oder doch gewiß die löblichste Bestrebung der Naturphilosophen der Schellingischen Schule gewesen, welche sogar darin manches Verdienst haben; wenn gleich in vielen Fällen ihre Jagd nach Analogien in der Natur zur bloßen Witzelei ausartet. Mit Recht aber haben sie jene allgemeine Verwandtschaft und Familienähnlichkeit auch in den Ideen der unorganischen Natur nachgewiesen, z. B. zwischen Elektricität und Magnetismus, deren Identität später konstatirt wurde, zwischen chemischer Anziehung und Schwere u.dgl.m. Sie haben besonders darauf aufmerksam gemacht, dass die Polarität, d. h. das Auseinandertreten einer Kraft in zwei qualitativ verschiedene, entgegengesetzte und zur Wiedervereinigung strebende Thätigkeiten, welches sich meistens auch räumlich durch ein Auseinandergehen in entgegengesetzte Richtungen offenbart, ein Grundtypus fast aller Erscheinungen der Natur, vom Magnet und Krystall bis zum Menschen ist. In China ist jedoch diese Erkenntnis seit den ältesten Zeiten gangbar, in der Lehre vom Gegensatz des Yin und Yang. – Ja, weil eben alle Dinge der Welt die Objektität des einen und selben Willens, folglich dem innern Wesen nach identisch sind; so muss nicht nur jene unverkennbare Analogie zwischen ihnen sein und in jedem Unvollkommeneren sich schon die Spur, Andeutung, Anlage des zunächst liegenden Vollkommeneren zeigen; sondern auch, weil alle jene Formen doch nur der Welt als Vorstellung angehören, so läßt sich sogar annehmen, dass schon in den allgemeinsten Formen der Vorstellung, in diesem eigentlichen Grundgerüst der erscheinenden Welt, also in Raum und Zeit, der Grundtypus, die Andeutung, Anlage alles Dessen, was die Formen füllt, aufzufinden und nachzuweisen sei. Es scheint eine dunkle Erkenntnis hievon gewesen zu sein, welche der Kabbala und aller mathematischen Philosophie der Pythagoreer, auch der Chinesen, im Y-king, den Ursprung gab: und auch in jener Schellingischen Schule finden wir, bei ihren mannigfaltigen Bestrebungen die Analogie zwischen allen Erscheinungen der Natur an das Licht zu ziehen, auch manche, wiewohl unglückliche Versuche, aus den bloßen Gesetzen des Raumes und der Zeit Naturgesetze abzuleiten.... Wenn von den Erscheinungen des Willens, auf den niedrigeren Stufen seiner Objektivation, also im Unorganischen, mehrere unter einander in Konflikt gerathen, indem jede, am Leitfaden der Kausalität, sich der vorhandenen Materie bemächtigen will: so geht aus diesem Streit die Erscheinung einer höhern Idee hervor, welche die vorhin dagewesenen unvollkommeneren alle überwältigt, jedoch so, dass sie das Wesen derselben auf eine untergeordnete Weise bestehen läßt, indem sie ein Analogon davon in sich aufnimmt; welcher Vorgang eben nur aus der Identität des erscheinenden Willens in allen Ideen und aus seinem Streben zu immer höherer Objektivation begreiflich ist. Wir sehen daher z. B. im Festwerden der Knochen ein unverkennbares Analogon der Krystallisation, als welche ursprünglich den Kalk beherrschte, obgleich die Ossifikation nie auf Krystallisation zurückzuführen ist. Schwächer zeigt sich die Analogie im Festwerden des Fleisches. So auch ist die Mischung der Säfte in Tierischen Körper und die Sekretion ein Analogon der chemischen Mischung und Abscheidung, sogar wirken die Gesetze dieser dabei noch fort, aber untergeordnet, sehr modifizirt, von einer höhern Idee überwältigt; daher bloß chemische Kräfte, außerhalb des Organismus, nie solche Säfte liefern werden; sondern "Encheiresin naturae nennt es die Chemie, / Spottet ihrer selbst und weiß nicht wie." (Goethe, Faust I, 1940f.). Die aus solchem Siege über mehrere niedere Ideen, oder Objektivationen des Willens, hervorgehende vollkommenere gewinnt, eben dadurch, dass sie von jeder überwältigten, ein höher potenzirtes Analogon in sich aufnimmt, einen ganz neuen Charakter: der Wille objektiviert sich auf eine neue deutlichere Art: es entsteht ursprünglich durch generatio aequivoca (Urzeugung), nachher durch Assimilation an den vorhandenen Keim, organischer Saft, Pflanze, Tier, Mensch. Also aus dem Streit niedrigerer Erscheinungen geht die höhere, sie alle verschlingende, aber auch das Streben aller in höherm Grade verwirklichende hervor. – Es herrscht demnach schon hier das Gesetz: serpens, nisi serpentem comederit, non fit draco ("die Schlange kann nur dadurch zum Drachen werden, dass sie eine Schlange verschlingt." - Baco von Verulam, Serm. fideles 38, De fortuna)" [31]Die Welt hat sich
entwickelt bis hin zum besonnenen, erkenntnisfähigen Wesen, dem Menschen,
sogar bis hin zum Wissenschaftler, bei dem der Irrtum seine Äußerungen
verfälschen kann, "indem dann Wahnmotive gleich wirklichen einfließen
und diese aufheben." Die Scholastiker bezeichneten solche Wissenschaftler
so: "Causa finalis movet non secundum suum esse reale, sed secundum esse
cognitum" (Die Endursache wirkt nicht nach ihrem wirklichen, sondern nach
ihrem erkannten Wesen - Suarez, Disp. metaph. disp. XXIII, sect. 7 et 8).
"Von Stufe zu Stufe sich deutlicher objektivirend, wirkt dennoch auch im
Pflanzenreich, wo nicht mehr eigentliche Ursachen, sondern Reize das Band
seiner Erscheinungen sind, der Wille doch noch völlig erkenntnislos,
als finstere treibende Kraft, und so endlich auch noch im vegetativen Teil
der Tierischen Erscheinung, in der Hervorbringung und Ausbildung jedes
Tieres und in der Unterhaltung der innern Oekonomie desselben, wo immer
nur noch bloße Reize seine Erscheinung notwendig bestimmen. Die immer
höher stehenden Stufen der Objektität des Willens führen
endlich zu dem Punkt, wo das Individuum, welches die Idee darstellt, nicht
mehr durch bloße Bewegung auf Reize seine zu assimilirende Nahrung
erhalten konnte; weil solcher Reiz abgewartet werden muss, hier aber die
Nahrung eine specieller bestimmte ist, und bei der immer mehr angewachsenen
Mannigfaltigkeit der Erscheinungen das Gedränge und Gewirre so groß
geworden ist, dass sie einander stören, und der Zufall, von dem das
durch bloße Reize bewegte Individuum seine Nahrung erwarten muss,
zu ungünstig sein würde... Der Wille, der bis hieher im Dunkeln,
höchst sicher und unfehlbar, seinen Trieb verfolgte, hat sich auf
dieser Stufe ein Licht angezündet, als ein Mittel, welches notwendig
wurde, zur Aufhebung des Nachteils, der aus dem Gedränge und der komplizierten
Beschaffenheit seiner Erscheinungen eben den vollendetesten erwachsen würde.
Die bisherige unfehlbare Sicherheit und Gesetzmäßigkeit, mit
welcher er in der unorganischen und bloß vegetativen Natur wirkte,
beruhte darauf, dass er allein in seinem ursprünglichen Wesen, als
blinder Drang, Wille, tätig war, ohne Beihilfe, aber auch ohne Störung
von einer zweiten ganz andern Welt, der Welt als Vorstellung, welche zwar
nur das Abbild seines eigenen Wesens, aber doch ganz anderer Natur ist
und jetzt eingreift in den Zusammenhang seiner Erscheinungen. Dadurch hört
nunmehr die unfehlbare Sicherheit derselben auf. Die Tiere sind schon dem
Schein, der Täuschung ausgesetzt. Sie haben indessen bloß anschauliche
Vorstellungen, keine Begriffe, keine Reflexion, sind daher an die Gegenwart
gebunden, können nicht die Zukunft berücksichtigen. – Es scheint
als ob diese vernunftlose Erkenntnis nicht in allen Fällen hinreichend
zu ihrem Zweck gewesen sei und bisweilen gleichsam einer Nachhilfe bedurft
habe. Denn es bietet sich uns die sehr merkwürdige Erscheinung dar,
dass das blinde Wirken des Willens und das von der Erkenntnis erleuchtete,
in zwei Arten von Erscheinungen, auf eine höchst überraschende
Weise, eines in das Gebiet des andern hinübergreifen. Einmal nämlich
finden wir, mitten unter dem von der anschaulichen Erkenntnis und ihren
Motiven geleiteten Tun der Tiere, ein ohne diese, also mit der notwendigkeit
des blindwirkenden Willens vollzogenes, in den Kunsttrieben, welche, durch
kein Motiv, noch Erkenntnis geleitet, das Ansehen haben, als brächten
sie ihre Werke sogar auf abstrakte, vernünftige Motive zu Stande.
Der andere diesem entgegengesetzte Fall ist der, wo umgekehrt das Licht
der Erkenntnis in die Werkstätte des blindwirkenden Willens eindringt
und die vegetativen Funktionen des menschlichen Organismus beleuchtet:
im magnetischen Hellsehen. – Endlich nun da, wo der Wille zum höchsten
Grade seiner Objektivation gelangt ist, reicht die den Tieren aufgegangene
Erkenntnis des Verstandes, dem die Sinne die Data liefern, woraus bloße
Anschauung, die an die Gegenwart gebunden ist, hervorgeht, nicht mehr zu:
das komplizierte, vielseitige, bildsame, höchst bedürftige und
unzähligen Verletzungen ausgesetzte Wesen, der Mensch, musste, um
bestehen zu können, durch eine doppelte Erkenntnis erleuchtet werden,
gleichsam eine höhere Potenz der anschaulichen Erkenntnis musste zu
dieser hinzutreten, eine Reflexion jener: die Vernunft als das Vermögen
abstrakter Begriffe. Mit dieser war Besonnenheit da, enthaltend Ueberblick
der Zukunft und Vergangenheit, und, in Folge derselben, Ueberlegung, Sorge,
Fähigkeit des prämeditirten, von der Gegenwart unabhängigen
Handelns, endlich auch völlig deutliches Bewusstsein der eigenen Willensentscheidungen
als solcher. Trat nun schon mit der bloß anschauenden Erkenntnis
die Möglichkeit des Scheines und der Täuschung ein, wodurch die
vorige Unfehlbarkeit im erkenntnislosen Treiben des Willens aufgehoben
wurde, deshalb Instinkt und Kunsttrieb, als erkenntnislose Willensäußerungen,
mitten unter den von Erkenntnis geleiteten, ihm zu Hülfe kommen mussten;
so geht mit dem Eintritt der Vernunft jene Sicherheit und Untrüglichkeit
der Willensäußerungen (welche am andern Extrem, in der unorganischen
Natur, sogar als strenge Gesetzmäßigkeit erscheint) fast ganz
verloren: der Instinkt tritt völlig zurück, die Ueberlegung,
welche jetzt Alles ersetzen soll, gebiert (wie im ersten Buche ausgeführt)
Schwanken und Unsicherheit: der Irrtum wird möglich, welcher in vielen
Fällen die adäquate Objektivation des Willens durch taten hindert.
Denn, wenn gleich der Wille schon im Charakter seine bestimmte und unveränderliche
Richtung genommen hat, welcher entsprechend das Wollen selbst unfehlbar,
nach Anlass der Motive, eintritt; so kann doch der Irrtum die Aeußerungen
desselben verfälschen, indem dann Wahnmotive gleich wirklichen einfließen
und diese aufheben Die Scholastiker sagten daher recht gut: Causa finalis
movet non secundum suum esse reale, sed secundum esse cognitum. Siehe Suarez,
Disp. metaph. disp. XXIII, sect. 7 et 8." [32]
12. Die Idee des MenschenEs gilt, wie oben gesehen, "die tiefe Bedeutsamkeit der Musik zu ergründen", wenn man den Menschen erkennen will. "Die Idee des Menschen durfte, um in der gehörigen Bedeutung zu erscheinen, nicht allein und abgerissen sich darstellen, sondern musste begleitet sein von der Stufenfolge abwärts durch alle Gestaltungen der Tiere, durch das Pflanzenreich, bis zum Unorganischen: sie alle erst ergänzen sich zur vollständigen Objektivation des Willens; sie werden von der Idee des Menschen so vorausgesetzt, wie die Blüthen des Baumes Blätter, Aeste, Stamm und Wurzel voraussetzen: sie bilden eine Pyramide, deren Spitze der Mensch ist. Auch kann man, wenn man an Vergleichungen Wohlgefallen hat, sagen: ihre Erscheinung begleitet die des Menschen so notwendig, wie das volle Licht begleitet ist von den allmäligen Gradationen aller Halbschatten, durch die es sich in die Finsterniß verliert: oder auch man kann sie den Nachhall des Menschen nennen und sagen: Tier und Pflanze sind die herabsteigende Quint und Terz des Menschen, das unorganische Reich ist die untere Oktav. Die ganze Wahrheit dieses letzten Gleichnisses wird uns aber erst deutlich werden, wenn wir, im folgenden Buche, die tiefe Bedeutsamkeit der Musik zu ergründen suchen und sich uns zeigen wird, wie die durch hohe leichtbewegliche Töne im Zusammenhang fortschreitende Melodie, in gewissem Sinn, als das durch Reflexion Zusammenhang habende Leben und Streben des Menschen darstellend, anzusehen ist, wo dann dagegen die unzusammenhängenden Ripienstimmen (Stimmen der begleitenden Instrumente) und der schwerbewegliche Bass, aus denen die zur Vollständigkeit der Musik notwendige Harmonie hervorgeht, die übrige Tierische und erkenntnislose Natur abbilden. Doch davon an seinem Orte, wo es nicht mehr so paradox klingen wird. – Wir finden aber auch jene innere, von der adäquaten Objektität des Willens unzertrennliche Notwendigkeit der Stufenfolge seiner Erscheinungen, in dem Ganzen dieser selbst, durch eine äußere Notwendigkeit ausgedrückt, durch diejenige nämlich, vermöge welcher der Mensch zu seiner Erhaltung der Tiere bedarf, diese stufenweise eines des andern, dann auch der Pflanzen, welche wieder des Bodens bedürfen, des Wassers, der chemischen Elemente und ihrer Mischungen, des Planeten, der Sonne, der Rotation und des Umlaufs um diese, der Schiefe der Ekliptik u. s. f. ... Die innere Zweckmäßigkeit tritt nun folgendermaaßen in den Zusammenhang unserer Betrachtung. Wenn, dem Bisherigen zufolge, alle Verschiedenheiten der Gestalten in der Natur und alle Vielheit der Individuen nicht dem Willen, sondern nur seiner Objektität und der Form dieser angehört; so folgt notwendig, dass er untheilbar und in jeder Erscheinung ganz gegenwärtig ist, wiewohl die Grade seiner Objektivation, die (Platonischen) Ideen, sehr verschieden sind. Wir können, zu leichterer Faßlichkeit, diese verschiedenen Ideen als einzelne und an sich einfache Willensakte betrachten, in denen sein Wesen sich mehr oder weniger ausdrückt: die Individuen aber sind wieder Erscheinungen der Ideen, also jener Akte, in Zeit und Raum und Vielheit. – Nun behält, auf den niedrigsten Stufen der Objektität, ein solcher Akt (oder eine Idee) auch in der Erscheinung seine Einheit bei; während er auf den höhern Stufen, um zu erscheinen, einer ganzen Reihe von Zuständen und Entwicklungen in der Zeit bedarf, welche alle zusammengenommen erst den Ausdruck seines Wesens vollenden. So z. B. hat die Idee, welche sich in irgend einer allgemeinen Naturkraft offenbart, immer nur eine einfache Aeußerung wenn gleich diese nach Maaßgabe der äußeren Verhältnisse sich verschieden darstellt: sonst könnte auch ihre Identität gar nicht nachgewiesen werden, welches eben geschieht durch Absonderung der bloß aus den äußeren Verhältnissen entspringenden Verschiedenheit. Ebenso hat der Krystall nur eine Lebensäußerung, sein Anschießen, welche nachher an der erstarrten Form, dem Leichnam jenes momentanen Lebens, ihren völlig hinreichenden und erschöpfenden Ausdruck hat. Schon die Pflanze aber drückt die Idee, deren Erscheinung sie ist, nicht mit einem Male und durch eine einfache Aeußerung aus, sondern in einer Succession von Entwickelungen ihrer Organe, in der Zeit. Das Tier entwickelt nicht nur auf gleiche Weise, in einer Succession oft sehr verschiedener Gestalten (Metamorphose) seinen Organismus; sondern diese Gestalt selbst, obwohl schon Objektität des Willens auf dieser Stufe, reicht doch nicht hin zur vollständigen Darstellung seiner Idee, vielmehr wird diese erst ergänzt durch die Handlungen des Tieres, in denen sein empirischer Charakter, welcher in der ganzen Species derselbe ist, sich ausspricht und erst die vollständige Offenbarung der Idee ist, wobei sie den bestimmten Organismus als Grundbedingung voraussetzt. Beim Menschen ist schon in jedem Individuo der empirische Charakter ein eigentümlicher." [33]13. Erkenntnis, Urdenken; es gibt Bücher durch die keine wirklich neue Erkenntnis in die Welt kommt; Dialektik liefert keine sicheren Resultate; die eigentliche Weisheit ist etwas Intuitives, nicht etwas Abstraktes; Wissenschaftler ohne intuitive Erkenntnis bringen nur Balourdisen (Tölpeleien) und Missgriffe hervor und sehen "oft so einfältig, albern und schafmäßig drein"; fuga vacui (Flucht vor der Leere), der Gedankenleere ihres eigenen Kopfes; Bei Biotech-Schulmedizinern schleicht sich mit dem neuen Stoff zugleich die fremde Ansicht und Behandlung desselben in den Kopf, und zwar um so mehr, "als Trägheit und Apathie anraten, sich die Mühe des Denkens zu ersparen und das fertige Gedachte anzunehmen und gelten zu lassen; dies nistet sich jetzt ein, und fortan nehmen die Gedanken darüber, gleich den in Gräben geleiteten Bächen, stets den gewohnten Weg", d.h. man will nur noch genmanipulierte Medikamente und Impfstoffe; "falsche Urteile stets an der Tagesordnung"; Journalisten verteilen diese falschen Urteile und geborgten Meinungen, die sie begierig aufraffen, wo sie ihrer habhaft werden; andere borgen sie wieder von ihnen und machen es damit eben so; dies erklärt die schnelle und weite Verbreitung der Irrtümer, wie auch den Ruhm des Schlechten"Nach Aristoteles und den Scholastikern unterscheidet man zwischen substantias primas (primäre Wesenheiten), und den Begriffen substantias secundas (sekundäre Wesenheiten). "Da nun, wie gezeigt worden, die Begriffe ihren Stoff von der anschauenden Erkenntnis entlehnen, und daher das ganze Gebäude unserer Gedankenwelt auf der Welt der Anschauungen ruht; so müssen wir von jedem Begriff, wenn auch durch Mittelstufen, zurückgehen können auf die Anschauungen, aus denen er unmittelbar selbst, oder aus denen die Begriffe, deren Abstraktion er wieder ist, abgezogen worden: d. h. wir müssen ihn mit Anschauungen, die zu den Abstraktionen im Verhältnis des Beispiels stehen, belegen können. Diese Anschauungen also liefern den realen Gehalt alles unsers Denkens, und überall, wo sie fehlen, haben wir nicht Begriffe, sondern bloße Worte im Kopfe gehabt. In dieser Hinsicht gleicht unser Intellekt einer Zettelbank, die, wenn sie solide sein soll, Kontanten in Kassa haben muss, um erforderlichenfalls alle ihre ausgestellten Noten einlösen zu können: die Anschauungen sind die Kontanten, die Begriffe die Zettel. – In diesem Sinne könnten die Anschauungen recht passend primäre, die Begriffe hingegen sekundäre Vorstellungen benannt werden: nicht ganz so treffend nannten die Scholastiker, auf Anlass des Aristoteles ( Metaph. VI, 11; XI, 1) die realen Dinge substantias primas, und die Begriffe substantias secundas. – Bücher teilen nur sekundäre Vorstellungen mit. Bloße Begriffe von einer Sache, ohne Anschauung, geben eine bloß allgemeine kenntnis derselben. Ein durchaus gründliches Verständniß von Dingen und deren Verhältnissen hat man nur, sofern man fähig ist, sie in lauter deutlichen Anschauungen, ohne Hülfe der Worte, sich vorstellig zu machen. Worte durch Worte erklären, Begriffe mit Begriffen vergleichen, worin das meiste Philosophieren besteht, ist im Grunde ein spielendes Hin- und Herschieben der Begriffssphären; um zu sehen, welche in die andere geht und welche nicht. Im glücklichsten Fall wird man dadurch zu Schlüssen gelangen: aber auch Schlüsse geben keine durchaus neue Erkenntnis, sondern zeigen uns nur, was Alles in der schon vorhandenen lag und was davon etwan auf den jedesmaligen Fall anwendbar wäre. Hingegen anschauen, die Dinge selbst zu uns reden lassen, neue Verhältnisse derselben auffassen, dann aber dies Alles in Begriffe absetzen und niederlegen, um es sicher zu besitzen: das gibt neue Erkenntnisse. Allein, während Begriffe mit Begriffen zu vergleichen so ziemlich Jeder die Fähigkeit hat, ist Begriff mit Anschauungen zu vergleichen eine Gabe der Auserwählten: sie bedingt, je nach dem Grade der Vollkommenheit, Witz, Urtheilskraft, Scharfsinn, Genie. Bei jener erstern Fähigkeit hingegen kommt nie viel mehr heraus, als etwan vernünftige Betrachtungen. – Der innerste Kern jeder ächten und wirklichen Erkenntnis ist eine Anschauung; auch ist jede neue Wahrheit die Ausbeute aus einer solchen. Alles Urdenken geschieht in Bildern: darum ist die Phantasie ein so notwendiges Werkzeug desselben, und werden phantasielose Köpfe nie etwas Großes leisten, – es sei denn in der Mathematik. – Hingegen bloß abstrakte Gedanken, die keinen anschaulichen Kern haben, gleichen Wolkengebilden ohne Realität. Selbst Schrift und Rede, sei sie Lehre oder Gedicht, hat zum letzten Zweck, den Leser zu derselben anschaulichen Erkenntnis hinzuleiten, von welcher der Verfasser ausging: hat sie den nicht, so ist sie eben schlecht. Eben darum ist Betrachtung und Beobachtung jedes Wirklichen, sobald es irgend etwas dem Beobachter Neues darbietet, belehrender als alles Lesen und Hören. Denn sogar ist, wenn wir aus den Grund gehen, in jedem Wirklichen alle Wahrheit und Weisheit, ja, das letzte Geheimnis der Dinge enthalten, freilich eben nur in concreto (im besonderen Fall), und so wie das Gold im Erze steckt: es kommt darauf an, es herauszuziehen. Aus einem Buche hingegen erhält man, im besten Fall, die Wahrheit doch nur aus zweiter Hand, öfter aber gar nicht." [34]Die Bücher, die heute geschrieben werden, sind in Regel mittelmäßig, ohne Intuition, d.h. es kommt keine wirklich neue Erkenntnis in die Welt. "Bei den meisten Büchern, von den eigentlich schlechten ganz abgesehen, hat, wenn sie nicht durchaus empirischen Inhalts sind, der Verfasser zwar gedacht aber nicht geschaut: er hat aus der Reflexion, nicht aus der Intuition geschrieben; und dies eben ist es, was sie mittelmäßig und langweilig macht. Denn was Jener gedacht hat, hatte der Leser, bei einiger Bemühung, allenfalls auch denken können: es sind nämlich eben vernünftige Gedanken, nähere Auseinandersetzungen des im Thema implizite Enthaltenen. Aber dadurch kommt keine wirklich neue Erkenntnis in die Welt: diese wird nur im Augenblick der Anschauung, der unmittelbaren Auffassung einer neuen Seite der Dinge, erzeugt. Wo daher, im Gegenteil, dem Denken eines Autors ein Schauen zum Grunde lag; da ist es, als schriebe er aus einem Lande, wo der Leser nicht auch schon gewesen ist; da ist Alles frisch und neu: denn es ist aus der Urquelle aller Erkenntnis unmittelbar geschöpft. Ich will den hier berührten Unterschied durch ein ganz leichtes und einfaches Beispiel erläutern. Jeder gewöhnliche Schriftsteller wird leicht das tiefsinnige Hinstarren, oder das versteinernde Erstaunen, dadurch schildern, dass er sagt: »Er stand wie eine Bildsäule«; aber Cervantes sagt: »wie eine bekleidete Bildsäule: denn der Wind bewegte seine Kleider.« (DQ, B. 6, Kap. 19.) Solchermaaßen haben alle große Köpfe stets in Gegenwart der Anschauung gedacht und den Blick unverwandt auf sie geheftet, bei ihrem Denken. Man erkennt dies, unter Anderm, daran, dass auch die heterogensten unter ihnen doch im Einzelnen so oft übereinstimmen und wieder zusammentreffen; weil sie eben Alle von derselben Sache reden, die sie sämmtlich vor Augen hatten: die Welt, die anschauliche Wirklichkeit: ja, gewissermaßen sagen sie sogar alle das Selbe, und die Andern glauben ihnen nie. Man erkennt es ferner an dem Treffenden, Originellen, und der Sache stets genau Angepassten des Ausdrucks, weil ihn die Anschauung eingegeben hat, an dem Naiven der Aussagen, an der Neuheit der Bilder, und dem Schlagenden der Gleichnisse, welches Alles, ohne Ausnahme, die Werke großer Köpfe auszeichnet, denen der Andern hingegen stets abgeht; weshalb diesen nur banale Redensarten und abgenutzte Bilder zu Gebote stehen und sie nie sich erlauben dürfen, naiv zu sein, bei Strafe ihre Gemeinheit in ihrer traurigen Blöße zu zeigen: statt dessen sind sie preziös. Darum sagte Büffon: le style est l'homme même (Der Stil ist der Mensch selbst; Discours prononcé 25.8.1753). Wenn die gewöhnlichen Köpfe dichten, haben sie einige traditionelle, ja konventionelle, also in abstracto überkommene Gesinnungen, Leidenschaften, noble Sentiments u. dgl., die sie den Helden ihrer Dichtungen unterlegen, welche hiedurch zu einer bloßen Personifikation jener Gesinnungen werden, also gewissermaßen selbst schon Abstrakta und daher fade und langweilig sind. Wenn sie philosophieren, haben sie einige weite abstrakte Begriffe überkommen, mit denen sie, als gelte es algebraische Gleichungen, hin und her werfen, und hoffen, es werde daraus etwas hervorgehen: höchstens sieht man, dass sie Alle das Selbe gelesen haben. Ein solches Hin- und Herwerfen mit abstrakten Begriffen, nach Art der algebraischen Gleichungen, welches man heut zu Tage Dialektik nennt, liefert aber nicht, wie die wirkliche Algebra, sichere Resultate; weil hier der durch das Wort vertretene Begriff keine fest und genau bestimmte Größe ist, wie die durch den Buchstaben der Algebra bezeichnete, sondern ein Schwankendes, Vieldeutiges, der Ausdehnung und Zusammenziehung Fähiges. Genau genommen hat alles Denken, d. h. Kombinieren abstrakter Begriffe, höchstens Erinnerungen aus dem früher Angeschauten zum Stoff, und auch noch indirekt, sofern nämlich Dieses die Unterlage aller Begriffe ausmacht: ein wirkliches, d. h. unmittelbares Erkennen hingegen ist allein das Anschauen, das neue frische Perzipieren selbst. Nun aber können die Begriffe, welche die Vernunft gebildet und das Gedächtnis aufbehalten hat, nie alle zugleich dem Bewusstsein gegenwärtig sein, vielmehr nur eine sehr kleine Anzahl derselben zur Zeit. Hingegen die Energie, mit welcher die anschauliche Gegenwart, in der eigentlich immer das Wesentliche aller Dinge überhaupt virtualiter enthalten und repräsentiert ist, aufgefasst wird, erfüllt, mit ihrer ganzen Macht, das Bewusstsein in Einem Moment. Hierauf beruht das unendliche Ueberwiegen des Genies über die Gelehrsamkeit: sie verhalten sich zu einander wie der Text des alten Klassikers zu seinem Kommentar. Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit zuletzt in der Anschauung. Aber leider lässt diese sich weder festhalten, noch mittheilen: allenfalls lassen sich die objektiven Bedingungen dazu, durch die bildenden Künste und schon viel mittelbarer durch die Poesie, gereinigt und verdeutlicht den Andern vorlegen; aber sie beruht eben so sehr auf subjektiven Bedingungen, die nicht Jedem und Keinem jederzeit zu Gebote stehen, ja die, in den höhern Graden der Vollkommenheit, nur die Begünstigung Weniger sind. Unbedingt mittheilbar ist nur die schlechteste Erkenntnis, die abstrakte, die sekundäre, der Begriff, der bloße Schatten eigentlicher Erkenntnis. Wenn Anschauungen mittheilbar wären, da gäbe es eine der Mühe lohnende Mitteilung: so aber muss am Ende Jeder in seiner Haut bleiben und in seiner Hirnschaale, und Keiner kann dem Andern helfen. Den Begriff aus der Anschauung zu bereichern, sind Poesie und Philosophie unablässig bemüht. – Inzwischen sind die wesentlichen Zwecke des Menschen praktisch; für diese aber ist es hinreichend, dass das anschaulich Aufgefasste Spuren in ihm hinterlässt, vermöge deren er es, beim nächsten ähnlichen Fall, wiedererkennt: so wird er weltklug. Daher kann der Weltmann, in der Regel, seine gesammelte Wahrheit und Weisheit nicht lehren, sondern bloß üben: er fasst jedes Vorkommende richtig auf und beschließt, was demselben gemäß ist. – dass Bücher nicht die Erfahrung, und Gelehrsamkeit nicht das Genie ersetzt, sind zwei verwandte Phänomene: ihr gemeinsamer Grund ist, dass das Abstrakte nie das Anschauliche ersetzen kann. Bücher ersetzen darum die Erfahrung nicht, weil Begriffe stets allgemein bleiben und daher auf das Einzelne, welches doch gerade das im Leben zu Behandelnde ist, nicht herab gelangen: hierzu kommt, dass alle Begriffe eben aus dem Einzelnen und Anschaulichen der Erfahrung abstrahiert sind, daher man dieses schon kennen gelernt haben muss, um auch nur das Allgemeine, welches die Bücher mittheilen, gehörig zu verstehen. Gelehrsamkeit ersetzt das Genie nicht, weil auch sie bloß Begriffe liefert, die geniale Erkenntnis aber in der Auffassung der (Platonischen) Ideen der Dinge besteht, daher wesentlich intuitiv ist. Beim ersten Phänomen fehlt demnach die objektive Bedingung zur anschauenden Erkenntnis; beim zweiten die subjektive: jene läßt sich erlangen; diese nicht." [35] Erkenntnis und Weisheit ist etwas Intuitives, nichts Abstraktes. Wissenschaftler ohne intuitive Erkenntnis bringen nur Balourdisen (Tölpeleien) und Missgriffe hervor, wie man an heutigen Universitäten beobachten kann, insbesondere wenn es um Fächer wie Gentechnik, Schulmedizin, Dogmatik, Ökumene, Islamwissenschaft, geht. "Weisheit und Genie, diese zwei Gipfel des Parnassus menschlicher Erkenntnis, wurzeln nicht im abstrakten, diskursiven, sondern im anschauenden Vermögen. Die eigentliche Weisheit ist etwas Intuitives, nicht etwas Abstraktes. Sie besteht nicht in Sätzen und Gedanken, die Einer als Resultate fremder oder eigener Forschung im Kopfe fertig herumtrüge: sondern sie ist die ganze Art, wie sich die Welt in seinem Kopfe darstellt. Diese ist so höchst verschieden, dass dadurch der Weise in einer andern Welt lebt, als der Thor, und das Genie eine andere Welt sieht, als der Stumpfkopf. dass die Werke des Genies die aller Andern himmelweit übertreffen, kommt bloß daher, dass die Welt, die es sieht und der es seine Aussagen entnimmt, so viel klarer, gleichsam tiefer herausgearbeitet ist, als die in den Köpfen der Andern, welche freilich die selben Gegenstände enthält, aber zu jener sich verhält, wie ein Chinesisches Bild, ohne Schatten und Perspektive, zum vollendeten Oelgemälde. Der Stoff ist in allen Köpfen der selbe; aber in der Vollkommenheit der Form, die er in jedem annimmt, liegt der Unterschied, auf welchem die so vielfache Abstufung der Intelligenzen zuletzt beruht: dieser ist also schon in der Wurzel, in der anschauenden Auffassung, vorhanden und entsteht nicht erst im Abstrakten. Daher eben zeigt die ursprüngliche geistige Ueberlegenheit sich so leicht bei jedem Anlass, und wird augenblicklich den Andern fühlbar und verhasst.... Ein Anderer mag alle dreihundert Klugheitsregeln des Gracian auswendig wissen; dies wird ihn nicht vor Balourdisen (Tölpeleien) und Missgriffen schützen, wenn jene intuitive Erkenntnis ihm abgeht. Denn alle abstrakte Erkenntnis gibt zuvörderst bloß allgemeine Grundsätze und Regeln; aber der einzelne Fall ist fast nie genau nach der Regel zugeschnitten: sodann soll diese nun erst das Gedächtnis zu rechter Zeit vergegenwärtigen; was selten pünktlich geschieht: dann soll aus dem vorliegenden Fall die propositio minor gebildet und endlich die Konklusion gezogen werden. Ehe das Alles geschehen, wird die Gelegenheit uns meistens schon das kahle Hinterhaupt zugekehrt haben, und dann dienen jene trefflichen Grundsätze und Regeln höchstens, uns hinterher die Größe des begangenen Fehlers ermessen zu lassen. Freilich wird hieraus, mittelst Zeit, Erfahrung und Uebung, die Weltklugheit langsam erwachsen; weshalb, in Verbindung mit diesen, die Regeln in abstracto allerdings fruchtbar werden können. Hingegen die intuitive Erkenntnis, welche stets nur das Einzelne auffasst, steht in unmittelbarer Beziehung zum gegenwärtigen Fall: Regel, Fall und Anwendung ist für sie Eins, und diesem folgt das Handeln auf den Fuß. Hieraus erklärt sich, warum, im wirklichen Leben, der Gelehrte, dessen Vorzug im Reichtum abstrakter Erkenntnisse liegt, so sehr zurücksteht gegen den Weltmann, dessen Vorzug in der vollkommenen intuitiven Erkenntnis besteht, die ihm ursprüngliche Anlage verliehen und reiche Erfahrung ausgebildet hat... Daher sagt Vauvenargue: Personne n'est sujet à plus de fautes, que ceux qui n'agissent que par réflexion (Niemand ist mehr in Gefahr, Fehler zu begehen, als der, welcher nur nach verstandesmäßiger Überlegung handelt). – Ist es hingegen unmittelbar die Anschauung der zu behandelnden Objekte und ihrer Verhältnisse, die unser Tun leitet; so schwanken wir leicht bei jedem Schritt: denn die Anschauung ist durchweg modifikabel, ist zweideutig, hat unerschöpfliche Einzelnheiten in sich, und zeigt viele Seiten nach einander: wir handeln daher ohne volle Zuversicht. Allein die subjektive Unsicherheit wird durch die objektive Sicherheit kompensiert: denn hier steht kein Begriff zwischen dem Objekt und uns, wir verlieren dieses nicht aus dem Auge: wenn wir daher nur richtig sehen, was wir vor uns haben und was wir tun; so werden wir das Rechte treffen. – Vollkommen sicher ist demnach unser Tun nur dann, wann es von einem Begriffe geleitet wird, dessen richtiger Grund, Vollständigkeit und Anwendbarkeit auf den vorliegenden Fall völlig gewiss ist. Das Handeln nach Begriffen kann in Pedanterie, das nach dem anschaulichen Eindruck in Leichtfertigkeit und Thorheit übergehen." [36] Das Gesicht manches Wissenschaftlers trägt von seinen vielen Studien keine anderen Spuren, als die der Erschöpfung und Abnutzung, durch übermäßige, erzwungene Anstrengung des Gedächtnisses zu widernatürlicher Anhäufung toter Begriffe der roten und grünen Gentechnik: dabei sieht ein solcher Biotech-Schulmediziner "oft so einfältig, albern und schafmäßig drein". Auch eine fuga vacui (Flucht vor der Leere), der Gedankenleere ihres eigenen Kopfes lässt sich feststellen. Bei Biotech-Schulmedizinern schleicht sich mit dem neuen Stoff zugleich die fremde Ansicht und Behandlung desselben in den Kopf, und zwar um so mehr, "als Trägheit und Apathie anraten, sich die Mühe des Denkens zu ersparen und das fertige Gedachte anzunehmen und gelten zu lassen. Dies nistet sich jetzt ein, und fortan nehmen die Gedanken darüber, gleich den in Gräben geleiteten Bächen, stets den gewohnten Weg", d.h. man will nur noch genmanipulierte Medikamente und Impfstoffe. Die Anschauung ist nicht nur die Quelle aller Erkenntnis, sondern sie selbst ist die Erkenntnis schlechthin, ist allein die unbedingt wahre, die echte, die ihres Namens vollkommen würdige Erkenntnis: "denn sie allein erteilt eigentliche Einsicht, sie allein wird vom Menschen wirklich assimiliert, geht in sein Wesen über und kann mit vollem Grunde sein heißen; während die Begriffe ihm bloß ankleben. Im vierten Buche sehen wir sogar die Tugend eigentlich von der anschauenden Erkenntnis ausgehen: denn nur die Handlungen, welche unmittelbar durch diese hervorgerufen werden, mithin aus reinem Antriebe unserer eigenen Natur geschehen, sind eigentliche Symptome unsers wahren und unveränderlichen Charakters; nicht so die, welche aus der Reflexion und ihren Dogmen hervorgegangen, dem Charakter oft abgezwungen sind, und daher keinen unveränderlichen Grund und Boden in uns haben. Aber auch die Weisheit, die wahre Lebensansicht, der richtige Blick und das treffende Urteil, gehen hervor aus der Art, wie der Mensch die anschauliche Welt auffasst; nicht aber aus seinem bloßen Wissen, d. h. nicht aus abstrakten Begriffen. Wie der Fonds oder Grundgehalt jeder Wissenschaft nicht in den Beweisen, noch in dem Bewiesenen besteht, sondern in dem Unbewiesenen, auf welches die Beweise sich stützen und welches zuletzt nur anschaulich erfasst wird; so besteht auch der Fonds der eigentlichen Weisheit und der wirklichen Einsicht jedes Menschen nicht in den Begriffen und dem Wissen in abstracto, sondern in dem Angeschauten und dem Grade der Schärfe, Richtigkeit und Tiefe, mit dem er es aufgefasst hat. Wer hierin exzelliert, erkennt die (Platonischen) Ideen der Welt und des Lebens: jeder Fall, den er gesehen, repräsentiert ihm unzählige; er fasst immer mehr jedes Wesen seiner wahren Natur nach auf, und sein Tun, wie sein Urteil, entspricht seiner Einsicht. Allmählig nimmt auch sein Antlitz den Ausdruck des richtigen Blickes, der wahren Vernünftigkeit und, wenn es weit kommt, der Weisheit an. Denn die Ueberlegenheit in der anschauenden Erkenntnis ist es allein, die ihren Stempel auch den Gesichtszügen aufdrückt; während die in der abstrakten dies nicht vermag. Dem Gesagten gemäß finden wir unter allen Ständen Menschen von intellektueller Ueberlegenheit, und oft ohne alle Gelehrsamkeit. Denn natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand. Der Gelehrte hat vor Solchen allerdings einen Reichtum von Fällen und tatsachen (historische Kenntnis) und Kausalbestimmungen (Naturlehre), Alles in wohlgeordnetem, übersehbarem Zusammenhange, voraus: aber damit hat er doch noch nicht die richtigere und tiefere Einsicht in das eigentlich Wesentliche aller jener Fälle, Tatsachen und Kausalitäten... Hingegen ist das viele Wissen der gewöhnlichen Gelehrten tot; weil es, wenn auch nicht, wie oft der Fall ist, aus bloßen Worten, doch aus lauter abstrakten Erkenntnissen besteht: diese aber erhalten ihren Wert allein durch die anschauliche Erkenntnis des Individuums, auf die sie sich beziehen, und die zuletzt die sämmtlichen Begriffe realisieren muss. Ist nun diese sehr dürftig; so ist ein solcher Kopf beschaffen, wie eine Bank, deren Assignationen den baaren Fonds zehnfach übersteigen, wodurch sie zuletzt bankrott wird. Daher, während manchem Ungelehrten die richtige Auffassung der anschaulichen Welt den Stempel der Einsicht und Weisheit auf die Stirne gedrückt hat, trägt das Gesicht manches Gelehrten von seinen vielen Studien keine anderen Spuren, als die der Erschöpfung und Abnutzung, durch übermäßige, erzwungene Anstrengung des Gedächtnisses zu widernatürlicher Anhäufung toter Begriffe: dabei sieht ein solcher oft so einfältig, albern und schafmäßig darein, dass man glauben muss, die übermäßige Anstrengung der dem Abstrakten zugewendeten, mittelbaren Erkenntniskraft bewirke direkte Schwächung der unmittelbaren und anschauenden, und der natürliche, richtige Blick werde durch das Bücherlicht mehr und mehr geblendet. Allerdings muss das fortwährende Einströmen fremder Gedanken die eigenen hemmen und ersticken, ja, auf die Länge, die Denkkraft lähmen, wenn sie nicht den hohen Grad von Elastizität hat, welcher jenem unnatürlichen Strom zu widerstehen vermag. Daher verdirbt das unaufhörliche Lesen und Studieren geradezu den Kopf; zudem auch dadurch, dass das System unserer eigenen Gedanken und Erkenntnisse seine Ganzheit und stetigen Zusammenhang einbüßt, wenn wir diesen so oft willkürlich unterbrechen, um für einen ganz fremden Gedankengang Raum zu gewinnen. Meine Gedanken verscheuchen, um denen eines Buches Platz zu machen, käme mir vor, wie was Shakespeare an den Touristen seiner Zeit tadelt, dass sie ihr eigen Land verkaufen, um Anderer ihres zu sehen (As you like it, IV,1). Jedoch ist die Lesewut der meisten Gelehrten eine Art fuga vacui (Flucht vor der Leere) der Gedankenleere ihres eigenen Kopfes, welche nun das Fremde mit Gewalt hereinzieht: um Gedanken zu haben, müssen sie welche lesen, wie die leblosen Körper nur von außen Bewegung erhalten; während die Selbstdenker den lebendigen gleichen, die sich von selbst bewegen. Es ist sogar gefährlich, früher über einen Gegenstand zu lesen, als man selbst darüber nachgedacht hat. Denn da schleicht sich mit dem neuen Stoff zugleich die fremde Ansicht und Behandlung desselben in den Kopf, und zwar um so mehr, als Trägheit und Apathie anraten, sich die Mühe des Denkens zu ersparen und das fertige Gedachte anzunehmen und gelten zu lassen. Dies nistet sich jetzt ein, und fortan nehmen die Gedanken darüber, gleich den in Gräben geleiteten Bächen, stets den gewohnten Weg: einen eigenen, neuen zu finden ist dann doppelt schwer. Dies trägt viel bei zum Mangel an Originalität der Gelehrten. Dazu kommt aber noch, dass sie vermeinen, gleich anderen Leuten, ihre Zeit zwischen Genuss und Arbeit teilen zu müssen. Nun halten sie das Lesen für ihre Arbeit und eigentlichen Beruf, überfressen sich also daran, bis zur Unverdaulichkeit... Daher sagte schon Herakleitos multiscitia non dat intellectum (Vielwisserei bildet den Verstand nicht, bei Diogenes Laertius IX, 1): mir aber scheint die Gelehrsamkeit mit einem schweren Harnisch zu vergleichen, als welcher allerdings den starken Mann völlig unüberwindlich macht, hingegen dem Schwachen eine Last ist, unter der er vollends zusammensinkt." [37] Die Erkenntnis der (Platonischen) Ideen, als der höchsten dem Menschen erreichbaren und zugleich als einer durchaus anschauenden, ist ein Beleg dazu, dass nicht im abstrakten Wissen, sondern in der richtigen und tiefen anschaulichen Auffassung der Welt die Quelle wahrer Weisheit liegt. "Daher auch können Weise in jeder Zeit leben, und die der Vorzeit bleiben es für alle kommenden Geschlechter: Gelehrsamkeit hingegen ist relativ: die Gelehrten der Vorzeit sind meistens Kinder gegen uns und bedürfen der Nachsicht. Dem aber, der studiert, um Einsicht zu erlangen, sind die Bücher und Studien bloß Sprossen der Leiter, auf der er zum Gipfel der Erkenntnis steigt: sobald eine Sprosse ihn um einen Schritt gehoben hat, lässt er sie liegen. Die Vielen hingegen, welche studieren, um ihr Gedächtnis zu füllen, benutzen nicht die Sprossen der Leiter zum Steigen, sondern nehmen sie ab und laden sie sich auf, um sie mitzunehmen, sich freuend an der zunehmenden Schwere der Last. Sie bleiben ewig unten, da sie das tragen, was sie hätte tragen sollen." [38] Bei solchen degenerierten
Wissenschaftlern, die von falschen Prämissen ausgehen und so auch
die verkehrten Experimente durchführen, sind natürlich
"falsche Urteile stets an der Tagesordnung", denn urteilen ist schwer.
Journalisten verteilen diese falschen Urteile und geborgten Meinungen,
"die sie begierig aufraffen, wo sie ihrer habhaft werden, und dann, sie
für eigen ausgebend, damit herumstolzieren. Andere borgen sie wieder
von ihnen und machen es damit eben so. Dies erklärt die schnelle und
weite Verbreitung der Irrtümer, wie auch den Ruhm des Schlechten",
d.h. Präsidenten verleihen Verdienstorden. "Daher ist es dieses Vermögen,
welches die festen Grundlagen aller Wissenschaften, als welche stets im
unmittelbar Erkannten, nicht weiter Abzuleitenden bestehen, aufzustellen
hat. Hier in den Grundurtheilen liegt daher auch die Schwierigkeit derselben,
nicht in den Schlüssen daraus. Schließen ist leicht, urtheilen
schwer. Falsche Schlüsse sind eine Seltenheit, falsche Urteile stets
an der Tagesordnung. Nicht weniger hat die Urteilskraft im praktischen
Leben, bei allen Grundbeschlüssen und Hauptentscheidungen, den Ausschlag
zu geben; wie denn der richterliche Ausspruch, in der Hauptsache, ihr Werk
ist. Bei ihrer Thätigkeit muss, – auf ähnliche Art, wie das Brennglas
die Sonnenstrahlen in einen engen Fokus zusammenzieht, – der Intellekt
alle Data, die er über eine Sache hat, so eng zusammenbringen, dass
er sie mit Einem Blick erfasst, welchen er nun richtig fixiert und dann
mit Besonnenheit das Ergebnis sich deutlich macht. Zudem beruht die große
Schwierigkeit des Urteils in den meisten Fällen darauf, dass wir von
der Folge auf den Grund zu gehen haben, welcher Weg stets unsicher ist;
ja, ich habe nachgewiesen, dass hier die Quelle alles Irrtums liegt. Dennoch
ist in allen empirischen Wissenschaften, wie auch in den Angelegenheiten
des wirklichen Lebens, dieser Weg meistens der einzige vorhandene. Das
Experiment ist schon ein Versuch, ihn in umgekehrter Richtung zurückzulegen:
daher ist es entscheidend und bringt wenigstens den Irrtum zu Tage; vorausgesetzt,
dass es richtig gewählt und redlich angestellt sei, nicht aber wie
die Newtonischen Experimente in der Farbenlehre; aber auch das Experiment
muss wieder beurteilt werden. Die vollkommene Sicherheit der Wissenschaften
a priori, also der Logik und Mathematik, beruht hauptsächlich darauf,
dass in ihnen uns der Weg vom Grunde auf die Folge offen steht, der allemal
sicher ist. Dies verleiht ihnen den Charakter rein objektiver Wissenschaften,
d. h. solcher, über deren Wahrheiten Alle, welche dieselben verstehen,
auch übereinstimmend urteilen müssen; welches um so auffallender
ist, als gerade sie auf den subjektiven Formen des Intellekts beruhen,
während die empirischen Wissenschaften allein es mit dem handgreiflich
Objektiven zu tun haben. Aeußerungen der Urteilskraft sind auch Witz
und Scharfsinn: in jenem ist sie reflektirend, in diesem subsumirend tätig.
Bei den meisten Menschen ist die Urtheilskraft bloß nominell vorhanden:
es ist eine Art Ironie, dass man sie den normalen Geisteskräften beizählt,
statt sie allein den monstris per excessum (natürlichen Ausnahmeerscheinungen)
zuzuschreiben. Die gewöhnlichen Köpfe zeigen selbst in den kleinsten
Angelegenheiten Mangel an Zutrauen zu ihrem eigenen Urteil; eben weil sie
aus Erfahrung wissen, dass es keines verdient. Seine Stelle nimmt bei ihnen
Vorurteil und Nachurteil ein; wodurch sie in einem Zustand fortdauernder
Unmündigkeit erhalten werden, aus welcher unter vielen Hunderten kaum
Einer losgesprochen wird. Eingeständlich ist sie freilich nicht; da
sie sogar vor sich selber zum Schein urteilen, dabei jedoch stets nach
der Meinung Anderer schielen, welche ihr heimlicher Richtpunkt bleibt.
Während Jeder sich schämen würde, in einem geborgten Rock,
Hut oder Mantel umherzugehen, haben sie Alle keine anderen, als geborgte
Meinungen, die sie begierig aufraffen, wo sie ihrer habhaft werden, und
dann, sie für eigen ausgebend, damit herumstolzieren. Andere borgen
sie wieder von ihnen und machen es damit eben so. Dies erklärt die
schnelle und weite Verbreitung der Irrtümer, wie auch den Ruhm des
Schlechten: denn die Meinungsverleiher von Prosession, also Journalisten
u. dgl., geben in der Regel nur falsche Ware aus, wie die Ausleiher der
Maskenanzüge nur falsche Juwelen." [39]
14. Zur Wissenschaftslehre; petitio principii (Erschleichung des Beweisgrundes) und Deductio ad absurdum (Nachweisung der Widersinnigkeit); Wissenschaften ohne Philosophie blind; "Verstehen des Wesens der Erscheinungen"; mechanistische MedizinIm Bereich der roten und grünen Gentechnik haben wir es eigentlich immer mit einer petitio principii (Erschleichung des Beweisgrundes) und Deductio ad absurdum (Nachweisung der Widersinnigkeit) zu tun. Doch der Reihe nach: "Aus der in sämmtlichen vorhergegangenen Kapiteln gegebenen Analyse der verschiedenen Funktionen unseres Intellekts erhellt, dass zu einem regelrechten Gebrauch desselben, sei es in theoretischer oder in praktischer Absicht, Folgendes erforderlich ist: 1) die richtige anschauende Auffassung der in Betracht genommenen realen Dinge und aller ihrer wesentlichen Eigenschaften und Verhältnisse, also aller Data. 2) Die Bildung richtiger Begriffe aus diesen, also die Zusammenfassung jener Eigenschaften unter richtige Abstrakta, welche jetzt das Material des nachfolgenden Denkens werden. 3) Die Vergleichung dieser Begriffe, theils mit dem Angeschauten, theils unter sich, theils mit dem übrigen Vorrath von Begriffen; so dass richtige, zur Sache gehörige und diese vollständig befassende und erschöpfende Urteile daraus hervorgehen: also richtige BeUrteilung der Sache. 4) Die Zusammenstellung, oder Kombination dieser Urteile zu Prämissen von Schlüssen: diese kann nach Wahl und Anordnung der Urteile sehr verschieden ausfallen und doch ist das eigentliche Resultat der ganzen Operation zunächst von ihr abhängig. Es kommt hiebei darauf an, dass, aus so vielen möglichen Kombinationen jener verschiedenen zur Sache gehörigen Urteile, die freie Ueberlegung gerade die zweckdienlichen und entscheidenden treffe. – Ist aber bei der ersten Funktion, also bei der anschauenden Auffassung der Dinge und Verhältnisse, irgend ein wesentlicher Punkt übersehen worden; so kann die Richtigkeit aller nachfolgenden Operationen des Geistes doch nicht verhindern, dass das Resultat falsch ausfalle: denn dort liegen die Data, der Stoff der ganzen Untersuchung. Ohne die Gewissheit, dass diese richtig und vollständig beisammen seien, soll man sich, in wichtigen Dingen, jeder definitiven Entscheidung enthalten. – Ein Begriff ist richtig; ein Urteil wahr; ein Körper real; ein Verhältnis evident. – Ein Satz von unmittelbarer Gewissheit ist ein Axiom. Nur die Grundsätze der Logik und die aus der Anschauung a priori geschöpften der Mathematik, endlich auch das Gesetz der Kausalität, haben unmittelbare Gewissheit. – Ein Satz von mittelbarer Gewissheit ist ein Lehrsatz, und das dieselbe Vermittelnde ist der Beweis. – Wird einem Satz, der keine unmittelbare Gewissheit hat, eine solche beigelegt; so ist er eine petitio principii. – Ein Satz, der sich unmittelbar aus die empirische Anschauung beruft, ist eine Assertion: seine Konfrontation mit derselben verlangt Urteilskraft. – Die empirische Anschauung kann zunächst nur einzelne, nicht aber allgemeine Wahrheiten begründen: durch vielfache Wiederholung und Bestätigung erhalten solche zwar auch Allgemeinheit, jedoch nur eine komparative und prekäre, weil sie immer noch der Anfechtung offen steht. – Hat aber ein Satz absolute Allgemeingültigkeit; so ist die Anschauung, auf die er sich beruft, keine empirische, sondern a priori. Vollkommen sichere Wissenschaften sind demnach allein Logik und Mathematik: sie lehren uns aber auch eigentlich nur, was wir schon vorher wussten. Denn sie sind bloße Verdeutlichungen des uns a priori Bewussten, nämlich der Formen unseres eigenen Erkennens, die eine der des denkenden, die andere der des anschauenden. Wir spinnen sie daher ganz aus uns selbst heraus. Alles andere Wissen ist empirisch. Ein Beweis beweist zu viel, wenn er sich auf Dinge oder Fälle erstreckt, von denen das zu Beweisende offenbar nicht gilt, daher er durch diese apagogisch widerlegt wird. – Die Deductio ad absurdum besteht eigentlich darin, dass man, die aufgestellte falsche Behauptung zum Obersatze nehmend und eine richtige Minor hinzufügend, eine Konklusio erhält, welche erfahrungsmäßigen Tatsachen oder unbezweifelbaren Wahrheiten widerspricht. Auf einem Umwege aber muss eine solche für jede falsche Lehre möglich sein; sofern der Verfechter dieser doch wohl irgend eine Wahrheit erkennt und zugibt: denn alsdann müssen die Folgerungen aus dieser und andererseits die aus der falschen Behauptung sich so weit fortführen lassen, bis zwei Sätze sich ergeben, die einander geradezu widersprechen. Von diesem schönen Kunstgriff echter Dialektik finden wir im Plato viele Beispiele." [40]Auch an Zeitungen, heute würde man auch YoutuberInnen und InstagrammerInnen dazurechnen, die selbt innerhalb von Demokratien zum Sprachrohr der Regierungen geworden sind, lässt Schopenhauer kein gutes Haar: "Wer keiner neuen Gedanken fähig ist, will wenigstens neue Worte zu Markte bringen, und jeder Tintenklexer hält sich berufen, die Sprache zu verbessern. Am unverschämtesten treiben es die Zeitungsschreiber, und da ihre Blätter, vermöge der Trivialität ihres Inhalts, das allergrößte Publikum, ja ein solches haben, das größtenteils nichts Anderes liest; so droht durch sie der Sprache große Gefahr; daher ich ernstlich anrate, sie einer orthographischen Zensur zu unterwerfen, oder sie für jedes ungebräuchliche, oder verstümmelte Wort eine Strafe bezahlen zu lassen: denn was könnte unwürdiger sein, als dass Sprachumwandelungen vom allerniedrigsten Zweige der Litteratur ausgingen? Die Sprache, zumal eine relative Ursprache, wie die Deutsche, ist das köstlichste Erbtheil der Nation und dabei ein überaus komplizirtes, leicht zu verderbendes und nicht wieder herzustellendes Kunstwerk, daher