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Kurs Nr. 630 Johann Ludwig Tieck  - Lyriker, Dramatiker,  Epiker und Philosoph

Philosopher, Poet, Dramatist and Novellist


"Drei Männer sah ich herrlich mir erscheinen,
Sie trugen hohe Göttlichkeit im Blicke,
Dem Anblick musst' ich fromme Tränen weinen,
Weil ich so innig mich im Schaun entzücke,
Ein langer Bart schmückte ganz weiß den einen,
Die andern traten seinem Glanz zurücke,
Er sagte: Ich bin Dionysius,
Der Eleutherus, jener Rusticus." - Johann Ludwig Tieck

Letztlich muss der Narr feststellen, dass zwar "Aberglauben" überall, jedoch "nirgend philosoph'sche Einsicht" zu finden ist, "Denn, mein gnäd'ger Herr, versichert / Seid nur, sagt es dreist mir nach, / dass mehr Dummheit in der Welt ist, / Als wir beide glauben mögen." - Johann Ludwig Tieck, Die Glocke von Aragon

Johann Ludwig Tieck, by Christian D. Rauch

 

 
 
 
 
 

 

Aus dem Inhalt:

Johann Ludwig Tieck, geboren am 31.5.1773 in Berlin als Sohn eines Seilers, studierte Theologie, Philosophie und Literatur. Er war ein deutscher Dichter, Schriftsteller, Herausgeber und Übersetzer der Romantik. Ende 1797 traf Tieck erstmals mit Friedrich Schlegel zusammen. Nachdem er 1798 in Hamburg Amalie Alberti, eine Tochter des Predigers Alberti geheiratet hatte und mit ihr das Kind Dorothea Tieck bekommen hat, hielt er sich 1799–1800 in Jena auf, wo er zu den beiden Schlegel-Brüdern (Friedrich und August Wilhelm Schlegel), Novalis, Clemens Brentano, Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling in freundschaftliche Beziehungen trat. Zusammen bildete der Kreis die sogenannte Jenaer Frühromantik. Für die von den Schlegels entwickelten Theorien lieferte Tieck die literarischen Beispiele (und umgekehrt). Auch Goethe und Schiller lernte er kennen. Ähnlich wie Voltaire, Ariost, Tasso, Goethe, Schiller, Schelling war er auch ein Kritiker des  Islam, der Inquisition, der Hexenprozesse etc. 1804/05 Aufenthalt in Italien. 1817 in England, Beschäftigung mit Shakespeare. Seit 1825 Dramaturg des Hoftheaters Dresden. 1841 von Friedrich Wilhelm I nach Berlin gerufen. Tieck starb am 28.4.1853 in Berlin. [1]
 

1. St. Denis ("Sanct Dionysius") in Paris

In seinem "Kaiser Octavianus" treten die berühmten Kämpfer gegen "der Christen Feinde" auf: Dagobert, König von Frankreich, Pepin, (Majordomus), Arnulphus, Bischof, Eduard, König von England, Rodrigo, König von Spanien, Graf Armand von Provence, Octavianus, römischer Kaiser, Felicitas, seine Gemahlin, Leo, ihr Sohn sowie Balduin, König von Jerusalem und viele andere Ritter und Würdenträger. Ausserdem der Sultan von Babylon, Arlanges, König von Persien, Vater der Roxane und Lidamas, König von Arabien, Vater der Lealia. [2]

Probleme bereiten wie immer die Türken: "Es werden Truppen ausgehoben, / Die Türken fangen an zu toben, / Ich geh umher und suche Leut', / Die tüchtig sind in Kriegeszeit." [3]

In Paris kommen König Dagobert, Bischof Arnulphus und Pepin zusammen. Das "Münster des heil'gen Dionysius", des Schutzpatron von Paris, soll verbessert werden: "Die Mauern sind schon aufgerichtet, nur / An Bildern fehlt es noch, an heil'gem Schmuck, / Dann wollen wir die Weihe schön begehn." Viel Geld wurde aufgewendet, doch benötigt man auch etwas für die Verteidigung gegen die Mohammedaner: "Wenn Feinde einst die Länder überziehn, / Welch Wehr wollt ihr entgegen ihnen setzen?" [4]

Damals waren die Bischöfe noch nicht so kleingläubig wie heute; sie förderten das Christentum und den Bau von Kathedralen wie St. Denis; heute fördern manche Bischöfe wie Bedford-Strohm den Islam und den Bau von Moscheen und Minaretten. Dazu Bischof Arnulphus: "Des Herren Macht, der stets die Seinen schützt. / Wer möchte doch kleingläubig wohl verzweifeln? / Ein segensreicher Friede schirmt das Land, / Und kommen Feinde, nicht mit Gold und Silber, / Mit Mut und Eisen muss man sie bekämpfen." [5]

Für Bischof Arnulphus sind die schlimmsten Zeiten vorüber, es geht nur noch darum, die christliche Religion zu schützen: "Vorüber sind die wild bedrängten Zeiten, / Wo Morden galt, ein Krieg den andern trieb, / Ein Volk sich rasend auf das andre stürzte. / Mit Clotar ging der Hader in die Grube, / In Dagobert seh ich den Frieden blühen, / Als Jüngling schon empfand er diesen Trieb, / Die Religion zu schützen und zu pflegen, / In ihm besitzt das Land den schönsten Segen."  [6]

Nachdem ihm der Heilige Dionysius erschienen ist, hat der König sein Leben verändert; er hat zu Ehren des Heiligen Dionysius den Dom St. Denis in Paris erbaut und im Sinne der Lehren des Bischofs nur noch im Namen des Kreuzes gegen die Mohammedaner ("Wie mochten wir die Macht der Heiden scheuen"), also gegen die Christus-Feinde gekämpft: "Da dacht' ich aller Worte, aller Lehren, / Die mir Arnulphus freundlich stets gegeben; / Mir war's, ich konnt' ihn selber sprechen hören, / Wie er erzählte von der Heil'gen Leben; / Ich ward gerührt, mir selber musst' ich schwören, / Fortan nach höherm Gut und Glück zu streben: / Mein Herz und mein Gemüt ward auferwecket, / Das bis dahin die Lust der Welt verdecket."  [7]
 

"Es war um mich die allerstillste Nacht,
Am Himmel funkelten die ew'gen Sterne,
Da ward mein innres Herzlicht angefacht
Vom unbekannten Trieb nach jener Ferne,
So ward die Zeit mit Beten hingebracht,
In meinem Geiste glänzten neue Sterne,
Dann ward mein Aug' vom süßen Schlaf umhüllet,
Mein wacher Geist mit lautrem Glanz erfüllet.

Drei Männer sah ich herrlich mir erscheinen,
Sie trugen hohe Göttlichkeit im Blicke,
Dem Anblick musst' ich fromme Tränen weinen,
Weil ich so innig mich im Schaun entzücke,
Ein langer Bart schmückte ganz weiß den einen,
Die andern traten seinem Glanz zurücke,
Er sagte: Ich bin Dionysius,
Der Eleutherus, jener Rusticus.

Als ich Sanct Pauli Predigten vernommen,
Fühlt' ich mich auch vom heil'gen Geist getrieben,
Auch diesen ward die Decke weggenommen;
Sie mussten wohl die Worte Gottes lieben,
Zur Frömmigkeit war unser Herz entglommen,
Darinne war das Kreuz uns eingeschrieben,
Begeistert drauf mit den Martyr-Gesellen
Vertraut' ich mich den abendländschen Wellen.

Wir wollten Gallia mit dem Wort erfreuen,
Paris vernahm das Evangelium,
Es wollte Christus uns die Kraft verleihen
Und viele kehrten sich zum Glauben um;
Wie mochten wir die Macht der Heiden scheuen?
Sie griffen uns, wir alle kamen um,
Beglückt, mit unserm Blute zu bezeugen
Die Wahrheit, die kein Gläub'ger darf verschweigen.

Ein frommes Weib gab uns ein stilles Grab,
Der Ruheplatz war neben ihrer Hütte,
Von ihr floss manche Träne drauf hinab,
Sie betete für uns nach Christensitte,
Bis man uns drauf diese Capelle gab.
Doch wenn du glücklich bist, hör meine Bitte,
Lass nicht, die Lehrer, uns vergessen werden,
Ein schön Gebäu erheb' sich von der Erden. –

Nein, sprach ich, frommer, gottgesandter Mann,
So möge mir mein schönster Wunsch nie glücken,
Wenn nicht geschieht, was ich vollführen kann!
Wie musstet ihr, verfolgt, der Macht euch bücken,
Doch nunmehr fängt ein neuer Glauben an,
Nun soll man euch verehrt herrlich erblicken,
Was Reichthum, Pracht, Gold, Demant in sich führen,
Soll glänzen, leuchten, euch glorifiziren.

Ein hoher Dom soll mächtig sich erheben,
Drein sollen Bilder, Crucifixe prangen,
Hindeutend auf des Christ's, der Heil'gen Leben,
Viel Ampeln sollen von der Wölbung hangen,
Musik soll Herzen zu erwecken streben,
Damit, wann Cymbeln und Posaunen klangen,
Mit Andachtsglut die Seelen sich bedecken
Und ihre Herzen auf den Altar strecken. –

Dies Wort hatt' ich den Heiligen verpfändet,
Am Morgen war ich mit Clotar versöhnet,
Der Vater hatte nach dem Sohn gesendet,
Mir ward mein Leben unverhofft verschönet,
Bald hatte er die Pilgerfahrt vollendet,
Worauf man mich auf seinem Stuhl gekrönet,
Nun mögen andre Reich' und Ruhm vermehren,
Doch mir genügt, die Heiligen verehren.

Das sei mein Ruhm, mein Reichtum, meine Macht,
Die Liebe, die ich Gott im Herzen trage,
Das Schönste, Köstlichste sei dargebracht,
Damit es ihm von unsrer Liebe sage,
Verschwunden ist die alte Heiden-Nacht,
Wer Christ ist, freue sich am heitern Tage,
Was nur in starrer Erde blüht an Schätzen,
Soll man der Andacht zum Gedenken setzen." Johann Ludwig Tieck, Kaiser Octavianus (2) I


Im Pallast des Sultan von Babylon spielen sich dagegen etwas andere Szenen ab. So wie der heutige türkische Präsident Europa mit Moscheen und Minaretten erobern will, so wollte der Sultan das Christentum bekämpfen: "Machmud und Asia und uns selbst zum Ruhme, / Europa soll mit seinen Völkern brechen, / In's Herz recht seiner Kräfte will ich stechen. / Frankreich, der Mittelpunkt der schlimmsten Lehre, / Soll nun ein Ziel für meinen Bogen werden, / Und wenn ich dieses Land zum Tod versehre, / ... Mein alter Grimm, mein Hunger ruft nach Speise, / Vasallen, auf! nach Frankreich steht die Reise!" [8]

Alle islamisierten Völker im Orient und Afrika will er nach Frankreich führen: "Ihr Völker Asia's, Fürsten im Orient, / Dienende Freund', befreundte Untertanen, / Vom Ganges habt zum Nil ihr anerkennt / Mein streng Gebot und unser ernstes Mahnen, / Chaldäa, Persia und Arabien gönnt / Mir seine Dienste unter meinen Fahnen, / Georgien und Cirkassien und ihr Mohren, / Ihr alle habt zu meinem Dienst geschworen." [9]

Ziel des Sultans ist die "Vertilgung aller Christen". In Bezug auf die Türkei hat der heutige Sultan das Ziel erreicht; dort gibt es kaum noch Christen. Ähnlich wie bei Tolkiens Herr der Ringe, sollen Riesen an der Seite des Sultans bzw. der Orks kämpfen. Man will nach Italien übersetzen: "So brecht nun auf, denn also ist mein Wille, / Die Flotte gleich hin gen Italia schwimme, / dass jeder König, Diener, Sklav, erfülle / Vasallen-Pflicht und wer am höchsten klimme, / Dem sei die höchste Ehr' und größter Lohn, / Der sei der nächste meinem großen Thron." [10]

König Dagobert, Pepin, und Bischof Arnulphus rufen die Fürsten auf, Frankreich zu helfen; auch Sanct Dionysius wird sie beschützen: "Der große Sultan Babylons, verbunden mit dreißig König'n, will nach Frankreich gehen...Nicht können der bedrängten Christenheit / Starkmüt'ge Fürsten sich der Not entziehen. / Wenn unser Frankreich laut nach Hülfe schreit, / ... Und wenn wir selbst im Kriegesmut erglühen, / Wird auch Sanct Dionysius uns beschützen, / Tod auf die Feinde seines Münsters blitzen. / ... Kein Christ, kein frommer König soll verzagen, / Den Sieg erringt nicht immer nur die Menge, / Unsichtbar kann die Hand des Herren schlagen, / Wie Spreu verweht er oft Kriegesgedränge, / Was sind ihm Harnisch, Schild, Roß, Schwerdter, Wagen? / Lasst Hymnen tönen, Psalmen, Betgesänge, / Und seine Mutter schaut mit Liebesblicken / Herab, uns Sieg, den Feinden Tod zu schicken." [11]

Graf Armand aus der Provence, König Roderich aus Spanien, Edward aus England ("der allerkühnste Streiter"), Kaiser Octavian aus Italien, sind im Anmarsch gegen die "Räuberhorden" des Islam:  "Die stolzen Spanier sind schon auf dem Zuge, / Sie treten schon den Schnee der Pyrenäen, / Ihr König führt sie an, der mächt'ge Rodrich, / Er zürnt dem Einbruch dieser Räuberhorden." [12]

Muslim-Horden ("Räuberhorden") haben schon Venedig verheert:: " Mein großer Fürst und christlicher Monarch, / So sehr ich eilte, musst' ich dennoch zögern, / Weil ich von Rom mir andre Wege suchte; / Denn schon sind alle Heiden auf dem Zuge, / Des Sultans mächt'ge Flotte ist gelandet, / Anstürmend zu Venedig, hat verheeret / Die Stadt und rings das Land, ich musste fliehen; / Doch lässt der Kaiser Octavian verkünden, / Er folge schnell mit einem mächt'gen Heere. [13]

Wie immer hinterlassen diese islamischen Räuberhorden eine Spur der Verwüstung: "Brand, und Mord an Männern, Weibern, Kindern, bezeichnet ihren Pfad... blutgierig all, der Religion erboßt." Der Götzendienst des Islam soll nach Paris gebracht werden, St. Denis in eine Moschee verwandelt werden, wie später die Türken Konstantinopel eroberten und die Hagia Sophia entweihten: "Dem Götzendienste Machmuds einzuweihen, / Wenn er zuvor dein ganz Paris verbrannt." [14]

"Doch ist es nöthig, Mut und Kraft zu sammeln,
Denn nie noch ward ein so grimmiger Drache,
Der lang' hungrig an festen Ketten lag,
So giftig hergehetzt und losgelassen
Auf unsre arme Christenheit, denn Raub
Und Brand, und Mord an Männern, Weibern, Kindern,
Bezeichnet ihren Pfad: so wie der Jäger
Der blut'gen Spur des Wolfes folgt, so findet
Wer Klaggeschrei, Blut, Seufzern folgt, dies wilde
Furchtbare Ungeheuer, dreißig Kön'ge
Sind ihm, dem Sultan Babylons verbunden,
Blutgierig all, der Religion erboßt;
Doch ihnen folgt ein Riesenkönig dienstbar,
Der wildeste von allen, wie er allen
An Größe vorragt und an Gliederstärke;
Er hat geschworen seiner schlimmen Braut,
Der Wut im Blicke glänzt, dein Königshaupt
Auf seinem Schwert zu bringen, deinen Münster
Dem Götzendienste Machmuds einzuweihen,
Wenn er zuvor dein ganz Paris verbrannt." - Johann Ludwig Tieck, Kaiser Octavianus (2) I


Es könnte zum Verzweifeln sein, wenn nicht die Jungfrau Maria an der Seite der Christen stünde ("Nicht fass dein Herz, König, ohnmächtig Grauen, / Es kann dich deinen Feinden nicht verraten, / Der du vertraust die göttlichste der Frauen."); der König will verhindern, dass die Muslims ("wilde Heiden") nicht die Kathedrale St. Denis erreichen ("Du stärkst mein Schwert mit heiligen Gebeten, dass Heiden nicht zu deinem Leichnam treten.") und sein Gab des Sanct Dionysius schänden ("Damit es wilde Heiden nicht versehren")  [15]

Wie sieht der Sultan aus? Scheinbar mutig, in Wirlichkeit aber ein Feigling: "Das ist ein grimmer Mann, in lauter Gold / Gewappnet und Demanten einher ziehend, / Auf seinem Rosse sitzend, das so weiß / Wie Schnee ist und vor allen Pferden vorragt; / Das Ross hat auf der Stirn ein scharfes Horn, / Scharf, wie geschliffner Stahl, womit es manchen / Tot nieder rennt, unten in Gold gefasst: / Der Türke sitzt mit mächtig dickem Kopf / Und großen wilden Augen oben drauf, / Sein weißer Bart reicht bis zum Sattelknopf." [16]

Die christlichen Ritter, die sich bei Saint Germain versammeln, sind weniger verziert mit Edelsteinen, aber tapferer: "Das sind die tapfern Männer aus Provence, / Berühmte Ritter und Soldaten, Armand, / Der kühne junge Graf ist ihr Anführer... Kinder, seht, was sind denn das für Leute, die da aufziehn, so rot und schön mit fliegenden Panieren? Engländer sind's, die über's Meer herkommen, ihr König Edward führt sie an... Da ziehn die span'schen blauen Truppen aus,
so stolz im Gang, so prächtig in der Rüstung... seht! in feuerfarb prächtig und strahlend kommen da die Römer, das edelste Geschlecht, die Tapfersten, der weltberühmte Kaiser Octavianus.... Das größte Heer steht schon zu Dammartin,
ein andres hat sein Lager aufgeschlagen ganz nahe zu Montmartre, auf dem Berge, auf dem der heil'ge Dionysius litt: Unwill' und Schmerz ringt mir in trüber Seele, dass diese Stätte Heiden frech entweihen.... Auf euch vertrau' ich und die Christenheit, wir werden siegen, dies weiß ich gewiss, euch werd ich's danken, darum seid getrost."  [17]

Wie sehen die Türken, "die Hunde, die wilden Türken" aus? Im Gegensatz zu den Christen werden sie als "missgeschaffen" bezeichnet: "Durch das Lager kommt vom Feld geritten, ein türkisch Scheusal als ein Ausfodrer, auf einem magern schlechten Klepper sitzend, den er mit Geißelhieben statt mit Sporen antreibt, er selber bucklicht, ungestalt, auf beiden Augen schielend, grob und bäurisch, fragt er nach unserm König Dagobert." [18]

Wie wird man Türke? "Wie seh' ich euch denn jezt also? Ihr seid ein Türke, kommt mit Heiden? ... Ich ließ mich gern beschneiden, die Ceremonie ward gelitten, dass sie mir nicht den Kopf abschnitten... Was sollt' ich thun? Ein jeder hat
Im Herzen seinen eignen Sinn, / Der eine läuft zum Grabe hin / Und lässt für Christum sich todtschlagen, / Der wagt für Machmud Hals und Kragen, / Doch was sie beide je gelehrt, / Hat mir noch nie den Kopf beschwert, / Ich halte alles nur für Fratzen... Ihr passt zum Heiden wie gegossen." [19]
 

2. Saint Germain, des Rittertumes Zeichen und ihre Gegner

Paris scheint gerettet, die Türken besiegt: "Die Heiden sind dem Sultan zugeflohn. Und einige Gefangne sind gekommen."  Kg. Dagobert zum Türken: "Der missgeschaffne Türke trete vor... Nun, welchen Lohn darfst du dir wohl versprechen nach deinen frechen ungezognen Reden? Kann ich für diese dich nicht hängen lassen?" Dazu der Türke, der eigentlich keiner ist: "Gleich hängen! Meiner Seel, das geht hoch her / Mit Drohen; aber zwischen Tun und Sagen / Ist immer etwas Zeit, und man verändert / Im Augenblick oft, was man lang beschloss: / So wird es auch mit euch, mein König, sein, / Der christliche Monarch denkt nicht so türkisch / Für ein Paar Worte mich gleich stumm zu machen." [20]

Die Türken ("die Türk'schen Hunde") waren nicht in der Lage, sich vernünftig über das Christentum zu äussern: "Wie kannst du Türk vom Christenthume reden?" Anders liegt der Fall, wenn es ein "ganz nagelneuer Türke" ist: "Ach schaut, ihr denkt von mir noch viel zu gut, / dass ihr mich Türke nennt, ich bin ein simpler / Freigeist und Atheist, der sich bis Dato / Mit keinem Glauben noch inkommodirt. / Stirb! sagten zu mir erst die Türk'schen Hunde, / Oder bekenne Machmud! – Ich bekenne. – / Denn ich bin ein ganz nagelneuer Türke. / So taten sie mich denn in den Habit / Und schickten mich hieher mit losen Reden. / Drum, Majestät, bin ich noch zu bekehren, / Mein Geist ist rein und unbeschrieben noch, / Nimmt Lehre an in seinem leeren Raum, / An mir fruchtet Ermahnen, Bußepred'gen, / Schickt mir nur einen Mönch her auf den Hals. / Aus solchen Dingern, wie ich bin, macht man / Wohl oft die allerbesten frommsten Christen, / Wer weiß, wie manch Heil'ger die Kunst begann." [21]

Edle Christen werden vor dem Kampf mit den Moslems "als ein Feind der Bösen" zum Ritter geschlagen: "Man bringe mir des Rittertumes Zeichen!". Herolde treten herzu, die auf Küssen Helm, Schilde, Harnisch, Schwert, Kette, Sporen bringen. "Empfange dieses Schwertes sanften Schlag / Und stehe dann als Ritter wieder auf / In Gottes Namen, als ein Feind der Bösen, / Schützer Bedrängter, Kämpfer für die Unschuld. / Und so setz' ich den Helm dir auf dein Haupt, / Und freue mich, dass ich so edlem Jüngling / Das Schwert und meine Freundschaft schenken darf... / Nimm diesen guten Schild, so stehe immer / Hinter gerechter Sache in dem Schutz, / So schwing' ihn nur für die gerechte Sache / Und er wird undurchdringlich, felsenfest sein. / Dies gute Schwerdt werf' ich um deine Schulter, / Zieh es für Gott und die geweihte Kirche, / Für deinen König, für bedrängte Unschuld, / Und denke, wer es dir in Liebe gab." [22]
 

"Octavianus. Zuletzt, doch nicht in Liebe dir der Letzte,
Häng' ich den ritterlichen Schmuck dir um.
Sieh, der Sanct Michael schwebt auf dem Harnisch
Und schlägt, so wie du gehst und atmest, mahnend
Dir an dein edles Herz: erwäge immer
Im mut'gen Sinn, wie er für Gott gestritten,
So zitt're, wenn du denkst, zu tun begehrst,
Was edel nicht, was falsch und gottlos ist,
Sonst ist dein Herz der abgefallne Engel,
In den Sanct Michael die Lanze bohrt." - Johann Ludwig Tieck, Kaiser Octavianus (2) III


Ähnlich wie Cusanus hofft man, der Sultan werde sich vom "nicht'ger Götzen" Allah, dem Götzendienst des Islam lossagen ("Er hofft, du wirst den Götzendienst verlassen, / Dann erst wird dich die höchste Lieb' erfassen."), was allerdings ein aussichtsloses Unterfangen zu sein scheint: "Dir, Sultan, hab' ich nichts zu sagen mehr, / Ich scheide und im Feld sehn wir uns wieder; / Dein Hohn der Christenheit verdrießt mich sehr / Und ich vergelte dir ihn warlich wieder, / Dein Leben liegt in meinem kühnen Speer, / Die Spitze bohrt dich in den Sand darnieder, / Wenn du nicht deine Götzen lässest, ehren / Den Christ willst, der dich gnädig mag bekehren. geht ab." [23]

Der türkische Extra-Gesandte, der Orientale macht nun eine Karriere als Hofnarr: "Seht nur, was geht denn da so närrisch, / So launisch, ungehobelt, herrisch, / So bucklicht, krumm und ausgespresst? / Solch Tier man einen Narren heißt, / 
Gevatter, wer dazu geboren, / Trägt an der Mütze Eselsohren / Und auch ein langes Kleid mit Schellen. / Gar oft sich solche Männer stellen / Als einfältige Schöps' und Rinder, / Steckt aber dann ein Pfiff dahinter, / Verborgne Weisheit, die den Fürsten, / Die eben nicht nach Wahrheit dürsten, / In goldnen Pill'n wird beigebracht, / Mancher besinnt sich, wenn er lacht. / Potz Wetter! ja, ich irr' mich nicht, / Das ist dasselb' schnurr'ge Gesicht, / Der Orientale, mein Bekannte, Der türkische Extra-Gesandte: / Was macht der für eine Carriere! / Ich dachte nicht, dass der hier wär / Ein Hofnarr!" [24]

Der "nagelneue Türke" hat sich zum Christentum bekehren lassen: "So hatten sie mich nun gefangen / Und meinten gar, ich sollte hangen; / Ich wehrte mich, schrie Weh und Zeter! / Da sagt' ein Bischoff denn: Freund, geht Er / Ab von den falschen Heidenlehren, / Will sich zu Christ lassen bekehren, / So wird man ihm noch gnädig sein. / Topp! sagt' ich gleich, ich schlage ein, / Ich war schon ehmals auf dem Wege, / Ihr werdet noch die alten Stege / Das G'leise finden im Gemüte. / Gleich lehrten sie mit Ernst und Güte, / Von altvergessenen Geschichten, / ... Ich tat, als wenn ich alles merkte / Und mich im Glauben recht bestärkte, / Ward drauf die christliche Gemeinde / Vermehrt mit einem neuen Freunde. /
Es kam bald drauf Herr Dagobert, / Er sprach: nun bist du doch was wert, / Das wird dir deine Seele letzen, / Mehr als das Dienen nicht'ger Götzen. / Ja, sagt' ich, das ist nun mein Ruhm, / Fatal ist mir das Heidentum. / Du wirst, sprach er, christlich beharren / Und taugst nun schön zu meinem Narren / So wie zum Feur der Salamander, / Dann bleiben wir stets bei einander." [25]

