Akademie der Kunst und Philosophie | Academy of Arts and Philosophy
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Kurs Nr. 688 Philosophie der Geschichte / Philosophy of History IV


Große Geisteskultur im alten Orient; altes Griechentum, Kultur der Mitte, Fichte, Schelling, Hegel, Goethe, deutsche Romantik

«Besonders lass uns Indien nicht vergessen, diesen heiligen Boden, diese Wiege des Menschengeschlechts ... und die ewig beklagenswerte, mutwillige und grausame Zerstörung und Verunstaltung urältester Tempel und Götterbilder noch jetzt die Spuren des monotheistischen Wütens der Mohammedaner uns vorhält, wie es von Mahmud dem Ghazneviden, verfluchten Andenkens, an, bis zum Aurangzeb, dem Brudermörder, herab, betrieben wurde»  - Arthur Schopenhauer

Caspar David Friedrich, Nebel im Elbtal, 1821

 

 
 
 
 
 

 

Aus dem Inhalt:
 
 

1. Gegensätze in der Menschheitsentwickelung; Spiritualismus oder Materialismus; asiatische und europäische Zivilisation; Goetheanismus und die idealistischen deutschen Philosophen; Tyrannis des weltzerstörenden Leninismus; alte orientalische Religionen, große Geisteskultur im alten Orient; altes Griechentum, Kultur der Mitte, Fichte, Schelling, Hegel, Goethe, deutsche Romantik; die Welt als dreigeteilt in ihrer Entwickelung

Juristische Denkweise: "Wir haben erlebt, dass sich im Abendlande die juristische Denkweise ausgebildet hat, nach der irdische Vergehen und Verbrechen von irdischen Richtern beurteilt und mit Strafen belegt werden und so weiter. Es ist nach und nach das überirdische, im Sinne eines unvollkommenen Christentums gedachte Belohnen und Bestrafen der Sünde, gar sehr nach dem Muster eines irdischen Gerichtshofes gedacht worden. Wir haben in unseren religiösen Vorstellungen des Abendlandes viel menschliche Juristerei drinnen. Wir lassen die Götter solche Strafen vollziehen, wie wir sie von irdischen Gerichtshöfen gewohnt sind. Aber wir müssen uns entschließen, wenn wir wirklich über das Menschliche hinauskommen wollen, nicht bloß anthropomorphistisch vorzustellen, sondern, was ja gerade im Menschenleben das Wesentliche ist, tatsächlich dann auch wirklich über das Anthropomorphistische hinauszudenken."

Spiritualismus oder Materialismus: "Nicht wahr, die einen sind Idealisten oder Spiritualisten, die andern sind Materialisten. In der Welt wird viel gestritten darüber, ob nun der Spiritualismus oder der Materialismus das richtige ist. All dieses Streiten hat für gewisse Gebiete der menschlichen Organisation gar nicht den geringsten Wert. Denn der Mensch kann in der Tat zweierlei entfalten. Er kann seinen mineralischen Körper, mit dem er sich vollgesogen hat, als das Instrument benutzen zu seinem Denken, wie er es muß als Erdenmensch, sonst würde er ja nur träumen. Aber er kann sich dann dazu erheben, mit seinen Gedanken über das Instrument wieder hinauszukommen, er kann sich zu einer geistigen Auffassung, zu einer Geistesschau erheben. Tut er das letztere, so hat er zwar mit der materiellen Organisation gedacht, aber er hat sie benutzt, um zu einer weiteren Entwickelungsstufe der Menschheit zu kommen, indem er mit dem Resultat hinaufgeht in die geistige Welt. Er kann aber auch dabei stehenbleiben als Erdenmensch, seinen mineralischen Körper denken zu lassen; denn der kann denken! Das ist gerade das Gefährliche, dass der Materialismus nicht unrecht hat, gerade gegenüber dem Denken nicht. Dieser mineralische Körper ist nicht eine bloße Photographie. Er ist etwas, was für sich denken kann, nur bleibt er mit seinem Denken im Bereich des irdischen Lebens. Der Mensch muss das, was er mit seinem mineralischen Körper erlebt, erst erheben in die Reiche des Übersinnlichen. So dass man sagen kann: Gewiss, es könnte richtig sein, dass dasjenige, was menschliche Gedanken sind, nur eine Ausschwitzung der  menschlichen mineralischen Organisation ist. Das könnte richtig sein, nur muss es der Mensch erst richtig machen. Der Mensch kann aus seiner eigenen Freiheit heraus auf der Erde sich so entwickeln, dass er nur das Produkt der Materie ist. Die Tiere können das nicht; sie kommen nicht so weit, dass sie durch mineralischen Einschluss das Denken entwickeln. Dem Tier steht es nicht frei, die materialistische Anschauung zu bewahrheiten. Dem Menschen steht es frei, die materialistische Ansicht zu bewahrheiten; er braucht nur aus materialistischer Gesinnung heraus zu wollen. Es ist so mit der menschlichen Freiheit beschaffen, dass es sogar dem Menschen frei steht, den Materialismus zu verwirklichen für das Menschenreich, das heißt, diesen Erdenmenschen so zu gestalten, dass er in der Materie aufgeht. Es ist daher im Grunde genommen eine Sache des Beliebens, Materialist zu sein. Wenn man stark genug ist, das auch zu verwirklichen, was man dem Menschen vorsagt als materialistische Gesinnung, dann wird diese Gesinnung durch die Menschen erst wahr. .. mit der bloß äußeren Charakteristik wird man für das Verständnis des Menschenlebens in der Zukunft nichts mehr gewinnen können; man wird nur herumreden und die größten Torheiten begehen, wenn man sie dann auf die Wirklichkeit anwenden will; aber man wird das menschliche Leben nicht so verstehen, dass man auch für menschliche Einrichtungen, für menschliche Institutionen aus seinen Erkenntnissen heraus soziale Impulse gewinnen kann. Das ist etwas, was innig zusammenhängt mit dem ganzen Ernste, der einen überkommen muß, wenn man alles dasjenige ansieht, was heute in der Entwickelungstendenz der Menschheit liegt. Wir können heute nicht zu einem Verständnis des Lebens, in dem wir drinnenstehen, kommen, wenn wir nicht den Blick aufwärts werfen vom Irdischen zum Außerirdischen. Da liegt etwas Eigentümliches vor."

Asiatische und europäische Zivilisation: "So wie wir heute dieses Denken kennen, so wie wir heute den menschlichen Intellektualismus als innere Selbstbetätigung der Seele anerkennen, so kam er in seiner ureigenen Gestalt erst heraus in der allerneuesten Zeit. Aber die ganze Entwickelung, namentlich die nachatlantische, ist ein Hintendieren zu diesem Intellektualismus. Und das Bedeutsame ist, dass die asiatische nachatlantische Bevölkerung alles dasjenige, was wir als Intellektualistisches ansprechen können, aufgenommen hat mehr mit den seelischen Elementen; so dass wir da, innerhalb dieser asiatischen Bevölkerung, sagen können: Die örtlichen Verhältnisse prädestinieren diese Bevölkerung besonders dazu, das Seelische mit den Vorstufen des intelligenten Wesens zu durchdringen. Das ist das Bemerkenswerteste in der asiatischen Zivilisation, dass das Seelische als solches das Werkzeug wurde für das Aufnehmen des intelligenten Prinzips. In Europa, bei den dort zurückgebliebenen Menschen, war das anders. Da war es ganz ausgesprochen so, dass die körperliche Entwickelung, die physische Organisation, nicht nur später das wirkliche Werkzeug des Intellektualismus wurde, sondern sich schon so herausbildete, dass sie das Wesentliche dieser europäischen Bevölkerung bildete, dass sie sich besonders geeignet machte, der Träger des intelligenten Wesens zu werden. Wenn man daher die Nachkommen der frühesten Nachkommen der Atlantier, welche wir also selber sind, charakterisieren will, so muss man sagen: Die Asiaten gewöhnten sich daran, mehr mit der Seele zu denken; die Europäer gewöhnten sich daran, mehr mit dem Körper zu denken. - Das ist auch der wesentliche Unterschied zwischen asiatischer und europäischer Zivilisation. Wenn Sie einen durchgreifenden Unterschied aufzeigen wollen zwischen dem, was als intelligentes Wesen in den Veden oder in der Vedantaphilosophie oder andern asiatischen Geistesströmungen hervortritt gegenüber dem europäischen Wesen, so werden Sie sich sagen müssen: Der Asiate denkt eben mehr durch die Seele, der Europäer mehr durch das Leibliche. Und so kommt es denn, dass, weil der Asiate das Intellektuelle gewissermaßen mit einem höheren menschlichen Wesensglied auffasste, er viel früher zu einem hohen Grade der Zivilisation, aber einer mehr seelischen Zivilisation kam, einer Zivilisation, die weniger abstrakte Begriffe in ihrer Struktur hatte, die aber die Wege weiter hinauf findet zu dem seelisch-geistigen Weltinhalt durch den seelisch-geistigen Menscheninhalt, ohne zu abstrakten Begriffen ihre Zuflucht zu nehmen. Das macht das spirituelle Wesen der asiatischen Zivilisation aus, dass sie im wesentlichen eine seelische Zivilisation ist. Der Asiate ließ im hohen Grade seine Leiblichkeit unbenutzt bei seinem Denken; er trug seinen Leib durch seine irdische Laufbahn. Dasjenige, was sein Geistesleben ausmachte, das pflegte er im Rein-Seelischen. Sie verstehen nicht die ganze eigentümliche Artung des asiatischen Wesens, wenn Sie sie nicht von diesem Gesichtspunkte aus betrachten. Der Europäer dachte immer mehr und mehr mit dem Körperlichen. Daher wurde auch bei ihm mehr als beim Asiaten der Grund gelegt zu einer Kultur, welche das Freiheitsprinzip in die Mitte stellen kann. Der Asiate, dem die Intelligenz beschieden war im Seelischen, der war noch mehr darinnen in dem allgemeinen Weltenorganismus. Der menschliche Leib sondert sich ja besonders heraus aus dem übrigen Weltenorganismus, und benutzt man ihn als das besondere Werkzeug des intellektuellen Lebens, so wird man selbständiger, aber auch mehr mit seiner Selbständigkeit an den Leib gebunden als der Asiate, der die Intelligenz innerhalb des seelischen Prinzips entwickelt hat und dafür weniger selbständig wird."

Goetheanismus und die idealistischen deutschen Philosophen, einzigartig in der Menschheitsentwickelung: "Wenn wir mit einem tieferen Verständnis hinblicken auf dasjenige, was Geistesleben geworden ist in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gerade innerhalb Mitteleuropas, so werden Sie sagen müssen: Da ist, trotzdem natürlich auch die Bevölkerung dieses Mitteleuropa Leiber hatte, die schon im Absterben waren, doch noch so viel Lebendiges gewesen, dass sich diese Bevölkerung Mitteleuropas herauf erheben konnte zur Lebendigkeit der Ideenwelt, wie sie eigentlich niemals vorher in der Menschheitsentwickelung erreicht worden ist. Es gibt keine solche Erhebung des Menschen zu abstrakten Begriffen, aber zugleich so, dass, wenn man in diesen abstrakten Begriffen lebt, man nicht im Toten lebt, sondern im Lebendigen, wie es zum Beispiel erreicht worden ist vom Goetheanismus oder von den idealistischen deutschen Philosophen. Das gibt es sonst in der Menschheitsentwickelung nicht. Das ist auch in einer gewissen Beziehung ein Höhepunkt, den man sich nur wirklich ganz klarmachen muss. Die heutige Menschheit will eben nichts mehr davon wissen, wie, um jetzt einmal einen Geist aus der Reihe der Goetheanisten herauszugreifen, ein Mensch wie Schelling - ich habe das öfter geschildert - sich in der Sphäre abstrakter Begriffe bewegt, und doch, obwohl er in abstrakten Begriffen redet, so lebendig in dieser Welt der abstrakten Begriffe sich bewegt, wie sonst einer nur, wenn er von Essen und Trinken spricht. Auch bei Fichte war das der Fall. Dieses Heraufsteigenkönnen in die Sphäre der Begriffe und Ideen in Lebendigkeit tritt uns auf diesem Gebiet menschlicher Entwickelung ganz besonders entgegen. Daher liegt wirklich für diese mitteleuropäische Bevölkerung doch etwas ganz Besonderes vor im ganzen Zusammenhang der neueren Menschheit. Bei dieser mitteleuropäischen Bevölkerung liegt nämlich tatsächlich das vor, dass sie durch ihre besondere Eigenart, die eigentlich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts überflutet worden ist von etwas anderem, am ehesten ergreifen kann den Beruf der modernen Menschheit, wiederum in die Geistigkeit hineinzukommen. ... Denn tatsächlich, im Wiederanknüpfen an dasjenige, was diese Geister geschrieben und gedacht haben, aber nicht in äußerlicher Weise, sondern im Wiederanknüpfen an den Geist, aus dem heraus sie geschrieben haben, würde dasjenige liegen, was Europa in die Höhe bringen könnte. Europa kann nicht in die Höhe gebracht werden, wenn in seinen Kirchen die unverstandenen Evangelienworte nachgeplappert werden. Europa kann nur in die Höhe gebracht werden, wenn die Erfassung der geistigen Welten gesucht wird in einer weiteren Fortbildung desjenigen, was ein Herder, ein Goethe und andere erstrebt haben. Aber davon wird in der Gegenwart fast gar nichts bemerkt. Es ist schon ein trauriges Zeichen der Zeit, dass zum Beispiel innerhalb einer Kulturgemeinschaft, die so etwas besitzt wie Fichtes «Bestimmung des Menschen», wie Schellings «Bruno», wie Schillers «Ästhetische Briefe», und ich könnte Ihnen noch vieles nennen, dass innerhalb einer solchen Kulturgemeinschaft ein Streben aufkommen konnte, das sich zu den lächerlichen, oberflächlichen Amerikanismen eines Ralph Waldo Trine und ähnlichen andern hingewandt hat. Man hat hier weit, weit Höheres, lasst es schlafen und wendet sich zu anderem hin."  [1]

Tyrannis des weltzerstörenden Leninismus und Trotzkismus, der sozialistischen Leute über die Erde hin, in Russland und China, noch größer und bestialischer als in den schlimmsten Zeiten orientalischer Tyrannei; wie eine Tierherde, die nur raffiniert denken kann; «materialistische Geschichtsauffassung» oder Geschichtsklitterung: "Innerhalb dieser Kreise haben sich Vorstellungsformen gebildet, die namentlich ihren Ausdruck finden in einem schier unendlich großen Autoritätsglauben, in einem Sich-Ducken gegenüber allem, was sich einfach durch die robuste Hand Autorität verschafft innerhalb dieser Kreise. Nur dadurch ist es ja möglich geworden, dass solche Menschen wie Lenin und Trotzkij im Osten von Europa - und die Bewegung setzt sich fort nach Asien hinüber mit rasender Schnelligkeit, mit Hilfe von wenigen tausend Menschen eine Tyrannis ausüben über Millionen von Menschen, eine Tyrannis, die noch niemals während der schlimmsten Zeiten orientalischer Tyrannei so groß war, wie sie heute ist. ... Denn dass der Leninismus versteht, sich in einer so klugen Weise durch die Verstandesformen des Kopfes auszudrücken, das hat seinen ganz bestimmten Grund. Im Leninismus arbeitet sich an die Oberfläche der Menschheitsentwickelung die Klugheit des menschlichen Tieres, die Klugheit der menschlichen Animalität. Alles dasjenige, was aus den menschlichen Instinkten, aus menschlicher Selbstsucht fließt, das nimmt Interpretationen und Formen an in dem, was im Leninismus und Trotzkismus in einer äußerlich so klug scheinenden Weise zutage tritt. Das Tier will sich einmal als gescheitestes Tier an die Oberfläche arbeiten und will alle ahrimanischen Kräfte, welche das Ziel haben, Menschliches, spezifisch Menschliches auszuschließen, und alles dasjenige, was an Klugheit verbreitet ist in der Tierreihe - ich habe es oftmals betont - , zu menschheitsgestaltenden Kräften machen. ... Lenin, Trotzkij und ähnliche Leute sind die Werkzeuge dieser ahrimanischen Mächte. ... Und dasjenige, was folgen würde, wenn das sich bewahrheitete, was in diesen Sätzen liegt, ist, dass die menschliche Gesellschaft über die ganze Erde hin sich verwandeln müsste in eine Tierherde, die nur raffiniert denken kann. Wenn sich nicht die Möglichkeit findet, dass Gegenkräfte erwachen gegen dasjenige, was jetzt im Osten Europas groß wird und nach Asien hinüber sich mit rasender Schnelligkeit ausbreitet, dann ist es so, dass alle Zivilisation dem Untergang geweiht ist. Dann würden sich solche Ideale verwirklichen. ... Sie wissen ja, in der heute weitverbreiteten marxistischen Weltanschauung und Lebensauffassung, die ihren radikalen Ausdruck in dem weltzerstörenden Leninismus und Trotzkismus findet, in dieser marxistischen Lebensauffassung spielt eine große Rolle die Anschauung, die man die «materialistische Geschichtsauffassung» nennt, und namentlich das Dogma von der grundlegenden Wirkung der Produktionsverhältnisse. Es ist ein Dogma, zu dem heute Millionen von Menschen aus dem Proletariat sich bekennen, das Dogma, dass dasjenige, was Sitte, Recht, Wissenschaft, Religion und so weiter ist, etwas ist, was wie ein Rauch, wie eine Ideologie - Sie können in den «Kernpunkten » Genaueres darüber nachlesen - aufsteigt aus den Produktionsverhältnissen,  während die Produktionsverhältnisse das einzig Wirkliche wären, dasjenige, was man in der Geschichtsbetrachtung zugrunde zu legen habe."  [2]

Alte orientalische Religionen, große Geisteskultur im alten Orient; Rabindranath Tagore; altes Griechentum, Kultur der Mitte, Fichte, Schelling, Hegel, Goethe, deutsche Romantik: "Das ist das vergessene Charakteristikon der alten orientalischen Religionen, dass diese Religionen durchaus sprachen von dem vorgeburtlichen Dasein, davon sprachen, dass das Leben auf der Erde eine Fortsetzung eines himmlischen Lebens ist. Ich habe von einem andern Gesichtspunkte aus schon darauf hingedeutet, wie sehr für unsere Zeit verlorengegangen ist das Bewußtsein, das sich da entwickelt hatte, indem wir zwar ein Wort haben, welches negiert, dass das Leben mit dem Tode endet, «Unsterblichkeit», aber kein Wort, welches negiert, dass der Beginn der Anfang des menschlichen Lebens überhaupt ist. Wir haben kein ähnliches Wort wie Unsterblichkeit für das Vorgeburtliche. Wir müssten auch das Wort «Ungeborenheit» haben. Wenn wir das Wort Ungeborenheit hätten und wenn dieses Wort Ungeborenheit in uns so lebendig wäre wie das Wort Unsterblichkeit, dann würden wir uns hineinversetzen können in die Seelenverfassung des altorientalischen Menschen. Wenn Sie sich innerlich vergegenwärtigen diese ganze Seelenverfassung des altorientalischen Menschen, dann werden Sie sich sagen können: Das irdische Leben ging in einer gewissen Weise für ihn so vor sich, dass er es wenig beachtete, weil er ja in ihm nur das Abbild des himmlisch-geistigen Lebens sah. Auch sich selbst als physischen Menschen nahm der alte Orientale nicht besonders wichtig, denn dieser Mensch, der hier auf der Erde herumging, war eben durchaus ein bloßes Abbild des himmlischen Menschen, der vor allen Dingen vor seiner Seele stand. Das Ewige im Menschen, es war für diesen orientalischen Menschen aus der unmittelbaren Anschauung heraus eine Selbstverständlichkeit, weil, wie gesagt, es ihm aufging als Erleuchtung; im Tagesleben, in dem Wachen, war die Erinnerung an das Nachtleben. Um sich eine solche Seelenverfassung vor das geistige Auge zu stellen, muss man also zurückgehen in den alten Orient. Dasjenige, was da als eine große Geisteskultur im alten Orient vorhanden war, das gehört sehr, sehr alten Zeiten an. Denn was die Bücher enthalten, selbst die herrlichen Veden, die Vedantaphilosophie, ist nur ein Nachklang. Wollte man in reiner, ursprünglicher Gestalt dasjenige anschauen, was Inhalt der alten orientalischen Urweisheit ist, dann müsste man weit hinter das Zeitalter der Veden, der Vedantaphilosophie zurückgehen. Das kann nur die Geisteswissenschaft. Diese alte orientalische Kultur, die gewissermaßen alles irdische Leben durchleuchtet hat mit der Einsicht in die geistige Welt, die, wenn sie auch nur instinktiv war, doch hoch war, diese alte orientalische Geisteskultur ist dann in die Dekadenz gekommen. Wer das heutige orientalische Wesen, das schon stark dekadent ist, studiert, der findet noch immer als den Grundimpuls in diesem orientalischen Wesen diese Hinlenkung auf den himmlischen Menschen. Selbst in den Koketterien des Rabindranath Tagore finden wir noch die Nachklänge dieses orientalischen Duktus'. Rabindranath Tagore ist ja durchaus durchtränkt von dem, was ja selbstverständlich schon spätere dekadente Kultur ist; aber, wie gesagt, den Grundzug findet man selbst noch in seinen zum Teil außerordentlich interessanten, bedeutsamen, aber in ihrem Grundcharakter ganz koketten Auseinandersetzungen, zum Beispiel in den Aufsätzen, die in seiner Schrift über den Nationalismus zusammengestellt sind. So dass man, wenn man nach dem Oriente hinüberblickt, in eine alte Zeit hineinblickt, in eine hohe instinktive Geisteskultur mit starker Betonung des vorirdischen Daseins. Und man sieht dann auf ein allmähliches Niedergehen dieser ursprünglich hohen Geisteskultur. Im Niedergehen zeigt sich dann nur das Unvermögen, einzugehen auf dasjenige, was nun schon einmal die Aufgabe des modernen Menschen ist: auf das physisch-sinnliche Dasein, das der Mensch durchlebt zwischen Geburt und Tod. Der altorientalische Mensch der Urzeit hatte das Vorbild des Menschen; und er konnte im physisch-sinnlichen Leben das Nachbild dieses Vorbildes sehen. Die Lebendigkeit, die Durchleuchtetheit des himmlisch-göttlichen Vorbildes, die verdüsterte, verdunkelte sich allmählich, und so blieb dem Orientalen nurmehr ein Schattenbild. Heute ist es schon ganz verblasst. Es blieb ein Schattenbild desjenigen, was einstmals in lebendiger Helle vor seiner Seele stand, als das geistig-seelische Urbild seiner selbst innerhalb der ganzen kosmischen geistig-seelischen Welt. Es blieb aber auch eine gewisse Ohnmacht zurück im orientalischen Wesen. Und das ist etwas, was heute der Mensch, der mit seiner Zeit leben will, ganz besonders aufnehmen muss. Es blieb zurück die Ohnmacht, den Menschen zu betrachten, der da Nachbild ist, den Menschen zu betrachten in der Zeit zwischen Geburt und Tod. Dafür hat der Orientale früher keinen Sinn gehabt, auch da nicht, wo er nicht den Ersatz, sondern etwas ganz anderes, den himmlisch-physischen Menschen vor sich hatte. Aber er hat auch heute noch keinen Sinn dafür, wirklich einzugehen auf den Menschen, wie er ist zwischen Geburt und Tod. Das blieb vorbehalten einer andern Kultursphäre, den Menschen zu betrachten in seinem Wesen hier im physisch-sinnlichen Dasein zwischen Geburt und Tod. Das blieb vorbehalten der Kultur, die ich nennen möchte die Kultur der Mitte. Diese Kultur der Mitte hat zunächst den historisch sichtbaren Ausdruck im späteren alten Griechentum. Das ursprüngliche alte Griechentum ist ja noch unter dem Nachklang orientalischer Weisheit gestanden. Das spätere Griechentum nimmt schon dasjenige an, was ich nunmehr charakterisieren will als die Kultur der Mitte. Diese Kultur der Mitte kommt mehr vom Süden herauf, ergreift das spätere Griechenland, ergreift namentlich die römische Welt. Während alles dasjenige, was ich bisher charakterisiert habe für den Orient, ein Schauen war, wird dasjenige, was da vom Süden her kommt, das spätere Griechentum ergreift, in der römischen Welt seine besondere Ausbildung erfährt, was da zur Kultur der Mitte wird - von andern Gesichtspunkten aus haben wir das öfter schon betrachtet -, eine juristische, dialektische, intellektuelle, eine denkerische Kultur, nicht eine Kultur des Schauens, sondern eine denkerische Kultur. Diese denkerische Kultur ist insbesondere geeignet, den Menschen zu betrachten in seinem Leben zwischen Geburt und Tod. Nachdem sie ihre Vorstadien durchgemacht hatte im späteren Griechentum, nachdem sie ganz derb, brutal aufgetreten war im Römertum, sich dann erhalten hat durch die Sprache des Römertums, die lateinische Sprache, die für das Mittelalter noch die Sprache der Wissenschaft war, hat diese dialektische, diese intellektuelle Kultur einen Höhepunkt erlangt in der mitteleuropäischen Kulturgröße, die man um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert erlebte in Schiller, Goethe, Herder, und ja auch in den Philosophen Fichte, Schelling und Hegel. Sie brauchen sich nur dasjenige anzuschauen, was in diesen Geistern das eigentlich Charakteristische ist, und Sie werden gleich daraufkommen, dass das stimmt, was ich sage. Nehmen Sie Fichte, Schelling, auch selbst Goethe. Worin sind denn diese Geister groß, worin sind sie bedeutsam? Diese Geister sind groß und bedeutsam im Erkennen des Menschen zwischen Geburt und Tod. Für diesen Menschen fordern sie eine Totalerkenntnis. Nehmen Sie, um nur ein Beispiel herauszuheben, die Hegelsche Philosophie. Sie finden in der Hegeischen Philosophie stark betont, dass der Mensch ein geistiges Wesen ist. Aber der Geist wird nur betrachtet, insofern der Mensch lebt zwischen Geburt und Tod. Nichts finden Sie bei Hegel von einem vorgeburtlichen, himmlisch-göttlichen Menschen. Nichts finden Sie selbst bei Hegel von einem Menschen nach dem Tode. Sie finden bei Hegel eine geschichtliche Betrachtung alles desjenigen, was verlaufen ist zwischen den Menschen hier auf der Erde, insoferne sie Menschen sind, die leben zwischen Geburt und Tod. Sie finden aber kein Hereinspielen irgendwelcher Mächte derjenigen Welten, die der Mensch durchlebt zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Das ist alles wie ausgestrichen in dieser großen Kultur, deren Mission, deren Beruf es eben war, scharf zu betonen, dass der Mensch hier in seinem Leben zwischen Geburt und Tod ein geistig-seelisches Wesen neben einem leiblich-physischen Wesen ist. Aber es war zu gleicher Zeit die Beschränkung dieser Kultur darin gegeben, dass man nicht hinaufschauen konnte in dasjenige Leben, das geistig ist. Und das Seelische, das über Geburt und Tod hinausreicht, das Ewige, insofern es sich offenbart zwischen Geburt und Tod, wurde insbesondere von Hegel und auch von den andern allen, insbesondere den deutschen Geistern, mächtig betont, aber es fehlte jede Möglichkeit, hinauszuschauen in das Leben des Ewigen, wie es sich offenbart vor der Geburt, wie es sich offenbart nach dem Tode. Was über den Menschen als ein leibfreies Wesen in dieser Zeit gesprochen worden ist, das war ja altes Erbgut des Orients, das war nicht herausgequollen aus der eigenen Erkenntnis. Es war Tradition. Es war aufs höchste gespannt in diesem Erkennen der europäischen Mitte die Erkenntniskraft, die sich auf das Geistig-Seelische auch im Menschen richtete, aber zu gleicher Zeit sich richtete auf das Leiblich-Physische. Aber diese Spannung ging nicht über das Leben hinaus, das sich zwischen Geburt und Tod abspielt."

Kultur des Westens: "Die Kultur der Mitte ist ja keine materialistische; man könnte sie eine materiell-spirituelle nennen, weil in der Betrachtung des Menschen zwischen Geburt und Tod immer das Gleichgewicht sich hält das Hinschauen auf Materielles und das Hinschauen auf das Geistige. Es ist durchaus bei den deutschen Philosophen, bei Goethe und Schiller, überall so, dass sie gewissermaßen dem Leibe und dem Geiste das gleiche Recht lassen. Im Westen ist der Geist eben Zukunftssache, der Gegenwartsblick ist zunächst dem Leibe zugewendet. Aber in der Menschheitsentwickelung ist alles im Fluss: aus dieser Leibeserkenntnis, diesem Materialismus, wird einmal ein Spiritualismus werden, der nur von einer ganz andern Seite herkommt, und der vor allen Dingen bewußt sein wird gegenüber dem Spiritualismus des alten Orients. Sie sehen daraus, wie die eigentümliche Verteilung - ich habe von andern Gesichtspunkten aus schon darüber gesprochen - dieser dreigestaltigen Menschheitskonfiguration durch die Welt hin ist: Der Mensch des Ostens sah sich einstmals als sein himmlisch-geistiges Vorbild an. Der Mensch der Mitte sieht sich an als den Erdenmenschen, der aber Geist und Seele neben Leib und Körper ist. Der westliche Mensch sieht sich heute noch an als den bloß physischen Menschen; aber in dem, was er berufen ist zu entwickeln, kündigt sich eben das an, was heraussteigen wird aus dieser menschlichen Physis und was zukünftig den geistigen Inhalt des Bewußtseins ausmachen wird. Der Mensch der Mitte ist eben eingeklemmt zwischen Osten und Westen. Der Osten, der einstmals eine hohe Geisteskultur hatte, ist in der Dekadenz. Der Westen, in dem sich ankündigt eine spätere hohe Geisteskultur, ist heute noch ganz in der Materie befangen. Eine Kultur, in der sich, ich möchte sagen, die zwei Dinge ausgleichen, hat sich in der Mitte gebildet: Einerseits ein dialektisch scharfes Denken, wie es zum Beispiel in Schillers Briefen «Über die ästhetische Erziehung des Menschen» waltet und das gerade noch so weit gehen kann, um nicht in die bloße Trivialität der modernen Wissenschaft zu verfallen, sondern das noch beim menschlich Persönlichen stehenbleibt; andererseits eine bildhafte Anschauung über des Menschen soziales Leben wie in Goethes «Märchen» von der grünen Schlange und der schönen Lilie, das schon zu Bildern kommt, aber diese Bilder nicht zu geistigen Anschauungen treibt."

Die Welt als dreigeteilt in ihrer Entwickelung: "Sie sehen, in einem gewissen Sinne ist auch die Welt dreigeteilt in ihrer Entwickelung: Im alten Orient die instinktive Weisheit, in der Mitte ein gewisses dialektisch-intellektuelles Leben, im Westen heute noch der Materialismus, der in seinem Schoß einen Zukunftsspiritualismus in sich trägt. Von der instinktiven Weisheit war im alten Orient alles abhängig. Ein politisches Leben in unserem Sinne gab es da nicht. Diejenigen, die die Vorsteher der Mysterien waren, gaben auch die Richtung für das politische und wirtschaftliche Leben an. Denn groß war der alte Orientale für das geistige Leben, das sich bei ihm instinktiv ausbildete. Von diesem geistigen Leben war abhängig das politische und wirtschaftliche Leben. Dann kam das Leben der europäischen Mitte, vom Süden natürlich; schon in Ägypten hatte es seine ersten Anfänge. Da entwickelte sich ein Leben, das es dann brachte zu einem  dialektischen Ausdenken des staatlich-politischen Elementes. Gerade innerhalb dieser Kultur der Mitte wurde ja das staatlich-politische Leben ausgestaltet. Das geistige Leben hatte man da nur als eine Erbschaft. Und gar im Westen, etwa im Puritanertum, da hat man das Geistige als etwas ganz Abstraktes, das man sektiererisch betreiben kann, das man hineinleuchten lässt in das gewöhnliche physische Leben des Alltags. ... Eingeklemmt zwischen den Osten und den Westen ist diese europäische Mitte. Sie liegt heute am Boden. Sie muss gerade aus Dunkelheit, aus Finsternis heraus einen Weg zum Licht finden."

Als den äußersten Ausläufer der geistigen Senilität des Ostens,Tolstoj: "In Tolstoj sehen wir, wie gewissermaßen konzentriert auftritt dasjenige, was einstmals groß war und was jetzt in der völligen Dekadenz ist, was ein interessantes Phänomen ist, aber für uns nicht die geringste Gegenwartsbedeutung hat. So wie vieles ausgelöscht worden ist mit den Ereignissen seit dem Jahre 1914, so ist ausgelöscht dasjenige, was ein letztes Aufflackern der östlichen Senilität in Tolstoj war. Vor dem Kriege konnte man noch von Tolstoj als von etwas Gegenwärtigem sprechen. Mit dem Kriege ist das vorüber. Das hat keine Gegenwartsbedeutung. Es ist etwas durchaus Antiquiertes, heute von Tolstoj als von irgend etwas zu sprechen, was eine Gegenwartsbedeutung hat. Und man muss sich hüten vor jeder Art des Hinüberschielens nach dem Osten, nach dem alten Osten und auch nach dem, was in einer gewissen Art des Senilwerdens noch zum letzten
Mal in einem Menschen wie Tolstoj sich konzentriert hat."  [3]
 

2. Sozialer Organismus I; Erkenntnisprozess als Heilungsprozess; Krankheiten der Gegenwart; totes Denken in der modernen Theorie der Weltentstehung; Antimodernisteneid; Thomas von Aquin, Albertus Magnus, Plotin, Porphyrios, Jamblichos, Augustinus, Thomismus

Erkenntnisprozess als Heilungsprozess: "Und würde, so dachte man in alten Zeiten, die Erkenntnis für irgendeine Epoche ganz aussetzen, dann würde der soziale Organismus in Krankheit verfallen. Daher bezeichnete man erkennende Kraft von vornherein als heilende Kraft; und erst im Laufe der Zeit haben sich abgesondert von dem Mysterienerkenner - der zu gleicher Zeit Führer der sozialen Ordnung, Arzt und Priester war - der Arzt, der Lehrer, der Priester und so weiter. Das hat sich alles erst aus dem herausdifferenziert, was gemeinsam in dem Menschen lebte, der jene Erkenntnis in sich besaß, die zu gleicher Zeit durch ihre Eigenart die Medizin der Menschheit war. Man hat sich auch in älteren Zeiten der Menschheitsentwickelung viel, viel weniger mit einzelnen Krankheiten befasst als heute. Man hatte über diese einzelnen Erkrankungen seine besonderen Ansichten, die man dem heutigen Menschen gar nicht einmal sagen darf, denn sie verletzen sein Gefühl, sie kommen ihm grausam vor. Aber dafür war dasjenige, was man trieb, was man versuchte zu schöpfen aus tiefen Erkenntnisquellen, gedacht als soziale Medizin. Solch eine Anschauung konnte allerdings nur vorhanden sein mit ihrer ganzen Kraft in einer Zeit, in der der Mensch anders zu sich selbst stand als heute. Wir haben es ja öfters besprochen, dass der Intellektualismus, der heute insbesondere auch im Erkennen herrscht, im Grunde genommen auch nur, so wie er heute herrscht, in dieser Form zwei, drei, vier Jahrhunderte alt ist. Dieser Intellektualismus, der sein Ideal in durch abstrakte Gedanken wahrzunehmenden Naturgesetzen sieht, der greift nicht ein in die menschliche Persönlichkeit. Ich habe es Ihnen öfters charakterisiert, wie dieses Nichteingreifen sich darstellt. Stellen Sie sich einmal den heutigen Studenten irgendeiner Wissenschaft vor, irgendeines Wissenschaftsgebietes an einer unserer gebräuchlichen Lehranstalten über die ganze zivilisierte Welt hin. Es ist so, dass man sagen muss: Dieser Student sitzt da, er hört nur mit seinem Kopf, mit seinem Verstände, mit seinem Intellekt dasjenige an, was ihm vorgebracht wird, sieht dasjenige an, was ihm vorexperimentiert wird; aber in einem sehr geringen Grade ist sein Gemüt, sein Herz, sein ganzer Mensch beteiligt bei dem, was da vorgebracht wird. Das war bei der alten Mysterienweisheit nicht so. Da konnte man nicht in dieser Weise gleichgültig bleiben. Da war alles, was auf den Kopf wirkte, was auf den Intellekt wirkte, zu gleicher Zeit den ganzen Menschen ergreifend, das war Gemüt und Willen erfassend, das war so, dass man eben als ganzer Mensch dabei sein konnte. Durch das abstrakte Denken, durch das abstrakte Naturforschen ist auch unser Leben abstrakt geworden, so abstrakt geworden, dass der Mensch heute kaum ein Organ hat, dasjenige noch im rechten Lichte zu sehen, was verbunden war mit dem ganzen sozialen Leben einer alten Menschheit."

Krankheiten der Gegenwart: "Man konnte sagen: In dieser Beziehung waren die Alten besser daran, als diejenigen sein werden, die da nachkommen in unserem Zeitalter. Die Alten haben wahrgenommen, indem sie ein instinktives Hellsehen gehabt haben, die Vitalität, das Leben. Mit dieser Vitalität, mit diesem Leben ist eben im Zusammenhange das Heilungsprinzip. Wir sterben zwar nicht dadurch, dass unser Kopf sterben will, aber wir tragen fortwährend Krankheitskeime in uns durch unseren Kopf dadurch, dass er das Organ unseres Denkens ist, und haben fortwährend nötig, den Tribut abzutragen an unser Denken, der darin besteht, dass wir dem krankmachenden Kopf entgegensetzen die Heilungskräfte des übrigen Organismus. Heute wird es noch wenig bemerkt, allein es werden auftreten Krankheitsformen - Sie wissen ja, dass sie sich ändern - , bei denen man den Ausgang aus dem menschlichen Haupte besser bemerken wird, als man das für viele Krankheiten der Gegenwart bemerkt. Dann wird man einsehen, dass im Grunde genommen der ganze gesunde Prozess des Menschen, der in ihm verläuft, ein Heilungsvorgang ist gegen die Schädigung unseres Intellektlebens. Während die Alten also von ihrer Wissenschaft, von ihrer Erkenntnis sagen konnten, dass in ihr etwas Heilendes ist, wird man in der Zukunft sagen müssen: Das, was wir aus unserem Verstände machen, das, was aus dem wird, worauf wir heute so stolz sind, das wird uns in der Zukunft zeigen, dass, wenn es allein waltet, die Menschen nach und nach in die Dekadenz, in die völlige Dekadenz verfallen würden, dass dagegen geltend gemacht werden muß ein Wissen, das wiederum entgegenstellen kann heilende Kräfte." [4]

Totes Denken in der modernen Theorie der Weltentstehung; Kant-Laplacesche Theorie: "Gerade je vollkommener der Mensch in der Erdenentwickelung wird, desto toter wird gewissermaßen sein Denken, desto toter wird seine Kopforganisation. Er wird immer mehr und mehr mit dieser Organisation hinschauen auf die Welt, die sich um ihn herum ausbreitet, wird versuchen, diese Welt zu verstehen, aber er wird immerhin auch, wenn er nicht verlieren will das Bewußtsein seiner menschlichen Würde, auf das Innere schauen müssen, auf dasjenige, was als jung geborener Wille aufsteigt und was ihm vorhält die sittlichen Ideale, was ihm vorhält überhaupt die Ideale seines Handelns, seines Tuns. Aber dadurch, dass der Mensch in der angedeuteten Richtung zweigeteilt ist, dadurch erscheint ihm der Zwiespalt zwischen der Welt der Naturnotwendigkeit, die er mit seiner Erkenntnis zu umspannen versucht, und der Welt der Sittlichkeit, die sich dann zum Religiösen erhebt und welche keine Anhaltspunkte findet, sich mit der Welt, mit dem Weltbilde zu vereinigen, das aus der Naturerkenntnis stammt. Dieser Zwiespalt ist ja in unserem Zeitalter aufs höchste getrieben. Denken Sie nur, wie die Menschen nach der Naturerkenntnis heute darüber nachdenken, wie die Erde sich gebildet hat aus dem Urnebel heraus, rein durch Naturkausalität, wie im Verlaufe dieser Erdenentwickelung auch der Mensch entstanden ist, und wie dies dann Millionen Jahre noch dauern werde. Da ist der Mensch eingesponnen seiner physischen Organisation nach in diese Naturkausalität. Es entspringen aus ihm seine sittlichen Ideale. Er möchte aus diesen sittlichen Idealen heraus eine Welt begründen. Allein, was bleibt ihm denn übrig, zu denken über diese sittliche Welt, wenn er hinschauen muss auf das Ende der Erdenentwickelung, die wie eine Schlacke in die Sonne zurückfallen wird mit alledem, was auf ihr ist? Er muss sich fragen: Wie steht es denn eigentlich mit alledem, was man als sittliche Ideale sich vorsetzt, wenn diese sittliche Welt keinen Halt hat in der Naturnotwendigkeit, wenn sie gewissermaßen nur der Rauch ist, der aufsteigt aus den Prozessen, die sich aus der Naturnotwendigkeit heraus ergeben? Auf denjenigen Menschen, welche sieh überhaupt unbefangene und verinnerlichte Vorstellungen über die Welt machen, lastet dieser Zwiespalt heute sehr schwer. Nur ein gewisser Lebensleichtsinn läßt die Menschen hinwegschauen über diesen Lebenszwiespalt. Über diesen Lebenszwiespalt führt aber nichts anderes hinweg als wirkliche Geisteswissenschaft. Es zeigt ja gerade die Naturwissenschaft, welcher die Menschen sich heute als einer Autorität ganz besonders hingeben, wenn von Erkenntnis die Rede sein soll, dass ausgerechnet werden kann dasjenige, was Erdenanfang, Erdenende ist: Ein wesenloser Weltennebel der Anfang, trostlos das Erdenende, und eine Episode dazwischen: die in moralischen, ethischen, sittlichen Illusionen lebenden Menschen. - Das muss aber während unserer Erdeninkarnation so sein. Die sittlichen Gesetze sind zunächst, wie wir sie darleben in unserer Erdenmenschheit, keine solchen Gesetze wie die Naturgesetze. Wären sie solche Gesetze, so würden wir in uns nicht einorganisieren können die Freiheit. Wenn die Freiheit getrieben würde, wie irgendein Naturvorgang getrieben wird, so würden Sie keine Freiheit in sich entwickeln können. Gerade der Umstand, dass die Erdenorganisation dazu berufen ist, in dem Menschen die Freiheit einzuorganisieren, der machte es notwendig, dass innerhalb der Erdenentwickelung eine Zeitlang es so ist, dass der Mensch, durch seine eigene innere Wesenheit veranlasst, hinschauen muss auf die ihn umgebende Welt der Naturnotwendigkeit und in sich nur aufgehen lassen kann die sittlichen Ideale, die dann keine solche Gesetze sind, dass die Natur auch sie ausführen würde. Was wir in unserem Naturweltbilde haben, das übernimmt keine Garantie, daß dasjenige auch ausgeführt werde, was wir in unseren sittlichen Idealen als Menschheit und Welt überhaupt begründen wollen." [5]

Viele Theologen dürften ihre Ansicht nicht mehr Christentum nennen: "Gerade in solchen Dingen drücken sich die inneren, die seelisch-geistigen Schäden unserer Zeit am allerdeutlichsten aus, denn in solchen Dingen zeigt sich die tiefe innere Unwahrheit unserer Zeit. Die Wahrheit müsste sich gestehen: Entweder war das Ereignis von Damaskus eine Realität, etwas, was sich auf eine Realität bezieht, dann hat das Christentum Sinn - oder das Ereignis von Damaskus war dasjenige, was die moderne Theologie sagt, die sich der neueren Wissenschaft fügen will, dann hat das Christentum keinen Sinn. Das ist so wichtig, dass sich die Menschen solche Dinge vor die Seele rückten in dieser unserer Zeit, die eigentlich eine Zeit schwerer Prüfung ist. Denn indem die Menschen innerlich vor sich selber unwahrhaftig geworden sind in bezug auf ihre heiligsten Angelegenheiten, indem sie unwahrhaftig geworden sind in dem Sinne, dass sie das nicht mehr Christentum nennen dürften, was sie so nennen, hat die Neigung, die oftmals unbewußte, aber darum nicht minder verderbliche Neigung zur Unwahrheit die Menschheit eben ergriffen. Und deshalb ist diese Neigung zur Unwahrheit da. Deshalb ist diese Neigung zur Unwahrheit so innerlich verknüpft mit den Ereignissen, die nunmehr zur völligen Dekadenz des europäischen Kulturlebens führen müssen, wenn nicht für dieses europäische Kulturleben noch zur rechten Zeit die Besinnung auftritt, zu einer geistigen Erkenntnis sich hinzuwenden. ... Wir feiern das Osterfest, das Auferstehungsfest, und haben längst aufgehört, aus der materialistischen Gesinnung heraus, im Ernste die Auferstehung begreifen zu wollen. Wir machen volle Feindschaft mit der Wahrheit, und wir suchen uns alle möglichen Auswege, um statt der Wahrheit den Weltenspaß hereinzubekommen, den Weltenspaß, denn ein solcher wäre es zu nennen, oder ist es zu nennen - wenn die
Menschen das Fest der Auferstehung feiern und der neueren Wissenschaft glauben, die selbstverständlich an eine solche Auferstehung niemals appellieren kann. Materialismus und Osterfest-Feiern, das sind zwei Dinge, die unmöglich zueinander gehören, die unmöglich nebeneinander bestehen sollten. Auch der Materialismus der neueren Theologen verträgt sich nicht mit dem Osterfest heute. Wir leben in der Zeit, in der von einem der angesehensten Theologen Mitteleuropas ein «Wesen des Christentums» geschrieben worden ist, und in der es möglich geworden ist, dieses «Wesen des Christentums» als etwas besonders Hervorragendes zu preisen. Und in diesem «Wesen des Christentums» finden wir durchaus das Bestreben, die wirkliche Auferstehung des Christus Jesus nicht ernst zu nehmen; das gehört zu den Signaturen unserer Zeit. Das aber ist etwas, von dem eine tiefe Empfindung einziehen sollte in die Herzen, in die Gemüter der gegenwärtigen Menschheit. Aber wir kommen aus der Misere nicht heraus, wenn nicht über die Feindschaft, welche die neuere Menschheit gegenüber der Wahrheit einhält, ein richtiges Gefühl entsteht, wenn nicht die Dinge, die schon einmal im Leben eine so große Bedeutung haben, auch wirklich durchschaut werden."

Antimodernisteneid: Bezüglich der Dogmengeschichte ist von besonderer Tragweite der folgende Abschnitt: « . . . Auch unterwerfe ich mich mit der schuldigen Erfurcht und billige mit ganzem Herzen alle Verdammungen, Erklärungen und
Vorschriften, die in der Enzyklika (Pascendi) und im Dekret (Lamentabili) enthalten sind, besonders in bezug auf die sog. Dogmengeschichte . . . » . Die Schlussformel lautet: «Das alles gelobe ich, treu, unverkürzt und aufrichtig zu halten und
unverletzlich zu bewahren, niemals im Unterricht oder sonst irgendwie in Wort und Schrift mich davon zu entfernen. So gelobe ich, so schwöre ich». (Carl  Mirbt «Quellen zur Geschichte des Papsttums und des Römischen Katholizismus», Tübingen 1934, Nr. 658); Conceptio Immaculata: Nach jahrhundertelangen Streitigkeiten, vornehmlich zwischen Dominikanern, Franziskanern und Jesuiten, wurde am 8. Dezember 1854 die Lehre von der «unbefleckten Empfängnis» Mariae, d. h. ihre Bewahrung vor der Erbsünde im Augenblicke der Empfängnis durch ihre Mutter Anna, als Offenbarungswahrheit dogmatisiert. (Pius IX. Bulle «Ineffabilis Deus»); Unfehlbarkeitsdogma: Auf dem Vatikanischen Konzil wurde 1870 das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes mit 533 gegen 2 Stimmen angenommen, nachdem vorher 55 Bischöfe abgereist waren, um sich der Abstimmung zu entziehen; Um 1900 einsetzende Bestrebungen katholischer Theologen, den Katholizismus modernem Denken anzunähern, wurden von Pius X. im Dekret «Lamentabili sane exitu» vom 3. Juli 1907 und in der Enzyklika «Pascendi dominici gregis» vom 8. September 1907 verurteilt. Durch den Erlass «Sacrorum antistitum» vom 1. September 1910 wurde u. a. von jedem Priester im Lehramt und in der Seelsorge ein mit Ablegung des Glaubensbekenntnisses verbundener Eid gefordert, der dem Modernismus abschwört: "Diese Grundtendenz der Geisteswissenschaft ist selbstverständlich ein Dorn im Auge denjenigen, welche genötigt sind, nach einem bestimmten, dogmatisch umschriebenen Ziele hin zu lehren. Und da stehen wir, soweit es unsere Geisteswissenschaft interessieren muss und soweit es zu den erklärenden Umständen gehört, die den jetzigen so unwahren Kampf gegen uns möglich machen, da stehen wir vor jener Tatsache, die aber nur ein Ergebnis dessen ist, was schon 1864 mit der damaligen Enzyklika und mit dem Syllabus begann, wir stehen vor der Tatsache, dass der gesamte katholische Klerus, namentlich der lehrende Klerus, durch jenen in das moderne Leben so bedeutsam einschneidenden päpstlichen Erlass vom 1. September 1910 und durch die Enzyklika «Pascendi dominici gregis» veranlasst wurde, den sogenannten Antimodernisteneid zu schwören. Dieser Eid besteht darin, dass jeder, der kanzelmäßig oder kathedermäßig als katholischer Priester oder Theologe lehrt, anerkennen muss, dass keine wie immer geartete Wissenschaft dem, nach seiner Ansicht, widersprechen kann, was von der römischen Kirche als Lehrgut dogmatisch festgestellt ist. Das heißt, man hat es heute bei jedem Lehrenden oder kanzelmäßig redenden katholischen Priester zu tun mit jemandem, der den Eid geschworen hat, dass alle Wahrheit, die jemals in der Menschheit Platz greifen kann, übereinstimmen müsse mit dem, was als Wahrheit von Rom aus geltend gemacht wird. Es war eine mächtige Bewegung, die damals, als diese Enzyklika erschien, auch durch den katholischen Klerus ging. Denn es war in der ganzen zivilisierten Welt auch der Klerus in einer gewissen Weise ergriffen worden von der Stimmung, die ich Ihnen für den Beginn des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts charakterisiert habe. Es gab immerhin Kleriker, welche nach einer gewissen Freiheit des Katholizismus hinarbeiteten. ... Dazu gehört ein ganz anderes Überwinden des Wunderbegriffes, als die Naturwissenschaft es geliefert hat. Dazu gehört die Überwindung durch den Geist und nicht durch die mechanische Naturordnung. Aber während im Grunde genommen, ich möchte sagen, wie ein Traum diese Stimmung über die neuere Menschheit gekommen ist, wachten diejenigen, die dieser Stimmung entgegenarbeiten wollten, und aus wachendem Bewußtsein heraus ist so etwas geboren wie die Enzyklika und der Syllabus vom Jahre 1864 mit seinen achtzig «Irrtümern», die aufgezählt werden, an die alle ein Katholik nicht glauben dürfe. In diesen achtzig «Irrtümern» ist so ziemlich alles darinnen, was moderne Weltanschauung bedeutet. Und wiederum die notwendige und aus vollem Wachbewußtsein heraus geborene neueste Leistung ist die Enzyklika vom Jahre 1907, die dann zu dem Antimodernisteneid geführt hat. Man war nicht nur seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wach, man war seit viel längerer Zeit wach. Man hat gründlich und energisch und intensiv gearbeitet und die Arbeit, die geleistet worden ist, möchte ich bezeichnen als die Konzentrierung alles Katholischen auf Rom hin: Die Unterdrückung innerhalb des Katholizismus, alles desjenigen, was der freiesten Kirche - denn ihrem Wesen nach kann die katholische Kirche die freieste sein - die Freiheit nehmen musste."

Philosphen wie Thomas von Aquin weigerten sich aber Ämter zu übernehemen, auch Albertus Magnus war sich nicht sicher: "Sie werden vielleicht verwundert sein, dass ich sage, die katholische Kirche könne die freieste sein. Nun, gehen wir ein wenig von unserer aufgeklärten Autoritätsfreiheit in das 13. Jahrhundert zurück, von dem wir uns neulich in öffentlichen Vorträgen unterhalten haben. Da möchte ich Ihnen doch aus diesem 13. Jahrhundert, wo der Katholizismus in Europa in voller Blüte stand, ein Dokument zu Gemüte führen. Da handelte es sich darum, dass der eine der Begründer der Hochscholastik, Albertus Magnus, von Rom aus zum Bischof von Regensburg ernannt werden sollte. Man kann sich heute innerhalb der katholischen Kirche selbstverständlich nichts anderes vorstellen, als daß das für einen Dominikaner, der bis dahin seinen Ruhm begründet hatte nur durch zahlreiche bedeutsame gelehrte Schriften und durch ein innerhalb seines Ordens sich vollziehendes rechtes Leben, eine ungemeine Erhöhung seiner Würde sei, zum Bischof eines der ersten Bistümer ernannt zu werden. Denn heute ist die katholische Kirche ein kompakter Organismus. Das ist er geworden, indem er im absolutistischen Sinne umgestaltet worden ist. - Der Ordensgeneral richtete also an Albertus Magnus einen Brief, als Albertus Magnus zum Bischof von Regensburg ernannt werden sollte, und dieser Brief hat etwa den folgenden Inhalt: Der Ordensgeneral beschwört Albertus Magnus, das Bistum nicht anzunehmen, nicht diesen Makel seinem Ruhme und dem seines Ordens zuzuführen. Er solle nicht auf das Verlangen des römischen Hofes eingehen, wo man die Dinge nicht so ernst nehme. Aller Nutzen, den er bisher durch sein frommes Leben und seine Schriften gestiftet, sei in Frage gestellt, wenn er Bischof werde und in die Verstrickung derjenigen Geschäfte geriete, die er als Bischof zu besorgen habe. Er solle seinen Orden nicht in tiefe Trauer versetzen. Damals gab es Stimmen innerhalb der Kirche, die so sprachen. Damals war die katholische Kirche keine kompakte Masse. Damals gab es innerhalb der Kirche die Möglichkeit, in tiefe Trauer versetzt zu werden, wenn jemand zu einem Amte auserkoren wurde, von dem er wußte, dass bei dessen Besetzung Rom es nicht besonders ernst nimmt. In Biographien des Thomas von Aquino finden Sie immer wiederum angeführt, dass er die Kardinalswürde ausgeschlagen hat. Ich führe Ihnen heute etwas von den wahren Gründen an, warum das also ist. Denn Sie lesen immer in den Biographien nur den Satz, dass er die Kardinalswürde ausgeschlagen hat. Es ist auch nicht leicht, die Gründe anzuführen, wenn man zugleich den Thomas von Aquino zum offiziellen Philosophen der Kirche macht."

Plotin, Porphyrios, Jamblichos, Augustinus: "Die römisch-katholische Kirche vertritt als eine grandiose Körperschaft dasjenige, was der vertrocknete Ausläufer der Zivilisation der vierten nachatlantischen Zeit war. Streng nachweisbar in allen Einzelheiten ist, dass die römisch-katholische Kirche den letzten Ausläufer desjenigen vertritt, was schon zum Schatten sogar geworden ist desjenigen, was berechtigte Zivilisation der vierten nachatlantischen Zeit war, berechtigt war bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts herein. Selbstverständlich kündigen sich spätere Früchte der Menschheitsentwickelung früher an, reichen frühere Sprossen noch in eine spätere Zeit hinein; aber im wesentlichen ist es so, dass die römisch-katholische Kirche dasjenige vertritt, was bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts für Europa und seine Kolonien zu vertreten war. Geisteswissenschaft, wie wir sie auffassen, soll dasjenige erfassen, was nun notwendig ist als fünfte nachatlantische Kultur. Die römischkatholische Kirche vertritt in einer Summe von Dogmen als ein geschlossenes Gebäude, das zwar erstorben ist, das aber noch ein Leichnam ist, etwas, was innerlich in einer wohlgefügten Logik zusammenhängt, in einer Wirklichkeitslogik zusammenhängt. Und enthalten ist in diesem Gebäude der Geist einer vergangenen Epoche; aber der Geist ist darinnen. Wie der Geist darinnen ist, das hat sich, denke ich, gezeigt durch die Vorträge, die ich hier über den Thomismus gehalten habe. Geist war in jenen Lehren, in den Dogmen der römisch-katholischen Kirche, Geist, der erschaut worden war von jenen Großen, deren letzte Nachzügler in Plotin, in Porpbyrios, Jamblichos und so weiter erschienen, und mit denen noch als, ich möchte sagen, in einer interessanten Art Augustinus kämpft, ringt. Was als Philosophie, als Wissenschaft, als öffentliche Meinung, als Weltanschauung zum großen Teile sich der modernen Zivilisation geoffenbart hat seit der Mitte des 15. Jahrhunderts, abgesehen von der römisch-katholischen Kirche, ist geistlos. Denn es beginnt der Geist der fünften nachatlantischen Zeit erst mit solchen Prinzipien, wie sie bei
Lessing und Goethe aufkommen. Denn es will dasjenige, was die naturwissenschaftliche Richtung - von Kopernikus, Galilei und Kepler angefangen - geistlos liefern konnte, woraus Darwin, Huxley und so weiter den Geist völlig ausgeblasen haben, es will das mit Geist erfüllt sein. Und Geisteswissenschaft will den Geist zur Offenbarung bringen, welcher der Geist sein muss der fünften nachatlantischen Periode. Eine Institution, die von einem gewissen Geist als ihrer Seele durchtränkt war, kann als Institution, wenn sie sich erhält, nur für das Vergangene kämpfen. Von der katholischen Kirche zu verlangen, dass sie für das Zukünftige kämpft, wäre eine Torheit. Denn nicht kann dieselbe Institution den Geist der fünften nachatlantischen Periode tragen, welche den der vierten getragen hat. Dasjenige, was die Konfiguration der katholischen Kirche geworden ist, was sich ausgebreitet hat über die zivilisierte Welt als die Konfiguration der katholischen
Kirche - und viel mehr als die Menschen glauben, war von dieser Konfiguration der katholischen Kirche durch die ganze Zivilisation hindurch vorhanden; die Monarchien waren durchaus im Grunde genommen, auch wenn sie protestantisch waren, ihrem Gefüge nach lateinischkatholische Einrichtungen."

Der Jesuitenorden ist begründet worden 1534 durch Ignatius von Loyola (1491 -1556); im Jahre 1540 durch Papst Paul III. bestätigt; Pieter Canisius (de Hondt), 1521 -1597, heftiger Gegner der Reformation, Ausweisung der Jesuiten aus
der Schweiz am 3. September 1847: "Ich möchte doch einmal darauf hinweisen, dass in Freiburg Canisius es war, der unmittelbare Schüler des Ignatius von Loyola, welcher das Jesuitenkollegium in Freiburg 1580 selber eingerichtet hat, das dann seine Kolonie in Solothurn begründet hat. Ich möchte doch auch erzählen, dass nach der Aufhebung des Jesuitenordens durch Clemens XIV. selbstverständlich die Jesuiten auch aus der Schweiz verschwinden mussten, denn sie pflanzten sich nur fort in den Ländern Friedrichs II. von Preußen und der Kaiserin Katharina von Russland. Denen verdankt der Jesuitenorden seine Kontinuität. Ich habe das neulich schon ererwähnt. Aber in diesem merkwürdigen Interregnum, das da bestand zwischen der Aufhebung des Jesuitenordens durch den Papst Clemens XIV., 1773, und der Wiederherstellung durch Pius VII, 1814, da spielt sich doch mit dem Jesuitenorden etwas sehr Merkwürdiges ab, denn in dieser Zeit war zum Beispiel in Sitten die Anstalt selbstverständlich verblieben, die bis dahin von Jesuiten geleitet war, und es waren auch zum großen Teile dieselben Lehrer geblieben; nur waren diese Lehrer bis 1773 Jesuiten und von 1773 an waren sie keine Jesuiten mehr, sondern man redete dann davon, dass in den betreffenden Lehranstalten die sogenannten «Väter des Glaubens» lehren. Deshalb war es nicht besonders wunderbar, dass 1814 in Brig, 1818 in Freiburg, 1836 in Schwyz, 1844 in Luzern die Jesuitenkolonien wiederum errichtet wurden, nachdem Pius VII. das Dekret Clemens XIV. 1814 aufgehoben hat."

Thomismus: "Das hat der sehr einsichtige, mit Bezug auf seine Intelligenz grandiose Papst Leo XIII- wohl getan, indem er den Thomismus herübergenommen wissen wollte in der Art, wie der Thomismus eben noch im vierten nachatlantischen Zeitraum war. Man brauchte diejenige Philosophie, die grandios ist, aber grandios ist für den vorigen Zeitraum. Denn selbstverständlich ist es objektiv so, dass alles das, was hinterher als Philosophie aufgetreten ist, kleiner ist gegenüber
demjenigen, was in der Hochscholastik als Philosophie da war; aber dasjenige, was klein ist, ist eben ein Anfang, und dasjenige, was in der Hochscholastik da war, war eine Vollendung. Nun muss man bedenken, dass die Menschheit doch vorwärtsschreiten will, und daher kam es, dass nun wirklich, sei es durch Natur-, sei es durch Geschichtsforschung, unter den katholischen Klerikern ganz merkwürdige Dinge auftauchten. Da war es schon notwendig, um dasjenige, was vom Augustinismus im katholischen Klerus ist, aufrechtzuerhalten, starke Maßregeln zu ergreifen. Daher der Antimodernisteneid." [6]
 

3. Sozialer Organismus II; anerkannte Universitätswissenschaft versus Initiationswissenschaft; Plato spricht von einem Leben vor der Geburt im Gegensatz zu Aristoteles und der Kirche; Albertinismus, Thomismus ohne Dogmen; Oswald Spengler, seine Genialität und Torheit; Verfolgungen der alten Mysterienweisen durch Cäsar an bestimmten Stätten in Frankreich, in Alesia und Dreux, westlich von Paris bei Chartres

Anerkannte Universitätswissenschaft versus Initiationswissenschaft; Plato spricht von einem Leben vor der Geburt im Gegensatz zu Aristoteles und der Kirche: "Solange abgelehnt wird von dem, was anerkannte Universitätswissenschaft ist, was anerkannter öffentlicher Unterricht ist, solange abgewiesen wird die Initiationswissenschaft, solange nur anerkannt wird die äußere materialistische Wissenschaft, die heute eine anerkannte ist - so lange wird die Menschheit immer gefaßt sein müssen auf solche chaotische soziale Zustände, wie wir sie jetzt haben. Vor solchen chaotischen sozialen Zuständen wird die Menschheit der Zukunft nur retten die Initiationswissenschaft. Diese Initiationswissenschaft wird ja - das habe ich schon öfters erwähnt - vor allen Dingen denjenigen Menschen, an die sie herankommen kann, ein Bewußtsein davon geben, dass dieses Leben hier auf der Erde, das wir durch unsere Geburt antreten, die Fortsetzung eines geistigen Lebens ist, das wir zwischen dem letzten Tode und dieser Geburt in der übersinnlichen Welt durchgemacht haben. Sie wissen, dass von den gegenwärtigen Bekenntnissen der zivilisierten Welt von diesem geistigen Leben, das unserer Geburt, oder sagen wir unserer Empfängnis, vorangeht, gar nicht gesprochen wird. Es wird aus einem ganz bestimmten Grunde nicht gesprochen. Warum wird nicht gesprochen von einem Leben vor der Geburt? Es wird deshalb nicht gesprochen, weil in einem gewissen Zeitpunkte, der zusammenfällt mit der griechischen Entwickelung zwischen Plato und Aristoteles, weil in dieser Zeit der Menschheit das Bewußtsein verlorengegangen ist von diesem vorgeburtlichen geistigen Leben. Plato spricht ja deutlich davon. Aristoteles aber hat schon in einer ganz energischen Weise die Theorie verfochten, dass jedesmal, wenn ein Mensch geboren wird, er eine ganz neue Seele mit seinem physischen Leib vereinigt bekommt. Es entsteht gewissermaßen für jeden physisch zu gebärenden Menschen eine neue Seele; das ist aristotelische Lehre. Es beginnt also das eigentliche Seelische, auch das höchste seelische Leben, nach dem Aristoteles mit des Menschen Geburt. Wenn man eine solche Anschauung hat, so kann man auch nicht anders, als selbstverständlich sagen, daß dasjenige Leben, welches mit dem Tode beginnt, welches der Mensch dadurch beginnt, daß er seinen physischen Leib abgeworfen hat, und von dem auch Aristoteles spricht, dass dieses Leben fortdauert, daß dieses Leben nicht wiederum zu einem Erdenleben herabsteigt. Denn wenn man nicht von einem vorgeburtlichen Leben spricht, so hat es ja selbstverständlich keine Berechtigung, zu glauben, dass der Mensch nicht ewig zu bleiben habe nach seinem Tode in einer geistigen Welt. Das aber hat schon Aristoteles dazu geführt, außerordentlich schwerwiegende Konsequenzen aus solchen Vorstellungen zu ziehen. So zum Beispiel hat er die Konsequenz gezogen, daß, wenn jemand hier auf der Erde zwischen der Geburt und dem Tode ein Leben geführt hat, welches Böses auf seine Seele geladen hat, er dann für alle Ewigkeit wird zurückschauen können, müssen auf dieses Böse, dass es nicht wiederum ausgelöscht werden kann, nicht wiederum überwunden werden kann. So dass vor Aristoteles die Perspektive stand, dass der Mensch, wenn er gestorben ist, ewig zurückzuschauen hat auf dieses eine Erdenleben, das er zu absolvieren hat. Diese Lehre des Aristoteles ist voll übernommen worden von der katholischen Kirche. Und in der Zeit, in der im Mittelalter die katholische Kirche sich eine Philosophie suchte, welche ihre Theologie tragen kann, da hat sie für das Leben der Seele diese aristotelische Seelenlehre angenommen, und man erkennt heute noch in der Ewigkeit der Höllenstrafe den Nachklang der aristotelischen Lehre. ... Wichtig ist es, die Präexistenz den Menschen wiederum zum Bewußtsein zu bringen. Von der Präexistenz ist selbstverständlich nicht ablösbar die Anschauung von den wiederholten Erdenleben. So kann man sagen, dass zum Beispiel gerade die katholische Kirche eine aristotelische Lehre aufgenommen hat und sie zu ihrem Dogma gemacht hat, und dass dieses Dogma ersetzt werden muß durch die höhere Erkenntnis von den wiederholten Erdenleben, von der Präexistenz, von dieser zuerst eigentlich klar bei Aristoteles außer acht gelassenen Lehre der Präexistenz der menschlichen Seele." [7]

Albertinismus, Thomismus ohne Dogmen: "Mit allen Institutionen geht es im Grunde genommen so, die auf äußere Abstraktion gebaut sind. Wenn ein Staat jung ist, so hat er noch wenig Gesetze, und man ist verhältnismäßig noch ungebunden durch Gesetze. Je länger der Staat besteht, und namentlich je länger die Parteien der Staaten ihre gescheiten Betrachtungen anstellen, desto mehr Gesetze werden gemacht. Und zum Schluss sind diese so, dass man sich nicht mehr in ihnen auskennt, denn es gibt über alles nicht nur ein Gesetz, sondern alles ist in die Maschen sich verschlingender Gesetze gefangen, aus denen man außerordentlich schwer herauskommen kann. So geht es aber auch in den Kirchen. Wenn eine Kirche beginnt, ihren Gang durch die Welt zu machen, dann hat sie noch verhältnismäßig wenig Dogmen. Aber die Menschen müssen doch etwas zu tun haben, und so, wie die Staatsmänner immer Gesetze machen, so machen die Kirchenmänner immer mehr und mehr Dogmen, und so wird endlich alles zum Dogma. Das Dogma konsolidiert sich zuletzt. Diese Konsolidierung des Dogmawesens ist besonders stark zu beobachten innerhalb der zivilisierten Menschheit der neueren Zeit erst nach der Hochscholastik, die ich hier zu Pfingsten charakterisiert habe. Denn wer wirklich sinngemäß die Hochscholastik studiert, den Albertinismus, den Thomismus, der wird finden, dass da noch alles über das Dogma flüssig ist, diskutiert wird, dass da noch durchaus die Diskussion als etwas Selbstverständliches angesehen wird." [8]

Was Oswald Spengler nicht berücksichtigt hat: "Es ist das Spenglersche Buch ein Buch mit geistigen Qualitäten, aus scharfer Beobachtung herrührend und aus einem wirklichen Durchdrungensein mit der heutigen Wissenschaftlichkeit heraus geschrieben, und nur der gewöhnliche Lebensleichtsinn kann über solche Dinge oberflächlich hinwegsehen. Wenn solch eine Erscheinung kommt, dann tritt eben jene historische Sorge auf in dem Weltenbetrachter, von welcher ich hier des öfteren gesprochen habe und welche ich mit den folgenden Worten kurz zusammenfassend charakterisieren kann. Wer heute sich wirklich bekanntmacht mit dem inneren Wesen dessen, was im sozialen, im politischen, im geistigen Leben wirkt, wer da sieht, wie alles das, was wirkt, nach dem Niedergang hinstrebt, der muss sich sagen, wenn er nun Geisteswissenschaft kennt, wie sie hier gemeint ist: Eine Heilung kann es nur geben, wenn dasjenige, was man die Weisheit der Initiation nennt, in die Menschheitsentwickelung hineinfließt. - Denn denken wir uns einmal diese Weisheit der Initiation fort, denken wir einmal, das, was wir hier in gutem Sinne geistige Anschauung nennen, würde von der Menschheit vollständig außer acht gelassen, würde verbannt, würde keine Rolle spielen im weiteren Fortgange der Menschheitsentwickelung, - was würde die notwendige Folge sein müssen? Sehen Sie, wenn wir hinschauen auf die alte indische Kultur, so hat sie wie ein Organismus einen Kindheitszustand, Reife, Altern, Verfall, Tod; dann setzt sie sich fort. Aber das, was sie fortsetzt, lebt ja nicht in Wirklichkeit mehr. Wir haben dann die persische, die chaldäischägyptische, die griechisch-lateinische, unsere Zeit; aber immer haben wir etwas, was Oswald Spengler nicht berücksichtigt hat, was er eigentlich als streng naturwissenschaftlicher Beobachter nicht berücksichtigen konnte. Es ist ihm das vorgeworfen worden von einigen seiner Gegner. Denn einiges ist auch schon gegen das Buch von Spengler geschrieben worden ... Es ist Spengler also vorgeworfen worden, dass ja die Kulturen immer nicht nur Kindheit, Reife, Verfall, Tod haben, sondern dass sie sich fortsetzen, und so werde es auch mit der unsrigen sein: wenn sie eines seligen Todes sterbe im Jahre 2200, so werde sie sich schon wiederum fortsetzen. - Es ist dabei nur das Eigentümliche zu beachten, dass  Spengler eben ein guter naturwissenschaftlicher Beobachter ist und deshalb keine Fortsetzungsmomente findet, dass er daher nicht von einem Samen sprechen kann, der etwa in unserer Kultur drinnen ist, sondern nur von den Niedergangserscheinungen, die sich ihm, dem naturwissenschaftlichen Beobachter, darbieten. Und diejenigen, die davon sprechen, dass sich die Kulturen fortsetzen, haben auch nichts besonders Gescheites gerade über dieses Buch zu sagen gewußt. Ein ganz junger Mann hat eine etwas verschwommene Mystik vorgebracht, in der er von «Weltrhythmus» spricht; aber auch damit ist eben nur eine verschwommene Mystik geschaffen, nicht irgend etwas, was den bewiesenen Pessimismus in einen Optimismus verwandelt hätte. So geht eigentlich aus dem Spenglerschen Buche nur hervor, dass der Untergang kommen wird, nicht aber ein Aufstieg erfolgen könne. ... Sie können noch so viele Nuancen sozialer Fragen aufwerfen, noch so viele Nuancen von Frauenfragen aufwerfen, noch so viele Versammlungen für diese oder jene Fragen halten, wenn Sie aus dem heraus, was aus Altem übertragen ist, Ihr Programm prägen, dann schaffen Sie etwas, was nur scheinbar ein Schaffen ist, und für das durchaus anwendbar sind die Ideen des Oswald Spengler. Die Sorge, von der ich gesprochen habe, von ihr muß deshalb gesprochen werden, weil es notwendig ist, dass nun eine ganz neue Initiationsweise beginnt aus dem menschlichen Willen, aus der menschlichen Freiheit heraus; weil in der Tat, wenn wir uns bloß auf die Außenwelt und auf das Überkommene verlassen, wir untergehen im Abendlande, wir in die Barbarei verfallen und wir nur aufwärtskommen können aus dem Willen heraus, aus dem Schöpferischen des Geistes heraus. Eine neue Initiationsweisheit muss einsetzen. Diese Initiationsweisheit, die in unserer Epoche ihren Anfang nehmen muss, wird ebenso wie die alte Initiationsweisheit, die nur allmählich dem Egoismus, der Selbstsucht und dem Vorurteil verfallen ist, ausgehen müssen von Sachlichkeit und Vorurteilslosigkeit und von Selbstlosigkeit. Sie wird von da aus alles durchdringen müssen." Zum Oswald Spenglerschen Buch «Der Untergang des Abendlandes»: "Ich bemerkte, dass denjenigen, der solche Dinge heute mit dem dazu nötigen Ernst zu nehmen weiß, eine große Kultursorge überkommen müsse, jene Kultursorge, die sich in einer ganz bestimmten Weise charakterisieren lässt, nämlich die Sorge, die daraus hervorgeht, dass unsere Zivilisation nicht weiter sich entwickeln kann ohne einen Einschlag, der von seiten der Initiationswissenschaft der Welt wird, dass es also nötig sei, dass alles Tun, alles Wollen der Menschen befruchtet werde durch dasjenige, was heute geistig erschaut werden kann. Dann, wenn die Schwelle, die da ist zwischen der physischen und überphysischen Welt, überschritten wird aus jenem Wissen, das nichts entnehmen kann der physischen Welt, das aber durch und durch aufklärend wirkt für diese physische Welt, müssen aus diesem Wissen auch die Antriebe kommen zum sozialen Leben in der Gegenwart und in der nächsten Zukunft."

Imprimatur, die kirchliche Druckgenehmigung ist erforderlich für die Bücher der Heiligen Schrift, theologische und religiöse Schriften, sowie für alle Veröffentlichungen der Geistlichen und Ordensleute: "Man muss heute nicht feige sein, sondern mutig hinblicken auf das, was wahres Christentum ist und was angebliches Christentum ist. Wir leben eben in der Zeit, die, weil die Menschen schon feige genug gewesen sind, nicht das äußerlich darzuleben, was sie innerlich doch mehr oder weniger erkannt haben, in diese Katastrophe hineingeführt hat. Unsere Katastrophe ist in ihrem Ursprung eine geistige Katastrophe - wie wir oftmals gesagt haben -, und wir kommen nicht aus dieser Katastrophe eher heraus, als bis wir uns zu dem Geiste der Wahrheit wenden, der in der Geistesschau dasjenige sucht an Kraft, was ihm das «Imprimatur» gibt, nicht eine von einer weltlichen Organisation eingesetzte Oberkirchenbehörde."

Der Christus ist der Theologie abhanden gekommen; Inquisition weit vor der katholischen Inquisition, Verfolgungen gegenüber den alten Mysterienweisen durch Cäsar, an einer bestimmten Stätte in Frankreich, nämlich Alesia, die Stätte alter keltisch-gallischer Kultur; wurde 52 v. Chr. durch Cäsar zerstört. Reste bei dem Dorf Alise Ste.-Reime im Dept. Cöte-d'Or; ohne Christus Kultur der Barbarei wie zur Zeit der Nationalsozialisten oder des Kommunismus, der in Ländern wie Russland und China immer noch andauert: "Der Christus ist der Theologie abhanden gekommen, weil einfach der Christus in dem Jesus von dem Gesichtspunkte äußerer sinnlicher Wissenschaft nicht verstanden werden kann. Die alte übersinnliche Wissenschaft, das Erbe der Mysterien, ist für die Menschen verlorengegangen. Sogar schon in den Jahrhunderten vor dem Mysterium von Golgatha sind die letzten großen Mysterien, die zum Beispiel in Frankreich waren, durch den eindringenden Romanismus, welcher ja überall die Verkörperung der Nüchternheit ist, zerstört worden. Im letzten Jahrhundert vor der Entstehung des Christentums wurden an einer bestimmten Stätte in Frankreich durch die römischen Truppen die alten Druidenmysterien zerstört. Hunderte und Hunderte von Initiierten wurden dazumal in wenigen Tagen vom Leben zum Tode befördert. Man kann sagen, es war das eine Inquisition weit vor der katholischen Inquisition. Und wenn einmal die Geschichte nicht eine Fable convenue sein würde, würde man zum Beispiel von dem römischen Cäsar noch andere Dinge zu erzählen wissen, als gewöhnlich erzählt werden, würde man zu erzählen wissen von seinen Verfolgungen gegenüber den alten Mysterienweisen, würde gerade in ihm sehen einen derjenigen, die sich zur Aufgabe gestellt haben, mit Stumpf und Stiel auszurotten, was an Mysterienerbschaft in die damalige Zeit hereingekommen ist. Dennoch erhielten sich aber immer, selbst bis in das Mittelalter herein, ja bis herauf in das 18. Jahrhundert, Nachklänge der alten Mysterienweisheit, und man konnte immer noch in einer gewissen Weise mit Hilfe dieser alten Mysterienweisheit das Mysterium von Golgatha verstehen. Die Unmöglichkeit, das Mysterium von Golgatha zu verstehen, ist eigentlich erst im 19. Jahrhundert heraufgestiegen. Und im 19. Jahrhundert sehen wir eigentlich die moderne Theologie sich so entwickeln, dass immer mehr und mehr der Christus-Begriff verlorengeht, dass immer weniger die Menschen etwas verstehen von dem eigentlichen Wesen des Mysteriums von Golgatha, diejenigen Menschen nämlich, die sich bemühen, wirklich etwas zu verstehen, die nicht auf das Diktat einer äußeren Kirche hin die Dinge annehmen. Um was kann es sich denn eigentlich nur handeln, wenn wir die Initiationswissenschaft in der Gegenwart gegenüber dem Mysterium von Golgatha betrachten? Es kann sich nur darum handeln, dass wiederum Mysterienweisheit gefunden werde, daß durch diese neue Mysterienweisheit das Mysterium von Golgatha den Menschen wiederum verständlich werden könne. Es ist wirklich so: Wenn die Entwickelung in derselben Weise fortginge, wie sie geführt hat zur abendländischen Naturwissenschaft, zum Galileismus, zum Kopernikanismus, so würde aus dem sich immer mehr und mehr barbarisierenden Leben des Abendlandes das Mysterium von Golgatha vollständig verschwinden. Das ist schon das, was in der Gegenwart durchaus mit dem tiefsten Ernste genommen werden sollte. Wenn das Ideal von Wissen, das heute offiziell vertreten wird, sich allgemein ausbreitete, so würden wir Verhältnisse haben im Abendlande, verhältnismäßig bald eine - wenn man es dann noch so nennen könnte - Zivilisation haben - man müsste eigentlich sagen eine Barbarei - , die gar nichts mehr weiß, die gar nicht mehr spricht von dem Mysterium von Golgatha. Es könnte sein, dass sich innerhalb dieser Barbarei durch äußere Machtmittel der Kultus zum Beispiel der römisch-katholischen Kirche erhalten hätte. Aber diejenigen, die denken, würden keinen Sinn mehr verknüpfen mit den Handlungen, die sich da vollziehen. Sie würden sie als äußerliche Dinge empfinden, wie in einer gewissen Zeit als äußerliche Dinge empfunden worden sind die Zeremonien, welche die alten Germanen gegenüber ihrem Odin und so weiter vollzogen haben. Das würde der Erdenentwickelung ihren Sinn nehmen, denn diese Erdenentwickelung kann ihren Sinn nur haben durch die Wirkung des Mysteriums von Golgatha." 

In der atlantischen Welt war das hauptsächlichste Mysterienwesen in den Orakelstätten, später gab es in Europa an vielen Stellen Mysterien, z.B. in der Gegend des heutigen Frankreich, in Alesia und Dreux, westlich von Paris bei Chartres, von wo aus 52 v. Chr. die Carnuten den Aufstand gegen die Römer entflammten, um alsbald ebenfalls niedergeschlagen zu werden, nachdem Cäsar über Alesia vorgedrungen war: "Da wurde gewissermaßen der breiten Masse der Menschheit erst entzogen das Wissen von den übersinnlichen Welten, und es wurde dieses Wissen das Eigentum der in die Mysterien initiierten Menschen. So dass die Entwickelung so geht, dass eigentlich immer mehr und mehr das übersinnliche Wissen aus der großen Masse der Menschen schwindet und in seiner eigentlichen Form bewahrt wird in den Mysterien. Diese Mysterien haben aber damals, wie Sie wissen, noch weite Umfange urweltweisheitlicher Erkenntnisse in sich beschlossen und sie haben sie in sich beschlossen bis nahe an die christlichen Zeiten heran, einzelne bis in viel spätere Zeiten hinein. Aber verschiedene Mysterien mit dem allertiefsten Wissen, wie zum Beispiel eines, eigentlich zwei, in der Gegend des heutigen Frankreich, sind im Jahrhundert vor der Entstehung des Christentums, wie ich Ihnen neulich andeutete, durch die Römer mit Stumpf und Stiel ausgerottet worden, sogar auf eine furchtbar blutige Weise ausgerottet worden. Und an diesen Stätten, auf die man da hinweisen muss, erfloss noch in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten innerhalb Europas ein wunderbares, eindringliches Wissen, das seither für Europa völlig verschwunden ist. So geschah es auch an anderen Orten Europas." [9]

Universitäten, in denen sich schon islamische Terroristen, Kommunisten und Materialisten breit machen, die dazugehörige Zeitungsliteratur und populäre wissenschaftliche Literatur bestätigen Spenglers These; seine Genialität und Torheit, dass das Preussentum (das später 1933-1945 in nationalsozialistische Barbarei mündete) bis 2200 dauern würde sowie das Russentum (das 1917 in die bis heute vorherrschende sozialistisch-kommunistische Barbarei mündete): "Würde das Abendland nur dasjenige behalten, was jetzt auf Universitäten, Gymnasien, Mittelschulen, Volksschulen an die Menschen herangebracht wird, was herangebracht wird durch unsere Zeitungsliteratur, durch unsere populäre wissenschaftliche Literatur - Spenglers Rechnung, dass im Jahre 2200 die Barbarei über dieses Abendland hereinbrechen muss, wäre berechtigt. Allein der Appell an den Willen der menschlichen Seele, wie ihn die Geisteswissenschaft geben kann, weil sie geistige Kräfte entflammt in dieser menschlichen Seele, weil sie den äußeren, heute überall zum Niedergang drängenden Kräften diejenige Kraft, die der Mensch aus seinem Willen entgegensetzen muss, entgegensetzt, allein Geisteswissenschaft hat das Recht, gegenwärtig sich aufzubäumen gegen solch wissenschaftliches Rüstzeug, wie es von Oswald Spengler dargeboten wird. Gewöhnliche, profane Widerlegungen des Spenglerschen Buches sind eine Lächerlichkeit. Aber gerade an diesem Spenglerschen Buche, was erfahren wir? An der ganzen Art, wie es gedacht ist, wie die Forschungen darinnen verarbeitet sind, sieht man, dass dieses Spenglersche Denken ganz hervorgegangen ist aus dem Denken gerade der breiten Masse der heutigen gebildeten Menschheit, nur, dass Spengler eben ungemein viel gescheiter und genialischer ist als der heutige Durchschnittsmensch. Daher sagt er über viele Dinge gerade das Entgegengesetzte von dem, was der heutige Durchschnittsmensch sagt, aber es liegt dasjenige, was er sagt, doch nur in der geradlinigen Fortsetzung dessen, was der Durchschnittsmensch heute denkt, was der Durchschnittsmensch heute für das Richtige hält. Aber wie tritt uns dieses Buch entgegen, das auf Tausende und aber Tausende Seelen heute einen erschütternden Eindruck macht, wenn wir es unbefangen mit dem Blicke, der uns aus der Initiationsweisheit kommen kann, betrachten? Es klärt uns geradezu auf über das innerste Gefüge der heutigen traditionellen Weltanschauung, des heutigen landläufigen Denkens. Es zeigt sich an dem Spenglerschen Buche das Merkwürdige, daß man genial sein kann - Spengler ist genial, außerordentlich genial - und dennoch die größten Torheiten sagen kann; denn in seinem Buche sind auch die größten Torheiten enthalten, aber Torheiten, die eigentlich heute nur ein genialer Mensch finden kann. Die anderen Menschen sind nicht geeignet dazu, solche große Torheiten zu finden, wie sie Spengler gefunden hat. Nun stelle man sich die Verwirrung vor, die in den Gemütern anrichten muss ein Buch, bei dem man auf jeder Seite die Genialität und die Torheit zu gleicher Zeit bewundern kann! Die Extreme stoßen heute in einer Weise zusammen, wie man es sich vielleicht vor hundert Jahren, vielleicht vor hundertzwanzig Jahren noch nicht hätte träumen lassen brauchen. Und wenn heute die Philister mir etwa vorwerfen, dass ich jemanden einmal genial nenne und dann auch töricht nenne, so muss ich sagen, dass ich mir das heute schon vorbehalte. Ich begehe dann vielleicht heute auch noch den Fehler, dass ich Oswald Spengler zugleich ein Genie und zugleich einen Toren nenne, denn er ist beides zugleich. Das ist man aber, wenn man herauswächst aus der merkwürdigen Konfiguration gerade der heutigen Literatur. Man muss schon so gescheit sein wie Spengler, so grundgescheit, um solch blödsinnige Dummheiten auszusinnen, wie sie Spengler ausgesonnen hat. Mit einem geringen Grad von Gescheitheit kommt man zum Beispiel nicht zu den faszinierenden, blendenden Behauptungen Spenglers, dass der richtige, der wahre Sozialismus das Preußentum ist, und dass die bis zum Jahre 2200 niedergehende, also durchaus dem Tode verfallende abendländische Kultur keinen anderen Ausweg mehr hat, als ganz preußisch, das heißt, ganz sozialistisch im Spenglerschen Sinne zu werden. Und eine Broschüre, die als eine Ergänzung dasteht neben dem Buch «Der Untergang des Abendlandes», «Preußentum und Sozialismus», ist auf jeder Seite voll des Genialsten, was man an Einblicken in einzelne Detailerscheinungen des geistigen und sozialen Wesens heute haben kann. Was zum Beispiel Spengler da über das Russentum sagt, erinnert mich zuweilen - allerdings indem ich immer Rücksicht nehmen muß auf all das, was ich gerade jetzt über Oswald Spengler gesagt habe - an manches, was ich über das Russentum, über die Zukunft des Russentums und über die Geartetheit des russischen Volkes vor vielen Jahren selbst gesagt habe. Und da Spengler erklärt, dass er das, was er über das Russentum sagt, namentlich über seine wissenschaftliche Berechtigung, in seinem zweiten Bande von «Der Untergang des Abendlandes» weiter ausführen werde, so muss ich sagen: Ich freue mich auf jenen «genialen Kohl», der aus diesem zweiten Bande über die Zukunft Europas unter dem Einfluss des sich weiter entwickelnden Russentums gesagt sein wird. Sie sehen, man muss heute paradox werden, wenn man wahr schildern will dasjenige, was eigentlich um uns ist, und man kommt nicht zurecht, wenn man nicht in solch paradoxer Form schildert, was unter uns ist. Ein Drittes, was man auch bei Oswald Spengler findet: er schildert ganz und gar einen Pessimismus. Denn es ist doch ein Pessimismus, wenn man sagt: Im Jahre 2200 wird alle abendländische Zivilisation von der Barbarei abgelöst sein. - Und es ist namentlich ein Pessimismus, wenn man das mit zwölf bis fünfzehn Wissenschaften so streng beweist, wie das Spengler tut. Aber Spengler betet in einer gewissen Weise mit religiöser Demut diesen Pessimismus an. Er ergeht sich in diesem Pessimismus, ich möchte sagen, er glorifiziert diesen Pessimismus, diesen Sozialismus oder dieses Preußentum,~ welches die ganze Welt ergreifen wird, weil nur noch durch Organisation und Durchtränkung der Gesellschaft im preußischen Sinne eben bis zum Jahre 2200 der notwendige Untergang hinausgeschoben werden kann. Das alles ist doch wohl Pessimismus! Aber das ganze, das da Oswald Spengler vor sich hat als diese sozial verpreußte Welt, diese bis zum Jahre 2200 noch lebende, dann sterbende abendländische Welt, sie wird gewissermaßen von ihm noch glorifiziert. Er schildert sie mit innerem Feuer, aber es ist kein nachhaltiges Feuer, es ist ein Theaterfeuer, wenn man genau zusieht. Ich rede nicht gern abstrakt, rede am liebsten in Tatsachen. Und wenn man nach dem Grund fragen würde: Warum muss heute ein genialer Mensch, indem er gerade eine feine Beobachtung hat für gewisse Detailerscheinungen der gegenwärtigen Zivilisation, zugleich so töricht sein? Warum muss ein so grundgescheiter Mensch zugleich solche Hauptdummheiten behaupten? Warum muss ein solcher Mensch, der den Pessimismus hinmalt, diesen Pessimismus hinmalen mit einem Theaterfeuer, das diesen Pessimismus, wenn man vergessen kann, dass er zum Untergange führt, erscheinen lässt wie einen grandiosen Optimismus, wie das Herausfordern der Bewunderung für diesen katastrophalen Untergang? Warum ist das alles? Ich möchte mit einem ganz konkreten Satze antworten: Oswald Spengler fordert, während er ganz naturwissenschaftlich denkt, für das 20. Jahrhundert Psychologie, aber er hat keine blasse Ahnung von der menschlichen Seele. Warum? Weil er in demselben Augenblicke, wo er das Wort «Theosophie» - Anthroposophie scheint er nicht zu kennen -, wo er die Worte «Theosophie» und «Okkultismus» in den Mund nimmt, einen roten Kopf bekommt und ganz fuchtig wird. Daher kann sich seine geniale Betrachtungsweise auch nur der Schale widmen, nicht der Innerlichkeit, durch die die Seele aufgesucht werden muss. Daher kann sein Feuer auch nicht dasjenige sein, was aus den elementaren Urgewalten des Menschen hervorgeht, sondern ist im Grunde genommen doch nur ein Theaterfeuer. Oswald Spengler bekommt einen roten Kopf, wenn er die Worte «Theosophie» und «Okkultismus» in den Mund nimmt, und er kann, wie es scheint, kaum einen anderen Zweck finden für Okkultismus und Theosophie, als dass mit ihnen der Bolschewismus, der Spartakismus ein wenig zu einer Art Salonsozialismus aufgepäppelt werde. - Das ist wiederum die grandiose Dummheit eines Menschen, dessen Genie aus der Geistsubstanz der Gegenwart heraus geboren wird. Das bezeugt aber zu gleicher Zeit, dass da, wo keine Ahnung vorhanden ist, sondern nur ein roter Kopf gegenüber der geistigen Vertiefung, daß da eben die verwirrendsten Kulturerscheinungen der Gegenwart zutage treten müssen, auch wenn sie genial auftreten." [10]
 

4. Grundimpulse sozialer Gestaltung I; Dreigliederung des sozialen Organismus; nach außen und nach innen gerichtete Sinne; Wirkung der Sinne; Mystiker; Tragik des modernen Materialismus; Fichte von der gewöhnlichen Belletristik und Wissenschaft nicht verstanden; Unsterblichkeit, Ungeburtlichkeit

Timur-Khan, Dschingis-Khan, Lenin und alle seine Verehrer von Stalin bis Putin fallen unter den Begriff Barbarei oder Leninistischer Imperialismus: "Aber was ist denn nun für ein Unterschied zwischen der Art, wie solche Menschengruppen zu ihrer geistigen Führung stehen, und derjenigen Stellung, welche heute Parteimeinungen zu ihrer geistigen Führung haben? Parteiprogramme, die man in abstrakten Ideen umrissen entwickelt, die hatten diese alten Menschen nicht. Timur-Khan, oder Dschingis-Khan oder einem dergleichen wäre es schlecht bekommen, wenn er erst ein Parteiprogramm vor seine Menschengruppierungen hingestellt hätte wie etwa Dschingis-Khan, der gegenwärtige, den man heute Lenin nennt, etwa erst ein Parteiprogramm zwischen sich und die Seinigen hinstellt! Das ist ein beträchtlicher Gegensatz. Die Groß-Khane der ehemaligen Mongolen waren ohne Programm, aber diejenigen, die etwas wußten, die sahen in ihnen die lebendigen Verkörperungen übersinnlicher Wesenheiten. Die Groß-Khane der Gegenwart, Lenin und Trotzkij tragen statt des Bewußtseins, die Sendboten eines höheren Wesens zu sein, ein abstraktes Parteiprogramm in ihrer Seele herum. Das ist ein beträchtlicher Unterschied, denn dadurch ist ja gesagt: diejenigen, die da unten im Parteiwesen herumlungern, die haben in ihrem Bewußtsein nur die abstrakten Ideen und sie leugnen es bewußt sich selber ab, dass sie in der Gefolgschaft irgendwelcher übersinnlicher Wesenheiten stehen. ... Es gibt viele Menschen, die glauben, mit dem, was da im Osten einmal entstehen werde, habe dieser Leninismus und Trotzkiismus irgend etwas zu tun. Gar nichts haben sie zu tun mit dem, was da im Osten entstehen soll, sondern lediglich mit dem, was im Osten zugrunde geht, was weiter zugrunde gerichtet wird durch den Leninismus und Trotzkiismus. Das sind bloß zerstörende Kräfte, und was im Osten entstehen soll, muss sich gegen diese zerstörenden Kräfte herausentwickeln. Man möchte sagen: Da im Osten hat man irgend etwas als Grundlage, das beachtet man heute weniger. Darüber hat sich gebreitet in den letzten Jahren dieser Bolschewismus, Leninismus, Trotzkiismus als zerstörende Kräfte. ... Leninismus und Trotzkiismus sind lediglich die Fortsetzung des alten Zarismus, und Lenin ist, was ich hier schon einmal betont habe, der Zar, bloß in einem andern Gewände, im Grunde ganz dasselbe." 