ein noli me tangere (Rühre mich nicht an!). Andere Völker haben dies gefühlt und haben gegen ihre, obwohl viel unvollkommneren Sprachen große Pietät bewiesen: daher ist Dante's und Petrarcas Sprache nur in Kleinigkeiten von der heutigen verschieden, Montaigne noch ganz lesbar, und so auch Shakespeare in seinen ältesten Ausgaben." [41] Wissenschaften ohne Philosophie sind blind bzw. operieren außerhalb der eigentlichen Weisheit, wie man an den Biontech-Wissenschaftlern sehen kann, die an "minderwertigen Disziplinen ihre Kräfte" vergäuden und so zu falschen Ergebnissen kommen. "Wie in der Musik jede einzelne Periode dem Ton entsprechen muss, zu welchem der Grundbass eben fortgeschritten ist; so wird jeder Schriftsteller, nach Maßgabe seines Faches, das Gepräge der zu seiner Zeit herrschenden Philosophie tragen. – Ueberdies aber hat jede Wissenschaft noch ihre spezielle Philosophie: daher man von einer Philosophie der Botanik, der Zoologie, der Geschichte u. s. w. redet. Hierunter ist vernünftigerweise nichts Anderes zu verstehen, als die Hauptresultate jeder Wissenschaft selbst, vom höchsten, d. h. allgemeinsten Standpunkt aus, der innerhalb derselben möglich ist, betrachtet und zusammengefasst. Diese allgemeinen Ergebnisse schließen sich unmittelbar an die allgemeine Philosophie an, indem sie ihr wichtige Data liefern und sie der Mühe überheben, diese im philosophisch unbearbeiteten Stoffe der Spezialwissenschaften selbst zu suchen. Diese Spezialphilosophien stehen demnach vermittelnd zwischen ihren speziellen Wissenschaften und der eigentlichen Philosophie. Denn da diese die allgemeinsten Aufschlüsse über das Ganze der Dinge zu erteilen hat; so müssen solche auch auf das Einzelne jeder Art derselben herabgeführt und angewandt werden können. Die Philosophie jeder Wissenschaft entsteht inzwischen unabhängig von der allgemeinen Philosophie, nämlich aus den Datis ihrer eigenen Wissenschaft selbst: daher sie nicht zu warten braucht, bis jene endlich gefunden worden; sondern schon vorher ausgearbeitet, zur wahren allgemeinen Philosophie jedenfalls passen wird. Diese hingegen muss Bestätigung und Erläuterung erhalten können aus den Philosophien der einzelnen Wissenschaften: denn die allgemeinste Wahrheit muss durch die spezielleren belegt werden können. Ein schönes Beispiel der Philosophie der Zoologie hat Goethe geliefert an seinen Reflexionen über Dalton's und Pander's Skelette der NageTiere. (Hefte zur Morphologie, 1824.) Aehnliche Verdienste um dieselbe Wissenschaft haben Kielmayer, Delamark, Geoffroy St. Hilaire, Cüvier u. a. m., sofern sie Alle die durchgängige Analogie, die innere Verwandtschaft, den bleibenden Typus und den gesetzmäßigen Zusammenhang der Tierischen Gestalten hervorgehoben haben. – Empirische Wissenschaften, rein ihrer selbst wegen und ohne philosophische Tendenz betrieben, gleichen einem Antlitz ohne Augen. Sie sind inzwischen eine passende Beschäftigung für gute Kapazitäten, denen jedoch die höchsten Fähigkeiten abgehen, welche auch eben den minutiösen Forschungen solcher Art hinderlich sein würden. Solche konzentrieren ihre ganze Kraft und ihr gesammtes Wissen auf ein einziges abgestecktes Feld, in welchem sie daher, unter der Bedingung gänzlicher Unwissenheit in allem Uebrigen, die möglichst vollständige Erkenntnis erlangen können; während der Philosoph alle Felder übersehen, ja, in gewissem Grad darauf zu Haufe sein muss; wobei diejenige Vollkommenheit, welche man nur durch das Detail erlangt, notwendig ausgeschlossen bleibt. Dafür aber sind Jene den Genfer Arbeitern zu vergleichen, deren Einer lauter Räder, der Andere lauter Federn, der Dritte lauter Ketten macht; der Philosoph hingegen dem Uhrmacher, der aus dem Allen erst ein Ganzes hervorbringt, welches Bewegung und Bedeutung hat. Auch kann man sie den Musicis im Orchester vergleichen, jeder von welchen Meister aus seinem Instrument ist, den Philosophen hingegen dem Kapellmeister, der die Natur und Behandlungsweise jedes Instruments kennen muss, ohne jedoch sie alle, oder auch nur eines, in großer Vollkommenheit, zu spielen. Skotus Erigena begreift alle Wissenschaften unter dem Namen Scientia, im Gegensatz der Philosophie, welche er Sapientia nennt. Die selbe Distinktion haben schon die Pythagoreer gemacht; wie zu ersehen ist aus Stobäos ( Floril. Vol. I, pag. 20), wo sie sehr klar und artig auseinandergesetzt ist. Aber ein überaus glückliches und pikantes Gleichnis des Verhältnisses beider Arten geistiger Bestrebungen zu einander haben die Alten so oft wiederholt, dass man nicht mehr weiß, wem es angehört. Diogenes Laertius ( II, 79) schreibt es dem Aristippos zu, Stobäos ( Floril. tit. IV, 110) dem Ariston Chios, dem Aristoteles sein Scholiast (S. 8 der Berliner Ausgabe), Plutarch aber ( De puer. educ. c. 10) dem Bion, qui ajebat, sicut Penelopes proci, quum non possent cum Penelope concumbere, rem cum ejus ancillis habuisssent; ita qui philosophiam nequeunt apprehendere, eos in aliis nullius pretii disciplinis sese conterere (wie die Freier, da sie der Penelope nicht beikommen konnten, sich mit ihren Mägden einließen, so verbrauchen diejenigen, welche der Philosophie nicht habhaft werden können, in den anderen minderwertigen Disziplinen ihre Kräfte). In unserm überwiegend empirischen und historischen Zeitalter kann die Erinnerung daran nicht schaden." [42] Wenn Wissenschaften ohne Philosophie sich auf die Mathematik stürzen, kommt eine mechanistische Wissenschaft oder Medizin heraus, wie sie uns seit Jahrzehnten in der grünen und roten Gentechnik vorliegt, die gefährliche Medikamente, Impfstoffe und gentechnisch veränderte Lebensmittel verbreitet. Dabei ist neben der Mechanisierung der Welt, der einzige unmittelbare Nutzen, welcher der Mathematik von Experten gelassen wird, der, "dass sie unstäte und flatterhafte Köpfe gewöhnen kann, ihre Aufmerksamkeit zu fixiren. – Sogar Kartesius, der doch selbst als Mathematiker berühmt war, urteilte eben so über die Mathematik. In der Vie de Descartes par Baillet, 1693, heißt es, Liv. II, ch. 6, p. 54: Sa propre expérience l'avait convaincu du peu d'utilité des mathématiques, surtout lorsqu' on ne les cultive que pur elles mêmes.– – – Il ne voyait rien de moins solide, que de s'occuper de nombres tout simples et de figures imaginaires u. s. f. (Seine eigene Erfahrung hatte ihn von dem geringen Nutzen der Mathematik überzeugt, zumal wenn man sie nur ihrer selbst willen treibt ... Er fand, keine Beschäftigung sei weniger gediegen als die mit bloßen Zahlen und eingebildeten Figuren.)" [43] Dass es in den oben angeführten Wissenschaften, sobald es nicht mehr auf bloße Größen, sondern auf das "Verstehen des Wesens der Erscheinungen" ankommt, nicht ausreicht, von geprüfter Sicherheit zu reden, beweist das Gefasel über mRNA Mechanismus, Genschere oder wenn etwas schief läuft von: das sei „mechanistisch nicht erklärbar", welches mit der ganzen atomistischen Betrachtungsweise und "überhaupt mit ihrer fixen Idee, Alles in der Natur auf bloß mechanische Wirkungen zurückführen zu wollen, zusammenhängt." Man kann auch sagen: "Hierauf beruht die Schlauheit der Dummen und das Paradoxon: Il y a un mystère dans l'esprit des gens qui n'en ont pas (Es waltet ein Geheimnis über dem Geist der Leute, die keinen haben)." [44] Wenn die Biotech-Mediziner
Özlem Türeci und Ugur Sahin von Biontech die mRNA-Technik mit
stoischer Ruhe loben und darauf hinweisen, dass ihre mechanistische Wissenschaft
gut durchdacht und sicher sei, und ihre Patienten keine Versuchskaninchen
seien, obwohl das Gegenteil zutrifft, muss man wissen, was es mit der stoischen
Moral auf sich hat. Der Stoischen Moral kommt es nicht auf ein metaphysisches
Verständnis, auf ein "Verstehen des Wesens der Erscheinungen" an,
sondern sie ist nur eine "besondere Art des Eudämonismus... Sie hat
nicht, wie die Indische, die Christliche, selbst die Platonische Ethik,
eine metaphysische Tendenz, einen transscendenten Zweck, sondern einen
völlig immanenten, in diesem Leben erreichbaren", d.h. sie wollen
eine ungetrübte Glückseligkeit auf der Erde, möglichst ohne
Denken und Kritik. [45]
15. Über das metaphysische Bedürfnis des Menschen, "animal metaphysicum" (metaphysisches Lebewesen); "bescheidene Burschen", die mit geringer Kost zufrieden sind; mechanistische Medizin "für die Ethik zerstörend"Der Mensch ist eigentlich ein "animal metaphysicum" (metaphysisches Lebewesen). Daher sagt auch Aristoteles im Eingang seiner Metaphysik: "Propter admirationem enim et nunc et primo inceperunt homines philosophari" (Denn wegen des Verwunderns haben die Menschen sowohl jetzt wie ehedem zu philosophieren begonnen). Natürlich gibt es auch "bescheidene Burschen" wie unsere Biotech-Mediziner, die mit geringer Kost zufrieden sind. Grundsätzlich aber "besteht die eigentliche philosophische Anlage zunächst darin, dass man über das Gewöhnliche und Alltägliche sich zu verwundern fähig ist, wodurch man eben veranlaßt wird, das Allgemeine der Erscheinung zu seinem Problem zu machen; während die Forscher in den Realwissenschaften sich nur über ausgesuchte und seltene Erscheinungen verwundern, und ihr Problem bloß ist, diese auf bekanntere zurückzuführen. Je niedriger ein Mensch in intellektueller Hinsicht steht, desto weniger Rätselhaftes hat für ihn das Dasein selbst: ihm scheint vielmehr sich Alles, wie es ist, und dass es sei, von selbst zu verstehen. Dies beruht darauf, dass sein Intellekt seiner ursprünglichen Bestimmung, als Medium der Motive dem Willen dienstbar zu sein, noch ganz treu geblieben und deshalb mit der Welt und Natur, als integrirender Teil derselben, eng verbunden, folglich weit entfernt davon ist, sich vom Ganzen der Dinge gleichsam ablösend, demselben gegenüber zu treten und so einstweilen als für sich bestehend, die Welt rein objektiv aufzufassen. Hingegen ist die hieraus entspringende philosophische Verwunderung im Einzelnen durch höhere Entwickelung der Intelligenz bedingt, überhaupt jedoch nicht durch diese allein; sondern ohne Zweifel ist es das Wissen um den Tod, und neben diesem die Betrachtung des Leidens und der not des Lebens, was den stärksten Anstoß zum philosophischen Besinnen und zu metaphysischen Auslegungen der Welt gibt. Wenn unser Leben endlos und schmerzlos wäre, würde es vielleicht doch Keinem einfallen zu fragen, warum die Welt da sei und gerade diese Beschaffenheit habe; sondern eben auch sich Alles von selbst verstehen. Dem entsprechend finden wir, dass das Interesse, welches philosophische, oder auch religiöse Systeme einflößen, seinen allerstärksten Anhaltspunkt durchaus an dem Dogma irgend einer Fortdauer nach dem Tode hat: und wenn gleich die letzteren das Dasein ihrer Götter zur Hauptsache zu machen und dieses am eifrigsten zu verteidigen scheinen; so ist dies im Grunde doch nur, weil sie an dasselbe ihr Unsterblichkeitsdogma geknüpft haben und es für unzertrennlich von ihm halten: nur um dieses ist es ihnen eigentlich zu Tun. Denn wenn man ihnen dasselbe anderweitig sicher stellen könnte; so würde der lebhafte Eifer für ihre Götter alsbald erkalten, und er würde fast gänzlicher Gleichgültigkeit Platz machen, wenn, umgekehrt, die völlige Unmöglichkeit einer Unsterblichkeit ihnen bewiesen wäre: denn das Interesse am Dasein der Götter verschwände mit der Hoffnung einer nähern Bekanntschaft mit ihnen, bis auf den Rest, der sich an ihren möglichen Einfluss auf die Vorfälle des gegenwärtigen Lebens knüpfen möchte. Könnte man aber gar die Fortdauer nach dem Tode, etwan weil sie Ursprünglichkeit des Wesens voraussetzte, als unverträglich mit dem Dasein von Göttern nachweisen; so würden sie diese bald ihrer eigenen Unsterblichkeit zum Opfer bringen und für den Atheismus eifern. Auf demselben Grunde beruht es, dass die eigentlich materialistischen Systeme, wie auch die absolut skeptischen, niemals einen allgemeinen, oder dauernden Einfluss haben erlangen können." In der Medizin halten sich die "materialistischen Systeme" allerdings hartnäckig. [46]Die Biotech-Mediziner Özlem Türeci und Ugur Sahin sind letztlich auch durch den Koran geprägt. Dazu Schopenhauer: "Freilich könnte wer satirisch gelaunt ist hinzufügen, dass dasselbe ein bescheidener Bursche sei, der mit geringer Kost vorlieb nehme. An plumpen Fabeln und abgeschmackten Mährchen lässt er sich bisweilen genügen: wenn nur früh genug eingeprägt, sind sie ihm hinlängliche Auslegungen seines Daseins und Stützen seiner Moralität. Man betrachte z. B. den Koran: dieses schlechte Buch war hinreichend, eine Weltreligion zu begründen, das metaphysische Bedürfnis zahlloser Millionen Menschen seit 1200 Jahren zu befriedigen, die Grundlage ihrer Moral und einer bedeutenden Verachtung des Todes zu werden, wie auch, sie zu blutigen Kriegen und den ausgedehntesten Eroberungen zu begeistern. Wir finden in ihm die traurigste und ärmlichste Gestalt des Theismus. Viel mag durch die Uebersetzungen verloren gehen; aber ich habe keinen einzigen wertvollen Gedanken darin entdecken können. Dergleichen beweist, dass mit dem metaphysischen Bedürfnis die metaphysische Fähigkeit nicht Hand in Hand geht. Doch will es scheinen, dass in den frühen Zeiten der gegenwärtigen Erdoberfläche diesem anders gewesen sei und dass Die, welche der Entstehung des Menschengeschlechts und dem Urquell der organischen Natur bedeutend näher standen, als wir, auch noch teils größere Energie der intuitiven Erkenntniskräfte, teils eine richtigere Stimmung des Geistes hatten, wodurch sie einer reineren, unmittelbaren Auffassung des Wesens der Natur fähig und dadurch im Stande waren, dem metaphysischen Bedürfnis auf eine würdigere Weise zu genügen: so entstanden in den Urvätern der Brahmanen, den Rischis, die fast übermenschlichen Konzeptionen, welche später in den Upanischaden der Veden niedergelegt wurden." [47] Eine echte Philosophie hat die Verpflichtung, "in Allem, was sie sagt, sensu stricto et proprio (im strengen und eigentlichen Sinne) wahr zu sein: denn sie wendet sich an das Denken und die Ueberzeugung. Eine Religion hingegen, für die Unzähligen bestimmt, welche, der Prüfung und des Denkens unfähig, die tiefsten und schwierigsten Wahrheiten sensu proprio nimmermehr fassen würden, hat auch nur die Verpflichtung sensu allegorico (im übertragenen Sinne) wahr zu sein. Nackt kann die Wahrheit vor dem Volke nicht erscheinen. Ein Symptom dieser allegorischen Natur der Religionen sind die vielleicht in jeder anzutreffenden Mysterien, nämlich gewisse Dogmen, die sich nicht ein Mal deutlich denken lassen, geschweige wörtlich wahr sein können." Auf dem Verkennen der allegorischen Natur jeder Religion beruht auch der in Schopenhauers Tagen so anhaltend geführte Streit zwischen Supernaturalisten und Rationalisten. Beide nämlich wollen das Christentum sensu proprio wahr haben: "in diesem Sinne wollen die ersteren es ohne Abzug, gleichsam mit Haut und Haar, behaupten; wobei sie, den Kenntnissen und der allgemeinen Bildung des Zeitalters gegenüber, einen schweren Stand haben. Die anderen hingegen suchen alles eigentümlich Christliche hinauszuexegesieren; wonach sie etwas übrig behalten, das weder sensu proprio noch sensu allegorico wahr ist, vielmehr eine bloße Platitüde". Heute versuchen die Oberen der Kirchen wie der Vorsitzende der Bischofskonferenz Bätzing, das Christentum auf den Islam oder höchstens seichten Pelagianismus zu reduzieren. [48] Unsere mechanistische
Medizin, die "für die Ethik zerstörend" wirkt, oder "eine Physik,
welche behauptete, dass ihre Erklärungen der Dinge, – im Einzelnen
aus Ursachen und im Allgemeinen aus Kräften, – wirklich ausreichten
und also das Wesen der Welt erschöpften, wäre der eigentliche
Naturalismus. Von Leukippos, Demokritos und Epikuros an, bis herab zum
Système de la nature, dann zu Delamark, Cabanis und zu dem in diesen
letzten Jahren wieder aufgewärmten Materialismus können wir den
fortgesetzten Versuch verfolgen, eine Physik ohne Metaphysik aufzustellen,
d. h. eine Lehre, welche die Erscheinung zum Dinge an sich machte. Aber
alle ihre Erklärungen suchen den Erklärern selbst und Andern
zu verbergen, dass sie die Hauptsache, ohne Weiteres, voraussetzen. Sie
bemühen sich zu zeigen, dass alle Phänomene, auch die geistigen,
physisch sind: mit Recht; nur sehen sie nicht ein, dass alles Physische
andererseits zugleich ein Metaphysisches ist." Aristoteles, so sehr er
auch zur Empirie geneigt und von Platonischer Hyperphysik entfernt war,
hat sich von jener beschränkten Ansicht frei gehalten: er sagt: "Si
igitur non est aliqua alia substantia, praeter eas, quae natura consistunt,
physica profecto prima scientia esset: quodsi autem est aliqua substantia
immobilis, haec prior et philosophia prima, et universalis sic, quod prima;
et de ente, prout ens est, speculari hujus est" (Wenn es nun keine andere
Wesenheit gibt außer den in der Natur vorkommenden, so würde
die Physik die erste Wissenschaft sein; wenn es aber eine unwandelbare
Wesenheit gibt, so ist diese die frühere und die Philosophie über
sie die erste und darum die allgemeinste, weil sie die erste ist; und ihre
Aufgabe würde es sein, nach dem Seienden als solchem zu forschen),
Metaph., V, 1. Eine solche absolute Physik oder mechanistische Medizin,
wie oben beschrieben, "welche für keine Metaphysik Raum ließe,
würde die Natura naturata zur Natura naturans machen: sie wäre
die auf den Thron der Metaphysik gesetzte Physik, würde jedoch, auf
dieser hohen Stelle, sich fast so ausnehmen, wie Holbergs theatralischer
Kannengießer, den man zum Burgemeister gemacht. Sogar hinter dem
an sich abgeschmackten, auch meistens boshaften Vorwurf des Atheismus liegt,
als seine innere Bedeutung und ihm Kraft ertheilende Wahrheit, der dunkle
Begriff einer solchen absoluten Physik ohne Metaphysik. Allerdings müsste
eine solche für die Ethik zerstörend sein, und wie man fälschlich
den Theismus für unzertrennlich von der Moralität gehalten hat,
so gilt Dies in Wahrheit nur von einer Metaphysik überhaupt d. h.
von der Erkenntnis, dass die Ordnung der Natur nicht die einzige und absolute
Ordnung der Dinge sei. Daher kann man als das notwendige Credo aller Gerechten
und Guten dieses aufstellen: »ich glaube an eine Metaphysik«.
In dieser Hinsicht ist es wichtig und notwendig, dass man sich von der
Unhaltbarkeit einer absoluten Physik überzeuge; um so mehr, da diese,
der eigentliche Naturalismus, eine Ansicht ist, die sich dem Menschen von
selbst und stets von Neuem aufdringt und nur durch tiefere Spekulation
vernichtet werden kann, als deren Surrogat, in dieser Hinsicht, allerlei
Systeme und Glaubenslehren, insofern und so lange sie gelten, freilich
auch dienen. dass aber eine grundfalsche Ansicht sich dem Menschen von
selbst aufdringt und erst künstlich entfernt werden muss, ist daraus
erklärlich, dass der Intellekt ursprünglich nicht bestimmt ist,
uns über das Wesen der Dinge zu belehren, sondern nur ihre Relationen,
in Bezug auf unsern Willen, uns zu zeigen: er ist, wie wir im zweiten Buche
finden werden, das bloße Medium der Motive. dass nun in diesem die
Welt sich auf eine Weise schematisirt, welche eine ganz andere, als die
schlechthin wahre Ordnung der Dinge darstellt, weil sie uns eben nicht
den Kern, sondern nur die äußere Schale derselben zeigt, geschieht
accidentaliter und kann dem Intellekt nicht zum Vorwurf gereichen; um so
weniger, als er doch wieder in sich selbst die Mittel findet, jenen Irrtum
zu rektifizieren, indem er zur Unterscheidung zwischen Erscheinung und
Wesen an sich der Dinge gelangt, welche Unterscheidung im Grunde zu allen
Zeiten dawar, nur meistens sehr unvollkommen zum Bewusstsein gebracht und
daher ungenügend ausgesprochen wurde, sogar oft in seltsamer Verkleidung
auftrat. Schon die Christlichen Mystiker z. B. erklären den Intellekt,
indem sie ihn das Licht der Natur nennen, für unzulänglich, das
wahre Wesen der Dinge zu erfassen. Er ist gleichsam eine bloße Flächenkraft,
wie die Elektrizität, und dringt nicht in das Innere der Wesen." [49]
16. "Unser heutiger Mode-Materialismus", die mechanistische Biotech-Medizin mit ihrer "Apotheker-Lehrlings-Philosophie", die meint "Tiegel und Retorte seien die wahre und einzige Quelle aller Weisheit" steht im Gegensatz zur Metaphysik oder "Geistesphilosophie"Unser heutiger "Mode-Materialismus", die mechanistische Biotech-Medizin mit ihrer "Apotheker-Lehrlings-Philosophie", also ein Naturalismus, oder eine rein physikalische Betrachtungsart, wird nie ausreichen: "sie gleicht einem Rechnungsexempel, welches nimmermehr aufgeht. End- und Anfangslose Kausalreihen, unerforschliche Grundkräfte, unendlicher Raum, anfangslose Zeit, endlose Teilbarkeit der Materie, und dieses Alles noch bedingt durch ein erkennendes Gehirn, in welchem allein es dasteht, so gut wie der Traum, und ohne welches es verschwindet, – machen das Labyrint aus, in welchem sie uns unaufhörlich herumführt. Die Höhe, zu welcher in unsern Zeiten die Naturwissenschaften gestiegen sind, stellt in dieser Beziehung alle früheren Jahrhunderte in tiefen Schatten, und ist ein Gipfel, den die Menschheit zum ersten Mal erreicht. Allein, wie große Fortschritte auch die Physik (im weiten Sinn der Alten verstanden) je machen möge: so wird damit noch nicht der kleinste Schritt zur Metaphysik geschehen sein; so wenig, wie eine Fläche, durch noch so weit fortgesetzte Ausdehnung, je Kubikinhalt gewinnt. Denn solche Fortschritte werden immer nur die kenntnis der Erscheinung vervollständigen; während die Metaphysik über die Erscheinung selbst hinausstrebt, zum Erscheinenden. Und wenn sogar die gänzlich vollendete Erfahrung hinzukäme; so würde dadurch in der Hauptsache nichts gebessert sein. Ja, wenn selbst Einer alle Planeten sämmtlicher Fixsterne durchwanderte; so hätte er damit noch keinen Schritt in der Metaphysik getan. Vielmehr werden die größten Fortschritte der Physik das Bedürfnis einer Metaphysik immer fühlbarer machen; weil eben die berichtigte, erweiterte und gründlichere Kenntnis der Natur einerseits die bis dahin geltenden metaphysischen Annahmen immer untergräbt und endlich umstößt, andererseits aber das Problem der Metaphysik selbst deutlicher, richtiger und vollständiger vorlegt, dasselbe von allem bloß Physischen reiner absondert, und eben auch das vollständiger und genauer erkannte Wesen der einzelnen Dinge dringender die Erklärung des Ganzen und Allgemeinen fordert, welches, je richtiger, gründlicher und vollständiger empirisch erkannt, nur desto rätselhafter sich darstellt. Dies Alles wird freilich der einzelne, simple Naturforscher, in einem abgesonderten Zweige der Physik, nicht sofort deutlich inne: vielmehr schläft er behaglich bei seiner erwählten Magd im Hause des Odysseus, sich aller Gedanken an die Penelopeia entschlagend (siehe Kap. 12). Daher sehen wir heut zu Tage die Schale der Natur auf das genaueste durchforscht, die Intestina der Intestinalwürmer und das Ungeziefer des Ungeziefers haarklein gekannt: kommt aber Einer, wie z. B. ich, und redet vom Kern der Natur, so hören sie nicht hin, denken eben es gehöre nicht zur Sache und klauben an ihren Schalen weiter. Jene überaus mikroskopischen und mikrologischen Naturforscher findet man sich versucht, die Topfkucker der Natur zu nennen." [50]Die Leute aber, welche
vermeinen, "Tiegel und Retorte seien die wahre und einzige Quelle aller
Weisheit", sind in ihrer Art eben so verkehrt, wie die nominalistischen
oder materialistischen Scholastiker waren. "Wie nämlich diese, ganz
und gar in ihre abstrakten Begriffe verstrickt, mit diesen sich herumschlugen,
nichts außer ihnen kennend, noch untersuchend; so sind Jene ganz
in ihre Empirie verstrickt, lassen nichts gelten, als was ihre Augen sehen,
und vermeinen damit bis auf den letzten Grund der Dinge zu reichen, nicht
ahndend, dass zwischen der Erscheinung und dem sich darin Manifestierenden,
dem Dinge an sich, eine tiefe Kluft, ein radikaler Unterschied ist, welcher
nur durch die Erkenntnis und genaue Grenzbestimmung des subjektiven Elements
der Erscheinung aufgeklärt wird, und durch die Einsicht, dass die
letzten und wichtigsten Aufschlüsse über das Wesen der Dinge
allein aus dem SelbstBewusstsein geschöpft werden können; – ohne
welches Alles man nicht einen Schritt über das den Sinnen unmittelbar
Gegebene hinauskann, also nicht weiter gelangt, als bis zum Problem. –
Jedoch sei auch andererseits bemerkt, dass die möglichst vollständige
Naturerkenntnis die berichtigte Darlegung des Problems der Metaphysik ist:
daher soll Keiner sich an diese wagen, ohne zuvor eine, wenn auch nur allgemeine,
doch gründliche, klare und zusammenhängende Kenntnis aller Zweige
der Naturwissenschaft sich erworben zu haben. Denn das Problem muss der
Lösung vorhergehen. Dann aber muss der Blick des Forschers sich nach
innen wenden: denn die intellektuellen und ethischen Phänomene sind
wichtiger, als die physischen, in demselben Maße, wie z. B. der animalische
Magnetismus eine ungleich wichtigere Erscheinung, als der mineralische
ist. Die letzten Grundgeheimnisse trägt der Mensch in seinem Innern,
und dieses ist ihm am unmittelbarsten zugänglich; daher er nur hier
den Schlüssel zum Rätsel der Welt zu finden und das Wesen aller
Dinge an Einem Faden zu erfassen hoffen darf. Das eigenste Gebiet der Metaphysik
liegt also allerdings in Dem, was man Geistesphilosophie genannt hat."