Die Feinde der Christen, die "Räuberhorden" des Sultans ("Christenwürger") erfüllen natürlich nicht die Bedingungen der Ritterlichkeit; schließlich kämpfen sie nicht für Gott und die Heiligen wie Dionysius sondern als Götzenanbeter zerstören sie Kathedralen und beten den Götzen Allah und ihren Propheten Machmud an ("zu Machmud flehn, so solln's die Creaturen"); der Sultan ("des Mann's Gesicht ist zu verrucht", da er "zum Sturz des Christentumes hergezogen") sagt daher: "Wir müssen nun die Macht Frankreichs zerbrechen, / Mit unserm Fuße treten diese Kronen, / Man soll nicht mehr vom Dionysius sprechen, / er Arm soll seinen Münster ohne Schonen / In Staub hinstürzen, und von allen Zungen / Sei, liebster Machmud, dir nur Preis gesungen." [26]

Der Sultan, nachdem ein Christ ("Leb wohl, Sultan! ich danke für dein Pferd, / Mein Stab und Pilgertasche bleibe dir") ihm sein berühmtes Pferd entwendet hat, kann nur noch staunen: "Wie? Was? O gebt mir Bogen her und Schwert! / Ist denn kein Gift in diesen Blicken hier? / Mein Ross! Mein Ross! so kostbar und so wert! – / Da fliegt es hin, – die Sinne schwinden mir – / Mein Pferd! Mein Pontifer! Kleinod! Mein Schimmel! / Der schwarze Dieb! – ha! stehst du noch, du Himmel? er stürzt nieder." [27]

Der Sultan, erweist sich, wie alle türkischen Sultane, als "Christenwürger" und zählt zu den "wilden Heiden, die immer Frevel liebten und Drangsal, Mord und Leiden an Christi Freunden übten". Mit eigenen Worten breitet es seinen Pesthauch aus: "Nun sollst, Paris, du meinen Grimm erfahren, / Nicht länger soll nun meine Rache warten. / ... Wer will noch länger Grimm, Wut, Zorn, Blut sparen? ... Chaldäa, du Arabia, ihr Nationen, / Die ihr den Euphrat trinkt, Mesopotamen, / Perser, Parther, und die am Ganges wohnen, / Ihr Mohren all mit mannichfalt'gen Namen, / Brecht auf! Blut trinkt! ha, reißt euch ohne Schonen / Heraus wie Gift, Pest, Tod! Streut Todessaamen / Umher durch das Gefilde! Ras't, die Horden / Der Frevler schnell mit Tigerwut zu morden!" [28]
 

3. Montmartre

Der Kampf um Paris beginnt, "Nun gilt's, mein König, heute ist der Tag, / An welchem Frankreich siegen muss und glänzen". Der König Dagobert: "Wir alle sind in Harnisch und in Waffen. / Dies ist der Tag, an dem die Christenschaaren / 
Durch Tod und Blut bekräft'gen ihren Heiland." Es geht wie später in Spanien, Griechenland, Indien, Indonesien, Afrika und neuerdings wieder Europa darum, die Muslim-Horden zu bekämpfen, also "Mit Satan selbst und seiner Schaar zu ringen" [29]
 
"Wo sind die wilden Heiden, die immer Frevel liebten
Und Drangsal, Mord und Leiden an Christi Freunden übten?
Schon zürnet diese Lanze und meine kühne Schaar
Drängt sich zum Waffentanze, voran so wie der Aar
Flieg' ich mit dreisten Schwingen, sie stürzen in den Staub,
Dem Tode lasst uns bringen schnell den erwünschten Raub." - Johann Ludwig Tieck, Kaiser Octavianus (2) IV

"Blutig Kreuz in den Panieren,
Angedenken der Passion,
Du, Maria, auf dem Thron,
Unter dem mit Jubiliren
Sterne ihren Reigen führen,
Ihr sollt unsre Waffen lenken!
Wer mag zweifeln, wer mag denken,
Kämpfen wir in diesem Bilde,
dass die ew'ge Mutter milde
Sammt dem Sohn nicht Sieg wird schenken?" - Johann Ludwig Tieck, Kaiser Octavianus (2) IV

"Freunde, Genossen, Brüder, edle Streiter,
Die Fahnen wehn voran im Sommerwinde,
Der blaue Himmel scheint so klar und heiter,
Als wenn der schönste Tag sich uns verkünde.
Wohlan, brecht auf, in Gottes Namen! Weiter
Soll uns kein Schutz, die Magd nur mit dem Kinde,
Das Herz jauchzt mutig, alle Wünsche brennen,
Uns ihre Streiter und Verteid'ger nennen.

Auf denn, Franzosen! zeigt die kühnen Herzen,
Die mit Gefahr und Blut und Tod nur spielen,
Der Römergeist kennt keine andre Schmerzen,
Als überwunden Wunden nicht zu fühlen;
Der Spanier großer Sinn wird lächelnd scherzen
Mit jenem Ungeheu'r der Schlacht, und kühlen
Die Sehnsucht in dem Meer der Waffenstrahlen
Wird England sammt den mut'gen Provenzalen." - Johann Ludwig Tieck, Kaiser Octavianus (2) IV

"Arnulphus. Um die Paniere fliegen
Mit süßem Streit Engel mit goldnen Schwingen,
Wie mutig laut erklingen
Trompeten, Zinken und die Kraft des Horns,
Seh' ich die Christen siegen,
Ermutigt im Gefühl des reinsten Zorns
Mit Satan selbst und seiner Schaar zu ringen.
Bald ist die Schlacht gewonnen,
Und überall ertönen Hymnen, Psalmen,
Die Zweige heil'ger Palmen
Rauschen, Sanct Dionysius blickt hernieder
Und freuet sich der Wonnen,
Er sieht die Heiden neue Christenbrüder,
Es freut der Schnitter sich der schönen Halmen. –
Und ich geh' in die Wildnis
Der süßen Einsamkeit und ihrer Stille,
dass alles Himmels Fülle
Aus Baumgeräusch, aus Sprudeln sanfter Quellen,
Und des Allmächt'gen Bildniß
Aus Stein und Fels und aus des Baches Wellen
Entgegen mir mit Liebesatem quille.
Da kenn' ich euch dann wieder
Ihr Waldesbäume, die mir Trost gegeben,
Als ich schon sonst mein Leben
In Andacht und Betrachtung bei euch führte,
Dort klingen noch die Lieder
Die ich gesungen, dass erquickt ich spürte
Im Widerhall die Geister mich umschweben." - Johann Ludwig Tieck, Kaiser Octavianus (2) IV 


Im Schlachtgetümmel kämpft nun das entwendete Pferd des Sultans gegen den Sultan selbst: "Und Pontifer nahm seinen vor'gen Herrn und warf ihn zürnend weit in's Feld hinein." Und so wendet sich für die Christen alles zum Guten: "So muss feindlich den Heiden alles werden, was ihre Hoffnung erst und Pracht und Hülfe." [30]

Die Heiden kommen: "Zurück, ihr Hunde! Gott, beschütz den König! / Ihr Heil'gen all, rettet die Krone Frankreichs!" Zum Sultan rufen die Christen: "Deinem Toben, deiner Bosheit, / Wird Verachtung nur und Trotz, / Wer besiegt vom Gegner fällt, / Sei alsbald von uns erprobt. / ... Du Sultan Babylons, sei mein Gefangner!" [31]
 

"Dies ist der Tag, an dem es mir vergönnt ist
Zu zeigen, dass ich nicht unwert des Ordens,
Den meines Königs Milde mir verlieh;
Dies ist der heiße Tag, der vielerwünschte,
Der nur zu schnell vorüber eilen wird,
An dem ich zeigen kann, dass ich ein Christ bin.
Der Tag ist da, an dem mir ward verliehen,
dass ich von diesem Ungeheur der Schlacht
Mein Glück erbeuten kann, mein höchstes Gut,
Das sie, dem Löwen gleich, mit blut'gem Rachen
Mir zu entziehn sucht: dieses wilde Tier,
Bezähmen müssen wir's, dass es gehorsam
Zu unsers Königs Füßen liegt und schmeichelt,
Und sichrer Friede wird aus diesem Scheusal,
Wenn wir den Zügel in's Gebiss ihm legen.
Drum kommt zurück. Saht ihr die tapfern Taten,
Die Englands König schlug und sein Gefolge?
Wie kühn der großgesinnten Spaniolen
Paniere in den Feind eindrangen? Welch
Gemüt zum Krieg Graf Armand mitgebracht?
Wie in dem wilden Meer Franzosen scherzen,
Delfinen gleich, im Blut? drum lasst uns eilen,
Und nun geh' ich von eurer Seite nicht,
Kenn' ich gleich das Gefühl nicht, das mich bindet
An diesen Blick, an diese hohe Bildung,
So sei's doch mein Gelübd' euch treu zu sein
Wie meiner Liebe, und kein Heidensäbel
Soll euch verwunden, eh' er mich nicht trifft,
Gemein sei uns Gefangenschaft und Tod.
...
Uns ist der Sieg gelungen.
Schon ist der Tag absteigend
Und kühle Dämmerungen
Wehn auf der Flur, so wie die Sonne neigend
Mit rothem Glanz das grüne Gras will färben:
So ging der Feind nun unter, 
die Flur färbt Blut von Heiden, welche sterben." - Johann Ludwig Tieck, Kaiser Octavianus (2) V 


Es zeigt sich, dass Mohammeds Macht nichts mehr taugt, alle Moslems sind auf der Flucht, sehen ein Marienbildnis und fallen vom Glauben ab: "Herr, es fliehen alle Haufen, / Machmud's Macht ist umgesunken, / Und ein bleiches Schrecken bindet / Die noch in dem Streite stunden: / Mit des Abends Feuerglanz / Fließt ein Bach rot ganz und blutig, / Eine Wolkenschaar hellblendend / Und ein tiefes Meer von Purpur / Von dem Himmel zu der Ebne, / Legt sich wie ein Mantel unten,
Und es haben wahrgenommen / Wohl die Tapfersten der Unsern, / dass ein Frauenbildniß mächtig / In dem Glanz der Röthe ruhte, / Auf dem Arm ein Kindlein tragend, / Alle Krieger, die's erfunden, / Wurden fliehend, wie die Wolken / Hinter ihnen Wellen schlugen." [32]
 

"Nun ist alles, Herr, verloren,
Diese unglücksel'ge Stunde
Hat dein großes Heer zerstöret,
Und erschüttert in dem Grunde
Deinen Thron und unsern Glauben.
O vernimm das große Wunder:
Als wir stritten, eng geschlossen,
Uns ermunternd in dem Bunde,
Sah man auf dem rechten Flügel
Plötzlich eine Schaar verwundernd,
Die vom Hügel zu Montmartre
Schritten ernst und still herunter,
Glänzend weiß alle Gewande,
Keiner hatte ihrer Kunde,
Und wie fremde, überirdsche
Geister, klang von ihrem Munde
Ein Gesang, dem alle bebten,
Und das Heer war eine Furcht nur.
Sie erhoben Schilde glänzend,
Wie von Blitzen waren Wunden
Uns geschlagen, viele tot,
Doch von allen keiner wusste,
Wer sie waren, bleich Entsetzen
Jagte alle, und nun unter
Flücht'ge schlugen Würge-Engel,
Jene weißen Ritter, rundher
Klang Geheul wie Jagd und seltsam
Ward dazwischen dann gesungen.
Fliehe mit uns, Herr, sie nahen,
Fliehe schnell dem Todesschlunde." - Johann Ludwig Tieck, Kaiser Octavianus (2) V 


Sogar der Sultan ist bedient vom Islam und nennt Mohammed einen Schurken: "Nicht dich zu verehren künftig, / Nein, ich will mir andre suchen / Bess're Götter, die mit Stärke / Sind gerüstet und auch guten / Willen zu mir tragen, aber / Dich will ich zum Hohn in Lumpen / Kleiden und so auf dem Markte / Allem Volk dich zeigen, Schurke!" [33]

Kg. Dagobert, Kg. Edward, Kg. Rodrich und Gefolge feiern den Sieg über die Moslems vor den Toren von Paris. Kaiser Octavianus und ein Ritter wurden von den Moslems gefangen und entführt und sollen befreit werden: "Der Kaiser Octavianus ist gefangen / Und auch Florens, der kühne junge Degen, / Sie beide zu befrein war mein Verlangen, / Den Heiden eilt' ich nach auf ihren Wegen, / Doch sie jagt Todesfurcht und Graun und Bangen, / Die Angst peitscht sie dahin mit Feuerschlägen, / Voraus sind sie mit der kostbaren Beute, / Es sichert sie die Ferne und die Weite. / ... O so wendet schnell die Rosse, / Mit verhängtem Zügel stampfet / Ueber Schlachtfeld, über Berge, / Ueber Fels, durch Ströme Wassers, / Kehrt nicht nach Paris zurücke, / Bis ihr Freiheit ihm erlanget. [34]
 

"Lasset die Feinde nach der Heimat fliehen,
Wir wollen uns zum Kreuz und Altar wenden,
Allda in frommer Andacht nieder knieen,
Gebete demüthig zum Himmel senden,
Trost, Labsal, Freud' und Wonne wird uns blühen
Wie Blumen aus den todten stummen Wänden,
Mit süßer Wonne wird es uns durchblitzen,
Die wir Altar und heil'ge Kirche schützen.
...
Ja, bei Gott, du edle Fürstin,
Du hast Recht und sprichst die Wahrheit.
Wendet noch einmal die Rosse,
Rollt noch einmal auf die Fahnen,
Wir erlösen sie von jenen,
Oder mehren, die da starben!
Auch der Kaiser ist mir theuer,
Und wenn sie also verderben,
Wär' die Schlacht für uns kein Ruhm,
Sondern eine ew'ge Schande." - Johann Ludwig Tieck, Kaiser Octavianus (2) V 

4. Provence; heiligen Mysterien

 
"Fruchtbar, anmutsvoll und blühend,
Wein und edle Lieder ziehend,
Wird es die Provence genannt:
Weit ist dieses Thal bekannt
Und dies schöne Waldrevier,
In dem Bäche für und für
Ab von steilen Bergen rauschen
Und die Nachtigallen tauschen
Ihre schönsten Lieder hier.
...
Wundervoll sind diese Bäume,
In der Grüne seh' ich Leben
Spielend auf den Aesten schweben
Und es steigen sanfte Träume
Nieder in die kühlen Räume
Durch die diese Quelle irret.
Wie die Turteltaube girret
Und manch' wilder Vogelsang
Mit Echo am Felsenhang
Zärtlich und verliebt sich wirret." - Johann Ludwig Tieck, Kaiser Octavianus (2) V 
Der Sultan und sein Gefolge fliehen vor Angst bis in die Provence. Dort sollen die Gefangenen nach Türkenart ermordet werden. Der Sultan kommt mit einer Streit-Axt: "Nun sollt ihr mir alles büßen, / Alle Rache, allen Frevel, / Alles Unglück, das mich traf, / Sollt ihr beide mir entgelten. / Du vor allen, junger Teufel, / Denn ich muss dich also nennen, / Weil kein Mensch so viel verübet, / Weil die Kräfte ihm entgehen: / Erst hast du mir meinen Bruder, / Meinen Admiral, getödtet, / Auch Alamphatim, den starken, / Selbst den großen Riesenkönig, / Hast mein Ross mir stehlen lassen, / Pontifer, den teuern, edlen, / Meine Tochter mir entführet / Und mein liebstes Kind entehret, / Drauf mir dann mit diesem Alten / In der Schlacht getan viel Elend, / Darum will ich mit der Streit-Axt / Beiden euch das Haupt zerschellen, / Wie ich's meinem Machmud musste, / Den ich ehmals hoch geehret; / Darum seid des Streichs gewärtig, / Macht euch jezt zum Sterben fertig." [35]

Doch die Rettung naht. mit einer Frau in Rüstung; eine geistige Macht "Sendet allenthalb Verderben" für die Mohammedaner: "Es fliegen Wolken Staubes / Zu dem Walde von der Ebne. / Sind es Krieger, sind es Feinde, / Davon kann ich dir nicht geben / Nachricht, doch ein weiblich Bildnis / Sieht man reiten aus der Ferne / Und es schimmern helle Waffen, / Doch die Schaar ist noch unkenntlich. / ... Großer Sultan, hör' ein Wunder, / Hör' ein Grauen, hör' Entsetzen, / Von dem Felde sahn die Ritter / Plötzlich nahn, es sahn die Knechte / Einen Zug im blanken Zeuge / Und es blitzten hell die Wehren, / Plötzlich sind sie in dem Walde, / Ueberfallen unsre Zelte, / Einer unter ihnen wütend, / Dem kein Mensch kann widerstehen / Und schon sind die deinen alle / In der Flucht, wohin sich wenden / Weiß nicht einer und der Wilde / Tobt hier, dort, an allen Enden, / Und ein grausam wilder Löwe / Geht zum Dienst an seinen Händen, / Der zerreißt und bricht die Schaaren / Die entgegen ihnen stehen, / Blut'ge Bäche schwimmen dunkel / Durch den Wald und rothe Seen. / Was zu tun? Es zürnt der Himmel, / Sendet allenthalb Verderben." [36]

Der Traum des Octavianus wird wahr:
 

"Mir kehrt ein alter Traum anjezt zurück.
So war ich oft im dunkelgrünen Wald
Im unbekannten Unglück, ferne Bäche
Und Stimmen wirrten sich und fremde Vögel,
Und aus den Bergen kam ein Echo rufend,
Ich war bedrängt und konnte mir nicht helfen,
Dann trat plötzlich, wie in den Regen Sonne,
Felicitas herein im Weinen lächelnd
Und führte mich in altes Glück zurück.
(Felicitas tritt herein)
O Traum, wie dämmerst du nun süßer weiter,
So kommt sie hergegangen treu und lieblich,
Sie wird die Bande lösen, die mich fesseln,
Sie wird mit Küssen, Tränen, Seufzern, Lachen,
Dem holden Traum nun bald ein Ende machen.

Felicitas. Wer sind die Christen hier, einsam in Banden? –
Ach, Gott im Himmel! täuschen mich die Träume,
Die mir zu fernen Meeren sonst gefolgt?
(sie kniet nieder)
Mein Octavian! Mein Kaiser! Mein Gemal!
O diese teuren Hände, – darf ich küssen
Sie brünstig und im Kuss die Bande lösen? 

Octavianus. Felicitas, das ist ein lieblich Wähnen,
So spielen wohl um unschuldvolle Kindheit
Die Sommerlüfte mit den Blumenschwingen
Und heben unser Herz auf zu den Wolken,
dass es sich wiegt im klaren Himmelblau.
O wie mir wohl ist! Wie mein Leben leicht
Sich in mir regt, kühl wie im Teich ein Fischlein,
Das golden in dem Elemente spielt
Und Tropfen Glanz gegen die Sonne spritzt.
...
Leo. Mutter, wir haben schönen Sieg erfochten,
Sie sind erschlagen und ihr Herr gefangen.

Felicitas. Und alle Himmelskräfte sind uns günstig,
Hier steht versöhnt, gefunden und beglückt
Der Röm'sche Kaiser, mein Gemal, dein Vater." - Johann Ludwig Tieck, Kaiser Octavianus (2) V 


Der Sultan, Lidamas und Arlanges werden als Gefangene herein geführt. Der Sultan bereut schon, die Christen angegriffen und nach Frankreich gekommen zu sein:. "Zerrissen, aufgefressen halb mein Heer / Und ich gefangen! O verdammtes Schicksal! / Verflucht die Stund', als ich nach Frankreich kam!" [37]
 

"Alsbald sollst meinem Schwert den Nacken beugen,
Sogleich, in diesem Augenblick, zur Strafe
Für allen Frevel, den du gegen Gott
Und gegen Christum und die heil'ge Kirche
Verübtest, wenn du nicht dich selbst zum Christen
Bekennst, Machmud verschmähst: dann sei mein Freund
Und frei und Fürst, ich selbst führ' dich zurück." - Johann Ludwig Tieck, Kaiser Octavianus (2) V 


Die besiegten Moslems sind bedient von ihrem Lügenprophet Machmud, bezeichnen ihn als "Schurke", weil er "gar nichts taugt", der Islam sinnlos und der Götze Allah machtlos ist: "Lassen wir, Herr, den alten Glauben fahren, / Machmud hat sich zu treulos uns bewiesen. / ... Schon lange hab' ich innerlich erwogen, / Wie alles Heil den Christen nur geworden, / Wie uns das Unglück schlug mit tausend Fäusten." [38]

In der Realität hat es selten einen Sultan gegeben, der sich zum Christentum bekennt und "gern das Licht der Wahrheit suchen" will, hier im Theaterstück ist es möglich. Voraussetzung ist "Unterricht vom Priester", was die heutigen Oberen von Politik und Kirche versäumen: sie bauen Moscheen, bieten islamischen Religionsunterricht an, statt Moslems in Europa so zu unterweisen, dass sie die "heiligen Mysterien" des Christentum verstehen. Das funktioniert natürlich nicht, wenn die Oberen das Christentum selbst nicht verstehen: "Denn keiner wird den heiligen Mysterien / Hinzugelassen unsrer Religion, / Wer ihre Deutung, den geistlichen Sinn / Nicht fasst, und nur mit irdischem Verständnis / Entweiht geheimnisvollste Heiligkeit." [39]
 

"Schon recht! allein plötzlich, im Augenblick
Sich zu bekehren, ist nicht meine Sache.
dass Machmud gar nichts taugt, liegt wohl am Tage;
Doch muss ich erst erfahren, was ein Christ
Bedeutet, was er meint und was er glaubt,
Worauf sein Absehn und sein Tun gerichtet,
Eh ich mich mit dem ganzen Ding einlasse.

Leo. Ihr sollet Unterricht vom Priester haben,
Denn keiner wird den heiligen Mysterien
Hinzugelassen unsrer Religion,
Wer ihre Deutung, den geistlichen Sinn
Nicht fasst, und nur mit irdischem Verständnis
Entweiht geheimnisvollste Heiligkeit.

Der Sultan. So lass ich mir's gefall'n in Gottes Namen.
Ihr, meine Freunde, edlen Könige,
Die übrig mir geblieben, sollt mit mir
Auch Christen werden, dass ich nicht so einsam
In meinem neuen Glauben stehen mag.

Arlanges. Wir folgen gern, wenn du uns führen willst.
Lidamas. Wir wollen gern das Licht der Wahrheit suchen.

Der Sultan. Dann darf ich dich, du junger Wagehals,
Auch wohl als meinen lieben Sohn begrüßen!
Nimm Marcebille hin mit meinem Segen
Und lebe lang beglückte Zeit mit ihr.

Florens. Ich danke dir. So hab' ich denn gewonnen
Ein edles Vaterherz. Lass diesen Druck
Am Herzen sagen, wie ich liebend danke.

Der Sultan. Nun, nun, gemach, gemach, mein junger Sohn!
Du drückst mir meine Wunde zum Erbarmen,
Geheilt muss ich erst sein, eh ich dergleichen
Begeist'rung an dem Leibe kann vertragen." - Johann Ludwig Tieck, Kaiser Octavianus (2) V 


Die Töchter des Sultans hatten schon vorher dem Irrtum des Islam abgeschworen und sich zum Christentum bekannt: "Seit lange war mir schon der Irrtum fern, / Ein neues Sehnen war in mir erwacht, / Und endlich ging der süße Morgenstern / 
Auf in dem Herzen und vertrieb die Nacht; / Was Christus lehrte, hört' ich still und gern, / Es ward mein flammend Herz ihm dargebracht, / Schon Christin bin ich, wird mir nur vergönnt / Bald auch der Taufe heil'ges Sakrament." [40]
 

"Leo.
Geliebteste, denn so muss ich dich nennen,
Gedenkst du jener Zeit im Morgenland?
Magst du mich wohl als deinen Freund erkennen,
Der dich einsam im schönen Walde fand?

Lealia.
Wie mussten wir damals so schnell uns trennen?
Verstellung sei von diesem Mund verbannt,
Mir war ewig dein holdes Bild geblieben,
Ich dachte dich nur, musste stets dich lieben.

Leo.
O süß Geständnis, holde, schöne Rede,
Die jeden Trug aus deinem Herzen nimmt!
So sag' auch ich, dass dich nur eine jede
Anmut mir wies, und wie der Bach hinschwimmt
Und seinen Strom nur sucht, wie durch das öde
Dunkel das Morgenrot mit seinen Strahlen glimmt,
So suchten dich nur die Erinnerungen,
So ward von dir mein finstres Herz durchdrungen.

Lealia.
Dich einzig nur dachten alle Gedanken,
Du warst mein eigenstes, mein einzig Sein,
So war ich immer treu und ohne Wanken
Mir selbst entfremdet ganz und völlig dein.

Leo.
Wie soll ich dir für diese Liebe danken?
Wie glänzt die Lilienblume doch so rein!
O könnte dich dein Herz so weit belehren,
O möchtest du der Liebe Gott verehren!

Lealia.
Seit lange war mir schon der Irrtum fern,
Ein neues Sehnen war in mir erwacht,
Und endlich ging der süße Morgenstern
Auf in dem Herzen und vertrieb die Nacht;
Was Christus lehrte, hört' ich still und gern,
Es ward mein flammend Herz ihm dargebracht,
Schon Christin bin ich, wird mir nur vergönnt
Bald auch der Taufe heil'ges Sakrament."  - Johann Ludwig Tieck, Kaiser Octavianus (2) V 


Octavianus bricht eine Lanze für die echte Poesie, die vom Christentum inspiriert ist. "Der Freude gebet Raum: Ist nicht Natur und Kunst und Poesie nur unser in dem schönen Sinn des Glaubens?" Der Sultan ist Christ geworden, ehrt Dionysius und erhält sein Pferd zurück: "Doch da ich nun ein Christ geworden bin / Und euren Dionysius lieb' und schätze, / So gebt mir auch den Pontifer zurück." [41]

Alle wollen heiraten oder wie der Narr sich ausdrückt: "Wie Fliegen zu dem Honig, rennen alle / Hier zu dem Ehestand gar lustig hin." Gesang tönt aus der Ferne, mit Flöten und Schallmeyen. "Der Liebe Tempel sei im Walde!" [42]
 

Leo. Mein Vater, meine liebste Mutter, diese
Jungfrau ist die, von der ich euch erzählt,
Sie liebt mich wie ich sie, gebt euren Segen,
Ich kehre mit ihr nach Jerusalem,
Durch Balduins Tod ist mir sein Thron geworden.

Lidamas. Auch dir, mein Kind, geliebte Lealia,
Folgen mein Segen, meine besten Wünsche.

Arlanges. Und meine Tochter dort, Roxane, hat
Den jungen Ritter Bertrand ausgewählt.
...
Octavianus. Und du, mein Florens, ziehst mit uns nach Rom,
Mein Sohn und edler Erbe meiner Krone.

Arnulphus.
Es tönt der Ruf der Freude durch den Wald
Und stört die Einsamkeit der stillen Zelle;
Schon hört' ich euer wundervolles Schicksal,
Kehrt nach Paris, dort sei das heil'ge Fest
Der Taufe würdiglich und schön gefeiert,
Dem ganzen Volke ein erbaulich Schauspiel,
Dann gebt euch zur Vermählung eure Hände.