Statt Leninistischer Imperialismus muss sich in der freien Welt eine Dreigliederung des sozialen Organismus entwickeln. Dieser zufolge soll das gesamte öffentliche Leben wesensgemäß in die drei Gebiete des Geisteslebens, Wirtschaftslebens und Rechtslebens gegliedert werden. In Anlehnung an die Ideale der Französischen Revolution «Freiheit», «Gleichheit», «Brüderlichkeit» wird dem Geistesleben das Freiheitsprinzip, dem Rechtsleben das Gleichheitsprinzip und dem Wirtschaftsleben das Brüderlichkeitsprinzip zugeordnet. (Ders. 1919 «Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft», GA 23) [11]

Ichsinn, Sinn für die Ich-Wahrnehmung, nach außen und nach innen gerichtete Sinne; Wirkung der Sinne, Wirkung des Lebenssinnes jenes Durchdrungensein von Behaglichkeit, was nur gestört ist, wenn einem irgend etwas weh tut in seinem Inneren; da ist der Lebenssinn, der sonst als Behaglichkeit heraufstrahlt, so, dass er gestört ist, geradeso wie ein äußerer Sinn gestört ist, wenn man zum Beispiel schlecht hört; der Mensch würde, wenn er keinen Tastsinn hätte, das Gottgefühl nicht haben: "Wenn wir Menschen gegenüberstehen, dann nehmen wir nicht nur ihre Gedanken wahr, sondern wir nehmen auch das Ich selber wahr. Und auch das Ich ist noch nicht wahrgenommen, wenn man bloß die Gedanken wahrnimmt. Gerade aus demselben Grunde, warum wir abgesondert den Hörsinn vom Sehsinn statuieren, müssen wir, wenn wir auf die feineren Gliederungen der menschlichen Organisation eingehen, auch einen besonderen Ichsinn, einen Sinn für die Ich-Wahrnehmung statuieren. Indem wir in das Ich eines andern Menschen wahrnehmend eindringen, gehen wir am meisten aus uns selber heraus. Wann gehen wir am meisten in uns selber hinein? Nun, wenn wir im allgemeinen Lebensgefühl dasjenige wahrnehmen, was wir im wachen Zustande immer eben als unser Bewußtsein haben, dass wir sind, dass wir uns innerlich erfühlen, dass wir wir sind. Das wird vermittelt durch den Lebenssinn. Damit habe ich Ihnen die zwölf Sinne, die das vollständige System der Sinnesorgane geben, hingeschrieben. Sie sehen nun ohne weiteres daraus, dass eine gewisse Anzahl von unseren Sinnen gewissermaßen mehr nach außen gerichtet ist, mehr darauf gerichtet ist, in die Außenwelt einzudringen. Wir können, wenn wir das Ganze als den Umfang unserer Sinneswelt ansehen, sagen: Ichsinn, Gedankensinn, Wortesinn, Hörsinn, Wärmesinn, Sehsinn, Geschmackssinn, das sind die Sinne, welche mehr nach außen gerichtet sind. Dahingegen, wo wir mehr uns selbst wahrnehmen an den Dingen, wo wir mehr die Wirkungen der Dinge in uns wahrnehmen, da haben wir die andern Sinne: Lebenssinn, Bewegungssinn, Gleichgewichtssinn, Tastsinn, Geruchssinn. Sie bilden mehr das Gebiet des Inneren des Menschen; es sind Sinne, welche sich nach innen öffnen und durch das Wahrnehmen des Inneren uns unser Verhältnis zum Kosmos vermitteln. So dass also, wenn wir das vollständige System der Sinne haben, wir sagen können: Wir haben sieben mehr nach außen gerichtete Sinne. Der siebente Sinn ist schon zweifelhaft: Der  Geschmackssinn steht schon an der Grenze zwischen dem, was die äußeren Körper betrifft und dem, was die äußeren Körper als Wirkung auf uns ausüben. Die andern fünf Sinne sind solche Sinne, welche uns durchaus innere Vorgänge zeigen, die in uns sich abspielen, die aber Wirkungen der Außenwelt auf uns sind. Was ich nun heute an diese Sinnesgliederung, die den meisten von Ihnen bekannt sein wird, anfügen möchte, ist das Folgende. ... Wenn wir in uns bleiben, wenn wir in uns stecken, dann sind die Sinne unsere Grenzen; wenn wir aus uns herausdringen, dann dringen wir durch die Sinne nach außen. Es ist ganz, ich möchte sagen, selbstverständlich, dass, wenn unser Geistig-Seelisches die Leibeshülle verlässt, es durch die Sinne nach außen dringt. Wir kommen also durch die äußeren Sinne, durch den Geschmackssinn, den Sehsinn, den Wärmesinn, den Hörsinn, den Wortesinn, den Gedankensinn und den Ichsinn nach außen. Wir werden nachher sehen, wohin wir kommen, wenn wir durch die andere Grenze, wo die Sinne sich nach innen öffnen, nach innen dringen. Also wir dringen durch die Sinne nach außen, indem wir mit unserem Geistig-Seelischen gewissermaßen unsere Leibesgrenze verlassen. Da passieren wir zum Beispiel den Sehsinn nach außen: das heißt, wir dringen mit unserem Geistig- Seelischen nach außen, indem wir unsere Sehwerkzeuge zurücklassen. Indem wir uns bewegen in der Welt, mit dem seelischen Auge sehend, aber die physischen Augen zurücklassend, wenn wir also gerade durch das Auge verlassen unsere Leiblichkeit, kommen wir in jene Region hinein, wo die Imagination waltet. Und wenn wir wirklich imstande sind, durch die Initiation gerade durch das Auge hinauszudringen in die geistige Welt, dann bekommen wir reine Imaginationen, Imaginationen, die, ich möchte sagen, Bilder sind, so wie der Regenbogen ein Bild ist, reine Bildimaginationen, webend und lebend im Seelisch-Geistigen. Noch tingiert mit den letzten Resten materiellen Daseins erscheinen die Bilder, wenn wir durch das Geschmacksorgan nach außen dringen. So dass wir also sagen können: Dringen wir durch das Geschmacksorgan nach außen, so sind die Imaginationen tingiert, also förmlich betupft mit Materialität. Wir bekommen nicht reine duftige Bilder wie beim Regenbogen, sondern wir bekommen etwas, was tingiert ist, was gewissermaßen im Bilde etwas wie einen letzten Rest des Materiellen enthält: wir bekommen Gespenster, richtige Gespenster, wenn wir durch das Geschmacksorgan den physischen Leib verlassen. Verlässt man durch den Wärmesinn den physischen Leib, so bekommt man die Bilder auch tingiert. Die Bilder, die sonst rein sind, ich möchte sagen, wie der Regenbogen, die erscheinen dann so, dass sie uns seelisch in einer gewissen Weise äff izieren. Das macht jetzt ihre Tingierung aus. Beim Geschmacksorgan verdichtet sich gleichsam das Bild zum Gespensterhaften. Wenn wir aber durch den Wärmesinn nach außen gehen, bekommen wir allerdings auch Imaginationen, aber Imaginationen, welche seelisch wirken, welche sympathisch, antipathisch wirken, welche seelisch warm oder kalt wirken. Also die Bilder erscheinen nicht in der gleichen Weise gelassen wie die andern, sondern sie erscheinen warm oder kalt, aber seelisch warm oder kalt. Wenn wir nun durch unser Ohr, durch den Gehörsinn unseren Leib verlassen, dann kommen wir hinaus in die geistig-seelische Welt und erleben die Inspiration. Also hier vorher erleben wir Imaginationen, tingiert mit seelisch Affizierendem; wenn wir durch den Gehörsinn unseren Leib verlassen, dringen wir in das Gebiet der Inspiration. Während sonst diese Sinne mehr nach außen hin gehen, dringt jetzt das, was da vom Wärmesinn zum Gehörsinn herüberkommt, wenn wir den Leib verlassen, mehr in unser seelisch-geistiges Inneres ein. Denn Inspirationen gehören mehr dem seelisch-geistigen Inneren an als Imaginationen, wir werden mehr berührt, nicht nur affektiv, sondern wir fühlen uns durchdrungen mit Inspirationen, wie wir uns leiblich durchdrungen fühlen mit der Luft, die wir eingeatmet haben, so fühlen wir uns seelisch durchdrungen mit den Inspirationen, in deren Region wir hineingelangen, wenn wir durch den Gehörsinn unseren Leib verlassen. Wenn wir durch den Wortesinn, durch den Sprachsinn unseren Leib verlassen, dann tingieren sich wiederum die Inspirationen. Das ist etwas, was ganz besonders wichtig ist, dass man kennenlernt dasjenige Organ, das ebenso real da ist in der physischen Organisation, wie der Gehörsinn da ist, wenn man sich ein Gefühl erwirbt zunächst für das, was der Sprachsinn ist. Wenn man durch dieses Organ den physischen Leib mit dem Geistig-Seelischen verlässt, so tingiert sich die Inspiration mit innerlichem Erleben, mit dem Sich-Eins-Fühlen mit dem fremden Wesen. Wenn wir durch den Gedankensinn unseren Leib verlassen, dann dringen wir in das Gebiet der Intuitionen. Und wenn wir durch den Ichsinn unseren Leib verlassen, dann sind die Intuitionen tingiert mit Wesenhaftem der geistigen Außenwelt. So dringen wir immer mehr und mehr in das Wesenhafte der geistigen Außenwelt ein, sobald wir mit unserem Geistig-Seelischen den Leib verlassen, und wir können immer hinweisen darauf, wie eigentlich das, was uns umgibt, die geistige Welt ist. Aber der Mensch ist gewissermaßen herausgedrängt aus der geistigen Welt. Was da hinter den Sinnen ist, nimmt er ja erst wahr, wenn er durch sein Geistig-Seelisches den Leib verlässt. Aber es drückt sich ab durch die Sinne: Es erscheinen uns die Intuitionen durch den Ich- und den Gedankensinn, aber nur die Abdrücke davon; die Inspirationen durch den Wortesinn und den Hörsinn, aber wiederum nur Abdrücke davon; die Imaginationen durch den Wärmesinn und den Sehsinn, und ein wenig durch den Geschmackssinn, aber abgetönt, hereingenommen, ins Sinnliche verwandelt. Schematisch könnte man die Sache so zeichnen: An der Grenze ist die Wahrnehmung der Sinneswelt gelangt man hinaus mit dem Geistig-Seelischen, so dringt man in die geistige Welt ein durch Imagination, Inspiration und Intuition. Und das zu Imaginierende, das zu Inspirierende, zu Intuitierende, das ist da draußen. Aber indem es in uns eindringt, wird es zu unserer Sinneswelt. Sie sehen: Atome sind nicht da draußen, wie es sich die Materialisten phantasieren, sondern da draußen ist die Welt des Imaginativen, des Inspirierten, des Intuitiven. Und indem diese Welt auf uns wirkt, entstehen die Abdrücke davon in den äußeren Sinneswahrnehmungen. Daraus sehen Sie, dass - wenn wir durch unsere Haut, welche die Sinnesorgane umschließt, gewissermaßen nach außen dringen, aber nach den verschiedenen Richtungen hin, in denen die Sinne wirken - wir dann in die objektive geistig-seelische Welt hineingelangen. Da dringen wir durch die Sinne, die wir als nach außen sich öffnend erkannt haben, in die Außenwelt ein. Sie sehen also, dass der Mensch, wenn er durch seine Sinne in die Außenwelt dringt, wenn er die Schwelle, die, wie Sie daraus ersehen, sehr nahe ist, nach der Außenwelt hin überschreitet, er in die objektiv geistig-seelische Welt hineindringt. Das ist das, was wir durch Geisteswissenschaft zu erreichen versuchen: in diese objektive geistig-seelische Welt einzudringen. Wir kommen zu einem Höheren, indem wir durch unsere äußeren Sinne in dasjenige eindringen, was innerhalb der Sinneswelt durch einen Schleier für uns bedeckt ist. Wie ist es nun, wenn wir durch die inneren Sinne, den Lebenssinn, den Bewegungssinn, den Gleichgewichtssinn, den Tastsinn, den Geruchssinn in unser Inneres eindringen, wenn wir - ebenso, wie wir durch die äußeren Sinne nach außen dringen - durch diese inneren Sinne in uns eindringen? Da nimmt sich die Sache überhaupt anders aus. Schreiben wir uns noch einmal diese inneren Sinne auf: Geruchssinn, Tastsinn, Gleichgewichtssinn, Bewegungssinn, Lebenssinn. Was da eigentlich in uns vorgeht, das wird da nicht wahrgenommen. Wir nehmen im gewöhnlichen Leben eigentlich das, was im Bereiche dieser Sinne vorgeht, nicht wahr; das bleibt unterbewußt. Dasjenige, was wir im gewöhnlichen Leben durch diese Sinne wahrnehmen, ist schon heraufgestrahlt in das Seelische. Sehen Sie, wenn das die äußere geistige Welt der Imagination, Inspiration, Intuition ist, so strahlt sie gewissermaßen auf unsere Sinne, und durch die Sinne wird vor uns hingestellt, wird die sinnliche Welt eben erzeugt. Da wird also um eine Stufe hereingeschoben die äußere Geistwelt. Was aber diese Sinne umschließt, und was da unten in der Körperlichkeit wühlt, das nimmt man unmittelbar nicht wahr. So wie man unmittelbar nicht wahrnimmt die objektive äußere Geistwelt, sondern nur in ihrer  Hereingeschobenheit in unsere Sinne, so nimmt man unmittelbar auch nicht das wahr, was da in unserem Körper wühlt, sondern nur das Heraufgeschobensein in das Seelische. Man nimmt gewissermaßen die seelischen Wirkungen dieser inneren Sinne wahr. Sie nehmen nicht die Vorgänge wahr, welche die Lebensvorgänge sind, sondern Sie nehmen wahr vom Lebenssinn, was Gefühl ist davon, was Sie nicht wahrnehmen, wenn Sie schlafen, was Sie wahrnehmen als innere Behaglichkeit beim Wachen, als das Durchbehaglichtsein, was nur gestört ist, wenn einem irgend etwas weh tut in seinem Inneren. Da ist der Lebenssinn, der sonst als Behaglichkeit heraufstrahlt, so, dass er gestört ist, geradeso wie ein äußerer Sinn gestört ist, wenn man zum Beispiel schlecht hört. Aber im ganzen lebt sich beim gesunden Menschen der Lebenssinn als Behaglichkeit aus. Jenes Durchdrungensein von Behaglichkeit, erhöht nach einer würzigen Mahlzeit, etwas herabgestimmt beim Hunger, dieses allgemeine innerliche Sich-Fühlen, das ist die in die Seele hineingestrahlte Wirkung des Lebenssinnes. Der Bewegungssinn, dasjenige, das da in uns vorgeht, indem wir durch Verkürzung und Verlängerung unserer Muskeln wahrnehmen, ob wir gehen oder stehen, ob wir springen oder tanzen, also wodurch wir wahrnehmen, ob und wie wir in Bewegung sind, das gibt, in die Seele hineingestrahlt, jenes Freiheitsgefühl des Menschen, das ihn sich als Seele empfinden lasst: Empfindung des eigenen freien Seelischen. dass Sie sich als eine freie Seele empfinden, das ist die Ausstrahlung des Bewegungssinnes, das ist das Hereinstrahlen der Muskelverkürzungen und Muskelverlängerungen in Ihr Seelisches, so wie die innere Behaglichkeit oder Unbehaglichkeit das Hereinstrahlen der Ergebnisse, der Erfahrungen des Lebenssinnes in Ihr Seelisches ist. Wenn der Gleichgewichtssinn hereinstrahlt in das Seelische, da lösen wir schon sehr stark dieses Seelische los. Denken Sie nur einmal, wie wenig wir darauf aus sind - wenn wir nicht gerade ohnmächtig geworden sind, dann wissen wir nichts davon -, unmittelbar wirklich zu empfinden, dass wir in die Welt im Gleichgewichte hineingestellt sind. Wie empfinden wir denn, in die Seele hineingestrahlt, die Erlebnisse des Gleichgewichtssinnes? Das ist schon ganz seelisch: wir empfinden das als innere Ruhe, als jene innere Ruhe, welche macht, dass, wenn ich von da bis hierher gehe, ich doch nicht zurücklasse den, der da in meinem Körper steckt, sondern ihn mitnehme; der bleibt ruhig derselbe. Und so könnte ich durch die Luft fliegen, ich würde ruhig derselbe bleiben. Das ist dasjenige, was uns unabhängig erscheinen lässt von der Zeit. Ich lasse mich auch heute nicht zurück, sondern ich bin morgen derselbe. Dieses Unabhängigsein von der Körperlichkeit, das ist das Hineinstrahlen des Gleichgewichtssinnes in die Seele. Es ist das Sich-als-Geist- Fühlen. Noch weniger nehmen wir wahr die inneren Vorgänge des Tastsinnes. Die projizieren wir ja ganz nach außen. Wir fühlen den Körpern an, ob sie hart oder weich sind, ob sie rauh oder glatt sind, ob sie seidig sind oder wollen; wir projizieren die Erlebnisse des Tastsinnes ganz in den äußeren Raum. Eigentlich ist das, was wir im Tastsinn haben, ein inneres Erlebnis, aber was da innerlich vorgeht, das bleibt ganz im Unbewußten. Davon ist nur ein Schatten vorhanden in den Eigenschaften des Tastsinnes, die wir den Körpern zuschreiben. Aber das Organ des Tastsinnes, das macht, dass wir die Gegenstände seiden oder wollen, hart oder weich, rauh oder glatt fühlen. Das strahlt auch ins Innere herein, das strahlt in die Seele herein; nur merkt der Mensch den Zusammenhang seines seelischen Erlebnisses mit dem, was der äußere Tastsinn ertastet, nicht, weil die Dinge sich sehr differenzieren - was da ins Innere hineinstrahlt und was nach außen hin erlebt wird. Aber dasjenige, was da ins Innere hineinstrahlt, ist nichts anderes als das Durchdrungensein mit dem Gottgefühl. Der Mensch würde, wenn er keinen Tastsinn hätte, das Gottgefühl nicht haben. Was da im Tastsinn sich als Rauheit und Glatte, Härte und Weichheit erfühlt, das ist das nach außen Strahlende; was sich zurückschlägt in der Seelenerscheinung, das ist das Durchdrungensein mit der allgemeinen Weltsubstantialität, das Durchdrungensein mit dem Sein als solchem. Wir konstatieren das Sein der äußeren Welt gerade durch den Tastsinn. Wir glauben noch nicht, wenn wir irgend etwas sehen, dass es auch im Räume vorhanden ist; wir überzeugen uns, dass es im Räume vorhanden ist, wenn der Tastsinn es ertasten kann. Dasjenige, was alle Dinge durchdringt, was auch in uns hereindringt, was Sie alle hält und trägt, diese alles durchdringende Gottsubstanz kommt ins Bewußtsein und ist, nach innen reflektiert, das Erlebnis des Tastsinnes. Der Geruchssinn: seine Ausstrahlung nach außen kennen Sie. Wenn der Geruchssinn aber seine Erlebnisse nach innen strahlt, dann merkt der Mensch schon gar nicht mehr, wie diese inneren Erlebnisse mit den äußeren Erlebnissen zusammenfallen. Wenn der Mensch irgend etwas riecht, so ist das die Ausstrahlung seines Geruchssinnes nach außen; er projiziert die Bilder nach außen. Aber diese Wirkung projiziert sich auch nach innen. Der Mensch beachtet sie nur seltener als die Wirkung nach außen. Manche Leute riechen gern wohlriechende Dinge, da beobachten sie die Ausstrahlung des Geruchssinnes nach außen. Aber es gibt auch Leute, die sich dem hingeben, was da als die Wirkung des Geruchssinnes nach innen so intensiv das Innere ergreift, was nicht nur wie das Gottesgefühl den Menschen durchdringt, sondern was sich so hineinsetzt in den Menschen, dass er es als mystisches Einssein mit Gott empfindet. 5. Geruchssinn = mystisches Einssein mit Gott, 4. Tastsinn = Durchdrungensein mit dem Gottgefühl, 3. Gleichgewichtssinn = innere Ruhe, sich als Geist fühlen, 2. Bewegungssinn = Empfindung des eigenen freien Seelischen, 1. Lebenssinn = Behaglichkeit. Sie sehen, man muss sich, wenn man die Dinge durchschaut, so wie sie wirklich in der Welt sind, von manchem sentimentalen Vorurteile losmachen. Denn manch einer wird ganz sonderbare Gefühle haben, wenn er Mystiker sein will und nun erfährt, was eigentlich dieses mystische Erlebnis im Verhältnis zur Sinneswelt ist: es ist das in das Innere der Seele einstrahlende Geruchssinn-Erlebnis. Man braucht vor solchen Dingen nicht zu erschrecken, denn auch
unsere Empfindungen bilden wir ja nur in der äußeren konventionellen Scheinwelt, in der Maja. Und warum sollte man denn, wenn man den Geruchssinn nicht gleich als etwas vom Höchsten betrachtet, dieses Majaurteil über den Geruchssinn beibehalten? Warum sollte man denn nicht in der Lage sein, diesen Geruchssinn in seinem höheren Aspekt zu betrachten, wo er der Schöpfer der inneren Erlebnisse des Menschen wird? Ja, die Mystiker sind manchmal arge Materialisten, sie verdammen die Materie, sie wollen sich über die Materie erheben, weil die Materie etwas so Niedriges ist, und sie erheben sich über die Materie, indem sie sich innerlich wohlgefällig den Wirkungen des Geruchssinnes nach innen hingeben."

Mystiker: "Wer für solche Dinge eine feinere Empfänglichkeit und Empfindlichkeit hat, der wird gerade bei ausgesprochenen Mystikern sympathischer Art, wie der Mechthild von Magdeburg oder der heiligen Therese oder Johannes vom Kreuz, wenn sie ihre inneren Erlebnisse beschreiben - und solche Persönlichkeiten beschreiben sehr anschaulich - , an der besonderen Art der Erlebnisse die Dinge «riechen». Mystik, auch bei Meister Eckhart oder bei Johannes Tauler y ist ebensogut, ja adäquater zu riechen, als mit Wollust durch die seelische Empfindung einzusaugen. Wenn man zum Beispiel die Beschreibung der mystischen Erlebnisse der heiligen Therese nimmt oder der Mechthild von Magdeburg, so hat man einen süßlichen Geruch in seinem Inneren, wenn man die Dinge okkult versteht. Wenn man die Mystik des Tauler, des Meister Eckhart nimmt, dann hat man so etwas von einem Geruch, wie etwa die Rautepflanze riecht, einen herben, aber nicht unsympathischen Geruch. Kurz, das Eigentümliche, das Frappierende, das einem da entgegentritt, besteht darin, dass, wenn man sich durch die Sinne nach außen entfernt, man in eine höhere Welt hineinkommt, in eine objektiv geistige Welt. Wenn man hinuntersteigt durch Mystik, durch das Durchdrungensein mit dem Gottgefühl, durch die innere Ruhe des Sich-als- Geist-Fühlen, durch das Sich-seelisch-frei-Fühlen, durch die innere Behaglichkeit: dann kommt man in Körperlichkeit, in Materialität hinein, was ich Ihnen ja schon angedeutet habe in diesen Betrachtungen. Beim inneren Erleben kommt man, majahafl; gesprochen, immer in niedrigere Regionen hinein als diejenigen, die man schon im gewöhnlichen Leben hat. Beim äußeren Sich-Erheben über die Sinne kommt man in höhere Regionen hinein. Daraus sehen Sie wohl auch, wie es darauf ankommt, dass man sich über diese Dinge keinen Illusionen hingibt, dass man vor
allen Dingen sich nicht der Illusion hingibt, dass man glaubt, man dringe in eine besondere Geistigkeit ein, wenn man durch das mystische Sich- Einsfühlen mit dem Göttlichen in sein Inneres hineinsteigt. Nein, da steigt man nur in die Ausstrahlungen seiner Nase nach innen hinein. Und diejenigen Mystiker, die am meisten geliebt werden, die geben uns durch ihre Beschreibungen dasjenige, was sie durch die Ausstrahlungen der nach innen fortgesetzten Nase in ihrem Inneren fühlen." [12]

Tragik des modernen Materialismus: "Das habe ich ja öfters als die Tragik des modernen Materialismus hingestellt, dass dieser moderne Materialismus zuletzt eben die materiellen Wirkungen nicht erkennen kann, dass er gar nicht bis zu den materiellen Wirkungen kommt. Wir haben ja heute weder eine wirkliche Naturwissenschaft noch eine wirkliche Psychologie; denn eine wirkliche Naturwissenschaft führt zum Geiste, und eine Psychologie, die in dem Sinne, wie wir es heute wollen, fortschreitet, die führt zu der Erkenntnis von Herz, Leber, Niere und nicht zu den abstrakten Dingen, von denen die heutige dilettantische Psychologie redet. Denn was man heute oftmals Wollen, Fühlen, Denken nennt, sind abstrakte Worte, die konkreten Dinge fehlen den Leuten. Und es ist leicht, sogar wirklich ernstgemeinte Geisteswissenschaft des Materialismus zu zeihen, weil sie gerade in das Wesen des Materiellen hineinführt, um auf diesem Wege
zum Geiste zu führen. Der wirkliche Spiritualismus wird gerade das Wesen des Materiellen zu enthüllen haben. Dann wird er zeigen können, wie der Geist im Materiellen wirkt. Denn das muss ganz ernst genommen werden: Geisteswissenschaft darf nicht auf die bloße Logizität der Erkenntnis, sondern muss auf die Erkenntnis als Tat gehen. Es muss etwas getan werden im Erkennen. Es muss das, was im Erkennen sich abspielt, in den Gang der Weltereignisse eingreifen. Es muss etwas Tatsächliches sein."

Fichte wird von der gewöhnlichen Belletristik und Wissenschaft nicht verstanden, ist von deutschen Zeitungen, deutschen Belletristik und Bücherschreibern amerikanisiert worden; Der Mensch war dazu veranlagt, dieses Leben als die Pflicht aufzufassen desjenigen, was einem von den Göttern gegeben worden ist, bevor man in diesen irdisch-fleischlichen Leib heruntergestiegen ist; im Westen sagt man zwar Unsterblichkeit aber nicht Ungeburtlichkeit wie im Osten; im Osten abergläubischer Kultus, heuchlerisches Gemurmel der Popen; immer mehr wird sich der Bolschewismus nach Asien hin so verwandeln, obwohl er die alleräußerste Konsequenz der allermaterialistischsten Weltanschauung ist, dass er da mit derselben religiösen Inbrunst ergriffen wird, wie ergriffen worden ist einstmals die übersinnliche Welt: "Es gibt einen Satz von Fichte, der ist so charakteristisch für diesen Johann Gottlieb Fichte, den großen Philosophen von der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert, dass ihn heute kein Mensch versteht. Dieser Satz heißt: «Die äußere Welt ist das versinnlichte Material der Pflicht.» Der Satz heißt nämlich nichts Geringeres als: Wenn man hinausschaut in die Welt der Berge, in die Welt der Wolken, Wälder, Flüsse, Tiere, Pflanzen, Mineralien, das alles ist etwas, was für sich selber gar keine Bedeutung, gar keine Realität hat, das alles ist eine bloße Erscheinung. Es ist bloß dazu da, dass der Mensch in seiner Entwicklung seine Pflicht verrichten kann; denn ich kann nicht meine Pflicht verrichten, wenn ich in einer Welt stehe, in der ich nicht umgeben bin von irgend etwas, das ich angreifen kann. Es muß Holz da sein, es muss ein Hammer da sein: das ist für sich gar nicht bedeutend, hat keine Materialität, sondern es ist nur das versinnlichte Material meiner Pflicht. Und dasjenige, was da draußen ist, ist dazu da, dass die Pflicht überhaupt zutage treten kann.-Das hat ein Mensch aus den innersten Empfindungen seiner Seele, aus der innersten Nuance seiner Seelenverfassung heraus und dann aus dem Volkstum heraus vor einem Jahrhundert geprägt. Das ist nicht populär geworden. Wenn heute die Leute von Johann Gottlieb Fichte reden, Bücher über ihn schreiben, in Zeitungsartikeln von ihm reden, dann reden sie so, dass sie bloß die äußere Wortform wahrnehmen. Verstehen tut keiner etwas von Fichte. Sie können alles, was jetzt über Fichte so von der gewöhnlichen Belletristik und Wissenschaft notifiziert wird, ruhig als etwas nehmen, was mit Johann Gottlieb Fichte überhaupt nichts zu tun hat; aber viel hat es zu tun mit dem, was aus dem westlichen Volkstum aufgestiegen ist, und was sich herüberergossen hat in dasjenige, was auch sonstige zivilisierte Welt ist. Diese feineren Zusammenhänge, die durchschaut man nicht. Daher kommt man gar nicht darauf, in einer intensiv erschöpfenden Weise zu charakterisieren, worin das Wesentliche liegt, das aus den verschiedenen Volkstümern aufsteigt. Denn es ist heute ja alles Überflossen von dem, was vom Westen aufsteigt und in das übrige hineinfließt. In Mitteleuropa, im Osten glauben die Leute in ihrem Volkstum zu denken. Das ist nicht der Fall zunächst. Sie denken gar nicht in ihrem Volkstum, sie denken in dem, was sie vom Westen angenommen haben. In dem, was ich jetzt sage, liegt viel beschlossen von dem, was eigentlich das Rätsel der Gegenwart ist. Dieses Rätsel der Gegenwart kann nur dann gelöst werden, wenn man sich bewußt wird, welche spezifischen Qualitäten aus diesen einzelnen Gebieten aufsteigen. Da haben wir zunächst den Osten, diesen Osten, der ja heute sein wahres Bild nicht darbietet. Wäre nicht überhaupt die Verlogenheit zunächst die Grundeigenschaft des ganzen öffentlichen Lebens unserer Zeit, so würde ja die Welt heute nicht so unbekannt sein damit, dass dasjenige, was man Bolschewismus nennt, sich mit rasender Eile über den ganzen Osten ausbreitet, nach Asien hinein, dass das schon sehr weit ist. Die Leute sehnen sich darnach, zu verschlafen, was eigentlich geschieht, und sind sehr froh, wenn man ihnen nicht sagt, was da eigentlich geschieht. Daher kann man ihnen auch das natürlich sehr leicht vorenthalten, was in Wirklichkeit geschieht. So wird man es erleben, dass der Osten, dass ganz Asien überflössen wird von dem, was das äußerste, radikalste Produkt des Westens ist, von dem Bolschewismus, das heißt von einem ihm durch und durch fremden Elemente. Will man hineinschauen in das, was die Welt des Ostens aus den Tiefen des Volkstums aufsteigen lässt, dann kann man gewahr werden - weil der Osten in bezug auf das Urelement vollständig in die Dekadenz gekommen ist und eigentlich seiner selbst nicht mehr bewußt ist, weil der Osten gerade sich überschwemmen lässt von dem, was ich als den äußersten radikalen Ausläufer des Westens charakterisiert habe -, dass man die eigentliche Grundnuance des Empfindens des Ostens nur dann finden kann, wenn man in ältere Zeiten zurückgeht und sich an ihnen belehrt. Gewiss, es ist alles das noch in der Menschheit des Ostens enthalten, was einstmals in ihr enthalten war, aber es ist heute alles übergössen. Was im Osten gelebt hat, was im Osten die Seelen durchzittert hat, das lebt in den äußersten Ausläufern zuletzt da, wo es nicht mehr verstanden wird, wo es abergläubischer Kultus geworden ist, wo es heuchlerisches Gemurmel der Popen geworden ist in dem letzten, eben orthodox-russischen Kultus, unverstanden auch von denen, die diesen orthodoxen russischen Kultus zu verstehen glaubten. Es war eine Linie vom alten Indertum bis zu diesen bloß noch auf den Lippen heuchlerisch in die Menge hineingeplärrten Formeln des russischen Kultus. Denn diese ganze Veranlagung, die sich da auslebte, die diesem Osten seelisch das Gepräge gab, die es ihm auch heute gibt, aber unterdrückt, das ist die Veranlagung dazu, eine solche geistige Verfassung zu entwickeln, welche den Menschen zu dem Vorgeburtlichen hinlenkt, zu dem, was in unserem Leben vor der Geburt beziehungsweise vor der Empfängnis liegt. Ganz ursprünglich war dasjenige, was als Weltanschauung und Religiosität diesen Osten durchdrang, so, dass es zusammenhing damit, dass dieser Osten einen Begriff hatte, der dem Westen ja ganz verlorengegangen ist. Der Westen hat, wie ich das schon einmal hier erwähnt habe, den Begriff der Unsterblichkeit, aber nicht der Ungeburtlichkeit, des Ungeborenseins. Unsterblichkeit sagen wir, aber wir sagen nicht Ungeburtlichkeit. Das heißt, wir setzen in Gedanken das Leben fort nach dem Tode, wir setzen es aber nicht fort hinaus in die vorgeburtliche Zeit. Aber dieser Osten war durch die besondere Veranlagung seiner Seele, welche noch Imagination, Inspiration in die Gedanken, in die Vorstellungen hereinnahm, dazu veranlagt, durch dieses besondere inhaltliche Ausleben der Vorstellungswelt weniger hinzusehen auf das nachtodliche Leben als vielmehr auf das vorgeburtliche, und dieses Leben hier in der Sinneswelt für den Menschen als etwas zu betrachten, was ihm zukommt, nachdem er seine Aufgaben empfangen hat vor der Geburt, was er hier auszuführen hat im Sinne der empfangenen Aufgabe. Er war dazu veranlagt, dieses Leben als die Pflicht aufzufassen desjenigen, was einem von den Göttern gegeben worden ist, bevor man in diesen irdisch-fleischlichen Leib heruntergestiegen ist. Es ist eine selbstverständliche Forderung, dass eine solche Weltanschauung die wiederholten Erdenleben und die Leben zwischen Tod und Geburt in sich einbezieht, denn man kann wohl von einem einmaligen Leben nach dem Tode reden, aber nicht von einem einmaligen vor der Geburt. Das würde eine unmögliche Lehre sein. Denn derjenige, der überhaupt redet von der Präexistenz, der redet dann nicht von nur einem Erdenleben, wie Sie bei einer rechten Überlegung sich klarmachen können. Es war ein Hinaufblicken in die übersinnliche Welt, welches durch die ganze Veranlagung dieser östlichen Seelen hervorgerufen war, aber es war ein Hinaufblicken so, dass man im Grunde genommen im Auge hatte dieses Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, bevor wir hier in das Erdenleben eingezogen sind. Alles andere, was gedacht wurde in politischer, in sozialer, in historischer Beziehung, in wirtschaftlicher Beziehung, es war nur eine Konsequenz von dem, was in der Seele ruhte in bezug auf dieses Hingeordnetsein auf das Leben vor der Geburt beziehungsweise vor der Empfängnis. Dieses Leben aber, diese Seelenverfassung ist besonders geeignet dazu, den menschlichen Seelenblick hinaufzurichten nach dem Geistigen, zu erfüllen den Menschen mit der übersinnlichen Welt. Denn er betrachtet sich ja hier ganz und gar als ein Geschöpf der übersinnlichen Welt, als etwas, was nur das übersinnliche Leben hier durch das sinnliche Leben fortsetzt. Alles das, was dann später in die Dekadenz gekommen ist an Reichsgebilden, an sozialen Gebilden des alten Orients bis in die Konstitution hinein, ist so geworden, weil diese besondere Seelenverfassung zugrunde lag. Und heute ist diese Seelenverfassung, ich möchte sagen, überschüttet, weil sie schwach geworden ist, gelähmt geworden ist, weil sie nur, ich möchte sagen, wie aus rachitischen Seelengliedern heraus so verkündet worden ist, wie etwa durch Rabindranath Tagore, wie etwas, das in unbestimmte, nebulose Formeln ergossen wird. Heute ist man in praxi überschwemmt von dem, was als äußerster radikaler Flügel des Westens im Bolschewismus sich auslebt, und der Westen wird es zu erleben haben, dass das, was er selbst nicht haben will, sich nach dem Osten hinüber abschiebt, und dass ihm in einer gar nicht fernen Zeit von dem Osten dasjenige entgegenkommt, was er selber dorthin abgeschoben hat. Und es wird dann eine merkwürdige Selbsterkenntnis sein. Aber wozu hat diese merkwürdige Entwicklung des Ostens geführt? Sie hat dazu geführt, dass die Menschen des Ostens all den heiligen inneren Eifer, den sie einmal dazu verwendet haben, um dem Impuls nach der übersinnlichen Welt Nahrung zu geben, um das Geistige in seiner Reinheit zu begreifen, nunmehr dazu verwenden, um die allermaterialistischste Anschauung von dem äußeren Leben mit religiöser Inbrunst aufzunehmen. Und immer mehr wird sich der Bolschewismus nach Asien hin so verwandeln, trotzdem er die alleräußerste Konsequenz der allermaterialistischsten Weltanschauung und sozialen Anschauung ist, immer mehr wird er sich dahin verwandeln, dass er da mit derselben religiösen Inbrunst ergriffen wird, wie ergriffen worden ist einstmals die übersinnliche Welt." 

Wenden wir den Blick nach dem Westen; Baco von Verulam, Hobbes, Adam Smith, John Stuart Mill, David Hume:  "Der Westen hat die verhältnismäßig am spätesten liegende menschliche Seelenentwickelung heraufgebracht. Sie muss uns besonders interessieren, denn sie hat diejenige Anschauung gebracht, die aufgestiegen ist wie ein Nebel im Westen und sich herüber ergießt über die ganze zivilisierte Welt. Es ist die Anschauungsweise, die am bedeutsamsten zum Ausdruck gekommen ist schon in Baco von Verulam, in Hobbes, in solchen Geistern, wie etwa unter den neueren der Nationalökonom Adam Smith, unter den Philosophen John Stuart Mill, unter den Historikern Buckle und so weiter. Es ist diejenige Denkweise, wo in den Vorstellungen, in den Gedanken nichts mehr liegt von Imagination, Inspiration, wo der Mensch ganz und gar angewiesen ist, nur sein Vorstellungsleben nach außen, nach der Sinneswelt zu richten und die Eindrücke der Sinneswelt nach den Verkettungen von Gedanken aufzunehmen, die sich gerade an der Sinneswelt ergeben. Philosophisch ist es am eklatantesten zum Ausdruck gekommen in David Hume, auch in andern, in Locke und so weiter. Es ist etwas sehr Eigentümliches, das aber gesagt werden muss. Wenn man nach diesem Westen blickt, dann muss man hinsehen, wie Geister wie zum Beispiel John Stuart Mill über die menschliche Gedankenverkettung sprechen. Das Wort Vorstellungsassoziation ist eigentlich ganz ein westliches Gebilde; aber es ist zum Beispiel in Mitteleuropa schon seit mehr als einem halben Jahrhundert so gang und gäbe geworden, dass man von diesen Vorstellungsassoziationen wie von etwas eigenem spricht. Man sagt zum Beispiel, wenn man Psychologie lehrt in John Stuart Millschem Sinn: Gedanken in der menschlichen Seele verbinden sich erstens so, dass ein Gedanke den andern umspannt, oder dass ein Gedanke sich an den andern schließt, oder dass ein Gedanke den andern durchdringt. Das heißt, man schaut auf die Gedankenwelt hin und sieht die einzelnen Gedanken wie einzelne kleine Bälle, die sich miteinander verbinden, die sich assoziieren. Wenn man konsequent wäre, müsste man alles Ich und alles Astralische ausstreichen und müsste da innerlich einen bloßen Mechanismus der Gedanken aufführen, und sehr viele Leute sprechen ja auch von diesem innerlichen Mechanismus der Gedanken. Der Mensch wird gewissermaßen seelisch ausgeweidet. Wenn man John Stuart Mill liest und seine deduktive und induktive Logik, so fühlt man sich seelisch versetzt in einen Seziersaal, wo verschiedene Tiere hängen, die ausgeweidet werden, denen das Innere herausgenommen wird. So fühlt man bei Mill des Menschen geistigseelisches Wesen herausgenommen. Er nimmt zuerst das Innere heraus und lässt die bloße äußere Hülle. Ja, da erscheinen dann die Gedanken nur wie sich assoziierende atomistische Gebilde, die sich zusammenballen, wenn wir ein Urteil bilden. Der Baum ist grün: da ist der eine Gedanke, grün, der andere, der Baum; die schwimmen zusammen. Da ist nicht das Innerste mehr lebendig, das ist ausgeweidet, da ist nur der Mechanismus der Gedanken und so weiter. ... Zwischen diesen beiden Welten steht drinnen so etwas, wie es in Fichtes Worten liegt: Die äußere Welt ist das versinnlichte Material meiner Pflicht. - Diese Denkweise, ich sagte vorher, eigentlich verstehen sie die Leute heute nicht. Und was heute über Fichte geschrieben wird, das ist eigentlich ebenso, wie wenn der Blinde von der Farbe reden würde. Es ist namentlich in den letzten Jahren ungeheuer viel von dem Fichteschen Satz gesagt und gepredigt worden. Aber das alles war so, dass man sagen möchte: Fichte, der urmitteleuropäische Geist, ist eigentlich von den deutschen Zeitungen, von deutschen Belletristik und Bücherschreibern amerikanisiert worden. Das sind eigentlich amerikanisierte Fichtes, die da einem entgegentreten. Da ist jene Nuance des menschlichen Seelenlebens, welche das mittlere Glied des sozialen Organismus besonders auszubilden hat, dasjenige, welches hervorgeht aus der Beziehung von Mensch zu Mensch. Es wäre ja gut, wenn mancher von Ihnen sich einmal - es ist nicht leicht - vertiefen würde in
eine Schrift von Fichte, wo eigentlich so geredet wird, als wenn es überhaupt keine Natur geben würde; es wird zum Beispiel Pflicht und alles deduziert, indem erst bewiesen wird, dass es äußere Menschen auch gibt, in denen das versinnlichte Material der Pflicht zum Dasein kommen kann. Da lebt alles darinnen, ich möchte sagen als Rohmaterial, aus dem sich zusammensetzen muss der Rechts-, der Staatsorganismus im dreigliedrigen sozialen Organismus.
Und worauf beruht im Grunde genommen unser katastrophales Ereignis der letzten Jahre? Es beruht darauf, dass solche Dinge eben nicht lebendig durchschaut, nicht lebendig erfühlt worden sind. In Berlin macht man amerikanische Politik. Das taugt für Amerika sehr gut, just für Berlin taugt es nicht. Daher kam diese Berliner Politik in die Nullität. Denn denken Sie, wenn fortwährend in Berlin oder in Wien amerikanische Politik gemacht wurde, im Grunde genommen hätte man, abgesehen von der Sprache, zu Berlin auch sagen können New York und zu Wien Chikago, es wäre gar nicht so besonders verschieden gewesen. Wenn da - in der Mitte - etwas gemacht wird, was eigentlich durch und durch fremd ist, was in den Westen gehört und da gut am Platze ist, dann kommt dasjenige, was Urelement des Volkstums ist, und straft es Lügen, ohne dass die Menschen es wissen. Und so war es im Grunde genommen in den letzten Jahrzehnten. Das ist das Urphänomen dessen, was sich zugetragen hat, das Urphänomen, das darin besteht, dass man zum Beispiel den Fichteanismus mit Füßen getreten hat und zum Beispiel aus einem Instinkt heraus gelesen hat Ralph Waldo Trine. Eigentlich alle die aristokratischen Politikgigerln haben sich mit Ralph Waldo Trine beschäftigt und daher ihre besondere innere Anregung bezogen, oder irgend etwas anderes. ... Groß war der Osten in bezug auf die Präexistenz und in bezug auf die
damit zusammenhängenden wiederholten Erdenleben. Groß war der Westen in seiner Veranlagung mit Bezug auf das Post-mortem-Leben. Hier in der Mitte ist die eigentliche, heute aber noch missverstandene Geschichtskunde entstanden. Nehmen Sie zum Beispiel Hegel. Bei Hegel ist weder eine Präexistenz noch eine Postexistenz. Es gibt weder eine Vorgeburtlichkeit noch eine Nachtodlichkeit, aber es gibt ein geistvolles Erfassen der Geschichte. Hegel beginnt mit der Logik, kommt dann zur Naturphilosophie, entwickelt die Seelenlehre, entwickelt die Staatslehre und endet mit der Dreiheit: Kunst, Religion, Wissenschaft. Das ist der Weltinhalt. Von einer Präexistenz, von einer unsterblichen Seele ist nicht die Rede, sondern nur von dem Geiste, der hier im Diesseits lebt." [13]
 

5. Grundimpulse sozialer Gestaltung II; Präexistenzlehre der alten Orientalen; Bhagavad Gita, Philosophie der Veden und Vedanta, indische Jogaphilosophie; der mitteleuropäische Mensch; mehr Realität in den Schriften der Scholastiker als in der modernen Wissenschaft oder in der modernen populären Bücher- oder Zeitungsliteratur; Fichte, Hegel, Schelling, Goethe; Schillers «Die Räuber», «Fiesko», «Kabale und Liebe», «Maria Stuart», «Jungfrau von Orleans», «Braut von Messina», «Ästhetische Briefe», «Wallenstein»

«Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens», Friedrich Schiller, «Jungfrau von Orleans» III

«Ein Freund vom Unmenschlichen - Mir aus den Augen!», «Männer! Männer! wenn eure Eide zu so viel Teufeln würden, sie könnten Sturm gegen den Himmel laufen», Friedrich Schiller, «Fiesko» II

«Die Geißel schwangest über alle Länder,
Hohn sprachest allen Ordnungen des Reichs,
Der Stärke fürchterliches Recht nur übtest
Und jede Landeshoheit niedertratst,
Um deines Sultans Herrschaft auszubreiten?
Da war es Zeit, den stolzen Willen dir
Zu brechen, dich zur Ordnung zu verweisen!», Friedrich Schiller, «Wallensteins Tod» I


Präexistenzlehre der alten Orientalen: "Alles dasjenige, was vorzugsweise in der Menschheit geistige Entwickelung ist, also Wissen des Übersinnlichen, Gestalten des Übersinnlichen, dazu ist die orientalische Bevölkerung besonders veranlagt. Damit hängt es zusammen, dass diese orientalische Bevölkerung besonders dazu veranlagt ist, sich Vorstellungen, Ideen darüber zu machen, wie der Mensch aus geistigen Welten, die er durchlebt hat zwischen dem letzten Tode und dieser Geburt, heruntergestiegen ist in dieses irdische Dasein. Die Präexistenzlehre, jene Lehre, welche sich gewiss ist darüber, dass der Mensch ein geistiges Dasein durchgemacht hat, bevor er hier in den physischen Leib
gekommen ist, das einzusehen, das liegt insbesondere in diesen orientalischen Anlagen. Daher auch die Anlage dazu, die Einsicht in die wiederholten Erdenleben zu haben. Man kann die Anschauung haben, dass das Leben nach dem Tode fortdauert, immer fortdauert, ohne dass man wiederkehrt auf die Erde. Aber man kann logischerweise nicht die Anschauung haben, dass das Leben hier auf der Erde eine Fortsetzung eines geistigen ist, ohne daran denken zu müssen, dass ja dann es selbstverständlich ist, dass dieses Leben sich wiederholen muss. So also war der Orientale ganz besonders dazu veranlagt, einzusehen, er habe gelebt in geistigen Welten vor diesem Erdenleben, und er habe gewissermaßen die Impulse, die Antriebe zu diesem Erdenleben erhalten eben aus der göttlich-geistigen Welt heraus. Es hängt das zusammen mit der ganzen Art und Weise, wie der Orientale zu seinem Wissen, zu seiner ganzen Seelenverfassung gekommen ist." 

Bhagavad Gita, Philosophie der Veden und Vedanta, indische Jogaphilosophie: "Der orientalische Mensch ist heute daran - jetzt ist das alles, ich mochte sagen, in der Dekadenz, heute ist das alles unterdrückt, heute schläft das im orientalischen Menschen, aber wir müssen den orientalischen Menschen auch nicht kennenlernen nach seiner jetzigen Seelenverfassung, sondern wir müssen ihn vorzugsweise kennenlernen nach seiner Seelenverfassung, die er in einer sehr weit zurückliegenden Vorzeit gehabt hat -, der orientalische Mensch ist heute daran, gerade weil diese Seelenverfassung zurückgegangen ist, und die Europäer und Amerikaner werden das in nicht zu ferner Zeit zu ihrem großen Schrecken bemerken, mit derselben Inbrunst, mit derselben religiösen Hingebung den Bolschewismus aufzunehmen, wie er einstmals aufgenommen hat die Lehre von dem heiligen Brahman. Was ist von den drei Gliedern der menschlichen Natur dasjenige, das im orientalischen Menschen ganz besonders zum Ausdruck gekommen ist? Es ist der Stoffwechselmensch. Gerade der älteste Orientale hat ganz im Stoffwechsel gelebt. Das wird für denjenigen in der Auffassung keinen Horror hervorrufen, der den Stoff nicht denkt im Sinne von Klumpen von Materie, sondern der weiß, dass in allem Stoff Geist lebt. Und dasjenige, was gerade der hohe Geist, der bewunderungswürdige Geist der Orientalen war, das war dasjenige, was aus dem Stoffwechsel der orientalischen Natur aufgestiegen ist und ins Bewußtsein hineingeglänzt hat. Dasjenige, was sich im menschlichen Stoffwechsel abspielt, hängt ja innig zusammen mit dem, wie die äußere Sinneswelt ist. Wir entnehmen dasjenige, was dann in uns Materie wird, der äußeren Sinneswelt. Wir wissen, dass hinter dieser äußeren Sinneswelt Geist ist. In Wahrheit essen wir Geist, und der gegessene Geist wird erst in uns Materie. Aber dasjenige, was wir da aufnehmen, das war beim Orientalen so, dass es auch, nachdem es aufgenommen wurde, den Geist hergab. So dass derjenige, der die Dinge versteht, hinsieht auf die bewunderungswürdigen poetischen Leistungen der Veden, auf die Großartigkeit der Bhagavad Gita, auf die tiefe Philosophie der Veden und Vedanta, auf die indische Jogaphilosophie, und er wird sie deshalb nicht weniger bewundern, weil er weiß, dass das aus dem inneren Prozess hervorgegangen ist als ein Produkt des Stoffwechsels, wie die Blüten des Baumes hervorgehen aus dem Stoffwechsel. Und wie wir den Baum anschauen und in seinen Blüten sehen dasjenige, was die Erde der Luft und dem Licht entgegentreibt, so sehen wir in dem, was der alte indische Mensch hervorgebracht hat in den Veden, in der Vedanta-, in der Jogaphilosophie, eine Blüte des irdischen Daseins selber. Es ist gewissermaßen auf der einen Seite dasjenige, was wir in den Blüten der Bäume sehen, Produkt der Erde, entgegengebracht der Lufl und dem Lichte, aber Produkt der Erde, das heißt desjenigen, was auf dem Felde wächst als Weizen und Korn, auf den Bäumen als Obst und Früchte, genossen und verdaut von Menschen, verkocht von Menschen. In der besonderen alten indischen Natur wird es, statt zu Pflanzenblüten und Pflanzenfrüchten, zu den herrlichen Ausgestaltungen der Veden, der Vedanta- der Jogaphilosophie, man sieht diesen alten indischen Menschen an so wie einen Baum, als Zeugen desjenigen, was die Erde in ihrem Stoffwechsel aus sich selber hervorsprießen lassen kann, indem sie in den Menschen hineinschießt - beim Baum durch die
Wurzeln und durch den Saflstrom, beim Menschen durch die Nahrung-, und man lernt erkennen das Göttliche in demjenigen, wo es der Spiritualist verachtet, indem ihm die Materie so niedrig vorkommt. Und dann hat der alte Inder ein Ideal. Er hat das Ideal, aus diesem seinem Erleben in dem Stoffwechsel herauszukommen zu dem höheren Glied der Menschennatur, zu dem rhythmischen System. Daher machte er seine Jogaübungen. Er machte besondere Atemübungen. Das übte
er mit Bewußtsein. Dasjenige, was der Stoffwechsel aus ihm hervorbringt als geistige Blüte der Erdenentwickelung, das kommt unbewußt. Dasjenige, was er bewußt macht, ist: sein rhythmisches System, das Atmungs- und Blutsystem, in eine geregelte, in eine systematisierte Bewegung zu bringen. Und was tut er, indem er sich erhebt, indem das gerade dasjenige ist, was seine Erhebung ist, was tut er da? In diesem rhythmischen System, was geschieht da? Wir atmen die äußere Luft ein, wir übergeben der äußeren Luft dasjenige, was aus des Menschen Stoffwechsel entsteht, Kohlenstoff. In uns findet ein Stoffwechsel statt zwischen dem, was in uns Ergebnis des Stoffwechsels ist, und demjenigen, was in der Luft ist, die wir aufnehmen. Die heutige materialistischphysikalische Weltanschauung sieht in der Luft Stickstoff - weiß nicht, was das ist - und Sauerstoff - weiß nicht, was das ist - miteinander gemischt, sieht etwas rein Materielles. Der alte Inder nahm wahr die Luft, das heißt dasjenige, was da vorgeht, indem sich im Menschen verbindet dasjenige, was aus dem Stoffwechsel kommt, mit dem, was eingeatmet wird, was sich verarbeitet. In der Blutzirkulation nahm der alte Inder dann, indem er sein Ideal, die Jogaphilosophie, erfüllte, wahr durch diesen Stoffwechsel die Geheimnisse der Luft, das heißt dasjenige, was geistig in der Luft ist. Er lernte kennen in der Jogaphilosophie dasjenige, was geistig in der Luft ist. Was lernt man da kennen? Da lernt man eben gerade kennen dasjenige, was in uns eingezogen ist, indem wir atmende Wesen geworden sind. Da lernt man erkennen dasjenige, was in uns eingezogen ist, als wir heruntergegangen sind aus den geistigen Welten in diesen physischen Leib. Da pflegt man dieses Wissen von der Präexistenz, von dem vorgeburtlichen Leben. Daher ist es in einem gewissen Sinne das Geheimnis derjenigen zunächst, die solche Jogaphilosophie
ausführen, hinter das Geheimnis des vorgeburtlichen Lebens zu kommen. So sehen wir, dass der alte Inder im Stoffwechsel lebt, trotzdem er so Schönes, Großartiges, Gewaltiges hervorbringt, und sich künstlich hinaufschwingt zum rhythmischen System. Das alles ist in die Dekadenz gekommen. Das alles ist heute in Asien schlafend. In den asiatischen Seelen macht sich nur nebulos geltend in abstrakten Formen, wenn solche erleuchtete Geister wie Rabindranath Tagore von dem Ideal der Asiaten sprechen und schwelgen."  [14]

Der mitteleuropäische Mensch; Meditation; mehr Realität in den Schriften der Scholastiker als in der modernen Wissenschaft oder in der modernen populären Bücher- oder Zeitungsliteratur; Fichte, Hegel, Schelling, Goethe im Gegensatz zu neueren Universitätsprofessoren der Philosophie: "Der Mensch, der aus diesem Untergrunde in den mittleren Gegenden der Erde lebte und lebt, der lebt nun, geradeso wie der Inder im Stoffwechsel lebt, im rhythmischen System. Dasjenige, worinnen man lebt, bleibt unbewußt. Der Inder strebte noch als zu einem Ideal zum rhythmischen System hinauf, und ihm wurde es bewußt. Der Mitteleuropäer lebt in diesem rhythmischen System, ihm wird es nicht bewußt, und er gestaltet aus dadurch, dass er in diesem rhythmischen System lebt, alles dasjenige, was das rechtliche, das demokratische, das staatliche Element in der sozialen Organisation ist. Er gestaltet es einseitig aus, aber er gestaltet es in dem Sinne aus, wie ich das gestern angedeutet habe, denn er ist besonders dazu veranlagt, dasjenige auszugestalten, was im Wechselspiel geschieht zwischen Mensch und Mensch, im Wechselspiel zwischen dem Menschen und seiner Umgebung. Aber er hat wiederum ein Ideal. Er hat das Ideal, sich nun zum nächsten zu erheben, zu dem Nerven-Sinnesmenschen. So wie der Inder die Jogaphilosophie, das kunstvolle Atmen, das zur Erkenntnis auf besondere Art führt, als sein Ideal betrachtete, so der  Mitteleuropäische Mensch das Sich-hinauf-Schwingen zu Vorstellungen, die aus dem Nerven-Sinnesmenschen kommen, zu Vorstellungen, die ideell sind, zu Vorstellungen, die errungen werden durch eine Erhebung, so wie die Jogaphilosophie errungen wird von dem Inder durch eine Erhebung. Daher ist es auch notwendig, dass man sich bewußt werde, will man Leute, die aus solchen Untergründen heraus geschaffen haben, wie Fichte, Hegel, Schelling, wie Goethe, will man sie wirklich verstehen, so muss man sie so verstehen, wie der Inder seine Jogaeingeweihten verstand. Aber diese besondere Seelenveranlagung, die dämpft die eigentliche Geistigkeit. Man erlangt noch ein deutliches Bewußtsein davon, wie es zum Beispiel Hegel hat, dass die Ideen Wirklichkeiten sind. Dieses deutliche Bewußtsein hatte Hegel, Fichte, hatte Goethe, dass die Ideen Wirklichkeiten, Realitäten sind. Man gelangt eben auch dazu, so etwas zu sagen wie Fichte: Die äußere Sinneswelt ist für sich keine Existenz, sondern nur das versinnlichte Material meiner Pflicht. - Aber man kommt nicht zu jener Erfüllung der Ideen, welche der Orientale hatte. Man kommt dazu, zu sagen, wie Hegel sagte: Es beginnt die Geschichte, es lebt die Geschichte. Das ist die lebendige Bewegung der Ideen. - Aber man beschränkt sich allein auf diese äußere Wirklichkeit. Diese äußere Wirklichkeit sieht man geistig, ideell an. Aber man kann nicht, gerade wenn man Hegel ist, weder von Unsterblichkeit noch von Ungeburtlichkeit reden. Die Hegeische Philosophie beginnt mit der Logik, das heißt mit demjenigen, was der Mensch endlich denkt, dehnt sich aus über eine gewisse Naturphilosophie, hat eine Seelenlehre, die aber nur von der irdischen Seele handelt, hat eine Staatslehre und hat zuletzt als das Höchste, zu dem sie sich aufschwingt, die Dreigliederung von Kunst, Religion, Wissenschaft. Aber darüber geht es nicht hinaus, da geht es nicht in die geistigen Welten hinein. Auf geistigste Art hat solch ein Mensch wie Hegel oder Fichte beschrieben dasjenige, was in der äußeren Welt ist; aber gedämpft ist alles dasjenige, was hinausschaut über die äußere Welt. Und so sehen wir, dass gerade dasjenige, was kein Gegenbild in der geistigen Welt hat, das Rechtsleben, das Staatsleben, was nur von dieser Welt ist, dass das gerade die Größe ausmacht dieser Ideengebäude, die da auftreten. Man sieht die äußere Welt als geistig an. Man kommt aber nicht über diese äußere Welt hinaus. Aber man schult den Geist, man bringt dem Geist eine gewisse Disziplin bei. Und legt man dann Wert auf eine gewisse innere Entwickelung, so findet das statt, dass dadurch gerade, wenn man sich heranschult an dem, was da in diesem Gebiete der Welt an Erziehung des Geistes durch die Ideenwelt geleistet werden kann, man gewissermaßen innerlich hinaufgetrieben wird in die geistige Welt. Das ist ja das Merkwürdige. Ich muss Ihnen gestehen, mir ist, wenn ich Schriften der Scholastiker lese, immer bei diesen Schriften der Scholastiker so zumute, dass ich mir sage: Das kann denken, das weiß zu leben in Gedanken. - Auf eine gewisse andere Art, mehr dem Irdischen zugewandt, sage ich mir das auch bei Hegel: Der weiß zu leben in Gedanken - oder bei Fichte oder bei Schelling. Selbst in der dekadenten Art, wie die Scholastik in der Neuscholastik zutage tritt, muss ich sagen, finde ich in der Scholastik immer noch mehr von entwickeltem Gedankenleben als zum Beispiel in der modernen Wissenschaft oder in der modernen populären Bücher- oder Zeitungsliteratur. Da ist schon alles Denken verdunstet und verduftet. Es ist schon wahr, die besseren Geister der Scholastik, in der Gegenwart zum Beispiel, denken Begriffe genauer als unsere Universitätsprofessoren der Philosophie. Aber das ist ja eben das Eigentümliche, wenn nun diese Gedanken auf einen wirken, wenn man zum Beispiel ein scholastisches Buch liest, so ein richtig scholastisch-katholisches Buch liest und es auf sich wirken lässt, gewissermaßen es zu einer Art von Selbsterziehung verwendet, die Seele wird über sich hinausgetrieben. Es wirkt wie eine Meditation. Es wirkt so, dass man zu etwas anderem kommt, Erleuchtung bewirkend. Und eine sehr merkwürdige Tatsache liegt vor. Denken Sie sich einmal, solche modernen Dominikaner, Jesuiten, andere Ordensgeistliche, die sich in dasjenige, was jetzt noch von Scholastik vorhanden ist, hineinvertiefen, wenn sie nun ganz zu Ende wirken ließen auf sich dasjenige, was da an scholastischen Gedankenformen in ihnen erziehend wirkt, sie würden alle auf eine verhältnismäßig leichte Weise durch diese Erziehung zum Begreifen der Geisteswissenschaft kommen. Überließe man diejenigen, die Neuscholastik studieren, ihrem eigenen seelischen Werdegang, es würde gar nicht lange dauern, würden gerade diese katholischen Ordensgeistlichen sehr bald Anhänger der Geisteswissenschaft werden. Daher hat man - was nötig, damit sie es nicht werden? Man verbietet es ihnen. ... Diese Dinge, die muss man durchschauen, denn dann wird man einsehen, welche Wichtigkeit es hat für gewisse Kreise, ja nicht es bis zu den Konsequenzen desjenigen kommen zu lassen, was entstehen konnte, wenn man die Dinge frei wirken ließe in den Seelen. Dieses mitteleuropäische Streben besteht eben darinnen, von dem selbstverständlichen rhythmischen Menschen hinauf sich zu erheben zum Nerven- Sinnesmenschen, zu dem, der im ideellen Gebiete dasjenige hat, was er sich selbst erringt. Für diese Menschen ist die besondere Anlage vorhanden, das Leben der Erde als ein Geistiges zu begreifen. Das hat ja Hegel im umfassendsten Sinne getan."

Der westliche Mensch: "Ich habe gestern gesagt, dass der westliche Mensch gerade in seinen erleuchtetsten Geistern, in solchen wie Bentbam, John Stuart Mill, Spencer, Buckle, sogar schon Baco von Verulam und andern, Thomas Reid und so weiter, in der Nationalökonomie Adam Smith, dass dieser westliche Mensch besondere Veranlagung hat, dasjenige Denken auszubilden, das man dann verwenden kann im wirtschaftlichen Teile des sozialen Organismus. Wenn man zum Beispiel die Philosophie von Spencer nimmt, dann sagt man sich: das ist ein Denken, welches ganz aus dem Nerven-Sinnesmenschen stammt, ganz und gar Produkt der Sinne und der Nerven ist, welches am besten taugen würde, wirtschaftliche Organisationen und Assoziationen zu machen. Es ist nur deplaciert von Spencer zu der Philosophie verwendet worden. Würde Spencer mit demselben Denken Fabriken einrichten, soziale Organisationen machen, dann wäre das am richtigen Platze, dass er mit diesem Denken eine Philosophie macht, das ist deplaciert. Das kommt davon her, dass jetzt der westliche Mensch nicht mehr lebt im rhythmischen System, sondern wieder eine Stufe höhergestiegen ist, er lebt selbstverständlich im Nerven-Sinnessystem des Menschen. Der Orientale lebt seiner Natur nach im Stoffwechsel, der Mensch der Mitte lebt seiner Natur nach im rhythmischen System, der westliche Mensch lebt seiner Natur nach im Nerven-Sinnessystem.  Stoffwechsel beim Orientalen: Er wendet sich hinauf und erstrebt das rhythmische System. Der mitteleuropäische Mensch lebt im rhythmischen System; er strebt hin zum Nerven-Sinnesmenschen. Der westliehe Mensch lebt schon im Nerven-Sinnessystem."

Schillers «Die Räuber», «Fiesko», «Kabale und Liebe», «Maria Stuart», «Jungfrau von Orleans», «Braut von Messina», «Ästhetische Briefe», «Wallenstein»: "Diese «Ästhetischen Briefe» Schillers, sie wären eine gute Vorbereitung wiederum, um die Seele hinaufzuläutern zu einem geistigen Anschauen der Welt. Schiller konnte das noch nicht selber. Aber es wirkt immer, wenn der andere etwas aufnimmt, die Seele selbst erziehend, was von einem Menschen herrührt, der noch nicht hinaufkommt in die geistige Welt, es wirkt da so, dass er in die geistige Welt hineinsehen kann. Allerdings hat man in Europa statt dessen Ralph Waldo Trine und Marden und ähnliche Oberflächlichkeiten als ein besonderes Heilmittel für die Seelen verehrt, und die andern Dinge vergessen, die nun wirklich in die geistige Welt hinaufführen würden. Diese Dinge müssen eben auch im ganzen Zusammenhange des Lebens und des Weltwesens erfaßt und begriffen werden. Man muss sich klar darüber sein, wie differenziert die verschiedenen menschlichen Fähigkeiten über die Erde hin sind. Und das ist schon zu sagen: während bisher dafür gesorgt worden ist, dass die tumultuarischen Schillerschen Jugendwerke «Die Räuber» oder «Fiesko» oder «Kabale und Liebe» bekannt werden, und während die Menschen sich höchstens aufschwingen zu den Sentimentalitäten der «Maria Stuart» oder zu den doch sehr veräußerlichten dramatischen Szenen der «Jungfrau von Orleans» oder der «Braut von Messina», sollte man heute damit beginnen, die «Ästhetischen Briefe» Schillers, in denen er sich selber - mit all seinen «Räubern», mit der ganzen «Maria Stuart» und mit dem «Wallenstein» - an Bedeutung für die Menschheit überragt, man sollte damit beginnen, diese «Ästhetischen Briefe» nicht bloß zu studieren, sondern auf sich wirken zu lassen. Denn wir sind heute darauf angewiesen, nicht bloß das Schulphilistergewäsche, das es gibt über unsere Klassiker, über Goethe, Schiller, vorzutradieren, sondern vor allen Dingen hier Revision zu machen und selber aufzusuchen, was an diesen Klassikern das Große war. Wir schwätzen fort dasjenige, was über den «Wallenstein» und die «Maria Stuart» und so weiter geredet worden ist von der Schulphilisterei mehr als ein Jahrhundert. Wir haben heute die Aufgabe, die Große auf elementare Art selbst zu begreifen, denn nur dadurch kann die Menschheit vorwärtsschreiten. So liegt auch da die Notwendigkeit einer Umwandelung, einer Erneuerung. Auch dasjenige, was durch unsere Schulen die Menschen über «Maria Stuart», über den «Wallenstein», über die «Räuber» und so weiter lesen und hören, auch das muss umgestaltet werden. Wir bedürfen in dieser ernsten Zeit einer völligen Erneuerung, denn die Zeiten sind ernst."  [15]
 

6. Grundimpulse sozialer Gestaltung III; Hegels Leben und Werk, seine Ideenmystik in «Die Phänomenologie des Geistes» und «Wissenschaft der Logik», Hölderlin, Fichtes Feuergeist in Jena, der philosophische Feuergeist Schelling; Hegelsche Logik bleibt etwas Ewiges; wie zur Zeit der Scholastik, gibt es den Kampf der Wahrheit gegen die Lüge an Universitäten; Gesichtspunkte des Rechtsleben im sozialen Organismus

Hegels Leben und Werk, seine Ideenmystik in «Die Phänomenologie des Geistes» und «Wissenschaft der Logik», Hölderlin, Fichtes Feuergeist in Jena, der philosophische Feuergeist Schelling: "Heute (27. August 1920) vor hundertfünfzig Jahren wurde in Stuttgart Hegel geboren, und man muss, indem man an diesem Tage sich dieser Tatsache erinnert, eigentlich unwillkürlich von dem Gefühl durchdrungen sein der ungeheuren Veränderung und Umwandlung, welche die Zeiten erfahren haben seit der Geburt dieses für die ganze moderne Zivilisation so außerordentlich charakteristischen Geistes. Hegel schließt ja in sich gewissermaßen den Extrakt des Geisteslebens jenes mitteleuropäischen Gebietes, das sich nach seinem Wirken so wesentlich verändert hat, das jetzt beginnt, von diesem mitteleuropäischen Gebiete, in dem es eine gewisse Rolle gespielt hat, geradezu ideell zu verschwinden. Hegel ist in Stuttgart, im Schwabenlande geboren, hat die Jahre seiner Reifung, die Jahre der Entwickelung der besonderen Art seines Geistes in Mitteldeutschland verlebt und war dann in der letzten Epoche seines Lebens eine in Norddeutschland einflussreiche Persönlichkeit, einflussreich insbesondere für das Unterrichtswesen, aber auch für manche andere geistige Angelegenheiten Norddeutschlands. Am 27. August 1770 in Stuttgart geboren, kam Hegel, der sich langsam aus einer gewissen schwerfälligen Geistigkeit heraus entwickelte, im achtzehnten Lebensjahre an die Tübinger Universität, studierte dort Theologie und machte die Bekanntschaft vor allen Dingen des viel beweglicheren, geistig regsameren, jugendlichen Schelling, machte die Bekanntschaft des, ich möchte sagen, die schwermütigsten Empfindungen des alten Griechenland in die neuere Zeit heraufhebenden Hölderlin, verbrachte mit diesen beiden, mit Hölderlin und Schelling, in inniger Kameradschaft seine Studienjahre in Tübingen, wandte sich dann gleich Schelling, Mitteldeutschland, Thüringen, der Jenenser Universität zu, wo er zunächst, ebenso wie Schelling, angezogen durch die Persönlichkeit Johann Gottlieb Fichtes, seine ersten Versuche in Ausarbeitung eigener Weltanschauungsideen machte. Er wirkte an der Universität bis zum Jahre 1806. In diesem Jahre vollendete er sein erstes größeres, selbständiges Werk, «Die Phänomenologie des Geistes», wie man sagt, während die Kanonen Napoleons um Jena herum donnerten. In diesem Werke ist enthalten der Versuch, alles dasjenige in Gedanken wiederzuerleben, was das menschliche Bewußtsein erleben kann von seinen dumpfesten Welteindrücken bis zu jener Klarheit herauf, wo der Mensch in einer solchen Intensität die Ideenwelt durchlebt, dass ihm diese Ideenwelt selbst als die Substanz des Geistes erscheint. Man möchte sagen, etwas wie eine Weltreise des Geistes ist diese «Phänomenologie des Geistes». Die damals schwierigen Verhältnisse in Deutschland brachten Hegel um seine Stellung an der Universität in Jena. Er blieb aber weiter im mittleren Deutschland und redigierte zunächst ein Jahr etwa eine politische Zeitung in Bamberg, war dann Gymnasialdirektor in Nürnberg, bis er für wenige Jahre Universitätsprofessor in Heidelberg wurde. Während seiner Nürnberger Zeit arbeitete er sein bedeutsamstes Werk, die «Wissenschaft der Logik» aus. In Heidelberg schrieb er seine «Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften». Dann wurde er berufen an die ja aus dem Geiste Fichtes und Humboldts heraus begründete Berliner Universität, an der er eine einflussreiche Tätigkeit ausübte, welche Tätigkeit sich eben ausdehnte über das gesamte Unterrichtswesen, das von Berlin aus verwaltet werden konnte, und auch über andere geistige Angelegenheiten. Hegel war eine merkwürdige Persönlichkeit schon äußerlich, wenn er vortrug. Er hatte seine geschriebenen Manuskriptblätter vor sich, die aber immer, wie es scheint, ungeordnet waren, so dass er fortwährend blätterte, suchte. Er war etwas ungelenk im Darstellen, brachte nur schwer seine Sachen hervor. Der Gedanke in ihm arbeitete, arbeitete aus tiefen Untergründen der Seele heraus, während er  vortrug, gestaltete sich außerordentlich schwer zum Worte, das wie stotternd und wie abgerissen hervorkam. Dennoch aber soll sein Vortrag, der in dieser Weise, wie fortwährend sich unterbrechend, an die Zuhörer herantrat, einen außerordentlich großartigen Eindruck gemacht haben auf diejenigen, die einen Sinn dafür hatten, auf eine solche Persönlichkeit einzugehen. Aber auch sonst hatte Hegel merkwürdige persönliche Eigenschaften. Er lebte sich wirklich ein in die ganze Struktur der Umgebung, in der er sich befand, er erlebte mit die Struktur dieser Umgebung. Und so kann man bemerken, wie er tatsächlich aus dem schwäbischen Milieu herauswächst, wie er gewissermaßen den Schwabengeist mit all seinen besonderen charakteristischen Merkmalen in sich hat, bis er - nachdem er die Universität absolviert hatte, war er einige Zeit auch Hauslehrer in der Schweiz und in Frankfurt am Main - , bis er in die Schweiz und nach Frankfurt am Main kam, wo er sich verhältnismäßig schnell wiederum in die andere Umgebung einlebte. Und dann kam er nach Jena, wo Fichtes Feuergeist wirkte, wo vor allen Dingen etwas war wie eine Zusammenfassung des ganzen mitteleuropäischen Geisteswesens, eine Zeit, von der sich heute die Menschen kaum noch eine Vorstellung machen können. Es war ja so, dass, wenn Fichte in seiner Art die durchaus voll auf einer hohen geistigen Stufe stehenden Auseinandersetzungen im Hörsaale machte, die aber trotzdem auf einer abstrakten Höhe standen, diese Auseinandersetzungen sich in Debatten bis in die Straßen und öffentlichen Plätze in Jena fortsetzten; so dass in der Tat solch ein Vortrag Fichtes nicht bloß eine Auseinandersetzung mit irgendwelchen Problemen war, sondern ein Ereignis war, ein Ereignis auch in der Hinsicht, dass von allen irgendwie nicht allzuweit von Jena abliegenden Orten dazumal nach Weltanschauung bedürftige Persönlichkeiten in Jena sich einfanden. Und wer Briefschaften liest, die ja reichlich vorhanden sind, in denen Persönlichkeiten sich aussprechen, die in Jena Fichte gehört haben, der stößt immer wieder und wiederum auf Stellen, die von dem ungeheuren geistigen Einfluss Fichtes sprechen. Ja, man muss sagen, nach vielen Jahren, nachdem Fichte längst gestorben war, nach Jahrzehnten noch drücken sich Persönlichkeiten, die ihn in Jena gehört haben, in der Weise aus, dass sie von jenem großen Einflüsse auf ihre Seele sprechen, den sie erfahren haben durch Fichte in Jena. Angeregt durch das, was da Gewaltiges an Geist in die Welt floß, war der philosophische Feuergeist Schelling, war auch der schwerfälligere Georg Friedrich Wilhelm Hegel, der sich aber mit Schelling zusammentat, um die Fichtesche Philosophie weiterzubilden. Schelling und Hegel gaben dazumal in Jena im Beginne des vorigen Jahrhunderts das «Kritische Journal der Philosophie» heraus, das sich in seinen Artikeln durchaus auf den höchsten Höhen philosophischen abstrakten Denkens bewegte, aber so, dass man sieht: die in dünne Abstraktionen gesenkten Auslassungen beschäftigen sich, wie unmittelbar aus dem menschlichen Herzen hervorsprudelnd, mit denjenigen Angelegenheiten des Menschen- und Weltlebens, die die Gipfelpunkte alles Weltanschauungsstrebens nun einmal sind. Dann arbeitete sich Hegel zu einer gewissen Selbständigkeit heraus und schrieb eben bis 1806 seine «Phänomenologie des Geistes», die aber eigentlich eine Phänomenologie des Bewußtseins ist. Immer stand Hegel, wie ich sagte, in dem ganzen Milieu darinnen. Tief in seinem Inneren arbeiteten die Rätsel, die in seiner Umgebung waren. Und so, wie es der Schwabengeist war mit seiner - nun, ich will nicht unhöflich sein - bei einzelnen auserlesenen Schwaben sich findenden Tiefe, wie es der Schwabengeist war in seiner Jugend, der in ihm so recht zur Offenbarung kam, so war es dieser ganze, das neuere Geistesstreben in Konzentration zusammenfassende Philosophengeist, der ihn in Jena im Beginne des 19. Jahrhunderts ergriff, und aus dem heraus er schrieb und wirkte, aus diesem philosophischen Geist, der sich aber immer nährte an einem Überblicke, den er sich unaufhörlich über die allgemeine Weltlage machte. Aus diesem heraus entstand auch Hegels «Logik», keine gewöhnliche Logik, sondern etwas ganz anderes. Sie ist im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts geschrieben. Man möchte sagen: Die  allereigentümlichste Art des Strebens der Menschheit auf der höchsten Höhe tritt gerade in dieser Hegelschen Logik zutage. Logik ist für Hegel etwas wie eine Art Zusammenfassung desjenigen, was das Griechentum in einer etwas andern Art, als es Hegel tat, unter Logos verstand - die Weltvernunft. Hegel war dazu gekommen, während jenes inneren, tiefen Erlebens, das er durchmachte bei der Ausarbeitung seiner «Phänomenologie des Geistes», so recht zu fühlen: Wenn der Mensch sich erhebt bis zum intensiven Erleben der Idee, also der Ideen der Welt, dann ist dieses Erleben der Idee nicht mehr ein Gedankenerleben bloß, dann ist dieses Erleben der Idee ein Erleben des göttlichen Weltelementes in seiner Wahrheit, in seiner Reinheit, in seiner lichten Klarheit. Etwas, was in Mitteleuropa in den Geistern, in den Seelen seit Jahrhunderten pulste, es kam auf besondere Art in Hegel dazumal zum innerlich seelischen Dasein. Man braucht sich nur zu erinnern an die tiefe Mystik des Meister Eckbart, des Jobannes Tauler - wir haben sie in diesen Tagen von einer andern Seite kennengelernt, aber tief bleibt sie doch, und das Erleben bleibt ja dasselbe, auch wenn man die tieferen okkulten Untergründe kennt, von denen ich vor einigen Tagen hier gesprochen habe -, man braucht nur zu denken an dieses mystische Erleben, wie es dann etwa in Valentin Weigel, selbst in Paracelsus, in Jakob Böhme innerliche Offenbarung wurde, und man braucht sich nur dasjenige, was Geister wie der Meister Eckhart oder der Johannes Tauler mehr aus einem intensiven Gefühle heraus als abstrakt erlebten, was Jakob Böhme in Bildern auseinanderlegte durch inneres Erleben, man braucht sich das nur in die helle, lichte Klarheit der Weltideen zu verwandeln und also an die Stelle von Gefühls- und Bildermystik Ideenmystik zu setzen, dann hat man das Erleben, das Hegels Erleben war, als er die «Logik» schrieb: ein Aufgehen der Seele in reinen Ideen, aber mit der Überzeugung, dass diese Ideen die Weltsubstanz sind, ein Leben in dem, was Nietzsche später genannt hat die kalte, eisige Ideenregion, aber bei Hegel ein Erleben der Ideen mit dem Bewußtsein, dass dieses Erleben der Ideen ein Zwiegespräch mit dem Weltengeiste selber ist. Was da Hegel erlebte, nicht in vagen Definitionen von einer Einheit der Welt, nicht in solchen vagen Begriffen, wie sie die Pantheisten auseinandersetzen, sondern in konkreten Ideen, die zu verfolgen waren von dem einfachen Sein bis herauf zu der vollerfüllten Idee des Organismus und des Geistes, was da erlebt werden kann in aller Breite der entwickelten Ideenwelt, das fasste Hegel zusammen in seiner «Logik»; so dass in seiner «Logik» gegeben werden will ein Organismus der dem Menschen möglichen Ideen, die aber zu gleicher Zeit, indem sie der Mensch erlebt, die Gewissheit zeigen, dass sie dasselbe sind, wonach der Weltengeist die Wirklichkeit werden lässt. Daher nennt Hegel auch den Inhalt seiner «Logik» die Göttlichkeit vor der Erschaffung der Welt. Aber eisig ist die Region, in die der Mensch versetzt wird, der Hegels «Logik» nachstudiert, eisig ist diese Region, denn Hegel bewegt sich durchaus in demjenigen, was der gewöhnliche Mensch die äußerste Abstraktion nennt. Er beginnt als die einfachste Idee das Sein hinzusetzen, geht dann in das Nichts über, schreitet fort vom Sein durch das Nichts dialektisch zum Werden, zum Dasein und so weiter, zum Fürsich- Sein, zum Wesen, zur Substantialität, zur Kausalität und so weiter; und man bekommt nicht dasjenige, was der gewöhnliche Mensch will, wenn er innerlich in seiner Seele erfüllt werden will von der göttlichen Weltenwärme; man bekommt eine Summe von, wie eben im gewöhnlichen Leben gesagt wird, abstrakten Ideen. Was ist diese «Logik»? Diese «Logik», wenn man sich in sie vertieft, sie wird schon zu einem Erlebnis; sie wird sogar zu einem Erlebnis, das einem viel Aufschluss geben kann über manche Geheimnisse des Menschen und der Welt überhaupt. Man möchte sagen: Dasjenige, was man da erlebt an Hegels «Logik», es lässt sich im Grunde genommen erst durch die Geisteswissenschaft richtig charakterisieren. Man findet erst aus der Geisteswissenschaft heraus Worte, durch die man dieses Erlebnis charakterisieren kann. Es geht einem da ganz merkwürdig. Rosenkranz, der Schüler Hegels, der seinem Meister ganz ergeben war, er hat uns eine wirklich nicht nur liebenswürdig, sondern auch geistvoll geschriebene Biographie von Hegel geschenkt. Er spricht in dieser Hegel-Biographie Worte aus, die, ich möchte sagen, für die Zeitentwickelung in gewisser Beziehung signifikant sind. Er sagt, etwa so Mitte der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts: Wir sind eigentlich die Totengräber der großen Philosophen. Und er zählt dann auf, wie die großen Philosophen um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert aus der europäischen Zivilisation aufgestiegen sind, und wie sie eigentlich in jener Zeit gestorben waren. Man bekommt ein wehmütiges Gefühl, wenn man gerade diese Stelle in Rosenkranz' Hegel-Biographie liest, denn es ist etwas sehr Wahres ausgesprochen. Dieses 19. Jahrhundert, indem es immer mehr und mehr vorrückte, wurde zum Totengräber nicht nur der Philosophen, sondern der Philosophie, ja der großen Weltanschauungsfragen überhaupt. Dasjenige, was uns jetzt entgegentritt mit solchen Riesenschritten, der Verfall der europäischen Zivilisation, er zeigte sich zuerst auf den philosophischen Höhen. Die anmaßenden philosophischen Systeme aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind ja im Grunde genommen Niedergang. Aber auf dem Boden der Geisteswissenschaft kann man nicht so sprechen, wie Rosenkranz gesprochen hat; auf dem Boden der Geisteswissenschaft muß, ich möchte sagen, auch lebendig werden dasjenige, was äußerlich physisch tot ist. Denn dasjenige, was im Menschen ewig ist, wirkt ja ewig fort, auf der einen Seite in übersinnlichen Welten, auf der andern Seite aber auch in der irdischen Welt selber; und wenn es den Niedergangsimpulsen zufällt, die Totengräber zu haben, so fällt es der Geisteswissenschaft zu, das seelisch Ewig-Lebendige aus dem Toten herauszusuchen und es in seinem Fortleben vor die Welt hinzustellen. Deshalb möchte ich auch heute nicht von dem toten Hegel sprechen, sondern von dem lebendigen Hegel. Aber allerdings, Lebendige solcher Art, wie Hegel es war, sie werden in gewisser Beziehung zu gleicher Zeit zu scharfen Kritikern desjenigen, was in unserer Zeit zum Teil aus der Schläfrigkeit der Seele, zum Teil aus bösem Willen heraus sein Bündnis mit den Niedergangsmächten schließt. Und so muss ich vom geisteswissenschaftlichen Standpunkte sagen: Ja, wahr ist es, in einer kalten, eisigen Region zunächst abgezogener Begriffe verläuft die logische Dialektik Hegels. Man lebt eigentlich in lauter Begriffen, indem man die Hegeische «Logik» durchlebt, die der gedankenlose Mensch nicht liebt, bei denen der gedankenlose Mensch sagt: Das interessiert mich nicht. - Aber gerade diese Begriffswelt Hegels, gerade diese Summe von scheinbaren Abstraktionen, gerade diese eisig kalten Begriffe, was sind sie denn? Man kann nachforschen in dem, was einem gerade die Geisteswissenschaft gibt, was diese Begriffe sind. Sie können ja ganz ohne Zweifel die ewige Weltvernunft selbst nicht sein, denn diese ewige Weltvernunft hätte nimmermehr aus dieser Summe von bloßen Abstraktionen heraus die ganze vielgestaltige und vor allen Dingen nicht die ganze wärmehaltige Welt erbilden können. Wie dünne Begriffsschleier - Hegel nennt selbst seine Ideen der Logik Schattenbilder -, so nehmen sich diese logischen Begriffe, diese logischen Ideen aus. Also dasjenige, was Hegel zunächst in seinem Glauben erlebte von dieser Logik, das kann sie natürlich nicht sein; sie ist eine Summe von Ideen, die beginnt bei dem Sein, geht durch das Nichts zum Werden und so weiter, durch lauter solche Begriffe, und endet bei der ihren Zweck in sich selber tragenden Idee, also bei dem, was das gewöhnliche Bewußtsein auch noch eine Abstraktion nennt. Also gewiss, die Welt erschaffen aus solchen Ideen hätte man nicht können, und dasjenige, was  lebendiger Geist ist, was ja erfasst werden muss im übersinnlichen Erkennen als lebendiger Geist, das ist auch diese Logik nicht. Es ist schon, ich möchte sagen, aus einem subjektiven Empfinden heraus, wenn Hegel sagt, der Inhalt dieser Logik, das seien die Gedanken Gottes vor der Erschaffung der Welt. Man könnte nimmermehr die reiche Fülle der Welt irgendwie erfassen aus diesen Gedanken heraus. Und dennoch, das Erlebnis, wenn man sich nur überhaupt darauf einlässt, ist ein starkes, ein gewaltiges. Was ist es denn eigentlich, was in dieser Logik enthalten ist?" [16]

Hegelsche Logik bleibt etwas Ewiges, inspiriert von den flammenden Fichte-Worten in Jena, und so wurde er eben der einflussreiche Geist der Berliner Universität, die wie fast alle Universitäten heute nur noch ein Schatten ihrer selbst ist, in der sich islamische Antisemiten, Geschichtsklitterer und sogar Terroristen tummeln; will man ohne die Hegelsche Logik auskommen, so verfällt man entweder in die Weichlichkeit der Schleiermacherei, oder man wird in die tiefsten Tiefen des materiellen Sumpfes hineingerissen wie Marx; Beamtendressur, in Russland ist es im vollen Gange: "Aber dasjenige, was da die Menschenseele in dieser Mitte erlebt, ist ein Kompliziertes, und die Menschenseele erlebt eigentlich dieses Komplizierte nur im Laufe der Zeit, im Laufe der Entwickelung, und man muss die einzelnen Etappen dieser Entwickelung verstehen. Man kann sagen: Wer Hegel versteht, wie er seine «Logik» ausarbeitet, der sieht, wie die Menschheit in dieser Zeit, da Hegel seine «Logik» ausarbeitet - im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts - , beginnt zu verkalken, beginnt materialistisch zu werden, dicht zu werden, in die Materie verstrickt zu werden. Wie ein Versinken in die Materie im Wissen, im Erkennen ist es in dieser Zeit. Und es erscheint einem wie im Bilde diese Menschheit, im Materiellen versinkend, Hegel wie in der Mitte stehend, mit aller Gewalt sich herausarbeitend und entreißend Ahriman dasjenige, was Ahriman Gutes hat: die abstrakte Logik, die wir brauchen zu unserer innerlichen Befreiung, ohne die wir nicht zum reinen Denken kommen, diese entreißend den Mächten der Schwere, diese entreißend den irdischen Mächten und sie hinstellend in ihrer ganzen kalten Abstraktheit, damit sie nicht in demjenigen Elemente lebe, das das Ahrimanische im Menschen ist, sondern damit sie heraufkomme in das menschliche Denken. Ja, diese Hegeische Logik ist den ahrimanischen Mächten entrissen, entrungen und der Menschheit gegeben; sie ist dasjenige, was die Menschheit braucht, ohne das sie nicht vorwärtskommen kann, was aber erst Ahriman entrissen werden musste. So bleibt die Hegelsche Logik tatsächlich etwas Ewiges, so muss sie fortwirken. Sie muss immer wieder gesucht werden. Man kann ohne sie nicht auskommen. Will man ohne sie auskommen, so verfällt man entweder in die Weichlichkeit der Schleiermacherei, oder man versinkt in dasjenige, in das man sogleich versunken ist, als man an Hegel sich heranmachte und ihn nicht fassen konnte. Denn da steht, ich möchte sagen, während auf der einen Seite das Bild des Hegel auftritt, der sich herauserhebt aus dem Ahrimanischen, der dasjenige, was von Ahriman als reine Logik für die Menschheit zu retten ist, für das menschliche Denken wirklich rettet, da steht auch auf der andern Seite das Bild von Karl Marx auf, der auch sich an Hegel orientierte, das Hegelsche Denken aufnimmt, aber von Ahrimans Klauen ergriffen wird und in die tiefsten Tiefen des materiellen Sumpfes hineingerissen wird, der mit Hegels Methode zum historischen Materialismus kommt. Da sieht man unwillkürlich nebeneinander den nach aufwärts strebenden Geist, der dem Ahriman die Logik entreißt, und neben ihm denjenigen, der mit dieser Logik, weil man mit ihr sich eben aufrechterhalten muss durch alle inneren menschlichen Seelenkräfte, der versinkt in das Ahrimanische. So steht schon Hegel da als ein Geist, den man nur fassen kann, wenn man ihn zu fassen sucht mit den Begriffen, die eigentlich nur wiederum die Geisteswissenschaft geben kann. Das ist dasjenige, was Hegel geworden ist aus jenen Wirkungen, die auf ihn ausgeübt worden sind durch die flammenden Fichte-Worte in Jena, deren Extrakt er dann in seiner Art ausgebildet hat während seiner Bamberger, während seiner Nürnberger, während seiner Heidelberger Zeit. Und dann wurde er nach Norddeutschland versetzt. Immer stand er darinnen in demjenigen, was seine Umgebung war. Sein Inneres weckte in menschlich-persönlicher Art auf das, was seine Umgebung war. So wurde er eben der einflussreiche Geist der Berliner Universität. Und jetzt erlebte die Welt von ihm dasjenige Werk, das er ja aus der Mitte der modernen Zivilisationswelt heraus schaffen musste, wenn er wirklich ein solcher Geist war, der dieser Mitte voll angehörte. Wir haben ja charakterisiert in den letzten Wochen den Osten, die Mitte und den Westen, haben gefunden, wie im Westen besonders das wirtschaftliche Denken blüht, im Osten das geistige Denken blühte, wie in der Mitte das Rechtliche, Staatliche zur besonderen Blüte sich erhoben hat. Fichte hat ein Werk über Naturrecht geschrieben. Mit Rechtsideen beschäftigten sich die erleuchtetsten Geister. Hegel stellte vor die Welt hin gerade in der Zeit, als er seinen Übergang nach Norddeutschland fand, seine «Grundlinien der Philosophie des Rechts, oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundrisse». All das, was man nennen könnte Verleumdung Hegels, ist ja vielfach gerade von diesem Buch ausgegangen, das den merkwürdigen Satz enthält: Alles Vernünftige ist wirklich und alles Wirkliche ist vernünftig. - Wer aber ermessen kann, dass ja Hegel es war, der den ahrimanischen Mächten die Menschenvernunft abgerungen hat, der wird auch ermessen, dass er ein Recht dazu hatte, überall in der Welt nun diese Vernunft zu suchen, diese Vernunft geltend zu machen. Und so wurde er - weil er sich lediglich in dem Ahrimanischen bewegte, das nicht hinaufführen kann in dasjenige, was vor der Geburt liegt, in dasjenige, "was nach dem Tode wirkt -, er wurde zum Interpreten der Geistigkeit, aber nur der Geistigkeit des Irdisch-Physischen: er wurde zum Natur- und Geschichtsphilosophen. Aber er stellte dasjenige hin, was lebt in der Außenwelt im Verhältnis von Mensch zu Mensch, was sich dann systematisch ausbildet als organisiertes Menschenleben; er fasste das in seinem Begriff vom objektiven Geiste zusammen. Er sah in dem Ausleben des Rechtes, der Sitte, in dem Ausleben von Verträgen und so weiter, den in der sozialen Organisation selber wirksamen Geist. Er stand mit diesen Dingen nicht nur im räumlichen, sondern auch im zeitlichen Milieu durchaus drinnen. Es war ja noch der Geist der Zeit, wo insbesondere in dem Gebiete, in dem Hegel lebte, der Staat nicht so angebetet worden ist wie später. Deshalb ist es auch nicht richtig, wenn man dasjenige, was bei Hegel als Begriff des Staates auftritt, in demselben Lichte sieht, in dem man später den Staat sehen musste. Hegel anerkannte zum Beispiel innerhalb seines Staatsgebildes noch freie Korporationen, ein korporatives Leben. Alles dasjenige, was im Preußischen später als antihuman zutage getreten ist, das war ja dazumal noch nicht vorhanden, als Hegel in einer gewissen Weise, ich möchte sagen, die Staatsidee gerade in Preußen theiflzierte; aber es ging das hervor aus seinem Streben, in der Welt die Vernunft zu sehen, die Vernunft, die er in seiner Logik dem Ahriman abgerungen hatte. Und nun muss man schon sagen: Das ist ja im Grunde die Tragik, die sich in so erschütternder Weise geschichtlich dann vollzogen hat. Dasjenige, was in Mitteleuropa lebt, es ist ja etwas, was nicht in derselben Weise angeschaut werden darf, wie der Westen es, insbesondere seit den Verlogenheiten der letzten Jahre, ansieht, es ist etwas, was gerade dadurch besonders zu charakterisieren ist, dass es selbst einem solchen Geist, wie Oswald Spengler einer ist, jetzt noch den Eindruck macht, es müsse aus ihm heraus die einzige Rettung, die einzige soziale Rettung geboren werden für die Niedergangszeiten; nicht um den Niedergang aufzuheben - an eine solche Aufhebung glaubt Spengler nicht -, aber um den Niedergang nur erträglich zu machen, der sich vollziehen wird, bis im Beginne des nächsten Jahrtausends die vollständige Barbarei da sein werde. Man darf sagen: Hegel steht in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts wie der über das gesamte Unterrichtswesen Preußens gebietende Geist da, steht da mit jener Art von Vernünftigkeit, die ich Ihnen eben jetzt charakterisiert habe, die, ich möchte sagen, aus dem Eis des Ahriman geboren ist, aber die auch etwas hat von einer inneren Straffheit der Geistorganisation, die nichts Mathematisches hat, die aber etwas von einer ungeheuren Kraft hat, etwas von Feingeistigkeit hat. Und nun muss man eigentlich gestehen: Dasjenige, was da in diesem Mitteleuropa vorhanden war, was ja immerhin auch durch die Seite zu charakterisieren ist, dass es im 9. Jahrhundert noch Blutopfer in seiner Unkultur hatte, das hat Eigenschaften gezeitigt, die einen gewissen Wert haben dann, wenn sie von einer solchen Geistigkeit befehligt werden, wie sie die Hegeische war. Aber die ist selten, die wiederholte sich nicht. Die Schüler Hegels waren alle im Grunde genommen kleine Geister, und derjenige, der in gewisser Beziehung ein großer Geist war, Karl Marx, verfiel sogleich den ahrimanischen Mächten, und was sich dann ausbreitete, das war eben dasjenige, was den Sturz in die ahrimanischen Tiefen vollzog. Aus dem, was da stürzte, hat Hegel etwas gerettet, was aber ewig sein muss, und was er daraus nur dadurch retten konnte, dass er es gerade aus diesem Element heraus rettete. Das musste schon solch ein Extrakt, seelischer Extrakt des mitteleuropäischen Wesens vollbringen, wie Hegel es war: Schwabe von Geburt, Schwabe in bezug auf sein Jugendland, Mitteldeutscher, Franke und Thüringer in bezug auf seine Reifejahre, und in bezug auf die letzte Epoche seines Lebens so stark Preuße, dass er Preußen wie den Mittelpunkt der Welt empfand und Berlin die Mitte des Mittelpunktes nannte. Aber es liegt eine gewisse Kraft, wahrhaftig nicht eine physische Kraft, sondern eine andere Kraft, eine geistige Kraft in diesem Hegeltum, und es liegt in ihm etwas, das aufgenommen werden muss von jeder geistigen Weltanschauung. Denn rachitisch müsste werden jede Geisteswissenschaft, die nicht durchdrungen werden konnte von dem knöchernen Ideensystem, das dem Ahriman, dem verknöchernden Ahriman abgerungen worden ist durch Hegel. Man braucht dieses System. Man muss in einer gewissen Weise daran innerlich stark werden. Man braucht diese kühle Besonnenheit, wenn man nicht in nebuloser, warmer Mystik verkommen will beim geistigen Streben. Man braucht auch die Kraft, die in Hegel lebte, man braucht seine Kraft zum Vernunftbekenntnis, wenn man nicht untersinken will in dasjenige, in das Karl Marx sogleich untergesunken ist, als er selbständig die Hegelsche Geistigkeit in sich verarbeiten wollte. Es ist notwendig, es wäre notwendig, dass in diesem Zeitpunkte, der vielleicht einer der wichtigsten ist, noch wichtiger als 1914, möglichst viele Menschen sich gerade an das Bedeutsame in Hegel erinnern. Denn die Seelen könnten in einer gewissen V/eise aufwachen gerade an Hegel. Und Aufwachen ist nötig. Man glaubt es nicht, man will es nicht glauben, welche Gefahren eigentlich in der Zivilisation Europas und seines amerikanischen Anhanges walten; man will nicht glauben, welche Niedergangskräfte vorhanden sind. Man rechnet ja eigentlich nur mit den Niedergangskräften heute im öffentlichen Leben. Die Aufgangskräfte will man nicht spüren. Lassen Sie uns einzelne charakteristische Dinge hervorheben, die gerade in den letzten Tagen einem aufstoßen können: Woran denkt denn zum Beispiel dasjenige, was jetzt Gesinnung wird in der zivilisierten Welt gegenüber dem geistigen Leben, jenem geistigen Leben, das eben überkommen ist - es ist nicht unser Geistesleben, wir wollen einen neuen Geist hineinbringen in die Zivilisation der Menschheit - , aber woran denkt denn dasjenige, was jetzt immer mehr und mehr als Gesinnung in bezug auf das geistige Leben sich ausbreitet? - Sie können das entnehmen einem Artikel, den der Rektor der Universität Halle vor ganz kurzer Zeit in den «Hallischen Nachrichten» unter der Überschrift «Abbau der Universitäten?» geschrieben hat! Er schreibt: «Es scheint nun so viel festzustehen, dass tatsächlich von einer Regierungsstelle der Vorschlag gemacht worden ist, einen Teil der deutschen Universitäten abzubauen. Man hält andere erzieherische Aufgaben für wichtiger und glaubt, dass für sie größere Mittel flüssig gemacht werden müssten. Und da diese fehlen, so will man einige Universitäten eingehen lassen, um eine Art Beamtenschule zu gründen, auf der Personen, die nicht durch die Universitäten gegangen sind, so weit gebildet werden sollen, dass sie die ihnen übertragenen Ämter verwalten können.» Beamtendressur, da beginnt es! In Russland ist es im vollen Gange. Und die westlichen Menschen glauben nicht daran. Sie werden es bitter erleben müssen, dass auch sie werden daran glauben müssen, wenn nicht ein Aufwachen der Seelen stattfindet, wenn selbst die besten Geister fortwährend taube Ohren haben gegen alles dasjenige, was vom Geiste spricht, und in den alten Phrasen von Liberalismus, von Konservatismus, von Pazifismus, von allem möglichen die Welt unterhalten zu ihrem eigenen Amüsement, jedenfalls aber nicht zum Heile dieser Welt. Und die Moralität, sie geht gerade unter unseren Intellektuellen in einer rasenden Art bergab." [17]

Wie zur Zeit der Scholastik, gibt es den Kampf der Wahrheit gegen die Lüge an Universitäten: Heinrich Heine sagt einmal, Lessings Gegner wurden dadurch, dass sie mit ihm in Verbindung gebracht waren, vor dem spurlosen Verschwinden bewahrt, wie das Insekt im Bernstein. Es wäre unhöflich, diesen Vergleich auf Lebende anzuwenden, aber er passt nicht nur für islamisch- oder marxistisch-geschichtsklitternde Historiker, Theologen, Philosophen sondern auch in eine naturwissenschaftliche Atmosphäre; interessant ist, dass das Hakenkreuz, Svastika, nicht nur von den barbarischen Nationalsozialisten verwendet wurde, sondern teilweise auch von den barbarischen Bolschewisten in Russland, die auch heute wieder als faschistoide Imperialisten auftreten: "Man könnte sehr viel ähnliche Beispiele anführen für die Gelehrten- Moral, für die Moral unserer Intelligenz der Gegenwart; denn was dadurch zutage tritt, das ist, dass wir es heute nicht zu tun haben etwa bloß mit dem Kampf dieser oder jener Weltanschauung gegen die andere Weltanschauung; wir haben es zu tun heute mit dem Kampf der Wahrheit gegen die Lüge, und die Lüge ist es, die ihre Waffen gegen die Wahrheit richtet. Und wichtiger als alles Streiten um sonstige Begriffe ist heute der Kampf der Wahrheit gegen die Verlogenheit, die immer weiter und weiter die Menschen ergreift. Man hat es vielleicht übertrieben gehalten, als ich gelegentlich eines Vortrages neulich sagte: Die Menschen in Europa schlafen. Sie werden bitter erfahren - ich sagte es aus einem andern Zusammenhange heraus -, sie werden bitter erfahren müssen, wie dasjenige, was sich als äußerster Ausläufer der westeuropäischen Weltanschauung im Bolschewismus über ganz Asien verbreitet, etwas ist, was von Asien, von diesen Menschen Asiens aufgenommen wird mit derselben Inbrunst, mit der sie einstmals ihr heiliges Brahman aufgenommen haben. - Das wird es nämlich, und die moderne Zivilisation wird sich bekanntmachen müssen damit. Und man empfindet den tiefsten Schmerz, wenn man in Europa die schlafenden Seelen sieht, die so gar nicht dazu kommen, sich diesen Ernst, um den es sich heute handelt, wirklich vor die Seele zu rufen. Ein paar Tage, nachdem ich dieses hier ausgesprochen hatte, fand ich die folgende Nachricht: «Vor einigen Tagen hatte ich Gelegenheit, bei einem Vertreter der Sowjet-Republik eine 10 000-Rubelnote zu sehen. Was mich in Erstaunen setzte, war nicht die Höhe der Rubelnote; - was mir an jenem 10 000-Rubelschein auffiel, war vielmehr ein in der Mitte des Papiers fein und deutlich herausgearbeitetes Hakenkreuz, Svastika». Jenes Zeichen, zu dem einstmals der Inder oder der alte Ägypter hingeblickt hat, wenn er von seinem heiligen Brahman sprach, er erblickt es heute auf der Zehntausend-Rubelnote! Man weiß da, wo große Politik gemacht wird, wie man auf Menschenseelen wirkt. Man weiß, was der Siegeszug des Hakenkreuzes, Svastika, das eine große Anzahl von Menschen in Mitteleuropa bereits trägt - wiederum aus anderen Untergründen heraus - , man weiß was dieses bedeutet, aber man will nicht hinhorchen auf dasjenige, was aus den wichtigsten Symptomen heraus die Geheimnisse des heutigen geschichtlichen Werdens deuten will. Diese Deutung kann aber nur erfolgen aus dem, was geisteswissenschaftlich zutage treten kann. Man muss den Blick hinwerfen auf dasjenige, was gegenwärtig ist. Man muss den Blick hinwerfen auf die Verwüstungstendenz gegenüber dem alten Geistesleben, das verwandeln will selbst den Rest dieses alten Geisteslebens in Beamtenschulen und -maschinerien, das zu einer solchen moralischen Tiefe heruntergesunken ist, wie ich es Ihnen in bezug auf Herrn Plate mitgeteilt habe, der der unmittelbare Schüler Haeckels ist, der Lieblingsschüler des seelisch so guten Haeckels. Das hat nicht Haeckel gemacht, das macht die ahrimanisch-materialistische Kultur. In dieser Zeit - in der man aber weiß, da, wo man bewußt zu Werke geht, wie man wirken muss - , in dieser Zeit sollte man zurückdenken an solche Geister, wie es der hundertfünfzig Jahre vorher in Stuttgart geborene Hegel ist, der in innerem seelisch- geistigem Kampfe den ahrimanischen Mächten diejenigen Begriffe und Ideen abgerungen hat, die man braucht, um innerliche geistige Festigkeit genug zu haben, die Leiter hinauf in die geistige Welt zu gehen, der aber auch noch manches andere bietet an innerer Geistesdisziplin. Wahrhaftig, durch das, wie er jetzt leben kann, soll Hegel geschätzt werden von Seiten der Geisteswissenschaft, und wegen dessen, was heute von ihm leben kann, sei heute an seinem hundertfünfzigsten Geburtstage an ihn erinnert. Er starb am 14. November 1831m Berlin an der Cholera, am Todestage Leibnizens, des großen europäischen Philosophen. Was er hinterlassen hat, ist zunächst in der äußerlichen Welt entweder verkannt worden, von Schülern verdummt worden, oder es ist direkt ins Ahrimanische hinuntergezogen worden, wie im Marxismus. Durch Geisteswissenschaft muss sich der Boden finden, wo dasjenige nicht begraben werden darf, was in Georg Friedrich Wilhelm Hegel als ein Ewiges vor hundertfünfzig Jahren in Stuttgart geboren worden ist, was die besten Geistesextrakte Europas in sich schließt, was gewirkt hat durch sechzig Jahre in Mitteleuropa. Es darf nicht begraben werden, es muss in der Geisteswissenschaft zu einem Leben erweckt werden, wie wir es wahrhaftig jetzt in diesem intellektuellen, moralischen und ökonomischen Niedergange brauchen." [18]