[51]
17. Der Geist oder Wille als das Ursprüngliche und daher Metaphysische, der Intellekt als ein Sekundäres und Physisches; Vis inertiae (Kraft der Trägheit) im Gegensatz zur vis naturae medicatrix (Heilkraft der Natur), Güte des Herzens; Krankheiten selbst als ein Heilprozess der Natur, "den sie einleitet, um eine irgendwie im Organismus eingerissene Unordnung durch Ueberwindung der Ursachen derselben zu beseitigen"; durch die mit "falschem Dünkel verbundene Oberflächlichkeit" der mechanistischen Biotech-Medizin werden "Fortschritte des menschlichen Wissens wieder rückgängig gemacht", selbst wenn "noch hundert Tiere mehr zu Tode" gemartert werdenDer Geist bzw. der Willen ist das Ursprüngliche und daher Metaphysische, der Intellekt hingegen ist ein Sekundäres und Physisches. "Denn als solches ist dieser, wie alles Physische, der Vis inertiae (Kraft der Trägheit) unterworfen, mithin erst tätig, wenn er getrieben wird von einem Andern, vom Willen, der ihn beherrscht, lenkt, zur Anstrengung aufmuntert, kurz, ihm die Tätigkeit verleiht, die ihm ursprünglich nicht einwohnt. Daher ruht er willig, sobald es ihm gestattet wird, bezeugt sich oft träge und unaufgelegt zur Tätigkeit: durch fortgesetzte Anstrengung ermüdet er bis zur gänzlichen Abstumpfung, wird erschöpft, wie die Volta'sche Säule durch wiederholte Schläge. Darum erfordert jede anhaltende Geistesarbeit Pausen und Ruhe: sonst erfolgt Stumpfheit und Unfähigkeit; freilich zunächst nur einstweilige. Wird aber diese Ruhe dem Intellekt anhaltend versagt, wird er übermäßig und unausgesetzt angespannt; so ist die Folge eine bleibende Abstumpfung desselben, welche im Alter übergehen kann in gänzliche Unfähigkeit, in Kindischwerden, in Blödsinn und Wahnsinn. Nicht dem Alter an und für sich, sondern der lange fortgesetzten tyrannischen Ueberanstrengung des Intellekts, oder Gehirns, ist es zuzuschreiben, wenn diese Uebel in den letzten Jahren des Lebens sich einfinden." Dies trifft Schriftsteller, Philosophen und Professoren wie Hans Peter Bull, der öffentliches Recht an der Universität Hamburg lehrte und Innenminister von Schleswig-Holstein war und nun, dem Wahnsinn nahe, unsinnige Artikel in der FAZ schreibt, z.B. über die Pflicht, eine nicht ausreichend geprüfte mechanistische Medizin (mRNA-Technik) anzuwenden; Artikel, die von dem verantwortlichen Redakteur Politik-online der FAZ, Thomas Holl, zugelassen werden, weil er selbst schon in seinen jungen Jahren an dieser Krankheit leidet. [52]Goethe, der ein Kritiker der mechanistischen Weltanschauung war, ist bis an sein Ende klar, geisteskräftig und geistestätig geblieben; nicht zuletzt auch weil er, der stets Welt- und Hofmann war, niemals seine geistigen Beschäftigungen mit Selbstzwang getrieben hat. "Das Selbe gilt von Wieland und dem einundneunzigjährigen Knebel, wie auch von Voltaire. Dieses Alles nun aber beweist, wie sehr sekundär, physisch und ein bloßes Werkzeug der Intellekt ist. Eben deshalb auch bedarf er, auf fast ein Drittel seiner Lebenszeit, der gänzlichen Suspension seiner Tätigkeit, im Schlafe, d. h. der Ruhe des Gehirns, dessen bloße Funktion er ist, welches ihm daher eben so vorhergängig ist, wie der Magen der Verdauung, oder die Körper ihrem Stoß, und mit welchem er, im Alter, verwelkt und versiegt. – Der Wille hingegen, als das Ding an sich, ist nie träge, absolut unermüdlich, seine Tätigkeit ist seine Essenz, er hört nie auf zu wollen, und wann er, während des tiefen Schlafs, vom Intellekt verlassen ist und daher nicht, auf Motive, nach außen wirken kann, ist er als Lebenskraft tätig, besorgt desto ungestörter die innere Oekonomie des Organismus und bringt auch, als vis naturae medicatrix (Heilkraft der Natur), die eingeschlichenen Unregelmäßigkeiten desselben wieder in Ordnung. Denn er ist nicht, wie der Intellekt, eine Funktion des Leibes; sondern der Leib ist seine Funktion: daher ist er diesem ordine rerum (nach Ordnung der Dinge) vorgängig, als dessen metaphysisches Substrat, als das Ansich der Erscheinung desselben. Seine Unermüdlichkeit teilt er, auf die Dauer des Lebens, dem Herzen mit, diesem primum mobile (ersten Beweggrund) des Organismus, welches deshalb sein Symbol und Synonym geworden ist. Auch schwindet er nicht, im Alter, sondern will noch immer was er gewollt hat, ja wird fester und unbiegsamer, als er in der Jugend gewesen, unversöhnlicher, eigensinniger, unlenksamer, weil der Intellekt unempfänglicher geworden. ... Auch die durchgängige Schwäche und Unvollkommenheit des Intellekts, wie sie in der Urteilslosigkeit, Beschränktheit, Verkehrtheit, Thorheit der allermeisten Menschen zu Tage liegt, wäre ganz unerklärlich, wenn der Intellekt nicht ein Sekundäres, Hinzugekommenes, bloß Instrumentales, sondern das unmittelbare und ursprüngliche Wesen der sogenannten Seele, oder überhaupt des innern Menschen wäre; wie alle bisherigen Philosophen es angenommen haben." [53] Diese Philosophie und Wissenschaft steht den neuen mechanistischen Grundansichten in den Wissenschaften und allen ihren Irrtümern, die von Journalisten in Zeitungen und Sendern wie ZDF, ARD, 3Sat, WDR, SWR verbreitet werden, entgegen: "denn nicht leicht wird Einer die Richtigkeit Dessen einsehen, was ihn unglaublicher Gedankenlosigkeit überführt. Hieraus allein ist es erklärlich, dass die so klaren und einfachen Wahrheiten der Goethe'schen Farbenlehre von den Physikern noch immer geleugnet werden; wodurch denn selbst Goethe hat erfahren müssen, einen wie viel schwereren Stand man hat, wenn man den Menschen Belehrung, als wenn man ihnen Unterhaltung verheißt; daher es viel glücklicher ist, zum Poeten, als zum Philosophen geboren zu sein. Je hartnäckiger nun aber andererseits ein Irrtum festgehalten wurde, desto beschämender wird nachher die Ueberführung. Bei einem umgestoßenen System, wie bei einer geschlagenen Armee, ist der Klügste, wer zuerst davonläuft." Kritiker der neuen mechanistischen Grundansichten in den Wissenschaften mit allen ihren Irrtümern in der Biotech-Medizin werden von oben genannten Sendern entlassen, wie kürzlich beim SWR geschehen. [54] Das Herz erfüllt eine wichtige Funktion: "Man könnte Das, was diesem Hergange zum Grunde liegt, das Gedächtnis des Herzens nennen: dasselbe ist viel intimer, als das des Kopfes... Der Intellekt, als bloßes Werkzeug des Willens, ist von ihm so verschieden, wie der Hammer vom Schmid. So lange, bei einer Unterredung, der Intellekt allein tätig ist, bleibt solche kalt. Es ist fast als wäre der Mensch selbst nicht dabei. Auch kann er dann sich eigentlich nicht kompromittieren, sondern höchstens blamieren. Erst wann der Wille ins Spiel kommt, ist der Mensch wirklich dabei: jetzt wird er warm, ja, es geht oft heiß her. Immer ist es der Wille, dem man die Lebenswärme zuschreibt: hingegen sagt man der kalte Verstand, oder eine Sache kalt untersuchen, d. h. ohne Einfluss des Willens denken. – Versucht man das Verhältnis umzukehren und den Willen als Werkzeug des Intellekts zu betrachten; so ist es, als machte man den Schmid zum Werkzeug des Hammers... Glänzende Eigenschaften des Geistes erwerben Bewunderung, aber nicht Zuneigung: diese bleibt den moralischen, den Eigenschaften des Charakters, vorbehalten. Zu seinem Freunde wird wohl Jeder lieber den Redlichen, den Gutmüthigen, ja selbst den Gefälligen, Nachgiebigen und leicht Beistimmenden wählen, als den bloß Geistreichen. Vor diesem wird sogar durch unbedeutende, zufällige, äußere Eigenschaften, welche gerade der Neigung eines Andern entsprechen, Mancher den Vorzug gewinnen. Nur wer selbst viel Geist hat, wird den Geistreichen zu seiner Gesellschaft wünschen; seine Freundschaft hingegen wird sich nach den moralischen Eigenschaften richten: denn auf diesen beruht seine eigentliche Hochschätzung eines Menschen, in welcher ein einziger guter Charakterzug große Mängel des Verstandes bedeckt und auslischt. Die erkannte Güte eines Charakters macht uns geduldig und nachgiebig gegen Schwächen des Verstandes, wie auch gegen die Stumpfheit und das kindische Wesen des Alters. Ein entschieden edler Charakter, bei gänzlichem Mangel intellektueller Vorzüge und Bildung, steht da, wie Einer, dem nichts abgeht; hingegen wird der größte Geist, wenn mit starken moralischen Fehlern behaftet, noch immer tadelhaft erscheinen. – Denn wie Fackeln und Feuerwerk vor der Sonne blaß und unscheinbar werden, so wird Geist, ja Genie, und ebenfalls die Schönheit, überstrahlt und verdunkelt von der Güte des Herzens. Wo diese in hohem Grade hervortritt, kann sie den Mangel jener Eigenschaften so sehr ersetzen, dass man solche vermißt zu haben sich schämt. Sogar der beschränkteste Verstand, wie auch die grotteske Häßlichkeit, werden, sobald die ungemeine Güte des Herzens sich in ihrer Begleitung kund gethan, gleichsam verklärt, umstrahlt von einer Schönheit höherer Art, indem jetzt aus ihnen eine Weisheit spricht, vor der jede andere verstummen muss. Denn die Güte des Herzens ist eine transscendente Eigenschaft, gehört einer über dieses Leben hinausreichenden Ordnung der Dinge an und ist mit jeder andern Vollkommenheit inkommensurabel. Wo sie in hohem Grade vorhanden ist, macht sie das Herz so groß, dass es die Welt umfasst, so dass jetzt Alles in ihm, nichts mehr außerhalb liegt; da sie ja alle Wesen mit dem eigenen identificirt. Alsdann verleiht sie auch gegen Andere jene gränzenlose Nachsicht, die sonst Jeder nur sich selber widerfahren läßt. Ein solcher Mensch ist nicht fähig, sich zu erzürnen: sogar wenn etwan seine eigenen, intellektuellen oder körperlichen Fehler den boshaften Spott und Hohn Anderer hervorgerufen haben, wirft er, in seinem Herzen, nur sich selber vor, zu solchen Aeußerungen der Anlaß gewesen zu sein, und fährt daher, ohne sich Zwang anzuTun, fort, Jene aus das liebreichste zu behandeln, zuversichtlich hoffend, dass sie von ihrem Irrtum hinsichtlich seiner zurückkommen und auch in ihm sich selber wiedererkennen werden." [55] Sinn und Zweck des Lebens ist weniger ein intellektualer, als ein moralischer. Der durchgreifende Unterschied zwischen den geistigen und den moralischen Eigenschaften gibt sich endlich auch dadurch zu erkennen, dass der Intellekt höchst bedeutende Veränderungen durch die Zeit erleidet, während der Wille und Charakter von dieser unberührt bleibt. "Allein während diese psychische, auf Hülfe von außen beruhende Ausbildung noch im Wachsen ist, fängt die innere physische Energie des Gehirns bereits an wieder zu sinken. Diese nämlich hat, vermöge ihrer Abhängigkeit vom Blutandrang und der Einwirkung des Pulsschlages auf das Gehirn, und dadurch wieder vom Uebergewicht des arteriellen Systems über das venöse, wie auch von der frischen Zartheit der Gehirnfasern, zudem auch durch die Energie des Genitalsystems, ihren eigentlichen Kulminationspunkt um das dreißigste Jahr: schon nach dem fünfunddreißigsten wird eine leise Abnahme derselben merklich, die durch das allmälig herankommende Uebergewicht des venösen Systems über das arterielle, wie auch durch die immer fester und spröder werdende Konsistenz der Gehirnfasern, mehr und mehr eintritt und viel merklicher sein würde, wenn nicht andererseits die psychische Vervollkommnung, durch Uebung, Erfahrung, Zuwachs der Kenntnisse und erlangte Fertigkeit im Handhaben derselben, ihr entgegenwirkte; welcher Antagonismus glücklicherweise bis ins späte Alter fortdauert, indem mehr und mehr das Gehirn einem ausgespielten Instrumente zu vergleichen ist. Aber dennoch schreitet die Abnahme der ursprünglichen, ganz auf organischen Bedingungen beruhenden Energie des Intellekts zwar langsam, aber unaufhaltsam weiter: das Vermögen ursprünglicher Konzeption, die Phantasie, die Bildsamkeit, das Gedächtnis, werden merklich schwächer, und so geht es Schritt vor Schritt abwärts, bis hinab in das geschwätzige, gedächtnislose, halb Bewusstlose, endlich ganz kindische Alter... Wie nun also der Charakter sich fertig einstellt, so bleibt er auch bis ins späte Alter unverändert. Der Angriff des Alters, welcher die intellektuellen Kräfte allmälig verzehrt, lässt die moralischen Eigenschaften unberührt. Die Güte des Herzens macht den Greis noch verehrt und geliebt, wann sein Kopf schon die Schwächen zeigt, die ihn dem Kindesalter wieder m nähern anfangen. Sanftmut, Geduld, Redlichkeit, Wahrhaftigkeit, Uneigennützigkeit, Menschenfreundlichkeit u. s. w. erhalten sich durch das ganze Leben und gehen nicht durch Altersschwäche verloren: in jedem hellen Augenblick des abgelebten Greises treten sie unvermindert hervor, wie die Sonne aus Winterwolken. Und andererseits bleibt Bosheit, Tücke, Habsucht, Hartherzigkeit, Falschheit, Egoismus und Schlechtigkeit jeder Art auch bis ins späteste Alter unvermindert. Wir würden Dem nicht glauben, sondern ihn auslachen, der uns sagte: »In frühern Jahren war ich ein boshafter Schurke, jetzt aber bin ich ein redlicher und edelmüthiger Mann.« Recht schön hat daher Walter Scott in Nigels fortunes am alten Wucherer gezeigt, wie brennender Geiz, Egoismus und Ungerechtigkeit noch in voller Blüte stehen, gleich den Giftpflanzen im Herbst, und sich noch heftig äußern, nachdem der Intellekt schon kindisch geworden. Die einzigen Veränderungen, welche in unsern Neigungen vorgehen, sind solche, welche unmittelbare Folgen der Abnahme unserer Körperkräfte und damit der Fähigkeiten zum Genießen sind: so wird die Wollust der Völlerei Platz machen, die Prachtliebe dem Geiz, und die Eitelkeit der Ehrsucht; eben wie der Mann, welcher, ehe er noch einen Bart hatte, einen falschen anklebte, späterhin seinen grau gewordenen Bart braun färben wird. Während also alle organischen Kräfte, die Muskelstärke, die Sinne, das Gedächtnis, Witz, Verstand, Genie, sich abnutzen und im Alter stumpf werden, bleibt der Wille allein unversehrt und unverändert: der Drang und die Richtung des Wollens bleibt die selbe. Ja, in manchen Stücken zeigt sich im Alter der Wille noch entschiedener: so, in der Anhänglichkeit am Leben, welche bekanntlich zunimmt; sodann in der Festigkeit und Beharrlichkeit bei Dem, was er ein Mal ergriffen hat, im Eigensinn; welches daraus erklärlich ist, dass die Empfänglichkeit des Intellekts für andere Eindrücke und dadurch die Beweglichkeit des Willens durch hinzuströmende Motive abgenommen hat." [56] Das Gehirn und mit ihm das Erkennen, pausiert im tiefen Schlafe ganz. "Denn es ist bloß das Ministerium des Aeußern, wie das Gangliensystem das Ministerium des Innern ist. Das Gehirn, mit seiner Funktion des Erkennens, ist nichts weiter, als eine vom Willen, zu seinen draußen liegenden Zwecken, aufgestellte Vedette (Wachtposten), welche oben, auf der Warte des Kopfes, durch die Fenster der Sinne umherschaut, aufpasst, von wo Unheil drohe und wo Nutzen abzusehen sei, und nach deren Bericht der Wille sich entscheidet. Diese Vedette ist dabei, wie jeder im aktiven Dienst Begriffene, in einem Zustande der Spannung und Anstrengung, daher sie es gern sieht, wenn sie, nach verrichteter Wacht, wieder eingezogen wird; wie jede Wache gern wieder vom Posten abzieht. Dies Abziehn ist das Einschlafen, welches daher so süß und angenehm ist und zu welchem wir so willfährig sind: hingegen ist das Aufgerütteltwerden unwillkommen, weil es die Vedette plötzlich wieder auf den Posten ruft: man fühlt dabei ordentlich die nach der wohltätigen Systole wieder eintretende beschwerliche Diastole, das Wiederauseinanderfahren des Intellekts vom Willen. Einer sogenannten Seele, die ursprünglich und von Hause aus ein erkennendes Wesen wäre, musste, im Gegenteil, beim Erwachen zu Mute sein, wie dem Fisch, der wieder ins Wasser kommt. Im Schlafe, wo bloß das vegetative Leben fortgesetzt wird, wirkt der Wille allein nach seiner ursprünglichen und wesentlichen Natur, ungestört von außen, ohne Abzug seiner Kraft durch die Tätigkeit des Gehirns und Anstrengung des Erkennens, welches die schwerste organische Funktion, für den Organismus aber bloß Mittel, nicht Zweck ist: daher ist im Schlafe die ganze Kraft des Willens auf Erhaltung und, wo es nötig ist, Ausbesserung des Organismus gerichtet; weshalb alle Heilung, alle wohltätigen Krisen, im Schlaf erfolgen; indem die vis naturae medicatrix erst dann freies Spiel hat, wann sie von der Last der Erkenntnisfunktion befreit ist. Der Embryo, welcher gar erst den Leib noch zu bilden hat, schläft daher fortwährend und das Neugeborene den größten Teil seiner Zeit. In diesem Sinne erklärt auch Burdach (Physiologie, Bd. 3, S. 484) ganz richtig den Schlaf für den ursprünglichen Zustand." Allerdings kann übermäßiger Schlaf eine gewisse Dumpfheit des Bewusstseins bewirken, nämlich in Folge einer einstweiligen Hypertrophie des Gehirns, welche, bei habituellem Uebermaß des Schlafes, auch zu einer dauernden werden und Blödsinn erzeugen kann." [57] In der Naturheilkunde gelten die Krankheiten selbst als ein Heilprozess der Natur, "den sie einleitet, um eine irgendwie im Organismus eingerissene Unordnung durch Ueberwindung der Ursachen derselben zu beseitigen, wobei sie, im entscheidenden Kampf, der Krisis, entweder den Sieg davonträgt und ihren Zweck erreicht, oder aber unterliegt. Ihre ganze Rationalität gewinnt diese Ansicht erst von unserm Standpunkt aus, welcher in der Lebenskraft, die hier als vis naturae medicatrix auftritt, den Willen erkennen lässt, der im gesunden Zustand allen organischen Funktionen zum Grunde liegt, jetzt aber, bei eingetretenen, sein ganzes Werk bedrohenden Unordnungen, sich mit diktatorischer Gewalt bekleidet, um durch ganz außerordentliche Maßregeln und völlig abnorme Operationen (die Krankheit) die rebellischen Potenzen zu dämpfen und Alles ins Gleis zurückzuführen." [58] Schon zu Schopenhauers Zeit war eine mechanistische Weltanschauung wie sie heute unter den Schulmedizinern und Biotech-Wissenschaftlern vorherrschend ist, überholt. Wagte es dennoch jemand, sich als Cartesianer zu outen, wurde er gnadenlos ausgepfiffen: "Herr Flourens ist nämlich seines Glaubens ein Kartesianer, und ihm ist, noch im Jahre 1858, Descartes »le philosophe par excellence« (der Philosoph schlechthin). – Nun ist allerdings Kartesius ein großer Mann, jedoch nur als Bahnbrecher: an seinen sämmtlichen Dogmen hingegen ist kein wahres Wort; und sich heut zu Tage auf diese als Auktorität zu berufen, ist geradezu lächerlich. Denn im 19. Jahrhundert ist ein Kartesianer in der Philosophie eben Das, was ein Ptolemäianer in der Astronomie, oder ein Stahlianer in der Chemie sein würde. Für Herrn Flourens nun aber sind die Dogmen des Kartesius Glaubensartikel. Kartesius hat gelehrt: les volontés sont des pensées (die Willensakte sind Gedanken): also ist es so; wenngleich Jeder in seinem Innern fühlt, dass Wollen und Denken verschieden sind, wie weiß und schwarz... Vor Allem aber gibt es, nach Kartesius, dem Orakel des Herrn Flourens, zwei grundverschiedene Substanzen, Leib und Seele: folglich sagt Herr Flourens, als rechtgläubiger Kartesianer: Le premier point est de séparer, même par les mots, ce qui est du corps de ce qui est de l'âme - als erstes kommt es auf die Trennung, auch durch die Worte, des zum Körper Gehörigen von dem zur Seele Gehörigen an (I, 72). Er belehrt uns ferner, dass diese âme réside uniquement et exclusivement dans le cerveau -Seele einzig und allein im Gehirn wohne (II, 137); von wo aus sie, nach einer Stelle des Kartesius, die spiritus animales (Lebensgeister) als Kouriere nach den Muskeln sendet, selbst jedoch nur vom Gehirn affizirt werden kann." [59] Früher wie heute
geht es um die Widerlegung dieses Grundirrtums der mechanistischen Medizin.
Schopenhauer fährt fort: "Herr Flourens hingegen wird nicht müde,
eben diesen als eine große Wahrheit und den Gall als ihren Entdecker
zu preisen: z. B. S. 147: Si j'en étais à classer les services
que nous a rendu Gall, je dirais que le premier a été de
rammener les qualités morales au cerveau (Wenn es an mir wäre,
die Verdienste Galls aufzuzählen, so würde ich als erstes die
Verlegung der moralischen Eigenschaften ins Gehirn nennen). – S. 153: Le
cerveau seul est l'organe de l'âme, et de l'âme dans toute
la plénitude de ses fonctions (das Gehirn allein ist das Organ der
Seele, und zwar der Seele in der ganzen Fülle ihrer Funktionen), man
sieht, die Kartesianische einfache Seele steckt, als Kern der Sache, noch
immer dahinter; il est le siège de toutes les facultés morales,
comme de toutes les facultés intellectuelles.– – – Gall a rammené
le moral à l'intellectuel, il a rammené les qualités
morales au même siège, au même organe, que les facultés
intellectuelles (Gall hat das Moralische auf das Intellektuelle zurückgeführt,
er hat die moralischen Eigenschaften auf den gleichen Sitz, das gleiche
Organ zurückgeführt wie die intellektuellen)... zu erleben, dass
tief verborgene, schwer und spät errungene, wichtige Wahrheiten wieder
herabgerissen und der alte, platte, spät besiegte Irrtum abermals
an ihre Stelle gesetzt werden soll; ja, fürchten zu müssen, dass
durch solches Verfahren die so schweren Fortschritte des menschlichen Wissens
wieder rückgängig gemacht werden! Aber beruhigen wir uns: denn
magna est vis veritatis et praevalebit (groß ist die Macht der Wahrheit,
und sie wird den Sieg behalten, Esra 3, 4,41)." Gerade die wichtigsten
Wahrheiten sind nicht durch Experimente herauszubringen, sondern allein
durch Nachdenken. So wird die mechanistische Medizin keine große
Wahrheit zu Tage fördern, sie können mit ihren "experimentalen
Bemühungen" als Mechanisten und echte und konsequente Kartesianer,
"noch hundert Tiere mehr zu Tode" martern. Dies zeigt aber nur die Vermessenheit
z.B. eines Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft
für Immunologie, "wie nur die mit falschem Dünkel verbundene
Oberflächlichkeit sie verleiht" und "Alte-Weiber-Ueberzeugungen".
[60]
18. Falschheit, "empörende Absurdität" der mechanistischen Anschauung und Atomistik; Grundfehler des Materialismus; mechanistische Biotech-Medizin "unverschämt genug, sich heut zu Tage als ausgemachte Sache zu gerieren, wodurch sie erlangt hat, dass sie von tausend pinselhaften Skribenten aller Fächer, denen jede Kenntnis von solchen Dingen abgeht, rechtgläubig nachgebetet und wie ein Evangelium geglaubt wird"Vor allem die Biotech-Wissenschaftler haben einen natürlichen Hang, jede Naturerscheinung wo möglich mechanisch zu erklären. "Hingegen ist die Anwendung mechanischer Erklärungshypothesen, über das nachweisbar Mechanische, wohin z. B. noch die Akustik gehört, hinaus, durchaus unberechtigt, und nimmermehr werde ich glauben, dass jemals auch nur die einfachste chemische Verbindung, oder auch die Verschiedenheit der drei Aggregationszustände sich wird mechanisch erklären lassen, viel weniger die Eigenschaften des Lichts, der Wärme und der Elektrizität. Diese werden stets nur eine dynamische Erklärung zulassen, d. h. eine solche, welche die Erscheinung aus ursprünglichen Kräften erklärt, die von denen des Stoßes, Druckes, der Schwere u. s. w. gänzlich verschieden und daher höherer Art, d. h. deutlichere Objektivationen jenes Willens sind, der in allen Dingen zur Sichtbarkeit gelangt. Ich halte dafür, dass das Licht weder eine Emanation, noch eine Vibration ist: beide Ansichten sind der verwandt, welche die Durchsichtigkeit durch Poren erklärt, und deren offenbare Falschheit beweist, dass das Licht keinen mechanischen Gesetzen unterworfen ist. Um hiervon die unmittelbarste Ueberzeugung zu erhalten, braucht man nur den Wirkungen eines Sturmwindes zuzusehen, der Alles beugt, umwirft und zerstreut, während dessen aber ein Lichtstrahl, aus einer Wolkenlücke herabschießend, so ganz unerschüttert und mehr als felsenfest dasteht, dass er recht unmittelbar zu erkennen gibt, er gehöre einer andern, als der mechanischen Ordnung der Dinge an: unbeweglich steht er da, wie ein Gespenst. Aber nun gar die von den Franzosen ausgegangenen Konstruktionen des Lichts aus Molekülen und Atomen sind eine empörende Absurdität. Als einen schreienden Ausdruck derselben, wie überhaupt der ganzen Atomistik, kann man einen im Aprilheft der Annales de chimie et physique von 1835 befindlichen Aufsatz über Licht und Wärme, von dem sonst so scharfsinnigen Ampère, betrachten. Da besteht Festes, Flüssiges und Elastisches aus den selben Atomen, und aus deren Aggregation allein entspringen alle Unterschiede: ja, es wird gesagt, dass zwar der Raum ins Unendliche teilbar sei, aber nicht die Materie; weil, wenn die Teilung bis zu den Atomen gelangt sei, die fernere Teilung in die Zwischenräume der Atome fallen müsse! Da sind dann Licht und Wärme Vibrationen der Atome, der Schall hingegen eine Vibration der aus den Atomen zusammengesetzten Molekülen. – In Wahrheit aber sind die Atome eine fixe Idee der französischen Gelehrten, daher diese eben von ihnen reden, als hätten sie sie gesehen. Außerdem müsste man sich wundern, dass eine so empirisch gesinnte Nation, eine solche matter of fact nation (Tatsachen-Nation), wie die Franzosen, so fest an einer völlig transszendenten, alle Möglichkeit der Erfahrung überfliegenden Hypothese halten und darauf getrost ins weite Blaue hineinbauen kann. Dies ist nun eben eine Folge des zurückgebliebenen Zustandes der von ihnen so sehr vermiedenen Metaphysik, welche durch den, bei allem guten Willen, seichten und mit Urteilskraft sehr dürftig begabten Herrn Cousin schlecht vertreten wird. Sie sind, durch den frühern Einfluss Condillac's, im Grunde noch immer Lockianer." [61]Die Scholastiker
sagten: materia appetit formam (Der Stoff strebt nach der Form, nach Thomas
von Aquin, Sth I). "Dass der Ursprung aller Gestalten der Lebendigen ein
solcher war, ist nicht zu bezweifeln: es lässt sich nicht ein Mal
anders denken. Ob aber noch jetzt, da die Wege zur Perpetuirung der Gestalten
offen stehen und von der Natur mit grenzenloser Sorgfalt und Eifer gesichert
und erhalten werden, die generatio aequivoca (Urzeugung) Statt finde, ist
allein durch die Erfahrung zu entscheiden; zumal da das natura nihil facit
frustra (die Natur macht nichts vergebens, Aristoteles, De incessu animalium,
2), mit Hinweisung auf die Wege der regelmäßigen Fortpflanzung,
als Argument dagegen geltend gemacht werden könnte. Doch halte ich
die generatio aequivoca auf sehr niedrigen Stufen, der neuesten Einwendungen
dagegen ungeachtet, für höchst wahrscheinlich, und zwar zunächst
bei Entozoen und Epizoen, besonders solchen, welche in Folge spezieller
Kachexien (Kräfteverfallserscheinungen) der Tierischen Organismen
auftreten; weil nämlich die Bedingungen zum Leben derselben nur ausnahmsweise
Statt finden, ihre Gestalt sich also nicht auf dem regelmäßigen
Wege fortpflanzen kann und deshalb, bei eintretender Gelegenheit, stets
von Neuem zu entstehen hat... Der seit 10 15 Jahren geführte Krieg
gegen die generatio aequivoca, mit seinem voreiligen Siegesgeschrei, war
das Vorspiel zum Ableugnen der Lebenskraft, und diesem verwandt." [62]
"Man lasse sich nur ja nicht durch Machtsprüche und mit dreister Stirn gegebene Versicherungen, dass die Sachen entschieden, abgemacht und allgemein anerkannt wären, übertölpeln. Vielmehr geht die ganze mechanische und atomistische Naturansicht ihrem Bankrott entgegen, und die Verteidiger derselben haben zu lernen, dass hinter der Natur etwas mehr steckt, als Stoß und Gegenstoß." Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung II, Buch 2, 24Das unausweichbar Falsche des Materialismus besteht, dem Gesagten zufolge, zunächst darin, dass er von einer petitio principii (Erschleichung des Beweisgrundes) ausgeht, welche näher betrachtet, sich sogar als ein erster falscher Schritt ausweist, "nämlich von der Annahme, dass die Materie ein schlechthin und unbedingt Gegebenes, nämlich unabhängig von der Erkenntnis des Subjekts Vorhandenes, also eigentlich ein Ding an sich sei. Er legt der Materie (und damit auch ihren Voraussetzungen, Zeit und Raum) eine absolute, d. h. vom wahrnehmenden Subjekt unabhängige Existenz bei: dies ist sein Grundfehler. Nächstdem muss er, wenn er redlich zu Werke gehen will, die den gegebenen Materien, d. h. den Stoffen, inhärierenden Qualitäten, sammt den in diesen sich äußernden Naturkräften, und endlich auch die Lebenskraft, als unergründliche qualitates occultas der Materie, unerklärt dastehen lassen und von ihnen ausgehen; wie dies Physik und Physiologie wirklich tun, weil sie eben keine Ansprüche darauf machen, die letzte Erklärung der Dinge zu sein. Aber gerade um dies zu vermeiden, verfährt der Materialismus, wenigstens wie er bisher aufgetreten, nicht redlich: er leugnet nämlich alle jene ursprünglichen Kräfte weg, indem er sie alle, und am Ende auch die Lebenskraft, vorgeblich und scheinbar zurückführt auf die bloß mechanische Wirksamkeit der Materie, also auf Aeußerungen der Undurchdringlichkeit, Form, Kohäsion, Stoßkraft, Trägheit, Schwere u. s. w., welche Eigenschaften freilich das wenigste Unerklärliche an sich haben, eben weil sie zum Teil auf dem a priori Gewissen, mithin auf den Formen unsers eigenen Intellekts beruhen, welche das Prinzip aller Verständlichkeit sind. Den Intellekt aber, als Bedingung alles Objekts, mithin der gesammten Erscheinung, ignoriert der Materialismus gänzlich. Sein Vorhaben ist nun, alles Qualitative auf ein bloß Quantitatives zurückzuführen, indem er jenes zur bloßen Form, im Gegensatz der eigentlichen Materie zählt: dieser lässt er von den eigentlich empirischen Qualitäten allein die Schwere, weil sie schon an sich ein Quantitatives, nämlich als das alleinige Maß der Quantität der Materie auftritt. Dieser Weg führt ihn notwendig auf die Fiktion der Atome, welche nun das Material werden, daraus er die so geheimnisvollen Aeußerungen aller ursprünglichen Kräfte aufzubauen gedenkt. Dabei hat er es aber eigentlich gar nicht mehr mit der empirisch gegebenen, sondern mit einer Materie zu Tun, die in rerum natura nicht anzutreffen, vielmehr ein bloßes Abstraktum jener wirklichen Materie ist, nämlich mit einer solchen, die schlechthin keine andern, als jene mechanischen Eigenschaften hätte, welche mit Ausnahme der Schwere, sich so ziemlich a priori konstruiren lassen, eben weil sie auf den Formen des Raums, der Zeit und der Kausalität, mithin auf unserm Intellekt, beruhen: auf diesen ärmlichen Stoff also sieht er sich bei Aufrichtung seines Luftgebäudes reduziert. Hiebei wird er unausweichbar zum Atomismus; wie es ihm schon in seiner Kindheit, beim Leukippos und Demokritos, begegnet ist, und ihm jetzt, da er vor Alter zum zweiten Male kindisch geworden, abermals begegnet:" Man muss wahrlich unerhört leichtgläubig sein, um sich einreden zu lassen, die Behauptungen eines Ugur Sahin (Biontech) oder Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, zur mechanistisch-materialistischen Biotech-Medizin, insbesondere mRNA-Technik, beruhten auf irgendeiner Wahrheit; dabei ist die Atomistik und Biotech-Medizin "nicht nur ein Hirngespinst, sondern tut es an täppischer Plumpheit den ärgsten Demokritischen gleich, ist aber unverschämt genug, sich heut zu Tage als ausgemachte Sache zu gerieren, wodurch sie erlangt hat, dass sie von tausend pinselhaften Skribenten aller Fächer, denen jede Kenntnis von solchen Dingen abgeht, rechtgläubig nachgebetet und wie ein Evangelium geglaubt wird." In Zeitungen wie der FAZ oder in Wissenschaftssendungungen wie Nano (3Sat) berichten "tausend pinselhafte Skribenten" wie Joachim Müller-Jung, Thomas Holl usw. über die Vorzüge der mRNA-Technik, dabei sind die so gewonnenen Impfstoffe nicht mal in der Lage ein paar Monate sicher zu schützen, selbst nach zwei Impfungen sterben die Geimpften in den Alters- und Pflegeheimen wie die Fliegen. Dennoch sind diese "Skribenten" unverschämt genug, diese Technik als ausgemachte Sache darzustellen, so dass es von JournalistInnen, NachrichtensprecherInnen und Politikern, denen jede Kenntnis von solchen Dingen abgeht, "rechtgläubig nachgebetet und wie ein Evangelium geglaubt wird." Sogar die Suchmaschine Google, die von sich behauptet, man könne bei ihr "Verlässliche Nachrichten... verschiedene Perspektiven zu einem Thema finden", listet in erster Linie "wissenschaftliche" Pro-Gentechnik Artikel und blendet Kritik an der mechanistischen mRNA-Technik aus. [63] 19. Wirkung der Schönheit von Natur und Landschaft auf das DenkenDer Anblick einer schönen Landschaft kann so überaus erfreulich machen, wozu unter Anderm auch die "durchgängige Wahrheit und Konsequenz der Natur" beiträgt. "Jede Modifikation, auch die leiseste, welche ein Gegenstand durch seine Stellung, Verkürzung, Verdeckung, Entfernung, Beleuchtung, Linear- und Luft-Perspektive u. s. w. erhält, wird durch seine Wirkung auf das Auge unfehlbar angegeben und genau in Rechnung gebracht: das Indische Sprichwort »Jedes Reiskörnchen wirft seinen Schatten« findet hier Bewährung. Daher zeigt sich hier Alles so durchgängig folgerecht, genau regelrecht, zusammenhängend und skrupulös richtig: hier gibt es keine Winkelzüge. Wenn wir nun den Anblick einer schönen Aussicht bloß als Gehirnphänomen in Betracht nehmen; so ist er das einzige stets ganz regelrechte, tadellose und vollkommene, unter den komplizierten Gehirnphänomenen; da alle übrigen, zumal unsere eigenen Gedankenoperationen, im Formalen oder Materialen, mit Mängeln oder Unrichtigkeiten, mehr oder weniger, behaftet sind. Aus diesem Vorzug des Anblicks der schönen Natur ist zunächst das Harmonische und durchaus Befriedigende seines Eindrucks zu erklären, dann aber auch die günstige Wirkung, welche derselbe auf unser gesammtes Denken hat, als welches dadurch, in seinem formalen Teil, richtiger gestimmt und gewissermaßen geläutert wird, indem jenes allein ganz tadellose Gehirnphänomen das Gehirn überhaupt in eine völlig normale Aktion versetzt und nun das Denken im Konsequenten, Zusammenhangenden, Regelrechten und Harmonischen aller seiner Prozesse, jene Methode der Natur zu befolgen sucht, nachdem es durch sie in den rechten Schwung gebracht worden. Eine schöne Aussicht ist daher ein Kathartikon (Mittel zur Läuterung) des Geistes, wie die Musik, nach Aristoteles, des Gemütes, und in ihrer Gegenwart wird man am richtigsten denken. Dass der sich plötzlich vor uns auftuende Anblick der Gebirge uns so leicht in eine ernste, auch wohl erhabene Stimmung versetzt, mag zum Teil darauf beruhen, dass die Form der Berge und der daraus entstehende Umriss des Gebirges die einzige stets bleibende Linie der Landschaft ist, da die Berge allein dem Verfall trotzen, der alles Uebrige schnell hinwegrafft, zumal unsere eigene, ephemere Person. Nicht, dass beim Anblick des Gebirgs alles Dieses in unser deutliches Bewusstsein träte, sondern ein dunkles Gefühl davon wird der Grundbass unserer Stimmung." [64]"Aus diesem Vorzug des Anblicks der schönen Natur ist zunächst das Harmonische und durchaus Befriedigende seines Eindrucks zu erklären, dann aber auch die günstige Wirkung, welche derselbe auf unser gesammtes Denken hat, als welches dadurch, in seinem formalen Teil, richtiger gestimmt und gewissermaßen geläutert wird, indem jenes allein ganz tadellose Gehirnphänomen das Gehirn überhaupt in eine völlig normale Aktion versetzt und nun das Denken im Konsequenten, Zusammenhangenden, Regelrechten und Harmonischen aller seiner Prozesse, jene Methode der Natur zu befolgen sucht, nachdem es durch sie in den rechten Schwung gebracht worden. Eine schöne Aussicht ist daher ein Kathartikon (Mittel zur Läuterung) des Geistes, wie die Musik, nach Aristoteles, des Gemütes, und in ihrer Gegenwart wird man am richtigsten denken." Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung II, Buch 3, 33