Kg. Dagobert.
Nein, heil'ger Mann, im Walde hier sei alles
Vollendet, wie es in dem Wald begann.
...
Chor.
Hinter den Bergesgipfeln
Steigt auf der Mond mit seinem goldnen Glanze,
Er schwebet in den Wipfeln
Der Bäume, rauschend stehn sie in dem Kranze
Der goldnen Sterne, balde
Deckt sich die Flur mit Wellen
Von Schimmern und der Himmel lacht so frei,
Die Sterne in dem hellen
Und tiefen blauen Kreise
Beginnen froh die liebevolle Reise,
Es tönt der Nachtigallen und aller Waldvöglein Geschrei,
Der Liebe Tempel sei
Im Walde." - Johann Ludwig Tieck, Kaiser Octavianus (2) V 


 

5. Bonifacius und Siegfried

In seinem Stück "Leben und Tod der heiligen Genoveva" beschreibt er den "wackren Bonifacius" (680-755), von Geburt Angelsachse, hochverdient um die Christianisierung Thüringens und Hessens, gelebt um die Zeit, in der etwa Handlung des Stückes vor sich gehen soll (ca. 732-739), als Erzbischof und Primas von ganz Deutschland auf der Höhe seiner Tätigkeit. [43]

Er wirkte unter Karl dem Großen und Karl Martell, (d. h. Hammer, Sohn Pippins von Heristal, 719-741 Regent, Majordomus, der Franken). Sein berühmter Sieg über die Araber zwischen Tours und Poitiers 732 leitete die Reconquista ein. Islamische Mauren, Araber, Sarazenen, Mohammedaner mussten bekämpft werden ("Er war ein Hammer für der Christen Feinde"), die übrigens heute überall in Europa ihre Götzentempel errichten dürfen: "Alsbald wird ein Gedicht vor euch  erscheinen: / Leben und Tod der heil'gen Genoveva, / Die noch vor Zeiten Karol Magnus' lebte. / Als Majordomus herrschte Karl Martellus  / So zubenannt von seiner Tapferkeit; / Er war ein Hammer für der Christen Feinde. / Jetzt sind in Spanien Mohren / Hier, wie oft, eingefallen / Die Mahoms Zeichen auf die Tempel pflanzen." [44]

Europäer mussten zusammengetrommelt werden um Abderrahman, den arabischen Statthalter von Spanien, (überschritt 732 die Pyrenäen, schlug den Herzog Eudo von Aquitanien an der Dronne und fiel in der Niederlage bei Tours und Poitiers) wieder ins islamische Afrika zu vertreiben. [45]
 

"Bonifacius: 
Der einst von Englands Ufern in die Wälder
Der Deutschen Christus' heil'gen Glauben brachte.
Schon war Italia von dem Glanz erleuchtet,
Hispania kniete vor dem Kreuze nieder,
In Frankreich wie in Deutschland war die Kirche
Auf ihren festen Säulen schon gegründet:
Nur blieb das Volk der Sachsen roh und wild.
Ich kam mit Friedensbotschaft, unermüdet
Und redlich war mein Streben für den Herrn.
Ich war es, der die roh zerstreuten Kräfte
Zuerst dem heil'gen Vater Roms verband:
Drauf ging ich in die Wildnis zu den Friesen
Und starb alldort den Tod der Märtyrer.
Mein Name ward an Karol Magnus' Hofe
Mit lautem Preis genannt, der Strom der Zeit
Trug mich auf seinen mannigfalt'gen Wogen,
Und immer hieß ich noch Deutschlands Apostel.
Das Alter sprach von mir, und meiner dachte
Die Jugend mit des Herzens Innigkeit;
Man zählte mich den großen Helden zu,
Die schon in frühern Zeiten für die Wahrheit,
Für Christus ihren Tod den Sündern gaben. –
Nun kehr' ich wieder,
Und oftmals geht in dieser späten Zeit
Mein Geist umher und schaut nach Christen um,
Und wenn ich die Gesinnung und die Herze
Der Menschen prüfe, die an selber Stätte wohnen,
Wo sonst die Tempel standen mit den Bildern
Wo sonst in Andacht stille Seelen knieten,
Wo sonst der Englein süßer Otem
In Bitt' und Klage der Bedrängten floss
Und Feuerfunken in die Herzen goss: –
Und wenn mein schweres Auge nunmehr schaut,
Wie keiner sich und Gotte mehr vertraut
Und auf dem Sande seine Wohnung baut,
Wie wenige nur meinen Namen kennen,
Die wenigen ihn nur mit Mitleid nennen,
Die Schlimmeren mit Höhnen und mit Spott
Und lachen drob, dass ich geglaubt an Gott,
Geglaubt, dass er mich in die Wüste sandte
Und mich zu seinem Prediger ernannte:
Ja, wenn ich sehe, dass der frevle Mut
Verachtet der Apostel heil'ges Blut
Und selbst der Heiland ihnen dünkt nicht gut:
So wend' ich härmend und voll Zorn den Blick
Und geh' in die Verborgenheit zurück.
...
Jetzt wird ein Spiel euch vor die Augen treten,
O, lasst den harten Sinn sich gern erweichen,
dass ihr die Kunde aus der alten Zeit,
Als noch die Tugend galt, die Religion,
Der Eifer für das Höchste, gerne duldet.
Alsbald wird ein Gedicht vor euch erscheinen:
Leben und Tod der heil'gen Genoveva,
Die noch vor Zeiten Karol Magnus' lebte.
Als Majordomus herrschte Karl Martellus 
So zubenannt von seiner Tapferkeit;
Er war ein Hammer für der Christen Feinde.
Jetzt sind in Spanien Mohren Hier, wie oft, 
Die Mahoms Zeichen auf die Tempel pflanzen,
Sie stürzen ungezähmt ins fränk'sche Reich;
Da schickt er Herold' aus durch seine Staaten,
Da schickt er Schreiben in des Reichs Provinzen
Und bietet auf die Grafen, Ritter, Herrn,
dass alle sich dem Reichspaniere fügen
Und ihm den Abdorrhaman Abd-ur-Rahman schlagen helfen.
Das Aufgebot ist auch nach Trier kommen,
Wo Siegfried lebt als wackrer Graf und Ritter." - Johann Ludwig Tieck, Genoveva


Siegfried tritt hier als getaufter Christ auf, die weitere Helden dazu ermuntert gegen die islamischen Sarazenen zu kämpfen damit nicht das christliche Kreuz den islamischen Götzenbildern weiche: "Sieh, Frankreich zittert vor den Sarazenen, / Schon haben sie Hispania unterjocht, / Schon sind sie Meister von den südlichen / Provinzen Frankreichs, dräuen nun dem Rhein. / Von dort das Heidentum, nicht weit von uns / Die Sachsen, in der deutschen Christenheit / Nur zu oft Zwiespalt, Hass: da muss der Mann / Sich fest dem Mann verbünden, dass das neue Kreuz / Nicht umgerissen Götzenbildern weiche." [46]
 

"Siegfried
Du sollst nicht jammern; ruft mich nicht die Pflicht?
Mein Lehnsherr, unser guter, lieber König,
Der tapfre Mann, der große Majordomus,
Der längst ein Schrecken seiner Feinde war?
Du stehst im Bündnis mit den blinden Heiden,
Wenn deine Seufzer, deine Tränen mich zu halten
Versuchen, vorwärts solltest du mich treiben:
Sieh, Frankreich zittert vor den Sarazenen,
Schon haben sie Hispania unterjocht,
Schon sind sie Meister von den südlichen
Provinzen Frankreichs, dräuen nun dem Rhein.
Von dort das Heidentum, nicht weit von uns
Die Sachsen, in der deutschen Christenheit
Nur zu oft Zwiespalt, Hass: da muss der Mann
Sich fest dem Mann verbünden, dass das neue Kreuz
Nicht umgerissen Götzenbildern weiche,
dass von den armen Menschen die Erlösung,
Die teu'r erkaufte, blutbesiegelte,
Nicht wieder in den alten Wahn verschwinde;
Da müssen wir so Blut wie Leben opfern,
Mit unserm Blut das heil'ge Kreuz besprengen,
Damit es höher wachse, weiter glänze.
Und jeder Tropfen unsers roten Bluts
Ist dann ein neues Siegel unserm Glauben!" - Johann Ludwig Tieck, Genoveva

6. Fränkisches Lager zwischen Tours und Poitiers

Obwohl die islamischen Heiden zehnmal mehr Männer sind als die Christen, kommt Karl Martell mit dem Gefolge um die Sarazenen zu schlagen: "So weit sind wir in Frieden fortgezogen, / Nun stehn wir in des Feindes Angesicht, / Nicht länger gilt's zu zögern und zu harren, / Die meisten Herrn und Grafen sind zugegen, / Der edle Herzog Aquitaniens ist / Mit seinem frischen Heere angelangt." [47]

Die Bundsgenossen "alle sind zugegen, Vasallen, Untertanen, keiner fehlt". Auch der Herzog von Aquitanien Endo von Aquitanien kommt (Guyenne, der südöstliche Teil von Gallien, unter den spätern Merowingern unabhängig vom Frankenreich), 688–735 Herzog, besiegte die Araber bei Toulouse 720, geriet in Streit mit Karl Martell, wurde 732 von Abderrahman geschlagen, floh zu Karl und zog, von diesem freudig aufgenommen, mit ihm sofort gegen die Mauren: "Gebt mir die Hand, mein edler Herzog, seid / Für Gott und Christum in dem Streite wacker, / Und Gott und Christus krönen Euch mit Ruhm." [48]
 

"Herzog von Aquitanien
Nun, großer Martell, beim allmächt'gen Gott!
Ich dürste recht, zur Seite dir zu kämpfen!
Was warten wir noch länger, warum ruhn
Die Schwerter noch in ihren Scheiden, dass
Die Felder nicht, die Berge von dem Hall
Geschlagner Waffen, Schilderklang ertönen?

Karl Martell
Bezähm' den Mut, o dreimal edler Jüngling,
Verzeih, dass ich mit diesem Namen grüße,
In deiner Jugend seh' ich Heldentaten,
Zum Ruhm der Christenheit, zur Glorie,
Der heiligen Religion, in zarten Knospen
Noch schlummern, die Gelegenheit, die Stunde
Sehnsüchtig heiß erwarten, aufzubrechen,
Damit die Welt dem neuen Glanz erstaune."- Johann Ludwig Tieck, Genoveva 


Ein Unterhändler von dem Sarazenenheere will Karl Martell zur Aufgabe bewegen, und droht nach der Schlacht "die nicht ermord'ten Ritter" zu versklaven. Zudem meint er, Abdorrhaman sei "aller Christen Freund", eine Floskel, die sogar heute noch von Imamen angewendet wird, um Politiker und Bischofe einzulullen, damit sie in Ruhe ihre Moscheen in Europa bauen und ihre Zeichen überall aufpflanzen können, obwohl sie eigentlich gekommen sind "Von Spanien aus Europa zu verwüsten". Dazu Karl Martell: "Noch morgen soll sich die Erklärung zeigen, / Ob größer Mahoms oder Christus' Macht. / Ungläub'ge Hund', an allen Sinnen blöde, / Der Christenheit zur Strafe hergesandt, / Als Geißel scharf für ihre Sünden schnöde, / Und drum besiegtet ihr Hispanias Land. / Doch haben wir uns all' zu Gott gekehrt, / Und keine Heidenmacht kann uns bezwingen, / Wir sind mit seinem heil'gen Wort bewährt, / In seinem Namen muss es uns gelingen. / Ihr Bettler aus Arabiens Wüstenein, / Die nackt gelegen dort im heißen Sand, / Die nie gesehn des Goldes Glanz und Schein, / Die weder Acker, Pflug noch Brot gekannt, / Bis euch empört ein hochverfluchtes Haupt / Und euch gestellt in die verruchten Rotten, / dass ihr die teure Christenheit beraubt." [49]
 

"Karl Martell
Noch morgen soll sich die Erklärung zeigen,
Ob größer Mahoms oder Christus' Macht.
Ungläub'ge Hund', an allen Sinnen blöde,
Der Christenheit zur Strafe hergesandt,
Als Geißel scharf für ihre Sünden schnöde,
Und drum besiegtet ihr Hispanias Land.
Doch haben wir uns all' zu Gott gekehrt,
Und keine Heidenmacht kann uns bezwingen,
Wir sind mit seinem heil'gen Wort bewährt,
In seinem Namen muss es uns gelingen.
Ihr Bettler aus Arabiens Wüstenein,
Die nackt gelegen dort im heißen Sand,
Die nie gesehn des Goldes Glanz und Schein,
Die weder Acker, Pflug noch Brot gekannt,
Bis euch empört ein hochverfluchtes Haupt
Und euch gestellt in die verruchten Rotten,
dass ihr die teure Christenheit beraubt,
Es wagt, den dreimaleinigen Gott zu spotten,
Euch Tigertieren will ich dies verkünden,
Ihr sterbt auf diesem ebnen Schlachtgefilde,
Oder niemals will ich seiner Gnade finden
Vorm allerteuersten Marienbilde.
Jetzt schweigt, ich will nicht weiter Antwort hören,
Kein Wort, bei Himmelsmacht will ich es schwören,
Ich achte nicht, dass ihr hierher gesandt,
Und morde euch mit meiner eignen Hand." - Johann Ludwig Tieck, Genoveva 


Karl Martell: "Der Heiden Macht ist wohl um zehnmal größer, / Doch weh', wer heut' nach Zahl und Scharen fragt; / Ist unsers Mutes Rüstung um so besser, / So sei's in Gottes Namen kühn gewagt." Die Moslems ("Ungläub'ge Hund', an allen Sinnen blöde") ziehen in den Kampf gegen die Christen: "Mir her den halben Mond! Ich will ihn tragen / Und so mich in den dicksten Haufen wagen, / Wer Muselmann noch ist, der folgt mir nach. / ... Allah, Allah, Mahom, Allah, ihm nach!" [50]

Ein Christ fechtet und besiegt einen Moslem, der noch "Allah" gerufen hatte: "Der Lügen Vater, du Leutverführer, Schelmenzunft-Berater – Jetzt hör', du Tor, wie man mit Recht soll flehn: Herr Christ, magst mir in meinem Streit beistehn. Siehst wohl, dass dies die rechte Art zu beten? Sie hilft uns gern ungläub'ge Feinde töten. Er ist gestorben und mag nicht mehr hören, es hilft nicht viel, dem Tauben Wahrheit lehren." Abdorrhaman: "Soll denn nur Schmach die Sarazenen decken, / Soll Mahoms Glaube wieder untergehn?" [51]

Karl Martell mit Siegfried, Otho und einem Teil des Heeres: "Weit in den Bergen ist des Feindes Heer / Zerstreut, sie wenden nach Hispanien um. / ... Hier, großer Feldherr, liegt ihr wilder Führer, / Das Haupt der Sarazenen, Abdorrhaman. / ... Man preise ihn durch laute Freudenlieder, / Man bring' ihm Dank, und laßt uns kindlich bitten, / dass er uns stets beschirme, lieben Brüder, / dass nie der Glaube weich' aus unsrer Mitten, / So grimmig auch des Feindes Bosheit dräut: / Gelobt sei Jesus Christ." [52]
 

"Nein, seit die Christenheit sich hat verbreitet,
Seit wir Geschichten kennen und begreifen,
Ist nicht so wunderbare Schlacht geschehn!
...
Denkt, gnäd'ge Frau: der Mohrenkönig tot,
Das ganze Heer so gut wie aufgerieben,
Nur wenig Flüchtige dem Karl entronnen,
Denkt nur die viele Beute und den Ruhm!
...
Es hat der Herr sich groß für uns erwiesen,
Er sei dafür in Ewigkeit gepriesen!
...
Gepriesen und gelobt zu jeder Zeit
Von nun an bis in alle Ewigkeit,
Halleluja! So sprech' ich gern und Amen,
dass Christus' Feind' so schnödes Ende nahmen!
O, dass ich nicht mit in der Schlacht gewesen." - Johann Ludwig Tieck, Genoveva 

7. Genoveva

Während die Christen bei Poitiers den Sieg gegen die ungläubigen Moslem erringen, hat Genoveva ein Christuserlebnis: "Da fühlt' ich erst die Kraft der Religion, / Die bis dahin mein Herz nur schwach getroffen, / Mir war, als schaut' ich schon den höchsten Tron, / Mit allen Freuden schon den Himmel offen, / So hoch entzückte mich der Gottessohn, / Zu dem gestanden jahrelang mein Hoffen, / Ich war in Angst, ich möchte gar erblinden, / Die Himmelsfreude möchte mir verschwinden." [53]
 
 
"Es ist auch nichts, das sich verbergen müsste,
Nur dient es nicht dem Müßiggang zum Märchen. –
Ich war in meiner stillen Klosterzelle
Und dachte einsam meinem Leben nach,
Wie jung ich sei und Vater schon und Mutter
Verlieren musste, elternlose Waise.
Da kam die Kindheit mir in mein Gedächtnis,
Und wie ich noch die lieben Eltern kannte,
Wie ich des Klosters Schwelle dann betreten,
Die fromme Abbatissin mich empfangen,
Mich in der Furcht des Herren zu erziehn;
Dann sah ich einmal noch den teuern Vater,
Nach wen'gen Jahren hört' ich seinen Tod.
Nun stand ein neues Schicksal vor mir da,
Vermählt sollt' ich dem Manne werden, den
Mein Herz nicht kannte, nie mein Auge sah,
So war es von den Meinigen beschlossen,
Auch von Hidulf, dem Bischof, meinem Ohm;
Da durft' ich mich nicht weigern, alle lobten
Den Edelsinn des Grafen Siegefried;
Ich sollte nun des Klosters Mauern lassen
Und ihm hierher zu seinem Schlosse folgen.
Da ward mir recht im innern Herzen bange,
Da sagt' ich: Kaum hast du dich hier gewöhnt,
Da wird dein stilles Leben schon zerrissen,
Wer weiß, was noch für Leiden folgen mag.
So schaut' ich nach dem Kruzifixe hin,
Und Jesu Leidensmiene schien zu sagen:
Bleib' hier bei mir, sei eine von den Schwestern!
Indem ich mich bedachte, ward es Abend;
Wir sangen unsre Hora auf dem Chor
Und kehrten dann zum Schlaf in unsre Zellen:
Ich wollte mir noch in der Nacht erwägen,
Welch Teil ich wählen sollte, so im Sinnen
Entschlief ich, und mir war alsbald, als ob
Ich vor dem hohen Altar knieend läge
Und zu der Mutter Gottes brünstig flehte,
Mir Rat zu geben und den Herrn zu senden.

Wie ich noch tief im Seelenflehn befangen,
Schwung sich ob meinem Haupte wie ein Singen,
Es säuselte und schlug an meine Wangen
So hold und ernst, als wie mit Engelsschwingen,
Da fühlt' ich plötzlich mich von dem Verlangen,
Den Jesu Christ zu sehn, mich ganz durchdringen,
Die Kindeswünsche lebten in der Brust,
Ich war des Orts, mein selbst mich kaum bewußt.

Da sagt' ich: »Lass mir, Herr, den Herrn erscheinen.
Der sich erniedrigt hat, uns zu erhöhn,
Er sprach ja selbst: ›Laßt zu mir her die Kleinen,
Damit die Kindelein mein Antlitz sehn.‹
Ihn barmte der Unmünd'gen Harm und Weinen:
›Seid so wie die, wollt ihr ins Reich eingehn.‹ –
Ach, Herr, ich kann nicht zu dir, wie ich strebe,
So komm zu mir, dein Bildnis in mir lebe.«

Ich war im tiefen Beten noch verloren
Und pries des großen Gottes Herrlichkeit,
Da braust es wie ein Meer vor meinen Ohren,
Da öffnet sich das Dach der Kirche weit,
Und wie aus Morgens purpurroten Toren
Der glanzgekrönte Ost dem Blick sich beut,
So sah ich in der Kirche düstren Hallen
Mit Lichtern eine Glorie niederwallen.

Von lieben Kindern ist der Raum erfüllet,
Die mit den Harfenzungen Hymnen tönen,
Im höchsten Glanz gewahr' ich ihn verhüllet
Den Gottessohn, das Siegeslamm, den Schönen,
Der plötzlich alle Seelenwünsche stillet,
Doch kann der Blick sich nicht an ihn gewöhnen,
Da blüht er plötzlich aus den Glanzgewanden,
Wie eine Blum' aus ihren grünen Banden.

Wie er gestaltet, kann ich niemand sagen,
Was ich gefühlt, kann keine Zunge sprechen,
Was seine Engel sungen, darf nicht wagen
Der ird'sche Otem wieder auszusprechen,
Wie wenn nach harten, düstern Wintertagen
Der Frühling durch die Finsternis will brechen
Und in dem Frühling Frühling sich entzündet,
Aus Blumen sich noch eine Blüte windet.

Wie wenn das Morgenrot die Knospe wäre,
Aus der die Himmelsblum' sich müßt' entfalten,
Und alles sich bis in die höchste Sphäre
Zu einem blühnden Purpurkelch gestalten,
Und Sonn' und Mond, der Sterne mächt'ge Heere
Im Lauf zu einem Kranze stille halten!
So müsste sich das hohe Wunder zeigen,
So sah ich Christum vor mir niedersteigen.

Da fühlt' ich erst die Kraft der Religion,
Die bis dahin mein Herz nur schwach getroffen,
Mir war, als schaut' ich schon den höchsten Tron,
Mit allen Freuden schon den Himmel offen,
So hoch entzückte mich der Gottessohn,
Zu dem gestanden jahrelang mein Hoffen,
Ich war in Angst, ich möchte gar erblinden,
Die Himmelsfreude möchte mir verschwinden.

Da streckte Christus aus die weiße Rechte
Und sprach: »Ich habe dich zur Braut erkoren,
dass du die Mein', der Dein' ich werden möchte,
Doch bist du meiner Liebe jetzt verloren.
Dich zwingen bald die kalten ird'schen Mächte,
Du bist für Gram und Leiden nur geboren:
Doch wirst du mir in jedem Kampf vertrauen.
So werden wir dereinst uns wieder schauen.«

So sprach er, und im jungen Lichte lachte
Mein Herz und rings um mich auch das Gebäu,
Und wie ich noch der Rede staunend dachte,
Und welch ein trübes Wort gesprochen sei,
Da schwand mir alles hin, und ich erwachte;
Das Traumbild brach in einem Wink entzwei,
Ich lag allein in meiner düstern Kammer
Und fühlte Freude halb und halb auch Jammer." - Johann Ludwig Tieck, Genoveva 
 

8. Fränkisches Lager vor Avignon

Auch wenn die Zeiten nicht immer der Wirklichkeit entsprechen, (die Erstürmung von Avignon fiel erst ins Jahr 737), sind die Situationen und ihre Helden, Gegner usw. gut nachempfunden, wie auch Goethe zugeben musste, der beim Lesen des Stückes gar nicht bemerkt hatte, dass er fast die ganze Nacht gelesen hatte. [54]

Der feige Moslem hat sich in Avignon verschanzt. Dazu Karl Martell, Siegfried, Otho, Gefolge: "Ich bin erbost auf diese Türm' und Mauern, / In die der feige Feind sich klug verkroch, / Was sollen wir mit unsern Waffen hier, / Was mit der Tapferkeit in unsern Herzen? / Es ist nicht deutsche Art, mit Mauern fechten, / Das Heer vermindert sich, die Kriegeslustigen / Ziehn heim, und unsrer spottet nur der Heide." [55]

Die Bürger der Stadt Avignon sind nicht begeistert: "Und müssen wir nun die Christenfeinde in unsern eignen Mauern dulden?... Draußen sehn wir die Christen liegen und an diesen Steinen verbluten, und wir dürfen ihnen nicht die Tore aufbrechen? Die Heiden halten die Kastelle besetzt, ihre Wachen sind aufmerksam." [56]
 

"Es sind die Mohren aus der Stadt gefallen,
Zu 'n Waffen alle! Zu den Waffen! Auf! 

Karl Martell mit Gefolge.
Die Hunde sind ins Lager eingebrochen,
Die Zelte stehn in Brand, sie morden wütend
Die unbewehrten Christen; auf! wer deutsch denkt,
Ermannt euch, all' mir nach, dem Feind entgegen!"  - Johann Ludwig Tieck, Genoveva 


Die Christen werden zusammengetrommelt; nur wer tot ist gilt als entschuldigt: "Dann mag er bleiben, dies dient ihm zur Entschuldigung ... Wir alle müssen so aussehn wie er oder die Feinde zu seinesgleichen machen."  Der muslimische Ali befürchtet das Schlimmste: Mahom, was machst du? Soll dein Bund vergehn? – Beim Himmel, nun muss der Muselmann den herbsten Grimm, den Feuerzorn den Christ'n entgegenspeien ins Antlitz und ihr Blut mit Lüsten trinken! Hinweg! Die Wut lässt meine Zunge stammeln!" [57]
 

"Sterbt nicht, der Feind ist schon zurückgeschlagen
Und Karl Martell mit in die Stadt gedrungen,
Die Bürger ihm entgegen, drin die Mohren
Allseitig eingedrängt; es war ein Metzeln,
Wie nie mein Auge noch gesehn.
...
Unser ist die Stadt, und Karl
Als Sieger drin, die Mohren all' erschlagen;
Geendigt ist der Krieg."  - Johann Ludwig Tieck, Genoveva 


Die "Fabelgötter ", vor allem der "Lügnergott Allah (Tasso) könnenn nicht mehr schützen: "Die Fabelgötter wollten nicht mehr schützen, / Die Toten sprachen, predigten die Leichen, / Verstockte fühlten sich vom Geist durchblitzen, / Der Heiland rief, da half kein Widerstreben, / Sie mussten sich ihm all zu eigen geben." [58]

Als Christ muss man jedoch gewappnet bleiben, denn "gleich den giftigen Gewürmen" kommt der Islam immer wieder nach Europa, heute weniger durch das Schwert als durch List und Tücke; Politiker und Bischöfe werden von modernen Moslems so eingelullt, dass sie den Islam schon als Religion anerkennen, den islamischen "Lügnergott" (Tasso) mit dem christlichen Gott verwechsln und den Baphomet anbeten, in Europa freiwillig Kirchen in Moscheen umwandeln, Moscheen und Minarette bauen, Muezzine rufen lassen usw.: "Doch kann uns nur ein ew'ger Kampf beschirmen, / Wir sehn schon neue Flut daher geschwommen / Und wildre Wogen sich auf wilde türmen; / Es hat des Mahoms Reich Ursprung genommen / Und wütet gleich den giftigen Gewürmen, / So schickt es Gott, dass wir gewappnet bleiben, / Wir können nur im Kampf an Jesum glauben." [59]
 

"Bald schien der Tag durchs Land, in weiten Reichen
Saß Glaub' und Demut auf den Fürstensitzen,
Es mussten eh'rne Herzen sich erweichen,
Die Fabelgötter wollten nicht mehr schützen,
Die Toten sprachen, predigten die Leichen,
Verstockte fühlten sich vom Geist durchblitzen,
Der Heiland rief, da half kein Widerstreben,
Sie mussten sich ihm all zu eigen geben.