Gesichtspunkte des Rechtsleben im sozialen Organismus, Rechtsbegriffe oder Begriffe und Empfindungen, die ähnlich sind den Rechtsempfindungen; was da in meinem ätherischen Leibe schwingt, das schwingt weiter, wenn der ätherische Leib von mir getrennt ist, im Kosmos, und das zieht da weiter seine Wellen, was aber heute von der Wissenschaft nicht beachtet wird; man ist dadurch Idealist, dass man die Materie zu vergeistigen weiß; Wirtschaftsleben so gestalten, dass der Geist ihm überall seinen Stempel aufdrückt: "Wir können zwar in einem gewissen Grade konstatieren, dass der Mensch, indem er sich mit einer Verwandtschaft zu seiner Umgebung entwickelt, von dieser Umgebung, insofern sie das Geistgebiet ist, etwas annimmt. Wächst der Mensch auf in einer gewissen Kunstatmosphäre, man kann es ihm, wenn man dafür eine Empfindung hat, ansehen an der Physiognomie, man kann es ihm, wenn er in einer philiströsen Atmosphäre aufwächst, an der Physiognomie ansehen. Aber das ist, möchte ich sagen, doch etwas, was eben nur eine ganz feine Lebensnuance ist. Im ganzen können wir sagen: Es ist nicht so, dass der physische Leib des Menschen in bezug auf seine Gestaltung in diesem Leben eine starke Beeinflussung durch die Umgebung des Geistgebietes zeigt. Um so stärker ist diese Beeinflussung für die nächsten Erdenleben. Das ist allerdings so, dass wir in den nächsten Erdenleben stark jene Physiognomie tragen werden, die herkommt aus der geistigen Umgebung in diesem Erdenleben. Und so, wie wir jetzt ausschauen, wie wir jetzt unsere Physiognomie haben, ist es im wesentlichen das Ergebnis des Einflusses des Geistgebietes, in dem wir waren im früheren Erdenleben. Man kann schon, wenn man dafür eine Empfindung hat, vom Gesichte eines Menschen ablesen, in welcher Umgebung er in früheren Erdenleben war, wenn das auch nur, ich möchte sagen, in einem gewissen allgemeinen Sinne möglich ist. Aus diesen Dingen gehen auch gewisse Diskrepanzen hervor, die uns zuweilen recht stark entgegentreten im menschlichen Leben. Bedenken Sie einmal, nun, sagen wir, ein Mensch stamme in bezug auf sein voriges Erdenleben aus einer feingestimmten Familie und wächst jetzt auf in einer rohen Familie, dann trägt er jene feine Lebensnuance, von der ich vorhin gesprochen habe, wenn auch, ich möchte sagen, in unbeträchtlicher Weise, in seinem Gesichte. Vielleicht trägt er stark gerade dasjenige in seinem Gesichte, was er aus seinem früheren Erdenleben mitgebracht hat. Man begreift da oftmals nur aus diesem Zusammenhang, wie es kommt, dass ein roher Kerl eigentlich manchmal ein ganz feines Gesicht haben kann. Die Dinge im menschlichen Leben hängen eben durchaus in komplizierter Weise zusammen. Nun werden Sie sagen: Ja, aber der Mensch nimmt doch für das nächste Erdenleben seinen physischen Leib nicht mit, er legt ihn ja ab. ... Das, was abgelegt wird, das sind ja nur die materiellen Teilchen, die eingegliedert sind. Die Form aber, die der Mensch hat, wird nicht abgelegt, sondern wirkt in das nächste Leben hinein - namentlich das, was der Mensch entwickelt durch die Behendigkeit und Beweglichkeit seiner Gliedmaßen, seiner Hände und Arme, seiner Füße und Beine - , das kommt in der Kopfbildung des nächsten Lebens zum Vorschein. Also der physische Organismus trägt durchaus seine Spuren in das nächste Erdenleben hinein, und er trägt sie hinein nach Maßgabe des ihn in diesem Erdenleben umgebenden Geistgebietes. Dagegen wirkt das Rechtsgebiet zurück auf den ätherischen Leib. Bei dem ist es allerdings so, dass er nach dem Tode, während der physische Leib, also dasjenige, was materiell am physischen Leib ist - nicht die Form - der Erde übergeben wird, dem Kosmos übergeben wird, sich darinnen auflöst; aber das, was in ihm als Kräfte wirkt, das trägt sich hinüber in das nächste Erdenleben, wirkt wenigstens hinüber. Aber es wirkt nicht nur auf das nächste Erdenleben hinüber; da wirkt es sogar, wie man empirisch aus der Geisteswissenschaft wissen kann, in sehr geringem Grade hinüber. Während die Gestalt des physischen Leibes stark in das nächste Erdenleben hinüberwirkt und damit alles das, was der physische Leib sich erobert hat aus dem Geistgebiet, das ihn umgibt, wirkt dasjenige, was im ätherischen Leib nun aus dem Rechtsgebiete kommt, vor allen Dingen auf den Kosmos. Und das ist eine sehr wichtige Entdeckung, welche die Initiationswissenschaft macht. Wir leben in der Welt. Wir haben durch die Art und Weise, wie wir sozial in die Welt hineingestellt sind, eine gewisse Seelenverfassung. Wir stehen ja zu den Menschen, mit denen wir in Berührung kommen im Leben, nach Rechtsbegriffen oder Begriffen und Empfindungen, die ähnlich sind den Rechtsempfindungen. Das gibt unserer Seele eine gewisse Konfiguration. Grob gesprochen, stehe ich meinetwillen im Leben zu zehn Menschen in einem gewissen Verhältnisse, den einen Menschen liebe ich, den andern hasse ich, der dritte ist mir gleichgültig, von dem vierten bin ich abhängig, der fünfte ist von mir abhängig und so weiter. Also in der verschiedensten Weise sind meine Rechte und Pflichten gegen diese zehn Menschen konfiguriert. Das aber lässt sich als eine Seelenverfassung in mir ab, nicht nur in oberflächlicher Weise, sondern der Empfindungsgehalt meiner Seele hängt davon ab. Dieses vom Gesichtspunkte des Rechtsgebietes im sozialen Leben Darinnenstehen, das gibt meinem ätherischen Leib eine gewisse Konfiguration, die nun, wenn ich sterbe, sich überträgt auf den Kosmos. Was da in meinem ätherischen Leibe schwingt, das schwingt weiter, wenn der ätherische Leib von mir getrennt ist, im Kosmos, und das zieht da weiter seine Wellen. Solche Dinge werden ja leider von dem, was man heute Wissenschaft nennt, gar nicht beachtet. Daher hat diese Wissenschaft kein Bewußtsein von den intimeren Zusammenhängen des Menschenlebens mit dem kosmischen Leben. Die Art und Weise, wie heute auf der Erde Wind und Wetter verlaufen, wie also der Rhythmus unseres äußeren Klimas sich vollzieht, ist im wesentlichen das Fortschwingen von Rhythmen, die durch das Rechtsleben im sozialen Organismus vergangener Zeiten veranlasst worden sind. Der Mensch steht einmal mit der äußeren Wirklichkeit, auch der natürlichen Wirklichkeit, in einer gewissen Beziehung. Und es ist notwendig, einzusehen, dass dasjenige, was sich als Rechtsgebiet um uns herum entwickelt, nicht etwas bloß Abstraktes ist, was die Menschen begründen, was entsteht und wieder verschwindet, sondern das, was zunächst ideell ist, was zunächst im Rechtsgebiete lebt, es lebt in einer späteren Zeit des Erdendaseins in der Atmosphäre, in den Schwingungen, in der ganzen Konfiguration, in den Bewegungen der Atmosphäre. Das richtig aufgefasst, gibt dem Menschen eine Empfindung von seinem Zusammenhange mit dem ganzen Erdenleben. Es lässt ihm erst erscheinen, wie wichtig es ist, dass er dieses oder jenes Rechtsleben, ein gutes, ein schlechtes Rechtsleben entwickelt. Alles, was physisch ist, geht ursprünglich aus irgend etwas Geist-Geordnetem oder Geist-Ungeordnetem eigentlich hervor. Geisteswissenschaft muss eben darauf dringen, dass der Mensch einen vollen, lebendigen, bewußten Entwickelungszusammenhang mit dem Kosmos hat. Wie ist es denn heute? Wir sind in unserer heutigen Zeit der Dekadenz dahin gekommen, dass wir mit abstrakten Begriffen die Natur umfassen, eine Naturwissenschaft begründen, die eigentlich nichts enthält von dem, was im Menschen lebt, die einen Inhalt gibt, der im Grunde nicht der Inhalt des menschlichen Lebens ist. Und das, was der Mensch im Inneren erlebt, steht in keiner Beziehung zu dem, was da draußen vorgeht. Das steht auf der einen Seite. Und auf der andern Seite soll der Mensch, ich möchte sagen, ganz abgesondert von diesem Naturwissen, das er entwickelt, eine Art Gottesbewußtsein oder ein Bewußtsein von seinem Verhältnis zu dem Gotte entwickeln. Beide Dinge wollen miteinander gar nichts zu tun haben, können eigentlich miteinander nichts zu tun haben nach der Art, wie sie sich bis in die Gegenwart herein ausgebildet haben. Dagegen zeigt uns Geisteswissenschaft, wie im einzelnen ganz konkret der Mensch nicht nur zusammenhängt mit der ganzen Welt, sondern wie er selber mitarbeitet. Man sieht an dem, was entsteht, wie er lebte in früheren Erdenleben. Wir begründeten in früheren Erdenleben Rechtssysteme. Jetzt leben wir wieder. Jetzt haben wir ein bestimmtes Wetter, Wind und dergleichen, Jahreszeiten mit dieser oder jener Konfiguration: Wir erleben jetzt außen in der Atmosphäre, was wir einstmals als Rechtsordnung begründet haben. Da wächst der Mensch in seinem Bewußtsein zusammen mit dem, was seine Umgebung ist. Da redet man nicht nur im allgemeinen abstrakt herum, dass der Mensch ein Gottesbewußtsein in seinem Inneren hat und dass er mit der Außenwelt eine Einheit bildet, sondern da lernt man im einzelnen erkennen, wie diese Einheit gestaltet ist, wie der Mensch zusammenfließt mit dem, was im ganzen Weltenall ist. Bedenken Sie doch nur einmal, was würde man vom Menschen wissen, wenn man keine Ahnung davon hätte, dass es das Blut seines Kopfes ist, das durch seine Beine rinnt, wenn man also nicht den ganzen Kreislauf der Geschehnisse im Organismus, insofern er in der Haut beschlossen ist, anschauen würde? Aber in derselben Weise, wie man nicht darf, sagen wir, den Kopf für sich betrachten und den Zusammenhang mit dem übrigen Organismus nicht ins Auge fassen, in derselben Art darf man nicht den Menschen in einem Erdenleben für sich betrachten, sondern man muss den Kreislauf der Metamorphose betrachten. Was das eine Mal eine geistig-soziale Rechtsordnung ist, das wird das andere Mal, freilich in fern davon gelegenen Zeiten, eine Naturordnung, und man kann mit Hilfe von Geisteswissenschaft sehen, wie die geistigideelle Rechtsordnung des einen Mals zusammenhängt mit der natürlichen, atmosphärischen Ordnung des andern Mals. Wenn diese Dinge sich so entwickeln, dass dadurch des Menschen Fühlen von seinem Darinnenstehen in der Welt vertieft wird, der Mensch sich mit der Welt als eine Einheit fühlt, dann wird tatsächlich jene notwendige, unerlässliche Versöhnung von Wissenschaft und Religion eintreten, die für den Aufbau unseres sozialen Lebens absolut notwendig ist. Wie das Rechtsgebiet auf den Ätherleib wirkt, das Geistgebiet auf den physischen Leib wirkt, so wirkt das Wirtschaftsgebiet auf den astralischen Leib, und wir können sagen, gerade auf dieses Innerlichste der Menschennatur wirkt das Wirtschaftsgebiet! Sie müssen unterscheiden: entstehen tut das Wirtschaftsgebiet aus dem Ätherleib heraus, aber wenn es zurückwirkt auf den Menschen, dann wirkt es auf den astralischen Leib zurück. Die Rückwirkung ist eine andere als diejenige, die vom Menschen ausgeht. Man kann sich diese Dinge nicht schematisch bloß konstruieren, sondern man muss sie empirisch aus der Anschauung hervorholen. Und gerade dadurch, dass das Wirtschaftsgebiet auf den astralischen Leib wirkt, gerade dadurch wird jene Brüderlichkeit, welche ja  im Wirtschaftsgebiet sein soll, durch die Pforte des Todes durchgetragen, denn der astralische Leib wird für eine Zeitlang vom Menschen mitgenommen. Und was da durch die Brüderlichkeit in des Menschen Seele begründet wird, das wird durch den Tod in die geistige Welt hineingetragen und wirkt als solches weiter. So dass dasjenige, was von andern Gesichtspunkten von mir schon erörtert worden ist, gerade durch diesen Gesichtspunkt wiederum zum Vorschein kommt. Das Wirtschaftsgebiet, also die Art und Weise, wie sich der Mensch mit andern zusammen in Assoziationen die Grundlage für wirtschaftliche Urteile und wirtschaftliche Taten bildet, das wirkt auf den astralischen Leib des Menschen zurück, und das gestaltet den astralischen Leib des Menschen, und eigentlich trägt der Mensch diejenige Gestaltung des astralischen Leibes durch den Tod hindurch, die er aus der Brüderlichkeit des Wirtschaftslebens heraus sich erobert. Man darf nicht als Idealist oder gar als Mystiker das Wirtschaftsleben besonders gering achten, denn gerade im Wirtschaftsleben kann man die Brüderlichkeit entwickeln, wie wir oft ausgeführt haben. Und was da im scheinbar materiellen Leben als Geistiges hineingetragen ist, das erobert sich der Mensch gerade für sein höheres Reich. Was er im Geistgebiet begründet, das zieht er aus dem Mineralreich heraus, das ist etwas, was er im Grunde genommen in seinen Anlagen hat, die er sich durch die Geburt mitbringt. Was er aber ins wirtschaftliche Gebiet hineinträgt, das ist dasjenige, was so fest sich mit der Seele zusammenschließt, dass er es durch seinen Tod hindurchträgt. ... Es ist schon so, dass wir sagen müssen: Ja, da glauben die Leute, Idealisten oder Mystiker zu sein und die Materie verachten zu müssen, aber man ist nicht dadurch Idealist, dass man die Materie verachtet, sondern man ist dadurch Idealist, dass man die Materie zu vergeistigen weiß. Und dem Wirtschaftsleben gegenüberzustehen in falscher Asketik, es verachten, gering achten, das ist nicht dasjenige, worauf es ankommt, sondern worauf es ankommt, ist, dieses Wirtschaftsleben so zu gestalten, dass der Geist ihm überall seinen Stempel aufdrückt, so dass gerade dieses Wirtschaftsgebiet des sozialen Organismus ein vom Menschen geprägtes durchgeistigtes Gebiet ist. Das ist auch das, worauf es für die Zukunft im wesentlichen ankommt. Und im kleinen, nicht wahr, macht sich das schon dadurch geltend - ich habe das schon einmal erwähnt -, dass die Menschen idealistisch zu sein glauben, geistig zu sein glauben, wenn sie dem Geiste, sagen wir, den Tribut des Materiellen versagen und meinen: Es ist nicht nötig, für das Geistige das oder jenes wirklich als Opfer darzubringen! Das Geistige ist ja eben das Geistige - sagen sie - , man muss es hoch schätzen, man muss es nicht dadurch in den Staub herunterziehen, dass man für das Geistige Geld etwa als Opfer hingibt! Darum ist man ein richtiger Idealist, wenn man sich sagt: Ja, ich verehre den Geist, aber ich halte meine Taschen zu und tue nichts für die Pflege des geistigen Lebens. - Man verachtet die Materie, man verachtet vor allen Dingen das Schlimmste der Materie, das Ahrimanischste der Materie, man macht so fest die Taschen zu, damit ja nichts heraus kann für die Pflege des Geisteslebens. Das sind Dinge, die doch auch ein wenig mit der Gesinnung zusammenhängen, die bei Idealisten und Mystikern
so leicht aufkommt. Die Materie wird verachtet, statt dass sie durchgeistigt wird. Ja, die Materie verachten, woher kommt das? Weil die Idealisten und Mystiker heute oftmals die stärksten Materialisten sind, weil sie so gebändigt sind von der Materie, dass sie ihr gegenüber gar nicht anders aufkommen, als indem sie sich in eine Verachtung hineinträumen. Sie träumen sich ja nur in eine Verachtung hinein. Und so verachten sie die Materie, weil sie selbst gegen sie nicht aufkommen würden, weil sie so tief in ihr drinnenstecken. Man muss sich schon klar darüber sein, wie in unserer Zeit gewisse Empfindungen, Gefühle existieren, die eigentlich Masken sind. Und mancher, der heute als Mystiker einherstolziert, ist eigentlich nur Materialist, wie ich ja aus andern Gesichtspunkten gerade in diesen Wochen auch zu erklären versuchte. Aber Sie sehen vor allen Dingen wiederum aus dem, was ich heute Ihnen nahezubringen versucht habe, wie durch
Geisteswissenschaft das Zusammengehörigkeitsgefühl des Menschen mit der Welt erwachen kann und immer intensiver und intensiver werden kann. Das ist in der Gegenwart notwendig! ... Denn dann geht nicht nur die Zivilisation in die Barbarei über, wie Spengler heute schon wissenschaftlich, beweist, sondern es geht die ganze Erde dem Untergang entgegen, erreicht ihr Ziel nicht. Möchten sich doch die Menschen durchdringen mit diesem Bewußtsein, dass dasjenige, was in der Zukunft der Erdenentwickelung geschieht, an der Menschheit selber hängt. Dann könnte aus dieser Empfindung der starke Impuls hervorgehen, der heute notwendig wäre, um die durchaus absteigende Erdenordnung wiederum
überzuführen in eine aufsteigende Erdenordnung, um aufzurufen die schläfrigen Seelen, die nicht sehen wollen, was eigentlich vor sich geht, um umzuwandeln diese schläfrigen Seelen in wachende Seelen. Denn eine wachende Menschheit brauchen wir heute, und eine wachende Menschheit ist einzig und allein diejenige, die dasjenige übersieht, was um sie herum vorgeht, und die auch die Aufgaben kennt, die im Gange der Menschheitsentwickelung liegen und in bezug auf welche die Menschheit in der Gegenwart gerade in starke Prüfungen hineingestellt wird." [19]
 

7. Der Mensch und sein Verhältnis zur Geistwelt im Wandel der Zeiten I; Karl der Große, Barbarossa, Rolandslied, Hüter des Heiligen Grals, Lohengrin-Sage; Martianus Capella; Paracelsus, Scotus Erigena; Große und kleine Welt; Himmelfahrt, Heiliger Geist, Initiationsweisheit der ersten christlichen Jahrhunderte, Trichotomie (die menschliche Dreigliederung nach Leib, Seele und Geist) und die Trinität (Dreifaltigkeit der Gottheit), Sünde wider die Verkündigung des Heiligen Geistes

Im Mittelalter ist die Rede von der lebendigen toten Schar, die als Schatten fortlebt; Dichtungen in der Literaturgeschichte (um 968 wird von einem Zug Karls des Großen nach Konstantinopel und Jerusalem in der Chronik des Benedikt von St. Andres auf dem Mons Soracte berichtet; im 11. Jahrhundert in der Sage «Pelerinage de Charlemagne» und im 13. Jahrhundert in der «Gran Conquista de Ultramar»), in denen Karl der Große als ein Anführer der Kreuzzüge erwähnt wird, überhaupt die ganze Zeit von dem 9. Jahrhundert durch die folgenden Jahrhunderte wird Karl der Große überall als ein Lebender geschildert, als wenn er eben mit den Kreuzfahrern gegen die Ungläubigen, die heutigen Muslime, die gerade Europa auf andere Art erobern, zöge, gegen die muslimischen Mauren in Spanien; später haben sie ihn in den Untersberg oder den Barbarossa in den Kyffhäuserberg hineinversetzt; man hat ihn in der Schattenwelt gesehen, diesen Kreuzzug, nachdem er auf dem physischen Plan unternommen worden war, man hat ihn fortwirken lassen in der Schattenwelt, aber als ein Abbild des in der Welt wirkenden Christus; man sah überall die Fortsetzung des Christus-Ereignisses; Karl der Große hat sich mit seinen Paladinen ein Abbild geschaffen des Christus mit seinen zwölf Aposteln, er hat in der realen geistigen Welt fortgesetzt die Taten des Christus; wenn sie besondere Auserwählte waren, wurden sie zu Hütern des Heiligen Grals bestellt; Lohengrin-Sage; Martianus Capella: "Sehen Sie, in diese Anschauung nahmen die nordischen Völker den Christus herein. Sie blickten zuerst auf diese Welt der Toten, die aber eigentlich erst die richtigen Lebendigen waren. Sie sahen über sich schwebend ganze Bevölkerungen von Toten, die aber eigentlich die Lebendigen waren. Hier auf der Erde, unter den in der physischen Welt wandelnden Menschen suchten sie den Christus nicht; aber da suchten sie den Christus, wo diese lebendigen Toten waren, da suchten sie ihn wirklich als über der Erde vorhanden. Und das richtige Gefühl über den «Heliand», der von einem sächsischen Geistlichen gedichtet sein soll, bekommen Sie erst, wenn Sie diese Anschauungen entwickeln. Da begreifen Sie das völlig Konkrete: wie da geschildert wird der Christus unter den Mannen, und so ganz nach deutscher Sitte geschildert wird, wenn Sie verstehen, dass eigentlich das alles halb ins Schattenreich hineinversetzt ist, wo die lebendigen Toten leben. Aber Sie werden viel mehr begreifen, wenn Sie diese Anlage, die sich dann ausbildete durch die Vermischung der nordischen Völker mit dem römischen Volke, richtig ins Auge fassen. Da wird zum Beispiel in der äußeren Literaturgeschichte immer etwas verzeichnet, worüber die Menschen eigentlich nachdenken sollten, nur haben sich ja die Menschen in der Gegenwart das Nachdenkenkönnen über solche Erscheinungen, die gerade als frappierend im geschichtlichen Leben verzeichnet werden, fast ganz abgewöhnt. Da finden Sie zum Beispiel Dichtungen in der Literaturgeschichte verzeichnet, in denen Karl der Große als ein Anführer der Kreuzzüge erwähnt wird. Karl der Große wird einfach geschildert als ein Anführer innerhalb der Kreuzzüge; ja, überhaupt die ganze Zeit von dem 9. Jahrhundert durch die folgenden Jahrhunderte wird Karl der Große überall als ein Lebender geschildert. Die Leute berufen sich überall auf ihn. Er wird so geschildert, als ob er da wäre. Und als die Kreuzzüge herankommen, von denen Sie ja wissen, dass sie Jahrhunderte später stattfanden, da werden Gedichte gemacht, die Karl den Großen so schildern, als wenn er eben mit den Kreuzfahrern gegen die Ungläubigen zöge. Was da zugrunde liegt, das kann nur verstanden werden, wenn man eben weiß, dass in diesen sogenannten dunklen Jahrhunderten des Mittelalters, deren wahre Geschichte ganz ausgelöscht ist, vorhanden war dieses Bewußtsein von der lebendigen toten Schar, die da als Schatten fortlebt. Karl den Großen haben die Leute erst später in den Untersberg hineinversetzt. Nach längerer Zeit, als eben der Geist des Intellektualismus so stark war, dass dieses Schattenleben aufgehört hat, da haben sie ihn in den Untersberg oder den Barbarossa in den Kyffhäuserberg hineinversetzt. Bis dahin haben sie ihn lebend unter sich gewußt. Aber worin haben denn diese Menschen, die also eine lebendige Welt atavistisch unter sich gesehen haben, worin haben denn diese Menschen ihr Christentum gesucht, ihre Christologie, ihre christliche Anschauung? Ja, sie haben sie darin gesucht, dass sie den Blick gerichtet haben auf dasjenige, was sich ergibt, wenn so der lebendige Tote, der im Leben verehrt worden war, ihnen vor die Seele trat mit allem, was noch seine Gefolgschaft war. Und so hat man lange Zeiten hindurch Karl den Großen gesehen, wie er den ersten Kreuzzug gegen die Ungläubigen in Spanien unternommen hat; aber man hat ihn so gesehen, dass eigentlich dieser ganze Kreuzzug in die Schattenwelt versetzt war. Man hat ihn in der Schattenwelt gesehen, diesen Kreuzzug, nachdem er auf dem physischen Plan unternommen worden war, man hat ihn fortwirken lassen in der Schattenwelt, aber als ein Abbild des in der Welt wirkenden Christus. Daher wird geschildert, dass Christus unter zwölf Paladinen, unter denen ein Judas war, hinunterritt nach Spanien, und wie dieser dann die ganze Sache verrät. So sehen wir, wie der hellseherische Blick auf die Außenseite der geistigen Welt hin gerichtet wurde - nicht so wie früher ins Innere -, sondern jetzt auf die Außenseite, auf das, was sich ergibt, wenn man die Geister ebenso von außen ansieht wie früher von innen. Jetzt ergab sich für die wichtigsten Dinge alles, was da in der Schattenwelt sich abspielte, wie ein Abglanz des Christus-Ereignisses. Und so lebte eigentlich vom 4. bis zum 13., 14. Jahrhundert in Europa die Vorstellung, dass die Menschen, die gestorben sind, nachdem sie im Leben Wichtiges zu verrichten hatten, sich so anordnen in ihren nachtodlichen Taten, dass sie anzuschauen sind wie ein Abglanz, wie ein Abbild des Christus-Ereignisses. Man sah überall die Fortsetzung des Christus-Ereignisses - wenn ich mich so ausdrücken darf - als Schatten in den Lüften. Wenn die Menschen ausgesprochen hätten die Dinge, die sie gefühlt haben, so würden sie gesagt haben: Über uns schwebt noch der Christus-Strom; Karl der Große hat unternommen, sich in diesen Christus-Strom hineinzuversetzen, und er hat sich mit seinen Paladinen ein Abbild geschaffen des Christus mit seinen zwölf Aposteln, er hat in der realen geistigen Welt fortgesetzt die Taten des Christus. - So haben es sich vorgestellt diese Menschen in der sogenannten dunklen Zeit des Mittelalters. Da war die geistige Welt von außen angesehen, ich möchte sagen, wie nachgebildet der Sinnenwelt, wie Schattenbilder der Sinnenwelt, während sie früher in denjenigen Zeiten, von denen ein Nachglanz die alte Theologie war, eben von innen angeschaut worden ist. Kurz, der Unterschied zwischen dieser physischen Welt und der geistigen Welt für die bloß intellektuellen Menschen ist ein solcher, dass ein Abgrund zwischen beiden besteht. Dieser Unterschied bestand in den ersten Jahrhunderten des Mittelalters nicht für die Menschen der sogenannten dunklen Zeit. Ich möchte sagen, die Toten blieben bei den Lebendigen, und besonders hervorragende verehrte Persönlichkeiten, sie machten in der ersten Zeit nach ihrem Tode, also in der ersten Zeit, nachdem sie für die geistige Welt geboren waren, gewissermaßen das Noviziat durch für das Heiligwerden. Und sehen Sie, eine Anzahl dieser Menschen, die lebendige Tote waren - es war für die Menschen der damaligen Zeit nichts Absonderliches, von diesen lebendigen Toten als von realen Persönlichkeiten zu sprechen, nachdem sie für die geistige Welt geboren worden waren -, sie wurden, wenn sie besondere Auserwählte waren, zu Hütern des Heiligen Grals bestellt. Besonders auserlesene lebende Tote wurden zu Hütern des Heiligen Grals bestellt. Und man wird die Gralssage niemals vollständig verstehen, wenn man nicht weiß, wer eigentlich die Hüter des Grals waren. Zu sagen etwa: Dann waren ja die Hüter des Grals keine wirklichen Menschen - , das wäre den Leuten der damaligen Zeit höchst lächerlich erschienen. Denn sie hätten gesagt: Glaubt ihr Schattenfiguren, die ihr auf der Erde wandelt, dass ihr mehr seid als diejenigen, die gestorben sind und sich nun um den Gral sammeln? - Das wäre denjenigen, die in diesen Zeiten lebten, ganz lächerlich vorgekommen, wenn sich diese Figuranten hier auf der Erde für etwas Realeres gehalten hätten als die lebendigen Toten. Man muss sich in die Seelen der damaligen Zeit durchaus hineinfühlen: so war es für diese Seelen. Und alles, was das für die Welt sein konnte dadurch, dass man das Bewußtsein von einem solchen Zusammenhang mit der geistigen Welt hatte, spielte sich auch in den Seelen ab. Daher sagte man sich: Ja, die Menschen, die hier auf Erden sind, die sind gewiss zunächst herausgebildet aus ihrer Unmittelbarkeit. Aber etwas Rechtes wird der Mensch der Gegenwart erst, wenn er in sich aufnimmt, was ihm ein lebendiger Toter geben kann. - In einem gewissen Sinne wurden physische Menschen auf der Erde so angesehen, als ob sie eigentlich nur die Hülle wären für lebendige Tote in ihrem äußeren Wirken. Das war eine Eigentümlichkeit dieser Jahrhunderte, dass man sagte: Wenn diese lebendigen Toten etwas hier auf Erden verrichten wollen, wozu man Hände braucht, dann gehen sie in einen physisch lebenden Menschen hinein und verrichten durch den etwas. Aber nicht nur das. Solche Menschen gab es überhaupt in der damaligen Zeit, die sich sagten: Man kann nichts Besseres tun, als solchen Menschen, die hier auf Erden verehrt worden sind und jetzt so bedeutsame Wesenheiten in der Welt der lebendigen Toten sind, dass sie den Gral hüten dürfen, eine Hülle zu geben. Und es gab in der damaligen Zeit durchaus diese Anschauung unter dem Volke, dass man sagte: Der hat sich gewidmet, sagen wir zum Beispiel dem Schwanenorden. Dem Schwanenorden haben sich diejenigen gewidmet, welche wollten, dass die Gralsritter durch sie hier in der physischen Welt wirken können. Und man nannte einen Schwan solch einen Menschen, durch den ein solcher Gralsritter hier in der physischen Welt wirkte. Und nun denken Sie an die Lohengrin-Sage. Denken Sie, wie diese Sage berichtet, dass, als Elsa von Brabant in großer Not ist, der Schwan kommt. Es ist der Schwan, das heißt der Angehörige des Schwanenritterordens, es ist der Schwan, der aufgenommen hat einen Mitgenossen aus der Runde des Heiligen Grals, der da erscheint; man darf ihn um sein eigentliches Geheimnis nicht fragen. Und am glücklichsten fühlten sich zum Beispiel in dem Jahrhundert, aber auch noch in den folgenden Jahrhunderten, sogar solche Fürsten wie Heinrich von Sachsen, der bei seinem Ungarnzuge diesen Schwanenritter, diesen Lohengrin, innerhalb seiner Heeresmasse haben konnte. Aber man hatte mancherlei solche Ritter, welche im Grunde genommen sich nur als die äußere Umhüllung anschauten derjenigen, die von jenseits des Todes herüber in den Heeren noch kämpften. Man wollte verbunden sein mit den Toten; man wußte sich mit ihnen verbunden. Welche Bedeutung für die Lebenden diese heute eigentlich ganz abstrakt gewordene Sage für die Realität hatte, das kann man nur ermessen, wenn man sich in die Seelenverfassung der damaligen Zeit hineinlebt. Und diese Auffassung, die einzig und allein zunächst auf die physische Welt hinschaute, wie aus dem physischen Menschen heraus sich hebt der geistige Mensch, der dann zu den lebenden Toten gehört, diese Anschauung beherrschte die Gemüter in der damaligen Zeit, die war das Wesentliche, was in der Seele lebte: Man muss einen Menschen zuerst auf der Erde gekannt haben, dann kann man hinaufkommen zu seinem Geiste. Es war wirklich so, dass nun gegenüber einer älteren Anschauung die Sache auch im äußeren populären Leben umgekehrt war. In der alten Zeit hatte man zuerst in die geistige Welt hineingeschaut. Man hatte womöglich das Bestreben, den Menschen als geistiges Wesen zu sehen, bevor er auf die Erde heruntergestiegen ist, und dann, sagte man, begreift man das, was er auf Erden ist. Jetzt, bei diesen nordischen Völkerschaften, nachdem sie sich mit dem Römertum vermischten, bildete sich die Anschauung aus: Man begreift das Geistige, nachdem man es zunächst auf der physischen Welt verfolgt hat, und es sich dann heraushebt aus der physischen Welt als Geistiges. Es war umgekehrt gegenüber dem Früheren. Der Abglanz von dieser Anschauung wird nun die Theologie des Mittelalters. Die alten Theologien sagten: Zuerst muss man die Ideen haben, zuerst muss man erkennen das Geistige. Der Glaubensbegriff wäre für diese alten Theologien etwas ganz Absurdes gewesen, denn das Geistige wurde zuerst erkannt, bevor man überhaupt daran denken konnte, das Physische zu erkennen. Das musste man ja erst mit dem Geistigen beleuchten. Jetzt aber war man, nachdem man aus der breiteren Welt davon ausgegangen war, zuerst das Physische kennenzulernen, dazu gekommen, auch in der Theologie so zu denken: Man muss von der Sinneswelt mit Erkenntnis ausgehen, und dann aus den Sinnesdingen die Begriffe herausschälen; nicht die Begriffe aus der geistigen Welt an die Sinnesdinge herantragen, sondern aus den Sinnesdingen Begriffe herausschälen. Und jetzt stellen Sie sich einmal die untergehende römische Welt vor, und dann, was in dieser Welt noch als Kampf von der alten Zeit her da war: dass man die Begriffe noch in der geistigen Welt erlebte und an die Sinnesdinge herantrug. Das empfanden solche Leute wie, sagen wir Martianus Capella, der im 5. Jahrhundert seine Abhandlung schrieb: «De nuptiis Philologiae et Mercurii», in der er danach ringt, dieses, was immer abstrakter und abstrakter werden will in den Ideen, dennoch in der geistigen Welt zu suchen. Aber es geht diese alte Anschauung unter, weil die römische Verschwörung gegen den Geist in jenem Konsortium, von dem ich Ihnen gesprochen habe, eben alles, was unmittelbar menschlicher Zusammenhang mit dem Geiste ist, ausrottete. Wir sehen, wie das allmählich verschwimmt, wie die alte Anschauung aufhört. Jene alte Anschauung hatte noch gewußt: Dringe ich hinüber in die geistige Welt, begleiten mich die Engel. - Oder wenn es Griechen waren, haben sie diese «Wächter» genannt. Solch ein Mensch, der hinausgegangen ist auf dem Wege des Geistes, der wußte sich begleitet von einem Wächter. Das, was in alten Zeiten eine wirkliche geistige Wesenheit, der Wächter war, das war zu den Zeiten, als Capella schrieb, bereits die Grammatik, die erste Stufe der siebengliedrigen sogenannten freien Künste. In älteren Zeiten wußte man: Dasjenige, was in Grammatik lebt, was in den Worten und Wortzusammenhängen lebt, das ist etwas, was dann weiter hinaufführt in die Imagination. Man wußte im Wortzusammenhang den Engel wirksam, den Wächter. Würden wir die Darstellungen bei älteren Zeiten suchen, so würden wir nirgends eine stroherne Definition finden. Es ist ja interessant, dass Capella nicht etwa die Grammatik so schildert wie die spätere Renaissance, sondern die Grammatik ist da noch eine richtige Person, und die Rhetorik als zweite Stufe wiederum eine Person. Dort sind sie schon stroherne Allegorien, früher waren sie geistige Anschauungen, die nicht bloß eben etwas lehrten, wie zum Beispiel beim Capella gelehrt wird, sondern die schaffende Wesenheiten waren, und das Hineingehen zum Geiste war gefühlt als ein Hineindringen zu schaffenden Wesenheiten. Nun waren das Allegorien geworden, aber immerhin noch Allegorien. Es sind immerhin noch, wenn sie auch nicht mehr sehr stattlich sind, wenn sie auch schon ziemlich schmächtig geworden sind, es sind immerhin noch Damen, diese Grammatik, Rhetorik, Dialektik. Sie sind ja sehr mager und haben eigentlich nur noch, sagen wir, die Knochen der geistigen Anstrengung und die Haut der Begriffe, aber es sind immerhin noch respektable Damen, die diesen Capella, den ältesten Schriftsteller über die sieben freien Künste, hineintragen in die geistige Welt. Mit diesen sieben Damen macht er nach und nach sozusagen Bekanntschaft; zuerst mit der Dame Grammatik, dann mit der Dame Rhetorik, mit der Dame Dialektik, mit der Dame Arithmetik, mit der Dame Geometrie, mit der Dame Musik, und endlich mit der alles überragenden himmlischen Dame Astrologia. Es sind eben durchaus Damen. Wie gesagt, es sind ihrer sieben. Das siebenfach Weibliche zieht uns hinan - so hätte er schließen können, der Capella, indem er seinen Weg zur Weisheit schilderte. Aber denken Sie daran, was daraus geworden ist! Denken Sie an die späteren mittelalterlichen Klosterschulen. Die haben gegenüber der Grammatik und Rhetorik, wenn sie gebüffelt haben, nicht mehr empfunden: Das ewig Weibliche zieht uns hinan! Es war tatsächlich so, dass aus dem Lebendigen herausgewachsen ist zuerst das Allegorische und dann das Intellektuelle. Von jener musenartigen Wesenheit, welche noch gewirkt hat bei demjenigen, der in alten Zeiten den Weg von dem menschlich gesprochenen Worte zu dem Weltenworte suchte, so dass es durch ihn gehen konnte, so dass er sagen musste: «Singe, o Muse, vom Zorn mir des Peleiden Achilleus . . .», von dieser Bekanntschaft mit der Muse, die den Menschen hineinführt in die Geisteswelt, so dass nicht mehr er singt, sondern dass die Muse singt von dem Zorn des Peleiden Achilleus, von dieser Stufe bis zu derjenigen, wo dann die Rhetorik selber im römischen Wesen sprach, und später in der Vermischung mit dem vom Norden herziehenden Wesen, das ist eben ein weiter Weg; da wird alles abstrakt, da wird alles begrifflich, da wird alles intellektuell. Aber je weiter wir herankommen an den Osten und nach den alten Zeiten, desto mehr finden wir alles im konkreten geistigen Leben. Und so war es durchaus, dass der alte Theologe zu den geistigen Wesenheiten ging, um seine Begriffe zu holen. Die wandte er dann auf diese Welt hier an. ... Aber wir sind in der heutigen Zeit da angekommen, wo es dringende Notwendigkeit ist, dass die Menschen erkennen lernen, was wirkliches Geschehen ist. Es genügt nicht, dass alle die Sagen von Attila und Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen - da fängt die Geschichte schon an, ganz fabulär zu werden - , dass alle diese Dinge, so wie man es heute tut, in der Geschichte verzeichnet werden. Da übersieht man das Allerwichtigste. Was die Gegenwart eigentlich verständlich macht, was wir brauchen, das sind Seelengeschichten. ... Und es ist eigentlich für jeden empfindenden Menschen so, dass man sagen kann: Nun ja, bei Martianus Capella sind eigentlich die alten Führer und Wächter, die hineinführten in die geistige Welt, schon recht magere, schmächtige Damen geworden; aber was man heute schließlich kennenlernt als Heinrich I, Otto I, Otto II, Heinrich II und so weiter, so wie es in der Geschichte verzeichnet wird, das sind im Grunde genommen Geschichtspuppen, die nach dem Muster derjenigen gestaltet sind, die da als die schmächtigen Damen Grammatik, Rhetorik, Dialektik und so weiter sich entwickelt haben. Denn im Grunde genommen, etwas Fetteres hat man auch nicht an den Persönlichkeiten, die da als Geschichte hintereinander dargestellt werden! Die Dinge müssen eben angeschaut werden, wie sie wirklich sind. Und eigentlich müssten die Menschen der Gegenwart darnach lechzen, die Dinge anzuschauen, wie sie wirklich sind." [20] 

Paracelsus, schwitzen, Sekretieren, ätherisches Leben: "Der eigentliche astralische Leib entzieht sich schon mehr oder weniger der Beobachtung. Noch mehr entzieht sich beim Menschen der ätherische Leib der Beobachtung. Der ätherische Leib ist sozusagen von außen nicht mehr so richtig sichtbar, oder höchstens in absonderlichen Fällen sichtbar in physischen Manifestationen. Er kann es auch werden, wenn zum Beispiel jemand - mit Respekt zu vermelden - schwitzt, dann ist das ein Sichtbarwerden des ätherischen Leibes nach außen. Aber sehen Sie, dazu gehört schon Imagination, um das Schwitzen mit dem ganzen Menschen in Zusammenhang zu bringen. Paracelsus hat das durchaus getan. Für ihn war nicht nur die Art, sondern das Substantielle des Schwitzens bei einem Menschen nicht dasselbe wie beim anderen Menschen. Für ihn war darin der ganze Mensch ausgedrückt, das Ätherische des ganzen Menschen. Also da tritt schon das Äußerliche sehr stark zurück; aber innerlich tritt das im Erleben um so mehr hervor, nämlich im Fühlen. Das Gefühl innerlich erlebt, das ganze Gefühlsleben ist eigentlich das, was im ätherischen Leibe lebt, wenn er von innen wirkt, so dass man ihn von innen erlebt. Es ist ja auch immer das Gefühlsleben von der Sekretion nach innen begleitet. Und im wesentlichen stellt sich ja auch die Anschauung des ätherischen Leibes beim Menschen so dar - verzeihen Sie, jetzt wiederum mit Respekt zu vermelden - , dass zum Beispiel die Leber schwitzt, der Magen schwitzt, dass alles schwitzt, dass alles sekretiert. Gerade in diesem inneren Sekretieren lebt das ätherische Leben des Menschen. Die Leber hat um sich einen fortwährenden Schwitznebel, ebenso hat das Herz einen fortwährenden Schwitznebel: alles das ist Nebel, in Wolken eingehüllt. Das muss imaginativ erfasst werden. Wenn Paracelsus vom Schwitzen des Menschen gesprochen hat, so hat er nicht gesagt: Das ist nur an der Oberfläche - , sondern da sagt er: Nein, das durchdringt den ganzen Menschen - , das ist sein Ätherleib, was man sieht, wenn man absieht von dem Physischen. Dieses innerliche Erlebnis also des Ätherleibes ist das Gefühlsleben." 

Scotus Erigena: "Ich habe ja öfter in solchen Vorträgen auf jenen schottischen Mönch, Scotus Erigena, aufmerksam gemacht, der im 9. Jahrhundert im Frankenlande am Hofe Karls des Kahlen gelebt hat und dort geradezu als ein Wunder der Weisheit angesehen worden ist. Karl der Kahle jedenfalls und alle, die seiner Meinung waren, wandten sich in allen religiösen und auch in allen wissenschaftlichen Fragen an Scotus Erigena, wenn sie irgend etwas entschieden haben wollten. Aber gerade an der Art, wie Scotus Erigena anderen Mönchen seiner Zeit gegenübersteht, sehen wir, wie dazumal der Kampf, ich möchte sagen, wütete zwischen der Vernunft, die sich nur auf die Sinneswelt und einige Schlüsse aus ihr beschränkt fühlte, und dem, was in Form von Dogmen von den übersinnlichen Welten überliefert war. Und so sehen wir zwei Persönlichkeiten gerade im 9. Jahrhundert einander gegenüberstehen: Scotus Erigena und den Mönch Gottschalk,
der in entschiedener Weise die Lehre geltend machte, Gott wisse vollkommen voraus, ob irgendein Mensch verdammt werde oder selig werde. Man prägte das allmählich in die Formel: Gott habe einen Teil der Menschen zur Seligkeit, einen anderen Teil der Menschen zur Verdammnis bestimmt. Man prägte diese Lehre in der Art, wie es ja Augustinus selbst schon gemacht hatte, nach dessen Lehre von der göttlichen Vorherbestimmung ein Teil der Menschen zur Seligkeit, ein Teil zur Verdammnis bestimmt sei. Und Gottschalk, der Mönch, lehrte, es sei so: Gott habe einen Teil der Menschen zur Seligkeit und einen Teil zur Verdammnis bestimmt, keinen aber zur Sünde. Gottschalk lehrte also für das äußere Verständnis einen Widerspruch. Der Streit tobte dazumal gerade im 9. Jahrhundert außerordentlich heftig. Auf einer Mainzer Synode zum Beispiel wurde die Schrift des Gottschalk geradezu als ketzerisch erklärt, und Gottschalk wurde ausgepeitscht wegen dieser Lehre. Dennoch, trotzdem Gottschalk ausgepeitscht und eingesperrt worden war wegen dieser Lehre, konnte er sich darauf berufen, dass er ja nichts anderes wollte, als die Augustinische Lehre in ihrer echten Gestalt herstellen. Man wurde auch aufmerksam darauf, namentlich französische Bischöfe und Mönche, dass Gottschalk eigentlich nichts anderes lehrte als das, was schon Augustinus gelehrt hatte. So stand gewissermaßen solch ein Mönch wie Gottschalk vor seiner Zeit so da, dass er aus den Traditionen des alten Mysterienwissens etwas lehrte, was diejenigen, die nun alles mit dem Verstände, der heraufdämmerte, begreifen wollten, eben nicht begreifen konnten und deshalb bekämpften, während die anderen, die mehr an der Ehrwürdigkeit des Alten festhielten, durchaus einem Theologen wie dem Gottschalk recht gaben. Heute werden die Menschen außerordentlich schwer begreifen, dass über so etwas gestritten werden konnte. Es wurde aber nicht bloß gestritten. Man wurde dazumal wegen solcher Lehren, wenn sie der einen Partei nicht gefielen, öffentlich ausgepeitscht und eingesperrt, und zuletzt bekam man doch recht. Denn gerade die Rechtgläubigen stellten sich dann wiederum auf Gottschalks Seite, und die Lehre des Gottschalk blieb als die rechtmäßige katholische Lehre. - Karl der Kahle wandte sich selbstverständlich aus der ganzen Stellung, in der er zu Scotus Erigena war, an diesen, um eine Entscheidung für sich herbeizuführen. Scotus Erigena entschied nicht im Sinne von Gottschalk, sondern in dem Sinne, dass in der Entwickelung der Menschheit die Gottheit darinnensteckt, dass das Böse eigentlich nur scheinbar ein Etwas sein kann, sonst müsste ja das Böse in Gott stecken. Da Gott nur das Gute sein kann, so muss das Böse ein Nichts sein; das Nichts aber kann nicht etwas sein, mit dem die Menschen zuletzt vereinigt werden können. - So dass sich Scotus Erigena gegen den Gottschalk aussprach. Aber die Lehre des Scotus Erigena, die etwa dieselbe ist wie heute die der Pantheisten, ist von der rechtgläubigen Kirche dann wiederum verdammt worden, und die Schriften des Scotus Erigena wurden ja erst später wieder gefunden. Man hat alles verbrannt, was an ihn erinnerte; er galt als der eigentliche Ketzer. Und als er seine Anschauung bekanntmachte, die er Karl dem Kahlen vorgelegt hatte, da erklärte man auf der Seite der Gottschalkianer, die jetzt wiederum zur Anerkennung gekommen waren: Scotus Erigena ist eigentlich nur ein Schwätzer, der sich mit allerlei Federn der äußerlichen Wissenschaft schmückt, und der eigentlich von den inneren Geheimnissen des Übersinnlichen gar nichts weiß. - Ein anderer Theologe schrieb über den Leib und das Blut Christi: «De corpore et sanguine domini.» Er sprach in dieser Schrift auch dasjenige aus, was für den alten Eingeweihten eine durchschaubare Lehre war: dass tatsächlich Brot und Wein verwandelt werden kann in den wirklichen Leib und in das wirkliche Blut Christi. Wiederum wurde diese Schrift Karl dem Kahlen vorgelegt. Scotus Erigena schrieb nicht gerade eine Gegenschrift, aber in seinen Schriften haben wir vielfach Hinweise darauf, wie er sich entschieden hat, und da finden wir, dass diese Lehre, die ja die rechtgläubige katholische ist: dass Brot und Wein wirklich in den Leib und in das Blut Christi verwandelt wird, dass diese Lehre modifiziert werden müsse, weil man sie nicht einsehen könne. So sprach sich Scotus Erigena schon damals aus. Kurz, gerade in diesem 9. Jahrhundert wütete ganz besonders der Kampf um das Verhältnis der Menschenseele zur übersinnlichen Welt, und es war außerordentlich schwierig für die ernsten Geister der damaligen Zeit, sich zurechtzufinden. Denn in den christlichen Dogmen waren überall Niederschläge alter Initiationswahrheiten vorhanden; aber die Ohnmacht des Verstehens war da. Man prüfte, was man äußerlich im Worte gegeben hatte - das Wort hätte man erst verstehen können nach der Entwickelung der Seelen in die geistige Welt hinein -, man prüfte, was man äußerlich im Worte gegeben hatte, nach dem, dessen man sich bewußt war in der Entfaltung der menschlichen Vernunft der damaligen Zeit. Und aus diesen Prüfungen entstanden damals wirklich innerhalb des christlichen Lebens Europas die schwersten Kämpfe."

Große und kleine Welt, was wäre geschehen, wenn der Christus nicht als der Heiler erschienen wäre?: "So empfand man durch die Mysterien das Wallen und Pilgern Gottes des Vaters innerhalb der Erdenwelt, und man sah hinaus in den Kosmos, in die große Welt, und nannte das, insofern man es durchwallt und durchwebt auffaßte von dem göttlichen Vaterprinzip, man nannte es den Makrokosmos, die große Welt. Und man sah dann hin zu der Mysterienstätte, in welcher diesem Vatergotte eine Hütte gebaut war, in welcher initiiert wurden diejenigen, die als Menschen selber die Hütte dieses Vatergottes geworden waren, und man nannte das, was die Mysterien waren, man nannte das, was der Mensch selber war durch die Mysterien: die kleine Welt, den Mikrokosmos. Das ist etwas, was sich noch bis zu Goethe herauf erhalten hat; denn als Goethe Mitglied von Logen wurde, eignete er sich den Sprachgebrauch an «Große und kleine Welt», und er verstand unter der großen Welt eben den Makrokosmos, unter der kleinen Welt die Loge, die ein Abbild der großen Welt für ihn sein soll. Das alles kam in ein anderes Stadium, als innerhalb der Menschheitsentwickelung das Mysterium von Golgatha heranrückte. Da handelte es sich um etwas wesentlich anderes. Während dieses Mysteriums von Golgatha waren zuerst diejenigen Menschen auf der Erde wandelnd, welche etwas in sich fühlten von dem selbständigen Ich. Das Ich-Bewußtsein hatte gewissermaßen angefangen einzuziehen in den  Menschen. Damit war aber zu gleicher Zeit ein anderes aufgetreten: dass der menschliche physische Leib anfing, innerlich brüchig zu werden, zu zerfallen. Und so stand die Menschheitsentwickelung in dieser Zeit, in der Mitte der Erdenentwickelung, vor einer großen Gefahr, vor der Gefahr, immer mehr und mehr den Zusammenhang zu verlieren mit der geistigen Welt, aber auch vor der Gefahr, dass der physische Leib immer mehr und mehr zerfallen könne. Um dem abzuhelfen, beschloss eben jenes Wesen, das wir als den Christus kennen, sich nun so in den Jesus von Nazareth hineinzuergießen, wie sich früher in die Initiierten das göttliche Vaterprinzip hineinergossen hatte. Dieses göttliche Vaterprinzip hatte sich in die Initiierten hineinergossen. Dadurch war in den Initiierten angefacht worden zu dem physischen Leib, zu dem Ätherleib, zu dem astralischen Leib hinzu das Ich. Diejenigen allein, so sagte ich schon, durften das Ich aussprechen, das eigentlich der unaussprechliche Name des Gottes selber war, in die der göttliche Vater eingezogen war. Aber jetzt waren Menschen da in der Mitte der Erdenentwickelungszeit, die anfingen, zu sich Ich zu sagen, die das Ich ins Bewußtsein herauf erhoben. In einen solchen Menschen, der da war der Jesus von Nazareth, zog jetzt dasjenige Prinzip ein, welches das Sohnesprinzip ist, das Christus-Prinzip. Dieses Christus-Prinzip trat also ein in das Ich. Während wir früher haben den Einzug des Vaterprinzips in physischen Leib, Ätherleib, astralischen Leib, so haben wir jetzt das Einziehen des Christus-Prinzips in den Menschen, der sich weiter fortentwickelt hatte. ... Daher kam es, dass den Christus Jesus als eine besonders strahlende Wesenheit nicht nur die Initiierten schauen konnten, sondern auch andere, hierzu besonders begabte Menschen. Und das war das ungeheuer Neue auch für die Initiierten zur Zeit des Mysteriums von Golgatha: dass andere Menschen, die nur mit Naturgaben, nicht mit Mysteriengaben ausgestattet waren, wenn es auch nur einzelne waren, eben in dem Christus Jesus die höhere Natur erkannten. Daraus entstand dann Verständnis dafür, dass jetzt mit dem Mysterium von Golgatha etwas geschehen sollte, was früher im Grunde nur innerhalb der Mysterien selber geschehen war. In die große Welt, in den Makrokosmos war etwas hinausversetzt worden, das früher nur innerhalb des Mikrokosmos, innerhalb der kleinen Welt vor sich gegangen war. Und es ist schon so, dass zunächst innerhalb der letzten Mysterienstätten des Altertums am reinsten, am klarsten das Christus- Geheimnis verkündet worden ist, und dass gerade diese Verkündigung des Christus-Geheimnisses im Laufe der ersten vier Jahrhunderte europäischer Entwickelung für die neuere Zivilisation verlorengegangen ist. Diese alten Initiierten wußten, weil in dem Christus Jesus nun nicht bloß das Vaterprinzip, sondern das Sohnesprinzip lebte, dass der Christus Jesus etwas darstellte, was einzig innerhalb der irdischen Entwickelung ist, einzig insofern, als eben im weiteren Fortgang nicht etwa wieder ein solches Mysterium von Golgatha auftreten könne, nicht wiederum eine solche Innewohnung des Sohnesprinzips in einem Menschen stattfinden könne, wie sie stattgefunden hat in dem Jesus von Nazareth. Und es wußten diese Initiierten, dass der Christus in die Menschheit eingetreten ist als der Heiler, als der große Heiler, als derjenige, der verhindert, dass der menschliche Leib Schaden erleidet dadurch, dass er brüchig wird durch das Einziehen des Ich. Denn, was wäre geschehen, wenn der Christus nicht als der Heiler erschienen wäre? Wäre der Christus nicht als der Heiler erschienen, so würden, wenn die Menschen sterben, wenn sie ablegen ihren verfallenden Leib, durch das Ablegen des verfallenden Leibes die Verfallserscheinungen zurückstrahlen in ihr Seelisches, das sie nach dem Tode entfalten. Beunruhigt, gequält würden die Toten durch das, was der verfallende physische
Leib im Erdendasein darstellte. Sie würden schauen müssen, diese Seelen, die durch den Tod gegangen sind, wie die Erde selber, dadurch, dass sie einen verfallenden Leib aufnehmen muss, Schaden leidet. Und es wußten die alten Initiierten, wie diejenigen, die sich im rechten Sinne des Wortes Christen nennen, die zu der inneren Erfüllung mit dem Christus-Prinzip durchdringen, wie diese nun so herunterschauen konnten auf ihren Leib, der ihnen genommen war im Tode, dass sie sagen konnten: Durch unsere Innewohnung des Christus, während wir Erdenkinder waren, haben wir diesen physischen Leib soweit geheilt, dass er in die Erde versenkt werden kann, ohne dass er für die Erde selber ein Verfallsprinzip darstellt. An der Erde musste geheilt werden dasjenige, was der Mensch haben musste, um ein Ich zu werden. Denn damit er ein Ich werden konnte, musste er einen verfallenden Körper haben; aber wenn dieser verfallende Körper geblieben wäre, hätte die Erde Schaden genommen. Und die Seelen, wenn sie herunterschauten auf ihren von der Erde aufgenommenen physischen Leib, wären nach dem Tode gequält worden unter dem Einflüsse der Empfindung,
dass die Erde selber Schaden nähme an diesem verfallenden physischen Leibe."

Himmelfahrt, Heiliger Geist, Initiationsweisheit der ersten christlichen Jahrhunderte, Trichotomie (die menschliche Dreigliederung nach Leib, Seele und Geist) und die Trinität (Dreifaltigkeit der Gottheit), Sünde wider die Verkündigung des Heiligen Geistes: "So hat der Christus seine Himmelfahrt gehalten, so ist er unsichtbar geworden. Denn er hätte in einer gewissen Weise seine volle Sichtbarkeit behalten, wenn er den Menschen innegewohnt und das Ich ausgelöscht hätte, so dass diese nur hätten gut werden können dadurch, dass der Christus eigentlich in ihnen handelnd gewesen wäre. Die Art und Weise, wie der Christus noch den Aposteln, den Jüngern auch nach seiner Auferstehung sichtbar war, diese Art und Weise verschwand: Der Christus hielt seine Himmelfahrt. Aber er sandte den Menschen diejenige göttliche Wesenheit, die nun nicht das Ich- Bewußtsein auslöscht, zu der man sich erhebt nicht im Anschauen, sondern gerade im unanschaulichen Geiste. Er sandte den Menschen den Heiligen Geist. ... Sehen Sie, damit haben Sie den Zusammenhang innerhalb der Trinität. Sie haben aber damit zugleich das gegeben, dass es durchaus im Christentum liegt, dass man auch ohne die Anschauung des Christus selber in ihm zu der Auferweckung des Geistes kommen kann. Indem der Christus der Menschheit den Heiligen Geist sandte, hat er sie befähigt dazu, aus dem Intellektuellen heraus selber sich aufzuschwingen zum Begreifen des Geistigen. Es darf daher nicht gesagt werden, der Mensch könne das geistige Übersinnliche nicht durch seinen Geist begreifen; einzig und allein dadurch könnte der Mensch rechtfertigen dieses Nichtbegreifen des Übersinnlichen, dass er den Heiligen Geist ignorierte, dass er nur sprechen würde von dem Vatergott und dem Christus-Gott. Auch im Evangelium ist klar angedeutet für denjenigen, der nur sehen will, der nur lesen will, dass es selber eine Offenbarung ist, dass der Mensch durch den ihm innewohnenden Geist, wenn er sich nur hinneigt zu dem Christus, das Übersinnliche begreifen kann. Deshalb wird uns mitgeteilt, dass bei der Taufe Christi der Heilige Geist erschien. Und im Erscheinen des Heiligen Geistes ertönen die Worte durch den Kosmos: «Dieser ist mein vielgeliebter Sohn, heute habe ich ihn gezeuget.» Der Vater ist der ungezeugte Zeugende, der den Sohn hereinstellt in die physische Welt. Aber zu gleicher Zeit bedient sich der Vater des Heiligen Geistes, um mitzuteilen der Menschheit, dass im Geiste erfaßbar ist das Übersinnliche, auch wenn dieser Geist nicht geschaut wird, sondern wenn dieser Geist nur innerlich auch sein abstraktes Geistiges zum Lebendigen hinaufarbeitet, wenn er durch den ihm innewohnenden Christus den Gedankenleichnam, den wir von unserem vorgeburtlichen Dasein haben, zum Leben erweckt. Damals war die Mitteilung von dem Heiligen Geist und die Erscheinung des Heiligen Geistes selber bei der Taufe durch den Vater geschehen. Und als der Christus diesen Heiligen Geist den Seinigen geschickt hatte, da geschah diese Mitteilung durch den Christus, durch den Sohn. Daher war es ein altes Dogma, dass der Vater der zeugende Ungezeugte ist, dass der Sohn der von dem Vater Gezeugte ist, dass der Heilige Geist der von dem Vater und dem Sohn an die Menschheit Mitgeteilte ist. Das ist nicht etwa bloß ein willkürlich aufgestelltes Dogma, sondern Initiationsweisheit der ersten christlichen Jahrhunderte, und es ist nur später verschüttet worden, wie überhaupt die Trichotomie und die Trinität verschüttet worden sind. Innerhalb der sich entwickelnden Menschheit ist das im Sinne des Christentums wirkende göttliche Prinzip nicht ohne die Trinität zu verstehen, und wenn an die Stelle der Trinität eine andere Gottesmitteilung tritt, dann ist diese im Grunde genommen keine völlig christliche Mitteilung. Man muss den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist verstehen, wenn man im Konkreten die Gottesmitteilung im echten Sinne verstehen will. Und so war das Evangelium selber nicht mehr verstanden, als innerhalb der Scholastik dekretiert wurde, dass der Mensch nur eine Offenbarung habe im Glauben, dass er aber mit seiner Erkenntnis sich nicht hinaufentwickeln könne bis zum Übersinnlichen. Dieses Dekret über das menschliche Erkennen, das abgegrenzt wurde vom Glauben, es war selber eine Sünde wider das Christentum, es war eine Sünde wider die Verkündigung des Heiligen Geistes durch den Vater bei der Taufe Jesu, und durch den Jesus selber bei der Aussendung des Heiligen Geistes bei dem Pfingstfeste. So dass also innerhalb der europäischen Entwickelung in dem, was sich fortwährend Christentum nannte, viel gesündigt worden ist gegen die ursprünglichen christlichen Impulse, und dass heute die Menschheit wirklich nötig hat, wiederum zu diesen ursprünglichen christlichen Impulsen zurückzukehren. Diese ursprünglichen christlichen Impulse sind vielfach in den Dogmen verhärtet. Aber wenn man eindringt in den lebendigen Geist, dann wird man wiederum Feuer schlagen aus dem, was Wahrhaftigkeit ist in den Dogmen. Dann werden die Dogmen aufhören, Dogmen zu sein. Das Falsche in der Kirche besteht nicht darin, dass sie die Dogmen fortgepflanzt hat, sondern es besteht darin, dass sie die Dogmen vereist, kristallisiert hat, dass sie sie hinweggenommen hat von der menschlichen Erkenntnis. Indem man die menschliche Erkenntnis beschränkte auf das, was nur die Sinneswelt ist, mussten die Dogmen kristallisiert, mussten die Dogmen verhärtet, mussten die Dogmen unverständlich werden. Denn dass der Glaube jemals wirklich ein Verständnis bringen könne, das ist eine Unmöglichkeit. Was erlöst werden muss innerhalb der Menschheit, das ist die Erkenntnis selber, das ist die Zurückführung der Erkenntnis zum Übersinnlichen. Und diese Aufforderung, sie dringt im Grunde genommen zu uns von Golgatha her, wenn wir es richtig verstehen, wenn wir wissen, wie der Christus - nach dem Durchgang durch das Mysterium von Golgatha - zu seinem göttlichen Vaterprinzip hinzu den Geist in die Menschheit sandte. Wer das Kreuz auf Golgatha schaut, der muss zugleich die
Trinität schauen, denn der Christus zeigt in Wirklichkeit in seinem ganzen Verwobensein mit der irdischen Menschheitsentwickelung die Trinität." [22] 
 

8. Der Mensch und sein Verhältnis zur Geistwelt im Wandel der Zeiten II; erste Zeiten des Christentum, Christologie; Erlösung von dem Bauen von Luftschlössern; Oswald Spengler und seine materialistischen Mystik, Gipfelpunkt des Aberglaubens des modernen Menschen gegenüber der Maschine; Erziehung als Medizin, als Therapie; Mysterien waren früher zu gleicher Zeit Kunst-, Erkenntnis- und Weihekultanstalten; moderne Wissenschaft als Grab der Seele

In den ersten Zeiten des Christentums haben wir eine sehr ausgeprägte Christologie und keine Jesulogie; Erlösung von dem Bauen von Luftschlössern: "Und weil überhaupt die Götterwelt aufhörte, ein Bekanntes zu sein, verwandelte sich zunächst die Christologie in eine bloße Jesulogie. Und die Jesulogie wurde immer stärker bis ins 19. Jahrhundert herauf, wo der Christus gar nicht einmal mehr mit dem Verstände begriffen wurde, sondern wo sich die moderne Theologie sehr viel darauf zugute tat, den Jesus möglichst menschlich zu verstehen und den Christus fahren zu lassen. Aber es muss wiederum gerade durch geistige Erkenntnis die Perspektive gefunden werden, um das Wichtige, den Christus in dem Jesus zu erkennen. Denn dadurch wird es erst möglich, statt dass man mit dem Menschen gar nicht mehr in Verbindung bleibt und nur von außen sich ihn anschaut, nun auf dem Umwege durch die Verbindung mit dem Christus den Menschen und die Menschheit selber wiederum mit Anteil zu sehen auf dem Umwege durch das Verständnis des Mysteriums von Golgatha. So dass wir sagen können: Die Menschheit ist auf dem Wege, im Herausgehen aus sich selber die geistige Realität nach und nach ganz in abstrakte Begriffe und Ideen zu verwandeln. In dieser Beziehung ist die Menschheit ja schon sehr weit gekommen, und es könnte ihr eigentlich folgendes bevorstehen: Die Menschen könnten im abstrakten, im intellektuellen Vermögen immer weiter und weiter kommen und eine Art von Bekenntnis in sich selber ausbilden, durch das sie sich sagen würden: Ja, wir erleben zwar Geistiges, aber dieses Geistige ist ja eine Fata Morgana, das hat kein Gewicht, das sind bloße Ideen.- Der Mensch muss wiederum die Möglichkeit finden, diese Ideen mit geistiger Substantialität auszufüllen. Das wird er dadurch, dass er den Christus miterlebt mit dem Übergang in das intellektuelle Leben. So dass zusammenwachsen muss der moderne Intellektualismus mit dem Christus-Bewußtsein. Wir müssen als Menschen schon etwas gar nicht anerkennen wollen, wenn wir dieses Christus-Bewußtsein nicht gerade auf dem Wege des Intellektualismus finden können. Sehen Sie, in alten Zeiten hat der Mensch gesprochen von dem Sündenfall. Er sprach von diesem Bilde des Sündenfalls in dem Sinne, als ob er seiner Wesenheit nach einer höheren Welt angehört hätte und in eine tiefere heruntergefallen wäre, was ja auch, wenn man es bildlich auffasst, durchaus der Realität entspricht. Man kann durchaus im realen Sinne von einem Sündenfall sprechen. Geradeso wie aber der alte Mensch richtig gefühlt hat, wenn er sich sagte: Ich bin hinuntergestürzt aus einer geistigen Höhe und habe mich mit Tief erstehendem vereinigt -, so sollte der neuere Mensch finden, wie ihn die immer abstrakter werdenden Gedanken auch in eine Art von Fall bringen, aber in einen Fall, bei dem es hinaufgeht, wo der Mensch gewissermaßen nach oben fällt, also steigt, aber in demselben Sinne zu seinem Verderben steigt, wie der alte Mensch sich fallen gefühlt hat zu seinem Verderben. So wie der alte Mensch, der noch den Sündenfall im Sinne des Alten verstanden hat, in dem Christus denjenigen gesehen hat, der den Menschen in das rechte Verhältnis zu dieser Sünde gebracht hat, nämlich zu der Möglichkeit einer Erlösung -, also wie der alte Mensch, wenn er Bewußtsein entwickelt hat, in dem Christus denjenigen sah, der ihn aus dem Fall heraufgehoben hat, so sollte der neuere Mensch, der in den Intellektualismus hineingeht, in dem Christus denjenigen sehen, der ihm Gewicht gibt, dass er nicht geistig fortfliegt von der Erde beziehungsweise von der Welt, in der er drinnen sein soll. Hat der alte Mensch vorzugsweise das Christus-Ereignis im Sinne der Willensentwickelung angesehen, was ja zusammenhängt mit dem Sündenfall, so sollte der neuere Mensch lernen, den Christus anzusehen im Zusammenhange mit dem Gedanken, der aber die Realität verlieren muss, wenn der Mensch ihm nicht Gewicht zu geben vermag, so dass im Gedankenleben selber wiederum Realität zu finden ist. Man muss sich schon sagen: Die Menschheit macht eine Entwickelung durch. Und wie der Paulus sprechen durfte von dem alten Adam und von dem neuen Adam, von dem Christus, so darf das in gewissem Sinne der moderne Mensch auch; nur muss er sich klar sein darüber, dass der Mensch, der noch das alte Bewußtsein in sich hatte, sich durch den Christus aufgehoben fühlte, dass der neuere Mensch sich durch den Christus vor dem Hinausschnellen in das Wesenlose der bloßen Abstraktion, des bloßen Intellektualismus geschützt wissen soll. Der moderne Mensch braucht den Christus, um seine in die Weiten gehende Sünde zu dem zu machen in sich, was wiederum gut werden kann. Und der Gedanke wird dadurch gut, dass er sich wiederum mit der wirklichen Realität, mit der geistigen Realität verbinden kann. So gibt es gerade für denjenigen, der die Geheimnisse des Weltenalls durchschaut, durchaus die Möglichkeit, den Christus auch in die aliermodernste Bewußtseinsentwickelung hineinzustellen. ... So dass der moderne Mensch die Durchsetzung mit dem Christus- Bewußtsein braucht, damit er sich mit Realitäten verbindet, damit er nicht Luftschlösser baut, sondern Geistesschlösser. Für die Erde sind Luftschlösser etwas, wo das, was darunter liegt, zu wenig dicht ist. Für das geistige Leben sind Luftschlösser etwas, was unter dem Geist liegt. Luftschlösser liegen immer an ihrem Orte. Nur für das Erdendasein sind sie zu dünn, für das geistige Dasein sind sie zu dicht physisch. Die Menschen können dann nicht los von dem dicht Physischen, das dem Geistigen gegenüber aber eigentlich eine geringere Realität hat; sie bleiben erdengebunden, bekommen kein freies Verhältnis zum irdischen Dasein, wenn sie Luftschlösser gebaut haben durch den Intellektualismus. Sie sehen also, gerade für den Intellektualismus hat das Christus- Bewußtsein eine sehr reale Bedeutung, eine Bedeutung im Sinne einer wirklichen Erlösungslehre - der Erlösung von dem Bauen von Luftschlössern - für unser Dasein, nachdem wir durch die Todespforte geschritten sind."

Oswald Spengler und seine materialistischen Mystik, eine Mystik im allerschlimmsten Sinne des Wortes; Gipfelpunkt des Aberglaubens des modernen Menschen gegenüber der Maschine, geistreiches Geschwätz, Gedankenbocksprünge; Spenglersche Mystik des Blutes als schlechteste Mysrik aller Zeiten: "Wenn jemand wie Oswald Spengler die imaginative Erkenntnis abweist und dennoch beginnt mit der Pflanzenwelt, sie zu schildern beginnt, dann kommt er nicht zu irgend etwas, das Klarheit und Kraft gibt, dann kommt er zu einer Gedankenwuselei, zur Mystik im allerschlimmsten Sinne des Wortes, nämlich zur materialistischen Mystik. Und wenn man das vom Anfange sagen muss, so ist gerade durch diesen Anfang wiederum das Ende dieses Buches charakterisiert. Das Ende dieses Buches handelt von der Maschine, von demjenigen, das der neueren Zivilisation gerade die Signatur gegeben hat, der Maschine, die auf der anderen Seite dem Menschen gegenübersteht als dasjenige, was allerdings als Ding zunächst seiner Natur fremd ist, an dem er aber gerade das durchsichtige Denken entwickelt hat. ... Diese Maschine mit ihrer impertinenten Durchsichtigkeit, mit ihrer brutalen, schauderhaften, dämonischen Geistlosigkeit, zwingt den Menschen, wenn er sich nur selber versteht, aus seinem Inneren herauszuholen diejenigen Keime von Spiritualität, die in ihm sind. Durch den Gegensatz zwingt die Maschine den Menschen, spirituelles Leben zu entwickeln. Dasjenige, was ich damals habe sagen wollen, ist allerdings, wie ich aus den Nachwirkungen habe sehen können, von niemandem verstanden worden. Spengler stellt am Schlüsse seines Werkes eine Betrachtung an über die Maschine. Nun, das, was Sie da lesen über die Maschine, das klingt zuletzt aus in einer Art Verherrlichung der Furcht vor der Maschine. Dasjenige, was über die Maschine gesagt wird, ist geradezu etwas, was man empfinden kann als den Gipfelpunkt des Aberglaubens des modernen Menschen gegenüber der Maschine, die er dämonisch empfindet, wie gewisse Menschen abergläubischer Art die Dämonen empfinden. Er schildert die Erfinder der Maschine; er schildert, wie nach und nach die Maschine heraufgekommen ist, wie nach und nach die Maschine die Zivilisation ergriffen hat. Er schildert die Menschen, in deren Zeitalter die Maschine eingetreten ist: «Aber für sie alle bestand auch die eigentlich faustische Gefahr, dass der Teufel seine Hand im Spiele hatte, um sie im Geist auf jenen Berg zu führen, wo er ihnen alle Macht der Erde versprach. Das bedeutet der Traum jener seltsamen Dominikaner wie Petrus Peregrinus vom perpetuum mobile, mit dem Gott seine Allmacht entrissen gewesen wäre. Sie erlagen diesem Ehrgeiz immer wieder; sie zwangen der Gottheit ihr Geheimnis ab, um selber Gott zu sein.» Also Oswald Spengler faßt die Sache so auf, dass, weil der Mensch dazu gekommen ist, die Maschine zu dirigieren, er gerade durch dieses Dirigieren sich einbilden lernen kann, ein Gott zu sein, weil der Gott der Maschine des Weltenalls nach seiner Meinung die Maschine dirigiert. Wie sollte der Mensch nicht zum Gotte sich erhoben fühlen, wenn er nun einen Mikrokosmos dirigiert! ... Wir sehen, es taucht hier die völlige Ratlosigkeit des Denkers gegenüber der Maschine auf. Nichts ahnt dieser Denker davon, wie die Maschine dieses alles nicht ist, was irgendwie mystisch sein könnte, vor demjenigen, der gerade das Unlebendige in seiner mystikfreien Art erfasst. Und so sehen wir, dass Oswald Spengler mit einer verwuselten Darstellung des Pflanzlichen beginnt, weil er eigentlich doch über die Art und den Charakter der gegenwärtigen Erkenntnis, die innig zusammenhängt mit der Entwickelung des maschinellen Lebens, gar keinen Begriff hat, weil ihm das Denken nur eine Abstraktion bleibt, und er deshalb auch die Funktion des Denkens im Maschinellen nicht verspüren kann. Das Denken wird da ganz und gar zum wesenlosen Bilde, damit der Mensch im maschinellen Zeitalter um so mehr zum Wesenhaften werden könne, seine Seele, seinen Geist durch den Widerstand gegen das Maschinelle aus sich selber hervorrufen könne. Das ist die menschliche Bedeutung, das ist die Weltentwickelungsbedeutung des maschinellen Lebens! ... Daher ist alles das, was hier Oswald Spengler entwickelt über diese ins Denken umgewandelte Lichtwelt, im Grunde genommen nichts als ein außerordentlich geistreiches Geschwätz! Das ist dasjenige, was durchaus einmal ausgesprochen werden muss: die Einleitung zu diesem zweiten Bande ist geistreiches Geschwätz. Dieses geistreiche Geschwätz erhebt sich dann zu solchen Behauptungen, wie: «Diese Verarmung des Sinnlichen bedeutet zugleich eine unermessliche Vertiefung. Menschliches Wachsein ist nicht mehr die bloße Spannung zwischen Leib und Umwelt. Es heißt jetzt: Leben in einer rings geschlossenen Lichtwelt. Der Leib bewegt sich im gesehenen Räume. Das Tiefenerlebnis ist ein gewaltiges Eindringen in sichtbare Fernen von einer Lichtmitte aus: es ist jener Punkt, den wir Ich nennen. <Ich> ist ein Lichtbegriff.» Derjenige, der behauptet, das Ich sei ein Lichtbegriff, der hat keine Ahnung davon, wie innig das Ich-Erlebnis verknüpft ist zum Beispiel mit dem Schwere-Erlebnis im menschlichen Organismus, der hat überhaupt keine Ahnung von der erlebten Mechanik, die schon im menschlichen Organismus auftreten kann! Dann aber, wenn sie auftritt, bewußt, dann ist auch der Sprung gemacht von dem abstrakten Denken zu dem konkreten, realen Denken, das in die Wirklichkeit hineinführt. Man möchte sagen: Oswald Spengler ist so richtig ein Beispiel dafür, dass das abstrakte Denken «luftig» geworden ist, sogar «lichtig» geworden ist und den ganzen Menschen wegträgt von der Wirklichkeit, so dass er da draußen irgendwo im Lichte herumtaumelt und nun keine Ahnung davon hat, dass es auch zum Beispiel eine Schwere gibt, dass es auch etwas gibt, was erlebt werden kann, nicht bloß angeschaut. Der Anschauerstandpunkt zum Beispiel des John Stuart Mill ist hier bis zum Extrem gebracht. Deshalb ist das Buch außerordentlich charakteristisch für unsere Zeit. ... Nun, so bereitet sich Oswald Spengler eine Methode vor, um sagen zu können: Die wichtigsten Ereignisse, die in der Menschengeschichte sich entwickeln, die geschehen durch das Blut. Dazu muss er allerdings noch einige Gedankenbocksprünge machen: «Insofern ist Wachsein gleichbedeutend mit <Feststellen>, ob es sich nun um das Tasten eines Infusors oder um menschliches Denken vom höchsten Range handelt.» Ja, wenn man so abstrakt denkt, dann findet man eben den Unterschied nicht heraus zwischen dem Tasten eines Infusors und dem Denken eines Menschen von allerhöchstem Range! Und dann kommt man zu allerlei außerordentlich merkwürdigen Behauptungen; zu dem, dass eigentlich dieses Denken eine Beigabe des gesamten Menschenlebens ist: Aus dem Blut herauf geschehen die Taten, aus dem Blut herauf werde Geschichte gemacht. Und wenn dann auch noch einige da sind, die über das nachdenken, so ist es eben ein abstraktes Nachdenken und hat mit dem Geschehen nicht das geringste zu tun: «dass wir nicht nur leben, sondern um das Lebern wissen, ist das Ergebnis jener Betrachtung unseres leibhaften Wesens im Licht. Aber das Tier kennt nur das Leben, nicht den Tod.» ... Nun, wenn dem Archimedes ein Ziegelstein auf den Kopf gefallen wäre, dann wäre nach dieser Theorie dieser Ziegelstein mehr wert als all dasjenige, was von Archimedes ausgegangen war, im Sinne der wirklichen, der logischen Geschichte! Aber so schreibt heute nicht etwa der gewöhnlichste Journalist, so schreibt einer der gescheitesten Menschen der Gegenwart. Das ist gerade das Bedeutsame, dass so etwas einer der gescheitesten Menschen der Gegenwart schreibt. Und nun, was ist also eigentlich das Wirksame? Das Denken, das schwimmt so obenauf. Was ist das Wirksame? Das Blut. Einer, der vom geistigen Gesichtspunkte aus über das Blut redet, wissenschaftlich redet, der wird zunächst die Frage stellen, wie das Blut entsteht, wie das Blut mit der Nahrung zusammenhängt, die der Mensch aufnimmt. In den Gedärmen ist das Blut noch nicht vorhanden; das Blut wird erst im Menschen selber geschaffen. Das Herunterrinnen des Blutes durch die Geschlechter - nun, wenn irgendeine schlechte mystische Vorstellung gebildet werden kann, so ist es diese. Alles dasjenige, was jemals nebulose Mystiker, wenigstens einigermaßen, wenn auch verschwimmend, deutlich von innerem Seelenleben gesagt haben, ist nicht so schlechte Mystik gewesen als diese Spenglersche Mystik des Blutes. Es wird auf etwas hingewiesen, wo überhaupt jede Möglichkeit aufhört, nicht nur in dem Sinne, dass man nicht darüber denken kann - das würde ja bei Oswald Spengler nichts machen, weil man ja eigentlich nicht zu denken braucht, es ist ja eigentlich nur Lebensluxus -, das würde also nichts machen; aber man sollte, wenn man noch ein vernünftiger Mensch oder selbst nur ein vernünftiges höheres Tier sein will, aufhören zu reden von so etwas, woran man so wenig heran kann wie an das Blut. ... So weist Oswald Spengler auf den kommenden Cäsarismus hin, auf dasjenige, was vor dem völligen Untergange der Kulturen des Abendlandes eben heraufziehen wird, und in das sich die heutige Kultur verwandeln wird," ein Cäsarismus, wie er für Kurze Zeit im Nationalsozialismus in Deutschland geherrscht hat und wie er für lange Zeit im bolschewistisch-sozialistischen Imperialismus in Russland herrscht. [23] 

Erziehung als Medizin, als Therapie; Mysterien waren früher zu gleicher Zeit Kunst-, Erkenntnis- und Weihekultanstalten: "So konnte sich der Mensch sagen: Ich musste heruntersteigen aus der göttlich-geistigen Welt. Aber indem ich in einen menschlichen Leib eingezogen bin, bin ich gegenüber jener Welt, aus der ich heruntergestiegen bin, eigentlich krank. - Und der Begriff der Krankheit und der Sünde, sie banden sich zusammen für den alten Menschen. Der Mensch fühlte sich hier auf dieser Erde so, dass er in sich finden musste die Überwindung der Krankheit. Deshalb kam immer mehr und mehr das Bewußtsein über diese älteren Seelen: Wir brauchen als Erziehung etwas, was Heilung ist. Die Erziehung ist Medizin, die Erziehung ist Therapie. Und es erschienen solche Gestalten, wie die Therapeuten, kurz vor dem Mysterium von Golgatha als die Heiler. Auch in Griechenland wurde in Verbindung gedacht alles geistige Leben mit einem Heilen der Menschen, weil man fühlte: Der Mensch war im Beginne der Erdenentwickelung mehr gesund, und er entwickelte sich allmählich so, dass er sich immer mehr von dem göttlich-geistigen Wesen entfernte. Das war der Begriff des Krankseins, der war - das ist vergessen worden - ein solcher, der sich verbreitete über diejenige Welt, in die sich dann geschichtlich das Mysterium von Golgatha hineinstellte. Denn der Mensch empfand in jenen älteren Zeiten alles Geistige durch einen Hinblick auf die Vergangenheit; er sagte sich: Vor meine Geburt muss ich hinblicken, wenn ich nach dem Geistigen sehen will, zurück in die Vergangenheit, da ist der Geist. Aus diesem Geiste bin ich geboren, und diesen Geist muss ich wieder finden. Aber von diesem Geiste habe ich mich entfernt. Und so empfand der Mensch der Vergangenheit den Geist, von dem er sich entfernt hatte, als den Geist des Vaters. Und in den Mysterien war der höchste Initiierte derjenige, der in sich selber, in seinem Herzen, in seiner Seele, jene Kräfte entwickelt hatte, durch die er äußerlich als Mensch den Vater darstellen konnte. Und wenn die Mysterienschüler die Pforte der Mysterien überschritten, hineintraten in diejenigen Anstalten, die zu gleicher Zeit Kunst-, Erkenntnis- und Weihekultanstalten waren, und wenn sie dann vor dem höchsten Initiierten standen, dann erblickten sie in dem höchsten Initiierten den Repräsentanten des Vatergottes. Die Väter waren höhere Initiierte als die «Sonnenhelden». Das Vaterprinzip herrschte vor dem Mysterium von Golgatha. Und die Menschheit fühlte, wie sie sich immer mehr und mehr von dem Vater - gegenüber dem man sagen kann: Ex deo nascimur - entfernt hatte, und wie sie geheilt werden musste. Die Menschheit erwartete in dem Erkennenden den Heiler, den Heiland. Uns ist der Christus nicht mehr lebendig als der Heiland; aber erst wenn man ihn wiederum als den Weltenarzt empfindet, als den großen Heiland, wird man ihn wieder richtig in die Welt hineinstellen können. Das war die Grundempfindung, welche die alten Seelen vor dem Mysterium von Golgatha hatten von ihrem Zusammenhange mit der übersinnlichen Welt des Vaters. Und was in Griechenland gefühlt wurde, was in dem merkwürdigen Ausspruche lebte: Besser ein Bettler zu sein auf Erden hier, als ein König im Reiche der Schatten - , das will sagen, dass die Menschheit hat tief fühlen lernen, wie weit sie sich entfernt hatte in ihrem ganzen Wesen von der übersinnlichen Welt. Eine tiefe Sehnsucht lebte zugleich in dem Menschen nach dieser übersinnlichen Welt."

Christen vor dem eigentlichen Christentum: "Aber die ältesten Seelen der Menschheit hatten gewußt: Sie haben verlassen in den geistigen Welten, aus denen sie heruntergestiegen waren, etwas, das wir nun nennen, oder das man spater überhaupt nannte den «Christus». Deshalb sagten die ersten christlichen Schriftsteller, dass die ältesten Seelen Christen waren; diese Seelen haben wirklich auch den Christus anzubeten verstanden. Aber in den geistigen Welten, in denen sie waren, bevor sie auf die Erde heruntergestiegen waren, da war der Christus der Mittelpunkt ihres Anschauens, da war der Christus die zentrale Wesenheit, zu der sie ihre Seelenblicke hinwandten. Und an dieses Zusammensein mit dem Christus im vorirdischen Leben erinnerten sich die Menschen auf der Erde. Dann gab es andere Gegenden - und Plato zum Beispiel spricht von ihnen in einer ganz besonderen Art -, wo Schüler in den Mysterien eingeweiht wurden, in denen das Schauen der übersinnlichen Welten erweckt wurde, in denen aus der Menschen Wesenheit die Kräfte losgebunden wurden, durch die man hineinschauen kann in die geistigen Welten. Diese Schüler der Initiierten lernten in der Tat nun nicht bloß aus einer dunklen Erinnerung.heraus den Christus kennen, mit dem alle Menschen gelebt hatten, bevor sie auf die Erde heruntergestiegen waren, der nun schon in den Menschenseelen wie eine halbvergessene Vorstellung war hier auf der Erde, sie lernten den Christus wiederum in der vollen Gestalt kennen. Aber sie lernten ihn kennen als eine Wesenheit, die in den überirdischen Welten gewissermaßen ihre Aufgabe verloren hatte. In den Mysterien des 2. und 1. Jahrhunderts vor dem Mysterium von Golgatha schaute man nämlich in einer ganz besonderen Weise zu jener Wesenheit der übersinnlichen Welten hin, die dann später die Christus-Wesenheit genannt worden ist. Man schaute so hin, dass man sagte: Diese Wesenheit, wir schauen sie in den überirdischen Welten, aber ihre Aktivität hat immer mehr und mehr abgenommen. - Sie war ja die Wesenheit, welche in die Seelen hineingepflanzt hat die Erinnerung an die vorgeburtlichen Zeiten, die dann im Erdendasein aufgelebt ist. Diese Wesenheit war in übersinnlichen Welten der große Lehrer für das, was die Seele noch in der Erinnerung hatte, nachdem sie auf die Erde heruntergestiegen war. Wie eine Wesenheit, die ihre Aktivität verloren hat, weil die Menschen diese Erinnerungen allmählich nicht mehr haben, nicht mehr bekommen konnten, so kam den Initiierten die Wesenheit vor, die man später die Christus-Wesenheit nannte. Und so lebten diese Initiierten weiter, indem in ihnen immer mehr und mehr das Bewußtsein aufstieg: Diese Wesenheit, an die sich die Urmenschheit im Erdendasein erinnert hat, diese Wesenheit, die wir jetzt sehen mit einer immer geringeren Aktivität in den geistigen Welten, die wird sich eine neue Lebenssphäre suchen. Sie wird auf die Erde herabkommen, um in den Menschen wiederum die übersinnliche Geistigkeit zu erwecken. Und man fing an, von jener Wesenheit, die man später als den Christus bezeichnete, als von jenem zu sprechen, der in der Zukunft kommen werde auf die Erde herunter, Menschenleib annehmen werde, wie er ihn dann angenommen hat in dem Jesus von Nazareth. Und dieses Sprechen von dem Christus als einem Zukünftigen, das war einer der Hauptinhalte des Sprechens in den letzten Jahrhunderten vor dem Mysterium von Golgatha. Wir sehen in der bildhaften Großartigkeit jener drei Magier oder drei Könige aus dem Morgenlande, Repräsentanten solcher Initiierter, die in ihren Initiationsstätten gelernt hatten: Der Christus wird kommen, wenn die Zeiten erfüllt sein werden und die Zeichen am Himmel ihn ankündigen werden. Dann müssen wir ihn suchen an seiner verborgenen Stätte. - Und in den Evangelien tönt überall durch als ein tieferes Geheimnis, als ein tieferes Mysterium, was in der Menschheitsevolution sich enthüllt, wenn man es wiederum mit dem spirituellen Blicke anschaut. So schauten die primitiven Menschen wie verloren nach dem Übersinnlichen auf. Sie sagten sich in ihrem Unterbewußten: Wir haben den Christus vergessen. - Und sie sahen die Natur um sich herum. Die Frage, die ich vorhin angedeutet habe, entstand in ihren Herzen: Wie finden wir die übersinnliche Welt wieder? - Und die Initiierten in den Mysterien wußten: Es wird diese Wesenheit, die man später den Christus nannte, kommen, menschliche Gestalt annehmen, und was vorher die Seelen in ihrem vorirdischen Dasein erlebt haben, das werden sie erleben in der Anschauung des Mysteriums von Golgatha." 

Moderne Wissenschaft als Grab der Seele: "Deshalb wird heute das Paulinische Christentum immer weniger geschätzt, weil es den Anspruch macht, dass man den Christus schaut als von überirdischen Welten kommend und seine überirdische Kraft mit dem irdischen Menschen verbindend.So fügte sich für die Evolution der Menschheit im Bewußtsein zu dem Worte: «Aus Gott» - nämlich aus dem Vatergotte - «sind wir geboren», das Lebens-, das Trostes-, das Kraftwort hinzu: «In Christo sterben wir», - das heißt: Wir leben in ihm. Was der Menschheit durch das Mysterium von Golgatha geworden ist, am besten wird es sich uns vor die Seele stellen, wenn ich nun die Evolution der Menschheit in der Gegenwart - und wie wir sie erhoffen müssen für die Zukunft -, von dem Gesichtspunkte des gegenwärtigen Initiierten schildere. Versucht worden ist von mir, den Gesichtspunkt des alten Initiierten, den Gesichtspunkt des Initiierten zur Zeit des Mysteriums von Golgatha vor Ihre Seele zu stellen; jetzt möchte ich versuchen, den Gesichtspunkt zu schildern des Initiierten der Gegenwart, desjenigen, der heute nicht bloß mit einer äußeren Erkenntnis von der Natur an das Leben herantritt, sondern in dem erwacht sind jene tieferen Erkenntniskräfte, die wir aus der Seele heraus erwecken können mit denjenigen Mitteln, die ja in der spirituellen Literatur angegeben sind. Wenn dieser Initiierte sich die Erkenntnisse erwirbt, die heute der Triumph der Zeit sind, der Glanz, in denen sich zahlreiche Menschen, wenn sie sie erwerben, auch mit einem gewissen höheren Bewußtsein wohlfühlen, dann fühlt er sich mit diesen Erkenntnissen in einer tragischen Situation. Denn der neuere, der moderne Initiierte fühlt diejenigen Erkenntnisse, die heute in der Welt besonders gelten und besonders wertvoll sind, wenn er sie mit seiner Seele verbindet, als ein Sterben. Und je mehr sich der moderne Initiierte, dem die Welt der überirdischen Sphäre vor der Seele auferstanden ist, durchdringt mit dem, was heute alle Welt Wissenschaft nennt, desto mehr fühlt er seine Seele ersterben. Die Wissenschaften sind für den modernen Initiierten das Grab der Seele; die fühlt sich schon lebend mit dem Tode verbunden, indem er nach Art der modernen Wissenschaft über die Welt sich Erkenntnisse erwirbt. Und er fühlt dieses Sterben oftmals tief und intensiv. Und dann sucht er wohl den Grund, warum er immer, wenn er im modernen Sinne erkennt, stirbt, warum er etwas wie eine Art von Leichengeruchsempfindung hat, gerade wenn er zu den höchsten modernen Erkenntnissen sich aufschwingt, die er wahrlich zu schätzen weiß, aber die ihm ein Vorgefühl sind des Todes." 

Erkenntnis der Natur durch Christus: "Wir würden uns als krankhaft empfinden, wenn wir hingingen zu der Natur, in die Sternenwelt hinausschauten nur mit dem Blicke des rechnenden Astronomen, und diese toten Gedanken sich hineinsenken würden in die Welt, wir würden uns krank fühlen, und die Krankheit würde zum Tode führen. Lassen wir uns aber von dem Christus begleiten, tragen wir unsere toten Gedanken in Begleitung des Christus in die Sternenwelt hinein, in die Welt der Sonne, des Mondes, der  Wolken, der Berge, der Flüsse, der Mineralien, der Pflanzen und der Tiere, tragen wir sie hinein in die ganze physische Menschenwelt, alles wird im Anschauen der Natur lebendig, und es ersteht wie aus einem Grabe aus allen Wesen der lebendige, der uns heilende, der uns vom Tode erweckende Geist, der Heilige Geist. Und wir fühlen uns, begleitet von dem Christus, mit dem, was wir als den Tod erlebt haben, wieder belebt. Wir fühlen den lebendigen, den heilenden Geist aus allen Wesen dieser Welt zu uns sprechen. Das müssen wir in einer spirituellen Erkenntnis, in einer neuen Initiationserkenntnis wieder gewinnen. Dann werden wir das Mysterium von Golgatha als den Sinn des ganzen Erdendaseins erfassen, werden wissen, wie wir geführt werden müssen in der Zeit, da sich durch die toten Gedanken die menschliche Freiheit entwickein muss, wie wir geführt werden müssen zur Erkenntnis der Natur durch den Christus. Wir werden wissen, wie der Christus nicht nur sein eigenes Schicksal hingestellt hat auf die Erde in dem Sterben innerhalb des Mysteriums von Golgatha, sondern wie er die große Pfingstfreiheit der Erde beschieden hat, indem er der Erdenmenschheit verheißen hat den lebendigen Geist, der durch seine Hilfe aus allem, was auf der Erde ist, erstehen kann. Unsere Erkenntnis bleibt eine tote, bleibt selbst Sünde, wenn wir nicht durch den Christus so auferweckt werden, dass aus aller Natur, aus allem kosmischen Dasein zu uns wiederum der Geist spricht, der lebendige Geist. Es ist nicht bloß eine ausgeklügelte Formel, die Trinität von dem Vatergotte, von dem Sohnesgotte und von dem Gotte, dem Heiligen Geist, es ist etwas, was tief mit der ganzen Evolution des Kosmos verbunden ist und was uns wird als eine lebendige, nicht als eine tote Erkenntnis, wenn wir den Christus selber als einen Auferstandenen in uns lebendig machen, der der Bringer des Heiligen Geistes ist. Dann verstehen wir, dass es wie eine Krankheit wäre, wenn wir das Göttliche nicht sehen könnten, aus dem wir geboren sind. Der Mensch muss im Geheimen krank sein, wenn er Atheist ist. Er ist nur gesund, wenn seine physische Natur sich so zusammenfasst, dass er das: «Aus Gott bin ich geboren!», als die Zusammenfassung seines eigenen Wesens aus dem Inneren erfühlen kann. Und es ist ein Schicksalsschlag, wenn der Mensch in seinem Erdenleben nicht findet den Christus, der ihn führen kann, der ihn durch den Tod am Ende des Erdenlebens führen kann, der ihn durch den Tod zur Erkenntnis führen kann. Denn fühlen wir also das «In Christo morimur», dann fühlen wir auch dasjenige, was an uns herankommen will durch die Geleitung des Christus, durch die Führung des Christus, dann fühlen wir, wie aus allem der Geist aufersteht, aufersteht noch in diesem Erdenleben. Wir fühlen uns wieder lebendig in diesem Erdenleben, schauen hin durch die Pforte des Todes, durch die uns der Christus führt, schauen hin auf jenes Leben, das jenseits des Todes liegt, und wissen jetzt, warum der Christus den Geist, den Heiligen Geist geschickt hat: weil wir uns verbinden können schon hier im Leben mit diesem Heiligen Geiste, wenn wir uns der Führung des Christus überlassen. Wir dürfen dann mit Sicherheit sagen: Wir sterben in dem Christus, indem wir durch die Pforte des Todes schreiten. Was wir mit unserer Erkenntnis hier in der Natur erlebt haben, ist schon eine Vorbedeutung für die Zukunft. Denn was sonst tote Wissenschaft wäre, wird auferweckt durch den lebendigen Geist. Haben wir recht verstanden das: Aus dem Vater sind wir geboren -, In dem Christus sterben wir -, so dürfen wir auch sagen, wenn an die Stelle des Todes der Erkenntnis der wirkliche Tod tritt, der uns den Körper nimmt - hindurchblickend durch die Pforte des Todes - : In dem Heiligen Geiste werden wir wiederum auferweckt - Per spiritum sanctum reviviscimus." [24] 
 

9. Die neue Geistigkeit I; Kant, Wolff; Hume, Mill und die deutschen Idealisten; bei Kant logisch-juristisches Denken ohne das Ich philosophisch wirklich zu durchschauen; Peter der Große, Bolschewismus in Russland als Religionsbewegung, allerdings materialistisch religiös; Panslawismus, Byzanz-Religiosität; Mitteleuropa, die Industriellen ducken sich unter die Macht des Staates; Angelsachsen, Amerika, Cromwell, Staat aufgesogen vom Wirtschaftsleben, das ganze Leben als bloßes Wirtschaftsleben, Abstraktheit des Puritanismus, Oberflächlichkeit, Phrasentum; alle Geistigkeit der zivilisierten Welt Erbstück des nicht islamisierten Ostens;  in Russland, Einfluss verspäteter Wesenheiten, die ihre Vollkommenheit früher gehabt haben, besonders raffinierter Egoismus

Kant, Wolff; Hume, Mill und die deutschen Idealisten; geht die ganze Kantsche Kritik an der Realität vorbei und ist sie nur ein blindes Spiel von zufällig durcheinander gewirbelten Begriffen? Bei Kant logisch-juristisches Denken, indem alles auf das Ich hintendiert; aber er kann nicht dazu kommen, dieses Ich philosophisch wirklich zu durchschauen: "Wir sehen dann, wie innerhalb der Ich-Kultur der Mitte ein anderer Einschlag auftritt. Am Ende des 18. Jahrhunderts tritt in Kant etwas auf, was im Grunde genommen gar nicht erklärbar ist aus dem Fortströmen dieser Ich-Kultur. Denn, was kommt durch Kant herauf? Kant untersucht das Erkennen der Natur. Er kommt nicht zurecht damit. Es fällt ihm das Naturerkennen auseinander in Subjektivitäten, er dringt nicht bis zum Ich vor, trotzdem er fortwährend vom Ich spricht, sogar aus dem Ich heraus in manchen Kategorien, in den Anschauungen von Raum und Zeit, die ganze Natur umfassen mochte. Er dringt doch nicht zum wirklichen Erleben des Ich vor. Er konstruiert auch eine praktische Philosophie mit dem kategorischen Imperativ, der aus unergründlichen Gegenden der Menschenseele sich kundgeben soll. Wiederum erscheint dabei nicht das Ich. In der Kantschen Philosophie ist es merkwürdig: Es ist die ganze Wucht der Dialektik, des dialektisch-logisch-juristischen Denkens da, indem alles auf das Ich hintendiert; aber er kann nicht dazu kommen, dieses Ich philosophisch wirklich zu durchschauen. Da muss irgend etwas sein, was ihn daran hindert. Dann kommt Fichte, der noch der Schüler Kants ist, und der mit aller Wucht seine ganze Philosophie aus diesem Ich herausquellen lassen will, der den, ich möchte sagen, durch seine Einfachheit niederschlagenden Satz als den höchsten Satz seiner Philosophie hinstellt: «Ich bin.» Und aus diesem «Ich bin» soll alles, was richtig wissenschaftlich ist, folgen. Man soll gleichsam deduzieren können, herauslesen können aus dem «Ich bin», die ganze Weltanschauung. Kant kann nicht zu dem «Ich bin» kommen. Fichte, gleich hinterher, noch als der Schüler Kants, schleudert ihm entgegen das «Ich bin». Und die Leute sind erstaunt: Das ist ein Schüler Kants, der redet so etwas! - Und Fichte sagt: So viel er verstehen könne, müsste Kant, wenn er richtig zu Ende denken könnte, dasselbe denken, was er denkt! - So unerklärlich ist es Fichte, dass Kant anders denkt als er, dass er sagt: Wenn Kant nur zu Ende denkt, so muss er geradeso denken, so muss er auch zu dem «Ich bin» kommen. - Und Fichte drückt das noch deutlicher aus, indem er sagt: Ich würde lieber die ganze Kantsche Kritik für ein blindes Spiel von zufällig durcheinander gewirbelten Begriffen halten, als für das Werk eines Kopfes, wenn nicht meine Philosophie aus der Kantschen richtig folgen würde. - Kant weist das selbstverständlich zurück. Er will nichts zu tun haben mit dem, was Fichte als seine Konsequenzen gezogen hat. Nun sehen wir, wie sich an Fichte das anschließt, was dann als deutsche idealistische Philosophie in Schelling, in Hegel aufgesprossen ist, was all die Kämpfe hervorgerufen hat, von denen ich zum Teil in meinen Vorträgen über die Grenzen der Naturerkenntnis gesprochen habe. Aber wir sehen doch etwas Eigentümliches. Wir sehen, wie Hegel ganz in einer kristallklaren Ausgestaltung des Juristisch-Dialektisch- Logischen lebt und ein Weltanschauungsbild daraus gewinnt, aber nur ein Weltanschauungsbild, welches sich interessiert für dasjenige, was zwischen Geburt und Tod verfließt. Denn gehen Sie die ganze Hegelsche Philosophie durch, Sie finden darin nichts, was über Geburt und Tod hinausgeht. Es schließt alles mit der Weltgeschichte, mit Religion, Kunst und Wissenschaft, mit all dem, was hereinfällt in die Erlebnisse zwischen Geburt und Tod. Was ist denn da Merkwürdiges geschehen? Nun, dasjenige, was in Fichte, Schelling und Hegel herausgekommen ist, diese stärkste Entfaltung der mittleren Kultur, in der das Ich zum vollen Bewußtsein, zum inneren Erleben kam, das war nur eine Reaktion noch, ein letztes Reagieren gegenüber etwas anderem. Denn man versteht Kant nur, wenn man folgendes richtig ins Auge fasst. Jetzt komme ich wieder an einen prägnanten Punkt, von dem sich vieles ableiten lässt. Sehen Sie, Kant war noch - das geht aus seinen älteren Schriften klar hervor - ein Schüler des Rationalismus des 18. Jahrhunderts, der in Leibniz in genialer, in Wolff in pedantischer Weise gelebt hat. Und man sieht: Diesem Rationalismus kam es eigentlich gar nicht darauf an, auf ein Geistig-Wirkliches wirklich zu kommen - Kant wies es daher ab, dieses «Ding an sich», wie er es nannte -, sondern es kam ihm darauf an, zu beweisen, sicher zu beweisen! Kants Schriften sind in dieser Beziehung auch merkwürdig. Er schrieb seine «Kritik der reinen Vernunft», in der er eigentlich fragt: Wie muss die Welt sein, damit man in ihr beweisen kann? - Nicht: Was sind die Realitäten dabei? -, sondern er fragt eigentlich: Wie muss ich mir die Welt denken, damit ich in ihr logisch-dialektisch, logisch beweisen kann? - Es kommt ihm nur darauf an, und er sucht in seinen «Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können», eine Metaphysik zu dem, was sich in seinem Sinne beweisen lässt: Alles andere raus! Hol' der Teufel die Realität der Welt, man lasse mir nur die Kunst des Beweisens! Was schert mich, was die Wirklichkeit ist; wenn ich sie nicht beweisen kann, dann kümmere ich mich nicht um sie! In dieser Weise haben diejenigen natürlich nicht gedacht, die solche Bücher geschrieben haben wie Christian Wolff zum Beispiel, «Vernünftige Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt» etwa, sondern ihnen kam es darauf an, ein sauberes, in sich geschlossenes System von Beweisen zu haben, wie sie eben das Beweisen ansehen. Kant lebte in dieser Sphäre; aber da war immerhin etwas da, was zwar ein ausgepresster Balg der mittleren Weltanschauung war, aber doch in die mittlere Weltanschauung hineinpasste. Kant aber, der hat noch etwas anderes, was unerklärlich macht, wodurch er Fichtes Lehrer werden konnte. Er regt doch immerhin Fichte an, und Fichte wirft ihm wieder entgegen die starke Betonung des «Ich bin», wirft ihm entgegen allerdings nicht bloße Beweise, denn die wird man bei Fichte nicht suchen, aber ein vollentwickeltes inneres Seelenleben. Es taucht bei Fichte mit aller Kraft des inneren Seelenlebens eigentlich das auf, was man bei den Wolffianern, bei den Leibnizianern strohern finden kann. Fichte konstruiert seine Philosophie aus dem «Ich bin» heraus in lauter reinen Begriffen; nur sind sie bei ihm lebensvoll. Sie sind auch bei Schelling, sie sind auch bei Hegel. Aber was ist denn da eigentlich über Kant herüber geschehen? Nun, man trifft auf den prägnanten Punkt, wenn man Kant verfolgt, wie er sich entwickelt hat. Aus einem Schüler Wolffs ist etwas anderes dadurch geworden, dass ihn der englische Philosoph David Hume, wie er selber sagt, aus dem dumpf-apathischen Schlummer geweckt hat. Was ist da in Kant hineingefahren, was Fichte nicht mehr verstehen konnte? Da ist in Kant - es passte nur schlecht in ihn hinein, weil er zu stark verstrickt war mit dem Mitteleuropäertum - hineingefahren dasjenige, was jetzt die Westkultur ist. Ihm trat sie entgegen in der Persönlichkeit des David Hume; da fuhr in Kant die Westkultur hinein. Und worin können wir ihr Eigentümliches suchen? In der morgenländischen Kultur, da finden wir, dass das Ich unten dumpf noch lebt, wie traumhaft, in den Seelenerlebnissen, die sich imaginativ bildhaft ausdrücken, ausbreiten. In der Westkultur, da finden wir, dass das Ich gewissermaßen von den rein äußerlichen Tatsachen erdrückt wird. Da ist das Ich zwar vorhanden, da ist es aber nicht dumpf vorhanden, sondern da bohrt es sich hinein in die Tatsachen. Und da bildet man zum Beispiel eine merkwürdige Psychologie aus. Da redet man nicht so wie Fichte über das Seelenleben, der alles aus dem einen Punkt des Ich herausarbeiten möchte, da redet man von Gedanke und Gedanke und Gedanke, und diese assoziieren sich. Da redet man von Gefühlen und Vorstellungen und Empfindungen, und diese assoziieren sich, und auch Willensimpulse assoziieren sich. Da redet man von dem inneren Seelenleben so, wie von Gedanken, die sich assoziieren. Fichte redet von dem Ich; das strahlt die Gedanken aus. Im Westen fällt das Ich vollständig heraus, weil es absorbiert, aufgesogen ist von den Gedanken, von den Empfindungen, die man wie selbständig macht, und die sich assoziieren und wieder trennen. Und man verfolgt das Seelenleben so, als ob sich die Vorstellungen verbinden und trennen würden. Lesen Sie Spencer, lesen Sie John Stuart Mill, lesen Sie die amerikanischen Philosophen: überall, wo sie auf Psychologie zu reden kommen, da ist diese merkwürdige Anschauung, die nicht das Ich ausschließt wie der Orient, weil es dort dumpf entwickelt wird, sondern die das Ich voll in Anspruch nimmt, aber es versinken lässt in die Region des vorstellenden, fühlenden, wollenden Seelenlebens. Man könnte sagen: Beim Orientalen ist das Ich noch über Vorstellen, Fühlen und Wollen; es ist noch nicht heruntergestiegen auf das Niveau von Vorstellen, Fühlen und Wollen. Bei dem Menschen der Westkultur ist das Ich schon unter der Sphäre, da ist es unter der Oberfläche von Denken, Fühlen und Wollen, so dass es zunächst nicht mehr bemerkt wird und man von Denken, Fühlen und Wollen wie von selbständigen Mächten redet. - Das ist in Kant hineingefahren in der Gestalt der Philosophie des David Hume. Dem hat sich noch die mittlere Partie der Erdenkultur mit aller Gewalt entgegengestellt in Fichte, in Schelling, in Hegel. Dann überflutet mit dem Darwinismus, mit dem Spencerismus die Westkultur alles, was zunächst da ist. Nur dann wird man zu einem Verständnisse desjenigen kommen können, was da lebt in der Menschheitsentwickelung, wenn man diese tieferen Kräfte untersucht. Dann findet man, dass sich auf eine naturgemäße Weise im Oriente etwas entwickelt, was eigentlich nur Geistesleben war. Da hat sich in dem mittleren Gebiete etwas entwickelt, was dialektisch-juristisch war, was eigentlich die Staatsidee hervorgebracht hat, weil es auf diese anwendbar ist. Gerade solche Denker, wie Fichte, Schelling, Hegel, konstruieren mit einer ungeheuren Sympathie
die einheitlichen Staatsgebilde. Dann taucht aber im Westen eine solche Kultur auf, die von einer Seelenverfassung herrührt, wo das Ich absorbiert ist, unter dem Niveau von Denken, Fühlen und Wollen verläuft, wo man von Assoziationen spricht im Vorstellungs-, im Gefühlsleben. Man sollte dieses Denken nur auf das Wirtschaftsleben anwenden! Da ist es am richtigen Platze. Man war vollständig fehlgegangen, als man es anwendete zuerst auf etwas anderes als auf das
Wirtschaftsleben. Da ist es groß, da ist es genial, und würde Spencer, würde John Stuart Mill, würde David Hume, würden sie alle dasjenige, was sie auf die Philosophie verschwendet haben, auf Einrichtungen des Wirtschaftslebens verwendet haben, es wäre großartig geworden. Würden die in Mitteleuropa wohnenden Menschen das, was ihnen als Begabung naturgemäß war, beschränkt haben auf den bloßen Staat, und würden sie nicht zugleich damit auch das Geistesleben und das Wirtschaftsleben haben erfassen wollen, es hätte etwas Großartiges daraus werden können. Denn mit dem, was Hegel denken konnte, was Fichte denken konnte, hätte man, wenn man innerhalb des juristischstaatlichen
Gebildes bliebe, das wir im dreigliedrigen Organismus heraussondern wollen als das staatliche Gebilde, etwas Großartiges erreichen können. Aber dadurch, dass diesen Geistern vorschwebte, sie müssten ein Staatsgebilde schaffen, wo das Wirtschaftsleben drinnen ist und das Geistesleben drinnen ist, dadurch wurden Karikaturen statt wirklicher Staatsgebilde. Und das Geistesleben hat man überhaupt nur gehabt als ein Erbgut des alten Orientes. Man wusste nur nicht, dass
man noch von diesem Erbgut des alten Orientes lebte. Was zum Beispiel brauchbare Aufstellungen der christlichen Theologie sind, ja, was brauchbare Aufstellungen noch innerhalb unserer materialistischen Wissenschaften sind, es ist entweder altes orientalisches Erbgut, oder es ist ein Wechselbalg von juristisch-dialektischem Denken, oder es ist schon herübergenommen, so wie Spencer und Mill es getan haben, aus der westlichen Kultur, die für das Wirtschaftsleben besonders geeignet ist. So war über die Erde hin verteilt geistiges Denken, das der alte Orient hatte, aber in einer instinktiven Weise, wie es heute nicht mehr zu gebrauchen ist, da es heute in der Dekadenz ist, dialektisch-staatliches
Denken, das seine Auflösung erlebte gerade durch die Weltkatastrophe. Denn niemand war weniger geeignet, wirtschaftlich zu denken, als die Schüler von Fichte, Schelling und Hegel. Als sie anfingen, ein Reich zu gründen, das vorzugsweise durch die Wirtschaft groß werden wollte, mussten sie selbstverständlich unterliegen, denn das war nicht naturgemäß in ihrer Begabung gelegen. Verteilt war nach dem historischen Entwickelungsgang der Menschheit: geistiges
Denken, staatlich-politisches Denken, wirtschaftliches Denken auf Osten, Mitte, Westen. Wir sind an dem Punkte der menschlichen Entwickelung angelangt, wo über die ganze Menschheit Verständnis, gleichermaßen Verständnis sich ausbreiten muss. Wie kann das geschehen? Das kann nur geschehen aus der Initiationskultur, aus der neuen Geisteswissenschaft heraus, die nun nicht nach Einseitigkeiten hin sich entwickelt, sondern die gerade auf allen Gebieten das, was sich sonst von selber dreigegliedert hat, als Dreigliederung auch im sozialen Leben wirklich ins Auge fasst, die zusammenfasst dasjenige, was über die Erde verbreitet ist. Diese kann aber nicht durch natürliche Anlagen verbreitet werden, sie kann nur dadurch verbreitet werden, dass man sich einlässt auf diejenigen, die diese Dinge durchschauen, die wirklich erleben können als ein besonderes Gebiet das Geistgebiet, als ein besonderes Gebiet das Staats- oder politische Gebiet, als ein besonderes Gebiet das Wirtschaftsgebiet. Darin liegt die Einigung der Menschen über die Erde hin, dass dasjenige, was auf drei Sphären verteilt war, im Menschen zusammengefasst wird, indem er es selbst im sozialen Organismus so gliedert, dass es sich vor ihm, vor seiner Nase, in Harmonie befinden kann." [25] 