20. Wesen der Kunst; Aesthetik der ArchitekturWas ist der Unterschied zwischen echter Kunst und dem "Grundcharakter der Pfuscherei"? Die zum Genuss eines Kunstwerkes verlangte Mitwirkung des Beschauers beruht zum Teil darauf, dass jedes Kunstwerk nur durch das Medium der Phantasie wirken kann, daher es diese anregen muss und sie nie aus dem Spiel gelassen werden und untätig bleiben darf. "Dies ist eine Bedingung der ästhetischen Wirkung und daher ein Grundgesetz aller schönen Künste. Aus demselben aber folgt, dass, durch das Kunstwerk, nicht Alles geradezu den Sinnen gegeben werden darf, vielmehr nur so viel, als erfordert ist, die Phantasie auf den rechten Weg zu leiten: ihr muss immer noch etwas und zwar das Letzte zu Tun übrig bleiben. muss doch sogar der Schriftsteller stets dem Leser noch etwas zu denken übrig lassen; da Voltaire sehr richtig gesagt hat: Le secret d'être ennuyeux, c'est de tout dire (Die Kunst langweilig zu sein, besteht darin, dass man alles sagt, Discours sur l'homme, VI, 172). In der Kunst aber ist überdies das Allerbeste zu geistig, um geradezu den Sinnen gegeben zu werden: es muss in der Phantasie des Beschauers geboren, wiewohl durch das Kunstwerk erzeugt werden. Hierauf beruht es, dass die Skizzen großer Meister oft mehr wirken, als ihre ausgemalten Bilder; wozu freilich noch der andere Vorteil beiträgt, dass sie, aus einem Guss, im Augenblick der Konzeption vollendet sind; während das ausgeführte Gemälde, da die Begeisterung doch nicht bis zu seiner Vollendung anhalten kann, nur unter fortgesetzter Bemühung, mittelst kluger Ueberlegung und beharrlicher Absichtlichkeit zu Stande kommt. – Aus dem in Rede stehenden ästhetischen Grundgesetze wird ferner auch erklärlich, warum Wachsfiguren, obgleich gerade in ihnen die Nachahmung der Natur den höchsten Grad erreichen kann, nie eine ästhetische Wirkung hervorbringen und daher nicht eigentliche Werke der schönen Kunst sind. Denn sie lassen der Phantasie nichts zu Tun übrig. Die Skulptur nämlich gibt die bloße Form, ohne die Farbe; die Malerei giebt die Farbe, aber den bloßen Schein der Form: Beide also wenden sich an die Phantasie des Beschauers. Die Wachsfigur hingegen gibt Alles, Form und Farbe zugleich; woraus der Schein der Wirklichkeit entsteht und die Phantasie aus dem Spiele bleibt. – Dagegen wendet die Poesie sich sogar allein an die Phantasie, welche sie mittelst bloßer Worte in Tätigkeit versetzt. Ein willkürliches Spielen mit den Mitteln der Kunst, ohne eigentliche kenntnis des Zweckes, ist, in jeder, der Grundcharakter der Pfuscherei. Ein solches zeigt sich in den nichts tragenden Stützen, den zwecklosen Voluten, Bauschungen und Vorsprüngen schlechter Architektur, in den nichtssagenden Läufen und Figuren, nebst dem zwecklosen Lärm schlechter Musik, im Klingklang der Reime sinnarmer Gedichte, u. s. w. " [66] Der zwecklose Lärm schlechter Musik ist heute weit verbreitet. "Ganz befriedigt durch den Eindruck eines Kunstwerks sind wir nur dann, wann er etwas hinterlässt, das wir, bei allem Nachdenken darüber, nicht bis zur Deutlichkeit eines Begriffs herabziehen können. Das Merkmal jenes hybriden Ursprungs aus bloßen Begriffen ist, dass der Urheber eines Kunstwerks, ehe er an die Ausführung ging, mit deutlichen Worten angeben konnte, was er darzustellen beabsichtigte: denn da wäre durch diese Worte selbst sein ganzer Zweck zu erreichen gewesen. Daher ist es ein so unwürdiges, wie albernes Unternehmen, wenn man, wie heut zu Tage öfter versucht worden, eine Dichtung Shakespeare's, oder Goethe's, zurückführen will auf eine abstrakte Wahrheit, deren Mittheilung ihr Zweck gewesen wäre. Denken soll freilich der Künstler, bei der Anordnung seines Werkes: aber nur das Gedachte, was geschaut wurde ehe es gedacht war, hat nachmals, bei der Mittheilung, anregende Kraft und wird dadurch unvergänglich." [67] Kleine Dörfer in Frankreich oder Italien sind in der Regel ästhetisch reizvoller als die in Deutschland. Schopenhauer findet, "dass in Italien sogar die einfachsten und schmucklosesten Gebäude einen ästhetischen Eindruck machen, in Deutschland aber nicht, beruht hauptsächlich darauf, dass dort die Dächer sehr flach sind. Ein hohes Dach ist nämlich weder Stütze noch Last: denn seine beiden Hälften unterstützen sich gegenseitig, das Ganze aber hat kein seiner Ausdehnung entsprechendes Gewicht. Daher bietet es dem Auge eine ausgebreitete Masse dar, die dem ästhetischen Zwecke völlig fremd, bloß dem nützlichen dient, mithin jenen stört, dessen Thema immer nur Stütze und Last ist." [68] Und wie die Musik,
so ist auch die Architektur überhaupt keine nachahmende Kunst; – obwohl
Beide oft fälschlich dafür gehalten worden sind. Das ästhetische
Wohlgefallen beruht überall auf der Auffassung einer (Platonischen)
Idee. "Für die Architektur, allein als schöne Kunst betrachtet,
sind die Ideen der untersten Naturstufen, also Schwere, Starrheit, Kohäsion,
das eigentliche Thema; nicht aber, wie man bisher annahm, bloß die
regelmäßige Form, Proportion und Symmetrie, als welche ein rein
Geometrisches, Eigenschaften des Raumes, nicht Ideen sind, und daher nicht
das Thema einer schönen Kunst sein können. Auch in der Architektur
also sind sie nur sekundären Ursprungs und haben eine untergeordnete
Bedeutung... Wenn nun gleich, wie oben beiläufig gezeigt worden, die
Baukunst keineswegs die Formen der Natur, wie Baumstämme, oder gar
menschliche Gestalten, nachzuahmen hat; so soll sie doch im Geiste der
Natur schaffen, namentlich indem sie das Gesetz natura, nihil agit frustra,
nihilique supervacaneum, et quod commodissimum in omnibus suis operationibus
sequitur (Die Natur tut nichts vergebens, nichts Überflüssigen,
und schlägt bei allen ihren Unternehmungen den bequemsten Weg ein,
Aristoteles, De inc. animalium 2), auch zu dem ihrigen macht, demnach alles,
selbst nur scheinbar, Zwecklose vermeidet und ihre jedesmalige Absicht,
sei diese nun eine rein architektonische, d. h. konstruktionelle, oder
aber eine die Zwecke der Nützlichkeit betreffende, stets auf dem kürzesten
und natürlichsten Wege erreicht und so dieselbe, durch das Werk selbst,
offen darlegt. Dadurch erlangt sie eine gewisse Grazie, der analog, welche
bei lebenden Wesen in der Leichtigkeit und der Angemessenheit jeder Bewegung
und Stellung zur Absicht derselben besteht. Demgemäß' sehen
wir, im guten antiken Baustil, jeglichen Teil, sei es nun Pfeiler, Säule,
Bogen, Gebälk, oder Türe, Fenster, Treppe, Balkon, seinen Zweck
auf die geradeste und einfachste Weise erreichen, ihn dabei unverhohlen
und naiv an den Tag legend; eben wie die organische Natur es in ihren Werken
auch tut. Der geschmacklose Baustil hingegen sucht bei Allem unnütze
Umwege und gefällt sich in Willkürlichkeiten, gerät dadurch
auf zwecklos gebrochene, heraus und hereinrückende Gebälke, gruppierte
Säulen, zerstückelte Kornischen an Türbögen und Giebeln,
sinnlose Voluten, Schnörkel u. dergl.: er spielt, wie oben als Charakter
der Pfuscherei angegeben, mit den Mitteln der Kunst, ohne die Zwecke derselben
zu verstehen, wie Kinder mit dem Geräte der Erwachsenen spielen. Dieser
Art ist schon jede Unterbrechung einer geraden Linie, jede Aenderung im
Schwunge einer Kurve, ohne augenfälligen Zweck. Jene naive Einfalt
hingegen in der Darlegung und dem Erreichen des Zweckes, die dem Geiste
entspricht, in welchem die Natur schafft und bildet, ist es eben auch,
welche den antiken Tongefäßen eine solche Schönheit und
Grazie der Form verleiht, dass wir stets von Neuem darüber erstaunen;
weil sie so edel absticht gegen unsere modernen Gefäße im Originalgeschmack,
als welche den Stempel der Gemeinheit tragen, sie mögen nun aus Porzellan,
oder grobem Töpferton geformt sein. Beim Anblick der Gefäße
und Geräte der Alten fühlen wir, dass wenn die Natur dergleichen
Dinge hätte schaffen wollen, sie es in diesen Formen getan haben würde.
– Da wir also die Schönheit der Baukunst hauptsächlich aus der
unverhohlenen Darlegung der Zwecke und dem Erreichen derselben auf dem
kürzesten und natürlichsten Wege hervorgehen sehen; so gerät
hier meine Theorie in geraden Widerspruch mit der Kantischen, als welche
das Wesen alles Schönen in eine anscheinende Zweckmäßigkeit
ohne Zweck setzt." [69]
21. GeschichtsklitterungWorauf es ankommt, ist die "Erkenntnis des Wesens der Menschheit". Dazu leistet die Dichtung wichtigere Hinweise als eine Geschichtsklitterung, wie sie heute in vielen islamischen Ländern anzutreffen ist. Aristoteles sagt: "et res magis philosophica, et melior poësis est, quam historia" (und die Dichtkunst ist philosophischer und wertvoller als die Geschichte, De poët., c. 9.) Auch Plato wiederholt immer wieder, "dass der Gegenstand der Philosophie das Unveränderliche und immerdar Bleibende sei, nicht aber Das, was bald so, bald anders ist. Alle Die, welche solche Konstruktionen des Weltverlaufs, oder, wie sie es nennen, der Geschichte, aufstellen, haben die Hauptwahrheit aller Philosophie nicht begriffen, dass nämlich zu aller Zeit das Selbe ist, alles Werden und Entstehen nur scheinbar, die Ideen allein bleibend, die Zeit ideal." Geschichtsklitterer dagegen sind demnach "einfältige Realisten, ... Eudämonisten, mithin platte Gesellen und eingefleischte Philister, zudem auch eigentlich schlechte Christen; da der wahre Geist und Kern des Christentums, eben so wie des Brahmanismus und Buddhaismus" die Erkenntnis des Geistes ist. "Dies, sage ich, ist der Geist und Zweck des Christentums, der wahre »Humor der Sache« (Shakespeare, König Heinrich V, II,1); nicht aber ist es, wie sie meinen, der Monoteismus", daher eben der Buddhismus dem Christentum viel näher verwandt ist, als der Islam mit seinen Koranschulen und Pseudo-Universitäten, den Hochburgen der Geschichtsklitterung. [70]Die muslimischen Sarazenen, "der Schrecken Piemonts und der Provence", werden z.B. in Voltaires Tankred behandelt. Der Schauplatz ist in und bei Syrakus. Die Zeit der Handlung fällt in das Jahr 1005. Die afrikanisch-muslimsichen Sarazenen hatten, im neunten Jahrhundert, ganz Sizilien erobert. Da Syrakus ihr Joch abschüttelte, behielten sie Palermo und Girgenti. Die griechisch-byzantinischen Kaiser besaßen Messina. Es treten auf Tancred, Ritter, aus einer verbannten syrakusanischen Familie, in Byzanz erzogen, Arsir, Ältester des Ritterchors von Syrakus, Ritter von Syrakus: Orbassan, Loredan, Roderich, Aldamon (Soldat), Amenaide, Tochter Arsirs, Euphanie, ihre Freundin, Mehrere Ritter, als Glieder des hohen Rats Knappen, Soldaten, Volk. Es geht darum "Syrakus die Freiheit zu verschaffen", denn "Solamir, der Maure, Beherrschet Agrigent und Ennas Flur, bis zu des Ätna fruchtbeglücktem Fuß" und droht "Knechtschaft unsrer Stadt". Der Augenblick ist günstig und soll genutzt werden: "Der Muselmannen Größe neigt sich schon, / Europa lernet weniger sie fürchten. / Uns lehrt in Frankreich Karl Martell, Pelag / In Spanien, der heil'ge Vater selbst, / Leo der Große, lehrt, mit festem Mut, / Wie dieses kühne Volk zu dämpfen sei." Die Muslemänner (Muslime) auf Sizilien gehen ihrem Geschäft nach, wie man es sogar vom heutigen türkischen Präsident noch kennt: Verräter besolden, Friedensverträge abschließen, während man zum Krieg rüstet, durch Pseudowissenschaft und Geschichtsklitterung die Menschen beschwatzen, Frauen verführen etc. : "Welch ein Verdruss für uns dass Solamir, / Als Muselmann, in dieser Christeninsel, / Ja selbst in dieser Stadt Verräter soldet, / Uns Friede bietet wenn er Krieg bereitet, / Um uns zu stürzen, uns zu trennen sucht." Im fünfter Aufzug ist der Islam auf Sizilien besiegt: Fels und Wald, im Hintergrund eine Aussicht auf den Ätna. "Soldaten, welche beschäftigt sind, aus Sarazenischer Beute Trophäen aufzustellen. Volk, von verschiedenem Geschlecht und Alter, das sich hinzudrängt. Zu ihnen Ritter und Knappen." In Goethe's Übersetzung des Tancred von Voltaire geht es um das Schicksal der Christenheit im Kampf mit den muslimischen Sarazenen und Türken. Es geht nach Voltaire und Shelley immer darum, das muslimische Joch abzuschütteln, so wie es später die Griechen erfolgreich getan hatten und so ein Vorbild für andere (noch) muslimische Staaten sein können: "Errichtet Siegeszeichen auf dem Platze, Wo diese Wundertaten euch befreit, Und schmücket, fromm, die heiligen Altäre Mit der Ungläub'gen besten Schätzen aus. O! möge doch die ganze Welt von uns, Wie man sein letztes Gut verteidigt, lernen! O möge Spanien, aus seinem Druck, Italien, aus seiner Asche blicken! Ägypten, das zertretne, Syrien, Das fesseltragende". Im Tankred beschreibt Voltaire wie die Welt von Sizilien lernen kann, wie man den Islam ("Glaubensfeind") bekämpft und das Siegeszeichen, das christliche Kreuz, die heilige Dreifaltigkeit, die Madonna mit Kind, aufrichtet und die Zeichen der Moslems (Halbmond, Allah-Schriftzeichen, Namen wie Ali oder Mohammed) verbietet: "Erhebt das Herz in freudigem Gesang / Und Weihrauch lasst dem Gott der Siege wallen! / Ihm, der für uns gestritten, unsern Arm / Mit Kraft gerüstet, sei allein der Dank! / Er hat die Schlingen, hat das Netz zerrissen, / Mit denen uns der Glaubensfeind umstellt. / Wenn dieser hundert überwundne Völker, / Mit ehrnem Stab, tyrannisch niederdrückt; / So gab der Herr ihn heut' in unsre Hand. / Errichtet Siegeszeichen auf dem Platze, / Wo diese Wundertaten euch befreit, / Und schmücket, fromm, die heiligen Altäre / Mit der Ungläub'gen besten Schätzen aus. / O! möge doch die ganze Welt von uns, / Wie man sein letztes Gut verteidigt, lernen! / O möge Spanien, aus seinem Druck, / Italien, aus seiner Asche blicken! / Ägypten, das zertretne, Syrien, / Das fesseltragende, nun auch / Zum Herren, der uns rettete, sich wenden!" [71] Wenn heute muslimischen "Religionspädagogen" sogar in Europa erlaubt wird, Kindern und Jugendlichen die islamische Irrlehre, Geschichtsklitterung, also auch ihre verfälschte Ansicht des Christentums, in Moscheen und an Schulen zu lehren, (Navid Kermani, der bosnische Schriftsteller Dzevad Karahasan sowie Mouhanad Khorchide und seine Islamwissenschaftler an deutschen Universitäten versuchen sogar den Islam umzudeuten und menschenfreundlicher darzustellen, wofür sie sogar Gelder von der Deutschen Forschungsgesellschaft beziehen und den Goethepreis der Stadt Frankfurt bzw. Hölderlinpreis der Stadt Bad Homburg erhalten) kann man nur mit Hilarius sagen: "aus Sorge wegen des Wütens der Irrlehrer, aus Bestürzung über die Gefahr der Unkundigen; bedrückt sind wir von der Furcht vor diesen beiden Gefahren: dass unser Schweigen oder aber unser Lehren der arg bedrängten Wahrheit uns zur Schuld werde. Denn mit unglaublichen Schlichen ihres verderbten Geistes hat sich die Schlauheit der Irrlehrer rings breitgemacht:um zunächst Gläubigkeit vorzutäuschen, um dann die Sicherheit aller schlichten Zuhörer mit ihren Worten zu täuschen; um dann fernerhin der Weisheit der Welt sich anzugleichen; um dann endlich die Erkenntnis der Wahrheit durch das Vorbringen eines Scheingrundes unmöglich zu machen. Denn indem sie mit gewollter Betonung die Einheit Gottes verkündet, hat sie gläubigen Sinn vorgetäuscht." In späteren Jahrhunderten wurden, nachdem die Philosophie längst widerlegt war, die Sekte des Islam mit seinen Hauptfiguren Mohammed, Allah und ihren Erzeugnissen (Koran), erbarmungslos der Lächerlichkeit preisgegeben. So schreibt zum Beispiel Cervantes in einer seiner Komödien, die Wahrheit zeige sich nur ohne Allah, auch sein Rat sei falsch gewesen und er dachte, wer hat denn den Feigling beraten ("porque pensaba que a un cobarde aconsejaba"); wer auf Allah hört, werde vom Teufel eingekleidet, wie ALIMUZEL bekennt: "¡El diablo se me reviste!" (Der Teufel verkleidet mich!), auch Muhammad könne nichts von Bedeutung geben: "Mahoma sobre ti venga, y lo que puede te dé." (Muhammad, komm über dich, und was es dir geben kann). [72] Ein Heer der Muslime und Linksradikalen (Linke und Grüne) enpuppt sich auch an Universitäten als Schaf- und Hammelherde. Das, was eigentlich an Universitäten gelehrt werden sollte, "La Eterna Sabiduría / que es la Ciencia de las ciencias" (Die ewige Weisheit, die die Wissenschaft der Wissenschaften ist), ist längst vergessen, stattdessen ist nur noch ein blöken der antichristlichen Pro-Islam-Maschinerie zu hören; Mobbing und Redeverbote gibt es für die Professoren, die von Cancel Culture sprechen und sich nicht in die Hammelherde integrieren wollen. Als Leithammel an Universitäten steht nicht mehr Ali fanfarón (wörtlich: Ali der Angeber oder das Großmaul) oder Mohammed sondern z.B. Robin Celikates, Professor für Praktische Philosophie an der Freien Universität Berlin. [73] Islamischer Religionsunterricht, Islamwissenschaft an deutschen Universitäten, fördert nicht nur die Fehlentwicklung an diesen Universitäten, weg von der echten Wissenschaft, hin zur Geschichtsklitterung, sondern auch die Verbreitung des Islamismus und Antisemitismus. Denn an diesen Schulen und Universitäten wird nur die Falschheit des Korans für richtig erklärt. Früher war klar, gegen Christen anzukämpfen sei das Gleiche wie gegen den Himmel kämpfen: "Sarracenos, / cuyas lunas amenaçan / al Sol del Christiano Imperio, / pues tan claras experiencias / de milagrosos portentos / veys que no mueuen de Azen / el duro y rebelde pecho. / Vosotros, si estos prodigios / han persuadido los vuestros... / Mirad que os lleua, paganos, / a dar guerra al mismo cielo" (Sarazenen, deren Monde die Sonne des christlichen Reiches bedrohen, haben so klare Erfahrungen von wundersamen Zeichen, sie sehen, dass sie nicht an Azen sterben, die harte und rebellische Brust; diese Wunder haben überzeugt; ... Sehen Sie, was es Ihnen bringt, wenn Heiden, mit dem Himmel selbst Krieg führen); an keiner Universität oder Schule wird die Konsequenz daraus gezogen: "negando a Mahoma el culto" (Muhammad den Kult verweigern); "Mahoma / no es profeta verdadero" (Muhammad ist kein wahrer Prophet). Man muss sich dann nicht wundern, wenn gewöhnliche gläubige Moscheebesucher wie Abdullah A. plötzlich meinen, sie müssten wie ihr Prophet Muhammad in den Dschihad ziehen, dabei hat er nur das getan, was Muhammad von ihm erwartet hat, was vom christlichen Standpunkt natürlich gotteslästerlich ist, wie der Richter bestätigt: „Was Sie getan haben, ist wahrhaft gotteslästerlich gewesen“ Neunzig Minuten lang hat Richter Hans Schlüter-Staats bereits das Urteil begründet, als er sich noch einmal direkt an den Angeklagten wendet. "Abdullah A. sitzt wie an allen Verhandlungstagen regungslos zwischen seinem Verteidiger und dem Dolmetscher. Gefesselt an Händen und Füßen... Thomas L., auch das schildert der Richter noch einmal in aller juristischen Genauigkeit, verblutete, nachdem ihm A. ein Küchenmesser mit einer 21 Zentimeter langen und vier Zentimeter breiten Klinge mit solcher Wucht in den Rücken gerammt hatte, dass der Griff abbrach. Oliver L., den A. gleichzeitig mit einem zweiten Messer angriff, überlebte nur, weil das Messer an einem Lendenwirbel stecken blieb und zwei Touristinnen unmittelbar erste Hilfe leisteten. All das kommt noch einmal zur Sprache am Ende dieses Prozesses gegen einen Angeklagten, der nahezu alle Beteiligten fassungslos zurücklässt. „Fassungslos“ ist auch die Vokabel, die der Richter mehrfach verwendet. „Fassungslos“ sei man, wenn man den Täter und seine Gründe betrachtet, sagt Schlüter-Staats. Abdullah A. hatte detailliert geschildert, wie er sich, frisch aus einer drei Jahre währenden Haft entlassen, in einen Supermarkt begab und zwei Messersets kaufte, explizit um „Ungläubige“ zu töten. Noch einmal kommt auch zur Sprache, wie viele Menschen an jenem Abend im Dresdner Zentrum unwissentlich dem Tode entronnen sind. A. hatte seinem Gutachter detailliert erzählt, wen er sich zunächst alles als Opfer auserkoren hatte. Zwei Männer und eine Frau, die auf dem Neumarkt zusammenstanden, dann zwei Männer, die kurz darauf einzeln ihrer Wege gingen, ein Mann, der in einem Haus verschwand. Bis er schließlich auf Oliver L. und Thomas L. traf, sie beobachtete, ihnen folgte und sie angriff, nicht nur weil er sie als „Ungläubige“ sah, sondern auch für homosexuell hielt... Der Schuldspruch ist dann kaum noch eine Überraschung. Das Gericht verurteilt Abdullah A. wegen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung zu lebenslanger Haft, stellt die besondere Schwere der Schuld fest und verhängt zudem Sicherungsverwahrung. Die Mordmerkmale sehen die Richter zweifach erfüllt. A. habe heimtückisch und aus niederen Beweggründen getötet. „Er hat sich wahllos Opfer gegriffen, um sie zu töten“, sagte Schlüter-Staats." Der Täter beruft sich auf das, was er in den Moscheen gelernt hat und auf die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS). "Um sich des Paradieses würdig zu erweisen, habe er Ungläubige umbringen wollen. Bereits mehr als drei Jahre zuvor hatte er einen Selbstmordanschlag auf ein Volksfest in Dresden geplant, wofür er drei Jahre Jugendstrafe erhalten hatte."Er habe sich offenbar erst "nach seiner Flucht aus Syrien in Deutschland radikalisiert", also beim Besuch deutscher Moscheegemeinden, Koranlesungen und islamischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen. Die Gefährlichkeit des Rechtsextremismus ist zwar in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Das nicht neue "Phänomen des islamistischen Antisemitismus, der sich an manchen deutschen Schulen manifestiert, bleibt demgegenüber eher unterbelichtet. Im Zuge der Gedenkminute für den von Islamisten bedrohten und schließlich ermordeten Geschichtslehrer Samuel Paty kam es in Frankreich zu rund 800 „Vorfällen“, die den Ausschluss von mehr als 170 Schülern vom Unterricht zur Folge hatten. Diesseits des Rheins lief die Schweigeminute für Paty zumeist würdevoll ab, aber auch hier gab es Schüleräußerungen wie „Wer Wind sät, wird Sturm ernten“ oder „Selbst schuld, dass er hingerichtet wird, wenn er so provoziert“... Schon nach den Terroranschlägen in Paris im Jahr 2015 berichtete eine Kollegin, wie an ihrer Schule im Ruhrgebiet eine Gedenkminute für die Opfer abgehalten werden sollte. Zwei muslimische Schüler durchbrachen die Stille im Klassenraum jedoch durch ein lautes „Allah Akbar“, woraufhin fast die gesamte Klasse in die Rufe einfiel. Andere Lehrer mussten feststellen, dass manche ihrer Schüler über keine andere Religion als den Islam sprechen wollten. Im Geschichtsunterricht schnitten sie aus den verteilten Arbeitsblättern das Wort „Jude“ heraus oder strichen es durch. Einzelne Kollegen berichteten von muslimischen Schülern, die dem Nationalsozialismus und Hitler offene Sympathie entgegenbringen. Nach Aussage einer Kollegin jubelten manche bei der Behandlung der Kreuzzüge, wenn „ihre“ Partei einen Sieg davongetragen hatte." [74] Geschichtsklitterung wird heute auch in Europa von einfachen PolitikerInnen und BürgermeisterInnen betrieben, die den Antisemitismus und Islamismus in Moscheevereinen, im deutschen Außenministerium, in der Islamkonferenz, in Kirchen, die die Ditib unterstützen, fördern und nach Schopenhauer "platte Gesellen und eingefleischte Philister, zudem auch eigentlich schlechte Christen" sind. Die Kirchen wehren sich heute, wenn Kreuze in öffentlichen Gebäuden aufgehängt werden, nicht jedoch wenn Muezzinrufe, Kopftücher, Burkas, Koranschulen etc. erlaubt oder Islamisten und Antisemiten im deutschen Außenministerium beschäftigt werden wie Nurhan Soykan, türkische Islamistin und Juristin, Generalsekretärin des Islamistenvereins "Zentralrat der Muslime in Deutschland" (ZMD) sowie regelmäßige Teilnehmerin der "Islamkonferenz" und Beraterin des Auswärtigen Amtes (Außenministerium der Bundesrepublik Deutschland) in Sachen Islam, also wie man besonders antisemitische und islamistische Flüchtlinge nach Deutschland holt und christliche oder atheistische Migranten abweist. Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, bekundete jüngst: „Köln sendet ein Zeichen der Toleranz und der Vielfalt in die Welt.“ Wir erinnern uns, der Zentralrat der Muslime, Hort der Toleranz und Vielfalt, dessen mitgliederstärkste Organisation "Atib den grauen Wölfen zugerechnet wird, ebenso das Islamische Zentrum Hamburg, das laut Verfassungsschutz Ajatollah Chamenei untersteht." Die größte Moschee in Köln ist die Ditib-Zentralmoschee. Sie wurde 2018 von Erdogan eingeweiht. Schließlich unterstehen die Ditib-Moscheen der türkischen Religionsbehörde Diyanet und damit Erdogan. Selbst Muslime sind gegen den Muezzinruf: "Wenn also diese Behörde in der Türkei oder in Kurdistan, im besetzten Afrîn alevitische und jesidische Dörfer mit Moscheen zupflastert und sie fünfmal täglich mit dem islamischen Glaubensbekenntnis beschallt, ist das eine islamistische Unterwerfungsgeste, und wir sollten der Kölner Filiale nicht selbiges gestatten." Andere Muslime sprechen von "Heuchelei", SPD, Grüne, Linke, Feministinnen deuten das Tragen eines Hijabs als einen emanzipatorischen Akt um. "Feministinnen beteiligen sich am #WorldHijabDay". Und im Gegensatz zum Adhan, dem Gebetsruf, ist das Glockengeläut nur Klang, nicht sprachliche Botschaft. Teil des Adhan ist auch das islamische Glaubensbekenntnis („Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Gesandter“). "Natürlich kann man fragen, ob es dem Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft zuträglich ist, den öffentlichen Raum mit Glaubensbekenntnissen zu beschallen. Denn was von manchen Muslimen freudig begrüßt wird, ist für religiöse Minderheiten und Atheisten, die vor Islamismus nach Deutschland geflohen sind, mitunter retraumatisierend." Man könnte meinen, dass ProfessorInnen und Kirchenvertreter wie der Vorsitzende der Bischofskonfernez Bätzing oder Johanna Rahner, Professorin für Dogmatik und Ökomene an der Universität Tübingen, Antisemitismus und Muezzinrufe nicht dulden. Doch sie sind "voller Heuchelei", denn "auch die Kirchen unterstützen die Ditib". Die "umherschwärmende Dummheit" (Boethius) ist an den Universitäten angekommen. Die Professorin würde sogar das Läuten der Glocken zugunsten des Muezzinrufs verschieben oder aufgeben. So schreibt sie zum Beispiel: "Warum nun soll der Muezzin nicht auch dort in Deutschland rufen? ... Dann braucht es nur noch Kompromissbereitschaft vor Ort. Meine Kirchengemeinde zum Beispiel läutete ihre Glocken zu den alten Gebetszeiten um sechs Uhr früh und sechs Uhr abends." Man könne ja auch die Glocken schweigen lassen oder das "Morgenläuten auf später" verlegen. [75] Nicht nur in Köln,
auch in Frankfurt sorgen sich Juden um ihre Sicherheit, denn der Islamismus
ist hier noch weiter verbreitet als in Köln; der Frankfurter Oberbürgermeister
Peter Feldmann (SPD) ist nach Schopenhauer praktisch ein noch platterer
Geselle und eingefleischterer Philister als die Kölner Oberbürgermeisterin
Henriette Reker. "Neben Feldmann sitzt die Bürgermeisterin Nargess
Eskandari-Grünberg von den Grünen, die das Dezernat für
Diversität, Antidiskriminierung und gesellschaftliches Zusammenleben
verantwortet." Die Stadt sei "sehr grün, sehr offen" für islamische
Einwanderung. "Als Beispiele nennt der SPD-Politiker unter anderen den
Planungsdezernenten, der als Flüchtling aus Syrien kam, weiterhin
Eskandari-Grünberg, einst Flüchtling aus Teheran, zudem die neue
Dezernentin für Digitalisierung mit deutsch-irisch-türkischer
Biographie." Die Förderung der Ditib, des Islamismus und Antisemitismus
drückt Feldmann so aus: „Diese Stadt und dieser Magistrat sind weltoffen
und tolerant“. Personen ohne islamische Einwanderungsgeschichte sind in
Frankfurt zur Minderheit geworden. "Die von Feldmann gepriesene liberale
Musterstadt ist Frankfurt deswegen aber noch lange nicht. Davon kann Alon
Meyer erzählen. Mehrmals die Woche gebe es antisemitische Vorfälle,
sagt er. „Momentan ist es Wahnsinn.“ Meyer ist Präsident des jüdischen
Sportvereins Makkabi Frankfurt sowie des bundesweiten Makkabi-Dachverbands.