Da meinten sie, der Friede würde kommen,
Doch kann uns nur ein ew'ger Kampf beschirmen,
Wir sehn schon neue Flut daher geschwommen
Und wildre Wogen sich auf wilde türmen;
Es hat des Mahoms Reich Ursprung genommen
Und wütet gleich den giftigen Gewürmen,
So schickt es Gott, dass wir gewappnet bleiben,
Wir können nur im Kampf an Jesum glauben.

Drum wird der Streit auch ewiglich bestanden,
Mit Satan bleibt' ein unvergänglich Ringen,
Er fängt und schließt uns ein in seinen Banden,
Wir streben herzlich dann, hindurch zu dringen,
Und ruhn nicht eh, bis Gott uns beigestanden,
Dem wir das ganze Herz zum Opfer bringen.
Und weil des Herren Güt' uns Kinder liebt,
Sind wir in immerwährndem Kampf geübt." - Johann Ludwig Tieck, Genoveva 


Der letzte Westgotenkönig Roderich soll die Tochter des Grafen Julian, Cava, verführt und diesen dadurch veranlasst haben, die Araber nach Spanien zu rufen. In der Schlacht bei Xeres de la Frontera (711) fiel Roderich, und das Land wurde eine Beute der Araber: "So ist Hispania durch ein Weib verdorben, die schuld war, dass die Mohren eingebrochen."  [60]

Nach dem ›Volksbuch‹ ist Genoveva die Tochter eines Herzogs von Brabant, die fliehen musste weil man sie unverschuldet töten wollte und mit ihr auch ihr Kind: "Ach, freilich kannt' ich bessre Zeiten einst, / Aus Brabant bin ich, floh in diese Wüste, / Weil man mich unverschuldet töten wollte / Und mit mir auch mein armes, schönes Kind." [61]
 
 

9. Luíz Vaz de Camões 

Petrarca und Dantes haben immer wieder bemängelt, dass Italien keine Einheit bilde, dass es von Fremden abwechselnd beherrscht werde, dass der alte Glanz gesunken, "dass man nicht aus noch ein wisse und dass die Fürsten, auch die tugendhaften, nicht genügen, um das Band, welches zerrissen ist, wieder zu knüpfen und herzustellen." Dazu lässt Tieck Luíz Vaz de Camões auftreten und sagen: »Zum Teil ist das meine Meinung«, antwortete Luis mit Bescheidenheit. »Früh schon verlor durch ein zersplittertes Interesse, indem jeder kleine Staat etwas anderes wollte, Italien seine Selbständigkeit. In jeder Provinz herrschten wieder Fraktionen, und eine jede suchte die andre zu vernichten. So ward jede Stadt und jedes größere und kleinere Land darauf hingewiesen, fremde Kraft zu suchen und dieser zu vertrauen und, was noch schlimmer war, sich an Fremde zu lehnen, um von diesen den Segen und das Gedeihen zu erwarten. Das ist das Traurigste, was einem Lande widerfahren kann, auf diesem Wege geht es allgemach seinem Untergange entgegen. Wir sagen so gewohnterweise: Italien, Italiener; allein wo sind diese zu finden? Nur Städte, Ländchen, Fürsten sind dort, die einander in allen Richtungen widerstreben und abwechselnd die Beute dieses oder jenes Fremdlings werden. Der Papst hat immerdar mit den Staaten Europas zu vermitteln und gewinnt oder verliert, indem sich die oder jene Waagschale senkt, sein Land wird von ihm mehr verwaltet als beherrscht, aber doch hat der Römer etwas von seinem hohen Sinn behalten. Venedig ist kräftig und in sich beschlossen und bewahrt auch seinen Einfluss auf das Ausland; aber das schöne Florenz hat seine Freiheit nicht ertragen können, Sizilien und Neapel werden von Fremden regiert, ebenso abwechselnd Mailand, und der Italiener, welcher sich als Patriot fühlen möchte, könnte nur trauern. Wenn Dante und Petrarca jetzt wiederkehrten, so fänden sie noch ganz andre Ursache zur Wehklage als in ihrem früheren Zeitalter. Woher soll also der große Dichter, wie es Ariost ist, den wahren Mittelpunkt eines so großen Werkes finden, als er in erhabener Laune hat ausführen wollen? Weder Religion noch Vaterland konnten es werden, wenn sein freier Sinn nicht seine Leser und Zuhörer verletzen wollte. Ja, ich fürchte, sich selber konnte er auf diesem Wege nur die größten Schmerzen erschaffen. Darum wirft er sich, als gäbe es keinen festern Boden, in dieses Lustmeer von Scherz und Spott, Witz und Laune und segelt, von singenden Schwänen auf smaragdner Flut dahingezogen, durch den lichtblauen reinen Äther, von scherzenden Göttern umspielt. Die Weisheit der Sterblichen muss ohne Kampf und Groll so viele Güter aufgeben und ihnen entsagen, und so kann auch aus diesen freien kristallenen Gebilden der Weiseste lernen. Es ist auch fromm, sich in die Notwendigkeit finden. Weil also der scheinbare Ernst und das Höchste diesem Gedicht fehlt, möchte ich ihm in dieser Entsagung nicht Mangel an Frömmigkeit vorwerfen. Aber wir Portugiesen, die wir so glücklich sind, ein herrliches, ruhmreiches Vaterland zu besitzen, welches vom Glanz großer Könige, erlauchter und verklärter Frommen, großer Helden und Krieger bestrahlt wird, Männer und Kämpfer, die Taten hier und in fernen, kürzlich noch unbekannten Weltteilen ausübten, wir dürfen auch nicht gescholten werden, wenn wir in patriotischer Begeisterung sogar Verzweiflung in diesem kecken Aufschwung der Lust und Laune wahrnehmen. Der poetische Übermut erklingt wohl so laut, um sich selber zu betäuben, um sich die Angst wegzusingen. – Auf ähnliche Weise, nur nicht so großartig, tönt das Aufgeben des Vaterlandes aus den Liedern des verständigen Horaz, wie aller Römer. Der zärtliche, weiche Virgil wird nur großartig, indem er einmal singt: Wohl mögen uns die Griechen im Bilderschnitzen und in künstlichen Gemälden übertreffen, sie mögen den Vers zierlicher singen, unsre, der Römer Aufgabe ist es, die Welt zu beherrschen, und darin wollen wir Meister sein! – Wollen sie sich anders als Patrioten zeigen, so ist es nur Lob und Schmeichelei ihrer Fürsten. Den großen, erhabenen Tacitus kann der Verständige als einen Dichter lesen: Hier spricht in jeder Zeile das gebrochene römische Herz, welches im Kampf des Todes den großen Verlust ausspricht, ohne ihn mit Namen zu nennen.« »Ihr meint also«, fragte Duarte, »wir Portugaler dürfen auf unser Vaterland und Geschichte stolz sein?« »Ist es denn nicht jeder Lusitanier?« erwiderte Luis. »Fühlt er sich nicht in jeder Ader beglückt und groß, dass er sich einen Lusitanier nennen darf, auch wenn er sich dessen nicht immer in Worten bewusst ist, wenn er nicht in gedankenreichen oder prahlenden Behauptungen sich ausspricht? Sehn wir auf jene Zeit zurück, als unser großer Heinrich, jener Prinz, der Entdecker, seine nächtlichen Studien machte und die Sterne fragte, als er seine Schiffe ausrüstete, die Afrika umsegeln wollten, als wir Ceuta eroberten und die Mohren Afrikas schreckten, als unser Ferdinand, der Standhafte, ein Opfer seines Glaubens und seiner Vaterlandsliebe wurde, als weise Regenten uns beherrschten und schon damals den Namen Portugal groß machten – damals ward durch Bürgerkriege das mächtige Frankreich elend und klein, die Beute eines fremden Eroberers. England, nur kurze Zeit glänzend, ward selbst von Faktionen zerrissen und kam dem Untergang nahe. Das große, weit verbreitete Germanien zerrüttete sich in innern Kriegen und Kämpfen. Das gesittete Italien mühte sich um fremde Interessen bis zur Ohnmacht ab. Unser kleines Land, als das äußerste, als das Haupt und Auge Europas, war durch Weisheit und Kraft regiert: der erste Johann, Eduard, Alphons kräftigten, erweiterten unser Gebiet. Nun hatte sich Spanien endlich vereinigt, das früher stets, wie das übrige Europa, in sich selbst entzweit war. Der große Emanuel sendet den Helden Vasco da Gama aus, und das östliche Indien mit seinen Schätzen und Wundern, von klugen Völkern bewohnt, neigt sich vor dem portugiesischen Mut. Ganz andre, wichtigere Reiche werden uns auf wundersame Art Untertan als jene wilden Horden, die der großmütige Colomb und der gelehrte Florentiner Vespucci entdeckte. Weit mächtigere Schwierigkeiten kämpften uns entgegen. Auch wird im Westen Brasilien unser. Und jetzt sind es noch nicht achtzig Jahr, dass Vasco da Gama jenen märchenhaften Orient, das Land der Wunder, entdeckte. Die beiden großen Albuquerque führten nun dort, in den fernen Zonen, ihr glorreiches Heldenleben und verübten Taten, die die ersonnenen der fabelnden Poeten übertroffen. Pacheco stiftete seinen unsterblichen Ruhm, Soares war nicht minder Held, Almeida regierte dort – und wer kann sie alle in kurzer Zeit nennen und rühmen, die dort kämpften und siegten oder großherzig starben und ihre Namen und Ruhm neben die ewig leuchtenden des Miltiades, Themistokles und Epaminondas einschreiben sahn?« [62]

»Und in welchem kurzen Zeitraum«, fuhr Duarte fort, »sind alle diese Großtaten geschehn! Unsre Väter haben noch manchen von diesen unsterblichen Helden gesehn, sie haben die unglaublichen Dinge erlebt, ihnen war es vergönnt, den glücklichen König Don Emanuel anzuschauen, und jeder durfte wähnen, dass ihn ein Tropfen wenigstens von diesen Strömungen des Ruhmes benetze.« [63]

Weiter Luíz Vaz de Camões: "Unser König Sebastian ist ein Alexander in Heldenmut und Kraft, seine hohe Begeisterung für Religion und Christentum zieht die Besten seines Landes ihm nach und wird den Sieg an seine Fahnen fesseln. Was unsre Könige Duarte, Johann, Alfons und Manuel taten, wird herrlicher und glänzender durch ihn erweckt werden und Portugals Glorie alle Länder überstrahlen und verdunkeln. Und das weiß Spaniens kluger Philipp. Darum widerriet er unserm erlauchten Könige so dringend und mit so vielen scheinbaren Gründen diesen Heldenzug, darum musste der Krieger Alba seine ganze Redekunst aufbieten, um den jugendkräftigen Sebastian durch alle seine Erfahrungen und trüben Ahndungen zurückzuschrecken. Freilich seid Ihr noch zu jung, um zu wissen, dass man den Rat eines klugen, hinterlistigen Feindes immer im entgegengesetzten Sinne nehmen muss. Nur der Neid sprach aus König Philipp und seinem Feldherrn."  [64]
 

10. Reconquista in Aragonien

Die portugiesischen bzw. hispanischen Helden waren der Schrecken aller Muslime in Hispanien: "Er das Schrecken aller Mauren, / Die dem falschen Glauben fröhnten." [65]

Bedingt durch die hohe Vermehrungsrate der Muslime, kämpfen während der Reconquista in der Regel ein Hispanier gegen 10 oder machmal 100 Muslime: "Einsam sitzt im Zelt Don Pedro, / Er erwägt die Macht des Feindes, / Rund umschlossen ist sein Lager / Von den Mauren. Jedem Streiter / Stehn zehn Feinde gegenüber, / Und die Stadt ist fest, bewehret / Noch von tausend, tausend Kriegern, / Alle trotzig, kampfgerüstet." [66]

Gesiegt wird aber dennoch, denn die Christen kämpfen im Namen des Kreuzes und werden durch Marienerscheinungen und christlichen Helden bestärkt: "Da erglänzt vom heitern Lichte, / Blendend fast des Königs Auge. / Rings das Zelt, und recht im Schimmer / Steht das Bildnis eines Helden. / Goldne Rüstung, Schild und Speer / Dräut in seinen kräft'gen Händen, / Majestätisch blickt sein Auge, / Und Don Pedro kniet in Andacht. / Mut, mein Sohn! ruft die Erscheinung, / Morgen werd' ich mit Dir kämpfen, / Und die Christen werden siegen, / Ruhm soll Dir die Kränze flechten. / ... Und mit neu gestärkten Schwingen, / Wie der Adler nach dem Bade, / Hebt die Hoffnung sich empor, / Saragossa zu gewinnen." [67]

"Vor Huesca stand Don Sancho,
Starker Held und mächt'ger König,
Er das Schrecken aller Mauren,
Die dem falschen Glauben fröhnten.

Viele Schlacht war schon geschlagen,
Hundert Siege schon bekrönten
Held Don Sancho, Christ und Ritter,
Aragoniens starken König.

Zu den Türmen von Huesca
Ritt der Held, ob er erspähe,
Wo die Mauern zu erstürmen,
Wo die Ritter möchten kämpfen.

Da flog her von einem Bogen
Schnell ein Pfeil, von ungefähr nur,
Und es sank der große Ritter
Rasselnd von dem Ross; im Herzen

Stak das Eisen. Kurze Zeit nur
Lebt der Held; im Todesröcheln
Floh sein Geist, nur wenig sprach er,
Man vernahm andächtig Beten.

Und das Heer, die Großen, Helden,
Alle lähmt der Todesschrecken,
Nur der eine hält sich aufrecht,
Pedro, seiner Söhne ält'ster.

Er bestattet fromm den Vater,
Zur Versammlung nachher redet
Kurz sein Mund; sein Flammeneifer
Wie ein Sturmwind all' erreget.

Mutig stehn sie ihm zur Seite,
Seine Krieger, seine Helden,
Und er sieht die Schaaren wachsen,
Kriegesmut die Wangen röten.

Alle dringen, flehen, fordern
Schlacht und Kampf, dem Feind entgegen
Strebt die Jugend, wie das Alter,
Siegen! ruft man, oder sterben!

Da die Sonne schon gesunken
Und die Nacht das Dunkel breitet,
Mahnt der Held sie all, zu ruhen,
Morgen soll sich Kampf erheben.

Einsam sitzt im Zelt Don Pedro,
Er erwägt die Macht des Feindes,
Rund umschlossen ist sein Lager
Von den Mauren. Jedem Streiter

Stehn zehn Feinde gegenüber,
Und die Stadt ist fest, bewehret
Noch von tausend, tausend Kriegern,
Alle trotzig, kampfgerüstet.

Sollen wir denn hier erliegen?
Klagt der Held, und diese Felder
Unsre Leichen rings bedecken
Und der Ruhm der Spanier sterben?

Dies Huesca, diese Veste,
Nannte schon im Heldenmute
Sein mein Vater, und er träumte
Saragossa zu erkämpfen.

Da erglänzt vom heitern Lichte,
Blendend fast des Königs Auge.
Rings das Zelt, und recht im Schimmer
Steht das Bildnis eines Helden.

Goldne Rüstung, Schild und Speer
Dräut in seinen kräft'gen Händen,
Majestätisch blickt sein Auge,
Und Don Pedro kniet in Andacht.

Mut, mein Sohn! ruft die Erscheinung,
Morgen werd' ich mit Dir kämpfen,
Und die Christen werden siegen,
Ruhm soll Dir die Kränze flechten.

Und entzückt noch starrt der König,
Als das Wunder längst entschwunden,
Und er lässt die Feldherrn rufen,
dass sie wissen, was er sah.

Sie verkünden's den Getreuen,
Jeder Krieger ungeduldig
Ruft nach Kampf, und noch im Dunkeln
Reiht das Heer sich, schon geordnet.

Mit dem Morgenrot, als alle
Flehend auf die Händ' erheben,
Steht im Glanz der Ritter wieder,
Und: Sanct Jago! rufen alle.

In die Feinde dringt die Schaar,
Lauten Rufs, die Banner fliegen
Und man sieht die goldne Rüstung
Und den Glanz des heil'gen Kriegers.

Und ein Schreck, ein Graun befällt
Rings die Schaar der wilden Horden,
Laut Geheul, Geschrei, Getümmel,
Flucht und Angst und grässlich Morden.

Leichen auf der Wahlstatt liegen,
Durcheinander Feldherrn, Krieger,
Und der Spanier jauchzt im Siegen,
Und der Feind heult, überwunden.

Weiber, Männer, Greise, Kinder,
Stehn auf Mauern, Wällen, Türmen,
Ganz Huesca klagt, verzweifelt,
Händeringend, hüftenschlagend.

Denn sie sehn die Väter, Brüder
Blutend da im Staube liegen,
Und wie Schrecken alle Schaaren
Treibt und jagt zum eil'gen Fliehen.

Kaum noch schützt die feige Wache
Jene fest verschloss'nen Tore,
Krachend öffnen sich die Flügel
Und Huesca liegt besieget.

Heil Don Pedro! ruft der Krieger,
Tausend Heil dem tapfern König!
Ja, spricht dieser, nur Sanct Jago,
Er half uns die Feinde schlagen.

Wer denn war der tapf're Krieger,
Fragt entwaffnet jetzt der König,
Der voran stets unermüdlich
In den dichtsten Schaaren kämpfte?

Kaum zu glauben ist das Wunder,
Spricht Don Sancho, Glut im Auge,
Als er sein Visir gelüftet,
Sah' ich deutlich Haupt und Antlitz;

Denn mein Oheim war's, Moncada,
Er der Tapferste der Tapfern, –
Wie? so ruft entsetzt der König,
Welche Wunder zeigt der Herr uns!

Er, der hohe, ries'ge Krieger,
Der vor allen Rittern ragte,
Kämpft zur Stund' in Palästina,
Um Jerus'lem zu erstreiten.

Und der Herr vergönnt, dass dieser
Auch hier kräftig mit uns kämpfe,
Um der Mohren Stolz zu dämpfen,
Und Huesca zu erobern?

Alle preisen nun im Tempel
Dankbar und mit hoher Inbrunst,
Wie der Herr für sie gestritten,
Welche Wunder er gesendet.

Und mit neu gestärkten Schwingen,
Wie der Adler nach dem Bade,
Hebt die Hoffnung sich empor,
Saragossa zu gewinnen." - Johann Ludwig Tieck, Die Glocke von Aragon, Don Pedros Sieg
 

Auch wenn der berühmte Cid, der "Den Ungläubigen Angst und Schrecken, / Trost und Kraft den Freunden gab", gestorben, Valencia wieder an die Mauren gefallen war, wurde die Reconquista unbeirrt weitergeführt.  [68] 

"Aber schon war es beschlossen
In dem hohen Rate Gottes,
dass der Sieger von Huesca
Nicht die große Stadt erringe.

Saragossa mächtig, groß,
Diente noch dem Mauren-König
Und der Moslem, stolz und prächtig,
Lachte nur des kecken Wunsches.

War doch auch der Cid gestorben,
Er, des Name bis nach Persien
Den Ungläubigen Angst und Schrecken,
Trost und Kraft den Freunden gab;

Cid, der nur vor wenig Jahren
Sich Valencia erobert,
Das, so wie er starb, den Mohren
Nun von neuem dienstbar wurde.

Und in Aragoniens Fluren
Weht die schwarze Trauerfahne,
dass der edle König hinsank,
Auf die Leichen seiner Kinder.

Gram war seines Herzens Meister,
dass die blüh'nde schöne Tochter,
dass sein Sohn ihm, der Infant,
Beide jung entrissen wurden.

Und Alonso rief er zu sich,
Ihn, den tapfern, mächt'gen Bruder,
Reicht' ihm sterbend seine Hand
Und das Zepter Aragons.

Alle sehn, erstarkt und hoffend,
Auf die Kraft des neuen Königs,
Der beschwört, das zu vollenden,
Was sein Bruder kühn begonnen." - Johann Ludwig Tieck, Die Glocke von Aragon, Des Königs Tod

In König Alonso ist ein zweiter Cid erstanden und "Wo man nur Alonso ruft, / Zittert schon der Mohr erblasst". Er erobert Saragossa von den Mauren zurück "Und die Stadt empfängt ihn jauchzend, / Alle Mohren sind entflohen". Niemand wäre auf die Idee gekommen, Moscheen für die Muslime zu erhalten bzw. zu bauen, wie heutige Bischöfe, Päpste und Politiker es in Europa tun, die den Halbmond sogar auf denkmalgeschützte Gebäude errichten lassen und Koranschulen eröffnen; in Saragossa und anderen zurückeroberten Städten wurde natürlich der Halbmond von allen Gebäuden entfernt und Moscheen in Kirchen zurückverwandelt: "Abgerissen von Moscheen / Sinkt der Mond, nicht fürder glänzend, / Und die prangenden Gebäude / Weiht die Klerisei zu Tempeln."  [69] 

"Und so war es. Neuer Mut,
Kampfeslust, Eroberungsgier
Stachelt auf die span'schen Helden,
Rachsucht brennt in allen Kriegern.

Weit und breit nur Kriegsgeschrei,
Und wie Sturmwind fährt das Heer
Durch die Felder, Dörfer, Städte,
Und der Feind entmutigt, flieht.

Wo man nur Alonso ruft,
Zittert schon der Mohr erblasst
Und, der Cid, der Cid erstanden!
Schreit das Volk im Freudentaumel.

Also steht Alonso jetzt,
Mit dem Heer vor Saragossa,
Und die stolze, turmbewehrte
Beugt sich vor dem Ruhm des Helden.

Auf tun sich die Tor' ihm alle
Und die Stadt empfängt ihn jauchzend,
Alle Mohren sind entflohen,
Adel, Priester, Bürger huld'gen.

Abgerissen von Moscheen
Sinkt der Mond, nicht fürder glänzend,
Und die prangenden Gebäude
Weiht die Klerisei zu Tempeln.

In Castilien stirbt der König,
Und Alonso, groß im Stolze,
Nimmt die Wittib sich zum Weibe
Und nennt sich von Spanien Kaiser.

Doch die Kirchen wie die Klöster
Klagen, dass der wilde Krieger
Nicht die Heiligtümer ehrte
Und sie ihres Schmucks beraubet." - Johann Ludwig Tieck, Die Glocke von Aragon, König Don Alonso

Kaum denkbar, dass Politiker bzw. Präsidenten oder KanzlerInnen sich einer derartigen Prozedur im Kloster unterziehen; heute meint die deutsche Bundeskanzlerin, es sei sinnvoll, die Reconquista rückgängig zu machen, Millionen Muslime ins Land zu lassen und Zärtlichkeiten mit islamischen Hasspredigern bzw. Funktionären des Zentralrates der Muslime auszutauschen. [70] 

"Don Ramiro, jüng'rer Bruder,
Weilet in der Klosterzelle,
Nur der Büßung, nur der Andacht
Lebend im begränzten Raume.

Sein Erquicken, wenn die Andacht,
Das Gebet, die Bußübung,
Ihn ermüdt, sind die Blumen
Seines kleinen Klostergartens.

Diese pflegt er, tränkt die durst'gen,
Freut sich, wie sie sich entfalten,
Wie sie dann in Blüte gehen
Und in Farben dankbar leuchten.

Leonardo, Freund und Lehrer,
Mahnt ihn an zu allen Stunden,
Und der Fürst beugt sich gehorsam
Jedem Wort des greisen Mönches.

Leonardo wandelt sinnend,
Tritt jetzt in das Refectorium.
Und er sieht den Fürsten dort
Mit dem Besen alles säubern.

Tisch und Bank, Fußboden, Mauer,
Eifrig, dass der Schweiß ihm trieft
Von der hohen edeln Stirne.
Und er schon ermüdet scheint.

Lasst! mein Bruder, ruft der Mönch,
Derlei will sich nicht geziemen,
dass ein Fürst von hoher Abkunft
Also sich erniedern soll.

Inne hält der Mönch Ramiro
Und erwiedert drauf mit Sinnen:
Ist die Demut nicht, mein Vater,
Wurzel aller Christentugend?

Sind wir selbst nicht Staub und Asche,
Wie wir uns auch stolz gebärden?
Und die Zeit, der große Rein'ger
Fegt uns all' einst ins Vergessen.

Wozu Denkstein, Monumente,
Säulen doch und goldne Inschrift?
Wer kann sagen, wo sich Samsons,
Cyrus, ja Nebucadnezars

Leichnam erst in Staub gewandelt?
Unkenntlich, vermischt mit Bettlern,
Mit Verbrechern und mit Heil'gen
Liegen sie als trüber Kehricht.

Jetzt ist noch der wackre Stiel
Hell umspielt vom Birkenlaube,
Und die grüne Bürste duftet
Frühlinsgkühl und sanft erquicklich;

Schon löst sich durch den Gebrauch
Hie und da ein Blatt des Busches,
Und verflattert und vertrocknet,
Bald bleibt dürrer Strauch nur übrig:

Der auch schrumpft nachher zusammen,
Und verliert die Kraft und Stärke,
Und so nutzt der Reiniger
Ab sich zum unreinen Kehricht,

Den ein neuer Besen wegfegt,
Stolz und grausam dem Verwandten,
Seine Zukunft nicht erkennend,
Wenn er neugrün prangt und duftet.

Wenn nun alles ist vergänglich,
Und nur da ist ein Verschwinden,
Was ist noch in Weltgeschäften
Hohes, Niedres aufzufinden?

Nur in Demut ist Befried'gung,
Krank und rasend ist der Stolze,
Unerbittlich steht die Zeit
Hinter ihm und lacht des Wahnsinns.

Nicht so grübeln, frommer Bruder,
Also sprach zu ihm Lenardo,
Treibt Ihr gern die niedre Arbeit,
Thut sie still hin ohne Denken.

Er geht fort und Don Ramiro
Trocknet von der Stirn den Schweiß,
Stellt, da alles ist vollendet,
An die Wand den grünen Besen.