Wo in Europa schon der Charakter des östlichen beginnt, Peter der Große, Bolschewismus in Russland als Religionsbewegung, allerdings materialistisch religiös; Panslawismus, Slawophilentum, Byzanz-Religiosität; Mitteleuropa,  die Industriellen ducken sich unter die Macht des Staates; Angelsachsen, Amerika, Cromwell, Staat aufgesogen vom Wirtschaftsleben, das ganze Leben als bloßes Wirtschaftsleben, Abstraktheit des Puritanismus, Oberflächlichkeit, Phrasentum: "Und da lebte es sich wieder in einer anderen Form aus. Wirtschaftlich im Westen, staatlich-politisch in der Mitte; im Osten nimmt es deutlich einen religiösen Charakter an. Wenn nicht noch jene Fälschung vorhanden wäre, die vorhanden war sowohl bei der Überflutung des Ostens durch Peter den Großen, wie jetzt durch Lenin und Trotzkij, wenn nicht diese Fälschung vorhanden wäre, die dadurch entsteht, dass eben dasjenige, was da als Bolschewismus sich geltend macht, fremder Import ist, so würde man noch viel deutlicher sehen, dass in diesem Bolschewismus schon heute ein starkes religiöses Element steckt, das allerdings ganz materialistisch religiös ist, das aber mit den früheren religiösen Impulsen wirkt und weiter wirken wird mit diesen früheren religiösen Impulsen, und gerade darinnen sein Furchtbares zeigen wird durch ganz Asien hindurch, dass es mit dem Furor eines religiösen Impulses wirkt. Wirtschaftlich ist im Westen der soziale Impuls, staatlich-politisch in der Mitte Europas, mit einem religiösen Furor wirkt er schon von Russland an und nach dem Osten hin, nach Asien hinüber. Gegenüber diesen Impulsen, die da durch die Entwickelung der Menschheit ziehen, ist vieles andere höchst unbedeutend. Und wer in solchen Dingen, wie es der jetzige englische Bergarbeiterstreik ist, nicht etwas in allerintensivstem Sinne symptomatisch Bedeutsames sieht, der versteht eben durchaus nicht das Wühlen tieferer Kräfte in unserer ganzen Zeitentwickelung. Aber all das, was man so äußerlich schildern kann, hat seine tieferen Untergründe, und zuletzt seine tieferen Untergründe in der geistigen Welt. Es kann das neuere Menschheitsleben nur verstanden werden, wenn man diese Gliederung in ein westliches Wirtschaftliches, in ein Politisch-Staatlich-Juristisches in der Mitte Europas, und in ein religiöses Element im Osten versteht, in ein geistiges Element im Osten, das nur einen religiösen Charakter hat, das aber eigentlich das geistige Moment ist, wie es sich da im dekadenten Osten ausleben kann. Das zeigt sich so stark, dass man sagen muss: Für den Westen ist es natürlich - und das erfolgt gründlich -, dass er alles dasjenige hat, was wirtschaftlich ist; für die Mitte kann bloßes wirtschaftliches Streben deshalb keinen Erfolg haben, weil in der Mitte jedes wirtschaftliche Streben einen staatlich-politischen Charakter annimmt; im Osten Europas ist der große äußere Misserfolg dadurch entstanden, dass durch die Traditionen Peters des Großen dasjenige, was eigentlich aus einem geistig-religiösen Impuls heraus stammt, der Panslawismus, das Slawophilentum einen politischen, staatlichen Charakter angenommen hat. Hinter diesem staatlichen Charakter, der all das Entsetzliche hervorgetrieben hat, was sich im europäischen Osten entwickelt hat, hinter diesem staatlichen Charakter, der aufgeprägt hat allem östlichen Streben seine Signatur seit Peter dem Großen, hinter alledem steht im Grunde genommen doch immer die geistige Tendenz der Fortsetzung von Byzanz, eben geistige Byzanz-Religiosität und so weiter. Selbst die einzelnen Erscheinungen des geschichtlichen Lebens, sie werden nur verständlich, wenn man sie in diesem Lichte sehen kann. Man kann sagen: In einem gewissen Maße kann alles das, was noch in Europa liegt, auch gegen Westen hin, sogar nach Frankreich hinein, zur europäischen Mitte gerechnet werden, denn charakteristisch für den Westen ist eigentlich das Angelsachsentum. Und dieses Angelsachsentum geht durchaus seinen Instinkten nach mit den in der Menschheitsentwickelung naturgemäßen Impulsen der letzten drei bis vier Jahrhunderte und weiterhin. Diese Impulse führten dahin, dass gerade im Westen am besten sich entwickeln konnte alles das, was dem sozialen Leben aufgedrängt wurde durch die moderne naturwissenschaftliche Denkweise mit ihren Errungenschaften. Diese Denkweise mit ihren Errungenschaften, zusammen mit dem Charakter des Angelsachsentums, hat die Weltherrschaft dieses Angelsachsentums begründet. Alles, was aus der modernen Naturwissenschaft heraus an glänzendem Aufschwung des Verkehrswesens, des Handelswesens, des Industriewesens gekommen ist, all das, was zu den großen Kolonisationen geführt hat, ist entstanden eben durch den Zusammenfluss der naturwissenschaftlichen Denkweise mit dem Charakter des Angelsachsentums. Und das wurde tief in den Instinkten des Westens empfunden. Man kann geradezu auf einen Knotenpunkt der modernen geschichtlichen Entwickelung hinweisen: auf das Jahr 1651, als der geniale Cromwell mit der Navigationsakte diejenige Konfiguration im englischen Seewesen und im ganzen englischen Handelswesen hervorgerufen hat, welche alles das begründet hat im Westen, was dann später gekommen ist; und man kann darauf hinweisen, wie, man möchte sagen, aus äußerlich unerklärlichen Gründen heraus, gerade als der Stern Napoleons aufging, die französische Seeschiffahrt eben den größten Mangel litt. Dasjenige, was im Westen geschieht, geschieht eben aus den gerade in der Richtung der Menschheitsentwickelung liegenden Kräften. Es geschieht aus einer ganz wirtschaftlichen Denkweise heraus, aus wirtschaftlichen Vorstellungsimpulsen heraus. Daher muss ihm unterliegen all das, was von der Mitte kommt und nicht aus wirtschaftlichen, sondern aus juristisch- politisch-militärischen Gesichtspunkten heraus gedacht ist. Wir sehen geradezu als krasses Beispiel, wie aus politisch-militärischem Gesichtspunkt von dem europäischen Kontinent aus Napoleon etwas entgegenstellt dem, was aus der Navigationsakte des Cromwell hervorgegangen ist, in der Kontinentalsperre. Die Navigationsakte ist durchaus aus wirtschaftlichen Instinkten heraus gedacht und geschaffen. Die Kontinentalsperre Napoleons im Beginne des 19. Jahrhunderts ist ein politisch Gedachtes; aber ein politisch Gedachtes ist etwas, was hereinragt aus früheren Zeiten in die neuere Zeit, ist ein Antiquiertes, ist ein tatsächlicher Anachronismus. Daher kann auch dieses politisch Gedachte gegen das neuzeitlich Gedachte, aus der die Navigationsakte entspringt, nicht aufkommen. Dagegen haben im Westen, wo im Sinne der neueren Zeit wirtschaftlich gedacht wird, politische Dinge, auch wenn sie im ungünstigen Sinne als politische Dinge verlaufen, im Grunde genommen keine schädliche Wirkung. Nehmen Sie einmal die Tatsache, dass, von Europa ausgehend, Frankreich in Nordamerika kolonisiert hat. Es hat diese Kolonien verloren an England. Die Kolonien machten sich wieder frei. Das erste, das französische Kolonisieren im 18. Jahrhundert, war eine politische Tätigkeit; sie trug keine Früchte. Das englische Kolonisieren in Nordamerika war ganz aus wirtschaftlichen Impulsen heraus. Das Politische konnte wiederum zugrunde gehen. Nordamerika machte sich frei. Ein politischer Zusammenhang existierte fortan nicht. Dem wirtschaftlichen Zusammenhang wurde kein Schaden getan. So gliedern sich in der menschlichen Entwickelung die Dinge zusammen. Und wir können durchaus sagen: Auch in der Geschichte zeigt sich, dass wenn zwei dasselbe tun, es nicht dasselbe ist. Als Cromwell zur rechten Zeit aus wirtschaftlichen Impulsen heraus seine ja für die anderen Mächte außerordentlich tyrannische, man kann sagen, brutale Navigationsakte geschaffen hat, da war aber diese Navigationsakte aus wirtschaftlichem Denken entsprungen. Als Titrpitz innerhalb der neueren Entwickelung die deutsche Schiffahrt, die deutsche Marine schuf, da war das politisch gedacht, rein politisch, ohne jeden wirtschaftlichen Impuls, ja gegen alle wirtschaftlichen Instinkte. Heute ist das von der Erdoberfläche hinweggefegt, weil es gegen den Lauf der Menschheitsentwickelung gedacht und geplant war. Und so könnte man in bezug auf alle einzelnen Erscheinungen zeigen, wie, man möchte sagen, diese historische Dreigliederung da ist: im Osten, aber heute in der Dekadenz, etwas, was auf alte Zeiten der östlichen Entwickelung zurückweist, und was einen geistigen Charakter hat; in der Mitte etwas, was aber heute auch schon antiquiert ist, was immer mehr oder weniger annimmt die Form des Politisch-Juristisch-Militärischen, des Staatlichen; im Westen ist der Staat nur immer Dekoration, das Politische hat gar keine Bedeutung, keine wirkliche Bedeutung; da praponderiert das wirtschaftliche Denken. Während Deutschland daran zugrunde gegangen ist, dass sein Staat die Wirtschaft aufgesogen hat, dass die Industriellen, die Kommerziellen untertauchten und sich duckten unter die Macht des Staates, sehen wir, wie im Westen der Staat aufgesogen wird von dem Wirtschaftsleben, und alles überflutet ist von dem Wirtschaftsleben. Das ist äußerlich angesehen die Differenzierung über die heutige zivilisierte Welt hin. Aber das, was man so äußerlich ansehen kann, das ist schließlich im Grunde nur an die äußere Oberfläche getragen aus den Untergründen der geistigen Welt heraus. Es ist alles in der geistigen Entwickelung der neueren Zeit daraufhin angelegt, die Individualität emporzubringen, die Individualität im Westen nach westlicher Art, nach wirtschaftlicher Art; die Individualität in der Mitte nach der heute schon antiquierten staatlich-politisch-militärischen Art; die Individualität des Ostens nach antiquierter Art, nach der alten Geistigkeit, vollständig in der Dekadenz. Das muss von der geistigen Welt getragen werden. Und es wird dadurch getragen, dass sowohl im Westen wie im Osten - wollen wir zunächst von diesen zwei Gebieten reden - eine eigentümliche, tief  bedeutsame Erscheinung auftritt. Es ist diese, dass außerordentlich viele Menschen, wenigstens verhältnismäßig viele Menschen geboren werden, die nicht den regelmäßigen Gang der Wiederverkörperung zeigen. Sehen Sie, deshalb ist es ja so schwierig, über ein solches Problem wie die Wiederverkörperung zu sprechen, weil man nicht in einem heute beliebten abstrakten Sinne von ihr sprechen kann, weil ein solches Problem zwar auf etwas hinweist, was eine bedeutsamste Realität in der Menschheitsentwickelung ist, was aber Ausnahmen erlaubt, und wir sehen sowohl im Osten wie im Westen - von der Mitte werden wir noch zu reden haben in diesen Tagen -, dass heute Menschen geboren werden, denen wir nicht so gegenübertreten können, dass wir sagen können: In ganz regelmäßiger Weise lebt in diesen Menschen eine Individualität, die da war in einem früheren Leben und wieder in einem früheren Leben, die da sein wird in einem späteren Leben und wieder in einem späteren Leben. - Diese Wiederverkörperungen sind zwar der regelmäßige Gang der Menschheitsentwickelung, aber sie erleiden eben Ausnahmen. Dasjenige, was uns als Mensch in Menschenform entgegentritt, muss nicht immer das sein, was der äußere Schein  zeigt. Der äußere Schein kann eben Schein sein. Es können uns Menschen in Menschenform entgegentreten, die eigentlich nur dem äußeren Scheine nach solche Menschen sind, die immer wiederkommenden Erdenleben unterliegen; in Wahrheit sind das Menschenkörper mit physischem, ätherischem, astralischem Leib, aber in diesen verkörpern sich andere Wesenheiten, Wesenheiten, die sich dieser Menschen bedienen, um durch sie zu wirken. Es ist in der Tat so, dass zum Beispiel im Westen es wirklich eine große Anzahl solcher Menschen gibt, welche im Grunde genommen nicht einfach wiederverkörperte Menschen sind, sondern welche die Träger sind von Wesenheiten, die einen ausgesprochen verfrühten Entwickelungsgang zeigen, die eigentlich erst in einem späteren Entwickelungsstadium in der Menschheitsform auftreten sollten. Diese Wesenheiten benützen nun nicht den ganzen menschlichen Organismus, sondern sie benützen vorzugsweise von diesen westlichen Menschen das Stoffwechselsystem. Von den drei Gliedern der menschlichen Natur benützen sie das Stoffwechselsystem so, dass sie hereinwirken durch diese Menschen hindurch in diese physische Welt. Solche Menschen zeigen auch äußerlich schon für denjenigen, der das Leben richtig betrachten kann, dass es so mit ihnen steht. So sind zum Beispiel eine große Anzahl derjenigen Menschen, welche angelsächsischen Geheimgesellschaften angehören - die Rolle solcher Geheimgesellschaften haben wir ja in den letzten Jahren wiederholt besprochen -, so sind diese Angehörigen solcher Geheimgesellschaften, die einflussreich sind, eigentlich Träger solcher verfrühter Existenzen, die durch das Stoffwechselsystem gewisser Menschen hereinwirken in die Welt und sich ein Arbeitsfeld suchen durch die Leiber der Menschen, die nicht in regelmäßigen Wiederverkörperungen leben. Ebenso sind die tonangebenden Persönlichkeiten gewisser Sekten von solcher Art, und namentlich ist die überwiegende Zahl einer sehr verbreiteten Sekte, die großen Anhang hat im Westen, aus Menschen von dieser Art bestehend. Auf diese Weise wirkt, ich möchte sagen, eine ganz andere Geistigkeit herein in die gegenwärtigen Menschen. Und es wird eine wesentliche Aufgabe sein, Stellung nehmen zu können zum Leben von diesen Gesichtspunkten aus. Nicht sollte man in abstrakter Weise glauben, dass ausnahmslos die Menschen überall den wiederholten Erdenleben unterliegen. Das hieße dem äußeren Schein eben nicht den Charakter eines Scheins zusprechen. Auf die Wahrheit gehen, heißt, selbst in solchen Fällen noch die Wahrheit, die Wirklichkeit suchen, wo der äußere Schein so trügt, dass Wesenheiten von anderer Art, als der Mensch der Gegenwart es ist, sich in Menschengestalt verkörpern, in einem Teil vom Menschen, namentlich durch das Stoff Wechselsystem; aber sie wirken dann auch im Rumpfsystem, im rhythmischen System und im Nerven-Sinnessystem. Es sind namentlich dreierlei Wesenheiten von dieser Art, die sich so durch das Stoffwechselsystem verschiedener Menschen des Westens verkörpern. Die erste Art sind solche Geister, welche eine besondere Anziehungskraft haben zu dem, was gewissermaßen die elementarischen Kräfte der Erde sind, die einen Hang, eine Affektion haben zu den elementaren Kräften der Erde, die also aufspüren können: Wie ist da eine Kolonisation zu betreiben nach den Naturverhältnissen des Klimas und den sonstigen Verhältnissen der Erde, oder wie ist dort eine Handelsverbindung anzuknüpfen und so weiter. Eine zweite Art von diesen Geistern sind diejenigen, welche sich namentlich zur Aufgabe setzen, innerhalb des Gebietes, auf dem sie wirken, das Selbstbewußtsein zurückzudrängen, das volle Bewußtsein der Bewußtseinsseele nicht herauskommen zu lassen und dadurch auch in der Umgebung bei den anderen Menschen, unter denen sich epidemisch so etwas ausbreitet, eine gewisse Sucht hervorzurufen, nicht sich über die wahren Motive ihrer Handlungen Rechenschaft zu geben. ... Die dritte Gattung von Wesen, die da wirkt im Westen, das ist diejenige, welche sich zur Aufgabe macht, vergessen zu machen im Menschen, was seine individuellen Fähigkeiten sind - diejenigen Fähigkeiten, die wir aus den geistigen Welten mitbringen, wenn wir durch die Empfängnis und die Geburt ins physische Dasein schreiten - und den Menschen gewissermaßen mehr oder weniger zur Schablone seiner Nationalität zu machen. Das stellt sich diese dritte Art von Wesen zur besonderen Aufgabe: nicht den Menschen zur individuellen Geistigkeit kommen zu lassen. Während also die erste Art von Wesen Affektionen hat zum Elementaren des Erdbodens, des Klimas und so weiter, hat die zweite Art von Wesen besondere Neigung, ein gewisses oberflächliches, unwahres Element zu züchten, und die dritte Art von Wesen, die individuellen Fähigkeiten auszurotten und die Menschen mehr oder weniger zur Schablone, zum Abdruck ihrer Nationalität, ihrer Rasse zu machen. Diese letztere Art von Wesen inkarniert sich im Westen namentlich durch das Hauptessystem, durch das Nerven-Sinnessystem. Da haben wir dasjenige, was wir äußerlich betrachtet haben von verschiedenen Seiten her als Charakteristikum gerade der westlichen Menschenwelt, da haben wir es dadurch charakterisiert, dass wir, ich möchte sagen, kennenlernen eine größere Anzahl von Menschen, die in Geheimgesellschaften, in Sekten und ähnlichem eingestreut sind, deren Menschheit aber darinnen besteht, dass bei ihnen nicht einfach Wiederverkörperungen vorliegen, sondern dass eine Art von Verkörperung vorliegt von Wesenheiten, die verfrüht sind in ihrer Entwickeiung auf der Erde hier, die daher besondere Schülerschaften erzeugen, respektive epidemisch ihre besonderen Eigentümlichkeiten auf die anderen Menschen ausstrahlen. Diese drei verschiedenen Wesen wirken durchaus durch Menschen, und wir verstehen Menschencharaktere nur, wenn wir das, was ich jetzt gesagt habe, wissen, wenn man weiß: Dasjenige, was im öffentlichen Leben lebt, lässt sich nicht bloß so, wie es der Philister will, erklären, sondern es muss erklärt werden durch das Hereinragen solcher geistiger Kräfte. dass gerade diese drei Arten von Kräften, von Wesen auf dieser besonderen Entwickelungsstufe da im Westen durch Menschen zum Vorschein kommen, das wird begünstigt eben dadurch, dass diesem Westen auferlegt ist, die ganz besondere wirtschaftliche Denkweise zu entwickeln. Ich möchte sagen, das Wirtschaftsleben ist der Grund und Boden, aus dem so etwas aufschießen kann. Und was stellen sich eigentlich im großen und ganzen, in Totalität diese Wesenheiten für eine Aufgabe? Sie stellen sich die Aufgabe, das ganze Leben als bloßes Wirtschaftsleben zu erhalten, auszurotten allmählich alles andere, was von geistigem Leben da ist, das ja gerade da, wo es am regsten ist, in die Abstraktheit des Puritanismus zusammengeschrumpft ist, auszurotten das geistige Leben, allmählich zu verstumpfen das politisch-staatliche Leben und alles aufzusaugen durch das Wirtschaftsleben. Im Westen sind diese Menschen, die in einer solchen Weise in die Welt treten, die eigentlichen Feinde und Gegner des Dreigliederungsimpulses. Die erste Art von Wesen lässt nicht heraufkommen ein solches Wirtschaftsleben, das sich als ein selbständiges hinstellt neben das staatlich-rechtliche und neben das geistige Glied des sozialen Organismus. Die zweite Art von Wesen, die sich vorzugsweise die Oberflächlichkeit, das Phrasentum, die Lügenhaftigkeit zur Aufgabe macht, die will nicht aufkommen lassen neben dem Wirtschaftsleben ein selbständiges demokratisches Staatsleben. Und die dritte Art von Wesenheiten, welche die individuellen Fähigkeiten unterdrückt, welche nicht will, dass der Mensch etwas anderes ist als eine Art Schablone seiner Rasse, seiner Nationalität, die arbeitet entgegen der Emanzipation des Geisteslebens, der selbständigen Stellung des Geisteslebens."

Alle Geistigkeit der zivilisierten Welt ist ja im Grunde genommen Erbstück des nicht islamisierten Ostens; im Osten, z.B. Russland, einfluss verspäteter Wesenheiten, die ihre Vollkommenheit früher gehabt haben, besonders raffinierter Egoismus, ein aus der eingebildeten Selbstlosigkeit hervorgetriebener Egoismus: "Aber die eigentliche Glorie dieses religiös-geistigen Lebens war im Osten eben in sehr alten Zeiten vorhanden. Und heute ist gerade der östliche Mensch bis herein nach Russland in einem merkwürdigen Zwiespalt, weil er auf der einen Seite noch aus seinem Erbe heraus in dem alten spirituellen Elemente lebt, und weil auf der anderen Seite auch auf ihn wirkt dasjenige, was aus der gegenwärtigen Epoche der Menschheitsentwickelung kommt, das Drängen zur Individualität hin. Das bedingt, dass im Osten eine starke Dekadenz der Menschheit ist, dass gewissermaßen der Mensch nicht Vollmensch werden kann, dass ihm noch im Nacken sitzt, diesem östlichen Menschen bis herein nach Russland, was geistiges Erbe uralter Zeiten ist. Und das bedingt, dass dieser östliche Mensch heute dann, wenn sein Bewußtsein herabgestimmt ist, wenn er im Schlaf- oder Traumzustand ist, oder in irgendeinen da im Osten so unendlich häufigen medialen Zustand kommt, dass er dann zwar nicht imprägniert wird, wie im Westen, mit einer ganz anderen Wesenheit, dass aber diese Wesenheit hereinwirkt in sein Seelisches, dass ihm gewissermaßen diese anderen Wesenheiten erscheinen. Während es im Westen verfrühte Wesenheiten von drei Gattungen sind, die ich aufgezählt habe, die da wirken, sind es im Osten verspätete Wesenheiten, die ihre Vollkommenheit früher gehabt haben, die zurückgeblieben sind, und die jetzt den Menschen des Ostens in medialem Zustande, im Traume erscheinen, oder auch über sie kommen ohne Traum, ohne medialen Einfluss, einfach dadurch, dass sie in den Schlaf hineinkommen, und der Mensch dann im wachen Zustande die Inspiration solcher Wesenheiten in sich trägt, also gewissermaßen bei Tag von den Nachwirkungen solcher Wesenheiten, die über ihn in der Nacht kommen, inspiriert ist. Und wiederum sind es dreierlei Arten von Wesenheiten, die da im Osten wirken, und die wiederum einen starken Einfluss haben. Während man im Westen direkt auf einzelne Menschen zeigen muss, durch welche sich diese Wesen inkarnieren, muss man im Osten hinweisen auf eine Art von Hierarchie, die den verschiedensten Menschen erscheinen kann. Wiederum dreierlei Wesenheiten, aber es sind keine Wesenheiten, die durch die Menschen sich inkarnieren, sondern es sind Wesenheiten, die dem Menschen erscheinen, die den Menschen auch inspirieren vom Nachtschlaf aus. Die erste Art dieser Wesenheiten ist die, welche den Menschen hindert, vollen Besitz zu nehmen von seinem physischen Leib, die den Menschen hindert, sich zu verbinden mit dem Wirtschaftlichen, mit den öffentlichen Verhältnissen der Gegenwart überhaupt. Das sind die Wesenheiten, welche zurückhalten wollen im Osten das wirtschaftliche Leben, so wie man es im dreigliedrigen sozialen Organismus braucht. Die zweite Art von Wesenheiten sind diejenigen, welche ein bereits überindividuelles Wesen hervorbringen, eine Art von - wenn ich das paradoxe Wort gebrauchen darf - unegoistischem Egoismus, der um so raffinierter ist, wie er ja insbesondere bei den Menschen des Ostens so sehr häufig angetroffen wird, die alles mögliche Selbstlose sich von sich selber einbilden, welche Selbstlosigkeit aber gerade eine besonders raffinierte Selbstsucht, ein besonders raffinierter Egoismus ist. Sie wollen ganz gut sein, sie wollen so gut sein, als man nur sein kann. Das ist auch ein egoistisches Gefühl. Das ist etwas, was durchaus eben mit dem Paradoxon bezeichnet werden kann: ein unegoistischer Egoismus, ein aus der eingebildeten Selbstlosigkeit hervorgetriebener Egoismus. Die dritte Art von Wesenheiten, welche auf die geschilderte Weise den Menschen des Ostens erscheinen, das sind diejenigen Wesen, welche das geistige Leben abhalten von der Erde, welche gewissermaßen eine dumpfe mystische Atmosphäre unter den Menschen ausbreiten, wie sie im Osten in der heutigen Zeit besonders gefunden werden kann. Wiederum sind diese drei Gattungen von Wesenheiten, die aber jetzt aus der geistigen Welt herunterwirken, sich nicht in Menschen inkarnieren, die Feinde des dreigliedrigen sozialen Organismus. So dass der 
Dreigliederungsimpuls eingeschnürt wird von geistiger Seite vom Osten her, von menschlicher Seite auf die geschilderte Weise vom Westen her. Da sehen wir also dasjenige, was der Differenzierung zugrunde liegt von geistigen Untergründen her."  [26] 
 

10. Die neue Geistigkeit II; Byzantinisches Kaisertum als Symbolum für den Verfall der griechisch-lateinischen Zeit; Spanien, Frankreich, germanisches Element im Strom der Völkerwanderung; Im Westen naturwissenschaftliche Denkweise, Puritanismus, Deismus; Europäische Mitte, Albertus Magnus, Thomas von Aquin; Widergeistigkeit in Mitteleuropa während der Weltkriege; alles, was von den Universitäten ausging war nicht objektive Geschichte, war politisch gefärbt; im Westen das Geistige nur in der Form der Naturwissenschaft; hilfreich nur eine Naturwissenschaft, welche durchleuchtet ist von wirklicher Geistigkeit, Dreigliederung des sozialen Organismus


Byzantinisches Kaisertum als Symbolum für den Verfall der griechisch-lateinischen Zeit: "Man kann ja wirklich sagen, das römische und insbesondere das byzantinische Kaisertum ist eine Art Symbolum gewesen für den Verfall der vierten nachatlantischen Zeit, der griechisch-lateinischen Zeit. Man braucht ja nur zu bedenken, dass von einhundertsieben oströmischen Kaisern bloß vierunddreißig in ihrem Bette gestorben sind. Von einhundertsieben Kaisern sind bloß vierunddreißig in ihrem Bette gestorben! Die anderen sind entweder vergiftet oder verstümmelt worden und im Kerker gestorben, sind aus dem Kerker ins Mönchsleben übergegangen und dergleichen."

Spanien, Frankreich, germanisches Element im Strom der Völkerwanderung: "Die charakteristische Erscheinung der westlichen, zunächst der mehr südwärts gelegenen westlichen Entwickelung ist ja diese, dass das Römertum, ich möchte sagen, auch als eine Summe von Menschen zunächst sich ausdehnt nach Spanien, über das heutige Frankreich, auch über einen Teil von Britannien hin. Römische Menschen waren es, die da hinein sich entwickelten. Aber alles das wurde durchsetzt von dem, was als germanische Stämme der verschiedensten Art durch die Völkerwanderung gerade in diese Bevölkerungen von römischen Menschen hineindrang. Und eine eigentümliche Erscheinung finden wir da. Die Erscheinung finden wir, dass germanische Menschen in das Römertum sich hineinzwängen, in das Römertum sich hineinstoßen, und dass da etwas entsteht, was nur so charakterisiert werden kann, dass man sagt: Es war Menschenwesen germanischer Art eingedrungen in das Römertum; das Römertum als solches ging im Grunde genommen als Menschenwesen unter; was aber erhalten blieb von dem Römertum, also dasjenige, was, ich möchte sagen, durch diese Kreuzung der beiden Linien hier sich bildete, was sich da bildete als spanische Bevölkerung, als französische Bevölkerung, zum Teil auch als britannische Bevölkerung, das ist im wesentlichen germanisches Blut, übertönt von dem romanischen Sprachelemente. Nicht anders kann in Wirklichkeit verstanden werden, um was es sich da handelt, als wenn man es so anschaut. Dieses Menschenwesen ist durchaus seiner Seelenkonfiguration nach, seiner Empfindungs-, Gefühls- und Willensrichtung nach hervorgegangen aus dem, was sich als germanisches Element im Strom der Völkerwanderung vom Osten nach dem Westen bewegt hat. Aber es ist eine Eigentümlichkeit dieses germanischen Elementes, dass, wenn es zusammenstößt mit einem fremden Sprachelemente - und in der Sprache ist immer eine Kultur, möchte ich sagen, verkörpert - , es in diesem fremden Sprachelemente aufgeht, diese Sprache annimmt. Es wächst hinein in diese fremde Sprache, ich mochte sagen, wie in ein Zivilisationskleid. Was im Westen von Europa lebt als lateinische Rasse, das hat im Grunde genommen nichts von lateinischem Blute in sich. Das ist aber hineingewachsen in dasjenige, was da heraufgeströmt ist, verkörpert durch die Sprache. Denn es lag im Wesen des lateinischen, des römischen Elementes, sich selber über das Menschentum hinaus im Weltenentwickelungsgang zu behaupten."

Mitteleuropa, Hegel, germanische Element im Magyarentum, im Slawentum: "Die Menschen der Mitte waren dadurch besonders vorgebildet zur Geltendmachung des einen, was wichtig ist in der ganzen Menschheitsentwickelung. Man kann es am besten bei einem solchen Geiste wie Hegel beobachten. Wenn Sie Hegels Philosophie nehmen - ich habe das schon öfter hier erwähnt -, finden Sie überall diese Philosophie hinentwickelt bis zum Geiste. Aber nirgends finden Sie irgend etwas bei Hegel, was über das physischsinnliche Leben hinausragt. Statt einer eigentlichen Geistlehre finden Sie eine logische Dialektik als ersten Teil der Philosophie; die Naturphilosophie finden Sie bloß als eine Summe von Abstraktionen dessen, was im Menschenwesen selber lebt; was durch die Psychologie ergriffen werden soll, das finden Sie dargestellt im dritten Teil von Hegels Philosophie. Aber es kommt nichts anderes heraus als das, was der Mensch auslebt zwischen Geburt und Tod, was sich dann zusammendrängt in der Geschichte. Von irgendeinem Hineingehen des Ewigen im Menschen in ein vorgeburtliches, in ein nachtodliches Dasein ist ja bei Hegel nirgends die Rede; es kann auch gar nicht geltend gemacht werden. Das eine ist es, was die Menschen, die hervorragendsten Menschen der Mitte geltend machen, dass in dem Menschen, wie er hier lebt zwischen Geburt und Tod, Leib, Seele und Geist vorhanden sind. Für den Menschen der Sinneswelt, für unsere physische Welt sollte durch diese Menschen der Mitte der Geist und das Seelische sich darstellen. Sobald wir nach dem Osten gehen, finden wir, dass - ebenso wie wir im Westen sagen müssen, es lebe vorzugsweise Leib, Seele - im Osten vorzugsweise Seele und Geist lebt. Daher das Hinaufheben zu den Imaginationen ja natürlich ist, und wenn diese Imaginationen auch nicht zum Bewußtsein kommen, so wirken sie in das Bewußtsein hinein. Die ganze Anlage des Denkens ist beim Menschen des Ostens so, dass sie nach Imaginationen hintendiert, wenn auch diese Imaginationen zuweilen, wie bei Solowjow, in abstrakte Begriffe gefaßt werden. Und ein dritter Ast geht von dem Römertum nach dem Norden über Byzanz in den Osten hinein. Es spaltet sich gewissermaßen dasjenige, was im Römertum chaotisch beisammen war, in drei Zweige. Es strebt auseinander, kommt zum Westen, wo ein neues Element des Wirtschaftlichen sich geltend macht als dasjenige, was der Neuzeit besonders angemessen war, und was sich mit der Naturwissenschaft verbindet. Es kommt zum Osten und kommt aus der alten Urweisheit in die Dekadenz hinein; es entwickelt sich da hinüber dasjenige, was in religiöser Form das Geistige ist. Das alles geht natürlich parallel. Es entwickelt sich nach der Mitte hin dasjenige, was Politisch-Militärisches, Staatlich-Juristisches ist, was natürlich nach den verschiedenen Seiten sich ausbreitet; aber wir müssen die charakteristischen Äste ins Auge fassen. Je weiter wir nach dem Osten kommen, desto mehr sehen wir, wie diese Menschen des Ostens mit ihrer Sprache nicht in derselben Art verwachsen sind wie die germanischen Völker. Die germanischen Völker leben in ihrer Sprache, solange sie sie haben. Studieren Sie einmal diesen merkwürdigen Gang gerade der germanischen Menschheit Mitteleuropas. Studieren Sie diese Zweige der germanischen Bevölkerung, die sich zum Beispiel nach Ungarn hinüber in die Zipser Gegend, als Schwaben hinunter ins Banat, nach Siebenbürgen als die Siebenbürgener Sachsen bewegt haben. Überall ist es, ich möchte sagen, etwas wie ein Abglimmen des eigentlich sprachlichen Elementes. Diese Menschen gehen überall in der Sprache auf, in die sie untertauchen. Und eine der allerinteressantesten ethnographischen Studien wäre es, zu sehen, wie um Wien herum in verhältnismäßig kurzer Zeit, im Laufe der letzten zwei Drittel des 19. Jahrhunderts, das Deutschtum zurückgegangen ist, überflutet worden ist. Man könnte das mit Händen greifen, wenn man diese Sache verständig ansähe. Man sah, wie in das Magyarentum hinein auf künstliche Weise, aber namentlich in das Slawentum hinein auf natürliche Weise, sich das germanische Element entwickelte. Im Osten ist der Mensch mit seiner Sprache aber ganz verwachsen. Da lebt das Geistig-Seelische, lebt in der Sprache. Das ist etwas, was man oftmals gar nicht berücksichtigt. Der Mensch des Westens lebt ja in der Sprache in einer ganz anderen Art, in einer radikal anderen Art als der Mensch des Ostens. Der Mensch des Westens lebt in seiner Sprache wie in einem Kleide; der Mensch des Ostens lebt in seiner Sprache wie in sich selbst. Daher konnte der Mensch des Westens die naturwissenschaftliche  Lebensauffassung annehmen, hineingießen in seine Sprache, die ja nur ein Gefäß ist. Im Orient wird die naturwissenschaftliche Weltanschauung des Westens niemals Fuß fassen, denn sie kann gar nicht untertauchen in die Sprachen des Orients. Die Sprachen des Orients weisen sie zurück, die naturwissenschaftliche Weltanschauung nehmen sie gar nicht auf."

Im Westen naturwissenschaftliche Denkweise; der Puritanismus nur ein Sonntagskleid dessen, was Leib ist, was zugänglich ist der Vernunft, daher der Deismus: "Sehen Sie, wenn man nach dem Westen hinblickt, so findet man, dass da vorzugsweise eine gewisse Geneigtheit im ganzen Volkstum ist, die naturwissenschaftliche Denkweise aufzunehmen, die sich für das Wirtschaftsleben so außerordentlich eignet. Ich habe Ihnen gezeigt, wie die naturwissenschaftliche Denkweise sich bis in die Psychologie, bis in die Seelenkunde hineingelebt hat. Da nimmt man sie auf, da nimmt man sie restlos auf, diese naturwissenschaftliche Anschauungsweise. Und das Puritanertum lebte eben dort wie ein abstrakter Einschlag, wie etwas, das mit dem eigentlichen äußeren Leben nichts zu tun hat, das man auch gewissermaßen in sein Seelenhaus einsperrt, das man nicht berührt werden lässt von der äußeren Kultur. Das, was da im Westen sich entwickelt, ist so, dass man sagen kann: Es ist eine Neigung vorhanden, alles in sich aufzunehmen, was der menschlichen Vernunft zugänglich ist, insofern sie gebunden ist an Leib und Seele. Das andere, der Puritanismus, ist ja nur ein Sonntagskleid dessen, was Leib ist, was zugänglich ist der Vernunft. Daher der Deismus, diese ausgepresste Zitrone einer religiösen Weltanschauung, wo von Gott nichts mehr vorhanden ist als ein Märchen einer allgemeinen, ganz abstrakten Weltursache; die Vernunft, wie sie an Leib und Seele gebunden ist, die macht sich da geltend. Wenn Sie nach dem Osten gehen, da ist gar kein Verständnis für eine solche Vernünftigkeit. Schon in Russland fängt es an. Hat denn der Russe überhaupt Verständnis für das, was man im Westen Vernünftigkeit nennt? Man gebe sich nur keiner Täuschung hin; nicht das geringste Verständnis hat der Russe schon für das, was man im Westen Vernünftigkeit nennt. Der Russe ist zugänglich für dasjenige, was man Offenbarung nennen könnte. Er nimmt im Grunde genommen alles das auf als seinen Seeleninhalt, was er einer Art Offenbarung verdankt. Vernünftigkeit, wenn er auch das Wort den westlichen Menschen nachsagt, so versteht er doch nichts davon, das heißt, er fühlt nicht das, was die westlichen Menschen dabei fühlen. Aber was nachgefühlt werden kann, wenn man von Offenbarung, von dem Herabkommen von Wahrheiten aus der übersinnlichen Welt in den Menschen herein spricht, das versteht er gut. Dasjenige aber, wovon man im Westen so redet - und dafür ist ja gerade das Puritanertum ein Beweis - , ist so, dass man sieht: In diesem Westen ist selbstverständlich nicht das geringste Verständnis da für dasjenige, was man eigentlich als das Verhältnis des russischen Menschen und gar erst des Orientalen, des asiatischen Menschen, was man überhaupt als das Verhältnis des Menschen zur geistigen Welt ansprechen muss. Dafür ist im Westen nicht das geringste Verständnis. Denn das ist etwas ganz anderes als das, was durch Vernunft vermittelt wird; das ist etwas, was, vom Geistigen ausgehend, den Menschen ergreift und den Menschen lebendig durchdringt." 

Europäischen Mitte, Albertus Magnus, Thomas von Aquin; und was dann im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts als Deutsches Reich begründet worden ist, das nahm eben in sich auf dieses abglimmende Element des alten Römertums und ging daran zugrunde; Widergeistigkeit in Mitteleuropa während der Weltkriege; alles, was von den Universitäten ausging war nicht objektive Geschichte, war politisch gefärbt; im Westen das Geistige nur in der Form der Naturwissenschaft, wenn man eben absieht von dem unwahren Puritanertum;  In der Mitte ein alternder Staat, der Wirtschaft und Geistesleben aufsaugen wollte und deshalb nicht leben konnte; hilfreich nur eine Naturwissenschaft, welche durchleuchtet ist von wirklicher Geistigkeit, Dreigliederung des sozialen Organismus: "Und bei den Menschen der europäischen Mitte, nun, da ist es so: Als der fünfte nachatlantische Zeitraum sich schon nahte, so im 10., 11., 12. Jahrhundert - er kam ja dann in der Mitte des 15. Jahrhunderts -, da standen die hervorragendsten Geister der europäischen Mitte vor einer ungeheuren Frage, vor einer Frage, die ihnen aufgegeben war als Menschen, die drinnenstanden zwischen dem Westen und dem Osten, und es drängte in ihnen der Westen nach Vernunft, und es drängte in ihnen der Osten nach Offenbarung. Und man studiere einmal von diesem Gesichtspunkte aus die Hochscholastik, die Glanzepoche mittelalterlicher Geistesentwickelung, man studiere von diesem  Gesichtspunkte aus solche Geister, wie Albertus Magnus, Thomas von Aquino, Duns Scotus und so weiter; man vergleiche sie mit solchen Geistern wie Roger Bacon - ich meine den Älteren, der mehr westwärts orientiert war - , und man wird sehen: Eine große Frage entstand bei den Geistern der mitteleuropäischen Hochscholastik aus dem Zusammenwirken von dem, was vom Westen her als Vernunft, vom Osten her als Offenbarung drängte. Ihre Bedrängnis war die, die auf der einen Seite von den Geistern herrührte, die durch den Willen den menschlichen Leib und die menschliche Seele ergreifen wollten, auf der anderen Seite von den Geistern herrührte, die von der Imagination aus Geist und Seele im Osten ergreifen wollten. Daher entstand die scholastische Lehre, dass alles beides gilt: Vernunft auf der einen Seite, Offenbarung auf der anderen Seite, Vernunft für alles dasjenige, was auf der Erde mit den Sinnen zu erreichen ist, Offenbarung für die übersinnlichen Wahrheiten, die nur aus der Bibel und aus der Tradition des Christentums geschöpft werden können. Man begreift so richtig die christliche Scholastik des Mittelalters, wenn man ihre hervorragendsten Geister auffasst als diejenigen, in denen zusammenströmte Vernünftigkeit von Westen, Offenbarung von Osten. Da wirkten in den Menschen beide Richtungen, und im Mittelalter konnte man sie nicht anders zusammenbringen als dadurch, dass man gewissermaßen in sich selber den Zwiespalt empfand. ... So, mochte man sagen, ist das, was wir jetzt haben über die zivilisierte Welt hin, im Westen ergriffen von dem eigentlichen, erst in der Neuzeit heraufgekommenen Element, von dem Wirtschaftsleben; denn dieses Wirtschaftsleben selbst war in keiner früheren Epoche eine solche Zeitfrage, wie es jetzt geworden ist. Es ist eigentlich zeitgemäß. Dagegen ist dasjenige, was in Staat und Politik ist, schon im Abglimmen begriffen. Und was dann im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts als Deutsches Reich begründet worden ist, das nahm eben in sich auf dieses abglimmende Element des alten Römertums und ging daran zugrunde. Schon wie es sich aufgebaut hat, war es so, aber insbesondere, wie es dann sich ausgestaltet hat. Im Grunde genommen gab es innerhalb dieses Deutschen Reiches nur die Fortsetzung des juristischstaatlichen, politischen Elementes, das organisierte, das ja große Genies des Organisierens hatte; aber das wollte sich einverleiben die Wirtschaft, ohne dass man das wirtschaftliche Denken hatte. Denn alles, was die Wirtschaft innerhalb dieses Gebietes trieb, das wollte immer mehr und mehr unter das Staatssystem unterkriechen. Der Militarismus zum Beispiel, der im Grunde genommen von Frankreich oder auch der Schweiz ausgegangen ist, der aber ja noch andere Formen hatte, wurde verstaatlicht, möchte man sagen, in Mitteleuropa. So dass dieses Mitteleuropa weder aufnehmen konnte das wirtschaftliche Leben, noch aufnehmen konnte ein wirklich in sich selbst lebendiges, aus seinen Wurzeln heraus treibendes Geistesleben. Was organisiert wurde an Widergeistigkeit in der letzten Zeit gerade in Mitteleuropa, das ist ja das Allerfurchtbarste! Wir sehen alles, was Geistesleben ist, immer mehr und mehr hineinwachsen in die Form des politischen Staates. Und so kam es, dass es im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in Mitteleuropa keinen Menschen mehr gab, der über Geschichte oder über ähnliche Dinge anders schrieb denn als politischer Parteimann. Alles, was von den Universitäten ausging, ist nicht objektive Geschichte, ist Parteiweisheit, ist durchaus politisch gefärbt. Und noch mehr in der Dekadenz ist das geistige Leben, das aus Urzeiten aus dem Orient stammt. Es wuchs hinein in eine Überschwemmung aus dem Westen, aus der Mitte, in den Maßnahmen Peters des Großen, die noch durchdrungen waren von einem urwüchsigen Geistigen, das aber eben in der Dekadenz ist, das sich im Panslawismus, im Slawophilentum auslebt. Und es führte endlich dazu, dass die heutigen Zustande geschaffen wurden, aus denen heraus will ein neuer Geist, denn der alte ist ja ganz in der Dekadenz. So sehen wir über die Welt verbreitet die neue Wirtschaft, die endende Jurisprudenz und Staatlichkeit und das geendete Geistesleben. Im Westen sehen wir, von der Wirtschaft ganz aufgesogen, das Staatselement, und das Geistige ist ja nur in der Form der Naturwissenschaft da, wenn man eben absieht von dem unwahren Puritanertum. In der Mitte haben wir einen schon alternden Staat gehabt, der Wirtschaft und Geistesleben aufsaugen wollte und deshalb nicht leben konnte. Und im Osten haben wir nichts anderes als den ersterbenden Geist der alten Zeit, der galvanisiert werden soll durch allerlei Maßnahmen des Westens; gleichgültig, ob es Peter der Große ist, ob es Lenin ist, dasjenige, was vom Westen kommen will, galvanisiert den Leichnam des östlichen Geistes. Die Rettung besteht darinnen, dass man klar einsieht: Ein neuer Geist muss die Menschen durchziehen. Dieser neue Geist, der nun nicht im Orient, der im Abendlande selber gefunden werden kann, dieser neue Geist muss reinlich nebeneinander hinstellen Wirtschaftsleben, staatlich-politisches Leben, Geistesleben. Dann kann zu dem Wirtschaftsleben des Westens, wozu der Westen besonders durch seine Natureigenschaften organisiert ist, auch das staatliche und geistige Leben treten. ... Das Geistesleben, das im Abendlande blüht, das wird der Orient verstehen, wenn man es ihm nur in der richtigen Weise bringt. ... Aber jene Naturwissenschaft, welche durchleuchtet ist von wirklicher Geistigkeit, wie wir sie ja darstellen wollten in unseren Hochschulkursen hier, die wird mit allem Eifer auch vom Orient aufgenommen werden. Dann wird der Orient sehr viel Verständnis für ein selbständiges Geistesleben haben. Und er wird auch aufnehmen das selbständige staatlich-politische Leben, er wird aufnehmen können das Wirtschaftsleben, es in Unabhängigkeit treiben können. So dass wirklich in dieser Dreigliederung des sozialen Organismus sich auch dasjenige erfüllt, was sich aus einer vernünftigen und zu gleicher Zeit geistigen Betrachtung als Entwickelung der europäischen und asiatischen Welt seit dem untergehenden Römertum darstellt." [27] 
 

11. Mythen und Sagen; Freiheitskampf in Europa, romantische Komponisten; Giuseppe Verdis «Il Corsario», «I Lombardi alla prima crociata», Liszts Tondichtungen «Hungaria», «Hunnenschlacht», «Mazeppa»; Hector Berlioz' Oper «Béatrice et Bénédict»; Richard Wagners «Tannhäuser»

Die Welt der germanischen Mythen; Die Musik am Beginn von Wagners «Rheingold», das Rheingold-Motiv und das Werde-Motiv deuten hin auf das goldene Zeitalter. Nach dem Raub des Goldes durch Alberich ist ein neuer Weltzustand entstanden, sozusagen die makrokosmische Grundlage für alle kommende Individualisierung und Vorbedingung für die Mission Wotans. Der zweite Auftritt "Freie Gegend auf Bergeshöhen" führt uns musikalisch angededeutet durch das Wallhall-Motiv zur Welt der Götter. In seinem Prosaentwurf zum Nibelungendrama charakterisiert Wagner die besondere Aufgabe der Götter mit den Worten: "Die Absicht ihrer höheren Weltordnung ist sittliches Bewusstsein". Wotan hat sozusagen sich mit Loge den Widerpart selbst in seine Lichspäre hereingeholt, sich mit ihm verbunden und damit eine Gegenwelt erzeugt, die sich von der alten Zeit durch einen gewissen Grad von Eigenbewusstsein unterscheidet. In den enormen Wallhall-Klängen, mit denen Wotan das gelungene Werk preist, tönt uns dieses "Eigenbewusstsein" plastisch entgegen: "Vollendet das ewige Werk! / Auf Berges Gipfel / Die Götterburg, / Prächtig prahlt / Der prangende Bau! / Wie im Traume ich ihn trug / Wie mein Wille ihn wies, / Stark und schön / Steht er zur Schau: / Herer, herrlicher Bau!" Als Freya mit ihrer Götterspäre uneingeschränkt waltete, gab es sprießendes Leben aber kein waches, erwägendes Bewusstsein. Das wird durch das Freya-Motiv angedeutet. Die Riesen, die die Burg gebaut haben, wollen nun Freya als Lohn. Im dritten Auftritt "Unterirdische Kluft" soll den Riesen mit Loges Hilfe ein anderer Lohn verschafft werden. Durch die Schwefelkluft geht es mit Wotan und Loge in das Reich der Zwerge, erkennbar durch das "Schmide-Motiv" und "Tarnhelm-Motiv". Alberich verwandelt sich zuletzt in eine Kröte und wird eingefangen. Man kann auch sagen, hinter der Erscheinung des "Riesenwurms" und der "Kröte" steckt mehr als bloße Prahlsucht. Sie offenbart eine polare Kräftewirksamkeit, die, in die Hand des Widersachers gegeben, die Harmonie der Schöpfung ins Groteske und Grausige verzerrt. In diesen beiden Prinzipien der Hypertrophie und Degeneration sah Goethe das eigentliche Wirken des Widergöttlichen in der Evolution. Die Musik bringt diesen "Entartungsprozess" zum Ausdruck. Im vierten Aufritt geht es zurück in die "Freie Gegend auf Bergeshöhen". Die Riesen erhalten das Gold als Lohn, Freya bleibt den Göttern erhalten. Nur den Ring hätte Wotan gerne behalten, wäre nicht Erda erschienen mit ihren berühmten Worten: "Weiche, Wotan, weiche! / flieh des Ringes Fluch!". Mit dem beeindruckenden Gewitter und Regenbogen, auf dem die Götter nach Wallhall einziehen, endet die Oper. Aus der Tiefe dringt der Klageruf der Rheintöchter an Wotans Ohr, als Zeugnis dafür, dass die Wunde, die der alten Harmonie geschlagen wurde, verbunden, aber nicht geheilt ist. Denn der Sturz in den Egiosmus hat Natur und Kreatur, die ganze elementarische Welt mit sich gerissen, und ist eine vollzogene, nicht mehr rückgängig zu machende Weltentatsache. "Man muss wirklich sehr tief schürfen, um zu durchschauen, welcher Art zum Beispiel der Enthusiasmus war, der einen Künstler wie Richard Wagner ergriff und zu seinem Schaffen trieb. ...Die geistigen Mächte, die hinter ihm standen und ihn inspirierten, die lenkten und leiteten seine künstlerischen Inspirationen so, dass seine Kunst der schönste Ausdruck wurde für das, was der Mythe zugrundeliegt. Das ist das Große, dass man an dem Kunstwerk nicht sieht, was dahintersteht, alles ist ausgeflossen in Ton und Wort. Ein merkwürdiger Instinkt - wenn man es trivial benennen will, sonst müsste man es künstlerische Inspiration nennen - waltet in Richard Wagner. Es war wie ein geistiges Hören jener alten Sprach weisen, die in ihm aufstiegen. Er empfand jene ältesten Sprachweisen sehr gut und [das veranlasste ihn], nicht in dem Endreim zu bleiben, denn der gehört einer späteren Stufe, einer Verstandesstufe an, sondern jene Stufe der Sprachentwickelung zu wählen, die ein Nachklang ist der dahinrauschenden Wogen, die herausplätscherten aus dem Nebel der alten Atlantis: das ist die Alliteration, der Stabreim, der für den, der es empfinden kann, wiederholt im Ton, was die Musik der Wellen genannt werden kann. In der germanischen Sage wird prophezeit, dass die Götterdämmerung heraufkommen muss, weil das entstanden ist, was die Kriege sind. Weil Tyr eine Hand verloren hat im Rachen des Wolfes, entwickelten sich die Keime zum späteren Untergang der Götter. Auf den Zustand, wo die Menschen sich wiederum verstehen werden, wo sie nicht mehr durch Sprachen getrennt sein werden, weist der prophetische Ausblick der germanischen Sage von der Götterdämmerung hin. Es spricht uns die Sage davon, dass, nachdem die atlantische Bevölkerung nach Osten gezogen war, sie sich zerspaltete und zersplitterte. Etwas von der alten Atlantis haben sich nur jene Völkerschaften bewahrt, die von der mongolischen Rasse abstammen, und die unter Etzel oder Attila - Atli, dem Atlantier - herübergekommen sind. Sie haben sich einzig und allein das Lebenselement der Atlantier bewahrt, während die anderen Völkerschaften, die zurückgeblieben waren in Europa, sich durch Spaltung aus der alten Blutsgemeinschaft herausentwickelt haben und in Kriege der einzelnen Stämme untereinander zerfallen sind. So also leben diese Völker im Westen immer in Spaltungen, in Kriegen. Sie können dem Anprall des mongolischen Elementes, das die alten atlantischen Lebensgrundlagen noch bewahrt hat, wenig widerstehen. Der Zug Attilas oder Etzels wird nicht aufgehalten durch die germanischen Stämme, denn die einzelnen Stämme sind etwas, was Attila nicht imponieren kann, der sich seinen alten großen Geist bewahrt hat - eine Art Monotheismus. Das, was sich ihm als einzelne Stämme entgegenstellte, das konnte ihn nicht aufhalten. Ein merkwürdiger Zug in der Sage ist nun, dass Attila sofort zur Umkehr bewogen wird, als ihm dasjenige entgegentrat, was über die Blutsverwandtschaft hinausgeht, als ihm das Christentum entgegentrat, personifiziert in dem damaligen Papste. Da sah Attila die geistigen Gewalten, welche die Menschen wiederum einigen werden, und das ist das, wovor sich der atlantische Eingeweihte beugt. Das Christentum soll vorbereitend sein für jenen Zustand der Menschheit, wo Sutur wieder erscheint und, unabhängig von den Differenzierungen der Menschen in einzelne Stämme, der Welt den Frieden bringen wird. So kam den Menschen der damaligen Zeit das Christentum vor wie eine erste Ankündigung der Götterdämmerung und der Wiederkehr der alten Zeiten, wo die Menschen noch nicht uneinig, nicht durch Kriege gespalten und zerklüftet waren. So empfand man das Christentum insbesondere in den allerersten Jahrhunderten seiner Ausbreitung, als noch nicht das Christentum von Rom her verkündet wurde, sondern als es von Norden und Westen herüberkam durch christliche geheime Gesellschaften, die von England und Irland, später auch von Frankreich ausgingen, und die vollständig unabhängig waren von der äußeren Gewalt Roms." 

Auch in Verdis Oper Attila geht es um die Freiheit des christlichen Europa bzw. Italiens. In der Oper werden die Verwüstungen geschildert, die Attila angerichtet hat und die an die Verwüstungen der Russen in der Ukraine erinnern: "Cara patria, già madre e reina / Di possenti magnanimi figli, / Or macarie, deserto, ruina, / Su cui regna silenzio e squallor" (Teures Heimatland, ehemals Mutter und Königin von kräftigen und großmütigen Söhnen, Jetzt ein Trümmerhaufen, eine Wüste, eine Ruine, über die Düsternis und Schweigen regieren). Raffael hat die Szene im ersten Akt schon in seinem berühmten Bild festgehalten. Auch Verdis Oper ist beeindruckend: Attila hat einen Traum, in dem ihn ein alter Mann bei den Haaren ergreift und ihm befiehlt: "Di flagellar L'incarco / Contro i mortali hai sol. / Tarretra! Or chiuso è il varco; / Questo de' numi è il suol!" (Du bist als Geißel ausersehen allein gegen die Menschheit. Ziehe dich zurück! Der Weg ist nun versperrt: Dieses ist das Gebiet der Götter!" Attila bekennt: "E l'alma in petto ad Attila / S'aahiaccia pel terror." (Und die Seele in Attilas Brust ist gelähmt vor Schrecken), vor allem als er den alten Mann (Papst Leo) später tatsächlich trifft und er die gleichen Worte wiederholt. Odabellas Romanze aus dem ersten Akt "O nel fuggente nuvolo" ist eines jener Stücke, in denen Verdi auf die Begleitung durch das volle Orchesters zugunsten einer Handvoll von Soloinstrumenten verzichtet. Hinter der Gesangsstimme weben Harfe, Englisch Horn, Flöte und Cello einen lichten Klangteppich, mit dem die Stimmung des Waldes, der klare Himmel und ein naher Bach eingefangen werden, in dem sich die Strahlen des Mondes spiegeln. Im Vergleich zu Wagner geht Verdi zu jener Zeit aber noch die romantische Tiefe ab. 

In Giuseppe Verdis «Il Corsario» (Libretto Francesco Maria Piave nach Lord Byron) kündigt sich schon der griechische Freiheitskampf an: "dal braccio nostro oppresso / il Musulman cadrà / All'armi, all'armi e intrepidi / cadiam, cadiam sull' empia Luna." (Erdrückt von unserer Übermacht wird der Muselmann unterliegen. Zu den Waffen, zu den Waffen, ohne Verzagen lasst uns den verruchten Halbmond überfallen). Auch die Frauen aus dem Harem sollen befreit werden, denn sie wollen vom Pascha und dem "verruchten Halbmond" nichts mehr wissen: "M'ama Said! io l'odio! / O vile musulman, tu non conosci, / tu non comprendi ancora / qual alma io chiuda in petto!" (Seid liebt mich, doch ich verabscheue ihn. O ekelhafter Muselman, du kennst nicht und kannst noch nicht verstehen die Gefühle meines Herzens). Der Pascha von Coron hat außer seinen hundert Frauen nur noch eins im Kopf: "Nuovi supplizi, / orribili, mai noti / all'uom, al demone, / immaginar saprò." (Neue, furchtbare Foltern, weder von Menschen noch vom Teufel gekannt, werde ich ersinnen). Ohne Freiheit kann es auch keine Liebe geben: "E può la schiava un palpito sentir / per l'oppressore? / Nel core sol dei liberi / sa germogliar l'amore." (Kann das Herz einer Sklavon für ihren Unterdrücker schlagen? Liebe kann nur gedeihen unter freien Menschen). 

In Giuseppe Verdis «I Lombardi alla prima crociata» (Libretto Temistocle Solera nach Tommaso Grossi und Torquato Tasso) geht es um die Freiheit Europas und anderer christlicher Städte wie Jerusalems, die von Halbmond-Bannern bedroht werden, "Sugl' empi vessilli che il ciel maledi"(den schändlichen Bannern, die der Himmel verdammt). Im zweiten Akt an einem herausragenden Punkt einer Berggegend, am Eingang einer Höhle, tritt ein Einsiedler heraus:  "l'empie bende squarciar de' Musulmani" (die Horden der gottlosen Muselmanen niederschlagend), denn man will auch im nahen Osten sich als freier Mensch bewegen und sich nicht verstecken müssen: "Musulman la veste il dice / Ritiriamci" (Nach seinem Kleid ein Muselman. ziehen wir uns zurück!), "Odi, un branco musulmano / Ha la figlia a me rapita... / Tutta l'Europa là vedi raccolta, / Al voler di Goffredo sogetta! / ... Stolto Allhà! sovra il capo ti piomba / Già dell'ira promessa la piena; / Santa voce pertutto ribomba / Proclamante l'estremo tuo di." (Hör mir zu! Eine muselmanische Bande hat mir meine Tochter geraubt... Dort kannst du das zusammengeströmte Europa sehen, das dem Willen Godefroys gehorcht!... Lächerlicher, verblödeter Allah! Auf dein Haupt entlädt sich schon das ganze Gewicht des verheißenen Zorns. Überall erklingt die Heilige Stimme, deinen letzten Tag verkündend). Der Chor singt: "È squarciata la barbara benda, / L'infedele superbo fuggi." (Die barbarische Horde ist zerschlagen, und der hochmütige Ungläubige flieht). In der Regie heisst es später: "soldati turchi inseguiti dai Crociati, indi donne dell'harem e Sofia" (Die Kreuzfahrer verfolgen türkische Soldaten. Die Haremsdamen und Sofia kommen). Die Frauen rufen: "Chi ne salva dal barbaro? / Sdegno, se il profeta i suoi fidi lasciò" (Wer erretet uns aus der barbarischen Schmach, wenn der Prophet seine Gläubigen verließ?) Beachtlich ist die Figur der Giselda und der Gesang der Pilger zu Beginn des 3. Aufzugs im Tal Josaphat. In der Ferne sind die Umrisse der Heiligen Stadt Jerusalem zu sehen. Nach einer fanfarenartigen, kurzen Orchestereinleitung ertönt der Chor sehr leise: "Gerusalm! .Gerusalm! . la grande, la promessa città!", die Melodie wird von den Holzbläsern begleitet, und Bratschenläufe umschreiben sie mit weichen Klängen. Der Bass übernimmt das Wort: er beschwört das Erscheinen Christi, die unwiderstehliche Kraft seines Wesens und seine Leiden herauf - zu fernen Gnadenorten weisend. Die Pilger sind ergriffen, in einer leisen, Unisono-Melodie widerspiegelt sich dieses Gefühl, beinahe streicheln sie mit ihren Augen die Landschaft, wo sich einst Christi Geschichte abspielte. Im vierten Aufzug hat Giselda in der nähe von Jerusalem im Traum eine Vision: vor ihr erscheinen "spiriti celesti" (himmlische Geister).

Liszts Tondichtung «Hungaria» ähnelt von der Thematik der «Hunnenschlacht», geht es doch auch hier um den Kampf der christlichen Völker gegen die wilden Horden der Tartaren bzw. Türken. Ende 1839 kehrte Liszt nach fast 20 Jahren wieder in seine ungarische Heimat zurück und war tief bewegt von dem Enthusiasmus, mit dem er dort empfangen wurde. 1840 veröffentlichte der Dichter Mihaly Vörösmarty eine Huldigungsode an Franz Liszt, auf die der Komponist mit seiner sinfonischen Dichtung «Hungaria» antwortete. Ihre Uraufführung, die Liszt 1856 in Budapest dirigierte, gestaltete sich zu einem der größten Triumpfe seiner künstlerischen Laufbahn. Ein immer wieder umgestaltetes Thema durchzieht die ganze Partitur, die das Schicksal des ungarischen Volkes nachzeichnet: aus der Unterdrückung: "Unsere Schuld und unseres Schicksals Ketten / Drücken schwer, als hundertjär'ges Leid" erhebt sich das Volk, um für seine nationale Unabhängigkeit zu kämpfen. Ludwig II., einer der hoffnungsvollsten Regenten Ungarns, fiel 1626 in der Schlacht von Mohács, die das Land von der drohenden Gefahr des türkischen bzw. osmanischen Reiches befreien sollte. Triumphierend beschliesst die Nationalhymne das Werk.

Von einem Gedicht Victor Hugo's ließ sich Liszt inspirieren, nämlich von dem 34. Gedicht aus seinem Zyklus «Les Orientales». Er komponierte die vierte seiner "Douze études d'exécution transcendante" und orchestrierte das Klavierstück noch im selben Jahre, 1851, zur Symphonischen Dichtung «Mazeppa» um. Es ist vergleichbar mit der «Hunnenschlacht» und ganz aktuell mit der Invasion der russischen Horden in die Ukraine. Damals wurde der ukrainische Held Mazeppa, über den auch Voltaire und Lord Byron geschrieben hatten, von seinen Feinden auf ein wildes Pferd gebunden, das mit ihm durch die Steppe jagt, bevor es tot zusammenbricht. Mazeppa wird gerettet und zieht als König der Ukraine siegreich gegen seine Widersacher zu Felde. Die drei Abschnitte Ritt, Verschmachten und Rettung sind durch ein gemeinsames  Thema verbunden, das sowohl Schmerz und Verzweiflung zum Ausdruck bringt, wie den Triumpf, wenn zum Schluss der Kosakenmarsch erklingt. 

Ein weiteres Beispiel ist Hector Berlioz' Oper «Béatrice et Bénédict». Der este Akt spielt im Regierungspalast von Messina auf Sizilien. Von der Terrasse des Palastes ist das Meer zu sehen. Gefeiert wird dort der Sieg über die islamischen Mauren im 16. Jahrhundert. Man ist froh, weil es nun keine Gefahr mehr gibt durch islamische Räuberbanden: "Le Maure est en fuite! victoire!" (Der Maure ist in die Flucht geschlagen! Sieg!). Der erste Akt endet mit einem duo-nocturne, die Sonne ist untergegangen und das Mondlicht wird vom Wasser reflektiert. Im zweiten Akt wird gezeigt wie der Albtraum Islam vorher Angst und Schrecken auf Sizilien verbreitete, wovon Béatrice ein Lied singen kann: "Le jour du départ de l'armée, / Je ne pus m'expliquer / L'etrange sentiment de tristesse alarmée / Qui de mon coeur vint s'emparer. / Il part, disais-je, il part, je reste. / ... Des plus noires terreurs / La nuit suivante fut rempli ... / Les Maures triomphaient, j'entendais leurs clameurs; / Des flots du sang chrétien la terre était rougie. / En rêve je voyais Bénédict haletant, / Sous un monceau de mort sans secours expirant; / Je m'agitais sur ma brûlante couche; / Des cris d'effrai s'échappaient de ma bouche. / En m'éveillant enfin je ris de mon émoi; / Je ris de Bénédict, de moi, / De mes sottes alarmes. / Hélas, hélas! ce rire était baigné de larmes." (als die Armee abmarschierte legte sich ein seltsames Gefühl der Angst um mein Herz. Er geht fort und ich bleibe zurück. .. Die schwärzesten Ängste begleiteten mich die ganze Nacht. In einem Alptraum wären die Mauren die Sieger, ich konnte ihre Rufe hören, der Boden war geträngt mit christlichem Blut. Im Traum sah ich Benedikt, sterbend ohne eine helfende Hand, mein Bett brannte und Schreie des Entsetzens drangen aus meinen Lippen. Als ich aufwachte, musste ich über meine Ängste lachen, ich lachte über Benedikt, über mich selbst, über meinen dummen Schrecken, meine Gelächter badete in Tränen.) Zum Schluss erklingt der Hochzeitsmarsch sowohl für Hero und Claudio als auch für Beatrice und Benedikt:  "Dieu, qui guides nos bras pour chasser l'infidèle, / Préside à cet heureux moment! / Ange du chaste hymen, viens prendre sous ton aile / Ce couple amoureux et charmant! / Il réunit beauté, jeunesse, / Gloire, fidélité, tendresse. / Comble de tes faveurs / Ces deux nobles coers!" (O Herr, der du unsere Arme stärkst um die ungläubigen Moslems in die Flucht zu schlagen, sieh herunter auf diese glückliche Stunde! Schutzengel lass diese Hochzeit begleiten und dieses liebende und charmante Paar unter ihre Flügel nehmen! Ihre Vereinigung ist eine Mischung aus Schönheit und Jugend, Ehre und Treue...) 

Richard Wagners «Tannhäuser» spielt vor dem Hintergrund eines Geisteskampfes. Hinter der höfischen Kultur und der Gotik spielte sich ein Geisteskampf ab, der um die Seele des Abendlands entbrannt war. Der Islam hatte Spanien erobert, und schob sich über Sizilien und Süditalien, wo sich der Staufenkaiser Friedrich II. stark mit ihm verband, immer mächtiger in die europäische Welt hinein. In den Chroniken des 13. Jahrhunderts und in der Legende der heiligen Elisabeth von Thüringen wird der Sängerkrieg als ein historisches Ereignis behandelt und auf die Jahre 1206 und 1207 datiert. Auf dem Sängerwettstreit hat der Kampf gegen den Arabismus begonnen. Mit dem Erwachen der starken intellektuellen Kräfte geht Hand in Hand die Entfesselung der niederen Minne. Es ist besonders tiefsinnig, dass gerade aus dem gleichen Lande, aus dem der schwarze Magier Klingsor herbeigeholt wird, auch die grosse Heilige (Elisabeth) kommt. Als Magier hat Klingsor seinen Wettstreit zu führen gesucht. Er ist in die schwarze Kunst eingeweiht. "Zu Paris, so hören wir, fand er eine gute Schule; zu Konstantinopel lernte er, aber auch in Bagdad und Babylon war er drei Jahre in Mohammeds Diensten." Gerade der Minnegesang und die ritterliche Epik seiner Zeit waren vom Ungeist der niederen Minne bedroht. "Wie hätte er, neben allen Bewunderern, nicht Feindschaft finden sollen? Sogar ein Gottfried von Straßburg, der in seiner Tristandichtung wohl die Welt der "edlen Herzen" zu verherrlichen wusste, aber die Seelen nicht aus dem Minnezwang heraus zur Befreiung des Herzens hinzuleiten verstand, mischte sich unter die Gegner Wolframs. Er verhöhnte ihn als einen "Erfinder wilder Mären.... Wolfram entlarvt die Sternenweisheit, die arabischen Geistes ist und die Seelen in Unfreiheit bannt." Mit seinem "Lied an den Abendstern" verherrlicht er das Wunder der Venus Urania, der Himmelsliebe, deren Trägerin Elisabeth auf Erden gewesen ist. Verstrickt sich Heinrich von Ofterdingen (bei Wagner Tannhäuser genannt) in ein Gefühls- und Gedankenwirrwarr, kündet Wolfram den Gralsweg. Der Islam hatte damals eine Wissenschaft, aber sie, insbesondere die Sternenkunde, wusste nichts von der Freiheit und dem Wert der einzelnen Menschenseele. Sie kannte wohl Allah, einen Luzifer-Götzen, aber nicht den göttlichen Sohn, der die Menschheit zur Freiheit berufen hatte. Wolfram entlarvt die Sternenweisheit, die islamisch-arabischen Geistes ist und die Seelen in Unfreiheit bannt. 

Europa musste sich in der von romantischen Komponisten und Autoren geschildeten Art seine Freiheit erkämpfen und das Christentum vor dem Ansturm muslimsicher Horden, die sich auf einen falschen Propheten stützen, verteidigen, denn "erfüllt hat sich, was die Propheten vorausgewußt haben. Damals meinte man mit den Propheten die Eingeweihten, die den Christus voraussagen konnten, weil sie ihn in den alten heiligen Mysterien gesehen haben um die  Weihnachts-Mitternachtsstunde. Als eine Erfüllung dessen, was man immer gewußt hat, stellen die ersten Christus-Jünger das Ereignis von Golgatha hin, und ein großer Umschwung geht in den Gefühlen der Wissenden vor sich." [28] 
 

12. Der Mensch im Kosmos I; Kosmische Gedanken bei Hegel, Darwins materialistische Entwickelungslehre; kosmischer Wille bei Schopenhauer, nicht islamisierter Orient; Hegel und der Westen betrachten den Kosmos und sehen die Weltgedanken, Schopenhauer und der Osten betrachten den Kosmos und sehen den Weltenwillen, Parasiten der Philosophie; Weltengeheimnisse


Kosmische Gedanken bei Hegel; bei Hegel Entwickelungslehre, bei Darwin materialistische Entwickelungslehre; Weltgesetz, dass das, was popularisiert einfach Erkenntnis gibt, Macht gibt, wenn es sekretiert wird: "Der ganze Kosmos ist durchzogen von kosmischen Gedanken. Indem Hegel ein starker Geist war, der, ich möchte sagen, das Ergebnis vieler verflossener Erdenleben fühlte, richtete er die Aufmerksamkeit besonders auf den kosmischen Gedanken. Schopenhauer fühlte in sich weniger das Ergebnis früherer Erdenleben, sondern richtete seine Aufmerksamkeit mehr auf den kosmischen Willen. Denn ebenso wie im Menschen Wille und Gedanke leben, so lebt auch im Kosmos Gedanke und Wille. Was bedeutet aber für den Kosmos der Gedanke, den Hegel besonders betrachtete, was bedeutet für den Kosmos der Wille, den Schopenhauer besonders betrachtete? Hegel hatte ja nicht den Gedanken im Auge, der sich im Menschen ausbildet. Die ganze Welt war ihm im Grunde genommen nur eine Offenbarung der Gedanken. Also er hatte den kosmischen Gedanken im Auge. Sieht man hin auf die besondere Geistesformierung Hegels, so muss man sagen: Diese Geistesformierung Hegels weist nach dem Erdenwesten hin. Nur dass Hegel das, was im Westen, zum Beispiel in der materialistischen Entwickelungslehre des Westens, in der materialistisch gedachten Physik des Westens zum Ausdrucke kommt, zum Element des Gedankens heraufhob. Man findet bei Darwin eine Entwickelungslehre, man findet bei Hegel eine Entwickelungslehre. Bei Darwin ist es eine materialistische Entwickelungslehre, indem alles sich so abspielt, als wenn nur grobe Natursubstanzen in die Entwickelung eintreten würden und diese vollführten; bei Hegel sehen wir, wie alles, was in Entwickelung ist, vom Gedanken durchpulst ist, wie der Gedanke in seinen besonderen Konfigurationen, in seinen konkreten Ausgestaltungen eigentlich das sich Entwickelnde ist. So dass wir sagen können: Im Westen betrachten die Geister die Welt vom Standpunkte des Gedankens, aber sie materialisieren den Gedanken. Hegel idealisiert den Gedanken, und er kommt daher zum kosmischen Gedanken. Hegel redet in seiner Philosophie vom Gedanken und meint eigentlich den kosmischen Gedanken. Hegel sagt: Wenn wir irgendwo hinsehen in der äußeren Welt, sei es, dass wir einen Stern in seiner Bahn, ein Tier, eine Pflanze, ein Mineral betrachten, sehen wir eigentlich überall Gedanken, nur dass diese Art Gedanken in der äußeren Welt eben in einer anderen Form als in der Gedankenform vorhanden sind. Man kann nicht sagen, dass Hegel gerade bestrebt war, diese Lehre von den Gedanken der Welt esoterisch zu halten. Sie ist esoterisch geblieben, denn Hegels Werke wurden wenig gelesen; aber es war nicht Hegels Absicht, die Lehre von dem kosmischen Inhalt der Welt esoterisch zu halten. Aber es ist doch außerordentlich interessant, dass, wenn man zu den Geheimgesellschaften des Westens kommt, dann in einer gewissen Beziehung es als eine Lehre der tiefsten Esoterik angesehen wird, dass die Welt eigentlich aus Gedanken gebildet wird. Man möchte sagen: Das, was Hegel so naiv hinsagte von der Welt, das betrachten die Geheimgesellschaften des Westens, der anglo-amerikanischen Menschheit nun als den Inhalt ihrer Geheimlehre, und sie sind der Ansicht, dass man eigentlich diese Geheimlehre nicht popularisieren solle. - So grotesk sich das auch zunächst ausnimmt, man könnte sagen: Hegels Philosophie ist in einer gewissen Weise der Grundnerv der Geheimlehre des Westens. Sehen Sie, hier liegt ein bedeutsames Problem vor. Sie können wirklich, wenn Sie bekannt werden mit den alleresoterischsten Lehren der Geheimgesellschaften der anglo-amerikanischen Bevölkerung, inhaltlich kaum etwas anderes finden als Hegelsche Philosophie. Aber es ist  ein Unterschied, der liegt gar nicht im Inhalte, der liegt in der Behandlung. Der liegt darinnen, dass Hegel die Sache als etwas ganz Offenbares betrachtet, und die Geheimgesellschaften des Westens sorgsam darüber wachen, dass dasjenige, was Hegel vor die Welt hingestellt hat, ja nicht allgemein bekannt werde, dass das eine esoterische Geheimlehre bleibe. Was liegt da eigentlich zugrunde? Das ist ein sehr wichtiges Problem. Es liegt das zugrunde, dass wenn man irgendeinen solchen Inhalt, der aus dem Geiste heraus geboren ist, als Geheimbesitz betrachtet, dann gibt er Macht, während wenn er popularisiert wird, er nicht mehr diese Macht gibt. Und das bitte ich Sie nun wirklich einmal ganz gehörig ins Auge zu fassen: Irgendein Inhalt, den man als Erkenntnisinhalt hat, wird zu einer Machtkraft, wenn man ihn geheim hält. Daher sind diejenigen, die gewisse Lehren geheimhalten wollen, sehr unangenehm berührt, wenn die Dinge popularisiert werden. Das ist gegeradezu ein Weltgesetz, dass dasjenige, was popularisiert einfach Erkenntnis gibt, Macht gibt, wenn es sekretiert wird." 

Kosmischer Wille bei Schopenhauer, nicht islamisierter Orient: "Schopenhauer ist, ich möchte sagen, der Anbeter des Willens. Und dass er den kosmischen Willen im Auge hat, das geht ja eigentlich aus jeder Seite der Schopenhauerschen Werke hervor, insbesondere eben aus der reizvollen Abhandlung «Über den Willen in der Natur», wo er alles, was in der Natur leibt und lebt, als den zugrunde liegenden Willen, als die Urkraft der Natur darstellt. So dass wir sagen können: Schopenhauer materialisiert geradezu den kosmischen Willen. Wohin weist denn nun diese ganze Seelenverfassung Schopenhauers, wenn Hegels Seelenverfassung nach dem Westen weist? Das können Sie aus Schopenhauer selber sehen, denn Sie finden sehr bald, wenn Sie ihn studieren, welche tiefe Neigung Schopenhauer für den Orient hat. Das steigt aus seinem Gemüte herauf, man weiß eigentlich nicht wie. Diese Vorliebe Schopenhauers für das Nirwana und für alles das, was orientalisch ist, diese Hinneigung zum Indertum, sie ist irrational wie seine ganze Willensphilosophie, sie steigt gewissermaßen aus seinen subjektiven Neigungen herauf. Aber es liegt darinnen eine gewisse Notwendigkeit. Das, was Schopenhauer darstellt als seine Philosophie, ist eine Willensphilosophie. Er stellt allerdings diese Willensphilosophie, wie es sich für Mitteleuropa gehört, dialektisch dar, er stellt sie in Gedanken dar, er rationalisiert den Willen selber; er spricht eigentlich in Gedanken, aber er spricht vom Willen. Aber während er so spricht vom Willen, also eigentlich den kosmischen Willen materialisiert, geht ihm aus den Tiefen seiner Seele herauf in sein Bewußtsein die Hinneigung zum Orient. Er schwärmt geradezu für alles, was Indertum ist. Ebenso wie wir gesehen haben, dass Hegel mehr objektiv hinweist nach dem Westen, so sehen wir, wie Schopenhauer hinweist nach dem Osten. Im Osten finden wir aber nicht, dass das, was Willenselement ist und was Schopenhauer wirklich fühlt als das eigentliche Element des Ostens, materialisiert und in den Gedanken hereingepreßt, also intellektualisiert wird. Die ganze Form der Darstellung des kosmischen Willens, der ja dem östlichen Seelenleben zugrunde liegt, ist eine nicht nach dem Intellekt hin erscheinende, es ist eine zum Teil poetische, zum Teil aus der unmittelbaren Anschauung heraus sprechende Darstellung.  Schopenhauer hat das, was der Orient in Bildform gesagt haben würde, in mitteleuropäischer Art intellektualisiert; aber dasjenige, auf das er hinweist: der kosmische Wille, der ist doch das Element, von dem der Orient her seine Seelenanschauung genommen hat. Er ist das Element, in dem die orientalische Weltanschauung lebte. Wenn die orientalische Weltanschauung die alldurchdringende Liebe besonders betont, so ist ja das Element der Liebe auch nichts anderes als ein gewisser Aspekt des kosmischen Willens, nur eben aus dem Intellekt herausgehoben. So dass wir sagen können: Hier wird der Wille spiritualisiert. Wie im Westen der Gedanke materialisiert wird, ist im Osten der Wille spiritualisiert gewesen. In dem mitteleuropäischen Elemente sehen wir, dass in dem idealisierten kosmischen Gedanken, in dem materialisierten kosmischen Willen, der aber auch gedankenhaft behandelt wird, diese zwei Welten auch in dieser Weise ineinanderspielen, dass wir in dem Hinweis des Hegelianismus auf die Geheimgesellschaften des Westens etwas haben wie eine tiefe Verwandtschaft des Hegeischen kosmischen Gedankensystems mit diesem Westen, dass wir in der Hinneigung, in der subjektiven Hinneigung Schopenhauers zum Orient etwas haben, was auch etwas wie eine Verwandtschaft Schopenhauers mit der Esoterik des Ostens zum Ausdruck bringt." 

In Schopenhauer lebt die Neigung, die eigentlich den Menschen des nicht islamisierten Orients eigen ist, was sich ja darin zeigt, dass Schopenhauer die besondere Vorliebe für den Buddhismus, für die indisch-orientalische
Weltanschauung hat. Er wendet sich gegen die falsche Moral des Deismus, des Kantianismus, des Islam; die Kantianer haben im kategorischen Imperativ ihren Fetisch. Ethik-Kommissionen, Wissenschaftsakademien wie die Leopoldina, die sich für die grüne und rote Gentechnik aussprechen, sind eigentlich «Parasiten der Philosophie», die der eigenlichen, echten Philosophie «feindlich entgegentreten, ja sich gegen sie verschwören, um nur was ihre Sache fördert zur Geltung zu bringen.» Dies lässt sich bei der Genmanipulation von Pflanzen und Tieren, dem Raubbau an Natur und Klima, und der Einführung der Biotech-Impfstoffe (mRNA und Vektor-Technik) beobachten: Schnell werden Ethik- und Impfkommissionen gebildet, staatliche Institute wie das RKI, das PEI und die Bundesärztekammer mit ins Boot geholt, «um, zu materiellen Zwecken, dem Falschen und Schlechten Eingang und Geltung zu verschaffen; wobei es notwendig wird, das entgegenstehende Wahre, Echte und Wertvolle zu unterdrücken.» Kritik an diesen «Parasiten der Philosophie» wird kleingeredet und ignoriert. Die oberste Maxime und Richtschnur dieser Journalisten ist der «Vorsatz, mit dem kleinstmöglichen Aufwand von Gedanken auszukommen; weil ihnen das Denken eine Last und Beschwerde ist.» Sie hassen alles, «was auch nur das leichteste Nachdenken erfordert"; Schopemhauer nennt sie daher mit recht «ernsthafte Bestien». Schopenhauer kritisiert nicht nur den rohen Materialismus unter den herkömmlichen Biologen und Biotechnologen, die Pflanzen, Tiere und sogar Menschen gentechnisch manipulieren; er wendet sich generell gegen die künstliche Verdummung der Menschen, die solche Ansichten erst möglich machen; beispielsweise sagt er, der Moslem sei ein «bescheidener Bursche», der mit geringer Kost vorlieb nehme, ein «öffentlich zugestandenes erzwungenes Unrecht» erleiden, wie es der Fall sei in der «Verfassung der meisten Mohammedanischen Reiche» und eine träge Vernunft oder «Türkenglaube» besitzen müsse, das heisst der Glaube, «dass es vergebliche Mühe wäre, an einer Besserung seines Charakters zu arbeiten, oder der Gewalt böser Neigungen zu widerstreben, daher es geratener wäre, sich dem Unabänderlichen zu unterwerfen und jeder Neigung, sei sie auch böse, sofort zu willfahren». Nur Menschen mit «träger Vernunft» können dem «Türkenglaube» etwas abgewinnen. Grundsätzlich hält Schopenhauer im Gegensatz zum Christentum, Brahmanismus und Buddhismus, den Islam für «die schlechteste aller Religionen».
 

«Besonders lass uns Indien nicht vergessen, diesen heiligen Boden, diese Wiege des Menschengeschlechts ... und die ewig beklagenswerte, mutwillige und grausame Zerstörung und Verunstaltung urältester Tempel und Götterbilder noch jetzt die Spuren des monotheistischen Wütens der Mohammedaner uns vorhält, wie es von Mahmud dem Ghazneviden, verfluchten Andenkens, an, bis zum Aurangzeb, dem Brudermörder, herab, betrieben wurde»  - Arthur Schopenhauer, «Parerga und Paralipomena» II, 2

«Der versunkene Zustand der einst so hochgebildeten Hindu ist die Folge der entsetzlichen Unterdrückung, welche sie, 700 Jahr hindurch, von den Mohammedanern erlitten haben, die sie gewaltsam zum Islam bekehren wollten. Jetzt ist nur 1/8 der Bevölkerung Indiens mohammedanisch.»  - Arthur Schopenhauer, «Parerga und Paralipomena» II, 2, § 189

Über den Islam, den Koran und den Moslem, der «ein bescheidener Bursche sei, der mit geringer Kost vorlieb nehme», ein «öffentlich zugestandenes erzwungenes Unrecht» erleiden, wie es der Fall sei in der «Verfassung der meisten Mohammedanischen Reiche» und eine träge Vernunft oder «Türkenglaube» besitzen müsse: «Man betrachte z. B. den Koran: dieses schlechte Buch war hinreichend, eine Weltreligion zu begründen, das metaphysische Bedürfnis zahlloser Millionen Menschen seit 1200 Jahren zu befriedigen, die Grundlage ihrer Moral und einer bedeutenden Verachtung des Todes zu werden, wie auch sie zu blutigen Kriegen und den ausgedehntesten Eroberungen zu begeistern. Wir finden in ihm die traurigste und ärmlichste Gestalt des Theismus. Viel mag durch die Übersetzung verloren gehen, aber ich habe keinen einzigen wertvollen Gedanken darin entdecken können»  - Arthur Schopenhauer, «Die Welt als Wille und Vorstellung» II, 17 und I, § 55, § 62 

Schädlichkeit des Theismus wie er im Islam oder bei Kant auftritt: «So gibt der Theismus zwar der Moral eine Stütze, jedoch eine von der rohesten Art, ja , eine, durch welche die wahre und reine Moralität des Handelns im Grunde aufgehoben wird... vielmehr wird das Innere einer solchen Tugend auf klugen und wohl überlegenden Egoismus zurücklaufen. ... Dieserwegen untergräbt auch Kants Moraltheologie eigentlich die Moral, sie ist wie der Theismus ebenfalls mit der Moral im Widerstreit; weil er Freiheit und Zurechnungsfähigkeit aufhebt.»  - Arthur Schopenhauer, «Parerga und Paralipomena» I, 1

«Sogar an Abrichtungsfähigkeit übertrifft der Mensch alle Tiere. Die Moslem sind abgerichtet, 5 Mal des Tages, das Gesicht gegen Mekka gerichtet, zu beten: tun es unverbrüchlich. ... Es gibt keine Absurdität, die so handgreiflich wäre, dass man sie nicht allen Menschen fest in den Kopf setzen könnte, wenn man nur schon vor ihrem sechsten Jahre anfinge, sie ihnen einzuprägen, indem man unablässig und mit feierlichstem Ernst sie ihnen vorsagte. Denn, wie die Abrichtung der Tiere, so gelingt auch die des Menschen nur in früher Jugend vollkommen.»  - Arthur Schopenhauer, «Parerga und Paralipomena» II, 2, § 344

«Wenn man sieht, wie die Dummköpfe gegen die Leute von Geist zusammenhalten, glaubt man eine Verschwörung von Dienern gegen ihre Herren zu sehen.»  - Arthur Schopenhauer nach Chamfort, «Parerga und Paralipomena» I, 1

Parasiten der Philosophie: «solche aber werden dem Wirken der echten Philosophen hemmend und feindlich entgegentreten, ja sich gegen sie verschwören, um nur was ihre Sache fördert zur Geltung zu bringen.... um, zu materiellen Zwecken, dem Falschen und Schlechten Eingang und Geltung zu verschaffen; wobei es notwendig wird, das entgegenstehende Wahre, Echte und Wertvolle zu unterdrücken.»  - Arthur Schopenhauer, «Parerga und Paralipomena» I, 1

«Ja, die meisten Menschen haben, wenn auch nicht mit deutlichem Bewusstsein, doch im Grunde ihres Herzens, als oberste Maxime und Richtschnur ihres Wandels, den Vorsatz, mit dem kleinstmöglichen Aufwand von Gedanken auszukommen; weil ihnen das Denken eine Last und Beschwerde ist. ...hassen vielmehr Alles, was auch nur das leichteste Nachdenken erfordert: allenfalls bringen plumpe Possen sie zum Lachen: außerdem sind sie ernsthafte Bestien»  - Arthur Schopenhauer, «Parerga und Paralipomena» II, 1

Gesundheit: «Hieraus aber folgt, dass die größte aller Thorheiten ist, seine Gesundheit aufzuopfern, für was es auch sei, für Erwerb, für Bevörderung, für Gelehrsamkeit, für Ruhm, geschweige für Wollust und flüchtige Genüsse: vielmehr soll man ihr alles nachsetzen.»  - Arthur Schopenhauer, «Parerga und Paralipomena» I, 2

Naturheilkunde im Gegensatz zur Schulmedizin: «Die Heilmittel der Ärzte sind meistens bloß gegen die Symptome gerichtet, als welche sie für das Übel selbst halten; daher wird nach einer solchen Heilung uns unbehaglich fühlen, Lässt man hingegen der Natur nur Zeit; so vollbringt sie allmählich selbst die Heilung ... aber bei Weitem die meisten Genesungen sind bloß das Werk der Natur, für welches der Ärzt die Bezahlung einstreicht.... Die meisten guten Kunden der Ärzte sehen ihren Leib an, wie eine Uhr, oder sonstige Maschine, die, wenn etwas an ihr in Unordnung geraten ist, nur dadurch wieder hergestellt wewrden kann, dass der Mechanicus sie repariert.»  - Arthur Schopenhauer, «Parerga und Paralipomena» II, 1

«Im Schlafe, wo bloß das vegetative Leben fortgesetzt wird, wirkt der Wille allein nach seiner ursprünglichen und wesentlichen Natur, ungestört von außen, ohne Abzug seiner Kraft durch die Tätigkeit des Gehirns ... daher ist im Schlafe die ganze Kraft des Willens auf Erhaltung und, wo es nötig ist, Ausbesserung des Organismus gerichtet; weshalb alle Heilung, alle wohltätigen Krisen, im Schlaf erfolgen; indem die vis naturae medicatrix (Heilkraft der Natur) erst dann freies Spiel hat, wann sie von der Last der Erkenntnisfunktion befreit ist.» - Arthur Schopenhauer, «Die Welt als Wille und Vorstellung» II, 19

Krankheiten sind selbst ein Heilprozess der Natur, «den sie einleitet, um eine irgendwie im Organismus eingerissene Unordnung durch Überwindung der Ursachen derselben zu beseitigen, wobei sie im entscheidenden Kampf, der Krisis, entweder den Sieg davonträgt und ihren Zweck erreicht, oder aber unterliegt.» - Arthur Schopenhauer, «Die Welt als Wille und Vorstellung» II, 20

Über das unausweichbar Falsche des Materialismus: «Man lasse sich nur ja nicht durch Machtsprüche und mit dreister Stirn gegebene Versicherungen, dass die Sachen entschieden, abgemacht und allgemein anerkannt wären, übertölpeln. Vielmehr geht die ganze mechanische und atomistische Naturansicht ihrem Bankrott entgegen, und die Verteidiger derselben haben zu lernen, dass hinter der Natur etwas mehr steckt, als Stoß und Gegenstoß.» - Arthur Schopenhauer, «Die Welt als Wille und Vorstellung» II, 24

Europa kann vom Buddhismus und Brahmanismus lernen, vor allem die Kirchen und Marxisten / Sozialisten: «Es ist in der Tat eine bedenkliche Sache, dem Menschen in dieser Hinsicht schwache und unhaltbare Begriffe durch frühes Einprägen aufzuzwingen, und ihn dadurch zur Aufnahme der richtigeren und standhaltenden auf immer unfähig zu machen. Z.B. ihn lehren, dass er erst kürzlich aus Nichts geworden, folglich eine Ewigkeit hindurch Nichts gewesen sei und dennoch für die Zukunft unvergänglich sein solle ... In Folge solcher Entwicklung sehn wir eben jetzt (1844), in England, unter verdorbenen Fabrikarbeitern, die Sozialisten, und in Deutschland, unter verdorbenen Studenten, die Junghegelianer zur absolut physischen Ansicht herabsinken, welche zu dem Resultate führt: edite, bibite, post mortem nulla voluptas (Esst, trinkt, nach dem Tode gibt es keine Lust mehr), und insofern als Bestialismus bezeichnet werden kann. ... Jeder kann sich nur insofern als unsterblich denken, als er sich auch als ungeboren denkt, und in gleichem Sinn.» - Arthur Schopenhauer, «Die Welt als Wille und Vorstellung» II, 41

Die Lehre der Metempsychose wurde in den Mysterien der Griechen gelehrt, in der Edda, bei den ersten Christen, und einige Europäer wie Lessing und Lichtenberg haben sie behandelt. Vor allem ist sie aber der Kern des Buddhismus und Brahmanismus, «herrscht noch jetzt im ganzen nicht islamisierten Asien, also bei mehr als der Hälfte des ganzen Menschengeschlechts, als die festeste Überzeugung und mit unglaubliche starkem praktischen Einfluss.» - Arthur Schopenhauer, «Die Welt als Wille und Vorstellung» II, 41

Für Schopenhauer und  das ganze "nicht-islamisierte" Asien ist es "empörend und abscheulich", wie z.B. Kantianer sich für den Klima- und Tierschutz einsetzen aber auf der anderen Seite, all das befürworten, was diese Klimakrise und Tierquälerei hervorgerufen hat. Denn durch die materialistisch-mechanistische Wissenschaft und grüne und rote (z.B. mRNA-Technik) Gentechnik werden die Rechte der Tiere nicht weiter berücksichtigt; sie sind "vogelfrei, sind bloße 'Sachen', bloße Mittel zu beliebigen Zwecken, also etwa zu Vivisektionen", Massentierhaltung, Genmanipulationen; inzwischen ist man dazu übergegangen sogar Menschen zu Versuchskaninchen zu machen; Biontech freut sich über Millionen menschlicher Versuchskaninchen; das hätten sie in einer Demokratie nie zu träumen gewagt. Dafür bekommen Ugur Sahin (Biontech) und seine Frau sogar das Bundesverdienstkreuz: «Also bloß zur Übung soll man mit Tieren Mitleid haben, und sie sind gleichsam das pathologische Phantom zur Übung des Mitleids mit Menschen. Ich finde mit dem ganzen nicht-islamisierten ... Asien, solche Sätze empörend und abscheulich. ... Weil nämlich (wovon weiterhin) die christliche Moral die Tiere nicht berücksichtigt; so sind diese sofort auch in der philosophischen Moral vogelfrei, sind bloße 'Sachen', bloße Mittel zu beliebigen Zwecken, also etwa zu Vivisektionen, Parforcejagden, Stiergefechten, Wettrennen, zu Tode peitschen vor dem unbeweglichen Steinkarren u. dgl. - Pfui!»  - Arthur Schopenhauer, «Preisschrift über die Grundlage der Moral» , § 8 

«Die vermeintliche Rechtlosigkeit der Tiere, der Wahn, dass unser Handeln gegen die Tiere ohne moralische Bedeutung sei, oder, wie es in der Sprache jener Moral heisst, dass es gegen Tiere keine Pflichten gebe, ist geradezu eine empörende Roheit und Barbarei»  - Arthur Schopenhauer, «Preisschrift über die Grundlage der Moral» , § 19 

«Europa endlich ist der christliche Staatenbund: das Christentum ist die Basis jeder seiner Glieder und das gemeinschaftliche Band aller; daher auch die Türkei, obgleich in Europa gelegen, eigentlich nicht dazu gerechnet wird.»  - Arthur Schopenhauer, «Parerga und Paralipomena» II, 2, § 174

Das Absurde des atomistisch-materialistischen Ansichten, die mit erneuter Dreistigkeit aufgetreten sind: «Ihnen liegt, wenn man es genau betrachtet, zuletzt die Voraussetzung zum Grunde, dass der Organismus nur ein Aggregat von Erscheinungen physischer, chemischer und mechanischer Kräfte sei, die hier zufällig zusammenkommen, den Organismus zustande brächten, als ein Naturspiel ohne weitere Bedeutung ... Der Organismus wäre daher aus dem Zusammentreffen dieser Kräfte so zufällig zusammengeblasen wie die Gestalten von Menschen und Tieren aus Wolken oder Stalaktiten. ...bis zuletzt das Menschengeschlecht, weil es alle andern überwältigt, die Natur für ein Fabrikat zu seinem Gebrauch ansieht.» - Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung I, § 27

«... Die Musik ist nämlich eine so unmittelbare Objektivation und Abbild des ganzen Willens, wie die Welt selbst es ist, ja wie die Ideen es sind, deren vervielfältigte Erscheinung die Welt der einzelnen Dinge ausmacht. Die Musik ist also keineswegs, gleich den anderen Künsten, das Abbild der Ideen; sondern Abbild des Willens selbst, dessen Objektivität auch die Ideen sind: deshalb eben ist die Wirkung der Musik so sehr viel mächtiger und eindringlicher, als die der anderen Künste: denn diese reden nur vom Schatten, sie aber vom Wesen ...», «Die Welt als Wille und Vorstellung», I, § 52
 

Hegel und der Westen betrachten den Kosmos und sehen die Weltgedanken, Schopenhauer und der Osten betrachten den Kosmos und sehen den Weltenwillen:  "Beides ist drinnen. ... Das ist in der Tat dasjenige, was in der Welt ist: Weltgedanke und Weltenwille. Und sie sind in sehr verschiedenen Gestalten vorhanden. Was sagt uns nun die wirkliche geisteswissenschaftliche Untersuchung in bezug auf diese Kosmologie? Sie sagt uns: Blicken wir hinein in die Welt, um die Weltgedanken auf uns wirken zu lassen, was sehen wir? Wir sehen, indem wir die Weltgedanken auf uns wirken lassen, die Gedanken der Vorzeit, alles das, was gewirkt hat in der Vorzeit bis zu diesem gegenwärtigen Augenblicke. Das sehen wir, indem wir die Weltgedanken sehen, denn der Weltgedanke erscheint uns in seinem Absterben, wenn wir in die Welt hinausblicken. Daher kommt das Starre, Tote der Naturgesetze, und dass wir fast nur die Mathematik brauchen können, die vom Toten handelt, wenn wir die Natur gesetzmäßig überschauen wollen. In dem aber, was zu unseren Sinnen spricht, was uns entzückt im Lichte, was wir hören im Ton, in dem, was uns wärmt, in all dem, was an uns sinnlich herantritt, wirkt der Weltenwille. Das ist es, was aus dem toten Element der Weltgedanken aufgeht, und was im Grunde genommen in die Zukunft hinüberweist. Etwas von, ich möchte sagen, Chaotischem, Undifferenziertem hat der Weltenwille; aber er lebt im gegenwärtigen Weltenmomente doch als der Keim dessen, was in die Zukunft hinübergeht. Überlassen wir uns aber dem Gedankenelemente der Welt, so haben wir das, was aus der grauesten Vorzeit in die Gegenwart herüberspielt. Nur im menschlichen Haupte, da ist es anders. Im menschlichen Haupte ist der Gedanke, aber er ist abgesondert von dem äußeren Weltengedanken, und er ist innerhalb der menschlichen Persönlichkeit an ein individuelles Willenselement gebunden, das ja meinetwillen zunächst nur angesehen werden mag wie das in ein kleines Reservoir, in ein Schäffchen abgezapfte kosmische Willenselement. Aber das, was der Mensch in seiner Intellektualität hat, weist nach rückwärts. Wir haben es im Grunde genommen dem Keime nach entwickelt in dem vorigen Erdenleben. Da war es Wille. Jetzt ist es Gedanke geworden, ist gebunden an unsere Hauptesorganisation, ist herausgeboren wie ein lebendiges Nachbild des Kosmos in unserer Hauptesorganisation. Wir verbinden es mit dem Willen, wir verjüngen es in dem Willen. Und indem wir es verjüngen in dem Willen, schicken wir es hinüber in unser nächstes Erdenleben, in unsere nächste Erdeninkarnation. Dieses Weltenbild, wir müssten es eigentlich noch anders zeichnen. Wir müssten so zeichnen, dass das äußere Kosmische in alten Zeiten besonders reich an Gedankenelementen ist, dass es immer schütterer und schütterer wird, indem wir in die Gegenwart hereinkommen, dass der Gedanke, wie er im Kosmos ist, nach und nach erstirbt. Das Willenselement müssen wir zunächst fein zeichnen. Je weiter wir zurückgehen, desto mehr überwiegt der Gedanke in den Akasha-Bildern; je mehr wir vorwärtsschreiten, wird das Willenselement dichter und immer dichter. Wir müssten, wenn wir diese Entwickelung durchblicken würden, auf ein lichtvolles Gedankenelement der grauesten Vorzeit hinschauen, und auf das unvernünftige Willenselement der Zukunft. Aber das bleibt nicht so, denn da hinein trägt der Mensch nun die Gedanken, die er in seinem Kopfe bewahrt hat. Die schickt er hinüber in die Zukunft. Und während die kosmischen Gedanken immer mehr und mehr absterben, keimen auf die menschlichen Gedanken; aus ihrem Quellpunkt heraus durchdringen sie in der Zukunft das kosmische Element des Willens. So ist der Mensch der Bewahrer des kosmischen Gedankens, so trägt der Mensch aus sich heraus den kosmischen Gedanken in die Welt hinaus. Auf dem Umwege durch den Menschen pflanzt sich der kosmische Gedanke von der Urzeit in die Zukunft hinein fort. Der Mensch gehört zu dem, was Kosmos ist. Aber er gehört nicht so dazu, wie ihn etwa der Materialist denkt, dass der Mensch auch so etwas ist, was sich aus dem Kosmos herausentwickelt hat und ein Stück des Kosmos ist, sondern der Mensch gehört auch zu dem schöpferischen Elemente des Kosmos. Er trägt den Gedanken hinüber aus der Vergangenheit in die Zukunft. Sehen Sie, da kommt man in das Konkrete hinein. Wenn man den Menschen wirklich versteht, kommt man hinein in das, was Schopenhauer und Hegel einseitig gebracht haben. Und Sie sehen daraus, wie auch im philosophischen Elemente auf einer höheren Stufe zusammengefasst werden muss dasjenige, was dreigegliedert ist, wie der Mensch erfasst werden muss im Kosmos." [29] 

Das menschliche Haupt als das metamorphosische Ergebnis der vorigen Erdenleben: "Nun ist aber, wie wir ja aus anderen Betrachtungen wissen, die menschliche Hauptesorganisation so gebaut, dass sie eben besonders fähig ist, den Gedanken hereinzunehmen aus der Welt. Sie ist aus den Gedanken heraus geformt, aus den Gedanken heraus gebildet. Die menschliche Hauptesorganisation aber weist uns ja zu gleicher Zeit nach dem vorigen Erdenleben hin. Wir wissen, dass das menschliche Haupt eigentlich das metamorphosische Ergebnis der vorigen Erdenleben ist, während die menschliche Gliedmaßenorganisation auf die künftigen Erdenleben hinweist. Grob gesprochen: Unseren Kopf haben wir dadurch, dass unsere Gliedmaßen aus dem vorhergehenden Erdenleben sich zum Kopf metamorphosiert haben. Unsere Gliedmaßen, wie wir sie jetzt an uns tragen, mit alledem, was zu ihnen gehört, werden sich metamorphosieren zu dem Haupte, das wir in dem nächsten Erdenleben an uns tragen werden. In unserem Haupte arbeiten ja gegenwärtig, vorzugsweise in dem Leben zwischen Geburt und Tod, die Gedanken. Diese Gedanken sind, wie wir auch gesehen haben, zugleich die Umgestaltung, die Metamorphose desjenigen, was in unseren Gliedmaßen in dem vorigen Erdenleben als Wille wirkte. Und dasjenige wiederum, was als Wille wirkt in unseren gegenwärtigen Gliedmaßen, das wird zu Gedanken umgebildet sein in dem nächsten Erdenleben."