Er steht an einem Oktobersonntag auf einem Fußballplatz mit Blick
auf die Deutsche Bundesbank und den Fernmeldeturm, auch „Spargel“ genannt.
Die Bäume sind rot gefärbt, die Sonne steht tief. Auf dem Platz
spielt ein jüdischer gegen einen arabischen Verein, die Männer
vom TuS Makkabi laufen in Hellblau auf, die vom FC Maroc 74 in Rot-Grün.
Makkabi ist mit rund 2500 Mitgliedern einer der größten Vereine
der Stadt. Meyer schätzt, dass rund ein Viertel der Mitglieder Juden
sind. Den Davidstern aber tragen alle auf der linken Brust. Immer wieder
kommt es deswegen zu antisemitischen Vorfällen. „Scheißjude,
wir bringen dich um, wenn du einsteigst“, sei erst in der vergangenen Woche
einem jungen Makkabi-Fußballer an einer U-Bahn-Haltestelle zugerufen
worden, sagt Meyer. Auch auf den Fußballplätzen immer wieder:
„Scheißjuden“ oder „Judenverein“. Kürzlich sei es sogar beim
Tennis zu einem Zwischenfall gekommen: Bei einem Turnier in Frankfurt-Höchst
habe der Trainer des gegnerischen Vereins, ein Mann mit arabischem Hintergrund,
bei einem Streit plötzlich ein Klappmesser in der Hand gehabt... Es
gebe durchaus einige „No-Go-Areas“ für Juden in der Stadt, sagt Meyer."
Man solle doch mal erkennbar mit Kippa und Ziti, also den geknoteten Fäden
am Gebetsmantel, durch Teile Griesheims oder Rödelheims gehen. In
den stark muslimisch geprägten Vierteln sei die Situation unsicherer
geworden. „Die Hemmschwelle ist erheblich niedriger geworden, die trauen
sich mehr. Und die Anzahl der Übergriffe von muslimischer Seite ist
erheblich größer“, sagt Meyer. Durch den Zustrom der Flüchtlinge
gebe es dort offenbar das Gefühl, in der Mehrheit zu sein... Es stimmt
natürlich, dass viele der Menschen aus Ländern geflohen sind,
in denen Antisemitismus zur staatlichen Propaganda gehört.“ Antisemitismus
geht von den neu eingewanderten Muslimen und den Moscheeverbänden
wie Ditib, der "Arbeitsgemeinschaft von türkischen Moscheevereinen
in Frankfurt" aus. Um den Verdacht des Antisemitismus von sich zu weisen,
nennt sich der Verein, der die "Hamidiye Moschee" betreibt, "Verein
der guten Sitten“. Dank Feldmann sei Frankfurt so "weltoffen" (also islamistisch),
dass der muslimische Gebetsruf, "in der Stadt schon möglich und –
in der Moschee mit Minarett in Hausen – schon praktiziert worden sei."
Der Verein der Hamidiye Moschee wurde 1974 gegründet, es ist einer
der ältesten muslimischen Vereine der Stadt. Festnahme im türkischen
Gallus-Viertel sind keine Seltenheit. Als sichtbares Zeichen der Anerkennung
wünschen sich die türkisch-islamistischen Moscheevereine in der
Stadt "repräsentative Moscheebauten." [76]
21. Zur Metaphysik der Musik; Baukunst als erstarrte MusikZur Metaphysik der Musik ergämzt Schopenhauer: "Die vier Stimmen aller Harmonie, also Bass, Tenor, Alt und Sopran, oder Grundton, Terz, Quinte und Oktave, entsprechen den vier Abstufungen in der Reihe der Wesen, also dem Mineralreich, Pflanzenreich, Tierreich und dem Menschen. Dies erhält noch eine auffallende Bestätigung an der musikalischen Grundregel, dass der Baß in viel weiterem Abstande unter den drei obern Stimmen bleiben soll, als diese zwischen einander haben; so dass er sich denselben nie mehr, als höchstens bis auf eine Oktave nähern darf, meistens aber noch weiter darunter bleibt, wonach dann der regelrechte Dreiklang seine Stelle in der dritten Oktave vom Grundton hat. Dem entsprechend ist die Wirkung der weiten Harmonie, wo der Bass fern bleibt, viel mächtiger und schöner, als die der engen, wo er näher heraufgerückt ist, und die nur wegen des beschränkten Umgangs der Instrumente eingeführt wird. Diese ganze Regel aber ist keineswegs willkürlich, sondern hat ihre Wurzel in dem natürlichen Ursprung des Tonsystems; sofern nämlich die nächsten, mittelst der Nebenschwingungen mittönenden, harmonischen Stufen die Oktave und deren Quinte sind. In dieser Regel nun erkennen wir das musikalische Analogon der Grundbeschaffenheit der Natur, vermöge welcher die organischen Wesen unter einander viel näher verwandt sind, als mit der leblosen, unorganischen Masse des Mineralreichs, zwischen welcher und ihnen die entschiedenste Gränze und die weiteste Kluft in der ganzen Natur Statt findet. – dass die hohe Stimme, welche die Melodie singt, doch zugleich integrirender Teil der Harmonie ist und darin selbst mit dem tiefsten Grundbaß zusammenhängt, läßt sich betrachten als das Analogon davon, dass die selbe Materie, welche in einem menschlichen Organismus Träger der Idee des Menschen ist, dabei doch zugleich auch die Ideen der Schwere und der chemischen Eigenschaften, also der niedrigsten Stufen der Objektivation des Willens, darstellen und tragen muss." [77]Die Wirkung der Musik kann man vor allem an der klassischen Musik, insbesondere Mozart, Haydn, Beethoven, Wagner, Verdi, Tschaikowsky studieren: "Weil die Musik nicht, gleich allen andern Künsten, die Ideen, oder Stufen der Objektivation des Willens, sondern unmittelbar den Willen selbst darstellt; so ist hieraus auch erklärlich, dass sie aus den Willen, d. i. die Gefühle, Leidenschaften und Affekte des Hörers, unmittelbar einwirkt, so dass sie dieselben schnell erhöht, oder auch umstimmt. So Gewiss die Musik, weit entfernt eine bloße Nachhülfe der Poesie zu sein, eine selbstständige Kunst, ja die mächtigste unter allen ist und daher ihre Zwecke ganz aus eigenen Mitteln erreicht; so Gewiss bedarf sie nicht der Worte des Gesanges, oder der Handlung einer Oper. Die Musik als solche kennt allein die Töne, nicht aber die Ursachen, welche diese hervorbringen. Demnach ist für sie auch die vox humana (menschliche Stimme) ursprünglich und wesentlich nichts Anderes, als ein modifizierter Ton, eben wie der eines Instruments, und hat, wie jeder andere, die eigentümlichen VorTeile und NachTeile, welche eine Folge des ihn hervorbringenden Instruments sind. dass nun, in diesem Fall, eben dieses Instrument anderweitig, als Werkzeug der Sprache, zur MitTeilung von Begriffen dient, ist ein zufälliger Umstand, den die Musik zwar nebenbei benutzen kann, um eine Verbindung mit der Poesie einzugehen; jedoch nie darf sie ihn zur Hauptsache machen und gänzlich nur auf den Ausdruck der meistens, ja (wie Diderot im »Neffen Rameau's« zu verstehen gibt) sogar wesentlich faden Verse bedacht sein. Die Worte sind und bleiben für die Musik eine fremde Zugabe, von untergeordnetem Werte, da die Wirkung der Töne ungleich mächtiger, unfehlbarer und schneller ist, als die der Worte: diese müssen daher, wenn sie der Musik einverleibt werden, doch nur eine völlig untergeordnete Stelle einnehmen und sich ganz nach jener fügen. Umgekehrt aber gestaltet sich das Verhältnis in Hinsicht aus die gegebene Poesie, also das Lied, oder den Operntext, welchem eine Musik hinzugefügt wird. Denn alsbald zeigt an diesen die Tonkunst ihre Macht und höhere Befähigung, indem sie jetzt über die in den Worten ausgedrückte Empfindung, oder die in der Oper dargestellte Handlung, die tiefsten, letzten, geheimsten Aufschlüsse gibt, das eigentliche und wahre Wesen derselben ausspricht und uns die innerste Seele der Vorgänge und Begebenheiten kennen lehrt, deren bloße Hülle und Leib die Bühne darbietet. Hinsichtlich dieses Uebergewichts der Musik, wie auch sofern sie zum Text und zur Handlung im Verhältnis des Allgemeinen zum Einzelnen, der Regel zum Beispiele steht, möchte es vielleicht passender scheinen, dass der Text zur Musik gedichtet würde, als dass man die Musik zum Texte komponiert. Inzwischen leiten, bei der üblichen Methode, die Worte und Handlungen des Textes den Komponisten auf die ihnen zum Grunde liegenden Affektionen des Willens, und rufen in ihm selbst die auszudrückenden Empfindungen hervor, wirken mithin als Anregungsmittel seiner musikalischen Phantasie. – dass übrigens die Zugabe der Dichtung zur Musik uns so willkommen ist, und ein Gesang mit verständlichen Worten uns so innig erfreut, beruht darauf, dass dabei unsere unmittelbarste und unsere mittelbarste Erkenntnisweise zugleich und im Verein angeregt werden: die unmittelbarste nämlich ist die, für welche die Musik die Regungen des Willens selbst ausdrückt, die mittelbarste aber die der durch Worte bezeichneten Begriffe. Bei der Sprache der Empfindungen mag die Vernunft nicht gern ganz müßig sitzen. Die Musik vermag zwar aus eigenen Mitteln jede Bewegung des Willens, jede Empfindung, auszudrücken; aber durch die Zugabe der Worte erhalten wir nun überdies auch noch die Gegenstände dieser, die Motive, welche jene veranlassen. – Die Musik einer Oper, wie die Partitur sie darstellt, hat eine völlig unabhängige, gesonderte, gleichsam abstrakte Existenz für sich, welcher die Hergänge und Personen des Stücks fremd sind, und die ihre eigenen, unwandelbaren Regeln befolgt; daher sie auch ohne den Text vollkommen wirksam ist. Diese Musik aber, da sie mit Rücksicht auf das Drama komponiert wurde, ist gleichsam die Seele desselben, indem sie, in ihrer Verbindung mit den Vorgängen, Personen und Worten, zum Ausdruck der innern Bedeutung und der aus dieser beruhenden, letzten und geheimen Notwendigkeit aller jener Vorgänge wird. Auf einem undeutlichen Gefühl hievon beruht eigentlich der Genuss des Zuschauers, wenn er kein bloßer Gaffer ist. Dabei jedoch zeigt, in der Oper, die Musik ihre heterogene Natur und höhere Wesenheit durch ihre gänzliche Indifferenz gegen alles Materielle der Vorgänge; in Folge welcher sie den Sturm der Leidenschaften und das Pathos der Empfindungen überall auf gleiche Weise ausdrückt und mit dem selben Pomp ihre Töne begleitet, mag Agamemnon und Achill, oder der Zwist einer Bürgerfamilie, das Materielle des Stückes liefern. Denn für sie sind bloß die Leidenschaften, die Willensbewegungen vorhanden, und sie sieht, wie Gott, nur die Herzen. Sie assimiliert sich nie dem Stoffe: daher auch wenn sie sogar die lächerlichsten und ausschweifendesten Possen der komischen Oper begleitet, sie doch in ihrer wesentlichen Schönheit, Reinheit und Erhabenheit bleibt, und ihre Verschmelzung mit jenen Vorgängen nicht vermag, sie von ihrer Höhe, der alles Lächerliche eigentlich fremd ist, herabzuziehen. So schwebt über dem Possenspiel und den endlosen Miseren des Menschenlebens die tiefe und ernste Bedeutung unsers Daseins, und verlässt solches keinen Augenblick." [78] Weiter geht es mit Beethoven, dem wichtigsten Vorgänger von Wagner, mit Bassarien und Sopranarien: "Werfen wir jetzt einen Blick auf die bloße Instrumentalmusik; so zeigt uns eine Beethoven'sche Symphonie die größte Verwirrung, welcher doch die vollkommenste Ordnung zum Grunde liegt, den heftigsten Kampf, der sich im nächsten Augenblick zur schönsten Eintracht gestaltet: es ist rerum concordia discors, ein treues und vollkommenes Abbild des Wesens der Welt, welche dahin rollt, im unübersehbaren Gewirre zahlloser Gestalten und durch stete Zerstörung sich selbst erhält. Zugleich nun aber sprechen aus dieser Symphonie alle menschlichen Leidenschaften und Affekte: die Freude, die Trauer, die Liebe, der Haß, der Schrecken, die Hoffnung u. s. w. in zahllosen Nüancen, jedoch alle gleichsam nur in abstracto und ohne alle Besonderung: es ist ihre bloße Form, ohne den Stoff, wie eine bloße Geisterwelt, ohne Materie. Allerdings haben wir den Hang, sie, beim Zuhören, zu realisiren, sie, in der Phantasie, mit Fleisch und Bein zu bekleiden und allerhand Scenen des Lebens und der Natur darin zu sehen. Jedoch befördert Dies, im Ganzen genommen, nicht ihr Verständniß, noch ihren Genuß, gibt ihr vielmehr einen fremdartigen, willkürlichen Zusatz: daher ist es besser, sie in ihrer Unmittelbarkeit und rein aufzufassen. Nachdem ich nun im Bisherigen, wie auch im Texte, die Musik allein von der metaphysischen Seite, also hinsichtlich der innern Bedeutung ihrer Leistungen betrachtet habe, ist es angemessen, auch die Mittel, durch welche sie, auf unsern Geist wirkend, dieselben zu Stande bringt, einer allgemeinen Betrachtung zu unterwerfen, mithin die Verbindung jener metaphysischen Seite der Musik mit der genugsam untersuchten und bekannten physischen nachzuweisen. – Ich gehe von der allgemein bekannten und durch neuere Einwürfe keineswegs erschütterten Theorie aus, dass alle Harmonie der Töne auf der Koinzidenz der Vibrationen beruht, welche, wann zwei Töne zugleich erklingen, etwan bei jeder zweiten, oder bei jeder dritten, oder bei jeder vierten Vibration eintrifft, wonach sie dann Oktav, Quint, oder Quart von einander sind u. s. w. So lange nämlich die Vibrationen zweier Töne ein rationales und in kleinen Zahlen ausdrückbares Verhältnis zu einander haben, lassen sie sich durch ihre oft wiederkehrende Koinzidenz, in unserer Apprehension zusammenfassen: die Töne verschmelzen mit einander und stehen dadurch im Einklang. Ist hingegen jenes Verhältnis ein irrationales, oder ein nur in größern Zahlen ausdrückbares; so tritt keine fassliche Koinzidenz der Vibrationen ein, sondern obstrepunt sibi perpetuo (sie lärmen immerfort gegeneinander), wodurch sie der Zusammenfassung in unserer Apprehension widerstreben und demnach eine Dissonanz heißen. Dieser Theorie nun zufolge ist die Musik ein Mittel, rationale und irrationale Zahlenverhältnisse, nicht etwan, wie die Arithmetik, durch Hülfe des Begriffs fasslich zu machen, sondern dieselben zu einer ganz unmittelbaren und simultanen sinnlichen Erkenntnis zu bringen. Die Verbindung der metaphysischen Bedeutung der Musik mit dieser ihrer physischen und arithmetischen Grundlage beruht nun darauf, dass das unserer Apprehension Widerstrebende, das Irrationale, oder die Dissonanz, zum natürlichen Bilde des unserm Willen Widerstrebenden wird; und umgekehrt wird die Konsonanz, oder das Rationale, indem sie unserer Auffassung sich leicht fügt, zum Bilde der Befriedigung des Willens. Da nun ferner jenes Rationale und Irrationale in den Zahlenverhältnissen der Vibrationen unzählige Grade, Nuancen, Folgen und Abwechselungen zulässt; so wird, mittelst seiner, die Musik der Stoff, in welchem alle Bewegungen des menschlichen Herzens, d.i. des Willens, deren Wesentliches immer auf Befriedigung und Unzufriedenheit, wiewohl in unzähligen Graden, hinausläuft, sich in allen ihren feinsten Schattirungen und Modifikationen getreu abbilden und wiedergeben lassen, welches mittelst Erfindung der Melodie geschieht. Wir sehen also hier die Willensbewegungen auf das Gebiet der bloßen Vorstellung hinübergespielt, als welche der ausschließliche Schauplatz der Leistungen aller schönen Künste ist; da diese durchaus verlangen, dass der Wille selbst aus dem Spiel bleibe und wir durchweg uns als rein Erkennende verhalten. Daher dürfen die Affektionen des Willens selbst, also wirklicher Schmerz und wirkliches Behagen, nicht erregt werden, sondern nur ihre Substitute, das dem Intellekt Angemessene, als Bild der Befriedigung des Willens, und das jenem mehr oder weniger Widerstrebende, als Bild des größern oder geringern Schmerzes. Nur so verursacht die Musik uns nie wirkliches Leiden, sondern bleibt auch in ihren schmerzlichsten Ackorden noch erfreulich, und wir vernehmen gern in ihrer Sprache die geheime Geschichte unsers Willens und aller seiner Regungen und Strebungen, mit ihren mannigfaltigen Verzögerungen, Hemmnissen und Quaalen, selbst noch in den wehmüthigsten Melodien. Wo hingegen, in der Wirklichkeit und ihren Schrecken, unser Wille selbst das so Erregte und Gequälte ist; da haben wir es nicht mit Tönen und ihren Zahlenverhältnissen zu Tun, sondern sind vielmehr jetzt selbst die gespannte, gekniffene und zitternde Saite. Weil nun ferner, in Folge der zum Grunde gelegten physikalischen Theorie, das eigentlich Musikalische der Töne in der Proportion der Schnelligkeit ihrer Vibrationen, nicht aber in ihrer relativen Stärke liegt; so folgt das musikalische Gehör, bei der Harmonie, stets vorzugsweise dem höchsten Ton, nicht dem stärksten: daher sticht, auch bei der stärksten Orchesterbegleitung, der Sopran hervor und erhält dadurch ein natürliches Recht auf den Vortrag der Melodie, welches zugleich unterstützt wird durch seine, auf der selben Schnelligkeit der Vibrationen beruhende, große Beweglichkeit, wie sie sich in den figurirten Sätzen zeigt, und wodurch der Sopran der geeignete Repräsentant der erhöhten, für den leisesten Eindruck empfänglichen und durch ihn bestimmbaren Sensibilität, folglich des auf der obersten Stufe der Wesenleiter stehenden, aufs höchste gesteigerten Bewusstseins wird. Seinen Gegensatz bildet, aus den umgekehrten Ursachen, der schwerbewegliche, nur in großen Stufen, Terzen, Quarten und Quinten, steigende und fallende und dabei in jedem seiner Schritte durch feste Regeln geleitete Bass, welcher daher der natürliche Repräsentant des gefühllosen, für seine Eindrücke unempfänglichen und nur nach allgemeinen Gesetzen bestimmbaren, unorganischen Naturreiches ist. Er darf sogar nie um einen Ton, z. B. von Quart auf Quint steigen; da dies in den obern Stimmen die fehlerhafte Quinten- und Oktaven-Folge herbeiführt: daher kann er, ursprünglich und in seiner eigenen Natur, nie die Melodie vortragen. Wird sie ihm dennoch zugeTeilt; so geschieht es mittelst des Kontrapunkts, d. h. er ist ein versetzter Bass, nämlich eine der obern Stimmen ist herabgesetzt und als Bass verkleidet: eigentlich bedarf er dann noch eines zweiten Grundbasses zu seiner Begleitung. Diese Widernatürlichkeit einer im Basse liegenden Melodie führt herbei, dass Bassarien, mit voller Begleitung, uns nie den reinen, ungetrübten Genuss gewähren, wie die Sopranarie, als welche, im Zusammenhang der Harmonie, allein naturgemäß ist. Beiläufig gesagt, könnte ein solcher melodischer, durch Versetzung erzwungener Bass, im Sinn unserer Metaphysik der Musik, einem Marmorblocke verglichen werden, dem man die menschliche Gestalt aufgezwungen hat: dem steinernen Gast im »Don Juan« ist er eben dadurch wundervoll angemessen." [79] Zur vollkommenen
Melodie und zu Architektur, Musik und Rythmus schreibt Schopenhauer: "Die
Melodie besteht aus zwei Elementen, einem rhythmischen und einem harmonischen:
jenes kann man auch als das quantitative, dieses als das qualitative bezeichnen,
da das erstere die Dauer, das letztere die Höhe und Tiefe der Töne
betrifft. In der Notenschrift hängt das erstere den senkrechten, das
letztere den horizontalen Linien an. Beiden liegen rein arithmetische Verhältnisse,
also die der Zeit, zum Grunde: dem einen die relative Dauer der Töne,
dem andern die relative Schnelligkeit ihrer Vibrationen. Das rhythmische
Element ist das wesentlichste; da es, für sich allein und ohne das
andere eine Art Melodie darzustellen vermag, wie z. B. auf der Trommel
geschieht: die vollkommene Melodie verlangt jedoch beide. Sie besteht nämlich
in einer abwechselnden Entzweiung und Versöhnung derselben; wie ich
sogleich zeigen werde, aber zuvor, da von dem harmonischen Elemente schon
im Bisherigen die Rede gewesen, das rhythmische etwas näher betrachten
will. Der Rhythmus ist in der Zeit was im Raume die Symmetrie ist, nämlich
Teilung in gleiche und einander entsprechende Teile, und zwar zunächst
in größere, welche wieder in kleinere, jenen untergeordnete,
zerfallen. In der von mir aufgestellten Reihe der Künste bilden die
Architektur und Musik die beiden äußersten Enden. Auch sind
sie, ihrem innern Wesen, ihrer Kraft, dem Umfang ihrer Sphäre und
ihrer Bedeutung nach, die heterogensten, ja, wahre Antipoden: sogar auf
die Form ihrer Erscheinung erstreckt sich dieser Gegensatz, indem die Architektur
allein im Raum ist, ohne irgend eine Beziehung auf die Zeit, die Musik
allein in der Zeit, ohne irgend eine Beziehung auf den Raum Es wäre
ein falscher Einwurf, dass auch Skulptur und Malerei bloß im Raume
seien: denn ihre Werke hängen zwar nicht unmittelbar, aber doch mittelbar
mit der Zeit zusammen, indem sie Leben, Bewegung, Handlung darstellen.
Eben so falsch wäre es zu sagen, dass auch die Poesie, als Rede, allein
der Zeit angehöre: dies gilt, eben so, nur unmittelbar von den Worten:
ihr Stoff ist alles Daseiende, also das Räumliche.. Hieraus nun entspringt
ihre einzige Analogie, dass nämlich, wie in der Architektur die Symmetrie
das Ordnende und Zusammenhaltende ist, so in der Musik der Rhythmus, wodurch
auch hier sich bewährt, dass les extrêmes se touchent. Wie die
letzten BestandTeile eines Gebäudes die ganz gleichen Steine, so sind
die eines Tonstückes die ganz gleichen Takte: diese werden jedoch
noch durch Auf- und Niederschlag, oder überhaupt durch den Zahlenbruch,
welcher die Taktart bezeichnet, in gleiche Teile geTeilt, die man allenfalls
den Dimensionen des Steines vergleichen mag. Aus mehreren Takten besteht
die musikalische Periode, welche ebenfalls zwei gleiche Hälften hat,
eine steigende, anstrebende, meistens zur Dominante gehende, und eine sinkende,
beruhigende, den Grundton wiederfindende. Zwei, auch wohl mehrere Perioden
machen einen Teil aus, der meistens durch das Wiederholungszeichen gleichfalls
symmetrisch verdoppelt wird: aus zwei Teilen wird ein kleineres Musikstück,
oder aber nur ein Satz eines größern; wie denn ein Koncert oder
Sonate aus dreien, eine Symphonie aus vier, eine Messe aus fünf Sätzen
zu bestehen pflegt. Wir sehen also das Tonstück, durch die symmetrische
Einteilung und abermalige Teilung, bis zu den Takten und deren Brüchen
herab, bei durchgängiger Unter-, Ueber- und Neben-Ordnung seiner Glieder,
gerade so zu einem Ganzen verbunden und abgeschlossen werden, wie das Bauwerk
durch seine Symmetrie: nur dass bei diesem ausschließlich im Raume
ist, was bei jenem ausschließlich in der Zeit. Das bloße Gefühl
dieser Analogie hat das in den letzten 30 Jahren oft wiederholte kecke
Witzwort hervorgerufen, dass Architektur gefrorene Musik sei. Der Ursprung
desselben ist auf Goethe zurückzuführen, da er, nach Eckermanns
Gesprächen, Bd. II, S. 88, gesagt hat: »Ich habe unter meinen
Papieren ein Blatt gefunden, wo ich die Baukunst eine erstarrte Musik nenne:
und wirklich hat es etwas: die Stimmung die von der Baukunst ausgeht, kommt
dem Effekt der Musik nahe.« Wahrscheinlich hat er viel früher
jenes Witzwort in der Konversation fallen lassen, wo es denn bekanntlich
nie an Leuten gefehlt hat, die was er so fallen ließ auflasen, um
nachher damit geschmückt einher zu gehen. Was übrigens Goethe
auch gesagt haben mag, so erstreckt die hier von mir auf ihren alleinigen
Grund, nämlich auf die Analogie des Rhythmus mit der Symmetrie, zurückgeführte
Analogie der Musik mit der Baukunst sich demgemäß allein auf
die äußere Form, keineswegs aber auf das innere Wesen beider
Künste, als welches himmelweit verschieden ist: es wäre sogar
lächerlich, die beschränkteste und schwächste aller Künste
mit der ausgedehntesten und wirksamsten im Wesentlichen gleich stellen
zu wollen. Als Amplifikation der nachgewiesenen Analogie könnte man
noch hinzusetzen, dass, wann die Musik, gleichsam in einem Anfall von Unabhängigkeitsdrang,
die Gelegenheit einer Fermate ergreift, um sich, vom Zwang des Rhythmus
losgerissen, in der freien Phantasie einer figurirten Kadenz zu ergehen,
ein solches vom Rhythmus entblößtes Tonstück der von der
Symmetrie entblößten Ruine analog sei, welche man demnach, in
der kühnen Sprache jenes Witzwortes, eine gefrorene Kadenz nennen
mag. Nach dieser Erörterung des Rhythmus habe ich jetzt darzuTun,
wie in der stets erneuerten Entzweiung und Versöhnung des rhythmischen
Elements der Melodie mit dem harmonischen das Wesen derselben besteht.
Ihr harmonisches Element nämlich hat den Grundton zur Voraussetzung,
wie das rhythmische die Taktart, und besteht in einem Abirren von demselben,
durch alle Töne der Skala, bis es, auf kürzerem oder längerem
Umwege, eine harmonische Stufe, meistens die Dominante oder Unterdominante,
erreicht, die ihm eine unvollkommene Beruhigung gewährt: dann aber
folgt, auf gleich langem Wege, seine Rückkehr zum Grundton, mit welchem
die vollkommene Beruhigung eintritt. Beides muss nun aber so geschehen,
dass das Erreichen der besagten Stufe, wie auch das Wiederfinden des Grundtons,
mit gewissen bevorzugten Zeitpunkten des Rhythmus zusammentreffe, da es
sonst nicht wirkt. Also, wie die harmonische Tonfolge gewisse Töne
verlangt, vorzüglich die Tonika, nächst ihr die Dominante u.
s. w.; so fordert seinerseits der Rhythmus gewisse Zeitpunkte, gewisse
abgezählte Takte und gewisse Teile dieser Takte, welche man die schweren,
oder guten Zeiten, oder die accentuierten TaktTeile nennt, im Gegensatz
der leichten, oder schlechten Zeiten, oder unaccentuierten TaktTeile. Nun
besteht die Entzweiung jener beiden Grundelemente darin, dass indem die
Forderung des einen befriedigt wird, die des andern es nicht ist, die Versöhnung
aber darin, dass beide zugleich und auf ein Mal befriedigt werden. Nämlich
jenes Herumirren der Tonfolge, bis zum Erreichen einer mehr oder minder
harmonischen Stufe, muss diese erst nach einer bestimmten Anzahl Takte,
sodann aber auf einem guten ZeitTeil des Taktes antreffen, wodurch dieselbe
zu einem gewissen Ruhepunkte für sie wird; und ebenso muss die Rückkehr
zur Tonika diese nach einer gleichen Anzahl Takte und ebenfalls auf einem
guten ZeitTeil wiederfinden, wodurch dann die völlige Befriedigung
eintritt. So lange dieses geforderte Zusammentreffen der Befriedigungen
beider Elemente nicht erreicht wird, mag einerseits der Rhythmus seinen
regelrechten Gang gehen, und andererseits die geforderten Noten oft genug
vorkommen; sie werden dennoch ganz ohne jene Wirkung bleiben, durch welche
die Melodie entsteht: dies zu erläutern diene das folgende, höchst
einfache Beispiel: Hier trifft die harmonische Tonfolge gleich am Schluß
des ersten Takts auf die Tonika: allein sie erhält dadurch keine Befriedigung;
weil der Rhythmus im schlechtesten TaktTeile begriffen ist. Gleich darauf,
im zweiten Takt, hat der Rhythmus das gute TaktTeil; aber die Tonfolge
ist auf die Septime gekommen. Hier sind also die beiden Elemente der Melodie
ganz entzweit; und wir fühlen uns beunruhigt. In der zweiten Hälfte
der Periode trifft Alles umgekehrt, und sie werden, im letzten Ton, versöhnt.
Dieser Vorgang ist in jeder Melodie, wiewohl meistens in viel größerer
Ausdehnung, nachzuweisen. Die dabei nun Statt findende beständige
Entzweiung und Versöhnung ihrer beiden Elemente ist, metaphysisch
betrachtet, das Abbild der Entstehung neuer Wünsche und sodann ihrer
Befriedigung. Eben dadurch schmeichelt die Musik sich so in unser Herz,
dass sie ihm stets die vollkommene Befriedigung seiner Wünsche vorspiegelt.