Er ist matt vom Beten, Fasten,
Auch gewacht hat er die Nächte,
Und des Sommers heißer Athem
Saugt hinweg des Mannes Kräfte.

Vor das Krucifix hinknieend,
Säuselt Schlaf um die Gebete,
Was er noch als Andacht wähnet,
Ist schon Schlummer, süß betäubend.

Leonardo kommt zurücke,
Seinen jungen Freund zu suchen.
Findet ihn zusammgesunken,
Keuchend, bleich, in schweren Träumen.

Auf nun fährt der junge Fürst,
Und erschrickt fast vor dem Greise;
Dieser hebt ihn tief bekümmert
Auf vom Boden, setzt ihn nieder.

Ruht, mein junger Freund, so spricht er,
Was ist Euch jetzt widerfahren,
dass Ihr geisterbleich und zitternd
Noch nach Euern Träumen greift?

Vater, spricht Ramiro, Vater,
Ach verzeiht dem schwachen Sünder,
Wohl war diese Zeit dem Schlaf nicht,
Dem Gebete nur geweihet.

Doch mich nahm der Geist gefangen,
Der den Menschen nächtlich fesselt,
So vergaß ich meine Pflichten,
Ganz entrückt der jetzigen Stunde.

Und da ward ich überschattet
Plötzlich von Gestalt und Wunder,
Und mein Fühlen und mein Denken
War in Fremdes mir verwandelt.

Denn vom hohen Chor der Kirche
Schritten Fürsten, Granden, Krieger,
Alle neigten sich voll Ehrfurcht,
Viele küßten das Gewand mir.

Nun erscholl ein Jubeltönen,
Auf dem Boden knieten Alle,
Und einstimmig klang ihr Jauchzen,
Heil dem König Aragoniens!

Ich entwand mich ihren Händen,
Wollte flieh'n, doch Erzbischöfe,
Geistliche, die Ritter alle,
Sie beschworen mich mit Tränen.

Und ein Engel, licht gekleidet,
Schwebte aus der Wölbung nieder,
Setzte selbst die goldne Krone
Mir auf das gesalbte Haupt.

König war ich, und Hosannah
Klang im Tempel, Weihrauchwolken
Stiegen kräuselnd zum Gewölbe,
Und das Volk war hochbeglückt. –

Ist dies Demut? rief der Priester,
Nicht von Gott sind solche Träume,
Nein, es sendet sie des Hochmuts
Dämon in das sünd'ge Herz.

Und Ramiro beugt dem Alten
Tieferschüttert Haupt und Kniee,
Und mit Tränen und mit Schluchzen
Duldet er die Kirchenstrafe.

Fastet wieder, wacht die Nächte,
Geißelt stündlich seinen Rücken,
Bis der greise Leonardo
Ihn der Bußen losgesprochen." - Johann Ludwig Tieck, Die Glocke von Aragon, Don Ramiro

Der König ist im Kloster willkommen, hat er doch der Christenheit einen großen Dienst erwiesen, indem er Saragossa zurückerobert hat; weniger willkommen ist es allerdings wenn die Soldaten des Königs Klöster plündern: "Sei willkommen! großer König, / Spricht Ramiro, Siegesfürst, / Du Erob'rer Saragossa's, / Du, der selbst sich Kaiser nennet. / ... Dann hab' ich mit Gram vernommen, / Wie Du gern die Priester schmähest, / Heil'ge Tempel selbst entweihest / Ross und Krieger ein dort stallest: / Raubst die heiligen Gefäße, / Deine Knechte zu besolden, / Bischofsitz', Abteien plünderst, / dass die rohen Haufen schwelgen." [71] 

"Früh am Morgen, als die Sonne
Durch die dichte Waldung flimmert,
Und des kleinen Klostergartens
Blumenfelder licht beglänzte,

Trabt ein stolzer Zug durchs Blachfeld,
Ihm voran der schöne König,
Und die Ritter stehn geordnet
Draußen vor der Klosterpforte.

Angemeldet dort dem Abte,
Geht dem Fürsten der entgegen,
Und Lenardo folgt den Priestern,
Doch Ramir weilt in der Zelle;

Aengstlich vor dem Waffenschmucke
Zagend vor dem Kriegerglanze,
Birgt er sich in enger Klause
Und verriegelt seine Türe.

Doch Alonso will ihn sprechen,
Sehn den vielgeliebten Bruder,
Ihn nach langer Zeit umarmen,
Und gerührt ans Herz sich drücken.

Auf tut sich dem strengen Worte
Des Lenardo schnell die Zelle,
Und der König, tief beweget,
Weint am Halse seines Bruders.

Sei willkommen! großer König,
Spricht Ramiro, Siegesfürst,
Du Erob'rer Saragossa's,
Du, der selbst sich Kaiser nennet.

Darf ein armer Mönch und Bruder
Warnend zu dem Mächt'gen sprechen,
O so wahr' Dein Herz, das schwache,
Vor zwei sündhaft schweren Dingen.

Lass nicht Hochmut Dich berauschen,
Denn Du bist ein Mensch wie andre,
Nicht'ger Staub in Glanz und Größe,
Und ein Sklave nur des Todes.

Warum sollen Dich die Völker
Mit dem Titel Kaiser schelten?
Kaiser kann nur einer leben,
Der des heil'gen röm'schen Reiches.

Dann hab' ich mit Gram vernommen,
Wie Du gern die Priester schmähest,
Heil'ge Tempel selbst entweihest
Ross und Krieger ein dort stallest:

Raubst die heiligen Gefäße,
Deine Knechte zu besolden,
Bischofsitz', Abteien plünderst,
dass die rohen Haufen schwelgen.

Brünstig betend vor dem Altar,
Lag ich Nächt' und lange Tage,
Unheil von Dir abzuwenden,
dass der Blitz Dich nicht erschlüge,

Dich die Erde nicht verschlänge.
Pest die Heerschaar nicht verzehrte,
Oder Wahnsinn Dich ergriffe,
Denn der Herr ist streng und zornig.

Demut sei fortan Dein Zepter,
Süß' Bereuen Deine Krone,
Einfalt mag als Fürstenmantel
Sich um Deine Glieder schmiegen.

Dann wird Gott sich zu Dir neigen,
Seegen sprießt da, wo Du schreitest,
Denn der größte Sieg bleibt immer:
Selber sich besiegen können.

Darum ist mein Preis und Glücke,
dass ich einsam hier, vergessen,
Nur als schwacher Mönch darf führen
Solch ein stilles, ruh'ges Leben.

Und Alonso drauf spricht also:
Freund und Bruder, frommer Priester,
Darauf muss ich Dir erwiedern
Wenig, wie mein Herz es heischet.

Denn Du sprichst von fremden Dingen,
Die Dein Sinn niemals begriffen.
Wer dem Himmel lebt und stirbet,
Dem sind fremd die Weltgeschäfte.

Wer zum Herrschen ward geboren,
Den treibt stets sein Genius höher,
Nenn' es Schicksal, sei's Begeist'rung,
Nur nicht Stolz und leerer Hochmut.

Thron und Herrschermacht und Zepter,
Majestät, der hehre Name,
Eint sich nicht mit stillem Wirken
Eines häuslich frommen Mannes.

Will ein solcher dem entsagen,
Was das Volk als Stolz mag schelten,
Reißt er selbst die Schwingen aus,
Die ihn auf zur Sonne tragen.

Wird doch auch kein Papst als Herrscher,
Erzbischof und Bischof, Abt,
Je sein Regiment beschränken,
Seine Würde sich verkümmern,

Sei er sonst auch sanft, gefällig,
Und in Demut eingekleidet,
Wie er sich lebt in der Zelle,
Ziemt nicht auf dem Fürstenstuhle.

Wen'ger noch dem König; handfest
Trägt ihn nur der kräft'ge Wille;
Seinen Völkern zu genügen,
Wird der Einz'le oft beschädigt.

Soll der hohe Wald gedeihen,
Kränkeln niedrige Gesträuche;
Was den Wassersturz berechtigt,
Darf sich nicht der Bach erlauben.

Wenn ein Heer, ermattet, krank,
Das den Sieg errang, und Hitze,
Frost und Hunger lang erduldet,
In der Nacht im Feld gelagert,

Endlich naht den Freundesschlössern,
Jenen Klöstern und Abteien,
Die der blut'ge Sieg gerettet,
Und von allen reichen Priestern

Keiner der Verwundeten,
Keiner denkt der Kleiderlosen,
Die vor Durst und Hunger schmachten,
Und sie all' die Pforten schließen,

Als ein hochgeweihtes Heiltum,
Dessen Rechte zu verletzen,
Todessünd' ist und Verbrechen:
O mein Bruder, da ergrimmet

Auch die Brust des frommsten Kriegers,
Und man zieht in ihre Säle,
Die geweihten Tempelhallen
Werden Lager, Hospital;

Denn den Sterbenden zu pflegen,
Den Verwundeten zu heilen
Und den Hungrigen zu sätt'gen,
Ist auch eben Christenpflicht.

Will nun jeder Priester nehmen
Und kein Abt und Bischof geben,
Ja, so steht in des Soldaten
Herz die Raubsucht auf und Bosheit.

Mehr dann nimmt er wohl als nötig,
Künft'gen Mangel jetzt ersetzend,
Und er lacht, wenn jene klagen,
Und er jubelt, wenn sie seufzen.

Aber dann geht er zur Kirche,
Fromm in Reu' zur Beichte wieder,
Und der Pfaff muss absolviren,
Mag er auch im Stillen fluchen.

Niemals muss der Herrscher dulden,
dass der Priester ihn beschränke;
Denn die Hand einmal geboten,
Kommt der ganze Arm in Knechtschaft.

Hat denn dies nicht zum Entsetzen
Jüngst Italien wahrgenommen,
Als dort in Canossa's Hofe
Vor dem Papst demütig kniete

Jener kühne vierte Heinrich,
Der in Schlachten glorreich siegte,
Dort im Sünderhemdchen frierend,
Zitternd, flehend gleich dem Bettler?

Nein, mein Bruder, also zähmlich
Wirst Du niemals mich erblicken,
Freunden Freund, dem Trotzer trotzig,
Will ich König sein und bleiben.

Sei Du stiller Mönch und Priester,
Bete Du für meine Waffen,
Das ist Dein Beruf, nicht Raten,
Kloster kennt sich nicht mit Feldschlacht.

Und von neuem sich umarmend,
Trennen sich verstimmt die Brüder,
Jeder allzu ungleich jenem,
Nur ihr Herz kann sie vereinen.

Don Ramiro wirft sich trauernd
In der Zelle betend nieder,
Nicht kann er die Welt begreifen,
Ihn Alonso nicht verstehen." - Johann Ludwig Tieck, Die Glocke von Aragon, Besuch des Königs im Kloster
 

Es geht um das "Siegeszeichen", das natürlich kein Halbmond ist, sondern das Kreuz, die Sakramente, die Disputa von Brot und Wein, dies ist "Herz und Kern des Christentums", auch wenn zwischenzeitlich das Christentum mit Waffengewalt vor den Muslim-Invasoren (Muslim-invaders) geschützt werden muss, wie in der Schlacht bei Tours und Poitiers oder der Reconquista in Spanien und Portugal. [72] 

O mein Vater, Du Allweiser,
Ist es denn Dein heil'ger Wille,
dass Dein Mensch nur Kampf und Streiten,
Mordsucht hegt in seinem Herzen?

Nein, der Böse hat den Menschen
Hinterlistig umgeschaffen,
Er nur schürt die Glut der Bosheit,
Er nur schärft das blanke Eisen.

Sonst ja wär' es Dir ein Leichtes,
Statt des Fleisches, das verletzbar,
Ihn mit Panzern zu umgürten
Wie den Krebs, die Armadille,

dass er wandl' in seinem Schilde
Unzerstörbar wie die Kröte,
dass sein Fell so hart und steinern
Wie Rhinoceros ihn hülle.

Doch die Liebe, die allgüt'ge,
Nahm ihm scharfe Klau'n, die Kräfte
Des Gezahns des Löwen, Tigers,
Und des Elephanten Schwere.

Aber jener Geist, der ew'ge,
Der in Liebe sollte walten,
Ihn erkennen, der ihn schuf,
Und in Andacht zu ihm beten,

Der ersinnt die Eisenrüstung,
Die das zarte Fleisch umschließet,
Der wetzt Schwerter, schnitzt die Bogen,
Giebt dem Pfeile Todesschnelle.

In das Erz kriecht Hass und Bosheit,
Blutdurst treibt den armen Menschen,
Und er mordet seine Brüder,
Wähnt sich nun als Held begeistert.

Und so würgt, viel grimmiger,
Als es Leu vermag und Tiger,
Mensch den Menschen, Arm und Bein,
Brust und Rücken nur zum Töten

Ganz ein einz'ger fester Harnisch,
Fremd und missgestalt verwandelt,
dass der Schöpfer selber nicht mehr
Sein Geschöpf erkennen möchte.

Vater, Heiland, o Maria,
Ach bewahret für und für mich,
dass durch mich kein Tropfen Blutes
Oder um mich sei vergossen.

Mir erstarrt das Herz, es weinet
Des Entsetzens Flut mein Auge,
Wenn ich so das Ebenbild
Meines Gottes seh verstümmelt.

Nimm in Deinen heil'gen Schutz mich,
dass ich wie des Feldes Blume,
Wie die Pflanze auf mich ranke
Zu dem süßen Himmelslichte.

Eine Rebe lass mich werden,
Die hinauf zur Ulme strebet,
Und von Sommerluft gewieget,
Von dem klaren Licht umfangen,

Aus sich selbst in stiller Wonne
Traubensüße ausgebieret,
Freud' und Trost den armen Menschen,
Und von Priesterhand geweihet

Siegeszeichen, Blut des Heilands,
Inbegriff des brünst'gen Glaubens,
Herz und Kern des Christentums. –
Also betete Ramiro." - Johann Ludwig Tieck, Die Glocke von Aragon, Don Ramiro's Gebet.

Von Ruhe konnte damals in Spanien und Portugal keine Rede sein, immer musste man mit einem Anfriff der Muslime rechnen: "Kriegesaufruhr in Castilien, / Kriegsgetös' in Aragonien, / Blut'ge Fehd' in aller Landschaft, / Siegesbotschaft, Trauerkunde. / Und Alonso stürmt voran, / Immer schwebt der Sieg weit glänzend / Um die Banner seiner Schaaren, / Und sein Herz lacht der Gefahren." Urplötzlich konnte sich das Blatt wenden und und man war "Rings umzingelt von Ungläub'gen", das Heer aufgerieben, der König tot. [73] 

"Kriegesaufruhr in Castilien,
Kriegsgetös' in Aragonien,
Blut'ge Fehd' in aller Landschaft,
Siegesbotschaft, Trauerkunde.

Und Alonso stürmt voran,
Immer schwebt der Sieg weit glänzend
Um die Banner seiner Schaaren,
Und sein Herz lacht der Gefahren.

O du Sicherheit, du stolze,
Die mit Uebermut die Herzen
Panzerst und die dichten Nebel
Um das Licht der Augen webest!

Nicht mehr hört er Rat und Warnung,
Lacht der Vorsicht, nennt sie Feigheit.
Sucht im tollkühnen Vermessen
Die Gefahr, die Wurfgeschosse.

Als wenn unverwüstbar Erz,
Und nicht zartes Fleischgewebe
Sei der Leib, den Luft und Wärme
Oft in Fieberglut zerstören.

Plötzlich regt sich's auf den Bergen,
Und die Felsen sind lebendig,
Und aus Wäldern stürmen Schaaren,
Aus den Tälern hebt sich's dräuend.

Rings umzingelt von Ungläub'gen,
Hergesandt vom klugen Feinde
Aus der fernsten Gegend, sieht er
Von dem Waffenglanz der Moslem

Sich umlagert wie von Mauern,
Rings umstarrt vom Dräu'n der Lanzen:
Alle Christenschaaren bangen,
Nur Alonso höhnt die Schrecken,

Jauchzend, wutentbrannt, mit Heulen
Stürzt die Menge zahllos, wimmelnd,
Immer neue Haufen drängend
Auf der Christen wankend Kriegsheer.

Und wie Hagelschau'r im Kornfeld
Prasselnd niederschlägt die Halme,
So fällt blind Entsetzen, Grauen,
Schauder in das Heer der Christen.

Flucht nach allen Seiten, doch sie
Rennen gegen andern Feind nur,
Statt der Rettung spießen flüchtend
Sie sich in die Todesstachel.

Und inmitten der Verwirrung
Steht der Held Alonso aufrecht,
Kühn und dräuend, unerschrocken,
Und dem Anblick bebt der Sieger.

Tot liegt da sein gutes Schlachtross,
Und er kämpft zu Fuß, und rufend
Will er seine Freunde ein'gen,
Will er hemmen die Verzweiflung.

Auch sein Schild ist ihm zerschlagen,
Und der Helm vom Schwert gespalten,
Neben ihm steht noch sein Knappe,
Der den König strebt zu schirmen.

Doch der Arme gibt verloren
Seinen Herrn, und wutentzündet
Kämpft er blind und will den Einen
Nur noch retten, doch unmöglich. –

Plötzlich, wer kann fassen, sagen,
Wie es nur geschah das Wunder – ? –
Ist der König ihm entschwunden,
Auf klafft unter ihm der Boden,

Und die Erde schließt sich wieder,
Keine Spur auf ihr noch Spalte,
Totverwundet sinkt der Knappe,
Weit umher nur Christenleichen.

Tote, Sterbende, nur Wunden,
Aechzen, Jammer sieht und hört man;
Wie man sucht, nicht aufgefunden
Wird der König Don Alonso." - Johann Ludwig Tieck, Die Glocke von Aragon, Alonso's Tod

Schnell musste ein neuer König auserwählt werden, auch wenn nicht immer peinlich genau die Prozedur der Königswahl eingehalten werden konnte: "Und ihr schreit mich auf vom Lager, / Wie man Sklaven weckt zur Arbeit? / ...Jagt man Kön'ge auf wie Wildpret, / Mit Geschrei und wildem Lärmen?" [74] 
...
"Nur der Eine kann uns retten,
Der vom Königsstamm entsprossen
Aus Navarra, er der Kühne,
Pedro heißt er von Atares.

Also redeten die Bürger,
Also rief der mächt'ge Adel,
Und zum hohen starken Manne
Sah der Bauer auf getröstet.

Und ein andrer Pedro rief laut,
Pedro Tizon, selbst ein mächt'ger
Rico hombre, dem unzählbar
Weit umher Vasallen dienten:

Lasst uns ihn zum König wählen,
Er wird die Verwirrung schlichten.
Klug ist er, geehrt von allen,
Und ein Held in allen Schlachten.

Ja Atares! riefen alle,
Und ein Zug mächt'ger Vasallen
Wandert zum Palast Don Pedro's,
Ihn zum König auszurufen.

Doch verschlossen sind die innern
Räume, und die Diener bitten,
dass man noch verweilen möge,
Denn ihr Herr sei nicht zu sprechen.

Pedro Tizon frägt: was treibt er? –
Er sitzt jetzt im warmen Bade,
Nach dem Waschen schläft er gerne,
Dann darf keiner ihn verstören. –

Doch die Männer lachen laut auf!
Eine Krone zu gewinnen,
Bricht man einmal sich den Schlaf ab,
Sagt man doch, dass Glück im Schlaf kommt. –

Vorwärts schreiten sie, die Tritte
Dröhnen laut vom steinern Boden,
Und sie pochen an die Türen
Ungestüm der Badekammer.

Auf! mein König, ruft der Stärkste,
Deiner harren die Vasallen,
Tritt als Fürst in unsre Mitte,
dass wir Dir in Demut huld'gen.

Und es donnern nun die Fäuste
An die erzbeschlagne Türe;
Aufgemacht, Pedro Atares!
Nicht ist länger Zeit zum Schlafen! –

Da hört man den Riegel klirren,
Und die Tür wird aufgerissen,
Und hervor tritt nackt und glänzend
Pedro's großer Heldenkörper.

König soll ich werden, spricht er,
Zürnend runzelnd Wang' und Stirne,
Und ihr schreit mich auf vom Lager,
Wie man Sklaven weckt zur Arbeit?

Wollt ihr mir Vasallen werden,
Meinem Willen untertänig,
O so lernt zuerst gehorchen
Des Gehorsams strengen Pflichten.

Jagt man Kön'ge auf wie Wildpret,
Mit Geschrei und wildem Lärmen?
Achtet meine ruh'gen Stunden
Nichts, und nichts des Herrschers Launen?

Wartet dort in meiner Halle,
Schweigend, ernst und ehrerbietig
Eures Königs, eures Fürsten,
Bald erschein' ich reich und festlich,

In dem sammtnen Mantel, glänzend
Von viel goldgestickten Blumen,
In dem Hauptschmuck mit Demanten,
Wie es großen Kön'gen ziemet.

Sei euch dann verziehn die Unart,
Und dies widerspenst'ge Wesen,
Denn ihr seht, ich bin ein andrer,
Als ihr wohl vordem gewähnet. –

Ohn' auf Antwort noch zu harren,
Schlug er wieder zu die eichne
Große Tür, die erzgeschmückte,
Und schob innen vor den Riegel.

Türenschlag und Riegelklirren
Tönten wie die letzten Silben
Seiner kräft'gen Königsrede,
Und die Herren standen sinnend,

Sahen starr und wie verlegen
Einer in des Andern Auge,
Alle Augen weit geöffnet,
Mancher Mund zum Zorn verzogen.

Manche Lippen zuckten lächelnd,
Und der eine sagte fröhlich:
Löwen aus dem Schlummer wecken
Ist nicht heilsam für den Jäger. –

Sind wir seine Hund' und Knechte,
Rief ein andrer zorningrimmig,
Der Tyrann, hat er vergessen,
Wer wir sind, wir Reichsvasallen?

Nackt und roh stellt er sich vor uns,
Schilt uns lästernd, wie man Dienern
Tut, die wegen Missverhalten
Man fortjagt aus seinen Diensten.

Und sie alle gingen murrend:
Herrscht er so uns an, so gröblich,
Da er unsrer noch bedürftig,
Wie als Herr würd' er gebahren?" - Johann Ludwig Tieck, Die Glocke von Aragon, Die Königswahl

Ein König ist nicht immer gerade erreichbar, wenn er gebraucht wird: "Recht, Gesell! ruft ihm der Herr zu, / Heute gilt's ein hohes Jagen, / Mehr als Hirsch und Reh und Reiher, / Nach dem König wird gewittert. / Wohl ist Not in Aragonien, / 
dass man jetzt die ganze Landschaft / Gern aufböte, dass die Treibjagd / Unsern König nur aufstöbre. / ... Alle klagen wie verzweifelnd, / Wo ist Rat, wo Hülfe irgend, / Wie nach unterird'schen Schätzen / Suchen wir nach unserm König." [75] 

Früh am Morgen, als die Sonne
Durch die dichte Waldung flimmert,
Und des kleinen Klostergartens
Blumenfelder licht beglänzte,

Trabt ein stolzer Zug durchs Blachfeld,
Glänzend, hochgemut, die Reiter
Steigen von geschmückten Rossen,
Stehn jetzt vor der Klosterpforte.

Leonardo tritt entgegen,
Fragt in Demut ihr Begehren,
Und vernimmt, dass all' einmütig
Don Ramiro, letzten Sprössling

Ihres Königes, erwählten,
Um das Reich jetzt zu beherrschen,
Und dass alle Kronvasallen
Kommen, ihn zum Thron zu führen.

Des erschrak der Mönch Lenardo,
Denn er sah den Ernst der Herren,
Zittern fiel auf seine Glieder,
Bebend sucht' er auf Ramiro. –

Wieder kam er, bleich und stotternd,
Meldete den Kriegeshelden,
dass die Zelle sei verschlossen,
Keine Antwort zu vernehmen.

Und sie alle, zweifelnd, zürnen,
Dringen in des Klosters Stille,
Und sie brechen auf die Tür dann,
Suchen, forschen, spähen, nirgend

Finden sie den frommen Prinzen.
Ist er wohl in Angst entwichen?
Schweift er wohl im Klostergarten?
Hat er sich im Wald verborgen?

Augustin, ein muntrer Jagdmann,
Eilt hinab mit seinem Spürhund,
Der durchstöbert rings den Garten,
Der schaut auf zu allen Bäumen.

Recht, Gesell! ruft ihm der Herr zu,
Heute gilt's ein hohes Jagen,
Mehr als Hirsch und Reh und Reiher,
Nach dem König wird gewittert.

Wohl ist Not in Aragonien,
dass man jetzt die ganze Landschaft
Gern aufböte, dass die Treibjagd
Unsern König nur aufstöbre.

Nun zu Wald, mein treuer Hugo!
Denn im Garten ist er nirgend,
Hinterm Buschwerk, wie der Hase,
Sitzt gekauert wohl der Fromme.

Klug schaut auf den Herrn der Bracke,
Und sie gehn in Eil zu Walde,
Hugo spürt, die Schnauz am Boden,
Augustin rollt schnell das Auge

Rechts und links, dann aufwärts, seitwärts,
Nirgend Spur, in aller Richtung
Läuft das kluge Tier und schnuppert,
Findet keine Königs Witt'rung.

Und sie gehn vom Walde heimwärts:
Tritt im Klostergarten zürnend
Auf sie zu Bermudez, sprechend:
Nirgend ist er zu entdecken.

Alle klagen wie verzweifelnd,
Wo ist Rat, wo Hülfe irgend,
Wie nach unterird'schen Schätzen
Suchen wir nach unserm König.

Not wär' uns fast ein Beschwörer,
Der den Zauberbann auslegte,
dass er sich im mag'schen Netze
Selbst gefangen müßte geben.

Gibt's doch keine Wünschelruten,
Die auf Fürsten, die versteckt sind,
Schlagen können, und vergeblich
Ritten wir den schlimmen Bergweg.

All' in Missmut gehn die Beiden
Zu der stillen Klosterzelle,
Und der kluge Hund begleitet
Ungefragt den Jägermeister.

Mit den Augen spürt er, wittert,
Sucht umher ringsum am Boden.
Kriecht dann mühsam unters Bette,
Springt hervor und stellt sich aufrecht,

Bellt und lärmt, und unermüdlich
Strebt er nun empor zu klimmen.
Durch die offne Tür gehn viele,
Aller Blick' empor gerichtet.

Einen Menschenfuß erspähn sie,
Oberhalb der hohen Bettstatt;
Wo ein Dach das Lager schirmet,
Liegt verborgen Don Ramiro.

Auf der Leiter klimmt empor jetzt
Bermudez, und niedersteigen
muss beschämt jetzt Don Ramiro.
Und des Landes Adel sinket

In die Kniee, den Herrn verehrend,
Den das Schicksal und die Wahl jetzt
Ihnen gab mit seinem Erbrecht,
Als rechtmäß'gen wahren König.