Weltengeheimnisse werden heute nicht verstanden, stattdessen faselt man von mRNA, Atomen und Molekülen wie die heutigen Physiker und Biotechnologen: "Das ist eines der Weltengeheimnisse. Wir schauen hinaus in das Weltenall. Es ist durchströmt vom Lichte. Im Lichte lebt der Gedanke. Aber in diesem gedankendurchdrungenen Lichte lebt eine ersterbende Welt. Im Lichte erstirbt fortwährend die Welt. Indem so ein Mensch wie Hegel die Welt betrachtet, betrachtet er eigentlich das fortwährende Ersterben der Welt. Diejenigen Menschen werden ganz besonders Gedankenmenschen, welche zum Sinkenden, Ersterbenden, Sich-Ablähmenden der Welt eine besondere Neigung haben. Und im Ersterben wird die Welt schön. Die Griechen, die innerlich eigentlich durch und durch von lebendiger Menschenwesenheit waren, nach außen hatten sie ihre Freude, wenn in dem Ersterben der Welt die Schönheit erglänzte. Denn in dem Lichte, in dem die Welt erstirbt, erglänzt die Schönheit der Welt. Die Welt wird nicht schön, wenn sie nicht sterben kann, und indem sie stirbt, leuchtet sie, die Welt. So dass es eigentlich die Schönheit ist, welche aus dem Lichtesglanze der fortwährend ersterbenden Welt erscheint. So betrachtet man das Weltenall qualitativ. Die neuere Zeit hat begonnen, mit Galilei, mit den anderen [Naturforschern], die Welt quantitativ zu betrachten, und man ist heute besonders stolz darauf, wenn man, wie es überall in unseren Wissenschaften geschieht, wo man es nur tun kann, die Naturerscheinungen durch die Mathematik, also durch das Tote begreifen kann. Hegel hat allerdings inhaltsvollere Begriffe verwendet zum Begreifen der Welt, als die mathematischen es sind; aber für ihn war besonders anziehend das Reifgewordene, das Ersterbende. Man möchte sagen: Hegel stand der Welt so gegenüber wie ein Mensch, der einen Baum gegenübersteht, der gerade strotzend von Blütenentfaltung ist. Im Momente, wo die Früchte sich entfalten wollen, aber noch nicht da sind, wo die Blüten zum äußersten gekommen sind, da wirkt in dem Baum die Lichtesgewalt, da wirkt in dem Baum dasjenige, was lichtgetragener Gedanke ist. So stand Hegel vor allen Erscheinungen der Welt. Er betrachtete die äußerste Blüte, dasjenige, was sich ganz und gar ins Konkreteste entfaltet. Schopenhauer stand anders vor der Welt. Wenn wir den Schopenhauerschen Impetus prüfen wollen, dann müssen wir auf das andere im Menschen schauen, auf dasjenige, was beginnt. Es ist das Willenselement, das wir in unseren Gliedmaßen tragen. Ja, das erleben wir eigentlich so - ich habe öfter darauf hingewiesen - , wie wir die Welt erleben im Schlafe. Wir erleben es unbewußt, das Willenselement. Können wir denn auch dieses Willenselement irgendwie so von außen anschauen, wie wir den Gedanken von außen anschauen? Nehmen wir den Willen, irgendwie in einem menschlichen Gliede sich entfaltend, und fragen wir uns, wenn wir den Willen nun von der anderen Seite anschauen würden, wenn wir also vom Standpunkte der Imagination, der Inspiration, der Intuition den Willen betrachten: Was ist denn das Parallele im Anschauen gegenüber dem, dass wir den Gedanken als Licht schauen? Wie schauen wir den Willen, wenn wir ihn mit der entwickelten Kraft des Anschauens, der Hellsichtigkeit betrachten? Wenn wir den Willen mit der entwickelten Kraft des Anschauens, der Hellsichtigkeit betrachten, dann wird auch etwas erlebt, was wir äußerlich sehen. Wenn wir den Gedanken mit der Kraft des Hellsehens betrachten, wird Licht erlebt, Leuchtendes erlebt. Wenn wir den Willen mit der Kraft des Hellsehens betrachten, so wird er immer dicker und dicker, dieser Wille, und er wird Stoff. Wäre Schopenhauer hellsichtig gewesen, so würde dieses Willenswesen als ein Stoffautomat vor ihm gestanden haben, denn das ist die Außenseite des Willens, der Stoff. Innerlich ist der Stoff Wille, wie das Licht innerlich Gedanke ist. Und äußerlich ist der Wille Stoff, wie der Gedanke äußerlich Licht ist. Deshalb konnte ich auch bei früheren Betrachtungen darauf hinweisen: Wenn der Mensch in seine Willensnatur mystisch hinuntertaucht, so glauben diejenigen, die eigentlich mit der Mystik nur Faxen treiben, in Wirklichkeit aber nach dem Wohlbefinden, nach dem Erleben des ärgsten Egoismus streben, dann glauben solche In-sich-Hineinschauer, sie würden den Geist finden. Aber wenn sie weit genug kämen mit diesem Insich-Hineinschauen, würden sie die wahre stoffliche Natur des Menscheninneren entdecken. Denn es ist nichts anderes als ein Untertauchen in den Stoff. Wenn man in die Willensnatur untertaucht, da enthüllt sich einem die wahre Natur des Stoffes. Die Naturphilosophen in der Gegenwart phantasieren ja nur, wenn sie sagen, dass der Stoff aus Molekülen und Atomen bestehe. Die wahre Natur des Stoffes findet man, wenn man mystisch in sich untertaucht. Da findet man die andere Seite des Willens, und die ist Stoff. Und in diesem Stoff, also in dem Willen, enthüllt sich im Grunde genommen dasjenige, was fortwährend beginnende, keimende Welt ist. Sie schauen hinaus in die Welt: Sie sind vom Licht umflossen. In dem Lichte erstirbt eine vorzeitige Welt. Sie treten auf den harten Stoff auf - die Stärke der Welt trägt Sie. In dem Lichte erstrahlt gedanklich die Schönheit. In dem Erglänzen der Schönheit erstirbt die vorzeitige Welt. Die Welt geht auf in ihrer Stärke, in ihrer Kraft, in ihrer Gewalt, aber auch in ihrer Finsternis. In Finsternis geht sie auf, die zukünftige Welt, im stofflich-willensartigen Elemente. Wenn die Physiker einmal ernsthaft reden werden, dann werden sie sich nicht jenen Spekulationen hingeben, in denen heute von den Atomen und Molekülen gefaselt wird, sondern sie werden sagen: Die äußere Welt besteht aus Vergangenheit, und im Inneren trägt sie nicht Moleküle und Atome, sondern Zukunft. Und wenn man einmal sagen wird: Uns erscheint strahlend die Vergangenheit in der Gegenwart, und die Vergangenheit hüllt die Zukunft überall ein - , dann wird man von der Welt richtig reden, denn die Gegenwart ist überall nur dasjenige, was Vergangenheit und Zukunft zusammen wirken. Die Zukunft ist dasjenige, was eigentlich in der Stärke des Stoffes liegt. Die Vergangenheit ist dasjenige, was in der Schönheit des Lichtes erglänzt, wobei Licht für alles Sich-Offenbarende gesetzt ist, denn natürlich, auch was im Tone erscheint, was in der Wärme erscheint, ist hier unter dem Lichte gemeint. Und so kann sich der Mensch nur selber verstehen, wenn er sich auffasst als Zukunftskern, der umhüllt ist von dem, was ihm von der unten Vergangenheit herrührt, von der Lichtaura des Gedankens. Man kann sagen: Geistig gesehen ist der Mensch Vergangenheit, wo er in seiner Schönheitsaura erstrahlt, aber eingegliedert ist dieser Vergangenheits- orange aura, was als Finsternis sich beimischt dem Lichte, das aus der Vergangenheit herüberstrahlt, und was in die Zukunft hinüberträgt. Das Licht blau ist dasjenige, was aus der Vergangenheit herüberstrahlt, die Finsternis, was in die Zukunft hinüberweist. Das Licht ist gedanklicher Natur, die Finsternis ist willensartiger Natur. Hegel war dem Lichte zugeneigt, das sich entfaltet in dem Wachstumsprozesse, in den reifsten Blüten. Schopenhauer ist als Weltenbetrachter wie ein Mensch, der vor einem Baume steht und eigentlich keine Freude hat an der Blütenpracht, sondern der eine innerliche Anstachelung hat, nur zu warten, bis da aus den Blüten überall die Keime für die Früchte hervorsprießen. Das freut ihn, dass da drinnen Wachstumskraft ist, das stachelt ihn an, es wässert sich ihm der Mund, wenn er daran denken kann, dass da aus der Pfirsichblüte die Pfirsiche werden. Er wendet sich von der Lichtnatur dem zu, was ihn von innen ergreift, was sich aus der Lichtnatur der Blüte entfaltet als dasjenige, was stofflich auf seiner Zunge zerfließen kann, was sich als Früchte in die Zukunft hinüberentwickelt. Es ist tatsächlich die Zwienatur der Welt, und man betrachtet die Welt nur richtig, wenn man sie in ihrer Zwienatur betrachtet, denn dann kommt man darauf, wie diese Welt konkret ist, während man sie sonst nur in ihrer Abstraktheit betrachtet. Wenn Sie hinausgehen und sehen sich an die Bäume in ihrer Blüte, dann leben Sie eigentlich von der Vergangenheit. Also Sie betrachten die Frühlingsnatur der Welt und Sie können sich sagen: Was Götter in vergangenen Zeiten hineingewirkt haben in diese Welt, das offenbart sich in der Blütenpracht des Frühlings. Sie betrachten die fruchtende Welt des Herbstes, und Sie können sagen: Da beginnt eine neue Göttertat, da fällt ab, was aber  weiterer Entwickelung fähig ist, was in die Zukunft sich hineinentwickelt. So handelt es sich darum, dass man nicht bloß durch Spekulation ein Bild der Welt sich erwirbt, sondern dass man innerlich mit dem ganzen Menschen die Welt ergreift. Man kann tatsächlich in der Pflaumenblüte, ich möchte sagen, die Vergangenheit ergreifen, in der Pflaume die Zukunft erfühlen. Was einem in die Augen hereinscheint, das hängt innig zusammen mit dem, aus dem man geworden ist aus der Vergangenheit heraus. Was einem auf der Zunge im Geschmack zerschmilzt, das hängt innig zusammen mit demjenigen, aus dem man wiederersteht, wie der Phönix aus seiner Asche, in die Zukunft hinein. Da ergreift man die Welt in Empfindung. Und nach solchem «in Empfindung die Welt ergreifen» hat eigentlich Goethe getrachtet bei allem, was er in der Welt erschauen, empfinden wollte. Er hat zum Beispiel hingeschaut nach der grünen Pflanzenwelt. Er hatte ja nicht, was man heute als Geisteswissenschaft haben kann, aber indem er die Grünheit der Pflanzenwelt anschaute, hatte er doch in der Grünheit der Pflanze, die noch nicht ganz bis zum Blütenhaften sich entfaltet hatte, dasjenige, was in die Gegenwart hereinragt von dem eigentlich Vergangenen des Pflanzenhaften; denn in der Pflanze erscheint schon die Vergangenheit in der Blüte; aber, was noch nicht ganz so vergangen ist, das ist die Grünheit des Blattes. Sieht man die Grünheit der Natur, so ist das gewissermaßen etwas, was noch nicht so weit erstorben ist, was noch nicht so von der Vergangenheit ergriffen ist."  [30] 
 

13. Der Mensch im Kosmos II; Meditation über das Vollmenschentum; Kometen und Himmelskörper wie Jupiter, Mars, Venus; Schwierigkeiten der modernen wissenschaftlichen Denkweise, Erklärungsweise, die nur auf das Allernächste sieht; Veden, Vedantaphilosophie im Gegensatz zu Adam Smith und seinem Mensch als Automat

Goethesche Naturanschauung zu gleicher Zeit eine Geistanschauung: "Wenn man an Goethe, den Naturforscher, herantritt, so kann man sagen: Er hat eigentlich noch keine Geisteswissenschaft, aber er hat die Naturwissenschaft so betrachtet, dass es ganz im Sinne der Geisteswissenschaft ist. Was uns aber heute ganz wesentlich sein muss, das ist dieses, dass die Welt einschließlich des Menschen ein Durchorganisieren von Gedankenlicht, Lichtgedanken mit Willensstoff, Stoffwille ist, und dass dasjenige, was uns konkret entgegentritt, in der verschiedensten Weise aufgebaut oder mit Inhalt durchzogen ist aus Gedankenlicht, Lichtgedanken, Stoffwille, Willensstoff. So muss man qualitativ den Kosmos betrachten, nicht bloß quantitativ, dann kommt man mit diesem Kosmos zurecht. Dann gliedert sich aber auch hinein in diesen Kosmos ein fortwährendes Ersterben, ein Ersterben der Vorzeit im Lichte, ein Aufgehen der Zukunft in der Finsternis. Die alten Perser nannten aus ihrem instinktiven Hellsehen heraus das, was sie als die ersterbende Vorzeit im Lichte fühlten, Ahura Mazdao, was sie als die Zukunft im finstern Willen fühlten, Ahriman. Und nun haben Sie diese zwei Welt-Entitäten, das Licht und die Finsternis: im Lichte den lebenden Gedanken, die ersterbende Vorzeit; in der Finsternis den entstehenden Willen, die kommende Zukunft. Indem wir so weit kommen, dass wir den Gedanken nicht mehr in seiner Abstraktheit bloß betrachten, sondern als Licht, den Willen nicht mehr in seiner Abstraktheit betrachten, sondern als Dunkelheit, ja in seiner materiellen Natur betrachten, indem wir dazu kommen, die Wärmeinhalte zum Beispiel des Lichtspektrums als mit der Vergangenheit, die Stoffseite, die chemische Seite des Spektrums mit der Zukunft zusammenfallend betrachten zu können, gehen wir aus dem bloßen Abstrakten ins Konkrete heraus. Wir sind nicht mehr solche ausgedörrte, pedantische, bloß mit dem Kopfe arbeitende Denker; wir wissen, das, was da in unserem Kopfe drinnen denkt, ist eigentlich dasselbe, was uns als Licht umflutet. Und wir sind nicht mehr solche vorurteilsvolle Menschen, dass wir an dem Lichte bloß Freude haben, sondern wir wissen: In dem Lichte ist der Tod, eine ersterbende Welt. Wir können an dem Lichte auch die Weltentragik empfinden. Wir kommen also aus dem Abstrakten, aus dem Gedanklichen in das Flutende der Welt hinein. Und wir sehen in dem, was Finsternis ist, den aufgehenden Teil der Zukunft. Wir finden sogar das darinnen, was solche leidenschaftliche Naturen wie Schopenhauer aufstachelt. Kurz, wir dringen aus dem Abstrakten ins Konkrete hinein. Weltengebilde entstehen vor uns, statt bloßer Gedanken oder abstrakter Willensimpulse."

Meditation über das Vollmenschentum: "Man erfülle sich mit diesem Gedanken, und man bringe es dann noch über die Seele, sich zu sagen: Wir müssen unsere Gedanken und Empfindungen in der entsprechenden Weise einrichten, in einer Weise, die uns als moralisches Ideal vorschwebt, damit diejenigen Wesen, die nach uns kommen, auf eine Umwelt sehen können, für die sie uns ebenso dankbar sein müssen, wie wir dankbar sein können unseren urfernen Vorfahren, die jetzt im buchstäblichen Sinne in bezug auf ihre Wirkungen als Leuchtegeister uns umgeben. Wir sehen heute eine leuchtende Welt; sie war vor Jahrmillionen eine moralische Welt. Wir tragen in uns eine moralische Welt; sie wird nach Jahrmillionen eine Leuchtewelt sein. ... Das, was zu der einen Zeit moralische Weltordnung ist, ist zu der anderen Zeit physische Weltordnung, und was in irgendeiner Zeit physische Weltordnung ist, war in einer anderen Zeit moralische Weltordnung. Alles Moralische ist dafür bestimmt, ins Physische herauszutreten. Braucht der Mensch, der die Natur geistig ansieht, noch extra einen Beweis für eine moralische Weltordnung? Nein, in der geistig durchschauten Natur liegt selber die Rechtfertigung der moralischen Weltordnung. Zu diesem Bilde steigt man auf, wenn man eben den Menschen, ich möchte sagen, in seinem Vollmenschentum betrachtet."

Kometen und Himmelskörper wie Jupiter, Mars, Venus nicht durch eine philosophische Interpretation der materialistischen Wissenschaft in einer eher geistlosen Weise gesehen: "Nicht nur die Erde strahlt gewissermaßen eine bestimmte Schwere aus, nach der sich der Mensch wieder zurücksehnt, sondern auch die anderen Himmelskörper, deren Sphäre er durchschreitet, indem er gegen ein neues Leben sich hinbewegt, sie wirken auf ihn mit ihrer Schwere. So dass der Mensch, indem er zurückkehrt, allerdings in verschiedene Lagen kommen kann, die es rechtfertigen, dass man zum Beispiel folgendes ausspricht: Der auf die Erde zurückkehrende Mensch sehnt sich wiederum danach, zu leben in der Erdenschwere. Aber er passiert zunächst die Sphäre des Jupiter. Jupiter strahlt auch eine Schwere aus, aber eine solche, welche geeignet ist, der Sehnsucht nach der Erdenschwere ein gewisses Freudiges hinzuzustimmen. Es wird also nicht nur die Sehnsucht nach der Erdenschwere in der Seele leben, sondern diese Sehnsucht wird eine freudige Stimmungsnuance empfangen. Der Mensch passiert die Sphäre des Mars. Er sehnt sich nach der Erdenschwere. Eine freudige Stimmung ist bereits in ihm. Mars wirkt auch mit seiner Schwere auf ihn, pflanzt ein, impft ein gewissermaßen der nach der Erdenschwere sich freudig sehnenden Seele die Aktivität, in diese Erdenschwere sich hineinzubegeben, um das nächste physische Leben zwischen Geburt und Tod kraftvoll zu benutzen. Jetzt ist die Seele schon so weit, dass sie in ihren unterbewußten Tiefen den Impuls hat, deutlich sich zu sehnen nach der Erdenschwere und die irdische Inkarnation kraftvoll zu benützen, so dass die sich sehnende Freude, die freudige Sehnsucht mit Intensität zum Ausdrucke kommt. Der Mensch passiert noch die Sphäre der Venus. Es mischt sich diesem nach Kraft tendierenden freudigen Sehnen ein liebevolles Erfassen der Lebensaufgaben bei. Sie sehen, wir sprechen von verschiedenen Schweren, die von Weltenkörpern ausgehen, und bringen sie in Zusammenhang mit dem, was in der Seele leben kann. Wir suchen wiederum, indem wir in den Weltenraum hinausblicken, das räumlich-physisch Ausgebreitete zu gleicher Zeit moralisch anzusprechen. Wenn wir wissen, dass in der Schwere Willenhaftes lebt und wenn wir auf der anderen Seite wissen, dass dem Willen das Licht entgegengesetzt ist, dürfen wir sagen: Vom Mars strahlt Licht zurück, von Jupiter strahlt Licht zurück, von der Venus strahlt Licht zurück; in den Schwerekräften lebt zu gleicher Zeit die Modifikation durch das Licht. Wir wissen, im Lichte leben sterbende Weltgedanken, in den Schwerekräften leben werdende Welten durch Willenskeime. Das alles durchstrahlt die Seelen, indem sie durch den Raum sich bewegen. Wir betrachten die Welt physisch, wir betrachten sie zu gleicher Zeit moralisch. Es ist ein Physisches und ein Moralisches nicht nebeneinander vorhanden, sondern nur in seiner Beschränktheit ist der Mensch geneigt, zu sagen: Auf der einen Seite ist das Physische, auf der anderen Seite das Moralische. - Nein, das sind nur verschiedene Anblicke, das ist in sich einheitlich. Die Welt, die sich zum Lichte hin entwickelt, entwickelt sich zu gleicher Zeit zur Vergeltung, zur sich offenbarenden Vergeltung hin. Sinnvolle Weltenordnung offenbart sich aus der natürlichen Weltenordnung heraus. Man muss sich klar sein darüber, dass man zu einer solchen Weltanschauung nicht durch eine philosophische Interpretation kommt, sondern dass man hineinwächst, indem man allmählich lernt, durch Geisteswissenschaft die physischen Begriffe zu vergeistigen; dadurch moralisiert sie sich von selber. Und wenn man lernt, hindurchzusehen durch die Welt des Physischen in die Welt, in welcher das Physische aufgehört hat und das Geistige vorhanden ist, so erkennt man: da ist das Moralische darinnen. Sehen Sie, es könnten wirklich aus gewissen Vorstellungen Menschen heute schon darauf kommen - ich will das jetzt nur zum Schlüsse Ihnen vorführen, obwohl es außerhalb der Denkweise der meisten von Ihnen liegt -, ich möchte sagen, ganz gelehrt sich das vor die Seele zu führen, was ich eben gesagt habe. ... Und wenn man diese Vorstellungsweise, die durchaus heute zum Beispiel Mathematiker haben könnten, wenn sie wollten, wenn man diese Vorstellungsweise ausbilden würde, so würde man zu der anderen Vorstellung kommen vom Hinausgehen aus dem Raum und vom Wiederhineinkommen in den Raum. Das ist durchaus etwas, was der Realität entspricht. Denn jedesmal, wenn Sie sich etwas vornehmen, so denken Sie das Vorgenommene; bevor Sie wollen, gehen Sie aus dem Raum heraus, und wenn Sie die Hand bewegen, gehen Sie wiederum in den Raum herein. Zwischendurch sind Sie aus dem Raum heraußen, da sind Sie auf der anderen Seite des Raumes. Diese Vorstellung muss man durchaus entwickeln - von der anderen Seite des Raumes. Dann kommt man zu der Vorstellung des wirklich Übersinnlichen, dann kommt man vor allen Dingen aber zur Vorstellung des Moralischen in seiner Realität. Das Moralische in seiner Realität kann von der heutigen Weltanschauung so schwer vorgestellt werden, weil die Leute durchaus alles, was sie vorstellen wollen, im Räume vorstellen wollen, nach Maß, Gewicht und Zahl bestimmen wollen, während in der Tat die Wirklichkeit an jedem Punkte, möchte ich sagen, des Raumes über den Raum hinausgeht und wiederum zum Raum zurückkehrt. Es gibt Leute, die stellen sich ein Sonnensystem vor, im Sonnensystem Kometen, da sagen sie: Der Komet erscheint, dann macht er eine riesige lange Ellipse durch und dann kommt er nach langer Zeit wieder. - Das ist für viele Kometen nicht wahr. Das ist so, dass Kometen erscheinen, sie gehen hinaus, zerstieben hier, hören auf, bilden sich aber von der anderen Seite wiederum, bilden sich von hier wiederum und kommen von daher zurück, beschreiben überhaupt Linien, die gar nicht zurückkehren. Warum? Weil die Kometen aus dem Räume hinausgehen und an einer ganz anderen Stelle wiederkommen. Das ist durchaus im Kosmos möglich, dass irgendwie aus dem Räume hinaus die Kometen zerstieben und an einer anderen Stelle im Raum wiederkommen. Ich werde Sie in der Fortsetzung dieser Betrachtungen morgen nicht etwa weiter quälen mit den Vorstellungen, die ich Ihnen in den letzten zehn Minuten vorgeführt habe, weil ich weiß, dass sie dem Vorstellungskreis einer großen Anzahl von Ihnen ferne liegen würden. Aber ich muss doch manchmal darauf hinweisen, dass diese Geisteswissenschaft, wie sie hier gepflegt wird, rechnen könnte mit den Allerausgebildetsten wissenschaftlichen Vorstellungen, wenn dazu die Gelegenheit vorhanden wäre, wenn mit anderen Worten die Möglichkeit vorhanden wäre, dasjenige, was heute geistlos betrieben wird, namentlich in den sogenannten exakten Wissenschaften, mit Geist wirklich zu durchdringen. Diese Möglichkeit ist leider nicht vorhanden; insbesondere die Dinge wie die Mathematik und so weiter werden heute zumeist in der geistlosesten Weise betrieben. Und daher ist schon einmal Geisteswissenschaft, wie ich neulich beim öffentlichen Vortrag in Basel auch betonte, vorläufig darauf angewiesen - was ihr viele zum Vorwurf machen, die nun gelehrt sein wollen - vor gebildeten Laien sich geltend zu machen. Würden die Gelehrten nicht so faul sein gegenüber geistigen Betrachtungen, so hätte Geisteswissenschaft nicht nötig, sich bloß vor gebildeten Laien geltend zu machen, denn sie kann mit den höchsten wissenschaftlichen
Vorstellungen rechnen und rechnet bis zu diesen höchsten wissenschaftlichen Vorstellungen auch mit voller Exaktheit, weil sie sich ihrer Verantwortlichkeit bewußt ist." [31]

Schwierigkeiten der modernen wissenschaftlichen Denkweise, Erklärungsweise, die nur auf das Allernächste sieht, z.B. glaubt man, der Menschenkeim wachse einfach im mütterlichen Leibe aus den Kräften des mütterlichen Leibes selbst heraus; Geburt und kosmische Liebe; was heißt kosmisch gefasst, ein freies Wesen sein?: "Da gibt es natürlich für die moderne wissenschaftliche Denkweise bedeutsame Schwierigkeiten. Denn diese moderne naturwissenschaftliche Denkungsart, die bleibt am Allernächstliegenden haften, die sieht, wie die Keimesanlage des Menschen sich im Mutterleibe entwickelt, gibt sich dem Glauben hin, dass dieser Mensch einfach aus dem Mutterleibe nach der Befruchtung herauswächst, weil der Mutterleib die Kräfte enthält, die den Menschenkeim wachsen machen. Aber so ist es ja nicht. Solch eine Erklärungsweise sieht eben nur auf das Allernächste. Der Mensch ist ja ein Wesen, welches dasteht in der Welt im Zusammenhange mit dem ganzen Kosmos, welches in fortwährender Wechselwirkung steht mit dem gesamten Kosmos. Was würden Sie sagen, wenn jemand behaupten wollte: Ein gewisses Luftquantum, das Sie in einem gewissen Zeitpunkte in sich haben, sei aus Ihrem Leibe herausgewachsen. Es ist nicht aus Ihrem Leibe herausgewachsen, Sie haben es eingeatmet, Sie haben es dadurch in sich, dass Sie mit der gesamten Umwelt ein Ganzes bilden. Nur weil man nicht äußerlich sieht, wie der ganze Makrokosmos mitwirkt, wenn der Menschenkeim im Mutterleibe sich entwickelt, nur weil man nicht sieht, dass da ebenso die Einwirkungen von außen geschehen, dass da erst recht der Mensch mit dem gesamten Makrokosmos in Verbindung ist, glaubt man, der Menschenkeim wachse einfach im mütterlichen Leibe aus den Kräften des mütterlichen Leibes selbst heraus. Dieser Menschenkeim kommt eigentlich eindeutig aus der geistigen Welt. Er benützt nur denjenigen Ort, in dem er gewissermaßen das Tor findet, um in die physische Welt hereinzukommen. Es ist innerhalb dessen, was sich um uns herum im Räume ausbreitet, nirgends ein Tor für den Menschen, der die Zeit zwischen dem Tod und einer neuen Geburt durchlebt hat, um in die physische Welt hereinzukommen. Es ist nur innerhalb des Menschenleibes selbst dieses Tor. Und was da kraftet, was da wirkt, das sind nicht die Kräfte von Vater und Mutter, sondern das sind kosmische Kräfte, die eben durch den mütterlichen Leib nach der Befruchtung ihren Zugang zur physischen Welt suchen, nach der sie als geistig-seelisches Wesen eine Begierde entwickelt haben. So verwandelt sich der Mensch in ein physisches Wesen; aber dieses physische Wesen ist nur die äußere Form für ein Geistiges. Wir sehen das Kind, wie es zunächst, ich möchte sagen, undifferenzierte Züge hat, wie immer mehr und mehr sich aus ihm herausentwickelt die Menschengestalt. Und wir tun unrecht, wenn wir sagen: Da in dem Kinde drinnen, da ist etwas, was sich herausentwickelt. Wir tun recht, wenn wir von dem Kinde aus den Blick zurückwenden zu dem, was vorgeburtlich, was vor der Empfängnis tätig war, und was jetzt noch nachwirkt, was jetzt seine Wirkung äußert. In dem, was wir am Kinde beobachten von Tag zu Tag, von Woche zu Woche, von Jahr zu Jahr, sehen wir das Hereinwirken eines Vergangenen, das der Mensch geistig-seelisch durchgemacht hat vor seiner Geburt oder vor seiner Empfängnis. Wir tun nur recht, wenn wir das Kind so betrachten, dass wir sagen: Da ist die kindliche Organisation. Wir sehen, wie das Kind gewisse Eigenschaften entwickelt. Die suchen wir nicht in seinem Inneren, wo sie gewissermaßen herausstrahlen, sondern die suchen wir in seiner Vorzeit, von der noch die Strahlen hereinwirken. - dass man das nicht will, das ist das große Unglück der modernen Weltanschauung. Die Zeit zu Hilfe nehmen, dasjenige, was vergangen ist, noch wirksam zu denken in seinem Gegenwärtigen, das ist es, worauf es ankommt. ... Ja, da liegt aber doch eine Schwierigkeit vor! - Man würde schon verstehen, wie sich das Physisch-Leibliche wiederum zurückverwandelt in das Geistig-Seelische, wenn das so allmählich geschähe, wenn man sehen würde, dass der Mensch, sagen wir, vielleicht mit seinem fünfunddreißigsten Jahre ganz physisch geworden ist, dann aber anfangen würde, nach und nach wiederum geistig zu werden, und wenn er am Ende seines Lebens eben schon so geistig geworden wäre, dass der Tod nur ein allmählicher Übergang in das Geistig-Seelische wäre. Innerlich ist das auch der Fall, nur äußerlich nicht - der Schein trügt dabei. Es ist so, dass wir eigentlich in der absteigenden Lebenshälfte - die etwas älteren Leute, die hier sitzen, mögen mir diese Wahrheit nicht gar zu übel anrechnen -, indem wir älter werden, schon unseren Leib als etwas mitschleppen, was nicht mehr ganz zu uns gehört. Wir werden langsam Leichnam, und der Tod besteht eigentlich nur darin, dass uns dieser Leichnam zu schwer wird, dass die Schwerkraft zu stark wird, wenn wir mit unserer Seele am Morgen beim Aufwachen immer wiederum in diesen Leib zurückkommen. Man kann nur nicht sehen, wenn man die Sinne auf den äußeren Schein richtet, welche Veränderungen eigentlich mit dem Menschen vor sich gehen, und wie das Leben dieser zweiten Lebenshälfte schon ein langsames Sterben ist. Es handelt sich nicht darum, dass wir das Geistig-Seelische auf der einen Seite annehmen, das Physisch-Leibliche auf der anderen, sondern dass wir verstehen lernen, wie sich, wenn wir den Zeitbegriff zu Hilfe nehmen, das Geistig-Seeelische in das Physisch-Leibliche verwandelt, und das Physisch-Leibliche sich wiederum zurückverwandelt in das Geistig-Seelische. Dies hängt, trotzdem es sozusagen nur äußerlich den Verlauf der Menschenentwickelung ausdrückt, mit zwei bedeutsamen Eigenschaften des Menschen zusammen. Wodurch können wir uns aus einem Geistig-Seelischen allmählich in ein Physisch-Leibliches metamorphosieren, dass wir das Physisch-Leibliche werden, dass wir eins werden mit dem Physisch-Leiblichen? Dieses kann der Mensch erfassen, wenn er verstehen lernt, was die moralische Qualität der Liebe ist. Und eine wichtige, eine prinzipielle Wahrheit ist diese: Der Mensch geht in die physische Welt durch Liebe herein, durch das Sich-Ausgießen in das Physisch-Leibliche. Und wodurch geht er wieder hinaus? Er nimmt sich aus der physisch-leiblichen Metamorphose wieder zurück, er verwandelt sich zurück, und keine andere Kraft gibt ihm diese Möglichkeit des Zurückverwandeins als die Freiheit. So dass wir sagen: dass wir uns weiterentwickeln, durch den Tod gehen, geschieht gerade durch die Freiheit. Wir werden geboren durch die kosmische Liebe, wir gehen durch das Tor des Todes in die geistig-seelische Welt ein durch die Kraft der Freiheit, die wir in uns haben. Und entwickeln wir Liebe in der Welt, so ist diese Liebe im Grunde genommen der Nachklang, das Nachtönen unserer geistig-seelischen Wesenheit, wie wir sie gehabt haben vor unserer Geburt, oder sagen wir vor unserer Empfängnis. Und entwickeln wir Freiheit im Dasein zwischen Geburt und Tod, so entwickeln wir geistig-seelisch in uns wie prophetisch vorher als Kraft dasjenige, was unsere wichtigste Kraft ist, wenn wir den Leib durch den Tod verlassen haben werden. Was heißt im Grunde genommen, kosmisch gefasst, ein freies Wesen sein? Ein freies Wesen sein, sich zurück verwandeln können aus dem Physisch-Leiblichen in das Geistig-Seelische, heißt im Grunde genommen, sterben können; während Liebe heißt, sich verwandeln können aus dem Geistig-Seelischen in Physisch-Leibliches. Lieben können heißt leben können, kosmisch gefasst. Sie sehen hier, wie Vorgänge, die zweifellos auch ganz natürlich gefasst werden können, das Geborenwerden und das Sich-Entkörpern des Menschen, Geburt und Tod, die die äußere Naturwissenschaft nur als Naturvorgänge auffasst, als Erscheinungen, als Offenbarungen von Liebe und Freiheit gefasst werden können. Und indem wir in uns aus unserem Willen heraus entwickeln die Liebe, geistig-seelisch, was tun wir denn da eigentlich? Da bilden wir ein geistig-seelisches Nachbild in uns, innerhalb unserer Haut, von dem, was unser ganzes Wesen ausmachte, bevor wir empfangen worden sind. Wir leben vor unserer Empfängnis im Kosmos durch die Kraft der Liebe. Und gewissermaßen wie eine gefühlsmäßig-willensmäßige Erinnerung an dieses kosmische Leben ist die Entfaltung der Liebe als einer moralischen Tugend während unseres Lebens zwischen Geburt und Tod. Wie eine Verfeinerung im Mikrokosmischen dessen, was ausgebreitet ist makrokosmisch vor unserer Geburt, erscheint uns die Tugend der Liebe, und das Bewußtsein unserer Freiheit erscheint uns dadurch, dass wir geistig-seelisch während unseres Lebens zwischen Geburt und Tod dasjenige in uns tragen, was wie ein Naturkraftwirken ganz im Kosmos wirken wird, wenn wir die Pforte des Todes durchschritten haben. Wir erleben Liebe und Freiheit zwischen Geburt und Tod. Sie sind nichts anderes als die menschlichen Widerklänge von kosmischen Kräften, denn mit aller Geburt hängt die kosmische Liebe zusammen, mit allem Sterben hängt die kosmische Freiheit zusammen. Wir reden, seitdem die Naturwissenschaften ihre Triumphe gefeiert haben, von allerlei Naturkräften, Licht, Wärme, Elektrizität und so weiter; wir reden aber nicht von denjenigen Naturkräften, oder besser gesagt Weltkräften, welche uns Menschen ins physisch-sinnliche Dasein führen und wiederum aus diesem physisch-sinnlichen Dasein herausführen. Denn die Sache liegt so: Nehmen Sie sich einmal die physikalisch-chemischen, die biologischen Wissenschaften, und nehmen Sie alles dasjenige, was Ihnen da geschildert wird an Kräften, welche die Welt konstituieren. Aus diesen Kräften, welche die Welt konstituieren, werden Sie verstehen können alles, was nicht Mensch ist auf der Welt, niemals aber den Menschen. Denn damit der Mensch da sein kann, muss außer dem, dass in der Welt Elektrizität, Licht, Wärme und so weiter wirkt, da sein Freiheit und Liebe. Man kommt, wenn man sich einer solchen Betrachtungsweise hingibt, indem man wirklich den Menschen begreifen lernt, zu Begriffen über das Naturwesen, die zu gleicher Zeit moralische Begriffe und Naturbegriffe sind, und es schwebt nicht auf der einen Seite ohne Zusammenhang mit der Natur die moralische Weltordnung, und auf der anderen Seite ohne Zusammenhang mit der Moralität die Naturordnung. Es ist im Weltengange der Menschheit nun etwas geschehen, was allerdings eine tiefe innere Gesetzmäßigkeit hat, was aber in einer gewissen Weise doch im Laufe der künftigen Erdenentwickelung von der Menschheit überwunden werden muss, wenn diese Menschheit nicht in den Niedergang verfallen will." 

Veden, Vedantaphilosophie im Gegensatz zu Adam Smith und seinem Mensch als Automat: "Die Menschheit der Erdenentwickelung ist ausgegangen von derjenigen Art von Geistesentwickelung, die sich im Orient entwickelt hat, die im Orient ihre Blüten getrieben hat, die, wie wir ja wissen, in ältesten Zeiten, in der nachatlantischen Zeit, höher noch war, als später in den Dichtungen der Veden oder in der Vedantaphilosophie zum Vorschein gekommen ist. Aber es war dies eine Anschauung, die im wesentlichen nur auf dasjenige hingezielt hat, was moralisch-geistige Weltordnung ist. Diese moralisch-geistige Weltordnung war groß und glänzend in gewissen vergangenen Zeitaltern der Menschheitsentwickelung, aber sie ist gerade im Orient in die Dekadenz gekommen. Sie konnte nicht eine Naturordnung aus sich heraustreiben. In der neueren Zeit ist im Westen aufgegangen die Anschauung von der natürlichen Ordnung der Welt. Die ist, wie sie zunächst im Westen aufgegangen ist, so, dass sie die Welt nur aus den Kräften heraus begreift, welche in der äußeren Natur auf sinnesgemäße Art zu beobachten sind. Sie kann nicht zu einer moralischen Weltordnung kommen. Das ist ja - wir haben das schon von verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtet - der ungeheure Gegensatz des Ostens mit dem Westen, dass im Osten die Menschheit veranlagt war für ein einseitiges Begreifen des Geistig-Seelischen, im Westen zunächst die Menschheit hintendiert auf ein einseitiges Begreifen des Physisch-Leiblichen. Das überträgt sich dann auf alle übrigen menschlichen Anschauungen. Man beachtet ja gewöhnlich gar nicht, wie radikal verschieden die Begriffe der Menschen über die Erde hin sind. Dasjenige, was der richtige Westländer in die Betrachtung hereinbekommt, wenn er vom Menschen spricht, das ist ja etwas, was dem Ostländer ganz fern liegt. Wenn der Ostländer vom Menschen spricht, dann redet er eigentlich von etwas, was auf der Erde selber im Grunde genommen gar nicht ist. Der Ostländer richtet ganz und gar den Seelenblick auf das hin, was im Grunde genommen von der Erde gar nicht berührt wird. Würde man die Urzustände orientalischer Weltanschauung haben, so würde man ja alle Geburten, alles, was die Menschheitsentwickelung regelt, so haben, dass eigentlich auf dasjenige, was physisch-sinnliches Dasein ist, keine Rücksicht genommen wäre. Der Mensch ist da ganz als geistig-seelisches  Wesen und entwickelt auch keinen rechten Sinn für das physisch-sinnliche Dasein. Das hat einen bedeutsamen Einfluss auf alles, was der Orientale denken kann. Heute ist es in der Dekadenz: aber in alten Zeiten war ganz ausgesprochen vorhanden, was der Orientale denken kann in bezug auf den Menschen als soziales Wesen. Und was denkt der Westländer? Nehmen wir einmal die hervorragendsten, gerade sozialen Denker des Westens, zum Beispiel Adam Smith. Geradeso wie die Naturwissenschaft des Westens ja den Menschen gar nicht hat - sie hat nur das Außermenschliche - , so hat auch die Sozialwissenschaft des Westens nicht den Menschen. Denn studieren Sie einmal Adam Smith: Er redet in seiner Nationalökonomie überhaupt gar nicht vom Menschen, sondern er redet von einem gewissen Erdenstück und von dem, was darauf wächst und darauf steht, und dann redet er noch von einem Automaten, den er säen lässt, ernten lässt und so weiter. ... Die Begriffe, die Adam Smith hat, handeln nur von der bearbeiteten Erde, vom Privateigentum und von einem solchen wirtschaftlichen Automaten mit wirtschaftlicher Freiheit. Das sind seine wirklichen Begriffe. Begegnet er einem Menschen, so sieht er ihn nicht als Mensch an, sondern er sagt sich: Das repräsentiert ein Stück Privateigentum und einen wirtschaftlichen Automaten, und das ist nur so gestaltet, dass es oben einen Kopf hat, und in der Mitte einen Rumpf und dann noch Gliedmaßen, und zu alldem gehört ja auch noch so ein Gespenst. - Aber darüber denkt man nicht nach; davon hat man keinen Begriff. Das erscheint nur so auf dem Privateigentum. Und indem sich der wirtschaftende Automat betätigt, nimmt er äußerlich die Gestalt eines kopfbegabten, rumpfbegabten und gliedmaßenbegabten Gespenstes an. Nirgends finden Sie, wenn Sie Adam Smith betrachten, irgendeinen Begriff von einem Menschen. Versuchen Sie es einmal! Sie finden eine Zusammenstellung von Privateigentum mit einem wirtschaftenden Automaten, aber Sie finden nicht einen Begriff vom Menschen. Sie finden gewissermaßen das, was um den Menschen herum ist, aber nicht den Menschen. Dabei ist das Charakteristische, dass von der Freiheit so ein letzter Schatten vorhanden ist, den man dann auf den wirtschaftenden Automaten überträgt. Man redet nicht von der menschlichen Freiheit, ... sondern man redet von einem Zusammenhang zwischen Privateigentum und einem wirtschaftenden Automaten. Wir haben auf der einen Seite, was von der Weisheit des Ostens zurückgeblieben ist, die Unfähigkeit, vom menschlichen seelisch-geistigen Wesen herauszukommen in die physische Welt. Wir haben von den Westländern die Fähigkeit, zu sehen: Ja, da ist etwas Reales in der Welt, denn es hat irgend etwas in der Welt und das automatisiert darauf; seine Lordschaft hat große Güter, seine Lordschaft hat äußere Kräfte, durch die diese Güter bewirtschaftet und bejagt werden. Da sieht man, dass seine Lordschaft da etwas hat. Aber das, was da herumwandelt, das ist eigentlich bloß ein menschliches Gespenst. Sie sehen, was gesucht werden muss .'gesucht werden muss der Mensch als solcher. Man muss in seine Seelenverfassung hereinbekommen eine lebendige Anschauung von dem Menschen als solchem. Wir haben eine westliche Naturwissenschaft, die hat die Tierreihe. Da haben wir zuerst einfache Tiere, dann immer kompliziertere Tiere, die letzten komplizierten gehen auf vier Beinen, dann richten sie sich auch einmal auf, werden senkrecht statt waagerecht - nun, da ist dann ein höchstes Tier, das nennt man Mensch. Man hat eigentlich nur die Tierreihe, und der Mensch ist eben das höchste Glied in der Tierreihe. Also man betrachtet nicht den Menschen von Seiten der Naturwissenschaft. Aber auch nicht von Seiten der Sozialwissenschaft, denn da betrachtet man dasjenige, was der als Privateigentum an sich hat, und dasjenige, was der wirtschaftende Automat ist. Der Mensch fällt aus der sozialen  Betrachtung, der sozialen Naturbetrachtung heraus. Das Eigentümliche der modernen Menschheit ist ja, dass sie gar nicht bemerkt, dass gar nichts Menschliches da ist. Es ist gar nichts Menschliches da. Daher entsteht ein gewisses Bedürfnis. Denken Sie sich doch einmal, die Menschen leben im äußeren sozialen Leben. Nehmen wir an, sie leben so, wie Adam Smith sie betrachtet, denn dass er diese Anschauung geäußert hat, rührt ja nur davon her, weil er eben dasjenige gesagt hat, wonach das Denken zahlreicher Menschen tendiert. Denken Sie sich, die Menschen schauen sich nun als Westländer ihr soziales Dasein an: sie sind ja gar nicht da! Privateigentum ist da und ein wirtschaftlicher Automat; die Menschen sind ja gar nicht da. Wie soll man denn aus diesem Begriff vom Menschen irgend etwas, was jenseits von Geburt und Tod liegt, herausbekommen? Das muss man sich dann schon auf Autorität hin sagen lassen. Und indem solche Begriffe immer weiter und weiter ihre Blüten getrieben haben, kam es eben so, dass mit Bezug auf das Geistige alles nach und nach unter Autorität gestellt worden ist, ja, dass die Menschen auch eine gewisse Abneigung haben, über das Geistige irgendwie zu denken. In der modernen proletarischen Wissenschaft ist das dann weiter aufgenommen worden. Nur hat die dann Ernst damit gemacht und hat gesagt: Ja, nun haben die Bourgeois über den Menschen nachgedacht, aber es ist doch gar nichts da vom Menschen; Privateigentum ist da und der wirtschaftende Automat ist da. Also reden wir nicht von diesem Firlefanz von einem besonderen Menschen, sondern reden wir bloß von wirtschaftlichen Kräften; die bringen alles hervor. Machen wir Ernst mit dieser Anschauung! Die anderen machen nicht Ernst; die ganze Woche hindurch reden sie, als wenn es bloß Privateigentum und wirtschaftliche Freiheit des Automaten gäbe, und am Sonntag lassen sie sich predigen, dass es auch eine unsterbliche Seele gibt. Das ist etwas, was in aller Wachheit aufgefasst werden muss. Denn hat man nicht den Mut, die Dinge in aller Wachheit so anzusehen, dann kommt man eben nicht vorwärts. Und es ist schon begreiflich, dass in der Gegenwart recht viele Mächte da sind, die durchaus nicht wollen, dass in diese Dinge mit einem ordentlichen Licht hineingeleuchtet wird. Denn es ist natürlich unangenehm, wenn darauf hingewiesen wird, wie Sozialwissenschaft einen Zusammenklang unter den Menschen begreifen soll, aber vom Menschen eigentlich nichts weiß, sondern lediglich von Privateigentum und von wirtschaftlicher Freiheit des wirtschaftenden Automaten." [32]
 

14. Der Mensch im Kosmos III; Geschichtsklitterung, Spekulationen über die Dinge und bloß äußerliche Geschichtsbetrachtung; Urbevölkerung Amerikas, amerikanische Indianerseelen; Seelen der amerikanischen Urbevölkerung sowie der mitteleuropäischen Bevölkerung zogen beide ostwärts; Amerikaner als orientalische Seelen, sektiererische Religiosität wie bei Scientology, Mormonen; zu Attilas Zeiten haben asiatische Seelen damals das Christentum angenommen; die materialistisch-mechanistische Betrachtungsweise kennt nicht den Flüssigkeitsorganismus, den Luftorganismus, den Wärmeorganismus, sondern nur den festen Organismus; Tonäther oder chemischer Äther im Flüssigkeitsorganismus; Ich - Wille - Wärmeorganismus - Wärmeäther, Astralleib- Fühlen - Luftorganismus - Lichtäther, Ätherleib - Vorstellen -Flüssigkeitsorganismus -chemischer Äther; Weltengeist, Weltenseele oder Weltenastralität, Wachen und Schlafen, Traumbilder, der traumlose Schlaf, Schulpsychologie

Geschichtsklitterung, Spekulationen über die Dinge und bloß äußerliche Geschichtsbetrachtung: "Man findet heute eine geschichtliche Betrachtungsweise, die eigentlich schon sehr stark beeinflusst ist von dem, was man naturwissenschaftliche Denkweise nennen kann. Die Geschichtsbetrachtung hat allmählich in einer gewissen Weise kapituliert vor der naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise, und man denkt sich auch das geschichtliche Werden der Menschheit so, dass man Wirkungen aufsucht, diese auf Ursachen zurückführt und dann einen gewissen Kausalzusammenhang des geschichtlichen Lebens dem Kausalzusammenhang im Naturgeschehen nachbildet. Wenn auch erst vereinzelte historische Betrachter in dieser Beziehung radikal sind, so ist immerhin die Tendenz vorhanden, die Geschichte, allmählich wenigstens, einer der naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise ähnlichen Methodik zuzuführen. Insbesondere dann, wenn man das alltägliche Leben in seinem Werden betrachtet und den einzelnen Menschen hineinstellt in dieses Werden der Menschheit von Generation zu Generation, kommt man immer mehr und mehr dazu, die Dinge bloß äußerlich, ich möchte sagen, am Faden naturwissenschaftlicher Notwendigkeit zu betrachten. Wie ist es für viele Menschen heute etwas Bedrückendes, aber doch wieder ihnen notwendig Erscheinendes, Eigenschaften, die der Mensch an sich trägt, zurückzuführen auf die physische Vererbung. Wir reden alle Augenblicke davon, dass der Mensch diese oder jene mehr oder weniger äußere oder innerliche, physische oder seelische Merkmale einfach von seinen Vorfahren vererbt hat, und wir übertragen auch das, was wir uns so im alltäglichen Leben bilden, auf das Geschichtliche. Wir dehnen es aus auf das Geschichtliche. Wir blicken gewissermaßen darauf hin, wie wir selbst innerhalb der gegenwärtigen Generation leben, wie diese abstammt von den vorhergehenden, diese wieder von den vorhergehenden und so weiter. Und man gewöhnt sich daran, das geschichtliche Werden so zu betrachten, dass man eigentlich die Generationenfolge betrachtet. Nehmen wir irgendein Stück der Erde, nehmen wir Mitteleuropa. Man betrachtet es so, dass man die Eigenschaften der mitteleuropäischen Menschen in den letzten Jahrzehnten betrachtet. Man geht dann zurück zu den früheren Jahrzehnten und versucht womöglich in Anlehnung an das, was man gewöhnt ist in der sinngemäßen Betrachtung, sagen wir die Eigenschaften der heutigen Deutschen, die Eigenschaften der heutigen Franzosen, zurückzuführen auf die Eigenschaften der Deutschen im 18. Jahrhundert, der Franzosen im 18. Jahrhundert und so weiter. Man betrachtet gewissermaßen in geradliniger Strömung die Entwickelung der Menschheit, und man ist befriedigt. Naturwissenschafter würden sagen: Das Kausalitätsbedürfnis ist befriedigt, wenn man dasjenige, was sich als seelisch-geistige Qualitäten bei einer bestimmten Menschenart der Gegenwart findet, zurückführen kann auf geistig-seelische Qualitäten früherer Generationen desselben Volkes." 

Urbevölkerung Amerikas, amerikanische Indianerseelen; Seelen der amerikanischen Urbevölkerung sowie der mitteleuropäischen Bevölkerung zogen beide ostwärts; Amerikaner als orientalische Seelen, sektiererische Religiosität wie bei Scientology, Mormonen etc.: "Es ist ein verhältnismäßig nicht allzugroßer Teil der mitteleuropäischen Bevölkerung, welcher unmittelbar Seelen birgt, die in diesen ersten christlichen Jahrhunderten, so wie wir uns diese ersten christlichen Jahrhunderte nach der landläufigen Geschichte vorstellen, gelebt haben. Die Dinge sind viel komplizierter. Da zeigt sich der geisteswissenschaftlichen Forschung etwas, was in mancher Beziehung paradox erscheinen wird; aber es ist schon einmal so, dass die Dinge, die für die geisteswissenschaftliche Forschung erscheinen sollen, eben nur aus der wirklichen Anschauung, aus der wirklichen übersinnlichen Erfahrung gewonnen werden müssen, und dass man in der Regel Irrtum auf Irrtum häuft, wenn man bloß spekuliert, wenn man sich bloß philosophischen oder sonstigen Spekulationen über die Dinge hingibt. Die Erfahrungstatsachen sprechen dann immer anders, und das ist ja gerade etwas, was der Geistesforscher so intensiv empfindet: dass er selber von seinen Resultaten eigentlich überrascht wird. Er erwartet zunächst durchaus nicht, dass dies oder jenes herauskommt, sondern er wird überrascht von seinen Resultaten. Um Ihnen einige von solchen Resultaten vorzuführen, möchte ich Ihren Seelenblick hinlenken auf diejenige Bevölkerung, welche in Amerika war in den Zeiten, als die Europäer die Eroberung Amerikas begonnen und dann immer fortgesetzt haben. Sie wissen, es war eine Bevölkerung, die man von dem zivilisierten Standpunkte Europas aus als eine wilde Bevölkerung bezeichnete. Aber eine solche wilde Bevölkerung, wie sie in Amerika war, die indianische, ist zwar wild in bezug auf das, was in den letzten Jahrhunderten innerhalb der europäischen Welt als Zivilisation bezeichnet worden ist, aber es lebt doch in ihr in bezug auf andere Seelenkräfte, die nicht der Intellekt sind, zuweilen etwas, was sich der sogenannte zivilisiertere Mensch wohl zurückwünschen könnte. Vor allen Dingen lebte in der indianischen Bevölkerung eine Anschauung von den geistigen Mächten der Welt, welche eigentlich, wenn man näher auf sie eingehen kann, etwas Imponierendes hat. Diese Bevölkerung verehrte einen Großen Geist. Es war allerdings bei der Eroberung die Sache schon in der Dekadenz, aber diese dekadenten Erscheinungen weisen zurück auf die Verehrung eines Großen Geistes, der alles durchflutet, durchwebt, der in den einzelnen elementarischen Geistern seine Unterkräfte hat. Mit diesen, ich möchte sagen, religiös-pantheistischen Vorstellungen lebte diese amerikanische Bevölkerung. Vor allen Dingen aber müssen wir festhalten: Diese amerikanische Bevölkerung hatte im äußeren Sinne nichts mitgemacht von dem, was die europäischen Bevölkerungen mitgemacht hatten im Laufe der sogenannten christlichen Entwicklung. Was das Christentum der europäischen Bevölkerung gebracht hat, das haben die Generationen dieser amerikanischen indianischen Bevölkerung nicht mitgemacht. Die ganze Seelenkonstitution dieser Bevölkerung war so, dass sie intensiv pantheistische Gefühle entwickelte und aus Impulsen heraus, die mit diesen Gefühlen zusammenhingen, handelten auch diese Menschen. Aber es entwickelten sich diese Seelen so, dass sie verhältnismäßig nur kurze Zeit zubringen konnten zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Keiner langen Zeitdauer bedurfte dasjenige, was zwar intensiv, aber ungeheuer einfach, elementar diese Seelen durchlebten zur Verarbeitung in der geistigen Welt. So sind nicht nur die Seelen der indianischen Bevölkerung, wie sie gelebt haben zur Zeit der ersten Eroberungen des Westen - diese fast alle - , sondern auch spätere Seelen jetzt schon wiedergekommen, und zwar im wesentlichen in der westeuropäischen Bevölkerung. Wir können also die Generationenfolgen betrachten von der jetzigen Zeit ab bis ins Mittelalter zurückgehend; da bekommen wir die physisch vererbten Merkmale. Aber wenn wir das als die volle Wirklichkeit betrachten, wiegen wir uns in Illusionen. Wir haben ein Abstraktum, wenn wir die gegenwärtigen Westvölker Europas bis sehr weit herein in das Mitteleuropäische und, immer wiederum alles durchsetzend, sogar bis nach Osteuropa hinüber, nur so betrachten, dass wir sagen: Diese Nationen haben ihre Merkmale von den vorhergehenden Generationen und so weiter. Das ist eben nicht allein der Fall, sondern es sind in diese Leiber, die das Blut der Vorfahren in sich tragen, namentlich in das Gros der Bevölkerung eingezogen die westlichen Seelen; Seelen also, welche durch ihre innere Entwickelung noch nichts von dem christlichen Impuls hatten, die im wesentlichen eine Art pantheistischen Impulses in sich trugen. Durch die Erziehung in den ersten Wochen schon, die sie in ihrer Umgebung verbrachten ~ denn gerade die äußere Kultur, die äußere Zivilisation pflanzt sich in geradliniger Weise von Generation zu Generation fort, nicht aber die inneren Impulse der Seele -, nahmen diese Menschen von außen her das Christentum an; von außen her wurden sie geformt zu dem, als was sie uns heute oftmals einzig und allein erscheinen. Wer aber unbefangen ist und auf die Menschen hinsieht, wer sie betrachtet so, dass er mit seinem Blick sie wirklich charakterologisch durchdringt, der sieht in ihnen pulsieren, was mit den Seelen in sie herübergekommen ist. Ich sagte, die Dinge, die die geisteswissenschaftliche Forschung ergibt, sind vielfach paradox. Ausspekulieren kann man diese Dinge nicht. Sie müssen erfahrungsgemäß durch die Ihnen oftmals geschilderten und auch in der Literatur niedergelegten Methoden zustande kommen. Aber wer sie dann äußerlich verifiziert, der wird finden, wie die äußere Welt erklärlich wird dadurch, dass man solche Erkenntnisse zugrunde legt. Wir finden Menschen, welche zu der Zeit, die man in der Geschichte gewöhnlich die Zeit der Völkerwanderung nennt, in Europa gelebt haben und ausgewandert sind. Die Seelen dieser Bevölkerungen waren denen ähnlich, die das sich vom Süden nach dem Norden ausbreitende Christentum angenommen haben, Seelen also, die äußerlich in die Christianisierung hineinwuchsen. Diese Seelen, die das Christentum so angenommen haben, wie es in den ersten Jahrhunderten in Europa gelebt hat - und das ist sehr verschieden von dem, wie das Christentum heute lebt - , verkörperten sich nicht etwa wiederum in einer mitteleuropäischen Bevölkerung. Es waren Seelen, die allerdings langer brauchten, um von dem Tode zu einer neuen Geburt zu leben als die amerikanischen Indianerseelen; aber wir haben es ja dafür auch mit Seelen zu tun, die ihr physisches Dasein früher hier durchgemacht haben als jene anderen, die wir als die letzten Indianerseelen, eben die Indianerseelen zur Zeit der Eroberungen, betrachteten. So weit gehen wir dabei zurück. Was das Schicksal der früheren Indianerseelen war, das wollen wir dabei nicht berühren. Diejenigen Seelen aber, die in den ersten christlichen Jahrhunderten in Europa verkörpert waren, die dabei waren, als das Christentum sich kulturell ausgebreitet hat vom Süden nach Norden, die verkörperten sich jetzt mehr nach Asien hinüber. Es zeigt sich das, was ich jetzt beschreibe, besonders deutlich in den Zeiten, in denen die furchtbare Katastrophe des zweiten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts herangenaht ist. Und von ganz besonderer Bedeutung erscheint es der Betrachtungsweise unserer gegenwärtigen Erdenzivilisation, wenn wir sehen, dass namentlich im Japanervolke solche Seelen verkörpert sind; Seelen also, die die besondere Art der Christianisierung in Europa einmal durchgemacht haben, die aber jetzt von Kindheit auf keinen Laut vom Christentum hören, die nur aus dem Unterbewußten heraus eine gewisse Nuancierung des dekadenten Asiatentums durch die damaligen christlichen Impulse in sich tragen, die auch all das heute in sich tragen, was gegen das heutige Europa sich wendet. Es ist ja im wesentlichen ein Ergebnis der ganz in die Dekadenz verfallenen orientalischen Weisheit - die einstmals eine so große war, wie ich es Ihnen geschildert habe - im Zusammenklingen mit den ersten primitiven christlichen Impulsen, wie sie eben entstanden, als in Europa sich das Christentum vom Süden nach dem Norden unter den barbarischen Völkerschaften ausbreitete. So war es im wesentlichen in bezug auf das Gros der Bevölkerung. Allerdings kompliziert sich die Sache dadurch, dass in diese so entstandene Bevölkerung - die Seelen der amerikanischen Urbevölkerung sowie der mitteleuropäischen Bevölkerung zogen beide ostwärts - sich hineinmischten viele einzelne Leiber, die bewohnt wurden von Seelen, die in den ersten christlichen Jahrhunderten mehr südwärts lebten. Die sind nun auch mitten drinnen in der Bevölkerung, die auf diese Weise entstanden ist, wie ich es jetzt beschrieben habe. Dann haben wir, wenn wir die gegenwärtige Zivilisation betrachten, es zu tun mit einer großen Anzahl von Seelen, welche gerade in den Jahrhunderten, die der Begründung des Christentums vorangegangen sind, in Asien, in Vorderasien, oder überhaupt über das ganze Asien hin gelebt haben. Es war das natürlich schon nicht mehr die große Blütezeit orientalischer Weisheitskultur, aber es war diejenige Zeit, aus der sich herausgebildet haben die Begriffe, die Ideen, mit denen das Mysterium von Golgatha dann verstanden worden ist. Ich rede also jetzt von Seelen, die dem Mysterium von Golgatha ferne standen, die aber eine gewisse Weisheitskultur hatten, die sich dann nach dem Westen herüber verpflanzte, und von welcher das Mysterium von Golgatha zunächst aus dem Griechentum, aus dem Römertum heraus verstanden worden ist. Wir müssen ja immer unterscheiden zwischen dem Mysterium von Golgatha, wie es als Tatsache dasteht, und den verschiedenen Interpretationen, die es im Laufe der Jahrhunderte erfahren hat. Denn diese Tatsache kann von jedem Zeitalter in einer neuen Weise interpretiert werden, und es wäre Unsinn, irgendeine Lehre über das Mysterium von  Golgatha zu identifizieren mit dem Tatsächlichen des Mysteriums von Golgatha. Ich brauche Ihnen das nur durch einen Vergleich klarzumachen. Denken Sie sich, wir hätten einen sehr genialen Menschen. Dann wäre da ein Kind, ferner ein mittelmäßiger, alles nivellierender, etwas spießiger Mensch, eben ein Mittelmensch, und drittens ein auch zur Genialität veranlagter Mensch. Alle drei haben dasselbe vor sich: Die reale Wirklichkeit des genialen Menschen. Das Kind wird irgendeine Erklärung haben für das, was der geniale Mensch tut. Der Philister, der alles nivellieren will, wird auch eine Erklärung haben, und der ebenfalls mit genialen Eigenschaften veranlagte Mensch wird eine andere Erklärung haben. Sie haben alle drei mit derselben Wirklichkeit zu tun, ihre Erklärungen sind aber ganz verschieden, und man ist nicht berechtigt, das eine oder das andere zu identifizieren mit der tatsächlichen Wirklichkeit. Ebenso darf man nicht die Lehren des ersten Christentums identifizieren mit der Tatsächlichkeit des Christentums. Diese Lehren der ersten christlichen Jahrhunderte waren herübergekommen aus dem Orient. Man hat eigentlich gelernt, was orientalisehe Weisheitslehren waren, und hat diese benützt, um das Mysterium von Golgatha zu erklären. Es ist natürlich nur eine furchtbare Tyrannis, wenn die sich fortentwickelnde Kirche diese Lehren als die allein gültigen ansieht, denn sie sind nichts anderes als das, wonach ein Zeitalter nach seinen Vorbedingungen das Mysterium von Golgatha erklärt hat. Andere Zeiten können dieses Mysterium von Golgatha anders erklären. Wir müssen es geisteswissenschaftlich erklären, um den Anforderungen der Gegenwart gerecht zu werden. Was also in den Lehren über den Christus-Impuls in den ersten Jahrhunderten lebte, das finden wir - aber nicht auf das Christentum angewendet, sondern mehr oder weniger absehend vom Mysterium von Golgatha - bei den damaligen Gebildeten mehr, bei dem damaligen überwiegenden Gros der Bevölkerung natürlich sehr viel weniger, im Orient ausgebildet. Diejenigen Seelen, die da unmittelbar vor dem Verlauf und auch während des Verlaufs des Mysteriums von Golgatha gelebt haben, die also orientalische Seelen waren, die haben eine lange Zeit durchzumachen gehabt zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, weil die orientalische Kultur selbst noch in Dekadenz außerordentlich komplizierte Vorstellungen an die Seelen heranbrachte. Diese Seelen, sie erscheinen namentlich in derjenigen Bevölkerung, die die Bevölkerung Amerikas wird, als Eröbererbevölkerung allmählich Amerika von Europa aus überflutend. Die ganze amerikanische Kultur, die eine materialistische Nuance hat, geht im wesentlichen daraus hervor, dass da Seelen erscheinen, die eigentlich orientalische Seelen waren in der Zeit, die ich charakterisiert habe, und die nun untertauchen in Leiber so, dass ihnen diese Leiblichkeit fremd ist, dass sie sich, ich möchte sagen, mit ihren damals schon sehr in der Dekadenz befindlichen Begriffen hineinsaugen in die Leiblichkeit, dass sie die Leiblichkeit nicht verstehen, sondern sie ziemlich primitiv materialistisch nehmen, mehr oder weniger eben an dem Menschen vorbeigehen, der ihnen fremd wird dadurch, dass sie im gründe genommen nach starken Abstraktionen gestrebt haben in ihrem vorigen Erdenleben. Sie können sich nicht hineinfinden in die gegenwärtige Inkarnation, tragen aber aus ihrem vorigen Erdenleben all das herauf, was dann lebt in der von der äußeren Naturbetrachtung abgesonderten, oftmals sektiererischen Religiosität." 

Ein großer Teil der europäischen Bevölkerung mit Indianerseelen; zu Attilas Zeiten haben asiatische Seelen damals das Christentum angenommen: "Und es muss schon darauf hingewiesen werden, dass ein großer Teil der europäischen Bevölkerung allerdings das Blut der mittelalterlichen Vorfahren fortpflanzt, aber Indianerseelen in sich trägt, dass diejenigen Seelen, die hier in Europa gelebt haben - ein großer Teil derselben zu Attilas Zeiten -, und die damals das Christentum angenommen haben, dass die uns nun in Asien drüben entgegentreten. Bis in gewisse gebildete Seelen hinein kann ja das bei unbefangener Beobachtung durchschaut werden. Allerdings, so geradlinig, so pedantisch abstrakt, wie man es heute gewohnt ist, darf man die Dinge nicht anschauen, wenn man auf Wirklichkeiten, wie sie hier gemeint sind, kommen will. Aber wenn man eben nicht seine Begriffe so abstrakt bildet, wie man es heute gewöhnt ist, sondern wenn man auf die Wirklichkeit kommen will, dann muß man von solchen Gesichtspunkten ausgehen, wie sie hier erwähnt worden sind. Dann wird man Verschiedenes herausfinden, was zwar wiederum paradox erscheint, was aber eben doch diese Wirklichkeit erklärt. Es ist zum Beispiel eigentümlich, auch in den zum Teil koketten Äußerungen des Rabindranath Tagore dieses eigentümliche Aroma wahrzunehmen. Man hat dann, ich möchte sagen, die Möglichkeit, mit geistigen Händen zu greifen die christliche Abstammung der Seele und die orientalische Abstammung des Leibes. Diese liefert die orientalisierende Koketterie. Und dasjenige, was insbesondere dem Europäer als etwas warm Wohltuendes in die Seele träufelt gerade bei Rabindranath Tagore, das ist von einer ins Christentum einstmals hineinsegelnden Seele, die nur in dieser Inkarnation nicht christlich geworden ist, weil sie in einer äußeren, nicht christlichen Zivilisation lebt. Der griechische Gedenkspruch «Erkenne dich selbst» ist eben nicht nur an den einzelnen Menschen gerichtet und vor allen Dingen nicht bloß für eine triviale Selbstschau bestimmt, sondern er ist auch an die Menschheit gerichtet. Nur findet die Menschheit seine Beobachtung in der Regel unbequem. Aber wir kommen nicht vorwärts in unserer Zivilisation, wir kommen immer mehr und mehr abwärts, wenn wir nicht endlich mit dem Apollinischen Worte «Erkenne dich selbst» auch als Menschheit Ernst machen." 

Japan: "Die Japaner, geisteswissenschaftlich studiert, sind vielfach gerade charakteristische wiederverkörperte Seelen, die in Europa zur Zeit der Völkerwanderung gelebt haben. ... In Asien drüben findet man die Seelen, die zur Völkerwanderungszeit und auch vor- und nachher in Europa gelebt haben; in Amerika die Seelen, die in Asien gerade zur Zeit des Geschehens des Mysteriums von Golgatha gelebt haben." [33]

Die materialistisch-mechanistische Betrachtungsweise kennt nicht den Flüssigkeitsorganismus, den Luftorganismus, den Wärmeorganismus, sondern nur den festen Organismus; Tonäther oder chemischer Äther im Flüssigkeitsorganismus; Ich - Wille - Wärmeorganismus - Wärmeäther, Astralleib- Fühlen - Luftorganismus - Lichtäther, Ätherleib - Vorstellen -Flüssigkeitsorganismus -chemischer Äther: "Es liegt ja natürlich ganz in der materialistisch-mechanistischen Betrachtungsweise, dass man nicht ins Auge fasst den Flüssigkeitsorganismus, den Luftorganismus, den Wärmeorganismus, sondern nur den festen Organismus. Aber man bekommt keine wirkliche Erkenntnis vom Menschen, wenn man sich nicht dazu herbeilassen will, diese Gliederung des Menschen in einen Wärmeorganismus, in einen Luftorganismus, in einen Wasserorganismus und in einen Erdorganismus gelten zu lassen. Wärmeorganismus, in ihm lebt vorzugsweise das Ich. Das Ich selber ist, ich möchte sagen, diejenige Geistorganisation, welche von sich aus kraftend das, was wir an Wärme in uns tragen, beherrscht, konfiguriert, nicht nur äußerlich in der Begrenzung konfiguriert, sondern innerlich durchkonfiguriert. Und das Seelische, wir können es nicht verstehen, wenn wir nicht dieses direkte Wirken des Ich auf die Wärme ins Auge fassen. Das Ich ist ja zunächst dasjenige im Menschen, welches den Willen in Tätigkeit versetzt, Willensimpulse verleiht. Wie verleiht das Ich Willensimpulse? Wir haben von einem anderen Gesichtspunkte aus davon gesprochen, wie die Willensimpulse zusammenhängen mit dem Tellurischen, im Gegensatze zu den Gedankenimpulsen, den Vorstellungsimpulsen, die mit dem Außertellurischen in Zusammenhang stehen. Aber indem das Ich die Willensimpulse eben doch beisammenhält, wo hat es den Weg, um nun diese Willensimpulse in den Organismus, in die ganze menschliche Wesenheit gewissermaßen hineinzutreiben? Das geschieht, indem der Wille zunächst in dem Wärmeorganismus des Menschen wirkt. Indem das Ich einen Willensimpuls hat, wirkt dieser Willensimpuls zunächst auf den menschlichen Wärmeorganismus. Natürlich ist unter den gegenwärtigen tellurischen Verhältnissen es nicht möglich, dass das in einer konkreten Wirklichkeit da ist, was ich nun beschreiben will. Dennoch aber kann man es als etwas im Menschen wesenhaft Vorhandenes ins Auge fassen. Man kann es ins Auge fassen, wenn man davon absieht, dass in dem Räume, den die menschliche Haut begrenzt, die feste Organisation ist. Wir sehen von ihr ab, wir sehen von der flüssigen Organisation ab, wir sehen auch von der luftförmigen Organisation ab. Dann bleibt uns der Raum erfüllt mit Wärme, die allerdings kommuniziert mit der äußeren Wärme. Aber das, was da drinnen wirtschaftet in dieser Wärme, was diese Wärme so macht, dass sie in Strömung, dass sie in innerlicher Bewegung ist, dass sie eben ein Organismus ist, das ist das Ich. Und wenn wir ins Auge fassen den menschlichen astralischen Leib, so ist dieser menschliche astralische Leib zunächst das, was in sich trägt alle Kräfte des Gefühles, des Fühlens. Die Kräfte des Fühlens, sie leben im astralischen Leib so, dass der astralische Leib wiederum diese Fühlkräfte zur physischen Wirksamkeit bringt in demjenigen, was dem Menschen zugrunde liegt als der Luftorganismus. Also könnte man sagen: So wie der Mensch nun einmal ist als Erdenmensch, bewirkt sein Ich durch den Wärmeorganismus das, was sich dann äußert, wenn der Mensch als Willenswesen in die Welt tritt. Was der astralische Leib erlebt als Gefühle und dann auswirkt in der irdischen Organisation, das stellt sich dar als der Luftorganismus. Und wenn wir zum ätherischen Organismus, zum ätherischen Leibe gehen, so enthält der in sich - allerdings zunächst mehr bildhaft als uns das bewußt wird, denn da tritt ja für das Bewußtsein noch der physische Leib ein, der die Bilder eben zu den bildphysischen Vorstellungen abschwächt -, er enthält in sich das eigentliche Vorstellen, insofern das Vorstellen bildlich ist; das wirkt auf den Flüssigkeitsorganismus. Sie sehen daraus, man kommt dem Seelischen näher, wenn man diese besonderen Organismen im Menschen betrachtet. Die materialistische Betrachtungsweise, die nur bei dem festen Gerüste stehenbleiben will, die es eigentlich wie eine Selbstverständlichkeit ausspricht, dass Wasser nicht organisiert sein kann - es ist eben organisiert im Organismus -, die muss ihrerseits dazu kommen, mit völligem Unverständnis dem Seelischen gegenüberzustehen; denn das Seelische ist unmittelbar vorhanden eben in diesen anderen Organismen. Und der eigentliche feste Organismus ist im Grunde genommen nur etwas, was, ich möchte sagen, wirklich Stütze bildet für die anderen Organismen. Wir haben den festen Organismus, der wie ein Stützgerüste dasteht aus Knochen, Muskeln und so weiter. Und in dieses  Stützgerüste hinein gliedert sich dann der flüssige Organismus, der in sich differenziert ist und der in sich eben durchaus konfiguriert ist, und in diesem flüssigen Organismus vibriert der Ätherleib, und in diesem flüssigen Organismus erzeugen sich die Gedanken. Wie erzeugen sie sich? Dadurch erzeugen sie sich, dass in diesem Flüssigkeitsorganismus in einer bestimmten Metamorphose sich geltend macht, was wir sonst in der Außenwelt kennenlernen als den Ton. Der Ton, er ist ja eigentlich etwas, was, man kann schon sagen, die menschliche Betrachtungsweise in hohem Maße irreführt. Wir vernehmen den Ton zunächst als Erdenmensch so, dass die Luft der Träger dieses Tones ist. Ja, aber die Luft ist eben nur der Vermittler für diesen Ton, der eigentlich in der Luft webt. Und derjenige, der bloß in den Luftschwingungen das Wesen des Tones sieht, der gleicht einem Menschen, der eben auch sagt: Der Mensch hat nur seinen physischen Organismus, da lebt kein Seelisches drinnen. - Es ist gerade so, wie wenn man am Menschen nur den physischen Organismus betrachtet und kein Seelisches darinnen sieht, wenn man bloß die Luftschwingungen als das Wesentliche des Tons betrachtet, die eigentlich nur der äußere Ausdruck sind. Was darinnen lebt als Ton, das ist im wesentlichen ein ätherisches Element. Und unser Luftton rührt eigentlich nur davon her, dass wir die Luft durchsetzt haben von dem Tonäther, was dasselbe ist wie der chemische Äther. Und indem dieser Äther die Luft durchsetzt, teilt er das, was in ihm lebt, der Luft mit, und es entsteht für unsere Wahrnehmung dasjenige, was wir den Ton nennen. Dieser selbe Tonäther, der zu gleicher Zeit der chemische Äther ist - wir werden von alledem bei anderer Gelegenheit genauer sprechen -, der lebt im wesentlichen in unserem Flüssigkeitsorganismus. So dass wir unterscheiden können: In unserem Flüssigkeitsorganismus haben wir unseren eigenen Ätherleib drinnen lebend; aber außerdem dringt von allen Seiten in ihn ein, was dem Ton als der Tonäther zugrunde liegt. Also bitte, unterscheiden Sie das ganz wohl. Wir haben in uns unseren Ätherleib, der arbeitet und wirkt, indem er Gedanken auswirkt, in unserem Flüssigkeitsorganismus. Aber in diesen Flüssigkeitsorganismus dringt fortwährend ein und aus, was wir den chemischen Äther nennen können. Wenn wir also unseren Organismus betrachten, so haben wir einen vollständigen ätherischen Organismus aus chemischem Äther, Wärmeäther, Lichtäther, Lebensäther bestehend, und außerdem haben wir ganz besonders, auf dem Wege durch den Flüssigkeitsleib aus- und eindringend, den chemischen Äther. Der astralische Leib, der sich im Fühlen äußert, lebt durch den Luftorganismus. Zu diesem Luftorganismus aber hat eine besondere Verwandtschaft nun wiederum eine andere Ätherart, welche die Luft besonders durchsetzt, der Lichtäther. In älteren Weltanschauungen wurde daher auf diese Verwandtschaft der sich ausbreitenden physischen Luft mit dem sie durchsetzenden Lichtäther immer besonders hingewiesen. Dieser Lichtäther, der gewissermaßen gerade von der Luft getragen wird, der verwandter ist eigentlich mit der Luft als der Ton, der dringt nun auch in unseren Luftorganismus besonders ein, und er liegt zugrunde demjenigen, was da aus- und eingeht in unserem Luftorganismus. Wir haben also unseren astralischen Leib, der das Fühlen in sich erlebt, der sich besonders wirksam erweist im Luftorganismus, und der da fortwährend zusammenstößt insbesondere mit dem Lichtäther. Und wir haben das menschliche Ich. Dieses menschliche Ich, welches sich durch den Willen im Wärmeorganismus betätigt, steht wiederum in Verbindung mit der äußeren Wärme, mit dem äußeren Wärmeäther, der da ein und ausgeht. Es ergeben sich daher die Zusammenhänge: Ich - Wille - Wärmeorganismus - Wärmeäther, Astralleib- Fühlen - Luftorganismus - Lichtäther, Ätherleib - Vorstellen -Flüssigkeitsorganismus -chemischer Äther. Nun bedenken Sie aber: der ätherische Leib, er bleibt in uns, auch wenn wir schlafen, auch vom Einschlafen bis zum Aufwachen. Da ist auch vom Einschlafen bis zum Aufwachen durch den Flüssigkeitsorganismus fortwährend dieses Ineinanderwirken von chemischem Äther mit dem ätherischen Leib im Inneren, Anders ist es schon beim astralischen Leib mit dem Fühlen. Der astralische Leib ist vom Einschlafen bis zum Aufwachen außerhalb des menschlichen Organismus; da wirkt nicht dieser astralische Leib mit dem Fühlen auf den Luftorganismus, sondern da wird der Luftorganismus, von dem wir ja sagen mussten, dass er im Zusammenhange steht mit der ganzen übrigen Umwelt, von außen unterhalten. Und der Mensch selber, insofern er seinen astralischen
Leib mit dem Fühlen enthält, geht heraus aus dem physischen Leib, ist also außerhalb dieses menschlichen Leibes und kommt dadurch in diejenige Welt hinein, mit der er zunächst in Beziehung steht durch den Lichtäther. Der Mensch lebt vom Einschlafen bis zum Aufwachen in demjenigen drinnen, direkt drinnen, das ihm in bezug auf den astralischen Leib im Wachzustand durch den Luftorganismus vermittelt wird. In einer ähnlichen Weise ist es für das Ich und den  Wärmeorganismus der Fall." 

Man bekommt erst ein Verständnis von der Beziehung des Menschen zur Umwelt, wenn man wirklich auf diese Gliederung des Menschen eingeht, die eigentlich die gewöhnliche mechanistische Betrachtungsweise gar nicht ins Auge fasst; Weltengeist, Weltenseele oder Weltenastralität, Wachen und Schlafen: "Nun ist im Menschen alles durchdrungen, und dadurch, dass das Ich im Wärmeorganismus ist und dieses Ich ja auch den Luftorganismus, den Flüssigkeitsorganismus und den festen Organismus durchdringt, durchdringt es sie eben gerade auch mit dem Wärmeorganismus, der nun in allem lebt. Es lebt also der Wärmeorganismus im Luftorganismus, es lebt der Wärmeorganismus, vom Ich durchkraftet, auch im Flüssigkeitsorganismus. Das ist dann der Weg, wie wir zum Beispiel zu suchen haben in der Blutzirkulation die Wirkungsweise des Ich. Die Wirkungsweise des Ich in der Blutzirkulation ist so vorhanden, dass auf dem Umwege durch den Wärmeorganismus das Ich auf die Blutzirkulation wirkt. Da wirkt das Ich als diejenige Wesenheit, welche den Willen gewissermaßen hinunterschickt von der Wärme aus durch die Luft in die Flüssigkeit hinein. So wirkt alles im Organismus aufeinander. Aber wir kommen nicht zu Rande, wenn wir bloß die allgemeinen abstrakten Vorstellungen des Aufeinanderwirkens haben, sondern wir kommen nur zu Rande, wenn wir im Konkreten uns vorstellen können, wie dieser Mensch gegliedert ist, wie alles dasjenige, was um ihn herum ist, an seiner Organisation teilnimmt. Und auch zum Verständnis des Schlafzustandes kommt man nur, wenn man diese Dinge genauer ins Auge fasst. Bedenken Sie doch, dass ja im Schlafzustande zunächst eben wirklich nur der physische Leib, also der physische Körper und der Ätherleib in derselben Weise vorhanden sind wie im Wachzustande; das Ich und der astralische Leib sind heraußen. So dass also, indem im schlafenden Menschen nur der physische Leib und der Ätherleib vorhanden sind, dasjenige in ihm wirken kann, auch auf den luftförmigen Organismus und den Wärmeorganismus, was innerhalb des physischen und des Ätherleibes. ist. Wenn wir den wachen Organismus haben, dann sehen wir aus dem Gesagten den Zusammenhang zwischen dem Ich und dem astralischen Leib und dem ganzen Organismus. Wenn wir im Schlaf das Ich und den astralischen Leib draußen haben, dann haben wir aber trotzdem in der menschenlichen Organisation die vier Elemente drinnen: das feste Stützgefüge, den Flüssigkeitsorganismus, aber auch den Luftorganismus, durch den sonst der astralische Leib wirkt, den Wärmeorganismus, durch den sonst das Ich wirkt. Wir haben diese darinnen, und die wirken ebenso organisiert, wie im wachen Zustande durch das Ich und den astralischen Leib organisierend gewirkt wird. Wir haben eben in unserem Schlafzustande statt unseres Ich, das draußen ist, den Geist in uns, der sonst die Welt durchsetzt und den wir im Wachen vertrieben haben durch unser Ich, das ein Teil von ihm ist. Wir haben unseren Wärmeleib durchzogen von dem Weltengeiste, wir haben unseren Luftorganismus durchzogen von dem, was wir Weltenseele, Weltenastralität nennen können, die wir sonst vertreiben, wenn wir wachen. So dass wir auch von diesem Gesichtspunkte jetzt Wachen und Schlafen betrachten können. Im Schlafe durchzieht unseren Wärmeorganismus die Weltengeistigkeit, die wir vertreiben, wenn wir aufwachen, durch das Ich, das ein Teil davon ist, denn es versorgt vom Aufwachen bis zum Einschlafen dasjenige, was sonst im Wärmeorganismus durch die Weltengeistigkeit bewirkt ist. Ebenso die Weltenastralität, wir vertreiben sie beim Aufwachen, wir geben ihr wiederum ihre Wirksamkeit in unserem Organismus, indem wir einschlafen. So dass wir sagen können: Indem wir schlafend unseren Leib verlassen, lassen wir einziehen in unseren Wärmeorganismus den Weltengeist, in unseren luftförmigen Organismus die Weltenseele, die Weltenastralität. Man kommt schon zu einem Verständnis der Beziehung des Menschen nicht nur zu der umliegenden physischen Welt, sondern man kommt, wenn man nur unbefangen genug in der Betrachtung des Menschen ist, auch dazu, einzusehen, wie der Mensch eine Beziehung hat zur Weltengeistigkeit und zur Weltenbeseelung oder zur Weltenastralität. Im Aufwachen gliedern sich gewissermaßen in die menschliche Organisation hinein das Ich und der astralische Leib; sie vertreiben Weltengeistigkeit und Weltenbeseeltheit, Weltenastralität. Das ist von der einen Seite die Sache betrachtet. Wir können sie nunmehr nach der Erkenntnisseite betrachten und Sie werden sehen, wie sich diese beiden Betrachtungen zusammenfügen werden." 

Traumbilder: "Wir werden nicht im Träumen eine Erkenntnis suchen in derselben Weise, wie wir sie im wachen Vorstellen und Wahrnehmen suchen. Aber in einer gewissen niedrigeren Weise ist das Träumen denn doch eine Erkenntnis. Es ist nämlich eine besondere Art physischer Selbsterkenntnis. Im groben kann man ja schon sehen, wie der Mensch innere Zustände in einer gewissen Weise träumt, wenn man, sagen wir, aufwacht mit dem Traume von einem kochenden Ofen, dessen Hitze man ausgestanden hat und dann beim Aufwachen eben einen Hitzezustand oder dergleichen im Inneren hat. Auch sonst sind die Träume in einer bestimmten Weise konfiguriert. Man träumt von Schlangen, wenn man irgendwie in den Gedärmen etwas nicht in Ordnung hat. Man träumt von irgendwelchen Höhlen, in die man sich verkriechen muss, wenn man Kopfschmerz hat und so weiter. Allein in einer dunklen, dämmerhaften Weise weist der Traum auf das innere organische Leben des Menschen hin, und wir können schon von einer gewissen niederen Erkenntnis im Traumleben sprechen. Es steigert sich das nur, wenn bei besonders sensitiven Menschen in den Träumen wirklich sehr genau Widerspiegelungen des Organismus vorkommen. Im tiefen Schlafe, im traumlosen Schlafe glauben wir ja in der Regel nichts zu erkennen. Wir halten den traumlosen Schlaf für die Erkenntnis für ganz bedeutungslos. Er ist es nicht. Er hat seine Erkenntnisaufgabe, allerdings eine individuell-persönliche für den Menschen. Würden wir nicht schlafen können, würde nicht fortwährend unser Leben vom Schlaf durchbrochen werden, so würden wir nicht kommen können zu einer deutlichen Ich-Vorstellung, zu einem deutlichen Innenleben. Wir würden immerfort das Äußere erleben und ganz im Äußeren aufgehen. Der Mensch beachtet das nur nicht genügend, weil er sich nun einmal nicht gewöhnt hat, die Dinge, die er erlebt, seelisch und organisch, wirklich unbefangen ins Auge zu fassen. Wir blicken zurück; wir verfolgen die Bilder unserer Erlebnisse bis zu dem Punkte, an den wir uns zurückerinnern. Aber diese ganze Erscheinungsströmung ist ja fortwährend jede Nacht unterbrochen von dem Schlafe. Den lassen wir aus, indem wir uns zurückerinnern. Wir denken nicht daran, dass der Mensch fortwährend in der Erinnerungsströmung vom Schlafe unterbrochen ist. dass er unterbrochen ist, das bedingt, dass wir gewissermaßen, allerdings unbewußt, neben dem, dass wir in ein erfülltes Feld hineinsehen, auch in ein Nichts hineinsehen." 

Der traumlose Schlaf: "Während der traumerfüllte Schlaf uns gewisse einzelne Teile in Bildern chaotisch spiegelt, gibt uns der traumlose Schlaf das Bewußtsein unserer Gesamtmenschlichkeit als Organismus, also auch eine Erkenntnis. Wir können sagen: Durch das wache Bewußtsein nehmen wir die äußere Welt wahr. Durch die Träume nehmen wir, allerdings dämmerhaft und unbestimmt, einzelnes aus unseren inneren organischen Zuständen wahr. Durch den traumlosen Schlaf wissen wir von unserer Gesamtorganisation, allerdings dumpf und dunkel, aber wir wissen eben durch den Schlaf von unserer Gesamtorganisation. Also haben wir schon gewissermaßen drei Erkenntnisstufen: den Schlaf, den
traumdurchsetzten Schlaf, den Wachzustand. Dann kommen wir zu den drei höheren Zuständen, zu der Imagination, zu der Inspiration, zu der Intuition. Das sind nun wiederum die höheren Zustände, die über dem wachen Bewußtsein liegen, die dadurch auch immer klarer werden, als Bewußtseinszustände auch immer klarere Erkenntnisse liefern, während wir, wenn wir unter das gewöhnliche Bewußtsein hinuntergehen, zu den chaotischen Erkenntnissen kommen, die uns aber für das gewöhnliche Erleben durchaus notwendig sind. Sehen Sie, so stellt sich gewissermaßen die Sache vom Bewußtseinsfeld dar. Wir dürfen nicht davon sprechen, dass wir nur in uns tragen dieses gewöhnliche Wachbewußtsein, wie wir auch nicht davon sprechen dürfen, dass wir nur in uns tragen den gewöhnlichen festen Organismus. Wir müssen davon sprechen, dass wir allerdings den festen Organismus zunächst als etwas haben, was deutlich begrenzt im Räume dasteht, so dass wir es, wenn wir ganz materialistisch denken, als die menschliche Organisation begreifen. Wir müssen denken, dass das gewöhnliche Bewußtsein zunächst klar dasteht, dass wir seine Vorstellungen in festen Konturen haben. Aber wir dürfen weder denken, dass wir nur den festen Leib haben, noch dass wir nur dieses Tagesbewußtsein haben, sondern wir haben den festen Leib durchsetzt vom Flüssigkeitsleib, der eine in sich verschwimmende, eine fluktuierende
Organisation hat, und wir haben wiederum das helle, klare Tagesbewußtsein durchsetzt von dem Traumbewußtsein, das nun nicht die Bilder mit den festen Konturen hat, sondern mit den verschwimmenden Konturen, wo gewissermaßen das Bewußtseinsleben flüssig wird. Und wir haben außer dem Flüssigkeitsorganismus den Luftorganismus, der sogar von etwas anderem versorgt wird als von uns selber, wenn wir im Schlafe sind, der also im Grunde genommen nicht ganz, sondern nur teilweise, vorübergehend mit unserem Seelischen zusammenhängt, nämlich nur im Wachzustande; aber wir haben das als einen besonderen Organismus in uns. Wir haben ein drittes Bewußtsein, ein dunkles Bewußtsein, das traumlose Schlafbewußtsein, wo nicht bloß die Vorstellungen verschwimmen, sondern wo sie sich bis zur inneren Finsternis abdämpfen, wo also das Bewußtsein gewissermaßen aufhört, von uns innerlich als bewußter Zustand erlebt zu werden, so wie unter gewissen Umständen der luftförmige Leib aufhört, von uns erlebt zu werden, wenn wir schlafen."

Schulpsychologie: "Da hat man auf der einen Seite den festen Leib, an den man sich mit der materialistischmechanistischen Vorstellung klammert; da haben wir auf der anderen Seite das Seelische, das eigentlich dem modernen Bewußtsein nur inhaltsvoll erscheint als das helle klare Tagesleben. Man geht nicht von diesem Bewußtsein (Ich) nach abwärts; denn geht man nach abwärts, kommt man in den Leib hinein. Man geht nicht vom geistigen Leib (Wärmeleib) nach abwärts; denn geht man nach abwärts, so kommt man in den festen Leib hinein. Sondern man betrachtet die zwei, die gar nicht zusammengehören: den festen Leib ohne den Flüssigkeitsleib, den Luftleib und den Wärmeleib; das klare Tagesbewußtsein ohne dasjenige, was eigentlich nur das innere Leibliche spiegelt, ohne das Traumbewußtsein und das Schlafbewußtsein. Und jetzt geht man von der Schulpsychologie aus und fragt: Wie lebt dieses Seelisch-Geistige in dem Physischen? ... Und lesen Sie die heutigen Seelenlehren durch, so werden Sie sehen, dass die unglaublichsten Hypothesen aufgestellt werden, wie die Seele auf den Leib wirkt. Aber das rührt nur davon her, dass man einen Teil des Leibes betrachtet, und dann etwas, das ganz davon abliegt, einen Teil des Seelischen betrachtet." [34]
 

15. Der Mensch im Kosmos IV; Gesundheit durch Bienentherapie, aber auch Wirkung der moralischen Ideale auf den physischen Leib, auf die Luftorganisation als Lichtquelle, auf die Flüssigkeitsorganisation als Tonquelle, auf die feste Organisation als Lebensquelle; moralische Ideale im Gegensatz zu theoretische Ideen; heutige und antike Astronomie; die zwei größten Ideale Freiheit und Liebe 

Man kann seine Gesundheit durch Naturheilkunde, insbesondere Bienentherapie, fördern, oft reicht aber schon eine spezielle Art der Begeisterung, auch die Herrlichkeit des Kosmos, die z.B.  durch die Musik der Romantiker, besonders Richard Wagner, vermittelt wird; Wirkung der moralischen Ideale auf den physischen Leib, auf die Luftorganisation als Lichtquelle, auf die Flüssigkeitsorganisation als Tonquelle, auf die feste Organisation als Lebensquelle: "Stellen wir uns einmal vor, der Mensch wird begeistert von einem hohen moralischen Ideal. Der Mensch kann sich wirklich innerlich seelisch begeistern für ein moralisches Ideal, für das Ideal des Wohlwollens, für das Ideal der Freiheit, das Ideal der Güte, der Liebe und so weiter. Er kann sich begeistern in konkreten Fällen für dasjenige, was durch diese Ideale angedeutet ist. dass aber das, was da in der Seele als Begeisterung vor sich geht, in die Knochen oder in die Muskeln fährt, so wie Knochen oder Muskeln von der heutigen Physiologie oder heutigen Anatomie betrachtet werden, das kann sich natürlich niemand vorstellen. Aber Sie werden darauf kommen, wenn Sie nur mit sich selbst innerlich ordentlich zu Rate gehen, dass Sie sich sehr wohl vorstellen können - und es ist auch so - , dass, wenn der Mensch begeistert ist für ein hohes moralisches Ideal, dann ein Einfluss ausgeübt wird von dieser inneren Begeisterung auf den Wärmeorganismus. Und dann ist man schon im Physischen drinnen vom Seelischen aus! So dass man sagen kann, wenn wir dieses Beispiel herausgreifen: Moralische Ideale drücken sich aus durch eine Erhöhung der Wärme im Wärmeorganismus. - Der Mensch wird nicht nur seelisch wärmer, der Mensch - wenn das auch nicht so leicht mit irgendeinem physikalischen Instrument nachweisbar ist - wird wirklich durch dasjenige, was er erlebt an moralischen Idealen, innerlich wärmer. Also es wirkt anregend auf den Wärmeorganismus. Das müssen Sie sich nun als einen konkreten Vorgang vorstellen: Begeisterung für ein moralisches Ideal: Belebung des Wärmeorganismus. - Es geht im Wärmeorganismus lebhafter zu, wenn ein moralisches Ideal die Seele durchglüht. Aber es bleibt auch für die übrige Organisation des Menschen nicht ohne Wirkung. Außer dem Wärmeorganismus, der gewissermaßen sein höchster physischer Organismus ist, hat ja der Mensch den Luftorganismus. Er atmet die Luft ein, er atmet die Luft aus; aber während des Ein- und Ausatmens ist die Luft in ihm. Sie ist allerdings innerlich in Bewegung, in Fluktuation; aber das ist auch eine Organisation, das ist ein wirklicher Luftorganismus, der in ihm lebt, geradeso wie der Wärmeorganismus. Indem nun durch ein moralisches Ideal die Wärme belebt wird, wirkt sie, weil ja die Wärme im ganzen Organismus, in allen Organismen wirksam ist, wiederum auf den Luftorganismus. Diese Wirkung auf den Luftorganismus ist aber nicht bloß eine erwärmende, sondern wenn die Wärme, welche regsam wird im Wärmeorganismus, auf den menschlichen Luftorganismus wirkt, so teilt sie ihm all dasjenige mit, was ich nicht anders benennen kann als eine Lichtquelle. Gewissermaßen Keime des Leuchtens teilen sich dem Luftorganismus mit, so dass also moralische Ideale,  die auf den Wärmeorganismus anregend wirken, im Luftorganismus Lichtquellen auslösen. Diese Lichtquellen werden für das äußere Bewußtsein, für die äußere Wahrnehmung allerdings nicht leuchtend, aber in dem menschlichen astralischen Leib erscheinen diese Lichtquellen. Sie sind zunächst gebunden, wenn ich mich dieses physikalischen Ausdruckes bedienen darf, durch die Luft selber, die der Mensch in sich trägt. Sie sind gewissermaßen noch dunkles Licht, wie ja der Pflanzenkeim auch noch nicht die ausgebildete Pflanze ist. Aber der Mensch trägt dadurch, dass er sich begeistern kann für moralische Ideale oder für moralische Vorgänge, einen Lichtquell in sich. Als weiteren Organismus haben wir in uns den Flüssigkeitsorganismus. Indem die Wärme im Wärmeorganismus wirkt und, vom moralischen Ideal ausgehend, im Luftorganismus dasjenige auslöst, was man eine Lichtquelle nennen kann, die zunächst gebunden bleibt, verborgen bleibt, löst sich im Flüssigkeitsorganismus, weil sich alles in der menschlichen Organisation, wie gesagt, mitteilt, dasjenige aus, wovon ich gestern gesprochen habe, dass es eigentlich dem äußeren Lufttönen zugrunde liegt. Die Luft ist ja nur der Körper des Tones, sagte ich gestern, und wer etwa das Wesen des Tones in den Luftschwingungen sucht und von nichts weiter spricht, der spricht vom Tönen so, wie man vom Menschen spricht, wenn man nur vom äußeren sichtbaren Leibe spricht. Die Luft mit ihren schwingenden Wellen ist nichts anderes als der äußere Körper für den Ton. Im Menschen wird dieser Ton nicht im Luftorganismus ausgelöst, dieser geistige Ton, sondern er wird gerade im Flüssigkeitsorganismus ausgelöst durch das moralische Ideal. Also hier werden die Tonquellen ausgelöst. Und gewissermaßen als den festesten Organismus, als den, der alle übrigen Organismen stützt und trägt, betrachten wir den festen Organismus. Auch in ihm wird etwas ausgelöst, so wie in den anderen Organisationen; nur wird in dem festen Organismus dasjenige ausgelöst, was wir Lebenskeim nennen können, aber ätherischen Lebenskeim, nicht physischen Lebenskeim, wie er sich dann durch die Geburt loslöst von der menschlichen weiblichen Organisation, sondern es wird der ätherische Lebenskeim losgelöst. Das, was da als ätherischer Lebenskeim lebt, es ist ja im tiefsten Unterbewußtsein unten; schon dasjenige, was die Tonquellen sind, ja in gewissem Sinne sogar das, was Lichtquelle ist. Das ist für das gewöhnliche Bewußtsein verborgen, aber es ist im Menschen. Stellen Sie sich alles vor, was Sie im Leben durchlebt haben an Hinwendungen Ihrer Seele an die moralischen Ideen, sei es, dass Sie diese moralischen Impulse sympathisch gefunden haben, indem Sie sie bloß als Ideen erfassten, sei es, dass Sie sie gesehen haben an anderen, sei es, dass Sie in der Ausführung in einer gewissen Weise innerlich befriedigt sein konnten mit Ihrem eigenen Tun, indem Sie dieses Tun durchglüht sein lassen von den moralischen Idealen, all das geht hinunter in die Luftorganisation als Lichtquelle, in die Flüssigkeitsorganisation als Tonquelle, in die feste Organisation als Lebensquelle. All das löst sich in einer gewissen Weise von dem, was im Menschen bewußt ist, ab. Aber der Mensch trägt es in sich. Es wird frei, wenn der Mensch seine physische Organisation mit dem Tode ablegt. Was so durch unsere moralischen Ideale, was gerade durch die reinsten Ideen in unserer Organisation ausgelöst wird, das wird zunächst nicht fruchtbar. Für das Leben zwischen Geburt und Tod fruchtbar werden eben die moralischen Ideen selber, insofern wir im Ideenleben bleiben und indem wir eine gewisse Genugtuung haben über dasjenige, was wir moralisch vollbracht haben. Das hat aber lediglich mit der Erinnerung zu tun, das hat nichts zu tun mit dem, was hinuntergedrängt wird in die Organisation dadurch, dass wir moralische Ideale sympatisch finden. Wir sehen also hier, wie tatsächlich unsere ganze Organisation, ausgehend von unserem Wärmeorganismus, durchdrungen wird von den moralischen Idealen. Und wenn wir mit dem Tod herauslösen aus unserer physischen Organisation unseren ätherischen Leib, unseren astralischen Leib, unser Ich, dann sind wir in diesen höheren Gliedern der Menschennatur durchdrungen von Eindrücken, die wir gehabt haben. Wir waren mit unserem Ich in unserem Wärmeorganismus, indem die moralischen Ideale belebt haben unsere eigene Wärmeorganisation. Wir waren in unserem Luftorganismus, wo Lichtquellen gepflanzt worden sind, die nun nach unserem Tod in den Kosmos mit uns hinausgehen. Wir haben in unserem Flüssigkeitsorganismus den Ton angeregt, der zur Sphärenmusik wird, mit der wir hinaustönen in den Kosmos. Wir bringen Leben hinaus, indem wir durch die Pforte des Todes gehen. Sie ahnen an dieser Stelle, was das Leben, das ausgegossen ist in der Welt, eigentlich ist. Wo liegen die Quellen des Lebens? Sie liegen in dem, was die moralischen Ideale anregt, die im Menschen begeisternd wirken. Wir kommen darauf, uns sagen zu müssen, dass, wenn wir heute uns durchglüht sein lassen von moralischen Idealen, diese Leben und Ton und Licht hinaustragen und weltenschöpferisch werden. Wir tragen das Weltenschöpferische hinaus, und der Quell des Weltenschöpferischen ist das Moralische." [35]

Moralische Ideale im Gegensatz zu theoretische Ideen, letztere wirken erkältend auf den Wärmeorganismus, lähmend auf den Luftorganismus und lähmend auf die Lichtquelle, auf die Lichtentstehung, ertötend auf den Weltenton, und sie wirken auslöschend auf das Leben: "Sie sehen, wir finden eine Brücke, wenn wir den ganzen Menschen betrachten, zwischen den moralischen Idealen und demjenigen, was draußen in der physischen Welt belebend, auch chemisch wirkt. Denn der Ton ist es, der chemisch wirkt, der die Stoffe zusammenbringt und auseinanderanalysiert. Und das Leuchtende in der Welt, es hat seinen Quell in den moralischen Erregungen, in den Wärmeorganismen der Menschen. Wir blicken in die Zukunft hinein, da bilden sich  Weltgestalten. Und wie wir bei der Pflanze zurückgehen müssen auf den Keim, so müssen wir bei den zukünftigen Welten, die sich gestalten werden, zurückgehen auf die Keime, die als moralische Ideale in uns selber liegen. Betrachten Sie jetzt theoretische Ideen im Gegensatz zu moralischen Idealen. Mit theoretischen Ideen, und wenn sie auch noch so bedeutsam sind, verhält es sich ganz anders. Bei theoretischen Ideen haben wir tatsächlich eine Abregung, eine Erkühlung des Wärmeorganismus zu verzeichnen. So dass wir also sagen müssen: Theoretische Ideen wirken erkältend auf den Wärmeorganismus. - Das ist der Unterschied in der Wirkung auf die menschliche Organisation. Moralische oder nach dem Moralisch-Religiösen hingeordnete Ideen, diejenigen, die uns in Begeisterung versetzen, indem sie Impulse unseres Handelns werden, sie wirken in dieser Weise weltschöpferisch. Theoretische Ideen wirken zunächst abregend, erkältend auf den Wärmeorganismus. Dadurch, dass sie erkältend auf den Wärmeorganismus wirken, wirken sie auch lähmend auf den Luftorganismus und wirken lähmend auf die Lichtquelle, auf die Lichtentstehung. Sie wirken weiter ertötend auf den Weltenton, und sie wirken auslöschend auf das Leben. Es kommt zu Ende dasjenige, was in der Vorwelt geschaffen worden ist, in unseren theoretischen Ideen. Indem wir theoretische Ideen fassen, erstirbt in ihnen ein Weltenall. Wir tragen in uns das Ersterben eines Weltenalls, wir tragen in uns das Aufgehen eines Weltenalls." 