Näher betrachtet, sehen wir in diesem Hergang der Melodie eine gewissermaßen
innere Bedingung (die harmonische) mit einer äußern (der rhythmischen)
wie durch einen Zufall zusammentreffen, – welchen freilich der Komponist
herbeiführt und der insofern dem Reim in der Poesie zu vergleichen
ist: dies aber eben ist das Abbild des Zusammentreffens unserer Wünsche
mit den von ihnen unabhängigen, günstigen, äußeren
Umständen, also das Bild des Glücks. – Noch verdient hiebei die
Wirkung des Vorhalts beachtet zu werden. Er ist eine Dissonanz, welche
die mit Gewissheit erwartete, finale Konsonanz verzögert; wodurch
das Verlangen nach ihr verstärkt wird und ihr Eintritt desto mehr
befriedigt: offenbar ein Analogon der durch Verzögerung erhöhten
Befriedigung des Willens. Die vollkommene Kadenz erfordert den vorhergehenden
Septimenackord auf der Dominante; weil nur auf das dringendeste Verlangen
die am tiefsten gefühlte Befriedigung und gänzliche Beruhigung
folgen kann. Durchgängig also besteht die Musik in einem steten Wechsel
von mehr oder minder beunruhigenden, d.i. Verlangen erregenden Ackorden,
mit mehr oder minder beruhigenden und befriedigenden; eben wie das Leben
des Herzens (der Wille) ein steter Wechsel von größerer oder
geringerer Beunruhigung, durch Wunsch oder Furcht, mit eben so verschieden
gemessener Beruhigung ist. Demgemäß besteht die harmonische
Fortschreitung in der kunstgerechten Abwechselung der Dissonanz und Konsonanz.
Eine Folge bloß konsonanter Ackorde würde übersättigend,
ermüdend und leer sein, wie der languor, den die Befriedigung aller
Wünsche herbeiführt. Daher müssen Dissonanzen, obwohl sie
beunruhigend und fast peinlich wirken, eingeführt werden, aber nur
um, mit gehöriger Vorbereitung, wieder in Konsonanzen aufgelöst
zu werden. Ja, es gibt eigentlich in der ganzen Musik nur zwei Grundackorde:
den dissonanten Septimenackord und den harmonischen Dreiklang, als auf
welche alle vorkommenden Ackorde zurückzuführen sind. Dies ist
eben Dem entsprechend, dass es für den Willen im Grunde nur Unzufriedenheit
und Befriedigung gibt, unter wie vielerlei Gestalten sie auch sich darstellen
mögen. Und wie es zwei allgemeine Grundstimmungen des Gemüths
gibt, Heiterkeit oder wenigstens Rüstigkeit, und Betrübnis oder
doch Beklemmung; so hat die Musik zwei allgemeine Tonarten Dur und Moll,
welche jenen entsprechen, und sie muss stets sich in einer von beiden befinden.
Es ist aber in der tat höchst wunderbar, dass es ein weder physisch
schmerzliches, noch auch konventionelles, dennoch sogleich ansprechendes
und unverkennbares Zeichen des Schmerzes gibt: das Moll. Daran lässt
sich ermessen, wie tief die Musik im Wesen der Dinge und des Menschen gegründet
ist... Vielleicht könnte Einer und der Andere daran Anstoß nehmen,
dass die Musik, welche ja oft so geisterhebend auf uns wirkt, dass uns
dünkt, sie rede von anderen und besseren Welten, als die unsere ist,
nach gegenwärtiger Metaphysik derselben, doch eigentlich nur dem Willen
zum Leben schmeichelt, indem sie sein Wesen darstellt, sein Gelingen ihm
vormalt und am Schluss seine Befriedigung und Genügen ausdrückt.
Solche Bedenken zu beruhigen mag folgende Veda-Stelle dienen: "Und wonneartig,
welches eine Art der Lust bedeutet, wird der höchste Atman darum genannt,
weil überall, wo eine Lust ist, diese ein Teilchen seiner Lust ist"
(Oupnekhat, Vol. I, p. 405, et iterum Vol. II, p. 215.)." [80]
22. Von der Unzerstörbarkeit unseres Wesens; Makrokosmos und Mikrokosmos; Lehre von der MetempsychoseIm Gegensatz zum Islam wird im Brahmanismus und Buddhaismus die Unzerstörbarkeit unseres Wesens gelehrt, "und die den Menschen lehren, sich als das Urwesen selbst, das Brahm, zu betrachten, welchem alles Entstehen und Vergehen wesentlich fremd ist, werden darin viel mehr leisten, als solche, welche ihn aus nichts gemacht sein und seine, von einem Andern empfangene Existenz wirklich mit der Geburt anfangen lassen. Dem entsprechend finden wir in Indien eine Zuversicht und eine Verachtung des Todes, von der man in Europa keinen Begriff hat. Es ist in der Tat eine bedenkliche Sache, dem Menschen in dieser wichtigen Hinsicht schwache und unhaltbare Begriffe durch frühes Einprägen aufzuzwingen, und ihn dadurch zur Aufnahme der richtigeren und standhaltenden auf immer unfähig zu machen. Z. B. ihn lehren, dass er erst kürzlich aus Nichts geworden, folglich eine Ewigkeit hindurch Nichts gewesen sei und dennoch für die Zukunft unvergänglich sein solle, ist gerade so, wie ihn lehren, dass er, obwohl durch und durch das Werk eines Andern, dennoch für sein Tun und Lassen in alle Ewigkeit verantwortlich sein solle. Wenn nämlich dann, bei gereiftem Geiste und eingetretenem Nachdenken, das Unhaltbare solcher Lehren sich ihm aufdringt; so hat er nichts Besseres an ihre Stelle zu setzen, ja, ist nicht mehr fähig es zu verstehen, und geht dadurch des Trostes verlustig, den auch ihm die Natur, zum Ersatz für die Gewissheit des Todes, bestimmt hatte. In Folge solcher Entwickelung sehen wir eben jetzt (1844) in England, unter verdorbenen Fabrikarbeitern, die Sozialisten, und in Deutschland, unter verdorbenen Studenten, die Junghegelianer zur absolut physischen Ansicht herabsinken, welche zu dem Resultate führt: edite, bibite, post mortem nulla voluptas (Esst, trinkt, nach dem Tode gibt es keine Lust mehr), und insofern als Bestialismus bezeichnet werden kann." Als Junghegelianer sind hier vor allem die Marxisten mit ihrem materialistischen Sozialismus bzw. Kommunismus gemeint; Im Islam dagegen geht das Einzelwesen in Allah auf oder wird - wie in der Kunst dargestellt - von ihm gefressen. Schon Thomas von Aquin hatte die Unhaltbarkeit der islamischen Philosophie nachgewiesen. [81]Demgemäß ist der richtige Ausgangspunkt für die Philosophie wesentlich und notwendig der, der die Unzerstörbarkeit unseres Wesens berücksichtigt, also die subjektive, d. h. idealistische Philosophie; wie auch, dass der entgegengesetzte, vom Objektiven ausgehende, zum Materialismus oder Islamismus führt. "Im Grunde aber sind wir mit der Welt viel mehr Eins, als wir gewöhnlich denken: ihr inneres Wesen ist unser Wille; ihre Erscheinung ist unsere Vorstellung. Wer dieses Einssein sich zum deutlichen Bewusstsein bringen könnte, dem würde der Unterschied zwischen der Fortdauer der Außenwelt, nachdem er gestorben, und seiner eigenen Fortdauer nach dem Tode verschwinden: Beides würde sich ihm als Eines und Dasselbe darstellen, ja, er würde über den Wahn lachen, der sie trennen konnte. Denn das Verständnis der Unzerstörbarkeit unsers Wesens fällt mit dem der Identität des Makrokosmos und Mikrokosmos zusammen." [82] Wer nicht gänzlich durch den Materialismus oder den Islam verdorben ist, hat durchaus eine "tiefe Ueberzeugung von unserer Unvertilgbarkeit durch den Tod, welche, wie auch die unausbleiblichen Gewissenssorgen bei Annäherung desselben bezeugen, Jeder im Grunde seines Herzens trägt, hängt durchaus an dem Bewusstsein unserer Ursprünglichkeit und Ewigkeit; daher Spinoza sie so ausdrückt: sentimus, expermimurque, nos aeternos esse (Wir fühlen es, und wir erfahren es, dass wir ewig sind, Ethica V, 23). Denn als unvergänglich kann ein vernünftiger Mensch sich nur denken, sofern er sich als anfangslos, als ewig, eigentlich als zeitlos denkt. Wer hingegen sich für aus Nichts geworden hält, muss auch denken, dass er wieder zu Nichts wird: denn dass eine Unendlichkeit verstrichen wäre, ehe er war, dann aber eine zweite angefangen habe, welche hindurch er nie aufhören wird zu sein, ist ein monströser Gedanke. Wirklich ist der solideste Grund für unsere Unvergänglichkeit der alte Satz: Ex nihilo nihil fit, et in nihilum nihil potest reverti (aus nichts wird nichts, und nichts kann wieder zu nichts werden, Lucrez, Marc Aurel, Selbstbetrachtungen IV, 4). Ganz treffend sagt daher Theophrastus Paracelsus (Werke, Strasburg 1603, Bd. 2, S. 6): »Die Seel in mir ist aus Etwas geworden; darum sie nicht zu Nichts kommt: denn aus Etwas kommt sie.« Er gibt den wahren Grund an. Wer aber die Geburt des Menschen für dessen absoluten Anfang hält, dem muss der Tod das absolute Ende desselben sein. Denn beide sind was sie sind in gleichem Sinne: folglich kann Jeder sich nur in sofern als unsterblich denken, als er sich auch als ungeboren denkt, und in gleichem Sinn. Was die Geburt ist, das ist, dem Wesen und der Bedeutung nach, auch der Tod; es ist die selbe Linie in zwei Richtungen beschrieben. Ist jene eine wirkliche Entstehung aus Nichts; so ist auch dieser eine wirkliche Vernichtung. In Wahrheit aber lässt sich nur mittelst der Ewigkeit unsers eigentlichen Wesens eine Unvergänglichkeit desselben denken, welche mithin keine zeitliche ist. Die Annahme, dass der Mensch aus Nichts geschaffen sei, führt notwendig zu der, dass der Tod sein absolutes Ende sei. Hierin ist also das A. T. völlig konsequent: denn zu einer Schöpfung aus Nichts passt keine Unsterblichkeitslehre. Das neutestamentliche Christentum hat eine solche, weil es Indischen Geistes und daher, mehr als wahrscheinlich, auch Indischer Herkunft ist", zumindest gibt es eine Verbindung zu Indien, was die Inkarnation des Christus betrifft. Außerdem haben "Brahmanismus und Buddhaismus ganz konsequent zur Fortdauer nach dem Tode ein Dasein vor der Geburt, dessen Verschuldung abzubüßen dieses Leben da ist." [83] Genau betrachtet ist es also undenkbar, dass Das, was ein Mal in aller Kraft der Wirklichkeit da ist, jemals zu nichts werden und dann eine unendliche Zeit hindurch nicht sein sollte. "Hieraus ist die Lehre der Christen von der Wiederbringung aller Dinge, die der Hindu von der sich stets erneuernden Schöpfung der Welt durch Brahma, nebst ähnlichen Dogmen Griechischer Philosophen hervorgegangen... Demnach, statt zu den Menschen zu sagen: »ihr seid durch die Geburt entstanden, aber unsterblich«; sollte man ihnen sagen: »ihr seid nicht Nichts«, und sie dieses verstehen lehren, im Sinne des dem Hermes Trismegistos beigelegten Ausspruchs: Quod enim est, erit semper. (Denn was ist, wird immer sein, Stob. Ecl., I, 43, 6.) ... Wenn also Betrachtungen dieser Art allerdings geeignet sind, die Ueberzeugung zu erwecken, dass in uns etwas ist, das der Tod nicht zerstören kann; so geschieht es doch nur mittelst Erhebung auf einen Standpunkt, von welchem aus die Geburt nicht der Anfang unsers Daseins ist. Hieraus aber folgt, dass was als durch den Tod unzerstörbar dargetan wird, nicht eigentlich das Individuum ist, welches überdies durch die Zeugung entstanden und die Eigenschaften des Vaters und der Mutter all sich tragend, als eine bloße Differenz der Species sich darstellt, als solche aber nur endlich sein kann. Wie, Dem entsprechend, das Individuum keine Erinnerung seines Daseins vor seiner Geburt hat, so kann es von seinem jetzigen keine nach dem Tode haben. In das Bewusstsein aber setzt Jeder sein Ich: dieses erscheint ihm daher als an die Individualität gebunden, mit welcher ohnehin alles Das untergeht, was ihm, als Diesem, eigentümlich ist und ihn von den Andern unterscheidet. Seine Fortdauer ohne die Individualität wird ihm daher vom Fortbestehen der übrigen Wesen ununterscheidbar, und er sieht sein Ich versinken. Wer nun aber so sein Dasein an die Identität des Bewusstseins knüpft und daher für dieses eine endlose Fortdauer nach dem Tode verlangt, sollte bedenken, dass er eine solche jedenfalls nur um den Preis einer eben so endlosen Vergangenheit vor der Geburt erlangen kann. Denn da er von einem Dasein vor der Geburt keine Erinnerung hat, sein Bewusstsein also mit der Geburt anfängt, muss ihm diese für ein Hervorgehen seines Daseins aus dem Nichts gelten. Dann aber erkauft er die unendliche Zeit seines Daseins nach dem Tode für eine eben so lange vor der Geburt: wobei die Rechnung, ohne Profit für ihn, aufgeht. Ist hingegen das Dasein, welches der Tod unberührt lässt, ein anderes, als das des individuellen Bewusstseins, so muss es, eben so wie vom Tode, auch von der Geburt unabhängig sein, und demnach in Beziehung auf dasselbe es gleich wahr sein zu sagen: »ich werde stets sein« und »ich bin stets gewesen«; welches dann doch zwei Unendlichkeiten für eine gibt. – Eigentlich aber liegt im Worte Ich das größte Aequivokum, wie ohne Weiteres Der einsehen wird, dem der Inhalt unsers zweiten Buches und die dort durchgeführte Sonderung des wollenden vom erkennenden Teil unsers Wesens gegenwärtig ist. Je nachdem ich dieses Wort verstehe, kann ich sagen: »Der Tod ist mein gänzliches Ende«; oder aber auch: »Ein so unendlich kleiner Teil der Welt ich bin; ein eben so kleiner Teil meines wahren Wesens ist diese meine persönliche Erscheinung.« Aber das Ich ist der finstere Punkt im Bewusstsein, wie auf der Netzhaut gerade der Eintrittspunkt des Sehenerven blind ist, wie das Gehirn selbst völlig unempfindlich, der Sonnenkörper finster ist und das Auge Alles sieht, nur sich selbst nicht. Unser Erkenntnisvermögen ist ganz nach Außen gerichtet, Dem entsprechend, dass es das Produkt einer zum Zwecke der bloßen Selbsterhaltung, also des Nahrungsuchens und Beutefangens entstandenen Gehirnfunktion ist. Daher weiß Jeder von sich nur als von diesem Indviduo, wie es in der äußeren Anschauung sich darstellt." [84] In den Veden und
allen heiligen Büchern Indiens, "im ganzen nicht islamisierten Asien"
wird sie gelehrt. "Wir finden nämlich die Lehre von der Metempsychose,
aus den urältesten und edelsten Zeiten des Menschengeschlechts stammend,
stets auf der Erde verbreitet, als den Glauben der großen Majorität
des Menschengeschlechts, ja, eigentlich als Lehre aller Religionen", mit
Ausnahme der jüdischen und islamischen; "Schon in den Veden, wie in
allen heiligen Büchern Indiens gelehrt, ist bekanntlich die Metempsychose
der Kern des Brahmanismus und Buddhaismus, herrscht demnach noch jetzt
im ganzen nicht islamisierten Asien, also bei mehr als der Hälfte
des ganzen Menschengeschlechts, als die festeste Ueberzeugung und mit unglaublich
starkem praktischen Einfluss. Ebenfalls war sie der Glaube der Aegypter
(Herod., II, 123), von welchen Orpheus, Pythagoras und Plato sie mit Begeisterung
entgegennahmen: besonders aber hielten die Pythagoreer sie fest. dass sie
auch in den Mysterien der Griechen gelehrt wurde, geht unleugbar hervor
aus Plato's neuntem Buch von den Gesetzen ( p. 38 et 42, ed. Bip.). Nemesius
( De nat. hom., c. 2) sagt sogar: Communiter igitur omnes Graeci, qui animam
immortalem statuerunt, eam de uno corpore in aliud transferri censuerunt.
(Gemeinsam ist allen Griechen, die die Seele für unsterblich erklären,
die Lehre von der Wanderung aus einem Leib in den anderen). Auch die Edda,
namentlich in der Voluspa, lehrt Metempsychose. Nicht weniger war sie die
Grundlage der Religion der Druiden ( Caes. de bello Gall., VI. – A. Pictet,
Le mystère des Bardes de l'île de Bretangne, 1856)... Diesem
Allen zufolge stellt der Glaube an Metempsychose sich dar als die natürliche
Ueberzeugung des Menschen, sobald er, unbefangen, irgend nachdenkt....
Man sehe nur, wie ernstlich sogar Lessing ihm das Wort redet in den letzten
sieben Paragraphen seiner »Erziehung des Menschengeschlechts«.
Auch Lichtenberg sagt, in seiner Selbstcharakteristik: »Ich kann
den Gedanken nicht los werden, dass ich gestorben war, ehe ich geboren
wurde.« Sogar der so übermäßig empirische Hume sagt
in seiner skeptischen Abhandlung über die Unsterblichkeit, p. 23:
The metempsychosis is therefore the only system of this kind tat philosophy
can hearken to »Die Metempsychose ist daher das einzige System dieser
Art, auf welches die Philosophie hören kann.« – Diese postume
Abhandlung findet sich in den Essays on suicide and the immortality of
the soul, by the late Dav. Hume, Basil 1799, sold by James Decker. Durch
diesen Baseler Nachdruck nämlich sind jene beiden Werke eines der
größten Denker und Schriftsteller Englands vom Untergange gerettet
worden, nachdem sie in ihrem Vaterlande, in Folge der daselbst herrschenden
stupiden und überaus verächtlichen Bigotterie, durch den Einfluss
einer mächtigen und frechen Pfaffenschaft unterdrückt worden
waren, zur bleibenden Schande Englands. Es sind ganz leidenschaftslose,
kalt vernünftige Untersuchungen der beiden genannten Gegenstände."
[85]
23. Der durch das Christentum erleuchtete Dichter Calderon: der Mensch kommt schon verschuldet auf die Welt; Islam als "schlechteste aller Religionen"; große Liebe zu den Tieren bei dem hl. Franziskus; "antikosmische Tendenz" und "Verfinsterung des Geistes" in der heutigen Kirche, platter Rationalismus, moderner PelagianismusDas Christentum macht nur Sinn, wenn es eine Unzerstörbarkeit unseres Wesens gibt. "El delito mayor del hombre es haber nacido (des Menschen größte Schuld ist, dass er geboren ward), wie es, aus viel tieferer Erkenntnis, als jene Weisen, der durch das Christentum erleuchtete Dichter Calderon ausgedrückt hat. dass demnach der Mensch schon verschuldet auf die Welt kommt, kann nur Dem widersinnig erscheinen, der ihn für erst soeben aus Nichts geworden und für das Werk eines Andern hält. In Folge dieser Schuld also, die daher von seinem Willen ausgegangen sein muss, bleibt der Mensch, mit Recht, auch wenn er alle jene Tugenden geübt hat, den physischen und geistigen Leiden preisgegeben"Dann aber bedürften wir keiner Erlösung aus unserm jetzigen Zustande, wie solche nicht nur das Christentum, sondern auch Brahmanismus und Buddhaismus, unter dem auf Englisch durch final emancipation (endgültige Befreiung) ausgedrückten Namen, als das höchste Ziel darstellen: d. h. wir brauchten nicht etwas ganz Anderes, zu werden. "Weil wir aber sind, was wir nicht sein sollten, Tun wir auch notwendig was wir nicht Tun sollten. Darum also bedürfen wir einer völligen Umgestaltung unsers Sinnes und Wesens, d. i. der Wiedergeburt, als deren Folge die Erlösung eintritt. Wenn auch die Schuld im Handeln, im operari, liegt; so liegt doch die Wurzel der Schuld in unserer essentia et existentia (Wesenheit und Existenz), da aus dieser das operari notwendig hervorgeht, wie ich in der Preisschrift über die Freiheit des Willens dargetan habe. Demnach ist eigentlich unsere einzige wahre Sünde die Erbsünde. Diese nun lässt der Christliche Mythos zwar erst, nachdem der Mensch schon da war, entstehen, und dichtet ihm dazu, per impossibile (was unmöglich ist), einen freien Willen an: dies tut er aber eben als Mythos. Der innerste Kern und Geist des Christentums ist mit dem des Brahmanismus und Buddhaismus derselbe: sämmtlich lehren sie eine schwere Verschuldung des Menschengeschlechts durch sein Dasein selbst; nur dass das Christentum hiebei nicht, wie jene älteren Glaubenslehren, direkt und unumwunden verfährt, also nicht die Schuld geradezu durch das Dasein selbst gesetzt sein, sondern sie durch eine Tat des ersten Menschenpaares entstehen lässt. Dies war nur unter der Fiktion eines liberi arbitrii indifferentiae (einer freien, von keiner Seite beeinflussten Willensentscheidung) möglich, und nur wegen des Jüdischen Grunddogmas, dem jene Lehre hier eingepflanzt werden sollte, nötig. Weil, der Wahrheit nach, eben das Entstehen des Menschen selbst die Tat seines freien Willens und demnach mit dem Sündenfall Eins ist, und daher mit der essentia und existentia des Menschen die Erbsünde, von der alle andern Sünden die Folge sind, schon eintrat, das Jüdische Grunddogma aber eine solche Darstellung nicht zuließ; so lehrte Augustinus, in seinen Büchern de libero arbitrio, dass der Mensch nur als Adam vor dem Sündenfalle schuldlos gewesen und einen freien Willen gehabt habe, von dem an aber in der Notwendigkeit der Sünde verstrickt sei. – Das Gesetz, im biblischen Sinn, fordert immerfort, dass wir unser Tun ändern sollen, während unser Wesen unverändert bliebe. Weil aber dies unmöglich ist; so sagt Paulus, dass keiner vor dem Gesetz gerechtfertigt sei: die Wiedergeburt in Jesu Christo allein, in Folge der Gnadenwirkung, vermöge welcher ein neuer Mensch entsteht und der alte aufgehoben wird (d. h. eine fundamentale Sinnesänderung), könne uns aus dem Zustand der Sündhaftigkeit in den der Freiheit und Erlösung versetzen. Dies ist der Christliche Mythos, in Hinsicht auf die Ethik. Aber freilich hat der Jüdische Theismus, auf den er gepfropft wurde, gar wundersame Zusätze erhalten müssen, um sich jenem Mythos anzufügen: dabei bot die Fabel vom Sündenfall die einzige Stelle dar für das Pfropfreis Alt-Indischen Stammes. Jener gewaltsam überwundenen Schwierigkeit eben ist es zuzuschreiben, dass die Christlichen Mysterien ein so seltsames, dem gemeinen Verstande widerstrebendes Ansehen erhalten haben, welches den Proselytismus erschwert, und wegen dessen, aus Unfähigkeit den tiefen Sinn derselben zu fassen, der Pelagianismus, oder heutige Nationalismus, sich gegen sie auflehnt und sie wegzuexegesieren sucht, dadurch aber das Christentum zum Judentum zurückführt." Für die Oberen der christlichen Kirchen besteht sogar kaum ein Unterschied zum Islam, "der, wie die neueste, so auch die schlechteste aller Religionen ist," wie Schopenhauer betont. [86] Wie kommt es zur Erlösung? "Es ist sogar leicht abzusehen, dass, ohne solche Annahmen, das Christentum endlose Strafen für Alle, und der Brahmanismus endlose Wiedergeburten für Alle aufstellen müsste, es also in Beiden zu keiner Erlösung käme. Die sündlichen Werke und ihre Folgen müssen, sei es nun durch fremde Begnadigung, oder durch Eintritt eigener besserer Erkenntnis, ein Mal getilgt und vernichtet werden; sonst hat die Welt kein Heil zu hoffen: nachher aber werden sie gleichgültig. Dies ist auch die Buße und Vergebung der Sünden, deren Verkündigung der bereits auferstandene Christus seinen Aposteln, als die Summe ihrer Mission, schließlich auflegt (Lk. 24, 47). Die moralischen Tugenden sind eben nicht der letzte Zweck, sondern nur eine Stufe zu demselben. Diese Stufe ist im Christlichen Mythos bezeichnet durch das Essen vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, mit welchem die moralische Verantwortlichkeit zugleich mit der Erbsünde eintritt. Diese selbst ist in Wahrheit die Bejahung des Willens zum Leben; die Verneinung desselben hingegen, in Folge aufgegangener besserer Erkenntnis, ist die Erlösung. Zwischen diesen Beiden also liegt das Moralische" Es begleitet den Menschen als eine Leuchte auf seinem Wege vom Eintritt der Erbsünde bis zur Erlösung durch den Glauben an die Mittlerschaft des inkarnierten Gottes, oder, nach der Veda-Lehre, durch alle Wiedergeburten, welche die Folge der jedesmaligen Werke sind, bis die rechte Erkenntnis und mit ihr die Erlösung eintritt. Die Buddhaisten aber bezeichnen, mit voller Redlichkeit, die Sache bloß negativ, durch Nirwana, welches die Negation dieser Welt, oder des Sansara ist. Wenn Nirwana als das Nichts definirt wird; so will dies nur sagen, dass der Sansara kein einziges Element enthält, welches zur Definition, oder Konstruktion des Nirwana dienen könnte. [87] In derselben Hinsicht ist es beachtenswert, "dass der Uebertritt des heiligen Franziscus aus dem Wohlstande zum Bettlerleben ganz ähnlich ist dem noch größern Schritte des Buddha Schakia Muni vom Prinzen zum Bettler, und dass dem entsprechend das Leben, wie auch die Stiftung des Franziscus eben nur eine Art Saniassitum war. Ja, es verdient erwähnt zu werden, dass seine Verwandtschaft mit dem Indischen Geiste auch hervortritt in seiner großen Liebe zu den Tieren und häufigen Umgang mit ihnen, wobei er sie durchgängig seine Schwestern und Brüder nennt; wie denn auch sein schöner Cantico, durch das Lob der Sonne, des Mondes, der Gestirne, des Windes, des Wassers, des Feuers, der Erde, seinen angeborenen Indischen Geist bekundet. (S. Bonaventurae vita S. Francisci, c. 8. – K. Hase, Franz von Assisi, Kap. 10. – I cantici di S. Francesco, editi da Schlosser e Steinle. Francofort s. M. 1842)." Bei den heutigen Oberen der christlichen Kirchen findet sich allerdings eine "antikosmische Tendenz" und eine daraus resultierende Beteiligung an Tierquälerei, grüner und roter Gentechnik (die der Vorsitzende der Bischofskonfernez Bätzing ausdrücklich lobt), Klima- und Umweltzerstörung; all dies zeugt nach Schopenhauer von einer "Verfinsterung des Geistes". [88] Nicht der Islam,
"die schlechteste aller Religionen", sondern Brahmanismus und Buddhaismus
sind, "dem Geiste und der ethischen Tendenz nach, dem Christentum verwandt.
Der Geist und die ethische Tendenz sind aber das Wesentliche einer Religion,
nicht die Mythen, in welche sie solche kleidet. Ich gebe daher den Glauben
nicht auf, dass die Lehren des Christentums irgendwie aus jenen Urreligionen
abzuleiten sind. Auf einige Spuren hiervon habe ich schon im zweiten Bande
der Parerga, §. 179, hingewiesen. Ihnen ist hinzuzufügen, dass
Epiphanias (Haeretic. XVIII) berichtet, die ersten Jerusalemitischen Juden-Christen,
welche sich Nazaräer nannten, hätten sich aller Tierischen Nahrung
enthalten. Vermöge dieses Ursprungs (oder wenigstens dieser Uebereinstimmung)
gehört das Christentum dem alten, wahren und erhabenen Glauben der
Menschheit an, welcher im Gegensatz steht zu dem falschen, platten und
verderblichen Optimismus, der sich im Griechischen Heidentum, im Judentum
und im Islam darstellt." Die Ueberwindung der Welt, eben wie die
grenzenlose Liebe des Nächsten, selbst des Feindes, ist der Grundzug,
welchen das Christentum mit dem Brahmanismus und Buddhaismus gemein hat,
und der ihre Verwandtschaft beurkundet. Der Protestantismus hat wie der
Islam wenig mit dem Christentum gemein. "Der Protestantismus hat, indem
er die Askese und deren Zentralpunkt, die Verdienstlichkeit des Zölibats,
eliminierte, eigentlich schon den innersten Kern des Christentums aufgegeben
und ist insofern als ein Abfall von demselben anzusehen. Dies hat sich
in unsern Tagen herausgestellt in dem allmäligen Uebergang desselben
in den platten Rationalismus, diesen modernen Pelagianismus, der am Ende
hinausläuft auf eine Lehre von einem liebenden Vater, der die Welt
gemacht hat, damit es hübsch vergnügt darauf zugehe (was ihm
dann freilich missraten sein müsste), und der, wenn man nur in gewissen
Stücken sich seinem Willen anbequemt, auch nachher für eine noch
viel hübschere Welt sorgen wird (bei der nur zu beklagen ist, dass
sie eine so fatale Entree hat). Das mag eine gute Religion für komfortable,
verheiratete und aufgeklärte protestantische Pastoren sein: aber das
ist kein Christentum. Das Christentum ist die Lehre von der tiefen Verschuldung
des Menschengeschlechts durch sein Dasein selbst und dem Drange des Herzens
nach Erlösung daraus, welche jedoch nur durch die schwersten Opfer
und durch die Verläugnung des eigenen Selbst, also durch eine gänzliche
Umkehrung der menschlichen Natur erlangt werden kann. – Luther mochte,
vom praktischen Standpunkte aus, d. h. in Beziehung auf die Kirchengräuel
seiner Zeit, die er abstellen wollte, ganz Recht haben; nicht aber ebenso
vom theoretischen Standpunkte aus. Je erhabener eine Lehre ist, desto mehr
steht sie, der im Ganzen niedrig und schlecht gesinnten Menschennatur gegenüber,
dem Missbrauch offen: darum sind im Katholizismus der Missbräuche
so sehr viel mehr und größere, als im Protestantismus. So z.