Don Ramiro weint und bittet,
Andern Herrn zum Thron zu rufen,
Er unfähig, nur geübt
In Gebet und Horasingen.

Doch Lenardo selbst, der greise,
Rät ihm ernst, so mächtigen
Ruf des Schicksals und des Himmels
In Gehorsam anzunehmen.

Jubelnd mit Trompetenschalle
Kehrt der frohe Zug zurücke,
Auf dem Thron sitzt Don Ramiro
Und ihm huld'gen die Vasallen." - Johann Ludwig Tieck, Die Glocke von Aragon, Andres Beginnen

Auch wenn der König ein ehemaliger Mönch ist und den Frieden will, sind dennoch weiterhin Rüstung und Ritter erforderlich, da man sich auf Friedensverträge mit Moslems nicht verlassen kann: "Da der Muselmann den Frieden / Wieder bricht und wilde Schaaren / Raubend übers Land hinstürmen."  [76]

"Alle Städte sind in Freuden,
Denn gekrönt ist jetzt der König,
Und die Priesterschaft singt Psalmen,
Denn ein Mönch war Don Ramiro.

Doch die Folge zu bestät'gen,
muss der König sich vermählen,
Und der Papst schickt die Dispense,
Und die schöne Braut erscheint bald.

Freud' und Wonn' im ganzen Lande,
Ein Infant wird nach neun Monden
Den entzückten beiden Eltern.
Und der Friede weht und stärket

Mit dem Blumenfittig ringsum
Die Gewerbe und den Landbau.
Nur ein solcher Fürst ist heilsam,
Der kein Held ist, kein Erobrer.

Also ruft der Stadtbewohner
Wie der Bauer hinterm Pfluge,
Sicher sind weithin die Straßen,
Die das Lasttier ruhig wandelt.

Nur die Mächtigsten des Landes
Murren leis und bald auch lauter,
Freundlich allen Untertanen,
Fühlen sie von ihm gekränkt sich,

Der den Bürger auch vernehmen,
Auch den Bauer will beglücken,
Der den Geistlichen verehret,
Mehr als alle Ricos hombres.

Friede macht die Rüstung unnütz,
Wohlstand Bürger übermütig,
Selbst der Bauer darf es wagen,
Rittern ins Gesicht zu schauen.

Ist ein solches Tun erträglich,
Darf solch Freveln unbescholten,
Ungestraft das Land verwirren,
Alle Privilegien stürzen?

Graf und Ritter sind laut jubelnd,
Da der Muselmann den Frieden
Wieder bricht und wilde Schaaren
Raubend übers Land hinstürmen.

Aufgeregt vom Castilianer
Fahren sie im Kriegesmute,
Und die Großen Aragoniens
Schaaren sich um ihren König.

Don Ramiro naht verlegen
All' dem Glanz' der Helm' und Harnisch',
Nie hat er ein Ross bestiegen,
Nie die Lanze noch geschwungen.

Und er ruft den großen Ritter
Don Antonio zu sich her.
Zeige mir, Du treuer Mann,
Wie ich mich zum Krieg gehabe.

Nichts ist leichter, spricht der Mut'ge;
Angeboren ist dem Adel
Schwertschlag, Lanzenschwung, Rosstummeln,
Frisch steigt in den Bügel, hebt Euch.

Auf dem Schlachtross sitzt der König. –
Nehmt nun in der Linken zierlich
Diesen Schild, rechts tragt die Lanze.
...
Ist Ramiro auch kein Ritter,
Sind die Feinde doch geschlagen.

Und im Land erzählt man jubelnd,
Wie den Zaum im Mund der König
Kühn vorangesprengt den Schaaren,
Schwert rechts, links die Tartsche schwingend.

Dem noch nie gesehnen Anblick
Sei der Feind entmutigt worden,
Vor der Wut des Zähneknirschers
Sei der Tapferste geflohen." - Johann Ludwig Tieck, Die Glocke von Aragon, Ramiro als Krieger
 

Schön wenn heute einmal ein König aufstände, sich ernsthaft nach den Bienen erkundigte und sie aus der Misere, die die Pestizid-Landwirtschaft angerichtet hat, befreite. Sogar während der Reconquista fragte ein König nach den Bienen: "Und den Priester fragt der König / Nahgebückt, vertraulich sprechend, / Nach dem Klostergarten, nach den / Bienen, wie die Frucht gediehen." [77]

Auch für Tierschutz und Umweltschutz setzt sich der König ein, z.B. für ein Pferd, das sich aus einer Schlacht mit Moslems nach hause retten konnte: "In der Mohrenschlacht von neulich, / So beginnt des Throns Geheimrat / Sanchez, ward des Jünglings Vater / Von dem Feind getötet, doch / Kam sein edles Ross, der Schimmel, / Wohlbehalten aus dem Schlachtfeld, / Und das Tier, die Heimat kennend, / Kommt voll Trauer hin zum Stalle; / ...Nur von Pferd und Kalb und Hund wird / Heut verhandelt, man muss denken, / Wir sind in der Arche Noah." [78]

Der König meint, der Priester solle seine Gemeinde einfangen, statt auf die Jagd zu gehen und womöglich Singvögel zu jagen: "Ei, wie töricht! ruft der König: / Was macht auf der Jagd der Priester? / Die Gemeinde soll sein Wild sein, / Das er für den Himmel einfängt. / Deshalb soll er nichts erhalten, / Weder wenig, weder vieles, / Nebenher sei ihm verboten / Alle Jagd auf Tier und Vogel." [79]

"Pater Leonard besuchte
Seinen nun gekrönten Zögling
In Huesca, wo die Großen
Seines Reichs um ihn versammelt.

Pedro Atares der mächt'ge,
Lope auch de Luna mit ihm;
Auch Garcia da Vidaure,
Und noch viele Ricos hombres.

Nieder wirft sich Don Ramiro,
Bittet um Lenardo's Segen,
Der gerührt, erschreckt, erhebt ihn
Und erfleht ihm Glück vom Himmel.

Selbst den Sessel stellt Ramiro
Für den hochverehrten Vater,
Während alle Thronvasallen
Herrn und Ritter stehn und warten.

Und den Priester fragt der König
Nahgebückt, vertraulich sprechend,
Nach dem Klostergarten, nach den
Bienen, wie die Frucht gediehen.

Legt die Hand ihm auf die Schultern,
Liebkost ihn, den Vielverehrten,
Und die Herren sehn mit Staunen
Ihren Rang und Stand missachtet.

Welch ein König! raunt Don Pedro
In das Ohr der Missvergnügten;
Nur den alten Priester ehrt er,
Der da sitzt, wir stehn vernichtet!

Er war Mönch und ist's geblieben,
Spricht Garcia, jene Sonne,
Die den Herrscher muss umstrahlen,
Jener Kranz von Scheu und Ehrfurcht,

Der die Majestät und Hoheit
Schmückt, dem Untertanen zittern,
Den mit Furcht nur sieht der Ritter,
Alles mangelt unserm Fürsten.

Mit den Bauern, Priestern, Bürgern,
Ist ihm immerdar am wohlsten,
Waffenrüstung, Kriegsruhm, Stolz,
Der dem Adel ziemt, verächtlich

Dünkt ihm dies, was er nur weltlich,
Eitel und vergänglich nennet;
Kann ein solcher uns gebieten,
Der sich vor dem Mönch erniedrigt?

Auf steht jetzt der fromme König:
Ist nicht heut Gerichtstag eben?
Und der Schreiber Sanchez meldet:
Draußen warten die Parteien.

Lasst sie vor! gebeut der König;
Und Ihr, Sanchez, mein Vertrauter,
Fasst das Urteil, das ich spreche,
Sorgt, dass man es gleich erfülle.

Und ein junger Mann, gekräuselt,
Aufgeschmückt in bunten Farben,
Tritt herein, ihm folgt bescheiden
Dann ein Diener, still demütig.

In der Mohrenschlacht von neulich,
So beginnt des Throns Geheimrat
Sanchez, ward des Jünglings Vater
Von dem Feind getötet, doch

Kam sein edles Ross, der Schimmel,
Wohlbehalten aus dem Schlachtfeld,
Und das Tier, die Heimat kennend,
Kommt voll Trauer hin zum Stalle;

Findet dort das Tor verschlossen,
Und da's nicht gelernt mit Händen,
Wie es ziemlich, anzupochen,
Rennt es mit der Stirn dagegen.

Dem Gedonner wacht alsbald auf,
Beides, so der Herr wie Diener,
Und der junge Edelmann hier
Kommt hinab mit seinem Stecken:

Wie? du Unart! ruft er zürnend;
Ohne meinen Vater kommst du?
Wagst vor Augen mir zu treten?
Renegat, du feig' Meineid'ger!

Wer's vermag in Tod und Leben
Treulos seinen Herrn zu lassen,
Ist ein Böswicht und Verräter,
Unwert, je ins Haus zu treten.

Und er geißelt ohn' Erbarmen,
Schlag auf Schlag den edlen Schimmel.
Der weiß nicht, wie ihm gescheh'n sei,
Schaut mit Zweifelblick den Herrn an.

Doch da der noch nicht ermüdet,
Bis der Stecken ihm zerbrochen,
Flüchtet er ins Feld, zu Walde,
Rückwärts oft die Blicke werfend.

Weinend sieht der Knab' hier alles,
Spricht: O gnäd'ger Herr, nicht also,
Dies das Lieblingsross des Vaters,
Wissen wir doch nicht, wie traurig,

Wie im Gram der Schimmel sein mag,
Weinen kann solch' armes Tier nicht,
Sprechen mit Vernunft viel wen'ger.
dass er mit dem edlen Haupte

So an unser Stallthor pochte,
War wohl Heimweh, Herzensgram,
dass sein edler Herr getötet;
dass er einsam wiederkehrte.

Stosst Ihr ihn nun in die Wildnis,
muss das edle Tier verschmachten,
Wenn nicht Wölfe es zerreißen,
Oder dass ein Bauersmann

Ein sich fängt das hohe Streitross,
dass es ihm muss tagelöhnern,
Seinen Pflug ihm knechtisch ziehen,
dass zum Klepper es verwildert.

So verliert's den Stolz, wird schwach und
Niederträchtig, dass kein Ritter
Das entartet arme Wesen
Künftig zu besteigen würdigt:

Darum, Gnäd'ger, seid barmherzig,
Nehmt Ihr an die große Erbschaft,
Schlösser, Wälder, Eures Vaters,
Rechnet noch hinzu den Schimmel.

Doch der junge Ritter, eifernd,
Zürnend ob dem Widerspruche.
Nahm den Stumpf des starken Stockes
Und zerbläu'te Rücken, Lenden

Des weichherz'gen, mitleidvollen
Dieners, bis er niederstürzte,
Und der Stab auch selbst zerbrochen;
Da erst war der Ritter fröhlich.

Einsam lag im Stalle klagend,
Weinend nun der Knabe, ächzend
Um den eignen Leib, so wie um
Den verjagten schönen Schimmel.

Euch, Herr König, ist nunmehr
Diese Klagschrift übergeben,
Drum entscheidet den Prozess jetzt
Zwischen Ross, Stallbub' und Ritter. –

Wohl bemerkte Don Ramiro
Des Geheimschreibers Gespötte,
Und der Granden feines Lächeln;
Doch er sprach mit Ernst und Würde:

Edel und fast menschlich zeigte
Sich das Ross, die Heimat suchend,
Deshalb sei es eingefangen
Und auf sieben Monat' nehm' es

Sein Quartier dort in den Stuben,
Die der Vater sonst bewohnte,
Speis' am Tisch des toten Ritters,
Schlaf' in seinen weichen Betten.

Wenn das Tier sich menschlich zeigte,
Und der Mensch zum Tier geworden,
Darf man wohl die Rollen tauschen,
Um Verirrte zu erziehen.

D'rum befehl' ich, an die Krippe
Soll man dort den Jüngling binden,
Auf dem Stroh im Stall sein Lager,
Brot und Wasser seine Nahrung,

Bis die sieben Mond' entschwunden,
Halt' ihn also jener Diener,
Auch des Rosses soll er pflegen,
Und des Kämmrers Lohn empfangen.

Strenge sprach das Wort der König.
Mochten sie sich auch verwundern,
War doch keiner dreist genug,
Offen ihm zu widersprechen.

Kläger wie Verklagter gingen
Aus dem Saal, herein nun traten
Mit Verdruss im Angesichte
Zwei bejahrte ernste Männer.

Dieser Bauer, spricht der Schreiber,
Ist Besitzer eines Weinbergs,
Den er pflegt mit Schweiß und Mühe,
Seine Kinder zu ernähren.

Da betrifft er in den Reben
Einen fremden Hund, der alles,
Was er fassen kann, verwüstet,
Ausrauft Kraut, Blum' und Gemüse.

So ergreift er denn den fremden
Eindringling, und ohne weitres
Als ein Beispiel, abzuschrecken,
Hängt er auf den Uebeltäter.

Dieser zappelt sich zu Tode:
Nun kommt hier der Herr des Jagdhunds,
Sagt, dass ohne Recht und Urteil
Man den Untertan getötet.

Er ist Pfarrer der Gemeinde,
Und verlangt Ersatz des Schadens,
Mind'stens funfzig baare Taler,
Wo nicht mehr noch von dem Mörder.

Denn das Hündchen sei zum Jagen
Mühsam abgerichtet worden,
Und er fing dem Pfarrer jährlich
Viele Hasen, wie Kaninchen.

Ei, wie töricht! ruft der König:
Was macht auf der Jagd der Priester?
Die Gemeinde soll sein Wild sein,
Das er für den Himmel einfängt.

Deshalb soll er nichts erhalten,
Weder wenig, weder vieles,
Nebenher sei ihm verboten
Alle Jagd auf Tier und Vogel.

Ob mit Recht und ob mit Unrecht
Jener Hund sei hingerichtet,
Bleibt wohl unentschieden, wenn nicht
Die Verwandten des Verbrechers

Klag' erheben ob der Blutschuld,
Bis dahin sei abgewiesen
Alles, was den Bauer kränke
Und sein Eigentum verletze.

D'rauf trat ein ein dicker Pächter,
Den ein Mohr verklagen wollte,
Und der Schreiber las die Klage:
Neulich hat es sich begeben,

dass ein Stier des Pächters, ohne
Anzufragen, in des Mohren
Hof gestiegen, so ergab sich,
dass aus dieser Anmaßung

Jenes Mohren Kuh geworfen
Hat ein Kalb, stark, gut gewachsen,
Und der Christ verlangt nun eben
Von dem Kalb als sein die Hälfte.

Will die Kuh es ihm gewähren,
Sprach der König, mag er's nehmen,
Denn ihr Mutterrecht entscheidet,
Sonst soll nichts der Christ erhalten.

Sonderlich ist der Gerichtstag,
Nur von Pferd und Kalb und Hund wird
Heut verhandelt, man muss denken,
Wir sind in der Arche Noah.

Auf nun stand König Ramiro
Halb mit Lachen, halb mit Zürnen,
Ungewiss die Granden alle,
Ob er töricht sprach, ob weise.

Aber seine Freunde zürnten,
Und er selbst begriff es deutlich,
dass, sein spottend, man dem Volke
Ihn verächtlich machen wolle." - Johann Ludwig Tieck, Die Glocke von Aragon, Der Gerichtstag
 

Obwohl heute in Europa Meinungsfreiheit herrscht, müssen Komiker, Narren, Blödelbarden und ande Possenreißer fürchten, dass sie verklagt werden, wenn sie Politiker oder Behördenvertreter beleidigen. Dabei gehört es zum Handwerk, "Ohne Furcht auch zu beleid'gen", manch ein Schriftsteller wurde in der heutigen Zeit, weil er den Islam oder islamische Lügenpropheten und - Priester beleidigt hatte, verklagt und verfolgt, so dass er Personenschutz benötigte. Da ging es den Narren früher fast noch besser: "Auch der fromme, gute König / Hörte lächelnd seine Scherze. / Oft den tiefen Sinn bewundernd, / Den der Zwerg im Blödsinn aussprach. / Denn wer immer spricht und schwatzet, / Ohne Rücksicht, Scheu und Schäme. / Ohne Furcht auch zu beleid'gen, / Der stösst oft auf Witz und Tiefsinn. / Nahe liegt im Menschengeiste / Weisheit an der Torheit, stündlich / Schlägt ein Funke aus dem Dunkel, / Und erleuchtet hell das Wirrsal. / Und im Lachen und Verspotten / Dünkt der Tor uns ein Orakel, / Weil solch Geistesspielen Unsinn / Mit der Weisheit Farbe stempelt." [80]

Ein Problem während der Reconquista war, die Ritter, die gegen die Muslime ("Christenfeinde") gekämpft hatten, bei neuen Angriffen der Mauren, rechtzeitig an ihre Pflichten zu erinnern, nämlich diese "Christenfeinde" zu bekämpfen und von der iberischen Halbinsel nach Afrika zurückzudrängen; deshalb sagt der König, nach dem Kriege, den er gegen die Muslime führte, "Freut' ich mich, sie zu belohnen, / Was ich mir aneignen durfte, / Was ich noch besaß als eigen, / Gab ich gern, frei, ohne Sorgen, / Rückhalt, Argwohn, und sie alle / Priesen meine Königs-Großmut, / Meinen hohen Sinn, so edel. / Nun ich wieder Hülfe ford're, / Rings bedrängt von Christenfeinden, / Zeigt sich keiner frei, großmütig, / Selbst die nächste Pflicht verweigernd." [81]
 

"An dem Hofe war ein Zwerglein,
Von den Großen wohl gelitten,
Gern geseh'n an ihren Tischen,
Mit dem Spaß das Mahl bezahlend.

Auch der fromme, gute König
Hörte lächelnd seine Scherze.
Oft den tiefen Sinn bewundernd,
Den der Zwerg im Blödsinn aussprach.

Denn wer immer spricht und schwatzet,
Ohne Rücksicht, Scheu und Schäme.
Ohne Furcht auch zu beleid'gen,
Der stösst oft auf Witz und Tiefsinn.

Nahe liegt im Menschengeiste
Weisheit an der Torheit, stündlich
Schlägt ein Funke aus dem Dunkel,
Und erleuchtet hell das Wirrsal.

Und im Lachen und Verspotten
Dünkt der Tor uns ein Orakel,
Weil solch Geistesspielen Unsinn
Mit der Weisheit Farbe stempelt.

Oftmal gab der Geist des Königs
Erst den Sinn dem Wort des Narren.
Scheint doch auch im Waldesrauschen,
Quellenmurmeln Spruch zu wandeln.

Eingeladen war das Närrchen
Nach dem Schloss von einem Großen,
Der nicht weit vom Kloster hauste,
Wo der Mönch Lenardo wohnte.

Diesem unverdächt'gen, kleinen,
Stillpossierlich dummen Zwerge
Gab der König einen Brief mit,
Welcher also sprach: Mein Trauter,

Da ich Mönch hieß, war ich glücklich,
Seit ich König, bin ich elend,
O was frommt mir Hoheit, Würde,
Mein Gemahl, mein Sohn, mein Erbe?

Von der Welt entfernt, unkundig
Aller Händel, nur beflissen
Meiner Seele Heil zu fördern,
Den zu kennen, ihn zu lieben,

Der vom ew'gen Tod uns löste,
Der der Inbegriff der Liebe,
Dessen Glanz sich hüllt in Schönheit.
Seine Weisheit schlichte Einfalt.

O im Herzensbrand wie selig,
Wenn ich flehte, ihn erschauend,
Wenn ich selbst mir selbst entrückt ward,
Und mein Geist zur Liebe wurde.

Ja noch grünt und blüht uns Eden,
Wenn wir selbst uns selbst ertödten,
Und in ihm nur sind und wirken,
Der uns schuf zum Ebenbilde.

O mein Freund, mein theurer Vater,
Tief betrübt ist meine Seele,
Wie in einem dunkeln Kerker
Sitzt sie trauernd und gefesselt.

Ihr saht selbst, geliebter Vater,
Wie man meiner jüngst gespottet,
Und so ist mir Kraft und Freiheit,
Selbstvertrauen ganz zernichtet.

Zag' ich doch, ein Wort zu sprechen,
Schäme mich, zu fragen, zittre,
Spott nur, groben Hohn zu hören,
Oder nur Verweis in Bosheit.

So wird Majestät geschändet,
Dessen, den ich soll vertreten,
Dessen Bild mit Kron' und Zepter
Ich im Purpurmantel sein soll.

Alle, die ich reich begabte,
Zeigen sich als Undankbare.
Wer was zu erringen denket,
Ist noch höflich und ergeben.

Nach dem Kriege, den ich führte,
Freut' ich mich, sie zu belohnen,
Was ich mir aneignen durfte,
Was ich noch besaß als eigen,

Gab ich gern, frei, ohne Sorgen,
Rückhalt, Argwohn, und sie alle
Priesen meine Königs-Großmut,
Meinen hohen Sinn, so edel.

Nun ich wieder Hülfe ford're,
Rings bedrängt von Christenfeinden,
Zeigt sich keiner frei, großmütig,
Selbst die nächste Pflicht verweigernd.

Jener Grande sagt mir deutlich,
Mit den großen Ländereien,
Die ich ihm zum Lohn geschenket,
Hab' er auch ein höh'res Vorrecht,

Mir die Hülfe zu verweigern,
Denn er dürfe nicht mit Leichtsinn
Hohe Privilegien, die ich
Mit dem Land ihm gab, verletzen.

Alle diese Ricos Hombres,
Diese großen Kronvasallen,
Diese nächsten meinem Throne,
Feindlich sind sie, fast Rebellen.

Viel konnt' ich mir vom besiegten
Feinde damals selber eignen,
Ihrer Fügsamkeit und Eifer,
Mir zu dienen, gab ich alles.

Armut, Ohnmacht und Verhöhnung
Ist die Ernte, die ich mühsam
Eingesammelt meinen Scheuern,
Undank ist mein stärkstes Einkomm'.

Was nun tun? Erfahrner Alter,
Rate mir mit treustem Sinne,
So nicht kann ich mehr regieren,
Ja nicht fürder also leben.

Mein klein Zwerglein gibt Dir dieses,
Er ist unverdächtig, harmlos
Achten ihn so Groß, wie Niedrig,
Man wird nicht in ihm den Boten

Eines Königes vermuten,
Ihm nicht Taschen untersuchen:
Denn sie kränken mich nach allem
Noch mit unverdientem Argwohn:

Klagen, dass ich sie beschäd'ge,
Land und Leut' ihnen nicht gönne,
Ihre Rechte will verletzen,
Ford're, was mir nicht geziemet.

Ja, noch mehr! sich nicht entblödend,
Schelten sie mich gar Tyrannen,
Meinen, dass dem Land ein andrer
Fürst und Herrscher sei von Nöten.

Schon im Volk geht um ein Murmeln,
Blind Gerücht von schimpflicher
Absetzung und dass ein milder
Herr, der frei das Wohltun übe,

Gerne schenke, Dienst belohne,
Der die Privilegien achte,
Der nicht geizig, nicht habsüchtig,
Alles selber zu sich eigne;

Dieser soll den Thron besteigen,
Um mein Geizen zu vergüten: – –
Wohl in unentdeckten Landen
Müssen sie den König finden.

Durch den Blödsinn, der dies reichet,
Sollst Du Weisheit übersenden,
Denn wenn einer mir kann raten,
So bist Du's in meinem Reiche.

Du, der keinen Lohn empfangen,
Der noch lebt in vor'ger Armut,
Der von mir nie was gefordert,
Dem ich Gold nicht schenkt' und Würde,

Der in selber Zelle wohnet,
Wo er mich belehrt, erbauet
Und gestrafet, der noch täglich
Selbst im Gärtchen gräbt und schaufelt.

O Du Aermster, Gottergebner,
Wie so reich bist Du und frei
Deinem König gegenüber,
Wie so glücklich und gesegnet:

Denn Dich lieben alle Brüder,
Ehren Dich als ihren Aelt'sten,
Sind gehorsam Dir in Demut,
Folgen Deinem Rat und Willen.

Also müsst' ich, wenn die Rechte
Herrschten, stehn in meiner Würde,
Achten müssten die Vasallen
Mich nicht minder, dankbar treu

Meinem Wort gehorchen, scheuen,
Irgend meine hohe Würde
Zu verletzen, sie wie Kinder,
Ich ihr hochverehrter Vater.

Doch die Liebe, Wahrheit, Treue,
Kindlicher Gehorsam, Frommheit,
Sind zum Himmel all' entwichen,
Angst nur blieb uns zur Gesellin.

Bete mit mir, treuster Vater,
dass der Herr vom hohen Himmel
Diese Wächter aller Thronen
Uns zurücke sende gnädig." - Johann Ludwig Tieck, Die Glocke von Aragon, Ramiro's Brief
 

Letztlich muss der Narr feststellen, dass zwar "Aberglauben" überall, jedoch "nirgend philosoph'sche Einsicht" zu finden ist, "Denn, mein gnäd'ger Herr, versichert / Seid nur, sagt es dreist mir nach, / dass mehr Dummheit in der Welt ist, / Als wir beide glauben mögen." [82]
 

"Früh am Morgen, als der König
Noch im Beten war und eifrig
Zum Erlöser seine Worte,
dass er helfen möge, sandte:

Stand der kleine Zwerg, possierlich,
Bückte sich nach allen Seiten,
Stammelte und lachte seltsam.
Und der König war ihm freundlich.

Sprich, mein Bote, sahst ihn selber?
Hast mein Schreiben übergeben?
Bringst Du Antwort mir nun schriftlich?
Hat kein Unglück Dich betroffen? –

O mein König, da der Alte
In der finstern stillen Klause
Ist mit seiner frommen Weisheit
Mehr ein Narr noch als ich selber.

Denn, mein gnäd'ger Herr, versichert
Seid nur, sagt es dreist mir nach,
dass mehr Dummheit in der Welt ist,
Als wir beide glauben mögen.

Wie ich ankam, will der Pförtner
Mir den Einlass gar verwehren,
Sagt, dass es sich nimmer schicke,
Weil ich klein bin, einzutreten.

Dummer Mensch! sag' ich erboßt ihm,
Wär' ich riesengroß, so dick auch,
dass ich eure Mauer sprengte,
Weil das Tor zu niedrig wäre:

Dann hätt's meinen Beifall, dass ihr
Mir die Tür schlösst vor der Nase.
Aber da ich leicht und winzig,
Durch die Bein' euch schlüpf, ist's Unsinn!