Heutige und antike Astronomie (Astrologie, Astrosophie); psychophysischer Parallelismus, der ja nichts anderes ist als ein törichtes Auskunftsmittel über etwas, was man nicht weiß: "Im Menschen wird zu Ende geführt die Stofflichkeit durch sein theoretisches Denken; es wird neu belebt die Stofflichkeit und die Weltenkraft durch sein moralisches Denken. So greift dasjenige, was innerhalb der menschlichen Haut geschieht, in Weltenvergehen und Weltenentstehen ein. So gliedern sich zusammen Moralisches und Natürliches. Das Natürliche vergeht im Menschen; im Moralischen entsteht neues Natürliches. Weil man auf diese Dinge nicht hinschauen wollte, erfand man die Ideen von der Unvergänglichkeit des Stoffes und der Kraft. Wenn die Kraft unvergänglich wäre, wenn der Stoff unvergänglich wäre, gäbe es keine moralische Weltordnung. Das will man nur heute verdecken, und die heutige Weltanschauung hat alle Ursache, das zu verdecken, denn sie müsste eigentlich die moralische Weltordnung auslöschen, und sie wird ausgelöscht, wenn man von dem Gesetz der Erhaltung des Stoffes und der Kraft spricht. Denn erhält sich irgendwie der Stoff, erhält sich irgendwie die Kraft, dann ist die moralische Weltordnung nichts weiter als eine Illusion, ein Scheingebilde. Erst dadurch kommt man dazu, den gesamten Gang der Welt zu verstehen, dass man einsieht, wie aus diesem «Scheingebilde» - das ist es ja zunächst, weil es in Gedanken lebt - der moralischen Weltordnung neue Welten erstehen. Das alles aber ergibt sich nicht, wenn man nur die festen Bestandteile der menschlichen Organisation betrachtet, sondern wenn man hinausgeht durch den Flüssigkeits- und Luftorganismus bis zum Wärmeorganismus. Den Zusammenhang des Menschen mit der Welt, man wird ihn nur verstehen, wenn man gewissermaßen das Physische bis zu jener Verfeinerung, Verdünnung verfolgt, wo unmittelbar das Seelische in dieses verdünnte Physische, wie bei der Wärme, eingreifen kann. Dann findet man den Zusammenhang zwischen dem Körperlichen und dem Seelischen. Noch so viele Psychologien, Seelenlehren können geschrieben werden: Wenn sie ausgehen von dem, was heute durch die Anatomie und Physiologie betrachtet wird, so wird man bei diesen festen oder fest-flüssigen, weich-fest gedachten Körpern keinen Übergang finden können zum Seelischen, das überhaupt nicht seelisch erscheint. Wenn man aber das Körperliche bis zur Wärme verfolgt, dann wird man eine Brücke schlagen können von dem, was in den Körpern als Wärme existiert, zu demjenigen, was von der Seele aus in die Wärme des eigenen menschlichen Organismus hineinwirkt. Wärme ist äußerlich in den Körpern, Warme ist innerlich im menschlichen Organismus, und indem die Wärme selbst im Menschen organisiert ist, greift die Seele, das Seelisch-Geistige, in diesen Wärmeorganismus ein, und auf dem Umwege durch die Wärme greift ein alles das, was wir innerlich moralisch erleben. Ich meine jetzt natürlich mit dem Moralischen nicht nur, was sich der Philister unter moralisch allein vorstellt, sondern ich meine die Gesamtheit alles Moralischen, also auch diejenigen Impulse, die wir zum Beispiel gewinnen, wenn wir die Herrlichkeit des Kosmos betrachten, wenn wir uns sagen: Wir sind aus dem Kosmos heraus geboren, wir sind verantwortlich für das, was in der Welt vorgeht, wenn wir uns begeistern lassen, in die Zukunft hineinzuwirken aus den Erkenntnissen der Geisteswissenschaft heraus. - Und wenn wir die Geisteswissenschaft selber als einen Quell des Moralischen betrachten, dann können wir am meisten begeistert sein für dasjenige, was moralisch ist, dann wird solche Begeisterung, die aus geisteswissenschaftlicher Erkenntnis wirkt, zu gleicher Zeit ein Quell des im höheren Sinne Moralischen sein. Aber, was man gewöhnlich moralisch nennt, ist nur eine Unterabteilung des Moralischen im allgemeinen. Alle diejenigen Ideen, die wir uns über die äußere Welt machen, über fertige Naturanordnungen, sind theoretische Ideen. Wir können uns noch so stark mathematisch-mechanisch eine Maschine vorstellen, noch so stark mathematisch-mechanisch uns das Weltenall im Sinne des kopernikanischen Systems vorstellen, was wir so als theoretische Ideen gewinnen, ist Sterbekraft in uns, ist dasjenige, was Leiche des gesamten Weltalls in uns ist als Gedanke, als Vorstellung. Diese Dinge schaffen immer mehr und mehr eine Einsicht in die Gesamtheit, in die totale Welt. Und es stehen nicht zwei Ordnungen, eine Naturordnung und eine moralische Ordnung, nebeneinander, sondern beide sind eines, und das ist es, was der Mensch der Gegenwart braucht, sonst wird er immer dastehen und sagen: Was mache ich mit meinen moralischen Impulsen in einer Welt, die doch nur eine natürliche Ordnung hat? - Das war ja die auf den Gemütern des 19. Jahrhunderts, des beginnenden 20. Jahrhunderts furchtbar lastende Frage: Wie ist ein Übergang denkbar von dem Natürlichen ins Moralische, von dem Moralischen ins Natürliche? - Nichts anderes wird zur Lösung dieser bangen schicksalsschweren Frage beitragen können, als allein das geisteswissenschaftliche Durchschauen sowohl der Natur auf der einen Seite wie des Geistes auf der anderen Seite. Wenn man die Voraussetzungen hat, die aus solchen Erkenntnissen kommen, dann wird man mit ihnen nun sich auch entgegenstellen können dem, was einem auf gewissen Gebieten als äußere Wissenschaft erscheint, und was ja auch heute schon in das populäre Bewußtsein hinübergegangen ist. Wir haben als eine Grundlage unseres Weltbildes heute die kopernikanische Weltanschauung anzusehen. Diese kopernikanische Weltanschauung, die dann Kepler weiter ausgebildet, Newton vertheoretisiert hat, sie wurde ja allerdings verpönt bis zum Jahre 1827 von der katholischen Kirche. Kein rechtgläubiger Katholik durfte sie bis dahin glauben. Seither ist es ihm erlaubt, sie zu glauben. Aber sie ist so sehr in das populäre Bewußtsein übergegangen, dass natürlich heute jemand als ein Tropf gelten würde, der nicht die Welt im Sinne dieses kopernikanischen Weltbildes anschauen würde. Was ist dieses kopernikanische Weltenbild? Es ist eigentlich etwas, was nur nach mathematischen Grundsätzen, nach mathematischen Prinzipien und Anschauungen ausgebildet ist, nach mathematisch-mechanischen Anschauungen, können wir sagen. Und wir können dann vergleichen dieses Weltenbild, das sich ja langsam innerhalb der griechischen Weltanschauung vorbereitet hat, die noch immer die Reste früherer Gedankenrichtungen, zum Beispiel im ptolemäischen Weltenbilde gehabt hat, dann aber sich weiter ausgebildet hat zu dem, was eben heute jedem Kinde gelehrt wird als kopernikanisches Weltbild; wir können von diesem Weltbild zurückschauen in alte Zeiten der Menschheit. Da haben wir ein anderes Weltbild. Von dem ist nur zurückgeblieben, was heute jene Traditionen bewahren, die ja auch auf recht dilettantischer Basis stehen, so wie sie heute unter den Menschen figurieren, was als Astrologie und dergleichen existiert. Das ist als Reste alter Astronomie zurückgeblieben, oder es ist wohl auch zurückgeblieben dasjenige, was verknöchert, erstarrt gewisse Geheimgesellschaften,  Freimaurergesellschaften und dergleichen in ihren Symbolen haben. Die Leute wissen gemeiniglich nicht, dass das Reste alter Astronomie sind. Aber es war eine andere Astronomie, es war eine Astronomie, welche nicht in demselben Sinne auf bloß mathematischen Prinzipien aufgebaut war, wie es die heutige Astronomie ist, sondern diese alte Astronomie war aus alten hellseherischen Anschauungen heraus entstanden. Man macht sich heute ganz falsche Vorstellungen von der Art und Weise, wie die ältere Menschheit zu ihren astronomischastrologischen Vorstellungen gekommen ist. Sie kam durch gewisse instinktiv-hellseherische Anschauungen des Weltenalls dazu. Es nahmen die ältesten nachatlantischen Völker ebenso Geistgebilde, Geistwesen in den Weltenkörpern wahr, wie heute der Mensch in den Weltenkörpern bloße physische Gebilde sieht. Wenn unter alten Völkern von Weltenkörpern, von Planeten oder Fixsternen gesprochen wurde, wurde von Geistwesen gesprochen. Heute stellt man sich vor, dass die Sonne irgendein brennender Gasball ist, dass sie Licht in die Welt hinausstrahlt, weil sie ein brennender Gasball ist. Die alten Völker haben sich vorgestellt, dass die Sonne ein lebendiges Wesen ist, und sie sahen in dem, was ihren Augen als Sonne erschien, im Grunde genommen nur den äußeren leiblichen Ausdruck für dieses Geistwesen, das sie da draußen, wo die Sonne steht, vermuteten; ebenso für die anderen Himmelskörper. Geistwesen sahen sie. Wir müssen uns vorstellen, dass es eine Zeit gab, welche ziemlich lange vor dem Eintreten des Mysteriums von Golgatha schon zu Ende gegangen ist, wo alles dasjenige, was da draußen im Weltenall eine Sonne, was in den Sternen war, als Geistwesen vorgestellt worden ist; dass dann, ich möchte sagen, eine Zwischenzeit war, wo man nicht recht wußte, wie man sich das vorzustellen habe, wo man auf der einen Seite allerdings die Planeten, die da sind, schon wie etwas Physisches ansah, sie aber doch sich belebt dachte von Seelen. In diesen Zeiten, in denen man nicht mehr gewußt hat, wie das Physische nach und nach in das Seelische übergeht, wie das Seelische nach und nach in das Physische übergeht, wie im Grunde genommen beides eines ist, statuierte man auf der einen Seite ein Physisches, auf der anderen Seite ein Seelisches. Und man dachte es sich ebenso zusammen, wie sich heute die meisten Psychologen noch, wenn sie überhaupt ein Seelisches annehmen, das Seelische und das Physische im Menschen zusammendenken, was ja natürlich zu nichts anderem als zu einem absurden Denken führt; oder wie der psychophysische Parallelismus es annimmt, was ja wiederum nichts anderes ist als ein törichtes Auskunftsmittel über etwas, was man nicht weiß. Dann kam die Zeit, in der man die Weltenkörper als physische Wesenheiten ansah, die nach mathematischen Gesetzen kreisen oder stillstehen, sich anziehen und abstoßen und so weiter. Allerdings, es ging durch alle Zeiten, in den älteren Zeiten mehr instinktiv, ein Wissen davon, wie die Dinge wirklich sind. Jetzt kommt es so, dass das instinktive Wissen nicht ausreicht, dass mit vollständigem Bewußtsein dasselbe errungen werden muss, was früher instinktiv gewußt wurde. ... Das ist allerdings eben für das gewöhnliche menschliche Wahrnehmen zunächst unwahrnehmbar, wie da hinausstrahlt von der Erde, was in dem Menschen Moralisches lebt. Ja, wenn über die ganze Erde heraufziehen würde ein trauriges Zeitalter, in dem Millionen und aber Millionen von Menschen nur in Ungeistigkeit vergehen würden - das Geistige zu gleicher Zeit hier einschließlich des Moralischen gedacht, denn so ist es ja auch - , dann würde, wenn nur ein Dutzend Menschen mit heller moralisch-geistiger Begeisterung da wären, doch die Erde erstrahlen geistig-sonnenhaft. Dasjenige, was da ausstrahlt, das strahlt nur bis zu einer gewissen Entfernung. In dieser Entfernung spiegelt es sich gewissermaßen in sich selbst, und es entsteht hier die Spiegelung desjenigen, was von dem Menschen ausstrahlt. Und diese Spiegelung, die sahen die Initiierten aller Zeiten als die Sonne an. Denn da ist nichts Physisches, ich habe es oft gesagt. Wo die äußere Astronomie davon redet, dass ein glühender Gasball ist, da ist nur die Widerspiegelung eines Geistigen, das physisch erscheint." [36] 

Die zwei größten Ideale Freiheit und Liebe: "Geradeso wie wir zur Freiheit kommen durch die Durchstrahlung des Gedankenlebens mit dem Willen, so kommen wir zur Liebe durch die Durchsetzung des Willenslebens mit Gedanken. Wir entwickeln in unserem Handeln Liebe dadurch, dass wir die Gedanken hineinstrahlen lassen in das Willensgemäße; wir entwickeln in unserem Denken Freiheit dadurch, dass wir das Willensgemäße hineinstrahlen lassen in die Gedanken. Und da wir als Mensch eine Ganzheit, eine Totalität sind, so wird, wenn wir dazu kommen, in dem Gedankenleben die Freiheit und in dem Willensleben die Liebe zu finden, in unserem Handeln die Freiheit, in unserem Denken die Liebe mitwirken. Sie durchstrahlen einander, und wir vollziehen ein Handeln, ein gedankenvolles Handeln in Liebe, ein willensdurchsetztes Denken, aus dem wiederum das Handlungsgemäße in Freiheit entspringt. Sie sehen, wie im Menschen die zwei größten Ideale zusammenwachsen, Freiheit und Liebe. Und Freiheit und Liebe sind auch dasjenige, was eben der Mensch, indem er dasteht in der Welt, in sich so verwirklichen kann, dass gewissermaßen das eine mit dem anderen sich gerade durch den Menschen für die Welt verbindet. Man wird nun fragen müssen: Wodurch ist denn das Ideal, das höchste, in diesem willensdurchstrahlten Gedankenleben zu erreichen? - Ja, wenn das Gedankenleben etwas wäre, das materielle Vorgänge darstellte, dann könnte das eigentlich gar nie eintreten, dass der Wille ganz in die Sphäre der Gedanken gewissermaßen hineinträte und in der Sphäre des Gedankens das Willensmäßige immer mehr und mehr Platz griffe. Stellen Sie sich vor, da wären materielle Vorgänge - der Wille könnte in diese materiellen Vorgänge höchstens organisierend hineinstrahlen. Nur dann kann der Wille wirksam sein, wenn das Gedankenleben als solches keine äußere physische Realität hat, wenn das Gedankenleben etwas ist, was der äußeren physischen Realität bar ist. Was muss es also sein? Nun, Sie werden sich klarmachen können, was es sein muss, wenn Sie von einem Bilde ausgehen. Wenn Sie hier einen Spiegel haben und hier einen Gegenstand, der Gegenstand im Spiegel sich spiegelt, dann können Sie hinter den Spiegel gehen, Sie finden nichts. Sie haben eben ein Bild. Solches Bilddasein haben unsere Gedanken. Wodurch haben sie ein solches Bilddasein? Nun, Sie brauchen sich nur zu erinnern, was ich Ihnen über das Gedankenleben gesagt habe. Es ist ja eigentlich als solches gar nicht im gegenwärtigen Augenblick Realität. Das Gedankenleben strahlt herein aus unserem Vorgeburtlichen, oder sagen wir aus dem Dasein vor der Empfängnis. Das Gedankenleben hat seine Realität zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Und geradeso wie hier der Gegenstand vor dem Spiegel steht und aus dem Spiegel nur Bilder kommen, so ist dasjenige, was wir als Gedankenleben entwickeln, im Grunde genommen ganz real durchlebt zwischen dem Tode und der neuen Geburt und strahlt nur herein in dieses Leben, das wir seit der Geburt vollbringen. Als denkende Wesen haben wir in uns nur eine Spiegelbild-Realität. Dadurch kann die andere Realität, die gerade aus unserem Stoffwechsel, wie Sie wissen, aufstrahlt, die bloße Spiegelbild-Realität des Gedankenlebens durchdringen. Man sieht am klarsten, wenn man überhaupt unbefangenes Denken entfalten will, was heute in dieser Beziehung allerdings sehr selten ist, dass das Gedankenleben ein Spiegelbilddasein hat, wenn man das reinste Gedankenleben ins Auge fasst, das mathematische. Dieses mathematische Gedankenleben fließt ganz aus unserem Inneren herauf. Aber es hat nur ein Spiegeldasein. Sie können allerdings durch die Mathematik alle äußeren Gegenstände bestimmen; aber die mathematischen Gedanken selber sind eben nur Gedanken und sie haben bloß ein Bilddasein. Sie sind etwas, was nicht aus irgendeiner äußeren Realität gewonnen ist. Abstraktlinge wie Kant gebrauchen auch ein abstraktes Wort. Sie sagen: Die mathematischen Vorstellungen sind a priori. - A priori, das heißt: bevor etwas anderes da ist. Aber warum sind mathematische Vorstellungen a priori? Weil sie hereinstrahlen aus dem vorgeburtlichen beziehungsweise vor der Empfängnis liegenden Dasein; das macht ihre Apriorität aus. Und dass sie uns für unser Bewußtsein als real erscheinen, das rührt davon her, dass sie vom Willen durchstrahlt sind. Diese Durchstrahlung des Willens macht sie real. Bedenken Sie einmal, wie abstrakt das moderne Denken geworden ist, indem es abstrakte Worte gebraucht für etwas, was man seiner Realität nach eben nicht durchschaut. dass wir uns die Mathematik mitbringen aus unserem vorgeburtlichen Dasein, das spürte gewissermaßen ein Kant und nannte deshalb die mathematischen Urteile a priori. Aber mit a priori ist weiter nichts gesagt, denn es ist auf keine Realität hingedeutet, es ist auf etwas bloß Formales hingedeutet. Alte Traditionen sprechen gerade hier bei dem, was Gedankenleben ist, was in seinem Bilddasein angewiesen ist, vom Willen durchstrahlt zu werden, um zur Realität zu werden - alte Vorstellungen sprechen hier von Schein. Sehen wir uns den anderen Pol des Menschen an, wo die Gedanken nach dem Willensmäßigen hinstrahlen, wo in Liebe die Dinge vollbracht werden: da prallt gewissermaßen unser Bewußtsein an der Realität ab. Sie können nicht hineinschauen in jenes Reich der Finsternis - für das Bewußtsein das Reich der Finsternis -, wo der Wille sich entfaltet, indem Sie auch nur Ihren Arm erheben oder Ihren Kopf drehen, wenn Sie nicht zu übersinnlichen Vorstellungen greifen. Sie bewegen Ihren Arm; aber was da Kompliziertes vorgeht, das bleibt dem gewöhnlichen Bewußtsein geradeso unbewußt wie die Dinge des tiefen Schlafes, der traumlos ist. Wir sehen unseren Arm an, wir sehen, wie unsere Hand greifen kann. Das alles ist, weil wir die Sache mit Vorstellungen, mit Gedanken durchsetzen. Aber die Gedanken selber, die in unserem Bewußtsein sind, sie bleiben auch hier Schein. Das Reale aber ist es, in dem wir leben, und das nicht ins gewöhnliche Bewußtsein heraufstrahlt. Alte Traditionen sprachen hier von Gewalt, weil dasjenige, in dem wir als Realität leben, zwar von dem Gedanken durchsetzt wird, aber der Gedanke doch in einer gewissen Weise in dem Leben zwischen Geburt und Tod davon abgeprallt ist. Zwischen beiden drinnen liegt der Ausgleich, liegt dasjenige, was den Willen, der gewissermaßen nach dem Haupte strahlt, die Gedanken, die sozusagen mit dem Herzen, in unserem Handeln in Liebe erfühlt werden, was diese beiden miteinander verbindet: das gefühlsmäßige Leben, das sowohl nach dem Willensmäßigen hinzielen kann, wie nach dem Gedanken hinzielen kann. Wir leben in einenr Elemente im gewöhnlichen Bewußtsein, wodurch wir auf der einen Seite dasjenige erfassen, was in unserem zur Freiheit hinneigenden, willensdurchsetzten Denken zum Ausdruck kommt, auf der anderen Seite, wo wir versuchen, immer gedankenvoller dasjenige zu haben, was in unser Handeln übergeht. Und was die Verbindungsbrücke zwischen beiden bildet, das nannte man von alten Zeiten her die Weisheit. Goethe hat in seinem Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie in den drei Königen, dem goldenden König, dem silbernen König, dem ehernen König, hingewiesen auf diese alten Traditionen. Wir haben ja auch schon von anderen Gesichtspunkten aus gezeigt, wie wiederum aufleben müssen, aber in einer ganz anderen Form, diese drei Elemente, auf die eine alte, instinktive Erkenntnis hinweisen konnte, und die nur wieder aufleben können, wenn der Mensch die Erkenntnisse der Imagination, der Intuition, der Inspiration aufnimmt. Was aber geht denn eigentlich vor, indem der Mensch sein Gedankenleben entwickelt? Eine Realität wird zum Schein. Das ist sehr wichtig, dass man sich darüber klar werde. Wir tragen unser Haupt, das in seiner Verknöcherung und in seiner Neigung zum Verknöchern bildhaft ja schon äußerlich das Erstorbene gegenüber der anderen, frischen Körperorganisation zeigt. Wir tragen in unserem Haupte zwischen Geburt und Tod dasjenige, was aus einer Vorzeit, wo es Realität war, hereinragt als Schein, und wir durchstrahlen von unserem übrigen Organismus den Schein mit dem realen Elemente, das aus unserem Stoffwechsel kommt, mit dem realen Elemente des Willens. Da haben wir eine Keimbildung, die zunächst in unserem Menschentum abläuft, die aber eine kosmische Bedeutung hat. Denken Sie sich, ein Mensch ist geboren in irgendeinem Jahre, vorher war er in der geistigen Welt; er geht aus der geistigen Welt heraus, indem dasjenige, was da als Gedanke Realität war, in ihm zum Schein wird, und er überführt in diesen Schein die Willenstätigkeit, die aus einer ganz anderen Richtung herkommt, die aus seinem übrigen, nichthauptlichen Organismus aufsteigt. Das ist dasjenige, wodurch die in den Schein ersterbende Vergangenheit wiederum angeregt wird durch das, was im Willen erstrahlt, zur Realität der Zukunft. Verstehen wir recht: Was geschieht, wenn der Mensch sich zum reinen, das heißt, willensdurchstrahlten Denken erhebt? In ihm entwickelt sich auf Grundlage dessen, was der Schein aufgelöst hat - der Vergangenheit - , durch die Befruchtung mit dem Willen, der aus seiner Ichheit aufsteigt, eine neue Realität in die Zukunft hin. Er ist der Träger des Keimes in die Zukunft. Der Mutterboden gewissermaßen sind die realen Gedanken der Vergangenheit, und in diesen Mutterboden wird versenkt dasjenige, was aus dem Individuellen kommt, und der Keim wird in die Zukunft geschickt zum zukünftigen Leben. Und auf der anderen Seite entwickelt der Mensch, indem er seine Handlungen, sein Willensgemäßes mit Gedanken durchsetzt, dasjenige, was er in Liebe vollbringt. Es löst sich von ihm los. Unsere Handlungen bleiben nicht bei uns. Sie werden Weltgeschehen; wenn sie von Liebe durchsetzt sind, dann geht die Liebe mit ihnen. Eine egoistische Handlung ist kosmisch etwas anderes als eine liebedurchsetzte Handlung. Indem wir aus dem Schein durch die Befruchtung des Willens dasjenige entwickeln, was aus unserem Inneren hervorgeht, trifft das, was da gewissermaßen aus unserem Kopfe fortströmt in die Welt, auf unsere gedankendurchsetzten Handlungen auf. Geradeso wie wenn eine Pflanze sich entwickelt, in ihrer Blüte der Keim ist, den außen das Licht der Sonne treffen muss, den außen die Luft treffen muss und so weiter, dem etwas entgegenkommen muss aus dem Kosmos, damit er wachsen kann, so muss dasjenige, was durch die Freiheit entwickelt wird, durch die entgegenkommende, in den Handlungen lebende Liebe ein Wachstumselement finden. So steht der Mensch tatsächlich drinnen in dem Weltenwerden, und was innerhalb seiner Haut geschieht, und was aus seiner Haut ausfließt als Handlungen, das hat nicht bloß eine Bedeutung an ihm, das ist Weltgeschehen. Er ist hineingestellt in das kosmische, in das Weltgeschehen. Indem dasjenige, was in der Vorzeit real war, zum Schein im Menschen wird, löst sich fortwährend Realität auf, und indem dieser Schein wiederum befruchtet wird durch den Willen, entsteht neue Realität. Da haben Sie, ich möchte sagen, wie geistig zu greifen dasjenige, was wir auch von anderen Gesichtspunkten heraus gesagt haben: Es gibt keine Konstanz des Stoffes. Der verwandelt sich in Schein, und der Schein wird vom Willen des Menschen wiederum in die Realität erhoben. Ein Truggebilde ist es, was als das Gesetz der Erhaltung des Stoffes und der Kraft in die physikalische Weltanschauung gebracht ist, weil man eben nur das natürliche Weltbild ansieht. In Wahrheit vergeht fortwährend Stoff, indem er sich in Schein verwandelt, und Neues entsteht, indem gerade durch das, was zunächst als höchstes Gebilde des Kosmos vor uns steht, durch den Menschen, der Schein wiederum in Sein verwandelt wird. ... Derjenige, der durch irgendeine Weltanschauung von der Unvergänglichkeit des Stoffes redet, der vertilgt sowohl die Freiheit nach der einen Seite wie die völlig ausgebildete Liebe nach der anderen Seite. Denn nur dadurch, dass im Menschen Vergangenes ganz vergeht, zum Scheine wird und Zukünftiges neu entsteht, ganz Keim ist, entsteht in ihm sowohl das Gefühl der Liebe, die Hingabe ist an etwas, wozu man nicht gestoßen wird durch das Vergangene, als auch die Freiheit, die ein Handeln ist aus dem, was nicht vorbedingt ist. Freiheit und Liebe sind in Wirklichkeit nur begreifbar für geisteswissenschaftliche Weltanschauung, nicht für eine andere. Wer sich hineingelebt hat in dasjenige, was als Weltenbild im Laufe der letzten Jahrhunderte heraufgekommen ist, der wird auch ermessen können, welche Schwierigkeiten zu überwinden sind gegenüber dem gewohnheitsmäßigen Denken der neueren Menschheit, um mit diesem unbefangenen geisteswissenschaftlichen Denken durchzudringen. Denn es sind in dem modernen naturwissenschaftlichen Weltbilde sozusagen gar keine Anhaltspunkte da, um so weit zu kommen, dass man Freiheit und Liebe wirklich begreifen kann." [37] 
 

16. Der Mensch im Kosmos V; Mystisches Gequassel von amerikanischen Mystikern; Geistig-seelische Lebenskraft, wie zur Zeit des Griechentums, kaum noch vorhanden, seelische Sklerose; Aufnahme des Wissens von bloß Vergänglichem gibt ihr nur den Seelentod, Gesundheit durch Geist-Wissenschaft; Cimabue, Giotto, Dante, Thomas von Aquin, Cusanus; Urteilskraft versus willenslose Vorstellungen; Moslem, verahrimanisierte Kirche; Goethes «Wilhelm Meisters Wanderjahre»

Mystisches Gequassel von amerikanischen Mystikern wie Ralph Waldo Trine oder Biotech-Wissenschaftler, die predigen, wie man durch östliche Mystik ein noch effektiverer Biotech-Wissenschaftler wird, also "jenes mystische Gequassel, das im Vergleich mit demjenigen, was da ist in der mitteleuropäischen Geistessubstanz, etwas außerordentlich Inferiores ist, ein seelisch-egoistisches Streben nach einem inneren Wohlsein, nicht nach einem wirklichen geistigen Aufschwung. Da sehen wir die ganze Tragweite desjenigen, was ich nennen möchte: die Tendenz zur Überflutung des ureigenen Mitteleuropäischen von dem Westlichen." [38] 

Geistig-seelische Lebenskraft, wie zur Zeit des Griechentums, kaum noch vorhanden, seelische Sklerose; Aufnahme des Wissens von bloß Vergänglichem gibt ihr nur den Seelentod, Geist-Wissenschaft: "Die Seelen kommen heute nicht so in die Leiber herein, wie sie zum Beispiel noch in die griechischen Leiber hereingekommen sind. Die Seele, die durch die Geburt gegangen war im griechischen Leben, die kam noch mit einer durch das alte Wissen gespeisten Kraft in den physischen Leib herein, so dass sie diesen physischen Leib durchfrischen konnte mit geistig-seelischer Lebenskraft. Das ist heute nicht der Fall. Heute kommt zumeist die Seele so in den Leib herein, dass sie etwas für den Leib Aufzehrendes hat. Und in immer stärkerem und stärkerem Maße ist das der Fall, dass die Seelen, die heute geboren werden, etwas für den Leib Aufzehrendes haben, dass sie den Leib lähmen, dass sie ihn gewissermaßen mit Todesgewalten durchziehen. Würde die Entwickelung in diesem Sinne vorschreiten, so kämen wir ganz gewiss in die Untergrabung, in den Niedergang des Erdenlebens hinein. Die Menschen würden immer willensschwächer und willensschwächer. Die Menschen würden immer mehr und mehr zeigen, wie sie sich nicht aufraffen können zum Erfassen von aktiven Impulsen. Die Menschen würden gewissermaßen nur wie automatische Erfasser des Lebens durch dieses Leben gehen. Wie traurig ist es, dass wir  in der Gegenwart sehen müssen, wie selten es ist, dass sich die Menschen innerlich befeuern lassen von lebendigen Ideen. Wie sehr finden wir, dass die Menschen der Gegenwart, man möchte sagen, an seelischer Sklerose leiden, dass sie tote Ideen wälzen, dass sie nur dasjenige, was sie mit den Traditionen aufnehmen, in ihren Köpfen wälzen und Automaten werden. Es ist ja wirklich so: Wenn man mit unbefangenem Sinn heute durch die Welt geht und diejenigen Menschen betrachtet, die heute im Leben stehen, so kann man sie eigentlich im Grunde genommen zu Dutzenden gar nicht voneinander unterscheiden. Man kann sie wirklich nicht unterscheiden. Man redet mit dem A, mit dem B, mit dem C, alle erzählen sie dasselbe. Jeder glaubt selbstverständlich, sein Eigenes zu sagen; aber man kann gar nicht darauf kommen, einen besonderen Unterschied zwischen ihnen anzugeben, sie erzählen alle dasselbe. Man hat eigentlich nur eine Art des Menschen in verschiedenen Exemplaren vor sich, und man fragt sich manchmal? Gibt man sich nicht einer Täuschung hin, ist nicht der, mit dem du heute sprichst, derselbe, mit dem du gestern gesprochen hast? - Das entspricht aber durchaus dem, was sich auch ergibt aus der Betrachtung der aufeinanderfolgenden Erdenleben im Verhältnis zu diesem jetzigen, besonderen Erdenleben. Die Seelen bringen sich eben nicht dasjenige mehr mit, was sie früher gehabt haben, was von Erdenleben zu Erdenleben gegangen ist und immer wiederum erschienen ist, wenn auch in absteigender Kraft, und was wie ein angeborenes Wissen da war. Das ist eben nicht mehr da. Und wenn dann mit solchen Seelen verbunden wird dasjenige, was nur äußerlich beobachtetes,  physisch-sinnlich beobachtetes Naturwissen ist, dann werden diese Seelen angefüllt mit einem Wissen vom Vergänglichen, mit einem Wissen, das nur dasjenige in Ideengebilden ausdrückt, was äußerlich, vergänglich ist. ... Es bleibt von der Seele nichts mehr übrig, wenn die Inkarnationen sich in der Zukunft wiederholen, als der Menschheitsautomat, wenn diese leere Seele nur angefüllt wird mit dem sinnlich beobachteten, naturwissenschaftlichen Material. Denn das übt keine belebende, keine befruchtende Kraft auf die Seele aus. Die Seele wird heute geboren, herüberkommend aus früheren Erdenleben, lechzend darnach, befruchtet zu werden von irgend etwas, um wiederum weiterzukommen durch die folgenden Erdenleben. Aber die Aufnahme des Wissens von bloß Vergänglichem gibt ihr nur den Seelentod, mordet die Seele. Das ist dasjenige, was heute im Ernste durchschaut werden muss, dass, wenn es fortan bleibt, dass nur Nichtverstehen sein kann gegenüber den altgewordenen Dogmen, dann nur Lähmung, Tötung eintreten könnte durch ein nicht geistdurchdrungenes Naturwissen, und die Seele den zweiten Tod, den Seelentod erleiden müsste. Es hängt durchaus an den Menschen und an der Menschheit, die Seelen lebendig zu erhalten. Es darf sich der Mensch heute nicht jener bequemen Passivität hingeben, indem er sagt: Ich bin ein ewiges Wesen, und mein ewiger Wesenskern wird mir unter allen Umständen erhalten bleiben. - Das entspricht nicht einem Wirklichkeitsergebnis. Dieser ewige Wesenskern ist allerdings im Menschen vorhanden, aber er muss gerade in diesem Zeitalter der Entscheidung befruchtet werden, wenn er nicht absterben soll. Und es gibt kein anderes Mittel, um die Seele lebendig zu erhalten, als zu brechen mit den bloß physisch-sinnlichen Naturbeobachtungen und zu begründen eine wirkliche Geist-Wissenschaft, auch gegenüber den Naturtatsachen zu zeigen, wie in allem sinnlich zu Beobachtenden der Geist lebt. Es kommt darauf an, nichts gelten zu lassen, was bloß Registrierung sinnlich-physischen Materials ist, sondern zu fordern, dass alles physisch-sinnliche Material durchdrungen werde von Vorstellungen des Geistigen, das ja darin lebt, das nur nicht herausgetrieben werden darf. Denn wenn dann die Seelen, die aus früheren Erdenleben kommen, dieses geisterfüllte Naturwissen aufnehmen, dann werden sie befruchtet und dadurch in die Lage versetzt, ihre Lebendigkeit hinüberzutragen in die folgenden Erdenleben.
Der Fortbestand der Seele, ihre Gesundheit, ja der Fortbestand des Seelenlebens selbst, die Abwendung des Seelentodes der Menschheit hängen an der Durchgeistigung unseres Naturwissens! Aus diesen Tatsachen heraus und nicht aus irgendeinem beliebigen Vorurteil wird heute von uns angestrebt diese Durchgeistigung der Naturwissenschaft. Und wenn die Menschheit in vielen ihrer Exemplare sich gegen diese Durchgeistigung der Naturwissenschaft wendet, dann ist diese Menschheit, eben weil sie unwissend ist gegenüber der eigentlichen Bedeutung der Tatsachen, eben aufgestachelt von Geistern, die wir ja gut kennen, die sich um so mehr in der menschlichen Natur geltend machen können, je weniger die Seele mitgebracht hat aus ihren früheren Inkarnationen. Aus dem ganzen Gefüge unseres Gegenwartslebens, das geistig sich zusammensetzt aus geistentblößter Naturwissenschaft und sinnentblößten Bekenntnissen, geht dasjenige hervor, was immerfort wieder und wiederum in der absurdesten Weise sich gegnerisch verhält gegen den Willen zu einer geistigen Durchdringung des Naturwissens. Es kann nicht oft genug betont werden, wie notwendig es ist in unserer Zeit, solchen Sachverhalt tief innerlich zu verstehen und sich, wenn ich das Wort gebrauchen darf, einzustellen auf eine solche Tatsache." [39] 

Cimabue, Giotto, Dante: "Für dasjenige, was künstlerisch ist, sieht man leichter ein, wie es Tradition geblieben ist. Sehen Sie sich zum Beispiel noch an die Bilder von Cimabue, da werden Sie sehen, dass da eine Welt lebte, die sogleich, indem sie bei Giotto auftaucht, eine andere wird. In Cimabue lebt noch etwas, wie es in Dante zum Beispiel auch noch lebte, was die späteren Menschen gar nicht mehr erleben. Aber dieses Drinnenstehen in der geistigen Welt, was bei Cimabue noch vorhanden war, hörte später auf. Später ist es eine Verlogenheit, wenn man einen Goldhintergrund macht. Für Cimabue war das noch eine Selbstverständlichkeit. Und sehen Sie sich die russische Ikone an, das ist nicht irgend etwas, was nach einem Modell gemacht wird, sondern das ist etwas, wo noch alte Traditionen leben; Traditionen von einem Hellsehen, das zur Zeit des Mysteriums von Golgatha noch vorhanden war und der Menschheit das Mysterium von Golgatha verständlich machte. Dann kamen die Zeiten, in denen durch äußere Machtmittel die Traditionen aufrechterhalten wurden. Und dann kam die Zeit des 19. Jahrhunderts, wo die gewöhnliche Seelenregsamkeit, die so große, bedeutsame Früchte in Naturwissenschaft und Technik gebracht hat, auch auf die Theologie angewendet wurde. Was ist aber in der Theologie daraus geworden? Aus dem Christus Jesus, aus der Verkörperung einer außerirdischen
Wesenheit wurde «der schlichte Mann aus Nazareth»; zwar der vorzüglichste Mensch, aber eben nicht der Träger einer überirdischen Wesenheit. Naturalismus wurde die Theologie. Je menschlicher die modernen Theologen den Jesus von Nazareth auffassen, je weniger sie Christologie zu treiben veranlaßt sind, desto mehr lieben sie das. Sie möchten sich auch in der Theologie nur erheben bis zu der Beschreibung des Menschen Jesus von Nazareth, nicht bis zum Erfassen des Christus als einer überirdischen Wesenheit, die gewohnt hat in dem Menschen Jesus von Nazareth."  [40] 
 

«Die aber, welche die verschiedenen Richtungen des Irrtums aufgebracht haben, sind auf entgegengesetztem Wege vorgegangen, wie offenbar ist bei Mohammed, der die Völker verlockt hat durch Versprechung fleischlicher Genüsse, zu deren Verlangen die fleischliche Begierde anstachelt. Auch hat er, der fleischlichen Lust die Zügel schießen lassend, Gebote gegeben, die zu diesen Versprechungen passen und denen fleischliche Menschen leicht gehorchen. Auch Belege für die Wahrheit hat er nicht beigebracht, außer solchen, die leicht von jedem halbwegs Weisen durch natürliche Geisteskraft erkannt werden können. Ja, sogar das Wahre, das er lehrte, hat er mit vielen Fabeln und grundfalschen Lehren vermischt. Auch hat er in den Dienst der Sache keine übernatürlich gewirkten Zeichen gestellt, durch die allein der göttlichen Eingebung ein angemessenes Zeugnis gegeben wird, wo die sichtbare Tat, die nicht anders als göttlich sein kann, den auf unsichtbare Weise geisterfüllten Lehrer der Wahrheit erweist. Er hat vielmehr gesagt, er sei in der Macht der Waffen gesandt: Zeichen, die auch Räubern und Tyrannen nicht fehlen. Auch haben ihm am Anfang nicht irgendwelche in göttlichen und menschlichen Dingen geübte Weise geglaubt, sondern tierische Menschen, die in Wüsten lebten, jeder göttlichen Lehre durchaus unkundig, durch deren Menge er andere mit Waffengewalt unter sein Gesetz gezwungen hat. Auch legten für ihn keine göttlichen Weissagungen vorausgehender Propheten Zeugnis ab; alle Belege des Alten und des Neuen Testaments entstellt er vielmehr durch fabelndes Erzählen, wie dem deutlich wird, der sein Gesetz liest; deswegen überließ er auch mit listiger Berechnung die Bücher des Alten und des Neuen Testaments seinen Gefolgsleuten nicht zum Lesen, damit er durch sie nicht der Unwahrheit überführt werde. Daher ist offenbar, dass die, die seinen Ansprüchen Glauben schenken, leichtfertig glauben.» - Thomas von Aquin, ScG I, 6

"Den Inhalt des Korans kann man daher nicht als Gottes Wort betrachten, weil er den früheren von Gott geoffenbarten und vom Koran selbst anerkannten Büchern widerspricht." - Nicolaus Cusanus, Cribratio Alkorani I, 4


Urteilskraft versus willenslose Vorstellungen; geringe Urteilskraft besonders bei den Moslem, den etwas bescheidenen Burschen, wie Schopenhauer sie nannte und die, wie Thomas von Aquin meinte, «leichtfertig glauben» und eine Affinität zu Räubern und Tyrannen haben und denen zwar ein gewisser Sinn für Verzierungen (Arabesken) eigen ist, nicht jedoch für kunst; Vergangenheit mit Zukunft verknüpfen statt Vergangenheit auslöschen und Geschichtsklitterung, wie es in vielen antisemitisch-muslimischen Ländern wie Türkei, Qatar der Fall ist; verahrimanisierte Kirche eifert durch Leugnung der Präexistenz dem Islam nach; auch heute findet eine Art religiöser Falschmünzerei statt: "Die Elohim geben den Willen dem ganzen Menschen, sie aber geben dem Kopf seinen Willen. Der Kopf wäre sonst nur durchsetzt von willenslosen Vorstellungen. Vernünftig werden die Vorstellungen nur dadurch, dass sie, vom Willen durchsetzt, zur Urteilskraft werden. Das rührt von diesen Geistern her. Sie sehen jetzt vielleicht gerade an dieser Darstellung wiederum von einem gewissen Gesichtspunkte aus, wie man nicht philiströse Begriffe anwenden darf, wenn man die kosmischen Gegensätzlichkeiten ins Auge fassen will. Man darf nicht die luziferischen Geister, wenn ich mich so ausdrücken darf, einfach über die Achsel anschauen, sondern man muss sich klar sein: das sind Geister von wesentlich höherer Ordnung, als der Mensch selber ist. Sie sind im Grunde genommen nicht eigentlich Gegner des Menschen, sie sind Gegner der Elohim, weil sie zurückgeblieben sind, und sie beschränken sich auf das menschliche Haupt. Das ist dasjenige, was wir daran ins Auge fassen müssen. Wenn Sie sich nun vorstellen, was eigentlich diese Geister erreichen würden, wenn sie ganz freie Hand hätten über die menschliche Evolution, so kommen Sie auf folgendes. Sie werden sich sagen: Nun ja, als die Erde wurde, da sind die Elohim zu ihrer Würde aufgerückt, die anderen sind zurückgeblieben auf früheren Stufen der Entwiekelung; sie sind also die Träger desjenigen, was dem Menschen vor/zugsweise eingeprägt wird von der Vergangenheit, vom Saturn-, Sonnen-, Mondendasein, die Träger desjenigen, was in den Menschen gesetzt werden soll von der erhabenen Vergangenheit, die wir in den drei vorigen Metamorphosen der Entwiekelung durchgemacht haben. Dadurch, dass sie zurückgeblieben sind, gewissermaßen sich widersetzend dem, was die Elohim mit den Menschen der Erde vorhatten, dadurch können wir sie in bezug auf den Menschen auch charakterisieren so, dass wir sagen: Diese Geister, die eigentlich Geister der Form sind, die uns aber entgegentreten in der geistigen Welt unter den Scharen der Angeloi, Archangeloi und Archai, diese Geister prägen dem Menschen alles dasjenige ein, was ihn nicht hinuntersteigen lassen möchte zum vollen Erdendasein. Sie möchten ihn eigentlich über dem mineralischen Reiche erhalten. Sie möchten am liebsten, dass der Mensch nur das erlebte, was in der sprossenden Pflanzenwelt ist, was in der tierischen Welt lebt, was in der menschlichen Welt selber ist. Aber sie möchten ihn nicht herunterkommen lassen zur toten mineralischen Welt. Und insbesondere haben diese Geister gar keinen Hang, dem Menschen irgendwie vermitteln zu lassen alles das, was mit unserer Technik zusammenhängt. Auf das sind sie gewissermaßen wütend. Sie möchten den Menschen in einer geistigen Sphäre erhalten, sie möchten den Menschen nicht heruntersteigen lassen zu dem Irdischen. Daher sind sie auch Gegner der Elohim, weil die Elohim, die den Menschen verfestigt haben im Staub der Erde, wie es die Bibel ausdrückt, ihn ins Mineralreich hinuntergezogen haben. Dem allerdings verdankt er seine Freiheit. Aber auf Freiheit, auf die Freiheit, die der Mensch erleben soll im Irdischen, kommt es gerade den Geistern, die den Menschen freihalten wollen vom Irdischen, eigentlich nicht an. Nun ist der Mensch gewissermaßen hineingestellt worden durch die Elohim in die mineralisch-irdische Welt. Dadurch aber haben andere Geister wiederum den Zugang erhalten. Nun achten Sie auf den Unterschied zwischen den Geistern, von denen ich eben gesprochen habe, und den Geistern, von denen ich jetzt werde noch zu sprechen haben. Die, von denen ich jetzt gesprochen habe, sind in der Sphäre, wo die Angeloi, Archangeloi, Archai sind. Wir finden sie unter den Scharen dieser Geister, und sie sind es, die in den menschlichen Kopf Beweglichkeit, bewegliche Vernünftigkeit hineinbringen, Phantasietätigkeit, Kunsttätigkeit und so weiter. Dadurch aber, dass der Mensch ins mineralische Reich hinuntergedrängt worden ist, dass die Elohim ihm eine Selbständigkeit gegeben haben, aber diese Selbständigkeit doch wieder keine volle Selbständigkeit ist, denn er durchlebt sie schlafend in seinem Willen und in seinem Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, dadurch haben andere Geister den Zutritt. Diese anderen Geister, die schleichen sich gewissermaßen in die Evolution hinein. Die Geister, von denen ich gesprochen habe, waren bei der Evolution dabei, sie sind nur zurückgeblieben; sie haben sie nicht mitmachen können, aber sind zurückgebliebene Elohim, sie waren im Kosmos dabei bei den Elohim und wollen nur den Menschen nicht ganz auf die Erde herunterlassen. Er ist aber nun auf die Erde heruntergekommen durch die Elohim. Da kommen nun von auswärts andere Geister. Wir finden sie, wenn wir den okkulten Blick richten auf die Scharen der Cherubime, Seraphime und Throne. Von diesen Geistern, die eigentlich dieser Artung angehören, sind auch einzelne zurückgeblieben. Sie sind nicht in diese Scharen hineingekommen, sie sind nur Geister der Weisheit geworden. Diese geistigen Wesenheiten zeigen sich so, dass man von ihnen sagen kann: sie möchten eigentlich in der Erde eine ganz neue Schöpfung beginnen, sie möchten den Erdenmenschen so recht konservieren. Wie er im Mineralreich durch die Elohim verkörpert ist, so möchten sie ihn als einen Anfang nehmen, und von diesem Anfang an mochten sie weiterführen die Entwickelung. Sie möchten alle Vergangenheit auslöschen: Ach was, Vergangenheit - sagen sie -, das kümmert uns nicht weiter; der Mensch ist einmal ins Mineralreich herunter gekommen, nun - reißen wir ihn weg von den Elohim, die Elohim brauchen ihn ja nicht; reißen wir ihn weg von den Elohim und fangen wir eine neue Evolution an. Lassen wir ihn das Anfangsglied sein, damit er dann weiter und weiter lebt! Das sind die ahrimanischen Wesenheiten. Diese ahrimanischen Wesenheiten, die wollen alle Vergangenheit auslöschen und wollen dem Menschen nur das als ein Ergebnis lassen, was also unmittelbar er auf der Erde errungen hat. Sie sehen, wie die Eiohim mittendrinnen stehen. Die Eiohim möchten Vergangenheit mit Zukunft verknüpfen. Diejenigen Geister, die ich vorhin geschildert habe, sie möchten den Menschen mit seiner erhabenen Vergangenheit durchdringen. Die anderen Geister möchten die ganze Vergangenheit auslöschen, den Eiohim wegnehmen das, was der Mensch aus dem Staub der Erde ist, und einen neuen Anfang machen, von der Erde aus erst die Entwickelung machen. Weg mit diesem «Ballon» des Kosmos, mit Saturn, Sonne und Mond, davon soll gar nichts für den Menschen eine Bedeutung haben. Mit der Erde soll eine neue Evolution beginnen, die soll ein neuer Saturn sein, dann die Sonne kommen und so weiter. Das ist das Ideal dieser anderen Wesenheiten. Sie stürmen ins Unbewußte des Menschen herein, in das Willensleben, das Stoffwechsel- Gliedmaßenleben, da stürmen sie herein. Sie sind dasjenige Geschlecht unter den geistigen Wesenheiten, die dem Menschen beibringen wollen ein besonderes Interesse für alles Mineralisch-Materielle, die dem Menschen beibringen wollen ein Interesse für alles dasjenige, was zum Beispiel Äußerlich-Maschinelles, Mechanisches ist. Sie möchten am liebsten alles dasjenige, was die Erde sich vom alten Monde her mitgebracht hat, zerstören, möchten, dass die Tierwelt verschwinde, dass die physische Menschenwelt verschwinde, die Pflanzenwelt verschwinde, dass vom Mineralreich nur die physischen Gesetze bleiben, aber namentlich, dass die Menschen von der Erde weggenommen würden; und einen neuen Saturn aus Maschinen möchten sie bilden, eine neue Welt aus lauter Maschinen. So soll die Welt dann weitergehen. Das ist eigentlich ihr Ideal. Auf äußerem wissenschaftlichem Gebiete haben sie das Ideal, alles zur Materie zu machen, zu mechanisieren. Auf religiösem Gebiete haben wir diese zwei Gegensätze deutlich wahrnehmbar. In älteren Zeiten - Sie wissen das aus anderen Vorträgen, die ich auch hier an dieser Stelle gehalten habe - waren die Menschen mehr den Geistern der ersteren Art, welche auf den Kopf wirken, ausgesetzt. Da finden Sie noch bei Plato, dass man ganz besonders, wenn man von der Ewigkeit der Menschenseele gesprochen hat, von dem vorgeburtlichen Dasein gesprochen hat, von dem, woran sich der Mensch eigentlich erinnert aus dem vorigen Dasein. Das hört dann auf, je weiter wir ins Mittelalter hereinkommen, bis die Kirche den Glauben an die Präexistenz ganz verbietet; und heute gilt ja der Glaube an die Präexistenz des Menschen für die Kirche als eine Ketzerei. Da ist also auf der einen Seite die Hinneigung zu dem "Wissen von der Präexistenz; auf der anderen Seite ist die verahrimanisierte Kirche, welche das Leben des Menschen nur über den Tod hinaus fortsetzt und es dann nur ein Ergebnis sein lässt dessen, was der Mensch auf der Erde hier ist. Da haben Sie das als ein Glaubensbekenntnis: Was der Mensch hier in dem physischen Leib erlebt, das trägt er mit durch den Tod, Seine Seele schaut immer wiederum auf das zurück. - Es ist eigentlich das ganze folgende Leben nur die Fortsetzung desjenigen, was hier zwischen seiner Geburt und dem Tode da war. Es ist genau dasselbe, was die ahrimanischen Geister wollen. Das sind gerade die wichtigen Fragen, die vor der gegenwärtigen Menschheit liegen: Soll es dabei bleiben, dass der ahrimanische Glaube fortwuchert, als ob es nur ein Leben nach dem Tode gebe, oder soll wiederum das Bewußtsein von der Präexistenz erwachen und soll es dann dazu kommen, zu verbinden Präexistenz und Postexistenz durch dasjenige, was mittleres Gleichgewicht ist? Das ist dasjenige, was Geisteswissenschaft suchen muss, dieses Christus-Prinzip, das Äquilibrium, das Gleichgewicht zwischen dem Luziferisch- Ahrimanischen - auf der einen Seite der Präexistenz, und der Postexistenz auf der anderen Seite. Das sind die wichtigen Fragen der Gegenwart, dass wir, nachdem eine Zeitlang die Menschheit sich hingegeben hat dem ahrimanischen Glauben an die bloße Postexistenz,  wiederum hinzufügen auch das Bewußtsein, die Erkenntnis von der Präexistenz, um dadurch zu einem Begreifen der vollen Menschheit zu kommen."  [41] 

Goethe hat es ja oft genug zum Ausdruck gebracht, dass der gekreuzigte Erlöser im Grunde genommen eigentlich nicht dasjenige zum Ausdrucke bringt, was er an dem Christentum empfindet: die Erhebung des Menschen zum Geistigen: "Aber in einer gewissen Weise ist es doch wie ein Aufleben des Jahve-Prinzips, was wir in dem Bilde am Altar der Sixtinischen Kapelle von Michelangelo vor uns haben. Wir aber brauchen den Christus, den wir in unserem Inneren suchen
können, weil er, wenn wir ihn suchen, alsbald erscheint. Wir brauchen den Christus, welcher in unseren Willen einzieht, der unseren Willen durchwärmt und durchfeuert, damit dieser Wille kraftvoll werde zu denjenigen Taten, die für die Menschheitsentwickelung von uns verlangt werden. Wir brauchen denjenigen Christus, den wir nicht als den leidenden anschauen, sondern der da schwebt oberhalb des Kreuzes und herüberschaut auf das, was wesenlos am Kreuze endet. Wir brauchen das starke Bewußtsein von der Ewigkeit des Geistes. Wir gewinnen das starke Bewußtsein von der Ewigkeit des Geistes nicht, wenn wir uns verlieren in dem Bilde des bloßen Kruzifixus. Und wenn wir sehen, wie das Bild des Kruzifixus nach und nach immer mehr umgestellt worden ist zum Leidenden und Schmerzfühlenden, so werden wir sehen, welche Kraft gerade diese Richtung menschlichen Empfindens gewonnen hat. Es ist die Abwendung des Blickes der Menschheit von dem eigentlich Geistigen und die Hinwendung zu dem bloß Irdisch-Physischen. Das ist ja zuweilen in einer grandiosen Weise ausgedrückt; aber denen, die zum Beispiel wie Goethe schon etwas empfunden haben von der Notwendigkeit, dass unsere Zivilisation wieder zum Geiste durchdringe, solchen Menschen ist es immer als etwas erschienen, mit dem sie eigentlich nicht mitgehen. Goethe hat es ja oft genug zum Ausdruck gebracht, dass der gekreuzigte Erlöser im Grunde genommen eigentlich nicht dasjenige zum Ausdrucke bringt, was er an dem Christentum empfindet: die Erhebung des Menschen zum Geistigen. Es ist die Notwendigkeit vorhanden, dass sowohl die Karfreitagsstimmung
wie die Osterstimmung sich wandle, dass die Karfreitagsstimmung zu einer solchen sich gestalte, welche in sich trägt das Hinschauen auf den endenden Jesus und damit im Grunde genommen empfindet: dieses ist nur die andere Seite des Geborenwerdens. Wer nicht sieht im Geborenwerden zugleich das Sterbende, der sieht nicht vollständig. Wer imstande ist, das, was in der Todesstimmung des Karfreitags auftritt, so zu empfinden, dass ihm da nur die eine Seite des
Menschlichen gegeben wird, die der andere Pol ist dessen, was in dem Hereintreten des Kindes bei der Geburt gegeben ist, der wird sich in der richtigen Weise vorbereiten für die eigentliche Osterstimmung, für jene Stimmung, die nur darin bestehen kann, dass der Mensch weiß: Und was auch meine menschliche Hülle ist, die geboren wird - der eigentliche Mensch ist ungeboren, wie er unsterblich ist. Der eigentliche Mensch muss sich verbinden mit demjenigen, was 
hereingekommen ist in die Welt als der Christus, der nicht sterben kann, der auf ein anderes als auf sich selbst hinabsieht, wenn er den Schmerzensmann des Kreuzes ansieht. Es muss empfunden werden, was eigentlich geschehen ist dadurch, dass die Geistesvorstellung seit dem Ende des ersten Jahrhunderts allmählich der abendländischen Zivilisation verlorengegangen ist. Und es wird der Welt-Ostergedanke sein, wenn eine genügend große Anzahl von Menschen empfinden, dass der Geist innerhalb der modernen Zivilisation wieder auferstehen muss. Äußerlich wird man das so auszudrücken haben, dass der Mensch nicht allein wird forschen wollen über dasjenige, was über ihn verhängt ist, nicht allein wird suchen nach Naturgesetzen oder nach Geschichtsgesetzen, die ähnlich den Naturgesetzen sind, sondern dass der Mensch Verlangen tragen wird nach der Erkenntnis seines eigenen Willens, nach der Erkenntnis seiner eigenen Freiheit, dass der Mensch darnach Verlangen tragen wird, die eigentliche Natur des Willens zu empfinden, der den Menschen über die Pforte des Todes hinausträgt, der aber geistig angeschaut werden muß, damit er in seiner wahren Gestalt gesehen werden kann. Wie soll der Mensch die Kraft gewinnen zu dem Pfingstgedanken, zu der Ausgießung des Geistes, nachdem am achten allgemeinen ökumenischen Konzil von Konstantinopel der Pfingstgedanke dogmatisch zur bloßen Phrase erklärt worden ist? Wie soll der Mensch die Kraft gewinnen zu diesem Pfingstgedanken, wenn er nicht durchzudringen vermag zu dem Ostergedanken, zu dem wahren Ostergedanken, zu dem Gedanken von der Auferstehung des Geistes! Es darf der Mensch nicht betäubt werden durch das Bild des sterbenden, des schmerzdurchdrungenen Erlösers. Es muss der Mensch lernen das Verbundensein des Schmerzes mit dem Zusammengefügtsein mit dem materiellen Dasein. Das war ein Grundprinzip der alten Weisheit, die noch aus instinktiven Untergründen des menschlichen Erkennens heraus gekommen ist. Wir müssen uns diese Erkenntnis durch bewußtes Erkennen wiederum erringen. Das war aber ein Grundprinzip, dass des Schmerzes Ursprung die Verbindung mit der Materie ist, dass das Leiden stammt von der Verbindung des Menschen mit der Materie. Ein Unding wäre es allerdings, zu glauben, dass der Christus, weil er als göttlich-geistiges Wesen durch den Tod hindurchgegangen ist, den Schmerz nicht erlitten habe. Den Schmerz beim Mysterium von Golgatha für einen bloßen Scheinschmerz zu erklären, wäre unreal gedacht. Er muss im allerbedeutendsten Sinne als wirklich gedacht werden, aber er darf nicht gedacht werden als sein Gegenbild. Es muss wieder etwas gewonnen werden von dem, was vor uns steht, wenn wir mit dem Überblick über die ganze  Menschheitsentwickelung das Mysterium von Golgatha vor uns hinstellen. Wenn den alten zu initiierenden Schülern der freieste Mensch im Bilde vorgeführt werden sollte, wenn diese zu initiierenden Schüler die verschiedensten Vorstufen durchgemacht hatten, wenn sie durchgegangen waren durch alle die Übungen, durch die sie sich gewisse Erkenntnisse erringen konnten, und die ihnen im Bilde dramatisch vorgeführt worden sind, dann wurden sie zuletzt geführt vor das Bild des ganz und gar in seinem physischen Leibe leidenden Menschen im roten Purpurmantel mit der Dornenkrone auf dem Haupte, vor das Bild des Chrestos. Und im Anschauen dieses Chrestos sollte sich der Seele entringen diejenige Kraft, die den Menschen zum eigentlichen Menschen macht. Und die Blutstropfen, die an allen wichtigeren Stellen jenes alten Chrestos dem Schauenden, dem zu Initiierenden entgegentraten, die sollten da sein zur Beseitigung der Ohnmacht und der menschlichen Schwäche und zum Erheben des triumphierenden Geistes aus dem menschlichen Inneren. Die Schmerzesanschauung sollte bedeuten die Auferstehung des geistigen Wesens. Im tiefsten Sinne sollte im Bilde vor dem Menschen stehen, was man in einfachen Worten so ausdrücken kann: Deiner Lust magst du manches im Leben verdanken; hast du dir aber Erkenntnis, hast du dir Einsicht in die geistigen Zusammenhänge verschafft, so verdankst du das deinem Leide, deinem Schmerze. Du verdankst es dem Umstände, dass du in deinem Leide und deinem Schmerze nicht untergegangen bist, sondern die Kraft hattest, dich aus ihnen zu erheben. - Deshalb wurde in den alten Mysterien das Bild des leidenden Chrestos abgelöst durch das andere Bild des triumphierenden Christus, der herunterschaut auf den leidenden Chrestos als auf dasjenige, was überwunden ist. Wiedergefunden werden muss so die Möglichkeit, den triumphierenden geistigen Christus vor der Seele und in der Seele und namentlich im Willen zu haben. Das ist dasjenige, was uns bevorstehen muss in der Gegenwart und insbesondere in dem, was wir tun wollen in dieser Gegenwart zu der Herbeiführung einer heilsamen menschlichen Zukunft. Aber nimmermehr werden wir diesen Ostergedanken, diesen wahren Ostergedanken fassen können, wenn wir nicht einzusehen vermögen, dass wir hinausblicken müssen von dem bloß Irdischen in das Kosmische, wenn wir überhaupt von dem Christus sprechen wollen. Das neuere Denken hat uns den Kosmos zum Leichnam gemacht. Wir erblicken heute die Sterne und den Gang der Sterne und berechnen das alles. Das heißt, wir rechnen etwas aus über den Leichnam der Welt - und wir sehen nicht, wie in den Sternen lebt das Leben und wie in dem Gang der Sterne walten die Absichten des kosmischen Geistes. Der Christus ist heruntergestiegen in die Menschheit, um die Menschenseelen zu verbinden mit diesem kosmischen Geiste. Und nur derjenige ist ein wahrer Verkünder des Evangeliums von Christus selber, der da hinweist darauf, dass dasjenige, was physisch-sinnlich in der Sonne
erscheint, der äußere Ausdruck ist für den Geist unserer Welt, den auferstehenden Geist unserer Welt. Lebendig muss werden so etwas wie die Zusammengehörigkeit desjenigen, was der Abglanz des Weltengeistes ist im Monde, und desjenigen, was dieser Weltengeist selber ist in der Sonne. Lebendig muss wieder werden, wie das Osterfest bestimmt worden ist durch die Verhältnisse von Sonne und Mond im Frühling. Anknüpfen müssen wir können an dasjenige, was das Osterfest aus dem Kosmos selber für die Erdenentwickelung bestimmt hat. Wir müssen wissen, dass es die schützendsten und wachesten Geister des Kosmos waren, die aus dieser Weltenuhr, deren Zeiger Sonne und Mond für das irdische Dasein sind, verständlich gemacht haben die große, bedeutsame Stunde in der Welt und Menschheitsentwickelung, in welche die Auferstehung zu setzen ist. Lernen müssen wir es vom Geistigen, zu empfinden den Gang dieser
beiden Zeiger Sonne und Mond, wie wir für unsere physischen Angelegenheiten verstehenlernen den Gang der Zeiger der Uhr. Anknüpfen müssen wir das Physische, Irdische an das Oberphysische, Überirdische. Der Ostergedanke verträgt nur die Interpretation aus dem Überirdischen heraus. Denn geschehen ist mit dem Mysterium von Golgatha, insofern es das Auferstehungsmysterium ist, etwas, was sich unterscheidet von den übrigen Angelegenheiten der Menschen. Die übrigen Angelegenheiten der Menschen verlaufen auf der Erde in einer ganz anderen Art als das, was mit dem Mysterium von Golgatha geschehen ist. Die Erde hat aufgenommen die kosmischen Kräfte, und aus dem, was sie selber geworden ist, sprießen sie hervor die menschlichen Willenskräfte in den menschlichen Stoffwechsel hinein. Als aber das Mysterium von Golgatha sich abgespielt hat, da drang ein neuer Zusammenfluss des Willens in das irdische Geschehen herein. Da geschah auf der Erde etwas, was kosmisches Geschehen ist, und wofür die Erde nur Schauplatz ist. Der Mensch wurde wiederum mit dem Kosmos verbunden. Das ist es, was verstanden werden muß, und das Verständnis davon
gibt erst den Ostergedanken in seinem vollen Umfange. Daher muss vor unserer Seele erstehen nicht nur das Bild des Kruzifixus. Und hätte die Kunst das Schönste, das Größte, das Bedeutendste, das Erhabenste hervorgebracht in dem Bilde des Kruzifixus - erstehen muss der Gedanke: «Der, den ihr suchet, der ist nicht hier.» Erscheinen muss euch über dem Kreuze derjenige, der nun hier ist, und der aus dem Geiste heraus für den Geist, Geist erweckend, zu euch spricht."  [42] 
 

17. Der Mensch im Kosmos VI; das Gefährliche am theoretischen Materialismus; die Welt als Traum; ätherische Astronomie, Dionysius, griechische Kirchenväter; Justinian; Arabismus, Arabeske; Geheimnis des Grals, Montsalvatsch als spirituelle Tempelstätte, Titurel, Parzival, Wolfram von Eschenbach; Wirkungen von Saturn, Jupiter, Mars sowie Sonne, Mond, Merkur, Venus, und wie unsere Gesundheit davon abhängt; Schlafstörungen als unregelmäßige Wirkung der Saturnkräfte, wenn man dem Arabismus verhaftet ist, dem schattenhaften Intellekt unseres Zeitalters folgt

Das Gefährliche am theoretischen Materialismus ist, dass daran festgehalten wird: "Und es würde für die Menschheit keine Hilfe sein, wenn sie durch irgendeinen göttlichen Ratschluss oder dergleichen davor bewahrt werden könnte, nicht die Niederungen des Daseins durchmachen zu müssen. Es ist für die Menschheit, damit sie zum vollen Gebrauche ihrer Freiheitskräfte komme, durchaus notwendig, auch in die Niederungen sowohl der Weltauffassung wie des Lebens herunterzusteigen. Und das Gefährliche liegt eigentlich nicht darin, dass zur rechten Zeit - und die war für den theoretischen Materialismus eigentlich die Mitte des 19-Jahrhunderts - so etwas auftritt, sondern das Gefährliche besteht darin, dass wenn im Laufe der normalen Entwickelung so etwas aufgetreten ist, dann daran festgehalten wird, dass dann dieses für einen gewissen Zeitpunkt Notwendige hinübergetragen wird in künftige Zeiten. Und wenn man sagen kann, dass der Materialismus in gewisser Beziehung für die Menschheit eine Prüfung war in der Mitte des 19. Jahrhunderts, die durchzumachen war, so ist es auf der anderen Seite auch wiederum richtig, dass das Festhalten an dem Materialismus jetzt einen furchtbaren Schaden bringen muss, und dass dasjenige, was wir an furchtbaren Weltkatastrophen und Menschheitskatastrophen durchmachen, eben darauf beruht, dass die Menschheit an diesem Materialismus in weiten Kreisen festhalten möchte. Was bedeutet eigentlich der theoretische Materialismus? Er bedeutet die Anschauung, dass der Mensch zunächst der Umfang desjenigen sei, was die materiellen Prozesse seines physischen Leibes ausmacht. Der theoretische Materialismus studierte die physischsinnlichen Prozesse des physischen Leibes, und wenn auch zunächst dasjenige, was er in diesem Studium erreicht hat, mehr oder weniger am Anfange ist, so hat er doch die letzten Konsequenzen in bezug auf die Weltanschauungen bereits gezogen. Er hat den Menschen gewissermaßen erklärt als den Zusammenfluss dieser physischen Kräfte, er hat sein Seelisches erklärt als etwas, was nur hervorgerufen wird durch das Zusammenarbeiten dieser physischen Kräfte. Er hat aber auch eingeleitet die Untersuchung der physischen Natur des Menschen. Dieses letztere, die weitere Untersuchung der physischen Natur des Menschen, das ist dasjenige, was bleiben muss. Was das 19. Jahrhundert als Konsequenz aus dieser physischen Untersuchung gezogen hat, das ist das, was eine vorübergehende Erscheinung bleiben muss in der Menschheitsentwickelung. Aber als solche vorübergehende Erscheinung wollen wir sie zunächst einmal begreifen."  [43] 

Die Welt als Traum erinnert an La Vida es sueño (Das Leben ein Traum) von Pedro Calderón de la Barca, der nach dem Tod von Lope de Vega 1635 dessen Stelle als Hofdramatiker übernahm. Er wurde als der beste Dramatiker seiner Zeit anerkannt. Ein Band seiner Stücke, den sein Bruder José 1636 herausgab, enthielt die zur damaligen Zeit gefeierten Werke wie La Vida es sueño (Das Leben ein Traum), El Purgatorio de San Patricio (Das Fegefeuer des heiligen Patricius), La Devoción de la Cruz, La Dama duende (Dame Kobold); Goethe, Schelling und Schopenhauer waren von ihm begeistert, insbesondere was seine Philosophie und Islamkritik betrifft. Schopenhauer nannte Calderóns Werk La vida es sueño das philosophische Schauspiel par excellence: "Es gibt Menschen, die erleben allerlei Halluzinatorisches, Visionäres und dergleichen und halten es für Wirklichkeiten. Die können es nicht unterscheiden, die haben sich nicht so stark in der Hand. Was bedeutet das? Das bedeutet, dass bei diesen Leuten das, was im Traume lebt, einen Einfluss auf ihre Organisation hat, dass ihre Organisation angepasst ist der Traumvorstellung. Sie haben irgendwo etwas nicht vollständig ausgebildet in ihrem Nervensystem, was vollständig ausgebildet sein sollte; daher ist der Traum in ihnen tätig, er wirkt in ihnen. Wenn also irgend jemand seine Traumvorstellungen nicht von den erlebten Wirklichkeiten unterscheiden kann, so bedeutet das, dass die Traumkraft in ihm organisierend wirkt. Sobald der Traum unseres ganzen Gehirnes mächtig würde, würden wir überhaupt die ganze Welt als Traum anschauen. Wer solch eine Tatsache in ihrem vollen Werte betrachten kann, der wird nach und nach zu Dingen kommen, zu denen sich allerdings unsere gewöhnliche Wissenschaft heute nicht aufschwingen will, weil sie nicht den Mut dazu hat; er wird dazu kommen, einzusehen, dass in dem, was im Traumleben kraftet, dasselbe liegt, was in uns Organisationskraft ist, was Wachstums-, Belebekraft ist. Nur dadurch, dass gewissermaßen unser Organismus so in sich konsolidiert ist, dass er so feste Strukturen hat, dass er widersteht dem gewöhnlichen Traum, nur dadurch hat die Kraft der gewöhnlichen Träume nicht die Macht, seine Struktur auseinanderzureißen, und der Mensch kann unterscheiden das Traumerlebnis vom Wirklichkeitserlebnis. Aber wenn das Kind klein ist und heranwächst, wenn es also immer größer und größer wird, da ist eine Kraft in ihm. Das ist dieselbe Kraft, die im Traume ist, nur dass man sie beim Traume ansieht. Und wenn man sie nicht ansieht, sondern wenn sie im Leibe wirkt, diese Kraft, die sonst im Traume ist, dann wächst man durch sie. Und man braucht nicht einmal so weit zu gehen, auf das Wachsen hinzuschauen. Auch wenn Sie täglich zum Beispiel essen und das Gegessene in sich verdauen, es in dem ganzen Organismus verbreiten, so ist es durch die Kraft, die im Traume lebt. Wenn daher irgend etwas im Organismus nicht richtig ist, dann hängt das auch mit unrichtigem Träumen zusammen. Es ist dieselbe Kraft, die in dem Traumleben äußerlich angeschaut wirkt, und die da in einem wirkt selbst bis in die Verdauungskräfte hinein. So können wir sagen: Wir werden gewahr, wenn wir nur das Leben des Menschen richtig anschauen, die wirksame Traumeskraft in seinem Organismus. Und indem ich das schildere, diese wirksame Traumeskraft, betrete ich eigentlich in dieser Schilderung dieselben Wege, die ich betreten muss, wenn ich den menschlichen Ätherleib beschreibe. Denken Sie sich, irgend jemand könnte durchschauen alles dasjenige, was im Menschen wächst vom Kinde auf, was im Menschen die Verdauung bewirkt, was im Menschen wirkt, um den ganzen Organismus in seiner Tätigkeit zu erhalten; denken Sie sich, ich könnte dieses ganze Kraftsystem nehmen, herausnehmen aus dem Menschen und es vor den Menschen hinstellen, dann hätte ich den Ätherleib vor den Menschen hingestellt. Dieser Ätherleib, dieser Leib also, der sich nur in Unregelmäßigkeiten in dem Traume offenbart, war in sich viel mehr ausgebildet vor dem Zeitpunkte im 19. Jahrhundert, den ich angeführt habe. Er wurde immer schwächer und schwächer in seiner Struktur. Dafür wurde der physische Leib immer stärker und stärker in seiner Struktur. Der Ätherleib kann in Bildern vorstellen, er kann traumhafte Imaginationen haben, aber er kann nicht denken. Und sobald in irgendeinem Menschen der Gegenwart dieser Ätherleib besonders stark tätig zu sein beginnt, dann wird er das, was ich vorhin sagte, er wird etwas hellseherisch; aber er kann dann weniger denken, denn zum Denken braucht er gerade den physischen Leib. Daher ist es nicht zu verwundern, dass die Menschen, wenn sie im 19. Jahrhundert das Gefühl hatten, sie könnten besonders gut denken, eigentlich zum Materialismus hingetrieben wurden. Was ihnen zu diesem Denken am meisten half, das ist dieser physische Leib, mit anderen Worten ausgedrückt. Aber mit diesem Denken gerade, mit diesem physischen Denken hängt die besondere Art des Gedächtnisses zusammen, die im 19. Jahrhundert entwickelt worden ist, es ist ein Gedächtnis, das womöglich wenig bildhaft ist, womöglich in Abstraktionen verläuft. ... Man braucht sich da nicht zu verwundern, dass jemand, der so auf seinen physischen Leib baut, das Gefühl bekommt, dieser physische Leib ist das einzig Arbeitende im Menschen drinnen. - Und es war schon das Leben des Menschen allmählich so geworden, dass es sich ganz und gar in den physischen Leib hineinarbeitete, und er daher auch zu dem Glauben kam: der physische Leib ist alles in der menschlichen Organisation. Ich glaube nicht, dass ein anderes Zeitalter als dasjenige, welches auf den physischen Leib diesen großen Wert legt, hätte zu einer so grotesken Erfindung - verzeihen Sie diesen Ausdruck - kommen können, wie es die Stenographie ist. Denn man hat ja, als man keine Stenographie gehabt hat, nicht solchen Wert darauf gelegt, das Wort und die Wortfolge so unbedingt festzuhalten und so festzuprägen die Worte, wie sie im Stenogramm festgehalten werden wollen. So festprägen kann sie ja nur der Abdruck im physischen Leib. Also nur die besondere Vorliebe für das Abprägen im physischen Leibe bewirkt auch die andere Vorliebe, dieses abgeprägte Wort zu erhalten, ja nicht irgend etwas zu erhalten, was um ein Niveau höher erhoben ist. Da hätte die Stenographie nämlich nichts zu suchen, wenn man diejenigen Formen festhalten wollte, die sich im ätherischen Leibe ausprägen. Es gehörte schon die materialistische Tendenz dazu, um etwas so Groteskes zu erfinden, wie es die Stenographie ist. Nun, das sollte nur erläuternd hinzugefügt werden zu dem, was ich zu dem Problem beitragen möchte: das Verstehen des Auftretens des Materialismus im 19. Jahrhundert. Die Menschheit war bei einer gewissen Verfassung angelangt, die hinneigte zu dem Einprägen des Geistig-Seelischen in den physischen Organismus. Sie müssen das, was ich gesagt habe, als eine Interpretation nehmen, nicht als eine Kritik der Stenographie. Ich will nicht, dass die  Stenographie heute gleich abgeschafft wird. Das ist niemals die Tendenz, die solchen Charakteristiken zugrunde liegt. Denn man muss sich ganz klar sein: Damit, dass man etwas versteht, will man es ja auch nicht durchaus gleich abschaffen! Es gibt vieles in der Welt, was notwendig ist zum Leben, was aber auch nicht zu allem dienen kann - ich will das Thema nicht weiter ausführen - und was man doch auch in seiner Notwendigkeit begreifen muss. Aber wir leben, das muss ich immer wieder betonen, in einem Zeitalter, in dem es durchaus notwendig ist, etwas mehr in die Tiefe sowohl der Naturentwickelung wie der Kulturentwickelung einzudringen, sich sagen zu können: Woher kommt die eine oder die andere Erscheinung? - Denn mit dem bloßen keiferischen Aburteilen und Abkritisieren ist es nicht getan; man muss alle Dinge der Welt wirklich verstehen. Was ich also heute ausgeführt habe, möchte ich dahin zusammenfassen, dass uns die Entwickelung der Menschheit zeigt, dass gewissermaßen die Strukturvollendung des physischen Leibes in der Mitte des 19. Jahrhunderts einen Höhepunkt erreichte, dass jetzt schon wieder die Dekadenz eintritt, und dass mit diesem Vervollkommnen des physischen Leibes der Aufschwung der theoretischen materialistischen Weltanschauung zusammenhängt."  [44] 

Ätherische Astronomie, Origenes, Dionysius, griechische Kirchenväter; Justinian hat aus demselben Programm heraus, aus dem er die Athenische Philosophieschule schloss, auch den Origenes für einen Ketzer erklären lassen; spirituelle Anregungen aus dem nicht islamisierten Orient: "Also in Athen namentlich war bis ins 4. Jahrhundert herein, ja noch länger, eine Weisheitsschule, welche sich bemühte, die alte ätherische Astronomie mit dem Christentum in Einklang zu bringen. Die letzten Reste dieser Anschauung von dem Hereinkommen des Menschen aus höheren Welten durch die Planetensphäre in die Erdensphäre, sie durchglänzen noch die Schriften des Origenes, glänzen noch durch selbst durch die Schriften der griechischen Kirchenväter. Man kann überall sehen, wie das da durchglänzt; und es glänzte namentlich durch die Schriften des wahren Dionysius des Areopagiten. Dieser Dionysius der Areopagite hinterließ ja eine Lehre, die eine reine Synthesis war zwischen der ätherischen Astronomie und demjenigen, was im Christentum lebte: dass sich die gewissermaßen in der Sonne astronomisch oder kosmisch lokalisierten Kräfte in dem Christus durch den Menschen Jesus von Nazareth in die Erdensphäre hineinbegeben haben, und dass damit eine gewisse Beziehung, die vorher nicht vorhanden war, zur Erde entstanden ist in bezug auf alle höheren Hierarchien, die Hierarchien der Engel, die Hierarchien der Weistümer, die Hierarchien der Throne, die Hierarchien der Seraphime und so weiter. Eine Durchdringung dieser Hierarchienlehre mit ätherischer Astronomie, das war es, was beim ursprünglichen Dionysius dem Areopagiten vorhanden war. Im 6. Jahrhundert hat man dann versucht, die Spuren zu verwischen auch der älteren Lehren des Dionysius des Areopagiten, und man hat sie so umgestaltet, dass man darin eigentlich nur noch eine abstrakte Geisteslehre hatte. So wie heute die Lehre des Dionysius des Areopagiten vorliegt, ist sie ja eine Geisteslehre die nicht mehr viel mit ätherischer Astronomie zu tun hat. Und so nennt man ihn dann den Pseudo-Dionysius. Auf diese Weise hat man der Weisheitslehre einen Untergang bereitet, auf der einen Seite, indem man den Dionysius verballhornt hat, und auf der anderen Seite dadurch, dass man jene noch in Athen ganz lebhaft lebendige Lehre, welche die ätherische Astronomie mit dem Christentum vereinigen wollte, ausgerottet hat, und dass man in bezug auf das Kulthafte dann den Mithrasdienst ausgerottet hat. Und dann haben ein übriges getan solche Persönlichkeiten wie Konstantin, dessen Taten in späterer Zeit verstärkt wurden dadurch, dass ja der Kaiser Justinian die Athenische Philosophenschule schließen ließ, so dass die letzten Menschen, welche sich damit befasst haben, die alte ätherische Astronomie mit dem Christentum in Einklang zu bringen, auswandern mussten und in Persien eine Stätte fanden, wo sie wenigstens ihr Leben fortfristen konnten. Justinian hat ja aus demselben Programm heraus, aus dem er die Athenische Philosophieschule schloss, auch den Origenes für einen Ketzer erklären lassen, und er hat die römische Konsulswürde aus demselben Grunde abgeschafft, die ja eigentlich nur noch ein Schattendasein führte, in der man aber doch, selbst als sie nur noch ein Schattendasein führte, eine Art Widerstandskraft suchte gegenüber der romanischen Staatsidee, die in der reinen Juristerei aufging. Das alte Menschliche, das man noch mit der Konsulswürde verband, ließ man verschwinden in dem staatlichen Imperialismus des Romanentums. So sehen wir im 4. Jahrhunderte abglimmen, was als Kultusdienst mit dem Menschen näher hätte zusammenbringen können das Christentum, wir sehen abglimmen dasjenige, was als alte Weisheitslehre in einer ätherischen Astronomie sich vereinigen wollte mit der Erkenntnis von der Bedeutung des Mysteriums von Golgatha. Und wir sehen im Westen an dessen Stelle treten dasjenige, was nun schon die Keime des späteren Materialismus in sich trug, der ja erst sich theoretisieren konnte im 15. Jahrhundert, als der fünfte nachatlantische Zeitraum begann, der aber vorbereitet wurde im wesentlichen durch die Vermaterialisierung desjenigen, was noch spirituell aus dem Oriente herübergekommen war. Diesen Gang der europäischen Zivilisation müssen wir durchaus ins Auge fassen. Es wird uns sonst niemals ganz durchsichtig werden, welches eigentlich die Grundlagen der europäischen Zivilisation sind. Und es wird uns sonst niemals ganz klar werden, wie es eigentlich hat möglich sein können, dass immer wieder und wiederum die Menschen, wenn sie nach dem Orient gezogen sind, starke spirituelle Anregungen aus diesem Orient haben mitnehmen können. Vor allen Dingen war ja durch das ganze erste Mittelalter hindurch ein lebendiger Handelsverkehr von dem Orient an der Donau herauf, gerade jene Wege entlang, die der alte Mithrasdienst, der natürlich im ersten Mittelalter bereits verklungen war, genommen hatte. Die Leute, die da als Handelsleute nach dem Orient und vom Orient her zogen, haben immer wieder das im Orient gefunden, was dem Christentum vorangegangen war, was aber durchaus schon nach dem Christentum hintendierte. Und wir sehen es ja auch, als die Kreuzfahrer nach dem Oriente zogen, wie sie aus den Resten, die sie noch haben erkennen können im Orient, Anregungen empfangen haben, wie sie altes Weisheitsgut nach Europa gebracht haben."

Arabismus, Mauren in Spanien, der Südwesten Europas wird überflutet von einer Verstandeskultur, die es in der äußeren künstlerischen Welt nur bis zu der Arabeske brachte, die es nicht bis zu einem Durchdringen des Organischen mit dem Geistig-Seelischen brachte; Geheimnis des Grals, Montsalvatsch als spirituelle Tempelstätte, Titurel, Parzival, Wolfram von Eschenbach: "Gewissermaßen zunächst in einen Persönlichkeits- Materialismus wurde der europäische Mensch hineingestellt. Das zeigt sich dann am intensivsten in dem Umschwung im 4. nachchristlichen Jahrhundert. Da schwindet allmählich alles nach Asien zurück, was ein tieferes Erfassen des Christentums gebracht hätte, was einen Kultus hätte bringen können, welcher den Christus als den Triumphierenden hätte ansehen können, nicht bloß als denjenigen, der unter den schweren Lasten des Kreuzes hinuntersinkt und dessen Triumphieren man nur ahnen kann hinter dem Kruzifixus. Es handelte sich für das Abendland bei diesem Zurückflutenlassen der Weisheit und des alten Zeremonialdienstes um die Befestigung zunächst des Ichs. Aus der robusten Kraft der nordischen Barbarenvölker ging hervor dasjenige, was die Kraft dieser Befestigung des Ichs im irdischen Organ des Menschen sein sollte. Und während sich das vollzog in den Gegenden der Donauländer, in denen, die etwas südwärts davon waren, im Süden Europas, im Westen Europas, verpflanzte sich nun vom Orient herüber in anderen Gestalten, als was früher orientalische Weisheit war, der Arabismus. Der Arabismus pflanzte sich nach Spanien hinein fort, und man sah den Südwesten Europas überflutet von einer phantastischen Verstandeskultur, die es in der äußeren künstlerischen Welt nur bis zu der Arabeske brachte, die es nicht bis zu einem Durchdringen des Organischen mit dem Geistig-Seelischen brachte. So war Europa erfüllt auf der einen Seite von der Erzählung des rein Tatsächlichen in bezug auf die Kultushandlungen, so war es auf der anderen Seite erfüllt mit einer abstrakt phantastischen Wahrheit, Weisheit, mit demjenigen, was dann filtriert die reine Verstandeskultur bildete und was über Spanien nach Europa hereinkam. Innerhalb dieser Welt, in welcher also nur die rein auf das Äußerliche bezüglichen Erzählungen von den Ereignissen in Palästina lebten, in welcher nur das lebte, was an phantastischer Verstandesweisheit durch den Arabismus gekommen war, in dieser Welt tauchten auch einzelne Menschen auf - einzelne gibt es ja immer wieder und wiederum innerhalb des Gros der Menschheit -, denen etwas aufging von dem, wie eigentlich die Sache war. Es stieg in ihrer Seele auf, dass es ja ein großes christliches Geheimnis gibt, für das die höchste Weisheit nicht hoch genug ist, um es in seiner ganzen Bedeutung zu durchdringen, für das das intensivste Fühlen nicht stark genug ist, um dafür einen Zeremonialdienst auszubilden, dass eben von dem Kreuz von Golgatha etwas ausging, was mit höchster Weisheit und kühnstem Gefühle erfaßt werden müsse. Das ging in einzelnen Menschen auf. Und ihnen stieg so etwas auf, wie die bedeutsame Imagination: In dem Brote des Abendmahles war etwas vorhanden wie eine Synthesis, wie eine Zusammenfassung der Kraft des äußeren Kosmos, der mit alledem, was aus dem Kosmos an Kräfteströmung herunterkommt auf die Erde, diese Erde durchdringt, aus dieser Erde hervorzaubert die Vegetation; dann wird  dasjenige, was da aus dem Kosmos der Erde anvertraut wird, was dann aus der Erde hervorquillt, zusammengefaßt synthetisch im Brote und konstituiert den menschlichen Leib. Und etwas anderes noch ging durch alle Nebel, möchte ich sagen, die sich hinübergezogen haben über die alten Traditionen, etwas anderes ging auf diese europäischen Weisen über, etwas, was ja allerdings im Orient seinen Ursprung genommen hat, was aber eben durch die Nebel durchdrang und von einzelnen verstanden wurde. Das war das andere Mysterium, das sich an das Mysterium des Brotes anreihte, das Mysterium von der heiligen Schale, in welcher Joseph von Arimathia aufgesammelt hat das herunterträufelnde Blut des Christus Jesus, das war die andere Seite des Weltengeheimnisses. Wie im Brote zusammengenommen ist alles dasjenige, was der Extrakt des Kosmos ist, so ist im Blute zusammengenommen alles dasjenige, was der Extrakt der menschlichen Natur und Wesenheit ist, in Brot und Blut, wofür ja der Wein nur das äußere Symbolum sein sollte, in Brot und Blut drückte sich das aus für diese europäischen Weisen, die wirklich wie aus geheimnisvollen Mysterienorten sich herausentwickelt hatten, weit hinausragend über das Gros der europäischen Bevölkerung, das nur die Tatsachen von Palästina hören konnte und das, wenn es zur Gelehrsamkeit heranwuchs, nur sich allmählich hineinfand in die abstrakte Phantastik des Arabismus. Bei diesen Menschen, die sich ebenso auszeichneten durch etwas, was wie eine reifste, überreife Frucht orientalischer Weisheit war und zugleich eine reifste Frucht europäischen Empfindens und Fühlens, bei ihnen entwickelte sich dasjenige, was sie nannten das Geheimnis des Grals. Aber, so sagten sie sich, auf der Erde ist nicht zu finden, was das Geheimnis des Grales ist. Die Menschen sind gewohnt worden, einen Verstand zu entwickeln, wie er ja seine höchste Blüte trieb im Arabismus. Die Menschen sind gewohnt, nicht hinzuschauen auf den Sinn der äußeren Tatsachen, sondern lediglich sich diese äußeren Tatsachen ihrer sinnenfälligen Wirklichkeit nach erzählen zu lassen. Durchdringen muss man zu demjenigen, was in dem Geheimnis des Brotes ist, das ja in derselben Schale gebrochen worden sein soll durch den Christus Jesus, in der dann das Blut durch Joseph von Arimathia aufgefangen worden ist, welche Schale dann entrückt worden ist nach Europa, aber, wie die Sage sagt, so von Engeln über der Erdoberfläche, hoch oben über der Erdoberfläche gehalten wurde, bis Titurel kam, der diesem Gral, dieser heiligen Schale, dieser das Mysterium des Brotes und Blutes umfassenden Schale den Tempel auf dem Montsalvatsch schuf. In heiliger spiritueller Tempelstätte wollten schauen diejenigen, die auf diese Weise europäische Mysterienweise geworden waren, durch die Nebel der Abstraktion hindurch und durch die Nebel der reinen Tatsachenerzählungen hindurch das Geheimnis vom Gral, das Geheimnis vom Kosmos, das verschwunden war mit der ätherischen Astronomie, das Geheimnis vom Blute, das verschwunden war mit der alten medizinischen Anschauung. Wie die alte medizinische Anschauung übergegangen ist in abstraktes Denken, so ist übergegangen die alte ätherische Astronomie in abstraktes Denken. Das hatte sich in der höchsten Blüte zu einer bestimmten Zeit gerade durch die Araber in Spanien abgelagert. In diesem Spanien war es, wo man äußerlich unter den Menschen nicht finden konnte das Geheimnis des Grales. Da war nur abstrakte  Verstandesweisheit. Bei den Christen war nur äußere Tatsachenerzählung, bei den Arabern, bei den Mauren phantastische Verstandesentwickelung. Und in Höhen nur über dieser Erde schwebte der Heilige Gral, und nur von denjenigen, denen von göttlichen Mächten dazu die Fähigkeiten gegeben wurden, konnte betreten werden dieser spirituelle Tempel, dieser Heilige Gral, dieser die Geheimnisse des Brotes und Blutes umschließende Tempel. Es ist kein Zufall, dass er gefunden werden sollte in Spanien, wo wirklich meilenweit aus dem, was die irdische Tatsächlichkeit bot, herausgeschritten werden musste, wo durchbrochen werden mussten dornige Hecken, um vorzudringen zu dem spirituellen Tempel, welcher den Heiligen Gral umschloss. Aus solchen gefühlsmäßigen Voraussetzungen heraus entwickelte sich die Anschauung des Heiligen Grals. Die unsichtbare Kirche, die übersinnliche Kirche, die doch aber auf Erden zu finden ist, das war es, was sich mit dem Mysterium des Grals umhüllte. Es war ein unmittelbar Daseiendes, das aber derjenige nicht findet, der sein Inneres teilnahmslos der Welt gegenüberstellt. In alten Zeiten, da sind die Mysterienpriester aus den Mysterien hinausgegangen in die Welt, haben Umschau gehalten unter den Menschen, haben aus dem Anblicke der menschlichen Aura sich gesagt: Das ist einer, den wir hereinnehmen müssen in die Mysterien; das ist ein anderer, den wir hereinnehmen müssen in die Mysterien. - Man brauchte nicht zu fragen, man wurde erwählt. Es brauchte nicht im Inneren des Menschen selber die Aktivität zu entspringen, man wurde erwählt, man wurde hineingeholt in die heiligen Mysterienstätten. Diese Zeit war um das 11., 12. und das 9., 10. Jahrhundert schon vorbei. Befestigt musste im Menschen durch die Christus-Kraft, die eingezogen war in die europäische Zivilisation, dasjenige sein, was ihn drängte zu fragen: Was sind die Geheimnisse des Daseins? - Und keiner konnte sich dem Grale nähern, der teilnahmslos schläfrig mit seinem Inneren die Außenwelt durchwanderte und durchschritt. Allein derjenige, so sagte man, könne eindringen in die Wunder, das heißt in die Geheimnisse des Heiligen Grals, der in seiner Seele den Antrieb empfand, zu fragen nach den Geheimnissen des Daseins, des kosmischen Daseins und des innermenschlichen Daseins. Und seither ist es im Grunde genommen so geblieben. Nur nachdem um die Mitte des Mittelalters herum die Menschen ernst hingewiesen worden waren auf dieses Fragestellen, auf dieses Fragensollen, trat zunächst seit dem Beginne des 14. Jahrhunderts, das heißt im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts, der große Rückschlag ein. Immer weniger und weniger blieben von denen, die da fragten nach den Wundern des Heiligen Grals, immer inaktiver und inaktiver wurden die Seelen. Sie sahen nunmehr hin nach den äußeren Gestaltungen der menschlichen Wesenheit auf Erden und nach dem, was sich anschauen lässt und was sich zählen und wägen und messen und errechnen lässt im Kosmos. Aber geblieben ist auch diese schon im frühen Mittelalter in die europäische Zivilisation hereintretende heilige Aufforderung: zu fragen nach den Geheimnissen des Kosmos ebensowohl wie nach den inneren Geheimnissen des Menschen, das heißt nach den Mysterien des Blutes. Die Menschen haben ja in den verschiedensten Phasen durchgemacht dasjenige, was notwendigerweise der Materialismus mit all seinen Kräften über die europäische Zivilisation bringen musste. Es waren schon eindringliche Worte, wenn sie auch vielfach verklungen sind. Man muss nur bedenken, wie groß die Möglichkeit war, dass bedeutsame Worte erklingen konnten innerhalb der europäischen Zivilisation. Dasjenige, was für ein bestimmtes Zeitalter geschaffen war, das Erzählen der äußeren Tatsache von Palästina, das Durchdringen dieser äußeren Tatsache mit dem Arabismus, was dann die Scholastik des Mittelalters besorgt hat als mittelalterliche christliche Philosophie, das war für ein gewisses Zeitalter groß. Aber so, wie es sich herausentwickelt hat aus einer Zeit größerer Weisheit und größerem Zeremoniellen, die nur zurückgeschoben wurden in den Orient, so hat es das, was sich da herausgebildet hat, auch nicht verstanden: hinzuhorchen auf die übersinnlichen Mysterien des Christentums, auf die Mysterien des Heiligen Grals. ... Wolfram von Eschenbach. Er ist noch groß genug; ihn hat dasjenige übriggelassen, was als Dogmatik sich in Europa festgesetzt hat und was im Grunde genommen dasjenige ausgerottet hat, was an mächtigen Stimmen, aber eben unter Kampf und Bitterkeit den Ruf nach dem Heiligen Gral ertönen ließ. Und diejenigen, die ertönen ließen den Ruf nach dem Heiligen Gral, sie wollten ihn schon als in der dumpfen Seele heraufdämmernde Freiheit ertönen lassen. Sie wollten dem Menschen nicht seine Freiheit nehmen, sie wollten ihm nichts aufdrängen, er sollte ein Fragender sein. Er sollte aus den Tiefen seines Seelenwesens heraus nach den Wundern des Grals fragen. Was da an geistigem Leben untergegangen ist, war wahrhaftig noch größer als sein Gegenspiel, wenn dieses auch nicht einer gewissen Größe entbehrt. Und als dann dasjenige, was als einen geistigen Weg bezeichnet hatten die Diener des Heiligen Grals, abgelöst wurde von dem physischen Weg nach dem physischen Jerusalem im Orient drüben, abgelöst wurde der Kreuzweg nach dem Gral durch die Kreuzzüge nach dem physischen Jerusalem, und als dann Gottfried von Bouillon im Gegensatz zu Rom ein äußerliches Reich in Jerusalem aufrichten wollte, aus seinem Empfinden heraus seinen Ruf «Los von Rom» ertönen ließ, da war dieser allerdings weniger suggestiv als derjenige des Veter von Amiens, der wie eine gewaltige Suggestion wirkte, um dasjenige, was die Diener des Heiligen Grals spirituell gemeint hatten, in das Materialistische zu übersetzen. Das war auch einer der Wege, die durch den Materialismus gegangen worden sind, der Weg nach dem physischen Jerusalem statt nach dem spirituellen Jerusalem, das in Titurels Tempel bergen sollte dasjenige, was von dem Mysterium von Golgatha in dem Heiligen Gral übriggeblieben war. Titurel, so sagte man, habe ihn aus den Wolken, wo ihn die Engel schwebend gehalten haben -während  Arabismus und rein äußere Tatsachenerzählungen herrschten -, Titurel habe ihn heruntergebracht, den Heiligen Gral, auf die Erdensphäre. Aber das materialistische Zeitalter fing nicht an, nach ihm zu fragen. Einsame Menschen, vereinzelte Menschen, Menschen in der «Dumpfheit», nicht gerade in der Weisheit, wie der Parzival, waren es, welche Wege antraten zu dem Heiligen Gral, aber sie verstanden es im Grunde genommen auch nicht richtig, die entsprechende Frage zu stellen. Und voran ging schon dem geistigen Materialismusweg, der dann in dem ersten Drittel des 14. Jahrhunderts begann, der andere Materialismusweg, der im Grunde genommen schon in der Wendung nach dem Osten hinüber war, nach dem physischen Jerusalem. Und diese Tragik erlebte die moderne Menschheit, die eben durch diese Tragik hindurchgehen musste und muss, um sich in dieser Tragik innerlich zu ergreifen und so recht zu Fragenden zu werden. Diese Tragik musste und muss die moderne Menschheit erleben, dass das Licht, das ihr einstmals aus dem Osten gekommen war, nicht erkannt wurde als spirituelles Licht, dass das spirituelle Licht zurückgeschoben worden ist und dafür gesucht worden ist das physische Land, die physische Materialität des Orients. Den physischen Orient fing man an im Mittelalter zu suchen, nachdem man im Ausgang des Altertums den spirituellen Orient zurückgestellt hatte. Das ist die europäische Situation, und in dieser europäischen Situation ist auch unsere heutige noch. Denn noch sind wir, wenn wir den wahren innersten Ruf der Menschheit verstehen, Sucher nach dem Heiligen Gral und müßten es sein, Sucher nach dem Heiligen Gral. Noch müssen die Bestrebungen der Menschheit, wie sie, angefangen in den Kreuzzügen, hervortreten, die Umwandlung, die Metamorphose ins Spirituelle erfahren. Noch müssen wir wiederum kommen zu einem solchen Erfassen der kosmischen Welten, dass wir den Ursprung des Christus in diesen kosmischen Welten suchen können. Solange diese kosmischen Welten nur mit der äußeren physischen Astronomie erfasst werden, können sie selbstverständlich nicht als die Heimat des Christus aufgefasst werden, denn aus dem, was heute der Astronom lehrt als das Geheimnis des Himmels, für dessen Beschreibung er nur die Geometrie, die Mathematik, die Mechanik hat, für dessen Anschauung er nur das Teleskop hat, aus diesem Himmel kann der Christus nicht herabgestiegen sein auf die Erde, um sich in dem Menschen Jesus von Nazareth zu verkörpern. Denn diese Verkörperung, sie kann auch nicht verstanden werden, wenn man lediglich den Menschen kennenlernt, so wie man ihn, um ihn zu erforschen, aus dem lebendigen Leben heraus in die Klinik bringt, wo man den Leichnam seziert, um sich dann von der Leiche Vorstellungen über den lebendigen Menschen zu machen. Die Alten hatten eine lebendige Astronomie, sie hatten eine lebendige Medizin. Suchen müssen wir wiederum nach einer lebendigen Astronomie, nach einer lebendigen Medizin. So wie uns eine lebendige Astronomie zeigen wird einen Himmel, einen Kosmos, der wirklich von jener Geistigkeit durchdrungen ist, aus der der Christus heruntersteigen kann, so wird uns die verlebendigte Medizin den Menschen wiederum so vorführen, dass wir ihn ergreifen mit unserem Wissen, mit unserem Erkennen bis m sein Geheimnis des Blutes hinein, bis in diejenige organische innere Sphäre, wo sich die Kräfte des ätherischen, des astralischen Leibes, des Ichs umwandein in das physische Blut. In dem Augenblicke, wo wir das Geheimnis des Blutes ergriffen haben von einer wirklich medizinischen Erkenntnis und wo wir begriffen haben die Weltensphäre, die kosmische Sphäre durch eine durchgeistigte Astronomie, werden wir verstehen, wie aus diesen kosmischen Sphären der Christus heruntersteigen konnte auf die Erde und wie er finden konnte auf der Erde den Menschenleib, der mit seinem Blute ihn aufnehmen konnte. Es ist das Geheimnis des Grals, das im Ernste auf diese Weise gesucht werden muss: uns mit dem ganzen Menschen, mit Kopf und Herz auf diesen Weg nach dem spirituellen Jerusalem zu machen. Das ist die Aufgabe der modernen Menschheit. Es ist merkwürdig, wie dasjenige, was geschehen soll, objektiv durch die Sphäre des Daseins webt. Und wenn es nicht in richtiger Weise Empfindung wird, so wird es äußerlich empfunden, wird es äußerlich vermaterialisiert. Wie die Christen zuerst nach Jerusalem gezogen sind, so ziehen jetzt Ansammlungen des jüdischen Volkes nach Jerusalem, damit wiederum eine Phase des Materialismus zum Ausdruck bringend, zeigend, wie dasjenige, was geistig verstanden werden sollte von der modernen Menschheit in allen ihren Teilen, nun doch  materialistisch verstanden wird. Aber es muss die Zeit kommen, in der in der richtigen Weise wiederum das Geheimnis des Grals empfunden werden kann." [45] 