B. ist das Mönchstum, diese methodische und, zu gegenseitiger Ermutigung,
gemeinsam betriebene Verneinung des Willens, eine Anstalt erhabener Art,
die aber eben darum meistens ihrem Geiste untreu wird. Die empörenden
Missbräuche der Kirche riefen im redlichen Geiste Luthers eine hohe
Indignation hervor. Aber in Folge derselben kam er dahin, vom Christentum
selbst möglichst viel abdingen zu wollen, zu welchem Zweck er zunächst
es auf die Worte der Bibel beschränkte, dann aber auch im wohlgemeinten
Eifer zu weit ging, indem er, im asketischen Prinzip, das Herz desselben
angriff... Nach dem Allen scheint mir der Katholizismus ein schmählich
missbrauchtes, der Protestantismus aber ein ausgeartetes Christentum zu
sein." [89]
24. Was die Klimakrise und Tierquälerei hervorgerufen hat, ist die materialistisch-mechanistische Wissenschaft und grüne und rote (z.B. mRNA-Technik) Gentechnik: dadurch werden die Rechte der Tiere nicht weiter berücksichtigt; sie sind "vogelfrei, sind bloße 'Sachen', bloße Mittel zu beliebigen Zwecken, also etwa zu Vivisektionen", Massentierhaltung, Genmanipulationen; Kants Moraltheologie, Theismus; bei der Genmanipulation von Pflanzen und Tieren, dem Raubbau an Natur und Klima, und der Einführung genmanipulierter Impfstoffe (mRNA und Vektor-Technik) lässt sich beobachten: Schnell werden Ethik- und Impfkommissionen gebildet, staatliche Institute wie das RKI oder das PEI mit ins Boot geholt, "um, zu materiellen Zwecken, dem Falschen und Schlechten Eingang und Geltung zu verschaffen; wobei es notwendig wird, das entgegenstehende Wahre, Echte und Wertvolle zu unterdrücken"; "Parasiten der Philosophie"; "Vorsatz, mit dem kleinstmöglichen Aufwand von Gedanken auszukommen"; sie hassen alles, "was auch nur das leichteste Nachdenken erfordert"
In der Regel ist die Philosophie dieser Wissenschaftler materialistisch-mechanistisch, bestenfalls orientiert sie sich an Kants Moraltheologie bzw. am Theismus. Der Theismus gibt zwar der Moral eine Stütze, "jedoch eine von der rohesten Art, ja , eine, durch welche die wahre und reine Moralität des Handelns im Grunde aufgehoben wird... vielmehr wird das Innere einer solchen Tugend auf klugen und wohl überlegenden Egoismus zurücklaufen." Auch Kants Moraltheologie untergräbt eigentlich die Moral, sie ist wie der Theismus "ebenfalls mit der Moral im Widerstreit; weil er Freiheit und Zurechnungsfähigkeit aufhebt." Ethik-Kommissionen, Wissenschaftsakademien wie die Leopoldina, die sich für die grüne und rote Gentechnik aussprechen, sind eigentlich "Parasiten der Philosophie", die der eigenlichen, echten Philosophie "feindlich entgegentreten, ja sich gegen sie verschwören, um nur was ihre Sache fördert zur Geltung zu bringen." Dies lässt sich bei der Genmanipulation von Pflanzen und Tieren, dem Raubbau an Natur und Klima, und der Einführung genmanipulierter Impfstoffe (mRNA und Vektor-Technik) beobachten: Schnell werden Ethik- und Impfkommissionen gebildet, staatliche Institute wie das RKI, das PEI und die Bundesärztekammer mit ins Boot geholt, "um, zu materiellen Zwecken, dem Falschen und Schlechten Eingang und Geltung zu verschaffen; wobei es notwendig wird, das entgegenstehende Wahre, Echte und Wertvolle zu unterdrücken." Kritik an diesen "Parasiten der Philosophie" wird kleingeredet und ignoriert. Die oberste Maxime und Richtschnur dieser Journalisten wie Thomas Holl ist der "Vorsatz, mit dem kleinstmöglichen Aufwand von Gedanken auszukommen; weil ihnen das Denken eine Last und Beschwerde ist." Sie hassen alles, "was auch nur das leichteste Nachdenken erfordert"; Schopemhauer nennt sie daher mit recht "ernsthafte Bestien". [91] Was soll man von einer Schulmedizin, die sich heute "Lebenswissenschaft" nennt, erwarten, deren oberste Vertreter, wie Frank Ulrich Montgomery (Vizepräsident der Bundesärztekammer) "dem Falschen und Schlechten Eingang und Geltung" verschafft und gegen Kritiker der mRNA-Technik hetzt ("Tyranei der Ungeimpften")? Risiken werden außer Acht gelassen, nur Geld spielt noch eine Rolle: BioNTech entwickelte einen genmanipulierten Impfstoff. "Damit machte das Unternehmen allein von Januar bis September dieses Jahres einen Vorsteuergewinn von 10,3 Milliarden Euro – bei einem Umsatz von 13,4 Milliarden. Die Gewerbesteuer in Mainz hat sich durch BioNTech mehr als verfünffacht." Die daran beteiligten Institute werden gern als "gemeinnützig" bezeichnet, so auch das Institut für Molekulare Biologie (IMB) auf dem Uni-Campus. "Das Institut ist eine gemeinnützige GmbH der Universität. Etwa 200 Wissenschaftler aus aller Welt forschen hier zu Genaktivität und Genomstabilität. Sie gehen etwa der Frage nach, warum Menschen Krebs oder andere, oft altersbedingte Krankheiten bekommen... Ralf Dahm, Direktor für Wissenschaftsmanagement am IMB, ist seit der Gründung dabei. Der schmale Mann mit den dunklen Haaren gerät ins Schwärmen, wenn er die Freiheiten und die Ressourcen beschreibt, die die Wissenschaftler am Institut haben. In Mainz, sagt Dahm, habe sich in den vergangenen zehn Jahren im Bereich der Lebenswissenschaften wahnsinnig viel getan. „Wir mausern uns.“ Bei Wissenschaftlern gehe es bei der Entscheidung für oder gegen einen Standort doch meistens um die Frage, wer sonst noch da sei, sagt Dahm. „Und in Mainz sind mittlerweile viele sehr gute Forscher da.“ Im Bereich der angewandten Biotechnologie sieht er den Standort aber erst am Anfang – jedoch mit vielen Möglichkeiten. Klar, mit BioNTech habe man einen riesigen Erfolg gelandet, sagt Dahm. Aber mit den großen Biotech-Hubs wie Cambridge, San Francisco, aber auch München sei Mainz noch nicht zu vergleichen." Gute Leute heißt so viel wie skrupellose mechanistische Gentechniker, die durch Ruhm zu "Großem aufgeblasen“ wurden; sie werden untergebracht widersinniger Weise im "Leibniz-Instituts für Resilienzforschung und des Helmholtz-Instituts für Translationale Onkologie... Zudem gab es in der Zeit in der Biologie einen Generationswechsel: 18 von 22 der Professuren in Mainz wurden mit neu besetzt. So ließen sich auf einmal viele gute Leute holen und Schwerpunkte setzen – was von der Universitätsleitung geschickt getan wurde." Wie an anderen Universitäten wurde auch an dieser Uni "Tausenden von nichtsnutzigen" Gentechnikern, die durch Ruhm zu "Großem aufgeblasen“ wurden, ein Lehrplatz angeboten. [92] Das "falsche und Schlechte" hat schon vor langer Zeit Eingang in Mainz gefunden, wie Georg Krausch, der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität bestätigt. "Krausch sagt, seit zehn Jahren sei in Mainz natürlich viel Geld investiert worden im Bereich der Lebenswissenschaften, es habe sich viel bewegt." Der Erfolg von BioNTech sei angelegt worden mit der Berufung Christoph Hubers 1990 nach Mainz. Huber ist ein mittlerweile emeritierter österreichischer Arzt, 2001 gründete Huber zusammen mit dem Ehepaar Ugur Sahin und Özlem Türeci die Firma Ganymed, die später wegen der vielen Pannen verkauft wurde, 2008 gründeten sie dann BioNTech. Mainz soll nun ein „Biotech-Hub“, ein weltweit führender "Biotechnologiestandort" werden. "Für die Ansiedlung neuer Unternehmen und für die Erweiterung von BioNTech sind aktuell rund dreißig Hektar eingeplant. Unter anderem auf dem Gelände einer früheren Kaserne unmittelbar hinter dem BioNTech-Hauptsitz. In den kommenden zehn Jahren erhofft sich die Stadt rund 5000 neue Arbeitsplätze im Biotech-Sektor. Und auch das Land will zusätzlich rund 100 Millionen Euro in eine Biotech-Offensive investieren – mit Schwerpunkt Mainz." [93] Auch die rot-rote
Koalition der neuen Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern will sich
für Gentechnik einsetzen mit Manuela Schwesig an der Spitze, die neuerdings
"mit dem kleinstmöglichen Aufwand von Gedanken auszukommen" versucht.
„Der wissensbasierte Einsatz neuer Züchtungsmethoden ist in Zeiten
des Klimawandels notwendig“, stellen SPD und Linke auf Seite 35 von 77
des Koalitionsvertrags fest. Und weiter: „Wir fordern die Zulassung neuer
Züchtungstechniken beim Bund und der EU ein.“ Man muss dazu wissen,
dass der Begriff „neue Züchtungstechniken“ seit Jahren ein Reizwort
unter Agrarpolitikern, Verbraucherverbänden und Landwirten ist. Dahinter
verbergen sich Verfahren wie die Gen-Schere CRISPR/Cas, mit der eine Sequenz
aus dem Erbgut von Pflanzen geschnitten wird, und damit die Pflanze gentechnisch
manipuliert wird. "In Ländern wie den Vereinigten Staaten oder Japan
wird mit derart veränderten Kartoffeln oder Tomaten schon experimentiert,
in der EU ist der Einsatz der sogenannten „grünen Gentechnik“ bislang
tabu." Im Frühjahr dieses Jahres erregte eine Gruppe von europäischen
Agrarwissenschaftlern Aufsehen, als sie offensiv für grüne Gentechnik
warb, darunter "Pseudowissenschaftler" Matin Qaim von der Universität
Göttingen, der sich sogar den Klimawandel als Ausrede hat einfallen
lassen. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) kritisiert
dagegen, wie sich die rot-rote Landesregierung im Nordosten positioniert.
„Wollen ausgerechnet die SPD und die Linken den rot-roten Teppich für
die Gentechnik-Industrie ausrollen?“, kommentierte Helmut Peters, Ackerbauer
aus der Nähe von Rostock und dortiger Sprecher des Verbands. Er hält
klassische Züchtungsmethoden für besser geeignet, um anpassungsfähige
Pflanzen zu entwickeln. Ehemalige Stasi-Mitarbeiter in Mecklenburg-Vorpommern
wollen nun den Aufwind für Gentechnik aus der Corona-Zeit nutzen,
denn "auch die mRNA-Impfstoffe beruhen auf einem gentechnischen Verfahren.
Noch sind nicht alle Menschen überzeugt, dass der Nutzen größer
ist als die Risiken." [94]
25. Gentechnik bleibt Gentechnik, auch die neuen Genomtechnologien wie CRISPR-Cas9 oder mRNA; Verharmlosung der Gentechnik durch abgehalfterte Biochemiker, ehemalige Stasi-Mitarbeiter und Dinosaurier-PolitikerBiochemiker wie Ernst-Ludwig Winnacker versuchen die rote und grüne Gentechnik schönzureden. Es stimmt zwar, einerseits werden viele Lebensmittel mit dem Label „Ohne Gentechnik“ gekennzeichnet, um damit besonders qualitätsbewusst zu sein, "andererseits werden die neuartigen Impfstoffe gegen das Coronavirus begrüßt, wenn nicht sogar gefeiert. Dabei sind sie Gentechnik pur. Derart kontrovers ist die Lage schon seit Jahrzehnten. Anwendungen in der Medizin sind hoch erwünscht, Anwendungen in der Landwirtschaft vom Übel." Das heisst aber nicht, dass man nun die Genschere CRISPR-Cas9 für sinnvoll erachtet: Seit knapp einem Jahrzehnt gibt es Verfahren zur Editierung von Genomen, also zum gezielten Austausch einzelner Bausteine aus dem Erbgut von Nutzpflanzen aller Art. "Hierbei geht es in erster Linie um die Genschere CRISPR-Cas9, für deren Entwicklung Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna im vergangenen Jahr den Nobelpreis für Chemie erhielten." Diese Entdeckung ist nicht wirklich eine Weiterentwicklung der klassischen Gentechnik, sie hebt auch nicht unsere Möglichkeiten der Modifikation von Genomen auf eine völlig neue Ebene. Also all das, was früher an der Gentechnik kritisiert wurde, hat sich mit der Genschere nicht erledigt. Veränderungen am Genom werden trotzdem vorgenommen. Es ist klar, dass die großen Gentechnik-Befürworter wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina dies anders sehen. Dennoch Gentechnik bleibt Gentechnik. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat dies in einem Grundsatzurteil aus dem Jahr 2018 bestätigt und auch die neuen Genomtechnologien als Gentechnik bewertet, denn auch diese bergen ein Risikopotential, schließlich gilt: "die Genschere CRISPR-Cas9 funktioniert nämlich überall, in allen lebenden Organismen." [95]Was für seltsame Leute sind das denn, die die rote und grüne Gentechnik schönreden? Neben abgehalfterten Biochemiker wie Ernst-Ludwig Winnacker oder Dinosaurier-Politiker, die sogenannten Unions-Politiker wie Angela Merkel, Volker Bouffier, Markus Söder, Peter Gauweiler, Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther, der Vorsitzende der Jungen Union, Tilman Kuban („Wir brauchen eine De-facto-Impfpflicht und einen Lockdown für Ungeimpfte“), die also sogar eine Pflicht für gentechnisch veränderte Arzneimittel und Impfstoffe fordern, sind das zum Beispiel auch Ehemalige Stasi-Mitarbeiter, was natürlich ein „Hohn für die Opfer der DDR-Diktatur“ ist. Zu recht wird Schwesigs Bündnis mit Linke-Politiker Koplin kritisiert. "Die Opferbeauftragte des Bundestages, Evelyn Zupke, hat die Beteiligung eines Linkspartei-Politikers und früheren Informellen Mitarbeiters (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi) der DDR an der neuen rot-roten Koalition in Mecklenburg-Vorpommern scharf kritisiert. Das sei für die Opfer ein Hohn, sagte Zupke mit Blick auf den Linke-Landesvorsitzenden Torsten Koplin am Mittwoch im Deutschlandfunk. Es sei natürlich die Entscheidung von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), äußerte Zupke, mit einer Partei zu koalieren, die einen solchen Vorsitzenden habe. Aber es stimme sie und alle Opfer des Stasi-Regimes mehr als nachdenklich, dass eine Ministerpräsidentin, die das Wort „Unrechtsstaat“ nicht aussprechen könne, nun mit einem ehemaligen Stasi-Spitzel zusammenarbeite. Das sei für viele nur schwer zu ertragen, sagte sie. Die Linkspartei hat im neuen rot-roten Kabinett in Schwerin zwei von acht Ministerien erhalten, sie stellt sowohl die Bildungs- als auch die Justizministerin. Koplin war am Dienstag zum Parlamentarischen Geschäftsführer der Linke-Fraktion gewählt worden. Torsten Koplin ist seit 2017 Vorsitzender der Linkspartei in Mecklenburg-Vorpommern. Lange schon ist bekannt, dass der heute 59 Jahre alte Politiker in den Achtzigerjahren als IM für die Stasi gearbeitet hatte... Nach seinem Dienst im Stasi-Wachregiment wurde Koplin laut seiner Stasi-Akte im Januar 1987 in seiner Wohnung in Neubrandenburg als IM „Martin“ angeworben. Koplin ist bereits seit 1998 Mitglied des Landtages im Nordosten, er hatte schon dem Sozial- und später auch dem Finanzausschuss vorgesessen. Als Landesvorsitzender nahm er in den vergangenen Wochen auch teil an den Verhandlungen zwischen SPD und Linkspartei. Das hatte auch schon Eckhardt Rehberg kritisiert, der kommissarisch den CDU-Landesverband führt. Koplin habe in der DDR Schuld auf sich geladen, äußerte er. Seine Stasi-Akte sei „voller widerwärtiger Details“. Bis heute habe Koplin keine glaubwürdige Reue gezeigt. Zupke sagte im Deutschlandfunk, es sei bekannt, dass Koplin sich immer wieder mit Verbänden ehemaliger Stasi-Mitarbeiter getroffen habe. Er stehe nicht für Aufarbeitung, sondern für Verharmlosung." So wie die rot-rote Koalition der neuen Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern für Verharmlosung der Gentechnik steht. [96] Von Medizin und Naturwissenschaft
haben die heutigen Virologen wie Carsten Watzl und Christian Drosten keine
Ähnung; statt auf die Kritiker der genmanipulierten Arzneimittel und
Impfstoffe zu hören, die vor den gefährlichen mRNA (Biontech,
Moderna) und den noch gefährlicheren Vektor-Impfstoffen (Astra-Z.,
Johnson&Johnson) warnen, halten sie an einer verkorksten Sichtweise
in der Medizin fest und schwören auf die "Leukippo-Demokrito-Cartesianische
und atomistische Physik" und vergessen Okens Ausspruch: "dass nichts, durchaus
nichts im Universum, was ein Weltphänomen ist, durch mechanistische
Prinzipien vermittelt sei" und leugnen jede berechtigte Kritik genauso
wie die Lebenskraft, obwohl "die Lebenskraft es ist, welche die Krankheiten
überwätigt und die Heilungen herbeiführt, für welche
jene Herren nachmals das Geld einstreichen und quittieren... bei weitem
die meisten Genesungen sind bloß das Werk der Natur, für welches
der Arzt die Bezahlung einstreicht" (Schopenhauer) Die Allopathie oder
Schulmedizin gießt praktisch das Kind mit dem Bade aus und wirkt
den Heilkräften der Natur entgegen. Im Gegensatz zur Naturheilkunde
hat sich die Schulmedizin in die mechanistische mRNA-Technik verrant und
fordert von ihren Kunden Glaubenseifer und Gehorsam ohne lästiges
Fragen. "Die Kunden der Ärzte sehen ihren Leib an, wie eine Uhr, oder
sonstige Maschine, die, wenn etwas an ihr in Unordnung geraten ist, nur
dadurch wieder hergestellt werden kann, dass der Mechanikus sie repariert."
[97]
23. Warnung vor den Nebenwirkungen der mRNA und Vektor-Technik; Novavax, „Zwang zur unerforschten Gentherapie“Obwohl die Dinosaurier-Politiker, die sogenannten Unions-Politiker wie Angela Merkel, Volker Bouffier, Markus Söder, Peter Gauweiler, Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther, der Vorsitzende der Jungen Union, Tilman Kuban längst abgewählt sind, versuchen sie eine Impfpflicht wie in Österreich durchzuboxen; das liegt vor allem daran, dass ihr ohnehin schon geringes Denkvermögen, nun gänzlich versagt, davon betroffen sind auch parteiübergreifende Verehrer der Merkel-Politik wie der Baden-Würtembergische Ministerpräsident W. Kretschmann. Da es inzwischen von vielen Ärzten wie Dr. Wodarg berechtigte Kritik an den neuen Genomtechnologien wie CRISPR-Cas9, mRNA, Vektor-Technik gibt, sie aber weder von den Politikern noch der Bevölkerung gehört wird, weil es eben keine normal funktionierende Presse mehr gibt, wird auch nur ein geringer Prozentsatz der Nebenwirkungen gemeldet und besprochen. Zudem sind für die meisten Ärzte und Kliniken Impfnebenwirkungen nicht interessant, weil sie nur für Corona-Fälle viel Geld bekommen; dies wurde kürzlich aufgestockt um die Impffreudigkeit der Ärzte zu erhöhen. Deshalb haben die Ärzte auch kein Interesse daran, dass die Nebenwirkungen wie Mikotrombosen im Gehirn, Blindarmentzündung, Darmdurchbrüche, Darmentzündung, Krebserkrankungen, Schäden an Hoden, Eierstöcken, Thymusdrüse, Herz-Kreislauf- und neurologische Erkranungen, usw. herauskommen. Dabei steigt das Risiko der Nebenwirkungen mit jeder Impfung exponentiell an, und trotzdem wird der Körper nicht wirklich fit gegen das Virus. Geimpfte bekommen trotz Impfung Corona, da ihre lokale Immunreaktion nicht ausgebildet wurde. Normal kommen die Viren in den Rachen, nicht in die Blutbahn; durch die Impfung gelangt die mRNA oder Impfstoff in die Venen, was sogar tödlich sein kann, oder wird durch die Lymphe verteilt, wodurch es zu einer Anreicherung in den Organen wie Hoden und Eierstöcken kommt; bei Tierversuchen ist es zu Fehlalarm bzw. Zytokinsturm gekommen wie er auch bei einem schweren Verlauf einer Covid 19 Erkrankung vorkommen kann. Obwohl nicht ausreichend getestet wurde, hat man nun an Millionen menschlicher Versuchskaninchen die Tests fortgesetzt, mit katastrophalen Folgen. Bei anderen Impfstoffen wie Novavax wird unter der Maske der Totimpfstoffe quasi eine Gentherapie betrieben, was insgesamt als eine hochriskante Technik gilt. [98]Kein Wunder, dass
immerhin "Zehntausende Menschen gegen Lockdown und Impfpflicht in Österreich"
demonstriern. "Der Zug, der sich aus mehreren unterschiedlichen angemeldeten
Demonstrationen zusammensetzte, reichte nahezu rund um die Ringstraße
um die Wiener Innenstadt und umfasste nach Angaben der Behörden 40.000
Teilnehmer." Die FPÖ, die eine der Kundgebungen angemeldet hatte,
sprach von 100.000 Demonstranten. "Die Zahl überschritt die ursprünglichen
Erwartungen bei Weitem. Grund war, dass Regierung und Bundesländer
tags zuvor als Notmaßnahmen gegen die Höchstwerte der Ansteckungszahlen
und die drohende Überlastung der Krankenhäuser beschlossen hatten,
dass von Montag an wieder Geschäfte schließen müssen und
Ausgangsbeschränkungen verhängt werden. Außerdem soll per
Gesetz eine allgemeine Pflicht zur Covid-Impfung eingeführt werden,
die im Februar 2022 in Kraft treten soll. Die Stimmung der Demonstranten
war, nach dem Augenschein und einzelnen Gesprächen zu schließen,
teils emotional und wütend. Ziel der Kritik war vor allem die Impfpflicht,
die vielfach als „Zwang zur unerforschten Gentherapie“ bezeichnet wurde.
Vorgedruckte Plakate warnten vor einer angeblich drohenden Diktatur, auf
handgemalten Transparenten wurde Bundeskanzler Alexander Schallenberg mit
dem NS-Verbrecher Josef Mengele gleichgesetzt... Insgesamt wirkte der Demonstrationszug
nicht gewaltbereit. Er war vielfältig zusammengesetzt. Viele Teilnehmer
waren nach eigenen Angaben aus ländlichen Gegenden angereist, nicht
wenige auch aus Nachbarländern, vor allem aus Deutschland. Einige
gaben sich als Anhänger der FPÖ zu erkennen, einige unterstützten
auch die Anti-Corona-Partei MFG, die kürzlich in Oberösterreich
überraschend in den Landtag eingezogen ist; viele Befragte waren erklärtermaßen
parteifrei. Vereinzelt wurden christliche oder esoterische Symbole oder
die Regenbogenfahne getragen." [99]
Anmerkungen [1] Arthur Schopenhauer,
Die Welt als Wille und Vorstellung, Band I, Buch III, 34, historisch-kritische
Ausgabe von Arthur Hübscher, Wiesbaden, 1972 sowie Kurse Nr.
505 Arthur Schopenhauer I-II, Nr.
663 Arthur Schopenhauer III, Nr.
020 Goethe: Wissenschaft, Kunst und Religion, Nr.
621 Lord Byron, Nr. 531 Platon,
Nr.
533 Aristoteles, Akademie der Kunst und Philosophie
Arthur
Schopenhauer
Allgemeine
Infos zur Akademie der Kunst und Philosophie und den Kursen
Zur Philosophie und Kulturgeschichte von Byzanz, des Mittelalters, der Schule von Chartres, der Renaissance, des Barock, der Aufklärung, des Idealismus, der Romantik vgl. Kurse:Nr. 551 G.W.F. Hegel I, Nr. 660 G.W.F. Hegel II, Nr. 511 Johann Gottlieb Fichte I, Nr. 658 Johann Gottlieb Fichte II, Nr. 509 F.W.J. Schelling I, Nr. 510 F.W.J. Schelling II, Nr. 513 F.W.J. Schelling III, Nr. 505 Arthur Schopenhauer I-II, Nr. 663 Arthur Schopenhauer III, Nr. 531 Platon, Nr. 533 Aristoteles, Nr. 623 Johann Ludwig Wilhelm Müller, Nr. 020 Johann Wolfgang von Goethe I-II, Nr. 673 Johann Wolfgang von Goethe III, Nr. 553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 675 Friedrich Schiller III, Nr. 554 Friedrich Hölderlin I-II, Nr. 512 Novalis I, Nr. 671 Novalis II, Nr. 677 Jean Paul, Nr. 667 Romantische Kunst und Philosophie I, Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Nr. 630 Johann Ludwig Tieck, Nr. 631 Adelbert von Chamisso,Nr. 567 Gottfried Wilhelm Leibniz, Nr. 665 Molière, Nr. 622 Victor Hugo I, Nr. 674 Victor Hugo II, Nr. 629 Voltaire I-II, Nr. 679 Laurence Sterne, Nr. 621 Lord Byron I, Nr. 676 Lord Byron II, Nr. 628 Percy Bysshe Shelly, Nr. 561 Sir Walter Scott, Nr. 555 Angelus Silesius, Nr. 634 Hans Sachs, Nr. 619 Franz Werfel, Nr. 680 Nikos Kazantzakis, Nr. 588 Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Nr. 550 Fjodor M. Dostojewskij I-II, Nr. 506 Wladimir Sergejewitsch Solowjow, Nr. 664 Philosophie der Kunst, Nr. 661 Philosophie der Geschichte I, Nr. 686 Philosophie der Geschichte II, Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, Nr. 687 Philosophie der Geschichte IV, Nr. 687 Philosophie der Geschichte V, Nr. 659 Wissenschaftslehre I, Nr. 666 Wissenschaftslehre II, Nr. 681 Wissenschaftslehre III, Nr. 682 Wissenschaftslehre IV, Nr. 683 Wissenschaftslehre V, Nr. 684 Wissenschaftslehre VI, Nr. 685 Wissenschaftslehre VII, Nr. 545 Sittenlehre I-II, Nr. 614 Sittenlehre III, Nr. 544 Staats- und Rechtslehre I-II, Nr. 641 Staats- und Rechtslehre III, Nr. 644 Staats- und Rechtslehre IV, Nr. 655 Staats- und Rechtslehre V, Nr. 618 St. Ephraim der Syrer, Nr. 617 St. Cyrill von Alexandrien, Nr. 616 St. Gregor von Nazianz, Nr. 613 St. Gregor von Nyssa, Nr. 612 St. Johannes Chrysostomos, Nr. 611 St. Johannes Cassianus, Nr. 627 St. Basilius der Große, Nr. 625 Theodorus Abucara, Nr. 624 Byzantinische Wissenschaft / Philosophie, Nr. 653 St. Cyprianus, Nr. 609 St. Athanasius der Große, Nr. 605 St. Irenaeus von Lyon, Nr. 604 St. Hildegard von Bingen, Nr. 600 St. Johannes von Damaskus,Nr. 599 St. Petrus Venerabilis, Nr. 581 Bernhard von Chartres, Nr. 580 Wilhelm von Conches, Nr. 578 Pierre Abaelard, Nr. 574 Johannes von Salisbury, Nr. 577 Petrus Lombardus, Nr. 576 Gilbert de la Porrée / Gilbert von Poitiers, Nr. 565 Johannes Scotus Eriugena, Nr. 575 Thierry de Chartres, Nr. 571 Alanus ab Insulis, Nr. 572 Anselm von Canterbury, Nr. 570 St. Hilarius von Poitiers, Nr. 568 Nicolaus Cusanus I, Nr. 568 Nicolaus Cusanus II, Nr. 568 Nicolaus Cusanus III, Nr. 564 St. Ambrosius, Nr. 564 St. Augustinus I, Nr. 601 St. Augustinus II, Nr. 654 St. Augustinus III, Nr. 579 St. Albertus Magnus, Nr. 500 St. Thomas von Aquin I, ScG, Nr. 501 St.Thomas von Aquin II, Sth I.,Nr. 502 St.Thomas von Aquin III, Sth. I-II, Nr. 582 St.Thomas von Aquin IV, Sth II-II, Nr. 583 St.Thomas von Aquin V, Sth. III, Nr. 566 Meister Eckhart, Nr. 562 Dante Alighieri I-II, Nr. 672 Dante Alighieri III, Nr. 558 Calderón de la Barca, Nr. 648 Calderón de la Barca II, Nr. 650 Calderón de la Barca III, Nr. 651 Calderón de la Barca IV, Nr. 563 Miguel de Cervantes I, Nr. 645 Miguel de Cervantes II, Nr. 637 Lope de Vega I, Nr. 638 Lope de Vega II, Nr. 642 Lope de Vega III, Nr. 643 Lope de Vega IV, Nr. 652 Juan Ruiz de Alarcón, Nr. 632 Ginés Pérez de Hita, Nr. 633 Luis Vaz de Camões, Nr. 678 François Rabelais, Nr. 557 Ludovico Ariosto I-II, Nr. 668 Ludovico Ariosto III, Nr. 556 Torquato Tasso, Nr. 552 William Shakespeare I-II, Nr. 559 Wolfram von Eschenbach, Nr. 560 Walter von der Vogelweide, Nr. 662 Gottfried von Strassburg, Akademie der Kunst und Philosophie / Académie des sciences Nr. 320 Romanische Kunst und Architektur, Nr. 350 Byzantinische Kunst und Architektur, Nr. 325 Kunst und Architektur der Gothik, Nr. 326 Kunst und Architektur der Renaissance, Nr. 586 Tizian, Nr. 591 Paolo Veronese, Nr. 597 Correggio, Nr. 670 Annibale Carracci, Nr. 520 Rembrandt, Nr. 598 El Greco, Nr. 620 Giovanni Battista Tiepolo, Nr. 590 Giovanni Bellini, Nr. 656 Andrea Solari, Nr. 657 Bernadino Luini, Nr. 587 Andrea Mantegna, Nr. 595 Jan van Eyck, Nr. 635 Rogier van der Weyden, Nr. 640 Stefan Lochner, Nr. 646 Michael Pacher, Nr. 647 Peter Paul Rubens, Nr. 649 Giotto di Bondone, Nr. 626 Luca Signorelli, Nr. 610 Piero della Francesca, Nr. 596 Perugino, Nr. 522 Raffael (Raffaello Sanzio), Nr. 523 Sandro Botticelli, Nr. 602 Benozzo Gozzoli, Nr. 606 Fra Angelico, Nr. 607 Pinturicchio, Nr. 608 Domenico Ghirlandaio, Nr. 593 Filippo Lippi, Nr. 594 Filippino Lippi, Nr. 589 Albrecht Dürer, Nr. 603 Bernard van Orley, Nr. 615 Ambrogio da Fossano detto il Bergognone, Nr. 636 Eugène Delacroix, Nr. 639 Bartolomé Esteban Murillo, Akademie der Kunst und Philosophie
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