Zwischen seine Kniee wutscht' ich
Nun hindurch, wie Wiesel schlüpfen,
Und so kam ich in den Kreuzgang,
Wo sie neue Not mir brachten.

Meine bunte Schellenkappe
Sei alldort was Niegeseh'nes,
Die sollt' ich nur draußen lassen,
Um die Andacht nicht zu stören.

Schaut's, ihr Herren! rief ich zornig,
Das sind nun von euren Streichen,
Aberglauben oben, unten,
Nirgend philosoph'sche Einsicht.

Habt ihr selber doch auch Guggeln,
Die ihr über Ohren ziehet,
Zwar sind sie nur braun, nicht fleckig,
Aber doch zu selbem Dienste.

Haltet diese meine Kappe
Nur in Ehren, denn sie diente
Mir zur Sicherheit und Schutze
Fast so wie ein Heroldsmantel.

Lasst den Narren, der so harmlos,
Doch nur wandern, riefen alle,
Wenn die Wächter mich befragten,
Oder fest mich nehmen wollten.

Was mich so beschirmt, wie fast nur
Heilige Reliquie konnte,
Lass' ich mir nicht nehmen oder
Dies mein Wappen je beschimpfen.

Und nun lachten die Einfält'gen,
Als wenn ich der Dumme wäre,
Brachten dann mit Spott und Necken
So mich zu dem Greis Lenardo.

Der besah mich auch vom Kopf bis
Zu den Füßen, wollte lachen,
Und verbiss sich das zum Lächeln,
Weil er würdig scheinen wollte.

Habt mich nicht zum Narren, sagt' ich,
Denn ich bin des Königs Bote,
Der lässt freundlich Euch begrüßen,
Eurer Freundschaft auch gewärtig. –

D'rauf der Alte: Sonderbarlich!
Hat der König keine Fürsten,
Keinen würd'gen Abt und Bischof,
Und muss mir 'nen Narren senden? –

Daraus sah ich, dass der Alte
Mehr ein Narr sei, als ich selber,
Und ich sprach ergrimmt: kein Edler
Hätte wohl den Brief getragen:

Oder tat er's, wurd' er kläglich
Von den List'gen weggefangen,
Weil ich Narr war und beliebt auch,
Ließen mich die großen Narren.

Griesgram wurde nunmehr freundlich,
Ließ ein Frühstück geben, Honig,
Weißes Brot und süßen Wein auch,
Was mir nach dem Wandern wohltat.

Nun, wo sind denn Deine Briefe? –
Da löst' ich das Band des Schuhes.
Tölpel! rief der Priester, denn er
War ein Narr mehr, als ich selber.

Meint Ihr, schrie ich, dass ich solches
Darum tu', nur Euch zu ärgern,
Mich als gröblichen Gesellen
Ohne Lebensart zu zeigen?

Dreimal hielten sie mich feste,
Suchten in der Reisetasche,
Selber in dem Brotkorb emsig,
Ob sie was erwischen möchten.

Davon hatt' ich früh ein Einseh'n,
Denn ein Bote muss verstehen
Sein Gewerbe, und so stand ich
Mit Verstand die ganze Reise

Auf dem Brief, her lief ich emsig.
Und das ist auch kein Vergehen,
Weil ich nur durch solch' Verständnis
Für Euch so den Brief gerettet.

Und er las ihn und war traurig,
Sah bald mich an und das Briefchen,
Schüttelte das Haupt und seufzte,
Fing zuletzt an gar zu weinen. –

Und wo ist die Antwort, die Du
Mir von ihm sollst überbringen? –
Habe kein', und darum ist er
Größ'rer Narr noch als ich selber. –

Schreibt was, sagt' ich; stumm blieb jener,
Schüttelt wieder und ich glaube,
dass er nicht versteht zu schreiben,
dass er dumm ist, ohne Wissen.

Den um Rat zu fragen, wahrlich,
War höchst überflüssig, traurig,
Wenn die Einfalt bei der Narrheit,
Tor bei Dummheit Rat will holen. –

Und kein mündlich Wort zum Abschied?
Nichts, Herr König, als wenn plötzlich
Er vom Lesen stumm geworden,
Schwieg fortan das alte Herrlein.

Aber dass er Narr und Dummer,
Hat er noch zuletzt bewiesen,
Denn er ging mit mir zum Garten,
Wo Gemüse stehn und Blumen,

Grüne Kräuter aller Arten,
Krausemünz und Rosmarin,
Und verworrnes Zeugs mitsammen,
Mir schien manches selbst nur Unkraut.

Wie wir so stillschweigend wandeln,
Nimmt der alte Narr sein Stäbchen,
Worauf er sich wankend stützte,
Denn er ist recht schwach geworden;

Und haut um sich in die Lilien,
Die so stolz und herrlich standen,
Roter Mohn erhob die Häupter,
Alle die schlug er zu Boden,

dass die weißen Lilienblumen,
Und vom Mohn der volle Purpur,
Zwischen Unkraut und den Gräsern
So wie Mond und Sterne lagen. –

Das ist, was wir mal gelesen,
Dorten im latein'schen Buche.
Also spricht der fromme König
Und sitzt nieder zur Betrachtung.

Winkt dem Zwerg, der geht nach Hause
Und empfängt den Beutel Goldes;
Still ist's im Gemach des Fürsten,
Nur sein lautes Seufzen hört man." - Johann Ludwig Tieck, Die Glocke von Aragon, Wiederkehr des Boten
...
 
 

Anmerkungen

[1] Vgl. Science Review Letters 2020, 19, Nr. 1109 und Kurse Nr. 630 Johann Ludwig Tieck, Nr. 629 Voltaire, Johann Wolfgang von Goethe I-II, Nr. 553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 511 J.G.Fichte, Nr. 509 F.W.J. Schelling, Nr. 556 Torquato Tasso, Nr. 557 - Ariosto, Akademie der Kunst und Philosophie
[2] Ludwig Tieck, Kaiser Octavianus, zweiter Teil. Erster Aufzug
[3] Ib.
[4] Ib.
[5] Ib.
[6] Ib.
[7] Ib.
[8] Ib.
[9] Ib.
[10] Ib.
[11] Ib.
[12] Ib.; zu: Graf Armand aus der Provence, König Roderich aus Spanien, Edward aus England ("der allerkühnste Streiter"), Kaiser Octavian aus Italien, sind im Anmarsch gegen die "Räuberhorden" des Islam:  "Die stolzen Spanier sind schon auf dem Zuge, / Sie treten schon den Schnee der Pyrenäen, / Ihr König führt sie an, der mächt'ge Rodrich, / Er zürnt dem Einbruch dieser Räuberhorden." Vgl. Kurse Nr. 320 Romanische Kunst und Architektur, Nr. 559 Wolfram von Eschenbach, Nr. 560 Walter von der Vogelweide, Ib.
[13] Ib.; zu: Muslim-Horden ("Räuberhorden") haben schon Venedig verheert:: " Mein großer Fürst und christlicher Monarch, / So sehr ich eilte, musst' ich dennoch zögern, / Weil ich von Rom mir andre Wege suchte; / Denn schon sind alle Heiden auf dem Zuge, / Des Sultans mächt'ge Flotte ist gelandet, / Anstürmend zu Venedig, hat verheeret / Die Stadt und rings das Land, ich musste fliehen; / Doch lässt der Kaiser Octavian verkünden, / Er folge schnell mit einem mächt'gen Heere." Vgl. Anm. 12 ff. und Kurse Nr. 505 Arthur Schopenhauer, Nr. 545 Sittenlehre. Ib.
[14] Ib.; zu: Wie immer hinterlassen diese islamischen Räuberhorden eine Spur der Verwüstung: "Brand, und Mord an Männern, Weibern, Kindern, bezeichnet ihren Pfad... blutgierig all, der Religion erboßt." Der Götzendienst des Islam soll nach Paris gebracht werden, St. Denis in eine Moschee verwandelt werden, wie später die Türken Konstantinopel eroberten und die Hagia Sophia entweihten: "Dem Götzendienste Machmuds einzuweihen, / Wenn er zuvor dein ganz Paris verbrannt." Vgl. Anm. 13 ff. und Kurse Nr. 350 Byzantinische Kunst und Architektur, Nr. 625 Theodorus Abucara, Nr. 624 Byzantinische Wissenschaft / Philosophie, Nr. 623 Johann Ludwig Wilhelm Müller, Nr. 554 Friedrich Hölderlin I-II, Nr. 630 Johann Ludwig Tieck, Nr. 622 Victor Hugo,Nr. 629 Voltaire, Nr. 621 Lord Byron, Nr. 628 Percy Bysshe Shelly, Nr. 561 Sir Walter Scott, Nr. 619 Franz Werfel, Ib.
[15] Ib.
[16] Ib.
[17] Ib.
[18] Ib.
[19] Ib.
[20] III
[21] Ib.
[22] Ib.
[23] Ib.; zu: Ähnlich wie Cusanus hofft man, der Sultan werde sich vom vom "nicht'ger Götzen" Allah, dem Götzendienst des Islam lossagen ("Er hofft, du wirst den Götzendienst verlassen, / Dann erst wird dich die höchste Lieb' erfassen."), was allerdings ein aussichtsloses Unterfangen zu sein scheint: "Dir, Sultan, hab' ich nichts zu sagen mehr, / Ich scheide und im Feld sehn wir uns wieder; / Dein Hohn der Christenheit verdrießt mich sehr / Und ich vergelte dir ihn warlich wieder, / Dein Leben liegt in meinem kühnen Speer, / Die Spitze bohrt dich in den Sand darnieder, / Wenn du nicht deine Götzen lässest, ehren / Den Christ willst, der dich gnädig mag bekehren. geht ab." Vgl. Kurse Nr. 627 St. Basilius der Große, Nr. 629 Voltaire, Nr. 621 Lord Byron, Nr. 628 Percy Bysshe Shelly, Nr. 568 Nicolaus Cusanus I, Ib. 
[24] IV
[25] Ib.
[26] Ib.; zu: Die Feinde der Christen, die "Räuberhorden" des Sultans ("Christenwürger") erfüllen natürlich nicht die Bedingungen der Ritterlichkeit; schließlich kämpfen sie nicht für Gott und die Heiligen wie Dionysius sondern als Götzenanbeter zerstören sie Kathedralen und beten den Götzen Allah und ihren Propheten Machmud an ("zu Machmud flehn, so solln's die Creaturen"); der Sultan ("des Mann's Gesicht ist zu verrucht", da er "zum Sturz des Christentumes hergezogen") sagt daher: "Wir müssen nun die Macht Frankreichs zerbrechen, / Mit unserm Fuße treten diese Kronen, / Man soll nicht mehr vom Dionysius sprechen, / er Arm soll seinen Münster ohne Schonen / In Staub hinstürzen, und von allen Zungen / Sei, liebster Machmud, dir nur Preis gesungen." Vgl. Anm. 13 ff.
[27] Ib.
[28] Ib.; zu: Der Sultan, erweist sich, wie alle türkischen Sultane, als "Christenwürger" und zählt zu den "wilden Heiden, die immer Frevel liebten und Drangsal, Mord und Leiden an Christi Freunden übten". Mit eigenen Worten breitet es seinen Pesthauch aus: "Nun sollst, Paris, du meinen Grimm erfahren, / Nicht länger soll nun meine Rache warten. / ... Wer will noch länger Grimm, Wut, Zorn, Blut sparen? ... Chaldäa, du Arabia, ihr Nationen, / Die ihr den Euphrat trinkt, Mesopotamen, / Perser, Parther, und die am Ganges wohnen, / Ihr Mohren all mit mannichfalt'gen Namen, / Brecht auf! Blut trinkt! ha, reißt euch ohne Schonen / Heraus wie Gift, Pest, Tod! Streut Todessaamen / Umher durch das Gefilde! Ras't, die Horden / Der Frevler schnell mit Tigerwut zu morden!" Vgl. Anm. 26 ff.
[29] Ib.; zu: Der Kampf um Paris beginnt, "Nun gilt's, mein König, heute ist der Tag, / An welchem Frankreich siegen muss und glänzen". Der König Dagobert: "Wir alle sind in Harnisch und in Waffen. / Dies ist der Tag, an dem die Christenschaaren / Durch Tod und Blut bekräft'gen ihren Heiland." Es geht wie später in Spanien, Griechenland, Indien, Indonesien, Afrika und neuerdings wieder Europa darum, die Muslim-Horden zu bekämpfen, also "Mit Satan selbst und seiner Schaar zu ringen" Vgl. Anm. 26 ff. und Kurse Nr. 505 Arthur Schopenhauer I-II, Nr. 544 Staats- und Rechtslehre II-III, Nr. 545 Sittenlehre. Ib.
[30] V
[31] Ib.
[32] Ib.
[33] Ib.
[34] Ib.
[35] Ib.
[36] Ib.
[37] Ib.
[38] Ib.; zu: Die besiegten Moslems sind bedient von ihrem Lügenprophet Machmud, bezeichnen ihn als "Schurke", weil er "gar nichts taugt", der Islam sinnlos und der Götze Allah machtlos ist: "Lassen wir, Herr, den alten Glauben fahren, / Machmud hat sich zu treulos uns bewiesen. / ... Schon lange hab' ich innerlich erwogen, / Wie alles Heil den Christen nur geworden, / Wie uns das Unglück schlug mit tausend Fäusten." Vgl. Kurse Nr. 627 St. Basilius der Große, Nr. 625 Theodorus Abucara, Nr. 568 Nicolaus Cusanus I, Ib.
[39] Ib.; zu: In der Realität hat es selten einen Sultan gegeben, der sich zum Christentum bekennt und "gern das Licht der Wahrheit suchen" will, hier im Theaterstück ist es möglich. Voraussetzung ist "Unterricht vom Priester", was die heutigen Oberen von Politik und Kirche versäumen: sie bauen Moscheen, bieten islamischen Religionsunterricht an, statt Moslems in Europa so zu unterweisen, dass sie die "heiligen Mysterien" des Christentum verstehen. Das funktioniert natürlich nicht, wenn die Oberen das Christentum selbst nicht verstehen: "Denn keiner wird den heiligen Mysterien / Hinzugelassen unsrer Religion, / Wer ihre Deutung, den geistlichen Sinn / Nicht fasst, und nur mit irdischem Verständnis / Entweiht geheimnisvollste Heiligkeit." Vgl. Anm. 38 ff.
[40] Ib.
[41] Ib.
[42] Ib.
[43] Tieck, Leben und Tod der heiligen Genoveva
[44] Ib.; zu: Er wirkte unter Karl dem Großen und Karl Martell, (d. h. Hammer, Sohn Pippins von Heristal, 719-741 Regent, Majordomus, der Franken). Sein berühmter Sieg über die Araber zwischen Tours und Poitiers 732 leitete die Reconquista ein. Islamische Mauren, Araber, Sarazenen, Mohammedaner mussten bekämpft werden ("Er war ein Hammer für der Christen Feinde"), die übrigens heute überall in Europa ihre Götzentempel errichten dürfen: "Alsbald wird ein Gedicht vor euch  erscheinen: / Leben und Tod der heil'gen Genoveva, / Die noch vor Zeiten Karol Magnus' lebte. / Als Majordomus herrschte Karl Martellus  / So zubenannt von seiner Tapferkeit; / Er war ein Hammer für der Christen Feinde. / Jetzt sind in Spanien Mohren / Hier, wie oft, eingefallen / Die Mahoms Zeichen auf die Tempel pflanzen." Vgl. Anm. 38 und Kurse Nr. 544 Staats- und Rechtslehre III, Nr. 631 Adelbert von Chamisso, Nr. 632 Ginés Pérez de Hita, Nr. 633 Luis Vaz de Camões, Ib.
[45] Ib.
[46] Ib.
[47] Ib.
[48] Ib.
[49] Ib.; zu: Ein Unterhändler von dem Sarazenenheere will Karl Martell zur Aufgabe bewegen, und droht nach der Schlacht "die nicht ermord'ten Ritter" zu versklaven. Zudem meint er, Abdorrhaman sei "aller Christen Freund", eine Floskel, die sogar heute noch von Imamen angewendet wird, um Politiker und Bischofe einzulullen, damit sie in Ruhe ihre Moscheen in Europa bauen und ihre Zeichen überall aufpflanzen können, obwohl sie eigentlich gekommen sind  "Von Spanien aus Europa zu verwüsten". Dazu Karl Martell: "Noch morgen soll sich die Erklärung zeigen, / Ob größer Mahoms oder Christus' Macht. / Ungläub'ge Hund', an allen Sinnen blöde, / Der Christenheit zur Strafe hergesandt, / Als Geißel scharf für ihre Sünden schnöde, / Und drum besiegtet ihr Hispanias Land. / Doch haben wir uns all' zu Gott gekehrt, / Und keine Heidenmacht kann uns bezwingen, / Wir sind mit seinem heil'gen Wort bewährt, / In seinem Namen muss es uns gelingen. / Ihr Bettler aus Arabiens Wüstenein, / Die nackt gelegen dort im heißen Sand, / Die nie gesehn des Goldes Glanz und Schein, / Die weder Acker, Pflug noch Brot gekannt, / Bis euch empört ein hochverfluchtes Haupt / Und euch gestellt in die verruchten Rotten, / dass ihr die teure Christenheit beraubt." Vgl. Anm. 59 und Kurse Nr. 630 Johann Ludwig Tieck, Nr. 631 Adelbert von Chamisso, Ib.
[50] Ib.
[51] Ib.
[52] Ib.
[53] Ib.
[54] Ib.
[55] Ib.
[56] Ib.
[57] Ib.
[58] Ib.; zu: Die "Fabelgötter ", vor allem der "Lügnergott" Allah (Tasso) könnenn nicht mehr schützen: "Die Fabelgötter wollten nicht mehr schützen, / Die Toten sprachen, predigten die Leichen, / Verstockte fühlten sich vom Geist durchblitzen, / Der Heiland rief, da half kein Widerstreben, / Sie mussten sich ihm all zu eigen geben." Vgl. Kurse Nr. 558 Calderon de la Barca, Nr. 563 Miguel de Cervantes, Nr. 632 Ginés Pérez de Hita, Nr. 633 Luis Vaz de Camões, Nr. 557 Ludovico Ariosto, Nr. 556 Torquato Tasso, Ib.
[59] Ib.; zu: Als Christ muss man jedoch gewappnet bleiben, denn "gleich den giftigen Gewürmen" kommt der Islam immer wieder nach Europa, heute weniger durch das Schwert als durch List und Tücke; Politiker und Bischöfe werden von modernen Moslems so eingelullt, dass sie den Islam schon als Religion anerkennen, den islamischen "Lügnergott" (Tasso) mit dem christlichen Gott verwechsln und den Baphomet anbeten, in Europa freiwillig Kirchen in Moscheen umwandeln, Moscheen und Minarette bauen, Muezzine rufen lassen usw.: "Doch kann uns nur ein ew'ger Kampf beschirmen, / Wir sehn schon neue Flut daher geschwommen / Und wildre Wogen sich auf wilde türmen; / Es hat des Mahoms Reich Ursprung genommen / Und wütet gleich den giftigen Gewürmen, / So schickt es Gott, dass wir gewappnet bleiben, / Wir können nur im Kampf an Jesum glauben." Vgl. Anm. 49 und 58
[60] Ib.
[61] Ib.
[62] Tieck, Der Tod des Dichter I
[63] Ib.
[64] II
[65] Tieck, Die Glocke von Aragon I
[66] Ib.
[67] Ib.
[68] II
[69] III; zu: In König Alonso ist ein zweiter Cid erstanden und "Wo man nur Alonso ruft, / Zittert schon der Mohr erblasst". Er erobert Saragossa von den Mauren zurück "Und die Stadt empfängt ihn jauchzend, / Alle Mohren sind entflohen". Niemand wäre auf die Idee gekommen, Moscheen für die Muslime zu erhalten bzw. zu bauen, wie heutige Bischöfe, Päpste und Politiker es in Europa tun, die den Halbmond sogar auf denkmalgeschützte Gebäude errichten lassen und Koranschulen eröffnen; in Saragossa und anderen zurückeroberten Städten wurde natürlich der Halbmond von allen Gebäuden entfernt und Moscheen in Kirchen zurückverwandelt: "Abgerissen von Moscheen / Sinkt der Mond, nicht fürder glänzend, / Und die prangenden Gebäude / Weiht die Klerisei zu Tempeln." Vgl. Anm. 49 und 59
[70] IV
[71] V
[72] VI; zu: Es geht um das "Siegeszeichen", das natürlich kein Halbmond ist, sondern das Kreuz, die Sakramente, die Disputa von Brot und Wein, dies ist "Herz und Kern des Christentums", auch wenn zwischenzeitlich das Christentum mit Waffengewalt vor den Muslim-Invasoren (Muslim-invaders) geschützt werden muss, wie in der Schlacht bei Tours und Poitiers oder der Reconquista in Spanien und Portugal. Vgl. Anm. 69 und Kurs Nr. 633 Luis Vaz de Camões, Ib.
[73] VII
[74] VIII
[75] IX
[76] X; zu: Auch wenn der König ein ehemaliger Mönch ist und den Frieden will, sind dennoch weiterhin Rüstung und Ritter erforderlich, da man sich auf Friedensverträge mit Moslems nicht verlassen kann: "Da der Muselmann den Frieden / Wieder bricht und wilde Schaaren / Raubend übers Land hinstürmen." Vgl. Anm. 72
[77] XI; zu: Schön wenn heute einmal ein König aufstände, sich ernsthaft nach den Bienen erkundigte und sie aus der Misere, die die Pestizid-Landwirtschaft angerichtet hat, befreite. Sogar während der Reconquista fragte ein König nach den Bienen: "Und den Priester fragt der König / Nahgebückt, vertraulich sprechend, / Nach dem Klostergarten, nach den / Bienen, wie die Frucht gediehen." Jeder kann Wildbienen in seinem Garten fördern, indem er die entsprechenden heimischen Blütenpflanzen wachsen lässt oder selbst Bienen halten (Neben Kurs Nr. 48 können die Bienen und die eigene Gesundheit insbesondere durch eine Bienenpatenschaft bzw. eine offizielle Mitgliedschaft bei Save the Bees, Bumblebees and Beecolonies (https://www.facebook.com/SaveBeecolonies) gefördert werden). Vgl. auch Kurse Nr. 511 J.G.Fichte, Johann Wolfgang von Goethe I-II, Ib.
[78] Ib.; zu: Auch für Tierschutz und Umweltschutz setzt sich der König ein, z.B. für ein Pferd, das sich aus einer Schlacht mit Moslems nach hause retten konnte: "In der Mohrenschlacht von neulich, / So beginnt des Throns Geheimrat / Sanchez, ward des Jünglings Vater / Von dem Feind getötet, doch / Kam sein edles Ross, der Schimmel, / Wohlbehalten aus dem Schlachtfeld, / Und das Tier, die Heimat kennend, / Kommt voll Trauer hin zum Stalle; / ...Nur von Pferd und Kalb und Hund wird / Heut verhandelt, man muss denken, / Wir sind in der Arche Noah." Vgl. Anm. 77
[79] Ib.
[80] XII; zu: Obwohl heute in Europa Meinungsfreiheit herrscht, müssen Komiker, Narren, Blödelbarden und ande Possenreißer fürchten, dass sie verklagt werden, wenn sie Politiker oder Behördenvertreter beleidigen. Dabei gehört es zum Handwerk, "Ohne Furcht auch zu beleid'gen", manch ein Schriftsteller wurde in der heutigen Zeit, weil er den Islam oder islamische Lügenpropheten und - Priester beleidigt hatte, verklagt und verfolgt, so dass er Personenschutz benötigte. Da ging es den Narren früher fast noch besser: "Auch der fromme, gute König / Hörte lächelnd seine Scherze. / Oft den tiefen Sinn bewundernd, / Den der Zwerg im Blödsinn aussprach. / Denn wer immer spricht und schwatzet, / Ohne Rücksicht, Scheu und Schäme. / Ohne Furcht auch zu beleid'gen, / Der stösst oft auf Witz und Tiefsinn. / Nahe liegt im Menschengeiste / Weisheit an der Torheit, stündlich / Schlägt ein Funke aus dem Dunkel, / Und erleuchtet hell das Wirrsal. / Und im Lachen und Verspotten / Dünkt der Tor uns ein Orakel, / Weil solch Geistesspielen Unsinn / Mit der Weisheit Farbe stempelt." Vgl. Kurse Nr. 505 Arthur Schopenhauer II, Nr. 544 Staats- und Rechtslehre II-III, Nr. 545 Sittenlehre. Ib.
[81] Ib.; Ein Problem während der Reconquista war, die Ritter, die gegen die Muslime ("Christenfeinde") gekämpft hatten, bei neuen Angriffen der Mauren, rechtzeitig an ihre Pflichten zu erinnern, nämlich diese "Christenfeinde" zu bekämpfen und von der iberischen Halbinsel nach Afrika zurückzudrängen; deshalb sagt der König, nach dem Kriege, den er gegen die Muslime führte, "Freut' ich mich, sie zu belohnen, / Was ich mir aneignen durfte, / Was ich noch besaß als eigen, / Gab ich gern, frei, ohne Sorgen, / Rückhalt, Argwohn, und sie alle / Priesen meine Königs-Großmut, / Meinen hohen Sinn, so edel. / Nun ich wieder Hülfe ford're, / Rings bedrängt von Christenfeinden, / Zeigt sich keiner frei, großmütig, / Selbst die nächste Pflicht verweigernd." Vgl. Anm. 69 und Kurse Nr. 320 Romanische Kunst und Architektur, Nr. 325 Kunst und Architektur der Gothik, Nr. 326 Kunst und Architektur der Renaissance, Ib.
[82] XIII
 
 




Joseph-Marie Vien (1716–1809) - St. Denis Preaching in Gaul
 
 


Saint-Denis Basilica, Choir, Paris 


Basilica Saint-Denis, Paris, France
 
 


Notre Dame Paris, Left Side, Saint Denis Holding his Head in his Hands Flanked by Angels and Constantine I
The left-most statue depicts Constantine I with orb and scepter, who is best known for being the first Roman Emperor to convert to Christianity. One’s attention, however, is immediately drawn towards the statue of the beheaded Saint Denis with angels flanking his either side and gesturing in his direction. Saint Denis was decapitated during the prosecution of Christians. Legend says that after being beheaded, he got up with his head in his hands and walked, where he gave his head to a woman before finally collapsing. In the framework underneath his feet, you’ll notice a man with an axe crouched down in a subservient manner, representing the crime of Saint Denis’ executioner. 
 