Wirkungen von Saturn, Jupiter, Mars sowie Sonne, Mond, Merkur, Venus, und wie unsere Gesundheit davon abhängt; Schlafstörungen als unregelmäßige Wirkung der Saturnkräfte, man macht sich am schlechtesten frei von der Saturnwirkung, wenn man dem Arabismus verhaftet ist, dem schattenhaften Intellekt unseres Zeitalters folgt. Da lässt man geradezu die Saturnwirkungen in sich wüten, Nervosität; gewaltiger Unterschied zwischen den Wirkungen, welche ausgeübt werden auf den oberen, und denen, die ausgeübt werden auf den unteren Menschen: "Nennen wir heute «oberen Menschen» denjenigen Menschen, der gewissermaßen durchkreist wird von dem nach aufwärts, nach dem Kopfe zu gehenden Blutstrom; nennen wir den «unteren Menschen» dasjenige, was vom Herzen nach abwärts liegt. Wenn wir so den Menschen anschauen, dann haben wir zunächst im Menschen das Obere, das sein Haupt umfasst, und dasjenige, was gewissermaßen organisch zu dem Haupte gehört. Das ist hauptsächlich in seiner Gestaltung, von den Sonnenwirkungen abhängig. Das bildet sich ja auch zunächst embryonal vorzugsweise aus. Da wirken schon im Embryo auf diesen Organismus die Sonnenwirkungen in ganz besonderer Weise, aber diese Wirkungen setzen sich ja dann fort, wenn der Mensch geboren ist, wenn der Mensch physisch da ist im Leben zwischen der Geburt und dem Tode. Und da wird nun dasjenige, was ja in diesem Gebiet des Menschen, ich möchte sagen, was oberhalb des Herzens liegt, genauer müsste man das nach der Blutzirkulation beschreiben, was oberhalb des Herzens liegt, das wird in bezug auf die astralischen Wirkungen modifiziert von Saturn, Jupiter, Mars. Der Saturn hat Kräfte, die er - betrachten wir es nach der kopernikanischen Weltanschauung - in seinem Umkreis um die Sonne entwickelt und die er der Erde zuschickt; er hat diejenigen Kräfte, welche eigentlich im ganzen astralischen Leib, namentlich in demjenigen Teile, der diesem oberen Menschen angehört, wirksam sind. Der Saturn hat die Kräfte, die in diesen astralischen Leib hineinstrahlen. Und indem sie den astralischen Leib durchstrahlen, beleben, wirken sie auf ihn so, dass von ihnen eigentlich in ganz wesentlicher Weise abhängt, inwiefern sich der astralische Leib in ein richtiges Verhältnis zum physischen Leib des Menschen stellt. Wenn der Mensch zum Beispiel nicht richtig schlafen kann, wenn also sein astralischer Leib nicht richtig herausgehen will aus dem Ätherleib und dem physischen Leib, wenn er beim Erwachen nicht richtig hineingehen will, wenn er sonst in irgendeiner Weise sich nicht richtig eingliedert dem physischen Leibe, so ist das eine Wirkung, eine unregelmäßige Wirkung der Saturnkräfte. Der Saturn ist im wesentlichen derjenige Weltenkörper, welcher auf dem Umwege durch das menschliche Haupt ein richtiges Verhältnis des astralischen Leibes zum menschlichen physischen Leib und zum Ätherleib herstellt. Dadurch liefern die Saturnkräfte auf der anderen Seite wiederum das Verhältnis des astralischen Leibes zum Ich, weil ja der Saturn im Verhältnisse steht zu der Sonnenwirkung. Er steht so im Verhältnis zur Sonnenwirkung, dass das räumlich-zeitlich dadurch ausgedrückt ist, dass ja der Saturn ungefähr seinen Umkreis um die Sonne, wie Sie wissen, in dreißig Jahren vollendet. Diese Beziehung des Saturn zur Sonne, die drückt sich im Menschen dadurch aus, dass erstens das Ich in ein entsprechendes Verhältnis kommt zum astralischen Leib, aber namentlich dass der astralische Leib sich in einer richtigen Weise in die ganze menschliche Organisation eingliedert. So dass wir sagen können, der Saturn hat seine Beziehung zu dem oberen Teil des ganzen astralischen Leibes. Diese Beziehung, die war für die Menschen älterer Zeiten durchaus etwas Maßgebendes. Und noch in der  Ägyptisch-chaldäischen Zeit, wenn wir zurückgehen würden in das 3., 4. Jahrtausend vor dem Mysterium von Golgatha, da würden wir finden, dass bei den Lehrern, bei den Weisen in den Mysterien jeder Mensch daraufhin beurteilt wurde, wie er sein Verhältnis zum Saturn durch sein Geburtsdatum bestimmt hatte; denn man wußte ganz genau, wenn ein Mensch geboren ist bei dieser oder jener Konstellation des Saturn, so war er ein Mensch, der seinen astralischen Leib im physischen Leib richtig brauchen konnte oder weniger richtig brauchen konnte. Die Erkenntnis solcher Dinge spielte in alten Zeiten eine große Rolle. Aber darauf beruht gerade der Fortschritt der Menschheitsentwickelung in unserem Zeitalter, das mit dem Beginn des 15. Jahrhunderts seinen Anfang genommen hat, dass wir uns freimachen von dem, was da in uns wirkt. Meine lieben Freunde, mißverstehen Sie das nicht. Das heißt nicht, dass der Saturn heute nicht in uns wirkt. Er wirkt in uns geradeso, wie er in alten Zeiten gewirkt hat; nur müssen wir uns davon freimachen. Und wissen Sie, worinnen dieses In-der-richtigen- Weise-Freimachen von der Saturnwirkung besteht? Man macht sich am schlechtesten frei von der Saturnwirkung, wenn man dem schattenhaften Intellekt unseres Zeitalters folgt. Da lässt man geradezu die Saturnwirkungen in sich wüten, da schießen die Saturnwirkungen hin und her und machen einen gerade zu demjenigen, was man in unserem Zeitalter den nervösen Menschen nennt. Der nervöse Mensch beruht im wesentlichen darauf, dass sein astralischer Leib in seine ganze physische Wesenheit nicht ordentlich eingeschaltet ist. Darauf beruht die Nervosität unseres Zeitalters. Und wozu der Mensch gebracht werden muss, ist: das Streben nach wirklicher Anschauung, das Streben nach Imagination. Wenn der Mensch beim abstrakten Vorstellen bleibt, so wird er immer nervöser und nervöser werden, weil er eigentlich herauswächst aus der Saturntätigkeit, diese aber doch in ihm ist, in ihm hin- und herschießt und aus seinen Nerven den astralischen Leib herauszerrt und daher den Menschen nervös macht. Die Nervosität unseres Zeitalters muss kosmisch erkannt werden als eine Saturnwirkung. So wie es Saturn zu tun hat mit dem oberen Teil des ganzen astralischen Leibes, insofern dieser astralische Leib mit dem ganzen Organismus in Verbindung steht durch das Nervensystem, hat es Jupiter vorzugsweise mit dem menschlichen Denken zu tun. Dieses menschliche Denken beruht ja in einer gewissen Weise auch auf einer partiellen Tätigkeit des astralischen Leibes. Ich möchte sagen, eine kleinere Partie des astralischen Leibes ist tätig beim Denken als beim Versorgen des ganzen Menschen durch den astralischen Leib. Was in unserem astralischen Leib wirkt, und was zunächst überhaupt unser Denken stark macht, das ist Jupiterwirkung. Jupiterwirkung hat es vorzugsweise mit dem astralischen Durchorganisieren des menschlichen Gehirnes zu tun. Sehen Sie, die Saturnwirkungen erstrecken sich eigentlich über das ganze menschliche Leben, und dieses ganze menschliche Leben hat ja angefangen seit unseren drei ersten Lebensjahrzehnten. Wie wir uns - solange wir in den Wachstumsperioden sind, und ganz hören diese ja eigentlich erst auf nach dem dreißigsten Jahre - , wie wir uns da entwickeln in unserem astralischen Leib, davon hängt unser ganzes Leben und unsere Gesundheit ab. Daher braucht der Saturn dreißig Jahre, um herumzugehen um die Sonne. Das ist ganz auf den Menschen zugeschnitten. Dasjenige, was sich in uns als Denken entwickelt, das hat mit den ersten zwölf Lebensjahren zu tun. Dasjenige, was da draußen kreist, das ist nicht ohne Beziehung zum Menschen. Ebenso wie es Jupiter zu tun hat mit dem Denken, hat es Mars zu tun mit demjenigen, was die Sprache ist. Mars hat es zu tun mit der Sprache. (Saturn oberer Teil des ganzen astralischen Leibes, Jupiter Denken, Mars Sprache). Mars, sehen Sie, hebt gewissermaßen vom astralischen Leib noch ein kleinere Partie, als diejenige ist, die fürs Denken in Betracht kommt, heraus aus seiner ganzen Einorganisierung in den übrigen Menschen. Und von den Marswirkungen in uns hängt es ab, dass entfaltet werden können die Kräfte, die sich dann in das Sprechen ergießen. Die kleine Umlaufszeit des Mars ist ja auch dafür maßgebend. Der Mensch lernt ja innerhalb einer Zeit, die durchaus der halben Umlaufzeit des Mars ungefähr entspricht, die ersten Sprachlaute. Auf- und absteigende Entwickelung! Wir sehen, diese ganze Entwickelung, insofern sie an die Gegend des menschlichen Hauptes gebunden ist, hängt zusammen mit Saturn-, Jupiter- und Marskräften. Damit haben wir die äußeren Planeten in ihrem Fortwirken innerhalb des menschlichen astralischen Leibes gegeben. Während die Sonne mehr mit dem Ich zusammenhängt, haben diese drei Weltenkörper: Saturn, Jupiter und Mars, mit der Entwickelung desjenigen, was ja an den astralischen Leib gebunden ist, Sprechen, Denken und dem ganzen Verhalten der menschlichen Seele im menschlichen Organismus zu tun. Dann haben wir die Sonne, die mit dem eigentlichen Ich zu tun hat. Und dann haben wir diejenigen Planeten, die wir auch die inneren nennen, diejenigen Planeten, die gewissermaßen der Erde näher sind als die Sonne, diejenigen Planeten also, die zwischen der Erde und der Sonne sich befinden, während die anderen Planeten, Saturn, Jupiter, Mars, abgewendet sind von der Erde gegenüber der Sonne. Wenn wir diese inneren Planeten ins Auge fassen, dann kommen wir dazu, ebenfalls solche Beziehungen ihrer Kräfte zum Menschen ins Auge zu fassen. Betrachten wir zunächst den Merkur. Merkur hat, ich möchte sagen seine Angriffspunkte ähnlich dem Monde mehr im Inneren des Menschen, nur gegenüber dem menschlichen Antlitz wirkt er von außen; aber er wirkt schon in demjenigen Teil des Menschen, der unter der Herzgegend liegt. Da wirkt er mit seinen Kräften, indem er innerlich die menschliche Organisation ergreift und seine Kräfte von dort wiederum ausstrahlen. Und da wirkt er so, dass er vorzugsweise es ist, der die Vermittlung besorgt der Wirksamkeit des astralischen Leibes in der ganzen Atmungs- und Zirkulationstätigkeit des Menschen. Er ist der Vermittler zwischen dem astralischen Leib und den rhythmischen Vorgängen im Menschen. So dass wir also sagen können: seine Kräfte besorgen die Vermittlung des Astralischen mit der rhythmischen Tätigkeit des Menschen. Dadurch greifen die Merkurkräfte ähnlich den Mondenkräften auch ein in den ganzen Stoffwechsel des Menschen, aber nur insofern der Stoffwechsel dem Rhythmus unterliegt, auf die rhythmische Tätigkeit zurückwirkt. Dann haben wir Venus. Venus ist dasjenige, was vorzugsweise im menschlichen Ätherleib tätig ist, was also von dem Kosmos aus im menschlichen Ätherleib sich betätigt: Tätigkeit des menschlichen Ätherleibes. Und dann haben wir Mond. Über ihn haben wir schon gesprochen. Er ist dasjenige im Menschen, was den Sonnenkräften polarisch entgegengesetzt ist, und was von innen aus den Stoff überführt ins Lebendige und dadurch auch mit der Reproduktion zusammenhängt. Der Mond ist also im ausgiebigsten Sinne der Anreger sowohl der inneren Reproduktion wie auch der Fortpflanzungsreproduktion. Bedenken Sie nun, dass ja dasjenige, was im Menschen eigentlich vorgeht, Ihnen in seiner Abhängigkeit erscheint von dem umliegenden Kosmos. Der Mensch ist auf der einen Seite mit seinem physischen Leib gebunden an die irdischen Kräfte, mit seinem ätherischen Leib gebunden an den ganzen kosmischen Umkreis. In ihm wird aber differenziert in dieser Weise, wie ich es hier dargestellt habe, und indem die Differenzierung vorzugsweise von seinem astralischen Leibe ausgeht, gliedern sich in diesen astralischen Leib die Kräfte von Saturn, Jupiter, Mars, Merkur, Venus, Mond ein. Auf dem Umwege durch das Ich wirkt dann die Sonne in ihm. Bedenken Sie, dass dadurch, dass der Mensch also in den Kosmos eingegliedert ist, es etwas anderes ist, ob der Mensch auf einem Punkte der Erde steht und, sagen wir, Jupiter glänzt vom Himmel, oder ob der Mensch hier auf der Erde steht und Jupiter ist von der Erde zugedeckt. Die Wirkungen auf den Menschen sind in dem einen Falle direkt, die Wirkungen in dem anderen Falle sind so, dass die Erde sich dazwischen stellt. Das gibt einen bedeutsamen Unterschied. Jupiter, haben wir gesagt,
steht mit dem Denken in Beziehung. Nehmen wir an, da wo das menschliche physische Denkorgan in seiner vorzugsweisen Entfaltung ist, da erlebt der Mensch, also bald nach seiner Geburt, von seiner Geburt aus, dass Jupiter ihm zuglänzt seine Wirksamkeit. Der Mensch bekommt die direkte Jupiterwirkung. Sein Gehirn wird ganz besonders zum Denkorgan umgegliedert; er bekommt eine gewisse Anlage zum Denken. Nehmen wir an, der Mensch verlebt diese Jahre so, dass der Jupiter auf der anderen Seite ist, die Jupiterwirkungen also durch die Erde gehindert sind: sein Gehirn wird wenig umgestaltet zum Denkorgan. Wirkt dagegen die Erde mit ihren Stoffen und Kräften in ihm, und alles dasjenige, was von den Stoffen der Erde ausgeht, wird vielleicht gerade umgestaltet, sagen wir, durch die Mondenwirkungen, die ja immer in einer gewissen Weise da sind, so wird der Mensch ein dumpf Träumender, ein dumpf bewußtes Wesen nur; das Denken tritt zurück. Dazwischen liegen alle möglichen Grade. Nehmen Sie an, ein Mensch habe aus seiner früheren Inkarnation solche Kräfte in sich, welche sein Denken dazu prädestinieren, in dem Erdenleben, das er nun antreten soll, besonders ausgebildet zu sein; dann schickt er sich an, auf die Erde herunterzukommen. Er wählt sich, da ja der Jupiter seine bestimmte Umlaufszeit hat, diejenige Zeit, in der er auf der Erde erscheint, in der er auf der Erde geboren werden soll, so, dass der Jupiter direkt die Strahlen zusendet. Auf diese Weise gibt die Sternkonstellation dasjenige ab, in das der Mensch sich hineingeboren werden lässt nach den Bedingungen seiner früheren Erdenleben. Von dem, was sich Ihnen da erweist, muss sich ja allerdings der Mensch heute im Bewußtseinszeitalter immer mehr und mehr freimachen. Aber es handelt sich darum, dass er sich in der richtigen Weise freimacht davon, dass er tatsächlich so etwas tut, wie ich es angedeutet habe mit Bezug auf die Saturnwirkungen: dass er versucht, aus dem bloßen schattenhaften intellektuellen Entwickeln zu einem bildhaften, anschaulichen Entwickeln wiederum zu kommen. ... Sehen Sie, zu solchen Erkenntnissen vom Zusammenhange des Menschen mit dem außerirdischen Kosmos muss unsere Zivilisation wieder kommen. Der Mensch muss sich wieder fühlen so, dass er weiß: In meiner Organisation wirken nicht nur die gewöhnlichen,
von der heutigen Wissenschaft anerkannten Vererbungskräfte. Gegenüber dem wirklichen Tatbestand ist es zum Beispiel ein bloßer Unsinn, zu glauben, innerhalb der Organisation des weiblichen Organismus lägen diejenigen Kräfte, die sich dann vererben - es ist das so eine dunkle, mystische Vorstellung, dieses Vererben -, die dann sich so vererben, dass sie ein Herz, eine Leber ausbilden und so weiter. Kein Herz wäre im menschlichen Organismus, wenn nicht die Sonne eben dieses Herz eingliederte, und zwar vom Kopfe aus, und keine Leber wäre im menschlichen Organismus, wenn ihm nicht diese Leber von Venus eingegliedert würde. Und so ist es mit den einzelnen Organen des Menschen. Die hängen durchaus zusammen mit demjenigen, was außerirdisch ist. Im Gehirn des Menschen wirken die Jupiterkräfte. In der ganzen Konstitution des Menschen, insofern er seinen astralischen Leib gesund oder krank einorganisiert hat in seine physische Organisation, wirken die Saturnkräfte. Der Mensch lernt sprechen dadurch, dass die Marskräfte in ihm wirken, und im Sprechen zeigen sich die Marskräfte. Das sind Dinge, die wiederum durchschaut werden müssen von der Menschheit. Der Mensch muss wiederum wissen, dass mit einer Wissenschaft, die nur das Irdische umfasst, sein Wesen durchaus nicht erklärt werden kann. Dann wird man auch den Zusammenhang des Menschen mit der Erde kennenlernen. Denn die anderen Wesenheiten, die um den Menschen herum leben, sie sind auch nicht bloß Erdenwesen. Erdenwesen sind bloß zunächst die Mineralien. Aber auch mit den Mineralien sind Veränderungen vor sich gegangen, welche wiederum abhängig gewesen sind von den Kräften der Umgebung der Erde. So sind alle unsere Metalle, insofern sie kristallisieren, durchaus in ihren Gestalten deshalb da, weil sie in einer gewissen Weise abhängig sind von den außerirdischen Kräften, weil sie gebildet worden sind, als die Erde noch nicht intensiv ihre Kräfte entwickelt hatte, sondern noch die außerirdischen Kräfte in der Erde tätig waren. Heilkräfte, die in den Mineralien, in den Metallen namentlich liegen, sie hängen mit dem zusammen, wie diese Metalle sich innerhalb der Erde, aber aus außerirdischen Kräften gebildet haben." [46] 
 

18. Der Mensch im Kosmos VII; Außerirdische, bzw. überirdische Wesen auf der Erde, werden aber in kosmisch-rüpelhaften Weise nicht beachtet; der Intellekt der Materialisten kann sich weiter automatisch entwickeln (KI), kann sich auch innerhalb der Barbarei entwickeln; aber das Vollmenschentum hat in diesem, dem Materialismus verhafteten Intellekt keinen Platz; Vergangenheit und Zukunft der Erde, trügerische oder materialistische Wissenschaft

Außerirdische, bzw. überirdische Wesen auf der Erde, werden aber in kosmisch-rüpelhaften Weise nicht beachtet; der Intellekt der Materialisten kann sich weiter automatisch entwickeln (KI), kann sich auch innerhalb der Barbarei entwickeln; aber das Vollmenschentum hat in diesem, dem Materialismus verhafteten Intellekt keinen Platz; Zukunft der Erde: "In die schattenhaften Verstandesbegriffe und in die schattenhaften intellektuellen Vorstellungen muss aufgenommen werden dasjenige, was an lebendiger Weisheit die Geisteswissenschaft geben kann. Dadurch müssen die Schattenbilder des Verstandes belebt werden. Dieses Beleben der Schattenbilder des Verstandes ist aber nicht nur ein menschliches Ereignis, es ist ein kosmisches Ereignis. Erinnern Sie sich an dasjenige, was ich in meiner «Geheimwissenschaft» dargestellt habe, dass da einmal die Menschenseelen hinaufgewandert sind zu den Planeten und wiederum heruntergekommen sind ins Erdendasein. Ich habe es in meiner «Geheimwissenschaft» dargestellt, wie nacheinander die Mars-, Jupiter- und so weiter Menschen wiederum herunterkamen auf die Erde. Sehen Sie, es ist ein bedeutsames Ereignis vorgegangen - man kann das nur schildern aus den Tatsachen, die einem in der geistigen Welt bewahrheitet werden - , es ist ein bedeutsames Ereignis vorgegangen am Ende der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts. Während in der alten atlantischen Zeit diese Menschen von Saturn, Jupiter, Mars und so weiter auf die Erde heruntergekommen sind, während da also die menschlichen Seelenwesen das Erdendasein bezogen haben, beginnt jetzt eine Zeit, in der andere Wesen, die nicht Menschen sind, aber die zur weiteren Entwickelung ihres Daseins darauf angewiesen sind, auf die Erde zu kommen und auf der Erde mit Menschen in ein Verhältnis zu treten, in der solche Wesen von den außerirdischen Weltengebieten auch herunterkommen. Seit dem Ende der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts wollen in das Erdendasein herein überirdische Wesenheiten. So wie die Vulkanmenschen die letzten waren, die sich hier auf die Erde herunterbegeben haben, so begeben sich Vulkanwesen tatsächlich jetzt in das Erdendasein herein. Wir haben im Erdendasein schon überirdische Wesenheiten. Und diesem Umstand, dass überirdische Wesenheiten die Botschaften herunterbringen in dieses irdische Dasein, diesem Umstände ist zu verdanken, dass wir überhaupt eine zusammenhängende Geisteswissenschaft haben können. Aber im ganzen, wie benimmt sich das Menschengeschlecht? Das Menschengeschlecht benimmt sich in einer, man möchte sagen, kosmisch-rüpelhaften Weise gegen diese aus dem Kosmos, auf der Erde allerdings erst langsam, aber eben doch erscheinenden Wesenheiten. Es kümmert sich nicht um sie, es ignoriert sie, dieses Menschengeschlecht. Und das ist dasjenige, was die Erde in immer tragischere und tragischere Zustände bringen wird; denn unter uns werden im Laufe der nächsten Jahrhunderte immer mehr und mehr Geistwesen wandeln, deren Sprache wir verstehen sollten. Und wir verstehen sie nur, wenn wir dasjenige zu verstehen suchen, was von ihnen kommt: den Inhalt der Geisteswissenschaft. Das wollen sie uns geben, und sie wollen, dass im Sinne der Geisteswissenschaft gehandelt werde, dass umgesetzt werde die Geisteswissenschaft in die soziale Handlungsweise des Erdendaseins. Wir haben es wirklich zu tun seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts mit einem Hereindringen von geistigen Wesen aus dem Weltenall, zunächst von solchen Wesenheiten, die in der Sphäre zwischen Mond und Merkur wohnen, die aber durchaus, ich möchte sagen, schon hereinstürmen ins Erdendasein und versuchen im Erdendasein dadurch Fuß zu fassen, dass die Menschen sich erfüllen mit dem Gedanken an die geistigen Wesenheiten des Weltenalls. So kann man es auch schildern, was ich vorhin schilderte, dass wir unseren schattenhaften Intellekt mit den Bildern der Geisteswissenschaft beleben müssen. So schildert man es abstrakt. Konkret schildert man es, wenn man sagt: Geisteswesen wollen herunter ins irdische Dasein, und sie sollen empfangen werden. Erschütterung über Erschütterung wird es geben, und zuletzt müsste das Erdendasein in das soziale Chaos einmünden, wenn diese Wesenheiten herunterkommen und das Menschendasein nur Opposition gegen das Herunterkommen dieser Wesenheiten wäre. Nichts anderes wollen ja diese Wesenheiten, als die Vorposten sein für dasjenige, was mit dem Erdendasein geschehen wird, wenn der Mond sich wiederum mit der Erde vereinigen wird. Sehen Sie, heute kann es den Menschen verhältnismäßig noch harmlos erscheinen, wenn sie nur diejenigen Gedanken ausdenken, automatische, leblose Gedanken, welche entstehen, wenn man erfasst die mineralische Welt und das Mineral an Pflanzen, das Mineral an Tieren, das Mineral am Menschen. Ich möchte sagen, an diesen Gedanken, an denen laben sich heute die Menschen, mit denen fühlen sie sich als Materialisten wohl, denn nur sie werden heute gedacht. Aber bedenken Sie einmal, die Menschen dächten so fort, die Menschen würden wirklich nichts anderes ausbilden als solche Gedanken, bis zu dem Zeitpunkte, wo im 8. Jahrtausend das Mondendasein wiederum sich mit dem Erdendasein vereinigt, was würde dann entstehen? Ja, die Wesenheiten, von denen ich gesprochen habe, sie werden nach und nach auf die Erde herunterkommen, Vulkanwesenheiten, vulkanische Übermenschen, Venus-Übermenschen, Merkur-Übermenschen, Sonnen-Übermenschen und so weiter werden sich mit dem Erdendasein vereinigen. Aber wenn die Menschen fortfahren, ihnen bloß Opposition zu machen, so wird das Erdendasein in ein Chaos im Laufe der nächsten Jahrtausende übergehen. Die Erdenmenschen werden ihren Intellekt ja weiter automatisch entwickeln können; der kann sich auch innerhalb der Barbarei entwickeln; aber das Vollmenschentum wird nicht hineingezogen sein in diesen Intellekt, und die Menschen werden keine Beziehung haben zu denjenigen Wesenheiten, die sich ihnen hinunterneigen wollen ins Erdendasein herein. Und alle diejenigen Wesen, welche nun vom Menschen unrichtig gedacht werden, die Wesen, welche unrichtig gedacht werden aus dem Grunde, weil der bloße schattenhafte Intellekt nur das Mineralische, ich möchte sagen das grob Materielle im Mineralreich, im Pflanzen-, im Tierreich und sogar im Menschenreich denkt, diese Gedanken der Menschen, die keine Wirklichkeit haben, die bekommen mit einem Schlage Wirklichkeit, wenn der Mond sich mit der Erde vereinigt. Und aus der Erde wird aufsprießen ein furchtbares Gezücht von Wesenheiten, die in ihrem Charakter zwischen dem Mineralreich und dem Pflanzenreich drinnenstehen als automatenartige Wesen mit einem überreichlichen Verstände, mit einem intensiven Verstände. Mit dieser Bewegung, die über der Erde Platz greifen wird, wird die Erde überzogen werden wie mit einem Netz, einem Gewebe von furchtbaren Spinnen, Spinnen von einer riesigen Weisheit, die aber in ihrer Organisation nicht einmal bis zum Pflanzendasein heraufreichen, furchtbare Spinnen, die sich ineinander verstricken werden, die in ihren äußeren Bewegungen alles das imitieren werden, was die Menschen ausdachten mit dem schattenhaften Intellekt, der sich nicht anregen ließ von demjenigen, was durch eine neue Imagination, was überhaupt durch Geisteswissenschaft kommen soll. All dasjenige, was die Menschen an solchen Gedanken denken, die irreal sind, das wird wesenhaft. Die Erde wird überzogen sein, wie sie jetzt mit einer Luftschicht überzogen ist, wie sie sich manchmal mit Heuschreckenschwärmen überzieht, mit furchtbaren mineralisch-pflanzlichen Spinnen, die sehr verständig, aber furchtbar bösartig sich ineinanderspinnen. Und der Mensch wird, insoweit er nicht seine schattenhaften intellektuellen-Begriffe belebt hat, statt sein Wesen mit den Wesen, die heruntersteigen wollen seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, zu vereinigen, er wird sein Wesen mit diesen furchtbaren mineralisch-pflanzlichen Spinnengetieren vereinigen müssen. Er wird selber zusammenleben mit diesen Spinnentieren, und er wird sein weiteres Fortschreiten im Weltendasein suchen müssen in derjenigen Entwickelung, die dann annimmt dieses Spinnengetier. Sehen Sie, das ist dasjenige, was durchaus in der Realität der  Erdenmenschheitsentwickelung liegt, und was von einer großen Anzahl derjenigen Menschen, die die Menschheit zurückhalten von der Aufnahme geisteswissenschaftlicher Erkenntnisse, heute durchaus gewußt wird. Denn es gibt auch solche, welche durchaus die bewußten Verbündeten des Verspinntwerdens des Erdenmenschendaseins sind. Man muss sich heute nicht mehr abschrecken lassen von Schilderungen dieser Art. Denn Schilderungen dieser Art, sie stecken hinter dem, was viele Menschen heute noch sagen, die aus alten Traditionen heraus noch irgendein Bewußtsein von solchen Dingen haben, die die alten Überlieferungen haben, und die diese alten Überlieferungen mit einem gewissen Schleier des Geheimnisses umgeben möchten. Unsere Erdenmenschheitsentwickelung ist nicht so, dass sie weiterhin mit dem Schleier des Geheimnisses überzogen werden darf; und wenn die Widerstände noch so groß sind von feindlicher Seite, die Dinge müssen gesagt werden, denn es ist, wie ich immer wieder und wiederum sage, ein Ernstes, was als Angelegenheit der Menschheit vorgelegt ist in der Annahme oder in der Ablehnung der geisteswissenschaftlichen Erkenntnisse. Da hat man es nicht mit irgend etwas zu tun, aus dem heraus Entschlüsse gefasst werden könnten, die nur mit einer gleichgültigen Sympathie oder Antipathie zusammenhängen könnten, sondern da hat man es mit etwas zu tun, was durchaus eingreift in das ganze Gefüge des Kosmos, da hat man es damit zu tun, ob die Menschheit sich entschließen will in der gegenwärtigen Zeit, allmählich hineinzuwachsen in dasjenige, was ihr gute Geister, die sich mit den Menschen verbinden wollen, aus dem Weltenall heruntertragen, oder aber ob die Menschheit in dem Spinnengezücht der eigenen, bloß schattenhaften Gedanken, im Verstricktwerden, das weitere kosmische Dasein suchen will. Es genügt heute nicht, dass man bloß in abstrakten Formeln die Notwendigkeit geisteswissenschaftlicher Erkenntnisse hinzeichnet, sondern es ist heute notwendig, dass man zeigt, wie Gedanken Wirklichkeiten werden." [47] 

Vergangenheit und Zukunft der Erde, vom Mondenaustritt bis zur Mondenzurückkunft; Varianten des schattenhaften Verstandes, sechzehn Wege des menschlichen Verderbens; wahre Wissenschaft statt trügerische oder materialistische Wissenschaft, letztere ist eine Wissenschaft, welche den Menschen ins kosmische Unglück stürzt: "Und ein anderer Gedanke muss ernst genommen werden. Was erleben wir heute in der ganzen zivilisierten Welt? Unsere jungen Leute werden in die Kliniken und an die naturwissenschaftlichen Fakultäten geschickt; da wird ihnen der Mensch erklärt. Sie lernen das menschliche Knochensystem und den Menschen überhaupt in seiner Organisation durch die Leiche kennen. Sie lernen den menschlichen Organismus in abstrakten Gedanken logisch aufbauen. Aber, meine lieben Freunde, so lernt man den Menschen nicht kennen, so lernt man nur das Mineralische am Menschen kennen. Einzig und allein lernt man am Menschen kennen durch diese Wissenschaft, was eine Bedeutung hat vom Mondenaustritt bis zur Mondenzurückkunft, und was sich verwandelt in Spinnenwesen, aus Spinnengedanken der Gegenwart. Vorbereitet muss werden eine Erkenntnis, welche den Menschen anders erfasst, und die kann nur vorbereitet werden, wenn Wissenschaft heraufgehoben wird in künstlerisches Anschauen, wenn man einmal gesteht: Ja, bis zu einem gewissen Punkte kann die Wissenschaft, wie sie heute gemeint ist, kommen: bis zu dem Mineralischen im Mineralreiche, im Pflanzenreich, im Tierreiche, im Menschenreiche. Aber schon im Pflanzenreich muss die Wissenschaft sich umwandeln in Kunst, noch mehr im Tierreiche. Eine Tierform so begreifen wollen, so verstehen wollen, wie es die Anatomen oder Physiologen tun - Unsinn! Und ehe man nicht sich gesteht, dass dieses Unsinn ist, eher kann der schattenhafte Verstand sich nicht in lebendiges Geist-Erfassen der Welt umwandeln. Es muss dasjenige, was heute in einer so trostlos abstrakten Form unseren jungen Leuten gelehrt wird, wenn sie an die Universitäten kommen, überall auslaufen in künstlerisches Erfassen. Denn dasjenige was uns als Natur umgibt, schafft künstlerisch. Und ehe man nicht verstehen wird, dass dasjenige, was uns in der Natur rings umgibt, künstlerisches Schaffen ist und nur mit künstlerischen Begriffen erfasst werden kann, kann kein Heil in unsere Weltanschauung hineinkommen. Die Vorstellung sollte Platz greifen, dass die Folterkammern in den mittelalterlichen Schlössern, wo man die Leute in die «eiserne Jungfrau» hineingetan und sie dann mit Spießen durchdrungen hat, nur an eine physisch etwas anschaulichere Prozedur erinnern, die aber dieselbe Prozedur ist, die man vollzieht, wenn man dem jungen Menschen unserer Zeit Anatomie und Physiologie vorführt und dabei sagt, damit verstünde er etwas vom Wesen des Menschen.  Nein, nichts versteht er, als etwas, was durch ein geistig-seelisches Folterelement erzeugt worden ist: Den zerfleischten Menschen, den mineralisierten Menschen versteht er, dasjenige vom Menschen, das einstmals in den Spinnenüberzug der Erde hineinverwoben sein wird. Ist es nicht hart, dass die Macht der Zivilisation heute bei denjenigen ist, welche die wahrsten Gedanken, dasjenige, was im Innersten und Intimsten zusammenhängt mit dem Heile der Menschheitsentwickelung, mit der ganzen Mission der Menschheitsentwickelung in der Welt, anschauen wie etwas, was eine Narretei ist! Es ist tragisch, und man muss sich diese Tragödie vor Augen stellen. Denn nur wenn man sich diese Tragödie ganz anschaulich vor das Seelenauge stellt, wird man vielleicht sich aufraffen zu einem wirklichen Entschluss, so viel man kann, an diesem Platze einzutreten dafür, dass der schattenhaft gewordene Intellekt die Möglichkeit finde, die aus dem Überirdischen hereintretende Geisteswelt hereinzulassen, so dass dieser schattenhafte Intellekt für dasjenige geeignet gemacht wird, in das er eintreten soll. Dieser schattenhafte Intellekt soll ja nicht zurückgestoßen werden ins Unterpflanzliche, in das Spinnengezücht, das sich über die Erde verbreitet, sondern es soll der Mensch hinaufgehoben werden, wenn einstmals die Frauen nicht mehr fruchtbar sein werden, wenn das 8. Jahrtausend eingetreten sein wird, wenn der Mond sich wieder mit der Erde vereinigen wird. Es soll dann zurückbleiben das Irdische, das der Mensch nur von außen zu dirigieren hat wie den Fußschemel, dasjenige, was er nicht in das kosmische Dasein mit hinüberzunehmen hat. Es soll der Mensch sich vorbereiten, dass er nicht eins zu werden braucht mit dem, was sich einst auf diese Weise auf der Erdoberfläche entwickeln muss. Denn so wie der Mensch hereingezogen ist aus vorirdischem Dasein in dieses irdische Dasein, wie mit dem Mondenaustritt die physische Geburt, das Geborenwerden des Menschen vom Weibe eingetreten ist, so wird wiederum eintreten dasjenige, was ein nicht mehr Geborenwerden des Menschen durch das Weib ist, denn das ist nur eine vorübergehende Episode in der ganzen kosmischen Entwicklung; das ist diejenige Episode, die dem Menschen das Freiheitsgefühl, das Freiheitsbewußtsein, die Geschlossenheit der Individualität und Persönlichkeit bringen soll, eine Episode, die nicht verachtet werden darf, eine Episode, die notwendig war im ganzen kosmischen Fortgang, aber es ist etwas, was nicht festgehalten werden darf. Und der Mensch darf nicht sich der Bequemlichkeit hingeben, auf ein bloß abstraktes Göttliches hinzuschauen, sondern er muss in Konkretheit schauen dasjenige, was mit seiner Entwickelung zusammenhängt. Er kann nur dadurch zu einer wirklichen inneren Belebung seines ganzen Geist-Seelenwesens kommen, dass er diesen großen Zeitraum, aber in seiner konkreten Entwickelungsgestaltung, erfasst, durch den er in seine aufeinanderfolgenden Erdenleben übergeht. Das ist dasjenige, was uns heute wirkliche Geisteswissenschaft sagt. Es stoßen eben die Dinge zusammen. Es droht heute der Wille, ausgestoßen zu werden von der Geistigkeit, mit dem Spinnennetz der Erde vereinigt zu werden; dieser Wille lebt bewußt in einzelnen Menschen, weil diese glauben, ihre Rechnung dabei zu finden, wenn sie selber sich nur geistig erziehen und die anderen in Unwissenheit lassen. Bei den meisten aber ist die Sache so, dass sie unwissend dahinleben, dass sie im Grunde genommen ja nicht ahnen, welchem furchtbaren Erdenschicksale sie entgegengehen, indem sie sich verbinden mit demjenigen, was eine ältere Geisteswissenschaft die sechzehn Wege des menschlichen Verderbens nannte. Denn, meine lieben Freunde, so wie es mannigfaltige Wege gibt, sich mit dem schattenhaften Verstände zu wenden an dasjenige, was als Kunde, als Botschaft von der geistigen Welt kommen kann, so gibt es natürlich Variationen, Varianten des schattenhaften Verstandes, um sich mit dem Spinnenkrustenwesen, das in der Zukunft die Erde umspinnen wird, zu verbinden durch diese Verstandestätigkeit. Der Verstand wird dann objektiv walten in den verschiedenen Gliedmaßen, welche dieses Spinnengetier haben wird, die sich ineinander - weben werden, die sich umschlingen werden, und die in diesem Umschlingen, in diesen gegenseitigen merkurstabartigen Umschlingungen die wunderbarsten, klügsten, geistreichsten - im Sinne des heutigen Wortes geistreich - Gestaltungen hervorrufen werden. Aber dadurch, dass der Mensch wiederum dazu kommt, das Künstlerische von innen heraus zu verstehen, wird er ein Verständnis entgegenbringen können demjenigen, was übermineralisch ist, demjenigen, was in der Gestaltung der Pflanze sich auslebt. Sehen Sie einmal, wie es symptomatisch ist im Werdegang der Menschheit, dass Goethe die Metamorphosenlehre gefunden hat, er, der künstlerisch veranlagt war. Alle die Pedanten, die ringsherum waren, haben ja das für einen Dilettantismus angesehen, und die Pedanten sehen es heute noch für einen Dilettantismus an. In Goethe aber hat sich verbunden die künstlerische Anschauung der Welt, überhaupt der klare Sinn, auch mit demjenigen Anschauen, das in der Natur schon selber die Natur als Künstlerisches sieht. Er war noch nicht so weit, das Tierische weiter als nur in der Gestaltung der Wirbelknochen, der Schädelknochen gerade noch sehen zu können. Jene wunderbare Umgestaltung eines vorigen Daseins des Menschen, welche die übrige Körperlichkeit bildet zu der Hauptesgestalt, dieses wunderbare künstlerische Umgestalten der Längsknochen in die kugelförmigen Knochen, das ist dasjenige, was, wenn es wirklich durchschaut wird, erst abgibt ein wirkliches inneres Durchdringen des Unterschiedes der ganzen übrigen Menschengestalt vom Haupte. Das muss man haben, wenn man angliedern will plastisch das menschliche Haupt an den übrigen menschlichen Organismus. Das ist aber zugleich als Kunst die wahre Wissenschaft, denn alle Wissenschaft, die sich nicht bis zu dieser Kunst erhebt, ist trügerische Wissenschaft, ist eine Wissenschaft, welche den Menschen ins kosmische Unglück stürzt. So dass wir in der Tat sehen, wie auf der einen Seite eine wirkliche Geisteswissenschaft hinweist zu einem künstlerischen Erfassen. Es lebte, ich möchte sagen hymnenartig, in Goethes Seele, als er schon etwa 1780 seinen Prosahymnus «Die Natur» hinschrieb: «Natur, wir sind von ihr umgeben und umschlungen... » Das ganze webt ein solches Vorstellungsgewebe, dass man sagen möchte, es ist wie die Entwickelung einer Sehnsucht, Geistwesen aus dem ganzen All aufzunehmen. Ja, die Fortbildung dieser Gedanken, die in diesem Goetheschen Prosahymnus «Die  Natur» leben, die Fortbildung dieser Gedanken würde eine Stätte abgeben für diejenigen Wesenheiten, die aus dem außerirdischen Kosmos herunter möchten. Dasjenige aber, was ausgebildet worden ist im Laufe des 19- Jahrhunderts, diese furchtbaren Folterbegriffe von menschlicher Physiologie, Biologie, von Pflanzensystemen und so weiter, die im Grunde genommen nichts zu tun haben mit demjenigen, was wirkliches Pflanzenwesen ist, worauf wir wiederum hindeuten konnten bei unserer Farbenbetrachtung, alle diese unkünstlerischen Begriffe, sie sind dasjenige, was keine Erkenntnis geben kann, was nicht an den Menschen herandringen kann. Daher ist im wesentlichen dasjenige, was heute als Wissenschaft angesehen wird, ein Ahrimanprodukt, etwas, was den Menschen hineinführt in das irdische Verderben, was ihn nicht kommen lässt in diejenige Sphäre, die ihm, ich möchte sagen, entgegengetragen wird seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts von außerirdischen Wesenheiten. Geisteswissenschaft pflegen, meine lieben Freunde, ist nicht bloß irgend etwas Abstraktes, Geisteswissenschaft pflegen, heißt zugleich Tore aufmachen für außerirdische Einflüsse, die vom letzten Drittel des 19. Jahrhunderts an auf die Erde herein wollen. Es ist ein reales kosmisches Ereignis, Geisteswissenschaft pflegen; dessen sollen wir uns nur bewußt werden. So können wir sagen: wir überblicken den Zeitraum vom Mondenaustritt bis wiederum zu der Mondenzurückkunft. Dieser Mond, der uns das Sonnenlicht, wie wir sagen, reflektiert, hat also eigentlich eine tiefe Beziehung zu unserem Dasein. Er hat sich von der Erde getrennt, damit der Mensch auf der Erde frei werden kann. Aber der Mensch soll diese Zeit anwenden, um dem Monde nicht zu liefern das Material, das zusammengebunden werden kann mit dem Mondendasein innerhalb der Erde, wenn der Mond wiederum zurückgekehrt sein wird, in jenem neuen Naturreiche, von dem ich Ihnen jetzt einiges dargestellt habe in einer einigermaßen anschaulichen Form. Man kann sagen, es tritt manchmal heute im Menschen schon irgendeine Vorahnung auf von dem, was da sein wird. Ich weiß nicht, mit welchem Sinne die Menschen dasjenige gelesen haben, was Nietzsche in seinem «Zarathustra» schildert in dem Kapitel über den hässlichsten Menschen im Tale des Todes. Es ist eine ergreifende tragische Schilderung. Nietzsche hat natürlich keine Anschauung gehabt von jenem Tal des Todes, in das das Erdendasein verwandelt werden wird, wenn dieses Spinnengezücht, von dem ich gesprochen habe, die Erde bedecken wird. Aber in derjenigen Zeit, in der die Phantasie in Nietzsche entstanden ist von diesem Tal des Todes, lebte eben unterbewußt in ihm durchaus etwas von diesem Zukunftsbilde, und er versetzte in dieses Tal des Todes dann den häßlichsten  Menschen. Es ist das etwas wie eine Vorahnung, wie die Menschen einmal, wenn sie nur ihre schattenhaften Gedanken weiterpflegen werden, als hässlichste Gestalten mitgenommen werden von dem auf die Erde heruntersinkenden Mondendasein, um als hässlichste Menschen hineinzufallen in diesen Spinnenschwarm und mit ihm vereinigt zu werden." [48] 
 

19. Der Mensch im Kosmos VIII; Universalwissenschaft / Philosophie des Johannes Scotus Erigena, Origenes; Weltuntergang, das neue Jerusalem, wurde nicht verstanden, missverstandene Weltuntergangsstimmung, dieser Irrtum der Menschen, nicht zu wissen, dass sie in einer geistigen Welt leben, das ist es, was das Unheil über die Welt heraufgebracht hat; Hippokrates, Galen; arabisierte Übersetzung des Aristoteles, Akademie von Gondishapur, Avicenna, Averroes, Thomas von Aquin 

Universalwissenschaft / Philosophie des Johannes Scotus Erigena, sein «De divisione naturae», Origenes: "Ich möchte heute zunächst eine Persönlichkeit vor Sie hinstellen, die so recht zeigt, wie Menschen in verhältnismäßig gar nicht weit zurückliegenden Zeitaltern eben anders gedacht haben, als man heute denkt. Die Persönlichkeit, die ja auch in früheren Vorträgen schon erwähnt worden ist, soll sein die des im 9. nachchristlichen Jahrhundert am Hofe Karls des Kahlen in Frankreich lebenden Johannes Scotus Erigena. Johannes Scotus Erigena, der drüben, jenseits des Kanals, seine Heimat hatte, etwa im Jahre 815 geboren ist und bis weit in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts hinein gelebt hat, er ist eine Persönlichkeit, die eigentlich so recht die intimere christliche Denkweise des 9. nachchristlichen  Jahrhunderts darstellt, aber diejenige Denkweise, die noch ganz unter den Nachwirkungen der ersten christlichen Jahrhunderte steht. Johannes Scotus Erigena war offenbar durchaus beflissen gewesen, sich zu vertiefen in dasjenige, was die gewöhnliche Gelehrten- und theologische Bildung seiner Zeit war. Beide fielen ja in seiner Zeit zusammen, die Gelehrten- und die theologische Bildung. Und diese Gelehrten- und theologische Bildung konnte man sich ja am besten aneignen drüben, jenseits des Kanals, in den irischen Anstalten namentlich, wo in einer gewissen esoterischen Art das Christentum gepflegt worden ist. Dann haben die Frankenkönige verstanden, solche Persönlichkeiten an ihren Hof zu ziehen, und dasjenige, was an christlicher Bildung dann das Frankenreich durchsetzt hat, vom Frankenreiche ja auch weiter nach Osten gegangen ist in das westliche Deutschland, das ist ja im wesentlichen beeinflusst von denjenigen Persönlichkeiten, die von den Frankenkönigen herübergezogen worden sind von jenseits des Kanals. Johannes Scotus Erigena hat sich aber auch vertieft in alles dasjenige, was namentlich eigen war den griechischen Kirchenvätern, und er hat sich vertieft in diejenigen Schriften, die eine gewisse problematische Natur an sich tragen innerhalb der abendländischen Zivilisation, in die Schriften des Dionysius des Areopagiten. Dieser Dionysius der Areopagite wird ja von einigen für einen unmittelbaren Schüler des Paulus gehalten. Die Schriften tauchen aber erst im 6. Jahrhunderte auf, und manche sprechen daher von pseudo-dionysischen Schriften, die im 6. Jahrhunderte von irgend jemandem abgefasst worden und dann dem Paulus-Schüler zugeschrieben worden seien. Wer so spricht, kennt nicht die ganze Art und Weise, wie sich geistige Erkenntnisse in diesen älteren Jahrhunderten fortgepflanzt haben. Solch eine Schule, wie diejenige war, in der Paulus selbst in Athen gelehrt hatte, sie hatte Erkenntnisse, welche zunächst nur mündlich gelehrt worden sind, welche sich dann von Generation zu Generation fortgepflanzt haben, und welche erst viel, viel später aufgeschrieben worden sind. Das, was da später aufgeschrieben worden ist, braucht deshalb durchaus nicht unecht zu sein, sondern kann mit einer gewissen Identität dasjenige wiedergeben, was Jahrhunderte alt ist. Und einen solchen Wert auf die Persönlichkeit, wie wir heute legen, einen solchen Wert hat man ja in diesen ältesten Zeiten auf die Persönlichkeit nicht gelegt. Und wir werden ja vielleicht gerade heute rühren können an einem Umstand, den wir zu besprechen haben werden bei Johannes Scotus Erigena, warum das der Fall war, warum man auf die Persönlichkeit in der damaligen Zeit wenig Wert gelegt hat. Nun aber steht ja eines ohne Zweifel fest: die Lehren, die aufgezeichnet worden sind auf den Namen des Dionysius des Areopagiten hin, die hielt man im 6. Jahrhundert als der Aufzeichnung besonders wert. Man hielt sie für dasjenige, was aus den ersten christlichen Zeiten erhalten war, und was gerade um diese Zeit besonders aufgezeichnet werden musste. In dieser Tatsache als solcher sollte man etwas Besonderes sehen. Man hatte einfach in den Zeiten vor dem 4. nachchristlichen Jahrhundert zu dem von Generation zu Generation fortwirkenden Gedächtnis mehr Vertrauen als man in der späteren Zeit hatte. So sehr aufs Niederschreiben war man eben in den älteren Zeiten nicht erpicht. Aber man sah die Zeit herankommen, in der es immer mehr und mehr notwendig wurde, die Dinge, die sich früher mit Leichtigkeit mündlich hatten fortpflanzen lassen, aufzuzeichnen, denn es ist in der Tat etwas Subtiles, was da in den Schriften des Dionysius aufgezeichnet wird. Und dasjenige, was Johannes Scotus Erigena in diesen Schriften hat studieren können, das war ganz gewiss geeignet, auf ihn einen außerordentlich tiefen Eindruck zu machen. Denn ungefähr war die Denkweise, welche man in diesem Dionysius findet, die folgende: Wir Menschen, wir können mit unseren Begriffen, die wir uns bilden, mit den Anschauungen, die wir gewinnen können, die sinnlich-physische Welt überschauen. Wir können dann mit dem Verstände unsere Schlüsse ziehen aus den Tatsachen und Wesenheiten dieser physisch- sinnlichen Welt. Wir entwickeln uns gewissermaßen hinauf zu einem Verstandesinhalte, der dann nicht mehr sinnlich anschaulich ist, der in Vorstellungen, in Begriffen erlebt wird, und wenn wir aus den Sinnestatsachen und Sinneswesen unsere Begriffe, unsere Vorstellungen gebildet haben, dann bekommen wir den Drang, uns mit diesen Vorstellungen zu dem Übersinnlichen, zu dem Geistigen, zu dem Göttlichen hinaufzubewegen. Aber nun geht Dionysius nicht in der Weise vor, dass er etwa sagt, wir lernen aus den Sinnesdingen dieses oder jenes, unser Verstand bekommt seine Vorstellungen und er schließt dann auf eine Gottheit, er schließt auf eine geistige Welt -, so sagt er nicht, sondern er sagt: Diejenigen Vorstellungen, die wir bekommen aus den Sinnesdingen, sind alle ungeeignet, die Gottheit auszudrücken. Wir können einfach, wenn wir uns noch so subtile Vorstellungen bilden von den Sinnesdingen, wir können mit Hilfe dieser Vorstellungen nicht dasjenige ausdrücken, was die Wesenheit des Göttlichen ist. Wir müssen daher unsere Zuflucht nehmen von den positiven Vorstellungen zu den negativen Vorstellungen. Wir sprechen zum Beispiel, wenn wir unseren eigenen Mitmenschen begegnen, von Persönlichkeit. Wenn wir von der Gottheit sprechen, so sollten wir nach dieser Anschauung des Dionysius nicht von Persönlichkeit sprechen, weil die Vorstellung der Persönlichkeit viel zu klein, viel zu niedrig ist, um die Gottheit zu bezeichnen. Wir sollten vielmehr sprechen von Überpersönlichkeit. Wir sollten nicht einmal, wenn wir von der Gottheit sprechen, vom Sein sprechen. Wir sagen, ein Mensch ist, ein Tier ist, eine Pflanze ist. Gott sollten wir nicht in demselben Sinne wie dem Menschen, dem Tier, der Pflanze ein Sein zuschreiben, sondern wir sollten ihm ein Übersein zuschreiben. Und so sollten wir versuchen, meint Dionysius, uns allerdings hinaufzuschwingen von der Sinneswelt zu bestimmten Vorstellungen, aber dann sollten wir gewissermaßen diese Vorstellungen überall umkippen, ins Negative übergehen lassen. Wir sollten gewissermaßen uns hinaufschwingen aus der Sinneswelt zur positiven Theologie, dann aber umkippen und die negative Theologie begründen, die eigentlich so hoch ist, so von Gott und dem göttlichen Denken durchdrungen, dass sie sich nur ausspricht in negativen Prädikaten, in Verneinungen desjenigen, was man sich von der Sinneswelt vorstellen kann. Und so glaubte Dionysius der Areopagite hinüberzudringen in die göttlich-geistige Welt, indem er gewissermaßen alles dasjenige, was man im Verstände haben kann, verlässt und sich zu einer überverständigen Welt hinüberlebt. Sehen Sie, wenn wir den Dionysius für einen Paulus-Schüler halten, dann lebt er ja am Ende des 1. christlichen Jahrhunderts in das 2. christliche Jahrhundert hinüber und er lebt also ein paar Jahrhunderte vor dem entscheidungsvollen 4. nachchristlichen Jahrhundert. Er fühlt, was da herankommt: den Höhepunkt menschlicher Verstandesentwickelung. Er sieht gewissermaßen mit einem Teil seines Wesens zurück in die alten Zeiten. Sie wissen, vor dem 8. vorchristlichen Jahrhundert haben die Menschen noch nicht so vom Verstände geredet, wie seit dem 8. vorchristlichen Jahrhundert. Der Verstand oder die Verstandesseele ist ja erst im 8. vorchristlichen Jahrhundert geboren worden, und aus dieser Geburt der Verstandesseele ging die griechische, ging die lateinische Kultur hervor. Die waren dann im 4. nachchristlichen Jahrhundert auf ihrem Höhepunkt. Vor diesem 8. vorchristlichen Jahrhundert hat man ja gar nicht die Welt mit dem Verstände erkannt; man hat sie erkannt durch die Anschauung. Die älteren ägyptischen, die älteren chaldäischen Erkenntnisse sind durch die Anschauung gewonnen, sind gewonnen so, wie wir unsere äußeren sinnlichen Erkenntnisse gewinnen, trotzdem diese vorchristlichen Erkenntnisse geistige Erkenntnisse waren. Der Geist wurde eben so angeschaut, wie wir heute das Sinnliche anschauen und wie schon die Griechen das Sinnliche angeschaut haben. Es ist also gewissermaßen in Dionysius dem Areopagiten etwas wie ein Zurücksehnen zu einer Anschauung, die jenseits des Verstandes liegt. Nun stand vor dem Dionysius das große Mysterium von Golgatha. Er lebte in der Verstandeskultur seiner Zeit. Wer sich in die Schriften des Dionysius vertieft, der sieht, gleichgültig wer es war, wie stark dieser Mann lebte in alldem, was die Verstandeskultur seiner Zeit hervorgebracht hat. Ein feingebildeter Grieche, aber zu gleicher Zeit ein Mann, der in seiner ganzen  Persönlichkeit erfüllt war von der Größe des Mysteriums von Golgatha, und der sich sagte: Wenn wir uns mit unserem Verstände auch noch so sehr anstrengen, an das Mysterium von Golgatha und dasjenige, was dahintersteht, kommen wir nicht heran. Wir müssen über den Verstand hinauskommen. Wir müssen von der positiven Theologie zu der negativen Theologie uns hinüberentwickeln. Das machte auf Johannes Scotus Erigena, als er die Schriften dieses Dionysius Areopagita las, noch im 9. Jahrhundert einen großen Eindruck; denn dasjenige, was auf das 4. nachchristliche Jahrhundert folgte, was mehr augustinisch war, das entwickelte sich ja nur langsam weiter in der Art, wie ich das in den vorigen Vorträgen dargestellt habe. Solch ein Geist, gerade einer derjenigen, die sich in den Weisheitsschulen drüben in Irland ausgebildet hatten, lebte noch in den ersten christlichen Jahrhunderten, solch ein Geist konnte noch mit allen Fasern seiner Seele hängen an dem, was in Dionysius dem Areopagiten steht. Und gleichzeitig war doch aber wiederum in Johannes Scotus Erigena der Drang ganz heftig, mit dem Verstände, mit demjenigen, was der Mensch in seinem Intellekt erreichen kann, eine Art positiver Theologie zu begründen, die ihm zu gleicher Zeit Philosophie war, und emsig studierte Scotus Erigena gerade die griechischen Kirchenväter. Wir finden bei ihm eine genaue Kenntnis zum Beispiel des Origenes, der vom 2. ins 3. nachchristliche Jahrhundert herübergelebt hat. Wenn wir diesen Origenes studieren, finden wir tatsächlich noch eine ganz andere Anschauung als die christliche, das heißt als diejenige, die dann später als die christliche Anschauung aufgetreten ist. Origenes ist durchaus noch der Meinung, dass man mit Philosophie die Theologie durchdringen müsse, dass man nur studieren könnte den Menschen mit seinem ganzen Wesen, wenn man ihn als einen Ausfluss der Gottheit betrachtet, wenn man ihn so betrachtet, dass er einstmals aus der Gottheit seinen Ursprung genommen hat, sich dann immer weiter und weiter erniedrigt, aber durch das Mysterium von Golgatha die Möglichkeit empfangen hat, wiederum zu der Gottheit aufzusteigen, um sich dann wiederum mit der Gottheit zu vereinigen. Von Gott in die Welt zu Gott zurück, so etwa kann man den Weg bezeichnen, den Origenes als den seinigen erkannte. Und im Grunde genommen liegt so etwas auch den Dionysischen Schriften zugrunde, und es ging dann über auf solche Persönlichkeiten, von denen Johannes Scotus Erigena eine war. Es gab deren aber viele. Man könnte sagen, wie durch eine Art historischen Wunders ist ja eigentlich die Nachwelt dazu gekommen, die Schriften des Johannes Scotus Erigena zu kennen. Sie erhielten sich, im Gegensatz zu anderen Schriften aus den ersten Jahrhunderten, die ähnlich waren und die ganz verlorengegangen sind, bis ins 11., 12. Jahrhundert, einige wenige noch bis ins 13. Sie waren ja in dieser Zeit vom Papste als ketzerisch erklärt worden, es war der Befehl gegeben worden, dass alle Exemplare aufgesucht und verbrannt werden müßten. Nur viel später in einem verlorenen Kloster hat man Handschriften aus dem 11. und 13. Jahrhundert wieder gefunden. Im 14., 15., 16., 17. Jahrhundert wußte man ja von Johannes Scotus Erigena nichts. Die Schriften waren verbrannt worden wie ähnliche Schriften, welche Ähnliches enthielten aus derselben Zeit, und bei denen man eben vom Standpunkte Roms aus glücklicher war: man hatte alle anderen Exemplare dem Feuer übergeben können! Von Scotus Erigena blieben eben einzelne zurück. Wenn wir nun das 9. nachchristliche Jahrhundert bedenken, und wenn wir dazu rechnen, dass in Johannes Scotus Erigena ein genauer Kenner der Weisheiten der ersten christlichen Jahrhunderte lebte, dann werden wir uns doch sagen müssen: Das ist ein charakteristischer Repräsentant für dasjenige, was aus der früheren Zeit, aus der Zeit vor dem 4. nachchristlichen Jahrhundert noch herübergeragt hat in spätere Zeiten. In diesen späteren Zeiten ist ja alles verknöchert, möchte man sagen, in der toten lateinischen Sprache. Es hat sich dasjenige, was früher lebendig war als eine Weisheit von der übersinnlichen Welt, verknöchert, dogmatisiert, ist starr, verstandesmäßig geworden. Aber in solchen Leuten wie in Scotus Erigena lebte noch etwas von der alten Lebendigkeit des unmittelbaren geistigen Wissens, wie es vorhanden war in den ersten christlichen Zeiten, und wie es verwendet worden war von den erleuchtetsten Geistern, gerade um das Mysterium von Golgatha zu verstehen. Diese Weisheit musste eine Zeitlang aussterben, damit von dem ersten Drittel des 15. Jahrhunderts bis in unsere Zeiten der Verstand des Menschen kultiviert werden konnte. Der Verstand als solcher ist zwar eine geistige Eigenschaft des Menschen, aber er wandte sich zunächst dem Materiellen zu. Das alte Weisheitsgut musste verschwinden, damit der Verstand in seiner Schattenhaftigkeit geboren werden konnte. Wenn wir uns nicht in schulmäßig-pedantischer Weise in seine Schriften vertiefen, sondern mit dem ganzen Menschen, so merken wir, dass bei Scotus Erigena noch etwas aus anderen seelischen Untergründen heraus redet als diejenigen sind, aus denen heraus später gesprochen worden ist. Da redet gewissermaßen der Mensch noch aus Tiefen heraus, die später nicht mehr erreicht werden konnten von dem seelischen Leben. Alles ist geistiger, und wenn der Mensch überhaupt erkenntnismäßig redete, redete er von Dingen, die sich im Geistigen abspielen. Es ist außerordentlich wichtig, einmal genau hinzusehen, wie die Gliederung der Erkenntnis bei Johannes Scotus Erigena war. Er unterscheidet in seiner großen Schrift über die Gliederung der Natur, die eben auf die geschilderte Weise auf die Nachwelt gekommen ist, in vier Kapiteln dasjenige, was er über die Welt zu sagen hat, und er spricht zuerst im ersten Kapitel von der nichtgeschaffenen und schaffenden Welt. Das ist das erste Kapitel, das schildert in der Art, wie Johannes Scotus Erigena dies glaubt tun zu können, gewissermaßen Gott, wie er war, bevor er herangetreten ist an irgend etwas, das Weltschöpfung ist. Johannes Scotus Erigena schildert da durchaus so, wie er es, ich möchte sagen, gelernt hat durch die Schriften des Dionysius, und er schildert, indem er höchste Verstandesbegriffe ausbildet, aber zu gleicher Zeit sich bewußt ist, mit denen kommt man nur bis zu einer gewissen Grenze, jenseits welcher die negative Theologie liegt. Man nähert sich also nur dem, was eigentlich wahres Wesen des Geistigen, des Göttlichen ist. Wir finden da in diesem Kapitel unter anderem die schöne, für die heutige Zeit noch lehrreiche Abhandlung über die göttliche Trinität. Er sagt, wenn wir die Dinge um uns herum anschauen, so finden wir zuerst als allgeistige Eigenschaft das Sein. Dieses Sein ist gewissermaßen das, was alles umfasst. Wir sollten Gott nicht das Sein, so wie es die Dinge haben, beilegen, aber wir können doch nur gewissermaßen, indem wir hinaufschauen auf das, was Übersein ist, doch nur zusammenfassend vom Sein der Gottheit sprechen. Ebenso finden wir, dass die Dinge in der Welt von Weisheit durchstrahlt und durchsetzt sind. Wir sollten Gott nicht bloß Weisheit, sondern Überweisheit beilegen. Aber eben, wenn wir von den Dingen ausgehen, kommen wir bis zu der Grenze des Weisheitsvollen. Aber es ist nicht nur Weisheit in allen Dingen: Alle Dinge leben; es ist Leben in allen Dingen. Wenn also Johannes Scotus Erigena sich die Welt vergegenwärtigt, so sagt er: Ich sehe in der Welt Sein, Weisheit, Leben. Die Welt erscheint mir gewissermaßen in diesen drei Aspekten als seiende, als weisheitsvolle, als lebendige Welt. Gleichsam sind ihm das drei Schleier, die sich der Verstand ausbildet, wenn er über die Dinge hinblickt. Man müsste durchsehen durch die Schleier, dann würde man in das Göttlich- Geistige hineinsehen. Aber er schildert zunächst die Schleier und sagt: Wenn ich auf das Sein sehe, so repräsentiert mir das den Vater; wenn ich auf die Weisheit sehe, so repräsentiert mir das den Sohn im All; wenn ich auf das Leben sehe, so repräsentiert mir das den Heiligen Geist im All. Sie sehen, Johannes Scotus Erigena geht durchaus von philosophischen Begriffen aus und erhebt sich zu dem, was die christliche Trinität ist. Er macht also den Weg im Inneren noch durch, vom Begreifen ausgehend, in das sogenannte Unbegreifliche hinein. Das ist auch durchaus seine Überzeugung. Aber er redet eben so, dass man der Art und Weise, wie er die Dinge gibt, ansieht, dass er von Dionysius gelernt hat. Er möchte eigentlich in dem Momente, wo er zu Sein, Weisheit, Leben kommt, und ihm diese repräsentieren Vater, Sohn und Geist, er möchte eigentlich diese Begriffe auseinanderschwimmen lassen in ein allgemeines Geistiges hinein, in das sich der Mensch dann überbegriffuch erheben müsste. Aber er schreibt dem Menschen nicht zu die Fähigkeit, zu solchem Überbegrifflichen zu kommen. Damit ist Johannes Scotus Erigena ein Sohn seines Zeitalters, das den Verstand ausbildete, und das ja wirklich, wenn es sich selbst richtig verstand, sich sagen musste, es könne nicht hineinkommen in das Überbegriffliche. Das zweite Kapitel schildert dann gewissermaßen eine zweite Schichte des Weltendaseins, die geschaffene und schaffende Welt. Das ist diejenige Welt der geistigen Wesenheiten, in der wir zu suchen haben Angeloi, Archangeloi, Archai und so weiter. Diese Welt der geistigen Wesenheiten, die wir ja auch bei dem Dionysius dem Areopagiten verzeichnet finden, diese Welt der geistigen Wesenheiten schafft überall in der Welt, aber sie ist selbst geschaffen, sie ist von dem höchsten Wesen angefangen, also geschaffen, und sie schafft in allen Einzelheiten des Daseins, das uns umgibt. Als dritte Welt im dritten Kapitel schildert er dann die geschaffene und nichtschaffende Welt. Das ist die Welt, die wir um uns herum mit unseren Sinnen wahrnehmen. Das ist die Welt der Tiere, Pflanzen und Mineralien, der Sterne und so weiter. In diesem Kapitel behandelt er ungefähr alles dasjenige, was wir nennen würden Kosmologie, Anthropologie und so weiter, dasjenige, was wir etwa heute bezeichnen als den Umfang des Wissenschaftlichen. In dem vierten Kapitel behandelt er die nichtgeschaffene und nichtschaffende Welt. Es ist wiederum dieses die Gottheit, aber so, wie sie sein wird, wenn alle Wesen, namentlich alle Menschen, zu ihr zurückgekehrt sein werden, wenn sie nicht mehr schaffend sein wird, wenn sie in sich aufgenommen hat in seliger Ruhe - so stellt sich ja Johannes Scotus Erigena das vor - alle diejenigen Wesen, die eben aus ihr hervorgegangen sind. Nun, wenn wir diese vier Kapitel überschauen, so haben wir ja darinnen eigentlich, ich möchte sagen, etwas wie ein Kompendium alles Überlieferten, so wie es vorhanden war in den Weisheitsschulen, aus denen Johannes Scotus Erigena hervorgegangen ist. Wenn man dasjenige nimmt, was er schildert in dem ersten Kapitel, so haben wir etwa dasjenige, was man in seinem Sinne die Theologie genannt hat, die Theologie, die eigentliche Lehre von dem Göttlichen. Wenn man das zweite Kapitel nimmt, so hat man darinnen dasjenige, was er nennt Idealwelt, etwa in unserer heutigen Sprache, Ideal aber vorgestellt als wesenhaft. Er schildert ja nicht abstrakte Ideen, sondern eben Engel, Erzengel und so weiter, er schildert die ganze intelligible Welt, wie man es nannte, die aber nicht eine intelligible Welt wie die unsre war, sondern die eine Welt von lebendiger Wesenheit war, von lebendigen intelligiblen Wesenheiten. In dem dritten Kapitel schildert er, wie gesagt, dasjenige, was wir heute unsere Wissenschaft nennen würden, aber doch anders. Wir haben seit der Galilei-Kopernikus-Zeit, die ja später fällt, nicht mehr dasjenige, was man in der Zeit des Scotus Erigena Kosmologie oder Anthropologie nennt. Was man die Kosmologie nennt, ist durchaus noch etwas, das aus dem Geiste heraus beschrieben wird, ist etwas, das so beschrieben wird, dass geistige Wesenheiten die Sterne lenken, dass geistige Wesenheiten auch in den Sternen leben, dass die Elemente Feuer, Wasser, Luft, Erde durchsetzt werden von geistigen Wesenheiten. Also es ist etwas anderes, was da als Kosmologie geschildert wird. Jene materialistische Anschauungsweise, die seit der Mitte des 15. Jahrhunderts heraufgekommen ist, die gab es eben dazumal noch nicht, und was er etwa als Anthropologie hat, das ist auch etwas ganz anderes, als was wir heute etwa Anthropologie in unserem materialistischen Zeitalter nennen. Da kann ich Ihnen ja etwas sagen, was außerordentlich charakteristisch ist für dasjenige, was bei Johannes Scotus Anthropologie ist. Er sieht den Menschen an und sagt: Der Mensch trägt zunächst das Sein in sich. Er ist also mineralisches Wesen, er hat in sich mineralisches Wesen. Also erstens: der Mensch ist ein mineralisches Wesen. Zweitens: der Mensch leibt und lebt wie eine Pflanze. Drittens: der Mensch empfindet als Tier. Viertens: der Mensch urteilt und schließt, macht Schlüsse als Mensch. Fünftens: der Mensch erkennt als Engel. Nun, das ist selbstverständlich etwas in unserer Zeit Ungeheuerliches! Wenn Johannes Scotus Erigena von Urteilen, Schließen spricht, was man ja zum Beipiel auch macht in der Gerichtsstube, wenn man über jemanden aburteilen will, dann urteilt und schließt der Mensch als Mensch. Wenn er aber erkennt, wenn er erkennend eindringt in die Welt, dann verhält sich der Mensch nicht als Mensch, sondern als Engel! Ich will das zunächst aus dem Grunde sagen, um Ihnen zu zeigen, dass Anthropologie für diese Zeit noch etwas anderes ist als für die jetzige Zeit, denn, nicht wahr, es würde heute kaum irgendwo, nicht einmal an einer theologischen Fakultät gehört werden können, dass der Mensch erkennt als Engel. So dass man sagen muss: Dasjenige, was Johannes Scotus Erigena im dritten Kapitel schildert, das haben wir als unsere Wissenschaft nicht mehr. Es ist etwas anderes geworden bei uns. Wenn wir es mit einem Worte nennen wollten, das heute auf nichts Betriebenes anwendbar ist, so würden wir etwa sagen müssen: Geistige Lehre vom Weltall und dem Menschen, Pneumatologie. Und dann das vierte Kapitel. Dieses vierte Kapitel enthält bei Johannes Scotus Erigena erstens die Lehre von dem Mysterium von Golgatha und die Lehre von dem, was der Mensch als die Zukunft zu erwarten hat, als seinen Hingang in die göttlich-geistige Welt, also dasjenige, was man etwa nach heutigem Gebrauche benennen würde Soteriologie, Soter ist ja der Heiland, der Erlöser, und die Lehre von der Zukunft, Eschatologie. Wir finden da behandelt die Begriffe von Kreuzigung, Auferstehung, von der Ausströmung der göttlichen Gnade, von dem Hingang des Menschen zur göttlichgeistigen Welt und so weiter. Eines sollte Ihnen dabei auffallen, und das fällt einem ja wirklich auf, wenn man unbefangen ist, indem man so etwas wie dieses Werk «De divisione naturae» von Johannes Scotus Erigena, von der Gliederung der Natur, aufmerksam liest. Da ist von der Welt geredet durchaus als von etwas, das in geistigen Qualitäten erkannt wird. Man spricht vom Geistigen, indem man die Welt betrachtet. Und was ist nicht darinnen? Man muss ja auch auf das aufmerksam sein, was nicht in einer solchen Universalwissenschaft ist, wie sie da Johannes Scotus Erigena begründen will. Sie finden bei Johannes Scotus Erigena ungefähr gar nichts von dem, was wir heute Soziologie nennen, Sozialwissenschaft und dergleichen. Man möchte fast sagen, es sieht so aus, als ob der Johannes Scotus Erigena den Menschen, wie er sich sie dachte, ebensowenig eine Sozialwissenschaft habe geben wollen, wie etwa, wenn irgendeine Tierart, die Löwenart oder die Tigerart, oder irgendeine Vogelart eine Wissenschaft herausgeben würde, sie auch nicht eine Soziologie herausgeben würde. Denn der Löwe würde nicht reden über die Art und Weise, wie er mit anderen Löwen zusammenleben soll, oder wie er zu seiner Nahrung kommen soll und so weiter; das ist ihm instinktmäßig gegeben. Ebensowenig können wir uns eine Soziologie der Spatzen denken. Spatzen könnten gewiss allerlei höchst Interessantes an Weltengeheimnissen von ihrem Gesichtspunkte aus hervorbringen, aber sie würden niemals eine Ökonomie, eine Ökonomielehre hervorbringen, denn das würden die Spatzen für das ganz Selbstverständliche ansehen, dass sie das tun, was ihnen eben ihr Instinkt sagt. Das ist das Eigentümliche: Indem wir bei Johannes Scotus Erigena so etwas noch nicht finden, sind wir uns klar darüber, dass er die menschliche Gesellschaft noch so ansah, als ob sie das Soziale aus ihren Instinkten hervorbrächte. Er weist hin gerade in seiner besonderen Art von Erkenntnis auf dasjenige, was in dem Menschen noch als Instinkt lebte, auf die Triebe, die Impulse des sozialen Zusammenseins. Über diesem sozialen Zusammensein ist dasjenige, was er schildert. Er schildert, wie der Mensch aus dem Göttlichen hervorgegangen ist, welche Wesenheiten über der Sinneswelt liegen. Er schildert dann, wie der Geist die Sinneswelt durchzieht, etwa in einer Art Pneumatologie, er schildert dasjenige, was in die Sinneswelt als Geistiges eingedrungen ist in seinem vierten Kapitel in der Soteriologie, in der Eschatologie. Aber er schildert nirgendwo, wie die Menschen zusammenleben sollen. Ich möchte sagen, alles ist herausgehoben über die Sinneswelt. Das war überhaupt ein Charakteristikum dieser älteren Wissenschaft, dass alles über die Sinneswelt hinausgehoben war. Und vertieft man sich im geisteswissenschaftlichen Sinn in so etwas wie die Lehre des Johannes Scotus Erigena, so sieht man, er hat gar nicht mit denjenigen Organen gedacht, mit denen heute die Menschheit denkt. Man versteht ihn eben nicht, wenn man ihn verstehen will mit demjenigen Denken, das heute die Menschheit vollführt. Man versteht ihn nur, wenn man sich durch Geisteswissenschaft eine Anschauung errungen hat von dem, wie man mit dem Ätherleib denkt, mit demjenigen Leib, der als ein feinerer Leib dem groben sinnlichen Leib zugrunde liegt. Also Johannes Scotus Erigena hat nicht mit dem Gehirn, sondern mit dem Ätherleib gedacht. Wir haben in ihm einfach einen Geist, der noch nicht mit dem Gehirn gedacht hat. Und alles dasjenige, was er niederschreibt, kommt zustande als Ergebnis des Denkens mit dem Ätherleib. Im Grunde genommen beginnt man erst nach seiner Zeit mit dem physischen Leib zu denken, und so recht eigentlich erst vom 15. Jahrhundert an. Was man gewöhnlich nicht sieht, ist dass sich wirklich das menschliche Leben als Seelenleben in dieser Zeit geändert hat, dass man wirklich, wenn man zurückgeht ins 13., 12., 11. Jahrhundert, auf ein Denken stößt, wie es der Johannes Scotus Erigena hatte, dass man da kommt an ein Denken, das noch nicht mit dem physischen Leib, sondern mit dem Ätherleib vollzogen worden ist. Dieses Denken mit dem Ätherleib, das sollte nicht hereinragen in die spätere Zeit, in der man scholastisch dialektisiert hat über starre Begriffe; da wurde dieses ältere Denken mit dem Ätherleib, das aber durchaus auch das Denken der ersten christlichen Jahrhunderte war, eben verketzert. Deshalb auch die Verbrennung der Schriften des Johannes Scotus Erigena. Und man wird es nun begreifen, wie die Seelenverfassung eines solchen Denkers in der damaligen Zeit eigentlich war. Wenn wir in ältere Zeiten zurückgehen, so finden wir da bei allen Menschen ein gewisses Hellsehen. Die Menschen dachten überhaupt nicht mit ihrem physischen Leib, sondern sie dachten mit ihrem Ätherleib in älteren Zeiten, und sogar mit ihrem astralischen Leib beziehungsweise führten sie ihr Seelenleben durch. Vom Denken sollten wir da gar nicht reden, da ja der Intellekt, wie gesagt, erst im 8. vorchristlichen Jahrhundert entstanden ist. Aber von diesem alten Hellsehen hatten sich Erbstücke erhalten, und gerade bei den hervorragendsten Geistern sucht man durch den Verstand, der jetzt schon geboren ist, einzudringen in dasjenige, was sich heraufvererbt hat durch die Tradition aus älteren Zeiten. Man versuchte zu begreifen, was in ganz anderer Art in älteren Zeiten angeschaut worden war. Man versuchte zu begreifen, aber musste nun Hilfe haben durch abstrakte Begriffe: Sein, Weisheit, Leben. Man wußte also, möchte ich sagen, noch etwas von einer früheren durchgeistigteren Erkenntnis und fühlte sich schon ganz drinnensteckend in der rein intellektualistischen Erkenntnis. Das wurde später gar nicht mehr gefühlt, als die intellektualistische Erkenntnis dann zum Schatten geworden war; aber dazumal fühlten die Menschen: es war in alten Zeiten etwas, was den Menschen aus den höheren Welten lebendig durchlebte, was er nicht bloß dachte. Bei Johannes Scotus ist es so, dass er in diesem Zwiespalt lebt. Er kann bloß denken; aber wenn dieses Denken zum Erkennen wird, da fühlt er, da ist noch etwas da von den alten Mächten, welche den Menschen durchdrungen haben in der alten Art der Erkenntnis. Er fühlt den Engel, den Angelos in sich. Daher sagt er, der Mensch erkenne als Engel. Es war Erbstück aus den alten Zeiten, dass in dieser Zeit der Verstandeserkenntnis ein solcher Geist wie Scotus Erigena noch sagen konnte, der Mensch erkenne wie ein Engel. In den Zeiten der ägyptischen, der chaldäischen Zeit, in den älteren Zeiten der hebräischen Zivilisation würde niemand etwas anderes gesagt haben, als: Der Engel erkennt in mir, und ich nehme Teil als Mensch an der Erkenntnis des Engels. Der Engel wohnt in mir, der erkennt, und ich mache das mit, was der Engel erkennt. - Das war in der Zeit, als noch kein Verstand da war. Als dann der Verstand heraufgekommen war, da musste man das mit dem Verstände durchdringen; aber es war eben in Scotus Erigena noch ein Bewußtsein von diesem Durchdrungensein mit der Angelosnatur. Nun geht es einem aber ganz eigentümlich, wenn man sich einlässt in diese Schrift des Scotus Erigena und sie ganz verstehen will. Schließlich bekommt man doch ein Gefühl, man habe etwas sehr Bedeutendes gelesen, etwas gelesen, was noch sehr in geistigen Regionen lebt, was über die Welt als eine geistige Angelegenheit spricht. Aber dann wieder hat man doch das Gefühl: Ja, es geht im Grunde alles durcheinander. Und dann sagt man sich: Wir leben eben mit dieser Schrift schon im 9. nachchristlichen Jahrhunderte; der Verstand hat schon manches in Unordnung gebracht. Und so ist es wirklich. Liest man nämlich das erste Kapitel, so hat man es mit der Theologie zu tun, aber mit einer Theologie, die für Johannes Scotus schon durchaus sekundär ist, der man es ansieht, dass sie auf etwas Größeres, Unmittelbareres zurückweist. Es muss einmal etwas dagewesen sein - ich rede jetzt so, als wenn die Dinge Hypothese wären, aber Geisteswissenschaft kann dann das, was ich jetzt in der Hypothese entwickele, durchaus als Tatsache konstatieren -, man sieht gewissermaßen auf etwas zurück, wo diese Theologie noch nicht so verstandesmäßig angesprochen wurde, wo sie angesprochen wurde als etwas, in das man sich hineingelebt hat. Und von solcher Theologie haben ohne Zweifel jene Ägypter gesprochen, von denen jene Griechen, die ich angeführt habe, berichteten, dass ägyptische Weise zu ihnen gesagt hätten: Ihr Griechen seid ja wie die Kinder, ihr habt kein Wissen von dem Weltenursprung; wir haben dieses heilige Wissen von dem Weltenursprung. - Da wurden die Griechen offenbar auf eine alte lebendige Theologie hingewiesen. Und so muss man sagen: In dem, was wir immer genannt haben die dritte nachatlantische Zeit, die ja im 4. vorchristlichen Jahrtausend beginnt und im 1. vorchristlichen Jahrtausend endet, im 8. vorchristlichen Jahrhundert, im Jahre 747 approximativ endet, in dieser Zeit gab es eine lebendige Theologie, die jetzt mit dem Verstände von Scotus Erigena durchschaut werden will. Viel lebendiger stand sie offenbar noch vor derjenigen Persönlichkeit, die als Dionysius der Areopagite anzuerkennen ist und viel intensiver noch fühlte dieser Dionysius gegenüber dieser alten Theologie. Er fühlte, da ist etwas, was da war, dem man sich nicht mehr nähern kann, das negativ wird, indem man sich ihm nähern will. Wir können nur, so meinte er, vom Verstände aus zur positiven Theologie kommen. Aber er meinte eigentlich mit der negativen Theologie eine alte, die entschwunden ist. Und wiederum, wenn man dasjenige durchnimmt, was hier im zweiten Kapitel auftritt als Idealwelt, könnte man glauben, das sei etwas Jüngeres. Das ist aber nicht der Fall. Es trifft wirklich zusammen mit einer wahren Anschauung von dem, was in der urpersischen Zeit, so wie sie in meiner «Geheimwissenschaft» geschildert  ist, auftritt, also in der zweiten nachatlantischen Zeit. Bei Plato und bei den Platonikern war diese urpersische lebendige Engelwelt, die Welt der Amshaspands und so weiter, schon zur Idealwelt, zur Ideenwelt verblasst. ... Und was ist denn das vierte? Ja, bei Scotus Erigena tritt es auf als eine lebendige Erkenntnis von dem Mysterium von Golgatha, von der Menschheitszukunft. Von denen reden wir ja eigentlich heute nicht mehr. Es wird noch als altes Erbstück von den Theologen davon geredet, aber sie haben es in erstarrten Dogmen. Sie leugnen sogar, dass der Mensch es durch ein lebendiges Wissen erringen kann. Aber entstanden ist es aus demjenigen, was so gepflegt worden ist als Soteriologie und Eschatologie. Sie sehen, dasjenige, was Theologie war, das wurde gewissermaßen den Konzilien übergeben, das wurde zu Dogmen erstarrt und der Christologie einverleibt. Daran durfte nicht mehr gerührt werden. Das wurde als etwas betrachtet, was für die Erkenntnis unzugänglich ist. Es wurde gewissermaßen entrückt demjenigen, was in den Schulen durch Erkenntnis getrieben worden ist. Die exoterischen Dinge waren ja ohnedies schon so erhalten wie Nebelgebilde aus alten Zeiten. Aber dasjenige, was in den Schulen getrieben worden ist, sollte immerhin anknüpfen mit den Gedanken, die eben im Gedankenzeitalter hervorkamen, sollte immerhin anknüpfen an das Mysterium von Golgatha, an die Menschheitszukunft. Man sprach da von dem Walten der Christus-Wesenheit unter den Menschen, man sprach von einem zukünftigen Weltengerichte; man verwendete dazu die Begriffe, welche man aufbringen konnte. Und so sehen wir eigentlich, dass Scotus Erigena die drei ersten Kapitel eben verzeichnet wie etwas, was er gewissermaßen ererbt hat. Seinen eigenen Verstand wendet er dann auf das vierte Kapitel an, aber durchaus so, dass er da spricht von etwas, was erhaben ist über die sinnlich-physische Welt, aber doch mit der sinnlich-physischen Welt etwas zu tun hat. Man sieht, wie er sich angestrengt hat, den Verstand zu handhaben an der Eschatologie, an der  Soteriologie, und man sieht ja auch, in welche gelehrten Streitigkeiten, in welche gelehrten Diskussionen Erigena verwickelt war. Er war verwickelt in solche Diskussionen, wie zum Beispiel ob der Mensch im Abendmahl, also in etwas, was zusammenhing mit dem Mysterium von Golgatha, das wirkliche Blut und den wirklichen Leib des Christus vor sich habe. Er war verwickelt in alle diejenigen Diskussionen, die sich über die Freiheit und Unfreiheit des menschlichen Willens ergingen im Zusammenhange mit der göttlichen Gnade. Also über alles dasjenige, was Gegenstand seines vierten Kapitels war, schärfte er seinen Verstand, schulte er seinen Verstand. Über das diskutierte man dazumal. Man könnte sagen: Der Inhalt der drei ersten Kapitel war altes Erbgut. Man veränderte nicht viel daran, sondern man teilte es mit. Das vierte Kapitel aber, das war lebendiges Streben, da wandte man an den Verstand, der geschult wurde. Was wurde denn aus dem, was da als der Verstand geschult wurde, was in der Soteriologie, in der Eschatologie gesehen wurde von Mensehen wie Scotus Erigena im 9. Jahrhundert? Ja, sehen Sie, meine lieben Freunde, daraus wurde seit der Mitte des 15. Jahrhunderts unsere der Naturerkenntnis zugrunde liegende Wissenschaft. Der Verstand, mit dem man nachgedacht hat, ob im Altarsakrament Brot und Wein sich verwandeln in Leib und Blut Christi, ob dem Menschen auf diesem oder jenem Wege die Gnade zufließt, dieser selbe Verstand wurde später verwendet dazu, nachzudenken, ob das Molekül aus Atomen besteht, ob die Sonne dieser oder jener Körper ist und so weiter. Es ist die Fortentwickelung des Theologenverstandes, der in der Naturwissenschaft heute lebt. Ganz derselbe Verstand, den im Abendmahlsstreit Scotus und diejenigen, die mit ihm diskutiert haben - und die Diskussionen waren dazumal sehr lebhaft -, belebte, der lebte dann fort in der Galileischen, in der Kopernikanischen Lehre, lebte fort im Darwinismus, lebte fort in, sagen wir, dem Straußschen Materialismus. Das ist die gerade Linie. dass immer das Ältere erhalten bleibt neben dem Späteren, das wissen Sie ja. Aber derselbe Verstand, der in David Friedrich Strauß das Buch ausbrütete «Der alte und der neue Glaube», wo gewissermaßen völliger Atheismus gelehrt wird." 

Weltuntergang, das neue Jerusalem, wurde nicht verstanden, missverstandene Weltuntergangsstimmung, dieser Irrtum der Menschen, nicht zu wissen, dass sie in einer geistigen Welt leben, das ist es, was das Unheil über die Welt heraufgebracht hat: "Der Weltuntergang wurde prophezeit für das 4. nachchristliche Jahrhundert: Erdenuntergang, der Anbruch eines neuen Reiches, der Anbruch desjenigen Reiches, wo der Mensch sich fühlen soll, wohnend als Geist unter Geistern. Das wird wohl dem Menschen der Gegenwart am schwierigsten sein, sich vorzustellen, dass tatsächlich unsere gegenwärtige Art, als Menschen zu wohnen, die Menschen der Christus-Zeit nicht als ein irdisches Wohnen angesehen haben würden, sondern als ein Wohnen schon im Geisterreiche, nachdem die Erde, wie sie war, als sie noch für den Menschen die Kräfte hergab, untergegangen ist. Jemand, der in der richtigen Weise die Denkweise der ersten Christen verstanden hätte, würde heute nicht sagen, die ersten Christen hätten abergläubisch an den Untergang der Welt geglaubt; er sei aber nicht gekommen. In dem Sinne, wie die ersten Christen das gesehen haben, ist dieser Untergang im 4. nachchristlichen Jahrhundert dagewesen, und diejenige Art, wie wir jetzt leben, würden eben diese ersten Christen schon als das neue Jerusalem angesehen haben, als das Reich, in dem der Mensch als Geist unter Geistern lebt. Nur würden sie gesagt haben: Nach unserer Anschauung ist eigentlich der Mensch in den Himmel eingezogen, aber er ist so schlecht, dass er das nicht erkennt; er glaubt, dass im Himmel drinnen nur alles von Milch und Honig überfließt, dass da nicht die bösen Geister seien, gegen die er sich zu wehren hat. - Die ersten Christen würden gesagt haben: vorher waren diese bösen Geister in den Naturdingen drinnen, nun sind sie losgelassen, schwirren unsichtbar herum; der Mensch muss sich ihrer erwehren. Also Weltuntergang im Sinne der ersten christlichen Zeiten war eben durchaus da. Man hat es nur nicht verstanden. Man hat nicht verstanden, dass statt des in der Erde wohnenden Gottes, der also sich ankündigte durch die Erdenereignisse, dass statt dessen da war der übersinnliche Logos, den man im Übersinnlichen erkennen muss, an den man sich halten muss durch übersinnliche Kräfte. Und wenn man dies annimmt, dann wird man auch verstehen, wieso im 9., 10., 11. Jahrhundert wiederum Weltuntergangsstimmung da war im zivilisierten Europa. Wiederum erwartete man den Weltuntergang. Man wußte nicht, was die ersten Christen damit gemeint haben, aber aus dieser Weltuntergangsstimmung, die über das ganze zivilisierte Europa im 9., 10., 11. Jahrhundert verbreitet war, bildete sich dasjenige, was nun auch auf mehr materielle Art den Weg zu dem  Christus hin suchte, als man ihn eigentlich hätte suchen sollen. Man sollte erkennen: im Geiste soll man den Logos finden, nicht aus den Naturerscheinungen heraus. Dieses den Logos im Geiste Suchen, das haben diese Menschen, die nun wiederum in die Weltuntergangs -Stimmung hineinkamen, nicht begriffen, sondern sie haben es auf mehr materielle Art gesucht. Und so entstand aus dieser Stimmung heraus die Stimmung der Kreuzzüge: den Christus materiell im Orient in seinem Grabe wenigstens noch zu suchen, sich zu halten an den Christus in der Weltuntergangsstimmung, man möchte sagen, in der missverstandenen Weltuntergangsstimmung. Ja, man fand nicht den Christus drüben im Oriente. Man hat ungefähr diejenige Antwort bekommen, die auch dazumal die Leute bekommen haben, die den Christus im Grabe sichtbarlich suchten, die Antwort: Der, den ihr suchet, der ist nicht mehr hier - , der muss eben im Geiste gesucht werden. Und jetzt im 20. Jahrhundert, und die Dinge werden sich wieder vermehren, ist ja auch Weltuntergangsstimmung, wenn auch die Menschen so lethargisch und gleichgültig geworden sind, dass sie nicht einmal mehr diese Weltuntergangsstimmung merken. Aber es hat immerhin derjenige, der von dieser Weltuntergangsstimmung im «Untergang des Abendlandes» spricht, einen bedeutenden, weithin bemerkbaren Eindruck gemacht, und diese Weltuntergangsstimmung wird sich immer mehr und mehr verbreiten. Eigentlich aber brauchte man nicht von dem Untergang der Welt zu reden. Sie ist in dem Sinne, dass man aus der Natur heraus das Geistige finden kann, untergegangen, und es handelt sich darum, dass man gewahr wird, man lebt in einer geistigen Welt. Dieser Irrtum der Menschen, nicht zu wissen, dass sie in einer geistigen Welt leben, das ist es, was das Unheil über die Welt heraufgebracht hat, das macht, dass die Kriege immer blutiger und blutiger werden, und dass immer deutlicher und deutlicher wird: die Menschen sind wie besessen. Sie sind auch von den bösen Mächten besessen, die sie durcheinanderführen, denn sie reden gar nicht mehr, als ob sie dasjenige aussprechen würden, was in ihrem Ich liegt. Sie sind wie von einer Psychose besessen. Diese Psychose ist ja etwas, von dem man viel redet, was aber wenig verstanden wird. Was die ersten Christen als Weltuntergang gemeint haben, was sie darunter verstanden haben, das ist dagewesen, und die neue Zeit ist da. Sie muss nur erkannt werden, es muss nur durchschaut werden, dass tatsächlich der Mensch, wenn er erkennt, erkennt als ein Engel, und wenn er seiner selbst bewußt wird, er seiner selbst bewußt wird als ein Erzengel. dass also die geistige Welt bereits heruntergekommen ist, dass man sich ihrer nur bewußt werden muss, das ist das Wichtige. Viele haben gemeint, sie nehmen das Evangelium ernst. Aber obwohl es im Evangelium ganz deutlich steht, dass alle Dinge, die da entstanden sind, die also in Betracht kommen, nicht aus ihren irdischen Kräften erklärt werden sollen, sondern durch den Logos entstanden sind, trotzdem bekannten sich die Leute zum Vatergotte, der eben anzuerkennen ist zwar als eins mit dem Christus, aber eben als derjenige Aspekt der Dreieinigkeit, der gewirkt hat, bis die Erde sich gebildet hat; während der eigentliche Regent der Erde der Christus, der Logos ist. Diese Dinge konnten kaum mehr verstanden werden im 9. Jahrhundert, als Scotus Erigena wirkte. Daher ist auf der einen Seite dieses Buch über die Gliederung der Natur von Scotus Erigena groß und bedeutend, auf der anderen Seite, wie ich Ihnen eben gestern sagte, wiederum chaotisch, so dass man sich eigentlich erst anfängt auszukennen, wenn man es in dem Sinne geisteswissenschaftlich betrachtet, wie wir das gestern und heute getan haben. Nun, wie gesagt, im vierten Kapitel spricht Johannes der Schotte von der nichtgeschaffenen und nichtschaffenden Wesenheit. Durchschauen wir das, durchschauen wir den wirklichen Sinn desjenigen, was Scotus Erigena da schildert, die ruhende Gottheit, in der sich alles vereint, so ist der Schritt ja schon da. Die Welt, die in den früheren drei Kapiteln geschildert wird, ist untergegangen. Diese Welt der ruhenden Gottheit, der nichtgeschaffenen und nichtschaffenden Wesenheit, sie ist da. Die Erde ist im Niedergehen, insofern sie Natur ist. Ich habe öfter darauf aufmerksam gemacht, dass das so ist, indem ich Sie hingewiesen habe darauf, dass selbst der Geologe heute sagt: Im großen ganzen entsteht ja auf der Erde nichts mehr. Gewiss, als Nachklang bilden sich Pflanzen und so weiter, pflanzen sich Pflanzen, Tiere und Menschen fort; aber die Erde im großen und ganzen, sie ist ja etwas anderes geworden, als sie war. Sie zersplittert, sie zerschellt. Die Erde ist ja im ganzen in ihrem mineralischen Reiche bereits im Zerfall." [49] 

Zeitgenossen des Phidias, Sokrates, Platos, Hippokrates, der berühmte griechische Arzt; Galen; Musik; arabisierte Übersetzung des Aristoteles und damit Verfälschung; Akademie von Gondishapur, Avicenna, Averroes und ihre islamische Sicht auf die menschliche Seele, der Thomas von Aquin die Unsterblichkeit der individuellen Seele entgegensetzte, wie es dann in der Kunst dargestellt wurde: "Bei ihm, der im 4. vorchristlichen Jahrhunderte gelebt hat, sehen wir schon klar ausgebildet dieses Wichtighalten des menschlichen Seelischen, wie es seiner selbst bewußt wird zwischen Geburt und Tod. Aber wir würden ganz fehlgehen, wenn wir glauben wollten, dass in dem griechischen Bewußtsein dieses Geistig-Seelische so lebte, wie wir es heute im Bewußtsein haben. Bedenken Sie nur, wie arm eigentlich für den heutigen Menschen, wie abstrakt arm für den heutigen Menschen dasjenige ist, was er seine Seele nennt. Denken, Fühlen, Wollen - es sind recht nebelhafte Gebilde, die sich der Mensch vorstellt, wenn er von Denken, Fühlen, Wollen spricht. Es ist etwas, was gar nicht mehr inhaltsvoll auf den Menschen wirkt. Bei dem Griechen hat es inhaltsvoll gewirkt, weil er ein Bewußtsein davon hatte, dass dieses Geistig-Seelische eigentlich die Elemente des Leibes zusammenhält, durcheinanderbrodeln macht. Er hatte gar nicht ein solches abstrakt Seelisches im Auge, wie der Mensch es heute hat, sondern er hatte im Auge ein recht vollinhaltliches Kräftesystem, das namentlich das flüssige Element formt, das dem flüssigen Element die Menschenform gibt. Der Ägypter sagte sich: Diesem flüssigen Element gibt das Geistig-Seelische, das von dem Tod zu einer neuen Geburt sich lebt, die Form. - Der Grieche sagte sich: Dasjenige, was ich bewußt erlebe, dieses Seelische, das gibt dem Wasser die Form, das ist dasjenige, was sein Bedürfnis nach Luft hat und was die Zirkulationsorgane dann einformt, was die Wärmeverhältnisse des Körpers bewirkt, und was auch Salz und sonstiges Irdische im Körper ablagert. - So stellte sich der Grieche die Seele eigentlich nicht getrennt vom Körper vor, sondern er stellte sie sich vor, wie sie den wässerigen Leib bildet, wie sie in dem Leib die Luft, das Ein- und Ausatmen macht, wie sie in dem Leib die Wärmeverhältnisse bewirkt, dieses Warm- und Kaltwerden des Leibes, dieses Atmen, dieses überhaupt Bewegen der Säfte, dieses Durchsetzen der Säfte mit den festen Bestandteilen, die ja nur etwa acht Prozent im menschlichen Leibe ausmachen - das stellte sich der Grieche in voller Lebendigkeit vor. Und insbesondere auch auf dieses Gestalten der Säfte legte er einen großen Wert. Er stellte sich vor, dass auch in diesen Säften selbst, durch alles dasjenige, was in den vier Elementen Wasser, Erde, Luft und Wärme wirkt, wiederum ein Vierfaches wirkt. Das stellte er sich zunächst vor, der Grieche. Im Winter muss der Mensch sich gewissermaßen abschließen von der äußeren Welt, da kann er nicht mit der äußeren Welt in innigem Kontakt leben; da ist er auf sich selbst zurückgewiesen. Während des Winters macht sich insbesondere der Kopf mit seinen Säften geltend. Da ist es dasjenige in den Säften, was am meisten wasserähnlich ist, was im Menschen innerlich wirkt. Mit anderen Worten ist das für den Griechen dasjenige, was als Phlegma, als Schleim wirkt. Dieses Schleimige im menschlichen Organismus, das sah er, seelisch durchsetzt, namentlich im Winter wirksam. Dann kam der Frühling und der Grieche fand: da macht sich das Blut in größerer Regsamkeit geltend, da kommt das Blut in stärkere Erregung als während des Winters, da ist vorzugsweise sanguinische Zeit für den Menschen; da ist es dasjenige, was in den Adern zum Herzen hin sich zentralisiert, was im Menschen besonders als Säftebewegung tätig ist. Im Winter die schleimige Bewegung des Kopfes, weshalb der Mensch da auch zu allerlei Erkrankungen gerade der Schleimsäfte neigt; im Frühling die Blutbewegung in besonderer Erregung. Das alles stellte sich der Grieche so vor, dass für ihn die Stoffe nicht gesondert waren vom Seelischen. Es war gewissermaßen ein halb Seelisches, das Blut, der Schleim, und ein halb Körperliches die Seele selbst in ihren Kräften, wie sie da die Säfte bewegte. Kam dann der Sommer heran, stellte sich der Grieche vor, dass die Gallentätigkeit insbesondere - er nannte sie gelbe Galle -, welche in der Leber ihren Mittelpunkt hat, in besondere Erregung kommt. Der Grieche hatte noch eine besondere Anschauung, wie das bei dem Menschen selber ist. Diese Anschauung haben ja die Menschen schon zum großen Teil verloren, Sie sehen nicht mehr, wie sich die Haut verfärbt im Frühling von dieser Bluterregung, sie sehen nicht mehr den eigentlichen gelben Schimmer, der von der Leber kommt, in welcher die gelbe Galle ihren Mittelpunkt hat. Der Grieche sah in dem, was sich da rosig färbte im Frühling, gelblich im Sommer, in dem sah er eine Seelentätigkeit. Und wenn der Herbst kam, dann sagte er: Da sind insbesondere diejenigen Säfte in Tätigkeit, die in der Milz ihren Mittelpunkt haben, die Säfte der schwarzen Galle. Und so sah der Grieche im Menschen eine Säftebewegung, eine Säftewirkung unmittelbar unter dem Einfluss des Seelischen. Er nahm gewissermaßen den menschlichen Leib gegenüber den Ägyptern aus dem Erdganzen heraus. Er betrachtete ihn für sich selber. Er kam dadurch mehr zu dem Innerseelischen des Menschen, wie es sich äußert zwischen Geburt und Tod. Aber als dann diese Zivilisation weiter vorrückte, als namentlich sich mehr geltend machte das westliche Element, das lateinische, das römische Element, da ging bis zu einem gewissen Grad verloren diese Anschauung, die wir besonders bei Hippokrates finden, der darauf seine Heilkunde basierte. Er sagte sich, das Geistig- Seelische des Menschen, wie es sich äußert zwischen Geburt und Tod, bewirkt so diese Mischungen und Entmischungen des Säftesystems; wenn das nun nicht so weit geht, wie es das Geistig-Seelische will, so ist die Krankheit da. Aber das Geistig-Seelische, das hat eigentlich immer das Bestreben, normal diesen Gang zu gestalten. Daher hat der Arzt die besondere Aufgabe, dieses Geistig-Seelische in seinem Kräfteeinflusse auf die Säftewirkungen zu studieren und die Krankheit zu beobachten. Ist irgendwie die Bestrebung im menschlichen Leibe, die Säftemischung unnormal zu machen, dann greift das Seelische ein, greift ein bis zur Krisis, wo es auf der Kippe steht, ob das Leibliche oder das Seelisch-Geistige siege. Der Arzt muss die Sache so wenden, dass es zu dieser Krisis kommt. Dann zeigt sich das an irgendeiner Stelle, dass heraus will, was schlechte Säftemischung ist. Dann muss man in der Krisis, die man eingeleitet hat, in der richtigen Weise eingreifen, entweder dadurch, dass man die Säfte, die sich in dieser Weise zusammengezogen haben, und die nicht dulden den Einfluss von seiten des Geistig-Seelischen, dass man diese entweder durch Purgieren entfernt, oder durch Aderlass im richtigen Moment herausbringt. Es war ein ganz besonderes, eben mit dieser Anschauung des Menschen zusammenhängendes Heilen des Hippokrates, und es ist interessant, wie da ein inniges Zusammendenken von Geistig-Seelischem, wie es sich äußert zwischen Geburt und Tod, und dem Säftesystem, als Anschauung dawar. Aber das wurde anders, als dann das lateinisch-römische Element diese Entwickelung fortsetzte. Dieses römische Element, das hatte weniger Sinn für das plastische Erfassen der Form, für das plastische Erfassen der Säftemischung. Bei einem Arzt wie Galen, der im 2. nachchristlichen Jahrhundert lebte, sieht man es schon ganz genau, ihm ist dieses Säftesystem, das Hippokrates eben gesehen hat, nicht mehr so durchsichtig. Sehen Sie, man muß sich das schon so vorstellen: Wenn Sie heute im chemischen Laboratorium eine Retorte sehen, unter der die Flamme ist und Sie sehen da das Produkt der Stoffe darinnen - so durchsichtig in der Wirkung des Geistig-Seelischen in den Säften des Leibes, so durchsichtig, sinnlich-übersinnlich durchsichtig war für Hippokrates dasjenige, was im Menschen vorging. Aber für dieses Plastisch-Anschauliche hatten die Römer keinen Sinn mehr. Sie wendeten dasjenige, was als Geistig-Seelisches im Menschen lebte, nicht mehr nach dem Leibe hin, sondern nach dem Abstrakten, nach dem Geistigen. Aber nur so erfassten sie es, wie eben das Geistig-Seelische zwischen Geburt und Tod dieses Geistige in sich erleben kann. So wie der Grieche hinschaut auf den Leib, wie er in der Säftemischung und Entmischung das Geistig-Seelische geschaut hat, wie für ihn die sinnliche Anschauung in ihrer Plastik das Wesentliche war, so wurde für den Römer dasjenige, als was der Mensch sich fühlt, das Wesentliche: das seelische Sich-Fühlen. Für den Griechen war es das Anschauen dessen, wie Phlegma, wie Blut, wie schwarze und gelbe Galle durcheinandergehen, wie diese im Menschen gewissermaßen der Ausdruck sind des Irdischen, von Luft, Feuer, Wasser, Erde, das, was man im Menschen als ein Kunstwerk anschaut. Während der Ägypter die Mumie anschaute, schaute der Grieche das lebendige Kunstwerk an. Bei dem Römer war kein Sinn da für das, sondern für das Sich-auf-seine-Beine-Stellen, innerliches Bewußtsein entwickeln, den Geist sprechen lassen, nicht den Leib anschauen, den Geist sprechen lassen aus dem Seelischen zwischen Geburt und Tod. Das aber ist verbunden damit, dass bei den Ägyptern in der Blütezeit ihrer Kultur namentlich vier Wissenszweige in der alten Form ganz besonders lebten, das waren die Geometrie, die Astrologie, die Arithmetik und die Musik. Indem der Ägypter auf dasjenige hinschaute, was gewissermaßen als ein Überirdisches aus der Erde heraus den Leib bildete, stellte er sich vor: Dieser Leib wird gebildet in seinen Raumesformen nach dem Gesetz der Geometrie; er steht unter dem Sterneneinflusse nach dem Gesetze der Astrologie; er betätigt sich von innen heraus nach dem Gesetz der Arithmetik, und er ist innerlich harmonisch gebaut nach dem Gesetz der Musik, wobei das Musikalische nicht bloß das Tonlich-Musikalische ist, sondern überhaupt das in Harmonien sich Auslebende. Im Menschen selber, der da eine Wirkung der Erde war, in diesem Mumienmenschen sah der Ägypter das Ergebnis von Geometrie, Astrologie, Arithmetik und Musik. Das trat für den Griechen zurück. Der Grieche setzte an die Stelle des, ich möchte sagen, Leblosen, Mumienhaften, das man begreifen kann durch Geometrie, Astrologie, Arithmetik und Musik, er setzte das lebendige, das seelisch-lebendige, innerliche, plastisch Sich-Gestalten, künstlerische Sich-Formen des menschlichen Leibes. Daher sehen wir in einer gewissen Weise untergehen in der griechischen Kultur Geometrie, wie sie vorhanden war bei den Ägyptern. Sie wird zur bloßen Wissenschaft; sie ist nicht mehr Offenbarung. Ebenso verhält es sich mit der Astrologie, ebenso mit der Arithmetik. Höchstens das innere Harmonische, das dem Lebendigen zugrunde liegt, bleibt noch in der griechischen Auffassung der Musik. Und als dann das Lateinische an die Stelle trat, da, wie gesagt, stellte sich der Römer sein Geistig-Seelisches vor, wie es ist zwischen Geburt und Tod, mit dem innerlichen Geistigen, aber so wie es sich ausdrückt jetzt nicht innerlich anschaubar, sondern innerlich erlebbar, sich selber auf die Erde hinstellend durch Grammatik, durch Dialektik und durch Rhetorik. Daher glänzte auf in den Zeiten, in denen das Griechische überging in das Lateinische, Grammatik: das Sich-Darstellen des Menschen als Geist durch das Wort; Rhetorik: das Sich-Darstellen des Menschen durch das Schöne des Wortes, durch das Formen des Wortes; Dialektik: das Sich-Darstellen der Seele durch das Formen des Gedankens. Und nur wie eine alte Erbschaft zur Wissenschaft geworden waren noch Arithmetik, Geometrie, Astrologie und Musik. Diese Dinge, die im alten Ägypten sehr lebendig waren, die wurden abstrakte Wissenschaften. Dagegen lebendig wurde das, was an dem Menschen haftet: Grammatik, Rhetorik, Dialektik. Es ist ein großer Unterschied zwischen dem, wie im alten Ägypten der voreuklidischen Zeit ein Dreieck empfunden wurde, und dem, wie es später, nach Euklid, empfunden wurde. Das abstrakte Dreieck, das haben die nicht so empfunden, wie es nachher empfunden wurde. Euklid bedeutet die Dekadenz der ägyptischen Arithmetik und Geometrie. Da empfand man Weltenkräfte, wenn man sich ein Dreieck vorstellte. Da war das Dreieck eine Wesenheit. Jetzt wurde das alles Wissenschaft. Und lebendig wurden Dialektik und Grammatik und Rhetorik. Und nun gestaltete es sich so, dass die Schulen in der Weise gebildet wurden, dass man sagte: Derjenige, der ein gebildeter Mensch werden will, der muss das Geistige in dem vorausgehenden Geistig- Seelischen des eigenen Menschen ausbilden. Er muss zunächst absolvieren als erste Stufe des gebildeten Unterrichts Grammatik, Rhetorik, Dialektik; dann dasjenige, was nur als Erbschaft da ist, was Gegenstand des höheren Unterrichts bildete, aber was doch eben als Erbschaft, als Überlieferung da ist: Geometrie, Astrologie, Arithmetik, Musik. Und das waren dann auch noch später durch das ganze Mittelalter hindurch die sieben freien Künste: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Geometrie, Astrologie, Arithmetik und Musik. Dasjenige, was mehr hervortrat: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, dasjenige, was mehr im Hintergrunde war, was der alte Ägypter noch lebendig erfasste, als er mit der Erde im Zusammenhang stand, das war damals das höhere Unterrichten, Gegenstand des höheren Unterrichtens, und das war das Wesentliche, was sich ausbildet zwischen dem 8. vorchristlichen und dem 4. nachchristlichen Jahrhundert. Schauen Sie noch auf Griechenland hin im 4. nachchristliehen Jahrhundert oder auch weiter hinaus im 3., im 5. Jahrhundert, schauen Sie hinüber nach dem heutigen Italien, Sie rinden überall, dass da in der Hochblüte steht dieses Wissen von dem Menschen als einem plastischen äußeren Kunstwerke, einem Ergebnis des Geistig-Seelischen, einem Leben des Geistigen durch Dialektik, Rhetorik, Grammatik. So etwa ist Julian Apostata'm der athenischen Philosophenschule gebildet worden. So sah er das Menschenwesen an. In diese Zeit schlug hinein der Anfang des Christentums. Aber er schlug hinein, als das schon alles in gewissem Sinne im Abglimmen doch war. Im 4. Jahrhunderte war es ja auf seinem Höhepunkte, und wir haben gesehen, wie schon bei Johannes Scotus Erigena nur eine Erbschaft davon vorhanden war. Es ist ja dasjenige, was da gelebt hat zum Beispiel im Griechen aus einer solchen Anschauung heraus, wie ich sie Ihnen charakterisiert habe, es ist ja das dann übergegangen auf Plato, auf Aristoteles, die das philosophisch ausgesprochen haben. Aber als das 4. nachchristliche Jahrhundert heranrückte, verstand man immer weniger den Plato und den Aristoteles. Man konnte höchstens das Logische, das Abstrakte herübernehmen. Man lebte in Grammatik, in Rhetorik, in Dialektik. Arithmetik, Geometrie, Astrologie und Musik waren Wissenschaften geworden. Man lebte sich immer mehr und mehr schon herein in eine Art Abstraktionselement, man lebte sich schon hinein in ein Element, wo dasjenige, was früher lebendig war, nur wie eine Erbschaft noch da sein sollte. Und als die Jahrhunderte weitergingen, da wurde es immer mehr Erbschaft. Diejenigen, die dann sich innerhalb der lateinischen Sprache ausbildeten, sie behielten zurück, ich möchte sagen, mehr oder weniger verknöchert, Grammatik, Rhetorik, Dialektik, während vorher der Mensch gelacht hätte darüber, wenn man ihn gefragt hätte, ob denn dasjenige, was er denkt, auf etwas Reales hinweist; er würde gelacht haben, denn er sagte: Ich treibe ja Dialektik, ich treibe doch nicht die Kunst der Begriffe, um irgend etwas Irreales zu treiben. Da lebt doch in mir die geistige Realität. Indem ich Grammatik treibe, spricht in mir der Logos. Indem ich Rhetorik treibe, ist es die Weltensonne, die in mich hereinwirkt. - Das Bewußtsein, so zusammenzuhängen mit der Welt, das ging immer mehr und mehr verloren. Die Dinge wurden abstrakte Seelenerlebnisse, wie sie es ja schon vollends sind bei Johannes Scotus Erigena. Und dasjenige, was erhalten geblieben war aus den älteren Zeiten - der Plato, Aristoteles -, sie wurden eben nur mehr oder weniger noch logisch aufgefasst. Man fand nicht das Lebendige in ihnen. Und als nun der Kaiser Konstantin das Römische zum Herrschenden machte unter dem Verwände, dass er das Christentum zum Herrschenden machen wollte, da wurde vollends alles abstrakt, da wurde es so abstrakt, dass man verstummte, wie der in der athenischen Philosophenschule gebildete Julian der Apostat, der mit blutendem Herzen hinschaute auf dasjenige, was Konstantin angerichtet hatte an Verknöcherung der Begriffe, Verknöcherung des alten Lebendigen; und er, der Julian Apostata, nahm sich vor, dieses Leben zu erhalten, das ihm noch erschienen ist in den athenischen Philosophenschulen. Aber von jenem Byzanz und von jenem Konstantinopel aus, das von Konstantin begründet ist, herrschte später Justinian, der die letzten Reste dieser athenischen Philosophenschulen, wo noch ein Nachklang war lebendigen Menschenwissens, aufgehoben hat, so dass die sieben weisen Athener - Athener waren sie nicht, sie waren eigentlich ganz international, Damasker, Syrier und andere, sie waren aus aller Welt hier zusammen - , die sieben weisen Männer fliehen mussten auf das Gebot des Justinian. Sie flüchteten hinüber nach Asien zum König der Perser, wohin sich vorher schon Philosophen flüchten mussten, als Zeno der Isaurier eine ähnliche Akademie aufgelöst hatte. Und wir sehen, wie in Asien drüben Zuflucht sucht dasjenige, was in Europa, namentlich in seinem Besten nicht mehr verstanden werden konnte: das lebendige Erleben, wie es im Griechentum war. Dasjenige, was als Griechentum dann später in Europa tradiert worden ist, das ist ja nur der Schatten des Griechentums. Goethe hat ihn auf sich wirken lassen und hat selber als ein vollebendiger Mensch eine solche Sehnsucht bekommen, dass er hätte herausfahren wollen aus dem, was ihm da als der Schatten des Griechentums dargeboten worden ist. Er ging hinunter nach dem Süden, um wenigstens die Nachklänge noch erleben zu können.Und drüben in Asien, da empfingen die Leute, die dazu fähig waren, dasjenige, was ihnen hinübergebracht war von Plato und Aristoteles. Und da kam es dann dazu, dass, als das 6. Jahrhundert herangerückt war, man aus  asiatisch-arabischem Geiste heraus den Aristoteles übersetzt hatte. Da hatte der Aristoteles eine andere Gestalt bekommen. Was war da eigentlich versucht worden? Es war versucht worden, dasjenige, was der Grieche erlebt hatte als den Zusammenhang zwischen dem Geistig-Seelischen und dem Säftesystem des Leibes in voller geistig-seelisch-leiblicher Plastizität und Gestaltungskraft, was der Grieche so gesehen hatte, dahin hinaufzuheben, wo die Ichheit voll erfasst werden konnte. Und dadurch entstand dann jene arabisierende Wissenschaft, welche besonders gepflegt wurde in der Akademie von Gondishapur und in der ganzen niedergehenden Zeit des 4. nachatlantischen Zeitraums, und die auch durch Avicenna, durch Averroes herübergebracht worden ist in den späteren Jahrhunderten über Spanien nach Europa, und die dann auf solche Leute wie Roger Bacon und so weiter einen großen Einfluss ausgeübt hat. Aber es war ein völlig neues Element, was in einer Weise, die nicht bestehen konnte, die Akademie von Gondishapur der Menschheit geben wollte auf dem Umwege durch die Übersetzung des Aristoteles und durch gewisse Mysterienweisheiten, die aber dann Wege genommen haben, von denen wir ein andermal sprechen wollen. Und was dann durch Avicenna, durch Averroes herübergebracht worden ist, es war das Ringen um dasjenige, was dann vom Beginn des 15. Jahrhunderts an in die Zivilisation der Menschheit eintreten sollte; es war das Ringen um die Bewußtseinsseele, denn die Griechen haben es nur bis zur Verstandes- oder Gemütsseele gebracht. Und dasjenige, was dann Avicenna und Averroes herübergebracht haben, was gewissermaßen der Aristoteles in Asien geworden war, das ringt mit dem Verständnis des menschlichen Ich, das auf eine ganz andere Art - ich habe es in den öffentlichen Vorträgen hier während des Kurses dargestellt -, durch die germanischen Völkerschaften von unten nach oben sich durchzuringen hat. In Asien drüben wurde es als eine Mysterienweisheit wie eine Offenbarung von oben empfangen und es entstand jene Ansicht, welche in Europa so lange so schwerwiegende Disputationen hervorgerufen hat: dass das Ich des Menschen eigentlich nicht eine selbständige Wesenheit ist, sondern dass es im Grunde genommen mit dem göttlichen Allsein vereinigt ist. Das Ich wollte man ergreifen. Das Ich sollte sein in dem, was der Grieche angeschaut hat als leiblich-seelisch-geistige Wesenheit. Aber man konnte den Einklang nicht finden zwischen dem und nun auch noch dem Ich. Daher bei Avicenna die Vorstellung: Dasjenige, was individuelle Seele ist, entsteht mit der Geburt, es endet mit dem Tode. Der Grieche hatte ja, wie wir sahen, damit gerungen. Der Ägypter stellte es sich überhaupt so vor, dass es mit der Geburt aufglimmt, mit dem Tode erlischt. Mit dieser Vorstellung rang man noch immer, wenn man das eigentliche Seelische zwischen Geburt und Tod, das wahre Seelische ansah. Aber das Ich konnte nicht in dieser Weise vergänglich sein. Daher sagte sich Avicenna: das Ich ist eigentlich in allen Menschen eines nur, und es ist im Grunde der eine Strahl der Gottheit, und es geht wiederum in die Gottheit zurück, wenn der Mensch stirbt. Es ist real, aber es ist nicht individuell- real. Ein pneumatischer Pantheismus entstand, als ob das Ich keine Selbständigkeit hätte, sondern als ob das Ich gewissermaßen nur ein Strahl der Gottheit sei, der hineinstrahlt zwischen Geburt und Tod in dasjenige, was der Grieche als geistig-seelisch angesehen hat. Gewissermaßen wird das vergängliche Seelische des Menschen durch den Strahl der Gottheit mit dem Ewigen durchseelt zwischen Geburt und Tod. So dachte man sich das. Das ist etwas von dem, was Ihnen zeigt, wie da rang die Zeit mit dem Hereinkommen des Ich, des Bewußtseins vom Ich, der Bewußtseinsseele. Sehen Sie, das ist es, was sich zugetragen hat in dem Zeiträume zwischen dem 8. vorchristlichen und dem 15. nachchristlichen Jahrhundert, wovon die Mitte das 4. nachchristliche Jahrhundert war. Da waren die Menschen hineingestellt in die Ablösung des Konkreten, das noch ganz gelebt hat in der Säftemischung und Entmischung, das im leiblichen Wesen das Seelische geschaut hat, in dem Ablösen dieses plastischen Elementes durch ein nur Abstraktes, durch ein mehr Auf-das-Innere-Gerichtetes. Man kann schon sagen: bis zum 4. nachchristlichen Jahrhundert hat im Römertum noch das Griechentum geherrscht. Eigentlich wurde das Römertum erst herrschend, als es schon untergegangen war. Es war in gewissem Sinne dazu prädestiniert, in seinem Toten erst zu wirken, in seiner toten lateinischen Sprache, in der es dann vorbereitet hatte dasjenige, was hereinkam in die menschliche Entwickelung im 15. Jahrhundert. Man muss den Gang der Zivilisation in dieser Weise ansehen. Denn jetzt stehen wir ja wieder davor, dass wir uns den Weg suchen sollen zum Wissen des Hereinkommens von geistigen Offenbarungen aus höheren Welten. Wir müssen lernen wiederum zu ringen, wie dazumal gerungen worden ist. Nun muss man sich eben klar sein darüber: dasjenige, was wir in der Naturwissenschaft haben, das haben wir auf dem Umwege durch die Araber bekommen, und wir müssen hinaufheben dasjenige, was wir durch die Naturwissenschaften bekommen haben, zur Imagination, Inspiration und Intuition. Wir müssen gewissermaßen aber auch unsere Kraft stählen an der Beobachtung desjenigen, was vergangen ist, damit wir sie haben zum Erringen dessen, was wir brauchen für die Zukunft." [50]
 
 
 

Anmerkungen

[1] Wissenschaftsbriefe / Science Review Letters 2024 , 23, Nr. 1534; Kunst und Philosophie in der deutschen Romantik;; Johann Gottlieb Fichte, 1782-1814, Professor der Philosophie in Jena, Erlangen, Königsberg und Berlin, «Die Bestimmung des Menschen» 1800; geht die ganze Kantsche Kritik an der Realität vorbei und ist sie nur ein blindes Spiel von zufällig durcheinander gewirbelten Begriffen? «Ihr Ding an sich, das ein bloßer Gedanke ist, soll auf das Ich einwirken! ... wollen sie in allem Ernste einem bloßen Gedanken das ausschließliche Prädikat der Realität, das der Wirksamkeit, beimessen? Und das wären die angestaunten Entdeckungen des großen Genies, das mit der Fackel das sinkende philosophische Jahrhundert beleuchtet?», «Erste und zweite Einleitung in die Wissenschaftslehre und Versuch einer neuen Darstellung der Wissenschaftslehre» in Fichtes Werken Bd. III, hg. von Fritz Medicus, Leipzig o. J., insbesondere die zweite Einleitung, Abschn. 6, S. 60 ff. und S. 70; «Was für eine Philosophie man wähle, hängt. . . davon ab, was man für ein Mensch ist; denn ein philosophisches System ist nicht ein toter Hausrat, den man ablegen oder annehmen könnte, wie es uns beliebte, sondern es ist beseelt durch die Seele des, der es hat.» , «Erste und zweite Einleitung in die Wissenschaftslehre und Versuch einer neuen Darstellung der Wissenschaftslehre», 1797 (1. Einleitung, Abschn. 5); Der Mensch war dazu veranlagt, dieses Leben als die Pflicht aufzufassen desjenigen, was einem von den Göttern gegeben worden ist, bevor man in diesen irdisch-fleischlichen Leib heruntergestiegen ist: «Die äußere Welt ist das versinnlichte Material der Pflicht», vgl. «Appellation an das Publikum über die ihm beigemessenen atheistischen Äußerungen», 1799; Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling, 1775-1854, Natur- und Religionsphilosoph, mit Fichte und Hegel Hauptvertreter des deutschen Idealismus, kam sehr jung in das Tübinger Stift, wo er mit Hegel und Hölderlin Freundschaft schloss; Professor der Philosophie in Jena neben Hegel und Fichte, lebte später in Würzburg, Erlangen und München, zuletzt in Berlin; Schellings Schriften: «Über die Gottheiten von Samothrake» (1815), «Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit» (1809), «Philosophie der Mythologie, Philosophie der Offenbarung» (1858); «Philosophie der Mythologie» und «Philosophie der Offenbarung» erschienen erst nach seinem Tode innerhalb seiner «Sämtlichen Werke», Stuttgart und Augsburg 1858, «Bruno oder über das göttliche und natürliche Prinzip der Dinge», 1802/1842 ; Georg Wilhelm Friedrich Hegel, 1770-1831, «Phänomenologie des Geistes» 1807;  «Die Logik ist sonach als das System der reinen Vernunft, als das Reich des reinen Gedankens zu fassen. Dieses Reich ist die Wahrheit, wie sie ohne Hülle an und für sich selbst ist. Man kann sich deswegen ausdrücken, dass dieser Inhalt die Darstellung Gottes ist, wie er in seinem ewigen Wesen vor der Erschaffung der Natur und eines endlichen Geistes ist», «Wissenschaft der Logik», «Wissenschaft der Logik», 1. Teil, «Die objektive Logik. Einleitung: Allgemeiner Begriff der Logik», 1812-1816; «Encyklopädie der philosophischen Wissenschaften» 1817, «Gründet sich die Religion im Menschen nur auf ein Gefühl, so hat solches richtig keine weitere Bestimmung als das Gefühl seiner Abhängigkeit zu sein; und so wäre der Hund der beste Christ, denn er trägt dieses am stärksten in sich und lebt vornehmlich in diesem Gefühle. Auch Erlösungsgefühle hat der Hund, wenn seinem Hunger durch einen Knochen Befriedigung wird.», «Vermischte Schriften», 2. Bd. 1835; «Grundlinien der Philosophie des Rechts oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundriss», Zusatz zu § 258: « . . . es ist der Gang Gottes in der Welt, dass der Staat ist: sein Grund ist die Gewalt der sich als Wille verwirklichenden Vernunft»; zum Preußenstaat siehe «Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundriss», 1. Teil: Die Logik; Rudolf Otto, 1869-1937. «Das Heilige», 1917, 31.-35. Aufl. München 1963; Friedrich Schleiermacher, 1768-1834, «Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche», 2 Bände, Berlin 1821/22; Karl Rosenkranz, 1805-1879, Philosoph und Literaturhistoriker. «Hegels Leben», Berlin 1844; Vorrede S. XII ff.; Friedrich Hölderlin, 1770-1843; Jean Paul (Friedrich Richter), 1763-1825, «Levana oder Erziehlehre», 3. Aufl., Stuttgart 1845, Einleitung;  In «Leben Fibels» wird sich gefragt: Wo sind sie, die großen akademischen Kommandeure, die quasi mit Mantel und Zepter in der Hand auf die Welt kommen und wie Fürstensöhne die Welt regieren? Auch wenn sie heute nicht mit einer dreiknotigen Zipfelperücke oder anderen guten Perücken wie Zopf- und Beutel-Perücken, herumlaufen, so regieren sie doch von den Akademien und Universitäten aus, wie die Biotech-Trottel der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die seit Jahren der Politik die Einzigartigkeit der grünen Gentechnik und Biotech-Medizin vorgaukeln; weiter wird gefragt wie kommt es eigentlich, dass Experten von den Fakultäten, immer geballt auftreten (also die Urtelsverfasser mehrfach aufeinander sitzend, «wie oft in der Paarzeit vier Frösche aufeinander sitzen»), wenn sie ihre Urteile z.B. zur Biotech-Medizin und grünen Gentechnik abgeben und wie hilft man ihnen «aus dem Dummsein» wieder heraus? Ist vielleicht ein «diabolus ex machina» mit im Spiel? Heute sind die eigentlichen Apotheker Pharmakonzerne, deren Leiter sich, hohl wie sie sind, die Biotech-Medizin auf die Fahnen geschrieben haben und die Bevölkerung als Versuchskaninchen ansehen. In «Der Komet» heißt es darüber: «Hier starrte sogar der sonst so vielwortige Freimäuerer ihn stumm-dumm an, als habe der Apotheker aus seinem chemischen Luft- oder Windschiff zur Erleichterung ordentlich sein zu gewichtiges Gehirn als Ballast herabgeworfen und nur die leere Gehirnschale als Korkrinde behalten.» Was die Nebenwirkungen der modernen Medizin betrifft, wird natürlich gelogen «wie ein verfluchter Windsack», und von den Dienern und Versuchskaninchen wird nur verlangt, dass sie immerzu sagen: «Lieber wollt' ich auch ganz viehdumm sein.» Die Kooperataion mit kopflosen Ärzten macht dann Sinn. Alle Mitarbeiter sollten sich zudem «unter den Doktorhut oder die Doktorhaube bringen lassen», so lässt sich die Unwissenheit gut verbergen. Der Chef von Biontech, von seinen Mitarbeitern heimlich bestaunt als «einen so großen Mogul der Zukunft», und nach seinen vielen Preisen  «nun gar vollends im wahren Himmelwagen sesshaft», sagt zu seinen Medikamenten: «ich mache mir heute aus nichts etwas und juble nach Gefallen», weil jeder sein Versuchskaninchen sein will; Was «lebensgefährliche Arzeneien» betrifft, heute vor allem gentechnisch hergestellte Medikamente wie Biologica oder mRNA Impfstoffe, so können «tausend ähnliche Unfälle und Zufälle» nun mal passieren; das Ideal der Juristen wird in «Leben des Quintus Fixlein» behandelt und vorgeschlagen, dass sich die Prozesse nur schön in die Länge ziehen lassen ohne die Wahrheit wirklich zu erreichen, schließlich soll die Familie von dem Beruf ernährt werden: «Die Klienten überhaupt hätten sich weniger über Prozesse zu beklagen, wenn diese länger dauerten: die Philosophen streiten jahrtausendelang über philosophische Fragen, und es fällt daher auf, dass Advokaten die juristischen in ihren Akten schon in sechzig, achtzig Jahren von der Hand schlagen wollen. Aber das ist nicht die Schuld der Rechtsfreunde: vielmehr wie Lessing von der Wahrheit behauptet, dass nicht das Finden, sondern das Suchen derselben den Menschen beglücke und dass er selber dem Geschenke aller Wahrheiten für die süße Mühe des Forschens entsagen würde, so wird der Rechtsfreund nicht glücklich durch das Finden und Entscheiden, sondern durch das Untersuchen einer juristischen Wahrheit – welches man eben prozessieren und praktizieren nennt –, und er würde sich gern ewig der Wahrheit, wie die Hyperbel der Asymptote, nähern wollen, ohne sie zu erreichen, da er mit Weib und Kind als ein ehrlicher Mann bei dieser ewigen Approximation bestehen könnte.»; Avicenna, 980-1037, arabisch-islamischer Philosoph; Averroes, 1126-1198, arabisch-islamischer Philosoph; Thomas von Aquin bekämpft die islamischen Philosophen wie Averroes, weil sie wie die heutigen Muslime auch, keine individuelle sondern eine All-Seele annehmen, die, wie manche Bilder zeigen, von Allah verspeist wird; Nicolaus Cusanus 1401-1464, die Nachwirkung der Gedanken dieses bedeutendsten auf der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit stehenden Mannes zeigt sich bei Hegel, Schelling und bei Leibniz in seiner des Cusanus sehr verwandten Lehre von den Monaden; Dante Alighieri, 1265-1321, «Divina Commedia» (Göttliche Komödie); es geht um die Dreieinigkeit Gottes; Thomas von Aquin und Albertus Magnus befinden sich im Paradies; die Zwietrachtstifter, zu denen Dante auch den Stifter des Islam, Mohammed, und seinen Schwiegersohn Ali zählt, befinden sich als Irrlehrer, sittenlos und gewalttätig, im 9. Graben des Inferno (Hölle); Cimabue, 1240-1302, italienischer Maler; Giotto di Bondone, um 1266-1337, italienischer Maler; Bilder, den Thomas von Aquin darstellend, Averroes unter seinen Füßen gibt es viele, z.B. Giovanni di Paolo, St. Thomas Aquinas Confounding Averroës, The Triumph of St. Thomas Aquinas, by Francesco Traini, Panel, Santa Catarina, Pisa, Andrea di Bonaiuto, der Triumph des Hl. Thomas von Aquin über arabische Philosophen, Santa Maria Novella 1366 fresco, Filippino Lippi, 1457-1504, Triumph of St Thomas Aquinas, 1489-91. Fresco. Santa Maria sopra Minerva, Rome. Early Renaissance, Benozzo Gozzoli, der Triumph des Hl. Thomas von Aquin über Averroës, Louvre, Paris; Johannes Duns Scotus, 1266-1308, Scholastiker; Albertus Magnus, 1193-1280, scholastischer Philosoph, genannt Doctor universalis, seit 1260 Bischof von Regensburg, der Brief des Ordensmeisters Humbert von Romans ist abgedruckt im Werk von Heribert Christian Scheeben «Albertus Magnus», Köln 1955, S. 124 f.; Albertinismus, Thomismus ohne Dogmen; Thomas von Aquin, 1225-1274, genannt «Doctor Angelicus», überragender Philosoph und Scholastiker, wurde 1323 heilig gesprochen, Clemens IV. wollte Thomas zum Erzbischof von Neapel machen, was dieser unter Bitten und Tränen ausschlug, durch die Enzyklika «Aeterni patris» vom 4. August 1879 von Leo XIII. wurde der Thomismus zur offiziellen Philosophie der katholischen Kirche erklärt; Werke z. B. «Summa Theoiogiae», die Kirche war schon damals mehr dem Islam als dem echten Christus-Verständnis zugetan, vgl. «Summa contra Gentiles»; Apollonius von Tyana, lebte im 1. nachchristlichen Jahrhundert. Neupythagoräischer Wanderprediger; Meister Eckhart, 1260-1327, Dominikaner, Mystiker; Johannes Tauler, 1300-1361, Schüler Meister Eckharts, Mystiker, Dominikanerprediger; Mechthild von Magdeburg, 1207-1290, Mystikerin; schrieb «Fließendes Licht der Gottheit»; Heilige Therese: Theresia von Jesu, 1515-1582, spanische Heilige; Johannes vom Kreuz (Juan de la Cruz), 1542-1591, Mystiker, Theologe, Reformator des Karmeliterordens; «Einherier», in der nordischen Mythologie die im Kampfe gefallenen und in Walhall aufgenommenen Helden; «Heliand», eine Evangelienharmonie in alliterierenden Versen, abgefasst zwischen 825 und 835, vielleicht auf Geheiß Ludwig des Frommen; Dichtungen in der Literaturgeschichte, um 968 wird von einem Zug Karls des Großen nach Konstantinopel und Jerusalem in der Chronik des Benedikt von St. Andres auf dem Mons Soracte berichtet; im 11. Jahrhundert in der Sage «Pelerinage de Charlemagne» und im 13. Jahrhundert in der «Gran Conquista de Ultramar»; später inspirierte das Ludovico Ariosto (1474-1533) seinen «Orlando furioso» zu schreiben, der wiederum viele Opernkomponisten wie Verdi, Jules Massenet (Esclarmonde und das Rolandslied), Carl Maria von Weber, romantische Oper «Oberon» nach Christoph Martin Wielands gleichnamiger Dichtung, Rossini, Francesca Caccini oder Händel zu Opern wie «Orlando», «Ariodante», «Alcina» und seinem «Rinaldo» inspirierte; Torquato Tasso, 1544-1595, italienischer Dichter des 16. Jahrhunderts, am bekanntesten wurde er durch das Epos «La Gerusalemme liberata»; Giuseppe Verdi ,1813-1901, «Attila» , «Il Corsario» , «I Lombardi alla prima crociata»;  Franz Liszt, 1811-86, wirkte von 1848-61 als Hofkapellmeister in Weimar, durch Liszt wurde Weimar zu einem Zentrum der musikalischen Welt; Graf Leopold von Kalckreuth, 1855-1928, «Mazeppa», «Hunnenschlacht» , «Les Préludes», «Orpheus», «Dante-Sinfonie», «Hungaria» «Faust-Sinfonie»; Lord Byron 1788-1824, den Goethe sehr schätzte, widmete ihm eines seiner Werke; zudem schrieb Goethe den Gedenkaufsatz: "Zum Andenken Byrons" 1824 und verewigte Lord Byron in der Figur des Euphorion in Faust II; Laurence Sterne 1713-1768, englisch-irischer Schriftsteller in der Zeit der Aufklärung; Victor Hugo, 1802-1885, «Les Orientales»; Hector Berlioz, 1803-1869, «Symphonie fantastique», «Damnation de Faust», «Benvenuto Cellini», «Béatrice et Bénédict»; Richard Wagner, 1813-1883, «Tannhäuser», «Rheingold», zur Grals-Geschichte und Lohengrin-Sage vgl. «Parsifal» und «Lohengrin»; in einer Intuition hat Richard Wagner ausgesprochen: Die Zeit wird zum Räume («Parsifal», 1. Aufzug): Parsifal: Ich schreite kaum -, / doch wähn ich mich schon weit; Gurnemanz: Du siehst, mein Sohn, / zum Raum wird hier die Zeit; Karl der Große, 742-814, König der Franken, ab 800 römischer Kaiser, wurde als erster deutscher Kaiser in Rom gekrönt, von Papst Leo III; Karl den Großen haben die Leute erst später in den Untersberg versetzt, der Untersberg ist ein höhlenreicher Gebirgsstock in den Salzburger Kalkalpen, zu der Sage, dass Karl der Große dort schlafe, vgl. A. Huber, «Die Sagen vom Untersberg», Salzburg 1904; Barbarossa = Rotbart, Beiname für Friedrich I., um 1123-1190; Paladinen, Name für die Ritter der Tafelrunde des Königs Artus; später der Helden Karls des Großen; Heinrich I. von Sachsen, um 876-936, erster deutscher König aus dem Hause Sachsen (919), zog 933 gegen die Ungarn und besiegte sie; Martianus Capella: Lateinischer Schriftsteller, lebte im 5. Jh. n. Chr. in Afrika, die Schrift «De nuptiis Philologiae et Mercurii» ist eine abwechselnd in Prosa und in Versen verfasste Enzyklopädie der sieben freien Künste in neun Büchern; Ludwig der Fromme, I., 778-840, Sohn Karls des Großen, fränkischer Kaiser von 814 bis 840; Otto I., der Große, 912-973, Sohn Heinrichs I, Kaiser von 936 bis 973; Otto II, 955-983, Sohn Ottos I., Kaiser von 973 bis 983; Heinrich II, der Heilige, 973-1024, König seit 1002, Kaiser von 1014 bis 1024; 1146 heilig gesprochen; Dionysios Areopagita, Mitglied des Areopags in Athen. Von Paulus bekehrt (Apostelgeschichte 17, 34); Origenes, um 185-254, griechischer Kirchenvater aus Alexandrien, später Presbyter in Caesarea; Grundlegung seiner philosophischen Theologie: De principiis (Peri archon). Durch das 5. ökumenische Konzil in Konstantinopel 553 unter Justinian I. wurden seine Lehren als ketzerisch verurteilt; Johannes Scotus Eriugena, um 810-877, nachdem schon seit dem 11. Jahrhundert die Lektüre seiner Schriften von kirchlicher Seite verboten war, wurde 1225 die Verbrennung aller Exemplare angeordnet; mit der Schrift «De divina praedestinatione» widerlegt er die Prädestinationslehre des Mönches Gottschalk; Karl II., der Kahle, 823-877. Sohn Ludwigs des Frommen; Gottschalk von Orbais, Mönch, wurde wegen seiner strengen Auffassung der Lehre von der Erbsünde und Prädestination vom Erzbischof von Mainz, Hrabanus Maurus, 848 zum Ketzer verdammt und zu lebenslänglicher Kerkerhaft verurteilt, nach dessen [Augustinus] Lehre von der göttlichen Vorherbestimmung, unter den Schriften des Aurelius Augustinus, 354-430,  u. a. «De civitate dei», Buch XII, XIII u. f., sowie «De praedestinatione sanctorum»; ein anderer Theologe, Ratramnus, Mönch in Corbie, gestorben nach 868 vertrat eine spirituelle Abendmahlslehre im Anschluss an Augustinus und schrieb gegen die Wandlungslehre seines Abtes Radbertus «De corpore et sanguine domini»; diese wurde 1050 als ein Werk des Scotus Eriugena verdammt und verbrannt, 1532 wurde sie wiederum herausgegeben, diesmal gedruckt, aber unter entstelltem Namen (Bertramus); 1559 wurde sie auf den Index gesetzt, im Prädestinationsstreit stand Ratramnus auf seiten Gottschalks; Istwan (Stephan) «der Heilige», 969 - 1038, von 1000 bis zu seinem Tode König von Ungarn, führte nach Bewältigung eines heidnisch-reaktionären Aufstandes die von seinem Vater, Herzog Geisa, begonnene Christianisierung der seit der Niederlage auf dem Lechfeld (955) auf das eigene Gebiet zurückgedämmten Ungarn gegen viele Widerstände des heidnischen Adels durch, festigte gleichermaßen Staat und Kirche, Heiligsprechung 1087; Cluny, Städtchen im franz. Department Saöne-et-Loire,  Zentrum der im Benediktinerorden entstandenen «Kongregation von Cluny», oder dem «Orden der Cluniacenser», einer Vereinigung verschiedener Klöster mit dem Abt von Cluny als Oberhaupt, dem aus dem Orden hervorgegangenen Papst Gregor VII. gelang es durch eine Reformation, die Herrschaft des Staates und des Kaisertums abzuwerfen, die Äbte wurden von Rom aus den Bischöfen gleichgestellt und mit Privilegien versehen, zunehmender Reichtum führte zur Verweltlichung des Ordens; Papst Gregor VII. (Hildebrand), Papst 1073 - 1085; Plotin, um 205 - 270; Porphyrios, um 232 - 304, Schüler Plotins; Jamblichos, um 275 - 330; Johannes vom Kreuz, Juan de la Cruz, 1542-1591, spanischer Mystiker, Schüler der Heiligen Therese von Avila; Rene Descartes, 1596-1650, Mathematiker, Physiker und Philosoph, in seiner Philosophie ist das Selbstbewußtsein die Bürgschaft für alles Sein («Cogito ergo sum»), «Principia Philosophiae», Amsterdam 1644, dt. «Die Prinzipien der Philosophie»; Henry More, 1614-1687, englischer Philosoph, «Enchiridion mataphysicum, Enchiridion ethicum», 1668; Martin Luther, 1483-1546, Inaugurator der deutschen Reformation; «Theologia Teutsch», mystische Schrift, Ende des vierzehnten Jahrhunderts entstanden, Werk eines unbekannten Priesters im Deutschherrenhaus in Sachsenhausen bei Frankfurt, zuerst gedruckt 1516 und 1518; Ricarda Huch, 1864-1947: «Luthers Glaube», Briefe an einen Freund. Leipzig 1916; Arthur Schopenhauer, 1788-1860, Philosoph, Hauptwerk «Die Welt als Wille und Vorstellung », 1819; «Parerga und Paralipomena»: Kleine philosophische Schriften, Frankfurt a. M. 1850; «Preisschrift über die Grundlage der Moral»; «... Die Musik ist nämlich eine so unmittelbare Objektivation und Abbild des ganzen Willens, wie die Welt selbst es ist, ja wie die Ideen es sind, deren vervielfältigte Erscheinung die Welt der einzelnen Dinge ausmacht. Die Musik ist also keineswegs, gleich den anderen Künsten, das Abbild der Ideen; sondern Abbild des Willens selbst, dessen Objektivität auch die Ideen sind: deshalb eben ist die Wirkung der Musik so sehr viel mächtiger und eindringlicher, als die der anderen Künste: denn diese reden nur vom Schatten, sie aber vom Wesen ...», «Die Welt als Wille und Vorstellung», 3. Buch, § 52:; «Es ist die Kunst, das Werk des Genius. Sie wiederholt die durch reine Kontemplation aufgefassten ewigen Ideen, das Wesentliche und Bleibende aller Erscheinungen der Welt, und je nachdem der Stoff ist, in welchem sie wiederholt, ist sie bildende Kunst, Poesie oder Musik. Ihr einziger Ursprung ist die Erkenntnis der Ideen; ihr einziges Ziel Mittheilung dieser Erkenntnis.», Die Welt als ille und Vorstellung, Band I, 3, 36; «Man lasse sich nur ja nicht durch Machtsprüche und mit dreister Stirn gegebene Versicherungen, dass die Sachen entschieden, abgemacht und allgemein anerkannt wären, übertölpeln. Vielmehr geht die ganze mechanische und atomistische Naturansicht ihrem Bankrott entgegen, und die Verteidiger derselben haben zu lernen, dass hinter der Natur etwas mehr steckt, als Stoß und Gegenstoß.», Die Welt als Wille und Vorstellung II, Buch 2, 24; Dichtungen der Veden, Veda, d. i. «heiliges Wissen», nennt sich die Gesamtheit der ältesten in Sanskrit abgefassten religiösen Weisheitsschriften der Hindus, deren übersinnlicher Ursprung noch erlebt wurde. Es handelt sich um eine umfangreiche «Dichtung», deren Wort und Gehalt vorher lange Zeiten hindurch nur mündlich gelebt hatten; Vedantaphilosophie, Vedanta ist «Ziel» oder «Ende des Veda» und bezeichnet die systematisch philosophische Zusammenfassung der Lehren des Veda, zunächst in den Brahma-Sutras des Badarayana (um 200 v. Chr.), dann als klassisch gewordenes Vedantasystem des großen Philosophen Shankara (788-820 n. Chr.); Bhagavad Gita (Sanskrit «Der Gesang des Erhabenen»): Religionsphilosophisches Gedicht, das eine Episode des indischen Epos «Mahabharata» bildet; Nirwana («das Erlöschen»): Ist die indische Bezeichnung für das höchste Ziel des menschlichen Strebens und die höchste Stätte, die nur von Auserwählten durch Erlangung der höchsten Erkenntnis und durch Loslösung von allem irdischen Begehren erreicht werden kann; Rabindranath Tagore, 1861-1941, indischer Philosoph und Dichter, Freiheitskämpfer; Abkömmling einer bengalischen Familie, die sich auf den Sanskritdramatiker des 8. Jahrhunderts Bhatta-Narajana zurückführt, «Nationalismus», Leipzig o. J. (1918), Verlag Der Neue Geist, S. 63-123,  «Wir wollen uns wohl ihre Maschinen aneignen, doch nicht mit dem Herzen, sondern nur mit dem Hirn. Wir werden sie ausprobieren und Schuppen für sie bauen, doch in unser Heim und unsere Tempel lassen wir sie nicht ein» ,  «Der Schöpfergeist Europas hat seinen Völkern die Kraft zur Organisation gegeben, die sich besonders in der Politik, im Handel und in den wissenschaftlichen Betrieben gezeigt hat. Der Schöpfergeist Japans hat euch die Schönheit in der Natur gezeigt und euch die Kraft gegeben, sie im Leben zu verwirklichen»,  «Die gegenwärtige Zivilisation Europas muss, wenn sie leben soll, trachten, den Satan und seine Mächte ausschließlich in ihrem Dienst zu haben. Ihre ganze Kriegsausrüstung und Diplomatie richten sich auf dies eine Ziel. Aber all diese kostspieligen Riten zur Beschwörung des bösen Geistes führen auf einem Weg äußeren Gedeihens zum Rand eines Abgrunds ...»; Pedro Calderón de la Barca, 1600-1681, der nach dem Tod von Lope de Vega 1635 dessen Stelle als Hofdramatiker übernahm. Er wurde als der beste Dramatiker seiner Zeit anerkannt. Ein Band seiner Stücke, den sein Bruder José 1636 herausgab, enthielt die zur damaligen Zeit gefeierten Werke wie La Vida es sueño (Das Leben ein Traum), El Purgatorio de San Patricio (Das Fegefeuer des heiligen Patricius), La Devoción de la Cruz, La Dama duende (Dame Kobold); Goethe, Schelling und Schopenhauer waren von ihm begeistert, insbesondere was seine Philosophie und Islamkritik betrifft. Schopenhauer nannte Calderóns Werk La vida es sueño das philosophische Schauspiel par excellence; «Der wundertätige Magus» (El mágico prodigioso, Gran comedia); William Shakespeare, 1564-1616, die Welt der Wirklichkeit ist aus Träumen gewoben, Prospero in «Der Sturm», 4. Akt, 1. Szene (We are such stuff as dreams are made on); Auguste Comte, 1798-1857, Philosoph, Begründer des Positivismus und der Soziologie, «Cours de Philosophie Positive», (1830-1842), Paris o. J., Band III, Kap. 7, Band IV, Kap. 1, 4 und 5; Claude-Henri de Rouvroy Comte de Saint-Simon, 1760-1825, französischer Sozialphilosoph, er befasste sich vor allem mit den Folgen der Industrialisierung für die Entwicklung der Menschen innerhalb moderner Gesellschaftsformen und sah das Grundproblem in dem Gegensatz zwischen den «müßigen Menschen» (Adel, Großgrundbesitzer, Priester und Beamte) und den produktiv Tätigen (Unternehmer, Arbeiter), in einer Art moralisch-religiöser Rückbesinnung, orientiert an den christlichen Grundwerten, sah er den Weg zur Lösung der Sozialen Frage; Friedrich Schiller, 1756-1805, «Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens», «Jungfrau von Orleans» III, «Die Räuber», «Ein Freund vom Unmenschlichen - Mir aus den Augen!», «Männer! Männer! wenn eure Eide zu so viel Teufeln würden, sie könnten Sturm gegen den Himmel laufen», «Fiesko» II, «Kabale und Liebe», «Maria Stuart», «Braut von Messina», «Wallenstein», «Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen», 1795,  12. bis 15. Brief; Gedicht «Die Künstler»; Schillers Antrittsvorlesung am 25. Mai 1789 für das Lehramt für Geschichte an der Universität Jena: «Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?»; «Der Taucher»: «Da unten aber ist's fürchterlich, / Und der Mensch versuche die Götter nicht / Und begehre nimmer und nimmer zu schauen, / Was sie gnädig bedecken mit Nacht und Grauen.» Schiller sagt in Anspielung auf Kant: «Gerne dien' ich den Freunden, doch tu' ich es leider mit Neigung. Und so wurmt es mir oft, dass ich nicht tugendhaft bin »Aus den «Xenien»: «Gewissensskrupel»; Christoph Martin Wieland, 1733-1813; Gotthold Ephraim Lessing, 1729-1781, Dichter und Kritiker, Vollender der deutschen Aufklärung und Vorbereiter der Klassik, «Wenn Gott in seiner Rechten alle Wahrheit, und in seiner Linken den einzigen immer regen Trieb nach Wahrheit, obschon mit dem Zusätze, mich immer und ewig zu irren, verschlossen hielte, und spräche zu mir: wähle! Ich fiele ihm mit Demuth in seine Linke, und sagte: Vater gieb! die reine Wahrheit ist ja doch nur für dich allein!» Eine Duplik, 1778, G. E. Lessings sämtliche Schriften, Leipzig 1897; Johann Gottfried von Herder, 1744-1803, Friedfertigkeit des russischen Volkes bzw. der slawischen Völker, findet sich bei Herder am ausführlichsten dargestellt in dem Kapitel «Slawische Völker» im IV. Abschnitt des 16. Buches seiner «Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit»; Johann Wolfgang von Goethe , Goethe hat es ja oft genug zum Ausdruck gebracht, die Erhebung des Menschen zum Geistigen,  z. B. in «Wilhelm Meisters Wanderjahre», 2. Buch, 2. Kapitel; «Groß' und kleine Welt», z. B. «Faust» I, Studierzimmer, Vers 2052; Vers 2012: «Ihr durchstudiert die groß' und kleine Welt ...»; siehe auch «Walpurgisnacht», Vers 4044: «Es ist doch lange hergebracht, / dass in der großen Welt man kleine Welten macht»; sein Bekenntnis in «Geschichte meines botanischen Studiums», 1817, 1831: «...vorläufig aber will ich bekennen, dass nach Shakespeare und Spinoza auf mich die größte Wirkung von Linné ausgegangen, und zwar gerade durch den Widerstreit, zu welchem er mich aufforderte»; Kunstgeheimnis der Griechen: Goethe, Italienische Reise, 28. Jan. 1787; Goethe spricht von «anschauender Urteilskraft»: Siehe den Aufsatz «Anschauende Urteilskraft», der zum ersten Male gedruckt wurde im 2. Heft des 1. Bandes der Morphologie 1820. In Kürschners «Deutscher National-Litteratur» erschien er im 1. Band der von Rudolf Steiner herausgegebenen Naturwissenschaftlichen Schriften Goethes, S. 115f., Nachdruck Dornach 1975; Goethe über Wolkenbildungen: «Goethes Naturwissenschaftliche Schriften», Bd. II, Meteorologie; Friedrich Jakob Soret, 1795-1865, Übersetzer der botanischen Schriften Goethes ins Französische. Erzieher des Erbprinzen Karl Alexander in Weimar; Gespräch mit Goethe vom 2, August 1830, in Flodoard Frhr. von Biedermann, «Goethes Gespräche»; Sophie Luise, Großherzoging von Sachsen-Weimar, 1824-97, Gemahlin des Großherzogs Karl Alexander, 1818-1901; durch das Testament des Enkels Goethes, Walter von Goethe, gestorben 1885, war die Großherzogin zur Erbin des Goetheschen Familienarchivs bestimmt worden; «Götz von Berlichingen», erste Fassung von 1771, auf dem Reichstag zu Augsburg (dritter Aufzug, erste Szene) wird u.a. der Kampf gegen die Türken thematisiert. Kaiser Maximilian: «Ich will eine Contribution von Geld und Mannschaft wider die Türken, das will ich, sag ich euch, und keiner unterstehe sich darwider zu reden.» Mainz: «Ew. Majestät verlangen einen Türkenzug. Und so lang ich hier sitze, erinner ich mich keinen, der nein gesagt hätte. Waren nicht alle willig, alle! ... Auf, meine Freunde. Auf gegen die Feinde des Reichs und der Christenheit.»  Im dritten Akt der letzten Fassung trauert Götz der guten alten Zeit nach und ist bereit «wie Cherubim mit flammenden Schwertern» die Grenzen des Reichs vor den den Türken zu schützen: «Hab ich nicht unter den Fürsten treffliche Menschen gekannt, und sollte das Geschlecht ausgestorben sein? Gute Menschen, die in sich und ihren Untertanen glücklich waren; die einen edeln freien Nachbar neben sich leiden konnten, und ihn weder fürchteten noch beneideten; denen das Herz aufging, wenn sie viel ihresgleichen bei sich zu Tisch sahen, und nicht erst die Ritter zu Hofschranzen umzuschaffen brauchten, um mit ihnen zu leben. ... Wollte Gott, es gäbe keine unruhigen Köpfe in Deutschland! Wir würden noch immer zu tun genug finden. Wir wollten die Gebirge von Wölfen säubern, wollten unserm ruhig ackernden Nachbar einen Braten aus dem Wald holen, und dafür die Suppe mit ihm essen. Wär uns das nicht gut genug, wir wollten uns mit unsern Brüdern, wie Cherubim mit flammenden Schwertern, vor die Grenzen des Reichs gegen die Wölfe, die Türken ... lagern und zugleich unsers teuern Kaisers sehr ausgestzte Länder und die Ruhe des Reichs beschützen. Das wär ein Leben!"; sein Aufenthalt in Rom, am 29. Oktober 1786 Ankunft in Rom, am 23. April 1788 Abreise von Rom, am 18. Juni 1788 Ankunft in Weimar; das freundschaftliche Zusammenleben mit Schiller vom Sommer 1794 bis zum Tode Schillers am 9. Mai 1805; Susanna Katharina von Klettenberg, 1723-1774, Pietistin, Urbild der «Schönen Seele» im «Wilhelm Meister»; sein Freund Karl Wilhelm Jerusalem, 1747-1772, Sekretär bei der braunschweigschen Gesandtschaft in Wetzlar als «Werther»; «Die Weisheit ist nur in der Wahrheit», in «Goethes Naturwissenschaftliche Schriften», 5 Bände, herausg. und kommentiert von Rudolf Steiner in «Kürschners Deutsche National-Litteratur», Bibl.-Nrn. la-e, fotomechanischer Nachdruck Dornach 1975; Band V: Sprüche in Prosa, S. 360; «Mit Worten lässt sich trefflich streiten . . . »: Faust. I.Teil, Studierzimmer (Mephistopheles); über die Hinfälligkeit des heilgen Römischen Reiches «Faust»: I. Teil, Auerbachs Keller; Leere Redensarten in der Politik, Pädagogik, bei Literaten, Pfarrern, an den Universitäten von heute, in «Faust I» beschrieben «Ein Kehrichtfass und eine Rumpelkammer / Und höchstens eine Haupt- und Staatsaktion / Mit trefflichen pragmatischen Maximen, / Wie sie den Puppen wohl im Munde ziemen!»; Szene über den Erdgeist im »Faust»: Faust 1. Teil, «Nacht»; «Die Geheimnisse», Fragment 1784, Sophien-Ausgabe, Weimar, 16. Bd.; Pandora. Ein Festspiel (Pandorens Wiederkunft), 1807, Sophien-Ausgabe, Weimar, Bd. 50; Prometheus, Dramatisches Fragment 1795, Sophien-Ausgabe Weimar, Bd. 39; Die Natürliche Tochter, ein Trauerspiel 1803, Sophien-Ausgabe Weimar, Bd. 10; Prophete rechts, Prophete links ...: Im Gedicht «Zwischen Lavater und Basedow»; Szene mit den Kabiren: «Faust» 2. Teil, 2. Akt (Klassische Walpurgisnacht),  vgl. auch Rudolf Steiner, 17. Januar 1919 in «Das Faustproblem. Die romantische und die klassische Walpurgisnacht», GA 273; sowie Dornach, 21. Dezember 1923 in «Mysteriengestaltungen», GA 232; Homunkulus, der aus der Retorte geschaffene Mensch in Goethes «Faust», 2. Teil, 2. Akt «Laboratorium»; Johann Kaspar Lavater, 1741-1801, Schriftsteller und protestantischer Geistlicher, Begründer der Physiognomik; Johann Bernhard Basedow, 1723 -1790, Vorsteher des Philantropianum in Dessau; Baruch Spinoza, 1632 -1677; Karl von Linne, 1707-1778; Richard Strauß, 1864-1949, war von 1889-95 Hofkapellmeister in Weimar, in diese Zeit fällt die Komposition von Don Juan 1889, Macbeth, Till Eulenspiegel 1890, Tod und Verklärung 1891; Hugo von Hof mannsthal, 1874-1929; Karl Kraus, 1874-1936; Gerhart Hauptmann, 1862-1946; Michail Lomonossow, 1712-1765. Bahnbrechend für Literatur und Wissenschaft in Russland; Wolfram von Eschenbach, um 1170-nach 1220, mittelhochdeutscher Epiker, Dichter des Versromans «Parzival» (1210), sowie des «Willehalm» und eines Fragmentes «Titurel»; Titurel, der Begründer des Gralsgeschlechtes (Großvater der Herzeloide, Urgroßvater Parzivals), der in 30 Jahren den Gralstempel errichtete, vgl. Albrecht von Scharffenberg, der um 1270/80 den «Jüngeren Titurel» dichtete in Fortführung Wolframs von Eschenbach, Walther von der Vogelweide, um 1170-1230; Herman Grimm, 1828-1901, «Das Leben Michelangelos», 1860-1863, 2 Bände; Bernhard von Clairvaux, 1091-1153, Kirchenlehrer und einer der bedeutendsten unter den Mystikern des Mittelalters. 1147 rief er zum zweiten Kreuzzug auf und war dessen wirksamster Förderer. 1174 wurde er von Papst Alexander III. heilig gesprochen; Theophrastus Paracelsus, 1493-1541; Johannes Tauler, gestorben 1361 in Straßburg; Meister Eckardt, gestorben 1327 in Köln; Valentin Weigel, 1533-1588, protestantischer mystischer Schriftsteller; Jakob Böhme, 1575-1624, von Beruf ein Schuhmacher in Görlitz. Mystiker und Philosoph, schrieb als erster seine Werke in deutscher Sprache; während seiner Wanderschaft als Schustergeselle kam er in Berührung mit den Ideen Schwenckfeldts und nahm Anteil an den Kämpfen zwischen Protestanten und Katholiken, schrieb 1610 erstmals seine Erleuchtungen nieder in «Morgenröte im Aufgang», sehr zum Missfallen von Kirche und Magistrat; Carl von Eckartshausen, 1752-1803, Mystiker. Verfasste mystische und alchemistische Werke; Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen, Führer des ersten Kreuzzuges, führte nach der Eroberung Jerusalems (1099) den Titel «Beschützer des heiligen Grabes», gestorben 1100; Peter von Amiens, um 1050-1115, Augustinerprior, der durch Frankreich zog und zum Kreuzzug aufrief; er schloss sich später Gottfried von Bouillon an; Heinrich II, der Heilige, 973-1024, letzter Kaiser aus sächsischem Hause, 1002 König, 1014-1024 Kaiser, 1146 wurde er heilig gesprochen; Enrico Dandolo, 1108-1205, Doge von Venedig 1192; Gottfried Wilhelm Leibniz, 1646-1716, Philosoph, die Differential- und Integralrechnung wurde von ihm 1684 erfunden; nach Leibniz «Monadologie» gibt es in der Natur «niemals zwei Wesen, von welchen das eine vollkommen so ist wie das andere», zwei Prinzessinnen versuchten im Park von Herrenhausen bei Hannover diese Behauptung - vergeblich - zu widerlegen, ein Stich von Schubert, 1796, hält diese Begebenheit im Park fest; Friedrich I., 1657-1713, 1688 Kurfürst von Brandenburg (als Kurfürst Friedrich III.), 1701 König von Preußen; Voltaire (Francois Marie Arouet), 1694-1778; Voltaire lebte von 1750-1753 am Hofe Friedrichs des Großen; Friedrich II, der Große, 1712-1786, König seit 1740; Blaise Pascal, 1623-1662. «Pensees», übertragen und herausgegeben von Ewald Wasmuth, Heidelberg 1954, Seite 240/41: «Nicht nur Gott kennen wir allein durch Jesus Christus, auch uns selbst kennen wir nur durch Jesus Christus, Leben und Tod kennen wir allein durch Jesus Christus. Ohne Jesus Christus wissen wir weder was unser Leben noch was unser Tod, noch was Gott ist, noch was wir selbst sind.»; Gottfried Keller, 1819-1890; Conrad Ferdinand Meyer, 1825-1898; Novalis (Friedrich von Hardenberg), 1772-1801, deutscher Dichter der Romantik; Johann Ludwig Tieck, 1773-1853, deutscher Dichter der Romantik, Schriftsteller, Herausgeber und Übersetzer der Romantik, befreundet mit den beiden Schlegel-Brüdern (Friedrich und August Wilhelm Schlegel), Novalis, Clemens Brentano, Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, seit 1825 Dramaturg des Hoftheaters Dresden, 1841 von Friedrich Wilhelm I nach Berlin gerufen; Heinrich von Treitschke, 1834-1896, Historiker, «Deutsche Geschichte im 19- Jahrhundert», Leipzig 1879-1894; «Die Freiheit»: Leipzig, Inselbücherei Nr. 15, «Politik», Leipzig 1899-1900; Gotthilf Heinrich von Schubert, 1780-1860; Friedrich Schlegel, 1772-1829; «Von der Sprache und Weisheit der Inder», 1808; Henrik Steffens, 1773-1845, norwegischer Schriftsteller, Mineraloge und Naturphilosoph, «Was ich erlebte, aus der Erinnerung niedergeschrieben», 10 Bände, Breslau 1840-44, diese Erinnerungen sind eine wichtige Quelle für die Erforschung des Geisteslebens in der Goethezeit, eine Auswahl daraus wurde 1908 unter dem Titel «Henrik Steffens: Lebenserinnerungen» von Friedrich Gundelfinger in Jena herausgegeben; Gotthilf Heinrich Schubert, Hohenstein/Sächs. Erzgebirge 26. April 1780 bis 31. Juli 1860 Laufzorn bei Grünwald/Obb.; Freund der Familie Herders, zuletzt Lehrer und Arzt, später Professor der Naturwissenschaft in Erlangen und München. In «Der Erwerb aus einem vergangenen und die Erwartung von einem zukünftigen Leben, eine Selbstbiographie, dem Herrn Friedrich W. J. Schelling», 3 Bände, Erlangen 1854/56; Johannes Elias Schlegel, 1719-1749, Dichter und Schriftsteller; Karl Julius Schmer, 1825-1900, Professor für deutsche Literatur an der Technischen Hochschule in Wien, Dichter, Mundartforscher und Literaturhistoriker; Andrej Bjely, Künstlername von Boris Nikolajewitsch Bugajew 1880-1933, russischer Dichter und Schriftsteller, sein Werk über Goethe: «Rudolf Steiner und Goethe in der Weltanschauung der Gegenwart», Moskau 1917; Ignaz Paul Vital Troxler, 1780-1866; Julius Robert Mayer, 1814-1878, Arzt und Naturforscher, «Bemerkungen über die Kräfte in der unbelebten Natur», erschienen in «Liebigs Annalen», 1842, Bd. 42. (Auch enthalten in: «R. Mayer über die Erhaltung der Kraft», vier Abhandlungen, Voigtländers Quellenbücher, Leipzig, Bd. 12.); James Prescott Joule, 1818-1889, englischer Physiker, Bierbrauer, führte als erster eine genaue experimentelle Bestimmung des mechanischen Wärmeäquivalents durch; Hermann L. F. von Helmholtz, 1821 -1894, Physiologe und Physiker, «Über die Erhaltung der Kraft», 1847; Charles Robert Darwin, 1809-1882, englischer Naturforscher, Mediziner, Geologe und Botaniker. «On the Origin of Species by means of natural Selection», 1859 (dt: «Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der begünstigten Rassen im Kampfe um's Dasein»); Isaac Newton, 1643-1727,  engl. Mathematiker und Physiker, hatte gewisse Grundgedanken der Differentialrechnung schon für seinen Privatgebrauch entwickelt, aber Gottfried Wilhelm Leibniz, der umfassende deutsche Philosoph und Physiker, hat diese Gedanken ausgebaut, methodisch entwickelt, für den allgemeinen Gebrauch fruchtbar gemacht und früher als Newton veröffentlicht; Jeremy Bentham, 1748-1832, englischer Rechtsgelehrter, Begründer der Nützlichkeitsphilosophie, Pazifist und Verfechter des Freihandels, er entwickelte auf der Grundlage eines ethischen Individualismus eine Sozialethik, die «auf das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl» zielte und besonders in England bedeutenden Einfluss hatte; eines seiner wichtigsten Werke ist «Introduction to the principles of morals and legislation» (1780); C. G. Harrison, «Das Transzendentale Weltenall», deutsche Übersetzung 1897, angespielt, in welchem in einer Fußnote zum 6. Vortrag die Definition des Guten als der größten Glückseligkeit der größten Anzahl als eine «rein teuflische» bezeichnet wird; Ludwig Feuerbach, 1804-1872, Philosoph, «Das Wesen des Christentums» 1841, «Vorläufige Thesen zur Reform der Philosophie» 1842, «Grundsätze der Philosophie der Zukunft» 1843; Grigorij Jefimowitsch Rasputin, 1871 -1916, russischer Mönch und angeblicher Wundertäter, einflussreicher Ratgeber des Zaren Nikolaus II und der Zarin, wurde 1916 von einer Gruppe hochgestellter russischer Persönlichkeiten ermordet; Wladimir Iljitsch Lenin, eigentlich Uljanow, 1870-1924, Gründer der UdSSR, bedeutendster Theoretiker des dialektischen Materialismus, er wurde von Dr. Alexander Helphand (gest. 1924) während des 1. Weltkrieges im plombierten Eisenbahnwagen von der Schweiz nach Russland gebracht, Dr. Helphand, ein russischer Sozialist, zeitweise politischer Flüchtling in Deutschland, nannte sich selbst Parvus; Lenin, aus russischem Bauernadel stammend, Führer der Bolschewisten, wurde im November 1917 Vorsitzender des Rates der Volkskommissare und zum Gründer der Sowjetunion (1922), deren Regierungschef er bis zum Tode blieb; Leo Dawydowitsch Trotzkij, (eigentlich: Bronstein), 1879- 1940, russischer Bolschewistenführer, von Stalin verdrängt, später ins Exil vertrieben und in Mexico vom russischen Geheimdienst ermordet; Karl Marx, 1818-1883; Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus und des historischen Materialismus, verfasste mit Engels zusammen das «Kommunistische Manifest»; das verhängnisvolle «Manifest der Kommunistischen Partei» war eine politische Programmschrift, im Auftrag des «Bundes der Kommunisten», 1847/48 gemeinsam verfasst von Karl Marx und Friedrich Engels, anonym erschienen 1848, von seinem Hauptwerk «Das Kapital» gab Karl Marx selbst im Jahre 1867 nur den 1. Band vollendet heraus; Friedrich Engels, 1820-1895, gab 1885-1894 den 2. und 3. Band von „Das Kapital» aus dem Nachlasse von Karl Marx heraus; Adam Smith, 1723-1790, englischer Nationalökonom und Philosoph, Hauptwerk: «An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations», 4 Bde, 1776, deutsch von Max Stirner: «Untersuchung über die Natur und die Ursache des Wohlstandes der Nationen», 1846/47; Francis Baco von Verulam, 1561-1626, englischer Philosoph und Staatsmann, Begründer des Empirismus; Thomas Hobbes, 1588-1679, englischer Philosoph; John Stuart Mill, 1806-1873, englischer Philosoph und Nationalökonom, einer der Begründer des Positivismus; Henry Thomas Buckle, 1821-1862, englischer Kulturgeschichtsschreiber; David Hume, 1711-1776, englischer Philosoph und Staatsmann; John Locke, 1632-1704, englischer Philosoph; Thomas Robert Malthus, 1766-1834, englischer Nationalökonom, Soziologe und Theologe. «Essay on the Principles of Population» (anonym erschienen), 1798, deutsch: «Versuch über die Bedingung und die Folgen der Volksvermehrung», Altena 1807; Ferdinand Lassalle, 1825-1864, deutscher Sozialistenführer. «Offenes Antwortschreiben an das Zentralkomitee zur Berufung eines Allgemeinen Deutschen Arbeiterkongresses zu Leipzig, 1. März 1863», in: «Reden und Schriften, Tagebuch, Seelenbeichte», hrg. von Hans Feigl, Wien 1911, S. 280-287; David Ricardo, 1772-1823, englischer Nationalökonom, Schüler von Adam Smith, Lehrer von Karl Marx. 1. «On the influence of a low price of com on the profits of stock», London 1815. - 2. «On the funding System», 1820. - 3. «Principles of political economy and taxation», 1817, 3. Aufl. 1821; dt. Leipzig 1837-38, 2 Bände; Heinrich Heine, 1797-1856. In «Die Götter im Exil», 1836, findet sich eine Charakterisierung des Hellenismus und des Judaismus; Ralph Waldo Trine, 1866-1958, amerikanischer Schriftsteller; Orison Swett Morden, 1850-1924, amerikanischer Schriftsteller; die Magna Charta Maritima des Oliver Cromwell (1599 bis 1658) bezweckte die Stärkung der englischen Flotte, indem Waren des Auslandes nur auf englischen Schiffen oder Schiffen des Ursprunglandes eingeführt werden durften, diese Maßnahmen traf vor allem die Vormachtstellung Hollands im internationalen Zwischenhandel empfindlich; Kontinentalsperre, das am 21. November 1806 von Berlin aus erlassene Dekret Napoleons I. verhängte den strengsten Blockadezustand über die britischen Inseln durch Absperrung des gesamten europäischen Festlandes für Handel und Verkehr mit England; Alfred von Tirpitz, 1849-1930, Großadmiral, Staatsmann; schuf die deutsche Kampfflotte; Wladimir Sergejewitsch Solowjow, 1853-1900, russischer Dichter und Philosoph, Dissertation von Fedor Stepun: «Wladimir Solowjow», Heidelberg 1910 (erschienen in der Zeitschrift für Philosophie, Bd. 138); der Universitätsprofessor, «die berühmte philosophische Größe der unmittelbar abgelaufenen Gegenwart», könnte Wilhelm Windelband (1848-1915) gewesen sein, der zu der entsprechenden Zeit Philosophie an der Heidelberger Universität lehrte. - Eine andere Dissertation über «Wladimir Solowjow als Philosoph» wurde 1905 an der Universität Halle von E. W. Tumarkin verfasst. Nach einer Bemerkung von Rudolf Steiner über diesen selben Zusammenhang im Vortrag vom 11. Mai 1917 in Stuttgart (in GA 174 b)  kannte er den betreffenden Studenten persönlich; Fedor Michailowitsch Dostojewskij, 1821-1881. «Die Brüder Karamasow», 1879/80, deutsch 1884; Raskolnikow ist der Name des Haupthelden in dem berühmten 1867 erschienenen Roman «Schuld und Sühne» von Dostojewskij; das Schicksal von Europa entschieden: Konstantin, der von 313 bis 337 in Rom herrschte (seit 323 als Alleinherrscher), begünstigte und anerkannte das Christentum, während seine Vorgänger die Christen noch hatten verfolgen lassen; die Jungfrau von Orleans: Jeanne d'Arc, 1412 - 1431; Meister Bertram, ca. 1345 - 1415. Tafel vom Grabower Altar von 1379, Kunsthalle Hamburg; Ernst Haeckel, 1834 - 1919; Karl Ernst von Baer, 1792 - 1876, «Reden und kleinere Aufsätze vermischten Inhalts», St. Petersburg 1864; John Milton 1608 - 1674, englischer Dichter. «Paradise lost», 1667. (Das verlorene Paradies, ein religiöses Epos in 12 Gesängen); Friedrich Gottlieb Klopstock 1724-1803, deutscher Dichter, «Messias», 20 Gesänge, 1748 - 73; Jean Jacques Rousseau, 1712-1778, die preisgekrönte Schrift der Akademie in Dijon hat den Titel: «Discours sur les arts et les sciences», 1750; Freiherr Christian von Wolff, 1679-1754, Philosoph und Mathematiker, «Vernünftige Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt», 1719; Immanuel Kant, 1724-1804, der Begründer des Kritizismus, «Kritik der reinen Vernunft», 1781; «Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik ...», 1783; «Kritik der praktischen Vernunft» 1788; «Kritik der Urteilskraft» 1790; «Kritik der praktischen Vernunft» I. Teil, § 7: Kategorischer Imperativ: «Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte», «Grundlegung der Metaphysik der Sitten» 2. Abschnitt; «Ich behaupte aber, dass in jeder besonderen Naturlehre nur so viel eigentliche Wissenschaft angetroffen werden könne, als darin Mathematik anzutreffen ist», Vorrede zu «Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft», 1786; «Pflicht! du erhabener großer Name, der du nichts Beliebtes, was Einschmeichelung bei sich führt, in dir fassest, sondern Unterwerfung verlangst ...». «Kritik der praktischen Vernunft», 1788,1. Teil, 3. Hauptstück, «Von den Triebfedern der reinen praktischen Vernunft»; wie die Erde sich gebildet hat aus dem Urnebel heraus, die Kant-Laplacesche Theorie der Weltentstehung, hervorgegangen aus Kants «Naturgeschichte und Theorie des Himmels» (1755) bzw. der darin begründeten «Nebularhypothese» und, unabhängig von Kant und in vielem abweichend, aus «Exposition du Systeme du monde» (1796) von Laplace; Oswald Spengler, 1880-1936, «Der Untergang des Abendlandes. Umrisse der Morphologie der Weltgeschichte»; Bd. I «Gestalt und Wirklichkeit», Wien und Leipzig 1918; Bd. II «Welthistorische Perspektiven», München 1922; Gregor von Nazianz, 329 - 390, Kirchenvater; Hermann von Helmholtz, 1821 - 1894; Julien Offray de Lamettrie, 1709 - 1751, «L'homme machine» («Der Mensch, eine Maschine»); Theodor Ziehen: «Leitfaden der physiologischen Psychologie in 15 Vorlesungen», 5. Aufl. Jena 1900; Ludwig Anzengruber (1839 - 1889), «Ein Faustschlag», Schauspiel in drei Akten, 3. Akt, 6. Szene, Kammauf: «... Bleiben Sie mir mit allen veralteten Traditionen vom Leibe, das greift bei mir nicht an, denn - so wahr ein Gott lebt! - ich bin Atheist!».; «Nach uns die Sintflut» («Apres nous le deluge»), ein Ausspruch, der dem französischen König Ludwig XV. ,1710 - 74, zugeschrieben wird; Anaxagoras, 500-428 v. Chr., Philosoph, Mathematiker und Astronom; Heraklit aus Ephesus, etwa 544-483 v. Chr., Philosoph; Thaies von Milet, etwa 625-545 v. Chr., Philosoph; Phidias, nach 500 - vor 423 v.Chr.;  Hippokrates, 560-511 v.Chr., galt schon im Altertum als der größte Arzt; das Kompendium griechischen Wissens über die Heilkunde aus dem 5. und 6. Jahrhundert ist nach ihm «Corpus hippocraticum» benannt; Galen, 129-199 n. Chr., der bedeutendste Arzt der römischen Kaiserzeit, Leibarzt Marc Aurels, der in seinen Schriften die antike Heilkunde zusammenzufassen suchte; Julian Apostata, 332-363, Neffe Konstantins des Großen, 361-363 römischer Kaiser; Konstantin der Große, 330 Weihung von Byzanz zur neuen Hauptstadt des Reiches unter dem Namen Konstantinopel; Chosrau Nurschivan, (König von 531-580), zog die Weisen aus aller Welt, insbesondere die Heilkundigen, nach Persien und gilt vielfach als der Begründer der Akademie von Gondishapur; Gondishapur (Djundaisabur), von dem Sassanidenkönig Shapur I. (242-272) gegründete Stadt, die lange die geistige Metropole des Reiches war; Zeno der Isaurier, 426-491, oströmischer Kaiser 474-491; die Philosophenschule von Edessa schloss er 487; Plato, 427-347 v. Chr., griechischer Philosoph, Schüler des Sokrates, gründete im Haine Akademos seine Schule, Ausgangspunkt aller «Akademien»; Sokrates, um 469-399 v. Chr., griechischer Philosoph; über die Seele, die aus dem Geiste kommt und zum Geiste zurückkehrt, spricht Platon im Dialog «Phaidros», Kapitel 25 - 29; «Und so mögen auch diejenigen, welche uns die Weihen angeordnet haben, gar nicht schlechte Leute sein, sondern schon seit langer Zeit uns andeuten, wenn einer ungeweiht und ungeheiligt in der Unterwelt anlangt, dass er in den Schlamm zu liegen kommt, der Gereinigte aber und Geweihte, wenn er dort angelangt ist, bei den Göttern wohnt» , «Phaidon», 13. Kapitel; alte Erkenntnistherorien, «Timaios», Kap 16, Par. 79-82, St.-Nr. 45b-47c; Ihr Griechen seid ja wie Kinder, berichtet werden diese Worte von Plato im Timaios, 22 b/c; physische, seelische und geistige Sonne, «Politeia» («Der Staat»), 6. Buch, 508a-509b; dass der Mensch sich erinnert, was er vor diesem physischen Leben in der geistigen Welt erlebt hat, vgl. «Menon», Kapitel 15; «Singe, o Muse, vom Zorn mir des Peleiden Achilleus . . .» Beginn der «Ilias» von Homer; «Lieber ein Bettler in der Oberwelt...»; Odyssee, 11. Gesang, Vers 488 ff.; Der Hauptvertreter des heliozentrischen Weltsystems im Altertum war Aristarchos von Samos um 250 v. Chr; von den Äußerungen des Aristoteles , 384-322 v. Chr., Schüler Platons und Erzieher Alexander des Großenüber, das Erleben der Seele nach dem Tode, die in verschiedenen Werken zerstreut sind, gibt es eine zusammenfassende Darstellung durch Franz Brentano in seinem Werk «Aristoteles und seine Weltanschauung» in dem Kapitel «Das Diesseits als Vorbereitung auf ein allbeseligendes und jedem gerecht vergeltendes Jenseits»; Franz Brentano, 1838 - 1917. «Die Psychologie des Aristoteles», Mainz 1867; Rudolf Steiner 1920, Gegensätze in der Menschheitsentwickelung, West und Ost, Materialismus und Mystik, Wissen und Glauben, GA 197, elf Vorträge, Ib., 1967, 1996,  Ders. 1920, Heilfaktoren für den sozialen Organismus, GA 198, siebzehn Vorträge, Ib. , 1969, 1984; Ders. 1920, Geisteswissenschaft als Erkenntnis der Grundimpulse sozialer Gestaltung, GA 199, sechzehn Vorträge, Ib. 1967, 1985; Ders. 1922, Das Geheimnis der Trinität, der Mensch und sein Verhältnis zur Geistwelt im Wandel der Zeiten, GA 214, elf Vorträge, Ib. , 1970, 2007; Ders. 1920, Die neue Geistigkeit und das Christus-Erlebnis des zwanzigsten Jahrhunderts, GA 200, sieben Vorträge, Ib., 1970, 2003; Ders. 1907, Mythen und Sagen, GA 101; sechzehn Vorträge, 1987, 2002; Ders. 1907, Mythen und Sagen, GA 101; sechzehn Vorträge, 1987, 2002; Ders. 1920, Der Mensch in seinem Zusammenhang mit dem Kosmos II, die Brücke zwischen der Weltgeistigkeit und dem Physischen des Menschen, GA 202, sechzehn Vorträge, Ib., 1970, 1993; Ders. 1921, Der Mensch in seinem Zusammenhang mit dem Kosmos III, Die Verantwortung des Menschen für die Weltentwickelung durch seinen geistigen Zusammenhang mit dem Erdplaneten und der Sternenwelt, GA 203, achtzehn Vorträge, Ib., 1978, 1989; Ders. 1921, Der Mensch in seinem Zusammenhang mit dem Kosmos IV, Perspektiven der Menschheitsentwickelung, der materialistische Erkenntnisimpuls, GA 204, siebzehn Vorträge, Ib., 1979; vgl. Kurse Nr. 661 Philosophie der Geschichte I, Nr. 686 Philosophie der Geschichte II, Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, Nr. 687 Philosophie der Geschichte IV, Nr. 687 Philosophie der Geschichte V, Nr. 553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 675 Friedrich Schiller III, Nr. 681 Wissenschaftslehre III, Nr. 682 Wissenschaftslehre IV, Nr. 683 Wissenschaftslehre V, Nr. 684 Wissenschaftslehre VI, Nr. 685 Wissenschaftslehre VII, 7-10, Akademie der Kunst und Philosophie / Académie des sciences
[2] Ib.; zu: Tyrannis des weltzerstörenden Leninismus und Trotzkismus, der sozialistischen Leute über die Erde hin, in Russland und China, noch größer und bestialischer als in den schlimmsten Zeiten orientalischer Tyrannei; wie eine Tierherde, die nur raffiniert denken kann; «materialistische Geschichtsauffassung» oder Geschichtsklitterung, vgl. Anm. 9-11 
[3] Ib.
[4] Ib.
[5] Ib.
[6] Ib.
[7] Ib.
[8] Ib.
[9] Ib.; zu: Der Christus ist der Theologie abhanden gekommen; Inquisition weit vor der katholischen Inquisition, Verfolgungen gegenüber den alten Mysterienweisen durch Cäsar, an einer bestimmten Stätte in Frankreich, nämlich Alesia, die Stätte alter keltisch-gallischer Kultur; wurde 52 v. Chr. durch Cäsar zerstört. Reste bei dem Dorf Alise Ste.-Reime im Dept. Cöte-d'Or; in der atlantischen Welt war das hauptsächlichste Mysterienwesen in den Orakelstätten, später gab es in Europa an vielen Stellen Mysterien, z.B. in der Gegend des heutigen Frankreich, in Alesia und Dreux, westlich von Paris bei Chartres, von wo aus 52 v. Chr. die Carnuten den Aufstand gegen die Römer entflammten, um alsbald ebenfalls niedergeschlagen zu werden, nachdem Cäsar über Alesia vorgedrungen war; ohne Christus, Kultur der Barbarei wie zur Zeit der Nationalsozialisten oder des Kommunismus, der in Ländern wie Russland und China immer noch andauert, vgl. Anm. 2, 9-11 und Kurs Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, Ib.
[10] Ib.; zu: Universitäten, in denen sich schon islamische Terroristen, Kommunisten und Materialisten breit machen, die dazugehörige Zeitungsliteratur und populäre wissenschaftliche Literatur bestätigen Spenglers These; seine Genialität und Torheit, dass das Preussentum (das später 1933-1945 in nationalsozialistische Barbarei mündete) bis 2200 dauern würde sowie das Russentum (das 1917 in die bis heute vorherrschende sozialistisch-kommunistische Barbarei   mündete), vgl. Anm. 2, 9-11 und Kurse Nr. 686 Philosophie der Geschichte II, Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, Nr. 687 Philosophie der Geschichte IV, Nr. 506 Wladimir Sergejewitsch Solowjow, Ib.
[11] Ib.; zu: Timur-Khan, Dschingis-Khan, Lenin und alle seine Verehrer von Stalin bis Putin fallen unter den Begriff Barbarei oder Leninistischer Imperialismus, vgl. Anm. 2, 9-10
[12] Ib.
[13] Ib.
[14] Ib.
[15] Ib.
[16] Ib.
[17] Ib.; zu: Hegelsche Logik bleibt etwas Ewiges, inspiriert von den flammenden Fichte-Worten in Jena, und so wurde er eben der einflussreiche Geist der Berliner Universität, die wie fast alle Universitäten heute nur noch ein Schatten ihrer selbst ist, in der sich islamische Antisemiten, Geschichtsklitterer und sogar Terroristen tummeln; will man ohne die Hegelsche Logik auskommen, so verfällt man entweder in die Weichlichkeit der Schleiermacherei, oder man wird in die tiefsten Tiefen des materiellen Sumpfes hineingerissen wie Marx; Beamtendressur, in Russland ist es im vollen Gange, vgl. Anm. 2, 9-10, 17-18
[18] Ib.; zu: Wie zur Zeit der Scholastik, gibt es den Kampf der Wahrheit gegen die Lüge an Universitäten: Heinrich Heine sagt einmal, Lessings Gegner wurden dadurch, dass sie mit ihm in Verbindung gebracht waren, vor dem spurlosen Verschwinden bewahrt, wie das Insekt im Bernstein. Es wäre unhöflich, diesen Vergleich auf Lebende anzuwenden, aber er passt nicht nur für islamisch- oder marxistisch-geschichtsklitternde Historiker, Theologen, Philosophen sondern auch in eine naturwissenschaftliche Atmosphäre; interessant ist, dass das Hakenkreuz, Svastika, nicht nur von den barbarischen Nationalsozialisten verwendet wurde, sondern teilweise auch von den barbarischen Bolschewisten in Russland, die auch heute wieder als faschistoide Imperialisten auftreten, vgl. Anm. 17
[19] Ib.
[20] Ib.; zu: Im Mittelalter ist die Rede von der lebendigen toten Schar, die als Schatten fortlebt; Dichtungen in der Literaturgeschichte (um 968 wird von einem Zug Karls des Großen nach Konstantinopel und Jerusalem in der Chronik des Benedikt von St. Andres auf dem Mons Soracte berichtet; im 11. Jahrhundert in der Sage «Pelerinage de Charlemagne» und im 13. Jahrhundert in der «Gran Conquista de Ultramar»), in denen Karl der Große als ein Anführer der Kreuzzüge erwähnt wird, überhaupt die ganze Zeit von dem 9. Jahrhundert durch die folgenden Jahrhunderte wird Karl der Große überall als ein Lebender geschildert, als wenn er eben mit den Kreuzfahrern gegen die Ungläubigen, die heutigen Muslime, die gerade Europa auf andere Art erobern, zöge, gegen die muslimischen Mauren in Spanien; später haben sie ihn in den Untersberg oder den Barbarossa in den Kyffhäuserberg hineinversetzt; man hat ihn in der Schattenwelt gesehen, diesen Kreuzzug, nachdem er auf dem physischen Plan unternommen worden war, man hat ihn fortwirken lassen in der Schattenwelt, aber als ein Abbild des in der Welt wirkenden Christus; man sah überall die Fortsetzung des Christus-Ereignisses; Karl der Große hat sich mit seinen Paladinen ein Abbild geschaffen des Christus mit seinen zwölf Aposteln, er hat in der realen geistigen Welt fortgesetzt die Taten des Christus; wenn sie besondere Auserwählte waren, wurden sie zu Hütern des Heiligen Grals bestellt; Lohengrin-Sage; Martianus Capella; zur Grals-Geschichte, Lohengrin-Sage und Rolandslied («Orlando furioso») vgl. Kurse Nr. 667 Romantische Kunst und Philosophie I, Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Nr. 557 Ludovico Ariosto I-II, Nr. 668 Ludovico Ariosto III, Nr. 556 Torquato Tasso, Nr. 629 Voltaire I-II, Nr. 559 Wolfram von Eschenbach, Nr. 679 Laurence Sterne, Nr. 621 Lord Byron I, Nr. 676 Lord Byron II, Nr. 630 Johann Ludwig Tieck, Nr. 622 Victor Hugo I, Nr. 674 Victor Hugo II, Nr. 320 Romanische Kunst und Architektur, Nr. 350 Byzantinische Kunst und Architektur, Nr. 325 Kunst und Architektur der Gothik, Nr. 649 Giotto di Bondone, Ib.
[21] Ib.
[22] Ib.
[23] Ib.
[24] Ib.
[25] Ib.
[26] Ib.
[27] Ib.
[28] Ib.
[29] Ib.
[30] Ib.; zu: Weltengeheimnisse werden heute nicht verstanden, stattdessen faselt man von mRNA, Atomen und Molekülen wie die heutigen Physiker und Biotechnologen, vgl. Kurse Nr. 681 Wissenschaftslehre III, Nr. 682 Wissenschaftslehre IV, Nr. 683 Wissenschaftslehre V, Nr. 684 Wissenschaftslehre VI, Nr. 685 Wissenschaftslehre VII, Ib.
[31] Ib.
[32] Ib.
[33] Ib.
[34] Ib.
[35] Ib.; zu: Man kann seine Gesundheit durch Naturheilkunde, insbesondere Bienentherapie, fördern, oft reicht aber schon eine spezielle Art der Begeisterung, auch die Herrlichkeit des Kosmos, die z.B.  durch Musik, besonders Richard Wagner, vermittelt wird; Wirkung der moralischen Ideale auf den physischen Leib, auf die Luftorganisation als Lichtquelle, auf die Flüssigkeitsorganisation als Tonquelle, auf die feste Organisation als Lebensquelle; zur Stärkung des Immunsystems durch Bienentherapie, vgl. Zentrum für natürliche Bienentherapie 2024: Verbesserung des Immunsystems. Pressemitteilung; zu rheumatischen Erkrankungen, Arthritis und Sklerose vgl. Ders. 2024: Bluthochdruck, Arteriosklerose. Ib.; Ders. 2022: Rheuma, Gicht. Ib; Ders. 2023: Arthritis. Ib; Ders. 2019 Depression, Psychose und Bienentherapie.Ib; zu Schilddrüsenerkrankungen vgl. Ders. 2022: Schilddrüsenerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis und die Bienentherapie. Ib.;  zu Diabetes vgl. Ders. 2023: Diabetes mellitus und Bienentherapie. Ib;. zu Krankheiten des Nervensystems vgl.: Ders. 2022 Multiple Sklerose und Bienentherapie. Ib.; Ders. 2022: Parkinson, Alzheimer, Demenz und Bienentherapie.Ib; zu Krankheiten des Verdauungstraktes vgl. Ders.2023: Morbus Crohn und Bienentherapie. Ib; Ders.2022: Hautkrankheiten und Bienentherapie. Ib; Ders. 2022: Natuerliche Bienentherapie / Apitherapie bei  Funktionsstörungen der Niere, Ib.;  Neben den Kursen Nr. 161 natürliche Bienentherapie / Apitherapie, Nr. 48 wesensgemäße Bienenhaltung, können die Bienen und im weitesten Sinne die eigene Gesundheit (https://www.facebook.com/Beetherapy.AcademyofSciences), insbesondere durch eine Bienenpatenschaft und eine offizielle Mitgliedschaft bei Save the Bees, Bumblebees and Beecolonies (https://www.facebook.com/SaveBeecolonies) gefördert werden.
[36] Ib.
[37] Ib.
[38] Ib.; zu: Mystisches Gequassel von amerikanischen Mystikern wie Ralph Waldo Trine oder Biotech-Wissenschaftler, die predigen, wie man durch östliche Mystik ein noch effektiverer Biotech-Wissenschaftler wird, vgl. Kurs Nr. 533 Aristoteles, Ib.
[39] Ib.
[40] Ib.; zu: Cimabue, Giotto, Dante, vgl. Kurse Nr. 320 Romanische Kunst und Architektur, Nr. 350 Byzantinische Kunst und Architektur, Nr. 325 Kunst und Architektur der Gothik, Nr. 326 Kunst und Architektur der Renaissance, Nr. 649 Giotto di Bondone, Nr. 562 Dante Alighieri I-II, Nr. 672 Dante Alighieri III, Ib.
[41] Ib.; zu: Urteilskraft versus willenslose Vorstellungen; geringe Urteilskraft besonders bei den Moslem, den etwas bescheidenen Burschen, wie Schopenhauer sie nannte und die, wie Thomas von Aquin meinte, «leichtfertig glauben» und eine Affinität zu Räubern und Tyrannen haben und denen zwar ein gewisser Sinn für Verzierungen (Arabesken) eigen ist, nicht jedoch für kunst; Vergangenheit mit Zukunft verknüpfen statt Vergangenheit auslöschen, Geschichtsklitterung, wie es in vielen antisemitisch-muslimischen Ländern wie Türkei, Qatar der Fall ist, vgl. Kurse Nr. 684 Wissenschaftslehre VI, 12Nr. 687 Philosophie der Geschichte IV, 16, Nr. 687 Philosophie der Geschichte V, 2, Nr. 505 Arthur Schopenhauer I-II, Nr. 500 St. Thomas von Aquin I, ScG, Ib.
[42] Ib.
[43] Ib.
[44] Ib.; zu: Die Welt als Traum erinnert an La Vida es sueño (Das Leben ein Traum) von Pedro Calderón de la Barca, der nach dem Tod von Lope de Vega 1635 dessen Stelle als Hofdramatiker übernahm. Er wurde als der beste Dramatiker seiner Zeit anerkannt. Ein Band seiner Stücke, den sein Bruder José 1636 herausgab, enthielt die zur damaligen Zeit gefeierten Werke wie La Vida es sueño (Das Leben ein Traum), El Purgatorio de San Patricio (Das Fegefeuer des heiligen Patricius), La Devoción de la Cruz, La Dama duende (Dame Kobold); Goethe, Schelling und Schopenhauer waren von ihm begeistert, insbesondere was seine Philosophie und Islamkritik betrifft. Schopenhauer nannte Calderóns Werk La vida es sueño das philosophische Schauspiel par excellence, vgl. Kurse Nr. 648 Calderón de la Barca II, Nr. 650 Calderón de la Barca III, Ib.
[45] Ib.; zu: Arabismus, Mauren in Spanien, der Südwesten Europas wird überflutet von einer Verstandeskultur, die es in der äußeren künstlerischen Welt nur bis zu der Arabeske brachte, die es nicht bis zu einem Durchdringen des Organischen mit dem Geistig-Seelischen brachte; Geheimnis des Grals, Montsalvatsch als spirituelle Tempelstätte, Titurel, Parzival, Wolfram von Eschenbach, vgl. Anm. 20, 41 und Kurse Nr. 684 Wissenschaftslehre VI, 12, Nr. 559 Wolfram von Eschenbach, Ib.
[46] Ib.
[47] Ib.
[48] Ib.; zu: Vergangenheit und Zukunft der Erde, vom Mondenaustritt bis zur Mondenzurückkunft; Varianten des schattenhaften Verstandes, sechzehn Wege des menschlichen Verderbens; wahre Wissenschaft statt trügerische oder materialistische Wissenschaft, letztere ist eine Wissenschaft, welche den Menschen ins kosmische Unglück stürzt, vgl. Anm. 30 
[49] Ib.
[50] Ib.; zu: Zeitgenossen des Phidias, Sokrates, Platos, Hippokrates, der berühmte griechische Arzt; Galen; Musik; arabisierte Übersetzung des Aristoteles und damit Verfälschung; Akademie von Gondishapur, Avicenna, Averroes und ihre islamische Sicht auf die menschliche Seele, der Thomas von Aquin die Unsterblichkeit der individuellen Seele entgegensetzte, wie es dann in der Kunst dargestellt wurde, vgl. Anm. 45 und Kurse Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, 15, Nr. 687 Philosophie der Geschichte IV, 19, Nr. 320 Romanische Kunst und Architektur, Nr. 602 Benozzo Gozzoli, Nr. 594 Filippino Lippi, Nr. 500 St. Thomas von Aquin I, ScG, Ib.
 
 




Philosophie der Geschichte / Philosophy of History
Akademie der Kunst und Philosophie / Academy of Arts and Philosophy
DI. M. Thiele, President and international Coordinator
M. Thiele College of Beetherapy / Academy of Arts and Philosophy / Sciences

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Zur Philosophie und Kulturgeschichte von Byzanz, des Mittelalters, der Schule von Chartres, der Renaissance, des Barock, der Aufklärung, des Idealismus, der Romantik vgl. Kurse:Nr. 551 G.W.F. Hegel I, Nr. 660 G.W.F. Hegel II, Nr. 511 Johann Gottlieb Fichte I, Nr. 658 Johann Gottlieb Fichte II, Nr. 509 F.W.J. Schelling I, Nr. 510 F.W.J. Schelling II, Nr. 513 F.W.J. Schelling III, Nr. 505 Arthur Schopenhauer I-II, Nr. 663 Arthur Schopenhauer III, Nr. 531 Platon, Nr. 533 Aristoteles, Nr. 623 Johann Ludwig Wilhelm Müller, Nr. 020 Johann Wolfgang von Goethe I-II, Nr. 673 Johann Wolfgang von Goethe III, Nr. 553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 675 Friedrich Schiller III, Nr. 554 Friedrich Hölderlin I-II, Nr. 512 Novalis I, Nr. 671 Novalis II, Nr. 677 Jean Paul, Nr. 667 Romantische Kunst und Philosophie I, Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Nr. 630 Johann Ludwig Tieck, Nr. 631 Adelbert von Chamisso,Nr. 567 Gottfried Wilhelm Leibniz, Nr. 665 Molière, Nr. 622 Victor Hugo I, Nr. 674 Victor Hugo II, Nr. 629 Voltaire I-II, Nr. 679 Laurence Sterne, Nr. 621 Lord Byron I, Nr. 676 Lord Byron II, Nr. 628 Percy Bysshe Shelly, Nr. 561 Sir Walter Scott, Nr. 555 Angelus Silesius, Nr. 634 Hans Sachs, Nr. 619 Franz Werfel, Nr. 680 Nikos Kazantzakis, Nr. 588 Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Nr. 550 Fjodor M. Dostojewskij I-II, Nr. 506 Wladimir Sergejewitsch Solowjow, Nr. 664 Philosophie der Kunst, Nr. 661 Philosophie der Geschichte I, Nr. 686 Philosophie der Geschichte II, Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, Nr. 687 Philosophie der Geschichte IV, Nr. 687 Philosophie der Geschichte V, Nr. 659 Wissenschaftslehre I, Nr. 666 Wissenschaftslehre II, Nr. 681 Wissenschaftslehre III, Nr. 682 Wissenschaftslehre IV, Nr. 683 Wissenschaftslehre V, Nr. 684 Wissenschaftslehre VI, Nr. 685 Wissenschaftslehre VII, Nr. 545 Sittenlehre I-II, Nr. 614 Sittenlehre III, Nr. 544 Staats- und Rechtslehre I-II, Nr. 641 Staats- und Rechtslehre III, Nr. 644 Staats- und Rechtslehre IV, Nr. 655 Staats- und Rechtslehre V, Nr. 618 St. Ephraim der Syrer, Nr. 617 St. Cyrill von Alexandrien, Nr. 616 St. Gregor von Nazianz, Nr. 613 St. Gregor von Nyssa, Nr. 612 St. Johannes Chrysostomos, Nr. 611 St. Johannes Cassianus, Nr. 627 St. Basilius der Große, Nr. 625 Theodorus Abucara, Nr. 624 Byzantinische Wissenschaft / Philosophie, Nr. 653 St. Cyprianus, Nr. 609 St. Athanasius der Große, Nr. 605 St. Irenaeus von Lyon, Nr. 604 St. Hildegard von Bingen, Nr. 600 St. Johannes von Damaskus,Nr. 599 St. Petrus Venerabilis, Nr. 581 Bernhard von Chartres, Nr. 580 Wilhelm von Conches, Nr. 578 Pierre Abaelard, Nr. 574 Johannes von Salisbury, Nr. 577 Petrus Lombardus, Nr. 576 Gilbert de la Porrée / Gilbert von Poitiers, Nr. 565 Johannes Scotus Eriugena, Nr. 575 Thierry de Chartres, Nr. 571 Alanus ab Insulis, Nr. 572 Anselm von Canterbury, Nr. 570 St. Hilarius von Poitiers, Nr. 568 Nicolaus Cusanus I, Nr. 568 Nicolaus Cusanus II, Nr. 568 Nicolaus Cusanus III, Nr. 564 St. Ambrosius, Nr. 564 St. Augustinus I, Nr. 601 St. Augustinus II, Nr. 654 St. Augustinus III, Nr. 579 St. Albertus Magnus, Nr. 500 St. Thomas von Aquin I, ScG, Nr. 501 St.Thomas von Aquin II,  Sth I., Nr. 502 St.Thomas von Aquin III, Sth. I-II, Nr. 582 St.Thomas von Aquin IV, Sth II-II, Nr. 583 St.Thomas von Aquin V, Sth. III, Nr. 566 Meister Eckhart, Nr. 562 Dante Alighieri I-II, Nr. 672 Dante Alighieri III, Nr. 558 Calderón de la Barca, Nr. 648 Calderón de la Barca II, Nr. 650 Calderón de la Barca III, Nr. 651 Calderón de la Barca IV, Nr. 563 Miguel de Cervantes I, Nr. 645 Miguel de Cervantes II, Nr. 637 Lope de Vega I, Nr. 638 Lope de Vega II, Nr. 642 Lope de Vega III, Nr. 643 Lope de Vega IV, Nr. 652 Juan Ruiz de Alarcón, Nr. 632 Ginés Pérez de Hita, Nr. 633 Luis Vaz de Camões, Nr. 678 François Rabelais, Nr. 557 Ludovico Ariosto I-II, Nr. 668 Ludovico Ariosto III, Nr. 556 Torquato Tasso, Nr. 552 William Shakespeare I-II, Nr. 559 Wolfram von Eschenbach, Nr. 560 Walter von der Vogelweide, Nr. 662 Gottfried von Strassburg, Akademie der Kunst und Philosophie / Académie des sciences

Nr. 320 Romanische Kunst und Architektur, Nr. 350 Byzantinische Kunst und Architektur, Nr. 325 Kunst und Architektur der Gothik, Nr. 326 Kunst und Architektur der Renaissance, Nr. 586 Tizian, Nr. 591 Paolo Veronese, Nr. 597 Correggio, Nr. 670 Annibale Carracci, Nr. 520 Rembrandt, Nr. 598 El Greco, Nr. 620 Giovanni Battista Tiepolo, Nr. 590 Giovanni Bellini, Nr. 656 Andrea Solari, Nr. 657 Bernadino Luini, Nr. 587 Andrea Mantegna, Nr. 595 Jan van Eyck, Nr. 635 Rogier van der Weyden, Nr. 640 Stefan Lochner, Nr. 646 Michael Pacher, Nr. 647 Peter Paul Rubens, Nr. 649 Giotto di Bondone, Nr. 626 Luca Signorelli, Nr. 610 Piero della Francesca, Nr. 596 Perugino, Nr. 522 Raffael (Raffaello Sanzio), Nr. 523 Sandro Botticelli, Nr. 602 Benozzo Gozzoli, Nr. 606 Fra Angelico, Nr. 607 Pinturicchio, Nr. 608 Domenico Ghirlandaio, Nr. 593 Filippo Lippi, Nr. 594 Filippino Lippi, Nr. 589 Albrecht Dürer, Nr. 603 Bernard van Orley, Nr. 615 Ambrogio da Fossano detto il Bergognone, Nr. 636 Eugène Delacroix, Nr. 639 Bartolomé Esteban Murillo, Nr. 690 Caspar David Friedrich, Akademie der Kunst und Philosophie



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Letzte Bearbeitung:28.06.2024