 
 


Eugene Delacroix, Battle near Tours and Poitiers, canvas, 1830
Battle of Tours (October 732), victory won by Charles Martel, the de facto ruler of the Frankish kingdoms, over Muslim invaders from Spain

Ein Unterhändler von dem Sarazenenheere will Karl Martell zur Aufgabe bewegen, und droht nach der Schlacht "die nicht ermord'ten Ritter" zu versklaven. Zudem meint er, Abdorrhaman sei "aller Christen Freund", eine Floskel, die sogar heute noch von Imamen angewendet wird, um Politiker und Bischofe einzulullen, damit sie in Ruhe ihre Moscheen in Europa bauen und ihre Zeichen überall aufpflanzen können, obwohl sie eigentlich gekommen sind "Von Spanien aus Europa zu verwüsten". Dazu Karl Martell: "Noch morgen soll sich die Erklärung zeigen, / Ob größer Mahoms oder Christus' Macht. / Ungläub'ge Hund', an allen Sinnen blöde, / Der Christenheit zur Strafe hergesandt, / Als Geißel scharf für ihre Sünden schnöde, / Und drum besiegtet ihr Hispanias Land. / Doch haben wir uns all' zu Gott gekehrt, / Und keine Heidenmacht kann uns bezwingen, / Wir sind mit seinem heil'gen Wort bewährt, / In seinem Namen muss es uns gelingen. / Ihr Bettler aus Arabiens Wüstenein, / Die nackt gelegen dort im heißen Sand, / Die nie gesehn des Goldes Glanz und Schein, / Die weder Acker, Pflug noch Brot gekannt, / Bis euch empört ein hochverfluchtes Haupt / Und euch gestellt in die verruchten Rotten, / dass ihr die teure Christenheit beraubt." (Tieck)

Für die Philosophie in der Romantik spielt die Musik eine wichtige Rolle. Der spanische Dichter, Schriftsteller und Komponist Temistocle Solera (1815-1878) schrieb das Libretto zu Verdis "Nabucco", wodurch Verdi weltberühmt werden sollte. Die Musik bringt die romantische Philosophie zum Ausdruck, die immer eine Philosophie der Freiheit ist. So zum Beispiel der feierlich fließende Hoffnungsgesang des Zacharias im ersten Act: "D'Egitto là sui lidi..." (In schweren Leidenstagen / Sandte er Moses als Retter. / Siegreich die Feinde schlagen / Half er Gideons kleiner Schar. / Niemals wird Leid euch geschehen, / Baut ihr auf den Herrn in Not und Gefahr. / ... Glückliche Friedenstage / Werden wir wiedersehen), den der Chor unisono aufnimmt; und vor allem im Gesang des Gefangenenchors am Ende des dritten Acts. So wie es hier um die Befreiung der Hebräer vom Joch des Nebukadnezar und die Vertreibung des Verräters (Ismael) geht, der den "Lügengott" Baal verehrt, so hatte sich zu Verdis Lebzeiten Griechenland vom Joch der ismaelitischen Osmanen bzw. Türken und ihrem "Lügengott" Allah befreit. Was Zacharias am Ende des ersten Acts zu Ismael sagt, könnte man heute den Muslimen sagen: "Dalle genti sii reietto, / Dei fratelli traditore! / Il zuo nome maledetto / Fia l'obbrobio d'ogni età! / 'Oh, fuggite il maledetto', / Terra e cielo griderà." (Ja, ganz Israel wird schmähen dich, Verräter an den Brüdern. Mit Verachtung soll dich sehen wer zum wahren Glauben sich bekennt! Gram und Schrecken wird entstehen, wo man deinen Namen nennt!) Im Gegensatz zu den heutigen Muslimen, die weiterhin an ihrem "Lügengott" festhalten, erkennen Nebukadnezar und Ismael - zumindest in der Oper - dass sie bisher einen "Lügengott" oder "Unheilsgötzen" angebetet hatten; nun bekennen sie sich zum Gott der Hebräer, der eigentlich Christus ist. Dazu Zacharias: "Ein mächtiger Herrscher wirst du durch den Segen Gottes sein! Ebenfalls von Solera stammt das Libretto zu Verdis Oper Attila; auch hier geht es um die Freiheit Europas bzw. Italiens. In der Oper werden die Verwüstungen geschildert, die Attila angerichtet hat und die an die Verwüstungen der Russen in der Ukraine erinnern: "Cara patria, già madre e reina / Di possenti magnanimi figli, / Or macarie, deserto, ruina, / Su cui regna silenzio e squallor" (Teures Heimatland, ehemals Mutter und Königin von kräftigen und großmütigen Söhnen, Jetzt ein Trümmerhaufen, eine Wüste, eine Ruine, über die Düsternis und Schweigen regieren). Raffael hat die Szene im ersten Akt schon in seinem berühmten Bild festgehalten. Attila hat einen Traum, in dem ihn ein alter Mann bei den Haaren ergreift und ihm befiehlt: "Di flagellar L'incarco / Contro i mortali hai sol. / Tarretra! Or chiuso è il varco; / Questo de' numi è il suol!" (Du bist als Geißel ausersehen allein gegen die Menschheit. Ziehe dich zurück! Der Weg ist nun versperrt: Dieses ist das Gebiet der Götter!" Attila bekennt: "E l'alma in petto ad Attila / S'aahiaccia pel terror." (Und die Seele in Attilas Brust ist gelähmt vor Schrecken), vor allem als er den alten Mann (Papst Leo) später tatsächlich trifft und er die gleichen Worte wiederholt. In Giuseppe Verdis "Il Corsario" (Libretto Francesco Maria Piave nach Lord Byron) kündigt sich schon der griechische Freiheitskampf an: "dal braccio nostro oppresso / il Musulman cadrà / All'armi, all'armi e intrepidi / cadiam, cadiam sull' empia Luna." (Erdrückt von unserer Übermacht wird der Muselmann unterliegen. Zu den Waffen, zu den Waffen, ohne Verzagen lasst uns den verruchten Halbmond überfallen). Auch die Frauen aus dem Harem sollen befreit werden, denn sie wollen vom Pascha und dem "verruchten Halbmond" nichts mehr wissen: "M'ama Said! io l'odio! / O vile musulman, tu non conosci, / tu non comprendi ancora / qual alma io chiuda in petto!" (Seid liebt mich, doch ich verabscheue ihn. O ekelhafter Muselman, du kennst nicht und kannst noch nicht verstehen die Gefühle meines Herzens). Der Pascha von Coron hat außer seinen hundert Frauen nur noch eins im Kopf: "Nuovi supplizi, / orribili, mai noti / all'uom, al demone, / immaginar saprò." (Neue, furchtbare Foltern, weder von Menschen noch vom Teufel gekannt, werde ich ersinnen). Ohne Freiheit kann es auch keine Liebe geben: "E può la schiava un palpito sentir / per l'oppressore? / Nel core sol dei liberi / sa germogliar l'amore." (Kann das Herz einer Sklavon für ihren Unterdrücker schlagen? Liebe kann nur gedeihen unter freien Menschen). Auch in Giuseppe Verdis "I Lombardi alla prima crociata" (Libretto Temistocle Solera nach Tommaso Grossi und Torquato Tasso) geht es um die Freiheit Europas und anderer christlicher Städte wie Jerusalems, die von Halbmond-Bannern bedroht werden, "Sugl' empi vessilli che il ciel maledi"(den schändlichen Bannern, die der Himmel verdammt);  "l'empie bende squarciar de' Musulmani" (die gottlose Bande der Moslems müsse zerrissen werden), denn man will auch im nahen Osten sich als freier Mensch bewegen und sich nicht verstecken müssen: "Musulman la veste il dice / Ritiriamci" (Seine Kleidung verrät den Moslem. Ich werde mich zurückziehen), "Odi, un branco musulmano / Ha la figlia a me rapita... / Tutta l'Europa là vedi raccolta, / Al voler di Goffredo sogetta! / ... Stolto Allhà! sovra il capo ti piomba / Già dell'ira promessa la piena; / Santa voce pertutto ribomba / Proclamante l'estremo tuo di." (Höre! eine Bande von Moslems hat mit meine Tochter geraubt... Du siehst dort ganz Europa versammelt, fügsam den Befehlen Godefroys!... Lächerlicher Allah! Auf dein Haupt mag die angekündigte Last des Zorns nun niederfallen; lass das heilige Wort überall widerhallen, wie es das Ende deiner Tage verkündet). 

Auch in Carl Maria von Webers romantischer Oper "Oberon" in drei Akten nach Christoph Martin Wielands gleichnamiger Dichtung, geht es um Freiheit. Der Elfenkönig Oberon hat eine Vision, in der seine Hilfe als Retter gefordert wird: "Warum musst du schlafen, O Held voll Mut? / Ein Mädchen sitzt weinend an Babylons Flut! / Auf rette sie dir, eh als Opfer sie sinkt!" Oberon schickt den Herzog HÜon von Guienne, das Mädchen aus dem Harem zu befreien und stattet ihn mit dem Zauberhorn aus. Hüon ist entschlossen das Mädchen aus den Händen der barbarischen Muslime zu retten und bittet Oberon: "Sei ein Führer mir, holder Geist! / Zu dem Thron des Ungläubigen leite mich... Zum Kalifen leite mich! / Dort sei der Arm, sei das Herz bewährt! / Holder Geist sei mein Führer, / Leite zu dem Gottverworf'nen mich!!" Schon bald erreicht er Bagdads Schloss, wo er von den gefangenen Frauen schon erwartet wird: "Eil, edler Held! Befreie dir / die Braut, die deiner wartet hier! ... / Glück! Freude! Gerettet sind wir in der Not! / Auf! Er ist da und trotzet kühn dem Tod!" In der Bühnenbeschreibung heisst es: "Die Janitscharenmusik bewegt sich langsam auf die Terasse. Mesru, der sehr dicke Anführer der Haremswächter, erscheint wackelnd mit ihnen. Dreißig Mann Wachen von ebendaher, nehmen hinter der Musik Aufstellung." Der zweite Akt beginnt im Palast des Harun al Raschid, des Kalifen von Bagdad. Die starke Bewachung des Harem kann Hüon nur mit hilfe von Oberons Zauberhorn überwinden. Er ruft den Frauen zu: "Wir müssen uns zu den Schiffen durchschlagen, bevor alle erwachen! Auf nach Askalon! ... Wisst ihr, was das heisst? Nach Frankreich geht es! Auf hoher See geraten sie aber in einen Sturm und werden von islamischen Korsaren (Seeräuber) geraubt und an ihren Herrn, Almansor, den Emir von Tunis, als Sklavinnen verkauft. Hüon muss sie nun erneut aus islamischer Gefangenschaft befreien. Im dritten Akt heisst es: "Alle Schiffe, die nach dem Scheitern der unseren auf dem Meer kreuzten, waren Räuberschiffe... Ja, Korsaren haben sie vor meinen Augen fortgeschleppt... Dann ist es richtig, was alle hier flüstern. Die Korsaren hätten eine arabische Prinzessin vor den Emir gebracht, und der Emir hätte sie in den schönsten Pavillon gesperrt. Von dem Korsaren Abdallah werden die Frauen wie Vieh behandelt: "Sollen wir sie wieder auf ein Schiff bringen und in Sizilien verkaufen? Ich tausch sie gern gegen eine andere, die nicht so starrköpfig ist... Du bist ein grober Klotz, Abdallah. Hast du nicht gesehen, wieviel Leidenschaft in ihr steckt? Man muss Geduld haben...". Mit Hilfe eines Zauberhorn wird nun der Elfenkönig Oberon gerufen, der sie letztlich befreit: Dazu Oberon: "Heil, treues Paar! Vorbei die Leiden! / Es danket Oberon euch beiden; / Durch euch ward ihm des Siegs Gewinn, / Und neu umarmt er seine Königin. / Schnell wie der Blitz entflieht, / Bring ich dich, Kampfgenoss', hin in Frankens beglückt' Gebiet, / In des Kaisers hohes Schloss. / Wird dich vor ihm hin mit der schwererrung'nen Braut! / Preis tönet dir durch die Welt, voll und laut."  Auf der Bühne findet ein Szenenwechsel statt: "Man sieht den Thronsaal Kaiser Karl des Großen. Feierlicher Aufzug der Hofleute." Verteidigt wurde das Christentum und gekämpft gegen die finsteren Mächte des Islam. Auch in Carl Maria von Webers romantischer Oper "Der Freischütz" in drei Akten nach dem Libretto von Friedrich Kind geht es um den Menschen, der sich im Kampf gegen finstere Mächte behaupten muss. Begeistert von der Oper waren auch E.T.A. Hoffmann ("seit Mozart nichts Bedeutenderes für die deutsche Oper geschrieben", 1821), Hector Berlioz und Goethe. Im zweiten Akt wendet Agathe sich an Christus: "Vor Gefahren / Uns zu wahren / Sende deine Engelscharen!" [32]

Richard Wagner, der bei Carl Maria von Weber in die Schule gegangen ist, thematisiert in seinen Musikdramen ebenfalls die Freiheit. In den Meistersingern geht es um die Freiheit in der Kunst, insbesondere der Musik, im Ring des Niebelungen um die Entwicklung des Menschen zur Freiheit, was seinen krönenden Abschluss im Parsifal findet. Im Parsifal wird zudem der Vernichtungsfeldzug des Islam gegen das Christentum thematisiert und Freiheit des Christus von kirchlichen Zwängen gefordert. Im Lohengrin wird, ähnlich wie in Carl Maria von Webers Oberon, die Freiheit und das Recht einer bedrängten Frau verteidigt. 
 

"Wie lieblich sind die Boten, 
Die den Frieden verkündigen. 
In alle Lande ist ausgegangen ihr Schall, 
Und in alle Welt ihre Worte." 
(Felix Mendelssohn-Bartholdy, Paulus op. 36, Oratorium für Solostimmen, Chor und Orchester)


August Wilhelm von Schlegel und Felix Mendelssohn-Bartholdy waren beide Romantiker, auch wenn sie dem alten deutschen Klassizismus zugewandt blieben. Schon als Kind war Felix der Liebling des alten Goethe gewesen, der dem Klavierspiel des musikalischen Wunderkindes endlos lauschen konnte. "Ein Sommernachtstraum", das aromatische, sinnbildhafte Märchen-, Geister- und Menschheitsdrama Shakespeares zählte zu den Lieblingsstücken der Romantiker, insbesondere des Übersetzers August Wilhelm von Schlegel. Der junge Mendelssohn-Bartholdy hatte schon eine Ahnung von der Romantik, als er die Ouvertüre schrieb, die sich in seinen spätere Werken "Auf den Hebriden", "in der Fingalshöhle", in der keltischen Geister-, Sagen- und Landschaftssphäre verwirklichen sollte. Wenn er in der Musik zu Shakespeares Schauspiel "Ein Sommernachtstraum" den Chor singen lässt: "Bunte Schlangen, zweigezüngt, / Igel, Molche, fort von hier! / Dass ihr euer Gift nicht bringt in der Königin Revier! / Nachtigal, mit Melodei / Sing in unser Eiapopei! / Eiapopei! Eiapopei! / Dass kein Spruch, / kein Zauberfluch / Der holden Herrin schädlich sei. / Nur gute Nacht mit Eiapopei! / Schwarze Käfer, uns umgebt / Nicht mit Summen! Macht euch fort! / Spinnen, die ihr künstlich webt, / Webt an einem andern Ort. / ...", so soll sinnbildhaft alles schädliche aus dem menschlichen Geist verschwinden, so dass der Mensch sich auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren kann. Zaubersprüche, vergiftende Pseudo-Religionen wie der Islam lenken den Menschen nur ab, was auch in seinem Oratorium "Elias" zum Ausdruck kommt. Ähnlich wie früher die "Priester des Baal" ihre gott- und sinnlosen Rituale angewendet hatten, so praktizieren es heute "die Priester des Allah", weshalb das Wort des Elias immer noch zutreffend ist: "Rufet lauter! Er hört euch nicht. Ritzt euch mit Messern und Pfriemen nach eurer Gewohnheit. Springt auf den Altar, den ihr ihm bereitet habt. Ruft ihn und weissagt! Keine Stimme wird euch antworten: niemand hört euch, niemand hört euch." Nicht zuletzt durch die Paulus-Darstellung in Raffaels Disputa, die er sich im Vatikan ansah, wurde er zu seinem Oratorium Paulus inspiriert. Bald nach der Uraufführung trat Mendelssohns Oratorium Paulus, ein "Juwel der Gegenwart", eine Schöpfung des "Friedens und der Liebe (Robert Schumann), einen ungewöhnlichen Siegeszug an, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa, Russland und den Vereinigten Staaten. Als Mitglied einer zum Christentum konvertierten jüdischen Familie hatte Mendelssohn in dem Oratorium vom bekehrten Saulus von Tarsus auch sein persönliches Schicksal gesehen; das Oratorium wurde so zu einem lyrisch-musikalischen Selbstbekenntnis. Zuerst zählte Saulus zu den "Halsstarrigen" über die Stephanus sagt: "Ihr widerstrebt allezeit dem Heil'gen Geist!" Nach der Damaskus-Erscheinung fällt es Saulus wie Schuppen von den Augen und als Paulus predigte er "Christum in den Schulen, und bewährte es, dass dieser ist der Christ" und der Chor singt: Wie lieblich sind die Boten, / Die den Frieden verkündigen. / In alle Lande ist ausgegangen ihr Schall, / Und in alle Welt ihre Worte." Heute vor allem auf die Moslems gemünzt heisst es weiter: "Jesu Christe, wahres Licht, / Erleuchte, die dich kennen nicht, / Und bringe sie in deine Herd', / Dass ihre Seel' auch selig werd. / Erleuchte, die da sind verblend't, / Bring her, die sich von uns getrennt, / Versammle, die zerstreuet geh'n, / Mach fester, die im Zweifel steh'n!"

Großer Beliebtheit erfreute sich unter Dichtern und Komponisten der Romantik die Genoveva-Legende, besonders bei Ludwig Tieck, Friedrich Hebbel und Robert Schumann. Schumanns Oper Genoveva ist zwar dramaturgisch nicht so überzeugend wie die Opern Richard Wagners oder Verdis, dennoch gilt sie, was die die Musik betrifft, als ein wichtiges Werk Schumanns. In seinem Stück "Leben und Tod der heiligen Genoveva" beschreibt Tieck wie unter Karl Martell, Europäer  zusammengetrommelt werden mussten um Abderrahman, den arabischen Statthalter von Spanien, (überschritt 732 die Pyrenäen, schlug den Herzog Eudo von Aquitanien an der Dronne und fiel in der Niederlage bei Tours und Poitiers) wieder ins islamische Afrika zu vertreiben. Bei Schumann heisst es: "Von seinen Greuln empört, / erhebt sich der gewalt'ge Karl Martell / Und ruft die Tapfern dieses Landes auf, / Den Frechen mit dem Schwert zu strafen, / ...Allem Heidenvolk zum Jammer".

"Jetzt wird ein Spiel euch vor die Augen treten,
O, lasst den harten Sinn sich gern erweichen,
dass ihr die Kunde aus der alten Zeit,
Als noch die Tugend galt, die Religion,
Der Eifer für das Höchste, gerne duldet.
Alsbald wird ein Gedicht vor euch erscheinen:
Leben und Tod der heil'gen Genoveva,
Die noch vor Zeiten Karol Magnus' lebte.
Als Majordomus herrschte Karl Martellus 
So zubenannt von seiner Tapferkeit;
Er war ein Hammer für der Christen Feinde.
Jetzt sind in Spanien Mohren Hier, wie oft, 
Die Mahoms Zeichen auf die Tempel pflanzen,
Sie stürzen ungezähmt ins fränk'sche Reich;
Da schickt er Herold' aus durch seine Staaten,
Da schickt er Schreiben in des Reichs Provinzen
Und bietet auf die Grafen, Ritter, Herrn,
dass alle sich dem Reichspaniere fügen
Und ihm den Abdorrhaman Abd-ur-Rahman schlagen helfen.
Das Aufgebot ist auch nach Trier kommen,
Wo Siegfried lebt als wackrer Graf und Ritter." - Johann Ludwig Tieck, Genoveva

"Karl Martell
Noch morgen soll sich die Erklärung zeigen,
Ob größer Mahoms oder Christus' Macht.
Ungläub'ge Hund', an allen Sinnen blöde,
Der Christenheit zur Strafe hergesandt,
Als Geißel scharf für ihre Sünden schnöde,
Und drum besiegtet ihr Hispanias Land.
Doch haben wir uns all' zu Gott gekehrt,
Und keine Heidenmacht kann uns bezwingen,
Wir sind mit seinem heil'gen Wort bewährt,
In seinem Namen muss es uns gelingen.
Ihr Bettler aus Arabiens Wüstenein,
Die nackt gelegen dort im heißen Sand,
Die nie gesehn des Goldes Glanz und Schein,
Die weder Acker, Pflug noch Brot gekannt,
Bis euch empört ein hochverfluchtes Haupt
Und euch gestellt in die verruchten Rotten,
dass ihr die teure Christenheit beraubt,
Es wagt, den dreimaleinigen Gott zu spotten,
Euch Tigertieren will ich dies verkünden,
Ihr sterbt auf diesem ebnen Schlachtgefilde,
Oder niemals will ich seiner Gnade finden
Vorm allerteuersten Marienbilde.
Jetzt schweigt, ich will nicht weiter Antwort hören,
Kein Wort, bei Himmelsmacht will ich es schwören,
Ich achte nicht, dass ihr hierher gesandt,
Und morde euch mit meiner eignen Hand." - Johann Ludwig Tieck, Genoveva 

Nach Tieck will ein Unterhändler von dem Sarazenenheere Karl Martell zur Aufgabe bewegen, und droht nach der Schlacht "die nicht ermord'ten Ritter" zu versklaven. Zudem meint er, Abdorrhaman sei "aller Christen Freund", eine Floskel, die sogar heute noch von Imamen (den sogenannten Lügenpriestern "an allen Sinnen blöde", "Schelmenzunft-Berater") angewendet wird, um Politiker und Bischofe einzulullen, damit sie in Ruhe ihre Moscheen in Europa bauen und ihre Zeichen überall aufpflanzen können, obwohl sie eigentlich gekommen sind "Von Spanien aus Europa zu verwüsten". Dazu Karl Martell: "Noch morgen soll sich die Erklärung zeigen, / Ob größer Mahoms oder Christus' Macht. / Ungläub'ge Hund', an allen Sinnen blöde, / Der Christenheit zur Strafe hergesandt, / Als Geißel scharf für ihre Sünden schnöde, / Und drum besiegtet ihr Hispanias Land. / Doch haben wir uns all' zu Gott gekehrt, / Und keine Heidenmacht kann uns bezwingen, / Wir sind mit seinem heil'gen Wort bewährt, / In seinem Namen muss es uns gelingen. / Ihr Bettler aus Arabiens Wüstenein, / Die nackt gelegen dort im heißen Sand, / Die nie gesehn des Goldes Glanz und Schein, / Die weder Acker, Pflug noch Brot gekannt, / Bis euch empört ein hochverfluchtes Haupt / Und euch gestellt in die verruchten Rotten, / dass ihr die teure Christenheit beraubt." Ein Christ fechtet und besiegt einen Moslem, der noch "Allah" gerufen hatte: "Der Lügen Vater, du Leutverführer, Schelmenzunft-Berater – Jetzt hör', du Tor, wie man mit Recht soll flehn: Herr Christ, magst mir in meinem Streit beistehn. Siehst wohl, dass dies die rechte Art zu beten? Sie hilft uns gern ungläub'ge Feinde töten. Er ist gestorben und mag nicht mehr hören, es hilft nicht viel, dem Tauben Wahrheit lehren." Abdorrhaman: "Soll denn nur Schmach die Sarazenen decken, / Soll Mahoms Glaube wieder untergehn?" Während die Christen bei Poitiers den Sieg gegen die ungläubigen Moslem erringen, hat Genoveva ein Christuserlebnis: "Da fühlt' ich erst die Kraft der Religion, / Die bis dahin mein Herz nur schwach getroffen, / Mir war, als schaut' ich schon den höchsten Tron, / Mit allen Freuden schon den Himmel offen, / So hoch entzückte mich der Gottessohn, / Zu dem gestanden jahrelang mein Hoffen, / Ich war in Angst, ich möchte gar erblinden, / Die Himmelsfreude möchte mir verschwinden." 

Johann Ludwig Tieck kommt in seiner Genoveva zum Schluss, die "Fabelgötter ", vor allem der "Lügnergott" Allah (Tasso) könnenn nicht mehr schützen: "Die Fabelgötter wollten nicht mehr schützen, / Die Toten sprachen, predigten die Leichen, / Verstockte fühlten sich vom Geist durchblitzen, / Der Heiland rief, da half kein Widerstreben, / Sie mussten sich ihm all zu eigen geben." Als Christ müsss man jedoch gewappnet bleiben, denn "gleich den giftigen Gewürmen" kommt der Islam immer wieder nach Europa, heute weniger durch das Schwert als durch List und Tücke; Politiker und Bischöfe werden von modernen Moslems so eingelullt, dass sie den Islam schon als Religion anerkennen, den islamischen "Lügnergott" (Tasso) mit dem christlichen Gott verwechsln, in Europa freiwillig Kirchen in Moscheen umwandeln, Moscheen und Minarette bauen, Muezzine rufen lassen usw.: "Doch kann uns nur ein ew'ger Kampf beschirmen, / Wir sehn schon neue Flut daher geschwommen / Und wildre Wogen sich auf wilde türmen; / Es hat des Mahoms Reich Ursprung genommen / Und wütet gleich den giftigen Gewürmen, / So schickt es Gott, dass wir gewappnet bleiben, / Wir können nur im Kampf an Jesum glauben." Vgl. Kurse Romantische Kunst und Philosophie, Nr. 509 F.W.J. Schelling I, Johann Wolfgang von Goethe I-II, Nr. 511 Johann Gottlieb Fichte I, Nr. 658 Johann Gottlieb Fichte II, Nr. 553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 512 Novalis, Nr. 630 Johann Ludwig Tieck I, 5-7, Nr. 621 Lord Byron, Nr. 556 Torquato Tasso, Nr. 634 Hans Sachs, Nr. 559 Wolfram von Eschenbach, Nr. 664 Philosophie der Kunst, Nr. 522 Raffael (Raffaello Sanzio), Akademie der Kunst und Philosophie
 
 


Cézanne, Paul, Montaigne Sainte-Victoire, Provence
 


Ludwig Tieck, Portrait
 
 

Johann Ludwig Tieck
Akademie der Kunst und Philosophie / Academy of Arts and Philosophy
DI. M. Thiele, President and international Coordinator
M. Thiele College of Beetherapy / Academy of Arts and Philosophy / Sciences

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Letzte Bearbeitung:11.03.2023